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Full text of "Centralblatt für die Medicinischen Wissenschaften"

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^(Centralblatt 

für  die 


9 ^ -V  , . / 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

rodigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


Kweliinddreliieigflter  Jahrgang.  1*94. 


BERLIN. 

Verlag  von  August  Hirschwald. 

NW.  Unter  den  Linden  68. 


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Wöchentlich  erwheinj 
1—2  Bogen;  »nj  Schluftl 

<J*u  Jahr gang«  Titel , Ni 
men-  und  SarhregUter. 


!%enlralblatt 


för  die 


Preis  des  Jahrgang«« 
10  Mark:  tu  bexlehen 
durch  «Ile  Buchhandlun- 
gen und  Poatanatelten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Saldi  owaki, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  «.  Januar.  No.  1. 


Inhalt:  Wilüikow,  Zur  Kenntniss  der  Verdauung  des  Caseins.  — Prkelba- 
bihcj,  Kühne,  Deber  Pepton  und  Albumose.  — Korstlih,  Einflns«  von  Salzbädero 
auf  die  Stickstofiausscbeidung.  — Barth,  Histologischer  Befund  bei  Knochenimplan- 
tation. — WottF,  Das  Gesetz  der  Transformation  der  Knochen. — Urban  t ec  hi  sc  h, 
Ueber  acustiscbe  Uebnngen  bei  Taubstummen  — Winkleb,  Mikrotomschnitte  aus 
Bacterienkulturen  — Demo,  Einfluss  des  Atropins  auf  Bradycardie  and  Arhythmie 
des  Herzens.  — Starb,  Mubbay,  Bbamwell,  Putnah,  Ueber  Myxödem  und 
Acramegalie  — Van  Sfanje,  Fall  »on  Syringomyelie.  — Brarwili,  Behandlung 
der  Psoriasia  mit  SchilddriUenextract.  — Eiplbr,  Ueber  die  innere  Untersuchung 
bei  der  Gebart. 

Qoihckr,  Ueber  Tag-  und  Nachtharn.  — Staorlmann,  Zar  Chemie  der 
Nebennieren.  — Barke,  Resection  des  Kiefergelenke  wegen  Anchylose.  — Kouweb, 
Fall  »on  Lipoma  retroperitoneale.  — t.  Hippel,  Ueber  Keratitis  parencbymatosa. — 
WiNuKiB,  Aaynergia  rocalit  bei  einem  Stotternden.  — Simpson,  Salol  als  Anti- 
septicmn  des  Darms.  — Leyden,  Ueber  Endocarditis  gonorrhoica.  — Kosest, 
Ueber  Cangonra.  — Jorrsor,  Ueber  die  allgemeioe  Paralyse  — Kolui  b,  Ueber 
die  postbemiplegische  Bewegungserscbeinnngen.  — Gold,  Fälle  ron  extragenitsler 
Sypbilisinfeclion.  — Smith,  Fall  tou  Blutung  durch  den  Urachus.  — Fbilcben- 
peld,  Ovarialtumor  bei  Gravidität.  — Winurcueiu,  Fall  too  Cannabinrergiftung. 


Clara  Willdenow,  Zur  Kenntniss  der  peptischen  Verdauung  des 
Caseins.  Dissert.  Bern  1 893,  50  Sa. 

Das  möglichst  gereinigte  noch  feuchte  Casein  wurde  in  Wasser 
unter  Zusatz  von  möglichst  wenig  Natronlauge  gelöst,  diese  Lösuog 
mit  einer  wässrigen  Lösung  von  WtTTK’schem  Pepsin  versetzt  und 
mit  Essigsäure  gefällt.  Der  entstehende  Niederschlag  von  Casein 
reifst  das  Pepsin  mit;  derselbe  wurde  in  Wasser  suspendirt,  durch 
Zusatz  verdünnter  Salzsäure  in  Lösung  gebracht  und  die  klare  Lö- 
sung, in  welcher  kein  ungelöstes  Casein  zu  bemerken  war,  verschie- 
den lang  (24 — 112  Stunden)  bei  40°  digerirt.  In  jedem  Fall  schied 
sich  eine  feinflockiger  Niederschlag,  Mkisnkb’s  „Dyspepton“  aus, 
welchen  Lubavjk  bereits  phosphorhaltig  fand.  Lubavin  hatte  ange- 
geben, dass  dieser  unlösliche  Rückstand  durch  Behandlung  mit 
Sodalösung  in  zwei  Körper  getrennt  werden  könne,  einen  darin 

XXXII.  Jahrgang.  1 

10114 

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2 


Pkkrlhahinu,  Klh.nk,  lieber  Pepton  und  Albumose. 


No.  1 


lOelichen,  phosphorhaltigen  und  Schwefel  freien  und  einen  darin  un- 
löslichen, welcher  sich  auch  in  Natronlauge  nur  schwer  und  unvoll- 
kommen löse  und  unbedeutende  Spuren  von  Phosphor,  Schwefel  und 
eine  Beimischung  von  Fett  enthalte.  Auf  die  Prüfung  dieser  An- 
gaben, sowie  auf  die  Frage,  ob  das  Caseindyspepton  ein  Nuclein 
oder  Nucleinsäure  darstellt,  beziehen  sich  hauptsächlich  die  Unter- 
suchungen der  Verfasserin. 

Entgegen  der  Angabe  von  Li  havin  löste  sich  der  bei  der  Ver- 
dauung des  Caseins  bleibende  Röckstand  mit  Leichtigkeit  und  klar 
in  Sodalösung,  eine  Trennung  in  zwei  Körper  konnte  durch  diese 
also  nicht  bewirkt  werden.  Die  Lösung  gab  mit  Essigsäure  ange- 
säuert einen  reichlichen  Niederschlag,  das  essigsaure  Filtrat  fällte 
mit  Essigsäure  versetzte  Lösungen  von  Hühnereiweils,  es  zeigte  also 
die  Eigenschaften,  welche  der  Alt«  as>« 'sehen  Nucleinsäure  zukom 
men.  Salzsäure  fällte  die  obige  alkalische  Lösung  völlig  aus.  Zur 
weiteren  Feststellung  der  Nucleinsäure  wurde  das  sog  Caseindys- 
pepton in  Wasser  unter  Zusatz  von  Ammoniak  gelöst,  mit  Essig- 
säure gefällt,  das  Filtrat  von  diesem  Niederschlag  mit  dem  gleichen 
Volumen  Alcohol  versetzt,  wiederum  abfiltrirt  und  das  Filtrat  mit 
Salzsäure  versetzt:  der  entstandene  weifse  Niederschlag  erwies  sich 
phosphorhaltig,  wenig  aschehaltig,  fällte  in  essigsaurer  Lösung  Ei- 
weifs.  In  dem  durch  Lösen  in  Sodalösung  und  Ausfällen  mit  Salz- 
säure gereinigten  Dyspepton  fand  W.  3.85  pCt.  Phosphor  und^nur 
0.13  pCt.  Kalk,  der  Phosphor  ist  somit  organisch  gebunden  und 
die  (übrigens  wohl  von  keiner  Seite  geteilte  Ref.)  Ansicht  von 
Chittrnokü,  dass  der  Phosphor  in  diesem  Niederschlag  nur  als  phos- 
phorsaurer Kalk  vorhanden  sei,  irrig. 

Bei  vergleichenden  Verdauungsversuchen  mit  Casein  und  aus 
Eieralbumin  dargestelltem  Albuminat  beobachtete  Verf.  die  sehr 
auffällige  Erscheinung,  dass  bei  fortgesetzter  Verdauung  von  bereits 
klar  verdauter  Albuminatlösungen  sich  flockige  Niederschläge  bil- 
deten (die  Angabe  Ober  die  grofse  Resistenz  des  „Caseindyspeptons“ 
gegen  fortgesetzte  Wirkung  der  Pepsinsalzsäure  stimmt  mit  den 
Beobachtungen  des  Ref.  nicht  Aberein  [vgl.  Cb).  1893  No.  23  und 
28],  Ref.  konnte  immer  nur  sehr  wenig  von  diesen  Niederschlag 
erhalten,  weil  die  Hauptmenge  gleich  weiter  verdaut  wurde. 

E.  Salkowski. 


1)  C.  A.  Pebelharing,  Ueber  das  Pepton  Kühkk’s.  Centralbl.  für 
Pbysiol.  1893.  No.  2. 

2)  W.  Kühne,  Erfahrungen  über  Albumosen  und  Peptone.  Zeitsohr. 
f.  Biol.  XXIX.  S.  308. 

1)  Nach  den  Angaben  von  Kühnr  kann  aus  einer  Lösung, 
welche  gleichzeitig  Albumose  und  Pepton  enthält,  die  Albumose 
durch  Ammoniurosulfat  unter  gewissen  Cautelen  so  vollständig  aus- 
gefällt werden,  dass  das  Filtrat  vollkommen  albumosefrei  ist.  P. 
wendet  dagegen  ein,  dass  eine  solche  Lösung  bei  Zusatz  von  Meta- 


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No.  1.  Korstlin,  Einfluss  von  Salzbäderu  auf  die  Stickstoffausscheidung.  3 

phosphorsätire  und  noch  mehr  von  Trichloressigsäure  Fällungen 
giebt,  welche  im  Wasser  löslich  und  durch  Ammoniumsulfat  ituf’s 
Neue  fällbar  sind,  ausserdem  starke  Biuretreaction  und  Xanthopro- 
teiureaction  geben.  Das  Resultat  war  das  nämliche,  als  zur  Ver- 
meidung der  Bildung  von  Deuteroalbumose,  Heteroalbumose  zur 
Darstellung  von  Pepton  verwendet  wurde. 

2)  K.  erhielt  bei  NachprOfung  der  obigen  Angaben  in  Pepton- 
lösung, wenn  dieselbe  wirklich  frei  von  Albumose  war  — die  Art 
der  Prüfung  wird  eingehend  beschrieben  — durch  Metaphosphor- 
säure mitunter  kaum  eine  Tröbung,  meistens  eine  geringe  Tröbung, 
die  sich  allmälig  absetzt.  Der  Niederschlag  gab  keine  Biuret- 
reaction, war  also  nicht  Albumose.  Trichloressigsäure  — lOproc. 
Lösung  in  gesättigter  Ammonsulfatlösung  — gab  in  Peptonlösung 
stets  milchige  Tröbung,  die  sich  allmälig  zu  einem  Niederschlag 
oder  einem  hellgelben  Firnifs  verdichtet.  Dieser  Niederschlag  gab 
alle  positiven  und  negativen  Reactionen  des  Peptons,  ist  also  wahr- 
scheinlich nichts  Anderes  als  dieses. 

Weiterhin  macht  Vf.  darauf  aufmerksam  und  belegt  es  durch 
Versuchsreihen  mit  graduell  gesteigertem  Zusatz  von  Kupfersulfat, 
dass  Peptonlösungen  weit  mehr  Kupfersulfat  vertragen,  ohne  dass 
die  Purpurfärbung  in  Blau  öbergeht,  wie  Albumoselösungen,  vor- 
ausgesetzt, dass  alle  fibrigen  Bedingungen,  also  namentlich  Concen- 
tration  der  Albumose  bezw.  Peptonlösung  und  Grösse  des  Alkali- 
zusatzes die  gleichen  sind.  — 

Wie  das  Amphipepton  der  Pepsinverdauung  wird  auch  das  albu- 
mosenfreiea  Antipepton,  dessen  Analyse  abzöglich  5,45  pCt.  Asche, 
48,45  pCt.  C,  6,0  pCt.  H,  16,4  pCt.  N u.  6,81  pCt.  S ergab  der 
Trypsinverdauung  in  Ammoniumsulfat  - gesättigter  Lösung  durch 
Trichloressigsäure  partiell  ausgefOllt.  Salzgesättigte  Metaphosphor- 
säu.e  gab  in  der  völlig  klaren  Antipeptonlösung  keine  Opaleecenz, 
lOproc.  Trichloressigsäure  schien  sich  zunächst  ebenso  zu  verhalten, 
erst  nach  Zusatz  des  gleichen  Volums  entstand  zuerst  milchige 
Tröbung,  dann  beim  Stehenlassen  firnissartiger  Bodensatz,  welcher 
sich  in  seinen  Reactionen  ebenso  verhielt,  wie  die  gleiche  aus  dem 
Pepsinpepton  (Amphipeplon)  erhaltene  Substanz.  Endlich  wurde 
auch  noch  das  durch  Autodigestion  aus  dein  Pankreas  erhaltene 
„Drüsenpepton"  untersucht.  Abzöglich  7,85  pCt.  Asche  enthielt  das- 
selbe 44,35  pCt.  C,  7,00  H,  15,63  N,  0,64  S.  Dieses  Drösen- 
pepton unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Peptonen  durch  seinen 
angenehm  süssen  Geschmack,  ferner  durch  einige  Reactionen.  Auch 
das  Verhalten  zu  Metaphosphorsäure  und  Trichloressigsäure  war 
ein  wenig  abweichend  (vgl.  hierüber  das  Original). 

E.  Salkowski. 


R.  Koestlin,  Ueber  den  Einfluss  von  Salzbädern  auf  die  Stick- 
stoffausscheidung  des  Menschen.  Fortschritte  d.  Med.  1893.  No.  18. 
Verf.  brachte  sich  zunächst  mit  einer  gemischten  Nahrung 

1* 


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4 Babtii,  Histologischer  Befund  bei  Knocbeniinplant&tion.  No.  1 

(Brod,  Fleisch,  Wurst,  Milch,  Butter,  Zucker,  Bier,  Kaffee),  welche 
der  Berechnung;  nach  rund  110  g Eiweiss  (mit  17.6g  N)  enthält, 
in’s  N-Gleichgewicht,  nahm  dann  an  je  einem  Tage  ein  IstOndiges 
Soolbad  von  Stassfurter  Salz  (4  proc),  an  einem  anderen  Tage 
wiederum  ein  1 stündiges  Sösswasaerbad  und  bestimmte  dabei  die 
tägliche  N-Ausscheidung  durch  den  Harn.  Während  nun  die 
4 proc.  Soolbäder  den  Harn-N  um  7 — 10  Proc.  in  einem  Versuche 
sogar  um  16  Proc.  herunterdröckten,  erwiesen  sich  warme  Süss- 
wasserbäder ohne  Einfluss  auf  den  N-Umsatz.  Das  Gleiche  ergab 
sich  in  2 Controlreihen  an  anderen  Individuen;  die  nämliche  Wir- 
kung trat  auch  schon  bei  '/»stöndigen  Soolb&dern  ein  Stärkere 
(20 proc.)  Soolbäder  setzten  den  N-Umsatz  nicht  stärker  herab  als 
4 proc.  Seltsamer  Weise  erwiesen  sich  in  weiteren  Versuchen  so- 
wohl 4-  als  20  proc.  Kochsalzbäder  ohne  Einfluss  auf  den  N-StofF- 
wechsel,  sodass  man  wohl  den  neben  dem  Kochsalz  in  der  Soole 
enthaltenen  Mineralsalzen,  vermuthlich  dem  Chlorkalium,  wofür 
auch  eine  Beobachtung  zu  sprechen  scheint,  diese  den  Eiweiss- 
umsatz  beschränkende  Wirkung  zuzuschreiben  hat.  Auch  warme 
Senfbäder  (150  — 250  g Senfmehl  auf  250  1 Wasser)  waren  ohne 
Einfluss  auf  den  N-Umsatz.  J.  Munk. 


A.  Barth,  Ueber  histologische  Befunde  mit  Knochenimplantationen. 

Archiv  f.  klin.  Chir.  1893.  Bd.  XLVI.  Heft  II.  S.  409.  V.  V.  570. 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  experimentellen  Versuche  zu 
anderen  Resultaten  als  A.  Schmitt  (Ueber  Osteoplastik  etc.  Arch. 
f.  klin.  Chir.  Bd.  45);  regelmässig  fand  er  das  völlig  gelöste  und 
nachher  wieder  eingefögte  Knochenstück  nekrotisch;  die  Einheilung 
erfolgte  entweder  durch  bindegewebige  Einkapselung  oder  häufiger 
durch  knöcherne  Vereinigung  mit  dem  lebenden  Knochen.  Bei 
Schädeltransplantationsversuchen  am  5.  Tage  haftete  das  replantirte 
Knochenstück  an  der  Dura,  mit  dieser  durch  Fibrinmassen  verklebt. 
Auch  in  den  grösseren  und  kleineren  Knochenlöcken  fand  Verf. 
Fibrin;  die  Knochenkörperchen  waren  schollig  oder  fehlten  voll- 
ständig. Von  der  Dura  und  dem  Pericranium  dringt  Granulations- 
gewebe in  alle  vorhandenen  Löcken  des  Knochens  ein,  substituirt 
die  Fibrinmassen  und  führt  zur  Bildung  von  jungem  gefässreichen 
Bindegewebe.  Deshalb  blutet  ein  solches  Knochenstöck,  wenn  es 
mit  dem  Meifsel  verletzt  wird.  Ungefähr  am  7.  Tage  beginnt  eine 
Kuochenneubildung  von  dem  Periost  aus,  „indem  sich  die  neu  ge- 
bildeten Knochenschichten  lamellenartig  an  den  alten  Knochen 
direkt  anlegen“,  fast  gleichzeitig  auch  in  den  Markräumen  des  todten 
Knochenstöckes.  Dabei  bleibt  die  Grenze  zwischen  dem  kernhaltigen 
neuen  Knochen  und  dem  todten  zellenlosen  öberall  scharf  und  deut- 
lich. Schliefslich  kommt  es  zu  einem  Ersatz  des  todten  Knochen- 
gewebes durch  lebendes,  neugebildetes,  jedoch  ohne  sichtbare  Zeichen 
der  Resorption  des  todten  Knochens.  Mikroskopisch  sichtbare  Re- 


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No  1. 


Wolfk,  Das  Gesetz  der  Transformation  der  Knochen. 


5 


Sorption  durch  Bildung  von  Riesenzellen  und  Granulationsgewebe 
fand  Verf.  nur  selten,  gewöhnlich  nur  da,  wo  todte  Knochenecken 
vorspringen. 

Ganz  dieselben  Verhältnisse  beobachtete  B. , wenn  er  statt  des 
frisch  herausgemeisselten  Knochens  macerirte  Knochenstöcke  nahm, 
welche  sich  gut  in  den  hergestellten  Defect  einfögen  liefsen. 

Langerhans. 


J.  Wolff,  Das  Gesetz  der  Transformation  der  Knochen.  Berlin  1892, 
S.  152  mit  12  Lichtdracktafeln. 

Im  vorliegenden  Werke  giebt  Verf.  eine  Zusammenfassung 
seiner  in  ihren  Grundlagen  und  Zielen  bekannten  und  anerkannten 
Arbeiten  Ober  den  Einfluss  mechanischer  Bedingungen  auf  die  Bil- 
dung und  Gestaltung  der  Knochen. 

In  ausführlicher  Weise  wird  das  reichhaltige  Material,  das  der 
Begründung  seiner  Anschauungen  von  der  .functioneilen“  Knochen- 
gestalt d.  h.  der  je  nach  der  Function  der  Knochen  und  den  dabei 
zur  Geltung  kommenden  statischen  Gesetzen  vor  sich  gehenden 
Knochenbildung,  sowie  seiner  Lehre  von  der  „Transformationskraft“ 
d.  h.  der  Aenderung  der  Knochengestalt  bei  geänderten  statischen 
Bedingungen,  zu  Grunde  liegt,  vorgeführt  und  erörtert. 

Der  Verf.  beleuchtet  sein  Material  von  der  theoretischen  so- 
wohl wie  von  der  practischen  Seite,  und  zwar  gliedern  sich  die 
Betrachtungen  theoretischer  Art  wieder  in  solche  mathematischer 
und  solche  anatomischer  Natur.  Aber  über  den  engen  Rahmen 
der  Knochenlehre  hinaus  werden  Streifzüge  unternommen  nicht  nur 
auf  andere  Gebiete  der  Medicin,  auf  denen  die  genannten  eine 
mehr  oder  minder  einschneidende  Wirkung  äufsern,  sondern  in  mehr 
philosophischen  Betrachtungen  wird  ihre  Giltigkeit  für  die  Natur- 
wissenschaft im  allgemeinen  am  Schlüsse  des  Werkes  besprochen. 

Das  Werk  besteht  aus  6 Abschnitten,  die  wieder  in  eine  An- 
zahl von  Capitel  zerfallen. 

Der  erste  Abschnitt  bringt  die  Begriffsdefinition  des  im  Titel 
genannten  Gesetzes  als  desjenigen,  .nach  welchem  im  Gefolge  pri- 
märer Abänderungen  der  Form  und  Inanspruchnahme  oder  auch 
blos  der  Inanspruchnahme  der  Knochen  bestimmte  nach  mathema- 
tischen Regeln  eintretende  Umwandlungen  der  inneren  Architektur 
und  ebenso  bestimmte,  denselben  mathematischen  Regeln  folgende 
secundäre  Umwandsungen  der  äufseren  Form  der  betreffenden 
Knochen  eich  vollziehen“. 

Es  folgt  (Abschn.  II)  nach  kurzen  historischen  Vorbemerkungen 
die  Darlegung  der  normalen  inneren  Architektur  der  Knochen 
unter  specieller  Berücksichtigung  des  coxalen  Femurendes  und  eine 
eingeliende  Besprechung  der  Bedeutung  dieser  Architektur.  — W. 
hat  bekanntlich,  im  Anschluss  an  Untersuchungen  des  Mathema- 
tikers Colmann,  gezeigt,  dass  die  Anordnung  der  Spongiosabälkchen 
keine  willkürliche  ist,  sondern  — abhängig  von  den  Druck-  und 


C WoLPK,  Das  Gesetz  der  Transformation  der  Knochen.  No.  1 

Zugwirkungen,  denen  der  Knochen  nusgesetzt  ist  — den  mathema- 
tischen Gesetzen  folgt,  die  die  graphische  Statik  bei  der  Construction 
des  Knochens  als  notwendig  hinstellt,  wenn  die  höchste  Vollkommen- 
heit der  Construction  erreicht  werden  soll. 

Sobald  Aenderungen  in  der  Richtung  der  Druck-  und  Zug- 
wirkung eintreten,  ändert  eich  auch  in  Anpassung  an  die  neuen 
Verhältnisse  die  Anordnung  der  Spongiosabälkchen.  Aber  dabei 
bleibt  es  nicht,  sondern  es  tritt  allmälig  in  grofeem  Maafsstabe  eine 
Umwandlung  derart  ein,  dass  auch  die  äulsere  Form  des  Knochens 
eine  andere  wird.  Die  Aenderung  in  der  Druck-  und  Zugrichtung 
kann  nun  bedingt  sein  entweder  durch  primäre  pathologische  Form- 
störung der  Knochen  (Fracturen)  oder  ohne  solche  durch  primäre 
pathologische  Störungen  der  Inanspruchnahme,  (habituelle  Scoliose, 
genu  valgum).  — Mit  diesen  Fragen,  wie  auch  mit  den  der  experi- 
mentell gesetzten  Störung  der  Form  oder  Inanspruchnahme  be- 
schäftigt sich  Abschnitt  III  zugleich  unter  dem  an  der  Hand  von 
Präparaten  gefDhrten  speciellen  Nachweis  der  dabei  statthabenden 
Verhältnisse. 

Gr  bringt  auch  theoretische  Betrachtungen  ßber  die  Erklärung 
der  betreffenden  Vorgänge.  W.  bezieht  sich  dabei  auf  das  von  W. 
Roux  aufgestellte  und  gestötzte  Gesetz  des  strophischen  Reizes“, 
d.  h.  des  trophisch  (zur  Neubildung  oder  zum  Schwunde  von 
Körpermaterial)  wirkenden  Reizes,  der  durch  die  Function  des 
Organs  gegeben  ist. 

In  ausföhrlicherer  Weise  wird  die  Bildung  der  Structur-  und 
Formverhältnisse  der  Knochen  im  vierten  Abschnitt  besprochen. 
Die  fröheren  Theorien,  besonders  eingehend  die  sog.  „ Drucktheorie“ 
werden  auf  Grund  mathematischer,  anatomischer,  klinischer  Betrach- 
tungen kritisirt  und  von  W.  verworfen  und  an  ihrer  Stelle  rekurriert 
W.  eben  auf  die  „functioneile“  Knochengestaltung  mit  der  zugleich 
die  höchste  Zweckmäßigkeit  der  Form  und  Structur  sich  ausbildet. 

Nachdem  im  folgenden  Abschnitt  auf  die  Transformationskraft, 
die  ja  nur  einen  speciellen  Fall  des  eben  genannten  allgemeinen 
Gesetzes  darstellt  und  eine  notwendige  Folge  desselben  ist,  einge- 
gangen und  im  Besonderen  auf  ihre  therapeutische  Verwertbarkeit 
hingewiesen  ist,  kommt  Verfasser  im  letzten  Teile  zu  den  „Schluss- 
folgerungen“. 

Zunächst  bringt  er  die  auf  die  Lehre  vom  normalen  Knochen- 
wachstum sich  beziehenden.  Der  Autor  verficht  gegenfiber  der 
fast  allgemein  angenommen  Floubbns-S  HW*i,BK’schen  Lehre  vom 
rein  appositioneilen  das  Vorhandensein  auch  eines  interstitiellen 
Knochen- Wachstums.  — Es  folgen  umfassende  Betrachtungen  über 
die  Consequenzen,  die  für  die  Lehre  von  der  Heilung  der  Knochen- 
brOche  zu  ziehen  sind.  Ganz  besonders  urgirt  Verf. , dass  hierbei 
zwei  ganz  differente  und  an  sich  nicht  miteinander  zusammen- 
hängende Processe  nebeneinander  herlaufen,  nämlich  die  Bildung 
des  Gallus  als  eines  Entzündungs-  und  Verkittungsprocesses  nur  an 
der  Bruchstelle  und  zweitens  die  Bildung  des  sog.  „Transformations- 


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No.  1 . Uhhantschitsch,  Ueber  acustische  Uobangen  bei  Taubstummen.  7 


productes“.  Letzteres,  bedingt  durch  den  trophischen  Reiz  der 
Function,  besteht  in  einer  Neuanordnung  der  Knochenelemente  ent. 
sprechend  der  durch  den  Bruch  geänderten  statischen  Inanspruch- 
nahme des  Knochens;  es  ist  ein  von  vornherein  fertiges,  dem  nor- 
malen histologisch  gleiches  Knochengewebe,  das  im  Gegensatz  zum 
Call  us  persistirt. 

In  gleicher  Weise  machen  sich  bei  der  Rachitis  zwei  Processe 
geltend:  der  Erweichungsprozess,  der  zu  den  Verbiegungen  und 
damit  Aenderungen  der  statischen  Inanspruchnahme  führt  und  dev 
secundäre  Trans^ormationsprozess,  der  die  der  letzteren  zukommen- 
den Umformungen  besorgt. 

Gegenüber  den  beiden  obengenannten  Affectionen,  bei  denen 
es  sich  um  primäre  Formstörungen  der  Knochen  handelt,  stehen 
die  „Deformitäten  im  engeren  Sinne“  d.  h.  Deformitäten,  die  ohne 
primäre  Formstörungen  allein  durch  fehlerhafte  Belastung  zustande 
kommen.  Diesen  und  zwar  speciell  dem  Klumpfufs,  dem  genu 
valgum,  der  Scoliose  widmet  W.  eine  besonders  eingehende  Be- 
sprechung, die  sich  auf  Pathogenese  und  Behandlung  auf  Grund 
der  in  den  früheren  Abschnitten  dargelegten  neuen  theoretischen 
Anschauungen  bezieht. 

Es  folgen  dann  kürzere  Betrachtungen  über  die  Anpassung  der 
Form  an  die  Function  bei  anderen  Körpergeweben  (Muskeln, 
Bindegewebe  etc.),  bei  denen  W.  auf  Untersuchungen  Roox’s 
Bezug  nimmt,  ferner  über  das  im  NichtbeBtehen  des  Ge- 
setzes im  Pflanzenreiche;  des  weiteren  Schlussfolgerungen  für  die 
Lehre  vom  Stoffwechsel,  von  der  Entzündung  und  Regeneration, 
für  die  Theorie  der  Mechanik.  Mit  knappen  Hinweisen,  wie  in  ver- 
schiedenen Richtungen  (teologische  Naturanschauung,  Descendenz- 
lehre)  unsere  Naturauffassung  dadurch  beeinflusst  wird,  schliefst 
das  Werk. 

Eine  Fülle  von  Stoff  ist  in  demselben  verarbeitet,  und  wenn 
auch  vielleicht  manches  durch  fortgesetzte  Untersuchungen  einer 
weiteren  Klärung  bedarf,  wie  es  bei  der  Complicirtheit  der  vor- 
liegenden Fragen  und  Schwierigkeit  der  Untersuchung  natürlich 
ist,  so  ist  die  Grundauffassung  jedenfalls  als  zu  Recht  bestehend 
und  erwiesen  zu  erachten. 

Letzteres  wie  auch  die  Darstellung  der  einschlägigen  Verhält- 
nisse in  95  auf  den  angehängten  12  Tafeln  untergebrachten  Licht- 
druckbildern verleihen  dem  Werke  einen  über  das  Gewöhnliche 
weit  hinausgehenden  Wert.  A.  Loewy. 


ürbantschitsch,  Ueber  die  Möglichkeit,  durch  acustische  Uebungen 
auffällige  Hörerfolge  auch  an  solchen  Taubstummen  zu  erreichen, 
die  bisher  für  hoffnungslos  taub  gehalten  wurden.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1893,  No.  29. 

Unter  den  von  U.  mit  methodisch  vorgenommenen  Hörübungen 


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8 


Winkler,  Mikrotomschnitte  aus  Baclerienkoltursn. 


No.  1 


behandelten  Taubstummen  befinden  sich,  nach  Verf.’s  Angabe, 
Kinder,  die  er  vor  mehreren  Jahren  als  nicht  hörfähig  und  nur  für 
Taub8tummen-Unlerricht  geeignet  gehalten  halte  und  die  nunmehr 
nicht  nur  das  vorher  mangelnde  Gehör  für  Vocale  gewannen,  son- 
dern im  Verlaufe  eines  Jahres  sogar  in  den  Stand  gesetzt  wurden, 
ganze  Sätze  zu  hören  und  nachzusagen,  selbstverständlich  ohne  den 
Sprechenden  anzusehen.  Die  Thaisache,  dass  es  möglich  ist,  an 
einem  anscheinend  ganz  tauben  Individuum  in  kurzer  Zeit  nicht 
nur  Spuren  des  Gehörs  zu  beobachten,  sondern  auch  ein  unter- 
schiedliches Hören  herbeizuföhren,  ist,  nach  Verf. , nur  in  dem 
Sinne  zu  deuten,  dass  die  betr.  Person  thatsächlich  nicht  taub  war, 
sondern  ihr  nur  die  Fähigkeit  mangelten,  die  erhaltenen  acustischen 
Eindröcke  richtig  zu  erfassen.  Ein  methodisch  vorgenommener 
acustischer  Unterricht  kann  nun,  nach  Verf.,  bei  Taubheit  in  zwei- 
facher Hinsicht  von  Werth  sein,  indem  der  Taubstumme  dabei  1) 
eine  Sonderung  und  richtige  Deutung  der  acustischen  Eindröcke 
erlernen  und  2)  eine  Anregung  seiner  acustischen  Thätigkeit  er- 
fahren kann,  wodurch  eine  allmälig  zunehmende  Steigerung  der 
acustischen  Perccptionsfähigkeit  möglich  ist.  Die  erzielten  acus- 
tischen Resultate  können  sich  voröbergehend  wieder  abschwächen, 
bleiben  aber,  bei  gehöriger  Ausdauer  und  Geduld,  soweit  Verf.’s 
Erfahrungen  reichen,  schliefslich  constant.  Die  Höröbuogen  sollen 
anfangs  •/,-  später  mindestens  1-stöndige  Dauer  haben  und,  wenn 
möglich,  ohne  Hörrohr  vorgenommen  werden.  Schwabach. 


Winkler,  Die  Anfertigung  voo  Mikrotomschnittten  aus  lebenden 
Bacterienkulturen  ohne  Härtung.  Fortschr.  d.  Med.  1893.  No.  22. 

Bis  jetzt  sind  verschiedene  Methoden  der  Schneidung  und 
Färbung  von  Bacterienkulturen  angegeben  worden,  so  von  Nkisskr, 
Günther  u.  A.;  in  die  allgemeine  Praxis  haben  sie  ihrer  Umständ- 
lichkeit wegen  keinen  Eingang  gefunden.  W.  giebt  nun  eine  an- 
scheinend sehr  einfache  Methode  an.  Er  giefst  aus  weichem  Pa- 
raffin sog.  Zugparuflfin  einen  in  die  Mikrotomklammer  passenden 
Block  — zuerst  verwendete  er  hartes  Paraffin  oder  Kartoffel ; beide 
lassen  sich  schlecht  ausbohren  bezw.  schneiden,  bohrt  dann  mit 
einem  weiten  Korkbohrer  aus  der  Mitte  einen  Cylinder  aus,  und 
füllt  den  auf  einer  Seite  mit  Paraffin  verschlossenen  Kanal  mit 
Gelatine  oder  Agar.  In  diesem  legt  er  eine  Stichkultur  an.  Pa- 
raffin sowohl  wie  Nährboden  müssen  natürlich  vor  dem  Giefsen 
sterilisirt  worden  sein.  Ebenso  kann  natürlich  auch  das  bereits 
inficirte  Agar  bezw.  die  inficirte  Gelatine  in  den  Hohlcylinder  ge- 
gossen werden. 

Nachdem  die  Kolonie  gewachsen  ist,  kann  ohne  jede  vorherige 
Härtung  unter  Alcohol  geschnitten  werden;  es  kann  dann  die  Kul- 
tur weiter  wachsen  und  wieder  nach  einiger  Zeit  in  das  Mikrotom 
kommen. 


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No.  1.  Dkkio,  Einfluss  d.  Ateopins  auf  Bradycardie  u.  Arhythmie  d.  Herzens.  9 

Bezüglich  der  Färbung  hat  W.  die  beeten  Resultate  mit  Karbol- 
fuchsin  erhalten.  Er  bringt  die  Schnitte  aus  dem  Alcohol  auf  einen 
Objectträger,  träufelt  auf  ihn  noch  einen  Tropfen  Alcohol  und  lässt 
das  Ganze  trocknen.  Nach  Verdunstung  des  Alcohols  ist  auch  der 
Schnitt  angetrocknet  Nun  bringt  er  einige  Tropfen  stark  mit 
Wasser  verdünnter  Karbolfuchsinlösung  auf  das  Object  und  legt  ein 
Deckglas  auf  und  untersucht.  Die  Bacterien  erscheinen  intensiv  rot, 
Gelatine  und  Agar  nur  schwach  gefärbt.  Nach  der  Untersuchung 
spült  er  in  Alcohol  ab,  und  hebt  das  ganz  entfärbte  Präparat  auf, 
das  bei  neuem  Gebrauch  wieder  gefärbt  werden  mufs.  Will  mau 
ein  gefärbtes  Dauerpräparat  haben,  so  muss  mit  unverdünntem 
Karbolfuchsin  gefärbt  und  mit  Alcohol  kurz  entfärbt  werden. 

W.  zieht  bei  seiner  Methode  das  Agar  der  Gelatine  vor. 

Scheurlen. 


1)  K.  Dehio,  Ueber  die  Bradycardie  der  Reconvalescenten.  Deutsch. 

Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52.  Heft  1 . 2. 

2)  Derselbe,  Ueber  den  Einfltifs  des  Atropin’s  auf  die  arhythmische 

Herzthätigkeit.  Ebenda. 

1)  Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  eine  Bradycardie  cardialen 
oder  extracardialen  Ursprung  ist,  hat' Verf.  eine  subcutane  Injection 
des  Atropins  empfohlen,  also  eines  Alkaloids,  welches  die  Endi- 
gungen der  Vagusfasern  im  Herzen  lähmt:  wenn  die  Atropininjek- 
tionen eine  Beschleunigung  der  Schlagfolge  des  Herzens  bewirkt, 
so  handelte  es  sich  um  eine  extracardiale,  im  entgegengesetzten 
Falle  um  eine  cardiale  Bradycardie.  Verf.  prüft  nun  die  Brady- 
cardie der  Reconvalescenten  nach  dieser  Richtung  hin,  und 
zwar  an  7 einschlägigen  Fällen.  Diese  Affection  die  sich  allmälig 
aus  dem  mit  der  Entfieberung  einhergehenden  normalen  Abfall  der 
Pulsfrequenz  entwickelt,  geht  parallel  mit  dem  Abfall  und  Wieder- 
ansteigen der  Körperwärme.  Während  die  leichteren  Formen  der 
Br.  klinisch  bedeutungslos  sind,  bieten  die  schweren  Fäl'e  das 
Symptomenbild  einer  akuten,  wenngleich  nicht  sehr  hochgradigen 
Herzschwäche,  verbunden  mit  Irregularität  der  Herzthätigkeit.  Mit 
Ausnahme  eines  einzigen  (leichten)  Falles  zeigte  Bich  nun  das  Herz 
in  allen  Fällen  dem  Atropin  gegenüber  refractaer;  wir  haben  es  bei 
der  in  Rede  stehenden  Affection  also  nicht  mit  einer  Reizung  des 
Vagus,  sondern  mit  einer  cardialen  Ursache  zu  thun;  die  Brady- 
cardie der  Reconvalescenten  ist  ein  Ausdruck  der  Herz- 
schwäche, und  zwar,  da  in  solchen  Fällen  das  Herz  eine  über- 
grosse Empfänglichkeit  für  herzbeschleunigende  Reize  hat,  der  reiz- 
baren Schwäche  des  Herzens.  — 

2)  In  einem  leichten  Falle  von  Arhythmie  des  Herzens 
konnte  Verf.  durch  Lähmung  der  Vagi  mittelst  Atropin  die  arhyth- 
mische  Herzthätigkeit  zur  Norm  bringen.  In  schwereren  Fällen 
dagegen,  die  schon  zu  der  als  Delirium  cordis  bezeichneten  völligen 
Regellosigkeit  ausgeartet  waren,  blieb  das  Atropin  auf  die  Frequenz 


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10  Staw,  Murray,  Bkamwkll.  Putnam,  Ueber  Myxoedem  u.  Aororaegalie.  No.  1 

und  den  Rhythmus  des  Herzschlages  völlig  ohne  Wirkung,  ja  stei- 
gerte sogar  bisweilen  die  Irregularität.  Die  Arhythmie  zeigt  also 
ein  ähnliches  Verhalten  wie  die  eben  besprochene  Bradycardie: 
leichte  Fälle  werden  durch  Atropin  unter  Umständen  beeinflusst, 
schwere  Fälle  beider  Affektionen  widerstehen  dem  Mittel.  Bei 
beiden  Störungen  hat  also  der  Vagus  seinen  regulirenden  Einflufs 
auf  die  Schlagfolge  des  Herzens  teilweise  oder  ganz  verloren. 

Perl. 


1)  A.  Staw,  A contribution  to  the  Subject  of  Myxoedema.  Med.Rec. 
1 893,  10.  June. 

2)  S.  R.  Murray,  The  treatment  of  Myxoedema  and  cretinism. 
The  Lancet  1893,  13.  Mai. 

3)  B.  Bram  well,  The  clinical  Features  of  Myxoedema.  Edinburgh 
Med.  Jonrn.  1893,  Mai. 

4)  J.  P.  Putnani,  Gases  of  Myxoedema  and  Acromegalia  treated 
with  benefit  by  Shkkp’s  Thyroids.  Amer.  Jonrn.  of  the  Med.  Scienoes. 
1893,  Ang. 

1)  Drei  Fälle  von  Myxoedem  werden  mitgeteilt,  die  durch  die 
Behandlung  mit  Schilddrüsensaft  günstig  beeinflusst  wurden.  Die 
Kranken  hatten  alle  3 an  Hallucinationen , Illusionen,  Selbstmord- 
drang und  leichter  Demenz  gelitten.  Das  Schilddrüsenextract  wurde 
intern  in  steigernder  Dosis  verabreicht  (bis  zu  einer  halben  Schild- 
drüse pro  Tag). 

2)  M.  beschreibt  einen  Fall  von  Myxoedem,  der  durch  die  Be- 
handlung mit  Schilddrüsensaft  eine  erhebliche  Besserung  zeigte;  er 
empfiehlt  diese  Methode  auch  bei  Cachexia  strumipriva  und  bei  dem 
sporadischen  Cretinismus  resp.  dem  congenitalen  Myxoedem. 

3)  Das  Myxoedem  tritt  nach  Br.  sowohl  bei  Männern  wie  bei 
Frauen  auf;  bei  letzteren  häufiger;  meist  tritt  es  bei  Erwachsenen 
auf,  doch  auch  in  jedem  Alter.  Der  sporadische  Cretinismus  ist 
eine  infantile  Form  des  Myxoedems.  Die  Thyroidea  ist  bei  Myx- 
oedem und  sporadischem  Cretinismus  atrophisch  oder  fehlt  gänzlich, 
während  die  Glandula  pituitaria  bei  Myxoedem  vergröl'sert  ist.  Der 
Beginn  des  Myxoedems  ist  meist  schleichend  mit  Kältegefühl  und 
geistiger  und  körperlicher  Mattigkeit;  vergröfsert  und  geschwollen 
sind  nur  die  Weichteile,  nicht  die  Knochen,  Bänder  etc.  Fast  in 
allen  Fällen  fehlt  die  Schweifssecretion;  und  meist  tritt  eine  Lang- 
samkeit und  Schwerfälligkeit  in  den  körperlichen  Bewegungen, 
Sprache  und  in  den  geistigen  Vorgängen  in  den  Vordergrund  und 
ebenso  ist  eine  hochgradige  Empfindlichkeit  für  die  Kälte  ein  auf- 
fallendes Symptom;  fast  stets  besteht  subnormale  Körpertemperatur 
und  Herabsetzung  der  Pulzfrequenz;  häufig  ist  Amenorrhoe  vor- 
handen u.  s.  w. 

4)  P.  weist  auf  die  Verwandtschaft  des  Myxoedems  und  der 
Acromegalie  hin  und  auf  die  günstige  Wirkung  der  Anwendung 


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No.  1.  Van  SpAJUk.  Fall  v.  Syringomyelio.  - Bk amwbli.,  Behandl.  d.  Psoriasis.  11 


des  Schilddrttsenextractes  bei  diesen  beiden  Affectionen.  Die  Schild- 
dröeenanomalie  ist  auch  die  Ursache  des  endemischen  Cretinismus 
UDd  der  myxoedematösen  Form  der  Idiotie.  Auch  die  GitAVKs’sche 
Krankheit  ist  auf  eine  Anomalie  der  Schilddrüsensälte  und  ihrer 
Wirkung  zuröckzuföhren;  zugleich  wirken  die  Gefäfse  der  Schild- 
drüse als  Regulatoren  in  der  Circulation.  Die  Acromegalie  wie  die 
GRAvtts’sche  Krankheit  stehen  beide  ebenso  mit  den  Schilddrüsen- 
affectionen  in  Verbindung,  wie  das  Myxoedem.  S.  Kalischer. 


Van  Spanje,  Een  geval  van  Syringomyelie.  (Type  Morvan). 

Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdscbr.  voor  Qeneesk  1893,  1.  No.  18. 

Ein  40jähriger  Bauer  aus  gesunder  Familie,  der  selbst  stets 
gesund  gewesen,  hatte  mit  den  Fßfsen  im  Schnee  sich  starker 
Kille  ausgesetzt  und  seit  der  Zeit  — seit  acht  Jahren  — Gefühl 
von  Taubheit  in  den  Füfsen.  Januar  1892  machte  er  einen  Weg 
von  ungefähr  sechs  Stunden.  Bei  seiner  Rückkehr  hatte  er  grofse 
Blasen  unter  den  Füfsen,  an  deren  Stelle  Verf.  grofse  Brandschorfe 
fand.  Im  Uebrigen  war  an  den  Beinen  nichts  abnormes.  Im  Ge- 
sicht bestanden  keine  Abweichungen,  keine  Sprach-  oder  Sehstörung. 
Pupillenreaction  bei  einfallendem  Licht  träge.  An  den  Muskeln 
der  Extremitäten  keine  Abweichungen,  kein  RoMBBRo’sches  Zeichen ; 
Kniereflexe  normal;  kein  Cremasterreflex;  keine  EAR.  Tastsinn 
normal.  An  der  Vorderseite  der  Beine  bis  8 ctm  unterhalb  des 
Poupartischen  Bandes,  an  der  Rückseite  rechts  bis  4 ctm  unter  der 
tilutaealfalte,  links  bis  in  dieselbe  hinein  ist  vollkommene  Analgesie. 
Der  Mittelzeh  des  rechten  Fufses  ist  weifs,  verdickt  und  analgetisch. 
An  allen  diesen  Stellen  ist  auch  das  Temperaturgefühl  erloschen. 
Auch  an  Händen  und  Vorderarmen  ist  das  Schmerzgefühl  ver- 
ringert. Starke  faradische  Ströme,  die  Tetanus  bewirken,  erzeugen 
keinen  Schmerz.  An  anderen  Stellen  keine  Anästhesien,  Herz, 
Lungen,  Urin  normal.  In  den  letzten  6 Monaten  Impotenz, 
Schwierigkeit  zu  gehen.  Die  Eschara  zeigt  sich,  wenn  Patient 
umhergeht  und  heilt  bei  Ruhe  und  guter  Reinigung.  Der  rechte 
Mittelzeh  bleibt  dick  und  weifs.  Da  der  Kranke  sich  nicht  im 
Spital  aufnehmen  liefs,  Stiels  die  fernere  Beobachtung  auf  Schwierig- 
keiten. George  Meyer. 


Byrom  Bramwell,  The  treatment  of  psoriasis  by  the  internal  ad- 
ministration  of  thyroid  extract.  Brit.  med.  jonrn.  Oct.  28.  1893. 

Die  an  Myxoedemkranken  gemachte  Beobachtung,  dass  die 
Behandlung  mit  Glandula  thyreoidea  auch  auf  die  Haut  einen  Ein- 
flufs  hat,  welcher  sich  in  einer  mehr  oder  weniger  starken  Desqua- 
mation äussert,  veranlasste  den  Verf,  das  Mittel  bei  Hautkrankheiten, 
zunächst  bei  Psoriasis  zu  versuchen.  Die  Erfolge  waren  bei  drei 
weiblichen  Personen,  welche  seit  langer  Zeit  an  sehr  ausgebreiteter 


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12  Kbplbb,  Ueber  die  innere  Untersuchung  bei  der  Geburt.  No.  I 

Schuppenflechte  litten  und  die  täglich  5 — 10  Tropfen  von  Bbady 
und  Maktin’s  Thyroid-Extract  bekamen,  in  der  That  höchst  be- 
merkenswert. Schon  nach  wenigen  Tagen  verminderten  sich  die  sub- 
jektiven Beschwerden  und  die  entzündlichen  Erscheinungen,  es  trat 
dann  stärkere  Abschuppung  ein  und  nach  2 resp.  3 Monaten  war 
die  Haut  bei  zweien  der  Pat.  vollkommen  glatt  und  normal,  ohne 
dass  nebenbei  irgend  eine  andere  locale  oder  allgemeine  Behandlung 
stattgefunden  hatte.  Die  dritte  Kranke,  bei  weicher  die  anfänglich 
ebenfalls  sehr  rasch  eintretende  Besserung  späterhin  trotz  Verdoppe- 
lung der  Dosis  keine  rechten  Fortschritte  mehr  machte,  mufste  vor 
vollendeter  Heilung  entlassen  werden.  Bei  zwei  anderen  leichten 
Psoriasisfällen  zeigte  das  Mittel  allerdings  nicht  dieselbe  günstige 
Wirkung,  doch  empfiehlt  Verf.  es,  in  Anbetracht  der  eclatanten 
Erfolge  bei  den  ersten  drei  Fällen,  auch  bei  anderen  Hautkrank- 
heiten, z.  B.  bei  Eczemen  oder  Dermatitis  exfoliativa,  weiter  zu 
versuchen.  Allgemeine  Störungen  hatte  die  Behandlung  nicht  zur 
Folge.  H.  Müller. 


L.  Repler,  Gegenwärtiger  Stand  der  Frage  bezüglich  der  inneren 
Untersuchung  intra  partum.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  40. 

Nach  neueren  Statistiken  sterben  immer  noch  40—50  Mal  so 
viel  Mfitter  im  Wochenbett,  als  eigentlich  sterben  dürften.  Man 
hat  deshalb  neuerdings  wieder  ausgesprochen,  dass  der  Urzustand, 
d.  h.  Gebären  ohne  jegliche  Kunsthilfe,  kaum  ein  schlechteres  Er- 
gebnis liefern  würde.  Das  zu  erstrebende  Ziel  ist,  jede  Infection 
während  der  Geburt  auszuschlielsen.  In  diesem  Bestreben  stehen 
sich  zur  Zeit  2 Richtungen  schroff  gegenüber. 

Die  einen  sagen,  das  gewohnheitsmäf'sige  Exploriren  während 
der  Geburt  muss  durchaus  aufhören,  nur  auf  ganz  stricte  Indica- 
tionen  hin  darf  die  innere  Untersuchung  vorgenommeo  werden. 
Solche  Indicationen  werden  für  jede  Geburtsperiode  genau  formu- 
lirt,  nur  Abweichungen  von  der  Norm  berechtigen  zur  innern  Un- 
tersuchung, die  nach  sorgfältiger  Desinfection  der  Kreifsenden  wie  der 
Untersuchenden  vorzunehmen  ist. 

Den  entgegengesetzten  Standpunkt  vertritt  die  andere  Richtung. 
Die  Schüler  und  Schülerinnen  sind  gründlichst  in  der  inneren 
Untersuchung  einzuüben,  dabei  müssen  aber  die  Schwängern  und 
Kreifsenden  vor  einer  Schädigung  ihrer  Gesundheit  bewahrt  bleiben. 
Das  wird  durch  strenge  Durchführung  einer  systematischen  und 
sorgfältigen  Desinfection  der  zur  Untersuchung  Kommenden  erreicht. 

Nach  der  bacteriologischen  Untersuchung  enthält  das  Scheiden- 
secret  Schwangerer  sowohl  als  Kreifsender  immer  Microorganismen 
in  grofses  Anzahl,  aber  von  verschiedener  Dignität.  Diese  können 
durch  Aufnahme  in  die  während  der  Geburt  entstehenden  Wunden 
zur  Wirkung  kommen. 

Dödkrlkin  unterscheidet  ein  normales  und  ein  pathologisches 
Scheidensecret.  Das  erstere  enthält  keine  pathogenen  Keime,  rea- 


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No.  1. 


Quincke.  — Stapki.mann.  — Bahkkr.  — Kouwkr. 


13 


giert  stets  intensiv  sauer.  Letzteres,  schwach  sauer  reagierend  und 
von  gelber  bis  gelbgrOnlicher  Farbe,  enthält  in  9 1 , pCt  Strepto- 
coccen, die  specif.  Erreger  des  Puerperalfiebers. 

In  der  Privatpraxis  darf  das  Scheidenaecret  als  Infectionsquelle 
um  so  mehr  vernachlässigt  werden,  als  schon  das  Anstaltsmaterial 
in  90  pCt.  frei  von  virulenten  pathogenen  Keimen  befunden  wurde. 

Im  Privathause  ist  demnach  bei  spontanem  Geburtsverlauf  jede 
vaginale  Manipulation  zu  unterlassen.  Nur  bei  sicher  erkannter 
pathologischen  Beschaffenheit  des  Scheidensecrets  und  voraussichtlich 
protahiertem  Geburtsverlauf,  besonders  wenn  die  öftere  Wiederho- 
lung innerer  Untersuchung  wahrscheinlich  erscheint,  ist  eine  ganz 
exaite  prophylactische  Desinfection  angezeigt.  A.  Martin. 


H.  Quincke,  Ueber  Tag-  und  Nachtharn.  Arcb.  f.  exp.  Path.  XXXII. 
S 211. 

Aus  den  langjährigen  Beobachtungen  des  Verf.  ergiebt  sich,  dass,  wlhrend  bei 
Gesnnden  die  GrOfse  der  Barnausscheidnng  Nachts  geringer  ist  als  bei  Tage  und 
zwar  etwa  wie  1:4  bis  1:2,  sich  bei  manchen  Kranken  dies  Verhältniss  au  Gunsten 
der  Nacht  ändert,  sodats  die  resp.  Ausscbeidungsgrftfse  wie  1:1  bis  2 : 1 wird,  u.  swar 
betrifft  die  Steigerung  der  nächtlichen  Harnausscheidung  nicht  nur  das  Wasser  (nächt- 
liche Polyurie),  sondern  auch  die  festen  Bestandteile  (aus  dem  spec  Gewicht  des 
Harns  mittels  des  Taari-’schen  Coöfficienteu  berechnet).  Die  nächtliche  Polyurie  findet 
sieb  bei  Herzkranken , Nierenkranken , bei  älteren  Leuten  mit  Arteriosclerose,  bei 
Kacbekttscben,  bei  Diabetes  insipidus.  — Bei  Gesunden  wie  bei  Kranken  scheint  Auf- 
steben  und  Bewegung  bei  Tage  die  nächtliche  Secretion  zu  steigern  d.  h dieSecretion 
rom  Tage  nach  der  Nacht  zu  verschieben.  j.  Munk. 


E.  Stadelmaun,  Ueber  das  Vorkommen  von  Gallenefturen,  Hippur- 
säure und  Benzoesäure  in  den  Nebennieren;  nach  Versuchen 
von  K.  Bk  ihr.  Zeitschr.  f.  Nhysiol.  Chemie.  XVIII. 

Auf  Gallens&ure  wurden  die  Nebennieren  vom  Menschen,  Hund,  Rindern  unter- 
sucht,  auf  die  beiden  anderen  Körper  die  vom  Rind.  Das  Resultat  war  ein  gänzlich 
negative«,  keine  der  genannten  Substanzen  konnte  nacbgewiesen  werden.  Bezüglich 
des  Nachweises  von  Galleoaäure  in  Organen  hat  Verf.  ausführliche  Cootrollversuche 
angestellt,  welche  zeigen,  dass  bei  0,001  g Natron  glycocbolicura  auf  60  g Milz  noch 
eine  deutliche  Reaction,  wenn  auch  kein  characteristisches  Spectrum  mehr  erhalten 
werden  konnte,  ebenso  bei  Natron  taurocholicum.  Bezüglich  eiugeheoder  Erörterung 
der  Methoden  des  Nachweises  der  Galleosfturen  (es  wurde  die  Bleifftllung  angewendet) 
etc.  mass  auf  das  Orig  verwiesen  werden.  K.  Sslkowski. 


A.  E.  Barker,  Ankylosis  of  the  jaw:  resection  of  joint;  complete 
relief  resulting.  Lancet  1893,  p.  1189. 

Bei  dem  15jährigen  Mädchen  handelte  es  sich  um  den  seltenen  Falt  einer  knö- 
chernen Ancbylose  des  Kiefergelenkes  nach  einer  mit  deformem  Callas  geheilten  Ge- 
lenkfractur.  r.  Gfttorbock. 


Konwer,  Een  geval  van  lipoma  retroperitODeale.  Weekbl.  van  het 
Neederl.  Tijdschr.  voor  Qeneesk.  1893,  I.  No.  5. 

Ern  26 jähriger  Schneider,  der  einige  Jahre  geringe  Schmerzen  in  der  linken 


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14 


V.  HlPPBL.  WlNCKKH.  — SvMPSO». 


No.  1 


Seite  de«  Rauche«  «erspürt,  sonst  keine  Beschwerden  gebebt,  erkrankte  mit  Ver- 
stopfung, Erbrechen,  Ijeibschmerzen.  In  den  Brnstorganen  fanden  sieb  keine  Ab- 
weichungen; in  der  Mittellinie  des  Bauches  ein  Tumor  mit  glatter  Oberfläche,  mit 
deutlicher  Fluctuation,  selbst  Undulation  tod  der  GröCse  eines  im  siebenten  Monat 
schwangeren  Uterus.  Operation,  Entfernung  der  Geschwulst,  die  makroskopisch  den 
Eindruck  eines  Sarkoms  gewahrte  und  bei  mikroskopischer  Untersuchung  sich  als  ein 
Lipom  erwies  Georg«  Meyer. 


E.  v.  Hippel,  Ueber  Keratitis  parenchymatosa.  v.  Gräfe’s  Aroh.  f. 
Ophthalm.  XXXIX.  S.  204. 

Verf.  untersuchte  zwei  mit  parenchymatöser  Keratitis  und  Iritis  behaftete  Augen, 
welche  «on  einem  15jährigen  Knaben  stammten.  Er  kam  zu  dem  Resultate,  dass 
die  Trübungen  der  Hornhaut  in  dem  Rückbildungsstadium  der  Keratitis  paren- 
chymatosa, das  sich  durch  starke  Vaskularisation  charaklerisirt , auf  Infiltration  mit 
zeitigen  Elementen  nnd  auf  Veränderungen  der  fibrillären  Grundsubstanz  beruhen; 
welcher  Art  die  letzteren  sind,  war  nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden.  Dem  kli- 
nischen Bilde  des  Keratitis  parenchymatosa  entsprach  anatomisch  eine  Erkrankung 
sämmtlicher  Teile  des  Auges.  Es  liefs  sich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen,  ob  die 
Keratitis  als  secundires  oder  als  selbständiges  Leiden  aufzufassen  ist.  Mit  allergrOsster 
Wahrscheinlichkeit  kann  die  parenchymatöse  Keratitis  durch  tuberculose  Iofection  des 
Auges  hervorgerufen  werden;  es  würde  sich  dann  um  eine  sogenannte  abgeschwächte 
Tuberkulose  bandeln,  welche  rückbildungsflhig  ist  nnd  ausheilen  kann.  Borstmsns. 


Wincker,  Ueber  einen  eigenartigen  Fall  von  Asynergia  vocalie 
bei  einem  Stotternden.  Wiener  med.  'Wocbenscbr,  1893,  No.  41,  42. 

Es  handelte  sich  um  eine  mangelhafte  Koordination  der  Stimmbänder  beim  An- 
geben von  Tonen  und  um  gleichzeitiges  Stottern  in  der  Sprache,  nicht  aber  beim 
Singen.  Oie  erfolglose  Lokalbebandlung,  wie  sie  anfangs  eingeleitet  war,  schien  Verf. 
zu  bestätigen,  dass  es  sich  nicht  allein  um  eine  auf  Grund  des  chronischen  Entzün- 
dungszustandes  entstandene  Schwäche  der  Stimmbandmuskulatur  bandeln  konnte. 
Er  glaubt  «ielmehr  die  Storung  alt  eine  rein  nerrOse  und  auf  mangelhafter  Energie 
beruhend  auffassen  zu  müssen.  w.  Lublintki. 


E.  M.  Sympson,  Salol  as  an  intestinal  antiseptic.  The  practitioner 
1893,  Aug. 

S.  empfiehlt  das  Salol  als  ein  günstig  wirkendes  Darmantisepticum  in  erster 
Linie  sowohl  bei  der  gewöhnlichen  Diarrhoe,  alt  anch  beim  Unterleibstyphus.  Bei 
der  ersteren  gab  S.  früher  mit  Vorliebe  Glycerin  und  Borax,  wenn  die  Krankheit 
Kinder  betraf;  jetzt  aber  zieht  er  das  Salol  vor,  welches  er  in  dem  Alter  der  Kinder 
entsprechenden  Dosen  verabreicht.  Dasselbe  wirkt  sicherer,  stärker  antiseptisch  und 
ist  angenehmer  zu  nehmen.  Beim  Abdominaltyphus  wird  das  Salol  gleichfalls  mit 
Vorliebe  angewandt,  nicht  in  der  Absicht,  gegen  das  Typhusgift  zu  wirken , sondern 
lediglich  um  eine  möglichst  ausgiebige  Reinigung  des  Darmtractua  zu  bewerkstelligen. 
Daneben  wirkt  das  Mittel  auch  der  Entwickelung  zu  reichlicher  Darmgase  entgegen, 
welche  bekanntlich  in  manchen  Fällen  von  Unterleibstyphus  den  Kranken  nicht  uner- 
hebliche Beschwerden  macht  Ferner  setzt  das  Salol  die  Temperatur  nicht  unwesent- 
lich herab,  indem  es  eine  reichliche  Schweifs secretion  herrorruft-  Es  verringert  auf- 
fallend die  diarrboischen  Stühle  (in  einigen  Fällen  von  11  — 14  innerhalb  24 
Standen  auf  8—4.  Das  Mittel  wurde  beim  Typhus  continnirlich  gegeben.  — Auch 
bei  infectiOser  Diarrhoe,  sowie  bei  gewissen  Fällen  von  Dyspepsie  erwies  sich  das 
Salol  als  ein  ganz  vorzügliches  Mittel.  C.  Bosmthal. 


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No.  1. 


LiKYDBN.  — Kobkht.  — Joffroy.  — KuLISL'H. 


15 


E.  Leydeil,  Ueber  Endocarditis  gonorrhoica.  Deutsche  med.  Wochen- 
schr.  1893,  No.  38. 

Der  Zusammenhang  too  Endocarditis  und  Gonorrhoe  ist  zwar  durch  zahlreiche 
Beobachtungen  wahrscheinlich  gemacht  worden;  in  bacteriologiteher  Beziehung  aber 
war  da«  Problem  nicht  gelbst,  da  die  Befunde  meist  unbestimmt  waren  und  nur  in 
2 Fallen  sich  Streptococcen  auf  den  Klappen  fanden  Klinisch  «erlief  ein  Teil  der 
beobachteten  Falle  glücklich,  wahrend  ein  anderer  Teil  unter  den  Erscheinungen  der 
malignen  Endocarditis  letal  endete;  am  häufigsten  waren  die  Aortenklappen,  seltener 
die  Mitralklappen  befallen;  meist  — aber  nicht  constant  — war  gonorrhoischer  Ge- 
leokrheamaliamns  der  Endocarditis  rorangegangen.  — Verf.  veröffentlicht  nun  den 
Fall  eines  22 jährigen  Mannes,  bei  dem  im  Anschluss  au  chronische  Gonorrhoe  mit 
Entzündung  mehrerer  Gelenke  sich  eine  maligne  Endocarditis  (mit  Aorten-  o.  Mitral- 
insuflficienz)  entwickelte.  Bei  der  Autopsie  wnrde  durch  sorgfältige  Untersuchung  der 
fibrinösen  Auflagerungen  auf  Aorten-  und  Mitralklappen  die  Anwesenheit  von  Gono- 
coccen  festgestellt,  und  zwar  bandelte  es  sich  um  Reinkultur  der  letsteren,  da  keine 
andere  Bacterienart  weder  mikroskopisch  noch  durch  Kultur  naebgewiesen  werden 
konnte.  p«rl. 


R.  Robert,  Ueber  Cangoura.  Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  44. 

K.  berichtet  über  ein  in  Salvador  vorkommendes,  sar  Familie  der  Connaraceen 
gehörendes  Schlinggewächs,  dessen  Samen  zum  Vergiften  schädlicher  Tiere  benutzt 
wird;  angeblich  wirkt  es  giftig  nur  auf  Fleischfresser,  wahrend  Pflanzenfresser  gegen 
das  Gift  widerstandsfähig  sein  sollen.  Die  hervorstechendsten  Iotoiicationserscheinungen 
sind:  Salivation,  Erbrechen,  Zittern,  klonische  Krampfe  und  Popillendilatation  Nach 
dem  Vorschlag  Rmson’s , die  therapeutische  Wirksamkeit  des  Mittels  zu  prüfen,  ver- 
suchte K.  an  Hunden,  Katzen  und  Fröschen  den  Samen  der  Pflanze  und  ein  aus 
ihren  Früchten  bergestellten  Floideitract  ond  fand  beide  völlig  wirknngslos.  Offenbar 
handelt  es  sich  hier  um  eios  jener  Gifte,  die  beim  Trocknen  ihre  Wirksamkeit  ein- 
büfsen.  Weitere  Versuche  mit  dem  Mittel  sind  daher  als  aussichtslos  auftugeben. 

K.  Kronthal, 


A.  Joffroy,  Contribution  h l’Anatomie  Pathologique  de  la  Para- 
lysie  G^n^rale.  Arch.  de  Med.  1892,  No.  6. 

J.  vertritt  die  Anschauung,  dass  die  allgemeine  Paralyse  auf  eine  primtre  paren- 
chymatöse Encephalitis  resp  auf  eine  parenchymatöse  Erkrankung  des  cerebrospinalen 
Nervensystems  zurücktnfübren  sei;  die  Ganglienzellen  und  Nervenfasern  erkranken 
primSr,  die  Veränderungen  der  Neoroglia  und  der  GefSfse  seien  secundirer  Natur 
(secundäre  Encephalitis  interstitialis).  Ein  neuer  mitgeteilter  Fall  von  progressiver 
Paralyse  dient  dazu,  diese  Ansicht  zu  befestigen;  es  fand  sich  nach  der  Section  eine 
allgemeine  Verlnderuog  der  Ganglienzellen  des  Gehirns  und  Rückenmarks;  ganz  be- 
sonders atrophisch  waren  die  Vorderhornzellen  im  linken  Cervlcalmark , wlbrend  im 
Leben  eine  ausgesprochene  Muskelatropbie  der  lioken  Hand  bestand.  Die  Seitenstr&nge 
des  Rückenmarks  waren  nicht  alterirt;  ebenso  war  das  interstitielle  Gewebe,  die  Neu- 
roglia  gar  nicht  und  die  Geflfse  nur  sehr  wenig  von  der  Norm  abweichend.  Im 
Gehirn  nnd  Rückenmark  waren  sowohl  die  gröfseren  wie  die  kleineren  Ganglienzellen 
verlndert.  8.  K «flacher. 


Koliscb,  Zur  Lehre  von  den  posthemiplectischen  Bewegungser- 
scheinungen. Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenkrank!).  IV.  p.  1 4. 

Die  Arbeit  hat  den  Zweck  neues  Beweismaterial  heranzobriogen  für  die  Kablss- 
Pica'sche  Erklärung  der  posthemiplegischen  Bewegungserscheinuogen , nach  welcher 
für  das  Zustandekommen  derselben  die  compacte  Pyramidenbahn  verantwortlich  ge- 
macht wird.  Fall  I:  Beiderseitige,  rechts  starker  ausgesprochene  Oculomotoriuslah 


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Iß 


Gold.  — Smith.  — Fkillhenfklu.  — Windschrid. 


No  1 


mutig,  cerebellare  Ataxie,  ßewegungsataxie  der  oberen  und  unteren  Extremitäten, 
Heiniparese,  Hemichorea;  Tod  durch  hinzugetretene  tnberculöse  Meningitis;  Befund: 
Tuberkel  der  Vierhügelregion,  hauptsächlich  recht«.  Kall  II.  Hauptsächlich  rechter- 
»eit«  ausgesprochene  Oculomotoriuslähmung,  linksseitige  Hemiplegie  und  Hemichorea, 
Tic  des  Nerr  facialis  sinistr. , fehlendes  Kniephänomen.  Annahme  eines  zum  Teil 
such  nach  der  linken  Seite  hinübergreifenden  Prozesses  im  rechten  pedunculus.  — 
Namentlich  der  erste  durch  Section  belegte  Fall  zeigt,  dass  Läsionen  der  Pyramiden- 
bahn an  Jeder  Stelle  (nicht  nur  in  der  Nähe  der  Stammganglion)  postbemiplegische 
Bewegungserscheinungen  anslösen  können.  Schäfer. 


L.  Gold,  Sechs  Fälle  von  extragenitaler  Syphilisinfection.  Arch.  f. 
Deruiat.  u.  Syph.  XXV.  1893,  S.  791. 

Ein  I | Jahr  altes  Mädcbeu  acquirirte  ron  einem  anderen  Kinde  eine  syphilitische 
Sclerose  der  Lippe  nnd  übertrug  diese  beim  Saugen  auf  die  Brustwarze  seiner  Mutter; 
ron  der  Frau  inöcirte  sich  auf  extrageoitalem  Wega  deren  Mann  und  steckte  nun 
seinerseits  seine  ältere  Tochter  an.  Bei  den  beiden  letzten  Pat.  safs  der  Primäraffect 
an  der  Lippe.  — Ein  junger  Mann  mit  hartem  Schanker  an  der  rechten  Tonsille 
und  Secundärerscheinungen  hatte  die  Syphilis  allem  Anscheine  nach  ron  einem  Vater, 
welcher  gleichzeitig  drei  indirecte  Geschwüre  und  zwar  an  der  Lippe,  am  Mona  Ve 
neris  und  im  Sulcus  retroglandularis  aufwies.  H.  Malier. 


W.  R.  Smith,  A case  of  bleeding  by  the  urachus.  Edinb.  tued. 
journ.  1 893,  April. 

Verf.  berichtet,  dass  bei  einem  kräftig  entwickelten  Kinde  ohne  irgend  einen 
Anschein  ron  Verletzung  1 1;  Tage  nach  der  Geburt  Blutungen  au«  dem  Nabel  neben 
der  Nabelschnur  auftraten,  denen  nach  weiteren  zwei  Tagen  solche  aus  der  Blase 
folgten  Mit  Abfall  der  Nabelschnur  hörte  die  Blutung  auf.  — Verf.  glaubt,  dass 
es  die  Arteria  hypogastr.  (oder  rielleicht  die  Umbilicalreoe)  seien,  aus  denen  die  Blu- 
tung anfänglich  durch  den  Nabel,  dann  durch  den  Urachus  in  die  Blase  erfolgt  sei. 

A.  Martin. 


H.  I'eilchenfeld  (Schöneberg),  Ein  Fall  von  Ovarialtumor  bei 
Gravidität.  Bert.  kiin.  Wochenschr.  1893,  Nu.  44. 

F.  teilt  einen  Fall  ron  Orarialtumor  bei  7 monatlicher  Gravidität  mit.  Oie 
Diagnose  machte  erst  Schwierigkeit,  da  der  Tumor  im  Becken  rechts  und  hinten  und 
link«  davon  der  Kopf  lag.  Die  Operation  verlief  normal,  doch  erfolgte  6 Tage  nach 
derselben  Ausstofsung  der  toten  Frucht  zusammen  mit  der  Placenta.  Am  16.  Tage 
nach  der  Operation  konnte  Pat  entin  das  Bett  verlassen  w.  Sch&lelu. 


F.  Windscheid,  Ein  Fall  von  Cannabinvergiftung.  Wiener  med.  Pr. 
1893,  No.  21. 

Gelegentlich  eines  psychologischen  Versuches  nahm  ein  28jähriger  Mann  im  Ver- 
lauf von  Stunden  2.9  g Extr.  Cannab.  ind.,  also  mehr  alt  das  7 fache  der  Mail- 
maldosis.  3 V,  Standen  später  begann  ein  1 1 , Stunden  dauerndes  wildes  Excitationt- 
stadium,  jedoch  ohne  die  sonst  angegebenen  Fliegevorstellnngen.  Dann  Mattigkeit, 
Angstgefühl,  grofser  Durst,  Empfindlichkeit  gegen  Geräusche,  172  (!)  Pulse,  Zuckungen 
besonders  in  den  oberen  Gliedern  Nach  einer  unruhigen  Nacht  mit  Delirien  am 
nächsten  Morgen  eine  Pulsfrequenz  von  120,  allgemeine  Hyperästhesie,  enorm  gestei- 
gerte Reflexe  Ei  folgte  mehrtägige  Apathie  und  Willenlosigkeit,  dann  völlige  Wieder- 
herstellung. Fr.  Strassmann. 

KiiiMenriimsrn  für  da»  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
FransSaiaehe  Stra'ae  21'  oder  en  die  Verlarehandlanr  fBerlln  NW.,  sg.  Unter  deo  Linden)  erbeten. 

Verlas  von  Augu-t  lllrscbwald  in  Berlin.  - Druck  ton  L.  fiehutnaebar  In  Berlin. 


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Wöchentlich  «m-hcincn 
1—2  Bogen;  na  Schluss« 
de#  Jahrgangs  Titel , Ne* 
men  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de*  •Tshrgange« 
2o  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poatanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowaki, 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  !»•  Januar.  No.  2. 


Inhalt:  Binz,  Unsere  jetzige  Kenntnis*  von  der  Malariafieberheilung  durch  Chinin. 

(Orig.  Mitt.i 

Sboall,  Zar  Histologie  der  Nervenfasern.  — Hildbbramd,  Nbombistek, 
Ueber  Ernährung  mit  AlbnmoseD.  — BsietH,  Ueber  die  Kohlehydrate  des  Harns. 

— H öh  mann,  Stoffwechsel  des  electrischen  Organs.  — Babth,  Nierenbefund  nach 
Nephrotomie.  — r.  Hicsss,  Ueber  Oesophagnsstrictnren.  — Tietzb,  Zor  Kennt- 
nis« des  Rankenneoroms  — Sriisss,  Ueber  retroglenoidaie  Luxation.  — Wabl- 
pors,  Ueber  das  Schielen  und  die  Ursachen  desselben.  — SoBwmor,  Fall  von 
8arkom  der  Schädelbasis.  — Gkdbrb,  Hygienische  Beurteilung  des  Wassers.  — 
W ALKS«  u.  Gkiffitbs,  Angeborene  Dilatation  des  Colon.  — Gerhardt,  Zur 
physikalischen  Diagnostik  der  Galleosteinkolik.  — Rumpf  u.  Fbänksl,  Zar  Kennt- 
oiis  der  Cboleraniere  — Oppenheim,  Senile  Form  der  mnltiplen  Neuritis.  — Gold- 
schmidt, RoatsstATT,  Nrwmark,  Colemah  and  C'Cawoli,  Raimohii, 
PirsRios,  Falle  von  Syringomyelie.  — Lobsitiib,  Diagnostik  der  Urethritis 
posterior.  — Bachrisk,  Achsendrehung  der  Ovarislgescbwülste. 

Wintbrstrin,  Zur  Kenntniss  der  Piltcellulose  — KsCoss,  Fällbarkeit  der 
Harns&nre  als  Knpferoxydnlverbindnng.  — Vhrihsih,  Einfluss  der  Thyreoidea 
anf  den  Stoffwechsel.  — Horbacziwski,  Trennung  der  Harnslure  von  den  Xan- 
tbinbasen.  — Kischinsst,  Einfluss  der  Laparotomie  auf  die  Bauchfelltuberkulose. 

— Laüisstiis,  Die  typische  Ausräumung  der  Leiste.  — Curtiub,  Zar  Pathologie 
der  Spina  biflda  — Schi,  asok,  Ueber  die  Fistola  colli  congenita.  — Bobosiewicz, 
Die  Sebussverletzungen  durch  das  Manlicber-Gewehr.  — Hopps,  Partielles  Oberlid- 
colobom  beim  Fötus.  — Reche,  Ueber  den  Ort  der  optischen  Iridectomie.  — Gl  et 
and  Cbaksis,  Experimentelle  Erblichkeit.  — Nfcmahn,  Zar  Biologie  der  gasbii- 
deoden  Bacterien.  — Guinard,  Wirkung  des  Apocodeia.  — Babdol,  Hysterie  n. 
Meningitis.  — Collott,  Ueber  die  Filaria  sanguinis.  — Todmoer,  Exalgin  als 
Aotinenralgicnm  — Grawitz,  Se..ener  Herzfehler  — Nikola jrvic,  Tetanie  nnd 
Hysterie.  — Mare,  Verminderung  des  Leitungswiderstandes  am  Kopf  bei  Neurosen. 

— Browb,  Schusswunde  des  Ichiadicus.  — BOcklers,  Fälle  von  Hirosinusthrom- 
bose.  — FsiiDLifDSs,  Extractum  Pichi  bei  Erkranknngen  der  Harnorgane.  — 
FbaHk,  Behandlung  des  Trippers.  — Noik,  Behandlung  des  Herpes  tonsurans  — 
Hulas,  Einleitung  der  Frühgeburt.  — H i nt  xrbsrorr,  19  Fllle  von  Bauchfell- 
tuberculose  — Hofmahn,  Cholera  and  Gravidität  — Pluaqe,  Wirkung  von  So- 
pbura  tomentosa. 


XXXII.  Jahrgang. 


2 


18  Bmz,  Unsere  jetzige  Kemitiss  von  der  Malariafieber-  No.  2 

Unsere  jetzige  Kenntaiss  von  der  MaUriafieberheilnng  durch 

Chinin. 

Von  Prof.  C.  Binz. 

Ca  sind  26  Jahre  her,  seit  ich  in  diesem  Ceotralblatte,  1867, 
S.  308,  die  erste  der  experimentellen  Abhandlungen  drucken  liefe, 
auf  Grund  deren  ich  die  bis  dahin  allgemein  geltende  Lehre  ver- 
neinte, dass  das  Chinin  seine  Wirkung  gegen  die  Malariafieber  vom 
Nervensystem  aus  entfalte,  und  auf  Grund  deren  ich  den  Satz  auf- 
stellte, das  Chinin  wirke  wahrscheinlich  als  Protoplasmagift  auf  einen 
eingedrungenen  krankmachenden  Mikroorganismus. 

Mittlerweile  ist  dieser  aufgefunden  und  sein  Verhalten  zum 
Chinin  von  einer  Reihe  von  Forschern  mit  seltener  Uebereinstim- 
mung  geklärt  worden.  Das  dürfte  eine  Zusammenfassung  der  That- 
sachen  wünschenswert  machen,  wobei  ich  mich  an  die  jüngste  und 
gründlichste  der  betreffenden  Veröffentlichungen  anschliefse: 

„J.  Mannahkho,  die  Malariaparasiten,  auf  Grund  fremder  und 
eigener  Beobachtungen  dargestellt.  Wien,  bei  A.  Hölder  1893. 

Die  Malariafieber  werden  von  niederen  Organismen  aus  der 
Gattung  der  Amöben  verursacht,  die  in  die  roten  Blutkörperchen 
eindringen,  auf  deren  Kosten  sich  vergröfsern,  darin  sporuliren  und 
sie  zerstören.  Lavkbar,  der  die  Amöbe  der  Tertiana  zuerst  sah 
und  beschrieb,  hat  auch  den  Parasiten  hinsichtlich  seiner  Reaction 
auf  Chinin  gepröft.  Er  fand,  dass,  während  sich  in  dem  Controll- 
präparate  die  Parasiten  durch  längere  Zeit  in  lebhafter  Bewegung 
erhielten,  in  dem  Chininpräparate  alle  Parasiten  leblos  lagen,  dass 
also  deren  directe  Vergiftung  stattgefunden  hatte.  Die  Unter- 
suchungen von  Mabchiafava  und  Cklli  und  von  Grassi  u.  Fklktti 
bestätigten  das. 

Diese  Autoren  machten  auch  Controllversuche  mit  destillirtem 
Wasser  und  mit  Kochsalz  und  fanden,  dass  der  Zusatz  von  beidem 
zu  dem  Mariablute  die  Parasiten  ebenfalls  zum  Absterben  bringt. 
Daraus  leiteten  sie  und  andere  nach  ihnen  ein  Einschränken  der 
Bedeutung  der  gleichen  Chininwirkung  her,  weil  sie  jene  Zusätze 
als  „indifferente“  ansahen.  Destillirtes  Wasser  ist  aber  gar  nicht 
indifferent  för  Protoplasma,  sondern  ist  ein  Protoplasmagift,  und 
Kochsalz  ist  ebenfalls  ein  Gift  för  solche  Zellen,  die  in  einer  nie- 
drigeren Concentration  entstanden  sind  und  darin  leben.  Ich  erinnere 
an  die  alte  Thatsache,  dass  man  leichte  Formen  der  Malariafieber 
durch  Verordnen  gröfserer  Gaben  Kochsalz  heilen  kann.  Jene  mit 
destillirtem  Wasser  und  mit  Kochsalz  erreichten  mikroskopischen 
Resultate  stötzen  also  die  Bedeutung  der  Chininversuche,  statt  sie 
einzuschränken. 

Ein  anderer  Weg,  den  Einfluss  des  Chinins  auf  die  Malaria- 
parasiten zu  studiren,  war  der,  dass  man  das  Blut  der  Kranken 
vor  und  nach  der  Aufnahme  einer  heilenden  Gabe  Chinin  unter- 
suchte und  das  Aussehen  der  Parasiten  dort  und  hier  verglich. 
Uebereinstimmend  fand  man  zuerst,  dass,  wenn  Heilung  eintrat, 


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No.  2. 


heilung  durch  Chinin. 


19 


die  Parasiten  der  einfachen  Malariaformen  bald  gänzlich  fehlten. 
Das  einheitliche  Ergebniss  der  betreffenden  Untersuchungen  von 
Latbrar  , Romakowskt,  Baccblli,  Goloi,  Marchiafava  und  Biunami 
war:  die  Parasiten  werden  durch  das  dem  Organismus  einverleibte 
Chinin  im  Blute  getötet. 

Marnabkru,  Assistent  Nothragbl’s,  hat  in  seinen  auf  Anregung 
und  mit  Unterstützung  des  Professorencollegiums  der  Wiener  med. 
Facultät  und  unter  Förderung  der  österreichischen  Regierung  in 
Dalmatien,  Istrien  u.  s.  w.  unternommenen  Studien  an  Malaria- 
kranken  die  betreffenden  Verhältnisse  weiter  untersucht  und  dabei 
unter  anderen  diese  Ergebnisse  bekommen: 

An  den  amöboiden  Formen  des  Tertianparasiten  ist  schon  3 
Stunden  nach  Aufnahme  von  0,5  bis  1,0  Chinin  seitens  des  Kranken 
eine  wesentliche  Verminderung  der  amöboiden  Beweglichkeit  festzu- 
stellen; nach  weiteren  3 bis  6 Stunden  hat  auch  die  Zahl  der  Pa- 
rasiten beträchtlich  abgenommen  und  von  den  noch  vorhandenen 
sind  viele  zerrissen,  so  dass  sie  mehrere  innerhalb  der  roten  Blut- 
körperchen liegende  Kügelchen  bilden,  die  miteinander  nicht  mehr 
verbunden  sind,  wovon  man  sich  durch  eine  länger  dauernde  Be- 
obachtung überzeugen  kann. 

An  den  erwachsenen  Formen  des  Tertianparasiten  ist,  wenn 
Chinin  genommen  wurde,  entweder  ein  vollständiger  Stillstand  der 
Pigmentbewegung  zu  beobachten , wobei  der  Parasit  ein  schollig 
glänzendes,  wie  geronnenes  Ansehen  hat,  oder  es  tritt  hydropische 
Blähung  des  Parasiten  auf,  oder  der  Parasit  zerfällt  in  mehrere 
Trümmer. 

Kurze  Zeit  nach  der  Verabreichung  des  Chinins  findet  man 
die  mittelgrofsen  Tertianparasiten  oft  in  lebhaftester  Bewegung.  Es 
scheint,  dass  sie,  ehe  sie  infolge  des  Chinins  coaguüren  und  zum 
Stillstände  kommen,  manchmal  zu  erhöhter  Bewegung  gereizt 
werden,  wie  das  Binz  1869  für  die  gröfseren  Infusorien  der  Pflanzen- 
jauche beschrieben  hat. 

Auch  Baccblli  hat  gesehen,  dass  die  Parasiten  kurz  nach  der 
Chinindarreichung  eine  gesteigerte  Lebhaftigkeit  in  der  Bewegung 
zeigen,  dass  aber  24  Stunden  später  die  meisten  spurlos  verschwun- 
den sind.  Ihr  Absterben  geschieht  also  erst  nach  einer  vorüber- 
gehenden Reizung  durch  ihr  specifisches  Gift. 

Bei  den  mittelgrofsen  Quartanparasiten  machte  Golgi  die  Be- 
merkung, dass  sie  unter  der  inneren  Chininwirkung  eine  weniger 
feine  Körnung,  metallischen  Glanz  und  Neigung  zum  Schrumpfen 
zeigen.  Die  grofsen  Formen  sind  gebläht,  haben  lebhafte  oscilla- 
torische  Bewegungen  des  Pigmentes  und  enthalten  manchmal  Va- 
cuolen  oder  abortive  Sporen.  Im  ganzen  besteht  volle  Aehnlich- 
keit  in  der  Art  der  Vergiftung  mit  der  bei  den  Tertianparasiten. 

Ein  Teil  der  Amöben  der  echten  Quartana  leichteren  Charakters 
zeigte  schon  3 Stunden  nach  der  Verabreichung  des  Chinins  in  der 
Gabe  von  0,5  einen  mangelhaft  oder  gar  nicht  mehr  färbbaren 
Nucleolus.  Beim  Fortsetzen  der  Chinintherapie  fanden  sich  nach 

2* 


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20  Binz,  Unsere  jetzige  Kenntniss  von  der  Malariafieberheilung  etc.  No.  2 

weiteren  12  Stunden  nur  mehr  vereinzelte  Parasiten  mit  erhaltenem 
Nucleolus,  während  die  übrigen  entweder  keinen  färbbaren  Nucleolus 
mehr  besafsen  oder  selbst  schon  am  Zerfallen  waren,  so  dass  nur 
einige  ungestaltete  Fragmente  übrig  blieben,  wie  die  Tafel  IV, 
Fig.  57 — 62  zeigt. 

Die  weitere  Untersuchung  mittelst  der  Färbemethode  ergab 
auch,  dass  nur  ein  geringer  Teil  der  in  der  reifen  Amöbe  gebil- 
deten Segmente  lebensfähige  Sporen  besafs,  wenn  Chinin  gegeben 
worden  war.  Also  nicht  allein,  dass  die  Malariaamöbe  selbst  unter 
dem  Einflüsse  des  im  Blute  kreisenden  Chinins  sichtbar  erkrankt, 
auch  ihre  Erneuerung  durch  Bilden  lebenskräftiger  Sporen  wird 
herabgedrückt. 

Jene  erste  Alt  der  Einwirkung  des  Chinins  ist  nicht  immer 
vorhanden;  es  giebt  Malariaformen,  worin  der  Vorgang  der  Seg- 
mentirung  trotz  des  Chinins  sich  ganz  vollzieht,  worin  aber  dann 
durch  den  Einfluss  des  Heilmittels  die  Sporen  tot  sind  oder  baldigst 
absterben. 

Bei  den  Formen  der  Malaria,  die  durch  Chinin  nicht  heilbar 
sind,  gewahrt  man  auch  keinen  Einfluss  des  Mittels  auf  die  im 
Blute  vorhandenen  Parasiten.  Manche  schwere  Malariafieber,  die 
der  gewöhnlichen  Behandlung  trotzen,  können  geheilt  «'erden  durch 
Einspritzen  der  gebräuchlichen  Chiningabe  in  eine  Vene  (Baccklli). 
Die  Parasiten  werden  so  unmittelbar  und  in  geringerer  Verdünnung 
des  Chinins  getroffen. 

Wenn  auch  die  genannten  Forscher  nebst  Mannabrho  in  ein- 
zelnen Punkten  voo  einander  abweichen,  so  sind  das  nur  solche 
von  nebensächlichem  Charakter.  In  der  Hauptsache  herrscht 
Uebereinstimmung,  dass  das  Chinin  als  unmittelbares  Gift  auf  die 
Parasiten  der  durch  es  heilbaren  Malariafieber  ein  wirkt,  während 
es  die  Zellen  des  menschlichen  Organismus  in  den  therapeutischen 
Gaben  nicht  schädigt.  Eine  Mitwirkung  des  Nervensystems  bei 
dem  Vorgänge  der  Heilung  ist  in  keiner  Weise  ersichtlich  und  er- 
forderlich. 

Auch  die  vorbauende  Wirkung  des  Chinins  (Ghakskh,  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1888,  No.  42  und  53)  ist  danach  zu  deuten. 
Das  Chinin  verschwindet  langsam  und  grösstenteils  unverändert  aus 
dem  Blute,  und  die  hier  eingedrungene  junge  Amöbe  oder  deren 
Spore  wird  durch  die  dauernde  Berührung  mit  ihm  in  ihrer  Ent- 
wicklung gehindert  oder  doch  aufgehalten. 

Betreffs  der  Rolle  der  Leukocyten  in  der  Malariaheilung  hat 
sich  dieses  ergeben: 

Wenn  Malariafieber  von  selbst  heilen,  so  scheint  in  der  That 
der  Phagocytismus  daran  beteiligt  zu  sein.  Wenn  dagegen  die 
Heilung  durch  Chinin  geschieht,  so  kommt  er  nicht  in  Betracht, 
denn,  wie  Goi.ui  beobachtet  hat,  schränkt  das  Chinin  ihn  wesentlich 
ein  und  es  macht  ihn,  wie  wir  soeben  gehört  haben,  infolge  seiner 
eigenen,  die  Malariaparasiten  lähmenden  Kraft  auch  überflüssig. 

Das  ist  entsprechend  meinen  Angaben  über  die  Lähmung  der 


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No.  2.  Skqall,  Zur  Histologie  der  Nervenfasern.  21 

Leukocyten  innerhalb  des  Organismus  und  deren  vielfacher  Bestä- 
tigung, unter  andern  durch  die  Untersuchungen  von  Appekt  im 
pathologischen  Institute  zu  Heidelberg  (Arch.  f.  pathol.  Anat.  1877, 
Bd.  71,  S.  364)  und  Th.  W.  Ekoklmann  (daselbst  1891,  Bd.  125, 
S.  196.) 

Die  Monographie  Mankaberg’s  enthält  vier  farbige  Tafeln  und 
ein  Litteraturverzeichniss  von  216  Nummern,  Man  möge  die  Einzel- 
heiten Ober  das  vorliegende  Thema,  ihren  Nachweis  und  ihre  Be- 
gründung dort  einsehen. 

Das  bis  jetzt  gewonnene  Wissen  Ober  dos  Wesen  der  Malaria- 
fieber und  ihrer  Heilung  durch  Chinin  nennt  Mannabkrq  eine  glän- 
zende Rechtfertigung  dessen,  was  seit  1867  in  den  experimentellen 
Arbeiten  von  mir  und  meinen  Schülern  verfochten  wurde.  Die 
heutige  Erledigung  der  Frage  entschädigt  mich  für  alle  absprechen- 
den Urteile  und  fehlerhaften  Nachuntersuchungen,  die  ich  seit  jener 
Zeit  so  oft  über  mich  musste  ergehen  lassen.  Die  unrichtige  Dar- 
stellung meiner  Untersuchungen  durch  Lavkran  habe  ich  in  der 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1891,  No.  43  erläutert  (vgl.  dieses  Cbl. 
1892,  S.  295). 


S£gall,  Sur  des  anneaux  intercalaires  des  tubes  nerveux  produits 
par  impregnation  d’argent.  Journal  de  l’Anatomie  et  de  ia  Physiologie 
1893,  No.  5. 

Verf.  behandelt  frische  Nerven  vom  Frosch  nach  einander  mit 
Osmiumsäure  und  Höllensteinlösung  — das  Detail  der  Methode 
ist  im  Original  nachzulesen  — und  kommt  mit  Hilfe  dieser  Methode 
zu  folgenden  Resultaten: 

An  der  RANviEa’schen  Einschnürung  sieht  man  nicht  mehr  das 
ganze  Axenkreuz,  sondern  nur  noch  den  horizontalen  Schenkel  des- 
selben, also  den  einschnürenden  Ring. 

An  den  Grenzen  zweier  cylindrokonischen  Segmente,  der 
SrHMinT-LfcNTKRMAEN’schen  Einkerbungen,  sieht  man  gleichfalls  je 
einen  Ring,  der  sich  braun  gefärbt  hat;  dieser  Ring  liegt  unterhalb 
der  Schwann’schen  Scheide  und  umfasst  eng  den  Markmantel. 
Manche  cylinder-konischen  Segmente  haben  zwei  Ringe,  d.  h.  je 
einen  am  vorderen  und  hinteren  Ende,  manche  nur  einen  Ring, 
manche  gar  keinen.  Im  zweiten  Falle  hat  stets  das  voraufgehende 
oder  folgende  Segment  einen  Ring,  im  dritten  besitzt  das  vorauf- 
gehende oder  folgende  Segment  zwei  Ringe. 

Verf.  beschreibt  ausserdem  noch  ganz  gut  das  ungemein 
wechselnde  Verhalten  der  Lantermann’echen  Einkerbungen,  die  er 
für  präexistente  Gebilde  hält,  und  diskutiert  endlich  in  wenig  gründ- 
licher Weise  und  mit  Uebergehung  mancher  Arbeiten  die  Litteratur, 
die  über  sein  Thema  bereits  vorhanden  ist.  Rawitz. 


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22 


HiLDBBBANn,  Nkümf.istkb,  Ueber  Ernährung  mit  Albumosen.  No.  2 


1)  H.  Hildebrand,  Ueber  Ernährung  mit  einem  geschmack-  und 
geruchlosen  Albumosenpräparate.  (Verhdlg.  d.  XII.  Congresses 
f.  inn.  Med.  S.  395;  Zur  Frage  nach  dem  N&hrwerth  der  Albu- 
mosen. Zeitschr.  f.  pbysiol.  Ch.  XVIII.  S.  180. 

2)  R,  Neumeister,  Ueber  „Somatosen“  und  Albumosenpräparate 
im  Allgemeinen.  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1893,  No.  36. 

1)  H.  brauchte  zu  seinen  Versuchen  ein  in  den  Farbenfabriken 
von  Bayer  u.  Co.  (Elberfeld)  hergestelltes  Präparat  „Somatose“, 
das  wesentlich  aus  Deutero-  und  Heteroalbumosen  bestehen  soll. 

Nach  orientirenden  Vorversuchen  am  Hunde  führte  er  an  einem 
28jährigen  Manne  eine  Versuchreihe  durch,  zuerst  5 Tage  bei  ge- 
mischter Kost  (Brod,  Fleisch,  Butter,  Schinken,  Milch,  Cognac, 

Kaffee),  die  laut  Analyse  23  4 g N und  nach  Berechnung  73  g 
Fett  und  360  g Kohlehydrate  und  48  g Alcohol  enthielt,  wobei 
im  täglichen  Mittel  2.8  g N zum  Ansatz  gelangten,  dann  wurde 
der  Fleisch-N  (6.1  g)  an  3 Tagen  durch  Albumosen  ersetzt 
(Periode  II),  und  an  den  nächstfolgenden  2 Tagen  der  N des 
Schinkens  (6  8 g N)  ebenfalls  durch  Albumose  ersetzt  (Per.  III.), 
dann  folgten  5 Tage  mit  gemischter  Kost,  wie  in  der  Vorperiode. 

In  Periode  II.  wurden  nur  2,1,  in  Periode  III  sogar  nur  1,3  Jg  N 
angesetzt,  während  in  der  Nachperiode  (ohne  Albumosen)  der  N- 
Ansatz  sogar  3,4  g N pro  Tag  beträgt.  Trotzdem  folgert  Verf. 
einen  höheren  Nährwert  der  Albumosen  als  die  N- Bestandteile  des 
Fleisches  (was  Ref.  unverständlich  geblieben  ist,  da  die  vom  Verf. 
in’s  Treffen  geföhrten  Gewichtsveränderungen  bei  so  kurz  dauern- 
den Versuchen  und  schnellem  Wechsel  des  Ernährungsmodus  nichts 
beweisen  können).  Das  „geschmack-  und  geruchlose“  Präparat  ist 
aber  offenbar  sehr  schlecht  ausnutzbar,  insofern  in  Periode  II.  von 
6.1  g Albumosen  N fast  die  Hälfte  (3.5  N mehr  als  in  der  Vor- 
periode) und  in  Periode  III.  von  12.9  g Albumosen -N  rund  */5 
(5  g N mehr  als  in  der  Vorperiode)  mit  dem  Kot  ausgestossen 
wurden,  in  dem  sie  noch  z.  T.  als  „unresorbirte  Albumose  erkannt“ 
wurden. 

Verf.  hat  weiter  geprüft,  ob  die  Somatose  auch  subcutan  appli- 
cirt  einen  Nährwerth  fibt;  er  gibt  an,  sich  durch  Versuche  am  Hunde 
fiberzeugt  zu  haben,  dafs  ihr  nicht  nur  ein  Nährwert  auch  bei  diesem 
Applicationsmodus  zukommt,  sondern  sogar  eine  höhere  Wertigkeit 
als  dem  innerlich  verabreichten  Albumosen-  oder  Fleisch-N.  Da- 
nach sollte  das  Präparat  auch  mit  Umgehung  des  Darmkanals  assi- 
milirbar  und  ertragbar  sein,  ohne  dafs  dabei  Albumosen  oder  Pep- 
ton durch  den  Harn  ausgeschieden  werden  (was  den  bisherigen  Er- 
fahrungen widerspricht.  Ref.). 

2)  Dem  gegenfiber  weist  Nkumkisikk  nach,  dass  schon  0.1  g 
des  Präparates,  einem  Kaninchen  subcutan  beigebracht,  Albuminurie 
zur  Folge  hat  und  dass  demnach  (vorausgesetzt,  dass  vom  Kanin- 
chen auf  den  Menschen  geschlossen  werden  darf,  Ref.)  vor  subcu- 
taner  Application  der  Somatose  zu  Ernährungszwecken  nicht  genug 
gewarnt  werden  kann.  Das  Präparat  charakterisirt  sich  übrigens 

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No.  2.  Baisch,  Ueber  Kohlehydrate  d.  Harns.  - Röhmann, Stoffwechsel  etc.  23 


als  eine  durch  die  Wirkung  gespannter  Wnsserdftmpfe  oder  durch 
Papayotinverdauung  dargestellte  Albumose.  Da  durch  alle  der- 
artigen Präparate  eine  bessere  Ernährung  nicht  zu  erzielen  ist,  als 
durch  fein  geschabtes  Fleisch,  erscheinen  Verf.  dieselben  als  Nähr- 
mittel fßr  Kranke  mindestens  entbehrlich.  J.  Munk. 


K.  Baiseh,  Ueber  die  Natur  der  Kohlehydrate  des  normalen  Harns. 

(1.  Mitth.).  Zeitschr.  für  pbysiol.  Chemie.  XVIII.  S.  193. 

Die  für  das  Abfiltriren  des  Benzoylesters  am  meisten  geeignete, 
feinkrümlige  Beschafienheit  des  Niederschlages  wird  erreicht  durch 
Zusatz  von  400  ccm  Natronlauge  zum  Liter  Harn,  die  grösste  Menge 
derselben  durch  Zusatz  von  40  ccm  Benzoylchlorid  auf  1 Liter 
Harn;  ein  geringerer  Ueberschufs  von  Lauge  erzeugt  einen  klebri- 
gen, ungemein  schlecht  filtrirenden  Niederschlag,  ein  geringerer  Zu- 
satz von  Benzoylchlorid  eine  spärlichere  Ausbeute  an  Ester.  Der 
ausgewaschene  und  getrocknete  Ester  enthält  noch  2 pCt.  N und 
1 pCt.  Asche  (zumeist  Magnesiumphosphat);  durch  Verreiben  des 
Esters  mit  2proc.  Salzsäure  und  Auswaschen  der  letzteren  erhält 
man  einen  fast  farblosen,  aschefreien  Ester,  der  C 67,7,  H.  5,6 
sowie  an  N 2,3  pCt.  enthält  und  bei  125°  uuter  Gasentwicklung 
schmilzt.  Ausfällung  des  Esters  aus  dem  Harn,  den  man  zuvor  mit 
conc.  Bleizuckerlösung  ausgefällt  hat,  liefert  einen  ascheärmeren 
Ester  (nur  0,47  pCt.  Asche),  der  indefs  noch  1,5 — 2 pCt.  N ent- 
hält, doch  beträgt  die  Menge  des  Esters  nur  etwa  l/s  von  der 
ohne  vorgäugige  Bleifällung  gewonnenen.  Vorausgegangene  Fäl- 
lung mit  basischem  Bleiacetat  liefert  noch  weniger,  aber  sehr  asche- 
reicben  (bis  zu  17  pCt.)  Ester,  nur  etwa  ®/l0  80  viel  als  nach  Blei- 
zuckerfällung. Beide  nach  Bleifällung  gewonnene  Präparate  sind 
krümlich  und  filtriren  leicht.  Der  N-Gehalt  der  Ester  scheint 
nicht  von  beigemengtem  Eiweifs  (resp.  dessen  Estern)  herzurQhren, 
wenigstens  geben  die  Präparate  keine  Färbung  mit  Millon’s  Reagens. 
Bei  Fällung  mit  Natronlauge  und  Benzoylchlorid  (ohne  vorgängige 
Bleibehandlung)  gewann  Verf.  1,25 — 3,37  g Ester  auf  1 Liter  Harn, 
was  mit  den  von  Salkowski  gefundenenen  Werten  (1,22 — 3,66)  gut 
übereinstimmt.  Schliesslich  teilt  Verf.  vorläufig  mit,  dafs  bei  Ver- 
seifung des  Benzoylesters  mit  Natriumaethylat  eine  Lösung  erhalten 
wird,  die  mit  Phenylhydrazin  ein  Glucosazon  liefert,  mit  Hefe  unter 
Alcoholbildung  gährt,  die  Polarisationsebene  dreht,  Fauuso’sche 
Lösung  reducirt  und  die  Furfurolreaktion  scharf  gibt.  J.  Mnnk. 


F.  Röhmann,  Ueber  den  Stoffumsatz  in  dem  thätigen  elektrischen 
Organ  des  Zitterrochen  nach  Versuchen  an  der  zoologischen  Sta- 
tion zu  Neapel.  Aroh.  f.  Anat.  n.  Pbysiol.  Phys.  Abth.  1893.  S.  423. 
Um  das  electrische  Organ  auf  der  einen  Seite  mit  Sicherheit 


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24 


Barth,  Nierenbefund  nach  Nephrotomie. 


No.  2 


ruhig  zu  stellen,  wurden  an  dem  Tage,  welcher  dem  eigentlichen 
Versuche  voranging,  auf  der  einen  Seite  die  zu  dem  electrischen 
Organ  ziehenden  Nerven  bei  ihrem  Austritt  aus  der  Sehädelkapsel 
durchtrennt.  Die  Reizung  wurde  mit  ganz  schwachen  Strömen  des 
Inductionsapparates  begonnen,  der  Strom  successiv  verstärkt,  wenn  er 
sich  unwirksam  erwies,  am  Ende  des  Versuches  die  electrischen  Or- 
gane mit  Wasser  ausgekocht,  der  Auszug  auf  ein  bestimmtes  Vo- 
lumen gebracht  und  ein  Theil  desselben  unter  Anwendung  von 
blauem  Lacmoid  mit  Vl0  Normalsalzsäure,  ein  anderer  mit  Hölfe 
von  Curcumapapier  u.  Phenolphtalöin  mit  Normalnatron  titrirt. 
Unerwarteter  Weise  nahm  in  keinem  Falle  die  Acidität  nach  der 
Reizung  zu,  im  Gegenteil  die  Reaction  des  gereizten  Organs  war 
um  ein  Geringes  stärker  alkalisch.  Dagegen  liefs  sich  eine  Zunahme 
der  Acidität  im  gereizten  Organ  mit  Sicherheit  nachweisen,  wenn 
demThier  vorher  vom  Bulbus  arteriosus  her  Säurefuchsin*)  beigebracht 
worden  war.  Auf  der  gereizten  Seite  zeigte  sich  alsdann  das  Or- 
gan deutlich  rot,  auf  der  nicht  gereizten  nur  schwach  rosa.  Bei 
der  Thätigkeit  wurde  also  unzweifelhaft  eine  wenn  vielleicht  auch 
sehr  geringe  Quantität  Säure  gebildet.  Dasselbe  zeigten  nun  auch 
die  Kochsalzauszüge  der  Organe  unter  Anwendung  von  Curcuma 
als  lndicator  und  dementsprechend  färbte  sich  der  Kochsalzauszug 
des  gereizten  Organs  mit  Alizarinnatrium  gelb,  der  des  nicht  ge- 
reizten braun.  Das  Resultat  änderte  sich  nicht,  wenn  die  Reizung 
statt  durch  den  Inductionestrom  durch  Injection  von  Strychnin 
und  die  in  Folge  derselben  auftretenden  Reilexzuckungen  bewirkt 
wurde.  Dasselbe,  wie  für  den  Kochsalzauszug  gilt  auch  für  den 
Alcoholauszug  in  Uebereinstimmung  mit  den  Angaben  Marccsr's, 
dafs  das  gereizte  Organ  mehr  Milchsäure  enthält,  wie  das  ruhende. 
Die  gebildete  Milchsäure  braucht  natürlich  nicht  als  solche  aufzu- 
treten, sondern  sie  bildet  aus  vorhandenem  secundären  Phosphat 
primäres.  Ebensowenig  wie  Marcüsk  konnte  Verf.  eine  Bildung 
aus  Harnstoff  bei  der  Thätigkeit  nachweisen.  Die  einzige  Ver- 
änderung, welche  das  electrische  Organ  bei  der  Thätigkeit  er- 
fährt, ist  also,  in  Bestätigung  der  Angaben  Mahcusk’s  die  Bildung 
einer  geringen  Quantität  Säure;  die  Erzeugung  des  electrischen 
Schlages  von  Torpedo  mufs  also  unter  Verbrauch  einer  äufserst  ge- 
ringen Menge  von  potentieller  Energie  erfolgen.  E.  Salkowski. 


A.  Barth,  Nierenbefund  nach  Nephrotomie.  Archiv  f.  klin.  Chirurgie. 

Bd.  46.  Heft  11.  S.  418. 

Bei  einer  31jährigen  Patientin  wurde  am  14.  9.  1892  wegen 
Verdacht  auf  rechtsseitige  Nierentuberculose  die  probatorische  Nephro- 
tomie ausgeführt.  Da  weder  im  Nierenparenchym  noch  im  Nieren- 
becken die  erwartete  Veränderung  zu  finden  war,  wurde  der  aus- 
geführte „Sectionsschnitt“  wieder  vernäht  und  auch  die  äussere 

*)  N»eb  dem  Vorgänge  Dmnu  füi  die  Muikeln. 


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No.  2.  Bahtb,  Nierenbefund  nach  Nephrotomie.  ‘25 

Wunde  geschlossen.  Patientin  fieberte  nach  dieser  Operation  an- 
dauernd, hatte  heftige  Schmerzen  in  der  Gegend  der  rechten  Niere 
und  im  Urin  Tubercelbaciilen.  Deshalb  wurde  am  34.  Tage  nach 
der  1.  Operation  den  18.  10.  92  die  rechte  Niere  exstirpirt.  Sie 
war  eingebettet  in  sehr  derbe  Schwielen.  Mikroskopisch  fand  sich 
an  Stelle  des  Schnittes  eine  feine  Narbe,  welche  bis  an  den  Hilus 
reichte.  Im  mittleren  Teile  der  Niere  grenzte  an  diese  feine  Narbe 
auf  der  einen  Seite  ein  breiter,  keilförmiger,  nekrotischer  Heerd, 
auf  der  anderen  Seite  eine  ganz  schmale  todte  Zone.  An  der  Be- 
rührungsfläche der  todten  und  lebenden  Partien  fand  Verf.  eine 
interstitielle  Wucherung.  Der  grössere  keilförmige  todte  Herd  hatte 
ein  ungefähr  dreieckiges  Centrum,  in  dem  die  Canälchen  und  zum 
Teil  auch  die  Zellen  der  Form  nach  noch  erhalten,  aber  nirgends 
Kerne  zu  färben  waren.  Nach  aussen  war  dieses  Centrum  umgeben 
von  einer  Zone,  in  welcher  das  Parenchym  todt  und  das  Gebiet 
des  Stroma  von  Zellen  und  einem  fettigen  Detritus  eingenommen 
war.  Die  Zellen  waren  Leukocythen,  welche  z.  Th.  mit  Fetttröpf- 
chen angefüllt  erschienen.  Einzelne  Leukocythen  fand  Verf.  inner- 
halb der  Harnkanälchen  und  den  Glomeruluskapseln.  Auf  diese 
Zone  folgte  nach  aul’sen  eine  dritte  Zone,  welche  durch  Binde- 
gewebswucherung von  dem  erhaltenen  Stroma  und  von  der  Nieren- 
kapsel her  characterisirt  war.  Auch  in  diesem  Gebiet  sind  die  Ka- 
nälchen und  die  Glomeruli  todt,  teils  homogen,  teils  körnig,  in  der 
Form  ebenfalls  noch  erhalten.  Ausserdem  konnte  Verf.  hier  solide 
Zellenstränge  beobachten,  welche  mit  den  graden  Harnkanälchen 
im  Zusammenhang  standen  und  deshalb  als  Neubilduug  von  Harn- 
Canälchen  interpretirt  wurden.  Zum  Teil  waren  die  abgestorbenen 
Canälchen  und  Glomeruli,  unter  Erhaltung  der  äusseren  Form,  mit 
einem  feinen,  neugebildeten  Bindegewebenetz  erfüllt. 

Im  Centrum  dieses  keilförmigen  Herdes  waren  die  Gefäfse  und 
zum  Teil  auch  die  Harnkanälchen  mit  einem  feinen  Fibrinnetz  ge- 
füllt. In  den  verödeten  Blutgefäisen  wurden  einzelne  Hämatoldin- 
krystalle  gefunden. 

Verf.  weist  mit  Recht  auf  die  Aehnlichkeit  dieses  Befundes  mit 
dem  bei  Niereninfarkten  nach  Nierenembolien  hin.  Es  liegen  hier 
ganz  dieselben  Veränderungen  vor  und  der  einzige  Unterschied  be- 
steht darin,  dafs  die  Ursache  nicht  auf  einen  Embolus,  sondern  auf 
eine  Nierenarterienverletzung  zurückzuführen  ist. 

Trotz  dieses  Befundes  hält  Verf.  den  Sectionsschnitt  (nament- 
lich für  die  probatorische  Nephrotomie)  für  den  besten  Nierenschnitt, 
weil  er  sich  experimentell  die  Ueberzeugung  verschafft  hat,  dafs 
anders  ausgeführte  Schnitte  noch  ungünstigere  Resultate  liefern,  weil 
mehr  Gefässe  verletzt  werden.  Langerbans. 


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26 


v.  Hackrr.  Ueber  Oesophagasstrictnren. 


No.  2 


V.  R.  V.  Hacker,  Zur  Statistik  und  Prognose  der  Verätzungen 
des  Oesophagus  und  der  im  Gefolge  derselben  entstehenden 
Stricturen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  605  (s.  auch  die BtLLROTB’sche 
Jubilänmsschrift). 

Von  40  866  in  dem  Ambulatorium  der  BiLLRoTH’schen  Klinik 
in  dem  Jahre  1877  — 1886  behandelten  Kranken  hatten  270  Aflfec- 
tionen  der  Speiseröhre,  darunter  131  (114  M.  u.  17  W.)  Carcinom, 
47  (18  M.  u.  29  W.)  Verätzungsstricturen  (fast  alle  durch  Lauge), 
43  Fremdkörper,  darunter  1 in  einer  Aetzstrictur) , 50  Stricturen 
zweifelhaften  Ursprunges  und  1 eine  Dysphagie  ohne  bestimmte 
Diagnose.  Es  bedeutete  diese  Ziffer  ein  Verhältnis  von  3,1  p.  M. 
för  die  Carcinome  und  1,1  p.  M.  för  die  Aetzstricturen  zu  der 
Gesammtsumme  der  chirurgischen  Patienten.  Von  76  in  dem 
gleichen  Decennium  stationär  in  der  BiLLRoTH’schen  Klinik  behan- 
delten Oesophaguskranken  kamen  42  (37  M.  u.  5 W.)  = 55,2  pCt. 
auf  das  Carcinom  und  25  = 27,6  pCt.  auf  die  Aetzstrictur,  welche 
demnach  die  nächst  dem  Krebs  häufigste  Speiseröhrenkrankheit 
darstellte.  Von  den  letzteren  21  Fällen  waren  19  durch  Aetzlauge 
und  nur  2 durch  Schwefelsäure  bedingt  und  ist  dieses  Vorwiegen 
der  Aetzlauge- Vergiftung  eine  Wiener  Eigenthömlichkeit  gegen- 
über den  umgekehrten  Verhältnissen  in  Berlin.  Unter  477  in  den 
drei  grössten  Wiener  Krankenanstalten  in  dem  genannten  Decennium 
behandelten  Vergiftungsfällen  waren  ebenfalls  69,811  pCt.  nämlich 
333  durch  Aetzlage  erzeugt,  während  auf  Schwefelsäure  nur 
17,605  pCt.  = 84  Fälle  kamen.  Ebenso  betrafen  unter  52  gericht- 
lichen Leichenöffnungen,  welche  in  den  quacst.  10  Jahren  bei  frischen 
Verätzungen  gemacht  wurden  (nämlich  bei  28  M.  u.  24  W.,  davon 
21  Erwachsene  28  aber  Kinder,  von  deuen  23  unter  2 Jahren 
alt  waren)  30  Aetzlauge,  15  Schwefelsäure,  2 Salzsäure  und  der 
Rest  andere  caustische  Flüssigkeiten.  Endlich  waren  unter  13  zur 
Section  gekommenen  Stricturen  (bei  10  M.  u.  3 W.)  10  durch 
Aetzlauge,  je  1 durch  Salzsäure  und  Arnica  und  eine  unbekannte 
Substanz  bedingt.  Die  Sterblichkeit  von  den  477  in  den  drei 
grösseren  Wiener  Krankenhäusern  behandelten  Verätzungen  betrug 
146  = 30,6  pCt.,  unter  dieser  kamen  88  (26,4  pCt.)  auf  Lauge 
und  46  (54,7  pCt.)  auf  Schwefelsäure.  Berücksicht  man  hier  nur 
396  Selbstmordversuche  (137  M.  u.  259  W.),  so  betrug  die  Sterb- 
lichkeit 134  (49  M.  u.  85  W.)  = 33,8  pCt. , also  für  die  beiden 
Geschlechter  getrennt  35,766  pCt.  resp.  32,818  pCt.  Davon  kamen 
auf  Lauge  und  Schwefelsäure  355  = 93,7  pCt.  der  Gesammtheit 
der  Fälle  (245  W.  u.  110  M.)  und  zwar  auf  Lauge  allein  274  Fälle 
(73  M.  u.  210  W.)  = 69,2  pCt.,  auf  Schwefelsäure  81  Fälle 
(37  M.  u.  201  W.)  = 20,45  pCt.  Die  sonstigen  Aetzmittel  bei 
Selbstmorden  waren  in  absteigender  Häufigkeit  geordnet:  Salzsäure, 
Salpetersäure,  Ammoniak,  Scheidewasser,  Kupfervitriol,  Sublimat, 
Eisenvitriol,  Carbolsäure,  Höllenstein,  Essigsäure.  Zufällige  Ver- 
giftungen mit  Aetzmitteln  kamen  nur  81  Mal  (41  M.  u.  40  W.) 
mit  f 12  (5  M.  u.  7 W.)  = 14,8  (12,195  -f-  17,5)  pCt.  vor.  Auch 


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No.  2. 


Tirtzk,  Zur  Kenntniss  des  Rankennenroms. 


27 


hier  ilberwog  die  Aetzlauge  mit  59  (72,8  pCt.  Fällen)  und  zwar  in 
Form  der  beim  Waschen  gebräuchlichen  Laugenessenz,  welche  von 
34  W.  u.  25  M.  aus  Versehen  getrunken  wurde.  Zufällige  Ver- 
giftungen mit  Schwefelsäure  wie  mit  anderen  Substanzen  kameu  nur 
mehr  ausnahmsweise  vor.  Von  den  durch  Verätzungen  bedingten 
Stricturen  kamen  in  den  3 Wiener  Anstalten  in  den  betr.  10  Jahren 
143  zur  Behandlung  und  zwar  128  in  Folge  von  Lauge,  13  nach 
Genues  von  Schwefelsäure  und  2 nach  dem  von  anderen  Substanzen. 
Es  bedeutet  dieses  im  Verhältniss  von  4,5:10000  Krankenhaus- 
aufnahmen eine  Zahl,  die  gegenöber  einer  die  Jahre  1857 — 1860 
betreffenden  KELLaa’schen  Statistik  mit  2 — 4 Aetzstricturen  der 
Speiseröhre  eine  sichtliche  Zunahme  fOr  Wien  bedeutet.  Im  Spe- 
ciellen  berechnet  Verf.,  dass  von  den  Ueberlebenden  nach  Aetz- 
laugen- Vergiftung  52,16  pCt.  schwere  und  47,75  pCt.  leichte  Oeso- 
phagusstricturen  davontragen,  während  ffir  die  Schwefelsäure  die 
gleichen  Zahlen  bei  einer  mehr  als  doppelten  directen  Mortalität 
34,04  u.  65,03  pCt.  ausmachen. 

Die  Prognose  der  Verätzungen  fasst  Verf.  dahin  zusammen, 
dass  von  den  Kranken,  welche  Oesophagusstricturen  davontragen, 
mindestens  noch  */j  deren  Folgen  erliegt  und  zwar  spielt  hierbei 
die  Perforation  nicht  nur  nach  Sondiren  und  operativen  Eingriffen, 
sondern  auch  nach  Ulcerationen  eine  Hauptrolle.  Aus  91  Fällen, 
welche  Verf.  auf  Grund  seiner  Statistik,  sowie  nach  GüNtüBK,  Wolsbn- 
dobff  und  Billkoth  gesammelt  hat  und  die  nicht  operirt  wurden, 
starben  39,43  pCt.  (31  Fälle),  und  in  einer  Specialstaiistik  von  100 
Fällen  zählt  Verf.  auf  55  Operationen  33  Heilungen  und  Besse- 
rungen und  f 22  (=  30  pCt.),  wogegen  für  45  Nichtoperirte  diese 
Zahlen  20  u.  45  (=  55,55  pCt.)  betrugen.  P.  Güterbock. 


A.  Tietze,  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Rankenneuroms.  (Aus  der 
chir.  Klinik  des  Prof.  Mikulicz  zu  Breslau).  Arcb.  f.  klin.  Chirurg. 
XLV.  S.  326. 

Während  nach  von  RrcKLiNOHAüSKN  das  Bituss’sche  Rankenneurom 
als  die  Entwickelung  eines  elephantiastischen  Tumors,  einer  Pachy- 
dermatocele  auf  dem  Boden  eiues  falschen  Neuroms  aufzufassen  ist, 
lässt  der  vom  Verf.  beschriebene  Fall  eine  andere  Deutung  zu. 
Derselbe  betrifft  ein  27jähr.  sonst  gesundes  Dienstmädchen,  bei 
welcher  eich  seit  ihrem  7.  Lebensjahre  links  am  Hinterkopf  im 
Nacken  eineJGeschwulst  gebildet  hatte.  Letztere  wurde  schliesslich 
zu  einer  schlaffen,  mit  Runzeln  versehenen,  bis  auf  die  linke  Schulter 
herabreichenden  Hautfalte,  welche  sich  in  einer  vom  linken  Tuber 
parietale  bis  zu  einem  etwa  fingerbreit  nach  links  und  unten  vor 
der  Tuberos.  occip.  gelegenen  Punkte  ziehenden  Linie  inserirte  und 
eine  Menge  erbsen-  bis  taubeneigrosser  Knoten  zu  enthalten  schien. 
Ausserdem  bestand  auf  der  rechten  Halsseite  eine  kleinere  analoge 
Geschwulst  und  unter  der  normalen  Haut  der  Vorder-  wie  Hinter- 


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28 


Stkinkb,  Ueber  retroglenoidale  Luxation. 


No.  2 


fläche  des  Rumpfes,  zum  Theil  auch  an  den  Beinen  fand  sich  eine 
Reihe  erbsen-  bis  hühnereigrosser  warzenähnlicher  Gebilde.  Bei 
der  Exstirpation  der  kleineren  Geschulst  rechts  sowie  der  links- 
seitigen Hauptgeschwulst  konnte  man  einen  rabenfederkieldicken 
Nervenstrang  in  letztere  verfolgen  und  es  entsprach  dieser  entweder 
dem  N.  occipit.  minor  oder  einem  Zweige  des  N.  auricul.  post.  Nach- 
träglich wurden  zwei  von  den  warzenähnlichen  Knötchen  und 
zwar  aus  der  Nähe  der  Leistengegend  herausgenommeo.  Die 
genaue  mikroskopische  Untersuchung  sowohl  des  Haupttumors 
wie  des  letztgenannten  Knötchens  föhrte  zu  auffallenden  Ergebnissen. 
Während  der  Haupttumor  als  ein  Rankenneurom  imponirt  hatte, 
zeigte  sich  statt  eines  Geflechtes  stark  entwickelter  bindegewebiger 
Nervenfasern  ein  starker,  sonst  normaler  vielfach  verzweigter  Nerven- 
stamm in  einem  ziemlich  succulenten  Grundgewebe  mit  Anschwel- 
lungen an  einigen  Stellen,  welche  sich  als  reine  Fibrome  erwiesen. 
Indessen  glich  der  ganze  Process  insofern  dem  des  Rankenneuroms, 
als  sich  im  Grundgewebe  der  Geschwulst  zahlreich  bindegewebig 
degenerirte  Nervenfasern  darthun  Hessen,  während  als  Mittelpunkt 
der  con  centrischen  Bindegewebsschichtung  in  den  kleineren  Tumoren 
bindegewebig  entartete  Nervenfasern  nachgewiesen  werden  konnten. 
Verf.  schliesst  aus  diesem  Befunde,  dass  neben  dem  BauKs’schen 
typischen  Rankenneurom  eine  zweite  etwas  abweichende  Form  dieser 
Geschwulstgruppe  anzunehmen  ist.  P.  Güterbock. 


Fr.  Steiner,  Ueber  retroglenoidale  Subluxation  und  Luxation  des 
Unterkiefers.  (Aus  der  chir.  Klinik  des  Herrn  Prof.  Wölflhh 
in  Graz).  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV,  X.  622. 

Verf,  beschreibt  ausführlich  eine  seit  18  Tagen  bestehende 
retroglenoidale  Subluxation  des  linken  Unterkiefergelenkes  bei  einer 
30jähr.  Frau,  bei  der  durch  Mercurialentzündung  des  Kiefers  eine 
Lockerung  der  Gelenkbänder  und  Erweichung  der  an  und  för  sich 
sehr  dünnen  hinteren  Hälfte  der  Gelenkpfanne  des  Os.  tympani 
wahrscheinlich  bereits  vorher  bestanden.  Durch  die  Nothwendigkeit, 
beim  Zahnarzt  auf  einen  Kork  fest  zuzubeifeen  und  die  Zähne  zu- 
sammenzupressen kam  es  zu  einer  gewaltsamen  Contractur  des 
M.  temporal.,  durch  welche  in  dem  erweichten  Knochen  nach  hinten 
von  der  Gelenkpfanne  eine  Vertefung  hergestellt  und  gleichzeitig 
der  Gelenkfortsatz  in  diese  gepresst  wurde.  Bis  in  die  von  Thikm 
sog.  Fossa  tympano  - stylomastoidea  war  nach  Verf.’s  Ansicht  der 
Gelenkfortsatz  nicht  gelangt.  Bei  der  Pat.,  welche  den  Mund  bis 
auf  27  mm  zu  öffnen  vermochte  (nach  des  Verf.’s  Messungen  um 
18  mm  unter  dem  Durchschnitt  und  um  3 mm  unter  dem  Minimum) 
und  deren  Unterkieferzähne  um  9 mm  (gegenüber  3 — 4 mm  in  der 
Norm)  nach  hinten  3tanden,  fand  sich  für  gewöhnlich  und  beim 
Oeffnen  des  Mundes  links  statt  der  kleinen  Delle  vor  dem  äufseren 
Gehörgang  nur  eine  Abflachung.  Beim  Versuch  die  Zähne  zu- 


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No.  2.  Wahlfors.  Ueber  das  Schielen  und  die  Ursachen  desselben. 


29 


sammenzupressen  trat  an  Stelle  dieser  Abflachung  der  Gelenkfortsatz 
und  zwar  links  stärker  als  rechts  hervor. 

Obschon  bereite  im  vorigen  Jahrhundert  von  Za<b.  Vookl  in 
Rostock  diese  Luxation  sehr  gut  beschrieben,  giebt  doch  ln  aller- 
neuester  Zeit  erst  Thikm  wieder  eine  genauere  Schilderung  ihres 
Mechanismus,  welche  indessen  von  Verf.  auf  Grund  der  Unter- 
suchung von  50  ausgewachsenen  weiblichen  und  ebenso  vielen 
männlichen  Schädeln  möglichst  gleichen  Alters  etwas  modifioirt 
wird.  Das  TmKsn’sche  Tuberculum  tympanicum  ist  nach  Verf.  kein 
eigentliches  Tuberculum,  sondern  entspricht  der  Umbiegung  des  Oe 
tympani  zum  äussern  Gehörgang.  Diese  convexe  Umbiegung  oder 
Krümmung  erfolgt  in  der  Richtung  von  aussen  nach  unten  und 
zwar  in  Form  einer  Pass-  oder  Sattelkrftmmung  bei  Weibern  häu- 
figer als  bei  Männern.  Bei  letzteren  findet  man  in  der  Regel  ein 
vertieftes  Os  tympani  und  einen  relativ  starken  Proc.  condyl.  mit 
geringer  Excursionsfähigkeit  gegenüber  einem  flacheren  Os  tympani 
und  einem  schwachen  Proc.  condyl.  maxillae  mit  grofser  Excursions- 
fähigkeit bei  Weibern,  deren  Fossa  tympano-stylomast.  relativ  und 
absolut  weit  erscheint,  während  der  Unterkieferwinkel  gröfser  als 
bei  Männern  ist  (Zockkbkandl).  Die  Luxation  des  Unterkiefers  ist 
daher  bei  Männern  (wie  zwei  klinische  Beobachtungen  erweisen), 
nicht  ganz  ausgeschlossen^und  erfährt  im  Uebrigen  ihr  Mechanismus  — 
starke  Contractur  des  Schläfenmuskels,  unterstützt  von  dem  Willen 
des  Patienten,  durch  welche  der  Proc.  condyl.  nach  hinten  gerückt 
wird  — eine  Bestätigung  durch  die  thatsächliche  Aetiologie.  Eis  ent- 
stand nämlich  die  qu.  Luxation  u.  A.  nach  Gähnen,  durch  zu  kräf- 
tiges Herabziehen  der  Znnge,  durch  krampfhafte  Contraction  des 
M.  tempor. , starkes  Auieinanderpressen  der  Zähne,  Fall  auf  den 
Unterkiefer  etc.  Als  Therapie  ist  dementsprechend  zumeist  Zug 
nach  unten  empfohlen  worden.  P.  Güterbock, 


K.  R.  Wahlfors,  Vom  Schielen  und  den  Ursachen  desselben. 

Archiv  f.  Augenheilk.  XXVII.  S.  207-249. 

Nach  W.  hängt  das  Schielen  von  einer  früher  vorhandenen 
Muskelanomalie  ab,  welche  unter  dem  Einflüsse  einiger  mitwirken- 
der Faktoren,  unter  denen  die  Innervation  eine  wichtige  Rolle  spielt, 
das  Auge  in  schielende  Stellung  überführt  Bei  Augen  mit  normal 
entwickelten  Muskeln  ist  die  Gleichgewichtslage  derselben  immer 
die  Parallelstellung.  Ist  bei  Emmetropie  consequente  Gleichgewichts- 
lage vorhanden,  die  Abweichung  unbedeutend  und  sind  die  Mus- 
keln normal  entwickelt,  sowie  das  binoculare  Sehen  erhalten,  so  ist 
es  höchst  wahrscheinlich,  dafs  die  Augen  normal  functioniren.  Ist 
aber  die  Abweichung  gröfser,  so  wird  sich  der  Ueberschufs  der 
Convergenz,  welchen  die  Augen  bereits  im  Voraus  besitzen,  bei 
jeder  Accommodationsanstrengung  geltend  machen.  Die  Convergenz 
geht  gewissermafsen  der  Accommodation  voraus  und  strebt  die 
Augen  in  einen  Punkt  zu  stellen,  welcher  etwas  innerhalb  seines 


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30  Wahlfuks.  Ueber  das  Schielen  und  die  Ursachen  desselben.  No.  2 

Fixationspunktes  liegt  Hierdurch  geht  das  binoculftre  Sehen  ver- 
loren und  das  Schielen  ist  fertig.  Der  Zeitpunkt,  an  welchem  das 
letztere  auftritt,  ist  ein  sehr  verschiedener,  abhängig  teils  vom  Grade 
der  Abweichung  der  Gleichgewichtslage  von  der  Parallelstellung, 
teils  von  der  Leichtigkeit,  mit  welcher  das  binoculare  Sehen  sich 
aufheben  läfst.  Gewöhnlich  tritt  das  Schielen  in  einem  Alter  ein,  { 

wo  die  Augen  für  intensivere  Arbeit  in  Anspruch  genommen  werden. 

Ist  die  divergente  Abweichung  bei  Emmetropie  und  divergenter 
Gleichtgewichtslage  unbedeutend  und  sind  die  Muskeln  sonst  gut 
entwickelt,  so  dürfte  kaum  eine  Störung  in  den  Funktionen  des 
Auges  Vorkommen;  in  demselben  Maafse  aber,  wie  die  Abweichung 
zunimmt,  wird  auch  die  Schwierigkeit,  die  Augen  in  Fixation  zu 
halten,  gröfser.  Ist  der  binoculare  Sehakt  aufgehoben,  so  geht  das 
Auge  leicht  in  divergente  Schielstellung  Ober.  — Bei  Hypermetropie 
geringeren  Grades  und  normaler  Gleichgewichtslage  der  Muskeln 
werden  die  Augen  ohne  Unannehmlichkeiten  frei  benutzt,  bei  höheren 
Graden  indessen,  besonders,  wenn  ein  Auge  schwächer  als  das  an- 
dere, kann  periodischer  Strabismus  convergens  auftreten.  Bei  con- 
vergenter  Gleichgewichtslage  verursacht  Hypermetropie  bereits  in 
niederen  Graden  eine  bedeutende  Störung  in  den  Funktionen  des 
Auges.  Die  starken  Accommodationsimpulse  vergrössern  in  be- 
deutendem Maafse  die  bereits  früher  (übermächtige  Convergenz  und 
die  gemeinsame  Arbeit  der  Augen  wird  erschwert,  da  die  Conver- 
genz immer  strebt,  der  Accommodation  voranzugehen.  Ist  das  eine 
Auge  erblindet  oder  von  so  schlechtem  Sehvermögen,  dafs  von  binu- 
cularem  Sehen  nicht  die  Rede  sein  kann,  so  weicht  das  Auge  in  der 
Regel  in  seiner  Gleichgewichtslage  ab  und  es  entsteht  genannter 
Strabismus  convergens.  Je  stärker  die  Abweichung  von  der  Normal- 
axe  und  je  höher  der  Grad  der  Hypermetropie  ist,  desto  früher 
müssen  die  Augen  den  Kampf  für  das  binoculare  Sehen  aufgeben 
und  in  Schielstellung  übergehen.  — Divergente  Gleichgewichts- 
lage bei  Hypermetropie  wird  durch  die  vermehrte  Convergenz- 
anstrengung  meist  überwunden.  Ist  die  Divergenz  von  höherem 
Grade  und  ein  Auge  schwachsichtig,  so  kann  letzteres  eine  dauernde 
divergente  Schielstellung  einnehmen.  Die  schwachen  Grade  von 
Myopie  rufen  bei  normaler  Gleichgewichtslage  kaum  irgend  welche 
functioneile  Störungen  hervor.  Bei  höheren  Graden  erschwert  das 
Nichtvorhandensein  des  Accommodationsimpulses  die  Convergenz. 

Ein  geringer  Grad  von  convergenter  Gleichgewichtslage  führt  bei 
Myopen  zu  keinen  Functionsstörungen  oder  Abweichungen  in  der 
Stellung  der  Augen.  Bei  höheren  Graden  ruft  die  Verschiebung 
stets  Störungen,  besonders  bei  Correction  mit  Concavgläsern , her- 
vor. Ist  das  eine  Auge  erblindet  oder  das  binoculare  Sehen  durch 
andere  Ursachen  geschwächt,  so  gehen  die  Augen  leicht  in  con- 
vergentes  Schielen  üher.  — Die  divergente  Gleichgewichtslage  wirkt 
bei  Myopie  höchst  unvorteilhaft.  Der  in  dem  Convergenz  vermögen 
der  Augen  bereite  von  Anfang  an  vorhandene  Defect  wird  von  der 
Abwesenheit  eines  jeden  Impulses  seitens  der  Accommodation  in 


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No.  2. 


Scuwiuoh,  Fall  von  Sarkom  der  Schädelbasis. 


31 


demselben  Maafse,  wie  der  Refractionsfehler  zunimmt,  vermehrt.  Bei 
geringeren  Graden  divergent'  r Gleichgewichtslage  haben  die  Augen 
die  erschwerte  Convergenz  und  die  daher  rührende  Asthenopie  zu 
bekämpfen,  bei  etwas  gröl’serer  Abweichung  aber  richten  sieh  die 
Augen  zeitweise  in  periodische  Schielstellung  ein  und  gehen,  nach- 
dem das  binoculare  Sehen  völlig  verschwunden  ist,  in  permanentes 
divergentes  Schielen  Ober.  Horstmann. 


Scbwidop,  Ein  Pall  von  Sarkom  der  Schädelbasis  mit  secundärer 
Affection  des  Schläfenbeines.  Arch  f.  Ohrenheilkunde.  XXXV.  S.  39. 

Bei  einem  30jährigen  Mann,  der  wegen  einer  Affection  des 
Warzenfortsatzes  der  Hallenser  Ohrenklinik  flberwiesen  worden  war 
und  der  schon  längere  Zeit  an  Ohrensausen,  Schwerhörigkeit,  zeit- 
weiliger Eiterung  aus  beiden  Ohren  gelitten  hatte,  waren  aufserdem 
noch  Erscheinungen  vorhanden,  die  mit  der  Diagnose  der  Warzen- 
fortsatzerkrankung nicht  recht  stimmten:  Steifigkeit  der  Nacken- 
wirbelsäule, ausgesprochene  Schmerzhaftigkeit  der  oberen  Halswirbel, 
Kopfschmerz,  Schwindelanfälle,  Schluckbeschwerden.  Nichtsdesto- 
weniger wurde,  da  die  erfolglose  Anwendung  der  Glisson’schen 
Extensionsschlinge  den  Gedanken,  dafs  es  sich  um  eine  tuberculöse 
Ostitis  des  Atlantooccipitalgelenkes  handeln  könne,  als  unzutreffend 
erwies,  die  Aufmeifselung  des  Antrum  mast,  beschlossen.  Es  fand 
sich  nur  eine  Lymphdrfisengeschwulst  von  Taubeneigrösse  hinter 
der  Muse,  stemocleidomast.,  ein  Empyem  des  Warzenfortsatzes  mit 
Durchbruch  des  Knochens  und  Ansammlung  des  Eiters  unter  dem 
Periost  bestand  nicht.  Pat.  nahm  stetig  an  Kräften  ab,  zu  den 
schon  fröher  vorhandenen  Lähmungen  des  Abducens  und  Glosso- 
pbaryngeus  traten  noch  solche  des  Hypoglossus  und  schlielslich 
des  N.  vagus  (Beschleunigung  des  Pulses  und  der  Respiration), 
welche  den  Exitus  letalis  herbeiföhrten.  Bei  der  Obduction  (deren 
Einzelheiten  im  Orig,  nachzusehen  sind)  fand  sich  ein  Tumor  der 
Schädelbasis  und  zwar  mit  */s  seines  Volumens  die  rechte,  mit  ’/s 
die  linke  Seite  derselben  einnehmend.  Eine  Untersuchung  der 
Felsenbeine  konnte  nicht  vorgenommen  werden.  Die  histologische 
Untersuchung  der  Geschwulst  ergab  die  characterischen  Merkmale 
eines  Spindelzellensarkoras.  Die  bei  dem  Pat.  frühzeitig  einge- 
tretenen Störungen  von  Seiten  des  Gehörganges:  Ohrensausen, 

Schwerhörigkeit  sind,  nach  Verf. , wie  in  mehreren  anderen  in  der 
Literatur  vorliegenden  Fällen,  (Gkbrahdt,  Moos)  auf  den  durch  die 
Geschwulst  bedingten  Tubenabschlufs  zurfickzuffihren.  Es  sei  des- 
halb auf  dieses  scheinbare  Anfangssymptom  besonders  Wert  zu 
legen,  und  man  mfisse,  wenn  die  Undurchgängikeit  der  Tuba  bei 
jeder  Art  von  Pröfungsmethode  constant  vorhanden  ist,  als  wahr- 
scheinlich annehmen,  dafs  die  Neubildung  bereits  auf  die  Tuba 
fibergegriffen  habe,  resp  die  letztere  schon  in  der  Geschwulst  auf- 
gegangen  sei.  Schwabach. 


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32  GBuqpK.  Wasserbeurteilung.'  Walkkb  o.Gbiffitbs,  Angeb. Dilatation  etc.  No. 2 


ttruber,  Die  Grundlagen  der  hygienischen  Beurteilung  des  Wassere. 

Deutsche  Yierteljahresschr.  (.  öffentl.  Ges. -Pflege  1893,  XXV. 

Zu  den  häufigsten  hygienischen  Fragen  gehört  die,  ob  ein 
Wasser  zum  Trinken  oder  Hausgebrauch  verwendet  werden  könne, 
nicht  blos  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt,  sondern  dauernd,  auch 
in  Zukunft.  Dass  letzterer  Teil  der  Frage  nicht  durch  chemische, 
physikalische  und  bakteriologische  Untersuchung  einer  Wasserprobe 
entschieden  werden  kann,  liegt  aut  der  Hand.  Es  ist  zuerst  die 
Herkunft  des  Wassers  und  die  Beschaffenheit  desselben  festzustellen 
und  dann  der  ganze  Verlauf  der  Leitung  in  Betracht  zu  ziehen, 
die  Hauptbedeutung  bei  der  Wasseruntersuchung  hat  also  die  Local- 
inspection. 

„Die  bacteriologische  Untersuchung  des  Wassers  und  nament- 
lich die  Zahl  und  Art  der  Saprophytenkeime  in  ihm  hat  nur  inso- 
fern Bedeutung,  als  sie  im  Stande  ist  Aufschluss  über  den  Filtra- 
tionszustand des  Grund wassers,  Aber  die  Leistung  des  BodenGlters 
zu  geben“.  Praktisch  stellen  sich  nun  der  Feststellung  der  Bak- 
terienzahl nicht  wenige  Schwierigkeiten  entgegen,  denn  es  ist  meist 
nicht  zu  bestimmen,  ob  die  gefundene  Bakterienzahl  lediglich  dem 
Grundwasser  angehört  oder  ob  sie  durch  Stagnation  und  Vermeh- 
rung im  Brunnenschacht,  durch  Wucherung  am  Pumprohr  etc.  be- 
dingt ist.  Hiegegen  schütze  auch  nicht  das  Abpumpen,  wie  zahl- 
reiche Versuche  bei  sterilem  Grund wasser  beweisen.  Auch  die 
Keimzählung  im  Brunnenwasser  bei  verschiedener  Witterung  sei 
nicht  einwandsfrei  und  das  Gleiche  gelte  von  der  Artzählung,  die 
nebenbei  noch  sehr  umständlich  ist. 

Darüber  kann  thatsächlich  kein  Zweifel  mehr  sein,  dass  die 
einmalige  bakteriologische  Wasseruntersuchung  an  und  für  sich  be- 
deutungslos ist;  in  periodischen  Zwischenräumen  wiederholt,  kann 
sie  aber  sehr  wohl  auf  eingetretene  Fehler  aufmerksam  machen. 

Wenn  also  die  Hauptmomente  zur  Beurteilung  eines  Wassers 
aus  der  Localinspection  hervorgehen,  so  ist  die  Schlussfolgerung 
leicht  zu  ziehen,  dass  die  Neuanlage  von  Wasserleitungen  nicht  ganz 
allein  den  Brunnentechnikern  flberlassen  wird,  sondern  vorher  noch 
einer  Begutachtung  des  Hygienikers  unterworfen  werden  muss. 

Schoarlen. 


J.  Walker  and  3.  Griffiths,  Congenital  dilatation  and  hypertrophy 
of  the  colon  fatal  at  the  age  of  11  years.  Brit.  med.  Journ.  1893. 
July  29. 

Ein  normal  geborener  Knabe  zeigte  bereits  wenige  Wochen 
nach  der  Geburt  eine  auffallende  Auftreibung  des  Leibes,  die  mehr 
und  mehr  anwuchs.  Ausser  den  Erscheinungen  der  Tympanites  ab- 
dominis  konnte  trotz  mehrfacher  genauester  Untersuchung  nichts 
abnormes  constatirt  werden.  Das  Kind  trank  gut  und  hatte  keinerlei 
Beschwerden.  Blähungen  befördernde  Mittel  wurden  erfolglos  an- 
gewendet. Als  das  Kind  nach  einigen  Jahren  wiederum  in  ärzt- 


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No.  2.  Grrharut,  Zur  physikalischen  Diagnostik  dor  Galictisteinkolik.  33 

liehe  Behandlung  kam,  war  die  Ausdehnung  des  Abdomen  unge- 
heuer gewachsen,  aber  auch  jetzt  konnte  kein  Grund  für  diese 
auffallende  Erscheinung  gefunden  werden.  Der  Knabe  starb  in 
jeinern  11.  Jahre,  ohne  dafs  bezöglich  der  Ausdehnung  des  Leibes 
eine  Aenderung  eingetreten  wäre.  Dabei  batte  er  bis  zu  seinem 
Tode  keine  nennenswerten  Beschwerden,  litt  oft  an  Verstopfung, 
die  aber  leicht  gehoben  werden  konnte,  hatte  meist  schlechten 
Appetit  und  eine  beschwerliche  Atmung.  — Interessant  sind  die 
Angaben  über  die  Grössenverhältniase  des  Abdomens  Der  Knabe 
selbst  mafs  ca.  4 Fuss.  Vom  oberen  Rande  des  Sternum  bis 
zum  Os  pubis  wurden  2 Fuss  2'/j  Zoll  gemessen,  von  demselben 
Punkte  zur  Basis  des  Os  ensiforme  4 1 3 Zoll , von  dort  bis  zum 
Nabel  13  Zoll,  von  diesem  bis  zum  Os  pubis  10  Zoll.  Der  Um- 
fang Ober  den  Brustwarzen  gemessen,  betrug  27  Zoll,  der  gröfste 
Umfang,  4 Zoll  oberhalb  des  Nabels,  3 Fufs  11  Zoll.  Bei  der  Er- 
öffnung des  Abdomens  bemerkte  man  eine  ungemeine  Ausdehnung 
des  Colon  transversum  und  ascendens.  Die  Ausdehnung  dieser 
Darinteile  betrug  nicht  weniger  als  23  Zoll.  Nirgends  war  eine 
Verengerung  an  einem  anderen  Darmteile  sichtbar,  welche  jene 
Ausdehnung  erklären  konnte.  Der  Tod  war  vermutlich  durch  die 
Behinderung  der  Herztätigkeit  infolge  der  ausserordentlichen  Aus- 
dehnung des  Abdomens  eingetreten.  C.  Rosenthal. 


C.  Gerhardt,  Zur  physikalischen  Diagnostik  der  Gallensteinkolik. 

(Aus  der  II.  med.  Üniversitäts- Klinik  in  Berlin).  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1893,  No.  46. 

G.  macht  unter  anderem  besonders  darauf  aufmerksam,  dass 
im  Beginne  eines  Gallensteincolikanfalles,  zu  einer  Zeit,  wo  noch 
keine  Schmerzen  bestehen,  schon  eine  die  Gallenblase  betreffende 
deutlich  tastbare  Geschwulst  vorhanden  ist.  Diese  sinkt,  sobald 
der  Stein  in  den  Darm  gelangt  ist,  schnell  zusammen,  wobei  man 
zuweilen  ein  feinblasiges  Rasseln  fQhlen  kann.  Damit  ist  dann  der 
Anfall  vorüber,  wenn  auch  nicht  immer  gleichzeitig  die  Schmerzen 
aufhören.  Letztere  beziehen  eich  nicht  selten  auf  eine  leichte  local 
begrenzte  peritonitische  Reizung  in  der  Umgebung  der  Gallenblase 
und  werden  häufig  durch  Eisumschläge  erheblich  gemildert.  — 
Selten  beobachtet  man  im  Beginne  des  Anfalles  ein  arteriendiasto- 
lisches blasendes  Gefäfs-Geräusch  in  der  Gallenblasengegeud,  welches 
nach  dem  Anfalle  wiederum  verschwindet.  Regelmäfsig  bleibt  nach 
einem  KiJikanfalle,  der  eine  längere  Dauer  hatte,  ein  umschriebenes 
peritoneales  Reibegeräusch  in  der  Gallenblasengegend  zuröck,  welches 
maD  zuweilen  fohlen,  besser  jedoch  mit  dem  Stethoscop  hören  kann. 
Sehr  selten  kann  sich  diese  Entzündung  der  Bauchserosa  auf  Pleura 
diaphragmatica  oder  coslalis  durch  das  Zwerchfell  hindurch  fort- 

XXXII.  Jahrgang.  3 


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34  Rümpf  tu  Fhankki.,  Zur  Keontuiss  der  Choleraniere.  No.  2 

setzen.  Häufiger  ist  das  complicirende  Auftreten  einer  Blinddarm- 
entzündung, beruhend  auf  Kothstauung,  alten  Veränderungen  am 
Processus  vermiformis  u.  a.  mehr.  Dauern  die  Anfälle  lange , so 
schwillt  die  ganze  Leber  an,  ihr  Rand  ist  dann  leicht  fühlbar,  bei 
mageren  Kranken  sogar  sichtbar.  Zeichnet  man  sich  die  Gröfse 
der  Leber  auf,  so  sieht  man,  dass  nach  dem  Anfalle  der  Unter- 
schied 1 — 2 Fingerbreiten,  ja  noch  darüber  beträgt.  Das  wichtigste 
Zeichen,  die  vorübergehende  Leberschwellung  kann  ausser  bei  der 
Cholelithiasis  auch  Vorkommen,  wenD  der  Ductus  communis  durch 
Spulwürmer,  Leberegel  oder  durch  entzündliche  Ausschwitzungen 
verstopft  wird,  ferner  auch,  wenn  im  Kopfe  der  Pankreasdrüse  eine 
Geschwulstbildung  besteht,  die  einen  gesteigerten  Druck  auf  den 
Gallengang  ausübt.  Dagegen  kommt  jene  Schwellung  nicht  vor 
bei  Cardialgie  und  bei  rein  nervösen  Leberkoliken.  — Sicher  aus- 
schliefsen  kann  man  die  Cholelithiasis,  wenn  nach  mehreren  an- 
scheinenden Gallensteinanfällen  keine  Steine  im  Koth  gefunden 
werden  können,  wenn  kein  Reibegeräusch  in  der  Gallenblasengegend 
auftritt,  endlich  wenn  die  Gallenblase  selbst  nicht  vergröfsert  er- 
scheint. C.  Rosenthal. 


Rumpf  und  E.  Frankel,  Klinische  und  pathologisch-anatomische 
Beiträge  zur  Choleraniere.  Deatsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52.  H.  1,  2. 

Verf.  heben  auch  aus  den  Erfahrungen  bei  der  Hamburger 
Epidemie  hervor,  dass  die  Urinausscheidung  als  ein  vor  Allem 
prognostisch  wichtiges  Moment  der  Cholera  zu  betrachten  ist,  inso- 
fern eine  normale  oder  fast  normale  Harnausscheidung  am  1.  resp. 
2.  Tage  der  Erkrankung  eine  verhältnissmäfsig  günstige  Vorhersage 
gestattet.  Bemerkenswert  ist,  dass  in  Hamburg  (unter  7870  in  die 
Krankenanstalten  aufgenommenen  Cholerakranken)  zwei  Drittel  der 
Todesfälle  auf  die  ersten  beiden  Tage  entfielen.  Unter  den  Secun- 
däre r sch  e in  u ngen  traten  als  leichteste  einfaches  Fieber,  als 
schwerere  Fieber  mit  Coma,  als  schwerste  Coma  mit  subnor- 
maler Temperatur  auf.  In  dieser  2.  Periode  ziehen  die  klinischen 
Erscheinungen  seitens  der  Nieren  (teils  Anurie  oder  verminderte 
Harnausscheidung,  teils  Albuminurie)  die  besondere  Aufmerksamkeit 
auf  sich.  Die  Fälle,  in  denen  die  Anurie  frühzeitig  schwindet, 
stellen  sich  im  Allgemeinen  prognostisch  günstiger;  doch  decken 
sich  fehlende  Harnausscheidung  und  ungünstiger  Ausgang  keines- 
wegs. Wie  Verff.  nach  weisen,  kann  das  Coma  nicht  auf  mangeln- 
der Urinausscheidung  beruhen,  ebenso  wenig  aber  auf  mangelnder 
Ausscheidung  der  stickstoffhaltigen  Substanzen  des  Harns.  — Dem- 
nach betrachten  Verff.  die  Beteiligung  der  Nieren  nicht  als  directe 
Ursache  eines  ungünstigen  Ausganges  der  Cholera,  wohl  aber  als 
den  Ausdruck  einer  mehr  oder  weniger  schweren  Choleraerkrankung. 
— Anatomisch  untersuchten  Verff.  die  Nieren  von  39  Cholera- 
fällen, und  zwar  5 aus  der  frühesten  Periode,  34  aus  einer  späteren 
Zeit  der  Krankheit.  Die  Nieren  von  Personen,  die  4 — 9 Stunden 


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No.  2. 


Oppknhrim,  Senile  Form  der  multiplen  Neuritis. 


35 


nach  dem  Beginne  der  Erkrankung  zu  Grunde  gegangen  waren, 
liefsen  makroskopisch  nichts  Auffallendes  erkennen;  mikroskopisch 
fand  sich  eine  ausserordentlich  starke  Schwellung  der  Epithe- 
lien  in  den  gewundenen  Kanälchen.  Die  in  einem  Falle  gefundene 
weit  verbreitete  Kernnecrose  betrachten  Verff.  als  Ausnahme, 
sehen  viel  mehr  als  das  Wichtigste  den  Zerfall  des  gequollenen 
Protoplasmas  an.  Nieren  von  Individuen,  die  am  2.  bis  4.  Tage 
der  Krankheit  gestorben  waren,  zeigten  sich  meist  deutlich  ge- 
schwollen und  von  schmutzig  grauroter  Färbung  der  Schnittfläche; 
strotzende  Föllung  der  Glomerulus-  und  der  intertubulären  Capil- 
laren ; weiter  vorgeschrittene  Plasmolyse  am  secernirenden  Paren- 
chym; Auftreten  hyaliner  oder  grobkörniger  Cylinder  in  den  ge- 
wundenen Kanälchen,  HsNLK’schen  Schleifen  und  einzelnen  geraden 
Markkanälchen;  daneben  auch  Kernnecrosen.  Veränderungen  an- 
deren Charakters  und  auf  weitere  Gewebselemente  der  Niere  aus- 
gedehnt treten  auch  in  diesen,  dem  sog.  Reactionsstadium  ange- 
hörenden Nieren  nicht  auf;  vor  Allem  bleibt  der  Gefäfsapparat  und 
das  interstitielle  Gewebe  unbeteiligt.  — Was  schliefslich  die  Deu- 
tung der  Nierenveränderung  anlangt,  so  sind  Verff.  der  Ansicht, 
dass  die  Wasserentziehung  und  die  weiterhin  auftretenden  Circu- 
lationsstörungen  allein  die  Erscheinungen  von  Seiten  des  Harnap- 
parates nicht  zu  erklären  vermögen,  dass  als  weiterer  bedeutungs- 
voller Faktor  vielmehr  die  von  den  Choleravibrionen  producirten 
Toxine  anzusehen  siod.  Perl. 


H.  Oppenheim,  Ueber  die  senile  Form  der  multiplen  Neuritis. 

Berl.  klin.Wochenschr.  1893,  No.  25. 

O.  weist  darauf  hin,  dafs  in  der  Literatur  wol  Angaben  Ober 
eine  Erkrankung  des  peripheren  Nervensystems  der  Greise  existiren, 
dafs  man  einerseits  klinische  Symptome,  andrerseits  auch  anatomische 
Befunde  verzeichnet  habe,  welche  dieser  Erkrankung  zukommen, 
dafs  aber  von  keinem  Autor  der  stricte  klinische  Nachweis  einer 
senilen  Form  der  multiplen  Neuritis  erbracht  worden  sei.  Er  glaubt 
in  der  Lage  zu  sein,  för  das  Vorkommen  dieser  Erkrankung  den 
Bew'eis  zu  erbringen  durch  sechs  Beobachtungen  in  seiner  Praxis, 
von  denen  er  zwei  ausföhrlicher  wiedergiebt.  Das  Krankheitsbild 
characterisirt  er  zusammenfassend  dahin,  dafs  bei  älteren  Leuten 
(die  beobachteten  Pat.  standen  zwischen  70  und  82  Jahren)  mit 
hochgradiger  Arteriosklerose  sich  öfter  langsam  ohne  näher  nach- 
weisbare Ursache  Störungen  der  Motilität  und  Sensibilität  in  den 
oberen  und  unteren  Extremitäten  entwickeln.  Es  entstehen  an 
Fingern  und  Zehen  Parästhesien,  Lähmungen  bes.  der  kleinen  Hand- 
muskeln und  der  Muskeln  im  Peroneusgebiebt  mit  Atrophie  -f-  EaR., 
geringe  Druckempfindlichkeit  der  Nervenstämme  (keine  Schmerzen), 
WasTPHAi/sches  Zeichen,  sonst  keine  Reflexstörungen;  auch  die  Hirn- 
nerven bleiben  intakt.  Die  Sensibilität  gegen  Berohrungen  ist  ver- 

»* 

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36  Qouischmidt,  Rosrmilait.  Nkwmark,  CüI.EMAN  u.  O’Cawoi.i  , No.  2 


mindert.  Zwei  Fälle  wurden  sehr  erheMich,  ein  dritter  auch  be- 
deutend gebessert,  einer  wurde  progressiv  schlechter,  die  anderen 
hielten  sich  stationär.  Gegenüber  der  bekannteren  Form  der  Neu- 
ritis multipl.  charakterisirt  O.  diese  Art  der  Erkrankung  durch  das 
Fehlen  ätiologischer  Momente  toxischer  und  infectiöser  Natur,  den 
chronisch-schleichenden  Verlauf,  die  geringfügigeren  Erscheinungen 
von  Seiten  der  Sensibilität,  die  relativ  unerheblicheren  Lähmungen 
und  das  Freibleiben  des  Hirnnerven. 

Auffallend  ist  die  Tendenz  zur  Rückbildung  eines  organischen 
Processes,  welcher  wohl  der  Arteriosklerose  seine  Entstehung  ver- 
dankt. Die  Therapie  bestand  in  feuchten  Einpackungen,  Galvani- 
sation, Ruhe  und  kräftiger  Diät.  Th.  Brasch. 


1)  Goldschmidt,  Ein  Fall  von  Syringomyelie.  Wiener  klin.  Wochen- 
schr.  1893,  No.  26. 

2)  W.  Rosenblatt,  Zur  Casuistik  der  Syringomyelie  und  Pachy- 
meningitis  cervicalis  hypertrophica.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1893. 
51.  Bd.  H.  2,  3. 

3)  L.  Piewmark,  Syringomyelia.  The  Medical  News  1893,  Juli  22. 

4)  J.  B.  Coleman  and  J.  OTawoll,  A case  of  Syringomyelia. 
The  Laocet  1893,  12.  Aug. 

5)  Raymond,  Contribution  ii  l’dtude  des  Tumeurs  n^vrogliques  de 
la  moelle  4pini6re.  Archives  de  Neurologie  1893,  Aoüt. 

6)  Fr.  Peterson,  A case  of  acromegaly  combined  with  Syringo- 
myelia. Medical  Record  1893,  23.  Sept. 

1)  Der  im  Uebrigen  mit  den  gewöhnlichen  Erscheinungen 

ausgestattete  Fall  hat  zwei  Eigentümlichkeiten  aufzuweisen.  Die 
erste  besteht  darin,  dass  die  Muskelatrophieen  rechts,  Mährend  die 
Analgesie  und  Thermoanästhesie  an  der  linken  Brustseite  sich  fin- 
den; die  zweite  Besonderheit  wäre  die  entschiedene  Besserung  der 
Motilitätsverhältnisse  des  rechten  Armes,  das  teilweise  Zurückgehen 
der  Analgesie,  das  spätere  Schwanken  der  Thermoanästhesie.  — 
Die  Arbeit  enthält  am  Schluss  eine  Anzahl  differentiell  - diagnos- 
tischer Betrachtungen.  Schäfer. 

2)  Im  ersten  Fall  erkrankte  eine  50jährige  Frau  Anfang  1885 
mit  Kopfschmerz  und  Schwindel.  Mitte  1886  zeigten  sich  Schwere 
der  Beine,  Kriebeln  und  taubes  Gefühl  der  Extremitäten.  1887 
traten  Rückenschmerzen  hinzu  und  eine  Herabsetzung  der  motori- 
schen Kraft  in  den  Extremitäten  (rechts  mehr  als  links).  Das  Knie- 
phänomen, das  erst  beiderseits  gesteigert  war,  blieb  dann  rechts  er- 
loschen. Sensible  Störungen  fehlten,  ebenso  wie  trophische.  Die 
Section  erwies  eine  Höhlenbildung  durch  die  ganze  Länge  des 
Rückenmarks.  Der  Centralkanal  war  bald  obliterirt,  bald  mehrfach 
vorhanden;  in  der  Umgebung  der  Höhle  fand  sich  eine  Gliose  resp. 
Sclerose.  — Im  2.  Fall  bildete  die  Syringomyelie  einen  Nebenbefund 
bei  der  Autopsie  einer  Frau,  die  an  progressiver  Paralyse  starb. 


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No.  2.  Ratmokd,  Pktkbson,  Fälle  von  Syringomyelie.  37 

— Im  3.  Fall  erkrankte  eine  56jährige  Frau  vor  8 Jahren  mit 
Parästhesien  in  den  Extremitäten  und  Schmerzen  im  Rocken;  dazu 
traten  Muskelatrophieen , Contracturen  und  Sensibilitätsstörungen, 
die  an  mehreren  Stellen  den  partiellen  Charakter  hatten;  die  Section 
erwies  eine  Gliawucherung  mit  Höhlenbildung  vom  Lendenmark 
bis  zur  Oblongata  und  ein  Gliosarcom  mit  hygaliner  Degeneration 
der  Gefäfse  im  Halsmark.  — Im  4.  Fall  erkrankte  eine  40jährige 
Frau  im  Jahre  1886  mit  Kopfschmerz,  Schwäche  und  Schwere  in 
den  Gliedern  mit  Parästhesien;  dann  traten  hinzu:  Zunahme  der 
Lähmung,  Spasmen,  Muskelatropbieen,  Sensibilitätsstörungen,  Ny- 
stagmus, vorübergehender  Intensionstremor,  rechtsseitige  Ptosis, 
Schluckbeschwerden,  Blasenstörungen.  In  den  oberen  Extremitäten 
fiberwogeo  die  Muskelatropbieen,  in  den  unteren  die  spastisch- 
paretischen  Erscheinungen.  Die  Section  erwies  eine  Pachymenin- 
gitis  cervicalis  mit  secundärer  Myelitis  und  Syringomyelie. 

3)  Ein  Fall  von  Syringomyelie  unter  dem  Bilde  progressiver 
Muskelatrophie  mit  dissociirter  Empfindungslähmung  wird  ausföhr 
lieh  beschrieben.  Der  Process  begann  im  unteren  Cervicalmark 
und  ging  links  hinauf  bis  zu  den  Ursprungsfasern  des  N.  occipi 
talis  und  Trigeminus;  dementsprechend  zeigten  sich  die  Sensibili- 
tätsstörungen auch  am  Kopf  und  Gesicht;  links  fehlte  auch  der 
Conjunctivalreflex.  Die  ophthalmoscopische  Untersuchung  erwies 
am  rechten  Auge  ein  Streifen  von  opaken  Nervenfasern  nahe  der 
inneren  Hälfte  der  Papille.  Diese  opaken  Nervenfasern  in  der 
Retina  kommen  nach  Manz  dort  häufig  vor,  wo  auch  andere  an- 
geborene Anomalien  im  Bau  des  Nervensystems  vorliegen;  und 
wörde  dieser  Befund  för  die  H<>FFMAM>’sche  Ansicht  sprechen,  dass 
die  Syringomyelie  resp.  Gliosis  in  mangelhafter  Veranlagung  und 
anomalem  Bau  des  Röckenmarks  eine  Ursache  finde. 

4)  Der  beschriebene  Fall  von  Syringomyelie  betrifft  einen  36- 
jährigen  Mann,  der  Anfang  der  achtziger  Jahre  an  seinem  Leiden 
erkrankte  und  die  typischen  Erscheinungen  der  Syringomyelie  des 
unteren  Cervical-  und  oberen  Dorsalmarkes  zeigte. 

5)  Ein  37jähriger  Mann  litt  1886  an  Parästhesien  der  Beine 
mit  Schwäche  derselben;  dieselben  Zeichen  zeigten  sich  bald  darauf 
am  rechten  Arm.  Dazu  trat  eine  Steifigkeit  aller  4 Extremitäten. 
Juni  1889  zeigte  er  einen  allgemeinen  spastischen  Zustand  der 
Extremitäten,  Rumpf-  und  Halsmusculatur  mit  linksseitiger  Scoliose, 
Neigung  des  Kopfes  nach  vorn;  ferner  bestand  eine  Atrophie  der 
periscapulären  Muskeln,  besonders  der  Mm.  supra-  und  infra-spina- 
tus,  rhomboid.  Cucullaris  (untere  Teil)  etc.  Die  Reflexe  der  Mus- 
keln wie  der  Haut  waren  erheblich  gesteigert;  es  bestand  ausge- 
sprochener Fufsclonus;  die  Masseteren-Reflexe  waren  normal.  Die 
Sensibilität,  Sphincteren,  cerebralen  Nerven,  Augen  waren  völlig 
intact.  Man  glaubte  damals  eine  Pachymeningitis  cervicalis  hyper- 
trophica  mit  consecutiver  transversaler  Myelitis  vor  sich  zu  haben. 
Erst  November  1890  zeigte  sich  eine  Hyperästhesie  am  rechten 
Beine  bei  sonst  intacter  Sensibilität  und  kurz  darauf  am  linken 


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38  Lohnsthin,  Diagnostik  der  Urethritis  posterior.  No.  2 

Beine  eine  Herabsetzung  des  Schmerz-  und  Temperaturgefühles  bei 
intactem  Tastgeföhs.  Am  Abdomen  bestand  an  der  linken  Seite 
eine  Zone  in  der  die  Sensibilität  für  alle  3 Qualitäten  aufgehoben 
war.  Eine  dissociirte  (syringomyelitische)  Empfindungslähmung 
stellte  sich  später  auch  am  Halse  ein,  ohne  dass  der  Rumpf  die- 
selbe zeigte.  Im  Dezember  1891  wurde  in  der  Höhe  des  4.  und 
5.  Cervicalwirbels  die  Rückenmarkshöhle  und  eine  cystische 
Hervorwölbung  der  Häute  eröffnet,  worauf  sich  Flössigkeit  ent- 
leerte. Unter  starken  Fiebererscheinungen  und  allgemeinem  Teta- 
nus starb  der  Kranke  nach  5 Tagen.  Die  Section  erwies  intacte 
Rückenmarkshäute  und  eine  Volumensvermehrung  des  Rückenmarks 
in  der  Höhe  der  Halsanschwellung.  Dort  befand  sich  ein  Tumor 
mit  einer  Höhle,  welche  bis  zur  Lumbal-Anschwellung  sich  hinab- 
zog unter  Abnahme  seines  Volumens.  In  der  Dorsalgegend  war 
das  Gliom  ohne  Höhle  und  fest:  in  der  Cervicalregion  nahmen  die 
Geschwulstmassen  die  graue  Substanz,  die  Hinterstränge  und  einen 
Teil  der  Seitenstränge  ein.  Die  ausführlich  mitgeteilten  mikrosko- 
pischen Einzelheiten  sind  im  Original  zu  ersehen.  Der  Fall  wird 
als  Syringomyelie  mit  spasmodischem  Typus  bezeichnet. 

6)  Eine  35jährige  Frau  zeigte  neben  den  Symptomen  der 
Acromegalie,  die  ca.  1 Jahr  bestanden,  Zeichen  der  Syringomyelie 
seit  ca.  3—4  Monaten.  Es  bestanden  unter  anderem  bei  ihr  rota- 
torischer Nystagmus  in  beiden  Augen,  Myosis,  rechts  reflectoriscbe 
Pupillenstarre,  Analgesie  und  Thermanästhesie  am  linken  Arm, 
Hand  und  Schulter,  Hypercryalgesie  am  linken  Bein  (d.  h.  Gefühl 
von  Brennen  und  Schmerz  bei  Berührung  mit  kalten  Gegenstän- 
den). — Die  Kranke  starb  an  nervösen  Störungen  der  Respiration 
und  Circulation.  Eine  Autopsie  konnte  nicht  vorgenommeo  werden. 

S.  Kalischer. 


H.  Lohlistein,  Zur  Diagnostik  der  Urethritis  posterior.  (Vortrag 
geh.  im  Verein  f.  innere  Med.  in  Berlin).  Dentsche  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  44. 

Weder  die  THOMpsofc’sche  Zweigläserprobe  noch  die  Ausspülung 
der  vorderen  Harnröhre  nach  Jadassohn  giebt  einen  sicheren  Auf- 
schluss darüber,  ob  die  Pars  posterior  urethrae  an  einer  gonor- 
rhoischen Erkrankung  beteiligt  ist  oder  nicht.  Die  letztere  Methode 
deshalb  nicht,  weil  während  der  Irrigation  der  Compressor  urethrae 
erschlaffen  kann,  worauf  mit  der  Spülflüssigkeit  Fäden  und  Flocken 
aus  der  vorderen  Harnröhre  in  die  hintere  gelangen  und  dann  eine 
Urethritis  posterior  vortäuschen.  Dass  dies  in  der  That  nicht 
selten,  namentlich  bei  acuter  Gonorrhoe,  vorkommt,  bewies  Verf., 
indem  er  zur  Ausspülung  eine  0.5  proc.  Ferrocyankalilösung  ver- 
wandte, die  sich,  wenn  sie  auch  nur  in  minimaler  Menge  in  die 
hintere  Harnröhre  gelangt,  in  dem  nachher  gelassenen  Urine  mittelst 
der  bekannten  Berlinerblau-Reaction  nachweisen  lässt.  Es  zeigte  sich, 
dass  dies  unter  94  Versuchsfällen  37  Mal  der  Fall  war.  Die  Me- 


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No.  2. 


Bachmann,  Acbsendrebung  der  Ovarialgescbwülste. 


39 


thode  gestattet  in  den  meisten  Fällen  einen  sicheren  Schluss  auf 
die  Erkrankung  oder  Nichterkrankung  des  Pars  posterior  urethrae; 
natürlich  muss  nach  genügender  Irrigation  der  Pars  anterior  mit 
der  Ferrocyankalilösnng  so  lange  mit  Wasser  nachgespült  werden, 
bis  die  Spülflüssigkeit  auf  Zusatz  von  Eisenchlorid  die  Berlinerblau- 
f&rbung  nicht  mehr  giebt.  Lässt  man  dann  den  Pat.  uriniren,  so 
wird  man  nur  in  dem  Falle,  dass  der  Fäden  führende  Harn  auf 
Zusatz  von  Eisenchlorid  blau  wird,  in  Zweifel  sein , ob  die  Fäden 
auch  wirklich  aus  der  Pars  posterior  stammen  und  die  Entscheidung 
solange  aufschieben  müssen,  bis  eine  Wiederholung  der  Probe  ein 
eindeutiges  Resultat  giebt.  Jenes  zweifelhafte  Verhalten  wurde  in 
9 von  den  94  Fällen  beobachtet.  Von  den  übrigen  Fällen  betrafen 
30  acute,  55  chronische  Urethritis;  von  den  ersteren  stellte  sich  bet 
21,  von  den  letzteren  bei  47  Mitbeteiligung  des  Pars  posterior 
heraus.  H.  Müller. 


G.  Bachmann,  Ueber  den  Mechanismus  der  Achsendrehung  bei 
Ovarialgeschwülsten.  Corresp.-Bl.  für  Schweizer  Aerzte.  1893.  No.  19. 

B.  berichtet  zunächst  einen  Fall,  wo  er  den  Vorgang  der 
Achsendrehung  einer  Ovarialgeschwulst  thatsächlich  beobachtet  haben 
will.  Eine  38jährige  Multipara,  letzte  Geburt  vor  zwei  Jahren,  litt 
an  einer  umfangreichen,  dünnwandigen,  nicht  sehr  gespannten,  frei 
beweglichen,  nicht  adhärenten  Ovarialgeschwulst  mit  dünnflüssigem 
Inhalte.  Man  fühlte  ferner  in  der  rechten  Unterbauchgegend  dicht 
unter  der  Bauchwand  und  hart  an  der  Ovarialgeschwulst  und  mit 
dieser  fest  verbunden  einen  ziemlich  harten,  ungefähr  birngrofsen 
Körper.  Drehte  sich  die  Frau  aus  der  horizontalen  Rückenlage 
(um  ihre  Längsaxe)  auf  die  linke  Seite,  so  rückte  dieser  Körper 
an  der  vorderen  Bauchwand  vorbei  in  die  linke  Unterbauchgegend 
hinüber  und  beschrieb  so  einen  Kreisausschnitt.  Drehte  sich  so- 
dann die  Pat.  in  die  anfängliche  horizontale  Rückenlage  zurück, 
so  wanderte  auch  der  bimförmige  Körper  langsam  wieder  von  links 
nach  rechts  hinüber,  doch  nicht  ganz  bis  zur  ursprünglichen  Stelle. 
Vier  Wochen  nach  der  Untersuchung  wurde  die  Ovariotomie  ge- 
macht und  es  fand  sich  eine  rechtsseitige,  gröfsere  Ovarialcyste  mit 
einem  zu  einer  linksgewundenen  Spirale  drei  Mal  gedrehten  Stiele 
und  mit  beginnender  Gangrän  der  Wand;  auch  eine  bedeutend 
kleinere  Cyste  des  linken  Ovariums  wurde  entfernt.  — Gestützt  auf 
diese  Beobachtung  versucht  B.  das  Zustandekommen  der  Achsen- 
drehung bei  Ovarialgeschwülsten  im  Wesentlichen  durch  den  Ein- 
fluss der  Schwerkraft  zu  erklären.  Notwendige  Vorbedingungen 
sind  folgende:  1.  freie  Beweglichkeit  der  Geschwulst ; 2.  eine  ziem- 
lich ansehnliche  Grösse  derselben;  3.  eine  mehr  weniger  rundliche 
Form;  4.  Rotationsfähigkeit  des  Stieles  überhaupt.  — Sind  diese 
Bedingungen  vorhanden,  so  rollt  bei  Drehung  der  Pat.  aus  der 
horizontalen  Rückenlage  auf  die  Seite,  z.  B.  auf  die  linke,  die  Ge- 
schwulst wie  auf  einer  schiefen  Ebene  vermöge  der  Schwerkraft  in 


40 


WlNTRRSTBIN.  — KttÜORR. 


No.  2 


die  linke  Seite  hinüber  und  dreht  sich  um  einen  Bruchteil  ihres 
Umfanges  um  ihre  Längsaxe.  Unterstützt  wird  diese  Drehung  durch 
gleichzeitig  an  der  hinteren  Seile  der  Geschwulst  von  links  nach 
rechts  aufsteigende  gashaltige  Darmschlingen.  Bei  der  Rückkehr  in 
die  Rückenlage  geht  die  Rotation  nur  teilweise  wieder  zurück,  voll- 
st&ndig  wohl  erst,  wenn  die  Pat.  sich  noch  auf  die  rechte  Seite  und 
dann  erst  wieder  auf  den  Rücken  legt.  Begiebt  sich  aber  Pat.  aus 
der  linken  Seitenlage  nicht  wieder  in  Rückenlage,  sondern  direct 
in  sitzende  Stellung,  indem  sie  sich  von  links  nach  rechts  in 
sagittaler  Richtung  erhebt,  so  wird  die  vorher  eingetretene  Achsen- 
drehung nicht  rückgängig  gemacht,  sondern  sie  wird  durch  die 
nach  unten  ziehende  Schwerkraft,  auch  wohl  durch  die  Darmschlingen 
fixirt.  Durch  öftere  Wiederholung  dieses  Vorganges  erfolgen  dann 
weitere  Drehungen  des  Stiele-*,  so  dal's  es  durch  Summirung  der 
Rotationen  schliel’slich  zu  einer  eigentlichen  Torsion  kommt.  — B. 
zweifelt  nicht  daran,  dafs  man  in  geeigneten  Fällen  absichtlich  jede 
beliebige  Torsion  des  Stieles  herbeiführen  kann;  was,  um  der  Kranken 
nicht  zu  schaden  selbstverständlich  nur  unmittelbar  vor  der  Opera- 
tion geschehen  darf.  Für  die  Praxis  ergiebt  sich  daraus,  dafs  den 
betreffenden  Patientinnen  bis  zur  Operation  genaue  Anweisungen 
behufs  Verhütung  einer  gefährlichen  Achsendrehnng  zu  geben  sind; 
derartige  Kranke  dürfen  sich  nur  direct  über  die  Fläche  auf  den 
Rücken  legen  und  sich  ebenso  nur  über  die  Fläche  erheben;  sie 
dürfen  im  Liegen  nur  die  Rückenlage  einnehmen,  oder  wenn  Schlaf 
nur  bei  Seitenlage  eintritt,  so  müssen  sie  sich  vor  dem  Aufstehen 
erst  noch  auf  die  entgegengesetzte  Seite  legen.  — Die  Ginwände, 
die  B.  weiterhin  gegen  die  KüsTNKR’sche  Erklärung  der  Achsen- 
drehung durch  die  Darmperistaltik  allein  macht,  dürften  im  Allge- 
meinen wohl  zutreffen.  A.  Martin. 


E.  Winterstein,  Zur  Kenntniss  der  Pilzcellulose.  Ber.  d.  d.  Botan. 
Ges.  1893.  XL  H.  7,  S.-A. 

Bei  der  Behandlung  Tericbiedener  Pilze  — Boletus  edulii,  Polyporus  officin, 
Agaricus  campestris  — im  Wesentlichen  nach  dem  allgemein  zur  Iaolirung  der  Cellu- 
lose aogewendeteu  Verfahren  erhielt  W.  eine  Cellulose  von  erheblich  abveichenden 
Eigenschaften,  namentlich  enthielt  sie  noch  zwischen  2 64  und  3.90  pCt.  Stickstoff. 
Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  nach  der  rorhergehenden  Behandlung  der  Stickstoff  nicht 
von  beigemengtem  Nuclein  o ler  Eiweifs  herrühren  künne.  Bei  der  Hydrolyse  mit 
60proc.  Schwefelsäure  lieferte  diese  Cellulose  65.19  pCt  Glucose,  jedoch  entstand 
dabei  gleichzeitig  Essigsäure.  E.  Salkowski. 


91.  Kröger,  Ueber  die  Fällbarkeit  der  Harnsäure  und  der  Basen 
der  Harnsäuregruppe  als  Kupferoxydulverbindungen.  Zeilschr.  f. 
physiol.  Cb.  XVIII.  S.  251. 

Mit  Hilfe  Ton  Rupfersulfat  uud  Natriumbisulfit  (Na,S,Oa)  werden  alle  Xanthin- 
körper, welche  noch  eine  eubstituirbare  NH-Giuppe  enthalten,  also  Adenin,  Metbyl- 
adeoin,  Hypoxanthin,  Guanin,  namentlich  aus  beif'sen  Lösungen  als  Rupferozydulrer 
bindungen  gefallt;  Theobromin  und  Coffein,  (auch  Rreatio  und  Kreatinin)  werden  nicht 
gefallt.  Die  Fällbarkeit  durch  das  genannte  Reagens  bat  sich  quantitativ  als  dsr 


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No.  2. 


Vermehren.  — Horb^czkwski.  — Kischensky. 


41 


Fälluog  mit  ammoniakalischer  Silberlösung  gleichwertig  erwiesen.  — Durch  Kupfer 
salfet  und  Natriumhyposulfit  werden  Harnsäure,  Adenin , Metbyh  denio,  Hypoxanthin 
und  Guanin  gefällt,  aber  nnr  Harnsäure,  Adenin  and  Methyladenin  Ifleeu  sich  im 
Ueberscbuss  von  Natriumhyposulfit  auf,  sodass  auf  diesem  Wege  eine  Unterscheidung 
und  Trennung  von  Adenin  und  Hypoxanthin  mßglich  ist.  J.  Hank. 


F.  Vermehren,  Stoffwechseluntersuchungen  nach  Behandlung  mit 
Glandula  thyreoidea  an  Individuen  mit  und  ohne  Myxoedeme. 
Deutsche  med.Woohenschr.  1893,  No.  43. 

V.  beobachtete  in  3 Fällen  von  Myxfldem  nach  der  Verabreichung  von  Gl.  tby- 
reoidea  (1  g »leicht  gekocht"  täglich  oder  einen  Tag  um  den  anderen)  oder  ton 
»Thyroidin“  eine  starke  Zunahme  der  Stickstoffausscheidung  durch  den  Harn,  sodass 
dieselbe  die  Stickstoffeinfubr  übertraf,  während  sie  vorher  erheblich  unter  dieser  ge- 
legen batte.  Damit  ging  eine  starke  Abnahme  des  Körpergewichtes  einher  Bei  3 
im  Kindesalter  stehenden  bezw.  jugendlichen  gesunden  Individuen  war  nach  Verab- 
reichung von  Thyroidin  keine  derartige  Wirkung  zu  beobachten,  wohl  aber  bei  8 io 
höherem  Lebensalter  — 32,  60,  62  Jahre  — stehenden  Männern , wenn  auch  nicht 
so  stark  wie  bei  den  Myxßdemkrauken  Wie  bei  diesen  nahmen  auch  die  Diurese, 
Pulsfrequenz  uod  Respirationsfrequenz  zu.  Verf  stellt  ausführliche  Mitteilungen  in 
A »Sicht.  E.  Salkowski. 


F.  Horbaczewski,  Ueber  die  Trennung  der  Harnsäure  von  den 
Xanthinbasen.  Zeitschr.  f.  phys'ol.  Chemie.  X VIII.  S.  341. 

Du  Gemenge  von  Harnsäure  und  Xanthinbasen  wird  mit  etwa  dem  80  fachen 
Gewicht  konc.  Schwefelsäure  im  Platinschälcheo  unter  gelindem  Erwärmen  gelost, 
dann  die  4 fache  Menge  Wasser  hinzugegeben  uod  tüchtig  umgerührt.  Die  nach 
8—  fistündigem  Stehen  ausgeschiedene  Harnsäure  wird  abfiltrirt  und  ausgewaschen, 
der  Niederschlag  im  Platinschälchen  in  wenig  starker  Natronlauge  gelost,  mit  Salz- 
säure übersäuert,  auf  einige  ccm  eingedampft,  durch  ein  Glaswollfilter  filtrirt,  ge- 
waschen, bei  110*  getrocknet  und  gewogen.  Entsprechend  der  Menge  der  beiden 
Filtrate  und  der  Waschwässer  ist  zu  dem  gefundenen  Gewichte  der  Harnsäure  die 
Correctur  (1  Tb.  H.  lOslich  io  16000  Th.  Wasser)  hinsnsuaddireo.  — Bei  der  Tren- 
nung von  0 05  - 0.14  g Harnsäure  von  0.05 -0.15  g Guanin  wurden  bis  zu  1.8  mg 
zu  viel  gefunden;  bei  der  Trennung  von  0.03 — 0.14g  Harnsäure  von  Xanthin  fanden 
sieb  0.6  — 5 mg  H.  zu  wenig,  deshalb  sind  für  je  100  mg  Xanthin  noch  3 2 mg  Harn- 
säure hinzuzuaddiren ; bei  nur  wenig  Xanthin  ist  die  Correctur  überflüssig. 

J.  II unk. 


D.  P.  Kischensky,  Experimentelle  Untersuchungen  Ober  den 
Einfluss  der  Laparatomie  auf  die  Bauchfelltuberkulose  der  Tiere. 
(Vorläufige  Mitteilung).  Cbl.  f.  allg.  Path.  u.  path.  Anat.  1893,  XI. 
p.  865. 

Verf.  bat  den  EinSuss  der  Laparatomie  ohne  Anwendung  antiseptischer  Mittel 
auf  die  Bauchfelltuberculose  bei  Meerschweinchen,  Kaninchen,  Hunden,  jungen  Katzen, 
weifsen  Ratten  und  Mäusen  geprüft.  Die  hier  berichteten  Resultate  bei  Meer 
schweinchen  und  Kaninchen  ergaben  einen  entschieden  günstigen  Einfluss  des  opera- 
tiven Eingriffs , die  operierten  Tiere  lebten  wesentlich  länger  als  die  Controlltiere. 
Auch  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Bauchfells  ergab  einen  Reactionsprocess, 
bestehend  in  Rundxelleninfillration,  Phagocytose  und  activer  Entwicklung  des  Binde- 
gewebes, der  zum  Untergang  der  specifisch  tuberculüsen  Elemente  führte.  Der  schon 
früher  zu  constatierende  schwach  reactive  Process  exacerbierte  unter  dem  Einfluss  der 
Operationsreizes.  M Rothmann. 


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42 


Laornstrin.  — Ccrtius.  — -Schlange.  — Bobosiewicz. 


No.  2 


C.  Lauenstein,  Die  typische  Ausräumung  der  Leiste.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Chir.  XXXV.  S.  153. 

Unter  191  Fallen  von  Bubo  inguinalis  153  Patienten  betreffend,  welche  Verf. 
in  den  letzten  12  .Uhren  im  Seemannskrankenhause  za  Hamburg  behandelt  bat , war 
9 Mal  wegen  apontaner  Rückbildung  keine  Operation  erforderlich.  Von  den  übrigen 
war  bei  53  ausgiebige  Spaltung  mit  er.  Auslöffelung  ausreichend,  129  Mal  wurde 
aber  die  typische  Ausräumung  der  Letzte  gemacht  und  zwar  mittelat  einea  schrägen 
Rreuzschnittes,  indem  von  einer,  einen  dem  Lig.  Poupart.  entsprechenden  Schnitt  schräg 
treffenden  Inciaion  ’/,  oberhalb,  ’/z  aber  unterhalb  dieses  Schnittes  angelegt  wurde. 
Heilung  erfolgte  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ohne  Fieber  per  granulationem;  nur  ein* 
mal  wurde  die  V.  cruralis  verletzt  und  musste  die  Venennaht  angelegt  werden,  welche 
Wiederkehr  der  Blutung  verhinderte,  aber  nachträglich  Oedem  des  Beines  zurückliefs. 
In  einem  Fall  von  Verletzung  der  V.  cruralis  unter  gleichen  Verhältnissen  in  der 
Privatprazia,  bei  dem  Verf.  behufs  Hämostase  Klempincetten  liegen  liefs,  trat  leider 
Pyämie  mit  tätlichem  Ausgang  ein.  Endlich  ist  noch  unter  den  Fällen  einfacher  In- 
cision  und  Auslöffelung  ein  Chloroformtod  zu  verzeichnen.  Zum  Schluss  giebt  Verf. 
noch  zwei  Krankengeschichten  von  Complication  des  Bubo  inguinalis  mit  (nicht  syphi- 
litischem) serpiginösem  Geschwür.  p.  Güterbock. 


Curtius,  Beitrag  zur  Pathologie  der  Spina  bifida  lumbo-sacralis. 
Aroh.  f.  klin.  Chir.  XLV.  S 194. 

Die  beiden  vom  Verf.  iotra  vitam  untersuchten  Fälle,  einen  9 */,  resp.  34  jährigen 
Mann  betreffend,  boten  tropbische,  der  zweite  auch  motorische  Störungen  der  untern 
Eztremitäten  und  eine  lordotische  Haltung.  Beide  Fälle  zeichneten  sich  ferner  darch 
eine  abnorme  Haarentwicklung  an  der  die  Stelle  der  Racbischitie  einnehmenden 
Narbe  aus.  p.  Gfitcrbock. 


H.  Schlange,  lieber  die  Fistula  colli  congenita.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
XLVI.  S.  390. 

Nach  den  Erfahrungen  der  Berliner  Universitätsklinik  sind  angeborene  Riemen- 
gangfisteln und  Cysten  nichts  seltenes,  namentlich  sind  mediale  Fisteln  häufig.  Von 
zwei  histologisch  untersuchten  Fällen  exstirpirter  Fisteln  betraf  der  eine  eine  mediane 
und  war  die  innere  Wand  mit  einem  Cylinderepithel  ausgekleidet,  an  das  sich  lympb- 
adenoides  Gewebe  anschlofs,  das  wiederum  von  einer  starken  Schiebt  quergestreifter 
in  der  Richtung  der  Fistel  verlaufender  Muskelfasern  nmgeben  war  und  gelegentliche 
Ausbuchtungen  zeigte.  Der  andere  Fall  war  eine  mediale  Fistel,  welche  zu  einem 
Tumor  von  Rirschgröfse  verdickt  war  und  nach  Resection  des  mit  ihm  verwachsenen 
mittleren  Teils  des  Zungenbeins  einen  zweiten  ähnlichen  Tumor  bot.  Bistiologiach 
entsprach  das  Bild  dieser  Tumoren  z.  Tb.  dem  des  Fibroadenoms  mammae;  die  in 
fibrösem  Gewebe  gelegenen  verzweigten  Hohlräumen  waren  mit  gut  erhaltenen  Flim- 
merepithel ausgekleidet. 

Bei  nicht  zu  geringfügigen  Beschwerden  soll  man  Riemengangfisteln  operativ  an- 
greifen und  erzielt  man  bei  radicaler  Exstirpation  immer  definitive  Heilungen. 

P.  Qüterbock 


Th.  Bobosiewicz,  Zur  Kenntniss  der  Schussverletzungen  durch 
das  österreichische  8mm- Mannlicher-Gewehr.  Wiener  med.  Pr.  1893, 

No.  3. 

Schuss  durch  die  Leber  auf  4 Schritt  Distanz.  Der  Einschuss  lag  nra  unteren 
Rande  des  7.  Rippenbogens,  4 mm  aussen  vom  Rippenbogen,  der  Ausschuss  am  unteren 
Rand  der  7.  Rippe  unterhalb  des  Scbulterblattwinkels.  Die  Erscheinungen  der  inneren 
Blutung,  Peritonitis  und  Pleuritis  waren  so  leicht,  dass  Pat.  schon  am  9.  Tage  auf- 
steben  wollte.  Wir  geben  den  Befund  am  24.  Tage  nach  der  Verletzung:  Einschusa 
und  Ausschuss  vollständig  vernarbt.  Die  Untersuchung  des  Bauobes  ergiebt  normale 


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No.  2. 


Hoppe.  — Reche.  — Besold.  — Oi.et  o.  Chabbin. 


43 


Verhältnisse.  In  der  rechten  Thoraxbälfte  findet  men  an  den  untersten  Partien  einen 
etwas  verkürzten  Percussionsschall  nnd  abgeschwächtes  Exspirium.  Das  Inspirium  ist 
ancb  vesiculär,  hinten  unten  etwas  abgeschwächt,  jedoch  von  der  7.  Rippe  nach  auf- 
wir«  sehr  gut  hörbar.  Die  Kurzathmigkeit  ist  vollständig  gewichen,  Pat.  ist  bei 
gutem  Appetit  und  bringt  den  grössten  Teil  des  Tages  im  Freien  zu.  p.  Oötsrbock. 


J.  Hoppe,  Partielles  Oberlidcolobom  bei  einem  missbildeten  Fötus, 
v.  Gkakkk’s  Archiv  f.  Ophthaltn.  XXXIX.  S.  307. 

H.  giebt  die  Beschreibung  eines  partiellen,  linkseitigen  Oberlidcoloboms  bei  einem 
6 — 7 Monate  alten  FStus,  der  auch  mit  andern  Missbildungen  behaftet  war.  In  Be- 
treff der  Entstehung  der  Lidcolobome  kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei  denselben 
iosgetammt  eine  einheitliche  Entstehung  nicht  anzunehmen  ist  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle  verdanken  sie  ihre  Entstehung  einer  aus  Raumbeengung  hervorgehenden  An- 
preisung des  Amnion  — meist  mit  consecutirer  Verwachsung  — gegen  den  Bulbus 
und  seine  Bedeckung,  durch  welche  die  Lidentwicklung  eine  partielle  Hemmung  er- 
fährt. Gewisse  Colobome  des  Unterlides  kennen  aus  einer  zur  Zeit  der  Lidentwicklung 
an  der  Bildongstelle  bestehenden  Gesiehtaspalte  resultiren.  Auch  primäre  Missbil- 
dungen deä  Bulbus  z.  B.  Keratoconus,  kennen  zur  Colobombildung  des  Lides  führen. 

Horstmann. 


Reche,  Wo  soll  man  die  optische  Iridectomie  machen?  Archiv  f. 

Augenheilk.  XXVII.  S.  147. 

R.  empfiehlt  die  optische  Iridectomie  auf  der  temporalen  Seite  anzulegen,  da  es 
nicht  richtig  ist,  dass  bei  einer  temporalwärts  angelegten  Pupille  der  binocolare  Seh- 
akt ausgeschlossen  ist.  Für  die  temporale  Ausführung  spricht  die  dabei  geringere 
Anstrengung  der  Convergenzkraft,  die  Zerstreuung  der  Lichtstrahlen,  welche  schräg 
durch  den  dem  Object  zugewandten  Teil  der  brechenden  Medien  gehen,  und  besonders 
die  Erweiterung  des  Gesichtsfeldes  nach  aussen.  Hontmann. 


Bezold,  Ueber  Entfernung  des  Steigbügels.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
XXIV.  S.  259. 

B.  hat  in  einem  Falle  von  langjähriger  Schwerhörigkeit  (4Sjähr.  Frau)  beider- 
seits mit  subjectiven  Geräuschen  (seit  einem  Jahre  bestehend),  bei  dem  sieh  objectiv 
Recidiva  von  Mittelobreiterung  mit  peristirender  Perforation  fanden,  die  Extraction 
des  Steigbügels  auf  der  rechten,  schlecht  bürenden  Seite  (Fl.  2 cm  untere  Tongrenze  C 
[64  v.  d ],  obere  Tongrenze  Galton  1.7.  Stimme  V. — 7 Sec  ) gemacht.  Unmittelbar 
nach  der  Operation  erfolgte  heftiger  Schwiodel  der  bis  zum  3.  Tage  anbielt,  verstärktes 
Sausen,  mehrmaliges  Erbrechen,  hochgradige  Erschlaffung  und  absolute  Taubheit.  Von 
der  8.  Woche  an  stellte  sieb  wieder  ein  Rest  von  HOrvermSgen  ein,  der  weit  hinter 
dem  ursprünglich  vorhandenen  zurückblieb.  Verf.  teilt  den  Fall  besonders  deshalb 
mit,  um  im  Gegensatz  zu  dem  von  dem  Amerikaner  Jack  veröffentlichten  Berichte 
über  auffallend  günstige  mit  dieser  Operation  erzielte  Resultate  auf  die  eventuelle 
Gefährlichkeit  derselben  hinzuweisen.  Schwstuch. 


Gley  et  Cfaarrin,  Influences  hdr^ditaires  experimentales.  Comptes 
rendues  1893,  Bd.  117.  No.  19. 

Die  Verf  immunisirten  8 Kaninchen  gegen  den  Bacillus  pyocyaneus  und  sperrten 
sie  daun  15  Tage  nach  gelungener  Immunisatinn  mit  ebensoviel  nicht  immunisirten 
Weibchen  zusammen.  Sie  erhielten  innerhalb  ca.  8 Woeben  7 lebende  Junge  — viele 
gingen  zu  Grunde  ohne  dass  eine  Ursache  festgestellt  werden  konnte.  Nach  3 Mo- 
naten wurden  sämmtlicbe  Männchen  und  Weibchen  mit  virulenten  Pyocyaneuskulturen 
inficirt;  erstere  blieben  am  Leben,  letztere  starben  sämmtlich;  einen  Monat  darauf 


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44 


Nkumann.  — Goinabd.  — Bardol. 


No.  2 


wurden  such  die  Jungen  inficirt  und  mehrere  Kontrolliere;  euch  hier  starben  in  der 
gewöhnlichen  Zeit  die  Kontroltiere,  während  von  ersteren  zwei  überhaupt  am  Leben 
blieben  und  die  5 anderen  später  als  jene  eingingen. 

Die  Verf.  glauben  hiedurch  einen  deutlichen  beredittren  Einfluss  nachgewiesen 
ZU  haben.  Srheurlen. 


Neumann,  Beitr&ge  zur  Biologie  anaSrobiotisch  wachsender  gasbil- 
dender Bakterienarten.  Sitz.-Ber.  d.  Kaiser-Akademie  d.  Wissensch.  1893, 
III.  S.  217. 

Von  den  durch  Batterien  produeirten  Gasen  wurden  bisher  nur  einzelne  unter 
sucht,  niemals  ist  bi«  jetzt  eine  rollstindige  Analyse  des  Gasgemisches  ausgeführt 
worden.  Eine  solche  unternahm  N.  bei  zwei  Bscterienarten:  dem  von  ihm  sogenannten 
Bacillus  capsulatus  C.  und  dem  bacillus  pneumoniae  Friedländer. 

Der  hiezu  benutzte  sehr  komplicirte  Apparat,  welcher  io  einer  Abbildung  beige- 
geben ist,  besteht  in  der  Bauptiacbe  aus  2 Teilen:  einerseits  aus  dem  Kulturgefäfs 
und  den  Transportvorricbtungen  für  die  Gase  und  zweitens  aus  dem  Analysator,  der 
io  einer  Reihe  zweckmtfsig  angeordneter  Absorptionsmittel  und  Reagentien  besteht. 

Das  Resultat  steht  io  einem  schroffen  Gegensatz  zu  der  aufgeweudeten  Mühe: 
der  Bac.  capsulatus  C erzeugt  in  Stickstoffatmosphäre  auf  Näbrgelatine  gezüchtet 
Kohlensäure  und  Methan,  der  Bacillus  Friedländer  Kohlensäure,  Spuren  von  salpetriger 
Slure,  Wasserstoff  und  einen  nicht  naher  von  N.  bestimmten  Kohlen  Wasserstoff. 

Schaurlaa. 


Guinard,  Des  avantüges  qu'il  y aurait  k pouvoir  substituer  l’apo- 
coilöine  k la  codeine.  Bullet,  gen.  de  tber.  1893,  Nu.  32. 

Das  Apocodein  ist  nicht,  wie  man  bisher  glaubte,  ein  Emeticum,  sondern  ein  io 
der  Wirkung  dem  Codeio  ähnliches  Narcoticum;  Tierversuche  zeigten,  dass  das  Mittel, 
in  Dosen  roo  26  bis  36  mg  pro  kg  Körpergewicht  snbeutan  injicirt,  leichten,  ruhigen 
Schlaf  ohne  stärkeres  Ezcitationsstadium  hervorruft  Nach  dem  Erwachen  waren  die 
Tiere  vollkommen  wohl.  Vergleiche  mit  Codein  fielen  zu  Dngunsten  des  letzteren 
aus:  der  durch  Codein  hervargerufene  Schlaf  war  weniger  ruhig  und  trat  spater  ein, 
oft  erst  nach  einem  mehr  oder  minder  starken  krampfartigen  Eicitatioozstadium 
Apocodein  dagegen  rief  derartige  Krampfzustande  erst  in  grofsen,  therapeutisch  nicht 
mehr  In  Betracht  kommenden  Dosen  hervor.  Die  tätliche  Dosis  des  Apocodeins  ist 
weit  grSfser,  als  die  des  Code'ios.  Auf  Grund  dieser  Tierexperimente  empfiehlt  Verf 
die  Anwendung  des  Apocodeins  beim  Menschen  und]  glaubt,  dass  es  sieh  als  Ersatz- 
mittel des  Codeins,  namentlich  bei  Kindern,  bewahren  wird.  K.  Kronthai. 


Bardol,  Syndromes  hyst^riques  siraulaleurs  de  la  m^ningite.  Rev. 
mens,  des  maladies  de  l’enf.  1893,  S.  269. 

Die  Hysterie  kann,  wie  bei  Erwachsenen,  so  auch  bei  Kindern  Krankheitsbilder 
hervorbringen,  welche  einer  organischen  — acuten  oder  chronischen  — Gehirnkrank- 
heit ausserordentlich  gleichen.  Die  Gefahr  einer  Verwechslung  ist  dann  eine  sehr 
naheliegende,  da  einerseits  bei  den  materiellen  Gehirnerkrankungen  der  Verlauf  oft 
unregelmafsig  ist,  und  jedes  einzelne  Symptom  der  Gehirnkrankbeiten : Kopfschmerz, 
Erbrechen,  Verstopfung,  Delirien,  Somnolenz,  Krämpfe.  Lähmungen,  selbst  Fieber  etc, 
ebenfalls  hervorbringen,  und  die  Symptome  können  sich  in  derselben  Weise,  wie  bei 
den  materiellen  Gehirnkrankbeiten  gruppireo.  Io  diesen  Fällen  kann  oft  nur  die  ge- 
naueste Beobachtung  der  Kranken  auf  die  richtige  Fährte  leiten.  Erbliche  Belastung, 
hysterische  Aotecedentieo,  das  sprungweise  Vorscbreiten  der  Krankheit,  der  Nachweis 
von  hysterogenen  Zonen,  von  Hemiaoästhesie  und  von  anderen  charakteristischen 
Eigentümlichkeiten  der  Hysterie,  werden,  — sofern  man  nur  dio  Hysterie  mit  in  Er- 
wägung zieht  — die  Diagnose  richtig  stellen  lassen.  Sehr  selten  wird  der  Puls  bei 
Hysterie  unregelmafsig,  selbst  wenn  er,  — was  bisweilen  vorkommt,  — verlangsamt 


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No.  2. 


CuLLOTT.  — YuUNOKW.  — GrAWITZ.  — NlKOI.AJhVIC. 


45 


i«t.  Die  PupillfD  sind  meist  gleich.  — Verf.  teilt  einige  Krankengeschichten  von 
Kindern  mit,  bei  denen  die  Hysterie  zur  falschen  Annahme  einer  acuten  Meningitis, 
einer  tuberculöeen  Meningitis,  einer  Poliencepbalitis  geführt  hatte;  aber  auch  mit  an- 
deren Gehirnkrankbeiten  können  Verwechslungen  — wie  Verf.  glaubt  — wohl  be- 
gangen werden.  8tsdthigsn. 


J.  W.  Collott,  Filaria  sanguinis  hominis  and  chyluria.  The  Lancet 
1893.  Febr.  4. 

C.  bestätigt  die  Erfahrungen  anderer  Forscher,  dass  sowohl  Thymol  wie  andere 
Antbelmintica  zur  Austreibung  der  Filaria  saoguinis.  hominis  absolut  unbrauchbar  sind. 
Was  die  Pathologie  der  Cbylurie  anbelangt,  so  ist  nach  C.’s  Ansicht  die  vollständige 
oder  doch  nahezu  rollstindige  Verscbliefsung  des  Ductus  tboracicus  nicht  die  erste 
Ursache  der  Erkrankung.  Vielmehr  findet  man  genügend  einscbllgige  Falle,  in  denen 
ein  solcher  Verschluss  in  keiner  Weise  zu  konstatieren  ist.  Die  Affection  ist  rielmehr 
eine  allgemeine  ond  betrifft  nicht  nur  einzelne  Teile  des  Lympbgeläfssystems.  Es 
kommt  aber  zu  einer  allgemeinen  Stauung  der  Lympbe.  Daher  sieht  man  im  Ver- 
laufe der  Chylurie  auffallend  oft  Elephantiasis  des  Scrotums  und  der  unteren  Eztremi- 
tlten.  Dazu  kommt  neben  rieten  anderen  eine  mehr  oder  weniger  bedeutende  AnSmie 
uod  eine  erhebliche  Ernährungsstörung  des  ganzen  Körpers.  C.  Rosemhai. 


E.  G»  Younger,  Notes  sur  la  th^rapeutique  de  l’exalgine.  Bulletin 
gen.  de  tberap.  CXXV.  No.  26. 

Verf.  empfiehlt  das  Exalgin  tMethylacetanilid)  als  hervorragendes  Antineuralgi- 
cum;  oft  trat  schon  nach  1 — 2 kleinen  Dosen  ein  überraschender  Erfolg  ein.  Be- 
merkenswert war  die  Wirkung  bei  einem  Epileptiker,  dem  das  Mittel  zunichsl  nur 
zur  Linderung  seines  fast  nnertrlglicben  Kopfschmerzes  gegeben  wurde,  wobei  nioht 
nur  die  Kopfschmerzen  anfbörtrn,  sondern  auch  die  Häufigkeit  der  epileptisoben  An- 
fälle nachliefs.  Auffallend  sind  die  sehr  kleinen  Dosen  von  1 Gran  (0  06)  bis  höchstens 
2 Gran,  mehrmals  täglich,  die  Verf.  anwandte,  während  man  bisher  Einzeldosen  von 
0.25  gab.  K.  Kronthal. 


E.  Grawitz,  Zur  Casuiatik  der  selteneren  Herzfehler.  (l.Tricuspi- 
dalstenose.  2.  Pulmonalinsufficienz).  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  Bd.  123, 
H.  1 , 2. 

Der  erste  Fall  betrifft  einen  24  jährigen  Mann,  bei  dem  neben  Stenose  und  In- 
sufficienz  der  Mitralklappe  und  endocarditischen  Veränderungen  an  der  Aorta  eioe 
Insufficieoz  uod  Stenose  der  Tricuspidalklappe  bestand;  als  charakteristisches  Symptom 
derselben  zeigte  sich  auch  hier  ein  deutliches  Schwirren  über  dem  unteren  Teil  des 
Brustbeins  resp.  am  5.  rechten  Rippenknorpel.  Verf.  weist  darauf  bin,  dass  Frauen 
häufiger,  als  Männer,  an  Tricuspidalstenose  erkranken  und  diese  Affection  von  allen 
Herzfehlern  die  schlechteste  Prognose  giebt.  Der  zweite  Fall  betrifft  eine  4Sjährige 
Frau,  bei  der  sich  zu  einer  Insufficieoz  und  Stenose  der  Mitralis  eioe  Insufficienz  der 
Polmonalklappen  hinzugesellte  K.  Kranthal. 


Nibolajevic,  Ueber  die  Beziehungen  der  Tetanie  zur  Hysterie. 
Wiener  klin.  Woshenscbr.  1893,  No.  29. 

Die  26jäbrige  Patientin  wurde  schon  seit  ihrem  14.  Lebensjahre  gewöhnlich  im 
Anschluss  an  heftige  Gemütsaffecte  zumeist  ron  Anfällen  betroffen,  welche  mit  Berz- 
palpitationeo  Präcordialangst,  Parästbesien  in  den  Fingern  begannen  und  währeud 
ihrer  Dauer  constatieren  liefseo,  dass  das  Gesiebt  gerötet,  der  N.  facialis  übererregbar 
war  und  dass  die  gleiche  Debererregbarkeit  auf  mechanische  Reize  auch  in  den  an- 
deren sensiblen  und  motorischen  Nerven  bestand;  Trousseau'sches  Phäoomen.  Eioge- 
leitet  wurde  die  Attaque  fast  regelmäfsig  mit  einem  heftigen  Laryngoapasmus  uod 


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46 


Mann.  — Bhown.  — Bücklbhb. 


No.  2 


beschleunigter,  pfeifender  Atmung,  wortuf  die  typischen  schmerzhaften  Krämpfe  mit 
Tetaniestellung  der  Hände  und  Beine  von  etwa  3 Minuten  Andauer  eintraten.  Eloc- 
trisches  Verhalten  der  Nerven  und  Muskeln  durchaus  normal,  ebenso  die  Ausdehnung 
des  Gesichtsfeldes.  — Im  Krankenhaus  wurden  neben  den  beschriebenen  Attaquen  An- 
fälle beobachtet,  welche  zweifellos  hysterischer  Natur  waren:  vor  allem  deuteten  darauf 
die  typischen  hysterischen  Beuge-  und  Streckkrämpfe,  welche  zuletzt  mit  Opisthoto- 
nus endigteo.  Einmal  wurde  auch  directes  Uebergehen  aus  der  hysterischen  Krampf- 
stellung in  die  charakteristische  Tetaniestellung  constatlrt.  — Verf.  hält  das  Grund- 
leiden der  Pat.  für  ein  hysterisches  und  ist  der  Ansicht,  dass  das  beachriebene  Zu- 
sammentreffen beider  Krampfformen  öfter,  alt  beschrieben  rorkommt.  Schäfer. 


L.  Mann,  Ueber  die  Verminderung  des  Leitungswiderstandes  am 
Kopfe  als  Symptom  bei  traumatischen  Neurosen.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  31. 

Verf.  benutzt  folgende  Dntersuchungsmethode:  Unpolarisirbare  Elektroden  (nach 
Maitios)  von  5 X 10  cm  »erden  an  Stirn  und  Nacken  befestigt.  Es  werden  drei 
Elemente  eingeschaltet  und  die  Stromstärke  am  HiBSCHUAsN'tchen  Horizontalgalvano- 
meter beobachtet.  Wenn  die  Stromstärke  nicht  mehr  ansteigt,  also  das  „relative 
Widerstandst»  inimum"  erreicht  ist,  wird  der  Nadelausscblag  notirt.  Vermittelst  Sub- 
stitution des  KSrpers  durch  den  Rheostaten  wird  nun  die  GrOfse  des  Widerstandsmini- 
mum ermittelt. 

Normale  Personen  ergaben  so  4000 — 6000  Ohm;  Kranke,  an  traumatischer  Neu- 
rose speciell  Kopfschmerzen,  Schwindel,  Sausen  leidend  erheblich  niedrigere  Werte 
von  1500—  2500  Ohm.  Aebnlicbes  fand  sich  auch  bei  Neurasthenikern  mit  Kopf- 
schmerzbeschwerdeo und  bei  Birnhyperämie.  Eine  derartige  Hirnhyperämie  mag  io 
manchen  Fälleu  von  traumatischer  Neurose  (mit  Kopfschmerzen  etc.)  vorhanden  sein, 
wofür  weiter  noch  die  Thatsacbe  spricht,  dass  M.  auch  bei  Einathmungen  von  Amyl- 
nitrit  den  Widerstand  sinken  sah. 

Fehlt  das  Symptom,  so  spricht  es  zwar  nicht  gegen  das  Bestehen  der  geklagten 
Beschwerden,  ist  aber  bei  positivem  Ausfall  der  Untersuchung  wohl  als  ein  Beweis 
für  das  wirkliche  Vorhandensein  derselben  zu  verwerten.  Bernhardt. 


S.  S.  Brown,  Gunshol  injury  of  the  Great  Sciatic  Nerve.  Medical 
News  1892,  22.  Oot. 

Ein  35jähriger  Mann  hatte  7 Woeben  lang  nach  einer  Schusswunde  in  der 
rechten  Hüfte  (mittelst  Pistoleokugel)  die  heftigsten  Schmerzen  im  Gebiete  des  Ner- 
vus Ischiadicus,  dessen  Muskeln  schmerzhafte  Spasmen  und  Crampi  zeigten.  Da  man 
eine  Verwachsung  des  Nerven  mit  der  Narbe  annahm,  wurde  zwei  Monate  nach  der 
Verwundung  eine  Incision  in  der  Mittellinie  der  Hüfte  (Dorsalteil)  gemacht;  man 
fand  den  Ischiadicus  mit  einer  narbigen  Schwiele  verwachsen ; er  schien  verdickt  und 
wurde  von  derselben  befreit;  einige  Tage  nach  der  Operation  liefs  der  Schmerz  nach, 
um  dann  allmälig  völlig  zu  schwinden.  Kmllscher. 


Bücklers,  Zwei  Fälle  von  autochthoner  Hirnsinusthrombose.  Arch. 
f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrankheiten  1893,  XXV.  1.  H. 

Im  ersten  Fall  wurde  eine  32Jährige  Köchin , die  seit  einem  Jahre  an  zeitwei- 
ligem Kopfschmerz  und  Erbrechen  litt,  plötzlich  bewusstlos  und  zeigte  eine  linksseitige 
Hemiparese  Bei  bald  freiem,  bald  benommenem  Sensorium  traten  in  den  nächsten 
Tagen  auf:  linksseitige  Ptosis,  linksseitige  Facialisparese,  Coma  und  Exitus  letalis. 
Die  Section  erwies  eine  Thrombose  sämmtliclier  Hirnsinus  und  Hirnvenen;  es  fehlten 
alle  Symptome  der  Sinusthrombose,  wie  Anschwellung  und  Füllnog  der  Venen,  Oedem, 
Schweifse,  circumscripte  Cyanose  etc.  aussen  am  Schädel.  Auffallend  war  die  prä- 
mortale Temperatursteigerung.  Aetiologisch  liefsen  sich  Caries,  Tumor,  Intoxication, 
Marasmus  nicht  nachweisen,  es  bestand  nur  Gravidität  und  vielleicht  Cbtorose.  — Im 


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No.  2. 


Fhikulanukh.  — Funk.  — Ntrnt. 


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zweiten  Fall  erkrankte  ein  Iß  jähriges  Mädchen  pllUzlicb  mit  Schüttelfrost  und  heftigen 
Kopfschmerzen;  dazu  traten  Benommenheit,  rechtsseitige  Ptosis,  rechtsseitige  Pupillen- 
erweiternng,  Coordinationsstärungeu  an  den  Extremitäten,  schwankender  Gang,  Ab- 
Schwächung  der  Seboeureflexe,  Genickstarre,  Temperatursteigerungen,  Schwäche  der 
Arme  nnd  des  linken  Beines,  Strabismus  divergent  rechts,  Frequenz  des  Pultes  und 
der  Respiration,  Coma,  Exitus  letalis  Bei  der  Section  waren  der  Sin.  longitad.  sup., 
Sin.  reet. , Sinus  transrersus  total  durch  zum  Teil  adbärente  Thromben  obtnrirt. 
Aetiologisch  kommt  hier  die  hochgradige  Chlorose  in  Betracht.  KaUschcr. 


M.  Friedländer,  Pichi  (Fabiana  imbricata),  ein  Mittel  gegen 
Krankheiten  der  Harnorgane.  (Aus  Dr.  L*ssak’s  Klinik).  Tberap. 
Monatsh.  1893,  Juli. 

Pichi  ist  eine  in  Südamerika  heimische,  als  Volksmittel  gebrauchte  und  auch 
ron  dortigen  Aerzten  vielfach  empfohlene  Pflanze.  Verf  versuchte  ein  von  E.  Mssck 
hergestelltes  Extractum  Pichi- Pichi  fiuidum,  eine  dunkelbraune  Flüssigkeit  von  an- 
genehmem Geruch  und  intensiv  bitterem  Geschmack , namentlich  bei  Krankheiten, 
über  welche  schon  günstige  Berichte  vorliegen,  so  bei  Cystitis . Prostatitis,  Neurosen 
des  Harnapparates,  acuter  Gonorrhoe,  Epididymitis  und  liefe  die  Pat. , nachdem  er 
sieh  überzeugt  hatte,  dass  bei  Gesunden  selbst  Dosen  von  15— '20g  keine  unangenehme 
Nachwirkung  haben,  dreimal  täglich  einen  Tbeeläffel  voll  nehmen.  Eine  günstige 
Wirkung,  die  wohl  auf  den  hohen  Gehalt  des  Mittels  an  Harzsäure  und  Tannin  zu- 
rückzuführen  ist,  war  besonders  bei  mit  stärkerer  Eitersecretion  einhergebenden  Er 
krankungen,  wie  bei  acuter  Gonorrhoe  und  Cystitis,  zu  constatiren.  Da  das  Extract 
Störungen  seitens  der  Nieren  oder  Hautausschläge  niemals  veranlasste,  auf  die  Ver- 
dauung sogar  anregend  wirkte,  hält  Verf.  es  für  geeignet,  den  Bala.  Copaivae , das 
01.  Santali  und  01.  Terebinth  bei  dem  genannten  Leiden  zu  verdrängen. 

H.  Müller. 


Funk,  Behandlung  des  acuten  Trippers.  Monatsh.  f.  pract.  Dermat. 
XVII.  No.  1. 

Bei  einem  ersten  Tripper  übt  Verf.  im  initialen  Stadium  d.  b.  in  den  ersten 
Tagen,  so  lange  nnr  ein  spärliober,  schleimiger  Ausflass  besteht,  eine  Abortivmethode, 
welche  so  ziemlich  jede  Gonorrhoe  coupiren  soll  und  die  darin  besteht,  dass  der  vor- 
dere Teil  der  Harorühre,  in  der  Ausdehnung  von  etwa  8 cm  vermittelst  des  Ultzmann’- 
sehen  Pinselapparates  mit  einer  3 — 4 proc.  LapislSsung'  ausgewisebt  wird.  Das  Ver- 
fahren wird  am  3.  Tage  wiederholt,  io  der  Zwischenzeit  und  an  den  folgenden  Tagen 
die  Ricord'sche  Mixtur  eingespritzt.  Im  eigentlichen  acuten  Stadium  des  Trippers 
verzichtet  Verf.  auf  Injeotionen,  wie  auf  die  Balsamica  und  beschränkt  sich  auf  die 
Verordnung  von  Ruhe,  warmen  Bädern,  geeigneter  Diät.  Durch  diese  exspectative 
Behandlung  toll  die  Schleimhaut  der  HarnrRbre  eine  relative  Immunität  gegen  die 
Gonococcen  erlangen,  der  Pat.  gegen  acute  Nachschübe  geschützt  sein.  Im  terminalen 
Stadium  mit  spärlichem,  schleimig- eitrigem  Secret  wirkte  am  zuverlässigsten  01.  Santali 
tn  15  Tropfeo  3—8  Mal  täglich,  daneben  kalte  Abreibungen,  Flussbäder.  — Bei 
neuerlicher  Tripperinfectioo  lässt  F im  Beginn  Injectionen  mit  Ricord'scher  Mixtur 
event.  abwechselnd  mit  LapitlOsnng  1:4000  machen,  geht  aber  bei  eitrigem  Ausfluss 
wieder  xn  der  exspectativen  Behandlung  über.  H.  Malier. 


J.  Noir,  De  l’action  de  la  chaleur,  dans  la  trichophytie  (herpea 
circin4  et  teigne  tondante).  Progres  mod.  1893,  No.  35. 

Nachdem  Verf.  einige  Fälle  von  sehr  hartnäckigem  Herpes  tonsuraos  der  Hände 
und  Arme  unter  dem  Gebrauche  einfacher  beifser  Bäder  rasch  hatte  heilen  sehen, 
versuchte  er  ein  ähnliches  Verfahren  auch  bei  dem  Herpes  tonsurans  des  behaarten 
Kopfes  und  erzielte  mit  demselben,  ohne  Epilation,  sehr  günstige  Erfolge.  Nach  Kurz- 
schneiden der  Hare  wurde  der  Kopf  gründlich  abgeseift  und  dann  mit  Compressen 


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48 


HkBI.AS.  — HlNTBRBB&GKB.  HoKMANN.  PLlflOK. 


No.  2 


bedeckt  die  io  eine  auf  50"  erwärmte  ; p.  m.  SublimatlB«ur>g  getaucht  waren.  Ein 
darüber  befestigter  undurchlässiger  Stoff  rollendete  den  Verband,  der  Uglich  erneuert 
wurde.  H.  Hüller. 


W.  W.  Hoelas,  A report  on  twelve  caees  of  imluction  of  labour 
by  Champetier  de  Ribes’  bag.  The  Lancet  1893.  26.  Aug. 

H.  hat  in  S Fällen  vou  engem  Becken  zur  Einleitung  der  Geburt  die  Blase  von 
Champetier  de  Ribes  angewandt;  ferner  in  je  einem  Fall  von  Uterusfibrom,  von  Para- 
metriti«,  von  Bämorrhagie,  und  *on  frühzeitigem  Blasensprung ; in  fünf  Fällen  wurde 
vorher  die  Ba»HBs'scbe  Blase  oder  ein  ßoagie  eingelegt.  — Die  Geburten  waren  mit 
einer  Ausnahme  12  Stunden  nach  der  Einlegung  der  Blase  beendet;  die  Blase  wurde 
mit  einer  SublimatlBsung  (1:4000)  ungefüllt.  a.  Martin. 


A.  Ilinterberger,  Neunzehn  Falle  von  Bauchfell-Tuberculose.  (Aus 
der  geburtshilflich  - gynäkologischen  Klinik  des  Herrn  Prof.  Dr. 
R.  Chhob>k  in  Wien).  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  So.  38. 

Bei  der  Therapie  der  Bauchfelltuberculose  haben  verschiedene  Methoden  günstige 
Erfolge  aufzuweisen,  die  grösste  Zahl  hat  die  Incision  zu  verzeichnen.  Eine  Heilung 
durch  Incision  darf  man  nicht  vor  Ablauf  längerer  Zeit  annehmen.  Die  Diagnose 
dieser  Krankheit  ist  fast  nur  durch  die  Incision  in  exacter  Weise  zu  stellen. 

Aus  den  bis  jetzt  angeführten  12  Krankengeschichten,  ans  den  Jahren  18S7  bis 
Mitte  1898  stammend,  geht  hervor: 

2 Fälle  sind  als  geheilt  entlassen,  davon  ist  die  eine  seit  4 Jahren  arbeitsfähig 

5 Fälle  sind  gebessert  entlassen,  doch  innerhalb  \ — 1 Jahres  in  ihrer  Heimat 
zum  exitus  gekommen,  zwei  davon  durch  phthisis  pulmon. 

2 Fälle  wurden  nach  2 — 3 wöchentlicher  Behandlung  mit  dem  früheren  Status 
entlassen. 

8 Fälle  starben  einige  Wochen  nach  der  Operation.  A.  Martin. 


J.  Hof  mann,  Acht  Fälle  von  mit  Cholera  complicirter  Schwanger- 
schaft. Petersb.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  40. 

Die  Cholera  verläuft  bei  schwangeren  Frauen  meist  letal.  Von  S Fällen  verliefen 
2 ohne  Abort,  6 mit  Abort  resp.  Frühgeburt.  6 Fälle  kamen  zum  exitus,  2 zur  Ge 
nesnng,  davon  hat  1 Frau  nicht  abortiert.  A.  Martin. 


Plügge,  Over  de  toxische  werking  van  het  alcalolde  van  Sophora 
tomentosa  L.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Oenee-k.  1893, 
No.  5. 

Das  Sophorin  scheint  in  seiner  Wirkung  bei  Tieren  identisch  mit  dem  Cytysin  zu 
sein.  Es  verursacht  Verlangsamung  der  Atmung,  echliefalicb  Lähmung,  Stillstand  des 
Herzens  in  Diastole.  George  Meyer. 


Die  Arbeit  W Edstiin's:  „Ueber  die  Diagnose  beginnender  Flüssigkeitsansamm- 
lungen im  Herzbeutel“,  referirt  im  Centralbl.  1893  S 811,  ist  im  Original  io  Viikhow's 
Archiv  Bd.  130,  S.  418  erschienen. 


Kinarndungren  Hlr  da«  Centralblatt  werden  an  dl«  Adresse  des  Hm.  Prof.  Dr.  II.  Bernhardt  (Berlin  W 
Französische  Stra  se  21)  oder  an  die  Verlagshandlnng  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  lltrsrhwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schum  scher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogen;  am  Schluss« 
des  Jahrgangs  Titel,  Na* 
men'  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  au  besieheo 
durch  alle  Buchhandluu* 
gen  und  Postanstalteu. 


mcdicinklicii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

1«  Barlln. 


1894.  *«•  Januar.  No.  3. 


Inhalt:  Saaki,  Stadien  aber  Glycogen.  — Rabubra,  Wasser-  und  Stickstoff- 
Ausscheidung  durch  Oalie  und  Haro.  — Stricks«,  Ueber  die  Quellen  der  Eiterung. 
— Arnheim,  Fall  Ton  Beckenfractnr  und  Harnblasenrerletiung.  — Ko  n,  Einige 
operative  Obrenaffectioneo.  — Bochnbb,  Ueber  Choleratheorien.  — Badiib,  Er- 
nährung mit  RiBTH'ecber  Milch.  — Jaquit,  Wirkung  des  Malakins.  — Matubs, 
Zur  Entstehung  de«  runden  Magengeschwüre.  — Blocq  u.  Marin  isl  O,  Fall  ron 
hereditärer  Muskelatropbie.  — Nbbbb  und  Unsa,  Ueber  den  Pleomorphismue  der 
Favuspilze.  — Hünkrmank,  Primäre  Genitaltuberculose 

Roooit,  Endigung  der  motorischen  Nerven  in  den  Muskeln.  — Horbaczewbki, 
Analyse  seltener  Harnsteine.  — Riwosca,  Allgemeines  über  den  Tierbarn.  — Kar- 
tobowioe,  Entstehung  der  allgemeinen  Carcinose  — Kübtkr,  Fall  von  Resection 
des  Ureters.  — Rommel,  Wirkung  von  Herzgiften  auf  das  Auge.  — Schmidt  und 
Achofb,  Bakteriologie  der  Pyelouephritis.  — Willis,  Pleuroempyem,  nach  dem  Nabel 
durchbrechend.  — Otto,  Ueber  Peripleuritia  tuberculosa.  — KbOoeh,  Einfluss  des 
coustanten  Stroms  auf  Bacterien.  — Fibobb,  Zur  Kenntniss  des  Erythems  und  der 
Purpura.  — Scbauta,  Ueber  die  Adnexoperatiooeu.  — Kobra,  Wirkung  des  Pikro- 
toxins. 


W.  Saake,  Studien  über  Glycogen.  Zeitsehr.  f.  Biol.  XXIX.  S.  439. 

Gegenüber  der  von  Fkänkkl  bestimmt  ausgesprochenen  An- 
sicht, dass  das  Glycogen  gar  nicht  als  solches  in  der  Leber  prä- 
formirt  sei,  sondern  erst  bei  der  Behandlung  derselben  aus  einer 
Verbindung,  vielleicht  mit  Eiweifs,  abgespalten  werde,  weist  Verf. 
darauf  hin,  dass  möglicherweise  nur  die  Diffussionsverhältnisse 
für  den  Austritt  des  Glycogens  sehr  ungünstig  sein  und  sich  so 
erklären  könnte,  dass  die  Leber  an  kaltes  Wasser  kein  Glycogen 
abgiebt.  Verf.  hat  zunächst  um  diese  Verrauthung  zu  prüfen, 
viele  Gewebe,  welche  normaler  Weise  Glycogen  enthalten,  mikros- 
kopisch und  zwar  die  Leber  des  erwachsenen  Organismus  frisch 
und  nach  Härtung  mit  verschiedenen  Mitteln,  ferner  die  Organe 
von  Etnbryomen  untersucht  und  gelangt  dabei  zu  folgenden  Schlüssen: 
1)  Das  Glycogen  ist  an  eine  Trägersubstanz,  wie  das  Hämo- 
globin an  das  Blutkörperstroma  gebunden. 

XXXII  J.lirgzng,  4 


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50  Barbkra,  Wasser-  n.  Stiokstoffaosscheidnng  drrch  Galle  u.  Harn.  No.  3 

2)  Beide  Substanzen,  das  Glycogen  sammi  der  Trägersubstanz 
sind  normaler  Weise  in  den  Hohlräumen  des  Protoplasmas  einge- 
schlossen, nur  beim  Foetus  kommen  Gebilde  vor,  welche  durch 
Desquammation  der  glycogenführenden  Zellen  oder  nach  dem  Typus 
der  Schleimsecretion  der  Becherzellen  frei  werden. 

3)  Eine  Membran  oder  eine  selbständige  Form  kommt  der 
Trägersubstanz  nicht  zu,  sondern  sie  passt  sich  dem  disponiblen 
Kaum  an.  Kommt  sie,  wie  beim  Fötus  frei  vor,  so  nimmt  sie,  wie 
alle  Flüssigkeiten,  welche  sich  mit  dem  Medium,  in  dem  sie  sich 
befinden,  nicht  mischen,  Kugelgestalt  an. 

4)  Die  Trägersubstanz  wird  durch  Alcohol  coagulirt  und  quillt 
in  wässrigen  Flüssigkeiten,  ohne  sich  zu  lösen.  Trichloressigsäure 
coagulirt  sie  nicht,  deswegen  kann  die  Trägersubstanz  nicht  aus 
gewöhnlichem  Eiweifs  bestehen.  Aus  diesen  Verhältnissen  erklärt 
sich,  dass  durch  Verreiben  der  Leber  mit  Alcohol  hergestelltes 
Leberpulver  an  kaltes  Wasser  so  wenig  Glycogen  abgiebt. 

Weiterhin  stellte  Verf.,  nachdem  er  darauf  hingewiesen,  dass 
bereits  Angaben  über  den  Glycogengehalt  von  Auszügen  der  Or- 
gane mit  kaltem  Wasser  vorliegen,  Versuche  darüber  an,  ob  and 
inwieweit  sich  Glycogen  durch  Wasser  oder  physiologische  Koch- 
salzlösung extrahiren  lässt.  Es  zeigte  sich,  dass  embryonale  Organe 
an  Wasser  bei  wiederholter  Erneuerung  des  Wassers  reichlich 
Glycogen  abgeben:  in  einem  daraufhin  untersuchten  Falle  soweit, 
dass  bei  nachträglicher  Extraction  mit  Trichloressigsäure  nur  noch 
etwa  '/io  ^es  vorher  erhaltenen  Glycogens  gewonnen  wurde.  Etwas 
abweichend  davon  verhalten  sich  nur  die  embryonalen  Muskeln 
(vgl.  hierüber  das  Orig.).  Durch  vielfach  modificirte  Versuche  an 
der  Leber  von  Kaninchen  und  Schafen  zeigte  Verf.  fernerhin,  dass 
sich  durch  kaltes  Wasser  fast  alles  Glycogen  (etwa  80  pCt.  des 
vorhandenen)  extrahiren  lässt,  wenn  man  nur  dem  iudift’usibeln 
Glycogen  die  Möglichkeit  der  Lösung  giebt  durch  Zersprengung 
der  Protoplasmaschichten  durch  Gefrierenlassen.  Selbst  wenn  die 
Eiweifskörper  der  Lebereubstanz  vorher  durch  Alcohol  coagulirt 
sind,  erhält  inan  ähnliche  Resultate. 

Ein  sehr  auffälliges  Ergebniss  lieferten  Versuche,  bei  welchem 
eine  mit  Glycogen  versetzte  Eier-  oder  Serumalbuminlösung  durch 
Alcohol  coagulirt  und  das  abgetrennte  Coagulum  durch  aufeinander- 
folgende Behandlung  mit  kaltem  Wasser,  Extraction  mit  5 procent. 
Trichloressigsäure,  Kochen  mit  Natronlauge  auf  Glycogen  unter- 
sucht wurde.  Es  konnte  durch  alle  3 Operationen  zusammen  nur 
rund  30  pCt.  des  Glycogens  wiedererhalten  werden,  die  Haupt- 
menge schon  durch  Extraction  mit  kaltem  Wasser.  Eine  Erklärung 
für  diese  Beobachtung  ist  vorläufig  nicht  zu  geben.  E.  Salkowski. 


Barbera,  L’azoto  e l’acqua  nella  bile  e nelle  urine.  Mem.  della 
Accad.  di  Bologna.  Ser.  V.  T.  III.  p.  471. 

Einen  Hund  von  14  kg  mit  permanenter  Gallenfistel  hat  Verf. 


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No.  3. 


Stbkkfm,  lieber  die  Qaellen  der  Eiterung. 


51 


abwechselnd  mit  gemischter  Kost  (Brod  und  Fleisch),  mit  Eiweifs- 
kost (Fleisch),  mit  Fett  (Butter)  und  mit  Kohlehydraten  (Rohr- 
tucker) gelottert  und  während  jeder  Ffitterungsperiode  24  Stunden 
hindurch  den  gesammten  Harn  und  die  Galle  aufgefangen;  ebenso 
wihrend  einer  Hungerperiode.  So  hat  Verf.  (unter  Albkhtum’s 
Leitung)  gefunden,  dass  das  Wasser  und  die  N- haltigen  Sub- 
stanzen, welche  durch  die  Galle  ausgeschieden  werden  (Taurochol- 
siure,  Farbstoffe,  Mucin,  Lecithin),  weit  entfernt  von  der  verfeuerten 
N-Menge  abzuhängen,  vielmehr  in  enger  Beziehung  zu  der  Menge 
der  Galle  steht.  Am  geringsten  ist  die  N-Menge  in  der  Galle  bei 
Kohlehydratfutter,  '/,  mg  per  Kilo  und  Stunde,  etwas  grölser  0.8mg. 
beim  Hunger  und  bei  Fieischfutter,  am  grössten,  1 mg,  bei  ge- 
mischtem Futter.  Um  eine  gegebene  Menge  Galle  zu  bereiten, 
braucht  die  Leber  eine  bestimmte  Menge  N und  Wasser,  die  sie 
dem  Blut  stets  in  gleicher  Menge  entlehnt,  gleichviel  ob  das  Blut 
viel  oder  wenig  davon  enthält.  Welches  auch  die  Fotterungsart 
ist.  scheint  die  Zusammensetzung  der  secernirten  Galle  dieselbe  zu 
sein,  nur  dass  die  Menge  derselben  verschieden  ist  und  zwar  am 
grössten  bei  gemischtem  und  bei  Fettfutter,  am  kleinsten  beim  Hunger 
und  bei  Kohlehydratfutter.  Die  N-Ausscheidung  durch  die  Galle 
ist  von  der  N-Ausfuhr  durch  den  Harn  durchaus  unabhängig. 

J.  Munk. 


8.  Stricker,  Ueber  die  Quellen  der  Eiterung.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift. 1893.  No.  47. 

Verf.  demonstrirt  eine  normale  und  eine  (nach  ihm)  in  Eite- 
rung begriffene  Katzencornea  an  Präparaten  seines  Assistenten 
Stockmatkb.  Die  letztere  zeigt  innerhalb  der  normalen  Hornhaut- 
körperchen Scheidewände,  sogen.  Zwischensubstanzen,  die  sich  aus 
dem  Zellprotaplasma  bilden  sollen  und  sich  an  mit  Lapis  infernalis 
behandelten  Präparaten  dunkel  abheben.  Verf.  will  auf  Grund 
dieser  Befunde  die  Existenz  von  Saftkanälchen  in  der  Hornhaut 
abetreiten.  Weiterhin  versucht  derselbe,  eine  Theorie  des  Infiltrats 
und  der  Vereiterung  aufzustellen.  Das  Infiltrat  entsteht,  indem  das 
ein  zusammenhängendes  Ganze  bildende  Zellennetz  auf  Kosten  der 
die  Zwischenräume  ausfallenden  Grundsubstanz  zu  schwellen  be- 
ginnt; zugleich  beginnen  die  einzelnen  Zellen  durch  Bildung  der 
oben  erwähnten  Zwischensubstanzen  eine  Teilung  einzugehen.  Ob 
Verf  die  Umwandlung  der  Randzone  der  Grundsubstanz  in  Zellen 
auf  dem  Wege  der  STHicKKK-GuAwiTz’schen  Schlummerzellen  vor 
sich  gehen  lassen  will,  ist  bei  der  seht  bilderreichen  Sprache  des 
Verf.  nicht  klar  ersichtlich.  Schließlich  sollen  die  ursprünglichen 
Inseln  von  Grundsubstanz  gänzlich  in  Zellen  umgewandelt  werden. 
Nun  spalten  sich  die  Zellen  an  der  Stelle  der  Zwischenaubstanzen 
von  einander  ab;  sie  weichen  aus  einander,  die  zuerst  infiltrirte 
Cornea  ist  nun  vereitert. 

4* 


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52  Ahnhkim,  Fall  von  Beckenfractur  und  Har  nblasenverleUung.  No.  3 

Dafs  diese  Theorie  den  jetzt  herrschenden,  noch  auf  dem 
letzten  internat.  Congrefs  zu  Berlin  1890  festgelegten  Anschauungen 
zuwiderläuft,  ist  klar.  Denn  so  sehr  dieselben  auch  den  Geweben 
Recht  widerfahren  lassen,  zur  Entstehung  einer  Eiterung  halten  sie 
doch  die  Leucocyt  en  in  erster  Stelle  für  erforderlich. 

M.  Rolhmann. 


Arnheim,  Ein  Fall  von  Harnblasenverletzung  verursacht  durch 
Beckenfractur.  (Aus  der  chir.  Abth.  des  israelitischen  Kranken- 
hauses in  Hamburg).  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893.  No.  18. 

Eine  41jährige  Frau  hatte  sich  in  einem  Anfall  von  Geistes- 
störung durch  Sturz  vom  3.  Stock  auf  das  Strafsenpflaster  ausser 
einer  Splitterfractur  des  rechten  Humerus,  kleineren  Kopfwunden 
und  mehreren  Rippenbröchen  eine  Beckenverletzung  zugezogen. 
Es  bestand  Schmerzhaftigkeit  der  Beckenknochen  und  Anschwellung 
der  Weichteile  des  Beckenringes.  Der  Catheter  entleerte  ca.  12 
Stunden  nach  der  Verletzung  nur  wenige  Esslöffel  einer  dicken, 
aus  halbgeronnenem  Blut  bestehenden  Flüssigkeit.  Lieber  der  Blase 
fand  sich  beiderseits  handbreite  Dämpfung,  die  Inguinalfalten  waren 
verstrichen,  Symphyse  deutlich  beweglich,  beide  Spinae  ant.  sup.  il. 
lassen  sich  gegeneinander  drücken  und  federn  beim  Loslassen:  beim 
Umwenden  Crepitalion  Ober  Symphyse  und  Kreuzbein.  Nach  Er- 
öffnung des  Abdomen  bei  Beckenhochlage  durch  einen  rechts  quer 
über  der  Symphyse  verlaufenden,  den  M.  rect.  abdom.  trennenden 
Schnitt  von  8 cm  Länge  und  Entleerung  von  ca.  300  ccm  urinöser 
Flüssigkeit  sieht  man  den  Ram.  horiz.  pub.  dext.  schräg  durch- 
brochen und  mit  Hilfe  eines  in  die  Blase  geführten  männlichen 
Catheters  ein  wahrscheinlich  durch  das  äussere  spitze  Fragment 
erzeugtes  2 cm  giol'ses  fetziges  Loch  der  vorderen  Blasenwand. 
Das  Peritoneum  war  sichtbar,  aber  nicht  verletzt.  Nach  Schluss 
des  Loches  durch  12  die  Schleim-  und  Muskelhaut  interessirende 
Catgut-Nähte  und  eine  zweite  Seidennahtreihe  entdeckte  man  bei 
Injectionsversuchen  auf  der  linken  Seite  einen  zweiten  ca.  1 '/,  ein 
langen  schräg  nach  unten  verlaufenden  und  etwas  tiefer  gelegenen 
Riss,  dem  ebenfalls  eine  Fractur  u.  zw.  des  linken  horizontalen  Scham- 
beinastes entsprach.  Schluss  der  Rissstelle  erfolgte  wie  rechts  nach 
Verlängerung  der  Bauchdeckenincision  nach  linke.  Letztere  wurde 
mit  «Jodoformgaze  tamponirt  und  ein  mit  Heberschlauch  verbun- 
dener Verweilcatheter  applicirt.  Die  Nachbehandlung  war  durch 
Decubitus  und  Tobsuchieanfälle  complieirt;  am  20.  Tage  trat  plötzlich 
eine  schnell  tötliche  Mastdarmblutung  ein.  Mangels  einer  Section 
konnte  die  Quelle  der  Blutung  nicht  entdeckt  werden.  Die  In- 
spection  der  Blase  ergab  völlige  Verheilung  der  Blasenrisse,  dagegen 
vorn  links  ein  kraterförmiges  Geschwür  der  äusseren  Blasenwand, 
hervorgerufen  durch  Druck  eines  Fracturendes. 

P.  Güterbock. 


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No.  3.  Ruch,  Einige  operative  Ohrenaffeotionen.  53 

Koch,  Einige  operative  Ohrenaffectionen.  Berliner  kiin.  Woohensohr. 

1893,  No.  45. 

K.  berichtet  über  5 Falle  complicirter  Mittelohreiterungen,  die 
von  ihm  auf  der  KöHi-KK’schen  Abth.  in  der  Charitd  (Berlin)  ope- 
rirt  wurden.  Der  1.  Fall  betrifft  ein  2‘2jährige8  Mädchen,  bei 
welchem  schon  2 Mal  die  Trepanation  des  rechten  Warzen  Fortsatzes 
gemacht  worden  war.  Mehrere  Monate  nach  der  Aufnahme  der 
idiotischen  Patientin  fand  man  einen  Fremdkörper  in  dem  kranken 
Ohr,  nach  dessen  Entfernung  (es  war  eine  Jetperle)  ein  2.  Fremd- 
körper erscheint,  dessen  Entfernung  nur  durch  Ablösung  der  Ohr- 
muschel und  Abmeilselung  der  hinteren  GehörgangswanJ  gelingt. 
Auch  dieser  2.  Fremdkörper  war  eine  Jetperle.  Bei  der  Operation 
wurde  mit  Pincette  und  scharfem  Löffel  auch  noch  eine  grauglän- 
zende Membran  entfernt,  die  einen  leeren  Hohlraum  mit  glatten 
Wandungen  von  Haselnussgröfse  auskleidete.  Auf  die  Wundflächen 
wurden  2 aus  den  häutigen  und  einem  Teil  des  knorpligen  Gehör- 
gangs gebildete  Lappen  auftamponirt.  Die  Membran  ist  nach  Verf. 
als  „ein  in  Bildung  begriffenes  Cholesteatom  aufzufassen,  das  noch 
nicht  Zeit  gehabt  hat,  seine  Schichten  abzustofsen  und  seine  La- 
mellen zu  bilden“.  Im  2.  Falle  handelte  es  sich  um  einen  39jähr. 
Mann,  der  wiederholt  an  subacuten  MittelohrentzQndungen  gelitten 
hatte  und  bei  dem  wegen  zunehmender  Schwellung  hinter  dem 
linken  Ohre,  Vorwölbung  der  hinteren  oberen  Gehörgangswand 
die  Trepanation  des  Proc.  mast,  gemacht  wurde.  Unter  der 
morschen  Corticalis  erschien  der  Knochen  mit  Granulationen  durch- 
setzt, hie  und  da  ein  miliarer  Abscess  mit  dönnem  Eiter.  Die 
Granulationen  reichen  nach  hinten  bis  zum  Os  occipitis  nach  oben 
bis  zur  Dura  und  in  die  Tiefe  noch  Ober  das  Antrum  hinaus  und 
lassen  sich  bis  zum  Annulus  tympanicus  u.  die  Decke  des  Kuppel- 
raums verfolgen.  Die  Operation  konnte  deshalb  nicht  beendet 
werden.  Trotz  Vernarbung  der  Wunde  bleibt  erhebliche  Schwel- 
lung hinter  dem  Ohr  zuröck,  der  Gehörgang  ist  schlitzförmig  ver- 
engt und  später  zeigt  sich  derselbe  an  mehreren  Stellen  von  Gra- 
nulationen durchbrochen.  Verf.  glaubt,  dass  es  sich  im  vorliegenden 
Falle  um  eine  primäre  Ostitis  des  Schläfen-  und  Hinterhauptbeines 
gehandelt  habe.  — Im  3.  Falle,  einen  39jährigen  Phthisiker  mit 
linksseitiger,  chronischer  Mittelohreiterung  betreffend,  wurde  wegen 
Anschwellung  des  betreffenden  Warzenfortsatzes  die  Trepanation 
desselben  vorgenommen.  Es  fanden  sich  stark  blutende  Granula- 
tionen und  noch  nicht  völlig  gelöste  Sequester  in  dem  in  eine 
grofse  Höhle  verwandelten  Proc.  mast.  Die  Sequester  stiefsen 
sich  später  spontan  ab,  ebenso  die  hintere  Gehörgangswand.  Der 
Knochen  zeigt  sich  öberall  cariös;  später  trat  Facialisparalyse  ein, 
2 Monate  nach  der  Operation  Exitus  letalis  an  einem  „subacuten 
pneumonischen  Schub“.  Bei  der  Obduction  fand  sich  ausgedehnte 
Caries  und  cariöse  Zerstörung  des  ganzen  Mittelohres,  von  den 
Gehörknöchelchen  nur  der  Steigbügel  erhalten.  Die  Schleimhaut 
des  Ost.  tymp.  tub.  mit  Tuberkelknötchen  durchsetzt.  — In  den 


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54 


Buchnkr,  lieber  Choleratheorien. 


No.  3 


beiden  letzten  Fällen  handelte  es  sich  um  Mittelohreiterungen  mit 
tätlichem  Ausgang  durch  Kleinhirnabscess.  In  dem  einen  Falle 
(20jährige  Arbeiterin)  wurde  die  Aufmeisselung  und  Ausräumung 
des  Antr.  mastoid.  wegen  der  Mittelohreiterung  vorgenommen; 
8 Tage  darauf  Exitus  letalis.  Bei  der  Obduction  fand  sich  ein 
von  Granulationen  umgebener  taubeneigrofser  mit  zähem  Eiter  ge- 
füllter Abscess  in  der  rechten  Kleinhirnhemisphäre.  In  dem  an- 
deren Falle  wurde  ebenfalls  zunächst  die  Aufmeiselung  und  Aus- 
räumung des  Antrum  mastoid.  vorgenommen  und,  a's  nach  wenigen 
Tagen  wieder  bedrohliche  Erscheinungen  (Gleichgewichtsstörungen, 
Nystagmus  etc.)  auftrateo,  die  an  einen  Kleinhirnabscess  denken 
liefsen,  die  Trepanation  des  Schädels  an  der  lateralen  Partie  des 
Os  occipitalis  gemacht.  Da  die  wiederholte  Function  des  Klein- 
hirns keinen  Eiter  ergab,  wurde  die  Punction  des  Schläfenlappens 
angeschlossen;  auch  hier  kein  Eiter  nachzu weisen,  ebenso  wenig  bei 
der  am  nächsten  Tage  wiederholten  Punction.  8 Tage  später  Exitus 
letalis.  Bei  der  Obduction  findet  sich  Meningitis  basilar.  Vom 
Hirnstiel  aus  geht  die  Infiltration  in  die  Tiefe  und  führt  auf  einen 
wallnussgrofsen  Abscess.  Derselbe  ist  mit  grünlich  gelben  Eiter 
gefüllt,  ziemlich  scharf  abgekapselt.  Die  Lage  des  Abscesses  ent- 
spricht der  vorderen  unteren  Region  der  linken  Kleinhirnhemisphäre. 
Sinus  transversus  thrombosirt;  der  horizontale  Bogengang  in  der 
Ausdehnung  von  4 mm  cariös  und  in  der  Mitte  dieser  Partie 
durchlöchert.  Schwabach. 


Büchner,  Ueber  Choleratheorien  und  die  Noth  wendigkeit  weiterer 
Choleraforschungen.  Deutsche  Vierteljahresschrift  f.  offen  il.  Ges. -Pflege 
1893,  XXV.  S.  432. 

In  der  Einleitung  zu  vorliegender  ausserordentlich  interessanter 
Arbeit  betont  B.,  dass  er  sie  nur  für  solche  geschneiten  habe,  denen 
die  Noth  wendigkeit  weiterer  Aufklärung  in  Choleraangelegenbeiten 
feststehe;  wer  mit  der  denkbar  einfachsten  Vorstellung  der  direkten 
oder  indirecten  Uebertragung  sich  begnüge,  für  den  mangelt  das 
Bedürfnis  nach  weiterer  Forschung. 

Im  ersten  Abschnitt  bespricht  B.  die  kontagiöse  Lehre  Koch’s; 
sie  besagt,  dass  der  Kommabacillus  der  Erreger  der  Cholera  ist, 
und  dass  jeder  Fall  nur  durch  Aufnahme  desselben,  sei  es  direkt 
oder  indirekt,  von  Wäsche,  Speisen,  Trinkwasser  zu  Stande  komme. 
Den  Besonderheiten  der  Choleraausbreitung  trägt  sie  keine  Rech- 
nung, die  Cholera  wird  prinzipiell  nicht  von  Tuberkulose,  Milzbrand 
oder  Tetanus  unterschieden;  eine  epidemiologische  Theorie  ist  sie 
also  nicht,  da  sich  z.  B.  Cholera  epidemiologisch  sehr  von  den  drei 
genannten  Krankheiten  unterscheidet.  Und  gerade  diese  Unter- 
scheidungsmerkmale müssen  bei  einer  Theorie  zum  Ausdruck  kom- 
men, die  Choleraepidemie,  nicht  der  Einzelfall  muss  berücksichtigt 
werden. 


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No.  3. 


Büchner,  Heber  Choleratheorien 


55 


Das  hervorstehendste  Symptom  ist  die  Abhängigkeit  der  Cholera- 
epidemien von  Jahreszeit  und  Witterung;  diese  findet  in  der  Koch'- 
scben  Lehre  keinen  Ausdruck,  ebenso  verhält  es  sich  mit  der  ört- 
lichen Disposition,  die  B.  an  dem  Beispiel  von  Neapel  erläutert; 
er  ist  der  Ansicht,  dass  die  Abhängigkeit  der  Cholera  von  örtlichen 
Verhältnissen  in  Deutschland  mehr  und  mehr  verwischt  wird,  in 
Folge  der  Assanirung  der  Städte,  ein  Vorläufer  des  gänzlichen 
Verschwindens  der  Cholera  aus  Deutschland,  ein  Vorgang  wie  er 
bereits  in  England  zu  beobachten  gewesen  ist. 

Ganz  unerklärt  lässt  die  Koua’sche  Lehre  den  häufigen  Wider- 
spruch zwischen  der  Reichlichkeit  des  Kommabacillenbefundes  und 
der  Schwere  der  Krankheit.  Als  auffallendsten  solchen  Fall  be- 
zeichnet B.  die  Selbstinfection  Pkttknkufek’s:  massenhaft  Cholera- 
bacillen in  den  Dejectionen  und  keine  Vergiftungssymptome;  noch 
deutlicher  sprechen  die  Fälle  Rumpkl's,  der  bei  anscheinend  Gesun 
den  Kommabacillen  fand. 

Die  localistische  Theorie  erwähnt  B.  im  2.  Abschnitt,  die  er 
selbst  mit  einigen  geringen  Abweichungen  von  der  streng  Pkttkn- 
jEuKKn 'sehen  Theorie  vertritt.  Das  PivrrKNKOFKa'sche  x,  der  Cholera- 
bacillus kann  — das  geht  för  B.  aus  den  vortrefflichen  Pmtkn- 
KnFKa’schen  Beobachtungen  hervor,  — wohl  Diarrhoe  erzeugen,  das 
P kttkn KoFKa'sche  y:  die  zeitlich- örtliche  Disposition  niemals  speci- 
fische  Vergiftungserscheinungen. 

Bekanntlich  wurde  von  Hüppe  ein  „ektogenes  Stadium“  des 
Cholerabacillus  behauptet,  d.  h.  er  stellte  die  Theorie  auf,  dass  dem 
ektogenen  saprophytischen  Wachstum  des  Cholerabacillus  eine  ganz 
besondere  epidemiologische  Bedeutung  zukomme.  Dies  hält  B. 
einmal  durch  den  Versuch,  zweitens  durch  die  epidemiologische 
Erfahrung  namentlich  der  Winterepidernien  för  direkt  ausgeschlossen, 
da  bei  den  beobachteten  Winter-Temperaturen  die  Cholerabacillen 
gar  nicht  mehr  wachsen  können. 

Des  Genaueren  geht  B.  an  der  Hand  der  1873/74er  Münchener 
Epidemie  auf  die  zeitlich  örtliche  Disposition  ein;  diese  Epidemie 
verlief  bekanntlich  in  2 Abschnitten,  sie  herrschte  zuerst  stark  im 
August,  setzte  im  September  vollständig  aus  und  kam  im  Dezember 
mit  erneuter  Heftigkeit  wieder.  Im  September  herrschten  starke 
Regenfälle  Dieses  Aufhören  im  September  kann  sich  B.  nur  durch 
eine  Aenderung  der  Bodenverhältnisse  offenbar  in  Folge  des  Regens 
denken  und  stellt,  als  Analogon  die  Malaria  heranziehend,  eine 
diblastische  Theorie  auf.  Er  vermuthet  einen  protozoonartigen 
Mikroorganismus,  der  wie  die  Malariaplasmodien  vom  Boden  und 
dessen  Feuchtigkeitsverhältnissen  abhängt,  in  die  Darmepithelien 
eindringt  und  durch  deren  Zerstörung  die  Resorption  der  Cholera- 
bacillentoxine ermöglicht.  Diese  Annahme  erklärt  dann  auch  den 
inneren  Zusammenhang  der  Cholera  nostras  mit  der  asiatica , und 
das  häufige  Auftreten  von  Diarrhöen  bei  Choleraepidemien,  ohne 
dass  Kommabacitlen  gefunden  werden;  hier  hat  nur  das  supponirte 


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56  Hauskb,  Ernährung  mit  RiKTH’scher  Milch.  No.  3 

Protozoon  vielleicht  in  Begleitung  anderer  Bacterien,  z.  B.  des 
Bacterium  coli  commune  eingewirkt. 

Es  erhellt  klar,  dass  diese  diblastische  Theorie  auch  gleichzeitig 
andere  Choleraeigentümlichkeiten  wie  das  Befallenwerden  gewisser 
Bevölkerungsgruppen  wie  Schiffer  etc.  hinreichend  erklärt. 

Sehenden. 


Hauser,  Eine  neue  Methode  der  Säuglingsernährung.  Berliner  klin. 

Wochenschr.  1893,  No.  33. 

Dem  Cemiker  Dr.  Rkinkr  Rikth  ist  es  gelungen,  aus  der  Kuh- 
milch ein  Präparat  darzustellen,  welches  der  Frauenmilch  in  den 
physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  näher  kommt,  als  alle 
bisher  bekannten.  Die  Hauptschwierigkeit  bei  der  Herstellung  von 
Kuhmilchmischungen  besteht  darin,  das  richtige  Verhältniss  der 
Eiweifskörper  zu  einander  herzustellen.  Verdünnt  man  die  Kuh- 
milch mit  Wasser,  bis  ihr  Caseingehalt  dem  der  Frauenmilch  gleich 
ist,  so  enthält  das  Gemisch  viel  zu  wenig  Albumin.  Um  diesen 
Unterschied  auszugleichen,  darf  nur  ein  in  der  Hitze  nicht  gerinn- 
barer Eiweifskörper  verwendet  werden.  Einen  geeigneten  Körper 
fand  RisTH  in  der  durch  Erhitzen  von  Hühnereiweifs  Ober  130°  C 
entstandenen  Albumose.  — Keine  Schwierigkeit  bereitet  es,  den 
geringeren  Fett-  und  Zuckergehalt  durch  passenden  Zusatz  von 
Sahne  und  Milchzucker  zu  dem  Kuhmilchgemisch  auf  den  Procent- 
gehalt der  Frauenmilch  zu  erhöhen. 

Mit  dieser  RmTH’schen  „ Albumosenmilch“  hat  Verf.  ausge- 
dehnte Versuche  angestellt.  Er  stellte  zunächst  fest,  dass  dieselbe 
bei  Zusatz  von  künstlichem  Magensaft  oder  Lab  ebenso  feinflockig, 
wie  Frauenmilch,  gerinnt;  auch  die  von  Kindern  durch  Speien 
regurgitirte  Milch  hat  dieselbe  feinflockige  Beschaffenheit. 

Diese  Milch  kann  ebenso  gut  Neugeborenen,  wie  älteren  Säug- 
lingen, unverdünnt  gereicht  werden,  und  genügt  als  ausschliefsliche 
Nahrung  den  Kindern  etwa  bis  zum  Alter  von  7 bis  1*2  Monaten. 
Kinder,  die  bei  Kuhmilchfütterung  schlecht  gediehen  oder  dyspep- 
tisch geworden  waren,  zeigten  bei  Ernährung  mit  Albumosenmilch 
dieselben  günstigen  Veränderungen,  wie  man  sie  sonst  durch  die 
Ammenbrust  erzielt.  Die  Dyspepsie  schwand,  und  selbst  schwäch- 
liche Säuglinge  nahmen  an  Gewicht  zu.  — Weniger  günstig  waren 
die  Erfolge  bei  den  Tag  und  Nacht  quälenden  Koliken  der  Säug- 
linge, wo  diese  neben  anderen  dyspeptischen  Symptomen  bestanden. 
In  diesen  Fällen  scheint  die  Brustmilch  den  Vorzug  zu  verdienen. 
— Bemerkenswert  ist  noch,  dass  die  Stühle  und  Flatus  der  mit 
Albumosenmilch  ernährten  Kinder  meist  sehr  übel  riechen. 

Stadtbagen. 


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No.  3.  J iQüKT,Wirkungd.Malakins.-M»TTHBS,Entstehungd.  Magengeschwürs.  57 

A.  Jaquet,  Ueber  die  pharmakologische  und  therapeutische  Wirkung 
des  Malakins.  Corr.  f.  Schweiler  Aerzte  1893,  No.  18. 

Das  Malakin  (der  Name  stammt  von  (utXaxoS,  mild)  ist  ein 
Salicylderivat  des  p.  Phenetidins;  es  bildet  kleine,  hellgelbe,  feine 
Nüdelchen,  die  bei  92  °C  schmelzen,  ist  in  Wasser  unlöslich,  schwer 
löslich  in  kaltem,  leichter  in  heifsem  Alcohol.  In  kohlensauren 
Alkalien  ist  es  unlöslich,  dagegen  löst  es  sich  mit  gelber  Farbe  in 
Natronlauge;  schwache  Minerals&uren,  z.  B.  0.3  pCt.  Salzsäure 
zerlegen  es  in  Salicylaldehyd  und  p.  Phenetidin.  Diese  letztere 
Eigenschaft  ist  zur  Entfaltung  seiner  Wirksamkeit  wichtig,  da  es 
sonst  als  unlösliches  Präparat  nicht  resorbirt  werden  würde.  Nach- 
dem Versuche  am  Tier  gezeigt  hatten,  dass  dem  Mittel  temperatur- 
herabsetzende  Eigenschaften  zukoramen,  und  zwar  ohne  dass  dabei 
der  Blutdruck  sinkt,  wandte  J.  das  Malakin  auch  beim  Menschen 
an.  Bei  acutem  Gelenkrheumatismus  ergaben  Dosen  von  4-5-6  g 
pro  die  sehr  zufriedenstellende  Resultate,  wo  bemerkt  sein  mag, 
dass  4 g Malakin  etwas  mehr  als  2 g Salicylsäure  repräsentiren. 
Interessant  ist  sein  Verhalten  als  Antipyreticum:  1 g vermag  die 

Temperatur  um  l — 15  Grad  herabzusetzen,  aber,  im  Gegensatz  zu 
Antipyrin  und  Antifebrin,  die  ihre  Wirksamkeit  recht  schnell  zu 
entfalten  pflegen,  tritt  hier  der  Temperaturabfall  erst  nach  2 Stun- 
den auf;  es  rührt  dies  davon  her,  dass  das  Malakin  erst  ganz  all- 
mälig  durch  die  Magensäure  zersetzt  wird.  Auf  die  langsame  Ein- 
wirkung ist  es  zurückzuführen,  dass  der  Temperaturabfall  ohne 
störende  Nebenerscheinungen  vor  sich  geht  (abgesehen  von  mäfsigem 
Schweifsausbruch),  niemals  wurde  Collaps  oder  Schüttelfrost  be- 
obachtet. Als  Antineuralgicum  hat  sich  das  Malakin  ebenfalls  be- 
währt, doch  ist  auch  hier  zu  beachten,  dass  das  Mittel  erst  nach 
1 — 2 Stunden  wirkt.  Was  die  Darreichung  betrifft,  so  wurde  das 
Malakin  in  Oblaten  gegeben,  in  Einzeldosen  von  1.0,  seltener  0.5  g; 
nur  ein  Mal  wurde  Erbrechen  beobachtet,  sonst  sind  keinerlei  un- 
angenehme Nebenwirkungen  zu  verzeichnen.  Verf.  glaubt  daher, 
das  Malakin,  namentlich  bei  schwachen,  empfindlichen  Individuen 
(Frauen  und  Kindern)  empfehlen  zu  können.  K.  Krontbal. 


M.  Matthe«,  Untersuchungen  über  die  Pathogenese  des  Ulcus 
rotundum  ventriculi  und  über  den  Einfluss  von  Verdauungsen- 
zymen auf  lebendes  und  totes  Gewebe.  Habilitationsschrift.  Jena 
1893. 

Die  in  der  Ueberschrift  des  Näheren  gekennzeichneten  Unter- 
suchungen ergaben  folgende  Resultate: 

1)  Eiweifsverdauuende  Enzyme  sind  gegenüber  lebendem,  nicht 
geschädigtem  Gewebe  unwirksam  und  greifen  aus  diesem  Grunde 
den  Zellbestand  des  eignen  Organismus  nicht  an. 

2)  Die  Salzsäure  des  Magensaftes  tötet  als  Protoplasmagift 
zuerst  die  Zellen  der  durch  den  Magensaft  angreifbaren  lebenden 


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58  Blocq  u.  Marinbsco,  Fall  von  hereditärer  Muskelatrophie.  No.  3 

Gewebe.  Die  toten  Zellen  werden  dann  erst  durch  das  Enzym 
gelöst.  Beim  Ci.Aonp.  BxKNARß’schen  Versuch  findet  also  nur  schein- 
bar eine  Verdauung  lebenden  Gewebes  statt. 

3)  Die  verschiedenen  tierischen  Gewebe  verhalten  sich  der 
Salzsäure  gegenüber  verschieden.  Einige  werden  gar  nicht,  andere 
in  geringem  Grade,  noch  andere  sehr  stark  geschädigt.  Diese  Ver- 
schiedenheit beruht  wahrscheinlich  auf  einer  Anpassung  der  Zellen 
an  ihre  Leberisbedingungen  und  Functionen.  Der  Schutz  der  Magen- 
wand ist  deshalb  in  erster  Linie  in  den  Eigenschaften  ihres  beson- 
ders organisirten  lebenden  Epithels  gegeben. 

4)  Ein  natürlicher,  durch  Selbstverdauung  des  Magens  gewon- 
nener Magensaft  wirkt  auf  manche  Gewebe  weniger  reizend,  als 
ein  künstlich  aus  Pepsin  und  Säure  gemischter,  vielleicht  weil  die 
Salzsäure  in  einer  lockeren  Verbindung  mit  irgend  einer  organischen 
Substanz  in  ersterem  enthalten  ist. 

5)  In  dem  Vorhandensein  der  Peracidität  und  Hyperterinie  ist 

eiu  Moment  für  die  Chronicität  einfacher  Magenschleimhautulcera 
gegeben.  C.  Rusknthal. 


Blocq  et  Marinesco,  Sur  un  cas  de  Myopathie  Primitive  pro- 
gressive du  type  L «ndoozt  - Dkjrkink;  avec  Autopsie.  Archive«  de 
Neurologie  1893,  Mars  Avril. 

Es  handelt  sich  in  dem  beschriebenen  Falle  um  ein  16 jähriges 
Mädchen  mit  hereditärer  infantiler  Muskelatrophie  nach  dem  facio- 
scapulo-humeralen  Typus  von  Landoczy  und  Dkjkrirk.  Der  Tod 
trat  durch  Lungenschwindsucht  ein.  Neben  dieser  Muskelatrophie 
bestanden  Symptome  der  Hystero- Epilepsie  (Hemianästhesie , hyste- 
rische Krampfanfälle  etc.).  Gehirn,  Rückenmark  und  peripherische 
Nerven  zeigten  makroskopisch  wie  mikroskopisch  keinerlei  Anoma- 
lien; in  den  befallenen  Muskeln  fanden  sich  die  bekannten  Verän- 
derungen (parenchymatöse  Cirrhose).  Die  Verff.  verwerfen  die 
Theorie  Eues  von  der  primären  dynamischen  Störung  der  spinalen 
Centren  und  sehen  eine  primordiale  Nutritionsstörung  (chemotacti- 
scher  Natur)  in  den  Muskelfasern  (durch  Heredität  übertragen  resp. 
angeboren)  als  die  erste,  primäre  Veränderung  an;  daneben  macht 
sich  eine  autogene  (nicht  secundäre)  Hyperplasie  des  Fettgewebes 
geltend.  — Die  Phagocytentheorie  Mutsch  nikoff’s  hat  für  diese 
Muskeiaffection  keinen  Anhalt.  — Auffallend,  doch  unabhängig  von 
der  vorliegenden  Muskelaffection  war  der  Befund  von  tubulären 
Systemen  (röhrenförmigen  Gebilden,  systemes  tubulaires)  auf  den 
Querschnitten  des  Nervus  Radialis.  Diese  ovoiden  Gebilde  an  der 
Peripherie  der  Nervenbündel  mit  ihrer  lamellenartigen  Hülle,  und 
ihren  pseudo-cellularen  Gebilden  haben  einen  korallenförmigen  Bau; 
sie  ähneln  den  Gebilden  im  Nerven,  die  von  Rknaut  als  Systeme 
hyalin  intra-vaginal , von  Rakkomainoff  als  corpuscules  k structure 
alvdolaire,  von  Lanuhans  bei  Myxödem  und  Cachexia  struraipriva, 
beschrieben  sind,  von  S x.asnuMJ  und  0<'P<«NRgiM  in  einem  Falle  als 


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No.  3.  Nerbb  u.  Unha,  Ueber  Pleomorphismus eto.- Hünebmann,  Primäre  59 


obliterirte  Gefäfse  gedeutet  wurden.  Die  Verff.  halten  diese  tubu- 
lären Gebilde  für  hochgradig  veränderte  Nervenfasern,  die  auch 
normaler  Weise  bei  Menschen  und  Tieren  Vorkommen  können  und 
nichts  Specifisches  an  sich  haben.  S.  Kalischer. 


C.  H.  Neebe  u.  P.  tt.  Unna,  Kritische  Bemerkungen  zum  Pleo- 
morphismus der  Achorionarten.  Monatsheft  f.  pract.  Dermatol.  XVII. 
No.  9. 

N.  und  U.  haben  9 verschiedene  Pilzarten  beschrieben  (Cbl. 
1893,  S.  304),  welche  alle  das  klinische  Bild  des  Favus  hervor- 
rufen  sollen.  Hiergegen  ist  eingewendet  worden,  dass  dieselben 
wenigstens  zum  Teil  pleomorphistische  Abwandelungen  eines  und 
desselben  Pilzes  darstellen.  Die  Verflf.  verlangen  nun,  das  Favus- 
pilze nur  unter  den  folgenden  Bedingungen  för  identisch  erklärt 
werden:  1.  Sie  dürfen  auf  einer  und  derselben  Agarplatte  keine 

makroskopisch  sichtbaren  Differenzen  in  der  Art  des  Wachstums 
(Luftmycel,  Art  der  Ausbreitung  auf  der  Oberfläche,  Tiefen  Wachs- 
tum) aufweisen.  2.  Sie  dürfen  in  ihrem  peptischen  Verhalten  gegen 
Gelatine  und  Blutserum  keine  Unterschiede  darbieten.  3.  Das 
Wachstum  auf  Kartoffeln  muss  genau  Obereinstimmen.  4.  Bei  mi- 
kroskopischer Beobachtung  des  aus  einer  Spore  gezüchteten  Pilzes 
(Minimalculturen)  dürfen  keine  quantitativen  und  qualitativen  Diffe- 
renzen in  der  Fruchtbildung  (Luftsporen  und  Rosenkränze)  auf- 
treten.  5.  Die  bei  einigen  Favusarten  vorkommenden  Kronleuchter- 
und  Blasenbildungen,  sowie  der  Austritt  gelber  Massen  müssen 
quantitative  und  qualitative  Uebereinstimmung  zeigen.  Bei  den 
Culturen  muss  natürlich  stets  dieselbe  Temperatur  eingehalten  wer- 
den. Im  Zweifelfalle  müssen  die  fraglichen  Pilze  auf  derselben 
Platte  neben  einander  gezüchtet  und  die  Agarschnitte  der  Culturen 
mikroskopisch  miteinander  verglichen  werden.  H.  Müller. 


Hünermann  (GcssRRow’sche  Klinik),  Primäre  Genitaltuberculose 
in  der  Schwangerschaft  Fehlgeburt  im  5.  Monat.  Tod  an  Sepsis 
und  acuter  Miliartuberculose  im  Wochenbett.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  43 
I.  S.  40. 

Die  25jährige  Frau,  welche  aus  gesunder  Familie  stammte, 
hatte  sich  bis  zum  3.  Monat  ihrer  zweiten  Gravidität  stets  wohl 
gefühlt  und  fing  dann  über  Kreuz-  und  Rückenschmerzen  verbun- 
den mit  grofser  Mattigkeit  zu  klagen  an.  Im  5.  Monat  abortirte 
sie  plötzlich,  nachdem  vorher  eine  Temperatur  von  38.5  festgestellt 
war.  Nach  einigen  Tagen  trat  heftiges  Fieber  und  stinkender  Aus- 
fluss ein.  Tags  darauf  beginnender  Lungenkatarrh.  Das  Fieber 
wich  nicht,  trotz  mehrerer  Ausspülungen  und  Jodoformgazeaus- 
»topfungen  des  Uterus.  Die  Erscheinungen  an  der  Lunge  traten 


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60 


Genit&ltuberculose.  — Roüobt.  — Horbaczrwski. 


No.  3 


etwas  mehr  in  den  Vordergrund.  Am  16.  Tage  nach  der  Geburt 
trat  exitus  ein.  Die  Obduction  ergab:  Salpingitis  caseosa  duplex. 
Tubercula  miliaria  pulmonum,  hepatis.  renum,  peritonäi,  pleurae. 
Endometritis  diphtherica  Peritonitis  fibrino-purulenta  et  tubercu- 
losa  universalis. 

Es  ist  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  dass  die 
tuberculöse  Tubarerkrankung  erst  nach  erfolgter  Conception  aufge- 
treten ist;  dafür  sprachen:  das  Fehlen  makroskopisch  erkennbarer 

Geschwüre  auf  der  Tubenschleimhaut,  das  Freisein  der  tieferen 
Schichten  der  Muscularis  von  tuberculösen  Infiltrationen,  der  enorme 
Bacillenreichtum.  — Für  das  Hineingelangen  der  Tuberkelbacillen 
in  die  Blutbahn  war  von  der  Placentarstelle  aus  die  denkbar  güns- 
tigste Gelegenheit.  Deshalb  waren  gerade  die  Lungen,  wohin  die 
Tuberkelbacillen  vom  Blut  zuerst  transportirt  wurden,  ganz  und  gar 
mit  miliaren  und  submiliaren  Knötchen  durchsetzt. 

Der  Fall  ist  in  sofern  interessant,  weil  er  ein  characteristischee 
Beispiel  von  primärer  Genitaltuberculose  in  der  Schwangerschaft 
darstellt. 

Ueber  die  Entstehungsursache  hat  sich  nichts  ermitteln  lassen. 
Der  Ehemann  war  vollkommen  frei  von  Tuberculöse.  W.  Schülein. 


Ch.  Rouget,  Sur  la  structure  intime  des  plaques  terminales  des 
nerfs  moteurs  des  muscles  stries.  Comptes  rendus  de  l’ac.  des  Scien- 
ce n T.  117,  No.  21. 

Die  Endplatten  der  quergestreiften  Muskeln  sind  ein  kompaktes  and  gut  be- 
grenztes Ganzes,  die  sie  konstituierenden  Elemente  zeigen  in  keiner  Weise  die  End 
Verzweigungen  Rahvikr's  (die  .modernen  Endbäumchen“).  Die  Verzweigungen  des 
Axencylinders  liegen  vielmehr  nebeneinander,  eine  an  die  andere  gedrängt.  Die  ersten 
Teilungen  des  Axencylinders  bilden  durch  Anastomosen  einen  weitmaschigen  Plexns, 
von  dem  immer  feinere  Fäden  abgehen,  die  ihrerseits  durch  Anastomosen  Arkaden 
(in  der  Seitenansicht)  oder  ein  Netz  i.Flächeoansicht)  herstellen.  Das  angebliche  gra 
nulierte  Aussehen  der  Endplatten  führt  Verf.  auf  Verwechslungen  mit  optischen  Quer- 
schnitten der  Fäden  dieses  Netzes  zurück.  R»«itt. 


J.  Horbaczewski,  Analyse  zweier  seltener  Harnsteine.  Zeitschr.  f. 
physiol.  Cbem.  X VIII.  S.  335. 

I.  Fettkonkremeut.  5 bohnen-  bis  erbsengrofse  abgerundete,  brflekliebe,  knetbare 
graubraune  Sternchen  , zum  grössten  Teil  in  Aether  löslich : (85  pCt.),  in  Aether  un- 
lösliche organische  Stoffe  117  pCt.,  Mineralstoffe  0 8,  Wasser  2.5  pCt.  Von  den 
ätherlöslichen  Stoffen  waren  51  5 pCt.  freie  Fettsäuren  (Palmitin-,  Stearinsäure,  wahr 
scheinlich  auch  Myristinsäure),  38.5  pCt.  Neutralfett;  daneben  Spuren  von  Cholesterin. 
Unter  den  in  Aether  unlöslichen  organischen  Stoffen  fanden  sich,  neben  Blut,  Eiweifs 
oder  Mucin,  auch  Kalk-  und  Magnesiaseifen.  Es  handelt  sich  also  um  fetthaltige 
Blasensteine,  sog.  Urostealithe. 

II.  Cholesterinconkremente.  Ein  krystallinisches  Conkrement  von  bimförmiger 

Gestalt  und  bedeutendem  Gewicht  (24.5  g),  das  durch  die  Sectio  alta  einem  6jäbr. 
Mädchen  extrahirt  war.  bestand  fast  vollständig  (95.0  pCt.)  aus  Cholesterin;  daneben 
0 6 pCt.  Mineralstoffe  (Kalk,  Phosphorsäure  und  Kohlensäure),  3.8  pCt.  Wasser^ 
Spuren  von  Fett-  und  Gallensäutpn.  J.  Munk. 


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No.  3. 


RvWOSUf.  — Kantorowicz.  — Kf’STIt*. 


61 


D.  RjTWOSch,  Allgemeinee  über  den  Tierharn.  Wiener  med.  Wochen- 
sehr.  1893.  No  47,  48. 

Deo  Harn  des  Karpfen,  durch  Catheierisiren  gewonnen,  fand  Verf  dünnflüssig, 
strohgelb,  neutral  oder  schwach  sauer,  niemals  alkalisch,  von  sehr  niedrigem  speci- 
fiseben  Gewicht  (1001  — 1002)  mit  0.1 5 — 0. 18  pCt.  Trockensubstanz.  Er  enthielt  nach- 
weisbar Harnstoff  und  Taurin,  dagegen  keine  Harnsäure,  aber  mit  Wahrscheinlichkeit 
Xaothinkörper.  R.  weist  darauf  hin,  dass  eine  gewisse  Quantität  Harnstoff  wohl  in 
keinem  Tierharn  fehle:  er  konnte  denselben  auch  in  den  MatpioHi’achen  Gefäfsen  von 
Schaben  nachweisen.  Bezüglich  der  theoretischen  Beobachtungen  Uber  die  Gründe, 
warum  manche  Tierklassen  Harnsäure,  andere  Harnstoff  als  stickstoffhaltiges  Eodpro- 
duct  aussebeiden  vgl.  das  Orig.  F..  galkomki. 


L.  Kantorowicz,  Zur  Pathogenese  der  acuten  allgemeinen  Carci- 
nomatose  und  zur  Caeuistik  seltener  Krebsmetnstasen.  Cbl.  f.  allg. 
Patb.  u.  path.  Anat.  1893.  IV.  No.  20. 

Während  die  acute  Allgemeintuberkuloae  durch  Eintritt  grofser  Mengen  von 
Tuberkelbacillen  in  die  Blutbahn  verhältnissmäfsig  häufig  vorkommt,  ist  die  acute 
allgemeine  Carcinose  eine  Seltenheit.  Denn  die  lebenden  Epithelzellen,  die,  soweit 
bis  jetzt  unsere  Kenntnis»  reicht,  die  Krebsmetaatasen  bedingen,  werden,  io  die  KBrper- 
venen  gelangt,  ihrer  GrSfe  wegen  im  Lungeogewebe  festgebalten  Nur  wenn  Keime 
in  die  Lungenveoe  gelangen,  kenne  sich  eine  allgemeine  Carcinose  entwickeln. 

Verf.  berichtet  nun  über  einen  derartigen,  im  W KtoBsT'scben  Laboratorium  unter- 
suchten Kall.  Bei  einer  51jährigen  Frau  wird  von  einem  Krebsrecidiv  an  der  rechten 
Brust  die  Vena  subclavia  dextra  ergriffen.  Von  bier  aus  gelangen  Keime  auf  dem 
Blutwege  in  die  Lungen:  die  bier  entstehenden  secundären  Lungenkarcinome  greifen 
auf  die  Lungenveneu  über.  Es  bilden  sich,  wie  besonders  mikroskopisch  deutlich  zu 
erkennen  ist,  auf  der  Intima  krebsige  Excrescenzeo,  von  denen  aus  auf  dem  Blutwege 
die  allgemeine  Carcinose  sieh  entwickelt.  Im  Gegensatz  zur  Miliartuberkulose  bleiben 
Milz  und  Knochenmark  frei. 

Verf.  empfielt  die  für  das  Nervengewebe  so  vorzügliche  und  von  Erbst  auch  für 
andere  Organe  angewandte  van  Gins  «'sehe  Methode  (Hämatoxilin  • Uebirfärbung, 
Nachfärbung  mit  Säurefuchsin- PikrinsäurelSsung).  M.  Uothmano. 


E.  Küster,  Ein  Fall  von  Resection  des  Harnleiters.  Arch.  f.  klin. 
Chir.  XLIV,  S.  850. 

K.’s  Fall  von  Harnleiterresection  betraf  einen  18  jährigen  Pat , bei  welchem 
Braus  2 Jahre  vorher  wegen  Hydronephrosis  siniitra  eine  Nierenbeckenbauchfistel  an- 
gelegt hatte.  Da  die  rechte  Niere  bei  Pat.  fehlte,  konnte  zur  Beseitigung  letzterer 
nicht  an  die  Nephrectomie  gedacht  werden.  Durch  einen  von  der  Lende  nach  vorn 
verlaufenden  Schrägschnitt  wurde  nach  stumpfer  Ablesung  des  Bauchfelles  und  Frei- 
legung der  nach  unten  stark  sackfdrmig  ausgebuchteten  Vorderseite  der  Niere  der 
Creter  nicht  gefunden.  Erst  nach  Spaltung  des  Sackes  wurde  derselbe  in  dessen 
hinterer  Wand  entdeckt  und  bis  zu  einer  schlitzförmigen  Oeffhung  von  unten  nach 
oben  verfolgt.  Von  dieser  aus  wurde  er  gespalten  und  dann,  als  sich  8 cm  unter- 
halb de»  unteren  Pols  der  Niere  noch  eine  gerade  für  eine  feine  Sonde  durchgängige 
Narbenstrictur  zeigte,  diese  sammt  einem  ca.  8 cm  langen  Stück  Harnleiter  escidirt. 
Der  untere  Stumpf  des  Harnleiters  wurde  hierauf  gelockert,  an  der  Vorderseite  ge- 
spalten und  nach  Art  eines  Trichters  entfaltet,  so  dass  er  in  dieser  Weise  an  die 
hintere  Wand  des  Nierenbeckens  durch  Catgut  befestigt  werden  konnte.  Ein  Teil  des 
Harns  entleerte  sich  von  jetzt  ab  durch  die  Blase,  der  andere  durch  die  Lendenfistel, 
deren  Schluss  nach  Besserung  der  Pyelitis  durch  Hollensteioinjectionen  k \ pCt  mittelst 
breiter  Anfrisehuog  des  Fistelkanals  und  Etagennaht  ca.  5 Mon.  nach  der  ersten 
Operation  gelaog.  . p.  onterbock. 


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62 


Rommrl.  — Schmidt  n.  Achoff.  — Willis. 


No.  3 


C.  Rommel,  lieber  die  anästhesirende  Wirkung  einiger  organischen 
Herzgiftc  auf  das  Auge.  r.  Graefe’s  Archiv  f.  Ophthalm.  XXXIX.  p.  96. 

R.  prüfte  eine  Reibe  der  bekanntesten  pflanzlichen  Herzgifte  io  ihrer  Wirkung 
auf  das  Auge.  Das  Helleborein  io  2.6  bis  5 pCt.  Lösung  hat  Anästhesie  der 
Cornea  zur  Folge,  welche  mindestens  einen  Tag  lang  anhielt.  Noch  vor  der  Corneal- 
anlstbesie  stellte  sich  eine  Conjanctiral-  und  Scleralanlsthesie  ein.  Dabei  bestanden 
aber  keineswegs  unbedeutende  Reizerscheinungen  des  Auges,  welche  genügen,  um 
diesem  Anlsthelicum  den  Weg  in  die  ophtbalmologische  Praxis  zu  verlegen  — Das 
Convallamarin  in  2 — 2.5  pCt.  Lösung  bewirkte  eine  über  Stunden  anhaltende  An- 
ästhesie des  Auges,  welche  mit  Reizerscheinungen  verbanden  war  Strophantin 
in  2.5  pCt.  Lösung  veianlasste  eine  etwa  j Stunde  dauernde  Anlsthesie.  Die  gleich- 
zeitig auftretende  geringe  conjunctivale  und  subconjunctivale  Injection  war  am 
nächsten  Tage  verschwunden.  — Adonidin  zu  4 pCt.  Lösung  batte  eine  Stunde 
lang  anhaltende  Anästhesie  zur  Folge,  die  Pupille  und  Functionen  des  Auges  erlitten 
keinerlei  Veränderungen,  Reizerscheinnngen  traten  nicht  auf.  — Eine  0.6  — l.OpCt. 
Lösung  von  Carpainum  hydrochloricum  veranlagte  eine  etwa  eine  halbe  Stunde 
dauernde  Anlsthesie  des  Auges  verbunden  mit  conjunctivaler  und  pericornealer  In- 
jection — Muawioum  hy  drobrom  icum  in  0.05  pCt.  Lösung  batte  eine  * 4 Stun- 
den dauernde  Anlsthesie  der  Cornea  und  Conjunctiva  zur  Folge  bei  leichter  perieor- 
nealer  Injection.  Coffein,  Digitalin,  Scillipikin,  Spartein,  Muscarin, 
Apocyoin  und  Neurin  lieferten  negative  Resultate.  Hontmanu. 


B.  Schmidt  u.  L.  Achoff,  Die  Pyelonephritis  in  anatomischer  u. 
bacteriologischer  Beziehung  und  die  ursächliche  Bedeutung  des 
Bacterium  coli  commune  für  die  Erkrankung  der  Harnwege. 
Jena.  G.  Fischkh,  1893. 

In  dem  1O0  Seiten  umfassenden  Buche  wird  zunlchst  eine  Anfzlhlung  und  ein- 
gehende Schilderung  der  von  den  Verff.  untersuchten  Fllle  von  Pyelonephritis  gegeben. 
Bacteriologiscb  genau  wurden  14  Falle  untersucht;  18  Mal  wurde  das  Bacterium 
coli  commune  gefunden,  nur  zweimal  in  Begleitung  eines  Proteus,  der  im  14.  Falle 
allein  vorkam;  sonst  fand  eich  immer  der  Colibacillus  in  Reinkultur. 

Das  Bacterium  coli  zeigte  sich  in  drei  Varietäten.  Die  erste  und  häufigste 
nennen  die  Verff.  die  transparente  Form,  die  zweite  die  opake  und  die  dritte  die 
leistenbildende,  alle  drei  ihrer  Wachstumseigentümlicbkeiten  auf  Gelatine  wegen. 
Durch  geeignete  Züchtung  konnten  slmmtliche  Formen  in  einander  Ubergeführt 
werden. 

Durch  Injection  in  die  abgebundenen  Ureteren  konnten  die  Verf.  bei  Kaninchen 
Pyelonephritis  erzeugen;  spritzten  sie  Wasser  statt  Bacterienaufschwemmung  ein,  so 
überstanden  die  Tiere  die  doch  immerhin  eingreifende  Operation  der  Creterenunter- 
bindung. 

Dass  das  Bacterium  coli  such  im  Stande  ist  Cystitis  zu  erzeugen,  weisen  die 
Verff  ans  der  Litteratur  nach.  Scheurlen. 


Willi«,  Pleural  empyema  opening  at  umbilicus.  Brit.  med.  Journ. 
1893.  No.  1699. 

Ein  1 s jlhriges  Kind  erkrankt  an  Bronchitis  und  Pleuritis;  nach  einiger  Zeit 
entleert  sich  plötzlich  ans  dem  Nabel  eine  grofse  Meoge  Eiter,  eine  im  5.  linken 
Intercostalraum  vorgenommene  Prnbepunction  ergiebt  das  Vorhandensein  von  Eiter  im 
Pleurasack;  eine  Untersuchung  der  Unterleibsorgane  zeigt  keinerlei  krankhafte  Ver- 
änderungen. Der  AusSuss  von  Eiter  aus  dem  Nabel  dauert  3—4  Tage  an , wahrend 
dieser  Zeit  verschwindet  das  eitrige  Pleuraexsudat  vollst&ndig  ond  in  kurzer  Zeit  ist 
das  Kind  wiederbergestellt.  Genaueres  über  den  Weg  des  Eiters  ist  nicht  festzu- 
s teilen.  K Krontbal. 


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No.  3. 


Otto.  — KrCokb.  — Fikobh. 


63 


Otto,  Ueber  Peripleuritis  tuberculosa  (peripleuritischen  Abscess 
UDd  Durchbruch  des  Abscesses  in  die  Trachea.)  Jahrb.  f.  Kinder- 
heilkunde. XXXVI.  S.  32. 

Der  Durchbruch  peripleuritiscber  Abscesse  in  die  Luftwege  wird  nur  äusserst 
•eiten  beobachtet.  Nach  WuiDtiLicn  tritt  die«  Ereignis*  nur  dann  ein,  wenn  zufällig 
an  der  Stelle,  auf  welche  der  Abscess  bei  seiner  Wanderung  auftrifft,  die  Wandungen 
der  Luftwege  durch  irgend  einen  pathologischen  Prozess  vorher  weniger  widerstands- 
fähig gemacht  worden  waren  Für  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung  scheint  die  Be- 
obachtung des  Verfassers  zu  sprechen.  Dieselbe  betrifft  einen  4jährigen  Knabeo,  bei 
welchem,  — wie  die  Section  zeigte  — eine  Cariea  der  BrustwirbelkSrper  bis  zum  6. 
Halswirbel  aufwärts  bestanden  hatte.  Der  tuberculflse  Abscess  stieg  von  der  Wirbel- 
säule gerade  in  die  Hohe  bis  zur  Bifurcation  der  Trachea,  wendete  sich  über  den 
rechten  Hauptbronchus  nach  vorn  und  seitlich  an  das  unterste  Ende  der  Trachea,  um 
dort  an  einer  durch  Druck  eon  Seiten  verkäster  Bronchialdrüsen  weniger  resistent  ge- 
wordenen Stelle  der  Trachea  durcbsnbrecben.  Sudthage». 


S.  Krüeer,  Ueber  den  Einfluss  des  constanten  eleclrischen  Stromes 
auf  Wachsthum  und  Virulenz  der  Bacterien.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
1893.  XXII  S.  191. 

Verf.  hat  zunächst  Untersuchungen  über  .die  Einwirkung  des  constanten  Stroms, 
welcher  den  Nährboden  umkreist“,  zweitens  über  .die  directe  Einwirkung  des  con- 
stanten Strome  auf  die  Bacterien“,  drittens  .Uber  die  Einwirkung  der  Elektrolyse  auf 
die  Bacterien  und  viertens  .über  die  itnmunisirende  Wirknng  electrolylisch  behandelter 
Bacterien“  angestellt.  Indem  wir,  was  die  Methode  und  die  Ausführung  der  Ezperi- 
nnente  betrifft,  auf  das  Original  verweisen,  teilen  wir  mit  den  eignen  Worten  desVerf.'s 
seine  Resultate  im  Folgenden  mit. 

Der  constante  electrische  Strom,  unter  möglichstem  Ausschluss  der  chemischen 
Wirkung  der  Jonen  mittelst  der  unpolarisirbaren  Elektroden  zur  Anwendung  ge- 
bracht, vermag  die  Bacterien  in  ihrem  Wachstum  vollständig  aufzuhalten,  ohne  sie 
abzutsten. 

Der  constante  electrische  Strom,  unter  Mitwirkung  der  Jonen  zur  Anwendung 
gebracht,  vermag  bei  genügender  Stärke,  Dichte  and  Dauer  die  Bacterien  und  ihre 
Dauerformen  abzutsten.  Zu  dieser  Wirknng  bedarf  es  am  so  geringerer  Stromstärke, 
je  länger  die  Zeit  der  Einwirkung  dauert 

Bei  gewisser  Stromstärke  and  Zeitdauer  ist  die  electrolytische  Behandlung  einiger 
Bacterienknlturen  geeignet,  diesen  in  analoger  Weise  wie  die  Erwärmung  zu  immuni- 
sirender  Wirknng  zu  verhelfen.  Bernhardt. 


E.  Finger',  Beitrag  zur  Aetiologie  u.  patbol.  Anatomie  des  Ery- 
thema multiforme  und  der  Purpura.  Ärcb.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXV. 
1893,  S.  765. 

Bekanntlich  gesellen  sich  nicht  selten  zu  Infectionskrankbeiten,  Entzündung!-  ins- 
besondere aber  Eiterungsprocessen  Hauterscheinungen,  die  klinisch  der  Gruppe  der 
Aogioneurosen  angeboren.  Bei  zwei  derartigen  Fällen  konnte  Verf.  nacbweisen,  dass 
dieselben  in  Wirklichkeit  bacteritische  Metastasen  darstellten.  Ueber  den  ersten  Fall, 
bei  welchem  F.  in  den  Papeln  des  za  einer  schweren  Diphtherie  biosugekommenen 
Erythems  grofse  Mengen  von  Streptococcen  innerhalb  der  Blutgefäfse  fand,  ist  bereits 
berichtet  worden.  (Cbl.  1892,  8.  978).  — Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  am  eine 
Parpura  bei  einem  an  parenchymatöser  Nephritis  gestorbenen  Manne.  Bei  der  Unter- 
suchung der  Hautblutuogen  fiel  in  den  hämorrhagischen  Herden  die  auf  entzündliche 
Vorgänge  hinweisende  grofse  Menge  polynucleärer  Leukocyten  auf,  neben  denen  sieb, 
wie  auch  in  zahlreichen  Blmgefäfsen,  kleine,  runde  Coccen,  meist  zu  zweien,  fanden. 


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64 


Schauta.  — Stockmann.  — Kössa. 


No.  3 


Offenbar  batten  die,  wohl  von  der  Niere  her.  mit  dem  Blute  in  die  Hanl  gelangten 
Coccen  durch  Läsion  der  Gefäfswand  die  Hämorrhagien  bedingt,  in  dem  Bindegewebe 
aber  den  entzündlichen  Reiz  geietzt.  H Mauer 


Schauta,  Indicationen,  Technik  und  Erfolge  der  Adnexoperationen. 

Wiener  med.  Wochenscbr.  1893,  No.  26.  27. 

Bei  Elterlichen  mittlerer  GrOlse  ist  die  Entfernuog  durch  die  Laparatomie  äuge 
zeigt.  Platzt  der  Sack  bei  der  Losung,  so  wird  bei  sterilem  oder  gonokokkenhaltigem 
Eiter  die  Bauchhöhle  nach  Reinigung  geschlossen,  bei  Anwesenheit  von  Strepto-  oder 
Staphylokokken  mit  Jodoformgaze  drainiert,  desgleichen  bei  Perforation  des  Darms 
und  bei  vorheriger  Kommunikation  den  Eitersacks  mit  Darm  oder  Scheide. 

Besonders  empfohlen  wird  die  Tuben  Resection  nach  Mastix  bei  liydrosalpinx. 

Von  216  Fällen  starben  18=6  pCt.  Davon  kein  Eiter  oder  steriler  Tuben-Inhalt 
in  144  Fällen  t 4=2.8  pCt. 

Gonococcen  im  Eiter  in  33  Fällen 
t 3=9  pCt. 

Streptococcen  und  Staphylococcen  in  15  Fällen 

t 3=20  pCt. 

Davon  waren  bei  geplatztem  Eitersack 
6 Fälle  drainirt  t 1=16.6  pCt. 

6 Fälle  nicht  drainirt  f 2 = 40  pCt 
Zahl  der  dauernd  Geheilten:  82.6  pCt.  unter  121  Patientinnen. 

A.  Martin. 


R.  Stock  mail  tl,  Physiologische  Wirkung  des  Chinolin’s,  Isochino- 
lins und  ihrer  Derivate.  Journ.  of  physiology  XV.  No.  3.  p 24  5. 

Zwischen  der  Wirkung  von  Chinolin  und  Isochinolin  besteht  weder  ein  quantita- 
tiver noch  qualitativer  Unterschied  Ebenso  sind  die  Methyljodide  des  Chiuolius  und 
des  Isochinolins  einander  gleichwertig.  Zar  centralen  motorischen  Parese  des  Chino- 
lins tritt  hier,  insbesondere  nach  greiseren  Dosen,  Lähmong  der  motorischen  Nerven- 
endigungen auf.  Einführung  anderer  oder  mehrerer  Aetbylreste  in  das  Chinolinmole- 
kül schwächt  seine  Wirkuog  ab.  Fohl. 


J.  Kössa,  Ueber  die  physiologische  Wirkung  des  Pikrotoxins.  Ungar. 
Arcb.  f.  Med.  1893,  II,  S.  24. 

Die  amfangreiche  experimentelle  Prüfung  des  Pikrotoxio  durch  K.  ergab  Fol- 
gendes: Das  Pikrotozin  gehört  zu  den  starken  Protoplasmagiften ; es  verursacht  von 
der  Medulla  oblongata  aus  allgemeine  Krämpfe,  welche  Wirkung  sich  nicht  nur  bei 
innerlicher  nnd  subcutaner  Application,  sondern  auch  bei  Versuchen  auf  die  Haut 
offenbart.  In  kalten  MedieD  treten  die  Krämpfe  spät  oder  gar  nicht  auf  Der  Orga- 
nismus kann  sieb  innerhalb  enger  Grenzen  an  das  Gift  gewöhnen.  Die  Energie  der 
Maskelcontractioneu  sinkt  mit  dem  Vorscbreiten  der  Vergiftung;  Erregbarkeit  und 
Leitangsfähigkeit  der  Nerven  und  Muskeln  werden  nicht  afficiert.  Im  2.  Stadium  der 
Vergiftung  tritt  der  Reizzustand  des  verlängerten  Msrkes  io  den  Hintergrund,  wäh- 
rend die  Wirkung  auf  das  Rückenmark  in  »Schädigung  der  Reflezthätigkeit  zur  Gel- 
tung gelangt.  Das  Sinken  der  Pulsfrequenz  ist  auf  Vagusreizung  zurückznfübren, 
die  Steigerung  des  Blutdrucks  auf  Erregung  des  vasomotorischen  Centrums  Eine 
Reizung  des  Respirationscentrums  äusserte  sich  in  Vermehrnig  der  Atbem- 

züge  um  das  4 fache,  später  ermüden  Ceolrum  und  Muskulatur  der  Atmung;  die 
Lähmung  des  ersteren  bewirkt  den  Tod.  Kein  Einfluss  auf  die  Magenbeweguugen, 
dagegen  peristaltische  Reizung  am  Uterus  und  Darm.  Das  Pikrotozin  verlässt  den 
Körper  grösstenteils  uuzersetzl.  Fr.  Stnusmano. 

Blna«ndong«n  ffir  dt*  Centralblatt  «erden  an  die  Adreaae  dca  Hm.  Prof.  Dr.  14.  Bernhardt  (Berlin  W 
Französische  Strafte  91)  oder  an  die  Verlagshandlang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  Angaat  Hirschwald  (n  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  crwhHaM 
1—2  Rogen;  um  Schl  u Me 
«les  Jihrgang»  Titel,  Na- 
men' and  Sachregister. 

für  die 


Preis  de*  Jahrs***** 
20  Mark;  tu  bestehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Pott anat alten. 


inedicinisclien  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

to  Berlin. 


1894. 


99.  Januar. 


No.  4. 


Inhalt:  Sotib  u.  Hm>,  Zur  Phjrtiologie  der  Harnsecretion.  — Albbbtoni, 
Zur  Kenntnis«  der  Gallensecretion.  — Lubarxcb,  Zur  Lehre  ron  der  Paiencbym- 
lellen- Embolie.  — Bereut,  FbII  »od  Verletzung  der  obernten  Halswirbel.  — Gru- 
bbbt,  Ueber  Stacke'?  Operationsmethode  — Bollieoir,  Ueber  die  Infectiositit 
dea  Blutet  tuberculOaer  Binder.  — Marfan  und  Makot,  SecundSre  Iufection  bei 
Darmkrankbeiten  der  Binder.  — Don  brdwski,  Ueber  die  functionelle  InsufTicienz 
der  Herzklappen.  — Lance,  Ueber  die  Bewegungen  der  Zunge.  — Teaubarn, 
Scbutsrerletzung  de»  N.  ragus.  — Ii.bbbo,  Hirnnervenlähmung  bei  Tabes.  — Eng- 
wann  o.  Unna,  Ueber  Hautschienen  — Scnsora,  Fall  von  UteruiinverBion  im 
hohen  Alter. 

Biobdi,  Ueber  die  weilien  Blutkörperchen  bei  Leukämie.  — Bayer,  Fall  ron 
geheilter  grolser  Lebercyste.  — Blago  wastcbensky,  Heilung  ron  Knocbenbrächen 
ohne  Coniolidation.  — Daaf,  Zur  Anthropologie  de*  Ohre*.  — Gärtner,  Bacterieu- 
fcefund  bei  MelAoa  Neugeborener.  — Wbiobt,  Anwendung  entkalkter  Milch  — 
Fbanki.ib,  Diphtherie  Epidemie  durch  Milch  verursacht. — Al-frk.ht,  Behandlung 
des  Soor'«  im  Oeiophagui.  — Hinst,  Anatomie  de«  Morbu«  Baaedowii.  — Jollv, 
Multiple  Neuritis  bei  chronischer  Arsenvergiftung.  — Funk,  Ungewöhnlicher  Fall  von 
Dermatitis  berpetiformis.  — Bohauuob,  Neue  Behandlungsmethode  der  Syphilis. — 
Do  bau,  Ueber  die  Tubercnlose  der  Uterusanh  ge.  — Plügge,  Wirkung  des 
Erythrin'«. 


F.  Suter  u.  H.  Meyer,  Beitrag  zur  Physiologie  der  Harnsecretion 
beim  Menschen.  Arcb.  f.  exp.  Path.  u.  Pharm.  XXXII.  S.  241. 

Die  Verff.  hatten  Gelegenheit,  an  einem  5jährigen  mit  Ectasie 
der  Blase  behafteten  Knaben  vergleichende  Beobachtungen  über  die 
Secretion  der  rechten  und  linken  Niere  anzustellen.  Besondere 
Versuchseinrichtungen  ermöglichten  es,  3'/j  Tage  hindurch  ohne 
Unterbrechung  den  aus  den  zapfenförraigen  Uretermündungen  heraus- 
tretenden Harn  — derselbe  wurde  in  Quantitäten  von  etwa  0.5  cm 
in  leichtem  Strahl  aus  den  Ureterenmündungen  entleert  — vollstän- 
dig ohne  nennenswerten  Verlust  getrennt  zu  sammeln.  Es  wurde 
stündlich  bezw.  dreistündlich  die  Harnmenge  festgestellt,  ferner  in 
dem  je  6 Stunden  hindurch  gesammelten  Harn  specifisches  Gewicht, 

XXXII  Jahrgang.  5 


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66  Albkhtoni,  Zur  KenntDiss  der  Gallensecretion.  No.  4 

Harnstoff,  Phosphorsäure  und  die  Acidität  bestimmt.  — Was  die 
Harnmenge  betrifft,  so  secernirte  in  der  Mehrzahl  der  Beobachtungen 
die  rechte  Niere  etwas  mehr,  wie  die  linke.  Im  Ganzen  lieferte 
in  84  Stunden  die  rechte  Niere  914  ccm,  die  linke  873.25.  Diffe- 
renz 40.75  ccm  = 4.5  pCt.  Ein  ganz  ähnlicher  Unterschied  ergab 
sich  auch  bezüglich  des  Harnstoffs  und  der  Phosphorsäure:  Ohne 
Ausnahme  waren,  für  den  24  stündigen  resp.  am  4.  Tage  12stündigen 
Harn  berechnet,  die  Wertlie  für  die  linke  Niere  etwas  niedriger, 
als  für  die  rechte.  In  84  Stunden  secernirte  die  rechte  Niere 
+ 

29.275  g Ür,  die  linke  27,862  g.  Differenz  1.413  g = 5.33  pCt., 
die  rechte  Niere  2.5064g  P2Oä,  die  linke  2.3505.  Differenz  0.1559g 
= 6.22  pCt.  Die  Verff.  halten  diese  Differenzen  für  so  geringfügig, 
dass  sie  den  Schluss  ziehen,  dass  die  beiden  menschlichen  Nieren  in 
gleichen  Zeiten  gleichviel  Harn  liefern,  welcher  gleichviel  Harnstoff 
und  Phosphorsfture  enthält.  (Da  die  linke  Niere  conetant  und  auf 
die  24stündige  Harnmenge  bezogen  ohne  Ausnahme  hinter  der 
rechten  zurückbleibt,  scheint  dem  Ref.  dieser  Schluss  doch  etwas 
anfechtbar).  Sehr  bedeutende  Differenzen  ergaben  sich  bezüglich 
der  Acidität  des  von  den  beiden  Nieren  secernirten  Harns,  und 
zwar  lieferte  die  linke  Niere  constant  einen  weniger  sauren  Harn.  Be- 
treffs zahlreicher  Einzelheiten  vgl.  das  Orig.  E.  Salkowski. 


P.  Albortoni,  1)  Influenza  Helle  injezioni  sottocutanee  di  soluzione 
di  cloruro  sodico  nella  secrezione  biliare.  2)  La  secrezione  biliare 
nell’  inanitione.  Mem.  della  Acad.  di  Bologna.  Ser.  V.  T.  III.  pag.  459 
u.  465. 

1)  Zwei  Hunde  von  14.5  resp.  21  kg,  welche  seit  mehreren 
Monaten  eine  komplete  Gallenfistel  hatten  und  dabei  sich  des  besten 
Wohlseins  erfreuten,  erhielten  regelmäfsig  jeden  Morgen  die  gleiche 
Nahrung  (abgekochtes  Fleisch  und  Brod);  danach  wurde  von  der 
4.  bis  zum  Schluss  der  15.  Stunde  die  Galle  aufgefangen,  auf 
Trockensubstanz,  N,  Alcohol-  und  Aetherextrakt,  ab  und  zu  auch 
auf  den  Gesammtsschwefel  analysirt.  An  einzelnen  Tagen  wur- 
den nach  der  Fütterung  je  200 — 500  ccm  0,6  pCt.  NaCl- Lösung 
subcutan  injicirt  und  danach  wiederum  12  Stunden  lang  die  Galle 
aufgefangen  und  analysirt.  Es  zeigte  sich,  dass  solche  NaCl* 
Mengen,  welche  keine  nennenswerten  Störungen  bewirkten,  eine 
leichte  Vermehrung  in  der  absoluten  Menge  der  secernirten  Galle 
und  der  wesentlichen  Bestandteile,  so  auch  des  Schwefels  (also  der 
Taurocholsäure)  zur  Folge  hatten,  während  der  prozentische  Gehalt 
von  Trockensubstanz  eher  etwas  geringer  war. 

2)  Ebenfalls  an  2 Gallenfistelhunden,  deren  Galle  regelmäfsig 
von  8 früh  bis  8 abends  aufgefangen  wurde,  liefs  sich  feststellen, 
dass  die  Gallensecretion  während  der  Inanition  zwar  fortdauert, 


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No.  4.  Lobarbch,  Zur  Lehre  ron  der  Pareiichymzellen-Embolie.  67 

aber  stetig  bis  zum  Tode  deren  Menge,  Gehalt  an  Trockensubstanz, 
N u.  Schwefel  progressiv  abnimmt,  so  z.  B.  die  frische  Galle  von 
75  g am  1.  Hungertage  bis  auf  16  g am  letzten  (27.)  Hungertage, 
die  Trockensubstanz  von  3.5  bis  auf  1,4  g.  Die  Wasserabscheidung 
mit  der  Galle  geht  dabei  stärker  herunter,  als  die  der  festen  Stoffe, 
sodass  der  prozentische  Gehalt  an  festen  Stoffen  stetig  in  die  Höhe 
geht,  so  för  die  Trockensubstanz  von  4.6  bis  auf  8.4  pCt.,  för  N 
von  0.16  bis  1.63  pCt  und  för  den  Schwefel  von  0.1  bis  auf0.2pCt. 
(am  5.  Hungertage).  J.  Munk. 


O.  Lubarsch,  Zur  Lehre  von  der  Parenchymzellenembolie.  Fort- 
schritte d.  Med.  1893,  No.  20,  2). 

Verf.  will  in  dieser  Arbeit  eine  zusammenfassende  Darstellung 
der  bis  jetzt  bekannten  Parenchymzellenembolien  geben.  Es  sind 
dies  die  Leberzellenembolie,  die  Placentarzellenembolie  und  die  von 
ihm  aufgestellte  Knochenmarks-Riesenzellen-Embolie. 

Die  Leberzellenembolie  ist  entweder  eine  traumatische  oder  die 
Folge  von  Intoxications-  und  Infectionskrankheiten.  Verf.  berichtet 
einen  Fall  der  ersteren  Art,  bei  dem  nicht  nur  in  Lebervenen  und 
Lungenarterien,  sondern  Dank  dem  Offenbleiben  des  Foramen  ovale 
auch  in  Leber*  und  Nierenarterien  Leberzellenembolien  nachzu- 
weisen waren. 

Die  zweite  Art  der  Leberzellenembolie*  findet  sich  am  häufigsten 
bei  der  Puerperaleklampsie,  bei  welcher  sie  in  den  Lebervenen 
innen  zu  konstatieren  war,  häufig  auch  in  den  Lungenarterien,  da- 
gegen nur  2 Mal  in  Leberarterien  und  Pfortader  bei  offenem  Fo- 
ramen ovale. 

Auch  bei  Chorea  im  Wochenbett  mit  frischer  Endocarditis  fand 
Verf.  Leberzellenembolien  in  Lebervenen,  rechtem  Herzen  und 
Lungenarterien,  in  letzteren  auch  veränderte  Placentarriesenzellen. 
Ferner  liefsen  sich  bei  einem  Scharlachfall  mit  acuter  Nephritis, 
der  an  acuter  Myocarditie  zu  Grunde  ging,  Leberzellenembolien  in 
Lebervenen,  Nierenarterien  und  einem  Coranararterienast  des  linken 
Herzens  finden. 

Das  Vorkommen  derselben  im  Arteriensystem  erklärte  auch 
hier  wieder  ein  offenes  Foramen  ovale.  Nur  in  der  Leber  fanden 
sich  Embolien  der  Leberzellen  bei  Leberabscessen,  Lebergummata 
und  Lebertubercuiose,  dagegen  nicht  bei  Stauungsleber.  Die  Em- 
bolien werden  befördert  durch  voraufgegangene  Blutungen  und 
Nekrosen  der  Lebersubstanz. 

Ausser  in  Lebervene,  rechtes  Herz  und  Lungenarterie  können 
die  Leberzellen  in  andere  Körpervenen  durch  rückläufigen  Blut- 
strom (Eklampsie),  in  Körperarterien  durch  das  Foramen  ovale  ge- 
langen (paradoxe  Embolie). 

6* 


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68  Bkrndt,  Fall  von  Verletzung  der  obersten  Halswirbel.  No.  4 

Die  Ansicht  von  Jühokns,  dass  aus  den  verschleppten  Leber- 
zellen Tumoren  sich  bilden  können,  weist  Verf.  zurück.  Die  bereits 
vor  dem  Transport  geschädigten  Zellen  können  nach  seinen  Unter- 
suchungen 3 Wochen  laug  sich  erhalten,  jedoch  sind  sie  nach 
2 '/j  Monaten  sicher  zu  Grunde  gegangen.  Mit  der  Aetiologie  der 
Eklampsie  haben  die  verschleppten  Leberzellen  nichts  zu  schaffen, 
aber  die  Thrombenbildung  ist,  wenigstens  zum  grofsen  Teil,  ihr 
Werk. 

Die  bisher  ausschliefslich  bei  der  Eklampsie  gefundene,  von 
Schmoki.  entdeckte  Placentazellenembolie  findet  sich  in  den  meisten 
Fällen  in  den  Lungenkapillaren.  Verf.  hat  eie  auch  in  dem  oben 
erwähnten  Fall  von  Chorea  gravidarum  beobachtet.  Diese  Zellen 
sind  in  Uterinvenen,  rechtem  Herzen  und  Lungenarterien  und 
Kapillaren  beobachtet  worden;  sie  stammen  grösstenteils  von  den 
Zotten,  doch  lässt  Verf.  auch  die  Decidua-Zellen  verschleppt  wer- 
den. Auch  in  diesen  Zellembolien  ist  nicht  die  Ursache  der 
Eklampsie  zu  suchen;  sie  sind  vielmehr  erst  die  Folge  der  Krämpfe. 

Eine  Embolie  von  Knochenmarks-Riesenzellen  endlich  wurde  vom 
Verf.  bei  einem  nach  einer  Höftgelenksresektion  unter  septikämischen 
Erscheinungen  gestorbenen  Manne  in  den  Lungenarterien  gefunden, 
verbunden  mit  Fettembolie.  Der  gleiche  Befund  wurde  bei  einer 
tuberkulösen  Hflftgelenksentzündung  erhoben.  Mit  den  neuerdings 
von  Ascboff  als  Knochenmarks-Riesenzellen  angesprochenen  Zellem- 
bolien sind  die  Befunde  des  Verf,  nicht  identisch.  M.  Röthmann. 


Fr.  Berildt,  Beitrag  zur  Casuistik  der  Verletzungen  an  den  obersten 
Halswirbeln.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Chir.  XXXV.  S.  554. 

Bei  einer  79jähr.  Patientin,  welche  durch  einen  Fall  mit  dem 
Kopf  voran  treppabwärts  verunglückt  und  unter  der  Diagnose : 
„Verletzung  im  Bereich  des  1.  und  2.  Halswirbels  mit  Durchtren- 
nung oder  Compression  der  reihten  Hälfte  des  Rückenmarks“  in 
die  Behandlung  getreten  war,  fand  eich  nach  dem  am  31.  Tage  nach 
der  Verletzung  unter  allgemeiner  Schwäche  u.  Decubitus  erfolgten 
Tode  bei  der  Obduction  folgende  Läsion:  „Fractur  des  Dens  epis- 
trophei“  mit  rechtsseitiger  Luxation  des  Atlas  nach  hinten  und  da- 
durch bedingter  Verengerung  der  rechten  Hälfte  des  Wirbelkanais 
in  seinem  obersten  Abschnitt,  wodurch  eine  Compression  der  rechten 
Rückenmarkshälfte  hervorgerufen  wurde.“  Als  Nebenfund  ohne 
Belang  für  die  characteristischen  Symptome  ergab  sich  ausserdem 
eine  isolirte  Fractur  des  vorderen  Bogens  des  Atlas.  Verf.  meint, 
dass  zur  Erzeugung  dieser  Läsion  der  Kopf  beim  Fall  der  Pa- 
tientin stark  nach  hinten  gebeugt  worden  sei.  «Der  dadurch  ent- 
stehende Druck  des  Dens  gegen  den  vorderen  Bogen  des  Atlas 
sprengte  denselben  in  der  Mitte,  doch  wurden  offenbar  durch  das 
Lig.  transvers.  die  beiden  Teile  gehindert,  weiter  auseinanderzu- 


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No.  4. 


Ghunkrt,  Ueber  Stacee’s  Operationsmethode. 


69 


weichen.  Dadurch  musste  nun  die  ganze  Gewalt  des  Sturzes  sich 
auf  den  Dens  concentriren.“  Gleichzeitig  mit  dessen  Fractur  wurde 
durch  eine  Drehbewegung  des  nachststürzenden  Körpers  — bei 
am  Boden  liegendem,  gewissermassen  fixirten  Kopf  — der  Atlas 
auf  der  rechten  Seite  nach  hinten  luxirt.  Eine  solche  einseitige 
Atlas-Luxation  ist  ohne  Zahnfortsatzbruch  nicht  möglich.  Letztere 
betraf  Übrigens  nicht  die  dünnste  Stelle  des  Dens,  den  Hals,  son- 
dern ein  Teil  des  Körpers  war  mit  abgebrochen.  Die  Sprengung 
des  vorderen  Atlas  - Bogen  fand  dabei  Verf.  ohne  Beispiel  in  der 
bisherigen  Litteratur  Die  in  dem  vorliegenden  Fall  beobachteten 
Symptome  werden  von  Verf.  nach  dem  BaowN-SEQCAKD’scben  Schema 
einzeln  aufgeführt:  A.  Auf  derSeite der  Läsion  1.  Motorische  Lähmung 
der  ganzen  rechten  Körperhälfte.  2.  Vasomotorische  Lähmung  mit 
Temperaturerhöhung  auf  der  gelähmten  Seite  während  16  Tagen, 
dann  6 Tage  beiderseitig  gleiche  Temperatur,  und  darauf  wieder 
rechts  höhere  Temperatur:  3.  Die  Sensibilität  war  rechts  intact, 

nur  am  rechten  Unterschenkel  wurde  jede  Berührung  als  Schmerz 
empfunden  und  war  der  Druck  auf  den  Plex.  brach,  dextr.  über 
dem  Schlüsselbein  schmerzhaft.  4.  u.  5,  Anästhetische  und  hyper- 
ästhetische Zonen  kamen  im  vorliegenden  Fall  nicht  in  Betracht 
6.  von  den  Reflexen  waren  der  patellare  und  Sohlenreflex 
anfangs  rechts,  später  links  schwächer.  B.  Auf  der  der  Läsion 
entgegengesetzten  Seite  bestand  1.  totale  Anästhesie  bis  zur  Höhe 
der  Läsion  und  bis  zur  Mittellinie.  2.  Die  active  Mobilität  war 
erhalten;  anfänglich  konnte  der  ganze  Arm  nicht  in  der  Schulter 
gehoben  werden,  vom  3.  Tage  an  besserte  sich  dieses  u.  war  nach  8 
Tagen  normal.  Das  linke  Bein  verlor  vorübergehend  vom  3.  Tage  an 
die  freie  Beweglichkeit.  Die  Reflexe  waren  meist  erhalten.  C.  Von 
weniger  characteristischen  Symptomen  bestanden  1.  schmerzhafte 
Gefühle  im  Nacken,  die  sich  später  verloren,  und  solche  im  rechten 
Arm,  die  bis  zum  Tode  bestanden.  2.  Urin  musste  per  Catheter 
entleert  werden,  der  Stuhl  war  angehalten.  3.  Die  rechte  Pupille 
war  ganz  eng,  die  linke  weiter,  beide  reagirten  gut  auf  Licht.  — 
Ausser  ll  von  Guhlt  gesammelten  Fällen  von  Brüchen  der  beiden 
ersten  Halswirbel  hat  Verf.  noch  8 weitere  Beobachtungen  aus  der 
Litteratur  zusammengestellt,  darunter  eine  durch  die  Symptome  in 
vivo  anscheinend  gesicherte  Köstku’s.  P.  Güterbock. 


Grunert,  Staokb’s  Operationsmethode  zur  Freilegung  der  Mittel- 
ohrräume während  des  zweiten  Jahres  ihrer  Anwendung  in  der 
k.  Ohrenklinik  zu  Halle  a/S.  Arcb.  f.  Ohrenheilk.  )(XXV.  S.  198. 

Auf  Grund  der  Beobachtungen  von  mehr  als  100  Kranken  ist 
man  bezüglich  des  STACKK’schen  Operationsverfahrens  (s.  Cbl.  1892 
No.  11)  in  der  obengenannten  Klinik  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen, dass  dasselbe,  ganz  abgesehen  von  dem  erst  nach 
Jahren  abzugebenden  endgiltigen  Urteil  über  seinen  therapeuti- 


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70  Bollikokk,  Ueher  die  Infectiosität  des  Blutes  tuberculöser  Kinder.  No.  4 

sehen  Wert,  die  beiden  Vorteile  gewahrt,  die  Diagnose  genau  loca- 
lisirter,  oft  nur  kleiner  Kraokheitsheerde  durch  vollkommenes  Frei- 
legen der  Mittelohrräume  zu  controliren  und  die  Kenntnisse  Aber 
den  Praedilectionssitz  der  Caries  zu  bereichern.  Bezüglich  des 
letzten  Punktes  ergab  sich , dass  die  Zerstörungen  des  Knochens 
fast  durchweg  ausgedehnter  waren , als  es  der  otoskopische  Befund 
erwarten  liefe.  Namentlich  fand  sich  häufig  Caries  am  Boden  der 
Paukenhöhle,  im  Aditus  ad  antrum  und  oberflächlich  auch 
am  Promontorium.  Die  krankhaften  Processe  im  Kuppelraum 
waren  fast  nie  auf  diesen  beschränkt,  sondern  es  participirte  an 
denselben  zumeist  das  Antrum.  Dass  eine  chronische  Paukenhöhlen- 
eiterung zur  Ausheilung  gelangt  war,  während  sich  der  Procesa 
im  Antrum  noch  selbständig  weiter  fortspielte  und  zu  einem  Durch- 
bruch der  hinteren  knöchernen  Gehörgangewand  geführt  hatte, 
wurde  2 Mal  constatirt.  Bezüglich  des  Operationsverfahrens  selbst 
gilt  in  der  H.’schen  Klinik  jetzt  der  Grundsatz,  mit  der  Freilegung 
des  Kuppelraums  der  Paukenhöhle  nach  der  modificirten  Sr*ucK’- 
schen  Methode  (s.  Cbl.  1893,  No.  28,  Mitteilung  von  Pansk)  die 
typische  Aufmeifselung  des  Antrum  zu  verbinden,  resp.  dieselbe 
jener  vorauszuschicken,  weil,  wie  schon  erwähnt,  das  Antrum  mast, 
an  den  Krankheitsprocessen  des  Kuppelraumes  Teil  nimmt,  und 
darauf  die  Misserfolge  zurückzuführen  sind,  die  sich  bei  der  iso- 
lirten  Freilegung  des  Kuppelraumes  gezeigt  haben.  Bezüglich 
der  Einzelheiten  des  Operationsverfahrens  und  der  Nachbehandlung 
muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  Verf.  giebt  den  Rath,  sich 
zur  Vornahme  der  in  Rede  stehenden  Operation  nur  dann  zu  ent- 
schliefsen,  wenn  man  die  Garantie  hat,  dass  der  Kranke  so  lange 
in  Behandlung  bleiben  kann,  bis  die  Gefahren  des  Eintrittes  von 
Stenose  und  Verwachsung  beteiligt  sind.  Desgleichen  werde  man 
es  sich  in  einzelnen  Fällen  sehr  überlegen,  ob  man  kleine  Kinder 
etwa  bis  zum  Alter  von  5 Jahren  nach  dem  STAi/Kn’schen  Verfahren 
operiren  soll,  „weil  man  bei  einem  Kinde  nicht  die  Selbstüberwin- 
dung voraussetzen  kann,  welche  notwendig  ist,  um  die  Schmerzen 
in  der  ersten  Zeit  der  Nachbehandlung  zu  ertragen”.  Als  Erfolge 
der  modificirten  St.’schen  Operationsmethode  vezeichnete  Verf.,  dass 
von  100  Fällen  58  geheilt  wurden.  Die  Durchschoittsdauer  der 
Behandlung  betrug  4%  Monate.  Einen  Einfluss  auf  die  Function 
des  Ohres  scheint  die  Operation  nicht  zu  haben;  wenigstens  erwies 
sich  das  Hörvermögen  nach  der  Operation  gewöhnlich  nicht  besser 
als  vor  derselben.  Es  folgen  43  Krankengeschichten.  Schwabaob. 


Bollinger,  Ueber  die  Infectiosität  des  Blutes  tuberculöser  Rinder. 
Münchner  med.  Wochenschr.  1893,  No.  50. 

Behufs  Feststellung  der  Virulenz  des  Blutes  perlsüchtiger  Rinder 
wurde  dasselbe  unter  den  erforderlichen  Kautelen  bei  der  Schlachtung 
entnommen  und  möglichst  frisch  zur  Impfung  auf  Meerschweinchen 


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No.  4.  Marfan  u.  Marut,  Secnndäro  Infection  b.  Darmkrankh.  d.  Kinder.  71 

verwendet.  Von  10  Meerschweinchen,  denen  1 — 2 ccm  subcutan 
eingespritzt  worden  war,  blieben  9 gesund,  eines  erwies  sich  nach 
7 Wochen  als  hochgradig  tuberculös.  Das  zu  dieser  erfolgreichen 
Impfung  verwendete  Blut  stammte  von  einer  hochgradig  perlsüch- 
tigen Kuh  von  mittlerem  Ernährungszustand;  ihr  Fleisch  war  auf 
die  Freibank  zugelassen  worden.  In  den  übrigen  Fällen  waren 
die  Tiere  teils  mittel,  teils  hochgradig  tuberculös  gewesen.  Miliar- 
tuberkulose hatte  keines. 

Es  beweist  also  der  positive  Erfolg,  dass  das  Blut  tubercu- 
löser  Tiere  und  damit  auch  deren  Fleisch  Tuberkelbacillen  enthalten 
kann. 

B.  führt  nun  weiter  aus,  dass  bei  Tieren  mit  mehr  Neigung 
zu  generalisirter  Tuberculose  — Rinder  haben  ausserordentlich 
selten  Miliartuberculose  — das  Blut  viel  häufiger  Tuberkelbacillen 
enthalten  muss.  Ein  solches  Tier  ist  z.  B.  das  Schwein,  was  für 
die  Verbreitung  der  menschlichen  Tuberculose  deshalb  in  Betracht 
zu  ziehen  ist,  weil  sein  Blut  bei  der  Wurstbereitung  in  ausgiebigster 
Weise  zur  Verwendung  kommt.  Scheurlen. 


A.  B.  Marfan  und  F.  Marot,  Infections  secondaires  dans  la  dys- 
pepsie  gastro-intestinale  chronique  des  nourrissons.  Rev.  mens  des 
mal  de  l’enf.  1893,  Aug.  Sept.  S.  337. 

Von  den  Säuglingen,  welche  in  Folge  chronischer  Magen- 
Darmaffectionen  atrophisch  geworden  sind,  gehen  viele  an  acuten 
terminalen  Krankheiten  zu  Grunde;  am  häufigsten  sterben  diese 
Kinder  an  Bronchopneumonie;  eine  zweite  Kategorie  erliegt  heftigen 
acuten  Diarrhoen,  die  oft  mit  einer  typhoiden  Allgemeinerkrankung 
einhergehen;  bei  einem  3.  Teil  endlich  entwickeln  eich  multiple 
Hautabsce8se  und  die  Kinder  sterben  unter  dem  Bilde  der  Septi- 
cämie.  Alle  diese  terminalen  Erkrankungen  sind  nach  der  Auf- 
fassung der  Verff.  secundäre  Infectionen.  Bei  den  fieberhaften 
Diarrhoeen  dieser  Kinder  hat  Lksagk  gezeigt,  dass  die  Stühle  aus- 
schliefslich  das  Bacterium  coli,  fast  in  Reincultur,  enthalten  können. 
Ferner  haben  Lksaok  und  Skvkstrk  bewiesen,  dass  die  Broncho- 
pneumonien der  an  Sommerdiarhoeen  verstorbenen  Kinder  durch 
Einwanderung  von  Streptococcen  und  des  Bacterium  coli  in  die 
Lungen  bewirkt  werden.  — Hierdurch  angeregt,  haben  die  Verff. 
die  Organe  — Leber,  Milz,  Nieren,  Blut  und  Lungen  — der  im 
Gefolge  chronischer  Darmkraokheiten  verstorbenen  Kinder  nach  den 
gebräuchlichen  bacteriologischen  Methoden  untersucht.  Sie  fanden, 
— wie  die  genannten  Autoren  bei  den  an  Cholera  infantum  ver- 
storbenen Kindern  — z.  Th.  Streptococcen,  z.  Th.  das  Bacterium 
coli,  neben  anderen  unbekannten  Arten.  In  einzelnen  Fällen  waren 
beide  Arten  Mikroben  vergesellschaftet,  häufiger  war  nur  einer  von 
beiden  vorhanden,  und  zwar  begegnete  man  weit  öfter  dem  Bac- 
terium coli  als  dem  Streptococcus.  Die  genannten  Organe  konnten 


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72  Dombbowski,  Ueber  die  functioneile  Insufficienz  der  Herzklappen.  No.  4 

dabei  makroskopisch  und  selbst  mikroskopisch  normal  erscheinen, 
nur  die  Lungen  zeigten  immer,  wenn  sie  einen  der  genannten  Mi- 
kroben enthielten,  anatomische  Veränderungen.  Dass  die  Mikro- 
organismen postmortal  in  die  Gewebe  eingewandert  seien , halten 
die  Verff.  nicht  für  wahrscheinlich,  sondern  glauben,  dass  sie  die 
wirkliche  Ursache  der  terminalen  Erkrankungen  darstellen.  Sie 
stützen  sich  bei  dieser  Annahme  u.  A.  auch  auf  eine  Beobachtung 
von  Gilhkrt  und  Giuodk,  welche  bei  einem  an  Diarrhoe  und  Broncho- 
pneumonie erkrankten  Kinde  intra  vitam  die  Lunge  punktirten  und 
aus  der  Punktionsflüssigkeit  das  Baeterium  coli  züchteten.  — Das 
Bacterium  coli  dringt,  wahrscheinlich  von  der  erkrankten  Darm- 
schleimhaut aus  in  die  Lymph-  und  Blutgefäfse  ein;  während  die 
Streptococcen  vermuthlich  häufiger  von  den  Hautabscessen  aus  io 
den  Organismus  gelangen.  Beide  Mikroorganismen  können  aber 
auch  möglicherweise  eingeathmet  werden.  Stadtbagen. 


W.  Dombrowski,  Etüde  clinique  sur  1’insuSisance  fonctionnelle 
des  valvules  du  coeur  gauche.  Revue  de  medecine  1893,  No.  9. 

Die  unorganische  (d.  h.  nicht  auf  einer  anatomischen  Ver- 
änderung der  Klappe  beruhende)  Mitralinsuffici enz  ist  nicht 
so  selten,  wie  manche  Autoren  annehmen;  Verf.  publicirt  3 ein- 
schlägige Fälle  eigener  Beobachtung.  Aus  Leichenversuchen  schliefst 
er,  dass  es  sich  in  den  hierher  gehörigen  Fällen  nicht  um  eine 
„relative“  Insufficienz,  d.  h.  um  ein  Missverhältniss  zwischen  Ori- 
ficium  und  Gröfse  der  Klappensegei  handelt;  vielmehr  ist  diese 
Insufficienz  ein  Symptom  der  gestörten  Compensation  und  beruht 
auf  Dehnung  des  Herzmuskels;  man  sollte  also  den  Ausdruck 
„relative“  durch  „functionelle  Insufficienz“  ersetzen.  Diagnostisch 
ist  von  Wichtigkeit,  dass  bei  dieser  Affection  mit  dem  Wiederein- 
tritt der  Compensation  das  systolische  Geräusch  an  der  Spitze  ver- 
schwindet. Von  sonstigen  differentiell  - diagnostischen  Symptomen 
sei  das  Verhältniss  gegenüber  der  Respiration  hervorgehoben:  bei 
der  functionelleu  Insufficienz  wird  das  systolische  Geräusch  während 
der  Inspiration  deutlicher  (wegen  des  gesteigerten  negativen  Druckes 
im  Thorax  und  der  dadurch  erschwerten  Herzaction),  während 
diese  Erscheinung  bei  der  organischen  Insufficienz  nicht  besteht. 
— An  den  Aortenklappen  kommt  eine  wirkliche  relative  In- 
sufficienz vor,  beruhend  auf  erheblicher  Erweiterung  des  Ostiums 
in  Folge  von  Atherose.  Sie  stellt  eine  ernste  und  bedrohliche 
Affection  dar,  während  die  functionelle  Mitralinsufficienz  bei  Zu- 
nahme der  Energie  des  Herzmuskels  wieder  verschwinden  kann. 

Perl. 


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73 


No.  4.  Lanok,  Ueber  die  Bewegungen  der  Zange. 

F.  Lange,  Ueber  Zungenbewegungen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  46, 
S.  634.  (1893). 

Ueber  die  Function  der  einzelnen  die  Zunge  bildenden  Mus- 
keln hat  Verf.  Versuche  an  Hunden  angestellt,  nachdem  er  vorher, 
speciell  den  grundlegenden  Untersuchungen  Köllikkk’s  und  Hk-,sk’s 
folgend,  selbst  anatomisch  den  Verlauf  der  Fasern  der  verschie- 
denen Zungenmuskeln  festgestellt  und  beschrieben  (vgl.  hierüber 
sowie  über  die  Anordnung  der  Experimente  das  Original).  Die 
Anordnung  der  von  aussen  an  die  Zunge  herantretenden  Muskeln 
uod  der  Aulbau  der  Zungensubstanz  ist  im  wesentlichen  beim  Hunde 
dieselbe  wie  beim  Menschen. 

Vorwärtsstrecker  der  Zunge  ist  der  m.  genioglossus,  und 
zwar  fßhrt  er  diese  Bewegung  vorwiegend  mit  denjenigen  Fasern 
aus,  welche  in  das  hintere  Zungendrittel  eintreten.  In  geringem 
Grade  vermag  auch  der  m.  geniohyoideus  die  Zunge  vorwärts  zu 
bewegen.  Zuröckgezogen  wird  die  Zunge  durch  den  m.  hyo-, 
chondro-  und  styloglossus.  Das  Anpressen  der  Zunge  an  den 
Mundboden  besorgt  für  die  der  Mittellinie  zunächst  gelegenen 
Teile  der  m.  genioglossus,  während  die  Seiten  wand  der  hinteren 
Zungenhälfte  vom  m.  hyoglossus  herabgezogen  wird.  — Gehoben 
und  dadurch  dem  harten  Gaumen  genähert  wird  die  Zunge  durch 
den  vom  dritten  Trigeminusast  innervirten  m.  mylohyoideus  (durch 
Druck  von  unten)  und  den  m.  palato-  und  styloglossus  (durch  Zug 
nach  oben). 

Seitliche  Bewegungen  der  Zunge,  speciell  das  Abbiegen 
der  Zungenspitze  nach  der  entgegengesetzten  Seite  vermittelt  der 
m.  genioglossus  durch  diejenigen  seiner  Fasern,  welche  in  die  vor- 
dere Zuugenhälfte  eintreten.  Der  m.  genioglossus  biegt  die  Zunge 
nur  dann  seitlich  ab,  wenn  sie  vo rges treck t ist:  innerhalb  der 
Mundhöhle  besorgen  das  die  m.  m.  stylo-,  hyo-,  chondro-  und 
palatoglossi ; von  ihnen  wirkt  der  m.  styloglossus  am  kräftigsten. 
Eine  weitere  Seitwärtsbewegung  der  Zunge,  sodass  die  Spitze 
hinter  dem  letzten  Backzahn  zu  liegen  kommt,  wird  dann  zu  Stande 
gebracht,  wenn,  wie  man  dies  experimentell  nach  weisen  kann,  der 
stylo-hyoglossus  der  einen  und  der  genioglossus  der  anderen  Seite 
gleichzeitig  in  Thätigkeit  treten. 

Ist  die  Zunge  (nach  Durchschneidung  beider  n.  hypoglossi)  ledig- 
lich der  Wirkung  der  Schwerkraft  und  der  Elasticität  überlassen, 
so  liegt  eie  (beim  Hunde)  schlaff  auf  dem  Boden  der  Mundhöhle 
and  bildet  eine  Platte  mit  grösstem  Breiten-  und  geringstem  Dicken- 
durchmesser. Die  zahlreichen  selbstständigen  transversalen  Fa- 
sern besorgen  dann  die  Verschmälerung  der  Zunge  und  deren 
Verdickung;  dicker  wird  diese  auch  durch  die  Contraction  der 
Läng  smusculatur  und  zugleich  verkürzt.  Contrahiren  sich  nur 
die  Fasern  des  m.  longitudinalis  superior,  so  wird  die  Spitze  der 
Zange  nach  oben,  ziehen  sich  nur  die  Fasern  des  m.  longit.  inf. 
zusammen,  so  wird  die  Zunge  nach  unten  gebogen.  Durch  die 


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74 


Traumanh,  Ilbkro,  Schussverletzung  des  N.  vagus. 


No.  4 


ausachliel'sliche  Thätigkeil  <ler  Zungenmuskeln  vermag  der  Mensch 
nur  einen  flachen  Löffel  mit  seiner  Zunge  zu  bilden.  Der  m.  geniogl. 
zieht  die  der  Mittellinie  zunächst  gelegenen  Teile  der  Zunge 
herab  und  nähert  sie  dem  Mundboden:  es  sind  die  vorderen  und 
mittleren  Fasern  beider  genioglossi,  welche  diese  Bewegung  aus- 
führen,  während  die  hinteren  Fasern  die  Zunge  vorstrecken.  Der 
m.  longit.  sup.  klappt  die  Zungenspitze  in  die  Höhe  und  die  beiden 
m.  stylogl.  heben  den  Seitenrand.  Bernhardt. 


1)  H.  Traumann,  Schussverletzung  des  nervus  vagus  unter  der 
Schädelbasis.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVII.  pag.  162. 

2)  Derselbe,  Stichverletzung  des  Nervus  hypoglossus  und  Nervus 
accessorius  Willisii  unter  der  Schädelbasis.  Ebenda,  pag.  167. 

3)  llberg,  Ueber  Lähmung  des  XI.  Gehirnnerven  bei  Tabes  do- 
snlis.  Charite  Annalen  1893,  p.  303. 

1)  Der  rechte  Vagus  war  durch  einen  Schuss  vom  Munde  aus 
(die  Kugel  drang  durch  den  harten  Gaumen)  unterhalb  des  n. 
laryng.  sup.  verletzt.  Sie  musste  zu  dem  Behufe  von  der  Schädel- 
basis abgeprallt  sein.  Es  bestand  rechtsseitige  Stimmbandlähmung 
mit  Erhaltung  der  sensiblen  Function  (laryng.  sup.)  und  Pulsbe- 
schleunigung. Die  Schluckbeschwerden  und  die  Gaumenlähmung 
sind  nicht  als  Vagussymptome  aufzufassen,  sie  glichen  sich  auch 
z.  Th.  bald  wieder  aus.  Eine  anfängliche  Pupillendifferenz  ver- 
schwand bald,  sie  wird  auf  eine  Blutung  in  der  Nähe  des  Gangl. 
cervicale  supr.  zurückgeführt.  Auf  das  Fehlen  jeglicher  Lungen- 
complication  wird  besonders  hingewiesen. 

2)  In  der  4.  Woche  nach  der  Verletzung  — von  einer  lobu- 
lären (wie  der  Verf.  meint,  Schluck-)  Pneumonie  war  Pat.  genesen 
— bestand  noch  eine  Lähmung  der  rechtsseitigen  Zungen-  und 
Unterzungenbeinmuskeln  mit  EaR,  des  r.  Cucullaris  und  Sterno- 
cleidom.  ebenfalls  mit  EaR.  Das  r.  Stimmband  war  gelähmt  bei 
der  Respiration  und  Phonation,  die  Sensibilität  der  Larynxschleim- 
haut  war  intact.  Ebenso  war  der  r.  Gaumen  paretisch. 

Die  Epikrise  dieser  Mitteilung  enthält  einige  beachtenswerte 
Ausführungen  betr.  die  Sytomatologie  der  oben  beschriebenen  sel- 
tenen Lähmungen,  auf  welche  hier  indessen  nicht  näher  eingegangeD 
werden  kann. 

3)  Der  23jähr.  Patient  erkrankte  mit  Diplopie,  Parästhesien, 
Schmerzen  in  den  Beinen,  gastrischen  Krisen,  Dysurie  und  bot  bei 
der  Aufnahme  ausser  diesen  noch  andere  Zeichen  der  Tabes  (Ataxie, 
WiisTPHAL’sches  Zeichen,  Pupillenstarre,  beginnende  Atrophie  des 
N.  opticus  sin.).  Eine  seltene  Complication  stellt  aber  das  doppel- 
seitige Befallensein  des  XI.  Hirnnervenpaares  dar.  Die  Sterno- 
cleidomastoidei  fehlen  beiderseits  fast  ganz.  Der  obere  Teil  des 
Cucullaris  ist  erhalten,  die  untere  Partie  bis  auf  Reste  geschwun- 
den, die  Schulterblätter  zeigen  die  dementsprechende  Dislocation. 


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No.  4. 


Enomank  u.  Unna,  Ueber  Hautschieuen. 


75 


Die  electrische  Prüfung  ergiebt  in  den  Kopfnickern  minimale,  im- 
unteren  Cucullarisgebiet  gar  keine  Zuckungen,  der  obere  Cucullaris 
zeigt  geringe  Herabsetzung  der  Erregbarkeit  für  beide  Stromesarten. 
Die  Stimmbänder  sind  bei  ruhiger  Athmung  unbeweglich  in  sym- 
metrischer Stellung  (Stimmritze  3 mm).  Bei  forcirter  Athmung  wird 
der  vordere  Teil  einwärts  gezogen.  Bei  der  Phonation  macht  das 
rechte  Stimmband  nur  zuckende  Bewegungen.  M.  Brasch. 


M.  F.  Engmann  und  P.  G.  Unna,  Ueber  Hautschienen.  Ein 

Beitrag  zur  mechanischen  Behandlung  der  Hautkrankheiten. 

Monatsh.  f.  pract.  Dermat.  XVII.  No.  10. 

Bei  besonders  hartnäckigen  und  schweren  Hautkrankheiten  ist 
es  oft  erwünscht,  die  Medicamente  unter  einem  für  alle  Hautstcllen 
möglichst  gleichmäßigen  Drucke  zu  nppliciren.  Zu  diesem  Zwecke 
verwenden  die  Verff.  Schienen,  die  in  der  folgenden  Weise  ange- 
fertigt werden:  Man  bedeckt  den  betreffenden  Theil,  also  z.  B.  das 
Gesicht,  sorgsam  mit  Streifen  von  Zinkpflastermuil,  bestreicht  diesen 
mit  Zinkleim,  legt  sofort  ein  Stück  entfetteten  Verbandmulls  darüber, 
den  man  durch  einen  nochmaligen  ganz  dünnen  Leimanstrich  fixirt 
und  pinselt  endlich,  nachdem  das  Ganze  getrocknet  ist,  eine  lOproc. 
wässrige  Chromsäurelösung  auf.  Die  letztere  durchdringt  die  Leim- 
schicht, macht  sie  für  Wasser  und  Fett  undurchlässig  und  härtet 
sie  zugleich  so,  dass  die  Form  der  Schiene,  wenn  diese  nach  etwa 
V«  Stunde  abgenommen  wird,  unveränderlich  bleibt.  Man  säubert 
nunmehr  die  untere  Fläche  von  etwa  anhaftenden  Unreinigkeiten 
und  bepinselt  sie  gleichfalls  erst  mit  Leim,  dann  mit  Chromsäure- 
lösung. Zur  Befestigung  der  Schiene  werden  gleich  von  vornherein 
Mullstreifen  mit  eingeleimt,  die  dann  als  Bindebänder  zu  brauchen 
sind.  — Das  Verfahren  gestattet  und  verlangt  je  nach  Art  und 
Localisation  der  Krankheit  mannigfache  Modificationen;  so  wird 
man  an  stark  nässenden  oder  behaarten  Partieen  Salbenmulle  an 
Stelle  der  Pflustermulle  nehmen,  an  den  Händen  benutzt  man  statt 
ihrer  als  Unterlage  baumwollene  Handschuhe,  an  den  Füßen 
Strümpfe,  in  der  Genital-  und  Analgegend  Suspensorium  oder 
Schwimmhose,  am  Halse,  an  ausgedehnten  flachen,  oder  nur  einfach 
gekrümmten  Flächen  des  Rumpfes  u.  s.  w.  eng  anschliefsende,  elas- 
tische, cylindrische  Tricotagestücke,  an  denen  die  den  erkrankten 
Stellen  entsprechenden  Partien  in  der  angegebenen  Weise  mit  Zink- 
leim und  Chromsäure  präparirt  werden.  — Die  günstige  Wirkung 
dieser  Hautschienen  beruht  hauptsächlich  auf  ihrer  Impermeabilität, 
dem  gleichmäfsigen  Drucke  sowie  der  genauen  und  sicheren  Appli- 
cation der  Medicamente.  Sie  pflegen  zugleich  das  Jucken  günstig 
zu  beeinflussen  und  verhindern  jedenfalls  das  Kratzen.  Einmal  an- 
gefertigt sind  sie  wochenlang  brauchbar  und  deshalb  viel  billiger 
als  andere  täglich  zu  erneuernde  Verbände,  auch  können  sie  von 
dem  Pat.  selbst  leicht  abgenommen  und  wieder  angelegt  werden. 

U.  Müller. 


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76  Schauta,  Fall  von  Uterusinversion  im  hohen  Alter.  — Bionhi.  No.  4 

Schauta,  Ein  Fall  von  Invereio  Uteri  im  78.  Lebensjahre.  Aroh. 
f.  Gyn.  43.  Bd.  I.  S.  30. 

Der  vorliegende  Fall  ist  in  sofern  interessant,  als  es  sich  um 
eine  78  Jahre  alte  Frau  handelte,  welche  58  Jahre  vorher  einmal 
geboren  und  30  Jahre  bereits  ihre  Regel  verloren  hatte.  Die  In- 
version war  sicher  nicht  puerperaler  Natur;  es  hatten  sich  erst  An- 
zeichen der  Inversion  ein  Jahr  vor  der  Beobachtung  bemerkbar 
gemacht;  der  vollkommene  Vorfall  des  invertirten  Uterus  war  wohl 
durch  Zerren  seitens  der  Kranken  an  dem  Tumor  herbeigefßhrt 
worden.  Am  fundus  Uteri  sal's  ein  wallnussgrofses  Fibromyom. 
Wegen  des  hohen  Alters  der  Patientin  wollte  sich  Schauta  auf  die 
Abtragung  des  Myoms  beschranken  und  den  Uterus  durch  Pessa- 
rien  zurückzuhalten  suchen.  Da  letztere  Versuche  nach  der  Ab- 
tragung jedoch  scheiterten,  so  trug  er  den  ganzen  Uterus  in  der 
Gegend  des  Cervix  durch  drei  fortlaufende  Ligaturen  ab.  Die 
Kranke  wurde  10  Tage  nach  der  Operation  gesund  entlassen. 

Was  die  Aetiologie  dieser  nicht  puerperalen  Inversionen  anbe- 
trifft, so  glaubt  Schauta,  dass  dieselbe  eine  gleiche  wie  beim  puer- 
peralen Uterus  sei.  — Erweiterung  der  Uterushöhle,  Erschlaffung 
der  Uteruswand  und  Druck  von  oben  oder  Zutr  von  unten. 

Die  Erweiterung  der  Uterushöhle  ist  durch  das  Myom  gegeben 
und  die  Erschlaffung  teils  durch  Atrophie,  teils  durch  entzündliche 
Infiltration  oder  Degeneration  der  Musculatur.  Durch  die  An- 
strengung der  Bauchpresse  wird  dann  gewöhnlich  an  der  Stelle  der 
grössten  Verdünnung,  also  dort  wo  das  Myom  aufsitzt,  eine  Delle 
gebildet,  welche  sich  dann  unter  der  weiteren  Wirkung  des  intra- 
abdominalen  Druckes  mehr  und  mehr  vertieft  und  schlielslich  zur 
vollständigen  Inversion  führen  kann.  Zweitens  kann  auch  durch  die 
Schwere  des  Tumors  allein,  — also  durch  Zug  von  unten  — eine 
Inversion  bei  schlaffem  Uterusmuskel  zu  Stande  kommen. 

Die  Ansicht,  dass  durch  Zusammenziehungen  des  Uterus  das 
Myom  geboren  wird  und  den  Uterus  als  Stiel  nach  sich  ziehe, 
hält  er  für  falsch.  W.  Scbülein. 


D ßiondi,  Studio  sui  corpuscoli  bianchi  di  un  leucemico.  Archive 
per  le  scienze  mediche  XIII.  No.  13,  S.  291. 

Verf.  hat  du  Blut  einer  leukämischen  Frau  genau  untersucht,  um  die  verschie- 
denen Formen  der  Leukocyten  und  ihr  verwandtschaftliches  Verh&ltniss  zu  einander 
festzustellen.  Dabei  findet  er  6 verschiedene  Varietäten: 

1)  Der  Kern  ist  mittelgrofs , ruod,  stark  gefärbt  nnd  zeigt  mitunter  in  seinem 
Innern  Granula  und  Fäden. 

2)  Der  Kern  ist  ungemein  grofs;  die  sehr  reichliche  chromatische  Substanz 
desselben  geht  von  einer  centralen  Anhäufung  in  KBrnern  und  Fäden  nach  allen 
Seiten  aus. 

3)  Der  Kern  nimmt  Nieren-  oder  Halbkreisform  an,  die  chromatische  Substanz  ist 
io  KBrnern  ziemlich  gleichmäßig  verteilt. 

4)  Der  Kern  biegt  sich  immer  stärker  und  kann  schliefslich  Ringform  bekommen. 
Die  chromatische  Substanz  teilt  sich  io  2 oder  mehr,  durch  achromatische  Massen  mit 
einander  verbundene  Gruppen. 


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No.  4. 


Baykr.  — Blaoowastchbnsky.  — Paar.  — Gärtnrr. 


77 


5)  Die  Nnclearmembrsn  verschwindet,  die  chromatischen  Kerngruppen  liegen 
frei  im  Protoplasma,  durch  achromatische  Brücken  verbunden 

6)  Die  letiteren  verschwinden,  die  polynncleare  Zelle  ist  fertig. 

Verf.  fasst  diese  verschiedenen  Formen  als  die  einzelnen  Stadien,  die  der  Leukocyt 
durchlauft,  auf.  Er  hat  weder  directe  noch  karyokinetische  Teilung  mit  Sicherheit 
beobachten  können,  dagegen  decken  sich  seine  Befunde  mit  der  indirecten  Fragmen- 
tation Abhold*!.  M.  Rothmsnn. 


C.  Bayer,  Ueber  eine  durch  Operation  geheilte  ungewöhnlich  grofse 
Lebercyste.  Prager  med.  Woehenschr.  1892,  No.  52. 

Die  eolosaale  Lebergeschwulst  war  angeblich  erst  vor  4 Monaten  unter  relativ 
wenig  erheblichen  Störungen  bei  der  56jabrigen  Frau  entstanden ; Gelbsucht  fehlte, 
dagegen  bestand  rechtzeitiger  Schulterschmerz.  Es  wurden  nicht  weniger  als  8 Liter 
Detritus  nnd  Blmatin,  keinen  Gallenfarbstoff  haltender  Flüssigkeit  entleert  und  wegen 
der  DOnnwandlgkeit  der  Cystenwandnngen  diese  nach  teil  weiser  Abtragung  in  die 
Snssere  Wunde  eingenaht.  Heilung  erfolgte  ohne  Zwischenfall;  die  Untersuchung  der 
abgetragenen  Cystenwandnng  erwies  sie  als  aus  Resten  von  Leberparenchym  bestehend, 
von  Echinococcus  keine  Spnr.  P.  Güterbock 


N.  Blagowastchensky,  Zur  Frage  Ober  die  nicht  con6olidirten 
einfachen  Fracturen  der  Röhrenknochen,  ohne  Bildung  von 
Pseudarthrosen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV.,  S.  763. 

Terf.  teilt  die  Falle  nicht  consolidirter  Knochenbrüche  in  zwei  Haoptgruppeu: 
1)  die  eigentlichen  oder  . wirklichen  Pseudarthrosen"  (Psendarthroses  verae',  bei  denen 
wir  allen  denjenigen  anatomischen  Bestandteile  begegnen,  welche  ein  normales  Gelenk 
coostitniren  nnd  2)  solche,  wo  alle  möglichen  Modiücationen  abnormer  Vereinigung 
der  Brüche  starker  vertreten  sind:  .nicht  consolidirte  Fracturen,  ohne  Bildung  von 
Pseudarthrosen".  Für  letztere  bringt  Verf.  aus  der  k.  Universitätsklinik  ein  Beispiel 
bei,  welches  eine  27 jährige  Frau  mit  Psendarthrose  der  Tibia  rechts  seit  7,  links  seit 
5 Jahren  betraf.  Au  beiden  Unterschenkeln  wurde  zu  zwei  verschiedenen  Zeiten  die 
Exeizion  der  fibrösen  Massen  mit  Resection  der  Brocbendeu  und  Knochennaht  erfolg- 
reich ansgeführt  Als  Ursache  der  Nichtvereinignng  ergab  sich  eine  abnorme  sclero- 
tiscbe  Knochen bescbaffenheit,  so  dass  bei  der  relativ  jungen  Patientin  der  Knochen 
fast  ohne  Markböhle  and  ohne  gr  öfteres  in  den  Hsviita'schen  Kanülen  verlaufendes 
Gefafanetz  sich  fand.  p.  Gfltorboek. 


Daae,  Beitrag  zur  Anthropologie  des  Ohres  bei  Verbrechern.  Zeitschr. 
f.  Ohrenheilk.  XXIV.  S.  288. 

Im  Gegensatz  zn  Mobil,  Lombboso,  GsaniMioo  □.  A.  kommt  Verf.  auf  Grand 
genauer  Messungen  an  252  Ohren  von  Gefangenen  des  Zuchthauses  zn  Cbristiania 
verglichen  mit  ebensolchen  Messungen  von  normalen  Ohrknorpeln  (nach  Schwalbb) 
zu  dem  Scblnss,  dass  ein  Typus  für  Verbrecherohren  sich  nicht  aufstellen  lasst.  Nach 
seinen  Untersuchungen  variiren  die  Gröfse  und  die  Form  des  Ohrknorpels  bei  einem 
und  denselben  Individnnm  mit  dem  Alter;  das  Absteben  des  Obrknorpels  nimmt  mit 
dem  Alter  zn.  Der  Ohrknorpel  norwegischer  Verbrecher  scheint  kleiner  zu  sein  als 
derjenige  deutscher,  sogar  Nichtverbrecber,  und  speciell  scheint  das  Ohr  am  kleinsten 
bei  lappischen  Verbrechern,  diesem  niedrig  stehenden  Volksstamm,  zn  sein.  Der  Ohr- 
knorpel  bei  Verbrechern  steht  anthropologisch  auf  demselben  Standpunkt  wie  bei  an- 
deren Menschen,  indem  der  morphologische  Index  bei  beiden  der  gleiche  ist. 

Schvabach. 


(s&rtner,  Identischer  Bacterienbefund  bei  zwei  Melänafällen  Neu- 
geborener. Arch.  f.  Gynäkol.  1893,  45.  Bd.  S.  272. 

6.  fand  bei  einem  Fall  von  Meläna  der  4 Tage  post  partnm  zu  Grande  ging,  in 


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78 


Whioht.  — Franklin.  — Aükrkcht. 


No.  4 


den  blutigen  Stuhlgängen . im  Herzblut  und  in  der  Milz  ein  Kurzstäbchen , du  auf 
Gelatine  stecknadelkopFgrofse,  scharf  umgrenzte  Kolonien,  auf  Kartoffeln  einen  gran- 
gelben  dickbreiigen  Belag  bildet  und  lebhaft  beweglich  ilt.  Durch  intraperitoneale 
Injeetion  von  Bouillonkulturen  starben  Kaninchen  und  Hunde  an  hämorrhagischer 
Peritonitis. 

In  einem  zweiten  Falle  der  in  Genesnng  überging,  fand  G.  denselben  Bacillus  in 
den  Stuhlgingen  (Eine  gewisse  Aehnlichkeit  des  gefundenen  „Mellnabacillus“  mit 
dem  Bacterium  coli  ist  nicht  zu  rerkennen.  lief.)  Scheurlen. 


A.  E.  Wright,  On  the  possible  advantages  of  employing  decal- 
cified  milk  in  the  feeding  of  infants  and  invalide.  The  Lancet  1893, 
S.  194. 

Abthcs  und  I’aocs  haben  gefunden,  dass  Kuhmilch,  deren  Kalksalze  durch  oxal- 
saures  Ammonium  ausgeflllt  sind,  durch  Lab  nicht  mehr  zur  Gerinnung  gebracht 
werden  kanu.  Setzt  man  der  Milch  weniger  Oxalate  hinzu,  als  zur  vollständigen  Aua- 
flllung  erforderlich  sind,  so  wird  die  Labgerinnung  der  also  behandelten  Kuhmilch 
nur  verzögert,  und  die  ausfallenden  Gerinsel  sind  feinflockig  wie  bei  menschlicher 
Milch.  Auf  dieses  Verhalten  gründet  Verf.  folgenden  Vorschlag:  Dm  für  Säuglinge 
die  Kuhmilch  leichter  verdaulich  zu  machen,  entferne  man  einen  Teil  ihrer  Kalk- 
salze; da  Oxalslure  giftig  ist,  so  bediene  man  sich  zu  diesem  Zwecke  des  citroneo- 
sanren  Natrons  und  zwar  im  Verhlltniss  von  1:203  Milch.  Durch  diesen  Zusatz  wird 
nach  Verf.’s  Angaben  der  Geschmack  der  Milch  nur  wenig  beeinflusst  und  es  bieibeo 
Kalkaalte  für  die  Zwecke  der  Ernlhrung  noch  in  mehr  als  genügender  Menge  übrig. 

Stadtbsgtti. 


G.  H.  Franklin,  An  epidemie  of  diphtheria  in  Hightatown,  New 
Jereey,  in  «Tuly  1893,  euppoaed  to  have  been  cauaed  by  infected 
milk.  Intern,  medic.  magazine.  Philadelphia  1893,  Okt. 

Eine  im  Juli  1S93  in  dem  ca.  2000  Einwohner  zahlenden  Städtchen  Higbtstown 
ausgebrochene  Diphtherie:  Epidemie  von  sehr  bösartigem  Verlauf  wird  vom  Verf  auf 
den  Genuss  ioficirter  Milch  zurückgeführt.  Der  Ort  wurde  durch  6 Milcblieferanten 
mit  Milch  rerseben,  aber  nur  im  Lieferungsgebiete  eines  einzigen  unter  ihnen  traten 
die  Fälle  auf,  und  zwar  in  weiter  Verbreitung  Über  die  Stadt  unter  der  wohlhabenden 
Bevölkerung  In  einer  Familie  erkrankten  die  Eltern,  die  von  der  betreffenden  Milch 
getrunken  hatten,  während  die  mit  anderweitiger  Milch  genährten  Kinder  gesund 
blieben.  Nachdem  ein  Verkaufsrerbot  der  in  Rede  stehenden  Milch  ergangen  war, 
erlosch  die  Epidemie  in  kurzer  Zeit.  — Als  plausibelsten  Erklärungsversuch  sieht  Verf 
den  an,  dass  der  den  Transport  besorgende  Junge  8— 10  Tage  vor  Ausbruch  der  Epi- 
demie an  einer  milden  Form  der  Krankheit  gelitten  und  so  zur  Ioficirnng  der  Milch- 
gefäfse  geführt  habe.  Perl. 


Aufrecht,  Zur  Behandlung  des  Soors  in  der  Speiseröhre  und  im 
Magen.  Therap.  Monatsh.  1893,  Aug. 

So  wenig  bedeutungsvoll  in  der  Kegel  die  Soorentwicklung  beim  Kinde  ist,  da 
sie  sich  meist  anf  die  Mundhöhle  beschränkt  and  demgemäfs  anch  verhältnissmälsig 
leicht  therapeutisch  zu  beeinflussen  ist,  so  ernst  ixt  dieselbe  oft  bei  älteren  and  dec- 
repiden  Personen,  bei  denen  sieb  der  Soor  oft  genug  mit  staunenswerter  Schnelligkeit 
vom  Munde  aus  durch  die  Speiseröhre  bis  in  den  Magen  fortpflanzt.  A.  empfiehlt  io 
solchen  Fällen  die  zweistündliche  Darreichung  einer  9 procent.  Lösung  von  Natronbicar- 
bonicum.  Er  bat  mehrere  entsprechende  Fälle  im  Verlaufe  des  Abdominaltyphus  auf 
diese  Weise  schnell  heilen  sehen.  Im  Notfall  soll  mau  auch  stündlich  einen  Löffel 
der  genannten  Lösung  geben.  Unangenehme  und  störende  Nebenerscheinungen  wurden 
auch  bei  4 — 5 tägigem  ununterbrochenem  Gebrauche  nicht  beobachtet  c.  Boscnthal. 


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No.  4. 


Hkokl.  < — Jolly.  — Funk. 


79 


0.  Hegel,  Ein  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  des  Morhus 
Basedowii.  (Aus  der  med.  Klinik  zu  Leipzig).  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Nervenheilk.  IV.  p.  353. 

Der  Fall,  welcher  klinisch  nichts  Bemerkenswerthes  darbot,  wurde  einer  sehr  ge- 
nauen Untersuchung  unterworfen.  Am  Brust-  und  Halsmark,  der  med.  oblong  und 
dem  Pons  wurde  nichts  abnormes  gefunden,  auch  die  ton  der  Vierbügeigegend  ent- 
nommenen Schnitte  erwiesen  sich  als  normal.  Beide  Grenzstränge  wurden  bis  zur 
2.  Bmstanschweilung  untersucht.  In  den  8 HalsanschwellungeD  waren  die  Winde 
der  kleinen  Geflfse  infiltrirt,  die  Lumina  oft  verengt  oder  sogar  obliterirt,  es  fanden 
sich  kleinere  Blutungen,  Infiltrationen  der  Ganglienkapseln,  auch  eine  stellenweise 
Vermehrung  des  interstitiellen  Gewebes;  die  Ganglienzellen  selbst  zeigten  rerschiedene 
Stadien  der  Atrophie;  die  pericellullren  Räume  enthielten  mehrfach  Rundzellen.  Die 
Nn.  ragi  erwiesen  sieh  als  normal  beschaffen  Auch  das  Herz  mit  seinen  Ganglien 
ergab  kein  anatomisches  Substrat  für  die  infra  vitam  hochgradige  Herzschwäche.  Die 
rergrSsserte  Schilddrüse  zeigte  strotzende  Gefäfsfüllung,  in  den  Acini  gewucherte  Kpi- 
thelien,  wenig  Colloid , sehr  vergröberte  Kerne  Zahlreiche  Blutungon  und  Infiltra- 
tionen des  gefäfsführenden  Gewebes.  Der  ganze  Process  imponirt  dem  Verf.  als  ade- 
noide Entartung  mit  interstitieller  Entzündung. 

Der  Autor  begnügt  sich  mit  der  blofsen  Registrirung  dieses  Befundes. 

kl.  Brasch- 


F.  Jolly,  Ueber  einen  Fall  von  multipler  Neuritis  nach  chronischer 
ArsenvergiftUDg.  Charite-Annalen  1893.  S.  642. 

Der  Fall  betrifft  eine  57  Jahre  alte  Wittwe,  welche  io  subacuter  Weise  au  einer 
atrophischen  Lähmung  beider  Arme  und  des  rechten  Beins  erkrankte.  An  den  Armen 
waren  Strecker,  Benger  und  die  kleinen  Bandmuskeln  betroffen,  am  Bein  war  vorzugs- 
weise das  Peroneusgebiet  aber  auch  der  Quadriceps  befallen.  Distal  bestand  der  höhere 
Grad  der  Erkrankung.  Die  Sensibilität  für  Tast-  und  Temperaturgefühl  war  gestlirt, 
es  bestanden  zudem  spontane  Schmerzen,  trophische  Haut-  und  Gelenkverlnderungen 
und  EaR  in  den  gelähmten  Muskeln.  Der  Verlauf  war  ein  chronischer,  aber  lang- 
sam zur  Besserung  tendirender  Die  Aetiologie  war  lange  unklar;  Lues,  Alcobol, 
Blei  waren  auszuschliefsen.  Die  Untersuchung  des  Urins  und  der  Tapete  aus  der 
Wohnung  der  Kranken  ergab  keinerlei  Anhaltspunkte  für  die  Entstehung  der  mul- 
tiplen Neuritis.  Endlich  stellte  sich  heraus,  dass  iu  einer  alten  Kommode  der  Pat 
ein  Pulver  gegen  Schwaben  jahrelang  unbenutzt  und  in  ständiger  Berührung  mit  ver- 
schiedenen häufig  benutzten  Kleidungsstücken  (Schleier,  Handschuhe,  Wäsche)  lag. 
So  bestätigte  sich  der  Verdacht  einer  chronischen  Arsenikvergiftung,  denn  jenes  Pulver 
war  Sebweiofurter  Grün.  Der  Verf.  hebt  die  Beteiligung  der  sensiblen  Sphäre  und 
der  Beugemuskeln  im  Gegensatz  zu  den  Erkrankungen  nach  Blei  hervor. 

U.  Brasch. 


Funk,  Ein  ungewöhnlicher  Fall  von  Dermatitis  herpetiformis  Duh- 
ringii.  Monatsh.  f.  pract.  Dermal.  XVII.  No.  6. 

Bei  der  87jäbr.  anämischen,  nervösen  Patientin  hatten  sich  im  Laufe  von  2 Jahren 
auf  der  Haut  des  Kopfes,  Gesichtes,  Hslses  und  Rumpfes  bis  flachhandgrofte,  erhabene, 
weiche,  an  der  Oberfläche  höckerige,  braunrote,  mit  Bläschen  und  Pusteln  dicht  be- 
setzte und  reichlich  Serum  absonderode  Plaques  gebildelt,  welche  von  zusammen- 
fliebendeo,  bis  linsengrofseu , in  Halbkreisen  ungeordneten  Vesicopustein  scharf  um 
rsndet  wurden.  Der  Ausschlag,  welcher  übrigens  am  Kopfe  nicht  zu  Haarausfall 
führte,  veranlasste  schreckliches  Jucken  und  die  einzelnen  Plaques  pflegten  monate- 
lang  zu  perziztireu.  Während  des  ganzen  ersten  Jahres  war  die  Affection  auf  die 
Unterlippe,  soweit  das  Lippenrot  reicht,  beschränkt  geweseo.  — Verf.  glaubt,  die 
Krankheit  der  Dermatitis  herpetiformis  zurechnen  zu  sollen.  tj.  «aller. 


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80 


Bokadück.  — Doran.  — Pluook. 


No.  4 


S.  Bonaduce,  Betrachtungen  Ober  und  Versuche  mit  einer  neuen 
Behandlung  der  Syphilis.  Monatsh.  f.  pract.  Dermat.  XVII.  No.  3. 

Von  der  Annahme  ausgehend,  dais  der  supponirte  Microorganismos  der  Syphilis 
ausser  dem  Syphilisgifte  auch,  analog  anderen  pathogenen  Bacterien  und  entsprechend 
gewissen  klinischen  Erfahrungen,  immunisireode  Antisyphilisstoffe  producire,  suchte 
Verf.  diese  letttereo  zu  gewinnen,  indem  er  dreien  mit  den  Erscheinungen  hereditärer 
Syphilis  geborenen  Rindern  mittelst  Aderlass  Blut  entnahm  und  dieses  einen  Tag 
lang  im  Eisscbrank  stehen  lieft.  Er  erhielt  so  35  ccm  Serum,  denen  er  100  ccm 
sterilisirtes  Wasser  zusetzte.  Oie  Mischung  wurde  durch  10  Min.  auf  100*  C erwärmt 
und  über  der  Flamme  filtrirt.  Von  dieser  Flüssigkeit  nun  injicirte  B einem  Manne, 
der  mit  18  Tagen  im  Sulcnt  coronarius  „ein  ganz  cbaracteristisches  Geschwür"  und 
Polyadenitis  biinguinalis  hatte,  jeden  zweiten  Tag  10  ccm  in  das  Dnterbautbindege- 
webe.  Unter  12  derartige  Einspritzungen,  welche  keinerlei  Störungen  zur  Folge  hatten, 
bildeten  sich  Geschwür  und  Drüsenschwellnngen  allmählich  zurück.  Syphilitische  Symp- 
tome traten  während  der  7 monatlichen  Beobachtung  nicht  auf.  — In  weiteren  Ver- 
suchen empfiehlt  Verf.  namentlich  das  Blutserum  aus  der  Placenta  von  Franen,  welche 
syphilitische  Rinder  geboren  haben.  H.  Malier. 


A.  Doran,  Caees  of  tuberculous  disease  of  the  uterine  appendages 
and  peritoneum.  British  medical  Joum.  1893,  21.  Oct. 

D.  betont,  dass  die  primäre  Peritoneal-Tubercnlose  für  den  Arzt  wichtiger  ist,  wie 
für  den  Pathologen  ; der  tückische  Character  derselben  ist  bekannt,  die  Diagnose  oft 
schwierig,  sehr  häufig  geht  dieselbe  ron  den  Genitalorganen  aus,  die  Behandlung  ist 
entweder  ezapeetatir  oder  operativ;  es  ist  leichter  zu  operiren  als  zu  heilen. 

Oie  Tuberculose  der  Orarien  und  Tuben  kommt  häufig  bei  hereditär  belasteten, 
jungen  Individuen  vor;  Ratarrhe  des  Genitaltractus  können  tuberculäse  Infection  be- 
günstigen; zuweilen  ist  der  Ascites  ein  frühes  Symptom  der  beginnenden  Tuberculose; 
bei  localisirter  Erkrankung  kann  man  durch  frühzeitiges  Operiren  eine  Allgemein-In- 
fection  verhüten.  Ein  abgekapselter  tuberkulöser  Ascites  kann  mit  Ovarialcysten  leicht 
verwechselt  werden.  — D.  machte  bei  zwei  Fällen  von  Peritonitis  tuberculosa  — 
Mädchen  von  16  und  21  Jahren  — mit  gutem  Erfolg  die  I.aparotomie. 

I).  empfiehlt  die  Laparotomie  sehr  bei  tuberculöser  Peritonitis  und  gleichzeitig 
die  intraabdominelle  Anwendung  einer  Jodoform-Emulsion;  der  günstige  Erfolg  bleibt 
auch  dann  nicht  aus,  wenn  es  nicht  gelingen  sollte,  den  Ascites  vollkommen  zn  ent- 
fernen, A.  Martin. 


Plügge,  Jets  over  de  werking  van  het  alealoüde  van  Erythrina 
(Stenotropis)  Broteroi  Hsskl.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor 
Qencesk.  1893,  II.  N.  5.  ' 

Das  Erythrin  bewirkt  bei  Raninchen  erhebliche  Verlangsamung  der  Atmungsfre- 
quenz, nachdem  eine  kurzdauernde  Beschleunigung  voraufgegangen,  Verminderung  des 
Umfangs  der  Athembewegungen , zum  Schluss  Atmungsstillstand,  während  noch  das 
Herz  kräftig  schlägt.  Ferner  entsteht  Verminderung,  scbliefslich  vollkommene  Auf- 
hebung der  willkürlichen  Bewegung,  während  noch  lange  Zeit  Reaction  auf  mecha- 
nische Reize  vorhanden  ist,  bis  auch  diese  scbliefslich  verschwindet.  Der  Herzschlag 
bleibt  wie  bei  normalen  Tieren;  bei  Früschen  pulsirt  das  Herz  noch  viele  Stunden 
nach  Stillstand  der  Atmung  Anscheinend  werden  die  quergestreiften  Muskeln  nicht 
betroffen.  Wahrscheinlich  bewirkt  das  Gift  auch  vasomotorische  Storungen;  zu  weiteren 
Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  fehlte  das  notwendige  Material.  Das  Mittel  hat 
im  Ganzen  ähnliche  Wirkung  wie  das  Cytisin.  George  Meyer. 

Kinaeodungen  für  dis  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  dea  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Französische  Stra  ae  21'  oder  an  die  Verlagahandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirsch»  ald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1—9  Bogen;  **n  Schluss« 
d*i  Jahrgang«  Titel,  Ns- 
men*  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de«  Jahrgang«! 
20  Mark;  au  healehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

rodigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  »•  Februar.  NO.  5. 


Inhalt:  Fräskbl,  Wiidekbadk,  Quantitative  Bestimmung  des  Glycogens  — 
Csisii,  Verhalten  einiger  Kohlehydrate  im  Organismus  — Dihtc,  Fall  von 
Aoiteoaneurysma.  — Obusist,  Körpertemperatur  nach  Mastoidoperationeu  — 
Scbbkibih,  Neuer  Dilatator  für  den  Oesophagus.  — Joses,  Deber  die  Ursachen 
der  Chlorose.  — Tcssss,  Diagnostische  Bedeutung  der  Pupillenstarre.  — Bbrn- 
sisur,  Spinai-neuritiscbe  Form  der  progressiven  Muskelatrophie.  — Jsssst,  Hali., 
Ueber  Exstirpation  des  Uterus.  — Gbiykith,  Voior,  Verlegung  der  BeckenbBhie 
durch  eia  grofses  Cervicalmyom,  — Czatsk  u.  Weil,  Wirkung  des  Selens  u.  Tellurs. 

Wibtbbbitz,  Blutveränderungen  nsch  thermischen  Eingriffen  — v Eisii.s 
biso,  Fall  von  operativem  Lebertumor.  — v.  Bsbcmamm,  Zur  Kenutniss  der  Kiefer- 
klemme. — Z w a a riism  aber  , Das  presbyacusische  Gesetz  — Bcbosb,  Ueber  die 
sog.  Tositivaldt sehe  Krankheit.  — Fossss,  Ueber  das  LöFFLiB'sche  Mittel  gegen 
Feldmäuse  — Kovacs,  Einfluss  von  Infectionskrankheiten  auf  Leukämie.  — Msui, 
Asphyxie  bei  Säuglingen.  — de  Jo  so,  Fall  von  Lobus  azygos  der  rechten  Lunge. 
— Zishl.  Lähmung  des  3.  Trigemiousastes  mit  GetchmacksstiSrungen.  — Hosnt, 
Statistische  Electrieität  bei  Hautkrankheiten.  — Bzrgb,  Congenitale  Syphilis  bei  pa- 
terner  Infectioo  — V sm,,  Zur  Therapie  des  Lupus.  — Kirk,  Fälle  von  Eclara- 
psie  mit  Albuminurie.  — Iunalowsky,  Todesursache  beim  ErhäDgeo. 


1)  8.  Frankel,  Ueber  die  Darstellung  und  Bestimmung  des  Gly- 
cogens  mittelst  Trichloressigsäure.  Pilüger’s  Arch.  Bd.53,  S.  378. 

2)  J.  Weiden  bäum,  Ueber  Dr.  S.  Fuäkkkl’s  quantitative  Analyse 
des  Glycogens.  — Eine  Erwiderung.  Ebenda.  S.  380. 

1)  Gegenüber  den  ungünstigen  Erfahrungen,  welche  Wbiden- 
baum  bei  der  Darstellung  des  Glycogens  mit  Hülfe  von  Trichlor- 
essigsäure gemacht  hat,  hebt  Fr.  hervor,  dass  nach  seinen  Erfah- 
rungen das  nach  dieser  — von  ihm  angegebenen  — Methode  dar- 
gestelltes  Leberglycogen  von  vornherein  stickstofffrei  sei,  Muskelgly- 
cogen  eine  äusserst  geringe  Spur  Stickstoff  enthalte.  Auch  im 
Uebrigen  hält  F.  seine  Angaben  bezüglich  der  Vollständigkeit  der 
Kxtraction  des  Glycogens  mit  Trichloressigsäure  aufrecht  und  ver- 
muthet,  dass  die  von  W.  angeweudete  Trichloressigsäure  vielleicht 
nicht  rein  gewesen  sei. 

XXXII  Jahrgang.  g 


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82 


Cremes,  Verhalten  einiger  Kohlehydrate  im  Organismus. 


No.  5 


2)  W.  hat  die  von  ihm  angewendete  KiHLBACM’eche,  sowie  die 
ihm  von  Frankel  übersendete,  von  diesem  benutzte  Trichloressig- 
säure  vollständig  analysirt  und  ist  zu  dem  Resultat  gelangt,  dass 
die  KAHLBACM’sche  Trichloressigsäure  vollkommen  rein  ist,  die 
FRÄNKBi/scbe  nicht  so  rein,  wie  auch  aus  ihrem  Geruch  nach 
Fettsäure  hervorgeht.  Auch  unter  Anwendung  der  von  Frankel 
benutzten  Trichloressigsäure  konnte  W.  nicht  zu  demselben  Resul- 
tat gelangen,  wie  dieser.  Aus  Muskeln  konnte  das  Glycogen  nie 
vollständig  erhalten  werden.  Der  Fehlbetrag  war  verschieden  je 
nach  der  Zahl  und  Dauer  der  Extractionen  mit  Trichloressigsäure, 
wie  inzwischen  auch  Saakb  angegeben  hat.  Das  mit  Trichloressig- 
säure auB  Muskeln  dargestellte  Glycogen  enthält  ferner  stets  Stick- 
stoff und  zwar  mehr  als  Spuren,  nämlich  im  Mittel  0.46  pCt., 
welchen  man  ohne  Zweifel  auf  Beimischung  von  Eiweifs  beziehen 
mufs.  Allerdings  war  der  Stickstoffgehalt  des  Glycogens  bei  Be- 
nützung der  FRÄNKKL’schen  Trichloressigsäure  geringer,  wie  bei  An- 
wendung der  reinen  Säure  von  Kahlbaum.  Da  über  die  Art  und 
Quantität  der  Verunreinigung,  welche  für  die  Darstellung  des  Gly- 
cogens begünstigend  wirkt,  nichts  bekannt  sei,  so  verwirft  W.  die 
Anwendung  der  Trichloressigsäure  zur  Darstellung  resp.  quantita- 
tiven Bestimmung  des  Glycogens.  E.  Salkowski. 


M.  Cremer,  Ueber  das  Verhalten  einiger  Zuckerarten  im  tierischen 

Organismus.  Zeitscbr.  f.  Biologie  XXIX.  S.  484;  auch  Habilitationsschr. 

München  1 893. 

Nach  ausführlicher  Behandlung  der  Vorfrage,  wann  ist  anzu- 
nehmen, dass  aus  einem  verfütterten  Stoff  im  Körper  Glycogen  wird, 
berichtet  Verf.  über  seine  an  Kaninchen  und  Hühnern  Angestellten 
Versuche,  bei  denen  für  die  Beurteilung  der  Resultate  als  wichtig 
hervorgehoben  wird,  dass  ausgesprochene  Collapstemperatur  vor 
der  Tödtung  der  Tiere  diese  für  die  Lösung  der  Frage  un- 
brauchbar macht,  weil  Abkühlung  sehr  schnell  Glycogenschwund 
bewirkt.  In  allen  Versuchen  wurde  durch  4 — 5 tägige  Carenz  ein 
möglichster  Glycogenschwund  herbeigeführt,  dann  die  resp.  Substanz 
in  wässriger  Lösung  mittels  Scblundsonde  injicirt  und  zwischen  8 
und  17  Stunden  danach  das  Tier  gelötet  und  auf  Glycogen  die 
Leber  verarbeitet;  wo  es  anging,  wurde  auch  der  während  der 
Versuchsdauer  ausgeschiedene  Harn-N  bestimmt,  weil  sich  im  Zu- 
sammenhalt mit  der  Gröfse  des  Eiweifsumsatzes  ein  noch  strikterer 
Schluss  dahin  ergibt,  ob  ein  Stoff  als  directer  Glycogenbildner  an- 
zuseben  ist  oder  nicht  (vergl.  Orig.).  Ebenso  wie  nach  K.  Voit 
die  Maltose,  ist  nach  Verf.  auch  die  Isomaltose  als  direkter  Gly- 
cogenbildner anzusehen;  das  Gleiche  liefs  sich  für  die  Dextrose, 
Laevulose  und  den  Rohrzucker  bestätigen,  während  bezüglich  des 
Milchzuckers  und  der  Galactose  ein  striktes  Resultat  nicht  erzielt 


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No.  5. 


Crbmkr.  Verhalten  einiger  Kohlehydrate  im  Organismus. 


83 


worden  ist,  wenngleich  es  auch  nach  Einverleibung  dieser  Stoffe 
zu  beträchtlichen  Glycogenanhäufungen  kam;  von  der  Galactose 
traten  schon  nach  28  g rund  6.5  g in  den  Harn  über,  von  der 
Laevulose  nach  etwa  der  gleichen  Menge  nur  0.2  g.  Nach  Ein- 
verleibung von  d-Mannose  (verschiedenartiger  Darstellung)  kam  es 
ebenfalls  zu  Glycogenanhäufung  in  der  Leber  (0.8 — 3.1  g),  allein 
dieselbe  war  in  Rücksicht  auf  die  einverleibten  Mengen  (23 — 35  g) 
nicht  sehr  beträchtlich ; die  Mannose  geht  wesentlich  leichter  in  den 
Harn  über  als  Laevulose  und  Dextrose  (beim  Kaninchen  erschienen 
bis  zu  4 g im  Harn,  beim  Menschen  dagegen  auch  nicht  Spuren 
bei  Gaben  bis  zu  12.6  g).  Bei  der  Sorbose,  nach  deren  Einver- 
leibung an  Karenzkaninchen  Külz  0.6 — 0.9  g Glycogen  in  der  Leber 
gefunden  hatte,  konstatirte  Verf.  einen  so  leichten  Uebertritt  in  den 
Harn  wie  bei  keiner  anderen  Hexose.  Die  Versuche  an  Pentosen 
sind  unabhängig  von  denen  Sai.kowski’s  (Cbl.  1893,  No.  11)  angestellt. 
Nach  10.2  g Xylose  fand  sich  beim  Hungerhuhn  0.84  g Glycogen 
in  der  Leber,  nach  9.9  g Arabinose  0.28  g,  bei  Karenzkaninchen 
nach  30  g Arabinose  0.93  g Glycogen,  während  bei  Kaninchen  Sal- 
kowski  nach  Arabinose  0.6— 2.1 , im  Mittel  1.2g  Glycogen  gefunden  hat; 
das  Glycogen  war  das  gewöhnliche,  gab  nicht  die  characteristische 
Farben reaction  der  Pentosen  mit  Salzsäure  und  Phloroglucin.  Im 
Gegensatz  zu  Ebstkin,  demzufolge  die  gesammte  verfütterte  Pen- 
tose,  ohne  umgesetzt  zu  werden,  durch  den  Harn  austritt,  fand  Verf. 
in  Selbstversuchen  nach  25  g Arabinose  noch  nicht  10  g im  Harn 
wieder  (was  Ref.  nach  unabhängig  davon  angestellten  Versuchen 
gleichfalls  bestätigen  kann).  Nach  Fütterung  mit  Rhamnose  (Me- 
thylpentose)  fanden  sich  nur,  wofern  grofse  Mengen  (15 — 30  g) 
Kaninchen  einverleibt  wurden , einigermassen  beträchtliche  Mengen 
von  Leberglycogen  (0.43 — 3.1  g)  vor;  auch  letzteres  zeigte  die 
Eigenschaften  des  gewöhnlichen  Glycogens.  Die  Rhamnose  geht 
schnell  und  in  nicht  geringer  Menge  in  den  Harn  über.  — Zum 
Schluss  fasst  Verf.  die  Beziehungen,  welche  zwischen  Gährfähigkeit 
der  Zuckerarten  und  Glycogenbildung  bestehen,  dahin  zusammen: 
leicht  und  ausgiebig  gährender  Zucker,  wie  Dextrose  und  Laevu- 
lose gehen  sicher  und  in  grofsem  Umfange  im  Tierkörper  in  Gly- 
cogen über.  Von  den  auf  keine  Weise  durch  Hefepilze  in  alcoho- 
lische  Gährung  zu  versetzenden  Pentosen  liegt  kein  Zwang  in  den 
bisherigen  Versuchen  vor,  die  nach  ihrer  Verfütterung  gewonnenen 
nicht  sehr  beträchtlichen  Glycogenmengen  als  aus  diesen  Pentosen 
stammend  anzusehen.  Die  vergährbare  Mannose  und  die  kaum  oder 
nur  sehr  schwer  vergährbare  Galactose  üben  einen  nioht  gering- 
fögigen  Einfluss  auf  die  Glycogenbildung  aus,  allein  es  ist  vorläufig 
nicht  bewiesen,  dass  sie  echte  Glycogenbildner  sind.  — Wegen 
vieler  Einzelheiten  vergl.  Orig.  J.  Munk. 


6» 


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84 


Dbntü,  Fall  von  Aortenaneurysma. 


No.  5 


Le  Dentu,  Anevrysme  du  tronc  brachio-c^phalique  et  la  crosse 
de  l’aorte  traitd  par  la  ligature  p4riph4rique  de  la  carotide  pri- 
mitive droite,  de  la  souclavi^re  droite  et  d’une  volumineuse  artere 
de  la  rögion  souclaviculaire  gauche.  Considerations  relatives  au 
traitement  chirurgical  de  ces  sortes  d’an^vrysn.es  par  la  mdthode 
de  Brasdor  ou  de  Wardrop.  Bull,  de  l’Acad.  de  Med.  1893,  No.  8, 
p.  198. 

Der  in  der  Ueberechrift  gekennzeichnete  Fall  betraf  eine  37- 
jährige  Frau;  das  Ergebnis»  der  durch  einen  halbjährigen  Zwischen- 
raum getrennten  Unterbindung  der  rechten  Carotis  und  Subcla- 
via einerseits  und  der  linken  Subclavia  anderseits  war,  dass  der 
aneurysmatische  Tumor  zwar  wesentlich  kleiner  geworden  war,  aber 
noch  fortpulsirte.  Nachträglich  wuchs  derselbe  wieder  weiter  nach 
hinten,  eine  Compression  auf  die  Bronchi  und  den  rechten  Theil 
der  Wirbel  ausßbend  und  erlag  die  Patientin  ca.  1 1 Monate  nach 
der  letzten  Operation.  Die  Autopsie  ergab  einen  faustgrofsen,  5 cm 
oberhalb  der  Aortenklappen  beginnenden  Sack,  welcher  die  Körper 
des  3.  u.  4.  Brustwirbels  zerstört  hatte  und  die  Trachea  und  die 
beiden  Bronchi,  namentlich  den  linken  abplattend  rechts  2 — 3 cm 
weit  in  die  Reg.  supraclavicul.  hinaufgestiegen  war.  Aus  der  zwei- 
teiligen Geschwulst  entsprangen  rechterseits  die  Carotis  und  Sub- 
clavia, deren  unterbundene  Stellen  sich  deutlich  präsentirten,  ebenso 
wie  die  gleichen  Gefäfse  linkerseits  ihren  Ursprung  aus  ihr  nehmen. 
Es  zeigte  sich  aber,  dass  die  Ligatur  nicht  an  der  linken  Subclavia 
angelegt  war,  sondern  an  einem  aus  ihr  hervorgehenden  anomalen 
Stamm  von  abnormer  Weite.  Das  Innere  des  Aneurysma  bot  keine 
Spur  von  stratificirter  Gerinnselschichtung,  wohl  aber  waren  die 
Wände  rauh  durch  Verkalkungen  und  atheromatöse  Stellen. 

In  längerer  Epicrise  weist  L.  auf  die  Berechtigung  der  peri- 
pheren Ligatur  in  Fällen  wie  der  vorliegende  hin.  Nicht  nur  eine 
Reihe  von  Jahren  anhaltende  Heilungen  in  Folge  von  Verödung 
des  durch  Gerinnsel  ausgeföllten  Sackes  sind  durch  Autopsie  von 
solchen  Operirten,  welche  später  an  intercurrenten  Krankheiten  ge- 
storben waren,  dargethan  worden,  sondern  auch  erhebliche  Lebens- 
verlängerungen durch  Verkleinerung  des  Sackes  und  Schwinden  be- 
drohlicher Symptome  ohne  eine  derartige  wirkliche  Heilung  sprechen 
zu  Gunsten  des  Eingriffes,  dessen  zweckmäfsigste  Form  die  gleich- 
zeitige Ligatur  der  Carotis  und  Subclavia  darstellt.  Letztere  ist  unter 
126  von  R.  Winblow  gesammelten  Fällen  von  peripherer  Ligatur 
bei  Aneurysmen  des  Truncus  anonymus  und  der  Aorta  in  nicht 
weniger  als  61  ausgeföhrt  worden.  Da  indessen  in  diesen  126 
Fällen  die  Aneurysmen  des  Truncus  anonymus  von  denen  der  Aorta 
nicht  streng  geschieden  sind,  so  hat  L.  durch  seinen  Schßler  Alosta 
OitTiz  eine  neue  Statistik  zusammenstellen  lassen,  in  welcher  auf 
96  Operationen  bei  Anonyma-Aneurysmen  39  bei  Aortenaneurysmen 
kommen.  Zu  letzteren  gehören  einzelne  gemischte  d.  h.  sowol  die 
Anonyma,  wie  die  Aorta  betreffende  Fälle,  wie  sie  der  L.’s  darstellt 
und  welche  vielleicht  nach  L.  etwas  häutiger  sind,  als  man  sonst 


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No.  5.  Gbunkrt,  Körpertemperatur  nach  Masloidoperationen.  85 

annimmt.  Von  den  einzelnen  Resultaten  dieser  Statistik  erwähnen 
wir  Dur,  dass  20  Misserfolgen  der  gemeinsamen  Ligatur  der  Carotis 
und  Subclavia  32  Erfolge  und  5 unbekannte  Ausgänge  bei  Ano- 
nyma-Aneurysma  gegenüberstehen.  Man  soll  bei  diesem  Aneurysma 
als  Regel  stets  mit  der  gleichzeitigen  Ligatur  der  Carotis  und  Sub- 
clavia in  gleicher  Sitzung  beginnen.  Wächst  dann  nach  einer  ge- 
wissen Periode  des  Stillstandes  die  Geschwulst  weiter  nach  dem 
Jugulum  und  der  rechten  Oberschlüsselbeingrube  zu,  ohne  jedoch 
den  VI.  Halswirbel  zu  erreichen,  so  kann  man  in  manchen  Fällen 
die  Ligatur  der  A.  vertebral  dextr.  versuchen.  Erfolgt  das  Wachs- 
thum mehr  nach  links,  so  wird  man  die  A.  subclav.  sin.  unterbin- 
den; den  Carotis-Stamm  aber  meide  man  im  Allgemeinen  zu  unter- 
binden, es  seien  denn  mehrere  Monate  seit  der  Ligatur  der  A. 
carot.  comm.  dextr.  verflossen.  Bei  Aorten  - Aneurysmen  hat  man 
zu  unterscheiden,  ob  eie  von  dem  aufsteigenden  oder  horizontalen 
Teil  des  GefäLes  ausgehen.  Im  ersteren  Fall  ist  die  gleichzeitige 
Ligatur  der  A.  carot.  u.  subclav.  dextr.  angezeigt,  im  letzteren  kann 
man  ausserdem  einen  stärkeren  Stamm  auf  der  linken  Seite,  aber 
nie  gleichzeitig  beide  Carotiden  unterbinden.  Liegt  das  Aneurysma 
jenseits  des  Ursprungs  der  A.  subclav.  sin,  so  ist  jede  Unterbindung 
contraindicirt,  um  nicht  die  Spannung  im  Sack  zu  steigern.  Bei 
Ausdehnung  von  Aneurysmen  der  beiden  ersten  Portionen  der  Aorta 
resp.  der  Anonyma  auf  diesen  Teil  der  Hauptschlagader  können 
peripherer  Ligaturen  vorübergehend  die  Fortschritte  des  Leidens 
aufhalten.  P.  Güterbock. 


Grilliert,  Verhalten  der  Körpertemperatur  nach  der  Mastoidope- 
ration.  Arch.  f.  Obrenheilk.  XXXV.  S.  178. 

G.  hat  bei  214  Fällen,  bei  denen  in  der  Halle’schen  Klinik 
die  Trepanation  des  Warzenteils  vorgenommen  worden  war,  die 
Temperaturmessungen  verglichen  und  untersucht,  ob  sich  aus  der 
Zusammenstellung  allgemeine,  practisch  wichtige  Gesichtspunkte  ge- 
winnen lielsen.  Es  handelte  sich  um  70  Fälle  mit  acuten  und  144 
mit  chronischen  Affectionen.  Von  den  ersteren  zeigten  23  133  pCt.) 
einen  gänzlich  fieberfreien  Verlauf,  47  (67  pCt.)  verliefen  mit  Fieber 
und  zwar  gestaltet  sich  das  Verhältnis»,  mit  Rücksicht  auf  die  ver- 
schiedenen Affectionen  in  folgender  Weise:  Entzündung  der  Cell, 
mast  80  pCt.  fieberfrei,  20  pCt.  mit  Fieber.  Empyem  34  pCt.  resp. 
66  pCt.  Caries  35  pCt.  resp.  65pCt.  Caries,  mit  Abscestbildung 
25  pCt.  resp.  75  pCt.  Pyämie  0 pCt.  resp.  100  pCt.  Durch  eine 
besondere  Tabelle  sucht  Verf.  die  Unzuverlässigkeit  der  Tempera- 
turmessungen für  die  Diagnose  zu  erweisen,  Von  den  144  chro- 
nischen Fällen  zeigten  93  (65  pCt.)  einen  ganz  fieberfreien  Verlauf, 
51  (35  pCt.)  verliefen  mit  Fieber.  Bezüglich  der  einzelnen  Com- 
plicationen  war  das  Verhältniss  folgendes:  die  Entzündung  der 


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86 


Schkkibkr,  Neuer  Dilatator  für  den  Oesophagus. 


No.  5 


Cellul.  mastoid.  verlief  fieberlos 

in 

57pCt. , 

mit  Fieber 

in 

43 

pCt 

Empyem  des  Pars  mast.  „ 

56  „ 

»* 

»> 

44 

*> 

Caries „ 

»* 

63  „ 

>» 

13 

>* 

Caries  |m.  subperiost.  Absc.  „ 

»* 

25  „ 

>* 

** 

75 

*» 

Cholesteatom 

*» 

66  „ 

M 

*» 

33 

»1 

Ein  Vergleich  zwischen  den  acuten  und  chronischen  Füllen 
ergiebt: 


acute  Fälle  chronische  Fälle 


Ganz  fieberfrei  im  Verlauf  33  pCt.  65  pCt. 

Fieber  im  Verlauf  ...  67  pCt.  35  „ 

Vor  der  Operation  fieberfrei  54  „ 79  „ 

Vor  der  Operation  Fieber  46  „ 21  „ 


Fin  wesentlicher  Unterschied  besteht  zwischen  einfacher  Caries 
ohne  Abscessbildung  in  der  Umgebung  des  Ohres  in  acuten  und 
chronischen  Fällen. 


Fieberfrei  im  Verlauf  waren  beiacuterCaries  35  pCt.  bei  chron.  82  pCt. 
Fieber  im  Verlauf  . ,,  „ „ 65  „ „ 18  „ 

Fieberfrei  vor  d.  Operation  „ „ „ 80  „ „ 92  „ 

Fieber  vor  der  „ „ „ „ 20  „ „ 8 „ 

Bei  der  Caries  mit  Abscessbildung  in  der  Umgebung  des 
Ohres  zeigten  sowohl  die  acuten  als  die  chronischen  Fälle  in  25  pCt. 
einen  ganz  fieberfreien  Verlauf,  während  75  Ct.  mit  Fieber  ver- 
liefen. Schwab&ch. 


J.  Schreiber,  Ein  neuer  Dilatator  zur  Behandlung  von  Verenge- 
rungen der  Speiseröhre.  (Aus  der  königl.  med.  Univ.- Poliklinik 
zu  Königsberg  in  Pr.)  Berl.  klin.  Wochensohr.  1893,  No.  32. 

Zur  Behandlung  von  Verengerungen  der  Speiseröhre,  speciell 
solcher  auf  Grund  von  Carcinom  hat  Sch.  einen  neuen  Dilatator 
angegeben.  Derselbe  besteht  in  seinem  Mittelteile  aus  einem  un- 
gefensterten  Schlundrohr,  an  dessen  oesophagealem  Ende  ein  aus 
Gummi  gefertigtes  Böhrchen,  Dilatatorium  genannt,  l/2 — 2 — 3 cm 
lang  und  je  nach  Bedarf  2.5  bis  5 mm  im  Durchmesser  haltend, 
angebracht  ist.  Am  Ende  des  letzteren  befindet  sich  eine  abge- 
rundete ’/2 — 1 ’/2  cm  lange,  2 Vs  mm  im  Durchmesser  besitzende 
glatte,  widerstandsfähige  Spitze,  das  Itinerarium.  Am  anderen  Ende 
des  MittelstQckes  befindet  sich  ein  metallenes  AnsatzstGck  mit  gut 
schliefsendem  Hahn.  Zur  Dilatation  selbst  füllt  man  den  Apparat 
mittels  einer  Spritze  mit  lauwarmem  Wasser  und  fahrt  ihn  sodann 
ein,  wie  jede  andere  Bougie.  Man  versucht  dann  mit  dem  Itine- 
rarium, oder,  wenn  angängig,  mit  dem  Dilatatorium  in  die  Strictur 
einzudringen.  Sodann  wird  die  Spritze,  mit  Wasser  gefüllt,  auf  den 
Apparat  gesetzt  und  durch  Stempeldruck  das  Dilatatorium , wie  das 
Itinerarium  mit  mehr  oder  weniger  Energie  dilatirt.  Will  man  die 
dilatirende  Wirkung  wieder  verringern  oder  aufheben,  so  wird  der 


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No.  5. 


Jonks,  Ueber  die  Ursachen  der  Chlorose. 


87 


Spritzenstempel  mehr  oder  weniger  weit  zurückgezogen.  Durah  den 
Druck  wird  aber  nicht  allein  das  Dilatatorium  erweitert,  sondern 
es  wird  auch  und  mit  ihm  das  Itinerarium  nach  abwärts  gerückt. 
Dadurch  rückt  der  ganze  Apparat  tiefer  in  die  verengte  Stelle  der 
Speiseröhre  hinein,  gleichsam  sich  den  Weg  selbst  suchend.  Die 
Vorzüge  des  Instrumentes,  welches  wie  geschildert,  auf  dem  Prin- 
cip  der  hydraulischen  Kraftäusserung  beruht,  sind  nach  seinem  Ver- 
fertiger oder  Erfinder  folgende:  „Es  gestattet  die  Anwendung  von 
Dilatatorien,  welche  selbst  sehr  vorgeschrittenen  Verengerungen  sich 
anzupassen  vermögen;  wenn  nur  die  Stenose  nicht  enger  nls  3 bis 
4 mm  im  Durchmesser  ist,  so  kann  sie  der  Behandlung  mit  aus- 
giebiger Dilatation  sofort  unterworfen  werden.  Die  Dilatatorien 
können  genau  der  Längenausdehnung  des  verengten  Canals  ent- 
sprechend hergerichtet  oder  in  Wirkung  gesetzt  werden.  Sie  ent- 
falten ihre  Wirkung  in  der  allein  rationellen  Art,  nämlich  vom 
Centrum  der  Stenose  peripherwärts.  Sie  sind  und  bleiben  bis  zu 
ihrer  maximalen  Anschwellung  glattwandig  und  relativ  weich;  ihre 
Anwendung  ist  daher  bei  benignen  wie  malignen  Stricturen  ohne 
weiteres  möglich.  Der  neue  Dilatator  gestattet  An-  und  Abschwellen 
des  hydraulischen  Druckes  und  mit  ihm  Erweiterung  wie  Hem- 
mung desselben  nach  Belieben  und  so  zu  sagen  mit  Uhr  und  Man- 
nometer  in  der  Hand  zu  reguliren.  Auch  die  in  Bezug  auf  Länge 
wie  Enge  vorgeschrittene  Stenose  kann  eventuell  in  einer  oder  we- 
nigen Sitzungen  mindestens  durchschritten  und  die  so  mit  dem 
Magen  hergestellte  Verbindung  uno  continuo  d.  h.  ohne  Sonden- 
wechsel zur  künstlichen  Ernährung  benutzt  werden.  Denn  ist  das 
Dilatatorium  jenseits  der  Strictur  angelangt,  so  vermag  man  durch 
Wasserüberdruck  ersteren  zum  Platzen  zu  bringen  und  nun  durch 
den  Schlitz  Nahrungsfiüssigkeit  hindurchzuspritzen.  Die  Einführung 
des  neuen  Dilatators  ist  nicht  im  geringsten  schwieriger,  als  die 
einer  gewöhnlichen  Sonde;  das  oesophageale  Ende  ist  durch  die 
constructive  Aenderung  nicht  weniger  biegsam,  das  Mittelstück  aus 
dünnstem  Bougie  sogar  etwas  widerstandsfähiger  geworden  als  zuvor. 
Verletzungen  der  erkrankten  Schleimhaut  können  allem  Anscheine 
nach  zuverlässiger  als  bei  den  disponiblen  Dilationsmethoden  ver- 
mieden werden.  C.  Rosenthal. 


E‘  L.  Jones,  Preliminary  report  on  the  causes  of  chlorosis.  Brit. 
med.  jonrn.  1893,  Nr.  1708. 

Nachdem  schon  früher  nachgewiesen  war,  dass  bei  der  echten 
Chlorose  (d.  h.  derjenigen  Erkrankung,  die  durch  Verminderung 
des  Hämoglobingehaltes  characteristisch  ist)  das  specifische  Gewicht 
des  Blutes  ein  sehr  niedriges  ist,  suchte  Verf.  die  Ursachen  hierfür 
zu  eruiren,  indem  er  bei  einer  grofsen  Zahl  von  gesunden  und 
kranken  Personen  beiderlei  Geschlechts  das  specifische  Gewicht  des 
Blutes  bestimmte.  Es  zeigte  sich  hierbei , dass  etwa  bis  zum  15. 


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88 


Toknrk,  Diagnostische  Bedeutung  der  Pupillenstarre. 


No.  5 


Jahre  das  spec.  Gewicht  des  Blutes  bei  beiden  Geschlechtern  an- 
nähernd gleich  ist;  dann  aber  steigt  es  beim  Manne,  während  es 
beim  Weibe  fällt.  Gerade  um  diese  Zeit  aber  pflegt  Chlorose  auf- 
zutreten, die  ja  (überhaupt  nur  bei  jungen  Frauen  im  Alter  von  14 
bis  26  Jahren  vorkommt.  Verf.  fasst  daher  die  Chlorosis  als  eine 
mehr  oder  minder  starke  Steigerung  einer  an  sich  physiologischen 
Veränderung  auf.  Ein  ganz  anderes  Verhalten  zeigt  das  spec.  Ge- 
wicht des  Blutplasmas:  es  steigt  beim  Weibe  bei  beginnender 
Pubertät,  während  beim  Manne  eine  derartige  Steigerung  nicht 
vorkommt.  — Die  bisherigen  Anschauungen  Ober  die  Ursachen  der 
Chlorosis  weist  Verf.  zurück:  gegen  Vibchow’s  Ansicht,  der  be- 
kanntlich die  Chlorosis  auf  Engigkeit  der  Aorta  zurückführt,  spricht 
der  Umstand,  dass  bisher  noch  nie  ein  Fall  bei  einem  Knaben  be- 
obachtet wurde,  während  Hypoplasien  der  Aorta  auch  bei  Knaben 
Vorkommen,  ferner  der  Umstand,  dass  der  bei  weitem  grösste  Teil 
aller  Fälle  in  Heilung  übergeht.  Gegen  Anorrw  Clark,  der 
in  der  Chlorosis  das  Resultat  einer  durch  Constipation  hervorge- 
rufenen Autointoxication  sieht,  führt  er  ebenfalls  an,  dass  dann  auch 
Knaben  befallen  werden  müssten,  ferner  dass  Constipationen,  wenn 
auch  sehr  häufig , doch  nicht  regelmäfsig  vorhanden  sind,  endlich 
dass  Constipationen  nicht  das  Primäre  sind,  sondern  erst  secundär 
auftreten.  Als  wichtigste  Ursache  der  Chlorosis  spricht  Verf.  Blu- 
tungen der  Magen-  und  Darmschleimhaut  an,  wenn  er  auch  nicht 
so  weit  gehen  will,  wie  Hosslin,  der  jede  Chlorosis  als  Resultat 
einer  verborgenen  gastro-intestinalen  Hämorrhagie  betrachtet.  Die 
Gründe,  wesswegen  Chlorosis  nicht  bei  Knaben  auftritt,  sind:  Stei- 
gerung des  Hämoglobingehalts  bei  Eintritt  der  Pubertät,  geringere 
Neigung  zu  Störungen  im  Gebiete  des  Nervensystems  und  endlich 
Fehlen  der  Menstruation.  — Was  die  Behandlung  betrifft,  so  wirkt 
das  am  häufigsten  angewandte  Mittel,  das  Eisen,  hauptsächlich  da- 
durch, dass  es  die  Gefäfse  des  Magens  und  Darms  verengert;  auch 
mit  anderen  gefäfsverengerndem  Mittel  kann  man  gleiche  Resultate 
erzielen.  Zum  Schluss  weist  Verf.  darauf  hin,  dass  in  einzelnen 
Familien  alle  weiblichen  Mitglieder  Anlage  zur  Chlorose  haben, 
und  zwar  ist  dies  stets  in  sehr  kinderreichen  Familien  der  Fall. 
Auffallend  ist  ferner  der  Umstand,  dass  die  keltische  Rasse  weniger 
zur  Chlorose  neigt,  als  die  sächsische.  K.  Kroathal. 


W.  A.  Turner,  On  the  Diagnostic  value  of  the  Löss  of  the  Pupil- 
lary  Light-Reaction,  with  a Note  on  the  Oeulo-Facial  Muscular 
Group.  The  Royal  London  Ophthalmie  Hospital  Reports  1892,  Vol.  XIII. 
Dezbr. 

Die  ersten  8 Fälle  haben  reflectorische]  Pupillenstarre  ohne 
Verlust  der  Patellarreflexe;  beide  Pupillen  blieben  bei  Lichteinfall 
starr.  In  Fall  9 und  10  bestand  einseitige  Pupillenstarre  ohne 
Störungen  von  Seiten  des  Nervensystems,  und  in  Fall  11  und  12 


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No.  5.  Bkrkhardt,  Spinal-neuritische  Form  d.  progr.  Muskelatrophie.  89 


eioseitige  Pupillenstarre  bei  multipler  Sclerose.  Der  Fall  13  zeigt 
ebenfalls  einseitige  Pupillenstarre  bei  progressiver  Paralyse.  Fall 
14  und  15  zeigen  Pupillenstarre  mit  Opticusatrophie  bei  erhaltenen 
Patellarreflexen.  Unter  den  15  F&llen  zeigten  4 eine  Oculomoto- 
riuslähmung und  2 eine  Abducensparese.  In  3 Fällen  (1,  4,  10) 
konnten  die  Pateliarreflexe  nur  mit  Hälfe  des  jKMnuAssiK’achen 
Handgriffs  erzielt  werden.  In  Fall  9 war  Syphilis  die  alleinige 
Ursache  der  Pupillenstarre.  In  3 Fällen  bestanden  Geh-  und 
Gleichgewichtsstörungen,  in  1 Fall  lancinirende  Schmerzen,  in  einem 
Ataxie.  — In  den  Fällen  von  Tabes,  die  mit  Pupillenstarre  oder 
Opticusatrophie  einsetzen,  findet  sich  nicht  selten,  wie  hier  in  Fall  7, 
eine  Anästhesie  im  Gebiete  des  Trigeminus. 

Die  reflectorische  Pupillenstarre  weist  meist  auf  degenerative 
Veränderungen  in  dem  oberen  Centralnervensystem  hin  und  soll 
man  stets  dabei  auf  die  Pateliarreflexe,  den  Opticus,  Augenmuskel- 
lähmungen und  Störungen  im  Trigeminusgebiete  achten.  — Von 
13  Fällen  mit  Pupillenstarre  ohne  Opticusatrophie  zeigten  8 Myosis 
beiderseits,  5 nur  auf  der  einen  Seite.  — Fall  16  zeigt  eine  interne 
Ophthalmoplegie  der  einen,  und  eine  Irislähmuog  der  anderen  Seite 
bei  erhaltenen  Patellarreflexen.  In  Fall  17  bestehen  neben  rechts- 
seitiger interner  Ophthalmoplegie  linksseitige  Pupillenstarre,  beider- 
seitige Opticusatrophie  und  Verlust  der  Pateliarreflexe.  Fall  18 
zeigt  Schwäche  der  Convergenz  und  der  Accomodation  bei  erhal- 
tener Lichtreaction.  Fall  19  weist  einseitige  Irido-  und  Cyclople- 
gie  auf.  — Aus  den  Betrachtungen  geht  hervor,  dass  der  vordere 
Teil  des  Oculomotoriuskernes  3 Centren  enthält.  1)  Ein  Sphincter- 
Hemmungs-Centrum,  das  mit  einem  Sphincter-Contractionscentrum 
in  enger  Verbindung  steht.  2)  Ein  Accommodationscentrum.  3)  Ein 
Centrum  für  Contraction  der  Pupillen  bei  der  Convergenz,  das  in 
Verbindung  steht  mit  dem  Centrum  fOr  die  associirte  Bewegung 
beider  Musculi  recti  interni.  — Zum  Schluss  spricht  sich  T.  för 
Mkndki.s  Ansicht  aus,  dass  die  oculo- faciale  Muskelgruppe  vom 
Oculomotoriuskern  innervirt  werde.  S.  Kalisober. 


M.  Bernhardt,  Ueber  die  spinal-neuritische  Form  der  progressiven 
Muskelatrophie.  Vikchow’s  Archiv  1893.  Bd.  133. 

Die  Abhandlung  liefert  einen  weiteren  Beitrag  zur  Lehre  von 
den  hereditären  und  familiären  Erkrankungen  des  Nervensystems. 
Es  handelt  sich  um  3 Fälle  einer  familiären  spinal  - neuritischen 
Form  der  progressiven  Muskelatrophie,  wie  eie  von  Charcot  und 
Maris,  sowie  von  J.  Huffman*  beschrieben  ist;  die  Krankheit  be- 
fiel 2 Schwestern  und  eine  Cousine  derselben.  Die  Mutter  der 
beiden  erkrankten  Schwestern  hatte  gleichfalls  an  progressiver 
Muskelatrophie  gelitten.  Das  Leiden  hat  demnach  ausschließlich 
weibliche  Mitglieder  der  Familie  befallen  und  begann  bei  einer 
unverheirateten  Schwester  in  der  Kindheit,  bei  der  verheirateten 


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90 


Jksskt,  Hau,,  Ueber  Exstirpation  des  Uterus. 


No.  5 


nach  dem  20.  Lebensjahre;  es  äusserte  sich  in  Schwäche  und  Ab- 
magerung der  Beine,  speciell  der  Musculatur  des  Unterschenkels ; 
ferner  in  einem  wenig  ausgebildeten,  schwachen  Muskelsystem  im 
Allgemeinen  ohne  ausgeprägte  atrophische  Zustände;  dazu  kommen 
eine  sehr  leicht  und  schnell  eintretende  Ermüdung,  eine  enorme 
Herabsetzung  der  electrischen  Erregbarkeit  für  beide  Stromesarten 
an  den  Nerven  und  Muskeln,  die  keine  Störung  der  activen  Be- 
weglichkeit zeigten,  trotz  der  geringen  electrischen  Erregbarkeit  und 
des  geringen  Volumens;  auch  der  N.  facialis  nahm  bei  vollkommen 
freier  mimischer  Bewegung  an  der  Herabsetzung  der  electrischen 
Erregbarkeit  Teil;  die  Psyche,  die  Sinnesorgane,  die  Blase,  Mast- 
darm wie  die  Sensibilität  waren  intact.  Die  unverheiratete  Schwester 
zeigte  eigentümlicher  Weise  ebenso  wie  ihre  Cousine  blitzartige 
Schmerzen,  die  oft  in  Anfällen  auftraten  (im  Verlauf  der  Nn. 
ischiadici  am  Röcken  u.  s.  w.)  Bei  der  Cousine  waren  die  Nerven 
und  Muskeln  electrisch  normal  erregbar,  trotz  der  leichten  Ermüd- 
barkeit und  des  geringen  Volumens  der  Muskeln;  hier  waren  die 
Kniephänomene  vorhanden,  während  sie  bei  der  einen  Schwester 
fehlten,  bei  der  anderen  nicht  immer  und  nur  sehr  schwer  zu  er- 
zielen waren,  fibrilläre  Zuckungen  waren  nur  wenig  ausgeprägt  in 
einem  Falle  (bei  der  jöugeren  Schwester)  zu  sehen.  Es  fehlten  in 
den  beschriebenen  Fällen  Muskelspannungen,  sowie  die  Krallenhand, 
während  der  Klumpfufs  in  einem  Falle  deutlich  ausgeprägt  war. 
Bei  der  3.  Kranken  handelt  es  sich  um  eine  unausgebildete  Form 
(forme  fruste)  oder  eine  bisher  unbekannte  Abart  der  Erkraokuog; 
neben  der  Dünnheit  der  Unterschenkel  bestanden  hier  gar  keine 
Bewegungsstörungen,  doch  ein  auffallendes  Ermüdungsgefühl  nach 
der  kleinsten  Anstrengung  und  blitzartige  Schmerzen  in  den  Beinen. 
— Das  Rückenmark  scheint  sicher  bei  der  Erkrankung  (vielleicht 
primär)  beteiligt  zu  sein  und  schlägt  B.  daher  für  die  Erkrankung 
den  Namen  Atrophia  muscularis  progressiva  spinalis  neuritica  vor, 
mit  oder  ohne  den  Zusatz  hereditaria  seu  familiaris.  S.  Kalischer. 


1)  F.  B.  Jesset,  An  Address  on  the  results  of  the  operations  of 
vaginal  hysterectomy  and  supravaginal  amputation  of  the  cervix 
for  cancer  of  the  Uterus.  The  Lancet  1893,  29.  Juli. 

2)  R.  B.  Hall,  Vaginal  hysterectomy  for  malignant  disease  of  the 
uterus,  with  a tabulated  report  of  cases.  Medical  News  1893,  19. 

AcgU3t. 

1)  Die  Mortalität  nach  der  Totalexstirpation  beträgt  nach  den 
Statistiken  verschiedener  Operateure  1 0.5  pCt. ; diejenige  der  hohen 
Collum-Excision  7.75 — 9 pCt. 

Die  Gefahren  der  beiden  Operationen  sind  verschieden;  bei 
der  Totalexstirpation  ist  zu  berücksichtigen:  der  zuweilen  nach  der- 
selben auftretende  Ileus  in  Folge  von  Darmverwachsungen  mit  dem 
Stumpf;  ferner  Verletzungen  der  Blase  und  des  Ureter,  Peritonitis 


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No.  5.  Griffitb,  Voiot,  Verlegung  der  Beckenhohle  etc.  91 

und  Nachblutungen;  alle  diese  Gefahren  sind  bei  der  hohen  Exci- 
sion  zum  Teil  gar  nicht,  zum  Teil  in  geringerem  Grade  vorhanden. 
— Dr.  Btrnb  hat  1273  Fälle  von  Totalexstirpation  von  38  Ope- 
rateuren zusammengestellt  mit  14.6  pCt.  Mortalität;  er  selbst  hat 
400  Fälle  von  hoher  Excision  mittelst  Galvano-Cauterisation  operirt 
ohne  Todesfall.  — Die  Schnelligkeit  der  Recidive  hängt  von  dem 
Grade  der  ursprünglichen  Erkrankung  ab.  — Die  Wahl  der  Ope- 
rationsart hängt  ebenfalls  viel  davon  ab , wie  weit  die  Erkrankung 
schon  fortgeschritten  ist;  bei  vollkommenen  frei  beweglichem  Uterus 
und  Beschränkung  des  Carcinom’s  auf  Portio  oder  Cervix  ist  es, 
abgesehen  von  den  erwähnten  eventuellen,  unangenehmen  Folgen 
bei  der  Totalexstirpation,  ziemlich  einerlei,  welche  Operation  vorge- 
zogen wird;  manche  Operateure  lassen  die  Totalexstirpation  nur  für 
Carcinoma  corporis  gelten. 

2)  H.  verbreitet  sich  über  die  Wichtigkeit  der  frühzeitigen 
Diagnose  maligner  Uteruserkrankungen  und  führt  die  bekannten 
Ursachen  an,  welche  dieselbe  dem  Hausarzte  und  dem  Specialisten 
erschweren.  Ebenso  werden  die  gewöhnlichen  Symptome  carcino- 
matöser  Erkrankung  besprochen,  sowie  die  Grenzen,  bis  zu  welchen 
die  vaginale  Exstirpation  aussichtsvoil  erscheint.  Den  Schluss  bildet 
eine  Tabelle  über  8 derartige  Operationen,  bei  denen  7 Mal  Klem- 
men benutzt  sind,  nur  in  einem  Falle,  in  dem  es  sich  um  vollstän- 
digen Prolaps  des  Uterus  handelte,  wurden  Ligaturen  angewandt. 

A.  Martin. 


1)  S.  Griffith,  Hypertrophie  elongation  of  the  cervix  as  a cause 
of  obstructed  labour.  Brit.  Med.  Joarn.  1893,  6.  Mai. 

2)  Th.  Voigt,  Verlegung  der  Beckenhöhle  durch  ein  grofses  Cer- 
vicalmyom.  — Porro.  Münchner  med.  Wochensehr.  1893,  No.  22. 

1)  Zwei  Fälle,  in  denen  die  Geburt  durch  Hypertrophie  des 
Cervix  behindert  wurde.  Im  ersten  trat  Uterusruptur  ein,  da  die 
beabsichtigte  Operation  (Kaiserschnitt  nach  Porro)  nicht  gestattet 
wurde.  Im  zweiten  gelang  es,  daB  Kind  mit  der  Zange  tot  zu 
entwickeln,  die  Mutter  starb  am  5.  Tage  des  Wochenbettes.  Ueber 
die  Beckenverhältnisse  finden  eich  keine  Angaben. 

2)  Verf.  teilt  einen  Fall  von  Gravidität  mit,  bei  dem  ein 

grofses  Cervicalmyom  das  kleine  Becken  vollständig  ausfüllte,  so- 
dass  die  Geburt  ihren  normalen  Verlauf  nicht  nehmen  konnte.  Die 
betreffende  Pat.  blieb  in  dauernder  Beobachtung  und  wurde  am 
normalen  Endtermin  der  Schwangerschaft  nach  erfolgtem  Frucht- 
wasserabflues  von  Kaltrnbocb  laparotomiert.  Es  wurde  ein  kräftiger 
lebender  Knabe  entwickelt.  Die  Auslösung  des  Tumors  aus  dem 
kleinen  Becken  gelang  mit  grofser  Mühe.  Nach  Anlegung  einer 
elastischen  Ligatur  unterhalb  des  Myoms  wurde  der  Uterus  mit- 
sammt  der  Geschwulst  oberhalb  der  Ligatur  abgetragen.  — Extra- 
peritoneale Stielversorgung.  — Die  Patientin  wurde  nach  6 '/, 
Wochen  geheilt  entlassen.  A.  Martin. 


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92  Czapek  u.  Wrii.,  Wirkung  d.  Selens  u.  Tellurs.  — Wintkrnitz.  No.  5 

F.  Czapek  u.  J.  Weil,  lieber  die  Wirkung  des  Selens  und  Tel- 
lurs auf  den  tierischen  Organismus.  (Pharmakol.  Institut  Prag). 
Arch.  f.  eiper.  Path.  u.  Pharm.  XXXIII.  p.  438. 

Selensaures  Natron  ruft  schon  zu  1 mg  am  Frosch  Symp- 
tome centraler  Lähmung  und  Tod  durch  diastolischen  Herzstillstand 
hervor.  Atropin  bedingt  keine  Aenderung  im  Ablauf  der  Herzer- 
scheinungen, Digitalin  und  Physostigmin  bringen  das  bereits  still- 
stehende Herz  zu  neuerlichen  Contractionen , der  diastolische  Still- 
stand ist  somit  auf  Lähmung  excitomotorischer  Apparate  zu  be- 
ziehen. 

Am  Warmblüter  wird  Angstzustand.  Erbrechen,  wiederholter 
Durchfall,  Tenesmus,  Dyspnoe,  Tod  nach  allgemeinen  Krämpfen 
beobachtet.  Am  Circulationsapparat  äussern  sich  die  Folgen  einer 
progredienten  Blutdrucksenkung,  die  in  einer  Lähmung  peripherer 
Gefälsgebiete  ihre  Ursache  hat.  Die  Section  ergiebt  als  konstanten 
Befund  schwere  Veränderungen  der  Darmmukosa,  wie  Hyperämie, 
Oedem,  Desquamation  des  Zottenepithels. 

Die  Giftwirkung  des  teilurigsauren  Natrons  ist  der  des 
Selens  äusserst  ähnlich.  Am  Frosche  treten  zu  dem  obigen  Ver- 
giftungsbild noch  fibrilläre  Muskelzuckungen,  sowie  eine  diffuse 
Graufärbung  aller  Organe  durch  metallisches  Tellur  hinzu.  Die 
Exspirationsluft  des  Warmblüters  nimmt  nach  teilurigsaurem  NatroD, 
bereits  wenige  Minuten  nach  der  Aufnahme  desselben,  einen  wider- 
lichen knoblauchartigen  Geruch  an. 

Die  teilurige  Säure  zeigte  ferner  bei  der  Katze  deutliche  anti- 
hydrotische  Wirkung,  eine  Folgeerscheinung,  die  auch  dem  arsenig- 
sauren  Natron  zukommt.  Im  Uebrigen  sind  die  Symptome  die 
gleichen  wie  beim  Selen,  nur  dass  das  Tellur  quantitativ  weniger 
wirksam  ist. 

Wie  aus  Vorstehendem  ersichtlich,  stehen  die  Metalle  Selen 
und  Tellur  ihren  Wirkungen  nach  dem  Arsen  und  dem  Antimon 
am  Nächsten.  Pohl. 


W.  Winternitz,  Neue  Untersuchungen  über  Blutveränderungen 
nach  thermischen  Eingriffen.  Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  49. 

Verf.  hat  im  Anschluss  an  seine  früheren  Untersuchungen  den  Einfluss  thermischer 
Eingriffe  auf  die  Zusammensetzung  des  Blutes  untersucht.  Bei  allgemeinen  derartigen 
Procednren  fand  er  das  der  Fingerbeere  entnommene  Blut  reicher  an  roten  Blut- 
körperchen, Leukocyten  und  Hämoglobin.  Die  Zunahme  der  roten  BlntkBrpercheD 
betrug  in  maiimo  1 860000,  die  Leukocyten  erreichten  das  dreifache  der  normalen 
Zahl,  der  H&moglobin-Gehalt  stieg  um  l4pCt.  Aehnlichen,  wenn  auch  geringeren, 
Effekt  hatte  actire  Mnskelbewegung.  Dagegen  trat  nach  localeo  thermischen  Eingriffen 
an  entlegenen  Stellen  eine  Verminderung  der  Erythrocyten  und  Leukocyten  im  BInt 
der  Fingerbeere  ein. 

Verf.  erklärt  nnn  diese  Befunde  durch  ein  regeres  Circulieren  des  bisher  in  den 
Organen  stagnierenden  Blutes.  Dadurch  wird  dem  ganzen  Organismus  mehr  Sauer- 
stoff zugeführt,  worauf  die  wohlthltige  Wirkung  der  B&derbehandlung  beruht.  Ganz 
besonders  werden  so  die  Erfolge  bei  schwereren  Anlmien  rerstkodlich.  M Ruthtaann. 


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No.  5 V.  ErSELSBKHO.  — V.  BkROMAJiN.  — ZWAARDKMAKKB.  — BUHOKH.  93 


V.  Eiseisberg,  Aus  der  chir.  Klinik  des  Prof.  Billruth.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1893,  No.  1. 

Bei  einer  59jähr.  Frau,  welche  seit  15  Jahren  im  rechten  Hypocbondrium  einen 
allmälig  sich  vergröbernden  Tumor  unter  stetig  wachsenden  Beschwerden  trug,  fühlte 
man  eine  fast  zweimannskopfgrofse  Geschwulst,  welche  hart  war.  eine  leicht  höckerige 
Oberfläche  besafs  und  sich  ziemlich  beweglich,  besonders  von  rechts  nach  links,  erwies. 
Nach  unten  reichte  sie  bis  in  die  Höbe  des  Nabels,  nach  innen  bis  an  die  Paraster- 
nallinie, nach  oben  bis  knapp  an  den  Rippenbogen.  Es  liefs  sich  zwischen  ihr  und 
der  Leber,  deren  freier  Rand  in  der  rechten  Sternallinie  deutlich  zwei  Querfinger 
unterhalb  des  Rippenbogens  fühlbar  war,  eine  leichte  Resistenz  nachweisen , so  dass 
ein  Zusammenhang  des  Tumors  mit  der  Leber  wahrscheinlich  erschien.  Bei  der  Ope- 
ration erschien  die  blaurote  höckerige  Geschwnlst  tatsächlich  nur  durch  eine  leichte 
Sehnürfurche  bewirkt:  ihre  Abtragung  mit  dem  schwach  glühenden  Tbermocauter 
— im  Ganzen  470  g Gewebsmasse  — war  von  ziemlicher  Blutung  begleitet  und 
wurde  die  grofse  Leberwunde  über  einen  Jodoformgazestreifen  durch  Kapselnähte  ver- 
einigt und  die  Gaze  säumt  Flden  am  nntern  Wondwinkel  nach  aussen  geleitet. 
Heilung  erfolgte  reactionslos.  Der  Tumor  erwies  sieb  in  den  Randpartien  als  nor- 
males Lebergewebe,  dann  aber  als  ein  ausschliefslich  mit  Blut  erfülltes  grobes  Netz- 
werk, welches  stellenweise,  namentlich  aber  in  der  Mitte  gröbere  fibriöse  Züge  aufwies. 

P.  GQterbock. 


E.  V.  Bergmann,  Zur  Casuistik  der  arthrogenen  Kieferklemme. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV,  S.  664. 

Aus  einem  sehr  instrnctiven  Falle,  dessen  Einzelheiten  im  Original  einzusehen 
sind,  schliefst  Verf.,  dass  überall  dort,  wo  mit  der  Kieferklemme  Atrophie,  Kleinheit 
und  Verkümmerung  des  Unterkiefers  verbunden  ist,  beide  Fortsätze  des  Unterkiefers 
(nicht  blofs  der  Proc.  condyloid.)  zu  reseciren  sind.  Es  tritt  nach  der  Entfernung  des 
letzteren  Fortsatzes  allein  deswegen  wohl  so  leicht  im  Recidiv  ein,  weil  dieser  Fort- 
satz sammt  dem  Gelenkköpfchen  in  Folge  der  frühzeitigen  Atrophie  nur  überaus  klein 
ist  Hinsichtlich  der  Ursachen  derartiger  Kieferatrophien  und  der  damit  zusammen- 
hängenden Kieferklemmen  bedarf  es  noch  weiterer  Aufklärung,  zumal  da  nioht  immer 
feststeht,  in  wie  weit  die  Klemme  oder  die  Atrophie  das  Ursprüngliche  ist.  Im  Falle 
Verf's  scheinen  von  dem  Geburtsvorgange  abhängige  Schädelbasisbrüche  zu  Ver- 
dickungen und  Verschwellungen  im  Bereich  des  Kiefergelenkei  geführt  zu  haben. 

P.  Gfiterbock 


Zwaardemaker,  Das  presbyacusische  Gesetz.  Zeitscbr.  f.  Ohrenheilk. 
XXIV.  S.  280. 

Z.,  glaubt  sich  anf  Grund  seiner  Untersuchungen  .von  219  normalen  Ohren  ver- 
schiedenen Alters"  dahin  aussprechen  zu  sollen,  dass  der  Umfang  des  menschlichen 
Ohres  von  der  oberen  Grenze  bis  zum  Anfang  des  Qreisenalters  eine  halbe  Octave 
verliert  und  dass  die  Einengung  der  Scala  während  des  eigentlichen  Greiseoalters  noch 
znnimmt.  Der  obere  Grenzton  liegt,  nach  Verf.,  in  der  Jugend  bei  e’,  im  hohen 
Alter  bei  a*  (Mittelwerte).  Als  Extrem  kommt  aber  anch  g"  bei  normalbörenden 
Greisen  als  Grenzton  vor.  Finde  man  denselben  niedriger,  so  dürfe  man  pathologische 
Verhältnisse  annehmen.  echwabach. 


Burger,  De  zoogenaannle  TuKRWALDi’sche  ziekte.  Weekbl.  van  bet 
Nederl.  Tijdschr  voor  Qeneesk.  1893,  II.  No.  17. 

Von  verschiedenen  Forschern  wurde  angegeben,  dass  die  ToBMwsLDr'sche  Krank- 
heit hauptsächlich  sich  bei  der  Bevölkerung  an  den  Seeküsten  fände.  Einzelne  wie 
Zizu-Danzig  bezweifelten  diese  Tbatsache.  Auch  Verf.  kann  nach  seinen  und  anderer 
Fscbgenossen  Beobachtungen  in  Holland  nnr  feststellen,  dass  Fälle  von  echter  Tosh- 
waLov'scher  Krankheit  sehr  selten  sind,  sodass  es  besser  ist,  wie  dies  auch  bereits 


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94 


Fukkeh.  — Kovacs.  — Meter. 


No.  5. 


geschehen,  den  Namen  für  ein  besonderes  Kraokheitsbild  nicht  mehr  za  benatien. 
Da  die  mittlere  Spalte  der  Rachenmandel  die  tiefste  ist,  so  sammeln  sich  daselbst 
gerade  Eiter-  and  Scbleimmengen  an,  eine  Tbatsache,  welche  nicht  als  besondere 
gegenüber  den  Eiterungen  der  seitlichen  Spalten  aufzufassen  ist.  George  Meyer. 


Fokker,  Löfflkr’s  middel  tegen  veldmuizen.  Weekbl.  van  bet  Nedert. 
Tijdschr.  voor  Qeneesk.  1893,  II.  No.  16. 

Verf.  stellte  Versuche  mit  dem  von  Sc» wstzLoet- Berlin  in  den  Handel  gebrachten 
Losrrtas'schen  Mittel  gegen  Feldmäuse  an.  Dasselbe  wird  in  Röhrchen  mit  Agar- 
kulturen versendet.  Es  fanden  sich  in  1 Liter  frischer  Bouillon  416000  Millionen 
Bacillen;  1 Liter  StlzlOsung,  in  der  eine  frische  von  F.  hergestellte  Agarkultnr  ohne 
Glycerin  verteilt  war,  enthielt  nur  9317  Millionen.  Verf.  verfertigte  folgende  Nähr- 
bouillon:  \ pCt.  Fleiscbextract,  1 pCt.  Pepton,  1 pCt.  Kochsalz,  und  neutral  isirte  diese 
mit  Soda.  Sowohl  io  den  Agar-  als  in  den  Bouillonkulturen  nahm  die  Anzahl  der 
Bacillen  langsam  ab,  nachdem  zuerst  in  den  Bouillonkulturen  erhebliche  Zunahme 
stattgefnnden.  Die  Abnahme  in  den  Agarkulturen  war  bei  den  Versuchen  des  Verf 's 
starker.  Bouillonkulturen,  solange  sie  frisch  sind,  verdienen  daher  den  Vorzug  Aeltere 
Kulturen  von  Mäusetyphös  Andern  ihre  giftigen  Eigenschaften,  wahrscheinlich,  wie  auch 
bei  anderen  pathogenen  Bacterieo,  durch  Wirkung  der  Stoffwechselproducte.  2 Haus- 
mAuse , die  einige  Tage  lang  Brot  mit  6 Wochen  alter  Kultur  getränkt , gefressen, 
blieben  nicht  allein  am  Leben,  sondern  schienen  auch  Immunität  gegen  frische  Kul- 
turen erlangt  zu  haben.  Die  Versandtgefäfse  der  Kulturen  müssen  geschlossen  und 
vollkommen  gefüllt  sein.  Auf  Agar  - Glycerin  wachsen  die  Kulturen  viel  ausgiebiger 
als  auf  gewöhnlichem  Agar.  Ferner  ist  es  notwendig,  die  Giftigkeit  der  Kulturen 
vor  ihrer  Anwendung  zeitweise  experimentell  zu  prüfen,  da  dieselbe  abnimmt. 

George  Meyer. 


Fr.  Kovtics,  Zur  Frage  der  Beeinflussung  des  leukämischen  Krank- 
heitsbildes durch  complicirende  Infectionskrankheiten.  Wiener  klin. 
WocheDSchr.  1893,  No.  39. 

Schon  mehrfach  wurden  bei  Leukämien,  bei  lieoal  - medullärer  sowohl  wie  auch 
bei  lymphatischer  durch  Hinzutreten  einer  infectiüsen  Erkrankung  Veränderungen  an 
den  blutbereitenden  Organen  und  am  Blute  selbst  gefunden.  Einen  neuen  derartigen 
Fall  teilt  K mit;  es  bandelt  sich  um  einen  2G Jährigen,  an  lieoal -medullärer  Leu- 
kämie leidenden  Mann,  der  unter  den  bekannten  Erscheinungen  eines  schweren  In- 
Suenzaanfalls  erkrankte.  Während  der  Dauer  desselben  und  in  der  ersten  Zeit  der 
Recoovalescenz  nahm  die  für  die  lienal  - medulläre  Leukämie  characteristische  Poly- 
morphie der  Leukocyten  sehr  stark  ab , die  grofsen  mononuclearen  Zellen  und  die 
kernhaltigen  roten  Blutkörperchen  verschwanden-,  dagegen  trat  gleichzeitig  eine  zu- 
nehmende Vermehrung  der  polynucleareo  Leukocyten  ein.  Numerisch  nahm  die  Ge- 
sammtmenge  der  Leukocyten  ab,  in  geringer  Menge  such  die  Zahl  der  roten  Blut- 
körperchen, ebenso  die  von  Anfang  an  nur  sehr  geringe  Zahl  der  eosinophilen  Zellen. 
Allmälig  kehrte  die  characteristische  leukämische  BlutbeschafTenheit  wieder.  Diese 
Veränderungen  des  Blutbefundes  gingen  mit  einem  Abschwelleo  und  neuerlichen  An- 
schwellen des  Milztumors  einher.  K.  Kroutbal. 


P.  Meyer,  Aaphyktiache  Zustände  bei  Säuglingen.  Deutsohe  med. 

Wochensohr.  1893,  No.  36. 

Ein  14  tägiges,  kräftiges  und  gesundes  Mädchen  erkrankte  plotslich  unter  dem 
Bilde  schwerer  Asphyxie,  welche  über  12  Standen  andauerte.  Der  Fall  unterscheidet 
sieb  schon  durch  die  Zeitdauer  der  Apnoe,  wesentlich  von  allen  bisher  bei  Säuglingen 
beschriebenen  Formen  der  Asphyxie;  am  meisten  Aehnlichkeit  hat  derselbe  mit  dem 
Krankbeitsbild,  welches  Mauio-rrs  von  den  Obnmachtsanfällen  der  Säuglinge  entwirft. 


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No.  5. 


de  Joho.  — ZiKiii..  — Moükll.  — Bkhuh. 


95 


Verf.  nimmt  an,  dass  die  Apnoe  durch  eine  centrale  Ursache  erzeugt  war,  welche 
das  Athemeentrum  traf.  Künstliche  Atmung  in  Verbindung  mit  Reizmitteln  brachten 
daa  Kind  &ber  die  gefährliche  Periode  hinweg.  sudtbsgen. 


De  Josselin  de  jong,  Een  geval  van  zoogenaamden  lobus  azygos 
van  de  rechter  long.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk. 
1893,  U.  No.  20. 

In  der  Leiche  einet  63jgbr.  an  Magenkrebs  verstorbenen  Kranken  fand  Verf.  an 
der  rechten  Longe  einen  accessorischen  Lappen , der  mit  dem  rechten  Oberlappen  zu 
tammenhing  und  io  einem  Blindtack  lag,  welcher  mit  der  Pleurahohle  in  Verbindung 
stand.  Die  Entstehung  des  Lappens  ist  wohl  so  zu  denken:  Weicht  die  Vena  azygos 
zaftllig  etwas  nach  der  Seite  ab,  so  kann  es  geschehen,  dass  die  rechte  Longe,  welche 
nach  oben  aoswlehtt,  sich  nach  der  Gegenseite  entwickelt  Die  Vena  azygos  wird 
stets  am  Uoterrand  des  Septums  gefunden.  In  der  Litteratur  sind  nnr  wenige  solcher 
Falle  bis  jetzt  veröffentlicht  worden.  üeorge  Meyer. 


Fr.  Zieh!,  Ein  neuer  Fall  von  isolirter  Lähmung  des  dritten  Tri* 
geminusastes  mit  Geschmacksstörungen.  Virchow’s  Arch.  Bd.  130, 
Heft  3. 

Zu  dem  im  Bd.  117  dieses  Archives  beschriebener  Fall  von  isolirter  Lllbmung 
des  ganzen  dritten  Trigeminusastes  fügt  Z.  einen  i neuen  zu.  Derselbe  betrifft  einen 
50j£hrigen  Mann,  der  nach  einer  Erklltung,  Ziehen  und  Taubheit  in  der  rechten 
GesichtshSlfte  bemerkte.  Im  Bereich  des  3.  Trigeminusastet  war  rechts  an  Kinn, 
Zahne,  Schlafe,  Zunge  die  Sensibilität  für  alle  Gefühlsqualitaten  herabgesetzt;  die 
rechtsseitigen  Kaumuskeln  waren  gelahmt  bei  Verlast  der  electrischen  Erregbarkeit 
und  erheblicher  Atrophie  des  M.  Temporalis.  Am  vorderen  Teil  (etwa  Hälfte)  der 
rechten  Zungenhalfte  war  die  Geschmacksempfindung  sehr  mangelhaft,  wahrend  sie  an 
der  hinteren  Partie  rechts,  sowie  an  der  linken  Zungenhalfte  normal  war.  Nach  ca. 
2 Monaten  waren  Sensibilität  und  Geschmack  wieder  normal  und  auch  die^Kaumuskel- 
lahmung  schwand,  nur  der  Temporalis  war  auch  nach  Verlauf  eines  Jahres  noch  völlig 
gelahmt  und  atrophisch.  Auch  dieser  Fall  lehrt,  dass  die  Geschmacksempfindung  für 
die  Zangenspitze  wenigstens  beim  Menschen  durch  den  dritten  Trigeminusast  zum 
Gehirn  verlauft.  s.  Kailscher. 


S.  H.  Monel),  Static  electricity  in  cutaneous  affections.  Med.  Rec. 

1893,  Nov.  18. 

M.  berichtet  über  sehr  günstige  Resultate  der  Behandlung  einer  Reihe  von  Haut- 
krankheiten mittelst  Franklinisation.  Mit  Erfolg  wurden  allgemeine  Hyperästhesie  der 
Hant,  Pruritus,  Eczem  etc.  behandelt.  Leider  ist  über  die  Methode  so  gut  wie  nichts 
angegeben,  nur  einmal  wird  ganz  kurz  von  der  Placiruog  des  Patienten  auf  den  Isolir- 
schemel  gesprochen.  (Cbl.  1893,  8.  665).  Bernhardt. 


R.  Bergt),  Congenitale  Syphilis  bei  paterner  Infection.  Monatsb.  f. 
pract.  Dermal.  XVII.  No.  3. 

Dass  in  seltenen  Fallen  eine  Frau  ein  vom  Vater  her  syphilitisches  Kind  zur 
Welt  bringen  kann,  ohne  selbst  inficirt  zu  werden,  scheint  dem  Verf.  folgende  Be- 
obachtung zu  beweisen.  Eine  Prostituirte,  die  schon  Öfter  im  Krankenhaute  gewesen 
war,  niemals  aber  Zeichen  von  Syphilis  dargeboten  batte,  gebar  ein  ausgetragenet,  an- 
scheinend gesundes  Kind,  welches  einer  Pflegemutter  übergeben  und  künstlich  ernährt 
wurde.  Fünf  Wochen  alt  kam  es  wieder  zur  Aufnahme  mit  eitrigem  Ausfluss  aut 
beiden  Nasenlöchern  und  der  Vulva,  einer  weifslichen  Infiltration  am  harten  Gaumen 
and  einem  maculo  - papulösen  Exanthem.  Die  Krankheit,  welche  seit  etwa  14  Tagen 


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96 


Vkikl.  — Kihk.  — Iunalowskv. 


No.  5 


bestehen  sollte,  wurde  durch  Behandlung  mit  Calomel  geheilt.  Dass  das  Kind  die 
Syphilis  erst  nach  der  Geburt  acquirirt  habe,  htlt  Verf.  den  Umständen  nach  für 
ausgeschlossen.  Volle  6 Monate  nach  der  Entbindung  stellte  sich  die  Mutter  mit 
Sclerosen  und  indurativem  Oedem  an  den  Genitalien,  Schwellung  der  Jnguinal-  and 
Cervicaldrüsen,  Hötbuug  des  Schlundes,  Kopfschmerzen  und  Haarausfall  wieder  vor. 
Da  nach  9 Wochen  ein  Exanthem  noch  nicht  aufgetreten  war,  wurde  eine  Schmiercnr 
eingeleitet.  Etwa  9 Monate  später  leichtes  Recidir,  wieder  ohne  Hauterscheinungen. 

H.  Müller 


Veiel,  Zur  Therapie  des  Lupue  vulgaris.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893, 
No.  39. 

Verf.  verwendet  bei  der  Behandlung  des  Lupus  vulgaris  eine  auf  Zink  gestrichene 
10  pCt.  Pyrogallolvaselinsalbe  in  der  üblichen  Weise,  ersetzt  dieselbe  aber,  wenn  am 
4.  oder  5.  Tage  heftigere  Schmerzen  auftreten,  nicht,  wie  dies  gewöhnlich  geschieht, 
durch  einen  Vaselin-  oder  Jodoformverband , sondern  führt  die  Behandlung  mit  einer 
2 — 1 proe.  Pyrogallolsalbe,  welche  zwar  das  lupSse  Gewebe  noch  zerstört,  die  gesunde 
Grannistion  aber  nicht  hindert,  weiter  und,  sobald  aich  eine  flache,  feste  Grauulationa- 
fläche  gebildet  hat,  mit  einer  0.5 — 0.2  proc.  Salbe  zu  Ende.  Die  letztere  mnss  aber 
sofort  wieder  verstärkt  werden,  wenn  sich  hypertrophische  Granulationen  za  bilden 
beginnen.  Die  Heilung  erfolgt  bei  dieser  Methode  in  der  Regel  zwar  langsam , doch 
treten  nicht  so  häufig  Rückfälle  auf  und  die  Narben  zeichnen  sieb  durch  besondere 
Weichheit  und  Glätte  aus.  — Nach  demselben  Verfahren  gelang  es  dem  Verf.  auch, 
4 Fälle  von  Caries  der  Fufswurzelknochen  zur  Heilung  zu  bringen.  H.  Müller. 


R.  Kirk,  Fife  cases  of  albuminuria  gravidarum  with  eclampsia, 
for  which  veneeection  was  performed  in  two;  recoery  of  all. 
The  Lauest  1893,  29.  Juli. 

Einer  I.  para.  welche  im  8.  Monat  an  Eclampsie  erkrankte,  entzog  K.  durch  die 
Venäsection  16  Unzen  Blut:  die  Anfälle  wurden  darauf  kürzer;  nach  einigen  Stun- 
den wurde  mit  der  Zange  eiu  totes  Kind  entwickelt;  in  einem  zweiten  ähnlichen  Fall 
wurden  24  Unzen  abgenommen  und  nach  6 Stunden  mit  der  Zange  ein  lebendes  Kind 
entwickelt;  C Standen  nach  der  Entbindung  traten  noch  einige  Anfälle  auf.  — Wäh- 
rend in  diesen  beiden  Fällen  starker  Eiweifsgehalt  des  Urins  ohne  Oedem  bestand, 
beobachtete  K noch  3 andere  Fälle  mit  sehr  starken  Oedemen;  alle  5 Fälle  genasen. 

A.  Martin. 


A.  Ignalowsky,  Zur  Frage  nach  der  Ursache  des  Todes  beim 
Erhängen.  Vierteljahresschr.  f.  ger.  Med.  1893,  VI. 

I.  überzeugte  sich  bei  Erbäoguugtrer suchen  an  trepanierten  Hunden,  dass  es 
unter  dem  Einfluss  des  exapiratorischen  Hindernisses  zu  einer  Blutüberfüllung  im  Ge- 
hirn und  einer  Steigerung  des  endocraniellen  Druckes  kommt.  Auf  diese  Druckstei- 
gerung führt  er  die  beim  Erhängen  eintretende  Bewusstlosigkeit  zurück;  einen  Ver- 
schluss der  Cärotiden  dagegen,  auf  den  v.  Hopmahn  sie  zurückführt,  betrachtet  er  nicht 
als  eine  regelmäfsige,  wesentliche  Erscheinung  des  Erhängungstodes.  Die  Ruptur  der 
Intima  der  Carotis  hält  er  für  keine  Folge  directer  Compression,  sondern  für  eine 
Folge  der  Zerrung  des  Blutgefäfses  beim  Erhängen;  er  konnte  sie  auch  experimentell 
auf  diese  Weise  erzeugen.  Fr.  siraeeraann. 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Urn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Franaöeische  Straäe  91)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  HW.,  dB.  Unter  den  Linden)  erbeten. 


Verlag  ron  August  Hlreebwald  ln  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin 


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7 


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WV6«Mllfh  cr*rhclncn  £trn  J ■■  ■ ■ ■ Pr«lt  d«.  Jahrgang«» 

1-5  Ra|*n;  ui  SchluM»  IHI  A tt  Jn  Mark;  »u  bcilchrn 

d«>  Jahrgangs  Titvl,  Na-  Cw'ÄWÄCHl/  durch  alle  Buehhandlun* 

ort-  und  Sachregister.  gen  und  PosUaitaltnn. 

für  die 

luediciiiischeii  W isseiiscliaftcn. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 

1894.  Februar.  No.  6. 


Inhalt:  Salkowski,  Zur  Kenntnis!  der  Synovia.  — Embdxn,  Zur  Kenntnis! 
der  Alkaptonurie  — Nicoladohi,  Lkdw,  Ueber  die  Radicaloperalion  von  Hernien. 
— SraoHCK,  Erkennung  des  Cholerabacillus.  — Bauen,  Heber  idiopathische  Harz- 
vergrötHruug.  — Zwaabdbhaker  und  Kbapt,  Deber  die  Reconralescenz  von 
Beri-Bsri  — Orrtiniii,  Deber  atypische  Formen  der  Gliosis  spinalis.  — Nausis, 
Bzasnati'T,  Falle  von  Syringomyelie  und  Polyneuritis.  — Lass,  Deber  die  inter- 
nittirende  Syphilisbehandlung.  — lASrusAi,  Coboisb,  Deber  die  Methoden  der 
Dtennesstirpaiioo.  — Dsisst,  Zur  Pharmakologie  des  Quecksilbers. 

ScaaOTTKB,  Zur  Kenntnisi  der  Albumosen.  — Popow,  Verdauung  von  Nu- 
elsio.  — Liudbck,  Die  Narcose  der  roten  Blutkörperchen.  — Fibbsb,  Verrenkung 
des  CeorssT'schen  Gelenkes.  — v.  Strin,  Fall  von  Obrenblutnng  bei  anperlorirtem 
Trommelten.  — Macdowald,  Complicirter  Fall  von  Kehlkopfexstirpation.  — Müh- 
ssm  und  Scbimmblbuicb,  Deber  die  Farbproduction  des  Bacillus  pyocyaneus.  — 
Combimalb  , Grotte  Dosen  Olivenöl  bei  Bleicolik.  — Litdkb,  Venenthrombose  bei 
Ioöueuza.  — Wallach,  Zur  Kenntnis!  der  Rbachitis.  — Simosr,  SpontangangrSn 
bei  Hysterie.  — Chadbirt,  Deber  Maladie  des  tics.  — Hzbzpmld,  Fall  von  erb- 
licher Epidermolysis  bullosa.  — Tipjakopp,  Behandlung  der  RetroSexionen.  — 
Stephan,  Extractum  Myrtilli  bei  Diabetes 


E.  Salkowski,  Zur  Kennntniss  der  Synovia,  insbesondere  des 
mucinähnlichen  Körper  derselben.  Virchow’s  Aroh.  Bd.  131,  S.  304. 

Für  die  Synovia  eines  chronisch  entzündeten  Hüftgelenks,  welche 
eine  honiggelbe  und,  abgesehen  von  Cholesterinkryetallen , klare 
Flüssigkeit  darstellte,  sich  also  nur  wenig  von  normaler  Synovia 
unterschied,  fand  Ref.  folgende  Zusammensetzung  für  100g:  Mu- 
cinartige  Substanz  0.375,  Sonstige  Eiweifskörper  4.824,  Fett  0.282, 
Lecithin  0.017,  Cholesterin  0.569,  Anorgan.  Salze  0,849,  Wasser 
93.084.  — Genauer  untersucht  wurde  die  mucioartige,  durch  Essig- 
säure fallbare  Substanz  mit  Rücksicht  auf  die  Frage,  ob  hier  ein 
Nucleoalbumin  oder  ein  Mucin  vorliegt.  Die  Prüfung  auf  Phos- 
phor fiel  negativ  aus,  demnach  ist  Nucleoalbumin  ausgeschlossen, 
andererseits  aber  konnte  auch  beim  Kochen  mit  verdünnter  Salz- 
säure keine  reducirende  Substanz  erhalten  werden,  oder  nur  eine 

XXX11.  Jahrgang.  7 


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98  Embden,  Zur  Keuntniss  der  Alkaptoaurie.  — Nicoladoki,  Leuw,  No.  6 


minimale  Spur.  Daraus  folgt,  dass  es  ausser  dem  Mucin  und  Nu- 
cleoalbumin  noch  eine  dritte  Categorie  von  durch  Essigsäure  fäll- 
baren, im  Ueberschuss  nicht  löslichen,  in  ihren  physikalischen  Eigen- 
schaften dem  Mucin  gleichenden  Ei  weifekörpern  giebt,  welche  sich 
von  dem  Nucleoalbumin  durch  Fehlen  des  Phosphorgehaltes,  von 
dem  Mucin  durch  ihr  abweichendes  Verhalten  gegen  Mineralsäuren 
unterscheidet.  Dieser  Categorie  gehört  die  mucinartige  Substanz  der 
Synovia  an.  Ref.  giebt  eine  genaue  Beschreibung  des  zur  Prüfung 
auf  Phosphor  und  zur  Prüfung  auf  Abspaltung  reducirender  Sub- 
stanz angewendeten  Verfahrens.  Mit  Rücksicht  auf  vorliegende  An- 
gaben über  die  Abspaltung  reducirender  Substanz  aus  Nuclein  durch 
Salzsäure  hat  Ref.  das  Nucleohistoo  aus  Thymus,  das  Casein,  Vitel- 
lin und  Nucleoalbumin  aus  Harn  auf  etwa  durch  Salzsäure  abspalt- 
bare reducirende  Substanz  untersucht,  jedoch  nichts  derartiges  be- 
obachten können.  E.  Salkowski. 


H.  Embden,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Alcaptonurie.  II.  Mitth. 

Zeitschr.  f.  physiol.  Ch.  XVIII.  S.  304. 

An  der  zuerst  von  Baumann  u.  Wulkow  untersuchten  Pat.,  bei 
der  die  Ursache  der  Alcaptonurie  in  der  Ausscheidung  von  Homo- 
gentisinsäure entdeckt  worden  ist  (Cbl.  1891,  S.  548)  hat  Verf. 
seine  Versuche  angestellt.  Bei  gemischter  Kost  betrug  die  tägliche 
Ausscheidung  an  Homogentisinsäure  im  Mittel  3.2  g;  nach  Eingabe 
von  Substanzen,  welche  die  Fäulniss-  und  Gährungsprozesse  im 
Darm  herabsetzen,  wie  Kefyr,  RicinusOl,  Terpentin,  war  die  Aus- 
scheidung nicht  vermindert,  ebensowenig  nach  Phenylessigsäure  u. 
Phenylamidoessigsäure,  nach  deren  Eingabe  eine  Erhöhung  der  Aus- 
fuhr erwartet  wurde.  Dagegen  steigerte  Tyrosin  die  Ausscheidung 
der  Homogentisinsäure  beträchtlich;  etwa  '/,  der  eingeführten  Sub- 
stanz erschien  in  Form  der  Säure  im  Harn.  Von  Homogentisin- 
säure, als  solche  gegeben,  erschienen  75  pCt.  im  Harn  wieder. 
Dagegen  hatte  bei  einem  gesunden  Menschen  erst  eine  Gabe  von 
8 g eine  geringe  Ausscheidung  unveränderter  Säure  durch  den 
Harn  zur  Folge.  Nach  subkutaner  Injection  der  Säure  beim  Hunde 
erschien  '/,  im  Harn  der  nächsten  24  Stunden  unverändert  wieder. 
Die  der  Alcaptonurie  zu  Grunde  liegenden  abnormen  Vorgänge 
sind  somit  weder  ihrem  Orte  noch  ihrer  Aetiologie  nach  mit  einiger 
Sicherheit  ermittelt  worden.  J.  Munk. 


1)  C.  Nicoladoni,  Hundert  Radicaloperatiunen  von  Leistenhernien 
ausgeführt  nach  dem  Verfahren  Bussers.  Wiener  med.  Presse  1893, 
No.  22—26. 

2)  C.  Leuw,  Die  Radicaloperationen  der  nicht  eingeklemmten 
Hernien  in  der  Berner  Klinik.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  40. 

1)  Aus  dieser  längeren,  von  einer  Beschreibung  des  Verfahrens 
bei  Ablösung  des  Bruchsackes  eingeleiteten,  die  einzelnen  100  Fälle 


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No.  6. 


Ueber  die  Radicaloperation  von  Hernien. 


99 


in  einer  tabellarischen  Uebereicht  der  Reihe  nach  aufführenden  Ab- 
handlung können  nachstehend  lediglich  die  Endergebnisse  berück- 
sichtigt werden.  Von  den  100  Radicaloperationen  heilten  94  per 
prim,  int.,  5 durch  Eiterung  und  1 endete  tötlich  am  16.  Tage 
durch  Pyämie,  ausgehend  von  zwei  septischen  Suturen  der  Muskel- 
schicht. Nur  7 Operirte  waren  weiblichen  Geschlechts,  darunter 
1 mit  einer  Hernia  ovarii.  Der  jüngste  Pat.  war  2,  der  älteste 
65  Jahre  alt;  in  6 Fällen  war  der  Bruch  angeboren,  5 Mal  wurde 
doppelseitig  (darunter  1 Mal  in  einer  Sitzung)  operirt  und  4 Mal 
handelte  es  sich  um  Incarceration , die  1 Mal  die  Resection  eines 
8 cm  langen  Dünndarmstückes  erforderlich  machte.  Ausserdem 
wurde  Coecum  und  etwas  Ileum  in  einer  alten  adhärenten  Scrotal- 
hernie  wegen  Unmöglichkeit  der  Reposition  resecirt.  Eine  Hernie 
war  eine  sog.  directe,  7 mit  Leistenhoden  complicirt  und  gelang 
es  hier  1 Mal  das  Organ  in  die  betr.  Scrotalhälfte  zu  verlagern, 
während  in  den  anderen  6 Fällen  der  atrophische  Hoden  entfernt 
werden  musste.  Ebenso  wurde  in  9 Fällen  angewachsenes  Netz 
nach  vorheriger  Ligatur  abgetragen.  Bei  8 Pat.  wurden  im  An- 
schluss an  die  Radicaloperation  noch  anderweitige,  z.  Th.  mit  dieser 
in  gar  keinem  Zusammenhang  stehende  Eingriffe  vorgenommen.  Als 
Complicationen  werden  aufgeführt  das  6 malige  Vorkommen  von 
praeperitonealen  Lipomen  und  das  einmalige  einer  Fettgeschwulst 
im  Samenstrnng.  Hervorgehoben  werden  ferner  3 Fälle  von  zwei 
nebeneinander  entwickelten  Bruch«äcken , dann  von  4 von  Coecum 
und  2 von  Colon  descendens  und  S Romanum  als  befördernd  für 
die  Würdigung  der  ßAssiNi’schen  Isolirung  des  Samenstranges  mafs- 
gebend.  Ueber  das  weitere  Schicksal  der  Operirten  weifs  N.  nichts 
anzugeben,  die  ältesten  Operationen  datiren  kaum  2 Jahre  zurück. 
Zu  betonen  ist,  dass  gemäl’s  den  Anordnungen  Bassim’s  die  betr. 
Patienten  nicht  mit  einem  Bruchband  versehen  worden  sind. 

2)  Das  von  Kocheb  an  Verf.  überlassene  Material  umfasst  106 
Personen  mit  123  Hernien,  deren  Verteilung  auf  Geschlecht,  Körper- 
seite und  Bruchart  nachstehende  Tabelle  lehrt: 


Personen 


Leistenbrüche  Schenkelbrüche  Nabel  u.epi- 
rechts  links  unbekannt  rechts  links  gastr.  Brüche 


Summa 


Männer  54  39  1 2 2 7 105 

Frauen  3 3 3 5 4 18 

Summa  57  42  4 7 6 7 126 


Operirt  wurden  davon  88  Männer  mit  101,  18  Frauen  mit 
18  Hernien,  zusammen  119  Brüche.  Von  diesen  106  Personen  sind 
18=17  pCt.  mit  Doppelbrüchen,  von  denen  aber  nur  14  operirt 
wurden,  nämlich  11  mit  doppelten  Leistenbrüchen,  1 mit  einem 
Leisten-  und  Bauchbruch  und  1 mit  einem  Leisten-  und  Nabel- 
bruch. Einmal  wurden  die  beiden  Leistenbrüche  in  zwei  Sitzungen, 
sonst  stets  gleichzeitig  operirt.  Angeboren  waren  1 1 (10  pCt.), 
directe  3 Leistenhernien.  Unter  3 Jahren  waren  3,  4 — 20  Jahre 

7* 


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100  Nicoladoni,  Lkow,  Ueber  die  Radicaloperation  von  Hernien.  No.  6 


17  Pat.  alt  und  betrafen  diese  alle  Leisten-  und  epigastrische  Her- 
nien, von  den  übrigen  Operirten  waren  64  21  — 50  Jahre  alt,  der 
Rest  20  darüber,  von  diesen  aber  '/4  nämlich  5 Schenkelbrüche. 
Von  101  verwertbaren  Fällen  bestanden  bei  21  die  Brüche  noch 
nicht  1 Jahr,  52  1 — 10  Jahr,  über  10  Jahre  23  und  unter  letzteren 
waren  5 Schenkelbrüche.  Als  kleine  — nussgrofse  — Hernien 
waren  15  zu  bezeichnen,  als  mittlere  — faustgrol'se  — 60,  und  als 
grofse  — zweifaustgrofse  und  mehr  zeigende  — Hernien  13.  Den 
beiden  letzteren  Categorien  gehörten  keine  Nabel-  oder  epigastri- 
schen Hernien  an.  Die  Bruchpforte  wird  bei  29  Leistenhernien 
als  für  eine  Finger  durchgängig  (eng),  für  2 durchgängig  bei  22 
(mittel)  und  für  3 und  mehr  passirbar  bei  3 (weit)  bezeichnet.  In 
79  Fällen  werden  die  Indicationsetellungen  näher  angegeben,  da- 
runter 13  Mal  Jugend  der  Patt.,  5 Mal  Wunsch,  36  Mal  Beschwer- 
den und  25  Mal  Irreponibilität  und  Incoercibilität.  Zur  letzteren 
Classe  sowie  zu  den  auf  Wunsch  Operirten  zählten  keine  epigas- 
trischen-  oder  Nabel-Hernien.  Kochkb  hält  übrigens  die  frühesten 
Jugendjahre  wie  die  meisten  Operateure  wegen  der  schwer  durch- 
zuführenden Aseptik  nur  ausnahmsweise  zur  Radicaloperation  ge- 
eignet und  hat  nur  3 derartige  Fälle  und  zwar  mit  gutem  Erfolg 
behandelt.  Bei  dem  KocHKa’schen  Verfahren  ist  die  ausschliefsliche 
Verwendung  von  Seide  und  Glasdrains,  die  Spülung  der  Wunde 
mit  Soda-  oder  Salzlösung  (0.75  pCt.)  während  der  Operation  und 
nur  zu  deren  Schluss  mit  einem  Antisepticum  (Sublimat)  zu  be- 
tonen. Die  Narcose  wird  mit  Chloroform  eingeleitet,  mit  Aether 
fortgesetzt.  Die  Schnittrichtung  geht  neuerdings  quer  über  die 
Bruchgeschwulst,  parallel  dem  Lig.  Poupart. , weil  man  dadurch 
näher  der  Bruchpforte  kommt,  die  Narbe  besser  und  das  Scrotuin 
mit  seinen  schwer  zu  desinficirenden  Falten  und  seiner  Neigung  zu 
nachträglicher  Anschwellung  vermieden  wird.  Der  blofsgelegte 
Sack  wird  nach  stumpfer  Isolation  von  Samenstrang  und  Leisten- 
kanal eröffnet,  etwaiger  Inhalt  zu  reponiren  gesucht  und  etwa  de- 
ponirtes  Netz  nach  Seidenligatur  abgetragen  und  versenkt.  Während 
nun  der  linke  Zeigefinger  des  Operateurs  in  die  Bauchhöhle  dringt, 
um  etwaige  Contenta  dieser  zurückzuhalten  und  ein  Assistent  den 
freigelegten  Sack  möglichst  mit  herunterzieht,  wird  der  Bruchsack- 
hals möglichst  hoch  mit  doppelten  Seidenfnden  durchstochen  und 
doppelt  unterbunden  und  dann  der  Bruchsack  peripher  davon  ab- 
getragen. Hierauf  wird  der  Leistencanal  über  dem  linken  Zeige- 
finger in  seiner  ganzen  Länge  bis  zur  äussern  Pforte,  nicht  nur 
diese  allein,  durch  tiefgehende  Seidennähte  geschlossen,  während 
man  bei  den  Schenkelhernien  eine  Naht  zwischen  Lig.  Poupart.  u. 
Fase,  pectin.  anlegt.  Bei  angeborenen  Leistenbrüchen  verfährt  man 
wie  bei  den  erworbenen,  nur  wird  der  Proc.  vagin.  über  dem  Ho- 
den abgeschnitten  und  der  an  letzterem  verbliebene  Rest  durch 
Naht  zu  einer  Tun.  vagin.  testis  propr.  geschlossen.  Die  Castration 
wurde  in  keinem  einzigen  der  Fälle  ausgeführt.  Unter  den  106 
Patt,  mit  1 19  Radicaloperationen  starb  ein  einziger  und  zwar  nach 


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No.  6.  Nicola  dom,  Lkuw,  Ueber  die  Radicaloper&tion  von  Hernien.  101 

einer  doppelten  Operation,  indem  eich  bei  dem  58  jährigen  Mann 
15  Tage  später  ein  doppelseitiger  Lungeninfarct  bei  schon  ver- 
narbter Wunde  entwickelt  hatte.  Als  Bruchinhalt  fand  sich  relativ 
selten,  nämlich  nur  7 Mal  Darm,  weil  dieser  meist  vor  Eröffnung 
des  Sackes  schon  reponirt  war;  am  häufigsten  50  Mal,  daruuter  38 
Mal  adhärent,  Netz,  welches  44  Mal  resecirt  werden  musste:  als 
anderweitige  Befunde  wurden  registrirt  Appendices  epiploicae  3, 
Hvdrocele  communis  3,  Bursitis  hernialis  4 und  subseröse  Lipome 
3 Mal.  Wegen  des  Wundverlaufes  hat  Verl,  nur  die  letzten  4 
Jahre,  iD  denen  Kocher  seine  Methode  in  ihrer  Vervollkommnung 
angewandt,  berücksichtigt.  Unter  65  Fällen  war  derselbe  glatt  51 
Mal,  14  Mal  dagegen  gestört  und  zwar  8 Mal  durch  locale  Eite- 
rung, 4 Mal  durch  Oedema  scrot.  und  3 Mal  durch  Wundhäma- 
tom. Durch  erste  Vereinigung  heilten  daher  63  Fälle,  von  denen 
57  mit  bekannter  Heilungsdauer  eine  solche  von  7 */3  Tagen  boten, 
eine  Ziffer,  die  sich  für  die  Bauchbrüche  etwas  erhöht,  für  die 
Schenkelbrüche  dagegen  ein  wenig  ermäfsigt.  Die  Nachbehandlung 
bestand  in  einem  leichten  Bindenverbande  von  sterilisirter  Gaze, 
darüber  kam  Sublimatgaze  und  allenfalls  noch  ein  Waldwollkissen. 
Bereits  am  Tage  darauf  werden  wenige  Drains  und  Entspannungs- 
nähte,  und  am  nächsten  Tage  alle  Nähte  entfernt,  sodass  über  der 
Wunde  nur  ein  GazestreifeD  mit  Collodium  befestigt  zu  werden 
braucht,  über  welchen  der  Bismuth  - Brei  kommt.  Nach  8 Tagen 
verlässt  der  Pat.  das  Bett  und  wird  nach  8 — 14  Tagen  dann  ent- 
lassen. Die  Endresultate  ergaben  für  94  Radicaloperationen , in 
denen  sie  bekannt  waren,  76  (80.8  pCt.)  Heilungen  und  18  (19.2  pCt.) 
Recidive,  nämlich  79  Leistenbrüche  15  (19  pCt.),  9 Schenkelbrüche 
3 (33.3  pCt.)  und  6 Bauchbrücbe  0 Rückfälle.  Die  Heilungen 
wurden  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  nach  einer  mehr  als  2 Jahre 
betragenden  Frist  dargethan,  in  rnaximo  nach  13  Jahren,  in  minimo 
nach  6 Monaten.  Bei  den  Recidiven  schwankte  die  Beobachtung 
zwischen  6 und  48  Monaten.  Betrachtet  man  als  dauernd  geheilt 
nur  die  mindestens  2 Jahre  verfolgten  Operirten,  so  ergiebt  sich 
hier  immerhin  noch  die  Ziffer  von  49=93  pCt.  Als  Hauptursachen 
der  Recidive  fanden  sich  tiefe  Eiterung,  speciell  Fadeneiterung 
und  ungenügender  Verschluss  der  Bruchpforte  bei  deren  sehr  er- 
heblichen Weite.  Alle  Recidivisten  hatten  kein  Bruchband  getragen, 
von  den  übrigen  9,  unter  diesen  jedoch  nur  1 so  lange,  dass  man 
die  Zeit  in  Betracht  ziehen  kann.  Für  die  Recidivfrage  ist  natür- 
lich ein  solcher  isolirter  Fall  ohne  Belang.  Ueberhaupt  ist  für  den 
Erfolg  der  Radicaloperation  in  allererster  Reihe  die  Methode,  dann 
der  Reihe  nach  der  antiseptische  Verlauf,  die  Bruchverhältnisse  und 
das  Alter  der  Operirten  — unabhängig  von  dem  des  Bruches  — 
ausschlaggebend.  P.  Güterbock. 


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102 


Sprokck,  Erkennung  des  Cbolerabacillus. 


No.  6 


1)  Spronck,  Over  de  bacteriologische  diagnose  van  aziatische 
cholera.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1893,  II.  No.  16. 

2)  Derselbe,  Over  cholera-bacillen,  onlangs  in  Nederland  nit  rivier-, 
vaart-,  gracht-  en  slootwater  gekweekt.  Ebenda,  No.  20. 

1)  Es  ist  nicht  immer  leicht,  den  Cholerabacillus  von  anderen 
mehr  oder  weniger  unschuldigen  Bakterien,  welche  gleichfalls  die 
Nitroso-Indoloreaction  geben,  zu  unterscheiden.  Man  muss  dann 
noch  die  Giftigkeit  für  einzelne  Tiere  feststellen,  welche  jedoch 
auch  nicht  immer  ganz  sicheres  Ergebniss  hat.  Die  Diagnose  ist 
leicht,  wenn  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Kommabacillen  in  den 
Fäces  vorhanden  ist.  Dieselben  müssen  isolirt  werden,  und  um  die 
Diagnose  zu  sichern,  ist  die  Nitroso-Indolreaction  anzustellen.  Ent- 
halten die  Abgänge  sehr  wenig  Bacillen,  so  ist  der  positive  Aus- 
fall der  Reaction  nicht  ausreichend,  sondern  es  ist  der  Impfversuch 
mit  Tauben  anzustellen.  Sind  1.5  mg  Agarkultur  für  Tauben  im 
Gewicht  von  300  bis  350  g tötliche  Gabe,  so  ist  nach  Koch  der 
betreffende  Bacillus  der  echte  Choleravibrio.  S.  benützt,  da  ein- 
zelne Tauben  relativ  immun  sind,  mindestens  drei  Tiere  zum  Ver- 
suche. Während  für  die  ersten  Fälle  12  bis  24  Stunden  zur 
Untersuchung  ausreichen,  sind  für  die  letzteren  48  Stunden  not- 
wendig. 

Tötet  genannte  Gabe  Tauben  nicht,  so  ist  nach  S.  nicht  der 
Schluss  gerechtfertigt,  dass  der  vorliegende  Bacillus  nicht  der 
Choleravibrio  sei,  und  es  liegt  dann  der  schwierigste  Fall  vor, 
dessen  Entscheidung  in  den  Händen  des  Untersuchers  selbst  liegt. 

2)  Das  vom  Verf,  zur  Untersuchung  des  Wassers  auf  Cholera- 
bacillen geübte  Verfahren  stimmt  fast  genau  mit  dem  KocH’schen 
fiberein.  Von  einer  sterilisirten  Lösung  von  10  pCt.  Pepton-Cor- 
n 4 1 i b (welches  S.  dem  von  Wittk  vorzieht)  und  10  pCt.  Kochsalz, 
die  durch  Zufügung  von  Natr.  carbon.  stark  alkalisch  gemacht  ist, 
werden  10  ccm  mit  90  ccm  des  zu  untersuchenden  Wassers  ver- 
mischt, im  ßecherglas  auf  37 0 C erwärmt  und  nach  6 Stunden 
Gelatine-  und  Agarplattenkulturen  angelegt.  Nach  12  oder  18 
Stunden  wurden  wiederum  von  dem  Häutchen,  das  sich  an  der 
Oberfläche  gebildet,  neue  Kulturen  angelegt.  Die  Gelatineplatten- 
kulturen wurden  bei  21“,  die  Agar-  bei  37 0 C aufgestellt  und  mög- 
lichst nach  genau  20  Stunden  untersucht.  6 bis  10  der  am  meisten 
verdächtigen  Kolonien  wurden  in  Peptonkochsalzlösung  und  zugleich 
in  Agar  überbracht,  auf  37°  erwärmt,  und  nach  6 bis  10  Stunden 
den  Peptonkulturen  verdünnte  Schwefelsäure  zugefügt.  Von  den 
Peptonkulturen,  welche  die  Nitroso-Indolreaction  gaben,  wurden 
die  entsprechenden  Agar-Kulturen  mikroskopisch  untersucht.  Wur- 
den gekrümmte  Stäbchen  gefunden,  so  wurden  diese  nach  allen 
Richtungen  weiter  geprüft.  Fünf  von  elf  Proben  von  Wasser  von 
verschiedenen  Orten  enthielten  Choleravibrionen  oder  vielmehr  Ba- 
cillen, welche  mit  Hülle  der  uns  augenblicklich  zu  Gebote  stehen- 
den Mittel  nicht  von  echten  Cholerabacillen  unterschieden  werden 
konnten.  Einzelne  der  Arten  zeigten  verschiedene  Giftigkeit.  Verf. 


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No.  6. 


BiCKB,  Ueber  idiopathische  Herzvergröfserung. 


103 


bespricht  noch  die  Differentialdiagnose  zwischen  den  von  ihm  und 
den  an  anderen  Orten  gefundenen,  dem  Cholerabacillus  gleichen- 
den Mikroben.  George  Meyer. 


J.  Bauer,  Ueber  idiopathische  Herzvergröfserung.  Wiener  med.  Blätter 
1893,  No.  37—42. 

Verf.  hebt  hervor,  dass  sich  die  idiopathische  Herzver- 
gröfserung in  der  Mehrzahl  der  Fälle  als  dilatative  Hyper- 
trophie darstellt;  nur  bei  Nierenschrumpfung  kommen  auch  Fälle 
von  reiner  oder  sogar  von  concentrischer  Hypertrophie  vor.  Gegen- 
über Fbäntzbl  betont  Verf.,  dass  die  Dilatation  gewöhnlich  der 
Hypertrophie  vorangeht.  Bei  Individuen,  die  neben  grofsen  körper- 
lichen Anstrengungen  ein  vernünftiges  Leben  führen,  trifft  man 
keineswegs  häufig  Herzhypertrophie  an ; hier  kommt  es  vielmehr  — 
durch  Accommodation  an  die  grofsen  Kraftleistungen  — zu  einer 
„Erstarkung“  des  Herzmuskels,  welch’  letzterer  in  der  Ruhe  nur 
mit  gewöhnlichem  Kraftaufwand,  bei  Körperarbeit  aber  mit  bedeu- 
tender Reservekraft  arbeitet.  Vorübergehende  Ausdehnungen  der 
Herzwandungen  und  in  Folge  davon  unvollständige  systolische  Ent- 
leerungen der  Herzhöhlen  kommen  sicherlich  häufig  vor  (z.  B.  beim 
Bergsteigen  unter  Atemlosigkeit),  werden  aber  ausgeglichen,  wenn 
die  Herzwandung  ihre  volle  Elasticität  wieder  erlangt.  Nur  solche 
Dilatationen,  die  nicht  alsbald  durch  die  elastischen  Kräfte  der 
Herzwandungen  ausgeglichen  werden,  führen  zur  Hypertrophie. 
Von  denjenigen  Schädlichkeiten,  die  gleichzeitig  die  Elasticität  der 
Herzwandungen  beeinträchtigen  und  die  Herzarbeit  vermehren, 
stellt  die  wichtigste  und  häufigste  der  übermäfsige  Alcoholge- 
nuss,  und  zwar  namentlich  der  übermäfsige  habituelle  Bier- 
consum  dar  Letzteres  wird  namentlich  durch  Bollinger’s  Mün- 
chener Beobachtungen  erwiesen.  Es  kommt  bei  diesen  Bierpotatoren 

— neben  den  grofsen  Alcoholmengen  — auch  die  Zufuhr  der 
übrigen  Bestandteile  des  Bieres  (speciell  der  Kohlehydrate  und 
Kalisalze),  endlich  auch  die  erhebliche  Flüssigkeitseinfuhr  in  Betracht. 

— In  einer  Reihe  von  Fällen  ist  übermäfsige  Körperarbeit 
die  veranlassende  Ursache  einer  dilatativen  Herzhypertrophie,  meis- 
tens aber  nur,  wenn  Alcoholismus,  ungenügende  Ernährung,  Anämie, 
vielleicht  auch  excessiver  Tabakconsum  und  andere  nervöse  Ein- 
flüsse daneben  bestehen.  — Die  bei  Nierenschrumpfung  ohne 
Klappenfehler  vorkommenden  Hypertrophieen  sind,  wie 
namentlich  Sbkator  hervorgehoben  hat,  in  einer  gewissen  Zahl  von 
Fällen  wirkliche  concentrische  (d.  h.  Zunahme  der  Muskelmasse 
mit  Verkleinerung  des  diastolischen  Lumens);  die  Wanddicke  ist 
hier  unter  Umständen  eine  excessive.  Man  muss  hier  eine  directe 
nutritive  Reizung  der  Muskelmasse  annehmen  durch  Stoffe,  die  im 
Blute  circuliren,  vielleicht  durch  Harnstoff.  — Auch  nervöse  Stö- 
rungen sollen  zum  Zustandekommen  von  Herzhypertrophie  mit- 
wirken,  eo  bei  Morbus  Basedowii,  bei  übermäfsigem  Tabakgenuss, 


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104  Zwaabdbmakkk  n.  Khakt,  Ueber  die  Reconvalescenz  von  Beri-Beri.  No.  6 

sexuellen  Excessen  etc.  — Bei  Individuen,  die  an  Säuferherz  lei- 
den, kann  unter  der  Einwirkung  starker  nervöser  Erregungen  eine 
plötzliche  Insufficienz  des  Herzens  eintreten.  Meist  allerdings  ist 
der  Krankheitsverlauf  ein  längerer,  mit  zeitweisen  Besserungen  ein- 
hergehender. Idiopathische  Hypertrophieen,  selbst  höheren  Grades, 
können  sehr  lange  Zeit  ohne  erhebliche  Störungen  des  Befindens 
bestehen;  allmälig  — in  manchen  Fällen  im  Anschluss  an  eine 
leichte  intercurrente  Erkrankung  oder  im  Gefolge  von  Excessen 
etc.  — tritt  Herzinsufficienz  ein.  Perl. 


Zwaardemaker  en  Kraft,  Over  de  reconvalescentie  van  beri-beri. 

Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1893,  II.  No.  15. 

Die  aus  Niederländisch-Indien  in  Reconvalescenz  an  Beri-Beri 
zuröekkehrenden  Truppen  wurden  von  Verff.  untersucht.  Hervor- 
ragendes Zeichen  ist  die  Schwäche  der  Nerven-  und  Muskelfunction 
und  des  Kreislaufs.  Das  Gesicht  ist  unbeweglich  wie  eine  Maske 
(Lähmung  der  Gesichtsmuskeln),  der  Gang  unsicher.  Da  die  See- 
reise den  Zustand  bereits  verbessert  hat,  ist  nur  leichtes  Zittern  in 
den  Beinen  vorhanden,  starkes  Zittern  entsteht,  wenn  der  Kranke 
auf  einem  Bein  stehen  soll.  Schnelle  Ermödung  nach  leichter  An- 
strengung tritt  ein,  Nachts  auch  Krämpfe.  Grobe  Bewegungen 
werden  von  den  Armen  und  Händen  ohne  Zittern  ausgefßhrt.  Die 
Haut  ist  blass,  leicht  cyanotisch;  bei  einzelnen  Kranken  bestehen 
trophische  Störungen,  häufig  Atrophie  der  Haut.  — Oedeme  sind 
meistens  an  den  Beinen,  seltener  im  Gesicht  und  an  den  Armen 
(in  diesen  Fällen  kein  Eiweifs  im  Harn).  Die  Muskeln  sind  häufig 
atrophisch,  nicht  schmerzhaft  oder  geschwollen.  Von  93  Kranken 
boten  nur  29  Abweichungen  der  elektrischen  Erregbarkeit;  immer- 
hin sind  dieselben,  wo  sie  vorhanden,  ein  wichtiges  Erkennungs- 
zeichen, sie  bestehen  in  einer  Verminderung  der  Erregbarkeit  för 
den  faradischen  Strom.  Unter  den  29  Fällen  war  16  Mal  das 
Kniephänomen  erhöht,  zwei  Mal  verringert,  elf  Mal  normal.  Bei 
den  64  anderen  Kranken  war  es  36  Mal  erhöht,  3 Mal  verringert, 
8 Mal  nicht  vorhanden.  Bei  den  Kranken  mit  erhöhtem  Patellar- 
reflex  war  21  Mal  Fufsclonus  festzustellen.  Die  Function  der  sen- 
siblen Nerven  ist  selten  gestört,  die  der  motorischen  häufig.  Psy- 
chische Störungen  wurden  einmal  bei  einem  Syphilitiker  angetroffen. 
Kennzeichnend  ist  die  sehr  schwache  Herztätigkeit.  Wichtig  ist  die 
Unterscheidung  von  chronischem  Alcoholismus,  ferner  von  Opium- 
vergiftung. Die  Dauer  der  Krankheit  und  der  Genesung  sind  sehr 
verschieden.  Die  Kranken  mössen  möglichst  schnell  aus  dem  Beri- 
beri-Lande  entfernt  werden,  sonst  ist  symptomatische  Behandlung 
am  Platze.  Vor  allen  Dingen  sind  Alcoholika,  bei  Kranken  mit 
Herzerscheinungen  auch  das  Rauchen  zu  verbieten.  Gegen  das 
Herzklopfen  bewährte  sich  Strophantus.  George  Meyer. 


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No.  6 OppKKHKiMjüeberatypische  Formen  etc.  - Nauntn,  Bernhardt,  Fälle  105 

H.  Oppenheim,  Ueber  atypische  Formen  der  Gliosis  spinalis. 
Archiv  f.  Psychiatrie  etc.  1893,  XXV.  '2.  H. 

O.  teilt  zunächst  eine  klinische  Beobachtung  mit,  in  welcher 
bei  diffuser  Ausbreitung  des  geschwulstartigen  Prozesses  im  untern 
Dorsalmark  die  Erkrankung  nach  oben  hin  durch’s  ganze  Rücken- 
mark dem  Hinterhorn  einer  Seite  folgte  Der  Kranke  zeigte  spas- 
tische Parese  beider  Beine,  starke  Herabsetzung  des  Gefühls  an 
beiden  Beinen  und  in  der  linken  Hypochondrien- Abdominalgegend; 
Analgesie  und  Thermanästhesie  und  Hemihyperidrosis  an  der  ganzen 
linken  Körperhälfte  u.  s.  w.  In  einem  anderen  mitgeteilten  Falle 
beschränkte  sich  die  Erkrankung  auf  eine  Seite  im  Lendenteil  und 
ergab  Atrophie  des  linken  Oberschenkels  mit  Entartungsreaction, 
Verlust  des  Kniephänomens  und  erhebliche  Herabsetzung  des 
Schmerz-  und  Temperaturgefühls.  — Schon  1886  hatte  O.  einen 
Fall  von  Gliose  mit  tabischen  Erscheinungen  mitgeteilt.  Hier  wird 
ein  ähnlicher  Fall  ausführlich  beschrieben.  Ein  40 jähriger  Mann 
erkrankte  1882  mit  zunehmender  Sehstörung,  lancinirenden  Schmer- 
zen, Schwächegefühl  in  den  Beinen,  vorübergehendem  Doppeltsehen; 
dazu  kam  Gürtelgefüh),  Taubheit  in  den  Fufssohlen,  Incontinentia 
urinae  et  alvi.  — 1884  bestanden  starke  Kyphoscoliose  der  Brust- 
wirbelsäule, beiderseitige  Opticusatrophie,  rechts  Pupillenstarre, 
links  minimale  Lichtreaction,  rechts  Verlust  des  Kniephänomens, 
Andeutung  von  Ataxie  und  RoMB-Ho’schen  Phänomen.  In  der  linken 
Rumpfhälfte  und  am  linken  Oberschenkel  zeigte  eich  völlige  Anal- 
gesie und  Thermaoästhesie  bei  erhaltenem  Berührungsgefühl.  Juni 
1890  trat  eine  psychische  Störung  (Dementia  paralytica)  hinzu  und 
August  1890  der  Tod  an  Pneumonie.  — Die  Section  erwies  eine 
Pachy-  und  Lepto  - Meningitis  cerebr.  chronic,  und  Gliomatoeis 
medull.  spinalis  et  Degeneratio  grisea  funicul.  poster.  Im  untersten 
Brustmark  war  die  Degeneration  auf  den  rechten  GuLL’schen  Strang 
scharf  beschränkt,  während  sie  im  obersten  Lendenteil  den  ge- 
sammten  rechten  Hinterstrang  einnahm.  Die  Frage,  ob  es  sich 
hier  um  eine  Combination  von  Tabes  dorsalis  mit  Syringomyelie 
handelt  oder  um  eine  besondere  Form  der  Gliose,  die  durch  ihre 
Ausbreitung  im  Hinterstranggebiet  die  tabischen  Symptome  produ- 
cirte,  beantwortet  H.  dahin,  dass  die  Gliose  die  Tendenz  besitzt, 
sich  mit  Degenerationszuständen  im  Hinterstranggebiet  zu  verbinden, 
die  eine  grofse  Verwandtschaft  oder  selbst  völlige  Identität  mit  der 
pathologisch-anatomischen  Grundlage  der  Tabes  dorsalis  bekunden. 

S.  Kalischer. 

1)  Naunyn,  Fall  von  Syringomyelie.  Sitzungsber.  d.  Naturvviss.-Med.- 
Vereins  in  Strassburg  1893,  28.  Jan. 

2)  Derselbe,  Fall  von  Polyneuritis.  Ebenda.  25.  Febr. 

3)  M Bernhardt,  Literarisch- Historischer  Beitrag  zur  Lehre  von 
der  Syringomyelie.  Deutsche  med.  Woobenschr.  1893.  No.  32. 

1)  Der  25jähr.  Pat.  bekam  während  seiner  Militärzeit  Schwindel, 
Erbrechen  und  r.  Hemianästhesie  (Lues  geleugnet)  — eine  3 monatl. 


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106  v.  Syringomyelie  etc.  - L\no,  Ueber  intermiltirendeSyphilisbebandl.  No.  6 

spezifische  Kur  brachte  keine  Besserung.  Seit  1 Jahre  häufige 
Verbrennungen  und  Verletzungen  an  beiden  Händen,  schwere  Ulce- 
rationen  und  Verkrüppelungen  der  Endphalangen.  Beiderseits  Klauen- 
hand, Reflexe  an  den  unteren  Extremitäten  gesteigert.  Hemianäs- 
thesie  fßr  alle  Qualitäten  rechts.  Links  Thermoanästhesie.  Rechte 
fehlt  auch  das  Lagegefühl.  Oie  eiectr.  Erregbarkeit  der  Interossei 
ist  quantitativ  herabgesetzt.  Scoliosis  dorsalis  dextra.  Die  rechte 
Heinianästhesie  wird  für  eine  hysterische  Complication  gehalten. 

2)  34jähriger  Waldhöter.  Weihnachten  1892  Erkrankung  mit 

Schmerzen  in  Armen  und  Beinen.  Bald  darauf  entwickelte  sich 
eine  mehrtägige  Psychose  (Delir,  alcohol.),  für  welche  später  die 
Erinnerung  mangelte.  Dann  waren  Arme  und  Beine  gelähmt. 
Nach  4 Wochen  hatte  sich  die  Lähmung  begrenzt  und  als  bleibend 
paretisch.  (Atrophie,  EaR)  wurden  die  Schultermuskeln  erkannt. 
Die  Nervenstämme  waren  druckempfindlich,  sonst  keine  Sensibili- 
tätsstörungen. Die  Localisation  dieser  Polyneuritis  abkobolica  ist 
eine  seltene.  M.  Brasch. 

3)  B.  stellt  mehrere  Fälle  von  Syringomyelie  aus  der  Litteratur 
zusammen,  die  als  progressive  Muskelatrophie  aufgefasst  und  be- 
schrieben sind  (1  Fall  von  Fribdrkich,  3 Fälle  von  Drbscbfkld, 
1 Fall  von  Booth,  1 Fall  von  Bakkr,  1 Fall  von  Landow  u.  Mos- 
i.kh).  Einen  dem  letztgenannten  ähnelnden  Fall  beschrieb  B.  bereits 
im  December  1883;  in  diesem  berechtigten  die  partielle  Empfin- 
dungslähmung und  trophische  Störungen  an  Knochen  und  Gelenken 
der  oberen  Extremität  zur  Diagnose  Syringomyelie.  — Es  dürften 
auch  bei  weiterem  Nachforschen  unter  der  Casuistik  der  Myelitis, 
der  amyotrophischen  Lateralsclerose  etc.  noch  Fälle  aufzufinden 
sein,  die  in  das  Bereich  der  Syringomyelie  gehören.  S.  Kalischer. 


E.  Lang,  Beleuchtung  der  „successiven  oder  chronisch -intermitti- 
renden  Behandlung“  der  Syphilis.  Wionor  med.  Presse  1893.  No.  46. 

Verf.  bekämpft  die  chronisch-intermittirende  Syphilisbehandlung 
auf  Grund  der  von  Fouknikr  selbst  als  Belege  für  den  Nutzen  seiner 
Methode  gelieferten  statistischen  Tabellen  und  zeigt,  dass  diese 
keineswegs  das  beweisen,  was  sie  beweisen  sollen,  vielmehr  ebenso- 
gut im  entgegengesetzten  Sinne  ausgelegt  werden  können.  Den 
mindestens  höchst  zweifelhaften  Vorzügen  der  Behandlungsart  stän- 
den aber  ganz  reelle  Nachteile  gegenüber.  Eine  frühzeitige  und 
eingreifende  Behandlung  im  Sinne  Fournikr’s  disponire  ausnehmend 
zu  ungewöhnlich  frühem  Auftreten  schwerer  Syphilisformen  (was 
auch  die  FooRNiEa’schen  Tabellen  bestätigen)  und  die  prolongirte 
Darreichung  von  Quecksilber  wirke  entschieden  häufig  depravirend 
auf  die  Constitution,  rufe  Verdauungsbeschwerden  und  Schlaflosig- 
keit, ganz  besonders  oft  aber  die  mannigfachsten  Störungen  im  Be- 
reiche des  Nervensystems  hervor.  Dos  enorm  häufige  Befallensein 
des  letzteren  bei  den  Kranken  Fournirr’s  entspreche  sicher  nicht 


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No.  6.  Lanpheab,  Cordjkr,  Ueber  die  Methode  der  Uterusexstirpation.  107 

dem  gewöhnlichen  Bilde  der  Syphilis  und  man  müsse  annehmen, 
dass  diese  Erscheinung  mehr  von  der  Behandlung  als  von  der  Krank- 
heit abhänge.  Endlich  sei  auch  zu  bedenken,  dass  die  lange  fort- 
gesetzt gebrauchten  Specifica  häufig  dann  ihre  Wirkung  versagen, 
wenn  diese,  bei  wirklich  eintretenden  Recidiven,  höchst  erwünscht 
wäre.  Dass  übrigens  Fuubmkb  selbst  (der  bemerkenswerter  Weise 
von  Reinfectionen,  die  er  doch  eigentlich  häufig  beobachten  müsste, 
gar  nichts  sage)  von  seinen  Resultaten  wenig  erbaut  sei,  gehe  schon 
daraus  hervor,  dass  er  die  Ansprüche  an  die  Dauer  einer  ausrei- 
chenden Behandlung  fortwährend  steigere;  erst  sollte  sie  sich  auf 
9 — 12  Monate,  später  auf  2,  dann  auf  4 Jahre  erstrecken,  jetzt  ver- 
lange er  schoD  5 — 6 Jahre.  Es  werde  ihm  auch  weiterhin  nichts 
übrig  bleiben,  als,  von  den  Erfolgen  unbefriedigt,  die  Grenzen 
immer  weiter  hinauszuschieben,  oder  die  ganze  Methode  wieder 
aufzugeben.  H.  Müller. 


1)  E.  Lanphear,  Abdominal  hystereotomy  witli  clamps  — a rapid 
and  eafe  method  of  removing  the  Uterus.  Medical  record,  1893, 
July  1. 

2)  A.  H.  Cordier,  Suprapubic  Hysterectomy  for  the  removal  of 
fibroids  of  the  Uterus.  International  medical  Magazine.  1893,  II.  No.  3. 

1)  Verf.  beschreibt  3 Methoden  der  Totalexstirpation  des 
Uterus,  die  er  als  PkAN’sche,  EASTMAn’sche  und  LiANPHKAR’sche  be- 
zeichnet. Die  PsAR'sche,  eine  supravaginale  Amputation  mit  nach- 
folgender vaginaler  Exstirpation  des  Stumpfes,  hält  er  da  indicirt, 
wo  Portio-Carcinom  mit  einem  grofsen  Corpus  - Tumor  complicirt 
ist.  Die  EASTMAN’sche,  angeblich  von  Martin  (?)  und  Bardenhkuer 
(?)  adoptirte  Methode  ist  eine  abdominale  Totalexstirpation  nach 
vorgängiger  Abtragung  der  Ovarien  und  Tuben.  Die  Lanphkar’- 
eche  Methode  ist  eine  abdominale  Totalexstirpation,  bei  der  die 
breiten  Ligamente  nicht  unterbunden  und  vernäht  werden,  sondern 
die  Blutstillung  durch  Klammern  erfolgt,  die  24  Stunden  liegen 
bleiben. 

2)  Verf.  glaubt,  dass  viele  sogenannte  ödematöse  Myome  von 

Anfang  an  Sarkome  gewesen  seien.  Die  makroskopische  Unter- 
scheidung sei  schwierig.  Die  Behauptung,  dass  Uterus- Myome  in 
der  Negerrasse  besonders  häufig  seien,  wird  bestritten.  Sie  beruhe 
auf  früheren  Verwechselungen  mit  Pyosalpinx.  Um  ödematöse 
Myome  handle  es  sich,  wenn  die  Exstirpation  der  Uterusanhänge 
nicht  hinreiche,  das  Wachstum  des  Tumors  zum  Stillstand  zu 
bringen.  In  allen  Fällen  von  ödematösem  Myom  sei  die  Spaltung 
der  Kapsel  und  Enucleation  weit  gefährlicher,  als  die  Totalexstir- 
pation.  Verf.  wendet  sich  gegen  die  electrische  Behandlung  (mit  einem 
Seitenhieb  auf  die  deutsche  Schule),  die  er  für  erfolglos  und  ge- 
fährlich erklärt  u.  giebt  endlich  eine  Schilderung  seiner  Operations- 
methode (mit  extraperitonealer  Stielbehandlung),  die  nichts  wesent- 
lich Neues  enthält.  A.  Martin. 


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108  Dheser,  Zur  Pharmakologie  d.  Quecksilbers.  - Schröttkr.  - Popoff.  No.  6 


H.  Dreser,  Zur  Pharmakologie  des  Quecksilbers.  Arch.  f.  e%p.  Patb. 
u.  Pharmak,  XXXII.  p.  456. 

Von  dem  Gedanken  ausgehend,  es  könnten  die  Aetz-  u.  Gift- 
wirkungen des  Hg  durch  Bindung  an  Schwefel  gemildert  werden, 
untersuche  D.  Hg- Doppelsalze  der  Rhodan  wasserstoffsäure  und  der 
unterschwelligen  Säure.  Das  krystallisirte  Kaliumhyposulfitsalz  von 
der  Zusammensetzung  3 Hg  (SjOj^-f-ö  K3Sa03  löst  nun  tatsächlich 
den  Quecksilberalbuminatniederschlag,  ist  für  Hefe  ganz  ungiftig, 
fast  ungiftig  für  das  isolirte  Froschherz  und  tötet  Frösche  erst  in 
der  4 fachen  Zeit  als  das  Rhodandoppelsalz  des  Quecksilbers.  Ver- 
suche Ober  Spaltung  des  Hyposulfitsalzes  durch  Electrolyse  ergaben, 
dass  das  Hg  nicht  an  der  Kathode  wie  Kalium,  sondern  an  der 
Anode  abgeschieden  wird,  was  durch  Annahme  einer  Quecksilber- 
säure erklärlich  wird. 

Die  Zersetzung  des  Salzes  erfolgt  nach  der  Formel 


Hg 


/S-S03 

\S-SO3 


K 

K 


Anode  <—  j — » Kathode 

Die  relative  Ungiftigkeit  des  Hg  im  Hyposulfit  ist  der  des  Fe 
im  Ferrocyan-Kalium  an  die  Seite  zu  stellen. 

Für  den  Warmblüter  ist  das  Hyposulfitsalz  ebenso  giftig  wie 
Sublimat. 

Das  Kaliumquecksilberhyposulfit  (in  einer  Menge  von  2.3  g 
entsprechend  1 g HgCI2)  empfiehlt  sich  wegen  seines  Unvermögens 
zur  Eiweifsfällung  und  seiner  exacten  Dosirbarkeit  zur  practischen 
Benützung.  Pohl. 


If.  Seliröttcr,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Albumosen.  Sitzungsber. 
der  Wiener  Akad.  d.  W.  1893,  Abth.  Ilb.  S.  633. 

Auf  einem  ziemlich  umständlichen  Wege  erhielt  Verf.  aus  WiTrs’schetn  sog. 
Pepton  eine  in  Alcohol  lösliche,  ein  mikrokristallinisches,  sehr  hygroskopisches 
Pulver  darstellende  Albnmose,  deren  Zusammensetzung  nicht  merklich  von  der  der 
EiweilskCrper  im  Allgemeinen  abweicht  (0  60  7 H 6.5  N 16.9  S 1.1  pCt.).  Das 
Moleculargewicht  ergab  sich  anfallend  niedrig  (von  687—714).  Die  Albnmose  bildet 
ein  Chlorhydrat  mit  constantem  Gehalt  an  Salzsäure  = 10.S  pCt.  Durch  Behandlung 
der  wässrigen  Losung  der  Albamose  mit  Benzoylohlorid  nnd  Natronlange  erhielt  Verf. 
Benzoesäureester  der  Albamose,  welche  durch  Alcohol  in  einen  schwefelhaltigen  and 
eineD  schwefelfreien  Anteil  zerlegt  werden  konnten.  (Bei  dem  Wege  der  Darstellung 
durch  Behandlung  des  Wrrrc'scheu  Peptons  mit  beträchtlichen  Quantitäten  von  Schwe- 
felsäure und  Zinkstanb  scheinen  dem  Ref.  trotz  der  Controllrersnche  des  Verf.'s  Zer- 
setzungen nicht  ausgeschlossen,  namentlich  hat  Verf  , soweit  Ref.  sehen  kann,  nicht 
den  Nachweis  geführt,  dass  seine  .Albnmose“  frei  war  von  Pepton,  dessen  Bildang 
nach  dem  Gange  der  Darstellung  direct  anzunehmen  izt.  So  würde  zieh  die  rom 
Verf.  besonders  als  abweiohend  betonte  AlcobollOilichkeit  leicht  erklären.  Ref) 

S.  SaUtowskL 


P.  M.  Popoff,  Ueber  die  Einwirkung  von  eiweifsverdauenden  Fer- 
menten auf  die  Nucleinstoffe.  Zeitiobr.  f.  pbysiol.  Chem.  XVIII.  S.  533. 
Bei  1—4  stündiger  Digestion  der  an  Nucleinstaflen  reichen  Kilbsthymas  mit 


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No.  6. 


V.  Limbeik.  — Fiebkb.  — v.  Stkik.  — Macdonald. 


109 


Pepsin  und  Salzsäure  fand  Veif.,  unter  Kos-m.'s  Leitung,  nur  wenig  Nuclein  in  Lö- 
tung gegangen,  im  Einklang  mit  früheren  Angaben  ton  Bokat;  der  in  Lötung  ge- 
gangene Anteil  wurde  aus  dem  Phoephorgehalt  der  GerbsturefAllung  vom  Filtrat  er- 
schlossen. Dagegen  gingen  bei  1 — istündiger  Digestion  von  Kalbsthymus  mit  Pan- 
creaseztrakt  beiw.  Wnn'schem  Pancreatin  etwa  '/, — 1 . des  in  der  Drüse  enthaltenen 
Nodeint  io  Lösung;  in  dem  GerbsAure-Niederscblag  des  Filtrates  fanden  sich  auch 
bis  tu  0.1g  an  Nucleinbasen.  Daraus  geht  hervor,  dass  die  Nucleinstoffe  io  erheb- 
licher Menge  innerhalb  des  Darmrohres  durch  den  Bauchspeicbel  gelöst  werden,  ebenso 
dürfte  auch  die  Darmfäalniss  auf  jene  Stoffe  einwirken.  j.  itunk. 


R.  V.  Li  Hl  bock,  Zur  Lehre  von  der  Nekrose  der  roten  Blutkör- 
perchen. Wiener  klio.  Wochenschr.  1893,  No.  52. 

Verf.  hat  die  Untersuchungen  ron  Gübbsr,  Hains,  Mabaoliaiio  und  CaariLLiso 
über  die  Veränderungen  der  roten  Blutkörperchen  sowohl  bei  spontaner  Nekrose  des 
Bluts  als  anch  bei  Vergiftungen  mit  einer  Seihe  chemischer  Körper  einer  Nachprüfung 
unterzogen.  Er  fasst  die  endoglobullren  Veränderungen  sowie  die  auftretende  Poiki- 
locytose  als  beginnendes  Abaterben  der  roten  Blutkörperchen  auf.  Bei  den  Versuchen, 
die  globulocide  Kraft  der  einzelnen  Substanzen  festzustellen,  zeigten  sieb  die  roten  Blu- 
körperchen  am  empfindlichsten  gegen  Sluren.  Auf  der  Anwesenheit  der  letzteren  be- 
ruht auch  die  Einwirkung  von  aseptischen  Organextracten  auf  die  Blutkörperchen; 
Neutralisation  derselben  lisst  diese  Wirkung  fast  ganz  verschwinden  «.  Rothmano. 


F.  Fieber,  Ein  weiterer  Fall  von  Verrenkung  des  CHOPAHT’schen 
Gelenkes.  (Totale  Verrenkung  nach  innen.  Autopsie).  Münchner 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  19. 

Betr.  einen  '20jährigen  von  einer  Strasienlocomobile  überfahrenen  Mann,  der  noch 
io  der  folgenden  Nacht  an  inneren  Verletzungen  starb.  Intra  vitam  stand  der  Fufs 
einem  Klumpfufs  Ähnlich  leicht  sopinirt.  Die  vor  dem  Ausseren  Knöchel  abnorm 
prominenten  Cootoureo  von  Knoehenteilen  liefsen  ohne  weiteres  die  GelenkflAcbe  des 
Calcaoeus  und  den  Talus-Kopf  erkennen.  Ueber  den  innern  Rand  des  letzteren  zogen 
die  strangförmig  zusammeogezogenen  Sehnen  des  langen  Zehenstreckers,  ln  Narcose 
lieft  sieh  die  Luxation  leicht  durch  Zog  und  directen  Druck  reponiren.  Bei  der 
künstlichen  Wiederherstellung  der  Luxation  post  mortem  zeigte  sich  der  Bauch  des 
M.  ext  dig.  comm.  brevis  zerfetzt  und  waren  die  plantaren  und  dorsalen , von  Baoca 
für  unserreifsbar  erklärten  Bänder  zwischen  Os  navicul.  u.  Talus  an  letzterem  abge- 
rissen, so  dass  sie  einen  häutigen  Limbas  bildend,  an  der  überknorpelten  Aushöhlung 
des  enteren  Knochens  fest  hingen.  Ebenso  waren  die  Bänder  zwischen  Calcaneus  u 
Os  cuneiforme  völlig  getrennt  sowie  das  Os  metatars.  III.  u.  IV.  gebrochen. 

P.  Gäterbock. 


V.  stein,  Eiu  Fall  von  Ohreoblutungen  bei  einem  Knaben  mit 
imperforirtem  Trommelfelle.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  XXIV.  S.  294. 

Die  von  Verf.  bei  einem  13jäbrigen  Knaben  beobachtete,  mehrere  Tage  binier- 
einaoder  auftretende,  anfaogs  profuse  dann  stetig  geringer  werdende  Ohrenblutung  trat 
auf,  als  eine  bis  dabin  vorhandene  habituelle  Epistazis  sistirte.  Das  Blut  trat , wie 
Vtrf.,  sehen  konnte,  aus  den  Ceruminaldrüsen  in  der  hinteren  oberen  Gegend  des  Ge- 
börgangs  aus.  Gehör  normal,  Trommelfell  intact.  Brhwabaeh. 


G.  ülardonald,  Excieion  of  the  larynx,  hyoitl  bone  and  five  ring» 
of  the  trachea  for  cancer.  The  British  Medical  Journ.  1893,  30.  Dec. 

Bei  eioem  Bitjährigen  Manu,  der  seit  6 Monaten  an  Atbembeschwerden  und  seit 
3 Jshren  an  Keblkopfbeschwerden  gelitten,  fand  sich  in  der  Laryozgegend  eine  Ge- 


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110  Mühsam  u.  Sohimmklbcsch.  - Cumbkmale.  - Leyden.  - Wallach.  No. 6 


schwulst  tod  der  GrOfse  einer  Orange.  Fine  laryngotkopische  Untersuchung  war  un- 
möglich, da  die  Seitenteile  des  Kehlkopfes  so  zusammengedrückt  waren,  dass  ein  Ein- 
blick nicht  zu  erlangen  war.  Ei  wurde  die  Tracheotomie  gemacht  und  zehn  Tage 
splter  der  Tumor  incidirt,  wobei  sich  herausstellte,  dass  derselbe  fast  eitralaryogeal 
war,  aber  die  Cart.  thyr.  das  Zungenbein,  den  oberen  Teil  der  Trachea  und  die  Weich 
teile  bis  zur  äusseren  Baut  ergriffen  batte.  Es  wurden  die  genannten  Teile  entfernt, 
die  Epiglottis  blieb  zurück.  Nach  verschiedenen  Nachoperationen  wurde  Patient  mit 
einem  künstlichen  Kehlkopf  entlassen  w.  Lublhuki. 


Mühsam  u.  Schimmelbuseh,  lieber  die  Fnrbproduction  des  Ba- 
cillus pyocyaneus  bei  der  Symbiose  mit  anderen  Mikroorganismen. 
Arch.  f.  kliD.  Cbir.  1893.  46.  Bd.  S.  677. 

Die  Verf.  züchteten  den  Pyocyaneus  gleichzeitig  mit  anderen  Mikroorganismen, 
nämlich  dem  Tetragenas,  Anthrax,  Aspergillus  fumigatus,  Oidium  lactis  und  einem 
unbekannten  Pilz.  Als  Nährboden  wurde  Bouillon  verwendet.  Es  zeigte  sich,  dass 
bei  allen  Versuchen  die  Farbstoffproduction  stark  beeinträchtigt,  ja  sogar  gänzlich 
verhindert  wird.  Stets  entwickelten  sich  beide  Keime  gemeinsam. 

Impften  die  Verf.  den  Pyocyaneus  in  eine  ausgewachsene  Kultur  der  genannten 
Organismen,  so  trat  anfänglich  etwas  Grünfärbung  ein,  die  bald  wieder  verschwand. 

Scheuten. 


F.  Combomale,  Contribution  it  l’ötude  du  traitement  de  la  colique 
saturnine  par  l’buile  d’olive  it  haute  dose.  Gaz.  med.  de  Paris  1893, 
No.  38. 

Die  mit  grofsen  Dosen  Olivenäl  erzielten  günstigen  Erfolge  bei  Gallensteinkolik 
veranlasste  vor  etwa  Jahresfrist  Win.  in  Lyon,  das  Mittel  auch  bei  Bleikolik  zu  em- 
pfehlen. C.  wandte  es  in  8 Fällen  von  Bleikolik  und  in  einem  Falle  von  Encephalo- 
pathia  saturnina  an  und  berichtet  darüber  Folgendes:  Bei  Bleikolik  führten  200  g 
Olivenöl  in  einmaliger  Gabe  leichter,  als  die  bisher  bekannten  Mittel,  Stuhlgang  her- 
bei, worauf  die  Koliktchmerzen  schnell  verschwanden.  Bei  dem  Fall  ron  Encephalo- 
patbia  saturnina  worden  mehrere  Tage  hintereinander  6t)  g Olivenöl  verabreicht  und 
danach  ein  Nachlassen  und  schliefsliches  Verschwinden  der  nerrüsen  Erscheinungen 
beobachtet.  Wird  das  Oei  ausgebrochen,  so  räth  C.,  nicht  von  dem  Versuche  abzn- 
stehen,  sondern  es  ein  zweites  Mal  mit  Menthol  oder  Cocain  zu  geben.  k.  Kronthst. 


E.  Leyden,  Ueber  Venenthrombosen  im  Verlaufe  der  Influenza. 
Charite-AnDalen  1893,  XVI II.  S.  125. 

Im  Anschluss  aD  seine  frühere  Mitteilung  (Cbl.  1S92,  S.  976)  über  die  nach 
Influenza  auftretenden  Arterientbromboseu  weist  Verf.  auf  die  nach  derselben  Infectioni- 
krankbeit  zur  Beobachtung  gelangenden  Venentbrombosen  hin.  In  dem  Falle  des 
Verf.  entwickelte  sich  die  Thrombose  der  Veoa  femoralis  am  14.  Tage  der  Influenza 
unter  erneutem,  4 Tage  andauerndem  Fieber;  sie  konnte  nicht  als  maraDtische  Throm- 
bose gedeutet  werden,  sondern  als  eine  besondere  Nachkrankheit;  der  Ablauf  der 
Thrombose  war  günstig  und  relativ  schnell.  — In  dem  vom  Verein  für  innere  Medicin 
herausgegebenen  Sammelwerk  über  Influensa  hat  Littiü  26  Fälle  von  Venentbrombose 
erwähnt,  darunter  8 mit  tätlichem  Ausgang  Perl. 


Wallach,  Zur  Frequenz  der  Rhachitis  in  den  verschiedenen  Zeiten 
des  Jahres.  Münchner  med.  Wocbonscbr.  1893,  No.  29. 

Ksssowitz  hat  darauf  hingewiesen,  dass  die  Erkrankungen  an  Rhachitis  in  der 
ersten  Hälfte  des  Jahres  weit  sahlreicber  sind,  als  in  der  zweiten.  Diese  Angabe  ist 


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No.  6.  SlNOKH.  — Crabbrrt.  — Hbhzkeld.  111 

bereits  von  einigen  Autoren  bestätigt  worden.  Verf.  hat  die  Aufzeichnungen  des 
Kinderhospitals  in  Frankfurt  a.  M.  aus  den  Jahren  1830—1892  mit  Rücksicht  auf  die 
Frequenz  der  Rhachitisfälle  gesichtet.  Es  ergab  sich  in  Uebereinstimmung  mit  der 
Lehre  ron  Ktaaowirz,  dass  sowohl  absolut  wie  im  Verhältnis*  znr  Gesammtzahl  der 
Erkrankungen  die  Rhachitisfälle  in  der  1.  Hälfte  des  Jahres  weit  häufiger  sind  als  in 
der  2.  — Mit  Kassowitz  sieht  Verf.  in  diesem  Verhalten  einen  Beweis  für  den  wich- 
tigen Einfluss,  welcher  die  verdorbene  Athemluft  in  der  Aetiologie  der  Rachitis  besitzt. 

Stadlbsgen. 


G.  Singer,  Ueber  Spontangangrän  und  Simulation  bei  Hysterie. 
(Aue  der  II.  chirurg.  Abth.  des  Prof.  v.  Moskti«  - Moorhof). 
Wiener  med.  Presse  1893,  No.  25  — 26. 

Es  bandelt  sich  um  eine  18jährige  Hysterische,  welche  gelegentlich  eines  hyste- 
rischen Anfalls  sich  durch  Nähnadeln  verletzte.  Als  letztere  durch  Iocision  aus  dem 
linken  Arm  entfernt  worden  waren,  kam  et  an  der  einen  Stelle  nicht  zur  Heilung, 
sondern  znr  Bildung  einer  Gangrän.  Die  nähere  Untersuchung  ergab  bei  erhaltenem 
Berübrungtgefühl  eine  Unterempfindlichkeit  gegen  tiefere  Nadelstiche  und  Thermo- 
anästhesie  im  Bereich  der  linken  Hand  und  des  linken  Unterarms.  Da  die  Pat. 
auch  sonst  hysterische  Stigmata  darbot,  stieg  der  Verdacht  einer  Selbstbeschä- 
digung  anf,  indessen  wurde  dieser  Argwohn  fallen  gelassen  und  der  Verf.  sieht  die 
Gangrän  als  eine  neurotische  an.  Differentiell  diagnostisch  sei  sie  auch  sehr  wohl 
von  der  arteficiellen  durch  Selbstverletzung  (insbesondere  durch  chemische  und  me- 
chanische Irritamente)  hervorgerufenen  zu  unterscheiden.  Denn  bei  der  letzteren  zeige 
die  Umgebung  der  nekrotischen  Partie  stets  Schwellung  und  Hyperämie,  während  die 
neurotische  Gangrän,  welche  wie  auch  hier,  meist  aus  herpesartigen  Blaseneruptionen 
hervorgehe,  sich  scharf  von  der  gesunden  Haut  absetze  Erst  wenn  durch  reactive 
Entzündung  die  Abstofsung  des  Schorfes  sich  einleite  — also  erst  im  Verlauf  der 
Erkrankung  — entstehe  ein  entzündlicher  Hof  um  den  Schorf.  Die  Pat.  bekam  später 
noch  an  der  Mamma  Gangrän  derselben  Art. 

Bei  dem  häufigen  Vorkommen  von  vasomotorischen  Störungen  aller  Art  bei  der 
Hysterie  erscheint  das  Auftreten  der  neurotischen  Gangrän  bei  derselben  Krankheit 
dem  Verf.  als  nichts  auffallendes.  Uebrigent  haftet  der  neurotischen  Gangrän  die 
Neigung  zu  recidiviren  und  eine  geringe  Heilungstendenz  an  — so  auch  in  diesem 
Falle.  U.  Brasch. 


L.  Chabberf,  De  la  Maladie  des  Tica.  Archives  de  Neurologie  1893, 
Janoier. 

Cb.  teilt  4 Fälle  von  Maladie  des  tics  mit.  Die  ersten  beiden  Fälle  betreffen 
Mutter  und  Sohn;  bei  beiden  bestand  zugleich  Hysterie:  der  Tic  war  hier  mehr  lo- 
caler Natur.  Der  8.  Fall  zeigt  alle  Symptome  des  generalislrten  Tics.  Der  4.  Fall 
seigt  diagnostische  Schwierigkeiten  gegenüber  der  Chorea  und  der  Hysterie.  — Verf. 
will  als  Maladie  des  tics  nicht  nur  die  Fälle  bezeichnet  wissen,  in  denen  die  unwill- 
kürlichen Zuckungen  generalisirt  sind,  sondern  auch  diejenigen  mit  loealisirten  Spas- 
men; anch  diese  zeigen  die  Erscheinungen  der  Koprolalie  (Fall  I)  und  Zwangsge- 
danken  (Fall  II).  In  allen  Fällen  spielt  die  Heredität  eine  grofse  Rolle.  Die  Krank- 
heit tritt  meist  in  jugendlichem  Alter  auf  (4,  6,  8,  9,  18  Jahre  in  unseren  Fällen). 
Die  Bewegungen  sind  schnell,  systematisirt,  coordinirt,  arythmisch;  häufig  können 
Eeholalie,  Ecbokinese,  Coprolalie,  Zwangsgedanken  und  andere  psychische  Anomalien 
da»  treten,  (wie  Zweifelsucht  etc.).  8.  Rauscher. 


E.  Herzfeld,  Ueber  Epidermolysis  bullosa  hereditaria.  (Aus  der 
Poliklinik  des  Dr.  A.  Blasohko  in  Berlin).  Bert.  klin.  Wocbenschr. 
1893,  No.  34. 

Bei  einem  25jährigen  Schlosser,  bei  dem  sich  schon  seit  seiner  Kindheit  an  Hän- 


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112 


Tipjakofk.  — Stbphan. 


No.  6 


den  and  Füfsen  auf  gerioge  Inculte  hin  leicht  Blasen  bildeten,  fand  sich  die  Hant  an 
der  Dorsalseite  der  Hände  dünn,  atrophisch,  dankelblaurot,  gerunzelt,  an  der  Volar- 
seite dagegen  auffallend  straff  gespannt,  wie  zu  kurz.  Beide  Hlnde,  die  ausserdem 
eine  enorme  Hyperidrosis  aufwiesen,  waren  überall  mit  flachen,  hirsekorn-  bis  bobnen- 
grofsen  Blasen  besetzt,  welche  teils  einen  serösen,  teils  einen  blutigen  Inhalt  batten. 
Die  Fingernagel  zeigten  sieb  hochgradig  verkümmert,  klauenförmig  endend  oder  in 
mehrere  Schichten  zerblättert.  Aebnlicbe,  aber  nicht  so  hochgradige  Veränderungen 
bestanden  ancb  an  den  Füfsen.  Bei  einem  älteren  Bruder  des  Pat. , der  ebenfalls 
Schlosser  war,  konnte  der  gleiche,  wenn  auch  weniger  entwickelte  Kraokheitsznstaod 
constatirt  werden.  Ein  zweiter  Bruder  und  eine  Schwester  sollen  mit  demselben  Lei- 
den behaftet  sein.  — Von  allen  bisher  beschriebenen  Fallen  von  Epidermolysit  bullosa 
weicht  die  vorstehende  Beobachtung  ab  durch  das  fast  ausschtiefsliche  Befallensein  der 
Bände  und  Füfse  and  durch  die  verbSltnissmlfsig  hochgradigen , bleibenden  Verände- 
rungen der  Haut,  welche  sich  vielleicht  durch  die  Beschäftigung  des  Pat.  erklären. 
— Verf.  sieht  das  Wesen  der  Affection  mit  anderen  Antoren  in  einer  angeborenen 
LeichtlCsIichkeit  der  Stacbelzellenschicht  und  polemisirt  namentlich  gegen  die  Ansicht 
Blumbb's,  dass  es  sieb  um  eine  primäre  Erkrankung  der  Gefäfte  bandele.  u.  Müller 


Tipjakoff,  Zur  Frage  der  Therapie  der  Gebärmutterretroflexioneo. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  42. 

Verf.  berichtet  Uber  13  Fülle  fixirter  Retroflesiooen.  3 heilte  er  durch  Tren- 
nung der  Fixationen  nach  Laparatomie,  ohne  dass  er  die  Ventrofixation  anwandte. 
10  heilte  er  durch  Trennung  der  Adhäsionen  mit  dem  Finger  nach  Eröffnung  des 
hinteren  Scheidengewillbes.  Letztere  Operation  entspricht  der  von  Mabtin  angegebenen, 
bei  starken  Narben  im  ScheidengewUlbe  mit  Cervixriss.  Bei  allen  Fallen  wandte  Verf. 
nachträglich  noch  Massage  nnd  Bader  an  A.  Martin. 


Stephan,  Over  de  therapeutische  beteekenis  van  extractum  fol. 
myrtillorum  bij  de  behandeling  van  diabetes.  Weekbl.  van  het  Nederl. 
Tijdschr.  voor  Geneesk.  1893,  II.  No.  11. 

Im  Extract  aus  Heideibeerblattern  kommt  Chinasäure  und  Arbutin  vor  Die 
erstere  verlässt  den  Körper  als  Hippursaure,  Arbutin  als  Hydrochinon  - Schwefelsäure 
u.  methylhydrochinonschwefelsaures  Salz.  Alle  diese  Stoffe  wirken  stark  gährungabemmend, 
sodass  bei  zunehmenden  Gaben  des  Extracts  ein  Augenblick  eintritt,  wo  Zucker  ent- 
haltender Urin  keine  Gährung  mehr  zeigt.  Da  nach  inneren  Gaben  von  Arbutin  der 
Urin  links  dreht,  so  tritt  die  Linksdrehung  der  Polarisationsebene  durch  das  im  Hei- 
delbeerblätterextract  aufgenommene  Arbutin  der  Rechtsdrebung  durch  die  im  Urin 
vorhandene  Glycose  gegenüber,  und  dieser  Unterschied,  der  geringer  ist,  wenn  mehr 
Extract  eingenommen  ist,  wird  irrtümlich  als  der  procentiscbe  Zuckergehalt  des  Urins 
aufgefasst.  Beim  Titriren  nach  Fehhbc  wird  das  Ergebniss  durch  diese  beiden  Mo- 
mente nicht  beeinflusst.  Weit,  nimmt  eine  stark  reducirende  Kraft  von  im  Urin  an- 
wesenden störenden  Stoffen  an,  um  den  Grund  zu  erklären,  dass  man  beim  Titriren 
nicht  ein  gleich  günstiges  Ergebniss  bei  der  Bestimmung  des  Zuckergehaltes  erhalt. 
Die  angegebene  Erklärung  ist  jedoch  die  richtige;  der  Gebrauch  des  Extractes  ist 
ohne  Einfluss  auf  den  wirklichen  Zuckergehalt.  Verf.  fand  in  einem  Falle  mit  der 
FBuuBo'scben  Titrirmethode  den  Zuckergehalt  ziemlich  gleichbleibend,  wahrend  der 
Polarisator,  solange  das  Mittel  gegeben  wurde,  einen  geringeren  procentischen  Gehalt 
ergab,  der  scheinbar  bei  Aussetzen  des  Mittels  höher  wurde.  Vielleicht  hat  das  Mittel 
einen  günstigen  psychischen  Einfluss  auf  den  Kranken,  welcher  beim  Polarisiren  den 
Zuckergehalt  seines  Harns  andauernd  verringert  sieht.  Georg*  Meyer. 

Einsendungen  für  des  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  firn.  Prof.  Dr.  U.  Bernhardt  (Berlin  W 
Fra  n löst  in  he  Strn  ee  21)  oder  an  die  Verlagshandlang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschweid  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schum  scher  in  Berlin. 


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des  Jahrgang*  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister, 

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20  Mark;  su  bestehen 
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gen und  Postanstalten. 


mcdiciiiisclicii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  *»•  Februar.  No.  7. 


Inhalt : Salkowski,  Ueber  den  Nachweis  des  Peptons  im  Harn  (Orig. - Mitth.) 

Pick,  Fanctionelle  Ausschaltung  der  Leber  bei  Saugetieren. — Hbrhick,  Sieben 
Falle  von  Biasenruptur.  — v.  Eisilsbbbo,  Behandlung  von  verküm  geheilten 
Uoterscbenkelbrücben.  — Adamück,  Einfluss  der  Cblorioidea  auf  die  Ernährung  der 
Netzhaut.  — Janbsm,  Ueber  extradurale  Abscesse  der  hinteren  Scbadelgrube  — 
KouDBtvarzrK,  Ueber  Immunität  gegen  Diphtherie.  — Tool,  Typhusepidemie 
in  München.  — Habtob,  Diagnose  des  Botriocepbalus.  — Hoi  pb,  Moutek,  Kcu, 
Sach,  Debor  syphilitische  Erkrankung  des  Rückenmarks.  — Loimarn,  Wirkung 
der  Moorbäder. 

Nkscki,  Ueber  Hämatin  und  Hämatoporphyrin.  — Gaxthär,  Erkennung  von 
Knostbutter.  — Fibcbbb  n.  Livt,  Untersuchungen  über  Lympbaogitis.  — Millbb, 
SO  Falle  von  Resection  des  Kniegelenks.  — Koowsb,  Falle  von  Hernia  properito- 
nealis.  — Z w a ab db u a k bb , Empfindlichkeit  für  hohe  Töne.  — Stiaioiit,  Aphonie 
von  Nasenaflection  abhängig.  — Edsl,  Bacteriengehalt  des  Badewassers.  — Hirsch, 
Ueber  Wasserresorption  im  Magen.  — Gebhabdt,  Ueber  abnorme  Pulsationen  bei 
Aorteninsufficienz.  — Pabbbb  u Gotcb,  White,  Fälle  von  Trepanation  bei  Herden 
im  Gehirn.  — Bkchtebew,  Wirkung  der  Suspension  bei  Rückenmarksafiectionen.  — 
Bons  irr,  Ueber  Tioea  imbricata.  — Köster,  Behandlung  des  Eryiipels.  — 
Dittel,  Abdominale  Blasenscheidenfistel  Operation.  — BadstCbsbb,  Ueber  Pseudo 
•telectaae.. 


I cber  den  Nachweis  des  Peptons  int  Harn 

von  Prof.  E.  Salkowski  in  Berlin. 

Der  Nachweis  des  Peptons  (Albumosepeptons)  im  Harn  nach 
der  von  Hufmristkr  eingeführten  und  allgemein  angenommenen  Me- 
thode der  Fällung  einer  gröfseren  Quantität  Harn  — 0.5  bis  1 Liter  — 
mit  Phosphorwolframsäure  und  Zerlegung  des  Niederschlages  durch 
Baryt,  gehört,  wenn  die  Quantität  des  Peptons  irgend  gering  ist, 
(etwa  0.15  im  Liter)  ohne  Zweifel  zu  den  schwierigeren  Aufgaben, 
welche  dem  Ungeübten  leicht  misslingen;  ausserdem  ist  das  Ver- 
fahren recht  umständlich  und  langwierig. 

Ich  habe  mich  vielfach  bemüht,  dieses  Verfahren  durch  ein 
einfacheres  zu  ersetzen,  um  womöglich  den  Nachweis  des  Peptons 

XXXII.  Jahrgang.  g 


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114  Salkowski,  Ceber  den  Nachweis  des  Peptons  im  Harn.  No.  7 

in  kurzer  Zeit  zu  führen  uml  glaube,  dieses  Ziel  durch  einige  kleine 
Modificationen  des  ursprünglichen  HoFMmsTBa’schen  Verfahrens  in 
der  That  erreicht  zu  haben.  Da  es  gerade  auf  diese  kleine  Modi- 
ficationen ankommt,  so  bin  ich  genötigt,  das  von  mir  befolgte 
Verfahren  in  allen  Einzelheiten  zu  beschreiben.  Es  besteht  in  Fol- 
gendem: 

50  ccm  des  zu  untersuchenden  Harns  werden  in  einem  Becher- 
gläschen wie  gewöhnlich  mit  5 ccm  Salzsäure  ')  angesäuert  und  mit 
Phosphorwolframsäure  gefällt,  alsdann  auf  dem  Drahtnetz  erwärmt. 
In  wenigen  Augenblicken  zieht  sich  der  Niederschlag  zu  einer  am 
Boden  des  Glases  haftenden  harzartigen  Masse  zusammen.  Sobald 
dieses  geschehen,  giefst  man  die  überstellende,  fast  ganz  klare 
Flüssigkeit  so  vollständig,  wie  möglich  ab  und  spült  die  harzige, 
bröcklig  werdende  Masse  zwei  Mal  mit  destillirtem  Wasser  ab,  was 
sich  bei  einiger  Vorsicht  leicht,  fast  ohne  jeden  Verlust  ausführen 
lässt.  Man  übergierst  den  Niederschlag  wieder  mit  einigen,  etwa 
8 ccm  Wasser  und  fügt  0.5  ccm  Natronlauge  (von  etwa  1.16 
spec.  Gewicht)  hinzu  s):  der  Niederschlag,  welcher  nunmehr  bröck- 
lige Beschaffenheit  angenommen  hat , löst  sich  bei  einigem 
Hin-  und  Herschwenken  des  Glases  leicht  auf.  Die  zunächst  tief- 
blaue Lösung  wird  auf  dem  Drahtnetz  erwärmt:  sie  nimmt  dabei 
eine  schmutzig-graugelbe  trübe  Beschaffenheit  3)  an.  Sobald  dieses 
erreicht  ist,  giefst  man  die  Flüssigkeit  in  ein  Reagensglas,  kühlt  sie 
ab  und  setzt,  unter  Umschütteln  tropfenweise  verdünnte,  1 — 2proc., 
oder  auch  etwas  stärkere  Kupfereulfatlösung  hinzu.  Bei  Gegenwart 
von  Pepton  färbt  sich  die  Flüssigkeit  lebhaft  rot,  die  Färbung 
tritt  noch  deutlicher  hervor,  wenn  man  nunmehr  filtrirt.  Die  ganze 
Procedur  nimmt  nicht  mehr  wie  etwa  5 Minuten  in  Anspruch,  was 
gegenüber  dem  bisher  geübten  Verfahren  ein  nicht  zu  verkennender 
Vorteil  ist.  Ein  weiterer  Vorzug  besteht  darin,  dass  bei  der  Ge- 
ringfügigkeit der  zur  Untersuchung  erforderten  Quantität  des  Harns 
ein  Einfluss  von  Mucin  oder  Nucleoalbumin  auf  die  Reaction  weit 
weniger  zu  befürchten  ist. 

Stark  mucinhaltige  und  eiweifshaltige  Harne,  auf  welche  ich 
meine  Versuche  nicht  ausgedehnt  habe,  müssten  natürlich  vor  der 
F'ällung  in  der  üblichen  Weise  bearbeitet  werden. 

An  Feinheit  steht  dieses  Verfahren  dem  ursprünglichen  Hof- 
MHisTF.a’schen  kaum  nach  oder  doch  sehr  wenig.  Bei  einem  Gehalt 
des  Harns  von  0.02  in  lOOccm  (0.2  im  Liter)  fällt  die  Reaction 
— immer  bei  Verwendung  von  50  ccm  Harn  — stark  aus,  bei 
0,015  noch  deutlich,  bei  0.01  nicht  entschieden  positiv,  wenn  auch 
die  Controle  mit  normalem  Harn  oft  noch  ein  Urtheil  zulässt. 


')  Mao  kommt  auch  mit  nrheblich  weniger  Salzsäure  aus;  auch  die  Anwendung 
Ton  Essigsäure  statt  Salzsäure  schien  nichts  zu  ändern. 

')  Statt  dessen  kann  man  auch  Viertelnormallaoge  (1  pCt  Na  HO)  direct  nehmen. 
3)  In  anderen  Fällen  wird  sie  zwar  gelb,  bleibt  aber  klar.  Zflgert  die  Ent- 
färbung, so  kann  man  sie  durch  eiuige  Tropfen  Natronlauge  beschleunigen. 


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No.  7.  Pick,  Functionelle  Ausschaltung  der  Lobor  bei  Säugetieren.  115 

Hofhristbr  ')  giebt  für  seine  Methode  an,  dass  sich  mittelst 
derselben  noch  0.1  in  1 Liter  Harn  nachweisen  lasse,  nur  ist,  wie 
Hcppkrt2)  mit  Recht  hervorhebt,  bei  dem  Nachweis  im  Harn  keine 
ausgesprochene  Violetfärbung  der  Lösung  nach  dem  Zusatz  von 
Kupfersulfat  zu  erwarten.  Dieselbe  erscheint  vielmehr  nur  rot, 
weil  das  Gelb  der  Lösung  das  Blau  des  Violets  mehr  oder  minder 
auslöscht. 

Schliefslich  noch  ein  Wort  über  die  Beschaffenheit  des  zu  den 
Versuchen  benutzten  Peptons.  Es  kamen  die  verschiedensten,  teils 
von  mir  selbst  dargestellten,  teils  käuflichen  Präparate  in  Anwen- 
dung; von  dem  fast  ausschließlich  aus  Albumosen  bestehenden 
WiTTK’schen  Pepton  an  bis  zur  solchen,  welche  zu  einem  sehr  er- 
heblichen Teile  aus  wahrem  KüuNK'schen  Pepton  bestanden,  aller- 
dings nur  aus  Fibrin  dargestellte.  An  den  Resultaten  änderte  die 
Verschiedenheit  des  Untersuchungsmaterials  nichts. 


E.  Pick,  Versuche  Aber  funktionelle  Ausschaltung  der  Leber  bei 
Säugetieren.  Arcb.  f.  exp.  Path.  XXXII.  S.  382. 

Nach  einem  Vorschläge  Hofmkistrr's  ist  es  Verf.  gelungen, 
durch  Einspritzung  einer  0.2  proc.  Schwefelsäurelösung  (etwa  1 1 
bis  15  mg  Ha  S04  pro  Kilo  Tier)  in  den  Ductus  choledochus  bei 
Hunden  und  Katzen  ein  Vergiftungsbild  zu  erzeugen,  das  haupt- 
sächlich durch  centrale  Narcose  (Mattigkeit,  Benommenheit,  Anäs- 
thesie, Sopor)  und  terminale  Krämpfe  gekennzeichnet  ist  und  in 
24 — 48  Stunden  mit  dem  Tode  abschliefst.  Wie  die  mikroskopische 
Untersuchung  der  Lebern  solcher  Tiere  lehrt,  besteht  eine  mehr 
oder  weniger  ausgebreitete  Necrose  der  Leberzellen,  am  stärksten 
im  Centrura  der  Acini  und  nach  dem  interlobulären  Bindegewebe 
hin  an  Stärke  abnehmend,  sodass  hier  sich  auch  normales  Leber- 
gewebe fand;  bezüglich  dieser  pathologischen  Details  vergl.  Orig. 
Schwäche,  Somnolenz,  Ataxie,  Coma,  Convulsionen  und  schliefslich 
Tod  sind  auch  von  Slossk  beobachtet  worden,  der  durch  Unter- 
bindung des  Tripus  Halleri  die  Leber  (neben  Magen,  Darm  etc.) 
ausschaltete,  ebenso  in  den  Versuchen  von  Pawlow,  Nkncki,  Hahn 
und  Masskn,  die  eine  EcK’sche  Fistel  anlegten,  wodurch  das  Pfort- 
aderblut mit  Umgehung  der  Leber  zum  Herzen  abgeleitet  wurde; 
aus  letzteren  Versuchen  wurde  erschlossen,  dass  durch  den  Stoff- 
wechsel eine  giftige  Substanz  (Carbaminsäure)  entsteht,  die  unter 
normalen  Verhältnissen  von  der  Leber  in  einen  ungiftigen  Stoff 
(Harnstoff)  umgewandelt  wird.  Das  bei  allen  3 Versuchsanord- 
nungen annähernd  gleiche  Vergiftungsbild  könne  bei  der  sonstigen 
Ungleichheit  dieser  Eingriffe  nur  auf  das  ihnen  Gemeinsame,  den 
Funktionsausfall  der  Leber,  bezogen  werden.  J.  Munk. 


')  Zeiuehr  f.  phyniol.  Chem.  IV.  8.  268. 

*)  Analyse  des  Harns.  Nennte  Aufl.  S.  296. 

8* 


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116  Hkhhick,  7 Fälle  v.  Blasenruptur.  — EiSelsbkro,  Bebandhl.  v.  verkürzt  No.  7 

J.  B.  Herrick,  Report  of  seveo  cases  of  rupture  of  the  urinary 
bladder,  with  observations  on  diagnosis.  Amer.  med.  News  1893, 
Febr.  25. 

H.  giebt  ausführlich  die  Geschichte,  von  7 insgesammt  tötlichen 
Fälle  von  traumatischer  Blasenzerreifsung  (5  Männer  und  *2  Frauen 
betreffend),  welche  2 Mal,  weil  bewusstlose  Personen  betreffend, 
intra  vitam  nicht  diagnosticirt  wurde.  Zwei  Mal  handelte  es  sich 
um  extraperitoneale  Zerreifsungen,  vier  Mal  um  intraperitoneale, 
und  vier  Mal  um  eine  extra-  und  eine  intraperitoneale  Ruptur: 
letztere  ebenso  wie  ein  Fall  von  extraperitonealer  Ruptur  waren 
von  Beckenbrüchen  begleitet.  Bei  1 Pat.  bestand  ausserdem  die 
Complication  mit  Hirnblutung  und  Gebärmutterfibroiden,  und  er- 
folgte hier  die  Blasenverletzung  ebenso  wie  bei  zwei  Betrunkenen 
im  bewusstlosen  Zustand.  Nur  3 von  den  Verletzten  waren  bei 
der  Verunglückung  sicher  nüchtern,  bei  einem  4.  Patienten  konnte 
keine  Anamnese  erhalten  werden.  In  einem  Falle  fehlte  jedes  Zei- 
chen äufserer  Gewalteinwirkung,  in  einem  anderen  beschränkte 
derselbe  sich  auf  leichte  Extravasation  am  Bauche.  Die  Diagnose 
wurde  5 Mal  hauptsächlich  auf  Grund  der  Ergebnisse  des  Cathe- 
terismns  und  diesem  folgender  antiseptischer  Injectionen  (statt  letz- 
terer kann  man  auch  H-Gas  nehmen)  gestellt.  In  4 Fällen,  nämlich 
2 von  intraperitonealer,  1 von  extraperitonealer  und  1 von  extra- 
und  intraperitonealer  Ruptur  wurde  die  Laparatomie  behufs  Blasen- 
drainage gemacht.  Die  beiden  erst  genannten  starben  an  Peritonitis 
septica,  die  extraperitoneale  Ruptur  endete  durch  Shock  unmittelbar 
nach  der  Operation,  die  extra-intraperitoneale  Ruptur  durch  Sepsis 
am  5.  Tage  tötlich.  Am  längsten  lebte  nach  dem  Trauma  die  31- 
jährige  Patientin  mit  Hirnblutung.  Sie  starb  erst  am  9.  Tage  ohne 
Peritonitis  oder  sonstige  Reactionserscheinungen  an  dem  1 */,"  langen 
hinten  dicht  am  Fundus  in  der  Quere  verlaufenden  Risse.  Fünf 
von  den  7 Fällen  von  Blasenruptur  kamen  in  dem  Cood-Conaty- 
Hospital  vor  und  verteilen  sich  auf  ca.  8000  anderweitige  dort  seit 
1889  aufgenommene  chirurgische  Fälle.  P.  Güterbook. 


A.  v.  Eiseisberg,  Aus  der  chir.  Klinik  des  Hrn.  Hofrath  Prof. 
Billruth.  Zur  Therapie  der  Verkürzung  nach  Unterschenkelfrac- 
turen.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  14. 

Nach  Application  eines  bis  zum  Tuber  ischii  reichenden  fest 
anliegenden  Gypsverbandes  wird  dieser  am  Unterschenkel  der  Frac- 
tur-Stelle  entsprechend  circulär  bis  auf  die  Wattunterlage  durch- 
trennt und  dann  in  die  Trennungslinie  Korkstöpsel  bis  zu  1 cm 
Breite  eingeschoben.  Zur  weiteren  Distraction  bedient  sich  Verf. 
eines  besonderen  Apparates,  der  im  wesentlichen  aus  20  cm  langen 
in  einem  seitlichen  Falze  der  Länge  nach  verschieblichen  Eisen- 
schienen besteht.  Dieselben  tragen  jede  nach  unten  einen  senk- 
rechten Fortsatz,  welcher  in  die  obere  und  untere  Seite  der  circu- 


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No.  7.  geh.  Unterschenkelbrüchen. — AoAmOck,  Einfluss  d.Chorioidea  etc.  117 

lären  Rinde  des  Gypsverbandes  passend  gemacht  ist.  Durch  den 
elastischen  Zug  eines  Gummischlauches  werden  nun  die  Schienen 
beliehig  weit  auseinander  geschoben  und  demgemäfs  diese  Fortsätze 
von  einander  entfernt.  Hierdurch  wird  eine  Distraction  der  beiden 
Teile  des  Gypsverbandes  ausgeübt  und  reicht  diese,  wenn  auf  jeder 
Seite  ein  derartiger  Apparat  eingelegt  ist,  auch  für  eine  ausgiebige 
Distraction  der  Fragmente  aus.  Allerdings  dürften  nach  der  eige- 
nen Meinung  Verf.’s  die  Anzeigen  fQr  eine  solche  Distractionsbe- 
handlung  nicht  gerade  häufig  sein;  dieselben  werden  vornehmlich 
bei  solchen  Fracturen  gegeben  sein,  welche  nach  Abnahme  des 
ersten  Verbandes  eine  ohne  Redressement  in  Narcose  ausgleichbare 
Verkürzung  bieten  oder  die  eine  leichte  Dislocatio  ad  axim.  zeigen. 

P.  Qüterbock. 


E.  Adarnük,  Zur  Frage  über  den  Einfluss  der  Chorioidea  auf  die 
Ernährung  der  Netzhaut.  Arcb.  f.  Aagenheilk.  XXVII.  S.  250. 

A.  entfernte  ein  vom  Sehnerven  ausgehendes  Gliom  aus  der 
Orbita  mit  Erhaltung  des  Bulbus.  Das  Auge  war  in  Folge  Atro- 
pbia  nervi  optici  vollständig  erblindet.  Bei  der  Operation  waren 
sämmtliche  Muskeln,  mit  Ausnahme  des  Rectus  externus  und  der 
Obliqui,  abgelöst  und  der  Sehnerv  resecirt  worden.  Das  Auge 
blieb  gut  erhalten,  nur  zeigte  sich  den  nächsten  Tag  eine  fleckige 
Trübung  der  Cornea,  welche  nach  und  nach  verschwand.  Am  10. 
Tage  war  der  Bulbus  fest  angewachsen,  die  brechenden  Medien  er- 
schienen klar  und  der  Augengrund  besafs  die  normale  hellrote 
Farbe,  die  Papille  erschien  noch  bleicher,  die  Contouren  noch  we- 
niger deutlich,  als  früher,  die  enger  gewordenen  Gefäfsstämmchen 
der  Retina  konnten  bis  zur  Peripherie  verfolgt  werden,  doch  liefa 
sich  kein  Unterschied  mehr  zwischen  Arterien  und  Venen  consta- 
tiren.  Pigmentbildungen  in  der  Netzhaut  kamen  nicht  zur  Beob- 
achtung, ebeoso  keine  Veränderungen  in  der  Chorioidea,  nur  traten 
später  Erscheinungen  von  Atrophie  der  Iris  auf  und  die  Pupillen- 
bewegungen wurden  minimal.  Die  Retinalgefäfse  repräsentirten  sich 
zuletzt  nur  noch  als  schmale  rötliche  Streifchen. 

Die  hier  gemachten  Beobachtungen  unterscheiden  sich  wesent- 
lich von  Resultaten  Waqknmann’s,  welche  derselbe  bei  seinen  experi- 
mentellen Untersuchungen  über  die  Ernährung  der  Retina  und 
Chorioidea  erhalten  hat.  Nach  Durchschneidung  des  Opticus  und 
der  Ciliargefäfse  fand  er  eine  Trübung  der  Netzhaut,  welche  auf 
dem  Zerfall  ihrer  Elemente  beruhte,  ebenso  eine  Trübung  der  Linse 
und  Cornea,  sowie  Veränderungen  in  der  Pigmentschicht  der  Retina. 
Dies  konnte  Verf  in  seinem  Falle  nicht  beobachten.  Er  ist  daher 
der  Ansicht,  dass  die  Füllung  der  Retinalgefäfse  von  der  Peripherie 
her  stattfand,  welches  Verhalten  auf  eine  Communication  zwischen 
Netzhaut  und  Aderhautgefäfse  dort  schliefsen  lässt.  Horstmann. 


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118  Janskn,  Usber  extradnrale  Absoesae  etc.  — Koodrhvbtztk,  Ueber  No.  7 


Jausen,  Zur  Kenntniss  der  durch  Labyrintheiterung  inducirten 
tiefen  extraduralen  Absceese  in  der  hinteren  Schädelgrube.  Arch. 
f.  Ohrenhoilk.  XXXV.  S.  290. 

Bei  einem  43jähr.  Manne,  der  seit  8 Wochen,  nach  Influenza, 
an  linksseitiger  stinkender  Ohreneiterung,  heftiger,  Nachts  exacerbi- 
renden  Kopfschmerzen,  Schwindel,  Uebelkeit  und  Erbrechen,  Ny- 
stagmus litt,  wurde  die  Aufmeifselung  des  Warzenfortsatzes  gemacht, 
ohne  dass  eich  in  den  Zellräumen  desselben  Eiter  fand  In  der 
Tiefe  Granulationsgewebe;  aus  den  hinteren  Abschnitten  des  Antrum 
entleert  sich  ein  Tropfen  Eiter.  Nach  breiter  Eröffnung  des  An- 
trums zeigte  sich  an  der  hinteren  Grenze  Ober  und  hinter  dem 
horizontalen  Bogengänge  eine  kleine  granulirende  Stelle,  an  der  die 
Sonde  transversal  in  den  Knochen  eindrang;  nach  Erweiterung  der 
Fistel  nach  hinten  unten  und  Ausschaben  mit  dem  Löffel  entleerten 
sich  einige  Tropfen  dicken,  rahmigen  Eiters.  In  den  nächsten  Ta- 
gen entleerte  sich  beim  Verbandwechsel  stets  reichlicher  Eiter  aus 
dem  Fistelgange,  der  später  noch  einmal , da  Erscheinungen  von 
Eiterretention  eintraten,  beträchtlich  erweitert  wurde.  Dabei  wurde 
constatiert,  dass  man  nach  unten  vorn  in  das  Vestibulum  gelangt. 
Im  weiteren  Verlauf  schliefst  sich  der  Fistelgang,  die  Wunde  am 
Warzenfortsatz  föllt  sich  mit  Granulationen  u.  ist  nach  pp.  6 Monaten 
vernarbt.  Pat.  wird  als  geheilt  entlassen.  Auf  Grund  dieser  Be- 
obachtung und  unter  Berücksichtigung  einiger  in  der  Berliner  Uni- 
versitätsohrenklinik  zur  Obduction  gekommenen  Fälle,  hält  Verf. 
es  fßr  gerathen,  in  Fällen  von  negativem  Befunde  im  Warzenfort- 
satze und  Antrum,  bei  sonstigen  Anzeichen  von  tieferen  Eiterheerden 
am  Schläfenbein,  daran  zu  denken , dass  ausser  einem  tiefen  Hirn- 
abscess  auch  die  Möglichkeit  eines  tiefen  extraduralen  Abscesses  nach 
Durchbruch  durch  den  oberen  oder  unteren  verticalen  Bogengang 
vorliegen  kann,  trotz  intacter  Dura  in  der  Gegend  des  Sinus  sigm. 
In  solchen  Fällen  möge  es  sich  lohnen,  Fisteln  an  der  medialen 
Antrumwand  ein  erhöhtes  Mafs  von  Aufmerksamkeit  zuzuwenden, 
sich  deren  Leitung  furchtlos  anzuvertrauen  event.  die  hintere  obere 
Kante  des  Felsenbeines  fortzunehmen.  Die  Eröffnung  des  Vestibu- 
lum vom  horizontalen  Bogengänge  resp.  von  der  medialen  Antrum- 
wand aus,  wie  in  Verf.’s  Fall,  sei  ein  Ereigniss,  welches  man  in 
solchen  Fällen  von  Labyrintheiterung  mit  meningilischen  Reizzu- 
ständen nicht  zu  fürchten  brauche,  sondern  im  Gegenteil  als  er- 
wönscht  erachten  könne  und  wohl  selbst  im  geeigneten  Falle  an- 
streben dfirfe.  Schwabach. 


Koudrevetzyk,  Recherches  experimentales  sur  l’immunisation  contre 
la  diphth^rie.  Arckives  de  mddecine  experim.  1893,  V.  S.  620. 

Die  Methode  deren  sich  K.  bediente  war  folgende:  er  injicirte 
Hunden  oder  Kaninchen  intravenös  eine  bedeutende  Menge  Diph- 
theriebacillenbouillonkultur und  tötete  sie  entweder  kurz  nach  der 
der  Iojection  oder  erst  nach  20 — 30  Stunden  durch  Aderlass,  wenn 


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No.  7.  Immunität  gegen  Diphtherie. — Vool,  Typhusepidemie  in  München.  110 

sie  deutliche  Krankheitssymptorae  darboten.  Das  Blut  fing  er  steril 
auf.  Dann  extrahirte  er  die  zerkleinerten  inneren  Organe  mit  phy- 
siologischer Kochsalzlösung  setzte  noch  0.75  pCt.  Karbol  hinzu, 
liefe  ‘24  Stunden  maceriren,  und  presste  dann  den  Saft  ab;  mit  die- 
sem Extrakt  und  dem  Blutserum  experimentirte  er. 

Das  Blutserum  der  bald  nach  der  Injection  getöteten  Tiere  er- 
wies sich  als  toxisch,  das  Extrakt  hatte  keine  Wirkung,  mit  beiden 
erzielte  er  auch  keinen  immunisirenden  Effect;  als  Versuchstiere 
benützte  er  Meerschweinchen.  Dagegen  erreichte  er  diese  Wirkung 
mit  den  flüssigkeiten,  welche  von  den  Tieren  stammten  die  nach 
‘20 — 30  Stunden  getötet  waren,  und  zwar  war  die  Immunität  bei 
den  behandelten  Meerschweinchen  schon  nach  '24  Stunden  einge- 
treten; sie  verschwand  aber  auch  nach  einigeu  Wochen  wieder. 

Verf.  schliefst  aus  diesen  Beobachtungen,  dass  sich  im  Körper 
des  Hundes  und  Kaninchens  rasch  ein  Antitoxin  bilden  müsse. 
Versuche,  die  er  mit  der  natürlich  immunen  Ratte  anstellte,  schlu- 
gen fehl. 

Weiterhin  wurde  die  immunisirende  Wirkung  der  Bacterien- 
leiber  untersucht,  in  welchen  nach  Bkikokr,  Kitasato  u.  Wasskrmann 
das  immunisirende  Agens  stecke;  K.  filtrirte  6 Wochen  alte  Kul- 
turen, wusch  sic  mit  Wasser  aus  und  spritzte  grofse  Mengen  des 
aufgeschwemmten  Filterrückstandes  Tieren  subcutan  ein.  Es  ent- 
stand eine  Infiltration,  oder  ein  Abscess,  Immunität  trat  nicht  ein. 

Scbeurlen. 


Vogl,  Ueber  die  in  den  letztverflossenen  Monaten  im  Münchener 
Garnisonlazareth  beobachteten  und  behandelten  Typhus  - Erkran- 
kungen — speciell  über  die  Typhus- Epidemie  im  k.  Infanterie- 
Leibregiment.  Münchener  med.  Wochenscbr.  1893,  No.  41. 

Während  zwischen  1880—1889  alljährlich  durchschnittlich  50 
Typhusfälle  in  der  Münchener  Garnison  vorkamen,  von  1889—1893 
sogar  nur  3 bis  14  Fälle  jährlich,  brach  Mitte  Mai  1893  in  den 
Kasernen  eines  Infanterieregimentes  eine  Typhusepidemie  aus,  die 
eine  Dauer  von  60  Tagen  (bis  Mitte  Juli)  hatte  und  eine  Gesammt- 
surnme  von  4*26  Erkrankungen  lieferte.  Als  ätiologisches  Moment 
ist  die  Inficirung  eines  Pumpbrunnens  vom  Untergründe  her,  an 
dem  Umgrabungen  vorgenommen  waren,  anzuklagen;  die  Verbrei- 
tung auf  die  Bewohner  der  betr.  Kasernen  ist  nicht  anders  ver- 
ständlich, als  durch  die  Annahme  einer  Uebertragung  durch  das 
Spülwasser  für  die  Essgeschirre  der  Mannschaften.  Diese  mit  stür- 
mischer Heftigkeit  auf  einem  beschränkten  Terrain,  und  zwar  im 
Frühjahr  ausgebrochene  Epidemie  differirt  wesentlich  von  dem  in 
früheren  Jahren  endemischen  Typhus,  der  im  Winter  Epidemieform 
annahm  und  von  Kaserne  zu  Kaserne,  selbst  von  Zimmer  zu  Zim- 
mer weiterschritt,  überall  Herde  bildend.  — Bemerkenswert  ist, 
dass  die  Typhus  - Epidemie  sich  unmittelbar  an  eine  Influenza- 
Epidemie  anschlofs  resp.  zeitlich  mit  letzterer  zusammenfiel.  Bei 


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120 


Habtok,  Diagnose  des  Botriooephalus. 


No.  7 


einer  Anzahl  der  Typhösen  war  die  Influenza  in  das  Incubalions- 
stadium des  Typhus  gefallen  und  hatte  eine  entfernte  Aehnlicbkeit 
mit  einem  Incubationsfleber;  andere  zeigten  noch  Nachwirkungen 
der  Influenza,  namentlich  eine  ausgesprochene  Bradycardie.  Es 
bestand  also  in  einer  Reihe  von  Fällen  eine  Doppel  - Infection.  — 
Die  von  manchen  Seiten  angeschuldigte  Vergiftung  durch  ver- 
dorbene Nahrungsmittel  (Fleisch,  Dörrgemüse)  wird  vom  Verf.  zu- 
rückgewiesen. — Klinisch  war  ein  hervorstechender  Zug  das 
Bestehen  einer  hämorrhagischen  Diathese  sowie  die  häufigen  und 
hartnäckigen  Anomalien  im  Gebiete  des  peripheren  Nervensystems 
(Neuralgieen,  Neuritiden  mit  nachfolgenden  Atrophieen);  vielleicht 
beruhten  diese  Eigentümlichkeiten  auf  der  Concurrenz  der  Influenza- 
mit  den  Typhustoxinen.  Anatomisch  bemerkenswert  war  die  un- 
gewöhnliche Beteiligung  des  Dickdarms  am  Typhus  - Processe.  — 
Therapeutisch  wurde  die  Hydrotherapie  nach  der  Methode  von 
Bband  angewendet.  — Die  Mortalität  von  8.4  pCt.  war  zufrie- 
denstellend, wenn  man  15pCt.  als  die  durchschnittliche  Mortalitäts- 
zahl beim  Typhus  junger  Männer  annimmt;  sie  war  aber  nicht  be- 
friedigend gegenüber  der  in  früheren  Jahren  erreichten  Mortalitäts- 
ziffer von  höchstens  5.2  pCt.  Den  Grund  für  die  ungewöhnlich 
hohe  Zahl  sucht  Verf.  in  der  verhängnissvollen  Concurrenz  des 
Typhus  mit  der  Influenza.  Er  betont  schliefslicb  zu  Gunsten  der 
Wasserbehandlung,  dass  bei  den  zum  Teil  sehr  schweren  Fällen 
(mit  5 — 6 wöchentlicher  Acme)  die  medicamentöse  Antipyrese  un- 
möglich war,  bei  einer  lediglich  expectativen  und  diätetischen  Be- 
handlung jedoch  die  Lage  des  Kranken  immer  bedenklicher,  die 
Stellung  des  Arztes  unerträglich  geworden  wäre.  Perl. 


A.  Hartge,  Zur  Symptomatologie  des  Botriocephalus  latus.  Petersb. 
med.  Woohenscbr.  1893,  No.  35. 

Aus  dem  mannigfaltigen  Symptomencomplex,  welcher  durch 
den  Botriocephalus  latus  hervorgerufen  wird,  greift  H.  die  Erschei- 
nungen heraus,  welche  sich  im  Darmkanale  abspielen.  Letztere 
sind  so  mannigfaltiger  und  vager  Natur  (Darmkolik,  Unregelmäfsig- 
keiten  in  den  Darmentleerungen,  Diarrhoen,  Appetitlosigkeit,  Heifs- 
hunger  etc.),  dass  man  nicht  eher  ein  Wurmabtreibungsmittel  an- 
wenden soll,  ehe  nicht  die  Gegenwart  der  Parasiten  durch  Ab- 
gehen von  Bändern  oder  der  Nachweis  von  Eiern  im  Stuhl  sicher 
constatirt  worden  ist.  Es  kommen  jedoch  auch  Fälle  vor,  wo  trotz 
der  Gegenwart  des  Botriocephalus  latus  sein  Nachweis  auf  die  vor- 
genannte Art  nicht  gelingt.  Für  solche  Fälle  giebt  H.  folgenden 
Symptomencomplex  seitens  des  Darmkanales  an,  welcher  auch  ohne 
Nachweis  von  Teilen  oder  Eiern  des  Parasiten  dessen  Vorhanden- 
sein wahrscheinlich  macht.  1)  Beständige  kolikartige  Schmerzem- 
pfindung im  Mesogastrium  in  weiterer  Ausdehnung,  welche  auf 
Druck  von  aussen  nicht  wesentlich  gesteigert  wird.  2)  Diese 


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No.  7.  Huppb,  Mouvkk,  Ki'h, Sachs,  üeber  syphil.  Erkrank,  d.  Rückenmarks.  121 

Schmerzen  werden  nur  bei  aufrechter  Körperhaltung  empfunden 
und  verschwinden  bei  Horizontallage.  3)  Alcoholhaltige  Getränke 
wirken  beruhigend.  4)  Diät  und  Medicamente,  ausgenommen  Nar- 
cotica,  haben  keinen  Einfluss.  — Nebenbei  sind  vorhanden:  Druck, 
Völle,  Geffihl  von  Spannung  im  Leibe,  leichte  ziemlich  beständige 
Uebelkeiten,  fader  Geschmack  u.  s.  w. 

Auf  Grund  solcher  Beobachtungen  kann  man  auch  ohne  slricten 
Nachweis  des  Botriocephalus  latus  zuweilen  eine  Abtreibungskur 
unternehmen.  C.  Rosenthal. 


1)  H.  H.  Hoppe,  Zur  Kenntniss  der  syphilitischen  Erkrankungen 
des  Rückenmarks  und  der  Brtlcke.  Berliner  klin.  Wocheoscbr.  1893, 
No.  10. 

2)  H.  Mouvek,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  syphilitischen  Er- 
krankungen des  Rückenmarks.  MoD&tsh.  f.  pract.  Dermatologie  1893, 
No.  5. 

3)  S.  Kuh,  Die  Paralysis  spinalis  syphilitica  (Ean)  und  verwandte 
Krankheitsformen.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Nervenheilk.  1893,  III.  6.  Heft. 

4)  B.  Sachs,  Syphilis  of  the  Spinal  Cord.  Brain  1893,  Automn. 

1)  Zwei  anatomische  Untersuchungen  aus  dem  OppKNHxiM’schen 
Laboratorium. 

I.  (Alter?)  1884  Lues,  1890  Schwindel,  plötzliche  Hemiplegie, 
Besserung,  dann  eine  unbestimmte  Lähmung,  später  eine  schnelle 
Paralyse  aller  4 Extremitäten  mit  Sensibilitätsstörungen  und  Schling- 
beschwerden, worauf  der  Exitus  an  Pneumonie  folgte. 

Anatomisch  fand  sich  eine  ausgebreitete  Degeneration  der  PyB, 
Gou.’schen,  BüRDAuH’schen  Stränge,  Clark  Kuschen  Säulen  u.  KISß, 
ein  von  der  Halsanschwellung  bis  in’s  mittlere  Brustmark  reichen- 
der Erweichungsherd.  Das  Gehirn  wurde  nicht  untersucht.  Die 
combinirten  Systemdegenerationen  werden  als  der  ältere  primäre 
Krankheitsprocess  angesehen,  die  Erweichung  soll  durch  Exsudation 
der  in  weitem  Umfange  luetisch  erkrankten  Pia  oder  durch  Gefäl's- 
verschluss  zustande  gekommen  sein.  Ueber  das  causale  Verhältnis 
von  zusammen  vorkommender  Systemerkrankung  und  spinaler  Lues 
wagt  Verf.  keine  bestimmten  Schlüsse  zu  ziehen. 

II.  10  Jahre  nach  einer  luet.  Infection,  doppelseitige  Abducens- 
und  Hypoglossusparese,  linksseitige  Hemiplegie  (incl.  Facialis)  mit 
Contractur  und  erhöhten  Reflexen,  geringe  Schling-,  erhebliche  Arti- 
calationsstörungen.  Unter  schnell  fortschreitender  Lähmung  schneller 
Exitus.  Kopfschmerzen  waren  lange  das  einzige  Symptom,  Sensi- 
bilitätsprüfung l wegen  der  Bewusstseinstrübung  nicht  ausführbar. 
Die  Section  und  mikroskopische  Untersuchung  ergab  eine  gering- 
fügige Meningitis  und  eine  gummöse  Entartung  der  art.  basilaris, 
die  Erweichung  im  Pons  betraf  die  r.  Pyramiden  in  höherem  Grade 
ab  links.  Kerne  der  med.  obl.  intact.  Schleifengegend  der  Brücke 
beiderseits  zerstört.  Ein  typischer  Fall  von  acuter  Bulbärparalyse. 

M,  Brasch. 


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122  Hoppk,Moüvek,  Kuh,  Sias.  Ueber  syphil.  Erkrank,  d.  Rückenmarks.  No.  7 

2)  Ein  34jähriger  Mann,  der  1891  an  constitutioneller  Syphilis 
behandelt  worden  war,  zeigte  Dezember  1891  Leucodermaflecke  an» 
Halse,  Geschwüre  an  den  Unterschenkeln  u.  s.  w.  und  wurde  aufs 
neue  einer  antisyphilitischen  Cur  unterzogen.  Februar  1892  stellte 
sich  ein  specifischer  Catarrh  der  linken  Paukenhöhle  ein,  ferner 
Taubheitsgefüh)  in  den  Extremitäten,  Kreuzschmerzen,  Gürtelgefühl, 
unsicherer  Gang  und  erhöhte  Reflexe,  Dazu  traten  Schwindelge- 
föhl,  Diplopie,  Crises  gastriques,  plötzliche  völlige  Paralyse  der 
unteren  Extremitäten,  die  in  ihrer  Intensität  sehr  wechselt.  Es  folgten 
dann  im  Verlauf  der  Krankheit:  Abnahme  der  Sehnenreflexe,  Herab- 
setzung des  Tastsinns  und  des  Temperatursinnes  an  den  unteren 
Extremitäten,  excentrische  Schmerzen  in  der  Hßftgegend,  Ischuria 
paradoxa,  dann  Retentio  urinae,  später  totale  Incontinentia  urinae 
et  alvi.  Ende  März  zeigte  sich  Ober  dem  Nabel  eine  hyperästhetische 
Zone,  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  und  Schmerzhaftigkeit  vom  6.  bis 
12.  Wirbel.  Die  Fluctuation  der  einzelnen  Symptome  hörte  nun- 
mehr auf;  die  Motilität  der  unteren  Extremitäten  blieb  gleich  null, 
es  trat  mälsige  Atrophie  und  Verlust  der  electrischen  Erregbarkeit 
ein;  die  Sensibilität  bis  zum  Nabel  war  minimal,  Haut-  und  Sehnen- 
reflexe fehlten,  Blase  und  Rectum  blieben  gelähmt;  von  Seiten  des 
Gehirns  zeigten  sich  nicht  die  geringsten  Störungen.  Nachdem 
Decubitus,  Eiter  im  Urin,  Fieber  hinzugetreten  waren,  starb  der 
Kranke  im  Mai.  Die  Section  erwies  ein  eitriges  Infiltrat  an  der 
Dura  der  Para  caudae  equinae  des  Rückenmarks.  In  der  Pars 
lumbalis  nimmt  beinahe  den  ganzen  Querschnitt  eine  Geschwulst  von 
1 '/,  cm  Durchmesser  ein;  dieselbe  ist  derb,  von  graugelber  Con- 
sistenz;  das  Gewebe  des  Rückenmarks  ist  oberhalb  wie  unterhalb 
erweicht.  Die  Geschwulst  safs  io  Höhe  des  10.  Dorsalsegmentea, 
die  Erweichungen  bis  zum  8.  und  12.  Dorsalsegment;  kleinere  Ge- 
schwulstmassen und  Infiltiate  befinden  sich  an  den  Gefäfsen  in  der 
Umgebung  der  gröfseren  Geschwulst,  und  auch  an  der  Pia.  Die 
Geschwulst  bestand  aus  zelligem,  scheinbar  fibrillärem  Gewebe,  das 
namentlich  um  die  vermehrten,  erweiterten  und  entarteten  Gefäfsen 
verdichtet  ist. 

3)  K.  stellt  zunächst  38  reine  und  24  complicirte  Fälle  syphi- 
litischer Myelitis  aus  eigener  (resp.  Eubs)  Beobachtung  und  aus  der 
Litteratur  zusammen.  Die  meisten  Erkrankungen  erfolgten  relativ 
bald  nach  der  Infection  (in  36  Fälle  in  den  ersten  6 Jahren  nach 
der  Infection).  In  38  Fällen  hatte  eine  Behandlung  der  Primär- 
und  Secundär-Erscheinungen  stattgefunden.  Die  syphilitische  Spinal- 
paralyse tritt  demnach  meist  wenige  Jahre  nach  den  ersten  Secun- 
där-Erscheinungen auf;  die  meisten  Erkrankungen  fallen  in  die 
mittleren  Lebensjahre.  Neben  der  Syphilis  kommen  als  auslösende 
ätiologische  Momente  Erkältungen,  Traumen,  Ueberanstrengung  in 
Betracht.  Die  initialen  Erscheinungen  sind  mitunter  cerebraler  Na- 
tur, meist  aber  zunehmende  Schwäche  und  Steifigkeit  der  Beine 
mit  Parästhesien,  Hyperästhesie  in  den  Beinen,  Schmerzen  im  Kreuz, 
ohne  ernstere  objective  Sensibilitätsstörungen.  In  der  Hälfte  der 


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No.  7.  Hoppr, Mocvkk, Koh. Sachs,  Uebersyphil. Erkrank. d. Rückenmarks.  123 

Falle  gehören  zu  den  Frühaymptomen  Blasenstörungen;  der  spas- 
tische Gang  ist  meist  sehr  ausgesprochen  bei  relativ  geringer  Pa- 
rese, und  bei  auffallend  geringer  Muskelspannung.  Die  electrische 
Erregbarkeit  ist  nicht  verändert  und  Schmerzen  selten,  fast  constant 
sind  gesteigerte  Sehnen reflexe  und  Fufeclonus.  — In  den  compli- 
cirten  Fällen  findet  sich  ausser  diesen  typischen  Symptomen:  Ataxie, 
Schwäche  der  Arme,  dauernde  Sensibilitätsstörungen,  Gehirnnerven- 
störungen, (Diplopie,  Anisocorie,  Pupillenstarre,  Myosis,  Supraorbi- 
talneuralgie, Schwindel,  Facialislähmung,  Sprachstörung,  Hemiplegie 
etc.)  — Der  Verlauf  ist  meist  chronisch  progressiv  mit  Remission 
und  Recidiven;  es  kommen  jedoch  spontane  Heilungen  vor.  Bei 
der  Differentialdiagnose  kommen  in  Betracht  Tabes  (bei  den  com- 
plicirten  Fällen),  multiple  Sclerose,  Compressionsmyelitis,  spastische 
Spinalparalyse,  nicht  syphilitische  Myelitis  dorsalis.  — Die  Prognose 
ist  besser  wie  bei  der  nicht  syphilitischen  Myelitis.  — Ein  anderes 
Krankheitsbild,  welches  mit  der  Emi’Bchen  syphilitischen  Spinalpa- 
ralyse Aehnlichkeit  hat,  ist  in  7 Beobachtungen  bei  Syphilitischen 
beschrieben.  Hier  ist  jedoch  der  Lendenteil  (nicht  der  Brustteil) 
erkrankt;  es  zeigen  sich  hier  schlaffe  Lähmung  der  Beine,  Herab- 
setzung oder  Aufhebung  der  Sehnenreflexe,  Incontinentia  oder  Re- 
tentio  urinae;  der  Verlauf  war  schnell  zur  Besserung  unter  Remis- 
sionen und  Exacerbationen  oder  zu  Decubitus,  Cystitis  etc.  — Die 
Sensibilitätsstörungen  verhielten  sich  ebenso  wie  bei  der  spastischen 
Form  (meist  wenig  gestört).  3 Mal  war  der  Ausgang  tötlich.  — 
Diese  7 Fälle  beweisen,  dass  es  unter  den  auf  syphilitischer  Grund- 
lage beruhenden  Fällen  von  Myelitis  eine  ganze  Reihe  giebt,  die 
sich  klinisch  von  den  anderen  luetischen  wie  von  den  nicht  speci- 
fischen  Rückeumarksaffectionen  scharf  unterscheiden  lassen. 

4)  S.  teilt  4 Fälle  von  Rückenmarkssyphilis  (ohne  Obductions- 
befund)  mit;  in  einem  derselben  bestand  eine  weit  ausgebreitete 
atrophische  Lähmung,  in  dreien  war  eine  spastische  Paraplegie  mit 
gesteigerten  Reflexen  vorhanden;  in  zweien  war  die  Muskelsteifig- 
keit sehr  gering,  in  einem  dagegen  excessiv.  Die  Blase  war  nur 
einmal  und  zwar  dauernd  beteiligt;  in  3 Fällen  war  auch  die  Sen- 
sibilität betroffen;  2 Fälle  begannen  plötzlich,  die  anderen  beiden 
allmälig;  alle  zeigten  Neigung  zur  Besserung.  Charakteristisch  für 
Röckenmarkssyphilis  erscheint  dem  Verf.  1)  die  ungewöhnliche  Aus 
breitung  der  Krankheit  über  den  gröfseren  Teil  des  Rückenmarks, 
indem  bald  die  Cervical  - Dorsal-  oder  Lumbalteile  besonders  stark 
afficirt  sind.  2)  Die  verhältnissmäfsig  geringe  Intensität  des  krank- 
haften Processes  im  Vergleich  zur  weiten  Ausbreitung  desselben 
(einige  Functionen  des  Rückenmarks  sind  völlig  erhalten,  andere 
völlig  aufgehoben).  3)  Das  rasche  Schwinden  einzelner  Symptome, 
während  andere  hartnäckig  und  chronisch  bestehen  bleiben;  so 
können  die  Sensibilitätsstörungen  schnell  schwinden,  während  die 
motorischen  Anomalien  bestehen  bleiben.  4)  Das  häufige  Vorhan- 
densein oder  Vorhergehen  anderer  Symptome  des  Centralnerven- 
systems, die  auf  Lues  hindeuten.  — Häufig  handelt  es  sich  um 


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1*24  Loimann,  Wirkung  d.  Moorbäder.  — Nrncki.  — Gantnrp.  No.  7 

unregelmäfsige  Fälle  subacuter  oder  chronischer  Myelitis,  die  eine 
auffallende  Tendenz  zu  Remissionen  und  Exacerbationen  in  den 
einzelnen  Symptomen  zeigen.  — Der  Eßtische  Typus  der  spastischen 
syphilitischen  Spinalparalyse  ist  nur  ein  Bild  in  der  grofeen  Gruppe 
der  syphilitischen  Röckenmarksstörungen;  sie  ist  vielleicht  nicht 
einmal  das  häufigste  Bild  und  zeigt  vielerlei  Abweichungen,  Com- 
plicationen  etc.  S.  Kalischer. 


Loimanu,  Wirkung  der  Moorbäder,  speciell  in  der  Gynäkologie. 
Prager  med.  Wochenschr.  1893,  No.  28. 

Verf.  betont,  dass  der  Wert  aller  Moorbäder  neben  ihrer  Wir- 
kung durch  die  Schwere,  die  Temperatur  und  das  geringe  Wärme- 
leitungsvermögen des  Moores  hauptsächlichst  auf  dem  Gehalt  an 
freier  Schwefelsäure  und  schwefelsaurem  Eisenoxydul  beruht, 

Erstere  ist  im  Franzensbader  Moor  bis  zu  1*/*  pCt.,  letzterer 
bis  zu  3 pCt.  enthalten. 

Am  reichlichsten  enthält  der  alte  abgelagerte  Moor  die  Säure, 
aus  dem  Schwefeleisen  durch  Oxydation  entstanden.  Dagegen  ist 
der  versandte  Moor  lange  nicht  so  wirksam  und  alle  Surrogate 
ganz  minderwertig. 

Im  Bad  hält  der  Moorbrei  die  Säure  fest  und  giebt  eie  nur 
allmälig  ab.  Sie  allein  ist  es,  welche  die  Hautreize  bewirkt,  welche 
desinficiert  und  adstringierend  wirkt,  also  die  Secrelion  herabsetzt, 
so  auch  in  der  Scheide. 

Verfasser  empfiehlt: 

bei  allen  pelviperitonitischen  und  parametrischen  Processen  dicke 
Bäder  von  hoher  Temperatur  und  langer  Dauer, 
bei  Metritis  und  Endometritis  kühle  Temperaturen, 
bei  allen  katarrhalischen  Zuständen  dünne  Bäder  mit  indifferenten 
Temperaturen.  A.  Martin. 


AI.  Nencki,  Sur  la  compositiqn  chimique  de  l’hömatine  et  de 
l’h^matoporphyrine.  Arcb.  des  scienc.  biol.  p.  p.  l’institut  imp.  ä St.  Pe- 
tersbourg  II.  S.  121. 

Gegenüber  irrigen  Darstellungen  in  Gautibs'i  Chimie  biologique  giebt  Verf.  einen 
kurzen  Ueberblick  über  die  historische  Entwicklung  der  Kenntnisse  über  des  Häma- 
tin nnd  Hämatoporphyrin.  Verf.  constatirt  auf's  Nene  die  Formeln,  welche  sich  nach 
seioer  im  Verein  mit  Sivub*  und  Rotsi  er  Angestellten  Untersuchungen  für  die  ge- 
nannten Körper  ergeben,  nämlich  Hämin  = C„  H30N40,  FeHCl.  Hämatoporphyrin  = 
f',..  H,,  Ns  0,  Bildungsgleichung  desselben  aus  dem  Hämin:  C,j  OJ0  N, 0, Fe  QCI  -f- 
2 Br  H -(-  3H,0  = 2(C„  H18  N,  0,)  -f-  Fe  Br,  -(-  HCl  H,.  Bei  der  Einwirkung  ron 
concentrirter  Schwefelsäure  auf  das  Hämin  entsteht  Hämatoporphyrinanhydrid  c„hmn405. 

E.  8&lko«$ki. 

Gautner,  Unterscheidung  der  Naturbutter  vom  Margarin.  Zeitschr. 
f.  analyt.  Chetn.  XXXII.  S.  415. 

Verf.  empfiehlt  die  Schwefelsäuremethode:  Butterfett  färbt  sich  mit  reiner  Schwe- 
felsäure nur  strohgelb  bis  rotgelb,  das  zur  Herstellung  ron  Margarin  vorzugsweise 
verwendete  Erdnussöl  dagegen  tiefbraun.  Da  ferner  die  Jodzahl  für  das  Butterfett 
um  16,  für  das  Erdnussöl  um  50  herum  schwankt,  lässt  sich  mittels  der  Jodadditioni- 


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No.  7.  Fischer  u.  Lkvt.  — Miller.  — Kuuwkr.  125 

aethode  nicht  nur  Butterfett  neben  Erdnussöl  erkennen,  Mindern  auch  das  gegenseitige 
Mtogenverhältoiss  beider  Fettarten  in  einem  Gemisch  ziemlich  gut  abscbätzen. 

J.  Munk. 


F,  Fischer  u.  E.  Levy,  Ueber  die  pathologische  Anatomie  und 
die  Bacteriologie  der  Lymphangitis  der  Extremitäten.  Deutsche 
ZeiLscbr.  f.  Chir.  1893.  XXXVI.  S.  621. 

Dm  die  Lymphangitis  der  Extremitäten  bacteriologisch  und  pathologisch- anato- 
misch  genauer  studieren  zu  kennen,  excidirten  die  Verff  kleine  Stücke  der  entzün- 
deten Lymphgefäfse  am  Lebenden. 

Die  derartig  gewonnenen  Aussaaten  von  8 reinen  Lympbangitis-F&llen  ergaben  5 
Mal  den  Staphylococcus  pyog.  alb  , 1 Mal  den  aureus,  I Mal  beide  zusammen  und 
1 Mal  (bei  einen  Matratzenmacher)  Bacterinm  coli  commune;  ungefähr  dieselben  Re- 
sultate ergaben  Aussaaten  aus  lympbangitiscben  Abscessen.  Der  Streptococcus  pyo- 
genes wurde  nur  2 Mal  gefunden. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  excidierten  Stücke  ergab  Thrombosirung  des 
Lymphgeflfses ; Bacterien  waren  vorwiegend  im  Thrombus,  vereinzelt  in  der  Gefäfs- 
vand  nachweisbar.  Die  Gefäfswand  selbst  zeigte  bis  auf  leichte  Verdickung  und  In- 
filtration mit  Rundzellen  keine  Veränderung;  die  letztere  erstreckte  sich  auf  das  um- 
gebende Gewebe,  vor  allem  die  Blutkapillaren.  M.  Rothmann. 


A.  G.  Miller,  Notes  of  thirty  cases  of  excision  of  the  kneejoint. 
Lancet  1893,  Febr.  4.  p.  237. 

Von  den  30  kurz  aufgeführten  Fällen  Verf.'s,  welchen,  bis  auf  einen  durch  Lues 
bedingten,  Tuberkulose  zu  Grunde  lag,  endeten  2 tätlich,  der  eine  mit  Fettherz  an  den 
folgen  des  Chloroforms  nach  4 Tagen,  der  andere  nach  fast  4 Jahren  an  Lungen- 
schwindsucht. Bei  4 Resecirten  musste  nachträglich  wegen  Rückfall  der  Oberschenkel 
ampntirt  werden , und  war  diese  letztere  Operation  ebenso  wie  in  einem  fünften  bis 
jetzt  ungeheilten  Falle  eigentlich  von  vornherein  angezeigt  und  nur  von  den  betr. 
Ptu.  verweigert.  Das  Durchschnittsalter  des  Resecirten  betrug  22  Jahre,  der  jüngste 
war  5,  der  älteste  57  Jahre  alt;  bei  26  Patt,  mit  näheren  Angaben  war  15  Mal  das 
rechte,  11  Mal  das  linke  Knie  beteiligt.  Von  23  Patt.,  bei  deneo  die  Endresultate 
io  Frage  kommen,  haben  3 genügend  gut  und  18  befriedigend  functionirende  Glieder, 
doch  fehlen  nähere  Angaben  Wegen  der  Methode  verweist  Verf.  auf  eine  frühere 
Arbeit  mit  dem  Bemerken,  dass  er  nur  ausnahmsweise  bei  Tuberkulose  des  Knies  die 
Resection  gemacht  hat.  Die  meisten  der  hierher  gehörigen  Fälle  werden  von  ihm 
dsreh  Ruhe,  Verbände,  Ableitungen  etc,  behandelt.  p.  Güterbock. 


Kouwer,  Twee  gevallen  van  hernia  properitonealis.  Weekbl.  van  bet 
Xederl.  Tijdschr.  voor  Qeneesk.  1893,  11.  No.  9. 

Der  eine  Fall  betraf  eine  25jährige  Frau,  bei  welcher  sich  bei  der  Operation  ein 
grofser  Bruchsack  zeigte,  der  durch  eine  weite  OefTnung  mit  der  Bauchhöhle  in  Ver- 
bindung stand  und  properitoneal  gelegen  war.  Durch  eine  enge  OefTnung,  durch 
welche  mühsam  ein  Finger  hindarebging,  war  Verbindung  mit  einem  im  Leistenkanal 
gslegenen  Divertikel  vorhanden.  Die  Länge  des  Kanals  betrag  etwa  lOctm,  die  weite 
Oeffoung  zum  properitonealen  Sack  sieht  lateralwärts.  Nach  der  Operation  waren  die 
vorher  vorhandenen  Beschwerden  geschwunden. 

Beim  zweiten  Kranken,  einem  24jährigen  Manne,  war  der  Bruch  oder  Brachsack 
wahrscheinlich  angeboren.  Später  gelangte  Netz  hinein  und  verwuchs  damit.  Durch 
den  abnormen  Inhalt  des  Leistenkanals  wurden  dessen  Oeffnungen  einander  genähert; 
sm  inneru  Leistenring  wurde  das  Peritoneam  einer  fortwährenden  Reizung  duroh  das 
darin  eingepresste  Netz  ausgesetzt,  es  entstand  Bindegewebsbildung.  Der  Leistenkanal 
leibst  war  sehr  weit  geworden  und  bot  dem  Bauchiohalt  bequemen  Zugang,  der  duroh 
d«o  eogeD  Bruchsackhals  verhindert  wurde.  Die  Eingeweide  drückten  dagegen  aus 
dem  Leistenkaual  und  zogen  das  Bauchfell  mit  sich,  das  sieh  so  zu  einem  zweiten 


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126 


ZWAAHliKMAKKH.  — SlKAlUHT.  — EnKL.  — HlRSCH. 


No.  7 


ßrucbsack  bildet«  Bei  den  hier  vorher  angeführten  Taxitversuchen  faltete  sieb  der 
weite  Baachfellsack  oberhalb  dei  Leistenkanals  in  Falten  gegen  die  Hinterseite  der 
vorderen  Baachwand  und  es  entstand  schliefslich  der  Zustand  einer  „bernie  en  bissac", 
bis  die  forcirte  Taxis  dieselbe  zu  einer  properitonealen  machten  George  Meyer. 


Zwaardemaker,  Der  Einfluss  der  Schallintensität  auf  die  Lage 
der  oberen  Tongrenze.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  XXIV.  S.  303. 

Z.  fasst  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  in  folgende  Sätze  zusammen:  Die 
Schärfe  des  Ohres  nimmt  in  der  höchsten  Octave  unserer  Tonleiter  schnell  ab  Io 
Folge  dessen  wechselt  letztere  ihre  Lage  je  nach  der  Schallintensität.  Die  Unterschiede 
in  dieser  Hinsicht  umfassen  das  Intervall  einer  Terz,  wenn  die  Schallintensität  von 
einer  gewissen  Gröfse  auf  das  Tausendfache  derselben  steigt.  — Die  Zone  relativer 
Unempfindlichkeit  dehnt  sich  eine  Strecke  weit  in  die  Scala  hinein  aas,  aber  keines- 
wegs ferner  als  fis“.  — Bei  reinen  Mittelohrprocessen  büfst  die  Tonleiter  an  ihrer 
oberen  Grenze  nicht  mehr  als  '/4  Ton  ein.  Dieses  Factum  findet,  neben  erhaltener 
Knocbeoleitnng,  eine  einfache  Erklärang  in  der  nicht  allmäligen,  sondern  schnellen 
Abnahme  der  Empfindlichkeit  in  der  Nähe  des  Grenztone*,  welche  zur  Folge  bat,  dass 
nur  sehr  bedeutende  Herabsetzung  der  Heizempfindlichkeit  eine  Verkürzaog  der  Scala 
bervorrafen  kann.  Sehwsbach. 

H.  Straight,  A case  of  Aphonia  due  to  hypertrophic  rhinitis.  Med. 
Record  1893,  No.  25. 

Bei  einem  17jährigen  Knaben,  der  seit  2 Jahren  an  Aphonie  litt,  ohne  dass  sich 
Veränderungen  im  Kehlkopf  nacbweiseu  liefsen,  hat  die  galvanokaustische  Behandlung 
der  hypertrophischen  unteren  Muscheln  die  Stimme  wiederhergestellt.  8 ; Jahre  später 
war  ein  Rückfall  noch  nicht  eingetreten.  w.  Lubllnski. 


Edel,  Untersuchungen  Ober  den  Bacteriengehalt  des  Badewassers. 
Arch.  f.  Hygiene  1893,  XIX.  S.  225. 

Die  Untersuchungen  E.'s  wurden  im  Berliner  hyg.  Institut  au  Berliner  Schwimm- 
und  Wannenbädern  ausgeführt.  Das  Wasser  des  Schwimmbassins  A.  enthielt  durch- 
schnittlich im  ccm  100000  Keime,  während  da*  Berliner  Leitungswasser  nur  150 
Keime  enthält;  dieser  hohe  Keimgehalt  war,  wie  E.  nachweist,  nicht  durch  die  Ba- 
denden veranlasst,  sondern  durch  eine  Vermehrung  der  Bacterien  beim  Vorwärmen 
des  Wassers;  das  Bassin  wurde  täglich  neu  gefüllt. 

Bei  der  Untersuchung  des  Badewassers  des  Joachimsthal'schen  Gymnasiums  fand 
E.  folgende  Zahlen.  Das  Brunnenwasser  enthielt  60  Keime,  das  Bassinwasser  vor 
dem  Baden  491,  nach  dem  Baden  15465;  aus  diesen  und  anderen  Zahlen  rechnet 
E eine  Vermehrung  des  Badewassers  pro  Person  um  26—27  Milliarden  Keime  aus. 
Eine  ähnliche  Keimvermehruog  fand  Verf.  bei  den  Wannenbädern.  Scluurlen. 


A.  Hirsch,  Zur  Frage  der  Wasserresorption  im  Magen  des  Hundes. 
Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  29. 

Bei  Tieren,  denen  eine  Duodenalfistel  in  nächster  Näbe  des  Pylorus  angelegt 
wird,  verlassen  in  den  Mageu  gebrachte  Flüssigkeitsmengen  dieses  Organ  am  vieles 
schneller,  als  dies  bei  Tieren  der  Fall  ist,  welche  eine  tiefer  gelegene  Duodenalfistel 
besitzen.  Hieraus  erklärte  es  sich  zur  Genüge,  dass  bei  erstgenannten  V' ersuchstieren 
eine  Wasserresorption  im  Magen  nicht  beobachtet  wird,  weil  eben  die  Flüssigkeit  all- 
zuschuell  den  Magen  verlässt  und  aas  der  Duodeualfistel  abflielst.  — Verf.  sprioht 
sich  mit  aller  Entschiedenheit  dagegen  aus,  Ergebnisse  bezüglich  der  Wasserresorption 
im  Magen,  die  an  Hunden  mit  hochgelegenen  Duodenalfisteln  und  bei  freiem  Abfluss 
aus  der  FistelöfTnuug  gewonnen  wurden,  auf  den  normalen  Hund,  oder  gar  auf  den 
Menschen  zu  übertragen.  C.  Hotemäal. 


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So.  7.  Gkbhabdt.  — Parker  u.  Gotch,  White.  — Bechterew. 


127 


C.  Gerhardt,  Ueber  krankhafte  Pulsationen  bei  Schlussunfähigkeit 
der  Aortenklappen  und  bei  BASEiiow’scher  Krankheit.  Charite-An- 
nalen 1893.  XVIII.  S.  243. 

Id  Betreff  des  schon  früher  (Cbl.  1882,  S,  895)  vom  Verf.  beschriebenen  pulsi- 
renden  Milztnmors  bei  hebernden  Kranken  mit  gut  compensirter  Aorten  - Insufficienz 
ftrmulirt  er  die  Bedingungen  für  diese  — wie  er  angiebt  — recht  häufige  Erschei- 
nung dahin:  wenn  bei  einem  kräftigen  Kranken  mit  gut  ausgeglichener  Aorteuinsuffi 
tiesz  die  Milz  in  Folge  acuter  Schwellung  fühlbar  wird,  so  pnlsirt  sie  auch;  Vorbe- 
dingung solcher  Pulsationeu  ist  Arterienerweiternng,  meist  io  Folge  von  Erschlaffung 
der  Geflfsmuskeln.  Aebnliche  Pulsationen  kann  man,  beim  Bestehen  dieses  Klappen- 
fehlers, anch  am  Penis,  ferner  am  Band  der  Übte  bei  gleichzeitiger  Kopfrose  u dgl . 
wehr  beobachten.  Ancb  bei  Morbus  Basedowii  finden  sich  (abgesehen  von  Tachy- 
kardie und  Schwirren  der  Scbilddrüsenarterien)  nicht  selten  auffällige  Pulsatiouser- 
sebeinuDgeo,  die  mit  denen  bei  Aorteninenfficienz  vollkommen  übereinstimmen,  so  na- 
mentlich Pulsation  der  Milz,  zeitweise  auch  Capillarpuls.  Perl. 


1)  R.  Parker  and  F.  Gotch,  A case  of  Focal  Epilepay:  Trephi- 
DiDg;  Electrical  Stimulation  and  Exciaion  of  Focua:  Primary 
Healing:  Improvement.  Brit.  Medic.  Journ.  1893,  Mai  27. 

2)  W.  H.  White,  A atudy  of  a caae  of  Focal  Epilepay.  Ebonda, 
29.  Juli. 

1)  Ein  9jähriger  Knabe  zeigte  nach  einem  Fall  auf  die  rechte  KopfhAlfte 
Zuckungen,  die  erst  an  den  linksseitigen  Fingern  begannen,  daun  allmAlig  Aufstiegen, 
den  linken  Arm,  Gesicht  and  Augen  befielen.  Oie  Trepanation  wurde  über  dem  ent- 
sprechenden Centrum  rechts  vorgeuommen,  das  letztere  wurde  entfernt  Die  Krampf- 
snfälle  kehrten  nach  wenigen  Tagen  mit  erneuter  Intensität  wieder,  nachdem  einige 
Tage  die  motorische  Kraft  der  linken  Band  geschwunden  war;  mit  ihr  kehrten  die 
Zaekongen  wieder.  Sensibilität  war  nicht  wesentlich  verändert. 

2)  W.  teilt  einen  Fall  mit,  in  welchem  eine  41jährige  Frau  an  KrampfanfSllen 

dts  rechten  Armes  litt.  Diese  wareo  auf  ein  Sarcom  in  dem  untern  Teil  des  linken 
Gyrus  centralis  posterior  znrückznfübren;  die  Geschwulst  wurde  excidirt  und  traten 
nach- der  Operation  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  mit  Aphasie  ein;  die  Lähmung  des 
Gesichts  and  Beins  besserten  sich  allmälig,  doch  trat  nach  4 Wochen  der  Tod  ein. 
Die  Section  erwies  mehrfache  neue  Geschwulstbildungen,  in  dem  linken  Gyrus  cen- 
tralis posterior,  in  dem  linken  Gyrus  angularis;  in  der  linken  dritten  Frontalwindung 
u.  t.  w.  Kallscber. 


W,  v.  Bechterew,  Die  Bedeutung  der  Suspensionen  bei  einigen 
Rückenmarkeaffectionen.  Neurol.  Cbl.  1893,  No.  18. 

Verf.  fand  die  mit  Hülfe  des  SrBtnou'sehen  Apparates,  der  eine  genaue  Kontrolle 
der  Dehnung  gestattet,  aasgeführte  Suspension  bei  Tabes  dorsalis,  Compressio  mednllae 
ipinalis,  Compressionsmyelitis,  veralteten  Formen  von  Lues  medullae  spinalis  und  in 
eisigen  Fällen  von  Qnerscbnittsmyelitis , von  grofsem  Nutzen.  Bei  den  letzteren  or- 
gssiteben  Rückenmarkikrxnkbeiten  tollen  die  Resultate  sogar  noch  eklatanter  sein 
*ie  bei  Tabes. 

Der  Erfolg  bestand  in  einer  Besserung  des  Ganges  u.  Kraftxunabme  in  den  unteren 
Extremitäten , Beseitigung  bestehender  Parästhesien , Beseitigung  resp.  Besserung  der 
fooctionsstürnngen  von  Seiten  der  Blase  und  des  Kectnm,  Herabsetzung  resp.  Ver- 
wbvinden  der  localen  Schmerzen  and  Hyperästhesien  sowie  krampfhafter  Bewegungen 
ead  endlich  in  Abschwächung  der  Reflexerregbarkeit  an  den  unteren  Extremitäten. 

In  einzelnen  Fällen  war  die  Besserung  eine  ziemlich  andauernde.  Gesteigert 
vorde  die  Wirknng  der  Suspension  durch  gleichzeitige  Anwendung  von  Derirantien, 
■pedell  des  Paqnelin,  am  Rücken. 

Auch  die  Wirkung  der  Suspension  auf  den  Sehnerven  kann  Verf.  bestätigen. 

K.  Grube, 


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128 


Boshaft.  — Köstkr.  — Dittkl.  — Bamtübhkr. 


No.  7 


Bonnafy,  Le  Tokelnn  et  son  parasite.  Union  möd  1893,  No.  32. 

Verf.  jjiebt  »ine  ausführlichere  Beschreibung  der  auf  den  Südseeintsln  heimischen 
parasitären  Hautkrankheit  (welche  bei  uns  mehr  unter  dem  Namen  der  Tinea  imbri- 
cata  bekannt  ist).  Es  bilden  sich  bei  derselben  concentrische  Ringe,  deren  jeder  aus 
im  Kreise  nebeneinanderstehenden,  dreieckigen,  mit  der  nach  anssen  gerichteten  Basis 
festsitzenden,  an  der  Spitze  frei  sieb  erhebenden  Schuppen  besteht  Beim  Kratzen 
werden  die  Paiasiten  leicht  ron  einer  Hautstelle  znr  anderen  übertragen  und  et  flieften 
dann  bei  ihrem  peripheren  Wachstum  die  verschiedenen  Ringsysteme  so  ineinander 
dass  das  ursprüngliche  Bild  oft  ganz  verwischt  wird.  Die  Krankheit  kann  allmälig 
den  ganzen  KSrper  überziehen  und  lässt  nur  den  Kopf  und  die  Hohlhand  regelm&ftig 
frei.  Vom  Herpes  tonsurans  unterscheidet  sie  sich  klinisch  dadurch,  dass  sie  niemals 
spontan  heilt,  dass  sie  sich  peripherisch  ausbreitet  ohne  dabei  im  Ceotrum  au  ver- 
schwinden , dass  bei  ihr  niemals  Bläschen  oder  irgend  welche  entzündliche  Erschei- 
nungen auftreten,  ferner  durch  das  starke  Jucken  und  den  Umstand,  dass  die  Haare 
niemals  ergriffen  werden.  Der  die  Affection  veranlassende,  verzweigte  und  aus  kurzen 
Gliedern  zusammengesetzte  Fadenpilz,  den  Verf.  ebenfalls  eingehender  studirt  bat , ist 
an  der  Unterseite  der  Schoppen  leicht  nachzuweisen  Therapeutisch  zeigten  sich  Bä 
der  mit  20.0  Sublimat  nach  Abreibung  der  Haut  mit  grüner  Seife  und  Bimstein  er- 
folgreich. H.  Mittler 

II.  Köster,  Zur  Behandlung  des  Erysipels.  (Vorläufige  Mitteilung). 
Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  38. 

K.  bepinselt  die  erkrankten  Partien  und  ihre  nächste  Umgebung  zwei  Mal  täglich 
mit  einer  mäfsig  dicken  Schicht  von  weifser  Vaseline;  auf  diese  wird  ein  Stück  Leinen 
(im  Gesiebt  Maske)  gelegt  und  das  Ganze  durch  Gazebinden  befestigt  Die  Resultate 
waren  in  ca.  50  so  behandelten  Fällen  mindestens  ebenso  günstige  wie  bei  der  An- 
wendung von  Jodpinselungen,  Ichthyol  oder  Sublimatlanolin;  das  Fieber  fiel  meist 
kritisch  in  2—8  Tagen,  eine  weitere  Ausbreitung  des  Processes  fand  in  der  Regel 
nicht  Statt.  H.  Mittler. 


Dittel,  Abdominale  Blasenscheidenfistel-Operation.  Wienerklin.  Wochen- 
schrift 1 893,  No.  25 

40jährige  TaglShnerin.  Blaseu-CervicatSstel  seit  4 Jahren  nach  der  9.  F.ntbin 
düng,  Vierkreuzerstückgrofs,  rundlich.  Vordere  Muttermundslippe  fehlt. 

Zweimalige  vaginale  Operation  ohne  Erfolg. 

Operation : Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  wird  der  Uterus  nach  auf-  und  rück- 
wärts, die  Harnblase  gegen  die  Symphyse  gedrängt.  Quere  Durcbtrennung  des  Bauch- 
felles unterhalb  der  Umschlagsstelle  vom  Uterus  auf  die  Blase:  Stumpfe  Ablösung  der 
Blue  von  der  portio  bis  zum  oberen  Teil  des  vorderen  ScheidengewOlbes,  Anfrischung 
der  Bluen  - Oeffnung  und  Verschluss  derselben  mit  Knopfnähten.  Tamponade  der 
Nabtreibe  mit  Jodoformgaze,  die  durch  du  unterste  Ende  des  Bauchscbnitts  heraus 
geleitet  wird.  Drainage  der  Scheiden  fistet  und  Tamponade  der  Scheide.  Verweil- 
katheter.  — Die  Heilung  wurde  durch  das  ungeeignete  Verhalten  der  Pat.  behindert 

A.  Martin. 


W.  Badstübner,  Ueber  Verschwinden  der  Luft  aus  den  Lungen 
Neugeborerener.  Dissertation.  Berlin  1893. 

B.  bestätigte  in  eiuer  unter  Leitung  des  Ref.  gefertigten  Untersuchung  die  Beobachtung 
OtovAvasDi'e , dass  Lungen  Neugeborener  bei  längerem  Liegen  io  fliefiendem  Wasser 
untersinken  nnd  erweiterte  dieselbe  dahin,  dass  auch  Lungen  Neugeborener,  die  aich 
noch  in  der  Leiche  befinden,  beim  Bestehen  penetrierender  Brustwunden  unter  gleichen 
Umständen  scheinbar  der  Atelectue  verfallen.  Er  schliefst  sieh  Gioväaaam  ferner 
darin  an,  das«  hier  eine  Pseudoatelectase  vorliegt,  bedingt  durch  Vollaaugen  der 
Lungen  mit  Wuser,  und  dass  es  mOglicb  ist,  dieselbe  von  wirklicher  Atelektase  za 
unterscheiden.  Bei  jener  nämlich  werden  die  Langen  bezw.  Lungenstücke  nach  dem 
Trocknen  wieder  sebwimmfähig,  bei  dieser  nicht.  Fr.  strusman«. 

Rintendungen  für  das  Centrnlblatt  werden  an  die  Adrette  des  II rn.  Prof.  Dr.  II.  Bernhardt  (Berlin  W 
Französische  Btra  t«  21  > oder  an  die  Verlagtbandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  Augntt  Hirtchwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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V'Vktatlirh  rreckeiDfu 
1—3  Bojc«n ; im  SehSuM« 

iIm  -Uhrzangs  Tit«l , N»- 
cm®  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  dea  .Lshrg’iuge» 
20  Mark;  tu  belieben 
durch  alle  Huchhandlua- 
gen  and  Poetuut alten. 


mcdiciiiisdieii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

In  Berlin. 

1894. <*  Februar. No.  8. 

Inhalt:  E bst  im  and  Schulz  i,  Einfluss  der  Kohlensäure  auf  diastati.cbe  Fer- 
ment«. — Munis,  Bestimmung  des  Eiweifi  und  der  Extractivitoffe  in  der  Milch.  — 
linse  und  Nonne,  Zar  Kenntniss  der  Lepra.  — Helpisicb,  Ueber  Oastrotomie 
und  Anns  praeternaturalis.  — Budisised,  Behandlung  der  Spina  bifida.  — 
Gicxikt  ond  Pa  hoi,  Otologischer  Jahresbericht.  — Lorbhz,  Ueber  Schutz- 
impfung gegen  Schweinerotlauf.  — Scuweioer,  Die  Intubation  bei  Larynxstenose. 

— ScBxiiDissio,  Ueber  das  Ferratin.  — Atmoi,  Ueber  Psychosen  nach  In- 
Saenta.  — G oiosca uns « , Ueber  Poliomyelitis  — Unna,  Die  Diaskopie  der  Haut- 
krankheiten. — Gutzwili  ib,  Gleichzeitige  Extra-  and  Intrauteringravidität.  — 
Picxe  ame,  Beobachtungen  am  embryonalen  Herzen. 

SihlOhah,  MetapbospborsSure  als  Reagens.  — Dasihe,  Ueber  die  quantitative 
Bestimmnng  des  Fibrins.  — Albu,  Toxin  im  Harn  bei  Infectionskrankheiten.  — 
Schmidt,  Ueber  Leberresection.  — TscnUDr,  Fall  von  Verwachsung  der  Finger. 

— Oaks,  Behandlung  der  Eiterungen  in  den  Nebenhfihlen  der  Nase.  — Rauow, 
Wirkung  des  Daboiiin’s.  — Domatu,  Fall  von  diphtheritischer  Hemiplegie.  — Ewa  l m, 
Tabes  mit  abnormem  Befand.  — Pi.aczbk,  Electriscbe  Erregbarkeit  gelähmter  Nerven 

— Pick,  Heilung  der  Urticaria  — PuiLit-reon,  Zur  Kenntniss  der  Lepra  tube rosa. 
~ Etter,  Die  Zange  als  Hebel.  — Lasadik-Laokavb  u.  Rkoniir,  Constanter 
Strom  bei  Uteruafibromen.  — Palmer,  Fälle  von  Arsenvergiltnng. 


W.  Ebstein  u.  C.  Schulze,  Ueber  die  Einwirkung  der  Kohlen- 
säure auf  die  diastatiachen  Fermente  des  Tierkörpers.  Virohow’s 
Arch.  Bd.  134,  S.  475. 

Nach  Schiebbeck  (Cbl.  1893,  S.  229)  sollte  bei  alcalischer  oder 
neutraler  Reaction  des  Gemisches  die  Kohlensäure  die  verzuckernde 
Wirkung  der  diastatischen  Enzyme  des  Tierkörpers  befördern,  bei 
saurer  Reaction  dagegen  stets  hindern.  Verff.  sind  bei  der  Dige- 
stion von  menschlichem  Speichel,  vom  Glycerinextract  der  Alcohol- 
flllung  aus  Speichel,  von  Submaxillaris-  und  Pancreasglycerinex- 
tract,  von  Blutserum  und  dem  Glycerinextract  von  Muskeln,  Niere, 
Leber  mit  Glycogen  oder  Amylura  zu  anderen  Ergebnissen  gelangt. 
Schoo  in  neutraler  Lösung  konnten  sie  eine  hindernde  Wirkung 
der  C02- Einleitung  konstatiren,  etwa  ähnlich  wie  andere  schwächere 

XXXII.  Jahrgang.  9 


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130  Münk,  Bestimmung  d.  Eiweifs  u.  d.  Eitractivstoffe  in  der  Milch.  No.  8 

Säuren  z.  B.  Milchsäure  in  entsprechender  Verdünnung.  Nur  beim 
Speichel  scheint  unter  Umständen  C02  auch  in  neutraler  Lösung 
zuweilen  mäfsig  fördernd  zu  wirken.  In  alkalischer  Lösung,  die 
an  sich  für  die  Verzuckerung  ungünstig  ist,  vermag  C04  die  hin- 
dernde Wirkung  des  Alkalis  aufzuheben  und  so  die  Fermentwirkung 
zu  befördern,  jedoch  erst  bei  einer  Concentration  von  mindestens 
0.01  pCt.  Ns2C03.  Bei  höheren  Alkalescenzgraden  0.5 — 1.0  pCt. 
Na2C03,  überwiegt  die  hindernde  Wirkung  des  Alkalis.  Dieselbe, 
wenn  auch  schliefslich  verringerte,  fördernde  Wirkung  wie  reine 
CO,  zeigen  in  alkalischer  Lösung  mit  0.02  pCt.  Na2COs  auch  die 
Gemische  von  Luft  mit  C02  bis  herab  zu  einem  Gehalt  von  1 pCt. 
COj.  In  alkalischer  Lösung  von  0.02  pCt.  Na2C03  u.  0.015  pCt. 
Na2HP04  (etwa  wie  im  Blutserum  des  Menschen)  können  gewisse 
Salze  dieselbe  Rolle  wie  C02  spielen,  also  die  hindernde  Wirkung 
des  Alkalis  aufheben,  so  NaCl  und  in  geringem  Mafse  auch 
MgH  P04.  Schon  eine  Acidität  der  Flüssigkeit  von  0.0 1 pCt. 
Milchsäure  hebt  die  Wirkung  der  diastatischen  Fermente  auf.  — 
Bezüglich  vieler  Einzelheiten  sowie  der  Vorrichtung,  um  die  COz 
im  Gemisch  auf  dieselbe  Spannung  wie  im  Blut  zu  bringen  (ent- 
sprechend etwa  21mm  Hg)  vgl.  Orig.  J.  Munk. 


J.  Munk,  Zur  quantitativen  Bestimmung  der  Eiweifs-  und  Extrac- 
tivstoffe  in  der  Kuh-  und  Frauenmilch.  Virohow’s  Arohiv  Bd.  134, 
S.  501. 

Durch  eingehende  Prüfung  der  verschiedenen,  zur  Eiweifsbe- 
stimmung  benutzten  Methoden  ist  Verf.  zu  folgenden  Ergebnissen 
gelangt:  Aus  den  Eiweifsfällungen  der  Kuh-  und  Frauenmilch  lässt 
sich  am  schnellsten  und  schärfsten  der  Eiweifsgehalt  durch  Be- 
stimmung des  von  diesen  Niederschlägen  eingeschlossenen  Stickstoffs 
nach  Kjkldahl  ermitteln.  Sowohl  bei  der  Alcoholfällung  zur  Be- 
stimmung der  gesammten  Eiweifsstoffe  als  bei  der  Methode  von 
Huppe-Skylkb  zur  gesonderten  Ermittelung  des  Casein-  und  Albu- 
mingehaltes der  Milch  bleiben  seihet  bei  sorgsamster  Ausführung 
noch  Vso  resp.  V|1  V »5  der  Eiweifsetoffe  der  Kuhmilch  in  Lösung. 
Nur  die  Fällung  mittels  Tannins  in  der  Kälte  nach  Skbklikn,  sowie 
die  vom  Verf.  modificirte  RiTTHACSKN’schen  Methode,  wobei  die 
Fällung  durch  aufgeschlemmtes  Kupferoxydhydrat  in  der  Siedhitze 
geschieht,  schlägt  sowohl  in  der  Kuh-  als  in  der  Frauenmilch  alle 
Eiweifsstoffe  nieder.  Dabei  hat  die  Kupfermethode  vor  dem  Tan- 
nin verfahren  den  Vorzug  der  ungleich  schnelleren  Ausführbarkeit. 
An  Extractiv-N  enthalten  100  Th.  frische  Kuhmilch  22 — 34  mg, 
100  Th.  Frauenmilch  nur  14 — 26  mg  N.  Dabei  entfallen  vom  Ge- 
sammt-N  der  Kuhmilch  reichlich  ,5/(6  auf  Eiweifs-N  und  nur  knapp 
*/„  auf  Extraktiv-N,  vom  Gesammt  - N der  Frauenmilch  auf 

Eiweifs-N  und  */, , auf  Extraktiv-N.  Aus  dem  nach  Kjkldahl  fest- 
gestellten Werte  für  den  Gesamrot-N  der  frischen  Milch  lässt  sich 


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No. 8.  Abninq  u.Nonnk,  ZurKenntniss  d.  Lepra.  — Hklkkrich,  Ueber  131 

mit  für  die  meisten  Fälle  ausreichender  Genauigkeit  der  Eiweifs-N 
berechnen,  indem  man  den  Gesammt-N  der  Kuhmilch  mit  0,94,  den 
der  Frauenmilch  mit  0.91  multiplicirt.  Die  aus  der  Menschenmilch 
gefällten  Eiweifsstoffe  (Casein  -f-  Albumin  -j-  Globulin)  enthalten 
nach  Verf’s  Ermittelung,  aschefrei  berechnet,  15.76  pCt.  N,  daher 
sich  durch  Multiplication  des  fOr  den  Eiweifs-N  gefundenen  Wertes 
mit  6.34  sich  der  Eiweifsgehalt  ergiebt.  Der  entsprechende  Faktor 
für  Kuhmilch  ist  nach  Skbbubn  6.37.  Man  findet  daher  för  100  Th. 
Frauenmilch  den  Eiweifsgehalt,  wenn  man  den  Gesammt-N  mit 
0.91  X 6.34*=)  5.77  multiplicirt,  für  die  Kuhmilch,  wenn  man  den 
Gesammt-N  mit  (0.94  X 6.37  =)  rund  6 multiplicirt.  — Wegen 
der  analytischen  Begründung  vorstehender  Schlussfolgerungen  vergl. 
Original.  J.  Monk. 


E.  Ariling  u.  11.  Nonne,  Weiterer  Beitrag  zur  Klinik  und  Ana- 
tomie der  Neuritis  leprosa.  Virch.  Arch,  Bd.  134,  S.  319.  mit  2 Tafeln. 

Die  Verff.  haben  sowohl  an  früheren  wie  an  einem  neuerdings 
beobachteten  und  hier  ausführlich  geschilderten  Fall  von  Lepra 
tuberomaculosa  eine  auffallende  Inkongruenz  zwischen  dem  von  dem 
leprösen  Process  stark  ergriffenen  Nervenstamm  und  der  verhältniss- 
mäfsig  gut  erhaltenen  Function  der  dazu  gehörigen  Musculatur  be- 
obachtet. Sie  entnahmen  deshalb  im  letztgenannten  Falle  in  Nar- 
cose  von  den  spindelförmig  aufgetriebenen  Stellen  des  N.  ulnaris 
am  Olecranon  und  Handgelenk  kleine  Stückchen  vom  medialen 
Rande  und  Muskelstückchen  vom  Hypothenar  und  M.  interosseus  I. 
Während  nun  die  Untersuchung  der  letzteren  auf  Leprabacillen 
negativ  ausfiel,  und  die  intramusculären  Nervenfasern  normales  Ver- 
halten zeigten,  waren  in  den  Schnitten  das  N.  ulnaris  ungemein 
zahlreiche  Bacillen  zu  finden,  und  zwar  nicht  nur  in  der  Umgebung 
der  bei  weitem  überwiegenden  degenerirten  Nervenfasern,  sondern 
auch  an  den  noch  normale  Struktur  zeigenden. 

Diese  mit  der  klinischen  Beobachtung  gut  übereinstimmenden 
Befunde  zeigen,  dass  die  absteigende  Degeneration  des  Nerven  bei 
der  Lepra  viel  langsamer  von  Statten  geht,  wie  bei  anderen  die 
Nerven  an  einzelnen  Stellen  befallenden  Schädlichkeiten.  Erst  nach 
sehr  langer  Zeit  kommt  es  auch  hier  zur  Degeneration  des  peri- 
pheren Teile  des  Nerven  und  zur  Atrophie  der  betreffenden  Mus- 
culatur. M.  Rothmann. 


Helferich,  Aus  der  chir.  Klinik  zu  Greifswald.  Bemerkungen  über 
die  technische  Ausführung  bei  der  Gastrostomie  und  der  Bildung 
eines  Anus  praeternaturalis.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  1. 

Um  nach  Anlegung  des  Anus  praeter  natura m den  Ueber- 
tritt  vom  Darminhalt  in  das  abführende  Ende  sicher  zu  verhindern 
hat  H.  nach  möglichst  kleinem  Bauchdeckenschnitt  den  zuführenden 

9 ’ 


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132  Gastrotomie  etc.  — Hilüebkanp,  Behandlung  der  Spina  bifida  No.  8 

Teil  der  einzunahenden  Flexur-Schlinge  knapp  und  fast  etwas  ge- 
spannt befestigt.  Es  geschieht  dieses  dadurch,  dass  sowol  an  dem 
abführenden  wie  zuführenden  Ende  das  Mesenterium  au  niveau  der 
Haut  an  einer  kleinen  Stelle  stumpf  durchbohrt  und  hier  in  ein  mit 
Jodoform-Gaze  umwickeltes  Drainagerohr  durchgeführt  wird.  Einen 
Prolaps  des  zuführenden  Endes  hat  H.  nach  Anwendung  dieser 
Maafsregel  nicht  gesehen,  ein  solcher  des  abführenden  Endes  ist 
dagegen,  wennschon  ohne  fatale  Folgen  und  leicht  reponibel  vor- 
gekommen. Die  Eröffnung  durch  eine  der  Länge  nach  verlaufende 
Excision  der  Darmwand  erfolgt  stets  in  einer  zweiten  Sitzung  einige 
Tage  später. 

Bei  der  Gastrostomie  legt  Ii.  nach  v.  Hacker  den  Magen 
durch  eine  verticale  innerhalb  des  linken  M.  rect.  abdom.  verlau- 
fende Incision  frei.  Durch  eine  Falte  der  Magen  wand,  welche  H. 
nach  Wirzm/sPrincipien  bildet,  waren  an  deren  einander  zugewandten 
Seiten  3 Catgut-Nähte  so  durchgelagert,  dass  durch  zweimaliges 
Ein-  und  Ausstechen  nahegelegene  Teile  zur  vollen  Vereinigung 
durch  die  Naht  vorbereitet  werden.  Um  für  das  in  der  gleichen 
Sitzung  einzulegende  Gummirohr  einen  Canal  in  der  Magenwand 
zu  bilden,  müssen  die  zu  erwähnenden  Falten  der  Magenwand  an- 
nähernd parallel  verlaufen.  Um  andererseits  die  Oeffnung  sicher 
abzuschliefsen,  müssten  die  Falten  an  dieser  zusammenfliefsen,  die 
zu  vernähenden  Stellen  also  in  immer  kleineren  Abständen  gefasst 
werden,  so  dass  2 — 3 Nähte  die  Spitze  des  Canals  bilden,  der  Ca- 
nal selbst  im  Ganzen  durch  4 — 5 Nähte  hergestellt  wird.  Der 
Magen  wird  nicht  mit  der  Bauchwand  vernäht,  dagegen  die  durch 
ihn  gelegten  Seidennähte  lang  gelassen  und  um  quer  über  die  Wunde 
gelegte  Draiuageröhren  befestigt.  P.  Güterbock. 


Hildebrand,  Die  Behandlung  der  Spina  bifida.  Archiv  f.  klin.  Chir. 

XLIV.  S.  200. 

H.  unterscheidet  als  schwerste  Form  der  Spina  bifida  die  Rachi- 
schisis  post.,  bei  welcher  alles  gespalten  ist.  Ganz  dieselben  Ver- 
hältnisse bietet  die  „Myelocele“ , bei  der  die  Pia  mit  dem  Rücken- 
mark nach  hinten  durch  einen  Hydrops  Arachnoideae  sackartig 
ausgebuchtet  ist  und  zwar  sitzt  dieser  Hydrops  entweder  zwischen 
Pia  und  Arachnoidea,  sodass  Rückenmark  und  Nerven  frei  durch 
den  Sack  ziehen,  oder  zwischen  den  beiden  centralen  Blättern  der 
Arachnoidea,  so  dass  Mark  und  Nerven  in  der  Sackwand  zwi- 
schen der  nach  aussen  gelegenen  Pia  und  der  nach  innen  befind- 
lichen Arachnoides  verlaufen.  Der  Sack  ist  nur  an  der  Basis  von 
normaler  Haut  bedeckt.  Bei  den  minder  schweren  Formen  der 
Spina  bifida  sind  nur  Dura  und  Knochen  defect  und  kann  hier 
immer  sackartige  Ausweitung  des  Markes  mit  Pia  und  Arachnoidea 
statt  haben:  „Myelocystocele“ , durch  deren  Höhle  keine  Nerven 
ziehen,  und  ..Meningocele" , durch  Hydrops  zwischen  Arachnoides 


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No.  8.  Gkunkkt  u.  Pansk,  Otologisoher  Jahresbericht.  133 

und  Pia  entstanden,  deren  Wand  blos  von  ersterer  gebildet  wird 
und  durch  deren  Höhle  Nerven  ziehen  können.  In  beiden  Fällen 
ist  der  Sack  meist  von  normaler  Haut  bedeckt.  Eine  besondere 
Form  der  Meningocele  besteht  dort,  wo  nur  der  Knochen  defect 
ist  und  eine  fernere  dritte  dann,  wenn  die  Dura  allein  die  Sack- 
wand bildet,  was  von  Makchakd  als  Regel  aufgestellt  wird.  Wäh- 
rend die  Myelocelen  und  die  Rachischisis  post,  meist  leicht  intra 
vitam  erkannt  werden,  ist  dieses  bei  den  öbrigen  Formen  nicht  der 
Fall.  Sitz  und  Gröfse  der  Communication  beweisen  nichts;  von  12 
Myelocystocelen  unter  27  Spina  bifida  - Fällen  H.’s  waren  6 lebens- 
fähig; es  hat  aber  keinen  Zweck  Individuen  mit  schweren  Läh- 
mungen oder  stärkeren  anderweitigen  Missbildungen  durch  thera- 
peutische Eingriffe  zu  erhalten,  zumal  da  als  einzige  den  heutigen 
Anschauungen  entsprechende  Methode  die  blutige  mit  dem  Messer 
im  Gegensatz  zu  den  Injections-  und  Ligatur  - Verfahren  zu  be- 
zeichnen ist.  Am  einfachsten  ist  die  Operation  bei  der  Meningo- 
cele; bei  der  Myelocele  muss  man  die  Area  vaeculosa  umschneiden 
und  im  Zusammenhang  erhalten  resp.  reponiren,  oder  wenn  die 
Nerven  in  der  Sack  wand  verlaufen,  muss  man  den  ganzen  Menin- 
gealsack  nach  seiner  Entleerung  und  Präparation  in  den  Wirbel- 
canal versenken  und  die  Haut  daröber  vernähen.  Bei  der  Myelo- 
cystocele  der  Lendengegeud  ist  bei  grofsem  Sack  die  Functions- 
schädigung bei  Excision  des  Sackes  nur  eine  geringe,  kleinere  der- 
artige Cysten  sollte  man  unoperirt  lassen  oder  bei  dünner  Haut 
nach  Punction  und  hinreichender  Bedeckung  reponiren  wie  bei  den 
ähnlichen  Myelocelen.  Im  Ganzen  öberstanden  von  13  Operirte 
der  Göttinger  Klinik  (darunter  10  Meningocelen  und  3 Myelocysto- 
celen)  10  den  Eingriff  und  zwar  von  den  letzten  8 Operirten  alle. 
1 Kind  starb  bald  nach  der  Entlassung,  ein  zweites  hatte  ein  Re- 
cidiv  und  Hydrocephalus,  die  öbrigen  8 lebten,  davon  2 nach  10 
resp.  12  Jahren.  P.  Güterbock. 


Grüner!  u.  Panse,  Jahresbericht  Ober  die  Thätigkeit  der  königl. 
Universitäts  - Ohrenklinik  zu  Halle  a/S.  vom  1.  April  1891  bis 
31.  März  1892.  Ärch.  f.  Obrenbsilk.  XXXV.  S.  231. 

Aus  dem  Bericht,  dessen  Einzelheiten  im  Orig,  nachzusehen 
sind,  mögen  nur  einige  bemerkenswerte  Daten  hervorgehoben  wer- 
den: die  Extraction  der  Gehörknöchelchen  wegen  chronischer  Mittel- 
obreiterung mit  hochgelegener  Perforation  wurde  26  Mal  gemacht 
und  zwar  wurde  9 Mal  der  Hammer  allein,  17  Mal  gleichzeitig 
der  Amboss  extrahirt;  von  ersteren  Fälle  heilten  5 von  letzteren  8. 
In  2 Fällen  wurde  mit  dem  Hammer  zugleich  der  Stapes  extrahirt, 
ohne  dass  nachteilige  Erfolge  eintraten.  Die  Ursache  davon,  dass 
nur  etwa  die  Hälfte  der  Fälle,  in  denen  die  Hammer  - Ambossex- 
traction ausgeföbrt  wurde,  zur  Heilung  kommen,  ist  nach  Verff. 
darin  zu  suchen,  dass  häufig  die  Caries  der  beiden  äusseren  Gehör- 
knöchelchen complicirt  ist  mit  anderweitig  localisirter  Caries,  insbe- 


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134  Loiiknz,  Deber  Schutzimpfung  gegen  Schweinerotlanf.  No.  8 

sondere  des  Antrum  mast.,  ohne  dass  sichere  hierauf  hindeutende 
diagnostische  Anhaltspunkte  vorhanden  sind.  Das  häufige  Misslingen 
der  Ambossextraction  nach  der  Iiammerexcision  lässt  die  jetzige 
Technik  dieser  Operation  als  eine  noch  unvollkommene  erscheinen. 
Verff.  haben  deshalb,  zunächst  an  der  Leiche,  Versuche  gemacht, 
den  Amboss  vor  den  Hammer  zu  extrahiren.  Die  practische  Ver- 
werthbarkeit  dieser  befriedigend  ausgefallenen  Versuche  muss  am 
Lebenden  erst  erprobt  werden.  Bei  den  im  letzten  Vierteljahre 
vorgekommenen  Fällen  — Influenza-Otitis  — wurden  relativ  häufig  hä- 
morrhagische Extravasale  im  Trommelfell  beobachtet  (worauf  Ref. 
bereits  bei  der  ersten  Influenzaepidemie  aufmerksam  gemacht  hatte). 
Verff.  bringen  im  Anschluss  an  ihren  Bericht  die  Krankengeschichte 
der  6 letal  verlaufenen  u.  mehrerer  anderer,  ein  besonderes  Interesse 
beanspruchenden  Fälle.  Die  85  Fälle,  bei  denen  die  Mastoidopera- 
tion  vorgenommen  wurde,  werden  schliefslich  in  einer  Tabelle  zu- 
sammengestellt. Die  Operation  wurde  52  Mal  mit  bleibendem  Er- 
folg, 22  Mal  ohne  Erfolg  ausgeföhrl;  5 Mal  war  der  Erfolg  un- 
bekannt, 2 Fälle  blieben  noch  in  Behandlung,  4 endeten  letal.  (Die 
in  der  Operalionstabelle  aufgeführten  Zahlen  umfassen  sowohl  die 
acuten  als  auch  die  chronischen  Fälle,  welche  die  Operation 
nöthig  machten;  zur  Beurteilung  des  Erfolges  wäre  eine  mehr  in 
die  Auge  fallende  Trennung  dieser  beiden  Kategorien  wünschens- 
wertb.  Ref.)  Schwabaoh. 


Lorenz,  Schutzimpfungsversuche  gegen  Schweinerothlauf  mit  An- 
wendung eines  aus  Blutserum  immunisirter  Tiere  hergestellten 
Impfpräparates.  Deutsche  Zeitsohr.  f.  Tiermed.  1893,  XX.  S.  1. 

L.  ist  durch  mehrere  Arbeiten,  die  sich  mit  dem  Schweineroth- 
lauf beschäftigten,  bekannt;  er  versuchte  mehrfach  durch  Impfungen 
mit  Pasteur’schen  Vaccinen  ein  für  die  Praxis  verwertbares  Schutz- 
impfungsverfahren zu  erzielen,  aber  vergebens,  denn  die  nicht  selten 
auftretenden  Rothlauf-Endokarditiden  machten  den  practischen  Erfolg 
illusorisch,  wenn  auch  tatsächlich  eine  Immunität  gegen  den  acuten 
Schweinerothlauf  erzielt  war. 

L.  hatte  nun  schon  nach  den  Mitteilungen  einer  früheren  Ar- 
beit 1891  gefunden,  dass  das  Blutserum  immunisirter  Kaninchen 
immunisirende  Eigenschaft  habe  und  hatte  aus  diesem  Serum  ein 
haltbares  Präparat  hergestellt. 

In  vorliegender  Arbeit  teilt  er  18  Schutzimpfungsversuche,  die 
mit  diesem  Präparat  von  ihm  und  anderen  angestellt  wurden  mit, 
welche  mehrere  hunderte  von  Schweine  umfassen  Die  Impfung 
wurde  so  vorgenommen,  dass  das  Tier  pro  Kilo  am  Oberschenkel 
im  Durchschnitt  0.1  ccm  des  Heilserumpräparats  erhielt,  wovon 
etwa  30  g aus  130  g Serum  hergestellt  waren;  nach  etwa  5 Tagen 
bekam  das  Tier  zur  Controle  und  Verstärkung  der  Immunität  die 
erste  Rothlaufbacillenkultur-Injection,  etwa  0.5  ccm  einer  Bouillon- 


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No.  8. 


Schwkiukr,  Die  Intubation  bei  Larynxstenose. 


135 


kultur,  nach  weiteren  12  Tagen  die  zweite  von  etwa  2 ccm.  Damit 
war  die  Impfung  beendet. 

Die  Resultate  sind  durchaus  günstige;  die  Erkrankungen  an 
Endocarditis  blieben  aus  und  trotzdem  unter  den  nicht  geimpften 
Tieren  der  Umgegend  Rothlauf  herrschte,  erkrankte  von  den  ge- 
impften keines. 

Auch  Heilversuche  wurden  angestellt,  aber  hier  zeigten  sich 
dieselben  Nachteile  wie  bei  der  Schutzimpfung  mit  abgeschw&chten 
Bacterien:  die  Tiere  wurden  zwar  vom  acuten  Rothlauf  meist  ge- 
heilt, behielten  aber  die  chronische  Form  desselben  oder  bekamen 
Rothl  auf-  Endokarditis. 

Es  steht  sonach  fest,  das9  für  die  Praxis  eine  vollständig  ge- 
eignete Sohutzimpfungsmethode  gegen  Rothlauf,  nämlich  die  mit 
Blutserum  gefunden  ist.  Wird  diese  einmal  allgemein  angewendet, 
so  kann  ein  Heilverfahren  entbehrt  werden.  Sehenden. 


S.  Schweiger,  Die  Intubation  bei  diphtheritischer  Larynxslenose. 

Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XXXVI.  S.  233. 

Nach  den  Erfahrungen,  welche  Verf.  im  Carolinen- Kinderspi- 
tale  Wien  bezüglich  der  Intubation  gemacht  hat , hält  er  weder 
sehr  frühes  Alter  der  an  Larynxcroup  Erkrankten  noch  die  Com- 
plication  mit  Lungenerscheinungeo  für  eine  Contraindication.  Er 
lässt  vielmehr  nur  3 Contraindicationen  gegen  die  Intubation  gelten: 

1)  eine  hochgradige  Rachendiphtherie,  die  zur  Pharynxstenose  führte, 

2)  septischen  Charakter  der  Diphtherie  mit  leicht  blutendem  Rachen- 
belag, 3)  plötzlich  eintretende  Asphyxie.  — Um  die  Gefahr  des 
Hineingelangens  von  Speisen  in  den  Tubus  nach  Möglichkeit  zu 
verringern,  räth  Verf.  den  Kindern  Nahrungsmittel  nicht  in  flüssiger, 
sondern  nur  in  breiiger  Form  zu  verabreichen.  — Wird  der  Tubus 
ausgehustet,  so  räth  Verf.  mit  der  nächsten  Intubation  so  lange  zu 
warten,  bis  die  Athemnot  wieder  unerträglich  geworden  ist.  — 
Ueber  die  Möglichkeit,  die  Intubation  auch  in  der  Privatpraxis  an- 
zuwenden, soll  die  Angabe  des  Verf.’s,  dass  unter  68  im  Spitale 
vorgenommenen  Intubationen  6 Mal  durch  Abwesenheit  des  Arztes 
ein  Unglück  hätte  verschuldet  werden  können,  ein  Urteil  gewähren. 
— Als  Indicationen  für  die  secundäre  Tracheotomie  stellt  Verf.  nur 
folgende  auf:  1)  Asphyxie  aus  irgend  einem  Grunde.  2)  Unmög- 
lichkeit einer  genügenden  Ernährung;  doch  sah  Verf.  selbst  sich 
noch  nie  veranlasst,  aus  diesem  letzten  Grunde  die  secundäre  Tra- 
cheotomie zu  machen.  — Die  Vorteile,  welche  die  Intubation  vor 
der  Tracheotomie  zu  bieten  im  Stande  ist,  bestehen  darin,  dass 
l)  die  Intubation  noch  anwendbar  ist,  wo  eine  blutige  Operation 
verweigert  wird,  und  dass  2)  in  einigen  Fällen  es  gelingt,  durch 


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136  Schmikdkbkrg,  Ueber  d.  Ferratin.  — Ai.thaus,  Ueber  Psychosen  etc.  No  8 


eine  nur  wenige  Stunden  hindurch  dauernde  Intubation  die  Larynx- 
stenose  so  weit  zu  bessern,  dass  ein  weiterer  Eingriff  nicht  not- 
wendig ist.  Stadthagen, 


Schmiedeberg,  Ueber  das  Ferratin  und  seine  diätetische  und  the- 
rapeutische Anwendung.  Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  45. 

Mit  dem  Namen  „Ferratin“  bezeichnet  S.  die  in  normalen 
Körperorganen  vorkommende  Eisenverbindung,  die  sich  in  den  Ge- 
weben als  Reservestoff  för  die  Blutbildung  abgelagert  findet.  Es 
gelang  dem  Verf.  das  Ferratin  künstlich  darzustellen,  und  zwar  als 
ein  feines  Pulver  von  rotbrauner  Eisenoxydfarbe;  es  kommt  in 
zweierlei  Form  in  den  Handel,  in  freiem,  in  Wasser  unlöslichem 
Zustande,  und  als  Natrium  Verbindung,  die  sich  bei  einigem  Stehen 
und  Umröhren  leicht  in  Wasser  löst  (letzteres  muss  möglichst  kalk- 
frei sein,  da  sich  sonst  unlösliches  Calciumferratin  bildet).  Das 
Ferratin  ist,  im  Gegensatz  zu  den  bisher  bekannten  Eisenverbin- 
dungen, assimilirbar  und  verursacht  nach  eingehenden  Versuchen 
an  Tieren  und  nach  ziemlich  ausgedehnten  Erfahrungen  an  Menschen 
selbst  nach  längerem  Gebrauch,  keine  Störungen  der  Magen-  und 
Darmfunctionen,  ja  es  scheint  sogar  in  einigen  Fällen  Besserung 
des  Appetits  und  Regelung  der  Stuhlentleerungen  zu  bewirken. 
Die  Resorption  erfolgt  unter  verschiedenen,  noch  nicht  näher  fest- 
gestellten Bedingungen  bald  in  reichlicherem,  bald  in  beschränkterem 
Maase,  meist  ziemlich  langsam. 

Da  ein  Teil  des  eingenommenen  Ferratins  durch  den  sauren 
Magensaft  und  Schwefelwasserstoff  zersetzt  wird,  muss  die  Dosirung 
so  bemessen  werden,  dass  im  Darmkanal  beständig  ein  Ueberschuss 
von  Ferratin  vorhanden  ist,  damit  der  Organismus  so  viel  davon 
aufnehmen  kann,  als  er  braucht.  Eine  Ueberladung  der  Organe 
mit  Eisen  ist  nicht  zu  befürchten,  da  Aufnahme  und  Ausscheidung 
sich  von  selbst  zu  reguliren  scheinen;  die  Ausscheidung  erfolgt 
nicht  durch  die  Nieren.  Die  Dosis  pro  die  für  Kinder  ist  0.1— 0.5, 
für  Erwachsene  1.0  — 1.5;  eaure  Speisen  sind  zu  vermeiden,  ander- 
weitige Diätbeschränkungen  nicht  erforderlich.  Das  Ferratin  ist  in 
erster  Linie  ein  Nahrungsmittel,  das  in  allen  Fällen  angewendet 
werden  sollte,  in  denen  sich  Erscheinungen  einer  wenig  befriedigen- 
den Ernährung  und  Blutbildung  bemerkbar  machen.  Für  die  An- 
wendung im  Sinne  eines  Arzneimittels  müssen  vorläufig  die  üblichen 
Indicationen  für  den  Eisengebrauch  mafsgebend  sein.  Ausführlichere 
Mitteilungen  über  diesen  und  einige  andere  Punkte  stellt  Verf.  in 
Aussicht.  K.  Kronthal. 


J.  Althaus,  Ueber  Psychosen  nach  Influenza.  Arch.  f.  Psychiatrie  eto. 
1893,  XXV.  1.  H. 

Die  Anzahl  der  Fälle  von  Psychosen,  welche  nach  der  Influenza 
beobachtet  worden  sind,  ist  sehr  viel  gröfser  als  die,  welche  man 


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No.  8. 


Goi.dschkidkr,  lieber  Poliomyelitis. 


137 


nach  anderen  Infectionskrankheiten  zu  sehen  bekommt,  — wie  es 
die  Zusammenstellung  von  A.  zeigt.  Das  männliche  Geschlecht 
wird  in  gröfserem  Maase  befallen.  Personen  unter  30  Jahren 
scheinen  im  ganzen  mehr  prädisponirt  zu  sein,  als  solche  Ober  30 
Jahre.  Von  beträchtlicher  Bedeutung  ffir  die  postgrippalen  Psy- 
chosen ist  die  erbliche  oder  erworbene  Prädisposition.  Ausser  der 
Prädisposition  sind  das  Fieber  und  das  specielle  die  Krankheit  er- 
regende Toxin  (Grippotoxin)  als  Hauptursachen  aller  postfebrilen 
Geistesstörungen  anzusehen.  Während  Geistesstörungen  nach  Pocken, 
Scharlach,  Pneumonie,  Erysipelas  sich  innerhalb  einer  Woche  aus- 
zugleichen pflegen,  dauern  die  Psychosen  nach  Rheumatismus,  Ty- 
phus, Intermittens  und  Influenza  gewöhnlich  länger.  Die  Zahl  der 
geheilten  Fälle  nach  Influenza  ist  56.6  pCt.  (nach  Typhus  71.8  pCt.). 
Die  Todesfälle  der  Psychosen  nnch  Influenza  betragen  7.6  pCt.  (nach 
Typhus  7.7  pCt.).  Psychosen  scheinen  besonders  gern  noch  nach 
verhältuissmäfsig  leichten  Grippe-Anfällen  aufzutreten.  Die  Psychosen 
mit  maniakalischer  Aufregung  folgen  gewöhnlich  schnell  auf  die 
Grippe,  unmittelbar  nach  der  Krise;  Störungen  mit  Depression  und 
Melancholie  treten  meist  nach  einigen  Tagen  oder  Wochen  auf; 
allgemeine  Paralyse  kann  noch  weit  später  einsetzen.  Die  häufigste 
Form  nach  Influenza  ist  die  acute  hypochondrische  Melancholie 
(41.2  pCt.);  es  folgt  sodann  die  maniakalische  Form  27.2  pCt.)  acute 
Verwirrtheit  etc.)  (Inanitionsdelirium).  Am  seltensten  ist  die  post- 
grippale allgemeine  Paralyse.  — Im  Allgemeinen  zeichnen  sich  die 
poetgrippalen  Psychosen  durch  ihre  grofse  Mannigfaltigkeit  aus. 
Die  Prognose  ist  im  Allgemeinen  gut;  am  günstigsten  erscheint  sie 
bei  Neurasthenie,  Hypochondrie,  Melancholie  nach  Grippe;  nicht 
ganz  so  günstig  ist  sie  bei  den  Inanitionsdelirien.  S.  Kaliscber. 


A.  Goldscheider,  Ueber  Poliomyelitis.  Mit  Anhang:  Bericht 
Ober  die  Schnittserienuntersuchung  eines  Falles  von  spinaler 
Kinderlähmung  von  Dr.  Oscar  Kohkstamm.  S.-A.  a.  d.  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  XXIII.  S.  68. 

Die  Arbeit,  welche  von  einem  geschichtlichen  Abriss  der  patho- 
logischen Anatomie  der  spinalen  Kinderlähmung  eingeleitet  wird, 
bringt  unter  den  eigenen  Beobachtungen  zunächst  die  anatomische 
Untersuchung  eines  Falles,  welcher  nach  12  tägiger  Erkrankung  zur 
Section  kam.  Der  Verf.  glaubt  aus  seinen  Befunden  entnehmen  zu 
können,  dass  die  Poliomyelitis  der  Kinder  den  Charakter  einer  ex- 
quisiten Gefäfserkrankung  mit  secundärer  Degeneration  der  nervösen 
Elemente  trage.  Im  vorliegenden  Fall  befanden  sich  die  gröfseren 
und  kleineren  Gefäfse  im  Zustande  heftigster  Entzündung.  Ueber 
die  Herkunft  der  kleinzelligen  Infiltration  äussert  sich  G.  nicht  ent- 
schieden, er  hält  die  Emigration  aber  für  unwahrscheinlicher  als  die 
Abstammung  von  fixen  Gewebszellen  wegen  des  Vorherrschene  ein- 
kerniger Gebilde.  Uebrigens  vermochte  er  unter  Berücksichtigung 


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138 


Unna,  Die  Diaskopie  3er  Hautkrankheiten. 


No.  8 


der  neueren  Litteratur  über  die  Gefäfsverteilung  im  Rückenmark 
seine  Befunde  und  die  daran  geknüpfte  Ansicht  von  der  primären 
Gefäfserkrankung  in  Einklang  zu  bringen  mit  dem  Modus  der  Ge- 
fäfsanordnung.  Ein  zweiter  Fall  betraf  einen  21jähr.  Pat.,  welcher 
im  2.  Lebensjahre  an  Kinderlähmung  erkrankt  war.  Auch  aus 
diesem  im  Anhänge  der  Arbeit  näher  beschriebenen  Sectionsbefund 
versucht  der  Verf.  die  vasculäre  Theorie  der  spinalen  Kinderläh- 
mung herzuleiten.  Er  konnte  naohweisen , dass  die  Ganglien- 
zellen nicht  nach  Zellgruppen,  sondern  ganz  nach  Gefäfsbezirken 
degenerirt  waren. 

Der  Rest  der  Arbeit  ist  der  Besprechung  anderer  Rücken- 
markserkrankungen in  ihren  Beziehungen  zur  Erkrankung  der  Ge- 
fäfse  gewidmet.  Eine  sehr  sorgfältige  Durchforschung  und  kritische 
Sichtung  der  Litteratur  lässt  den  Verf.  zu  der  Ueberzeugung 
kommen,  dass  bei  Erwachsenen  ausser  der  seltenen  acuten  (analog 
der  infantilen)  Poliomyelitis  noch  mehr  oder  weniger  chronische  Er- 
krankungen der  Vorderhörner  Vorkommen,  welche  nicht  vasculären 
Ursprungs  sind,  sondern  von  den  Ganglienzellen  ausgehen.  Auch 
für  die  vasculäre  Natur  der  centralen  Myelitis  und  der  disseminirten 
spinalen  Erkrankungen  glaubt  er  Anhaltspunkte  finden  zu  können, 
freilich  lautet  das  Urteil  hier  reservirter.  Auch  über  die  Erklärung, 
weshalb  die  toxische  Substanz,  um  welche  es  sich  doch  sicher  bei 
der  acuten  Poliomyelitis  handelt,  gewisse  Gefäfsbezirke  bevorzugt, 
kommt  der  Verf.  nicht  hinweg.  Der  Arbeit  sind  zwei  Tafeln  bei- 
gegeben. M.  Brasch. 


P.  (J.  Unna,  Die  Diaskopie  der  Hautkrankheiten.  Berliner  klin. 

Wochenschr.  1893,  No.  42. 

Um  die  für  die  Beobachtung  von  Hautveränderungen  oft  sehr 
störende  Hyperämie  auszuschliefsen,  benutzt  U.,  wie  übrigens  schon 
vor  ihm  Likbhkich  (Cbl.  1891,  S.  566),  ein  nach  Art  der  Plessi- 
meter an  den  Enden  aufgebogenes  Glasplättchen  (Diaskopj,  welches 
er  auf  die  zu  untersuchende  Hautstelle  aufdrückt.  Abgesehen  von 
dem  Blutgehalte  setzt  sich  die  normale  Farbe  der  unpigmentirten 
menschlichen  Haut  zusammen  aus  einem  sehnigen  Bläulichweifs,  das 
von  dem  collagenen  Gewebe  der  Cutis  herrührt  und  einem  gelb- 
lichen Farbenton,  welcher  den  Zellen  der  gesammten  Stachelschicbt 
eigen  ist.  Dazu  kommt  noch  eine  gewisse  „Mattirung“  durch  die 
Oberhaut,  die  sich  allen  aus  der  Tiefe  reflectirten  Farben  als  eine 
gleichmäl'sig  feine,  weifsliche  Deckung  hinzugesellt.  Für  die  diffus 
rote  Componente  der  Hautfarbe  ist  am  wesentlichsten  das  dichte 
Capillametz  der  oberflächlichen  subpapillaren  Blutbahn.  — Bei  An- 
wendung des  Diaskops  treten  nicht  nur  durch  Eliminirung  der  Blut- 
farbe die  übrigen  Farbendifferenzen  besser  hervor,  sondern  man  ist 
auch  im  Stande  die  durch  einfachen  Druck  aus  der  Haut  auszu- 
treibenden Bestandteile  (Blut,  Lymphe,  Transsudate  und  Exsudate) 


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No.  8.  Gi'tzwillkb,  Gleichzeitig«  Extra-  u.  Intrauteringravidität.  139 

von  den  anderen  zu  unterscheiden.  Hiernach  ergeben  sich  für 
seinen  Gebrauch  drei  Gruppen  von  Indicationen : 1.  Die  Aufsuchung 
von  gelben  Zellenherden  und  anderen  farbigen  Elementen  in  der 
Cutis.  Es  lassen  sich  Granulome  und  oberflächliche  Entzündungen 
(Catarrhe)  der  Haut  von  einander  unterscheiden.  Die  zellenreichen 
Herde  der  ersteren  heben  eich  von  der  Umgebung  durch  ihre  gelbere 
Farbe  und  grölsere  Transperenz  deutlich  ab  (besondere  scharf  treten 
Lupusknötchen  hervor),  während  sich  bei  oberflächlichen  Entzün- 
dungen, wie  Eczem,  Psoriasis  nur  nach  längerem  Druck  ein  der 
geringeren  Infiltration  entsprechender  verwaschener,  gelblicher  Fleck 
zeigt.  Wirkliche  Pigraentflecke  erscheinen  unter  dem  Diaskop  noch 
deutlicher,  schärfer  contourirt,  während  anscheinend  aus  Pigment 
bestehende,  in  Wahrheit  auf  zelliger  Infiltration  beruhende,  Flecke 
heller  werden.  2.  Bestimmung  der  Menge  und  Verteilung  des  Ge- 
fäfsblutes,  indem  man  besser,  als  durch  blofsen  Fingerdruck  Hyper- 
ämie und  Hämorrhagie,  Ektasie  der  Capillaren  und  der  gröiseren 
Gefäfse  von  einander  unterscheiden  kann.  3.  Differenzirung  freier 
Transudate  und  Exsudate  von  zeitigen  Infiltraten.  Während  sich 
jene,  z.  B.  bei  Urticaria,  auf  kurze  Zeit  mit  dem  Diaskop  fort- 
drücken lassen,  so  dass  die  betreffende  Hautpartie  ein  ganz  nor- 
males Bild  giebt,  tritt  bei  ähnlich  erscheinenden  ödematösen  Eczem- 
flecken,  Papeln  des  multiformen  Erythems,  urticariellen  secundären 
Syphiliden  u.  s.  w.  nach  dem  Hinwegdrücken  des  Oedems  immer 
die  zeitige  Infiltration  zu  Tage.  Ebenso  lässt  sich  Oedem  der  Cutis 
von  Blasen  des  Epithels,  welche  sich  als  durchscheinende,  graue 
oder  bläulichweifse  Kreise  zeigen,  unterscheiden.  — Da  das  Dia- 
skop eine  Millimeterteilung  hat,  ist  es  auch  zu  genauen  Messungen 
der  Efllorescenzen  besonders  geeignet.  II.  Midier. 


H.  Gutzwiller,  Ein  Fall  von  gleichzeitiger  Extra-  und  Intrauterin- 
gravidität. Zusammenhang  und  Betrachtung  derartiger  Fälle. 
Arch.  f.  Gyn.  Bd.  43.,  S.  223. 

Nach  einer  Zusammenstellung  von  17  in  der  Litteratur  ver- 
öflentlichten  Fällen  von  gleichzeitiger  Extra-  u.  Intrauterinschwanger- 
schaft, wo  entweder  Zwillingsgravidität  bestand  oder  wo  die  beiden 
Conceptionen  doch  ziemlich  nahe  bei  einander  lagen,  teilt  der  Verf. 
einen  von  Prof.  Dr.  Coörvoisirh  operirten  Fall  mit: 

E.  B.  eine  35jährige  Frau,  welche  4 Mal  geboren  hatte,  fühlte 
sich  Mai  1890  zum  5.  Mal  gravida.  Weihnachten  1890  traten  in 
Folge  eines  Trauma  wehenartige  Schmerzen  mit  Blutabgang  ein. 
Im  Frühjahr  1891  von  Neuem  Uebelbefinden , das  die  Patientin 
veranlasste,  besonders  da  sich  heftige  Leibschmerzen  hinzugesellt 
hatten  und  sie  sich  12  Monat  gravida  glaubte,  ärztliche  Hilfe  in 
Anspruch  zu  nehmen.  — Es  wurde  die  Diagnose  auf  Extrauterin- 
schwangerschaft mit  toter  Frucht  von  Prof.  Coubvoisikb  gestellt. 
Bas  extrauterine  Kind  lag  rechts  neben  dem  nicht  deutlich  durch- 


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HO 


Pit'KKHiKu,  Beobachtungen  am  embryonalen  Herzen. 


No  8 


zuführenden  Uterus,  in  den  die  eingeführte  Sonde  8 ctn»  eindrang. 
Einige  Tage  nach  der  Sondirung  Blutabgang  und  Eintritt  von  Fieber. 
Io  Folge  der  TemperatursteigeruDg  entschloss  man  sich,  da  Ver- 
jauchung der  Frucht  vermuthet  wurde,  am  II.  Juni  1891  zur 
Operation.  Man  fand  das  abgestorbene,  8 Monat  alte  Kind  in  der 
linken  Tube  liegen.  Eine  Verjauchung  des  Fruchtsackes  bestand 
nicht.  Das  Kind  und  der  grösste  Teil  der  Placenta  wurde  ent- 
fernt. Der  Sack  in  die  Bauchdecken  eingenäht.  Tags  darauf,  am 
12.  Juni,  erfolgte  Ausstofsung  einer  dreimonatlichen  intrauterinen 
Frucht.  Darauf  glatter  Verlauf,  nachdem  sich  die  zurückgebliebenen 
Placentarreste  aus  dem  extrauterinen  Sack  ausgestofsen  hatten.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  des  Sacks  ergab,  dass  derselbe  die 
ausgedehnte  Tube  war.  — Der  Abort  der  intrauterinen  Frucht  und 
das  Fieber  war  Folge  der  Sondirung,  die  man  vorgenommen  hatte, 
ohne  an  die  gleichzeitig  bestehende  intrauterine  Schwangerschaft  zu 
denken. 

Zum  Schluss  wird  noch  die  Diagnose,  Prognose  und  Therapie 
bei  Fällen  von  gleichzeitiger  Intra-  und  Extrauteringravidität  be- 
sprochen W.  Schülein. 


J.  W.  Pickering,  Observations  on  the  physiology  of  the  embry- 
onic  heart.  Journ.  of  physiology  XIV.  p.  383. 

Das  Hühnerei  wird  nach  dreitägiger  Bebrütung  in  einem  will- 
kürlich teraperirbaren  und  feuchtgehaltenen  Kästchen  eröffnet,  der 
Embryo  direkt  beobachtet.  Da  ein  so  altes  Embryoherz  gangliöse 
Apparate  nicht  besitzt,  so  ist  die  Kenntniss  der  Giftwirkung  an 
demselben  für  die  Bestimmung  der  Angriffspunkte  chemischer  Ageo- 
tien  von  Bedeutung.  Aus  den  zahlreichen  Beobachtungen  und 
Schlüssen  der  umfangreichen  Arbeit  seien  hier  nur  einige  heraus- 
gehoben. 

Das  Embryoherz,  höchst  empfindlich  gegen  Temperaturschwan- 
kungen, zeigt  in  jedem  Falle  einen  anderen,  constanten  Rhythmus 
der  Schlagfolge. 

Von  den  Xanthinbasen  ist  das  Coffein  die  stärkst  wirksame. 
Es  vermehrt  die  Pulsfrequenz,  steigert  die  Energie  der  Herzsystolen, 
und  ruft  nach  grofsen  Gaben  systolischen  Stillstand  hervor. 

Digitalin,  Strophantin  wirken  wie  am  voll  entwickelten  Herzen. 
Chlorkalium  bedingt  diastolische  Stillstände. 

Nicotin  macht  nach  primärer  Beschleunigung  Verlangsamung  der 
Pulse  und  schliefslich  diastolischen  Stillstand. 

Chlorkalium  wirkt  dem  Nicotin  antagonistisch.  Ammoniak  ist 
ein  wirksames  Reizmittel  für  das  embryonale  Herz. 

Muscarin  ist  ohne  Wirkung.  Nach  Atropin  in  kleinen  Mengen 
sinkt  die  Pulsfrequenz  nur  unbedeutend,  erst  grölsere  Gaben  ver- 
langsamen die  Herzaction  beträchtlich.  Pohl. 


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No.  8.  St'HLÖMANN.  — DaSTHK.  — AlBC.  — SCHMIDT.  — TSCHÖDV.  141 


W.  Schlöinann,  Ueber  die  Reactionen  der  Metaphosphorsäure  mit 
organischen  Basen.  Ber.  d.  d.  chein.  0.  XXVI.  S 1020. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Sch.  ist  die  Metaphosphorsäure  ein  specifisches 
Fällungsreagens  för  primäre  Aminbaien  und  Diamine,  während  secundäre  und  tertiäre 
Amine  von  derselben  nicht  gefällt  werden.  Concentrirte  Orthophosphorsäure  zeigt 
dasselbe  Verhalten  zu  den  verschiedenen  Aminbasen,  wie  die  Metaphosphorsäure,  je- 
doch sind  die  Reactionen  io  diesem  Falle  nicht  so  scharf.  E.  Salkowski. 


A.  Distre,  Conditions  nöcessaires  ä une  exacte  d^termination  de 
la  fibrine  du  sang.  Arch.  de  physiol.  1893,  S.  670. 

Verf.  empfiehlt  das  Blut  ans  der  Arterie  und  Vene  in  ein  GlaakOlbchen  fiiefsen 
zn  lassen,  in  dem  sieh  kurze  Ebonitstäbchen  befinden,  durch  Schütteln  das  Fibrin  zur 
Abscheidung  zn  bringen,  das  Blut  durch  Leinwand  zu  koliren,  auf  letzterer  das  Fibrin 
von  den  Stäbchen  abzulftsen  und  12  — 24  Stunden  im  fliefsenden  Wasser  auszuwascben, 
dann  2 — 5 Tage  bei  105°  zu  trocknen  und  zu  wägen.  Die  möglichst  schnelle  Tren- 
nung des  Blotes  von  den  Fibringerinnseln  sei  deshalb  notwendig,  weil,  wenn  das  Blut 
mit  dem  Fibrin  im  Contract  bleibt,  durch  * Fibrinolyse“  8 - 40  pCt.  davon  verschwin- 
den können,  die  als  sog.  gelbstes  Fibrin  durch  die  Poren  der  Leinewand  bindurch- 
gehen.  J.  Munk. 


A.  Albll,  Ueber  die  Darstellung  von  Toxinen  aus  dem  Harn  bei 
acuten  Infectionskrankheiten.  Berl.  kliu.  Wochenschr.  1894,  No.  1. 

Verf.  hat  in  einer  groCseren  Zahl  von  Fällen  von  Masern,  Scharlach,  Erysipel, 
Typhot  etc.  deo  Barn  auf  Ptomaioe  untersucht.  Sowohl  die  Unvollkommenheit  der 
bisher  bekannten  Methoden  — Veif.  wandte  die  Guffith  Lurr'sche  Methode  an  — 
als  auch  die  mangelnde  Uebereinstimmung  der  bei  derselben  Krankheit  gewonnenen 
Toxine  erlaubt  es  nicht,  die  dargestellten  Substanzen  als  specifische  Krankheitspro 
docte  aufzufassen.  Dieselben  sind  vielleicht  auf  den  erhöhten  Fieberstoffwechsel  zu- 
rückzofQhren.  Auch  bei  der  Cholera  war  das  Resultat  der  Untersuchungen  ein  ne. 
gatives.  M Hothmano. 


G.  B.  Schmidt,  Ueber  Leberresection.  Aus  der  chir.  Klinik  des 
Hrn.  Geh  -R.  Prof.  Czkkny  zu  Heidelberg.  • Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  8. 

Von  den  bisher  veröffentlichten  9 Leberresectionen  betrafen  4 bösartige  Ge- 
schwülste, bei  5 bandelte  es  sich  um  ein  grOfseres  gestieltes  Gumma  Nur  in  3 Fällen 
wnrde  vorher  die  Diagnose  einer  Lebergetchwalst  gestellt,  in  den  6 andern  wurde  der 
Ausgangspunkt  in  einem  Nacbbargebilde  speciell  im  Magen  und  Darm  fälschlich  vor 
der  Operation  angenommen.  Auch  bei  der  von  S.  nach  der  TittMASiis'scben  extraperi 
tonealen  Methode  operirten  Patientin  lag  ein  diagnostischer  Irrthum  vor,  indem  mau, 
zumal  blutige  Durchfälle  bestanden,  als  Ausgangspunkt  des  Tnmon  den  Dickdarm 
annahm.  Die  kleinfaustgrofse  Gummigescbwulst  des  linken  Leberlappens  war  8:6:4 j cm 
grofs  and  zeigte  ein  homogen  speckiges  Centrum  gegenüber  einer  derbbindegewebigen 
Peripherie.  Bei  Abschluss  des  Berichtes  ca.  3 Monate  Dach  der  Operation  hatten 
•ich  auch  die  blutigen  Diarrhoen  bei  der  völlig  geheilten  Patientin  verloren. 

P.  Qütarbock. 


Eil«.  Tschudy,  Au.-»  dem  Centralspital  Mflnsterlingen.  Ein  Fall 
von  angeborener,  vollständiger  Verwachsung  aller  fünf  Finger. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXV.  S.  566. 

Der  vorliegende,  durch  seine  grofse  Seltenheit  ausgezeichnete  Fall  betraf  ein  4- 
monatliches,  hereditär  nicht  belastetes,  ziemlich  anämisches  Mädchen  mit  hydrocephaler 


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142 


OAKS.  RABOW.  — DliNATH. 


No.  8 


Schädelbilduug,  welches  abgesehen  von  Spaltung  der  Zäpfchenspitze  weiter  keine  Ano- 
malien bot.  Die  5 Finger  beider  Hände  waren  derartig  verschmolzen,  das«  die  Nägel 
eine  einzige  zusammenhängende  Hornmasse  bildeten,  und  jede  Beweglichkeit  der  Finger 
bei  Stellung  der  Handgelenke  in  leichter  Volarflexion  fehlte.  Ebenso  waren  Kämmt 
liehe  5 Zehen  beider  Füfse  schwimmfufsartig  mit  einander  bis  zur  Spitze  verwachsen, 
im  Uebrigeo  aber  in  den  Gelenken  mäfsig  beweglich  und  ohne  sonstigen  Anomalien. 
Die  Therapie  musste  sich  damit  begnügen,  Daumen  und  fünften  Finger  beiderseits 
loszulösen,  was  nach  ca.  llmonatl  Behandlung  soweit  gelang,  dass  Pat.  rechts  zwischen 
fünften  Finger  und  Hand  glatte  kleine  Gegenstände,  links  zwischen  Daumen  und  Vola 
ein  Bleistift  festznhalten  vermochte.  p.  ODtcrboek. 


Oaks,  The  differential  diagnosis  and  trentment  of  auppuralion  of 
the  accessory  cavitiea  of  the  nose.  Medical  News  1893,  Sept.  2. 

Verf.  hält  es  für  durchaus  notwendig,  wenn  Eiter  oder  Retention  von  Secreten 
in  den  Nebenhöhlen  festgestellt  sind,  denselben  freien  Ausfluss  zu  verschaffen.  Bei 
Kieferhöbleneiterung  sollte  die  Eröffnung  von  der  Fossa  canina  erfolgen , bei  Sphenoi- 
daleiterung  wird  die  ScBASPFiB'scbe  Methode  empfohlen  ev.  Vergrößerung  der  nor- 
malen Oeffnung  durch  Durchbrechung  der  vorderen  Wand  mit  der  Kürette.  Bei 
Frontaleiterung  wäre  bei  der  latenten  Form  die  gewöhnliche  Stelle  für  die  Eröffnung 
unmittelbar  unter  dem  Superciliarwinkel,  nahe  der  Nasenbrücke  Bei  Eiterung  der 
Etbmoidalzellen  sollte  man  durch  heifse  oder  kalte  Schlinge,  Nasenscheere  etc.  die  Er- 
öffnung versuchen.  Selbstverständlich  ist  bei  allen  diesen  Operationen  eine  genaue 
Kenntniss  des  anatomischen  Baues  dieser  Gegenden  notwendig  w.  LubUmski. 


Rabow,  Ueber  Duboisinum  sulfuricum.  Ther.  Monatsh.  1893,  No.  8. 

Das  Duboisinum  sulfuricum  ist  eine  gelbliche,  amorphe,  in  Wasser  leicht  lösliche 
Substanz ; die  wässrige  Lösung  ist  klar,  haltbar,  geruch-  und  geschmacklos,  zur  inner- 
lichen und  subcutanen  Application  geeignet.  Dosen  von  1 mg  verursachen  Schläfrig- 
keit, mitunter  Delirien,  Gliederzacken,  Beschleunigung  des  Pulses  und  der  Respiration, 
Pnpillenerweiterung  und  Accomodationslähmung.  Als  Ersatz  des  Atropins  hat  es  sich 
in  der  Augenheilkunde  wegen  der  unangenehmen  Nebenwirkungen  nicht  bewährt; 
ebensowenig  bei  Nachtschweifsen  der  Phthisiker  Gute  Erfolge  dagegen  hatte  Verf. 
mit  dem  Mittel  bei  Behandlung  aufgeregter  Geisteskranker,  wo  Dosen  von  £ — 1 mg 
Beruhigung  uod  Schlaf  hervorriefen;  tobsüchtige  Kranke  konnten  mit  einer  minimalen 
Gabe  beruhigt  und  im  Bette  gehalten  werden.  Als  Schlafmittel  empfiehlt  Verf.  das 
Mittel  nicht,  da  der  hierdurch  hervorgerufeoe  Schlaf  nicht  erquickend  und  erfrischend 
ist,  auch  sehr  schnell  Gewöhnung  eintritt,  so  dass  gröfsere  Dosen  notwendig  werden. 
Eioe  directe  günstige  Beeinflussung  des  psychischen  Krankheitsprozesses  konnte  in  ( 
keinem  Falle  konstatirt  werden.  Die  Darreichung  geschah  in  1 “ wässriger  Lötung, 
wovon  12  — 16  Tropfen  (=  j — ’/»  mg)  verabreicht  wurden.  K.  Kronthal. 


J.  Donath,  Ein  Fall  von  diphtheritischer  Hemiplegie.  Neurol.  Cbl. 
1893,  No.  14. 

Ein  8jähriger  Knabe  erkrankte  an  Rachendipbtherie,  die  nach  14  Tagen  abge- 
laufen war.  Am  9.  Tage  der  Reconvalescenz  trat  während  der  Nacht  eine  vollstän- 
dige rechtsseitige  Hemiplegie  mit  Facialisbeteiligung  und  Aphasie  auf.  Die  Sprach- 
störung und  Facialisläbmung  besserten  sich  erheblich,  die  Hemiplegie  an  den  Extremi- 
täten auch  soweit,  dass  Pat.  den  Arm  in  die  Höhe  heben  und  gehen  konnte,  doch 
bildeten  sich  aowol  an  Arm  wie  Bein  Contracturen  aus. 

Wahrscheinlich  hatte  es  sich  um  eine  Hirnblutung  gehandelt.  K.  Grubt. 


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No  8. 


Ewald.  — Placzkk.  — Pick.  — Philippson. 


143 


C.  A Ewald,  Ein  unter  dem  klinischen  Bilde  der  Tabes  verlau- 
fender Fall  von  syphilitischer  (?)  RHckenmarkserkrankung.  (Arach- 
nitis  chronica  fibrosa  et  gummosa,  Myelitis  interstitialis  chronica 
diffusa,  Endarteriitis  et  Phlebitis  obliterans).  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1893.  No.  12. 

Der  unter  dem  Symptomenbilde  der  Tabes  (Differenz  and  Lichutarre  der  Pupilleu, 
WisTraAL*»ches  und  RounEBo'iches  Zeichen,  Sensibllitätsstflrnngen  an  den  Beinen)  auf- 
genommene  Patient  hatte  ein  vereitertes  Kniegelenk , welche  Affection  zuerst  als  eine 
in  Eiterung  ausgehende  Arthropathie  imponirte,  und  ging  daran  zu  Grunde  Die  Er- 
gebnisse der  mikroskopischen  Durchforschung  des  Rückenmarks  sind  im  Titel  kurz 
snsammengefasst. 

Der  Befund  an  den  Hintersträngen  wich  eou  dem  der  tabischen  Erkrankung  ab 
und  deutete  auf  Uebergreifen  des  Processes  von  den  Meningen  auf  das  Mark  hin.  Die 
übrigen  Organe  zeigten  keine  Zeichen  von  Syphilis.  Auch  die  Art  der  Gefäßerkran- 
kung führen  den  Autor  nur  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  höchstwahrscheinlich  um 
eine  luetische  Erkrankung  der  Gefäfse  und  Rückenmarkshäute  gebandelt  hat,  welche 
klinisch  das  Bild  der  Tabes  vorspiegelte,  M.  Brmch. 

§.  piarzek,  Die  electrischen  Erregbarkeitsverhallnisse  bei  veralteten 
peripheren  Lähmungen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  No.  42. 

PI.  fand  in  einzelnen  Fällen  schon  Jahre  lang  fortbestebender  Lähmung  (des 
Gesichts-,  der  Armnerven)  bei  electrischer  Prüfung  kaum  nennenswert  quantitativ 
veränderte  Reactionsformen.  Als  Erklärung  dieser  Tbatsache  zieht  Verf.  die  Hypo- 
these an,  dass  in  derartigen  Fällen  eine  axile  Neuritis  und  zwar  allein  fortbestehe, 
während  die  etwaigen  Läsionen  der  Markscheiden  zur  relativen  Heilung  gelangt  seien. 
„Es  ist  eben  nnr  ein  Dentungsversncb,  mehr  kann  and  soll  et  nicht  sein.“ 

Bernhardt, 


A.  Pick,  Ueber  die  Beziehungen  einiger  Hauterkrankungen  zu 
Störungen  im  Verdauungstracte.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  31. 

Bei  einem  Manne,  welcher  seit  6 Jahren  nach  dem  Genüsse  von  Kartoffeln  oder 
eiogemachtem  Obst  regelmäfsig  eine  Urticaria  bekam,  konnte  Verf.  diese  Anfälle  da- 
durch unterdrücken,  dass  er  den  Pat.  dreimal  tägl  ich  0.05  Creosot  nehmen  ließ.  Die 
Urticaria  kehrte  wieder,  so  oft  das  Mittel  aasgesetzt  wurde;  als  sie  zieh  späterhin  auch 
trotz  seines  Weitergebrauches  in  milder  Form  wieder  zeigte,  genügte  die  Verdoppelung 
der  Dosis  um  dem  Ausschläge  vorzubeugen.  Verf.  stellt  sich  vor,  dass  sieb  im  Ver- 
daunngstractos  derart  disponirter  Individuen  bestimmte  Fermente  vorfinden,  welche  aus 
gewissen  in  den  schädlichen  Speisen  enthaltenen  Substanzen  in  der  angedeuteten  Weise 
wirkende  Gifte  bilden  und  dass  das  Creosot  jenen  Oähruogsprocess  atOrt.  — Auch  ein 
universelle!  Erythem,  welches  bei  einem  Mädchen  im  Anschluss  an  Magenkrärapfe  auf- 
getreten war,  heilte  nach  Verabreichung  des  Creosot  in  3 Tagen,  während  frühere  ähn- 
liche Anfälle  gewöhnlich  14  Tage  gedauert  hatten.  H.  Müller. 


L.  Philippson,  Die  Histologie  der  acut  entstehenden  hyperftmi- 
schen  (erythematösen)  Flecke  der  Lepra  tuberosa.  Virohow’s  Arch. 
Bd.  132,  S.  229. 

Die  Untersuchungen  ergaben,  dass  die  genannten  Flecke  durch  eine  Embolie  von 
Baeillen  verursacht  werden.  Die  letstereo  zeigten  sich  reichlich  auf  der  Endothelwand 
der  papillären  nod  snbpapiliaren  Blutcapillaren,  wo  sie  einzeln  hintereinander  in  unter- 
brochenen Linien  in  der  Ricbtnng  des  Blutstroms  gelagert  waren ; aber  auch  frei  im 
Lumen  fanden  sich  viele  Bacillen.  Sie  stellten  sich  bei  allen  Färbemethoden  nur  als 
homogene  Stäbchen  dar,  während  die  nicht  in  den  Gefäßen,  sondern  innerhalb  von 
Zellen  und  frei  im  Gewebe  liegenden  Bacillen  in  denselben  Schnitten  die  bekannte 


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144 


Ettbh.  — Labaoik-Laoiuvk  u.  Rkqnibh.  — Palmkr. 


No  8 


Körnung  zeigten.  In  den  stark  erweiterten  Lymphspalten  waren  Bacillen  nicht  za 
finden.  Aach  innerhalb  des  Protoplatmas  weifser  Blutkörperchen  lief«  sich  ihr  Vor- 
kommen oicht  sicher  constatiren;  überhaupt  war  das  geringe  Herrortreten  der  Leuko- 
cyten  im  histologischen  Bilde'  auffallend.  Durch  die  Combination  der  Osmium-  mit 
der  Bacillenfärbnng  gelang  es  dem  Verf.,  auch  die  eigentümlichen  Veränderungen, 
welche  die  proliferirenden  Bindegewebszellen  durch  den  Bacillus  erleiden  und  die  im 
Wesentlichen  in  einer  fettigen  Degeneration  des  Protoplasmas  bestehen,  näher  in  sta- 
diren.  Die  Bacillen  enthaltenden  Endothelien  zeigten  keine  Entartungaerscheinungen. 

H.  Untier. 


P.  Etter,  Die  Zange  als  Hebel.  Correspondenz- Blatt  f.  Schweizer  Aerzte 
1893,  No.  17. 

Verf.  empfiehlt  am  hochstehenden  Kopf  die  Zange  nicht  als  Extractionsinstrument, 
sondern  als  Hebel  zu  benützen.  Er  »erfahrt  dabei  io  der  Weise,  dass  er  darch  kräf- 
tiges Aufstemmen  der  rechten  Band  das  Schloss  fixiert,  während  die  linke  Hand  den 
ZangengrifT  langsam  naeh  oben  bis  zur  Horizontalen  oder  darüber  hinans  bebt.  Das 
durch  die  rechte  Hand  sicher  fixierte  Zsngenschloss  bildet  dann  das  Uypomochlion 
Die  Zangenl&ffel  bewegen  sich  in  entgegengesetzter  Richtung  als  die  Zangengriffe  und 
bringen  dadurch  den  Kopf  auf  den  Beckenboden  (1  Act.).  Jetzt  lüftet  Verf.  die 
Löffel  etwas,  nm  ein  e».  Drehen  des  Kopfes  in  den  geraden  Durchmesser  nicht  za 
»erbindern,  und  hebt  dann  die  Griffe  unter  Fixierung  des  Schlosses,  bis  sie  etwa  40  * 
mit  der  Horizontalen  bilden.  Die  Zangenlöffel  kommen  dadurch  mit  dem  Kopf  in  den 
Beckenausgang  (2.  Act).  Der  3.  Act  stimmt  mit  dem  üblichen  Verfahren  überein. 
Verf.  hat  seit  längerer  Zeit  alle  Zangen  nach  dieser  Hebelmethode  ausgefübrt  und  lat 
mit  dem  Verfahren  äuaserst  zufrieden.  A.  llanin. 


Labadie- Lagrave  et  L.  R.  Regnier,  Traitement  des  fibromes 

utdrins  par  l’dldctricitd.  Archives  generales  1893,  Sept. 

Verff.  erstatten  einen  Bericht  über  die  seit  2 Jahren  über  das  Thema  erschie- 
nenen Arbeiten,  die  mit  Ausnahme  einer,  alle  ziemlich  günstig  sprechen.  2 Neuerungen 
sind  eingefübrt  1)  Zersetzung  von  Jodkalium  innerlich  durch  den  Strom,  2)  Wirkung 
durch  Zersetzung  der  Elektroden  selbst,  sodass  mit  Hülfe  des  Chlors  des  Blutes  sich  dessen 
hlmostatische  und  antiseptische  Salze  bilden.  Es  folgt  eine  Kritik,  sowie  eine  Beschrei- 
bung der  Technik  der  Neuerungen,  schliefslicb  eiue  Besprechung  der  Indicationen.  Der 
positire  Pol,  — schwächer  wirkend  — ist  bei  Blutungen,  der  negatire  sonst  anzu- 
weoden.  Contraindiciert  ist  der  elektrische  Strom: 

1)  bei  kystiscbeo,  eitrigen,  blutigen  Adnexerkrankungen, 

2)  bei  WeifsfluM, 

8)  bei  Stielfibromen,  die  ganz  »om  Oterus  umschlossen  sind. 

A.  iiartin. 


Palmer,  Ein  Giftmord  und  vierfacher  Giftmordversuch.  Württemb. 
med.  Corr.-Bl.  1893,  No.  24. 

Interessant  an  dem  4 fachen  Giftmordrersuch  erscheint  uns,  dass  die  3 Personen, 
welche  gröfsere  Mengen  der  arsenhaltigen  Mahlzeit  genossen,  unter  schwerem  Brech- 
durchfall erkrankten,  aber  dann  genasen : die  4.,  die  weniger  Arsen  genorsen  und  nur 
geringes  Erbrechen  bekommen  hatte,  erkrankte  dann  an  einer  schweren  acuten  mul- 
tiplen Neuritis,  besonders  der  Unterextremitäten.  Pr.  Struamann. 


Drnckfebler:  No.  6,  S.  101,  20.  Zeile  xon  oben  statt  wenige  Drains  „etwaige“ 
Drains. 

Einsendungen  för  du  Centralblatt  werden  an  die  Adrette  det  Uro.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Franaädache  Strafte  911  oder  an  die  Verlamhandlanc  (Berlin  NW..  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 
Verlag  von  Auguit  Blrtchwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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/ 

W'VhtBtlith  erscheinen 
1—3  Bofen;  ia  8chlua*o 
de*  Ja  Waag»  Titel , Na- 
se«* uad  Saohregüter. 

för  die 


Prela  de»  JahrcniiRe* 
20  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Uurhhandlun- 
gen  und  Postanatalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  a.  &■««•*.  No.  9. 


Inhalt:  Skroejew,  Das  Verhalten  einiger  Rückenmarksnerven  zum  Blutkreislauf 
in  der  Membrana  nictiuns  des  Frosches.  (Orig.-Mitth.) 

"'susz,  Bedeutung  des  Asparagins  für  die  Ernährung.  — Dbeyfüsi,  Ueber 
das  Vorkommen  ron  Cellulose  in  Mikroorganismen.  — Bauers,  Trkveo,  Bar- 
tl*o,  Amirx,  DtiaoAX,  Operative  Behandlung  der  Typhliti*.  — Bbiigi«  und 
Cona,  Deber  das  Tetanusgift.  — Einhorn,  Ueber  die  direkte  Magenelektrisation. 
— Psbzoldt,  Ueber  die  Ursachen  der  chronischen  Nephritis.  — Nonnk,  Zar 
Seontniss  der  Spinalerkrankungen  bei  peruiciOser  Anämie.  — Waltheb,  Montoo- 
«kit,  Ueber  Atrophie  und  Hypertrophie  der  Gesichtsmuskeln.  — Posbbb  u.  Lkwin, 
Ueber  das  Vorkommen  eosinophiler  Zellen  bei  Gonorrhoe.  — Hibsb,  Zur  Indication 
der  Symphyseotomie. 

Dsstre,  Ueber  die  Bestimmung  der  Blutmeoge.  — Sieoebt,  Zur  Uistiogenese 
des  Lungenkrebses.  — Dcnsr,  Zur  Behandlung  der  Fractur  der  Malteolen.  — 
fViciHors,  Die  Symphyseotomie  bei  Operationen  an  der  Harnblase.  — Pitsxi, 
Bebandlong  chronischer  Cenjunctiralkrankbeiten,  — StiixbsDog«,  Ueber  den  Duc- 
tus cochlearis.  — Livr  und  Kieorv,  Behandlung  der  Diphtherie.  — Bodbqkt, 
Salacetol  bei  Diarrhoen.  — Lyonnbt  und  Reoand,  Fall  von  Krebs  des  hinteren 
Nuensenracbenraumes.  — FerB,  Behklsy,  Bromkalium  und  Bromstroutium  bei 
Epilepsie.  — Mouath,  Einleitung  künstlichen  Aborts.  — Pluook,  Ueber  das  Pithe- 
colobin's.  — Schäfer,  Zur  Diagnose  von  Blutflecken.  — Thomas,  Ueber  das  Er- 
bingen im  Leben  und  nach  dem  Tode. 

Aus  dem  pharmakologischen  Laboratorium  der  Kaiserl.  Universität 

Kasan. 

Dan  Verhalte!  einiger  Rückeniiiarksnerven  zum  Blutkreisläufe  in 
der  Membrana  nictitans  des  Frosches  (R.  esculenta). ') 

Vorläufige  Mitteilung  von  Dr.  M.  Sergejs'W. 

Dr.  Jkoohuw2)  hat  experimentell  nachgewiesen,  dass  an  der 
Innervation  der  Augenlider  bei  den  von  ihm  untersuchten  Vogel- 

')  Die  ersten,  kurz  gefassten  Mitteilungen  Uber  das  vorliegende  Thema  sind  im 
-Westnik  Estes  trosoania“  (Bote  der  Naturkunde)  1891,  No.  1 und  9,  in  russischer 
Sprache  veröffentlicht  werden. 

*)  Archiv  f.  ges.  Pbysiol  Bd.  XLI.  1887.  Ueber  den  Einfluss  d.  Symp.  auf  d 
Vogelpupille.  Arch  f.  Anat.  und  Physiol.  1890.  Pbysiol.  Abth.  Supplement.  Ueber 
d.  Verhältnis*  d.  Sympath.  zur  Kopfverzierung  einiger  V«gel. 

X.XX1I.  Jahrgang.  |0 


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146  Skhobjuw,  Das  Verhalten  einiger  Riickenmarksnenren  zum  No.  9 

arten  auch  der  N.  sympathicus  sich  beteiligt,  da  eine  Reizung  des 
centralen  Syropathicusstumpfes  merkbare  Aenderungen  in  der  Cir- 
culation  der  Schleimhaut  sowie  in  der  Stellung  der  Lider  her- 
vorruft. 

Herr  Prof.  Doaitti,  schlug  mir  vor,  Untersuchungen  anzustellen 
Tiber  den  Einfluss  des  N.  sympathicus  auf  die  Augenlider  der  nie- 
deren Wirbeltiere  und  hierbei  zur  Vervollständigung  meiner  Unter- 
suchungen auch  auf  die  Rückenmarksnerven  mein  Augenmerk  zu 
richten. 

Ich  begann  meine  Untersuchuungen  mit  dem  Studium  des  Blut- 
umlaufes in  der  Nickhaut  der  Rana  esculenta,  weil  wir  hier,  Dank 
der  Einrichtung  des  Apparates  von  Dr.  Otto  Drasch  im  Stande 
sind  ohne  Entzündung  zu  erregen,  mittelst  schwacher  Vergröbe- 
rungen (Hartnack’s  S.  4,  Oc.  3)  die  Blutcirculation  und  alle  Ver- 
änderungen derselben  bequem  zu  verfolgen. ') 

Bevor  ich  zur  Beschreibung  der  von  mir  erhaltenen  Resultate 
übergehe,  will  ich  Alles,  was  sich  auf  die  Anordnungsweise  und 
die  Bedingungen  der  von  mir  angestellten  Versuche  bezieht,  voraus- 
schicken. 

Da  die  Erhaltung  eines  regelmäfsigen  Blutkreislaufes  in  dem 
Augenblicke  für  mich  conditio  sine  qua  non  war,  wurde  von  dem 
gesammten  DaAscH’schen  Apparate  nur  dessen  Beleuchtungs-Vorrich- 
tung angewandt  und  stellte  ich  hierbei  das  Tischchen  behufs  Be- 
obachtung der  Blutcirculation  in  den  Nickhautgefäfsen  folgender- 
massen  her.  Das  Tischchen,  von  Holz,  ca.  45  ctm  lang,  ca.  12ctm 
breit  und  so  hoch,  dass  der  Objecttisch  des  Mikroskopes  eben  unter 
die  Tischplatte  geschoben  werden  konnte,  — besitzt  in  der  Mitte 
eine  kleine  runde  Oeffnung;  in  die  letztere  wird  mit  Hilfe  eines 
durchlöcherten  Korkes  der  nach  der  DRAsca’schen  Vorschrift  ge- 
fertigte Glasstab  fest  eingesetzt;  in  dem  Tischrande,  gegenüber  dem 
Glasstabe  ist  ein  viereckiger  Einschnitt  gemacht,  in  welchen  die 
Tubussäule  des  Mikroskops  hineinpasst;  bei  Vorschieben  des  Mikros- 
kops muss  die  zum  Durchtritte  der  Lichtstrahlen  dienende  Oeffnung 
des  Objecttisches  gerade  unter  dem  Glasstabe  zu  liegen  kommen. 
An  dem  Glasstabe  werden  so  viele  dünne  durchlöcherte  Korkplätt- 
chen aufgesteckt,  dass  nach  Aufsetzen  des  Auges  auf  den  Glaestab, 
der  Kopf  des  Frosches,  mit  dem  Unterkiefer  auf  die  Korkplättchen 
gestützt,  gerade  so  hoch  gehoben  wird,  um  eine  freie  Ausbreitung 
der  Nickhaut  auf  dem  Glasstabe,  ohne  Circulationsstörungen  in  der- 
selben zu  gestatten.  Zu  genanntem  Zwecke,  d.  h.  um  die  Regel- 
mäßigkeit der  Blutcirculation  in  der  Nickhaut  möglichst  aufrecht 
zu  erhalten,  verfuhren  wir  bei  dem  Aufsetzeu  des  Auges  auf  den 
Glasstab  in  folgender  Weise:  nach  Exenteration  des  Auges  wird 
am  Boden  der  Mundhöhle,  an  einer  gefäfsärmeren  Stelle,  eine  kleine 


')  Die  Beschreibung  des  Apparates  von  Dr.  Otto  Drasch  findet  sich  in  seiner 
Arbeit,  betitelt:  „Beobachtungen  an  lebenden  Dritten  mit  and  ohne  Reizung  der 
Nerven  derselben“.  Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  1S89.  Physich  Abtheil.,  H.  1 u.  2. 


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No.  9.  Blutkreislauf  in  der  Membrana  niotitans  des  Frosches.  147 

perforirende  Oeffnung  gemacht  und  durch  letztere  der  Glasstab 
hindurcbgeführt,  auf  dessen  freiem  Ende  dann  das  Augenlid  ausge- 
breitet wird. 

Um  bis  an  die,  in  der  Tiefe  der  Bauchhöhle  liegenden  Nerven 
Vordringen  zu  können,  wurde  entlang  der  Mittellinie  am  Röcken 
ein  Hautschnitt  gemacht,  sodann  die  Haut  je  nach  Bedarf,  entweder 
nach  rechts  oder  nach  links  umgeschlagen;  an  der  also  freigelegten 
lateralen  Körperoberfläche  des  Frosches  treten  ein  oder  zwei  weifs- 
liche  Streifen  hervor;  nun  durchschneidet  man  die  Bauchmuskeln 
längs  eines  dieser  Streifen  bis  an  den  unteren  Schulterblattwinkel 
hinauf;  letzterer  wurde  abgeschnitten , wenn  eine  Erweiterung  der 
Wunde  nötig  war.  Die  Blutung  bei  der  Operation  ist  nur  mini- 
mal, während  die  Vorzöge  derselben  beträchtlich  sind:  es  genügt, 
den  Frosch  mittelst  einer  Pincette  am  Röcken  in  die  Höhe  zu  heben 
und  die  ganze  Wirbelsäule  mit  den  von  ihr  abgehenden  Nerven, 
die  Aorta  abdominalis  und  der  N.  sympathicus  mit  seinen  Rr.  com- 
municantes  liegen  wie  auf  der  flachen  Hand. 

Um  zu  dem  plexus  ischiadicus  zu  gelangen,  wurde  der  Haut- 
schnitt in  der  mittleren  Röckenlinie  längs  des  os  coccygis  gemacht 
und  darauf  wurden  der  m.  coccygeo-iliacus,  der  coccygeo-sacralis 
und  der  untere  Teil  des  Longissimus  dorsi  vorsichtig  ausgeschnitten. 

Durch  denselben  Schnitt  ist  es  nicht  schwer,  auch  den  N.  spi- 
nalis  VII  zu  erreichen. 

Alles  was  die  einschlägigen  anatomischen  Data  anlangt,  habe 
ich  aus  Alexander  E;kbb’s  „Anatomie  des  Frosches,  2.  Auflage  1888“ 
entnommen. 

Behufs  der  Versuche  wurden  die  Frösche  curarisirt:  es  wurden 
hierbei  0.05  cc  einer  0.08  proc.  Lösung  des  MuHCK’schen  Curare  in 
den  Röckenlymphsack  eingespritzt.  Behufs  Reizung  der  Nerven 
benutzten  wir  (len  du  Bois-RuvMoND’schen  Schlittenapparat,  wobei 
der  Spiralenabstand  gewöhnlich  15  ctm  betrug,  da  bei  gröfserem 
Abstande  der  Spiralen  uicht  immer  die  gewünschte  Intensität  des 
Effectes  eintrat. 

Bei  Reizung  der  Nerven  durch  den  Schliefsungsstrom  währte 
in  sämmtiichen  Fällen  die  Reizungszeit  eine  Minute  lang. 

Ich  will  nun  die  Resultate  meiner  Versuche  darlegen. 

I.  N.  ischiadicus.  Reizung  des  centralen  Ischiadicusstumpfes 
durch  den  Schliefsungsstrom  ruft  anfänglich  Beschleunigung  der 
Circulation  hervor;  etwas  später  aber,  — 10  bis  12  Secunden  nach 
Beginn  der  Reizung  — tritt  ein  mehr  oder  weniger  verbreiteter 
Gefäfskrampf  auf  in  den  im  Gesichtsfelde  des  Mikroskopes  sicht- 
baren Capillaren  und  kleineren  Arterien  der  Nickhaut,  — hierbei 
kommt  es  nicht  selten  zu  einer  deutlich  wahrnehmbaren  Rückwärts- 
bewegung des  Blutes  aus  den  Venen  in  die  Capillaren.  Der  Reiz- 
effect seitens  des  centralen  Ischiadicusstumpfes  kann  sich  so  lange 
wiederholen,  bis  Erschöpfung  des  Nerven  eintritt.  (Schluss  folgt). 


10* 


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148  Wbiskb,  Bedeutung  des  Asparagins  für  die  Ernährung.  No.  ‘J 

H.  Weiske,  Ueber  die  Bedeutung  des  Asparagins  für  die  Ernäh- 
rung der  Herbivoren.  Zeitschr.  f.  Biol.  XXX.  S.  254. 

Die  Versuche  wurden  an  5 Kaninchen  von  demselben  Wurf 
angestellt,  von  denen  zwei,  I u.  III,  zum  Zweck  der  Analyse  ge- 
tötet, die  3 anderen,  II,  IV,  V zum  Fütterungsvereuche  verwendet 
wurden.  Sie  erhielten  eine  ganz  gleich  zusammengesetzte  Nahrung, 
welche  an  sich  stickstofffrei  war.  Bei  No.  IV  waren  120  g der 
Stärke  durch  Asparagin,  bei  V durch  Fibrin  ersetzt.  No.  II  war 
nach  41  Tagen  im  Sterben,  es  hatte  40pCt.  an  Gewicht  verloren, 
No.  IV  wurde  nach  57  Tagen  getötet  bei  30  pCt.  Gewichtsverlust, 
No.  V an  demselben  Tage  getötet  bei  14.7  pCt.  Gewichtsverlust. 
Bei  dem  Asparagintier  war  also  die  Lebensdauer  eine  längere  und 
der  Gewichtsverlust  ein  geringerer,  als  bei  dem  mit  Ausschluss 
stickstoffhaltiger  Substanzen  gefütterten.  Aus  den  Untersuchungen 
der  von  23  Tagen  des  Versuches  gesammelten  Darmentleerungen 
geht  hervor,  dass  das  Asparagintier  das  Amylum  der  Nahrung 
besser  ausgenutzt  hat,  als  das  ausschließlich  mit  N- freien  Substan- 
zen gefütterte  Kaninchen  (92  pCt.  gegen  86  pCt.).  Um  diesen 
Schluss  sicher  zu  stellen,  wurde  ein  neuer  Versuch  an  4 Kaninchen 
von  demselben  Wurf  angestellt,  von  dem  I stickstofffreie  Nährstoff- 
mischung erhielt,  bei  II  war  ein  Teil  der  Stärke  durch  Asparagin, 
bei  III  durch  Asparagin  und  Leim,  bei  IV  durch  Fibrin  ersetzt. 
Nach  15  tägiger  Verfütterung  wurden  15  Tage  lang  die  Darment- 
leerungen gesammelt  und  wie  im  vorigen  Versuch  auf  ihren  Ge- 
halt an  Eiweifs,  Fett,  Rohfaser,  stickstofffreien  Substanzen  und 
Asche  analysirt.  Auch  dieses  Mal  zeigte  sich  die  Ausnützung  der 
Stärke  bei  den  Tieren  etwas  schlechter,  der  Unterschied  war  jedoch 
viel  geringer,  wie  das  erste  Mal.  Der  Unterschied  in  der  Aus- 
nützung der  Stärke  geht  auch  dnraus  hervor,  dass  die  Faeces  des 
unter  Beigabe  von  Asparagin  oder  Fibrin  etc.  ernährten  Kaninchens 
keine  oder  nur  schwache  auf  Stärkegehalt  zu  beziehende  Jodreaction 
gaben,  die  mit  stickstofffreier  Nahrung  ernährten  dagegen  eine  sehr 
starke.  Da  gegen  die  Beweiskraft  dieser  Versuche  der  Ein  wand 
gemacht  werden  könnte,  dass  das  Tier  II  bezw.  I,  bei  welchem  die 
Ausnützung  der  Stärke  schlechter  war,  absolut  mehr  Stärke  in  der 
Nahrung  erhalten  hatte,  die  schlechtere  Ausnützung  also  hierauf 
beruhen  könnte,  wurde  noch  eine  dritte  Versuchsreihe  angestellt, 
bei  welcher  dieses  Verhältniss  nicht  bestand.  In  diesem  Versuche 
konnte  eine  bessere  Ausnützung  der  Stärke  bei  dem  Tier,  welches 
Asparagin  im  Futter  erhalten  hatte,  nicht  constatirt  werden,  sodass 
Verf.  sich  auf  den  Schluss  beschränkt,  dass  die  Asparaginbeigabe 
zum  Futter  unter  geeigneten  Umständen  die  Ausnützung  der  Stärke 
günstig  zu  beeinflussen  vermag.  Als  bemerkenswerter  Befund  sei 
noch  erwähnt,  dass  die  Fäces  unter  allen  Umständen  Proteinsub- 
stanzen enthielten,  (zwischen  6.75  und  11.56pCt.)  entsprechend  dem 
Gehalt  derselben  an  Mucin,  Epithelien  etc.  Der  Stickstoffgehalt 
war  sogar  bei  den  mit  N-freier  Nahrung  erwähnten  Tieren  größer 
als  bei  denen,  welche  N-hallige  Nahrung  erhalten  hatten. 

E.  Salkowski. 


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No.9.  Daim-üss,  Cellulose  in  Mikroorganismen.—  Barkks,Theyks,  Bahuno,  149 


J.  Dreyfnss,  Ueber  das  Vorkommen  von  Cellulose  in  Bacillen, 

Schimmel-  und  anderen  Pilzen.  Zeitschrift  f.  physiol.  Chem.  XVIII. 

S.  358. 

In  dieser,  unter  Hoppk-Sbyler  ausgeführten  Untersuchung  wurde 
das  zerkleinerte  Material  der  Reihe  nach  mit  Wasser,  Alcohol, 
Aether,  2pCt.  Salzsäure,  2pCt.  Natronlauge  erst  in  der  Kälte, 
dann  in  der  Wärme  extrahirt;  der  Rückstand  mit  viel  Aetzkali  und 
wenig  Wasser  bis  auf  100®  erhitzt  (wobei  die  Cellulose  unange- 
griffen bleibt),  mit  verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert,  durch  As- 
best filtrirt,  das  auf  dem  Filter  Zurückgebliebene  auf  Löslichkeit  in 
Kupferoxydammoniak  geprüft  oder,  wofern  es  nicht  vom  Filter  ab- 
zulösen war,  in  konc.  Schwefelsäure  gelöst,  mit  der  20  fachen  Menge 
Wasser  verdünnt  und  im  Filtrat  durch  Kupferreduction  bezw.  Fällung 
mit  Phenylhydrazin  auf  Dextrose  geprüft.  Zur  Gewinnung  von 
Material  wurden  von  den  Schimmelpilzen  und  Bacterien  Reinkul- 
turen dargestellt,  diese  durch  Asbest  filtrirt  und  der  Filtrirrttck- 
stand  wie  oben  verarbeitet.  Sowohl  in  einer  Polyporusart  (Pilz  von 
einem  abgestorbenen  Pappelstamm),  Agaricus  campestris  (Champig- 
non), Bacillus  sublitis,  Eiterbacillen,  Aspergillus  glaucus  u.  A.  wurde 
echte  Cellulose  gefunden,  welche  bei  der  Hydrolyse  Dextrose  lie- 
fert; die  Cellulose  aus  Polyporus  gab  daneben  auch  Pentaglycosen. 
Die  in  verkästen  Lymphdrüsen  gefundene  Cellulose  stammt  von  den 
darin  enthaltenen  Bacterien.  — Färbungsversuche  mit  Anilinfarb- 
stoffen lehrten,  dass  die  Pilze  und  Bacterien  weder  durch  Behan- 
deln mit  Alcohol  und  Aether  noch  mit  verdünnten  Säuren  ihre 
Färbbarkeit  einbüfsten,  wohl  aber  durch  verdünnte  Natronlauge, 
woraus  Verf.  schliefst,  dass  die  die  Farben  bindenden  Zellbestand- 
teile  Nucleine  seien.  J.  Munk. 


1)  A.  E.  J.  Barkcs,  Clinical  lecture  on  cases  illustrating  inflam- 
matiou  about  the  coecum.  Brit.  med.  Journ.  1893,  p.  993. 

2)  Fr.  Treves,  A series  of  cases  of  relapsing  typhlitis  treated  by 
Operation.  Ebenda,  p.  835. 

3)  G.  Darling,  Appendicitis:  an  analysis  of  68  cases  with  com- 
ments  and  a summary  of  the  conditions  requiring  Operation.  Ibid. 
p.  838. 

4)  J.  O.  Affleck,  Observations  upon  disease  of  the  appeudix  ver- 
miformis and  its  results.  Edinb.  med.  Jonrn.  1893,  p.  97. 

5)  J.  Duncan,  The  Operation  for  ioflammation  of  the  appeudix 
vermiformis.  Ibid.  pag.  110. 

1)  B.  trennt  die  Typhlitis,  die  Perityphlitis  und  Paratyphlitis 
von  der  eigentlichen  Appendicitis,  welche  man  entweder  als  Schleim- 
hautkatarrh, als  Faecal Verstopfung  oder  als  von  einem  Fremdkörper 
oder  von  Tuberculose  ausgehend  zu  unterscheiden  hat.  Der  Oert- 
lichkeit  nach  kann  die  Appendicitis  intraperitoneal  und  zwar  ent- 
weder in  der  Fossa  iliacaj  oder  im  kleinen  Becken,  oder  aber  retro- 


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150 


Afflbck,  Doncan,  Operative  Behandlung  der  Typhliti3. 


No.  9 


bezw.  extraperitoneal  sich  gestalten.  Von  14  durch  Verf.  in  den 
letzten  20  Monaten  operirten  Appendicitis  - Fällen  gehörten  5 der 
Localisation  im  Becken,  4 der  in  der  Fossa  iliaca  (im  eigentlichen 
Bauchraum)  und  5 der  hinter  dem  Coecum  an.  Es  starben  2,  und 
zwar  1,  weil  zu  sp&t  operirt,  1 wegen  hochgradiger  Sepsis.  Das 
Alter  der  Operirten  schwankte  zwischen  14  und  65  Jahren. 

2)  Vierzehn  noch  nicht  veröffentlichte  Fälle.  Der  Schnitt  Verf.'s 
entspricht  einer  Linie,  welche  senkrecht  auf  der  Verbindung  zwi- 
schen Nabel  und  Spina  ant.  sup.  il.  etwa  2“  von  letzterer  entfernt 
steht.  Ist  der  Proc.  vermiform.  zu  sehr  verwachsen,  so  soll  man 
die  Adhäsionen  nicht  trennen,  sondern  ihn  exstirpiren.  An  der 
Durchtrennungsstelle  soll  man  möglichst  die  Serosa  und  die  übrigen 
Darmbäute  gesondert  durchschneiden,  die  Mucosa  mit  dem  scharfen 
Löffel  entfernen  und  das  Peritoneum  und  die  Muskelschicht  jede 
för  sich  allein  vernähen.  Als  Anzeigen  zu  dem  im  Stadium  quies- 
cens  zu  verrichtenden  Eingriff  betrachtet  Verf.  zahlreiche  und  an 
Frequenz  und  Schwere  zunehmende  Anfälle,  Lebensgefährlichkeit 
des  letzten  Anfalles,  Herabsetzung  des  Allgemeinbefindens  durch 
die  wiederholte  Erkrankung,  Wahrscheinlichkeit  von  Eiteransamm- 
lung in  der  Umgebung  des  Proc.  vermiformis. 

3)  Unter  den  68  Fällen  B.’s,  (deren  Behandlung  z.  Th.  eine 
gröfsere  Reihe  von  Jahren,  vor  Einführung  der  neueren  Methoden 
zurückliegt)  zeigten  5 Rückfälle,  darunter  1 operativ  behandelter 
mit  tötlichem  Ausgang.  Ausser  diesem  hatte  B.  noch  6 tötliche 
Ausgänge  (im  Ganzen  7=10.3  pCt.)  und  zwar  sämmtlich  durch 
Peritonitis,  welche  1 Mal  vom  Coecum,  5 Mal  vom  Proc.  vermi- 
formis ausging.  Unter  den  68  Fällen  war  bei  40  deutliche  äufsere 
Geschwulstbildung,  bei  4 erweisliche  Abscedirung  vorhanden.  Als 
Anzeigen  zur  Operation  betrachtet  B.  ausser  diesen  Fällen  mit  Ei- 
terung die  mit  lebensgefährlichen  Erscheinungen  (drohender  oder 
vollendeter  Perforation)  und  die  recidivirenden  Entzündungen.  B. 
räth  direct  auf  die  Proc.  vermiform.  einzuschneiden  durch  eine 
2 V2"  lange  halbmondförmige  Incision,  deren  Mitte  „Mc  Bcknbt’s 
Punkt“  darstellt.  Man  muss  sich  klar  sein,  dass  man  mit  diesem 
Schnitt  direkt  die  Bauchhöhle  öffnet  und  erachtet  B.  als  die  Haupt- 
sache die  Auffindung  des  Proc.  vermiform.,  den  er  nur,  wenn  er 
sehr  verwachsen  ist,  nicht  entfernen  will.  Diese  Entfernung  führt 
er  durch  Abbindung  des  Processus  mit  nachfolgender  Abtragung 
aus,  während  gleichzeitig  sein  Mesenterium  mit  einem  gesonderten 
Faden  abgebunden  wird. 

4)  A.  macht  im  Anschluss  an  5 einschlägige  Krankengeschich- 
ten vom  Standpunct  des  innern  Mediciners  auf  die  diagnostischen 
Schwierigkeiten  der  Entzündung  des  Proc.  vermif.  aufmerksam: 
dort  wo  dieselbe  mit  den  Erscheinungen  acuter  Peritonitis  zur  ärzt- 
lichen Kenntniss  gelangt,  kann  es  nicht  gelingen,  den  Proc.  vermi- 
formis als  deren  Ausgangspunct  darzuthun.  In  chronischen  Fällen 
dagegen  unterliegt  der  Nachweis  des  verdickten  Proc.  vermiform. 
durch  die  äufsere  Untersuchung  Schwierigkeiten  in  Folge  von  Ver- 


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No.  9. 


OttiKUKii  u.  Cohn,  Ueber  das  Tetanusgift. 


151 


wachsungen  mit  Bindegewebssträngen  und  Peritonealauflagerungen. 
Therapeutisch  befindet  sich  A.  auf  dem  Standpunct,  dass  nur  ein 
relativ  kleiner  Teil  der  hiehergehörigen  Fälle  chirurgische  Inter- 
vention erheischt. 

2)  D.  hält  eine  Operation  bei  Appeudicitis  gleich  wie  andere 
Chirurgen  nur  bei  drohenden  Symptomen,  bei  deutlicher  Abscedi- 
rung  und  bei  nicht  zu  beseitigender  Neigung  zu  Recidiven  für  an- 
gezeigt. Im  Uebrigen  ist  ihm  die  Pathogenese  der  Krankheit 
keineswegs  klar.  Die  als  Ursache  der  Appendicitis  von  mafsgeben- 
der  Seite  (Thkvks)  vorgeföhrten  Knickungen  und  Drehungen  des 
Wurmfortsatzes  fand  er  nicht  in  den  meisten  Fällen;  auch  traf  er 
nur  l Mal  auf  eine  faecale  Concretion  im  Proc.  vermiform.  Der 
Vorschrift,  letzteren  bei  der  Operation  aufzusuchen,  und  wenn  er- 
krankt, zu  entfernen,  stehen  zuweilen  grofse  Schwierigkeiten  ent- 
gegen. Seine  Auslösung  aus  Verwachsungen  kann  äusserst  mühe- 
voll und  zeitraubend  sein,  so  dass  der  Tod  in  Folge  langer  Dauer 
der  Operation  an  Erschöpfung  bezw.  Peritonealinfection  eintrelen 
kann.  Es  muss  daher  eine  offene  Frage  bleiben,  ob  man  in  solchen 
Fällen  die  Aufsuchung  des  Proc.  vermiform.  unter  allen  Umständen 
zu  Ende  führen  soll.  P.  Gütorbock. 


Brieger  u.  Cohn,  Untersuchungen  über  das  Tetanusgift.  Zeitschr. 
f.  Hygiene  1893,  XV.  S.  1. 

Zur  Darstellung  des  chemischen  Tetanusgiftes  benützten  die 
Verf.  Kulturen  in  Kalbfleischbouillon  mit  1 pCt.  Pepton  u.  0.5  pCt. 
Kochsalz.  Zur  Keimfreimachung  wurden  die  Kulturen  erst  durch 
ein  Berkefeldt’sches,  dann  durch  ein  Pukall’scbes  Thonfilter  filtrirt. 
Auszuscheiden  gelang  den  Verf.  das  wirksame  Tetanusgift  durch 
Uebersättigen  der  keimfreien  Bouillon  mit  Ammoniumsulfat.  Das 
ausgeschiedene  Gift  steigt  hiebei  an  die  Oberfläche  und  kann  ab- 
geschöpft werden.  Die  Trocknung  der  ausgefällten  Substanz  nah- 
men die  Verf.  auf  Thontellern  vor,  wodurch  auch  das  Ammonium- 
eulfat  in  genügender  Weise  entfernt  wurde;  die  getrocknete  Substanz 
enthielt  davon  noch  6.5  pCt.  Das  von  dem  Niederschlag  ablaufende 
Filtrat  war  gänzlich  wirkungslos.  Von  der  Tetanusbouillon  brauchten 
die  Verf.  0,  00005  ccm  zur  Tödtung  einer  Maus,  von  der  gefällten 
Substanz  hiezu  0,0000001  g.  Diese  Substanz  enthielt  aber  noch 
Eiweifs,  Pepton,  Amidosäuren,  unbekannte  übelriechende  Producte, 
Ammoniumsulfat  und  andere  Salze. 

Das  schwierige  war,  die  Ei weifssubstanzen  zu  entfernen,  was 
den  Verf.  schliefslich  durch  vorsichtigen  Zusatz  von  Bleiacetat  und 
etwas  Ammoniak  gelang.  Die  Peptone,  Säuren  und  Salze  konnten 
durch  2 tägiges  Dialysiren  beseitigt  werden;  schliefslich  dampften 
sie  die  dialysirte  Flüssigkeit  bei  20°  C im  Vakum  ein.  So  erhielten 
sie  schwachgelbliche,  durchsichtige  Häutchen,  die  sich  in  Wasser 
leicht  lösen  und  einen  Geschmack  nach  Gummi  arabicum  besitzen. 


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152 


Einhorn,  Heber  die  direkte  Magenelektrisation. 


No.  9 


Die  Millon’sche  Reaction  giebt  diese  Substanz  nicht,  aber  die  Biuret- 
reaction.  Die  characteristischen  Eiweilsfällungsmittel  wie  Sublimat 
u.  a.  geben  mit  ihr  keinen  Niederschlag.  Phosphor  und  Schwefel 
enthält  sie  nicht.  Es  kann  sich  also  bei  dem  Tetanusgift  um  einen 
eigentlichen  Eiweifsstoff  nicht  handeln.  Scheurlen. 


M.  Einhorn,  Ueber  die  therapeutischen  Erfolge  mit  der  directen 
Magenelectrisation.  Deutsche  med.  Wocbenschr.  1893,  No.  33,  34,  35. 

Es  hat  sich  gezeigt,  dass  die  directe  Reizung  des  Magens  mittels 
des  faradischen  Stromes  in  der  Regel  eine  Steigerung  der  Magen- 
saftresection  bewirkt.  Um  den  physiologischen  Effect,  des  in  der- 
selben Form  angewandten  galvanischen  Stromes  zu  erforschen,  hat 
E.  verschiedene  Versuche  angestellt,  zunächst  an  Individuen  ohne 
jede  Verdauungsbeschwerden.  Bei  diesen  waren  die  Resultate  för 
die  vorliegende  Frage  nicht  brauchbar.  Bei  Leuten  die  an  Ver- 
dauungsbeschwerden litten,  zeigte  es  sich,  dass  die  directe  Galvani- 
sation bei  Application  des  negativen  Pols  an  die  innere  Magen- 
wand die  Salzsäuresecretion  nicht  nur  nicht  steigert,  sondern  för 
gewöhnlich  sogar  verringert;  aber  auch  hier  waren  die  Resultate 
zu  inconstant,  als  dass  man  aus  ihnen  endgiltige  Schlösse  zu  ziehen 
berechtigt  gewesen  wäre.  — Wie  wirkt  nun  die  directe  Magen- 
feradisation  therapeutisch?  E.  hat  dieselbe  bei  29  Kranken  kurgemäfa 
angewendet.  Davon  litten 

12  an  Hyperacidität  mit  Dilatation  (davon  3 mit  heftigen  Gastralgien 
und  1 mit  continuirlicher  Hypersecretion), 

1 an  Gastroxyneis, 

3 an  Aufstofsen  (Atonie  der  Cardia?), 

4 an  Gastritis  glandularis  chronicn, 

3 an  Gastritis  glandularis  chronica  mit  Fehlen  der  freien  Salzsäure 
— beginnende  Atrophie  der  Magenschleimhaut), 

1 an  Anadenia  ventriculi  (Atrophie  der  Magenschleimhaut), 

5 an  hartnäckigen  Gastralgien  (darunter  1 mit  Gastrosuccorrhoea 

chronica  continua). 

Fälle  von  Hyperacidität,  sowie  solche  von  Aufstofsen  wurden 
durch  die  directe  Magenelectrisation  fast  stets  sehr  gönstig  beein- 
flusst. Von  den  Fällen  von  einfachem  chronischen  Magenkatarrh 
und  solchen  mit  beginnender  Atrophie  der  Schleimhaut  zeigten 
einige  unter  der  genannten  Behandlungsweise  einen  Nachlass  oder 
auch  ein  völliges  Verschwinden  sämmtlicher  subjectiven  Krankheits- 
erscheinungen, während  wieder  andere,  besonders  solche,  die  mit 
hartnäckigen  Gastralgien  complicirt  waren,  nur  leicht  gebessert  wur- 
den. Dagegen  wirkte  in  den  letztgenannten  Fällen,  wo  die  directe 
Faradisation  ohne  Erfolg  war,  die  directe  Galvanisation  des  Magens 
öfters  sehr  erfolgreich.  Es  folgt  die  ausführliche  Beschreibung  von 
fönf  einschlägigen  Fällen.  C.  P.osenthal, 


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No.  9.  Pknzuldt,  Ueber  die  Ursachen  der  chronischen  Nephritis.  153 

Penzoldt,  Ueber  Ursachen  und  frühzeitige  Erkennung  chronischer 
Nierenentzündungen.  Münchner  med.  Wochenschr.  1893,  No.  42. 

Die  Unsicherheit  unserer  Kenntnisse  Ober  die  Entstehung  der 
meisten  Fälle  von  chronischen  NierenentzQndungen  beruht  auf  der 
Schwierigkeit,  die  ersten  Anfänge  dieses  Leidens  zu  diagnosticiren. 
Da  nun  bei  regelmäfsigen  Harnuntersuchungen  zuweilen  Fälle  von 
leichten,  gewöhnlich  vorübergehenden  Albnminurieen  mit  spärlichen 
Cylindern  und  anderen  Formbestandteilen  angetroffen  werden,  ohne 
dass  sonstige  Symptome  von  Nierenerkrankungen  vorliegen,  so  liegt 
es  nahe,  hier  die  Ursachen  in  kleinen,  anhaltend  einwirkenden  und 
zuweilen  sich  steigernden  Schädlichkeiten  — namentlich  alimentärer 
Natur  — zu  suchen.  Es  fragt  sich  nun,  ob  dies  Fälle  unschul- 
diger, „physiologischer“  Albuminurie  sind,  oder  ob  es  sich  um  An- 
fänge von  Nierenkrankheiten  handelt.  Zur  Lösung  dieser  Frage 
hat  Verf.  vermittelst  der  Centrifuge  an  56  gesunden  Individuen  vor 
und  nach  starker  Körperanstrengung  Sedimentuntersuchungen  ange- 
stellt. Es  ergab  sich,  dass  in  Folge  starker  Körperbewegung  die 
im  normalen  Sediment  beobachteten  Leukocyten  öfter  und  reichlicher 
austreten,  dass  die  normal  vorhandenen  Epithelien  (sog.  „Nieren- 
epithelien“,  eine  etwas  willkürliche  Bezeichnung)  häufiger  und 
massenhafter  abgestofsen  werden,  und  dass  sogar  vorher  nicht  vor- 
handene Cylinder  (teils  hyaline,  teils  epitheliale,  einmal  auch  ein 
gekörnter)  erscheinen  können;  niemals  fanden  sich  rote  Blutkörper- 
chen. Da  wohl  alle  diese  Individuen  auch  alcoholische  Getränke 
zu  sich  genommen  batten,  so  suchte  Verf.  nun  noch  zu  eruiren, 
ob  das  Auftreten  dieser  Formelemente  mit  Schädlichkeiten  zusam- 
menhängt, die  auf  dem  Nahrungswege  zugeführt  werden.  Die  an 
einem  Mediciner  ausgeführten  Versuche  ergaben  nun,  dass  in  Folge 
des  übermäfsigen  Genusses  gewisser  Nahrungs-  und  Genussmittel 
(Spargel,  Rettig,  Thee,  Kaffee,  Senf)  nicht  nur  Epithelien  und  Leu- 
kocythen,  sondern  selbst  rote  Blutkörperchen  im  Harn  auftraten. 
Verf.  schliefst  hieraus  — bei  voller  Anerkennung  einer  erforder- 
lichen individuellen  Disposition  — dass  ebenso,  wie  die  einmalige 
Einwirkung  der  genannten  Schädlichkeiten  zu  leichter,  vorüber- 
gehender Reizung,  der  Nieren  führen,  so  die  Häufung  resp.  die 
regelmäfsige  Einwirkung  der  erwähnten  Noxen  eine  dauernde, 
chronische  Erkrankung  des  Organs  verursachen  kann.  — Diagnos- 
tisch ist  demnach  bemerkenswert,  dass  rote  Blutkörperchen  iin  Harn- 
sediment immer  als  etwas  Krankhaftes  anzusehen  sind,  während 
spärliche  Leukocyten,  sog.  Nierenepithelien  und  auch  Cylinder  bei 
ganz  Gesunden  resp.  nach  geringen  Anlässen  (Körperanstrengung, 
Alcoholgenuss)  auftreten  können  und  daher  bei  einmaliger  Auffin- 
dung noch  nicht  eine  dauernde  Erkrankung  der  Nieren  beweisen. 
Wohl  aber  ist  der  Befund  beweisend  für  eine  Nierenentzündung, 
wenn  er  sich  trotz  strenger  körperlicher  Ruhe  und  Vermeidung 
aller  scharfen  Nahrungsmittel  und  Getränken  nach  einigen  Tagen 
in  gleicher  Weise  erheben  lässt.  Perl. 


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154  Nokn£,  Ueber  Spinalerkrankungen  etc. — Waltheb.  Montuomkry,  No.  9 


M.  Nonne,  Beitrage  zur  Kenntniss  der  im  Verlaufe  der  perniciösen 

Anämie  beobachteten  Spinalerkrankungen.  Archiv  f.  Psychiatrie  u. 

Nervenkrankh.  1893,  XXV, 

N.  beschreibt  2 Fälle  perniciöser  Anämie  mit  Nervenstörungen. 
Der  erste  Fall  erkrankte  Dezember  1890  und  zeigte  März  1891 
die  Erscheinungen  der  progressiven  Anämie.  2 Monate  darauf 
traten  Schmerzen  in  den  unteren  Extremitäten  auf,  dann  eine  mo- 
torische Schwäche,  Herabsetzung  der  Patellarreaction,  Ataxie;  nach 
weiteren  3 Monaten  WitsTPHAL’sches  Zeichen,  träge  Pupillenreaction, 
vorübergehende  Blasenlähmung,  clonische  Zuckungen  in  den  unteren 
Extremitäten  Februar  1892  waren  die  Patellarreflexe  wieder  vor- 
handen; März  1892  trat  der  Tod  ein,  ohne  dass  nennenswerte  Sen- 
sibilitätsstörungen auftraten.  Die  Section  erwies  im  Rückenmark 
ausgedehnte  spinale  Degenerationsheerde  in  verschiedenen  Stadien 
mit  Pigmentschollen,  verdickten  und  hyalinen  Capillaren  mit  Ver- 
schluss des  Lumens  u.  b.  w.  Im  2.  Fall  gingen  die  Nervenstö- 
rungen der  Anämie  voraus.  Die  Erkrankung  begann  mit  Schmerzen 
und  Parästhesien  in  den  uuteren  Extremitäten,  Ataxie,  Gürtelgefühl, 
Parästhesien  in  den  Armen;  nach  9 Monaten  traten  hinzu:  Ab- 
schwächung der  Patellarreflexe,  Herabsetzung  des  Tast-  u.  Schmerz- 
gefühls an  den  unteren  Extremitäten;  dann  bildeten  sich  die  Ataxie, 
die  Sehnenreflexe  zurück,  während  eine  schwere  Anämie  ausbrach 
und  in  2 Monaten  zum  Tode  führte.  Die  Section  erwies  fleckweise 
Degenerationsherde  in  der  ganzen  Länge  der  Hinterstränge,  secun- 
däre  Gliawucherung  u.  s.  w.  Von  der  Tabes  unterscheiden  sich 
diese  Rückenmarksaffectionen  durch  die  Acuität  des  Processes,  den 
schnellen  Verlauf,  die  Art  der  Entwickelung,  die  Mischform  von 
Ataxie  und  Schwäche,  die  häufige  Rückbildung  der  Symptome,  das 
nicht  seltene  Vorhandensein  der  Patellarreflexe,  das  Fehlen  der 
Pupillenstörungen,  das  Zurücktreten  der  lancinirenden  Schmerzen, 
das  Vorwiegen  der  motorischen  Schwäche,  das  häufige  gleichmäfsige 
Befallensein  aller  4 Extremitäten,  das  Auftreten  spastischer  Symp- 
tome und  finaler  Delirien  u.  s.  w.  Die  pathologischen  Degenera- 
tionsherde treten  ohne  feste  Regelmäßigkeit  in  der  Localisation 
auf;  sie  kommen  auch  in  den  Vorder-  und  Seitensträngen  vor,  con- 
fluiren,  verschonen  die  LissACKa’schen  Felder,  befallen  mit  Vorliebe 
die  mittleren  Wurzelzonen  und  oft  das  Halsmark  früher  als  das 
Lendenmark;  die  hinteren  Wurzeln  bleiben  unversehrt,  ebenso  wie 
die  grauen  Hinterhörner.  S.  Kalischer. 


1)  H.  Walther,  Ueber  einen  Fall  von  eigentümlichem  Schwund 
eines  Teiles  der  Musculatur  des  Gesichtes.  Münohner  med.  Wochen- 
schr.  1893,  No.  IG. 

2)  D.  W.  Montgomery,  Unilateral  Hypertrophy  of  the  Face.  Med. 
News  1893,  Juli  15. 

1)  Bei  einem  20jähr.  Manne  entwickelte  sich  seit  ca.  2 Jahren 
im  Anschluss  an  schmerzhafte  geschwulstartige  Schwellungen  und 


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No.  9.  Ueber  Atrophie  etc. — Posnkr  u.  LRWiN.Ueber  eosinophilen  Zellen.  155 

Neubildungen  eine  Atrophie  der  rechten  Gesichtsseite  auf  Kosten 
der  Muscuiatur;  insbesondere  sind  die  Mm.  masseter,  buccinator  und 
temporalis,  in  geringerem  Grade  die  übrigen  mimischen  Gesichts- 
muskeln geschwunden.  Die  Mm.  pterygoidei  schienen  intact  zu 
sein.  Haut  und  Knochen  waren  unverändert,  das  Unterhautzellen- 
gewebe schien  etwas  geschwunden  zu  sein.  Links  scheint  derselbe 
Process  in  der  Entwicklung  zu  sein,  die  Muskeln  dieser  Seite  waren 
starr  und  unbeweglich,  während  die  Muskel reste  rechts  lebhaft  aber 
ungeordnet  (!)  reagiren.  Von  der  Hemiatrophia  facialis  progressiva 
unterscheidet  sich  der  Fall  durch  die  vorausgehenden  Schwellungen 
und  durch  den  Mangel  der  Veränderung  der  Haut  und  des  Ge- 
sichtscelets.  W.  möchte  die  Affection  als  Myoatrophie  pseudoneo- 
plasmatica  faciei  bezeichnen  und  sie  den  primären  myopathischen 
Formen  der  Muskelatrophie  anreihen. 

2)  Von  den  neun  bisher  beschriebenen  Fällen  einseitiger  Ge- 
sichtshypertrophie, zeigten  7 diese  Anomalie  angeboren,  einer  im  2. 
Lebensjahre  ohne  bestimmte  Ursache  und  einer  nach  einer  Trige- 
minusneuralgie. Der  neue  Fall  betrifft  einen  31jährigen  Mann. 
Das  Leiden  wurde  in  seinem  10.  Lebensjahre  zuerst  bemerkt.  So- 
wohl die  Weichteile  wie  die  Knochen  waren  an  der  linken  Gesichts- 
hälfte verdickt.  Die  Augen  zeigten  sich  ophthalmoskopisch  normal. 
Auch  der  Gaumen  war  links  geschwollen  und  verdickt.  Der  Fall 
verlief  progressiv  und  zeigt  eine  völlige  Analogie  zur  einseitigen 
progressiven  Gesichtsatrophie.  Die  anderen  Körperteile  wie  die 
Functionen  des  Nervensystems  zeigten  keine  Anomalien, 

S.  Kalisober. 


C.  Posner  u.  A.  Lewin,  Farbenanalytische  Untersuchungen  über 
gonorrhoischen  Eiter.  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  eosinophilen 
Zellen.  Dermatol.  Zeitschr.  I.  S.  A. 

Die  Beziehungen,  welche  zwischen  den  CiWBcoT-LRYDKti’schen 
(C«*RcoT-NKUMANii’8chen)  Krystallen  und  dem  Auftreten  der  eosino- 
philen Zellen  obzu walten  scheinen,  legten  den  Gedanken  nahe,  ob 
nicht  auch  die  mindestens  nahe  verwandten  Spermin  - Krystalle  in 
irgend  einem  Zusammenhänge  mit  der  Production  jener  Zellen  stan- 
den. Die  Verff.  wandten  deshalb  ihre  Aufmerksamkeit  den  Er- 
krankungen des  männlichen  Genitalapparates,  speciell  der  Prostata, 
zu  und  untersuchten  in  erster  Linie  den  Eiter  der  gonorrhoischen 
Urethritis.  Es  zeigte  sich  dabei  die  Zahl  der  eosinophilen  Zellen 
in  allen  Fällen  von  acuter  Gonorrhoe  im  Anfangsstadium  derselben, 
d-  h.  etwa  während  der  ersten  8 Tage,  im  Vergleiche  zum  Gehalte 
des  Blutes  an  solchen  ausserordentlich  vermindert.  Sie  nahm  aber, 
wenn  auch  nicht  ganz  constant,  späterhin  bedeutend  zu  und  pflegte 
ihren  Höhepunkt  in  der  dritten  Woche  zu  erreichen,  ohne  dass 
etwa  von  einer  Beteiligung  der  Prostata  an  der  Erkrankung  die 
Rede  sein  konnte.  Uebrigens  fand  sich  diese  Vermehrung  auch 
bei  Urethral-Gonorrhoe  der  Weiber,  ferner  im  Eiter  ganz  vorn  be- 


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156  Hiksh,  Zur  Indicalion  d.  Sympbyseotomie. — Dastrk.  — Sikhkkt.  No.  I) 

legener  periurethraler  Abscesse,  sowie  in  dem  Ausflüsse  aus  einer 
Fistula  penis  congenita,  welche  mit  der  Prostata  gar  nicht  communi- 
cirte',  wahrend  in  dem  Eiter  einer  in  die  Harnröhre  abscedirteo 
acuten  Prostatitis  eosinophile  Zellen  fast  ganz  vermisst  wurden. 
Bei  Erkrankungen  der  hinteren  Harnröhre  war  die  Menge  jener 
Zellen  eine  sehr  schwankende.  Es  liefsen  sich  somit  Beziehungen 
zwischen  Prostata  resp.  Sperminproduction  und  eosinophilen  Zellen 
nicht  nachweisen  und  da  für  den  schwankenden  Gehalt  des  gonor- 
rhoischen Eiters  an  letzteren  der  Blutbefund  keinen  Anhaltspunkt 
ergab,  ist  zu  vermuthen,  dass  hier  wohl  hauptsächlich  locale  Ver- 
änderungen in  Frage  kommen,  dass  vielleicht  die  Eosinophilie  auf 
necrobiotische  Vorgänge  in  den  Zellen  zurOckzuföhren  ist.  FQr 
diese  Annahme  spricht  auch  die  von  den  VerfF.  regelmäßig  beob- 
achtete mangelhafte  Färbbarkeit  des  Kerns  der  eosinophilen  Zeilen. 

H.  Müller. 


B.  C.  Hirsll,  The  lowest  limit  of  pelvis  contraction  ndmittiog  of 
symphysiotomy.  Medical  News  1893,  Aug.  5. 

Nach  Verf.  geht  die  Grenze  zur  Anwendung  der  Symphyseo- 
toinie  bis  zu  einer  Conjugata  von  6 cm.  IJr  beruft  sich  dabei  auf 
einen  von  Leopold  erfolgreich  behandelten  Fall  von  allgemein  ver- 
engtem Becken  (Conj.  6 cm),  sowie  auf  einen  eigenen  mit  einer 
Conj.  von  etwas  Ober  6 '/j  cm.  Im  letzteren  Falle  hat  Verf.  jedoch 
2 Wochen  vor  dem  Ende  der  Schwangerschaft  die  Frühgeburt  einge- 
leitet und  das  Kind,  welches  normale  Masse  zeigte,  durch  die 
Wendung  entwickelt  Ueberhaupt  empfiehlt  er  die  Combination  von 
Frühgeburt  und  Symphyseotomy  und  hat  bei  einer  vorsichtigen 
Feststellung  des  Termins  zur  Einleitung  der  Geburt  keine  Benach- 
teiligung der  Kinder  gesehen.  Er  bedient  sich  dabei  der  Bougie 
in  Verbindung  mit  Glycerininjection  längs  derselben  und  daran  an- 
schließend die  Dilatation  des  Cervix  mit  BABNKs’schen  Blasen  in  3 
Größen.  A.  Martin. 


A.  Dastre,  Sur  le  dt$gr^  de  confiance  que  m4ritent  les  ddtermi- 
nations  de  la  quantitd  total  du  sang.  Arch.  de  physiol.  1893.  S.  787. 

An  einem  Beiipiel  teiner  Erfahrung  zeigt  Verf.,  dass  die  Geiammtmenge  de« 
Blutei,  die  für  den  Bond  gevdhnlich  zu  des  Körpergewichtes  angegeben  wird, 
ausnahmsweise  sehr  siel  grOfser  sein  kann.  Bei  einem  14  kg  schweren  Hönde  ge- 
wann er  aas  der  einen  Carotis  und  dem  Kopfende  der'  einen  Jogolaris  (bei  zuge- 
schnürter  anderer  Jogularveoe)  direct  rolle  V«  des  Körpergewichtes  an  Blot,  obwohl 
doch  noch  eine  beträchtliche  Menge  in  den  Capillaren  stecken  musste,  die  durch  ein- 
faches Verbluten  nicht  zum  AusOiefsen  kommt  J.  Munk. 


F.  Siegert,  Zur  Histiogenese  des  primären  Lungenkrebses.  Virch. 
Arch.  Bd.  134.  S.  287. 

Verf.  versteht  unter  Lungenkrebs  alle  Qeschwülste,  die  in  den  Lungenlymph- 
bahnen  und  den  natürlichen  BohlrBumen  epitbeilhnliche  Zellen  enthalten,  ob  dieae 


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No.  9.  Doplay.  — Wickhoff.  — Pktkhs.  — Stkinbhöook.  157 

nun  todi  Endothel  oder  vom  Epithel  stammen  Er  selbst  hat  2 Fülle  von  primärem 
Lungenkrebs  untersucht,  einen  Alveolarepithelkrebs  und  einen  von  dem  Epithel  der 
kleinen  Bronchien  aulgegangenen  Cylinderzellenkrebs. 

Die  primären  Lungenkrebse  sind  folgendermassen  einzuteilen: 

A.  Der  primäre  Epithelkrebs  geht  aus: 

1)  vom  Alveolarepithel, 

2)  vom  Epithel  der  Bronchialscbleimhaut, 

8)  vom  Epithel  der  Broncbialsch'eimdrilsen. 

B.  Der  primäre  Endothelkrebs  stammt  ab: 

1)  vom  Endothel  der  pleuralen  Lymphbahnen, 

2)  vom  Endothel  der  pulmonalen  Lymphbahnen. 

M.  Rotkmami. 


S.  Duplay,  Du  traitement  des  difformitla  consecutives  aux  fractures 
bimalldolaires  (fractures  de  Dupuytren)  vicieusement  consolidees. 
Am.  med.  1893,  No.  50. 

Osteotomie  erst  der  Fibula  an  Stelle  der  Fractur  und  dann  keilförmige  Eicision 
der  Tibia.  Die  Dicke  des  Keils  muss  der  OrOfse  der  Deformität  entsprechen  und 
Coaptation  in  gerader  Linie  mit  Leichtigkeit  ermöglichen.  Die  Resection  des  Tibio- 
Tarsal.  Gelenkes  ist  nur  für  Fälle  zu  reserviren,  in  denen  die  Osteotomia  duplez  nicht 
auireicht.  P.  OGterbock 


M.  Wiekhoff,  Zur  Verwendung  der  Symphyseotomie  bei  Opera- 
tionen an  der  Harnblase.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  11. 

Die  io  der  Geburtshilfe  neuerdings  geUbte  „Symphyseotomie“  sucht  W.  auch  für 
die  bessere  Zugäoglichkeit  der  Blase  vom  Bauche  her  nutzbar  zu  machen.  Aus  einem 
Leicbeoversucbe  ergab  sich,  dass  man  die  getrennten  Ränder  der  Schamfuge  durch 
Abdnction  und  Auswärtsvollung  der  Schenkel  mit  Hilfe  von  Knochenhaken  bis  zudem 
klaffen  machen  kann  und  es  empfiehlt  sich  das  Verfahren  zur  Erreichung  aller  Teile 
der  Blasenwand,  speciell  auch  des  Blasengrundes.  Zur  Nachbehandlung  bat  man  die 
getrennten  Schambeine  durch  Silberdraht  wieder  zu  vereinigen  nnd  den  prävesicalen 
Raum  unterhalb  des  8chambogens  zu  drainiren.  P.GBterbock. 


A.  Peters,  Zur  Therapie  einiger  chronischer  Conjunctivalerkran- 
kungen.  v.  Gakfu’s  Arch.  f.  Opbthalm.  XXXIX.  p.  254. 

Bei  chronischer  Conjunctivitis  granulöse  erzielte  P.  durch  Abschaben  der  Con- 
juoctivalschleimhaut  in  kurzer  Zeit  einen  eklatanten  Umschwung  in  dem  torpiden 
Character  der  Erkrankung,  indem  neben  der  Beseitigung  der  Beschwerden  rasche 
Rückbildung  der  pathologischen  Veränderungen  im  Bereiche  der  Conjunctiva  nnd 
Cornea  eintritt.  Beim  Frühjahrscatarrh  wurde  nur  eine  Beseitignng  der  Beschwerden, 
nicht  aber  der  Wncbernngen  erzielt.  Bei  Catarrhus  siccus  chronicus  leistete  das  Ver 
fahren  gute  Dienste,  indem  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  die  oft  nicht  unerheblichen 
Beschwerden  beseitigt  oder  doch  wesentlich  gebessert  wurden.  Zur  Besserung  der 
genannten  Krankheiten  war  die  Anwendung  der  Antiseptica  nicht  erforderlich,  sondern 
es  genügte  das  blofse  Abschaben  der  Schleimhaut.  Horstmenn. 


Steinbrügge,  Ueber  das  Verhalten  des  menschlichen  Ductus  coch- 
learis  im  Vorhofsblindsack.  Anat.  Hefte,  I.  S.  163.  S.-A. 

St.  macht  daran!  aufmerksam,  dass  der  Vorbofsblindsack  nicht,  wie  dies  aus  der 
Beschreibung  in  den  Lehrbüchern  hervorzugehen  scheint',  als  eine  in  gerader  Rieb- 


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158  Lbvy  u.  Knupk.  — Boorgbt.  No.  9 

tung  verlaufende  Fortsetzung  des  Ductus  cochlearis  oder  als  Ausbuchtung  des  Heiss 
naa’schen  Membran  au  fzu  fassen  sei ; nach  den  Untersuchungen  St. 's  an  Serienschnitten  durch 
diese  Partie  des  Schneckenkanales  lässt  sich  vielmehr  eine  fast  halbkreisförmige  Krüm- 
mung sämmtlicher  Gebilde  desselben  von  aussen  nach  innen  erkennen  Betreffs  der 
durch  Abbildungen  illnstrirten  Einzelheiten  s.  d Orig.  8ck»sbacb. 


E.  Levy  u.  H.  E.  Knopf,  Combinirte  Behandlung  der  Diphtherie 
mit  Papayotin  und  Carbolsäure.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  32. 

Verff.  haben  durch  Versuche  festgestellt,  dass  Papayotin  auf  das  Diphtberiegift 
(sterilisirte  Bouillonkulturen  des  Diphtberiepilses)  eine  verdauende  und  daher  seine 
Wirksamkeit  stark  abschvScheode  Wirkung  ausübt.  — Sie  wandten  nun  gegen  Diph- 
therie folgende  Lösung  an: 

R Papayotiui  (Gehe)  10.0. 

Acid  carbolic.  puriss.  liqnefact  5.0. 

Ag  dest  ad  100.0. 

M.  d.  s.  Vor  Gebrauch  umschüttelu. 

Mit  dieser  Lösung  wird  während  der  ersten  2 Stunden  alle  10  Minuten  eine  Ein- 
pinselung gemacht,  nachher  zweistündlich,  so  viel  als  möglich,  auch  während  der  Nacht. 
— Der  Gedankengang,  welcher  sie  auf  die  Anwendung  dieser  Mischung  führte,  war 
folgender:  Das  Papayotin  durch  seine  auflösende  Wirkung  auf  die  Membranen  soll 
der  Carbolsäure  Gelegenheit  geben,  in  die  Tiefe  einzudriogen ; die  Carbolsäure  ihrer- 
seits soll  die  Bscterien  abtöten,  und  dem  Papayotin  Gelegenheit  geben,  das  Gift,  das 
zum  grofsen  Teil  an  den  Bacterienleibern  haftet,  abzuschwächen.  — (Der  Zusatz  ton 
Carbolsäure  zum  Papayotin  vernichtet  dessen  verdauende  Kraft  nicht).  — Die  Verff. 
geben  an,  dass  seit  Einführung  ihrer  Einpinselungen  die  Mortalität  an  Diphtherie  auf 
der  Kinderklinik  der  Universität  Strafsburg  abgenommen,  und  dass  besonders 
das  Verbältniss  der  Tracheotomirten  zu  den  nicht  Tracheotomirten  sich  zu  Gunsten 
der  Letzteren  wesentlich  verschoben  habe.  8udth>|en. 


Bourget,  Le  salacetol  et  son  emploi  dang  de  trait^ment  des  diar- 
rhees  a8tivales  ou  choteriformes.  Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1893, 
No.  14. 

B.  empfiehlt  als  Mittel  gegen  Sommerdiarrhoen  und  solche  Durchfälle,  welche 
choleraartig  erscheinen,  das  Salacetol  als  ein  sehr  brauchbares  Präparat.  Das  Mittel 

OH 

besitzt  folgende  cbem.  Zniammensetnng  C,H4 : < cooCH  COCH  “•  '®’*>**? 

in  welcher  man  das  Salacetol  den  Kranken  giebt,  beeinflusst  dessen  mehr  oder  weni- 
ger schnelle  Resorption.  Giebt  man  das  genannte  Mitiel  in  Ricinntöl,  so  wird  es  weit 
schneller  und  vollkommener  resorbirt,  als  wenn  man  es  etwa  in  Pulverform  eionimmt. 
Diese  Beobachtung  wurde  beim  Salacetol,  ebenso  wie  beim  Salol  durch  regelmäfsige 
Urinuntersuchungen  gemacht.  B.  glaubt,  dass  auch  die  desinficirende  Wirkung  beider 
Präparate  durch  HinzufügeD  von  Oleum  Ricini  nicht  unwesentlich  erhöht  werde.  Die 
Erfahrungen,  welche  mit  der  beschriebenen  Salacetol  - Therapie  bei  allen  möglichen 
Durchfällen  in  der  Klinik,  wie  in  der  privaten  Praxis  gemacht  wurden,  waren  stets 
iusserst  günstige.  Das  Salacetol  stellt  sich  demgemäß  als  eine  glückliche  Modifica- 
tion  des  Salol  dar,  indem  es  alle  günstigen  Eigenschaften  des  letzteren  in  sich  ver- 
einigt, ohne  indessen  irgend  welche  unangenehme  Nebenwirkungen  zn  besitzen.  In 
gleich  grofser  Dosis  enthält  Salacetol  mehr  Salicyl  als  das  Salol.  Man  kann  es  bei 
allen  Darmaffeetioneo , seien  dieselben  mit  Diarrhoen  verbunden  oder  nicht,  gleich- 
mäßig mit  Erfolg  anwenden,  und  zwar  in  Dosen  von  2 g pro  die.  C.  Roienihsl. 


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No. 9.  Lyoknbt  u.Rkyand.  — Fkrb,  Bkrklky.  — Bkni-Bardb.  — Mou.atu.  159 

Lyonnet  et  Re^rand,  Tumeur  carcinomateuse  de  L’Arricre- Cavite 
des  Fosses  Nasales.  Envnhisseraent  du  Sphönoide.  — Paralysie 
deä  tous  les  nerfs  craniens  du  Cot<5  Gauche,  sauf  L’Olfactif  et 
L’Optique.  Mort  par  Möningite.  Annales  des  Maladies  de  L’Oreillc. 
Du  Laryax  etc.  1 893,  No.  3. 

Es  bandelt  sich  am  einen  Fall  von  Krebs  des  hinteren  Nasenrachenraums  mit 
Uebergreifen  auf  das  Keilbein  und  die  Schädelbasis  der  linken  Seite.  Es  bestanden 
links  Ptosis  und  rollige  Unbeweglichkeit  der  Pupille  und  des  Augapfels  bei  ausge- 
sprochenem Exophthalmus,  Lähmung  des  linken  Facialis,  Lähmung  und  Atrophie  der 
linken  Zungenhälfte;  Herabsetzung  der  Seosibiiität  im  linken  Trigeminusgebiete,  Ver- 
last des  Geschmacks  der  linken  Zungenhälfte,  Herabsetzung  des  GehOrz  links;  die 
Sehkraft  und  der  Geruch  waren  links  erhalten.  Der  Kranke  starb  unter  den  Erschei- 
nungen »on  Fieber,  Erbrechen,  Unruhe,  Dyspnoe,  KrSmpfen  und  Koma.  Die  Section 
erwies  einen  Krebs  des  Keilbeines,  einen  Krebstumor  in  der  linken  Nasenhöhle,  Infil- 
tration der  Hirnbasis,  die  zu  eitriger  Meningitis  mit  letalem  Ausgang  führte. 

8.  KalUcher. 


1)  Ch,  FertS,  La  Bromation  ii  hautes  doses  dans  l’Epilepsie. 
Revue  de  Med.  1893.  No.  3. 

2)  H.  J.  Berkley,  Strontium  Bromide  in  the  Treatment  of  chronic 
Epilepsy.  Bulletin  of  the  Johns  Hopkins  Hospital  1893,  Mai. 

1)  F.  führt  20  Falle  von  Epilepsie  an,  in  deuen  tägliche  Dosen  von  16  bis  21g 
mit  grofsem  Erfolg  und  ohne  Intoxication  schwereren  Grades  gegeben  wurden:  nur  in 
3 Pillen  trat  ein  mlfsiger  Gewichtsverlust  ein.  Die  hohe  Bromdosen,  15 — 20  g Brom- 
kalium  oder  Bromstrontium  sind  bei  gehöriger  Vorsicht  ohne  Nachteil;  man  muss  dabei 
das  Gewicht,  den  Ernlhrungszustand,  die  Haut,  die  Temperatur,  den  psychischen  Zu- 
stand beobachten;  Abmagerung,  Hautgeschwüre,  psychische  Depression,  Temperaturer- 
niedrigung sind  Gründe  genug,  das  Brom  sofort  gänzlich  fortzulassen  und  durch  Pur- 
gantia,  Pilocarpininjectionen  etc.  für  seine  schnelle  Ausscheidung  zu  sorgen. 

2)  B empfiehlt  Strontiumbromid  bei  Epilepsie  in  einer  Dosis  von  ca.  20 — 30  g 
3 Mal  täglich;  nie  wurden  üble  Nebenwirkungen  beobachtet;  auch  eine  Bromacne 
trat  nicht  ein,  ebenso  wenig  wie  die  Somnolenz  erzeugende  Wirkung  des  Broms. 

8.  Kaliseher. 


Beni-Barde,  De  l’hydrothörapie  dans  les  dermato  - n^vroses.  Gaz. 
bebd.  1893,  No.  35. 

Mach  dem  Vorgänge  Jacourr's  behandelt  Verf.  solche  Hauterkrankungen,  welche 
auf  einer  allgemeinen  oervAsen  Störung  zu  beruhen  scheinen  und  mit  lebhaftem  Jacken 
ainbergehen,  insbesondere  den  Lichen  planus,  ferner  aber  auch  die  Prurigo,  den  Lichen 
simples,  die  verschiedenen  Prnritnsformen,  gewisse  universelle  Eczeme,  mit  täglichen 
lauwarmen  Brausebädern  von  etwa  35°  C and  8—6  Minuten  Dauer.  Nach  demselben 
soll  der  Kranke  nicht  frottirt,  sondern  möglichst  sanft  abgetrocknet  werden.  Die 
BessernDg  des  subjectiven  Befindens  tritt  meist  sofort  ein,  die  definitive  Heilung  ver- 
zögert sieb  besonders  bei  Personen,  welche  schon  hereditär  nervOs  belastet  und 
bei  solcheo,  die  durch  ihre  Lebensstellung  oder  ihren  Beruf  beständigen  Aufregungeg 
aasgesetzt  sind.  h.  Müller. 


Mollatll,  Wiederholte  erfolgreiche  Einleitung  des  künstlichen  Abor- 
tus  mit  dem  elektrischen  Schröpfkopf.  Wiener  med.  Wochenschr.  1893, 
No.  31. 

Verf.  empfiehlt  den  constantea  Strom  in  der  Applicationsweise  mittelst  des  von 
H.  W.  Fbeuki)  angegebenen  electrischen  Schröpfkopfes  als  ein  vorzügliches  Mittel  zur 
künstlichen  Erregung  ron  Wehen.  Bei  einer  Patientin  wurde  2 Mal  die  Einleitung 


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160 


Pbkairk.  — Puuuok.  — Schäker.  — Thomas. 


No.  9 


des  küDstlichen  Abortes  nötig.  Beim  ersten  Male  trat  nach  der  Sitzung  Abort  ein. 
— Beim  lweiten  Male  waren  vorher  Jodoformgazetamponade,  Kiwi  n'schen  Doucheo, 
Laminarien  ohne  jeden  Erfolg  versucht  worden. 

Die  Application  des  electrischen  Schröpfkopfes,  der  mit  dem  negativen  Pol  ver- 
bunden auf  die  Brustwarze  aufgesetzt  wird , während  die  grofse  Plattenelectrode  mit 
dem  positiven  Pol  auf  das  Abdomen  kommt,  hatte  sofort  nach  der  ersten  Sitzung 
Wehen  herrorgerufen.  Nach  der  7.  Galvanisation  war  der  überall  weiche  Cervii  so 
weit  eröffnet,  dass  der  Finger  bis  an  die  Eihäute  Vordringen  koonte  Nach  der  10. 
Sitzung,  bei  der  eine  Stromstärke  von  10  Milliamperes  angewendet  wurde,  trat 
Abort  ein.  A.  Martin. 


M.  P^raire,  Inversion  uterine  compl&te  avec  prolapsus  cons^cutive 
k la  ddlivrance.  Metrorrrhagies  abondantes,  mettant  la  vie  de  la 
malade  en  danger.  Röduction  de  l’utörus.  Guörison.  Annales  de 
gynecologie  1893.  Aoüt. 

Im  Titel  ist  der  Hauptinhalt  der  Arbeit  angegeben.  Der  Fall  betrifft  eine  Zweit- 
gebärende.  Die  Heilung  ist  eine  vollständige.  Die  Reposition  gelang  unter  Asepsis 
leicht.  Die  nach  KavtssbA'  b's  Vorschrift  zur  Exstirpation  zurechtgelegten  Instrumente 
waren  glücklicher  Weise  unnötig.  a.  Martin. 


Plllgge,  Over  de  toxische  werking  van  Pithecolobine,  het  alcalolde 
van  Pitbecolobium  Saman  Bkmh.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdscbr. 
voor  Geneesk.  1893.  II  No.  13. 

Das  Pitbecolobin  wirkt  zuerst  eufs  Centralnervensystem,  später  auch  auf  die  peri- 
pherischen Nerven  lähmend.  Es  erzeugt  schnell  Verminderung  oder  gänzlichen  Still- 
stand der  Atmung,  Verringerung  der  Herzwirkung,  die  schliefslieh  mit  Herzlähmuug 
endigt.  Anch  die  KOrperrauskeln  scheinen  schliefslieh  durch  das  Mittel  gelahmt  zu 
werden.  Die  Reflexerregbarkeit  wird  herabgesetzt  Beim  Schütteln  mit  Wasser 
schäumt  die  Losung  stark.  Bereits  bei  starker  Verdünnung  der  Substanz  1:80000 
findet  eine  Auflösung  der  roten  Blutzellen  statt  Die  Reduetion  ron  Oxyhämoglobin 
wird  verhindert,  die  Gerinnuog  von  Serumeiwei  s durchWärme  befördert,  eine  Lotung 
von  Eiereiweifs  in  der  Kälte  stark  präcipitirt;  Muskeln  werden  histologizch  verändert. 
Das  Pitbecolobin  ist  ein  Alkaloid,  das  in  seiner  Wirkung  mit  den  sapouinartigen  Stoffen 
und  mit  den  gallensauren  Salzen  übereiostimmt.  0*orge  Mvyer. 


J.  Schäfer,  Blutspuren  von  zerdrückten  Wanzen  herrührend. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  35. 

In  einem  Mordprocess  war  es  von  Wichtigkeit  festzustellen , ob  Flecke  an  dem 
Hemde  des  Beschuldigten,  wie  dieser  behauptete,  durch  Zerdrücken  von  Wanten  ent- 
standen seien.  Sch.  gelang  dieser  Nachweis,  indem  er  in  den  Flecken  characteris- 
tisebe  Borsten  und  Tracheen  von  Wanzen  auffand.  Fr.  strassmano. 


Thomas,  De  la  pendaison.  Paris  1893. 

Das  einzige  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  Erhängen  im  Leben  und  nach  dem 
Tode  liefert  der  Befund  von  sugillirten  Verletzungen  am  Halse.  Th.  fand  die- 
selben verhältnissmäfsig  häufig  (50  pCt.  der  Fälle)  zumeist  die  bekannten  Brüche  des 
Halsskelettes,  daneben  aber  auch  nicht  selten  io  den  Mutkeln  des  Halses,  an  deo 
grolsen  Qefäfsen  und  im  subcutaneu  Fettgewebe  unter  der  Strangmarke. 

Fr.  Siratsmanii. 

KiDi«ndanx«n  ffir  daa  Centralblau  werden  en  die  Adreeee  dea  Urn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Frantoaiache  Strato  21)  oder  an  dl«  Verlagahandlnne  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 
Verlag  von  Aoguai  liirachwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  BarUn. 


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wer 

/ 


Wöchentlich  erecheinen 
1—2  Bogen;  »m  Sehlu*«« 

(Im  Jahrgang«  Titel,  Na- 
men* und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de«  Jahrganges 
20  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanat alten. 


medicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894.  *«•  mar*.  No. 10. 


Inhalt:  Sbbqejbw,  Das  Verhalten  einiger  Rückenmarksnerven  zum  Blutkreislauf 
in  der  Membrana  nictitans  des  Frosches.  (Orig.-Mitth.  Schluss.) 

Rabl,  Anwendung  des  Argent.  nitricum  in  der  Histologie.  — Sbrokh,  Ueber 
den  Zuckergehalt  des  Blotes.  — ROdbl,  üeber  Resorption  and  Ausscheidung  von 
Kalksalien.  — Abtiicb,  Ueber  Casein  und  Fibrin.  — Möbner,  Die  Proteinsub- 
stanzen des  Auges.  — Mabchsnd,  Zar  Kenntniss  der  Embolie  und  Thrombose  der 
Birnarterien.  — CBlrpe,  M'Abdlb,  Behandlung  des  Heus.  — Körte,  Ueber  die 
Fraetur  der  Kniescheibe.  — t.  Hifpbl,  Ueber  die  Siderosis  bnlbi.  — Bkzold, 
Kille  con  Stapesankyiose  und  nervöser  Schwerhörigkeit  mit  Obduction.  — Oaom, 
Zur  Lehre  zon  den  Kehlkopflähmungen  — Rubnbb,  Hygienische  Bedeutung  der 
Bekleidung.  — Nbncki  und  Sibber,  Znsammensetznng  und  desio6cirende  Eigen- 
schaften des  Nadelholztbeers.  — Aufrecht,  Die  Heilung  des  Empyems.  — Toch, 
Ueber  Peptonbildncg  im  Säuglingsmageo.  — Pawinski,  Coffein  bei  Herz-  and  Nie- 
renkrankheiten.  — Rebak,  Wirkung  des  constanten  Stroms  bei  Druckläkmungen. — 
Geisel,  Einfluss  der  Compression  des  Nerzen  auf  seine  electriscbe  Reaction.  — 
FiacHBB  d.  Scbönwald,  Ueber  Ischias  ecoliotica.  — da  Mbsmil,  Resorptionszer 
mögen  der  Haut.  — t.  BsaCh,  r.  Lkwsbs,  Zur  Symphyseotomie-Frage.  — Sa- 
mo jloff,  Zar  Pharmakologie  des  Silbers. 

Wbbtbsimbr,  Resorption  zon  Indigcarmin  durch  die  Chylusgefäfse  — Tbu- 
itzet,  Ueber  die  Eodotbeliome  der  Pachymeniox  spinalis  — Ewald  u.  Jacobsoh, 
Ptomalne  im  Harn.  — Tibtzb,  Osteoplastischer  Verschluss  zon  Schädeldefecten  — 
Habthaish,  Rückbildung  zon  Exostosen.  — GOtebbock,  Ueber  Echinococcus  des 
Halses.  — Darieb,  Nachbehandlung  bei  Staaroperationen.  — Rbztscsuaii, 
Zur  Behandlung  des  Hiroabscesses.  — Hbbzoo,  Tubercniose  der  Nasenscbleimhant. 

— B sex , Prophylaxe  der  Cholera.  — Oebtil,  Ueber  Milchkuren  bei  Kreislaufstö- 
rungen. — Oet.BR,  Ueber  Toxämie  bei  Tnberculose.  — Combbmali,  2 Fälle  zon 
Typhns  mit  Hypothermie.  — Höhn,  Nebenwirkungen  des  Diuretin.  — Shei.lt, 
Behandlung  der  Masern.  — Popow,  Veränderung  der  Seboerzen  bei  Tabes  dorsalis. 

— Schultzr,  Zur  Kenntniss  der  Myelitis  dorsalis.  — Kowalkwsky,  Ueber  die 
syphilitische  Spinalparalyse.  — Marie,  Ueber  die  amyotrophisebe  Lateralscierose.  — 
Wsitfbal,  Progressive  Paralyse  beim  Kind.  — Hock,  Zur  Arthritis  bleDorrhoica. 

— Woltebs,  Ueber  multiple  Myome  der  Haut  — Dchrbben,  Ueber  die  Dilata- 
tion des  Muttermundes.  — Lowr,  Congenitale  Dilatation  der  Harnblase.  — Fischer, 
Demoldcyste  des  Eierstocks  als  Geburtshindemiss. — Giopfbbdi,  Unterschied  in  der 
Wirkung  des  Coniio  und  Curarin. 


XXXII.  Jahrgang. 


11 


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162 


Srrobjkw,  Das  Verhalten  einiger  Rückenmarksnerven  zum  No.  10 


Aus  dem  pharmakologischen  Laboratorium  der  Kaiserl.  Universität 

Kasan. 

Das  Verhalten  einiger  Rückenniarksnerven  zum  Blutkreisläufe  in 
der  Membrana  nictitans  des  Frosches  (R.  esculenta). ') 

Vorläufige  Mitteilung  tod  Dr.  M.  Sergej ew. 

(Schlau). 

Nachdem  ich  den  Zusammenhang  zwischen  der  Reizung  des 
centralen  Ischiadicusstumpfes  und  dem  Spasmus  der  Nickhautgefäfse 
unzweifelhaft  festgestellt  hatte,  blieb  ich  stehen  bei  der  Erörterung 
derjenigen  anatomischen  Bedingungen,  bei  deren  Anwesenheit  die 
fragliche  Erscheinung  statt  hat,  um  danach  erst  zur  Untersuchung 
der  anderen  Rückenmarksnerven  überzugehen. 

1)  Erstens  erwies  es  sich,  dass  eine  ReizQbertragung  von  dem 
Ischiadicus  der  einen  Seite  auf  die  Nickhautgefäfse  der  entgegenge- 
setzten Körperhälfte  nicht  stattfindet.  Dieser  Umstand  kam  mir  in 
den  Fällen  zu  Statten,  wo  bei  irgend  einer  gegebenen  Versuchsan- 
ordnung der  Gefäfskrampf  in  der  Membr.  nictitans  unter  Reizung 
des  centralen  Ischiadicusstumpfes  der  einen  Körperseite  ausblieb, 
indem  ich  in  solchen  Fällen  durch  entsprechende  Controllversuche 
an  der  anderen  Körperhälfte  des  Versuchstieres  mich  davon  zu 
überzeugen  versuchte,  ob  das  ebenerwähnte  negative  Resultat  na- 
mentlich von  der  gegebenen  Versuchsanordnung  und  nicht  etwa  von 
irgend  einer  Nebenursache  abhing. 

2)  Die  Wurzeln  des  N.  ischiadicus  beteiligen  sich  nicht  in 
gleichem  Maase  an  der  Fortleitung  des  Reizes  von  dem  genannten 
Nerven  zu  den  Nickhautgefäfsen : die  Nn.  spinales  VII  et  IX  neh- 
men gar  keinen  Anteil  an  der  in  Rede  stehenden  Erscheinung,  — 
nur  der  N.  spinalis  VIII  ist  hierbei  bethätigt.  Haben  wir  uns 
nämlich  davon  überzeugt,  dass  die  Reizung  des  centralen  Ischiadi- 
cusstumpfes  spasmodische  Contraction  der  Nickhautgefäfse  hervor- 
ruft und  durchschneiden  nun  successive  den  VII  und  den  IX  — so 
erleidet  hiedurch  die  Wirkung  des  Ischiadicus  weder  eine  Einbufse 
noch  irgend  eine  Aenderung;  beginnen  wir  dagegen  unser  Experi- 
ment direct  mit  Durchschneidung  des  Spinal.  VlII,  wobei  der  VII 
und  IX  unversehrt  bleiben,  so  hört  die  Wirkung  des  Ischiadicus 
momentan  auf:  einen  Spasmus  der  Nickhautgefäfse  vermögen  wir 
jetzt  durch  die  Reizung  des  centralen  Ischiadicusstumpfes  nicht 
bervorzurufen,  dafür  tritt  aber  in  den  Gefäfsen  dieser  Membran  eine 
neue  Erscheinung  auf,  nämlich  eine  Gefäfser Weiterung:  diese  Ge- 
fäfse  erscheinen  von  Blut  überfüllt  und  dort,  wo  vorher  die  roten 
Blutkörperchen  selbst  in  ihrer  Längsstellung  kaum  hindurchgestofsen 
werden  konnten,  gehen  dieselben  nun  sogar  mit  ihrem  Querdurch- 
messer und  in  fast  compacten  Reihen  frei  hindurch.  Der  Einfluss 

')  Die  erneu,  kurz  gefiuteu  Mitteilungen  Uber  du  vorliegende  Thema  lind  im 
„Weitnik  Eitel  tromania"  (Bote  der  Naturkunde)  1891,  No.  1 und  9,  in  rtuiiicher 
Sprache  veröffentlicht  worden. 


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No.  10.  Blutkreislauf  in  der  Membrana  nictitans  des  Frosches.  163 

des  N.  spin,  VIII  auf  die  betreffende  Erscheinung  kann  auch  noch 
folgendermassen  constatirt  werden.  Man  schneidet  die  Nn.  spinalis 
VII,  VIII  et  IX  von  dem  Ischiadicus  ab,  legt  an  einen  jeden  von 
ihnen  eine  Ligatur  an  und  reizt  die  centralen  Enden  derselben 
durch  den  Strom:  die  isolirte  Reizung  des  VII  sowie  des  IX  bringt 
keinerlei  Veränderungen  in  der  Circulation  der  Nickhautgefäfse  her- 
vor, während  dagegen  Reizung  des  VIII  die  gleiche  Erscheinung 
des  Spasmus  der  Nickhautgefäfse  zur  Folge  hat,  wie  die  Ischiadicus- 
reizung  bei  Unversehrtheit  aller  Teile. 

Dem  Dargelegten  haben  wir  noch  beizufOgen,  dass  die  Unver- 
sehrtheit der  Anastomosen  des  Plexus  ischiadicus  mit  dem  N.  sym- 
pathicus  für  die  vorstehenden  Experimente  belanglos  war. 

3)  Darauf  stellte  ich  Durchschneidungen  des  Rückenmarks  an, 
wobei  ich  mit  dem  6.  Wirbel  anfing,  da  es  angesichts  des  bereits 
festgestellten  Einflusses  des  N.  spin.  VIII  bedeutungslos  erschien, 
noch  tiefer  unten  anzufangen:  es  würde  dort  derselbe  N.  spin.  VIII 
durchtrennt  werden,  welcher  nach  Ecker  zwischen  dem  5.  und  6. 
Wirbel  seinen  Ursprung  nimmt. 

Durchschneidung  des  Rückenmarks  vom  6.  Wirbel  an  nach 
aufwärts  bis  an  das  mittlere  Niveau  des  3.  Wirbels  verhindert  die 
Einwirkung  des  N.  ischiadicus  auf  die  Nickhautgefäfse.  Auch  hier 
hatte  gleich  wie  bei  den  vorhergehenden  Experimenten  am  Plexus 
ischiadicus  die  Unversehrtheit  der  Rr.  communicantes  keinen  Ein- 
fluss auf  das  Resultat. 

Durchschneidung  des  Rückenmarkes  oberhalb  der  Mitte  des  3. 
Wirbels  und  Entfernung  des  Gehirns  heben  die  Einwirkung  des 
Ischiadicus  auf  die  Nickhautgefäfse  nicht  auf. 

4)  Da  im  Niveau  zwischen  dem  2.  und  3.  Wirbel  der  N.  spin. 
III.  seinen  Anfang  nimmt  und  hierselbst  auch  die  Leitungsbahn 
abzubrechen  scheint,  auf  welcher  die  Reiz  Wirkung  vom  Ischiadicus 
zu  den  Nickhautgefäfsen  verläuft,  — so  erscheint  es  notwendig,  den 
N.  spin.  III,  namentlich  dessen  Verhalten  zu  der  uns  beschäftigen- 
den Erscheinung  zu  untersuchen. 

In  der  That  erwies  sich,  dass  bei  Unversehrtheit  aller  Teile 
eine  Durchschneidung  des  genannten  Nerven  an  seinem  Abgänge 
aus  der  med.  spinalis  oder  überhaupt  in  seinem  weiteren  Verlaufe 
von  der  Wirbelsäule  an  bis  zu  seiner  Kreuzung  mit  dem  N.  sym- 
pathicus  genügte,  um  mit  einem  Schlage  die  Wirkung  des  Ischia- 
dicus auf  die  Nickhautgefäfse  aufzuheben,  d.  h.  es  wird  dadurch 
der  gleiche  Effect  erzielt  wie  durch  die  Trennung  des  N.  spin.  VII. 

5)  Den  gleichen  Erfolg,  d.  h.  Aufhebung  des  Einflusses  des 
N.  ischiadicus  auf  die  Nickhautgefäfse  haben  die  Durchschneidung 
des  N.  sympathicus  in  dessen  Verlaufe  von  der  Kreuzungsstelle  mit 
dem  N.  spin.  III  an  bis  zum  Kopfe,  sowie  die  Durchschneidung 
des  N.  maxillaris.  Von  dem  Einflüsse  des  N.  maxillaris  auf  die 
betreffende  Erscheinung  kann  man  sich  auf  dieselbe  Weise  über- 
zeugen wie  in  dem  Falle  mit  dem  N.  spin.  VIII. 

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164  Skhokjkw,  Das  Verhalten  einiger  Riickenmarksnerren  etc.  No.  10 

6)  Die  Beteiligung  des  N.  spin.  III  an  der  in  Rede  stehenden 
Erscheinung  lässt  sich  noch  in  anderer  Weise  klarstellen.  Da  sich  eine 
Ligatur  an  den  genannten  Nerv  nicht  anlegen  lässt,  so  verfuhr  ich 
folgendermassen:  ich  durchschnitt  das  Rückenmark  an  zwei  Stellen, 
nämlich  gleich  oberhalb  des  3.  Wirbels  und  ein  wenig  tiefer  unten 
und  legte  die  Elektroden  an  das  derart  isolirte  Stück  der  med. 
spinalis,  — es  trat  Spasmus  der  Nickhautgefäfse  auf,  wie  bei  Un- 
versehrtheit aller  Teile,  — man  brauchte  aber  nur  den  N.  spin.  III 
in  der  oben  dargelegten  Weise  zu  durch  trennen,  und  die  Gefäfs- 
verenguog  blieb  aus. 

Derart  gelange  ich,  auf  Grund  der  oben  von  mir  beschriebenen 
Versuchsresultate,  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  auf  den  centralen 
Ischiadicusstumpf  einwirkende  Reiz  den  Nickhautge- 
fäfsen  auf  folgender  Bahn  zugeleitet  wird:  N.  ischiadi- 
cus,  N.  spinalis  VII,  Med.  spinalis  zwischen  dem  6.  und  2. 
Wirbel,  N.  spinalis  III  bis  zur  Kreuzung  mit  dem  Sym- 
pathicus,  der  Teil  des  letztgenannten  Nerven,  welcher 
von  der  erwähn ten  Kreuzungsstelle  bis  zum  Ganglion 
Gasseri  reicht  und  schliefslicb  der  N.  maxillaris. 

Ausserdem  tritt  noch  hervor  die  Bedeutung  des  — nach  Eckkk 
zwischen  dem  2.  und  3.  Wirbel  liegenden  — Anfanges  des  N.  spi- 
nalis III,  da  die  Trennung  dieses  Nerven  von  seinem  Anfänge  den 
nämlichen  Effect  hat  wie  die  Durchschneidung  des  Nerven  selbst. 

Nach  Erörterung  des  Einflusses  sowie  der  Leitungsbahnen  des 
einen  der  aus  dem  Plexus  ischiadicus  stammenden  Nerven,  war  es 
naturgemäfs,  auch  die  übrigen,  aus  demselben  Plexus  hervorgehen- 
den Nerven  in  dieser  Richtung  zu  untersuchen. 

II.  Der  N.  cruralis.  Die  Anlegung  der  Ligatur  an  den 
Stamm  des  N.  cruralis  gelingt  nur  bei  groCsen  Exemplaren,  und 
auch  hier  erst  nach  der  Unterbindung  und  Durchschneidung  wenig- 
stens zweier  — sehr  selten  eines  Blutgefäfses  zwischen  den  Liga- 
turen. Reizung  d<s  centralen  Cruralisendes  bewirkt  ebenso  Spasmus 
der  Nickhautgefäfse  wie  die  Ischiadicusreizung,  wobei  der  Reiz 
die  nämlichen  Leitungsbahnen  einhält,  wie  bei  dem  letztgenannten 
Nerven. 

III.  N.  ileo-hypogastricus.  Reizung  des  centralen  Endes 
des  genannten  Nerven  führt  durchaus  keine  Aenderungen  in  dem 
Blutkreisläufe  der  Membrana  nictitans  herbei,  was  die  Herkunft 
dieses  Nerven  von  dem  Spinalis  VII  vollkommen  bestätigt,  indem 
ja  der  letztgenannte  Nerv  ebenfalls  die  Circulation  der  Nickhaut 
nicht  beeinflusst. 

Hier  ist  folgender  Umstand  zu  notireD.  Der  N.  ileo  hypogas- 
tricus  ruft,  ebenso  wie  sein  Ursprungsstamm,  der  N.  spinalis  VII., 
keine  Verengerung  der  Nickhautgefäfse  hervor,  während  dagegen 
der,  nach  Ecker  gleichfalls  dem  spin.  VII  entstammende,  N.  cru- 
ralis ähnlich  wie  der  Ischiadicus  auf  die  Nickhautgefäfse  krampfer- 
regend wirkt.  Hieraus  folgt,  dass  der  N.  cruralis,  abgesehen 
von  den  in  seinen  Bestand  tretenden  Fasern  des  N.  spin. 


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No.  10.  Rabe,  Anwendung  d.  Argent  nitrio.  in  der  Histologie.  165 

VII,  auch  noch  solche  aus  dem  N.  spin.  VIII  entlehnen 
muss,  d.  h.  also,  — der  Cruralis  besitzt  zwei  Wurzeln, 
nämlich  die  Nn.  spin.  VII  et  VIII  und  nicht  nur  eine  einzige, 
— den  spin.  VII,  — wie  Ecker  behauptet. 

Um  Alles  zu  erschöpfen,  was  die  Untersuchung  des  Plexus 
ischiadicus  mir  ergab,  ist  noch  zu  bemerken,  dass  ich  in  Fällen,  wo 
sich  auf  Reizung  des  centralen  Ischiadicusendes,  das  Bild  des  Ge- 
fäfskrampfes  in  der  Nickhaut  besonders  demonstrativ  gestaltete,  die 
Gelegenheit  nicht  versäumte,  gleichzeitig  das  Verhalten  des  peri- 
pheren Ischiadicusendes  zu  den  Ful'sgefäfsen  zu  prüfen:  niemals  ge- 
lang es  mir  irgend  eine  Veränderung  in  den  Gefäfsen  des  Ful'ses 
wahrzunehmen,  eine  Veränderung,  welche  in  nachweisbarem  Zu- 
sammenhang stönde  mit  der  Reizung  des  peripheren  Endes  des  be- 
treffenden Nerven.  Da  ein  und  derselbe  Nerv,  bei  Curarisirung, 
nach  der  einen  Seite  hin  energische  Wirkung  offenbart,  in  entge- 
gengesetzter Richtung  aber  auf  das  nämliche  Object  — die  Blut- 
gefäfse  — garnicht  reagirt,  so  scheint  mir  die  Annahme  zulässig, 
dass  ein  solcher  Nerv  nach  der  einen  Richtung  hin  — centralwärts 
solche  Einrichtungen  besitzt,  deren  er  nach  der  anderen  Seite  — 
gegen  die  Peripherie  — hin  entbehrt. 

IV-  Schliefslich  untersuchte  ich  das  Verhalten  der  centralen 
Enden  des  N.  spin.  VI,  des  N.  ulnaris  und  der  hinteren  Aeste  der 
Spinalnerven,  — kein  einziger  von  ihnen  rief  selbst  die  geringste 
Aenderung  in  der  Blutcirculation  der  Membrana  nictitans  hervor. 

Dieses  negative  Resultat  kann  von  zwei  Ursachen  abhängen: 
entweder  sind  die  letztaufgeführten  Nerven  Oberhaupt  nicht  be- 
fähigt, an  irgend  einem  Orte  solche  Erscheinungen  hervorzurufen, 
wie  wir  sie  vom  N.  cruralis  und  ischiadicus  beschrieben  haben,  oder 
aber  — wir  kennen  die  Regionen  nicht,  innerhalb  derer  sich  ihre 
Wirkung  äussert  und  es  müssen  neue  Methoden  ausgearbeitet  wer- 
den, um  ihre  Wirksamkeit  zu  erforschen.  Zu  Gunsten  der  letzteren 
Annahme  spricht  die  von  E.  Steinach1)  entdeckte  Einwirkung  der 
peripheren  Enden  der  hinteren  Aeste  der  Spinalnerven  des  Frosches 
auf  den  Magendarmtractus,  wobei  es  sich  erwies,  dass  ein  jeder 
Nerv  innerhalb  eines  genau  umschriebenen  Bezirkes  Reaction  her- 
vorruft. 

Kasan,  20.  Januar  1894. 


H.  Rabl,  Ueber  geschichtete  Niederschläge  bei  Behandlung  der 
Gewebe  mit  Argentum  nitricum.  Sitzungsbericht  d.  Wiener  Akad.  d. 
Wissensch.  Abt.  III.  Bd.  102,  H.  3 — 7. 

Verf.  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  Lösungen  von  salpe- 
tersaurem Silber  geschichtete  Niederschläge  auf  den  damit  be- 
handelten Geweben  Hervorrufen  und  dass  diese  Erscheinungen 

')  Cbl.  f.  Physiologie  1893,  No.  30. 


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166  Sbboeh,  Ueber  den  Zuokergehalt  des  Blutes.  No.  10 

Täuschungen  veranlassen  können  und  auch  vielfach  veranlasst 
haben.  Auf  solche  geschichtete  Niederschläge  sind  z.  B.  die  be- 
kannten Angaben  von  Feommann  über  die  Querstreifung  des  Axen- 
cylinders  zurückzuführen. 

Im  Einzelnen  hat  Verf.  Folgendes  festgestellt: 

In  der  Adventitia  der  Blutgefäl'se  findet  man  nach  entsprechen- 
der Behandlung  mit  Silberlösung  und  Salpetersäure  (BovKBs’sche 
Methode)  und  Kali  bichromicum,  Querstreifung,  die  entweder  aus 
geschlossenen  schwarzen  Ringen  besteht  oder  einfache,  den  ver- 
schiedenen Bindegewebsfibrillenbündeln  entsprechende  Streifen  bildet. 

Im  Bindegewebe  der  Muskeln,  in  der  bindegewebigen  Kapsel 
einer  Drüse,  der  Submucosa  des  Darmes  erhält  man  bei  Mensch 
und  Tier  deutliche  Querstreifung,  die  ganz  der  von  den  Nerven 
her  bekannten  gleicht.  Sie  tritt  in  zwei  Typen  auf,  teils  in  Gestalt 
„scheinbar  homogener  gelbbrauner  Bänder,  teils  zusammengesetzt 
aus  zahlreichen  kleinen,  runden  Kügelchen  von  schwarzroter  Farbe 
und  verschiedenen  Dimensionen“. 

Im  hyalinen  Knorpel  erscheinen  die  geschichteten  Silbernieder- 
schläge in  Form  von  Bändern,  die  Veranlassung  zu  dem  Irrtume 
waren,  dem  Knorpel  einen  lamellären  Bau  zuzuschreiben.  Vielmehr 
handelt  es  sich  hier,  wie  auch  in  den  vorher  erwähnten  Fällen  um 
Artefakte. 

Auch  zwischen  Fettzellen  kommen  Niederschläge  des  Silbers 
vor,  die  eine  Querstreifung  vortäuschen. 

Ueberall  handelt  es  sich  um  eine  Bildung  einer  Verbindung 
von  Eiweifs  mit  Siibernitrat,  die  ungleichmäfsig  erfolgt. 

(Aus  den  tatsächlichen  Angaben  des  Verf.  geht  hervor,  dass 
man  nicht  vorsichtig  genug  sein  kann  mit  der  Deutung  derjenigen 
mikroskopischen  Bilder,  welche  man  durch  Anwendung  von  Lö- 
sungen des  salpetersauren  Silbers  erzielt. 

Ref.  ist  sogar  der  Meinung,  dass  die  „Silberbilder“  überhaupt 
nur  dann  einen  Wert  haben,  wenn  andere  Färbungsmethoden  zu 
gleichen  oder  mindestens  sehr  ähnlichen  Resultaten  geführt  haben. 
Alle  Untersuchungen,  die  sich  nur  auf  Silberbilder  stützen,  sind 
daher  nach  des  Ref.  Auffassung  von  sehr  zweifelhafter  Bedeutung). 

Ra  witz. 


J.  Seegen,  Ueber  das  Verhältnis  des  Zuckergehaltes  im  arteriellen 
und  venösen  Gefäfssystem.  Cbl.  f.  Physiol.  1893,  H.  12. 

Verf.  bespricht  eingehend  den  Anteil,  den  Chauvrau  (und  Kaue- 
mann) und  er  selbst  an  der  Lehre  hat,  dass  der  in  der  Leber 
gebildete  Zucker  die  Quelle  der  im  Organismus  freiwerdenden 
Spannkräfte,  namentlich  der  Muskelkraft  sei.  Es  muss  in  dieser 
Beziehung  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  Eine  notwendige  Fol- 
gerung dieser  Lehre  ist,  dass  das  venöse  Blut  weniger  Zucker  ent- 
hält, wie  das  arterielle.  Chauvkau  und  Kauemann  behaupten,  dieses 
auch  constant  gefunden  zu  haben,  während  Skkukn  auf  Grund  von 


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No.  10.  Rödel,  üsbsr  Resorption  n.  Ausscheidung  von  Kalksalzen. 


167 


Ueberlegungen  bezweifelt,  ob  unsere  Methoden  fein  genug  sind, 
diese  Unterschiede  festzustellen.  Thatsächlich  konnte  Seeobn,  wie 
in  früheren,  so  auch  in  einigen  aufs  Neue  angestellte  Versuche  einen 
Unterschied  in  dem  Zuckergehalt  der  Carotis  und  Vena  femoralis 
oder  cruralis  nicht  mit  Sicherheit  feststellen.  Dagegen  wurde  in 
zwei  an  Hunden  ohne  Narcose  bezw.  ohne  genügende  Narcose  an- 
ges  teilten  Versuchen,  bei  welchen  die  Tiere  sich  stark  sträubten,  also 
bei  starker  Muskelaction,  deutliche  Unterschiede  erhalten.  In  dem 
einen  Versuch  betrug  der  Zuckergehalt  des  Blutes  aus  der  Carotis 
0.238  resp.  0.242  pCt.,  aus  der  Vena  cruralis  0.188  resp.  0.183  pCt. 
Im  zweiten:  Carotisblut  0.266  und  0.266,  Venenblut  (Cruralis) 
0.221  resp.  0 228  pCt.  S.  glaubte  diesen  Effect  steigern  zu  können 
durch  Tetanisiren  der  Schenkelmusculatur,  der  Erfolg  widersprach 
aber  den  Erwartungen  vollständig:  das  venöse  Blut  enthielt  nicht 
weniger,  sondern  unzweifelhaft,  in  einem  Fall  sogar  sehr  erheblich 
mehr  Zucker  (0.277  pCt.),  wie  das  arterielle  (0.149  pCt).  Dieser 
Befund  bleibt  einstweilen  unaufgeklärt:  S.  erwähnt  die  Möglichkeit, 
dass  bei  der  Reizung  andere  wie  Zucker  reducirende  Körper  ent- 
stehen könnten.  E.  Salkowski. 


1)  G.  Rudel,  Ueber  die  Resorption  und  Ausscheidung  des  Kalkes. 
Arch.  f.  exp.  Path.  XXXI11.  S.  79. 

2)  Derselbe,  Ueber  die  Resorption  und  Ausscheidung  von  Kalk- 
salzen bei  rhachitischen  Kindern.  Ebenda,  S.  90. 

1)  Die  Versuche  sind  vorwiegend  an  Kindern  angestellt  und 
nur  die  Ausscheidung  durch  den  Harn  berücksichtigt.  Von  den 
beiden  per  os  verabreichten  Kalksalzen,  dem  kohlensauren  u.  essig- 
sauren  Kalk  wurde  (nach  der  Wiederausscheidung  im  Harn  beur- 
teilt) nur  sehr  wenig  resorbirt,  vom  kohlensauren  Kalk  nur  0.64pCt. 
(dabei  kommt  aber  in  Betracht,  dass  nicht  weniger  als  12.0  g 
Kreide=  6.72  CaO  gegeben  war).  In  Form  von  essigsaurem  Kalk 
wurden  gegeben  1,6 — 2.8  — 3.2  CaO,  davon  gingen  in  den  Harn 
über  3.81 — 2.08 — 1.15  pC.  Durch  den  essigsauren  Kalk  liefs  sich 
etwa  eine  Verdoppelung  der  normalen  Kalkausscheidung  herbei- 
führen. Der  Umstand,  dass  immer  ein  annähernd  gleiches  Plus  an 
Kalk  in  der  Harnausscheidung  beobachtet  wurde,  ziemlich  unab- 
hängig von  der  Quantität  des  eingegebenen  Kalks  führte  den  Verf. 
zu  Versuchen  darüber,  ob  sich  durch  Verabreichung  von  Fällunga- 
mitteln  des  Kalks  die  Kalkausscheidung  verringern  und  umgekehrt 
durch  Lösungsmittel  vergröfsern  lasse.  In  der  That  konnte  durch 
Verabreichung  von  8 g Natriumphosphat  bei  einem  Kind  resp.  20  g 
Natriumphosphat  bei  einem  Hund  die  Kalkausscheidung  auf  annäh- 
ernd die  Hälfte  herabgedrückt  werden.  Ebenso  wirkt  die  Salzsäure 
bei  einem  Kind  deutlich  und  einem  Hund  entschieden  steigernd  (auf 
mehr  als  das  doppelte).  — Erheblich  gröfser  war  der  Anteil  des 
in  den  Harn  übergehenden  Kalks,  wenn  essigsaurer  Kalk  bei  Ka- 


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168 


Abthus.  Ueber  Casein  u.  Fibrin. 


No.  10 


ninchen  und  Hunden  unter  die  Haut  eingespritzt  wurde,  nämlich 
beim  Kaninchen  25.78 — 34.10pCt.,  beim  Hund  12.0 — 12.90  pCt. 
des  eingespritzten.  Es  gelang  so  den  Kalkgehalt  des  Harns  an- 
sehnlich zu  steigern. 

2)  Durch  längere  Zeit  fortgesetzte  Ernährung  mit  Milch  und 
„Brei“  liefe  sich  bei  Kindern  von  3 — 4 Jahren  eine  annähernd  con- 
stante  Ausscheidung  von  Kalk  durch  den  Harn  herbeifßhren,  welche 
durch  Verabreichung  von  kohlensaurem  oder  essigsaurem  Kalk  etwa 
auf  das  doppelte  gesteigert  werden  konnte.  Die  Kalkausscheidung 
rhachitischer  Kinder  fand  R.  in  Uebereinstimmung  mit  Baqinsky 
nicht  andere,  wie  die  gesunder.  Dieselbe  Uebereinstimmung  zeigte 
sich  hinsichtlich  der  Fähigkeit,  verabreichte  Kalksalze,  selbst  kohlen- 
sauren Kalk  zu  resorbiren,  ja  bei  Kindern  mit  zurOckgehender  Er- 
krankung war  diese  Fähigkeit  sogar  wesentlich  erhöht. — Der  Kalk- 
gehalt der  Darmentleerungen  rhachitischer  Kinder  ist,  procentisch  be- 
rechnet, erheblich  höher,  die  absolute  Quantität  aber,  auf  die  es  ja 
allein  ankommt,  nur  unerheblich  höher,  wie  die  der  gesunden  Kinder, 
im  Uebrigen  muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  (Mit  den  an- 
geföhrten  Zahlen  sind  vermuthlich  die  in  24  Stunden  durch  den 
Darm  entleerten  Mengen  gemeint,  eine  bestimmte  Angabe  darüber 
findet  sich,  soweit  Ref.  sehen  kann,  nicht.  Die  Beobachtungen  nach 
dieser  Richtung  sind  wohl  nicht  zahlreich  genug,  um  bindende 
Schlösse  zuzulassen.  Verf.  spricht  dieses  übrigens  selbst  aus.  Ref.) 

E.  Salkowski. 


M.  Arthus,  Recherche*  sur  quelques  substances  albuminoides.  La 
classe  des  casdines,  des  fibrines.  Thftse  de  Paris  1893. 

Die  Alkalifluoride,  von  denen  Verf.  fröher  gezeigt,  dass  sie 
zum  Blut  resp.  zur  Milch  zugesetzt  infolge  Ausfällung  des  Kalks 
diese  Flüssigkeiten  gerinnungsunfähig  machen,  sowie  dass  sie  anti- 
septisch wirken,  lösen  in  1 proc.  Solution  Caseine  und  Fibrin  auf 
und  zwar  langsam  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  schneller  bei 
Körperwärme.  Ausserordentlich  schnell  und  sehr  reichlich  lösen 
sich  Caseine  bei  Siedehitze  in  1 proc.  Fluornatriumlösung  auf  und 
zwar  zu  transparenten,  leicht  opalisirenden,  durch  Siedehitze  nicht 
fällbaren  Flüssigkeiten.  Diese  werden  durch  Dialyse  gegen  Wasser, 
durch  Einleiten  von  Kohlensäure,  zuweilen  schon  durch  Verdün- 
nung mit  Wasser  gefällt.  Verdünnte  Säuren  fällen  diese  Lösungen 
gleichfalls  und  zwar  bei  passender  Dosis  vollständig,  ebenso  Sättigen 
mit  Ammonsulfat.  Sättigen  mit  Steinsalz  hat  erst  bei  Siedehitze 
vollständige  Fällung  des  Caseins  zur  Folge.  Diese  fluorhaltigen 
Lösungen  unterscheiden  sich  von  den  Lösungen  der  Caseine  in 
Aetz-,  kohlensauren  und  phosphorsauren  Alkalien  oder  Erden  da- 
durch, dass  sie  durch  Sättigen  mit  Steinsalz  in  der  Kälte  nicht  aus- 
gefällt werden,  wohl  aber  durch  Verdünnen  mit  Wasser  und  durch 
COj-Einleitung.  Die  Caseine  sind  ferner  vollständig  löslich  in  lproc. 


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No.  10. 


Mörneb,  Die  Proteinsubstanzen  des  Auges. 


169 


Ammonium-  oder  Kaliumoxalat,  zum  Teil  in  2.5  proc.  Ammonsul- 
fat resp.  -chlorid  und  in  5 proc.  Steinsalz;  letztere  Lösungen  sind 
durch  Verdünnen  allein  nicht  fällbar,  sondern  erst,  wenn  zugleich 
COa  eingeleitet  wird.  Die  fundamentale  und  characteristische  Eigen- 
schaft der  Caseine  besteht  darin,  dass  die  Fällung  durch  Hitze, 
Säuren  oder  Alcohol  ihre  Löslichkeit  in  Salzsolutionen  nicht  auf- 
hebt. — Die  Lösungen  von  Fibrin  in  1 procent.  Fluornatrium 
bieten  die  allgemeinen  Eigenschaften  von  Globulinsolutionen  dar: 
sie  werden  durch  Dialyse,  durch  Verdünnen  resp.  C03  - Einleiten 
niedergeschlagen,  teilweise  durch  Sättigen  mit  Steinsalz,  vollständig 
durch  Sättigen  mit  Ammonsulfat;  durch  Erhitzen  werden  sie  koa- 
gulirt.  Die  Lösungen  der  Fibrine  in  anderen  Neutralsalzen  (z.  B. 
10  proc.  NaCl)  haben  dieselben  Eigenschaften,  nur  dass  sich  darin 
Fibrin  langsamer  und  in  geringerem  Umfange  löst  als  die  gewöhn- 
lichen Globuline.  Fibrin  bildet,  mit  seiner  Muttersubstanz,  Fibri- 
nogen, in  der  Gruppe  der  Globuline  eine  besondere  Klasse.  Wie 
Fibrinogen  wird  es  bei  56°  in  2 Substanzen  gespalten,  von  denen 
die  eine  bei  dieser  Temperatur  koagulirt,  die  andere  erst  bei  64 
bis  75  “.  J.  Munk. 


C.  Th.  Morner , Untersuchung  der  Protelnsubstanzen  in  den  licht- 
brechenden Medien  des  Auges.  3 Mitt.  Zeitschrift  f.  physiol.  Chem. 
XVIII.  S.  61,  213,  233. 

1)  Die  Augenlinse  des  Rindes  enthält  4 Ei  weifskörper:  Albu- 
moid,  etwa  die  Hälfte  des  Totaleiweifs,  Albumin  ('/2  pCt.)  a-Kry- 
stallin  (19.5  pCt.).  /S-Krystallin  (32  pCt.).  Das  Älbumoid  wird 
durch  Extraction  der  frischen  Linsen  mit  8 proc.  NaCl-Lösung  ge- 
wonnen, unlöslich  in  Wasser,  schwerlöslich  in  Essigsäure  und  Am- 
moniak, leicht  in  Aetzalkalien  und  Mineralsäuren.  In  Na-Cl. -Lösung 
koagulirt  es  bei  43 — 47°  C. ; es  enthält  C 53.1,  H 6.8,  N 16.6, 
S 0.8  pCt.;  in  der  Asche  etwas  phosphorsauren  Kalk.  Das  wässrige 
filtrirte  Linsenextract  giebt  mit  verdünnter  Essigsäure  versetzt  einen 
Niederschlag,  der  durch  wiederholtes  Auflösen  in  dünnem  Am- 
moniakwasser und  Fällen  mit  Essigsäure  gereinigt,  das  oc-Krystallin 
liefert  mit  C 52  8,  H 6.9,  N 16.7  und  S 0.6  pCt.  Die  Lösung  in 
wenig  Ammoniak  koagulirt  bei  72°,  wird  durch  Sättigen  mit  Mg 
S04  und  Na,S04  gefällt,  nicht  durch  Sättigen  mit  NaCl,  ferner  ge- 
fällt durch  C02,  Essig-  und  Salzsäure,  im  Ueberschuss  der  beiden 
letzteren  wieder  löslich.  Während  a-Krystallin  mehr  in  der  Rinde 
der  Linse  steckt,  enthält  das  Innere  der  Linse  mehr  ß- Krystallin, 
das  aus  dem  Filtrat  der  Essigsäurefällung  nach  Neutralisation  und 
Sättigen  mit  MgS04  niedergeschlagen  wird.  Die  Fällung  wird  durch 
Dialyse  von  MgS04  befreit,  in  Wasser  gelöst  und  durch  Alcohol 
niedergeschlagen.  Die  wässrige  Lösung  koagulirt  bei  63°;  die  Sub- 
stanz enthält  17  pCt.  N u.  1.3  pCt.  S.  Beide  Krystalline  sind  zwei 
»pecifische  Globulinsubstanzen  der  Linse. 


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170 


Mörnkb,  Die  Proteiosubstanzen  des  Auges. 


No.  1 0 


2)  Die  Grundsubstanz  der  Hornhaut,  von  der  schon 
Mokochowrtz  dargethan  hatte,  dass  sie  nicht  Chondrin,  sondern 
Collagen  und  Mucin  enthält,  besteht  nach  Verf.  zu  4/s  aus  Collagen 
und  zu  '/5  aus  einem  Mukoid  „Corneamucoid“,  das  durch  schwach 
alkalisirtes  Wasser  gelöst  und  durch  Essigsäure  ausgefällt  nur 
12.8  pCt.  N,  50.2  pCt.  C,  aber  2.1  pCt.  S,  darunter  auch  lose  gebun- 
denen, bleischwärzenden  einschliefst,  beim  Kochen  mit  Mineralsäuren 
eine  reducirende  Substanz  lieferte,  aber  niemals  schleimige  oder 
fadenziehende  Lösungen  gab;  alle  bisher  bekannten  Mucinstoffen 
übertrifft  dies  Mukoid  durch  seinen  S-Reichtum.  Auch  giebt  es 
weder  bei  der  Zersetzung  mit  Säuren  noch  mit  Alkalien  ein  Albu- 
minat.  Das  Collagen,  nach  Extraktion  des  Mukoids  mit  alkalischem 
Wasser,  aus  dem  Hornhautrückstand  durch  Digestion  mit  Wasser 
bei  40°  als  geleeartige  Masse  erhältlich,  zeigt  alle  Eigenschaften 
des  Glutins,  dagegen  nur  einen  sehr  geringen  (0.3  pCt.)  S-Gehalt 
neben  rund  17  pCt.  N.  Aus  der  vorderen  Epithellage  der  Horn- 
haut läset  sich  durch  sehr  wenig  Ammoniak  eine  Globulinsubstanz 
mit  15.6  pCt.  N ausziehen,  wahrscheinlich  identisch  mit  Paraglobu- 
lin. Sehr  spärlich  findet  sich  daneben  eine  mit  8 proc.  NaCl- Lö- 
sung extrahirbare  zweite  Globulinsubstanz,  welche  in  Hinsicht  des 
Aussehens  ihrer  Fällung  und  deren  Verhaltens  zu  NaCl  an  Myosin 
erinnern  kann. 

3)  Die  Descemet’ sehe  Haut  auf  der  Rückfläche  der  Horn- 
haut und  die  Linsenkapsel  bestehen,  neben  wenig  Albuminat, 
hauptsächlich  aus  „thierischem  Membranin“,  in  Wasser,  verdünnten 
Säuren  und  Alkalien  erst  bei  höherer  Temperatur  löslich  und  beim 
Kochen  mit  Salzsäure  eine  reducirende  Substanz  liefernd.  Es  ent- 
hält 14.8  pCt.  N und  0.9  pCt.  S,  darunter  lose  gebunden  S und 
giebt  im  Gegensatz  zum  Collagen  und  Glutin,  alle  Farben reactionen 
des  Eiweifs  ausserordentlich  schön,  und  scheint  eine  Mittelstellung, 
zwischen  den  Mucinarten  und  dem  Elastin  einzunehmen.  Das  Mem- 
branin der  Descemet’schen  Haut  zeichnet  sich  durch  schwerere 
Löslichkeit  und  einen  um  0.6  pCt.  höheren  N-Gehalt  vor  dem  der 
Linsenkapsel  aus. 

Die  Glasflüssigkeit  enthält,  neben  wenig  Eiweifs,  zu  etwa 
0.1  pCt.  Mucin,  nur  dass  dasselbe  wegen  des  gröfseren  Salzgehaltes 
gewöhnlich  nicht  direct,  sondern  erst  nach  Zusatz  des  2 — 3 fach 
Vol.  Wasser  durch  Essigeäure  ausgefällt  werden  kann.  Dies  „Hyalo- 
mucoid“  enthält  nur  12.3  pCt.  N und  1.2  pCt.  S und  liefert  beim 
Kochen  mit  Säuren  eine  reducirende  Substanz.  Die  Häute  des 
Glaskörpers  lösen  sich  bei  gelindem  Erwärmen  mit  Wasser  auf. 
Die  Lösung  enthält  gewöhnliches  Glutin.  Wegen  vieler  Einzel- 
heiten vergl.  Orig.  J.  Muok. 


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No.  10.  M*BCHANc,Kenntniss  d.  Embolie  etc.  - Cbipps,  M’Abdlk,  Bebandl.  171 

F.  Marchaild,  Zur  Kenntniss  der  Embolie  und  Thrombose  der 
Gehirnarterien,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Casuistik  der  primären 
Herztumoren  und  der  gekreuzten  Embolie.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1894,  Nr.  1—3. 

Verf.  berichtet  Aber  mehrere  hierher  gehörige  Fälle.  In  dem 
ersten  bestand  ein  primäres  Myxom  des  linken  Vorhofs,  mit  älterer 
Embolie  der  linken,  frischen  der  rechten  Arteria  fossae  Sylvii.  Die 
Embolien  zeigten  in  ihrem  Centrum  gleichfalls  myxomatöse  Structur. 
In  dem  zweiten  Fall  handelte  es  sieb  um  eine  77  Stunden  alte  Em- 
bolie der  Carotis  interna  bei  einem  28jährigen  tuberculösen  Mädchen. 
Der  einzige  gefundene  Thrombus  fand  sich  in  einer  Vene  des  rechten 
Unterschenkels;  da  an  der  Stelle  des  Foramen  ovale  nur  eine  mini- 
male Oeffnung  nachzu weisen  war,  so  ist  die  Auffassung  der  Caro- 
tis-Embolie  als  einer  gekreuzten  nicht  zu  begrönden,  und  der  Fall 
entbehrt  daher  hinreichender  Erklärung.  Deutlich  war  diese  Form 
der  Embolie  dagegen  in  dem  nächsten  Fall,  in  dem  eine  Embolie 
der  Lungenarterien  und  paradoxe  Embolie  mit  Infarcten  der  Milz 
und  rechten  Niere,  ferner  frische  Embolie  der  A.  coronaria  sintr. 
cordis  bei  offenem  Foramen  ovale  bestand,  ausgegangen  von  einer 
Thrombose  der  Venen  des  rechten  Unterschenkels.  Die  letzte  Be- 
obachtung endlich  betrifft  eine  Thrombose  der  rechten  Carotis  in- 
terna nach  Unterbindung  mit  Fortsetzung  in  die  Art.  fossae  Sylici; 
24  Stunden  darauf  trat  nach  voraufgegangener  linksseitiger  Läh- 
mung der  Tod  ein.  Bei  der  Section  zeigte  sich  ungemein  starke 
Schwellung  der  afficierten  Hemisphäre,  die  gröfseren  Arterien  in 
dem  embolisierten  Gebiet  waren  prall  mit  Blut  gefAllt. 

Zum  Schluss  bespricht  Verf.  die  Bedingungen  des  apoplektischen 
Insults  bei  Embolie  der  Hirnarterien,  die  er  bei  Verschluss  gröfserer 
Arterien  lediglich  in  der  plötzlich  abgeschnittenen  Blutzufuhr  zu 
gröfseren  Teilen  des  Gehirns  sieht;  doch  können  bereits  kleinere 
Embolien  derartig  störend  auf  die  allgemeine  Blutcirculation  des 
Gehirns  wirken,  dass  Ohnmächte-  oder  Schwindelanfälle  eiutreten. 

M.  Rothmann. 


1)  H.  Cripps,  On  the  treatment  of  complete  obstruction  of  the 
large  inteetine  by  temporary  Typhlotomy.  Brlt.  med.  Journ.  1893, 
p.  396. 

2)  J.  S.  M’Ardle,  The  treatment  of  volvulus  of  the  sigmoid.  Dublin 
Journ.  of  med.  sc.  1893.  p.  97. 

1)  Die  Schlussfolgerungen  Verf. ’s  gehen  dahin,  dass  bei  Ob- 
struction der  dicken  Därme,  wo  Eingiefsungen  nutzlos  gewesen 
sind  und  weder  die  Stelle  noch  die  Ursache  der  Verlegung  der 
Lichtung  sicher  festgestellt  werden  kann,  die  Laparotomie  auf  der 
linken  Seite,  entsprechend  der  flexura  sigmoid.  gemacht  werden  soll; 
ergiebt  sich  aber  dann,  dass  letztere  unterhalb  des  Hindernisses 
liegt,  so  soll  die  Wunde  geschlossen  und  der  Blinddarm  auf  der 
rechten  Seite  der  Untersuchung  zugänglich  gemacht  werden.  Der 


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172 


d.  Ileus.  — Körtr,  Ueber  die  Fraetnr  der  Kniescheibe. 


No.  10 


Schnitt  im  Blinddarm  soll  nach  seiner  Vernähung  an  das  Periton. 
parietale  nur  klein  angelegt  werden,  um  sp&ter  je  nach  der  Na- 
tur des  Grundleidens  geschlossen  oder  erweitert  zu  werden.  Beige 
fügt  sind  2 Fälle. 

2)  Bei  der  22jähr.  Pat.  war  nach  3 tägiger  Krankheitsdauer 
der  oberhalb  der  Umschlingung  gelegene  Teil  der  Flex.  sigmoid. 
so  ausgedehnt,  dass  er  zu  seiner  Lösung  durch  eine  Längsincision 
eröffnet  und  extraabdominal  entleert  werden  musste.  Nach  Reini- 
gung des  Darmes  durch  Borspölungen  mittelst  eines  vom  After 
durch  die  Iocision  gefßhrten  Gummischlauches  wurde  letztere  durch 
eine  doppelte  Naht  (erst  eine  Schnörnaht  aus  Catgut,  dano  eine 
LtMBKHi’sche  Seidennaht)  geschlossen.  Glatte  Heilung.  — Verf. 
spricht  sich  för  möglichst  früher  Intervention  in  ähnlichen  Fällen 
bezw.  för  explorative  Laparatomie  aus,  von  welch’  letzterer  er  keinen 
ungönstigen  Ausgang  kennt.  P.  Güterbock. 


W.  Körte,  Aus  dem  städt.  Krankenhause  am  Urban  in  Berlin. 
Beschreibung  eines  Präparates  von  veralteter  Kniescheibenfractur 
nebst  Bemerkungen  Ober  die  Behandlung  des  frischen  Kniescheiben- 
bruches. Deutsche  med.  Wochenscbr.  1893,  No.  28. 

Das  betr.  Präparat  stammte  von  einem  vor  2 Jahren  verletzten, 
an  Beckensarcom  verstorbenen  49jähr.  Pat.,  welcher  die  verletzte 
rechte  untere  Extremität  nur  wenig  intra  vitam  benutzt  hatte.  Bei 
einer  Diastase  von  5 — 6 cm  (am  Glycerin-Spiritus-Präparate)  exietirte 
ein  allerdings  nur  3 mm  dickes  fibröses  Zwischenstück,  welches  von 
den  vorn  vor  der  Patella  lagernden  Sehnenfasern  (Fascia  lata. 
Fasern  von  der  Strecksehne),  sodann  von  direct  aus  den  Bruch- 
flächen hervorkommenden  und  endlich  von  den  das  Band  inwen- 
dig deckenden  der  Gelenkkapsel  angehörigen  Fasern  gebildet  wurde. 
Diese  Verbindung  war  anscheinend  unzureichend  gewesen,  um  die 
durch  Contraction  des  M.  quadriceps  fern,  dem  oberen  Fragment 
mitgeteilten  Bewegungen  auf  das  untere  zu  öbermitteln  und  that- 
sächlich  fand  sich  der  M.  quadriceps  ganz  atrophisch.  In  den  gün- 
stigeren Fällen  von  fibröser  Verbindung  mit  besserer  Function  sind 
nach  K.  die  Sehnenfasern  vor  der  Patella  sowie  die  seitlichen  Kapsel- 
partien und  die  seitliche  Fascie  nicht  mitgerissen.  Hinsichtlich  der 
Behandlung  muss  man  nach  K.’s  Erfahrungen  die  Kniescheiben- 
brüche je  nach  der  Gröfse  der  Diastase  in  zwei  Hauptklassen  teilen. 
Beträgt  dieselbe  nicht  viel  mehr  als  2 cm,  so  empfielt  eich  bei  nicht 
sehr  starkem  Bluterguss,  Massage  (vom  3. — 4.  Tage  an)  und  früh- 
zeitige Gehversuche  (nach  3 — 4 Wochen).  Dagegen  ist  bei  Riss- 
brüchen mit  erheblichem  Bluterguss  und  starker  Bandzerreifsung 
sowie  entsprechend  weiter  Diastase  Gelenkpunction  (mit  nicht  zu 
schwachem  Troicart)  und  Sehnennaht  angezeigt.  Die  Knochenuaht 
passt  bei  complicirten  Fracturen,  bei  denen  sie  bei  Bestehen  grölserer 


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No.  10.  v.  Hippkl,  UeberSiderosis  balbi.  - Bbzoldt,  Fälle  v.  Stapesankylose.  173 

Diastase  stete  indicirt  ist,  bei  veralteten  Brüchen  mit  sehr  ungün- 
stiger Function,  aber  noch  genügend  erhaltener  Musculatur  und 
endlich  bei  Refracturen  bald  nach  der  Heilung.  P.  Güterbock. 


E.  v.  Hippel,  Ueber  Siderosis  bulbi  und  die  Beziehungen  zwischen 
aiderotischer  und  hämatogener  Pigmentirung.  Ber.  über  d.  23.  Vers, 
d.  ophtbalm.  Ges.  Heidelberg  1893,  p.  30. 

Die  Resultate  von  v.  H.  stützen  sich  auf  die  genaue  Unter- 
suchung von  16  menschlichen  und  40  Versuchsaugen.  Anlass  dazu 
gaben  die  Befunde  von  Bonos:  über  Siderosis  corneae,  wovon  von 
H.  ebenfalls  ein  Fall  zu  Gebot  stand.  Unter  Siderosis  versteht 
man  den  Vorgang,  dass  Eisen  in  gelöster  Form  diffundirt  und  durch 
die  specifische  Affinität  gewisser  Zellgruppen  vor  allen  der  Epithe- 
lien  der  Ciliarfortsätze  der  Pars  ciliaris  retinae,  der  Linsenkapsel- 
epithels, des  Pigmentepithels  der  Retina  festgehalten  und  gebunden 
an  eine  Substanz  im  Protoplasma  der  Zelle  aufgespeichert  wird. 
Dieses  gelöste  Eisen  kann  sowohl  von  Fremdkörpern,  wie  vom  Blute 
herstammen  Cxenogene  und  hämatogene  Siderosis);  beide  Arten 
stellen  sich  im  Wesentlichen  in  der  gleichen  Form  dar.  Vollkom- 
men zu  trennen  von  dieser  Siderosis  ist  das  Hämosiderin,  ein 
hämatogenes  Pigment,  das  sich  durch  einen  vorübergehenden  Eisen- 
gehalt auszeichnet. 

Die  braunen  Körnchen  in  der  Hornhaut  stellen  wahrscheinlich 
keine  echte  Siderosis,  sondern  Hämosiderinabscheiduug  dar.  Eine 
echte  Siderosis  iridis  scheint  nachgewiesen  zu  sein.  Eine  für  die  An- 
wesenheit eines  Eisensplitters  im  Bulbus  charakteristische  rotbraune 
Verfärbung  des  vorderen  Bulbusabschnittes  existirt  nicht,  aus  dem 
Blutfarbstoff  kann  die  gleiche  Verfärbung  hervorgehen  Der  schon 
öfters  beobachtete  Rostfleckenkranz  unter  der  Linseukapsel  ent- 
steht durch  fleck  weise  Wucherung  der  Kapsel  - Epithelzellen,  in 
welchen  Eisen  abgelagert  wird.  Bei  Einführung  eines  Eisensplitters 
in  den  Glaskörperraum  des  Kaninchens  lässt  sich  aus  dem  Auftreten 
bestimmter  eigentümlicher  Zellen  erweisen,  dass  die  Zellen  des  Pig- 
mentepithels der  Retina  im  Stande  sind,  zu  quellen,  zu  wuchern 
und  activ  in  den  Glaskörperraum  einzuwandern.  Horstmann. 


Bezold,  Ein  Fall  von  Stapesankylose  und  ein  Fall  von  nervöser 
Schwerhörigkeit  mit  den  zugehörigen  Sectionsbefunden  und  der 
manometrischen  Untersuchung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  XXIV,  S.  267. 

Die  beiden  von  B.  mitgeteilten  Fälle,  sollen  einen  Beitrag  zur 
Beurteilung  der  functionellen  Symptome,  welche  einerseits  den  chro- 
nischen Mittelohraffectionen  und  andererseits  den  Erkrankungen  des 
inneren  Ohres  zukommen,  liefern.  Zwingende  Beweise  für  die 
differentiell-diagnostische  Bedeutung  der  vergleichenden  Prüfung  in 


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174 


Onodi,  Zur  Lahre  von  den  Kohlkopfverletzungen. 


Nu.  10 


Luft-  und  Knochenleitung  und  der  Tonpröfung  sind,  wie  Verf. 
richtig  bemerkt,  nur  von  der  Obduction  solcher  Fälle  zu  erwarten, 
welche  im  Leben  den  ganzen  för  diese  zwei  verschiedenen  Erkran- 
kungsfurmen  als  characteristisch  aufgestellten  Symptomencomplex 
dargeboten  haben.  Diesen  Beweis  glaubt  Verf.  in  den  beiden  von 
ihm  mitgeteilten  Fällen,  deren  Einzelheiten  im  Orig,  nachzusehen 
sind,  liefern  zu  können.  Im  ersten  Falle  waren  die  3 Cardinal- 
symptome,  welche  von  B.  als  Postulat  för  die  Diagnose  einer  hoch- 
gradigeren Fixation  des  Schallleitungsapparates  aufgestellt  worden 
sind:  negativer  Ausfall  des  RiNNa’schen  Versuches,  Verlängerung 
der  Knochenleitung  fOr  die  tiefen  Töne  und  Ausfall  eines  gröfseren 
.Stückes  der  Tonscala  an  ihrem  unteren  Ende  för  die  Luftleitung 
in  ausgesprochenem  Maase  vorhanden.  Dem  entsprechend  fand  sich 
bei  der  Obduction  eine  durch  knöcherne  Ankylose  der  Steigbögel- 
fufsplatte,  welche  einen  beträchtlichen  Teil  des  Ligam.  annulare 
einnahm,  bedingte  Fixation  des  Schallleitungsapparates.  Bezöglich 
eines  im  Leben  constatirten  kleinen  Defectes  im  oberen  Teil  der 
Scala,  der  sich  durch  die  im  Anfang  der  ersten  Schneckenwindung 
Vorgefundene  Nerven-Atrophie  erklärt,  bemerkt  Verf.,  dass  er  von 
ihm  und  Anderen  bei  Sclerose  als  nicht  selten  vorkommend  coustatirt 
sei.  Der  2.  Fall  bildet,  nach  Verf.,  functionell  einen  scharfen  Ge- 
gensatz gegen  den  ersten.  Auf  dem  zur  Section  gekommenen  Ohre 
war  im  Leben  nur  noch  ein  kleines  Stock  in  der  Mitte  der  Scala 
för  die  Luftleitung  erhalten,  die  Knochenleitung  fehlte  ganz  und 
der  RiNMt’sche  Versuch  fiel  positiv  aus.  Diese,  als  nervös  diagnos- 
ticirte  Schwerhörigkeit  fand  wenigstens  teilweise  ihre  anatomische 
Erklärung  durch  die  in  der  I.  und  2.  Schnecken windung  vorhan- 
dene Nervenatrophie.  Bezöglich  der  Thatsache,  dass  die  zu  er- 
wartende gleich  vollständige  Atrophie  nur  in  der  1.,  nicht  auch  in 
der  3.  Windung  sich  fand,  bemerkt  Verf.,  dass  vielleicht  Verände- 
rungen im  Cortischen  Organ,  welches  in  diesem  Falle  schlecht  con- 
servirt  war,  bestanden  hatten,  aber  der  Beobachtung  entgangen  waren; 
andernfalls  sei  auch  eine  centrale  Ursache  för  den  Ausfall  des  un- 
teren Teiles  der  Scala  denkbar.  Uebrigens  können  beide  Fälle  als 
ßeweismaterial  för  die  Richtigkeit  der  HsLMuoLTz’schen  Theorie 
gelten.  Schwabach. 


Onodi,  Untersuchungen  zur  Lehre  von  den  Kehlkopflähmungen. 

Berliner  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  27.  IT. 

In  dem  ersten  Abschnitt  Ober  die  Anatomie  der  Kehlkopfnerven 
spricht  Verf.  seine  Ueberzeugung  aus,  dass  der  Recurrens  allein 
die  Kehlkopfmuskeln  versorgt  und  dass  der  äufsere  Ast  des  Laryn- 
geus  sup.  för  den  M.  cricothyreoideus  und  der  innere  Ast  desselben 
för  die  Schleimhaut  bestimmt  ist.  Ferner  haben  die  anatomischen 
Untersuchungen  des  Verf.  Verbindungen  der  oberen  und  unteren 
Kehlkopfnerven  ausser  der  Ansa  Galeni  festgestellt,  so  dass  im 
ganzen  vier  paarige  und  eine  unpaarige  Verbindung  vorhanden  ist. 


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No.  10.  Onodi,  Zur  Lehre  von  den  Kehlkopflähmungen.  175 

An  der  Innervation  der  Kehlkopfschleinohaut  nimmt  sowohl  der 
obere  wie  der  untere  Nerv  Teil,  immerhin  in  gröfserer  Stärke  der 
obere.  Ausserdem  treten  sensible  Fasern  Ober  die  Mittellinie,  so 
dass  auch  eine  gekreuzte  doppelte  sensible  Innervation  besteht.  Was 
die  Frage  anbetrifft,  ob  der  Sympathicus  an  der  Innervation  des 
Kehlkopfes  teilnehme,  so  ist  dieselbe  nach  den  Experimenten  des 
Verf.’s  zu  bejahen,  da  in  den  Bahnen  der  Recommunicantes  zwischen 
Plexus  brachialis  und  Sympathicus,  ferner  in  dem  doppelten  Grenz- 
strang zwischen  dem  unteren  sympathischen  Halsganglion  und  den 
ersten  Brustganglien  Fasern  enthalten  sind,  welche  an  der  Inner- 
vation der  Kehlkopfmusculatur  Teil  nehmen.  Gegen  die  ExNKß’sche 
doppelte  Innervation  spricht  sich  Verf.  entschieden  aus,  sowohl 
wegen  der  klinischen  Erfahrungen  als  auch  der  anatomischen  That- 
sachen  halber  und  wegen  des  physiologischen  Experiments.  Die 
physiologischen  Untersuchungen  des  Verf.  haben  ferner  ergeben, 
dass  schwache  und  starke  Reizungen  zum  Schluss  der  Stimmritze 
fffhre ; aber  in  einzelnen  Fällen  können  schwache  sowie  starke 
Ströme  die  Stimmritze  schliefsen  und  öffnen.  Unter  der 
Aether-  und  Chloroformnarkose  erzielen  bis  zum  Eintritt  des  Todes 
auf  die  Recurrentes  einwirkende  schwache  und  starke  Ströme  den 
Schluss  der  Stimmritze;  nach  dem  Aethertode  führt  die  Reizung 
der  Recurrentes  zum  Schluss  der  Stimmritze;  nach  dem  Chloriorm- 
tode  folgte  in  einem  Fall  auf  Reizung  Erweiterung,  sonst  Schluss 
der  Stimmritze.  An  den  Kehlköpfen  der  mit  Aether  und  Chloro- 
form getöteten  Tiere  verlieren  die  Recurrentes  eher  als  die  Muskeln 
ihre  electrische  Reizbarkeit.  Weiterhin  stirbt  am  frühesten  der 
Posticus,  später  die  Verengerer  und  am  spätesten  der  Thyreoarytaen. 
intern.  Zur  Physiologie  der  isolirten  Recurrenzzweige  hat  Verf. 
experimentell  nachgewiesen,  dass  die  verschiedenartigen  Nervenfasern, 
sobald  sie  isolirt  und  gleichen  äusseren  Verhältnissen  ausgesetzt 
werden,  in  verschiedenem  Grade  ihre  Leistungsfähigkeit  und  Reiz- 
barkeit äussern.  Insbesondere  zeigte  sich  an  unmittelbar  nach  dem 
Tode  exstirpirten  Kehlköpfen,  dass  in  erster  Reihe  diejenigen  Nerven 
ihre  Leistungsfähigkeit  einbüfsen,  die  zu  den  Erweiterern  gehören 
und  erst  viel  später  die  Nerven  der  Verengerer  und  am  spätesten 
die  zum  Thyreoarytaenoid.  intern,  gehenden  Nerven.  Die  Erschei- 
nung kann  auch  am  lebenden  Tier  nachgewiesen  werden,  wenn  wir 
schwache  Ströme  anwenden  oder  die  Nervenenden  chemisch  lädiren. 
Was  den  M.  cricothyreoideus  anbetrifft,  so  kann  derselbe  bei  durch- 
schnittenem Recurrens  das  Stimmband  gegen  die  Mittellinie  bringen, 
aber  eine  dauernde  Medianstellung  konnte  experimentell  nicht  erzielt 
werden.  Das  SKMon’sche  Gesetz  giebt  eine  ausreichende  Erklärung 
für  alle  Fälle;  einen  pathologisch  anatomischen  Beweis  lieferte  Verf. 
in  einem  ausführlich  und  genau  auch  post  mortem  untersuchten 
Falle,  bei  dem  in  Folge  von  Aneurysma  das  linke  Stimmband  un- 
beweglich in  Cadaverstellung,  das  rechte  nahe  der  Medianlinie  bei 
Inspiration  unbeweglich,  bei  Phonation  sich  zum  gelähmten  Stimm- 
band nähernd  stand.  Hier  war  der  rechte  Posticusnerv  nicht  mehr  thätig, 


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17C> 


Rubnkk,  Hygienische  Bedoatang  der  Bekleidung. 


No.  10 


weil  seine  Fasern  in  Folge  des  Druckes  zuerst  degenerirten,  nachher 
degenerirte  ein  Teil  der  Thyreoarytaeooideusnerven , der  Lateralis- 
nerv  zeigte  nur  einzelne  intacte  Fasern,  der  Transversusnerv  keinen. 
Linkerseits  waren  nur  einige  intacte  Fasern  im  Lateralisnerv  und 
Transversusnerv. 

Diese  von  Verf.  befolgte  Methode  alle  Nervenzweige  isolirt  zu 
untersuchen  ist  die  präciseste  und  allein  geeignet,  die  streitigen  pa- 
thologischen Fragen  zu  entscheiden.  W.  Lublinski. 


Rubner,  Ueber  den  Wert  und  die  Beurteilung  einer  rationellen 
Bekleidung.  Deutsche  Vierteljabresschr.  f.  öffentl.  Qesundheitspfl.  1893, 
XXV.  S.  471. 

Das  Studium  der  Eigenschaften  der  Kleidungsstoffe  ist  im  Ge- 
gensatz zu  den  übrigen  Zweigen  der  Hygiene  auffallend  langsam 
vorwärts  geschritten;  vielleicht  weil  man  glaubte,  dass  sie  fQr  eine 
wissenschaftliche  Untersuchung  allzusehr  Schwankungen  unterliege. 
Allein  die  Schwingungen  der  Mode  bewegen  sich  doch  um  einen 
Schwerpunkt  der  langsam  vorwärtsschreitet  und  ein  Product  der 
Zeitgeschichte  ist.  Man  ging  vom  malerischen,  aber  unzweck- 
mäfsigen  zum  einfachen,  practischen  Farblosen  Ober  unter  altmäliger 
Vernichtung  der  Landestrachten  und  der  in  der  Kleidung  sich  aue- 
sprechenden  Klassenunterschiede.  Doch  ist  festzuhalten,  dass  hy- 
gienische Zweckmäßigkeit  und  Kleiderzier  sich  nicht  ausschliefsen, 
nur  muss  die  Kleidung  zunächst  ihre  Aufgabe  als  Schutz  u.  Schirm 
erfüllen. 

Die  Kleidung  ist  nun  ein  Gemenge  von  festen  Stoffen  u.  Luft 
und  zwar  bestehen  gerade  die  angenehmen  Kleidungsstoffe  wesent- 
lich aus  Luft;  so  die  Flanelle  zu  9lpCt.  Raumteilen,  Tricotgewebe 
zu  83  pCt.  Tuch  80  pCt.,  am  geringsten  ist  der  Luftgehalt  in  glatt- 
gewebter Baumwolle  und  Leinwand,  nämlich  52  pCt. 

Was  nun  die  Bedeutung  der  Kleidung  betrifft,  so  setzt  sie  den 
Wärmeverlust  und  damit  den  Nahrungsbedarf  herunter.  Bei  einer 
Kälte  von  0°  wird  in  Folge  der  chemischen  Wärmeregulation  un- 
gefähr gerade  noch  einmal  soviel  im  Körper  verbrannt  aU  bei  30°. 
Diese  vermehrte  Verbrennung  kann  durch  die  physikalische  Wärme- 
regulation, von  welcher  ein  Teil  die  Kleidung  ist,  erspart  werden. 
Durch  die  Kleidung  stellt  sich  der  Mensch  auf  das  kleinste  Kost- 
mafs  ein.  Diese  willkOrliche  Wärmeregulation  übt  jeder  ganz  in- 
stinktiv aus  nach  Mafsgabe  der  Temperaturempfindung.  Sie  besteht 
darin,  dass  wir  der  äusseren  Oberfläche  unterer  Kleidung  verschie- 
dene Temperaturen  verleihen;  durch  den  Winterrock  ist  unsere 
Oberflächentemperatur  ca.  18°,  im  Sommerrock  beträgt  sie  ca. 
20°;  als  weitere  Regel  gilt  noch,  dass  die  ersten  auf  dem  Leib 
liegenden  dfinnen  Kleiderschichten  die  Wärmeabgabe  ganz  bedeu- 
tend beeinflussen. 

Die  Wärme  wird  bei  der  Kleidung  hauptsächlich  durch  Leitung 


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No.  10.  Nkncki  u.Sikdkk,  Zusammensetzung  u.  dosinficir.  Eigenach.  eto.  177 

abgegeben,  dieses  Leitungsvermögen  ist  nun,  gleich  dicke  Stoffe 
vorausgesetzt,  bei  allen  Ge  websfasern  ziemlich  gleich;  wir  werden 
daher  die  leichtesten  Stoffe  nehmen  und  das  sind  die  Flanelle,  fast 
ebensogut  die  Tricotstoffe;  am  schlechtesten  d.  h.  am  schwersten 
ist  glatte  Baumwolle.  ,,Die  Natur  der  Stoffe  an  eich  ist  vielleicht 
von  keiner  besonderen  Bedeutung;  aber  nicht  alles  Material  lässt 
sich  gleich  gut  verarbeiten“. 

Als  Mittel  zur  Beurteilung  der  Zweckmäßigkeit  einer  Kleidung 
hat  R.  gefunden,  dass  eine  Kleidung  dann  behaglich  ist,  wenn  ihre 
Oberfläche  um  5 — 6°  C höher  temperirt  ist  als  die  umgebende  Luft. 

Neben  der  WärmehaltuDg  muss  die  Kleidung  noch  für  Gase 
durchgängig  sein.  Nun  enthält  die  Kleiderluft  Kohlensäure,  die  von 
der  Haut  ausgeathmet  wird  und  der  Gehalt  an  dieser  ist  der  Aus- 
druck des  natürlichen  Luftwechsels  in  der  Kleidung.  Wir  fühlen 
uns  in  einer  Kleidung  wohl,  wenn  der  COjgehalt  der  Kleiderluft 
unter  0.08  pCt.  bleibt. 

Bei  lockeren  Geweben  sind  in  feuchtem  Zustand  viel  mehr 
Poren  frei  als  bei  festen,  es  kann  keine  unangenehme  Treibhausluft 
entstehen.  Nun  besteht  aber  noch  ein  ganz  besonderes  auffälliges 
Verhalten  der  verschiedenen  Kleidungsstoffe  zur  Aufsaugung  des 
Schweifses:  der  Schweifs  wandert  durch  Wolle  in  jeder  Bearbeitung 
hindurch,  während  er  in  Baumwolle  sitzen  bleibt;  zieht  man  einen 
Wollstrumpf  und  Ober  diesen  einen  Baumwollstrumpf  an,  so  findet 
sich  aller  Schweifs  in  letzterem. 

Wir  geben  also  den  porösen  Kleidungsstoffen  unbedingt  den 
Vorzug  und  ist  es  desshalb  eine  Aufgabe  der  Industrie,  auf  dem 
Wege  der  Lockerung  der  Gewebe  fortzuschreiten.  Soheurlen. 


Nencki  und  Sieber,  lieber  die  chemische  Zusammensetzung  des 
russischen  Nadelholztheers  und  seine  desinficirenden  Eigenschaften. 
Archiv  f.  exper.  Path.  u.  Pharm.  1893,  XXX.  S.  1. 

Die  Choleraepidemie  1892  liefs  für  Rufsland  das  Bedürfnis 
nach  einem  allgemein  zugänglichen,  billigen  Desinfectionsmittel  be- 
merken, als  welches  sich  bei  dem  ungeheuren  dortigen  Holzbestande 
der  Holztheer  empfahl. 

Die  verschiedenen  Holztheere  erwiesen  sich  bei  der  Prüfung 
der  antiseptischen  Wirksamkeit  nicht  allein  ihrer  Natur  nach  — ob 
Buchen-,  Birken-,  Espen-  oder  Fichtentheer  — sondern  auch  ihrer 
Bezugsquelle  nach  verschieden.  Untersucht  ist  bis  jetzt  eigentlich 
nur  der  Buchenholztheer;  in  demselben  ist  neben  wenig  Phenol, 
Kresol  und  Xylenol  hauptsächlich  Guajakol  und  Kreosol  gefunden 
worden.  Der  Nadelbolztheer  ist  anderweitig  noch  nicht  untersucht; 
er  hat  zunächst  vor  den  anderen  Theeren  den  Vorzug,  das  er 
stärker  antiseptisch  wirkt  und  nicht  so  stark  und  unangenehm 
riecht. 

XXX11.  Jahrgang.  12 


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178 


Aüfbkcht,  Die  Heilung  des  Empyeme. 


No,  10 


Die  Verff.  untersuchten  6 Sorten  Fichtentheer  aus  den  ver- 
schiedensten Gegenden  Kusslands;  es  stellte  sich  bald  heraus,  dass 
dieselben  bezüglich  ihres  Gehalts  an  Phenolen  und  Säuren  ganz 
bedeutend  variiren,  und  dass  auch  ihre  nntiseptische  Kraft  verschie- 
den ist.  „Durch  Bestimmung  des  Phenol-  und  Säuregehalts  — 
äussern  sich  die  Verf.  — in  Verbindung  mit  einigen  äusserlich 
schon  leicht  kenntlichen  Eigenschaften  kann  man  übrigens  bald  ein 
annähernd  richtiges  Urteil  über  die  desinticirende  Kraft  einer  Theer- 
sorte  haben.  Ein  für  Desinfectionszwecke  geeigneter  Nadelholztheer 
ist  syrupig,  von  saurer  Reaction  und  in  dünner  Schicht  von  rot- 
brauner Farbe.  Der  Säuregrad  beträgt  2— 5pCt. , das  specifische 
Gewicht  1.05 — 1.08.  — Zäher  Tbeer  mit  Krystallen  (Pimarsäure) 
vermischt  ist  ungeeignet.  Guter  Theer  sinkt  im  Wasser  unter“. 

Die  Phenole  des  Fichtentheers  bestimmten  die  Verf.  durch 
fractionirte  Destillation.  Es  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  die  15- 
proc.,  welche  er  durchschnittlich  an  Phenolen  enthält,  fast  nur  aus 
Guajacol  und  dessen  Homologen,  von  denen  die  Verf.  das  Melhyl- 
Aethyl-  und  Propylguajacol  sicher  nachwiesen,  bestehen.  Hiedurch 
unterscheidet  sich  der  Fichtenholztheer  von  den  Laubholztheerarten 
sehr  wesentlich,  welche  in  der  Hauptsache  Verbindungen  des  3 ato- 
migen  Phenols,  des  Pyrogallols  enthalten  und  nicht  wie  dieser  des 
einatomigen  Phenols. 

Von  den  2 — 5proc.  Säuren  des  Fichtentheers  bestehen  nahezu 
9 pCt.  aus  Essigsäure;  weiterhin  finden  sich  noch  Valeriansäure, 
Capronsäure,  Oenanthsäure  und  Pimarsäure. 

Die  Desinfectionsversuche  wurden  mit  verschiedenen  Bakterien- 
vegetationsformen  angestellt;  im  allgemeinen  waren  alle  nach  1 — 5 
Minuten  durch  0.5  pCt.  Theerzusatz  vernichtet.  Sohearlen. 


Aufrecht,  Die  Heilung  des  Empyems.  Arohiv  f.  klin.  Med.  Bd.  52, 
II.  1—2. 

Unter  Verwerfung  der  BoKLAü’schen  Heberdrainage  erklärt 
Verf.  die  Eröffnung  der  Thoraxwand  mittelst  Rippenresection  für 
die  zweckmäfsigste  Behandlungsmethode  des  Empyems.  Bei  freiem 
Empyem  wählt  er  die  in  der  Höhe  der  Schulterblattspitze  gelegene 
Rippe  und  resecirt  aus  derselben  »in  nach  der  Axillarlinie  hin  ge- 
legenes Stück;  in  solchen  Fällen,  wo  in  Folge  von  Pleuraverwach- 
sungen die  Wahl  dieser  Stelle  nicht  zulässig  ist,  ebenso  wie  bei 
sehr  heruntergekommenen  Patienten  nehme  man  die  Resection  in 
der  Axillarlinie  vor.  Stets  muss  der  Wahl  der  Operationsstelle 
eine  Probepunction  Vorgehen;  nach  Entfernung  des  resecirten  Rip- 
penstückes punctirt  Verf.  nochmals  die  freiliegende  Pleura.  Indem 
wir  bezüglich  der  technischen  Einzelheiten  auf  das  Original  ver- 
weisen, heben  wir  noch  hervor,  dass  die  rasche  Entleerung  des 
Eiters  durchaus  nicht  die  Gefahren  in  sich  birgt,  welche  man  bei 
der  durch  Punction  erfolgenden  Entleerung  größerer  seröser  Exsu- 


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No.  10. 


Tocb,  lieber  Peptonbildung  im  Säuglingsm&gen. 


179 


date  fOrcbtet;  denn  nach  der  Resection  bleibt  die  auf  der  operirten 
Seite  befindliche  Lunge  zunächst  collabirt,  gestattet  also  keine  so 
beträchtliche  Aenderung  des  Blutstrombettes,  dass  störende  oder  be- 
drohliche Erscheinungen  daraus  hervorgehen  könnten.  — Verf. 
erörtert  dann  noch  die  Frage,  wie  die  Heilung  des  Empyems  und 
die  Anlegung  der  Pleurablätter  zu  Stande  kommt.  Er  ist  der  An- 
sicht, dass  diese  Heilung  resultirt  aus  der  stetigen,  in  ihrer  Gröfse 
durch  die  Differenz  zwischen  dem  Lumen  in  der  Thoraxwand  und 
dem  Lumen  des  Hauptbronchus  bedingten  inspiratorischen  Ausdeh- 
nung der  collabirten  Lunge  unter  der  Bedingung,  dass  die  Pleuren 
die  Fähigkeit  besitzen  oder  wieder  erlangen,  durch  Bildung  rein 
fibrinöser  Auflagerungen  eine  Adhäsion  beider  Blätter  zu  ermög- 
lichen. Perl. 


S.  Toch,  Ueber  Peptonbildung  im  Säuglingsmagen.  Archiv  f.  Kinder- 
heilknnde  XVI.  S.  1. 

Verf.,  welche  seine  Untersuchungen  unter  der  Leitung  von 
Epstkin  an  der  Universitätskinderklinik  in  Prag  angestellt  hat,  be- 
stätigt die  Angabe  früherer  Autoren,  dass  im  Magen  von  Neuge- 
borneo  und  Säuglingen  Pepton  aus  Eiweifskörpern  der  Milchnahrung 
gebildet  wird.  Sowohl  bei  Ernährung  mit  Kuh-  als  auch  mit 
Frauenmilch  war  spätestens  eine  Stunde,  oft  schon  25  Minuten  nach 
der  Mahlzeit  im  Mageninhalt  regelmäßig  neugebildetes  Pepton 
nachweisbar,  mochte  es  sich  um  gesunde  Kinder  oder  um  solche 
mit  acuten  und  chronischen  Erkrankungen  des  Magens  handeln. 
Auf  welche  Weise  entsteht  dieses  Pepton?  Der  in  dieser  Verdau- 
ungsperiode ('/, — 1 Stunde  nach  der  Milchaufnahme)  ausgeheberte 
Mageninhalt  enthält  keine  freie  Salzsäure,  wohl  aber  Pepsin;  (eine 
Fibrinflocke  wird  von  dem  unveränderten  Mageninhalt  nicht  verdaut, 
wohl  aber  nach  Zusatz  von  0.3  pCt.  HCl).  Bei  dem  Mangel  der 
freien  HCl  ist  trotz  des  Vorhandenseins  von  wirksamem  Pepsin 
also  nicht  anzunehmen,  dass  das  zu  jener  Zeit  gebildete  Pepton  durch 
Pepsin  Verdauung  entstanden  ist.  Verf.  legte  sich  nun  die  Frage 
vor,  ob  das  nachgewiesene  Pepton  vielleicht  durch  die  Thätigkeit 
der  im  Mageninhalt  stets  vorhandenen  Mikroorganismen  gebildet 
werde?  Zur  Entscheidung  dieser  Frage  sterilisirte  Verf.  den  ausge- 
heberten Mageninhalt  durch  Zusatz  von  Chloroformwasser.  Dieses 
Antisepticum  hat  nach  Salkowski  die  Eigenschaft,  die  Mikroorganis- 
men abzutöten,  während  es  die  Enzyme  in  ihrer  Wirksamkeit  nicht 
oder  doch  sehr  wenig  beeinträchtigt.  Der  also  behandelte  Magenin- 
halt, — welcher  sich  im  bacteriologischen  Versuch  als  steril  erwies 
— verdaute  nach  wie  vor  nach  Zusatz  von  0.3  pCt.  HCl  Fibrin. 
Es  ist  also  die  Peptonbildung  im  Magen  der  Kinder  nicht  Wirkung 
der  Bacterien  sondern  eines  Enzyms.  Mit  Rücksicht  auf  die  — 
von  Verf.  bestätigte  — Mitteilung  von  Hamabstki-,  die  angiebt,  dass 
beim  Labprocess  der  Milch  ein  peptonartiger  Körper  abgespalten 
werde,  hält  Verf.  es  für  das  Wahrscheinlichste,  dass  das  vorgefun- 

12* 


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180 


Pawinskk,  Coffein  bei  Herz-  n.  Nierenkrankheilen. 


No.  10 


•lene  Pepton  durch  die  Wirkung  des  Labferments  entstanden  sei. 
— Für  die  Praxis  zieht  Verf.  aus  seinen  Versuchen  den  Schluss, 
dass  es  vollständig  unbegründet  und  überflüssig  sei,  bei  Erkran- 
kungen des  Magens  im  Sftuglingsalter  Pepsin  als  solches,  peploni- 
sirte  Milch  oder  andere  derartige  Präparate  anzuwenden,  da  das 
Labenzym  sowohl  im  gesunden  als  im  kranken  Säuglingsmagen 
vorhanden  ist.  Stadthagen. 


J.  Pawinski,  Ueber  die  Anwendung  des  Coffeins  bei  Herz-  und 
Nierenkrankheiten.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXIII  H.  5,  6. 

Verf.  stellte  eine  Reihe  von  Versuchen  mit  dem  in  letzter  Zeit 
etwas  vernachlässigten  Coffein,  und  zwar  mit  dessen  Doppelsalzen 
Cuff.  natrio-benzoicum  und  Coffeinum  natrio-salicylicum,  an.  Aus 
den  Bemerkungen  über  die  Wirkung  des  Coffeins  im  Allgemeinen 
seien  folgende  hervorgehoben:  Die  Coffein  Wirkung  ist  hauptsächlich 
eine  das  Nervensystem  erregende;  auf  diesem  Wege  beeinflusst  es 
die  Herzbewegungen,  die  kräftiger  und  unter  Umständen  auch  rhyth- 
mischer werden;  einen  specifischen  Einfluss  auf  die  Hemmungsner- 
ven des  Herzens,  wie  sie  der  Digitalis  und  dem  Strophantus  zu- 
kommt, besitzt  dasselbe  nicht.  Einen  bedeutenden  Einfluss  übt  es 
auf  die  vasomotorischen  Centren  aus;  durch  die  Reizung  derselben 
verengern  sich  die  Gefäise,  die  Gefäfsspannung  resp.  der  Blutdruck 
steigert  sich.  Auf  diese  Blutdrucksteigerung  ist  wohl  auch  die  her- 
vorragende diuretische  Wirkung  des  Coffeins  zurückzuführen,  und 
nicht,  wie  man  früher  annahm,  einzig  und  allein  auf  die  Beein- 
flussung des  Nierenepithels.  Eine  cumulative  Wirkung,  wie  es  bei 
der  Digitalis  der  Fall  zu  sein  pflegt,  kommt  dem  Coffein  nicht  zu; 
dasselbe  wird  durch  den  Harn  rasch  als  Harnstoff  eliminirt,  doch 
wird  durch  allzulange  Darreichung  des  Mittels  eine  Ueberreizung 
der  Nerven-  und  Gefäfsceutra  hervorgerufen.  Bei  Alkoholikern  tritt 
bisweilen  schon  nach  mittleren  Gaben  eine  Gehirnreizung  auf,  die 
sich  bis  zu  maniakalischen  Anfällen  steigern  kann.  Was  die  Dosi- 
rung  betrifft,  so  ist  nicht  zu  vergessen,  dass  die  Empfindlichkeit  des 
Organismus  auf  das  Coffein  eine  verschiedene  ist;  man  beginnt  da- 
her zweckmäfsig  mit  kleinen  Dosen,  wie  0.18  3 bis  5 Mal  täglich 
und  steigt  bis  zu  0.3  6 bis  8 Mal  pro  die;  als  durchschnittliche 
Tagesdosis  sind  1.25  — 2.0  Coffein,  natrio-benzoici  und  1.5  Coffein, 
natrio-salicylici  anzunehmen.  Die  Darreiehung  geschieht  in  Pulver- 
form, wässriger  Lösung  oder  auch  als  Suppositorium  Handelt  es 
sich  um  rasche  Coffeinwirkung,  so  ist  die  subcutane  Application  die 
zweckmälsigste.  — Was  nun  speziell  die  Anwendung  des  Coffeins 
bei  Herz-  und  Nierenkrankheiten  betrifft,  so  schildert  Verf.  die 
Wirkung  1)  bei  Herzklappenfehlern,  2)  bei  Nierenkrankheiten,  3)  bei 
durch  Nervenaffection  complicirten  Klappenfehlern  u.  4)  bei  Krank- 
heiten des  Herzmuskels.  Auf  Grund  der  ausführlich  mitgeteilten 
Beobachtungen  am  Krankenbette  kommt  Verf.  zu  Schlussfolgerungen, 
deren  wichtigste  hier  erwähnt  seien:  1)  Bei  Herzklappenfehlern 


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No.  10.  Rkmak,  Wirkung  d.  constanten  Stroms  bei  Druoklähmungen.  181 


stehen  Digitalis  oder  Strophantus  obenan,  zum  Coffein  soll  erst  dann 
gegriffen  werden,  wenn  diese  Mittel  ihren  Dienst  versagen;  was 
speeiell  die  Regulirung  des  Herzrhytbmus  betrifft,  so  ist  hier  die 
Wirkung  eine  sehr  mäfsige,  da  es  keinen  specifischen  Einfluss  auf 
den  N.  vagus  besitzt.  2)  Bei  Nervenkrankheiten  ist  ebenfalls  zu- 
nächst Digitalis  oder  Strophantus  zu  versuchen  und  erst  dann,  wenn 
diese  Mittel  erfolglos  bleiben,  zum  Coffein  zu  greifen.  Dasselbe 
gilt  für  die  3.  der  eben  erwähnten  Krankheitsgruppen,  für  diejeni- 
gen Klappenfehler,  die  mit  Nierenaffectionen  einhergehen.  Anders 
dagegen  steht  es  mit  der  4.  Gruppe,  den  Krankheiten  des  Herz- 
muskels: diese  Erkrankungen,  und  zwar  nicht  nur  die  auf  degene- 
rativen  Processen  der  Muskelfasern  beruhenden,  sondern  auch  die 
sogenannten  functionellen  bilden  das  dankbarste  Gebiet  für  die  An- 
wendung des  Coffeins;  hier  ist  es  der  Digitalis,  deren  Wirkung 
erst  nach  10 — 20  Stunden  auftritt,  überlegen,  und  erst  im  weiteren 
Verlaufe  der  Krankheit,  nach  Ablauf  einiger  Monate,  wenn  das 
Herz  in  Folge  fortschreitender  Degeneration  der  Muskelfasern  seine 
Aufgabe  zu  erfüllen  nicht  mehr  im  Stande  ist,  wenn  Oedeme,  Dys- 
pnoe auftreten  und  die  Herzdämpfung  in  querer  Richtung  besonders 
nach  rechts  hin  zunimmt,  erst  dann  soll  man  zur  Digitalis  greifen. 
Ferner  bewährt  sich  das  Coffein  bei  dyspnoetischen  Anfällen,  wie 
sie  bei  Sclerose  der  Coronararterien  Vorkommen,  endlich  in  Fällen 
von  Herzinsufficienz  bei  vorher  gesunden  Individuen,  wie  sie  nach 
physischen  Anstrengungen,  gewaltsamen  moralischen  Erschütterungen, 
namentlich  aber  im  Verlaufe  fieberhafter  Krankheiten  (Typhus,  Pneu- 
monie, Scharlach,  Diphtherie)  vorkommt.  K.  Kronthal. 


E.  Rernak,  Ueber  die  antiparalytieche  Wirkung  der  Elektrothera- 
pie bei  Drucklähmungen  des  nervus  radialis.  Deatsohe  Zeitscbr.  f. 
Nervenheilk.  1893,  IV.  S.  377. 

Der  Mitteilung  R.’s  liegen  Beobachtungen  von  63  (64)  Fällen 
von  Radialislähmungen  zu  Grunde.  In  9 Fällen  (14  pCt.)  wurde 
der  sonst  gewöhnliche  unmittelbare  Erfolg  der  stabilen  Kathoden- 
galvanisation  (Cbl.  1879  S.  48)  der  Druckstelle  und  dann  auch 
jeder  aoderen  elektrischen  Behandlung  vermisst  oder  war  ganz 
zweifelhaft.  Die  Krankheitsdauer  betrug  bei  diesen  Fällen  37.5, 
die  Behandlungszeit  durchschnittlich  28  Tage.  Ein  unmittelbarer 
Erfolg  der  stabilen  Kathodengalvanisation  liefe  sich  54  Mal  (in 
84,35pCt.)  constatiren,  und  zwar  um  so  sicherer,  je  früher  die 
Behandlung  begonnen  wurde.  Es  ergab  sich  dabei  die  Alleinwirk- 
samkeit der  Kathode  und  als  passendste  Stromstärke  die  von  etwa 
6 M.  A.  bei  Verwendung  runder  differenter  Elektroden  von  20  — 30 
□cm. 

Eine  sorgfältig  durchgeführte  Sichtung  des  ganzen  Unter- 
suchungsmaterials zeigte,  dass  die  durchschnittliche  Dauer  der  Be- 
handlung 9.4 — 14.3  Tage,  die  durchschnittliche  Dauer  der  Lähmung 


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182  Rosst.  — Griorl,  Einfluss  d.  Compression  d Nerven  eto.  No.  10 

12  — 20.5  Tage  währte.  Das  Resultat  lautet  demnach  nach  den 
eignen  Worten  des  Verf. ’s.  Bei  einer  in  Bezug  auf  ihre  Patho- 
genese übersichtlichen,  häufig  vorkommenden  Lähmungsform  kommt 
der  methodischen  Elektrotherapie  eine  physische,  antiparalytische 
Wirkung  sowohl  bei  der  jedesmaligen  Application,  als  bei  wieder- 
holter Anwendung  für  die  Abkürzung  des  gesammten  Heilungsver- 
laufes zu.  (Vgl.  Dklpbrt’s  Untersuchungen  Cbl.  1893,  S.  41). 

Bernhardt. 


€.  Rossi,  Le  alterazioni  del  respiro  nei  psicopatici.  Ricerche  cli- 
niche  e sperimentali.  Riv.  sperim.  etc.  1893.  XIX.  Fascicolo  2 — 3. 

Nach  eingehender  Besprechung  der  spärlichen,  teils  experimen- 
tellen, teils  klinischen  Untersuchungen,  welche  bisher  über  das  Ab- 
hängigkeitsverhältniss  der  Atembewegungen  von  dem  jeweiligen 
psychischen  Zustande  angestellt  worden  sind,  schildert  Verf.  die 
eignen  Ergebnisse,  die  mit  Hülfe  des  MARKT’schen  Pneumographen 
gewonnen  wurden. 

Hierzu  dienten  ihm  120  Geisteskranke  im  Alter  von  25  bis  50 
Jahren.  Die  Experimente  wurden  des  Oeftern  unter  möglichst 
gleichartigen  äusseren  Bedingungen  wiederholt,  und  der  Apparat 
erst  einige  Zeit  nach  Anlegen  in  Thätigkeit  gesetzt,  um  die  an- 
fängliche Aufregung  abklingen  zu  lassen. 

Wie  die  psychische  Thätigkeit  bei  Personen,  die  an  der  gleichen 
Krankheit  leiden,  nicht  die  gleiche  zu  sein  braucht,  so  ergaben 
auch  die  Versuche,  dass  Psychosen  der  gleichen  Art  verschiedene 
Atmungscurven,  Psychosen  verschiedener  Art  ähnliche  Curven 
zeigen  konnten.  Verf.  kommt  schliefslich  zu  folgendem  Ergebniss: 

1)  Bei  den  Geistesstörungen  mit  alleiniger  Veränderung  der 
psychischen  Sphäre  begegnet  man  vielfältigen  Varianten  des  At- 
mungstypus. 

2)  Bei  der  depressiven  Form  ist  der  Atmungstypus  characte- 
risirt  durch  das  Ueberwiegen  des  Angstgefühls. 

3)  Bei  der  emotiven  Form  bemerkt  man  sehr  oft  ein  Zittern 
der  Atemmuskeln,  wohl  unterscheidbar  von  den  anderen  Zitter- 
formen. 

4)  Bei  Paralytikern  findet  eich  ein  characteristisches  Zittern, 
dessen  diagnostischer  Wert  noch  nicht  sichergestellt  ist.  Placzek. 


R.  Geigel,  Untersuchungen  über  künstliche  Abänderung  der  elec- 
trischen  Reaction  des  menschlichen  Nerven.  Deutsches  Archiv  f.  klin. 
Med.  1893,  Bd.  52  (1-2). 

Vorliegende  Arbeit  bringt  die  ausführliche  Miteilung  von  Ver- 
suchen und  Untersuchungen,  deren  Resultate  schon  in  den  Sitzungs- 
berichten der  Würzburger  Physik.  Medic.  Gesellschaft  (Cbl.  1893, 


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No.  10. 


Pischrr  u.  Schön wald.  üeber  Ischias  sooliotioa. 


183 


S.  639)  veröffentlicht  wurden.  — Wir  geben  die  Ergebnisse  mit 
den  eigenen  Worten  des  Verf.’s: 

1)  Wird  eine  Extremität  eines  gesunden  Individuums  vermittelst 
eines  elastischen  Schlauches  abgeschnürt,  so  erfährt  die  elektrische 
Reaction  der  Nerven  unterhalb  der  comprimirten  Stelle  sofort  eine 
Aenderung  des  normalen  Zuckungsgesetzes,  indem  beide  Oeffnungs- 
zuckungen  eine  Steigerung  erfahren  und  zwar  die  KaOz  mehr  als 
die  AOz  („Compressionsreaction“). 

2)  Es  lässt  sich  vor  der  Hand  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden, 
.ob  dabei  die  Compression  der  Gefälse  oder  Druck  auf  den  Nerv 
das  ursächliche  Moment  für  die  Aenderung  der  elektrischen  Re- 
action des  Nerven  abgiebt. 

3)  Oberhalb  der  comprimirten  Stelle  findet  sich  eine  Aenderung 
der  Zuckungsformel  nicht,  sondern  nur  einfache  Herabsetzung  der 
Erregbarkeit. 

4)  Das  Phänomen  der  Compressionsreaction  findet  seine  ein- 
fachste Erklärung  in  der  Annahme,  dass  der  Nerv  während  der 
CompressioD  die  Fähigkeit  annimmt,  überaus  rasch  und  stark  in  den 
Zustand  des  Elektrotonus  zu  gerathen,  so  dass  er  schon  durch 
schwache  und  kurze  Ströme  für  die  Oeffnung  des  gleichgerichteten 
Stromes  übererregbar  wird.  Der  Katelektrotonus  wirkt  in  dieser 
Hinsicht  stärker  als  der  Anelektrotonus. 

5)  Bei  Nervenkrankheiten  finden  sich  eventuell  Abweichungen 
von  der  typischen  Compressionsreaction,  die  aber  noch  eines  ge- 
naueren Studiums  bedürfen,  um  vielleicht  semiotische  Verwertung 
finden  zu  können. 

6)  Ebenso  kann  nur  der  Vermuthung  Ausdruck  gegeben  wer- 

den, dass  die  Elektrotherapie  vielleicht  Nutzen  von  dem  Umstande 
ziehen  kann,  dass  der  Nerv  unterhalb  der  Umschnürungsstelle  sich 
unverhältnissmäfsig  leicht  elektrotonisiren  lässt.  Bernhardt. 


H.  Fischer  u.  W.  Schönwald,  Ueber  Ischias  scoliotica.  Wiener 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  19.  ff. 

Eine  Scoliose  kann  nach  den  Beobachtungen  der  Verff.  im 
Verlaufe  von  Ischias  nur  dann  auftreten,  wenn  der  Plexus  lumbalis 
miterkrankt  ist.  Die  Erkrankung  kann  entweder  nur  die  vorderen 
Aeste  des  Plexus  lumbalis  betreffen  oder  die  vorderen  und  hinteren 
Aeste  gleichzeitig.  Die  homologe  Scoliose  kommt  zur  Ausbildung 
wenn  vordere  kurze  Aeste  des  Plexus  lumbalis  allein  erkrankt  sind. 
Die  typische  heterologe  Scoliose  bei  Ischias  entwickelt  sich,  wenn 
die  krankhafte  Affection  auf  eine  gröfsere  Gruppe  von  hinteren 
Aesten  sich  ausgebreitet  hat  und  der  Sacrolumbalis  dadurch  insuf- 
ficient  geworden  ist.  Das  Alterniren  der  Scoliose  tritt  ein,  wenn 
die  Affection  der  hinteren  Aeste  sich  bessert  und  die  vorderen  Aeste 
noch  schmerzhaft  sind.  Bei  der  heterologen  Scoliose  äussert  sich 


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184  dnMKSNii,,  Resorptionsvermögen  etc.  — v.  Brack,  v.  Lbwbrs.  No.  10 


schon  im  Beginne  der  Erkrankung  ein  Ermüdungsegfühl  im  Rücken 
beim  Strecken  der  Wirbelsäule,  bei  ihr  ist  der  Sacrolumbalis  der 
erkrankten  Seite  empfindlich;  sie  bleibt  solange  bestehen,  bis  der 
Sacrolumbalis  der  erkrankten  Seite  wieder  sufficient  wird.  Die 
Entwicklung  der  homologen  Scoliose  hängt  ab  von  der  Intensität 
der  Schmerzen  und  von  der  individuellen  Empfindlichkeit  des  Pat. 
Neben  der  Scoliose  im  Lendensegmente  kommen  kompensatorische 
Krümmungen  in  den  höher  gelegenen  Teilen  der  Wirbelsäule  aus 
rein  statischen  Gründen  zur  Ausbildung.  — Bei  der  Therapie  wird 
neben  den  bisher  üblichen  Methodeu  die  directe  Dehnung  der 
Lumbalnerven  und  ihres  Plexus  empfohlen.  S.  Kalischer. 


Theodor  du  Dlesnil,  Ueber  das  Resorptionsvermögen  der  nor- 
malen menschlichen  Haut.  Deutsches  Archiv  f.  klin.  Med.  Rd.  52,  S. 47. 

Nachdem  Verf.  in  früheren  Arbeiten  gezeigt  hatte,  dass  die 
intacte  menschliche  Haut  Flüssigkeiten  und  Dünsten  gegenüber 
undurchgängig  ist,  sucht  er  jetzt  nachzu weisen,  dass  dasselbe  auch 
für  Gase  (geprüft  wurden  Terpenthin-,  Copaiva-,  Jod-  und  Chloro- 
formgase) und  für  in  Salbenform  applicirte  Substanzen  gilt.  Für 
die  Versuche  mit  Salben  erwiesen  sich  als  Constituentien  Lanolin 
und  Vaselin,  flav.  am  meisten  geeignet,  von  die  Haut  nicht  angrei- 
fenden und  leicht  nachweisbarenMedicamenten:  Jodkalium,  Lithium 
und  Natrium  salicylicum.  Obgleich  nun  das  Lithium  bei  energischer 
Einreibung  unter  22  Versuchen  16  Mal  spuren  weise  im  Urin  zu 
finden  war,  nimmt  Verf.  in  Anbetracht  des  negativen  Ergebnisses  in 
'/j  der  Fälle  an,  dass  das  positive  Resultat  auf  durch  die  Frictionen 
gesetzte  minimale,  dem  blofsen  Auge  entgehende  Schädigungen  der 
Haut  zurückgeiührt  werden  müsse  und  dass  die  intacte  menschliche 
Haut  für  indifferente  Stoffe  auch  in  Salbenform  undurchgängig  sei. 
Vom  rein  practischen  Standpunkte  allerdings  dürfte  man  daran  fest- 
halten,  dass  bei  energischen  wiederholten  Einreibungen  eine  Auf- 
saugung durch  die  Haut  die  Regel  sei.  — Dass  Substanzen,  welche 
die  Haut  angreiien,  wie  Sali  cylsäure,  Carbolsäure,  diese  in  jeglicher 
Applicationsweise  durchdringen,  ist  allgemein  bekannt.  H.  Müller. 


1)  R.  Braun  von  Fernwald,  Zur  Symphyseotomiefrage.  Wiener 
klin.  Wochenscbr.  1893.  No.  35,  37. 

2)  A.  H.  V.  Lewers,  A case  of  symphysiotomy.  The  Lancet  1893, 
August  5. 

1)  Verf.  berichtet  von  10  Symphyseotomien  aus  der  geburts- 
hilflichen Klinik  von  Prof.  Bhaum.  5 Fälle  hat  er  selbst  operirt, 
3 davon  sind  ihm  gestorben.  Er  erklärt,  dass  die  Symphyseotomie 
sich  für  die  Privatpraxis  absolut  nicht  eigene,  und  will  dieselbe  nur 
unter  folgenden  Bedingungen  gestatten.  1.  Die  Gebärende  muss 


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No.  10.  Samojujff,  Zar  Pharmakologie  d.  Silber?.  — Wrrthkimrr.  185 

eine  Mehrgebärende  sein  oder  die  Geburtswege  zum  mindesten  so 
weit,  das?  deren  Verletzung  vermieden  werden  kann.  2.  Asepsis 
der  Geburt,  bevor  die  Frau  zur  Operation  gekommen  ist.  3.  Wunsch 
der  Frau  nach  einem  lebenden  Kinde.  4.  Das  räumliche  Missver- 
hältniss  darf  nicht  zu  grofs  sein.  Conjugata  nicht  unter  7 ctm.  — 
In  allen  anderen  Fällen  zieht  Verf.  die  Sectio  caesarea  resp.  die 
Craniotomie  vor. 

2)  Fei  einer  26jährigen  Frau  wurde  von  L.  nach  zweimaligen 
vergeblichen  Zangenversuchen  die  Symphyseotomie  gemacht.  Becken- 
maas:  spinae  87s»  cristae  lOVgi  conj.  ext.  6 — 6 */4. — Nach  Durch- 
trennung der  Symphyse  wurde  das  Kind  leicht  mit  der  Zange  ent- 
wickelt; lebendes  Kind.  Heilung  der  Wunde  per  secundam,  spätere 
Functionen  gut.  A.  Martin. 


A.  SamojlofF,  Ein  Beitrag  zur  Pharmakologie  des  Silbers.  Arbeiten 
d.  pharmak.  Inst.  Dorpat  IX.  p.  27. 

Zu  den  Versuchen  wurde  eine  Verbindung  der  Glycirrhizin- 
säure  mit  Silber,  gewonnen  durch  Auflösen  frisch  gefällten  Silber- 
oxyds  in  saurem  glicirrhizineaurem  Natron,  benützt.  Mengen  dieser 
Verbindung,  die  13  mg  Ag  enthalten,  töten  Frösche  erst  nach  4 bis 
5 Tagen.  Die  Tiere  bekommen  nach  subcutaner  Darreichung  eine 
dunkle  Verfärbung  der  Zunge,  die  allmälig  wieder  verschwindet. 
Wird  einem  curarisirtem  Frosch  der  Oesophagus  unterbunden,  dann 
das  Präparat  subcutan  injicirt,  so  wandelt  sich  die  Zunge  in  einem 
voluminösen  Sack,  der  prall  mit  einer  schwarzbraunen  Masse  erfüllt 
ist.  Die  aus  der  Zunge  entleerte  Flüssigkeit  enthält  zahlreiche  mit 
reducirtem  Silber  erfüllte,  schwarze  Leukocyten.  Das  Silber  wird 
also  von  Fröschen  durch  die  Zunge  ausgeschieden.  Das  Secret  wird 
geschluckt  und  per  anum  entleert.  In  der  Darmwand  findet  sich 
kein  Silber;  wohl  aber  in  der  Leber,  deren  Kapillaren  mit  fein 
verteilten  Körnchen  reducirten  Silbers  und  arggrotischen  Leuko- 
cyten erfüllt  sind.  Auch  am  Warmblüter  führt  die  Darreichung 
des  glycirrhizinsauren  Silbers  (intravenös)  zu  ähnlichen  Befunden 
in  der  Leber,  so  wie  in  der  Niere  (Schwärzung  der  Glomeruli). 
W ährend  das  Silberpräparat  intravenös  die  Tiere  durch  fortschrei- 
tende Blutdrucksenkung  tötet,  ist  es  vom  Magen  aus  unwirksam. 

Pohl. 

E.  Wertheimer,  Fait  rölatif  k l’absorption  par  les  chylif&res.  Arch. 
de  physiol.  1893,  S.  751. 

Verf.  bet  beim  Hände  beobachtet,  dass  nach  Injektion  starker  Lösungen  ron 
lodigcarmin  in  eine  Darmsoblinge  die  aus  dem  Dnct.  thorac.  aufgefangene  Lymphe 
schon  nach  16—20  Minuten  grünlich  wurde  and  den  grünen  Schimmer  1 — 2 Stan- 
den lang  behielt,  zum  Zeichen,  daw  Sparen  »on  Farbstoff  dnrch  die  ChylusgefAfre 
resorbirt  werden  Da  in  einem  Vereucb  die  Bruitganglympbe  10-  16  Minuten  früher 
grünlich  wurde  als  die  des  Halslymphstamme* , ist  die  Vermuthang  ausgeschlossen, 
dass  der  Farbstoff  erst  in  die  BlatgefAfse  übergegangen  und  secandftr  aas  dem 
Blat  in  die  Lymphe  fibergeführt  worden  ist.  j.  Munk. 


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186  Troitzky.  — Ewald  u.  Jacobbohn.  — Tirtzk.  — Hartmann.  No.  10 


S.  Troitzky,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis«  der  Endotheliome  der 
Pachymeninx  spinalis.  Prager  med.  Wochensohr.  1893,  No.  50,  51. 

Verf.  berichtet  Ober  2 Falle  ton  Endotheliomen  der  Pachymeninx  spioalis,  die 
zufällig , der  eine  bei  einer  Tabes  dormalis,  der  andere  bei  einer  Encephalomalacia 
multiplex  der  linken  Hemisphäre  mit  Aphasie  und  rechtsseitiger  Lähmung,  gefunden 
vurden.  In  dem  ersten  Falle  war  es  ein  in  der  Hohe  des  3.  Lendenwirbels  an  der 
Innenseite  der  Pachymeninx  gelegener  haselnussgrofser  Tumor,  der  neben  zahlreichen 
prall  gefüllten  BlutgefAfsen  Hohlrlume  mit  Haufen  epithelioider  Zellen  enthielt,  die 
mit  den  Endothelien  der  Lympbgeftfse  der  Pachymeniox  in  Verbindung  standen.  In 
dem  zweiten  Fall  dagegen  handelte  es  sich  um  zahlreiche  kleinste  an  der  Innenfläche 
der  Pachymeninx  in  der  ganzen  Ausdehnung  des  Rückenmarks  sitzende  KnOtcben, 
die  alle  Stadien  ron  der  Wucherung  der  Lymphgefäfsendothelien  bis  zur  Psammom- 
Bildung  erkennen  liefsen.  II-  Roihmum. 


C.  A.  Ewald  und  J.  Jacobson,  Ueber  ptomalnartige  Körper  im 
Harn  bei  chronischen  Krankheitsprocessen.  Berl.  klin.  Wochenscbr. 
1894,  No.  2. 

Die  Verff.  haben  beij  einer  Reibe  schwerer  chronischer  Organerkrankungen  aus 
dem  Urin  mittelst  der  Baisoaescben  Methode  eigenartige  in  Pikrat-  und  Platinver- 
bindungen krystallisirende  Körper  dargestellt.  Da  die  Verff.  selbst  dieselben  nur  unter 
allem  Vorbehalt  als  ptomainartig  bezeichnen,  und  Tierexperimente,  die  auf  die  Giftig- 
keit der  Körper  ein  Licht  werfen  kannten,  wegen  dea  zu  geringen  Materials  bisher 
nicht  ausgeführt  sind,  so  muss  man  weitere  Untersuchungen  kbwarten,  ehe  ein  Urteil 
gefall t werden  kann.  M.  Bothmun. 


A.  Tietze,  Heber  den  osteoplastischen  Verschluss  von  Sch&delde- 
fecten.  (Aus  d.  königl.  chir.  Klinik  des  Prof.  Mikulicz  zu  Breslau). 
Archiv  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  227. 

Von  den  beiden  durch  Transplantation  von  Haut- Periost  - Knochenlappen  nach 
Kösuo  geheilten  Fallen  betraf  der  eine  einen  10  jährigen  Knaben  mit  traumatischem 
Schsdeldefect , der  nach  3 \ Jahren  erst  geschlossen  wurde,  der  andere  eine  50jährige 
Frau,  welcher  wegen  ulcerirtem  Epithelialcarcioom  der  Stirn  ausser  dem  Stirnbein  auch 
ein  Stück  Dura  fortgenommen  werden  musste,  worauf  Deckung  in  der  angegebenen 
Weise  primär  erfolgte.  Zum  Schluss  giebt  Verf.  einige  Versuche  wieder,  Defecte 
langer  Röhrenknochen  durch  Haut-Periost-Knochenlappen  auszufüllen.  In  den  3 die 
Tibia  betreffenden  Fällen  bandelte  es  sich  bei  2 um  grOfsere  Hohlen,  die  im  Caput 
tibiae  nach  Entfernung  tuberculOser  Massen  zurückblieben,  bei  dem  dritten  um  eine 
Pseudarthrose.  Die  Einpflanzung  der  betr.  Lappen  erzielten  zwar  bei  keinem  der  drei 
Kranken  volle  Heilung,  wohl  aber  so  erhebliche  Ausfüllung  des  Substanzverlustes,  dass 
dieselbe  zur  Wiederholung  des  Verfahrens  unter  analogen  Bedingungen  auffordert. 

P.  Uüterboek. 


Hartmann,  Ein  seltener  Ausgang  multipler  cartilaginärer  Exostosen. 
(Aus  der  chir.  Klinik  zu  Rostock).  Archiv  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  572. 

Wie  sich  aus  zwei  in  einem  20jähr.  Intervall  aufgenommenen  Photographien  des 
nunmehr  31  jAhr.  Patienten  bestätigen  lässt,  batte  eine  erhebliche  Rückbildung  bezw. 
Verkleinerung  der  meisten  seiner  vielen  cartilaglnären  Exostosen  stattgefnnden , aller- 
dings ohne  dass  die  begleitenden  WachstbumsstOrnngen  des  Sceletts  einen  genügenden 
Ausgleich  gefunden  Die  Rückbildung  bezw.  Verkleinerung  der  Exostosen  mnss  mit 
Ausnahme  eine  Stelle  (8capula),  an  der  ein  necrotischer  Prooess  stattgebabt,  alt  eine 
spontane  betrachtet  werden  and  ist  eine  solche  bis  vor  kursem  von  einigen  Autoren 
bereits  behauptet,  von  anderen  aber,  weil  nur  auf  Angaben  der  Kranken  bernhend, 
bezweifelt  worden.  Seitdem  ist  aber  abgesehen  von  dem  vorliegenden  Patienten  iancb 
bei  einem  Fall  Uubinsibis's  die  fragliohe  Rückbildung  direct  beobachtet  worden.  Die 


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No.  10. 


Götbrbock.  — Daribr.  — Kbbtschmann. 


187 


Untersuchung  eines  an  den  grollen  Zehen  links  sitzenden,  dem  Patienten  hinderlichen 
nod  deshalb  exstirpirten  Auswuchses  that  im  Uebrigen  dar,  dass  es  sieb  wirklich  um 
Exostosen,  und  uicht,  wie  man  früher  annahm,  um  Euchondrome  gehandelt. 

P.  Guterbock. 


P.  Güterbock,  Ueber  Echinococcus  des  Halses.  Archiv  f.  klin.  Chir. 
XLV.  S.  912. 

Die  linkseitige  über  Wallnussgrüfse  bietende  Geschwulst  trat  bei  dem  19jibrigen 
Patienten  unter  dem  Bilde  einer  acuten  Halsdrüsenverkäsung  auf.  Es  wurde  die 
Kapsel  möglichst  zu  exstirpiren  gesucht,  worauf  rolle  Heilung  eiotrat.  Ref.,  welcher 
(inel  dieses  Falles)  26  Beobachtungen  ron  Halsechinococcus  — solche  der  Schilddrüsen 
des  Nackens  sowie  aus  der  Nachbarschaft  hineingewachsene  Blasenwurmgeschwülste 
wurden  ausgenommen  — aus  der  Litteratur  gesammelt  hat,  weist  auf  die  grolse  Sel- 
tenheit des  Vorkommens  des  Echinococcus  an  dieser  Stelle  hin;  thatslchlich  nimmt 
der  Halt  den  niedrigsten  Platz  hier  ein.  Besondere  Abschnitte  sind  der  Symptoma- 
tologie, der  Diagnose  und  der  Therapie  des  Hals  - Echinococcus  gewidmet.  Bezüglich 
letzterer  hatten  die  beiten  Resultate  bis  jetzt  die  Excision  des  Sackes  und  wird  in 
geeigneten  Fällen  deren  tbunlichst  ausgedehnte  Anwendung  rom  Ref.  empfohlen. 

P.  Götcrbock. 


A.  Darier,  Behandlung  und  Prophylaxis  der  infectiösen  Processe 
Dach  Staaroperation.  Bericht  über  d.  23.  Vers.  n.  ophth.  Ges.  Heidelberg 
1893,  S.  99. 

D.  empfiehlt  gegen  infectiöse  Complicationen , welche  nach  operativen  oder  trau- 
matischen Eingriffen  am  Auge  Torkommen,  die  subconjunctivale  Einspritzung  von  Sub 
limat  (1 : 1000),  1—2  Teilstriche  der  PiuvAz'scben  Spritze,  nicht  zu  nahe  am  Limbus. 
in  leichten  Fällen  wird  hierdurch  völlige  Heilung  bewirkt,  bei  schwereren  Fällen 
kommen  auch  andere  Hittel,  wie  Galvanokauter  und  Paracentese  der  vorderen  Kam- 
mer in  Anwendung.  Guter  Erfolg  war  auch  bei  Operationen,  wo  Infection  befürchtet 
wurde,  zu  verzeichnen,  ebenso  bei  Ulcus  serpens,  Keratitis  profunda  und  Chorioideal- 
infiltration.  Nach  der  Ansicht  ron  D.  ist  die  günstige  Wirkung  der  Einspritzungen 
aus  dem  Umstaude  zu  erklären,  dass  das  Sublimat  in  das  Augenionere  eindringt  und 
so  in  directe  Berührung  mit  den  Infectionsträgern  kommt.  Horstmsn». 


Kretschmarin,  Beitrag  zur  Behandlung  des  otitischen  Hirnabecesses 
Münchner  med.  Wocbenschr.  1893,  Mo.  29. 

K.  berichtet  über  2 Fälle  von  otitischem  Hirnabscess,  von  denen  der  eine  im 
Anschluss  an  eine  chronische  Mittelobreiterung  sich  entwickelt  hatte  und  mit  günsti- 
gem Erfolge  operirt  wurde,  während  der  andere,  nach  acuter  Mittelohrentzündung 
entstandene,  wegen  Mangelt  jeglichen  Symptomes  erst  bei  der  Obduction  entdeckt 
wurde.  In  beiden  Fällen  fand  sich  der  Abscess  im  Schläfenlappen.  Verf  hat  in 
dem  von  ihm  operirten  Falle,  nachdem  zunächst  die  Trepanation  des  Proc.  mast, 
gemacht  und  colossale  Cbolesteatommassen  entfernt  worden  waren,  nach  dem  Vorgänge 
ScasDs's  die  Eröffnung  des  Hirnabscesses  von  der  entsprechend  vergrOfserten  Opera- 
tionsstelle am  Warzenfortsatze  aus  vorgenommen  und  empfiehlt  überhaupt  dieses  Ver- 
fahren zur  weiteren  Anwendung,  weil  die  Operation  sich  mit  der  gleichzeitigen  Er- 
öffnung der  Warzenzellen  naturgemäß  vereinigen  lässt,  weil  sie  ferner  für  die  Ent- 
leerung am  Scbläfenlappeu-  wie  Kleinhirnabscessen  verwendet  werden  kann  und  mit 
relativ  grösster  Sicherheit  auf  den  gesuchten  Abscess  führt,  weil  sie  endlich  günstige 
Verhältnisse  für  den  Secretabfluss  schafft  u.  Schutzvorrichtungen  gegen  äuseore  Insulte 
überflüssig  macht.  Schwsbsch. 


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188 


Hkhzoo.  — Buck.  — Obhtbl. 


No.  10 


M.  Herzog,  Tuberculosig  of  the  nasal  mucous  membrana.  Th» 
Americ.  joor.  of  the  med.  Sciences  1893,  Dec. 

Auf  Grund  seiner  eigenen  und  der  in  der  Litteratur  niedergeiegten  Erfahrungen 
halt  auch  Verf.  die  Nasentuberculoie,  verglichen  mit  der  Tuberkulose  der  anderen 
Teile  des  Respirationstrakts  für  eine  seltene  Krankheit;  allerdings  für  nicht  so  selten 
wie  noch  vielfach  angenommen  wird;  sie  tritt  meist  secundär  auf  in  Verbindung  mit 
Lungen  und  Kehlkopftuberculose  in  Form  von  ülcerationen  oder  Tumoren  oder  in 
beiden  Formen.  Tumoren  treten  nicht  in  den  primtren  Fallen  auf,  wahrend  Ulcera- 
tionen  hauptsächlich  bei  vorgeschrittenen  Fallen  gefunden  werden.  Die  Krankheit 
tritt  bauptachlich  zwischen  dem  10.  und  40.  Lebensjahre  auf,  ohne  Bevorzugung  eines 
Geschlechts  und  sitzt  hauptsächlich  am  Sept.  cartil.  Der  Verlauf  ist  meist  sehr  chro- 
nisch mit  Unterbrechungen  in  Folge  chirurgischer  Eingriffe.  An  sich  nicht  das  Leben 
bedrohend  kann  sie  doch  durch  Basilarmeningitis  und  ev.  Miliartuberculose  zum  Tode 
führen.  Eine  der  wichtigsten  durch  die  ContinuitSt  bewirkte  Complikstion  ist  die 
Tuberkulose  des  Ductus  naso  - lacrymalis  und  der  Conjunctivs.  Auch  kann  diese 
Affection  mit  Tuberkulose  des  Pharynx  des  Gaumens,  der  Zunge,  der  ausseren  Haut, 
Lupus  der  Nase,  Empyem  des  Antr.  Highmori  etc.  sich  vergesellschaften.  Ebenso 
wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  Lupus  des  Gesichts  und  der  Nasenschieimhaut  in  seiner 
weiteren  Entwickelung  tu  Tuberkulose  der  Nasentohleimhaut  führen  toll. 

W.  Lublinikl. 


«I.  Beck,  Ueber  die  von  den  Professoren  Dr.  Emmrbjch  und  Dr. 
Tsoboi  gegebene  Erklärung  der  Cholera  asiatica  als  durch  die 
Cholerabacillen  erzeugte  Nitrit  Vergiftung.  Württemb.'med.  Corr.-Bl. 
1893  , 68.  Bd.  No.  36,  37. 

Bekanntlich  haben  EinczKicn  und  Tsuboi  die  Cholera  für  eine  Nitritvergiftung 
erklärt.  Alle  Konsequeuzen  die  sich  aus  dieser  Theorie  für  die  Choleraprophylaxe 
und  Cboleratherapie  ergeben,  werden  von  B.  in  vorliegendem  Aufsatze  gezogen:  Die 
Cholerabacillen  bilden  ihr  Nitrit  aut  Nitraten,  die  dem  menschlichen  Darmkanal  durch 
das  Trinkwasser  oder  durch  die  vegetabilische  Nahrung  zugefübrt  werden;  letztere 
spielt  noch  besonders  dadurch  beim  Cboleraprocess  eine  Rolle],  dass  sie  die  Bildung 
von  Milchsäure  begünstigt,  wodurch  die  salpetrige  Säure  frei  werden  und  ihr»  zer- 
störende Wirkung  auf  das  Darmepithel  äussern  kann.  „Personen  also,  welche  keine 
Nitrate  und  keine  Kohlehydrate  in  ihren  Darm  bringen,  kSnnen  an  Cholera  nicht  er- 
kranken." Desshalb  stellt  B.  drei  Forderungen  für  die  Choleraprophylaze  auf;  1)  Sorge 
für  nitratfreies  Trinken,  2)  Unterdrückung  des  Konsums  und  Verkauft  nitratbaitiger 
Nahrungsmittel  nnd  S)  die  Beschaffung  reichlicher  Fleischkost. 

Alle  Absperrmafsregeln  werden  verworfen,  auch  die  Filtration  des  Trinkwazsert 
ist  unnütz;  das  Wesentlichste  ist  die  Hebung  der  Volksernäbrung  »chvurlto. 


Oertel,  Ueber  Milchkuren  bei  Kreislaufsstörungen.  Archiv  f.  Hygiene. 
Jubel- Bd.  i.  50-jähr.  Dr.-Jubiläuru  Pkttbnkofke’s  1893,  XVII.  S.  84. 

Der  Aufsatz  Oe't  zerfällt  ln  zwei  Teile,  in  eine  Betrachtung  über  den  Einfluss 
der  Milch  alt  Flüssigkeit  auf  den  Circulationsapparat  und  zweitens  über  ihre  Einwir- 
kung auf  die  Ernährung. 

Die  Milch  kommt  in  kleineren  und  greiseren  Quantitäten  io  Anwendung.  Die 
kleinen  Gaben  von  täglich  800  ccm  und  darunter,  wie  sie  Kasbll,  HOoimtbot  u.  A. 
bei  gleichzeitiger  sonstiger  Beschränkung  der  Wasseraufnabme  verordnen  und  damit 
Erfolge  erzielen,  bestätigen  lediglich  das  von  OxBrsi.  gefundene  Verhalten  des  Circu- 
lationsapparats,  bei  Kreislaufstörungen  nach  Herabsetzung  der  Flüssigkeitsaufnahme 
mehr  Wasser  auszuscheiden. 

Dagegen  bestätigen  die  mitgeteilten  Versuche  OaBrsi.'s,  dass  bei  Einnahme  von 
greiseren  Milchmengen  ca  4 Liter  pro  Tag  durchschnittlich  26  pCt.  der  eingeführten 
Flüssigkeit  zurückgehalten  werden.  Dies  geschieht  bei  noch  leistungsfähigem  Herzen, 
viel  mehr  aber  wird  zurückgehalten  bei  geschädigtem  Circulationsapparat. 


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No.  10. 


OSLKB.  — CoMBHMALK.  — HÖHN.  — SrtKLLY. 


189 


Bezüglich  der  Ero&hrang  bei  Circulationsstörungen  iit  reine  Milchdiät  zu  eiweiß- 
arm nod  za  reich  zn  Fetten  und  Kohlehydraten,  io  dass  ein  Fettansatz  unvermeidlich 
ist.  Was  endlich  die  Wirkung  der  Milch  auf  die  Eiweifsausscheidung  betrifft  so  hat 
Outil  durch  sie  eine  Verminderung  noch  nie  gesehen.  Bcheurien. 


W.  Osler,  Toxftmia  in  Tuberculosis.  The  practitione  1893,  Jan.  Vol.  52. 
No.  1. 

Oie  Symptome  einer  schweren  Intoxication  bei  Tuberkulose  werden  unter  verschie- 
denen Umstanden  angetroffen:  1)  in  seltenen  Fallen  (am  häufigsten  noch  bei  Kin- 
dern) als  sog.  „fiövre  infectieuee  tuberculeuse  suraigutie“,  wobei  der  Tod  nnter  schweren 
toxischen  Symptomen  eintritt  ohne  irgendwie  ausgedehnte  tuberculöee  Läsionen  der 
Longen  oder  anderer  Organe;  2)  finden  sich  bei  verbreiteter  Miliartuberkulose  häufig 
toxische  Erscheinungen,  die  das  klinische  Bild  eines  schweren  Typhus  voriäuscben 
können,  3)  kann  sich  im  Verlaufe  einer  chronischen  Lungentuberkulose  eine  schwere 
Toxämie  entwickeln.  — In  die  erste  Gruppe  gehört  ein  vom  Verf.  mitgeteilter  Fall, 
einen  47 jährigen  Schuhmacher  betreffend,  bei  dem  sich  intra  vitam  lediglich  eine 
tuberkulöse  Schwellung  der  linksseitigen  Cervicaldrüsen,  post  mortem  ausserdem  eine 
mafsige  ausgedehnte  Miliartuberkulose  der  Leber  und  Milz  vorfand.  p,rl- 


Combemale,  Deux  cas  de  typhus  exanthdmatique  avec  hypothermie. 
Gaz.  hebdom.  1893,  No.  30. 

Der  erste  Fall  betrifft  einen  22 jährigen  Mann,  bei  dem  in  den  ersten  4 Be- 
obachtungstagen die  Temperatur  zwischen  39°  und  40’  schwankt;  am  5.  Tage  früh 
fiel  unter  Erscheinungen  hochgradiger  Aufgeregtheit,  Hyperästhesie , epileptischen 
Krämpfen  die  Temp.  plötzlich  auf  38.7'  (im  Rectum  gemessen),  stieg  an  demselben 
Abend  auf  34  6,  12  Stunden  darauf  starb  der  Kranke;  kurz  vor  dem  Tode  hob  sich 
die  Temp.  noch  auf  36.4.  — lm  zweiten  Fall  bandelt  es  sich  um  eine  65jäbr  Frau, 
bei  der  nach  kurzdauerndem  Fieber  die  Temp.  mehrere  Tage  lang  zwischen  36  u.  37 
schwankte,  am  9.  Beobachtungstage  früh  33.?,  am  Abend  33  8 betrog;  8 Tage  später 
ging  die  Kranke  in  tiefem  Coma  zu  Grunde,  nachdem  die  Temp.  inzwischen  wieder 
36.0  erreicht  hatte.  Die  Obduction  ergab  in  diesem  Falle  u.  a.  eine  heftige  acute 
Nephritis,  die  sich  zu  einer  chronischen  Entzündung  hinzugesellt  batte.  K.  Krontbsi. 


J.  Höhn,  Ueber  unangenehme  Nebenwirkungen  des  Diuretin  (Theo- 
bromin. natro-salicyl  ) Wiener  rned.  Woohenschr.  1893,  No.  34. 

Einem  55jährigen,  sonst  kräftigen  Mann  mit  Dilatation  des  Herzens  in  Folge 
von  Lungenemphysem  verordnete  H.  gegen  den  bestehenden  allgemeinen  Hydrops  Diu- 
retin (Klon.)  in  5 pCt.  wässriger  Lötung,  stündlich  einen  Esslöffel.  Schon  nach  dem 
vierten  Löffel  (ungefähr  2.5  Diuretin)  trat  heftiger  Kopfschmerz,  Schwindel,  Erbrechen, 
Angstgefühl  und  hochgradige  Aufregung  auf,  so  dass  das  Mittel  ausgesetzt  werden 
musste;  ein  zwei  Tage  später  unternommener  neuer  Versuch  mit  Diuretin  führte  die- 
selben Erscheinungen  herbei.  Diätfehler  oder  dergl.  war  auszuschlieften  H.  nimmt 
daher  bei  dem  Pet.  eine  Idiosynkrasie  gegen  das  Mittel  an.  K.  Kronthsl. 


C.  E.  Shelly,  Traitement  de  la  rougeole  par  des  onctions  d’huile 
d’eucalyptus.  Gaz.  rned.  de  Paris  1893,  No.  45. 

Verf.  hat  Einreibungen  mit  01  Eucalypti  bei  Masernkrankeo  versucht.  Gleich- 
zeitig reichte  er  Eucalyptus  innerlich.  Die  Erfolge  waren  nicht  ermuthigend.  Die 
Kraoken  wurden  schläfrig,  abgeschlagen;  der  fieberhafte  Zustand  erhielt  sich  auffallend 
lange,  die  Zunge  wurde  diok  weift  belegt.  In  einem  Falle  trat  Albuminurie  ein. 

8t*dtl>«fen. 


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190 


PuPOW.  ScHOLTZK.  K0WALRW8KY.  MaHIK. 


No.  10 


N.  Popow,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Sehnervenveränderungen  bei 
der  Tabes  tlorsalis.  Deutsch#  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  IV.  p.  270 — 276. 

Die  Sehnerven,  da«  Cbiasma  and  der  Tractas  opticus  eines  tabischeo  Paralytikers 
mit  schleichender  SehnerTeuatrcpbie  wurden  mikroskopisch  untersucht.  Die  Schnitt- 
■erien  ergaben,  dass  die  Erkrankung  ron  der  Peripherie  nach  dem  Centrum  also  vom 
Nerven  nach  dem  Tractas  hin  abnahm,  was  zu  Qnnsten  der  Annahme  eines  periphe- 
rischen Beginns  mit  centralem  Fortschreiten  spricht.  M.  Bruck. 


Fr.  Schultze,  Scleroilermie  an  den  gelähmten  Gliedmassen  bei 
Myelitis  dorsalis.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  IV.  p.  358  — 362. 

Bei  einem  Falle  von  myelilischer  Erkrankung  des  Dorsalmarks  mit  leiser  Andeu- 
tung des  Bbown  SäQUaBD'schen  Typus  (rechts  motorische  Parese  mit  Spasmen,  links 
SeosibilitätsstSrung  überwiegend),  zeigten  die  gelähmten  Gliedmassen  die  Zeichen  der 
Sclerodermie;  Oedeme  waren  rorhergegangen  Die  Kranke  war  wahrscheinlich  laetisch 
inficirt  gewesen.  Der  Verf  ist  deshalb  der  Meinung,  dass  eine  Arteriitis  chronica 
(Dikklbs)  hier  die  Ürsache  der  Sklerodermie  geworden  sei,  zu  deren  Entstehung  io 
gelähmten  Gliedmassen  besonders  die  schlechte  Circulation  beitrage.  U.  Bruck. 


P.  Kowalewsky,  Zur  Lehre  der  syphilitischen  Spinalparalyse. 
Neurol.  Cbl.  1893,  No.  12. 

Verf.  bespricht  die  Thunllcbkeit,  die  syphilitische  Spinalparalyse  als  selbständige 
Krankheit  aofsofassen.  Seiner  Ansicht  nach  kann  ent  die  Znknnft  darüber  entschei- 
den, ob  Ebb  Recht  hatte,  diese  Groppe  von  Fällen  za  einer  Krankheit  sni  generis  za 
stempeln. 

Zwischen  der  Lateraliclerose  and  der  syphilitischen  Spinalparalyse  besteht  sowohl 
ein  quantitativer  wie  ein  qualitativer  Unterschied;  ebenso  unterscheide  sich  letzteres 
Leiden  und  die  Myelitis  spastlca  dentlich.  Die  Paralyse  ist  bei  der  Myelitie  stärker 
und  dauernder,  die  SensibilitätsstSrungen  and  Maskelrigidität  sind  ausgesprochener. 

Ein  von  Verf.  besonders  beobachtetes  Symptom  der  syphilitischen  Spinalparalyse 
ist  ein  starkes  Steigen  der  thermischen  Reflexe  an  den  unteren  Extremitäten,  beson- 
ders bei  Wärme-  and  weniger  bei  Kältereizen. 

Die  tactile  und  die  schmerz  - psychophysiche  Resetion  unterscheidet  sieb  bei  dem 
Leiden  nicht  von  der  Norm. 

Das  Leiden  ist  nach  Verf.  recht  häufig,  aber  seltener  alt  die  Tabes.  Es  ist 
hauptsächlich  eine  Krankheit  der  Männer  u.  tritt  xwisohen  dem  80.  u.  45.  Jahre  auf. 

K.  Grube. 


Marie,  Localisation  des  Idsions  medullaires  dans  la  sclt$rose  laterale 
amyotrophique.  Union  möd.  1893,  Nov.  21. 

Neuerdings  wieder  aufgenommene  anatomische  Untersuchungen  über  die  bei  der 
amyotropbischen  Lateralsclerose  vorzufiodenden  Veränderungen  liefsen  M.  zu  folgenden 
Resultaten  gelangen.  Die  genannte  Krankheit  ist  im  Wesentlichen  characterisirt 
durch  eine  sehr  starke  und  fortschreitende  Poliomyelitis.  Dieselbe  betrifft  aber  nicht 
allein  die  Vorderhornzellen,  sondern  auch  eine  grofse  Summe  anderer  (Straugzelien), 
welche  entweder  im  Vorder-  oder  Seitenhorn  oder  in  den  mittleren  Regionen  der  grauen 
Substanz  oder  im  Halse  des  Hinterhorns  gelegen  sind. 

Die  Läsion  dieser  Zellen  spielt  ln  Besag  auf  die  Veränderungen  der  weissen 
Marksträuge  eine  Hauptrolle:  durch  sie  kommt  die  Degeneration  der  extrapyramidaien 
Fasern  des  Seitenstranges  zu  Stande  und  zum  grofsen  Teil  wahrscheinlich  anch  die 
der  im  Bezirk  des  eigentlichen  Pyramidentraktes  gelegenen.  Bsrohudt. 


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No.  10. 


Wrstpbai,.  — Höck.  — Woltrrs.  — DCrrssrn. 


191 


A.  Westphal,  Ein  Fall  von  progressiver  Paralyse  bei  einem  15- 
jährigen  Mädchen  mit  anatomischem  Befund.  Charite -Annalen  1893, 
p.  732. 

Du  Kind  zeigte  mit  12  Jahren  Schmerzen  in  den  Beinen,  mit  15  Jahren  Abnahme  des 
Sehvermögens,  zunehmende  Demenz,  wechselnde  Gemiithslagen  taumelnden  Gang,  paraly- 
tische Sprache,  apoplectiforme  Krampfanfalle,  Pupillenetarre,  PnpillardifTerenz,  Wist- 
miL'sches  Zeichen  und  Atrophie  n opt.,  kurz  da«  typische  Bild  der  progressiven 
Paralyse. 

Die  Mutter  der  Pat.  wurde  kurz  darauf,  an  derselben  Krankheit  leidend,  in  die 
Charite  aufgenommen.  Die  anatomische  Untersuchung  des  Central nervensystems  (Pat. 
ging  9 Monate  nach  der  Aufnahme  im  Anfall  zu  Grunde)  ergab  Schwund  der  Tan- 
gentialfuern  in  der  Rinde,  Vermehrung  der  Spinnenzellen,  Degeneration  der  Hiotar- 
nnd  Seitenstränge  des  Rückenmarks,  bestätigte  also  die  Diagnose. 

Pat.  war  hereditär  belastet  (Onkel,  Tante,  Schwester).  Die  Mutter  zeigte  erst 
nach  dem  Tode  der  Tochter  die  ersten  Zeichen  der  Paralyse.  Die  kleine  Patientin 
beschuldigte  sich  häufig  des  geschlechtlichen  Umgangs  und  der  syphilitischen  Infection 
vom  8 bis  12.  Lebensjahre,  objectiv  konnten  dafür  keine  Zeichen  gewonnen  werden, 
da  virgineller  Zustand  bestand  und  nirgends  Zeichen  überstandener  Lues  sichtbar 
waren.  M.  Bruch. 


H.  Höck,  Ein  Beitrag  zur  Arthritis  blenorrhoica.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1893.  No.  41. 

Verf.  beobachtet  bei  einem  neugeborenen  Mädchen  nach  Augenblenorrhoe  eine 
Arthritis  blenorrhoica  des  linken  Knie-  und  Hüftgelenkes;  in  dem  durch  Punction  ge 
wonneneo  Exsudate  des  Kniegelenkes  waren  Gonococcen  nicht  nur  mikroskopisch,  son- 
dern auch  durch  das  Culturverfahren  sicher  nachzuweisen.  Das  Kind  erlag  einer 
Pneumonie  uod  Verf.  giebt  in  extenso  das  interessante  Ergebniss  der  Section,  welche 
auch  das  Vorhandensein  einer  doppelseitigen  angeborenen  Hüftluxation  zeigte.  — In 
einem  zweiten  Falle  handelte  es  sich  zweifellos  ebenfalls  um  eine  Polyarthritis  blenor- 
rboica  nach  Augenblennorrboe  bei  einem  4 Wochen  alten  Mädchen,  wenn  auch  die 
bacteriologische  Untersuchung  nicht  vorgenommen  werden  konnte.  Dieses  Kind  genas. 

H.  Heller. 


M.  Wolters,  Ueber  multiple  Myome  der  Haut.  (Aus  der  Klinik 
des  Prof.  Doutrklrpont  zu  Bonn).  Archiv  f.  Dermat.  u.  Syph.  1893, 
Erg  -H.  II.  S.  413. 

Von  den  beiden  Fällen  dieser  seltenen  Krankheit,  welche  Verf.  zu  beobachten 
Gelegenheit  batte,  betraf  der  erste  einen  40jähr.,  sonst  gesunden  Mann,  an  dessen 
Knieen  and  Ellenbogen  sich  kleine  bis  linsengrofse,  rOtllchgelbe,  derbe,  flache  Erhaben- 
teilen fanden,  die  stellenweise  zu  gröfseren  Complexen  confluirt  waren  Dieselben  be- 
standen, ohne  wesentliche  subjective  Beschwerden  zu  machen,  ssit  15  Jahren;  erst  in 
letzter  Zeit  waren  gleiche  Bildungen  auch  an  der  Hinterfläche  des  linken  Oberschen- 
kels aufgetreten.  — Bei  dem  zweiten  Pat.,  einem  20jährigen  Arbeiter,  entstand  eine 
Eruption  von  ganz  ähnlichem  Aussehen,  während  er  wegen  einer  Verletzung  u.  wegen 
Diabetes  im  Krankenhause  verpflegt  wuide.  Auch  bei  ihm  safsen  die  KnOtchen  zuerst 
an  Ellenbogen  und  Knieen,  sowie  den  angrenzenden  Partieen  der  Streckseiten  der  Ex- 
tremitäten, breiteten  sich  aber  nach  wenigen  Monaten  auch  auf  deren  Bengeseiten,  auf 
Brust,  Baach,  Glutaeen  ans,  begannen  stark  zu  jucken  und  wurden  gegen  Druck  und 
Stofs  empfindlich.  — In  beiden  Fällen  bestanden  die  in  der  Cutis  sitzenden  kleinen 
Tumoren  aus  glatten  Muskelfasern;  einzelne  kleine  Unterschiede  im  histologischen 
Ban  erklärten  sich  durch  den  so  verschieden  langen  Bestand  der  Aflection. 

H.  Möller 


Dührssen,  Ueber  die  Bedeutung  der  mechanischen  Dilatation  des 
Muttermundes  in  der  Geburtshilfe.  Wiener  med.  Wochenschr.  1893, 
No.  32. 

Verf.  empfiehlt  auf  das  Wärmste  die  mechanische  Dilatation  des  mangelhaft  er- 


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192 


Lowy. 


FiSIJUKB.  — GlOKKBKDI. 


No.  10 


weiterten  Muttermundes,  ein  Verfahren,  das  zuerst  ron  Maubbk  beschrieben  «ordeo 
ist.  Ein  dünnwandiger  Kolpeorynter  wird  zusammengefaltet  mit  einer  Kornzange 
durch  den  Cervix  gefühlt,  mit  */4 — 1 Liter  Wasser  bis  zu  Kindskopfgrüfae  angefüllt, 
und  an  seinem  Schlauch  mlfsig  aber  andauernd  solange  nach  unten  gezogen,  bis  et 
durch  den  Cervix  io  die  Scheide  tritt.  — Hierdurch  wurde  der  Cervix  io  kurzer  Zeit 
ohne  Gefahr  soweit  auseinander  getrieben,  dass  er  der  Eitraction  eines  reifen  Kindes 
keinen  oder  our  eineo  leicht  zu  überwindenden  Widerstand  entgegensetzt.  — Verf. 
empfiehlt  vor  Einlegung  des  Kolpenrynters  erst  die  Blase  zu  sprengen,  um  eine  za 
starke  Ausdehnung  des  Uterus  zu  vermeiden.  — Er  hat  das  Verfahren  in  22  Fillen 
bei  den  veischiedensten  Complicatiooen  stets  mit  dem  besten  Erfolge  angewandt  und 
empfiehlt  es  besonders  zur  Einleitung  der  Frühgeburt  und  bei  Placeota  praevia. 

A,  Martin. 


Lowy,  Congenitale  Dilatation  der  Harnblase  mit  mehrfachen  Miss- 
bildungen. Prager  iued.  Worhenschr.  1893.  No.  28. 

Das  Monstrum  wurde  neben  einem  normalen,  6 Monate  alteo  Fötus  geboren.  Sein 
Leib  war  stark  anfgetriebeo , die  Genitalien  hatten  männlichen  Habitus,  der  Aont 
fehlte.  Die  Nabelschnur  hatte  eine  Arterie  und  eine  Vene. 

Im  Abdomen  Ascites,  die  Blase  stark  überfüllt  mit  normalem  Urin,  ihre  Musku- 
latur stark  hypertrophisch  Beiderseits  Hydronephrose. 

In  die  Urethra  münden  drei  Ginge:  der  Darm  und  zwei  Vaginae.  Ersterer  prall 
mit  Mecooium  gefüllt  in  Folge  Stenose  dieser  Mündungsstelle.  — Verf.  erblickt  darin 
das  mechanische  Hindernis«  für  die  Urinentleerung  und  führt  den  Fall  zugleich  als 
Beweis  für  die  krlftige  Urinsekretion  im  fötalen  Leben  an  — . Jede  Vagina  war 
1.5  cm  lang.  An  jede  schloss  sich  ein  Uterus  unicoruis  mit  je  einer  Tube  und  eioem 
Orarium  an.  A.  Martin. 


Fischer,  Dermoidcyste  des  Eierstockes  als  Geburtshinderniss.  Prager 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  25. 

Der  Bericht  betont,  dass  in  diesem  Fall  deutlich  ein  Wachstum  des  Tumors  im 
Wochenbett  zu  konstatieren  war,  nachdem  er  w&brend  der  Schwangerschaft  keine 
Beschwerden,  im  Wochenbett  dagegen  Schmerzen  verursacht  hatte.  7 Woeben  post 
partum  war  er  von  den  Bauchdecken  aus  palpabel. 

Als  Therapie  empfiehlt  Verf.  frühzeitige  Esetirpation  der  Cyste.  Bildet  sie  ein 
Hinderoiss  bei  der  Geburt,  so  ist  ihre  Reposition  von  Scheide  oder  Darm  aus  zu  ver- 
suchen, sonst  führen  Kaiserschnitt  oder  Pnnction,  resp  Incision  der  Cyste  uod  Ver- 
nlhung  mit  der  Scheide  oder  Perforation  des  Kindes  zum  Ziel.  A.  Martiu. 


('.  Uioffredi,  Sulla  pereteua  azione  curarina  della  coniina.  Napoli 
1893. 

G.  wendet  sich  gegen  die  jetzt  zumeist  geltende  Anschauung,  dass  das  Coniin  in 
gleicher  Weise,  wie  das  Curarin,  auf  die  Nervenendigungen  in  den  willkürlichen  Mus- 
keln wirkt  und  dass  die  bei  der  Coniinvergiftung  auftretenden  Krlmpfe  Erstickung* - 
krlmpfe  seien.  Er  vertritt  vielmehr  die  Ansicht,  dass  die  Erscheinungen  der  Coniin- 
vergiftung  centralen  Ursprunges  seien  und  stützt  sich  darauf,  dass  die  Krimpte  auch 
beim  Frosch  eintreten,  dass  sie  durch  künstliche  Atmung  nicht  zu  verhindern  sind, 
dass  nach  Durcbtrennuog  des  Rückenmarkes  paretische,  wie  convulsive  Erscheinungen 
an  den  Hintergliedern  nicht  auftreten,  dass  die  neuromuscullre  Erregbarkeit  nicht  be- 
einträchtigt ist.  Fr.  Strassntaan. 

Riasendnngen  für  da»  Centrslblatt  werden  an  die  Adresse  des  Elra.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Frau  lausch  8 Stra.se  21)  oder  an  die  Verlagebandlang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Vtrlag  von  August  Hlrtohwald  in  Berlin.  — Druck  von  L,  Schumacher  ln  Berlin. 


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7 


Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  ix  Schluste 
de»  Jahrgang»  Titel,  Na- 
men* und  Sachregister. 

fßr  die 


Prel»  de»  Jahrgang«» 
20  Mark:  »a  belieben 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


medicinischeii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

I.  Bulin. 

1894.  *2.  Mär*.  No.  11. 


■nhalti  J.  Md»*,  Ueber  den  Einfluss  einmaliger  oder  fractionirter  Nahrungsauf- 
nahme euf  den  StoSVerbrauch  (Orrig.-Mitt.) 

Kiaviss,  Secretion  der  Eiweifsdrüsen.  — Scböff,  Ausscheidung  der  Chloride 
bei  Carcinomen.  — Gabhiil,  Ueber  die  Mineralstofle  der  Knochen  und  Zahne.  — 
Abhold,  Znr  Akromegaliefrage.  — Andbrs,  Operation  der  Atresia  ani  etc.  — 
Scbmidicei,  Zur  Casuistik  der  Basisfraction.  — Jshbbh,  Verbreitungsart  der  Pferde- 
stanpe.  — AcraicBr,  Behandlung  der  Diarrhoe.  — Cabsh-Bbacb,  Triitbl, 
Vorkommen  der  Spiegelschrift  bei  Kindern. 

Rouoet,  Endignng  der  Nerren  in  den  Muskelfasern.  — Riwobob  und  Bebq- 
obOm,  Verhalten  des  leukämischen  Blutes  zu  Kohlensäure  — Doms,  Blasenstein 
and  Gonorrhoe.  — SoblOfib.  Ueber  Quecksilberozycyanid.  — Jsssrcsr,  Borsaures 
Natron  bei  Mittelohrentzündung.  — Nbwcohd,  Secundäre  Blutungen  nach  Entfer 
nung  adenoider  Vegetationen.  — De  Man,  AbtOdtung  von  Tuberkelbacillen.  — 
Soofault,  Icterui  mit  Rückfällen.  — Sichert,  Aetiologie  des  Gallenblasencarci- 
noms.  — Losxcisr,  Fall  von  Magenblutung  beim  Neugeborenen.  — Colella, 
Histologische  Untersuchung  von  Gehirnen  bei  Nervenkrankheiten.  — Molhak,  Nn- 
cleiniujeetionen  bei  Lopus.  — Gbabfb.  Laparatomie  bei  Eztrauterinschwangerachaft. 
— Tihpzlrabh,  Befunde  bei  Erhängten. 


Heber  den  Einfluss  einmaliger  oder  fraktionirter  Nahrungsauf- 
nahme auf  den  StoSVerbrauch 

von  Immanuel  Munk  in  Berlin. 

Vorstehende  Frage  hat  neuerdings  Adrian  in  Hoppb-Skylkr’s 
Laboratorium  zu  lösen  versucht  (Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XVII. 
S.  616).  Eine  12  Kilo  schwere  Höndin  erhielt  pro  Tag  750  g Fleisch 
und  zwar  in  Periode  I u.  III  (je  10  Tage)  auf  einmal,  in  Per.  II 
(11  Tage)  in  4 gleich  grofsen  Einzelportionen.  In  Per.  I und  III 
wurde  itn  täglichen  Mittel  weniger  N durch  den  Harn  ausgeschie- 
den, als  in  Periode  II,  in  der  ungeachtet  der  grölseren  N-Ausfuhr 
noch  eine  Gewichtszunahme  erfolgte.  Daraus  schloss  Adrian,  dass 

XXXII.  Jahrgang.  lg 


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194  Münk,  Ueler  den  Einfluss  einmaliger  oder  fraotionirter  Nahrungs  No.  11 

bei  fraktionirter  Futteraufoahme  ein  gröfserer  Teil  des  Eiweifs  zur 
Resorption  und  zum  Umsatz  gelangt,  als  wenn  das  Tagesfutter  auf 
einmal  gegeben  wird. 

Da  indess,  wie  ich  im  Referate  Ober  diesen  Versuch  (dies  Cbl. 
1893,  S.  643)  hervorgehoben  habe,  Analysen  des  N- Gehaltes  von 
Nahrung  und  Koth  „aus  Mangel  an  Zeit“  nicht  ausgeftlhrt  sind, 
ruht  die  Schlussfolgerung,  soweit  sie  die  N-Ausnötzung  (resp.  den 
Fleischansatz)  betrifft,  auf  schwacher  Grundlage.  Auch  die  Thatsache 
der  reichlicheren  N-Ausfuhr  trotz  des  Gewichtszuwachses  bei  frak- 
tionirter Nahrungsaufnahme  schien  mir  nicht  zweifellos  festgestellt; 
ohne  Abgrenzung  des  Harns  durch  den  Katheter  ist  der  Tagesharn 
niemals  vollständig  zu  gewinnen,  und  damit  muss  auch  die  Bestim- 
mung des  Körpergewichtes  ungenau  ausfallen. 

Deshalb  schienen  mir  neue  Versuchsreihen  am  Platze,  welche  vor- 
stehenden Einwänden  Rechnung  tragen.  Für  jede  der  beiden  Reihen, 
die  ich  im  physiologischen  Laboratorium  der  Landwirtschaftlichen 
Hochschule  gleichfalls  an  einer  annähernd  12  Kilo  schweren  Hün- 
din durehgeföhrt  habe,  wurde  gehacktes  Fleisch  in  ausreichender 
Menge  beschafft,  auf  N u.  Fett  analysirt  und  in  Tagesrationen  abgewo- 
gen, die  entweder  in  der  Kälte  konservirt  oder  sterilisirt  wurden. 
Jede  Reihe  bestand  aus  einer  Periode  I (4  Tage),  in  der  das  Tages- 
futter (600  g,  in  der  zweiten  Reihe  500  g)  auf  einmal  gegeben  wurde, 
und  au9  Periode  II,  in  der  die  gleiche  Fleischmenge  in  3 Portio- 
nen mit  einem  Abstand  von  je  6 — 8 Stunden  verabreicht  wurde. 
Der  Per.  I ging  voraus,  ebenso  wurde  zwischen  Periode  I und  II 
eingeschaltet  und  schloss  Per.  II  ab  je  ein  Hungertag,  an  dem  der 
Hund  etwa  20  g Knochen  zur  Kothabgrenzung  erhielt.  Der  Harn 
wurde  am  Schluss  eines  jeden  Versuchstages  durch  den  Katheter  ab- 
gegrenzt. Es  zeigte  sich  nun  in  beiden  Reihen  übereinstimmend, 
dass  bei  fraktionirter  Futteraufnahme  (Per.  II)  die  N-Ausfuhr  durch 
den  Harn  um  5.4  resp.  6.3  pCt.  gröfser  war  als  in  Per.  I bei  Ge- 
nuss desselhen  Futters  auf  einmal.  Dabei  war  die  N- Ausstofsung 
durch  den  Koth  in  Per.  II  nur  um  0.3 — 0.4  g kleiner  als  in  Per.  I, 
sodass  entweder  das  Nahrungseiweifs  ein  klein  wenig  besser  ausge- 
nützt oder  der  N-haltige  Anteil  seitens  der  Darmsäfte,  Darmepithe- 
lien  etc.  am  Koth  geringer  war.  Selbstverständlich  lässt  sich  aus 
einer,  wenn  überhaupt,  nur  so  minimal  gesteigerten  N-Resorption 
nicht  das  Plus  des  3 — 4 g betragenden  N- Umsatzes  in  Per.  II  er- 
klären. Damit  fällt,  im  Einklang  mit  meinem  oben  angedeuteten 
Zweifel,  die  Erklärung  von  Ahrian,  dass  ein  gröfserer  Teil  des 
Nahrungseiweifs  zur  Resorption  gelangt  und  dass  entsprechend  dem 
mehr  resorbirten  auch  der  Umsatz  des  Eiweifs  ein  gröfserer  ge- 
worden ist.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  infolge  der  Mehr- 
ausscheiduLg  von  N in  Periode  II  auch  der  N- Ansatz  kleiner  ist, 
als  in  Per.  I,  sodass  für  die  N - Bilanz  und  den  Fleischansatz  beim 
Hunde  die  einmalige  Nahrungsaufnahme  sich  günstiger  erweist  als 
die  fraktionirte. 


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No.  11. 


Ranvibr,  Seoretion  der  Eiweifsdrüsen. 


195 


Die  thatsächlichen  Unterschiede  in  der  Gröfse  des  Eiweilsum- 
satzes scheinen  nur  folgende  Deutung  zuzulassen.  Wird  auf  einmal 
eine  gröfsere  Fleischmenge  aufgenommen,  so  steigt  nach  den  Er- 
fahrungen von  C.  Voit,  Pancm,  Opprnbkim  u.  A.  schon  in  der  1.  bis 
2.  Stunde  danach  die  Eiweifsresorption  und  damit  auch  die  N-Aus- 
fuhr  durch  den  Harn  an  und  erreicht  in  der  5.  bis  6.  Stunde  den 
Höhepunkt;  um  die  15.  Stunde  nähert  sich  der  Ei  weife  verbrauch 
bereits  dem  niedrigen  Werte  des  Hungerzustandes.  Während  der 
Dauer  maximaler  Resorption  ist,  wie  eine  leicht  anzustelllende 
Ueberschlagsrechnung  lehrt,  die  stündlich  aufgesaugte  Ei  weifsmenge 
so  beträchtlich,  dass  sie  selbst  bei  erheblicher  Steigerung  des  Ge- 
sammtstoffwechsels  durch  denselben  nicht  ganz  verbraucht  werden 
kann.  Es  scheint,  dass  unter  diesen  Umständen  sich  leichter  ein 
Eiweifsausatz  erzielen  lässt,  als  wenn  ein  stetiger  Zufluss  mäfsiger 
Eiweifsmengen  aus  dem  Darm  in’s  Blut  stattflndet,  wie  bei  fraktio- 
nirter  Nahrungsaufnahme,  wenn  auch  die  Menge  des  pro  Tag  ver- 
fütterten Eiweife  in  beiden  Fällen  die  gleiche  bleibt. 

Ist  diese  Deutung  aber  richtig,  so  stand  zu  erwarten,  dass  bei 
Zusatz  von  Fett  und  Kohlehydraten  zum  Fleisch,  welche  den  Eiweifs- 
umsatz  nicht  in  so  steil  ansteigender  und  ziemlich  jäh  abfallender 
Curve,  wie  beim  ausschliefslichen  Eiweifsgenuss,  sondern  mehr  gleich- 
mäßig ablaufen  lassen,  sich  der  eben  gedachte  Einfluss  auf  die  N- 
Ausfuhr  durch  den  Harn,  also  auf  den  Eiweifsverbrauch  kaum  noch 
geltend  machen  wird,  gleichviel  ob  das  gemischte  Futter  auf  einmal 
oder  fraktionirt  gegeben  wird.  Dies  hat  auch  der  Versuch  bestä- 
tigt. Bei  einem  Futter,  das  65  g Eiweifs,  30  resp.  55  g Fett  und 
38  g Kohlehydrate  pro  Tag  bot,  war  die  N-Ausfuhr  durch  den 
Harn  nicht  gröfser,  wenn  das  Futter  in  3 Portionen,  als  wenn  es 
auf  einmal  verabreicht  wurde,  eher  sogar  ein  wenig  (bis  zu  3 pCt.) 
kleiner.  Dabei  war  die  N-  und  Fettausstofsung  durch  den  Koth 
in  beiden  Fällen  annähernd  gleich.  In  der  ausführlichen  Mitteilung 
werde  ich  s.  Z.  alles,  was  ich  hier  nur  andeuten  kann,  eingehend 
diskutiren. 

Für  den  Menschen  treffen  übrigens  die  vorstehenden  Erklä- 
rungen nicht  zu;  hier  führt  der  Genuss  einer  sehr  grofsen  Fleiscb- 
ration  in  einer  Mahlzeit  zu  einer  Ueberlastung  des  Darmkanals 
und  damit  zu  einer  schlechteren  Verwertung  der  Nahrung,  wie 
RtBKg  an  sich  selbst  erprobt  hat. 


Ranvier,  Expdriences  sur  le  mdcanisme  histologique  de  la  sdcrd- 
tion  des  glandes  granuleuses.  Comptes  reudas  1894.  No.  4. 

Verf.  untersucht  den  Mechanismus  der  Sekretion  bei  Eiweifs- 
drßsen  an  der  Unterkieferdrüse  von  Mus  decumanus.  Die  Präpara- 
tion der  Drüse  ist  infolge  der  Kleinheit  der  Objekte  eine  sehr 
schwierige,  auf  der  Drüse  liegt  die  von  Verf.  sogenannte  Glandula 
retrolingualis  auf.  Die  Methode,  mittelst  deren  Verf.  zu  der  Drüse 
und  deren  Nerven  gelangt,  wird  genau  beschrieben,  das  Detail  davon 


196  Schöpf,  Ausscheidung  d.  Chloride  bei  C&rcinomatösen.  No.  11 

aber  eignet  eich  nicht  zu  einer  Wiedergabe  im  Referat,  es  sei  daher 
auf  das  Original  verwiesen.  Nach  der  elektrischen  Reizung,  die 
wenige  Minuten  bis  mehrere  Stunden  dauert  und  während  deren 
die  Reizstärke  allmälig  vermehrt  wird,  wird  das  Tier  durch  Deka- 
pitation  getötet  und  kleine  Stöcke  der  Drösen  (der  gereizten  und 
ungereizten)  werden  24  Stunden  lang  mit  1 pCt.  Ueberosmiumsäure 
behandelt.  Die  darnach  angefertigten  sehr  feinen  Schnitte  müssen 
zur  Erhaltung  des  Details  in  Wasser  untersucht  werden. 

In  der  ungereizten  Drüse  finden  sich  nur  wenige  Zellen,  welche 
Vacuolen  enthalten  und  diese  letzteren  sind  klein  und  wenig  zahl- 
reich. In  der  gereizten  Drüse  dagegen  haben  fast  alle  Zellen  zahl- 
reiche, grofse,  oft  ineinanderfliefsende  Vacuolen. 

Unter  dem  Einflüsse  der  elektrischen  Reizung  also  tritt  eine 
sehr  beträchtliche  Vacuolenbildung  ein,  die  mit  der  vom  Verf.  an 
den  Becherzellen  der  Hinterzungenmembran  des  Frosches  beschrie- 
benen verglichen  werden  kann.  In  den  Vacuolen  wird  das  Wasser 
des  Secretes  gebildet,  das  bei  seinem  Austritte  in  den  Ausführungs- 
gang das  von  der  Zellsubstanz  hervorgebrachte  Ferment  mitreilst 

R&witz. 


A.  Schöpf,  Ueber  die  Ausscheidung  der  Chloride  bei  Carcinoma- 
tösen  im  Verhältnis  zur  Aufnahme  derselben.  Deutsche  raed.  Wochen 
sehr.  1893,  No.  46,  47. 

Verf.  hat  an  4 Carcinomkranken  Bilanzversuche  hinsichtlich  des 
Chlornatrium,  zum  Teil  auch  des  Stickstoffs  für  längere  Perioden 
angestellt.  Der  Stickstoffgehalt  der  Nahrung  wurde  nach  den  da- 
rüber vorliegenden  Angaben  berechnet,  der  Kochsalzgehalt  der  Nah- 
rung zum  Teil  selbst  bestimmt,  zum  Teil  vorhandenen  Angaben 
entnommen.  In  den  Darmentleerungen  wurde  der  Chlornatriumge- 
halt bestimmt,  im  Harn  Chlornatrium  und  Harnstoff  nach  Pfi.Cokb, 
welche  Methode  annähernd  den  Stickstoffgehalt  ergiebt,  ausgedrückt 
als  Harnstoff.  In  Fall  I (Uteruscarcinom)  wurden  an  21  Tagen 
222,113g  Chlornatrium  mit  der  Nahrung  aufgenommen,  dagegen 
nur  143,911  g durch  Harn  und  Fäces  ausgeschieden,  es  fehlen  also 
78.212  g oder  pro  Tag  3.725  g.  Die  Harnstoffausscheidung  betrug 
im  Ganzen  378.288  g,  mit  dem  N der  Nahrung  berechnen  sich  da- 
gegen 598.72  g,  es  fehlen  also  220.38  g Harnstoff  oder  pro  Tag 
10.50g.  (Warum  Verf.  diese  Differenz  mit  dem  Plus-Zeichen  ver- 
sieht, die  Differenz  beim  Kochsalz  dagegen  mit  dem  Minus-Zeichen, 
ist  dem  Ref.  nicht  klar  geworden).  Aehulich  sind  die  Differenzen 
für  das  Kochsalz  im  zweiten  Fall  — Uteruscarcinom;  8 Tage  unter- 
sucht — das  Deficit  an  Kochsalz  betrug  hier  2.84  g pro  Tag,  der 
Harnstoff  ist  nicht  bestimmt.  In  einem  dritten  Fall  — Magencar- 
oinom  — fand  sich  bei  siebentägiger  Untersuchung  kein  Deficit  an 
Kochsalz  in  der  Ausscheidung,  sondern  noch  ein  kleines  Plus  ge- 
genüber der  Einnahme  = 0,573  pro  Tag.  Ebenso  war  in  einem 
4.  Fall  (Mammacarcinom ; 15  Tage  Untersuchung)  von  einer  Zurück- 


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No.  11.  Qxbrikl,  Ueber  die  Mineralstoffs  der  Knochen  und  Zähne.  197 

hailung  voo  Kochsalz  nichts  zu  bemerken.  Oie  Harnstoffausschei- 
dung entsprach  ungefähr  dem  mit  der  Nahrung  zugeführten  Stick- 
stoff. Es  geht  daraus  hervor,  dass  keineswegs  in  allen  Fällen  von 
Carcinom  die  Kochsalzausscheiduog  durch  den  Harn  vermindert 
ist,  wie  vielfach  angenommen  wird  (es  gebt  aber  weiter  auch  daraus 
hervor,  was  Verf.,  soviel  Ref.  sehen  kann,  nicht  betont,  dass  keines- 
wegs, wie  so  vielfach  angenommen  wird,  bei  allen  oder  den  meisten 
Krebskranken  eine  typische  Alteration  des  Stoffwechsels  besteht, 
dahingehend,  dass  der  Krebskranke  sich,  wie  der  Fiebernde,  unter 
keinen  Umständen  mit  der  Nahrung  in’s  Stickstoffgleichgewicht  setzen 
kann;  in  ausgeprägter  Weise  zeigt  diese  Alteration  kaum  einer  von 
den  untersuchten  Fällen.  Ja!  in  dem  ersten  Fall  des  Verf.  mussten 
nach  Ausweis  seiner  Harnstoffzahlen,  wobei  allerdings  der  Stickstoff 
der  Fäces  nicht  berücksichtigt  ist,  im  Lauf  von  ‘21  Tagen  nicht 
weniger  als  3.5  Kilo  Fleisch  zum  Ansatz  gekommen  sein.  Das 
wird  nun  freilich  schwerlich  der  Fall  gewesen  sein;  ein  Teil  des 
Stickstoffs  ist  übrigens  sicher  in  der  Carcinomjauche  zu  suchen. 
Ref.) 

Als  Ursache  des  Kochsalzdeficits  ermittelte  Verf.  nun  den  Koch- 
salzgehalt der  Carcinomjauche,  welcher  in  Fall  I an  einem  Tage 
bestimmt  1.15  pCt.  betrug.  Die  Quantität  des  Ausflusses  betrug  in 
24  Stunden  nach  mehrmaliger  je  3 stündiger  Aulsammlung  berechnet, 
320  ccm.  Damit  ist  eine  ausreichende  Erklärung  für  das  Kochsalz- 
deficit gewonnen.  K.  Salkowski. 


S.  Gabriel,  Chemische  Untersuchungen  über  die  Mineralstoffe  der 
Knochen  und  Zähne.  Zeitscbr.  f.  pbysiol.  Chcm.  XVIII  S.  257. 

In  seinen  ausgedehnten  Untersuchungen  hat  Verf.  ausser  dem 
üblichen  Glühverfahren  noch  eine  neue  Methode  zur  Entfernung 
der  organischen  Materie  benutzt:  10 — 15  g gepulverte  u.  getrocknete 
Knochen  werden  im  Kolben  mit  75  ccm  Glycerinkalilauge  (3  g Ka- 
liumhydroxyd auf  100  ccm  Glycerin)  ailmälig  bis  auf  200°  erwärmt 
und  darauf  1 Stunde  lang  erhalten;  die  auf  150°  erkaltete  Lösung 
wird  in  500  ccm  siedendes  Wasser  eingetragen,  der  Niederschlag 
absitzen  gelassen  und  mittels  eines  mit  Leinwand  überspannten 
Hebers  die  überstehende  Flüssigkeit  abgezogen;  der  Rückstand  mit 
Wasser  vollständig  ausgewaschen  und  bei  100°  getrocknet.  — Aus 
den  Aschenanalysen  der  Knochen  von  Mensch,  Rind,  Gans,  sowie  der 
Rinderzähne,  bei  denen  noch  der  Schmelz  und  das  Zahnbein  beson- 
ders bestimmt  wurden,  geht  hervor,  dass  die  Quantitäten  der  beiden 
Hauptbestandteile  Kalk  u.  Phosphorsäure  nur  unerheblichen  Schwan- 
kungen unterworfen  sind  (CaO  50.4 — 51.3,  PjOä  36.7 — 38.9  pCt.), 
welche  denen  der  MgO  (0.8 — 15)  und  der  CO,  (4  1 — 5.9  pCt.  um- 
gekehrt proportional  sind,  sodass  sich  sowohl  die  beiden  Basen  als 
die  beiden  Säuren  zu  einer  konstanten  Grüfse  ergänzen.  Im  Ge- 
gensatz zu  den  übrigen  Geweben  enthalten  die  Knochen  und  Zähne 
weit  mehr  Natron  (0.8  — 1.2)  als  Kali  0.1 — 03  pCt).  Chlor  findet 


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198 


Arnold,  Zor  Akrorucgaliefrage. 


No.  1 1 


sich  nur  zu  0.01  —0.06  pCt.,  nur  im  Zahnschmelz  zu  0.21  pCt.  Das 
Fluor  muss  ebenfalls  als  Minimalbestandteil  bezeichnet  werden; 
seine  Menge  ist  nach  den  sonst  üblichen  Methoden  nicht  bestimmbar, 
weshalb  Verf.  eine  vergleichende  Aetzprobe  ausgebildet  hat  (s.  Orig  ), 
aus  der  hervorgeht,  dass  seine  Menge  in  der  Kegel  nicht  über 
0.05  pCt.  hinausgeht,  und  nur  ausnahmsweise  0.1  pCt.  erreicht.  Die 
Zahne  sind  nicht  fluorreicher  als  die  Knochen;  ebensowenig  enthalt 
der  Zahnschmelz  mehr  Fluor  als  das  Zahnbein.  Vom  Wasser  ent- 
weicht ein  Teil  (2.2 — 3 pCt.)  bei  300 — 350°  und  hat  die  Eigen- 
schaften des  Kristall wassers;  der  Rest  von  1.1 — 1.4  pCt.  kann  erst 
durch  Glühen  mit  Kieselsäure  ausgetrieben  werden  und  hat  die 
Eigenschaften  des  Constitutionswassers.  Das  Knochenphosphat  be- 
sitzt basischen  Charakter;  es  enthalt  auf  15  Aeq.  Saure  16  Aeq. 
Basis  und  stellt  wahrscheinlich  eine  lockere  Verbindung  eines  neu- 
tralen mit  einem  basischen  Phosphat  dar  z.  B.  Ca,  (PO<),  -f-  Ca5 
HPjO,3  + aq.,  in  welcher  Verbindung  2 — 3 pCt.  CaO  durch  MgO, 
KjO,  Na,0  und  4 — 6 pCt.  Phosphorsäure  durch  C02,  Fl,  CI  ver- 
treten sind.  Die  Unterschiede  zwischen  Knochen  und  Zahnasche 
sind  nicht  gröfser  als  die  zwischen  Knochenaschen  verschiedener 
Herkunft.  Die  Mineralstoffe  des  Schmelzes  sowohl  wie  die  des 
Zahnbeins  besitzen  den  allgemeinen  Charakter  der  Knochenasche; 
im  Schmelz  findet  sich  auffallend  wenig  (0.5  pCt.)  MgO;  ausserdem 
enthalt  der  Schmelz  7 Mal  so  viel  Ci  als  das  Zahnbein  (0.03  pCt.) 

J.  Munk. 


J.  Arnold,  Weitere  Beiträge  zur  Akromegaliefrage.  Virchow’s  Arch. 

1893,  Bd.  135,  S.  1. 

Ein  bereits  von  Ebb  klinisch  verwerteter  Fall  von  Akromegalie 
(Frau  Ruf)  ist  vom  Verf.  einer  genauen  pathologisch  anatomischen 
Untersuchung  unterworfen  worden.  Neben  der  Volumenszunahme 
des  Gesichts,  des  Rumpfes  und  der  Extremitäten  stellte  sich  in  der 
letzten  Zeit  des  Lebens  eine  rasch  zunehmende  Demenz  ein.  Nach 
einer  bald  vorübergehenden  rechtseitigen  Facialislahmung  trat  ein 
ca.  2 Monate  anhaltender  schlafähnlicher  Zustand  auf;  später  be- 
stand amnestische  Aphasie,  und  einen  Tag  vor  dem  Tode  liefs  sich 
Paralyse  des  linken  Arms  und  Beins  konstatieren. 

Die  Sektion  ergab  eine  leichte  Verdickung  der  Epidermis, 
stärkere  des  Corium  und  Unterhautgewebes,  die  auf  einer  bedeuten- 
den Vermehrung  des  Bindegewebes  beruht.  Die  Knochen  zeigten 
am  'ganzen  Körper  eine  nur  mäfsige  Verdickung  mit  verhältniss- 
mäfsig  zahlreichen  Exostosen.  Die  Muskeln  zeigten  sehr  verschie- 
denes Verhalten;  während  das  Zwischenbindegewebe  überall  stark 
vermehrt  war,  waren  die  Muskelfasern  bald  hyper  voluminös  mit 
Vakuolen,  bald  normal  breit,  bald  verschmälert  mit  starker  Kern- 
wucherung; an  einzelnen  Stellen  bestand  starker  Zerfall  der  Muskel- 
fasern mit  hyaliner  Degeneration  der  verdickten  Scheiden. 


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No.  11. 


Arnold,  Zur  Akromegalisfrage. 


199 


Die  peripheren  Nerven  zeigten  Verdickung  des  Bindegewebes; 
die  Nervenbündel  enthalten  auffallend  viel  schmale  Fasern,  ohne 
dass  nennenswerte  Degenerationen  nachweisbar  wären.  Die  Spinal- 
ganglien enthalten  auffallend  viele,  zum  Teil  hyalin  degenerierte 
Gefäfse. 

Am  Rückenmark  ist  die  Pia  mater  verdickt,  ihre  Gefäfse  zei- 
gen hyaline  Degeneration.  In  der  Cauda  equina  zeigen  sich  dege- 
nerirte  Nervenfasern,  auch  im  Sacral  , Lenden  und  unteren  Brust- 
mark besteht  geringe  Degeneration  der  hinteren  Wurzeln.  Die 
medianen  Abschnitte  der  Hinterstränge  vom  Lenden-  zum  Hals- 
mark sind  leicht  degenerirt;  die  linke  Pyratnidenbahn  zeigt  abstei- 
gende Degeneration,  anschliefseud  an  einen  Erweichungsheerd  im 
Praecuneus  und  der  hinteren  Centralwindung  der  rechten  Hemis- 
phäre. Auch  im  Corpus  callosum  und  im  linken  Schläfenlappen 
Erweichungsheerde. 

Die  Halsganglien  des  Sympathicus  zeigen  Bindegcwebszunahme 
und  Vacuolisierung  der  Ganglienzellen.  Die  Hypophysis  ist  stark 
vergröfsert  und  drückt  auf  die  leicht  degenerierten  Nn.  optici.  Der 
Tumor  ist  ein  Lymphadenom.  Auch  die  Schilddrüse  ist  vergröfsert, 
zeigt  hyaline  Degeneration  der  Gefäfse.  Das  Herz  ist  verdickt,  die 
Aorta  erweitert  mit  atheromatösen  Veränderungen.  An  den  übrigen 
Organen  keine  wesentlichen  Veränderungen.  Untersuchung  auf 
Bacterien  negativ. 

Verf.  bespricht  an  der  Hand  dieses  Falles  die  gesammte  Sympto- 
matologie der  Akromegalie.  Die  konstanteste  Knochenveränderung 
ist  die  Verdickung  des  Periostes,  verbunden  mit  der  zu  Sclerose 
führenden  subperiostalen  und  suprakorticalen , sowie  enoetalen 
Knochenneubildung.  Eine  genauere  Untersuchung  betreffs  der  Be- 
teiligung der  Weichteile  und  der  Knochen  an  der  Dickenzunahme 
ergiebt  ein  wesentliches  Ueberwiegen  der  Weichteile  (Pachyacria 
mollis).  Die  Aufstellung  einer  amyotrophischen  Form  der  Akro- 
megalie weist  Verf.  zurück,  da  die  Muskel  Veränderungen  allen 
Fällen  zukommen. 

Der  ursächliche  Zusammenhang  zwischen  Vergröfserung  der 
Hypophysis  und  Akromegalie  ist  nicht  erwiesen;  auch  Schilddrüse 
und  Thymus  lassen  hier  im  Stich.  Auch  die  Veränderungen  im 
Bereich  des  Nervensystems  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht 
als  das  Primäre  aufzufassen  Ist  daher  die  Frage  der  Aetiologie 
eine  offene,  so  besteht  das  anatomische  Wesen  der  Krankheit  in  der 
vorwiegend  die  Enden  betreffenden  Verdickung  der  Weichteile  und 
Knochen.  Dagegen  fehlt  in  den  typischen  Fällen  im  Gegensatz 
zum  Riesenwuchs  ein  gesteigertes  Längenwachstum  der  Knochen. 

Die  von  Mabir  aufgestellte  Orteoarthrite  hypertrophiante  pneu- 
monique  ist  scharf  von  der  Akromegalie  zu  trennen,  da  sie  nur 
eine  secundäre  Erkrankung  ist.  Da  dieselbe  nach  den  verschie- 
densten chron.  Eiterungen,  bei  Syphilis,  Tuberkulose  etc.  auftreten 
kann,  schlägt  Verf.  vor,  die  MaRiK’sche  Bezeichnung  fallen  zu  lassen 


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200  Andres,  Operation  der  Atresia  ani  etc.  No.  1 1 

und  dafür  den  Begriff  der  secundären  hyperplastischen  Ostitis  auf- 
zustellen. 

Zum  Schluss  bringt  Verf.  in  mehreren  Tabellen  die  ungemein 
sorgfältig  zusammengestellten  Maase  der  einzelnen  Glieder  des  oben 
beschriebenen  Falles  im  Vergleich  mit  den  Normalmaasen.  Dem 
folgt  eine  genaue  Zusammenstellung  der  seit  1890  publicirten  Fälle 
und  ein  umfassendes  Litteraturverzeichniss.  M.  Rothmann. 


K.  Anders,  Ueber  das  operative  Verfahren  bei  congenitaler,  analer 
und  rectaler  Atresie  sowie  AusmQndungen  des  Rectum  in  das 
Urogenitalsystem.  Archiv  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  489. 

Verf.  hat  die  Operationsstatistiken  Ober  vorliegende  Deformität 
von  Cohung  und  C>upps  durch  eine  neue  100  (darunter  21  eigene) 
Fälle  umfassende  ergänzt  und  zwar  beziehen  sich  die  von  ihm  selbst 
operirten  21  Fälle  auf  ein  Material  von  ca.  213.000  Fällen  inner- 
halb 15  Jahren.  Nach  einer  längeren  historisch  - kritischen  Einlei- 
tung, die  bisher  bei  Missbildungen  des  Afters  üblichen  Eingriffe 
betreffend,  beschreibt  Verf.  das  von  ihm  geübte  Verfahren,  dessen 
Einzelheiten  keineswegs  von  anderer  Seite  die  erwünschte  princi- 
pielle  Nachahmung  gefunden  haben.  Dasselbe  beginnt  mit  einem 
von  der  Dammmitte  bezw.  Wurzel  des  Scrotum  bis  über  die  Steil's- 
beinspitze  ziehenden  Medianschnitt.  Resection  des  Steifsbeins  nach 
Vrrnküil  fand  Verf.  nur  io  einem  Ausnahmefall  erforderlich,  sie 
lässt  sich  umgehen  durch  Zurückbiegen  des  Steifsbeins  bei  hinrei- 
chend weit  über  dasselbe  geführten  Schnitt.  Sich  an  die  Kreuz- 
beinhOldung  haltend  dringt  man,  bis  mau  auf  die  bläulich  durch- 
schimmernde Darmampulle  stüfst,  mit  seichten  Messerzügen  vor, 
selbst  bis  zur  Perforation  der  Bauchhöhle.  Der  Darmblindsack  wird 
hierauf  stumpf  gelöst,  doch  ist  ein  zu  sehr  schouendes  Verfahren 
wegen  der  Gefahr  der  Spanuung  eines  nicht  hinreichend  gelösteu 
Darms  nicht  am  Platz.  Änschlingen  des  Darmes  mit  Schlingen,  Er- 
fassen und  Herabziehen  mit  Pincetten  u.  dgl.  tu.  ist  wegen  der 
weiteren  Gefahr  vorzeitiger  Eröffnung  des  Darms  contraindicirt. 
Zuweilen  lässt  sich  letztere  allerdings  nicht  meiden  und  kann  dann 
nach  Esmabch  mit  Hilfe  des  Troicart’s  erfolgen.  Nach  gehöriger 
Reinigung  des  Operationsfeldes  wird  die  Schleimhaut  des  Analblind- 
sackes abpräparirt,  und  ist  die  Darmöffnung  derart  durch  Nähte  zu 
fixiren,  dass  der  Uebergang  der  Schleimhaut  in  die  äussere  Haut 
etwas  über  dem  Rand  des  Afters  statt  hat.  Die  Operation  ohne 
Chloroform  stellt  an  die  Kräfte  des  Neugeborenen  keine  zu  grofse 
Anforderung,  selbst  wenn  man  sich  bei  der  Darmauslösung  die 
für  ein  gutes  Gelingen  unumgängliche  Zeit  lässt.  Zu  verwerfen  ist 
jedenfalls  selbst  beim  Nahebeieinanderliegen  von  Afterblindsack  und 
Darmampulle  das  expeditive  Verfahren  der  einfachen  Durchtrennung 
der  Scheidewände  wegen  der  leichten  Möglichkeit  späterer  Ver- 
engerung. Bei  Atresia  ani  et  recti  kann  wegen  der  selten  fehlenden 


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No.  11. 


Anders,  Operation  der  Atresia  ani  etc. 


201 


Verengerung  des  Beckens  die  Ablösung  des  Darmes  grofse  Schwie- 
rigkeiten machen.  Man  soll  dann  aber  nicht  den  Darm  völlig  vom 
Kreuzbein  lösen  u.  nach  vorn  verschieben,  wie  dieses  TCnobl  u.  Pktit 
gethan,  sondern  wenn  nötig,  wie  es  bereits  Lkisbink  und  Verf. 
selber  einmal  ausgeföhrt,  »ach  Shiomktp.r’s  Rath  das  Bauch- 
fell perforiren.  Sollte  es  dennoch  nicht  gelingen,  vom  Damm  her 
das  Darmende  zu  finden,  so  räth  Verf.  nach  Macland  durch  Lapa- 
rotomie unterhalb  des  Nabele  das  Darmende  in  der  Bauchhöhle 
aufzusuchen  und  der  Dammwunde  entgegeozufQhren.  Erfolglos  ist 
freilich  jedes  Verfahren  eine  Afteröffnung  zu  formiren  in  den  sel- 
tenen F&llen  von  Verschluss  eines  höheren  Darmabschnittes.  Bei 
anomaler  Communication  bildet  die  des  Mastdarms  mit  der  Scheide 
die  günstigsten  Operationsbedingungen.  Man  kann  hier  das  alte 
von  Rizzoli  modificirte  Verfahren  Dirfkbnbach’s  oder  die  einfache 
Proctoplastik  mit  vorläufigem  Ignoriren  der  Fistel  vornehmen,  doch 
bieten  alle  späteren  Eingriffe  bei  Atresia  ani  gröfsere  Hindernisse 
wegen  der  schon  nach  Ablauf  des  1.  Lebensjahres  von  Verf.  ge- 
fundenen stärkeren  Unnacbgiebigkeit  und  Rigidität  der  betr.  Teile. 
Schlechtere  Verhältnisse  trifft  man  bei  hoher  Verbindung  der  Blase 
mit  Mastdarm:  während  aber  frQher  hier  ausschliefslich  ein  Anus 
praeter  naturam  angelegt  wurde,  soll  man  nach  Verf.  auch  hier  die 
Proctoplastik  machen  und  die  abnorme  Communication  von  vorn- 
herein zu  schiiefsen  suchen.  Die  Proctoplastik  ist  unter  den  100 
von  Verf.  zusammengestellten  Fällen  im  Ganzen  44  Mal  verrichtet 
(darunter  5 Mal  in  antiseptischer  Zeit)  mit  31  Heilungen,  nämlich 
6 Mal  bei  Atresia  ani  (f  2),  11  Mal  bei  Atresia  recti  (f  4),  bei 
Atresia  ani  ves.  et  urethr.  2 Mal  (f  1),  bei  Atresia  ani  et  recti 
8 Mal  (f  5)  und  bei  Atresia  ani  vagin.  16  Mal  (f  1).  Gute  Conti- 
nenz  ist  in  13  Fällen  erwähnt,  11  Fälle  konnten  weiter  beobachtet 
werden.  Abgesehen  von  den  16  Fällen  von  Atresia  ani  vaginal, 
haodelte  es  sich  in  24  Fällen  mit  bezeichnetem  Geschlecht  19  Mal 
um  Knaben  und  nur  3 Mal  um  Mädchen.  Viel  ungönstiger  sind 
die  Ergebnisse  der  Colotomie.  Diese  bei  Atresia  recti  10  Mal 
(8  Mal  nach  Litthe  2 Mal  nach  Callisbn)  ausgeföhrte  Operation 
ergab  hieer  nur  5 Heilungen.  Im  Ganzen  kamen  auf  die  Colo- 
tomien  f 10;  von  7 primär  Colotomirten  starben  5,  von  14  secundär 
Operirten  6,  die  LrrrRk’sche  Operation  hatte  8 Mal  unter  18,  die 
Cu.usm’sche  2 Mal  unter  3 Fällen  letalen  Ausgang.  Sehr  hoch 
ist  auch  die  Sterblichkeit  der  einfachen  Incision,  17  Fälle  mit  f 9, 
während  Incision  von  der  Fistel  aus  5 Mal  ohne  Fistel  gemacht 
wurde.  Es  dürfte  hier  aber  aus  der  Mortalitätsziffer  ein  nur  reser- 
virter  Schluss  (wegen  des  späteren  Verhaltens)  zu  ziehen  sein. 
Endlich  wurde  in  4 Fällen  die  Punction  mit  f 2 ausgeführt,  wäh- 
rend 3 Fälle  von  Atresia  vaginalis  (mit  + 1 nach  anderen  Krank- 
heiten) ohoe  Operation  blieben.  Insgesammt  ergaben  bei  Verf.  100 
Fälle  eine  Mortalität  von  37  pCt. , bei  Cdrlino  eine  solche  von 
47  pCt.,  bei  Cbipps  dagegen  50  pCt.,  doch  müssen  wir  wegen  der 


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202  Suhmikdickk,  Usber  Basisfraoturen  — Jknsbn,  Ueber  Pferdestaupe.  No  11 

Einzelheiten  der  vergleichenden  Statistik  äowie  auf  die  Verschieden- 
heiten der  von  Verf.  selbst  operirten  21  Fälle  auf  das  Original  ver- 
weisen. P.  Güterbock. 


Schmiedicke,  Zur  Casuistik  der  Basisfracturen.  Zeitschr.  f.  Ohren- 
heilkunde XXIV.  S.  296. 

Verf.  berichtet  flber  2 Fälle  von  Fractur.  bas.  craoii  durch 
Aufschlagen  des  Kopfes  beim  Fallen.  In  dem  ersten  Falle,  der  zur 
Heilung  kam,  fand  man  gelegentlich  der,  wegen  Eiterung  im  Proc. 
mast,  nach  intercurrenter  Mittelohrentzündung,  vorgenommenen  Tre- 
panation einen  3 cm  langen,  feinem  Knochenspalt,  welcher  1 cm 
hinter  dem  knöchernen  Teil  des  äusseren  Gehörgangs  und  1 %/4  cm 
oberhalb  an  der  Spitze  des  Proc.  mast,  beginnend  nach  oben  und 
etwas  nach  vorn  verlief.  Verf.  nimmt  an,  dass  sich  diese  äussere 
Fissur  auf  die  vordere  obere  Fläche  der  Pyramide  fortgesetzt  habe, 
wodurch  intracranielle  Blutungen  in  der  mittleren  Schädelgrube 
entstanden  seien.  Die  während  des  Krankbeitsverlaufs  vorhandene 
Oculomotoriuslähmung,  sowie  die  lange  Unbesinnlichkeit  liefse  sich 
durch  diese  Annahme  erklären.  Auch  die  schon  in  den  ersten 
Tagen  aufgetretenen  Schwindelanfällen  könnten  durch  die  Annahme 
einer  Läsion  an  der  vorderen  oberen  Pyramidenfläche  erklärt  wer- 
den und  zwar  durch  ein  Betroffensein  des  oberen  Bogenganges. 
Der  2.  Fall,  der  mit  Blutung  aus  dem  rechten  Ohr,  Erbrechen, 
Nystagmus,  Taubheit  rechts  in  das  Lazareth  kam,  endete  nach  5 
Tagen  durch  Meningitis  letal.  Bei  der  Section  zeigte  sich  an  der 
Aussen-  und  Innenfläche  des  Schläfenbeins  ein  Blutextravasat  von 
5-Markstück-Gröfse  und  eine  Fissur,  welche  die  Schuppe  bis 
zur  Sutura  squam.  durchsetzte  und  zwar  etwas  vor  dem  Por.  acust. 
extern,  senkrecht  nach  oben  verlaufend.  An  der  Basis  und  Ober- 
fläche eitrige  Entzündung  der  Du  ra  und  Pia,  anscheinend  vom  Por. 
ac.  intern,  ausgehende  vollständige  Querfractur  der  Pyramide,  welche 
im  Zusammenhang  mit  der  erwähnten  Fissur  an  der  Schuppe  stand. 
Die  durch  die  Fissur  eröffnete  Paukenhöhle  enthielt  Eiter.  Bezüg- 
lich des  vom  Verf.  genau  beschriebenen  Verlaufs  der  Bruchlinie 
muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  Schwabaob. 


Jensen,  Eine  bisher  nur  wenig  beachtete  Infectionsweise  der  Pferde- 
staupe. Deutsche  Zeitschr.  f.  Thiermed.  1893.  XX.  S.  47. 

Während  des  Auftretens  der  Pferdestaupe  in  den  Jahren  1890 
bis  1892  machten  in  Dänemark  mehrere  Tierärzte  die  Beobachtung, 
dass  Hengste,  die  von  dieser  Krankheit  befallen  gewesen  waren, 
noch  lange  Zeit  nach  ihrer  Genesung  die  Fähigkeit  behielten,  die- 
selbe auf  diejenigen  Stuten  zu  übertragen,  welche  sie  deckten.  Zahl- 
reiche Berichte  über  dieses  Verhalten  sammelte  J.  und  teilt  sie  in 
vorliegender  Arbeit  mit.  Aus  derselben  geht  hervor,  dass  Hengste 
diese  Fähigkeit  bis  zu  zwei  Jahren  behalten  können,  ohne  auch  nur 


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No.  11. 


Aüfhbcht,  Behandlung  der  Diarrhoe. 


203 


im  geringsten  sonst  noch  Spuren  der  (Verstandenen  Krankheit  an 
sich  zu  haben.  Auch  beweisen  die  Beobachtungen,  dass  lediglich 
der  Deckakt,  bezw.  die  SamenGbertragung  die  Infektion  vermittelt, 
und  nicht  etwa  sonstiges  Berühren  oder  eine  gemeinsame  Stallung. 
Es  ist  wahrscheinlich,  dass  alle  Hengste  durch  die  Krankheit  diese 
Uebertragungsfähigkeit  erhalten.  Diejenigen  Stuten  werden  am 
heftigsten  ergriffen,  die  kurze  Zeit  nach  der  Heilung  des  Hengstes 
gedeckt  werden;  diese  werden  auch  meist  nicht  trächtig. 

In  der  Veterinärpathologie  kommt  ein  ähnliches  Verhalten  nur 
noch  bei  der  Lungenseuche  des  Rindes  vor;  dasselbe  unterscheidet 
sich  aber  von  dem  bei  der  Pferdestaupe  dadurch,  dass  bei  der 
Lungenseuche  anatomische  Veränderungen,  Kranheitsherde  Zurück- 
bleiben, von  welchen  aus  die  Infektion  erfolgt,  was  bei  der  Pferde- 
staupe nicht  der  Fall  ist.  Sohenrlen. 


Aufrecht,  Die  Behandlung  der  Diarrhoe  bei  Ruhr,  Typhus  und 
Cholera.  Therap.  Monatsh.  1893,  Juli. 

A.  wendet  sich  gegen  die  kritiklose  Anwendung  von  Oleum 
Ricini  bei  Ruhrdiarrhoe  als  ein  ganz  veraltetes  Verfahren.  Viel- 
mehr giebt  er  seit  Jahren  und  mit  bestem  Erfolge  den  Ruhrkranken 
Morphium,  und  zwar,  wenn  sie  Ober  das  jugendliche  Alter  hinaus 
sind,  2 — 3 Mal  am  Tage  15 — 20  mg.  Diese  Therapie  nebst  einer 
blanden  Diät  hatte  zumeist  die  besten  Erfolge.  Ist  das  acute  Sta- 
dium der  Ruhr  abgelaufen,  so  kann  man  zweckmäßig  Darmein- 
giefsungen  mit  adstringirenden  Medicamenten  vornehmen.  Als  solche 
empfehlen  sich  insbesondere  Lösungen  von  1.0  Liquor,  ferri  sesqui- 
chlorati  auf  1000  Wasser,  oder  solche  von  1.0  Argent.  nitr.  auf 
10000  Wasser.  Die  Diatrhoe  beim  Typhus  muss,  wenn  dieselbe 
sehr  ausgedehnt  ist  und  die  Kranken  schwächt,  herabgemindert 
werden.  Dazu  diente  das  Opium  oder  Morphium.  A.  giebt  in 
Fällen,  in  denen  die  Zahl  der  Stuhlgänge  5 — 6 in  24  Stunden  Qber- 
steigt  2 — 3 Mal  am  Tage  je  3 ctg  Opium,  in  schwereren  Fällen 
Morphium  bis  zu  1 ctg  subcutan,  eventuell  mehrmals  am  Tage. 
Unter  dieser  Behandlung  wurden  auffallend  wenig  Darmblutungen 
und  keine  einzige  Darmperforation  gesehen,  was  sich  durch  die 
Ruhigstellung  des  Darmes  sehr  wohl  erklären  lässt.  — Auch  bei 
Diarrhoeen  im  Verlaufe  der  Cholera  und  der  Cholerine  ist  die 
Ruhigstellung  des  Darmes  die  Hauptaufgabe  des  Arztes.  Ruhige 
Bettlage,  absolut  blande  Diät  (Hafergrütze , Gries,  Mehlsuppe,  Rot- 
wein) sind  einzuschärfen.  Bei  starker  und  häufiger  Diarrhoe  Mor- 
phium, mehrmals  am  Tage  in  Dosen  von  10 — 15  mg.  Morphium 
ist  hier  dem  Opium  vorzuziehen.  Kommt  Erbrechen  zur  Diarrhoe, 
so  hat  das  Eingeben  von  Medicamenten  keinen  Zweck  mehr.  Man 
giebt  dann  das  Morphium  subcutan  in  Dosen  von  10 — 15  mg.  3 bis 
4 Mal  täglich.  Durch  eine  solche  Behandlung  wird  nicht  allein 
Brechen  und  Durchfall  gemildert,  sondern  auch  das  bei  Cholera  so 


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204 


CAHBN-BaiCH,  Trkitel,  Spiegelschrift  bei  Kindern. 


No.  11 


unangenehme,  ja  oft  unerträgliche  Brennen  in  der  Magengegend 
sowie  die  Muskelkrämpfe  beseitigt.  Im  Stadium  algidum  der  Cho- 
lera ist  natürlich  von  der  Morphiumtherapie  vollkommen  abzuseheo. 
Hier  beschränkt  man  sich  auf  exictirende  Mittel,  unter  denen  in 
erster  Linie  Campherinjectionen  zu  nennen  sind.  Daneben  denke 
man  au  Salzwasserinfussionen  (Canta.ni)  und  an  die  Enteroklyee  mit 
Gerbsäure.  C.  Rosentb&l. 


1)  Cahen-ßrach,  Ueber  das  Vorkommen  von  Spiegelschrift,  be- 
sonders im  Kindesalter.  Deutsches  Arcb.  f.  klin.  Med.  Bd.  51,  S.  141. 

2)  L.  Treitel,  Ueber  das  Schreiben  mit  der  linken  Hand  und 
Schreibstörungen,  besonders  auf  Grund  von  Schuluntersuchungen. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  Bd.  IV.  p.  277. 

1)  Nach  BucHWALn  u.  Aulkr  liefern  die  meisten  Menschen,  wenn 

man  sie  auffordert,  mit  der  linken  Hand  zu  schreiben,  Spiegelschrift. 
Durch  Anspannung  der  Aufmerksamkeit  lässt  sich  aber  dieser  Hang 
zur  Spiegelschrift  bei  den  dazu  disponirten  Oberwinden.  — Dem- 
gegenüber behauptet  Soltmann,  der  seine  Untersuchungen  bei  Kin- 
dern anstellte,  dass  die  meisten  derselben  mit  der  linken  Hand 
richtig,  d.  h.  von  links  nach  rechts  schreiben,  und  dass  bei  den 
wenigen  Kindern,  welche  Spiegelschrift  lieferten,  sich  ausnahmslos 
noch  psychoneurotische  Symptome  nachweisen  lielsen.  — Um  den 
Widerspruch  ir  diesen  Angaben  aufzuklären,  liefs  Verf.  alle  Kinder 
einer  gröfseren  Schule  Probeschriften  mit  der  linken  Hand  schreiben. 
Er  kommt  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  Spiegelschrift  in  einer  ge- 
wissen Entwicklungsperiode,  deren  Ende  etwa  in  das  10.  Lebensjahr 
fällt,  nichts  Ungewöhnliches  ist,  und  dass  ihr  deshalb  für  diesen 
Zeitraum  bei  Abwesenheit  sonstiger  Störungen  kein  pathologisches 
luteresse  zukommt.  Erst  jenseits  desj  ersten  Decenniums  gewinnt 
das  Auftreten  der  Spiegelschrift,  zumal  in  der  zwangsmäfsigen  Form 
(d.  h.  wenn  das  Kind  auch  durch  Aufmerksamkeit  die  Neigung  zur 
Spiegelschrift  nicht  Ober  winden  kann),  ernstere  Bedeutung.  Denn 
bei  älteren  Kindern  ebenso  wie  bei  Erwachsenen  wird  die  Spiegel- 
schrift häufig  als  Aeufserung  geistigen  Mindermaases  oder  als  ein 
Teil  einer  nervösen  Symptomengruppe  (Hysterie,  Chorea,  Epilepsie 
etc.)  angetroffen,  und  ihr  Vorkommen  schliefst  daher  unter  den  an- 
gegebenen Umständen,  die  Aufforderung  io  sich,  auf  weitere  Er- 
scheinungen krankhafter  Art  zu  fahnden.  Stadthagon. 

2)  Verf.  untersuchte  die  Handschrift  von  142  Knaben  und  98 
Mädchen  in  Berliner  Gemeindeschulen,  ausserdem  von  59  Taub- 
stummen, von  8 rechtsseitig  Gelähmten  und  endlich  von  mehreren 
nervösen  Kindern.  Der  Name  und  Ziffern  wurden  mit  der  rechten 
und  linken  Hand  niedergeschrieben.  Ueber  Begabung  etc.  der 
Schüler  wurde  die  Auskunft  der  Lehrer  eingeholt.  10.6  pCt.  der 
Knaben  und  33.7  der  Mädchen  schrieben  Spiegelschrift,  gröfser  war 


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No.  1 1.  Roüokt.  — Rtwosch  u.  Bkroorün.  — Döms.  — Schlokpbr.  205 


der  Procentsatz  bei  den  Taubstummen,  von  den  „Nervösen“  schrieb 
nur  1 Kind  Spiegelschrift. 

Verf.  bezweifelt,  insbesondere  da  keines  von  den  Schulkindern 
etwas  Pathologisches  dnrbot,  ob  Soltmann  mit  Recht  der  Spiegel- 
schrift den  Wert  eines  wichtigen  Symptoms  einer  bestehenden  Neu- 
rose beilegt,  er  siebt  überhaupt  in  dem  Mangel  an  Aufmerksamkeit 
die  Ursache  für  das  Zustandekommen  der  Spiegelschrift.  Von  Be- 
sonderheit der  linkshändigen  Schrift  nennt  Verf.  die  Ataxie,  die 
Steilheit  der  Buchstaben,  die  Zitterschrift  Der  Arbeit  ist  eine  Tafel 
mit  Schriftproben  beigegeben.  M.  Brasch. 

Bonget , Sur  la  Terminaison  des  nerfs  moteurs  des  muscles  stri^s 
chez  les  Batraciens.  Comptes  rendus.  1893.  No  23. 

Verf.  nimmt  roin  lebenden.  aber  stark  curarisierten  Tiere  Muskeln  und  behan- 
delt dieseleiben  «ährend  20  bis  80  Minuten  mit  einer  Losung  von  0 05  g Methylen- 
blau in  ICO  ccm  physiologischer  (0.6  pCt.)  Kochsalzlösung.  Er  findet  darnach,  dass 
die  Zunahme  des  Durchmessers  der  Endverzweigungen  des  Axencylinders,  die  manch- 
mal das  Vierfache  des  ursprünglichen  Durchmessers  betrigt,  von  einer  ganz  speciellen 
Lagerongsweise  der  Faser  nicht  aber  rnn  deren  Dickenzunahme  abbängt.  Die  Faser 
ist  durchaus  nicht  gerade,  «ie  dies  an  den  gewöhnlichen  Fignren  zu  sehen  ist,  son- 
dern zickxackförmig  eingebogen  oder  in  mehreren  Touren  eingerollt,  im  letzteren  Falle 
einen  transversalen  Bogen  ohne  freie  Endigung  bildend.  Ranfts. 


I).  Kywosch  und  E.  Berggrün,  Ueber  das  Verhalten  des  leukä- 
mischen Blutes  bei  Einleitung  von  Kohlensäure.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1 893,  No.  50. 

Das  leukämische  Blut  gerinnt  wesentlich  langsamer  als  das  normale,  eine  That- 
sacbe,  die  Fbsuhd  durch  das  im  Blut  auweseude  Pepton  zu  erklären  sucht.  Die  Verff. 
•ermocbten  nun  durch  Einleitung  ron  CO,,  das  tonst  die  Gerinnung  verzögert,  bei 
Leukämikern  eine  wesentliche  Beschleunigung  derselben  so  erzielen.  Auch  die  Menge 
des  Fibrins  zeigte  deutliche  Vermehrung;  doch  mag  dies  teilweise  der  größeren  Zahl 
der  mit  zu  Boden  gerissenen  Leukocyteu  zuzuschreiben  sein.  m.  Rothmann. 


Düms,  Blasenstein  und  Tripper.  Casuistische  Mitteilung.  Deutsche 
militärärztl.  Zeilschr.  1893,  S.  18. 

In  dem  ersten  Falle  wurde  die  Bildung  des  4,  2.5  und  1.5  cm  messenden,  18  g 
schweren,  aus  einem  Oxalat  • Kern  mit  Pbosphatrinde  bestehenden  Steines  bei  dem 
27  jähr.  Pat.  auf  einen  vor  7 Jahren  überstandenen  gonorrhoischen  Blasenkatarrh  be- 
logen. Bei  dem  zweiten  24 jähr.  Pat.  hatte  der  längliche,  2 u l cm  messende,  3 g 
schwere  ans  Harnsäurekern  mit  Pbosphatrinde  bestehende , präprostatiscb  gelagerte 
Stein  zu  einem  DrethralausSuss  Anlass  gegeben.  Io  beiden  Fällen  erfolgreiche  Sect. 
perio.  mediana,  im  ersten  Falle  mit  stumpfer  instrumeoteller  Erweiterung  combiuirt, 

P.  Uftttrbock. 


Sehloeper,  Ueber  Quecksilberoxycyanitl.  Bericht  über  die  23.  Vers.  d. 
ophihalm.  Oes.  Heidelberg  1893,  p.  94. 

Sch.  hat  eine  Reibe  von  vergleichenden  Versuchen  mit  Quecksilbercyanid  und 
Sublimat  in  Bezug  auf  ihre  antiseptischen  Eigenschaften  gemacht.  Er  giebt  dem  en- 
teren wesentlich  den  Vorzug,  da  et  sehr  wenig  local  reizt;  es  kann  in  4 Mal  stärkerer 
Lösung  angewandt  werden,  es  coaguiirt  Eiweifs  fast  gar  nicht  und  ist  ein  sehr  ge- 


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206 


Jabnickk.  — Nbwcomb.  — Dr  Mab.  — Soüpaült. 


No.  11 


ringen  Zellgift,  ausserdem  greift  es  die  Instrumente  nur  unbedeutend  an.  Bei  acutem 
Bindehautkatarrb  pinselt  er  eine  2proc.  Lösung  ein,  vorzügliche  Wirkung  erhielt  er 
durch  Ausspülung  det  ThrSnensackes  mit  ein  1 proc.  Lösung  bei  chroniacher  Dacryo- 
cyetitis  und  Dacryocystiblenorrhoe , dreimalige  gründliche  Ausspritzungen  beseitigen 
dauernd  jede  Secretion.  Horstraann. 


Jaenicke,  Zur  therapeutischen  Bedeutung  des  Natrium  (tetra)  bori- 
cum  neutrale.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1893,  No.  11,  12. 

J.  rühmt  nur*  Neue  das  schon  im  Jahre  1891  von  ihm  gegen  die  verschiedenen 
Formen  der  chronischen  Otorrhoe  empfohlene  Natr.  bor.  neutrale  in  übersättigter  Lö- 
suog  (50— 60  pCt.).  Nach  seinen  Erfahrungen  iibertrifTt  dasselbe  bei  einfachen  und 
mit  Polypen  oder  Granulationen  complicirten  Mittelobreiterungen,  sowie  bei  Eiterung 
des  Gehörganges  die  bisher  üblichen  Mittel  durch  seine  ausserordentlich  schnelle  und 
sichere  Heilwirkung;  bei  genügend  langer  Behandlungsdauer  könne  es  auch  oberfläch- 
liche Caries  zur  Abheilung  bringen;  dagegen  versage  es  in  der  Kegel  bei  tiefgehender 
Schläfenbeincaries,  sowie  bei  Eiterung  aus  den  wenig  oder  gar  nicht  zugtoglicben 
Nebenhöhlen  der  Pauke.  8ch»»b*ch. 

J.  Newcomb,  The  occurrence  of  hetnorrhage  after  Operation  for 
the  removal  of  the  adenoid  tissue.  The  Amer.  Journ.  of  Med.  Soienc. 
1893,  Nov. 

Zu  den  nach  der  Entfernung  der  adenoiden  Vegetationen  möglichen  Komplica- 
tionen  Bronchitis,  Infection,  Mittelohrentzündung  gehören  auch  die  primären  und  se- 
cundSren  Blutungen.  Verf.  teilt  einen  solchen  Fall  bei  einem  3’/,  jährigen  Kind  mit, 
das  durch  Verbluten  zu  Grande  giog,  da  Hilfe  zu  spät  nachgesucht  wurde.  Tampo- 
nade würde  das  Kind  gerettet  haben.  Der  hauptsächlichste  Grund  der  Hämorrhagie 
bei  Nichtblutern  ist  wohl  der,  dass  je  tiefer  wir  von  der  Oberfläche  der  lymphoideo 
Masse  geben,  desto  gefäfsreicher  die  Teile  werden.  Das  angewandte  Instrument 
scheint  keinen  Einfluss  auszuüben.  w.  Lubllnski. 


De  Mau,  Ueber  die  Einwirkung  von  hohen  Temperaturen  auf 
Tuberkelbacillen.  Archiv  f.  Hygiene  1893,  XVIII.  S.  133. 

Nach  einer  eingebenden  Würdigung  der  bisher  über  die  Tötung  von  Tuberkel- 
bacillen  veröffentlichten  Abhandlungen  beschreibt  M.  seine  Methode,  die  sich  nicht 
wesentlich  von  der  anderer  unterscheidet;  er  schloss  die  tuberkelbacillenhaltige  Flüssig- 
keit in  Lympbröhrcben  ein,  tauchte  sie  dann  eine  bestimmte  Zeit  lang  in  Wasser  von 
bestimmter  Temperatur  und  impfte  dann  den  Inhalt  intraperitoneal  auf  Meerschwein- 
chen. Er  verwendete  keine  Reinkulturen  von  Tuberkelbacillen,  sondern  den  Saft  tuber- 
kulöser Euter,  oder  tuberkulöses  Sputum  oder  pleurale  Perlknolen,  die  zerstofsen  oder 
aufgeschwemmt  wurden. 

Eine  Temperatur  von  50“  C batte  keine  Einwirkung  auf  die  Tuberkelbacillen. 
55“  schwächten  bei  ßstündiger  Einwirkung  die  Bacillen  so  ab,  dass  die  Impftiere  keine 
Miliartuberkulose  sondern  nur  noch  leichte  Lungentuberkulose  bekommen;  nach  4 
Stunden  waren  die  Bacillen  getötet.  Bei  60  “wurden  sie  vernichtet  nach  einer  Stunde, 
bei  65*  nach  15  Min  , bei  70“  nach  10,  bei  80“  nach  5,  bei  90“  nach  2 und  bei 
95"  nach  einer  Minute. 

Da  beim  Pasteurisiren  die  Milcb  nur  ganz  kurze  Zeit  auf  70—80*  erhitzt  wird, 
hält  M.  für  die  Zwecke  der  Kinderernährung  den  Gebrauch  gekochter  Milch  allein 
für  rationell.  8eh<Mirlcn. 


M.  Soupault,  Un  cas  il’ictere  infectieux  ü rechute.  Archiv  gen.  de 
med.  1893,  S.  227. 

Verf  giebt  die  ausführliche  Krankengeschichte  eines  lSjäbrigen,  an  infectiösem 
Icterus  erkrankten  Mannes,  bei  dem  in  der  Keeonvalesceuz  plötzlich  Fieber  wieder 


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No.  11. 


SlKGERT.  ■ — LORANCHET.  — CoLKLLA. 


207 


auftrat  and  zwar  mit  geringen  Morgen-  und  hohen  Abendtemperaturen : nach  5 Tagen 
lief»  die«  Fieber  nach  und  Pat.  wurde  wiederbergestellt.  — Eine  Erklärung  für  der- 
artige, icbon  häufig  beobachtete  und  beichriebene  Recidire  bei  WiiL'echer  Krankheit 
ist  bisher  nicht  gefunden  worden  Während  einzelne  Autoren  auf  die  Aehnlichkeit 
mit  Typhasrecidiven  hinweisen,  glauben  andere,  dass  es  sich  hierbei  um  eine  ganz 
besondere  Art  von  infeetiSsem  Icterus  bandelt;  einzelne  wollten  selbst  diese  Krankheit 
mit  Recurrens  indentificiren.  Verf.  glaubt,  dass  es  sich  in  diesen  FAllen  nicht  um 
eine  besondere  Species  ron  Writ/scher  Krankheit  bandelt,  sondern  das  Fieber  dadurch 
nieder  angefacht  werde,  dass  die  Leberzellen  noch  nicht  zur  Norm  zurückgekehrt  sind 
ned  ihre  Functionen  nur  in  geringem  Maa<e  erfüllen  Die  bacteriologische  Unter- 
suchung des  Blutes  ergab  die  Anwesenheit  ron  Stapbylococcus  albus,  der  aber  auch 
in  Fallen  ohne  Recidir  gefunden  wird.  K.  Kronthal. 


F.  Siegert,  Zur  Aetiologie  de«  primären  Carcinoma  der  Gallen- 
blase. Vircbow’s  Areh.  Bd.  132,  11.  2.  S.  353. 

Die  Frage,  ob  der  Krebs  der  Gallenblase  die  Ursache  oder  im  Gegenteil  die  Folge 
der  so  häufig  gleichzeitig  beobachteten  Cbolelithiasis  ist,  schwebt  noch  heutzutage. 
S.  hat  zur  Klärung  dieser  Frage  7 Fälle  ron  primärem  Carcinom  der  Gallenblase 
untersneht,  sowie  2 roo  diesen  selbst  secirt  ln  allen  Fällen  enthielt  die  Gallenblase 
Steine  Es  fragt  sieb  nnn:  1)  In  wie  viel  Fällen  ron  primärem  Gallenblssenkrebs 
finden  sich  Gallensteine'.'  2)  Wie  rerhalten  sich  in  dieser  Beziebuug  die  secundären, 
metastatischen  Gallenblasenkrebse.’ 

ad  1)  Unter  99  Fällen  (14  männliche,  83  weibliche  Personen  betreffend,  in  2 
Fällen  fehlt  die  diesbezügliche  Angabe)  finden  sich  94  Mal  Gallensteine,  nur  3 Mal 
fehlen  dieselben;  und  2 Mal  lässt  sich  über  ihr  Vorhandensein  nichts  Sicheres  nach- 
weisen. 

ad  2)  In  13  Fälleo  (10  Mäuoer,  3 Weiber)  finden  sieb  2 Mal  Gallensteine, 
11  Msl  fehlen  dieselben  Es  ergiebt  sich  daraus  wohl  mit  Sicherheit,  dass 

1)  Gallensteine  sich  beim  primären  Krebs  der  Gallenblase  fast  ausnahmslos  finden, 
beim  seenndäreo  dagegen  nur  ausnahmsweise, 

2)  jedenfalls  eine  der  Ursachen  des  Gallenblasenkrebses  die  Gallensteine  sind, 

sicher  nicht  die  Folge  desselben.  C.  Roienthal. 


Loranchet,  Note  «ur  un  cas  de  gastrorrhagie  chez  un  nouveau-nö 
au  premier  jour  de  la  nais«ar>ce.  Qaz.  hebd.  1893,  No.  37. 

Ein  Neugeborenes,  welches  nach  der  Geburt  normal  erschien,  erkrankte  am  Ende 
des  I.  Tages  an  Blutungen  aus  der  Magen-Darmschleimhaut  Da  keine  anderen  Ur- 
sachen der  Melaena  nachweisbar  waren,  so  glaubte  Verf.  eine  zu  starke  Abkühlung 
der  Hsnttemperatur  des  Kindes  durch  ungenügende  Erwärmung  des  Zimmers  und 
mangelhafte  Bekleidung  für  den  Zustand  des  Kindes  verantwortlich  machen  tu  können. 
Bei  geeigneten  therapeutischen  Maßnahmen  horten  die  Blutabgänge  nach  einigen 
Stunden  wieder  auf  und  das  Kind  genas.  stadthigvn. 


M.  R.  ColellA,  Sur  le«  alterations  histologiques  de  l’öcorce  c^rd- 
brale  (Jans  quelques  maladies  mentales.  Comptes  Kendus  1893,  No.  8. 

C.  untersuchte  nach  der  GoLoi'schen  Methode  drei  Gehirne  (einen  Fall  roo  pro- 
gressiver Paralyse  bei  einem  Syphilitischen,  einen  von  Dementia  paralytica  bei  einem 
Alcoholisten  und  einen  von  «Icohol.  Psychose).  Im  ersten  Fall  waren  hauptsächlich 
reräodert:  die  Blutgefäfse,  die  Neurogliatellen  und  die  ProtoplasmafnrtsäUe  der 
Ganglienzellen;  im  zweiten  Fall  hauptsächlich  die  Nervenfortsätze  der  Ganglienzellen 
und  im  dritten  Fall  die  Ganglienzellen  und  ihre  Nervenfortsätze.  Die  Verschiedenheit 
in  dem  Zustande  der  Protopltsmafortsätze  und  der  Nervenfortsätze  der  Zellen,  sowie 
die  anderen  Befunde  denten  darauf  bin,  dass  die  ProtoplasmafortsSlze  enge  Beziehungen 


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208 


Mourak.  — Grabf».  — Tkmprlmanx. 


No.  11 


zu  den  Neurogliazellen  und  zu  den  Gefäfsen  haben  und  eine  grofse  Rolle  bei  der  Er- 
nährung des  Nervengewebes  spielen.  s.  Keuscher. 


H.  Mourak,  Ueber  Nucleininjectionen  bei  Lupus.  (Aus  der  deriuat. 
Klinik  des  Prof.  Jarovskt  in  Prag.  Wiener  med.  Wochenscbr.  1893, 
No.  35,  36. 

Nachdem  schon  früher  bei  innerer  Verabreichung  eine  pyrogene  Wirkung  des  Nu- 
clein  constatirt  worden  war,  verwandte  Verf.  das  Mittel  io  einer  LSsung,  welche  in 
1 ccm  5 mg  desselben  enthielt,  au  subeutanen  Injectionen  bei  10  Kranken,  von  denen 
9 an  Lupus,  einer  an  einem  zerfallenden  Gumma  des  Unterschenkels  litten.  Es  wnrde 
mit  2.5  mg  angefangen  und  die  Dosis  langsam  bis  auf  höchstens  60  mg  erhöht.  Meist 
stellte  sich  mehrere  Stunden  nach  der  Injection  eine,  bisweilen  von  Kopfschmerzen 
und  allgemeiner  Abgeschlagenheit  begleitete  Steigerung  der  Körpertemperatur  auf  88 
bis  39  ' ein.  Dabei  war  regelmülsig  eine  deutliche  Leukocytose  des  Blutes  und  nach 
Ablauf  des  Fiebers  eine  Vermehrung  der  eosinophilen  Leucocyten  zu  constatireo.  Eine 
in  ROthung,  Schwellung  und  leichter  Schmerzhaftigkeit  bestehende  locale  Reaction  an 
den  kranken  Partieen  und  ihrer  Umgebung  zeigte  sich,  allerdings  io  sehr  verschiedener 
Intensität,  in  allen  Fällen.  Therapeutisch  wurde  zwar  Besserung,  aber  keine  Heilung 
beobachtet.  B.  Mäher. 


M.  Graefe,  Bemerkungen  Ober  Laparotomie  bei  Ruptur  tubarer 
Fruchtsäcke  während  der  ersten  Schwangerschaftsmonate.  Münchner 
med.  Wochenscbr.  1893,  No.  23. 

Verf.  berichtet  über  einen  Fall  von  Extrauteringravidität,  den  er  oacb  eingetre- 
tener innerer  Blutung  aus  dem  geborstenen  extrauterinen  Fruchtlacke  laparotomiert 
hatte  Da  die  Blutoog  aus  dem  Douglas  trotz  längerer  Schwammtamponade  nicht 
zum  Stehen  kam,  hatte  Verfasser  Tamponade  des  Douglas  mit  Jodoformgaze, 
deren  Ende  aus  dem  unteren  Wundwiokel  herausgeleitet  wurde,  angewandt.  Die  Drai- 
nage versagte  jedoch  schon  nach  30  Stunden.  Es  entwickelte  sich  dann  ein  retro- 
uterines  Essudat,  das,  nach  Entfernung  der  Tamponade  von  der  Scheide  aus  iocidiert 
und  drainiert  wurde.  Pat.  erholte  sich  jetzt  schnell  und  wurde  nach  4 Wochen  ge- 
heilt entlassen  Verf.  glaubt,  dass  es  sich  in  diesem  Falle,  da  an  keiner  Stelle  des 
Eileiters  eine  Rissstelle  zu  finden  war,  um  einen  Tubenabort  gehandelt  habe.  — Im 
Anschluss  an  diesen  Fall  befürwortet  Verf.  dann,  sofort  zu  laparotomiereu,  wenn  es 
nach  Ruptur  eines  extrauterinen  Fruchtsackes  zur  Hämatoceleobildung  gekommen  ist 
und  nicht  erst  die  Patientin  der  Gefahr  einer  erneuten  iuneren  Blutung  auszusetzen. 

A.  Martin. 


Ch.  Tempelmann,  Strangulation  and  hanging.  Edinburgh  medical 
journal  1893.  S.  207. 

Unter  den  81  Fällen  des  Verf.'s  beben  wir  hervor  einen  Mord  durch  Erdrosseln. 
F.s  fand  sich  eine  circuläre,  grofse  Strangmarke,  von  der  am  linken  Kieferwinkel  ein 
kleiner  Streifen  nach  unten  und  aussen  zog;  im  rechten  Platysma  fand  sich  ein  erheb- 
licher Blutaustritt;  einen  Fall  von  Selbstmord  durch  Erdrosseln  ähnlich  dem  bekannten 
HoLLiitoEs'schen  Fall,  ohne  Spuren  von  Verletzungen  am  Halse  ausser  der  Strang- 
marke; vier  zufällige  Strangulationen,  zwei  bei  Kindern,  zwei  bei  Betrunkenen;  eine 
Hinrichtung  durch  Erhängen  mit  Blutungen  im  Unterhaotgewebe.  Muskelzerreifsungen, 
mehrfachem  Bruch  des  Epistropheus,  des  8.  Halswirbels,  Diastase  beider  ond  Zerreifsung 
der  Ligamente,  des  Rückenmarkes  und  seiner  Häute.  Unter  den  erhängten  Selbst- 
mSrdern  fanden  sich  Fälle  von  sitzender,  knieender  und  liegender  Stellung  — 
Livor  und  Salivation  wurde  durchweg  nicht  beobachtet.  Fr.  Strasamann. 

Druckfehler;  No.  10,  S.  192,  II.  Zeile  von  unten  statt  peretesa,  lies  „proteia.* 

Kinsendumren  für  du  Centralblau  werden  an  die  Adresse  des  Urn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  ( Berlin  w 
Franse  siaohs  Straiae  21'  oder  an  die  Varlagahnndlnng  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Lindes)  erbeten. 

Verlag  ton  Aagusl  Hlrsehwald  In  Berlin.  — Druck  von  L.  Sehumachar  in  Berlin, 


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/ 


WoefccQtlieb  «r*choinen 
1—3  Bogen;  ix  Sehlus»« 
de»  Jahrgang»  Titel , Na* 
t»«o-  and  Sachregister. 

ffir  die 


Preis  des  Jahrgänge» 
30  Hark;  tu  betieheo 
durch  alle  Kuciihandlun- 
gen  und  Postaostaltea. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskt, 

rodigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  *4.  imftr*.  No.  12. 


Inhalt  : üooibl,  Nervenendigungen  io  der  Tbrlnendrüae.  — Jacob»,  Unter- 
»uchongen  aber  den  Krafuion.  — Zusiz,  Neubildung  von  Kohlehydraten  beim 
Hnugertier.  — Aboutinset,  Zusammensetzung  des  Rindfleische».  — Go'.uacaai- 
oia  und  Jacob,  Weitere  Mitteilungen  aber  die  Leukocyten  Frage.  — Sbobmakkh, 
-Kille  »on  Pylephlebitis.  — Moos,  Abnormer  Verlauf  d.  Warzeofortsatz-Erkraokung.  — 
Scbbcblbb,  Ueber  Saprol  und  Saprolirung  der  Desinfectionsmittel.  — Gerhahdt, 
Deber  ioterlobtre  Pleuritis.  — Rbmae,  Ueber  die  EntartuDgsreactioo.  — Dinkleh, 
Qoeckailberkur  bei  Tabes  dorsalit.  — Bbbgh,  IncubatioDsdauer  der  Syphilis.  — Cabs, 
Ivakcb,  Ueber  die  puerperale  Iufectiou.  — St  bei  idiii  bo  , Maifobi,  Ueber  das 
Karmin. 

Lbmuohsbe,  Die  Gescbmaeksnerren  der  Kanincheozunge.  — Exbeb,  Ueber 
I.äbonng  und  Dehnbarkeit  der  Haroblase.  — Niem  ahn,  Quantität  der  fluchtigen 
Scbvefelverbiudungea  in  den  Faeces.  — Kann,  Die  Fleischmast  des  Menscbeu.  — 
Oistbsich,  Ueber  die  Fragraeutatio  myocardii.  — Bavbb,  Zur  Aetiologie  des  Pes 
caleaneus.  — K obtebitsch,  Fall  von  Scleritis  — Sciimiboblow,  Chirurgische 
Behandlung  der  Mittelohreiterung.  — Hastfblik,  Untersuchung  von  Fleiscbkoo- 
serveo.  — SchObwermi,  Infection  mit  Hühnercbolerabacillen.  — Cabitisi,  Scie- 
rodermie  im  Kindesalter.  — Bublaüd,  Ipecacuanba  bei  Häniatemesis.  — Grube, 
Der  Pateilarraflex  bei  Diabetes.  — Jessnbr,  System  der  Hautkrankheiten. 


A.  S.  Dogiel,  Die  Nervenendigungen  in  der  Thränendröse  der 
Säugetiere.  Archiv  f.  mikr.  Anat.  Bd.  42,  H.  4. 

Die  Thränendiöse  des  Kaninchens  und  Meerschweinchens,  welche 
als  ein  ziemlich  flaches,  mehr  oder  weniger  in  die  Länge  ausge- 
zogenes Organ  sich  darstellt,  bildete  das  Untersuohungsobject  des 
Verf.’s  und  die  Methode,  deren  er  sich  bediente,  war  die  nachstehend 
geschilderte  Behandlung  des  betr.  Organes  mit  Methylenblau.  Die 
vom  eben  getöteten  um!  ausgebluteten  Tiere  entnommene  Thränen- 
dröse  wurde  auf  dem  Ohjectträger  ausgebreitet,  mit  einigen  Tropfen 
einer  */l# — */i«  pCt.  Methylenblaulösung  begossen  und  mit  einer 
Mischung  von  gesättigter,  wässriger  Lösung  von  pikrinsaurem  Am- 
moniak und  1 pCt,  Osmiumsäure  fixiert.  Die  Resultate,  zu  denen 

XXXII.  Jahrgang.  u 


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210 


Jacobj.  Untersuchungen  über  den  Kraftsinn. 


No.  12 


Verf.  gelangt  sind  die  folgenden:  In  die  Thränendrüse  treten  fast 
nur  marklose  Fasern  ein,  die  Blutgefäfse  und  Ausführungsgänge 
umspinnen  und  sich  mit  diesen  Gebilden  oder  ohne  dieselben  in  die 
Drüsenläppchen  einsenken.  In  letzteren  bilden  sie  zunächst  ein  auf 
der  Membrana  propria  aufliegendes  Geflecht,  von  welchem  aus  feine 
Fäden  unter  Durchbohrung  der  Membran  zu  den  Drüsenzellen  sieb 
begeben,  um  an  deren  Basen  ein  Netz,  das  vom  Verf.  sogenannte 
Ue  be rzel  1 en  ne tz,  herzustellen.  Letzteres  sendet  äusserst  feine 
Fädchen  aus,  die  unter  vielfacher  Teilung  zwischen  den  Zellen  ver- 
laufen und  hier  das  Interzellennetz  bdden. 

Anscheinend  frei  endigende  Fädchen  beider  Netze  deuten  stets 
auf  eine  unvollkommene  Färbung  hin. 

(Anmerkung  des  Re f.  Wiederholt  spricht  Verf.  in  der  referierten 
Abhandlung  von  Drüsenalveolen.  Ref.  muss  dies  für  eine  ungenaue, 
ja  falsche  Bezeichnung  erklären.  Nach  der  allein  richtigen  Drüsen- 
terminologie  von  Fi.kmmi.no  (Arch.  f.  Anat.  von  His  u.  Bhaunk,  1888), 
welche  Ref.  in  seinem  Grundriss  der  Histologie,  Berlin  1894  accep- 
tiert  hat,  gehört  die  Thränendrüse  zu  den  zusammengesetzten, 
lobären,  tubulösen  Drüsen,  während  von  einer  Alveolenbildung 
in  diesem  Organe  gar  nicht  geredet  werden  kann.  Es  sollten  daher 
die  einzelnen  Forscher  bestrebt  sein,  in  ihren  Abhandlungen  sich 
der  richtigen  Fi.KMMiMi’schen  Bezeichnung  zu  bedienen,  um  wenig- 
stens auf  einem  Gebiete  anatomischer  Arbeit  eine  gleichmäfsige 
Sprache  herbeizuführen).  Rawitz. 


C,  Jacobj,  Untersuchungen  über  den  Kraftsinn.  Arcb.  f.  exp.  Path. 
u.  Pharmak.  XXXII.  S.  49  — 100. 

Verf.  hatte  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  Beeinflussung  des 
Kraftsinnes,  d.  h.  der  Fähigkeit,  Gewichte  durch  Hebung 
derselben  oder  Widerstände  durch  Ueberwinden  der- 
selben ihrer  Gröl'se  nach  zu  unterscheiden,  durch  pharma- 
kologische Agentien  zu  untersuchen,  überzeugte  sich  aber,  dass  die 
bisher  verwendeten  Methoden  zur  Untersuchung  dieses  Sinnes  zum 
Nachweis  geringerer  Veränderungen  desselben  nicht  ausreichen  und 
keine  einheitlichen  Ergebnisse  liefern.  Es  war  daher  die  nächste 
Aufgabe,  einen  Apparat  zur  Untersuchung  dieses  Sinnes  zu  con- 
struiren. 

Der  von  Verf.  hergestellte  Apparat,  Kraftwage  genannt,  ge- 
stattet, Gewichte  von  verschiedenster  Gröfse  und  von  beliebiger 
Gewichtsdifferenz  ohne  Veränderung  der  Stellung  irgend  eines 
Körperteiles  ausser  dem  des  hebenden  Unterarms  bei  sehr  herab 
gesetztem  Einfluss  der  Druck-  oder  Tastempfindung  in  kurzen 
Zwischenräumen  hinter  einander  heben  zu  lassen.  Seine  Beschrei- 
bung ist  im  Original  nachzulesen.  Da  es  ferner  im  Verlauf  der 
Untersuchungen  wünschenswert  erschien,  den  Einfluss  der  Tastem- 
pfindung der  Haut,  sowie  den  der  Gelenke  auf  die  Wahrnehmung 


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No.  12.  Zumz,  Neubildung  von  Kohlehydraten  beim  Huogertier.  21  1 

von  Druckunterschieden  auszuschahen,  so  wurde  der  Apparat  noch 
in  der  Weise  modificirt,  dass  in  einer  Versuchsreihe  die  Gewichte 
mittels  des  Unterkiefers,  in  einer  andern  mit  Hilfe  der  Zunge  ge- 
hoben werden  konnten. 

Endlich  war  die  Einrichtung  getroffen,  dass  die  „Latenzzeit“ 
der  Hebung  genau  gemessen  werden  konnte,  d.  i.  die  Zeit,  welche 
vergeht  zwischen  der  gewollten  Hebung  und  dem  wirklichen  Ab- 
heben des  Gewichtes,  da  sich  gezeigt  hatte,  dass  beim  Zustande- 
kommen des  Urteils  Ober  die  Gröfse  des  gehobenen  Gewichtes  die 
Wahrnehmung  des  Bewegungseintritts  eine  herrvorragende  Rolle 
spielt. 

Das  Ergebniss  der  Versuche  ist  in  folgenden  Sätzen  zusam- 
mengefasst: 

„Wenn  alle  bei  den  Hebungen  in  Frage  kommenden  Wider- 
stände berücksichtigt  werden,  so  verhält  sich  der  eben  erkennbare 
Zuwachs  zu  den  Ausgangsgewichten  constant  wie  1:20,  mag  das 
Ausgangsgewicht  auch  verschieden  grofs  sein,  und  mögen  die  He- 
bungen mit  dem  Arm  oder  dem  Kiefer  ausgeführt  werden.“ 

„Der  Kraftsinn,  d.  h.  das  Unterscheidungsvermögen  für  die 
Gröfse  gehobener  Gewichte  hängt  nicht  ab  von  dem  Tast-  oder 
Drucksinn  der  Haut,  auch  nicht  von  einer  von  den  Sehnen 
oder  Muskeln  aus  vermittelten  Empfindung  ihres  Span- 
nung szustandes  der  Art,  dass  wir  die  den  verschiedenen  gehobenen 
Gewichten  entsprechenden  verschiedenen  Spannungszustände  der 
Muskeln  und  Sehnen  als  solche  empfinden  und  quantitativ  unter- 
scheiden, sondern  es  kommt  zu  Stande  auf  Grund  einer  Ver- 
gleichung der  Gröfse  der  aufgewendeten  Innervations- 
kraft mit  der  Dauer  der  Latenzzeit,  d.  h.  der  Zeit,  welche 
zwischen  der  gewollten  Hebung  und  dem  wirklichen  Eintritt  der 
Bewegung  verstreicht“. 

„Die  Gröfse  der  Latenzzeit  des  Bewegungseintrittes  ist  abhängig 
von  der  Gröfse  der  bei  der  Hebung  des  Gewichtes  zur  Anwendung 
gebrachten  Innervationskraft,  bei  gleicher  Innervationskraft  aber 
proportional  der  Gröfse  des  gehobenen  Gewichtes,  so  dass  einer 
bestimmten  Latenzzeit  bei  einem  gegebenen  Gewicht  auch  eine  be- 
stimmte Innervationskraft  entspricht“  und  sich  dieselbe  nach  einer 
Formel  berechnen  d.  h.  mit  einer  bestimmten  Innervationskraft  ver- 
gleichen lässt.  Hürthle. 


N.  Zuntz,  Ueber  die  Neubildung  von  Kohlehydraten  im  hungern- 
den Organismus.  Archiv  f.  Anat.  und  Physiol.  Physiol.  Abtheil.  1893, 
S.  378. 

Die  Versuche  sind  von  Verf.  in  Gemeinschaft  mit  Vooklius  an 
Kaninchen  angestellt.  Um  den  Darmkanal  von  in  ihm  enthaltenen 
Kohlehydraten  zu  befreien,  erhielten  die  Tiere  wenigstens  2 Tage 
laog  nur  Milch  und  hungerten  21  Stunden.  Durch  mehrstündigen 

14  • 


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212 


Aboütiuskv,  Zusammensetzung  des  Rindfleisches. 


No.  12 


Strychnintetanus  wurden  nun  die  Tiere  glycogenfrei  gemacht.  Bei 
solchen  Tieren,  die  zur  Controile  getötet  wurden,  fand  sich  in  der 
Leber  5 Mal  gar  kein  Glycogen,  4 Mal  wägbare  Spuren,  im  Maxi- 
mum 0.031  resp.  0.06  pCt.  des  Lebergewichts.  Im  übrigen  Körper 
mit  Ausschluss  der  Eingeweide  wurde  immer  etwas  Glycogen  ge- 
funden, im  Minimum  0,04  g im  Maximum  0.21  g=  0.004  pCt. 
bezw.  0.020  pCt.  Die  weiter  zu  beobachtenden  Tiere  erhielten 
nach  Beendigung  der  Krämpfe  eine  schlafmachende  Dosis  Chloral- 
hydrat  oder  Urethan  subcutan  eingespritzt,  welche  erneuert  wurde, 
sobald  die  Tiere  erwacht  waren.  Nach  48 — 74  Stunden  wurden 
die  Tiere  getötet:  Leber  und  die  übrigen  Organe  enthielten  nicht 
unerheblich  Quantitäten  Glycogen,  es  war  ausserdem  Urochloral- 
säure,  in  welcher  noch  ein  Kohlehydrat  steckt,  durch  den  Harn  ent- 
leert. So  wurde  in  einem  Fall  gefunden:  Glycogen  in  der  Leber 
0,401  g,  im  übrigen  Körper  1.345  g,  ausserdem  Urochloralsäure  ent- 
leert 1.795.  Da  sonst  der  Körper  des  hungernden  Tieres  frei  ist 
von  Glycogen,  so  muss  man  annehmen,  dass  das  Glycogen  welches 
sich  bei  diesen  Tieren  bildet,  durch  die  Muskelaction  verbraucht 
wird,  während  es  zur  Aufspeicherung  gelangt,  wenn  die  Muskel- 
action durch  Narcotica  aufgehoben  ist.  Die  Quantität  der  neugebil- 
deten Kohlehydrate  erscheint  noch  gröfser,  wenn  man  den  schlafen- 
den Tieren  Phloridzin  (0.1g  pro  Kilo  Tier)  subcutan  injicirt,  wobei 
sie  Zucker  im  Harn  ausscheiden.  E.  Salkowski. 


P.  Argutiusky,  lieber  die  elementare  Zusammensetzung  des  Ochsen- 
fleisches. POüger’s  Arch.  Bd.  55  S.  345. 

Frisch  geschlachtetes,  von  sichtbaren  Fett-  und  Sehnenbei- 
mengungen nach  Möglichkeit  befreites  und  fein  gewiegtes  Ochsen- 
fleisch (Filet,  vordere  Hals-,  Rückenmuskeln)  wurde  in  Portionen 
von  30  —35  g auf  Drahtnetzen  über  Schwefelsäure  in  evakuirten 
Glasglocken  getrocknet  und  das  fein  gepulverte  Material  mehrere 
(4  -7)  Tage  hindurch  in  Soxhlbt’s  Extractionsapparat  vom  Fett 
befreit,  das  so  gewonnene  fettfreie  Fleischpulver  wurde  wegen  seiner 
Hygroskopicität  noch  über  Schwefelsäure  im  Vaccurn  bis  zum  kon- 
stanten Gewicht  belassen  und  auch  weiterhin  stets  in  geschlossenen 
Wiegegläschen  im  Exsiccator  über  Schwefelsäure  aufbewahrt.  Ein- 
zelne Fleischstücke  enthielten  frisch  bis  zu  0.6  pCt.  Glycogen  (nach 
Bköckk-Külz)  in  der  Mehrzahl  fanden  sich  selbst  im  frisch  ge- 
schlachteten Fleisch  seltsamer  Weise  nur  Spuren.  Im  Mittel  von 
9 Analysen  an  4 verschiedenen  Proben,  deren  Einzelwerte  nur  wenig 
von  einander  abweichen,  fand  sich  für  das  im  Vacuum  getrocknete, 
entfettete  Fleisch  (nach  Abzug  des  Glycogen’s)  C 49.6  — N 15.3 
— H 6.9  — Asche  5.2  — O -f-  S 23  pCt.  Diese  Zusammensetzung  kommt 
am  nächsten  der  von  Stohmanh  u.  Langbein  ermittelten,  weicht  aber 
in  Bezug  auf  C,  II,  O-f-S  ziemlich  von  der  RcBNKa’schen  ab;  letz- 
tere steht  ihr  am  nächsten  in  Bezug  auf  den  sog.  Fleischquotienten 


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No.  12.  Goi.dschkidbr  u.  Jacob.— Sroemakrr,  2 Fälle  v.  Pylephlebitis.  213 

C N,  den  Verf.  zu  3.24,  Rcb.nkk  zu  3.28  findet.  Auf  aschenfreie 
Substanz  berechnet  Verf.  C.  52.33  — N 16.15  — H 7.3 — O -f-  S 
24.22  pCt.  Die  vom  Verf.  befolgte  Methode  umgeht  die  Anwen- 
dung einer  erhöhten  Temperatur,  ermöglicht  ein  sehr  rasches  und 
gleichmäfsiges  Trocknen  bei  Zimmertemperatur  und  erlaubt  endlich 
ein  längeres  Aufbewahren  des  getrockneten  Gewebes  unter  mög- 
lichster Auschliefsung  einer  chemischen  Veränderung.  — Die  Arbeit 
ist  in  Pfiöger’s  Laboratorium  ausgeföhrt.  J.  Munk. 


A.  Goldscheider  und  P.  Jacob,  Weitere  Mitteilungen  über  die 
Leukocyten-Frage.  Verhandl.  d.  phys.  Gesellschaft  zu  Berlin  1893/94. 
No.  2,  3. 

Die  Verflf.  haben  im  Anschluss  an  ihre  früheren  Untersuchungen 
die  von  Löwit  aufgestellte  Behauptung  nachgepröft,  ob  die  nach 
Injection  bestimmter  Organextracte  auftretende  Hyperleukocytose 
eine  Folge  der  ihr  voraufgehenden  Hypoleukocytose  sei.  Sie  inji- 
cierten  Milz-  und  Knochenmarksextrakte  in  die  Ven.  jugul.  ext. 
betäubter  Kaninchen  und  entfernten  teils  im  Stadium  der  Hypoleu- 
kocytose, teils  in  dem  der  Hyperleukocytose  Lungen  und  Herz. 
Sowohl  im  ersten  Stadium  als  ganz  besonders  im  zweiten  zeigten 
sich  die  Lungenkapillaren  mit  zahlreichen  Leukocyten  angefüllt,  im 
Gegensatz  zu  den  Befunden  bei  Kontrollieren. 

Ferner  ergaben  wiederholt  nach  einander  ausgeführte  Injectionen 
von  Organextrakten,  dass  die  Wirkung  derselben,  je  nachdem  sie 
im  Stadium  der  Hypo-  oder  Hyperleukocytose  ausgeführt  werden, 
ganz  verschieden  ist.  Im  ersteren  Falle  trat  verstärkte  und  ver- 
längerte Hypoleukocytose,  im  zweiten  abgeschwächte  und  verkürzte 
Hypoleukocytose,  gefolgt  von  sehr  verstärkter  Hyperleukocytose,  ein. 

Die  Verff.  nehmen  auf  Grund  ihrer  Resultate  an,  dass  Hypo- 
und  Hyperleukocytose  nicht  Folgezustände  sind,  sondern  ganz  ver- 
schiedenen Processen  ihre  Entstehung  verdanken.  Die  erstere  ist 
durch  ein  Hineintreiben  der  Leukocyten  in  die  Kapillaren,  vielleicht 
auf  chemotaktischem  Wege,  bedingt,  die  letztere  durch  Ueberfüh- 
rung  weifser  Blutkörperchen  aus  den  Lymph-  in  die  Blutbahnen. 

M.  Rothmann. 


G.  E.  Shoeinaker , Suppurative  pylephlebitis  and  hepatic  abscess 
secondary  to  appendicitis;  with  a report  of  two  cases.  Amer.  med. 
News  1893.  p.  397. 

Bei  den  beiden  von  S.  in  extenso  mit  den  Sectionsbefunden 
mitgeteilten  Pylephlebitis-Fällen  wurde  die  Diagnose  erst  durch  die 
Obduction  gestellt.  In  dem  ersten  derselben  handelte  es  sich  um 
einen  acuten  Process  im  Proc.  vermiform,  hervorgerufen  durch  Ein- 
dringen einer  gemeinen  Stecknadel  in  diesen,  welche  ohne  ihn  zu 
perforiren  zu  einem  groisen  Bauchfellabscess  geführt  hatte.  Bei  der 


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214 


Moos,  Abnormer  Verlauf  der  Warzenfortsalz-Erkrankuug. 


No.  12 


Eröffnung  des  letzteren  war  der  Proc.  vermiform.  nicht  aufzufinden; 
der  schon  erschöpfte  17  jährige  Pat.  starb  am  Abend  nach  der 
Operation.  Die  Eiterung  hatte  sich  retroperitoneal  zur  Leber  bezw. 
zum  Omentum  minus  verbreitet,  welches  einen  Abscess  umschloss. 
Im  2.  Fall  begann  die  Krankheit  bei  dem  14jährigen  Kranken  nach 
einem  Diätfehler  mit  typhlitischen  Symptomen  und  erstreckte  sich 
unter  z.  Th.  sehr  schwer  zu  deutenden  Erscheinungen  von  Gelb- 
sucht, Lebervergröfserung  und  Schöttelfrost  Ober  einen  Zeitraum 
von  8 Jahren.  Bei  der  Autopsie  fand  man  den  Proc.  vermiform. 
verdickt  und  brandig  perforirt;  die  Vermittelung  der  Verbreitung 
der  Eiterung  zur  Leber  hatte  wieder  ein  retroperitonealer  Process 
übernommen.  In  der  Leber  selbst  fanden  sich  zahlreiche  Abscesse, 
von  dem  retroperitonealen  Raum  aus  konnte  man  mehrere  stark 
erweiterte  Venen  in  die  Bauchhöhle  bezw.  in  das  Pforadergebiet 
verfolgen,  welche  verdickte  Wandungen  und  grauen  flüssigen  Inhalt 
boten.  Aus  der  längeren  Epicrise  S.’s  erhellt,  dass  die  klinische 
Diagnose  der  Pylephlebitis  seit  Schönlkin  kaum  an  Klarheit  gewon- 
nen hat.  P.  Qüterbook. 


Moos,  Ueber  einen  bisher  noch  nicht  beschriebenen  Verlauf  einer 
Warzenfortsatzerkrankung.  Zeitschr.  f.  Ohrenbeilk.  XXIV.  S.  314. 

Bei  einem  39jährigen  Mann,  der  als  Kind  doppelseitige  Schar- 
lachotitis überstanden  hatte,  trat  nach  Influenza  rechtsseitiger, 
schmerzloser  Ohrenausfluss  mit  bald  darauffolgender  Schwellung  der 
Regio  mastoid.,  die  abwechselnd  gröfser  und  kleiner  wurde,  zuweilen 
auch  ganz  verschwand,  auf.  Ebenso  wechselnd  war  der  Ohrenfluss. 
M.  fand  kleine  centrale  Perforation  des  Trommelfells,  viel  Eiter  in 
der  Paukenhöhle,  nach  unten  und  etwas  median  von  der  Apophys. 
mast,  nussgrofee,  teigige,  kaum  schmerzhafte  Anschwellung.  Druck 
auf  dieselbe  vermehrte  den  Ausfluss.  Empfindlichkeit  und  Steifig- 
keit längs  des  Nackens  und  Rückens.  Bei  der  Trepanation  des 
Proc.  mast,  erweist  sich  der  Knochen  als  durchaus  sclerotisch,  Eiter 
wurde  nicht  gefunden. 

Es  traten  noch  mehrmals,  nachdem  die  Operations wunde  ge- 
heilt war,  Anschwellungen  am  unteren  Ende  der  Apophyse,  ebenso  wie- 
derholt profuse  Eiterentleerung  aus  dem  Ohr  auf.  Durch  Massage 
wurde  mehreremal  der  Eiter  aus  der  Anschwellung  entleert.  Heilung 
mit  Narbe  am  Trommelfell  nach  4 Wochen.  Nach  M.  war  wieder- 
holtes Auftreten  des  Ohrflusses,  nach  tagelangen  Stillstand  eine  Folge 
des  Regurgitirens  des  Eiters  aus  dem  Abscess  durch  die  Fissura 
mastoidea  squamosa.  Die  Trepanation  des  Proc.  mast,  ist,  nach 
Verf.,  in  solchen  Fällen  unnötig,  vielleicht  auch  der  WiLnit’sche 
Schnitt.  Die  Massage  sollte  allen  anderen  Eingriffen  vorausgehen. 
Im  Anschluss  an  diese  Mitteilung  berichtet  Verf.  über  das  Er- 
gebnis seiner  Untersuchungen  über  Fissuren,  Pseudofissuren  und 
spaltähnliche  Gefäfslöcher  von  der  Schädelsammlung  des  Heidel- 


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No.  12.  Si.'HKUBLKN,  Ueber  Saprol  und  Saprolirung.  215 

berger  anatom.  Instituts.  Unter  239  Schädeln  kamen  insgesammt 
54  Mal  derartige  Bildungen  vor  (22.53  pCt).  Ausgebildete  Fissuren 
in  verschiedener  Ausdehnung  fanden  sich  24  Mal  (10.04  pCt.) 
u.  zwar  11  Mal  (4,62  pCt.)  beiderseits  (darunter  6 Mal  bei  Rassen- 
schftdeln)  4 Mal  rechts,  9 Mal  links,  also  in  5.4  pCt.  einseitig. 

Schwabaoh. 


Scheurlen,  Ueber  Saprol  und  die  Saprolirung  der  Desinfections- 
mittel.  Arob.  f.  Hygiene  XVIII.  1.  H. 

Verf.  fasst  seine  Resultate  folgendermassen  zusammen:  1)  Das 
Saprol  ist  eine  Auflösung  von  rund  20  pCt.  Mineralöl  in  80  pCt. 
roher  50— 60  proc.  Karbolsäure;  es  hat  ein  spec.  Gewicht  von  0.98 
bis  0.99;  dasselbe  schwimmt  deshalb  auf  der  Oberfläche  wässriger 
Flüssigkeiten  und  breitet  sich  selbstthätig  auf  denselben  aus.  2)  Die 
Auslaugung  des  Kresols  beginnt  fast  sofort  nach  dem  Anfgiefsen 
des  Saprols  und  damit  auch  die  Mischung  mit  den  untenstehenden 
Flössigkeiten,  da  die  mit  Kresol  gesättigten  oberen  Wasserschichten 
ihres  nunmehr  speciflsch  schwereren  Gewichtes  wegen  untersinken 
und  anderen  nicht  gesättigten  Schichten  Platz  machen  mössen. 
3)  Bereits  nach  24  Stunden  ist  bei  genügender  Anwesenheit  von 
Saprol  das  untenstehende  Wasser  in  eine  0.34  proc.  Kresollösung, 
nach  4 Tagen  in  eine  0.43  bis  0.49  proc.  umgewandelt.  4)  Eine 
Aenderung  in  der  Reaction  der  zu  desinficirenden  Flüssigkeiten 
durch  Zusatz  von  Ammoniak  oder  Essigsäure  bezw.  Oxalsäure  hat 
bezüglich  der  Menge  des  aufgelösten  Kresols  einen  wesentlichen 
Unterschied  nicht  ergeben.  5)  Das  Saprol  ist  ein  ausgezeichnetes 
Desodorisationsmittel  vielleicht  das  beste,  welches  wir  besitzen,  eine 
Eigenschaft,  die  dasselbe  ganz  besonders  vor  der  Kalkmilch  aus* 
zeichnet.  6)  In  Folge  der  Eigenschaft  des  Saprols,  die  unter  ihm 
stehenden  Flüssigkeiten  in  eine  YiP1-00-  Kresollösung  umzuwandeln, 
tötet  es  Prodigiosus-,  Cholera-  und  Typbusbacillen,  also  überhaupt 
die  Vegetationsformen  der  Bacterien  in  wässrigen  Aufschwemmungen 
und  Fäkalien  innerhalb  6 — 24  Stunden.  Die  Dauersporen  (Milz- 
brand und  Megatheriumsporen)  vermag  es  nicht  zu  vernichten. 
7)  Was  die  Menge  Saprol  betrifft,  die  zu  der  zu  desinficirenden 
Flüssigkeit  zugesetzt  werden  soll,  so  hat  sich  in  unseren  Versuchen 
1:80  als  hinreichend  und  sicher  erwiesen.  8)  Giel'st  man  zu  Wasser, 
welches  Tags  zuvor  mit  Saprol  übergossen  und  dadurch  in  eine 
0.34proc.  Kresollösung  umgewandeit  war,  Choleraspirillen,  so  wer- 
den dieselben  innerhalb  einer  Stunde  vernichtet.  9)  Die  wässrige 
Lösung  des  Kresols  entsteht  mit  annähernd  gleicher  Leichtigkeit 
aus  100  proc.  roher  Karbolsäure  wie  aus  50 — 60  proc.  oder  Saprol. 
Eine  Herstellung  des  Saprols  aus  100  proc.  Karbolsäure  wie  es 
früher  von  dem  Fabrikanten  geübt  wurde,  empfiehlt  sich  daher 
nicht,  da  es  das  Präparat  nur  vertheuern  würde.  10)  Bei  der  Um- 
wandlung der  rohen  Karbolsäure,  deren  Entflammungstemperatur 


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216 


Qkkhardt,  Ueber  interlobäre  Pleuritis. 


No.  12 


bei  84 — 86°  C und  deren  Entzündungstemperatur  bei  93—97°  C 
liegt,  in  Saprol  werden  durch  den  Zusatz  von  Mineralöl,  dessen 
Entflammungs-  und  Entzündungstemperatur  150°  C bezw.  171°  C 
ist,  diese  beiden  Punkte  höher  gerückt,  die  Karbolsäure  also 
schwerer  brennbar  gemacht,  sodass  ein  Saprol  von  0.98  specifischen 
Gewichts  einen  Entflammungspunkt  von  90°  und  eine  Entzündungs- 
temperatur von  102°  C besitzt.  Von  dem  Begriff  der  Feuergefähr- 
lichkeit  kann  bei  der  rohen  Karbolsäure,  geschweige  denn  bei  dem 
Saprol  keine  Rede  sein.  Scbeurleu. 


D.  Gerhardt,  Ueber  interlobäre  Pleuritis.  Berliner  klin.  Wocbenschr. 

1893,  No.  33. 

Während  die  Ansammlung  flüssigen  Exsudates  zwischen  den 
einander  zugekehrten  Flächen  zweier  Lungenlappen  gelegentlich  als 
Teilerscheinung  einer  allgemeinen  Pleuritis  vorkommt,  sind  die  pri- 
mären Formen  dieser  partiellen  Pleuritiden  von  grüfserer  klinischer 
Wichtigkeit  und  liefern  ein  ziemlich  gut  charakterisirtes  Krankheita- 
bild.  Die  Krankheit  ist  — wie  aus  der  Litteratur  hervorgeht  — 
nicht  sehr  häufig.  Charakteristisch  ist  — nach  anfänglichem  Fieber 
und  Seitenstechen  — das  Auftreten  eines  2 — 3 ctm  breiten  Dämpfunga- 
streifens, der  von  der  Gegend  des  3.  und  4.  Brustwirbels  schräg 
nach  aussen  und  unten  verläuft  und  etwas  vor  der  vorderer  Axil- 
larlinie den  unteren  Lungenrand  erreicht;  dabei  brauchen  die  typi- 
schen Zeichen  des  pleuritischen  Exsudates  nicht  immer  deutlich 
ausgesprochen  zu  sein,  vielmehr  kann  der  Stimmfremitus  verstärkt, 
das  Atmungsgeräusch  verschärft  vesikulär  oder  bronchial  und  lautes 
klingendes  Rasseln  hörbar  sein  Nach  verschieden  langer  Zeit  er- 
folgt unter  Fieberabfall  plötzlich  oder  doch  innerhalb  kurzer  Zeit 
eine  auffallend  reichliche  Expectoration  rein  eitriger,  oft  übelriechen- 
der Sputa,  die  nach  Wochen  oder  Monaten  versiegt;  nur  in  wenigen 
Fällen  führt  die  Krankheit  unter  dem  Bilde  schwerer  Septikämie 
zum  Tode.  — Aetiologisch  fand  man  in  einzelnen  Fällen  Tuber- 
ctilose,  vereinzelt  auch  fibrinöse  Pneumonie.  Fast  stets  war  der 
Erguss  von  Anfang  an  eitrig,  verhältnissmäfsig  häufig  war  er  pu- 
tride. Da  in  allen  Sectionsberichten  ganz  feste  Verwachsungen  der 
costalen  und  pulmonalen  Pleura  erwähnt  werden,  so  ist  es  wohl 
möglich,  dass  von  einer  längst  geheilten  allgemeinen  Pleuritis  her 
noch  ein  kleiner  Erguss  in  der  Tiefe  zwischen  den  Lappen  unre- 
sorbirt  liegen  blieb,  gelegentlich  vereiterte  und  nun  als  primäres 
Empyem  imponirte.  Für  die  Fälle  von  Putrescenz  des  Exsudates 
ist  eine  vorangehende  Lungenerkrankung  oder  der  Durchbruch  einer 
erweichten  Lymphdrüse  in  die  Pleurahöhle  anzunehmen.  — Da  die 
meisten  der  veröffentlichten  Fälle  nach  Durchbruch  der  Flüssigkeit 
in  die  Luftwege  — ohne  operativen  Eingriff  — günstig  verlaufen 
sind,  so  dürfte  bei  tiefer  Lage  des  Eiters  ein  operatives  Eingreifen 
für  die  Fälle  zu  reserviren  sein,  wo  im  Verlaufe  von  Wochen  und 


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No.  12. 


Rkmak,  lieber  die  Enlartungsreaotion. 


217 


Monaten  keine  Besserung  eintritt.  Liegt  der  Eiter  dagegen  direkt 
der  Brustwand  an,  so  ist  kein  Grund  vorhanden,  die  für  jedes  andere 
Empyem  indicirte  Operation  zu  unterlassen.  ‘ Perl. 


E.  Remak,  Ueber  die  Definition  der  Entartungsreaction  Deutsche 
med.  Wocbenschr.  1893.  No.  46. 

Nach  der  Entdeckung  der  sogenannten  »partiellen  Entartungs- 
reaction“ (EaR)  hatte  sich  die  ursprüngliche  Definition  derselben 
insoweit  verschoben,  dass  man  unter  EaR  schlechthin  die  galva- 
nische EaR  bei  galvano-muskulärer  Prüfung  verstand,  gleichviel  ob 
sie  sich  als  complete  (bei  aufgehobener  Nervenerregbarkeit)  oder 
als  partielle  darstellt.  — Bei  histologisch  normaler  Muskulatur 
kommt  sie  nie  vor:  sie  ist  vielmehr  stets  ein  Kennzeichen  schwerer 
histologischer  Veränderungen  der  Muskeln. 

Es  zeigte  sich  weiter,  dass  weder  die  im  Anfangsstadium  der 
Entartung  zu  beobachtende  galvanische  Uebererregbarkeit  noch  die 
Umkehr  der  Zuckungsformel  das  charakteristische  Merkmal  der 
EaR  ist,  sondern  nur  die  träge,  wurmförmige  Zuckung.  Weiter 
aber  fand  man  (Dübois,  Lreoakd,  Rkmak),  dass  auch  bei  vollkom- 
mener EaR  der  Muskel  noch  auf  Einzelschläge  eines  kräftigen  In- 
duktionsapparates mit  träger  Zuckung  antwortet,  wodurch  zugleich 
die  ältere  NKCMAün’sche  Hypothese,  dass  ein  entarteter  Muskel  nur 
auf  Ströme  von  längerer  Dauer  reagirt,  hinfällig  wurde. 

Dies  ist  eine  Thatsache,  aber  ebenso  unzweifelhaft  ist  es,  dass 
diese  Reaction  nach  kurzer  Zeit  nicht  mehr  nachweisbar  wird:  der 
Muskel  muss  sich  stets  erst  wieder  erholen ; er  ist  leicht  erschöpf- 
bar. — „Uebererregbarkeit“  wie  anfangs  bei  der  galvanischen  EaR 
ist  nie  vorhanden.  (Dasselbe  ist  vom  Ref.  für  die  FHANKMx’sehe 
EaR  festgestellt  worden). 

Ehb  gegenüber  hält  ferner  R.  an  die  von  ihm  zuerst  beschrie- 
bene faradische  EaR  fest,  welche  er  sowohl  bei  direkter  Reizung 
der  Muskeln  als  auch  bei  indirekter  ihrer  Nerven  (bei  freischwin- 
gendem Hammer)  in  schweren  Mittelformen  atrophischer  Spinalläh- 
mungen beobachtet  hatte.  Eine  „indirekte  Zuckungsträgheit“  (Ekh) 
nämlich  braucht,  wie  Goi.dschbidbb  gezeigt  hat,  überhaupt  nicht  von 
musculärer  Degeneration  abhängig  zu  sein  (Cbl.  1891,  S.  465). 
Man  darf  aber  von  faradischer  und  franklinischer  Entartungsreaction 
nach  Verf.  nur  dann  sprechen,  wenn  gleichzeitig  bei  wiederholter 
Prüfung  auch  galvanische  EaR  vorhanden  ist.  Sonst  kann  die 
faradische  Zuckungsträgheit  auch  vorübergehend  nach  Kälteeinwir- 
kung, bei  asphyxie  locale  (Bkbxhabdt  Hitzig),  vielleicht  auch  nur  bei 
Ermüdung  Vorkommen. 

Die  mitgeteilten  Ueberlegungen  werden  schliefslich  von  R.  in 
4 kurzen  Thesen  zur  Darstellung  gebracht.  Bernhardt. 


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218  DiNKLKR,Quecksilberkuretc.  — Bkiioh,  Incubationsdauer  d.  Syphilis.  No.  12 

M.  Dinkler,  Ueber  die  Berechtigung  und  die  Wirkung  der  Queck- 
silberkuren bei  Tabes  dorsalis.  (Aus  der  med.  Klinik  des  Herrn 
Prof.  Ekb  in  Heidelberg).  Berliner  klin.  Woohenschr.  1893,  No.  15 
bis  18,  20. 

Die  sehr  bemerkenswerte  Arbeit,  in  welcher  Eub’s  Erfahrungen 
in  seiner  Privatklientel  und  in  seiner  Klinik  zusammengefasst  wer- 
den, berichtet  von  71  Tabikern,  bei  welchen  in  den  letzten  10  Jahren 
Innunctionskuren  gemacht  worden  sind.  Die  Erfolge  stellt  D.  in 
drei  Gruppen  zusammen,  je  nachdem  einzelne  Symptome  oder 
mehrere  eine  Besserung  erfahren  haben,  oder  keine  Veränderung 
eintrat  oder  endlich  eine  Verschlimmerung  sich  einstellte.  Danach 
ergaben  sich  dann  58  Besserungen,  11  unbeeinflusste  Fälle  und  2 
Verschlimmerungen.  Während  bezüglich  der  einzelnen  Kranken- 
geschichten auf  die  Lektüre  der  Originalarbeit  zu  verweisen  ist, 
mögen  die  Schlussfolgerungen  hier  kurz  angedeutet  werden.  Die 
2 verschlimmerten  Fälle  endeten  2 resp.  7 Monate  nach  der  Hgkur 
letal,  die  Sektion  des  einen  ergab  deutliche  luetische  Veränderungen 
der  Gefäfse  und  Meningen , der  andere  imponirte  durch  die  cere- 
bralen Erscheinungen  ohnedies  als  luetischer  Tumor  cerebri.  Diese 
Fälle  beweisen  also  höchstens,  dass  zu  wenig  geschmiert  worden  ist, 
oder  aber  sie  documentiren  von  neuem  die  Unzulänglichkeit  des 
Hg  in  vielen  cerebrospinalen  Erkrankungen.  Die  Berechtigung, 
überhaupt  bei  Tabes  Hg  anzuwenden,  folgert  D.  aus  den  mit  immer 
gröfserem  Nachdruck  vertretenen  und  immer  weitere  Kreise  von 
Anhängern  sich  erwerbenden  EtiB-FoORNiKB’schen  Anschauungen  über 
die  Aetiologie  der  Tabes.  Neuere  anatomische  und  klinische  Be- 
obachtungen über  Zusammenauftreten  von  Tabes  mit  manifesten 
syphilitischen  Veränderungen  stützen  jene  Anschauungen.  Dazu 
kommen  unter  ca.  70  geschmierten  Fällen  58  Besserungen!  Und 
das  bei  einem  nicht  etwa  für  diese  Statistik  ausgewählten  Material! 
Gebessert  wurden  von  einzelnen  Symptomen  die  Sensibilitätsstö- 
rungen  (subjective  und  objective;  die  Krisen  erwiesen  sich  als  am 
schwersten  der  Besserung  zugänglich),  die  Störungen  der  Coordi- 
nation,  der  Motilität;  die  Sehnenreflexe  zeigten  unter  dem  Einfluss 
des  Hg  ein  sehr  wechselndes  Verhalten;  günstig  beeinflusst  wurden 
Lähmungen  der  äusseren  Augenmuskeln,  auch  die  Pupillenstarre 
und  Sehnervenatrophie  erwies  sich  in  einzelnen  Fällen  als  besserungs- 
fähig, das  gleiche  gilt  von  den  visceralen  Reflexen.  Das  Allgemein- 
befinden hob  sich  meistens.  Die  vorübergehende  Besserung  nach 
Hg-Gebrauch  könnte  höchstens  zur  Wiederholung  der  Kur  ermun- 
tern, nicht  zu  ihrer  Verurteilung.  M.  Brasch. 


R.  Bergta,  Ueber  die  Incubationsdauer  bei  Syphilis.  Monatsh.  f. 
pract.  Dermat.  XVII.  No.  12. 

Veif  hat  bei  254  männlichen  Syphilitischen,  welche  ziemlich 
oder  ganz  zuverlässige  Daten  lieferten,  die  Incubationsdauer  d.  h. 


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No.  12.  Cann,  Ivanos,  lieber  septische  Infeotion  im  Puerperium.  219 

die  Zeit,  welche  zwischen  Infection  und  Ausbruch  secundärer  Er- 
scheinungen lag,  festzustellen  gesucht.  Am  häufigsten  (in  32  Fällen) 
trat  die  Allgemeineruption  in  der  8.  Woche  auf,  dann  (30  Fälle) 
in  der  10.  und  (28  Fälle)  in  der  7.  Woche;  recht  häufig  noch  ver- 
zögerte sie  sich  bis  in  die  14.  (24  Fälle)  und  in  die  15.  (27  Fälle). 

/•  Eine  noch  längere  und  zwar  auf  20—29  Wochen  sich  erstreckende 
Incubation  wurde  7 Mal  constatirt.  In  2 Fällen  mit  ganz  unge- 
wöhnlich kurzer  Incubationsdauer  (24  und  25  Tage)  entwickelte 
sich  eine  besonders  schwere  Syphilis;  andere  Beobachtungen  zeigten 
aber,  dass  auch  eine  sehr  lange  Latenzperiode  durchaus  keine  Ga- 
rantie für  einen  leichten  Verlauf  bietet.  — Ueber  die  Ursachen  för 
die  grofse  Variabilität  der  Incubationsdauer  lassen  sich  nur  Ver- 
muthungen aufstellen.  Vielleicht  ist  sie  bei  directer  Aufnahme  des 
Virus  in  das  Gefäfssystem  eine  kürzere,  vielleicht  spielt  auch  die 
Oertlichkeit,  wo  die  Infection  8tattfindet.  eine  Rolle.  Denkbar  wäre 
es  ferner,  dass  Individuen,  die  von  syphilitischen  Eltern  stammen, 
ohne  selbst  hereditär  inficirt  gewesen  zu  sein,  eine  langsamer  sich 
entwickelnde  und  leichter  verlaufende  Syphilis  acquiriren.  Alter, 
Geschlecht,  klimatische  Verhältnisse  scheinen  keinen  wesentlichen 
Einfluss  zu  haben,  eher  constitutionelle  Anomalien.  Dass  durch  eine 
frühzeitige  präventive  Behandlung,  sowie  durch  intercurrente  hoch- 
fieberhafte Krankheiten  die  Incubationsdauer  oft  beträchtlich  ver- 
längert wird,  ist  bekannt.  H.  Müller. 


1)  F.  J.  91.  Cann,  The  Symptoms  and  treatment  of  septic  intoxi- 
cation  (saprämia)  during  the  puerperium.  The  Lancet  1893,  24.  June. 

2)  A.  Ivanus,  Die  Toleranz  der  Gebärmutter  gegen  traumatische 
und  septische  Einwirkungen.  Wiener  med,  Wochenschr.  1893,  No.  15. 

1)  Als  Symptome  der  puerperalen  Infection  führt  Verf.  an: 
Kopfschmerz,  Müdigkeit  mit  Schlaflosigkeit,  Durst,  Appetitlosigkeit, 
trockoe  Zunge,  Uebelkeit  und  Erbrechen,  Temperaturerhöhung, 
Gliederschmerzen,  weicher,  ungenügend  rückgebildeter  Uterus. 

Die  Behandlung  besteht  in  intra- uterinen  und  vaginalen  Aus- 
spülungen. 

Der  intrauterinen  Douche  soll  Waschung  der  äusseren  Geni- 
talien und  der  Scheide  vorausgehen.  Lufteintritt  muss  vermieden, 
für  freien  Ablauf  gesorgt  werden.  Der  Druck  muss  gering,  die 
Temperatur  46°  C (115“  F)  sein.  Lösungen  von  Sublimat  1 : 4000 
bis  1 : 2000  mit  nachfolgender  Ausspülung  mit  Borsäure  sind  be- 
sonders empfehlenswert.  Der  Uterus  soll  dabei  wiederholt  gedrückt, 
die  Tuben  comprimirt  werden. 

2)  Verf.  hat  eine  Kreisende  in  Behandlung  bekommen,  die 
schon  5 volle  Tage  gekreifst  hatte,  und  in  deren  Zimmer  schon  ein 
aashafter,  pestilenzartiger  Geruch  vorhanden  gewesen  sei.  Das  durch 
Perforation  und  Cranioklasie  entwickelte  Kind  war  maceriert;  die 
Placenta  war  ein  zerfallener,  übelriechender  Fleischklumpen;  das 
braun-rote  Fruchtwasser  verbreitete  einen  aashaften  Geruch.  Trotz- 


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220 


Schsukorbhbo,  Marfori.  Ueber  dss  Perratin  etc. 


No.  12 


dem  hier  die  günstigsten  Bedingungen  för  eioe  Infee.tion  vorhanden 
waren,  hat  sich  keine  Infection  entwickelt.  Die  Patientin  hat  kein 
einziges  Mal  Temperatursteigerung  gehabt  und  war  nach  14  tägigem 
Liegen  vollständig  genesen.  A.  Martin. 


1)  0.  Schmiedeberg,  Ueber  das  Ferratin  und  seine  diätetische  und 
therapeutische  Anwendung.  Arch.  f.  exp.  Pathol.  u.  Pbarmakol.  XXXIII. 

p.  101. 

2)  Marfori,  Sulla  Ferratina.  Annali  di  chimica  e farm.  1894,  No.  1,2. 

1)  In  Nr.  48,  Jahrg.  1891  d.  B.  war  berichtet  worden,  dass 
es  Marfobi  in  Sihmibdkbkru’s  Laboratorium  gelungen  war,  durch 
Digestion  von  weinsaurem  Eisenoxyd  mit  Eieralbumin  ein  0.7  pCt. 
Fe  enthaltendes  Eiweifsderivat  darzustellen,  das  bis  zu  50  pCt.  im 
tierischen  Darm  resorbirt  wird. 

Die  weiteren  Bemühungen  gingen  nun  dahin,  ein  eisenreicheres 
Präparat  darzustelten. 

Ueber  die  Erfahrungen  bei  der  Darstellung  desselben,  sowie 
über  die  allgemeinen  Grundsätze,  die  bei  der  Beurteilung  der  Wir- 
kung organischer  Eisenpräparate  zu  gelten  haben,  wird  in  zusam- 
menfassender Darstellung  berichtet. 

Erhitzt  man  eine  alkalische  Eisenalbuminatlösung  oder  lässt 
man  sie  bei  mäfsiger  Temperatur  stehen,  so  nimmt  sie  eine  tief- 
braune  Färbung  an  und  das  vorher  mit  Schwefelammonium  sofort 
nachweisbare  Eisen  ist  jetzt  nicht  mehr  unmittelbar  nachzu weisen. 

Diese  Verbindung,  Ferrialbuminsäure  genannt,  ist  keine  salz- 
artige Verbindung  von  Albuminsäure  und  Fe,  denn  bei  der  Elec- 
trolyse  wird  das  Eisen  nicht  als  solches  abgespalten.  Die  in  Al- 
kalien leibht  löslichen  Präparate  enthielten  4—  8 pCt.  Fe.  Ein  die- 
sem Eiweifspräparate  in  seinen  Eigenschaften  gleiches  konnte  direkt 
aus  tierischen  Organen,  z.  B.  aus  Schweinslebern  gewonnen  werden. 
Sein  Fe-gehalt  betrug  6 pCt. 

Diese  Verbindung,  von  Sch.  Ferratin  genannt  ist  ein  Reprä- 
sentant jener  organischen  Eisenverbindungen,  die  durch  die  Nahrung 
aufgenommen,  in  der  Leber  gespeichert  und  zur  Blutneubildung  in 
noch  unbekannter  Weise  herangezogen  werden.  Eisenarme  Nahrung, 
Aderlässe  bedingt  Verarmung  der  Leber  an  ihrem  natürlichen 
Ferratin. 

Auch  künstlich  liefs  sich  ein  Ferratin  darstellen,  das  zu  13  bis 
44  pCt.  im  Hundedarm  resorbirt,  durch  lange  Zeit  hindurch  ohne 
Nebenerscheinungen  vertragen  wird,  selbst  bei  intravenöser  Injection 
relativ  ungiftig  ist  und  selbst  dann  durch  die  Nieren  nicht  ausge- 
schieden wird. 

Die  vollständige  Unschädlichkeit,  nachweisbare  Resorbirbarkeit 
dieses  Körpers,  seine  Identität  mit  dem  natürlichen  Leberferratin 
lässt  das  künstliche  Ferratin  als  zum  practischen  Gebrauch  völlig 


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No.  12. 


LEtiHOSSKK.  — EXKF.R.  — NlRMANS. 


221 


passendes  und  empfehlenswertes  Präparat  erscheinen.  Für  den  Er- 
wachsenen genügen  0 5 — 1.5  pro  die. 

2)  Die  Mitteilung  enthält  die  genaueren  Angaben  über  die 
Darstellung  des  Ferratin’s  die  im  Princip  ebenfalls  auf  stundenlanger 
Digestion  von  Eieralbumio  mit  weinsaurem  Eisen  beruht.  Die  Prä- 
parate enthielten  7.2— 8.2  pCt.  Fe.  Sodann  werden  die  physiologischen 
Versuche,  die  zu  den  in  vorstehendem  Referate  berichteten  Schlüssen 
geführt  haben,  mit  den  entsprechenden  analytischen  Belegen  ange- 
führt und  discutirt.  Pohl. 

M.  V.  Lenhossek,  Die  Geschmacksknospen  in  den  blattförmigen 
Papillen  der  Kaninchenzunge  Würzburger  Verhandl.  XXVII.  No.  5. 

Du  wesentlichste  Resultat,  das  Verf.  erhalt,  besteht  in  dem  Nachweise,  dass  in 
den  Schmeckbechern  der  Papilla  foliata  des  Kaninchens  nur  freie  Nerrenendigungen 
sorkomtoeo.  Die  Methode,  deren  sich  Verf.  bediente,  war  die  Chromsilbermetbode 
ron  Oolc.i  Diese  Resultate  deckeo  sich  mit  denen,  welche  andere  Autoren  durch  die 
F.nai  ica'sche  Methyleublaumethode  erhalten  haben.  Kawits. 


8.  Exner,  Ein  Versuch  über  Lähmung  und  Dehnbarkeit  der  Harn- 
blase. Pflöger’s  Arch.  Bd.  55.  S 303. 

Nach  Quertrennung  des  Rückenmarks  beim  Frosch  in  der  Höhe  des  4.  bis  5. 
Wirbels  tritt  eine  Lähmung  der  Harnblase  ein.  Illeibt  das  Tier  längere  Zeit  am 
Leben,  so  tritt  eine  Ausdehnung  der  Blase  durch  du  angesammelte  Secret  ein  in  dem 
Grade,  dass  du  Volum  der  Blase  das  des  ganzen  übrigen  Frosches  übertreffen  kann. 
So  wurden  bei  einem  Tiere  160  ccm  Flüssigkeit  aus  der  Harnblase  entleert,  bei  einem 
andern  40  ccm,  wahrend  der  ganze  übrige  Frosch  ein  Volum  ron  45  ccm  hatte.  An 
einer  solchen  Blase  sind  die  Muskeltrabekel  weit  auseinandergerückt;  dagegen  bildet 
das  Epithel  eine  nirgends  unterbrochene  Schichte  platter  Zellen.  Hörthle. 


F.  Niemanil,  Ueber  die  Menge  flüchtiger  Schwefelverbindungen 
in  den  festen  Ausscheidungen.  Arcb.  f.  Hyg.  XIX.  S.  117. 

Zur  Bestimmung  der  Süchtigen  SchwefeDerbindungen  wurde  der  frische  Hunde- 
koth,  mit  Wasser  zum  Brei  angerührt,  allmSlig  zum  Sieden  erhitzt,  wahrend  nach 
und  nscb  koncentrirte  Salzsäure  zufliefsen  gelassen  wurde;  das  Destillat  strich  durch 
titrirte  Jodlötung,  welche  den  Schwefelwasserstoff  und  ereut.  Mercaptau  band  Bei 
gleichmafsiger  Fütterung  mit  500  g Fleisch  pro  Tag  schied  ein  Hund  ron  10  Kilo 
wahrend  10  Tagen  im  Mittel  je  '8  mg  Schwefelwasserstoff  pro  Tag  aus.  Als  das 
Fleisch  mit  je  0.5—1  g Eisenozydbydrat  versetzt  wurde,  betrug  die  Ausscheidung 
11  mg  Schwefelwasserstoff  (Durchschnitt  von  20  Tagen),  zum  Zeichen,  dass  das  Eisen* 
otyd  den  im  Darm  entwickelten  Schwefelwasserstoff  vollständiger  bindet.  Io  einer 
dritten  Reihe  wurde  endlich  das  Fleisch  ausser  mit  Eisenozyd  noch  mit  einer  Auf- 
schwemmung des  in  Bouillonreiokultur  gezüchteten,  schwefelwasserstoffbildenden  Ba- 
eillns  proteus  vulgaris  versetzt  und  zur  Verhütung  des  Absterbens  der  Baoterien  im 
■anren  Magensaft  15pCt.  Sodalösung  durch  die  Schlundsonde  eingespritzt;  in  dieser 
24  tägigen,  durch  Verdauungsstörungen  und  s.  Th-  unregelmäfaigo  Nahrungsaufnahme 
getrübten  Reihe  betrug  dii  Schwefelwasserstoffausscheidung  durch  den  Koth  20  mg 
pro  Tag,  zum  Zeichen,  dass  durch  die  eingeführten  Bakterien  auch  im  Darm  eine 
stlrkere  Schwefelwasseratoffgährung  hervorgerufen  wurde.  4.  Mnnk. 


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222 


Kruo.  — Obstrrkh.  — Baybf.  — Kostknitsch. 


No.  12 


Krug,  Ueber  die  Fleischmast  des  Menschen.  Archiv  f.  Pbysiol.  1893, 
S.  373. 

Zar  Entscheidung  der  Frage,  ob  ans  dem  durch  Nfreien  Nahrungsüberscbuss  ge- 
sparten Eiweifs  beim  ausgewachsenen,  gesunden  Menschen  für  die  Dauer  eine  Fleisch- 
mast zu  Stande  kommt,  hat  Verf.,  59  kg-schwer.  sich,  unter  r.  Noobdbn's  Leitung, 
mit  reichlicher  gemischter  Kost,  welche  44  Calorien  per  Kilo  und  Tag  bot,  in’s 
Gleichgewicht  gebracht.  Dann  steigerte  er  durch  15  Tage  hindurch  mittels  Zulage 
von  Fett  und  Kohlehydrate  das  Kostmaas  um  1700  Cal.  pro  Tag,  sodass  nun  die 
Nalirungszufuhr  der  enormen  Höbe  von  71  Cal.  per  Kilo  entsprach;  dabei  setzte  er 
pro  Tag  ziemlich  gleichmäßig  3.3  g oder  im  Ganzen  49,5  j N = 809  g Eiweiß  oder 
1455  g Muskelfleisch  an;  aos  der  KOrpergewichtszunahme  lässt  sich  der  Fettansatz  auf 
2600  g schätzen.  Somit  wurden  für  den  Eiweifsansatz  nur  6 pCt.  von  dem  Energiein- 
halt  der  überschüssigen  Nahrung,  für  den  Fettansatz  schätzungsweise  96  pCt.  verwertet. 
Danach  ist  Fleischmast  durch  Deberernthrung  zwar  möglich,  aber  nor  in  beschränktem 
Maste  nnd  wohl  kaum  auf  die  Dauer;  wenigstens  ist  es  noch  nicht  gelungen,  einen 
Menschen  durch  Ueberern&hrung  mnskelstark  zu  machen.  Vielmehr  ist  die  Fleisch- 
mast  in  viel  höherem  Grade  eine  Function  der  speciflschen  Wachstumsenergie  der  Ge- 
webszellen und  der  Zellarbeit  als  des  Nahrungsüberschusses  j.  Munk. 


R.  Oestreich,  Die  Fragmentatio  tnyocardii  (Myocardite  segmen- 
taire).  Vircb.  Arch.  Bd.  135,  S.  79. 

Verf.  hat  an  dem  grofsen  Material  des  Berliner  Path  Instituts  die  Frage  der 
Fragmentatio  myocardii  studiert.  Bereits  makroskopisch  lässt  sieh  dieselbe  mit  Sicher- 
heit diagnosticieren,  indem  beim  Streichen  über  die  Schnittfläche  zahllose  Spalten  in 
der  Mutculatur  entstehen.  Die  landläufige  Ansicht,  dass  die  Fragmentation  in  den 
Kittlinien  vor  sich  geht,  ist  unrichtig.  Verf.  beweist  dies  durch  die  sehr  verschiedene 
Gröfse  der  Bruchstücke,  das  Verhalten  des  Kerns  und  der  Kittlinien  selbst  zu  den 
Bruchstellen.  Auch  die  Auffassung  der  Fragmentatio  cordii  als  eines  morbus  sui 
generis  weist  Verf.  zurück;  dieselbe  tritt  erst  io  der  Agone  ein.  Besonders  beweisend 
dafür  ist  das  gemeinschaftliche  Vorkommen  schwererer  Fragmentation  und  guter  Coo- 
traction  des  linken  Ventrikels  M.  Rathmann. 


C.  Bayer,  Zur  Aetiologie  des  Pes  calcaneus.  Prager  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No  16.. 

Ausser  dem  angebornen,  paralytischen  und  dnrch  entzündliche  Processe  bedingten 
Hackeofufs  giebt  es  eine  völlig  gesunde,  namentlich  nicht  gelähmte  Extremitäteo  be- 
treffende Form  desselben.  Sie  entsteht  dadurch,  dass  wegen  einer  entzündlichen 
Affection,  wegen  eines  Fremdkörpers  in  der  Sohle  der  Fufs  in  Calcaneus  Stellung  ge- 
halten und  zum  Gehen  benutzt  wird.  Letzteres  — die  active  Ausschaltung  der  Tb&tig- 
keit  der  Wadenrausculatur  — ist  die  unerlässliche  Vorbedingung  für  diese  Form  des 
Hackenfufses.  Beigefügt  sind  zwei  einschlägige  dnrch  Redressement  in  Narcose  und 
Gypsverband  behandelte  Fälle.  p.GüMrbock. 


J.  Kostenitsch,  Ueber  einen  Fall  von  Scleritis.  Archiv  f.  Augen- 
heilkunde. XXVIII.  S.  27. 

K.  hatte  Gelegenheit  ein  Auge,  das  an  Scleritis  gelitten  batte,  mikroskopisch  za 
untersuchen.  Er  fand  eine  entzündliche  Infiltration  der  Angenhänte.  Dieselbe  war 
sehr  stark  in  den  peripheren  Parthieo  der  Hornhaut,  in  der  Sclera  und  der  Conjunc- 
tiva.  Den  grössten  Zellenreichtnm  wies  der  vordere  Teil  der  Sclera  auf  An  der 
änsseren  Seite  des  Auges  constatirte  er  im  Conjunctivalgewebe  nur  isolirte,  öfter«  neben 
den  Gefäfsen  gelagerte  Lenkocyten ; im  Sclera!-  nnd  Cornealgewebe  sab  man  schon 
gröfsere  Mengen  der  genannten  Elemente.  Weiter  nach  unten  erfasste  die  ziemlich 
intensive  entzündliche  Infiltration  alle  Schichten  des  vorderen  Scleralteiles.  Das  Iris 
gewebe  war  ao  den  Stellen,  welche  der  starken  Scleralinjeetion  entsprach,  bedeutend 
von  Lenkocyten  durchsetzt,  ebenso  der  Ciliarkörper ; die  Conjunctival-  und  Scleralgefäfse 


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No.  12  SCHMIEOKLOW.  — HASTKRLIK. — Sc'HÖNWERTB.  — CARSTENS.  “223 


*»ren  vermehrt,  stark  erweitert  and  mit  Blat  gefüllt,  die  Lympbbabnen  der  Conjunc- 
ti«  ebeofalla  erweitert.  — Bei  der  Scleritis  finden  sich  somit  die  frischen  entzünd- 
lichen Infiltrationen  hauptsächlich  in  den  mittleren  Scleralscbichten  nnd  dringen  ron 
da  nach  den  rordern  Sehicbten  dieser  Membran,  sowie  nach  der  angremenden  Born- 
bant, Conjanctira,  Iris  nnd  dem  Ciliarkörper.  Diese  Beobachtungen  entsprechen  der 
klinischen  Thatsache  nnd  zeigen,  dass  mit  der  tiefen  Scleritis,  Keratitis,  Iritis  und 
Cyclitis  als  Complicationcn  sich  verbinden  können.  Hontmann. 


Sehmiegelow,  Beilr&ge  zur  chirurgischen  Behandlung  der  Mittel- 
ohreiterungen. Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  XXV.  S.  95. 

Scb.  berichtet  über  50  Pille  ron  chronischer  Mittelohreiternng,  bei  denen  er  die 
SrstaB'sche  Operation  (Freilegung  des  Kappelraums  der  Paukenhöhle  mit  Entfernung 
der  Gehörknöchelchen)  allein  oder  in  Verbindung  mit  breiter  Eröffnung  des  Antram 
mastoid.  aasgeführt  hat.  Der  eariöse  Process  war  18  Mal  im  Kuppelraum  localisirt, 
!U  >on  diesen  Fällen  wurden  geheilt.  In  den  übrigeo  37  Fallen  war  das  Leiden  im 
Knppelranm  mit  einem  mehr  oder  weniger  ausgebreiteten  destructiren  Process  im 
Antrnm  and  Proc.  mast,  complicirt  nnd  deshalb  die  Aufmeifselnng  des  letzten  indicirt. 
Von  diesen  37  wurden  26  geheilt,  5 blieben  ans  der  Behandlung  weg,  2 starben  an 
acutem  Hirnleiden,  4 blieben  nngebeilt.  Behwabaeh. 


Hasterlik,  Ein  Beitrag  zur  Untersuchung  von  Fleischkonserven. 
Arch.  f.  Byg.  1893.  Jnbelband.  XVII.  S.  440. 

Ea  ist  bekannt,  dass  ron  Amerika  unter  dem  Namen  „Corned  Beef“  viel  Pferde- 
fleisch anstatt  Rindfleisch  nach  Deutschland  eingeführt  wird.  Eine  sichere  Unter- 
scheidung dieser  beiden  Flelachsorten  haben  wir  aber  bis  jetzt  nicht.  H.  stellte  dies- 
bezügliche eingehende  Untersuchungen  an  and  kam  zu  folgenden  Schlüssen:  1)  Zar 
Erkennung  ron  Pferdefleisch  bietet  das  io  demselben  zwischen  den  Muskelfasern  abge- 
lagerte Fett  sehr  Wertzölle  Anhaltspunkte.  2)  Die  Iaolirung  dieses  Fettes  geschieht 
am  betten  mittelst  Petroleumäther  aus  der  Trockensubstanz,  seine  Charakteriairnng 
durch  sein  Jodaufnahmerermögen  nach  der  Methode  ron  HCbl.  3)  Die  Anwesenheit 
roo  Pferdefleisch  in  Fleischkonserren  gilt  als  erwiesen,  wenn  die  Jodzahl  des  Con- 
serTenfleischfettes  die  Zahl  79.71  rund  80.0  erreicht  oder  überschreitet.  Scheurlen. 


Schönwerth,  Abhängigkeit  der  erfolgreichen  Infection  mit  Hühner- 
cholera voll  der  Anzahl  der  dem  Tiere  einverleibten  Bacillen, 
sowohl  bei  intramuskulärer  Injection  als  bei  Fütterung.  Archiv  f. 
Hyg.  1 893.  Jubelb.  XVII.  S.  361. 

S.  stellte  nach  einer  im  Original  eiozusehenden  Methode  fest,  dass  ron  virulenten 
Hühnercbolerabacillen  zur  Infection  eines  Huhnes  bei  intramuscnlärer  Injection  1 bis 
2 Bacillen  genügen,  bei  Infection  per  os  aber  mindestens  CO  Millionen  nötig  sind. 

8chtorlen. 


A.  Carstens,  Zur  Sklerodermie  im  Kindesalter.  Jahrb.  f.  Kinderheilk. 

XXXVI.  S.  86. 

Das  Interesse  des  Falles  liegt  im  Wesentlichen  in  der  Seltenheit  der  Sclerodermie 
ira  Kindesalter.  Das  in  Rede  stehende  Kind  war  8 Jahr  alt.  Die  Erkrankung  hatte 
ich  ziemlich  acut  im  Anschluss  an  Scharlach  und  Keuchhusten  entwickelt.  Verf. 
hält  es  aber  für  wahrscheinlich,  dass  auch  eine  Erkältung  als  reran  asseu  de  Ursache 
mit  in  Rechnung  zu  ziehen  sei.  Bei  der  Untersuchung  eines  aasgeschnittenen  Haut- 
ttückehens  achtete  Verf.  insbesondere  auch  auf  die  Beschaffenheit  der  Nerren  und 


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224 


Borland.  — Grobe.  — Jkssnkr. 


No  12 


Schweifsdrüsen  (das  Rind  schwillt»  sehr  stark),  fand  aber  keinerlei  Veränderungen  an 
denselben.  Dagegen  kannte  er  an  verschiedenen  Präparaten  in  der  Umgebung  der 
Arterien  eine  Vermehrung  der  Kerne  wahrnebmen,  die  mit  der  Kernarmut  der  Rinde- 
gewebsbünde)  der  Cutis  auffallend  contrastirte,  und  auf  eine  Periarteriitia  bindeuten 
kann.  Von  einer  Entzündung  im  gewöhnlichen  Sinne  war  nirgends  etwas  zu  ent- 
decken. Der  Fall  endete  nach  5 monatlicher  Dauer  der  Krankheit  in  Genesung. 

Stftdthigen. 


C.  Burland,  Ipecacuanha  in  haeraalemesis.  The  Lancet  1893,  14.0ct. 

Die  gute  Wirkung  der  Ipecucuanha  bei  den  verschiedenen  Formen  der  Dyaen 
terie,  ferner  bei  Blutungen  aus  der  Lunge,  aus  dem  Uterus  etc.  hat  Verf.  dazu  be- 
wogen, dieselbe  Drogue  auch  bei  UAmatemesis  zu  versuchen.  Und  zwar  giebt  er  die- 
selbe in  ziemlich  grofsen  Dosen  von  I Drachme  an  aufwlrts.  An  der  Band  von  drei 
einschlägigen  Fallen  aus  seiner  Praxis,  die  er  in  der  gedachten  Weise  behandelte, 
zeigt  Verf.,  dass  die  Wirkung  der  Ipecacuanha  auch  bei  schwerer  Htmatemesis  eine 
stets  gute  ist.  Nur  muss  die  Drogue  frisch  sein  und  zweckmäßig  mit  einige  Tropfen 
Tct.  Opii  zusammen  gegeben  werden.  C.  Kosemhsl. 


K.  Grube,  Ueber  das  Verhalten  des  Patellarreflexes  bei  Diabetes 
mellitus.  Nenrol.  Cbl.  1893,  No.  22. 

Verf.  untersuchte  das  Verhalten  des  Patellarreflexes  in  131  Fällen  von  Diabetes 
und  fand  113  Mal  ein  normales  Verhalten,  5 Mal  eine  Steigerung.  Was  die  5 Fälle 
mit  Steigerung  anlangt,  es  bandelte  sich  bei  3 Fällen  um  Neurasthenie,  bei  2 um 
eine  sehr  vorgeschrittene  Form  des  Diabetes. 

ln  13  Fällen  war  der  Patellarreflex  erloschen.  4 Fälle  davon  waren  Beispiele 
von  schwerem,  9 von  leichtem  Diabetes.  Von  den  letzteren  mussten  3 als  nicht 
dabingehörig  ausgeschieden  werden,  weil  es  sich  gleichzeitig  um  Tabes  (2)  und  hoch- 
gradige Adipositas  (I)  bandelte.  Es  fehlte  also  der  PatcllarreBex  bei  IO  von  131 
Fällen  = 7.6  pCt. 

Prognostische  Bedeutung  hat  das  Fehlen  nicht.  Autorreferat . 


S.  Jessner,  Ein  dermatologisches  System  auf  pathologisch -anato- 
mischer (HxBBA’scher)  Basis.  Monalsh.  f.  pract.  Dermatol.  1893  Er- 
gänzungsheft. III. 

Verf.  vertritt  die  Ansicht,  dass  für  die  Aufstellung  der  Hauptklnaseo  eines  Sys- 
tems weder  das  aemiotische,  noch  das  nosologische,  noch  das  ätiologische  Princip 
maisgebend  sein  dürfen,  dass  vielmehr  allein  die  pathologische  Anatomie  die  Basis  der 
Einteilung  zu  bilden  habe,  Aetiologie,  Nosologie  u s.  w.  nur  Anhaltspunkte  für  die 
Gruppiruog  in  den  Unterabteilongen  abgeben  sollen.  Er  hält  demnach  an  den  Grund- 
ideen des  HKBss’echen  Systems  fest  und  teilt  die  Hautkrankheiten  in  6 Klassen: 
1)  Functionelle  Anomalien  (Hauptgruppeo : Anomalien  der  Sensibilität,  der  Motilität, 
der  Secretion).  2)  Anomalien  der  Blutverteilung  (Hyperämien,  Anämien,  Oedeme. 
Hämorrhagien).  3)  Entzündungen  (der  Cutis  und  Snbcutis,  det  Drüsen  und  Follikel, 
der  Nägel).  4)  Hypertrophien  (der  Epidermis,  des  Bindegewebes,  der  Drüsen,  der 
Haare),  der  Nägel,  des  Pigments).  5)  Neubildungen  (homologe,  beterologe).  6)  Re- 
gressive Ernährungsstörungen  (der  Cutis  and  Subcutit,  der  Drüsen,  der  Haare,  der 
Nägel,  des  Pigments).  — Die  weitere  Sonderung  in  Unterabteilungen,  sowie  die  nähere 
Begründung  des  ganzen  Systems  müssen  im  Orig,  nachgelesen  werden 

H.  Hüller. 

Kiuseodonjren  für  das  Centrnlbiatt  werde»  au  die  Adreiee  des  Um.  Prof.  Dr.  H.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Fransoeisebe  Strafen  ZI)  oder  an  die  Verlegshandinng  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Vertag  von  August  HIraohwald  In  Berlin.  — Druck  ron  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l— 7 Bogen;  Schlusee 
des  Jahrgang«  Titel , Na* 
men*  und  Sachregister. 

för  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buebhandlun* 
gen  und  Postanst alten. 


raedicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

I.  Bulla. 


1894.  a».  Mär*.  No.  13. 


Inhalt:  Dogiil,  Di.  Innervation  des  Bulbas  aortae  des  Froschherzeos.  (Orig.* 
Mitt). 

Zein,  Ueber  die  Alkaletcenz  des  Blutes.  — H ahm arstkn,  Zur  Kenntnlss 
der  menschlichen  Galle.  — Chautrl  u.  Dihoitrii,  Oeber  die  Schuss. erletsuugeo 
mit  dem  Mannlicher  Gewehr.  — Niidxx,  Eulrmbuxo,  Ueber  Erythromelalgie.  — 
Pffiisass  Salus,  Zur  Biologie  der  Cholerabacilleo  — Bagisskv  u.  Stamm, 
Ueber  die  Scharlach-Nephritis. — Miuba,  Rihdu,  Deber  hysterische  Hemiplegie. — 
Lsdsbmakn,  Das  Resorbiu  als  Salbeugruudlage.  — Simm,  Deber  die  Laparohyste- 
rotomie. 

Agrsscnr,  Primlire  Fragmentation  des  Herzens.  — WsLiaiBB,  Zur  Aetio- 
logie  der  peritonealen  Adhäsionen.  — Zoxox  roo  Maxtruffxl,  Oeber  Blutstillung 
bei  Hämophilie.  — Bach,  Anatomischer  Befund  bei  Retinitis  Inetica.  — Früssil, 
Zur  laryngoskopiseben  Technik. — Tsceaobuow,  Chlorphenol  und  Bromphenol  bei 
Erysipel.  — Koch,  Magencarcinom  , aus  Dlcus  rotundum  entwickelt.  — Batik, 
Laparotomie  im  Rindesalter.  — Rsmak,  Zur  Localisation  der  Hautreflexe. — Cnvo- 
stik , Fall  von  Tabes  mit  Bulbärsymptomeu.  — Gat,  Ueber  diphtherische  Lähmung 
mit  Alloeheiria.  — Scsisabxl,  Gotthkil,  Localisation  des  barten  Scbankers.  — 
Msisrlr,  Cornntinum  gegen  Spermatorrboe.  — Fxrqcsor,  Ueber  Drehung  des 
Uterns.  — Rouxrau,  Ueber  einen  monströsen  Fötus.  — Haultaik,  Bau  der 
ScbleimhautpolypeD  des  Uterus.  — Tscbirwixskt,  Wirkung  einiger  Mittel  aof  die 
Lympbausscheidung. 


Oie  Innervation  des  Bulbus  aortae  des  Frosehherzens. 

Von  Job.  Dogiel. 

Ueber  den  Bau  und  die  rhythmischen  Contractionen  des  Bulbus 
aortae  des  Froschherzens  besitzen  wir  in  der  Litteratur  schon  einige, 
wenn  auch  nicht  besonders  zahlreiche  Daten.  Hierher  gehören  die 
Untersuchungen  von  L.  Paqliam  (Ueber  die  Function  der  Herz- 
ganglien. Molkschdtt’s  Unters.  Bd.  XI.  1874),  H.  Munk  (Zur  Me- 
chanik der  Herztätigkeit.  Arch.  f.  Anat.  u.  Phys.  1878),  M.  Löwit 
(Das  Bulbusganglion.  Pflöger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Phys.  1881.  Bd. 
XXV.  S.  399),  J.  Esoblmann  (Der  Bulbus  aortae  des  Froschher- 

XXXII.  Jahrgang.  15 


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226  Dooikl,  Die  Innervation  d.  Bulbus  aortae  d.  Froschheriens.  No.  13 

zens.  Physiol.  Unters,  in  Gemeinschaft  mit  J.  Haktog  und  J.  J. 

Vehhoeff.  Pflüger’ s Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  1882.  Bd.  XIX. 
S.  425),  Tumänzew  und  J.  Doqirl  (Zur  Lehre  Ober  das  Nerven- 
system des  Herzens.  Arch.  f.  mikr.  Anat.  Bd.  XXXVI)  u.  A. 

Thatsächlich  sind  am  freigelegten  und  vom  Pericardium  ent- 
blöfsten  Froschherzen  die  rhythmischen,  von  der  Basis  zur  Spitze 
fortschreitenden  Contractionen  des  Aortenbulbus  leicht  zu  beobachten ; 
sie  entstehen  gleichzeitig  oder  folgen  sogleich  den  Contractionen  des 
Ventrikels,  wahrend  das  Blut  aus  dem  letzteren  in  den  Bulbus 
aortae  tritt.  Wenn  auch  das  unter  bestimmtem  Druck  aus  dem 
Ventrikel  in  diesen  Herzabschnitt  einfliefsende  Blut  zu  solchen  Con- 
tractionen beitragen  mag,  so  lassen  sich  dieselben  doch  allein  hier- 
durch nicht  erklären,  da  sie  ja  auch  am  blutleeren  Herzen  und 
zuweilen  sogar  nach  der  Trennung  des  Aortenbulbus  vom  Herzen 
beobachtet  werden  können.  Doch  nicht  allein  beim  Frosch,  sondern 
auch  bei  der  Schildkröte  (Emys  caspica)  kann  man  die  rhythmischen 
Contractionen  des  Aortenbulbus  sehen,  wie  das  J.  Dusikl  und 
Kaskm-Bkck  in  ihrer  Arbeit  Ober  den  Bau  und  die  Functionen  des 
Herzens  dieser  Tiere  berichten. 

Nach  Paglianj,  Mcnk  und  Löwit  sind  die  rhythmischen  Con- 
tractionen des  Aortenbulbus  von  den  in  demselben  vorhandenen 
Nervenzellen  abhängig.  Die  Anwesenheit  der  von  Löwit  beschrie- 
benen Nervenzellen  im  Bulbus  aortae  wird  aber  von  Engklmann 
vollständig  in  Abrede  gestellt  (»das  Löwnr’sche  Bulbusganglion 
existirt  nicht“  S.  434).  Durch  seine  anatomisch  • physiologische 
Untersuchungen  (unter  Zuziehung  der  electrischen  Reizung,  der 
Temperaturschwankungen,  der  verschiedenen  Spannung)  glaubt  sich 
Engelmann  berechtigt,  die  rhythmischen  Contractionen  des  Aorten- 
bulbus durch  besondere  Contractilität  dessen  Muskulatur  zu  er- 
klären. (.Wie  in  der  Herzkammer,  im  Uterus  u.  s.  f.  bildet  also 
die  Muskulatur  des  Bulbus  eine  einzige  leitend  verbundene  Masse 
contractiler  Substanz,  gleichsam  eine  einzige  hohle  Muskelfaser“). 
Nun  haben  aber  Tpmänzkw  und  J.  Dooikl  in  ihrer  oben  citirteu 
Untersuchung  bezüglich  der  Nerven  und  Nervenzellen  des  Aorten- 
bulbus Folgendes  angegeben:  I)  „Die  Nerven,  welche  den  Bulbus 
erreichen,  sind  teils  roarkhaltig,  grösstenteils  aber  marklos,  verzweigen 
sich  und  bilden  auf  dem  Bulbus  ein  dichtes,  dem  auf  den  Vor- 
höfen, der  Scheidewand  und  dem  Ventrikel  befindlichen,  ähnliches 
Netz  (Fig.  8).  2)  ...  an  der  Grenze  zwischen  dem  Bulbus  und 
den  Vorhöfen  und  dem  Ventrikel  man  ein  Nervennetz  vorfindet. 
An  derselben  Stelle,  an  der  Basis  des  Bulbus,  sieht  man  auch  ein- 
zelne oder  paarige  Nervenzellen  (Fig.  12  u.  13).“  Auch  Engbl- 
mann  hat  übrigens  bei  der  Untersuchung  des  Bulbus  in  20  Fällen 
zweimal  Gruppen  zu  je  5 Nervenzellen  angetroffen,  wähnt  jedoch, 
dass  dieselben  dem  Vorhof  angehüren  (,, In  jenen  zwei  Fällen  fanden 
wir  auch  nur  je  eine  Gruppe  von  5 mittelgrofsen,  nach  Form  und 
Bau  mit  den  der  Vorkammer  Qbereinstimmenden  Ganglienzellen,  die 
aber  nicht  innerhalb,  sondern  ausserhalb  der  Muskelwand  des  Bulbus 


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No.  13.  Dooibl,  Die  Innervation  d.  Bulbus  aortao  d.  Froschherzens. 


227 


lagen  und  vielleicht  zu  einem  haftengebliebenen  Fragment  der  Vor- 
kammern gehörten“).  Mithin  ist  also  der  Aortenbulbus  mit  einer 
bedeutenden  Anzahl  von  Nervenelementen  ausgerüstet,  welche  un- 
möglich an  den  Functionen  dieses  Organs  nicht  participiren. 

Ohne  hier  weiter  auf  die  Frage,  inwiefern  die  Contractionen 
des  Aortenbulbus  durch  die  Wirkung  der  Nervenzellen  auf  die 
Muskulatur  dieses  Organs  bedingt  sind,  einzugehen,  beabsichtige  ich, 
hier  nur  einige  Versuche  vorzuführen,  welche  von  mir  behufs  Auf- 
klärung der  Bedeutung  des  Vagus  als  Hemmungsnerven  des  Aorten- 
bulbus beim  Frosch  ausgeführt  worden  sind. 

Es  fragt  sich,  ob  die  electrische  Reizung  des  peripheren  Vagus- 
stumpfee, vor  seinem  Eintritt  in  das  Herz,  auf  den  Rhythmus  des 
Aortenbulbus  eine  Wirkung  ausöbt,  wenn  nach  Entfernung  des 
Ventrikels  und  der  Vorhöfe  der  Bulbus  aortae  mit  dem  Sinus  ve- 
nosus  nur  durch  die  Vorhofsscheidewand  zusammenhängt? 

Um  eine  solche  Verbindung  des  Aortenbulbus  mit  dem  Sinus 
venosus  herzusteilen,  müssen  die  Vorhöfe  mittels  einer  feinen  Scheere 
so  entfernt  werden,  dass  der  Venensinus  mit  dem  Ventrikel  nur 
durch  die  Vorhofsscheidewand  und  ihre  Nerven  im  Zusammenhang 
verbleibt.  Hierauf  wird  der  Ventrikel  so  abgetragen,  dass  der  Bul- 
bus aortae  womöglich  nur  mit  dem  Venensinus  zusammenhängt.  Die 
Reizung  des  in  Ligatur  gefassten  peripheren  Vagusstumpfes  (n. 
cardiaci)  geschieht  mit  einem  so  starken  Inductionsstrom,  wie  er 
zum  diastolischen  Herzstillstand  des  Frosches  überhaupt  erforder- 
lich ist. 

Eine  solche  Reizung  der  nur  durch  die  Vorhofsscheidewand  mit 
dem  Bulbus  aortae  in  Verbindung  stehenden  n.  cardiaci  ruft  den 
Stillstand  des  Aortenbulbus,  welcher  sehr  lange  dauert  (einige  Mi- 
nuten), herbei.  Nachdem  die  Contractionen  des  Aortenbulbus  sich 
wieder  eingestellt  haben,  giebt  eine  neue  Reizung  gleiches  Resultat: 
Stillstand  auf  1 — 2 und  mehr  Minuten.  Derartige  Versuche  lassen 
sich  mit  gleichem  Resultat  ziemlich  lange  wiederholen.  Hierbei  muss 
bemerkt  werden,  dass  bei  der  Entfernung  der  Vorhöfe  und  des 
Ventrikels  notwendigerweise  ein  unbedeutender,  der  unmittelbaren 
Nachbarschaft  der  Atrioventrikularklappen  zugehörender  und  an  den 
Aortenbulbus  anstossender  Streifen  Ventrikelsubstanz  und  ein  ebenso 
winziger  Streifen  Vorhofsmasse  an  dem  Aortenbulbus  haften  bleibt. 
In  diesen  haften-gebliebenen  Teilchen  der  Vorhöfe  und  des  Ven- 
trikels verlaufen  die  Nervenfasern,  welche  die  Verbindung  der  Vor- 
hofsscheidewand mit  solchen  des  Bulbus  aortae  vermitteln.  Hierselbst, 
aD  der  Grenze  zwischen  dem  Bulbus  aortae  und  dem  Ventrikel  u. 
den  Vorhöfen,  befinden  sich  noch  Nervenzellen.  Es  muss  noch  bei- 
gefügt werden,  dass  der  Stillstand  der  rhythmischen  Contraction  des 
Aortenbulbus  auf  electrische  Reizung  der  n.  cardiaci  sogar  nach  der 
Entfernung  einer  Klappe  an  der  Grenze  zwischen  den  Vorhöfen  u. 
dem  Ventrikel  erhalten  wird. 

Die  von  uns  angeführten  Beobachtungen  über  die  rhythmischen 
Contractionen  des  Aortenbulbus  beweisen,  dass  beim  Frosch  nicht 

16* 


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2*28  Zuntz,  Ueber  Alkalescenz  des  Blutes.  — Hammapstkn,  Zur  No.  13 

allein  die  obere  und  untere  Hohlvene,  der  Venensinus,  die  Vorhöfe 
und  der  Ventrikel  sondern  auch  der  Bulbus  aortae  mit  einem  mo- 
torischen und  einen  regulatorischen  neuromuskulären,  sowohl  selbst- 
ständig thätigen  als  auch  harmonisch  mit  einander  arbeitenden  Ap- 
parate ausgerüstet  ist. 


N.  Zuntz,  Ueber  die  Natur  und  die  Bindung  der  Basen  und 
Säuren  im  Blute.  Arcb.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abt.  1893,  S.  556. 

Im  Anschluss  an  die  Angaben  von  A.  Loswv,  dass  die  Titra- 
tion an  lackfarbenem  Blut  mit  Weinsäure  weit  höhere  Werte  für 
die  Alkalescenz  des  Blutes  giebt,  wie  die  von  deckfarbenem,  teilt 
Verf.  weitere  hieran  sich  anschliel'sende  in  seinem  Laboratorium  ge- 
machte Untersuchungen  von  Lehmann  mit.  Das  Blut  wurde  nach 
3 Methoden  untersucht:  durch  Aschenanalyse,  durch  Bestimmung 
der  gebundenen  Kohlensäure  und  durch  Titriren  mit  Weinsäure. 
Die  nach  diesen  3 Methoden  gefundenen  Werte  für  die  Alkalescenz 
waren  ganz  verschiedene,  nämlich  240  resp.  276  resp.  832  mg  NajO 
für  100  ccm  Blut.  Hieraus  folgt,  dass  die  Alkalescenz  des  Blutes 
zum  grofsen  Teil  durch  organische  Substanzen  bedingt  sein  muss 
von  so  schwach  basischer  Affinität,  dass  sie  nur  bei  hohem  Partiar- 
druck  Kohlensäure  zu  binden  vermögen.  Die  sehr  viel  gröfsere 
Bindung  der  Weinsäure  ist  nach  Lehmann  am  einfachsten  durch 
die  Annahme  zu  erklären,  dass  sie  erst  durch  ihre  Gegenwart  ba- 
sische Affinitäten  aus  ursprünglich  neutralen  Stoffen  in  den  Blut- 
körperchen frei  macht.  Weiterhin  berichtet  Z.  noch  über  gemein- 
schaftlich mit  Lorwy  von  ihm  angestellte  osmotische  Versuche 
zwischen  Serum  bezw.  Blut,  dessen  Alkalescenz  durch  Titriren  fest 
gestellt  war,  und  gleichwertigen  Lösungen  von  Natrium-  oder  Ka- 
liumcarbonat. Es  ergab  sich  dabei,  dass  erhebliche  Mengen  von 
Alkali  in  das  Serum  resp.  Blut  übertraten,  während  die  Alkales- 
cenz der  Alkalilösung  abnimmt.  Gleichgewicht  tritt  erst  ein,  wenn 
man  der  Natriumcarbonatlösung  bei  Serum  den  halben  AlkaligehaU, 
bei  Blut  ein  Viertel  desjenigen  Alkaligehaltes  giebt,  welchen  diese 
selbst  besitzen.  Auf  dem  Wege  der  Osmose  eine  Anziehung  der 
Blutkörperchen  für  Kaliumsalze,  des  Serum  für  Natriumsalze  nach- 
zuweisen gelang  nicht.  E.  Salkowski. 


0.  Hamniarsteu,  Zur  Kenntniss  der  Lebergalle  des  Menschen. 

Verbandl.  d.  Wissensch.  Societät  in  Upsala  1893,  Ser.  III. 

In  7 Fällen,  wo  am  Menschen  wegen  Gallensteine  eine  Gallen- 
fistel angelegt  wurde,  hatte  Verf.  Gelegenheit,  teils  Blasengalle,  teils 
frische  Lebergalle  zu  gewinnen  und  letztere  in  einigen  Fällen  durch 
längere  Zeiträume  fortdauernd  zu  untersuchen.  Die  frische  Leber- 
galle war  stets  gelb  und  enthielt  nur  Bilirubin;  erst  beim  Stehen 


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No.  13. 


Kenntnis»  der  menschlichen  Galle. 


229 


der  Galle  ausserhalb  des  Körpers  bildete  sich  Biliverdin.  In  sechs 
Killen  von  7 war  spektroskopisch  noch  ein  zur  Urobilingruppe  ge- 
höriger Farbstoff  vorhanden.  Alle  enthielten  Glycocholsäure  in 
2 — 14  Mal  so  grofser  Menge  als  Taurocholsäure;  die  einen  waren 
schon  durch  Essigsäure,  durch  BaCl2  u.  CaCI2  fällbar,  die  anderen 
nicht.  Im  Gegensatz  zu  der  Kindergalle,  die  fast  ausschliefslich 
Nucleoalbumin  neben  nur  wenig  echtem  Mucin  enthält,  liefs  sich  in 
der  Menschengalle,  auch  in  der  frischen  Lebergalle  reichlich  echtes, 
beim  Kochen  mit  Mineralsäuren  einen  reducirenden  Körper  liefern- 
des Mucin  nachweisen.  Von  besonderem  Interesse  ist  der  Fund 
von  Aetherschwefelsäuren  im  Alcoholauszuge  dreier  Gallen  und 
zwar  betrug  der  Schwefel  dieser  Säuren  16 — 38  pCt.  vom  Geäammt- 
sehwefel  der  Galle.  Mit  Ausnahme  eines  einzigen  Falles  enthielt 
das  frische  Lebersekret  durchgehende  2 — 3.5  pCt.  feste  Stoffe; 
Verf.  meint,  dass  die  Fälle  mit  1.5  pCt.  Trockensubstanz  oder  noch 
weniger  nicht  dem  normalen  Secret  entsprechen;  vielmehr  handele 
es  sich  hier  „um  die  Absonderung  einer  schleimhaltigen  Salzlösung 
mit  nur  sehr  kleinen  Mengen  specifischer  Gallenbestandteile“.  Des 
Verf. ’s  Analysen  lassen  sich  wie  folgt  zusamraenfassen;  neben  dem 
Durchschnittsmittel  finden  sich  die  Maxina  und  Minima  in  Klammern. 


Wasser  .... 
Feste  Stoffe  . . 
Mucin  und  Farbstoff 
Gallensaure  Alkal. 
Taurocholat  . . 

Glycocholat  . . 

Seifen  .... 
Cholesterin  . . . 

Lecithin,  Fett  . . 

Lösliche  Salze  . . 

Unlösliche  Salze  . 


Lebergalle 

97.34  (97.9-96.47) 
2.66  (2.06-3.53) 
0.6  (0.28-0.91) 
0.81  (0.56—1.82) 
0.18  (0.05-0.3) 
0.63  (0.63—1.62) 

0 09  (0.02-0.14) 
0.1  (0.06-0.16) 
0.80  (0.02—0.15) 
0.79  (0.68—0.89) 
0.03  (0.02-0.05) 


Blasengalle 

82.97—83.98 

16.02—17.03 
4.19—4.44 
8.72—9.7 
1.93-2  74 
6.79-6.96 
1.06—1.12 
0.87—0.99 
0.29—0.41 
0.29-0.3 
0.22-0.23 


Wenngleich  in  des  Verf. ’s  Beobachtungen  keine  absolut  voll- 
ständige Auffangung  der  Galle  stattgefunden  hat,  so  war  doch  eine 
Absonderung  von  600  ccm  und  daröber  innerhalb  24  Stunden  keine 
Seltenheit.  Von  Mineralsalzen  fand  sich  am  reichlichsten  NaCl  u. 
nur  wenig  Kalisalze,  ferner  regelmäfsig  präformirte  Sulfate  und 
Phosphate,  aber  nur  in  geringer  Menge.  Eisen  enthielt  die  frische 
Lebergalle  zu  0.002 — 0.004  pCt.  — Die  Blasengalle  ist  5—8  Mal 
so  koncentrirt  als  die  Lebergalle,  hauptsächlich  infolge  Wasserre- 
sorption, z.  Th.  infolge  reichlicher  Beimengung  von  Blasenschleim. 
Die  Concentrationszunahme  betrifft  sämmtliche  Gallenbestandteile, 
mit  Ausnahme  von  NaCl,  von  dem  sich  nur  wenig  findet  und  zwar 
sogar  noch  weniger  als  an  präformirten  Sulfaten.  Also  mössen  die 
Chloride  in  der  Gallenblase  noch  reichlicher  als  Wasser  resorbirt 
zu  werden,  was  nur  unter  activer  Beteiligung  des  Blasenepitbels  an 


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230  Chauvkl,  Ueber  Schussverletzungen  mit  dem  Mannlicher Gewehr.  No.  13 


der  Resorption  zu  verstehen  ist.  Wegen  vieler  Einzelheiten,  insbe- 
sondere mancher  bemerkenswerten  Abänderung  der  sonst  üblichen 
analytischen  Methoden  vergl.  Orig.  J.  Munk. 


Chauvel,  Sur  des  Stüdes  experimentales  conceruant  l'action  du 
projectile  cuirassd  Mannucurh  roumain  de  6 millimetres  V*  par 
Mr.  le  Dr.  A.  Dkiuusthkn,  Chirurgien  en  chef  de  l’armde  roumaine, 
professeur  u la  Facultd  de  mddecine  de  Bukarest.  Ball,  de  l’Acad. 
de  Udd.  1893,  No.  48. 

Das  6 Va  mm  Stahlmantelgeschofs  des  rumänischen  Heeres,  welches 
wohl  das  kleinste  in  Europa  gebräuchliche  ist,  wurde  von  D.  auf  die  ver- 
schiedensten Entfernungen  an  belebten  u.  unbelebten  Zielen,  namentlich 
auch  an  menschlichen  Leichen  und  lebenden  Pferden  erprobt,  u.  die 
einzelnen  Organe  u.  Gewebe  bezüglich  der  Art  ihrer  Verletzung 
genau  untersucht.  Die  betr.  Kugel  hat  einen  schnelleren  Flug, 
eine  gröfsere  Präcision  und  eine  erheblichere  Penetrationskraft  als 
die  sonstigen  in  Europa  gebräuchlichen  8 mm-  Geschosse.  Man 
muss  daher  annehmen,  dass  sie  eine  zerstörendere  Wirkung  besitzt 
als  letztere.  Man  hat  indessen  mehrmals  intacte,  deformirte,  auch 
zerstückelte  („morceldes")  Kugeln  in  den  Geweben  gefunden,  u.  genügt 
bei  weiten  Entfernungen  der  Widerstand  der  Knochen,  um  die 
Schnelligkeit  des  Projectiles  aufzuhalten  (absorber).  Da  bei  der- 
artigen Entfernungen  die  „Ricochet-Schüsse“  häufiger  Vorkommen, 
wird  man  manchmal  in  den  Wunden  das  Geschoss  selbst  oderStücke 
desselben  bezw.  seines  Mantels  treffen  und  werden  letztere  schwerer 
aufzufinden,  aber  häufiger  aufzusuchen  sein  als  die  Partikel  der  früher 
gebrauchten  umfangreicheren  Geschosse.  Von  besonderer  Wichtig- 
keit sind  dabei  die  Häufigkeit  und  Reichlichkeit  der  Blutungen  bei 
Läsionen  der  Eingeweide  und  Weichteile  und  die  hei  allen  Entfer- 
nungen eintretenden  Comminutivbrüche  der  Diaphysen.  — Directe 
Hilfe  an  der  Stelle  der  Verletzung  in  der  Schlachtlinie  ist  bei  der 
Tragweite  der  neuen  Geschosse  unmöglich,  die  Verbandplätze 
können  sich  in  den  Zukunftskriegen  erst  3500 — 4000  m von  der  Feuer- 
linie entfernt  aufstellen.  Desto  mehr  ist  für  den  schnellen  und  sichern 
Transport  der  Verletzten  vom  Sohlachtfelde  zu  sorgen,  speciell  die 
Zahl  der  Krankenträger  zu  vermehren  und  sie  mit  blutstillenden 
Verbänden  und  Anweisungen  für  Lagerung  gebrochener  Glieder  zu 
versehen.  Dkmosthbn  glaubt  dabei,  dass  es  sehr  fraglich  ist,  ob 
die  neuen  Stahlmantelgeschosse  wirklich  den  Vorzug  haben,  mehr 
Menschen  kampfunfähig  zu  machen,  ohne  viel  tötliche  Verletzungen 
zu  erzeugen.  Bei  den  Schüssen,  die  nur  die  weichen  Bedeckungen, 
die  fibrösen  Gewebe  und  Muskeln  beteiligen,  mag  dieses  statt  haben, 
aber  dasselbe  war  vielfach  auch  mit  den  Zündnadelgewehren  und 
den  Chassepots  der  Fall;  bei  den  Knochen-  und  den  Eingeweide- 
schüssen werden  aber  ebenfalls  die  früheren  Verhältnisse,  vielleicht 
noch  in  gröfserer  Ausdehnung  und  Intensität  Vorkommen.  Jedenfalls 


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No.  13.  Niedrn,  Eulrnbübo,  Ueber  Erythromelalgie.  231 

sind,  wie  der  Berichterstatter  vorliegender  Arbeit  Chacvkl  betont,  die 
den  vorstehenden  Ansichten  zu  Grunde  liegenden  Versuche  den  im 
Kriege  herrschenden  Bedingungen  möglichst  nahe  gebracht. 

P.  Güterbock. 


1)  A.  Niedeil,  Ueber  Erythromelalgie  und  Augenleiden.  Archiv  f. 

Augenheilk.  XX VIII.  S.  1. 

2)  Eulenborg,  Ueber  Erythromelalgie.  Deutsche  med.  Wochenschr. 

1893,  No.  50. 

1)  N.  beobachtete  2 Fälle  von  Erythromelalgie  (schmerzhafte 
Gliederröthung).  Bei  einem  46jährigen  Bergmann  trat  eine  unge- 
meine Schmerzhaftigkeit  der  Hände  und  darauf  der  FQfse  auf. 
Gleichzeitig  erschien  die  Haut  an  den  Enden  aller  4 Extremitäten 
gerötet  und  geschwollen.  Die  Affection  betraf  gleichzeitig  die  dis- 
talen Enden  der  4 Gliedmassen  und  zwar  erstreckte  sich  die  Rötung 
bis  zu  den  Ellenbogen  bezw.  dem  Kniegelenk.  Allmälig  ging  die 
Affection  zurück,  um  nach  einem  Jahre  in  heftigerem  Grade  wieder 
aufzutreten.  Kaum  war  dieser  Anfall  vorüber,  so  erschien  nach  3 
Monaten  die  dritte  Attake,  welche  3 Monate  lang  dauerte,  um  nach 
einem  halben  Jahre  zum  vierten  Mal  zu  recidiviren.  Nach  4 Mo- 
naten erfolgte  der  fünfte  Anfall.  Nach  der  ersten  Erkrankung 
konnte  N.  bei  normalem  Sehvermögen  eine  leichte  Neuritis  optica 
beider  Augen  constatiren.  Bei  den  weiteren  Attaken  traten  keine 
Augenstörungen  auf,  nach  der  5.  aber  entwickelte  sich  eine  recht- 
seitige ausgeprägte  Stauungspapille.  — Die  charakteristischen  Symp- 
tome der  Erythromelalgie,  die  Störungen  der  vasomotorischen,  tro- 
phischen  und  secretorischen  Thätigkeit  der  Hautdecken,  sind  auf 
einen  centralen  Ursprung,  wie  aus  dem  ophthalmoskopischen  Be- 
funde hervorgeht,  zuröekzuföhren.  — Der  zweite  Fall,  eine  60jähr. 
Frau,  mit  ausgesprochener  Form  der  Erythromelalgie,  versank, 
nachdem  dieselbe  Monate  lang  ihr  Leiden  mit  zeitweiliger  Ver- 
besserung und  Verschlechterung  ertragen  hatte,  in  geistige  Um- 
nachtung, welche  ihre  Uebertßhrung  in  eine  Irrenanstalt  notwendig 
machte. 

Die  beiden  Fälle  sprechen  mit  Entschiedenheit  fQr  einen  cen- 
tralen Sitz  der  Krankheitsursache.  Die  Affection  besteht  in  einer 
Angioparalyse  der  Gefäfsmuskulatur,  sie  spricht  sich  charakteristisch 
nur  an  den  distalen  Enden  der  Extremitäten  als  vasomotorische  und 
trophische  Störung  aus  und  ist  im  Stande,  auch  das  Centralorgan 
selbst  und  die  unmittelbar  mit  demselben  zusammenhängenden  Or- 
gane, wie  das  Auge  und  den  Sehnerven,  schädlich  zu  beeinflussen. 

Horstmann. 

2)  Der  auf  der  letzten  Naturforscherversammlung  gehaltene 
Vortrag  E.’s  bezweckt  den  Nachweis,  dass  der  Symptomencomplex 
der  Erythromelalgie,  welcher  im  letzten  Jahre  auch  die  Aufmerk- 
samkeit deutscher  Forscher  in  höherem  Grade  erregt  hat,  nur  als 
ein  Syndrom  eines  anderen  bestehenden  centralen  Leidens  aufzu- 


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232 


Ukkklmann,  Situs,  Zur  Biologie  der  Cholerabacillen. 


No.  13. 


fassen  sei.  Der  Verf.  ist  in  der  Lage,  diesen  zunächst  klinischen 
Nachweis  an  zwei  Fällen  zu  führen,  deren  ersten  er  dem  Krank- 
heitsbilde der  EKB’schen  juvenilen  Form  der  Muskelatrophie  beizählt, 
während  er  im  zweiten  (letal  verlaufenen  aber  nicht  secirten)  Falle 
in  Folge  apoplectiformer  Anfälle  mit  Blutungen  aus  Nase  und  Re- 
tinalgefäfsen  und  einer  zunehmenden  Demenz  einen  Tumor  diag- 
nosticirte.  Ein  dritter  Fall  zeigte  eine  Erblichkeit  des  Leidens  von 
der  Mutter.  Die  Krankengeschichten  wolle  man  im  Original  ein- 
sehen. 

Der  Verf.  berührt  die  Beziehungen  der  E.  zu  anderen  Neu- 
rosen, ohne  eine  befriedigende  Erklärung  der  Genese  geben  zu 
können,  der  Moment  der  Ueberanstrengung  (Beschäftigungsneurose) 
wird  ätiologisch  betont.  Die  sensible,  vasomotorische,  oft  auch  tro- 
phisohe  und  secretorische  Innervationsstürung  soll  auf  einen  intra- 
medullären  Sitz  hinweisen,  eine  Ansicht,  die  der  Verf.  durch  die 
Hervorhebung  des  meist  symmetrischen  Auftretens  und  die  Verbin- 
dung mit  anderen  centralen  Erkrankungen  zu  stützen  sucht.  Als 
Ort  der  Erkrankung  nennt  E.  dann  die  hinteren  und  seitlichen  Teile 
des  Rückenmarkgraues.  Eine  tabellarische  Uebersicht  grenzt  die 
ähnlichen  Krankheitsbilder  (Syringomyelie,  Morvan’sche  Krankheit, 
symmetrische  Gangrän  etc.)  gegen  die  Erythrom.  ab,  bezw.  hebt 
die  Gemeinsamkeit  der  einzelnen  Symptome  hervor.  M.  Brasch. 


1)  Uffelniann,  Ueber  Bedingungen  unter  denen  die  Lebensdauer 
der  Cholerabacillen  sich  verlängert.  Berliner  klin.  Woohenscbr.  1893, 
No.  38. 

2)  Salus,  Ueber  das  Verhalten  der  Choleravibrionen  im  Tauben- 
körper und  ihre  Beziehungen  zum  Vibrio  Metschnikoff.  Archiv  f. 
Hygiene  1893,  XIX.  S.  333. 

1)  Ein  dunkler  Punkt  in  der  Aetiologie  der  Cholera  ist  das 
Wiederauftreten  derselben  am  selben  Ort  nach  läogeren  freien  Pausen 
ohne  neue  Einschleppung.  Die  bisherigen  Untersucher  fanden  fast 
durchweg,  dass  der  Cholerabacillus  zu  den  kurzlebigsten  Mikroor- 
ganismen gehört;  die  eben  genannten  Verhältnisse  fordern  aber  un- 
bedingt die  Existenz  von  Bedingungen,  welche  den  Cholerabacillen 
ein  längeres  Leben  gestatten. 

U.  vermuthete  zuerst,  dass  es  vielleicht  eine  Hülle  sein  könnte, 
die  beim  Eintrocknen  die  Cholerabacillen  um  sich  bilden,  welche 
ihnen  längere  Existenz  gebe,  fand  aber,  dass  bei  Antrocknen  von 
Cholerafäces  auf  Porzellan  die  Lebensdauer  der  Cholerabacillen 
höchstens  bis  zu  6 Tagen  verlängert  werde.  Dagegen  fand  U.  in 
niederen  Temperaturgraden  was  er  suchte.  Bei  einer  Temperatur 
von  etwa  -f-  6 Grad  C.  blieben  Cholerabacillen  im  Oberwarnewasser 
bei  Rostock  wenigstens  20  Tage,  im  Rostocker  Leitungs wasser  23 
Tage,  im  dortigen  Siel  wasser  7,  in  Fäkalien  38,  in  Fäkaluringe- 
menge 10  Tage,  in  Gartenerde  12  Tage  am  Leben.  Noch  etwas 


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No,  13.  Baqinskt  n.  Stamm,  Ueber  die  Scharlachnephritis.  233 

länger  lebten  sie  bei  -f-  1 0 C.  In  den  Controlversuchen  bei  etwa 
20*  C gingen  die  Cholerabacillen  nach  1 — 2 Tagen  fast  sämmtlich 
zu  Grunde.  Hieraus  erhellt,  dass  eine  niedere  Temperatur  Be- 
dingung für  längeres  Leben  der  Cholerabacillen  ist;  hiemit  ist  das 
Wiederauftreten  der  Cholera  nach  Pausen  leicht  zu  erklären. 

2)  Die  vorliegende  Arbeit  ist  unter  Hüppk’s  Leitung  entstanden 
und  bildet  eine  Berichtigung  der  etwa  gleichlautenden  Arbeit  von 
Nocht  u.  Pfbiffkh,  die  gefunden  hatten,  dass  der  Cholerabacillus 
för  Tauben  nicht  pathogen  sei,  und  dass  eine  wechselseitige  Immu- 
nität zwischen  Vibrio  Metschnikoff  und  Cholera  nicht  bestehe. 

Verf.  experimentirte  mit  4 Cholerakulturen;  einer  Hamburger, 
einer  Wiener  und  2 Münchenern.  Mit  voll  virulenten  Kulturen 
gelang  es  ihm  leicht,  auch  durch  kleinste  Dosen,  Tauben  zu  infi- 
ciren.  (Wie  Verf.  die  Kulturen  voll  virulent  macht  ist  nicht  ange- 
geben; es  scheint  nach  Vorgang  von  Gamalkia  durch  Züchtung  auf 
Peptonbouillon  mit  3 — 5 pCt.  Kochsalz.  Ref.).  Die  Tauben  wurden 
in  den  Brustmuskel  geimpft,  der  bald  darauf  anschwoll,  dann  trat 
Fieber  ein  und  nach  einiger  Zeit  subnormale  Temperatur  und  Tod. 
Kommabacillen  fanden  sich  im  Blut  in  der  Galle,  in  allen  drüsigen 
Organen,  im  Darminhalt  u.  s.  w.  Der  einzige  Unterschied  zwischen 
dieser  Cholerataubeninfection  und  einer  solchen  mit  Vibrio  Metsch- 
nikoff war  der,  dass  letzterer  sich  in  grolsen  Mengen  im  Herzblut 
vorfand,  der  erstere  nur  spärlich.  Des  weiteren  fand  S.  im  geraden 
Gegensatz  zu  Pfbiffkr  und  Nocht,  dass  eine  Immunisiruug  gegen 
Vibrio  Metschnikoff  auch  gegen  Cholera  schützt  und  umgekehrt. 
Oie  Immunisirung  gelingt  mit  beiden  Bakterienarten  leicht. 

Scheurlea. 


A.  B&ginsky  u.  Stamm,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Schar- 
lachnephritis. Arob.  f.  Kinderbeilk.  XVI.  S.  350. 

Verff.  haben  die  Nieren  von  24  Kindern  untersucht,  die  an 
Scharlach  in  der  1.  bis  7.  Woche  der  Krankheit  verstorben  waren. 
Sie  kommen  zu  dem  Ergebniss,  dass  man  den  klinischen  Begriff 
der  Scharlachnephritis  nicht  auf  die  anatomische  Veränderung  eines 
einzigen  Gewebsbestandteiles  der  Nieren  beziehen  kann;  weder  die 
Glomerulusveränderungen  noch  solche  interstitieller  oder  parenchy- 
matöser Natur  sind  für  die  Scharlachnephritis  charakteristisch,  Verff. 
konnten  in  jedem  Stadium  Veränderungen  aller  drei  Arten  gleich- 
zeitig nachweisen,  bald  traten  die  interstitiellen,  bald  die  parenchy- 
matösen, bald  die  Glomerulusveränderungen  in  den  Vordergrund. 
— Was  die  letzteren  betrifft,  so  haben  zwar  Verff.  pathologische 
Veränderungen  der  Knäuel  in  fast  allen  Nieren  beobachten  können, 
bis  auf  3 Fälle  aber  waren  die  sonstigen  Nierenveränderungen  so 
hervortretend,  dass  der  Glomerulusaffection  eine  etwa  für  den 
Scharlach  specifieche  Bedeutung  nicht  beigelegt  werden  kann. 

Wenn  Nephritis  sich  zur  Scarlatina  gesellt,  so  geschieht  dies  in 
der  Regel  in  2 verschiedenen  Formen,  was  den  klinischen  Verlauf 


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234  Miuba,  Rkhdü,  Ueber  hysterisohe  Hemiplegie.  No.  13 

betrifft.  1)  Langsamer,  schleichender  Beginn  der  Nephritis,  mit  all- 
mäligem  Ansteigen  des  Eiweifsgehaltes.  Die  Diurese  ist  anfangs 
wenig  vermindert,  der  Harn  enthält  Leukocyten  und  Nierenepithe- 
lien.  Die  Harnmenge  sinkt  im  weiteren  Verlauf  beträchtlicher;  an 
morphotischen  Bestandteilen  treten  neben  zahlreichen  Lymphkörper- 
chen  auch  Blutkörperchen  und  hyaline  Cylinder  auf;  erst  später, 
wenn  überhaupt,  zeigen  sich  Oedeme.  2)  Die  acut  mit  mehr  oder 
weniger  heftiger  Nierenblutung  einsetzende  Form. 

Prophylaktisch  empfehlen  die  Verff.  zur  Verhütung  der  Neph- 
ritis Bettruhe  bis  in  die  4.  Woche  hinein,  blande,  stickstoffarme 
Kost  (Milchgries,  Reis,  Hafermehlsuppen  u.  dgl.),  sorgfältige  allge- 
meine Hygiene;  dagegen  rathen  sie  zu  Bädern  (37 — 38°  C)  nur 
hier  und  da  bei  sehr  spröder  Haut  mit  intensiver  Desquamation. 
Treten  morphotische  Bestandteile  im  Harn  auf,  so  gehen  Verff.  zu 
reiner,  streng  durchgeführter  Milchdiät  über.  Dagegen  widerraten 
die  Verff.  die  Anwendung  von  Medicamenten.  Bei  fortschreitender 
Verminderung  der  Diurese  lassen  sie  Wildunger  Brunnen  (100  bis 
500  ccm  pro  die)  nehmen.  Bäder  (29 — 30°  R mit  Nachschwitzen) 
liefsen  Verff.  nur  bei  schwerem  und  verbreitetem  Hydrops  verab- 
reichen; ganz  vereinzelt  bei  bedrohlich  werdender  Behinderung  der 
Diurese  wenden  sie  Diuretin  (0.3 — 1 g 3 — 4 Mal  täglich)  an.  Gegen 
die  langdauernde  Albuminurie,  welche  sich  bisweilen  aus  der  Neph- 
ritis entwickelt,  erwiesen  sich  alle  Medikamente  als  nutzlos,  ja 
schädlich.  Am  besten  scheinen  diese  Albuminurien  in  der  Land- 
luft zu  heilen.  Stadth&gen. 


1)  K.  Miura,  Sur  trois  Cas  de  Monoplegie  Brachiale  Hystdrique. 
Archives  de  Neurologie  1893,  Mai. 

2)  Reildu,  Hemiplegie  hyst^rique  d’origine  traumatique.  — Atro- 
phie musculaire.  L’Union  m4d.  1893,  8.  Juület. 

1)  M.  beschreibt  3 Fälle  hysterischer  Monoplegie  des  Armes 
aus  der  CHAacoPschen  Klinik.  Der  erste  Fall  betrifft  einen  37jähr. 
Mann,  der  neuropathisch  belastet  ist  und  nach  einer  psychischen 
Emotion  eine  rechtsseitige  schlaffe  Armlähmung  zeigte  ohne  Sensi- 
bilitätsstörungen an  dem  gelähmten  Arm;  dagegen  wies  auf  die  hys- 
terische Basis  hin  einmal  die  schnelle  Besserung  nach  einer  lediglich 
psychischen  Beeinflussung,  ferner  das  Bestehen  von  blauem  Oedem 
und  Gesichtsfeldeinengung.  Im  2.  Fall  war  ein  63jähriger  Weber 
von  einer  rechtsseitigen  brachialen  Monoplegie  befallen,  die  auf 
Hystero-Saturnismus  zurückgeführt  werden  musste  (klassisch  be- 
grenzte Anästhesie,  Einengung  des  Gesichtsfeldes,  Dyschromatopsie, 
Verlust  des  Geruches  und  des  Pharynxreflexes,  glossolabialer  Spas- 
mus etc.)  Im  3.  Fall  bestand  eine  linksseitige  hystero-traumatische 
Armlähmung  neben  multipler  Sclerose  und  organischer  Erkrankung 
(Neuritis)  der  Nerven  der  Mm.  deltoideus  und  infraspinatus.  Auf 
die  Sclerose  wiesen  hin:  ein  schwankender  Gang,  scandirende 
Sprache,  Intentionstremor,  Nystagmus,  Sehnervenatrophie  u.  s.  w. 


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No.  13.  Ledermahn,  Das  Resorbin  als  Salbengrundlage.  235 

Die  hysterische  Anästhesie  erstreckte  sich  auf  Kopf,  Hals  und  Tho- 
rax. Die  Mm.  deltoideus  und  infraspinatus  waren  atrophisch. 

2)  Der  beschriebene  Fall  betrifft  einen  29jährigen  Gärtner,  der 
im  Anschluss  an  einen  Schreck  und  Hundebiss  eine  Lähmung  des 
linken  Armes  und  Beines  zeigte;  auch  der  untere  Facialis  war  links 
paretisch.  Dabei  bestand  complete  Hemianästhesie.  Nach  10  Tagen 
fing  die  Lähmung  an,  sich  allmälig  zu  bessern  und  zu  schwinden; 
nur  blieben  noch  eine  functionelle  Schwäche  mit  einer  sich  ent- 
wickelnden Atrophie  im  linken  Deltoideus,  Infraspinatus,  Supraspi- 
natus,  Triceps,  Biceps  etc.  Die  hysterischen  Atrophieen  täuschen 
bald  eine  cerebrale,  bald  eine  spinale,  bald  eine  neuritische  Atro- 
phie der  Muskeln  vor.  — R.  sieht  auch  hier  die  Amyotrophie  als 
hysterische  an.  Die  Hysterie  kann  durch  vasomotorische  Störungen 
u.  s.  w.  auch  entzündliche  und  degenerative  Vorgänge  an  den  Ner- 
ven und  ihren  Centren  veranlassen.  S.  Kalischer. 


R.  Ledermann,  Das  Resorbin  und  seine  Verwendung  als  Salben- 
grundlage. Allgetn.  med.  Central  Zeitschr.  1893,  No.  92.  S.-A. 

Das  Resorbin  ist  eine  Fettemulsionssalbe,  welche  nach  einem 
besonderen  Verfahren  aus  reinstem  Mandelöl  und  etwas  Wachs 
durch  Emulgiren  mit  Wasser  unter  Zuhilfenahme  einiger  unschäd- 
licher Bindemittel  (Leimlösung,  Seifenlösung)  hergestellt  wird.  Es 
ist  ausgezeichnet  durch  die  grofse  Leichtigkeit  mit  welcher  es  auch 
ohne  besonders  kräftiges  Verreiben  in  die  Haut  eindringt,  so  dass 
es  an  der  Oberfläche  nur  einen  minimalen  Fettrückstand  hinterlässt, 
wesshalb  seine  Anwendung  sehr  sauber  und  von  dem  unangenehmen 
Fettigkeitsgefühl  frei  ist;  zugleich  wirkt  es  wegen  seines  Wasserge- 
haltes im  Sinne  einer  Kühlsalbe  juckenlindernd  und  entzündungs- 
widrig. Das  Resorbin  ist  mit  Fetten  jeder  Art  mischbar  und  kann 
durch  Zusatz  solcher  jede  beliebige  Consistenz  erhalten,  auch  lässt 
es  sich  mit  allen  üblichen  Medicamenten  verarbeiten.  Es  ist  somit 
als  Salbeogrundlage  überall  da  am  Platze,  wo  man  die  Haut  schnell 
und  ausgiebig  einzufetten  wünscht,  wie  bei  allen  Hyper-  und  Para- 
keratosen,  bei  abnormer  Trockenheit  der  Haut  u.  s.  w.,  ferner,  wo 
man  mit  dem  fettigen  Vehikel  auch  Medicainente  in  energischer 
Weise  in  die  Haut  (z.  B.  Chrysarobin  bei  Psoriasis,  Naphthol  oder 
Perubalsam  bei  Scabies)  oder  durch  die  Haut  in  den  Körper  ein- 
zuführen  beabsichtigt.  In  letzterer  Beziehung  erwies  sich  nament- 
lich ein  33  l/j  proc.  Quecksilber- Resorbin  mit  einem  geringen  Lano- 
linzusatz  für  die  Schmierkur  bei  Syphilis,  wegen  der  kurzen  für  die 
Innunction  nötigen  Zeit,  der  Reizlosigkeit  und  Sauberkeit  sehr  prac- 
tisch.  Man  soll  hier  mit  dem  Verreiben  aufhören,  sobald  nur  ein 
grauer  Spiegel  zurückgeblieben,  die  Salbe  für  das  Auge  verschwun- 
den ist,  weil  diese  durch  fortgesetztes  Reiben  aus  den  Hautporen 
Mechanisch  wieder  herausgedrückt  zu  werden  scheint.  H.  Müller. 


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236 


Sknn,  lieber  die  Laparohysterotomie. 


No.  13 


N.  Senn,  Laparo-hysterotomy:  its  indications  and  technique.  Amer. 
journ.  etc.  1893,  Sept. 

S.  versteht  unter  Laparohysterotomie  eine  Operation,  durch 
welche  nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  ein  Foetus  oder  ein  Tumor 
aus  der  Uterushöhle  entfernt  wird;  der  Ausdruck  Kaiserschnitt  soll 
durch  Laparohysterotomie  ersetzt  werden-  Nach  Erwähnung  der 
Indicationen  im  Vergleich  zu  der  Poaao’schen  Operation,  der  Cra- 
niotomie  und  Symphysiotomie  bespricht  S.  eingehend  die  Technik 
der  Operation  und  in  Anschluss  daran  beschreibt  er  zwei  Fälle  von 
Laparohysterotomie  bei  Schwangeren  mit  günstigem  Ausgang  für 
Mutter  und  Kind  und  einen  Fall  von  Laparohysterotomie  zur  Ent- 
fernung eines  Fibromyom,  ebenfalls  mit  günstigem  Ausgang.  S.  zieht 
aus  seinen  Mitteilungen  folgende  Schlussfolgerungen: 

1)  Die  Laparohysterotomie  ist  gerechtfertigt,  wenn  eine  Ent- 
bindung auf  normalem  Wege  unmöglich  ist  ohne  Verstümmelung 
des  lebenden  Kindes. 

2)  Sie  ist  absolut  indicirt,  wenn  die  Conjugata  vera  geringer 
ist  wie  2 Zoll  oder  ein  Geburtshinderniss  bedingt  wird  durch 
eingekeilte  Beckentumoren  oder  durch  eine  fortgeschrittene  maligne 
Erkrankung  der  Cervix. 

3)  Verstümmelnde  Operationen  am  lebenden  Kind  um  die 
Geburt  zu  ermöglichen  sind  nicht  mehr  gerechtfertigt,  da  die  La- 
parohysterotomie und  Symphysiotomie  Operationen  sind,  welche  das 
Leben  von  Mutter  und  Kind  erhalten. 

4)  Die  Hysterectomie  nach  der  Laparohysterotomie  ist  eine  ge- 
rechtfertigte, wenn  der  Uterus  selbst  der  Sitz  einer  lebensgefähr- 
lichen, entfernbaren  Erkrankung  ist. 

5)  Die  elastische  Constriction  darf  als  blutstillendes  Mittel  bei 
der  Laparohysterotomie  erst  nach  der  Geburt  des  Kindes  ange- 
wendet werden. 

6)  Die  Iucision  in  den  Uterus  muss  bei  eventuellen  Einreifsen 
hinreichend  verlängert  werden,  um  die  Blutung  zu  verringern. 

7)  Die  Schnittwunde  muss  durch  4 Reihen  von  Nähten  ge- 
schlossen werden,  so  dass  die  Blutung  vollkommen  steht  und  die 
Uterushöhle  vollständig  gegen  die  Bauchhöhle  geschlossen  ist. 

8)  Die  Laparohysterotomie  ist  ebenfalls  indicirt  bei  der  opera- 
tiven Entfernung  von  einfachen,  grol’sen  Fibromyomen  des  Uterus 
bei  jüngeren  Frauen,  wenn  der  Tumor  innerhalb  oder  nicht  neben 
der  Uterushöhle  sitzt. 

9)  In  solchen  Fällen  muss  die  Uteruswunde  ebenso  geschlossen 

werden  wie  beim  schwangeren  Uterus;  das  Bett  des  Tumor’s  muss 
mit  Jodoforrogaze  ausgestopft  werden,  welche  durch  die  Cervix  in 
die  Scheide  geleitet  wird  und  so  den  doppelten  Zweck  hat,  zu  tarn- 
poniren  und  zu  drainiren.  A.  Martin. 


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No.  13.  Aofbecht.-  Walthabd.  - Zokok  v.  Mantküffel.  - Bach.  - Frankel.  237 


Aufrecht,  Ueber  einen  Fall  von  primärer  Fragmentation  den  linken 
Ventrikels.  Zeitsohr.  f.  kün.  Med.  XXIV.  S.  205. 

Ein  48jäbriger  Mann,  der  «eit  3 Jahren  nach  einem  Eisenbabnzusammenstofs  an 
Henkiopfen  leidet,  geht  unter  den  Symptomen  eines  schweren  Herzleidens  za  Grande. 
Die  Section  ergiebt  Erweiterung  und  Hypertrophie  des  rechten  Ventrikels,  auffallend 
blaugelbes  Aussehen  des  sehr  mürben  Myocard  des  linken  Ventrikels.  Die  mikrosko- 
pische Untersuchung  zeigt  alz  einzigen  pathologischen  Befund  hochgradige  Fragmen- 
tation der  Muskelfasern  des  linken  Ventrikels. 

Verf.  hält  diesen  Fall  für  beweisend  für  das  Vorkommen  einer  primSren  Frag- 
mentation des  linken  Ventrikels  sor  der  Agone  mit  sekundlrer  Hypertrophie  des 
rechten  Ventrikels.  M.  Rothmann. 

M.  Walthard,  Aus  dem  Pathological  Laboratory,  Univexsity  Col- 
lege, London.  Zur  Aetiologie  peritonealer  Adhäsionen  nach  La- 
paratomien  und  deren  Verheilung.  Ein  Beitrag  zur  Technik  bei 
Laparatomien.  Corr.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1893,  No.  15. 

Langer  dauernder  Contact  der  atmosphärischen  Lnft  mit  der  normalen  Serosa  der 
AbdominalhCble  bedingt  durch  Austrocknung  Necrose  der  obersten  Zellschichten,  eine 
Schädigung,  welche  auch  bei  vBllig  aseptischem  Verlauf  als  ätiologisches  Moment  peri- 
tonealer Adhlsionsbildungen  aufzufassen  ist.  Es  ist  daher  die  trockene  Asepsis  im 
Princip  und  mit  ihr  die  ganze  bisherige  übliche  Toilette  der  Abdominalhohle  im  Sinne 
des  Austrocknens  und  Auswiscbens  der  Peritooealfalten  mit  Trockenmaterial  zu  ver- 
lassen. An  Stelle  der  trockenen  Asepsis  ist  namentlich  bei  lange  dauernden  Opera- 
tionen die  .feuchte  Asepsis“  einzuführen  p.  (lourbock. 


Zoege  voll  nianteuifel,  Bemerkungen  zur  Blutstillung  bei  Hämo- 
philie. Deulsche  med.  Wocbenschr.  1893,  No.  25. 

Betrifft  eine  Blutung  nach  Zahnextraction  bei  einem  bereditlr  belasteten  12  Jahre 
alten  Jüdischen  Knaben  Die  Blutstillung  erfolgte  durch  Combioation  von  Cocainin- 
jectioo  mit  Zymoplasma  Tamponade.  Ueber  letztere,  speciell  über  Beschaffenheit  und 
Herstellung  des  als  Zymoplasma  bezeichneten,  die  Blutgerinnung  veranlassenden  Fer- 
mentes, ist  auf  den  Wortlaut  des  io  vorliegender  Mitteilung  enthaltenen  Briefes  von 
Al.  Schmidt  zn  verweisen.  p.  oaurbock 


L.  Bach,  Anatomischer  Befund  bei  Retinitis  luetica.  Archiv  f.  Augen- 
heilkunde XXVIII.  S.  67. 

B untersuchte  mikroskopisch  die  beiden  Augen  einer  Person,  die  wiederholt  an 
Retinitis  syphilitica  gelitten  hatte.  An  den  Netzhautarterien  fanden  sich  partielle  und 
ringförmige  Entzündungen  der  Adventitia  sowie  der  Intima,  an  den  Capillaren  ring- 
förmige Wucherungen,  die  in  vielen  Fallen  zur  Schliefsung  des  Lumens  geführt  batten, 
die  Venen  zeigten  nur  in  vereinzelten  Fallen  eine  geringe  entzündliche  Veränderung 
der  Bindegewebsumhüllnng.  Die  Gefafse  der  Aderbant  waren  an  und  für  sich  frei 
von  entzündlichen  Prooessen,  die  Sclera  bot  normale  Verhältnisse,  ebenso  der  Sehnerv, 
die  Hornhaut,  Regenbogenhaut  and  der  CiliarkSrper.  Hierdurch  wird  bewiesen , dass 
es  eine  sichere  anatomische  Grundlage  für  das  klinische  Bild  der  Retinitis  luetica 
giebt  und  dass  letztere  eine  PrimArerkrankung  der  Netzbaut  und  nicht  eine  Secundtr- 
affection  im  Anschluss  an  eine  Chorioiditis  ist.  Horstmsnu. 


B.  Fraenkel,  Die  Demonstration  des  laryngoskopischen  Bildes. 
Tberap.  Monatsh.  1893,  Deo. 

Am  einfachsten  ist  es,  wenn  der  zweite  Beobachter  seinen  Kopf  zwischen  den 
Reflector  und  den  Patienten  vorschiebt,  aodass  er,  ohne  das  Licht  ganzlieh  abzublenden, 


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238 


Tschaurilow.  — Koch.  — Baykr.  — Rkmak. 


No.  13 


mit  in  d«n  Mund  des  Patienten  hineinsehen  kann.  Wat  dabei  bindert  iit  die  rechte, 
den  Spiegel  führende  Hand.  Dieses  Hinderoiss  wird  vermieden,  wenn  man  den  Kehl- 
kopfspiegel nicht  mehr  gerade  in  den  Handgriff  hinein,  sondern  unter  einem  stampfen 
Winkel  an  denselben  anbringt.  Diese  Art,  den  Spiegel  anzubringen,  ist  sehr  bequem,  beson- 
ders bei  der  Rhinoscopia  posterior,  aber  auch  beim  Laryngoskopireu.  Der  Stiel  ist 
15  cm  lang,  reicht  also  aus,  um  die  Hand  des  Untersuchers  nicht  mit  der  die  Zuoge 
fixirenden  Hand  des  Patienten  in  Collision  kommen  zu  lassen.  (Ref.  kann  dem  vor- 
bin  gesagten  nur  vollkommen  beistimmen;  die  Einführung  des  Spiegels  macht  bei 
engem  Schlund  anfaogs  wo)  einige  Schwierigkeiten,  die  aber  bald  überwanden  werden 
und  gerade  dann  die  neue  Methode  recht  vorteilhaft  erscheinen  lassen).  w.  Lobiinaki. 


Tschaurilow,  Traitement  de  l’drysip&le  par  les  chlorophenols  et 
lee  bromophenole.  Arcb.  d.  Peterb.  biol.  Instit.  1893,  II.  S.  329. 

T.  terwendete  Salben  bestehend  aus  Vaselin  und  1 — 8 pCt.  Ortho-  oder  Para- 
chlorphenol oder  Orthobromphenol.  Er  rieb  die  erysipelkranken  Stellen  2 Mal  täglich 
je  eine  Minute  lang  mit  der  Salbe  ein.  25  Kranke  wurden  so  behandelt,  sümmtliche 
wurden  geheilt  und  zwar  6 nach  2 Tagen,  8 nach  8 Tagen,  8 nach  4;  2 nach  6,  4 
nach  7 und  2 nach  8 Tagen.  Srheurlcn. 


R.  Koch,  Ueber  das  Carcinoma  ventriculi  ex  ulcere  rotundo.  St. 
Petersb.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  43. 

K.  beobachtete  einen  eine  Frau  im  Alter  von  86  Jahren  betreffenden  Fall  von 
Ulcus  ventriculi  rotundum,  aus  dem  sich  im  Laufe  der  Zeit  ein  Carcinom  entwickelte, 
dessen  sichere  Diagnose  aber  erst  post  mortem  bei  der  Obduction  gestellt  werden 
konnte.  Es  fehlte  allerdings  schon  bei  Lebzeiten  nicht  an  Hinweisen  hiefür,  bestehend 
in  einem  rapiden  Verfall  der  Krlfte  der  Patientin,  in  der  Erfolglosigkeit  jedweder 
Ulcustherapie  und  endlich  in  dem  als  „Milchsüurexcessen"  bezeichneten  Symptome. 

C.  Roten  thal. 


C.  Bayer,  Zur  Laparotomie  bei  Ileus  im  Kindesalter.  Prager  med. 
Woohensohr.  1893,  No.  34,  35. 

Verf.  teilt  4 Falle  von  Ileus  im  Kindesalter  mit,  und  macht  gelegentlich  der 
Schilderung  des  einen  dieser  Falle  auf  eine  Erscheinung  aufmerksam , die  unter  Um- 
stünden bei  zweifelhafter  Diagnose  einer  inneren  Darmabsperrung  als  wichtiger  Weg- 
weiser verwertet  werden  könne  Dieses  Symptom  besteht  in  einer  abnormen  Breite 
der  Linea  alba,  welche  — wenigstens  bei  Kindern  mit  nachgiebigen  Baucbdecken  — 
den  Schluss  wahrscheinlich  macht,  dass  eine  Peritonealaffection  mit  erheblichem  Exu- 
dat  und  starkem  begleitendem  Meteorismus  voraufgegangen  sei.  Hudttugen. 


E.  Remak,  Zur  Localieation  der  spinalen  Hautreflexe  der  Unter- 
extremitäten. Neuro!.  Cbl.  1893,  No.  15. 

Bei  einem  4jibrigen  Knaben,  welcher  unter  Fieber  an  einer  Myelitis  transversa 
erkrankte  (es  wurde  wegen  Paralyse  der  Bauchmuskeln  eine  Affection  unterhalb  des 
7.  Dorsalsegments  angenommen),  zeigten,  nachdem  die  akuten  Erscheinungen  vorüber- 
gegangen waren,  die  Hautreflexe  ein  eigentümliches  Verhalten.  Wahrend  die  Bauch-, 
Olutaeal-  und  Cremasterreflexe  (von  den  letzteren  war  der  linke  noch  sparweise  vor- 
handen) fehlten,  gelang  es,  von  einer  unterhalb  der  Inguinalfalte  gelegenen  Stelle  des 
Oberschenkels  aus  durch  die  verschiedensten  Hautreize  eine  Plantarflexion  der  ersten 
Zehen  bervorzurufen , weiterhin  traten  Tibialis  postic.  u.  Gemellus  sur.  und  endlich 
der  Extensor  quadric.  in  Action.  Linkt  lieft  sich  das  Phänomen  (.Fern  o r al  ref  1 ex") 
leichter  hervorrufen  alt  rechts  Als  Refiexbahn  küme  dem  Verf.  zufolge  in  Betracht 
für  den  sensiblen  Reiz  (den  genaueren  Reizort  s.  im  Original)  der  N.  lumbo-inguin. 


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No.  13.  Chvostkk.  — Gay.  — Sohnabki.,  Gotthkil.  — Mkiskls. 


•239 


and  Cruralis  (2.  bei*.  3.  Lumbatwurzel)  und  für  den  motorischen  Impuls  die  1.  u.  2. 
Sacralwurzel  (Zehenbeuger)  u.  3.  Lumbalnerr  (Quadriceps).  >1.  Bnscii. 


F.  Chvostek,  Ein  Fall  von  Tabes  mit  Bulb&rsymptomen.  Nenrolog. 
Cbl.  1893,  No.  22. 

Ein  89jähr.  Mann  erkrankte  18  Jahre  nach  der  syphilitischen  Iofection  an  Tabes 
mit  Störungen  von  Seiten  des  Vagus,  die  io  Larynxkrisen  und  Atemnot  bestanden 
Hieran  schlossen  sich  nach  und  nach  Störungen  von  Seiten  der  Angenmuskeln,  sen- 
sible Reiterscheinungen  im  Qniotns,  Lähmungserscheinungen  im  motorischen  Trigemi- 
nus, Scblnckbeschwerden , Herabsetzung  der  Geruchsempfindung  rechts,  doppelseitige 
Lihmung  des  M.  crico  arytenoid. , Tachycardie  und  eine  allmälig  sich  ausbildende 
Störung  der  Respiration,  infolge  deren  die  linke  Hälfte  des  Thorax  sich  weniger  an 
der  Atmung  beteiligte.  K.  Grube. 


W.  Gay,  Diphtherical  Paralysis,  Allocheiria.  Brain  1893.  Autumn. 

Ein  13  jähriges  Mädchen  zeigte  nach  einer  Diphtheritis  neben  Lähmung  des  Gau 
mens,  Keblkopfslähmung,  Diplopie,  Accomodationslähmung,  eine  Ataxie  aller  4 Extre- 
mitäten, Verlust  der  Sebnenrefiexe,  Verlust  des  Muskelsinns,  resp.  Lagengefühls;  ferner 
bestand  das  Symptom  der  Allocheiria  am  ganzen  Körper,  einschliefslich  der  Schleim- 
häute, indem  alle  stärkeren  Reize  (Druck,  Schmerz)  stets  auf  die  entgegengesetzte 
Körperhälfte  localisirt  wurden.  Das  Berührungsgefübl  war  überall  herabgesetzt.  — 
Der  Zustand  ging  in  wenigen  Wochen  in  röllige  Heilung  über  (bis  auf  den  Verlust 
der  Patellarreflexe  u.  e.  w.)  — 8.  konnte  feststellen,  dass  alle  nicht  hysterischen  Kille 
tod  AUocheirie  aus  der  Litteratur  mit  Ataxie,  Störungen  des  Lagegefübls  und  Sensi- 
bilitätsstörungen  einbergehen;  diese  Afiection  sei  auf  eine  Läsion  der  hinteren  medi- 
anen Stränge  des  Rückenmarks  und  der  hinteren  Wurzeln  zurückzuführen. 

S.  Kslitchsr. 


1)  J.  Schnabel,  Ein  Fall  von  syphilitischem  Initialaffect  auf  der 
vorderen  Bauch  wand.  Münchner  med.  Wochenschr.  1893,  No.  33. 

2)  W.  8.  Gottheil,  Two  cases  of  labial  chancre  in  cigarmakers. 
Med.  News  1893,  Juli  15. 

1)  Ausser  dem  ungewöhnlichen  Sitze  der  Sclerose  zwischen  Nabel  und  Symphyse 
bietet  der  Kall  nichts  Besonderes. 

2)  Von  zwei  io  einer  Gigarrenfabrik  beschäftigten  jungen  Mädchen  hatte  das  eine 

einen  harten  Schanker  an  der  Ober- , das  andere  an  der  Unterlippe.  Beide  setzten 
trotzdem  ihre  Arbeit  fort,  bei  der  sie,  wie  sie  selbst  zugeben,  zur  Kormung  des  spitzen 
Endes  der  Cigarre  sich  ihres  Speichels  und  der  Zähne  bedienten.  Verf.  fordert  ernste 
Mafsregeln  gegen  diese  in  den  Kabriken  zwar  verbotene,  dennoch  aber,  wie  es  scheint, 
allgemein  geübte  unsaubere  Manipulation  der  Cigarrenarbeiter.  H.  Malier. 


W.  A.  Meisels,  Comutinum  citricum  gegen  Spermatorrhoe.  Ungar. 
Aroh.  f.  Med.  II.  S.  82. 

Verf.  hat  27  Kille  von  Spermatorrhoe,  die  sich  teils  in  überaus  häufigen  Tages- 
oder Nacbtpollutioneo  manifestirte , teilt  nur  bei  der  Defäcation  und  Harnentleerung 
anftrat,  einigemale  aber  auch  in  einem  continuirlichen  Ausflüsse  aus  der  Urethra  be- 
stand, sehr  erfolgreich  mit  Cornntinum  citricum,  von  dem  er  in  der  Regel  zwei  Mal 
täglich  0.003  nehmen  lieft,  behandelt.  Die  in  Abnahme  der  Menge  und  Häufigkeit, 
scbliefslich  im  gänzlichen  Versiegen  der  unfreiwilligen  Samenergüsse  sich  äusternde 
Wirkung  trat  meist  schon  nach  wenigen  Tagen  auf.  Indets  scheint  das  Mittel  nur 
bei  der  paralytischen  Spermatorrhoe,  welche  in  erhöhter  Irritabilität  des  Rücken- 
markes, Hypersecretion  der  Geschlechtsdrüsen  und  Atonie  der  Samenbläscheo  und  des 
Ductus  ejaculatorius  ihren  Grund  hat,  hilfreich  zu  sein;  in  zwei  auf  entzündlichen  Pro- 


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240  Ferguson.  — Ruüxkau.  — Haultain.  — Ischirwinbky,  No.  13 


testen  beruhenden  Fällen  zon  spastischer  Spermatorrhoe  bette  es  keinen  Erfolg  — 
Auch  bei  Enuresis  nocturna  und  diurna  der  Kinder  verwandte  Verf.  das  Cornutin  mit 
grofsem  Nutzen.  H.  Müller. 


.1.  H.  Ferguson,  Uterine  Rotation,  ita  clinical  importance  in  preg- 
nancy  aud  labour.  Edinb.  Med.  journ.  1893,  April* 

Verf.  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

Der  Uterus  ist  in  der  Regel  um  seine  Längtaxe  gedreht,  in  den  allermeisten 
Fallen  nach  rechts,  sodass  die  linke  Kante  zorliegt.  In  der  Schwangerschaft  u.  Ge- 
burt nimmt  die  Drehung  zu.  Da  die  Orarien  io  der  Schwangerschaft  den  Seitenwin- 
den des  Uterus  dicht  anliegen,  so  gelangt  auch  ein  Orarium,  in  der  Regel  das  linke, 
nach  zorn,  dicht  unter  die  Bauchdecken,  und  kaon  sowohl  durch  unzorsichtige  Pal- 
pation, als  auch  durch  Einklemmung  zwischen  Uterus  und  Schambein  gequetscht  wer- 
den. Da  die  Ozarien  unter  der  Geburt  congestiouirt  und  sehr  empfindlich  sind,  kann 
dies  zu  Shock- Erscheinungen  führen.  Aut  diese  Möglichkeit  soll  der  Geburtshelfer  bei 
seinen  Manipulationen  Rücksicht  nehmen  und  eine  laterale  Compresaion  des  Uterus 
rermeiden.  A.  Kanin. 


A.  Kouxeau,  Note  sur  un  foetus  humain  monstrueux,  appartenant 
ä la  famille  des  monosomiens.  Annales  de  gynaecologie  1893,  Aout. 

Anschließend  an  Sanrr-HiLAiBEs  Einteilung  der  Monstruositlten  mit  einem  Kör- 
per in  1)  Attodymes,  2)  Incodymes,  S)  Opodymes,  teilt  Verfasser  ausführlich 
einen  Fall  mit,  wo  die  Zusammengehörigkeit  resp.  Einheit  des  Foatus  sich  auf  das 
ganze  Gesicht  erstreckt  und  nur  2 Schädel  mit  2 Gehirnen  zorhanden  wareo.  Er  be- 
ansprucht hierfür  im  Gegensatz  zu  den  obigen  3 Klassen  die  er  nnter  dem  Gesammt- 
namen  opodymes  (Zwilliogsgesichter)  zusammenfasst,  eins  neue  Genusbezeichoung : 
craniodymez  (Zwillingsschldel).  A.  Martin 


Haultaifl,  Simple  growths  of  the  uterine  mucosa.  Edinb.  med.  journ. 
1893,  Aug. 

Verf.  behandelt  unter  Zugrundelegung  zon  drei  Fallen  den  Bau  der  Scbleimhaut- 
polypen  des  Uterus,  der  nach  ihm  ausserordentlich  rariirt,  sodass  man  glandnllre, 
fibrös  glanduläre  und  fibrOs-papilllre  Polypen  unterscheiden  muss  Sie  sind  gutartig, 
jedoch  mit  Neigung  zu  localisirtem  Wiederauftreten,  weshalb  Verf.  sorgfältiges  Aus- 
brennen des  Stumpfes  empfiehlt.  Ihr  häufig,  postklimacterisches  Auftreten  Terführt 
nach  des  Verf.’s  Meinung  leicht  zu  Verwechselung  mit  malignen  Neubildungen. 

A.  Martin. 


8.  Tschirwinsky,  Beobachtungen  über  die  Wirkung  einiger  phar- 
makologischer Mittel  auf  die  Lymphausscheidung.  Pharmakol.  Inst. 
Moskau.  Arcb.  f.  exper.  Path.  u.  Pharmak.  XXXIII.  p.  155. 

An  Hunden  wird  unter  Berücksichtigung  des  Umstandes,  dass  Respirationsstt- 
rungen,  Blutdruckschwankungen,  sensible  Reize  auf  die  Lymphausscheidung  zon  Ein- 
fluss sind,  die  Lymphmenge  nach  Injection  einer  Reihe  roo  Substanzen  bestimmt  und 
die  Abhängigkeit  zon  den  angeführten  Momenten  kritisob  besprochen. 

Cblorathydrat,  Natrium  ditbyoaalioylicum,  Pilocarpin,  ein  Filtrat  aus  Helianthus 
annuus  wirken  unter  Blutdrucksenkung  leicht  rermehrend  auf  die  Lymphausscheidung, 
Atropin  rerringert  sie,  Coffein  wirkte  ungleichmlfsig,  Morphin  und  Curare  sind  un. 
wirksam.  Pohl. 

Kiniendunzen  für  das  Centralblatt  werden  so  dl«  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  11.  Bernhardt  (Berlin  tf. 
Fransäsieehe  Strafe«  21)  oder  aa  dl«  Verlagsbandlonz  (Berlin  MW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verleg  son  Aa|ust  Hlreebweld  ln  Berlin.  — Druck  zon  L.  Sebumenber  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  frwhfinfii 
l — 2 Rogen  ; »tj  Schluu« 

<1  a Jahrgang*  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


PreU  des  Jahrgänge« 
20  Mark;  au  belieben 
durch  alle  bnchhandltiD- 
gen  und  Post  Anstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894.  ».  April.  No.  14. 


Inhalt:  Tscbibt  o witsch,  Zur  Frage  über  die  Laucolyse.  (Orrig  Mitt.). 

Rübrkr,  Die  Quelle  der  tierischen  Wirme.  — May,  Der  Stoffwechsel  im  Fieber. 
Kotlui,  Wirkung  der  Leber  bei  Vergiftungen.  — Ctiuiatss,  Lknnanoer, 
Taylor,  v.  Beromarn,  Ricrrlot,  üeber  Operationen  an  der  Gallenblase.  — 
Bach,  TuberculSte  Infection  des  Auges.  — Praushitz,  Deber  die  Kost  io  Krauken- 
hloseru.  — Ntcsiss,  Krads,  üeber  Albuminurie.  — Charcot,  Fall  tob  Tabes 
mit  Symptomen  der  Bolblrparalyse  — KObhkb,  Verfahren  bei  Aetzungeo  der 
Scbleimhaut. 

Gara,  Einfluss  der  Bittermittel  auf  die  Darmflulniss.  — Nibmahr,  Abspaltung 
»oo  Mercaptao  aus  Nahrungsmitteln.  — Boltzmann,  Zur  Kenntniss  der  Leucooy- 
tose.  — Drusuarr,  Mayrs,  üeber  Plomben  »on  Knochen.  — Klirorl,  Abweichen 
der  Verlauf  der  Angina  phlegmonosa.  — Wissnbr,  Neuer  Nährboden  aus  Hühner- 
eiern. — EacnxsiCR,  Behandlung  des  Tetanus  mit  Antitoxin.  — Hausse,  Neue 
Methode  der  Slnglingserulhruug.  — Sacki,  Fall  »on  progressiver  neurotischer  Mut- 
kelatrophie.  — Ostermayes,  Seltene  Syphilisformen.  — Brno,  Deber  den  Favus- 
pili.  — Ballahtyhs  n.  Milliqan,  Scharlach  in  der  Schwaugerschaft. — Naibhb 
und  Mil  bot,  Falle  »on  Orarialabscets  und  Uterustumor.  — Dbissb,  Beeinflussung 
des  Lichtsinnes  durch  Strychnin.  — Gordor,  Zwei  bemerkenswerte  Fälle  »on  schwerer 
Vergiftung. 


Aus  der  akadem.  medicinischen  Klinik  des  Hrn.  Prof.  Dr.  Popoff 

in  St.  Petersburg. 

Ilämatologische  Notiz«« 

von 

Privat- Docenten  Dr.  N.  Tschistowltsch. 

I.  Zur  Frage  Ober  die  Leucolyee. 

Bei  Einführung  von  Peptonen,  Albumosen,  bacteriellen  Pro- 
teinen und  vielen  anderen  Substanzen  in  das  Blut  von  Tieren  wird 
in  der  ersten  Zeit  eine  bedeutende  Abnahme  der  Leucocytenzahl 
iro  Blute  beobachtet,  nach  welcher  die  Leucocytose  eintritt.  Die- 
selbe Erscheinung  zeigt  sich  auch,  wenn  man  diese  Substanzen  auf 
eine  andere  Art,  zum  Beispiel  unter  die  Haut  oder  in  den  Abdo- 

XXXII.  Jahrgang.  (6 


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“242  Tschistowitsch,  Zur  Frage  über  die  Leucolyse.  No.  1 4 

minalraum  einführt.  Nach  den  Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  N. 
Uskow  ')  vermindert  sich  mitunter  auch  beim  Menschen  die  Zahl 
der  Leucocyten  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Nahrungseinnahme 
etwas.  Während  der  grössten  Intensitätsperiode  der  Verdauung 
steigt  beim  Menschen,  wie  bekannt,  in  den  meisten  Fällen  das 
Quantum  der  Leucocyten  mehr  oder  weniger  bedeutend.  Die  Ur- 
sache der  anfänglichen  Verminderung  des  Leucocytenquantums,  die 
bei  den  Untersuchungen  des  Blutes  aus  den  peripherischen  Gefäfsen, 
zum  Beispiel  der  Ohrenarterien  constatirt  wird,  wurde  bis  zur  Zeit 
noch  nicht  erklärt  und  wird  sehr  verschieden  commentirt.  Einige 
Autoren  (Wrriqo2),  Rirdkr3),  Schulz4)  führen  Alles  auf  die  Ver- 
änderung der  Leucocytenverteilung  in  den  verschiedenen  Ab- 
teilungen des  Blutkreislaufes  zurück  und  erklären  die  Leucocyten- 
verarmung  des  Blutes  der  peripherischen  Gefälse  durch  Ansamm- 
lung von  Leucocyten  in  den  Gefäfsen  der  Abdominalorgane. 
Andere  Autoren  finden  die  Ursache  der  Verminderung  der  Leuco- 
cytenzahl  in  ihrer  Zerstörung  durch  Einwirkung  der  verschiedenen 
obenerwähnten  Substanzen,  die  in  den  Blutkreislauf  eintreten.  Der 
hervorragendste  Vertreter  dieser  Theorie  Prof.  Löwit5)  hat  sogar 
einen  besonderen  Terminus:  „Leucolyse“  zur  Bezeichnung  dieser  Er- 
scheinung vorgeschlagen. 

In  den  vorliegenden  Notizen  werde  ich  die  Resultate  meiner 
Untersuchungen  darlegen,  welche  den  Zweck  hatten  zu  constatiren, 
ob  einige  der  obengenannten  Substanzen  eine  zerstörende  Wirkung 
in  Bezug  auf  die  Leucocyten  des  Menschen-  und  des  Kanincben- 
blutes  besitzen. 

Meine  Untersuchungen  wurden  auf  2 Arten  ausgeführt.  Erstens 
bemühte  ich  mich,  durch  unmittelbare  mikroskopische  Beobachtungen 
mich  zu  überzeugen,  ob  die  Leucocyten  durch  die  Substanzen  zer- 
stört werden,  welche  nach  Löwit  eine  leucolytische  Wirkung  be- 
sitzen. Zu  diesem  Zwecke  brachte  ich  unter  dem  Mikroskop  zu  einem 
Tropfen  Menschen-  oder  Kaninchenblut,  welcher  so  eingestellt  war, 
dass  sich  im  Gesichtsfelde  2 — 3 Leucocyten  befanden,  vom  Rande 
des  Deckglases  her  einen  Tropfen  von  denjenigen  Substanzen  hinzu, 
deren  Wirkung  ich  studiren  wollte,  und  verfolgte  die  danach  ein- 
tretenden Veränderungen  der  Leucocyten.  Derartige  Experimente 
stellte  ich  an  mit  1 pCt.  wässeriger  Peptonlösung,  dann  mit  Tuber- 
kulin, mit  eintägigen  Bouillonkulturen  von  Staphylococcus  pyogenes 
aureus,  Micrococcus  prodigiosus  und  mit  peptonisirter  Bouillon,  in 


*)  N.  Uskow.  Das  Blut  als  Gewebe.  1890  St.  Petersburg  (russisch). 

’)  Wsrioo,  Les  globules  blaues,  protecteurs  du  sang.  Aooales  de  l'Iostitut  Pasteur 
1892,  p.  478. 

’)  Bxkikb,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Leucocytose.  Leiptig  1S92,  S.  190 

4)  Schulz,  Experimentelle  Untersuchungen  über  das  Vorkommen  und  die  dia- 
gnostische Bedeutung  der  Leucocytose.  Deutsches  Archiv  für  klin.  Medicin  1S93, 
Bd.  61,  S.  234. 

5)  Löwit,  Studien  zur  Physiologie  und  Pathol.  des  Blutes  1892. 


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No.  14. 


Tschistowitsch,  Zur  Frage  über  die  Leuculyso. 


243 


welcher  früher  Fbänkbl’s  Diplococcen  lebten  — einer  abge- 
storbenen Diplococcenkultur,  die  alle  Producte  ihrer  Lebensthätig- 
keit  enthält.  Bei  Hinzufügung  eines  Tropfens  von  diesen  Substanzen 
erscheinen  gewöhnlich  im  Gesichtsfelde  des  Mikroskops  Flüssigkeits- 
ströme;  die  roten  Blutkörperchen  beginnen  ihre  Stelle  zu  verän- 
dern, die  klebrigeren  Leucocyten  aber,  halten  sich  auf  dem  Objekt- 
träger fest,  indem  sie  den  Bewegungen  der  Flüssigkeit  wider- 
stehen. Die  Beobachtungen  konnten  mitunter  ziemlich  lange,  z.  B. 
im  Laufe  von  10 — 15  Minuten  und  mehr,  — ausgeführt  werden, 
da  wahrscheinlich  unter  Einwirkung  dieser  Substanzen  die  Blutcoa- 
gulation  verlangsamt  war.  Kein  einziges  Mal  gelang  es  mir,  die 
Zerstörung  der  Kaninchen-  oder  der  Menschenleucocyten  unter  Ein- 
wirkung dieser  Substanzen  zu  constatiren,  obwohl  die  Beobachtungs- 
dauer hinreichend  genug  war,  um  die  Verminderung  der  Leuco- 
cyten zahl  beim  Versuchstier,  — nach  Einführung  in’s  Blut  der 
obenerwähnten  Substanzen,  — an  den  Tag  zu  legen. 

Die  Resultate  blieben  dieselben,  wurde  nun  die  Beobachtung 
bei  Zimmertemperatur  oder  32  — 38°  C auf  einem  warmen  Object- 
tisch angestellt. 

Die  zweite  Serie  meiner  Experimente  wurde  folgendermassen 
ausgeföhrt.  Es  wurde  die  Zählung  der  Leucocyten  auf  gewöhn- 
liche Art  und  Weise  im  Blute  aus  dem  Finger  oder  aus  der  Ohr- 
arterie des  Kaninchens  ausgeföhrt.  Dabei  wurde  eine  zwanzigfache 
Blutverdönnung  mit  '/,  pCt.  Essigsäurelösung  angewendet.  Gleich 
darauf  wurden  die  Leucocyten  wieder  gezählt,  zur  Verdünnung 
wurde  dieselbe  '/,  pCt.  Essigsäurelösung  gebraucht  aber  mit  Bei- 
gabe einer  von  den  zu  untersuchenden  Substanzen:  des  Peptones, 
des  Tuberculins  oder  der  einen  oder  der  anderen  Cultur.  Da  aber 
in  letzterem  Falle  die  Beigabe  der  Bouillonkultur  die  Acidität  der 
Flöesigkeit,  die  zur  Verdünnung  des  Blutes  und  zur  Lösung  der 
roten  Blutkörperchen  dient,  abschwächen  konnte,  so  habe  ich  in 
einigen  Experimenten  eine  stärkere,  '/.,  proc.  Essigsäurelösung  an- 
gewendet und  fügte  ein  solches  Quantum  der  Bouillonkultur  hinzu, 
um  eine  ’/*  Essigsäurelösung  zu  bekommen;  bei  der  Controllzählung 
fügte  ich  nun  zu  der  V2  proc.  Essigsäurelösung,  anstatt  einer  Cul- 
tur, die  physiologische  NaCl-Lösung  hinzu.  Endlich  wurde  in  einigen 
Experimenten  die  Zählung  bei  50-  und  100-facher  Blutverdünnung 
mit  physiologischer  Lösung  ausgeführt  und  dann  mit  derselben  Lö- 
sung, aber  mit  Beigabe  der  Culturen  oder  des  Peptones.  Wie  aus 
den  unten  angeführten  Experimentenprotocollen  zu  ersehen  ist,  ver- 
gröfsert  die  Hinzufügung  der  zu  untersuchenden  Substanzen  zur 
Essigsäure-  oder  zur  physiologischen  Lösung,  welche  zu  den  Zäh- 
lungen der  Leucocyten  dienen,  die  Fähigkeit  dieser  Lösungen,  die 
Leucocyten  zu  zerstören,  nicht.  Man  bekommt  einander  ziemlich 
nahe  Leucocytenzahlen,  ganz  gleich,  ob  wir  das  Blut  einfach  durch 
physiologische  Lösung  oder  die  Thoma’sche  Flüssigkeit,  oder  nun  durch 

10» 


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244  Ri'bnkk,  Quelle  d.  tierischen  Wärme.  — Mat, Stoffwechsel  imFieber.  No.  14 

dieselbe  Lösungen  mit  Beigabe  der  zu  untersuchenden  Substanzen, 
verdünnen:  die  Zahlendifferenzen  bewegen  sich  in  den  Fehlergrenzen 
der  Untersuchungsmethode  selbst.  (Forts,  folgt). 


M.  Rubner,  Die  Quelle  der  tierischen  Wärme.  Zeitschr.  f.  Biologie. 

XXX.  S.  73. 

Verf.  untersucht  mit  vervollkommneten  Hilfsmitteln  die  alte 
Frage,  ob  die  in  einem  Tiere  verbrannten  Stoffe  ebensoviel  Wärme- 
inhalt besitzen,  als  von  Seiten  des  Tieres  Wärme  nach  aussen  ab- 
gegeben wird.  Die  Versuche  sind  namentlich  in  der  Beziehung 
vollkommener  als  alle  früheren,  als  zu  gleicher  Zeit  alle  biolo- 
gischen Factoren  bestimmt  wurden.  Das  in  Untersuchung  be- 
findliche Tier  befand  sich  in  einem  Calorimeter,  das  gleichzeitig  als 
Respirationsapparat  eingerichtet  war  (s.  d.  Original).  Gleichzeitig 
mit  der  Wärmeabgabe  konnten  daher  der  Gaswechsel  und  der 
Stoffumsatz  des  Tieres  gemessen  werden;  bei  letzterem  wurden  alle 
für  die  Erkenntniss  der  Stoffzersetzung  notwendigen  Werte  fest- 
gestellt. 

Die  Versuche  führten  zu  folgendem  Ergebniss:  „Im  Gesammt- 
durchschnitt  aller  Versuche  von  45  Tagen  sind  nach  der  calorime- 
trischen  Methode  nur  0.47  pCt.  weniger  an  Wärme  gefunden,  als 
nach  der  Berechnung  der  Verbrennungswärme  der  zersetzten  Körper- 
und  Nahrungsstoffe“. 

Als  Beweis  für  die  Genauigkeit  der  Methode  sei  noch  hervor- 
gehoben, dass  sich  mit  Hilfe  derselben  die  Verbrennungswärme  der 
Nahrungsstoffe  durch  die  Verbrennung  im  Tierkörper  selbst  be- 
stimmen, dass  sich  also  der  Tierkörper  selbst  als  Calorimeter  be- 
nützen lässt  und  dass  die  so  gefundenen  Werte  für  die  Verbren- 
nungswärme von  Eiweifs  oder  Fett  mit  den  rein  physikalisch  er- 
mittelten sehr  gut  übereinstimmen.  HQrthle. 


R.  May,  Der  Stoffwechsel  im  Fieber.  Zeitschr.  f.  Biologie  XXX.  S.  1. 

Verf.  hat  im  Münchener  physiologischen  Institut  Kaninchen 
erst  durch  2 — 4 Hungertage  auf  ihren  Stoffverbrauch  geprüft,  dann 
durch  Einspritzung  einer  starkvirulenten  EMMBHicn’schen  Bacillen- 
kultur von  Schweinerotlauf  (0.5 — 2 ccm  subcutan  oder  von  der 
50 — 70  fachen  Verdünnung  0.2 — 0.5  ccm  intravenös)  ein  nach  12 
bis  24  Stunden  beginnendes,  3 — 4 Tage  anhaltendes  Fieber  mit 
Temperaturen  von  40—41.2°  erzeugt  und  dabei  den  Stoffumsatz 
ermittelt  Der  Gaswechsel  wurde  im  kleinen  Vmr’schen  Respirations- 
apparat kontrolirt,  in  2 Versuchen  auch  der  O-  Verbrauch  festge- 
stellt. Am  1.  Carenztage  war  die  N Ausfuhr  noch  hoch  1.1— 3.1  g, 
bedingt  durch  die  Rückstände  vom  Nahrungseiweifs,  sank  dann  am 
2.  Hungertage  so,  dass  der  höchste  Wert  nur  1.9  g betrug  (Ei- 
weifsschutz durch  die  im  Darmkanal  u.  Körper  noch  vorhandenen 


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No.  14.  KotliAB,  Rolle  der  Leber  bei  Vergiftungen.  245 

Kohlehydrate)  um  am  3.  Tage,  wo  dieser  Schutz  versagt,  wieder 
anzusteigen.  Weiterhin  zeigte  sich  ein  allmäliges  Absinken  des 
Eiweifsumsatzes,  um  kurz  vor  dem  Hungertode,  wenn  das  Körper- 
fett fast  verbraucht  ist,  wieder  anzusteigen.  Die  Calorienproduction 
sinkt  beim  Carenzkaninchen  langsam  ab  und  zwar  sowohl  absolut 
als  relativ  d.  h.  pro  Körperkilo  berechnet.  Der  respir.  Quotient 
betrug  0.71 — 0.78.  Infolge  des  Fiebers  steigt  die  N-Ausfuhr  ziem- 
lich proportional  der  Temperafurerhöhung  an,  sodass  das  Maximum 
der  N-Zunahme  72  pCt.  beträgt;  durch  Zufuhr  von  Kohlehydraten 
(Zuckereinspritzung  in  den  Magen)  kann  das  Steigen  des  Eiweifs- 
zerfalles vermindert  resp.  verhütet  werden.  Dagegen  blieb  die  Fett- 
zerstörung fast  ungeändert;  indem  die  O- Aufnahme  stärker  anstieg 
als  die  C02  - Ausscheidung,  sank  der  resp.  Quot  etwas,  so  von 
0.76  auf  0.73.  Ausnahmslos  ist  daher  die  Calorienproduction  im 
Fieber  gesteigert.  Das  Verhältniss  von  N:C  im  Harn  wird  im 
Fieber  zu  Gunsten  des  C geändert;  der  Fieberharn  ist  absolut  und 
relativ  C-reicher.  Infolge  des  stärkeren  Eiweifszerfalls  bei  kaum 
geändertem  Futterverbrauch  wird,  wie  schon  Sknator  erschlossen, 
der  fiebernde  Körper  relativ  ärmer  an  Eiweifs,  reicher  an  Fett.  Die 
Steigerung  des  Eiweifsumsatzes  im  Fieber  ist,  wie  Verf.  sich  vor- 
stellt, durch  vermehrten  Bedarf  des  fiebernden  Organismus  an  Kohle- 
hydraten bedingt,  kann  sie  doch  durch  Zufuhr  der  letzteren  verhütet 
werden.  Die  Degeneration  der  Gewebszellen  im  Fieber  ist  nach 
Verf.  jedenfalls  nur  unwesentlich  an  der  vermehrten  Ausscheidung 
von  Harn-N  beteiligt.  Aus  Glycogenbestimmungen  an  der  Leber 
der  fibernden  Kaninchen  nach  Zuckereinfuhr,  verglichen  mit  solchen 
an  einfachen  hungernden  Kaninchen  nach  Zuckerinjection,  ergiebt 
sich,  dass  die  Leber  unter  der  Einwirkung  des  Fiebers  nicht  die 
Fähigkeit,  Glycogen  zu  bilden,  einbüfst,  dass  aber  entweder  das 
gebildete  rascher  aufgezehrt  oder  der  Zucker  selbst  schon  als  solcher 
zum  beträchtlichen  Teil  verbraucht  wird;  wahrscheinlich  schwin- 
det im  Fieber  das  Glycogen  rascher  als  bei  normaler  Körpertem- 
peratur. 

In  einem  Anhang  bespricht  Verf.  die  C-Bestimmung  auf  nassem 
Wege  nach  Kjkldahi.  (Verbrennen  der  organischen  Substanz  mit 
Chromsäure  unter  Anwendung  von  Quecksilberoxyd)  und  deren 
Brauchbarkeit  zur  C-Bestimmung  im  (feuchten)  Kaninchenharn. 

J.  Munk. 


E.  J.  Kotliar,  Contribution  ä l’dtude  du  röle  du  foie  comme  Or- 
gane ddfensif  contre  les  substances  toxiques.  Arch.  des  Sciences  biol. 
T.  II.  p.  586.  Petersb.  1893. 

Verf.  hat  die  bereits  vielfach  behauptete  und  z.  T.  experimen- 
tell festgestellte  Schutzkraft  der  Leber  gegen  den  Organismus  be- 
drohende toxische  Substanzen  einer  genauen  Prüfung  unterzogen. 
Er  benutzte  dazu  Hunde,  an  denen  durch  die  von  Pawlow  modi- 
ficierte  Ecx’sche  Operation  eine  Fistel  zwischen  Vena  portarum  und 


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246 


Clkusmann,  Lknnandkk,  Tatlob, 


No.  14 


Vena  cava  inf.  angelegt  war;  während  bei  diesen  gewöhnlich  der 
Durchgang  per  os  gegebener  Gifte  durch  die  Leber  ausgeschaltet 
war,  konnte  er  durch  Abklemmung  der  Ven.  cav.  inf.  von  Neuem 
bewirkt  werden. 

In  dieser  Arbeit  berichtet  Verf.  nur  über  seine  Versuche  mit 
Atropin,  während  er  die  mit  Digitalin,  Strychnin,  Morphium,  Chlo- 
ralhydrat  etc.  erzielten  Resultate  einer  späteren  Publication  vorbe- 
hieit.  Atropin,  per  os  in  physiologischen  Dosen  verabreicht,  zeigte 
bei  einem  Hunde,  dem  die  Leber  ausgeschahet  war,  starke  Herz- 
und  Pupillenveränderungen , während  2 Kontrollhunde  kaum  eine 
Einwirkung  konstatieren  liefsen.  Unterband  man  nun  einem  ope- 
rirten  Hunde  die  Ven.  cav.  inf.  und  brachte  diesem,  sowie  dem 
Kontrollhund  das  Atropin  in  die  Ven.  femoralis,  so  musste,  die 
Schutzkraft  der  Leber  vorausgesetzt,  jetzt  umgekehrt  der  operirte 
Hund,  bei  dem  das  Atropin  die  Leber  passiren  muss,  die  schwä- 
cheren Erscheinungen  zeigen,  eine  Annahme,  die  durch  das  Expe- 
riment volle  Bestätigung  fand.  Um  nun  auch  die  Resultate  an  2 
operirten,  also  unter  gleichen  Bedingungen  stehenden,  Hunden  kon- 
trollieren zu  können,  injicierte  Verf.  nach  Unterbindung  der  V.  cav. 
inf.  dem  einen  Hunde  das  Atropin  in  die  V.  femor. , dem  anderen 
in  die  Ven.  facial.  Bei  dem  ersteren  Hunde,  bei  dem  das  Gift  die 
Leber  passiren  musste,  zeigte  sich  deutliche  Verzögerung  und  Ab- 
schwächung der  Atropin-Wirkung. 

Verf.  geht  dann  zu  stärkeren  Atropin- Dosen  Ober  und  ist  in 
der  Lage,  die  oben  gewonnenen  Resultate  voll  bestätigen  zu  können. 
Bei  einer  Wiederholung  des  Experiments  mit  denselben  Atropin- 
Mengen  nach  11  Tagen  zeigten  nun  sowohl  normale  wie  operierte 
Tiere  eine  deutliche  Abschwächung  der  Atropin-Wirkung,  u.  zwar 
war  die  Abschwächung  bei  den  operierten  Tieren  im  Verhältnis 
stärker  als  bei  den  normalen.  Verf.  nimmt  an,  dass  die  Leber  das 
Atropin  nicht  nur  mechanisch  zurtlckhielt,  sondern  durch  chemische 
Umsetzung  desselben  zu  weniger  schädlichen  Verbindungen  gleich- 
sam eine  Schutzimpfung  för  den  Körper  bewirkt.  Da  nun  bei  den 
operirten  Tieren  nach  Verschluss  der  Ven  cav.  inf.  die  Leber  viel 
intensiver  wirken  kann,  so  macht  sich  bei  diesen  die  Abschwächung 
der  Erscheinungen  nach  wiederholten  Atropingaben  viel  stärker  be- 
merkbar. M.  Rotbmana. 


1)  W.  S.  Cleesmann , Cholecystotomy  with  report  of  two  cases. 
New-York  med.  Rec.  1893,  p.  295. 

2)  K.  S.  Lennander,  Aus  der  chir.  Klinik  zu  Upsala.  Ueber 
Operationen  der  Gallenwege  und  Adhärenzbildungen  im  oberen 
Teile  des  Bauches.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  37. 

3)  J.  CI.  Taylor,  A case  of  abscess  of  the  liver  in  which  the  use 
of  the  aspirator  was  misleading  in  diagnosis;  Operation;  recovery. 
L&ncet  1893,  p.  432. 


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No.  14.  v.  Behomann,  Richri.ot,  Ueber  Operationen  an  d.  Gallenblase.  247 

4)  E.  V.  Bergmann,  Zur  Casuistik  der  Leberchirurgie.  Arch.  f.  klin. 

Cbir.  XLVI.  S.  393. 

5)  L.  G.  Richelot,  Fixation  d’un  foie  d^plac4.  Gai.  hebdom.  1893, 

No.  29. 

1)  In  den  -beiden,  Frauen  im  Alter  von  50  resp.  25  Jahre 
betr.  Fällen  wurde  die  Gallenblase  nach  ihrer  Eröffnung  mit  der 
äusseren  Wunde  vernäht,  in  dem  ersten  Falle  aber  kein  Stein  ge- 
funden noch  auch  ein  solcher  nachträglich  ausgespült. 

2)  Unter  den  21  Operationsgeschichten  betrafen  1 1 Gallen- 
steine; bei  3 weiteren  Patienten  handelte  es  sich  um  eine  Narben- 
strictur  des  Duct.  choledoch.,  bezw.  um  ein  Carcinom  des  Duct. 
choledoch.  und  ein  Carcinom  des  Pancreas.  In  6 weiteren  Fällen 
hatte  man  es  mit  Verwachsungen  um  die  Gallenblase  im  oberen 
Teil  des  Bauches  zu  thun  und  wurde  je  1 Mal  eine  einzeitige 
Cholecystotomie  und  eine  Cholecystectomie  ausgeführt.  Endlich 
lagen  in  einem  Falle  Verwachsungen  zwischen  dem  Omentum  coli- 
cum  Halleri  und  der  vorderen  Bauchwand  vor.  Indem  wir  noch 
registriren,  dass  nach  der  Ansicht  Verf.’s  die  einzeitige  Cholecys- 
totomie der  bei  Operationen  an  den  Gallenwegen  am  häufigsten 
angezeigte  Eingriff  ist,  müssen  wir  bei  der  grofsen  Verschieden- 
wertigkeit der  von  Verf.  beigebrachten  Fälle  trotz  der  Wichtigkeit 
vieler  unter  ihnen  den  Zwecken  dieser  Zeitschrift  entsprechend 
wegen  der  casuistischen  Einzelheiten  auf  das  Original  verweisen. 

3)  Das  Zwerchfell  war  so  verdrängt,  dass  es  sammt  der 
Pleura  diaphragmatica  der  Pleura  costalis  dicht  anlag.  In  dem 
Glauben  ein  Empyem  vor  eich  zu  haben,  durchdrang  man  mit  der 
Aspirationsnadel  gleichzeitig  beide  Serosae,  ohne  irgend  welchen 
Nachteil.  Die  übrigen  interessanten  Zwischenfälle  der  Krankenge- 
schichte — Pat.  lebte  auf  Los  Palmas  (Canarische  Inseln),  wohin 
er  als  Dysenterie-  und  Fieber  Convalescent  aus  West-Africa  gesandt 
war  — sind  im  Original  einzusehen. 

4)  Betrifft  einen  61jähr.  Pat.,  dessen  die  Mitte  des  Unterleibes 
einnehmender  kindskopfgrol'ser  Tumor  vor  der  Operation  nicht 
diagnosticirt  werden  konnte  und  welcher  sich  als  ein  an  der  Grenze 
der  Carcinome  stehendes  Adenom  des  linken  Leberlappens  ergab. 
— Die  Blutstillung  bei  der  Operation  wurde  hauptsächlich  durch 
Umstechung  bewirkt,  welche  sich  als  sicherer  als  die  von  Lanoen- 
bkck  u.  Waonbr  geübte  Verkleinerung  der  Leberwunde  durch  die 
Naht  mit  nachfolgender  Versenkung  in  die  Bauchhöhle,  und  als 
minder  umständlich  wie  das  zweizeitige  Operiren  nach  Tili.manj>s 
erwies.  Bei  Abschluss  des  Berichtes,  über  4 Monate  nach  der 
Operation,  zeigte  sich  Pat  in  gutem  Zustand,  anscheinend  ohne 
Recidiv. 

5)  Die  bei  der  28jähr.  Frau  durch  Peritoneal- Verwachsungen 
festgehaltene  Leber  wurde  aus  der  Fossa  iliaca  dextra  so  weit  nach 
oben  geschoben,  dass  sie  den  Rippenbogen  noch  um  drei  Quer- 
fingerbreite überragte.  Hierauf  wurde  sie  hier  durch  3 Catgut-Nähte 
am  oberen  Rand  der  Bauchincision  fixirt.  Nach  Heilung  letzterer 


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248 


Bach,  Tuberculöso  Infection  des  Auges.  — Pkausnitz, 


No.  14 


konnte  das  Organ  noch  genau  an  dieser  Stelle  nachgewiesen  wer- 
den und  vermochte  Pat.  ohne  eine  Leibbinde  zu  tragen  weite  Wege 
zu  machen.  P.  Giiterbock. 


L.  Bach,  Die  tuberculöse  Infection  des  Auges.  Arch.  f.  Augenheilk. 

XXVIII.  S.  36. 

Nach  den  Beobachtungen  in  der  Würzburger  Universitätsaugen- 
klinik ist  die  tuberculöse  Infection  absolut  keine  seltene,  alle  Teile 
des  Auges  können  davon  betroffen  werden.  Lupus  kann  an  der 
Lidhaut  isolirt  oder  fortgeleitet  von  einer  gleichen  Erkrankung  der 
Nase  und  Wangenhaut  zur  Beobachtung  kommen,  das  sog.  Chala- 
zion  besteht  in  vereinzelten  Fällen  aus  tuberculösem  Granulations- 
gewebe, ebenso  kann  der  Tarsus  von  Tuberculöse  befallen  werden. 
An  der  Conjuoctiva  wurden  tuberculöse  Geschwüre  und  tuberculös 
inficirte  Follikel  beobachtet,  letztere  hauptsächlich  an  der  Ueber- 
gangsfalte.  Sowohl  die  typische  parenchymatöse  Keratitis  wie  die 
sog.  sclerosirende  Keratitis  können  auf  Grund  von  Tuberkelerup- 
tionen an  der  Uebergangszone  der  Hornhaut  in  die  Lederhaut  und 
vor  allem  dem  Ligamentum  pectinatum  auftreten.  Am  häufigsten  von 
allen  Gebilden  des  Auges  wird  der  Uvealtractus  befallen,  in  Form 
der  tuberculösen  Iritis,  der  Granulationsgeschwulst  der  Iris  und 
der  Tuberculöse  des  Ciliarkörpers;  an  der  Äderhaut  beobachtet  man 
das  Auftreten  der  Tuberkulose  in  der  Form  der  acuten  Miliartuber- 
culose  und  der  chronischen  Tuberculöse.  In  der  Netzhaut  kommen 
tuberculöse  Knötchen  hauptsächlich  in  der  Gehirnschicht  vor.  Die 
Tuberculöse  des  Sehnerven  tritt  am  häufigsten  als  tuberculöse  Me- 
ningitis in  acuter  und  chronischer  Form  auf.  Auch  die  Augen- 
muskeln können  bei  einer  tuberculösen  Basilarmeniugitis  eine  Schä- 
digung erfahren.  An  der  knöchernen  Wandung  der  Orbita  wird 
eine  Ostitis  und  Periostitis  tuberculosa  beobachtet,  ebenso  sind  im 
Zellgewebe  derselben  tuberculöse  Knötchen  gefunden  worden.  Auch 
kanu  die  Dakryocystoblennorrhoe  durch  tuberculöse  Geschwüre  des 
Thränenschlauches  oder  durch  eine  tuberculöse  Erkrankung  der 
knöchernen  Wandungen  derselben  hervorgerufen  werden. 

Horstmanu. 


Prausnitz,  Ueber  die  Kost  in  Krankenhäusern  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Münchener  Verhältnisse.  Deutsche  Viertel- 
jahreascbr.  f.  öffentl.  Gesuodheitsptlege  1893,  XXV.  S.  563. 

Auf  Wunsch  Zikmssen’s  hatte  P.  die  Kost  des  städtischen 
Krankenhauses  München  1.  Isar  untersucht  und  gefunden,  dass  sie 
quantitativ  und  qualitativ  ungenügend  sei.  Um  nun  ein  neues  Kost- 
regulativ ausarbeiten  zu  können,  informirte  er  sich  über  die  Kost- 
ordnungen anderer  gröfserer  Krankenhäuser;  über  diese  Arbeit  und 
deren  Schlussfolgerungen  berichtet  P.  in  dem  vorliegenden  Aufsatz. 


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No.  14. 


Uebor  die  Kost  in  Krankenhäusern. 


249 


Bezüglich  der  Kostverordnung  teilt  F.  die  Kranken  in  drei 
Kategorien  ein:  l)  solche  mit  gesundem  Magen  wie  Kranke  mit 
Verletzungen,  Hautkranke  u.  a.  2)  Rekonvalescenten  u.  3)  Fieber- 
um!  sonstige  Schwerkranke.  Die  Kranken  der  ersten  zwei  Gruppen 
müssen  kräftige  und  ausreichende,  die  der  zweiten  ausserdem  noch 
besonders  schmackhafte,  appetiterregende  haben;  bei  denen  der  3. 
Gruppe  kann  eine  Regel  nicht  aufgestellt  werden,  hier  muss  der 
Arzt  individualisiren. 

Die  erforderliche  Quantität  der  Nahrung  berechnet  P.  nach 
den  Pkttknkofkh-  Vorr’schen  Angaben  auf  rund  110  g Eiweifs  — 
für  Frauen  genügen  100  — , 50  g Fett  und  300 — 400  g Kohlehy- 
drate. In  allen  Krankenhäusern  war  die  Kost  nicht  nach  dem 
Gehalt  an  Nahrungsstoffen  bestimmt  worden.  P.  hält  für  genügend, 
wenn  man  diesen  bei  der  Bestimmung  der  Fleisch-  und  Brodmenge 
in  Betracht  zieht,  da  in  diesen  beiden  Nahrungsmitteln  die  llaupt- 
meuge  der  erforderlichen  Nahrungsstoffe  enthalten  ist;  lür  die 
übrigen,  wie  Suppe,  Gemüse  hält  er  ein  Maximalmafs  für  genügend. 

An  Brod  verlangt  P.  im  Ganzen  pro  Tag  325  g.  Bei  der 
Fleiechzumessung  erörtert  er  zunächst  die  Frage,  soll  man  das 
rohe  Fleisch  oder  das  gekochte  ab  wägen;  er  stellt  fest,  dass  zu 
100  g gekochten  oder  gebratenen  Fleisches  180  g vom  Fleischer 
gekauften  Fleisches  nötig  sind.  P.  will  das  gekochte  bezw.  ge- 
bratene Fleisch  dem  Kranken  zugemesseu  haben  und  zwar  Mittags 
150  g und  Abends  100  g.  So  erhält  mit  Brod  und  Fleisch  der 
Kranke  90  g Eiweils,  25  Fett  und  170  Kohlehydrate. 

Das  noch  fehlende  wird  ersetzt  durch  2 Mal  tägl.  Milchkaffee, 
durch  Gemüse  und  Suppe. 

Was  die  Anzahl  der  Mahlzeiten  betrifft  so  verlangt  P. , dass 
den  localen  Eigenheiten  Rechnung  getragen  wird,  der  Münchener 
ist  an  5 Mahlzeiten  täglich  gewöhnt. 

Der  Preis  stellt  sich  nach  den  ausführlichen  Berechnungen  P.’s 
auf  95  Pf.  pro  Kopf  und  Tag.  Für  notwendig  wird  eine  Controle 
erachtet,  die  am  besten  dadurch  durch  die  Assistenzärzte  ausgeübt 
wird,  dass  diese  am  Krankentisch  teilnehmen. 

Der  Entwurf  einer  Kostordnung  für  das  städt.  Krankenhaus 
München  1.  Ufers  lautet  darnach  folgendermassen: 

„Die  Kostordnung  enthält  3 Formen. 

Erste  Form:  Ganze  Kost  für  Kranke  mit  gesundem  Verdau- 
ungsapparat; die  Kostform  entspricht  der  Nahrung,  welche  ein  gut 
situirter  Arbeiter  in  Müncheu  zu  sich  zu  nehmen  pflegt.  Erstes 
Frühstück:  250  ccm  Milchkaffee  hergestellt  aus  8 g Kaffee,  100  ccm 
Milch,  15  g Zucker,  hierzu  eine  Semmel  von  75  g.  Zweites  Früh- 
stück: '/<  Liter  Bier  mit  100  g Brot.  Mittagessen:  250— 500  ccm 
Suppe,  150  g zubereitetes  Fleisch  mit  Beilage  und  zwar  zweimal 
gebratenes,  viermal  gekochtes,  einmal  200  g Fisch , '/,  Liter  Bier. 
Nachmittags:  Milchkaffee  mit  50  g Brot  wie  beim  ersten  Frühstück. 
Abendessen:  100g  zubereitetes  Fleisch  oder  100 — 160  g Wurst, 
oder  100  g Käse,  oder  einen  Iiäring;  '/,  Liter  Bier  und  100  g 


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250 


Nkumann,  Kraus,  Uebor  Albuminurie. 


No.  14 


Brot.  Frauen  erhalten  zum  2.  Frühstück  nur  50  g Brot,  zum 
Abendessen  '/4  Liter  Bier.  Bei  dieser  Form  darf  als  einzige  Extra- 
speise für  starke  Esser  nur  bis  zu  200  g Brot  Extrazulage  ver- 
ordnet werden. 

Zweite  Form:  Ganze  Kost  für  Rekonvalescenten  und  Kranke, 
deren  Zustand  eine  abwechslungsreiche  anregende  Ernährung  er- 
heischt; ev.  auch  för  Privatpatienten.  Erstes  Frühstück:  Milchkaffee 
wie  bei  1.  Form  oder:  Milchthee,  Cacao,  Chocolade,  hiezu  75  g 
Semmel,  oder  2 Zwieback,  oder  nur  '/«  Liter  Milch.  Zweites  Früh- 
stück: Ein  bis  zwei  Eier,  oder  30—50  g Schinken  oder  kalter 
Braten,  hierzu  V4  Liter  Bier  oder  Milch.  Mittagessen:  250  g Suppe, 
100  g Braten  mit  Beilage  oder  zwei  Eier,  hiezu  eine  Semmel  zu 
75  g,  oder  100  g Hausbrot  mit  '/«  Liter  Milch  oder  Bier  oder 
Wein.  Extraverordnungen  sind  bei  dieser  Form  nur  soweit  sie  in 
der  Kostordnung  vorgesehen  sind  gestattet,  z.  B.  30  oder  50  g 
Schinken;  zum  2.  Frühstück  ev.  noch  200  g Brod. 

Dritte  Form:  Kost  für  Fiebernde,  Operirte  und  Patienten  mit 
Erkrankungen,  welche  eine  besondere  Ernährung  erfordern,  z.  B. 
Diabetes. 

Bei  dieser  Form  können  die  unter  1 u.  2 aufgezählten  Speisen 
nach  Belieben  verordnet  werden. 

In  einem  Anhang  sind  die  Kostregulalive  der  verschiedensten 
grüfseren  Krankenhäuser  Deutschlands  ausführlich  zusammengestellt. 

Schearlen. 


1)  J.  Neumanu,  Die  Formen  der  constanten  Albuminurie.  Prager 
Zeitschr.  f.  Heilk.  XIV.  H.  5,  6. 

2)  F.  Kraus,  Ueber  die  sogenannte  Albuminuria  intermittens  cyc- 
lica.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  48,  49,  50,  51. 

1)  Verf.  studirte  die  Schwankungen,  welchen  die  Albuminurie 
in  einem  gegebenen  Falle  unterworfen  ist,  namentlich  auch  das 
Verhältniss  zwischen  Eiweifs-  und  Harnmenge.  Er  untersuchte 
nach  dieser  Richtung  hin  eine  Anzahl  von  dauernden  renalen  Al- 
buminurieen  und  betont,  dass  procentische  Eiweilsbestimmungen  er- 
hebliche Fehlerquellen  involviren;  von  Wert  ist  nur  die  Bestimmung 
des  absoluten  Eiweifsgehaltes  des  in  kurzen  und  gleichen  Zeitab- 
schnitten entleerten  Harns.  Es  konnten  nur  2 typische  Formen  der 
Eiweifsausscheidung  festgestellt  werden:  entweder  erfolgte  die  letz- 
tere in  Schwankungen,  welche  im  Sinne  der  Schwankungen  der 
Harnmenge  einhergingen,  sodass  die  absolute  Ei  weilsmenge  in  ge- 
radem Verhältniss  zur  Harnmenge  stand,  oder  es  bestanden  selb- 
ständige (d.  h.  in  keinem  constanten  Verhältniss  zur  Harnmenge 
stehende)  Schwankungen  der  absoluten  Eiweifsmenge.  Auf  Grund 
theoretischer  Erwägungen  kommt  Verf.  zu  der  Ansicht,  dass  die 
eretere  Form  der  exsudativen,  die  letztere  der  transudativen  (Stau- 
ungs-Albuminurie entspricht. 


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No.  14.  Charuot,  Pall  von  Tabes  mit  Symptomen  d.  Bulbärparalyse.  251 

2)  Als  „periodische“  („intermittirende“,  „cyklische“  u.  s.  w.) 
Albuminurie  bezeichnet  man  solche  Fälle  von  A.,  in  denen  die 
Eiweilsaasscheidung  sich  in  periodisch  intermittirender,  zuweilen 
geradezu  cyklischer  Weise  immer  wieder  einstellt,  während  gleich- 
zeitig nur  geringe  oder  gar  keine  sonstige  Krankheitssymptome, 
' jedenfalls  nicht  die  typischen  des  Morbus  Brightii  bestehen.  — Im 
Anschluss  an  eine  Zahl  eigener  Beobachtungen  betont  Verf.  die 
Notwendigkeit,  den  Urin  kranker  Individuen  mehrmals  am  Tage  zu 
pröfen.  — Was  die  sog.  „physiologische  Albuminurie“  an- 
langt, so  mOssen  hier  klinische  Kategorieen  geschaffen  werden. 
Zunächst  sind  alle  rein  transitorischen  Albuminurieen  ganz  zu  eli- 
miniren.  Bei  richtiger  Einschränkung  der  Zahl  der  Oberhaupt 
gruppirbaren  Fälle  tritt  der  pathologische  Charakter  der  intermit- 
tirenden  Albuminurie  immer  deutlicher  hervor.  Die  Gou/sche 
Albuminuria  adolescentium  lässt  an  den  betroffenen  Individuen 
häufig  auch  noch  sonstige  Krankheitssymptome  erkennen;  in  einem, 
allerdings  geringen  Procentsatz  der  Fälle  sind  sogar  Nephritiden 
vorausgegangen.  — Was  die  bei  Erwachsenen  (meist  Soldaten)  nach 
angestrengter  Muskelarbeit  beobachtete  Eiweii'sausscheidung  anlangt, 
so  handelt  es  sich  im  Wesentlichen  hier  um  eine  Nucleoalbum  i- 
nurie.  Ob  dies  etwas  Physiologisches  ist,  wagt  Verf.  nicht  zu 
unterscheiden;  es  giebt  wenigstens  sehr  viele  Menschen,  die  auch 
bei  anhaltender  und  angestrengter  Muskelarbeit  durchaus  keine 
Nucleoalbuminurie  bekommen.  — Der  zuerst  von  Paby  betonte  sog. 
,,cykli8che“  Verlauf  mancher  Albuminurieen  beruht  auf  dem  Ein- 
fluss des  Lagewechsels  und  der  Muskelleistung;  bei  ruhiger  Rücken- 
lage des  Pat.  bleibt  die  Albuminurie  aus.  Entgegen  manchen  An- 
gaben hat  Verf.,  ebenso  wie  andere  Autoren,  in  dem  eiweifshaltigen 
Harn  dieser  Individuen  hyaline  und  selbst  granulirte  Cylinder  auf- 
gefunden. — Nach  alledem  weist  Verf.  auf  den  pathologischen 
Character  der  sog.  intermittirenden  Albuminurie  hin.  Alle 
Eigenschaften,  welche  die  Form  dieser  Albuminurie  speciell  cbarak- 
terisiren  sollen , brauchen  nach  seiner  Ansicht  nichts  Anderes  als 
Eigentümlichkeiten  wenig  intensiver  echter  Albuminurie  Oberhaupt 
zu  sein.  Perl. 


J.  M.  Charcot,  Le  Syndrome  paralysie  labio-glosso-laryngöe  pro- 
gressive dans  le  tabes.  Le  Progres  Medical  18951,  No.  24. 

Ch.  beschreibt  einen  44jährigen  Mann,  welcher  die  Symptome 
der  Bulbärparalyse  ohue  irgend  welche  spastischen  Erscheinungen 
zeigte.  Dass  diese  Kernerkrankung  in  diesem  Falle  nur  ein  Symp- 
tom einer  Tabes  sei,  bewiesen  die  schweren  Sensibilitätsstörungen 
im  Gebiete  des  Trigeminus  beiderseits,  so  dass  der  Kranke  das 
Bild  der  tabischen  Maske  (masque  tabctique)  aufwies;  es  bestanden 
verschiedene  Parästhesien  im  Gesicht  (Brennen,  Kälte,  Stechen, 
Ameisenlaufen,  schiefsende  Schmerzen);  das  BerOhrungsgefOhl  auf 
Zunge,  Mundschleimhaut,  Gesichtshaut,  war  ebenso  wie  das  Schmerz- 


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252 


Kübnkr,  Verfahren  bei  Aetzungen  der  Schleimhäute. 


No.  14 


gefßhl  erheblich  herabgesetzt,  und  zwar  genau  in  dem  gesammten 
Trigeminusgebiele.  Der  Kranke  hatte  vor  12  Jahren  Lues  acqui- 
rirt;  vor  6 Jahren  magerte  er  plötzlich  wieder  ab,  so  dass  man  an 
Diabetes  oder  Phthise  glaubte;  vor  1 '/*  Jahren  stellte  sich  die 
Hypftstheaie  im  Trigeminusgebiete  ein;  kurze  Zeit  darauf  folgten  die 
anderen  Symptome  der  bulbären  Tabes;  es  folgten  eine  Ophthal- 
moplegia  externa,  reflectorische  Pupillenstarre,  Larynxcrisen  mit 
Bewusstseinsverlust,  später  traten  spinale  Symptome  hinzu  wie 
Görtelgeföhl,  anästhetische  Inseln  an  Rumpf  und  Extremitäten,  Ver- 
lust der  PatellarreUexe  u.  s.  w.  Während  die  oberen  Bulbärkerne 
häufig  bei  der  Tabes  erkrankt  sind,  zeigen  die  unteren  (Glossola- 
bial  etc.)  seltener  eine  Beteiligung  an  dem  tabischen  Krankheitsbild. 
Beschrieben  sind  unter  anderem:  Atrophieen  im  Trigeminusgebiet 
bei  Tabes  (Schultz«),  Facialislähmungen  (F»ubkikk),  Hemiatrophien 
der  Zunge  (Mabik,  Kihh);  eine  vollständige  untere  Bulbärparalyse 
bei  Tabes  wie  hier,  beschreibt  nur  Howabii  im  Journal  amdricain 
des  Sciences  Mcdicales  Mars  1889.  Der  beschriebene  Fall  gehört 
zu  denen,  in  denen  die  bulbäre  Tabes  lange  der  cervicalen  und 
spinalen  vorausgeht.  S.  Kalischer. 

H.  Kühner , Unterstützung  von  Aetzwirkungen  auf  Schleimhäuten 
durch  Abänderung  physiologischer  Secretionen.  (Nach  einem  auf 
der  Naturforschervers.  in  Nürnberg  am  12.  Sept.  1893  geh.  Vortr.). 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  45. 

Die  schwere  Heilbarkeit  von  Wunden  und  Geschwüren  der 
Mund-,  hauptsächlich  der  Zuogenscbleimhaut  bei  Leucoplakie,  die 
mit  dem  Thermocauter  oder  starken  Aetzmitteln  behandelt  werden, 
konnte  Verf.  darauf  zurückführen,  dass  der  gesetzte  Schorf  durch 
die  gesteigerte  Speichelabsonderung  zu  rasch  hinweggeschwemint 
wird.  Er  bekämpfte  diesen  Uebelstand  mit  Erfolg,  indem  er  die 
Pat.  von  einer  2 proc.  Lösung  von  Extr.  Beilade  30 — 40  Min.  vor 
der  Aetzung  20  Tropfen  und  dieselbe,  oder  eine  etwas  geringere 
Dosis  nach  2 — 3 Stunden,  spätestens  aber  am  Abend,  nach  Bedarf 
auch  noch  am  nächsten  Morgen  nehmen  liefe.  Bei  reichlicher  sali- 
virenden  und  viel  sprechenden  Personen  erwies  es  sich  zweckmäfeig, 
die  Cauterisation  abends  nach  der  Mahlzeit  vorzunehmen  und  vor 
derselben  30  Tropfen,  kurz  nach  ihr  20  Tropfen,  sowie  am  nächsten 
Morgen  ebenfalls  20  — 30  Tropfen  der  genannten  Lösung  zu  verab- 
reichen. Auch  bei  mercuriellen  Decubitalgeschwüren  des  Mundes, 
bei  syphilitischen  Ulcerationen  und  ausgedehnten  Plaques  muqueu- 
ses  zeigte  sich  das  Verfahren  sehr  nützlich.  Natürlich  ist  auf  etwa 
eintretende  Intoxicationserscheinungen  zu  achten.  — Die  den  In- 
jectionen  von  Höllensteinlösungen  in  die  Pars  posterior  urethrae 
folgenden  Schmerzen  beim  Harnlassen  und  den  häufigen  Harndrang 
verhütet  K.  dadurch,  dass  er  die  Pat.  V, — 3/«  Stunden  vor  der 
Einspritzung  '/, — 1 Theelöfifel  Natron  bicarb.,  in  einem  Glase  Wasser 
gelöst,  nehmen  lässt  und  dadurch  den  Urin  alcalisch  macht. 

! H.  Müller. 


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No.  14.  Gara.  — Nirmann.  — Holtzmann.  — Drüsmann,  Matkr.  253 


G.  Gara,  Ueber  den  Einfluss  der  Bittermittel  auf  die  Darmfäul- 
niss.  Ung.  Arch.  d.  Med.  11.  1893,  S.  322. 

Die  Untersuchungen  sind  *m  Menschen  ausgeführt;  als  Maisstab  zur  Beurteilung 
des  Grades  der  Darm  Flu  Io  ist  diente  die  Quantitit  der  Aethersehwefelsäure  im  Harn 
vor,  wahrend  and  nach  Einführung  der  Bittermittel.  Einen  deutlichen  Einfluss  im 
Sinne  der  Verminderung  der  Aetherscbwefelsäuren , also  der  Abnahme  der  Darmfäul- 
niss  hatten  Condurangin  (Herabsetzung  auf  unter  die  HAlfte),  und  Calumbin.  Weniger 
deutlich  war  der  Einfluss  des  Absinthin,  ohne  Einfluss  Cetraria  und  Quassin.  Eine 
Erklärung  für  den  Einfluss  der  Bittermittel  auf  den  Grad  der  Darmf&ulniss  ist  vor- 
läufig nicht  zu  geben.  E.  8alkowski. 


F.  Niemann,  Ueber  die  Abspaltung  von  Kohlensäure,  Mercaptan 
und  Schwefelwasserstoff  beim  Kochen  einiger  animalischen  und 
vegetabilischen  Nahrungsmittel.  Arch.  f.  Hyg.  XIX.  S.  126 

Je  500  g der  feuehten  Substanz  wurden  mit  1000  g Wasser  2 Stunden  lang  ge- 
kocht; die  entweichenden  Gase  worden  zur  CO.-Bindung  in  titrirtes  Barytwasser,  zur 
Bindung  von  Mercaptan  und  Schwefelwasserstoff  in  QuecktilbercyanidlSsung  geleitet, 
aus  der  durch  Erhitzen  mit  5 proc.  Salzsäure  das  Mercaptan  frei  gemacht  und  an 
BleiiOsnng  gebunden,  sodann  durch  Zusatz  koncentrirter  Salzsäure  der  Schwefelwasser- 
stoff frei  gemacht  und  gleichfalls  in  BleilSsung  aufgefangen  wurde.  Von  den  ver- 
achiedenen  Kohlarten,  Rübenarten,  grünen  Bohnen,  Spargel,  Salat  und  Spinat  wurde 
ausnahmslos  CO,  entwickelt  und  zwar  in  maximo  0.24  t,  in  minimo  0,081g  für  500  g 
frische  Substanz.  Erhebliche  Mengen  ron  H,8  entwickelten  sich  nnr  aus  den  Kohl 
arten  (0.06— 0.16  g),  Spuren  aus  deo  Rüben  und  Spergeln:  Mercaptan  ebenfalls  ans 
den  Kohlsrten  und  den  Teltower  Rüben  (Sparen  bis  0.17  g).  HgS  and  Mercaptan 
entstammen  zweifellos  den  EiweifskSrpern,  ron  denen  das  pflanzliche  kristallinische 
Eiweifs  auch  doppelt  so  siel  S enthält  als  das  amorphe.  — Ebenso  wnrde  aus  allen 
Fleiscbarten  und  dem  Fleisch  der  Wirbellosen  CO,  frei  (0.08 — 016  g),  ebenso  aus 
Kuhmilch  und  Hühnereiern.  Mercaptan  in  Spuren  lieferte  nnr  das  Fleisch  rom 
Schellfisch  und  Dorsch,  H,S  in  Sparen  nur  Hecht,  Lachs,  Häring,  Hummer,  Fluss- 
krebs und  Hühnereier,  in  grsfserer  Menge  (O.OJ — 0 04  g auf  500  g frische  Substanz) 
nur  das  Fleisch  von  Schellfisch  und  Dorsch.  Auch  hier  erfolgt  die  Abspaltung  ron 
H,S  und  Mercaptan  sicher  aus  den  EiweifskSrpern,  wobei  nur  auffällig  bleibt,  dass 
nur  das  Fleisch  einiger  Fische  zn  dieser  Abspaltung  befähigt  erscheint.  Dagegen  ist 
die  Quelle  für  die  abgespaltene  CO,  noch  unaufgeklärt.  Wegen  mancher  Einzelheiten 
rergl.  Orig.  J.  Munk. 


Iloltzmann,  Contribution  A l’4tude  de  la  leucocytose.  Arch,  des  scienc. 
biologiques  1893,  II.  p.  632. 

Oleum  Terebintbinae,  sowohl  per  os  wie  intrarenfii  gegeben,  bewirkt  eine  starke 
Leukocytose  des  Bluts.  Derselben  gebt  jedoch  eine  Verminderung  der  weifsen  Blut- 
körperchen roraus,  eine  Aleukocytose,  wie  Verf.  es  nennt.  Dieselbe  ist  ganz  beson- 
ders stark,  wenn  man  die  Injectionen  in  die  Milz  der  verwandten  Hunde  ausführt; 
dagegen  bleibt  die  Verminderung  der  Leukocyten  bei  Tieren,  denen  die  Milz  entfernt 
ist,  fast  gänzlich  aus.  M.  Rothraann. 

1)  II.  Drusmanu,  Aus  dem  Johannishospital  in  Bonn.  Ueber 
Knocheoplombirung.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893.  No.  19. 

2)  O.  J.  Mayer,  Aus  dem  städt.  Krankenhause  Moabit,  chir.  Abt. 
d.  Hrn.  Director  Prof.  Dr.  Sonkbnburo.  Ueber  Knochenplombi- 
rung  bei  Koochendefecten  mit  Kupferamalgam  Ebeuda. 

1)  Die  Ausfüllung  ron  KnochenhSblen  nach  Art  ron  Zahndefecten  durch  änor- 
ganischea  Stiitzmaterial  als  Ersatz  für  das  verloren  gegangene  Gewebe  hat  D.  bei  3 


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254 


KlINORL.  — WhSKNKH.  — ESCHKBICH.  — U At'SRR. 


No.  14 


Patt,  erfolgreich  mit  Gyps  ausgeführt,  welcher,  um  ihn  antiseptisch  r.u  machen,  statt 
mit  Wasser  mit  5 pCt.  starker  CarbolISsung  angerübrt  worden  ist.  Cootraindicirt  er- 
scheint dieses  Verfahren  1)  dort,  wo  man  nicht  sicher  ist,  alles  krankhafte  zu  ent- 
fernen nnd  2)  wenn  die  noch  vorhandene  gesunde  Knochensubstanz  voraussichtlich  zu 
schwach  ist,  um  dem  Knochen  die  nötige  Festigkeit  zu  geben. 

2)  Nach  verschiedenen  Vorversuchen  hat  M.  die  Knochenböhle  mit  groben  Feil- 
spähnen  von  Kupferamalgam  ausgekleidet  und  dieselbe  dann  mit  Cement,  Guttapercha 
etc.  ausgefüllt.  M.  zieht  das  Kupferamalgam  wegen  seinen  sichern  antiseptischen 
Wirkungen  allen  andern  hier  verwertbaren  Substanzen  auch  dem  mit  5 pCt.  starker 
CarbollOsung  angerübrten  Gyps  vor.  Debrigens  bat  Sovmcwhbo  in  zwei  Osteomyelitis- 
Füllen  bereits  nach  M 's  bis  dahin  nnr  an  Tieren  erprobtem  Verfahren  operirt. 

P.  Güterbock. 


Klingel,  Phlegmonöse  Angina  mit  Abecesebiklung  in  der  Plica 
salpingo-pharyngea.  Münchner  med.  Wochenschr.  1892,  No.  50. 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  bei  der  phlegmonOsen  abscedirenden  Angi- 
na sich  der  Abscess  auch  einmal  an  tieferer  Stelle  als  in  der  uächsten  Umgebung 
der  erkrankten  Tonsille  bilden  kann,  so  in  dem  beschriebenen  Fall  an  dem  unteren 
Ende  der  an  der  Seite  des  Rachens  berabziehenden  Plica  salpingo-pharyngea. 

W.  Lubllaskl. 


Wesener,  Die  Bereitung  eines  festen  undurchsichtigen  Nährbodens 
für  Bacterien  aus  Hühnereiern.  Cbl.  f.  allg.  Path.  u.  path.  Anat.  1894, 
No.  2. 

W.  schüttelt  das  Hühnerei  stark,  so  dass  die  Dotterbaut  platzt  und  Weifaes  und 
Dotter  sich  zu  einer  gleicbmüfsigen  gelblichen  Masse  mischen  Dann  bringt  er  das 
Ei  in  Wasser  von  80“  — in  siedendem  platzt  es  leicht  — lässt  es  dort  */s  Standen 
liegen,  bis  es  geronnen  ist,  entfernt  vorsicbtlich  die  Schi  le  und  schneidet  die  hellgelbe 
Masse  in  Scheiben,  gerade  wie  Kartoffeln.  Diese  bringt  er  in  Schlichen  nnd  sterilisirt 
diskontinnirlieh. 

Ausser  Pneumokokken  und  Tuberkelbacillen  konnte  er  sümmtliche  Bacterien  anf 
diesem  Nährboden  züchten.  Scticurlcn. 


Eschcrich,  Vier  mit  Pizzonis  Antitoxin  behandelte  Fälle  von  Tris- 
mus et  Tetanus  neonatorum  Wiener  klin.  Wochensohr.  1893.  No.  32. 

Von  i mit  Pizzonis  Antitoxin  behandelten  Kindern  ist  eins  genesen.  Die  von 
Escnteicn  verwendete  Dosis  betrug  Anfangs  nach  Pizzonis  Vorschrift  0.015—0.1  g 
2 Mal  täglich.  Später  stieg  Escbssicu  anf  0.3‘J  des  Mittels,  2 Mal  pro  die. 

SUdtfakgCD. 


Hauser,  Eine  neue  Methode  der  Säuglingsernährung.  Sonderabdr. 
a.  d.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893. 

H.  empfiehlt  anf  Grand  seiner  reichen  Erfahrung  an  der  Kinderklinik  der  Charite 
zu  Berlin  die  von  Dr.  Risrn  bergestellte  sogenannte  Atbumosemileh  als  das  natür- 
lichste Ersatzmittel  für  die  Muttermilch  Diese  Albumosemileh  hat  genau  dieselbe 
chemische  Zusammensetzung  wie  die  Fraoenmilch  und  enthalt,  abgesehen  von  der 
Aibumose  keinerlei  fremdartige  Beimischungen  zur  Kuhmilch  Wichtiger  aber  ist  der 
Umstand,  dass  diese  Milch  auch  das  gleiche  physiologisch  - chemische  Verhalten  anf- 
weist,  wie  die  Frauenmilch,  wie  die  dnreh  zahlreiche  Versuche  festgestellt  werden 
konnte.  Anch  die  klinische  Erfahrnng  zeigte  in  zahlreichen  Füllen  die  gnte  Wirkung 
dieses  Ersatzes  der  Muttermilch,  welche  nur  durch  ihre  hoben  Preise  in  ihrem  prac- 
tiseben  Werte  beeinträchtigt  wird.  Immerhin  darf  man  aber  auch  in  dieser  Albnmosen- 


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No.  14. 


Sacki.  — Ostkrmateb.  — Brno. 


255 


milch  Dicht  eia  Panacee  gegen  alle  Digestiooerkraokungen  schlecht  genährter  Kiudec 
sehen  wollen,  londern  ihr  ist  nur  in  Fallen,  wo  die  Mutter  nicht  zu  stillen  vermag, 
unter  den  bisher  gebräuchlichen  Ersatzmitteln  die  erste  Stelle  eiuzuräumeo. 

C.  Koeenthal. 


S.  Sacki,  Zur  Casuistik  der  progressiven  neurotischen  Muskel- 
atrophie. Ber).  klin.  Wochenschr.  1893.  No,  30. 

Ein  nener  Fall,  der  in  den  Rahmen  des  von  J.  Hofsunn  beschriebenen  Krank* 
heitsbildes  passt.  Er  betrifft  einen  26jäbrigen  Knecht,  der  im  Verlauf  von  10  Jahren 
an  einem  progressiven  Muskelschwund  erkrankte,  dessen  Typus  schliefslich  dem  Aran* 
Dncnnm'sehen  sich  näherte,  aber  durch  das  Bestehen  von  Sensibilitätsstörungen  (Ab- 
stumpfen des  BerQbrnngsgefQhls,  Druckempfindlichkeit  der  Nervemtämme)  sich  von 
der  spinalen  Form  entfernte.  Es  bestand  EaR,  WssTniAi.'iches  Zeichen,  keine  Atazie, 
normale  Verbtltnisse  im  Hirnnervengebiet.  Nirgends  Hypertrophieen  im  muskulären 
Apparat. 

Differentialdiagnostisch  berücksichtigt  werden  Syringomyelie  (wozu  aber  weder  die 
Art  der  Sensibilitätslähmung  noch  die  atrophische  Lähmung  der  unteren  EztremitAten 
passt)  und  multiple  Neuritis.  Letztere  steht  offenbar,  wie  auch  ein  Sectionsbefund 
Horrsisa's  bewies,  dem  hier  beschriebenen  Symptomencoroplex  auch  anatomisch  nahe, 
indessen  liegt  das  Unterscheidende  im  Verlaufe,  welcher  auch  in  diesem  Fall  sich  von 
dem  der  multiplen  Neuritis  unterschied.  m.  Bruch. 


N.  Ostermayer,  Zur  Casuistik  seltener  Syphilisformen.  Arch.  f.  Dorm, 
u.  Sypb.  1893,  XXV.  S.  937. 

1.  Ein  Fall  von  Syphilis  cutanea  vegetans.  Bei  einer  31jälir.  Frau 
war  die  Haut  der  linken  Kinnhälfte  und  der  angrenzenden  Wangenpartie  in  der  Aus- 
dehnung etwa  einer  Flachband  in  eine  erhabene,  blaasrötliche,  von  8 — 10  mm  hohen, 
warzig- papillom atOien  Excreacenzen  rasenartig  besetzte  Fläche  verwandelt.  Die  Aus* 
wüchse  hatten  sich  nach  Angabe  der  Pat.  vor  einigen  Monaten  auf  der  damals  wun- 
den Haut  gebildet,  zur  Zeit  waren  sie  überall  von  trockener,  stellenweise  verdickter 
Epidermis  bedeckt.  Da  sich  sonst  am  Körper  noch  andere  gummöse  Processe  fanden, 
war  an  der  syphilitischen  Provenienz  der  papillären  Wucherung,  welche  mit  dem 
scharfen  Löffel  entfernt  wurde,  Dicht  zu  zweifeln. 

2.  Ein  Fall  von  gummöser  Erkrankung  der  weiblichen  Brustdrüse. 

Neben  zahlreichen  anderen  Erscheinungen  der  Spätsypbilis  fanden  sich  bei  der  Pat. 
auch  io  beiden  Brüsten  mehrere  zerfallene  Gummiknoteo,  die  zur  Zerstörung  der  ent- 
sprechenden Drüsenteile  geführt  batten.  Rasche  Heiluug  durch  intramuscuISre  Injec- 
tionen  einer  6proc.  Sublimatlösung.  u.  Möller 


M.  Biro,  Untersuchungen  über  den  Favuspilz.  (Aus  der  dermat. 
Abt.  und  dem  Laborat.  des  Dr.  Elsenbbro  in  Warschau).  Aroh. 
f.  Dermat.  u.  Syph.  1893.  XXV.  S.  945. 

Die  Cnltur-  nnd  Impfversucbe,  welche  Verf.  mit  Favuspilzen  anstellte,  die  teils 
eigeoeo  Kranken,  teils  Uaas’schen  Culturen  entstammten,  ergaben  ihm  Folgendes:  Der 
Fsrutpilz  zeigt  anf  verschiedenen  Nährböden  ein  verschiedenes  Verhalten.  Die  aus 
den  ezperimentell  erzeugten  Borken  hergeitellten  Culturen  unterscheiden  sich  etwas 
von  den  zur  Impfung  benutzten.  Die  anscheinend  verschiedenen  Favnskultnren  ver- 
lier« gewissermassen  ihre  Differentiaizeicben  nach  langzeitiger  Ueberimpfung  auf  dem- 
selben Nährboden.  Darans  folgt,  dass  eine  gewisse  Beziehung  besteht  zwischen  dem 
Aussehen  der  Favusknltnr  und  dem  Nährboden,  auf  dem  der  Pilz  gezüchtet  war,  dass 
der  Pili  sich  dem  Nährboden  anpastt.  Es  scheint  deshalb  nicht  sicher,  ob  nicht  die 
Autoren,  welche  verschiedene  Pilze  beschreiben , doch  einen  und  denselben  beobachtet 
haben.  Ein  Grund  zu  der  Annahme,  dass  es  mehrere  Favuspilze  giebt,  liegt  nicht  vor. 

H.  Möller. 


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256  Bai.lAntynk  u.  Mii.moan.  - Nairnk  u.  Mii.roy.-Drkskr. -Gurho».  No  14 


Ballantyne  und  Milli&fan,  A ease  of  Fearlet  fever  in  pregnancy, 
with  infection  of  the  foetus.  Edinb.  med.  journ.  1893,  Juli.  p.  13. 

Auf  Grund  des  beschriebenen  Falles  und  mit  Berücksichtigung  der  berangezoge- 
nen  Litteratur  kommen  die  Verff.  zu  dem  Schluss,  dass  das  Scharlachfieber  der 
Schwangeren  gewöhnlich,  aber  nicht  ausnahmslos  auf  die  Frucht  übergeht  n.  die  Io- 
fection  als  eine  gleichseitige  betrachtet  werden  muss,  weil  die  Desquamation  bei  Matter 
und  Rind  gleichzeitig  beginnt,  dass  die  Symptome  an  der  Frucht  keine  abweichenden 
sind,  aber  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  den  physiologischen  Vorgängen  an  der  Haut 
des  Neugeborenen  nicht  ganz  leicht  diagnosticirt  werden;  endlich,  dass  die  Prognose 
ernst,  aber  nicht  absolut  letal  sei.  A.  Martin. 


J.  Stuart  Nairne  u.  Milroy,  Tubo-ovarian  disease:  two  illustra- 
tiv cases,  clinical  u.  pathological.  Edinb.  med.  journ.  1893,  Sept. 
Oberflächliche  Schilderung  eines  Orarialabscesses  und  eines  Uterus  Tumor’s,  der 
„wahrscheinlich“  Sarkom  gewesen  ist.  Ersterer  wurde  durch  Totalexstirpation  per 
vaginam  operirt,  bei  letzterem  blieben  der  üterns  und  die  rechten  Adnexa  unter 
AusscbSlung  des  Tumor's  erhalten  A.  Martin. 


H.  Dreser  (Bonn),  Ueber  die  Beeinflussung  des  Lichtsmoes  durch 
Strychnin.  Arcb.  f.  exp.  Pat.  u.  Pharm.  XXXIII.  p.  251. 

Zur  Bestimmung  der  Unterscbiedsempfindlichkeit  des  Auges  gegen  rerschiedene 

I. ichtintensitAten  in  der  Norm  und  nach  subcutaner  Strychninaufnahme  (bis  zu  4 mg) 
wurde  ein  Hopszn'sches  Spectrophotometer  benützt. 

Es  handelt  sich  darum,  das  VerhAltniss  von  Reizzuwachs  zum  ursprünglichen  Reit 

quantitativ  zu  bestimmen.  Ueber  die  Berechnung  dieses  Verhältnisses— aus  den 

r 

Drebungswinkeln,  ferner  die  geometrische  Darstellung  der  Versucbsresultate  sei  aufs 
Original  verwiesen  Die  Versuche  ergaben  übereinstimmend,  dass  Strychnin  die 
Unterschiedsempfindlicbkeit  des  Auges  insbesondere  für  schwache 
Licht  reize  verschärft.  Die  Wirkung  dauert  24  Stunden  an.  Pohl. 


E.  Gordon,  Two  remarkable  cases  of  recovery  from  poisoning. 
Medical  news  Philadelphia  1893.  No.  10. 

Von  den  beiden  unerwarteten  Heilungen  betrifft  die  eine  eine  selbstmörderische 
Vergiftung  durch  Opium  — dessen  Menge  etwa  3 Decigramm  Morphium  entsprach. 
— Trotz  sofort  angewendeter  Magenpumpe,  Apomorphin,  Brandy,  Kaffee,  Atropin 
(0.002)  Hautreizen  trat  bei  sehr  engen  Pupillen  Coma  ein,  Aussetzen  des  Pulses  und 
der  Respiration.  Nur  durch  Faradisation  beider  Phrenici  gelang  es  schliefslieh , die 
Atmung  zu  erregen  und  6 Stunden  lang  wurde  diese  künstliche  Atmung  fortgesetzt, 
bis  spontane  Respiration  und  Bewusstsein  wiederkehrten 

Im  zweiten  waren  versehentlich  ca.  6 g Carbol  (in  2 , proc.  Lösung)  getrunkeo 
worden,  15  Minuten  spater  konnte  die  Behandlung  begonnen  werden.  Es  wurde  Apo- 
morphin (0.01)  mit  Atropin  (0.002)  subcutan  gegeben,  der  Magen  wiederholt  mit 
grofsen  Mengen  warmen  Wassers  ausgewaschen,  dem  spater  Magnesium  sulfuricum  zu- 
gesetzt wurde  Das  Bewusstsein  kehrte  wieder;  die  Patientin  erhielt  stündlich  1 Thee- 
Ififfel  Brandy,  2 stündlich  einen  solchen  einer  concentrirten  Lösung  von  Magnesium 
sulfuricum  und  erholte  sich  bald. 

Verf.,  der  zwei  verzweifelte  Falle  durch  unermüdliche  Anstrengungen  gerettet 
hat,  schliefst  mit  den  Worten:  .While  there  is  life,  there  is  hope“.  Fr.  Strsssmsnn. 

Kiniendunren  für  dat  Centralblatt  «erden  an  die  Adrette  det  Ilm,  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a r dt  (Berlin  W. 
Frantötitche  Strafte  21)  oder  »n  die  Verlagehandinnt  (Berlin  NW..  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  Aagutt  Hirtehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  L.  Sehumaeher  in  Berlin. 


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/ 


Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogen;  »u  Bchluse« 
d«S  Jahrgang*  Titel , Ne- 
uen- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrgänge* 
80  Mark;  au  beaieheo 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postaastalten. 


mcdicinisrhen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  i*.  April.  No.  15. 


Inhalts  Ts c bi 8 ro wi  rscii , Zur  Frage  über  die  Leucoly.e.  (Orrig.  Mitt.). 

Schwibniho,  Deber  fermentative  Procezae  in  den  Organen.  — Sans,  Sou- 
th in,  Zur  Technik  der  Sectio  alta.  — Za u fall,  Gebeilte  eitrige  PachymeniDgitiz 
externa.  — Sehmer,  Heilbare  Form  des  Bottes.  — Pablowskaja,  Deber  Herz- 
tbromben  — Goldflam,  Besondere  Form  der  HulbSrparalvse.  — Saoat,  Colom- 
bimi,  Anwendung  des  Ichthyols  bei  Gonorrhoe.  — Theiliiabii,  Beziehung  zwischen 
Magenleiden  nnd  gynäkologischen  Erkrankungen. 

Szioeti,  Zur  Morphologie  der  Häminkryatalle.  — Mabfobi,  Umwandlung  von 
Ammoniak  in  Harnstoffe.  — Boddabht,  Ueber  die  Entwicklung  des  Oedems.  — 
Miltob,  Ein  grofser  Biasenstein.  — Abdel-Fatta,  Grofses  Lipom  der  Bauch- 
wand — Gold  zieh  br,  Neues  8ymptom  der  Facialislftbmung.  — Loblimeki, 
Schröder,  Fälle  von  acuter  Perichondritia  der  Nasenscheidewand  — Tizzohi  und 
CiiTAsii,  Schutzserum  gegen  Hundswuth.  — Ai  plroet,  Verbreitung  von  Diph- 
therie durch  die  Milch.  — Fbahcis,  Fall  von  Accessorius- Krampf.  — v.  Nooidin, 
Ueber  hysterische  Vagusneurosen  — Fasst,  Miscbfall  von  Lues  und  Tuberculose. — 
Stateib,  Ueber  Zellgewebsentzündung  und  Muskelzellgewebsentzündung.  — Natur 
forscberversammlung  in  Wien. 


Aus  der  akadem.  medicinischen  Klinik  des  Hrn.  Prof.  Dr.  Popoff 

in  St.  Petersburg. 

Ilämatologische  Notizen 

von 

Privat- Docenten  Dr.  N.  Tsehistowitscli. 

(Fortsetzung). 

Es  gelang  mir  also  nicht,  mich  von  der  leucolytischen  Wirkung 
der  obengenannten  Substanzen  ausserhalb  des  lebenden  Organismus 
zu  überzeugen. 

Angesichts  der  Unvollkommenheit  dieser  Untersuchungsme- 
thode an  und  für  sich  hätte  ich  es  nicht  für  nötig  gehalten, 
diese  Resultate  zu  puhliciren,  wenn  dieselben  nicht  mit  den  Er- 
gebnissen der  neuesten  und  auf  ganz  andere  Weise  angestellten 

XXXII.  Jahrgang.  n 


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258 


TschistoWitsch,  Zur  Frage  über  die  Leucolyse. 


No.  15 


Untersuchungen  von  Schulz*)  und  Holzmann**)  vollständig  ßberein- 
stim  tuten. 

Schulz  überzeugte  sich  nämlich  durch  gleichzeitige  Zälung  der 
Leucocyten  im  Blute  aus  den  peripherischen  Gefäfsen  und  aus  den 
Gefälsen  des  Abdominalraumes,  dass  der  Verminderung  der  Leuco- 
cyteDzahl  in  den  ersteren  — die  Steigerung  derselben  in  den  letz- 
teren entspricht  und  dass  folglich  die  Blutverarmung  der  periphe- 
rischen Gefäfsen  an  Leucocyten  auch  ohne  die  Theorie  der  Leuco- 
lyse  sich  leicht  erklären  läset.  Ebenso  schwer  wäre  mit  der  Leu- 
colyse-Theorie  Holzmann’s  Beobachtungen  in  Einklang  zu  bringen. 
Es  erweist  sich,  dass  bei  Tieren  mit  entfernter  Milz  weder  Injec- 
tionen  von  Terpentinöl  noch  von  Culturen  der  Milzbrandbacillen 
in  das  Blut  ein  Sinken  der  Leucocytenzahl  nach  sich  ziehen , wie 
es  bei  norm&len  Tieren  der  Fall  ist. 


ANHANG. 


Experiment  1. 

22.  Juli  1893.  Es  wurde  die  Zahlung  der  Leucocytenzahl  im  Blute  aus  dem 
kleinen  Finger  eines  gesunden,  32  Jahre  alten  Mannes  vorgenommen,  wobei  das  Blut 
20 fach  mit  '/t  pCt.  Essigsäure- Lösung  verdünnt  wurde.  Das  Blut  wurde  um  2 Uhr 
80  Minuten  entnommen.  Leucocytenzahl  10531. 

Om  2 Ohr  50  Mio.  wurde  die  Zäblong  der  Leucocyten  wieder  vorgenommen, 
zur  Verdünnung  wurde  aber  eine  '/,  proc.  Essigsänrelüsung  angewendet,  die  1 pCt. 
Wittes  Pepton  enthielt.  Leucocyteniabl  9870. 

Dm  3 Uhr  40  Min.  wurden  die  Leucocyten  bei  Verdünnung  des  Blutes  mit 
derselben  EssigsäurelBsung  -f-  1 pCt.  Pepton  Witte  wieder  gezählt.  Leucocyten- 
zahl 10492. 

Um  4 Ohr  bei  Verdünnung  blos  mit  ’/s  P^t.  Essigsäure.  Leucocytenzahl  10666. 

Experiment  II. 

23.  Juli  1898.  Dieselben  Bedingungen  des  Experimentes.  Heifser  Tag,  starker 
Schweifs. 

Um  2 Uhr  25  Min.  bei  Verdünnung  mit  1 , pCt.  Acidi  acetici.  Leucocyten- 
zahl 8680. 

Um  2 Ubr  45  Min.  bei  Verdünnung  mit  l/j  pCt.  Essigsäure  Lösung  -f-  1 pCt. 
Pepton  Witte.  Leucocytenzahl  9090 

Um  3 Uhr  30  Min.  wieder  '/,  pCt.  Acidi  acetici  + 1 pCt.  Pepton.  Leuco* 
cytenzahl  11255. 

Um  4 Uhr.  Verdünnung  mit  '/,  pCt.  Aoidi  acetici  ohne  Pepton.  Leucocyten- 
zahl 18436. 

Experiment  III. 

Zahlung  der  Leucocyten  im  Blute  aus  dem  kleinen  Finger  bei  der  20 fachen 
Blntrerdünnung  mit  Mischung  aus  10  ccm  Essigsäure- Lösung  und  5 ccm  der 

alten  Bouilloucultur  von  FsAmzkl's  Dipplococcen  (Fleischbouillon  enthält  1 pCt.  Pep- 
ton). Zur  Vergleichung  ist  eine  Zählung  der  Leucocyten  bei  derselben  Verdünnnng 
mit  reiner  l/a  pCt.  Essigsäure-Lösung  vorgenommen. 


*)  S nui.z.  Deutsches  Archiv  f.  klin.  Med.  Bd.  51,  1893,  S.  269. 

**)  Holz«»™.  Zur  Frage  über  die  Leucocytose.  Inang.  Dies.  St.  Petersburg 
1898  (russisch). 


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No.  15. 


TacHiSTO witsch,  Zur  Frage  über  die  Leuoolyse. 


259 


24.  Juli  1893 


do. 


da. 


da. 


Um  2 Ubr  bei  Anwendung  too  '/,  pCt.  Acidi  acetici  + Leucoey- 
teokultur.  Leucocytenzahl  8979. 

Um  2 Uhr  20  Mio.  nur  bei  Anwendung  einer  EssigsäurelBsung 
Leucocytenzahl  9064. 

Um  2 Uhr  40  Min.  wieder  nur  eine  EssigsäurelBsung  Leuco- 
cytenzahl 8442. 

Um  8 Ubr  10  Min.  Essigsäure  Losung  und  DiplococceDkuItur. 
Leucocytenzahl  8471. 


Experiment  IV. 

Dieselben  Bedingungen,  die  Mischung  bestand  aber  aus  20  ecm  \ Ct.  Essigsäure' 
Lesung  und  aus  5 ccm  Diplocaocencultur.  Zur  Controlzlhlung  wurde  angewendet 
eine  Mischung  aus  20  ccm  pCt.  EssigsturelOsnng  und  aus  5 ccm  0.7  pCt.  NaCl- 
LesuDg. 

3 Ubr  10  Min  bei  Mischung  j pCt.  Acidi  acetici  und  0.7  pCt.  NaCl.  war  die 
Lencocytenzabl  8000 

3 Ubr  45  Min.  bei  Mischung  % pCt.  EssigsOurelösung  mit  einer  Diplococcencul- 
tur.  Leucocytenzal  8278. 

Experiment  V. 

Dieselben  Bedingungen,  wie  beim  Experiment  I.  Blut  aus  dem  kleinen  Finger. 

6.  Aug.  1893.  3 Uhr  30  Min.  bei  Verdünnung  mit  */s  pCt.  EssigsäurelBsung. 

Leucocytenzahl  11563. 

da.  3 Ubr  44  Min.  bei  Verdünnung  mit  derselben  Losung  und 

1 pCt.  Pepton  Witte.  Leucocytenzahl  10575. 
do.  4 Uhr.  Wieder  Verdünnung  mit  Vj  pCt.  EssigsäurelBsung. 

Leucocytenzahl  10678 

Experiment  VI, 

Dieselben  Bedingungen,  zur  Blutrerdünnung  dienen  aber  folgende  Mischungen : 

1.  Mischung  aus  10  ccm  Essigsäure-LOtung  u.  5 ccm  Wasser  — 15  ccm  1 , pCt.  Essig- 

säurelOsung. 

2.  do.  \ pCt.  EssigsäurelBsung  und  5 ccm  Staphylococcus  aureus- 

Cultur  (viertägige)  in  peptonisirten  Bouillon. 


8 

Ubr  20  Min. 

Zur  Zthlans  mit  der 

i. 

Flüssigkeit. 

Leucocytenzahl  8242. 

3 

„ 85 

do. 

2. 

do. 

do. 

7090. 

4 

. 5 . 

do. 

2. 

do. 

do. 

7897. 

4 

- 26  „ 

do 

1. 

do. 

do. 

7390. 

Experiment  VII. 

Dieselben  Bedingungen,  das  Blut  aus  dem  kleinen  Finger  wird  aber  50  fach  ver- 
dünnt zuerst  mit  physiologischer  NaCl. -Losung  und  dann  mit  derselben  Losung  nnd 
1 pCt.  Pepton  Witte 

16.  Aug.  1898.  Bei  erster  Zahlung  mit  reiner  physiologischer  Losung  bekamen 
wir  6717  Leucocyten.  bei  zweiter  mit  PeptonlOsung  6586. 

Experiment  VIII. 

Dieselben  Bedingungeu,  das  'Blut  wird  aber  zuerst  mit  physiologischer  NaCl- 
Lbsung  verdünnt,  und  dann  mit  der  Mischung  aus  gleichen  Teilen  von  derselben  Lo- 
sung und  von  einer  dreitägigen,  durch's  LOschpapier  filtrirten  Bouillonkultur  des  bacilli 
lactis  aerog.  lOOfache  Veerdüonung. 

Bei  der  Zahlung  mit  der  reinen  physiologischen  Mischung  bekamen  wir  8470 
Leucocyten,  bei  der  Zahlung  mit  der  Mischung  dieser  Losung  und  Leucocytenkultur 
8360. 

17» 


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•260 


Tschisto witsch,  Uätuathologische  Notizen. 


No.  15 


Experiment  IX. 

Experiment  mit  Keninchenblnt. 

Es  werden  die  Leucocyten  im  Blute  aus  der  Obrarterie  gezählt.  90  fache  Ver- 
dünnung einerseits  mit  1 , pCt.  Essigsäurelösung,  anderseits  mit  derselben  Lösung  und 
1 pCt.  Pepton. 

6.  Jan.  1894.  Bei  Verdünnung  mit  '/s  pCt.  Essigtäurelösung.  Leucocyten  8905 


do. 

Essigsäurelösung  u.  Pepton.  Leuco- 

cyten 8015 

do. 

Essigsäurelötung  u 1 pCt.  Pepton 

Leucocyten  979C. 

do. 

Essigsäurelösung  ohne  Pepton.  Leu- 

cocyten 7681. 

Experiment  X. 

9.  Jan.  1894.  3 Cbr  3 Min.  wurden  die  Leucocyten  im  Kaninchenblute  aus 

der  Ohrarterie  bei  Verdünnung  mit  l/,pCt  Essigsänrelösung  gezählt.  Leucocyten  10031. 

3 Uhr  20  Min.  wurde  wieder  eine  Zählung  rorgenommen  bei  Verdünnung  mit 
derselben  Lösung,  die  aber  1 pCt  Tuberkulin  enthält.  Leucocytenzahl  8885. 

3 Uhr  85  Min.  wieder  mit  ’/s  pCt.  Essigsäurelösung  ohne  Tnberculio.  Leuco- 
cytenzahl 7238. 

15.  Jan.  1894  2 Uhr  30  Min.  wurden  die  Leucocyteo  im  Blute  aus  der  Obr- 

arterie gezählt.  20  fache  Verdünnung  mit  '/,  pCt.  Essigsäurelösung.  Leucocyten- 
zahl 9425. 

2 Ubr  42  Min.  Wieder  eine  Zählung  bei  Verdünnung  mit  '/s  pCt.  Essigsäure- 
lösung die  1 pCt.  Tnberculio  enthält.  Leucocytenzahl  10427. 


II.  Ueber  die  morphologischen  Veränderungen  des  Blutes 
bei  einer  Frau  mit  entfernter  Milz. 

Im  Jahre  1893 — 1894  befand  sich  unter  meiner  Beobachtung 
in  der  akademischen  medicinischen  Klinik  eine  Bäuerin  E.  B. , der 
vor  zwei  Jahren  die  in  den  Beckenraum  dislocirte  und  daselbst  an- 
gewachsene Milz  von  Herrn  Prof.  Dr.  Lrbkdrff  entfernt  wurde. 

Die  genaue  Krankheitsgeschichte  dieser  Frau,  wie  auch  die  im 
Laufe  des  ersten  Jahres  nach  der  Operation  angestellten  Beobach- 
tungen werden  von  Herrn  Dr.  D.  Kkdrow,  Assistenzarzt  der  Klinik 
von  Prof.  Dr.  Lkbedkff,  veröffentlicht  werden.  Ich  beschränke 
mich  auf  die  Anführung  der  wichtigsten  Anamnesedaten  und  auf 
die  Darlegung  der  Resultate  meiner  Untersuchungen  des  Blutes 
während  des  Aufenthaltes  der  Patientin  in  der  med.  Klinik  nach 
Verlauf  von  2 Jahren  nach  der  erfolgten  Operation. 

Patientin  E.  B.  33  Jahre  alt,  Bäuerin,  geboren  im  Gouv. 
Twer,  verheiratet,  beschäftigte  sich  die  letzten  Jahre  mit  der  Haus- 
haltung und  mit  Nähen.  27  Jahre  alt  fiberstand  sie  den  Typhus 
abdominalis.  Die  Patientin  gebar  3 Mal  und  hatte  1 Mal  einen 
Abortus.  Von  den  3 Kindern  starben  2 sehr  früh,  das  dritte  — 
ein  Mädchen  — ist  zur  Zeit  10  Jahre  alt.  Schon  vor  8 Jahren 
bemerkte  die  Patientin  im  unteren  Teile  des  Abdomens  links, 
einen  fast  schmerzlosen  Tumor,  der  sich  bald  etwas  vergrösserte, 
bald  verkleinerte.  Dieser  Tumor  wurde  der  Patientin  im  November 
1891  von  Prof.  Dr.  Lbbbdbff  entfernt  und  erwies  sich  als  die  dis- 


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No.  15. 


Tschibstowitsch,  Hämathologische  Notizon. 


261 


locirte  Milz.  Nach  der  Operation  befand  sich  die  Kranke  befrie- 
digend und  nur  zeitweise  fohlte  sie  Schmerzen  in  der  Schnittstelle 
und  im  linken  Subcostalraum. 

In  die  akademische  medicinische  Klinik  wurde  die  Patientin 
am  30.  November  1893  aufgenommen  und  klagte  Ober  allgemeine 
Schwache,  Kopfschmerzen  und  Herzklopfen.  Die  letzte  Zeit  litt 
die  Patientin  sehr  stark  unter  dem  Druck  der  Noth,  was  auch  die 
Verschlimmerung  ihres  Zustandes  bewirkte. 

Bei  der  Aufnahme  der  Patientin  in  die  Klinik  wurde  folgendes 
constatirt:  Die  Kranke  ist  mittelgrofs,  etwas  blass.  Die  Inguinal- 
und  Axillardrfisen  sind  etwas  vergröfsert.  Der  Percussionsschall 
Aber  dem  rechten  SchlOsselbeine  ist  etwas  gedämpft.  Die  Herz- 
dämpfung beginnt  in  der  linken  Sternallinie  von  der  4.  Rippe  und 
hört  auf  unter  der  5.;  links  reicht  sie  bis  zur  Mammillar-  u.  rechts 
bis  zur  Sternallinie.  Auf  der  Stelle  der  Milz  ist  ein  tympanitischer 
Schall  zu  vernehmen.  Leberdämpfung  in  der  rechten  Axillarlinie 
von  der  9.  Rippe,  in  der  Mammillarlinie  auf  der  7.  Rippe  und  in 
der  Scapularlinie  auf  der  10.  Rippe.  Bei  Auscultation  Ober  dem 
rechten  SchlOsselbeine  ist  eine  etwas  rauhe  Inspiration  und  eine 
Expiration  zu  hören,  ebenso  hinten  rechts,  unter  der  Scapula  — 
abgeschwächte  Atmung  uud  in  den  öbrigen  Stellen  Vesicularatmung. 
Die  Herztöne  sind  etwas  dumpf.  Der  Harn  enthält  kein  Eiweifs. 
Die  Temperatur  ist  normal.  Körpergewicht  51100.  Obstipation. 

Im  Laufe  der  Zeitperiode,  während  der  ich  die  Untersuchungen 
des  Blutes  vornahm,  blieb  die  Patientin  nach  Möglichkeit  ohne  Kur 
und  nahm  nur  selten  bei  heftigen  Kopfschmerzen  0.3  Phenacetin 
ein.  Die  Obstipation  beseitigte  die  Patientin  meistenteils  mittelst 
Klysmen,  auch  nahm  sie  vom  4.  Januar  dieses  Jahres  Bromnatr. 
0.6  3 Mal  täglich  ein. 

Meine  Untersuchungen  bestanden  in  Zählungen  der  roten  und 
weifsen  Blutkörperchen  und  in  der  Bestimmung  der  Quantität  des 
Hämoglobins.  Die  Quantität  der  roten  Blutkörperchen  wurde 
mittelst  des  TaoMA-Zaiss’schen  Zählapparates  und  die  des  Hämoglo- 
bins nach  Flkischl  bestimmt.  Die  Berechnung  der  Gesammtzahl 
der  Leucocyten  wurde  nach  Thoma’s  Methode  ausgeführt,  zu  welchem 
Zwecke  eine  zwanzigfache  BlutverdOnnung  mit  x/3  proc.  Essigsäure- 
lösung angewendet  wurde.  Zur  Zählung  der  Quantität  der  ein- 
zelnen Arten  von  Leucocyten  wurden  angestrichene  Präparate  nach 
Ehklich’s  Methode  zubereitet  und  mit  seiner  Mischung  (Orange, 
G,  Säure-Fuchsin  und  Methylgrön)  gefärbt.  Die  Untersuchungen 
werden  immer  zwischen  10  und  12  Uhr  Morgens,  vor  dem  Mittags- 
essen ausgefflhrt.  Ausserdem  werden  3 Untersuchungen  in  ver- 
schiedenen Zeiträumen  nach  dem  Mittagsessen  vorgenommen,  um 
die  Veränderungen  des  Blutes  unter  dem  Einflüsse  des  Verdauungs- 
actes zu  bestimmen.  Das  Blut  wurde  immer  aus  dem  Ohrläppchen 
genommen.  (Schluss  folgt). 


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262  Schwiknino,  Ueber  fermentative  Processe  in  den  Organen.  No.  15 

H.  Schwieiling,  Ueber  fermentative  Processe  in  den  Organen. 

Dissert.  Berlin  1893. 

Die  Untersuchungen  von  Sch.  schliefsen  sich  an  die  Arbeiten 
des  Ref.  Ober  die  Autodigestion  der  Organe  beim  Stehenlassen  der- 
selben mit  Chloroformwasser  an.  In  erster  Linie  betreffen  dieselben 
die  Frage,  ob  in  den  Muskeln  unter  diesen  Umständen  Milchsäure 
gebildet  wird.  Es  ergab  sieh  zunächst,  dass  die  Milchsäure  auch 
in  den  möglichst  schnell  verarbeiteten  Muskeln  nicht  fehlte,  in  denen 
Ref.  sie  nach  vorläufigen  Versuchen  vermisst  hatte,  weiterhin  aber, 
dass  sie  in  den  mit  Chloroformwasser  digerirten  Portionen  nicht 
reichlicher  vorhanden  war,  als  in  der  sofort  verarbeiteten,  dass  sie 
also  nicht  durch  ein  Enzym  gebildet  wird;  entschieden  vermehrt 
aber  erwies  sie  sich  in  solchen  Muskeln,  welche  vor  der  Bearbei- 
tung 48  Stunden  gelegen  hatten.  Diese  Erscheinung  kann  nicht 
wohl  anders  erklärt  werden,  als  durch  die  Annahme,  dass  die  Milch- 
säureausscheidung eine  Function  des  lebenden  Protoplasmas  ist  und 
ihre  Bildung  im  ausgeschnittenen  Muskel  fortdauert,  weil  der  Muskel 
sich  noch  längere  Zeit  im  Zustand  des  Ueberlebens  befindet,  in 
Uebereinstimmung  mit  den  früher  ausgesprochenen  Anschauungen 
des  Ref.  — Weiterhin  konnte  durch  die  Darstellung  von  Phenyl- 
glucosazon  aus  den  digerirten  Muskeln  in  Uebereinstimmung  mit 
Pomabnoff  der  Nachweis  erbracht  werden,  dass  der  im  Muskel  ge- 
bildete Zucker  Dextrose  ist. 

In  dem  Auszug  einer  gröfseren  Quantität  — 700  g — von  Ka- 
ninchen-Muskeln, welche  zuerst  eiu  Jahr  lang  mit  der  10  fachen 
Menge  Chloroformwasser  gestanden  hatten,  dann  noch  48  Stunden 
digerirt  waren,  fand  Verf.  2.07  g Leucin  und  0.248  Tyrosin,  da- 
gegen kein  Pepton  oder  Albumose,  ein  wesentlicher  Unterschied 
von  der  Eiweifsspaltung  durch  Säuren,  Alkalien,  Trypsin  und  Fäul- 
niesbakterien.  Kreatin  fehlte  gänzlich.  Berechnet  auf  1000  g Mus- 
keln war  bei  der  Autodigestion  4.391g  N = 12.9  pCt.  des  vorhan- 
denen Stickstoffs  in  Lösung  gegangen,  während  bei  gleicher  Be- 
handlung frischer  Muskeln  — */«  ständiges  Digeriren  mit  Wasser, 
Coliren,  Kochen,  Filtriren  — 3.5g  = 8.3  pCt.  des  Stickstoffs  in 
Lösung  blieben. 

Zu  sehr  auffallenden  Resultaten  gelangte  Verf.  bei  den  Dige- 
stionsversuchen mit  Kaninchenleber.  Zunächst  konnten  die  Angaben 
des  Ref.  bestätigt  werden,  dass  die  Auszüge  der  mit  Chloroform- 
wasser digerirten  Leber  nur  Zucker  enthielten  und  kein  Glycogen, 
die  Auszüge  der  zuerst  gekochten  und  dann  mit  Chloroformwasser 
digerirten  Leber  Glycogen  und  nur  Spuren  von  Zucker,  welche 
als  in  der  Leber  präformirt  anzusehen  sind.  Die  Untersuchung 
auf  in  Aether  lösliche  Säure  und  flüchtige  Fettsäure  fiel  so  gut  wie 
negativ  aus.  — Auffallender  Weise  nahm  in  dem  aus  der  glycogen- 
haltigen  Leber  hergestellten,  eingedampften  und  zur  Conservirung 
mit  Chloroform  versetzten  Auszuge  bei  Stehen  bei  Zimmertempera- 
tur der  Zuckergehalt  zu,  dasselbe  zeigte  sich  noch  in  mehreren  an- 
deren Versuchen.  Diese  Resultate  erinnerten  an  die  alten  Angaben  von 


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No.  15. 


Sknn,  Southam,  Zar  Technik  der  Sectio  alta. 


263 


Abrlks,  sowie  von  Skkokn  und  Kratscrmkb,  dass  in  der  gekochten 
Leber  beim  Aufbewahren  ohne  jeden  weiteren  Zusatz  sich  aufs 
Neue  Zucker  bildet;  die  letztgenannten  Autoren  führten  diese  Zucker- 
bildung auf  eine  allen  Ei  weifskörpern  zukommende  Fähigkeit  zu- 
rück, beim  Stehen  mit  Flüssigkeit  ein  diastatisches  Ferment  zu 
bilden.  Liefsen  sie  Casein  oder  andere  unlösliche  Eiweifskörper  mit 
Glycogenlösung  stehen,  so  bildete  sich  in  derselben  Zucker.  Verf. 
konnte  diese  Angabe  für  auscoagulirtes  Eieralbumin  bestätigen, 
wurden  aber  die  Mischungen  mit  etwas  Chloroform  versetzt  und 
dadurch  sterilisirt,  so  blieb  die  Zuckerbildung  aus.  Dieselbe  beruht 
also  möglicherweise  auf  der  Einwirkung  zuckerbildender  Bakterien. 

Schliefslich  spricht  sich  Verf.  gegen  die  Ansicht  von  Nkomkistkr 
aus,  dass  die  in  den  Autodigestionsversuchen  beobachteten  Zer- 
setzungen nur  auf  Spuren  von  Verdauungsfermenten  zurückzuführen 
seien,  welche  in  den  Organen  vorhanden  seien,  nicht  aber  auf 
selbständige  Fermente  des  Protoplasmas.  Verf.  wendet  namentlich 
dagegen  ein,  dass  sich  bei  den  Autodigestionsversuchen  in  den  Aus- 
zügen nur  Leucin  und  Tyrosin  findet,  dagegen  kein  Pepton,  welches 
bei  der  Trypsinverdauung  stets  gebildet  wird,  weiterhin  verweist  er 
auf  die  Analogie  des  Vorkommens  von  Fermenten  in  der  Hefezelle, 
endlich  darauf,  dass  nach  den  Versuchen  von  Jacqukt  die  Organe 
selbständige  oxydirende  Fermente  enthalten.  Wegen  zahlreicher 
Einzelheiten  muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


1)  N.  Senn,  Suprapubic  cystotomy  in  two  stages.  Amer.  med.  News. 
1893,  p.  7. 

2)  Southam,  On  the  indications  for  suprapubic  cystotomy  in  cases 
of  tumour,  stone,  prostatic  retention  aud  cystitis.  Lancet  March.  18, 
1893,  p.  585. 

1)  Um  nach  dem  hohen  Schnitt  die  Wundinfection  durch  sep- 
tischen Harn  zu  hindern,  übt  S.  (anscheinend  ohne  Kenntniss  der 
ähnlichen  Operationen  von  Langbnbüch,  Bardknhkurh  u.  A.)  ein 
zweizeitiges  Verfahren.  Er  eröffnet  die  Blase  erst  dann,  wenn  der 
prävesicale  Wundraum  durch  Granulationen  vor  Infection  geschützt 
ist,  u.  hat  dabei  noch  den  Vorzug,  der  nochmaligen  Chloroformnarcose 
entrathen  zu  können,  indem  für  gewöhnlich  die  locale  Cocainanäs- 
thesie bei  nicht  zu  langen  Manipulationen  ausreicht.  In  einem  nach 
diesem  Plan  operirten  Fall,  betreffend  einen  68jähr.  herabgekom- 
menen Pat.  mit  Phosphatsteinen  blieb  trotz  jauchigen  Harne  die 
Wunde  in  gutem  Zustande  bis  zu  dem  nach  ca.  1 Woche  erfolgten 
Tode  des  Pat.  an  Urämie.  In  einem  anderen  analogen  Fall,  einen 
25  jährigen  kräftigen  Pat.  betreffend,  in  welchem  S.  nach  der  ge- 
wöhnlichen einzeitigen  Methode  operirte,  kam  es  dagegen  zu  aus- 
gedehnter Necrose  der  Wundränder  und  des  prävesicalen  Gewebes, 
und  wurde  die  Heilung  durch  die  Abstofsung  der  brandigen  Teile 
sehr  verzögert. 


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264  Zaufall,  Geheilte  eitrige  Pachymeningitis  externa.  No.  15 

2)  Soütham  giebt  eine  Uebersicht  von  17  hohen  Stein8chnitt- 
f&llen  mit  5 tötlichen  Ausgängen,  welche  sich  auf  die  7 ersten 
einschlägigen  Operationen  verteilen,  während  die  letzten  10  ein- 
schlägigen Fälle  in  Folge  verbesserter  Technik  alle  genasen.  Im 
einzelnen  handelt  es  sich  um  5 Exstirpationen  gutartiger  GeschwQlste 
(t  2),  ferner  um  je  einen  Fall  von  Blasendrainage  bei  inoperabler 
bösartiger  Geschwulst  (f  am  nächsten  Tage  an  Erschöpfung)  und 
von  Blasentuberkulose  (ebenfalls  f mit  allgemeiner  Tuberkulose); 
dann  um  6 Steinoperationen  (f  1 an  Beckenzellgewebsvereiterung 
nach  aufgehender  Blasennaht)  und  endlich  um  4 Fälle  von  Harn- 
verhaltung bei  Prostata- Hypertrophie.  Von  letzteren  wurde  bei  1 
das  prostatische  Hinderniss  nach  Eröffnung  der  Blase  erfolgreich 
entfernt,  bei  1 wurde  die  Prostatomie  ausgeffihrt  und  in  einem 
dritten  Falle  diente  die  Eröffnung  der  Blase  vom  Bauche  her  als 
Blutstillungsmittel.  In  allen  diesen  4 Fällen  wird  ausdrücklich  er- 
wähnt, dass  es  nach  der  Operation  wieder  zu  spontaner  Urinent- 
leerung auf  natürlichem  Wege  kam.  Teile  der  Prostata  wurden 
ausserdem  noch  in  2 Steinfällen  von  S.  entfernt,  ohne  dass  ein  der- 
artiges, gutes  Resultat  verzeichnet  ist.  P.  Qiiterbock. 


Zaufal,  Demonstration  zweier  durch  Trepanation  geheilter  Fälle 
von  Pachymeningitis  suppurativa  externa.  Prager  med.  Wochensohr. 
1893,  No.  45. 

Im  Anschluss  an  die  Vorstellung  zweier  durch  Trepanation 
geheilter  Fälle  von  Pachymeningitis  suppur.  externa,  davon  einer 
durch  acute,  der  andere  durch  chronische  Otitis  media  verursacht 
war,  bespricht  Z.  die  pathologische  Anatomie  dieser  Affection  und 
die  bei  derselben  zu  beachtenden  topographisch  - anatomischen  Ver- 
hältnisse. Bezüglich  des  in  Betracht  kommenden  operativen  Vor- 
gehens ist  zu  unterscheiden,  ob  die  Pachymeningitis  einer  Otitis  me 
dia  chronica  oder  acuta  ihre  Entstehung  verdankt.  Da  es  sich  bei 
der  chronischen  häußg  um  alte  Sequester  in  der  Tiefe  des  Schläfen- 
beins und  um  Caries  oder  Necrose  der  Gehörknöchelchen  handelt, 
so  wird  sich  hier  immer  die  von  Z.  angegebene  breite  Eröffnung 
des  Antrum  mast.,  der  Paukenhöhle  und  die  Wegnahme  der  hin- 
teren knöchernen  Gehörgangswand  und  der  Pars  epitympanica  mit 
breiter  Communication  aller  dieser  Räume  empfehlen.  Datan  schliefst 
sich  die  breite  Eröffnung  der  Schädelhöhle  und  zwar  der  hinteren 
Schädelgrube  mit  breiter  Bioslegung  des  Sinus  sigm.  und  der  mitt- 
leren Schädelgrube  durch  Abmeifselung  der  Linea  temporalis,  des 
unteren  Teils  der  Squama  und  des  Tegmen  antri  mast.  Z.  ver- 
bindet damit  die  vollständige  Entfernung  des  ganzen  Proc.  mast, 
hauptsächlich  zu  dem  Zwecke,  um  den  Sinus  sigmoid.  nach  unten 
und  medial  frei  zu  legen  Bei  Pachymeningitis  in  Folge  von  Otitis 
media  acuta  genügt  es  meist,  die  hintere  knöcherne  GehörgaDgs- 
wand  bis  pp.  */a  ccm  von  der  hinteren  Troramelfellwand  zu  entfernen, 


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No.  15. 


Skmmkk,  Heilbar«  Form  des  Rotzes. 


265 


die  Pars  epitympanica  aber  zu  schonen,  um  die  Kette  der  Gehör- 
knöchelchen zu  erhalten  und  die  Wiederherstellung  der  Hörfähig- 
keit anzustreben.  Die  Erfahrung  lehrt,  nach  Z.,  dass,  wenn  es  nur 
gelingt,  den  extraduralen  Abscess  vollständig  zu  entleeren,  die  Otitis 
dann  von  selbst  heilt,  eventuell  mit  normaler  Hürfähigkeit,  wie  in 
dem  von  Verf.  vorgestellten  Falle,  doch  muss  auch  hier  die  hintere 
Schädelgrube  breit  eröffnet,  der  Sinus  im  weiten  Umfange  biosge- 
legt werden,  zu  welchen  Zwecken  Z . auch  in  acuten  Fällen  die 
Resection  des  ganzen  Proc.  mast,  damit  verbindet.  Durch  Weg- 
nahme der  Linea  temporalis  und  des  unteren  Teiles  der  Schuppe 
wird  der  Eiter  in  der  mittleren  Schädelgrube  entleert.  In  2 Fällen 
von  Pachym.  supp.  ext.  in  Folge  von  Otitis  media  acuta  fand  Z. 
Sinusthrombose.  Da,  wie  es  scheint,  in  solchen  Fällen  der  Ueber- 
gang  der  Entzöndung  häufig  vom  Antrum  aus  in  die  hintere  Schä- 
delgrube statt  hat,  so  participirt  dabei  fast  regelmäßig  der  Sinus 
an  der  Entzöndung  und  es  kommt,  wie  Z.  glaubt,  zu  einer  mehr 
gutartigen  Thrombose,  welche  ganz  symptomlos  verläuft  und  mit 
der  Entleerung  des  Abscesses  vollständig  heilt,  wenn  nicht  beson- 
dere infectiöse  Momente  den  eitrigen  oder  jauchigen  Zerfall  des 
Thrombus  bedingen.  In  dem  von  Z.  vorgestellten  Fall  bestand  eine 
solche  gutartige  Sinusthrombose,  was  daraus  geschlossen  werden 
konnte,  dass  die  bei  der  Entfernung  des  Proc.  mast,  frei  präparirte 
Vena  emissar.  Santorini  sich  als  dünnwandiger  coilabirter  Schlauch 
präsentirte,  der  bis  zum  Eintritt  in  den  Sinus  zu  verfolgen  war 
und  aus  welchem  letzteren  sich  auch  beim  Abkratzen  der  Granula- 
tionen, wobei  ein  Druck  auf  den  Sinusinhalt  ausge&bt  wird,  sich 
kein  Blut  entleerte.  Z.  räth  deshalb,  bei  der  Operation  auf  das 
Verhalten  der  genannten  Vene  zu  achten,  um  aus  derselben  event. 
die  Sinustbrombose  diagnosticiren  zu  können.  Betreffs  der  Kranken- 
geschichte der  beiden  angestellten  Fälle  s.  d.  Orig.  Schwabach. 


Semmer,  Ueber  gutartige  heilbare  Formen  des  Rotzes.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Thiermed.  1893,  XX.  S.  59. 

Der  Rotz  wird  meistenteils  för  Menschen  und  Tiere  als  unheil- 
bar betrachtet;  das  ist  aber  nicht  der  Fall.  Namentlich  aus  Bild- 
lichen Ländern  sind  sichere  Angaben  vorhanden,  dass  die  mildere 
Form  des  Rotzes,  der  chronische  in  Heilung  übergehen  kann,  be- 
sonders dann,  wenn  die  Processe  sich  vorwiegend  in  der  Haut  lo- 
calisiren.  So  sind  aus  Algier  und  Italien  Heilungsfälle  durch 
Ausbrennen,  Sublimat-  oder  Carbolbebandlung,  Jod,  Theer  u.  A. 
bekannt. 

Neuerdings  wurden  durch  Malleininjectionen  mehrere  Heilungen 
erzielt  aber  nicht  mit  stets  sicherem  Erfolg.  S.  selbst  experimen- 
tirte  mit  Blutserum  immunisirter  Tiere,  konnte  aber  damit  bei 
Katzen  und  Meerschweinchen  den  Rotztod  nur  verzögern,  nicht  ver- 


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266 


Pahlowska.ia,  lieber  Herztbromben. 


No.  15 


eiteln.  Bessere  Ei  folge  hatte  er  mit  einfachem  Rinderblutserum; 
diese  Versuche  werden  noch  fortgesetzt. 

Die  Hauptbedeutung  der  neuen  Aera  liegt  aber  io  der  Er- 
kennung des  Rotzes  durch  das  Mallein.  Dieses  stellt  S.  so  dar, 
dass  auf  Bouillon  im  Brutschrank  Rotzbacillen  14  Tage  wachsen, 
dann  sterilisirt  werden,  dann  wiedergeimpft  nach  14  Tagen  wieder 
sterilisirt  und  nochmal  geimpft.  Nach  weiteren  14  Tagen  ist  das 
Mallein  fertig. 

Dieses  Mallein  wurde  an  einer  aus  700  Pferden  bestehenden 
Reservebrigade  geprüft,  in  der  bereits  55  Rotzfälle  vorgekommen 
waren.  Auf  1 ccm  Mallein  reagirten  230  Pferde  mit  2 bis  3°  C 
Temperatursteigerung.  21  dieser  Pferde  wurden  getütet  und  es 
fanden  sich  bei  allen  nur  unbedeutende,  linsengrofse  RotzknOtchen 
in  den  Lungen.  Auf  Katzen  Obertragen  fand  keine  Infection  statt, 
in  Gelatine  kein  Wachstum  von  Rotzbacillen.  Von  den  nicht  rea- 
girenden  Pferden  hatten  12  Narben  auf  der  Nasenschleimhaut.  S.  ist 
daher  der  Ansicht,  dass  hier  gutartiger  heilbarer  Rotz  vorliege. 
Die  Pferde  wurden  för  ungefährlich  erklärt  und  auf  andere  Regi- 
menter verteilt!  Sehenden. 

R.  Parlowskaja,  Ueber  Herzthromben;  wahre  Polypen  des  linken 
Vorhofs  — gestielte  Thromben.  Vortr.  geh.  in  der  Vers.  russ.  Aerzte 
z.  Erinnerung  an  PmoaoFF. 

Verf.  berichtet  Ober  folgenden  von  ihr  beobachteten  Fall:  Eine 
47jähr.,  früher  stets  gesunde  Lehrerin  erkrankt  unter  Erscheinungen 
eines  Abdominaltyphus;  im  Verlaufe  der  dritten  Woche  treten  die 
Zeichen  einer  Herzaffection  in  den  Vordergrund,  und  zwar  einer 
Stenose  des  linken  Ost.  ven.,  jedoch  mit  einigen  Abweichungen: 
vergröfserter  Breitendurchmesser  der  Herzdämpfung,  präsystolisches, 
aber  nicht  immer  wahrnehmbares  Geräusch  an  der  Herzspitze, 
Oedem  der  Föfse,  Albuminurie;  in  wenigen  Wochen  geht  die  Pat. 
unter  Erscheinungen  hochgradiger  Dyspnoe  zu  Grunde.  Bei  der 
Section  fand  sich  in  der  Höhle  des  linken  Vorhofs  ein  mit  Fibrin- 
gerinnseln bedeckten  Polyp  von  Wallnussgröfse,  ein  „wahrer  Herz- 
polyp“ In  der  Milz  und  der  linken  Niere  zahlreiche,  keilförmige 
embolische  Infarcte  von  verschiedener  Gröfse , Färbung  und  Con- 
sistenz.  — Im  Anschluss  an  diesen  Fall  spricht  Verf.  über  die 
durch  Polypen  des  linken  Vorhofs  intra  vitam  hervorgerufenen  Er- 
scheinungen und  citirt  zum  Beweise,  wie  verschiedenartig  dieselben 
sich  gestalten,  aus  der  Litteratur  die  Beschreibung  mehrerer  typi- 
scher Fälle:  die  beobachteten  Symptome,  eiozeln  genommen,  sind 
im  Allgemeinen  dieselben,  wie  bei  den  übrigen  Herzaffectionen. 
Von  diesen  Fällen  von  „wahren  Herzpolypen“  sind  die  in  letzter 
Zeit  mehrfach  beobachteten  Fälle  von  Myxomen  des  Herzens  zu 
unterscheiden.  (Cbl.  1893,  S.  663  n.  823). 

Die  Verfasserin  stellt  folgende  Schlusssätze  auf:  1)  Vom  Stand- 
punkte der  Pathologie  aus  wäre  die  Rolle  des  Foramen  ovale  auf- 
zuklären, da  gerade  das  Letztere  eine  Prädilectionsstelle  für  die 


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No.  15. 


Got.dflam,  Besondere  Form  der  Bulbärparalyse. 


267 


Entwicklung  von  Herzpolypen  bildet  (in  acht  von  achtzehn  Fällen 
im  Ganzen  und  von  vierzehn  des  linken  Vorhofs),  nicht  aber  das 
Herzohr,  wie  es  bisher  in  den  am  meisten  verbreiteten  Handbüchern 
der  allgemeinen  und  speciellen  Pathologie  angegeben  wird.  2)  Be- 
treffs der  Aetiologie  wäre  zu  wünschen,  dass  es  mit  der  Zeit  ge- 
lingen möchte,  die  Bildung  von  Herzpolypen  bei  bis  dahin  voll- 
kommen gesunden  Personen  ausser  durch  Veränderungen  des  En- 
dothels, Verlangsamung  des  Blutstroms  und  Veränderungen  des 
Blutes  selbst,  auch  noch  durch  anderweitige  Momente  zu  erklären. 
3)  In  Bezug  auf  das  Alter  scheinen  Individuen  von  20 — 30  Jahren 
am  erfolgreichsten  denjenigen  Noxen  Widerstand  leisten  zu  können, 
von  denen  die  Bildung  von  Herzpolypen  abhängig  ist.  4)  Be- 
züglich der  Frage  von  der  Diagnose  intra  vitam  spricht  sich  Verf. 
dahin  aus,  dass  der,  anderweitigen  Hindernissen  nicht  zukommende, 
Character  der  Anomalie  den  Gedanken  an  einen  beweglichen  Körper 
in  den  Herzhöhlen  nahe  legen  dürfte.  K.  Kronthal. 


S.  Goldflarn,  Ueber  einen  scheinbar  heilbaren  bulbärparalytischen 
Symptomencomplex  mit  Beteiligung  der  Extremitäten.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Nerrenheilk.  IV.  S.  312. 

Der  Verf.  beschreibt  3 merkwürdige  Fälle  einer  Erkrankung 
im  jugendlichen  Alter,  bei  welcher  sich  rapide  bulbäre  Symptome 
(Kau-,  Schlinglähmung,  Facialis  in  wechselnder  Ausdehnung  er- 
griffen, einmal  auch  Ptosis  und  Hypoglossussymptome)  einstellten 
unter  einer  eigentümlichen  Miterkrankung  der  Extremitäten,  derge- 
stalt, dass  diese  selbst  nach  -kurzen  Bewegungen  eine  bis  zur  voll- 
ständigen Lähmung  fortschreitende  Ermüdbarkeit  zeigten.  Aehnlich 
verhielten  sich  auch  die  Sehnenreflexe. 

Uebrigens  nahmen  auch  die  Rumpfmuskeln  an  der  Parese 
Teil  und  der  Zustand  entwickelte  sich  sehr  schnell  zu  einem  be- 
drohlichen. Der  Verlauf  war  durch  Exacerbationen,  Remissionen 
und  Recidive  ausgezeichnet,  nach  ca.  6 Monaten  trat  Heilung  ein. 
Störungen  der  Sensibilität,  der  Ernährung,  der  Sinne,  des  Bewusst- 
seins fehlten  ganz  oder  traten  sehr  in  den  Hintergrund. 

Der  Verf.  erkennt  den  Unterschied  zwischen  diesen  Fällen 
einerseits  und  der  classischen  Bulbärparalyse,  der  apoplectiformen 
und  Pseudobulbärparalyse  andererseits  an,  er  verwahrt  sich  gegen 
die  Zurechnung  der  Fälle  zur  Hysterie  und  ist  geneigt,  ihnen  eine 
Sonderstellung  anzuweisen.  Mit  Hilfe  ähnlicher  in  der  Litteratur 
niedergelegten  Befunde  versucht  er  auch  im  Schlussteil  der  Arbeit 
das  Krankheitsbild  zu  skizziren.  Ueber  die  Aetiologie  vermag  er 
nichts  Sicheres  beizubringen,  die  Gleichzeitigkeit  des  Entstehens  der 
drei  Fälle  lässt  ihn  aber  den  Verdacht  einer  toxischen  Ursache 
aussprechen.  M.  Brasch. 


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268  Seokk,  Colombini,  Anwendung  d.  Ichthyols  etc.  — Theilhahkr,  No.  15 


1)  R.  Segre,  L’ittiolo  nella  terapia  delle  forme  cutance  e venereo- 
sifilitiche.  Atti  d’ell’  assoziac.  med.  Lombards  1893  No.  1.  (S.-A.) 

2)  P.  Colombini,  L’ictiolo  nella  cura  della  blenorragia.  Comment. 
clinic.  delle  mallatie  cutan.  e genit.  urin.  1893,  (S.  A.) 

1)  Gleich  vielen  Anderen  hat  S.  das  Ichthyol  mit  Nutzen  bei 
Eczemen,  bei  Acne  und  Rosacea,  bei  Intertrigo,  Zoster,  Erythema 
multiforme,  Erysipelas,  Furunculosis  und  Verbrennungen  gebraucht. 
In  einem  Falle  gingen  mächtige  scrofulöse  Halsdrüsenschwellungen 
unter  der  lange  fortgesetzten  Anwendung  50  proc.  Salben  und  der 
gleichzeitigen  innerlichen  Darreichung  von  täglich  4 — 6 Ichthyol- 
pillen zurück.  — Weniger  vorteilhaft  zeigte  eich  das  Mittel  bei  ve- 
nerischen Erkrankungen,  doch  linderte  es  bei  manchen  Adenitiden, 
in  starken  Salben  applicirt,  die  Schmerzen,  auch  wirkte  beim  Harn- 
rührentripper, nach  Ablauf  der  acuten  Erscheinungen,  die  Injection 
1 — 2 proc.  Lösungen  recht  befriedigend.  Noch  günstiger  wurden 
Vaginal-  und  Uterinblenorrhoen  durch  das  Einlegen  von  mit  10-  bis 
15  proc.  Salben  bestrichenen  Tampons  beeinflusst. 

2)  C.  verwandte  das  Ichthyol,  nachdem  er  sich  von  dessen 

antiparasitärer  Wirksamkeit  an  Gonococcenkulturen  überzeugt  hatte, 
mit  sehr  gutem  Erfolge  io  zahlreichen  Fällen  von  Gonorrhoe  bei 
Männern  und  Weibern.  Bei  sehr  acutem  Harnröhrentripper  liels 
er  zuerst  1 proc.,  allmälig  concentrirtere  Lösungen  injiciren.  In 
späteren  Stadien  wurden  selbst  10 — 15  proc.  Solutionen,  namentlich 
von  der  Urethra  posterior,  immer  gut  vertragen.  Im  Wesentlichen 
stimmen  die  Erfahrungen  des  Verf.’s  mit  denen  Jadassoun’s  überein. 
(Cbl.  1893,  S.  250).  H.  Müller. 


Theilhaber,  Beziehungen  gastrointestinaler  Affectionen  zu  den 
Erkrankungen  der  weiblichen  Sexualorgane  Münchner  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  47. 

Ueber  den  Zusammenhang  von  Krankheiten  der  weiblichen  Ge- 
schlechtsorgane mit  Erkrankungen  des  Magen-Darmkanals  hat  Verf. 
Beobachtungen  gemacht  an  45  Patientinnen  mit  „Magenbeschwer- 
den“, welche  ihm  von  Dr.  Ckämkk,  Specialarzt  für  Magendarm- 
krankheiten in  München,  zur  gynäkologischen  Untersuchung  über- 
lassen waren.  Die  interne  Diagnose  lautete:  Dyspepsia  nervosa  in 
25,  Atonie  des  Magens  in  12,  Magenkatarrh  in  2,  chron.  Darm- 
katarrh in  2 Fällen,  und  Anacidität,  Hyperchlorhydrie,  Ulcus  und 
Enteroptose  in  je  1 Falle.  Verf.  fand  bei  der  gynäkologischen 
Untersuchung  4 Mal  Fehlen  jeder  Abnormität,  19  Mal  Endome- 
tritis catarrh.  mit  Verdickung  des  Uterusparenchyms,  4 Mal  Endo- 
metritis hämorrhagica,  10  Mal  Retroflexio  bezw.  versio,  3 Mal 
Oophoritis,  2 Mal  Parametritis  post.,  je  1 Mal  Parametritis  puerper., 
Retroflexio  Uteri  antevers. , Tumor  ovarii,  und  unterscheidet  hin- 
sichtlich des  causalen  Zusammenhanges  3 Gruppen.  Unter  die  1. 
Gruppe  fallen  diejenigen  Fälle,  bei  denen  die  gynäkologische  Ab- 
normität nur  zufälliger  Nebenbefund  bei  den  Magen-Darmerkran- 


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No.  15.  Ueber  Magenleiden  etc.  — Sziokti.  — Marfobi.  — Buddakrt.  209 

künden  ist,  unter  die  2.  Gruppe  diejenigen,  in  denen  die  Magen 
Darmerkrankung  die  Ursache  für  das  Genitalleiden  ist  (Atonie  des 
Magens  und  Darms,  Koprostase  bedingen  Verlangsamung  der  Cir- 
culation  im  Gebiete  der  Vena  cava  i nf. , woraus  venöse  Stauung  im 
Uterus  als  Verablassung  för  Metrorrhagieen  Dysmenorrhoe  u.  Fluor 
resultire),  unter  die  3.  Gruppe  endlich  diejenigen,  in  denen  das 
Uterusleiden  die  Ursache  der  Magen  - Darmstörungen  ist  — Dys- 
pepsia  nervosa,  Magenatonie,  Anacidität  u.  Hyperchlorhydrie,  Er- 
krankungen, die  als  sog.  Reflexneurosen  aufzufassen  seien.  In  vielen 
der  letzteren  Fälle  wurde  durch  Beseitigung  des  Genitalleidens 
Heilung  der  Magen-Darmbeschwerden  herbeigeföhrt.  A.  Martin. 


H.  Szigeti,  Beiträge  zur  Morphologie  der  Häminkrystalle.  Ungar. 

Arcb.  d.  Med.  1894,  II.  S.  229. 

S.  giebt  eine  eingehende  krystallographische  Analyse  der  Häminkrystalle,  be- 
züglich deren  auf  das  Orig,  verwiesen  «erden  mufs.  Als  sicher  ergab  sieh,  dass  die 
Häminkrystalle  nicht,  wie  man  bisher  allgemein  annahm,  dem  rhombischen  System 
angehören,  dagegen  konnte  im  Uebrigen  die  Stelluog  im  System  nicht  mit  Sicherheit 
ermittelt  werden.  K.  8»lko«ski. 


P.  Marfori,  Ueber  die  Ammoniakmengen,  welche  der  Organismus 
in  Harnstoff  umzuwandeln  vermag.  Arch.  f.  exper.  Patb.  XXX.  S.  71. 

Zar  Entscheidung  der  Frage,  welche  Mengen  tod  Ammoniak  der  Organismus  bei 
kontinnirlicber  Zufuhr  gerade  noch  timzuwandeln  rermag,  sodass  keine  Anhäufung  und 
keine  Vergiftung  entsteht,  lieft  Verf.  mitglichst  langsam  und  stetig  wässrige  Lilsungen 
▼on  kohlen-,  milch-  und  weinsaurem  Ammon  in  die  V.  saphena  von  Kaninchen  und 
Hunden  mittelst  einer  Bürette  einfliefsen.  Die  io  1 Stunde  für  1 Kilo  Körperge- 
wicht vertragene  Ammoniakgabe  betrog  in  Form  des  Carbonats  bei  Kaninchen  21, 
hei  Hunden  29  mg,  in  Form  des  Lactats  bei  Kaninchen  33,  bei  Hunden  63 — 102  mg, 
in  Form  des  Tartrats  bei  Kaninchen  30,  bei  Hunden  61  — 85  mg.  Demnach  ist  die 
Fähigkeit  des  Organismus,  Ammoniak  in  (unschädlichen)  Harnstoff  zu  verwandeln, 
sehr  erheblich  und  zwar  bei  Fleischfressern  gröfser  alt  bei  Pflanzenfressern ; das  Car- 
bonat wird  bei  längerer  Einwirkung  weniger  vertragen  als  die  beiden  anderen  Ammon- 
salze, und  zwar  von  Hunden  kaum  halb  so  gut  Der  Grund  hierfür  liegt  wahrscbein 
lieb  darin,  dass  das  Carbonat  im  Blut  leichter  dissociirt  wird  als  das  Laetat  u.  Tar- 
trat,  sodass  sich  ceteris  paribut  im  Blute  eine  grössere  Ammonmenge  im  freien 
Zustande  Godet.  J.  Munk. 

R Boddaert,  Etüde  sur  le  cRveloppement  de  1'oetRme  veineux  et 
de  l’oed&me  lymphatique.  Annales  de  la  sooidtd  de  medeoine  de  Gand 
1893. 

Zahlreiche  Untersuchungen  an  jungen  Kaninchen  ergaben,  dass  das  durch  Ver- 
schluss der  Lymphbahnen  am  Halse  erzeugte  Oedem  weit  schneller  sieh  entwickelt 
und  viel  constanter  ist  als  das  durch  Veneuunterbindung  erzielte.  Die  Erklärung  liegt 
dario , dass  nach  isoliertem  Venenverscbluss  sich  ein  Oedem  erst  dann  bildet,  wenn 
die  sieh  stark  erweiternden  und  wesentlich  beschleunigte  Strömung  zeigenden  Lymph- 
babnen  nicht  mehr  die  ganze  aus  den  Venenwandungen  austretende  Flüssigkeit  aufzu- 
nehmen  vermögen;  dagegen  beginnt  nach  Verschluss  der  Lymphbahnen,  die  am  Halse 
verhlltnissmäfsig  wenig  Anastomosen  besitzen,  der  Austritt  von  Flüssigkeit  aus  den 
Wandungen  sehr  früh,  ohne  in  gleicher  Weise  kompensatorisch  von  den  Venen  aufge- 
nommen  zu  werden.  M.  Roiäman». 


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270  Milton.—  Abdbl-Fatta.  — Goldziebkb.—  Lüblihski, Schröder.  No.  15 


H.  51.  N.  5Iilton,  Extraction  by  laparotomy  from  the  human, 
bladder  of  the  largest  stone  ever  recorded  as  successfully  removed. 
Lancet  1893,  Sept.  16. 

Als  grössten  erfolgreich  entfernten  Stein  beschreibt  M.  eine  fast  34  \ Dosen  wie- 
gende Concretion  von  4 resp.  6"  grösstem  Durchmesser,  welche  in  ihrer  Aussen- 
scbicbte  aus  Magnesiumpbosphat  bestand:  im  Debrigen  aber,  um  für  das  Museum  of 
the  Coli,  of  Sargeons  zu  London  intact  gelassen  tu  werden,  nicht  weiter  nnteraocht 
wurde.  Der  Träger  dieses  Kiesensteines  ein  ca.  SOjähr.,  ägyptischer  Fellah,  mit  al- 
kalischem, an  Eiweii's  und  Eiern  der  Bilharzia  reichen  Urin,  war  sehr  herunterge- 
kommen: schon  äuuerlich  präsentirte  sich  der  Stein  alt  eine  bis  zum  Nabel  reichende 
Masse,  so  dass  an  deren  Entfernung  ohne  weite  Eröffnung  des  Bauchfellsackes  nicht 
gedacht  werden  konnte.  (Letztere  ist  übrigens  keine  neue  Encheireae,  wie  M.  meinte, 
sondern  als  regelmäßiger  Modus  procedeudi  ron  Rthtoiki  für  die  Sect.  alte  empfohlen 
worden.  Ref.)  Nach  Zuhilfenahme  von  2 Seitenschnitten  gelang  die  Extraction  des 
Steines  und  wurden  Baachfell,  Blase  und  Bauchdecke  besonders  genäht  aaitchliefslich 
einer  für  eine  Heberdrainage  bestimmten  Stelle.  Da  diese  Drainage  jedoch  am  6 
Tage  versagte,  wurde  eine  Gegenöffnung  am  Damm  gemacht  and  aas  dieser  am  35 
Tage  nach  der  Laparotomie  noch  eine  1 j g schwere  Concretion  entfernt.  Bei  völligem 
Darniederliegen  der  Blasenfuoction  musste  sowohl  die  Dammöffnung  wie  die  über  der 
Symphyse  durchgängig  erhalten  werden.  Trotz  aller  Sorgfalt  nahmen  die  Kräfte 
weiter  ab  und  Pat.  starb  2 Monate  und  10  Tage  nach  der  Operation.  Bei  der  Seczion 
zeigte  sich  das  Bauchfell  intakt,  die  Nieren  mit  alten  Eiterungen  and  Dlstomen-Ent- 
wickelang  behaftet.  p.  SSurboek. 


Abdel-Fatta  Ffthmy,  A large  lipoma  of  the  abdominal  wale;  re- 
moval;  rapid  recovery.  Brit.  med.  Journ.  1893,  p.  459. 

Hospitalbericht  über  eine  egyptische  Bäuerin,  30  Jahre  alt.  Die  bis  zom  linken 
Knie  berabreichende  Fettgeschwulst  wog  nach  der  Entfernung  7 Kilo.  P.  äüterbocä. 


Goldzieher,  Ueber  ein  bisher  unbekanntes  Symptom  der  completen 
Facialislähmung.  Bericht  über  di«  33.  Vers.  d.  ophthalm.  Ges.  Heidelberg 
1893,  p.  162. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Q.  besteht  bei  der  vollständigen  Facialislähmang 
ein  Versuchen  der  Thränendrüse  auf  der  gelähmten  Seite.  Die  Thränendrüse  liefert 
nur  das  Thränenquantum  für  das  Weinen  und  für  die  starken  secretorischen  Thränen- 
ansscheidangen,  während  die  Conjunctiva  das  normale  Thränenquantum  liefert,  weichet 
die  ständige  Feaohthaltung  des  Auges  ermöglicht.  Der  Nervus  lacrymalls  vom  Trige- 
minus innerviert  nach  O.  die  Thränendrüse  nicht,  sondern  nach  den  Versuchen  von 
Vdlfian  und  Jouehac  ist  der  Facialis  der  Secretionsnerv  dieser  Drüse. 

Zwei  eigene  Beobachtungen,  eine  von  Hctcbiksoh  und  eine  von  Unraorr  führt 
0.  zur  Stütze  seiner  Behauptung  an.  Horstmans. 


1)  W.  Lublinski,  Acute  idiopathische  Perichondritis  der  Nasen- 
r Scheidewand.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  46. 

2)  Schröder,  Ein  Fall  von  sogenannter  idiopathischer  acuter  Peri- 
chondritis der  Nasenscheidewand.  Ebenda. 

1)  Bei  der  grolsen  Seltenheit  dieser  Affection  teilt  Ref.  einen  hierher  gehörigen 
Fall  mit,  der  einen  60 jährigen  leicht  diabetischen  Herrn  betrifft,  bei  dem  sich  mit 
grolter  Schmerzhaftigkeit  Fieber  und  Anschwellung  der  Oberlippe  ohne  irgend  einen 
Orund  diese  Erkrankung  entwickelt  hatte.  Durch  Spaltung  des  Abscesses  auf  der 
linken  Seite  kam  es  bald  zur  Heilung  ohoe  Perforation  des  Septums. 

2)  Bei  einem  18jährigen  Mädchen  entwickelt  sich  ohne  Trauma  eine  mit  erheb- 


V 


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No.  15.  Tizzoni  u.  Cbntanni.  — Applkgbt.  — Francis.  — v.  Noorden.  271 


lieber  Storung  de«  Allgemeinbefindens  einhergehende,  völlig  begrenzte  sogar  mit  Kno 
chencaries  verbundene  Abscedirung  der  Nasenscheidenwand.  Leichte  Einiiokung  des 
Nasenrückens.  w.  Loblluikl. 


Tizzoni  u.  Centanni,  Serum  gegen  Rabies,  von  hoher  immunisi- 
render  Kraft  auf  den  Menschen  anwendbar.  Berl.  klin.  Woebenscbr. 
1894,  No.  8. 

In  früheren  Versuchen  batten  die  VertT.  bewiesen,  dass  es  leicht  gelingt,  durch 
Serum  gegen  Rabies  vaccinirter  Kaninchen  mit  virulentem  Rabiesgift  geimpfte  Ka- 
ninchen zu  heilen.  Ehe  sie  mit  ihrer  Therapie  auf  den  Menschen  übergingen  , ver- 
lachten sie  dieselbe  noch  an  greiseren  Tieren.  Sie  immunisirten  Hunde  und  Schafe 
auf  die  gewHhnlicbe  Weise  gegen  Rabies  und  fanden,  dass  deren  Blutserum  sogar 
einen  höheren  Immunisirungswert  als  das  der  Kaninchen  erreichte.  Der  höchste  Wert, 
den  sie  erreichten  lag  zwischen  1:25000  und  1:50000  d.  b das  Serum  von  1:25000 
gerechnet:  ein  Kaninchen  von  2 Kilo  Gewicht  brauchte  zur  Rettung  von  der  snbdu- 
ralen  Infection  eine  eubcutane  Injection  von  0.08  ccm  Hundeserum  oder:  ein  Mensch 
von  70  Kilo  Gewicht  braucht  zu  seiner  Immunisirung  eine  Subkutaninjection  von 
2.8  ccm  dieses  Serums. 

Als  günstigsten  Zeitpunkt  für  die  Gewinnung  eines  möglichst  starken  Serums 
fanden  die  Verff.  den  25  Tag  nach  Beendigung  der  Vaccination 

Mit  der  Uebertragung  ihrer  Versnobe  io  die  menschliche  Praxis  wollen  die 
Verff.  jetzt  beginnen.  ScheurUn. 

F.  B.  Appleget,  Twenty  - eight  caaea  of  diphtherie  with  eleven 
deaths,  due  to  an  infected  milk-aupply.  Med.  News  1893.  S.  238. 

Verf.  beschreibt  eine  Diphtberieepidemie,  die  in  einem  sehr  gesund  gelegenen 
amerikanischen  Dorfe  im  Juli  1893  herrschte.  Nachforschungen  ergaben,  dass  alle 
28  Erkrankten  — meist  Kinder  — Milch  von  einem  bestimmten  MilcbhXndler  ge- 
trunken hatten,  nnd  dass  ein  Stalljunge  dieses  Milchhändlers,  welcher  mit  der  Reini- 
gung der  Milchkannen  zu  thun  hatte,  mehrere  Tage  an  einer  leichten  Diphtherie  ge- 
litten hatte,  ohne  seine  Arbeit  einzustellen.  Die  Diphtherie  im  Orte  selbst  war  eine 
ziemlich  schwere.  Dem  Milchhlndler  wurde  der  Verkauf  der  Milch  untersagt,  und 
von  da  ab  traten  keine  Neuerkrankuogen  auf.  atadtbag««. 


A.  G.  Francis,  Caae  of  apaamodic  Torticollia,  aection  of  spinal 
acceaaory  nerve;  recovery.  Lancet  1893,  Nov.  11. 

Bei  einem  29j(hrigen,  nervOs  nicht  prädisponirten  Posaunenspieler  batte  sich  ein 
rechtsseitiger,  den  m.  sternocleim.  und  trapezius  betreffender  Accessoriuskrampf  ent- 
wickelt, welcher  innerer  Medication  und  elektrischer  Behandlung  trotzeod  erst  durch 
eine  Durchscbneidung  des  rechten  n.  accessorius  an  seinem  Eintritt  in  den  Kopfnicker 
geheilt  wurde. 

Die  Heilung  wurde  durch  intercurrente  Anftlle  psychischer  Erregung  sowie  durch 
leichte  Recidive  gestört  und  blieb  eine  vollständige  erst  nachdem  der  Kranke  seine 
Beschäftigung  mit  einer  andern  vertauscht  hatte.  Er  musste  beim  Posaunenblasen 
den  Kopf  stundenlang  nach  rechts  zur  rechten  Schulter  hin  geneigt  halten:  seit  dem 
er  die  Bassgeige  spielt,  blieb  die  durch  die  Durchschneidung  des  Nerven  erzielte  Hei- 
lung eine  dauernde.  Bernhardt. 


V.  Noorden,  Ueber  hysterische  Vagusneurosen.  Charite-Annalen  1893, 
p.  248. 

Die  Beobachtungen  entstammen  der  II.  med.  Klinik  and  beziehen  sich  auf  ins- 
geiammt  1 1 Fälle.  Die  näher  beschriebenen  Symptome  sind  durchweg  Einzelerschei- 
nungen der  Hysterie  und  stellen  sich  im  Einzelnen  dar  als  Hyperästhesie  oder  Anäa- 


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272  Fabrt.  — Stapfrr.  — Natnrforschorversammlung  in  Wien.  No.  1 5 


thesie  im  Pharynx  und  den  oberen  Luftwegen,  Aphonie,  seltener  Hyperästhesien;  der 
Magen  war  gegen  Eintritt  kleiner  Speisemengen  überempfindlich  und  antwortete  oft 
mit  Erbrechen;  am  Herten  fand  N.  Verlangsamung  und  Unregelmäfsigkeiten  der 
Scblagfolge. 

Da  ein  grolser  Teil  der  Kranken,  wie  eine  ScbluBsbemerkung  besagt,  magenkrank 
war,  eo  ist  die  Auffassung  der  Magensymptome  als  Zeichen  einer  Nenrose  tum  min- 
desten nicht  unanfechtbar.  Die  eintelnen  Krankengeschichten,  welche  durch  Pole 
kurren  illustrirt  sind,  müssen  im  Original  eingesehen  werden.  M.  Brasch. 


«I.  Fabry,  Ueber  einen  Mischfall  von  Lues  und  Tuberculose  in 
seltener  Localisation.  (Gemischt  tuberculöses  und  luetisches  Ge- 
schwßr  des  Prftputiums).  Arch.  (.  Dermat.  u.  Syph.  XXV.  1893,  S.  925. 

Bei  einem  Manne,  der  früher  an  Syphilis  gelitten  hatte,  fanden  sich  auf  der 
Innenfläche  des  wegen  phimotischer  Verengerung  gespaltenen  Präputiums  ausgedehnte, 
allem  Anscheine  nach  gummßse  Ulcerstionen.  Nachdem  eine  Jodkaliumbebandlung 
lange  ohne  Erfolg  fortgesettt  worden  war,  heilten  dieselben  schliefelich  vorübergehend 
unter  Snblimatnmscblägen , doch  blieb  eine  auffällige  Verhärtung  turück  und  bald 
trat  auch  .von  Neuem  geschwüriger  Zerfall  ein.  Die  nunmehr  vorgenommene  histo- 
logische Untersuchung  eines  excidirten  Stückchens  teigte  eine  ausgedehnte,  diffuse 
kleinzellige  Infiltration  neben  deutlichen,  zahlreiche  und  grolse  Kiesenzellen  enthalten- 
den Tuberkeln.  Da  Pat.  jede  Operation  verweigerte  wurde  eine  Sehmierkur  eingeleitet, 
unter  der  in  wenigen  Wochen  sowohl  Geschwüre  und  Infiltrationen,  als  auch  eine  da- 
zwischen noch  entstandene  Iritis  plastica  vollständig  und  dauernd  heilten.  Trotz  dieses 
prompten  Erfolges'  der  Inunctionskur  und  obgleich  Toberkelbacillen  in  dem  Haut- 
Stückchen  nicht  zu  finden  gewesen  waren,  nimmt  Verf.  an,  dass  es  sich  in  dem  Falle 
um  eine  Combination  von  Tuberculose  und  Syphilis  gehandelt  habe.  H.  Kotier. 


Stapfer,  Cellulite  et  Myo-Cellulite  douloureuse.  Annales  de  gynecol. 
1 893,  Aofit. 

Verf.  bespricht  zunächst  die  pathognomonisehen  Erscheinungen  obiger  Krankheit, 
soweit  sie  das  Abdomen  betrifft.  Er  gebt  von  der  Bauchwand  anfangend,  zu  den 
inneren  Organen  über.  Bei  Besprechung  der  intraligamentären  Zellgewebsentzündung 
stellt  er  als  Symptom  eine  neue  Krankheit  den  .Parametrismut"  auf,  analog  dem 
Vaginismnt,  bestehend  in  einer  Zusammenziehung  der  glatten  Bandmuskelfasern.  Es 
folgen  die  ätiologischen  Zeichen  und  damit  der  wichtigste  Teil  des  Aufsatzes.  Die 
Ursachen  bilden  meist  Uterus  und  Adnexerkranknngen,  besonders 
oft  sog.  Tubarprolaps  bei  Subinvolution  des  Uterus.  Die  Behandlung  ist  am  betten 
eine  praeventive,  jede  leichteste  Metritis  ist  zu  behandeln.  Ist  das  Uebel  vorhanden, 
hilft  nur  Massage,  (Reiben  und  Kneten)  verbunden  mit  Gymnastik,  besonders  der 
Oberschenkel-  und  Kückenmuskeln. 

Zum  Schluss  folgen  drei  sehr  ausführliche  Krankengeschichten.  a.  Kanin. 

66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte.  Wien  1894. 

Ausstellungscomiti:  Wien,  I.  Universität. 

Mit  der  66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  welche  Ende 
September  1S94  io  Wien  stattfindet,  wird  eine  Ausstellung  von  Gegenständen  aus 
allen  Gebieten  der  Naturwissenschaft  u.  Medicin  verbunden  sein,  zu  deren  Beschickung 
hiedurch  eingeladen  wird.  Anmeldungen  sind  bis  20.  Juni  an  das  .Ausstellungscomite 
der  Naturforscberversammlung  (Wien,  I.  Universität)"  zu  richten,  von  welchem  die 
Anmeldungsscheine,  Ausstellungsbestimmungen  und  alle  Auskünfte  zu  erhalten  sind. 

Für  das  Ausstellungscomite : 

Dr.  M Stbsubbso,  Schriftführer.  Hofrath  Dr.  C.  Bhuknrr  v.  Wsttrswtl,  Obmann. 

fCkneendnnten  fär  dt*  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  dea  Hro.  Prof.  Dr.  K.  Be  rn  ha  rdt  (Berlin  W . 
Franaoaiache  Strafe«  21)  oder  an  die  Verlazehandlnnr  (Berlin  NW..  SS,  Unter  den  Linden)  erbeten. 
Verlas  von  August  lllreehwald  in  Berlin.  — Druck  von  I,.  .Schumacher  ln  Berlin. 


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wöch-nillcb  ench«Jn«n  0m ■ j ■ ■ Pret«  du  J^ln-jog« 

1 — » Bopn;  »n  ScMu.i«  l*A|1ffpf|  IHlAft  »0  Mark:  au  belieben 
du»  J»brK«ng»  Titel,  Na-  V VUU  CwAivMCwWW  durch  alle  Koelihandluu- 
m«n-  und  SacbregUter.  gen  und  PosUaiLlten. 

fft  r die 

medicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 

1894.  April.  No.  16. 


Inhalts  Teeei  stowitbcb,  Hämatologische  Notisen  (Orrig  -Mitt.  Schlau). 

Suowili,  Wirkung  des  Methylmercaptans.  — Hambubobb,  Untersuchungen 
Ober  die  Lymphbildung.  — Neu» ans,  Fall  tod  geheilter  AootsoB'icher  Krankheit. 

— Sibdlbb,  Howe,  Fälle  tod  Milzabscess  — Schiiss-Bst  und  Kabtolis, 

Wirkung  des  Tuberknlins.  — Eckert,  Fall  ron  Bandwurm-Anämie  — Jacobson, 

Bemiplegieen  ohne  Herderkrankung  im  Gehirn.  — Cabfrb,  Behandlung  der  Ure 
tbritis  posterior.  — Mess  et,  Behandlung  der  Metrosalpingitis. 

Mbbicahti,  Quantität  des  LangBDblutes  — Vas,  Antiseptische  Wirkung  der 
Bitterstoffe  — Göhlich,  Resorption  und  Verhalten  des  Nucleins  im  Organismus. 

— Milleb,  Behandlung  tuberkulOaer  Haut-  nnd  Gelenkaffectionen.  — Schmidt, 

Diagnostische  Punction  des  Gehirns  — Pflug,  Das  Glaucom  der  Haustiere  — 

Cohen,  Sarcom  der  Tonsillen  durch  Operation  entfernt.  — Schii.ow,  Einfluss  des 
Wasserstoffsuperoxyd  auf  Bacterien.  — Heinz  und  Liebbecbt,  Ueber  Coffeinsulfo- 
säure  als  Diureticum.  — Bbi dos,  Ueber  CourulsioueD  im  Kindesalter.  — Bis- 
libii,  Fall  ron  Cheiroporopholix.  — HOlscbek,  Asthma  und  Psoriasis.  — Oli- 
ris,  Ueber  den  Abort.  — Catbcart,  Stillung  des  Durstes  nach  Laparotomie.  — 

Kbltb.ck,  Fall  ron  Vergiftung  mit  Benzin. 

Aus  der  akadem.  medicinisehen  Klinik  des  Hrn.  Prof.  Dr.  P.»poff 

in  St.  Petersburg. 

Ilämatologische  Notizen 

TOD 

Privat- Docenten  Dr.  N.  Tschlstowltsch. 

(Schluss). 

Die  Resultate  meiner  Untersuchungen  sind  aus  den  angeführten 
Tabellen  zu  ersehen.  Die  erste  Tabelle  bietet  die  Quantitäten  der 
roten  und  der  weifsen  Blutkörperchen  dar,  wie  auch  die  des  Hämo- 
globins in  den  Vormittagsstunden,  die  zweite  Tabelle  enthält  eine 
Vergleichung  der  Quantitäten  der  verschiedenen  Arten  von  weifsen 
Blutkörperchen  vor  und  nach  der  Nahrungseinnahme.  Beim  Classi- 
ficiren  der  Leucocyten  unterschied  ich  jetzt,  wie  auch  in  allen  meinen 
früheren  Arbeiten,  vier  Hauptarten:  1)  Lymphocyten,  2)  polynu- 
cleäre  Neutrophilen,  3)  mononucleäre  Leucocyten  mit  färb-  und  un- 
färbbarem  Protoplasma  und  4)  Eosinophilen. 

XXXII.  Jahrgang.  18 

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274 


Tsciiistowitsi  h.  Hämatologische  Notizen. 


No.  Iß 


Betrachten  wir  vor  Allem  die  Eigentümlichkeiten  des  Blutes 
unserer  Patientin  in  den  Vormittagsstunden.  Die  Zahl  der  roten 
Blutkörperchen  schwankte  zwischen  4.3 — 5.3  Millionen  pro  (Kubik- 
millimeter. Diese  Quantitäten  entsprechen  denjenigen  Zahlen,  die  von 
verschiedenen  Autoren  als  Norm  für  eine  erwachsene  Frau  ange- 
nommen werden,  — die  letzte  Zahl  (5.3  Millionen),  welcho  be- 
kommen wurde,  nachdem  die  Kranke  sich  etwas  erholt  hatte  und 
im  Gewichte  zunahm,  übersteigt  sogar  diese  Norm.  Bekanntlich 
nimmt  Wklcrer  als  Norm  für  eine  Frau  4 5 — 4.7  Millionen  an, 
Buichot  und  Dubpisay  bekamen  3.6 — 4.6,  Zikgi.hr  5 2.  Rkim.  4.4, 
SriKKLix  4.9 ').  Die  Quantitäten  des  Hämoglobins  blieben  auch 
bald  auf  der  für  eine  Frau  normalen  Höhe,  bald  überstiegen  sie 
etwas  die  Norm.  Die  Zahl  der  Leueocyten  schwankt  bekanntlich 
in  ziemlich  beträchtlichem  Maase  zwischen  6 und  9 Tausend  pro 
(Kubikmillimeter.  Dr.  Osthooorsky''*),  der  das  Blut  von  fünf  nor- 
malen Frauen  im  Alter  von  18 — 30  Jahren,  ausserhalb  der  Men- 
struationsperiode, untersuchte,  fand  von  5170  bis  6580  Leueocyten. 
Er  führt  folgende  Mittelzahlen  an:  die  Gesammtzahl  der  Leueocyten 
6032,  — davon  Lymphocyten  1267,  polynucleäre  Leueocyten  4066, 
mononucleäre  Leueocyten  699.  Zapprkt3)  fand  bei  gesunden  Frauen 
von  4870  bis  8600  Leueocyten.  Vergleichen  wir  diese  Leucocyten- 
zahlen  mit  denjenigen  bei  unserer  Kranken,  so  finden  wir  bei  ihr 
einige  Abweichungen  von  der  Norm.  Die  Gesammtzahl  der  Leuco- 
cyten  ist  bei  ihr  grofs,  wobei  diese  Vermehrung  hauptsächlich  von 
den  hohen  Zahlen  der  Lymphocyten  abhängt  und  später  auch  v»n 
der  Steigerung  der  Zahl  der  polynucleären  Leueocyten,  deren  rela- 
tive (in  pCt.)  Zahl  die  erste  Zeit  mitunter  sogar  vermindert  war. 
Die  Quantitäten  der  Eosinuphilen  waren  auch  mitunter  ziemlich 
grofs,  die  Quantitäten  der  mononucleären  schwankten  in  ziemlich 
bedeutenden  Grenzen,  bald  die  Norm  übersteigend,  bald  unter  die 
Norm  sinkend. 

Die  Bildung  von  verschiedenen  Formelementen  des  Blutes  geht 
also  bei  unserer  Kranken  vollkommen  befriedigend  vor  sich,  ungeachtet 
des  zweijährigen  Lebens  ohne  eines  der  blutbildenden  Organen,  — ohne 
Milz:  die  Quantitäten  der  roten  Blutkörperchen  und  des  Hämoglo- 
bins bleiben  in  normalen  Grenzen  und  übersteigen  sogar  mitunter 
die  Norm,  auch  die  Quantitäten  der  Leueocyten,  besonders  der 
Lymphocyten,  übersteigen  die  Norm.  Aehnliches  Anwachsen  der 
Lymphocytenzahl  constatirte  Prof.  Dr.  M.  Kori.cjw 4)  bei  Meer- 
schweinchen im  ersten  Jahre  nach  der  Entfernung  der  Milz,  — im 
Laufe  des  zweiten  Jahres  sank  ihre  Zahl  mitunter  auch  unter  die 


')  t.  Limbxck,  Grundriss  d.  klin.  Pathologie  d.  Blutes.  Jena  1 892,  S.  78,  79. 

’)  Ostrcooskt.  Zur  Frage  über  die  Veränderungen  der  Blotzusarnmensetcung 
bei  Schwangerschaft.  St.  Petersburg.  Ing.  Diu  IS91  (russisch). 

*)  Zapfest.  Zeitschrift  für  klin.  Med.  Bd.  XXIII.  H.  3 u.  4 
*)  Prof.  M.  Ktmi.ow.  Ueber  die  Veränderungen  des  Blutes  bei  mililosen  Meer- 
schweinchen „Whaikh“  („Arzt")  1S92,  S.  469  (ruuisch). 


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No  16. 


Tschsstowitsch.  Hämatologische  Notizen. 


275 


Norm,  aber  an  die  Stelle  dieser  Zahlverminderung  trat  die  Steige- 
rung der  Zahl  der  Eosinophilen. 

In  einem  Falle  dauerte  übrigens  das  Anwachsen  der  Lympho- 
cytenzahl  bei  einem  Meerschweinchen  auch  im  Laufe  des  zweiten 
Jahres  an.  Besonders  scharf  tritt  ein  nach  Prof.  Kuhluw  das  An- 
wachsen der  Eosinophilenzahl  bei  den  Meerschweinchen  im  Laufe 
des  zweiten  Jahres  nach  der  Operation:  die  Quantität  der  roten 
Blutkörperchen  und  des  Hämoglobins  wurde  schon  längst  von  Prof. 
Dr.  K.  Winogradow  ')  bei  milzlosen  Hunden  vermindert  constatirt. 

Vergleichen  wir  die  Veränderungen  des  Blutes  bei  unserer 
Kranken  mit  diesen  experimentellen  Daten,  so  linden  wir  keinen 
vollen  Parallelismus.  Zwar  finden  wir  bei  unserer  Kranken  eine 
scharf  ausgeprägte  Lympbocytose,  wie  bei  den  Meerschweinchen 
während  des  ersten  Jahres  nach  der  Operation,  — wir  konstatiren 
jedoch  bei  ihr  noch  keine  Abnahme  in  der  Bildung  der  roten  Blut- 
körperchen und  des  Hämoglobins,  wie  auch  keine  bedeutende  Zahl- 
vermehrung der  Eosinophilen,  die  von  Prof.  M.  Kublow  im  zweiten 
Jahre  des  milzlosen  Lebens  bei  Meerschweinchen  konstatirt  wurde. 
Nehmen  wir  an  als  Norm,  Zappkbi’s  J)  Untersuchungen  zufolge,  50 
bis  250  Eosinophilen  pro  Cubikmillimeter,  so  überstieg  diese  Norm 
bei  unserer  Kranken  mit  nüchternem  Magen  die  Zahl  der  Eosino- 
philen nur  einmal  und  zweimal  wurde  ein  derartiges  Anwachsen 
der  Eosinophilenzahl  in  der  Periode  der  Verdauungsleucocytose  ge- 
funden (s.  Tab.  II).  Vielleicht  befindet  sich  unsere  Patientin  ge- 
rade in  derjenigen  Periode,  wo  die  Lymphocytose  noch  nicht  ver- 
schwunden ist,  die  Zahl  der  Eosinophilen  gerade  zu  steigen 
anfängt.  Die  Steigerung  der  absoluten  Zahl  der  polynucleären  Neu- 
trophilen bei  unserer  Kranken  entspricht  auch  wahrscheinlich  der 
Zahlvermehrung  der  Eosinophilen  bei  den  Meerschweinchen. 

Während  der  Aufenthaltszeit  der  Kranken  in  der  Klinik  unter- 
suchte ich  dreimal  ihr  Blut  während  der  Verdauungsperiode,  in 
verschiedenen  Zeiträumen  nach  dem  Anfänge  des  Mittagessens, 
welches  aus  einer  Suppe,  einem  Cotelette,  einem  Glas  Milch  und 
aus  '/j  Pfund  Weisbrod  bestand.  Zur  Vergleichung  wurde  das 
Blut  der  Patientin  an  demselben  Tage  vor  dem  Mittagsessen  unter- 
sucht. Die  dabei  erhaltenen  Zahlen  sind  in  der  Tabelle  II  an- 
gegeben. 

Wie  aus  dieser  Tabelle  zu  ersehen  ist,  zeigte  sich  bei  unserer 
Kranken,  schon  unmittelbar  nach  Ende  des  Mittngsessens,  ein  An- 
wachsen der  Leucocytenzahl  und  eben  solche  Vermehrung  ihrer 
Zahl  wurde  auch  nach  einer  Stunde  und  nach  anderthalb  Stunden 
constatirt,  wobei  dieses  Anwachsen  fast  ausschliefslich  von  der  Zahl- 
vermehrung der  polynucleären  Neutrophilen  und  teilweise  der  Eosi- 
nophilen abhing.  — die  Zahl  der  Lymphocyten  blieb  fast  ohne 
Veränderung,  die  Zahl  der  inononucleären  Leucocyten  nahm  sogar  ab. 

')  Pie  hutin.  Vorlesungen  der  allgemeinen  Pathologie,  lid . II  (russisch). 

-’)  /afi-kst.  lieber  das  Vorkommen  der  eosinophilen  Zellen  im  menschlichen 
Blute.  Zeitachr.  f.  klin.  Medicio.  Bd.  XXIII.  EI.  3.  u.  4. 

18* 


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TABELLE 


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TABELLE  II. 


No.  16. 


Tscbistowitsch,  Hämatologische  Notizen 


277 


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278  Rbkowski,  Wirkang  des  Methylmeroaptans.  — Hambltraer,  No.  16 

Rekowski,  Sur  l’action  physiologique  du  m^thyl-mercaptan.  Arch. 
des  scienc.  biol.  p.  p.  l’institut  imp.  etc.  ä St.  Petersburg  II.  S.  *205. 

Seitdem  Nkncki  das  Methylmercaptan  als  Product  der  Eiweifs- 
fäulniss  aufgefunden  und  die  Entstehung  desselben  auch  beim 
Schmelzen  von  Eiweifskörpern  mit  Kalihydrat  von  Sieber  und  Schuü- 
bh.i  ko  nachgewiesen  worden  ist,  hat  die  Frage  nach  dem  physiolo- 
gischen Verhalten  desselben  erhöhtes  Interesse  gewonnen.  R.  brachte 
zunächst  Tiere  meistens  Kaninchen  unter  eine  grofse  Glocke,  durch 
welche  fortdauernd  ein  methylmercaptanhaltiger  Luftstrom  hindurch- 
getrieben wurde.  Die  Tiere  begannen  schon  nach  1 — 2 Minuten 
unruhig  zu  werden,  die  sichtbaren  Schleimhäute  und  die  Ohren 
wurden  blass,  dann  cyanotisch , die  Respirationsfrequenz  steigerte 
sich  bis  auf  140  in  der  Minute,  es  trat  Salivation  ein;  alsdann  ver- 
loren die  Tiere  die  Haltung,  fielen  hald  auf  die  eine  bald  auf  die 
andere  Seite,  die  Respiration  nahm  ab  und  stand  plötzlich  still. 
Aus  der  Glocke  entfernt,  zeigten  sich  die  Tiere  in  einem  comatösen 
Zustand,  in  welchem  eie  der  Regel  nach  bald  zu  Grunde  gingen. 
Mitunter  traten  noch  Muskelkrämpfe  bei  der  Vergiftung  auf.  Die 
Exspirationsluft  zeigte  starken  Geruch  nach  Methylmercaptan,  ebenso 
die  Organe  bei  der  Section.  Das  1 lut  erwies  sich  bei  der  spec- 
troscopischen  Untersuchung  unverändert,  abgesehen  von  der  Re- 
duction  des  Oxyhämoglobins  zu  Hämoglobin,  welches  sich  an  der 
Luft  schnell  wieder  oxydirte.  — Um  die  tötliche  Dosis  festzustellen, 
wurde  die  Calciumverbindung  des  Methylmercaptan’s  in  wässriger 
Lösung  Kaninchen  unter  die  Haut,  in  den  Magen  oder  in  das  Rec- 
tum gespritzt.  Die  Dosis  letalis  ergab  sich  nach  diesen  Versuchen 
för  mittelgrofse  Kaninchen  zu  0.1693  g oder  0.13  g för  1 Kilo  Tier. 
An  Giftigkeit  steht  somit  das  Methylmercaptan  dem  Schwefel- 
wasserstoff nach,  von  welchem  20 — 25  mg  genügen,  ein  Kaninchen 
zu  töten.  Der  Tod  erfolgt,  wie  aus  dem  obigen  Vergiftungsbild 
hervorgeht,  durch  Lähmung  des  Atheincentrum’s,  während  das  Herz 
nach  dem  Tode  noch  erregbar  ist.  — Der  Harn  roch  schwach  nach 
Mercaptan,  der  nicht  oxydirte  Schwefel  in  demselben  erwies  sich 
erheblich  gesteigert.  Im  Uebrigen  enthielt  der  Harn  häufig  Albu- 
min, aber  niemals  Hämoglobin.  E.  Salkowski. 


H.  J.  Hamburger,  Untersuchungen  Ober  die  Lymphbildung,  ins- 
besondere bei  Muskelarbeit.  Zeitsoiir.  f.  Biologie.  XXX.  S.  143. 

Bei  alten  Pferden  hat  Verf.  eine  permanente  Fistel  des  grofsen 
Ilalslymphstammes  angelegt,  för  deren  dauernde  Durchgängigkeit 
gesorgt  wurde.  Es  zeigte  sich  zunächst,  dass  das  Wasseranziehungs- 
vermögen und  der  Gehalt  an  Trockensubstanz,  ebenso  der  Alkali- 
und  Chlorgehalt  der  Ruhelymphe  (pro  Stunde  etwa  14  ccm;  von 
Tag  zu  Tag  langsam  abnehtnen  (die  Trockensubstanz  z.  B.  in  3 
Tagen  um  Während  dieser  stetigen  Abnahme  findet  mau 

jede  Nacht  eine  Zunahme,  welche  aber  nicht  so  grofs  wird,  dass 


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No.  16. 


Untersuchungen  über  die  Lymphbildung 


279 


die  Zusammensetzung  der  Lymphe  die  des  voraufgegangenen 
Morgens  erreicht.  Demnach  ist  es  bei  fortlaufenden  Versuchen 
an  Lymphfisteln  nicht  gestattet,  die  Lymphe  verschiedener  Tage, 
ebenso  wenig  als  die  Tag-  und  Nachtlymphe  derselben  24  Stunden 
ohne  Weiteres  mit  einander  zu  vergleichen.  Beim  Fressen  fliefst 
aus  der  Fistel  3 — 4 Mal  so  viel  Lymphe  „Futterlymphe“  als  im 
Ruhezustände  des  Kopfes  „Ruhelymphe“,  und  zwar  hängt  die 
Lymphzunahme  von  der  Geschwindigkeit  des  Fressens  ab;  findet 
sich  in  der  Futterlymphe  V20  — Vi«  weniger  Trockensubstanz,  da- 
gegen um  '/„  mehr  Chlor  und  um  */,,  mehr  Alkali;  auch  ist  dae 
wasseranziehende  Vermögen  der  Futterlymphe  um  l/16 — gröfser 
als  in  der  Ruhelymphe.  Auch  allgemeine  Muskelarbeit  z.  B.  Gehen 
liefs  die  Lymphe  bis  auf  das  3 fache  des  Ruhewertes  ansteigen, 
Zugleistung  (Ziehen  eines  mit  2 Personen  besetzten  Wagens  im 
Schritt)  sogar  bis  auf  das  5 fache;  dabei  nahm  die  Trockensubstanz 
nur  um  '/40  gegen  die  Ruhelymphe  ab;  der  Chlor-  und  Alkalige- 
halt stieg  um  etwa  '/,#  an,  ebenso  war  das  Wasseranziehungsver- 
mögen  der  Arbeitslymphe  gröfser  als  das  der  Ruhelymphe;  ein 
Unterschied  in  Bezug  auf  alle  jene  Faktoren  zwischen  leichter  Ar- 
beit (Gehen)  und  schwerer  Arbeit  (Zugleistung)  war  nicht  zu  be- 
obachten. Die'  Differenzen  in  der  quantitativen  Zusammensetzung 
der  Ruhe-  und  Arbeitslymphe  und  die  Zunahme  der  Production 
an  Arbeitslymphe  bis  aufs  öfache  gegenüber  der  Ruhe  kann  durch 
Steigerung  des  Blutdruckes  in  den  Capillaren  nicht  erklärt  werden, 
denn  gerade  bei  der  Arbeit  nimmt  der  Blutdruck  in  den  grofsen 
Arterien  (Carotis,  Cruralis)  ab.  Sogar  in  dem  Fall,  dass  Vermeh- 
rung der  Lymphbildung  mit  gesteigertem  Blutdruck  verbunden  ist, 
kann  die  Vermehrung  nicht  der  Drucksteigerung  zugeschrieben 
werden,  weil  die  quantitative  Zusammensetzung  der  Lymphe  sich  in 
hohem  Grade  unabhängig  zeigt  von  der  des  entsprechenden  Blut- 
serums Durch  Compression  der  V.  jugul.  ext.  in  der  Mitte  des 
Halses  wird  der  Lymphstrom  um  mehr  als  das  doppelte  beschleunigt, 
dabei  wird  der  Gehalt  an  Trockensubstanz,  Chlor  und  Alkali  in 
dieser  Stauungslymphe  etwas  geringer  als  in  normaler  Lymphe; 
noch  gröfser  wird  die  Lymphmenge,  wenn  das  Tier  mit  kompri- 
mirtem  Iugul.  frisst.  Die  Futter-  und  Arbeitslymphe  weichen  in 
Bezug  auf  Alkali-  und  Chlorgehalt  in  gleichem  Sinne  ab  von  der 
Ruhelymphe,  während  hingegen  die  beiden  entsprechenden  Blut- 
serumproben  gerade  im  entgegengesetzten  Sinne  vom  normalen  Se- 
rum verschieden  sind.  Diese  Thatsache  ist  unvereinbar  mit  der 
Vorstellung,  dass  die  gesteigerte  Lymphbildung  auf  einer  vermehr- 
ten Filtration  beruht.  Die  normale  Lymphe,  auch  die  Ruhelymphe, 
hat  ein  viel  stärkeres  wasseranziehendes  Vermögen  (gröfsere  osmo- 
tische Kraft)  als  das  entsprechende  Blutserum  und  zwar  beträgt  der 
Unterschied  etwa  13pCt.;  danach  kann  auch  die  normale  Ruhe- 
lymphe kein  (ausschliefsliches,  Ref.)  Filtrationsprodukt  sein.  Die 
beobachteten  Thatsachen  meint  Verf.  befriedigend  erklären  zu  kön- 
nen durch  die  Vorstellung,  dass  die  Lymphe  gebildet  wird  durch 


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280  Nkümanh,  Pall  von  geheilter  A.DDisoN'goher  Krankheit.  No  10 

den  Reiz,  welchen  die  Stoffwechselprodukte  der  Gewebe  auf  die 
Capillarendothelien  nusüben.  Je  mehr  Stoffwechselproducte  sich  in 
den  Capillaren  anhäufen,  wie  z.  B.  bei  Arbeit  und  gleichzeitiger 
Unterbindung  der  abführenden  Venen,  desto  kräftiger  ist  auch  der 
Lymphstrom.  — Wegen  vieler  Einzelheiten  vergl;  Orig.  J.  Munk. 


H.  Neumann,  Heilung  eines  Falles  von  AnmsoN’scher  Krankheit; 
Bemerkungen  über  regenerative  Hyperplasie  der  roten  Blutkör- 
perchen. Deutsche  med.  Woohenschr.  1894,  No.  5. 

Der  sehr  sorgfältig  8 Jahre  hindurch  beobachtete  Fall  betrifft 
einen  jetzt  57jährigen  Mann,  der  im  April  1885  ziemlich  acut  mit 
allgemeiner  Schwäche  und  Abgeschlagenheit  erkrankte.  Im  Kranken- 
hause  wurde  sofort  intensive  Bronce  - Färbung  konstatiert,  am 
schwächsten  an  den  Extremitäten,  am  stärksten  an  Rumpf  u.  Hals. 
Zugleich  trat  eine  ziemlich  beträchtliche  Somnolenz  ein,  die  nach 
einigen  Tagen  verschwand,  während  die  körperliche  Schwäche  un- 
gemein  zunahm.  Es  bestand  leichter  Intentionstremor  der  Arme, 
Erhöhung  der  Reflexe  und  Parästhesien  an  Vorderarmen  und 
Händen. 

Im  weiteren  Verlauf  stellte  sich  nun  eine  starke  Druckempfind- 
lichkeit, verbunden  mit  spontanen  Schmerzen  unterhalb  der  12. 
Rippe  an  der  Wirbelsäule  ein;  diese  wurden  im  August  1885  be- 
sonders heftig,  nahmen  dann  allmälig  ab,  um  jedoch  erst  im  April 
1887  völlig  zu  verschwinden.  Zugleich  liefs  sich  nun  eine  an- 
dauernde Abnahme  der  Braunfärbung  konstatieren,  so  dass  im  April 
1887  auch  die  Haut  wieder  normales  Aussehen  zeigte. 

Da  sich  der  allgemeine  Körperzustand  in  dieser  Zeit  auch 
nieder  vollkommen  hob,  so  ist  in  der  That  nicht  daran  zu  zwei- 
feln, dass  wir  es  hier  mit  einer  Heilung  AuuisoM’scher  Krankheit 
zu  thun  haben. 

Von  besonderem  Interesse  ist  nun  die  in  der  ganzen  Zeit  durch- 
geführte Blutkörperchenzählung.  Die  Zahl  der  roten  Blutkörper- 
chen, die  am  15.  April  1885  1.120.000  betrug,  hatte  bereits  am 
24.  Juli  1885  die  normale  Zahl  (5.490.000)  erreicht,  stieg  dann 
aber  weiter,  um  vom  16.  November  1885  bis  20.  Januar  1886  die 
Zahl  von  7 Millionen  zu  überschreiten.  Alsdann  trat  wieder  all- 
mäliger  Abfall  ein;  am  24.  Februar  1886  war  die  normale  Zahl 
erreicht,  um  nun  konstant  zu  bleiben.  Es  ist  hier  also  eine  Poly- 
cythämia  rubra  mit  Sicherheit  beobachtet  worden,  eine  regenerative 
Hyperplasie  des  Blutgewebes,  die  erst  allmälig  wieder  zur  Norm 
absank.  Genauere  Zahlen  über  die  weifsen  Blutkörperchen  fehlen 
leider,  doch  schienen  dieselben  nicht  vermehrt  zu  sein. 

M.  Rothmann. 


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No.  16.  Srndler,Howk,  Milzabsoess.-ScHWSS-BEYu.  Kartülis,  Tuberkulin.  281 

1)  P.  Sendler,  Mitteilungen  aus  der  chir.  Abtb.  des  Vereins- 
krankenhauses der  Kuhlenberg-Stiftung  zu  Magdeburg.  (Ein  ope- 
rativ geheilter  Milzabscess.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  536. 

2)  W.  C.  Howe,  A case  of  abscess  of  the  spieen.  Amer.  med.  News 
1893,  p.  405. 

1)  Der  ätiologisch  nicht  ganz  aufgeklärte  Fall  betraf  ein  4 Jahre 
altes  Mädchen,  das  bereits  an  peritonealen  Erscheinungen  seit  eini- 
gen Wochen  kränkelte,  als  es  die  Treppe  herunterfiel.  Einen  Monat 
später  kam  Pat.  mit  einem  tiefliegenden  Abscess  im  linken  Hypo- 
chondrium  zur  Aufnahme,  und  gelangte  man  durch  einen  unterhalb 
des  Rippenbogens  verlaufenden,  diesem  parallelen  Schnitt  auf  eine 
bindegewebige,  bereits  an  einer  kleinen  Stelle  vom  Eiter  perforirten 
Schwarte  auf  eine  dünne  braunrote  Parenchymschicht  und  nach 
deren  Trennung  in  einen  hühnereigrofsen  Abscess,  unter  dessen 
pyogener  Membran  direct  Milzgewebe  lag.  Heilung  durch  Drai- 
nage in  ca.  2 Wochen.  Vor  der  Operation  war  nur  eine  Wahr- 
scheinlichkeits-Diagnose möglich. 

2)  Bei  einem  21jähr.  Pat.  entwickelte  sich  aus  traumatischer 
Ursache  (Quetschung)  binnen  6 — 8 Wochen  ein  Milz-Abseess.  Die 
Differentialdiagnose  zwischen  einer  Kothansammlung  in  der  Flexura 
coli  sinistra,  einer  Geschwulst,  einer  beweglichen  Niere  und  der 
Erkrankung  der  Milz  wurde  relativ  leicht  im  Sinne  letzterer  ge- 
stellt, weniger  durch  die  Form  der  Anschwellung  als  durch  die 
Art  ihrer  Mitbewegung  beim  Athmen  verbunden  mit  einem  sub- 
phrenischen Reibegeräusch.  Trotz  ausgiebiger  Eröffnung  des  Ab- 
scesses  durch  einen  von  der  10.  Rippe  zwischen  der  vorderen  und 
hinteren  Axillarlinie  verlaufenden  Schnitt  und  nochmaliger  Wieder- 
eröffnung desselben  fand  ein  nachträglicher  Durchbruch  des  Eiters 
erst  in  den  Darm  (18  Tage  nach  der  ersten  Incision)  und  dann 
in  die  Luftröhrenäste  (5  Tage  später)  statt.  Der  eiterige  Aus- 
wurf hielt  volle  4 Wochen  an;  hierauf  erfolgte  schnelle  Genesung. 

P.  Qüterbock. 


Schiess -Bey  und  Kartulis,  Ueber  die  Resultate  von  48  mit 
Tuberkulin  behandelten  Tuberkulösen.  (Aus  dem  ägyptischen 
Regierungshospital  in  Alexandrien).  Zeitschrift  f.  Hygiene  1893,  XV. 
S.  229. 

Die  genannten  48  Fälle  werden  genau  und  ausführlich  mitge- 
teilt und  aus  ihrem  Behandlungsverlauf  folgende  Schlüsse  gezogen: 
1)  Beginnende  Lungenphthise  ist  mit  dem  Tuberkulin  sicher  und 
binnen  3 — 4 Monaten  zu  heilen.  2)  Vorgeschrittene  Fälle  von 
Phthise  heilen  langsam,  von  sechs  Monaten  bis  zu  einem  Jahr. 

3)  Schwere  Fälle  mit  nicht  sehr  grofsen  Kavernen  können  unter 
besonders  günstigen  hygienischen  Verhältnissen  geheilt  werden. 

4)  Sehr  schwere  Fälle  mit  grofsen  Cavernen,  hektischem  Fieber 
und  Nachtschweifs  sind  für  die  Tuberkulinbehandlung  nicht  geeignet. 

5)  Hauttuberculose  wie  Skrophuloderma,  Hautgeschwüre  werden 


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282  Eckkrt,  Fall  v.  Bandwurm-Anämie.  — Jacobson,  Hemiplegien  No.  16 

schneller  als  Lupus  geheilt.  6)  Gewisse  Formen  von  Knochen  und 
Gelenktuberkulose,  sowie  Drüsentuberkulose  werden  mit  Tuberkulin 
und  mit  Kombination  von  chirurgischen  Eingriffen  schneller  geheilt 
als  mit  chirurgischen  Eingriffen  allein.  7)  Das  Tuberkulin  ist  ein 
gefahrloses  Mittel  wenn  es  in  kleinen  Anfani/sdosen  verabreicht  wird. 
8)  Kleine  Dosen  Tuberkulin  allein  sind  nicht  im  Stande,  eine  dau- 
ernde Heilung  der  Tuberkulose  zu  bewirken.  9)  Das  ägyptische 
Klima  eignet  sich  besonders  für  die  Tuberkulinbehandlung.  10)  Die 
poliklinische  Behandlung  der  Lungentuberkulose  mit  dem  Tuber- 
kulin ist  nur  bei  leichten  Fällen  angezeigt,  schwere  Fälle  müssen 
in  Anstalten  behandelt  werden. 

Von  ihren  48  Fällen  erzielten  die  Verff.  16  = 35  pCt.  dau- 
ernde Heilungen;  mehr  Beweiskraft  als  den  sonstigen  diesbezüglichen 
Publicationen  kann  man  ihnen  aber  nicht  beimessen.  Sehenden. 


A.  Eckert,  Ein  Fall  von  Bandwurm-Anämie.  St.  Petersb.  med.  Woch. 

1893,  No.  39. 

Nachdem  eine  35  Jahre  alte  Bäuerin  bereits  einmal  lange  Zeit 
wegen  Anämie  im  Kraukenhause  behandelt  worden  war,  bei  welcher 
Gelegenheit  in  ihren  Ausleerungen  Bandwurmeier  nicht  aufgefunden 
werden  konnten,  kehrte  sie  IV4  Jahre  später  in  die  Behandlung 
zurück  und  zwar  mit  Klagen  über  Schwindel,  Kopfschmerz,  Ohren- 
sausen und  auffällige  Schwäche.  Sie  will  hin  und  wieder  Band- 
würmer in  ihren  Entleerungen  gefunden  haben.  Die  Untersuchung 
der  Kranken  ergab  alle  Symptome  einer  ausserordentlich  starken 
Anämie.  Leber  und  Milz  waren  vergröfsert  und  es  bestand  leichter 
Icterus.  Die  übrigen  Organe  waren  gesund.  In  den  Entleerungen 
fanden  sich  zahlreiche  Eier  von  Botriocephalus  latus,  aber  keine 
Glieder  desselben.  Das  Blut  entsprach  demjenigen  bei  der  perni- 
ciösen  Anämie.  Nach  Eingabe  eines  Wurmabtreibungsmittels  u.  Oleum 
Ricini  konnten  einige  Glieder  des  Botriecephalus  latus  und  viele 
Eier  desselben  nachgewiesen  werden.  Die  Kranke  starb  nach  kurzer 
Zeit  an  fortschreitender  Herzschwäche.  Bei  ihrer  Obduction  fand 
man : fettige  Degeneration,  Hypertrophie  und  Dilatation  des  Herzens, 
fettige  Degeneration  der  Leber  und  der  Nieren,  Sclerose  der  Aorta, 
Pleuritis  adhaesiva,  Atrophie  der  Magenschleimhaut  (mit  Hämor- 
rhagien)  und  der  Dick  und  Dünndarmschleimhaut,  Hyperplasie  der 
Milz.  Im  Darm  konnte  wieder  Erwarten  kein  Bandwurm  gefunden 
werden.  Dagegen  wurde  die  Anwesenheit  zahlreicher  Eier  des 
Botriocephalus  latus  mikroskopisch  nachgewieseo.  C.  Roseothal. 


D.  E.  Jacobson,  Einige  sonderbare  Fälle  von  Hemiplegie  ohne 
entsprechendes  Herdleiden  im  Gehirn.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Nerven- 
heilkunde 1893,  IV.  H.  3,  4.  Oct. 

J.  beschreibt  3 Fälle  von  Hemiplegie  mit  ihren  bekannten  ty- 


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No.  16.  ohne  Herderkrankung  eto.  — OtSPBR,  Ueber  Urethritis  posterior.  283 

pischen  Erscheinungen  wahrend  des  Lebens,  bei  denen  die  Diagnose 
der  Apoplexia  cerebri  nicht  gerechtfertigt  war,  insofern  als  das 
Gehirn  keinerlei  Herderscheinungen  zeigte  und  bis  auf  allgemeine 
atheromatöse  Gefäfsveranderungen  gesund  erschien;  in  3 anderen 
Fallen,  die  J.  beobachtete,  fand  sich  einmal  Urämie  als  Ursache, 
ein  anderes  Mal  miliare  Tuberkulose,  und  ein  drittes  Mal  keine 
erklärliche  Aetiologie.  Ausser  diesen  6 Fällen  konnte  J.  32  aus 
der  Litteratur  zusammenstellen,  in  denen  für  die  Hemiplegie  gleich- 
falls der  organische  Herd  fehlt;  unter  diesen  38  Kranken  finden 
sich  16  Männer,  11  Frauen,  2 Knaben  und  9 ohne  Angabe  des 
Geschlechts.  Das  Alter  schwankte  bei  29  zwischen  25  und  85 
Jahren.  In  ätiologischer  Hinsicht  umfasst  die  Gruppe  A.  diejenigen 
(12  Falle),  in  denen  sich  die  Hemiplegie  bei  früher  Gesunden  ein- 
stellt; fast  alle  diese  waren  über  60  Jahre  alt  und  der  Tod  er- 
folgte wenige  Tage  bis  Wochen  nach  dem  Schlaganfall;  alle  zeigten 
arteriosclerotische  Gefäfsveränderungen  im  Gehirn  und  8 auch  eine 
arteriosclerotische  Schrumpfniere.  Die  Gruppe  B (22  Fälle)  um- 
fasst diejenigen,  bei  denen  die  Hemiplegie  während  eines  schon 
bestehenden  krankhaften  Zustandes  sich  entwickelte.  In  10  Fällen 
von  diesen  handelte  es  sich  um  Urämie  mit  dem  Befunde  der  Neph- 
ritis (7  chronische  und  1 acute);  in  2 Fällen  fanden  sich  syphili- 
tische Narben  an  Leber  und  Niere.  In  4 anderen  Fällen  der 
Gruppe  B.  bestand  Lungentuberculose  vor  der  Hemiplegie,  in  einem 
Falle  Miliartuberculose  bei  einem  14  Monate  alten  Kinde.  In  2 
anderen  Fällen  entwickelte  sich  die  Hemiplegie  ira  Anschluss  an 
eine  Pneumonie.  Von  4 Fällen  die  zu  keiner  der  genannten  Gruppen 
gehören , trat  die  Hemiplegie  einmal  während  einer  puerperalen 
Infection  ein,  ein  anderes  Mal  bei  einer  subacuten  Bleivergiftung; 
ein  anderer  Kranker  zeigte  wiederum  Arteriosclerose,  und  ein  vierter 
steht  ohne  Beziehung  zu  irgend  einem  ätiologischen  Gesichtspunkte. 
— In  der  Regel  trat  der  Tod  binnen  kurzer  Zeit  (Tage  oder 
Wochen)  nach  der  Hemiplegie  bei  den  erwähnten  Fällen  ein.  — 
Die  Ursache  des  Entstehens  dieser  Hemiplegien  dürfte  vielleicht 
in  Kreislaufsveränderungen  und  ungleichen  Verteilungen  des  Blut- 
druckes und  der  Blutfülle  in  den  beiden  Hemisphären  zu  suchen  sein. 

S.  Kalischor. 


L.  C'asper,  Ueber  Cystitis  colli  gonorrhoica.  Dermatologische  Zeitschr. 

Sep.-Abdr. 

Verf.  bekämpft  die  Cystitis  colli  (Urethritis  posterior),  welche 
sich  bekanntlich  in  Trübung  der  zweiten  Urinportion,  in  schmerz- 
haftem Harndrang,  häufig  auch  in  Blutung  am  Ende  der  Urinent- 
leerung äussert,  sehr  erfolgreich  durch  Irrigation  der  Urethra  pos- 
terior mit  einer  7ioProc-  Höllensteinlösung.  Man  führt  einen  nicht 
zu  starken  Catheter,  am  besten  einen  geknöpften  französischen  Sei- 
dengespinst-Catheter  von  dem  Caliber  16  — 18  Ch.,  soweit  ein,  dass 
sein  Auge  gerade  in  den  Anfangsteil  des  Pars  membranacea  zu 


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284  Mdsskt,  Behandlung  der  Metrosalpingitis. — Mbhicikti.  No.  16 

liegen  kommt  und  injicirt  mittelst  einer  Handspritze  ca.  100  g der 
lauwarmgemachten  Lösung.  Allenfalls  kann  man  auch  den  mit 
Glycerin,  nicht  mit  Oel  bestrichenen  Catheter  bis  in  die  Blase 
einfßhreo  und  während  man  ihn  langsam  zurQckzieht,  die  Spritze 
entleeren.  Dagegen  ist  es  irrationell , die  Lösung  direct  in  die 
Blase  zu  injiciren  und  dann  durch  den  Pat.  entleeren  zu  lassen, 
weil  sich  das  Argent.  nitr.  in  der  Blase  sofort  in  Chlorsilber  um- 
wandelt. Die  Durchspülungen  werden,  wenn  nötig,  jeden  zweiten 
Tag  wiederholt.  Je  acuter  der  Fall,  desto  schneller  wirksam  zeigt 
sich  die  Methode;  meist  gehen  schon  nach  der  ersten  Einspritzung 
alle  Symptome  bedeutend  zurück.  H.  Müller. 


(J.  B.  Mussey,  Pregnancy  in  a case  of  cured  metro-salpingitis  — 
The  electrical  treatment  of  metritis  with  laceration  of  the  cervix. 
Clinical  lecture).  Medical  and  surgioal  reporter.  1893,  Oct.  28. 

Verf.  bespricht  zunächst  einen  Fall,  den  er  seit  Jahren  kannte. 
Die  Pat.  litt  bereits  vor  5 Jahren  an  Metritis  und  Erkrankung  der 
linken  Adnexe,  dabei  war  ein  linksseitiger  Cervicalriss  vorhanden. 
Letzterer  wurde  von  einem  anderen  Operateur  später  geheilt.  Da- 
nach war  aber,  als  Verf.  die  Patientin  vor  nun  einem  Jahre  sah,  eine 
Verschlechterung  ihres  Zustandes  eingetreten,  sowohl  im  Allgemeinen, 
wie  local,  die  Schmerzen  in  der  Seite  hatten  eich  gesteigert.  Verf. 
heilte  durch  Anwendung  der  Electricität  die  Pat.  soweit,  dass  nie 
ein  Bild  der  Gesundheit  darbot. 

Er  benCitzt  auch  dieses  Beispiel  um  darauf  hinzuweisen,  dass 
vor  allem  bei  derartigen  Adnexerkrankungen  der  Uterus  zu  behan- 
deln sei  als  Ausgangspunkt  derselben,  und  dass  dies  mit  Hälfe  des 
galvanischen  Stroms  am  zweckmäßigsten  geschähe.  — Die  opera- 
tiven Eingriffe,  welche  die  Adnexe  entfernen,  lassen  die  Quelle  des 
Leidens  im  Uterus  zurück.  Auch  von  einer  eventuellen  Wieder- 
herstellung des  Cervix  muss  der  Uterus  und  das  Endometrium  ge- 
heilt werden,  wobei  die  Elektricität  dem  operativem  Verfahren, 
Curettement  etc.  vorzuziehen  ist. 

An  der  Hand  eines  zweiten  ähnlichen  Falles  führt  Verf.  die- 
selben Grundsätze  aus.  A.  Martin. 


G.  Menicanti,  Ueber  das  Verhältuiss  der  Menge  des  Lungen- 
blutes zu  der  des  Körperblutes  bei  verschiedenen  Tieren.  Zeitschr. 
f.  Biologie  1894,  XXX.  S.  439. 

Auf  Veranlassung  »on  C.  Voit  hat  Verf.  die  Frage  untersucht,  velcher  Bruchteil 
des  Blutes  jeweilig  in  den  Lungen  mit  der  atmosphlrischen  Lnft  in  Berührung  kommt, 
indem  er  narcotisirten  Tieren  (Hund,  Katze,  Kaninchen,  Frosch)  den  Thorax  Öffnete, 
die  Lungen  am  Hilus  abband  und  ihren  Blutgebalt  mit  dem  des  ganzen  Körpers  nach 
der  kolorimetrischen  Methode  von  Wklchk  sorglich.  Dabei  ergab  sich,  dass  nur 
7 — 9 pCt.  des  Gesammtblutes  jeweilig  in  den  Lungen  sich  befinden  nnd  dieser  kleine 
Teil  genügt,  den  Organismus  zu  «entiliren.  ufiruue. 


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No.  16. 


Vas.  — Gomlicb.  — Milleh.  — Schmidt. 


285 


B.  Vas,  Untersuchungen  Ober  die  antibacterielle  und  aotifermeuta- 
tive  Wirkung  einiger  Bitterstoffe.  Ungar.  Archiv  f.  Med.  1894,  II. 
S.  315. 

Auf  Bacillus  coli  commacii  and  Typhusbacillus  übten  die  Bitterstoffe,  speciell 
Absinthin,  Celambio,  Conduraagin,  Quassin  weder  ablOtende,  noch  entwicklungshem- 
mende Wirkung  aas.  Die  Alcoholgährung  wird  von  Quassin  and  Calumbin  verzögert, 
in  geringem  Qrade  auch  von  Cetraria,  Absiatbin  and  Condur&ngia  sind  ohne  Einfluss. 

E.  Salkowiki. 


Gum  lieh,  Ueber  die  Aufnahme  der  Nucleine  in  den  tierischen  Or- 
ganismus. Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XVIII.  S.  508 
Ein  mit  400  g Fleisch  pro  Tag  gefütterter  Hund  von  26  Kilo  erhielt  am  8.  Tage 
22  g Nucleinsäure  (mit  c.  2.2  g Phosphor),  aas  Kalbstbymus  dargestellt.  Die  N-Aus- 
fubr  dareb  den  Harn  wurde  dadurch  nicht  wesentlich  geändert  (allerdings  war  inror 
die  N-  Ansscbeidong  noch  nicht  gleichmäßig,  betrug  sie  doch  am  6.  bis  7.  Tage 
16.8 — 13.6  — 12.8g;  am  Fütterungstage  und  den  3 Naohtagen  14.4— 18.2  — 13.11.7  g, 
Bef.),  der  Extraktiv  N (durch  Pbosphorwolframsäurefällung  bestimmt)  ging  ein  wenig 
in  die  Hübe,  sehr  beträchtlich  die  Ausscheidung  von  Ammoniak,  gar  nicht  die  der 
Harnsäure  (nach  der  unsicheren  Methode  der  Salssäurefälluog  bestimmt,  Ref.).  Da- 
gegen nahm  die  P,Os-Auafnhr,  die  xuvor  1.6  g betragen  hatte,  bis  anf  3.34  g zu  und 
erreichte  noch  am  folgenden  Tage  den  Wert  von  2g,  sodass  die  Fütterung  mit  22g 
Nucleinsäure,  die  kaum  4 g P,Os  enthielten,  eine  Mebrausscheidung  von  2.6g  P,Os 
durch  den  Harn  zur  Folge  batte.  Leider  musste  die  Untersuchung  des  Kothes  auf 
P,0,  u.  N unterbleiben.  Da  die  Nucleinsäure  als  solobe  gelüst  im  Chymus  nachxu- 
weisen  ist,  dürfte  die  Steigerung  der  P,0,  - Ausfuhr  durch  den  Harn  an!  Resorption 
nDzersetster  Nucleinsäure  zurückzuführen  sein.  j,  Munk. 


A.  G.  Miller,  Note  on  Bikk’b  new  raethod  of  treating  strumous 
diseases  of  the  extremities  by  passive  congestion.  Edinburgh  med. 
Jo  um.  1894,  p.  702. 

Von  der  Erfahrung  ausgehend,  dass  die  bei  Herzfehlern  sich  entwickelnde  passive 
Kongestion  der  Lungen  einen  Schatz  gegen  Tuberkulose  verleiht,  hat  Bm  versucht, 
tuberkulöse  Gelenkaffectionen  durch  künstliche  Erzeugung  passiver  Kongestion  mittelst 
Umschnürung  des  Gliedes  oberhalb  des  Gelenks  zu  heilen.  Verf.  hat  nun  die  unge- 
mein günstigen  Resultate  Bns’i  naebgeprüft 

Wenn  die  Bita’sche  Methode  auch  nicht  die  Amputationen,  Excisionen,  Aus- 
kratzungen und  immobilisirenden  Verbände  ersetzen  kann,  so  ist  sie  doch  bei  den 
leichteren  Fällen  von  tuberkulösen  Gelenk-  u.  Hautaffectionen  der  Eztremitäten  neben 
den  älteren  Eingriffen  ausgezeichnet  zu  verwerten.  Verf.  bevorzugt  die  Nachts  unter- 
brochene Kompression  vor  der  kontinuirlichen.  Er  empfleblt  die  Methode: 

1)  bei  tuberkulösen  Hautaffectionen  der  Extremitäten, 

2)  bei  tuberkulösen  Gelenkaffectionen  im  frühen  Stadium, 

8)  bei  multiplen  tuberkulOeeo  Affectionen,  bei  denen  eine  eingreifendere  Me- 
thode nicht  mehr  anwendbar  ist. 

Auch  er  glaubt,  dass  die  größere  Anhäufung  von  Blut  und  Lymphe  die  erkrankten 
Partien  geeigneter  zur  Bekämpfung  und  Vernichtung  der  Tuberkelbacillen  macht. 

U>  Rothm*nn. 


M.  Schmidt,  Zur  Schädelperforation  mit  nachfolgender  diagno- 
stischer Gehirnpunction.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  586. 

S.  hat  ohne  damals  Kecntniss  von  der  gleichartigen  Empfehlung  von  Maats  zu 
besitzen  in  einem  zweifelhaften  Falle  von  Gehirnerschütterung  oder  entzündlicher  Be- 
teiligung des  Schädelinnern  an  einem  alten  eiterigen  Mittelohrprocesi  nach  resultat- 
loser  Aufmeißelung  des  Warzenfortsatzes  1 '/,  Daumenbreit  Ober  dem  Obrmuschelansatz 


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286 


Pflog.  — Cohkn.  — Scbilow. 


No.  16 


eine  diagnostische  Scbädelbohrung  mit  Einführung  einer  Probepunctionsnadel  durch 
das  Bohrloch  verrichtet.  Dieselbe  hatte  ebenfalls  eio  negatives  Ergebnis!,  blieb  aber 
wie  die  Autopsie  des  2 Tage  sp.’iter  an  den  Folgen  einer  durch  Fall  erlittenen 
Scbädelläsion  (Scbädelbruch  mit  Contusion  der  Hirnrinde),  nicht  an  der  auf  das  Felsen- 
bein beschränkten  Otitis  verstorbenen  Patienten  darthat.  ohne  jede  Reaction  Aus 
den  eingehenden  Vorschriften,  welche  8.  behufs  Verallgemeinerung  des  in  vorstehen- 
dem Falle  benutzten  diagnostischen  Eingriffes  giebt,  ist  die  Sorge  zu  erwtbnen , dass 
der  Bohrstift  nach  beendeter  Durchlöcherung  des  Schädels  nicht  unversehens  weiter 
rutscht.  Um  dieses  zu  verhindern,  hat  S.  bei  HAbtkl  in  Breslau  einen  mit  einer 
Millimeter-Scala  und  beweglicher  Hülse  versehenen  derartigen  Stift  fertigen  lassen, 
FUr  die  später  zu  gebrauchende  Probepunctionsspritze  bedarf  es  keiner  besonderen  Vor- 
richtungen, und  muss  die  Nadel  mindestens  ca.  8 — 10  cm  lang  und  ebenfalls  mit 
einem  Mafsstab  versehen  sein.  P.  Gäterbock 


G.  Pflug,  Zur  Glaucomfrage  bei  unseren  Haustieren.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Tbiermed.  u.  vgl.  Pathol.  XIX.  S.  426. 

Als  Bupbthalmos  in  der  Tiermedicin  bezeichnet  Pf.  drei  verschiedene  Zustände, 
die  Vergrößerung  des  von  der  Sclera  umschlossenen  Bulbusteiles,  was  sich  besonders 
durch  das  Oedem  des  Glaskörpers,  Vorbauchung  der  Iris  in  die  vordere  Kammer, 
Abflachung  der  Cornea  und  Flacberwerden  der  vorderen  Kammer  charakterisirt. 
Wahrscheinlich  steht  dieser  Zustand  dem  glaucomatOsen  Process  nabe.  Bei  der  zweiten 
Form  ist  die  vordere  Kammer  vergröfsert  (Keratoglobus)  die  Cornea  bervorgewölbt, 
die  Iris  rückwärts  gedrängt  und  der  Humor  aqueus  vermehrt  Die  dritte  Form,  der 
eigentliche  Buphtbalmos,  zeigt  eine  Erweiterung  und  Vergrößerung  der  Vorderkammer 
und  des  Glaskörpers,  eine  mehr  oder  weniger  senkrechte  Stellung  der  Iris,  Oedem  des 
Corpus  vitreum  und  Vermehrung  des  Kammerwassers.  Die  Tension  des  Bulbus  ist 
dabei  sehr  vermehrt. 

Durch  eine  Reibe  von  Krankengeschichten  sucht  Pf.  zu  beweisen,  dass  erstere 
Form  dem  menschlichen  Glaucom  entspricht.  Horstmann. 


J.  S.  Collen,  Sareoma  of  tonsil:  Evulsion  through  the  mouth.  Med. 
News  1894,  Jan.  24 

Bei  einem  58jährigen  Spinner  bestand  seit  3V,  Jahren  eine  Anschwellung  der 
linken  Mandel , die  sich  im  letzten  halben  Jahr  bis  HühnereigrOfse  entwickelt  hatte 
Keine  DrUsenschwellung,  kein  Schmerz,  leichte  Dysphagie  und  Verschleierung  der 
Stimme  Die  histologische  Untersuchung  eines  entfernten  Teilchens  ergab  die  Diagnose 
Sarcom.  Entfernung  nach  Cocainisirung  mit  dem  glühenden  Messer,  Finger  und 
Zange.  Erhebliche  Blutung.  Heilung.  (Da  der  Fall  zu  kurze  Zeit  nach  der  Ope- 
ration beschrieben,  ist  die  Heilung  nur  eine  vorläufige  Kef. w.  Lublinski. 


Schilow,  Ueber  den  Einfluss  des  Wasserstoffsuperoxyds  auf  einige 
pathogene  Mikroorganismen.  Petersburger  med.  Wochenschrift  1894, 

No.  6. 

Das  Wasserstoffsuperoxyd  der  PharmakopS  ist  bekanntlich  mit  Säure  versetzt 
behufs  Haltbarmachung  und  enthält  nur  etwa  8 pCt.  H.,0,.  Sch.  stellte  sich,  um  mit 
reinem  B,0,  zu  esperimentiren,  sein  Präparat  nach  der  CKisMBR'schen  Methode  dar ; 
er  schüttelte  aus  der  mit  Soda  alkalisch  gemachten  ursprünglich  salzsauren  käuflichen 
3proc.  Lesung  das  H,0,  mit  Aether  aus,  verjagte  den  Aether  auf  dem  Wasserbad  und 
trocknete  über  Paraffin. 

Zwei  Präparate  stellte  er  auf  diese  Weise  dar.  Das  eine  war  eine  Ölige  farblose 
Flüssigkeit  von  starksaurer  Reaction,  spec.  Gewicht  1.1756  und  enthielt  in  100  ccm 
64  g = 88.7  ccm  wasserfreies  H,0,.  Das  andere  war  eine  dickere  gelbliche  Flüssig- 
keit von  1.2475  spec.  Gewicht  und  enthielt  79.57  g = 54  8 ccm  H.,0,  in  100  ccm 
Flüssigkeit. 


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No.  16. 


Rbiny  n.  Lirbbrcbt.  — Bkidok. 


287 


Eins  5 proc.  Lösung  tütet«  Cholerabacillen  in  3 Minuten:  entwicklungshemmend 
wirkte  es  noch  in  einer  Verdünnung  von  1:10000. 

Milzbrandsporeo  wurden  durch  eine  14  proc.  Lösung  in  3 Minuten,  durch  eine 
l proc.  in  einer  Stunde  vernichtet 

(Die  grundlegenden  Versuche  Sciiflmnix’s  über  die  Gasentwicklung  d.  h.  Sauer- 
stoffabspaltung aus  11,0,  durch  alle  Bakterienarten  scheint  Sch.  nicht  zu  kennen). 

8ch#nrlen. 


Heinz  u.  Liebrecht,  CofFeYnsulfosäure,  ein  neues  Diureticutn.  Berl. 
klln.  Wuchenschr.  1893,  No.  43b. 

Unter  den  echten  Dinreticis,  d.  h.  denjenigen  harntreibenden  Mitteln,  die  nicht 
durch  Steigerung  des  Blutdrucks  wirken,  sondern  dadurch,  dass  sie  die  Nierenzellen 
zu  vermehrter  Secretion  anregen,  stehen  in  erster  Reibe  das  Dimethylxanthin  oder 
Theobromin  und  das  Trimethylxantbin  oder  Coffein;  indessen  wird  ein  Teil  ihrer  Wir- 
kung dadurch  paralysirt,  dass  sie  zugleich  gefäfsverengernd  wirken,  so  dass  in  einer 
bestimmten  Zeiteinheit  weniger  Blut  die  Nierengefäfse  durchströmt.  Durch  gleichzeitige 
Darreichung  von  Chloralbydrat  kann  man  diese  gefäfsverengernde  Wirkung  aufheben, 
doch  ist  diese  Darreichung  bei  Bert-  und  Nierenleidenden  nicht  ungefährlich.  H.  u. 
L.  suchten  daher  das  Coffein  mit  einem  Mittel  zu  verbinden,  das  die  Wirkung  auf 
das  vasomotorische  Centrum  zu  compensiren  im  Stande  war,  ohne  die  gefährlichen 
Eigenschaften  des  Cbloralhydrats  zu  besitzen , und  fanden  ein  solches  in  den  Snlfo- 
säuren:  so  stellten  sie  die  Coffeinsulfosänre,  bezw.  deren  Salze  dar.  Das  coffeiosulfo- 
saure  Natrium  bewährte  sich  in  Tagesdosen  von  4 — 6g  als  ein  tadelloses,  prompt 
wirkendes  Diureticum;  irgendwelche  unangenehme  Nebenerscheinungen  wurden  nicht 
beobachtet.  Am  besten  giebt  man  et  in  Einzeldosen  von  1 g,  und  zwar  des  bitteren 
Geschmacks  wegen  in  Kapseln.  Ausser  dem  Natriumsalz  wurde  auch  das  Litbium- 
und  Strontiumsalz  dargestellt , ersteres  mit  Rücksicht  auf  die  vielgerühmte  Wirkung 
der  Lithinmsalze  bei  harntaurer  Diatbese,  letzteres  auf  Anlass  neuerer  französischer 
Arbeiten,  die  über  eine  besonders  günstige  Wirkung  von  Strontiumsalzen  auf  Nieren- 
entzündung berichten.  K.  Kronthai. 


N.  Bridge,  Note  on  a usually  overlooked  condition  in  the  grave 
Convulsions  of  Infancy  and  Childhood.  The  American  Journ.  of  the 
Medical  scienc.  1893,  No.  251,  March. 

Bsidoi  macht  anf  die  grofse  Wichtigkeit  der  Differenzirnng  von  2 Formen  von 
Krämpfen  bei  Kindern  aufmerksam.  Die  erste  Form  gleicht  einem  epileptischen  An- 
fall; derselbe  tritt  plötzlich  auf,  ist  kurz,  wird  durch  leichte  physiologische  Störungen 
hervorgerufen  (Verdauungstractus  etc.)  nnd  führt  zu  völliger,  schneller  Wiederher- 
stellung. Nor  zuweilen  und  bei  häufigem  Auftreten  ist  er  der  Vorbote  der  Epilepsie 
des  späteren  Altert.  — Die  2.  Form  der  Krämpfe  ist  eclamptischer  Natur;  die 
Krämpfe  sind  prolongirt,  erst  sehr  heftig,  gehen  in  allgemeine  unregelmäßige  convnl- 
sive  Zuckungen  (des  Kopfes,  Gesichts  etc.)  über;  häufig  wiederholen  sie  sich  alle  paar 
Secunden  oder  Minuten,  und  oft  ist  Bewusstlosigkeit  und  Deviation  der  Augen  vor- 
handen. Nach  Stunden  oder  Tagen  ist  der  Ausgang  der  in  Heilung  oder  in  Tod. 
Diese  zweite  Form  der  Krämpfe  zeichnet  sich  vor  der  ersten  klinisch  am  meisten 
durch  die  Fiebertemperatur  aus,  die  stets  dort  vorhanden  ist,  wo  die  eclamptischen 
Convulsionen  einige  Minuten  dauern,  und  die  schwindet,  sobald  die  Convulsionen  nach 
lassen.  Die  Ursache  des  Fiebert,  das  die  Convulsionen  dieser  Art  hervorruft  resp.  be- 
gleitet, sind  mannigfacher  Natur,  bald  locale  Entzündungen  der  Organe  etc.  Als 
Mittel  gegen  die  das  Fieber  begleitende  Convulsionen  werden  kühle  Bäder  sehr  em- 
pfohlen und  ebenso  wirkt  Chloralhydrat  in  vielen  Fällen  günstig  (innerlich  oder 
noch  besser  als  Klystier).  8.  Kalischer. 


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288  Brblixrb.  — Hölschrb.  — Ouvrr.  — Chathcart.  — Krlynack.  No.  16 


C.  Berliner,  Ueber  einen  Fall  von  Cheiropompholyx  (Hutchinson). 
Deotscbe  med.  Woohenschr.  1893,  No.  43. 

B«i  einem  43jäbrigen  Arbeiter  entstanden  acut  ohne  nachweisbare  Ursache  En- 
nächst  an  den  Fingern  and  Binden,  dann  auch  im  Gesicht,  in  der  oberen  Hals-  and 
Nackengegend,  inletzt  an  den  Füfsen  unter  leichtem  Jacken  steckoadelkopf- bis  erbsen- 
große, mit  klarer,  hellgelber,  alcaliscb  reagirender  Flüssigkeit  gefällte  Blasen.  An 
den  Füfsen,  namentlich  den  Sohlen,  erreichten  sie  bei  leichter  Störung  des  Allgemein- 
befindens einen  größeren  Umfang,  doch  trat  UDter  Salbenverbändeo  und  Pudern  überall 
in  kurzer  Zeit  Heilung  ein.  Der  Pat.  hatte  früher  schon  wiederholt  Ähnliche  Erup- 
tionen an  den  HSodeu  gehabt.  Als  characteristiaeh  für  Cheiropompbolyz  bezeichnet 
Verf.  die  typirche  Localisation  an  Hinden  und  Füfsen,  den  acuten,  von  Jacken, 
Brennen,  Stürung  des  Allgemeinbefindens  begleiteten  Beginn,  den  acuten  benignen 
Verlauf  und  den  ausgesprochen  bullösen  Charakter  des  Ausschlags,  Er  betrachtet  die 
Krankheit  alt  eine  mit  oberflächlicher  Entzündung  einhergehende  Angioneurose, 
wahrscheinlich  tozischen  Ursprungs  B.  Malirr. 


R.  Hölscher,  lieber  die  Beziehungen  zwischen  Asthma  und  Pso- 
riasis. (Aus  der  med.  Klinik  zu  Kiel).  Monatsh.  f.  pract.  Dermatologie 
XVII.  No.  9. 

Verf.  berichtet  über  4 Fälle,  in  denen  die  genannten  beiden  Aflectionen  gleich- 
zeitig oder  alternirend  auftraten  H.  Mauer. 


Oliver,  On  abortion.  Edinburgh  medical  journal  1893,  Aug.  u.  Sept. 

Nach  einer  kurzen  Uebersicht  über  Entziehung  und  Schicktale  des  Ei's  giebt  Verf 
eine  wenig  übersichtliche  Zusammenstellung  »on  Ursachen  des  Aborts,  in  der  recht 
wichtige,  z.  B.  die  Retroflexio  und  die  künstlich  herbeigeführten , fehlen.  Herrorzu- 
beben  unter  seinen  Angaben  ist  z.  B.  die,  dass  Syphilis  nur  eine  unwesentliche  Rolle 
spiele  gegenüber  Blei-  und  SchwafelkohlenstofHntoxication ; dass  Myome  schon  die 
Implantation  des  befruchteten  Ei’s  in  die  Schleimhaut  verhindern  kennen,  wofür  eioe 
nähere  Erklärung  nicht  gegeben  wird:  endlich  dass  ein  Mangel  an  Tonus  .about  tbe 
Uterus“  Abort  herbeifübre.  Gegen  diese  letztere  Ursache  empfiehlt  Verf.  die  Verab- 
reichung »on  Ergotin,  Eisen  und  dopp.  kohlensaur.  Natron.  a.  Martin. 


Ch.  W.  Cathcart,  Note  on  the  quenching  of  thiret  after  abdomi- 
nal Operations.  Rdinb,  Medio.  Journ.  1893,  Sept. 

Verf.  empfiehlt  Eingießungen  »on  Wasser  oder  pbysiol.  Kochsalzlösung  in'i  Rec 
tum  zur  Stillung  des  Durstes  hei  Laparotomirten  a.  Martin 


Kelynack,  Cas  fatal  d’empoissonnement  aigu  par  la  benzioe. 
Qaz.  med.  de  Paris  1893,  No.  46. 

Versehentliche  Einnahme  »on  ca.  30  g Benzin  Bewuzitloiigkeit,  enge,  reactions 
lose  Pupillen,  beschleunigter,  kleiner  Puls,  Cyanose,  starker  Benziogeruch.  Tod  nach 
12  Stunden  durch  Herzläbmung.  Bei  der  Section  fast  unerträglicher  Anilingerucb, 
Ecchymoscn  im  Darm  und  auf  der  Bronchialzchieimhaut,  sonst  nichts  Besonderes. 
Durch  die  chemische  Untersuchung  war  Anilin  im  Urin  nicht  nachweisbar,  bei  der 
mikroskopischen  zeigte  sich  keine  Verfettung  des  Herzmuskels,  bei  der  spektro- 
skopischen normales  Verhalten  des  Blutes.  Fr.  Struimun. 

Kinaendunpen  für  das  Central  blau  werden  an  die  Adreaee  de«  Hrn.  Prof.  Dr.  U.  Be  rn  har  dt  (Berlin  W. 
Franeöiiecha  Btra'ae  91)  oder  an  die  Verlngshandlnng  (Berlin  NW.,  68.  Unter  deu  Linden)  erbeten. 
Verlag  von  August  Hlrachwaid  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin 


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Wöchentlich  erscheinen  ■ ■«■  ■ ■ ■ Preis  des  Jahrganges 

1 — 2 Bogen;  es  Schlüsse  I . Allf  ||l|jlft  20  Mark;  tu  betleben 

des  Jahrgangs  Titel , Ns-  UMHr  ACwwW  durch  alle  ßuehhandlun- 

men-  und  Sachregister.  gen  und  Postanstalten. 

für  die 

nicdiciiiischeii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  *».  April.  No.  17. 


InhMlti  r.  K Ossi,  Zur  Therapie  der  Cyan»ergiftungen.  (Orig.-Mitt.) 

Robhkb,  Ceber  da»  Vorkommen  vou  Mercaptan.  — Harlbv,  Ueber  den 
V erschloss  des  Gallen-  und  Brustganges  — Walsuam,  O’Neclk,  Cotthrbll, 
Oliicb,  Behandlung  des  Klumpfufses.  — Osnrr,  Veränderungen  des  Corpus 
ciliare  nach  Panction  der  »orderen  (Cammer.  — Maffucci,  Verhalten  des  Embryo 
gegen  Infectionen.  — Baoinskt,  Ueber  die  dipbtheritische  Nierenerkrankung.  — 
Stieglitz  u.  Oiritii,  Dillkr  u.  Buchahar,  Operati»  behandelte  Hirucysten. 
— Siiois  u.  Feeurd,  Hauterkraukungen  durch  Autoiutoxicatiou. 

RrusB,  Eiofluu  der  Bitterstoffe  auf  die  Verdauung.  — Iroko,  Verbreitung  der 
Nucleinbasen  in  den  Organen.  — Yauaqiwa,  Ueber  die  Regeneration  des  Sehnen- 
gewebes.  — Gbillibi,  Ueber  die  mechanische  ReizuDg  des  Epipbytenknorpels.  — 
Müller,  Diagnose  »on  Abscessen  im  Proc.  mastoid.  — ZocsiasAiet,  Anatomie 
der  Nasenhöhle.  — Puibalix  n Bertbahd,  Ueber  die  Abschwächung  des  Vipern- 
gifte* nnd  Immunität  gegen  dasselbe.  — Banholzer,  Wirkung  des  Ferratina.  — 
Unruh.  Behandlung  des  Keuchhustens.  — Bleuleb,  Fall  »on  aphasischen  Symp- 
tomen n.  i.  w,  — Tilarus,  Fall  »on  Hemihypertrophie.  — Lobahd,  Wärmebe- 
handlung des  weichen  Schankers.  — Zaayek,  Gehirnruptur  ohne  Schldelfractur. 


Zur  Therapie  der  Cyanvergiftungen 

»od  Dr.  Jul.  V.  Kossa  in  Budapest. 

Eis  ist  zweifellos,  dass  wir  den  Cyan  Vergiftungen  in  vielen 
Fallen,  hauptsächlich  bei  absichtlichen  Vergiftungen  mit  Cyan- 
kalium, (wo  meist  eine  weit  gröfsere  Dosis  als  die  tötliche  einge- 
nommen wird),  infolge  des  fulminanten  Verlaufes  der  Vergiftung 
stets  machtlos  gegenüberstehen  werden,  da  wir  über  die  zum  ärzt- 
lichen Eingriffe  nötige  Zeit  nicht  verfügen.  Nachdem  aber  Ver- 
giftungen durch  Zufall  in  E'abriken  Laboratorien  etc.  verhältniss- 
mälsig  ziemlich  häufig  Vorkommen,  ja  selbst  lntoxicationen  durch 
Genussmittel  (Marasquino,  Persico  etc.)  nicht  zu  den  Seltenheiten 
gehören,  (konnten  wir  doch  gerade  im  vergangenen  Jahre  bei  uns  über 
eine  tötlich  endende  Vergiftung  durch  cyanhydrogenhaltigen  Liqueur 
lesen),  dürfen  wir  den  Bestrebungen  nicht  entsagen,  ein  geeignetes 
XXXII.  Jahrgang.  19 


s 

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290  Kossa,  Zur  Therapie  der  Cyanvergiftungen.  No.  17 

Mittel  zur  Bekämpfung  der  Cyanvergiftungen  zu  suchen,  um  so 
mehr,  da  bei  den  letzthin  erwähnten  Intoxicationsformen  sich  der 
Verlauf  oft  auch  auf  Stunden,  ja  selbst  auf  Tage  erstreckt. 

Die  antagonistische  Wirkung  des  in  den  60ger  Jahren  von 
Pkkykr  als  dynamisches  Gegenmittel  empfohlenen  Atropins  wurde 
von  einer  ganzen  Reihe  von  Forschern  (Lbcorchb  u.  Mkoriot,  Kbbn  \ 
und  Harb,  Lkwin,  Bakthalow,  Sohhoff  und  hauptsächlich  Böhm) 
widerlegt.  Vor  drei  Jahren  empfahl  Kkohl  (in  einer  unter  Kobkkts 
Leitung  ausgeführten  Arbeit)  das  Wasserstoffsuperoxyd  als  physio- 
logisches Antidotum,  indem  er  von  der  Voraussetzung  ausging, 
dass  unter  dessen  Einwirkung  die  Cyanwasserstoffsäure  zu  Oxamid 
wird;  es  gelang  ihm  auch  thatsächlich  seine  Versuchstiere  zu  retten, 
wenn  er  denselben  die  tötliche  oder  eine  nur  etwas  gröfsere  Dosis 
von  CNH  verabfolgte.  Auf  diesen  Antagonismus  sich  beziehende 
neuere  Daten  sind  bis  jetzt  keine  vorhanden. 

Bei  meinen  Untersuchungen,  die  ich  in  dem  hiesigen  Institute 
für  Pharmakologie  und  Chemie  unternahm,  ging  ich  von  der  Ueber- 
zeugung  aus,  dass  bei  so  rasch  verlaufenden  Intoxicationen,  die  auf 
chemischem  Antagonismus  beruhende  Therapie  noch  die  meiste 
Aussicht  auf  Erfolg  hat;  denn  während  sich  die  wohlthätige  Wirkung 
der  physiologischen  Antagonisten  nach  und  nach  erst  dann  zu  mani- 
festiren  beginnt,  wenn  dieselben  schon  zum  grössten  Teile  resorbirt 
sind  und  sie  auch  ihre  Wirkung  an  den  verschiedensten  Stellen  des  4 
Organismus  entfalten,  was  oft  viele  Minuten  in  Anspruch  nimmt, 

Oben  die  chemischen  Gegenmittel  ihre  Wirkung  sogleich  nach  der 
Einverleibung  aus,  sobald  sie  mit  dem  Gifte  im  Magen  Zusammen- 
treffen. 

Ich  kam  auf  das  Kalium  hypermanganicum,  weil  der  Gedanke 
sehr  nahe  lag,  dass  dies  die  Blausäure  zur  Cyansäure,  respective 
das  Cyankalium  zu  cyansaurem  Kalium  oxydirt,  welch’  letzteres  — 
wie  dies  seit  Rabütbau’b  und  Massui.’s  Experimenten  bekannt  — 
kaum  giftig  ist  (Hunde  vertragen  auch  3 g ohne  Schaden). 

Meine  Versuche,  die  ich  an  Kaninchen  (mit  in  den  Magen 
eingeführtem  Gifte)  vornahm,  überzeugten  mich,  dass  dieselben  bei 
den  kleinsten  letalen  Dosen  (1  cg)  von  CNK,  wenn  sofort  nachher 
auch  das  Kaliumhypermanganat  (0.50  gm)  in  den  Magen  eingeführt 
wurde,  gerettet  werden  können,  ohne  dass  sich  Vergiftungssymp- 
tome entwickelten;  ja  in  einem  Falle  erzeugte  bei  dieser  Behand- 
lungsmethode selbst  die  verzehnfachte  tötliche.  Dosis  keine  auffallen- 
den IntoxicationserscheinuDgen.  Gab  ich  dem  Tiere  die  20  fache 
tötliche  Dosis,  so  ging  dasselbe  wohl  zu  Grunde,  während  jedoch 
der  zwanzigste  Teil  dieser  Dosis  oft  schon  nach  3 '/2  Minuten  zum 
Tode  führte,  lebte  das  Tier  bei  gleichzeitiger  Darreichuug  des  Per- 
manganats selbst  bei  so  enorm  grofsen  Dosen  manchmal  noch  länger 
als  eine  halbe  Stunde.  Mengte  ich  aber  das  zwanzigfache  der  tät- 
lichen Dosis  vorher  mit  */7  g Kaliumpermanganat,  und  liefs  die 
Mischung  3 Stunden  hindurch  stehen,  so  blieb  nach  der  Einver- 
leibung derselben  jegliche  Vergiftungserscheinung  aus.  Aus  den 


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No.  17. 


Rubnkb,  Ueber  das  Vorkommen  von  Mercaptan. 


291 


Athmungscurven*)  ist  ersichtlich,  «lass  die  Athmung  bei  den  mit 
Kalipermanganat  behandelten  Tieren  ganz  normal  bleibt,  ohne  jed- 
welche  Spur  einer  für  Cyan  charakteristischen  Veränderung.  Meine 
Versuche  mit  Aqua  amygdal.  amarar.  (CNHgehalt:  1 %o)  un(l  blau- 
säurehaltigem 01.  amygdal.  amarar.  Oberzeugten  mich  ebenfalls,  dass 
dieser  Antagonismus  auf  realer  Basis  beruht,  — was  praktisch  zu 
verwerten  ich  um  so  eher  für  zweckmäfsig  finde,  weil  das  Kaliumper- 
manganat vom  Magen  aus  Oberhaupt  nicht  resorbirt  wird  (Kobebt) 
und  man  es  daher  in  entsprechender  Verdünnung  selbst  im  Ueber- 
schusse  ganz  getrost  geben  kann. 

Was  die  chemische  Erklärung  dieses  Antagonismus  betrifft,  so 
gelangte  ich  durch  meine  neueren  Untersuchungen  zu  der  Ueber- 
zeugung,  dass  sich  das  Cyankalium  unter  Einwirkung  des  Perman- 
ganats schliefslich  in  Kaliumhydrocarbonat,  Kaliumcarbonat  u.  Harn- 
stoff (also  in  sensu  stricliori  nicht  giftige  Verbindungen)  spaltet;  dies 
sind  aber  nur  Secundärproducte  des  sich  in  erster  Reihe  bildenden 
cyansauren  Kaliums,  aus  welchem  man  auch  die  Entstehung  des 
Harnstoffes  erklären  kann;  diesbezüglich  angestellte  Parallelver- 
suche  zeigten  nämlich,  dass  die  wässrige  Lösung  von  cyansaurem 
Kali,  wenn  wir  es  bei  gelinder  Wärme  verdunsten  lassen,  neben 
kohlensaurem  u saurem  kohlenBaurem  Kalium  auch  Harnstoff  bildet. 


M.  Rubner,  Ueber  das  Vorkommen  von  Mercaptan,  nach  gemein- 
sam mit  NtBMAKN  u.  SrAotUTTA-B»LisTBKRi  ausgeführten  Versuchen. 
Arcb.  f.  Hyg.  XIX.  S.  137. 

Bezüglich  der  qualitativen  Reactionen  auf  Methylmercaptan 
fand  R.  folgende  Reihenfolge.  Am  wenigsten  empfindlich  ist  con- 
centrirte  Bleizuckerlösung,  dann  folgt  3 procent.  Bleizuckerlösung 
(gelber,  bräunlich  werdender  Niederschlag)  Quecksilbercyanid  mit 
etwas  Salzsäure  (gelber  Niederschlag),  Isatinschwefelsäure  (Grün- 
färbung) G»Idchlorid  und  Palladiumchlorid.  Luft  welche  zu  prüfen 
ist,  wird  zweckmäfsig  vorher  durch  Chlorcalcium  getrocknet.  Das 
Aethylmercaptan  verhält  sich  nicht  wesentlich  anders,  als  das  Me- 
thylmercaptan. Ausführlich  beschreibt  Verf.  das  zur  quantitativen 
Bestimmung  des  Mercaptans  in  den  beim  Schmelzen  von  Eiweifs- 
körpern etc.  mit  Kalihydrat  erhaltenen  Schmelzen  von  ihm  ange- 
wendete Verfahren.  Im  Wesentlichen  besteht  dasselbe  darin,  dass 
die  Lösung  der  Schmelze  unter  Salzsäurezusatz  aus  einem  Kolben 
destillirt  wird  und  die  sich  entwickelnden  Gase  nach  Abscheidung 
• des  weniger  leicht  Flüchtigen  durch  Quecksilbercyanidlösung  geleitet 
werden,  während  gleichzeitig  ein  durch  den  ganzen  Apparat  gelei- 
• teter  Luftstrom  alles  Mercaptan  austreibt.  Das  erhaltene  Gemisch 
von  Quecksilbermercaptid  und  Schwefelquecksilber  wird  mit  3 proc. 


*)  Sieh»  Ungar.  Areh.  f.  Med.  Bd.  II 


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19 


292  Rdbnbb,  Ueber  das  Vorkommen  von  Mercaptan.  No.  17 

Salzsäure  erhitzt,  das  Mercaptan  ausgetrieben  und  durch  Einleiten 
in  Bleiacetatlösung  in  Bieimercaptid  übergeführt.  Die  Methode  ist 
durch  zahlreiche  Controllversuche  geprüft,  es  zeigte  sich  dabei,  dass 
die  Anbringung  einer  Correctur  für  die  Löslichkeit  des  Bleimer- 
captids  in  3proc.  Bleizuckerlösung  erforderlich  ist. 

Was  die  Natur  des  beim  Schmelzen  mit  Kali  erhaltenen  Mer- 
captans  betrifft,  so  wurde  in  dem  aus  verschiedenen  ‘Quellen  erhal- 
tenen Bieimercaptid  das  Blei  bestimmt  und  in  Uebereinstimmung  mit 
Nkbcki  u.  Sikbkk  constatirt,  dass  es  eich  jedenfalls  sehr  vorwiegend 
um  Methylmercaptan  handelt.  Die  Quantität  des  beim  Schmelzen 
• animalischer  Stoffe  mit  Kali  auftretenden  Mercaptans  ist  eine  sehr 
wechselnde. 

Am  meisten  lieferte  käufliches  Pepton,  nämlich  0.274  pCt., 
demnächst  Schellfischfleisch  0,242  pCt.  der  Trockensubstanz,  am 
wenigsten  Gelatine  0.050  pCt.,  eine  bedeutende  Differenz  ergab  sich 
zwischen  Blutkörperchen  und  Blutserum.  (Si>-bkb  und  Schokbekko 
geben  noch  höhere  Werte  für  Eieralbumin  an,  nämlich  0.3548  pCt., 
Verf.  fand  0.127  pCt.  lief.).  Auch  das  Fleischextract  lieferte 
0.173  pCt.  der  Trockensubstanz.  Die  Untersuchung  vieler  pflanz- 
licher Nahrungsstoffe  und  Nahrungsmittel  auf  Mercaptan  mittelst 
des  Schmelzens  mit  Kali  ergab  gleichfalls  Mercaptan,  obwohl  im 
Allgemeinen  nur  wenig,  ausgenommen  Blumenkohl,  Wirsingkohl 
und  Teltower  Rüben,  welche  ziemlich  hohe  Werte  ergaben,  näm- 
lich 0.088  und  0.182  bezw.  0.104  bezw.  0.286  pCt.  der  Trocken- 
substanz. 

Verf.  ging  nunmehr  zu  Untersuchungen  der  Frage  über,  ob 
unter  den  Bedingungen  des  täglichen  Lebens  diese  Mercaptangruppen 
in  Freiheit  gesetzt  werden  können.  Es  zeigte  sich  zunächst,  dass 
schon  bei  einfacher  Erhitzung  der  feuchten  oder  trocknen  Substanz 
Mercaptan  abgespalten  wird,  die  Quantität  war  meistens  etwas  ge- 
ringer, wie  beim  Schmelzen  mit  Kali,  in  einigen  Fällen  aber  auch 
etwas  gröfser.  Endlich  zeigte  eich,  dass  schon  das  einfache  Kochen 
mit  Wasser  bei  einer  Anzahl  pflanzlicher  Nahrungsmittel  zur  Ab- 
spaltung von  Mercaptan  genügt,  so  bei  Wirsingkohl,  Blumenkohl, 
Teltower  Rüben,  Rosenkohl,  lllaukraut,  in  allen  diesen  Fällen  ent- 
wickelte sich  gleichzeitig  Schwefelwasserstoff,  während  aus  Eiern 
ausschliefslich  Schwefelwasserstoff  erhalten  wurde  Mercaptan  und 
Schwefelwasserstoff  sind  also  unter  Umständen  und  sicher  sehr  häufig 
im  „Küchendunst*  enthalten.  — In  einer  Reihe  von  Versuchen 
zeigte  sich  nach  dem  Genuss  entsprechender  Vegetabilien  Mercaptan 
im  Harn,  in  Uebereinstimmung  mit  der  Angabe  Nrncki’s  für  den 
Harn  nach  Spargelgeuuss.  Ein  weiterer  Abschnitt  beschäftigt  sich 
mit  der  Mercaptanabspaltung  bei  biologischen  Processen. 

Die  Anzahl  der  schon  bekannten  in  Reinkultur  Mercaptan  bil- 
denden Bacterien  konnte  durch  einige  weitere  vermehrt  werden, 
namentlich  Proteus  vulgaris  und  Tetanusbacillen  in  Bouillonkultur. 
Die  Untersuchung  der  Frage,  in  welcher  Weise  das  Mercaptan  in 
diesen  Fällen  entsteht,  wird  sich  an  die  Untersuchung  von  Mikro- 


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No.  17.  Harlby,  Uebor  den  Verschluss  des  Gallenganges  etc.  293 

Organismen  auf  Gehalt  an  mercaptanbildenden  Gruppen  anschliefsen 
müssen;  nach  dieser  Richtung  ist  es  sehr  bemerkenswert,  dass 
Schimmelpilze,  Hefezelle  und  Prodigiosus  beim  Schmelzen  mit  Kali 
nur  äusserst  wenig  Mercaptan  bilden. 

Es  ist  schon  längere  Zeit  bekannt,  dass  Hefe  unter  Zusatz  von 
Schwefelblumen  mit  Traubenzucker  zur  Gährung  angesetzt,  Schwe- 
felwasserstoff entwickelt.  Verf.  konnte  in  den  Gasen  auch  Mer- 
captan nachweisen.  Es  muss  also  bei  der  Bacterienzersetzung  neben 
der  Abspaltung  päformirter  Mercaptangruppen  auch  die  Synthese 
des  Mercaptans  als  Möglichkeit  offen  gehalten  werden.  — Bei  der 
natürlichen  Fäulniss  von  tierischen  Organen  wurde  gleichfalls  Mer- 
captanbildung  beobachtet,  in  reichlicher  Menge  namentlich  bei  Fleisch. 
Schliefslich  bespricht  Verf.  die  „ Bleiprobe“  zum  Nachweis  von 
Schwefelwasserstoff  und  weist  darauf  hin,  dass  die  Bräunung  eines 
mit  Bleiacetatlösung  getränkten  Papierstreifens  nicht  unbedingt  be- 
weisend ist  für  Schwefelwasserstoff,  sondern  auch  auf  Mercaptan 
beruhen  könne.  Ist  der  Nährboden  der  Bacterien  eisenhaltig,  so 
wird  der  Schwefelwasserstoff  zurückgehalten  und  alsdann  beweist 
die  Bräunung  von  Bleipapier  die  Gegenwart  von  Mercaptan. 

G.  Salkowaki. 


V.  Harle y,  Leber  und  Galle  während  dauernden  Verschlusses  von 
Gallen-  und  Brustgang,  da  Buis-RKYMoNn’s  Arch.  1893,  S.  291. 

Wird  der  Gallen-  und  Brustgang  gleichzeitig  unterbunden,  so 
gehen  die  Hunde  an  Peritonitis  oder  Ruptur  des  Gallengangs  inner- 
halb 2 — 17  Tagen  zu  Grunde.  Wird  aber  erst  der  Gallengang 
und  erst  einige  Tage  später  der  Brustgang  verschlossen,  so  können 
die  Hunde  durch  viele  Wochen  hindurch  am  Leben  bleiben.  In 
11  Versuchen  fanden  eich  niemals  Gallenbestandteile  im  Blut  und 
im  Harn,  zum  Zeichen,  dass  die  gestaute  Galle  einzig  und  allein 
durch  die  Lvmphbahnen  in’s  Blut  eintritt,  in  5 Versuchen  enthielt 
ungeachtet  der  Verschliel'sung  des  Brustganges  der  Harn  ausnahms- 
los Gallenstoffe  (Gallenfarbstoff  und  Gallensäuren).  Durch  Unter- 
suchung der  vor  der  Unterbindung  des  Gallenganges  aufgefangenen 
und  der  bei  der  späteren  Tödtung  des  Tieres  aus  der  Gallenblase 
gewonnenen  Galle  liefs  sich  feststellen,  dass  der  Gehalt  der  letzte- 
ren an  Taurocholsäure  um  '/4 — '/»  geringer,  dagegen  derjenige  an 
Mucin  und  Cholesterin  erheblich  gröl'ser  war  als  in  ersterer.  Davon 
abgesehen  war  nach  dem  Verschluss  auch  die  Gröl'se  der  Gallen- 
bildung erheblich  herabgesetzt  und  zwar,  wie  ein  eigens  zu  dem 
Zweck  angestellter  Controlversuch  ergab,  bis  auf  das  8 fache  ver- 
mindert, sodass  z.  B.  von  der  Taurocholsäure  in  gleichen  Zeiten 
10  Mal  weniger  gebildet  wurde,  als  vor  der  Unterbindung  des 
Gallenganges.  Infolge  letzterer  Operation  erweitern  sich  unter  dem 
Druck  der  gestauten  Galle  die  Lebergänge,  die  Balken  der  Leber- 
zellen zerklüften,  das  Protoplasma  derselben  schwindet,  wie  Verf. 
dies  genauer  an  mikroskopischen  Präparaten  studirte  und  durch 


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294  Walsham,  O’Nkclb,  Cottkhkm., Gleich,  Behänd!.  d.KlumpfoCses.  No.  17 

instruktive  Abbildungen  erläutert.  Von  Interesse  ist  ein  Versuch, 
aus  dem  erhellt,  dass  nach  Unterbindung  des  Gallenganges  auch 
dem  Inhalt  des  Brustganges  17  Tage  lang  der  Uebertritt  in’s  Blut 
verwehrt  sein  kann  ohne  die  geringste  Störung  im  Wohlbefinden 
des  Tieres,  vorausgesetzt,  dass,  wie  schon  aus  früheren  Unter- 
suchungen bekannt,  nur  Eiweifs  und  Kohlehydrat  und  keine  Fette 
gefüttert  werden;  ausser  einer  Ausdehnung  des  Brustgangee  und 
einer  Schwellung  der  Hals-  und  Schulterblattlymphdrüsen  ist  sonst 
nichts  Abweichendes  zu  entdecken,  insbesondere  nirgends  eine  An- 
deutung von  Oedemen  oder  Ergüssen.  Nach  Verschluss  des  Brust- 
ganges  am  Halse  haben  sich,  wie  durch  die  Abbildung  eines 
Falles  erläutert  ist,  die  in  der  Brusthöhle  neben  dem  Bruetgange 
für  gewöhnlich  kaum  sichtbaren  Collateralen  stark  erweitert  und 
sich  gegen  die  Lymphdrüsen  hin  verästelt,  welche  zwischen  die 
vom  Herzen  abgehenden  Blutgefäfse  eingebettet  sind;  an  der  Unter- 
bindungsstelle endete  der  Brustgang  blind;  nirgends  waren  Oedeme 
und  Extravasate  sichtbar.  — Die  Arbeit  ist  in  der  Leipziger  phy- 
siologischen Anstalt  ausgeführt.  J.  Munk. 


1)  W.  J.  Walshain,  The  treatment  of  club-foot.  Brit.  med.  Jourti. 
1893,  p.  839. 

2)  H.  O’Neele,  Notes  on  three  cases  of  chronic  acquired  talipes 
succesfully  treated  by  Operation.  Ebenda,  p.  454. 

3)  E.  Cotterell,  Arthrodesis  of  the  anklejoint  in  talipes  varus  due 
to  infantile  paralysis.  Lanoet  1893,  p.  1129. 

4)  A.  Gleich,  Beitrag  zur  operativen  Plattfufsbehandiung.  Arch.  f. 
klin.  Chir.  XLV1.  S.  359. 

1)  Aus  diesem  Vortrage  und  der  sich  anschliefsenden  Discussion 
in  der  Brit.  med.  Association  sei  hervorgehoben,  dass  bei  jungen 
Kindern  im  Gegensatz  zu  älteren  Fällen  mit  vernachlässigtem  hoch- 
gradigen Klumpfufs,  operative  Eingriffe  nur  auf  diejenigen  Vor- 
kommnisse beschränkt  werden  sollen,  in  denen  die  Unmöglichkeit, 
nach  der  Achillotomie  den  Fufs  in  rechtem  Winkel  zum  Unter- 
schenkel zu  stellen,  auf  einer  anders  nicht  zu  beseitigenden  Abbie- 
gung des  Tabes-Halses  („Seflection“)  nach  unten  beruht.  Die  be- 
treffenden Eingriffe  sollten  aber  nie  gegen  die  Weichteile  und 
Bänder  gerichtet  sein,  wie  es  bei  der  Pmaprschen  Operation  und 
bei  der  Trennung  der  Plantar-Aponeurose  geschieht.  Man  muss 
vielmehr  den  Talus  entfernen  und  erst  wenn  dieses  nicht  zum  Re- 
dressement ausreicht,  darf  man  an  Excision  weiterer  Teile  des 
Tarsus-Scelets  denken. 

2)  Die  in  den  3 Fällen  Verf.’s  befolgte  Behandlung  bestand 
darin,  dass  zuerst  unter  EssuRcH’seher  Blutleere  und  unter  Narkose 
die  Plantar-Aponeurose  subcutan  getrennt  wurde  und  erst  später, 
nach  einer  Woche  die  Achillarsehne.  Der  Grund  hierfür  ist,  dass 
die  Zehen  und  der  Vorderfufs  besser  gestreckt  werden  können, 


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No.  17.  Grbkff,  Veränderungen  des  Corpus  ciliare  etc.  295 

wenn  man  den  Hacken  an  der  Achillessehne  fixirt.  Nach  Heilung 
der  Hautwunden  wird  während  3 — 4 Wochen  durch  Manipulationen 
und  Massage  der  Fufs  täglich  in  die  richtige  Position  gebracht, 
wobei  als  Hilfsmittel  die  hierzu  angegebene  TaoMAs’sche  Maschine 
benutzt  wird.  Die  Patienten  sollen  dann  täglich  so  viel  wie  mög- 
lich gehen  und  wird  die  Massage  möglichst  noch  2 Jahre  nach 
der  Operation  fortgesetzt.  (Die  beigefögten  guten  photographischen 
Abbildungen  veranlassen  Ref  auf  die  Unzulänglichkeit  derartiger 
Darstellungen  orthopädischer  Erfolge  in  vielen  Fällen  hinzuweisen. 
Man  sollte  ein  für  alle  Mal  eine  genaue  Beschreibung  des  Ganges 
des  Pat.  vor  und  nach  der  Behandlung  verbunden  mit  Angaben 
Ober  Gröfse  und  Ernährungsverhältnisse  der  betreffenden  Extremität 
liefern). 

3)  Die  in  3 Fällen  von  Verf.  erfolgreich  erprobte  Operation 
besteht  in  der  Eröffnung  des  Fibiotarsal-Gelenkes  durch  einen  vorn 
quer  verlaufenden  Schnitt.  Die  von  demselben  betroffenen  Sehnen 
werden  ebenso  wie  der  V.  tibial.  ant.  vor  der  Trennung  auf  beiden 
Seiten  angeschlungen,  um  daun  nach  Anfrischung  des  Gelenkes 
sorgfältig  vernäht  zu  werden.  Die  Anfrischung  selbst  hat  keine 
glatten  Flächen  an  Stelle  der  Ueberknorpelung  zu  schaffen,  das 
Gegenteil  ist  eher  wönschenswert;  dagegen  hat  man  überall,  wo 
knorplige  Flächen  sind,  sie  genau  durchzuföhren.  Schluss  der 
äusseren  Wunde,  Lagerung  des  Beins  auf  einer  passenden  Schiene 
und  Nachbehandlung  mit  Gypsverbänden  bieten  nichts  besonderes. 
Als  Vorteile  dieser  Arthrodese  bezeichnet  Verf.  1)  die  geringe  Be- 
einträchtigung des  Knochen wachsthums;  2)  die  Erhaltung -der  bei- 
den Malleoli  als  gute  Seitenstützen  für  das  Gelenke;  3)  Leichtigkeit 
der  Ausführung  und  Ungefährlichkeit  des  Eingriffs;  4)  das  gute 
Endergebnis  für  die  Bewegungsfähigkeit  der  betr.  Patienten  und 
5)  die  Entbehrlichkeit  kostspieliger  und  zusammengesetzter  Stütz- 
apparate. 

4)  Nach  Resection  eines  Keiles  von  ca.  1 */.,  cm  mit  der  Basis 

nach  abwärts  mittels  eines  PiBüooFF’schen  Bügelschnittes  wird  der 
Stumpf  des  Calcaneus  so  umgelegt,  dass  sich  die  unteren  Grenzen 
decken  und  mit  einer  winkligen  Knickung  eine  Erhöhung  des 
Knochens  um  mehr  als  1 cm  eintritt.  Der  Resection  wird  die 
Achillntomie  vorangeschickt.  P.  Gäterbock. 


R.  Greeff,  Befunde  am  Corpus  ciliare  nach  Punction  der  vorderen 
Kammer.  Ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  Flüssigkeitswechsel  im 
Auge  und  der  Fibrinbildung  im  Kammerwasser.  Arch.  f.  Augenheilk. 
XXVIII.  S.  178. 

Es  kommen  im  Auge  zwei  Arten  von  Kammerwasser  vor;  das 
erste,  normale  enthält  kein  Eiweils  und  kein  Fibrin  und  ist  nicht 
gerinnungsfähig;  das  zweite,  welches  nach  stattgefundener  Punction 
der  vorderen  Kammer  öder  einer  perforirenden  Verletzung  sich 


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296 


MiFFUccr,  Verhalten  des  Embryo  gegen  Infectionen. 


No.  17 


einstellt,  enthalt  reichlich  Eiweifs  und  Fibrin  und  gerinnt  sofort 
nach  der  Entleerung  zu  einem  Galertklumpen;  es  gleicht  in  seinen 
Eigenschaften  und  seiner  Zusammensetzung  sehr  dem  Serum  des 
Blutes. 

Es  liegt  hiernach  der  Schluss  nahe,  dass  durch  die  Punction, 
den  Abfluss  und  den  reifsenden  Ersatz  des  Kammerwassers  an  der  \ 
Stelle,  an  welcher  das  Kammerwasser  abgesondert  wird,  abnorme 
Verhältnisse  geschaffen  werden,  welche  es  ermöglichen,  dass  Stoffe, 
die  sonst  bei  der  Absonderung  des  Kammerwassers  aus  der  Lymphe 
zurückgehalten  werden,  nunmehr  in  das  Kammerwasser  mit  eintreten. 

Dieser  Satz  wird  durch  folgende  mikroskopische  Befunde  be- 
wiesen: Sobald  in  einem  Auge  die  vordere  Kammer  eröffnet  war, 
traten  im  ganzen  Gebiet  der  Processus  ciliares  grofse  zahlreiche 
Blasen  auf,  die  dadurch  gebildet  siod,  dass  der  Epithelßberzug  der 
Processus  hoch  und  blasenartig  abgehoben  ist.  Unter  den  Blasen 
sitzen  geronnene  Massen,  wie  wir  sie  auch  nach  der  Punction  später 
im  Kammerwasser  finden.  Die  Blasen  entstehen  durch  den  sich 
hier  absondernden  Flüssigkeitsstrom , welcher  durch  den  nach  Ent- 
leerung der  Kammer  vorhandenen  negativen  Druck  gesteigert  ist. 
Schliefslich  werden  die  Blasen  zum  Platzen  gebracht  und  entleeren 
ihren  Inhalt  in  das  Kammerwasser. 

Die  Fibrinbildung  und  Gerinnung  des  Kammerwassers  entsteht 
also  dadurch,  dass  nach  Epithelalterationen  am  Orte  der  Secretion  , 

Eiweifsstoffe  und  Fibrinregeneratoren  aus  dem  Blut  in  das  Kammer- 
wasser direct  übertreten,  Stoffe,  die  bei  intactem  Epithel  von  diesem 
zurückgehalten  werden.  Borstmann. 


Maffucci,  Ueber  das  Verhalten  des  Embryo  gegen  Infectionen.  Cbl. 
f.  allg.  Path.  n.  path.  An&t.  1894,  V.  No.  1. 

Die  vorliegende  in  10  Seiten  zusammengepresste  Mitteilung 
M.’s  enthält  für  unsere  Anschauung  über  Vererbung  eine  gi'ofse 
Menge  neuer  Thatsachen.  Die  Experimente  teilen  sich  in  2 Gruppen : 
die  eine  studirte  das  Verhalten  des  bereits  entwickelten  Embryo 
gegenüber  einer  Infection,  die  zweite  die  Entwickelung  des  Embryo 
nach  erfolgter  Infection  des  Ei’s.  Zur  Untersuchung  wurden  heran- 
gezogen Hühnercholera,  Milzbrand,  Pneumobacillen,  Hühnertuber- 
kulose, Säugetiertuberkulose  und  die  toxischen  Produkte  der  beiden 
letzteren. 

Bei  den  Experimenten  am  Hühnerei  wurden  die  Bakterien  ent- 
weder vor  oder  während  der  Bebrütung  in  das  Eialbumin  gebracht 
und  die  Eier  zu  verschiedenen  Brutzeiten  untersucht;  ein  Teil  wurde 
ausgebrütet.  Die  Untersuchung  war  histologisch,  mit  der  Platten- 
kultur und  durch  das  Tierexperiment. 

Bei  Impfung  zu  Anfang  der  Brutzeit  gelangen  die  Bacillen 
erst  nach  10  Tagen  in  den  Embryo;  als  Weg  wählen  sie  die 
Allantoisblafe  und  nicht  etwa  die  Area  vnsculosa.  Bei  Impfung 


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No.  17. 


Maffücci,  Verhalten  des  Embryo  gegen  Infectionen. 


297 


nach  dem  14.  Bruttage,  also  nach  vollständiger  Ausbildung  der 
Allantoisblase,  findet  man  sie  aber  schon  nach  wenigen  Stunden  im 
Embryo. 

So  lange  der  Embryo  lebt,  vermehren  sich  die  Bacillen  weder 
im  Eiweifs  noch  im  Embryo.  Die  Embryonen  sind  für  eine  In- 
fection  nicht  empfänglich.  Die  lebenden  Embryonen  können  aber 
zur  Tßdtung  eines  ausgewachsenen  Tieres  genügend  Bacillen  ent- 
halten. In  den  Embryonalgeweben  können  die  Bakterien  getötet 
oder  abgeschwächt  werden;  dies  kommt  in  der  umgebenden  Albu- 
minschicht nicht  vor. 

Die  Infection  kann  sich  bedeutend  später  als  die  Ausbrütung 
einstellen  (Höhnertuberkulose).  Die  Hühnertuberkulose  kann  sich 
lange  Zeit  nach  der  Ausbrütung  in  der  Leber  entwickeln,  hier 
heilen,  und  daför  später  in  der  Lunge  ausbrechen.  Der  Embryo 
kann  den  Bacillus  der  Höhnertuberkulose  zerstören,  kann  unter 
seinem  Einfluss  marantisch  geboren  werden,  und  unter  dieser  Form 
längere  Zeit  nachher  sterben,  ohne  jedoch  Tuberkulose  in  den  Or- 
ganen zu  zeigen.  Dasselbe  Resultat  kann  man  erhalten,  wenn  man 
den  Eiern  an  Stelle  der  lebenden  Bacillen  die  Toxine  der  Hühner- 
tuberkulöse  einimpft. 

Die  Zerstörung  der  Bacillen  durch  die  Embryonen  macht  diese 
nicht  unempfänglich  gegen  eine  spätere  Infection. 

Die  Art  wie  die  Bakterien  in  den  Geweben  des  Embryo  zer- 
stört werden,  untersuchte  M.  an  der  Leber;  er  fand,  dass  sie  von 
den  Leukocyten  und  Endothelzellen  verzehrt  werden,  ein  Process, 
der  nur  in  den  letzten  Tagen  der  Brutzeit  vor  sich  geht. 

Die  Bacterien  die  im  Albumin  Zurückbleiben,  bewahren  ihre 
Giftigkeit.  Die  Controltiere  die  mit  dem  Albumin  geimpfi  werden, 
gehen  ein;  diejenigen,  die  mit  Embryonalgewebe  geimpft  werden, 
bleiben  am  Leben;  ebenfalls  die,  welche  mit  Kulturen  geimpft  wur- 
den, die  aus  dem  Embryo  gewonnen  waren. 

In  einer  zweiten  Reihe  experimentirte  M.  an  Kaninchen  und 
zwar  mit  Tuberkelbacillen,  die  er  ihnen  in  die  Jugularvene  ein- 
spritzte. Seine  Resultate  lauten:  Die  Jungen  von  Muttertieren, 
welche  während  der  Trächtigkeit  tuberkulös  gemacht  wurden,  kön- 
nen schon  4 Stunden  nach  der  Impfung  der  Mutter  den  Bacillus 
aufweisen.  In  der  Placenta  zeigt  sich  die  Tuberkelentwicklung  nach 
15  Tagen  noch  nicht.  Die  Bacillen  cirkuliren  im  Placentarblut, 
localisiren  sich  nicht  und  sind  desshnlb  schwer  aufzufinden.  Die 
Organe  eines  Fötus  einer  tuberkulös  gemachten  Mutter  enthalten  in 
den  ersten  48  Stunden  nach  der  Jugularimpfung  lebende  und  viru- 
lente Tuberkelbacillen.  Nach  dieser  Zeit  gelang  es  M.  nicht  mehr 
mit  den  fötalen  Organen  Meerschweinchen  tuberkulös  zu  inficiren. 
Viele  der  mit  fötalen  Organen  geimpften  Meerschweinchen  wurden 
tuberkulös  und  gingen  marantisch  zu  Grunde,  wie  wenn  ihnen  tote 
Tuberkelbacillen  eingeimpft  worden  wären. 

Die  von  tuberkulösen  Müttern  geborenen  Kaninchen  zeigen  bis 
zum  6.  Monat  nach  der  Geburt  keine  Tuberkel;  nach  dieser  Zeit 


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298  Baoinskt,  Ueber  die  diphtherische  Nierenerkrankung.  No.  17 

aber  kann  man  Tuberkel  in  der  Leber  und  in  der  Lunge  finden; 
Tuberkelbacillen  aber  findet  man  in  denselben  nicht. 

Aus  all’  den  Untersuchungen  geht  hervor,  dass  das  embryo- 
nale Gewebe  ganz  anders  zu  beurteilen  ist,  als  das  eines  Erwach- 
senen. Scheurlen. 


A.  Baginsky , Die  klinischen  Erscheinungen  der  diphtheritischen 
Nierenerkrankung.  Arch.  f.  Kinderheilk.  XVI.  S.  331. 

Die  Nierenerkrankung  spielt  zwar  im  Allgemeinen  bei  der 
Diphtherie  nicht  die  wichtige  Rolle,  wie  bei  Scharlach,  doch  lässt 
sich  behaupten,  dass  sie  im  Ganzen  der  Schwere  der  Allgemeiner- 
krankung proportional  geht,  und  daher  für  dieselbe  einen  Grad- 
messer abgiebt.  B.  unterscheidet  folgende  Formen. 

1)  Diphtherie  leichten  Grades:  die  Harnmenge  ist  wenig  oder 
nicht  verringert;  das  specifische  Gewicht  ist  kaum  verändert.  Hy- 
dropische  Erscheinungen  fehlen  fast  immer.  Albuminurie  fehlt  oder 
ist  mäfsigen  Grades  und  dieselbe  klingt  alsbald  ab,  in  dem  Maase, 
als  der  diphtherische  Process  zur  Heilung  geht.  Schon  vor  Auf- 
treten der  Albuminurie  enthält  auch  in  leichteren  Fällen  der  Harn 
morphotische  Bestandteile,  welche  auf  eine  Läsion  des  Nierenparen- 
chyms schliefsen  lassen:  neben  beträchtlichen  Mengen  hyaliner  Cy- 
lindroide  findet  man  verfettete  Leukocyten  und  Nierenepithelien,  die  ( 
oft  in  Haufen  von  cylindrischer  Gestalt  zusammen  liegen,  und  in 
welcher  ein  Kern  nur  schwer  erkennbar  ist.  Rote  Blutkörperchen 
sind  nur  in  geringer  Menge  nachweisbar.  Die  Mitbeteiligung  der 
Nieren  geht,  — wenn  sie  vorhanden  ist  — zurück,  oft,  wenngleich 
nicht  immer,  analog  dem  Verschwinden  der  Membranen  im  Pharynx. 

2)  In  malignen  Fällen  von  Diphtherie  giebt  sich  die  schwere  und 
frühzeitige  Mitbeteiligung  der  Nieren  kund  durch  rasches,  ja  plötz- 
liches Auftreten  reichlicher  Zerfallsprodukte  von  Nierenepithelien 
und  grofser  Massen  von  Albumin  im  Harn.  Die  Ausscheidung 
pathologischer  Harnbeslandteile  dauert  unvermindert  an  bis  zum 
Tode.  Die  Harnmenge  ist  verringert;  z.  Th.  ist  die  Verringerung 
Folge  der  Herzschwäche,  z.  Th.  aber  auch  auf  die  Nierenerkrankung 
zu  beziehen.  Die  Nierenepithelien  und  Leukocyten  sind,  besonders 
die  ersteren,  in  gequollenem,  zerfallenem  Zustande  als  stark  licht- 
brechende, zu  Haufen  liegende,  fast  amorphe  Massen  im  Harn  zu 
finden,  die  bei  den  schwersten  Formen  sich  in  gröbere  und  feinere 
Körner  auflösen.  Neben  hyalinen  Cylindroiden  sieht  man  grob- 
körnige, fast  wie  Kalkmasseu  undurchsichtige  Cylinder,  die  aber 
keinen  Kalk  enthalten.  Auch  in  diesen  Fällen  enthält  der  Harn 
wenig  rote  Blutkörperchen.  3)  Die  3.  Gruppe  bilden  die  durch 
subacut  verlaufende  Mitbeteiligung  der  Nieren  gekennzeichneten 
Diphtheriefälle.  Adynamische  Zustände  des  Herzens  und  Lähmungen 
der  Muskeln  bestehen  neben  mehr  oder  weniger  schwer  einsetzen- 
der Nierenaffection.  Die  Nierenerkrankung  documentirt  sich  durch 
dieselben  Veränderungen,  wie  in  den  vorher  beschriebenen  Gruppen; 


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No.  17.  Stieglitz  u.Gbrstkr.Dillkr  u.Buchanan,  Ueber Hirncysten  etc.  299 

eigenthümlich  ist  nur  bei  dieser  Form  der  stete  Wechsel  von  Besserung 
und  Verschlimmerung.  Charakteristisch  ist  in  diesen  Fällen,  dass 
die  definitive  Besserung  des  Allgemeinbefindens  von  der  Rückkehr 
des  Harns  zur  Norm  eingeleitet  und  begleitet  wird.  — Dieses  Ver- 
hältniss  ist  wahrscheinlich  so  zu  deuten,  dass  die  Nierenerkrankung 
ebenso  wie  die  übrigen,  mehr  oder  minder  schweren  Erscheinungen 
der  Diphtherie  durch  im  Blute  kreisende  Toxine  erzeugt  wird. 
Für  die  Therapie  ergiebt  sich  aus  dieser  Betrachtung,  dass  man  bei 
den  leichteren  Fällen  dafür  Sorge  zu  tragen  hat,  dass  nicht  durch 
übermäfsige  Anwendung  von  Reizmitteln,  sei  es  zum  Zwecke  der 
Ernährung,  sei  es  zur  Medication,  der  Niere  neue  starke  Reize  zu 
den  schon  im  Blute  vorhandenen  Giftstoffen  zugeführt  werden.  — 
Bei  den  Fällen  der  2.  Gruppe  wird  man  kaum  Gelegenheit  haben, 
auf  die  Nierenaffection  wesentlich  Rücksicht  zu  nehmen.  Die  The- 
rapie gelangt  vielmehr  zur  Berücksichtigung  der  Anomalien  der 
Niere  erst  dann,  wenn  der  Process  sich  durch  Absfofsung  der  diph- 
theritischen  Massen  zur  Heilung  schickt  und  die  Krankheit  ferner 
mehr  den  Charakter  der  3.  Gruppe  annimmt.  — Bei  der  3.  Gruppe 
muss  man  laviren,  um  einerseits  den  bedrohlichen  schweren  Herz- 
erscheinungen durch  Anwendung  von  Reizmitteln  und  Tonicis  zu 
begegnen,  andrerseits  die  Nieren  nicht  zu  stark  reizen.  Ausgiebige 
Fleischnahrung  verbietet  sich  im  Allgemeinen  von  selbst,  stark  con- 
centrirte  Bouillon  hält  B.  für  direct  nachteilig.  Neben  reichlicher 
Milchzufuhr  empfiehlt  B.  Anwendung  von  Ei,  Dknaybr’s  Pepton, 
das  als  meat  juice  in  den  Handel  gebrachte  Piäparat,  daneben 
mäfsige  Mengen  von  Alcoholicis,  in  Milch  oder  in  schleimigen  De- 
cocten eingehüllt.  Bei  gestürter  Herzaction  und  gleichzeitig  vermin- 
derter Diurese  hat  sich  Diuretin  an  Gaben  von  0.2  — 0.5 — 1 g 
2 — 4 Mal  täglich,  abwechselnd  mit  Gaben  von  Coffein,  natr.-benzoic. 
0.0 1 — 0.02  sehr  wohl  bewährt.  Nach  Ablauf  der  Albuminurie  gehe 
man  sofort  zu  kräftig  roborirender  Diät  über.  Stadthagen. 


1)  L.  Stieglitz  and  A.  P.  (»erster,  Report  of  a case  of  cystic 
tumor  of  the  brain  operated  upon  with  success.  Amer.  Journ.  of  the 
med.  Sciences  1893,  June. 

2)  Th.  Diller  and  J.  J.  Buchanan,  A case  of  subcorticai  Cyst 
of  the  low;er  part  of  the  left  Ascending  parietal  Convolution,  Ope- 
ration, Recovery.  Ebenda,  Juli. 

1)  Eine  25jährige  Frau  zeigte  October  1891  zum  ersten  Male 
Convulsionen  nach  dem  Typus  der  jAucsoN’schen  Epilepsie;  dieselben 
begannen  mit  Parästhesien  und  Zuckungen  an  den  Fingern  der 
rechten  Hand,  breiteten  sich  dann  über  den  ganzen  Körper  aus  und 
führten  einen  Bewusstseinsverlust  herbei;  diese  Anfälle  wiederholten 
sich  mehrfach  und  später  täglich.  Februar  1892  zeigte  sich  eine 
zunehmende  Parese  der  rechten  Hand.  Allgemeinerscheinungen  wie 
Fieber,  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Schwindel  fehlten;  eine  antisyphi- 


Di^trreHiy-GSogle 


300  Sinqkb,  Freund,  Hauterkrankungen  durch  Autointoxication.  No.  17 

litische  Cur  war  ohne  Erfolg.  — Die  Operation  (25.  Juni)  erwies 
eine  diffuse  Trübung  der  Dura  über  dem  mittleren  Drittel  der 
linken  vorderen  Central windung;  die  Rinde  unter  der  Dura  schien 
intact;  nach  Eröffnung  der  Dura  und  Punction  entleerte  sich  unter- 
halb dieser  Stelle  gelbliche  Flüssigkeit;  die  Rinde  über  der  Cyste 
wurde  entfernt.  Unmittelbar  nach  der  Operation  waren  die  Finger 
und  Hand  rechts  fast  bewegungslos;  allmälig  traten  in  derselben 
wieder  Zuckungen  auf,  die  im  December  auch  den  rechten  Arm 
und  die  rechte  Gesichtshälfte  ergriffen;  später  wurdeu  die  Convul- 
sionen  wieder  allgemein. 

2)  Ein  35jähriger  Mann,  der  wiederholt  Schläge  am  Kopf  er- 
halten hatte,  zeigte  zuerst  eine  Schwierigkeit  beim  Aussprechen 
einiger  Worte  und  eine  Parese  des  rechten  Facialis  und  der  rechten 
Hand.  (Juni  1892).  Dazu  traten  eine  Schwäche  des  rechten  Beins,  Er- 
brechen, Schmerzen  in  der  linken  Frontalgegend,  Schwindel  und 
endlich  Krämpfe,  die  die  rechte  Gesichtshälfte  und  den  rechten  Arm 
betrafen,  bei  erhaltenem  Bewusstsein  eintraten  und  später  auch  das 
rechte  Bein  befielen.  Die  Parese,  die  Aphasie  und  die  Convul- 
sionen  nahmen  an  Intensität  zu.  Das  Muskelgefühl  war  in  den 
gelähmten  Extremitäten  erhalten.  Der  Augenbefund  war  negativ. 
Man  nahm  den  Sitz  eines  Heerdes  subcortical  an,  weil  die  Parese 
den  Krämpfen  vorausging  (Skquin,  Millo).  Die  Trepanation  wurde 
in  der  Gegend  des  Handcentrums  vorgenoromen  (untere  Teil  der 
RoLANDo’schen  Furche);  man  fand  unterhalb  der  motorischen  Centren 
des  Armes  und  Gesichts  eine  Cyste  die  entleert  wurde  (durch  Punc- 
tion und  Incision).  — Die  Spasmen  liefsen  nach  der  Operation  nach 
und  einige  Monate  darauf  trat  ein  allgemeiner  Krampfanfall  ein, 
der  sich  jedoch  nicht  wiederholte.  S.  Kalischer. 


1)  G.  Singer,  Ueber  den  sichtbaren  Ausdruck  und  die  Bekämpfung 
der  gesteigerten  Darmfäulniss.  Wiener  klin.  Woohenschr.  1894,  No.  3. 

2)  E.  Freund,  Ueber  Autointoxications-Erytheme.  Ebenda. 

1)  S.  fand  bei  gewissen  Dermatosen,  insbesondere  bei  idiopa- 
thischer Urticaria,  bei  Erythema  toxicum,  bei  gewissen  Formen  der 
Acne  vulgaris  faciei  und  bei  Pruritus  senilis  mit  grolser  Regel- 
mäfsigkeit',  und  zwar  oft  auch  ohne  dass  dabei  Flatulenz,  Obsti- 
pation, Diarrhoe  oder  ähnliche  Symptome  bestanden  hätten,  Zeichen 
gesteigerter  Darmfäulniss  (Vermehrung  des  Indicans,  der  aromati- 
schen Oxysäuren,  der  Aetherschwefelsäuren  im  Harn),  die  mit  dem 
spontanen  Ablauf  der  Hautaffection  wieder  rückgängig  wurden. 

Ein  ursächlicher  Zusammenhang  zwischen  beiden  Erscheinungen 
liefe  sich  um  so  sicherer  annehmen,  als  die  erfolgreiche  Bekämpfung  } 
der  Darmstörung  zugleich  einen  zweifellosen  heilenden  Einfluss  auf 
die  Hauterkrankung  hatte.  So  wurde  in  5 Fällen  von  Pruritus 
senilis  in  kürzester  Zeit  vollkommenes  Schwinden  des  quälenden 
Juskreizes  erzielt.  Als  ein  sehr  sicheres  Mittel  zu  dem  angegebenen 


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No.  17. 


Rbdss.  — Inoko.  — Yamagiwa. 


301 


Zwecke  erwies  sich  das  Menthol,  von  dem  Verf.  täglich  0.6 — 0.8 
in  Gelatinekapseln,  deren  jede  0.1  Menthol  auf  0.25 — 0.5  01. 
amygdal.  oder  01.  olivar.  enthielt,  nehmen  liefs;  daneben  wurde 
eine  geeignete  Diät,  namentlich  Vermeidung  schwer  verdaulichen 
und  nicht  ganz  frischen  Fleisches  (Wurstwaaren)  verordnet. 

2)  F.,  welcher  auf  Veranlassung  Mrackk’s  Urin  und  Fäces 
von  Kranken  untersuchte,  welche  an  Erythema  multiforme  mit 
schwereren  Allgemeinstörungen  litten,  konnte  ebenfalls  das  Vorhan- 
densein excessiver  Mengen  von  Körpern,  die  sich  bei  der  fauligen 
Zersetzung  des  Eiweifses  bilden  (Indol,  Scatol,  Phenole,  Aether- 
schwefelsäuren,  Diamine),  constatiren.  Es  dürfte  sich  also  auch  in 
diesen  Fällen  um  eine  vom  Verdauungstractus  ausgegangene  Intoxi- 
cation  des  Organismus  gehandelt  haben.  Therapeutisch  hatte  Ca- 
lomel  einen  überraschend  schnellen  und  guten  Erfolg.  Im  Uebrigen 
hält  auch  F.  nach  seinen  Erfahrungen  das  Pfeffermünzöl  für  eines 
der  besten  Darmdesinficientien.  H.  Müller. 


Fr.  Reuss,  Pepsin  und  Trypsinsinverdauung  in  Gegenwart  bitterer 
Stoffe.  Ung.  Arch.  der  Med.  11.  1894,  S.  303. 

Nach  den  Venuchen  ron  R.  wirken  die  Bitterstoffe  — es  wurde  nur  mit  reinen 
Substanzen  gearbeitet  — hemmend  auf  die  Pepsinverdauung  und  zwar  in  grüfseren 
Dosen  starker  wie  in  kleineren,  jedoch  immer  nur  in  mäfsigem  Grade. 

Durchschnittlich  gelangten  in  den  mit  Bitterstoffen  — Quassin,  Erythrocentaurin, 
Lupulin,  Gentianin,  Absinthin,  Condurangin,  Calumbin,  etwa  80 — 90  pCt.  derjenigen 
Quantität  Eiweifs  in  LBsung,  welche  im  Normalvertuch  ohne  Zusatz  verdaut  wurde. 
Nur  beim  cetrarsauren  Kali  war  die  Wirkung  starker.  Nicht  so  constant  waren  die 
Resultate  hinsichtlich  der  Trypsinrerdauung.  Von  27  Versuchen  fielen  10  zo  Gunsten 
der  Amara  aus,  in  16  Killen  war  das  Resultat  für  die  Bitterstoffe  ungünstig,  in  einem 
Fall  stimmte  das  Resultat  mit  dem  Controlvereuch  überein.  Günstige,  wie  ungünstige 
Wirkung  sind  gering.  K.  Ssikowiki. 


Y.  Inoko,  Ueber  tlie  Verbreitung  der  Nucleinbasen  in  den  tieri- 
schen Organen.  Zeitschr.  f.  physiologische  Cbem.  XVIII.  S.  540. 

Sperma  des  Stieres  und  die  S permatozoen  des  Ebers  und  Lachses  (zerschnittene 
Nebenhoden  mit  Wasser  geschüttelt,  colirt  und  nach  Essigslurezusatz  centrifugirt ; den 
Bodensatz  bilden  die  Spermatozoon)  enthalten  Xantbinbasen  (Xanthin  und  Guanin)  in 
grdtserer  Menge  alt  Sarkinbasen  (Hypoxanthin  und  Adenin).  Das  Verhlltnist  beider 
nnter  einander  ist  ein  wechselndes.  Die  Menge  der  sauerstoffreicberen  Basen  (Hypo- 
xanthin und  Xanthin)  überwiegt  in  den  genannten  Organen  über  die  der  N reicberen 
(Adenin  und  Guanin),  ln  den  Nucleinsluren  aut  dem  Stierhoden  fand  sich  mehr 
denn  doppelt  so  viel  Xanthin  als  Hypoxanthin  und  Adenin  zusammen.  Die  Leuko- 
eyten  der  Thymusdrüse  enthalten  keine  Xantbiubasen,  vielmehr  reichlich  Sarkinbasen, 
besonders  Adenin;  dasselbe  ist  der  Fall  bei  der  aus  Thymus  dargestellten  Nucleinslure. 
— Adenin  und  Hypoxanthin  wurden  vom  Guanin  durch  Ammoniak,  Adenin  vom 
Hypoxanthin  durch  Picrinslure  getrennt  und  Hypoxanthin  als  H Silberpikrat  bestimmt. 

3.  llunk. 


K.  Yamagiwa,  Zellenstudie  au  sich  regenerierendem  Sehnenge- 
webe. Vircb.  Arch.  Bd.  135,  S.  308. 

Die  Arbeit  ist  besonders  deshalb  von  luteresse,  weil  damit  aus  dem  ViaCHOw'tchen 
Institut  heraus  der  GnawiTz'schen  Schlummerzellentheorie  entgegengetrelen  wird.  Verf 


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302 


QbII.LINI.  — MÖLI.RH.  — ZccKKBKANDL. 


No  17 


bat  die  Untersuchung  Visriso's  am  regenerirenden  Sehnengewebe  nachgeprüft.  Dabei 
konnte  er  vom  3.  Tage  nach  der  Durchschneidung  der  Sebne  an  zahlreiche  mitotische 
Teilungen  der  Sehnen-  and  Bindegewebszellen  beobachten,  durch  die  die  Intercellalar- 
substanz in  ihrem  Volumen  beschriebt  wurde.  Irgend  ein  neuer  Erklärungsversuch 
für  die  im  regenerirendeu  Sshnengewebe  auftretenden  Zellen  schien  dem  Verf.  nicht 
notwendig.  Der  Satz  „Omnis  cellula  e cellula“  gilt  auch  fernerhin  als  der  Grund- 
stein unserer  Anschauungen.  M.  Bothmum. 


C.  Ghillini,  Experimentelle  Untersuchungen  über  flie  mechanische 
Reizung  des  Epiphysenknorpels.  (Laboratorium  för  allgem.  Pa- 
thologie der  k.  Universität  Bologna,  geleitet  von  Prof.  G.  Tizzom). 
Arch.  f.  klin.  Ckir.  XLVI.  S.  844. 

Die  Schlussfolgerungen  Verf.'s  lauten:  Die  mechanische  Reizung  des  Epipbrsen- 
knorpels,  herrorgerufen  durch  aseptische  Implantation  von  Elfenbeinnfigeln  haben  als 
Wirkung:  1)  Zurückhaltung  der  Entwickelung  des  operirten  Knochens,  indem  sie 
mit  dem  Verschwinden  des  Nagels  gleichzeitig  das  Verschwinden  des  Epiphysenknor- 
pels  in  kürzerer  Zeit  als  an  dem  normalen  Teile  bewirken;  2)  Gelenkdeformitlten  her- 
rorzurufen,  welchen  Deformitäten  der  Diaphyse  des  operirten  Knochens  folgen. 

Aus  den  hierauf  bezüglichen  Versuchen  erhellt  die  Wichtigkeit  des  Epiphysen- 
knorpels bei  der  Entwicklung  der  GelenkdeformitSten  und  der  Einfluss  des  Druckes 
auf  die  Deformitäten  selbst,  weil  die  Vermehrung  derselben  in  den  Gelenkfiüchen  ein 
Zusammeudrücken  des  Gelenkknorpels  und  Schwund  des  Knochens  der  Epiphyse  be- 
wirkt, wahrend  er  in  der  Diaphyse  grBfseres  Ansammeln  der  Knochensubstanz  her 
vorrnft.  P.GBterbock. 


J.  Müller,  Zur  Diagnostik  der  Eiterungen  im  Processus  mastoideus. 
Wieuer  med.  Wochensohr.  1894,  No.  1 1. 

Die  von  Verf.  zur  Exploration  der  pneumatischen  Verhältnisse  des  Warzenfort- 
satzes empfohlene  Methode  besteht  in  der  Anwendung  des  GaBaiTtcHzwaT'tebeo 
Pneumatoskopa  (Abbildung  und  Beschreibung  s.  i.  Orig ) , dessen  Scballflnger  von 
Pat.  vor  den  Mund  genommen  wird,  wahrend  die  beiden  Oliven  des  von  ihm  abzweig- 
enden Otoskops  in  beide  Obren  des  Untersuchenden  kommen  Die  nunmehr  auf 
den  Proc.  mast,  der  afficirten  Seite  aufgesetzte  tonende  Stimmgabel  (Ct)  soll,  wem) 
sie  auf  demselben  verklungen  ist,  einige  Augenblicke  wieder  gehfirt  worden,  wenn  sie 
auf  den  Proc.  mast,  der  gesunden  Seite  (ohne  neuerlichen  Anschlag)  aufgesetzt  wird. 
Aus  dieser  Leitungsverschiedenheit  könne  man  auf  ein  Leitungshinderniss  im  kranken 
Warzenfortsatz  und  zwar  auf  das  Vorhandensein  von  Eiter  in  demselben  scbliefsen. 
Verf  betont,  es  sei  ihm  gelungen,  „mittelst  dieser  Methoden  schon  bobnengrofse  Em- 
pyeme zu  constatiren,  wo  alle  anderen  Methoden  versagten“.  Sebwabaeh. 


Zuckerkand),  Normale  und  pathologische  Anatomie  der  Nasen- 
höhle und  ihrer  pneumatischen  Anhänge.  1 Band,  2.  umgear- 
beitete Auflage  mit  34  lithogr.  Tafeln.  Wien  und  Leipzig  1893,  W. 
Bhacmüi.lbh. 

Wir  können  nur  mit  wenigen  Worten  auf  die  zweite  Auflage  des  vorzüglichen 
Werkes  Zuckrhkasdel's  aufmerksam  machen  Viele  Ergänzungen,  unter  anderen  auch 
eine  Reihe  von  vergleichend-anatomischen  Bemerkungen  Uber  die  Osteologie  des  Cavum 
nasale  haben  das  Buch  fast  auf  das  doppelte  der  ersten  Auflage  gebracht  und  auch 
die  Zahl  der  Tafeln  von  22  auf  34  vermehrt.  Jedem,  der  sich  mit  diesem  Abschnitt 
der  Medicin  beschäftigt,  ist  das  Buch  unentbehrlich.  w.  Lubllmki. 


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No.  17.  Phisaux  u.  Bkrtband.  — Banholzkr. — Onroh. — Blrulkr.  303 


1)  Phisalix  et  Bertrand,  Attenuation  du  venin  de  vip&re  par  la 
chaleur  et  vaccination  du  cobaye  contre  ce  venin.  Cumptes  rendus 
1894,  No.  6,  S.  288. 

2)  Dieselben,  Sur  Ia  proprio  antitoxique  du  sang  des  animaux 
vaccinös  contre  le  venin  de  vipfere.  Ebenda,  No.  7.  S.  356. 

Frühere  Autoren  hatten  berichtet,  dus  da*  Oift  der  Viper  durch  Siedehitie  in 
«einer  Wirkung  nicht  beeinträchtigt  werde.  In  ihren  Untersuchungen  kommen  die 
Verf.  tu  dem  entgegengesetzten  Resultat  und  machen  die  Ergebnisse  ihrer  Vorarbeiter 
als  eine  Folge  der  Verwendung  sehr  großer  Giftmengen  wahrscheinlich,  denn  trotz 
der  tbatstchlichen  Zersetzung  des  Giftes  durch  Hitze  bleibt  demselben  noch  eine  ge- 
wisse Wirksamkeit  zurück. 

Die  Verf.  verwendeten  bei  ihren  Versuchen  die  für  Meerschweinchen  kleinste 
tOtliche  Dosis  des  Viperngiftes,  nSmlich  0.3  mg  trockenes  Gift.  Erhitzten  sie  dasselbe 
in  1.5  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung  gelost,  5—16  Minuten  lang  auf  75*  C so 
wirkte  es  nicht  mehr  tätlich , dagegen  wurden  solche  Tiere  gegen  eine  spatere  Ver- 
giftung immun. 

In  der  2.  Mitteilung  bestimmten  die  Verf.  genauer  den  Zeiteintritt  der  Immuni- 
tät, sie  fanden,  dass  erst  4S  Stunden  nach  der  Vaccination  die  Tiere  immun  waren. 
Entzogen  sie  diesen  Tieren  das  Blut  und  mischten  das  Serum  mit  Viperngift,  so  hatte 
das  Gift  seine  Wirksamkeit  verloren.  Sehenden. 


M.  Bauhölzer,  Beobachtungen  Ober  die  therapeutischen  Erfolge 
des  Ferratins.  Cbl.  f.  innere  Med.  1894,  No.  4. 

B.  stellte  mit  dem  zuerst  von  SesKUtDretno  eingeführten  „Ferratin“,  einem  Pr8- 
parat,  in  dem  das  Eisen  nach  Art  einer  organischen  Verbindung  mit  einem  Eiweifs- 
kSrper  vereinigt  ist,  eine  Reibe  von  Versuchen  an  chlorotiscben  nnd  anämischen  Per- 
sonen an,  besonders  anch  an  solchen,  bei  denen  sich  derartige  Zustande  im  Anschluss 
an  schwere  acute  Erkrankungen  beraosgebildet  hatten.  In  regelmäßigen,  mehrtägigen 
Intervallen  wurden  HSmoglobiugebalt  und  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  festgestellt ; 
beide  nahmen,  wie  aus  den  angefügten  Tabellen  ersichtlich  ist,  fast  regelmäl'sig  zu; 
die  Zunahme,  besonders  des  Hlmoglobingehalts  war  beträchtlicher,  als  bei  Darreichung 
anderer  Eisenprlparate  (Pil.  ferri  Blandii)  Sein  Urtbeil  fasst  B.  dabin  zusammen, 
dass  das  Ferratin  ein  schätzbares  Heilmittel  darstellt  für  solche  Falle,  in  denen  wir 
bisher  mit  Eisenpräparaten  Erfolge  zu  sehen  pflegten,  also  bei  Chlorose,  bei  Anämie, 
bei  anämischen  Zustanden  nach  vorausgegangenen  anderen  Erkrankungen;  die  Wirkung 
auf  die  Vermehrung  der  roten  Blutkörperchen  nnd  des  Hämoglobingebaltes  ist  prompt 
und  ausgiebig,  der  günstige  Einfluss  auf  das  Allgemeinbefinden  deutlich.  Die  Dosis 
betrug  0.5  drei  Mal  täglich.  K.  Kronthai. 

Unruh,  Die  Behandlung  des  Keuchhustens.  Jahrbuch  f.  Kinderheilk. 
XXXVI.  S.  163. 

Verf.  widerrAtb  zur  Linderung  heftiger  Keucbhustenanfalle  Narcotica  zu  verwen- 
den; nur  das  Extractum  ßelfadonae  will  er  gelegentlich  gestatten.  Dagegen  empfielt 
er  die  BromprXparate,  namentlich  das  Bromammonium  iu  dreister  Gabe  zu  reichen; 
das  Bromoform  halt  er  für  unzweckmäßig  Vor  allen  anderen  Mitteln  nützlich,  um 
die  Anfalle  zu  mildern,  fand  er  das  Antipyrin,  das  auch  bei  längerem  Gebrauch  bei 
Keuchhusten  ganz  ungefährlich  ist.  Man  rerordne  3 — 5 procent.  Losungen  und  lasse 
von  denselben  4 Mal  täglich  I TheelOffel  nehmen.  gudthsgen. 


Bleuler,  Ein  Fall  von  aphasischen  Symptomen:  Hemianopsie,  amne- 
stischer Farbenblindheit  und  Seelenlähmung.  Archiv  f.  Psychiatrie 
u.  Nervenkrankh.  1893,  XXV.  1.  H. 

Es  handelt  sich  um  einen  68jahr.  Manu  (Potator),  der  folgende  Symptome  der 
Reihe  nach  zeigte:  rechtsseitige  Hemiplegie,  Verlust  des  Stellungsgefübles  und  der 


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304 


Tilarus.  — Loranp.  — Zaayrp, 


No.  17 


kinlsthetisciien  Empfindungen  des  rechten  Armes,  Seelenlthmung  resp.  Mängel  der 
spontanen  Bewegung  des  rechten  Armes,  Schwächung  des  Temperatnrsinns  an  der 
rechten  KBrperhälfte,  rechtsseitige  Hemianopsie,  amnestische  Aphasie.  Oie  Section 
erwies  eine  Erweichung  der  linken  Insel,  des  grössten  Teils  beider  Centralwiodungen, 
der  darunter  liegenden  Markmassen  uud  einiger  anliegender  Teile.  — Der  Fall  lehrt 
unter  anderem,  dass  die  sog  Seelenlsbmnng  eine  directe  Folge  des  Ausfalles  der  rein 
centripetalen  kinästbetiseben  Empfindungen  sei.  Die  Hemianopsie  blieb  trotz  Erhalten- 
sein der  Sehsphftre  dem  Kranken  unbemerkbar  — Das  Nachsprechen  war  trotz  der 
Zerstörung  der  linken  Insel  erhalten.  — Die  Häufigkeit  der  amnestischen  Aphasie 
gegenüber  der  seltenen  Worttanbheit  hat  die  gleiche  Ursache  wie  die  relative  Häufig- 
keit der  motorischen  gegenüber  den  sensiblen  Lähmungen.  8.  Kaliiehar. 


C.  B.  Tilanus,  Ueber  einen  Fall  von  Hemihypertrophia  dextra. 

Münchner  med.  Wochenschr.  1893,  No.  4. 

Zu  den  2 Fällen  von  Hemihypertrophie  von  Möbius  und  Demus  teilt  T.  einen 
neuen  mit,  der  ein  lOjähriges  Mädchen  betrifft.  Die  ganze  rechte  KOrperbälfte  ein- 
schliefslich  des  Gesichts  war  dicker  und  greiser  wie  die  linke;  auch  die  rechte  Zungen 
hälfte  war  dicker.  Die  Kraft  der  rechtsseitigen  Extremitäten  war  grSfser  als  links; 
die  electrische  Erregbarkeit  wie  die  Reflexe  waren  anf  beiden  Seiten  gleich.  Sonst 
war  das  Mädchen  normal.  8.  Kalischer. 


Loraud,  Dr.  Wklanbkh’s  Wärmebehandlung  des  weichen  Schankers. 

Wiener  med.  Wochenschr.  1893,  No.  40. 

Wslakdbb  verwertet  die  Angaben  Boca's  u.  Aubhu’*,  nach  welchen  das  Scbanker- 
gift  bei  höherer  Temperatur  seine  lnoculabilität  verlieren  toll,  in  der  Weise,  dass  er 
auf  die  Schanker  mehrfach  gewundene  BleirObren  applicirt,  die  von  einem  Kessel  aut 
continuirlich  von  auf  50°  C erwärmtem  Wasser  durchflossen  werden.  Nach  2 Tagen  4 

haben  sich  die  Geschwüre  in  mit  ganz  feinen  Granulationen  versehene,  reino  Wunden 
verwandelt,  die  keine  Ansteckungsfähigkeit  mehr  besitzen  und  wie  gewöhnliche  Wunden, 
z.  B.  mit  Dermatol,  weiter  behandelt  werden  kennen.  Als  ein  ganz  besonderer  Vor- 
teil der  Behandlungsmethode,  welche  übrigens  nur  in  einem  Kraokeuhause  anwendbar 
sein  dürfte,  ist  zu  erwähnen,  dass  sie  dem  Auftreten  von  Bubonen  sicher  vorzubeugen 
scheint.  H.  HtUler. 


J.  Zaaycr  (Leiden)  Ausgedehnte  Gehirnruptur  ohne  Schädel- 
knochenfractur.  Vierleljahresschr.  f.  ger.  Med.  1893,  VI.  3.  Folge. 

K.  batte  eine  SSjäbrige  Fran  zu  untersuchen,  welche  wahrscheinlich  infolge  eines 
Schlaget  in't  Gesicht  verstorben  war.  Es  fand  sich  ein  starker  Bluterguss  in  der 
linken  Gesichtshälfte,  keine  Verletzung  des  Schädels,  kein  auffallender  Befand  an  den 
Hirnhäuten , dagegen  eine  Zerreiiaung  der  linken  Hemisphäre  des  Grofshirns  in  fast 
der  ganzen  Länge;  der  Ritz  war  von  der  Vorder-  wie  Hinterfiäcbe  des  Gehirns  etwa 
je  1 ctm  entfernt,  erstreckte  sich  von  der  Oberfläche  des  Balkens  nach  abwärts  bis 
zn  einer  Distanz  von  1.5  ctm  von  der  Unterfläche  des  Gehirns,  verlief  besonders  durch 
die  lateralen  Abschnitte  der  grofsen  Ganglien;  einige  erhaltene  Blutgefäfse  Uberbrückten 
die  mit  viel  Blut  erfüllte  Hoble;  es  bestanden  kleine  Blutungen  in  den  inneren  Teilen 
des  Gehirns.  K.  führt  einige  analoge  Fälle  von  wenn  auch  nicht  so  umfangreicher 
Zerreitsuog  des  Gehirns  bei  unversehrtem  Schädel  (durch  Ueberfahren,  Fall  von  einem 
Pferd,  Starz  aus  der  Höbe,  heftigen  Schlag  in't  Gesicht)  an  und  erklärt  den  Vorgang 
folgendermassen:  Die  einwirkende  Gewalt  comprimirt  den  Schädel,  es  erfolgt  Ver- 
drängung des  liquor  cerebrospinalis  in  die  RückgratshOhic  ; kehrt  der  elastische  Schädel 
zur  Norm  znrück,  so  kann  die  Flüssigkeit  nicht  so  schnell  zurückstrümen  und  so 
kommt  es  zn  Zerreifsnngen  im  Scbädelinbalt.  Dieselben  sind  also  die  Folge  des 
Trauma  und  wahrscheinlich  erfolgt  die  Ruptur  besonders  an  Stellen , die  durch  die 
directe  Gewalt  bereits  geschädigt  waren.  Pr.  struswsuo. 

Kinaeodungen  für  du  Ceatrmlblatt  «erden  an  die  Adrette  de«  ilrn.  Prof.  Dr.  M.  B e r n h a rd t (Berlin  W. 
FrantÖ&itche  Stra  ae  21)  oder  an  die  VerlagaUandloni:  (Berlin  NW..  (58.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlas  von  Augutt  Uirachwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  Ln  Berlin. 


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WTtf-henUieb  erscheinen  ■ ■■■  ■ ■ ■ Preis  de*  Jahrganges 

1 — 1'  notffn:  ja  Srlilu'nr  fl  £%.  TB'E  T Q|  I |)|  II  Mark,  tu  belieben 

des  .Uhrarnngs  Titel,  Na-  Vvllwl  ftlUl(ll|l|l  durch  «Ile  Rttehhandlun- 
mcn-  und  8ar  breitster.  gen  und  Postamt  alten. 

für  die 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Barlin. 

1894.  5.  M»i.  No.  18. 


■nllJklt:  Tiqbbsirdt,  Ernährung  des  Säugetierherzens.  — Vogel,  Ueber  Gicht. 
— KCbtbr,  Operation  der  Gaumenspalte.  — Vickbvt,  Septische  Tbrumbose  des 
Sidus  lateralis.  — Tausbio,  Das  Verfahren  Pasteurs  gegen  Hundswuth.  — Leicu- 
tektisi,  Schotten,  Vermehren,  Bofieass,  Wicumanh,  Laachs,  Be- 
handlung des  MyxOdems  mit  Schilddrüsensubstanz.  — ScbOlr,  StrCmpeli.,  New- 
mark,  Deber  hereditäre  spastische  Spinalparalyse.  — Müller  und  t.  Noorden, 
Teilweise  Sympbyseotomie  statt  Kaiserschnitt. 

Tebb,  Umwandlung  der  Maltose  in  Dextrose.  — Boruttau,  Unterschiede  zwi- 
schen Herz-  and  Kbrpermuskeln.  — Frank,  Fall  ron  malignem  angeborenen  Sacral- 
tumor.  — Sssdi.sk,  Zur  Casuistik  der  Angiome.  — Heinlrtb,  Neuer  Scoliosen- 
Lud  Kflrpermessapparat  — Grünwald,  Beiträge  zur  Ozaenafrage.  — Leuiekbr, 
Ptomaine  aus  einem  giftigen  Käse.  — Prrlzs,  Zur  Kenntnis«  der  perniciRsen  Anä 
mie.  — Hihi,  Ueber  Blutkraokbeiteo.  — Tedebcbi,  Finimpfung  der  Tuberculose 
in  die  Nerrenceutra.  — Jacouij,  Untersuchungen  über  den  Kraftsinn.  — M«a 
her,  Fall  ron  acuter  Myelitis.  — Ristima,  Ueber  Impotenz.  — Birst,  Ueber 
wiederholte  Placentarblutungen. 


R.  Tigerstedt,  Ueber  die  Ernährung  des  Säugetierherzens.  II.  Ab- 
handlung Skakdinav.  Arch  f.  Physiol.  1893,  V.  S.  71. 

In  der  ersten  Abhandlung  hatte  Verf.  gezeigt,  dass  man  mittelst 
einer  um  die  Vorhöfe  gelegten,  fest  schliefsenden  Pincette  heim 
Kaninchen  die  ganze?“  Blutzufuhr  nach  den  Kammern  5 Minuten 
lang  abschneiden  kann,  ohne  dass  das  Herz  dadurch  getötet  wird. 
Dasselbe  fängt  vielmehr  nach  Entfernung  der  Pincette  wieder  zu 
schlagen  an  und  der  Kreislauf  ist  binnen  Kurzem  wieder  ganz 
normal. 

Verf.  wiederholt  nun  ähnliche  Versuche  an  dem  empfindliche- 
ren Hundeherzen,  besonders  mit  Rücksicht  auf  die  Versuche  Cuun- 
hkim’s  und  von  Scholthess  • Rkchbeho’s  Ober  die  Folgen  der  Kranz- 
arterien-Verschliefsung,  bei  welchen  sich  ergeben  hatte,  dass  hei 
Verschluss  der  gröfseren  Kranzarterienäste  nach  75—  125  Sec.  der 
Herztod  eintritt. 

XXXII.  Jahrgang.  20 


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306 


Vorn«,,  Ueber  Gicht. 


No.  18 


In  der  neuen  Versuchsreihe  war  nun  der  Kreislauf  teils  durch 
Abklemmung  des  Herzens,  teils  durch  Compression  desselben  mittelst 
Anföllung  der  Pericardialhöhle  unter  starkem  Druck  115  — 150  Sec. 
lang  vollständig  aufgehoben  und  in  keinem  Falle  trat  Herzdelirium 
ein,  sondern  das  Herz  schlug  nach  Aufhebung  des  Eingriffs  wieder 
normal. 

Verf.  glaubt  daher,  dass  derjenige  Herzstillstand,  den  Cuhnhkim 
u.  von  Schulthkss-Rkchbkko  beobachtet  haben,  nicht  durch  die  Anämie 
eines  umschriebenen  Teiles  der  Herzwand,  sondern  durch  Neben- 
verletzungen bedingt  sei.  Hiirtble. 


L.  Vogel,  Ueber  Gicht.  Zoitschr.  f.  klin.  Med.  XXIV.  S.  512. 

1)  Verf.  hat  auf  der  Klinik  von  Gkbhardt  an  3 Gichtkranken, 
welche  sämmtlich  Ober  das  Stadium  der  regulären  Gicht  hinaus 
waren  und  entweder  dauernd  oder  mit  kurzen  Intervallen  an  gichti- 
schen Beschwerden  litten,  eine  Reihe  von  Stofifwechselversuchen 
bei  genau  bekannter  Stickstoffeinfuhr  durch  die  Nahrung  ausgeföhrt. 
Die  hauptsächlichsten  Resultate  sind  etwa  folgende.  Bei  jedem 
Kranken  bestand  eine  Periode,  in  welcher  erhebliche  Mengen  von 
Stickstoff  im  Körper  zurQckblieben , ohne  dass  die  Kost  und  der 
Ernährungszustand  dieses  rechtfertigten.  Diese  Periode  fiel  teils 
mit  einer  acuten  Steigerung  der  Beschwerden  zusammen,  teils  schlossen 
sie  sich  an  eine  solche  an.  Verf.  lässt  dahin  gestellt,  wie  weit 
das  Zusammentreffen  ein  zufälliges  ist.  — Bei  jedem  dieser  Kranken 
kommt  dann  eine  Periode  zur  Beobachtung,  in  welcher  nahezu 
Stickstoffgleichgewicht  bestand.  — Die  absolute  Gröfse  des  N-De- 
ficits  wechselt  stark  und  schnell,  der  rasche  Wechsel  und  ebenso 
die  zeitweilige  Umwandlung  der  N- Retention  in  N- Abgabe  recht- 
fertigen  die  Annahme,  dass  die  Stickstofifausscheidung  durch  den 
Harn  nicht  wie  beim  Gesunden  den  Gang  der  Eiweifszersetzung 
wiederspiegelt,  sondern  dass  der  Grund  fOr  die  eigentömliche  Er- 
scheinung die  zeitweise  Aufstapelung  und  Wiederentleerung  von 
N-haltigen  Zerfallsproducten  der  Eiweifskürper  sei.  Die  grofse 
Aehnlichkeit  dieser  Verhältnisse  mit  den  bei  Nierenkranken  beob- 
achteten drängt  die  Vermuthung  auf,  dass  auch  bei  diesen  Gicht- 
kranken Abnormitäten  im  Bereich  des  harnsecernirenden  Apparates 
vorhanden  gewesen  sein  mochten,  jedoch  ergab  die  Untersuchung 
des  Harns  keinen  Anhalt  zur  Annahme  einer  Nephritis. 

2)  Die  Resorption  des  Eiweifs  und  Fettes  bewegte  sich  etwa 
in  den  normalen  Grenzen,  der  Verlust  des  Stickstoffs  durch  die 
Darmentleerungen  war  jedoch  im  Allgemeinen  höher,  als  normal, 
vermutlich  in  Folge  stärkerer  Secretion  der  N-haltigen  Darmsäfte. 

3)  Die  Ausscheidung  der  Harnsäure  hielt  sich  im  ersten  Fall 
mit  Ausnahme  von  1 resp.  2 Tagen  innerhalb  der  normalen  Gren- 
zen. An  den  genannten  Tagen  betrug  sie  unter  dem  Einfluss  von 
an  den  vorhergehenden  Tagen  eingenommenen  Piperazin  1.58  resp. 


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No.  18. 


Küstkb,  Operation  der  Gaumenspalte. 


307 


0.91  g.  Im  zweiten  Fall  sind  die  absoluten  Werte  gleichfalls  nor- 
mal, doch  kommen  grölsere  Schwankungen  von  Tag  zu  Tag  vor, 
als  bei  Gesunden.  Eine  deutliche  Steigerung  der  Ilarnsäurenusschei- 
dung  nach  Piperazingebrauch  war  hier  nicht  zu  erkennen.  Im 
\ 3.  Fall  bestanden  bei  noch  vorhandenen  frischen  entzündlichen  Er- 

scheinungen anfangs  entschieden  subnormale  Werte,  welche  sich 
allmälig  bis  zu  entschieden  Obernormalen  steigerten.  Da  die 
N- Ausscheidung  eine  verhältnissmäfsig  geringe  war,  so  stellte  der 
N.  der  Harnsäure  einen  sehr  beträchtlichen  Teil  des  Gesammt-N 
dar,  im  Maximum  7.05  pCt. , während  die  Norm  etwa  1.4  bis  2.1 
ist.  In  einer  zweiten,  8 Tage  später  liegenden  Versuchsreihe  war 
die  Harnsäureausscheidung  hoch,  aber  nicht  gerade  pathologisch. 

4)  In  Beziehung  auf  die  Verteilung  des  Gesammt-N  des  Harns 
auf  Harnstoff,  Harnsäure,  Ammoniak,  und  andere  N-hnltige  Körper 
ergaben  sich  keine  wesentlichen  Abweichungen  von  der  Norm.  Es 
muss  in  dieser  Beziehung  auf  das  Orig,  verwiesen  werden. 

E.  Salkowski. 


Küster,  Ueber  die  operative  Behandlung  der  Gaumenspalten.  Arch. 
f.  klin.  Cbir.  XLVI.  S.  215. 

K.  hat  seit  1880  22  Gaumenspalten  operirt,  darunter  durch- 
gehende Spalten  (von  den  Lippen  bis  zur  Uvula)  8,  totale  Gaumen- 
spalten 9,  Spalten  durch  Gaumenbein  und  Velum  4,  ohne  be- 
stimmte Angaben  1.  Das  Alter  betrug  in  2 Fällen  1.5.  in  9 5—10 
und  in  4 10  — 15  Jahre,  in  allen  anderen  darüber  und  kamen  9 auf 
das  männliche,  13  auf  das  weibliche  Geschlecht.  Vollkommen  ge- 
heilt wurden  15  (darunter  von  den  letzten  10  Fällen  9 durch  eine 
Operation)  unvollständig  geheilt  blieben  7 und  zwar  erfolgte  die 
Heilung  9 Mal  durch  1,  4 Mal  durch  2 und  2 Mal  durch  5 Ope- 
rationen. In  der  Technik  der  Operation,  welche  in  Narcose  bei 
herabhängendem  Kopf  vor  sich  ging,  richtete  sich  K.  vornehmlich 
nach  v.  Lanoknbkck;  nur  geschah  die  Anfrischung  mit  Bildung  eines 
Doppelläppchens  im  Bereich  der  Uvula  und  wird  die  Nasenschleim- 
haut an  ihrem  Uebergange  in  die  hintere  Platte  des  Gaumensegels 
resp.  am  hinteren  Rande  des  knöchernen  Gaumens  mit  einem  Knopf- 
messer durchtrennt,  so  dass  ein  Entspannungsschnitt  im  Velum  meist 
ganz  unnötig  ist.  Für  die  Naht,  die  an  der  Spitze  des  neugebil- 
deten Zipfels  der  Uvula  beginnt,  bedient  sich  K.  seines  eigenen 
Nadelhalters;  Bepinselung  der  Nahtlinie  mit  Jodoformcollodium  und 
Tamponade  der  Seitenschnitte  mit  Jodoformgaze  hat  K.  neuerdings 
aufgegeben,  ebenso  hält  er  die  WoLFF’sche  Naht  fOr  entbehr- 
lich und  gilt  das  Gleiche  für  die  WuLFF’sche  Nachbehandlung  durch 
■ NasenspOlungen  am  hängenden  Kopf:  Die  WoLFF’sche  zweizeitige 

Methode  hält  K.  dagegen  bei  sehr  breiter  Spalte  angezeigt.  Seine 
eigene  Nachbehandlung  besteht  vornehmlich  in  antiseptischen  Aus- 
spülungen nach  der  Nahrungsaufnahme:  bleiben  so  grofse  Oeffnungen 
zurück,  dass  deren  selbstständige  Verheilung  nicht  zu  erwarten  ist, 

20* 


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308 


Vickkvy,  Septisch«  Thrombose  des  Sinns  lateralis. 


No.  18 


so  empfiehlt  K.  silberne  Tertiärnähte,  welche  nach  Abstofsung  «1er  ab- 
gestorbenen Wundränder  vor  der  Uebernarbung  zu  appliciren  sind. 
Diese  Nachoperation  führt  fast  immer  zum  Ziele,  nur  1 Mal  musste 
sie  K.  wiederholen.  Die  im  Sprechunterricht  bestehende  weitere 
Nachbehandlung  gensosen  9 Operirte  K.’s  und  es  erhielten  2 eine 
normale,  5 eine  nahezu  normale  Sprache,  1 Mal  blieb  der  Erfolg 
aus,  da  der  qu.  Patient  sich  nach  8 Stunden  dem  Sprachunterricht 
entzog.  In  einer  längeren  Auseinandersetzung  zum  Schluss  plaidirt 
K.  gegenüber  Wolkf  für  späteres  Operiren,  «loch  ist  wegen 
der  Einzelheiten  das  Original  einzusehen.  P.  Cüterbock. 


Vickevy,  Septic  thromb^sis  of  the  lateral  sinus:  Operation:  reco- 
very. ßrit.  med.  Joarn.  1893,  No.  25,  S.  1144. 

Bei  einem  8jährigen  Knaben  traten  im  Anschluss  an  eine 
subacute  rechtsseitige  Mittelohrentzündung  Schwellung  in  der 
Gegend  der  rechten  Parotis,  Schmerzen  im  Nacken,  besonders  bei 
Bewegung  des  Kopfes  und  Erbrechen  auf,  wozu  sich  dann  wieder- 
holte Schüttelfröste  mit  Temperatursteigerung  bis  auf  103.6  F.  ge- 
sellten. (Ueber  den  objectiven  Bafund  am  Ohr  ist  nichts  ange- 
geben. Ref)  Es  wurde  die  Diagnose  auf  septische  Thrombose  des 
rechten  Sinus  lateralis  gestellt  und  deshalb  zunächst  die  rechte  Vena  < 
jugular.  interna  freigelegt  und  unterbunden , worauf  dieselbe  sofort 
collabirte.  Daraus  wurde  auf  Aufhebung  der  Circulation  auf  der 
cerebralen  Seite  geschlossen  und  deshalb  der  Sinus  freigelegt.  Da- 
bei zeigte  sich,  dass  derselbe  flüssigen,  etwas  gelblich  gefärbten 
Inhalt  hatte,  den  man  für  Eiter  hielt.  Bei  der  Incision  entleerte 
sich  reichlich  flüssiges  Blut  und  Verf.  meint,  wenn  Eiter  im  Sinus 
gewesen  sei,  so  sei  er  wohl  mit  «lern  ersten  Blutstrom  entleert  wor- 
den. Die  Blutung  wurde  durch  Jodoformgaze-Tamponade  gestillt. 

Im  weiteren  Verlaufe  traten  noch  wiederholt  Schüttelfröste  mit 
analogen  Temperatursteigerungen,  wie  vor  der  Operation  auf,  es 
kam  zur  Bildung  eines  Abscesses  in  der  linken  Handfläche  in  der 
Gegend  des  ersten  Phalanx  des  Mittelfingers,  der  durch  Incision 
entleert  wurde.  Nach  pp.  4 Wochen  gingen  alle  Erscheinungen 
zurück  und  Pat.  erholte  sich  langsam.  Verf.  meint,  dass  schon 
vor  der  Operation  „etwas  von  der  Materies  morbi  in  den  allge- 
meinen Kreislauf  des  Blutes“  gelangt  sein  müsse,  wodurch  der  Ab- 
scess  an  der  Hand  und  die  der  Operation  folgenden  Schüttelfröste 
bedingt  worden  seien.  (Dass  es  sich  im  vorliegenden  Falle  wirklich 
um  septische  Thrombose  des  Sinus  gehandelt  habe,  ist  aus  Verf. ’s 
Darstellung  wohl  nicht  mit  Sicherheit  zu  entnehmen.  Ref.)  In  der 
Discussion  erwähnt  Mahsii  einen  Fall  bei  einem  5jährigen  Kinde,  f 
bei  welchem  nach  Aufmeifselung  des  Antrums  und  Entfernung 
fötiden  Eiters  aus  demselben  die  Vena  jugular.  interna  unterbunden 
und  der  thrombosirte  Sinus  ausgeräumt  wurde,  ohne  dass  ein  Rück- 
gang der  septico-pyämischen  Erscheinungen  eintrat.  Schwabacb. 


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No.  18.  Taossio,  Das  Verfahren  Pas  tkuk’s  etc.  — L'uhtrnstbrn,  Schotten,  309 

Tauqgig,  Das  Verfahren  Pasteurs  gegen  die  Hundswuth  und  seine 
bisherigen  Erfolge.  Prager  med.  Wochenschr.  1893,  No.  45. 

Verf.  hat  allem  Anschein  nach  das  PAsrKUR’sche  Verfahren 
in  Paris  aus  eigener  Anschauung  kennen  gelernt  und  giebt  nun 
eine  Beschreibung  desselben  mit  geschichtlicher  Einleitung.  Im 
i Dezember  1880  begann  Pasteür  mit  bacteriologiechen  Untersuchungen 
des  Speichels  wuthkranker  Tiere  und  fand  einen  „Microbe  de  salive*, 
den  er  eine  Zeitlang  för  den  Erreger  der  Wuth  hielt.  Gleichzeitig 
gelang  es  ihm  aber  auch,  durch  Verimpfung  des  Speichels  Wuth 
bei  Tieren  hervorzubringen  und  bald  darauf  entdeckte  er,  dass  auch 
das  Centralnervensystem  das  Wuthgift  enthalte.  Durch  subarachnoi- 
dale Injection  gelang  es  ihm,  die  Inkubationszeit  abzukürzen  und 
die  Infection  stets  sicher  herbeizuführen,  was  ihm  später  auch  bei 
Injection  in  die  vordere  Augenkammer  gelang.  Kaninchen  zeigten 
dabei  die  stille  und  paralytische  Wuth,  Hunde  die  tobende.  Durch 
ununterbrochene  Uebertragung  von  einem  Tier  auf  das  andere,  ge- 
langte Pastkuk  zu  seinem  virus  fixe,  das  Kaninchen  bestimmt  in 
6 — 7 Tagen,  Meerschweinchen  in  5 — 6 Tagen  tötete 

Schon  1882  bemerkte  er,  dass  bei  subkutaner  oder  intravenöser 
Injection  des  Wuthgiftes  bei  Hunden  benigne  Wuthformen  entstehen, 
welche  heilen  und  Immunität  zurücklassen.  Das  Gleiche  kon- 
statirte  er  für  wiederholte  Injectionen  kleinster  Giftmengen. 

1884  konnte  festgestellt  werden,  dass  bei  fortgesetzter  Ueber- 
tragung auf  Affen  das  Gift  an  Virulenz  abnimmt,  bei  solcher  auf 
Kaninchen  stetig  zunimmt,  nur  dass  zur  Virulenzabnahme  wenige 
Tiere  genügen1 2 3,  während  zur  Virulenzsteigerung  eine  grofse  Zahl 
notwendig  ist. 

1885  entdeckte  er  dann  das  bekannte  „PASTKUK’sche  Impfver- 
fahren* das  darin  begründet  ist,  dass  das  Rückenmark  von  an  Wuth 
eingegangenen  Tieren  bei  Trocknung  mit  jedem  Tag  an  Virulenz 
abnimmt  und  am  14.  Tag  vollkommen  wirkungslos  ist. 

Im  Juli  1885  wurde  der  erste  Mensch,  ein  9jähriger  Knabe 
aus  dem  Eisass  geimpft.  Scheorlen.  • 


1)  0.  Leichtenstern,  Ein  mittels  Schilddrüseninjection  und  -Füt- 
terung erfolgreich  behandelter  Fall  von  Myxödema  operativum. 
Deutsche  med.  Wochenscbr.  1893,  No  49 — 51. 

2)  E.  Schotten,  Ueber  Myxödem  und  seine  Behandlung  mit  inner- 
licher Darreichung  von  Schilddrüsensubstanz.  Münchner  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  51,  52. 

3)  F.  Vermehren,  Ueber  die  Behandlung  des  Myxödems.  I.  Erster 
von  Prof.  Hiwitz  in  Kopenhagen  mittels  Fütterung  von  Glan 
dula  thyreoidea  behandelter  Fall  von  Myxödem.  II.  Fall  von 
sporadischem  Cretinismus,  der  mit  einem  der  Glandula  thyreoidea 
von  Kälbern  entzogenen  Stoffe  behandelt  wurde.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1893,  No.  11. 


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310  Hoffm ann,  Wkhmann,  Laachb,  Behandlung  des  Myxödems  No.  18 

4)  F.  A.  Hoffmann , Myxödematöser  Idiotismus.  Schmiut’s  Jabrb. 
CCXLI.  S.  221. 

5)  K.  Wichmann,  Weitere  Mitteilung  Aber  Myxödem.  Deutsche 
med.  Woohenschr.  1893,  No.  11. 

6)  S.  Laache,  Ueber  Myxödem  und  dessen  Behandlung  mit  inner- 
lich dargereichter  Glandula  thyreoidea.  Deutsche  med.  Wochensohr. 
1893,  No.  11. 

1)  Die  günstig  lautenden  Berichte  (Iber  die  Behandlung  des 
idiopathischen  Myxödems  mittels  Schilddrüseninjection  u.  -Fütterung 
veranlassten  L. , diese  Therapie  auch  in  einem  Falle  von  Cachexia 
strumipriva  anzu wenden;  der  bei  dem  operativen  Myxödem  zum 
ersten  Male  angestellte  Versuch  hatte  einen  überraschend  günstigen 
Erfolg.  Aus  der  sehr  ausführlich  mitgeteilten  Krankengeschichte 
seien  kurz  folgende  Hauptpunkte  erwähnt:  Es  handelte  sich  um 
eine  38jährige  Frau,  bei  der  im  Sommer  1881  wegen  stnrker  stru- 
möser  Dyspnoe  die  Totalexstirpation  der  Struma  ausgeführt  wurde; 
die  Wunde  verheilte  gut.  Etwa  1 ’/,  Jahr  nach  der  Operation 
zeigen  sich  bei  der  vorher  geistig  und  körperlich  gut  entwickelten 
Patientin  die  ersten  Anzeichen  von  Myxödem,  allmälig  steigern  sich 
die  Erscheinungen  und,  als  L.  elf  Jahre  nach  der  Operation  die 
Kranke  zum  ersten  Male  sah,  bot  sie  das  klassische  Bild  der  Ca- 
chexia strumipriva  dar:  das  Gesicht  unförmlich  dick,  Gesichtsfarbe 
wachsgelb,  Kopfhaare  defect,  Gesichtsausdruck  stumpfsinnig,  die 
Haut  rauh,  trocken,  Rumpf  und  Extremitäten  gedunsen,  Gang  lang- 
sam, mühsam,  watschelnd,  Hände  elephantiasisähnlich  geschwollen, 
andauerndes  Frösteln.  Von  Seiten  der  Brust-  und  Bauchorgane 
keinerlei  Abweichungen  von  der  Norm.  Das  Ergebniss  der  Blut- 
untersuchung lautet:  die  Zahl  der  Erythrocyten  ist  meist  normal, 
einmal  etwas  vermindert  befunden  worden;  die  Zahl  der  Leukocyten 
ist  stets  und  meist  erheblich  gröfser,  als  normal;  es  besteht  eine 
entschiedene  Leukocytose;  der  Hämoglobingehalt  ist  in  mälsigem 
Grade,  aber  sicher  vermindert;  das  Verhältniss  der  verschiedenen 
Leukocytenformen  bewegt  sich  innerhalb  der  normalen  Breite,  die 
Lymphocyten  sind  etwas  vermehrt.  Die  24stündige  Harnmenge  ist 
annähernd  normal,  das  specifische  Gewicht  auffallend  niedrig,  die 
Farbe  hell;  mitunter  finden  sich  Spuren  von  Eiweifs.  Körpertem- 
peratur subnormal.  Was  das  psychische  Verhalten  betrifft,  so  zeigt 
die  Kranke  die  dem  Myxödem  characteristischen  Veränderungen; 
sie  ist  apathisch,  der  Denkprocess  ist  gehemmt,  verlangsamt,  die 
geistige  Regsamkeit  vermindert.  Dies  war  der  Status  elf  Jahre  nach 
der  Operation.  L.  begann  sofort  mit  Injectionen  von  Schilddrüsen- 
extract,  so  dass  bei  der  ersten  Injection  0.065  Schilddrüsenstoff  in- 
jicirt  wurde;  die  Injectionen  wurden  an  der  Vorderseite  des  Rumpfes 
gemacht,  der  Einstich  geschah  tief  in’s  Unterhauszellgewebe  Täg- 
lich wurde  eine  Injection  gemacht  und  bis  zum  neunten  Tage  mit 
der  Dosis  bis  0.195  gestiegen.  Schon  diese  neuntägige  Kur  hatte 
einen  bedeutenden  Erfolg.  Wregcn  eines  nun  auftretenden  scharlach- 
ähnlichen Exanthems,  das  L.  für  ein  „Arzneiexanthem*  ansieht, 


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No.  18. 


mit  Schildriisensubstanz. 


311 


musste  die  Kur  abgebrochen  werden.  Das  Exanthem  verschwand 
langsam,  allmälig  gingen  aber  auch  die  erzielten  Resultate  wieder 
verloren.  So  entschloss  sich  L. , von  Neuem  einen  Versuch  zu 
machen,  und  zwar  mit  der  Fütterung  von  Schafschilddrüsen.  Die 
Schilddrüse  des  frisch  geschlachteten  Schafes  wurde  sorgfältig  prä- 
jiarirt  und  mit  einem  Messer  aufs  feinste  zerhackt.  Diese  rohe 
Drüse  nahm  Patientin  auf  einem  mit  Butter  bestrichenen  Schwarz- 
brod  mit  Salz  versetzt,  dazu  trank  sie  ein  Glas  Rothwein.  Dieses 
Schilddrüsenfrühstück  erhielt  Patientin  allwöchentlich  zwei  Monate 
lang;  dann  musste  die  Kur  von  Neuem  abgebrochen  werden,  da 
ein  Recidiv  des  Exanthems  mit  Herzschwäche  auftrat.  Während 
der  Kur  war  der  Erfolg  ein  überraschender.  Das  Gesicht  schwoll 
gänzlich  ab,  der  Blick  wurde  frisch,  lebhaft,  die  enorme  Körper- 
fülle verlor  sich  zusehends,  die  elephantiastische  Hände  verwandel- 
ten sich  in  normale  Frauenhände,  der  Gang  wurde  leicht,  die 
trockene,  schuppende  Haut  wurde  glatt  und  wieder  normal  glän- 
zend. Die  geistige  Regsamkeit  stellte  sich  vollständig  wieder  ein. 
Nach  zweimonatlichem  Aussetzen  der  Schilddrüsenfütterung  zeigten 
sich  von  neuem  Anzeichen  des  Myxödems  Da  die  störende  Zwi- 
schenfälle, Herzschwäche  und  Exanthem , inzwischen  verschwunden 
war,  begann  L.  von  Neuem  mit  der  Schilddrüsenfütterung  und  gab 
nun  hintereinander  140  g;  im  Ganzen  hatte  Pat.  seit  Beginn  der 
Kur  209  g erhalten.  Zwischenfälle  kamen  jetzt  nicht  mehr  vor. 
» Die  Symptome  des  Myxödems  verschwanden  nun  gänzlich,  Patien- 
tin war  geistig  und  körperlich  wiederhergestellt;  das  einzige  Symp- 
tom, das  bei  der  Kranken  zurückgeblieben  ist,  ist  eine  mäfsig  aus- 
gesprochene anämische  Farbe  der  Haut  und  Schleimhäute.  L.  be- 
absichtigt, bei  der  Patientin  in  der  Folge  die  Fütterung  mit  Schild- 
drüse in  vierzehntägigem  bis  dreiwöchentlichem  Intervalle  weiterzu- 
führen. 

2)  Verf.  berichtet  über  die  in  letzter  Zeit  von  ihm  beobachteten 
Fälle  von  Myxödem,  von  denen  zwei  durch  Behandlung  mit  Schild- 
drüsensubstanz  geheilt  bezw.  gebessert  wurden;  in  allen  drei  Fällen 
handelt  es  sich  um  ein  .spontanes“,  nicht  .operatives“  Myxödem. 
Der  erste  Fall  betraf  eine  53jährige,  früher  gesunde  Frau,  bei  der 
sich  vor  circa  12  Jahren  die  ersten  Anzeichen  von  Myxödem  ein- 
stellten. Allmälig  verfiel  sie  geistig  und  körperlich  immer  mehr, 
so  dass  sie  bei  Beginn  der  Behandlung  (Juni  1893)  das  typische 
Bild  des  Myxödems  darbot.  Pat.  erhielt  am  Anfang  an  zwei  Tagen 
je  5.0  g Schafsschilddrüse,  in  rohem  Zustand,  fein  gehackt,  mit  etwas 
Salz  und  Pfeffer  zwischen  Weifsbrod;  schon  nach  dieser  zweimaligen 
Gabe  zeigte  sich  ein  Nachlassen  des  Myxödems,  doch  musste  die 
Behandlung  unterbrochen  werden,  da  sich  bedrohliche  Erscheinungen, 
Ohnmachtsanfälle , Angstgefühl,  Albuminurie  und  schliefslich  ein 
, schwerer  stenocardischer  Anfall  einstellten.  Nach  Besserung  des 
Allgemeinbefinden  wurde  wieder  mit  der  Darreichung  von  Schild- 
drüse begonnen,  und  zwar  in  vorsichtiger  Weise  mit  1 g pro  dosi 
et  die  udJ  ganz  allmälig  auf  3 1 2 g gestiegen.  Die  nach  diesen 


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312  LeiCHK.NSrKHN,  S HOTTEN,  VERMEHREN,  H «FFMANN,  WlCHMANN,  No.  18 

kleinen  Dosen  auftretenden  Beschwerden  waren  nur  geringfügig  und 
gingen  schnell  vorüber.  Im  Ganzen  wurden  38  */«  g Schilddrüse 
verbraucht.  Das  Resultat  war  ein  glänzendes:  Die  Anschwellungen 
schwanden  vollkommen  (Gewichtsabnahme  16  Kilo),  die  Haut  wurde 
weich,  glatt  und  geschmeidig,  Temperatur  und  Diurese  stiegen, 
Frostgefühl,  Mattigkeit,  Steifigkeit  hörten  auf,  Seh-  und  Hörver- 
mögen besserten  sich , die  geistige  Fähigkeiten  kehrten  wieder.  S. 
beabsichtigt,  diese  Pat.  auch  weiterhin  in  mehr  oder  minder  grofsen 
Intervallen  einige  Gramm  Schilddrüse  nehmen  zu  lassen  und  zwar 
in  gekochtem  Zustande,  wobei  das  wirksame  Agens  nach  mehr- 
fachen Erfahrungen  seine  Wirksamkeit  behält.  — Die  beiden  ande- 
ren Fälle  betreffen  zwei  Schwestern  im  Alter  von  35  resp.  18 
Jahren,  bei  denen  sich  schon  im  kindlichen  Alter  Zeichen  von  Myx- 
ödem einstellten;  besonders  bei  der  jüngeren  wnr  eine  hochgradige 
Wachsthuinsstörung  (Zwergwuchs)  mit  geistiger  Entwickelungshem- 
mung hervortretend  Bei  dieser  jüngeren  Schwester  wurde  eine 
Behandlung  mit  Schilddrüse  eingeleitet  und  mit  Dosen  von  1 g be- 
gonnen. Schon  nach  wenigen  Gaben  zeigte  sich  eine  deutliche 
Besserung;  zur  Zeit  wird  die  Behandlung  noch  fortgeführt.  Bei 
der  älteren  Schwester  wurde  aus  äusseren  Gründen  von  der  Einlei- 
tung der  Schilddrüsentherapie  Abstand  genommen.  Zum  Schluss 
weist  Verf.  auf  das  Gegenstück  des  Myxödems,  die  Basedow ’sche 
Krankheit  hin,  die  in  fast  allen  wesentlichen  Symptomen  das  gerade 
Gegenteil  von  denen  darbietet,  die  man  beim  Myxödem  findet.  S.  * 

spricht  die  Vermuthung  aus,  dass,  wenn  man  einem  gesunden 
Menschen  mit  normal  functionirender  Schilddrüse  per  os  ein  weiteres 
Quantum  des  Secrets  dieser  Drüse  (resp.  die  ganze  Drüsensubstanz 
selbst)  geben  würde,  dass  dann  die  Erscheinungen  des  Morbus 
Basedowii  erzeugt  werden  könnten.  Derartige  Versuche  sind  seit- 
dem von  anderer  Seite  angestellt  worden. 

3)  Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  4‘2jährige,  früher 
gesunde  Frau,  bei  der  sich  innerhalb  der  letzten  siebeD  Jahre  die 
characteristischen  Erscheinungen  des  Myxödems  entwickelt  hatten. 

Vier  Wochen  hindurch  wurde  Pat.  mit  einer  täglichen  Dosis  von 
vier  Drüseulappen  (von  der  Glandula  thyreoidea  von  Mastkälbern) 
behandelt,  später  mit  zweitägigen  Dosen  von  zwei  Lappen;  die 
Drüsen  wurden  gereinigt,  leicht  gekocht,  gehackt  und  in  verschie- 
dener Weise  mit  dem  Wasser  zubereitet,  in  welchem  sie  gekocht 
waren.  Schon  drei  Tage  nach  Beginn  der  Kur  begann  die  Besse- 
rung, die  mit  starker  Vermehrung  der  Diurese  eingeleitet  wurde; 
gleichzeitig  stieg  das  spec.  Gewicht  des  Harns,  der  Puls  wurde 
stärker  und  kräftiger,  die  Temperatur  stieg  bis  zur  Norm.  Vou 
unangenehmen  Erscheinungen  während  der  Kur  sind  Auftreten  von 
Urticariaexanthem  und  von  stenocardischen  Anfällen  erwähnt.  Das 
schliefsliche  Resultat  war  ein  vorzügliches:  Patientin  konnte  sowohl  t 

körperlich,  wie  geistig  als  wiederhergestellt  angesehen  werden.  Die 
Abnahme  des  Körpergewichts  betrug  mehr  als  13  Kilo. 

Der  zweite  Fall  betrifft  eine  20jährige  Patientin,  die  sich  bis 


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No.  18.  Laachb,  Behandlung  des  Myxödems  mit  Sohilddriisensnbstanz.  313 

zum  fünften  Lebensjahre  gut  entwickelt  hatte;  dann  aber  trat  eine 
starke  Verlangsamung,  fast  ein  Stillstand  der  körperlichen  und 
geistigen  Entwicklung  ein,  und  bei  Beginn  der  Behandlung  bot  sie 
die  schon  oft  geschilderten  Zeichen  des  infantilen  Myxödems,  des 
sporadischen  Cretinismus  dar.  Unter  diesen  Zeichen  sei  als  eins 

j der  characteristischsten  das  mangelhafte  Wachstum  hervorgehoben; 
Pat.  mafs  nur  124  cm.  Die  Behandlung  geschah  mit  Darreichung 
eines  aus  der  Schilddrüse  gewonnenen  Stoffes,  den  Verf.  als  „Thy- 
reoidin“  bezeichnet;  dasselbe  wurde  folgendermassen  hergestellt: 
die  Drüsen  wurden  vorsichtig  von  Fett  und  Bindegewebe  gereinigt, 
fein  gehackt  und  im  Mörser  zu  einer  breiartigen  Masse  zerstofsen. 
Dann  wurde  die  doppelte  Gewichtsmenge  an  reinem  Glycerin  hin- 
gesetzt, nach  24  Stunden  filtri rt,  aus  dem  Filtrat  durch  Zusatz  von 
absolutem  Alcohol  ein  dichter,  graugelber  Bodensatz  ausgefällt,  die- 
ser bei  schwacher  Wärme  getrocknet  und  zerstofsen.  Man  erhält 
so  ein  graubraunes  Pulver,  aus  dem  Pillen  hergestellt  wurden.  In 
Form  dieser  Pillen  erhielt  die  Kranke  in  Dosen  von  10  — 30  cg  im 
Ganzen  4.25  g Thyreoidin.  Schon  nach  48  Stunden  trat  eine  Re- 
action  ein,  die  sich  durch  vermehrten  Stoffwechsel,  Zunahme  der 
Diurese,  Vermehrung  der  Pulsfrequenz  und  geringe  Temperatur- 
erhöhung kennzeichnete.  Wegen  wiederholter  stenocardischer  An- 
fälle musste  die  Kur  unterbrochen  werden,  doch  war  schon  nach 
dieser  kaum  3 Wochen  dauernden  Behandlung  eine  unverkennbare 
und  durchgreifende  Veränderung  im  Zustande  der  Kranken  ein- 
getreten 

4)  H.  berichtet  überein  31  2 jähriges  Mädchen,  bei  dem  gleich 
nach  der  Geburt  die  ersten  Anzeichen  von  Myxödem  bemerkt  wur- 
den; hervorgehoben  sei  ein  hartnäckiges  Kopf  u.  Gesicht  bedecken- 
des Eczem.  Unter  der  Anwendung  der  Thyreoidea  des  Hammels 
schwand  das  Myxödem  völlig,  das  Kind  gewann  ein  schlankes,  pro- 
portionirtes  Aussehen,  begann  zu  gehen,  das  Eczem  heilte.  Im 
Anfang  wurde  das  Extract  der  Schilddrüse  innerlich  gegeben;  später 
wurde  die  frisch  ausgeschnittene  Thyreoidea  in  absolutem  Alcohol 
zerkleinert  und  mit  solchem  erschöpft;  der  Rückstand  wurde  unter 
Alcohol  aufgehoben.  2 g davon  mit  Zucker  zu  einem  feinen  Pulver 
zerrieben  wurden  in  der  Woche  verbraucht.  Auffallend  war  auch 
hier  die  Abnahme  des  Körpergewichts,  trotzdem  das  Kind  in  ca.  6 
Wochen  1 '/>  cm  wuchs. 

5)  W.,  der  schon  früher  einen  mit  Injectionen  von  Schilddrüsen- 
extract  behandelten  Fall  publicirt  hat,  teilt  einen  neuen  Fall  mit, 
der  eine  36jährige  Patientin  betrifft,  auch  diese  behandelte  er  mit 
subcutanen  Injectionen  von  Schilddrüsenextract  nach  der  von  Mckkay 
angegebenen  Methode.  Die  Einspri'zungen  nahm  er  jeden  3.,  später 
jeden  8.  Tag  vor,  die  Dosis  betrug  stets  eine  halbe  Pravazspritze; 

* im  Ganzen  wurde  12  Mal  gespritzt.  Schon  nach  der  3.  Einspritzung 
fühlte  sich  Pat.  wohler,  nach  der  12.  ist  der  Status  kurz  folgender: 
Allgemeinbefinden  sehr  gut,  die  Anschwellungen  haben  abgenom.nen, 
Gedächtniss  und  Sprache  sind  besser  geworden,  die  Atmung  ist 


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314  Schülb,  Sthömpell,  Nbwmark,  üebsr  hereditäre  No.  18 

frei,  die  gelbliche  Gesichtsfarbe  hat  sich  verloren.  Doch  besteht 
noch  Kältegefühl  und  Trockenheit  der  Haut.  Die  Kranke  soll 
noch  weiter  behandelt  werden. 

6)  L.  giebt  die  ausführliche  Krankengeschichte  eines  49jähr.f 
an  Myxödem  erkrankten  Mannes,  den  er  mit  Schilddrüsenfütterung 
behandelte.  Die  Thyreoidea  wurde  per  os  gegeben,  zuerst  einige 
Male  als  Glycerinextract  oder  gekocht  mit  Zusatz  von  Salz  und 
Bouillon  (28  g),  später  aber  während  des  ganz  überwiegenden  Teils 
der  Behandlungszeit  (102  g)  frisch  in  Substanz,  klein  geschnitten 
und  nur  mit  Zusatz  von  etwas  Salz  und  Pfeffer.  Der  Erfolg  war 
auch  hier  ein  glänzender;  Abschuppung,  Haarbildung,  PuUsteige- 
rung  (die  Temp.  war  schon  bei  Beginn  der  Behandlung  normal), 
Steigerung  der  Diurese,  Gewichtsabnahme,  nach  3 Wochen  9 kg, 
nach  5 Wochen  14  kg,  Erhöhung  des  Hämoglobingehaltes  und  der 
Zahl  der  roten  Blutkörperchen  bis  zur  Norm.  Eine  Veränderung 
der  bei  Beginn  der  Kur  palpablen  Schilddrüse  des  Kranken  war 
nach  Beendigung  der  Kur  nicht  nachweisbar.  Auch  hier  traten, 
wie  in  fast  allen  bisher  publicirten  Fällen,  unangenehme  Nebener- 
scheinungen auf:  nach  8 Tagen,  nachdem  20  g verzehrt  W'aren, 
verlor  der  Kranke  den  Appetit,  es  traten  bedeutende  Mattigkeit, 
Schwindelanfälle,  Herzklopfen  ein;  der  Urin  wurde  ei  weifshaltig; 
ein  juckender  papulöser  Ausschlag  ist  gleichfalls  mit  der  Kur  in 
Verbindung  zu  setzen.  L.  glaubt,  dass  er  die  Anfangsdosen  zu 
hoch  gegriffen  hat  und  räth,  mit  1 — 2 g jeden  oder  jeden  zweiten 
Tag  zu  beginnen.  K.  Kronthal. 


1)  A.  Schule,  Die  Lehre  von  der  spastischen  Spinalparalyse. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenbeilk.  1893.  IV.  H.  3.  4. 

2)  A.  Strümpell,  Ueber  die  hereditäre  spastische  Spinalparalyse. 
Ebenda. 

3)  L.  Newmark,  A Contribution  to  the  study  of  the  family  form 
of  spastic  paraplegia.  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sciences  1893. 

1)  S.  teilt  aus  dem  Beobachtungsmateriale  von  Erb  3 Fälle 
mit,  welche  ganz  rein  das  typische  Bild  der  spastischen  Spinalpa- 
ralyse darbieten.  Dieselben  bestehen  8 — 17  Jahre  ohne  jede  Com- 
plication.  Aus  dieser  Thatsache  wie  aus  ähnlichen  Angaben  aus 
der  Litteratur  kommt  S.  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  spastische  Spi- 
nalparalyse eine  klinisch  wohl  characterisirte,  von  anderen  spinalen 
Affectionen  unschwer  abzugrenzende  Krankheit  sei  und  zwar  er- 
scheinen die  Symptome  nicht  nur  vorübergehend,  um  sich  bald  wie- 
der zu  verwischen,  sondern  sie  können  unverändert  lange  Zeit  (17 
Jahre  und  mehr)  hindurch  bestehen;  es  handelt  sich  wohl  um  eine 
System-Erkrankung  und  fanden  sich  zwei  klinisch  ganz  reine  Fälle 
(Wkstphal  u.  Strümpell),  in  denen  eine  isolirte  primäre  Lateral- 
sclerose  gefunden  wurde.  Anlass  zu  Täuschungen  und  Verwechs- 
lungen mit  der  spastischen  Spinalparalyse  geben  Fälle  von  multipler 


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No.  18. 


spastische  Spinalparalyse. 


315 


Sclerose,  Myelitis  transversa,  combinirte  Strangeclerosen,  cerebrale 
Herde  mit  secundären  Degenerationen,  Hydrocephalus,  progressive 
Paralyse,  Neuritis;  dabei  war  aber  meist  das  klinische  Bild  der 
Spinalparalyse  kein  reines  und  typisches  wie  in  den  oben  genannten 
3 Fällen.  Nur  das  typische  Krankheitsbild  wird  die  Diagnose 
sicher  stellen  lassen  und  muss  das  spätere  Hinzutreten  von  Sensi- 
bilitätsstürungen , Blasenstörungen,  Muskelatrophieen,  Intentionstre- 
mor, Nystagmus,  Stauungspapille  auf  Myelitis,  multiple  Sclerose, 
amyotrophische  Lateralsclerose,  centralen  Tumor,  syphilitische  Spi- 
nalparalyse hinweisen. 

2)  Zu  seiner  früheren  Beobachtung  (2  Brüder  mit  spastischer 

Spinalparalyse)  fögt  S.  einen  neuen  Fall  von  einem  6 1 jähr.  Manne, 
der  seit  vielen  Jahren  das  völlig  reine  Krankheitsbild  der  spas- 
tischen Spinalparalyse  und  bemerkenswerte  hereditäre  Verhält- 
nisse darbot.  Der  Grofsvater,  Vater  und  2 Brüder  des  Vaters 
hatten  „Lähmung  der  Beine'1  und  einen  auffallenden,  ungewöhn- 
lichen Gang;  auch  ein  Bruder  des  Kranken  war  an  den  Beinen 
gelähmt.  Bei  dem  früher  gesunden  Manne  stellte  sich  seit  dem 
34.  Jahre  eine  zunehmende  Gehstörung  ein;  während  1886  nur  eine 
spastische  Starre  der  Beine  bestand,  entwickelte  sich  späterhin  eine 
spastische  Parese;  damals  traten  auch  zuerst  Sensibilitätsstörungen, 
und  zwar  nur  in  der  Temperaturempfindung  an  den  Beinen  auf. 
Aus  seinen  Beobachtungen  wie  aus  denen  Bkrnhardt’s  und  Anderer 
schliefst  S.  folgendes:  1)  Unter  dem  Einfluss  einer  abnormen  an- 

geborenen Veranlagung  entwickelt  sich  zuweilen  eine  sehr  langsam 
fortschreitende  primäre  systematische  Degeneration  der  Pyramiden- 
bahnen des  Rückenmarks.  2)  Dieses  Leiden  tritt  in  der  Regel 
familiär  auf,  bei  männlichen  Mitgliedern  häufiger  als  bei  weiblichen. 
3)  Die  ersten  Anzeichen  der  Krankheit  beginnen  am  häufigsten  ca. 
im  20.  bis  30.  Lebensjahre  in  Form  einer  rein  spastischen  Be- 
wegungsstörung der  unteren  Extremitäten.  4)  Die  Krankheit  führt 
in  der  Regel  erst  nach  vielen  Jahren  zu  wirklicher  spastischer  Pa- 
rese und  Paraplegie  der  Beine.  Die  zu  den  oberen  Extremitäten, 
zu  der  Zunge,  Lippen  u.  s.  w.  gehörigen  Abschnitte  der  Pyrami- 
denbahn erkranken  viel  später  und  viel  seltener.  5)  In  der  Regel 
scheint  sich  die  Erkrankung  der  PyB  schliefslich  mit  leichten  De- 
generationen anderer  Systeme  (insbesondere  in  den  Kleinhirnseiten- 
strängen und  Goix’schen  Strängen)  zu  combiniren;  in  klinischer 
Hinsicht  scheinen  vor  allem  Störungen  des  Temperatursinns  und 
ganz  geringe  Blasenstörungen  auf  diese  Combination  hinzuweisen. 

3)  In  der  ersten  Familie  zeigt  ein  Bruder  und  eine  Schwester 
eine  spastische  Paraplegie  und  ein  Vetter  eine  doppelseitige  spastische 
Hemiplegie;  alle  zeigten  die  Erkrankung  schon  in  der  Kindheit; 
in  den  ersten  beiden  Fällen  war  die  Geburt  leicht  und  normal,  im 
dritten  Fall  schwer.  Die  anderen  Familienmitglieder,  Eltern,  Ge- 
schwister boten  bis  auf  die  Steigerung  der  Sehnenreflexe  bei  einigen 
von  ihnen  keine  Anomalien  von  Seiten  des  Nervensysteme  dar.  — In 
der  zweiten  Familie  hatten  3 Brüder  die  Erscheinungen  der  spas- 


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316 


MCi.i.km  n.  t.  Noohdbh,  Theilweise  Symphyseotomie  otc.  No.  18 


tischen  Paraplegie.  Eine  äussere  Veranlassung  (Beckenanomalie, 
schwere  Geburt,  Asphyxie  bei  der  Geburt  etc.)  für  das  Leiden  war 
nicht  vorhanden;  auch  hier  wies  die  Steigerung  der  Sehnenreflexe 
bei  anderen  Familienmitgliedern  auf  eine  familiäre  hereditäre  neu- 
rotische Anlage  hin;  das  Leiden  kann  in  der  Kindheit  oder  im 
Jugendalter,  auch  später  einsetzen,  je  nach  der  Schwere  der  con-  i 
genitalen  anomalen  Anlage.  Die  beschriebenen  Fälle  ähneln  den  von 
Tuoth,  Bernhardt,  Bloch  u.  A.  mitgeteilten  Fällen  von  spastischer 
Paraplegie  familiärer  Natur.  S.  Kalischer. 


H.  Müller  und  W.  v.  Noordeu,  Teilweise  Symphyseotomie  statt 
Kaiserschnitt.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  48. 

Es  handelte  sich  um  eine  37  Jahre  alte  5 para  mit  rhachiti- 
schem  Becken.  Dist.  crist.  22.  Dist.  spin.  25.  Conjugata  7 — 8. 

Bei  den  ersten  beiden  Geburten  am  Ende  der  Gravidität  musste 
die  Craniotomie  ausgeführt  werden.  Die  3.  u.  4.  Schwangerschaft 
wurde  durch  Einleitung  der  künstlichen  Frühgeburt  im  7.  Monat 
unterbrochen,  jedoch  beide  Mal  kam  das  Kind  tot  zur  Welt.  Trotz- 
dem wurde  bei  der  5.  Gravidität  nochmals  durch  Einleitung  der 
Frühgeburt  ein  besseres  Resultat  erhofft.  Blasensprung  erfolgte 
nach  24  Stunden  bei  5 Mark  grofsem  Muttermund.  Der  Kopf, 
welcher  über  dem  Becken  stand,  sollte  nun  mittels  Forceps  in  das-  t 
selbe  hineingezogen  werden,  jedoch  gelang  das  nicht.  Nach  weite- 
rem Abwarten  von  vier  Stunden  war  der  Kopf  durch  kräftige 
Wehen  in  Stirnlage  im  Beckeneingang  eingekeilt.  Da  das  Kind 
noch  lebte,  die  Wendung  wegen  drohender  Ruptur  der  Gebärmutter 
unterbleiben  musste,  und  der  Kaiserschnitt  den  Operirenden  nicht 
geeignet  erschien,  beschlossen  dieselben  die  Symphyseotomie  zu 
machen.  Jedoch  schon  nach  Durchschneidung  des  ligament.  arcuat. 
super,  und  teilweiser  Spaltung  der  Symphyse  trat  das  Kind  in’e 
Becken  und  wurde,  als  das  Köpfchen  auf  dem  Beckenboden  stand, 
schnell  mittele  Forceps  entwickelt.  Es  war  asphyktisch  und  nicht 
zu  beleben. 

Nach  der  Geburt  wurden  nur  die  Weichteile  des  Symphysen- 
schnittes durch  Silberdrahtnähte  geschlossen.  Am  Scelett  wurde 
nicht  genäht,  da  das  ligament.  arcuat.  inferius  erhalten  war.  Um 
das  Becken  wurde  ein  festes  Handtuch  gelegt. 

Auf  Grund  dieser  Erfahrung  schlagen  die  Verfasser  bei  Becken- 
verengerungen, die  zum  Wesentlichen  am  Beckenausgang  liegen, 
vor,  nur  die  Durchtrennung  des  ligament.  arcuat.  inf.  und  eines 
Teils  des  Knorpels  vorzunehmen. 

Das  Wochenbett  verlief  zwar  nicht  ganz  normal,  doch  konnte 
Patientin  nach  3 Wochen  gut  gehen.  Eine  aufgetretene  Blasen-  > 
scheidenfistel  musste  6 Wochen  post  partum  genäht  werden  und 
heilte  gut.  W.  Schülein. 


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No.  18. 


Trub.  — Bohottao.  — Frank.  — Srndi.kr. 


817 


C.  Tebb.  On  the  transformation  of  maitose  to  dextrose.  Journal  of 
Physiol.  XV.  S.  421. 

Das  getrocknete  Pankreas,  die  Schleimhaut  des  Dünndarms,  die  PütKiTschen 
Plaqnes,  Lympbdriisen , Speicheldrüsen,  Leber,  Nieren,  Magen,  Milt  und  querge 
streifte  Muskeln  besitzen  die  Fähigkeit,  Maltose  in  Dextrose  umzuwandeln  u.  zwar  in 
1 verschiedenem  Grade,  über  welche  Verf.  eine  tabellarische  Oebersicht  giebt:  am  stärk- 

sten übt  diese  Wirkung  die  Schleimhaut  den  Dünndarms  Durch  Ausziehen  der 
Schleimhaut,  ferner  der  Lymphdrüsen  und  des  Pankreas  mit  5proc.  NatriumsulfatlS- 
sung  wurden  wirksame  Auszüge  erhalten.  Auch  das  Blutserum  ist  wirksam,  in  ge- 
ringerem Grade  die  Galle.  Da  das  Pankreas  stark  auf  Amylum  einwirkt,  dieses  in 
Maltose  überführend,  nur  schwach  auf  Maltose,  die  Dünn-Darmschleimbaut  umgekehrt 
wenig  auf  Amylum,  stark  auf  Maltose,  so  kann  man  wohl  aonebmen,  dass  die  Ueber- 
fübrnng  des  Amylnm  in  Dextrose  io  2 Phasen  erfolgt,  welche  durch  verschiedene 
Organe  bewirkt  wird.  B.8aikow»ki. 


H.  Boruttau,  Vergleichende  Untersuchungen  Ober  den  Chemismus 
in  Herz-  und  Körpermuskeln.  Zeitschrift  f.  physiol.  Chemie  XVIII. 
S.  513. 

Bestimmungen  des  Glycogengehaltes  (nach  Buü  k*-Koizi  an  Herz-  und  Körper- 
moskelo  ( Adductoren)  frisch  getöteter  Hunde  und  der  männlichen  Organe  nach  1 1 
bis  36stündigem  Liegen  bei  Zimmertemperatur  lehren,  dass  der  Glycogengehalt  des 
Herzmuskels  nach  dem  Tode  unter  gleichen  Bedingungen  rascher  bezw.  in  höhe- 
rem Matte  abnimmt  als  derjenige  der  KOrpermutkeln;  so  batte  der  Gl- Gehalt  der 
KOrpermntkeln  nach  24  Stunden  nur  um  — '/,  abgenommen,  der  des  Herzmuskels 
um  \ bis  herunter  auf  Null.  Der  Glycogengehalt  des  noch  schlagenden  Herzens 
> dürfte  dem  der  KOrpermutkeln  etwa  gleicbkommen  (0.53  resp.  0.59  pCt ).  Der  Herz- 

muskel, ebenso  dessen  Wasserextrakt  verwandelt  zugesetztes  Glycogen  ceteris  paribus 
schneller  in  Zucker  (durch  Titriren  mit  FBHLisa'i  Lösung  bestimmt),  als  der  Körper- 
muskel  betw.  dessen  Wasserextract.  j.  Munk. 

E.  Frank,  Ueber  einen  Fall  von  Tumor  sacralis  congenitus  mit 
maligner  Degeneration  und  Metaetagenbildung.  Prager  med.  Wochen- 
schrift 1894,  No.  2. 

Ein  normal  geborenes  Mädchen  zeigte  in  der  Nähe  der  AfterOflnung  eine  klein- 
apfelgrofse,  weiche,  deutlich  fluctuirende  Geschwulst.  Da  der  Tumor  bereits  nach  2 
Wochen  stark  gewachsen  war,  wurde  zur  Exstirpation  geschritten,  die  nach  Loslüsung 
der  festen  Verwachsungen  mit  Os  sscrum  und  coccygeura  leicht  gelang.  Am  Abend 
desselben  Tages  trat  der  Exitus  ein;  die  Section  ergab  noch  einen  kleinwallnussgrofsen 
Tumor  im  Cavum  ischio  rectale. 

Die  von  Prof.  Chiaki  ausgefübrte  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  der 
exstirpirte  Tumor  sacralis  congenitus  die  Zusammensetzung  eines  Teratoms  zeigte, 
Bindegewebe,  hyaline  Knorpel,  glatte  und  quergestreifte  Musculatur,  Cysten  mit 
flimmerndem  Cylinderepithel  und  Dermoidcyt ten , die  mit  Epidermis,  Haarbälgen  und 
Talgdrüsen  versehen  waren,  enthielt.  An  einer  Stelle  ergab  sich  der  Bau  eines  Myxo- 
aarcoms,  und  denselben  Bau  zeigte  der  kleinere  zweite  Tumor,  der  daher  wohl  alt  eioe 
Metastase  von  diesem  Teil  der  angeborenen  Geschwulst  anzusehen  ist.  if.  Bothmuin. 


P.  Sendler,  Mitteilungen  aus  der  chir.  Abth.  des  Vereinskranken- 
• hauses  der  Kahlenberg-Stiftung  zu  Magdeburg  2.  Zur  Casuistik 

der  cavernösen  Angiome.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXX.  S.  539. 

a)  Ein  Angioma  pendulum  der  Mamilla.  Der  bereits  dem  XIII.  Chirur- 
gen Congress  vorgestellte  Fall  betraf  eine  45jährige  Jungfrau,  und  war  die  angebo- 
rene, ursprünglich  klsins,  wahrscheinlich  aber  immer  gestielte  Geschwulst  bis  zu  5 


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318 


Hkini.kth.  — QrCnwai.d.  — Lrpikrrr.  — Pkrlfs. 


No.  18 


Markstückgröfse  angewachsen.  Der  Stiel  selbst  war  ca.  I cm  lang  und  rabenkieldick. 
Aebnlicbe  Falle  von  cavernösen  Geschwülsten  an  vorliegender  Stelle  konnte  Verf.  in 
der  Litteratur  nicht  auffinden. 

b)  Multiple  cavernöse  Angiome  der  Zunge  Den  vereinzelten  Beobach- 
tungen in  der  Litteratur  vermag  Verf.  zwei  eigene  Falle  beizufügen,  beide  16  jährige 
Barschen  betreffend.  Bei  beiden  fand  sich  eine  gröfsere  Geschwulst  auf  der  rechten 
Seite  etwas  der  Zungenbasis  zu  neben  mehreren  kleineren  Tumoren  sowol  auf  dieser 
wie  auf  der  anderen  Seite.  Excision  in  2 Sitzungen  für  die  Geschwülste  je  einer 
Seite  mittelst  der  Cooprn’schen  Scheere  mit  nachfolgender  Naht  führte  jedes  Mal  zu 
schneller  Heilung.  Auch  hier  waren  die  angeborenen  Tumoren  erst  durch  ihr  Welter- 
wachsen bei  den  Functioniren  der  Zunge  hinderlich  geworden.  p.  Onurbsck. 


C.  V.  Heillleth,  Ein  neuer  Scoliosen-  und  Körpermessapparat 
„Thoracometer“.  Areh.  f.  klin.  Chir.  XLVI.  S.  298 
Modification  des  ZamiKR'schen  Apparates  behufs  Rumpfmessnog  ohne  genaue  Ab- 
bildungen nicht  verständlich.  Beigefügt  sind  eine  Reihe  von  Messungsquerschnitten , 
welche  mit  dem  qu.  Apparat  in  verschiedenen  Höben  des  Rumpfes  aufgenommen  wor- 
den sind.  P.  Güterbock. 

L.  Grünwald,  Weitere  Beiträge  zur  Ozaenafrage.  Münchner  med. 
NVochenschr.  1893,  No.  43,  44. 

Nach  Verf.  ist  Ozaena  ein  Symptom  resp.  ein  Symptomencomplex,  für  den  eiDe 
einheitliche  Aetiologie  mit  Sicherheit  aufzutinden  ebensowenig  gelungen  ist,  wie  für 
Aufstellung  eines  einheitlichen  pathologisch  anatomischen  Bildes.  Daher  sollte  man 
diesen  nicht  prlcisen  Namen  lieber  nicht  gebrauchen.  Als  Ursachen  stinkender  Borken- 
bildnng  in  atrophischen  Nasen  sind  in  einer  Reibe  von  Fallen  schwere  Erkrankungen 
der  Nebenhöhle  aufgefnnden,  auch  ergab  sich  in  weiteren  Fallen  ein  causaler  Zu 
sammenhaog  zwischen  Erkrankungen  des  adenoiden  Gewqbes  und  Producten  fötider 
und  nicht  fötider  Borken.  Ob  alle  jene  rathselhaften  Falle,  in  denen  nicht  Fremd- 
körper, Syphilis  oder  andere  schon  bekannte  Momente  das  gleiche  oder  ein  ähnliches 
Bild  schaffen,  ebenfalls  auf  Nebenhöhlenerkraokungeo  beruhen,  ist  noch  nicht  erwiesen, 
jedoch  muss  in  jedem  unklaren  Fall  daran  gedacht  werden.  Der  Nachweis  einer  ge- 
nuinen Atrophie  in  der  Nase  mit  consekutiver  Bildung  stinkender  Boiken  ist  bisher 
nicht  erwiesen,  auch  eine  Dyskrasie  anzunehmen  ist  nicht  gerechtfertigt.  Spontanhei- 
lungen gewinnen  teilweise  Boden  durch  die  Beobachtung  des  Zusammenhanges  mit 
adenoiden  Vegetationen.  w.  Lubllaskl. 


Lepierre,  Analyse  d’un  fromage  avariö;  extraction  d’une  ptomaine 
nouvelle.  Comptes  rendus  1894,  No.  9.  S.  476. 

L.  hatte  Gelegenheit,  eine  gröfsere  Menge  Schaf-K&se  chemisch  zu  untersuchen, 
der  nach  seinem  Genuss  schwere  Darmerscheinungen  beim  Menschen  erzengt  batte. 
Dem  Aussehen  nach  war  der  Käse  durchaus  reif  und  nicht  verdorben.  Er  glaubte 
zunächst  die  giftige  Substanz  unter  den  Albuminen  suchen  tu  müssen,  faDd  aber 
nichts.  Dann  untersuchte  er  auf  Ptomaine  nach  der  Methode  von  Abmah»  Gaitiir 
und  fand  eine  Base,  die  mit  Kupferacetat  aasfiel  und  für  welche  die  weitere  Unter 
suebang  die  Formel  C,(H]4N,0(  ergab.  Sie  erseugte,  Meerschweinchen  unter  das 
Futter  gemischt,  Durchfall.  bchturi«. 


M.  Perles,  Beobachtungen  Ober  pernieiöse  Anämie.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1893,  No.  40. 

Verf.  hat  in  3 Fällen  von  parnieiöser  Anämie  im  lebenden  Blute  eigenartige  mit 
activer  Beweglichkeit  ausgestattate  Gebilde  beobachtet.  Es  handelt  sieb  um  länglich- 
elliptische,  sehr  dünn  und  schmale,  biegsame,  farblose  und  stark  lichtbrecheude  Bläu 


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Ko.  18. 


Hrrz.  — Trdrsohi.  — Jacobij. 


319 


eben,  deren  grösste  Lange,  wenig  über  3 //,  deren  Rreite  unter  1 //  betragt.  Die 
Bewegungserscheiuungen  an  dienen  Gebilden  besteben  namentlich  in  winkligem  Ab- 
knicken  mit  nacbberiger,  oft  plötzlicher,  ruckweiser  Streckung;  die  Schnelligkeit,  mit 
der  sie  OrUreränderungen  vornehmen,  ist  verschieden.  Versuche  mit  Färbung  sowie 
mit  Kulturen  haben  bisher  nicht  zum  Ziele  geführt;  Uebertragungsversnche  mit  dem 
frischen  Blute  sind  noch  nicht  vorgenommen  worden.  Perl. 


M.  Herz,  Blutkrankheiten.  Separat-Abdrock  aus  Vibchow’s  Archiv  1893, 
Bd.  133. 

Nach  eingehender  Darstellung  der  zur  Blutuntersuchung  benutzten  Methoden  schil- 
dert Verf.  eine  Reihe  von  Krankheitstypen,  die  er  nach  den  Volumsänderungen  der 
Blutzellen  klassifieirt.  Der  Reibe  nach  werden  abgehandelt:  1)  die  acute  Schwellung 
der  Blutzellen;  dieselbe  fand  sich  als  Begleiterscheinung  in  je  einem  Falle  von  Typbus 
und  Peritonitis,  ferner  nach  BOmatemesis  bei  Ulcus  veotriculi;  hier  hatte  die  Schwel 
lung  den  höchsten  Grad  erreicht,  denn  die  Zellen  waren  um  mehr  als  das  Dreifache 
des  Normalen  vergrößert.  Da  gleichzeitig  das  specifiscbe  Gewicht  des  Plasmas  ein 
ausserordentlich  niedriges  war,  so  ist  wohl  eine  Quellung  des  Zellgewebes  auzunebmen. 
2)  Die  chronische  Schwellung  der  Blutzellen;  sie  wurde  bei  chlorotischen  Mädchen 
beobachtet  und  bei  einem  39jährigen,  kräftigen  Manne,  der  häufig  wiederholte  Blu- 
tungen Uberstanden  hatte.  3)  Die  Hypertrophie  der  Blutzellen:  sie  wurde  im  Blute 
eines  Pseudoleukämikers  angetroffen.  Endlich  4)  die  Blutzellenatrophie;  sie  wurde  bei 
Chlorosen  mit  pernieiösem  Character  beobachtet,  wobei  die  Blutsellen  den  Eindruck 
hochgradiger  Degeneration  machten;  zum  Teil  gequollen,  zum  Teil  bereits  atrophisch 
bis  zn  kleinen  Bämoglobinkugeln  oder  napffSrmigen  Gebilden  zusammengeschrumpft, 
hatten  sie  das  Hämoglobin  fast  bis  auf  ein  Drittteil  ihres  normalen  Gehalts  verloren. 
Zum  Scblusss  schildert  Verf.  die  Veränderungen  des  Blutes  bei  Nephritis,  bei  Ka- 
chectischen  und  in  einem  Falle  von  Pbosphorvergiftung.  K.  Kronthsi. 


A.  Tedeschi,  Untersuchungen  über  die  Wirkungen  der  Inocula- 
tion  der  Tuberculose  in  die  Nervencentra.  (Vorläufige  Mitteilung. 
Anatoraisch-pathol.  Institut  der  k.  Universität  Siena.  Prof.  G. 
Martinski)  Cbl.  f.  allg.  Path.  IV.  No.  13.  p.  497. 

Der  Verf.  kommt  bei  seinen  an  Meerschweinchen.  Kaninchen,  Katzen,  Hunden 
und  Ratten  vorgenommenen , durch  strengste  Antisepsis  und  Controllversuche  unter- 
stützten Experimenten  zu  folgenden  Resultaten:  Die  Tiere  starben  bei  directer  Appli- 
cation des  Virus  in  die  Nervencentra  schneller  als  bei  Impfang  in’s  Peritoneum,  On- 
terhautzellgewebe  etc.,  aber  nicht  die  locale  Läsion  sondern  die  darauf  folgende  AII- 
gemeininfection  (Miliartuberculose)  übt  diese  rötliche  Wirkung  aus.  Das  Blut  solcher 
Tiere  zeigt  erhöhte  Virulenz,  denn  es  wirkt  bei  peritonealer  Verimpfung  in  5 bis  7 
Tagen  rötlich.  Dann  aber  folgt  nicht  eine  Steigerung,  sondern  wieder  eine  Abschwä- 
chung der  Giftigkeit.  Die  eingefübrten  Bacillen  vermehren  sich  im  Centralnerven 
System  UDd  afficiren  die  Meningen,  das  Nervengewebe  selbst  und  sammeln  sich  in 
grofsen  Mengen  im  Liquor  cerebrospinalis  an  Im  nervösen  Gewebe  finden  sich  die 
Bacillen  besonders  zahlreich  in  der  Nähe  der  Gefäße,  Die  anderen  Organe  zeigen 
oft  das  anatomische  Bild  der  Miliartuberculose,  die  Niereu  aber  auch  ohne  diese 
immer  die  Zeichen  der  trüben  Schwellung  und  der  Zellnecrose.  M.  Brsscli. 


C.  Jacobj,  Untersuchungen  Ober  den  Kraftsinn.  Archiv  f.  exp.  Path. 
u.  Pharm.  1893,  August. 

J.  beschreibt  einen  neuen  Apparat,  mit  Hülfe  dessen  die  Grenze  des  Krafuinnes 
d.  h.  derjenige  Gewichtszuwachs,  der  zu  einem  gegebenen  Ausgangsgewichte  gerade 
noch  erkannt  wird,  mit  genügender  Genauigkeit  und  in  kurzer  Zeit  bestimmt  wird. 


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320 


Mkhbbp.  — Rirtkma.  — Hirst. 


No.  18 


Der  Kraftsinn  (da«  UnterscheidungsrermHgen  für  die  Grfifse  gehobener  Gewichtel  hingt 
Dicht  ab  ron  dein  Tast-  oder  Drucksinn  der  Haut,  auch  nicht  ron  einer  «on  den 
Sehnen  oder  Muskeln  aus  »ermittelten  Empfindung  ihres  Spammngszustsndes,  sondern 
er  kommt  zu  Stande  auf  Grund  einer  Vergleichung  der  GrBfse  der  aufgewendeten 
Innerrationskraft  mit  der  Dauer  der  Latenzzeit  d.  h.  der  Zeit,  welche  zwischen  der 
gewollten  Hebung  und  dem  wirklichen  Eintritt  der  Bewegung  eeretreicht.  Die  GrBfse 
der  Latenzzeit  des  Bewegungseintritles  hängt  ab  ron  der  GrBfse  der  bei  der  Hebung 
des  Gewichtes  zur  Anwendung  gebrachten  Innerrationskraft  (Ueberwindnng  des  Wider- 
standes). Die  Wahrnehmung  des  Uewegungseintrittes  kennte  durch  die  Gelenke  ver- 
mittelt werden  (GoLdscbsiurr)  oder  durch  sensible  in  dem  Muskel  oder  der  Sehne  ge- 
legene Apparate.  8.  Kalltcher. 


I.  Mehrer,  Ein  Fall  von  Myelitis  acuta  centralis.  Wiener  med. 
Wochensohr.  1893,  No.  45. 

Ein  5ljähriger  Mann  setzte  sich  an  einem  heilten  Tage  der  Zagluft  aus  und 
stürzte  dann  plötzlich,  ohne  das  Bewusstsein  zu  verlieren,  zusammen.  Im  Spital  wird 
freies  Sensorium,  Intaktsein  der  Hirnnervengebiete  constatirt.  Arme,  Beine,  Blase  und 
Mastdarm  sind  gelähmt,  Parästhesien  in  den  Beinen,  Abstumpfung  der  Sensibilität  an 
den  Streckseiten  der  Beine,  1*20  Pulse,  Temperatur  38  5.  Unter  steigendem  Fieber 
bis  40  0 und  asphyktischeo  Erscheinungen  (Parese  der  Atmungmuskeln)  tritt  der  Tod 
ein.  Das  Sensorium  blieb  frei,  kein  Decubitus  trat  auf.  Verf  stellte  die  im  Titel 
angegebene  Diagnose  und  beschuldigt  ätiologisch  die  Erkältuog.  m.  u rasch. 


F«  A.  Rietema,  Ueber  Impotenz.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893. 

No.  44.  ♦ 

Als  die  häuBgsten  Ursachen  der  Impotenz  bezeichnet  Verf  die  Onanie  und  die 
chronische  Gonorrhoe  der  hinteren  Uarnröhre,  welche  letztere  zu  atrophischen  Zustän* 
den  und  damit  zu  einer  Herabsetzung  der  Nervenerregbarkeit  in  diesem  Teile  führen 
soll.  Während  in  Fällen  der  zweiten  Art  die  locale  Behandlung  der  chrooischen  Ure- 
thritis posterior  die  Hauptsache  ist,  verwendet  R.  bei  der  durch  Ooanie  veranlassten 
Impotenz  namentlich  den  constanten  Strom  , indem  er  anfangs  nur  deo  absteigenden, 
später,  wenn  sich  der  Pat.  von  der  gewöhnlich  vorhandenen  allgemeinen  Nervosität 
einigermassen  erholt  bat,  den  ansteigenden  Strom  in  allmälig  zunehmender  Stärke 
auf  das  Rückenmark  applicirt.  Bleibt  das  Verfahren  ohne  Erfolg,  so  setzt  er  den 
einen  Pol  auf  Penis  und  Glans,  den  anderen  auf  die  Wirbelsäule,  lässt  während 
kurzer  Zeit  einen  aufsteigenden  Strom  durchgehen  und  bedient  sich  dann  rasch  auf 
einanderfolgender  Stromwendungen.  Die  Behandlung  soll,  wenn  auch  nicht  in  allen, 
so  doch  in  vielen  Fällen  zur  Heilung  führen.  H.  Müller 


B.  C.  Hirst,  LoDg  continueil  hemorrhatte  in  the  latter  half  of 
pregnaney  <lue  to  iletachment  of  a normally  situated  placenta, 
and  accompanied  by  seplic  intoxication:  with  report  of  two  cases. 

Medical  Newä  1893,  Juli  22. 

Verf.  macht  auf  Blutungen  in  die  Pladenta  aufmerksam,  welche  bei  normalem 
Sitz  derselben  zunächst  nicht  zum  Abort  oder  Frühgeburt  führen,  dagegen  aber  Sym- 
ptome ron  septischer  Infection  und  Fieber  herrorrufen. 

In  beiden  angeführten  Fällen  bestanden  längere  Zeit  gegen  den  sechsten  Monat 
der  Schwangerschaft  Blutungen  nach  aussen.  Der  bedrohliche  Zustand  der  Mütter, 
die  Anämie  und  das  Fieber  niltigten,  obwohl  die  Frucht  lebte,  zur  Entleerung  des  > 

Uterus,  worauf  Genesung  eintrat.  Ob  es  sich  um  Erst-  oder  Mehrgebärende  bandelte, 
wird  nicht  angegeben.  A 

Blnscndnniren  für  da.  Centralblatt  werden  an  die  Adre.ee  de.  Hrn:  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  w". 
Franiäeiache  Btr.  ee  81)  oder  »n  die  Verl.geh.ndlnny  (Berlin  NW. , 58.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verl.»  ron  All, net  Ulrich*. Id  In  llwUa.  — Druck' Ton  L,  Sibönich.t  In  Berlin. 


I 


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Wöchentlich  erscheinen 
I — ? BoRen  ; em  8chluitc 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
n»en*  und  Sachregister. 

ftir  die 


Preis  de»  fahr  tätige« 
20  Mark;  tu  beziehen 
durch  eile  Muehhsndlun* 
gen  und  PosianstaUeu. 


mcdiciiiisclieii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowskt, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

I»  Bari  1b. 


1894.  **•  Mal.  No.  19. 


Inhalt:  r.  H olowirski,  Uabar  da..  Rbytbmophon. — Smith,  Zur  Kanntnis*  der 
SchwefelsAurebildung.  — Hamburoib,  Uniarschiede  zwischen  arteriellem  und  re 
nnsem  Blot.  — A ntokorkhki,  Einfluss  der  Aderlaste  auf  Blut  und  Knochenmark 

— ScbOs»l«h,  Koumelc,  Ooiapi.ii,  Maceir.  Graham,  Ueber  Nephrorrhaphie, 
Nierenresection  und  Nierenexatirpation.  — Bucbrkb,  Lriiocx  Lbbarii,  Einfluss 
de»  Lichtes  auf  die  Bakterien.  — Miksciirh,  Einfluss  der  Meereahntie  auf  das  Blut. 

— Mott,  Eeoiwoara,  Zur  Caauistik  der  FacialisUhmung.  — Waddki.,  Albkb 
t o hx  u.  Brioatti,  Fälle  von  Hirntumor.  — Goloscrmidt,  Aetiologie  uud  Pro- 
phylaxis der  Lepra.  — Vas,  Zur  Kenntniu  der  Nicotin-  uud  Alcobolvergiftung 

Riwosch,  Verhalten  der  Scbweinegalle  zu  Salaeu.  — Bonn,  Glycogenbestim- 
mung  in  gelahmten  Muskeln.  — Lands  rer,  Angiom  der  Zunge,  operative  Heilung. 

— Bbhnett,  Ueber  extracapsul&re  Fractur  des  Schenkelhalses.  — Rösa,  Wirkung 
der  Muaculatur  bei  Gaumenspalte.  — Bdttersack,  Zur  Kenntniss  der  Vaccine. 

— Boerrham  u.  Fsnwik,  Giftige  Eiweifskörper  io  der  Scharlachniere. — Quincke 
und  Rooa,  Ueber  Amöben- Enteritis  — Kkitel,  Hautaoästhesie  nach  Thiosinamin- 
Gebraucb.  — Gulbbisi  u.  Pacirotti,  Fremdkörper  im  N occipitalia  major  — 
Frkud,  Zur  Keoutoiss  der  Enuresis  nocturna  — Mihhlli,  Hyperkeratose  der 
Knlueldrüseogange.  — Kana,  Schuasrerletzung  des  graviden  Uterus.  — Wilbor, 
Wirkung  giftiger  Gase. 


A.  V.  Holowinski , Physiologische  und  klinische  Anwendungen 
eines  neuen  Mikrophons  („Rhythraophons“),  bei  der  Auskultation 
von  Herz-  u.  Pulsbewegungen.  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  XXVII.  H.  3,4. 
S.  363. 

Verf.  empfiehlt  sein  schon  vor  einigen  Jahren  construirtes  Mi- 
krophon, welches  auf  einen  mechanischen  Stofs  mit  einem 
Ton  reagirt,  zur  Untersuchung  der  Herz-  u.  Pulsbewegung.  Dieses 
Mikrophon  soll  beispielsweise  beim  Aufsetzen  auf  die  Radialarterie 
drei  Töne  erkennen  lassen,  welche  zeitlich  den  Fulspunkten  der 
Pulscurve  dieser  Arterie,  nämlich  dem  der  Hauptwelle  und  den  der 
• beiden  Nebenwellen  entsprechen. 

Beim  Aufsetzen  auf  die  Stelle  des  SpitzenstofeB  hört  man 
während  der  Systole  4 Töne,  von  welchen  zwei  durch  den  Stofs 

XXXII.  Jahrgang.  21 


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322  Smith,  Zar  Kenntniss  der  Schwefelsäurebildung.  No.  19 

und  die  zwei  anderen  durch  die  Töne  des  Herzens  veranlasst  sein 
sollen. 

Verf.  glaubt  nun,  dass  dieses  Instrument  zur  Untersuchung  der 
genannten  Vorgänge  geeignet  und  den  bisherigen  cardiograpbischen 
und  sphygmographischen  Methoden  überlegen  sei. 

Es  ist  jedoch  hervorzuheben,  dass  nur  durch  die  letzteren  der  * 
Nachweis  erbracht  werden  kann,  an  welchen  Punkten  das  Mikro- 
phon einen  Ton  giebt  und  dass  die  erwähnte  Behauptung,  dass  das 
Instrument  an  den  Fufspunkten  der  Wellen  tönt,  durchaus  nicht 
überzeugend  nachgewiesen  ist.  Man  wird  daher  nach  der  Ansicht 
des  Ref.  gut  thun,  sowol  diesen  als  auch  den  weiteren  Nachweis, 
dass  das  Instrument  in  der  Untersuchung  des  Herzens  oder  des 
Pulses  überhaupt  einen  Fortschritt  begründen  kann,  vom  Verf.  erst 
abzu  warten,  bevor  man  dasselbe  an  wendet.  HUrthle. 


W.  Smith,  Zur  Kenntniss  der  Schwefelsäurebildung  im  Organis- 
mus. Pflüg.  Arch.  Bd.  55.  S.  542. 

Im  Anschluss  an  frühere  Versuche  hat  S.  einen  Hund,  dessen 
Ausscheidung  von  Stickstoff,  Gesammtschwefel  und  Schwefelsäure 
bekannt  war,  an  zwei  aufeinanderfolgenden  Tagen  je  1 g Aetbyl- 
sulfid,  zusammen  entsprechend  0.711  g Schwefel  eingegebeo.  Das 
Befinden  des  Tieres  wurde  dadurch  nicht  alterirt,  die  Stick- 
stuffausscheidung  stieg  ein  wenig  an,  die  Schwefelsäureausscheidung 
zeigte  gleichfalls  eine  geringe  Zunahme,  die  man  wohl  berechtigt 
ist,  auf  einen  etwas  vermehrten  Eiweifszerfall  im  Körper  zu  be- 
ziehen. Das  Aethylsulfid  wird  danach  nicht  oxydirt.  Die  Ge- 
sammtschwefelausscheidung  stieg  um  0.33  g,  es  muss  somit  ein 
grofser  Teil  des  Aethylsulfid’s  auf  einem  anderen  Wege  elimi- 
nirt  sein. 

Obwohl  sonach  Aethylsulfid,  Aethylmercaptol  (nach  früheren 
Versuchen  des  Verf. ’s)  und  Thiophen  nach  Versuchen  von  Hkftbh), 
welche  alle  die  Constitution  =C — S — C=  besitzen,  durch  den 


Körper  gehen,  ohue  dass  ein  Teil  des  Schwefels  zu  Schwefelsäure 
oxydirt  wird,  schützt  diese  Constitution  doch  nicht  alle  Körper, 
welche  dieselbe  besitzen,  vor  dem  Oxydirtwerden  im  Organismus. 
Dieses  hat  Verf,  früher  vom  Carbaminthiosäurethylester 
NH  \ /CH, 

,-2  >C — S — C — H nacbgewiesen,  welcher  eine  Vermehrung  der 
\H 

Schwefelsäure  des  Harns  hervorbringt.  Dasselbe  gilt,  wie  Verf. 

NH,\ /°00H 


jetzt  zeigt,  von  derCarbaminthioglycolsäure 


\ /C-S-C-H 


welche  demselben  Hund  an  2 Tagen  in  der  Quantität  von  je  1 g 
des  Kaliumsalzes  eingegeben  wurde,  entsprechend  zusammen  0.3699  g 
Schwefel  und  0.1618  g Stickstoff.  Jedes  Mal  trat  nach  2 Stunden 


« 


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No.  19.  Hamburorr,  Unterschiede  zwischen  arteriellem  o.  venösem  Blnt.  323 

Erbrechen  auf.  Der  in  Form  von  Schwefelsäure  ausgeschiedene 
Schwefel  stieg  danach  im  Ganzen  um  0.216  g. 

Da  die  Möglichkeit  vorliegt,  dass  die  Carbaminthioglycolsäure 
sich  im  Magen  in  Carbaminsäure  und  Thioglycolsäure  spaltet,  so 
föhrte  Verf.  in  einer  folgenden  Versuchsreihe  das  Kaliumsalz  der 
Carbaminthioglycolsäure  subcutan  ein:  der  Erfolg  war  ganz  der- 
selbe: 72  pCt.  des  in  der  Substanz  eingeföhrten  Schwefels  fanden 
sich  als  Schwefelsäure  im  Harn. 

S.  zieht  daraus  den  Schluss,  dass  das  bei  der  Zersetzung  der 
Eiweifskörper  im  Organismus  entstehende  Umwandlungsproduct 
den  Schwefel  wahrscheinlich  in  der  Bindungsform  = C — SH  ent- 
hält. Schließlich  berichtigt  Verf.  noch  einen  in  einer  früheren 
Versuchsreihe  vorgefallenen  Irrthum  bezöglich  der  Stickstoffaus- 
scheidung — die  Zahlen  sind  zu  verdoppeln,  da  eine  Halbnor- 
malsäure för  eine  Normalsäure  gehalten  worden  war  — , welcher  jedoch 
auf  die  Schlussfolgerungen  ohne  Einfluss  ist  (dem  Ref.  waren  da- 
mals die  niedrigen  Stickstoffzahlen  aufgefallen  und  er  hatte  dieses 
in  seinem  Referat  dieses  Blattes  1893  S.  130  auch  bemerkt,  nur 
sind  damals  hinter  dem  Wort  „Zahlen“  die  Worte  „för  N“  ausge- 
fallen). IS.  Salkowski. 


H.  J.  Hamburger,  Diff^rence  entre  la  Constitution  du  sang  vei- 
neux  et  du  sang  artöriel.  Arcb.  de  pbysiol.  1893,  S.  336. 

Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  am  Pferdeblut  halten  die 
roten  Blutkörper  des  Arterienblutes  ihren  Farbstoff  fest  in  einer 
NaCl-Lösung,  in  welcher  die  des  Venenblutes  schon  eioen  Teil  des 
Farbstoffes  in  Lösung  gehen  lassen.  Carotisserum  enthält  etwas 
weniger  feste  Stoffe  (hauptsächlich  Eiweifs)  und  Alkali,  aber  etwas 
mehr  Chloride  als  Jugularisserum ; die  Differenzen  im  Procentge- 
halt liegen  indess  zumeist  erst  in  der  2.,  seltener  in  der  1.  Deci- 
male.  Diese  Unterschiede  können  nicht  einzig  und  allein  auf  den 
verschiedenen  COj-Gehalt  zuröckgeföhrt  werden,  denn  auch  nach 
Schütteln  mit  Luft  sind  sie  noch  vorhanden.  Was  för  beide  Blut- 
arten im  defibrinirten  Zustande  gilt,  das  trifft,  wie  Control  versuche 
lehren,  auch  för  das  nicht  defibrinirte  Blut  zu.  Der  Einfluss  von 
Säuren  und  Alkalien  auf  normales  und  auf  defibrinirtes  Blut  ist 
der  nämliche.  Das  defibrinirte  Blut  ist  daher  auch  noch  als  leben- 
des Blut  zu  betrachten  und  behält  diesen  Character  för  viele  Stun- 
den, wenigstens  bei  einer  niederen  als  der  Körpertemperatur. 
Zwischen.  10  und  38°  hat  die  Temperatur  keinen  erkennbaren  Ein- 
fluss auf  die  Verteilung  der  einzelnen  Bestandteile  zwischen  Plasma 
und  Blutkörper.  Bei  vergleichenden  Blutuntersuchungen  ist  die 
getrennte  Analyse  der  Körperchen  und  des  Serums  der  Gesammt- 
analyse  vorzuziehen,  weil  das  Verhältnis  zwischen  Plasma  und  den 
körperlichen  Elementen  nicht  dasselbe  ist,  wie  im  lebenden  Körper 
und  weil  schon  eine  kleine  Aenderung  io  diesem  Verhältnis  grolse 
Aenderungen  in  der  resp.  Zusammensetzung  zur  Folge  hat.  Das 

2t* 


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324  Antokonknks,  Eiufluss  der  Aderlässe  auf  Blut  und  Knochenmark.  No.  19 

Stadium  der  Körperchen  und  des  Plasma  kann  durch  dasjenige  der 
Körperchen  und  des  Serum  (aus  defibrinirtem  Blute)  ersetzt  wer- 
den, vorausgesetzt,  dass  die  Defibrinirung  bei  Luftabschluss  erfolgt. 
Umgekehrt  führt  man  bei  der  gewöhnlichen  Methode  (Schlagen 
des  Blutes  an  der  Luft)  eine  anormale  Verteilung  der  Blutbestand- 
teile zwischen  Körperchen  und  Serum  herbei;  deshalb  ist  die  Mehr-  j 
zahl  der  bisher  ausgeführten  Blutuntersuchungen  zu  beanstanden 
und  unter  Vermeidung  des  gedachten  Fehlers  zu  wiederholen. 

J.  Munk. 


G.  L.  Antokonenks,  Sur  les  altdratious  anatomiques  du  sang  et 
de  la  moelle  des  os  longs  sous  l’influence  des  fortes  saigndes. 

Arch.  des  Sciences  biologiques.  p.  p.  l’inst.  etc.  Petersb.  1893,  II.  S.  517. 

In  dem  ersten  Teil  seiner  Arbeit  beschäftigt  sich  Verf.  mit  den 
Veränderungen,  die  das  Blut  in  seiner  Zusammensetzung  nach 
starken  Aderlässen  erleidet.  Diese  für  den  ganzen  Aufbau  des 
Bluts  wichtige  Frage  ist  von  den  einzelnen  Forschern  sehr  verschie- 
den beantwortet  worden;  während  die  einen  die  bald  nach  dem 
Aderlass  zu  konstatirende  Vermehrung  der  weifsen  Blutkörperchen 
als  das  Wesentlichste  hinstellen,  betrachten  die  andern  dieselbe  nur 
als  eine  Folge  der  Wundeiterung.  Ausserdem  ist  von  den  meisten 
Forschern  vernachlässigt  worden,  die  abgelassene  Blutmenge  durch 
physiologische  Kochsalzlösung  zu  ersetzen,  um  so  den  rein  mecha- 
nisch bedingten  Zustrom  von  Gewebsflüssigkeit  zu  vermeiden.  Verf. 
hat  nun  an  einer  gröfseren  Reihe  von  Hunden  experimentirt , bei 
denen  er  teils  einmal,  teils  wiederholt  Aderlässe  gemacht  hat,  indem 
er  bei  einem  Teil  derselben  intravenöse  Injectionen  von  0.3—  0.75pCt. 
Kochsalzlösung  anschlofs.  Das  Resultat  der  sehr  ausführlich  in 
Tabellen  mitgeteilten  Versuche  war,  dass  eine  Vermehrung  der  Leu- 
kocyten  fast  unmittelbar  naah  dem  Aderlass  eintrat,  die  am  Ende 
des  ersten  Tages  ihr  Maximum  erreichte.  Die  Vermehrung,  die 
Anfangs  junge  und  alte  Zellen  betrifft,  bezieht  sich  bald  vorwie- 
gend auf  die  jungen  Lymphocyten,  die  am  Ende  der  ersten  Woche 
in  nochmaliger  Steigerung  ihr  Maximum  erreichen.  In  diesem  Sta- 
dium oder  in  dem  des  Abfalls  zur  Norm  wiederholter  Aderlass 
lässt  die  Leukocyten  noch  Bteigen.  Die  Zufuhr  von  Kochsalzlösung 
nach  dem  Aderlass  verzögerte  das  Auftreten  derselben  und  liefe 
eine  Abnahme  der  Alteren  Zellen  erkennen. 

Verf.  will  für  das  Auftreten  der  Leukocytose  neben  dem 
schnellen  Zuströmen  weifser  Blutkörperchen  eine  Verlangsamung  in 
dem  Entwicklungsgang  und  Zerfall  derselben  verantwortlich  machen. 
Während  die  Vermehrung  der  jüngsten  Elemente  am  Tage  nach 
dem  Aderlass  dem  raschen  Zuströmen  zuzuschreiben  ist,  lässt  sich 
die  Verminderung  der  grofsen  Lymphocyten  durch  einen  rascheren  > 
Durchgang  der  Leukocyten  durch  dies  Stadium,  die  Vermehrung 
der  reifen  Formen  dagegen  durch  längeres  Verharren  in  diesem 
Stadium  erklären. 


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No.  19. 


SchÜssi.kr,  Kümmbll,  Dobrflbh,  Mackik,  Ghabam, 


325 


Der  zweite  Teil  der  Arbeit  ist  den  Veränderuntren  des  Kno- 
chenmarks nach  dem  Aderlass  gewidmet.  Nachdem  Verf.  zunächst 
die  vorhandene  Litteratur  einer  Besprechung  unterzogen  hat,  die  in 
der  Auffassung  sowohl  des  Aufbaus  wie  der  Function  des  Knochen- 
t marks  sehr  verschiedene  Ansichten  aufweist,  geht  Verf.  zu  seinen 
eigenen  Versuchen  Ober,  die  er  an  Hunden  derart  anstellte,  dass 
er  sie  2,  3 oder  mehrere  Tage  nach  einem  Aderlass  tötete.  Das 
Knochenmark  wurde  in  MücLKu’scher  Flüssigkeit  gehärtet,  die  sich 
vor  den  anderen  IlärtungsflOssigkeiten  durch  bessere  Fixirung  des 
Hämoglobins  auszeichnete.  Am  Tage  nach  dem  Aderlass  war  eine 
starke  Vermehrung  der  weifsen  Zellen  mit  blofsem,  durchscheinen- 
dem Protoplasma  zu  konstatieren;  einige  derselben  hatten  Hämo- 
globin in  sich  aufgenommen.  Daneben  fanden  sich  Zellen,  d'e  den 
kernhaltigen,  roten  Blutkörperchen  des  Blutes  entsprachen.  Ein  2 
Wochen  nach  dem  ersten  ausgeffihrter  2.  Aderlass  liefs  im  Kno- 
chenmark nur  mononucleäre,  mit  runden  Kernen  versehene  Zellen 
erkennen.  Nach  dem  dritten  Aderlass  waren  die  verschiedenen 
Stadien  der  Lymphocyten  zu  sehen,  die  Kontour  des  Protoplasma 
war  mit  Hämoglobin  gefärbt.  Aus  diesen  Befunden  schliefst  Verf., 
dass  zuerst  die  kleinen  Lymphocyten  in  das  Gewebe  hereinwan- 
derten,  z.  T.  Hämoglobin  aufnähmen  und  ihren  Kern  verlieren. 
Ein  anderer  Teil  macht  die  bekannten  Entwicklungsstadien  der 
1 Lymphocyten  durch  und  geht  dieselben  Veränderungen,  wie  der 
erstere  Teil  nur  dann  ein,  wenn  die  roten  Blutkörperchen  im  Blut- 
system unzureichend  werden.  Erst  bei  nochmaligem  Reiz  durch 
diesen  Mangel  an  roten  Blutkörperchen  nehmen  die  reiferen  Lympho- 
cyten bei  voller  Thätigkeit  Hämoglobin  auf.  Das  Knochenmark 
hat  die  doppelte  Function,  hämoglobintragende  und  farblose  Zellen 
zu  schaffen.  Nach  starken  Blutverlusten  steigt  die  erstere  F'unction; 
die  hämoglobintragenden  Zellen  nehmen  schliefslich  den  roten  Blut- 
körperchen analoge  Formen  an.  M.  Rothmann. 


1) H.  Schüssler,  Zur  Indicationsstellung  der  Nephrorrhaphie.  Fest- 
schrift zur  Feier  des  70jähr.  Geburtstages  von  Frikbricb  v.  Es- 
march.  Kiel  u.  Leipzig  1 893,  S.  163. 

2)  H.  Kömmell,  Zur  Resection  der  Nieren.  Archiv  f.  klin.  Chir. 
XLV1,  S.  310. 

3)  H.  Doerfler,  Nierenexstirpation  wegen  Steinniere.  Münchner  med. 
Wochensohr.  1893,  No.  29. 

4)  W.  Mackie,  Renal  neoplasms,  with  report  of  two  cases  of 
nephrectomy.  Amor.  med.  News  1893,  Aug.  5. 

5)  D.  W.  Graham,  Observations  on  moveable  Kidney  with  hydro- 
* nephrosis.  Internat,  med.  Magaz.  1893,  p.  626. 

1)  Die  unter  150  F'ällen  beweglicher  Niere  bei  2 in  jungfräu- 
lichem Zustande  befindlichen  Personen  beobachtete  Dislocation  des 
Organs  nach  innen  und  vorn  in  die  Regio  pylorica  hält  Verf.  für 
angeboren.  Die  sehr  erheblichen  Beschwerden  sind  durch  keine 


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326  lieber  Nephrorrbaphie,  Nierenresection  und  Nierenexstirpation.  No.  19 

Bandage  oder  Palliativ  - Mittel  zu  beseitigen  und  sollten  — nach 
Verf.  — von  vornherein  mit  der  Nephrorrhaphie  behandelt  werden. 
Diese  bei  einer  25jährigen  Pat.  ausgeführte  Operation  (bei  der  die 
Seidennähte,  welche  die  Niere  an  die  Musculatur  befestigen,  immer 
durch  die  Nierensubatanz  mit  durchgelegt  werden)  erzielte  vollen 
Erfolg,  da  die  betr.  Pat.  bis  jetzt  d.  h.  2 '/,  Jahr  nach  der  Ope- 
ration, recidivfrei  geblieben  ist. 

2)  Drei  von  Verf.  in  extenso  mitgeteilte  Nierenresectionen  betr. 
einen  Fall  von  einer  durch  Stein  bedingten  teilweisen  Absscedirung 
der  Niere,  bezw.  einen  solchen  einer  anscheinend  umschriebenen 
entzündlichen  Neubildung  und  einen  Nierenechinococcus  beweisen, 
dass  auch  das  Nierengewebe  des  Menschen  chirurgische  Eingriffe 
in  relativ  leichtjr  Weise  zu  Oberwinden  vermag  und  gröfsere  Teile 
der  menschlichen  Niere  bis  fast  zur  Hälfte  ohne  Nachteil  für  die 
secretorischen  Functionen  abgetragen  werden  können.  Da  es  nicht 
immer  angeht,  den  anatomischen  Längsschnitt  bei  den  Nierenresec- 
tionen zu  wählen,  so  kann  bei  ihnen  die  Blutung  oft  eine  starke 
werden.  In  dem  zweiten  Fall  Verf.’s  gelang  die  Stillung  der  Blu- 
tung nicht  vollständig  durch  die  Vereinigung  der  Wundflächen, 
weil  einige  Nähte  durchschnitten.  Die  Niere  musste  an  die  Haut 
fixirt  werden,  worauf  durch  Jodoformgaze-Tamponade  die  Blutung 
stand.  Als  Indication  der  Nierenresection  sind  zunächst  gutartige 
Tumoren  und  Echinococcen  zu  nennen;  ferner  ist  sie  bei  Pyelone- 
phrose  und  Abscedirungen  angezeigt,  indem  hier  die  einfache  Inci- 
sion  dem  Eiter  nicht  immer  genügenden  Abfluss  schafft,  anderer- 
seits die  vollständige  Entfernung  des  Organs  in  Folge  vorausge- 
gangener perinephritischer  Processe  und  Verwachsungen  sehr  er- 
schwert ist.  Ausser  in  den  vorliegenden  3 Fällen  sind  Nierenresectionen 
von  Lokvi,  BtBDKNHF.uRR,  de  Paoli  und  Wkitz  unternommen  worden. 
Als  einziger  Fall  von  teilweiser  Entfernung  des  erkrankten  Organs 
war  ausser  dem  von  ihm  ausgeführten  nur  einer  aus  der  CzKBNt’schen 
Klinik  von  Verf.  angeführt.  (Ref.  erinnert,  dass  V.  v.  Bbons  bereits 
bereits  1870/71  die  Nierenresection  nach  Schussverletzung  ausgeführt, 
auch  der  Fall  von  Czkbny  war  ein  traumatischer). 

3)  Betrifft  eine  Frau,  bei  der  23  Tage  nach  Eröffnung  eines 
linkseitigen  Nierenabscesses  wegen  Fortbestehen  von  Fieber  und 
Pyurie,  nachdem  die  Sondirung  der  Nierenincision  einen  Stein  er- 
geben, durch  queren  Lendenschnitt  nach  Kocbbb  die  Nephrectomie 
gemacht  wurde.  Neben  verschiedenen  kleineren  Concrementen  in 
Höhlen  in  der  Nierensubstanz  ergab  sich  im  Nierenbecken  ein  5 cm 
langer,  2 cm  breiter,  rundlicher  Stein,  mit  verschiedenen  Fortsätzen 
für  die  erweiterten  Nierenkelche,  dessen  Zusammensetzung  und  son- 
stige Beschaffenheit  aber  nicht  näher  angegeben  ist.  Heilung  er- 
folgte unter  nachträglicher  Bildung  einer  Darmfistel,  welche  sich 
aber  durch  Narbenretraction  von  selbst  schloss. 

4.  a)  Bei  einer  22jähr.  Frau  wurde  vor  5 Monaten  in  der  rechten 
Seite  unmittelbar  nach  einem  Fall  eine  Geschwulst  entdeckt,  welche 
stetig  wachsend  schliefslich  von  der  rechten  Lumbar-Region  bis 


No.  19. 


Niereilex«  tirp&tion. 


327 


jenseits  der  Mittellinie  und  unterhalb  des  Nabels  sich  nach  vorn 
erstreckte  und  sich  nach  Insufflation  des  Rectums  als  eine  nicht 
mit  der  Leber  zusammenhängende  retroperitoneale  Geschwulst  er- 
wies. Bei  der  Laparotomie  zeigte  sich  die  linke  Niere  gesund;  an 
Stelle  der  rechten  aber  ein  Tumor,  dessen  Herausschälung  nach 
* Verziehung  des  Colon  ascend.  nach  der  Mitte  durch  einen  Schnitt 
an  dessen  Aussenntnde  durch  das  Bauchfell  gelang.  Entsprechend 
dem  Befund  von  stellenweiser  Fluctuaction  vor  der  Operation  bot 
der  11  Pfund  schwere  Tumor  vielfache  Erweichungsherde,  nur  in 
seinem  unteren  festem  Teil  war  noch  Nierengewebe  vorhanden,  im 
Uebrigen  stellte  er  sich  histologisch  als  Rundzellensarcom  dar. 
Nach  10  Monaten  zeigten  sich  Recidive  im  Stumpf  und  im  unteren 
Winkel  der  Incisionsnarbe  in  den  Bauchdecken;  der  Tod  erfolgte 
nach  weiteren  2 Monaten  an  (durch  die  Section  beglaubigten) 
Lungenmetastasen. 

b)  Bei  der  26jähr.  Frau  hatten  sich  in  zeitlichem  Zusammen- 
hang mit  der  letzten  vor  1 */«  Jahren  durchgemachten  Schwanger- 
schaft Erscheinungen  von  Beweglichkeit  der  rechten  Niere  verbun- 
den mit  Colik- Anfällen  und  gleichzeitiger  Hämaturie  eingestellt. 
Die  Niere  erschien  rechts  vom  Nabel  gelegen,  nur  in  der  Richtung 
von  vorn  nach  hinten  verdickt  und  frei  nach  hinten  zu  verschieb- 
lich. Bei  Probeincision  in  die  Lende  (nach  Kömo)  und  explora- 
i torischem  Eindringen  des  Fingers  mittelst  Ignipunctur  ergaben  sich 
weiche  Massen  in  fester  Umgebung.  Nach  Entfernung  der  Niere, 
(welcher  schnell  völlige  Genesung  folgte)  erschien  auf  dem  Durch- 
schnitt eine  Geschwulst  von  Gröfse  eines  Lawntennis-Balles,  welche 
von  der  Marksubstanz  sich  in  das  Nierenbecken  erstreckt.  Die- 
selbe bestand  zum  grofsen  Teil  aus  Gerinnseln,  nach  deren  Entfer- 
nung sie  Bich  deutlich  als  Papillom  erwies,  ebenso  wie  sich  noch 
2 kleinere  Papillome  des  Nierenbeckens  fanden. 

5)  An  4 z.  Th.  ziemlich  verschiedenartige  Fälle  werden  fol- 
gende Schlusssätze  geknöpft:  1)  Intermittirende  Hydronephrose  ist 
eine  häufige  Folge  von  Wanderniere.  2)  Geistige  Unruhe  kann 
das  einzige  Zeichen  einer  beweglichen  Niere  oder  einer  Hydrone- 
phrose sein.  3)  Andererseits  können  functionelle  Störungen  aller 
Nachbarorgane  bestehen.  4)  Störung  der  Nierenfunction  kann 
weniger  hervortreten  als  die  anderer  Organe.  5)  Hydronephrosis 
ist  ein  fortschreitend  zerstörender  Krankheitszustand.  6)  Nephror- 
raphie  ist  als  Präventivmafsnahme  dort  auch  angezeigt,  wo  eie  nicht 
durch  die  Stärke  der  Krankheitszeichen  erforderlich  erscheint.  7)  Die 
einmal  entwickelte  Hydronephrose  ist  mit  Sicherheit  durch  Nephro- 
tomie von  der  Lende  her  mit  Drainage  zu  behandeln.  8)  Nephrec- 
tomie  bei  Hydronephrosis  ist  nur  gerechtfertigt,  wenn  die  Nieren- 
• Substanz  gänzlich  zerstört  oder  der  Ureter  völlig  undurchgängig  ist. 

P.  Qüterbock. 


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3'28  Bochnf.h,Lisi»oi'x-Lkbaki>,  Einfluss  des  Lichtes  auf  di»  Bacterien.  No.  19 

1)  Buchlier,  Ueber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  Bakterien  und  Ober 
die  Selbstreinigung  der  Flösse.  Archiv  f.  Hygiene  1893,  Jubelband. 
XVII.  S.  179. 

2)  Ledoux-Lehard,  Action  de  la  luraiere  sur  le  baciile  diphthe- 
rique.  Arch.  de  med.  exper.  1893,  V.  No.  6.  S.  779. 

1)  Die  Isar  hat  oberhalb  Mönchen  im  ccm  Wasser  305  Keime, 
in  Mönchen  15231  und  nach  33  km  langem  Lauf  bei  Freising  2378. 
Da  bei  dem  schnellen  Lauf  derselben  weder  Sedimentirung  noch 
sonst  eines  der  för  die  Selbstreinigung  angeführten  Momente  dies 
bewirken  konnte,  kam  Bücbnbk  als  einzig  denkbare  Ursache  auf  das 
Sonnenlicht. 

Um  för  diese  Ansicht  einen  experimentellen  Untergrund  zu 
bekommen,  stellte  er  verschiedene  Versuche  mit  Typhusbacillen, 
Bacterium  coli,  Pyocyaneus,  Cholera  und  einigen  nicht  pathogenen 
Bacterien  an.  Diese  Bacterien  wurden  fein  suspendirt,  in  Wasser 
aufgeschwemmt  und  in  Kolben,  Cylindern  oder  Blechgefäfsen  dem 
Licht  ausgesetzt.  Meist  wurden  die  Versuche  im  Freien  gemacht 
und  die  Wassertemperatur  durch  Thermometer  gemessen. 

In  einer  zweiten  Versuchsreihe  stellte  B.  Agarplatten,  die  be- 
sät und  teilweise  bedeckt  waren,  in’s  Licht,  und  in  einer  dritten 
wurden  beschickte  Agarplatten  verschiedene  Tiefen  in  den  Starn- 
berger See  hinabgelassen  und  längere  Zeit  der  Lichtwirkung  aus- 
gesetzt, um  die  Tiefe  der  Sonnenwirkung  zu  messen.  Weiterhin 
wurde  auch  der  Bacteriengehalt  der  Isar  in  seiner  Schwankung 
durch  die  Tagesbelichtung  und  Nachtbeschattung  festgestellt. 

Es  stellte  sich  bei  allen  Versuchen  heraus,  dass  das  directe 
Sonnenlicht  einen  sehr  gewaltigen  desinficirenden  Einfluss  ausöbt 
und  innerhalb  einer  Stunde  eine  sehr  tiefe  Wasserschicht  von  be- 
stimmten Bacterien  befreien  kann.  Natürlich  ist  es  nicht  för  alle 
schädlich,  so  namentlich  nicht  för  die  Begiatoaarten.  Auch  das 
diffuse  Tageslicht  wirkt  bei  längerer  Dauer  (ca.  8 Stunden)  stark 
desinficirend.  Eine  ähnliche  Wirkung  hatte  electrisches  Bogenlicht. 
Von  den  Farben  des  Spectrums  wirkte  nur  der  hellste  Teil  des- 
selben antiseptiich,  Grön,  Blau  und  ein  Teil  des  Violett.  Ganz  in- 
different dagegen  erwies  sich  Roth  und  Ultraviolett. 

Die  Tiefe  in  welcher  das  Licht  noch  wirksam  ist,  erstreckte 
sich  bei  oben  genanntem  Versuch  bei  klarem  Wasser  und  Himmel 
auf  2 m. 

Die  geringste  Bacterienmenge  in  der  Isar  wurde  zwischen  8 
bis  1 1 Uhr  abends  wahrgenommen,  die  höchste  zwischen  4—5  Uhr 
morgens,  so  dass  auch  hier  eine  deutliche  Licht  Wirkung  nachzu- 
weisen war;  die  erstem  Zahlen  waren  5 bis  8,  die  letzteren  510 
bis  520. 

2)  Verf.  setzte  Diphtherie- Agarkulturen  oder  Aufschwemmungen 
derselben  in  Bouillon  oder  Wasser  verschiedenen  Lichtarten  aus 
und  fand,  dass  geimpfte  Agarplatten  in  ihrer  Keimung  und  Ent- 
wickelung durch  diffuses  Licht  weder  bei  gewöhnlicher  noch  bei 
Bruttemperatur  gehindert  wurden.  Directes  Sonnenlicht  dagegen 


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No  19.  Mirscrki;,  Einfluss  der  Meeresböhe  auf  das  Blut.  329 

sterilisirte  ausgegossenes  Agar  und  geimpfte  Bouillon  in  wenigen 
Tagen.  Auf  letztere  hatte  diffuses  Tageslicht  gleichfalls  keine  Ein- 
wirkung, während  eine  Aufschwemmung  von  Diphtheriebacillen  in 
destillirtem  Wasser  auch  von  diesem  in  spätestens  2 Tagen  sterilisirt 
wurde;  ebenso  wurden  von  ihm  getrocknete  in  dünner  Schichte  aus- 
gebreitete Diphtheriebacillen  getötet. 

Die  Wirkung  des  directen  Sonnenlichtes  ist  viel  rascher  und 
stärker  als  die  des  diffusen. 

Auch  den  Einfluss  verschiedener  Lichtstrahlen  prüfte  Verf. 
aber  nicht  durch  Brechen  des  weifsen  Lichts  mittelst  eines  Pris- 
ma’s,  sondern  indem  er  die  Bacterien  unter  koncentririe  Kalium- 
bichromatlösung  stellte,  das  nur  rotgelb  und  grün  durchlässt,  oder 
unter  ammoniakalische  Kupfersulfatlösung,  welche  nur  für  blau, 
violett  und  ultraviolett  durchgängig  ist;  ausschließlich  letztere 
Strahlen  zeigten  sich  bacterientötend,  während  das  durch  Kalium- 
bichromat  gegangene  Licht  vollständig  wirkungslos  war. 

Auf  Grund  dieser  Versuche  erklärt  Verf.  das  Licht  als  ein 
vorzügliches  Prophylacticum  gegen  Diphtherie.  Sehenden. 

F.  Sliescher,  lieber  die  Beziehungen  zwischen  Meereshöhe  und 
Beschaffenheit  des  Blutes.  Corr.Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1893,  No.  24. 

Die  zuerst  von  Padi.  Brri  ausgesprochene  Vermuthung,  dass 
bei-  der  Adaptation  von  Menschen  und  Tieren  an  die  dünne  Luft 
grofser  Höhen  eine  Vermehrung  der  Blutköt  perzahl  oder  der  Hämo- 
globinmenge eine  Rolle  spielen  könnte,  veranlasste  eine  Reihe  von 
Forschern  zu  diesbezüglichen  Blutuntersuchungen.  Die  vorliegende 
Arbeit  von  M.  stützt  sich  hauptsächlich  auf  Untersuchungen,  die 
Eoukk  in  Arosa  an  27,  teils  gesunden,  teils  mehr  oder  minder 
schwer  erkrankten  Personen  vornahm;  alle  wurden  unmittelbar  nach 
der  Ankunft  in  Arosa  und  nach  mehrtägigem  Aufenthalt  daselbst 
untersucht.  Alle  ohne  Ausnahme,  auch  diejenigen,  bei  denen  der 
Uebertritt  in’s  Hochland  keine  erhebliche  Aenderung  der  Lebens- 
weise mit  sich  brachte  (Kellner,  Postbeamte  u.  s.  w.),  zeigten,  wenn 
auch  in  verschiedenem  Grade,  eine  erhebliche  Zunahme  der  Blut- 
körperzahl. Dasselbe  Resultat  ergab  die  Blutuntersuchung  von 
Kaninchen.  Die  Zunahme  betrug  14—  63  pCt.  in  3 — 5'/j  Wochen. 
Nach  einer  bestimmten  Zeit  hört  die  Zunahme  auf,  doch  scheint  die 
Dauer  des  Stadiums  der  numerischen  Zunahme  sehr  zu  variiren. 
In  einigen  Fällen  war  nach  11— 15  Tagen  ein  vorläufiges  Maximum 
erreicht,  in  anderen  schien  die  initiale  Zunahme  viel  länger  anzu- 
dauern. Das  erste  Maximum  war  nicht  immer  ein  definitives.  Was 
den  Hämoglobingehalt  betrifft,  so  zeigte  sich  auch  hier  bei  Allen, 
mit  einer  einzigen  Ausnahme,  eine  Zunahme  bis  zu  28  pCt.  Die 
Zunahme  des  Hämoglobingehalts  entsprach  nicht  regelmäfsig  derje- 
nigen der  Blutkörperchen.  Wichtig,  namentlich  auch  in  therapeu- 
tischer Hinsicht,  ist  die  Frage:  was  geschieht,  wenn  derartige  Per- 
sonen in’s  Tiefland  zurückkehren?  Und  dabei  ergiebt  sich  die  über- 


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330  Mott,  Edok worth,  Zar  Casuistik  der  Facialislähmung.  No.  19 

machende  Thatsache,  dass  alsdann  all’  die  obengenannten  Verän- 
derungen  ebenso  schnell  verschwinden,  wie  eie  entstanden  waren; 
dies  wurde  selbst  nach  Jahre  lang  dauerndem  Aufenthalt  im  Hoch- 
lande beobachtet.  Es  handelt  sich  hier  also  um  eine  äusserst  feine 
und  zweckmäfsige  Regulireinrichtung:  die  Wirkung  eines  geringen 
Sauerstoffpartiardrucks  der  Luft  wird  durch  einen  gröfseren  Hämo-  » 
globingehalt  des  Blutes  compensirt,  so  dass  die  Organe  sich  wieder 
einer  normalen  Gewebsatmung  erfreuen  und  die  anfangs  störenden 
Acclimatisationsbesch  werden,  Herzklopfen,  Kurzatmigkeit  u.  s.  w. 
verschwinden  können.  Die  Frage,  in  welcher  Weise  die  genannten 
Veränderungen  zu  Stande  kommen,  wodurch  ihr  Entstehen  begün- 
stigt und  bedingt  wird,  sucht  M.  in  ausführlicher  Weise  zu  beant- 
worten; es  würde  zu  weit  führen,  hier  näher  auf  die  von  M.  auf- 
gestellten Theorien  einzugehen  und  muss  demnach  hier  auf  das 
Original  verwiesen  werden.  Aus  den  Schlussbemerkungen  des  Verf. 
sei  noch  hervorgehoben,  dass  dasjenige  Höhenklima  als  das  beste 
und  heilkräftigste  anzusehen  ist,  welches  ein  Maximum  von  hämo- 
poötischer  Reaction  neben  einem  Minimum  von  Acclimatisationsbe- 
schwerden  veranlasst.  Dieses  Höhenoptimum  ist  nicht  für  alle 
Menschen  dasselbe,  sondern  schwankt  in  ziemlich  beträchtlichen 
Grenzen.  K.  Kronthal. 

1)  Fr.  W.  Mott,  A case  of  peripheral  facial  diplegia.  Brit.  med. 

Journ.  1893,  Dec.  2. 

2)  F.  H.  Edgeworth,  Case  of  bilateral  facial  paralysis  due  to  in- 
jury  by  forceps  at  birth.  Ebenda.  1894,  Mo.  1723. 

1)  Ein  17jähriger  Mensch  wurde  im  Laufe  dreier  Tage  erst 
an  der  linken,  dann  an  der  rechten  Gesichtshälfte,  hier  stärker,  ge- 
lähmt. Es  bestand  ausgesprochene  Diplegie.  — Keine  Geschmacks- 
störung, Gaumensegel  normal  functionirend,  Gehörorgane  beiderseits 
gesund.  Erhaltene  normale  galvanische,  erhöhte  faradiscbe  elec- 
trische  Erregbarkeit.  Andere  Symptome  nervöser  Störung  fehlten. 
Heilung  innerhalb  drei  Wochen  (Jodkalium,  Strychnin,  Galvani- 
sation). 

2)  Verf.  beobachtete  bei  einem  7 jährigen  Mädchen  eine  voll- 
kommene doppelseitige  Gesichtslähmung:  nur  die  Lippen  konnten 
etwas  bewegt  und  zusammengebracht,  ein  Licht  konnte  ausgeblasen 
werden.  Pfeifen  war  unmöglich.  Gesichtsscelett  gut  entwickelt: 
keine  Taubheit,  kein  Zeichen  von  Mittelohraffection,  Geschmacks- 
vermögen erhalten,  Gaumenbewegungen  intact.  Die  electrische  Er- 
regbarkeit war  für  beide  Stromesarten  vollkommen  aufgehoben; 
Sensibilität  der  Gesichtshaut  normal:  bei  Erregungen  (Aerger)  rö- 
tete eich  dieselbe. 

Das  Kind  war  das  erste  ihrer  Mutter;  erst  nach  mühevoller, 
drei  Tage  währender  Geburtsarbeit  wurde  es  durch  die  Zange  ent- 
wickelt. Vor  beiden  Ohren  bestanden  Anschwellungen,  die  erst 
nach  einem  Monat  verschwanden:  das  Kind  saugte  schlecht  und 


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No.  19.  Wakdbl,Albkrtomu.Bkigatti,  Fälle v. Hirntumor. — Goldschmidt,  331 

konnte  das  Gesicht  nie  so  wie  andere  Kinder  bewegen.  Andauernde 
bilaterale  durch  Zangendruck  entstandene  Gesichtslähmungen  sind 
sehr  selten  bezw.  bisher  noch  nicht  beschrieben.  Bernhardt. 


1)  W.  Waddel,  Some  clinical  notes  on  a case  of  tumour  of  the 
Pituary  Body.  The  Lancet  1893,  April  22. 

2)  Albertoni  e Brigatti,  Gliom a della  regione  rolandica,  estirpa- 
zione,  guarigione.  Ririst.  sperim.  di  freniatria  e de  med.  leg.  XIX. 

1)  Bin  49jähriger  Mann  litt  September  1890  ca.  2 Jahre  lang 

an  Sehbeschwerden,  die  auf  einer  bitemporalen  Hemianopsie  be- 
ruhten. Die  Augäpfel  waren  prominent,  die  Pupillen  gleich  und 
von  guter  Lichtreaction:  Augenhintergrund  und  Augenmuskeln 

waren  normal.  Januar  1891  zeigte  er  heftigen  Stirnkopfschmerz, 
Prostration,  Uebelkeit,  Erbrechen,  und  diese  Beschwerden  wieder- 
holten sich  anfallsweise;  dazu  trat  Benommenheit,  zeitweiliger  Stu- 
por, Gedächtnisschwäche,  rechtsseitige  Pupillenerweiterung.  April 
1891  trat  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  hiozu,  ferner  Erweiterung 
der  linken  Pupille,  Bewustlosigkeit,  Aphasie,  Decubitus  und  nach 
4 Wochen  der  Exitus  letalis.  Die  Section  erwies  einen  Tumor  reep. 
eine  erhebliche  Hypertrophie  des  vorderen  Teiles  der  Glandula  pi- 
tuitaria;  der  Tumoi  war  ca.  1 Zoll  lang  und  fest,  ohne  Zeichen  der 
Malignität.  S.  Kalischer. 

2)  Die  Verfif.  berichten  über  die  operative  Entfernung  eines 

im  sulcus  Rolandii  sitzenden  Fibroglioms,  welche  in  Bezug  auf 
Heilungsresultat  und  Dauer  gleich  beachtenswert  ist.  Die  Diagnose 
war  gestellt  worden  auf  Grund  von  jACKsuji’scher  Epilepsie,  stets 
an  der  L.  U.  E.  beginnend,  ferner  auf  Grund  von  allmälig  sich 
steigernder  Parese  derselben  Extremität  mit  Steigerung  der  Reflexe 
und  doppelseitiger  Neuritis  optica.  SensibilitätsveränderuDgen  wareo 
nicht  nachweisbar.  Post  operationem  blieben  die  Krampfanfäile  fort, 
die  Parese  besserte  sich  erheblich,  und  die  Neuritis  optica  war  ver- 
schwunden. Nur  die  Reflexsteigerung  bestand  fort.  Bestand  der 
Heilung  bisher  1 '/,  Jahre.  Placzek. 


3.  Goldschmidt,  Zur  Aetiologie  und  Prophylaxis  der  Lepra.  Berl. 
klin.  Woohonscbr.  1894,  No.  7. 

Des  Verf.’s  langjährige  Erfahrungea  auf  Madeira  sprechen  für 
die  directe  Uebertragung  der  Lepra  von  Mensch  auf  Mensch; 
begünstigt  wird  dieselbe  ohne  Zweifel  durch  sociales  Elend:  schlechte 
Wohnräume,  unterwertige  Nahrung  u.  dergl.  Die  Mittel  zur  Aus- 
< rottung  der  Krankheit  müssen  je  nach  den  Verhältnissen  verschie- 
dene sein.  Es  lassen  sich  die  Nationalitäten  oder  Rassen  einteilen 
in  solche,  1)  die  trotz  wiederholter  Importation  von  Leprösen  sich 
der  Seuche  stets  erwehrt  haben  (vereinigte  Staaten  Nordamerika^, 
Canada,  Australien),  2)  die  in  hietorischer  Zeit  inficirt  worden  sind 


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332  Aetiologie  etc.  — Vas.  Zur  Kenntnis»  d.  Nicotin-  u.  Alcobolvergiftung.  No.  1 9 

und  günstigen  Boden  abgegeben  haben  (dahin  gehört  z.  B.  Ma- 
deira), 3)  die  früher  inficirt,  jetzt  (wie  Verf.  glaubt  in  Folge  ihrer 
Civilisation)  frei  von  Aussatz  sind  (Europa),  4)  die  von  jeher  in- 
ficirt bis  auf  den  heuutigen  Tag  in  gleicher  Weise  inficirt  geblie- 
ben sind  (China,  Hinter-  und  besonders  Vorderindien).  — Für  die 
immunen  oder  immun  gewordenen  Länder  (1  und  3)  dürfte  eine, 
durch  genaueste  Statistik  unterstützte,  sorgsame  Ueberwachung  der 
vorhandenen  Fälle,  Unterbringung  der  Mittellosen  in  Leproserien, 
möglichste  Verhütung  der  Verheiratbung  Lepröser,  Verbot  der  Ab- 
impfung von  den  Kindern  solcher,  genügen.  In  Ländern  dagegen, 
wo  die  Seuche  innerhalb  weniger  Jahre  grofse  Fortschritte  gemacht 
hat,  oder  die  sich  überhaupt  als  günstiger  Boden  für  sie  gezeigt 
haben  (2)  ist  eine  vollkommene  und  strenge  Abschliefsung  der 
Kranken  und  die  Gründung  möglichst  zahlreicher  Leproserien 
durchaus  erforderlich,  zumal  die  hier  in  Frage  kommenden  wenig 
civilisirten  Rassen  sich  für  eine  blofse  Beaufsichtigung  nicht  diaci- 
plinirt  genug  erweisen  würden.  Was  die  Nationalitäten  mit  stag- 
nirender  Cultur  (China)  betrifft,  bei  denen  sich  der  Aussatz  bis  auf 
den  heutigen  Tag  in  annähernd  gleicher  Stärke  erhalten  hat,  so  ist 
zu  hoffen,  dass  (wie  es  schon  jetzt  in  Japan  der  Fall  zu  sein 
scheint)  die  Seuche  mit  civilisatorischen  Fortschritten  allmälig  ab- 
nehmen und  veschwinden  wird.  Doch  sollte  namentlich  in  Vorder- 
indien, das  neben  China  wohl  die  meisten  Fälle  nach  anderen  Län-  t 

dern  importirt,  durch  strenge  Internirung  der  Kranken  mit  ihren 
Familien,  wenn  auch  nicht  in  Leproserien,  so  doch  in  ihren  Dörfern, 
durch  Anbahnung  einer  besseren  Ernährung  u.  s.  w.  energisch  ein- 
geschritten werden.  — Schliefslieh  wünscht  Verf.,  dass  auf  dem 
bevorstehenden  internationalen  medicinischen  Congresse  Sachkundige 
über  ein  allgemeines  Vorgehen  berathen  und  entsprechende  Vor- 
schläge machen.  Am  zweckmäfsigsten  aber  wäre  es,  wenn  Grofs- 
britannien,  das  in  seinem  Colonialreiche  die  grösste  Anzahl  Aus- 
sätziger beherbergt,  die  Initiative  übernehmen  und  einen  internatio- 
nalen Congress  zur  Bekämpfung  der  Lepra  einberufen  wollte. 

H.  Möller. 


F.  Vas,  Zur  Kenntniss  der  chronischen  Nicotin-  und  Alcoholver- 
giftung.  (Pharm.  Institut  Strafsburg).  Archiv  f.  exp.  Path.  u.  Pharm. 
XXX.  p.  140. 

Gegenüber  den  widerspruchsvollen  literarischen  Angaben  über 
die  Producte  im  Tabakrauche  gelang  es  dem  Autor,  durch  Analyse 
exact  nachzuweisen,  dass  derselbe  Nicotin  und  zwar  in  beträchtlicher 
Menge  enthält. 

Die  durch  Wochen  an  Kaninchen  durchgeführten  Intoxications- 
versuche  ergaben,  dass  häufige  Nicotinzufuhr  in  kleinen  Dosen  Ab- 
sinken des  Hämoglobingehaltes  wie  der  Zahl  der  roten  Blutkörper- 
chen, Zunahme  der  Leukocytenzahl , und  Abnahme  des  Körperge- 
wichts bedingt. 


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No.  19. 


Rtwusi-h.  — BuLrt.  — Lahdbrkk. 


333 


Analoge  Versuche  mit  Alcohol  ergaben  ebenfalls  als  Folgeer- 
scheinung Abnahme  des  Hämoglobingehnltes  des  Blutes  bei  gleich- 
bleibender Zahl  roter  Blutkörperchen,  sowie  des  Körpergewichtes. 
Eine  Leukocytenzunahme  wird  nicht  beobachtet. 

Oie  nutritive  Störung,  die  diesen  beiden  Giften  folgen,  äussert 
sich  auch  in  StructurverÄnderungen  des  Nervensystems.  Die  nach 
der  Nissi/scheo  Methode  behandelten  Rackenmarksschnitte  ergaben 
för  Alcohol  wie  Nicotin  identische  Veränderungen : homogene 
Schwellung  der  Vorderhornzellen,  Schwund  und  degenerativen  Zer- 
fall des  Chromatins  derselben. 

Der  Arbeit  ist  eine  Tafel  mit  Reproductionen  der  anatomischen 
Veränderungen  beigefögt.  Pobl. 


D.  Rywosch,  Ueber  das  Verhalten  der  Schweinegalle  gegen  neu- 
trale Salze  bei  Gegenwart  von  taurochol-  oder  glycocholsauretu 
Natron.  Cbl.  f.  Physiol.  1893,  H.  18. 

Bei  Versuchen,  in  welchen  es  darauf  ankern,  Schwsinegalle  neben  der  Galle  des 
Rindes  oder  Hundes  oaebsuweisen,  machte  Verf.  die  Erfahrung,  dass  die  fQr  Schweine- 
galle characteristische  Reaction  der  Fällbarkeit  der  Scbwemegalle  durch  Neutralsalze, 
namentlich  Natriumsulfat  in  derartigen  Mischungen  oft  im  Stich  lasst  R stellte 
daraufhin  Versuche  mit  a-hyoglycocbolsaurem  Natron  einerseits,  taurocbolsaurem  und 
glycocbolsaurem  Natron  andererseits  an,  aus  welcbeo  sich  ergab,  das«  die  beiden 
letztgenannten  Salze  die  Fähigkeit  besitzen,  die  Ausfillung  des  a - hyoglycholsaurem 
Natron  durch  Neutralsalze  zu  rerbindern.  Diese  Hinderung  Rodet  in  ganz  be- 
stimmten Verhältnissen  statt,  sodsss  sich  darauf  so.-ar  eine  Methode  zur  Bestimmung 
der  Taurocbolslure  gründen  liefse,  wofür  Verf.  mehrere  Beispiele  anführt. 

E.  Halkowik 


H.  Boldt,  Glycogenbestimmung  im  Muskel  nach  Nervendurchschnei- 
dung. Dissert.  Würzburg  1893. 

Einer  grBfseren  Reihe  von  Fröschen  hat  Verf,  unter  Klhkci.'s  Leitung,  den  N. 
ischiadicus  der  einen  Seite  durchschnitten.  Nach  Inlerrall  ton  1 — 10  Tagen  wurde 
je  eine  aus  4—5  Frischen  bestehende  Gruppe  getötet  und  der  Glycogengehalt  der 
rereinigten  Schenkelmuskeln  der  gesunden  Seite  sowie  diejenige  der  entnemen  Seite 
nach  BhCke-KOlz  bestimmt.  Es  ergab  sich,  dass  nach  einem  Tage  auf  der  durch- 
schnittenen Seite  der  Glycogengehalt  um  die  Hälfte,  nach  3 Tagen  um  \ grBfser  war 
als  auf  der  gesunden,  was  sich  ans  dem  geringeren  Verbranch  der  gelähmten,  also 
zur  Ruhe  rerurteilteu  Muskeln  erklärt.  Nach  5 Tagen  fand  sich  in  deQ  gelahmten 
Mntkeln  um  '/„  nach  7 und  nach  10  Tagen  um  '/,  weniger  Glycogen  als  in  denen 
der  gesunden  Seite.  Diese  Abnahme  steht  wohl  im  Zusammenhänge  mit  der  fort- 
schreitenden Atrophie  der  gelahmten  Mntkeln,  ton  deren  Bestehen  Verf.  sich  durch 
den  mikroskopischen  Nachweis  der  Kernwucherung  and  fettigen  Entartung  Überzeugte. 

J.  Munk. 

Länderer , Faustgrol'ses  Angiom  der  ZuDge,  operative  Heilung. 
Festschr.  zur  Feier  seines  70jähr.  Geburtstages  Fiiikokiijh  von  Esmauuh  ge- 
widmet. S.  119. 

Die  bei  dem  5ljäbr.  Pat.  anscheinend  seit  der  Geburt  bestehende  in  den  letzten 
20  Jahren  aber  sehr  gewachsene  liokseitige  Zungengeschwulst  hatte  die  Nachbarteile 
bereits  etwas  verdrängt  und  war  der  Ausgangspunkt  von  Blutungen  und  Athemnoth 
geworden  Nach  vorheriger  Tracheotomie  und  einigen  galvanocanstischen  Vorversochen 
«urde  nach  vorheriger  Ligatur  der  A.  lingual,  sin.  und  blutiger  Erweiterung  des  linken 


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334 


Bknnktt.  — Rösb.  — Bcttrrsack. 


No.  19 


Mundwinkel»  die  Basis  der  Geschwulst  durch  eine  vom  Helte  eut  darchgefübrte 
Gummiscblinge  abgeschoürt  and  mit  dem  Galvaoocauter  abgetragen.  Langsame  Hei- 
lang  ohne  Zwischenfall.  Bei  Abschluss  des  Berichtes  war  ein  Jahr  nach  der  Operation 
rerflossen.  p,  GStortock 


E.  H.  Bennett,  Exceptions  to  the  type  of  extra-capsular  fracture 
of  the  neck  of  the  thigh  bone  Dublin  Joorn.  of  med.  1893,  XI.  Oct. 

p.  281. 

In  drei  zufällig  im  Secirsaal  gefundenen  Präparaten  geheilter  eitrncaptalirer 
Oberschenkelhalsfractar  fand  insofern  eine  Abweichung  von  dem  Gewöhnlichen  statt, 
als  der  Trochanter  major  unrersebrt  geblieben  und  nur  in  einem  Fall  der  Trochanter 
minor  mitbetroffen  war.  Es  scheint  sich  dabei  um  eine  Fractur  durch  Riss  ohne  Ein- 
keilung des  Schaftes  in  den  Schenkelkopf  zu  bandeln  und  ist  zum  Vergleich  eioe  Re- 
production  der  Abbildungen  ron  Astlsi  Cooi-sh  betreffend  die  typische  Form  der 
Sehenkelbalsfracturen  beigefügt  worden.  p.  asurboek. 


C.  Böse,  Ueber  die  Wirkung  der  Musculatur  bei  angeborener 
Gaumenspalte.  Cbl.  f.  allg.  Path.  u.  path.  Anatomie.  IV.  No.  24. 

Wahrend  bei  regelrechten  GaumeorerhÄltniseen  die  Verkürzung  der  beiden  Leva- 
tores  ».  p.  allein  den  Abschluss  der  Rachenhohle  bewirkt,  müssen  bei  Patienten,  deren 
Gaumenspalt  mit  einem  Obturator  verschlossen  wird,  zu  dem  gleichen  Zweck  auch 
noch  die  beiderseitigen  M.  Palatopharyngei  in  Tbttigkeit  treten.  Der  M.  constrictor 
pharyogis  hat  dagegen  nicht,  wie  Sukmsu  angenommen  hat,  weder  unter  gewöhnlichen 
noch  auch  unter  krankhaften  Verhältnissen  irgend  welchen  Einfluss  auf  die  Sprach- 
bildung.  Auch  der  P«sa*va*T'scbe  Wulst  wird  keineswegs  rom  oberen  Schl nndschnürer, 
sondern  vom  Palatopharyngeus  in  Verbindung  mit  dem  Stylopharyngeos  gebildet. 
Durch  Zusammenziebung  der  LAngsfasero  rückt  die  Rachenwand  enger  und  ihre 
Schleimhaut  faltet  sich  an  der  oberen  Grenze  der  LAngsmuskeln  ringförmig  eie. 
Diese  obere  Grenze  der  I.ingsmuskulatur  liegt  ungefAr  in  der  Hohe  des  Gaumensegels. 
Darum  entsteht  hier  der  Wulst,  der  bei  regelmAfsigen  Gaumenverhaltnissen  gar  nicht 
oder  nur  schwach  entwickelt  und  auch  bei  Gaumenspalten  nicht  immer  vorhan- 
den ist.  W.  Labllnski. 


Buttersack,  Zur  Kenntnis«  der  Vaccine.  (Aus  dem  Kaiserl.  Ge- 
sundheitsamt.) Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  9. 

Physiologisch-optische  Erwägungen  hatten  et  B.  wahrscheinlich  gemocht,  dass  der 
Vaccinekeim  wohl  deswegen  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden  wurde,  weil  er  denselben 
Brechungsesponenten  mit  dem  ihn  umgebenden  Medium  habe.  Desswegen  «bettete* 
B.  den  Pusteliohalt  mit  dem  muthmafslichen  Vaccineerreger  io  Luft  ein,  da  Luft  be- 
stimmt einen  anderen  Brechnngsezponenten  hat  als  wAsrrige  Flüssigkeiten  d.  h.  er 
untersuchte  das  getrocknete  ungefärbte  DeckglasprAparat,  das  er  mit  Wachs  auf  dem 
ObjekttrAger  anklebte.  Die  beim  Trocknen  entstehenden  Niederschlage  von  Salzen  und 
Aebnlichem  konnten  durch  Abspülen  mit  Wasser  entfernt  werden.  B.  untersuchte  Fus- 
telinhalt  von  Vaccinirten  und  Revaccinirten , weiterhin  erhielt  er  von  den  verschie- 
densten Lymphanstalten  des  deutschen  Reichs  Kalbslymphe.  Er  fand  in  seinen  Pr! 
paraten  ein  feines  fAdiges  Netzwerk,  das  vom  7 Tag  der  Impfung  an  io  KOroer  — 
B bezeichnet  sie  als  Sporen  — zerfiel.  Diese  Faden  ziehen  in  gleichmAfsiger  Feinheit 
über  oder  unter  einander  sich  in  scharfem  Winkel  kreuzend  hinweg,  wahrend  Fibrin- 
faden  ungleich  dick  sind  und  an  den  Kreuzuogsstelleo  grSfsere  Klumpen  bilden;  sacb 
ist  Fibrin  in  Natriumnitrat  und  Ammoniak  löslich,  wahrend  die  Vaccinefaden  davon 
unberührt  bleiben.  Sehturleo. 


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No.  19.  Bokrnhamu.Prswick.— QoiHCKRa.Roos.— Kkitki,.— Qallerani.  335 


T.  J.  Bokenham  und  W.  8.  Fenwick,  The  pathological  effects 
of  certain  substances  derived  from  the  spieen  in  cases  of  scarla- 
tina.  Brit.  med.  Journ.  1893,  S.  405. 

Verf.  hat  «an  der  Milz  tod  Kindern,  die  an  Scharlach  verstorben  waren,  eioe 
giftige  Eiweifsverbindnng  hergestellt,  welche  die  Eigenschaften  der  Hemialbnmose  be- 
sitzt. Wenn  man  von  dieser  Substanz  Ratten  01g  per  Kilo  Tier  subcntan  injicirt, 
so  treten  nach  einiger  Zeit  Atbemnoth , Palsbeschlennigung,  Lähmung  der  Hinter- 
pfoten auf;  die  Mastdarmtemperatnr  sinkt,  nnd  die  Gesammterscheinung  des  Tieres 
macht  den  Eindruck  äussersten  Collapses.  Indess  erholen  die  Tiere  sich  allmälig 
wieder.  Bei  intravenöser  Iujection  macht  die  Substanz  Fieber  und  Eiweifsbarnen. 
Setzt  man  die  Injectionen  mehrere  Tage  hintereinander  fort,  so  gehen  die  Tiere 
schliefslich  tu  Grunde.  Bei  der  Section  dieser  Tiere  findet  man  nur  die  Zeichen  einer 
Glomerulonephritis,  tonst  keine  Verloderongen.  Die  gleichen  Folgen  haben  die  Ver- 
giftungen von  Meerschweinchen  und  Mäusen,  während  die  Wirkungen  bei  Kaninchen 
geringere  sind  — Die  eben  beschriebenen  toxischen  Eflfecte  kommen  Jedoch  nur  sol- 
chem Eiweifs  zu,  welches  aus  der  Milz  tou  Scbarlachkranken  stammt,  die  unter  fou- 
droyanten  Erscheinungen  in  den  ersten  Tagen  der  Krankheit  gestorben  sind.  — Schon 
weit  geringer  ist  die  Giftwirkung  bei  Leichen,  die  an  septischem  Scharlach  verstorben 
sind,  und  ganz  unsicher  wird  dieselbe,  wenn  die  Kinder  Nachkrankheiten  des  Schar- 
lachs erlegen  sind.  _ Stadtbseen. 


Qilincke  und  ROOS,  Ueber  Amöben-Enteritis.  Berl.  klin.  Wocbenschr. 
1893,  No.  45. 

Auf  Grund  eigener  klinischer  Beobachtungen  sowie  von  Experimenten  an  lebenden 
Tieren  aber  das  Wesen  der  AmOben-Enteritis  kommen  die  Verf.  zu  folgenden  Resul- 
taten. Die  AmBbendysenterie  lässt  sich  nicht  nur  durch  Einbringung  amBbenhaltigen 
Stuhles  in  das  Rectum  von  Katzen  übertragen,  sondern,  falls  encystirte  AmBben  vor- 
handen sind,  auch  durch  Einführung  per  ot.  Et  giebt  ausser  der  bereits  seit  längerer 
Zeit  bekannten  AmBbendysenterie  (AmOba  coli  Losch  s.  AmBba  coli  felis)  eine  ähnliche 
einheimisch  vorkommende  AmObenenterilis.  Letztere  tritt  stets  weit  milder  auf;  sie 
wird  hervorgerufen  durch  die  AmBba  coli  mitis,  welche  von  der  enteren  morphologisch 
renchieden  und  für  Katzen  nicht  pathogen  ist. 

Nächst  lern  findet  man  noch  bei  Gesunden  Öfter  eine  DarmamSbe  (AmBba  intestiui 
vulgaris),  welche  unschädlich  und  von  den  beiden  erstgenannten  gleichfalls  verschie- 
den ist.  Calomel  begünstigt  den  Verlauf  der  AmObenenteritis , führt  jedoch  keine 
Heilung  derselben  herbei.  Vermutlich  begünstigt  das  genannte  Mittel  die  Encysti- 
rung  der  AmBben.  C.  Rossntbal. 


Keitel,  Ein  Fall  von  Hautan&sthesie  nach  subcutaner  Iojection  von 
Thioainamin.  Charite  Annalen  1893.  pag.  639. 

Der  Pat.  litt  an  Psoriasis  und  erhielt  subcutan  9 Injectionen  des  obengenannten 
Mittels  in  15  proc.  LBsung  mit  2 Teilstrichen  beginnend  und  altmälig  um  1 steigend. 
Nach  der  9.  Einspritzung  (0.165)  Allgemeinbeschwerden  u.  38.5. 

Nach  der  Gabe  von  0.225  an  der  Streckseite  des  rechten  Unterarms  Kriebeln 
und  Anästhesie  Im  Gebiet  des  N.  cut.  post.  inf.  nervi  radialis,  welche  nach  7 Tagen 
wieder  verschwand.  M.  Bruch. 


G.  Gallerani  u.  E.  Pacinotti,  Reflectorischer  Krampf  der  Zunge, 
der  Mundlippen  und  des  Rachens,  verursacht  durch  die  Perma- 
nenz eines  fremden  Körpers  im  Nervus  occipitalis  major  der 
linken  Seite  Neurol.  Centralbl.  1893,  No.  14. 

Pat.  war  vor  12  Jahre  durch  ein  Scherbenstück  am  Kopfe  verletzt  worden.  An 
der  Stelle  des  Traumas  hatte  er  zuweilen  Schmerzen , sowohl  spontan  wie  bei  Berüh- 
rung oder  Druck.  Io  der  sternförmigen  Narbe  fühlte  man  einen  kleinen  runden  har- 
ten KBrper;  Druck  auf  denselben  loste  Schmerzen  aus.  Die  durch  die  Verletzung 
hervorgerufensn  Symptome  waren  eine  Kontraktur  der  Nackenmusksln  auf  der  linken 


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336 


Frbud.  — Mibkli.i.  — Kkhb.  — Wilson. 


No.  19 


Seit«,  infolge  deren  Pat.  den  Kopf  gesenkt  und  seitwärts  nach  link*  gedreht  halten 
musste,  ferner  SprachslBrungeu,  Contractionen  der  l.ippen,  geringer  Trismus  und  leichte 
Schlingbeschwerden.  Die  lauteren  Erscheinungen  waren  die  Folge  eines  Spasmo* 
der  betreffenden  Muskeln.  Dieser  Spasmus  kam  reffectorisch  durch  Reizung  des  Ner 
tus  occipitalis  durch  den  erwähnten  Fremdkörper  zustande. 

Nach  Exstirpation  der  Narbe,  die  an  der  Vereinigunsstelle  von  Occipitalis  taajor 
und  minor  ihren  Sitz  batte,  rerschwanden  die  Erscheinungen  allmälig  k.  OruW, 

S.  Freud,  lieber  ein  Symptom,  das  häufig  die  Enuresis  nocturna 
der  Kinder  begleitet.  Neurol.  Cbl.  1893,  No.  21. 

Das  Symptom  besteht  in  einer  Hypertonie  der  unteren  Extremitäten  ohne  sonstige 
FunctionsstSrung.  Dieselbe  zeigt  sich  besonders  in  den  Adductoren  und  am  Quadri- 
ceps  cruris.  K.  Grube. 

V Mibelli,  Beitrag  zum  Studium  der  Hyperkeratosen  der  Knäuel- 
drQsengänge  (Porokeratosis).  Monatah.  f.  pract.  Dermat.  XVII.  No.  9. 

Die  vom  Verf.  in  drei  Fällen  beobachtete  Erkrankung  erschien  in  Form  von  er- 
habenen oder  eingesunkenen,  verschieden  grölten  und  unregelmä  ßig  gestalteten  Pla- 
ques, die  von  einem  ausgebuchteten,  ununterbrochenen  Walle  umgeben  waren,  der  auf 
seiner  Höhe  eio  dünnes,  horniges,  bllttcbenartiges  Grätchen  trug.  Die  von  keinerlei 
Beschwerden  begleitete  AfTection  safs  hauptsächlich  auf  der  Dorsalfläche  der  Hände 
und  Füfse,  der  Streckseite  der  oberen  und  unteren  Extremität,  doch  auch  an  Hals, 
Gesicht  und  behaartem  Kopfe.  Sie  beganu  meist  in  der  Kiodheit  und  xeigte  einen 
auf  Jahrzehnte  sich  erstreckenden  Verlauf.  Kioige  von  den  Plaques  gingen  spontan 
zurück;  in  dem  einen  Falle  verbreitete  sich  eine  solche  mit  laudkartenartigeo  Con- 
touren  über  den  grössten  Teil  der  Streckseite  des  einen  Vorderarms.  — Histologisch 
besteht  die  Krankheit  in  einer  von  Hyperakanthose  begleiteten  Hyperkeratose,  welche 
in  eigentümlicher,  im  Orig,  ausführlich  geschilderter  Weise  die  Ausfübrungsgänge  der 
Drüsen,  insbesondere  der  Schweifsdrüsen,  befällt  und  zu  Atrophie  der  Drüsen,  sowie 
der  ganzen  Mai  rionfschen  Schicht,  bisweilen  auch  der  darunterliegenden  Cutis  führt 

H.  Maller. 

Kehr,  Ueber  einen  Fall  von  Sohussverletzung  des  graviden  Uterus. 
Wiener  med.  Blätter  1893,  No.  3Q. 

Verf.  berichtet  Über  eine  Schussverletzung  des  graviden  Uterus.  Die  Revolver- 
kugel  war  etwas  rechts  und  unterhalb  des  Nahe  s eingedrungen  und  hatte,  wie  die 
sofort  vorgenommene  Laparotomie  ergab,  ohne  Blase  oder  Darm  zu  verletzeo,  die  vor- 
dere Wand  des  Uterus  ca.  4 Finger  breit  unterhalb  des  Fundus  durchbohrt  Eine 
Ausschussöflhung  au  der  hinteren  Wand  des  Uterus  wurde  nicht  gefuoden.  Die  Uterus- 
wunde  wurde  geglättet  und  doppelreihig  genäht.  Patientin  machte  eine  glatte  Re 
convalescenz  durch  und  stand  am  12.  Tage  auf.  Am  14.  Tage  wurde  der  durch 
Geschofs  nicht  verletzte,  ca.  5 Monate  alte  Fötus  ausgestofseo.  Die  Placenta  war  an 
der  vorderen  Wand,  wo  die  Kugel  eiogedruogen  war,  adhärent  und  musste  gelöst 
werden.  Die  Kugel  wurde  nicht  gefunden.  Patientin  wurde  am  14.  Tage  post  abor* 
tum  geheilt  entlassen.  a.  Martin. 

J.  Wilson,  Effect  of  Carbon  Dioxid,  carbon  oxid,  sulphurated 
hydrogen,  water  gas  and  coal  gas  on  animal  live.  Medical  News 
Deo.  16. 

Wmos'i  Versuche  wurden  mittelst  sehr  ezacter  Apprrale  angestelit,  die  eine 
genaue  procentinche  Mischung  der  untersuchten  Oase  mit  atmosphärischer  Luft  ge- 
statteten. Es  zeigte  sich,  dass  für  Kaninchen  in  kurzer  Zeit  tOtlieh  wirkt  ein  Gas- 
gehalt ron  50  pCt.  bei  Kohlensäure,  4 pCt.  bei  Kohlenoxyd,  0. 1 pCt.  bei  Schwefel 
Wasserstoff,  5'  pCt  bei  Leuchtgas.  Pr.  Smumann. 

Rina«ndnnK«D  ffir  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  dee  Hrn  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Franiötiache  Strasc  21;  oder  an  die  Verlagshandlang  (Berlin  MW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Wöch«oUich  emrheinfn 
1 — 2 Köpfen ; kzo  ßchlume 
d;s  Jihr^inKi  Titel,  Na* 
men*  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de«  Jahrganges 
20  Mark:  su  hetieben 
durch  alle  llncbhandlun* 
gen  und  Postanatalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

In  Berlin« 

1894.  *».  mal.  No.  20. 


Inhalt:  Biini,  Ueber  die  Herkunft  und  Bedeutung  der  Blutplättchen.  (Orig.- 
llitth.). 

Löu,  Her.orbringnng  zusammengewachsener  Embryonen.  — Strasses,  Phenol- 
Ausscheidung  in  Krankheiten.  — Xsmmrbich.  Ueber  da«  LiRHio’sche  Fleischextraci. 

— Jolle«,  Nachweis  von  Gallenfarbstoflen  im  Harn.  — Lubahsch,  Entstehung 
ton  Nierengeschwülsten  ans  Nebennierenkeimen.  — Billrotb,  Ueber  Aneurysma 
der  Extremitäten  und  am  Halse.  — Bibichbkko,  Kupfer  im  Auge.  — Kossel, 
Ueber  Mittelohreiterungen  bei  Säuglingen.  — Sacazb,  Schlenker,  Ueber  Tuber- 
colose  der  Halsdrüsen. — Qolabz,  Polymorphe  Bacterien  bei  Syphilis.  — Büchner, 
Ueber  die  bactericiden  Eigenschaften  des  Blutserams.  — Rbinhold,  Hetsb,  Ueber 
Defectbilduogen  der  Lange  and  Verlagerung  des  Herzens.  — Clark*,  Ueber  mul- 
tiplen Leberabtcess  — Braun,  Ueber  Drnckllbmungen  im  Bereich  der  N.  brachiales. 

— Cbbistiani,  Honobrro,  Westpbal,  Aetiologie  der  progressiven  Paralyse.— 
Aisold,  Pbaotoib  u.  ErtCNRE,  Sacazb,  Ueber  progressive  Muskelatrophie.  — 
Niblben,  Gordoh  Dill,  Oosdos,  Behandlung  von  Hautkrankheiten  mit  Thyre- 
oidea. — Quknu,  Uartmann  q.  da  Boccusr,  Ueber  vaginale  Uterusexstirpation. 

— Martin,  Cbabpkntieb,  Behandlung  der  Eclampsie.  — Pinard,  Ueber  die 
Symphyxeotomie  nnd  Iscbiopubiotomie.  — Hofmeister,  Ueber  Methylirong  im 
Tierkörper. 

DbCnib,  Ursache  der  Kern-  und  Zellendegenerätion.  — Röbmahn  und  Bial, 
Einfluss  der  Lympliagoga  auf  die  diastatische  Wirkung  der  Lymphe.  — Vassilew, 
Zur  Physiologie  der  Pankreasdrüse.  — Dabtrk.  Defibrination  des  Blutes  im  Orga- 
nismus. — Dastre,  Trennung  der  Pankreasfermente.  — Kantobowicz,  Thionin- 
färbung  bei  amyloiden  Organen  — Bier,  Bildung  tragfähiger  Stümpfe.  — Lars, 
Eine  Anwendung  des  Jodoforms  in  der  Chirurgie.  — Kühl,  Sehnenruptur  des  Qua- 
driceps  femoris  mit  Nabt.  — Stephan,  Chloroform  gegeo  Bandwurm.  — Shell, 
Amblyopie  von  Dinitrobenzol  abhängig.  — Eulbnsthir,  Die  Percatsion  des  Proc. 
mast.  — Ni.sais,  Ungewöhnliche  Fremdkörper  im  Kehlkopf.  — Schein- 
mann,  Kopfschmerz,  von  Nasenleiden  abhängig.  — Williams,  Ueber  die  Incuba- 
tionsdauer  verschiedener  Infectionskrankheiten.  — Sie,  Verschiedene  Formen  de> 
Magengeschwürs.  — Avibaombt,  Plötzlicher  Tod  bei  Retropbaryngealabscess.  — 
Bot-TEieeisB  n.  Marcellus,  Registrirnng  der  Aorteopulaationen  — Köpper, 
Fall  von  nrämiseber  Psychose. — Leva,  Zar  Loci  lisation  der  Aphasieen  — Senator, 
Ueber  acute  Polymyositis  and  Neuromyositis.  — Bernhardt,  Fall  ron  Krämpfen 
im  Bereich  des  N.  peornent  superfle.  — Unna,  Kali  cbloricnm  in  der  Mundpflege. 

— Philippson,  Behandlung  der  Acne  vulgaris.  — Josse,  Carcinom  des  Becken- 
bodens.  — Montooheby,  Ueber  Blutungen  bei  Frauen.  — Cosoisa,  Behandlung 
der  Myome.  — Bailrv,  Verteilung  des  Arsenik  in  den  Organen.  — T«chisto- 
witscu,  Berichtigung.  — Druckfehlerberichtigung. 

XXXIL  Jahrgang.  22 


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338 


Brrmkk,  Herkunft  u.  Bedeutung  der  Blutplättchen. 


No.  20 


lieber  die  Herkunft  und  Bedeutung  der  Blutplättchen 

Ton  Dr.  Ludwig  Bremer  in  8t.  LouU,  Missouri. 

Bei  der  Untersuchung  des  Blutes  von  Neurasthenikern  traf  ich 
häufig  auf  umfangreiche  Schollen  von  Blutplättchen,  die  ausser  durch 
ihre  Massenhaftigkeit  dadurch  auffielen,  dass  Fragmente  roter  Blut- 
körperchen in  verschiedenen  Graden  des  Zerfalls  darin  zu  sehen 
waren.  Solche  Fragmente  waren  fast  ausnahmslos  in  diesen  Haufen 
zu  finden.  Meistens  konnte  man  sehen,  wie  die  zu  einer  Blutscheibe 
gehörigen  Bruchstücke  durch  feine  Fäden  zusammenhingen.  Diese 
Beobachtungen  machte  ich  zunächst  an  Präparaten,  die  im  Anschluss 
an  die  gewöhnliche  Färbungsmethode  för  Plasmodien  (Erhitzung 
auf  120  Grad  C und  Färbung  mit  wässriger  Eosin -Methylenblau- 
Lösung)  angefertigt  waren. 

Es  lag  daher  nahe,  an  eine  Zusammengehörigkeit  der  Blut- 
scheibchen-Fragmente mit  den  Blutplättchenhaufen  zu  denken.  Zu- 
nächst glaubte  ich  es  mit  Kunstprodukten  zu  thun  zu  haben  und 
nahm  an,  dass  möglicherweise  diese  Gebilde  beim  Ausstreichen  des 
Blutes  entstünden.  Ich  überzeugte  mich  jedoch  bald,  dass  diese 
Bilder  nur  in  dem  Blute  von  gewissen  Individuen  Vorkommen  und 
dass  sie  bei  den  meisten  (gesunden)  Personen  fehlen. 

Eine  Reihe  von  Untersuchungen,  die  ich  nun  behufs  der  Eru- 
irung  der  Herkunft  der  Blutplättchen  anstellte,  führte  zu  fol- 
genden Resultaten,  die  sich  vorzugsweise  auf  gefärbte  Präparate 
stützen. 

1)  Die  BizzozRKu’schen  Blutplättchen  sind  Zerfallsproducte  der 
roten  Blutkörperchen,  und  zwar  ausschliefslich  jeder  anderen  Her- 
kunft. Sie  können  daher  nicht,  wie  Bizzozkho  will,  als  dritter 
Formbestandteil  des  Blutes  angesehen  werden,  noch,  wie  Hatkm  be- 
hauptet, als  Hämatoblasten. 

2)  In  normalem,  wie  in  rasch  zerfallendem  Blute  (bei  gewissen 
Formen  der  Neurasthenie  z.  B.)  kann  man  mittelst  passend  ge- 
färbter Präparate  sehen,  wie  Blutplättchen  einzeln  oder  in  Ketten 
aus  den  Blutscheiben  herausquellen,  beziehungsweise  ausgestofsen 
werden.  In  solchen  Präparaten  sieht  man  deutlich  die  blauge- 
färbten Plättchen  aus  den  geöffneten  roten  Blutscheiben  heraustre- 
ten, in  Kettenform  aneinaodergereiht  oder  in  Häufchen  von  3,  4 u. 
mehr.  Manchmal  sieht  man  ein  oder  zwei  Blutplättchen,  welche 
noch  nicht  ausgetreten  sind  und  sich  noch  innerhalb  des  Leibes 
eines  Blutkörperchens  befinden. 

3)  Dieser  Vorgang  spielt  sich  ab  während  der  Entnahme  des 
Blutes  von  der  Versuchsperson;  andere  Plättchen  aber,  vereinzelt 
oder  in  Haufen,  kommen  präformirt  im  Blute  vor. 

4)  Die  mehr  oder  weniger  grofsen  Haufen  (bis  zu  3—400  ent- 
haltend), kommen  dadurch  zu  Stande,  dass  die  im  Blute  frei  schwim- 
menden Plättchen,  manchmal  noch  mit  den  absterbenden  Blutscheiben 
zusammenhängend,  vermöge  ihrer  Klebrigkeit  sich  zusammenballen. 

5)  Fast  in  jedem  gefärbten  Plättchen  lässt  sich  ein  meistens 


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No.  20. 


Lokb,  Ueber  zasammengowachsene  Embryonen  etc. 


339 


central  gelegenes,  sehr  kleines,  farbloses,  kugelförmiges  Gebilde 
nachweisen.  In  gröfseren  Haufen  sind  diese  Kugeln  gröfser  infolge 
des  Zueammenfliefsens  mehrerer  kleiner.  Ich  halte  sie  fQr  constante 
Nebenproducte  des  Zerfalls  roter  Blutscheibchen. 

6)  Die  weifsen  Blutkörper  haben,  eotgegen  Lokwit’s  Behaup- 
tung, nichts  mit  der  Blutplättchenbildung  zu  thun.  Niemals  konnte 
ich  sie  in  Verbindung  mit  dem  Zerfall  der  Leuko-  oder  Lympho- 
cyten  conslatiren.  Der  Zerfall  dieser  weifsen  Blutzellen,  der  bei 
manchen  Individuen  ein  ausserordentlich  intensiver  und  umfang- 
reicher zu  sein  scheint,  wird  in  frappanter  Weise  durch  die  Eosin- 
Methylenblaufärbung  zur  Ansicht  gebracht. 

7)  Im  Vogelblut  (Hühner)  gibt  es  keine  Blutplättchenbildung. 

Hier  findet  eine  „methylenblaue“  (Ehrlich)  Degeneration  statt, 

infolge  deren  Kern  und  Protoplasmakörper  gleichmäfsig  diffus  ge- 
färbt erscheinen.  Das  letztere  verliert  seine  eosinophile  Färbbar- 
keit. Je  weiter  die  Degeneration  vorgeschritten  ist,  desto  blasser 
die  Farbe. 

8)  Die  sogenannten  Elementarkörperchen,  welche  in  jeder 
(menschlichen)  Blutprobe  angetroffen  werden,  sind  vorzugsweise 
Abkömmlinge  der  Blutplättchen  und  identisch  mit  den  oben  er- 
wähnten, central  in  den  Plättchen  gelegenen  Kügelchen.  Aber 
auch  in  den  Leuko-  und  Lymphocyten  kommen  necrotische  Kügel- 
chen vor. 

9)  Die  Blutplättchen  sind  unter  Umständen  amphophil  u.  neu- 
trophil in  dem  Sinne  dass,  während  sie  sich  in  einfacher  Methylen- 
blaulösung nie  färben,  sie  bei  Doppelfärbung  bald  blau,  bald  rot, 
bald  violett  erscheinen,  je  nach  der  Farbenmischung  und  der  Dauer 
der  Einwirkung  der  Farblösungen. 

St.  Louis,  im  April  1894. 


J.  Loeb,  Ueber  eine  einfache  Methode,  zwei  oder  mehr  zusammen- 
gewachsene  Embryonen  aus  einem  Ei  hervorzubringen.  Pfliiger’s 
Archiv  Bd.  55,  H.  11,  12. 

Verf.  brachte  Eier  von  Seeigeln  10  Minuten  nach  der  Be- 
fruchtung in  Seewasser,  dem  100  proc.  seines  Volumen  destilliertes 
Wasser  beigemischt  war.  In  dieser  Flüssigkeit  platzte  die  Eimem- 
bran und  ein  Teil  des  Protoplasma  floss  aus,  so  ein  Extraovat  bil- 
dend. Brachte  Verf.  nach  einiger  Zeit  die  Eier  in  normales  See- 
wasser zurück,  so  entwickelte  sich  jeder  der  beiden  Protoplasma- 
tropfen — der  innerhalb  der  Membran  gebliebene  und  das  Extraovat 
— »zu  einem  völlig  normalen  und  vollkommenen  Embryo.“  In 
vielen  Fällen  blieben  die  so  entstandenen  Embryonen  verwachsen, 
in  anderen  ging  auf  dem  Macula-  und  Blastulasiadium  der  eine 
Embryo  zu  Grunde,  in  noch  anderen  Fällen  endlich  trennten  sich 
beide  Embryonen  und  entwickelten  sich  normal  weiter.  So  erhielt 
Verf.  also  aus  einem  Ei  Zwillinge.  Zuweilen  war  nicht  blol’s  ein 

22  * 


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340  Strassrr,  Ueber  Phenolausscheidang  bei  Krankheiten.  No.  20 

Extraovat  vorhanden,  sondern  zwei  und  mehr  und  dann  bildeten 
sich  Drillinge  etc.  aus  einem  Ei.  Die  Verteilung  der  Kernsubstanz 
auf  die  beiden  Hälften  des  Eies  — das  Extraovat  hatte  sich  vor 
der  Furchung  gebildet  — geschah  in  der  Art,  dass  die  erste  Fur- 
chungsebene senkrecht  auf  dem  gemeinsamen  Durchmesser  der  beiden 
Kugeln  stand. 

Da  also  auch  aus  dem  Extraovat  ein  vollkommener  Embryo 
entstand,  so  folgt  daraus,  dass  jeder  Teil  des  Protoplasma  einen 
Embryo  bilden  kann. 

Ferner  zeigte  es  sich,  dass  beide  Teile  des  Eies  sich  gleich- 
mäfsig  entwickeln,  obwohl  beide  ganz  ungleiche  Bestandteile  von 
Kernsubstanz  besitzen.  Als  drittes  Ergebniss  ist  zu  betrachten: 
„dass  die  Zahl  der  aus  einem  Ei  hervorgehenden  Embryonen  be- 
stimmt ist  durch  die  geometrische  Form,  die  man  dem  Protoplasma 
giebt,  insofern  als  aus  mechanischen  Gründen  jede  völlig  oder 
nahezu  isolirte  Protoplasmakugel  (resp.  Ellipsoid)  eine  besondere 
Blastula  bestimmt,  die  Zahl  der  Blastulae  aber  maasgebend  ist  für 
die  Zahl  der  Embryonen“. 

Die  Annahme,  dass  jeder  Teil  des  Eies  nur  einem  bestimmten 
Teile  des  Embryo  entspreche  (Roux,  Wkismann),  wird  durch  die 
vorliegenden  Untersuchungen  des  Verf.  nicht  gestützt.  Rawitz. 


A.  Strasser,  Ueber  die  Phenolausscheidung  bei  Krankheiten. 

Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXIV.  S.  543. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.’s,  die  aus  der  Klinik  von  Jaksch 
stammen,  sind  an  einer  grofsen  Zahl  von  Fällen  nach  der  Methode 
von  Kosslbb  nusgeführt.  Die  Ergebnisse  sind,  im  Wesentlichen 
nach  dem  Resumd  des  Verf.’s,  folgende: 

Das  Phenol  bezw.  Kresol  im  Harn  ist  vermehrt  bei  acuten 
Infectionskrankheiten  (Typhus  in  der  ersten  und  zweiten  Woche; 
das  Absinken  scheint  von  günstiger  prognostischer  Bedeutung  zu 
sein:  Pleuropneumonie,  Pneumonie  in  Lösung);  weiterhin  bei  allen 
Fällen  von  localen  Eiterungen  und  Jauchungen  (Pyopneumothorax, 
Bronchitis  putrida,  Gangrän,  Peritonitis),  endlich  bei  Diabetes  mel- 
litus. Normal  ist  seine  Quantität  bei  Cystitis,  Leukämie  und  bei 
Typhus  8 Tage  nach  der  Entfieberung,  verringert  bei  chronischer 
Anämie,  bei  Typhus  während  der  Zeit  der  Entfieberung,  bei  Ileus 
mit  lange  dauerndem  starken  Erbrechen,  bei  acuter  Phosphorver- 
giftung und  bei  hypertrophischer  Lebercirrhose.  Im  Grofsen  und 
Ganzen  stehen  die  Resultate  im  Einklang  mit  den  früher  gewonne- 
nen, nur  sind  die  Zahlen  höhere,  da  die  Methode  von  Kossi.hr  über- 
haupt höhere  Werte  giebt,  nach  K bis  0.12  g p d.,  welche  hohen 
Werte  S.  auch  in  einzelnen  normalen  Fällen  fand,  jedoch  für  an 
der  Grenze  des  Pathologischen  stehend  erklärt. 


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No.  20.  Kbmmkbich,  Studien  über  Fleiscbeitract  etc.  8 Jullks,  Ueber  Gallen-  341 

Die  Indicanausscheidung,  sowie  das  Verhältnis  zwischen  der 
Aetherschwefelaäure  und  präformirten  Schwefelsäure  geht  der  Phe- 
nolausscheidung nicht  parallel;  so  führt  Verf.  einen  Fall  von  einem 
Geisteskranken  an,  bei  dem  der  Harn  reichlich  freies  Indigoblau 
enthielt  und  viel  Aetherschwefelsäure,  während  die  Phenolausschei- 
dung  gering  war.  E.  Salkowski. 


E.  Kemmerich,  Studien  über  das  südamerikaniscbe  Fleischextract 
und  Fleischpepton.  Zeitschr.  f.  physiol.  Cbem.  X VIII.  S.  409. 

Während  man  bisher  glaubte,  dass  das  fabrikmäfsig  dargestellte 
Fleischextract  der  Hauptsache  nach  aus  den  sog.  Fleischbasen,  un- 
ter denen  Verf.  Kreatin  vermisst,  dagegen  Kreatinin  dargestellt 
hat,  im  Verein  mit  wenig  Leim,  Pepton,  Dextrin  und  dem  neuer- 
dings von  ihm  nachgewiesenen  Glycogen  besteht,  konnte  Verf.  dar- 
thun,  dass  zu  etwa  30  pCt.  des  Extraetes  aus  Eiweifskörpern  besteht 
und  zwar  nicht  aus  gerinnbarem  Eiweifs,  sondern  aus  Albumosen 
und  echtem  (KüHNK’schen)  Pepton.  18  pCt.  davon  sind  Wasser, 
25  pCt.  Fleischbasen  nebst  Glycogen,  Fett,  Inosit,  Ammoniak  und 
Zersetzungsproducte  des  Fleischzuckers.  Kbmmrrich’s  Fleischpepton 
enthält  nahezu  doppelt  so  viel  Albumosen  und  Pepton,  aber  nur 
halb  so  viel  Salze  und  Extraktivstoffe  als  das  Fleischextrakt.  Wenn 
auch  nicht  chemisch  exact,  so  doch  zur  practischen  Orientirung  hin- 
reichend genau,  lassen  sich  die  Leimstoffe  durch  50  proc.,  die  Albu- 
raosen  durch  80  proc.  Alcohol  ausfällen,  die  auch  dann  noch  in 
Lösung  bleibenden  Peptone  durch  Salz-  und  Phosphorwolframsäure; 
die  gleichzeitig  mitgefällten  Salze  müssen  durch  besondere  Aschen- 
bestimmung ermittelt  werden.  Ganz  scharf  lassen  sich  die  Albu- 
mosen vom  Pepton  durch  Aussalzen  mit  Ammonsulfat  trennen.  Bei 
Dialyse  in  Pergamentpapierschläuchen  gegen  Wasser  gehen  die 
aromatischen  und  krystallinischen  Extraktivstoffe  und  rund  ! 3 der 
Salze  in  das  Wasser  über,  während  die  Colloidstoffe:  Leim,  Albu- 
mosen, Pepton  als  dunkle  geschmacklose  Extracte  mi  Verein  mit 
dem  Rest  der,  wie  es  scheint,  fester  an  sie  gebundenen  Salze,  be- 
sonders Kali-,  Kalk-  und  Magnesiumphosphat,  im  Schlauch  Zurück- 
bleiben. J.  Munk. 


A.  Jolles,  Ueber  den  Nachweis  von  Gallenfarbstoffen  im  Harne. 

Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  X VIII.  S.  545. 

Verf.  hat  die  Empfindlichkeit  der  vielen  empfohlenen  Proben 
zum  Nachweise  von  Gallenfarbstoff  im  Harn  an  Harnen  geprüft,  in 
denen  er  durch  Zusatz  von  Rindergalle  eine  Gallenbeimengung  von 
10  bis  hinunter  zu  '/,  pCt.  erzeugt  hatte,  und  ist  dabei  zu  folgenden 
Resultaten  gekommen.  Die  GMEtiN’sche  Probe  und  deren  Modifi- 
cationen  von  Brücke,  Flkischl  u.  A.  ist  wenig  empfindlich,  insofern 
dadurch  eine  Gallenbeimengung  von  4 pCt.  nicht  mehr  sicher  ange- 


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342  farbstuffe  im  Harne. —Lübausch,  Beiträge  zur  Histologie  dor  von  No.  20 

zeigt  wird  Eine  gröfsere  Empfindlichkeit,  bis  zu  2 pCt.  Gallenge- 
halt scharf,  zeigt  die  HcpPBHT’sche  Probe  (Ausfällen  mit  Kalkmilch, 
Kochen  des  Niederschlages  mit  verdünnter  Schwefelsäure)  und  an- 
nähernd gleiche  auch  die  auf  demselben  Princip  beruhenden  Proben 
von  Hoppk-Skylkr  und  Hilop.r,  endlich  auch  die  Rosm’sche  Modi- 
fication  der  SMiTH’schen  Probe  (Ueberschichten  des  Harns  mit  lproc.  \ 
Jodtinctur).  Als  viel  empfindlichere  Probe,  bis  zu  0.2  proc.  Gallen- 
beimengung scharf,  empfiehlt  Verf.  folgende:  In  einem  Cylinder- 
glase  gibt  man  zu  50  ccm  Harn  einige  Tropfen  Salzsäure,  Chlor- 
baryum  im  Ueberschuss  und  schüttelt  die  Lösung  mit  5 ccm  Chloro- 
form kräftig  durch;  nach  10  Minuten  langem  Stehen  pipettirt  man 
die  über  dem  Chloroform  stehende  Flüssigkeit  ab,  erhitzt  das  Chloro- 
form nebst  Niederschlag  im  Reagensglase  auf  dem  Wasserbad  bis 
auf  80°,  sodaes  das  Chloroform  entweicht,  lässt  zu  dem  gelbge- 
färbten Niederschlag  längs  der  Glaswandung  3 Tropfen  konc.  Sal- 
petersäure, welche  zu  */4  Vol.  rauchende  enthält,  herunterfliefsen ; 
am  Boden  des  Glases  entstehen  die  charakteristischen  Farbenringe. 

Bei  Verwendung  von  100  ccm  Harn  lässt  sich  so  noch  eine  0.1  proc. 
Beimengung  von  Galle  zum  Harn  nachweisen.  J.  Munk. 


O.  Lubarsch,  Beiträge  zur  Histologie  der  von  Nebennierenkeimen  I 
ausgehenden  Nierengeschwülste.  Virchow’s  Archiv  1894,  Bd.  135. 
p.  149. 

Verf.  hat  die  Frage  der  Entstehung  von  Nierengeschwülsten 
aus  versprengten  Nebennierenkeimen  an  der  Hand  von  9 einschlä- 
gigen eigenen  Fällen  einer  genauen  Untersuchung  unterzogen.  Bei 
zw’ei  dieser  Fälle  war  die  Nebenniere  selbst  in  dem  Tumor  aufge- 
gangen, in  den  anderen  war  sie  intakt.  Eigentümlich  diesen  Ge- 
schwulstbildungen ist  die  subcapsuläre  Lage,  verbunden  mit  scharfer 
Abgrenzung  gegen  die  Nierensubstanz,  die  Multiplicität,  die  grau- 
gelbe bis  graurötliche  Färbung,  die  weiche  Consistenz,  die  durch 
Eindringen  der  Geschwulstmassen  in  die  Venen  vermittelte  Metas- 
tasenbildung. An  den  Tumoren  ist  Stroma  und  Parenchym  zu 
unterscheiden;  die  Tumorzellen  variiren  in  der  Form,  zeigen  Kern 
und  Kernkörperchen.  Der  Zellenleib  enthält  Fetttropfen  und  vor 
allem  Glycogen.  Die  Geschwulstzellen  liegen  im  Stroma  2reihig 
angeordnet,  ohne  erkennbares  Lumen.  Die  Tumoren  neigen  zu  re- 
gressiver Metamorphose,  Nekrosen  und  Blutungen.  Das  Stroma 
zeigt  fast  regelmäßig  hyaline  oder  myxomatöse  Veränderungen,  so 
dass  es  häufig  zu  cystenartigen  Bildungen  kommt. 

Zu  der  schwierigen  Frage  übergehend,  ob  diese  Tumoren  den 
Sarkomen  oder  den  Carcinomen  zuzurechnen  sind,  vermag  Verf.  * 
weder  den  histogenetischen  Standpunkt  Bknkkk.’s  zu  teilen,  der  diese 
Geschwülste  als  vom  Mesoderm  stammend  den  Sarkomen  anfügt, 
noch  den  rein  morphologischen  Hanskmann’s,  der  sie  als  Carcinome 


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No.  20.  Nebennierenkeimen  ausgehenden  Nierengesohwülste.  343 

ansieht.  Mit  dem  morphologisch  histiogenetischen  muss  das  physio- 
logische Princip  der  Einteilung  vereinigt  werden. 

So  lange  daher  die  physiologische  Stellung  der  Nebenniere 
nicht  klargestellt  ist,  will  Verf.  die  Frage  nach  der  Natur  der  Ge- 
schwülste offen  lassen  und  dieselben  nur  als  Geschwülste  vom  Typus 
der  Nebenniere  bezeichnen. 

Als  Beweis  für  die  Abstammung  der  Tumoren  von  verspreng- 
ten Nebennierenkeimen  führt  Verf.  die  differente  Färbung  des  Kern- 
körperchens mit  der  Wkiokiu 'sehen  Fibrin-  und  Rcssm/schen  Fuch- 
sin-Methode an,  die  den  Zellen  der  Nebenniere,  nicht  aber  denen 
der  Niere  zukommt.  Auch  die  Struktur  des  Zellprotoplasmas  weicht 
stark  von  dem  der  Nierenzellen  ab,  während  sie  mit  der  der  Neben- 
nierenzellen last  übereinstimmt.  Als  fernere  Beweispunkte  führt 
Verf.  die  LJebereinstimmung  mit  Geschwülsten  der  Nebenniere,  den 
häufig  erhobenen  Befund  von  Riesenzelleu,  den  Durchbruch  der 
Tumormassen  in  das  Venensystem,  den  Bau  der  Geschwulstkapsel 
an.  Am  wichtigsten  aber  ist  die  Glycogenbildung,  die  bei  diesen 
Tumoren  durch  genaue  Untersuchung  stets  nachgewiesen  werden 
konnte,  bei  anderen  Nierentumoren  fehlte. 

Die  Frage,  ob  das  Glykogen  als  physiologisches  Produkt  der 
Nebennierenzellen  nnzusehen  sei,  beantwortet  Verf.  in  zustimmendem 
Sinne.  Er  nimmt  an,  dass  die  Nebennierenzelle  die  ihr  zugeführten 
Stoffe  in  eigentümliche,  schliefslich  zu  Glykogen  werdende,  Eiweifs- 
körper umwandle,  die  zur  Pigmentbildung  im  Tierkörper  benutzt 
werden.  Die  sog.  Russm/schen  Körperchen  hält  er  für  Vorstufen 
des  Glykogens.  Da  nun  ferner  wahrscheinlich  ist,  dass  das  Vor- 
kommen reichlichen  Glykogens  in  Geschwülsten  auf  eine  embryonale 
Anlage  derselben  hin  weist,  so  ist  damit  ein  weiterer  Stützpunkt 
für  die  Herleitung  der  Nierentumoren  von  versprengten  Nebennie- 
renkeimen gewinnen. 

Zum  Nachweis  des  Glykogens  in  Schnitten  wendet  Verf.  fol- 
gende Methoden  an: 

1)  Die  LMNGHAKs’sche  Methode  mit  Vorfärbung  durch  salzsau- 
raures  Carmin.  Die  Methode  ist  zuverlässig  (Kerne  rot,  Glykogen 
braungelb);  die  Präparate  halten  sich  höchstens  6 Monate. 

2)  Die  Gentianoviolett-Methode  des  Verf.,  welche  in 
einer  möglichst  intensiven  Färbung  mit  conc.  Anilin wasser -Genti- 
anaviolett-Lösung  besteht  (ev.  Erhitzen),  im  Uebrigen  genau  der 
W KiGKKr'schen  Fibrin  - Färbung  entspricht.  Die  Glykogentropfen 
färben  sich  intensiv  blau  bis  violett.  Die  Methode  ist  nicht  ganz 
so  zuverlässig  wie  die  erste,  gibt  aber  sehr  klare  Bilder  und  länger 
haltbare  Präparate. 

» 3)  Die  Jodhämoglobin-Methoden  des  Verf. 

DKLAmr.it’sche  Stammlösung  10.0  ccm 
GaAM’sche  Jod-Jodkalium-Lösung  10.0  ,, 

Aqu.  dest 9.0  „ 


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344  ßiLLRoTH,  Aneurysmen  an  den  Extremitäten  und  am  Halse.  No.  20 

Verl.  färbt  mit  dieser  Lösung  5 Min.,  dann  Ale.  abs.,  Xylol. 
Die  Kerne  werden  blaurot  bis  graublau,  das  Glykogen  mahagoni- 
braun bis  braungelb  gefärbt.  Doch  ist  die  Methode  weit  unzuver- 
lässiger wie  die  anderen,  besonders  wegen  der  Löslichkeit  des  Gly- 
kogen’s. 

Etwas  zuverlässiger  ist  die  Färbung  mit  alkoholischer  Lösung: 

conc.  alkoh.  Jod-Lösung  7.0  ccm 
DKLAFiKLD’sche  Stammlösung  4.0  * 

Aqu.  dest 3.0  „ 

Am  Schlüsse  der  Arbeit  folgt  ein  ausführliches  Litteraturver- 
zeichniss.  M.  Rothmann. 


Th.  ßillroth,  Eigene  Erfahrungen  über  Aneurysmen  an  den  Ex- 
tremitäten und  am  Halse.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  50. 

B.  hat  unter  23000  chirurgischen  in  den  Jahren  1860 — 1892 
klinisch  behandelten  Kranken  26  mit  Aneurysmen  am  Hals  u.  den 
Extremitäten  beobachtet,  nämlich  24  Männer,  von  denen  2 mit  je 
2 Aneurysmen  der  unteren  Extremitäten  behaftet  waren,  und  zwei 
Frauen.  Von  den  26  Fällen  waren  15  traumatische,  die  übrigen 
11  spontane  wahre  Aneurysmen.  Sog.  Rankenaneurysmen  und  vari- 
cöse  Aneurysmen  sind  hierbei  nicht  berücksichtigt.  Von  den  spon- 
tanen Aneurysmen,  welche  sich  auf  10  Individuen,  bezw.  8 Mal 
auf  die  A.  poplit.  (darunter  bei  1 Pat.  doppelseitig)  2 Mal  auf  die 
A.  carotis  und  1 Mal  auf  die  A.  subclav.  verteilen,  liefs  sich  nur 
bei  2,  nämlich  einem  Carotis-  und  einem  Subclavia-Aneurysma  mit 
Sicherheit  eine  gröfsere  Verbreitung  der  Arterienerkrankung  dar- 
thun;  bei  dem  Pat.  mit  doppeltem  Kniekehlen- Aneurysma  war 
solche  sehr  wahrscheinlich,  weil  hier  ca.  2 Jahr  nach  erfolgreicher 
Behandlung  durch  Compression  der  Tod  durch  Hirnapoplexie  im 
55.  Lebensjahre  eintrat.  Bei  den  übrigen  7 Patt,  mit  Aneurysma 
verum,  deren  Alter  zwischen  31  und  49  Jahren  schwankte, 
ist  B.  geneigt,  eine  individuelle  Disposition  anzunehmen,  zu 
der  sich  als  Gelegenheitsursachen  nicht  unmittelbar  wirkende,  wie- 
derholte traumatische  Einflüsse  wie  z.  B.  Ueberstreckungen  des 
Knie’s,  gesellen.  Zwei  Fälle,  in  denen  das  traumatische  Kniekehlen- 
aneurysma sich  an  einen  Sprung  über  einen  Graben  anschloss,  und 
zwei  weitere,  in  denen  das  anscheinend  spontane  Aneurysma  poplit. 
anatomisch  völlig  dem  A.  traumat.  glich,  beweisen,  dass  die  Grenze 
zwischen  beiden  Formen  nicht  immer  scharf  zu  ziehen,  und  der 
klinische  Begriff  des  spontanen  Aneurysma  sich  nicht  immer  mit 
den  auf  Arterienatherom  zurückführbaren  anatomischen  Verände- 
rungen deckt.  Bei  den  spontanen  Aneurysmen  bemerkte  nur  ein 
Patient  als  erstes  subjectives  Symptom  die  Existenz  einer  pulsiren- 
den  Geschwulst.  Bei  den  traumatischen  Aneurysmen  hat  man 
Unterschiede  zu  machen,  je  nachdem  es  unter  normaler  Haut  oder 
unter  einer  Narbe  sich  entwickelt.  Im  Allgemeinen  ist  das  Wachs- 


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No.  20.  Billroth,  Aneurysmen  an  den  Extremitäten  und  am  Halse.  345 


tum  dieser  spontanen  Fälle  ein  relativ  schnelles;  einzelne  Male  be- 
Bteht  hier  aber  längeres  Verharren  auf  niederer  Entwickelungsstufe 
mit  nachfolgendem  plötzlichen  Wachstum,  sei  es,  dass  den  Sack 
fallende  Gerinnsel  fortgeschwemmt  worden  sind,  oder  die  Ver- 
gröfserung  durch  die  Einwirkung  von  Körperanstrengungen  bedingt 
worden  ist.  Jedenfalls  veranlasst  das  verschiedene  Wachstum  der 
Aneurysmen,  dass  sie  sehr  verschieden  lange  nach  ihren  ersten 
Erscheinungen  zur  chirurgischen  Behandlung  gelangen.  B.  unter- 
scheidet: 1)  traumatische  Aneurysmen,  welche  sich  sofort  nach  den 
Verletzungen  zeigten  binnen  2— 4 Wochen;  2)  andere  Fälle,  welche 
binnen  3 — 18  Monaten  zur  Behandlung  kamen,  und  endlich  3)  solche 
— im  Ganzen  2 Fälle  — , bei  denen  diese  Frist  6 resp.  16  Jahre 
betrug.  Dieses  Zeitmoment  ist  namentlich  dann  von  besonderer  Be- 
deutung, wenn  (wie  in  sehr  seltenen  Fällen)  eine  totale  Thrombose 
des  Aneurysma  stattgefunden. 

Von  den  28  Aneurysmen  sind  6 bezüglich  der  Frage  nach  der 
Behandlung  auszuschliefsen , weil  bei  ihnen  eine  solche  gar  nicht 
oder  nur  sehr  kurze  Zeit  lang  stattgefunden.  Von  hypoderma- 
tischen  Injectionen  sind  die  mit  Ergotin  ziemlich  oft  von  B. 
gebraucht  worden:  ebenso  wie  Injectionen  mit  Carbolsäure  und 
Alcohol  erzeugen  sie  vorübergehende  Schwielenbildung  ohne  die 
Thrombenbildung  zu  beeinflussen,  und  Gleiches  beobachtete  B.  auch 
bei  der  Kälteappl ication  und  der  Electropunctur,  während 
Eisenchlorid-Einspritzungen  von  ihm  nicht  angewandt  wurden.  Ob- 
schon die  Ligaturmethoden  durch  die  neuere  Wundbehandlung,  in- 
folge welcher  es  nicht  mehr  zur  Eiterung  um  den  Faden  verbunden 
mit  Necrose  des  Arterienrohrs  und  der  Gefahr  der  Nachblutung 
kommt,  viel  günstiger  dastehen  als  noch  bis  vor  Kurzem,  kommt 
es  doch  bei  ihnen  gelegentlich  zu  Gangrän  oder  auch  zu  Recidiven. 
B.  versucht  daher  in  erster  Reihe  immer  die  Compression  und  zwar 
weniger  mit  Hilfe  der  nur  bei  einzelnen  intelligenten  Patt,  brauch- 
baren Compressorien,  als  in  Form  der  Digitalcompression  Van- 
zktti’s,  deren  Erfolg  allerdings  abhängt  von  der  Art  und  der  Con- 
sequenz  ihrer  Ausführung.  Nur  in  3 Fällen  (2  Aneurysmen  der 
Femoralis  und  1 Aneurysma  der  Carotis)  wurde  die  Heilung  durch 
Schrumpfung  mit  Obliteration  mittels  der  Compression  annähernd 
erreicht  und  zwar  1 Mal  mit  dauernder  Heilung.  Bei  einem 
Aneurysma  der  A,  fern,  trat  dagegen  ein  baldiges  Recidiv  ein,  bei 
dem  Aneurysma  der  Carotis  sah  man  schwere  Hirnsymptome,  von 
denen  leichte  Paresen  zurückblieben.  Der  Tod  erfolgte  hier  3 Jahre 
später  an  Pleuropneumonie,  und  die  Section  that  ein  festanhaflendes, 
völlig  das  Lumen  ausfüllendes  Gerinnsel  vom  Ursprung  der  A. 
anonyma  bis  zur  Höhe  des  Os  hyoid.  dar.  In  den  meisten  Fällen 
wirkt  indessen  die  Compression  nicht  durch  Obliteration,  sondern 
durch  Gerinnselbildung,  in  und  neben  welcher  ein  Canal  für  die 
Circulation  bleibt.  Letzterer  scheint  die  Hauptversorgung  der  betr. 
Teile  mit  Blut  zu  übernehmen,  da  die  Collateralcirculation  nie  zu 
einer  für  die  Ernährung  der  peripheren  Teile  hinreichenden  Ent- 


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346 


HibslHbkhu,  Kupfer  im  Auge. 


No.  20 


Wickelung  zu  gelangen  pflegt.  Misserfolge  der  Compression  konnte 
B.  einmal  auf  Rechnung  einer  von  ihm  erfundenen  aber  später  ver- 
worfenen Arterienklammer  setzen;  3 Mal  mangelte  es  an  Geduld 
zur  Fortsetzung  in  der  Behandlung,  u.  wurde  hier  1 Mal  von  anderer 
Seite,  2 Mal  durch  B.  selbst  die  centrale  Ligatur  ausgeführt.  Nach 
B.  ist  die  Wirkung  letzterer  nicht  wesentlich  von  der  Compression 
verschieden  gewesen.  Einmal  kam  ausserdem  der  seltene  Fall  von 
Gangrän  des  Beines  nach  Compression  eines  Unterschenkelaneurysma 
vor,  und  führte  bei  dem  58jähr.  Pat.  die  Amput.  fern,  zur  Heilung. 
Die  Radicaloperation  nach  Antyllus  hat  B.  bei  2 Kniekehlenaneu- 
rysmen (bei  ungenügender  Asepsis)  2 Mal  mit  ungünstigem,  neuer- 
dings bei  einem  Aneurysma  der  A.  il.  ext.  sin.  traumat.  mit  gutem 
Erfolge  ausgeführt. 

Seine  neueren  Grundsätze  hinsichtlich  der  Kniekehlen-Aneurys- 
menbehandlung  fasst  B.  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  1)  das 

Aneurysma  poplit.  verhält  sich  in  den  meisten  Fällen  wie  ein  Häma- 
toma  arteriale,  auch  wenn  es  spontan  ohne  Trauma  entstanden. 
2)  Es  ist  daher  der  Radialoperation  nach  Antyllus  zugänglich,  zu- 
mal wenn  es  noch  nicht  gar  so  grofs  ist.  3)  Man  braucht  dabei, 
wenn  sich  die  A.  fern,  nicht  etwa  besonders  hart  oder  rigid  an  fühlt, 
nicht  zu  fürchten,  dass  sich  der  Sack  etwa  verhält  wie  die  Innen- 
fläche eines  aus  Atherom  hervorgegangenen  Aortenaneurysma,  oder 
dass  die  Arterie  sich  local  in  der  Nähe  des  aneurysmatischen  Sackes 
atheromatäs  erkrankt  erweist.  4)  Die  Arterie  ist  aber,  soweit  sie 
entblöst  innerhalb  des  Sackes  verläuft,  in  der  Regel  erweicht,  so 
dass  nach  Ligatur  an  diesem  Teil  der  Arterie  meist  Nachblutungen 
entstehen.  5)  Die  Arterie  ist  daher  an  einer  Stelle  innerhalb  der 
Sackwandung  entfernt  vom  Schlitz  oder  ausserhalb  derselben  oben 
und  unten  zu  unterbinden.  6)  Eine  Verklebung  der  Sackwan- 
dungen pr.  prim,  ist  nicht  zu  erwarten;  der  innere  Teil  derselben 
stöfst  sich  immer  necrotisch  ab.  Eine  Exstirpation  der  Sackwan- 
dungen ist  nicht  nötig.  7)  Man  unterlasse  das  vollständige  Ver- 
nähen der  Wunde,  welche  nach  lockerer  Füllung  mit  Jodoformgaze 
und  Nachbehandlung  mit  Jodoformglycerin  ohne  Störung  heilt. 

P.  Gäterbock. 


J.  Hirschberg,  Kupfer  im  Auge.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1894. 
No.  14. 

H.  berichtet  über  16  Fälle,  woselbst  Kupfersplitter  in  das  Auge 
gedrungen  waren.  Dieselben  verursachen  in  der  Bindehaut  und  den 
oberflächlichen  Lagen  der  Lederhaut  keine  Gefahr,  da  sie  daselbst 
leicht  entfernt  werden  können,  ebenso  in  der  Hornhaut.  In  der 
Regenbogenhaut  kommt  es  zu  einem  Knoten  von  Granulationsgewebe, 
wenn  der  Splitter  aus  der  Linse  auch  nur  mit  der  Spitze  hervor- 
reicht. Die  Entfernung  ist  einfach.  In  der  Linse  wird  ein  kleiner 
Kupfersplitter  Monate  lang  und  selbst  über  Jahr  und  Tag  ganz  gut 
vertragen.  Es  braucht  nicht  einmal  eine  störende  Linsentrübung 


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No.  20.  Kossbl,  Ueber  Mittelohreiterungen  bei  Säuglingen.  347 

einzutreten;  das  Auge  liefst  feinste  Schrift  und  braucht  also  nicht 
operirt  zu  werden.  Schliefslich  kann  es  aber  zu  einer  stürmischen 
Quellung  der  Linse  kommen,  so  dass  Beseitigung  der  letzteren  un- 
aufschiebbar wird.  Der  Erfolg  des  Eingriffes  ist  zufriedenstellend. 
Im  Glaskörper  bedingt  ein  Kupfersplitter  meist  akute  Vereiterung, 
selten  chronische  Entzündung  mit  Bindegewebsneubildung.  Das 
Auge  ist  verloreu , da  die  Entfernung  des  Splitters  nicht  gelingt. 
Ausschälung  des  Augapfels  wird  nothwendig,  sei  es  dass  man  einen 
Versuch  der  Ausziehung  gemacht  hat  oder  nicht.  Immerhin  ist  es 
nicht  unmöglich,  da  wir  in  Glaskörperoperationen  heutzutage  mehr 
Uebung  und  Sicherheit  erlangt  haben,  gelegentlich  ein  solches  Auge 
zu  retten.  Im  Augenhintergrund  festeitzend,  bewirkt  der  Kupfer- 
splitter meist  Vereiterung  wie  im  Glaskörper,  seltener  Bindegewebs- 
bildung mit  Schrumpfung  und  vollständiger  Netzhautablösung. 

Horstmaon. 


H.  Rosse  1,  Ueber  Mittelohreiterungen  bei  Säuglingen.  (Aus  dem 
Institut  für  Infectionskrankh.)  Charite- Annalen  XVIII.  S.  489. 

Auf  der  Säuglingsstation  des  Instituts  f.  Infectionskrankh.  wurde 
bei  der  Obduction  von  108  Säuglingsleichen  85  Mal  Entzündung 
des  Mittelohrs  gefunden,  demnach  die  bereits  von  v.  Tröltsch  u.  An- 
deren constatirte  Thatsache  des  häufigen  Vorkommens  dieser  Aflec- 
tion  im  Säuglingsalter  bestätigt.  Perforationen  des  Trommelfelles 
wurden  nur  3 Mal  gefunden;  meist  war  ausser  der  Paukenhöhle 
das  Antrum.  mast,  von  der  Erkrankung  ergriffen  und  enthielt  oft 
sehr  beträchtliche  Eitermengen.  Verf.  meint,  da  sein  Material  meist 
aus  vernächläCsigten  Kindern  bestand,  dass  wohl  durch  den  Mangel 
an  Pflege  und  Reinlichkeit  die  Ansiedelung  von  Keimen  in  der 
Mund-  und  Nasenhöhle  begünstigt  werde  und  dass  dieselben  von 
hier  aus  in  die  Tuba  Eust.  hineinwandern.  Auch  könnten,  nach  Verf., 
beim  Geburtsact  bacterienhaltige  Massen  aus  der  Scheide  in  die 
Nase  des  Kindes  und  von  dort  in  die  Paukenhöhle  gelangen.  Bei 
der  bacteriologischen  Untersuchung  des  Paukenhöhleninhalts,  welche 
in  38  Fällen  gemacht  wurde,  fanden  sich  19  Mal  feinste  kurze 
Stäbchen,  die  mit  den  von  R.  Pfriffbr  als  Pseudo-Influenzabacillen 
bezeichnete  Stäbchen  identisch  zu  sein  schienen.  Neben  diesen 
Stäbchen  fanden  sich  10  Mal  kapseltragende  Diplococcen  (Fränkkl), 
4 Mal  Streptococcen,  2 Mal  ziemlich  dicke  Bacillen,  2 Mal  Staphy- 
lococcen  und  1 Mal  der  Bacillus  pyogenes.  In  6 Fällen  hatte  der 
FaÄNREL’sche  Diploc.  allein  den  Katarrh  verursacht,  3 Mal  wurde 
der  Bac.  pyocyan.,  3 Mal  Streptoc.,  3 Mal  Staphyloc.  und  ziemlich 
dicke  Bacillen  (FribdlIndbr)  gefunden.  Bei  einem  12  Monate  alten 
tuberculösen  Kinde  wurde  T.  B.  nachgewiesen.  In  einer  Reihe 
von  Fällen  bot  die  Krankheit  das  Bild  einer  acuten  Infectionskrank- 
heit;  es  bestanden  neben  dem  eitrigen  Katarrh  der  Paukenhöhle 
Katarrhe  im  ganzen  Respirationstractus,  bronchopneumonische  Herde 
in  den  Lungen.  Die  Zusammengehörigkeit  der  verschiedenen  Er- 


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348  SacAzr,  Schlenker,  Entstehung  der  Tuberkulose  etc.  No.  20 

krankungsherde  kennzeichnete  eich  oft  durch  Uebereinslimmung  im 
bacteriologiachen  Befund.  In  den  bronchopneumonischen  Herden 
fanden  eich  sehr  häufig  dieselben  Bacterien,  wie  im  Mittelohr.  Auch 
in  den  Lungen  war  der  Pseudo -Influenzabacillus  allein  oder  über- 
wiegend vorhanden.  Die  grösste  Mehrzahl  der  Kinder,  bei  welchen 
die  Section  Eiterung  im  Mittelohr  ergab,  boten  während  ihres 
Krankenhausaufenthaltes  acute  Erscheinungen  nicht  dar.  Sie  standen 
meist  im  Alter  von  1 bis  6 Monaten.  Die  Kinder  zeigten  zum 
grolsen  Teil  schon  bei  der  Aufnahme  das  jammervolle  Bild  der 
Atrophie.  In  4 Fällen  konnte  Verf.  mehr  oder  weniger  ausge- 
dehnte Thrombosen  der  venösen  Blutleiter  der  Gehirnhäute  be- 
obachten. Bei  dem  einen  daraufhin  untersuchten  Kinde  fanden  sich 
die  gleichen  Bacterien  (Bacill.  pneum.  Friedl.)  im  Ohreiter  und  den 
Thromben.  Nach  Verf.  kann  die  Mittelohreiterung  als  Erklärung 
für  die  Thatsache  herangezogen  werden,  dass  die  Sterblichkeit  unter 
den  Säuglingen,  auch  bei  der  sorgfältigsten  Krankenhauspflege,  er- 
schreckend hoch  ist.  (Die  Behauptung  des  Verf.,  dass  die  bacterio- 
logische  Untersuchung  bei  der  in  Rede  stehenden  Affection  „bisher 
gänzlich  vernachlässigt“  worden  sei,  ist  nicht  zutreffend;  es  liegen 
vielmehr  schon  aus  den  Jahren  1889  und  1890  derartige  Unter- 
suchungen von  Nkttkr  und  von  Geadknigo  u.  Panzo  vor.  Während 
freilich  die  letzteren  (s.  Cbl.  1890,  S.  751)  in  20  Fällen  von  Mittel- 
ohrentzündung der  Säuglinge  nur  saprophytische  Formen  von  Mikro- 
organismen, keine  pathogenen  fanden,  constatirte  Nktteb  (Bullet, 
mddic.  du  24.  Avril  1889.  Soc.  biol.,  sdance  du  20.  Avril)  in  sei- 
nen 20  Fällen  das  Vorhandensein  derselben  Mikroorganismen,  wie 
sie  bei  den  acuten  Mittelohreiterungen  gefunden  werden:  Streptococc. 
pyogenes,  Staphylococc.,  Pneumonococcus.  Io  16  von  diesen  Fällen 
bestand  Bronchopneumonie.  Ref.)  Scbwabacb. 


1)  Sacaze,  Amygdalite  lacunaire  casdeuse  de  nature  tuberculeuse 
(foyer  primitif).  Archiv  gen.  de  Mod.  Janvier  1894. 

2)  Schlenker,  Untersuchungen  Ober  die  Entstehung  der  Tuber- 
kulose der  üalsdrQsen  besonders  über  ihre  Beziehung  zur  Tuber- 
kulose der  Tonsillen.  Wiener  med.  Blätter  1893,  No.  50  u.  51. 

1)  Es  handelt  eich  um  einen  jungen  Mann  von  22  Jahren, 
welcher  anscheinend  an  einer  follikulären  Angina  erkrankte.  Auf- 
fällig war  die  starke  Schwellung  der  Halsdrösen,  namentlich  am 
Kieferwinkel.  Die  Temperatur  stieg  abends  bis  38  °C.  Die  Unter- 
suchung der  Brust  ergab  nichts.  In  den  weifsen  Pfröpfen  der  Ton- 
sillen fanden  sich  Bacillen  in  grofser  Menge.  Nächtliche  Schweifse. 
Therapie,  Thermocauterisation.  Unter  derselben  vermindern  sich  die 
Pfröpfe  bis  auf  3 oder  4.  Keine  Ulceration,  die  gemachten  Wun- 
den heilen  sehr  schnell.  Die  vordere  Seite  des  hinteren  Gaumen- 
bogens zeigt  auf  der  rechten  Seite  einen  gleichen  Fleck.  Injection 


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No.  20. 


Qolasz,  Ueber  Syphilis. 


349 


von  Chlorzink  in  die  geschwollenen  Drüsen  hat  wenig  Erfolg.  Der 
Kranke  nimmt  an  Gewicht  zu,  trotzdem  die  Tonsillen  unverändert 
bleiben  und  die  Drüsen  an  Zahl  zunehmen.  Es  handelt  sich  also 
um  einen  neuen  Typus  von  Tuberculose  der  Mandeln,  der  um  so 
bemerkenswerter  ist,  als  die  Mandeln  io  diesem  Fall  offenbar  die 
Pforte  sind,  durch  die  die  Tnberkulose  ihren  Einzug  hielt.  Die 
starke  Schwellung  der  Drüsen  ist  gleichfalls  beachtens werth.  (Vergl. 
das  folgende  Ref : Schlrnkrb. 

2)  Aus  den  bisherigen  Untersuchungen  kann  man  bereits  er- 
sehen, dass  die  Ableitung  der  absteigenden  Halsdrüeentuberkulose 
von  einer  vorgängigen  Infection  von  der  Mundhöhle  aus  eine  weit 
festere  Stütze  findet  als  die  Hypothese,  welche  die  verschiedenen 
Läsionen  der  Haut  und  der  Schleimhaut  des  Kopfes  überhaupt  als 
Eingangspforten  anspricht.  Besonders  weisen  die  anatomischen  That- 
sachen  auf  die  Bedeutung  der  Infection  des  lymphoadenoiden  Ringes 
am  Pharynxeingang  und  ganz  besonders  auf  die  der  Mandelinfection 
hin.  Verf.  hat  nun,  wie  schon  Cohnbbim  vermuthet  und  Strassmann 
gefunden,  durch  seine  Untersuchungen  feststellen  können,  dass  bei 
Tuberkulösen  die  Tonsillartuberkulose  von  einer  direkten  Infection 
der  Tonsillen  von  deren  freier  Oberfläche  abzuleiten  sei  und  zwar 
war  doppelseitige  Tuberkulose  der  Tonsillen  meist  bei  weit  fortge- 
schrittener Phthise  vorhanden  und  umgekehrt,  während  bei  leichter 
Lungenerkrankung  die  Tonsillen  meist  frei  waren.  Das  Sputum  ist 
also  für  die  Infection  der  Tonsillen  verantwortlich  zu  machen.  Bei 
2 Kindern  fehlte  die  Tonsillartuberkulose,  trotzdem  bei  dem  einen 
Darmtuberkulose  vorhanden  war;  es  sind  hier  weitere  Untersuchungen 
erforderlich.  Immerhin  scheint  hervorzugehen,  dass  in  Folge  von 
Tonsillarinfection,  die  von  den  Lungen  herzuleiten  ist,  secundär  eine 
Erkrankung  der  Halsdrüsen  erfolgt.  W.  Lublinski. 


Golasz,  De  la  prdsence  d’une  microbe  polymorphe  dans  la  Syphilis. 

Comptes  rendus  1894,  Bd.  118.  No.  11. 

Im  Jahre  1888  hatte  G.  in  syphilitischen  nicht  ulcerirten  Ve- 
getationen ein  dem  Tuberkelbacillus  ähnliches  Gebilde  gefunden, 
das  sich  aber  nicht  wie  dieser  färben  liefe.  1890  konnte  er  in 
einem  Fall  acuter  Syphilis  nachweisen,  dass  das  Blut  und  die  Pus- 
teln eine  sehr  beträchtliche  Menge  dieser  Stäbchen  enthielt,  ausser- 
dem waren  noch  grofse  ovoide  Zellen  (Sporen)  und  gegliederte 
Fäden  zu  finden,  es  hatte  also  ganz  den  Anschein,  als  ob  es  sich 
um  eine  polymorphe  Bacterienart  handle. 

Eine  Züchtung  dieses  Pilzes  versuchte  G.  zuerst  unter  An- 
t wendung  von  Menschenfleischbouillon;  er  wandte  diese  an,  weil 
Syphilis  bei  Tieren  nicht  vorkommt,  hatte  aber  ein  negatives  Resul- 
tat. Darauf  versuchte  er  die  Züchtung  mit  einer  wässrigen  Nuclein- 
lönung  und  sie  gelang.  Er  erhielt  eine  Reinkultur  eines  polymor- 


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350  Büchner,  Wirltangen  des  Blutserums.  — Rrinholtit,  Hrysb,  No.  20 

phen  Mikroorganismus,  der  sich  in  langen  Fäden,  homogenen  und 
granulirten  Stäbchen,  Kokken  und  grofsen  ovoiden  Zellen  präsen- 
tirte.  Zur  Aussaat  benutzte  er  Blut  von  Syphilitischen.  Nachdem 
er  aus  der  Kultur  den  ganzen  Formenkreis  kannte,  gelang  es  ihm 
auch,  denselben  im  Blut  mikroskopisch  nachzuweisen.  Zur  Färbung 
benOtzte  er  eine  Beize  von  Phenol  und  nachher  Methylenblau.  (Ge-  ' 
neuere  Angaben  fehlen!  Kef.) 

In  der  jungen  Kultur  bei  vollem  Nucleingehalt  finden  sich 
nur  vegetative  Formen:  Fäden  und  Stäbchen,  später  erst  treten 
die  ovoiden  Zellen  und  Zooglöahaufen  auf.  Dasselbe  Verhalten  be- 
obachtet man  im  Blut;  bei  frischer  Syphilis  findet  man  die  vegeta- 
tiven Formen;  geht  unter  dem  Einfluss  der  Behandlung  die  Krank- 
heit zurück,  so  finden  sich  auch  nur  noch  die  ovoiden  Zellen. 

Scheorlen. 


Büchner,  Weitere  Untersuchungen  Ober  die  bacterienfeindlichen 
und  globuliciden  Wirkungen  des  Blutserums.  Arch.  f.  Hygiene. 
Jabelband  z.  50jähr.  Doctorjubiläum  Pp.ttenkofkk  XVII.  S.  112. 

Die  Resultate  seiner  zahlreichen  mit  Unterstützung  einiger 
seiner  Schüler  angestellten  Experimente  fasst  B.  folgendermassen 
zusammen:  1)  Die  bacterienfeindliche  Action  hängt  bei  gleicher 
Serum-  und  Bacterienart  ab  von  der  Serummenge,  welche  mit  einer 
bestimmten  Bacterienzahl  io  Kontact  geräth.  Die  Bacterien  sind 
durch  ihre  Lebensthätigkeit  im  Stande  die  activen  Stoffe  des  Se- 
rums zu  zerstören.  2)  Die  globulicide  Wirkung  des  Blutserums 
erstreckt  sich  nicht  nur  auf  andersartige  Blutkörperchen , sondern 
auch  auf  fremde  Leukocyten.  3)  Bei  der  globuliciden  Action  sind 
ebenfalls  quantitative  Verhältnisse  mafsgebend.  4)  Die  globulicide 
und  die  bacterienfeindliche  Action  des  Blutserums  werden  in  überein- 
stimmender Weise  durch  Licht,  Wärme  und  Anwesenheit  von 
Sauerstoff  herabgemindert  bezw,  aufgehoben.  5)  Hunde-  und  Ka- 
ninchenserum zerstören  bei  länger  dauerndem  Kontact  gegenseitig 
ihre  globulicide  und  bacterienfeindliche  Wirkung.  6)  Ausfällung 
von  Eiweifskörpern  aus  dem  Serum  und  Wiederauflösen  der  ge- 
trockneten Substanz  mit  fortdauernder  Activität  ist  möglich.  Eine 
Isolirung  der  activen  Stoffe  aber  ist  bisher  auf  diesem  Wege  nicht 
zu  erreichen  gewesen.  7)  Die  globuliciden  und  bacterienfeindlichen 
Wirkungen  des  Blutserums  sind  durchaus  epecifischer  Natur,  ab- 
hängig von  der  Art  des  Blut-  resp  serumliefernden  Tieres  und 
von  der  Bacterieoart.  Scheurlen. 


1)  H.  Reinhold,  Ueber  angeborene  und  in  früher  Kindheit  erwor- 
bene Defektbildungen  der  Lungen.  Münchener  med.  Wocbenschr.  1893,  ) 

No.  45,  46. 

2)  Heyse,  Ein  Fall  von  hochgradiger  Verlagerung  des  Herzens 
nach  der  linken  Seite.  Deutsche  med.  \Vochen«chr.  1893.  No.  44. 

1)  Die  Durchsicht  der  Litteratur  lehrt,  dass  Individuen  mit  sehr 


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No.  20. 


Defeclbildungen  der  Lungen. 


351 


hochgradigen  angeborenen  Defekten  einer  Lunge  heranwachsen  und 
eine  Zeit  lang  selbst  schwere  körperliche  Arbeit  verrichten  können; 
dies  muss  dazu  auffordern,  der  Frage  der  klinischen  Symptome  und 
der  eventuellen  Diagnose  solcher  Fälle  näher  zu  treten.  — Ein  Fall 
des  Verf.  betraf  eine  31jährige,  zu  wiederholten  Malen  klinisch 
beobachtete  Dienstmagd,  welche  die  Symptome  hochgradiger  Ver- 
kleinerung der  linken  Lunge  mit  linksseitigen  Bronchiectasien  darbot. 
Intra  vitam  war  eine  Lungenschrumpfung  infolge  eines  in  frühester 
Jugend  entstandenen  pneumonischen  oder  atelektatischen  Zustandes 
diagnosticirt  worden;  bei  der  Autopsie  jedoch  fand  sich  die  hoch- 
gradig verkleinerte  und  von  einem  System  erweiterter  Bronchien 
durchsetzte  Lunge  völlig  frei  von  Pigment  und  ohne  jede  Spur  von 
fibrösen  Verdichtungen,  so  dass  eine  angeborene  Agenesie  der 
betr.  Lunge  angenommen  wurde;  dies  wurde  bestätigt  durch  die 
mikroscopische  Untersuchung,  welche  den  gänzlichen  Mangel  eigent- 
lichen Lungenparenchyms  und  au  Stelle  des  letzteren  lediglich  ein 
von  erweiterten  Bronchien  durchzogenes  Fachwerk  nachwies.  Nirgend 
bestand  eine  Sklerose  gröleerer  Bronchien,  die  als  Ursache  für  die 
Erweiterung  der  kleineren  Luftwege  etwa  in  Betracht  kommen  konnte. 
Klinisch  wurde  der  Ausfall  einer  ganzen  Lunge  compensirt  ein- 
mal durch  enorme  Vergrößerung  der  anderen  (rechten) 
Lunge  (nnd  zwar  nicht  blofs  vicariirendes  Emphysem,  sondern 
echte  compensatorische  Hypertrophie  derselben),  ferner  aber  durch 
Hypertrophie  des  rechten  Herzens;  der  Tod  erfolgte  durch 
Insufficienz  des  Herzens  nach  vorangegangener  Influenza,  Bemerkens- 
werth war  ferner  das  Fehlen  einer  Asymmetrie  des  Thorax 
sowie  die  Lageverhältnisse  des  Herzens,  (das,  wie  die  Autopsie 
lehrte,  nicht  nur  weit  nach  links, * sondern  auch  stark  nach  hinten 
verzogen  war).  Die  fehlende  Einziehung  des  Thorax  erklärt  sich 
wohl  dadurch,  dass  die  einseitige  Lungenatrophie  io  die  Zeit  der 
noch  nicht  abgeschlossenen  Entwickelung  des  Thorax  zurückreicht, 
so  dass  eine  weitgehende  Anpassung  seitens  der  Nachbarorgane, 
namentlich  auch  eine  wirkliche  Hypertrophie  der  gesunden  Lunge 
eintreten  konnte.  — Wie  Verf.  aus  diesem  und  noch  einigen  an- 
deren einschlägigen  Fällen  deducirt,  haben  wir  keine  diagnostischen 
Anhaltspunkte,  um  intra  vitam  die  angeborenen  (Agenesie  oder 
fötale  Atelektase)  und  die  in  frühester  Kindheit  erworbenen  De- 
fekte einer  Lunge  sicher  zu  unterscheiden.  Je  vollständiger,  dabei 
die  Symmetrie  des  Thorax  erhalten,  je  beträchtlicher  die  compen- 
satorische Vergrösserung  der  gesunden  Lunge  ausgebildet  ist,  um 
so  weiter  wird  man  die  ersten  Anfänge  der  Affektion  zurückdatiren 
dürfen;  besondere  Berücksichtigung  verdient  auch  die  Lage  des 
Herzens. 

2)  Der  vom  Verf.  sehr  genau  beschriebene  Fall  betrifft  eine 
46jährige  Frau,  deren  linke  Thoraxhälfte  — von  der  4.  Rippe  ab- 
wärts — sich  erheblich  abgeflacht  zeigte,  namentlich  zwischen  Mam- 
millar-  und  vorderer  Axillnrlinie,  so  dass  der  Rippenbogen  auf  einem 
Horizontalschritt  ein  Dreieck  bildete,  dessen  abgerundete  Spitze  in 


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352 


Cuhkb,  Ueber  multiple  Leberabscesse. 


No.  20 


der  mittleren  Axillarlinie  liegt.  Die  Percussion  ergiebt  linkerseits 
zwischen  Sternum  und  Mammiilarlinie  keine  Andeutung  von  Herz- 
dämpfung, sondern  bis  zur  7.  Rippe  abwärts  lauten,  nicht-tympani- 
tischen  Percussionsschall.  Erst  einen  Finger  breit  ausserhalb  der 
Mammiilarlinie  findet  sich  eine  Dämpfung,  welche  nach  oben  von 
der  4.  Rippe  begrenzt  wird  und  sich  durch  die  Axillargegend  nach 
hinten  erstreckt,  hier  den  Raum  vom  4.  Brustwirbel  abwärts  ein- 
nehmend, derart,  dass  sie  sich  nach  der  Wirbelsäule  zu  etwas  auf- 
hellt, im  4.  bis  6.  Intercostalraum,  zwischen  Mammiliar-  und  Axil- 
larlinie  findet  sich  deutliche  Pulsation,  die  eich  im  6.  und  7.  Inter- 
costalraum weiter  durch  die  ganze  Axillargegend  erstreckt,  bis  eich 
endlich  dicht  unter  dem  Angulus  scapulae  (bei  herabhängendem 
Arm)  im  9.  Intercostalraum,  6cm  vom  Proc.  spinosus  des  10. 
Brustwirbels  entfernt,  eine  2 — 3cm  breite  Pulsation  vom  Charakter 
des  Spitzenstosses  constatiren  lässt;  an  dieser  letzteren  Stelle  hört 
man  auch  die  Herztöne  am  lautesten  und  zwar  Aberwiegt  hier  der 
1.  Ton  an  Intensität.  Verf.  föhrt  aus,  dass  diese  Pulsation  dem 
Herzen  und  nicht  etwa  einem  Aneurysma  angehört.  Die  Entstehung 
der  in  Rede  stehenden  Lageveränderung  des  Herzens  muss  man 
sich  so  denken,  dass  bei  fixirter  Basis  die  Spitze  gewissermaßen 
einen  Halbkreis  beschrieben  hat,  bis  sie  an  dem  gegenQberliegenden 
Punkt  der  hinteren  Thoraxwand  angekommen  ist;  hierbei  muss  man 
annehmen,  dass  der  linke  Unterlappen  fehlt  oder  auf  einen  ganz 
geringen  Raumtheil  beschränkt  ist.  Die  charakteristischen  Verän- 
derungen des  Thoraxskelets  weisen  darauf  hin,  dass  dieselben  vor 
der  vollendeten  Entwickelung  des  Thorax  sich  herausgebildet  haben; 
anamnestisch  ist  aber  Nichts  von  einer  frAheren  Lungen-  oder 
Pleuraerkrankung  nachzu weisen.  Per  exclusionem  kommt  Verf. 
schliesslich  zu  der  Annahme,  dass  es  sich  um  eine  mangelhafte 
Entwickelung  des  linken  unteren  Lungenlappens  im  fötalen  Zustande 
handele,  so  dass  das  Herz  dessen  Stelle  eingenommen  hat.  Perl. 


M.  Clarke,  On  multiple  abscess  of  the  liver.  Th.  practitioner.  1893, 
Oktober. 

An  der  Hand  von  vier  ausfAhrlich  mitgetheilten  Fällen  von 
multiplen  Leberabscessen  weist  C.  auf  die  Schwierigkeiten  hin,  die 
sich  gerade  bei  dieser  Erkrankung  sowohl  der  Diagnostik  wie  auch 
der  Therapie  nicht  s.elten  entgegenstellen.  Bei  den  drei  ersten  Fällen, 
welche  letal  verliefen,  war  in  vivo  eine  Sicherstellung  der  Diagnose 
nicht  möglich.  Im  ersten  Falle  wurden  bei  der  Autopsie  zahlreiche 
multiloculäre  Abscesse  im  rechten  Leberlappen  gefunden,  ebenso  im 
Lobulus  Spigelii.  Das  Omentum  war  am  Coecum  adhaerent,  der 
Wurmfortsatz  in  einer  Ausdehnung  von  zwei  Zoll  gangränös.  Im 
zweiten  Falle  war  gleichfalls  der  rechte  Leberlappen  der  Sitz  der 
multiplen  Abscesse;  die  rechte  Lunge  war  durch  die  enorm  ver- 
gröfserte  Leber  teilweise  zusammengepresst.  In  der  betreffenden 


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No.  20. 


Braun,  üeber  Drnckläbmongen  etc. 


353 


Pleurahöhle  fanden  sich  16  Unzen  klaren  Serum*.  Die  Pleura  war 
theil  weise  mit  dem  Zwerchfell  und  dem  Rippenfell  verwachsen.  Im 
dritten  letal  verlaufenen  Falle  endlich  fand  man  in  der  enorm  ver- 
grösserten  Leber  ausser  einigen  gröfseren,  mehr  als  zwanzig  kleinere 
Abscesse.  Die  grosse  Schwierigkeit  in  der  Diagnosenstellung  bei 
den  oben  erwähnten  Krankheitsfällen  liegt  in  dem  tiefen  Sitze  und 
der  verhältnissmäfsig  geringfügigen  Ausdehnung  der  multiplen  Leber- 
abscesse.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  ist  vielmehr  der  Abscess  gross 
und  vereinzelt,  wie  er  es  bei  dem  vierten  Patienten  war,  so  ist  die 
Diagnosenstellung  eine  leichte.  Der  letzte  Patient  genas  auch,  nach- 
dem der  Abscess  durch  Punction  entleert  war.  Näheres  über  die 
Differentialdiagnose  siehe  im  Original.  C.  Kosentbal. 


H.  Brailll.  Ueber  Drucklähmungen  im  Gebiete  der  Plexus  brachialis. 

Deutsche  med.  Woohenschr.  1894,  No.  3. 

I.  Ueber  Narcosenlähm ungen: 

Nachdem  Verf.  eine  in  der  Chloroformnarcose  entstandene, 
doppelseitige  Armschulterlähmung  ausführlich  mitgeteilt,  welche  in 
ihrem  Verhalten  der  doppelseitigen  vom  Ref.  beschriebenen  Lähmung 
(nach  dem  Typus  Ekh)  überaus  ähnlich  und  unter  denselben  Ver- 
hältnissen (bei  stark  über  den  Kopf  emporgehobenen  Armen  während 
einer  zweistündigen  Operation)  entstanden  war,  kommt  er  zu 
dem  Schluss,  dass  derartige  Plexuslähmungen-  durch  den  Druck 
des  Schlüsselbeins  auf  den  Plexus  brachialis  in  der  Gegend  des  6. 
und  7.  Halswirbels  entstehen 

Lähmungen  einzelner  Amnerven  dagegen,  wie  des  n.  radialis 
oder  des  n.  ulnnris  und  medianus,  wie  B.  diese  ebenfalls  im  An- 
schluss an  Chloroformnarcose  beobachtet  hat,  entstehen  durch  eine 
sehr  starke  Abduction  oder  Hyperextension  des  Arms,  durch  welche 
ein  Druck  des  Oberarmkopfs  in  der  Achselhöhle  auf  diese  Nerven 
ebenso  ausgeübt  wird,  wie  auf  die  Arteria  axillaris:  der  Puls  der 
Art.  rad.  verschwindet.  So  könnte  auch  das  Entstehen  einzelner 
Schlafdrucklähmungen  des  n.  radialis,  wenn  der  m.  triceps 
daran  teilnimmt,  erklärt  werden. 

Der  zweite  Teil  der  Arbeit  betitelt: 

Lähmungen  durch  Anlegung  der  elastischen  Binde  zur  Er- 
zeugung der  künstlichen  Blutleere  weist  unter  Mitteilungen  von 
Krankengeschichten  nach,  dass  nicht  nur  bei  der  Constriction  der 
Glieder  mit  dem  Gummisehlauch,  sondern  auch  bei  Anlegung  der 
elastischen  Binde  leichte  und  schwere  Lähmungen  der  Hand  und 
Finger  entstehen  können.  Besondere  Vorsicht  ist  bei  Kindern  und 
bei  Personen  mit  atrophischer  Muskulatur  des  Oberarms  anzuwenden: 
die  Umschlagsstelle  des  n.  radialis  am  Oberarm  muss  ganz  besonders 
vermieden  werden.  Bernhardt. 


XXXII.  Jahrgang. 


23 


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354  Chhistiani,  HouGBKHo,WRSTPHAt,,ZnrAetiologiefrage  d.  Paralyse.  No. 20 


1)  A.  Christian!,  Contributo  allo  Studio  dell’  etiologia  della  para- 
lisi  generale.  Rir.  sperim.  etc.  Vol.  XIX.  Fase.  II— III. 

2)  E.  Hotlgberg,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Aetiologie  der  pro- 
gressiven Paralyse  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Syphilis. 
Allgemeine  Zeitschrift  für  Psychiatrie  1893,  50.  Bd.  Heft  3,  4. 

3)  A.  Westphal,  Aetiologisches  und  Symptomatologisches  zur  Lehre 
von  der  progressiven  Paralyse  der  Frauen.  Charite  Annalen  1893, 
pag.  719 — 731. 

1)  Für  die  immer  noch  nicht  geklärte  Aetiologiefrage  der 

Paralyse  kommt  die  Arbeit  des  Verf.’s  höchst  willkommen,  welche 
wertvolle  Resultate  nach  den  verschiedensten  Richtungen  liefert. 
In  der  Irrenanstalt  von  Lucca  ist  die  Zahl  der  Paralytiker  von 
1866 — 91  allmählich  von  2,43  pCt.  der  aufgenommenen  Geistes- 
kranken auf  4,63  pCt.  gestiegen,  90,90  pCt.  Männer  stehen  9,09  pCt 
Frauen  gegenüber.  In  62,79  pCt.  spielte  Syphilis  ätiologisch  die 
Hauptrolle,  in  37,36  pCt.  die  hereditäre  Prädisposition,  in  27,97  pCt. 
geistige  Ueberanstrengung  und  Aufregung,  in  20,97  pCt.  Alkoho- 
lismus, in  18,88  pCt.  Excesse  in  Venere,  in  4,29  pCt.  Gehirntrauma, 
in  2.43  pCt.  Sonnenstich.  Einziger  ätiologischer  Factor  war  die 
Syphilis  nur  in  10,08  pCt.  Nach  ihrem  Berufe  gliedern  sich  die 
Pat.  in  18,18  pCt.  Arbeiter,  15,38  pCt.  Handwerker,  12,58  pCt. 
Kaufleute,  10,48  pCt.  Soldaten,  2,09  pCt.  Dienstmädchen,  kein 
Geistlicher,  keine  Prostituirte.  Bevorzugtes  Alter  40  — 50  Jahre. 
Die  weiteren  höchst  interessanten  statistischen  Einzelheiten  sind  im 
Original  nachzulesen.  Verf.  kommt  zu  folgendem  Schlussresullate: 
Die  causalen  Factoren,  welche  in  der  modernen  Gesellschaft  auf  das 
Nervensystem  und  dessen  Entwickelung  ein  wirken,  schaffen  einen 
geeigneten  Boden  för  das  syphilitische  Virus,  welches  die  über- 
wiegende Gelegenheitsursache  darstellt.  Das  degenerative  Element 
und  die  Syphilis  sind  verantwortlich  für  all  die  Varietäten  in  der 
Erscheinungsform.  Placzek. 

2)  H.  berichtet  über  107  Fälle  und  ersieht  aus  ihnen,  dass  die 
Paralyse,  welche  bei  weitem  hänfiger  bei  männlichen  Individuen  als 
bei  weiblichen  auftritt,  besonders  die  städtische  Bevölkerung  ergreift, 
aber  nicht  unter  Frauen  der  besseren  Stände  auftritt.  Die  ätiolo- 
gische Bedeutung  der  Syphilis  ist  sehr  grofs,  während  die  Lues  bei 
anderen  Formen  von  Psychosen  keine  wichtige  Rolle  spielt.  Die 
Paralyse  bricht  erst  4 — 5 Jahre  nach  Erwerbung  der  Syphilis  aus. 
Die  syphilitischen  Symptome,  welche  einem  paralytischen  Process 
vorausgehen,  scheinen  relativ  gelinder  Art  zu  sein.  Im  Vergleich 
mit  Syphilis  haben  hereditäre  Prädisposition,  psychische  Ursachen, 
Alkoholmissbrauch,  Excesse  in  venere,  Traumen  nur  eine  unterge- 
ordnete Bedeutung.  Von  den  verschiedenen  Formen  der  Paralyse 
kam  die  maninkalische  am  häufigsten  vor,  darauf  die  demente  und 
dann  die  melancholische.  Die  Dauer  der  Krankheit  ist  in  82  pCt. 
4 Jahre  gewesen,  in  43  pCt.  nur  2 Jahre.  Remissionen  kommen 
selten  vor.  Eine  Paralyse  nach  vorheriger  Syphilis  zeigt  in  ihrem 


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No.  20.  Arnold,  Praotoisu.Etibnnp,Sacazk,  Progressive  Muskelatrophie.  355 

Verlauf  keine  besonderen  für  Syphilis  charakteristischen  Symptome; 
durch  eine  antisyphilitische  Behandlung  ist  keine  Verbesserung  be- 
obachtet worden;  auch  durch  Section  konnten  keine  Veränderungen 
nachgewiesen  werden,  welche  speciell  syphilitischer  Natur  waren. 

S.  Kalischer. 

3)  Eine  Fortsetzung  der  von  Sibmerlino  1888  begonnenen  Statistik 
über  die  weiblichen  Paralysen  in  der  Charite  beschäftigt  sich  mit 
den  einschlägigen  Beobachtungen  in  der  Zeit  von  Juli  1891  bis 
Januar  1893  und  bezieht  sich  auf  148  Fälle.  Davon  scheiden  59 
aus,  deren  Anamnese  nicht  genügend  bekannt  war.  Gegen  die 
Syphilis  als  ätiologisches  Moment  treten  andere  Ursachen  sehr  in 
den  Hintergrund.  Zwar  liefe  sich  nur  in  7,4  pCt.  sicher  Lues  nach- 
weisen,  aber  in  weiteren  48  Fällen  (32,4  pCt.)  war  sie  wahr- 
scheinlich. Unter  den  148  Fällen  war  keine  Puella  publica.  Un- 
günstige sociale  Verhältnisse  und  erschwerter  Kampf  ums  Dasein 
lagen  fast  bei  allen  Fällen  vor.  — Die  Pupillen  reagirten  in  24  pCt., 
waren  starr  in  50  pCt.,  reagirten  träge  bei  26  pCt.,  waren  ungleich 
bei  45  pCt.,  Opticusatrophie  zeigten  4 pCt.,  Augenmuskellähmungen 
6 pCt.  Fehlende  Kniereflexe  in  25  pCt.,  gesteigerte  in  49  pCt. 
Der  Charakter  der  Paralyse  war  von  der  bei  Männern  im  wesent- 
lichen nicht  verschieden,  länger  anhaltende  Erregungs-  und  Exal- 
tationszustände schienen  seltener  vorzukommen.  2 Paralyticae  ge- 
baren in  normaler  Weise.  Eine  Femoralfractur  heilte  ohne  Schwie- 
rigkeiten. M.  Brascb. 


1)  Arnold,  Ein  Fall  von  juveniler  Muskelatrophie.  Württemb.  med. 
Correspondenzblatt  1893,  30.  Januar. 

2)  V.  Prautois  et  G.  Etienne,  Un  cas  de  Myopathie  Progressive 
Primitive.  Revue  de  Mddecine  1893,  No.  7. 

3)  J.  Sacaze,  Un  cas  de  Scoliose  dans  une  Myopathie  Primitive 
Atrophique.  Archives  de  Neurologie  1893,  Mai. 

1)  A.  beschreibt  einen  Fall  reiner  juveniler  Muskel-Atro- 
phie des  Rumpfes  und  Unterextremitäten,  der  keine  Abweichung 
von  den  typischen  Fällen  der  ERß’schen  juvenilen  myopatischen 
Muskelatrophie  zeigt. 

2)  Die  Verff.  beschreiben  bei  einem  7jährigen  Knaben  die  Er- 
scheinungen der  progressiven  Muskelatrophie  nach  dem  Facio-scapulo- 
humeralen  Typus.  Die  Krankheit  hatte  im  ersten  Lebensjahre  an- 
gefangen; es  war  keine  Pseudohypertrophie,  keine  fibrillären  Muskel- 
zuckungen, keine  Entartungsreaclion,  noch  eine  hereditäre  oder 
familiäre  Anlage  vorhanden.  Die  Sehnenreflexe  fehlten.  Bemerkens- 
wert bei  diesem  Falle  von  Muskeldystrophie  nach  dem  Landoüzv- 
DtMKBiNK’schen  Typus  sind  noch  das  vorzeitige  Auftreten  im  ersten 
Lebensjahre,  ferner  eine  Asymmetrie  der  Schultern  (durch  die 
stärkere  Atrophie  der  einen  Seite)  und  eine  Abplattung  der  linken 
Hinterhauptshälfte. 


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356  Niblsks,  GoRnoK-DiLi,,GoBnoN,Behandl.  v.  Hautkrankheiten  etc.  No. 20 

3)  Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  progressiver  Muskel- 
atrophie nach  dem  Lv  YoisK-MoBBics’schen  Typus;  es  bestand  familiäre 
Anlage  durch  3 Generationen  hindurch  und  eine  leichte  Hyper- 
trophie an  den  unteren  Ertremitäten,  während  an  den  oberen  sofort 
deutliche  Atrophie  hervortrat.  Ausserdem  bestand  eine  hochgra- 
dige Scoliose,  die  nicht  durch  die  Muskelatrophie  allein  erklärt 
werden  konnte,  sondern  auf  eine  den  Muskeln  analoge  trophische 
Störung  der  Knochen  resp.  Wirbelkörper  zurückgeftthrt  wird. 

S.  Kalischer. 


1)  L.  Nielsen,  Behandlung  von  Myxoedem  mittelst  Pili,  glandulae 
thyreoideae  siccntae.  Monatsheft  f.  pract  Dermat.  Bd.  XV11I,  No.  2. 

2)  J.  F.  Gordon-Dill,  Notes  on  five  cases  of  skin  disease  treated 
by  thyroid  gland.  Lancet.  Jan.  6,  1894. 

3)  J.  Gordon.  Treatment  of  psoriasis  (syphilitic)  by  thyroid  extract. 

Brit.  med.  joorn.  Jan.  27,  1894. 

1)  Verf.  hat  in  einem  Fall  von  Myxoedem,  den  er  ausführlich  mit- 

theilt, mit  getrockneter,  pulverisirter  und  zu  Pillen  verarbeiteter 
Glandula  thyreoida  denselben  vollkommenen  Heileffect  erzielt,  wie 
sonst  mit  der  frischen  Drüse.  Die  Reactionserscheinungen  treten 
ungewöhnlich  milde  auf,  wohl  deshalb,  weil  die  von  der  Pat.  ge-  ' 

nommenen  Quantität  des  Mittels  eine  verhältnissmässig  kleine  war; 

sie  begann  täglich  mit  2 Pillen  zu  0,5  und  die  höchste  Dosis  be- 
trug 7 Pillen,  was  nicht  ganz  einer  halben  frischen  Drüse  entspricht. 

Nach  dem  Schwinden  der  Symptome  scheint  es,  um  Recidiven  vor- 
zubeugen, hinreichend,  täglich  2 Pillen  zu  0,1  nehmen  zu  lassen. 

Die  Vorzüge  dieser  Medication  bestehen  in  ihrer  Bequemlichkeit 
(das  Präparat  scheint  sich  mehrere  Monate  zu  halten)  und  der  ge- 
naueren Dosirbarkeit. 

2)  Drei  Fälle  von  ausgebreiteter  Psoriasis  vulgaris  heilten  unter 
dem  Gebrauche  von  täglich  2 — 6 Tabletten  mit  Thyreoidextract 
(jede  Tablette  0 5 der  Drüse  entsprechend)  in  etwa  4 Wochen,  ohne 
dass  das  Mittel  irgend  welche  Störungen  veranlasste.  In  einem 
vierten  Fall  trat  nach  anfänglicher  Besserung  Stillstand  und  sogar 
Verschlimmerung  ein  und  da  die  Pat.  ausserdem  über  Kopfschmerzen, 
allgemeines  Unbehagen  und  Dyspepsie  zu  klagen  begann,  wurde  die 
Behandlung  aufgegeben.  Eine  Rosacea  wurde  durch  Mittel  nicht 
wesentlich  beeinflusst. 

3)  Ob  es  sich  in  dem  Falle  G.’s  um  Psoriasis  vulgaris  bei  einer 
Syphilitischen,  oder  um  ein  Schuppensyphilid  handelte,  ist  aus  der 
Beschreibung  nicht  mit  Sicherheit  zu  ersehen.  Jedenfalls  schwand 

der  Ausschlag  unter  dem  Gebrauche  des  Thyreoidaxtracts  in  etwa  t 

3 Wochen.  H.  Müller. 


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No. 20.  Lbwin,  Ueber  Leuco<lerma.-Qi)RNü,H  vHTMA.SNu.  du  Boocbbt,  Lieber  357 

G.  Lewin,  Ueber  das  Leucoderma,  namentlich  seinen  diagnos- 
tischen Wert.  Charite- Annalen  XVIII.  S.  614. 

Verf.  fasst  die  Ergebnisse  seiner  an  einem  sehr  grofsen  Ma- 
teriale vorgenommenen  Untersuchungen  in  folgende  Sätze  zusam- 
men: 1.  Das  Leucoderma  ist  ein  für  die  Diagnose  der  Syphilis 
wichtiges,  aber  keineswegs  absolut  sicheres  Symptom.  2.  Das  Leu- 
coderma kommt  bei  einer  nicht  ganz  kleinen  Zahl  von  Menschen 
vor,  die  niemals  an  Syphilis  gelitten  haben.  (Unter  4800  Weibern 
dieser  Art  fand  es  L.  227  Mal.  Ref.),  3.  Von  den  syphilitischen 
Frauen  bekommen  53  3 pCt.  Leucoderma.  Dasselbe  tritt  in  36  pCt. 
bei  der  ersten  Erkrankung  an  Syphilis,  in  65  pCt.  bei  Recidiven 
und  in  59  pCt.  bei  früher  an  Syphilis  erkrankt  gewesenen,  jetzt  in 
Bezug  auf  die. Syphilis  als  gesund  zu  betrachtenden  Individuen 
auf.  4.  Da  das  Leucoderma  bei  nicht  syphilitischen  und  bei  von 
der  Syphilis  anscheinend  befreiten  Personen  auftritt,  so  ist  dasselbe 
keine  Indication  für  eine  antisyphilitische  Behandlung.  5.  Die 
specifische  Therapie  hat  keinen  Einfluss  auf  das  Leucoderma. 
6.  Syphilitische  Schwangere  haben  Leucoderma  nicht  in  höherem 
Grade  als  die  Nicht-Schwaogeren.  7.  Das  Leucoderma  kann  an 
Stellen  auftreten,  an  denen  vorher  Kautsyphilide  bestanden  haben. 
Eine  Abhängigkeit  des  Leucoderma  von  einer  vorhergegangenen 
Efflorescenz  der  Lues  ist  bisher  nicht  erwiesen.  8.  Die  Entstehung 
des  Leucoderma  ist  vielleicht  durch  die  Lähmung  gewisser  Centren 
für  die  Pigmentbewegung  durch  ein  Toxin  der  Syphilis  zu  erklären“. 

H.  Müller. 


1)  Quenu,  Du  traitement  du  prolapsus  uterin  total  par  l’hystdrec- 
tomie  vaginale  chez  les  femmes  ayant  dt5pass£  la  menopause  ou 
pres  de  l’atteindre.  Annales  de  gynücologie,  janvier  1894, 

2)  II.  Hartinann  et  W.  du  Bouchet,  L’hystörectomie  vaginale 
dans  le  traitement  de  la  chute  de  l’utdrus.  Ebenda. 

1)  Anknüpfend  an  eine  frühere  Mitteilung  des  Dr.  Lkjars  über 
diesen  Gegenstand,  zeigt  Verf.,  dass  die  Idee  obiger  Operation  nicht 
wie  Martin  sagt,  erst  1880  aufgetaucht  ist,  sondern  schon  1757  be- 
standen und  1813  von  Lanornbrck  ausgeführt  worden  ist.  Verf. 
hat  5 Exstirpationen  des  Uterus  wegen  totalen  Prolapses  vorge- 
nommen, ohne  ein  Recidiv  zu  erhalten;  er  schreibt  dies  besonders 
dem  Umstande  zu,  dass  er  die  beiden  Lig.  lata  mit  einander  ver- 
näht, damit  sie  als  Stütze  des  schlaffen  Beckenbodens  dienen  sollen. 
Es  empfiehlt  die  Operation  warm  bei  Frauen  obigen  Alters,  deren 
Lebensstellung  eine  sorgsame  langdauernde  Pflege  unmöglich  und 
demnach  eine  schnelle,  radikale  Beendigung,  des  Leidens  nötig  macht. 

2)  Verf.  berichtet  zunächst  über  2 glückliche  Operationen 
obiger  Art.  Besonders  betont  wird  1.  die  Schwierigkeit,  die  sich 
oft  bei  Ablösung  der  Blase  ergiebt,  2.  die  Noth wendigkeit,  die  Ex- 


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358  Uterusexstirpation.—  MabtiN,  Chabpkktikk,  Behandl.  d.  Eclampsi«.  No.  20 

stirpation  mit  einer  entsprechenden  Colporrhnphie  zu  verbinden,  da 
sich  sonst  sehr  oft  Kecidive  zeigen.  Es  folgt  eine  Zusammenstellung 
von  60  Totalexstirpationen  wegen  Prolapsus  meistens  von  deutschen 
Operateuren,  im  Ganzen  mit  5 Todesfällen  und  schliesslich  eine 
Beschreibung  der  2 verschiedenen  Arten  der  Vernähung.  Zunächst 
erwähnen  Verff.  die  von  Martin  angegebene,  von  Qcbnu  am  weitesten 
ausgebildete,  wobei  die  ligamenta  lata  mit  der  Scheidenschleimhaut 
zusammen  vernäht  werden,  alsdann  die  Anfrischung  und  Vernähung 
wie  Fritsch  sie  angiebt  und  Asch  sie  beschrieben  bat.  Verfif.  wollen 
die  Operation  aber  nur  bei  älteren  Frauen  und  dann,  wenn  sich 
verdächtige  Erkrankungen  vorlinden,  gelten  lassen,  sonst  plaidiren 
sie  unbedingt  fQr  die  Ventrofixation.  A.  Martin. 


1)  J.  W.  Martin,  A case  of  puerperal  eclampsia.  Edinb.  Medic. 
Journ.  June  1893. 

2)  M.  A.  Charpentier,  Sur  le  traitement  de  l’dclampsie.  Bull,  de 
l’acad.  No.  2,  1 893. 

1)  Das  Interesse  des  Falles  liegt  darin,  dass  der  Verf.  nicht 
nur  bei  jedem  Anfall,  — es  fanden  Ober  60  in  einem  Tage  statt 
— chloroformirt  hat,  sondern  in  derselben  Frist  zugleich  Chloral- 
hydrat  (in  Dosen  von  1,0),  Bromkalium  (in  Dosen  von  2,0),  Castor- 
öi-Klystiere,  erweichende  Umschläge  in  der  Lendengegend,  Spiritus 
Aether  nitrosi,  Hyoscyamus,  Elaterium  (0,015!),  Morphium  (0,03 
subcutan)  und  Pilocarpin  angewandt  hat.  Auch  den  Rest  des 
englischen  Arzneischatzes  durchzuversuchen  fehlte  es  wohl  an  Zeit, 
da  die  Patientin  24  Stunden,  nachdem  sie  in  Behandlung  gekommen 
war,  „passed  quietly  away“. 

2)  Im  ersten  Teile  seiner  Arbeit  wendet  sich  Verf.  gegen  die 
DüHBSKN’sche  Methode,  bei  Eclampsie,  so  rasch  wie  möglich  zu  ent- 
binden. Er  verwirft  diese  Methode  als  äusserst  gefährlich  und  als 
ungerechtfertigt.  Er  will  die  Geburt  nur  dann  durch  Kunsthilfe 
beenden,  wenn  dies  ohne  die  geringste  Gefahr  för  die  Mutter  ge- 
schehen kann.  Wenn  dies  nicht  der  Fall  sei,  mösse  man  die  spon- 
tane Geburt  abwarten,  die  in  den  meisten  Fällen  auch  sehr  rasch 
erfolge,  Im  übrigen  beschränkt  er  sich  auf  die  Anwendung  der 
Narkose,  wobei  er  dem  Chloral  entschieden  den  Vorzug  giebt  vor 
dem  Chloroform.  Das  Letztere  sei  in  grofsen  Dosen  deshalb  sehr 
gefährlich,  weil  es  eine  Verfettung  der  verschiedensten  inneren 
Organen  verursache.  Das  Choral  giebt  er  per  rectum  und  zwar 
empfiehlt  er,  sofort  4,0  g Chloral  in  60,0  g Quittenschleim  zu  ver- 
abreichen. Dieses  Verfahren  wird  alle  6 Stunden  wiederholt,  bis 
die  Geburt  entweder  spontan  oder  durch  Kunsthilfe  beendet  ist  und 
keine  Anfälle  mehr  aufgetreten  sind.  24  Stunden  nach  Beginn  der 
Anfälle  giebt  Verf.  noch  einmal  ein  Clysma  von  4,0  g,  auch  wenn 
während  der  letzten  Stunden  kein  Anfall  mehr  aufgetreten  war. 
Um  die  Verabreichung  des  Chlorais  nicht  plötzlich  abzubrechen, 


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No.  20.  Pinabd,  lieber  die  Symphyseotomie  u.  Isohiopubiotomie. 


359 


lässt  Verf.  dann  noch  wahrend  der  nächsten  24  Stunden  2— 3stünd- 
lich  einen  Esslöffel  einer  3proc.  Chlorallösung  innerlich  nehmen. 
Neben  dem  Chloral  lässt  Verf.  die  Patientin  so  viel  wie  möglich 
Milch  trinken. 

Als  Prophylacticum  empfiehlt  Verf.  ebenfalls  die  reichliche  Zu- 
fuhr von  Milch.  Sind  bei  Schwangeren  auch  nur  die  geringsten 
Spuren  von  Eiweiss  im  Harne  nachzuweisen,  so  ist  eine  Milchkur 
auf  das  dringendste  anzuraten.  Le  r^gime  lact4  est  le  traitement 
pr^ventif  par  excellence  de  l’^clampsie.  A.  Martin. 


1)  A.  Pinard,  De  la  symphyseotomie  ä la  clinique  Baudelocque 
pendant  l’annde  1893.  Annales  de  gynÄcologie  janvier  1894. 

2)  M.  Pinard,  De  l’ischio-pubiotomie  ou  Operation  de  Farabeuf. 
Ballelin  de  l’academie  de  mddecine.  1893.  No.  2. 

1)  Bericht  Ober  13  im  Jahre  1893  an  genannter  Klinik  aus- 

geführte Symphyseotomien,  und  zwar  von  9 an  Multiparen  und  4 
an  Primiparen  ausgeführten.  Die  Conjugata  diagonalis  betrug  ein- 
mal 9 cm,  dreimal  9 — 10  cm,  viermal  Ober  10  cm  und  ist  dreimal 
nicht  angegeben.  Beim  engsten  Becken  (8,7  cm  diag.)  (!  Ref.) 

wurde  ein  Kind  von  nur  1,7  kg  entwickelt  sonst  Kinder  von  nor- 
malem Gewichte.  Sämmtliche  Kinder  lebten,  eine  Mutter  starb. 
Die  Erweiterung  des  Beckens  betrug  3,5  bis  6 cm.  6 Mal  hatte 
die  Mutter  spontan  lebende  Kinder  geboren  und  ist  besonders  hier 
kein  Grund  zur  Operation  einzusehen,  Auch  in  den  meisten 

anderen  Fällen  wäre  vielleicht  durch  geeignete  Handgriffe,  besonders 
Wendung,  eine  solche  eingreifende  Operation  unnöthig  gewesen. 
Charakteristisch  ist,  dass  Verf.  durch  Anwendung  der  Symphyse- 
otomie zu  folgenden  Hauptregeln  gelangt,  wie  sie  in  Deutschland 
schon  lange,  z.  B.  bei  der  MAKTin’schen  Anstalt,  wo  ebenfalls  im 
Jahre  1893  keine  Kephalotripsie  nötig  wurde,  befolgt  worden  sind. 

Keine  Anwendung  der  Zange  bei  Wiederständen  von  Seiten 
des  knöchernen  Beckens.  Absolutes  Verlassen  der  Embryotomie 
am  lebenden  Kinde  (im  Jahre  i 893). 

2)  Verf.  machte  bei  einer  Gravida  mit  glattem  Becken  (Conj.  8,5) 
eine  von  Fababbüf  angebene  Operation,  die  ischio-pubiotomie  und 
entwickelte  dann  ein  lebendes  ausgetragenes  Kind  mit  der  Zange. 
Die  Frau  war  schon  4 mal  entbunden  worden.  Zange,  Wendung 
und  Frühgeburt  hatten  kein  lebendes  Kind  erzielt.  Die  zuerst  be- 
absichtigte Symphyseotomie  musste  mit  der  Ischio-pubiotomie  ver- 
tauscht werden,  da  Verf.  eine  Ankylose  des  rechten  ilio-sacral-Ge- 
lenks  konstatiren  konnte.  Es  wurden  beide  rechtsseitigen  Scham- 
beinäsle  durchsägt,  worauf  die  Knochen  spontan  2 cm  auseinander 
wichen.  Während  der  Extraction  vergröfserte  sich  der  Abstand 
der  Knochen  noch  um  fi  cm.  Von  der  Verlängerung  der  Conjugata 
ist  nicht  die  Rede. 


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360  Hokmkistrh,  Ueber  Methylisirung  im  Tierkörper.  No.  20 

Die  Weichteile  wurden  hinterher  durch  die  Naht  wieder  ver- 
einigt, während  die  Knochen  nicht  genäht  wurden.  Pat.  konnte 
nach  Ü Wochen  wieder  gehen.  A.  Martin. 


F.  Hofmeister  (Prag),  Ueber  Methylirung  im  Tierkörper.  Arch. 
f.  exp.  Pat.  u.  Pharm.  Bd.  33.  S.  198 — 215. 

Tellurigaures  Natron  bewirkt  bei  Menschen,  Hunden,  Kaninchen 
und  selbst  Fröschen  Exhalationen  eines  eigentümlich  knoblauch- 
artigen Körpers,  der  bereits  1861  von  Herren  (bei  Wöhlrr)  [für 
Tellurmethyl  gehalten  wurde.  Der  exacte  Nachweis,  dass  diese 
flüchtige  Verbindung  wirklich  Tellurmethyl  ist,  wird  von  H.  dadurch 
geführt,  dass  er  die  Ausathmungsluft  durch  Jodjodkaliumlösung  leitet 
und  in  letzterer  gesondert  das  Tellur  durch  Reduction  und  die 
Methylgruppe  durch  Behandlung  mit  Schwefelnatrium  (es  entsteht 
das  rettigartig  riechende  Schwefelmethyl  (CH3)sS)  nachweist. 

Im  Tellur  ist  also  nach  dem  Pyridin  (His)  mit  Sicherheit  eine 
Substanz  gegeben,  die  im  Körper  eine  Methylsynthese  eingeht. 

Werden  die  Organe  eines  Thieres,  dem  tellurigsaures  Natron 
zugeffthrt  worden  war,  nach  dem  Tod  durch  Verbluten  in  Brutofen- 
temperatur gebracht,  so  tritt  an  den  einzelnen  Organen  der  Tellur- 
methylgeruch in  ganz  verschiedener  Intensität  auf.  Aehnliches  wird 
beobachtet,  wenn  man  Organe  normaler  Thiere  mit  dem  Salze  ver- 
setzt. Es  ergiebt  sich  bei  beiden  Versuchsanordnungen  überein- 
stimmend, dass  Leber  und  Lunge  kräftig,  Niere  und  Muskel  schwach, 
normales  Leberblut  hingegen  gar  keinen  Tellurmethylgeruch  ent- 
stehen lässt.  Von  drüsigen  Organen  vermag  insbesondere  der  Hoden 
stark  synthetisch  zu  wirken. 

Ein  zweites  Phänomen,  das  der  Aufnahme  von  teilurigsaurem 
Natron  folgt,  ist  die  Reduction  zu  Tellur  und  Ablagerung  desselben 
in  allen  Geweben  unter  blaugrOner  bis  dunkelblauer  Verfärbung 
derselben. 

Die  Intensität  der  Methylabspaltung  ist  in  den  einzelnen  Orga- 
nen unabhängig  von  ihrem  Reductionsvermügen ; so  bildet  Fisch- 
hoden deutlich  Tellurmethyl  ohne  sich  zu  verfärben.  Aehnliches 
gilt  von  den  Lungen.  Die  Fähigkeit  der  Methylsynthese  verlieren 
Organe  beim  Erwärmen  auf  50°,  durch  Behandlung  mit  Alcohol, 
Glycerin,  Alkalien  und  Säuren,  selbst  0.6  pCt.  NaCl-Lösung  wirkt 
schädigend. 

Die  Tatsache,  dass  nach  Zusammenbringen  überlebender  Organe 
mit  teilurigsaurem  Natron  die  Methylsynthese  sich  nicht  sofort 
äussert,  sondern  erst  nach  Stunden  deutlich  wird,  spricht  gegen  die 
Präexistenz  nenneswerther  Mengen  der  Methyl-abspaltenden  Substanz. 

Zum  Schluss  vergleicht  der  Autor  die  Bedingungen  der  Tellur- 
methylsynthese  gegenüber  den  übrigen  bekannten  Synthesen,  betont 
die  Wichtigkeit  des  Ausfalls  der  hydrolytischen  Spaltung  trotz  An- 
wesenheit von  Wasser  beim  Zustandekommen  derselben  und  giebt 


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No.  20. 


Dkünkb.  — Buhmann  u.  Bial.  — Vassilikw. 


361 


der  Vermutung  Ausdruck,  dass  der  Methylabspaltung  beim  Aufbau 
von  methylhaltigen  Verbindungen,  namentlich  stickstoffhaltigen,  wie 
Cholin,  Kreatin  eine  wichtige  Rolle  als  intermediärer  Vorgang  zu- 
kommt. Pohl. 


Driiner,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Kern-  und  Zellendegeneration 
und  ihrer  Ursache.  Jenaische  Zeilsohr.  f.  Naturwissensch.  XXVIII.  H.  3. 

Im  Hoden  der  Salamandra  maculosa  hatte  Flskmiso  Degenerationen  constatirt, 
die  hauptsächlich  in  einer  Vacnolisiernng  des  Kernes  bestanden  und  wahrend  des 
Sommers  ziemlich  häufig  anzutretTen  waren.  Hermann  hatte  in  solchen  Kernen  eine 
achromatische  Kugel  gefunden,  die  mit  der  Kernmembran  durch  einige  Faden  in  Ver- 
bindung stehen  und  nach  einiger  Zeit  ans  dem  Kern  ausgepresst  und  in  das  Proto- 
plasma gedrängt  werden  sollte.  Heide  Autoren  hatten  die  Ursache  der  Entartung 
nicht  erkannt,  Hermann  auch  über  die  Bedeutung  der  von  ihm  gefundenen  Kogel 
keinen  Aufschluss  gegeben. 

Hier  nuo  setzen  die  Untersuchungen  des  Verf.  ein.  Er  kommt  zu  dem  Resultate, 
dass  die  HKRMAEü'sche  Kugel  ein  Parasit  ist. 

Einen  anderen,  von  dem  in  den  Hodenzellen  verschiedenen  Parasiten  fand  Verf. 
in  den  Epitbelsellen  des  Darms.  Die  Erkenntniss,  dass  es  sich  hier  um  Parasiten 
handelt,  zeigt  also,  dass  wir  es  mit  pathologischen  und  nicht  „mit  physiologischen 
Zerfalls-  und  Resorption« Vorgängen“  zu  tbun  haben.  lU*tu. 


F.  Röhmann  und  91.  Bial,  Ueber  den  Einfluss  der  Lymphagoga 
auf  die  diastatische  Wirkung  der  Lymphe.  Pflüger’s  Arcb.  Bd.  55 
S.  469. 

CirculationsstSrnngen  aus  verschiedenen  Ursachen  in  der  Leber  bewirken,  wie 
die  VerfT.  aasführen,  eine  Vermehrung  der  Zuckerbildnng  io  derselben.  Da  die 
Zuckerbildung  auf  der  Einwirkung  eines  löslichen  Fermentes  auf  das  Glycogen  be- 
ruht, so  kamen  die  VerfT.  auf  den  Gedanken,  dass  durch  die  Ciroulationsstörungen 
vielleicht  der  Fermentgehalt  der  aus  den  Lebercapillaren  austretenden  Lymphe  ver- 
mehrt werden  konnte,  so  wie  BamsHgAiK  nacbgewiesen  bat,  dass  durch  zahlreiche 
dem  TierkOrper  intravenös  angeführte  Substanzen  der  Trockengehalt  der  Lymphe  ver- 
mehrt wird;  der  vermehrte  Fermentgebalt  konnte  oun  auf  das  Glycogen  einwirkend, 
zu  einer  stärkeren  Bildung  von  Zucker  führen.  Die  VerfT.  prüften  diese  Hypothese 
zunächst,  indem  sie  bei  Hunden  in  der  Morphiumchloroformnarcose  Lymphe  aus  dem 
Ductus  thoracica«  auffingen  und  denselben  dann  als  Lymphagogum  Peptonlösung  inji- 
cirten.  Der  Fermentgehalt  der  Lymphe,  geprüft  an  Stärkekleister,  stieg  danach  an- 
sehnlich an,  wurde  sogar  grOfser  als  der  des  Blutserums,  während  er  sonst  geringer 
ist,  Injection  von  0.6  proc.  Kochsalzlösung  hatte  diesen  Effect  nicht  Denselben  Ein- 
fluss, wie  die  PeptonlOsung  hatte  die  Aufstauung  des  Blutes  in  der  Vena  cava  infer., 
dagegen  nicht  die  Unterbindung  der  Pfortader.  Die  Versuche  stützen  somit  die  oben 
angegebene  Hypothese.  E.  Salkowski. 


Vassiliew,  N.  Contribution  k la  phyeiologie  et  k la  pharmacologie 
de  la  glande  pancr^atique.  Arcb.  d.  sc.  biol.  p.  p.  l’instit.  imper.  der 
med.  exp.  de  St.  Petersbourg  II.  S.  219. 

V.  etudirte  an  einer  permanenten,  nach  der  Methode  von  Pawlow  bei  Hunden 
angelegten  Pankreasfistel  den  Einfluss  der  Ernährung  auf  den  Gehalt  de«  Pankreas- 
secretes  an  Trypsin  und  diastatischem  Ferment.  Es  machte  am  Anfang  grofse  Schwie- 
rigkeiten, die  Tiere  längere  Zeit  am  Leben  zu  erhalten,  sie  giugen  in  der  Regel  schon' 
oach  kurzer  Zeit  zn  Grunde,  erst  als  nach  der  Operation  die  Ernährung  mit  Fleisch 
ganz  verlassen  und  dafür  Milch  und  Brod  substituirt  waren,  traten  zunächst  dyspep- 


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362 


Dasthk.  — Dastrb.  — Kantobowicz. 


No.  20 


tische  Erscheinungen  Dicht  auf,  gegen  den  15.  bii  IS.  Tag  nach  der  Operation  rer 
loreo  die  Tiere  aber  doch  die  Frel'slust  und  gingen  unter  Erbrechen  und  Durchfall  tu 
Grunde.  Dieser  AusgaDg  beruhte  darauf,  dass  die  Tiere  tu  reichlich  Nahrang  tu  sich 
nahmen  AU  die  Nahrungsaufnahme  — Milch  und  Brod  oder  Amylaceen  — sorg- 
fältig regulirt  wurde,  blieben  die  Tiere  am  Lebeo.  V.  gelangte  tu  folgeodeu  Resul- 
taten: der  Eermentgebalt  des  Pankreassecretes  hängt  ron  der  Ernährung  ab:  Fleisch- 
nabrung  rermehrt  den  Gehalt  an  Trypsin  und  rermindert  das  diastatiiche  Ferment, 
Ernährung  mit]  Milch  und  Brod  bat  deD  umgekehrten  Eflect.  Der  Grad  und  der 
Gang  dieser  Veränderungen  unter  dem  Einfiuat  des  Wechsels  der  Ernährung  sind  bei 
verschiedenen  Tieren  rerscbieden.  E.  Sslkowski. 


A.  Dastre,  Sur  la  ddfibrination  du  sang  art4riel.  Aroh.  de  physiol. 

1893,  S.  169. 

Um  das  gerammte  Blut  tu  defibriniren,  verfährt  Verf.  so,  dass  er  aut  der  Carotis 
des  Hundes  einen  Bruchteil  des  Blutes  (<  , — '/,  der  berechneten  Getammtmenge)  entnimmt, 
diese  Portion  defibriairt,  das  colirte  Blut  in  die  Gefäfsbahn  surilckleitet,  nach  einiger 
Zeit  eine  gleich  grofse  Blutmenge  entsieht,  das  defibrinirte  Blut  wieder  eiosprilit  und 
so  lange  io  gleicher  Weise  fortfäbrt,  bis  eine  cnttcgene  Blutprobe  kein  Fibrin  mehr 
liefert.  Nur  wenn  das  Jedesmal  enttogene  Blut  '/, — */s  der  präsumptiven  Blutmenge 
beträgt,  bleibt  das  Tier  auch  weiterhin  am  Leben.  In  der  That  findet  man  so  in 
jeder  folgenden  Blutprobe  weniger  Fibrin  alt  in  der  vorher  enttogenen,  so  t B.  in 
einem  Versuch  0.38  — 0 34—0  22 — 02  —0.15 — 0.06  0.05 — 0,01  g Fibrin  in  1000  Th. 
Blut.  Dem  so  ungerinnbar  gewordenen  Blut  fehlt  das  Fibrinogen,  dagegen  besittt 
es  noch  Ferment  genug,  um  eine  fibrinogenbaltige  Flüssigkeit  (BydroceleSüssigkeit) 
tum  Gerinnen  tu  bringen.  Nach  */4  — 2 Stunden  erlangt  solch  uogerinnbar  geworde- 
nes Blut  beim  CirculireD  durch  den  Körper  wieder  teioe  Gerinnbarkeit,  indem  sich 
das  Fibrinogen  restituirt;  nach  4 Stunden  enthält  das  Blut  tchon  etwa  die  Hälfte  des 
Fibrins  und  nach  24  Stunden  ebenso  viel,  uoter  Umständen  noch  mehr  Fibrin  als 
beim  allerersten  Aderlass.  Während  das  gewöhnliche  Fibrin  io  lproc.  NaCl- Lösung 
unlöslich  und  erst  in  lOproc.  NaCI-Solution  löslich  ist.  erweist  sich  das  neugebildete 
Fibrin  .Neofibrin“  schon  in  lproc.  NaCI-Solution  löslich  und  nähert  sich  damit  den 
echten  Globulinen.  J.  Munk. 


A.  Dastre,  Contribution  k l’4tude  des  ferments  du  pancreas.  Arch. 
de  physiol.  1893,  S.  774. 

Entzieht  man  einem  in  der  Verdauung  getöteten  Hunde  oder  Schwein  das  Pan- 
creas, wäscht  es  oberflächlich  mit  0.7  proc.  NaCI-Lösung  ab,  zerschneidet  es  grob  und 
lässt  es  15 — 20  Minuten  bei  40°,  dann  1—  8 Stunden  bei  Zimmertemperatur  mit  dem 
doppelten  Vol.  0.7  proc.  NaCI-Lösung  maceriren,  dekantirt  und  filtrirt,  so  gewinnt 
man  einen  Saft,  der  ausserordentlich  kräftig  Amylom  verzuckert,  dagegen  Fibrin  nicht 
löst,  also  reichlich  diastatisches  Ferment,  aber  so  gut  wie  kein  Trypsin  enthält.  Zer- 
hackt man  danD  die  rettirenden  PancreasstQcke  möglichst  fein,  macerirt  den  Brei  viele 
Stunden  hindurch  mit  0.7  proc.  NaCI-Lösung,  unter  Zusatt  des  gleichen  Vol.  2 proc. 
Fluornatriumlösung,  um  Fäolnits  auszuschliefsen,  so  erweist  sich  nach  dem  Dekaotiren 
und  Filtriren  dies  Eztract  reich  an  Trypsin,  frei  von  diastatischem  Ferment  Auch 
die  Pancreasextracte  von  Tieren,  die  4-6  Tage  hungerten,  sind  reich  an  Trypsin, 
arm  oder  frei  von  diastatischem  Ferment  J.  Munk. 


L.  Kantorowiez,  Thioninfärbung  für  Balsampräparate  von  amy- 
loiden  Orgaiien.  Cbl.  f.  allg.  Path.  a,  patb.  Anat.  1894,  22.  Febr.  < 

Verf.  empfiehlt  das  als  Mucin-Färbung  allgemein  angewandte  Ehslicb  Horms'tche 
Tbionio  als  Färbemittel  für  amyloide  Organe.  Wahrend  Mucin  rotviolett,  alles  übrige 
Gewebe  blau  bis  violett  gefärbt  wird,  erscheint  das  Amyloid  hellblau  bis  lila.  Ge- 
färbt wird  wenige  Minuten  mit  gesättigter  wässeriger  Lösung  und  darauf  in  Aiju.  dest. 


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No.  20. 


Bibb.  — Lank.  — Köm*.  — Snki.i,.  — Eci.knstkin. 


363 


abgespült  Um  Dauerpriparate  tu  erhalten,  empfiehlt  Verl.  Aufhellung  in  Anilinöl- 
Xylol  oder  Carboixylol,  wahrend  der  Aleohol  zu  stark  entfärbt.  Letzteres  ist  vom 
Kef  auch  bei  der  Mucin  Färbung  von  Enteritis  merobranacea  störend  empfunden  wor- 
den; doch  sind  Priparate,  die  bei  Tageslicht  kaum  noch  eine  Differenzirung  erkennen 
(asxeD,  oft  noch  bei  gelbem  künstlichen  Licht  sehr  brauchbar,  indem  hier  die  feineren 
Nüancen  des  Blau  weit  scharfer  hervortreteo. 

Auch  die  Niaat-'sche  Körnung  der  Ganglienzellen  soll  nach  Wsiokbt’s  Angabe  mit 
dem  Tbionin  deutlich  herrortreten.  M Rothmann. 


A.  Bier,  Ueber  plastische  Bildung  tragfähiger  Stßmpfe  nach  Uo- 
terschenkelamputationen.  Arcb.  f.  klin.  Chir.  XLV1.  S.  90. 

Ein  aus  Weichteilen  und  den  beiden  Unterichenkelknocben  an  der  Spitze  be- 
stehender Keil  wird  ca.  1 j Finger  breit  über  der  Amputationtstelle  excidirt,  so  dass 
beim  Umstellen  des  losen  Endstückes  des  Stumpfes  zwei  glatte  Wundfilcben  aufeinan- 
derfallen  und  die  hintere  Flache  der  Tibia  und  Fibula  in  natürlicher  Verbindung  mit 
den  sie  deckenden  Weichteilen  nach  unten  sieht.  Als  Prothese  dient  ein  steifer 
Schnürstiefel  mit  Seitenschienen,  welche  mit  Charnier  für  das  Kniegelenk  versehen  sind. 

P.  Gfltcrbock. 


W.  A.  Laue,  One  of  the  best  applicatioDS  of  jodoform  in  surgery. 
Lancet  1 893,  p.  131. 

Ausfüllung  von  Knochenhöhlen.  nach  vorheriger  Absperrung  durch  Keuaacn'scher 
Constriction,  mit  einem  Stückchen  Lint,  das  in  ein  Gemenge  von  Jodoform  mit  5 pCt. 
starker  Carbol-Lösung  getaucht  ist.  p.  GStrbork. 


E.  Köhl,  Ruptur  der  Sehne  des  rechten  Musculus  quadriceps  fe- 
moris.  Sehnennaht.  Corr.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1893,  No.  13. 

Bei  der  durch  plötzlichen  Muskeleug  entstandenen  Ruptur  des  Uuscul.  quadriceps 
fern,  deztr.  fanden  sieb  nach  Freilegung  der  Sehne  48  Stunden  spater  unregelmAfsige 
Rissflachen  an  der  1 j cm  oberhalb  der  Patella  gelegenen  Rissstelle.  Gleichzeitig  mit 
deren  Glättung  wurden  3 Sehnenknorpel  exstirpirt.  Indirecte  Naht  durch  8 Catgut- 
Nlhte.  ln  Folge  der  Exstirpation  der  Knorpel  erwies  sich  die  Sehne  nach  der  Hei- 
lung um  ca  2 cm  verkürzt;  die  Function  war  aber  eine  gute  und  nur  Flexion  über 
90'  behindert.  P.  Güterbock. 


Sncll,  Remarks  on  amblyopia  from  Di-Nitrobenzo).  British  med.  Journ. 

1893,  No.  1731. 

S.  berichtet  über  5 Falle  von  hochgradiger  Amblyopie  mit  concentrischer  Ge 
sichtsfeldeinschrlnkung,  welche  er  bei  Arbeitern  beobachtete,  die  in  ExplosionistofT- 
fabriken  beschäftigt  waren.  Ophthalmoskopisch  erschien  der  Sehnerv  etwas  blasser  als 
normal.  Sammtliche  Patienten  besorgten  mit  das  Mischen  von  Nitrobenzol;  der  Zu- 
stand besserte  sich,  nachdem  die  Pat.  diese  Arbeit  aufgegeben  batten.  Horttmans. 


Eulenstein,  Die  diagnostische  Verwertbarkeit  der  Percussion  des 
W arzenfortsatzes.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1894,  No.  3. 

Nach  E.  ist  die  vergleichende  Percussion  des  Warzenfortsatzes  im  Stande,  uns 
unter  Umstünden  die  Diagnose  einer  vorliegenden  Knochenerkrankung  zu  sichern, 
vorausgesetzt,  dass  sie  ein  positives  Resultat  erzielt.  Wir  können  alsdann  einen  nahe 
der  Oberfläche  gelegenen  Krankheitsherd  erwarten.  Die  Grflfse  des  Herdes  beeinflusse 
*°hl  auch  den  Grad  der  Dämpfung.  Der  negative  Ausfall  der  Percussion  beweise 


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364  NbWMAH. — ScHKINMANN. — STEPHAN.  — WiU.IAM8.-SeB.  No.20 


nicht  die  Abwesenheit  einet  Erkrankungtherdes , er  lasse  den  Schloss  gerechtfertigt 
erscheinen,  dass  entweder  der  Krankheitsherd  sehr  klein  sei,  oder,  selbst  bei  groiser 
Ausdehnung,  entfernt  ton  der  Oberfläche  sitze.  Schwabarh. 


W.  U.  Newman,  A very  unusual  foreign  body  in  the  larvnx 
The  Med.  u.  Surg.  Reports  1894,  Jan.  20. 

Bei  einem  10  monatlichen  Kinde  fand  sich  eine  otTene  Sicherheitsnadel  im  Laryci 
die  nur  leichte  Schtuckbeschwerden  herbeigeführt  hatte.  Mittelst  einer  Zange  ward« 
dieselbe  entfernt.  w.  Lublioskt 


Scheinmann,  Habitueller  Kopfschmerz  als  Hauptsymptom  verschie- 
dener Nasenleiden.  Herl,  klin  Wochen-chr.  1893,  No.  49. 

Habitueller  Kopfschmerz  findet  in  manchen  Killen  seine  Erklärung  in  Nasen- 
afTectionen;  er  ist  oft  das  einzige  Symptom  derselben  und  erfordert  eine  genaue  Unter- 
suchung der  Nase.  Das  Vorhandensein  Ton  Neurasthenie  schliefst  locale  Ausgangs- 
puncte  nicht  aus.  Die  Prognose  ist  bei  nasalem  Ursprong  des  Kopfschmerzes  nickt 
günstig,  die  nasale  Therapie  gibt  gute  und  dauernde  Resultate.  w. Lublinski. 


Stephan,  Chloroform  tegen  lintwormen.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr. 
voor  Gencesk.  1893,  11.  No.  8. 

Verf.  hat  bei  zwei  Kindern,  bei  denen  mehrfach  seit  Jahren  erfolglos  Bandwurm  - 
kuren  augewendet  waren , mit  sehr  gutem  Erfolge  sich  des  Chloroforms  bedient.  In 
dem  einen  Kalle  war  sogar  eine  Taenia  mediocanellata,  welche  besonders  fest  sitzt, 
Torbanden.  Eine  Kormel  nach  Tbomi-som  lautet: 

Chlorofortni  4- 
Syr.  simpl  30. 

S.  um  7,  9 und  1 1 je  1 Löffel,  um  12  und  2 je  1 EsslBffel  RicinusSl.  Ob  St.  dies« 
Vorschrift  benutzt  hat,  ist  aus  seiner  Mitteilung  nicht  ersichtlich.  G«orge  Mry«. 


D.  Williams,  Observation«  on  the  period  of  incubation,  or  latency, 
in  certain  acute  specific  diseases.  Tbc  Practitioner  1 893,  Juli, 

Verf.  untersuchte  eine  Reihe  too  Iufectiooskrankheiteu  in  Bezug  auf  ihre  Iocu 
bationszeit  und  kam  hiebei  zu  Resultaten,  die  zum  Teil  Dicht  unbeträchtlich  Ton  den 
bisherigen  Angaben  abweichen.  Indem  er  Torausschickt , dass  die  Dauer  der  Incuba- 
tionszeit  bei  ein  und  derselben  Krankheit  abhSngig  ist  I)  tod  der  Widerstandsfähigkeit 
des  betreffenden  Individuums,  2)  tod  der  Virulenz  und  3)  tod  der  Menge  des  ein- 
dringenden  Krankheitsstoffes,  giebt  er  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  des  Mini- 
mums, Maximums  und  der  mittleren  Dauer  der  lucubationszeiteu  bei  den  häufigsten 
Infcctionskiankheiteu  und  fügt  zum  Vergleich  die  bisherigen  Angaben  englischer, 
deutscher  (StbCmi-Bu.)  und  französischer  Autoren  bei.  Abweichungen  finden  zieh  bei- 
spielzweise  bei  Scharlach,  dezsen  Incubationsdaner  bisher  im  Allgemeinen  zo  hoch  an- 
genommen wurde;  nach  Verf.  ist  das  Minimum  1 Tag,  das  Maximum  7,  die  mittlere 
Dauer  nar  2—3  Tage.  Kür  Influenza,  deren  Incubationszeit  z.  B bei  Stbüki-ill 
überhaupt  fehlt,  lauten  die  Zahlen;  Min.  1,  Max.  5,  Durchschnitt  3 — 4 Tage,  für 
Mumps  Durchschnitt  20—28  Tage  (nach  StkCiip*ll  nur  14  Tage).  K.  Kronthai. 


M.  G.  See,  Forme«  et  diagnostic  de  l’ulcfere  de  l’estomac.  Bull,  de 
l’acad.  de  med.  1893,  No.  37. 

Es  giebt  zwei  Arten  Ton  Magengeschwüren,  entstanden  auf  Grund  tod  Hyper- 
chlorhydrie  und  CircuIationsslSrungen.  Die  schwerere  Form  derselben  ist  das  söge 


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No.  20.  Avira<inrt.  — Boy-Trissirr  u.  M ARCBI.LIN.  — KrtprRN. 


365 


nannte  blutende  Magengeschwür,  die  leichtere  das  einfache  peptische,  nicht  blutende 
Geschwür.  Letzteres  bietet  einer  richtigen  Stellung  der  Diagnose  naturgemSfs  weit 
grSfaere  Schwierigkeiten,  alt  das  erstgenannte.  Neben  anderen  Puncten  muss  man 
dabei  auf  die  paroxysmenartigen  Schmerzen,  sowie  auf  das  meist  bftufig  auftretende 
Erbrechen  Gewicht  legen.  Im  allgemeinen  sei  noch  bemerkt,  dass  man  bei  der  Dia 
gnoae  eines  Magengeschwüres  die  Möglichkeit  des  Vorliegens  der  sogenannten  Gastro- 
succorrboe  nicht  ausser  Acht  lassen  darf.  C.  Rotenthil. 


E.  E.  Aviraguet,  Abc6a  retro-pharyngien.  Mort  subite.  Rev.  mens 
des  mal.  de  l’enf  1893,  S.  449. 

Verf.  beobachtete  einen  idiopathischen  Retropharyngealabscess  bei  einem  15  Mo- 
nate alten  Kinde.  Da  keine  Zeichen  von  Dyspnoe  bestanden,  so  wurde  die  Incision 
des  Abscessea  verschoben.  Plötzlich  aber  verschied  das  Kind,  ohne  dass  Zeichen  ron 
Asphyxie  dem  Tode  vorangegangen  waren.  Bei  der  Autopsie  fand  Verf.  einen  mit 
gelbem,  nicht  sehr  dickflüssigen  Eiter  gefüllten  Abscess,  der  in  der  Wandung  des 
Pharynx  selbst  und  zwar  in  der  Höhe  des  2.  bis  S.  Halswirbels  seinen  Sita  hatte 
Die  Wirbel  selbst  waren  gesund.  — Den  plötzlichen  Tod  des  Kindes  will  Verf.  durch 
Druck  auf  die  Nerven  der  bezeichneten  Halsgegend  erklären.  Stadthagen. 


Boy-Teissier  et  Dlarcellin,  De  l’enregistrement  des  pulsations  de 
l’aorte.  Revue  de  med.  I 893,  No.  9. 

Als  diagnostisches  Ergbnzungsmittel  der  von  Boy-Teüsiek  empfohlenen  retroster- 
nalen Auscultation  (Cbl.  18112,  S.  4?5)  empfehlen  Verff.  das  sphygmograpbische  Studium 
der  Pulsationen  des  Aortenbogens.  Durch  Tierversuche,  deren  Details  im  Original 
oachzulesen  sind,  stellen  sie  zuerrt  die  bei  directer  Application  des  Apparates  auf  die 
blofsgelegte  Aorta  aufgezeicbneten  Kurven  dar.  Die  Charaktere  der  letzteren  sind : 
Steilheit  des  anfsteigenden  Schenkels;  ausgeprägter  Dikrotismus  am  absteigenden 
Schenkel;  vollkommener  Synchronismus  mit  der  Pulsation  des  Ventrikels.  — Am 
Menschen  kann  man  unter  gewissen  begünstigenden  Umstanden  (speciell:  grofae  Nach- 
giebigkeit der  Haut  und  Aponeurose  des  Halses;  hinreichende  Distance  zwischen  Ster- 
num und  ersten  Trachealringen ; eine  für  die  Anlegung  der  Dntersuchungsinstrumente 
genügende  Ausdehnung  der  Aorta)  ebenfalls  Sphygmogramme  der  Aorta  aufnebmen. 
Wegen  der  bei  normalen  Individuen  sowie  in  21  pathologischen  P&llen  aufgenommenen 
Kurven  verweisen  wir  auf  das  Original.  p,rL 


M.  Köppen,  Ein  Fall  von  urämischer  Psychose  mit  Symptomen 
der  Rindenblindheit.  Charite. Annalen  1893,  p.  709. 

Gegen  Ende  der  Gravidiiät  ein  eclamptischer  Anfall  mit  starker  Amblyopie.  Im 
Drin  viel  Eiweifs.  In  der  Charitö  entbanden,  vollkommene  14  tigige  Amaurose.  Albu- 
minurie. 

14  Tage  spater  wird  io  der  Nervenklinik  ein  beiderseitiger  Defect  im  Gesichts 
felde  (beide  linken  Hälften  und  der  untere  rechte  Quandrant  beiderseits)  entdeckt,  die 
Schitzuog  der  Entfernung  war  hochgradig  gestört.  Daraus  ergab  sich  starke  Unsicher- 
heit beim  Gehen.  Das  optische  GedKcbtniss  war  sehr  schwach,  die  Vorstellung  des 
räumlichen  Nebeneinander  fehlte,  Par.  konnte  sieb  nur  alle  Gegenstände  halb  vor- 
stellen. Der  psychische  Zustand  war  der  der  Unbesinnlicbkeit , dazu  bestand  leichte 
Depression  und  «ngstlicbes  Verhalten 

Sonst  waren  weder  Störungen  der  motorischen , noch  der  sensiblen  oder  Reflex- 
lunctionen  naebzuweisen.  Der  Zustand  besserte  sich  schnell. 

Vetfasser  ist  geneigt  den  Mangel  an  Orientirungsvermögen  auf  das  mangelnde 
optische  Gedttchtniss  znrückzuführen , ebenso  das  halbe  Vorsteilen  von  QegenstSnden. 


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366 


Lkva.  — Srhatok.  — Bkhnhardt. 


No.  20 


Oie  Unsicherheit  beim  Gehen  und  die  falsche  Schätzung  der  Entfernung  usi 
vielleicht  euf  die  Gesicbtsfeldstörung  zu  beziehen. 

Die  ganze  Aflection  wird  als  eine  functioneile,  durch  die  Urämie  bervorgerufese 
Störung  im  Binterhauptslappen  aufgefasst.  u.  Bruch. 


J.  Leva,  Zur  Localieation  der  Aphasien.  Viroh.  Arcb.  1893,  Bd.  132. 
H.  2. 

Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  totale  Aphasie  mit  besonderem  Herrortntn 
der  sensorischen  Aphasie  und  mit  streng  localisirtem  Krankheitsherd  in  der  oberst« 
Schläfenwindung  (mittlerer  Teil),  der  2 mm  weit  auf  den  oberen  Rand  der  mittler« 
Schlkfenwindung  Übergriff  Im  2 Fall  sind  diese  Stellen  intact,  dagegen  sind  der 
untere  Rand  der  mittleren  und  die  ganze  unterste  8chllfenwindung  ron  ein  vn  circa®- 
scripten  Herd  eingenommen,  ohne  dass  irgend  welche  aphasische  Störungen  bestand« 
bitten.  Der  3.  Fall  zeigt  eine  rein  motorische  Aphasie  mit  typischer  Localisatien  in 
der  untersten  Stirnwinduog;  der  4.  Fall  zeigt  eine  vorwiegend  sensorische  Apbas- 
bei  einer  Läsion  der  ersten  Scbläfenwindung;  zugleich  war  der  unterste  Teil  der  3. 
Stirnwindung  lädirt,  ohne  dass  Zeichen  motorischer  Aphasie  vorhanden  wareo.  !e 
Fall  5,  6,  7 bestanden  ausgesprochene  aphasische  Störungen,  ohne  dass  bei  der  Sectio» 
macroscopisch  erkennbare  Läsionen  io  den  dafür  verantwortlich  zu  machenden  Centres 
aufgefunden  wurden.  8.  KalUchrr. 


H.  Senator,  Ueber  acute  Polymyositis  und  Neuromyositis.  Deutschs 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  39. 

1)  Ein  50  Jahre  alter  Diabetiker,  welcher  sich  unter  geeigneter  Diät  Jahre  lang 
sehr  wohl  befand,  wurde  plötzlich  von  starker  Schmerzhaftigkeit  der  Musculatur  (von 
den  Unterschenkeln  schnell  nach  oben  fortschreitend  und  alle  Muskeln  ergreifend)  be- 
fallen Ausser  dieser  äusserst  heftigen  Druckempfindliehkeit  der  Musculatur,  welche 
alle  Bewegungen  unmöglich  machte,  traten  noch  blaurote  Flecke  in  der  Haut  auf. 
Der  Pat.  ging  unter  hohem  Fieber  zu  Grunde.  Es  konnte  dem  Leichnam  nur  eis 
Muskelstückchen  entnommen  werden  und  dieses  bot  die  Zeichen  eioer  acuten  intersti- 
tiellen Entzündung  mit  entzündlichem  Oedem  in  der  Umgebung  dar.  Bactericn  wurdet 
nicht  gefunden. 

2)  4üjäbr.  Patient,  welcher  angeblich  nach  dem  Genuss  verdorbener  Krebse  so 
Allgemeinsymptomen  erkrankte.  Dazu  trat  eine  schmerzhafte  Steifigkeit  im  Ara. 
im  Bein  etc.  In  den  folgenden  Tagen  psysische  Symptome  (Hallucinationen,  Uornhe], 
starke  Schweifte,  Schwellung  der  Musculatur  und  der  Uaut,  welche  erysipalatöse  Rö- 
tung annimmt,  geringes  Fieber,  Schmerzen  beim  Schlucken  und  Sprechen,  im  Drin 
Eiweifs  und  körperliche  Elemente  (acute  Nephritis),  im  weiteren  Verlaufe  noch  einmal 
ein  (urticariaähnlicher)  Hautausschlag  und  dann  allmllige  Genesung. 

In  der  Epicrise  wird  die  Aetiologie  (Autointoxication) , das  Verhältniss  der  Er 
krankung  zur  Nephritis  und  die  Differentialdiagnose  (Trichinose  et«  ) besprochen. 

H.  Brawh. 


M.  Bernhardt,  Ueber  isolirt  im  Gebiet  des  N.  peroneus  dexter 
superficialis  auftretende  klonische  Krämpfe  des  Mm.  peroneuf 
longus  et  brevis.  Berl.  klia.  Wochenschr.  1893,  No.  17. 

Ein  lljäbriger  Knabe  zeigte  130  — 140  in  der  Minute  sieb  wiederholende  Cos- 
tractionen  im  Gebiet  der  Mm.  peroneus  longus  et  brevis;  die  klonischen  Zuckung»» 
liefen  allein  in  den  vom  N-  peroneus  superficialis  innervirten  Muskeln;  sie  bindert« 
weder  das  Stehen,  noch  das  Gehen,  und  bestanden  auch  im  Schlaf.  Schmerzen  not 
Sensibilitätsstorungen  fehlten.  Die  electriscbe  Erregbarkeit  der  Muskeln  war  eine  nor- 
male.  Die  Krämpfe  sistirten  bei  Druck  auf  die  Sehnen  hinter  dem  äusseren  Knbcbel 
und  bei  starker  faradischer  Reizung  der  im  Krampf  befindlichen  Muskeln.  Dasselbe 
geschieht,  sobald  man  den  Fufs  in  die  Varo-equinus-Stellung  überführt.  — Der  Knabe 


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No.  20. 


ÜNKA.  — PHU.1PPS0N.  — JOHKS. 


367 


stammte  au«  neuropathitch  belasteter  Familie  und  zeigte  selber  schon  in  früheren 
Jahren  Zeichen  tod  Nervosität,  choreatische  1 Bewegungen  etc.  — Aehnliehe  Beo- 
bachtungen liegen  von  Ducbehhv,  Jobibt  de  Lahbau.*,  Coiicato  vor.  — Durch  geeig- 
nete Therapie  (Fernhaltong  von  Schulunterricht,  Bromkalium,  Abreibungen,  mechanische 
Uebnngen  etc.)  gelang  es  den  Krampf  tu  beseitigen.  s.  Kaliseher 


G.  Unna,  Mundpflege  und  Kali  chloricutn.  Monatsh.  f pract.  Demi. 
XVtl.  No.  9. 

Als  bestes  Mittel  bei  allen  durch  Spaltpilsentwicklung  verursachten  oder  unter- 
haltenen Mundkrankheiten,  wie  Stomatitis  mercurialis,  Foetor  exore,  erprobte  U.  das 
reine  Chlorsäure  Kali  entweder  io  Sabstanz  unvermischt  als  Zahnpulver,  oder  io  eioer 
öOproc  Kalichloricom-Zabnpaste  (mit  kohlensaurem  Kalk,  Ilhizoma  Iridis,  Seife  und 
Glycerin).  Es  befördert  io  hohem  Hsase  die  Drüsensecretion  des  Muodes,  wirkt  er- 
frischend und  tonisirend  und  (in  diesen  hohen  Concentrationen)  auch  direct  zerstörend 
oder  wenigstens  wachstumshemmend  auf  die  Mundpilze,  ohne  die  Zahne  irgendwie 
anzugreifeo.  Bei  Erosionen  und  Dlcerationen  erzeugt  es  allerdings  etwas  Schmerz,  doch 
geht  derselbe  bald  vorüber  Das  reine  Kali  chloricutn  ist  zugleich  das  vorzüglichste 
Propbylacticum  sowohl  gegen  Zabocaries,  wie  gegen  MandelafTectioneo  (eioschliefslich 
Dipbtheritis).  Intoxicationen  sind  bei  Erwachsenen,  welche  man  natürlich  anweist, 
nach  dem  Gebrauche  den  Mund  gut  auszuspülen  und  nichts  hernnterznschlncken, 
nicht  zu  fürchten.  amiiitr. 


A.  Philippson,  Wesen  uml  Behandlung  der  Acne  vulgaris.  Tber. 
Monatsh.  1893,  November. 

Verf.  setzt  anteinander,  dass,  da  die  Ursachen  der  Acne  im  Wesentlichen  unbe- 
kannt sind,  nur  eine  symptomatische  locale  Therapie  möglich  ist.  Bei  den  bochgia- 
digsten,  durch  cutane  und  subcutane  Abscesse  characterisirten  Formen  stehen  die 
chirurgischen  Mafsoahmen,  unterstützt  durch  die  Anwendung  von  starken  Salicylpflas- 
tern  und  Umschlagen  mit  Bleiwasser  oder  essigsaurer  Thonerde,  im  Vordergründe. 
Die  mittelstarken,  mit  zahlreichen  Comedonen  und  Knoten  einbergehendem  Grade  indi- 
cireo  die  bekannten  Scbtlpasten  mit  Naphthol,  Schwefel,  grüner  Seife,  oder  mit  Re- 
sorein.  In  den  leichteren,  aber  am  schwierigsten  zu  behandelnden  Fallen  , bei  denen 
sich  nur  an  beschrankten  Stellen,  oder  regellos  zerstrent  vereinzelte  KnOtchen  finden, 
bewahrte  sich  dem  Verf.  besonders  gut  im  Waschmittel  aus  Acid.  acet.  conc. , Tinct. 
benzoSs,  Spir.  camphor  u 6.0  Spir.  Vini  ad  100.0,  welches  morgens  und  abends  mit 
einem  Schwämmchen  eingerieben  wird.  H.  HOllar 


Mary  A.  D.  Jones,  Carcinoma  on  the  floor  of  the  pelvis.  Medical 
P.ecord  1893,  March.  11. 

Bei  einer]  Pat.  von  M)  Jahren  fand  Verf.  einen  orangegrofsen  Tumor  auf  dem 
Beckenboden,  der  für  den  retroflectirten  Uterus  gehalten  worden  war;  der  Uterus 
war  nach  rechts  verlagert  und  Tube  und  Ovarium  der  linken  Seite  mit  dem  Tnmor 
verwachsen.  Der  Tnmor  wurde  nebst  Tube  und  Ovarium  der  linken  Seite  entfernt; 
zahlreiche  feste  Verwachsungen  erschwerten  die  Operation;  die  Wundbohle  wurde  drei- 
»irt  und  mit  Gaze  euztaroponirt;  nach  5 Wochen  konnte  Pat.  das  Hospital  verlassen. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumor  ergab  Carcinom ; linke  Tube  und  Ova- 
num  waren  ebenfalls  carcinomatOs  degenerirt.  Die  Entstehung  der  Geschwulst  bringt 
Verf.  in  Zusammenhang  mit  einer  septischen  Infection  der  Pet.  im  letsten  Wochen- 
bett; die  sich  hieran  anschliefsende  Pelviperitonitis,  Salpingitis  und  Oophoritis  habe  in 
Folge  fortgesetzter  localer  Reizung  das  Carcinom  hervorgerufen.  Die  genauere  Unter 


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368  Montgomkrt.  — Corpikr.  — Bailkv.  — Tschistowitsch.  No.  20 


suclmng  lief«  3 Krebsformen  in  der  Geschwulst  unterscheiden:  Scirrhus,  Drüsen-  und 
Medullar-Carcinom,  ebenso  lief*  sieb  eine  Verbreitung  des  Carcinoms  durch  die  Lymph* 
gefifse  deutlich  uachweiseo.  a.  Martin. 


E.  E.  Moiltgoinery,  Hefnorrhaße  from  the  female  genital  tract, 
its  causea  and  tieatment.  Intern.  Med.  Mag.  1893,  II.  June. 

Verf.  bespricht  kurz  die  Ursache,  Diagnose  und  Behandlung  der  bei  Frauen  vor- 
kommendeu  Blutungen.  Der  Artikel  giebt  drei  Krankengeschichten  und  enthalt  sonst 
nichts  Neues.  a.  Martin. 


A.  II.  Cordier,  Suprapubic  hysterectomy  for  the  removal  of  fibroida 
of  the  Uterus.  Intern.  Mod.  Mag.  1893,  II.  April. 

C.  «erwirft  jede  aodere  Therapie  der  Myome  als  die  operative.  Insbesondere  hält 
er  die  F.lectrotberapie  für  unzweckmäfsig  und  schädlich  insofern  als  sie  die  Operation 
herausschiebt  bis  zu  einem  ungünstigen  Allgemeinzustande. 

Die  Operation  wird  gewöhnlich  in  Entfernung  des  Uterus  durch  Laparatoroie  be 
stehen  oder  vielmehr  in  supravaginaler  Absetzung  desselben.  Enucleation  verwirft  C. 
ebenfalls.  Die  Technik,  weiche  Constrietion  und  eztraperitoneale  Stielversorgung,  eveu 
tuell  auch  Drainage  verwendet,  wird  ziemlich  genau  beschrieben.  A.  Martin. 


Bailey,  On  the  distribution  of  arsenic  in  the  bodies  of  animale  poi- 
sened  with  thie  substance.  Medical  News  1893,  19.  Aug. 

B.  gab  einem  Hund  8 Tage  lang  in  steigenden  Dosen  0.1  — 1 grau  arsenige  Sture 
in  Form  des  Natriumsalzes,  maximum  4 — & gran.  Nach  der  letzten  Dosis  zeigten  sich 
zum  ersten  Mai  Vergiftungserscheinungen.  Die  Analyse  ergab  in  der  Leber  0.043,  im 
Herzen  0 01  in  einer  Niere  0.002  g arseniger  Sture.  Ein  zweites  Tier  erhielt  14  Tage 
lang  0.2  - 06  gran  arseniger  Säure  als  solche,  zusammen  1 9.2  grau,  bis  Vergiftungserschei 
nuogen  eiutraten.  Es  fanden  sich  im  Magen  3 grau,  in  der  Leber  0.84.  Es  ist  also 
das  arsenigsaure  Natrium  bedeutend  gefährlicher,  als  die  Säure  selbst  und  es  ergiebt 
die  chemische  Untersuchung  bei  der  Arsenvergiftung  — beide  Tiere  wurden  wenige  Stun- 
den nach  der  letzten  Dosis  getütet  selbst  unter  günstigen  Umständen  nur  einen 
kleinen  Teil  des  genommenen  Giftes.  Fr.  Stratsraum. 


Berichtigung. 

In  meiner  Notiz  „Zur  Frage  über  die  Leocolyse  (Cbl.  f.  raed.  Wissensch,  No.  14) 
sage  ich,  dass  meine  Resultate  mit  den  Ergebnissen  der  Untersuchungen  von  Scholz 
und  Holzmakm  Ubereiustimmen.  Von  dem  zweiten  Autor  ist  das  nicht  ganz  richtig: 
durch  seine  Milzuctersuchungen  bei  den  Hunden  nach  der  intravenüsen  TerpentinSl- 
injection  kommt  er  zu  der  Annahme  der  Leucolyse  - Theorie  und  versucht  auch  die 
Abwesenheit  der  Verminderung  der  Leucocytenzahl  gleich  nach  der  Terpentioüliojection 
bei  den  entmilzten  Tieren  im  Sinne  dieser  Theorie  zu  erklären.  (.Holzmann,  Dissert. 

St.  Petersburg  1894).  ■,  ...  , 

" Tschistowitsch. 


Druckfehler:  No  18,  Seite  317,  Zeile  19  von  oben,  lies  „nämlichen“ 
statt  männlichen. 


Klnsaadunxeo  für  das  Cemralblett  werden  an  die  Adresse  de#  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  B e r a h a r dt  (Berlin  W. 
FransSalsehe  Btrafae  21)  oder  aa  die  Verlagshaadlang  (Berlin  NW.,  SS.  Unter  den  Linden)  erboten. 

Verlag  von  August  lllreebwatd  In  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ta  Berlin. 


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Worheniilth  fwhelnfn  ||  | ■ ■ Prtl«  de»  Jjihrgsnge» 

1 — 2 Bogen  ; a:n  8chlu»»e  I AV1|P^|  |n|^|  ||  ?()  Mark;  au  belieben 

«I»*  Jahrgang»  Titel , Na-  wM  C|»JiPVaCwVV  durch  alle  Buchbandlun- 

men-  und  Sachregister.  gen  und  Postanat alten. 

für  die 

mcdicmisflicii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

Id  Buila. 


1894. »«.  Wal. No.  21. 

Inhal  > r»n  Nim  kr,  Der  Krebserreger.  (Orig.-Mitt.) 

Hahskmaws,  Specificitlt  der  Zellteilung  — Robebtson,  Ueber  die  Gäh- 
rungen  der  Zuckerarten.  — Kaiser,  Eiweiieersparung  duroh  Fett  und  Kohlehydrate 

— Manabsb,  Beziehung  der  Nebennieren  zu  den  Venen.  — Poscbt  n.  Jaboulat, 
Bebandlnng  der  Strnma  durch  Exothyropexie  — Jakbbh,  Ueber  Birntinuetbromboee. 
nach  Mittelobreiterung.  — Tizzobi  u.  Cattami,  Deber  die  Immunität  gegen  Teta- 
nm.  — Laube,  Moeti  u.  BzroobOh,  Ueber  des  Auftreten  von  Leucocytote  bei 
der  croupGien  Pneumonie.  — Labe,  Phrlps,  Chirurgische  Behandlung  von  Wirbel- 
erkrankungen.  — Nxbbb,  Beitrag  zur  Behandlung  der  Schwei fsfQfse. 

Scholz,  Der  Schwefelgehalt  menschlicher  Gewebe. — Cavazzari,  Ueber  daz 
SacherificationsvermSgen  des  Serums.  — Biddbb,  Nene  Pelottenbandage  bei  Scoliose. 

— Köbbbb,  Innere  Metallschiene  bei  Uoterkieferfractnren.  — Focb«,  Ueber  die 
Ägyptische  AngenentzOndnng.  — Lucae,  Anwendung  der  verbesserten  Drucksonde 
bei  BSrstSrnngen.  — Thomas,  Galvanokaustik  bei  PharyngoMycoeis  — Raymohd, 
Guajacoi  bei  aenter  Tonsillitis  — Gawrosskt,  Vorkommen  von  Mikroben  in  der 
Urethra.  — Tatlob,  Fall  von  Leberabscess,  Heilung.  — Gsovs,  Ebblicb's  Reaction 
bei  Typbns.  — Brbbhahd  nnd  Fzlssstbal,  Znr  Anatomie  der  Diphtherieniere. 

— Dodd,  RefractionsstSrungen  bei  Epilepsie.  — Gbrbahdt,  Zwerchfellllhmung 
bei  Tabes.  — Biaz,  Einschleppung  der  Syphilis  in  Europa.  — Ipsem,  Strychnin- 
nachweiz  bei  vorgeschrittener  Finlniss. 


Der  Krebserreger. 

Vorläufige  Mitteilung  von  Dr.  M.  van  Niessen  (Wiesbaden). 

Seit  einigen  Jahren  mit  einer  gröfseren  experimentellen  Arbeit 
Ober  das  Verhalten  der  Zellen,  insbesondere  der  Leucocyten  des 
Menschen  gegen  die  verschiedenen,  vorzüglich  pathogenen  Mikro- 
organismen beschäftigt,  kam  ich  bei  Gelegenheit  von  Blut-  und 
Gewebsuntersuchungen  eines  Falles  von  Carcinoma  uteri  zu  einem 
mich  nicht  wenig  überraschenden  Befund,  der,  vorbehaltlich  einer 
! eingehenden  Besprechung  und  Illustrierung  der  vielen  interessanten 
Einzelheiten,  sowie  einer  kritischen  Zusammenstellung  der  daraus 
für  die  Beurteilung  und  Therapie  der  genannten  Krankheitsform 

XXX11.  Jahrgang.  *4 


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370 


v.  Niksskn,  Der  Krebserregor. 


No.  21 


erwachsenden,  in  jeder  Richtung  so  wichtigen  und  vielseitigen  Fol- 
gerungen, in  groben  Grundzögen  hier  als  vorläufige  Mitteilung  sei- 
nen Platz  finden  mag. 

Es  fiel  mir  zunächst  auf,  dass  im  peinlich  steril  im  Reagens- 
glas direct  von  der  Schnittfläche  bei  der  Exstirpation  des  Uterus 
per  vaginam  aufgefangenen  Blut  neben  verschiedenen  anderen  Mi- 
kroben nach  etwa  8 Tagen  sich  ein  schwarzgröner  runder  Pilz- 
rasen mit  helleren,  etwas  erhabenen  Rändern,  vom  Durchmesser 
einer  groi'sen  Erbse  entwickelte.  Die  mikroskopische  Analyse  und 
Fortzöchtung  dieser  mir  bisher  völlig  neuen  Species  ergab  einen 
merkwürdigen  den  Entwicklungsstadien  nach  zwischen  Spross-  und 
Fadenpilzen  stehenden  Myceten,  der  in  geradezu  erstaunlichem 
Pleomorphismus  im  menschlichen  Blut,  im  sterilen  Diabetesurin 
und  Wasser  sehr  gut  gedieh  und  namentlich  im  ersteren  Nährboden 
sehr  schnell  seine  sehr  charakteristischen  Fruktificationsorgane  aus- 
bildete. 

Der  Vergleich  der  3 in  genannter  Weise  im  hohlen  Objekt- 
träger unter  peinlich  sterilen  Cautelen  und  Waehsabschluss  culti- 
virten  Präparate  würde  bei  einem  Uneingeweihten  begreifliche 
Zweifel  an  der  Identität  der  Organismen  zur  Folge  haben.  Zumal 
die  im  Wasser  gezogenen  Individuen  waren  im  Hinblick  auf  die 
ursprüngliche  Form  nicht  wiederzuerkennen.  Mit  Uebergehung  der 
Einzelheiten,  bezüglich  deren  ich  auf  die  bevorstehende  ausführliche 
Zusammenstellung  hinweise,  welcher  genaue  Zeichnungen  beigefügt 
werden,  sei  hier  das  Wesentlichste  in  Kürze  berührt,  das  ist  eine 
ganz  ausserordentliche  Aehnlichkeit  der  Pilzzellgruppen  mit  den 
sogenannten  Epithelzell-Nestern  des  Carcinoms,  von  welchem  ein 
sofort  nach  der  operativen  Entfernung  entnommenes  Stück  mit  Ge- 
friermikrotom geschnitten  zwischen  zwei  feinen  Deckgläschenfrag- 
menten mit  sterilem  Urin  befeuchtet  im  hohlen , sterilen  Object- 
träger unter  Wachs,  zum  Zweck  längerer  Beobachtung  im  frischen 
Zustande,  conserviert  wurde. 

Nach  langwährender,  in  verschiedenen  Versuchsreihen  vorge- 
nommener Beobachtung  und  Vergleichung  vom  combiniert  patholo- 
gisch-anatomischen und  bakteriologischen  Gesichtspunkte  — die  noch 
ausstehenden  physiologisch-therapeutischen  Versuchsergebnisse  werden 
sich  in  der  späteren  Darstellung  finden  — stehe  ich  nicht  an,  den 
causalen  Zusammenhang  jener  Pilzform  mit  dem  Carcinom  so  zwar 
für  erwiesen  zu  halten,  dass  der  Pilz  die  direkte  Ursache  des  Car- 
cinoms ausmacht. 

Um  dem  Kind  einen  Namen  zu  geben,  wozu  ich  nach  Aussage 
einer  unserer  ersten  Autoritäten  auf  dem  Gebiete  der  Mycologie, 
des  Herrn  Dr.  WoaTMANN-GKisKNHEiM , dem  ich  den  Pilz  zur  syste- 
matischen Rubricierung  vorführte,  völlig  berechtigt  bin,  so  nenne 
ich  ihn,  als  am  meisten  der  Formenreihe  der  Klasse  Dematium  und 
Cladosporium  Kerbarum,  bekannten  Pflanzen-Parasiten,  verwandt: 
Cladosporiuin  cancerogenes,  oder  schlechtweg:  Canceromyces. 


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"No.  ‘2 1 . H ansemann,  Speciflcität  d.  Zellteilung.  — Robertson,  Gährungen  371 

I).  Hansemann,  Ueber  die  Specificität  der  Zellteilung.  Archiv  für 
mikr.  Anat.  Bd.  43.  H.  2. 

Verf.  hatte  früher  an  menschlichen  Zellen  den  Nachweis  er- 
bracht, dass  die  Zellen  verschiedener  Gewebe  bei  der  mitotischen 
Teilung  ganz  bestimmte  Charaktereigenschaften  darbieten.  In  der 
vorliegenden  Untersuchung  bestätigt  er  seine  früheren  Befunde  an 
den  Epithelien  der  Mylohyoidplatte,  den  Bindegewebszellen  der 
Kiemenplätlchen  und  den  roten  Blutkörperchen  der  Larve  von  Sala- 
mandra  maculosa. 

Die  Teilungsfiguren  der  Erythrocyten  sind  besonders  characte- 
ristiscb.  Der  sich  zur  Teilung  anschickende  Kern  färbt  sich 
schwerer  als  der  der  übrigen  Zellen,  weil  offenbar  der  Zellkörper 
die  Farbstoffe  weniger  leicht  durchlässt,  während  die  Färbbarkeit 
bei  Eintritt  der  Zellteilung  (Einschnürung)  eine  normale  ist.  Mit 
dem  Auftreten  der  Kernfäden  wächst  die  chromatische  Figur  schnell 
uod  füllt  daher  im  Spiremstadium  die  Zelle  ganz  aus,  wobei  die 
sehr  langen  Chromosomen  am  Rande  umbiegen.  Die  Tochtersterne 
knicken  von  der  Axe  ab,  meist  mit  dem  Pol  nach  derselben  Seite, 
sodass  sie  fast  für  ein  sehr  grofses  Monospirem  gehalten  werden 
können.  Eine  achromatische  Figur  hat  Verfasser  hier  niemals  be- 
obachtet. 

Die  Bindegewebszellen  ziehen  bei  der  Teilung  die  Fortsätze 
fast  vollständig  ein.  Auch  hier  füllt  die  chromatische  Figur  den 
Zellleib  in  gewissen  Stadien  fast  vollständig  aus;  die  achromatische 
Figur  ist  stete  deutlich  zu  sehen.  Die  achromatische  Figur  der 
Epithelzellen,  die  stumpfer  ist  als  die  der  Bindegewebszellen,  ist 
kleiner  als  die  Epithelzelle  und  überschreitet  an  Gröfse  nur  wenig 
den  ruhenden  Kern.  Bei  den  Epithelzellen  tritt  die  Andeutung  der 
Centrosomen  erst  im  lockeren  Knäuel  auf,  sie  liegen  zu  zweien 
durch  eine  kleine  Spindel  verbunden  und  mit  Polstrahlungen  ver- 
sehen mitten  im  Kern.  Bei  den  Bindegewebszeilen  liegt  das  Cen- 
trosoma ausserhalb  des  Kernes  und  ist  von  einem  sich  dunkler 
färbenden  Archiplasma  umgeben  zu  einer  Zeit,  wo  am  Kerne  noch 
keine  Teilungserscheinungen  beobachtet  werden.  Die  Chromosomen 
der  Bindegewebszellen  unterliegen  der  Längsspaltung  so  frühzeitig, 
dass  im  Monasterstadium  die  zusammengehörigen  Segmente  nicht 
mehr  zu  erkennen  sind.  Die  Längsspaltung  der  Chromosomen  der 
Epithelzellen  findet  ebenfalls  frühzeitig  und  zwar  im  Spiremsta- 
dium statt. 

Durch  diese  Beobachtungen  ist  die  Specificität  der  drei  Zell- 
arten characterisiert.  Rawitz. 


A.  Robertson,  Rate  of  fermen tation  of  sugars.  Edinb.  med.  Jonrn. 
1894,  S.  803. 

Zu  allen  Versuchen  dienten  5 proc.  Lösungen  von  Rohrzucker, 

24» 


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372  der  Zuokerarten.  — Katsbr.  Riweifsersparung  durch  Fettete.  No.  2J 

Invertzucker,  Milchzucker,  Traubenzucker,  Maltose  und  Laevulose, 
welche  mit  gleichen  Quantitäten  eines  Gährungserregers  versetzt  u. 
bei  38  0 aufbewahrt  wurdeo. 

1)  Milchsäuregährung,  hervorgerufen  durch  10  cm  Filtrat  von 
saurer  Milch.  — Die  Gährung  des  Rohrzuckers  beginnt  nicht  so- 
fort, derselbe  wird  wahrscheinlich  vorher  invertirt.  Nach  der  Quan- 
tität der  in  derselben  Zeit  gebildeten  Säure  (durch  Titriren  von 
Zeit  zu  Zeit  bestimmt)  bilden  die  Zuckerarten  folgende  Reihe: 
Laevulose,  Milchzucker,  Dextrose,  Invertzucker,  Rohrzucker,  Maltose. 

2)  ßuttersäuregährung  durch  Zusatz  von  je  2 g altem  Käse 
eingeleitet.  Auch  hier  wurde  die  Säure  titrirt.  Die  Reihenfolge 
der  Zuckerarten  war:  Laevulose,  Maltose,  Dextrose,  Invertzucker, 
Rohrzucker,  Milchzucker. 

3)  Alcoholgährung,  eingeleitet  durch  Zusatz  von  je  2 g frischer 

Bierhefe.  Der  Verlauf  der  Gährung  wurde  beurteilt  nach  der 
Abnahme  des  specifischen  Gewichts.  Als  Reihenfolge  ergab  sich : Mal- 
tose, Invertzucker,  Rohrzucker,  Dextrose,  Laevulose,  Lactose; 
letztere  wird  kaum  verändert  (die  Reihenfolge  entspricht  nicht  der 
sonst  angenommenen;  in  der  Regel  wird  die  Laevulose  als  am 
leichtesten  vergährend  angenommen,  hier  steht  sie,  abgesehen  vom 
Milchzucker,  an  letzter  Stelle.  Ref.)  R.  Saikowski. 


B.  Kayser,  Ueber  die  eiweileersparende  Kraft  des  Fettes,  ver- 
glichen mit  der  der  Kohlehydrate.  Arch.  f.  Physiol.  1893,  S.  371  u. 
v.  Noordrn’s  Beiträge  zur  Stoffwechsellehre.  II. 

Zum  Vergleich  von  Fett  und  Kohlehydrat  in  Bezug  auf  ihren 
eiweifsersparenden  Effect  beim  Menschen  hat  Verf , 23  Jnhre  alt 
und  67  kg  schwer,  unter  v.  NuimnKR’s  Leitung,  durch  4 Tage  (I 
Per.)  sich  mit  einer  Nahrung  in’s  N-Gleichgewicht  gebracht,  welche, 
neben  21.2  g N,  71g  Fett  und  338g  Kohlehydrat  enthält.  Der 
an  eine  geringere  Eiweifszufuhr  gewöhnte  Körper  setzte  am  1.  Tage 
2.5  g,  am  3.  nur  noch  0 6 g N an,  am  4.  Tage  bestand  N Gleich- 
gewicht. Darauf  wurden  an  3 Tagen  (II.  Per.)  die  Kohlehydrate 
fortgelassen  und  durch  die  isodyname  Menge  Fett  (139  g)  ersetzt, 
sodass  nunmehr  die  Zufuhr  21.2  g N und  220  g Fett  betrug.  Dabei 
erfolgte  Eiweifsverlust  vom  Körper  und  zwar  am  1.  Tage  1.8  g, 
am  2.  schon  2.5  g und  am  3.  Tage  sogar  fast  5 g N entsprechend. 
Als  nunmehr  wieder  zur  Nahrung  der  1.  Periode  zurückgekehrt 
wurde,  büfste  der  Körper  nur  noch  am  1.  Tage  0.6  g N ein  und 
setzte  am  2.  und  3.  Tag  bereits  1.9  g resp.  1.5  g N an.  Daraus 
ergiebt  sich  also,  dass  auch  beim  Menschen  die  Kohlehydrate  dem 
Fett  als  Sparmittel  für  Eiweifs  weit  überlegen  sind.  In  allen  Per. 
wurden  die  Nahrungsmittel  (Fleisch,  Cakes,  Reis,  Butter)  auf  N, 
Fett  und  z.  Th.  auf  Kohlehydrat  analysirt;  Alcohol,  Tabak  nnd 
sonstige  Genussmittel  blieben  fort.  Die  N-Resorption  betrug  in  Per. 
I u.  II  94 — 96  pCt.  und  war  auch  in  Per.  II  trotz  der  hohen  Fett- 


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No.  21. 


Manassk,  Beziehung  der  Nebennieren  zu  den  Venen. 


373 


gäbe  nicht  geringer.  Die  Fettresorption,  98  pCt.  und  mehr  betra- 
gend, ist  als  Dberraschend  günstig  zu  betrachten.  Die  Verringerung 
des  Nahrungsvolumens  in  Per.  II  infolge  Fortfalls  der  Kohlehy- 
drate, besonders  des  Brodes,  liefe  Hungergefühle  und  eine  gewisse 
Mattigkeit  resp.  geringere  körperliche  Leistungsfähigkeit  auftreten. 
— Bezüglich  der  daran  sich  knüpfenden  Folgerungen  auf  die  Un- 
zweckmäfsigkeit  reiner  Fleisch-  und  Fettkost  für  den  Diabetiker 
vergl.  Orig.  J.  Munk. 


P-  Dianasse,  Ueber  die  Beziehungen  der  Nebennieren  zu  den  Ve- 
nen und  dem  venösen  Kreislauf.  Vircb.  Arcb.  Bd.  135.  S.  263. 

Verf.  konnte  sowohl  bei  gut  ausgebildeten  normalen  Neben- 
nieren als  auch  bei  hyperplastischen  Tumoren  derselben  aus  Neben- 
nierenzellen bestehende  Zapfen,  die  in  das  Lumen  der  Venen 
hineinragten,  nachweiaen.  In  dieser  Arbeit  berichtet  Verf.  nun  über 
die  an  den  Nebennieren  von  Pferden,  Rindern,  Kälbern,  Schweinen 
und  Schafen  gewonnenen  Resultate.  Dieselben  wurden  sofort  nach 
dem  Schlachten  in  Alcohol,  MCu.Eh’scher  Flüssigkeit  und  2 pCt. 
Kal.  bichrom.  Lösung  fixiert.  Es  liefsen  sich  hier  dieselben  die  Ve- 
nenwandungen durchbrechenden  Zapfen  nachweisen,  wie  bei  den 
menschlichen  Nebennieren.  Bei  den  mit  Chromsäure  behandelten 
Nebennieren  war  nun  aber  in  den  Venen,  seltener  den  Arterien 
der  Marksubstanz  eine  braune,  glasige,  homogene  Masse  zu  be- 
obachten, die  mitunter  Kugelform  annahm.  Zugleich  nahmen  die 
Zellen  eine  tiefbraune  Farbe  an,  eine  Thatsache,  die  bereits  früher 
bekannt  war.  Bei  Alcoholhärtung  war  von  den  braunen  Massen 
nichts  zu  sehen. 

Verf.  konnte  nun  beobachten,  dass  diese  hyaline  Massen  mit 
den  Zellen  der  in  das  Venenlumen  hineinragenden  Zapfen  kommuni- 
cierten,  ja  in  den  kleinsten  Venen  war  ein  directer  Uebergang 
der  braunen  Massen  von  den  Marksubstanzzellen  in  den  venösen 
Kreislauf  zu  beobachten.  Dieselben  schienen  ein  Secret  der  brau- 
nen Zellen  zu  sein,  das  sich  auch  in  Kanälen,  die  man  für  Drüsen- 
schläuche halten  konnte,  nachweisen  liefs. 

Die  braunen  Massen  wurden  weder  von  Säuren  noch  Alkalien 
angegriffen;  mit  der  Ri’ssia’schen  Fuchsin-Färbung  nahmen  sie  die- 
selben grüne  Farbe  wie  die  Kerne  an.  Eine  für  die  Substanz  ty- 
pische Färbung  war  nicht  zu  finden. 

Ob  dieses  braune  Hyalin  intra  vitam  gebildet  wird,  ist  nicht 
sicher  zu  beantworten.  Schwer  damit  zu  vereinen  wäre  das  Auf- 
treten in  den  Arterien,  wenn  man  dasselbe  nicht  als  Kunstproduct 
betrachten  will.  Ein  Mangel  der  Untersuchung  ist  vielleicht  das 
Fehlen  frischer  Gewebsschnitte,  welche  auch  über  die  Beziehungen 
dieses  Hyalins  zu  dem  von  Lubabsui  als  specifisches  Nebennieren- 
product  angesehenen  Glykogen  Aufschluss  geben  könnten. 

M.  Rotbmann. 


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374  Ponckt  u.Jaboülat,  Behandlung  der  Struma  durch  Exothyropexie.  No. *21 

A.  Poncet  et  Jaboulay,  Traitement  chirurgical  par  l’exothyro- 
pexie;  mecanisrne  de  la  r4sorption  des  goitres  exposös  k 1 air. 
Gaz.  de  Hopit.  1894,  No.  17. 

Die  „Exothyropexie“  besteht  darin,  dass  man  die  ganze 
oder  einen  Teil  der  strumös  erkrankten  Schilddrüse  der  Luft  aus- 
gesetzt  bezw.  luxirt  erhält,  damit  sie  der  Atrophie  anheimfällt. 
Dieser  Eingriff  kann  zu  einer  , .Operation  d’urgence“  werden,  wenn 
es  sich  um  Erstickungserscheinungen  Seitens  eines  gefäfsreichen 
Kropfes  handelt  und  man  die  Luftröhre  von  dessen  Druck  befreien 
will.  Ponckt  hat  bis  jetzt  die  „Exothyropexie“  14  Mal,  bei  6 
Männern  und  8 Frauen  ausgeführt  in  Fällen,  die  trotz  äusserer 
Behandlung  schwere  Erscheinungen  boten  und  zwar  handelte  es 
sich  meist  um  jüngere  Personen  von  15—40  Jahren,  darunter  bei 
5 um  sog.  parenchymatöse  Kröpfe  ohne  Cysten.  Die  Atrophie  der- 
selben erfolgte  in  5—6  Wochen  und  schon  in  dieser  Zeit  noch 
mehr  aber  in  den  nächsten  Wochen  schwanden  alle  Atmungsbe- 
schwerden sowie  auch  die  sonstigen  vom  Kropf  ausgehenden  Stö- 
rungen. In  den  übrigen  Fällen,  welche  eine  Struma  cystica  hatten, 
erfolgte  die  Resorption  sehr  schnell,  nur  die  Formen  mit  dickwan- 
digen alten  Cysten  gebrauchten  eine  lange  Zeit.  Der  schliefsliche 
Ausgang  war  aber  auch  hier  wie  in  allen  14  Fällen  volle  Gene- 
sung. Versuche,  die  Resorption  durch  locale  Behandlung  der 
luxirten  Struma  mittelst  Ferc.  candens,  Jodpinselung,  Auskratzen 
etc.  zu  beschleunigen,  erwiesen  sich  einige  Male  als  nicht  unge- 
fährlich, im  Ganzen  aber  als  durchaus  zwecklos.  Die  Erzeugung 
von  Eiterung  in  der  Struma  verzögert  ihre  Atrophie  entschieden. 
Die  nächste  Folge  der  „Exothyropexie1*  ist  unter  gleichzeitiger  Aus- 
trocknung der  Gegenden,  in  denen  grofse  Gefäfse  verlaufen,  eine 
namentlich  bei  Struma  exophthalmica  sehr  reichliche  seröse  Abson- 
derung, die  Struma  wird  schwärzlich,  während  die  Venenstämme 
anschwellen,  um  schon  am  Tage  nach  der  Operation  sich  zu  ver- 
kleinern und  bis  zum  8.  Tage  zusammenzufallen  und  zu  veröden. 
Gleichzeitig  umgeben  mehr  und  mehr  frische  Granulationen  die 
Struma  und  muss  man  durch  häufigen  Verbandwechsel  dieselben 
aseptisch  erbalten.  Bei  einfacher  Längsincision  erscheint  die  Kropf- 
geschwulst oft  gleichsam  ectropionirt , aber  auch  ohne  ein  solches 
Ectropion  ist  die  Granulationsschicht  über  dem  Kropf  in  ununter- 
brochenem Zusammenhang  mit  der  der  Wundränder  und  bildet  eine 
seiner  Gröfse  entsprechend  völlig  unempfindliche  Hülle.  Ueber 
die  Ursache  der  Atrophie  der  luxirten  Struma  lassen  sich  bis  jetzt 
nur  Hypothesen  aufstellen.  Sicher  genügt  zu  ihrer  Erzeugung  die 
Incision  der  die  Struma  bedeckenden  Weichteile,  während  sie  selber 
intact  bleibt.  Höchst  bemerkenswert  ist  die  günstige  Beeinflussung  der 
allgemeinen  Symptome,  speciell  der  Intelligenz,  und  ferner  der 
Herzaction  in  Fällen  von  Morbus  Basedowii.  P.  Güterbock. 


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No.  21.  Jakskn,  lieber  Hirnsinusthrombose  naoh  Mittelobreiternng.  375 


«T ansen,  Ueber  Hirnsinusthrombose  nach  Mittelohreiterungen.  (Aus 
der  k.  Universitäts-Ührenklin.  in  Berlin).  Arch.  f.  Ohrenheilk.  XXXV. 
X.  55  und  S 261.  XXXVI.  S.  1. 

Auf  Grund  der  in  der  Litteratur  vorliegenden  u.  von  34  in  der 
Berliner  Univers.-Ohrenklinik  in  der  Zeit  von  1881 — 1892  zur  Be- 
obachtung gekommenen  Fällen  von  Sinusthrombose  nach  Mittelohr- 
eiterungen giebt  Verf.  in  der  vorliegenden,  umfangreichen  Arbeit 
eine  ausführliche  Darstellung  der  Pathologie  und  Therapie  dieser 
Atfection,  Bezüglich  der  Localisation  bestätigt  J.  die  bekannte 
Thatsache,  dass  die  otitische  Thrombose  überwiegend  den  Sinus 
transversus  betrifft.  Die  dem  Schläfenbein  anliegenden  Sinus  (transv. 
petros.  inf,  sup.,  bulb.  jug.)  erkranken  meist  durch  directes  Ueber- 
jgreifen  auf  die  Sinus,  aber  auch  durch  Fortleitung,  der  Sinus 
transversus  meist,  die  übrigen  (longit.  sup.  occip.,  perpendic.)  nur 
durch  Fortleitung  des  entzündlichen  Processes  in  der  am  Schläfen- 
bein ergriffenen  Blutleiterbahn.  Ein  ausgedehntes  Uebergreifen  auf 
den  Sinus  transv.  der  gesunden  Seite  scheint  sehr  selten  zu  sein. 
Sowohl  der  Sinus  transv.  als  auch  der  petros.  inf.,  sup.  und  der 
Bulb,  jugul.  kann  im  Anschluss  an  purulente  Erkrankungen  des 
Labyrinthes  durch  directe  venöse  Fortleitung  erkranken.  Die  Pro- 
gnose der  Phlebothrombose  des  Hirnsinus  nach  Mittelohreiterung  ist 
nicht  günstig;  die  grofse  Mehrzahl  geht  an  Sepsis,  Meningitis, 
Hirnabscess  zu  Grunde,  doch  liegen  in  der  Litteratur  eine  Reihe 
durch  Section  sichergestellter  Heilungen  vor;  in  einer  Reihe  solcher 
geheilten  Fälle  waren  operative  Mafsnahmen  entweder  gar  nicht 
oder  in  nicht  genügender  Weise  ausgeführt;  in  anderen  Fällen  waren 
Eiterherde  im  Warzenfortsatz  gründlich  ausgeräumt,  in  noch  anderen 
extradurale  Abscesse  breit  entleert.  Je  vollkommener  der  Eiter 
aus  der  Nähe  des  Sinus  beseitigt  wird,  desto  gröfser  sind  die  Aus- 
sichten, die  bereits  thrombosirten  Blutleiter  vor  septischem  Zerfall 
zu  bewahren.  Eine  frühzeitige  Prognose  ist  jetzt  von  gröfserem 
Werte  als  zur  Zeit  des  exspectativen  Verfahrens,  doch  haben  die 
Versuche,  die  Diagnose  durch  Auffinden  sogenannter  pathognostischer 
Zeichen  zu  sichern,  keinen  Erfolg  gehabt.  Erkrankungen  des 
Warzenfortsatzes  verdecken  in  der  Regel  die  Sinuserkrankung. 
Verf.  bespricht  weiterhin  die  wichtigsten  Verhältnisse,  welche  bei 
Erkrankung  der  verschiedensten  Sinus  in  Betracht  kommen.  Die 
Einzelheiten  müssen  im  Orig,  nachgelesen  werden  Es  möge  hier 
nur  das  wiedergegeben  werden,  was  Verf.  bezüglich  der  häufigsten 
Form  der  Sinusthrombose  — der  des  Sinus  transversus  — zusam- 
menfassend hervorhebt:  die  Phlebothrombose  des  S.  transv.  ent- 
wickelte sich  meist  im  Anschluss  an  chronische  Mittelohreiterung 
mit  cholesteatomatüsem  oder  doch  fötidem  Character  — nicht  ganz 
selten  auch  bei  acuter  Mittelohreiterung  — • und  stets  in  Begleitung 
von  Erkrankung  des  Warzenfortsatzes.  Die  nicht  complicirte  Sinus- 
thrombose, solange  sie  sich  wenig  oder  gar  nicht  septisch  zeigte 
oder  gegen  den  Blutstrom  gut  abschloss  durch  soliden  Thrombus, 


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376  Jahsrn,  Deber  Hirnsinusthrombose  nach  Mittelohreiteruog.  No.  21 

machte  ausser  vorübergehender  leichter  Temperaturerhöhung  keine 
Symptome  oder  solche  von  leichter  Hirnreizung  (Erbrechen,  Schwin- 
del, Schläfrigkeit)  mit  Neuritis  optica  und  geringem  Fieber.  In 
der  Regel  jedoch  trat  sie  auf  unter  dem  Bilde  einer  schweren,  rasch 
sich  entwickelnden,  septischen  resp.  pyämischen  Erkrankung  mit 
zahlreichen  Schüttelfrösten  und  hohem  Fieber,  höheren  Temperatur- 
schwankungen, pyämischen  Metastasen  in  Lungen,  Gelenken,  Kno- 
chen, Pericard;  manchmal  mit  meningitischen  Erscheinungen,  welche 
nach  der  Eröffnung  des  primären  Eiterherdes  im  Warzenfortsatz 
und  am  Sinus  des  Oefteren  den  rein  pyämischen  weichend,  auf  der 
Basis  rein  seröser  Arachnitis  erwachsen  waren.  Nicht  selten  domi- 
nirte  von  Anfang  an  das  Bild  der  complicirenden  eitrigen  Lepto- 
meningitis  oder  vermischte  sich  bald  mit  dem  der  Pyämie.  In  einer 
groleen  Reihe  von  Fällen  kamen  lediglich  Symptome  zur  Erschei- 
nung, welche  allgemeinhin  in  ihrer  Vereinigung  oder  in  gewisser 
Gruppirung  als  bedenkliche  Zeichen  cerebraler  Läsion  gelten  wie 
Schwindel,  Erbrechen,  Pulsverlangsamung,  Druckschmerz  am  Occi- 
put  hinter  dem  Warzenfortsatz,  Ungelenkigkeit  des  Halses  und 
Torticollis  mit  Steifheit  der  Hals-  und  Nackenmuskeln  bei  fieber- 
freiem Verhalten,  Neuritis  optica,  nystagmusartige  Bewegungen  in 
der  entgegengesetzten  Blickrichtung  bei  abgelaufener  Paukenhöhlen- 
eiterung und  freiem  Labyrinth.  Diese  Symptome  wiesen  vorwiegend 
auf  einen  extraduralen  Eiterherd  am  Sinus  transvers.  hin.  Sehr 
häufig  war  von  vornherein  das  Bild  der  jugularen  Phlebitis  und 
Periphlebitis  unverkennbar  mit  Schmerz  und  Empfindlichkeit, 
Schwellung,  Resistenz  und  Drüsen  längs  der  Jugularis,  Schmerz 
bei  Kopfbewegungen  und  beim  Schlucken  in  der  erkrankten  Hals- 
seite,  Steifheit  der  Halsmuskeln,  Torticollis.  Angesichts  der  Schwie- 
rigkeit der  Diagnose,  der  Unmöglichkeit,  das  Fortschreiten  der 
Phlebothrombose  durch  chirurgische  Eingriffe  mit  Sicherheit  aufzu- 
halten, ist  die  Prognose,  wie  schon  erwähnt,  nicht  günstig,  doch 
ist  sie  günstiger  durch  zielbewusstes  Aufsuchen  des  Herdes.  Keine 
Hoffnung  lässt  die  Complication  mit  diffuser  eitriger  Leptomenin- 
gitis,  Hirnabscess,  ausgedehnten  pyämischen  Metastasen  in  Lunge, 
Herz,  Kehlkopf.  In  Folge  der  häufigen  meningitischen  Zeichen, 
welche  uncomplicirte  Sinusthrombose  begleiten,  stellt  nur  die  zweifel- 
los ausgeprägte  eitrige  Arachnitis  mit  ihren  Reiz-  und  Lähmungs- 
erscheinungen, Contracturen,  Unruhe  und  Delirien,  Bewusstseins- 
störung eine  Contraindication  der  Operation  dar.  Lungenmeta- 
stasen verbieten  einen  operativen  Eingriff  nicht.  Von  den  34  Kranken 
der  Berliner  Ohrenklinik  sind  5 geheilt,  davon  2 durch  Entleerung 
des  Eiters  aus  dem  incidirten  Sinus.  Die  Freilegung  und  Unter- 
suchung des  Sinus,  nicht  nur  die  versuchsweise  Eröffnung  des  An- 
trums, gilt  jetzt  als  Ziel  des  Handelns  bei  Sinusthrombose.  Die 
Incision  ist  unter  allen  Umständen  gerechtfertigt,  wenn  die  Punction 
eitrigen  oder  jauchigen  Zerfall  ergeben  hat.  Wenn  aber  weder 
durch  die  Punction  noch  durch  andere  sichere  Anzeichen  auf  sep- 
tischen Zerfall  geschlossen  werden  kann,  so  räth  Verf.  zu  vorläu- 


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No.  21.  Tizzoni  u.  Cattani,  Ueber  die  Immunität  gegen  Tetanus.  377 


fiLgem  Abwarten.  — Zur  Entscheidung  der  Frage  ob  die  Jugularie 
in  jedem  Falle  unterbunden  werden  soll,  ist,  nach  Verf.,  das  vor- 
liegende Material  bisher  ungenügend.  Die  Erfahrung  lehrt  bis 
jetzt,  dass  dieselbe  erheblich  bessere  Resultate  nicht  zeitigt.  Be- 
züglich der  vom  Verf.  geübte  Operationsmethode  muss  auf  das 
Orig,  verwiesen  werden.  Schwabach. 


Tizzoni  u.  Cattani,  Weitere  experimentelle  Untersuchungen  über 
die  Immunität  gegen  Tetanus.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  51. 

Aus  einer  grofsen  Reihe  von  Tierversuchen,  deren  Anlage  und 
Methode  im  Original  nachgesehen  werden  muss,  ziehen  die  Verff. 
folgende  Schlüsse:  Die  Behandlung  des  Tetanus  mit  Blutserum 
bringt  nicht  nur  bei  der  Ratte,  sondern  auch  bei  dem  sehr  em- 
pfänglichen Kaninchen  vorzügliche  Erfolge  hervor,  wenn  man  Serum 
von  sehr  hoher  immunisirender  Kraft  benutzt.  Diese  Behandlung 
hat  stets  die  Heilung  zur  Folge,  wenn  sie  sogleich  beim  ersten  Auf- 
treten der  Tetanussymptome  angewendet  wird,  sie  hat  ein  wenig 
sicheres  Resultat  und  wirkt  langsamer,  wenn  sie  später  bei  bereits 
ausgesprochenem  localem  Tetanus  begonnen  wird,  und  bleibt  wir- 
kungslos, wenn  der  Tetanus  schon  allgemein  ist.  Die  zur  Heilung 
eines  Tieres  nötige  Serum-Menge  ist  1 — 2 Tausendmal  gröfser  als 
die  geringste  schützende  Dosis;  Bie  muss  wieder  noch  etwa  300  Mal 
gröfser  sein,  wenn  die  Behandlung  in  einem  vorgeschritteneren 
Krankheitsstadium  unternommen  wird.  Die  tetanischen  Symptome 
verschwinden  nicht  unmittelbar  nach  den  Heilinjectionen , sondern 
ganz  allmälig  wie  bei  abgeschwächten  Krankheitsformen;  die  Hei- 
lung ist  erst  nach  mehreren  Wochen  vollständig.  Macht  man  die 
Dosis  des  Serums  gröfser  als  zur  Heilung  durchaus  nöthig  ist,  so 
stehen  auch  die  Krankheitssymptome  früher  still  und  verschwinden 
schneller,  doch  nur  innerhalb  gewisser  Grenzen. 

Die  Wirksamkeit  des  Serums  hängt  allein  von  der  Menge  des 
Antitoxins  ab,  die  es  enthält,  nicht  etwa  von  verschiedenen  Graden 
der  Kraft  desselben.  Durch  Fällung  mit  Alcohol  wird  das  Anti- 
toxin nicht  zerstört,  im  Gegenteil  kann  der  Alcolniederschlag  das 
Serum  sehr  wohl  ersetzen.  Die  Tierspecies  macht  für  die  Heilwir- 
kung des  Serums  keinen  Unterschied. 

Zur  Heilung  eines  Menschen  genügen  im  Anfangsstadium  des 
Tetanus  von  dem  von  T.  u.  C.  verwendeten  Serum  mit  einem  Im- 
munisirungswert  von  1:100  Millionen  0.7  ccm,  im  vorgerückten 
Stadium  210  ccm,  was  einer  Menge  von  0.05  bezw.  15.0g  alcoho- 
lischen  Präcipitats  entspricht.  Sehenden. 


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378  Lakhr,Monti,  Brroorün.  (Jeher  das  Auftreten  von  Leukocytose  etc.  No.  21 

1)  M.  Laehr,  Ueber  das  Auftreten  von  Leucocytose  bei  der  crou- 
pösen  Pneumonie.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  36,  37. 

2)  Monti  und  E.  Berggrün,  Ueber  die  im  Verlaufe  der  lobären 
Pneumonie  der  Kinder  auftretenden  Veränderungen  des  Blutes. 
Arch.  f.  Linderbeilk.  XVII.  S.  1. 

An  16  Individuen  mit  croupöser  Pneumonie  hat  Verf.  die  Ver- 
hältnisse der  sog.  „entzündlichen  Leucocytose"  studirt.  Als  Nor- 
malzahl der  Leukocyten  fand  er  — in  Uebereinstimmung  mit  an- 
deren Untersuchern  — für  mittelgut  genährte  Individuen  6000  bis 
9000  pro  cmm  Blut.  Er  constatirte  nun  (ebenso  wie  frühere  Be- 
obachter) bei  den  Pneumonikern  ein  unverkennbares  Zusammen- 
gehen der  Höhenwerte  von  Temperatur  und  Leukocytose,  indem 
sich  während  der  Acme  die  höchste  Leukocytenmenge,  beim  Fieber- 
abfall ein  rasches  Sinken  derselben  zeigt;  doch  entsprach  nicht  in 
allen  Fällen  die  Höhe  der  Leukocytose  der  des  Fiebers.  Bei  den 
Pseudokrisen  blieb  die  Leukocytenvermehrung  bestehen,  ebenso  bei 
verzögerter  Resolution  trotz  Fieberlosigkeit.  In  der  im  Grofsen 
und  Ganzen  constanten  Uebereinstimmung  des  Verlaufs  von  Fieber, 
Infiltration  und  Leukocytose  sieht  Verf.  eine  Abhängigkeit  von  einem 
4.  Factor,  der  vielleicht  in  der  Art  der  Infectionsgröfse  (ausge- 
drückt durch  die  Qualität  und  Quantität  der  Bacteriengifte  und  der 
Reactionsfähigkeit  des  betr.  Individuums  auf  dieselben)  zu  suchen 
ist.  — Die  Ansichten  der  Autoren  über  die  Genese  der  Leukocv 
tose  gehen  noch  weit  auseinander;  trotzdem  ist  dieser  Befund  schon 
jetzt  von  practischem  Wert.  Diagnostisch  ist  von  Wichtigkeit, 
dass  es  acute  Infectionskrankheiten  giebt  (Morbillen,  Febris  recur- 
rens, Intermittens,  Purpura,  vielleicht  auch  Scarlatina  und  Sepsis, 
namentlich  aber  Ileotyphus),  bei  denen  so  gut  wie  keine  Leukocy- 
tose beobachtet  wird;  ihnen  gegenüber  stehen  andere  mit  hohen 
Leukocytosen werten  (Pleuritis,  Pericarditis,  Peritonitis,  eitrige  Me- 
ningitis, Angina  phlegmonosa,  Diphtherie,  in  hohem  Grade  das  Ery- 
sipel und  in  excessivem  Mafse  die  croupöse  Pneumonie).  Diese 
Thatsachen  können  von  Wichtigkeit  sein  für  die  Differentialdiagnose 
zwischen  Typhus  und  Pneumonie,  Meningitis  und  vielleicht  auch 
Miliartuberkulose.  — Noch  wichtiger  ist  die  prognostische  Be- 
deutung. Sinkt  die  Leukocytenzahl  nicht  mit  dem  Fieberabfall,  so 
kann  man  daraus  schliel'sen,  dass  der  Process  noch  nicht  zum  Still- 
stand gelnngt  ist.  Fällt  die  Leukocytenzahl  mit  dem  Temperatur- 
abfall bis  zur  Norm,  steigt  aber  am  nächsten  Tage  wieder  an,  so 
muss  man  auf  einen  erneuten  Fieberausbruch  oder  auf  irgend  eine 
Complication  gefasst  sein.  — Sehr  bemerkens werth  ist  es,  dass  bei 
den  schwersten  Formen  von  Pneumonie  oft  keine  oder  nur  eine 
sehr  geringe  Leukocytose  beobachtet  wurde.  Perl. 

2)  Verff.  haben  für  ihre  Untersuchungen  9 Fälle  von  nicht 
complicirter,  lobärer  Pneumonie  benutzt.  Die  Ergebnisse  ihrer 
Untersuchungen  sind  folgende:  Das  specifische  Gewicht  des  Blutes 
steigt  während  der  Zunahme  und  Ausbreitung  der  Pneumonie,  es 


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No.  21.  Lank,  Phblps,  Chirurgische  Behandlung  von  Wirbelerkranknngen.  379 

sinkt  oder  bleibt  constant,  sobald  die  Pneumonie  den  Höhepunkt 
erreicht  hat,  es  sinkt  immer  mit  Eintritt  der  Lösung  der  Pneumonie. 
Die  Höhe  der  Blutdichte  geht  nicht  genau  parallel  der  Höhe  der 
Temperatur.  — Die  Hämoglobinmenge  des  Blutes  zeigt  keine  con- 
stanten  Veränderungen  im  Laufe  der  Pneumonie.  — Das  Verhalten 
der  Erythrocyten  bietet  während  der  Entwicklung  und  Zunahme 
der  Pneumonie  keine  Veränderungen  dar,  während  mit  dem  Ein- 
tritte und  im  Verlaufe  der  Lösung  der  Pneumonie,  — wie  auch 
bei  anderen  Krankheiten  — eine  mehr  oder  minder  beträchtliche 
Abnahme  der  roten  Blutkörperchen  sich  einstellt.  — Sofort  im  Be- 
ginn der  Pneumonie  sind  die  Leukocyten  vermehrt;  die  Zunahme 
derselben  steigert  sich  im  weiteren  Verlaufe  der  Erkrankung  mit 
der  Ausbreitung  des  pneumonischen  Processes.  — Der  von  Limbkck 
behauptete  Parallelismus  zwischen  Leukocytose  und  der  Höhe  der 
Körpertemperatur  ist  nur  in  einzelnen,  aber  bei  weitem  geringeren 
Zahl  von  Fällen  vorhanden.  — Die  polynucleären  Leukocyten  schei- 
nen bei  der  Pneumonie  die  überwiegende  Mehrzahl  darzustellen, 
während  die  eosinophilen  Zellen  sehr  spärlich  vertreten  sind. 

Stadthagen. 


1)  W.  A.  Lane,  Case  of  Spondylolisthesis  associated  with  progres- 
sive paraplegia;  Laminectomy.  The  Lancet  1893,  April  29. 

2)  A.  M.  Phelps,  Spinal  surgery,  or  operative  procedures  on  the 
spinal  column  for  lesion  of  the  cord.  Journal  of  Nervous  and  Mental 
Disease  1893,  Jalj. 

1)  Eine  35jährige  Frau  hatte  vor  12  Jahren  wiederholt  Stöfse 
und  Traumen  an  der  unteren  Hälfte  der  Wirbelsäule  erlitten;  seit 
6 Jahren  bemerkte  sie  Schmerzen  im  Kreuz  und  eine  zunehmende 
Schwäche  der  Beine,  so  dass  sie  seit  1 Jahre  er.  nicht  mehr  gehen 
konnte;  vor  */4  Jahren  bemerkte  man  eine  Deformität  in  der  Lum- 
balregion der  Wirbelsäule  (Hervorwölbung  des  3.  u.  4.  Processus 
spinosus  lumbalis).  Die  Sensibilität  war  an  den  Beinen  ein  wenig 
herabgesetzt,  rechts  mehr  als  links;  anästhetische  Zonen  zeigten  sich 
in  der  Höhe  des  Anus.  Der  rechte  Fufs  war  extendirt,  die  Zehen  flec- 
tirt.  Die  Patellarreflexe  fehlten.  Man  nahm  eine  Caries  des  5. 
Lumbal  wirbele  an,  fand  bei  der  Operation  (Laminectomie)  jedoch 
nur  eine  Verlagerung  des  5.  Lumbalwirbels  nach  vorn  und  rechts, 
und  dadurch  bedingte  Compression  der  Lumbal-  und  Sacralnerven. 
Die  Wunde  verheilte  gut. 

2)  Ph.  führte  in  5 Fällen  die  Laminectomie  aus.  Im  ersten 
bei  einem  8jährigen  Kinde,  das  ohne  bestimmte  Ursache  an  spi- 
naler Meningitis  litt  und  Convulsionen,  Kückenschmerzen,  Opistho- 
tonus etc.  zeigte.  Nach  Eröffnung  der  Rückenmarkshöhle  und  Häute 
entleerte  sich  serös-purulente  Flüssigkeit;  die  Krämpfe  schwanden, 
das  Kind  genas,  behielt  jedoch  eine  partielle  Lähmung  des  linken 
Beines.  Im  2.  Fall  handelte  es  sich  um  eine  Porr’scbe  Kyphose 
bei  einem  4jährigen  Mädchen;  es  trat  nach  der  Operation  (Entfer- 


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380 


Nkbbk,  Behandlung  der  Schweifsfüfse.  — Scholz. 


No.  21 


nung  der  kranken  Knoclienteile)  eine  Besserung  der  Paraplegie  ein. 
Das  Kind  starb  jedoch  einige  Wochen  nach  der  Operation  an  einer 
Pneumonie.  Günstiger  verlief  der  3.  Fall  einer  Paraplegie  nach 
Wirbelfractur.  Der  4.  Fall  (Porr’sche  Kyphose)  starb  einige  Wo- 
chen nach  der  gelungenen  Operation  an  allgemeiner  Erschöpfung. 
Im  &.  Fall  trat  nach  einem  Fall  bei  einem  18jährigen  jungen  Mann 
eine  Lähmung  der  Beine  und  Arme  ein,  mit  folgender  Atrophie, 
Steigerung  der  Patellarreflexe,  Anästhesie  an  den  Beinen,  Inconti- 
nenz  etc.  Es  handelte  sich  um  einen  Bruch  der  unteren  Cervical- 
wirbel  mit  Adhäsionen  und  Verdickungen  der  Meningen.  Der  Zu- 
stand besserte  sich  nach  der  Operation  zusehends.  — Ph.  räth  zur 
Operation  aller  derjenigen  Fälle,  die  durch  andere  Methoden  nicht 
zu  heilen  sind.  Die  Mortalität  der  Operationen  bei  frischen  Frac- 
turen,  Dislocationen  und  Schusswunden  ist  eine  so  grofse,  weil  der 
grösste  Teil  der  Operirten  auch  ohne  Operation  sterben  würde. 

S.  Kalischer. 


C.  H.  Neebe,  Beitrag  zur  Behandlung  der  Schweifsfüfse.  Monatsb. 
f.  pract.  Dermat.  XV III.  No.  3. 

Als  ein  absolut  sicheres  und  sehr  billiges  Verfahren  erprobte 
N.  das  folgende:  In  eine  Schale,  in  der  beide  Füfse  bequem  neben- 
einander Platz  haben,  wird  rohe  Salzsäure  in  solcher  Menge  ge- 
gossen. dass  sie  die  Sohlen  vollständig  bedeckt,  mit  den  Fufsrücken 
aber  nirgends  in  Berührung  kommt.  Es  werden  zuerst  nur  die 
Hacken  durch  5 Minuten,  dann  die  ganzen  Fufssohlen  noch  etwa 
10  Minuten  lang  in  die  Schale  hineingestellt  und  hierauf  die  Füfse, 
besonders  sorgfältig  die  Zwischenzehenpartien,  in  einem  warmen 
Seifenbade  gewaschen.  Die  Procedur  soll  durch  5 — 8 Wochen 
2 Mal  wöchentlich,  später  seltener,  wiederholt  werden.  Entstehen 
in  dem  Salzsäurebade  Schmerzen,  so  ist  dasselbe  sofort  zu  unter- 
brechen und  die  schmerzhaften  Stellen  sind  zunächst  mit  Salbe  oder 
Salicylstreupulver  zu  heilen.  Die  rohe  Salzsäure  wirkt  ganz  wie 
BrtANDAu’s  Liquor  antihidrorrhoicus,  dessen  Hauptbestandteile  sie 
bildet.  — Eine  andere  gute  Behandlungsweise  des  Schweifsfufses 
besteht  in  dem  täglichen  Bestreichen  der  Fufssohlen  und  Zwischen- 
zehenhaut mit  einer  lOproc.  alcoholischen  Höllensteinlösung  bis 
sich,  was  gewöhnlich  nach  8 — 14  Tagen  geschieht,  die  Hornschicht 
in  grofsen  Fetzen  ablöst.  — Mit  der  Beseitigung  der  Fufsschweifse 
sah  Verf.  nicht  selten  zugleich  hartnäckige  Catarrhe  der  Respira- 
tions-  und  Verdauungsorgane  dauernd  schwinden.  H.  Müller. 


H.  Schulz,  Ueber  den  Schwefelgehalt  menschlicher  und  tierischer 
Gewebe.  Pflüger’s  Archiv  Bd.  56,  S.  203. 

Die  vorliegenden  Untersuchungen  bilden  ein«  Fortsetzung  der  frQher  poblieirtee 
(Cbl,  1893,  S.  721).  Im  Mittel  von  16  Versuchen  fand  Verf.  Jetzt  für  den  ge- 
trockneten menschlichen  Muskel  1.10  pCt.  Schwefel  mit  ziemlich  erheblichen  Schwan- 


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No.  21.  Cavazzani.  — Biddkb.  — KOrnbb.  381 

kangen,  «eiche  durch  den  etwas  wechselndem  Fettgehalt,  vielleicht  auch  durch  die 
Gegenwart  tou  prSformirten  Sulfaten  bei  ungenügender  Ausspülung  des  Körpers  in 
Folge  tod  Nierenerkrankungen  und  durch  Verlust  Ton  Schwefel  durch  bereits  einge- 
tretene Fäulnits  (bei  geringem  Sehwefelgebalt}  bedingt  sein  können.  — Letztere 
Frage  wurde  geprüft  au  Rindfleisch,  welches  unter  Zusatz  von  etwas  destillirtem 
Wasser  5 Monate  der  Fiulniss  überlassen  gewesen  war.  Der  Sehwefelgebalt  der  zur 
Trockne  gedampften  Masse  betrug  1.186  pCt.  davon  0.115  pCt  io  Form  von  Sulfaten 
— Im  Vacuum  mit  Hülfe  von  Phosphorsäareanbydrid  getrocknetes  und  rollig  entfet- 
tetes Rindfleisch  enthielt  0 9089  pCt.  Schwefel,  keine  präformirten  Sulfate,  während 
Sparen  von  solchen  im  frischen  Fleisch  nachweisbar  waren;  rermutblich  sind  die- 
selben bei  der  langen  Extraction  mit  dem  doch  wohl  etwas  wasserhhal tigern  Aether 
ausgewaschen. 

Im  bei  110°  getrockneten  Fleisch  wurden  etwas  mehr  Sulfate  gefundeo , wie  iD 
frischem,  wenn  auch  immer  nur  wenig.  K.  Ssikowsk). 


E.  Cavazzani,  Sul  potere  saccarificante  del  siero  del  sangue. 
Arch.  per  le  sc.  med.  XVII.  No.  6. 

Eiweifskörper  (Eierweifs,  Casein,  Fibrin)  vermögen  zwar  auch  bei  Blutwärme  aus 
StBrkekleister  Zucker  zu  bilden,  doch  ceteris  paribus  nur  so  viel  als  Blutserum. 
Auch  gewisse  Mikroorganismen  besitzen  diastatisebe  Wirksamkeit,  aber  viel  schwächere 
(höchstens  s/5)  als  das  Blutserum.  Unter  gleichen  Bedingungen  liefert  das  Blutserum 
der  Herbivoren  (Rind,  Kalb,  Kaninchen)  am  wenigsten,  das  von  Carnivoren  (Hund, 
Katze)  und  von  Vögelo  (Huhn)  schon  mehr  Zucker,  am  meisten  das  des  Omnivoren 
Schweines,  und  zwar  letzteres  im  günstigsten  Falle  fast  5 Mal  mehr  als  das  der 
Herbivoren  und  fast  3 Mal  mehr  als  das  der  Carnivoren.  Am  stärksten  erwies  sich 
das  Pfortaderblut  diastatisch  wirksam.  Temperaturen  über  40°  und  unter  10*  ver- 
langsamen die  ferr  entative  Wirksamkeit,  bei  36°  ist  sie  nur  halb  so  grofs  als  bei 
Blntwlrme  (30 — 88°)  und  bei  75°  ist  sie  Null.  Verminderung  der  Alkalescens  (durch 
Säurezusatz)  oder  Steigerung  der  Alkalescenz  (durch  Alkalizusatz)  lässt  die  diastatische 
Wirksamkeit  schwächer  werden;  noch  stärker  ist  die  Abschwächung,  wenn  sieb  mit 
der  Verringerung  der  Alkalescenz  höhere  Temperatur  verbindet.  j.  Munk. 


A.  Bidder,  Eine  einfache  elastische  Pelottenbandage  gegen  Scoliose 
und  einige  Bemerkungen  zu  diesem  Leiden.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  52. 

Die  um  die  ganze  vordere  Seite  und  um  die  hintere  Seite  bis  zur  Wirbelsäule  die 
Convexittt  des  scoliotisehen  Thorax  umgebende  Pelotte  wird  durch  einen  Schenkelring 
nnd  ein  hosenträgerähnliches  Band  festgebalten.  Verf.  betont  als  ihren  Vorteil,  dass 
sie  nur  in  Richtung  des  verlängerten  schrägen  Durchmessers  drückt,  während  die 
übrigeD  Flächen  des  Thorax  vom  Druck  frei  bleiben  und  die  Bewegungen  des  Thorax 
mit  der  Wirbelsäule  nicht  behindert  werden.  Es  wird  vielmehr  dnreb  den  Druckzag 
der  Pelotte  nnr  die  conveze  Seite  des  Rumpfes  belastet , wogegen  die  concave  von 
jeglichem  Drnck  befreit  bleibt.  (Wegen  der  erläuternden  Abbildungen  ist  das  Original 
eiuznseheu.)  p.  GOterbock. 


H.  Körner,  Eine  durch  eine  Schussverletzung  herbeigeföhrte  Un- 
terkieferfractur,  behandelt  mit  einer  inneren  Metallschiene.  Münchn. 
med.  Wocbenschr.  1893,  No.  48. 

Die  vorstehend  näher  bezeichnet?,  bereits  von  Hamxosd  1870  angewandte  und  von 
SsctK  modificirte  Bebandlungsweise  geschieht  mit  Alumininmbronzedrabt,  welcher 
stmmtlicbe  noch  vorhandenen  Zähne  des  verletzten  Unterkiefers  sicher  umfasst,  nach- 
dem er  einem  rectificirteo  Gypsmodell  genau  aogebogeu  worden  ist.  Iu  dem  Falle 


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38'2  Fuchs.  — Lucab.  — Thomas.  — Ratmonu.  — Gawronskt.  No.  21 


K.’t  konnte  diese  Drabtscbiene  7 Tage  mcb  Tetcbin-Schuts  des  Unterkiefers  mit  Ver- 
last des  rechten  Ecksahnes  and  der  benachbarten  beiden  Scbneidezäbne  bei  der  25jähr. 
Patientin  applicirt  werden  und  bewährte  auch  hier  trots  der  m&hseligen  Arbeit,  die 
ihre  Adaptirnng  an  das  Gipsmodell  bereitet,  die  Vorteile,  dass  sie  1)  die  scbmerxhafte 
Operation  einer  Knocbennaht  unnötig  macht,  2)  dem  Pat.  sofort  nach  der  Application 
gestattet,  den  Mond  schmerzlos  tu  öffnen  und  tu  schlieften,  8)  dass  kein  Süsserer 
Verband  erforderlich  und  4)  die  Erwerbsflhigkeit  nur  in  geringerem  Maas  beeintrSeh-  < 
tigt  erscheint  und  5)  Reinhaltung  des  Mondes  und  der  Zähne  ohne  Lösung  des  Ver- 
bandes möglich  ist.  P.Gftterbock. 

E.  Fuchs,  Die  Ägyptische  Augenentzündung.  Wiener  klin.  Woohen- 
scbrift  1894,  No.  1 2. 

Nach  den  Beobacbtungen  von  F.  in  Aegypten  ist  die  Ophthalmia  aegyptiea  nicht 
eine  einheitliche  Krankheit.  Es  sind  vielmehr  zwei  Krankheiten,  welche  den  Augen 
der  Aegypter  vor  Allem  Gefahr  bringen:  die  acute  Blennorrhoe  und  das  Trachom. 
Letzteres  ist  an  und  für  sich  das  häufigere,  aber  weniger  gefährliche;  die  wichtigste 
Ursache  der  vielen  Erblindungen  ist  die  acute  Blennorrhoe.  Dieselbe  kommt  io  den 
Wintermonaten  nur  sporadisch  vor.  dagegen  zur  Zeit  des  Nilschnittei,  vom  August 
bis  October,  in  erschreckender  Häufigkeit.  Der  Gonococcus  ist  im  eitrigen  Secret 
dieser  Fälle  stets  nachsuweisen  Die  chronischen  Fälle  gleichen  in  Bezug  auf  die 
Symptome  unserm  Trachom.  Eine  grofse  Zahl  derselben  geht  aus  der  acuten  Gono- 
coccenophtbalmie  hervor,  während  ein  anderer  Teil  sieb  allmälig,  und  nnmerklich,  wie 
bei  uns,  entwickelt.  Horstmann. 

Lueae,  lieber  einige  wesentliche  Verbesserungen  meiner  federnden 
Drucksonde  und  deren  therapeutische  Anwendung  bei  gewissen 
Formen  chronischer  Hörstörungen.  Berliner  klin.  Wochensohr.  1894, 

No.  16. 

Um  eine  sichere  und  glattere  Führung  der  vom  Verf.  schon  vor  10  Jahren  zur 
Behandlung  gewisser  Affectionen  der  Paukenhöhle  (Sclerose,  Adhäsionsprocesse,  An- 
kylose der  Gehörknöchelchen)  empfohlenen  Drucksonde  zu  ermöglichen,  bat  er  an 
derselben  eine  Stopfbüchse  anbringen  lassen  und  auch  zugleich  die  unangenehme 
Empfindung  des  Reibungsgeräusches  abgeschwächt,  welches  durch  diePelotteauf  den  schall- 
leitenden Apparat  übertragen  wird.  Zur  Abscbwächung  der  Empfindlichkeit  des  kurzen 
Hammerfortsatzes,  auf  welchen  die  Pelotte  des  Instrumentes  applicirt  wird , empfiehlt 
Verf.  die  Anwendung  feuchter  Kälte,  zu  welchem  Zwecke  die  mit  etwas  Verbaodwatta 
umwickelte  Pelotte  einige  Zeit  vor  der  Anwendung  in  eine  Kältemiscbuog  (Schnee 
oder  Eis  mit  Kochsalz)  gebracht  werden  toll.  SehaaWh. 


Thomas,  Pharyngo-Mycosis.  Medical  Record  1894,  Jan.  6. 

Verf.  empfiehlt  die  Galvanocaustik  als  fast  specifitch  für  die  Behandlung  dieser 
Erkrankung.  w.  Labllntki. 

Raymond,  Guajacol  as  a topical  application  in  tbe  treatment  of 
acute  tonsillitis.  Medical  Record  1894,  March.  24. 

Empfehlung  der  Einpinselung  von  reinem  Guajacol  auf  die  entzündeten  Tonsillen. 

w.  Lublins  ki. 

Gavvronsky,  Ueber  das  Vorkommen  von  Mikroben  in  der  nor-  1 
malen  Urethra  des  Weibes.  Münchner  ined.  Woohenschr.  1894,  No.  11. 

G.  untersuchte  das  Secret  ron  62  Frauen,  das  er  aus  der  normalen  Urethra  unter 
besonderen  Kautelen  entnahm,  mittelst  der  Plattenmethode;  das  Ergebnits  worin  ■ 
15  Fällen  ein  positives.  Er  fand  3 Mal  den  Streptococcus  pyogenes,  S Mal  den 


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No.  ‘21.  Taylob.  — Grovk.  — Bkrnhakd  u.  Fklsknthai,.  — Dodd.  383 


Staphylococcas  pyogenes  aureus,  l Mal  den  Staphylococcus  albus,  2 Mal  das  Bacterium 
coli  commune  und  einmal  das  Bacterium  toloeideum  Grösser.  6cbeurlen. 


J.  cieas  by  Taylor,  A case  of  abscees  of  the  liver  in  which  the 
use  of  the  aspirator  war  misleading  in  diagnosis;  Operation;  reco- 
very. The  Lancet  1893,  Aug.  19. 

Ein  Mann,  der  Hagere  Zeit  aa  der  Westküste  Afrikas  gelebt  uad  daselbst  mehr- 
fache Anfalle  von  Malariafieber  überstanden  batte,  erkrankte  unter  verschiedenartigen 
Anzeichen,  von  denen  eine  auffallende  Körperschwäche  und  Dyspnoe  die  hervorragendste 
Holle  spielten.  Objectir  zeigte  sich  bedeutende  Anämie  und  Abmagerung.  Die  Tem- 
peratur war  erhöht,  der  Puls  frequent  und  die  Respiration  48  — 50  Mal  in  der  Minute 
An  der  rechten  Brustseite  bestanden  alle  Symptome  einer  Flüssigkeitrensammlung  in 
der  Pleurahöhle  In  der  Regia  epigastrica  und  hypoehondriaca  befand  sich  ein  kugel- 
förmiger Tumor,  der  beinahe  bis  zum  Nabel  reichte.  Der  Patient  expectorirte  gröfsere 
Mengen  einer  rötlichen,  eitrigen  Flüssigkeit.  Es  wurde  nunmehr  eine  Aspirationsnadel 
io  der  mittleren  Axillarlinie  eingestofsen  und  dabei  eine  Quantität  xiegelartig  gefärbter 
Flüssigkeit  entleert.  Die  Diagnose  lautete  demgemlfs:  ein  in  die  Pleurahöhle  durch- 
gebrocbener  Abscess  der  Leber,  welcher  sich  einen  Ausweg  durch  die  Lunge  zu  bah- 
nen beginnt.  Mau  schritt  zur  Operation:  Bei  der  Incision  zeigte  es  sich,  dass  man 

nicht  in  die  Pleurahöhle  gelangt  war;  vielmehr  hatte  der  Leberabscess  das  Zwerchfell 
derartig  in  die  Höhe  gehoben,  dass  dasselbe  mit  der  Pleura  in  innigster  Berührung 
lag,  so  dass  Aspirationsoadel , wie  Messer  direct  in  den  Leberabscess  geraten  waren 
Die  Operation  verlief  günstig.  Ebenso  war  auch  der  Wundverlauf,  ohne  besondere 
Complicationen.  Der  Patient  genas  vollkommen.  C.  RosentUal. 


W.  R.  Grove,  Ebrlicb’s  reaction  in  typhoid  fever.  The  Practitioner 
1 894,  March. 

Nach  den  Erfahrungen  des  Verf.'s  ist  die  EaaLicu'sche  Diazoreaction  bei  Ileo- 
typhus  nur  in  den  beiden  ersten  Krankheitswochen  Dachxuweisen,  verschwindet  aber 
coustant  in  der  3.  Woche  bei  noch  hohem  Fieber.  Aus  diesem  Grunde  spricht  ein 
negatives  Ergebniss  der  Reaction  nicht  gegen  die  Existenz  eines  Typhus. 

Perl. 


L.  Bernhard  u.  S.  Felsenthal,  Beitrag  zur  pathologischen  Ana- 
tomie der  Diphtherieniere.  Arch.  f.  K inderheil k.  XVI.  S.  308. 

Verff.  beschreiben  den  anatomischen  Befund  von  ‘24  Diphtberienieren.  In  den 
Nieren,  die  macroscopisch  nur  selten  eine  stärkere  Vergröfserung  zeigten,  fanden  die 
Verff.  mikroskopisch  vor  Allem  parenchymatöse  Veränderungen;  die  Glomerulo- 
nephritis, die  Veränderungen  am  Blutgefäfs  — Bindegewebsapparat  traten  jenen 
gegenüber  in  den  Hintergrund.  Nach  der  Auflassung  der  Verff.  sind  die  vom  Diph- 
tberiebacillus  erzeugten  Toxine,  welche  in  die  Körpersäfte  übergeben,  die  Ursache  der 
Nierenveränderungen , für  welche  sie  daher  die  Bezeichnung  acute  toxische  Nephritis 
Vorschlägen.  Sudüiigea. 


H.  W.  Dodd,  One  hundred  consecutive  cases  of  epilepsy;  their 
refraction  and  their  treatment  by  glasses.  BraiQ,  Winteruumbre  1893. 

Verf.  untersuchte  100  Fälle  von  Epilepsie,  um  festzustellen,  ob  zwischen  diesem 
Leiden  und  Refractionsanomalien  irgend  eiu  Zusammenhang  bestände. 

Das  Ergebniss  dieser  Untersuchungen  fasst  er  in  den  folgenden  drei  Sätzen  zu- 
sammen: 

Bei  Personen  mit  labilem  Nervensystem  muss  man  annehmen, 

1)  dass  Refractionsanomalien  Epilepsie  hervorzurufen  vermögen; 

2)  dass  die  Korrection  derselben  — bei  gleichzeitiger  innerer  Behandlung  — 
in  vielen  Fällen  Heilung  oder  Besserung  der  Epilepsie  zu  bewirken  vermag,  Bei 
den  100  untersuchten  Fällen  war  dieses  Resultat  49  Mal  zu  •onstatireo. 


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384 


Gerhardt.  — Binz.  — Ipsbn. 


No.  21 


8)  In  maoehen  Fällen  bleibt  die  Epilepsie  bei  Correction  der  Refractionsstdrung  be- 
stehen, wenn  auch  meist  io  milderer  Form;  es  bat  das  seinen  Grand  in  dem  Bestehen 
eines  anderen  Reises,  obgleich  die  Epilepsie  ursprünglich  durch  den  Refractionsfehler 
herrorgernfen  worden  war. 

Es  ist  deshalb  sehr  wichtig  bei  Epilepsie  anf  Storungen  io  der  Refraction  an 
Untersachen.  K.  Grabe. 


C.  Gerhardt,  Tabes  mit  Zwerchfellslähmung.  Berliner  Hin.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  16. 

Der  Verf.  konnte  äholiche  Fälle  in  der  Litterator  nicht  anfSnden.  Der  ron  ihm 
mitgeteilte  betrifft  eine  45jähr.  Fat.,  welche  seit  6 Jahren  die  Zeichen  der  Tabes 
darbot  (Atr.  n.  opt.,  Ataxie,  lancinirende  Schmerzen,  Gürtelgefühl,  Anfälle  ron  Atem- 
not). In  der  Charite  wird  diese  Diagnose  bestätigt  (RoessTsoB’sches,  WtSTrsaL'schet 
Zeichen  etc.) , die  Laryoxkrisen  konnten  dorch  Cocainisiren  der  Nasenschleimhant 
conpirt  werden.  Das  Atbmen  geschah  nicht  abdominal,  Rand  des  Zwerchfells  bei 
ruhiger  Inspiration  an  der  6.  Rippe  in  der  Mammillarlinie,  bei  tiefer  Inspiration  deutliche 
Erweiterung  der  Thoraxbaais  und  Magengrube.  Bei  Druck  auf  die  Magengrube  rückt 
die  Zwerchfellsgrenze  1 — 1 , cm  hoher.  Die  (unvollständige)  Zwerchfellslähmung 
diagnosticirt  G.  im  vorliegenden  Falle  aus  dem  Hohertreten  der  Leber  bei  tiefer  In- 
spiration, aus  dem  tieferen  Stand  des  unteren  Lungenrandes  im  Stehen  verglichen  mit 
dem  Stand  beim  Liegen,  aus  der  Verschieblichkeit  des  unteren  Lungenrandes  nach 
oben  bei  Druck  auf  den  Unterleib. 

Im  vorliegenden  Falle  waren  übrigens  auch  der  Kopfnicker  und  Cucullaris  sehr 
atrophisch.  II.  Brasch. 


C.  Binz,  Die  Einschleppung  der  Syphilis  in  Europa.  Deutsche  ued. 
Wuchenschr.  1893,  No.  44. 

Verf  verteidigt  die  früher  viel  verbreitet  gewesene,  jetzt  nur  noch  von  Wenigen 
verfochtene  Ansicht,  dass  die  Syphilis  mit  den  Schiffen  des  Colnmbus  aus  Amerika 
nach  Europa  eingeschleppt  worden  sei.  Er  sucht  nachzuweisen,  dass,  wenn  man  an 
der  Dreiteilung  des  venerischen  Giftes  (Gonorrhoe,  Ulcus  roolle,  Syphilis)  festhält,  die 
Schriftsteller  des  Altertums  und  des  Mittelalters  nirgends  zweifellos  der  Syphilis  Er- 
wähnung thun,  dass  diese  dagegen  am  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  Allen  als 
eine  neue,  bis  dahin  unbekannte  Krankheit  imponirte  und  stützt  sich  namentlich  auch 
auf  das  Zeugniss  der  Zeitgenossen  Duz  de  Isla  , Ovisdo  und  La*  Casas.  Die  plötz- 
liche epidemische  Ausbreitung  der  Seuche  um  das  Jahr  1495  entspreche  ebenfalls 
der  Erfahrung,  dass  jeder  Ansteckungsstoff,  der  auf  einen  neuen,  undurchseuchten 
Boden  fällt,  hier  mit  ungeheurer  Fruchtbarkeit  sich  entfaltet.  H.  Müller. 


C.  Ipsen,  Untersuchungen  Ober  die  Bedingungen  des  Strychnin- 
Nachweises  bei  vorgeschrittener  Fäulniss.  Vierteljahresschrift  f.  ger. 
Med.  VII.  S.  1. 

Durch  sehr  sorgfältige,  mühsame  Untersuchungen  gelangte  Ipsbr  zu  dem  Ergeb- 
nisa,  dass  eine  Zerlegung  des  Strychnin  in  der  Leiche  nicht  statt&ndet,  vielmehr  nur 
eine  allmälige  Auslaugung  desselben,  die  natürlich  je  nach  den  äusseren  Umständen 
(Beschaffenheit  des  Sarget,  des  Erdbodens)  verschieden  stark  sieh  gestaltet.  8o  erklärt 
es  sieb,  dass  Strychnin  nach  langer  Zeit  in  Leichenresten  gefunden , aber  auch  bei 
zweifellosen  Vergiftungen  nicht  gefunden  worden  ist.  Es  empfiehlt  sich  deshalb  bei 
Erscheinungen  wegen  Vergiftung  nicht  nur  das  Leieheninnare,  sondern  auch  die  Klei- 
der und  die  Umgebung  des  Sarges  zur  Untersuchung  zu  bringen.  Fr.  Straasmann. 

Einsendungen  für  da«  Ceotralblatt  werden  an  die  Adresse  de«  Hm.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  b a r dt  (Berlin  W. 
FranaÖtUohe  Strafe  21}  oder  an  die  Verlagehand  lang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Vorlag  von  August  Hirschwald  ln  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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/ 


w öcbentlicb  erscheinen 
l— l Bogen;  an  Schluss« 

<I«s  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 

för  die 


Preis  des  Jahrganges 
2tl  Mark;  tu  betlehen 
durch  alle  üuchbandluu- 
gen  und  Postanst alten. 


luedicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Barlin. 

1894.  *•  Juni.  No.  22. 


■ nlialt:  Dohiil,  Zur  Physiologie  des  Herzeos  des  Flufikrebm. — Roritbcbbk, 
Peptoourie  io  Krankheiten. — Liliknfblo,  Zur  Chemie  der  Leucocyleo.  — Iararl, 
Ueber  den  Tod  der  Gesrebe  — r.  N'ooims,  Krank,  Zur  Keontniss  der  Ges- 
trostomie.  — PrSOiiijaschensk  *,  Deber  Fremdkörper  in  den  Atmung. Organen 

— Buchnkk,  Deber  das  BsiiKUin'scbe  Heilserum.  — Gbawitz,  Die  geformten 
Bestandteile  io  pleuritischeo  Exiudateo.  — Hillsk,  Theorie  des  Fiebers.  — Enoel- 
kann,  Deber  Induetioniitröme.  — Wbirrmaibr,  Souobat,  Möbius,  Fourniric, 
Complicationen  von  Tabes.  — Nbuoebaubr,  Warnung  beim  Gebrauch  toq  Scheiden 
peeaarien. 

Kcstih,  Zur  KeDDtuUs  des  Hdmins.  — Mandbt,  Diagnostischer  Wert  der 
ürobilinurie.  — Gouiaorr,  Deber  Lebercirrboie.  — t.  der  Willi o sn,  Ichthyol  bei 
Fissura  ani.  — Klemm,  (odicationen  zur  Operation  der  Perityphlitis,  — Tbuhart, 
Zur  Behandlung  des  Trachoms.  — Dubibpu.  Brübl,  Zur  Bacteriologie  des  Typhus 
exantbematicuz.  — Wiblb,  Thymol  bei  Typhus.  — Rohbbbo  und  Hfsss,  Deber 
den  Herztod  bei  Diphtherie.  — Vablaib,  Deber  Mesoneuritia.  — Maranmon  de 
M oari bl,  Wirkung  des  Tbymacetius. — Bbbo,  DIcus  molie,  durch  Excisiou  geheilt. 

— Maticbki,  Fall  tou  Jodoformdermatitis.  — Filbbkbsicb,  Deber  Becken- 
neigung und  Genitalprolaps.  — Mot  Br,  Vergiftung  durch  Kohlenoxyd. 


J.  Dogiel,  Beitrag  zur  vergleichenden  Anatomie  und  Physiologie 
des  Herzens.  Arch.  f.  mikr.  Anat.  Bd.  43,  H.  2. 

Object  der  Untersuchung  war  das  Herz  des  Flusskrebses, 
dessen  Innervation  Verf.  kennen  lehren  will,  um  zu  zeigen,  dass 
dasselbe  nicht,  wie  vielfach  angenommen  wird,  seine  rhythmischen 
Bewegungen  unabhängig  von  Nervenwirkung  ausDbt. 

Die  kurzen  Notizen,  die  Verf.  Ober  die  anatomische  Lagerung 
seines  Untersuchungsobjectes  macht  und  die  durch  eine  treffliche 
Figur  illustriert  werden,  sind  ziemlich  überflüssig,  da  die  einschlä- 
gigen Verhältnisse  besser  und  ausführlicher  in  der  ausgezeichneten 
Monographie  von  Hi'xlkt:  der  Flusskrebs  (Internationale  wissen- 
schaftliche Bibliothek,  Leipzig,  Brockhaus)  dargestellt  sind.  Iiin- 

XXXII.  Jahrgang.  2ü 


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386 


Kobitschek,  Peptonurie  in  Krankheiten. 


No.  22 


sichtlich  des  histologischen  Verhaltens  macht  Verfasser  folgende 
Angaben: 

Die  Nervenzellen  sind  im  Herzen  des  Flusskrebses  in  zwei 
Gruppen  angeordnet,  einer  vorderen  und  hinteren,  deren  jede  aus 
mehreren  Zellen  (5—6)  besteht.  Vereinzelte  Nervenzellen  kommen 
an  anderen  Stellen  des  Herzens  vor.  Die  Hauptgruppen  finden 
sich  in  der  Nähe  der  dorsal  gelegenen  Ostien  des  Herzens.  Die 
Zellen  sind  uni-  und  multipolar  und  haben  sich  verzweigende  Fort- 
sätze, die  in  verschiedener  Weise  zwischen  den  Muskeln  verlaufen. 
Auch  bipolare  Nervenzellen  sind  vorhanden,  die  an  die  gleichen 
Gebilde  der  Fische  erinnern.  Die  Nervenfaserbündel,  zwischen 
denen  die  isoliert  liegenden  und  die  gruppenweis  angeordneten 
Nervenzellen  eingebettet  sind,  verzweigen  sich  baumartig  und  tau- 
schen gegenseitig  Fasern  aus.  Am  caudalen  Ende  (des  Herzens) 
findet  Verf.  die  sogenannte  Punktsubstanz  (?  Ref ).  Das  Pericard 
enthält  zahlreiche  Nerven,  welche  von  de>  ßauchkette  stammen 
und  teils  im  Pericard  enden,  teils  auf  deu  Ventrikel  übertreten. 

Ra  witz. 


W.  Robitsehek,  Das  Pepton  und  sein  Vorkommen  im  Harn  bei 
verschiedenen  Krankheiten.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXIV.  S.  556. 

Unter  „Pepton“  will  Verf.  das  Pepton  im  Sinne  Rhüeiuts  ver- 
standen wissen  d.  h.  ein  Albumosepepton,  welches  durch  Essigsäure 
-f-  Ferrocyankalium  nicht  gefällt  wird.  Verf.  hält  an  dem  Begriff 
des  BKüCKK’schen  Peptons  namentlich  aus  dem  Grunde  fest,  weil 
sämmtliche  Angaben  von  Hofmeister  sich  auf  dieses  Pepton  be- 
ziehen. Zum  Nachweis  wurde  teils  die  HoKMmsTKK’sche,  teils  die 
Duvoio’sche  Methode  benutzt,  sehr  häufig  auch  beide.  Die  Resul- 
tate fielen  in  der  übei  wiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  in  demselben 
Sinne  aus.  Die  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  120  Fälle  und 
zwar  16  Fälle  von  Intoxicationen,  31  von  Krankheiten  des  Respi- 
rationsapparates,  21  des  Verdauungsapparates,  6 des  Harnapparates, 
6 des  Circulationsapparates,  22  Fälle  von  Infectionskrankheiten, 
2 Fälle  von  Krankheiten  des  Stoffwechsels,  4 des  Blutes,  7 des 
Nervensystems,  5 Fälle  anderweitiger  Erkrankungen.  Indem  be- 
züglich der  umfangreichen  Einzelheiten  (48  St)  auf  das  Orig,  ver- 
wiesen werden  muss,  können  hier  nur  die  Ergebnisse,  im  Wesent- 
lichen den  Schlusssätzen  des  Verf.’s  folgend,  mitgeteilt  werden. 

1)  Die  Peptonurie  kommt  zu  Stande,  wenn  Pepton,  durch  pa- 
thologische Processe  entstanden,  in  der  Blutbahn  auftritt.  Soweit 
bisher  bekannt  ist  nur  bei  einem  physiologischen  Vorgang,  nämlich 
der  Rückbildung  des  Uterus  im  Puerperium  Peptonurie  mit  Be- 
stimmtheit nachgewiesen  worden.  2)  Zumeist  ist  die  Peptonurie  ein 
Symptom  eines  im  Organismus  vor  sich  gehenden  Gewebszerfalles. 
3)  Die  Peptonurie  ist  für  den  kranken  Organismus  nur  von  unter- 
geordneter Bedeutung,  denn  sie  erscheint  bei  den  verschiedensten 


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No.  22.  Liurnfbi.d, Chemie d.  Lencocyten.  — Israbi.,  Ueber d.Tod  d.  Gewebe.  387 

Krankheitsformen  und  bei  ein  und  derselben  Krankheit  in  den  ver- 
schiedensten Stadien,  ohne  den  Krankheitsverlauf,  soweit  man  es 
bisher  beurteilen  kann,  irgendwie  wesentlich  zu  beeinflussen.  4)  Die 
Peptonurie  ist  jedoch  als  Symptom,  namentlich  in  Verbindung  mit 
anderen  Krankheitserscheinungen  ein  wichtiger  Behelf  ftlr  die  Dia- 
gnose und  selbst  Prognose  (Meningitis,  Rheumatismus  art.  acut.). 
Von  besonderer  Bedeutung  ist  die  pyogene  Peptonurie.  Die  Pep- 
tonurie  ist  sehr  häufig:  unter  121  Fällen  fand  sie  sich  60  Mal.  — 
Die  Untersuchungen  stammen  aus  der  Klinik  von  v.  Jaksch. 

G.  Salkowski. 


L.  Lilienfeld,  Zur  Chemie  der  Leucocyten.  Zeitschr.  f.  pbysiol.  Chem. 

XVIII.  S.  473. 

Der  aus  der  fein  zerschnittenen  Thymusdrßse  des  Kalbes  aus- 
gepresste  Saft  wurde  centrifugirt  und  der  nur  aus  Lymphocyten 
bestehende  Bodensatz  untersucht.  Im  Wasserextract  liefs  sich  ein 
bei  73 — 75°  gerinnendes  Albumin  und  ein  bei  48°  koagulirender 
Eiweifsstoff  nachweisen.  Aus  dem  NaCl-Extract  wird  durch  Wasser 
ein  in  0.3  proc.  Salzsäure  lösliches  Nucleoproteid  (mit  0.433  pCt.  P) 
niedergeschlagen.  Im  Alcoholextrakt  fanden  sich  Protagon,  Amido- 
valeriansäure,  Inosit.  Die  Kerne  der  Lymphocyten  enthalten  in 
Wasser  lösliches  Nucleohiston,  mit  Essigsäure  fällbar,  in  schwach 
alkalischem  Wasser,  sowie  in  Kochsalz  und  Magnesiumsulfat  bei 
Gegenwart  von  etwas  Essigsäure  löslich  C 48.5,  H 7,  N 16.9,  P 3.03, 
S 0.7  pCt.  enthaltend.  Bei  Digestion  mit  Magensaft  gibt  es  typisches 
Nuclein  (Leuconuclein)  mit  4.99  pCt.  P und  einen  peptonartigen 
Körper,  der  aus  salzsaurer  Lösung  durch  Ammoniak  gefällt  wird 
und  starke  Biuretreaction  liefert.  Leuconuclein  spaltet  sich  in  alka- 
lisch-aicoholischer  Lösung  in  Eiweifs  und  Nucleinsäure,  letztere  beim 
Erhitzen  mit  Mineralsäuren  in  Phosphorsäure,  Nucleinbasen  (Ade- 
nin  und  Hypoxanthin)  und  noch  unbekannte  Produkte.  Histon  hat 
ausgesprochene  basische  Eigenschaften  und  geht  mit  Salzsäure  eine 
in  Wasser  leicht  lösliche  Verbindung  ein.  Die  Lymphocyten  ent- 
halten 11.49  pCt.  Trockensubstanz.  Auf  100  Teile  Trockensubstanz 
kommen  3.01  Th.  P und  15.03  Th.  N und  zwar  1.76  Th.  Eiweifs- 
stoffe, 68.78  Th.  Leuconuclein,  8 67  Th.  Histon,  7.51  Th.  Lecithin, 
4.4  Th.  Cholesterin,  4 Th.  Fette,  0.8  Th.  Glycogen,  15.17  Th. 
Silberverbindungen  der  Nucleinbasen.  Sehr  bemerkenswert  ist  die 
grofse  Menge  von  Nucleohiston  und  die  verschwindend  kleine  Menge 
der  Eiweifskörper.  Wegen  zahlreicher  Einzelheiten  vergl.  Orig. 

J.  Munk. 


O.  Israel , Ueber  den  Tod  der  Gewebe.  Berliner  klin.  Wochenscbr. 
1894,  No.  11. 

Die  beiden  von  Virchow  aufgestellten  Formen  des  Gewebs- 
todes,  die  Necrose  mit  Erhaltung  der  äusseren  Form,  die  Nekro- 

26* 


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388 


y.  Noordeh.  Frank,  Zur  Kenntniss  der  Gastrostomie. 


No.  22 


biose  mit  Zerstörung  der  letzteren,  sind  auch  heute  noch  festzuhalten. 
Erst  nach  dem  Tode  treten  bei  der  Necrose  an  der  Zellenleiche 
sichtbare  Veränderungen  ein,  die  gestatten,  verschiedene  Formen 
der  Necrose  zu  unterscheiden.  Sicher  erlöschen  nicht  alle  Lebens- 
erscheinungen der  Zellen  zu  gleicher  Zeit;  zwischen  den  Zeichen 
des  Sterbens  und  der  Zellleiche  ist  eine  scharfe  Grenze  kaum  zu 
errichten. 

Die  kadaverösen  Erscheinungen  sind  entweder  von  der  Zer- 
störung der  Gesammtleiche  oder  von  der  lebenden  Umgebung  be- 
dingt; es  sind  die  einfache  Necrose,  trockener  und  feuchter  Brand. 

Die  einfache  Necrose  bietet  besonders  Gelegenheit  zum  Studium 
der  toten  Zellen.  Man  sieht  Anfangs  Verluste  löslicher  Bestandteile 
in  Zellkern  und  Zellkörper.  Die  von  Wbiokbt  aufgestellte  Koagu- 
lationsnekrose wird  vom  Verf.  nicht  unbedingt  anerkannt,  wenn  er 
auch  ihre  Möglichkeit  zugiebt. 

An  Nierenparenchymzellen  und  Eiterkörperchen  lässt  sich  nach 
der  Necrose  ein  deutlicher  Schwund  des  Zellleibes  erkennen,  an 
letzteren  zugleich  eine  Abnahme  der  mit  Eosin  färbbaren  Körner. 
Ueber  den  frischen  Tod  der  Zelle  giebt  uns  jedoch  keine  Verände- 
rung Auskunft;  die  ersten  sichtbaren  Veränderungen  sind  an  allen 
Zellen  gleichartig,  erst  später  kommt  es  zu  Unterschieden.  Diese 
sind  zum  Teil  durch  die  verschiedene  Zusammensetzung  der  Ge- 
webe bedingt;  während  ein  nekrotischer  Nierenteii  kleiner  und 
trockener  wird,  tritt  bei  der  Hirnmasse  Erweichung  und  Verschwin- 
den durch  Resorption  ein. 

Wir  können  erst  durch  weitere  Untersuchungen,  namentlich 
an  niederen  Organismen,  erwarten,  weitere  Aufschlösse  Ober  das 
Problem  des  Sterbens  zu  erhalten.  M.  Rothmann. 


1)  W.  V.  Noorden,  Aus  der  chir.  Klinik  des  Geh. -Rath  Mikumcz 
zu  Breslau.  Beitrag  zur  Technik  der  Gastrostomie  bei  Oeso- 
phagusstenosen.  Berliner  klin.  Wochensohr.  1893,  No.  1. 

2)  R.  Frank,  Aus  der  chir.  Klinik  des  Hrn.  Hofrath  Prof.  Albkkt. 
Eine  neue  Methode  der  Gastrostomie  bei  Carcinoma  oesophagi. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  13. 

1)  Verf.  berichtet  eingehend  über  5 Fälle,  in  denen  mit  einigen 
Modificationen  Witzkl’s  Methode  der  Gastrostomie  erfolgreich  ver- 
wendet wurde.  Dieselbe  benutzt  die  anatomischen  Verhältnisse  der 
Bauchwand,  um  dem  zuführenden  Ernährungscanal  einen  schrägen 
Verlauf  zu  geben.  Hat  man  die  vordere  Magen  wand  in  die  Bauch- 
wunde unterhalb  des  Rippenbogens  herangezogen,  so  werden  zwei 
schräge,  steil  von  links  nach  rechts  oben  verlaufende  Längsfalten 
der  Mageuwand  erhoben  und  diese  durch  einige  LttMBKHr’sche  Nähte 
über  ein  bleifederdickes  Gummirohr  zusammengezogen,  nachdem 
zuvor  das  untere  Ende  dieses  durch  ein  möglichst  enges,  in  den 
hinteren  Teil  der  Rinne  angebrachtes  Loch  in  den  Mageu  einge- 


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No.  22.  PhbobrAschbnsky,  Ueber  Fremdkörper  in  den  Atmungsorganen.  389 

schoben  wird.  Den  zweiten  Act  der  Operation  bildet  die  kranz- 
förmige Einnähung  des  Magens  an  die  Bauch  wunde,  den  dritten 
der  Schluss  letzterer,  durch  welchen  das  mediale  Ende  des  Drain- 
rohrs nach  aussen  geleitet  wird  und  welche  stets  im  Sinne  der 
Muskelfaserung  erfolgen  muss.  Als  definitive  Ausfüllung  des  so 
gebildeten  schräg  verlaufenden  Fistelcanals  benutzt  Mikulicz  ein 
Glasrobr,  welches  durch  eine  Glasscheibe  am  Hineinrutschen  gehin- 
dert wird.  Bei  der  Section  einer  6 Monat  nach  Witzkl  ausgeführ- 
ten Gastrostomie  war  indessen  die  schräge  Richtung  des  Magen- 
mundes  in  einen  ziemlich  direct  von  vorn  nach  hinten  verlaufenden 
Weg  verwandelt.  Abgesehen  von  dem  durch  die  Peristaltik  des 
Magens  bedingten  Zug  hat  hierbei  der  Druck  des  Glasdrains  ver- 
muthlich  eine  Rolle  gespielt  und  wurde  die  Continenz  bezw.  der 
Ventilverschluss  durch  die  Anordnung  der  Schleimhautfalten  am 
innern  Ostium  des  Canals  aufrecht  erhalten.  In  einer  Nachschrift 
bestätigt  im  Uebrigen  auf  Grund  weiterer  neuerer  Erfahrungen 
Mikulicz  noch  einmal  die  Vorzüglichkeit  der  WiTzm/schen  Gastros- 
tomie und  demonstrirt  an  dem  Präparat  einer  26  Tage  post  Opera- 
tionen) verstorbenen  Patientin  die  schräge  Richtung  des  neuen 
Magenmundes,  welche  mit  der  Art  der  Einmündung  der  Ureteren 
in  die  Blase  verglichen  wird. 

2)  Man  incidirt  parallel  und  nahe  dem  Rippenbogen  und  näht 
in  den  gebildeten  Peritonealschiitz  eine  an  einer  Fadenschlinge  vor- 
gezogene Mageukuppe  von  ca.  3 cm  Hohe  ein.  Hierauf  macht  man 
oberhalb  des  Rippenbogens  ca.  3 cm  von  der  ersten  Incision  eine 
zweite  1 '/*  cm  lange  durch  die  Haut,  uDterminirt  stumpf  die  zwi- 
schen den  beiden  Incisionen  gelegenen  Hautbrücke  und  zieht  nun  den 
Magenzipfel  mit  Hilfe  der  Fadenschlinge  unter  der  Brücke  durch, 
eröffnet  die  Magenkuppe,  und  näht  die  Oeffnung  in  die  Hautwunde 
oberhalb  des  Rippenbogens  ein.  Dagegen  wird  die  Incision  unter 
dem  Rippenbogen  geschlossen,  nachdem  noch  einige  Catgut -Nähte 
angelegt  sind,  welche  die  Musculatur  mit  dem  Magenzipfel  vereini- 
gen sollen.  — Beigefügt  sind  3 Fälle,  unter  denen  in  keinem  ein  Eczem 
in  der  Umgebung  des  Magenmundes  entstand  oder  ein  Verschluss- 
apparat getragen  wurde.  Nur  wenn  Nahrung  eingeführt  werden 
sollte,  wurde  ein  Catheter  oder  Drainrohr  in  die  Fistel  geschoben. 
Zum  Schluss  giebt  Verf.  eine  kurze  Notiz  über  die  Verwendung 
seines  Verfahrens  bei  der  Colotomie  in  zwei  von  Albbrt  operirten 
Fällen.  P.  Güterbock. 


Preobraschensky,  Ueber  Fremdkörper  in  den  Athmungswegen. 

Wiener  Klinik  1893,  H.  8. 

Alle  von  Verf.  gesammelten  Fälle  lassen  sich  in  3 Gruppen 
teilen,  die  behandelten,  die  nicht  behandelten  und  die  Fälle  mit 
unbekanntem  Ausgang.  Die  ersten  sind  in  4 Abtheilungen  geteilt, 
operative  Behandlung,  endolaryngeale  Extraction,  geneigte  Lage, 


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390 


Büchnkr,  Ueber  das  BRHRiNa’scho  Heilserum. 


No.  22 


Brechmittel.  In  770  Fällen  der  ersten  beiden  Gruppen  ist  mit 
Ausnahme  von  7 der  Ausgang  bekannt,  in  die  dritte  gehören  78 
Fälle.  Von  den  operirten  Fällen  wurden  245  geheilt,  91  starben. 
Von  den  endolaryngeal  behandelten  55  Kranken  wurden  47  geheilt, 
1 ist  gestorben,  7 blieben  unbekannt.  Von  den  in  geneigter  Lage 
behandelten  wurden  alle  12  geheilt;  durch  Brechmittel  wurden  10 
geheilt,  2 starben.  Von  den  nicht  behandelten  Kranken  wurden 
169  geheilt,  186  starben.  Es  betrug  bei  ärztlicher  Intervention 
die  Mortalität  23  pCt.,  bei  sich  selbst  überlassenen  Fällen  52  pCt. 
Von  336  operirten  Patienten  starben  91=27  pCt.  Ferner  zeigt 
sich,  dass  die  allergrösste  Sterblichkeit  beim  Sitz  der  Fremdkörper 
in  den  Bronchien  vorkommt  und  die  kleinste  beim  Sitz  in  der 
Trachea.  Ausserdem  ergiebt  sich,  dass  Knochen  und  Münzen  in 
der  Mehrzahl  der  Fälle  im  Larynx  aufgehalten  werden,  Bohnen, 
Pflaumenkerne  und  Samen  gehen  gewöhnlich  tiefer;  interessant  ist, 
dass  Bohnen  fast  ebenso  oft  in  den  linken  wie  in  den  rechten 
Bronchus  gerathen.  Auch  ergiebt  sich,  dass  die  Mortalität  in  Folge 
von  Fremdkörpern  in  den  Luftwegen  bei  Erwachsenen  gröfser  ist 
als  bei  Kindern.  Das  Nähere  muss  bei  der  Fülle  des  Materials 
im  Orig,  nachgelesen  werden.  Nur  möchte  Ref.  warnen,  auf  die 
Statistik  der  55  endolaryngeal  behandelten  Kranken  zu  viel  zu 
geben,  da  diese  Zahl  im  Verhältniss  zu  den  andern  berichteten 
Zahlen  eine  viel  zu  geringe  ist  und  dadurch  die  Verhältnisse  voll- 
kommen verschoben  werden.  W.  Lublinski. 


Büchner,  Beruht  die  Wirkung  des  BKHRiNo’schen  Heilserums  auf 
GiftzerBtörung?  Berliner  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  4. 

Die  Wirkung  des  Heilserums  hat  Bkhkino  als  direkt  auf  der 
Zerstörung  des  von  den  Bacterien  erzeugten  Krankheitsgiftes  be- 
ruhend angesprochen,  als  eine  Art  Neutralisation.  Er  gründete 
dieses  Urteil  auf  einen  Versuch:  ein  Gemisch  von  Tetanusgift  mit 
antitoxischem  Serum  zeigte  sich  bei  der  Injection  im  Tierkörper 
völlig  wirkungslos.  Ein  Zwang,  dieses  Resultat  wie  Brhring  zu 
erklären,  liegt  aber  nicht  vor;  es  kann  das  Serum  im  Reagensglas 
dem  Gift  gegenüber  vollständig  wirkungslos  sein  und  es  ganz  intakt 
lassen,  aber  durch  sofortige  Immunisirung  des  lebenden  Körpers 
eine  Giftwirkung  verhindern,  und  diese  Erklärung  muss  dem  Bkh- 
RiKo’schen  Versuch  nach  den  Untersuchungen  Bucbnkr’s  zu  Teil 
werden.  Büchnkr  verwandte  trockenes  Tetanustoxalbumin  und 
trockenes  Tetanusantitoxin.  Er  bereitete  davon  eine  Mischung, 
deren  Wirkung  auf  weifse  Mäuse  angewendet,  gleich  Null  war. 
Nun  injicirte  er  von  dieser  anscheinend  „neutralen“  Lösung  die 
gleiche  Menge  Meerschweinchen,  bei  welchen  starke  tetanische  Er- 
scheinungen auftreten.  Somit  kann  eine  „Neutralisation“  nicht  statt- 
gefunden haben.  Auch  andere  Versuche,  in  denen  Toxalbumin 
und  Antitoxin  lange  Zeit  auf  einander  einwirken  konnten,  ergaben 
dasselbe  Resultat. 


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No.  22.  Gbawitz,  Die  geformten  Bestandteile  io  pleuritisohen  Exsudaten.  391 

Die  beiden  Stoffe  wirken  also  in  den  Körper  gebracht  insofern 
antagonistisch,  als  das  Antitoxin  die  Zellterritorien  für  die  Wirkung 
des  Toxins  unempfindlich  macht  Es  handelt  sich  also  um  Immuni- 
sirung.  Das  Wesen  der  Blutserumtherapie  ist  also  die  rasche  Im- 
munisirung  aller  noch  nicht  von  der  specifiache»  Giftwirkung  er- 
griffenen Zellterritorien.  Diese  Auffassung  bedingt  eine  bedeutende 
Einschränkung  der  Hoffnungen,  die  ursprOnglich  der  Blutserum- 
therapie gegenüber  gebracht  wurden. 

Auch  Tizzoni  ist  neuerdings  zu  dieser  Auffassung  gelangt;  er 
verwirft  das  Wort  Antitoxin,  da  es  sich  nicht  um  eine  Substanz 
handle  die  das  Gift  zerstöre,  sondern  nur  um  einen  Stoff  der  den 
Organismus  gegen  dasselbe  schütze;  so  ist  er  auch  für  die  Ersetzung 
des  Wortes  „Heilung"  durch  „Heilimmunisirung“.  Sohsurlen. 


E.  GrawitZ)  lieber  geformte  Bestandteile  in  48  pleuritischen  Exsu- 
daten. Charite-Annalen  1893,  XVIII.  S.  265. 

Das  Material  zu  den  in  Rede  stehenden  Untersuchungen  wurde 
vorzugsweise  durch  Probepunctionen  bei  48  Pleuritikern  gewonnen. 

— Leucocyten  als  einzige  geformte  Bestandteile  fanden 
eich  bei  21  Kranken;  darunter  waren  13,  die  an  Tuberkulose  der 
Lungen  litten  oder  einer  solchen  verdächtig  waren.  Die  von  den 
verschiedensten  Autoren  constatirte  Thatsache,  dass  sich  in  diesen 
serösen  Exsudaten  der  Phthisiker  nur  selten  Tuberkelbacillen  nach- 
weiscn  lassen,  wurde  durch  Tierversuche  des  Verf.  bestätigt:  mit 
10  hierher  gehörigen  Exsudaten  wurden  Injectionen  in  die  Perito- 
nealhöhle von  Kaninchen  und  Meerschweinchen  vorgenommen  und 
nur  in  einem  einzigen  Falle  die  Entwicklung  von  Tuberkeln  beob- 
achtet. Bemerkenswerth  ist  ferner,  dass  (wie  die  Untersuchungen 
in  3 Fällen  lehrten)  selbst  beim  Pneumothorax  Tuberkulöser  unter 
günstigen  Umständen  dauernd  oder  wenigstens  recht  lange  eine  In- 
ficirung des  gleichzeitig  bestehenden  Pleuraergusses  ausbleiben  kann. 

— Von  10  Ergüssen,  welche  Blut  enthielten,  stammten  8 von  Tuber- 
kulösen, 1 von  einem  ulcerirenden  Lungencarcinom  mit  secundärer 
Pleuritis  (ohne  eigentliche  Carcinose  der  Pleura),  1 von  einer  Leu- 
kämie. In  dem  frisch  untersuchten  Präparat  aus  dem  letzteren 
Exsudate  fanden  sich  einzelne  CHARcoT-LKYDBN’sche  Krystalle,  die 
sich  bei  längerem  Stehen  an  Zahl  beträchtlich  vermehrten.  Ganz 
ähnliche  Krystalle  (mehr  den  BöTTcHBu’schen  sog.  „Sperminkrystallen* 
ähnelnd)  fanden  sich  in  dem  Eiter  eines  Empyems,  bei  dem  der 

— allerdings  nicht  zu  beweisende  — Verdacht  eines  Echinococcus 
vorlag.  — Tuberkelbacillen  fanden  sich  in  2 vorgeschrittenen 
Fällen  von  tuberkulöser  Zerstörung  der  Lungen  mit  Durchbruch  in 
die  Pleurahöhle.  — Von  den  bacterienhaltigen  Exsudaten  enthielten 
relativ  die  meisten  (im  Ganzen  8)  Streptococcen.  Keineswegs  waren 
die  betr.  Exsudate  immer  exquisite  Empyeme,  hatten  vielmehr  zum 
Teil  einen  mehr  oder  weniger  serösen  Charakter;  trotzdem  zeich- 


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392 


Hin. rh,  Theorie  des  Fiebers. 


No.  22 


neten  sich  die  hierher  gehörigen  Fälle  durch  Bösartigkeit  aus  (4 
Todesfälle).  Aetiologisch  lag  vor:  1 Mal  vorausgegangene  Pneu- 
monie, 3—4  Mal  Influenza,  1 Mal  ulcus  rotnndu.n  ventriculi  mit 
Verlöthung  zwischen  Magen  und  Zwerchfell  und  Ueberwanderung 
der  Mikroorganismen  durch  die  Lymphbahnen  des  Diaphragma’s, 
etc.  In  5 unter  diesen  8 Fällen  wurde  die  Eröffnung  der  Brust- 
höhle mit  Rippenresection  vorgenommen.  — Eiter  erregende  Sta- 
phylococcen  fanden  sich  in  den  Exsudaten  zweier  Kranken,  die 
mit  Thoraxfisteln  zur  Behandlung  kamen,  sowie  bei  einem  Sero- 
pneumothorax im  Verlauf  einer  progredienten  Lungentuberculose  — , 
der  FBANKKL’sche  Diplococcus  pneumoniae  wurde  nur  in  einem 
einzigen  Falle  (Empyem  bei  Pneumonie)  gefunden.  Trotz  des  hohen 
Lebensalters  des  Pat.  (69  Jahre)  verlief  der  Fall  unter  Rippenre- 
section gönstig.  — Bei  einer  30jähr. , an  jauchigem  Empyem  und 
Phlegmone  des  Rückens  erkrankten  Frau  ergab  die  niicroscopische 
Untersuchung  des  Thoraxinhaltes  Unmassen  von  Bacterien  verschie- 
denster Form  und  Gröfse.  Der  ätiologisch  unklare  Fall  verlief  sehr 
schnell  und  günstig.  Perl. 


A.  Miller,  Entwurf  einer  Theorie  über  das  Wesen  und  die  Er- 
scheinungen des  Fiebers.  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  XXIII.  H.  5. 

Die  schon  früher  veröffentlichten  Untersuchungen  des  Verf. 
über  die  Wärmeökonomie  des  Infanteristen  auf  dem  Marsche  führ- 
ten zu  dem  beachtenswerten  Resultat,  dass  der  Wärmegrad,  bis  zu 
welchem  die  Körperwärme  beim  Marschiren  emporgestiegen  war, 
nach  einem  1 1 2 stündigen  Marsche  nicht  höher  gefunden  wurde,  als 
nach  einem  3/,  stündigen  Marsche  von  nur  halber  Weglänge;  es 
tritt  also  nach  einem  gewissen  Zeitraum  ein  Zustand  ein,  bei  dem 
die  Wärmeabgabe  gleich  der  Wärmeeinnahme  ist,  so  dass  die  Tem- 
peratur sich  auf  der  einmal  erreichten  Höhe  erhält.  Demselben 
Verhalten  der  Eigenwärme  begegnen  wir  beim  Fieber.  Das  Wesen 
des  Fiebers  besteht  nach  Verf.  in  einer  Steigerung  der  Wärmeer- 
zeugung des  Körpers;  als  Beweis  hierfür  führt  er  an:  1)  die  Er- 
höhung der  Eigenwärme  im  Fieber;  2)  die  meistens  auch  im  Fieber 
gesteigerte  Wärmeabgabe  «ler  Haut;  3)  die  im  Fieber  gesteigerte 
Ausfuhr  sowohl  von  solchen  Stoffen,  deren  Bildung  mit  der  Er- 
zeugung von  Wärme  verbunden  ist  (Kohlensäure),  als  auch  von 
solchen,  welche  Producte  des  Zerfalles  von  Organ  - Ei  weifs  sind 
(Harnstoff)  in  Folge  der  Ueberhitzung  des  Körpers.  Die  Erschei- 
nungen des  Fiebers  gehen  hervor  aus  dem  wechselseitigen  Verhalten 
zwischen  den  Einnahmen  und  den  Ausgaben  des  Körpers  an  Wärme; 
die  Körpertemperatur  steigt,  wenn  die  Einnahmen  an  Wärme  gröfser 
sind,  als  «lie  Ausgaben  (Febris  ascendens);  sie  bleibt  gleich  hoch, 
wenn  „ Wärmegleichgewicht*  besteht  (Febris  continua);  sie  sinkt, 
wenn  die  Ausgaben  an  Wärme  gröfser  sind,  als  die  Einnahmen 
(Febris  descendens.).  Die  Wärmeabgabe  sowohl,  wie  die  thermische 
Empfindlichkeit  ist  verschieden  an  der  nackten  und  an  der  beklei- 


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No.  22. 


Enorlmakk,  Ueber  Induotionsströme. 


393 


deten  Haut;  da  die  Oberfläche  der  letzteren  neunzehn  Mal  so  grofs 
ist,  als  die  der  nackten  Haut,  und  ihre  Empfindlichkeit  eine  gröfsere 
ist,  so  kommt  allein  für  das  Gemeiogefühl  des  Körpers  för  Kälte 
und  Hitze  die  bekleidete  Haut  in  Betracht.  Hier  aber  wirkt  jede 
Aenderung  der  Geschwindigkeit  des  Wärmeabflusses  als  Reiz  (ther- 
mischer Reiz),  und  zwar  bewirkt  Beschleunigung  des  Wärmestromes 
Frostempfindung,  Verlangsamung  desselben  Hitzempfindung.  In  der 
Febris  ascendens  erfolgt  das  Ansteigen  der  Hauttemperatur  in  Folge 
Erhöhung  der  Eigenwärme  stets  früher,  als  die  höhere  Erwärmung 
der  Kleideratmosphäre;  die  dadurch  herbeigeföhrte  Beschleunigung 
des  Wärmeabflusses  ist  die  Ursache  des  Fieberfrostes.  Je  schneller 
die  Eigenwärme  und  damit  die  Hauttemperatur  steigt,  desto  heftiger 
und  anhaltender  ist  daher  der  Fieberfrost  (Schüttelfrost).  Umge- 
kehrt kommt  es  bei  der  Krisis  zur  Verlangsamung  des  Wärmeab- 
flusses; die  Folge  davon  ist  Hitzegefühl  und  Schweilsausbruch 
Bleibt  bei  der  Febris  continua  die  Körpertemperatur  (abgesehen 
von  kleinen  Schwankungen)  auf  derselben  Höhe  und  wird  allmälig 
die  Temperaturdifferenz  zwischen  Kleideratmosphäre  und  Haut  die- 
selbe, wie  im  gesunden  Zustand,  so  verschwindet  jeder  thermische 
Reiz  und  es  tritt  subjectives  Wohlbefinden  ein.  K.  Kronthal. 


J Engelmann,  Recent  investigations  in  faradic  electricity:  Varia- 
tion and  control  of  the  current  by  rapidity  of  interruption  and 
Variation  of  coils  and  the  singlewire  high-tension  current.  Amor. 
Journ.  etc.  1893.  Dec. 

Um  die  von  verschiedenen  Beobachtern  verschieden  angegebe- 
nen Mafse  für  die  Stärke  eines  Inductionsstroms  so  weit  als  möglich 
gleichförmig  zu  machen  und  Werte  zu  erhalten,  die  sich,  was 
Exaktheit  betrifft,  den  durch  das  Galvanometer  für  den  galvanischen 
Strom  erhaltenen  wenigstens  nähern,  empfiehlt  E.,  die  primäre  Spi- 
rale, den  Einsenkern,  den  durch  die  primäre  Rolle  fliefsenden  Strom 
für  die  Apparate  stets  möglichst  gleich  zu  wählen.  Besonderen 
Wert  legt  er  auf  die  Construction  des  Unterbrechers.  Dieser  soll 
durch  eine  besondere  galvanische  Kraft  getrieben  werden  und  dann 
sehr  viel  mehr  Unterbrechungen  des  Stromes  machen,  als  bisher 
üblich  war.  Die  Wirkung  schwacher  faradischer  Ströme  auf  mo- 
torische oder  sensible  Nerven  wächst  langsam  entsprechend  der  An- 
zahl der  Unterbrechungen  bis  zu  2500  oder  3000  in  der  Minute: 
nimmt  dann  die  Zahl  der  Unterbrechungen  noch  zu,  so  sinkt  die 
Gröfse  der  Wirkung. 

Je  bedeutender  die  Stromstärke,  um  so  gröfser  muss  die  Zahl 
der  Unterbrechungen  werden,  um  die  Wirkung  derselben  zu  ver- 
mindern oder  aufzuheben:  so  hört  z.  B.  die  Muskelcontraktion  bei 
5000  Unterbrechungen  auf,  bei  6500  wird  kaum  etwas,  bei  1000 
gar  nichts  mehr  wahrgenommen. 


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394  Wbissma yh,  Süücha  y,  Möbius.  Fuukkikh,  Couplicirle  Fälle  v.  Tabes.  No.  22 


Statt  des  Schlittens,  auf  dem  die  secundäre  Spirale  gleitet,  kann 
man  die  Zahl  der  Unterbrechungen  als  Messer  der  Stromstärke  be- 
nutzen. 

Dei  therapeutische  Wert  schneller  Unterbrechungen  beruht  da- 
rauf, dass  man  starke  Ströme  ohne  Nachteil  för  den  Patienten  ver- 
wenden und  bei  Benutzung  feindrähtiger  Spulen  sehr  erhebliche, 
Nerven  beruhigende  Wirkungen  erzielen  kann. 

Was  die  „Rollen“  betrifft,  so  müssen  deren  Drahtwindungen 
in  Bezug  auf  ihre  Anzahl,  ihren  Widerstand,  sowie  ihre  Dicke 
genau  bestimmt  sein:  weife  man  dies  und  kennt  man  die  Stärke  des 
primären  inducirenden  Stroms,  die  Beschaffenheit  der  beiden  Spi- 
ralen in  dem  eben  erläuterten  Sinne,  die  Stellung  des  Eisenkerns 
und  der  beiden  Rollen  zu  einander,  die  Zahl  der  Unterbrechungen, 
Art  und  Stellung  der  Elektroden  und  Dauer  der  Sitzung,  so  hat 
man  alle  Daten  in  der  Hand,  um  möglichst  präcise  Bestimmungen 
auszuführen. 

Schliefslich  verbreitet  sich  Verf.  über  die  Wirkung  therapeu- 
tisch noch  nicht  hinreichend  genau  geprüfter  Ströme,  die  von 
einem  Draht  eines  hochgespannten  Stromes  (der  andere  Pol  ist 
zur  Erde  abgeleitet)  geliefert  auf  die  Versuchsperson  applicirt  wer- 
den. — Man  vergleiche  hierüber  das  Original.  Verf.  nennt  diesen 
Strom  den  Single- wire- high- tension  current.  Bornhardt. 


1)  V.  Weissniayr,  Ein  Fall  von  männlicher  Osteomalacie,  combi- 
nirt  mit  Tabes  dorsalis.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  51. 

2)  Th.  Souehay,  Ein  Fall  von  Tabes  complicirt  mit  Herzaffection 
und  Herderkrankung  des  Gehirns.  Charite-Annalen  1893,  p.  752. 

3)  P.  J,  Möbius,  Ueber  Tabes  bei  Weibern.  Cbl.  f.  Nervenheilk.  u. 
Psych.  1893,  Sept. 

4)  A.  Fournier,  Gangräne  foudroyante  d’un  membre  införieur  au 
cours  d’une  ataxie  locomotrice.  Le  Mercredi  Medical  1893,  No.  28. 

1)  52jähr.  Mann  hatte  seit  3 Jahren  Schmerzen  in  den  Beinen;  ein 
Arzt  erkannte  schon  früh  die  Tabes,  die  Schmerzen  verschlimmerten 
sich,  Pat.  ging  nur  noch  an  Krücken  und  wurde  dann  bettlägerig. 
Im  Spital  wird  Pupillenstarre,  WasTPHAi/sches  Zeichen  constatirt, 
ausserdem  eine  starke  Schmerzhaftigkeit  aller  Knochen  auf  Druck, 
die  Beckenschaufeln  lassen  sich  in  der  Narcose  einander  nähern; 
an  den  Beinen  starke  Contractur  der  Adductoren.  Gegen  Leukämie 
des  Markes  sprach  der  Blutbefund,  gegen  Osteomyelitis  der  afebrile 
Zustand,  der  Verdacht  lenkte  sich  deshalb  auf  Osteomalacie.  Von 
geradezu  erstaunlicher  Wirkung  ist  die  eingeleitete  Phosphortherapie 
gewesen.  Der  hilflose,  von  Schmerzen  geplagte  Pat.,  verliefe  nach 
3 Monaten  fast  gänzlich  geheilt  das  Krankenhaus  (pro  die  0.001 
bis  0.003). 

2)  Die  53jähr.  Pat.,  welche  mit  einer  rechtsseitigen  Hemiplegie 
frischeren  Datums  in  die  Charit6  kam,  hatte  ein  Vitium  cordis  und 
die  charakteristischen  Erscheinungen  der  Tabes. 


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No  22.  Nkuokbaükr,  Zur  Warnung  b.  Gebrauch  v.  Scbeidenpessarien.  395 

Secundär  trat  Icterus  und  Eiweifs  im  Urin  auf  und  sic  ging 
bald  zu  Grunde.  Die  Diagnose  wurde  auf  Tabes  und  acuten  em- 
bolischen  Herd  in  der  rechten  inneren  Kapsel  gestellt.  Die  Section 
bestätigte  diese  Annahme  vollkommen.  Die  Tabes,  welche  sicher 
schon  mehrere  Jahre  bestanden  hatte,  hatte  im  Gegensatz  zu  dem 
(wahrscheinlich  mit  der  Influenza  acquirirten)  Herzfehler  der  Kranken 
keinerlei  Beschwerden  verursacht. 

3)  M.  giebt  als  Fortsetzung  einer  früheren  Statistik  über  die 
Tabes-Syphilis-Frage  21  weitere  Krankengeschichten,  um  die  Geg- 
ner der  FoüRjfiKa-EaB’schen  Lehre  des  Einwandes  zu  berauben,  dass 
gerade  die  Fälle  von  weiblicher  Tabes  gegen  den  Zusammenhang 
zwischen  Tabes  und  Syphilis  sprächen. 

Unter  den  mitgeteilten  Fällen  waren  3 ledige  Pat. , die  aber 
alle  geschlechtlichen  Verkehr  hatten,  bei  dreien  bestand  tabische 
Paralyse.  M.  constatirt,  dass  unter  diesen  21  Kranken  es  nicht 
gelang,  „einen  Fall  zu  finden,  in  dem  die  Syphilis  unwahrscheinlich 
wäre“.  Auch  die  „tabische  Jungfrau“  mösste  eine  häutigere  Er- 
scheinung sein,  wenn  es  Tabes  ohne  Syphilis  gäbe.  M.  Brasch. 

4)  Ein  57jähriger  Mann  hatte  im  Alter  von  26  Jahren  Lues 

acquirirt  und  2 Jahre  darauf  eine  rechtsseitige  Hemiplegie,  die 
durch  eine  antisyphilitische  Behandlung  schwand.  Im  Jahre  1885 
zeigte  er  lancinirende  Schmerzen  in  den  Beinen,  Fehlen  der  Seh- 
nenreflexe, Anästhesie  an  den  unteren  Extremitäten,  RuMBKHo’sches 
Phänomen,  Ataxie,  Blasenstörung,  Herabsetzung  der  Potenz,  eine 
totale  linksseitige  Oculomotoriuslähmung;  die  letztere  schwand  nach 
einigen  Monaten  infolge  einer  antisyphilitischen  Behandlung  fast 
völlig;  auch  die  anderen  subjectiven  tabischen  Erscheinungen  bes- 
serten sich  ein  wenig.  1892  im  October  trat  ziemlich  plötzlich 
unter  Fiebererscheinungen  eine  schnell  verlaufende  Gangrän  des 
linken  Fufses  ein,  die  an  den  Zehen  mit  Oedem  und  Rötung,  Bla- 
senbildung u.  s.  w.  begann.  Die  Gangrän  schritt  in  wenigen  Tagen 
aufwärts,  führte  zu  gasiger  Zersetzung  uod  Schorfbildung  des  be- 
troffenen Beines  und  endlich  zum  Tode.  Die  inneren  Organe  waren 
der  Untersuchung  nach  gesund.  S.  Kalischer. 


Fr.  Neugebauer,  Zur  Warnung  beim  Gebrauch  von  Scheiden- 
pessarien.  Bericht  Ober  die  Casuistik  einiger  deletären  Neben- 
wirkungen unzweckmäfsiger,  vernachlässigter  und  vergessener 
Scheidenpessarien  auf  Grund  von  242  Fällen  aus  der  Litteratur 
und  Praxis.  Arcta.  f.  Gyn.  43.  Bd.  S.  373. 

Nach  einer  kurzen  Zusammenstellung  der  Ansichten  von  ver- 
schiedenen Autoren,  welche  sich  lobend  für  und  ganz  absprechend 
gegen  die  Anwendung  von  Pessarien  ausgesprochen  haben,  führt 
Nboobbadkr  242  in  der  Litteratur  veröffentlichte  Fälle  an,  in  denen 
die  Pessarien  Unheil  und  Schaden  angerichtet  haben. 


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396 


KCsteb.  — Mandrt. 


No.  22 


In  23  Fällen  kam  es  zu  einer  Perforation  des  Pessars  in  den 
Mastdarm  allein,  mit  gleichzeitigen  Usuren  der  übrigen  Scheiden- 
wände, jedoch  ohne  anderweitige  Perforation  in  die  Nachbarorgane. 
In  20  Fällen  war  es  zur  isolirten  Perforation  in  die  Harnblase  ge- 
kommen. 10  Mal  fand  Perforation  von  Harnblase  und  Mastdarm 
statt.  Einmal  entstand  Harnleiterscheidenfistel,  einmal  Perforation 
der  Harnröhre.  2 Mal  Perforation  der  cavum  Douglasii,  dreimal 
Eindringen  eines  Scheidenpessars  durch  Druckusur  in  das  der  Scheide 
benachbarte  Beckenzellgewebe.  6 Mal  Eindringen  eines  Scheiden- 
pessars in  den  Uterus.  Einmal  Ileus  und  Mieerere.  6 Mal  entstand 
durch  den  Reiz  an  der  Stelle,  wo  das  Pessar  am  meisten  drückte, 
Carcinom  etc.  — Was  das  Alter  der  Trägerinnen  des  Pessars  an- 
betraf, so  schwankte  dasselbe  zwischen  dem  20.  u.  90.  Lebensjahre. 
— Die  Pessarien  hatten  verschieden  lange  Zeit  gelegen , ehe  die 
schädlichen  Einwirkungen  bemerkt  wurden.  Bei  einigen  zeigten 
sie  sich  schon  nach  wenigen  Tagen,  bei  einer  erst  nach  45  Jahren. 

Am  meisten  Unheil  richteten  die  TwANcic’schen  Flftgelpessare 
an.  Am  zweckmäfsigsten  erwiesen  sich  bei  gewissenhafter  Ueber- 
wachung  und  Pflege  die  Hartgummipessare. 

N.  empfiehlt  dringend,  das  Einlegen  der  Pessare  nur  von  ge- 
übter Hand  vornehmen  zu  lassen,  tägliche  Einspritzungen,  Entfer- 
nung der  Ring-,  Kranz-  und  Kugelpessarien  zur  Nachtzeit,  Wechsel 
der  Hebelpeesarien  nach  4 bis  6 Wochen;  Herauslasseo  des  Pessars 
von  Zeit  zu  Zeit,  möglichst  wöchentlich  ein  Sitzbad  und  Sorge  für 
Stuhlentleerung.  — Cohabitation  wäre  am  besten  zu  vermeiden,  dies 
ist  jedoch  in  praxi  nicht  durchführbar.  — Besondere  Fürsorge  be- 
dürfen Frauen  im  Greisenalter,  da  bei  diesen  in  Folge  der  Alters- 
schrumpfung eher  Schwierigkeiten  beim  Herausnehmen  eintreten 
können  und  es  bei  diesen  leichter  zu  unheilvollen  Verwachsungen 
und  Zerstörungen  kommt.  W.  Schülein. 


W.  Küster,  Ueber  chlorwasserstoffsaures  und  bromwasserstoffsaures 
Hämatin.  Ber.  d.  d.  ehern.  Qes.  XXVII.  S.  572. 

Verf.  gelangte  bei  «einen  im  Laboratorium  von  Hcfnkk  ansgeführten  Unter- 
suchungen tu  folgenden  Reeoltaten. 

Ein  amyialcoholhaltiges  salzsaures  Hämin  lässt  eich  auch  aui  Oxyhämoglobin  dei 
Pferde«  durch  Einwirkung  ton  Amylalcobol  und  Salzilure  erhalten.  Die  Analysen 
dieses  Hämin«  lieferten  Werte,  welche  zu  der  Formel  (C3,  Häl  CI  N,  Fe  0,)  xC,  H,,0 
passen,  wobei  x in  bestimmten  Grenzen  schwankt.  Durch  kurze«  Trocknen  im  Luft- 
bad bei  130 — 135°  verlieren  die  Häminkry»tal)e  den  Amylalcohol,  längere«  Trocknen 
ist  mit  merklicher  Oxydation  verbunden.  Im  Wasserstoff  oder  Stickitoffstrom  bei  145* 
wird  der  Amylalcobol  nicht  völlig  abgespalten. 

Durch  Zufügen  von  Brorowasserstoffsäure  zu  Oxyhämoglobin  de«  Pferde«,  welche« 
mit  Alcohol  abiolutus  erhitzt  wird,  erhält  man  bromwasserstoffeaures  Hämatin  von  der 
Formel  C31  HS1  BrN,  FeO„C, HsOB.  E.  s*ikow«ki. 


Mandry,  Ueber  den  diagnostischen  Wert  der  Urobilinurie  für  die 
Gynäkologie.  Arch.  f.  Gynäk.  Bd.  45,  S.  446. 

Auf  Grund  zahlreicher  Harnuntertuchungen  kommt  Verf.  zu  dem  Ergebniu,  da»« 


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"N  o.  22. 


Goluboff.  — v.  der  Willigen.  — Klrmm. 


397 


gesund«  Wöchnerinnen  überhaupt  nicht,  solche  mit  Dammrissen,  atonischen  Blutungen, 
Ausräumung  des  Uterus  nur  ausnahmsweise  und  schnell  vorübergehende  Urobilinaus- 
■cbeidung  haben,  ferner  dass  bei  am  Damm,  der  Scheide,  der  Gebärmutter  und  den 
Eierstöcken  Operirten  io  der  Regel  keine  Urobilinurie  auftritt,  dass  dagegen  nach 
schweren  Laparotomien  gewöhnlich  gröfsere  Mengen  Urobilin  im  Harn  nachweisbar 
sind,  dass  das  Fehlen  der  Urobilinurie  in  der  2.  Woche  durchaus  nicht  gegen  das 
Vorhandensein  periuteriner  Blutergüsse  spricht,  dass  daher  die  Urobilinurie  nur  mit 
grofser  Vorsicht  diagnostisch  rerwerthbar  ist.  Das  konstante  Vorkommen  ron  Urobili- 
nurie bei  Blutergüssen  sei  noch  nicht  sicher,  andererseits  weisen  fieberhafte  Erkran- 
kungen sowie  manche  fieberhafte  Zustande  mit  Stoffwechsel  Störungen  gesteigerte  Uro- 
bilinurie  auf  j.  Munk. 


N.  Goluboff,  Ueber  Lebercirrhose.  Zeitechr.  f.  klin.  Med.  XXIV.  p.  353 
bis  373. 

An  der  Hand  eines  von  ihm  klinisch  beobachteten  und  post  mortem  genau  unter- 
suchten Falles  von  biliarer  Lebercirrhose  bespricht  Verf.  Natur  ond  Entstehung  dieser 
Krankheit.  Dieselbe  geht  aus  von  einer  chronischen  diffusen  katarrhalischen  Angiocholitis 
in  den  feineren  GallengSogen . zu  der  eine  diffuse  Periangiocbolitis  ond  endlich  eine 
diffuse  interstitielle  chronische  Hepatitis  hinzutritt.  Im  Gegensatz  znr  venösen  Cirrhose 
blieben  die  Pfortader&ste  in  der  Leber  lang«  Zeit  unkomprimirt,  so  dass  Diarrhoe, 
Ascites,  Dilatation  der  Ranchhautvenen  ansblieben  Dagegen  gehen  die  Kranken  oft 
an  CholSmie  zu  Grunde;  in  den  letzten  Stadien  kann  es  auch  zu  Störungen  im  Pfort- 
adersystem kommen.  Eine  Peribepatitis  kann  vollständig  fehlen,  ohne  dass  deswegen 
Exacerbationen  der  Krankheit  ausblieben;  auch  kommt  es  durchaus  nicht  immer  zu 
einer  reichlichen  Neubildung  von  Gallenkapillaren. 

Die  biliire  Lebercirrhose  wird  vermutlich  durch  Gallensteinbildung  und  den  damit 
zusammenhängenden  Katarrh  der  gröfseren  Gallengänge  begünstigt.  Auf  Grund  dieses 
Katarrhs  gelingt  es  dem  Krankheitserreger  (Bakterien?),  in  die  feineren  GallengSnge 
so  gelangen  und  mittelst  einer  Periangiocholitis  die  Lebercirrhose  hervorzurufen. 

Das  fast  specifische  Mittel  für  die  biliire  Lebercirrhose  ist  das  Calomel,  das  bei 
hinreichend  früher  Anwendung  die  Prognose  wesentlich  bessert.  M.  Bathmann. 


Van  der  Willigen,  Ichthyol  bij  fisaura  ani.  Weekbl.  van  het  Nederl. 
Tijdschr.  voor  Geneesk.  1893,  I.  No.  17. 

Bei  Afterfissuren  bat  Verf.  mit  sehr  gutem  Erfolge  du  reine  Ichthyol  aogewendet. 
Dasselbe  wird  Morgens  und  Abends  mit  Pinsel  iu  den  After  eingebracht  und  gut  ver- 
teilt. Nur  nach  den  ersten  Maleo  der  Anwendung  entsteht  etwas  Schmerz.  Flüssige 
Dilt  und  Sorge  für  leichten  Stuhlgang.  Verf.  rlth  das  Mittel  auch  bei  Vagioalfis- 
suren  zu  versuchen.  Bei  den  Hämorrhoiden  hat  es  schmerzstillende  Wirkung  und 
würde  sich  auch  wohl  zur  Behandlung  von  Rissen  an  Lippen,  Ohren  und  Hlnden  (s. 
B.  im  Winter)  eignen.  Georg«  Meyer. 


P.  Klemm,  Indicationen  zur  Operation  der  Perityphlitis.  St.  Petersb. 
med.  Wochenschr.  1 893,  No,  46. 

Die  Indicationen  zur  Operation  der  Perityphlitis  sind  nach  Klimm  folgende: 

1)  Recidivirende  catarrbaliscb  ulcerSse  Perityphlitis  im  freien  Intervall,  womöglich 
nach  dem  1.  Recidiv.  Hier  ist  womöglich  die  Resection  des  Proc  vermiformis  zu 
machen;  2)  Perforirende  abscedirende  Perityphlitis,  sobald  als  die  Diagnose  des  Ab- 
scesses  fest  steht;  3)  Diffuse  perforative  Peritonitis  mit  Erguss  in  die  freie  Bauchhöhle. 

Nicht  zu  operiren  ist  in  Fallen  typischer  perityphlitischer  Attaquen,  wie  sie  der 
ulcerös  catarrbalitcben  Form  eigen  sind  und  als  Paradigma  dieser  Erkrankung  dienen 
könne.  p.  05t«rbock. 


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398 


Truhart.  — Dobirk  u.  Brüri..  — Wibi.b. 


No.  22 


H.  Truhart,  Zur  operativen  Behandlung  des  Trachoms.  St.  Peters- 
burger med.  Wochenscbr.  1894,  No.  13. 

Nach  Cocaimsirung  des  Auges  fahrt  T.  scharf  geschliffene  Cüretten,  welche  nach 
dem  Muster  der  RacLanma'schen  Curette  für  den  Uterus  in  verschiedener  Grflfse  an- 
gefertigt sind,  mit  schwächerem  oder  stärkerem  Druck  über  die  Conjunetira.  Alsdann 
wird  dieselbe  mit  einem  in  eine  Sublimatlösung  (1:2000)  getauchten  Wattebausch 
sorgfältig  abgerieben.  Hierdurch  werden  nicht  nnr  die  mehr  hervorragenden  Follikel 
Tollständig  wegrasirt,  sondern  auch  die  Hüllmembranen  der  tieferliegenden  eröffnet 
und  unter  dem  Druck  der  Inhalt  der  selbst  tiefliegenden  Trachomkörner,  sowie  auch 
die  übrigen  im  Conjunctivalgewebe  befindlichen  fettig  degenerirten  nnd  nekrotisch  zer- 
fallenen Gewehselemente  ausgedrückt.  Um  ganz  sicher  zu  geben,  walzt  T.  alsdann 
noch  mit  der  Kesrr'schen  Rollpincette  die  Carunkel,  dis  Conjunetira  des  unteren  and 
oberen  Lides  aus.  Darauf  wird  die  ganze  Fläche  mit  einer  Snblimatlösung  gekühlt 
und  mit  5 pCt.  Lapislösung  gebeizt.  Die  Dauer  der  Kur  beträgt  je  nach  der  Inten- 
sität des  Processes  8 Tage  bis  3 Wochen.  Recidire  kommen  nur  selten  ror.  Das 
Verfahren  eignet  sich  für  die  leichtesten,  wie  für  die  schwersten  Fälle.  Hontmaim. 


Dubief  et  Brübl,  Contribution  a l’ctude  anatomo- pathologique  et 
baclöriologique  du  Typhus  exanthematique.  Archives  de  medecine 
exper.  1894,  VI.  S.  224.  ’ 

Die  Verff.  kommen  durch  klinische  und  pathologisch-anatomische  Beobachtungen 
zu  dem  Schluss,  dass  der  Sitz  des  Krankheitsgiftes  beim  exantbematischen  Typhus  der 
Rachen  und  die  Respirationswege  seien,  dass  hier  Tosine  producirt  werden,  durch 
deren  Resorption  die  Hauptkrankheitssymptome  der  Vergiftung  entstünden.  Aus  der 
entzündeten  Pharynxschleimbaut  und  den  bepatisirten  Lungenteilen  gelang  es  den 
Verf.  auch  leicht  mit  den  gewöhnlichen  Methoden  einen  Diplococcus  zu  isoliren , den 
sie  als  specifisch  für  den  Typbus  ezanthematicus  betrachten.  Derselbe  findet  sich  nicht 
im  kreisenden  Btut,  dagegen  in  den  Exantbemflecken  und  in  etwa  Torkommenden 
Iufarcten.  Er  färbt  sich  mit  den  gewöhnlichen  Anilinfarben,  verflüssigt  die  Gelatine 
langsam,  sein  Temperaturoptimum  ist  die  Körpertemperatur.  Auf  Agar  bildet  er 
goldgelbe  Kolonien,  ähnlich  denen  des  Aureus. 

Für  Kaninchen  und  Meerschweinchen  ist  er  pathogen:  sie  gehen  septicämiach  xu 
Grunde;  Eiterung  erzeugt  er  oiemals.  Scheurten. 


Wible,  Report  of  the  treatment  of  forty-eight  consecutive  caaes  of 
typhoid  fever  by  the  adminietration  of  thymic  acid.  Intern,  med. 
magaz.  1893,  No.  8. 

W.  berichtet  über  48  mehr  oder  minder  schwere,  aber  nicht  abortive  Fälle  von 
Abdomioaltyphus,  bei  denen  er  Thymol  mit  gutem  Erfolge  anwandte;  die  Dosis  be- 
trug 0.3  dreistündlich  bis  zum  Eintritt  der  Reconvalescenz , die  Darreichung  geschah 
meist  in  Pillenform.  Die  Patienten  waren  durchweg  Männer,  im  Alter  von  19  — 55 
Jahren:  als  Complicationen  sind  erwähnt:  drei  Mal  Darmblutungen,  2 Mal  Parotitis, 
3 Mal  Otitis  suppurativa,  ein  Mal  Phlebitis  und  ein  Mal  Periostitis;  in  drei  Fällen 
traten  Recidire  auf.  Von  diesen  48  Fällen  verliefen  drei  letal,  wovon  ein  Fall,  als 
moribund  eingeliefert,  nicht  mitzurechnen  wäre  ; die  Mortalität  beträgt  dann  nur  4 
Procent,  ist  also  ungemein  niedrig.  Die  übrige  Behandlung  war  die  bei  Abdominal- 
typhut allgemein  übliche.  W.  teilt  im  Anschluss  daran  eine  Reihe  von  Verhaltungt- 
mafsregeln  mit,  die  er  jedem  Typhuskrankeowärter  einhändigt;  der  darin  zum  Aus- 
druck kommende  Schematismus  (z.  B : Jeder  Kranke,  der  innerhalb  2 t Stunden  mehr 
ata  3 bis  4 Stuhlgänge  bat,  erhält  0 6 Bismut.  salicyl.)  erscheint  jedoch  Ref.  wenig 
empfehlenswert.  K.  Krönt)»!. 


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No.  22.  Rombrro,  Hksbk.  — Vanlair.  — Marandon  de  Monttrl.  399 


1)  E Homberg,  Bemerkungen  über  die  Beitrüge  zur  pathologischen 
Anatomie  des  Diptherieherzens  von  Dr.  med.  B.  Hbbsk.  Jahrb. 
f.  Kinderheilk.  XXXVI.  S.  388. 

2)  B.  Hesse,  Entgegnung  auf  die  Bemerkungen  u.  s.  w.  Ebenda, 
S.  397. 

1)  R lässt  tod  den  '29  Fällen,  valcbe  Hass«  seiner  Arbeit  in  Grande  gelegt  hat 
(».  Cbl.  1893,  S.  648)  nur  die  5 als  beweiskräftig  gelten , welche  nach  der  Methode 
tod  Kasai  systematisch  untersucht  eind , während  er  die  anderen  24  für  nicht  hin- 
reichend beobachtet  erklärt.  Von  dieseD  & Fällen  stammen  4 tod  Rindern,  die  in 
späteren  Stadien  der  Diphtherie  verstorben  waren,  nnd  bei  3 derselben  fand  Hrese 
interstitielle  Myocarditis.  R.  kommt  daher  an  dem  Schlusi,  dass  die  Untersuchungen 
Htsss's  seine  (R.’s)  Ansicht  bestätigen,  dass  dem  Hentod  in  den  späteren  Stadien 
der  Diphtherie  interstitielle  Erkrankungen  zu  Grunde  liegen;  es  ist  daher  nach  R.’s 
Meinung  unberechtigt,  die  Herzschwäche  als  eine  rein  fnnctionelle  Schädigung  des 
Herzens  durch  das  Dipbtherietozin  aufzufassen. 

2)  H.  entgegnet,  dass  die  interstitiellen  Erkrankungen  in  seinen  eigenen  wie  in 

Roxbibo's  Fällen  meist  zu  geringfügige  waren,  um  den  Herztod  zu  erklären.  Er 
führt  ferner  gegen  R.  folgenden  neuen  Tiersersueh  au.  Ein  Kaninchen  wurde  mit 
Diphtherie  vergiftet.  Es  ging  am  dritten  Tage  zu  Grunde  unter  Erscheinungen,  welche 
auf  eine  schwere  Functionsstärung  des  Herzens  schliefsen  liefsen.  Das  Herz  wurde 
nach  der  Methode  tod  Kami,  systematisch  untersucht,  doch  fanden  sich  keine  wesent- 
lichen Veränderungen,  welche  die  intra  vitam  beobachteten  Storungen  hätten  erklären 
lassen.  stadthegen. 


C.  Yanlair,  La  M^soneurite  noduleuse.  Archives  de  Neurologie  1894, 
No.  84,  Fdvoir. 

Unter  knotenförmiger  Mesoneuritis  zerstobt  V.  die  ron  Raa  alt,  Korr,  Lakohans, 
Fr.  Schultz s,  TasziBiassr  und  anderen  beschriebenen  circumscripten  Bindegewebsbyper- 
platien  (hyaline  KnGtcben  nach  Rbhaut)  in  den  peripherischen  Nerven  des  Menschen. 
Nach  ausführlichen  Auseinandersetzungen  kommt  er  zu  dem  Resultate,  2 Typen  dieser 
accidentellen  Gebilde  zu  unterscheiden:  I.  Die  knotige,  spindelförmige  Art.  2.  Die 
lamellGse  Form.  Die  erstere  Form  beruht  auf  einer  entzündlicher  Neubildung  nnd 
Hypertrophie  des  Bindegewebes  um  einen  Kern,  der  verschieden  sein  kann  (amorphe 
Substanz,  endotheliale  Zellen,  etc).  Der  zweite  Typus  wird  mehr  durch  eine  byper- 
plastische  Perineuritis  vertreten.  Ausser  diesen  beiden  Anden  sich  noch  Mischformen. 
Aetiologiscb  ist  über  diese  Körper  noch  nichts  bekannt;  wiederholt  fand  man  sie  bei 
dem  strumipriveo  Zustand.  Die  klinischen  und  symptomatologischen  Erscheinungen, 
wenn  solche  überhaupt  ezistiren,  sind  unbekannt.  s.  Kallschsr. 


E.  DIarandon  de  Montyel,  De  l’action  physiologique  de  la  thym- 
ac4tine.  Bull,  de  Thörapeutique  etc.  1893,  No.  122. 

Die  Versuche  des  Verf.  lehren,  dass  das  Tbymacetin  keinen  Einfluss  ausübt  auf 
die  Sensibilität,  den  Schlaf,  die  Psyche,  die  Vasomotoren,  die  Geschlechtsorgane,  die 
Secretion;  zuweilen  verursachte  es  eine  vorübergehende  Erweiterung  der  Pupillen,  und 
vorübergehendes  Ohrensaufsen  mit  Schwindel  unmittelbar  nach  seiner  Anwendung;  zu- 
weilen verursacht  es  (in  '/,  der  Fälle)  einen  leichten  Kopfschmers  an  demselben  oder 
am  folgenden  Tage  Ea  vermehrt  für  ca.  2 Stunden  die  Muskelkraft  und  erhöht 
vorübergehend  die  Temperatnr;  ebenso  vermehrt  es  ca.  2 Stunden  lang  die  Zahl  der 
Inspirationen,  ferner  die  Puissahl  und  den  arteriellen  Drnck.  In  ’ t der  Fälle  be- 
wirkt« es  an  demselben  oder  dem  folgenden  Tage  eine  Ermattung.  Io  alleD  Fällen 
trat  entweder  ein  erhöhter  Harndrang,  Dysnrie,  brennender  Schmerz  oder  ein  Spasmus 
®it  momentaner  Retention  ein;  ebenso  tritt  meist  ein  bitterer  Geschmack  während  des 
Tages  auf  und  ein  Hittegcfühl  und  Brennen  im  Oesophagus  und  im  F.pigastrium,  das 


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400 


Bebo.  — Matschkb.  — Fklsekreich, 


Motbt. 


No.  22 


»ich  mitunter  mit  heftigem  Durtt,  Nausea,  Anorexie,  Erbrechen  verband;  die  Organe 
(ausser  dem  Magen)  gewöhnen  sich  schnell  an  das  Mittel.  Die  genannten  Symptome 
nehmen  mit  der  Gröfse  der  Dosis  tu.  Die  Paralytiker  zeigten  sich  für  das  Mittel 
weniger  empfindlich  als  die  anderen  Geisteskranken.  Die  sedative  oder  hypooUsehe 
Wirkung  blieb  meist  aus.  8.  Keuscher. 


ti.  Berg;,  Ueber  einen  durch  Excision  geheilten  Fall  von  Ulcus 
molle  serpiginosum.  Deutsche  med.  Wccbenschr.  1893,  No.  48. 

Das  Ulcus  safs  auf  dem  Dorsum  penis  und  liefe  sich  in  seinem  Weiterschreiten 
auch  durch  ausgiebige  Abtragung  der  untermioirten  Rinder,  Ausschabung  und  An- 
wendung des  Paquelin  nicht  aufbalten.  Die  Excision  geschah  weit  im  Gesunden,  die 
Wundrinder  wurden  durch  die  Naht  vereinigt  u.  trotx  des  grofsen,  etwa  5 cm  breiten 
und  Gern  laugen  Hautdefectes  erfolgte  prompte  Heilung  ohne  Recidiv.  H.  Malier. 


Mafschke,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Jodoformdermatitis. 

Therap.  Monatsh.  1893,  Oct. 

Verf.  bekam  selbst  nach  jedesmaliger,  selbst  nur  gans  kurz  dauernder  Berührung 
auch  der  unverletzten  Haut  mit  Jodoform  eine  mehr  oder  weniger  ausgebreitete  Der- 
matitis, welche  den  gebräuchlichen  antieczematSsen  Mitteln  hartnäckig  su  widerstehen 
pflegte,  sieb  dagegen  unter  Umschlägen,  Einwickelungen  und  Pinselungen  mit  l&proc. 
wässriger  Thiollösung  rasch  besserte.  H.  unilar 


Felsenreich,  Beckenneigung  u.  Genitalprolaps.  Wiener  nied.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  17. 

Ursecbeo  der  stärkeren  Beckenneigung  beim  Weibe  sind:  grüfsere  Spreizung  der 
Beinecbsen  — bedingt  durch  gröftereo  Abstand  der  Gelenkspfanne  — , der  Ungern  n. 
mehrfach  wagerechte  Hals,  das  in  Spanien  übliche  Tragen  hoher  Stöckelschuhe,  die 
Aequilibrirung  grofser  Mamml. 

Die  Verschiedenheit  der  Beckenneigung  ist  ein  ethnologisches  Merkmal:  z.  B. 
haben  Spanierinnen  und  Polinnen  stärkere  Neigung. 

Die  Beckenneigung  hingt  mit  Entwickelung  des  Knochensyslems  zusammen. 
Hlngebanch  ist  secundlre  Folgeerscheinung  der  Schwangerschaft  bei  stlrkerer  Neigang; 
auch  gibt  die  letztere  gröfsere  Disposition  zu  Senkung  und  Vorfall. 

Bei  allen  Frauen  mit  derartigen  Beschwerden  ergab  Messung  der  Beckenneigung 
(nach  Rürin)  nur  Wiokel  von  24 — 45*.  A.  Merlin. 


Motet,  IntoxicatioD  par  l’oxyde  de  carbone,  auto-observation.  Annal. 
de  hygiune  1894,  S.  258,  März. 

Nach  3 Minuten  langem  Fahren  io  einer  geheizten  Droschke  empfand  Motzt 
plötzlich  heftiges  Schlagen  im  Kopf,  schweres  Schwindelgefübl , Uebelbeit,  Parese  der 
unteren  Glieder.  Bei  jeder  Bewegung  steigerte  sich  der  Schwindel,  beim  Versuche 
der  Nahrungsaufnahme  trat  Erbrechen  ein.  Er  sah  totenbleich  ans,  es  bestand  2 Ta.-e 
lang  Polyurie,  schlechter  Schlaf,  Täuschungen  des  Gesichtssinnes,  sobald  die  Augen 
geöffnet  waren.  Der  Schwindel  dauerte  etwa  8 Tage  an,  die  Flhigkeit  zum  Gebrauch 
der  unteren  Glieder  stellte  sich  noch  viel  langsamer  ein;  noch  nach  6 Wochen  be- 
standen zeitweise  Störungen.  Fr.  stnuaaann. 


Kincendnnren  für  das  Ceotralbtatt  werden  an  die  Adreeie  des  Hm.  Prof.  Dr.  M.  Be  rnb  erdt  (Berlin  W. 
Frattaöaiache  Strafe«  ZI)  oder  an  dla  Veriagttiandians  (Barlia  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verleg  von  Aufuct  Hireebweld  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ta  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 

1 — 2 BoRen;  an  Schl  um* 

4M  Jahrgangs  Titel,  Na- 
neu-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de«  Jahrganges 
90  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  ».  *««nl.  No.  23. 


Inhalt  iSchmhunn,  Einfluss  von  Chloriden  auf  den  Stiflstofluiniatz.  — llj  um, 
Physiologischer  Abbau  des  Traubenzuckers  — Bassi,  Blutbefund  bei  schwerer  Anämie. 

— Batz,  Matignon,  Paul,  lieber  Gastroenterostomie  — Muos,  Fall  toii  Hiru* 
tumor.  — Qtssi,  Gasförmige  Stoffwecbselprodncte  der  Bacterien.  — Sonora*, 
Zur  Kenntniss  des  Vaccineprocesses  — Rohin,  Ueber  Albuminurie.  — d'ABsONvAL, 
Nene  Methode  der  Electrisation.  — Stkrnbbru,  Ueber  Lähmung  und  Krampf.  — 
Kollmann,  Zur  Therapie  der  Gonorrhoe 

W intbbstein,  Zur  Kenntniss  der  Trehalose  — Hofmeister,  Ueber  Fer 
mente  in  den  Nahrungsmitteln.  — Kantrh,  Zur  Kenntniss  des  malignen  Lymphoms. 

— Ball,  Fälle  ron  Trepanation.  — IS  ra  mann,  Anwendung  gestielter  Lappen.  — 
Salzmann,  Zar  Anatomie  der  angeborenen  Sichel  — Seines,  Ueber  Laryngitis 
fibrinoia.  — Lunowitz,  Cebergang  der  Tuberculose  auf  den  Fötus.  — Dmochowbki 
und  Zanowski,  Eitrige  Entzündung  der  Gallenglnge.  — Rodin,  Fall  »on  Myxom 
des  Herzens.  — Pick,  Auslösung  psychopathischer  Erscheinungen  von  der  Nase  aus 
Sennin,  Ueber  latente  Hirnherde  — KOhnkb,  Ueber  Cblorzinkstifte.  — Jones, 
Mikroskopische  Untersuchung  bei  Beckenperitooitis.  — Jalaouikh  u Mauclaibs, 
Schicksal  tod  Fremdkörpern  in  der  Bauchhöhle.  — Lanobbiians,  Veränderung!» 
io  den  Luftwegen  bei  Carbolsäurerergiftaog. 


K.  Schaumann,  Ueber  den  Einfluss  des  Chlorkaliums,  Chlorna- 
triums  und  Chlorrubidiums  auf  die  Stickstoflfausscheidung  beim 
Menschen.  Diss.,  Halle  1893. 

Die  Arbeit  ist  unter  Leitung  von  v.  Merino  ausgeführt,  Ver- 
suchsperson war  der  Verf.  Die  Nahrung  war  an  allen  Tagen  die- 
selbe; ihr  Stickstoffgehalt  nach  Köniu  berechnet  = 18.71  p.  d , die 
erwihnten  Salze  wurden  in  Dosen  von  8 g p.  d.  genommen.  Das 
Chlornatrium  erwies  sich  ohne  jeden  Einfluss,  auch  die  Diurese 
vermehrte  sich  nicht,  entgegen  den  Angaben  von  Voir.  Das  Chlor- 
kalium  steigerte  die  bestehende  mittlere  Ausscheidung  von  13.46  g 
N durch  den  Harn  auf  14.21  g am  betreffenden  und  14.73  am 
nichstfolgenden  Tage;  in  einer  zweiten  Versuchsreihe  von  im  Durch- 

XXXII.  Jahrgang.  26 


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402  Harlby,  Physiologischer  Abbau  des  Traubeuzuckers.  No.  23 

schnitt  15.45  g auf  16.10  bezw.  16.17  g.  — Unter  dem  Gebrauch 
von  Chlorrubidium  sank  die  N- Ausscheidung  von  15.64  auf  13.48 
resp.  13.85  g bei  einer  zweiten  Anwendung  von  15  28  auf  13.24 
resp.  13.71  g.  (Wenn  Verf.  von  dem  bei  gleichmäfsiger  Ernährung 
erreichten  N -G  1 ei chg e wich t spricht,  so  wird  man  ihm  darin  nicht 
beipflichten  können.  Von  dem  eingeföhrten  Stickstoff  = 18  71  g 
erschienen  im  Durchschnitt  nur  13.62  g im  Harn,  es  fehlten  5.09  g. 
Will  man  anr.ehraen,  dass  N- Gleichgewicht  bestand,  so  würden 
5.09  g = 27  pCt.  N unbenützt  durch  den  Darm  ausgeschie- 
den sein,  eine  Annahme,  die  doch  nicht  zulässig  ist,  da  bei  Verf. 
keine  Verdauungsstörungen  bestanden.  Wie  die  constante  Ausschei- 
dung von  13.56  bezw.  13.74  g 10  Tage  lang  bei  18.71g  Einfuhr 
zu  Stande  gekommen,  ist  schwer  zu  verstehen.  Eher  kann  in  der 
zweiten  Versuchsreihe  N - Gleichgewicht  bestanden  haben , obwohl 
dann  immerhin  fast  17  pCt.  des  N der  Nahrung  nicht  ausgenützt 
worden  wäre).  E.  Salkowski. 


V.  Hariey,  Ueber  den  physiologischen  Abbau  des  Traubenzuckers 
du  Bois-Kktmdnu's  Arcb.  1893,  Suppl.  S.  46. 

Nüchternen  Hunden  wurden  die  Ureteren  unterbunden,  dann 
in  die  Jugularvene  Traubenzucker  zu  10  g pro  Körperkilo,  in 
50proc.  Lösung  innerhalb  1 Stunde  eingespritzt;  zwischen  2 und 
25  Stunden  danach  wurden  die  Hunde  getötet,  Blut,  Nierensaft, 
event  Harn,  wenn  vor  dem  Tode  die  Ureterenschlinge  wieder  ge- 
löst worden  waren,  ferner  Leber  und  Muskeln  auf  Zucker  und 
dessen  Zersetzungsprodukte  (Glycogen,  Alcohol,  Aceton  und  Acet- 
essigsäure,  Milchsäure  u.  A.)  analysirt.  Beträgt  die  eingeführte 
Zuckermenge  10  — 12  g pro  Körperkilo,  so  treten  klonische  Krämpfe 
und  Trübungen  des  Sensoriums,  zuweilen  Sopor,  Coma  und  Tod 
ein.  Diese  Symptome  sind  nicht  auf  den  Zucker  selbst  zurückzu- 
führen, dessen  Menge  im  Blut  schon  nach  einer  Stunde  höchstens 
0.48  pCt.  beträgt  und  nach  4—6  Stunden  sich  zumeist  dem  vor  der 
Einspritzung  beobachteten  Werte  nähert,  sondern  auf  die  Zer- 
setzungsprodukte, von  denen,  ausser  Milchsäure,  Aetylalcohol, 
Aceton  und  ein  nach  dem  Ansäuern  mit  Schwefelsäure  Aceton  lie- 
fernder Körper,  wahrscheinlich  Acetessigsäure,  nachgewiesen  werden 
konnten.  In  dem  Maase  als  der  Zuckergehalt  im  Blute  herunter- 
geht, steigt  der  Milchsäuregehalt,  so  dass  das  maximum  0.13  gegen 
0.02 — 0.05  pCt.  der  Norm  beträgt.  Da  diesen  Zersetzungsprodukten 
der  Ausweg  durch  did  Nieren  versperrt  ist.  häufen  sie  sich  in  den 
GewebeD  und  im  Blute  an;  auch  in  den  Organen  und  Organeäften 
konnte  bald  das  eine,  bald  das  andere  Zersetzungsprodukt  naebge- 
wieeen  werden.  Am  meisten  Milchsäure  (bis  zu  0.34  pCt.)  fand 
sich  in  der  Leber,  etwa  halb  so  viel  in  den  Muskeln  (0.17  pCt.), 
im  Blut  war  0.14  pCt.,  sodass  man  die  Bildung  der  Milchsäure  unter 
diesen  Verhältnissen  vorzugsweise  in  die  Leber,  demnächst  in  die 


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No.  23. 


Bassi,  Blutbefund  bei  schwerer  Anämie. 


403 


Muskeln  zu  verlegen  hat.  Es  entstehen  somit  nach  Einfuhr  grofser 
Zuckermengen  in’s  Blut  gesunder  Tiere  dieselben  Zersetzungspro- 
dukte, wie  sie  auch  bei  Diabetikern  nachgewiesen  sind.  Die  hier 
ermittelten  Zersetzungsprodukte  sind  wohl  nicht  die  einzigen  inter- 
mediären Glieder  zwischen  Zucker  und  dessen  gasförmigen  End- 
produkten, C02  u.  HjO,  nur  dass  bei  der  Geschwindigkeit  ihrer 
Weiterumwandlung  es  schwer  ist,  ihrer  habhaft  zu  werden.  Wur- 
den vor  der  Tödtung  der  Hunde  die  Ureteren  wieder  eröffnet  und 
kam  es  zu  einer  Harnabsonderung,  so  fanden  sich  darin  Milchsäure, 
Aceton,  Acetessigsfture.  Crotonsäure  und  Ameisensäure^  fanden  sich 
weder  im  Blute  noch  in  den  Organen  und  Säften,  auch  war  das 
Ammoniak  im  Blute  nach  der  Zuckereinführung  nicht  höher  als 
zuvor.  Die  Leber  enthielt  niemals  so  hohe  Werte  für  Glycogen, 
dass  mit  Bestimmtheit  eine  Zunahme  des  Glycogens  aus  dem  ein- 
gespritzten Zucker  erschlossen  werden  konnte.  Dagegen  ist  der 
hohe  Gehalt  der  Leber  an  Zucker  bemerkenswert;  6—7  Stunden 
nach  der  Einspritzung  enthielt  die  Leber  0.9  resp.  1.7  pCt.  Zucker, 
während  im  Blut  nur  noch  0.03  resp.  0.06  pCt.  Zucker  sich  fanden. 

J.  Munk. 


G.  Bassi,  Di  due  reperte  istologici  del  sangue  nell’anemia  grave. 

Gazetta  degli  ospitali  1893. 

In  dem  Blute  einer  an  schwerer  essentieller  Anämie  leidenden 
37jährigen  Frau  fanden  sich  an  den  beweglichen  Poikilocyten  feine 
Stäbchen-  und  kreisförmige  Fortsätze.  Verf.  hält  dieselben  för  iden- 
tisch mit  den  von  Pbblbs  beschriebenen  Anämie  - Körperchen  und 
betrachtet  sie  nach  Form  und  Farbe  lediglich  als  Fortsätze  der 
roten  Blutkörperchen.  Sie  haben  nichts  mit  Parasiten  zu  thun  und 
sind  auch  nicht  för  die  perniciöse  Anämie  charakteristisch,  da  sie 
sich  auch  bei  der  sekundären  Anämie  nach  Krebs,  Tuberkulose 
etc.  finden.  Trifft  dies  alles  nun  auch  für  diese  vom  Verf.  be- 
schriebenen Gebilde  zu,  so  ist  doch  die  Identität  der  letzteren  mit 
den  PtiRLBs’schen  Körperchen  anzuzweifeln,  da  die  letzteren  frei 
und  unabhängig  von  den  roten  Blutkörperchen  sich  bewegen  sollen 
und  in  den  mit  den  bisher  bekannten  Methoden  angefertigten  Trocken- 
präparaten keine  Färbung  annehmen. 

Die  zweite  interessante  Beobachtung  des  Verf.  beruht  auf  einer 
starken  Dehiscenz  der  roten  Blutkörperchen  im  anämischen  Blute. 
Ein  verhältnissmäfsig  schwacher  Druck  zwischen  2 Glasplatten  ge- 
nügt  bereits,  um  aus  denselben  eine  Masse  herauszudrücken,  die  bei 
der  Eosin-Methylenblau-Färbung  sich  schwach  rot  färbt,  und  dem 
Reet  des  roten  Blutkörperchens  wie  eine  Kappe  aufsitzt.  Die 
Massen  können  schlietslich  nur  noch  durch  einen  schmalen  Stiel 
m't  dem  Blutkörperchen  Zusammenhängen  oder  ganz  frei  werden, 
alsdann  nur  durch  die  Färbung  von  den  Blutplättchen  unterscheid- 
et. Dieser,  vom  Verf.  mit  vollem  Recht  als  Kunstprodukt  ange- 

26* 


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404  B atz,  Matihnon,  Paui.,  Ueber Gastroenterostomie.  — Moos,  Fall  ron  No.  23 


sehener  Befund  ist  deslisilb  von  hohem  Interesse,  weil  er  zeigt,  mit 
welcher  Vorsicht  die  Blutpräparate  zu  beurteilen  sind,  und  wie 
vieles,  was  als  charakterische  Veränderung  des  Bluts  bei  Anämie 
uml  Leukämie  beschrieben  wird,  lediglich  eine  Folge  der  mangel- 
haften Technik  ist.  M.  Hothmann. 


1)  R.  Ratz,  Zur  Gastroenterostomie  vermittelst  Kohlrübenplatten. 
St.  Petersb.  med.  Wocbenscbr.  1893,  No.  20. 

2)  J.  J,  Matignon,  Le  traitement  chirurgical  palliatif  du  cancer 
du  pylore  et  la  gastro-enterostomie.  Bull.  gön.  de  Therap.  1893,  Aoüt. 

3)  F.  T.  Paul,  Gastro-enterostomy:  being  a modification  ofSKNN’s 
method.  Lancet  1 893,  p.  129. 

1)  Zwei  sehr  ausführlich  mitgeteilte  Fälle  zu  Gunsten  der  in 
dieser  Zeitschrift  eingehend  referirten  BABAcz’schen  Methode.  Gastro- 
enterostomien scheinen  in  Russland  ziemlich  selten  verrichtet  zu 

werden.  Sklrnkow  vermochte  nur  vier  derartige  Operationen  rus- 
sischer Aerzte  aufzuführen;  sein  eigner,  der  fünfte,  war  der  erste 
glückliche  derartige  Fall  in  Russland.  Die  beiden  Fälle  Verf.’s 
sind  quoad  operationem  als  gelungen  zu  bezeichnen,  wenn  auch 
der  zweite  fünf  Tage  nachher  an  Erschöpfung  starb. 

2)  Der  Hauptwert  der  vorliegenden  längeren  Arbeit  besteht  in 
der  tabellarischen  Wiedergabe  von  188  Fällen  von  Gastroenteros- 
tomie, welche  indessen  statistisch  nicht  ausgenützt  werden.  Verf. 
schlägt  vor,  die  mühsam  herzustellenden  Knochenplatten  von  Senn 
durch  durchlöcherte  Scheiben  aus  der  Hornsubstanz  des  Rinder- 
hufes zu  ersetzen,  nachdem  er  letztere  bereits  in  Tierversuchen  er- 
probt hat. 

3)  Um  die  nachträgliche  Verlegung  der  neuen  Verbindung 

zwischen  Jejunum  und  Magen  zu  behindern,  hat  P.  die  Knochen- 
platte mit  scharfen  Rändern  versehen,  so  dass  ein  Teil  der  Um- 
gebung der  Incision  necrotisch  wird.  Da  sich  hierdurch  der  Zu- 
sammenhang zwischen  Jejunum  und  Magen  lockern  konnte,  muss 
man  die  von  Sehn  vorgeschriebenen  LAMBRKT’schen  Unterstützungs- 
Nähte  besonders  sorgfältig  appliciren.  P.  machte  in  seinen  Tier- 
versuchen, um  jede  Knickung  des  Leerdarmes  zu  meiden,  die  Be- 
festigung desselben  stets  an  der  hinteren  unteren  Magenfläche  durch 
das  Mesocolon  hindurch.  An  lebenden  Menschen  scheint  die  Me- 
thode noch  nicht  geprüft  worden  zu  sein.  P.  Gütorbock. 


Moos,  Geschichte  eines  Gehirntumors.  Zeitschrift  f.  Ohrenheilk.  XXV. 
S.  1. 

Der  Fall  betrifft  einen  20jährigen  Mann,  der  wegen  Schwer- 
hörigkeit links  uml  taumelnden  Gang  in  M.’s  Behandlung  kam.  Es 


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No.  23.  Hirntumor.  — Hesse,  Gasförmige  Stoff wecbselprodacte  etc.  405 

bestand  links  vollständige  Taubheit  ohne  objectiv  nachweisbare  Ver- 
änderungen am  Ohr,  ausserdem  linksseitige  Abducenslähmung, 
Facialisparese,  leichte  Abstumpfung  der  Sensibilität  der  linken  Ge- 
sichtshälfte, Erhöhung  der  Sehnenreflexe  links.  Wegen  dieser  Er- 
scheinungen wurde  die  Diagnose  auf  Affection  des  Kleinhirns  und 
der  Medulla  obl.  gestellt,  wahrscheinlich  Tumor.  Bei  der  Obduction 
fand  sich  ein  solcher  an  der  Unterfläche  des  Kleinhirns,  die  Stelle 
des  linken  Bröckenschenkels,  des  äusseren  Teils  der  linken  Hälfte 
des  Pons,  den  angrenzenden  Abschnitt  des  linken  Grofshirn- 
schenkels  einnehmend.  Der  Tumor  dringt  in  das  Innere  der  linken 
Kleinhirnhemisphäre  ein,  die  seitlichen  Partien  der  Medulla  obl.  sind 
durch  die  Tumormasse  ersetzt.  Acusticus  und  Facialis  sind  in  der 
Tumormasse  aufgegangen  Die  Geschwulst  erwies  sich  histologisch 
als  kleinzelliges  Rund-  und  Spindelzellensarcom.  Als  besonders 
bemerkenswert  führt  M.  den  gänzlichen  Schwund  der  Kerne  des 
Abducens,  Facialis  und  Acusticus  auf  der  linken  Seite,  sowie  deren 
Wurzelfasern,  an.  Von  den  eitrigen  im  Gehörorgan  gefundenen 
Veränderungen  sind  hervorzuheben:  die  Blutung  in  den  Hauptstamm 
des  Acusticus  im  innern  Gehörgang  mit  dadurch  bedingter  Zer- 
trümmerung und  Vernichtung  seiner  Nervenfasern,  progressiv  peri- 
pherisch zunehmend  bis  zum  jeweiligen  Abgang  der  Fasern  zum 
Ganglion  spirale  in  den  einzelnen  Schnecken  Windungen,  Veränderungen, 
die  für  sich  allein  schon  ausreichten,  völlige  oder  nahezu  vollstän- 
dige Taubheit  zu  erzeugen.  Das  Zustandekommen  der  Schnecken- 
blutung erklärt  sich,  nach  Verf.,  durch  den  wahrscheinlich  in  später 
Periode  der  Krankheit  eingetretenen  gesteigerten  Schädelinnendruck, 
wodurch  auch  der  Druck  im  Gefäfssystem  erhöht  worden  tei;  da- 
durch, sowie  durch  die  in  Aquaduct.  vestibuli  und  den  medialen  und 
frontalen  Halbzirkelgang  gefundenen  Veränderungen  (das  Nähere 
hierüber  s.  i.  Orig.)  sei  zweifellos  ein  behinderter  Abfluss  der  Lymphe 
von  dem  Labyrinth  bedingt  gewesen.  Den  Nachweis  einer  Druck- 
steigerung im  perilymphatischen  Raum  sieht  Verf.  in  der  am  Prä- 
parate vorhandenen  Depression  der  RxissNKK’schen  Membran  (Stkim- 
bkOuok)  und  in  der  Stellung  der  Membran  des  runden  Fensters  mit 
der  Convexität  nach  aussen  erbracht.  Schwabacb. 


Hesse,  Ueber  die  gasförmigen  Stoflwechselprodukte  beim  Wachs- 
tum der  Bacterien.  (Vortrag  in  der  am  21.  März  1893  zu  Ehren 
der  ärztlichen  Delegirten  zur  internationalen  Sauitätskonferenz 
abgehaltenen  ausserordentlichen  Sitzung  der  Gesellschaft  für  Na- 
tur- und  Heilkunde  zu  Dresden.)  Zeitschr.  f.  Hyg.  1893,  XV.  S.  17. 

Die  Arbeit  II. ’s  wurde  auf  R.  Kocu’s  Anregung  unternommen 
und  im  Laboratorium  von  Prof.  IIkmpki,  in  Dresden  ausgeführt. 
Dieselbe  erstreckte  sich  lediglich  darauf  zu  untersuchen,  wie  viel 
Kohlensäure  die  Bacterien  abgeben  und  wie  viel  Sauerstoff  sie 


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406  Sobotka,  Zur  Kenntniss  des  Vaccineprocesses.  No.  23 

aufnehmen.  Der  hiezu  verwendete  IlKMPEL’sche  Apparat  ist  im  Orig, 
abgebildet  und  muss  dort  eingesehen  werden.  Untersucht  wurden 
Agarkulturen  von  Cholera,  Typhus,  Tuberkulose,  Pfeifer’s  Kapsel- 
bacillus, Rotz,  Aureus,  Milzbrand  und  Actinomykose.  Es  stellte 
sich  heraus,  dass  nach  der  Impfung  von  den  Bacterien  Sauerstoff 
aufgenommen  und  dafür  Kohlensäure  abgegeben  wird,  und  zwar 
beides  um  so  reichlicher,  je  lebhafter  das  Wachstum  der  Bacterien 
vor  sich  geht.  Die  Art  und  Weise,  wie  dies  geschieht,  ist  unter 
vollständig  gleichen  Versuchsbedingungen  bei  ein  und  demselben  Bac- 
terium  derselben  Herkunft  völlig  gleich,  so  dass  man  unter  Umständen 
nllein  aus  dem  Verlauf  des  Gasaustausches  den  Urheber  desselben 
erkennen  kann  (Kapselbacillus  und  Tuberkelbacillus).  In  vielen 
Fällen  wird  namentlich  Anfangs  Tag  für  Tag  sämmtlicher  im  Kul- 
turglas vorhandener  Sauerstoff  absorbirt.  — Brutofentemperatur  be- 
schleunigt das  Bacterienwachstum  und  damit  den  Gasaustausch  in 
hohem  Grade.  In  der  Zeit  des  lebhaften  Bacterienwachstums  wird 
nicht  die  der  aufgenommenen  Sauerstoffmenge  entsprechende  Menge 
von  Kohlensäure  wiedergefunden,  sondern  erheblich  weniger;  am 
meisten  Sauerstoff  wird  zurückgehalten  zur  Zeit  des  lebhaftesten 
Bacterienwachstums.  Der  in  Verlust  gegangene  Sauerstoff  wird 
zum  Aufbau  des  Bacterienleibes  oder  zur  Herstellung  anderer  Stoff- 
wechselprodukte verwendet;  seine  Menge  ist  zu  verschiedenen  Wachs- 
tumsperioden verschieden. 

In  einigen  Schlusssätzen  erörtert  Verf.  noch  die  Frage:  was 
leistet  diese  Metode;  er  findet  sie  sehr  vielversprechend.  (Ref.  kann 
auf  Grund  eigener  mit  viel  einfacherer  Methode  angestellter  Unter- 
suchungen erklären,  dass  der  Wert  der  ganzen  Untersuchung  H.’s 
ein  sehr  fraglicher  ist,  wenigstens  was  die  Kohlensäureabscheidung 
betrifft,  da  H.  übersehen,  dass  seine  Bacterien  Säure  produciren  und 
er  seine  Nährböden  mit  kohlensaurem  Natron  alkalisirte.  Kaum 
einer  der  verwendeten  Bacterien  producirt  Kohlensäure.  Die  von 
II.  gefundene  ist  mindestens  grösstenteils  die  von  ihm  selbst  mit 
der  Soda  zugesetzte,  durch  die  von  den  Bacterien  producirte  orga- 
nische Säure  freigemachte  Kohlensäure.  Ref.).  Scheurlen. 


J.  Sobotka,  Zur  Kenntniss  des  Vaccineprocesses.  Zeitschr.  f.  Heilk. 

XIV.  S.  349. 

Verf.  hat  eine  gröfsere  Anzahl  von  Kindern,  darunter  88  voll- 
kommen gesunde,  welche  er  auf  der  pädiatrischen  Klinik  des  Prof. 
Ganqhofnek  in  Wien  geimpft  hat,  während  des  Verlaufs  der  Vac- 
cine genau  beobachtet. 

Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung,  welche  zum  Teil  Bekanntes 
bestätigen,  sind  folgende:  Die  Curve  des  vaccinalen  Fiebers  lässt 
sich  zweckmäfsig  in  4 Phasen  einteilen:  Die  erste  Phase  umfasst 
die  ersten  2 — 3 Tage  (fieberlos).  Die  2.  Phase  reicht  vom  3.  und 


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No.  23. 


Sobotka,  Zur  Kenntniss  des  Vacoineprocesses. 


407 


4.  Tage  bie  zum  Ende  des  7.  Tages.  Sie  wird  oft  eingeleitet  durch 
ein  markirtes  Fieber  am  3.  und  4.  Tag  und  ist  gekennzeichnet 
durch  «len  remittirenden  Gang  der  Temperatur.  Die  3.  Phase  ist 
die  Hauptphase,  das  eigentliche  Vaccinefieber;  sie  umfasst  den  8. 
bis  10.  Tag.  Die  Temperaturen  zeigen  entweder  gar  keine  oder 
meist  nur  ganz  unerhebliche  Schwankungen  und  halten  sich  immer 
auf  der  febrilen  Höhe.  Die  4.  Phase  reicht  vom  Abfall  des  Fiebers 
am  10.  Tage  bis  zur  endgiltigen  Röckkehr  zu  normalen  Verhält- 
nissen nach  2 — 3 Tagen.  Ihre  Abgrenzung  gegen  die  3.  Phase  ist 
zwar  nicht  immer  scharf,  aber  sie  zeigt  wieder  mehr  einen  remit- 
tirenden Charakter.  Dieser  Gang  der  Temperatur  ist  unabhängig 
1)  von  der  Zahl  der  zur  Entwicklung  gelangten  Pusteln,  2)  von 
der  Intensität  der  Localaffection,  3)  von  der  Wahl  der  Lymphe 
(animale,  humanisirte),  4)  von  etwa  vorgenommenen  Nachimpfungen, 
5)  von  der  Eröffnung  oder  vom  Aufkratzen  der  Pusteln  (ohne  dazu- 
gekommene Infection),  6)  von  dem  Alter  der  Impflinge.  — Die 
Temperaturkurve  bei  oft  auch  nur  leicht  erkrankten  Kindern,  bei 
Reconvalescenten,  sowie  bei  Kindern  mit  chronischen  inneren  Kiank- 
heiten  zeigt  anscheinend  ein  von  dem  aufgestellten  Typus  mehrfach 
abweichendes  irreguläres  Bild,  doch  lassen  sich  unter  Zugrundele- 
gung der  oben  angeführten  Einteilung  des  Fieberverlaufs  nach 
Phasen  auch  in  diesen  atypischen  Fällen  gewisse  Charakteristika 
wiedererkennen,  insbesondre  in  der  3.  Phase.  Durch  die  Erkran- 
kung an  Masern,  Scharlach  oder  Varicella  bei  einem  vorher  ge- 
impften Kinde  wird  weder  die  Entwicklung  der  Pusteln  gestört, 
noch  der  typische  Gang  des  Vaccinefiebers  wesentlich  beeinflusst; 
bei  manchen  anderen  intercurrenten,  acut  fieberhaften  Erkrankungen 
aber  können  die  voll  entwickelten  Pusteln  ihren  Turgor  verlieren, 
und  die  Areola  entwickelt  sich  auffallend  mangelhaft.  — Das  Ver- 
halten des  Pulses  und  der  Respiration  während  des  ganzen  Fieber- 
verlaufs zeigte  Nichts  för  Vaccine  charakteristisches.  Schwellungen 
«ler  Achseldrösen  und  Schmerzhaftigkeit  derselben  fand  Verf.  fast 
niemals  bei  den  klinisch  beobachteten,  häufig  dagegen  bei  den  am- 
bulatorischen geimpften  Kindern;  es  scheint  also,  dass  die  Beteiligung 
«ler  Drösen  durch  mangelhafte  Hygiene  veranlasst  ist.  — Auch  bei 
vielen  Fällen  von  Revaccinationen  konnte  Verf.  ähnliche  Verhält- 
nisse, wie  die  angeföhrten,  in  Bezug  auf  Gang  der  Temperatur  und 
des  Pulses  constatiren.  — In  Bezug  auf  die  Localaffection  sind  fol- 
gende Stadien  zu  unterscheiden:  1)  Ein  Incubationsstadium  von  ca. 
3 Tagen,  2)  ein  Entwicklungsstadium  von  ca.  4 Tagen,  3)  das 
Stadium  der  Blöthe  von  3 Tagen,  4)  das  Stadium  der  Abheilung 
von  nicht  ganz  bestimmter  Dauer,  durchschnittlich  7—10  Tage. 
Diese  Einteilung  entspricht  der  oben  aufgestellten  Einteilung  des 
Fiebers  nach  Phasen.  Das  Incubationsstadium  kann  verlängert 
(18  Tage,  selbst  5 Wochen)  oder  verkürzt  sein.  — Während  des 
Vaccineverlaufes  vorgenommene  Nachimpfungen  können  bis  zum 
6.  bis  7.  Tage  haften,  während  dies  später  nicht  mehr  der  Fall  ist; 
wahrscheinlich  weil  in  der  3.  Phase  die  allgemeine  Durchseuchung 


408 


Robin,  Ueber  Albuminurie. 


No.  23 


des  Körpers  mit  dem  Vaccinegifte  stattfindet.  — Eiweifs  wurde 
vom  Verf.  im  Harne  der  Impflinge  nie  gefunden.  In  der  3.  Phase 
des  vaccinalen  Fiebers  fand  Verf.  eine  beträchtliche  Vermehrung 
der  Stickstoffausscheidung.  — Die  Vaccine  veranlasst  regelmäfsig 
Leukocytose,  welche  am  häufigsten  am  3.  oder  4.  Tage  nach  der 
Impfung  auftritt,  dann  ungefähr  3—4  Tage  anhält,  um  durchschnitt- 
lich am  7.  bis  8.  Tage  von  der  Impfung  an  gerechnet,  abzusinken. 
Dieser  Abfall  erfolgt  oft  bis  unter  die  Norm  und  die  Abnahme  der 
Leucocytenzahl  dauert  3—5  Tage.  Am  10.  bis  12.  Tage  nach  der 
Impfung  tritt  regelmäfsig  abermals  Leucocytose  auf,  deren  Dauer 
2 — 6 Tage  beträgt.  Ein  ganz  analoges  Verhalten  der  Leucocytose 
wie  bei  Vaccine  fand  Verf.  bei  Variola.  Ueberhaupt  ist  das  Ver- 
halten beider  Processe  — wie  Verf.  des  weiteren  ausführt,  — ein 
so  gleichartiges,  dass  er  für  die  Identität  der  Variola  und  Vaccine 
eintritt.  — Unter  3061  an  Variola  erkrankten  Kindern  waren  nach 
Ausweis  der  Krankenjournale  nur  120  — 3.9  pCt.  geimpft.  Von 
den  nicht  geimpften  sind  45.93  pCt.  gestorben,  von  den  geimpften 
9.1  pCt.  Stadthagen. 


A.  Robin,  Des  albuminuries  phosphaturiques;  Classification  et  trai- 
tement.  Bull,  de  l’acad.  de  med.  1893,  No.  50. 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  gewisse  Albuminurien  eine 
Folge  von  chemischen  Störungen  der  Ernährungsvorgänge  sein 
können;  das  Wesentliche,  wenn  nicht  die  Ursache  der  letzteren  ist 
eine  mehr  oder  weniger  intensive  Zerstörung  roter  Blutkörperchen, 
verbunden  mit  gesteigerter  Ausscheidung  von  Phosphorsäure  durch 
den  Urin,  und  Verf.  bezeichnet  sie  deshalb  als  „Albuminuries 
phosphaturiques“.  Er  unterscheidet  4 Gruppen  derselben,  die 
wahrscheinlich  lediglich  als  verschiedene  Entwickelungsstadien  an- 
zusehen sind:  1)  Einfache  Alb.  phosphaturique:  hier  ist  die 
Vermehrung  der  Phosphorsäureausscheidung  das  einzige  dauernde 
pathologische  Symptom  von  Seiten  des  Harns,  während  das  Eiweifs 
in  Form  der  intermittirenden  oder  cyklischen  Albuminurie  auftritt; 
Prognose  günstig  bei  zweckmäfsiger  Behandlung  der  Phosphaturie. 
— 2)  Pseudoneurasth enische  Alb.  phosphaturique,  charak- 
terisirt  durch  eine  leichte  (dauernde  oder  intermittirende)  Albumi- 
nurie, durch  ziemlich  beträchtliche  Phosphaturie,  durch  neurasthe- 
nische  Erscheinungen  mannigfacher  Art,  endlich  durch  Ernährungs- 
störungen; dieser,  aus  dem  Bilde  der  Neurasthenie  abzuzweigende 
Symptomencomplex  giebt  bei  frühzeitiger  Diagnose  und  zweck- 
mäßiger Therapie  eine  günstige  Prognose,  während  im  entgegen- 
gesetzten Falle  die  functioneile.  Albuminurie  in  eine  anatomisch  be- 
gründete übergehen  kann.  — 3)  Pseudo  - Brigh  tsche  Alb. 

phosphaturique:  abgesehen  von  verschiedenen  Störungen  des  All- 
gemeinbefindens, des  Nervensystems  und  Verdnuungsnpparates  findet 
sich  Polyurie  mit  normalem  oder  etwas  herabgesetztem  spec.  tie- 


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No,  23.  d’ARSOCVAi.,  Nene  Methode  der  Electrisation,  409 

wicht  neben  Albuminurie  und  vermehrter  Phosphorsäusscheidung. 
Aetiologische  Momente  sind:  physische  und  geistige  Ueberanstren- 
gung,  Wachstum,  übermäfsige  Fleischernährung,  hereditäre  Dispo- 
sition zu  Gicht  Unter  zweckmäfsiger  Therapie  (die]  sich  von  der 
üblichen  Behandlung  des  Morbus  ßrighthii  unterscheidet)  ist  Heilung 
möglich.  (Verf.  sah  dieselbe  4 Mal  unter  6 Fällen  eintreten).  — 
4)  Brightische  Albuminurie  von  phosphaturischer  Ent- 
stehung:  wirklicher  Morbus  Brighhii  auf  der  Basis  einer  Phospha- 
turie.  Verf.  sieht  diese  Form  als  letzte  Entwickelungsstufe  aller 
frDheren,  rein  functioneilen  an.  — Als  gemeinsam  ätiologische  Mo- 
mente sämmtlicher  4 Formen  betrachtet  er  Ueberanstrengung  des 
Nervensystems  bei  arthritischer  Disposition.  — Die  Therapie  (be- 
treffs deren  Details  wir  auf  das  Original  verweisen)  ist  eine  hygie- 
nische (Muskelöbungen  ohne  Uebermödung)  und  eine  diätetische 
(verminderte  Zufuhr  von  Kohlehydraten,  vermehrte  von  grünen 
Gemüsen  und  FrOchten;  Iiind-  und  Hammelfleisch,  Geflügel,  Eier 
bei  Ausschluss  von  Fischen;  als  Getränk  abgerahmte  Milch  und 
leichte  alkalische  Wässer).  Die  Anämie  erfordert  die  Darreichung 
von  Eisenpräparaten,  die  Albuminurie  die  Verabreichung  von  Gal- 
lussäure mit  Jod,  Calomel  oder  mit  Aloe  und  Chinaextract. 

Perl. 


A.  d’Arsouval,  L’autoconduclion  ou  nouvelle  mdthode  d’dlectrisa- 
tion  des  ötres  vivants;  mesure  des  champs  magnctiques  de  gran- 
des  frdquences.  Comptes  rendas  T.  117,  No.  1. 

Bei  der  neuen  Elektrisntionsmethode  d’ARsunvAi/s,  von  ihm 
Autoconduction  genannt,  befindet  sich  die  Versuchsperson  von 
der  Quelle  der  Elektricität  vollkommen  isolirt.  Die  Elektricität 
wird  dem  Individuum  nicht  durch  Leiter  zugeführt,  sondern  sie 
entsteht  in  seinen  Geweben  selbst,  die  einen  in  eich  geschlossenen 
Induktionsstrom  darstellen.  Die  ganze  Person  steht  innerhalb  eines 
grofsen  Solenoids  in  einem  magnetischen  Felde,  dessen  Intensität 
ungemein  häufigen  Schwankungen  ausgesetzt  ist.  Indem  w’ir,  was 
die  weitere  Beschreibung  der  Versuchseinrichtung  betrifft,  auf  das 
Original  verweisen,  berichten  wir  nur  folgenden  interessanten  Ver- 
such. Umfasst  ein  Mensch  die  Solenoidwindungen,  in  jeder  Hand 
dabei  eine  Glühlampe  haltend,  so  wird  der  in  den  Armen  cirkuli- 
rende  inducirte  Strom  so  stark,  dass  er  die  Lampen  von  Am- 
pere zum  Glühen  bringt.  — Der  Widerstand  der  Hände  wird  durch 
Eintauchen  derselben  in  warmes  Salzwasser  vermindert. 

Zur  Messung  der  Intensität  der  magnetischen  Felder  von  der- 
artigen für  diese  Experimente  nötigen  ungemein  häufigen  Oscilla- 
tionen  bediente  sich  d’A.  der  FoocAui/r’schen  Ströme.  Ueber  die 
Wirkungen  dieser  Elektrisationsmetode  auf  die  Vorgänge  des  Stoff- 
wechsels (wie  die  Analyse  der  Respirationsprodukte  darthat)  wird 
d’A.  an  anderer  Stelle  berichten. 


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410 


Stkrnbkro,  Oeber  Lähmung  und  Krampf. 


No.  23 


Dieser  Mitteilung  fügt  Corku  die  Bemerkung  hinzu,  dass  weder 
er  noch  Marey  das  Geringste  von  diesen  Strömen  empfunden,  ob- 
gleich 6 von  ihnen  gehaltene  Lampen  (125  Volt  — 0,8  Ampere) 
dabei  zum  Glühen  kamen.  Die  den  Körper  der  Versuchspersonen 
durchfliefsenden  Ströme  hatten  eine  enorme  Quantität  (900  Volts  X 
0.8  Ampöre  = 720  Watts).  Wäre  dieselbe  Quantität  elektrischer 
Energie  in  Gestalt  von  Wechselströmen  mit  längeren  Unterbrechungen 
(100  — 10000  in  der  Secunde)  zur  Anwendung  gekommen,  eo  hätte 
sie  genügt,  beide  zu  vernichten.  Bernhardt. 


M.  Sternberg,  Ueber  Lähmung  und  Krampf.  Wiener  kirn.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  35—36. 

Der  Verf.  findet  die  gegenwärtige  Lehre  von  den  anatomischen 
Grundlagen  der  schlaffen  und  spastischen  Lähmungen  reformbe- 
dürftig, weil  sich  verschiedene  Erfahrungen  aus  der  Pathologie  da 
mit  nicht  Einklang  bringen  lassen  so  z.  ß.  die  Verschiedenartigkeit 
cerebraler  und  spinaler  Contracturen,  die  schlaffe  Lähmung  mit 
Verlust  der  Sehnenreflexe  bei  totaler  Querläsion  des  Rückenmarks, 
das  Vorkommen  von  Contracturen  mit  herabgesetzten  Sehnenreflexen. 
Die  Theorien,  welche  zur  Beseitigung  dieser  Widersprüche  von 
einzelnen  Autoren  aufgestellt  sind  (z.  B.  Jacksoh’s  Kieinhirntheorie) 
halten  einer  weitgehenden  Kritik  ebenfalls  nicht  stand.  In  der  vor- 
liegenden Arbeit  bespricht  der  Verf.  vorerst  die  directen  und  in- 
directen  Beeinflussungen  des  Reflexbogen  durch  Hemmung,  Lähmung 
und  Ermüdung,  wobei  er  hervorhebt,  dass  für  diese  Einflüsse,  so- 
weit sie  spinaler  Natur  sind,  durch  die  neueren  Forschungen  die 
anatomischen  Bahnen  bestimmt  worden  sind  (Comissuren-  u.  Strang- 
zellen mit  ihren  Collateralen).  Neben  spinaler  Beeinflussung  giebt 
es  eine  subcorticale  und  corticale.  Aus  dem  Zusammenwirken  die- 
ser Einflüsse  geht,  sobald  sie  sich  im  physiologischen  Gleichgewicht 
befinden,  der  normale  Sehnenreflex  hervor.  Was  sodann  die  Be- 
ziehungen zwischen  Sehnenreflex  und  Lähmung  betrifft,  so  weist 
Verf.  darauf  hin,  dass  bei  Affektion  des  peripher-sensiblen  Anteils 
des  Reflexbogens  (sensorischen  Nervenendigungen  im  Muskel,  Periost, 
Gelenk)  — also  schon  bei  Contusionen,  Periostitis  etc.  — eine  Be- 
einflussung der  zugehörigen  Reflexe  stattfindet,  bei  Ischias  vermisste 
er  den  Achillessehnenreflex,  woraus  ein  neuritischer  und  nicht  blofs 
neuralgischer  Process  für  dieses  Leiden  erschlossen  werden  musste. 
Bei  supracentralen  (oberhalb  des  Reflexcentrums  gelegenen)  Läsio- 
nen liegen  sehr  verwickelte  Einflüsse  auf  die  Reflexe  vor,  insofern 
als  dabei  reizend  oder  unterbrechend  auf  Hemmung  und  Lähmung 
eingewirkt  werden  kann.  Der  Verf.  bringt  (p.  17 — 18  des  Sep.- 
Abdr.)  im  Detail  die  Erfahrungen  der  Pathologie  in  Einklang  mit 
seinen  Theorien,  diese  Einzelheiten  müssen  hier  aber  übergangen 
werden.  Der  letzte  Teil  der  Arbeit  ist  der  Besprechung  der  Be- 
ziehungen zwischen  Lähmung,  Sehnenreflexen  und  Contracturen 


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No.  23. 


Kollmann,  Zur  Therapie  der  Gonorrhoe. 


411 


gewidmet.  Der  Verf.  schlägt  vor  die  Contracturen  je  nach  dem 
Verhalten  der  Reflexe  in  reflexophile,  reflexodepressorische  und  re- 
flexneglectorische  einzuteilen  (Steigerung,  Herabsetzung,  Unverändert- 
bleiben der  Reflexe  bei  vorhandener  Contractur). 

Reflexophil  sind  die  Contracturen  bei  Plattfufs  (Reizung  der 
sensorischen  Endigungen)  bei  Neuritis  (selten),  bei  Tumoren  der 
cauda  equina  (sehr  selten).  Auch  bei  supracentralen  Läsionen  (im 
Rückenmark  und  im  Gehirn)  entstehen  reflexophile  Contracturen 
und  zwar  sind  sie  stärker  im  ersteren  als  im  letzteren  Falle,  weil 
dort  mehr  Hemmungen  (nämlich  auch  spinale!)  fortfallen  als  hier. 
Uebt  die  Läsion  eine  Reizwiikung  aus,  so  entsteht  die  reflexophile 
Contractur  durch  Lähmung,  hiebei  muss  die  PqBahn  intakt  sein. 
Die  reflexodepressorische  Contractur  kann  peripheren  Ur- 
sprungs sein  d.  h.  im  Muskel  gelegen  (Myositis  etc.)  oder  reflexo- 
central  entstehen  (bisweilen  bei  Trismus  beobachtet  — häufiger  ist 
hier  die  reflexophile  Contractur  durch  Reizung  des  motorischen 
Kerns)  oder  supracentral  — hier  muss  neben  dem  Impuls  zur  Con- 
tractur eine  starke  Hemmung  in’s  Reflexcentrum  (beides  durch  heftig 
reizend  wirkende  Läsionen)  hinabgesandt  werden  — dies  tritt  seltener 
bei  Rückenmarks-  als  bei  Hirnläsionen  ein.  Endlich  die  reflexo- 
neglectorischen  Contracturen  begreifen  so  verschiedenartige 
Formen  in  sich,  dass  deren  Aufzählung  hier  zu  weit  führen  würde. 
Interessant  sind  an  dieser  Stelle  die  Ausführungen  des  Verf.  über 
die  Genese  und  die  Unterschiede  bei  spinalen  und  cerebralen  Con- 
tracturen. Auf  die  Notwendigkeit  für  Lähmungen  und  Hemmungen 
von  Reflexen  auf  die  kurzen  Bahnen  und  auf  die  von  Flechsig 
postulirte  Verbindung  mit  den  subcorticalen  Centren  zurückzu- 
greifen, wird  wiederholt  hingewiesen.  M Brascb. 


A.  Roll manil.  Zur  Diagnostik  und  Therapie  der  männlichen  Go- 
norrhoe. (Nach  einem  in  der  Abt.  f.  Derm.  u.  Syph.  der  65. 
Naturforschervers.  geh.  Vortrag).  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893, 
No.  47. 

Verf.  betont  einer  allzu  einseitigen  Berücksichtigung  der  bac- 
teriologisch-mikroskopischen  Methode  gegenüber  die  Bedeutung  des 
NiTZK-ÖBKBLÄNDKK’schen  Endoscops  beim  subchronischeu  und  chro- 
nischen Tripper.  Dasselbe  gestattet  nicht  selten , wo  die  mikro- 
skopische Untersuchung  nicht  ohne  Weiteres  zum  Ziele  führt,  eine 
sofortige  Diagnose  der  Gonorrhoe  (Infiltrate  der  Mucosa,  massen- 
haftes Auftreten  von  Drüsenveränderuogen  oder  Drüsenabscessen) 
und  lässt  recht  häufig  als  Ursache  langdauernder  Secretion  Verän- 
derungen an  den  Schleimdrüsenausführungsgängen  erkennen.  Die 
Endoskopie  ermöglicht  auch  allein  eine  präcise  locale  Therapie. 
Bei  Erkrankungen,  die  mit  Infiltration  des  Drüsenkörpers  und  seiner 
Umgebung  einhergehen,  haben  sich  die  OuKULÄEUKu'schen  Dilatatio- 
nen, welche  rechtzeitig  angewendet  der  Entstehung  schwererer  Ver- 


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412 


WlNTBRSTRIN.  — HOFMBISTSR.  — KANTER. 


No.  23 


änderungen  fast  immer  Vorbeugen,  am  besten  bewährt.  Handelt  es 
sich  um  reine  Katarrhe  der  Drüsen,  so  sind  die  letzteren  direct  mit 
den  schon  früher  (Cbl.  1893,  S.  864)  beschriebenen  Instrumentes 
zu  behandeln.  — Die  Endoskopie  der  hinteren  Harnröhre  übt  Verf. 
nur  bei  besonderen  Indicationen ; übrigens  ist  nach  seinen  neueres 
Beobachtungen  die  Urethritis  posterior  viel  seltener,  als  gewöhnlich 
angegeben  wird.  — Schließlich  demonstrirte  K.  eine  Anzahl  neuerer 
Instrumente,  insbesondere  zur  intraurethralen  galvanischen  und  h- 
radischen  Behandlung  der  sexuellen  Neurasthenie,  sowie  zur  photo- 
graphischen Aufnahme  endoskopischer  Bilder.  II.  Müller. 


E.  Winterstein,  Zur  Kenntniss  der  Trehalose.  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  XIX.  S.  70. 

Aut  einigen  kg  getrockneter  Steinpilze  (Boletus  edulis)  (teilte  W.  eine  grSfsere 
Quantität  der  mit  der  Myco(e  identischen  Trehalose  (ans  der  Trehala,  dem  Coeoa 
eines  Rüsselkäfers)  ron  der  Formel  C,,H,,  0, , dar,  welche  durch  Molecularge wicht.* 
bestimmungen  nach  der  Gefriermethode  bestätigt  wurde.  Durch  sorgfältige  Unter- 
suchungen überzeugte  sich  Verf  , dass  dieselbe  bei  der  Iorersion  mit  verdünntes 
Säuren  ausschliefslicb  Traubenzucker  liefert.  Sie  gleicht  hierin,  sowie  bezüglich  der 
Formel,  der  Maltose,  unterscheidet  sich  jedoch  ron  dieser  dadurch,  dass  sie  Fehuou'- 
sche  Lösung  beim  Kochen  nicht  reducirt  und  mit  essigsaurem  Phenylhydrazin  kein 
Osazon  liefert.  K.  Salkowski. 


V.  Hofmeister,  Beitrag  zur  Frage  der  Nahrungsmittelferment*. 
Arch.  f.  pract.  u.  wiss.  Tierheilk.  XX.  S.  23. 

Wie  Et.tRHHKBr.za  und  Verf.  früher  für  den  Hafer  ermittelt  haben,  konnte  Verf. 
nunmehr  auch  für  andere  pflanzliche  Nahrungs-  und  Futtermittel  feststellen,  dass  is 
ihnen  sieb  ein  diastatisches  Ferment  befindet,  nur  bei  den  einzelnen  ron  verschieden 
kräftiger  Wirkong.  Am  schwächsten  erwies  es  sich  in  den  Kartoffeln  and  im  Reis, 
stärker  in  den  Cerealien  und  Leguminosen  (Erbsen,  Gerste,  Weizen,  Roggen, 
Hafer,  Mais)  sowie  im  Roggenstroh,  am  kräftigsten  im  frischen  Wiesenbau,  bei  welch' 
letzterem  beim  Zusammenbringen  mit  Wasser  und  bei  Bluttemperatur  innerhalb  fl 
Stunden  sieh  bis  zu  1 1 pCt.  der  angewandten  Substanz  au  Zucker  bildeten.  Da  dies 
Ferment  seine  Wirksamkeit  bei  Körpertemperatur  eotfaltet,  kann  bei  Fütterung  dieser 
Nahrungsmittel  im  rohen  Zustabd  ein  Teil  der  Dextrin-  uud  Zuckerbilduug  im  Magee 
auf  Rechnung  des  iu  diesen  Stoffen  enthaltenen  diastatischeu  Fermentes  gesetzt  wer 
den.  In  allen  Versuchen  wurden  je  10  g des  zu  prüfenden  Nahrungs-  und  Futter 
mittels  im  fein  verteilten  Zustande  mit  100  g Wasser  versetzt  und  nsch  2— 8 ständiger 
Digestion  bei  40*  (resp.  50— TO")  der  gebildete  Zucker  durch  Titrireu  mit  Fam.no' 
scher  Lösung  ermittelt,  nachdem  zuvor  das  etwa  gelöste  Eiweifs  mit  Satz-  und  Phos- 
phor w-ol  fr  amsäure  ausgefällt  war.  J.  Munk. 


J.  Kauter,  Ueber  das  Vorkommen  von  eosinophilen  Zellen  im 
malignen  Lymphom  und  bei  einigen  anderen  Lymphdrüsenerkran- 
kungen.  Cbl.  f.  allg.  Patb.  u.  path.  Anat.  1894,  16.  April. 

Verf.  konnte  bei  einem  charakteristischen  Falle  von  malignem  Lymphom  io 
Uebereiustimmung  mit  Goldsumn  sehr  zahlreiche  eosinophile  Zellen  in  den  erkrankttu 
Lymphdrüsen  oachweisen.  Die  Untersuchung  zahlreicher  normaler  und  anderweit  er 
kraokter  Lymphdrüsen  lieft  ein  grofses  Schwanken  in  der  Zahl  der  eosinophilen 
Zellen  erkennen. 


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No.  23. 


Ball.  — Bhamann.  — Salzmann. 


413 


Doch  wir  in  einem  Felle  von  Prurigo  ihre  Zahl  mindesten*  so  grols  wie  beim 
malignen  Lymphom,  so  dass  ihr  abnorm  reichliches  Vorkommen  nicht  für  letzteres 
charakteristisch  ist. 

Ueber  die  Entstehung  dieser  Zellen  ist  nichts  Sicheres  bekannt:  ob  dieselben  aus 
dem  Knochenmark  stammen  oder  im  Gewebe  der  Drüse  selbst  sich  bilden,  müssen 
weitere  Untersuchungen  lehren.  m- Rothraimi. 


Cll.  B.  Ball,  Notes  of  two  cases  of  cerebral  surgery.  Dublin  Journ. 
of  med.  1 893,  p.  89. 

1)  30jahriger  Mann  mit  Hinterkopfwunde  nach  Sturz  aus  14'  Höhe  zeigt  1 Jahr 
nach  der  Verletzung  jAcKiOR'sche  Epilepsie  mit  Zuckungen  im  linken  Arm.  Nach 
Trennung  der  Adhäsionen  über  der  durch  Trepanation  freigelegten  rechtseiligen  moto 
rischen  Area  völlige  Heilung,  so  dass  Pat.  seinem  Beruf  als  „fitter“  eioer  Eisen- 
bahn wieder  uacbgebt. 

2)  Bei  einem  17  jährigen  Mädchen  hatte  sich  nach  einem  ror  10  Mon.  erlittenen 
Schlag  gegen  dis  rechte  Ohr  eine  eitrige  Otorrhoe  entwickelt.  Unter  Fortbestand 
dieser  treten  Stupor,  Erbrechen,  Neuritis  optica  duplex,  Erweiterung  der  rechten  Pu- 
pille, Schüttelfrost  mit  Fieber  und  Schmerzen  im  Schädel  auf.  Unter  Voraussetzung 
eines  Abxcesse*  wurde  ca.  oberhalb  des  Meatus  anditorius  ext.  trepanirt  und  nach 
doppelter  Unterbindung  der  A.  moning.  med  das  ron  Blut  strotzende  Hirn  freigelegt. 
Eine  Probeponction  ergab  ca.  tief  Eiter  und  wurde  nach  Erweiterung  des  Stich- 
kanal* ca.  1 Unze  Eiter  entleert.  Nachbehandlung  durch  Drainage  und  völlige  Hei- 
lung. Die  Otorrhoe  hielt  noch  in  leichtem  Maase  6 Monate  au,  um  dann  auch  zu 
schwinden.  p.  Guterbock. 


V.  Bramann,  Heilung  grofaer  Weichteil-  untl  Haut- Defecte  «1er 
Extremitäten  mittelst  gestielter  Hautlappen  aus  entfernten  Körper- 
teilen. Arch.  f.  Hin.  Chir.  XLVI.  S.  626. 

Fünf  eingehend  mitgeteilte  Fälle  von  ausgedehnten  Substanzverlusten  der  Extre 
mititen  nach  Mascbinenrerletzungen  und  Verbrennungen  thun  die  grofsen  Vorteile 
obigen  Verfahrens  vor  den  TniSK'schen  ungestielten  Lappen  überall  dort  dar,  wo  die 
Transplantation  letzterer  fehlgeschlagen  ist  oder  es  der  Uebertragung  eiens  das  Unter- 
hautfettgewebe mitenthaltenden  Uautlappen*  bedarf.  r.  Güterbock. 


M.  Salzmann,  Zur  Anatomie  der  angeborenen  Sichel  nach  innen- 
unten.  v.  Gräfe’s  Arch.  f.  Ophtb,  XXXIX.  p.  131. 

An  einem  Auge,  welches  wegen  Myxosarkom  des  Opticus  enucleirt  worden  war, 
fand  S.  nach  innen  unten  von  der  läugsoralen  Papille  eine  Sichel  von  annähernd 
gleicher  GrBfse.  Im  Bereiche  der  letzteren  fehlte  das  PigmeDtepithel  und  die  innersten 
Schichten  der  Chorioidea,  während  die  änssern  Schichten  sich  in  die  Sichel  hineiner- 
•treckten  und  erst  nahe  dem  Rand  der  Papille  bis  auf  einzelne  Pigmentzellen  ganz 
verschwanden.  Der  Defect  war  von  der  Netzhaut  bedeckt,  welche  daselbst  in  dop- 
pelter Lage  vorhanden  war  Die  innere  Lage  zeigt  die  Netzhautscbichten  io  normaler, 
die  änssern  in  umgekehrter  Reihenfolge,  wenn  auch  in  den  letzteren  dieselben  nnr  un- 
vollständig ausgeprägt  waren.  Die  Sebnervenfasern  gingen  in  die  innere  Lage  über. 
Da  alle  Anzeichen  von  Verziehung  der  Chorioidea  und  der  inneren  Sclerallagen  über 
J den  änueren,  wie  das  tiefe  Einschneiden  der  Chorioidea  an  der  der  Sichel  zugewandten 
Seite  fehlten,  und  im  ganzen  Bereiche  der  Sichel  eine  Verdoppelung  der  Netzhaut 
anlage  bestand,  so  sucht  S.  die  Erklärung  der  Faltenbitdung  in  einer  Verschiebung 
des  inneren  Blattes  der  secundären  Augenblase  gegen  das  äussere.  Es  fand  ein  ver- 
»plteter  Verschluss  der  fStalen  Augenspalte  in  ihrem  obersten  Ende  statt,  und  der 


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414  Scheck.  — Lunowitz.  — Dmochowski  u.  Zvnowski.  No.  23 

VerscblnU  erfolgte  nicht  durch  Heranziehung  der  ganzen  Augenblase,  tondern  durch 
Wachstum  dez  inneren  Blattet.  Horstrosna. 


Scheck,  Ueber  Laryngitis  fibrinosa.  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1894, 
No.  9. 

Verf.  teilt  einen  dieaer  zehr  seltenen  Fälle  mit,  der  als  Analogon  der  Bronchitis 
fibrinoaa  zu  betrachten  ist.  Das  Gemeinsame  beider  ist  der  Geberlose  Verlauf,  die  in 
gewissen  Zeiträumen  auftretende,  bis  zur  Asphyxie  sich  steigernde  Dyapnoe  und  die 
Expectoration  Gbrinöser  Matten,  die  in  diesem  Fall  aus  Ausgüssen  des  Kehlkopfsiuneren 
bestehen  Oer  Fall  widerstand  sehr  hartnäckig  der  Therapie;  Heilung  durch  Ton- 
chiren  der  von  Pseudomembranen  befreiten  Schleimhaut  mit  10  pCt.  Arg  Losung  und 
Einreibung  ron  Jodoform.  w.  i.ubiinski. 


Lungwitz,  Kongenitale  Tuberkulose  beim  Kalbe  mit  nachgewie- 
sener  placentarer  Infection.  Archiv  f.  Tierheilk.  1894,  XX.  S.  204. 

Im  Dresdener  Schlachthaus  werden  alle  trächtigen  Uteri  von  Rühen , die  wegen 
Tuberkulose  beanstaudet  worden,  sammt  den  Föten  auf  das  Vorhandensein  von  tuber- 
kelrerdächtigen  Processen  untersucht.  Unter  etwa  200  solchen  Fällen  worden  bis 
jetzt  2 tuberkulöse  Föten  gefunden,  dereo  Secliontergebniss  L.  in  vorliegender  Arbeit 
mitteilt. 

In  beiden  Fällen  litt  das  Muttertier  an  allgemeiner  Tuberkulose  verbunden  mit 
Abmagernng.  Im  ersten  Fall  war  die  Uterinscbleimbaut  tuberkulös  inGltrirt.  Aut 
der  Placenta  konnte  durch  leichten  Druck  eine  grofse  Monge  dicker  scbmutziggelber 
Flüssigkeit  gepresst  werdeo,  die  massenhaft  Tuberkelbacillen  enthielt.  Der  hasengrolse 
Fötus  stammte  aus  dem  6.  Monat;  die  Bronchial  - Mediastinal-  und  Mesenterialdrüsen 
desselben  waren  geschwollen  und  verkäst.  In  den  Lungen  und  der  Leber  fanden  sich 
vereinzelte  Tuberkel.  In  allen  diesen  Rrankheitsprodukten  wurden  Tuberkelbacilleo 
gefunden. 

Der  zweite  Fall  verhielt  sich  bezüglich  der  Uterinschleimhaut  und  Placenta  ana- 
log dem  ersten;  in  mütterlicher  wie  fötaler  Placenta  waren  reichlich  Tuberkelbacillen 
zu  finden.  Der  4;  Monate  alte  Fötus  enthielt  ausser  in  der  Lunge,  Leber  und  den 
Drüsen  noch  in  Milz  und  Nieren  gröfsere  und  kleinere  Tuberkel.  Sehvnrlsn. 


Dmochowski  u.  Zanowski,  Zwei  Fälle  von  eitriger  Entzündung 
der  Gallengänge  (Angiocbolitis  suppurativa),  bervorgerufen  durch 
das  Bacterium  coli  commune.  Cbl.  f.  allg.  Path.  u.  pathol.  Anat.  1894, 
Nu.  4. 

Angeregt  dnrcb  die  Beobachtung  zweier  Falle  von  eitriger  Entzündung  der  Gallen- 
gänge, bervorgerufen  durch  das  Bacterinm  coli  commune  haben  die  Verf.  einschlägige 
Experimente  an  Händen  vorgenommen.  Während  bei  einer  Reibe  solcher  Experimente 
(Injectionen  von  Bacterium  coli  in  die  Gallengäoge)  die  Resultate  negativ  ausGeleo, 
wurden  bei  einer  anderen  Reihe  sehr  bedeutende  entzündliche  Processe,  die  aber  nicht 
in  Eiterung  übergingen,  constatirte.  In  drei  weiteren  Versuchsfällen  beobachteten  die 
Verff.  Eiterungen  im  Subcutangewebe.  Endlich  führten  in  zwei  Fällen  die  Iujectiooen 
des  Bacterium  coli  unter  septikämiscben  Erscheinungen  zum  Tode  der  Versuchstiere. 
Es  bewiesen  diese  Versnchsresultate,  dass  auch  das  Bacterium  coli  unter  Umständen 
selbständig  eine  Eiterung  in  den  Gallengängen  herbeiführen  kann;  doch  soll  durchsui 
nicht  etwa  behauptet  werden,  dass  dieser  Parasit  die  au'tchliertliche  oder  auch  nur 
eine  häuGge  Ursache  solcher  Eiterungen  sei.  C.  HosenüuL 


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No.  23. 


Robin.  — Pick.  — Suhmid. 


415 


A.  Robin,  Note  sur  un  cas  de  myxome  du  coeur.  Archiv  de  med. 
exper.  1 893,  No.  6. 

Im  Anschluss  an  einen  von  Bibtusnsom  beschriebenen  Fell  von  Myxom  des  linken 
Vorbofs  (ref.  i.  Gbl.  f.  d.  med.  Witt.  1893,  S.  663)  Riebt  R.  die  Krankengeschichte 
und  den  Sectionsbefund  eines  von  ihm  beobachteten  Falles,  in  dem  es  sich  ebenfalls 
um  ein  Myxom  des  linken  Herzens  bandelte.  Auch  hier  waren  intra  vitam  Embolien 
die  bervorstehendsten  Symptome.  Es  handelte  sich  nm  einen  früher  stets  gesunden 
Mann,  der  ganz  plötzlich  von  einer  rechtzeitigen  Hemiplegie  befallen  wurde.  Am 
Herzen  horte  man  ein  systolisches  Hänchen,  ohne  dass  man  es  genauer  localisiren 
konnte;  doch  schien  es  am  stärksten  an  der  Basis  zu  sein.  Der  Kranke  erholte  sich 
verhältnitsmäfeig  schnell  und  nach  etwa  zwei  Monaten  war  er  vollständig  wiederher- 
gestellt. Nach  2 4 Jahren  wurde  er,  und  zwar  wiederum  ganz  plötzlich,  von  einer 
linksseitigen  Hemiplegie  befallen,  an  deren  Folgen  er  noch  im  Laufe  desselben  Tags 
starb.  Bei  der  Section  fand  sich  in  dem  dilatirteu  linken  Torhof  eine  6 cm  lange, 
1cm  breite  traubenfOrmige  Geschwulst  von  gelatinöser  Consistenz,  die  sich  bei  der 
microscopiscben  Untersuchung  als  „Myxoma  cellulare“  erwies.  Rings  um  den  Tumor 
war  das  Endocard  verdickt,  ebenso  die  Mitralis,  die  deutlich  insufficient  war;  auch 
die  Semilunarklappen  waren  verdickt,  doch  nicht  deutlich  insufTicient.  In  der  rechten 
Carotis  fand  sich  ein  dickes,  das  Lumen  der  Arterie  vollständig  verstopfendes  Blutge- 
rinnsel. In  der  Milz  zahlreiche  alte  und  frische  Infarcte.  K.  Kronthsl. 


A.  Pick,  Ueber  reflectorisch  von  der  Nase  aus  ausgelöste  psycho- 
pathische Erscheinungen.  Prager  med.  Wocbonschr.  1893,  No.  16. 

P.  beschreibt  bei  einer  23jäbrigen  Frau  Zwangsvorstellungen  und  Zwangsimpulse, 
die  als  Begleiterscheinungen  eines  melancholischen  Zustandes  auftreten  und  inhaltlich 
mit  der  Nase  in  Beziehung  stehen,  „der  bOse  Geist  komme  aus  der  Nase  etc.“  Nach 
einer  Operation  infolge  einer  Rhinitis  hypertrophica  schwanden  die  Zwangsvorstellungen 
für  einige  Zeit;  jedoch  blieb  der  melancholische  Grundzustand  besteben,  und  es  stellten 
sich  andere  Zwangsgedanken  in  kurzer  Zeit  ein;  auch  in  ähnlichen  Fällen  von  Hack 
etc.  treten  die  reflectorisch  von  Nasenleiden  ausgelOsten  psychopathischen  Erscheinungen 
trotz  der  Entfernung  der  anfänglich  auslOsendeo  Ursache  meist  später  wieder  auf. 

8.  Kslischcr 


G.  Scllinid,  Ueber  latente  Hirnherde.  Aus  der  med.  Klinik  des 
Hrn.  Prof.  Eichhohst  in  Zürich.  Virch.  Arch.  Bd.  134.  p.  71. 

Die  sehr  umfängliche  Arbeit  enthält  39  Fälle  ron  cerebralen  Herderkrankungen, 
bei  welchen  intra  vitam , meist  trotz  längerer  Hospitalbeobachtung,  niemals  Zeichen 
einss  Hirnberdes  constatirt  werden  konnten.  Diese  Fälle  bilden  '/>  aller  durch  die 
Autopsienachgewiesenen  Hirnherde,  welche  im  Laufe  von  8 Jahren  in  der  Zürcher  Klinik 
sur  Beobachtung  kamen  — gewiss  ein  stattlicher  Procentsatz.  Ein  Teil  dieser  symp- 
tomlos verlaufenden  Harde  betraf  die  die  innere  Kapsel  umgebenden  Ganglien  uod 
diese  selbst  — jedesmal  aber  unter  Nichtbeteiligung  des  hinteren  Schenkels  der  Kapsel ; 
ein  anderer  Teil  der  Fälle  zeigte  latente  Erkrankungen  des  Centrum  semiovale,  oft 
onter  Mitergriflensein  der  darüber  liegenden  Rindenpartieen  (Pars  front,  u.  parieto- 
occip.  deit. , Pars  oeclpit.  dext.  et  sin.).  Im  allgemeinen  gehörten  die  erkrankten 
Rindeottellen  den  sogen,  latenten  Zonen  an,  zweimal  aber  betraf  die  Erkran- 
kung die  sog.  motorische  Zone  (Lob.  paraceotr.  u.  gyrus  post  centr.) 
ohne  dass  Ausfallserscheinungen  bemerkbar  waren.  Es  verliefen  ferner 
latent  zwei  Ponsherde,  4 Erkrankungen  der  KleinhirnhemisphäreD,  1 im  mittleren 
Kleinhirnstiel,  2 in  der  Hypophysis,  2 im  Plexus  cboroid. , sonderbarerweise  auch  2 
kleinere  Erkrankuogsberde  im  Boden  des  4.  Ventrikels.  Ueber  das  Nähere  muss 
auf  die  Origiualarbeit  verwiesen  werden.  u.  Brasch. 


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416  Köbnkk.  — Junks.  — Jalaouibb  u.  Mauclaibk.  — Lanokbhans.  No.  23 


II.  Köbuei',  Notiz  Aber  Chlorziukstifle.  Herl.  klio.  Wochenschr.  1893. 
No.  45. 

Die  tod  K.  tor  vielen  Jahren  za  Aetzangen  empfohlenen  Chlorzinkstifte  werden 
meist  insofern  unzweekraäfsig  hergestellt,  als  sie  viel  zu  grofs  und  nur  io  einem  ein- 
zigen Mischungsverhältnisse  — mit  der  höchsten  Cblorzink-  und  der  geringsten  Sal- 
petermenge — angefertigt  werden,  was  auch  ihre  Haltbarkeit  wesentlich  beeinträchtig; 
Die  Stifte  sollen  für  gewöhnlich  4 — 6 cm  lang  und  4 — 6 mm  dick  ond  io  5 er 
schiedenen,  mit  den  Nummern  1 — 5 zu  bezeichnenden  Sttrkegraden  vorrathig  gehaim 
werden  und  zwar  im  Verhältnis*  von  1 Teil  Zinc.  cblorat.  auf  3.1  $,  1,0.4  u.  0.2  Rah 
nitr.  Für  ihre  Auswahl  ist  die  beabsichtigte  Tiefe  der  Aetzung  malsgebend.  Das 
Aufpinseln  von  salzsaurem  Cocain  vor  der  Application  ist  durchaus  zulässig,  doch  ge- 
nügen meist  nachfolgende  Raltwasserspülungen  zur  Abkürzung  des  Schmerzes 

H.  Minier. 


Mt  A.  D.  Jones,  Microscopical  studies  in  pelvic  peritonitis.  Me-i. 

Kec.  1892,  May  28. 

Die  betreffenden  Präparate  wurden  in  1 . — 1 pCt.  Chromsäurelösung  gehärtet  nnd 
später  in  ■ einem  Glycerin,  nicht  in  Canada- Balsam  untersucht.  — Verf.  beschreibt 
1)  das  peritoneale  Peritoneum,  2)  die  Pathologie  der  Entzündung,  3)  die  Vertode 
rungen  des  Endothels,  des  Bindegewebes,  der  Gefäfse  und  der  glatten  Muskeln  bei 
Peritonitis,  4)  die  Aetiologie  der  Peritonitis.  — Nach  eingehender  Schilderung  der 
microscopischen  Veränderungen  giebt  Verf.  als  häufigste  Ursache  der  Peritonitis  sep- 
tische oder  gonorrhoische  Infection  an.  Martin. 


M.  M.  Jalaguier  und  P.  Mauclairc,  Kecherehea  critiques  et 
experimentnies  sur  dea  cumpreaaea  et  dpongea  abnndonncea  dans 
la  cavitd  peritoneale.  Gaz.  hebd.  1893,  8.  Avril. 

Verfasser  berichten  über  Versuche  von  tlnnden  und  Kaninchen,  denen  sie  aaf 
dem  Wege  der  Laparatomie  Gazestreifen  und  Schwämme  in  die  Bauchhöhle  gebracht 
batten.  Die  Gszestreifen  rollten  sich  in  Rngeln  zusammen,  waren  von  V'erwachsunges 
umgeben,  machten  aber  keine  weiteren  Beschwerden,  einmal,  bei  einer  trächtigen 
□ iindin  fanden  sich  Qazercste  in  der  Uterushohle  Die  mit  Schwämmen  versehenen 
Tiere  starben  sämmtlich.  Die  Schwämme  hatten  sich  abnorm  ausgedehnt.  Hieran 
knüpft  sich  ein  Bericht  über  ähnliche,  bereits  veröffentlichte  Experimente  nnd  über 
Kälte,  wo  bei  Menschen  aus  Versehen  Gazestreifen  oder  Schwammstücke  nach  der 
Laparatomie  in  der  Bauchhöhle  zurückgeblieben  waren.  A „ 


A.  Laagerhans,  Ueber  die  Veränderung  der  Luftwege  und  der 
Lungen  infolge  der  Carboivergiftung.  Doutsohe  mod.  Woohenschr. 
1893,  No.  48. 

Verf  fügt  leinen  entsprechenden  früher  referirten  Beobachtungen  einen  neuen 
Fall  hinzu,  in  dem  Tod  nach  21  Stunden  eintrat  und  die  pathologisch  anatomische 
Untersuchung  eine  leichte  Aetzung  der  oberflächlichen  Epitheiscbicbten  im  oberen  Verdau- 
ungsapparate  ergab,  ferner  eine  katarrhalische  Entzündung  der  Luftwege,  ausgedehnte, 
vorgeschrittene  bronchopneumonisebe  Herde  in  allen  Lappen,  Trübung  mit  beginnen 
der  Verfettung  in  Muskeln,  Herz,  Nieren,  Leber,  Magen.  In  diesem  Falle  war  die 
catarrbalische  Bronchitis,  von  der  die  Bronchopneumonie  jedenfalls  ausging,  durch  keioe 
Aetzung  zu  erklären  Verf.  neigt  sich  infolgedessen  jetzt  za  der  Ansicht,  dass  es  sich 
bei  dieser  Bronchitis,  wie  bei  der  Laryngitis  nm  secundäre  Wirkungen  des  resor- 
birten  Carbois  handelt.  Fr.  smwsraann. 

Kinsendungen  für  du  Centralblatt  werden  an  die  Adrette  det  Ilm.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a rdt  (Berlin  W. 
Framötitche  Btra  te  21)  oder  an  die  Verlagebandlang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  Augntt  Hirtchwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
I — 2 Bogen ; am  8rhlu*a« 
de*  Jahrgang*  Titel,  Na- 
men-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrgang«* 
20  Mark;  tu  betleben 
durch  eile  Buchhandlun- 
gen und  PotUnetalten. 


mcdiciiiisclicii  W issensdnften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ls  Bulla. 


1894.  *«•  Juni.  No.  24. 


Inhalt:  Enori.mann,  Port«!,  Heber  die  Innerration  de«  Herten«.  — Schwarz, 
Ueber  die  el.itiicbe  Substanz  der  Aorta.  — Lh/irnpeld,  Zar  Kenntnis.«  der  Blut- 
gerinnung. — v.  Roonir-Gossrthal,  Bote«,  Falle  ron  Hernia  obtnratorla  — 
Zutat,  Extradnraler  Abseess  bei  Otitis  media.  — Piiiuui,  Ueber  Laryngo- 
flssur.  — FiacBRL,  Zar  Morphologie  and  Biologie  des  Taberkelbacillas  — Worms, 
Ueber  ßisbetes  mit  mildem  Verlauf.  — Schotten,  Peritonitis  nach  Perforation 
eines  Magengeschwür«.  — Barabaschew,  Jackson,  Falle  »on  Augenmuskel  iah- 
mungen.  — Keitel,  Lbwi»,  Ueber  die  Anwendung  des  Hjrdr.  salicyl.  — Alt- 
nur,  Ueber  das  Fieber  im  Wochenbett. 

Oaliotti,  Ueber  die  Jodreaction  der  amyloiden  Substanz.  — Bier,  Behand- 
lung der  Tuberkulose  der  Gliedmassen.  — ffmozi  Unterbindnng  der  A.  iliaca 
interna  — B raunecb  wbi  o , Ueber  die  Geschwülste  des  Sehnerren. — Diicbaiti, 
Formalin-ßampfe  gegen  Mittelohrcatsrrb.  — Simon,  Entzündung  des  Antram  High- 
mori  nach  Influenza.  — Chiari,  Tnbercnlose  der  NasenscbleimbRUt. — Rinoelimo, 
UrrRLi,  Zar  Diagnose  der  Cholera.  — Rsmmrr,  Totliebe  Wirkung  eines  Band- 
wurmmittels — Theodor,  Behandlung  der  Hydrocele  bei  Kindern.  — Bernhardt, 
Ueber  klonische  Krampfe  im  Gebiet  des  N.  peroneus  superfic.  — Bernhardt, 
GuiriiTt,  Zur  Kenntniss  der  Bleivergiftung.  — Pitriei,  Fall  von  Psammom. 
— Steint  n al,  Zur  Casuistik  der  Ureteren-CerrixSitein.  — Habrbda,  Bedeutung 
der  Racbenrerletsungen  Neugeborener. 


1)  Th.  W.  Engelmann,  Beobachtungen  u.  Versuche  am  suspen- 
dirten  Herzen.  Zweite  Abhandlung:  (Jeher  die  Leitung  der  Be- 
wegungsreize im  Herzen.  Pflüger’s  Aroh.  Bd.  56,  S.  149. 

2)  W.  T.  Porter,  Ueber  die  Frage  eines  Coordinationscentrum  im 
Herzventrikel.  Ebenda,  Bd.  55,  S.  366. 

1)  Die  alte  Lehre,  dass  die  Ursache  der  selbständigen  Herz- 
tätigkeit und  des  Herzrhythmus  im  eigenen  Nervensystem  des  Herzens 
zu  suchen  sei,  ist  seit  einiger  Zeit  durch  verschiedene  Beobachtungen 
erschüttert  worden;  diese  sind: 

1.  die  periodischen  Bewegungen  des  Ureter  entstehen  durch 

XXXII.  Jahrgang.  27 


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418  Enqklmann,  Purtkr,  Ueber  die  Innervation  des  Herzens.  No.  24 

automatische  Erregbarkeit  der  Muskelfasern  und  werden  nicht  durch 
Ganglien  veranlasst. 

2.  Die  Contraction  des  Herzens  beginnt  bei  künstlicher  Reizung 
immer  in  der  direct  gereizten  Abteilung.  Beim  Zerschneiden  der 
Herzkammer  in  beliebige  Stücke  verhält  sich  jedes  Stück  künstlichen 
Reizen  gegenüber  wesentlich  wie  die  unversehrte  Kammer. 

3.  Die  Erregung  und  ebenso  die  electrische  Reizwelle  pflanzt 
sich  im  Herzen  vom  Ort  des  Reizes  aus  nach  allen  Richtungen  hin 
fort.  Dies  ist  nicht  durch  Nervenmechanismus  zu  erklären,  sondern 
nur  durch  Mitteilung  der  Erregung  von  Muskelzelle  zu  Muskelzelle. 

Verf.  legt  sich  nun  von  Neuem  die  Frage  vor,  ob  die  Bahnen, 
welche  die  Erregung  fortleiten,  Muskel-  oder  Nervenfasern  sind 
und  sucht  diese  durch  direkte  Messung  der  Leitungsgeschwindigkeit 
zu  entscheiden.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  die  Vorkammern  in 
verschiedener  Entfernung  von  der  Kammer  gereizt  und  jedesmal  das 
Latenzstadium  für  die  Ventrikelsystole  gemessen.  »Die  Dauer  der 
Latenz  musste  mit  Entfernung  der  Reizstelle  vom  Ventrikel  sehr 
merklich  wachsen,  falls  die  Leitung  im  Vorhof  durch  Muskelfasern 
besorgt  würde,  da  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Erregung 
in  den  Muskelfasern  des  Froschherzens  hunderte  mal  kleiner  ist, 
als  die  in  den  motorischen  Nerven.  — War  die  Leitung  aber  durch 
Nervenfasern  vermittelt,  so  konnten  bei  den  geringen  Dimensionen 
der  Vorkammer  gröbere  Unterschiede  überhaupt  nicht  erwartet 
werden“. 

Bei  den  Versuchen  ergab  sich  nun  die  Thatsache,  dass  die 
Systole  der  Kammer  später  eintritt,  wenn  der  Vorhof  in 
gröfserer  Entfernung  von  der  Kammer  gereizt  wird,  als 
bei  Reizung  in  der  Nähe  der  Kammer.  Aus  dem  zeit- 
lichen Unterschied  berechnete  sich  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit für  den  Vorhofsreiz  zu  90  mm  p.  Sec.  Das 
ist  eine  etwa  300  Mal  geringere  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  als 
unter  gleichen  Bedingungen  im  motorischen  Froschnerven.  Aus 
diesen  Messungen  muss  daher  folgender  Schluss  grzogen  werden : 
„Der  Reizvorgang,  welcher  durch  die  Vorkammer  nach  dem  Ven- 
trikel hin  fortschreitet  und  diesen  zur  Contraction  veranlasst,  wird 
innerhalb  der  Vorkammer  durch  Muskelfasern  nicht  durch  Nerven 
fortgeleitet“. 

Verf.  nimmt  ferner  an,  dass  auch  die  Uebertragung  des  Reizes 
an  der  Kammergrenze  vom  Vorhof  auf  die  Kammer  durch  die 
anatomisch  nachgewiesenen  Muskelbündel  vermittelt  wird. 

Endlich  zeigt  Verf.,  dass  es  möglich  ist,  durch  Quellung  in 
Wasser  das  Contractionsvermögen  des  Vorhofs  völlig  aufzuheben, 
ohne  seine  Leitungsfähigkeit  für  Reize  zu  beeinträchtigen.  In  die- 
sem Falle  verlieren  die  Muskelbündel  der  Vorkammern  „ihren 
Charakter  als  Muskeln  und  behalten  ihre  Function  als  motorische 
Nerven  der  Kammer'*.  Sie  leiten  der  letzteren  trotz  vollständiger 
Aufhebung  ihrer  Contractilität  den  Bewegungsreiz  zu  „und  zwar 


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No.  24. 


Scbwahz,  Ueber  die  elasiisohe  Substanz  der  Aorta. 


419 


mit  einer  Geschwindigkeit  durchaus  derselben  Ordnung,  wie  wenn 
das  Verkürzungsvermögen  erhalten  wäre“. 

2)  Kronkckbr  und  Schmby  hatten  gefunden,  dass  die  Ventrikel 
in  fibrilläre  Zuckungen  gerathen  und  zu  schlagen  aufhören,  wenn  das 
Interventricular-Septum  zwischen  mittlerem  und  oberem  Drittel  mit 
einer  Nadel  verletzt  wird  und  hatten  dieser  Stelle  ein  Coordinations- 
centrum  zugeschrieben.  Verf.  wendet  sich  nun  gegen  diese  An- 
nahme mit  einer  Versuchsreihe,  in  welcher  bei  Hunden  der  Ramus 
descendens  der  linken  Coronararterie  oder  der  Ramus  septi  unter- 
bunden wurde.  Die  Tiere  überlebten  die  Operation  5 Stunden  bis 
14  Tage.  In  den  meisten  Versuchen  war  das  Septum  teilweise,  in 
einem  überall  mit  Infarcten  erfüllt,  so  dass  eine  Ernährung  ausge- 
schlossen war. 

„Die  Experimente  erlauben  den  Schluss,  dass  kein  Coordina- 
tionscentrum  im  gewöhnlichen  Sinne  einer  begrenzten  Zusammen- 
häufung von  Nervenzellen  besteht,  sei  es  im  Septum,  sei  es  in  irgend 
einem  andern  Teil  der  Ventricular- Wand“. 

Der  Widerspruch  zwischen  diesem  Ergebniss  und  den  Ver- 
suchen von  Kronkckbr  u.  Sjhmby  wird  nicht  aufgeklärt.  Hürthle. 


B.  Schwarz,  Untersuchungen  über  die  chemische  Beschaffenheit 
der  elastischen  Substanz  der  Aorta.  Zoitscbr.  f.  physiol.  Chem.  XVIII. 
S.  487. 

Als  Material  diente  die  Aorta  des  Rindes;  die  Darstellung  ist 
der  Hauptsache  nach  auf  der  Einwirkung  von  künstlichem  Magen- 
saft auf  die  Schleimhaut  des  Schweinemagens  und  anhaltendes 
Kochen  zurEntfernung  eines  der  Verdauung  widerstehenden  Eiweifs- 
körpers basirt;  ausserdem  Extraction  mit  5 proc.  Salzsäure  in  der 
Kälte,  Behandlung  mit  Alkohol  und  Aether.  Das  erhaltene  bräunlich 
gelbe  Pulver,  welches  eich  in  Salzsäure  mit  violetter  Farbe  löste, 
MiLLON’sche  und  Xanthoprotein-Reaction  gab,  zeigte  die  Zusammen- 
setzung in  Procenten:  C 53.95  H 16.67  S0.38.  Durch  Kochen  mit 
1 proc.  Kalilauge  liefs  sich  der  Schwefel  vollständig  entfernen,  ohne 
dass  die  Substanz  ihre  Eigenschaften  änderte,  das  Elastin  lässt 
sich  also  in  der  That  entschwefeln.  Beim  Erhitzen  mit  Wasser 
bei  130 — 140°  lieferte  das  Elastin  Körper  von  den  Eigenschaften 
des  aus  dem  Elastin  des  Nackenbandes  durch  Verdauung  mit  künst- 
lichem Magensaft  erhaltenen  Hemielastin  (Protelastose)  und  Elastin- 
pepton (Deuteroelastose). 

Bei  der  Zersetzung  mit  Zinnchlorür  und  Salzsäure  lieferte  das 
Aorten-Elastin:  Schwefelwasserstoff,  Ammoniak,  Leucin,  Glycocoll, 
Tyrosin,  Lysatinin;  Glutaminsäure  und  Asparaginsäure  fehlten.  Be- 
treffs der  Isolirung  dieser  Körper  vergl.  das  Orig. 

Weiterhin  wurde  untersucht,  ob  in  dem  Elastin  auch  der  Atom- 
complex  des  nicht  hydroxylirten  Benzols  vorhanden  sei.  Zu  dem 

27* 


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420  Lilienfeld,  Zur  Kenntniss  der  Blutgerinnung.  No.  24 

Zweck  wurde  200  g des  Präparates  mit  Zinnchlorör  und  Salzsäure 
behandelt,  Zinn  und  Salzsäure  entfernt,  das  Tyrosin  grösstenteils 
abgeschieden  und  die  rückständige  Masse  durch  anhaltendes  Kochen 
mit  Kaliumchromat  -(-  Schwefelsäure  oxydirt.  Unter  den  Produkten 
liefs  sich  Cyanwasserstoff,  Benzaldehyd  und  Benzoesäure  nachweiseo. 
Die  Quantität  der  erhaltenen  Benzoesäure  w'ar  3 9g=1.95  pCt. 
Da  das  Elastin  nur  0.34  pCt.  Tyrosiu  geliefert  hatte,  so  verhält 
sich  der  im  Elastin  enthaltene  hydroxylirte  aromatische  Atemcom- 
plex  zu  den  nicht  hydroxylirten,  im  1:8.6.  Beim  Schmelzen  mit 
Kalihydrat  lieferte  das  Elastin  wie  die  Eiweifskörper  Indo),  Skatol, 
Phenol,  Benzol,  dagegen  kein  Methylmercaptan , wie  Eiweifs  und 
Leim,  sondern  nur  Schwefelwasserstoff.  Nach  der  procentischen 
Zusammensetzung,  dem  Fehlen  von  Glutaminsäure  und  Asparagin- 
säure  und  der  Bildung  von  Hemielastin  und  Elastinpepton  zu 
schliesen  ist  das  Elastin  der  Arterien  mit  dem  des  Nackenbandes 
identisch.  G.  Salkowski. 


L.  Lilienfeld,  Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Blutgerinnung, 
du  Buis-Rkvmond’s  Arcb.  1893,  S.  560. 

Fibrinogen,  aus  Magnesiumsulfatplasma  vom  Hunde  mittels 
conc.  NaCl-Lösung  ausgefällt  und  in  wenig  NaCl-Wasser  gelöst, 
liefert  nach  24st0ndiger  Verdauung  mit  künstlichem  Magensaft  einen 
P-reichen  Niederschlag;  demnach  ist  Fibrinogen  ein  Nucleoproteid. 
Aus  einer  reinen,  weder  för  sich  allein,  noch  auf  Zusatz  von  Kalk- 
salzen gerinnenden  Fibrinogenlösung  erhielt  Verf.  vermittelst  Essig- 
säurefällung immer  einen  Niederschlag,  welcher  unter  Zusatz  einer 
Spur  Alkali  in  Wasser  gelöst,  auf  Hinzufögen  eines  Tropfens  einer 
5proc.  Chlorkalciumlösung  im  Verlaute  von  Secunden  zu  einem  festen 
Kuchen  gerinnt.  Dieser  mit  Essigsäure  ausgefällten  Substanz  ist 
weder  Fibrinferment  noch  Serumglobulin  beigemengt;  sie  wird  durch 
blofsen  Zusatz  von  Kalk  in  typisches  Fibrin  umgewandelt.  Dies 
Nucleoproteid  stammt  sowohl  aus  Leucocyten  als  aus  deren  Deri- 
vaten, den  Blutplättchen.  Entsprechend  der  Fibrinogenbildung  er- 
folgt ein  Schwund  der  Leucocyten;  es  ist  also  Fibrinogen  nicht  als 
ein  im  Plasma  gelöster  Stoff  im  kreisenden  Blute  anzusehen,  ent- 
steht vielmehr  aus  der  Kernsubstanz  der  Leucocyten.  Mit  dem 
Fortschreiten  des  Gerinnungsprocesses  schwindet  die  Tinctionsfähig- 
keit  der  Zellkerne  in  erheblichem  Mal'se,  wahrscheinlich  infolge  der 
Abgabe  der  leicht  färbbaren  Nucleoproteide  an  das  umgebene  Plasma, 
Das  in  den  zeitigen  Gebilden  vorhandene  Monokaliumphosphat  be- 
sitzt sog.  zymoplastische  Eigenschaften;  bringt  man  eineSpur  davon 
in  unwirksames  Pferdeblutserum , so  erlangt  letzteres  schon  nach 
10 — 15  Minuten  die  Fähigkeit,  Fibrinogenlösung  zum  Gerinnen  zu 
bringen.  J.  Munk. 


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No.24.  v.  Roonrr-Qpsbkthal.Borck, Fälle v.Hernia  obtaratori8.  — Zaüfai,.  421 


1)  Victor  von  Rogner-Gusenthal,  Aue  der  chir.  Abth.  des  Pri- 
marius Dr.  Schopf  im  k.  k.  Elisabeth-Spitale  in  Wien.  Ueber 
einen  Fall  von  Hernia  obturatoria  completa  mit  Verlagerung  der 
Tuba  und  des  Ovariums.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  26. 

2)  Borck,  Ein  Fall  von  Hernia  obturatoria.  Archiv  f.  klio.  Chir. 
XLVI.  S.  369. 

1)  Die  eine  66  jährige  Frau  betr.  rechtsseitige  Haftbeinloch- 
hernie wurde  vor  der  Operation  für  eine  Schenkelhernie  gehalten, 
doch  lag  sie  weiter  unten  und  innen  als  diese.  Der  im  Canal, 
obturator.  angewachsene  Darm  war  gangränös  und  wurde  ein  Anus 
praeter  naturum  angelegt.  Der  Tod  erfolgte  an  Erschöpfung  4 Tage 
nach  der  Operation,  ln  der  Epicrise  meint  Verf.,  dass  bei  besserem 
Allgemeinbefinden  der  Pat.  vielleicht  die  Laparotomie  behufs  eines 
sicheren  Einblickes  dem  einfachen  Bruchschnitt  vorzuziehen  gewesen 
wäre.  Der  vorliegende  Fall  ist  der  vierte  (nach  Englisch)  von  H. 
obturatoria  mit  den  weiblichen  Genitalien  als  Inhalt. 

2)  Bei  der  59jährigen,  24  Stunden  nach  der  am  dritten  Ein- 

klemmungstage der  rechtseitigen  H.  obturator.  unternommenen  Lapa- 
rotomie und  Darmresection  an  Erschöpfung  und  beginnender  Peri- 
tonitis verstorbenen  Frau  zeigte  die  Autopsie,  dass  der  höhnereigrofse 
Bruchsack  sich  zwischen  der  oberen  und  mittleren  Portion  des  M. 
obturator.  externus  befand.  Derselbe  hatte  sich  beim  Passiren  des 
Canalis  obturatorius  derart  zwischen  Arterie  und  Nerv  gedrängt, 
dass  diese  an  seinem  äussern  untern  Rande  in  den  genannten  Canal 
eiutraten.  Der  Nerv  lag  am  weitesten  nach  aussen,  die  Vene  am 
weitesten  nach  innen,  die  aus  der  A.  hypogastr.  entspringende 
Arterie  in  der  Mitte  und  schlug  sich  der  Ramus  pubicus  letzterer 
um  die  untere  Fläche  des  Bruchsackhalses  io  medianer  Richtung 
zum  Ram.  horizont.  pubis.  Die  Arterie  lag  am  Ende  des  der 
Länge  nach  eingekerbten  Bruchsackes  nach  innen,  ein  Nervenast 
dagegen  nach  aussen.  P.  Güterbock. 


Zaufal,  Ungewöhnlich  ausgebreiteter  rechtsseitiger  extraduraler 
Abscess  in  Folge  von  Otitis  media  sine  perforatione  von  ljähr. 
Dauer.  Prager  med.  Wocbenschr.  1893,  No.  50. 

Die  Eiteransammlung  in  Z.’s  Fall  erstreckte  sich  bis  nahe  zur 
Coronarnaht  und  zur  Sagittalnaht  und  föllte  zum  Teil  die  hintere 
Schädelgrube  aus.  Dura  mit  dem  Gehirn  war  so  weit  vom  Schädel- 
knochen abgedrängt,  dass  man  bequem  zwischen  ihr  und  dem  Knochen 
mit  dem  Zeigefinger  die  Wände  der  Höhle  abtasten  konnte,  ohne 
die  Grenzen  des  Abscesses  zu  erreichen.  Trotz  dieser  bedeutenden 
Hirncompressioo  waren  keine  Hirndruckerscheinungen  vorhanden, 
das  einzige  Symptom,  das  auf  intracranielle  Erkrankung  hindeutete, 
war  beiderseitige  Neuroretinitis.  Abmeifselung  des  Knochens  in 
grofser  Ausdehnung;  wegen  Hervorquellens  von  Eiter,  scheinbar 
aus  der  Tiefe  der  Schädelhöhle  resp.  aus  einem  Gehirnabscess, 


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422 


P/RNIAZKK,  Ueber  Laryngofissnr. 


No.  24 


wurden  mehrere  Probepunctionen  durch  die  Dun»  gemacht,  ohne 
Eiter  zu  aspiriren,  Erst  bei  Abmeilselung  des  Proc.  mast,  und 
Erweiterung  der  Knochenlücke  bis  auf  6 cm  Breite  und  3 cm  Länge 
entleerte  sich  massenhaft  dicker  gelber  Eiter.  2 Tage  nach  der 
Operation  Exitus  letalis.  Bei  der  Obduction  fand  sich  Meningitis, 
entsprechend  einer  Punctionsöflfnung  ein  linearer  Abscess  im  Gehirn; 
Nephritis  chronica;  ausserdem  geheilte  Sinusthrombose.  In  der  Epi- 
crise  warnt  Verf.  vor  Punctionen  des  Gehirns  durch  die  entzündete 
Dura,  da  bei  Nichtvorhandensein  eines  Abscesses  aus  dem  entzün- 
deten Duragewebe  Infectionskeime  in  der  Subarachnoidalraum  und 
in  die  Gehirnsubstanz  übertragen  werden  können.  Schwabach. 


Pieniazek,  Ueber  die  Laryngofiesur  auf  Grundlage  eigener  Er- 
fahrung. Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  H.  3,  4.  Nachtrag  XXXVII.  H.  1,  2. 

Die  Operation  kommt  meist  nur  in  Frage,  wo  schon  Stenose 
der  Luftwege  vorhanden  und  gewöhnlich  schon  vorher  die  Tracheo- 
tomie ausgeführt  wurde.  Gleich  nach  der  Tracheotomie  die  La- 
ryngofissur  zu  machen  erscheint  nicht  zweckmäfsig,  einerseits  weil 
die  Blutung  stören  kann,  andererseits  weil  der  frisch  durchge- 
schnittene Ringknorpel  seiner  Elasticität  halber  zusammenfedert 
Verf.  zieht  die  Cricotomie  mit  Spaltung  des  lig.  conicum  der  tiefen 
Tracheotomie  vor.  Die  Thyreotomie  führt  Verf.  stets  bei  Lagerung 
des  Kranken  mit  hängendem  Kopf  und  Hals  ohne  Tamponka- 
nüle  aus;  diese  Lagerung  schützt  den  Kranken  sicher  vor  Blutaspi- 
ration und  erlaubt  ein  bequemes  Operiren.  Die  Trachealfistel  wird, 
wenn  sie  nicht  genügend  klafft,  mit  dem  TaoossBAo’schen  Dilatator 
offen  gehalten,  die  Weichteile  über  dem  Schildknorpel  schichtweise 
getrennt,  der  Knorpel  selbst  zur  sicheren  Schonung  der  Stimm- 
bänder von  innen  nach  aussen  mittelst  starken  Tenotoms  durch- 
schnitten. Nach  Eröffnung  des  Kehlkopfes  erfolgt  die  weitere 
Operation  je  nach  der  Indication,  nachdem  die  Schleimhaut  gehörig 
cocainisirt.  Zur  genauen  Orientirung  empfiehlt  Verf.  die  Anwen- 
dung eines  Reflexhohlspiegels.  Nach  Beendigung  der  Operation 
wird  der  Kehlkopf  mit  3 pCt.  Borsäurelösung  ausgewaschen  und 
mit  Jodoform  bestreut  und  mit  Jodoformgaze  tamponirt;  alsdann 
wird  die  Kanüle  eingeftthrt  und  genäht.  Nach  4 — 10  Tagen  wird 
der  Tampon  entfernt  und  die  Kanüle  gewechselt.  Manchmal  ent- 
wickeln sich  noch  Schwierigkeiten  bei  dem  Decanulement,  die  eine 
Erweiterungsnachkur  erfordern.  Nach  dieser  Methode  ausgeführt, 
ist  die  Laryngofiesur  technisch  leicht  und  ungefährlich.  Verf.  be- 
schreibt 47  Operationen,  von  denen  er  38  selbst  ausgeföhrt.  Zwei 
Todesfälle  erfolgten  durch  Diphtherie  und  Tuberkulose.  Ausführ- 
liche Krankengeschichten  erläutern  die  Arbeit,  die  Indicationen 
waren  hauptsächlich  gutartige  Neubildungen,  hyperplastische  Pro- 
cesse,  Narbenbildung  nach  Ulcerationen  und  Veränderungen,  Trau- 


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No.  24.  Pischel,  Zur  Morphologie  u.  Biologie  des  Taberkelbacillus.  423 

tuen,  Frakturen,  Fremdkörper,  Carcinom,  Sclerom,  Tuberkulose, 
Perichoudritisstenosen. 

Im  Nachtrag  werden  noch  13  neue  Falle  erwähnt. 

W.  Lublinski. 


Fischel,  Zur  Morphologie  und  Biologie  des  Tuberkelbacillus.  Berl. 
klin.  Woohenscbr.  1893,  No.  41. 

Infolge  der  Mitteilungen  Sakdkb’s  (Cbl.  1893,  S.  406)  sah  sich 
F.  veranlasst,  seine  früheren  Untersuchungen  über  den  Tuberkel- 
bacillus (Cbl.  1893,  S.  38)  nochmals  aufzunehmen.  Sander  hatte 
angegeben,  dass  die  von  F.  beschriebene  Astbildung  der  Tuberkel- 
bacilien  ein  Irrthum  sei,  bedingt  durch  einfaches  Aneinanderlagern 
längerer  Fäden.  Dem  tritt  F.  entgegen,  indem  er  auf  die  Photo- 
gramme seiner  früheren  Untersuchung  hin  weist,  die  eine  ächte  Ver- 
zweigung genau  darstellen.  Er  hebt  hervor,  dass  sie  ihm  auch 
jetzt  wiederholt  zu  veranschaulichen  gelungen  sei  und  führt  ein 
Citat  Ghubkk’s  an,  der  dasselbe  gesehen  hat;  ein  gleiches  gilt  von 
Klein.  Weiterhin  hatte  F.  trommelschlägelartige  Gebilde  in  den 
Tuberkeibacilienkulturen,  beschrieben,  die  die  Tuberkelbacillenfär- 
bung annahmen  und  an  Aktinomyceskeulen  erinnerten;  Sander 
wollte  diese  auch  gesehen  haben,  beschreibt  sie  aber  als  von  sehr 
ungleichem  Gröfsendurchmesser,  woraus,  sowie  aus  dem  Umstand, 
dass  sich  die  Gebilde  auf  den  SANURR’schen  Photogrammen  nicht 
finden,  F.  den  Schluss  zieht,  dass  dieser  die  von  ihm  gemeinten 
Gebilde  nicht  gesehen  habe.  F.  stellt  mit  Hüppe  den  Tuberkelba- 
cillus mit  dem  Aktinomyces  in  eine  Gruppe,  da  sie  macroscopisch 
und  microscopisch  dieselben  Wuchsformen  zeigen  und  hält  beide 
für  die  parasitische  Wuchsform  zweier  pleomorpher  Arten. 

Des  weiteren  tritt  F.  nachdrücklich  dafür  ein,  dass  die  In- 
fectiosität  des  Tuberkelbacillus  wesentlich  von  dem  Nährboden  ab- 
hänge  und  dass  eine  Teilung  in  2 Unterarten  in  Hühnertuberkulose 
und  Säugetiertuberkulose  nicht  angängig  sei.  Zu  dem  Zweck  führt 
er  mehrere  Versuchsreihen  auf;  die  erste  enthält  Versuche  mit 
Säugetiertuberkulose  an  Hühnern  und  Kaninchen;  sie  zeigt,  dass 
diese  Tuberkelbacillenform  auf  Hühner  übertragen  werden  und, 
wenn  auch  selten,  unzweifelhafte  allgemeine  Tuberkulose  erzeugen 
kann,  und  dass,  wenn  auch  die  Tiere  nach  solcher  Infection  in  der 
Regel  atrophisch  zu  Grunde  gehen,  sie  sich  doch  in  Ausnahme- 
fällen völlig  erholen  können.  In  der  2.  Versuchsreihe  stellt  F. 
Versuche  mit  Säugetiertuberkulose  an,  die  durch  modificirte  Nähr- 
böden der  Hühnertuberkulose  im  Wachstum  ähnlich  gemacht  wor- 
den war;  solche  Kulturen  vermochten  nur  noch  in  beschränktem 
Mafse  bei  Säugetieren  Tuberkelbildung  veranlassen,  trotzdem  sie 
das  Tier  zu  töten  vermochten,  also  ganz  entsprechend  wie  Hühner- 
tuberkulose wirkten. 

In  der  3.  Reihe  beschäftigte  sich  F.  mit  wirklicher  Hühner- 
tuberkulose, wobei  er  fand,  dass  sie  ab  und  zu  bei  Kaninchen, 


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424  Worms,  Ueber  Diabetes  mit  milden  Verlauf.  No.  24 

. häufiger  noch  bei  Meerschweinchen  tuberkulöse  Localisationen  her- 
vorzubringen vermag. 

Für  die  Identität  beider  Formen  führt  F.  dann  weiter  an,  dass 
er  aus  Affen  ächte  Ilühnertuberkolose  und  Hüppk  aus  Hühnern 
und  Fasanen  ächte  Säugetiertuberkulose  züchten  konnte. 

Sehenden. 


J.  Worms,  Sur  le  diab&te  k evolution  lente.  Bull,  de  l’acad.  de  med. 

1893,  No.  48. 

Auf  Grund  einer  Anzahl  von  Beobachtungen  an  sehr  lang- 
lebigen Diabetikern  erörtert  Verf.  die  Frage,  unter  welchen  Be- 
dingungen und  unter  dem  Einfluss  welcher  Behandlung  ein  Diabe- 
tiker seine  Existenz  fast  unbestimmt  verlängern  kann.  Er  hebt 
zuvörderst  hervor,  dass  nach  dem  allgemeinen  Eindruck  der  Beob- 
achter die  Zuckerharnruhr  in  neuerer  Zeit  ausserordentlich  häufiger 
vorkommt  als  früher.  Um  sich  über  die  Frequenz  der  Krankheit 
bei  scheinbar  Gesunden  eine  Vorstellung  zu  bilden,  hat  er  die  Urioe 
von  607  in  einem  industriellen  Unternehmen  beschäftigten  Arbeitern 
untersucht  und  dabei  nicht  in  einem  einzigen  Falle  Zucker  con- 
statirt;  dagegen  fand  er  unter  100  geistig  sehr  angestrengten  Indi- 
viduen bei  7 ziemlich  beträchtliche  Mengen  von  Zucker,  ohne  dass 
die  Träger  dieser  Abnormität  eine  Ahnung  davon  hatten.  Aus 
diesen  noch  weiter  auszudehnenden  Untersuchungsreihen  schliefst 
Verf.,  dass  bei  Personen,  die  geistig  sehr  angestrengt  sind  und 
schwere  Verantwortung  zu  tragen  haben,  der  Diabetes  jenseits  des 
40.  Lebensjahres  ziemlich  häufig  ist;  der  latente  Diabetes  unter 
diesen  Individuen  ist  auf  mindestens  6 pCt.,  vielleicht  auf  7 pCt.  zu 
schätzen.  — Was  nun  den  langsam  verlaufenden  Diabetes  anlangt, 
so  tritt  er  in  3 verschiedenen  Typen  auf:  1)  der  Zuckergehalt  ist 

durch  ein  angemessenes  Regime  leicht  zu  beseitigen,  um  mit  Nach- 
lass des  letzteren  alsbald  wieder  aufzutreten,  u.  s.  w.  2)  Der 
Zuckergehalt  ist  nicht  mehr  zu  beseitigen,  wenigstens  von  der  Zeit 
ab,  wo  man  die  Patienten  zuerst  zu  Gesiebt  bekommt;  dennoch 
können  sich  diese  Kranken  sehr  lange  vortrefflich  befinden,  voraus- 
gesetzt, dass  die  tägliche  mittlere  Zuckerausscheidung  nicht  mehr  als 
15 — 20  g beträgt  und  dass  nur  geringe  Polyurie  und  Azoturie  be- 
steht. 3)  Nur  selten  besteht  ein  periodischer  Diabetes,  wobei  Zeiten 
mit  Zuckerausscheidung  durch  lange  zuckerfreie  Intervalle  von 
einander  getrennt  sind.  — Für  alle  Diabetiker  der  angeführten 
Kategorieen  betont  Verf.  die  Notwendigkeit,  dass  die  Kranken  tag- 
täglich selbst  eine  quantitative  Zuckeranalyse,  vermittelst  FKRuWscher 
Lösung  ausführen,  und  er  giebt  die  hierzu  erforderlichen  einfachen 
Verfahrungs weisen  an;  danach  richtet  sich  ein  Nachlassen  oder 
strafferes  Anziehen  der  Diätvorschriften.  Medikamentös  empfiehlt 
Verf.  das  schwefelsaure  Chinin  in  täglichen  Dosen  von  0.2 — 0.3  g, 


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No.  24.  Schotten,  Peritonitis  nach  Perforation  eines  Magengeschwürs.  425 

das  er  einzelne  Kranke  fast  ununterbrochen  10 — 15  Jahre  lang 
nehmen  liefe,  ohne  U ebelstände  dabei  zu  beobachten.  Perl. 


E.  Schotten,  Ein  casuistischer  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Peri- 
tonitis in  Folge  der  Perforation  eines  Magengeschwüres.  Münchner 
med.  Wochensohr.  1893,  No.  41. 

Der  in  der  Ueberschrift  gekennzeichnete  Fall  betraf  einen  Mann 
im  Alter  von  46  Jahren,  bei  welchem  wahrscheinlich  schon  seit 
einer  Reihe  von  Jahren  eine  Geschwörsbildung  in  der  Regio  pylo- 
rica  des  Magens  bestanden  hatte.  Infolge  dieser  Abnormität  hatte 
er  vor  1 '/j  Jahren  an  einer  localisirten  Peritonitis  gelitten  und  mit 
dieser  stand  wohl  eine  Stenosirung  des  Pylorus  in  Verbindung, 
welche  bei  der  Obduction  gefunden  wurde.  Durch  eine  Gemüts- 
erregung, sowie  durch  einen  Diätfehler  acquirirte  der  Kranke  nun- 
mehr eine  acute  Magenstörung,  die  zu  einem  anhaltenden  Brechen 
und  Würgen  und  dadurch  zu  einer  Verschlimmerung  des  Magen- 
geschwüres führte.  Durch  den  nunmehr  folgenden  Brechact  trat 
die  Berstung  der  Magenwand  und  der  Serosa  sowie  der  Uebertritt 
von  Mageninhalt  in  die  Bauchhöhle  ein.  Es  folgte  die  Peritonitis 
und  gleichzeitig  Blutungen  in  den  Magen  selbst.  Todesursache 
war  die  Peritonitis.  — Bemerkenswert  an  dem  eben  beschriebenen 
Falle  ist  noch  Folgendes:  Es  bestand  sofort  bei  Eintritt  der  Per- 
foration eine  mit  flachem  Leib  verbundene  tetanische  Starre  der 
Bauchmusculatur.  Erst  postmortal  entwickelte  sich  ein  leichtes  Auf- 
treiben des  Leibes.  Auf  Grund  dieser  Starre  verschwand  auch  die 
vorher  sichtbare  Darmperistaltik.  Ferner  ist  bemerkenswert  der 
Mangel  des  Verschwindens  resp.  der  Verkleinerung  der  Leber- 
dämpfung. Dieselbe  beruht  bekanntlich  auf  dem  Eindringen  von 
Luft  in  die  Bauchhöhle  specieil  zwischen  Leber  und  Bauchwand. 
Und  in  der  That  war  auch  im  vorliegenden  Falle  keine  Luft  ein- 
gedrungeo,  sei  es,  weil  der  Magen  durch  das  längere  Zeit  vor  der 
Perforation  erfolgte  Würgen  luftleer  geworden  war,  sei  es,  weil  die 
aufifallenderweise  linear  gestaltete  Perforationsöffnung  den  Luftaus- 
tritt durch  Ventilbildung  mit  dem  darüberliegenden  Schleimhaut- 
sack nicht  begünstigte.  Die  Perforationsöffnung  war  auch  der 
Grund  für  das  sonderbare  Verhalten  des  Kranken  in  Bezug  auf 
das  Erbrechen.  Während  sowohl  bei  Perforation  des  Magens  in 
den  freien  Bauchfellsack  das  Erbrechen  aufhört,  brach  im  vorlie- 
genden Falle  der  Kranke  noch  längere  Zeit  nach  dem  Eintritte  der 
Perforation.  Es  scheint,  als  ob  die  Ventilöffnung  auch  bei  stärksten 
Brechbewegungen  nur  wenig  Mageninhalt  austreten  liefe,  sodass  auch 
ein  Teil  desselben  seinen  Weg  nach  oben  durch  die  Cardia  fand. 

C.  Kosentbal. 


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426  B arabaschkw,  Jackson,  Fälle  v,  Augeomuskellähmungen.  — Karrai,,  No. 24 

1)  P.  Barabaschew,  Zwei  Fälle  von  Nuclearmuskellähmungeo. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  18. 

2)  J.  U.  Jackson,  Two  cases  of  ophthalmoplegia  externa  with 
paresis  of  the  orbicularis  Palpebrarum.  The  Laceet  1893,  15.  Jali. 

1)  B.  stellt  zunächst  3 Fälle  traumatischer  nuclearer  Augen- 
muskellähmung  aus  der  Litteratur  zusammen,  um  ihnen  zwei  neue 
Fälle  anzureihen.  In  allen  handelte  es  sich  um  Blutungen  in  die 
Kerne;  in  einem  safs  die  Blutung  im  Kern  des  Oculomotorius  und 
Trochlearis,  in  2 Fällen  im  Kern  des  Abducens.  In  dem  ersten 
der  beiden  neuen  Fälle  handelt  es  sich  um  eine  isolirte  traumatische 
Nuclearlähmung  des  Trochlearis  der  rechten  Seite.  Dieselbe  trat 
nach  einem  Fall  auf  das  Hinterhaupt  ein,  ohne  sonstige  Zeichen 
einer  Gehirnerschütterung,  Knochenverletzung  u.  s.  w.;  sie  äusserte 
sich  durch  die  für  eine  rechtsseitige  Trochlearislähmung  typischen 
Doppelbilder.  — Der  2.  Fall  bietet  eine  isolirte  nucleare  Lähmung 
der  Binnenmuskeln  des  Auges  (Ophthalmoplegia  interior)  trauma- 
tischen Ursprungs.  Es  zeigte  sich  nach  einem  Fall  auf  den  Hin- 
terkopf ohne  sonstige  Krankheitserscheinungen  die  linke  Pupille 
fast  maximal  erweitert  und  reactionslos  auf  Licht;  die  Reaction 
auf  Accomodation  und  Convergenz  war  gering;  die  Accomodation 
war  fast  ganz  gelähmt. 

2)  J.  beobachtete  2 Fälle  von  Ophthalmoplegia  externa  mit 

einer  Parese  des  Orbicularis  palpebrarum  und  unterstützt  die  Hypo- 
these Mendel’s  von  dem  Ursprung  der  Nervenfasern  des  M.  orbicu- 
laris oc.  aus  dem  Oculomotoriuskern.  Der  M.  orbicularis  oc.  resp. 
die  ihn  innervirenden  Nervenfasern  haben  vermutlich  mehrere  Cen- 
tren,  und  scheinen  die  inneren  circulären  Fasern  bei  der  Ophthalmo- 
plegia externa  am  meisten  betroffen  zu  sein  und  vom  Oculomotorius- 
kern innervirt  zu  werden.  — Die  beiden  Fälle  selbst  sind  nur  kurz 
beschrieben.  S.  Kalischer. 


1)  Keitel,  Weitere  Versuche  in  der  Anwendung  des  Hydr.  salicyl. 
bei  Lues.  (Aus  der  Klinik  für  Syphilis  des  G.-M.-R.  Prof.  Dr. 
Lkwin).  Charite-Annalen  XVIII.  S.  614. 

2)  G.  Lewin,  Zwei  weitere  Fälle  von  Intoxication  nach  der  In* 
jection  von  unlöslichen  Quecksilbersalzen.  Ebenda,  S.  636. 

1)  Es  wurden  im  Verlaufe  von  14  Monaten  mit  Injectionen 
von  Hydr.  salicyl.  902  Kranke,  369  männliche  und  533  weibliche, 
von  denen  690  früher  niemals  eine  antisyphilitische  Cur  durchge- 
macht hatten,  behandelt.  Die  Einspritzungen  (jedesmal  1.0  Hydr. 
salicyl,  1.0  Paraffin,  liquid.  10.0)  wurden  jeden  5.  Tag  intra- 
musculär  in  die  Nates  gemacht;  weniger  als  6 — 8 Einspritzungen 
galten  nicht  als  eine  volle  Cur.  Oertliche  Reizerscheinungen  und 
Schmerzen  stellten  sich  meist  nur  in  sehr  geringem  Grade  ein,  häu- 
figer leichte  Alterationen  des  Allgemeinbefindens.  In  einem  Falle 
trat  nach  jeder  Einspritzung  intensiver  Hustenreiz  auf,  in  einem 


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No.  24.  Lewin,  Anw.  d.Hydr.  salicyl.  — Ahlfrj.dt,  Fieber  im  Wochenbett.  427 

anderen  zeigten  eich  schwerere  Störungen  nervöser  Natur  (Tremor, 
krampfartige  Contractionen  u.  dgl.),  bei  3 Kranken  entwickelte  eich 
6 — 8 Stunden  nach  der  Injection  ein  diffuses,  bei  1 ein  fleckiges 
Erythem,  welches  aber  am  nächsten  Tage  wieder  verschwunden 
war.  Stomatitis  wurde  in  62  Fällen  beobachtet,  vorwiegend  bei 
Frauen,  welche  die  Mundpflege  vernachlässigt  hatten.  Ein  Mädchen 
kam  2 Monate  nach  der  Cur  mit  einer  ulcerösen  Stomatitis  zurück, 
bei  einem  anderen  entstanden  nach  einer  Injection  schwere  Stoma- 
titis, Albuminurie,  Verdauungsstörungen  und  grofse  Schwäche.  — 
Was  die  antisyphilitische  Wirkung  des  Mittels  betrifft,  so  schwan- 
den leichte  Erkrankungen  der  Haut  und  der  Schleimhäute  schon 
nach  1 — 2 Injectionen,  papulöse  Formen  erforderten  5 — 6,  pustu- 
löse  und  ulceröse  Syphilide  mehrfach  12 — 14  Einspritzungen.  — 
Sein  Gesammturteil  fasst  Verf.  dahin  zusammen,  dass  das  Hydr. 
ealicyl.  und  die  unlöslichen  Quecksilbersalze  Oberhaupt  den  löslichen 
nicht  gleichwertig,  geschweige  denn  überlegen  sind,  dass  ihre  Wir- 
kung eine  weniger  intensive  und  nachhaltige  ist  und  dass  der  Vor- 
teil der  selteneren  Einspritzungen  durch  die  Gefahr  einer  allge- 
meinen Intoxication  aufgewogen  wird.  Für  die  poliklinische  Be- 
handlung ist  das  Hydr.  ealicyl.  wegen  der  oft  erst  längere  Zeit  nach 
der  Injection  auftretenden  gefährlichen  Zufälle  nicht  zu  empfehlen. 

2)  Bei  einem  jungen  Mädchen  stellten  sich  nach  6 Injectionen 
von  Hydr.  oxyd.  flav.  starke  Stomatitis  mit  Ulcerationen,  Leib- 
schmerzen, Erbrechen  und  blutige  Diarrhoeen  ein,  welche  Erschei- 
nungen allerdings  in  wenigen  Tagen  wieder  zurückgingen.  Der 
zweite  Fall  (aus  der  Praxis  des  Dr.  Hali.kk)  betraf  einen  45jähr. 
Mann  mit  syphilitischen  Geschwüren,  bei  dem  nach  einer  Ein- 
spritzung von  1 ccm  Hydr.  oxyd.  flav.  0.5:15.0  schwere  Stomatitis 
mit  viele  Wochen  anhaltendem,  abundantem  Speichelfluss  und  An- 
kylose des  Kiefergelenkes  auftrat.  H.  Müller. 


F.  Ahlfeldt,  Beiträge  zur  Lehre  vom  Resorptionsfieber  in  der 
Geburt  und  im  Wochenbette  und  von  der  Selbstinfection.  Zeitschr. 
f.  Geburtsh.  n.  Gynäk.  XXVII.  H.  2. 

Sich  auf  3000  Geburtsbeobachtungen  und  Wochenbettscurven 
der  Marburger  Entbindungsanstalt  aus  den  Jahren  1883  — 1893 
stützend,  sucht  A.  die  für  Wissenschaft  und  Praxis  ungemein  wich- 
tige Frage  bezüglich  der  Selbstinfection  der  Entscheidung  näher  zu 
führen.  Hervorzuheben  ist  die  grofse  Gewissenhaftigkeit  bei  den 
Beobachtungen,  so  wurden  z.  B.  die  Temperaturmessungen  nur 
durch  Assistenzärzte  mit  wiederholt  controllirten  Thermometern  aus- 
geführt. — Berücksichtigt  wurden  bei  den  Untersuchungen  folgende 
Punkte : 

1)  Der  Einfluss  der  subjectiven  Antisepsis;  2)  der  Einfluss  der 
Desinfection  der  Gebärenden  und  Wöchnerin;  3)  die  die  Infection 
begünstigenden  Momente  bei  der  Frau;  4)  die  Entstehung  des 


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428 


Galrotti.  — Birb. 


No.  24 


Fiebers  in  der  Geburt;  5)  die  puerperalen  Todesfälle  und  ihre 
Ursachen;  6)  die  bacteriologischen  Befunde. 

A.  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

Fieber,  selbst  tötlich  verlaufendes,  kommt  im  Wochenbett  auch 
ohne  vorausgegangene  innere  Untersuchung  vor;  durchschnittlich 
pflegen  freilich  die  durch  Infection  von  aussen  herbeigeföhrten  Er- 
krankungen schwerer  zu  sein.  — Jede  Frau  birgt  in  ihrer  Vagiss 
Mikroorganismen,  die  unter  geeigneten  Verhältnissen  Fieber  und 
Tod  herbeiführen  können.  — Die  präliminare  Scheidendouche  ist 
eine  unerlässliche  Bedingung,  um  schwere  Kindbettfieber  zu  ver- 
böten. — Die  Eingangspforten  för  das  puerperale  Gift  sind  in  der 
Hauptsache  nicht  an  den  äusseren  Genitalien,  sondern  am  Cervix 
und  im  Endometrium  zu  suchen.  — Günstige  Chancen  für  das 
Wochenbett  geben:  macerirte  Fröchte,  sehr  kleine  Früchte,  ab- 
wartendes Verhalten  in  der  Nachgeburtsperiode  (2  Stunden  und 
darüber).  — Die  Zahl  der  fieberhaften  Wochenbetten  nimmt  lang- 
sam mit  zunehmender  Dauer  der  Eröffnungeperiode,  sehr  erheblich 
mit  zunehmender  Dauer  der  Austreibungsperiode  zu  (auch  ohne 
häufigere  Wiederholung  der  Untersuchung).  — Ferner  nehmen  mit 
Zunahme  des  Blutverlustes  auch  die  Wochenbettfieber  zu.  — Wäh- 
rend der  Geburt  wurde  Fieber  bei  Beckenenge  und  abnormen 
Einstellungen  beobachtet,  fast  ausnahmslos  erst  nach  dem  Blasen- 
sprung. Das  Fieber  schlofs  sich  an  eine  Periode  absoluter  Wehen- 
unthätigkeit  oder  wenigstens  Wehenschwäche  an;  nach  Beginn  des 
Fiebers  begann  häufig  eine  ungemein  starke  Wehenthätigkeit.  A. 
hält  dieses  in  der  Geburt  auftretende  Fieber  nicht  für  eine  functio- 
neile Temperatursteigerung  (durch  Muskelthätigkeit),  sondern  für 
einen  septischen  Process.  A.  Martin. 


G.  Galeotti,  Ueber  eine  Art,  die  Jodreaction  bei  der  Amyloidde- 
generation hervorzubringen.  Cbl.  f.  allg.  Pathol.  u.  pathol.  Anat.  1894, 
1 6.  April. 

Um  die  amyloid  degenerirten  Stellen  deutlicber  hervortreten  tu  lauen,  als  dies 
bei  der  Behandlung  der  Schnitte  mit  Lusoi/scher  Lösung  möglich  ist,  empfiehlt  Verf 
folgende  Methode.  Die  in  Alcohol  gebarteten , in  Celloidin  eingebetteten  Schnitte 
werden  zuerst  in  Wasser,  dann  in  eine  äproc.  Jodkalium- Lösung  gebracht,  wo  sie 
bis  ’/s  Stunde  bleiben.  Dann  werden  sie  in  Aqu.  dest.  ausgewaschen  und  einige  Mi- 
nuten in  um  die  Hälfte  verdfinntes  Chlorwauer  gebracht.  Auswaschen  in  vielem 
Wasser.  Gl  ycerin- Einbettung. 

Das  normale  Gewebe  ist  ganz  oder  fast  ungefärbt,  das  Amyloid  stark  braunrot, 
indem  das  durch  das  Chlor  frei  gemachte  Jod  sioh  an  den  amyloid  degenerirteo 
8tellen  befestigt.  u.  Rothmim. 


A.  Bier,  Behandlung  chirurgischer  Tuberculose  der  Gliedmassen 
mit  Stauungshyperämie.  Wiener  med.  Bl.  1893,  No.  16—20. 

Aus  dem  Resnme  der  zahlreichen  Krankengeschichten  Verf.'s  ist  herronuhebes. 
dass  er  der  passiven  StauungshyperSmie  nicht  die  Nachteile  zuschreibt,  wie  sie 
durch  die  active  Hyperämie  bei  der  Kocu’scben  Injection  und  der  heilten  Luft-  Be- 
handlung erzielt  werden.  Letztere  scheinen  beide  die  Gefahr,  locale  Tuberkulose  aaf- 


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No.  24.  Whrort.  — BHAUNBCHwmo.  — Dbschamps.  — Semon. 


429 


r.ustAren  and  schnell  weiter  zu  »erbreiten  mit  lieh  zu  führen.  Dagegen  hat  die 
Stauungshyperämie  keinen  Nachteil  ausser  der  Begünztignng  der  Verbreitung  eiteriger 
Entzündungen,  ohne  aber  (wie  Hrurbiih  meint)  nach  Herstellung  reiner  WundSächen 
contraindicirt  zu  sein.  p.  Güterbeek. 


O.  Whcory,  Successful  case  of  intraperitoneal  ligation  of  the  inter- 
nal iliac  artery.  Lancet  1893,  July  5.  p.  136. 

Betr.  einen  2Xjähr.  Pat.  mit  puliirendei  ■ Tumor  oberhalb  des  linken  Os  innomi- 
natum.  Die  Vene  wurde  mit  unterbunden,  und  war  »or  der  Ligatur  der  Arterie  die 
Blutung  eine  sehr  starke,  und  bei  durch  ein  Gewitter  verdunkeltem  Himmel  das  Licht 
in  der  Tiefe  sehr  schlecht.  Bei  Abschluss  des  Berichtes  waren  Pulsation  n.  Schmerzen 
geschwunden,  dei  Tumor  aber  nicht  »Bllig  beseitigt.  p.  GOterbock. 


Braunschweig,  Die  primären  Geschwülste  des  Sehnerven,  v.  Gräfe ’s 
Arch.  f.  Ophth.  XXXIX.  S.  1. 

B.  berichtet  zunächst  über  4 Pille  »on  echten  Opticustumoren,  Geschwülsten,  die 
sieb  innerhalb  der  innere  Sehnerrenscheide  entwickeln,  and  stellt  alsdann  alle  Fälle, 
die  bis  jetzt  veröffentlicht  worden  sind , zusammen.  Die  Sehnerrengescbwülste  sind 
sehr  selten,  etwa  75  pCt.  gehören  dem  kindlichen  oder  jugendlichen  Lebensalter  an. 
Erblichkeit  war  niemals  nachzuweisen.  Der  Verlauf  ist  ein  langsamer,  meist  schmerz- 
loser ohne  Entzündungserscbeinungen,  es  tritt  Exophtbalmos  auf,  das  Sehvermögen 
erlischt  sehr  frühzeitig  oder  nimmt  rasch  ab,  die  Beweglichkeit  des  Bulbus  ist  eine 
relativ  gute,  innerhalb  des  Muskeltricbters  findet  sich  ein  palpabler  Tumor,  welcher 
etwa  am  Orte  des  Sehnerven  verlaufend,  Bulbus  und  Foramen  opticum  mit  einander 
verbindet  Die  Behandlung  kann  natürlich  nur  eine  chirurgische  sein.  Die  Prognose 
ist  eine  gute,  da  Recidive  selten  Vorkommen,  wessbalb  die  Exstirpation  derselben  mit 
Erhaltung  des  Bulbus  versucht  werden  muss.  Nach  den  Erfahrungen  von  B.  geschieht 
dies  am  besten  durch  die  von  Krönlrir  angegebene  temporäre,  osteoplastische  Re- 
section  der  äusseren  Orbitalwand.  — Die  Tumoren  sind  entweder  endothelialer  Natur 
uDd  gehen  wahrscheinlich  von  denEndotbelien  der  Lymph-  oder  Blutgefäfse  aus.  grössten- 
teils aber  gehören  sie  zu  den  Myxomen  und  Myxotarcomen,  von  denen  letztere  Form 
den  eigentlichen  Typus  des  Sebnerventumora  bildet.  Hommann. 


Deschamps,  Les  vapeurs  de  formol  ou  Aldehyde  formique,  dana 
les  affectiona  de  l’oreille  moyenne.  Annales  des  mal.  de  l’or.  etc.  1894, 
No.  4. 

Verf.  empfiehlt  die  Application  der  Formaldehyddämpfe  bei  snbacuten  Katarrhen 
der  Tuba  East,  und  der  Paukenhöhle.  «chwabsrh. 


F.  Semon,  Acute  inflammation  of  the  left  antrum  of  Highmori 
after  influenza.  Brit.  med.  Jouro.  1894,  3.  Febr. 

Beschreibung  einer  acuten  Entzündung  der  linken  Kieferhöhle  nach  Influenza,  die 
deshalb  von  besonderem  Interesse  ist,  weil  sie  den  Verf.  selbst  betroffen.  Mit  heftigem 
Schnupfen  stellte  sich  ein  Gefühl  von  Volle  in  der  linken  Wange  ein,  dem  sich  später 
eiD  unerträgliches  Ziehen  in  der  Regio  zygomatica  zugesellte.  Die  Haut  darüber  war 
geschwollen  und  gerötet  und  bei  Berührung  empfindlich.  Schneuzen  und  Husten 
war  schmerzhaft.  Leichtes  Fieber.  Keine  Frontalneuralgie.  Am  nächsten  Tage  so- 
fortige Erleichterung  nach  Entleernng  eines  grünlichen  pyopurnlenten  Secrets  beim 
Schnauben  der  Nase;  dieses  wiederholte  sich  noch  mehrmals,  bis  zuletzt  alle  Beschwer- 
den nach  Entleerung  des  erwähnten  Secrets  aufhOrten.  Erwähnenswert  ist  noch,  dass 


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430 


Chiabi.  — Rinoklino,  Uffklik.  — Rrmmbr. 


No.  24 


■ ich  hieran  eine  Putpaentzündung  dei  linken,  anscheinend  vorher  gesunden  Kcktahnea 
anschloss,  der  extrabirt  eine  fast  gangränöse  Entzündung  zeigte.  (Acute  Empyeme 
nach  Influenzen  wurden  bei  den  hiesigen  Epidemien  der  Influcoza  häufig  beobachtet. 
Ref.  beobachtete  eine  Reihe  von  Fällen,  die  mit  Ausnahme  eines  spontan  heilten). 

W.  Lublioski. 


Chiari , Ueber  Tuberculose  der  Nasenschleimhaut.  Fränkel’s  Arch.  f. 

Laryngologie  etc.  I.  H.  2. 

Verf.  bat  6 Fälle  dieser  Erkrankung  beobachtet;  in  4 konnten  Bacillen  nachge- 
wiesen »erden;  die  beiden,  an  denen  dieses  nicht  gelang,  gehören  jedoch  ebenfalls 
hierher,  da  sie  beide  histologisch  charakteristische  Kennzeichen  für  Tuberculose  dar- 
boten. Im  Ganzen  sind  bisher  21  Fälle  genauer  beschrieben;  11  Mal  wurden  Bacillen 
naebgewiesen;  blos  histologisch  wurde  die  Diagnose  6 Mal  und  nach  dem  klinischen 
Verhalten  4 Mal  gestellt.  w.Lubliaski. 


1)  Ringeling:,  Jets  over  de  bacteriologische  cholera- diagnose. 

Weekbl.  ran  hot  Nederl.  Tijdschr.  voor  Oeneesk.  1894,  I.  No.  3. 

2)  Uflfclie,  De  chemotaxis  io  dienst  der  cholera-diagnose.  Ebenda. 

1)  Von  den  verschiedenen  Verfahren,  die  zur  Beschleunigung  der  Stellung  der 
Choleradiagnose  angegeben  sind,  verdient  der  Vorschlag  von  Fonsrsa  besondere  Be- 
achtung. Es  wird  die  Peptonlösung  vor  der  Infection  mit  dem  verdächtigen  Stoffe  auf 
Bruttemperatur  erhitzt,  und  et  gelingt  dann,  wie  3 mitgeteilte  Fälle  beweisen,  in  4 '/, 
bis  & Stunden  die  bacteriologische  Diagnose  zu  stellen.  Sind  die  Cholerabacterien 
in  Reinkultur  in  den  Abgängen  vorhanden,  so  ist  bereits  aus  diesem  Befunde  die 
Diagnose  ermöglicht.  Sie  liegen  alle  nach  einer  Richtung  hinter  einander  wie  ein 
Schwarm  Fische. 

2)  Das  von  U.  angewendete  cbemotactische  Verfahren  zur  Isolirung  der  Komma- 

bacilleu  von  anderen  ist  folgendes;  Einige  Capillaren  werden  zu  drei  Viertel  mit  Kar- 
toffelsaft  gefüllt,  indem  sie  gegen  die  Oberfläche  einer  durchgebrochenen  Kartoffel  ge- 
drückt werden.  Nachdem  das  eine  Ende  zu^eschmolzen , der  am  anderen  Ende  leer 
bleibende  Raum  mit  steriler  Scheere  abgeschnitten,  werden  die  Röhrchen  mit  der 
Oeffnung  in  einige  Tropfen  der  Peptookultur  gelegt  und  dann  in  eine  feuchte  Kam- 
mer gebracht.  Nach  einer  Stunde  sind  die  Röhrchen  mit  Bacillen  erfüllt.  Nun  wird 
das  andere  Ende  zugeschmolzen,  die  Aussenfiäche  mit  Salzsäure  und  destillirtem 
Wasser  zur  Entfernung  etwa  vorhandener  Bacillen  abgespült  und  sie  dann  im  Pepton 
der  Kultur  selbst  abgesebnitten.  Nach  7stündigem  Aufenthalt  im  Brutofen  zeigten 
sich  Reinkulturen  von  Kommabacilleo.  Nach  Zuführung  von  Säure  trat  sofort  die 
Indolreaction  auf.  0-orge  Meyer. 


W.  Remitier,  Acute  diffuse  Peritonitis  bei  einem  alten  Ulcus  ven- 
triculi  simplex  nach  Verabreichung  eines  Bandwurmmittels.  Exi- 
tus in  ungefähr  10  Stunden.  Cbl.  f.  klin.  Mod.  1893.  No.  42. 

Der  in  der  Deberschrift  genugsam  gekennzeichnete  Fall  betraf  eine  Patientin 
von  21  Jahren,  eine  Dienstmagd,  welche  2 Jahre  vorher  alle  Zeichen  eines  Ulcus 
ventriculi  simplex  dargeboten  batte.  Auch  Hämatemesis  hatte  nicht  gefehlt.  Das 
Bandwurmmittel  (was  für  eins?  Ref.)  nebst  einigen  Löffeln  Ricinusöl  wurde  der  Kranken 
von  ihrer  Mutter  verabfolgt.  Eine  halbe  Stunde  später  trat  Schmerz  im  Leibe  und 
Brechreiz  auf.  Der  Zustand  verschlimmerte  sich  von  Stunde  zu  Stunde . es  traten 
Delirien  auf  und  10  Stunden  nach  Einnahme  des  Mittels  erfolgte  der  tötliche  Aus- 
gang im  Collaps,  trotz  reichlicher  Aetherinjectionen.  c.  Kossnthai. 


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No.  24.  Theodor.  — Brrnhabdt.  — Bernhardt,  Qomprrtz. 


431 


F.  Theodor,  Einiges  Ober  Hydrocelen  und  deren  Behandlung. 

Arch.  f.  Kinderheilk.  XVI.  S.  61. 

Verf.  hat  36  Fälle  von  Hydrocele  bei  Kindern  im  Alter  ton  2 Wochen  bis  hinanf 
in’«  8.  Lebensjahr  nach  einem  Verfahren  behandelt,  das  er  als  schmerzlos  und  frei 
von  irgend  welchen  Nebenerscheinungen  bezeichnet,  und  dem  er  nachrUhmt,  dass  es 
in  allen  36  Fällen  Heilung  ohne  Kecidir  bewirkt  habe.  Das  Verfahren  ist  folgendes  : 
Verf.  sticht  unter  den  üblichen  antiseptischen  Cautelen  mittelst  Paivxz'scher  Spitze  io 
di»  Tuoica  vaginalis  propria  ein,  lässt  die  Kanüle  der  Spritze  stecken,  entleert  die 
Hydrocelenüüssigkeit  meist  ganz,  was  durch  Druck  auf  das  Scrotum  leicht  gelingt, 
und  spritzt  durch  dieselbe  Kanüle  2 Pravsz’sche  Spritzen  einer  SublimatlSsung  von 
1:5000  ein.  Am  nächsten  Tage  bemerkt  man  geringe  Schwellung  ohne  Hütung  und 
Schmerz;  nach  18  Tagen  ist  bei  absolut  Seberlosem  Verlaufe  der  Hoden  dem  gesun- 
den ganz  gleich  geworden.  eudthagen. 


HI.  Bernhardt,  Ueber  isolirt  im  Gebiet  des  N.  peroneus  dexter 
superficialis  auftretende  klonische  Krämpfe  der  Mm.  peron.  loug. 
et  brevis.  Berl.  klin.  Wochensohr.  1893,  No.  17. 

Es  handelte  sich  nm  130— 140  Mal  in  der  Sec.  wiederkehrende  klonische  unwill- 
kürliche Bewegungen  im  Gebiet  beider  Peronei,  wodurch  der  Fufs  eine  Valgnsstelluog 
annahm.  Geben  und  Stehen  und  die  Sensibilität  nicht  gestört.  Auch  im  Schlafe 
dauert  der  Krampf  an,  es  entsteht  dabei  jedesmal  durch  Subluzation  der  den  äusseren 
Knücbel  umgreifenden  Sehnen  ein  knackendes  Geräusch.  Einwärtsdrehen  des  Fufses 
oder  Druck  anf  die  Sehnen  hinter  dem  Malleol.  eit.  liefsen  die  Bewegungen  cessiren. 

Der  lljähr.  Pat.  stammt  aus  einer  neuropathischen  Familie,  ist  selbst  nervös, 
gegen  die  geringsten  Mengen  von  Bier  refraetär,  hat  Scharlach  und  Chorea  überstan- 
den  und  leidet  schon  mehrere  Monate  an  den  merkwürdigen  Peroneuskrämpfen.  Fern- 
baltung  vom  Schulunterricht,  Bromkalium,  Öfteres  Hineinzwängen  des  Fufses  in  di» 
Equino-Varusstellung  brachten  den  Krampf  erst  Nachts  dann  auch  am  Tage  »llmälig 
zum  Schwinden. 

Der  Vortrag  enthält  noch  eine  Umschau  in  der  Litteratnr,  in  der  es  eine  Anzahl 
ähnlich  merkwürdiger  Fälle  von  isolirtem  Krampf  in  selten  befallenen  Muskeln,  aber 
keinen  ganz  identischen  giebt.  u.  Bruch. 

1)  M.  Bernhardt,  Ueber  die  Gi’MPRRTz’schen  Anomalien  der  in- 
directen  electrischen  Erregbarkeit  und  ihre  Beziehung  zur  chro- 
nischen Bleivergiftung.  Berl.  klin.  Wochensohr.  1894,  No.  12. 

2)  K.  Gumpertz,  Bemerkungen  zur  Prof.  Bernhabdt’s  Arbeit: 
Ueber  die  GostPRRTz’schen  Anomalien  der  indirecten  electrischen 
Erregbarkeit  und  ihre  Beziehung  zur  chronischen  Bleivergiftung. 
Ebenda,  No.  15. 

1)  B.  prüft«  an  Bleikranken  und  an  Gesnnden  das  Verhalten  der  indirecten 
electrischen  Erregung  des  N.  radialis  und  fand , dass  viele  Individuen  sich  in  Bezug 
auf  das  späte  Erscheinen  der  ASsnckung  sm  Radialis  oder  das  Ausbleiben  derselben 
und  in  Bezng  auf  die  so  geringe  Wirkung  der  Heizung  mit  dem  positiven  Pol  des 
OeffnongsinductioDsstromes  nur  sehr  wenig  oder  gar  nicht  von  an  Bleicachexie  er- 
krankten oder  derselben  verdächtigen  Menschen  unterschieden.  Es  lassen  sich  also 
nicht,  wie  G.  annimmt,  die  Zeichen  degenerativer  Neuritis  an  den  Radialnerven  bei 
an  Bleicachexie  leidenden  nnd  noch  nicht  gelähmten  Menschen  nachweisen.  Die 
Gonraan'iche  Reactiou  findet  sich  auch  bei  vollkommen  Gesunden  nnd  durchaus  nicht 
immer  bei  nicht-gelähmten  Bleikranken.  — Zn  ähnlichen  Befunden  kommt  Putmamn 
(Boston  Med.  and  Surgic.  Journal  1893,  No.  13). 

2)  G.  bemüht  sieb,  die  Schlüsse,  die  er  aus  seinen  3 Beobachtungen  gezogen 
hatte,  gegenüber  den  BsnNHAaor'schen  Widerlegungen  aufrecht  zu  erhalten  nnd  zu 
verteidigen,  ohne  neue  Beobachtungen  oder  Beweismaterial  anführen  za  können. 

8 . Kalischer. 


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432 


Prtrini.  — Stkinthal.  — Habrrda. 


No.  24 


Petrini  (de  Galat*) , Note  sur  un  cae  de  syphilide  4rythemato- 
tuberculo-crouteuse  de  la  face,  compliqude  de  earcome  angioli- 
thique  cerdbral.  La  Roumanie  med.  1893.  No.  6,  7. 

Bei  einer  50jlhr.  Frau,  «eiche  «egen  einet  tertiären  Syphilids  des  Gesichts  be- 
handelt «erden  war  und  die  während  des  Lebens,  abgesehen  Ton  deprimirter  Gemiita- 
stimmung,  keine  cerebralen  Erscheinungen  dargeboten  hatte,  enthüllte  die  Seetion  an  der 
Gehirnbasis  einen  nussgrofsen,  etwas  höckerigen,  «eichen  Tumor,  der  sich  als  angio- 
lithisches  Sarcom  (Psammom)  erwies.  Er  zeigte  durchaas  den  histologischen  Bau 
eines  Spindelzellentarcoms  mit  reichlichen,  proliferirenden  Blutgefäfsen  und  den  be- 
kannten sandartigen  Einlagerungen.  Die  letzteren  fanden  sich,  wie  bei  Pierocarmin- 
färbung  zu  erkennen  «ar.  innerhalb  zelliger  Gebilde  und  zwar  allem  Anscheine  nach 
in  jungen  Bindegewebszellen.  Keinesfalls  handelte  es  sich  um  Endotbelzellen,  weshalb 
Verf.  den  für  diese  Art  Geschwülste  auch  rorgeschlagenen  Namen  der  Endotheliome 
für  unzutreffend  hält.  H.  Maller. 


Steinthal  (Stuttgart),  Zur  Caauistik  der  Ureteren  - Cervixfisteln. 
Württemb.  Corr.-Bl.  1893,  No.  13. 

St.  berichtet  über  einen  Fall  von  Harnträufeln  aus  der  Scheide.  Die  betreffende 
30jährige  Frau  hatte  am  31.  Okt.  1892  zum  letzten  Mal  geboren.  Vom  Hausarzte 
«ar  «egen  sehr  starker  Blutung  und  Collaps  der  Kreisenden  die  Zange  bei  nicht 
völlig  erOffneten  Muttermund  angelegt  worden.  Wenige  Tage  später  peritonitisebe 
Erscheinungen,  spontanes  Harnträufeln  aus  der  Scheide.  Portio  vaginal,  uteri  klein, 
rechts  vom  Muttermund  ein  tiefer  Riss  in's  rechte  Parametrium,  durch  den  Urin  fliefst. 
Abnorme  Communication  eines  Harnleiters  mit  der  Hohle  des  Cervix.  Betroffen  ist 
der  rechte  Ureter,  da  rechts  beim  Urinlassen  starke  Schmerzhaftigkeit  vorhanden. 

Entleerung  von  Urin  aus  der  Blasein  24  Standen  500cm,  dann  375,  Scheiden 
ausfluss  250— 500 cbm. 


Absonderang  von  Eiterkörperchen,  Pfissterepithelien,  Detritusmassen 

, Harnstoff  Chlornatrium 
Blasenunn:  2>16g  U75g 

Scheidenurin:  0.195  g 0.26  g 

Also  rechtsseitige  Ureterencervizfistel.  Vorkommen:  18  Fälle  mit  derselben  Aetio- 
logie  In  9 Fällen  Zange,  in  1 Fall  Wendung. 

Grund  dieser  Fisteln  nach  Fbkl'id  forcierte  Extractionsversuche  bei  nicht  ganz 
geöffnetem  Muttermunde  u.  Missverhältnisse  zwischen  Becken  u.  eingestelltem  Kindsteil. 

Heilung  nur  durch  Eutfernung  der  betreffenden  Niere. 

St.  hat  dieselbe  mit  gutem  Erfolge  ausgeführt.  Dabei  fand  er  eine  Veränderung 
sowohl  der  Nierensubstanz,  als  auch  des  Ureters.  A.  Marti». 


A.  Haberda,  Die  gerichtsftrztliche  Bedeutung  von  Rachen  Ver- 
letzungen in  Leichen  Neugeborener.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893, 
No.  95—97. 

H.  bringt  IS  Beobachtungen  aus  HofsuniTs  Institut  in  denen  Neugeborene 
durch  Hineinpressen  harter  KOrper  (zumeist  der  Finger,  seltener  eines  Tuches,  Papier- 
pfropfes etc.)  in  den  Hals  erstickt  und  getütet  worden  waren.  Stets  fanden  sich  Blu- 
tungen oder  blutige  Zerreissungen  an  den  Halsteilen  und  zwar  kann  man  bei  letzteren 
2 Formen  unterscheiden:  rundliche,  kanalfOrmige  Durchbohrungen  der  hinteren  Becken- 
wand durch  directes  Einbohren  entstanden  und  Längsrisse  der  Schleimhaut  von  den 
GaumenbOgen  ausgehend  und  sich  bis  an  den  Oesophagus  heranziehend,  die  Folge  der 
Ueberdehnung  der  Teile.  Die  Verletzungen  können  als  typische  bezeichnet  werden, 
es  ist  indess  an  die  Möglichkeit  zu  denken,  dass  postmortale  Erscheinungen  vorliegen, 
dass  bei  ungeschickten  Versuchen,  den  Mund  des  asphyctischen  Kindes  zu  reinigen 
oder  bei  unverständiger  Ausführung  des  VxiT-Smrt.LiR'schen  Handgriffes  ähnliche  Ver- 
letzungen entstehen.  Dass  durch  Selbsthilfe  solche  Verletzungen  in  der  Tiefe  des 
Mundes  entstehen  können,  hält  H.  für  nicht  bewieseu.  Fr.  atraasmaan. 

Einsendungen  für  tim*  Centrnlblatt  werden  »n  die  Adresse  des  Hm.  Prof.  T)r.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Fran*"*Urhe  .Strafte  21)  oder  au  di«*  VprUgnhandlnng  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Neritz  von  August  Ilirtrhwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wäeh.ntileh  »mehflnfn  ■ ■ ■ ■ Prell  de»  Jahrgang«! 

— 5 Bogen;  »31  8ehlu«.e  IJA||V|*A  |ll|  A fff  JO  Mark;  tu  belieben 
«J  a.  Jahrgangs  Titel , K»-  ftllllCwIlW  durch  alle  Bochhandlun- 

rr* en-  und  Sachregister,  gen  und  Postanataltan. 

für  die 

inediciiiischcii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894. »8.  J«»m. No.  25. 

Inhalt  I Mi lt mH,  Biologische  Bedeutung  der  Erschütterung.  — Mörnei, 
lieber  Oromucoid.  — Krlliso,  Nachweit  des  Rhodans  und  der  Milchstare  im 
Mageninhalt.  — Lswis  nnd  Boi»,  Folgen  der  Exstirpation  des  Ganglion  cBliacnm. 

— 1 8b a bl.  Erfahrungen  über  Nieren  Chirurgie.  — Buch  nur,  Einfluss  der  Neutral- 
aalze  auf  Alexine,  Enzyme,  Toxalbnmine.  — Brhbkk,  Bedeutung  der  Thymusbyper- 
plaaie  für  plötzliche  Todesfälle  — Bibler,  Verhalten  des  Blutdrucks  bei  Cbloro- 
tischen.  — Elliot,  Hrator,  Ueber  intracranielle  Blutungen.  — Heller  und 
Bilsca,  K Nie k ss a e Bo , Ueber  Tubercnlose  der  Hant.  — Mcnnts,  Geburtsver- 
hältoisse  im  frühen  Lebensalter. 

Voit,  Gallenabsonderung  und  Stoffwechsel.  — Fribderichs,  Ueber  das  Eisen 
in  der  Milch  — Popopf,  Veränderungen  des  Centralnervensystems  bei  Cholera,  — 
Colii,  Behandlung  von  Neubildung  mit  Erysipelas.  — Elschhio,  Einfluss  von  Cir- 
cnlationsstörungen  auf  das  Auge.  — Rasch,  Häufigkeit  der  Mittelohrentzündungen 
bei  Rindern.  — Stobrk,  Ueber  die  Creosottherapie  bei  Tubercnloco,  — Bl  ach 
m r e is,  Einfluss  des  Nährbodens  auf  die  Virulenz.  — Scbdltzr,  Ueber  Leukämie. 

— Hbbz,  Salicylsäure  bei  Plenritis.  — Gloonrr,  Electriscbe  Reizbarkeit  der  Ner- 
ven bei  Beri-Beri.  — Quihcke,  Ueber  Meningitis  serosa  — Staub,  Ueber  Pem- 
phigus puerperalis  und  neonatorum.  — Br  kt,  Zur  retroperitonealen  Stielversorgung 

— Dbaobirsco,  Browh,  Fälle  von  Symphyseotomie.  — Rosbbthal,  Benzinver- 
giftung und  Benzinmissbrauch. 


S.  J.  Meitzer,  Ueber  die  fundamentale  Bedeutung  der  Erschütte- 
rung für  die  lebende  Materie.  Zeitschr.  f.  Biol.  N.  F.  XU.  S.  466. 

Verf.  hat  die  Frage  nach  der  Bedeutung  der  Erschütterung 
für  lebende  Organismen,  über  welche  in  der  Litteratur  eine  Anzahl 
widersprechender  Angaben  vorliegt,  einer  erneuten  Prüfung  unter- 
zogen, indem  er  das  Wachstum  von  Bacterienkulturen  unter  dem 
Einflüsse  des  Schütteins  (mit  Hilfe  einer  Schüttelmaschine)  unter- 
suchte. Das  Ergebniss  dieser  Untersuchungen  ist,  dass  der  Einfluss 
des  Schütteins  je  nach  Intensität  und  Dauer  einerseits  und  je  nach 
der  Bacterienart  andererseits  ein  sehr  verschiedener  und  teils  för- 
dernd, teils  hemmend  oder  zerstörend  ist.  Die  Verschiedenheit 
dieses  Einflusses  verschiedenen  Bacterien  gegenüber  konnte  Verf. 

XXXII.  Jahrgang.  28 


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434  Mörnkb,  lieber  Ovomucuid.  — Krllino, Nachweis  d.  Rhodens  etc.  No.  25 

z.  B.  dazu  benützen,  um  aus  einem  Gemisch  von  drei  verschiedenen 
Organismen  zwei  auszuschalten,  so  dass  schüefslich  eine  Reinkultur 
des  einen  Qbrig  blieb.  Es  muss  daher  f&r  jeden  Organismus  fest- 
gestellt werden,  ..welcher  Grad  von  Erschütterung  für  seine  Erhal- 
tung unentbehrlich,  welcher  Grad  absolut  vernichtend  ist,  und  bei 
welchem  Grade  der  Erschütterung  der  betreffende  Organismus  am 
besten  gedeiht“.  „Die  Erschütterung  ist  der  lebendigen  Materie 
gegenüber  ein  einflussreicher  Factor,  der  den  anderen  physiologischen 
Factoren  als  völlig  gleichwertig  zur  Seite  gestellt  werden  darf“. 

Hürthls. 


Th.  Mörner,  Ueber  eine  im  Hühnereiweifs  in  reichlicher  Menge 
vorkommende  Mucoidsubstanz.  Zeitschrift  für  pbysiol.  Chemie  XVII. 
S.  525. 

Aus  der  ausführlichen  Arbeit  M.’s  ist  zur  Ergänzung  seiner  in 
diesem  Blatt  1893,  No.  43  erschienenen  Mitteilung  noch  Folgendes 
nachzutragen.  Der  von  M.  Ovomucoid  genannte  Körper,  für  welchen 
M.  mehrere  Darstellungs weisen  angiebt,  kommt  in  einer  löslichen 
und  einer  unlöslichen  Modification  vor,  welche  sich  beliebig  in 
einander  überführen  lassen.  Die  lösliche  Form  in  die  unlösliche 
(von  Ref.  früher  als  Anhydridform  bezeichnete)  durch  Eindampfen 
der  wässrigen  Lösung,  die  unlösliche  in  die  lösliche  durch  Kochen 
mit  Wasser.  Von  den  Darstellungsweisen  von  Mörnkr  giebt  nur 
die  eine,  Fällung  mit  Alcohol,  ein  in  Wasser  lösliches  Präparat, 
übereinstimmend  mit  den  Angaben  des  Ref.,  alle  übrigen  ein  un- 
lösliches. Die  Lösungen  des  Ovomucoids  sind  nicht  fällbar  durch 
Säure,  ausser  durch  Phosphorwolframsäure  und  Gerbsäure,  nicht 
fällbar  durch  Metallsalze,  unter  gewissen  Bedingungen  fällbar  durch 
Neutralsalze,  ausser  durch  Kochsalz.  Der  Schwefelgehalt  des  Ovo- 
mucoids ergab  sich  zu  2.20  pCt.,  der  Stickstoffgehalt  zu  12.63  pCt. 
Der  Schwefel  ist  zum  grofsen  Teil  bleischwärzender.  Beim  Er- 
hitzen mit  verdünnter  Salzsäure  giebt  das  Ovomucoid  reichlich  re- 
ducirende  Substanz  (genauere  Angaben  hat  M.  nicht  gemacht  Ref.), 
seine  Quantität  beträgt  */8  der  Trockensubstanz.  (Ref.  kann  es 
nicht  billigen,  dass  M.  in  seiner  Arbeit,  welche  im  October  an  die 
Redaction  der  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  eingesendet,  im  December 
zum  Abdruck  gelangt  ist,  die  Angabe  des  Ref.,  die  im  August 
desselben  Jahres  [dieses  Cbl.  1893,  No.  31]  erschienen  sind,  obwohl 
sie  ihm  bekannt  waren,  gänzlich  mit  Stillschweigen  übergangen  hat). 

E.  Salkowski. 


G.  Helling,  Ueber  Rhodan  im  Mageninhalt,  zugleich  ein  Beitrag 
zum  ÜFFRLMANs’schen  Milchsäure-Reagens  und  zur  Prüfung  auf 
Fettsäureu.  Zeitschr.  f.  pbysiol.  Chem.  XVIII.  S.  397. 

In  gesunden  und  vielen  pathologischen  Mägen  hat  Verf.  Rho- 


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No.  25.  Lkwin  a.  Bokb,  Folgen  der  Exstirpation  d.  Ganglion  cöliacum.  435 

dan  dem  abgeschluckten  Speichel  entstammend,  erkannt;  die  Braun- 
resp.  Rothbraunfärbung  kann  auch  durch  Fettsäuren  hervorgerufen 
werden,  allein  in  letzterem  Falle  schwindet  sie  auf  Zusatz  von  Mi- 
neralsäure, während  die  Färbung  des  Rhodaneisens  beständig  ist. 
Dagegen  verschwindet  letztere  auf  Zusatz  einiger  Tropfen  Sublimat- 
lösung, und  nun  tritt,  wofern  Milchsäure  vorhanden,  die  zeisig- 
grßne  Färbung  dieser  mit  Eisenchlorid  hervor.  In  der  Verdün- 
nung  von  1:10000 — 15000  gibt  Milchsäure  auf  Zusatz  von  1 — 2 
Tropfen  des  officinellen  Liq.  ferr.  sesquichl.  eine  im  durchfallenden 
Licht  noch  deutliche  grünliche  Färbung.  Ueber  die  Fehlerquellen 
des  Ufkklmann 'sehen  Reagens,  zu  denen  noch  das  Rhodan  hinzu- 
kommt, vergl.  Orig.  — Zur  Bestimmung  von  Milchsäure  neben 
Rhodan  und  Fettsäuren  verfährt  Verf.  so:  */*  Reagensglas  voll 
Mageninhalt  werden  mit  gepulvertem  Barythydrat  geschüttelt,  bis 
die  Flüssigkeit  stark  alkalisch  ist;  das  ausfallende  Baryumphosphat 
event. -carbonat  reisst  etwa  vorhandenen  Gallen-  und  Blutfarbstoff 
nieder.  Filtrat  wird  mit  Salpetersäure  eben  sauer  gemacht,  zum 
Kochen  erwärmt,  mit  Zinkoxyd  neutralisirt.  Zum  Filtrate  setzt 
man  1 — 2 Tropfen  5 proc.  Eisenchloridlösung  hinzu,  worauf  bei 
Gegenwart  von  Milchsäure  grünliche  Färbung  entsteht;  auf  weiteren 
Zusatz  von  Eisensalz  tritt  bei  Anwesenheit  von  Fettsäuren  oder 
Rhodan  Braunfärbung  auf,  die,  wenn  sie  auf  Zusatz  von  Salzsäure 
» verschwindet,  auf  Fettsäuren  hin  weist;  wenn  sie  bestehen  bleibt, 
auf  Rhodan  deutet.  Erhält  man  im  neutralen  Filtrat  auf  Zusatz 
der  ersten  Tropfen  von  Eisenchlorid  gleich  eine  Rotfärbung,  so 
thut  man  gut,  das  Rhodan  durch  Zusatz  von  Sublimatlösung  aus- 
zuschalten. Noch  schärfer  fallen  die  Resultate  aus,  wenn  man  das 
mit  Zinkoxyd  neutralisirte  Filtrat  auf  das  halbe  Volumen  ein- 
dampfte. J.  Munk. 


G.  Lewin  u.  P.  Boer,  Quetschung  und  Ausrottung  des  Ganglion 
coeliacum.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1894.  No.  10. 

In  neuester  Zeit  ist  vielfach  das  erkrankte  Ganglion  coeliacum 
an  Stelle  der  Nebennieren  oder  mit  Affectionen  der  letzteren  kom- 
binirt  als  Ursache  des  Morbus  Addisonii  aufgefasst  worden.  Die 
Verff.  sind  nun  der  Frage  nach  den  Beziehungen  des  Ganglion 
coeliacum  zu  letzterer  Krankheit  experimentell  näher  getreten.  Sie 
haben  Kaninchen  die  Ganglien  gequetscht  oder  exstirpirt;  dieselben 
zeigten  sich  dabei  ungemein  schmerzempfindlich.  Zurückgelassene 
Restganglien  hypertrophirten.  Rascher  Tod  trat  nach  Entfernung 
der  Ganglien  nicht  ein;  die  durchschnittliche  Lebensdauer  der  Ka- 
ninchen bei  totaler  Exstirpation  betrug  ca.  14  Tage,  bei  Exstirpa- 
tion des  Ganglion  superius  allein  ca.  27  Tage;  1 Tier  lebte  200 
Tage  nach  der  Operation.  Der  Haupteffect  der  Operation  war  eine 
starke  Parese  der  Därme  mit  Diarrhöen  und  Meteorismus;  Reizung 
der  Ganglien  bewirkte  Bewegung  der  Därme,  so  dass  dieselben  als 

25* 


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436  Israkl,  Erfahrungen  über  Nierenchirurgie.  No.  25 

Antagonisten  des  N.  splanchnicus,  des  Hemmungsnervs  des  Darms 
anzueehen  sind.  Eine  genaue  Untersuchung  der  Darmplexus  nach 
den  Goldmethoden  von  Rarvibb  und  Kührk  ergab  völlig  normales 
Verhalten  derselben. 

Die  Ganglia  coeliaca  sind  als  lebenswichtige  Organe  anzusehen, 
da  bei  allen  Tieren  der  Tod  ohne  anderweitig  nachweisbare  Ur- 
sache eintrat.  Bei  4 Kaninchen  wurde  der  Urin  genauer  unter- 
sucht; Melliturie  und  Albuminurie  fehlten  stets,  dagegen  wurden  in 
3 Fällen  kleine  Mengen  Aceton  gefunden. 

Von  den  Symptomen  des  Morbus  Addisonii  können  die  Schmer- 
zen in  den  verschiedenen  Teilen  des  Abdomen  sowie  die  Darm- 
störungen  auf  eine  Affection  des  Ganglion  coeliacum  zurückgeführt 
werden;  auch  der  letale  Ausgang  kann  durch  seine  Zerstörung  be- 
dingt sein.  Dagegen  hat  das  Ganglion  keinen  Einfluss  auf  die 
Chromatose;  auch  die  beträchtliche,  anhaltende  Anorexie  findet  keine 
Erklärung  Es  mDeste  also,  wenn  man  auch  die  Erkrankung  des 
Ganglion  coeliacum  als  einen  Factor  zur  Erzeugung  der  Addison’- 
schen  Krankheit  zulässt,  noch  die  Affection  eines  anderen  Organs 
(Nebennieren?)  zur  völligen  Erklärung  aller  Symptome  hinzutreten. 

M.  Kothm&nn. 


J.  Israel,  Erfahrungen  Ober  Nierenchirurgie.  Arcb.  f.  klin.  Chir.  XLVII. 
S.  303.  (Auch  als  Sond.  Abdr.) 

Israkl’s  162  Seiten  starke,  von  einer  tabellarischen  Uebersicht 
der  einzelnen  Fälle  und  mehreren  z.  Th.  farbigen  Abbildungen  be- 
gleitete Arbeit  enthält  unter  Bezugnahme  auf  seine  zahlreichen 
früheren  einschlägigen  Arbeiten  die  Gesammtergebnisse  seiner  vom 
November  1892  bis  November  1893  ausgeführten  Nieronoperationen. 
Dieselben  betrugen  im  Ganzen  81  und  betrafen  67  Individuen. 
Näheres  zeigt  die  folgende  Tabelle: 


Art  der  Operation. 

Nierenexstirpationen 

Nephrotomie 

Nephrolithotomien  (davon  1 doppelseitig)  . . 

Freilegung  des  ganzen  Ureters  nebst  Pyelotomie 

Nephropexie  (Nephrorrhaphie) 

Probespaltung  der  Niere  durch  Sectionsschnitt 
Spaltung  der  Capsula  propria  renis  .... 

Punctionsdrainage 

Probefreilegung  der  Niere  mit  Aushülsung  aus 

der  Fettkapsel 

Operativer  Schluss  einer  Nierenbeckenfistel 
Iocision  paranephritiecher  Abscesse  .... 


Zahl  f 
37  7 (18.9  pCt.) 

12  2 (16.6  pCt.) 
8 2 (25.0  pCt.) 
1 0 
4 0 

4 1 (25.0  pCt.) 

1 0 
2 0 

3 0 
1 0 
8 0 


Sa.  81  12  (14.8  pCt.) 


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No.  25.  Israrl,  Erfahrungen  über  Nierenohirurgie.  437 

Diese  günstige  Sterblichkeit  Dbertrifft,  wie  I.  im  Einzelnen  aus- 
führt, die  Ergebnisse  der  bisherigen  Sammel-  und  Einzelstatistiken 
über  Nierenoperationen  sehr  erheblich.  Aus  dem  weiteren  speciellen 
Inhalt  der  Arbeit  können  inzwischen  nur  die  allerwichtigsten  Daten 
an  dieser  Stelle  hervorgehoben  werden. 

I.  Maligne  Tumoren:  Gegenüber  den  Sammelstatistiken  mit 
52.45 — 66pCt.  f und  der  18  (54.5  pCt.)  betragenden  Sterblichkeit 
von  33  aus  6 Einzelstatistiken  entnommenen  Fällen  verlor  I.  von 
12  Nephrectomirten  (2  Kinder  bis  6 Jahre  alt,  10  filtere  Patt.)  mit 
9 Carcinomen  und  3 Sarcomen  nur  2.  Durch  palpatorische  Früh- 
diagnose gelang  es  I.  einen  24jähr.  Mann  mit  einer  halbkirschen- 
grofsen  Geschwulst  und  ein  6jähriges  Mädchen  mit  einem  haselnuss- 
grofsen  Tumor  zur  Operation  zu  bringen.  Allerdings  setzt  die 
Bösartigkeit  mancher  langsam  wachsenden  Nierenstrumen  ope- 
rativen Erfolgen  Grenzen;  ferner  sind  die  infiltrirten  Nierenkrebse 
nicht  der  palpatorischen  Frühdiagnose  zugänglich,  ebenso  wie  letz- 
terer auch  die  Unterscheidung  von  gewissen  Lebertumoren  grofse 
Schwierigkeiten  bietet,  nämlich  wenn  diese  an  der  Unterfläche  des 
rechten  Lappens  im  Contact  mit  der  medianen  Nierenfläche  sich 
entwickeln.  Da  das  Colon  ascend.  nicht  von  oben  nach  unten, 
sondern  schräg  über  die  rechte  Niere  geht,  kann  es  durch  Nieren- 
tumoren nach  unten  verschoben  und  dann  für  deren  Diagnose 
unverwertbar  werden.  Auch  die  Hämaturie  ist  nicht  aus- 
nahmslos entscheidend.  Albuminurie  fand  sich  einmal  bei  Nieren- 
sarcom  des  6jähr.  Mädchens,  ferner  hatte  bei  3 soliden  Tumoren 
die  Probepunction  ein  positives  Resultat.  — Nach  Freilegung  der 
Niere  durch  einen  grofsen,  der  längsten  Dimension  der  Geschwulst 
entsprechenden  Schnitt  pflegt  I.  die  Fettkapsel  zuerst  zu  entfernen; 
I.  hält  dieses  für  ebenso  wichtig  wie  die  Ausräumung  der  Axilla  bei 
Carcinomen  der  Mamma.  Bei  derStielligatur  benutzt  I.  zur  Vermeidung 
von  Fadeneiterungen,  Catgut:  ist  sie  erst  nach  Entfernung  der  Niere 
möglich,  so  wird  der  Stiel  vorher  durch  grofse  Klemmen  gefasst. 
Von  den  beiden  Operationstodesfällen  kam  einer  auf  Jodoformintoxi- 
cation,  der  zweite  auf  Schädigung  des  Epithels  der  „anderen'1  Niere 
infolge  langer  Chloroformnarcose.  Recidive  hatten  4 Patienten;  es 
heilteu  6 mit  je  3 Carcinomen  und  Sarcomen,  und  einem  Heilungs- 
termin von  1 — 6 V«  Jahren. 

II.  Für  die  Beurteilung  der  Erfolge  bei  Hydronephrose, 
Pyonephrose,  Nierenabscessen  etc.  sind  bei  der  Verschieden- 
artigkeit der  Indicationstellung  der  Nephrectomie  und  Nephro- 
tomie Seitens  der  einzelnen  Autoren  die  Ergebnisse  beider  zusam- 
menzuwerfen. Die  bisherigen  Mortalitäten  auf  diese  Weise  berechnet 
schwanken  zwischen  24.5 — 46pCt. ; Israel  hatte  22.5  pCt.  oder  bei 
Zuzählung  von  2 Fällen  von  Nierensyphilis  nur  21.2  pCt.  f:  immer- 
hin mehr  als  bei  malignen  Tumoren,  weil  häufiger  die  Gesundheit 
der  „anderen“  Niere  zweifelhaft  war.  26  Patt,  überlebten  den 
Eingriff,  davon  3 ungeheilt,  nämlich  1 mit  einer  kleinen  Fistel  bei 
sonst  guter  Gesundheit,  1 mit  doppelseitiger  Pyonephrose  wegen 


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438 


Bdcbnkr,  Einfluss  der  Neutralsalze  auf  Alexine, 


No.  25 


Verweigerung  der  Operation  auf  der  zweiten  Seite,  und  1,  weil 
noch  in  Behandlung.  Die  übrigen  23  sind  völlig  geheilt  und  zwar 
6 durch  Nephrotomie  allein,  2 duich  Nephrotomie  und  secundäre 
Nephrectomie  und  18  durch  primäre  Nephrotomie,  während  von  7 
Gestorbenen  2 auf  die  primäre,  3 auf  die  secundäre  Nephrectomie 
und  2 durch  Beteiligung  der  „anderen“  Niere  von  vornherein 
hoffnungslose  Fälle  auf  die  Nephrotomie  kommen.  14  Nephrec- 
tomien  mit  f 1 und  13  völligen  Heilungen  stehen  also  gegenüber 
12  Neprotomien  mit  4 directen  Heilungen,  1 Heilung  durch  secun- 
däre Nephrectomie,  Heilung  mit  Fistel  und  f 6.  Dennoch  will  I. 
Nephrotomie  und  Nephrectomie  nicht  nach  diesen  Zahlen  abschätzen, 
sondern  stellt  für  jede  gesonderte  Indicationen  auf,  zumal  da  von 
den  nephrotomirten  Gestorbenen  höchstens  1 durch  die  Nephrectomie, 
von  den  letzterer  Erlegenen  aber  überhaupt  keiner  zu  retten  war. 
Nach  I.  ist  Nephrotomie  die  Normaloperation  bei  einfacher  Pyo- 
nephrose,  wofern  sie  hier  dem  Eiter  völligen  Abfluss  schaffen  kann. 
Die  Nephrectomie  ist  hier  nur  Ausnahme,  wenn  nämlich  das  Zurück- 
lassen  der  Niere  die  Entleerung  etwaiger  retroperitonealer  oder 
subphrenischer  Eiterungen  hindert.  Dagegen  tritt  in  complicirten 
Fällen,  wenn  die  Niere  aus  einem  System  stinkender  Eiterhöhlen 
besieht,  die  Nephrectomie  an  Stelle  der  Nephrotomie,  die  nur  bei 
Erkrankung  der  „anderen“  Niere  indicirt  ist.  Sie  bildet  dann  oft 
nur  den  Voract  der  Nephrectomie,  welche  man  so  bald  als  möglich 
folgen  lässt,  wenn  nach  der  Nephrotomie  die  „andere“  Niere  und 
der  Gesammtzustand  des  Pat.  sich  einigermassen  gebessert  haben. 
Allerdings  ist  dann  das  Resultat  der  Nephrectomie  immer  noch 
zweifelhaft;  man  muss  in  den  betr.  Fällen  stets  secretionsfähiges 
Parenchym  opfern,  während  man  gleichzeitig  Mangels  einer  aus- 
reichenden und  unschädlichen  Methode  der  einseitigen  Auffangung 
des  Urins,  die  Leistungsfähigkeit  der  ebenfalls  kranken  „anderen“ 
Niere  nicht  genügend  abschätzen  konnte.  Letzterer  Umstand, 
nicht  die  Verkennung  der  Krankheit  der  „anderen*1  Niere  Oberhaupt, 
hat  in  2 von  7 Fällen  doppelseitiger  Nierenaffection  eine  bedeutsame 
Rolle  gespielt.  Daför  war  2 Mal  die  Beteiligung  der  „anderen“ 
Niere  so  leicht,  dass  sie  die  volle  Genesung  nicht  hinderte. 

(Schluss  folgt). 


Büchner,  Ueber  den  Einfluss  der  Neutralsalze  auf  Serumalexine, 
Enzyme,  Toxaibumine,  Blutkörperchen  und  Milzbrandsporen. 
Arch.  f.  Hyg.  Jabelband  zu  Pkttrnrofbh’s  öOjährigem  Dr. -Jubiläum  1893, 
XVII.  S.  138. 

B.  hat  schon  früher  Untersuchungen  Ober  den  in  der  Ueber- 
schrift  genannten  Gegenstand  veröffentlicht;  jetzt  hat  er  dieselben 
nach  vielen  Seiten  hin  unter  Anwendung  derselben  Untersuchungs- 
methoden erweitert.  Seine  Resultate  fasst  er  dahin  zusammen: 
1)  durch  Wasserzusatz  wird  die  Activität  von  Hunde-  und  Ka- 


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INo.  25. 


Enzyme,  Toxalbumin«. 


439 


xiinchenserum  aufgehoben,  wahrend  Zusatz  der  normalen  Kochsalz- 
menge  dieselbe  wieder  herstellt.  Die  Rolle  des  Kochsalzes  kann 
hiebei  nur  eine  indirecte  sein,  indem  seine  Anwesenheit  die  Function 
der  Serumalexine  erst  ermöglicht.  2)  Ausser  Kochsalz  können  auch 
'verschiedene  andere  Salze  so  Kalium-,  Lithium-  und  Ammonium- 
chlorid, Natrium-,  Kalium-,  Ammonium-  und  Magnesiumsulfat  die 
jgleiche  Function  im  Serum  ausöben.  3)  Das  Salzbedörfniss  des 
Serums  steht  in  Parallele  zum  Salzbedörfniss  des  Gesammtorganis- 
mus.  Auch  im  Serum  mössen  es  die  eiweifsartigen  Bestandteile 
sein,  auf  welche  die  Function  der  Salze  sich  bezieht.  Die  Alexine 
mössen  daher  als  Eiweifskörper  betrachtet  werden.  4)  Anwesenheit 
von  Sulfaten  der  Alcalien  im  verdönnten  Serum  steigert  die  Acti- 
vität  der  Serumalexine  und  erhöht  deren  Resistenz  gegen  Erhitzung 
um  etwa  10  Temperaturgrade.  Die  günstigste  konservirende  Wirkung 
ergab  för  Hundeserum  Zusatz  von  gleichen  Teilen  einer  8 procent. 
Ammonsulfat-  oder  einer  28.4  procent.  Natriumsulfatlösung.  5)  Na 
triumchlorid  wirkt  als  Zusatz  zum  Serum  auch  konservirend  gegen 
Erhitzung,  aber  in  äquivalenten  Mengen  wesentlich  schwächer  als 
die  Sulfate.  Noch  geringere  Wirkung  in  dieser  Hinsicht  zeigen  die 
Nitrate.  6)  Entscheidend  för  die  Resistenzerhöhung  ist  nicht  nur 
die  in  der  Raumeinheit  vorhandene  Menge  von  Salzmolekülen,  son- 
dern auch  das  Verhältniss  zur  Menge  der  gleichzeitig  anwesenden 
Serumteilchen.  7)  Die  konservirende  Wirkung  des  Salzzusatzes 
beruht  demnach  auf  der  von  den  verschiedenen  Salzen  ausgeübten 
Wasseranziehung,  die  nach  Hokmkistkb  bei  den  Sulfaten  am  stärksten, 
bei  den  Nitraten  am  geringsten,  bei  den  Chloriden  eine  mittlere  ist. 
8)  Das  Invertin  der  Hefe  zeigt  bei  Anwesenheit  von  Natriumsulfat 
eine  um  mehr  als  10  Temperaturgrade  gesteigerte  Resistenz  gegen 
Erhitzung,  während  Natriumnitrat  keine,  Natriumchlorid  nur  eine 
geringe  Erhöhung  der  Resistenz  bewirkt.  9)  Genau  ebenso  verhält 
sich  das  Toxalbumin  des  Tetanusbacillus  bezüglich  Resistenzsteige- 
rang durch  Salze  und  in  ähnlicher  Weise  auch  das  Toxalbumin 
des  Diphtheriebacillus.  10)  Blutkörperchen  vom  Kaninchen  und 
Hund  zeigen  sich  ebenfalls  in  äquivalenten  Lösungen  der  Sulfate 
wesentlich  resistenter  gegen  Erhitzung  als  in  solchen  der  Nitrate, 
während  Natriumchlorid  eine  mittlere  Stufe  einnimmt.  11)  Milz- 
brandsporen sind  ebenfalls  in  stärker  salzhaltigen  Lösungen  wider- 
standsfähiger gegen  Erhitzung  als  in  blofsem  Wasser.  12)  In 
trockenem  Zustand  ertragen  nicht  nur  die  Enzyme  und  Toxalbu- 
mine,  sondern  auch  die  Serumalexine  wesentlich  höhere  Hitzegrade, 
ohne  ihre  Activität  zu  verlieren. 

Diesen  Sätzen  fügt  B.  noch  eine  Schlussbetrachtung  bei.  Das 
Wasser  an  sich  hat  sich  also  als  besonders  schädlich  erwiesen,  eine 
Schädlichkeit,  die  durch  die  Salze  vermindert  wird;  da  die  Sulfate 
am  stärksten  Wasser  anziehen,  wirken  diese  am  kräftigsten.  Da 
trockene  Enzyme  hohe  Hitzegrade  vertragen,  wirkt  beim  Erhitzen 
in  Wasser  nicht  die  Hitze,  sondern  die  durch  diese  gesteigerte, 
Action  der  Wassermoleküle.  Die  beiden  nachgewiesenen  Thatsachen 


440 


Bbnbkf,  Bedeutung  der  Thymushyperpl&aie  etc. 


No.  25 


die  hochgradige  Zerstörbarkeit  des  activen  Eiweifs  durch  Wasser 
uod  die  Schutzwirkung  der  Salze,  erklären  sich  nach  B.  so  am 
besten,  dass  man  mit  anderen  Autoren  das  gelöste  Eiweifs  als  keine 
molekulare  Lösung,  sondern  als  eine  solche  gröfserer  Verbände,  eine 
„micellare  Lösung“  also  mehr  als  einen  gequollenen  Zustand  ansieht; 
das  Inactivwerden  des  Eiweifses  ist  als  eine  Aenderung  der  micel- 
laren  Anordnung  zu  betrachten.  Scheurlen 


Beneke,  Zur  Frage  nach  der  Bedeutung  der  Thymushyperplasie 
für  plötzliche  Todesfälle  im  Kindesalter.  Berliner  klin.  Wocbensehr. 
1894,  No.  9. 

Die  Theorie,  dass  eine  grofse  Thymusdrüse  durch  Compression 
der  Luftwege  den  Stimmritzenkrampf  bezw.  den  durch  diesen  ver- 
anlassten  Tod  der  Kinder  herbeiführe,  ist  durch  die  Arbeiten  Fribh- 
lrbeb’s  widerlegt.  Doch  kommen  einzelne  seltene  Fälle  vor,  wo 
eine  grofse  Thymus  für  den  plötzlichen  Tod  der  Kinder  sehr  wahr- 
scheinlich verantwortlich  zu  machen  ist.  Es  sind  dies  Fälle,  io 
denen  Kinder,  ohne  dass  ein  Stimmritzenkrampf  vorangegangen  ist, 
starben,  und  bei  denen  die  Section  neben  einer  grofsen  Drüse  eine 
deutliche  Abplattung  der  Luftwege  aufweist.  Zwei  solcher  Vor- 
kommnisse hat  Verf.  beobachtet.  — Im  ersten  Falle  fand  er  bei 
einem  8 monatlichen  Kinde  die  Bronchi  vor  ihrem  Eintritt  in  die 
Luftwege  stark  abgeplattet.  Von  der  Bifurcation  ab  waren  die 
Bronchi  bis  in  die  feinsten  Verzweigungen  auffallend  klein;  die 
kleineren  Aeste  waren  meist  vollständig,  die  gröfseren  unvollständig 
mit  eitrigem  Schleim  verstopft.  Verf.  ist  geneigt,  diese  Verände- 
rungen als  Folgen  der  erwähnten  Verengerung  aufzufaesen.  Das  Kind 
war  bis  zum  Tode  scheinbar  munter;  den  plötzlichen  Tod  erklärt 
Verf.  als  herbeigeführt  durch  Erstickung  in  Folge  der  verbreiteten 
Verstopfung  der  Luftwege  durch  reichliches  Secret,  dessen  Expek- 
toration durch  die  Verengerung  noch  besonders  erschwert  war.  — 
Im  2.  Falle  kam  ein  anderer  Mechanismus  in  Betracht,  und  zwar 
nach  der  Erklärung  des  Verf.’s  folgender:  Bei  Kindern,  deren 
Thymusdrüse  sehr  grofs  ist,  — wie  namentlich  bei  fetten  Individuen, 
— oder  aber  deren  Wirbelsäule  stark  nach  vorn  convex  ist,  kann 
die  Trachea,  wenn  das  Kind  den  Kopf  stark  nach  rückwärts  biegt, 
nicht  nach  vorn  ausweichen,  weil  sich  die  Thymusdrüse  zwischen 
Trachea  und  Manubrium  Sterni  an  jener  gefährlichen  Stelle,  auf 
welche  Grawitz  aufmerksam  gemacht  hat,  einzwängt.  Wenn  das 
Kind  in  solchem  Falle  den  Kopf  nicht  sofort  wieder  aufzurichten 
vermag,  so  kann  die  Trachea,  wenn  sie  vorher,  wie  im  Falle  des 
Verf.’s  — durch  die  Thymus  stellenweis  abgeplattet  ist,  vollkommen 
verschlossen  werden.  Diese  Art  der  Verengung  wird  bei  der  ge- 
wöhnlichen Art  des  Secirens  an  der  Leiche  kaum  entdeckt  werden. 
Um  sie  anschaulich  zu  machen,  muss  man  vor  Eröffnung  des  Thorax 


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Ifo.  25.  Bihlrr,  Verhalten  d.Blntdrnoks  etc.  — Elliot,  Hkaton. 


441 


die  Trachea  vom  Halse  her  freilegen  und  aufschneiden,  und  dann 
bei  stark  zuröckgeneigtem  Kopfe  von  oben  bei  passender  Beleuch- 
tung in  die  Trachea  hineinsehen.  Stadthagen. 


E.  Bihler,  Ueber  das  Verhalten  des  Blutdruckes  bei  Chlorotischen 
und  Ober  die  bei  denselben  vorkommenden  Störungen  am  Herzen. 
Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52,  H.  3,  4. 

Behufs  seiner  Studien  Ober  Chlorose  hat  Verf.  den  Hämoglobin- 
gehalt des  Blutes  nach  der  colorimetrischen  Methode  von  Gowkks 
mit  dem  Hämoglobinometer,  den  Blutdruck  mit  v.  Basch’s  Sphygmo- 
manometer in  dessen  neuester  Modification  bestimmt.  Er  suchte  mit 
seinen  Blutdruckbestimmungen  namentlich  för  die  Fälle  mit  Herz- 
geräuschen sich  Aufklärung  daröber  zu  verschaffen,  ob  man  es  mit 
wirklichen  Klappenfehlern  oder  nur  mit  sog.  anämischen  (acciden- 
tellen)|  Geräuschen  zu  thun  habe.  Die  bei  einer  grofsen  Reihe  von 
Chlorotischen  angestellten  Untersuchungen  ergaben  nun  das  Resultat, 
dass  der  Blutdruck  bei  der  Chlorose  deutlich  erniedrigt  war  und 
in  allen  Fällen  ein  mit  zunehmender  Besserung  eintretendes  allmä- 
liges  Ansteigen  constatiren  liefe ; der  Blutdruck  war  in  den  einzel- 
nen Fällen  um  so  niedriger,  je  stärker  die  Erscheinungen  am  Herzen 
ausgeprägt  waren.  Letztere  bestanden  in  einer  (in  den  meisten 
Fällen  nachweisbaren)  mäfsigen  Verbreiterung  der  Herzdämpfung 
nach  rechts,  die  mit  zunehmender  Besserung  und  mit  Ansteigen  des 
Hämoglobingehaltes  allmälig  zuröckging,  ferner  in  fast  regelmäfsiger 
Verstärkung  des  2.  Pulmonaltones.  Diese  Erscheinungen,  zusammen 
mit  dem  bei  Chlorose  zu  constatirenden  systolischen  Geräusch, 
stellen  die  ausgeprägten  Symptome  einer  Mitralinsufficienz  dar,  und 
Verf.  hält  es  fOr  gerechtfertigt,  für  eine  grofse  Zahl  der  Fälle  den 
Grund  der  bestehenden  Geräusche  in  einer  durch  Dilatation  be- 
dingten secundären  Klappeninsufficienz  (vielleicht  eher  noch  an  der 
Tricuspidalis  als  an  der  Mitralis)  zu  suchen.  Perl. 


1)  J.  W.  Elliot,  Intracranial  hämorrhage:  two  cases  trephined. 
Internat.  Med.  Magazine  1893,  Maroh. 

2)  G.  Heaton,  A case  of  cerebral  abscess  Following  the  Operation 
of  Trephining  for  compound  depressed  fracture  of  the  Skull;  Drai- 
nage of  abscess;  Recovery.  Tbe  Americ.  Journal  of  Medioal  Sciences 
1893,  Mai. 

1)  Im  ersten  Falle  war  ein  lßjähriger  junger  Mann  nach  einem 
Sturze  mit  Läsion  in  der  rechten  Frontal-  und  Parietal -Ge- 
gend etwas  benommen  und  zeigte  eine  Herabsetzung  der  linksseiti- 
gen Sehnenreflexe  und  der  rechten  Pupillarreaction  auf  Licht;  in 
wenigen  Tagen  traten  hiozu:  Respirationsbeschwerden,  Pulsverlang- 


Diai 


442  Hkiler  u.  Hirsch,  Khickrhbrro,  Deber  Tobercaiose  der  Haat.  No.  25 


samung,  Reactionslosigkeit  der  Pupillen  (erst  der  rechten,  dann  der 
linken),  Coma,  rechtsseitige  Papillendilatation  u.  s.  w.  Die  Trepa- 
nation in  der  rechten  Parietalgegend  erwies  einen  grofsen  Bluter- 
guss zwischen  Dura  und  Schädeldach  aus  einem  Aste  der  Arteria 
meningea  media,  und  einen  Bruch  der  Pars  petrosa  des  Os  tempo- 
rale. Die  Schädel  wunde  heilte  ziemlich  schnell  und  der  Kranke 
wurde  völlig  hergestellt.  Der  2.  Fall  betrifft  einen  40jähr.  Mann, 
der  vom  Plerde  geworfen  war.  Er  zeigte  eine  Einsenkuog  und 
Fractur  des  Schädels  über  dem  rechten  Ohr,  vorübergehende  Be- 
wusstlosigkeit und  Schwierigkeit  beim  Sprechen.  Die  Operation 
wurde  sofort  vorgenommen  und  erwies  eine  subarachnoideale  Blu- 
tung über  dem  untern  Teil  der  RoLAtmo’schen  Furche.  Auch  hier 
trat  völlige  Wiederherstellung  nach  kurzer  Zeit  ein.  — E.  bespricht 
sodann  die  traumatischen  intracraniellen  Blutungen  und  die  Indica- 
tion  zu  ihrer  Operation.  Er  unterscheidet  1)  die  Blutungen  aus 
der  Meningea  media  (extradurale),  2)  die  aus  der  Pia  mater  (sub- 
durale) und  3)  die  aus  den  Sinus  (extradurale  und  subdurale. 

2)  Ein  12jähriger  Knabe  zeigte  nach  einer  Fractur  des  linken 
Frontalknochens  in  der  Schläfengegend  Bewusstlosigkeit  und  Con- 
vulsionen,  die  an  der  rechten  Gesichtshälfte  begannen,  dann  auf 
den  rechten  Arm  und  Bein  und  später  auf  die  linke  Seite  über- 
gingen; dazu  traten  nach  wiederholter  Operation  Delirien,  Neuritis 
optica  links;  nach  der  letzten  Operation  (Entfernung  von  Eiter  und 
granulirenden  Massen)  war  der  Kranke  bis  auf  eine  Schwäche  der 
rechten  Gesichtshälfte  geheilt.  Es  handelte  eich  um  einen  Abscess 
der  linken  Frontalgegend,  der  durch  eine  septische  Phlebitis  ent- 
standen war.  S.  Kalischer. 


1)  J.  Heller  u.  K.  Hirsch,  Ein  Fall  von  Tuberculosis  cutis  ver- 
rucosa. Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVI.  S.  393. 

2)  E.  Knickenberg,  lieber  Tuberculosis  verrucosa  cutis.  (Aus 
der  Klinik  des  Prof.  Dontrklkpont  in  Bonn).  Ebenda,  S.  405. 

1)  Bei  einem  37jährigen  Schlosser,  welcher  an  Lungen-  und 
Kehlkopftuberculose  litt,  seit  einigen  Wochen  auch  ein  tuberculöses 
Geschwür  an  der  Zunge  hatte,  bestand  auf  der  Volarseite  der  linken 
Hand  ein  den  ganzen  Thenar  und  die  Haut  zwischen  Daumen  und 
Zeigefinger  einnehmender,  aus  kleinen,  meist  dicht  gedrängt  stehen- 
den, von  einer  entzündlichen,  blauroten  Zone  umgebenen  Wärzchen 
gebildeter  Ausschlag,  der  mit  unregelmäfsiger,  guirlandenförmiger 
Begrenzung  ein  fünfmarkstückgrofses,  atrophisches,  narbenartiges 
Centrum  umschloss.  Die  Affection  hatte  sich  vor  etwa  15  Jahren, 
als  Pat.  schon  an  der  Lunge  litt,  zu  bilden  begonnen,  war  später 
einmal  excidirt  worden,  nach  wenigen  Wochen  aber  wieder  aufge- 
treten; bald  darauf  hatte  sich  noch  eine  ähnliche  Wucherung  am 
Nngelgliede  des  rechten  Daumens  entwickelt.  Die  histologische 
Untersuchung  zeigte  die  von  Rikhi,  u.  Paltaüf  zuerst  geschilderten 
tuberculösen  Veränderungen  in  der  Papillar-  und  Subpapillarschicht, 


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No.  25.  Mükdbk,  Gebortsverhältnisse  in  frühem  Lebensalter.  443 

Wucherung  der  Papillen,  Verdickung  der  Hornschicht  an  den  war- 
zigen Partien;  dagegen  waren  Tuberkelbacillen  nicht  zu  finden. 
Von  Interesse  war  in  dem  Falle  die  Aetiologie:  der  Pat.  pflegte 
bei  seiner  Arbeit,  um  die  Instrumente  besser  halten  zu  können,  sich 
in  die  linke  Hand  zu  spucken  und  mit  der  rechten  den  (bacillen- 
haltigen)'Speichel  zu  verreiben.  — 2)  K.  berichtet  über  17  Fälle 
von  typischer  Tuberculosis  verrucosa  cutis,  welche  bei  9 männlichen 
und  8 weiblichen  Pat.  im  Alter  von  14 — 60  Jahren  an  den  distal- 
sten  Teilen  der  Extremitäten  localisirt  war.  Bei  7 von  ihnen  er- 
schienen die  Lungen  einer  tuberculösen  Erkrankung  mindestens  ver- 
dächtig, bei  9 bestanden  noch  andere  Formen  der  Hauttuberculose 
(Lupus  vulgaris,  Scrofuloderma).  Bei  3 Kranken  waren  die  verru- 
cösen  Plaques  an  der  Stelle  und  im  Anschluss  an  Wunden  aufge- 
treten, die  durch  spontane  Perforation  oder  durch  Incision  tubercu- 
löser  Affectionen  entstanden  waren.  Tuberculininjectionen  hatten, 
wo  sie  gemacht  wurden  meist  keine  allgemeine,  immer  aber  eine 
örtliche  Reaction  zur  Folge.  Die  Ergebnisse  der  mikroscopischen 
Untersuchung  stimmen  im  Wesentlichen  mit  denen  von  Rikhl  und 
P altauk  überein,  doch  wurden  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  jener 
Tuberkelbacillen  nicht  in  gröfserer  Menge  als  beim  Lupus  gefunden. 
— Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  weder  das  histologische  noch  das 
klinische  Bild  genügend  differentielle  Momente  aufweist,  um  die 
Krankheit  als  eine  neue  Form  der  Hauttuberculose  zu  characteri- 
eiren;  er  betrachtet  sie  vielmehr  als  einen  oberflächlichen  Lupus 
verrucosus.  H.  Müller. 


Fr.  Münder,  Ueber  die  Geburtsverhältnisse  im  frühen  Lebens- 
alter. (Aus  der  geburtshilflich  - gynäkologischen  Klinik  in  Bern). 
Arch.  f.  Gyn.  XXV.  H.  1.  S.  1. 

Zu  seinen  Untersuchungen  über  die  Geburtsverhältnisse  im 
frühen  Lebensalter  hat  M.  das  klinische  Material  der  Berner  Frauen- 
klinik benutzt  vom  Jahre  1872  bis  1891.  Es  wurden  in  dieser  Zeit 
6126  Frauen  entbunden,  unter  diesen  waren  493  20  Jahre  alt  und 
jünger,  das  sind  8.05  pCt. 

Er  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

1)  Die  Menses  sind  bei  jungen  Gebärenden  meist  früher  als 
gewöhnlich  aufgetreten. 

2)  Die  Geburtsverhältnisse  sind  im  Allgemeinen  günstig  zu 
nennen. 

3)  Allgemein  verengte  Becken  kommen  häufiger  vor. 

4)  Schädel-  und  Gesichtslage  sind  häufiger.  Beckenendlagen 
seltener. 

5)  Die  durchschnittliche  Geburtsdauer  ist  um  ca.  2-3  Stunden 
länger,  als  bei  Primiparen. 


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444 


Voit.  — Fbikdhichs.  — Popoff. 


No.  25 


6;  Eklampsie,  Wehenschwäche  und  andere  Complicationen  sind 
nicht  häufiger  als  sonst  bei  Primiparen;  auch  nicht  die  Zangenope- 
ration, wohl  aber  die  Perforation. 

7)  Dammrisse  sind  seltener.  (Episiotomien  wurden  häufig  aus- 
geführt). 

8)  Die  Zahl  der  Mädchengeburten  ist  relativ  gröfser  als  sonst. 

9)  Je  jQnger  die  Mutter,  um  so  geringer  ist  durchschnittlich 
die  Gröfse  der  Frucht. 

10)  Frühzeitige  Kinder  werden  häufiger  geboren. 

11)  Die  Lebensverhältnisse  der  Kinder  sind  eher  günstiger  als 
sonst,  ebenso 

12)  Die  Wochenbettverhältnisse.  W.  Scbiilein. 


C.  Voit,  Ueber  die  Beziehungen  der  Gallenabsonderung  zum  Ge- 
sammtstoffwechsel  im  tierischen  Organismus.  Zsitschr.  f.  Biol.  XXX. 
S.  523. 

Die  vorliegende  Abhandlung  ist  im  Jahre  1882  als  Beitrag  za  der  Festschrift, 
welche  die  Universität  za  München  der  Universität  zu  Würzborg  zur  Feier  des  300- 
jSbrigen  Bestehens  widmete,  erschienen.  Da  dieselbe  nur  eine  geringe  Verbreitung 
gefunden  bat  und  in  neuerer  Zeit  ähnliche  Fragen  mehrfach  behandelt  worden  sind, 
hat  V.  sich  zu  erneutem  Abdruck  entschlossen.  Ref  hat  über  dieselbe  seiner  Zeit 
berichtet  (dieses  Cbl.  1883,  S.  205);  es  kann  daher  auf  dieses  Referat  verwiesen 
werden.  E.  Sslkowskl. 


W.  Friederichs,  Ueber  Eisen  in  der  Milch.  Dissert.  Wiirzburg 
1893. 

Bei  einer  Frau,  der  beim  Säugen  reichlich  aus  der  anderen  Brustdrüse  eine  dünne 
wSsserige  Milch  abtropfte,  fGalactorrhoe),  hat  Verf.,  unter  KimKiL’s  Leitung,  den  Eisen- 
gehalt der  (eingeAscherten)  Milch  bestimmt  (als  Schwefeleisen  ausgefallt,  io  Eisenoxyd 
übergeführt  und  als  solches  gewogen).  In  4 Portionen  Milch  ergab  sich  der  Eisenge- 
halt zu  1.1  mg  pro  Liter.  Darreichung  von  phosphorsaurem  Eisenoxyd  liefe  den  Fe- 
Gehalt  der  Milch  nicht  nachweisbar  ansteigen.  — Bei  einer  mit  Kleie,  Heu  n.  Klee 
gefütterten  Ziege  fand  sich  in  der  Milch  1.6  mg  Fe  pro  Liter;  Einführung  von  unlös- 
lichem (nicht  atzenden)  Eisenphosphat  zu  0.2 — 0.5  g pro  Tag  bewirkte  gleichfalls  keine 
erkennbare  Zunahme  des  Milch-Fe.  J.  Munk. 


N.  M.  Popoff,  Pathologisch-anatomische  Veränderungen  des  Cen- 
tralnervensystems bei  der  asiatischen  Cholera.  Virch.  Arch.  Bd.  136 
p.  42. 

Verf.  hat  das  Centralnervensystera  in  2 Fallen  asiatischer  Cholera  einer  genauen 
Untersuchung  unterzogen  und  dabei  in  beiden  Fallen  einen  entzündlichen  Prozess  in 
sämmtlichen  Gegenden  konstatirt.  Im  Rückenmark  sind  hauptsächlich  Vorderhfirner 
und  weifse  Substanz  ergriffen;  die  Kerne  der  Gehirnnerven  und  die  subkorticalen 
Ganglien  sind  in  wechselnder  Intensität  befallen.  In  den  Grofshirnhemispbaren  leidet 
die  graue  Substanz  starker  wie  die  weifse  Die  wesentlichsten  Zeichen  der  Entzün- 
dung sind  Hypertrophie  der  Axencylinder,  Ueberfüllung  der  Blutgeflfse,  Wucherung 
der  Kerne  der  Gefafswände,  eine  im  Vergleich  zum  normalen  Rückenmark  beträcht- 
liche Vermehrung  der  Neuroglia-Kerne  und  Kernteilungen  in  den  Ganglieuxellen.  Die 


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ÜSfo.  25. 


Colrt.  — Eiachniq.  — Rasch. 


445 


bald  mehr  acut,  bald  mehr  chronisch  auftretende  Entzündung  des  Centralnervensystems 
bei  der  Cholera  aaiatica  erinnert  am  meisten  an  die  HarnTsche  Encephalitis  hyper- 
tropbica.  M.  Hothmann. 


W.  B.  Coley,  The  treatment  of  malignant  tutnoure  by  repeated 
inoculations  of  Erysipelas;  with  a report  of  the  original  cases. 
Amer.  Jonro.  of  the  med.  So.  1893.  p.  483. 

Ansser  10  eigenen  hiehergehörigen  Fallen  bat  C.  noch  37  anderer  Beobachter 
in  einer  Tabelle  zusammengestellt.  Ans  der  ron  einem  Litteraturverzeichniss  beglei- 
teten Arbeit  können  hier  nur  die  Schlusssätze  wiedergegeben  werden:  1)  die  Heilwir- 
kung des  Erysipels  auf  bösartige  Geschwülste  ist  eine  rollbegründete  Thatsache.  2)  Die 
Wirkung  auf  Sarcom  ist  gröber  als  auf  Carcinom  etwa  im  Verhältoiss  wie  3:1. 
3)  Die  Behandlung  ron  nicht  operirbaren  bösartigen  Geschwülsten  durch  wiederbo’te 
Einimpfungen  ron  Erysipel  ist  practisch  rerwertbar  und  nicht  ron  grofsem  Risico  be 
gleitet.  4)  Die  Heilwirkung  findet  auf  den  Gesammtorgaoitmus  statt  und  beruht 
wahrscheinlich  hauptsächlich  auf  den  giftigen  Producten  des  Streptococcus,  welche 
letztere  isolirt  und  gebraucht  werden  können,  ohne  Erysipel  herrorxurufen. 
6)  Diese  Methode  soll  aber  nicht  unterschiedslos  angewendet  werden,  beror  fernere 
Versuche  ihrer  Grenzen  bestimmt  haben.  P.GSterbock. 


A.  Eisehnig,  Ueber  den  Einfluss  des  Verschlusses  der  Arteria 
ophthalmica  und  der  Carotis  auf  das  Sehorgan,  v.  Gräfe’s  Arch.  f. 
Ophtbalm.  XXXIX.  p.  1 49. 

Auf  Grund  der  Beobachtung  eines  Falles  ron  Obliteration  des  Ursprungs  der 
Carotis  communis  sin.  infolge  ron  chronischer  Endaortitis,  Thrombose  der  Carotis 
comm.  sin.  und  Carotis  interna  sin.  bis  Uber  die  Arteria  ophthalmica  hinaus , unvoll- 
ständiger Verstopfung  des  Anfaogsstückes  der  Arteria  ophtbalm.  sin.  bei  klinisch  und 
anatomisch  normalem  Befund  am  linken  Auge,  sowie  eines  weiteren  Falles  von  Throm- 
bose der  Carotis  sin.  und  des  Anfangstückes  der  Art.  ophthalmica  sin  bei  normalem 
Befund  an  den  Angengefäfsen,  und  von  Injectionsrersucben  an  9 Leichen  sucht  E. 
dem  Einfiusse  des  Verschlusses  der  Arteria  ophthalmica  und  Carotis  auf  das  Auge 
näher  zu  rücken.  Danach  würde  ein  allmäliger  Verschluss,  wie  er  bei  der  Thrombose 
der  Arteria  ophthalmica,  der  Carotis  interna  und  Carotis  communis  rorkommt,  ohne 
jeglichen  Einfluss  auf  die  Circulation  der  Gefäfae  der  Augenhöhle,  auch  der  Netzhaut 
bleiben.  Der  plötslicbe  Verschluss  aber  könne  durch  die  im  Momente  des  Verschlusses 
eintretende  Aenderung  in  der  Circulation  vorübergehende  flüchtige  Störungen  hervor- 
rufen,  jedoch  ohne  anatomische  Läsion,  da  die  Weite  der  Gefäfsverbindungen  zwischen 
den  Zweigen  der  Arteria  ophthalmica  und  Carotis  externa  beider  Seiten  eine  sehr 
rasche  oder  sofortige  Wiederherstellung  normaler  Blutfüllung  ermöglicht.  Hontmsnn. 


Rasch,  Ueber  die  Häufigkeit  und  Bedeutung  von  Mittelohrentzön- 
dungen  bei  kleinen  kranken  Kindern.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XXXUI. 
S.  319. 

Auf  Grund  von  70  im  Bauerohospital  io  Kopenhagen  vorgenommenen  Obductionen 
an  Kinderteichen,  bei  denen  Verf.  in  61  Fällen  die  Mittelohren  untersucht  und,  mit 
Ausnahme  voo  5 Fällen,  pathologische  Veränderungen  derselben  gefunden  hatte,  stellt 
er  folgende  Sätze  auf:  Besonders  häufig  (in  pp.  76  pCt ) werden  bei  kleinen,  in  einem 
Hospital  verstorbenen  Kindern  entzündliche  Leiden  der  Mittelohren  angetroffen:  Bel 

Kindern  mit  Bronchopneumonien  kommen  die  Ohrenentzündungen  beinahe  ganz  con- 
stant  vor  (99  pCt.).  Es  lässt  sich  vermutheo,  dass  die  Ohrenentzündungen  auch  häufig 


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446 


Storrk.  — Bi.achstf.im.  — Scholtzk.  — Hbrz.  No.  25 


bei  Kindern  torkommen , die  die  Bronchopneumonie  überleben  nnd  dui  dieee  .pneu- 
monischen * Ohrenentzündungen  eine  bisher  beinahe  anbeachtete  Rolle  in  der  Aetiologia 
der  Taubstummheit  spielen.  Diese  Ohrenentzündungen  perforiren  sehr  selten  das 
Trommelfell,  weshalb  die  klinische  Kenntniss  derselben  eine  bisher  sehr  geringe  ge 
wesen  ist.  Et  termag  dieselbe  eine  Meningitis  Torzutäuicheo.  8eh«»b«eh. 


Stoerk,  Ueber  die  Kreosottherapie  bei  Tuberculose  des  Kehlkopfes 
und  der  Lungen.  Frankel’«  Arcb.  f.  I.aryngologie  etc.  1.  H.  2. 

Energischer  und  berechtigter  Protest  gegen  den  Unfug  der  gegenwlrtig  mit  der 
Rreosottherapie  getrieben  wird.  w.  LubiinsU. 


Blachstein,  Ueber  die  Virulenz  des  Kommabacillus  in  ihrer  Be- 
ziehung zum  Nährboden.  Berl.  klin.  Wochenscbr.  1894,  No.  17. 

Auf  den  Einfluss  der  Salze  auf  die  Virulenz  des  Cholerabaeillus  hat  neuerdings 
Gamslsia  bingewieaeu,  welcher  fand,  dass  in  etwa  € proc  Kocbtalzbouillon  dieselben  ihre 
Giftigkeit  erhalten  bezw.  steigern.  B.  untersuchte  nun  den  Einfluss  ron  Natriumpbos- 
phat,  Kochsalz,  Magnesiumsulfat  und  Kalisalpeter;  alt  Nährboden  benützte  er  eine 
2 procent.  PeptonlSsung.  Das  bei  Zusatz  ron  Natriumphosphat  entstehende  unlSsliche 
Diealciumpbotphat  machte  er  durch  Zusatz  ron  wenig  Ammoniumcitrat  löslich.  Die 
angewendete  Concentration  der  Salzlösungen  schwankte  zwischen  '/*  n<  3 pCt. 

Wurden  die  Cholerabacillen  nur  in  einer  Salzlüsung  gezüchtet,  so  erzielte  B.  keine 
Virulenzsteigerung,  dagegen  gelang  ihm  dies , wenn  er  sie  erst  in  Nitratpeptonlüsung 
züchtete  und  dann  in  PbosphatammoniumcitratlSsung.  Die  Wirkung  der  letzteren 
wurde  ganz  besonders  dadurch  gesteigert,  wenn  er  ihr  einige  Tropfen  eines  anorgani- 
schen Eisensalzes  zuaetzte.  B.  benutzte  schwefelsaurer  Eisenoxydul -Ammoniak  0.2  ccm 
einer  solchen  Kultur  tfiteteo  Mause  in  24  Stunden.  Scheurtea. 


Fr.  Schultze,  Ueber  Leukämie.  Aus  der  medicinischen  Klinik  in 
Bonn.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52,  H.  5,  6. 

Entgegen  der  gewöhnlichen  Angabe,  wonach  eine  auffallende  Blässe  der  Haut  sich 
schon  im  Beginne  der  Leukämie  bemerkbar  mache,  weist  Verf.  auf  Grund  seiner  Er- 
fahrungen darauf  bin,  dass  sich  trotz  grofsen  Milztumors  und  erheblicher  leukämischer 
Blutbescbaffenheit  nicht  selten  eine  frische  rote  Färbung  ron  Wangen  und  Schleim- 
häuten findet,  die  erst  io  einem  spateren  Stadium  der  Erkrankung  ein  blasses  Colorit 
annebmen.  — Deo  bekannten  Sternalschmerz  (bei  Druck  auf  das  Brustbein)  glaubt 
kerf.  durch  Berührung  des  gedrückten  Brustbeines  mit  der  stark  angeschwollenen  und 
auf  Druck  empfindlichen  Leber  erklären  zu  können.  — In  Betreff  des  Gatwechselt 
wiesen  die  von  Dr.  Bohland  an  drei  Leukämischen  rorgenommeoen  Untersuchungen 
(entgegen  früheren  Beobachtern)  eine  Steigerung  der  O Aufnahme  uod  der  CO, -Abgabe 
nach.  — Den  bei  Leukämie  reiatir  häufig  vorkommendeu  Priapismus  bezieht  Verf. 
auf  thrombotische  Vorgänge  in  den  Corpora  carernosa.  — Therapeutisch  hat  er 
im  Wesentlichen  nur  Chinin  und  Arsenik  angewendet.  Der  io  einem  Falle  Angestellte 
Versuch  mit  Einatmung  ron  Sauerstoff  war  resultatlot.  P«rl. 


L.  Herz,  Ueber  die  Anwendung  des  Natrium  salicylicum  bei  Rippen- 
fellentzOndung.  Wiener  med.  Wochenscbr.  1893,  No.  41. 

Verf.  berichtet  Uber  Behandlung  sogenannter  Erkältungspleuritis  mit  gröfsereo 
Dosen  saiicylsauren  Natrons;  in  acht  Fällen  wirkte  es  geradezu  als  Specificum  (wäb- 


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No.  25. 


Gloonrr.  — Quinckb.  — Staub. 


447 


rend  du  Mittel  bei  Pleoro-Pneutnonie  versagte).  In  allen  acht  Fällen  schwanden 
znarst  die  snbjectiTen  Erscheinungen  (Seitenstechen),  spater  die  objectiren  nnd  zwar 
wieder  erst  du  Fieber  und  zuletzt  das  pleurale  Reibegeräuscb.  Itn  Anschluss  hieran 
weist  Verf.  auf  die  ZiBussss'tcben  Arbeiten  Ober  die  reischiedenen  Krankheitserreger 
verschiedener  Pleuritisformen  und  über  den  Zusammenhang  zwischen  Pleuritis  und 
acutem  Gelenkrheumatismus  hin  und  spricht  die  Ansicht  aus,  dass  du  als  Antisepti- 
cum  bewehrte  Mittel  die  Krankheitserreger  der  Erkältungspleuritis  (ebenso  wie  die 
des  acuten  Gelenkrheumatismus)  vernichtet,  demnach  nicht  symptomatisch,  sondern 
speciBscb  wirkt.  Gegen  die  Pnenmoniecoccen  dagegen  ist  es  unwirksam  und  versagt 
daher  bei  denjenigen  Rippenfellentzündungen,  die  zu  Pneumonieen  hinzutreten. 

K,  Kronthal. 


M.  Glogner,  Die  Schwankungen  der  electrischen  Reizbarkeit  der 
peripherischen  Nerven  bei  Beii-Berikranken  Virohow’s  Arcb.  1894, 
Bd.  135,  H.  2. 

Die  locale  Einwirkung  des  Krankheitsgiftes  (Beri-Beri)  auf  die  peripherischen 
Nerven  schwankt  sehr:  mau  findet  von  Zeit  zu  Zeit  sogar  eine  Erhöhung  der  Reiz- 
barkeit der  Nerven  für  den  galvanischen  Strom,  aber  auch  eine  Herabsetzung  der- 
selben, welche  in  bestimmten  Intervallen  und  meist  an  mehreren  Nerven  erkennbar  ist. 
Diese  Verscblecbternng  im  Zustande  der  Nerven  (speciell  n.  peroneus  und  tibitlis) 
tritt  bisweilen  ganz  plötzlich  auf,  to  dass  man  au  zwei  aufeinander  folgenden  Tngen 
bedeutende  Cntericbiede  Io  der  galvanizchen  Reizbarkeit  erhält.  Verf.  kommt  nach 
seinen  vielfachen  und  im  Original  näher  einzutebenden  Untersuchungen  zu  dem  Ergeb- 
niu,  dass  man  eine  genaue  und  vollständige  Uebersicht  über  den  Verlauf  der  Beri- 
Beri-Krankheit  nur  dann  bekommt,  wenn  mau  der  täglichen  Untersuchung  des  Hertens, 
speciell  des  Pultes,  und  der  Atmung  auch  eine  von  Zeit  zu  Zeit  ausgeführte  Bestim- 
mung der  electrischen  Reizbarkeit  der  übrigen  peripherischen  Nerren  und  zwar  haupt- 
sächlich der  no.  peronei  and  tibiales  hinzufügt.  Bernhardt. 


H.  Quincke,  Ueber  Meningitis  serosa.  Sammlung  klin.  Vorträge.  Neue 
Folge.  No.  67. 

Eine  grOfsere  Anzahl  von  Beobachtangen  am  Krankenbett,  unter  denen  mehrere 
zur  Section  kamen,  führen  den  Verf.  za  einer  Gruppirung  der  Fälle  von  Hydrocepha 
loa.  Qu.  meint,  dass  es  einen  .selbständigen“  Hydrocepbaine  bei  Kindern  und  Er- 
wachsenen gebe,  er  entatehe  aus  einer  Meningitis  serosa,  setze  acut  ein  (mit  acutem 
oder  chronischem  Verlauf)  oder  er  beginne  chronisch  und  zeige  dann  einen  progressiven 
Verlauf  oder  auch  acute  Ezacerbationen.  Nach  Vorlegung  einer  grOfaeren  Anzahl 
von  Krankengezchichten  geht  der  Verf.  zur  Schilderung  des  Krankheitzrerlaufs  über, 
wobei  die  Differenzialdiagnose  gegen  die  anderen  Meningitisformen  genauer  behandelt 
wird.  Aetiologisch  spielen  für  gewöhnlich  Mikroorganismen  keine  Rolle,  der  Natur 
nach  ist  die  Meniugitis  serosa  meist  ein  entzündlicher  Erguss,  und  zwar  häufiger  ein 
ventriculärer  alz  corticaler,  welcher  entweder  Im  Anschluss  an  acute  Krankheiten  oder 
aeibsiAudig  eiusetzt  und  den  oben  näher  beschriebenen  Verianf  zeigen  kann. 

Die  klinischen  Unterschiede  gegen  die  eitrige  Meningitis  nnd  Tumoren  des  Ge- 
hirns ergaben  sich  meist  aus  der  leichten  Resorptionsfähigkeit  des  serOsen  Ergusses, 
oft  aber  sind  die  Fälle  klinisch  kaum  zu  unterscheiden , besouderz  bei  chronischem 
Verlauf  mit  Tendenz  zur  Progression.  Therapeutisch  wirksam  erwies  sich  bei  den 
acuten  Fällen  die  Quecksilberbehaudlung,  bei  chronischen  die  Ableitung  auf  die  Haut 
des  Schädels;  zur  Druck  Verminderung  ist  die  lumbale  Punction  des  CerebrospiDalsackz 
zu  empfehlen.  Diese  Methoden  sowie  einige  besondere  Fälle  von  Hydrocephalns  wer- 
den anhangsweise  geschildert.  ji.  Brasch. 

A.  Staub,  Ueber  Pemphigus  puerperalis  und  Pemphigus  neonato- 
rum. (Vortr.  geh.  auf  dem  II.  intern,  dermat.  Congr.  am  10. 
Sept.  1892).  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  49. 

Eine  an  schwerem  Puerperalfieber  daniederliegende  Wöchnerin  bekam  einen  Blasen 


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448 


Bau?.  — Draohibsco,  Brown.  — Rosrnthal. 


No.  25 


ausschlag,  wahrend  gleichzeitig  ihr  Kind  an  einem  typischen  Pemphigus  neonatorum 
litt.  Aach  in  zwei  anderen  Pallen  beobachtete  Verf.  das  Zusammentreffen  leichterer 
Pnerperalaffectionen  mit  Pemphigus  der  Kinder,  einmal  zugleich  der  Mutter  and  zieht 
hieraus  den  Schluss,  dass  der  Pemphigus  neonatorum  seinen  Ursprung  in  einer  In- 
fection  intra  partum  hat.  Man  wird  deshalb,  wenn  Neugeborene  an  einem  Pemphigus 
erkranken,  immer  nach  der  Ansteckungsquelle.  die  meist  bei  der  Hebamme  zu  finden 
sein  dürfte,  fahnden,  um  weiteren  Infectionen  Torzubeugen.  H.  liflusr. 


M.  Brey,  Zur  retroperitonealeo  Stielversorgung  bei  Myomotomie 
nach  Cbroback.  Prager  med.  Woohensohr.  1893,  No.  20.  ff. 

Casoistischer  Beitrag  von  23  Fallen  mit  8 Todesfällen;  alles  sind  retroperitoneale 
StielTersorgungen,  nicht  aber  sind  alle  23  Falle  Myomotomien,  2 sind  sectiones  caesa- 
reae.  Io  einem  Fall  von  4 monatlicher  Gravidität  und  Collummyom  wurde  der  Uterus 
mit  entfernt.  Eine  Kauterisation  des  Stumpfes  fand  in  keinem  Ealie  statt,  nur  eine 
quere  Vernähung  desselben  zum  Zweck  der  Blutstillung.  A.  llartio. 


1)  Draghiesco,  Symphysdotomie.  La  Roumainie  medicale  1893,  Sept. 

2)  J.  S.  Brown,  Report  of  a caae  of  symphyseotomy.  Med.  Record 
1 893,  November. 

1)  Verf.  behandelt  zunächst  die  Gescbiohte  der  Operation.  Als  Erfinder  stellt  er 
Ligault,  der  sie  im  Jahre  176t  zuerst  machte,  anf.  Die  beiden  Schambeine  lauen 
sich  nach  ihm  bis  auf  5 — 6 cm  von  einander  entfernen,  wodurch  die  Conjugata  interna 
um  1 \ bis  2 cm  wachst  Leichenuntersuchungen  Fababokuf’s  ergaben  keine  weiteren 
Verletzungen  der  Sacroiliacalgelenke  als  eine  leichte  Abhebung  der  Gelenkbänder. 
Verf.  berichtet  dann  über  den  Verlanf  der  Operation  nach  der  Angabe  Puiin's 
und  teilt  einen  von  ihm  mit  Glück  operirten  Fall  mit.  Die  conjngata  vera  betrug 
7 */*  cm. 

2)  Pat.,  26  Jahre  alt;  4 Fufs  und  und  101/,  Zoll  grofs,  110  Pfand  schwer, 

batte  1 Mal  geboren  ; Craniotomie  — Am  8.  Sept  sah  B.  die  Pat.  zuerst,  nachdem 
die  Weben  vor  20  Stunden  begonnen  hatten;  die  Blase  war  bereits  gesprungen;  ei 
handelte  sich  nm  ein  allgemein  verengtes,  plattes  Becken;  die  conj.  betrag  3*/«  Zoll; 
wiederholte  Znngenversuche  vergeblich  Daher  wurde  zur  Symphyseotomie  geschritten 
und  dann  der  Kopf  mittelst  der  liegengebliebenen  Zange  leicht  entwickelt.  — Heilung 
per  primam;  das  Kind  gedieh  gut.  A.  Martin. 


E.  Romenthal,  Benzinvergiftung  und  Benzinmissbrauch.  Cbl.  f.  innere 
Med.  1894,  No.  13. 

Bei  einem  1 '/,  jährigen  Kinde,  das  etwa  1 Esslöffel  Benzin  geschlackt  batte, 
zeigte  sich  schwere  Betaubang,  zeitweise  Walzbewegungen,  kleiner  frequenter  Puls, 
rasselnder  Atem,  intensiver  Benzingeruch,  Meteorismus,  im  gespülten  Mageninhalt  ond 
Stuhl  blutige  Schleimflocken.  Wiederherstellung  in  einem  Tage. 

Auf  Grund  einer  zweiten  nicht  ganz  eindeutigen  Beobachtung  spricht  Verf.  die 
Vermutung  aut,  dass  Beozineinatmuugen  speciell  von  Bandagisten  und  Handschuh- 
näherionen  mitunter  missbräuchlich  zum  Zwecke  einer  rauscbartigeu  Betäubung  ange- 
weudet  werden  Fr.  Straasmann. 


Druckfehler:  No  23,  Seite  40b,  17.  Zeile  von  oben  muss  es  heifseD  statt  eitrigen 
„übrigen“. 

Kinaendungen  für  das  ODtralbiatt  «erden  an  die  Adresse  des  Urn.  Prof.  Dr.  M.  Bern  hardt  (Berlin  W. 
Franiiieisehe  Htrafse  PI)  oder  an  die  Vertagshandinng  (Berlin  NW.,  G8.  Unter  den  Linden)  erbeten. 
Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Prack  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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/ I'S  / 


Wöchentlich  erscheinen 
1 — 2 Bogen;  am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
2u  Mark;  su  beiieheo 
durch  alle  Huchhandlun- 
gen und  Postanstalteu. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  SalkowBki, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 

1894.  »O.  -Juni.  No.  26. 


Inhalt:  Koiimi  u.  Fisch,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Haroabsonderung.  (Origi- 
nal-Mitteilung). 

Scboumow-Simanowskt,  Ueber  den  Magensaft  und  das  Pepsin  bei  Hunden. 
— Müs zer,  Die  harnstoff bildende  Function  der  Leber.  — Iskakl,  Erfahrungen 
über  Nierencbirurgie.  — Bszold,  Befund  der  Untersuchung  Taubstummer.  — Leh- 
man», Hygiene  des  Mehls  und  Brodes.  — Piteina,  Ueber  acute  Sarcomatose  in- 
nerer Organe.  — Miasica,  Fall  von  Paokreaskolik.  — Vanlaib,  Ueber  die  Re- 
generation der  Nerven.  — Rtzaoz,  Cystische  Bauchgeschwolst  beim  Neugeborenen. 

Dabtbe,  Bestimmung  der  Dichte  des  Blutes.  — Jakscb,  Stickstoffgebalt  der 
roten  Blutzelleo.  — Mörnbr,  Keducirende  Substanz  aus  Globulin.  — Humfbbt, 
Tod  durch  Verstopfung  von  Halsveueu  ur>d  A.  pulmonaiis.  — Baas,  Einfluss  des 
Tuberculius  auf  die  Impftuberculose  des  Auges.  — Krieo  und  Knaubs,  Drüben 
epithelkrebs  des  Kehlkopfs  — Grawitz  und  Steffbn,  Bedeutung  des  Ausvurfs 
für  die  Biologie  einiger  Bacterien.  — Sahli,  Ueber  die  japanische  Wärmedose.  — 
Dzhio,  Kochsalzinfusion  bei  Cholera.  — Dasa,  Fälle  von  Akromegalie  mit  Sec- 
tionsbefuud.  — - Boesbickem,  Zur  Aetiologie  der  Trigeminusneuralgie.  — Röh- 
ring, Fall  von  grofsem  Naevus.  — Kinn,  Ueber  die  Sectio  caesarea.  — Corizd 
and  Ansiann,  Ueber  PhospborvergiftuDg. 


Aus  dem  Laboratorium  der  I.  medicinischeo  Klinik  in  Budapest. 


Beitrag  lur  Lehre  der  Harnabsondcruiig.  — Eine  physiologische 

Gleichung. 

Von  A.  t.  Koranyi  u.  A.  Fisch. 


Untersuchungen  von  A.  v.  KoaaNTi,  deren  Veröffentlichung  in 
der  deutschen  Ausgabe  des  Ungar,  med.  Archivs  bevorsteht,  er- 
gaben als  sehr  wahrscheinliches  Resultat,  dass  die  Glomeruli  ein 
wesentlich  als  Transsudat  zu  betrachtendes  Secret  liefern,  dessen 

A-  * 


A den  Gefrierpunkt 
des  untersuchten  Harnes,  und  x seine  Menge  bedeuten. 


Kochsalzgehall  gleich  a=^'-^  Gramm  ist,  wo 

o 1 .o 


XXXII.  Jahrgang. 


29 


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450  Kokästi  n.  Fisch,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  (larnatsonderang.  No.  26 


Die  Menge  dieses  Secretes  lässt  sich  auf  Grund  der  Formel 

61.3  (2a — Na-Cl)  , , „ j vr  L „ 

y = ^ berechnen,  wo  NaCl  den  Kochsalzgehalt  des 

Harnes  in  Grammen  berechnet,  und  d den  Gefrierpunkt  des  Blutes 
bedeutet.  Da  die  Transsudate  das  Kochsalz  im  selben  Verhältnisse 

enthalten,  als  das  Blut,  müsste = m dem  Kochsalzgehalte  des 

Blutes  gleichkommen. 


Um  dieses  Verhältniss  näher  zu  prüfen,  sammelten  wir  bei 
Kaninchen  während  24  Stunden  den  Harn,  und  bestimmten  dessen 
Gefrierpunkt  und  Kochsalzgehalt.  Dann  wurde  das  aus  der  Caro- 
tis entnommene  centrifugirte  Blut  auf  seinen  Gefrierpunkt  untersucht, 
und  aus  diesen  Daten  m berechnet.  Nachdem  der  Kochsalzgehalt 
des  centrifugirten  Blutes.  = ft  ebenfalls  bestimmt  wurde,  ergab  sich, 
dass  m-J-0.02=fi  ist.  Theoretisch  war  zu  erwarten,  dass  m = ft 
sei.  Da  jedoch  der  Harn  in  der  Blase  durch  Resorption  von  Koch- 
salz in  der  Weise  verändert  wird,  dass  dadurch  der  Wert  von  m 
zu  niedrig  ausfallen  muss  ist  m um  die  Constante  0.02  zu  ver- 
gröfsern,  damit  aus  NaCl,  und  d der  Kochsalzgehalt  richtig  be- 
rechnet werde.  Somit  ergiebt  sich  für  ju  folgende  Formel,  in 
welcher  NaCl  den  Procentgehalt  des  Harnes  an  Kochsalz  be- 
deutet: f*=  1.226  A -0.376  NaCl  + °02‘ 


Zum  Beweise  seien  hier  folgende  Angaben  angeführt: 


Futter 

X 

io  ccm 

A 

NaCl  % 

d 

m -f-0.02 

/• 

Hafer  und  Kraut 

. 

35 

3.28 

1.36 

0.60 

0.58 

0.59 

(Jo. 

40 

2.32 

1.1 

0.56 

0 55 

0.56 

do. 

# 

50 

2.88 

0.64 

0.62 

0.56 

0.55 

do. 

70 

1.95 

1 

0.56 

0.56 

0.55 

Hafer,  Kraut  und 
Kochsalz  . . . 

viel 

160 

1.89 

1.68 

0:57 

0.66 

0.65 

Milch 

180 

0.60 

0.14 

0.60 

0.54 

0.54 

Das  Resultat  der  Vergleichung  des  gefundenen  (p.)  und  des 
berechneten  (m  -f-  0.02)  Kochsalzgehaltes  des  Blutes  ist  somit  ein 
vorzügliches,  woraus  folgt,  dass  die  Glomeruli  in  der  That  ein 
Transsudat  liefern,  dessen  Kochsalzgehalt  und  Menge  auf  Grund 
der  obigen  Formeln  richtig  zu  berechnen  ist. 

m erfährt  ganz  characteristische  Veränderungen  im  Verlaufe  ver- 
schiedener Krankheiten.  Bei  Erkrankungen  der  Niere  kommen 
zwischen  m-|-0.02  und  ft  beträchtliche  Differenzen  zum  Vorschein, 
aus  welchen  sich  eine  sichere  Diagnose  stellen  lässt. 


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No.  26.  Slhoomow-Simanowsky,  üeber  den  Magensaft  o.  das  Pepsin  etc.  451 

E.  O.  Schoumow-Siiuaiiowsky,  Sur  le  suc  stomacal  et  la  pep- 
sine  chez  les  chiens.  Arcb.  des  sc.  biol.  p.  p.  l'institut  imp.  de  St.  Petersb. 
II.  S.  463. 

Verf.  gewann  den  Magensaft  von  Hunden  mit  Magenfistel  voll- 
kommen rein  nach  der  von  Pawlow  eingeführten  Methode:  man 
macht  dem  Hund  eine  Oesophagusfistel  und  ernährt  ihn  dauernd 
von  der  Magenfistel  aus.  15 — 17  Stunden  nach  der  Nahrungsauf- 

nahme werden  dem  Hunde  kleioe  Stückchen  Fleisch  vorgehalten, 
die  er  mit  Begierde  verschlingt  und  die  aus  der  Oesophagusfistel 
sofort  wieder  heraustreten.  Nach  6 — 7 Minuten  beginnt  die  Secretion 
iles  Magensaftes,  vermehrt  sich  allmälig  bis  25  ccm  in  5 Minuten. 
Der  Versuch  kann  mehrere  Stunden  fortgesetzt  und  in  dieser  Zeit 
150— 300  ccm  vollkommen  reiner  Magensaft  pro  Stunde  aufgefangen 
werden.  Derselbe  ist  ganz  klar,  von  1.003  bis  1.0059  sp.  Gewicht, 
beim  Erhitzen  zum  Sieden  sich  trübend,  er  giebt  keine  Biuretreaction, 
dagegen  die  allgemeinen  Eiweifsj-eactionen.  Seine  Acidität  betrug 
auf  Salzsäure  berechnet  0.46  bis  0.58  pCt.  Der  Magensaft  besitzt 
starke  Verdauungskraft  und  behält  dieselbe  etwa  1 •/,  bis  2 Monate 
ziemlich  unverändert,  dann  nimmt  sie  allmälig  ab.  Bei  0°  oder 
unter  0°  aufbewahrt  trübt  sich  der  Magensaft  und  giebt  schliefslich 
einen  flockigen  Niederschlag.  Gleichzeitig  beweisen  sich  die  untern 
Schichten  der  Flüssigkeit  reicher  an  Salzsäure,  wie  die  obern.  Be- 
wahrt man  den  Magensaft  auf,  so  vermindert  sich  die  Quantität  des 
durch  Kochen  sowie  des  durch  Alcohol  zu  erhaltenden  Nieder- 
schlages, gleichzeitig  nimmt  seine  Verdauungskraft  unter  Auftreten 
von  Älbumosen  ab,  wahrscheinlich,  indem  das  Pepsin,  welches 
ei  weilsartiger  Natur  ist,  in  Albumose  übergeht.  Betreffs  der  Zu- 
sammensetzung des  Magensaftes  führt  Verf.  5 ausführliche  Analysen 
des  genuinen  Magensaftes,  desselben  nach  Ausscheidung  eines  Nie- 
derschlages bei  0°,  durch  Alcohol,  durch  Kochen  an.  lief,  begnügt 
sich  mit  der  Wiedergabe  der  Zusammensetzung  des  einen  genuinen 
Magensaftes.  Dichte  1.0041.  Bestandteile  in  Procenten:  Acidität 
0.584  (HCl),  Chlor  0.589,  Trockenrückstand  0.420,  Asche  0.16, 
Coagulum  durch  Alcohol  0.18,  Coagulum  durch  Kochen  0.16, 
Niederschlag  bei  0°  0.0114. 

Zur  Abscheidung  des  Pepsins  stehen  3 Methoden  zu  Gebot: 
1)  Einengen  im  Vacuum  bei  21—30°.  2)  Sättigung  des  Magen- 

saftes mit  Ammoniumsulfat  (von  Kühnb  schon  zur  Reindarstellung 
künstlichen  Magensaftes  empfohlen.  Ref.)  3)  Abkühlen  unter  0°. 
Verfasserin  benützte  hauptsächlich  die  3.  Methode,  nebenher,  na- 
mentlich zur  Controlle,  die  2.  Der  durch  Abkühlen  erhaltene 
Niederschlag  erwies  sich  als  aus  einem  Eiweifskörper  bestehend, 
jedoch  stets  chlorhaltig;  durch  Waschen  mit  Wasser  und  Alcohol 
lässt  sich  das  Chlor  zum  Teil  entfernen. 

Der  feuchte,  wenig  gewaschene  Niederschlag  löst  sich  in  Wasser 
mit  saurer  Reaction,  die  Lösung  hat  verdauende  Eigenschaften. 
Nach  der  Behandlung  mit  Alcohol  ist  der  Niederschlag  nicht  mehr 

29  • 


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452 


Mükzku,  Die  harnstoffbildende  Function  der  Leber. 


No.  26 


in  Wasser  löslich,  löst  sich  aber  in  Salzsäure  von  0.06  pCt.  Für 
die  Zusammensetzung  dieses  Pepsins  ergab  sich 

durch  Abkühlung  erhalten  durch  Ammonsulfat  erhalten 
C 50.71  50.37 

H 7.17  6.88 

CI  1.16  u.  1.01  0.89 

S 0.98  135  bezw.  1.24 

1.455  bezw.  1.50 

Das  nicht  gewaschene  Pepsin  enthielt  2.31  pCt.  Chlor. 

Sehr  bemerkenswerte  Veränderungen  erleidet  der  Hain  dieser 
Tiere,  in  3 Perioden  als  Tag-,  Nacht-  und  Vormiltagsharn  aufge- 
fangen, infolge  der  Abgabe  so  grofser  Quantitäten  an  Salzsäure. 
Die  Reaction  wird  stark  alkalisch,  der  Harn  ist  trüb  und  braust 
mit  Säure  auf,  die  Chloride  verschwinden  vollständig  oder  bis  auf 
Spuren,  er  enthielt  eine  kleine  Quantität  Gallenfarbstoff,  jedoch 
weder  Eiweifs,  noch  Zucker,  noch  Pepton.  Bemerkenswert  ist  die 
starke  Zunahme  der  Alkalien,  namentlich  des  Natrium  in  der  Periode 
tler  Magensaftentziehung,  entsprechend  der  Spaltung  des  Chlorna- 
trium in  der  Magenschleimhaut.  Die  Quantität  der  Harnsäure  er- 
wies sich  in  dem  alkalischen  Harn  gesteigert.  Zahlreiche  Einzel- 
heiten, sowie  die  tabellarisch  geordneten  Resultate  der  Harnunter- 
suchung siehe  im  Original.  E.  Salkowski. 


E.  Münzer,  Die  harnstoffbildende  Function  der  Leber.  Zeitscbr.  f. 
exper.  Pathol.  XXXIII.  S.  164. 

Bei  kritischer  Behandlung  des  über  diese  Frage  bisher  vorliegen- 
den experimentellen  Materials  glaubt  Verf.  darthun  zu  können, 
dass  einmal  die  Ergebnisse  der  Versuche  nicht  so  sehr  überein- 
stimmen, um  daraus  mit  Entschiedenheit  zu  folgern,  dass  die  Leber 
den  ganzen  oder  die  Hauptmasse  des  im  Harn  der  Säugetiere  er- 
scheinenden Harnstoffs  auf  dem  Wege  einer  Synthese  aus  gewissen, 
in  anderen  Organen  entstandenen  und  durch  das  Blut  ihr  zuge- 
führten Vorstufen  (Ammonsalze,  Leucin,  Tyrosin  u.  A.)  erzeuge; 
vielmehr  sei  nur  festgestellt,  dass  die  Leber  die  Harnstoffbildung 
aus  zugeleiteten  Ammonsalzen  bewirke.  Die  zur  weiteren  Prüfung 
der  Frage  vom  Verf.,  z.  Th.  mit  Wintbrbkrg  angestellten  Unter- 
suchungen über  den  N-Stoffwechsel  bei  Lebererkrankungen,  in  denen 
der  Ges.-N  nach  K.jkldabl,  der  Harnstoff  nach  Mökmck  - Sjöqcist, 
NH3  nach  Schloesino  bestimmt  wurden,  haben  ebenfalls  keinen 
sicheren  Beweis  für  die  harnstoffbildende  Function  der  Leber  ge- 
winnen lassen.  Bei  chronischen  Erkrankungen  (atrophische  bezw- 
hypertrophische  Cirrhose,  schwerer  Icterus  bei  Leberkrebs),  fand  sich 
bei  genügender  Berücksichtigung  des  Nahrungs-N  weder  die  abso- 
lute Menge  des  Harnstoffs  und  des  Ammoniaks  im  Harn,  noch 
ihr  relatives  Verhältnis  zu  einander  bezw.  zur  Harnsäure  merklich 
geändert;  nuch  per  os  eingegebene  Ammonsalze  (Amm.  citric. , carb.) 


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No.  26. 


Israel,  Erfahrungen  über  Nierenchirurgie. 


453 


wurden  zu  Harnstoff  weiter  verarbeitet.  In  einem  Falle  von  acuter 
gelber  Leberatrophie  fand  sich  über  9/, 0 des  Ges.-N  in  Form  von 
H arnstoff,  vom  Ges.-N  als  Ammoniak,  in  2 anderen,  bei  denen 
«lie  Section  eine  fast  totale  Zerstörung  der  Leberzellen  aufwics,  fan- 
den sich  dagegen  über  '/«  resp.  1 '3  des  Harn-N  in  Form  von  Am- 
moniak), sodass  hier  allerdings  eine  unzweifelhafte  Zunahme  des 
Harn-NH,  neben  entsprechender  Abnahme  des  Harnstoffs  bestand. 
Allein  selbst  diese  grofsen  Ammoniakmengen  seien  nicht  gröfser, 
als  man  sie  auch  bei  anderen  mit  Säuerung  des  Körpers  (Abnahme 
der  Blutalkalescenz)  einhergehenden  Processen  findet  und  hierher 
gehöre  auch  die  acute  Phosphorvergiftung,  welche  in  diesen  beiden 
Fällen  die  Ursache  der  acuten  Leberatrophie  war.  Auch  das  Vor- 
kommen von  Tyrosin  u.  A.  im  Harn  bei  dieser  Erkrankung  sei 
ebenfalls  kein  Beweis,  dass  diese  Körper  Vorstufen  des  Harnstoffes 
wären,  aber  nicht  in  Harnstoff  umgebildet  werden  konnten , denn 
dae  Gewebe  der  Leber  zerfalle  bei  der  acuten  Leberatrophie  selbst 
rasch,  z.  Th.  wenigstens  unter  Entstehung  von  Tyrosin,  daher  dies 
Zerfallproduct,  in  das  Blut  eingeschwemmt,  im  Harn  erscheint. 
Verf.  erklärt  es  für  ebenso  möglich,  dass  im  Sinne  der  früheren 
Anschauung  in  jeden  einzelnen  Organen  die  Harnstoffbildung  in 
mehr  oder  minder  hohem  Grade  vor  sich  ginge.  J.  Munk. 


J.  Israel,  Erfahrungen  Ober  Nierenchirurgie.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV1I. 

S.  303.  (Auch  als  Sood.-Abdr.)  [Schluss]. 

Aetiologie  der  Hydronephrose.  Im  Gegensatz  zur  pri- 
mären Pyonephrose  waren  alle  Patt,  mit  Hydronephrose  nicht  über 
40  Jahre  alt.  Von  3 nicht-intermittirenden  Fällen  kamen  alle,  von 
6 intermittirenden  nur  1 auf  das  männliche  Geschlecht.  Die  meisten 
Hydronephrosen  waren  eiterig  inficirt,  sie  sind  aber  deshalb  nicht 
(wie  Kustbk  gethan)  mit  den  Pyonephrosen  als  „Sacknieren"  zu 
vereinigen,  bei  ihnen  ist  die  Harnstauung,  bei  diesen  die  Infection 
das  primäre.  Die  Infection  hrfolgt  hier  entweder  vom  Blut  aus 
oder  per  contiguitatem,  so  bei  einem  23jähr.  Patienten  mit  Tripper- 
cystitis.  Die  dauernde  Hydronephrose  kann  sich  aus  intermittiren- 
der  im  Sinne  von  Landau  u.  Tkrrikb  durch  Fixation  einer  beweg- 
lichen Niere  an  abnormer  Stelle  und  dadurch  bedingte  Abknickung 
des  Ureters  entwickeln.  Die  Ursache  hierfür  sind  Verwachsungen 
oder  wiederholte  Anfälle  von  Harnstauung,  nach  denen  das  Nieren- 
becken an  Elasticität  verliert,  ausgeweitet  bleibt  und  das  vergrößerte 
Organ  herabsinken  muss.  Nicht  immer  trifft  jedoch  diese  Aetiologie 
zu,  manchmal  bleiben  die  Ursachen  im  Dunkeln.  Zweimal  konnte 
I.  an  der  dislocirten  Niere  keinerlei  Beweglichkeit  nachweisen,  bei 
einer  colossalen  Hydronephrose  war  das  Leiden  wegen  des  nur 
3’/j  Jahr  betragenden  Alters  des  Pat.  für  angeboren  zu  halten.  — 
Bei  Behandlung  der  Hydronephrose  erwies  sich  die  in  einem 
Falle  von  anderer  Seite  gemachte  transperitoneale  Fistel b i 1- 


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454 


Israel,  Erfahrungen  über  Nierenohirnrgie. 


No.  26 


»Jung  als  die  Radicaloperation  erschwerend.  Die  Punction  er- 
achtet I.  ausnahmsweise,  meist  nur  als  palliative  Maßnahme  zulässig, 
wenn  nämlich  der  Sack  kein  secernirendes  Parenchym  enthält,  wenn 
das  Abflusshinderniss  nur  vorübergehend  besteht,  bezw.  durch  Ent- 
leerung des  Sackes  schwindet.  I.’a  eigene,  in  allen  9 Fällen  er- 
folgreiche Behandlung  bestand  2 Mal  in  Nephrotomie  allein,  2 Mal 
in  Nephrotomie  mit  späterer  Exstirpation  und  5 Mal  in  letzterer 
allein.  Bei  1 Pal.  blieb  nach  Nephrotomie  eine  nicht  störende 
Fistel.  För  die  Wahl  der  Operation  ist  ausser  dem  Zustand  der 
anderen  Niere  das  Alter  des  Processes,  resp.  der  Bestand  an  secer- 
nirendem  Nierenparenchym  mafsgebend. 

Die  Aetiologie  der  Pyonephrose  war  nur  in  wenigen 
Fällen,  wenn  das  Vorangehen  von  Hydronephrose  und  Nephroli- 
thiasis  gefehlt  hatte,  ganz  klar.  Von  9 männlichen  Patt,  hatten  4 
Gonorrhoe  gehabt,  jedoch  nur  1 in  zeitlichen  Zusammenhängen  mit 
Pyonephrose.  Bei  3 weiblichen  Patt,  bestanden  gröbere  Genital- 
läsionen; Schwangerschaft  und  Entbindung  allein  bieten  dagegen 
keiae  ausreichende  Aetiologie  der  Pyonephrose.  — Von  2 Fällen 
reinen  Nierenabscesses,  bei  männlichen  Patt,  knöpfte  der  eine 
an  alte  Trippercystitis  an;  bei  dem  andern  fand  sich  geschwulst- 
artige von  zahlreichen  kleinen  Eiterungen  durchsetzte  interstitielle 
Nephritis  kurz  nach  einem  Nackencarbunkel.  Bei  der  äusseren 
Aehnlichkeit  dieses  mit  der  Nierenaffection  mochte  man  an  eine  von 
ihm  ausgehende  Verschleppung  von  Entzöndungserregern  nach  der 
Niere  denken. 

Nephrectomie  wegen  Ureteritis  hat  I.  in  einem  kürzlich 
veröffentlichten  Falle  ausgeführt. 

III.  Ni  erentuberculose.  Im  Anschluss  an  Früheres  findet 
I.  durch  4 */2  jähr.  Beobachtung  eines  Falles  von  Exstirpation  einer 
tuberculösen  Niere  bestätigt,  dass  diese  lange  Zeit  das  einzige  tuber- 
culös  erkrankte  Organ  des  Urogenital-Systems  sein  kann.  Von  2 
neueren  Nephrectomien  wegen  Nierentuberculose  verlief  die  eine 
trotz  Complication  mit  Schwangerschaft  glücklich,  die  andere  ist 
noch  nicht  völlig  geheilt.  Zur  Mehlung  von  Wundinfection  mit 
tuberculösem  Eiter  und  späterer  Granulationstuberculose  empfehlen 
sich  möglichst  intacte  Entfernung  des  ganzen  Organs  und,  — um  diese 
bei  seiner  Brüchigkeit  zu  erleichtern,  — ebenso  wie  bei  malignen  Tu- 
moren eine  möglichst  grol'se  äussere  Incision. 

IV.  Nierensyphilis.  Wiederveröffentlichung  von  2 hieherge- 
hörigen  Nephrectomien  (1892). 

V.  Nierensteine.  5 Fälle  mit  Pyonephrose  glichen  völlig 
gewöhnlichen  Fällen  dieser.  Ausserdem  hat  I.  3 Mal  wegen  Anurie 
und  5 Mal  als  Operation  der  Wahl  die  Nephrolithotomie  aus- 
geführt. Von  letzteren  5 (3  Frauen  und  2 Männer)  starb  1 Frau 
an  Folgen  der  Chloroformnarcose  (Beeinträchtigung  des  Nieren- 
epithels). Bei  den  4 Geheilten  hat  I.  3 Mal  die  Pyelotomie  und 
1 Mal  die  Eröffnung  des  Nierenbeckens  durch  Sectionsschnitt  ge- 
macht. In  allen  4 Fällen  wurde  durch  sofortige  Naht  erste  Ver- 


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No.  26.  Bbzolu,  Befund  der  Untersuchung  Taubstummer.  455 

einiguug  erzielt  und  ist  hierfür  u.  A.  von  Wichtigkeit  die  tempo- 
räre Compression  der  Nahtlinie.  Zu  verwerfen  ist  nachträgliche 
starke  Wundtamponade,  weil  von  ihr  aus  in  einem  anderweitigen 
Falle  Lähmung  des  Colon  mit  tötlichem  Ausgange  sich  entwickelte. 
Fyelotomie  und  Sectionsschnitt  haben  für  die  Nephrolithotomie  ge- 
trennte Anzeigen;  den  Sectionsschnitt  soll  man  nur  anwenden,  wenn 
der  Stein  nach  Freilegung  der  Niere  nicht  direct  zu  fühlen  oder 
ein  grofser  Korallenstein  nicht  ohne  Zerbrechen  durch  Nierenbecken- 
incision  entfernbar  ist.  — Von  den  3 Nephrolithotomien  bei  totaler 
Anurie  mit  1 Heilung  und  2 j vermögen  ein  tätlicher  und  der 
/genesene  Fall  die  Existenz  einer  reflectorischen  Anurie  durch 
Secretionshemmung  der  einen  Niere  bei  Verstopfung  der  andern 
zu  bestätigen.  Gleiches  thun  auch  zwei  anderweitige  Erfahrungen 
I.’s  dar,  hinsichtlich  des  reflector.  Einflusses,  den  Reizzustände  einer 
Niere  resp.  deren  Nerven  auf  die  Function  der  zweiten  auszuüben 
im  Stande  sind,  und  ist  für  I.  die  reflectorische  Anurie  resp.  Oli- 
gurie eine  wohl  beglaubigte  Thatsache. 

VI.  Nierenblutungen  aus  unbekannter  Ursache.  An  die 

Fälle  von  Schkdk  u.  Sknatok  reiht  sich  hier  eine  eigene  Beobachtung 
bei  einer  52jährigen  Frau,  bei  der  man  sich  durch  Freilegung  und 
Eröffnung  mittels  Sectionschnitt  vom  Mangel  jeden  anatomischen 
Substrates  für  die  Blutung  überzeugte:  Schluss  der  Nierenwunde 

und  Schwinden  der  Hämaturie  nach  2 Tagen. 

VII.  Wanderniere.  I berichtet  nur  über  4 Nephropexieen, 
darunter  2 auf  Wunsch  der  Patt,  als  Zugabe  zur  Nephrolithotomie. 
I.  hält  die  Nephropexie  nur  dort  angezeigt,  wo  von  der  beweglichen 
Niere  typische  Schmerzanfälle,  die  Vorläufer  intermittirender  Hydro- 
nephrose,  in  Folge  von  plötzlicher  Abflussbehinderung  ausgehen. 
I.  operirt  mit  geringen  Modificationen  nach  Guton;  er  konnte  sich 
bei  einem  38jährigen  Mädchen,  welches  3 '/a  Monate  nach  der  Ne- 
phropexie an  Volvulus  des  Dünndarms  starb,  von  der  dauerhaften 
Fixation  der  dislocirten  Niere  an  normaler  Stelle  überzeugen. 

P.  Güterbock. 


Bezold,  Vorläufige  Mitteilungen  über  die  Untersuchung  der  Schüler 
des  Münchener  k.  Taubstummeninstituts.  Münchner  med.  Wochenschr. 
1893,  No.  48.  S.-A. 

B.’s  Untersuchungen  wurden  an  79  Taubstummen  angestellt. 
Zur  Prüfung  wurde  die  in  ihrem  untern  Teil  aus  belasteten  Stimm- 
gabeln, in  ihrem  oberen  Teil  aus  drei  gedeckten  Orgelpfeifchen  und 
dem  Galtonpfeifchen  bestehende  Tonreihe  verwendet.  Ausserdem 
wurde  noch  in  jedem  Falle  das  Hörvermögen  für  die  Glocke  und 
die  Sprache  geprüft.  Es  ergab  sich,  dass  von  den  158  Gehöror- 
ganen 48  total  taub  waren.  Nur  15  Individuen  waren  doppel- 
seitig total  taub.  In  einem  Fall  waren  die  Angaben  unbrauchbar, 
von  den  übrig  bleibenden  108  Gehörorganen  hörten  68  Glocke  u. 


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456  Lbhmann,  Hygiene  des  Mehls  und  Brodes.  No.  26 

Pfeifchen,  21  beide  nicht,  17  die  Glocke  allein,  2 das  Pfeifchen 
allein.  Der  Ausfall  des  Gehörvermögens  fand  sich  entweder  am 
oberen  oder  am  unteren  Ende  oder  an  beiden  Enden  der  Tonscala 
oder  endlich  an  verschiedenen  Stellen  und  in  verschiedener  Aus- 
dehnung innerhalb  ihrer  Continuität,  die  letztere  Form  des  Aus- 
falles will  Verf.  als  „Löcken“  bezeichnen.  Sie  fanden  eich  sowohl 
eieseitig  (16  Mal)  als  doppelt  (11  Mal).  Als  „Insel“  bezeichnet 
Verf.  die  bei  einzelnen  Taubstummen  noch  vorhandenen  kleinsten 
Ilörstrecken,  wie  sie  im  Umfang  von  2 halben  Octaven  bis  zur 
Ausdehnung  von  2 */2  Octaven  gefunden  wurden.  Ein  derartiger 
nur  auf  eine  „Insel“  beschränkter  Hörbereich  war  in  28  Gehör- 
organen vorhanden.  Ein  Defect  des  ganzen  oberen  Bereichs  der 
Tonscala  bis  herab  zum  g'J  fand  sich  nur  1 Mal.  Dabei  wurde 
der  ganze  untere  Teil  der  Scala  bis  in  die  Subcontraoctave  hinein 
percipirt.  Ein  Defect  an  der  oberen  und  unteren  Tongrenze  zu- 
gleich war  8 Mal  vorhanden.  Bei  18  Gehörorganen  bestanden  am 
oberen  Ende  nur  unwesentliche  Defecte,  welche  Galton  7 nach  ab- 
wärts nicht  überschreiten,  während  durchgehende  grofse  Defecte  am 
unteren  Teil  der  Scala  von  4 V*  bis  zu  7 Octaven  bestanden.  In 
33  Fällen  fanden  sich  zwar  auch  nur  unwesentliche  Defecte  vom 
oberen  Ende  bis  zu  Galton  ca.  7,  also  auch  am  unteren  Ende 
nahmen  die  Defecte  successive  am  Umfang  ab  von  4 Octaven  bis 
zu  '/2  Octave.  Bei  der  Gesammtöbersicht  der  Gruppen  tritt'  die 
Thatsache  hervor,  dass  Defecte  am  unteren  Ende  der  Scala  in 
gröfserer  Häufigkeit  und  in  gröfserer  Ausdehnung  Vorkommen  als 
am  oberen  Ende.  Die  Schlussfolgerungen,  welche  aus  den  Hörbe- 
funden und  ihrer  Zusammenstellung  sich  ergeben,  behält  sich  Verf. 
für  einer  späteren  Arbeit  vor.  Sohwabach. 


R.  B.  Lehmann , Hygienische  Studien  Ober  Mehl  und  Brot  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  gegenwärtig  in  Deutschland 
üblichen  Brotkost.  I.  Teil:  Zermahlungsgrad.  II.  Teil  Unkraut- 
gehalt. Archiv  f.  Hygiene  1893,  XIX.  S.  71. 

Methodische  Untersuchungen  des  deutschen  Mehls  liegen  bis 
jetzt  nur  über  die  Ausnötzbarkeit  desselben  und  seine  chemische 
Zusammensetzung  vor;  nach  der  von  L.  eingeschlagenen  Richtung 
sind  dieselben  neu.  Die  Veranlassung  bot  die  Ausstellung  von 
Broten  durch  Mühlenbesitzer  Uhlhobn  aus  Grevenbroich  gelegentlich 
des  internat.  med.  Kongresses  in  Berlin  1890;  von  dorther  stammen 
auch  viele  untersuchten  Brode  und  Mehle.  Im  Ganzen  wurden 
etwa  170  Brote  und  70  Mehlsorten  untersucht. 

Der  Zermahlungsgrad  der  Mehle  wurde  mit  dem  Siebsaz  fest- 
gestellt. Der  Durchmesser  der  gesiebten  Fragmente  und  der  von 
L.  gewählte  Name  war: 


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No.  26.  Pktrin*,  üeber  acute  Sarcomatose  innerer  Organe.  457 

1)  4 — 2 min  Grobschrot.  2)  2 — 1.25  mm  Mittelschrot.  3)1.25 
bis  0.7  mm  Feinschrot.  4)  0.7 — 0.5  mm  Grobmehl.  5)  0.5— 0.2  mm 
Mittelmehl.  6)  unter  0.2  Feinmehl. 

Oie  hiernach  erhaltenen  Resultate  stellt  L.  in  4 Tabellen  dar; 
die  erste  enthält  16  grobe  Mehle  sog.  Schrotmehle,  die  teilweise 
bis  ca.  25  pCt.  4 bis  2 mm  Fragmente  und  bis  zu  80  pCt.  Ober 
0.5  mm  grofse  Fragmente  hatten.  Die  „Mehle  mittlerer  Qualität 
aus  Landmühlen“  bestanden  zu  etwa  ein  Viertel  bis  zur  Hälfte  aus 
0.5  — 0.2  mm  Fragmenten,  während  die  Mehle  aus  Kunstmühlen  zu 
80 — 100  pCt.  aus  Fragmenten  unter  0.2  mm  zusammengesetzt  waren. 
Mais-  und  Hafermehl  glich  den  mittleren  Qualitäten  der  Landm&hlen, 
Gerstenmehl  mehr  den  Kunstmehlen.  Da  nun  die  Grobkörnigkeit 
die  Auenützungsfähigkeit  beeinträchtigt,  stellt  L.  die  Forderung, 
dass  ein  Mehl  nicht  mehr  als  5— 20  pCt. , 0.5 — 0.2  mm  Fragmente 
enthalten  dürfe.  Der  Rest  soll  kleiner  als  0.2  mm  sein. 

Der  Gehalt  an  Schmutz  und  Unkraut  wurde  an  Getreide, 
Schrotmehl  und  Schrotbrod  festgestellt.  Bei  Getreide  wurden  aus 
100  g was  nicht  Roggen  bezw.  Weizen  war,  ausgesucht  und  die 
Sameoart  bestimmt.  Vom  Schrotmehl  suchte  Verf.  aus  den  beiden 
gröbsten  Siebfractionen,  die  etwa  50  pCt.  des  Mehls  ausmachten, 
Unkraut  und  Schmutz  aus.  Es  fand  sich  Stroh,  Micken,  Kornrade 
Mutterkorn  u.  a.  Schrotbrod  wurde  getrocknet  und  mit  1 procent. 
Schwefelsäure  gekocht,  dann  wird  vom  Bodensatz  abgegossen,  nach- 
gewaschen und  mit  Natronlauge  gekocht,  dann  abgegossen.  Es 
bleiben  nur  die  gröberen  Unkrautreste  und  Cellulosefragmente 
zurück. 

Die  Resultate  waren,  dass  im  ungereinigten  Roggen  sich  0.3  pCt. 
bis  2.1  pCt.  giftige  Unkräuter,  im  gereinigten  0.1  pCt.  fanden. 
Aehnlich  waren  die  Verhältnisse  beim  Weizen.  Dies  waren  haupt- 
sächlich süddeutsche  Mehlsorten;  in  den  norddeutschen  waren  diese 
Verhältnisse  viel  schlimmer,  einmal  fand  L.  einen  Gehalt  von 
7.3  pCt.  allein  an  Kornrade.  Ebenso  fand  sich  stets  Mutterkorn, 
manchmal  bis  0.9  pCt.  So  kommt  L.  zu  dem  Schluss,  dass  einige 
der  untersuchten  Mehle  direct  gesundheitsschädlich  waren,  „dass 
die  fast  durchweg  ungenügend  gereinigten  Schrotbrode  der  nord- 
deutschen Landbezirke  nicht  nur  ekelhafte  und  minderwertige,  son- 
dern auch  intensiv  giftige  Bestandteile  in  bedeutender,  stellenweise 
in  sehr  bedenklicher  Menge  enthalten“.  Scheurlen. 


Petrina , Ueber  hohe  typische  Temperatur-Steigerungen  bei  acuter 
Sarcomatose  innerer  Organe.  Sep.  Abdr.  a.  d.  Prager  med.  Woohenscbr. 
1894,  No.  3.  5. 

Verf.  beobachtete  2 sehr  sonderbar  verlaufende,  intra  vitam 
kaum  diagnosticirbare  Fälle  von  acuter  Sarcomatose  innerer  Organe, 
bei  denen  als  das  Bemerkenswerteste  das  Auftreten  von  hohen  Tem- 
peraturscheinungen  mit  typischem  Verlauf  zu  verzeichnen  war.  Der 


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458 


M inn ich,  Fall  von  Pankreaskolik. 


No.  26 


erste  Fall,  der  eine  38jährige,  früher  stets  gesunde  Frau  betraf, 
täuschte  vollständig  das  klassische  Bild  einer  miliaren  Tuberculose 
der  Lungen  und  des  Darms  vor;  die  pathologisch -anatomische  Di- 
agnose lautete:  Lymphosarcom  der  Halsdrüse  mit  Metastasen  in 
der  Milz  und  Leber.  Der  zweite  Fall  betraf  einen  22jährigen, 
ebenfalls  früher  stets  gesunden  Studenten;  die  klinische  Diagnose 
lautete:  beiderseitige  Pleuritis  und  acute  Lungentuberculose,  die 
pathologisch-anatomische:  Sarcoma  carcinomatodes  mediastini  (glan- 
dulae  thymicae),  sarcoma  secundarium  pulmonum  et  hepatis,  pleu- 
ritis  bilateralis  et  pericarditis.  In  beiden  Fällen  hatte  die  Sarco- 
matose  die  äusseren  Lymphdrüsen  vollkommen  verschont  und  da- 
durch die  Diagnose  fast  unmöglich  gemacht.  Die  Schlussfolgerungen, 
die  Verf.  aus  der  Beobachtung  dieser  Fälle  zieht,  sind  kurz  fol- 
gende: Bei  Sarcomen  innerer  Organe,  auch  wenn  diese  maligne 
Neubildung  in  kleinen  und  wenig  zahlreichen  Knötchen  auftritt, 
können  hohe  typische  Fieberbewegungen  auftreten:  der  Gang  der 
hohen  Temperaturen  kann  ein  remittirender  sein  und  vollkommen 
dem  einer  acuten  Tuberculose  der  serösen  Häute  oder  der  Lunge 
gleichen.  Findet  eine  schubweise  Metastasenbildung  statt,  so  wird 
auch  die  Temperatur  stofsweise  erhöht.  Die  von  anderer  Seite  auf- 
gestellte Behauptung,  dass  in  höherem  Grade  als  die  Erkrankung 
der  blutbereitenden  Organe  das  Ergriffensein  abdominaler  Einge- 
weide für  die  Erregung  des  typischen  Temperaturganges  als  bedeu- 
tungsvoll angesehen  werden  muss,  findet  in  obigen  zwei  Fällen 
keine  Bestätigung.  K.  Kronthsl. 


W.  Minnich,  Ein  Fall  von  Pankreascolik.  Berl.  klin.  Woohenschr. 

1894,  No.  8. 

M.  hat  bei  einem  68  Jahre  alten  Manne  mit  Gallensteindia- 
these  die  Diagnose  auf  Pankreascolik  auf  Grund  von  im  Stuhle 
Vorgefundenen  Speichelsteinen  gestellt,  wiewohl  sonst  keinerlei  für 
die  genannte  Krankheit  als  bestimmend  geltenden  Symptome  vor- 
handen waren.  Die  Steine  waren  halbfest,  amorph  und  reich  an 
organischen  Substanzen;  man  konnte  sie  mit  anderen  geformten 
Ausscheidungsproducten  kaum  vergleichen.  Zudem  hatte  der  Kranke 
bei  seinen  Gallensteincoliken  mehrfach  typische  Pigmentcholestearin- 
steine  entleert.  Darmsteine  liefsen  sich  ohne  Weiteres  ausschliefsen 
im  Hinblick  auf  die  mit  icterischer  Erscheinungen  einhergehenden 
Kolikanfälle.  Die  Pankreascolikanfälle  wurden  von  dem  mit  echten 
Gallensteincoliken  wohlvertrauten  Kranken  als  der  letzteren  völlig 
identisch  geschildeit. 

Die  Prognose  stellt  M.  voraussichtlich  günstig,  da  während 
dreier  Monate  weder  eine  Gewichtsabnahme  noch  Verdauungsstö- 
rungen, noch  endlich  Veränderungen  in  der  Stuhlbeschafifenheit  be- 
obachtet wurden,  und  weil  die  Pancreassteinerkrankungen  (Cirrhose) 
erfahrungsgemäfs  von  sehr  langer  Dauer  sind. 


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No.  26. 


Vahiaib,  üeber  die  Regeneration  der  Narren. 


459 


Eine  Totalocclusion  der  Pancreasdrüse  bestand  in  dem  vorlie- 
genden Falle  sicherlich  nicht.  Dieselbe  kann  überhaupt  nur  in  fol- 
genden drei  Fällen  eintreten: 

1)  Bei  Verlegung  der  Portio  intestinalis  beider  Gänge  durch 
Steine. 

2)  Bei  Verlegung  der  Port,  intest.  Duct.  Wirsung.  mit  ange- 
geborener  Obliteration  der  Darmmündung  des  Nebenganges,  die 
schon  zu  verschiedenen  Malen  anatomisch  festgestellt  wurde  und 

3)  bei  multipler  Verlegung  der  Drüsengänge  durch  massen- 
hafte Steinbildung.  C.  Rosentbal. 


C.  Vanlair,  Recherches  chronomdtriques  sur  la  rcgdneration  des 
nerfs.  Archives  de  Pkysiol.  etc.  1894,  No.  2. 

Von  den  ungemein  interessanten  und  mühevollen  Unter- 
suchungen des  Verf.’s,  über  die  Zeit,  welche  die  vollständige  Re- 
generation eines  entarteten  Nerven  in  Anspruch  nimmt,  sowie  über 
die  Zeitdauer,  während  welcher  die  einzelnen  Phasen  dieses  Re- 
generationsprocesses  sich  abspielen,  im  Einzelnen  ein  Referat  zu 
geben,  ist  wegen  des  knapp  zugemessenen  Raums  an  dieser  Stelle 
kaum  angängig.  Wir  verweisen  den  interessirten  Leser  auf  die 
Originalarbeit  und  begnügen  uns,  die  vom  Verf.  selbst  aus  seinen 
Arbeiten  gezogenen  Schlussfolgerungen  in  freier  Uebersetzung  hier 
folgen  zu  lassen. 

Beim  Hunde  und  ohne  Zweifel  auch  beim  Menschen  vollzieht 
Bich  die  ideale  Regeneration  eines  Nerven  (d.  h.  wenn  kein  zu- 
fälliges Hinderniss  den  Vorgang  beeinträchtigt)  mit  einer  fast  voll- 
kommenen chronologischen  Regelmäfsigkeit,  soweit  Nerven  mit 
langer  directer  Verlaufsbahn  in  Frage  kommen. 

Betrachtet  man  die  für  eine  vollkommene  Wiederherstellung 
nötige  Zeit  im  Ganzen,  so  kann  man  die  mittlere  Geschwindigkeit 
in  der  Ausbreitung  der  neugebildeten  Nervenfasern  als  einen  Milli- 
meter für  einen  Tag  betragend  annehmen.  Zieht  man  die  einzelnen 
Phasen  des  Regenerationsprocesses  in  Betracht,  so  kommt  man  zu 
folgenden  Zahlenwerten:  die  für  die  Ausbildung  des  ersten  Stadium 
(die  Anfangswucherung  am  centralen  Stumpf  und  die  Ausbreitung 
der  Nerven  von  dort  aus)  nötige  Zeit  beträgt  etwa  40  Tage.  Die 
Zeit  für  die  beiden  anderen  Phasen  wechselt  natürlich  je  nach  dem 
Abstand  der  beiden  Nervenstümpfe,  wenn  es  sich  um  eine  Reeection 
handelt,  und  je  nach  der  Länge  des  peripherischen  Abschnittes. 
Wenn  man  durch  Rechnung  die  gefundenen  Werte  auf  eine  ge- 
meinsame Basis  zurückführt,  so  findet  man  bei  einer  Länge  des 
resecirten  Stückes  von  1cm,  dass  die  neuen  Fasern  täglich  ein 
Zwischenstück  etwa  2.5  Decimillimeter  zurücklegen.  Sind  die 
Stümpfe  zwei  cm  von  einander  entfernt,  so  vermehrt  sich  die 
Schnelligkeit  ziemlich  erheblich,  verlangsamt  sich  aber,  wenn  die 
eben  genannte  Grenze  (des  Abstandes  der  Nerven)  überschritten 


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460  Rakson,  Cyslische  B&uchgeschwulst  beim  Neogeborenen.  No.  26 

wird  und  zwar  fast  in  directein  Verhältnis»  zur  Länge  des  Zwischen- 
raumes. 

Durch  das  peripherische  Ende  wachsen  die  neuen  Fasern  mit 
einer  Geschwindigkeit  von  etwa  einem  Millimeter  pro  Tag:  diese 
Geschwindigkeit  übersteigt  die,  welche  man  für  das  Auswachsen  im 
Zwischenraum  (zwischen  den  beiden  Stümpfen)  findet,  beträchtlich. 
Dies  hängt  von  rein  mechanischen  Bedingungen  ab,  denn  im  peri- 
pherischen Stumpf  finden  die  neugebildeten  Nerven  einen  schon 
vorgebildeten  Leitungsweg,  während  sie  in  dem  beide  Stümpfe 
trennenden  Zwischenraum  auf  mannigfache  Hindernisse  stofsen,  die 
sich  ihnen  auf  dem  Wege  zur  Peripherie  in  den  Weg  stellen. 
Aehnliche,  besonders  beim  Tiere  interessante  Verhältnisse  finden 
sich  für  die  Restitution  der  verschiedenen  Abschnitte  des  n.  tibialis 
(yom  Verf.  genauer  studirt).  Man  wusste  durch  Rakvieb’s  und  des 
Verf.’s  Versuche  schon,  dass  die  Richtung  der  neuen  Fasern  ein- 
zig durch  die  physikalischen  Verhältnisse  der  umgebenden  Medien 
bestimmt  wird.  V.’s  neue  Versuche  zeigen  nun,  dass  auch  die 
Schnelligkeit  des  Regenerationsprocesses  in  directem  Verhältnis» 
steht  zu  der  Beschaffenheit  und  Structur  der  Gewebspartien,  welche 
durchwandert  werden  müssen,  damit  die  neugebildeten  Nervenfasern 
zu  ihrem  Endziel  gelangen  können.  Bernhardt. 


W.  L.  Ransoil,  A cystic  tumor  of  the  bladder  in  a stillborn  child. 

Medical  News  1893,  Nov.  11. 

Die  Extraction  des  betreffenden  Kindes  machte  nach  der  spon- 
tanen Geburt  des  Kopfes  bedeutende  Schwierigkeiten,  so  dass  ein 
beträchtlicher  Dammriss  zu  Stande  kam;  der  Nabelstrang  war  um 
den  Hals  geschlungen;  halbstündige  Wiederbelebungsversuche  waren 
ohne  Erfolg.  — Das  Abdomen  des  ausgetragenen  Kindes  war 
durch  eineo  elastischen  Tumor  sehr  stark  ausgedehnt;  die  Section 
ergab,  dass  es  sich  um  einen  multiloculären  cystischen  Tumor  han- 
delte, der  das  Abdomen  vollständig  ausfüllte;  er  war  mit  der  vor- 
deren Wand  vollständig  fest  verwachsen.  — Der  Tumor  bestand 
aus  einer  kleinen  und  3 groisen  Cysten;  die  kleine  war  mit  rah- 
miger Flüssigkeit,  die  gröfsere  mit  teils  klarem,  teils  trübem  Urin 
angefüllt;  der  Tumor  schien  vom  Becken  auszugehen  und  war 
dort  mit  drei  starken  fibrösen  Strängen  fixirl. 

Die  linke  Niere  war  16  Mal  gröfser  wie  die  normale  auf  der 
rechten  Seite.  Der  Ureter  war  in  Folge  seiner  starken  Ausdeh- 
nung zuerst  für  das  Colon  descendens  gehalten  worden;  derselbe 
mündet  in  die  unterste  der  3 grofsen  Cysten. 

Die  äussern  Genitalien  des  weiblichen  Kindes  waren  normal; 
die  Urethra  war  nicht  undurchgängig  und  liefs  sich,  wenn  auch 
mit  Mühe  bis  zu  dem  Tumor  verfolgen;  von  den  inneren  Genital- 
organen war  nichts  aufzufinden.  — Die  Leber  lag  oberhalb  des 


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No.  26.  Dastre.  — Jakbor.  — Mörhrr.  — Homphry.  461 

Tumor  innerhalb  der  Brusthöhle.  — Das  Herz  war  stark  ver- 
gröfsert;  vom  Lungengewebe  wurden  nur  noch  ganz  minimale 
Streifen  unterhalb  der  Claviculae  gefunden.  A.  Martin. 


A.  Dastre,  Methode  nouvelle  pour  la  d^termination  de  la  densit<5 
du  sang.  Arcb.  de  pbysiol.  1893,  p.  791. 

Ein  oder  wenige  BtuUtropfen  werden  in  einer  Mischung  von  Olivenöl  und  Chlor* 
kohlenstoff  (CCI,)  aufgefangen,  die  weder  mit  dem  Blut  sich  mischt,  noch  koaguli- 
rend  wirkt.  Es  wird  nun  so  lange  tropfenweise  das  leichtere  Oel  bezw.  der  schwerere 
CblorkohlenstofT  zugesetzt,  bis  der  Blutstropfen  in  der  Mischung  schwebt.  Das  spez. 
Gewicht  des  das  Blut  tragenden  Gemisches  entspricht  dann  dem  spez.  Gewicht  des 
Blotes.  J.  Munk. 


R.  V.  Jaksch,  Ueber  den  Stickstoffgehalt  der  roten  Blutzellen 
des  gesunden  und  kranken  Menschen.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXIV. 
S.  429. 

Im  Anscblnss  an  seine  früheren  Untersuchungen,  nach  denen  der  Eiweifsgehalt 
des  Blutes  unter  pathologischen  Bedingungen  grofsen  Schwankungen  unterworfen  ist, 
hat  Verf.  jetzt  auch  den  N-Gebalt  der  durch  Centrifogiren  gewonnenen  roten  Blut- 
scheiben  des  menschlichen  Schröpfkopfblutes  nach  Kjiloahi,  bestimmt.  In  100  g 
nassen  roten  Blutscheiben  fand  sich  der  N-Gehalt  im  Mittel  zu  6.62  g,  entsprechend 
34.5  g Eiweifs.  Bei  und  nach  acuten  Erkrankungen  (Pneumonie,  Typhus)  betrug  er 
im  Durchschnitt  ca.  5.9  g,  entsprechend  36.8  g Eiweifs.  Chronische  Erkrankungen 
zeigen  keine  wesentliche  Aenderung  Alle  secundiren  Anämien  führen  zu  einer  Ver- 
armung der  roten  Blutscheibeo  an  N,  obenso  die  Leukämie;  in  noch  höherem  Grade 
die  Chlorose.  Verf.  schlägt  dafür  die  Bezeichnung  Hypalbuminaemia  rubra  ror.  Die 
perniciöse  Anämie  fährt  in  ihren  Endstadien  zu  einer  Erhöhung  bis  auf  6.48  g N pro 
100g  feuchter  Blutscheibeo  (entsprechend  40.5g  Eiweifs,  also  zu  einer  Hyperalbumi- 
naemia  rubra  J.  Munk. 


K.  A.  II.  Mörner,  Reducirende  Substanz  aus  dem  Globulin  des 
Blutserums.  Cbl.  f.  Physiol.  VII.  No.  20. 

Beim  Erhitzen  von  Serumglobulin  mit  3 — 5 procent.  Salzsäure  spaltet  sich  eine 
reducirende  Substanz  ab,  zu  deren  sicherem  Nachweis  die  vorgängige  Ausfüllung  der 
Eiweifsstoffe  mit  Ferriacetat  zweckmäfsig  ist.  Erhitzeo  des  Globulins  mit  Wasser  lie- 
fert eine  gummiähnticbe,  nicht  reducirende  Substanz,  welche  mit  HCl  erhitzt  einen 
reducirnnden  Körper  giebt,  dessen  Phenylhydrazin  Verbindung  krystallisirt  und  bei 
170 — 172*  schmilzt.  Myosin,  Vitellin,  Globulin  der  Linse,  Serumalbumin,  Ovalbumin, 
Fibrioogen  gaben  beim  Kochen  mit  Salzsäure  keine  reducirende  Substanz. 

J.  Munk. 


Sir  6.  Humphry,  Plugged  subclavian  and  innominate  veins  from 
injury:  sudden  death  from  plugging  of  pulmonary  artery.  Lancet 
1893.  Sept.  9.  p.  629. 

Betrifft  eine  48jährigen  Frau,  welche  sich  8 — 4 Tage  vor  der  Aufnahme  in  das 
Hospital  beim  Heben  eines  Eimer's  Wasser  an  der  unteren  Hälfte  ihrer  linken  Hals- 
seite verletzt  haben  wollte.  Man  fühlte  eine  wallnussgrofse  Geschwulst  unter  dem 
linken  M.  sternocleidomast.  und  die  linke  V.  jugul.  eit.  deutlich  thrombosirt:  der 
Puls  in  der  linken  Radialarterie  erschien  etwas  kleiner  als  rechts,  sonst  aber  be- 
standen keine  wesentlichen  Unterschiede  zwischen  rechts  und  links.  Dicht  oberhalb 
des  Sternum  war  etwas  Völle  wie  bei  Aortenaneurysma,  und  hörte  man  wie  bei  die- 
sem ein  deutliches  Geräusch  entsprechend  der  Aorta  ascendens.  Ohne  dass  wesent- 
liche Veränderungen  eingetreten  wären,  so  erfolgte  der  Tod  plötzlich  nach  4 tägigem 


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462 


Baas.  — Krjko  o.  Kkauss.  — Gbawitz  n.  Stbffbk. 


No.  26 


Krankenhausaufenthalt.  Oie  Antopiie  ergab  ausser  den  in  der  Oeberschrift  namhaft 
gemachten  Verlnderungen  nichts  krankhaftei:  namentlich  waren  Herz  und  Aorta  ge- 
innd,  letztere  nnr  etwas  erweitert.  P.  G&urbock. 


K.  L.  Baas,  Experimentell-anatomische  Untersuchungen  über  den 
Einfluss  des  Tuberculocidins  und  Tuberculins  auf  die  Impftuber- 
culose  des  Kaninchen-Auges,  v.  Gräfe’s  Archiv  f.  Ophlhalm.  XXXIX. 
p.  178. 

Om  die  Wirkung  des  Tuberculins  und  Tuberculocidina  zu  prüfen,  hatte  B zahl- 
reiche Versuche  an  Kaoiocbenaugen  nebst  Controlrersuchen  angestellt.  Weder  das 
Tuberculocidin  noch  das  Tuberculin  vermochten  die  einmal  ausgebrochene  Impftuber- 
culose  des  Kaninchenauges  aufzuhalten.  Ein  wesentlicher  Unterschied  in  dem  Ver- 
laufe des  Processes,  je  nachdem  das  eine  oder  das  andere  Mittel  angewandt  wurde, 
bestand  nicht.  Die  Menge  der  Toberkelbacillen  scheint  bei  den  behandelten  Tieren 
grüfzer  gewesen  zu  sein,  als  bei  den  Controltieren.  Eine  besondere,  auf  das  Zogrnnde- 
gehen  der  Bacillen  hindeutende  Erscheinung  im  Aussehen  derselben  konnte  nicht  fest- 
gestellt  werden.  In  den  geimpften  Augen  verbreitete  sich  der  tubercnlBse  Process 
nicht  auf  dem  Wege  der  miliaren  Zerstreunng  des  Herdes,  sondern  durch  continnir. 
liches  Fortachreiten,  wie  besonders  an  der  Cornea  zu  beobachten  war  In  der  Iris 
bildete  sich  gewisrermassen  ein  neues  Krankheitscentrum,  von  wo  aus  Cornea,  Chori. 
oidea,  Glaskörper  und  Sclera  ergriffen  wurden.  Hontmann. 


Krieg  und  Knauss,  Drüsenepithelkrebs  des  Kehlkopfes.  Frankel’s 
Arch.  f.  Laryngologie  I.  H.  2. 

Die  Verf.  teilen  einen  dieser  sehr  seltenen  Ftlle  ausführlich  klinisch  und  histo- 
logisch mit;  et  sind  bisher  mit  diesem  Fall  sicher  4,  möglicherweise  6 Drüseoepitbel- 
krebse  des  I.aryux  bekannt  und  von  diesen  entbehren  2 der  Angaben  über  den  kli- 
nischen Verlauf.  Hervorzubeben  ist  vor  allem  die  für  einen  Krebs  unverhSltnissmlfsige 
Gutartigkeit  und  lange  Dauer  — 6'/,  Jahre  — die  geringe  VergrSfsernng,  der  blühende 
Gesundheitszustand , die  fehlende  Ulceration  nicht  nur  bei  der  erstgewachsenen  Ge- 
schwulst, soodern  auch  bei  zwei  nach  den  Operationen  sich  umstellenden  Recidiven,  die 
langsam  wuchsen  und  sich  mit  gesunder  Schleimhaut  überkleideten.  w.  Lubliaski. 


E.  Grawifz  und  Steffen,  Die  Bedeutung  des  Speichels  und  Aus- 
wurfs für  die  Biologie  einiger  Bacterien.  Berliner  klin.  Wochensehr. 
1894,  No.  18. 

Ausgehend  von  der  nicht  richtigen  Anschauung,  dass  Pneumococcen  mit  Kapseln 
auf  einem  künstlichen  Nährboden  zu  züchten  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen  sei  — in 
flüssigem  Blutserum  bilden  sie  Kapseln  — hatte  S>  bmidt  das  pneumonische  Sputum 
als  Nihrboden  empfohlen.  Er  suchte  rostfarbene  Sputa  aus,  brachte  sie  in  Reagens- 
glllaer  und  sterilisirte  fraciionirt  bei  60",  nachdem  durch  vorherige  Erhitzung  auf  66  * 
die  Masse  zum  Koagulireo  gebracht  war.  Diesen  K&brboden  verwandten  die  Verf. 
zu  weiteren  Pneamococcenstudien  Sie  fanden,  dass  abgescbwlcbte,  für  weifte  MSuse 
nicht  mehr  virulente  Coccen,  die  auf  Agar  gar  nicht  mehr  wuchsen,  auf  pneumoni- 
schem Sputum  gezüchtet  mit  einem  üppigen  Wachsthum  eine  derartige  Virulenz  wie- 
der erreichen,  dass  Mlute  innerhalb  24  — 86  Stunden  an  typischer  Diplococcensepti- 
clmie  eingeben.  Sohtaritn. 


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No.  26.  Sahm.  — Dbhio.  — Dana.  463 

Sahli,  Ueber  ein  nützliches  physicalisches  Heilmittel.  Corr. -Blatt  f. 
Schweizer  Aerzte  1893,  No.  21. 

Auf  dem  vorjährigen  Wiesbadener  Congress  demonitrirte  BAltz  an«  Tokio  im 
Anschluss  an  seinen  Vortrsg  .über  des  heiße  Bad  der  Japaner*  eine  Warmdose,  wie 
sie  za  Sasserlicber  Warmeapplication  in  Japan  üblich  ist;  mit  dieser  Wärmdose,  deren 
Princip  im  Wesentlichen  darauf  beruht,  dass  im  Innern  derselben  langsam  eine  Patrone 
verbrennt,  stellte  S.  Versuche  an,  die  zu  sehr  günstigen  Resultaten  führten.  Wahrend 
bisher  bei  warmen  Umschlagen  durch  das  mehr  oder  minder  schnelle  Erkalten  und 
den  häufigen  Wechsel  die  Wärmeeinwirkung  eine  beständig  stark  wechselnde  war, 
stellt  die  Warmdose  eine  constant  stundeolang  wirkende  Wärmequelle  dar  und  verhalt 
sich  in  ihrer  Wirkung  zu  warmen  Umschlagen,  wie  die  Eisblase  zu  kalten  Umschlagen. 
Durch  verschieden  starke  Umwicklung  der  Dose  lasst  sich  die  Intensität  der  Wärme- 
einwirkung bequem  reguliren.  Bewährt  hat  sich  S.  eine  derartige  constante.  intensive 
Wärmeeinwirkung  bei  chronisch  tuberculSsen  Peritonitiden,  bei  Perityphlitis,  ferner 
auch  bei  Pleuritis  und  Cholelithiasis.  Rauch  oder  Oeruch  entsteht  durch  die  Ver- 
brennung der  Patrooe  nicht.  K.  Kronthal. 


Dehio,  Versuche  mit  intravenösen  Infusionen  physiologischer  Koch- 
salzlösung bei  Cholera  asiatica.  St.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1893, 
No.  48. 

D.  empfiehlt  statt  der  Bypodermoklyse,  die  bei  der  geringen  Aufsaugungsfäbigkeit 
von  Cbolerakranken  im  algiden  Stadium  nur  zu  oft  im  Stiche  lässt,  die  intravenöse 
Infusion  von  physiologischer  Kochsalzlösung ; die  Ausführung  dieser  Operation  gestaltet 
sich  nach  Vorschrift  von  D ziemlich  einfach:  man  stofst  durch  die  Haut  hindurch 
in  eine  greisere  subcutane  Vene,  am  besten  eine  Cubitalvene,  eine  scharf  geschliffene, 
ziemlich  grofte  Hohlnadel  ein,  die  man  durch  eiu  gläsernes  Ansatzrohr  mit  dem 
Gommischlauch  dez  vorher  gefüllten  Irrigators  in  Verbindung  bringt;  geschieht  dies 
unter  streng  antiseptischen  Cauteleu,  so  ist  eine  solche  Infasion  an  sich  ein  völlig 
ungefährlicher  Eingriff.  Der  Erfolg  war  bei  18  so  behandelten  Patienten,  die  sämmt- 
lich  sich  im  ausgeprägt  asphyctischen  Stadium  der  Cholera  befanden,  pulslos,  tief 
cyanotiscb,  eiskalt  waren,  folgender:  bei  allen  trat  zunächst  eine  merkliche  Besserung 
ein,  bei  fünf  Patienten  hielt  diese  Besserung  nur  wenige  Stunden,  bei  fünf  anderen  ein 
wenig  langer  an,  fünf  starben  an  Nacbkrankheiten  und  drei  genasen.  Weitere  Ver- 
suche konnten  wegen  Erloschen  der  Dorpater  Epidemie  nicht  ausgeführt  werden. 

K.  Kroatin!. 


C.  L.  Dana,  On  acromegaly  and  gigantism,  with  unilateral  facial 
Hypertrophy;  cases  with  Autopsy.  The  Journ.  of  Nervous  and  Mental 
Disease.  1893,  Nov. 

Der  erste  Fall  betrifft  einen  Riesen  mit  den  Zeichen  der  Acromegalie,  wie  Ver- 
grOfsernng  des  Gesichts,  des  Thorax,  Hypertrophie  der  Haut,  Zunahme  des  Extremi- 
täten-Umfangs,  körperliche  nnd  geistige  Schwache  UDd  Vergrößerung  der  Glandula 
pitoitaria.  Eine  Thymusdrüse  fand  sich  nicht  bei  ihm  vor;  die  Glandula  thyreoidea 
war  normal.  — Im  zweiten  Fall  handelt  es  sich  gleichfalls  um  eineD  Maun  mit 
Riesenwuchs,  der  eine  enorme  Entwicklung  der  einen  GesichtshBifte  zeigte,  eine  pro- 
gressive Gesichts-Hemihypertrophie,  die  in  der  Pubertät  begann.  Die  Knochen  des 
Gesichts  waren  auch  auf  der  einen  Seite  erheblich  vergrößert;  ausserdem  war  der 
ein«  Fufs  vergrOfsert;  es  bestand  Kyphosis  und  allgemeine  MuskelschwBche.  Haut 
und  subcutanea  Bindegewebe  waren  an  der  vergrOfserten  Gesicbtshälfte  nicht  vermehrt. 

8.  Kalischer. 


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464  Bornneckrn.  — Röhring.  — Krith.  — Corird  o.  Ansukn.  No.  26 


H.  Boeiltierket),  Ein  Beitrag  zur  Aetiologie  der  Trigeminusneur- 
algie. Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  44. 

Dei  Verf.  hat  in  merkwürdigen,  in  ihrer  Entstehung  noch  nicht  recht  acfp 
kllrten  Verilnderungen  der  Pulpa  die  Ursache  echter  Trigeminuinearalgien  gefund« 
in  der  Staunngshyperämie  der  Pulpa  und  in  den  Kalkablagerungen  in  derselbe® 
Eine  zahnärztliche  Behandlung  erwies  zieh  stet«  ml«  nutzbringend.  Verf  verlangt  im- 
gemäfs  bei  Jeden'  hartnäckigen  Falle  von  Neuralg.  trig.  ausser  der  bisher  öblicbn 
sorgfältigen  Inspection  der  Zahnreihen  auch  die  Durchleuchtung,  Prüfung  auf  Temye- 
raturempfindlichkeit  und  «Tent.  die  Probetrepanation  bei  Jedem  verdächtigen  Zita* 
Die  Arbeit  enthalt  die  Beschreibung  einiger  einschlägiger  Fälle  mit  histologisches 
Untersuchungen  M.  Bnuek. 


Höhring,  Ein  Fall  von  umfangreichem  behaartem  Naevus.  Deutsche 
tned.  Wochenschr.  1893,  No.  39. 

Der  ziemlich  stark  behaarte  Naevus,  welcher  bei  einem  jungen  Manne  fast  die 
Hälfte  der  KOrperoberfliche  bedeckte,  erstreckte  sich  vorn  von  der  rechten  7.  und  der 
linken  6.  Rippe  über  den  Bauch,  nur  Penis  und  Scrotum  freilassend , herab  bis  zsi 
Mitte  des  Oberschenkels  rechts,  bis  zur  Patella  linkt.  Auf  der  Hiuterseite  des  Korpen 
war  er  nach  obeo  begrenzt  durch  eine  I.inie,  die  vom  4.  Brustwirbel  dem  medialen 
Rande  der  beiden  Schulterblätter  folgt«  und  endete  nach  unten  auf  deo  Oberschenkel: 
etwa  in  derselben  Hohe  wie  vorn.  Der  Naevus  hatte  im  Ganzen  eine  cebmouif 
schwarzbraune  Farbe  nnd  war  im  Allgemeinen  nicht  über  das  Niveau  der  normales 
Haut  erhaben;  nur  stellenweise  bestanden  warzenartige  Protnberanzen.  Ausser  diesen 
grofsen  Male  fanden  sich,  am  Körper  zerstreut,  noch  zahlreiche  kleine.  Heredität 
oder  irgend  eine  Beziehung  der  Ausbreitung  tu  dem  Nerven-  oder  Blntgefäfsverlauie 
war  nicht  nachtuweisen.  Wie  meist  in  ähnlichen  Fällen  wurde  die  Missbildung  aal 
einen  Schreck  der  Mutter  über  den  Anblick  eiuer  Ratte  während  der  ersten  Schwanger 
schaftsmouate  zurückgeführt.  H.  Malier. 


H.  Keith,  A cose  of  caesarean  section.  Brit.  medio.  Journal  1893, 
No.  1696. 

Verf  giebt  einige  Rathschläge,  die  Beachtung  verdienen  Er  ist  nicht  der  An- 
sicht, dass  der  Nabel  beim  Bauchschnitt  umgangen  werden  müsse;  er  räth,  quer  über 
den  Bauch  mit  Aniliustift  oder  Lapis  ein  paar  Querstriche  zu  ziehen , am  bei  d«i 
Bauchnaht  eine  genaue  Wiedervereinigung  der  getrennten  Teile  zu  sichern;  endlich 
empfiehlt  er,  wenn  es  auf  Verhinderung  künftiger  Gravidität  ankomme,  lediglich  dis 
Tuben  zu  unterbinden,  statt  die  Porro'sche  Operation  auszuführen.  A.  Marti«. 


(».  Coried  u.  6.  Ansiaun,  Untersuchungen  Ober  Phosphorvergif- 
tung. Vierteljahresschr.  f.  gerichtl.  Med.  1894,  S.  212, 

Aus  den  experimentellen  Untersnchungen  und  aus  den  beim  Menschen  bisher 
gemachten  Beobachtungen  schliefsen  die  VerfT.,  dass  das  FlUssigbleiben  des  Blates  bei 
durch  Phosphor  vergifteten  Individuen  nur  bei  subacutem  Verlauf  vorkommt.  Ali 
hauptsächliches  Merkmal  dieses  Blutes  ist  bervorzuheben,  dass  das  durch  Absetzen  der 
Blutkörperchen  erlangte  Plasma  kleine  Trübungen  durch  eine  bei  57  ° gerinnende 
Substanz  enthält.  Pr.  Siruinm 


KliitHrtiri unweit  für  «Im  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  B e r n h a r d t (Berlin  W. 
Framcösinche  Strafne  21)  oder  an  die  V«rlag.<thniidliiiig  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten 

Verlag  von  August  lllrttchwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  rrnrheiiiPn 
1—2  Bogen;  an»  Schlüsse 
<1«  Jahrgangs  Titel,  Na- 

01*11'  uud  .Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrgauge* 
20  Mark;  cu  belieben 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalteu. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

In  Berlin. 


1894.  ».  Juli.  No.  27. 


Inhalt:  Kchse,  Ueber  die  Proteine  des  Tuberculias.  — Boas,  Bestimmung  der 
Milchsäure  im  Mageninhalt.  — Sachs,  Wild,  Tizisicir,  Frölich,  Behand- 
lung eingeklemmter  Hernien.  — Tscherriho,  Ueber  den  Mechanismus  d,  Accomrao- 
dation  — Wssucii,  Zur  Kenntnis,  des  Diphtberiebacillus  und  der  Blutserum- 
therapie.  — Fischl,  Ueber  septische  Infection  des  Säuglings.  — Rulahd,  Ueber 
eioe  Diphtherieepidemie  in  Maastricht.  — Musst,  Mitchell,  Dixoh-Jonbs, 
Ballet  u.  Sollier,  Ciiabssrt,  Ueber  Hysterie.  — Leydem,  ».  Erobl,  Ueber 
Polyueuritis  mercurialis.  — Caspart,  Zur  Lehre  von  den  Artneiausschlägen.  — 
Hirssbro  u Treupel,  Zur  Pharmakologie  des  Paramidophenots  uud  einige  Deri- 
vate desselben. 

Stk  wart,  Nachweis  des  Eiweif«  im  Harn.  — Eyemahr,  Zur  Kenntniss  des 
Stoffwechsels  der  Tropenbewohner.  — Picblkr  u.  Voot,  Zur  Lehre  von  der  Nucleo 
albuminurie  — Real,  Zur  Kenntniss  der  QelenkkSrpcr.  — Al  tim,  Sprache  ohne 
Kehlkopf.  — Sittsasb  u.  Baklow,  Vorkommen  von  Bacterien  ooli  im  Blut.  — 
F.blisck,  Fall  von  Stichverletxung  des  Rückenmark«.  — r.  Bechterew,  Eigen- 
tümliche Erkrankung  der  WirbeWüule.  — Lohnstkim,  Mechanische  Behandlungs- 
weise der  chronischen  Urethritis.  — Dew,  Behandlung  der  Asphyxie  der  Neugebo- 
renen. — Parder,  Ueber  gynäkologische  Electrotherapie.  — Gottheb,  Zur  Phy- 
siologie u.  Pharmakologie  der  Pankreanecretion  — Vogel,  Drei  Falle  combinirter 
Vergiftungen.  — Amtal,  Kali  bypermang.  als  Eceemgift. 


W.  Kühne,  Erfahrungen  über  Albumosen  und  Peptone.  V.  Wei- 
tere Untersuchungen  über  die  Proteine  des  Tuberculins.  Zeitsohr. 
f.  Biol.  XXX.  S.  221. 

I.  K.  bat  an  4 Liter  teils  von  R.  Koch,  teils  von  der  chemischen 
Fabrik  in  Höchst  herrührendem  „Tuberculin*  seine  Untersuchungen 
über  diesen  Gegenstand  fortgesetzt.  — Durch  Fällung  mit  dem  l'/j- 
fachen  Vol.  Alcohol  absolutus  etc.  wurde  nach  Koch’s  Angabe  ein 
mehr  oder  weniger  weifses  Pulver  „das  gereinigte  Tuberculin"  er- 
halten; nur  dieses  Präparat,  welches  sich  in  Wasser  unter  Hinter- 
lassung einer  beträchtlichen  Quantität  von  Erdphosphaten  und  etwas 
Kieselsäure  löst,  war  Gegenstand  der  Untersuchung.  Durch  seine 

XXXII.  Jahrgang.  30 


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466 


KGbnr,  Ueber  die  Proteine  des  Tubercnlins. 


No.  27 


Heactionen  ist  dieses  Präparat  im  Wesentlichen  als  Deuteroalbu- 
mose  characterisirt , erhebliche  Abweichungen  zeigten  sich  in  dem 
Verhalten  zu  Essigsäure,  Kohlensäure,  Salzsäure,  Phosphorsäure, 
Salpetersäure  und  Pikrinsäure.  Alle  diese  Säuren  wirken  in 
schwachen  Concentrationen  fällend.  Die  Fällungen  bestehen  ganz 
überwiegend  aus  Heteroalbumose,  zum  kleinen  Teil  aus  einem  Albo- 
minat.  Die  Albumose  lässt  sich  durch  15 — 20  proc.  Chlorammo- 
niumlösung  aus  der  Fällung  extrahiren  und  nach  dem  Verdünnen 
durch  Essigsäurezusatz  bezw.  Essigsäure  -f-  Alcohol  fällen.  Es  wer- 
den dabei  Albumosen  erhalten,  welche  in  ihrer  Reaction  von  den 
bisher  bekannten  wesentlich  ab  weichen  und  vom  Verf.  „Acroalbu- 
mosen“  genannt  werden.  Das  gereinigte  Tuberculin  ist  darnach  ein 
Gemenge,  welches  abgesehen  von  c.  20  pCt.  Aschenbestandteilen  aus 
1.  einem  Albumoid,  2.  eigentümlichen  Albumosen  „ Acroalbumose-, 
3.  eine  Deuteroalbumose,  4.  Spuren  von  Pepton  besteht.  In  der 
zur  Controlle  untersuchten  KocH’schen  Nährlösung  fand  sich  mehr 
Albuminat,  sowie  Acroalbumose,  welche  also  nicht  als  characteris- 
tisch  anzuBehen  sind.  Betreffs  der  Vergleichung  des  Verhaltens 
des  Tuberculins  mit  der  Nährlösung  muss  auf  das  Orig,  verwiesen 
werden. 

II.  Tuberculin  aus  verschiedenen  neueren  Nährlösungen.  — 
In  einer  Nährlösung,  bestehend  aus  1 Th.  Drüsenpepton,  1 Th. 
Fleischextract,  4 Th.  Glycerin,  0.5  Th.  Chlornatrium  in  100  Th. 
schwach  mit  Soda  alkalisirt,  entwickelten  sich  Tuberkelbacillen  gut; 
nach  fast  2 Monate  dauernder  Entwicklung  konnte  die  Culturflüssig- 
keit  fast  klar  von  den  Tuberkelbacillen  abfiltrirt  werden;  es  fand 
sich  auch  dieses  Mal  Albuminat  und  die  durch  Essigsäure  fällbare 
Albumose.  Das  Fleischextract  wurde  für  die  Folge  durch  eine 
künstliche  zusammengesetzte  Nährsalzlösung  ersetzt.  — Die  Auf- 
gabe, die  eigentlich  wirksame  Substanz  des  Tuberkulins  zu  |isoliren, 
würde  augenscheinlich  dadurch  sehr  erleichtert  werden,  wenn  man 
an  Stelle  des  gebräuchlichen  Nährboden  eine  aus  einfachen , nicht 
eiweifsartigen  Körpern  zusammengesetzte  Nährlösung  anwenden 
könnte.  Die  zunächst  versuchte  Lösung  enthielt  in  1 L.  4 g Leucin, 
1 Tyrosin,  2 Asparagin,  2 schleimsaures  Ammoniak,  0.5  Taurin, 
40  Glycerin,  5.0  Chlornatrium  u.  die  Asche  von  10  g Fleischextract 
zum  Teil  in  Mineralsäure  gelöst.  In  dieser  Lösung,  welche  sich 
für  Bacillus  subtilis,  Cholerabacillen  und  Fäulnissbacterieu  sehr  ge- 
eignet erwies,  wuchsen  die  Tuberkelbacillen  vortrefflich  unter  voll- 
ständigem Verbrauch  der  am  Boden  liegenden  Erdphosphate.  Die 
nach  fast  2 Monaten  klar  abfiltrirte  Lösung  enthielt  Spuren  von 
Albuminstoffen,  keine  Albumosen  oder  Peptone.  Sowohl  in  der 
Lösung,  als  auch  in  den  Bacillen  fand  sich  eine,  durch  Glycerin  aus- 
ziehbare, Temperatursteigerung  herbeiführende,  wirksame  Substanz. 
— Die  einzelnen  von  K.  dargestellten  Substanzen  sind  in  dem  In- 
stitut für  Infectionskrankheiten  durchgeprüft  worden  und  haben  sich 
alle  mehr  oder  weniger  nach  Art  des  Tuberculins  wirksam  erwiesen, 
einige  entschieden  Btärker  als  das  „gereinigte“  Tuberculin  von  Koch, 


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No.  27.  Boas,  Milchsäure  im  Mageninhalt. — Sachs,  Wild,  Tkzrbickt,  467 

dennoch  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  allen  diesen  Prftparaten  die 
wirksame  Substanz  nur  anhaftet.  Aue  der  ursprünglichen  sehr  zu- 
sammengesetzten Nährlösung  konnten  verschiedene  Körper  fortge- 
lassen werden,  ohne  dass  dadurch  die  Entwicklung  der  Tuberkel- 
bacillen merklich  beeinträchtigt  wurde.  Diese  einfacheren  Lösungen 
bieten  augenscheinlich  bessere  Chancen  zur  Darstellung  der  wirk- 
samen Substanz.  E.  Salkowski. 


J.  Boas,  Eine  neue  Methode  der  qualitativen  und  quantitativen 

Milchsäurebestimmung  im  Mageninhalt.  Deutsche  med.  Woohensobr. 

1893,  No.  39. 

Die  Methode,  die  Verf.  für  anwendbar  erprobt  bat,  beruht 
darauf,  dass  Milchsäure  in  wässeriger  Lösung  sich  bei  vorsichtiger 
Oxydation  in  Acetaldehyd  und  Ameisensäure  zu  gleichen  Teilen 
spaltet.  Man  setzt  zu  10—20  ccm  der  auf  Milchsäure  zu  prüfenden 
Flüssigkeit  in  einem  Kolben  5 ccm  reine  Schwefelsäure  und  eine 
Messerspitze  Braunstein  hinzu,  füllt  auf  50  ccm  auf  und  destillirt 
mittels  angefügten  LmBio’schen  Kühlers  in  eine  mit  20  ccm  gefüllte 
Vorlage.  Dann  wird  das  Destilat  in  einen  Kolben  mit  10 — 20  ccm  Vin 
Normaljodlösung  gespült,  verschlossen  gut  durchgeschüttelt,  bis  der 
Aldehyd  von  Jod  zu  Jodoform  gebunden  ist,  20  ccm  officinelle 
Salzsäure  und  ein  Ueberschuss  von  Natriumbicarbonat  zugefügt, 
von  einer  der  Jodlösung  äquivalenten  Natriumarsenit-  oder  Natrium- 
hyposulfitlösung  bis  zur  völligen  Entfärbung  hinzugefügt  und  der 
Ueberschuss  von  Natriumarsenit  durch  Zurücktitriren  mit  der  Jod- 
lösung unter  Zusatz  von  etwas  Stärkekleister  festgestellt.  Die  An- 
zahl ccm  Jodlösung  minus  der  verbrauchten  Arsenitlösung  giebt  die 
zur  Jodoformbildung  erforderliche  Menge  Jod  und  hiermit  den 
Aldehyd-  resp.  Milchsäuregehalt:  1 ccm  */, 0 — Jodlösung  = 3.4  mg 
Milchsäure.  Enthält  der  Mageninhalt  Kohlehydrate,  so  ist  die  Prü- 
fung an  dem  Aetherextract,  den  man  nach  Verjagen  des  Aethers 
in  Wasser  löst,  vorzunehmen.  — Da  alle  Gebäckarten  präformirte 
Milchsäure  enthalten,  ist  als  Probefrühstück  eine  einfache  Mehlsuppe 
zu  verwenden.  So  untersucht,  enthält  in  der  Norm  der  Magenin- 
halt in  keinem  Verdauungsstadium  und  weder  beim  Fehlen  noch 
beim  Vorhandensein  freier  Salzsäure  nachweisbare  Milchsäure. 

J.  Munk. 


1)  W.  Sachs,  Zur  Behandlung  gangränöser  Hernien.  Arch.  f.  klin. 
Chir.  XLVI.  S.  239. 

2)  Wild,  Zwei  Herniotomien  aus  der  Praxis.  Münchner  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  21. 

3)  R.  Trzebicky,  Zur  Technik  der  Herniotomie.  Wiener  med. 
Wochenschr.  1893,  No.  45. 

30* 


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468  Probuch,  Behandl.  eingekl.  Hernien.  — Tschrbhino,  Mechanismus  der  No.  27 


4)  R.  Froelich,  Contribution  k lYtude  du  mecanisme  de  l’&rangle- 
ment  herniaire.  Gaz.  hebdom.  1893,  No.  50. 

1)  Nach  Operation  einer  eingeklemmten  linkseitigen  Schenkel- 
hernie bei  einer  64jährigen  Frau  wurde  4 Tage  später  wegen  Ver- 
dacht beginnender  Perforation  einer  nachträglich  necrotisirten  Stelle 
des  eingeklemmten  Darmabschnittes  die  Laparotomie  mit  Anlegung 
eines  widernatürlichen  Afters  ausgefohrt.  Nach  weiteren  2 Tagen 
mussten  wegen  dringender  Inaoitionserscheinungen  34  cm  Darm 
resecirt  werden,  worauf  Heilung  ohne  Zwischenfall  binnen  3 Wochen 
erfolgte.  In  der  Epicrise  erörtert  Verf.  die  bei  der  Behandlung 
des  schwierigen  Falles  befolgten  Principien,  welche  im  Wesentlichen 
den  Lehren  Kochbr’s  entsprechen. 

2)  Fixation  des  verdächtigen  Darmes  in  der  Naht  der  Bruch- 
pforte. 

3)  Betr.  einen  60jähr.  Mann  mit  seit  drei  Tagen  eingeklemm- 
tem hühnereigrofsen  linksseitigen  Schenkelbruch,  dessen  in  ihm  ent- 
haltene Dünndarmschlinge  nach  Discision  des  einschneidenden 
Ringes  nicht  in  die  Bauchhöhle  sondern  in  einen  gänseeigroisen  Vor- 
raum zwischen  Fase  transversa  u.  Peritoneum  reducirt  und  hier 
durch  eine  Adhäsion  abgeknickt  festgehalten  wurde.  Die  Einklem- 
mungserscheinungen kehrten  nach  24  Stunden  wieder;  bei  der  Lapa- 
rotomie in  der  Lin.  med.  fand  man  bereits  septische  Peritonitis,  welcher 
der  Pat.  trotz  Behebung  der  Reduction  en  masse  36  Stunden  nach 
der  zweiten  Operation  erlag.  In  der  Epicrise  empfiehlt  Verf.  zur 
Vermeidung  solcher  Zwischenfälle,  wie  sie  die  Massenreduction  in 
einen  praeperitonealen  Raum  darstellt,  bei  jeder  Herniotomie  die 
ausgiebige  Spaltung  des  ganzen  Leisten-  bezw.  Schenkelcanals  vor- 
zunehmen und  bei  eingeklemmten  Brüchen  nur  ausnahmsweise  die 
Radicaloperation  der  Herniotomie  folgen  zu  lassen. 

4)  F.  geht  davon  aus,  dass  bei  jeder  Brucheinklemmung  eine 

Kreuzung  der  Enden  der  betr.  Darmschlinge  stattfindet  und  zwar 
erfolgt  diese  dadurch,  dass  die  den  Bruchinhalt  bildende  Darm- 
schlinge durch  die  die  Einklemmung  bedingende  äussere  Gewalt- 
einwirkung in  Drehbewegungen  versetzt  wird.  Die  Erklärung  letz- 
terer glaubt  F.  durch  den  Nachweis  zu  liefern,  dass  Leisten-  und 
Schenkelkanal  keine  Gänge  mit  glatten  Wandungen  bildeten,  die- 
selben vielmehr  Vorsprünge  und  Vertiefungen  nach  innen  zu  zeigten, 
wie  man  sie  in  den  Spiralgängen  eines  Schneckenhauses  antrifft. 
Die  dem  Inhalt  eines  solchen  Ganges  mitgeteilte  Bewegung  geht 
daher  nicht  in  gerader  Richtung  sondern  in  den  Spiraltouren  ent- 
sprechenden Drehungen  vor  sich.  P.  Güterbock. 


M.  Tscherning,  Etüde  sur  le  mecanisme  de  l’accommodation.  Arcb. 
de  Physiol.  normale  et  p&thologique.  IV.  No.  1.  S.  40. 

Nach  T.  beobachtet  man  bei  der  Accommodation  eine  Erhöhung 
dee  Refractionszustandes  sowie  eine  Verminderung  oder  eine  Corree- 


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No.  27.  Accommodation. — Wp.bnickf,  Kenntniss  d.  Diphtberiebaoillus  etc.  469 


tion  der  sphärischen  Aberration  des  Auges.  Die  vordere  Fläche  der 
Linse  ist  stärker  gekrümmt,  besonders  am  vorderen  Pol,  nach  der 
Peripherie  wird  die  Wölbung  schwächer.  Auch  die  hintere  Fläche 
der  Linse  zeigt  eine  schwache  Zunahme  ihrer  Krümmung.  Die 
centrale  Partie  derselben  ist  etwas  verdickt;  in  manchen  Fällen  tritt 
sie  etwas  zurück,  zuweilen  auch  senkt  sie  sich,  sobald  die  Accom- 
modation  ihr  Maximum  erreicht  nach  unten.  In  ihrem  Breiten- 
durchmesser  scheint  sich  die  Linse  etwas  zu  verkleinern  und  ihr 
Rand  sich  zurückzuziehen.  Die  Pupille  zieht  sich  zusammen,  kurz 
nach  der  Veränderung  der  Linse,  die  Iris  verändert  ihre  Lage  in 
der  Art,  dass  die  peripheren  und  centralen  Partien  an  ihrem  Platze 
bleiben,  während  die  mittleren  etwas  zurücksinken.  Zuweilen  treten 
auch  die  centralen  Partien  etwas  nach  vorn.  Die  Processus  ciliares 
treten  leicht  nach  der  Augenaxe  hin  vor,  die  Chorioidea  wird  nach 
vorn  gezogen.  Die  Tension  in  der  vorderen  Kammer  ist  herabge- 
setzt. Alle  diese  Erscheinungen  lassen  sich  daraus  erklären,  dass 
sich  bei  der  Accommodation  der  Ciliarmuskel  zusammenzieht,  was 
einen  doppelten  Effect  hat  Das  vordere  Ende  des  tieferen  Blattes 
derselben  zieht  sich  zurück  und  übt  so  einen  Zug  nach  aussen  und 
hinten  auf  die  Zonula,  wodurch  ein  Zurückweichen  der  Linse  und 
eine  stärkere  Wölbung  der  Oberflächen  derselben  bewirkt  wird. 
Das  hintere  Ende  des  ganzen  Muskels  geht  nach  vorn  und  spannt 
die  Chorioidea  in  der  Art,  dass  sie  den  Druck  des  Glaskörpers 
aushält  und  ein  weiteres  Zurückweichen  der  Linse  verhindert.  Da 
die  Linse  nun  fixirt  ist,  wirkt  der  Zug  der  Zonula  ausschliefslich 
auf  die  Form  der  Oberfläche  derselben.  Horstmann. 


Wcrnicke,  Ein  experimenteller  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Löfflkh’- 
schen  Diphtheriebacillus  und  zur  Blutserumtherapie.  Arch.  f.  Hyg. 
1893,  XVIII.  S.  192. 

Bei  seinen  Versuchen,  zur  Gewinnung  von  Heilserum  grofse 
für  Diphtherie  empfängliche  Tiere  ausfindig  zu  machen,  hat  W.  den 
Hund  als  sehr  geeignet  gefunden.  Derselbe  ist  zu  Diphtheriever- 
suchen bis  jetzt  fast  gar  nicht  herangezogen  worden.  Als  Infections- 
material  verwendete  W.  ausschliefslich  Bouillonkulturen  und  zwar 
2 tägige,  bei  33°  im  Brütofen  gewachsene,  die  von  einer  Agarkultur 
abgeimplt  waren;  solche  zeigen  erfahrungsgemäfs  die  höchste  Viru- 
lenz; 0.005  ccm  töteten  ein  grofses  Meerschweinchen  in  3 Tagen. 

Hunde  von  ca.  30  kg  gingen  an  0 4 — 1.0  g innerhalb  4 Tagen 
zu  Grunde.  Die  Krankheitserscheinungen  gleichen  beim  Hunde 
ganz  denen  beim  Meerschweinchen.  An  der  Injectionsstelle  bildet 
sich  am  ersten  Tag  ein  Oedem,  das  wächst,  dann  verhärtet,  am  5. 
bis  6.  Tage  wird  die  Haut  darüber  nekrotisch;  das  Geschwür  heilt 
bei  Ausgang  in  Heilung  sehr  langsam.  Gleichzeitig  ist  das  Allge- 
meinbefinden sehr  gestört,  die  Tiere  sind  matt,  fiebern;  vor  dem 


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470  FiscHt,  üeber  septische  Infection  des  Säuglings.  No.  27 

Tod  tritt  subnormale  Temperatur  ein,  ein  prognostisch  stets  sehr 
ungünstiges  Symptom. 

Bei  der  Section  findet  sich  local  das  Oedem,  in  den  serösen 
Häuten  zahlreiche  Blutergüsse,  Diphtheriebacillen  nur  an  der  Impf- 
stelle. In  der  Luftröhre  sind  keine  Membranen. 

Als  gelegentlich  ein  diphtherieimmunes  Schaf  einging  und 
ein  zweites  an  chronischer  Diphtherie,  fütterte  W.  einige  Hunde 
mit  dem  Fleisch  dieser  Tiere  und  konnte  konstatiren,  dass  durch 
das  Fleisch  des  immunen  Schafes  ein  gewisser  Grad  von  Immunität 
erzeugt  wurde;  es  kann  also  der  antitoxische  Stoff  vom  Verdauungs- 
kanal aufgenommen  werden.  Der  Grad  der  Immunität  ist  nur 
gering,  doch  steigt  er  mit  der  Menge,  der  dem  Körper  zugeführten 
immunisirenden  Substanz. 

Im  zweiten  Fall  trat  durch  Verfütterung  des  Fleisches  des  an 
Diphtherie  verendeten  Schafes  ein  erheblicher  Grad  von  Immuni- 
tät ein;  das  Diphtheriegift  wirkte  also  vom  Darm  aus  imrnuni- 
sirend. 

Bei  der  Immunisirung  seiner  Hunde  verfuhr  W.  so,  dass  er 
mit  kleinen  subcutanen  Dosen  von  4 Monate  alten  Diphtherie- 
bouillonkulturen begann  etwa  1.0 — 2.0  ccm,  wodurch  eine  leichte 
locale  Affection  erzeugt  wurde,  dann  wurden  steigend  gröl'sere 
Dosen,  dann  kleinere  und  schliefslich  sehr  grofse  vollvirulenter  Kul- 
turen applicirt. 

Besonders  erwähnenswert  ist,  dass  auf  die  Injection  lebender 
vollvirulenter  Kulturen  stets  eine  bedeutende  Temperatursteigerung 
eintrat,  was  bei  abgetöteten  Kulturen  nicht  der  Fall  war.  Die 
Diphtheriebacillen  selbst  gingen  im  Körper  immunisirter  Hunde 
innerhalb  3 — 4 Tagen  zu  Grunde,  sie  erwiesen  sich  schon  wenige 
Stunden  nach  der  Injection  als  abgeschwächt. 

Die  Blutentnahme  zum  Zweck  der  Serumgewinnung  wurde  so 
vorgenommen,  dass  zur  Entnahme  kleinerer  Mengen  eine  Hinter- 
extremität mit  dem  Gummischlauch  umschnürt  und  eine  sichtbare 
Vene  nach  äusserlicher  Desinfection  angestochen  wurde;  so  erhielt 
man  bis  zu  40  ccm  Blut;  gröfsere  Mengen  wurden  aus  der  jugu- 
laris  entnommen. 

Das  gewonnene  Blutserum  wurde  zur  Haltbarmachung  mit 
0.5  pCt.  Karbol  versetzt,  wodurch  dasselbe  jahrelang  hält,  ohne 
seine  Wirkung  zu  verlieren.  Auch  durch  völliges  Eintrocknen  kann 
das  Heilserum  konservirt  werden.  Scheurlen. 


R.  Fisch),  Ueber  septische  Infection  de3  Säuglings  mit  gastroin- 
testinalen resp.  pulmonalen  Symptomen.  Zeitschrift  für  Heilk.  1894, 
XV.  S.  1. 

Bei  Säuglingen  aus  den  ersten  Lebenswochen,  die  in  Gebär- 
uud  Findelanstalten  untergebracht  sind,  gelangt  die  Infection  ihres 
Organismus  mit  eitererregenden  Mikroben  nicht  selten  unter  den 


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No.  27. 


Roland,  Ueber  eine  Diphtherieepidemie  in  Maastricht. 


471 


klinischen  und  anatomischen  Erscheinungen  einer  acuten  oder  sub- 
acuten  Gastroenteritis  oder  einer  capillaren  Bronchitis  und  Lobular- 
pneumonie zum  Ausdruck.  — Dass  die  vorstehend  genannten  Er- 
krankungen in  die  Gruppe  der  „Septicopyämien“  der  Neugeborenen 
eiuzureihen  sind,  geht  hervor  aus  der  vollkommenen  Uebereinstim- 
mung  im  histologischen  und  bacteriologischen  Befunde  mit  jenen 
Affectionen,  die  sowohl  klinisch  als  anatomisch  als  septikopyämische 
Infectionskrankheiten  gelten.  — Der  histologische  Character  der 
Organerkrankung  gelangt  io  Nekrose  der  specifischen  Zellen,  inter- 
stitieller Entzündung  und  Neigung  zu  Hämorrhagie  zum  Ausdruck; 
die  mikroskopischen  Veränderungen  an  der  Schleimhaut  des  Ma- 
gendarmkanals sind  selbst  bei  heftigsten  klinischen  Symptomen  von 
Seiten  desselben  meist  ganz  unbedeutende  und  können  auch  voll- 
ständig fehlen.  — Culturell  lassen  sich  in  solchen  Fällen  analog 
den  Septicopyämien  im  engeren  Sinne  des  Wortes  aus  den  ver- 
schiedensten Organen,  am  häufigsten  und  regelmäl'sigsten  aus  den 
Lungen,  die  pyogeneD  Strepto-  und  Staphylococcen  und  zwar  eine 
oder  mehrere  Species  derselben  rein  züchten;  sie  erweisen  sich  bei 
Thierexperimenten  als  höchst  pathogen.  — Die  Leichendiagnose 
dieser  Processe  gründet  sich  auf  die  relativ  unbedeutenden  Verän- 
derungen an  der  Mucosa  des  Verdauungstractes,  die  häufig  nach- 
weisbaren parenchymatösen  Degenerationszustände  in  den  Unterleibs- 
drüsen, Ecchymosen  an  den  serösen  Häuten,  Vereiterung  der  Ent- 
zündungsherde in  den  Lungen,  miliare  Abscesse,  vornehmlich  jedoch 
auf  das  Ergebniss  der  bacteriologischen  Untersuchung,  welche  eine 
notwendige  Ergänzung  der  Section  bildet.  — Die  Quelle  der  In- 
fection  ist  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  in  der  Luft  der  Kranken- 
zimmer zu  suchen ; die  Bahnen,  auf  welchen  das  Gift  in  den  Körper 
gelangt,  sind  teils  die  Nabel  wunde,  ohne  dass  an  dieser  oder  an 
den  Gefäfsen  des  Nabels  eine  Veränderung  vorhanden  sein  muss, 
teils  dringt  das  organisirte  Gift  mit  der  Nahrung  in  den  Körper 
ein,  oder  es  wird  mit  dem  Inspirationsstrome  den  Lungen  zugeführt; 
letzterer  Modus  scheint  der  häufigste  zu  sein.  — Neben  diesen  ge- 
schilderten „septischen  Infectionen  des  Säuglings  mit  gastrointesti- 
nalen resp.  pulmonalen  Symptomen“  kommen  auch  acute  dyspep- 
tische Erkrankungen,  sowie  genuine  Pneumonien  mit  specifischem 
bacteriologischem  Befunde  bei  Anstaltskindern  zur  Beobachtung, 
doch  sind  sie  entschieden  seltenere  und  dabei  prognostisch  günstigere 
Affectionen.  — In  prophylactischer  Beziehung  kommt  ausser  strenger 
Asepsis  die  Hygiene  der  Anslaltsräume  in  Betracht.  Stadthagen. 


Ruland,  Enkele  aantekeningen  met  betrekking  tot  de  diphtheritis- 
epidemie  te  Maastricht.  Weekbl.  van  het  Nederi.  Tijdsobr.  voor  Geneesk. 
1894,  I.  No.  8. 

In  Mastricht  kamen  von  1866  bis  1891  im  Ganzen  50  Diph- 


D 


472  Roland,  Ueber  eine  Diphtherieepidemie  in  Maastricht.  No.  27 

therietodesfälle  vor.  Von  Mai  bis  December  1892  erkrankten  247 
Personen,  von  denen  113  starben.  1893  waren  480  Erkrankungen 
mit  93  Todesfällen.  Die  höchste  Zahl  der  Erkrankungen  war  im 
Januar  1893  mit  88,  die  der  Sterbefälle  im  November  1892  mit 
37  Fällen.  Von  den  727  Erkrankten  waren  335  männlichen,  392 
weiblichen  Geschlechts,  von  den  Verstorbenen  102  bezw.  206.  Di« 
meisten  Erkrankungen  betrafen  das  vierte  bis  fOnfte,  die  wenigsten 
das  erste  Lebensjahr;  die  Sterbefälle  waren  im  zweiten  am  meisten, 
zwischen  15  und  20  Jahren  am  wenigsten  vertreten,  28.3  pCt.  der 
Erkrankten  starben.  Von  den  Erkrankten  waren  64  männlichen, 
100  weiblichen,  von  den  Verstorbenen  je  2 männlichen  und  weib- 
lichen Geschlechtes  Ober  12  Jahre  alt.  473  Personen  wurden 
wegen  Diphtherie  in’e  Krankenhaus  aufgenommen;  5 derselben 
wurden  ungeheilt,  331  geheilt  entlassen,  137  starben.  Ale  wesent- 
licher Umstand  für  die  Verbreitung  der  Epidemie  ist  die  Familien- 
disposition anzusehen.  Der  Rath,  jede  kleinste  echte  Pseudo- 
membran  auf  den  Tonsillen  (Eisknbbodt)  möglicherweise  als  Abor- 
tivform  der  Diphtherie  anzusehen,  dürfte  wohl  zu  weitgehend  sein. 
Als  Behandlung  bewährte  sich  am  besten  die  wohl  allgemein  Qbliche 
mit  Eisbeutel,  Schlucken  von  Eis,  Gurgeln  oder  Besprühung  mit 
3 proc.  Lösung  von  Kal.  chlor.,  innerlich  Mixtura  spirituosa.  Bei 
Kindern  über  9 Jahre  war  Tracheotomie  nicht  notwendig,  hatte  die 
schlechtesten  Erfolge  bei  Kindern  unter  1,  die  besten  bei  Kindern 
von  2 Jahren. 

Verf.  hält  die  in  Frankreich  seit  1888  bestehende  Vorschrift, 
alle  Kinder,  die  an  Diphtherie  gelitten,  40  Tage  lang  von  ihren 
Mitschülern  zu  trennen  (weil  der  Diphlheriebacillus  noch  31  Tage 
nach  Schwinden  der  Membranen  im  Nasen-  und  Mundschleim  ge- 
funden ist)  för  sehr  empfehlenswert,  ohne  den  Nachweis  jedoch 
erbringen  zu  können,  ob  vielleicht  seit  jener  Zeit  die  Diphtherie 
in  Frankreich  abgenommen.  Ferner  soll  an  den  Häusern,  wo  Diph- 
therie herrscht,  ein  Warnungszeichen  angebracht  werden,  aber  nur 
an  den  Wohnungen  von  kleinen  Händlern,  wo  durch  Verkauf  mit 
von  der  Pflege  verunreinigten  Händen  eine  Uebertragung  leicht  ge- 
schehen kann,  während  in  Privathäusern  mit  genügender  (?)  Abson- 
derung solches  Zeichen  nicht  notwendig  Bei.  Ein  derartiges  Merk- 
zeichen kann  allerdings  wohl  zur  Absperrung  des  menschlichen 
Verkehrs,  nicht  aber  zur  Verhütung  von  Verbreitung  ansteckender 
Krankheiten  dienen,  wie  dies  bereits  mehrfach  auf  Sanitätaeonfe- 
renzen  und  internationalen  Hygiene-Congressen  anerkannt  ist.  Verf. 
verlangt  Abänderung  der  aus  dem  Jahre  1872  stammenden  Ver- 
fügungen über  das  Verhalten  bei  ansteckenden  Krankheiten  und 
meint,  dass  die  Diphtherieepidemie  einen  bedeutenden  Umfang  an- 
genommen habe,  weil  die  Schliefsuog  der  Schulen  zu  spät  und  nicht 
lange  genug  erfolgt  sei.  George  Meyer. 


“v 


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No  27.  Mobbt,  Mitchkli,  Dixon-Jonbs,  Ballbt,  Cbabbbbt.  473 

1)  M.  Muret,  Hyperemesis  gravidarum  und  Hysterie  im  Allgemei- 
nen. Deutsche  med.  Wochensohr.  1 893,  No.  6. 

2)  W.  Mitchell,  Hysterical  rapid  Respiration,  with  cases.  Peculiar 
form  of  rupial  skin  Disease  in  an  hysterical  woman.  American 
Journal  of  Med.  Scienc.  1893,  March. 

3)  M.  A.  Dixon-Jones,  Oophorectomy  in  Diseases  of  the  Nervous 
System.  The  Medical  and  Surgical  Reporter  1893,  27.  May. 

4)  G.  Ballet  et  P.  Sollier,  Sur  un  cas  de  Mutisme  hystdrique 
avec  Agraphie  et  Paralysie  faciale  syslematisee.  Revue  de  Medec. 
1893,  No.  6. 

5)  Chabbert,  Paralysie  agitante  et  Hysterie.  Archives  de  Neurologie 
1 893,  Juin. 

1)  Es  handelt  sich  um  einen  sehr  schweren  reinen  Fall  von 
Hyperemesis  gravidarum  mit  Gewichtsabnahme  von  49  Pfund  in  7 
Wochen.  Dass  eine  schwere  Magenneurose  mit  dem  Stempel 
der  Hysterie  vorlag,  bewies  unter  anderem  der  rasche  Erfolg  und 
die  Heilung  durch  eine  MagenausspQlung;  die  Kranke  war  zwar 
stets  sehr  nervös,  zeigte  jedoch  keinerlei  Symptome  von  Hysterie. 
Das  unstillbare  Erbrechen  will  M.  weniger  als  eine  von  den  Geni- 
talorganen ausgehende  Reflexneurose  ansehen;  vielmehr  betrachtet 
er  es  als  Ausdruck  und  Symptom  einer  primären  allgemeinen  Neu- 
rose resp.  Nervenschwäche. 

2)  Die  hysterische  Respirationsbeschleunigung  besteht  aus 
schnellen,  tiefen,  mühsamen  Athemzögen ; meist  überwiegt  der  obere 
costale  Typus;  im  Schlaf  fehlt  dieser  Typus  des  Athmens  meist. 
M.  beschreibt  drei  derartige  Fälle.  Der  erste  zeigt  neben  einer 
hysterischen  Kniegelenksaffection  Aphonie,  rapide  Respiration  und 
eine  ungewöhnliche  Form  von  Rupia.  Die  hypnotische  Behandlung 
war  erfolglos. 

3)  Der  Verf.  spricht  sich  entschieden  aus,  gegen  die  Entfer- 
nung  gesunder  Ovarien  bei  Nervenleiden  aller  Art,  Epilepsie,  Neu- 
rosen, psychischen  Störungen;  hingegen  führt  er  Fälle  aus  eigener 
und  fremder  Beobachtung  an,  in  denen  die  Entfernung  kranker 
Ovarien  und  ihrer  Adnexe  eine  Heilung  von  Neurosen  und  Psy- 
chosen herbeiführte;  letztere  können  sehr  wohl  durch  Unterleibslei- 
den hervorgerufen  und  wach  gehalten  werden. 

4)  Der  Fall  vnn  Mutismus  hystericus  hat  insofern  Interesse, 
als  hier  der  Mutismus  mit  Agraphie  verbunden  ist,  während  Cbab- 
cot  in  der  Abwesenheit  der  Agraphie  mit  ein  Zeichen  der  hyste- 
rischen Natur  des  Mutismus  erblickte.  Die  Agraphie  bei  dem  hys- 
terischen Mutismus  scheint  nicht,  wie  bei  der  organischen  Agraphie 
auf  einen  Verlust  der  graphischen  oder  visuellen  Wortbilder  zu 
beruhen,  sondern  auf  einen  Mangel  der  psychischen  Synthese  der 
Schriftbilder.  Der  Fall  ist  ferner  wegen  der  hysterischen  systema- 
tisirten  Facialislähmung  von  Interesse.  Die  Lähmung  war  hier 
später  nur  auf  diejenigen  Bewegungen  beschränkt,  die  zur  Articu- 
lation  der  Worte  nötig  sind,  während  sie  am  Anfang  einer  gewöhn- 


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474  Lktdbw,  v.  Engel,  Ueber  Polyneuritis  mercurialis.  No.  27 

liehen  typischen  Faciatislähmung  glich;  sie  erinnert  ihrer  Natur 
nach  an  die  Astasie- Abasie  und  ähnliche  Symptome  der  Hysterie. 

5)  Der  Fall  von  Paralysis  agitans  betrifft  einen  56jähr.  Mann, 
der  früher  Convulsionen  hysterischer  Natur  hatte  und  noch  jetzt 
die  Zeichen  der  Hysterie  aufwies  (concentrische  Einengung  des  Ge- 
sichtsfeldes, Dyschromatopsie,  Herabsetzung  des  Geruches  und  Ge- 
hörs.) Von  den  Symptomeu  der  Paralysis  agitans  bestanden  die 
Muskelrigidität,  das  Zittern,  der  Gesichtsausdruck,  die  Haltung,  die 
Unruhe;  es  fehlten  die  aufsteigende  Hitze,  die  Pro-  und  Retro- 
pulsion  etc.  — Der  Fall  beweist  das  Vorkommen  seniler  Hysterie 
und  die  Complication  resp.  Coexistenz  derselben  mit  Paralysis  agi- 
tans. S.  Kalischer. 


1)  E.  Leyden,  Ueber  Polyneuritis  mercurialis.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  31. 

2)  R.  v.  Engel,  Ueber  Polyneuritis  mercurialis.  Prager  med.  Wochen- 
schrift 1894,  No.  6. 

1)  L.  beschreibt  einen  Fall  von  Polyneuritis  mercurialis  unter 
dem  Bilde  der  acuten  Ataxie,  mit  Verlust  der  Sehnenreflexe,  Rom- 
BKBo’schem  Phänomen,  neuralgischen  Schmerzen,  Druckempfindlich- 
keit der  Nervenetämme  u.  s.  w.  Die  Polyneuritis  entstand  im  An- 
schluss an  eine  Schmiercur  und  heilte  im  Verlaufe  von  3—4  Mo- 
naten völlig  aus  (bei  Abstinenz  von  Quecksilber).  Die  Form  der 
mercuriellen  Neuritis  entspricht  den  übrigen  toxischen  Polyneuri- 
tiden, welche  auch  Motilität  und  Sensibilität  ergreifen  und  nicht 
selten  die  acute  Ataxie  hervorrufen.  L.  warnt  vor  übermäfsigen 
Schmierkuren  und  in  Anbetracht  der  experimentellen  Untersuchungen 
Lktullks  auch  vor  der  Anwendung  des  Quecksilbers  bei  Nerven- 
leiden (wie  Tabes  u.  s.  w.) 

2)  E.  beschreibt  einen  Fall  von  Polyneuritis  mercurialis  bei 

einer  29jährigen  Frau,  bei  der  sich  binnen  14  Tagen  schwere  mo- 
torische Störungen  der  unteren  und  geringere  der  oberen  Extremi- 
täten (Parese  von  schlaffem  Typus)  entwickelten,  nachdem  ca.  20  g 
Quecksilber  eingerieben  waren.  Neben  den  Lähmungen  der  Extre- 
mitäten bestanden  Herabsetzung  der  Tast-  und  Temperaturempfin- 
dung an  den  Enden  der  Extremitäten,  Erlöschen  der  Sehnenreflexe, 
Abducensparese,  hochgradige  Ataxie;  eine  eigentliche  Schmerzhaftig- 
keit oder  Druckempfindlichkeit  der  Nerven  fehlte.  Für  den  toxi- 
schen Ursprung  des  Leidens  schien  auch  eine  4 tägige  Albuminurie 
zu  sprechen.  In  kurzer  Zeit  trat  Atrophie  der  Extremitäten  mit 
partieller  Entartungsreaction  zu  den  obigen  Symptomen  hinzu.  Nach 
Aussetzen  des  Quecksilbers  trat  in  ca.  6 Wochen  eine  zunehmende 
Besserung  der  Krankheitserscheinungen  ein  (bei  der  Behandlung  mit 
Bädern  und  Faradisation).  — Da  die  Albuminurie  sich  später  wie- 
derholte, wurde  das  Bestehen  einer  schon  früher  vorhandenen  chro- 
nischen Nephritis  angenommen.  S.  Kalischer. 


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T*o.  27.  Caspary,  Lehre  v.  Arzneiausschlägen.  — Hinsbrro  u.Trboprl.  475 

Caspary.  Zur  Lehre  von  den  Arzneiausschlägen.  (Nach  einem 

Vortrag  im  Verein  für  wissenschaftl.  Heilkunde  in  Königsberg). 

Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVI.  S.  11. 

Bei  einem  jungen  Manne  trat  seit  3/«  Jahren  schubweise  und 
zwar  immer  nach  einem  Trinkgelage  in  grofser  Ausbreitung  über 
den  Körper  ein  anfangs  stnrkes  Jucken,  später  mehr, Brennen  und 
Spannungsgefühl  hervorrufender  Ausschlag  auf,  welcher  meist  durch 
Schüttelfrost  eingeleitet  wurde  und  mit  ein-  oder  mehrtägigem  Fieber 
verbunden  war.  Er  bestand  aus  roten  Flecken  und  grofsen  pem- 
phigusartigen Blasen,  als  deren  Reste  lange  Zeit  Pigmentflecke  zu- 
rückblieben, die  im  Gesicht  sehr  entstellend  wirkten.  Als  eigent- 
liche Ursache  des  Exanthems  erwies  sich  das  als  Antidot  gegen 
die  Alcohol Wirkung  gebrauchte  Antipyrin;  Trinken  allein  hatte  ähn- 
liche Folgen  nicht.  Dagegen  schienen  in  einem  anderen  Falle 
wirklich  nur  Excesse  in  potu  die  Veranlassung  für  das  Auftreten 
acuter,  circumscripter  Oedeme  an  den  verschiedensten  Körperstellen 
zu  sein.  — Bei  drei  weiteren  Personen  wurden  immer  nach  dem 
Einnehmen  von  1— 2g  Antipyrin  die  Lippen,  Zunge,  Scrotum  und 
Anaigegend  von  Blasenbildungen  befallen.  Aehnliche  Blasen  ent- 
wickelten sich  wiederholt  bei  einer  Dame  an  den  Lippen,  in  der 
Mundhöhle  und  an  den  kleinen  Labien  einige  Stunden  nach  dem 
Gebrauche  kleiner  Dosen  Chinin.  Schliefslich  beobachtete  C.  bei 
einer  jungen  Frau  ein  typisches  nässendes  Eczem  an  Gesicht  und 
Vorderarmen  nach  Jodkalium.  — Verf.  giebt  den  Rath,  bei  irgend- 
wie zweifelhafter  Diagnose  eines  acuten  Ausschlages  zunächst  an 
ein  Arzneiexanthem  zu  denken.  H.  Müller. 


O.  Hinsberg  und  P.  Treupel,  Ueber  die  physiologischen  Wir- 
kungen des  Paramidophenols  und  efniger  Derivate  desselben. 
(Aus  Prof.  Baomann’s  Laboratorium  in  Freiburg  und  dem  phar- 
makolog.  Institut  München).  Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Pharmakol.  XXXUI. 

p.  216. 

Von  der  Vermuthung  ausgehend,  dass  jene  Derivate  des  Ani- 
lins, die  bei  ihrem  Durchgang  durch  den  Körper  in  Paramidophe- 
nol  übergehen,  besonders  kräftig  antipyretisch  und  antalgisch  wirken 
könnten,  wurde  das  Paramidophenol  und  eine  ganze  Reihe  von 
alkylsubstituirten  Verbindungen  derselben  auf  derartige  Wirkung 
an  Menschen  und  Tieren  untersucht.  Die  Experimente  stützen  die 
aprioristische  Ansicht,  indem  Körper,  die  nicht  in  Paramidophenol 
übergingen,  fast  unwirksam  blieben. 

Das  Paramidophenol  selbst  wirkt  zu  •/,  g in  gleicher  Weise 
antineuralgisch  und  antipyretisch  wie  die  gleichen  Gaben  Antipyrin, 
Phenacetin  oder  Antifebrin.  Unangenehme  Nebenerscheinungen 
werden  nicht  beobachtet.  Wirkliche  Vergiftungssymptome  treten 
beim  Tiere  erst  nach  intravenöser  Injection  gröfserer  Mengen  ein 


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476 


Stkwaht.  — Etkmann. 


No.  27 


und  bestehen  in  Methämoglobinbildung,  Nierenreizung,  Erbrechen, 
Durchfall,  Blutdrucksenkuog,  Lähmung  der  hinteren  Extremitäten. 
Ebenso  prompt  antipyretisch  erwies  sich  das  Aceto-paramidophenol: 

r h 

4 6\NHCOCH3.  Durch  Einführung  von  Alkylresten  an  Stelle 
der  fettgedruckten  Wasserstoffatome  im  Acetamidopheuol  wurden 
nun  zwei  Reihen  von  Körpern  gewonnen,  deren  Wirkung  die  Au- 
toren folgendermassen  zusammenfassen:  Bei  Substitution  des  Hydro- 
xylwasserstoffes  liegt  die  grösste  Wirkung  bei  der  Methylgruppe, 
die  kleinste  bei  der  Aethylgruppe.  Die  antipyretischen  Eigenschaften 
nehmen  mit  steigender  Gröl'se  der  substituirten  Aethylgruppen  an 
Stärke  ab.  Substitution  des  Imidwasserstoffes  bei  gleichzeitiger  Be- 
setzung des  Hydroxylwasserstoffes  durch  die  Aethylgruppe  lässt 
das  Maximum  der  antineuralgischen  und  narkotischen  Wirkung  beim 
Methyl,  das  Maximum  der  antipyretischen  Wirkung  beim  Methyl 
und  Aethyl  eintreten. 

Das  Original  enthält  noch  eine  Fülle  von  Einzelthatsachen 
über  die  Wirkung  der  einzelnen  Stoffe,  die  sich  einer  zusammen- 
fassenden Darstellung  entziehen  und  auf  die  somit  verwiesen  sei. 
Der  Arbeit  sind  12  Curven  über  die  antipyretische  Wirkung  der 
untersuchten  Substanzen  beigefügt.  Pohl. 


D.  Stewart,  A serioue  fallacy  attending  the  employment  of  certain 
delicate  tests  for  the  detection  of  serum  - albumin  in  the  urine. 
The  New-York  med.  News  1894,  No.  10. 

St.  weint  auf  die  Unzuverlässigkeit  einiger  neueren  Eiweifsreactlonen  für  den  Harn 
hin.  Er  verschaffte  sieb  Drinproben  von  105  gesunden  jungen  MAnnern  einige  Stan- 
den nach  dem  Frühstück  oder  nach  dem  Mittagessen.  Von  diesen  gaben  nur  8,  mit 
Trichloressigsäure  versetzt,  keine  Trübung  und  auch  diese  thaten  es  beim  Erwärmen. 
Ebenso  traten  sehr  häufig  Trübungen  mit  Pikrinsäure  (gesättigte  wässerige  Losung) 
und  Metaphosphorsäure  auf.  Uebrigens  gaben  von  den  105  Harnen  20  auch  eine 
Trübung  mit  Salpetersäure.  Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  obengenannten 
Reactionen  von  einem  Gehalt  des  Harns  an  Nucleoalbumin  abhängen.  E.  Sslkowski. 


Eykmann,  Beiträge  zur  Kenntoiss  des  Stoffwechsels  der  Tropen- 
bewohner. Virchow’s  Arch.  Bd.  133,  S.  105. 

Verf.  hat  an  7 Europäern  (4  Aerzte,  3 Diener)  und  5 Malayen  (1  Student, 
4 Arbeiter)  in  mehrtägiger  Versuchsreihe  die  aufgenommene  Nahrung  sowie  den  aus- 
gesebiedenen  Kotb  analysirt  auf  Trockensubstanz,  N,  Fett  und  Asche,  sowie  auch  den 
Harn-N  bestimmt.  Danach  resorbirte  der  Europäer  von  65  kg  auf  Batavia  bei  leichter 
Arbeit  88  g Eiweifs,  79  g Fett  und  256  g Kohlehydrat  (88  Calorien  per  Kilo) , der 
malayische  Arbeiter  68  g Eiweifs,  22  g Fett,  485  g Kohlehydrat  (35  Cal.  per  Kilo) 
Die  Wärmewerte  differiren  also  nicht  erheblich.  Der  Europäer  nützt  das  Eiweifs,  der 
Malaye  die  Kohlehydrate  besser  aus;  bei  Ersterem  fand  sich  im  Harn  18  g N (ent- 
sprechend einem  Umsatz  von  82  g Eiweifs);  bei  Letzterem  8 g N pro  Tag  (entspre- 
chend einem  Umsatz  von  50  g Eiweifs).  j.  Munk. 


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So.  27. 


Picblkb  u.  Vogt.  — Krktz.  — Bbnzlkr.  — Rral. 


477 


K£.  Pichler  uml  V.  Vogt,  Zur  Lehre  von  der  Nucleoalbuminurie. 

Cbl.  f.  innere  Med.  1894,  No.  17. 

Nach  intravenöser  Einspritzung  von  Caseinlösung  bei  Hunden  tritt  eine  mehrere 
Tage  hindurch,  einmal  bis  zu  5 Tagen  anhaltende  Nucleoalbuminurie,  einmal  neben  echter 
Albuminurie  auf.  Abklemmung  einer  Nierenarterie  für  1 , — 1 ’/,  Stunden:  bei  4 
Hunden  trat  Nucleoalbuminurie  auf,  die  io  abnehmender  Stärke  2 — 7 Tage  lang  an- 
hielt; Serumalbumiu  fehlte  entweder  daneben  oder  war  nur  in  Sporen  vorhanden. 
Vorübergehende  Abklemmung  der  Niereneene  führte  ebenfalls  zu  einer  3tIgigeo  Nu 
cleoalbnminurie,  neben  der  am  1.  Tage  echte  Albuminurie  bestand.  Bei  Compression 
des  Thorax  nach  ScHisinxit's  Vorgang,  sowie  der  Gliedmassen  stellt  sieb  zumeist  für 
einige  Stunden  Albuminurie  neben  (seltener)  Nucleoalbuminurie  ein.  j.  Munk. 


R.  Kretz,  Ueber  Hypertrophie  und  Regeneration  des  Leberge- 
webes. Wiener  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  20. 

Verf.  demonstrirt  an  zahlreichen  pathologischen  Präparaten  die  mannigfachen 
Zustände,  die  zu  einer  Hypertrophie  des  Lebergewebes  führen.  Neben  der  nur  selten 
Torkommenden  totalen  gleicbmäfsigen  Hypertrophie  des  ganzen  Organs  steht  zunächst 
die  kompensatorische  VergrSfserung  eines  Lappens  bei  Vernichtung  des  anderen,  be- 
sonders häufig  bei  langsam  wachsendem  Echinococcus,  ferner  bei  Gummi  - Bildungen 
beobachtet.  Aber  auch  eingeschlossen  in  erkranktes  Parenchym  finden  sich  Hyper- 
trophien ron  Lebergewebe,  so  bei  Stauungslebern,  bei  Leberrenenthrombosen,  besonders 
aber  bei  Lebercirrbosen.  Besonders  interessant  ist  ein  Präparat,  wo  eine  Regeneration 
des  Lebergewebes  in  Form  ron  läppchenartigen  Bildungen  und  einzelnen  Zell-Schläuchen 
und  -Conglomeraten  nach  fast  totaler  Zerstörung  des  Lebergewebes  eingetreten  war. 

Die  für  alle  diese  rerschiedenen  Formen  der  Hypertrophie  einheitliche  Auffassung 
ist  die  des  kompensirenden  und  regenerirenden  Zellwacbstums , dem  bei  der  Heilung 
schwerer  Leberaffectionen  eine  ungemein  wichtige  Rolle  zukommt.  Aebnlieh  wie  der 
Herzmuskel  zur  Deberwiodung  pathologischer  Widerstände  hypertrophisch  wird,  so  auch 
die  Leber  zur  Deberwiodung  chronischer  Intoxicationen.  u.  Rotbraun. 


Benzler,  Einklemmung  eines  Hufsplitters  bei  einem  Schädelbruch. 
Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1894,  S.  97. 

Ein  Soldat,  welcher  nach  einem  Hofschlag  j Stunde  bewusstlos  gewesen,  zeigte 
2 cm  oberhalb  der  rechten  Augenbrauen  eine  nach  nnten  convexe  Lappenwunde  von 
2 — 8 cm  Länge,  in  deren  Mitte  ein  Hufsplitter  ca.  1 cm  weit  herausragts.  Derselbe 
musste  durch  Ausmeifslung  herausbefördert  werden;  er  war  ca.  32  mm  lang,  17  mm 
breit,  an  seinem  eingeklemmten  Rande  3—4  mm  dick  und  entsprach  dem  ruoden 
etwas  abgenützten  Rande  des  Hufes.  Seine  bacteriologische  Untersuchung  hatte  ein 
negatives  Ergebnits,  so  dass  eine  Infection  nicht  zu  erwarten  staod.  Heilung  erfolgte 
nach  Vemähong  bis  auf  eine  kleine  Drainstelle  ohne  Zwischenfall.  Eine  Reibe  ähn- 
licher Fälle  wird  in  aller  Kürze  aufgefübrt.  p.  Qütorboek. 


Real,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Gelenkkürper.  (Aus  der  chir. 

Abtb.  und  dem  Laboratorium  des  Cantonsspitals  zu  St.  Gallen). 

Deutsche  Zeitsohrif  f.  Chir.  XXXVIII,  S.  1. 

Die  vorliegende  längere  mit  einem  Litteraturverzeichniss  versehene  Arbeit  beruht 
auf  den  klioischen  Geschichten  von  ‘J  im  Canton-Spital  zu  St  Gallen  operirten  Fällen, 
von  denen  in  5 ausserdem  die  entfernten  Gelenkkörper  zur  feineren  Untersuchung  ge- 
langten, während  ausserdem  noch  2 Gelenkmaeuse  sararnt  dem  dazugehörigen  Gelenk 
dem  Verf.  von  Dr.  Haxati  überlassen  worden.  Nach  einem  ausführlichen  klioischen 
Teil  lässt  Verf.  ein  historisches,  ein  der  Aetiologie  und  ein  zweites  der  Struc- 
tnr  der  Gelenkkörper  gewidmetes  Capitel  und  diesem  eine  höchst  eingehende  anatomi- 


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478 


Altrn.  — Sittmans  n.  Bablow.  — Bhlisch. 


No.  27 


>ebe  Beschreibung  der  euch  histologisch  geprüften  Falle  folgen.  F.r  gelangt  in  dem 
Schlau,  da»,  wenn  man  von  ganz  frischen,  sofort  nach  dem  Trauma  untersuchten 
Vorkommnissen  von  Gelenkkörpern  ablieht,  dieselben  nur  selten  traumatischen,  viel- 
mehr pathologischen  Ursprunges  sind.  Das  hlufig  als  primäre  Ursache  angenommene 
Tranma  entspricht  meist  der  ersten  Einklemmung  des  bereits  seit  Unger  gelüsten 
Gelenkkörpers.  Der  Process,  auf  dem  diese  Losung  beruht  ist  kein  einheitlicher, 
ebenso  auch  nicht  der  der  Weiterveränderung  des  gelösten  Knorpetslückes.  Es  findet 
Seitens  eines  solchen  gelösten  Knorpelstückes  eine  üppig,  gleichsam  verwilderte 
Knorpelwacherung  statt,  neben  welcher  die  Neiguog  besteht,  sich  mit  apponir- 
tem  Knochen  za  umgeben  und  zwar  stammt  dieser  ans  vom  Geienkkörper  selber  neu- 
gebildetem  periostalen  oder  perichondralen  Gewebe.  p.  Güterbock. 


H.  Alten,  Speech  without  a larynx.  The  Medical  News  1894,  No.  11. 

Verf.  berichtet  über  einen  Mann,  bei  dem  J.  Solu  Cohes  im  April  1892  den 
Larynx  wegen  eines  Epithelioms  entfernt  batte.  Es  war  nur  der  obere  Teil  der  Epi- 
glottia  zurückgeblieben.  Der  Pat.  war  nach  der  Operation  fast  ein  Jahr  stumm . als- 
dann kehrte  die  Sprache  zurück.  Die  laryngoskogische  Untersuchung  ergab  die  Basis 
der  Zange  nnd  die  Epiglottis  normal;  die  letztere  stand  aufrecht;  eine  tiefe  schorn- 
steinartige Einziehung,  entsprechend  einem  schon  von  aussen  durch  die  Trachealöffnang 
sichtbaren  Sack,  erstreckte  sich  abwärts;  ausser  einer  schmalen  narbenartigen  Struktur 
des  hinteren  Randes  der  Oetfnung  war  nichts  zu  sehen ; diese  war  am  deutlichsten 
während  der  tiefen  Inspiration.  Die  Stimme  erschien  rein,  entgegen  der  Flüster- 
stimme, sie  war  dünn,  rauh  und  schwach,  wenn  auch  auf  40  Puls  hörbar,  wohl  modi- 
ficirbar,  so  dass  Pat.  selbst  singen  konnte.  Wahrscheinlich  ist  die  Stimme  hervorge- 
bracht durch  die  Gegenwart  des  neu  erstandenen  Resonansraumes  in  der  Gegend 
des  Larynx  nnd  die  Aussprache  durch  die  Verstärkung  des  Flüsterns  durch  die  in 
dem  Sack  befindliche  Luft.  w.  LubUoski. 


Sittmann  und  Barlo w,  Ueber  einen  Befund  von  Bacterium  coli 
commune  im  lebenden  Blute.  Deutsches  Archiv  (ür  Klin.  Med.  1894, 
Bd.  52,  S.  250. 

Bis  jetzt  sind  zwei  Falle  von  Allgemeininfection  durch  Colibacillen  bekannt,  in 
denen  dieselben  intra  vitam  im  Blut  nachgewiesen  wurden:  beidemal  ging  die  Infec- 
tion  vom  Urogenitalapparat  aus;  das  gleiche  ist  auch  bei  dem  vorliegenden  3.  Nach- 
weis der  Fall.  Die  Sepsis  schloss  sich  an  eine  Cystitis  an;  bei  dem  38 jährigen  Mann 
war  11  Stunden  vor  dem  Tode  durch  Punction  der  Vena  mediana  Blut  entnommen 
worden,  von  dem  gegossene  Gelatineplatten  Colibacillen  in  Reinkultur  ergaben. 

ßcheurlen. 


('.  Ehlisch,  Ein  Fall  von  Stichverletzung  des  Rückenmarks.  (Aue 
der  med.  Klinik  d.  Hrn.  Prof.  Schköttkr).  Wiener  klin.  Wochenschr. 
1893,  No.  50. 

Der  38jähr.  Pat.  bekam  mit  einem  Stilet  einen  Stich  in  den  Rücken  und  sank  sofort 
zu  Boden.  Wundheilung  prompt.  Urin  nur  durch  Katheter  entleert  Beide  Beine 
total  gelahmt,  das  rechte  allmalig  gebessert.  Später  bei  Bewegungsversnchen  heftige 
Zuckungen  io  den  Beinen  and  auch  im  ruhenden  Zustande  Schmerzen  und  krampf- 
artige Steifheit  Im  Spital  wird  4 Monate  nach  der  Verwundung  constatirt:  Paralyse 
des  linken,  Parese  des  rechten  Beins.  Tonische  Contraction  beider  Beine  in  Streck- 
stellung. Links  ist  der  Tastsinn  und  die  Schmerzempfindung  z.  Tb.,  der  Drucksinu 
vollständig  zerstört  Recbts  besteht  vollkommener  Sensibilitätsverlnst.  Beiderseits 
Lagevorstellung  gestört.  Stark  erhöhte  Sehnen-  nnd  Hautrefiexe  an  den  Beinen.  Bei- 
derseits vasomot.  Störungen  der  Haut,  linkt  starker. 

Der  Stich  muss  demnach  vornehmlich  die  linke  RUckenmarkshälfte  getroffen 
haben,  die  Wunde  lag  rechts  neben  dem  7.  Brustwirbel,  der  Stich  ging  also  schief 


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No.  27. 


v.  Bechtbrrw.  — Lohsstrin.  — Dkw.  — Pandkb. 


479 


Reuen  du  Mark,  welche«  auf  der  rechten  Seite  durch  die  dachiiegelartigeu  Wirbel- 
bogen  und  Dorne  geschützt  blieb.  Verletzt  worden  sind  liuks  der  Uintentrang , das 
Hinterhorn  und  der  Seitenstrang;  rechts  Anteile  des  Hinter-  nnd  Seitenstranges. 

M.  Brasch. 


W.  v.  Bechterew,  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  und  ihre  Ver- 
krümmung als  besondere  Erkrankungsform.  Neurol.  Centralbl.  1893, 
No.  13. 

Verf.  giebt  3 Falle,  bei  denen  folgender  Symptomencomplex  beobachtet  wurde: 
Unbeweglichkeit  oder  angenügende  Beweglichkeit  der  ganzen  Wirbelsäule  oder  Teile 
derselben,  bogenförmige  Krümmung  nach  hinten,  hauptsächlich  im  oberen  Brnstteil, 
paretischer  Zustand  der  Muskeln  des  Körpers,  Halses  and  der  Extremitäten,  herabge- 
setzte Empfindlichkeit  im  Gebiet  der  Hantzweige  der  Kücken-  nnd  unteren  Halsnerren, 
zuweilen  auch  der  Lendennerven,  endlich  Keizerscheinungen  in  diesen  Nerven  wie 
Partstbesien,  locale  Hyperästhesien  und  Schmerzen 

Verf.  glaubt,  dass  es  sich  um  einen  selbständig  anftretenden,  diffusen,  chronischen 
Process  der  Wirbelsäule  handele,  der  zur  Ankylose  führe,  sowij  um  eine  diffuse, 
chronische  Entzündung  des  epiduralen  Bindegewebes. 

Aetiologisch  wurde  in  allen  3 Fallen  eine  hereditäre  Belastung  und  in  2 ausser- 
dem noch  Trauma  des  Rückens  bemerkt.  K.  Grube. 


H.  Lohnstein,  Ueber  mechanische  Behandlungsweisen  der  chro- 
nischen infiltrirenden  Urethritis.  (Vortrag  geh.  in  der  Hppki.ano’- 
schen  Gesellschaft).  Berliner  klin.  Wochensohr.  1S93,  No.  46,  47. 

Verf.  bat  zn  dem  angegebeneo  Zwecke  ein  Dilatatorium  mit  4 Branchen  constru- 
>rt,  welches  die  Dehnung  der  infiltrirten  Abschnitte  der  Harnröhre  ohne  gleichzeitige 
Dehnung  der  Dicht  infiltrirten  ermöglicht;  es  gestattet  ferner  die  combinirte  Behand- 
lung der  oberflächlichen , mehr  diffusen  SchleimbantverAnderuDgen  durch  Spülung  mit 
beifsen  Losungen  und  der  tiefer  gelegenen,  circnmscripten  durch  Dilatation.  Das  Ver- 
fshren  ist  weniger  reizend,  als  die  Saibensonden- Behandlung  und  die  Dehnnngskraft 
des  nach  Tier  Richtungen  gleichzeitig  wirkenden  Instrumentes  ist  grOfser,  als  die  der 
bisherigen  bilateralen  Dilatatoren.  Die  vom  Verf.  in  36  Fallen  erzielten  Erfolge  wareo 
•ehr  günstige.  Complicationen  kamen,  abgesehen  von  kleinen  Blutungen,  welche  za 
einem  zeitweiligen  Aussetzen  des  Verfahrens  nötigten,  nicht  vor.  B.  Haller. 


<J  H.  Dew,  Establishing  a new  method  of  artifical  respiration  in 
asphyxia  neonatorum.  Medical  Record  1893,  March  11. 

Verf.  empfiehlt  als  eine  neue  Methode  zur  Wiederbelebung  der  Neugebornen  Be- 
legungen, welche  eine  starke  Beugung  des  Kinderkürpers  über  die  Bauchfltcbe,  dann 
eine  Hyperextensiou  und  Beugung  Uber  die  Rückenfläche  bewirken  und  damit  Ein-  und 
Ausathmung  eiuleiten.  Dass  derartige  Mnfsregelu  besonders  in  einem  Bade  ausgeführt, 
zweckmafsig  sind,  ist  bekannt  und  dürfte  sich  die  Methode  ab  und  zu  empfehlen, 
obschon  dieselbe  die  Scnui.TZB'schen  Schwingungen  kauin  ersetzen  kann  a.  Martin. 


H.  Pander,  Ueber  gynäkologische  Elektrotherapie.  Petersburger  med. 

Wochenschr.  1893,  No.  14. 

Verf.  bespricht  die  Indicationen  nnd  Contraindicationen  für  die  Anwendung  der 
gynäkologischen  Elektrotherapie.  Gestützt  auf  ezperimenlelle  Beobachtungen,  nach 
denen  am  positiven  Pole  durch  Electrolyse  Sauren  und  Sauerstoff,  am  negativen  Pol 
hssen  nnd  Wasserstoff  sich  bilden,  wendet  er  den  positiven  Pol  gegen  Blutungen  an, 
den  negativen  überall  da,  wo  Auflockerung  des  Gewebes  resp.  Blutung  oder  deren 


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480 


GOTTLIBB.  — VoGRL.  — ANTAr,. 


No.  27 


Verstärkung  verlangt  wird.  So  empfiehlt  er  die  Anwendung  des  positiven  Polet  bei 
den  verschiedenen  Formen  der  chronischen  Endometritis  und  bei  rein  interstitiellen 
Myomen,  die  durch  die  electrische  Behandlung  allerdings  nicht  zum  Schwinden  ge- 
bracht werden,  bei  denen  aber  die  Symphome:  Blutungen,  Schmerzen  etc. 

beseitigt  werden  kBnnten.  Bei  den  hartnäckigen  chronischen  Eudometritiden  combi- 
nirte  er  mit  bestem  Erfolg  die  Elektrotherapie  mit  vorhergehender  Abrasio.  Den  ne- 
gativen Pol  empfielt  er  hei  Superinvolutio,  bei  Amenorrhoe,  Stenosen  des  Cervical- 
kanals. 

Als  Contraindicationen  gelten:  Gravidität , acut  fieberhafte  Erkrankungen  der 
Beckenorgane,  eitrige  Processe  im  Becken,  cystische  oder  maligne  Degeneration  bei 
Myomen,  acute  Nephritis,  Durchfall,  Hysterie,  Idiosynkrasie  gegen  den  electrischen 
Strom.  Zum  Schluss  teilt  dann  Terf.  G Falle  mit,  in  denen  er  die  Electrotberapie 
mit  bestem  Erfolg  angewendet  hat.  A.  Martin. 


R.  Gottlieb  (Heidelberg),  Beiträge  zur  Physiologie  u.  Pharmaco- 
logie  der  Paocreassecretion.  Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Pharmakol.  XXX11I. 

p.  261. 

An  uretbanisirten  Kaninchen  lasst  sich  nach  Einführung  feiner  GlaskanUlen  in 
den  Ausfübrungsgang  des  Pankreas  die  Secretion  desselben  gut  beobachten.  Die 
stündliche  Secretmenge  betragt  0.5 — 0.6  ccm.  Die  Aulflussgeschwindigkeit  des  Secretei 
wird  durch  die  Exspiration  beschleunigt,  die  Seeretmeoge  durch  Blutfülle  des  Organs 
vermehrt  und  zwar  unabhängig  vom  Gesammtblutdruck. 

Entgegengesetzt  wirkt  Anämie  z.  B GefAfskrampf  nach  Reizung  des  centralen 
Vagusstumpfes.  In  Debereinstimmung  mit  alteren  Beobachtungen  beschleunigten  Pilo- 
carpin und  Physostigmin  die  Secretmenge  unter  gleichzeitiger  Zunahme  des  procen- 
tiseben  Trockengehaltes. 

Auf  refiectorischem  Wege  secretvermebreod  erwiesen  sich  Senföl,  (j  pCt.  Schwefel- 
säure, 20  pCt.  Natriumcarbonat,  insbesondere  nach  Einführung  in's  Duodenum. 

0.2g  Pfefferest ract,  mit  Alcohol  gemengt,  war  nnerheblicb  wirksam,  Extrsct 
aut  Quassia  ganz  unwirksam.  Pohl. 


L.  Vogel,  3 Fälle  von  combinirten  Vergiftungen.  Charito- Annalen 
1893,  S.  313. 

Interessant  ist  unter  den  drei  Fallen  besonders  einer,  in  dem  in  selbstmörderischer 
Absicht  erst  ein  Kaffeelöffel  voll  Digitalin  und  nach  */4  Stunden  0 5 Atropin  genom- 
men war.  Beide  waren  im  Urin  nachzuweisen.  Pat.  erholte  sich  allmalig  aus  seinem 
bewusstlosen  Zustand,  neben  dem  weite  Pupillen  n.  herabgesetzte  Pulafrequens 
bestanden.  Die  beiden  anderen  Falle  betreffen  eine  Vergiftung  mit  Cyanqueck- 
ailber,  wie  eine  Sublimatintoxication  verlaufend,  und  eine  mit  Carbo)  und  Phosphor 
zugleich.  Pr.  Strssstnann. 


J.  Antal,  Kali  hypermanganicum  als  chemisches  Antidot  einiger 
organischer  Gifte.  Ungar.  Arch.  f.  Med.  1894,  S.  248. 

Verf.  empfiehlt  das  Kali  hypermanganicum  als  Antidot  bei  Vergiftungen  mit 
Muscarin,  Strychnin,  Colchicin,  Ol.  Sabinae,  Oxalsäure.  Kaoiuchen,  die  sonst  tätliche 
Dosen  dieser  Gifte  erhalten  hatten,  blieben  am  Leben,  wenn  ihnen  gleichzeitig  5 bis 
12  g Kali  bypermangan.  in  etwa  pCt.  Lösung  gereicht  wurden.  Pr.  Strusmsnn. 


Einsendungen  für  das  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  R e rn  li  a r d 1 (Berlin  W. 
Französische  Strafse  21)  oder  an  die  VerlagshAndlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  vou  August  Hirschwald  iu  Berlin.  — Druck  vou  L.  äctiuioaehor  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  am  Schlüsse 
de*  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de*  Jahrganges 
20  Idark;  so  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


indianischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 

1894.  *4.  No.  28. 


Inhalt:  P orpick,  U.ber  da.  Wesen  der  Leberrecreation.  (Original-Mitteilung). 

Zetni,  Oeber  alimenUre  Gtycosäure  und  die  Lietosurie.  — Albübt-oni  u. 
Xovi,  Stoffwechsel  dee  italienischen  Landarbeiten.  — Hülm,  Robboh,  Fbakks, 
M Aull  ix,  Beiträge  lur  Darmchirurgie.  — hausbero,  Behandlung  des  otitiacheo 
Birnabsceaaea.  — Psttknkofbb,  Hygienische  Verhältnisse  ran  Irrenhäusern,  Straf- 
anstalten u.  s.  w.  — Aufsicht,  Die  septische  Scharlachnephritis.  — Broxb,  Fall 
ron  Hirntumor  mit  Alexie.  — Stolzrnbbro,  Anwendung  ron  Guajacol  bei  Fieber. 

Saillst,  Ueber  ürospectrin  im  Harn.  — Mrtxr,  Elementarzusammensettung 
des  Hundeharns.  — Smith,  Colectomie  wegen  Adhäsionen  des  Coecnm. — Tilaroi, 
Apparat  xur  Behandlung  ron  Schenkelrotationen.  — Chiari,  Ankylostomiasis  bei 
einem  Kruneger.  — Ooldscbridt,  Zur  Casuistik  der  Tuberculose  im  Kindesalter. 
— Hioixb,  Deber  hysterisches  Stottern.  — Hoohwxo,  Anwendung  des  Electrodyna- 
mometers.  — Ixh»l-Rrxot  u.  Boloorrsi,  Ueber  das  Gesichtserysipel.  — Wih- 
rixld , Diabetes  bei  Dermatitis  herpetiformis.  — Adst-Lawbbrce,  Orariotomie  im 
Wochenbett.  — Goldsms  oel-Sosnowska,  Ueber  die  TuuBR-BRAHDT'sche  Behänd- 
lang.  — Tappiiheb,  Wiikung  des  Cbloralacetophenoo. 


lieber  das  Wesen  der  Leber- Recreatioii 

tou  Prof.  E.  Ponflck  in  Breslau.*) 

Das  Wesen  der  Vorgänge,  welche  dem  merkwürdigen  Phäno- 
men einer  zwei-  und  dreifachen  Volums-Zunahme  eines  Leberrestes 
zu  Grunde  liegen,  der  nach  Ausrodung  der  Hälfte,  ja  drei  Vierteln 
der  Drüse  zurückgeblieben  ist,  hat  trotz  mancher  Beiträge,  welche 
ich  zu  ihrem  Verständnisse  beim  Tiere,  wie  beim  Menschen  ge- 
liefert habe,  noch  keineswegs  genügende  Aufklärung  erfahren. 

Fortgesetzte  Untersuchungen  setzen  mich  nunmehr  aber  in  den 
Stand,  die  wechselvolle  Erscheinungsreihe  jener  schrittweise,  aber 

*)  Ausiug  eines  am  B.  Mai  d.  J.  in  der  medicinischeu  Section  der  Schlesischen 
Gesellschaft  gehaltenen  Vortrages 

XXXII.  Jahrgang.  31 


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482 


Ponfick,  Ueber  das  Wesen  der  Leberrecreation. 


No.  28 


consequent  verfolgten  inneren  Einschiebung  in  ihren  Hauptzügen 
zu  schildern.  Auch  den  Widerspruch  glaube  ich  heute  aufklären 
zu  können,  welcher  mir  wenigstens  darin  zu  liegen  schien,  dass  der 
vorhandene  Rahmen,  d.  h.  der  zurückgelassene  Lappen,  wie  dessen 
einzelne  Aeini  Ausgang  und  Grundlage  werden  soll  für  einen  dem 
ursprünglichen  gleichartigen  und  doch  die  alten  Grenzen  so  gewal- 
tig überschreitenden  Erweiterungsbau. 

Dieses  Ziel  wird  nämlich  erreicht  durch  innere  Verstärkung 
der  Stamraelemente  des  Gewebes,  durch  eine  Neubildung  gleichwer- 
tiger Drüsenzellen,  welche  nicht  so  sehr  durch  Apposition  wirkt, 
d.  h.  durch  die  Anreihung  homologer  neuer  Einheiten,  sondern  die 
sich  im  Wesentlichen  vollzieht  mittelst  Interposition:  auf  einem 
Wege  also,  der  trotz  reichlichster  Vermehrung  im  Einzelnen  das 
Festhalten  des  herrschenden  Grundplanes  gewährleistet.  Und  das 
geschieht  eben  durch  inneren  Ausbau  der  alten  Componen- 
ten,  der  Lobuli. 

Legen  wir  unseren  Studien  ein  Kaninchen  zu  Grunde,  welchem  vor 
24  Tagen  drei  Viertel  der  Drüse,  d.  h.  der  ganze  in  Epigastrium 
und  rechtem  Hypochondrium  gelegene  Complex  von  Lappen  ent- 
fernt worden  ist,  so  sehen  wir  heute,  wie  der  Defect  längst  glatt 
geheilt  ist.  An  Stelle  der  Leber  lässt  sich  jetzt,  inmitten  einer 
weiten  Leere,  der  kleine  Stumpf  nur  mit  Mühe  noch  entdecken, 
fast  völlig  verhüllt  durch  straffes  Narbengewebe. 

Dagegen  hat  der  weit  entlegene  rechte  Lappen  enorm  zuge- 
nommen, wohl  das  Dreifache  des  schätzungsweisen  Ursprungsge- 
wichtes erreicht.  Zugleich  bietet  er  ein  wesentlich  verändertes 
Aussehen  dar,  indem  seine  Form  ungemein  plump,  die  Oberflächen 
weit  stärker  gewölbt  und  die  Ränder  abgestumpft  sind.  Vor  Allem 
hat  aber  auch  das  Drüsengewebe  selber  eine  sehr  auffällige  Wand- 
lung erfahren,  wovon  man  sich  durch  Vergleichung  mit  einem  nor- 
malen rechten  Lappen  doppelt  anschaulich  zu  überzeugen  vermag. 

Bei  minder  regelmäl'siger  Gestalt  zeigen  nämlich  die  Lobuli 
weit  gröfsere  Abmessungen  als  im  normalen  Zustande  und  die  cha- 
rakteristische braune  Färbung  des  Parenchyms  hat  einem  weit  hel- 
leren, matt  graubraunen  Tone,  verbunden  mit  einer  eigentümlich 
feuchten  Beschaffenheit  der  Schnittfläche  Platz  gemacht.  Während 
letztere  Erscheinungen  auf  Gesteigertem  Saftreichtum  des  Gewebes 
beruhen,  werden  erstere  bedingt  durch  eine  mächtige  Zunahme  des 
Gesammt-Kalibers  der  einzelnen  Aeini.  Häufig  vollzieht  sich  das 
so,  dass  die  Läppchen  sich  nach  allen  Richtungen  hin  gleichmäf'sig 
vergröf'sern.  Dabei  bewahren  sie  durchaus  ebensosehr  die  alte 
Form,  wie  das  gewohnte  Nebeneinander,  nur  dass  der  Umfang  der 
einzelnen  um  das  Doppelte,  das  Drei-,  ja  Vierfache  zugenommen 
hat.  Nichtsdestoweniger  ist  sich  aber  die  ursprüngliche  Richtung 
der  Linien  so  sehr  gleich  geblieben , dass  man  sich  nur  durch  un- 
mittelbare Vergleichung  und  Messung  des  gewaltigen  Unterschiedes 
bewusst  wird,  der  inzwischen  eingetreten  ist. 


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No.  28. 


Pomfick,  Uebsr  das  Wesen  der  Leberreoreation. 


483 


An  manchen  Stellen  lässt  sich  allerdings  nicht  verkennen , wie 
an  einem  oder  mehreren  Punkten  der  Peripherie  eines  Acinus  ge- 
wisse Zellgruppen  seitlich  emporstreben  und  sich  zu  ansehnlichen 
Auswüchsen  des  Grundstockes  entfalten.  Alsdann  nimmt  das  sonst 
annähernd  elliptisch  gestaltete  Läppchen  ein  Aussehen  an,  welches 
mehr  an  Herz-  oder  selbst  Kleeblattformen  erinnert.  — Sicherlich 
würde  man  aber  viel  zu  weit  gehen , wenn  man  die  Bestandteile 
dieser  Vorsprünge  auch  nur  der  Mehrzahl  nach  als  neu  entstanden 
auffassen  wollte.  Vielmehr  handelt  es  sich  um  eine  bunte  und  sehr 
innige  Mischung  angestammter  und  frisch  erzeugter  Elemente. 

Ganz  verständlich  wird  uns  diese  Wandlung  in  der  Gestalt 
der  Läppchen,  sobald  wir  beachten,  dass  den  Mittelpunkt  jedes  der- 
artigen Vorsprunges  ein  eigener  junger  Lebervenenast  einnimmt. 
Indem  sich  nämlich  eine  in  die  Centralvene  mündende  Wurzel  der 
Vena  hepatica  nicht  nur  mehr  u.  mehr  ausweitet,  sondern  auch  zu 
einem  immer  selbstständigeren  Sammelrohre  entwickelt,  muss  ein 
wie  knospenartig  hervorspriefsender  Bezirk  entstehen,  der  indess  mit 
dem  alten  Lobulus  nach  wie  vor  ein  untrennbares  Ganzes  bildet. 

Auch  an  den  venösen  Capillaren  im  Inneren  der  Acini  kann 
man  Neigung  zu  bald  umschriebener,  bald  mehr  diffuser  varix-ähn- 
licher  Ausweitung  fast  allenthalben  wahrnehmen.  Daneben  greift 
aber  auch  eine  zu  merklicher  Verengerung  des  gesammten  Capillar- 
netzes  führende  Neubildung  Platz  und  zwar  an  der  Wand  eben 
dieser  Gefäfse.  Denn  der  ursprüngliche  Typus  eines  rechteckige 
Maschen  umschliefsenden  Rohrsystems  beginnt  sich  schon  im  Laufe 
der  ersten  Woche  in  dem  Sinne  umzuwandeln,  dass  uns  schliefslich 
ein  sehr  viel  engeres  u.  dichteres  Netzwerk  mit  erstaunlich  kleinen, 
sei  es  mehr  rundlichen,  sei  es  mehr  quadratischen  Feldern  entge- 
gentritt. 

So  tiefgreifende  Aenderungen  am  Gefäfssystem  lassen  sich  offen- 
bar nicht  denken  ohne  die  Begleiterscheinung  einer  mächtigen  Neu- 
bildung von  Drüsenzellen.  Wahrscheinlich  werden  erstere  von 
letzteren  sogar  teilweise  bedingt  oder  wenigstens  eingeleitet.  In 
der  That  gelingt  es  schon  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Ver- 
kümmerung der  Leber,  in  gröfserem  Umfange  während  der  folgen- 
den Tage,  an  den  secretorischen  Elementen  bald  da,  bald  dort 
characteristische  Kernteilungsfiguren  nachzuweisen. 

Dieser  formative  Vorgang  pflanzt  sich,  während  der  nächsten 
3—4  Wochen  andauernd,  weiter  und  weiter  fort,  ohne  dass  hiebei 
bestimmte  Zonen  des  Acimus,  bestimmte  Zellgruppen  bevorzugt 
wurden.  In  mittleren,  bald  annähernd  gleichmäßig,  bald  auch  ganz 
regellos  scheinenden  Abständen  treten  vielmehr  inmitten  anderer, 
allem  Anschein  nach  ruhender  Zellen  die  wohlbekannten  Bilder 
auf,  aus  denen  eine  junge  Generation  secretionstüchtiger  Zellen 
hervorgeht.  Indem  sich  die  letzteren  zwischen  die  alten  Schritt  für 
Schritt  einschieben,  will  es  uns  zuerst  schier  unvermeidlich  dünken, 
dass  eie  den  wohlgefügten  Bau  der  Leberzellenbalken  lockerten,  in- 
dem sie  deren  Reihen  teils  unterbrechen,  teils  verrücken  müssen. 

81* 


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484  Zülzbb,  üeber  alimentäre  Qlycosurie  und  die  Laotosurie.  No.  28 

Solches  Uebergangsstadium  wird  jedoch  dadurch  erleichtert  oder 
mindestens  beschleunigt,  dass  sich  die  junge  Zellgeneration  den 
alten  Gewebspfeilern  anpasst,  indem  eie  sich  im  Grofsen  u.  Ganzen 
in  deren  Richtung  einfögt. 

Auf  solche  Weise  kann  es  gelingen,  dass  einerseits  — vermöge 
der  erheblichen  Vermehrung  aller  Componenten  — eine  bedeutende 
Erweiterung  der  Acinus-Grenzen  zu  Wege  gebracht  wird,  anderer- 
seits die  Grundlinien  des  Gewebs-  Baues  gleichwohl  unangetastet 
bleiben.  Dass  in  Einzelheiten  Abweichungen  von  dem  urspröng- 
lichen  Geföge  nicht  ausbleiben  können,  ist  wohl  selbstverständlich. 
Sie  finden  ihren  anschaulichsten  Ausdruck  in  dem  Umschwung  des 
Vascularisations-Typus  der  Leber,  welchen  ich  eben  des  Näheren 
geschildert  habe. 

Dieses  stille  Wachstum  der  einzelnen  Läppchen,  gespeist  aus 
der  Quelle  zerstreuter,  aber  rastloser  Kernteilungen  und  Zellver- 
mehrungen, beginnt  bereits  am  3.,  mitunter  sogar  schon  am  2.  Tage 
sich  einzuleiten.  Seinen  Höhepunkt  erreicht  es  nur  den  7.,  um  nun 
anzudauern  bis  zum  20.  bis  25.  Jedoch  auch  nach  dem  30.  lassen 
sich  einzelne  Kernteilungs-Figuren  noch  entdecken. 

Die  oben  erwähnten  Ungleichheiten  in  der  Gestalt  der  allmälig 
immer  mehr  anwachsenden  Lobuli  sind,  meiner  Ansicht  nach,  nicht 
von  dem  Gewichte,  wie  es  scheinen  könnte.  Den  Thatsachen  ge- 
mäfs  gedeutet,  lassen  sie  sich  vielmehr  unschwer  auf  das  nämliche 
Grundgesetz  zur&ckföhren,  als  Wirkungen  einer  blofs  quantitativen 
Differenz  darthun. 

Ist  nämlich  die  Wucherung  — was  der  Regel  entspricht  — 
eine  gleichmäfsige ; so  dass  sie  öberall  pari  passu  einsetzt  und  sich 
ebenso  ausbreitet,  so  zeitigt  sie  eine  concentrische  Vergröfserung 
der  Dröseneinheiten , eine  durchaus  adaequate  Zunahme  des  ge- 
summten Acinus.  Ausnahmen  oder  wenigstens  erheblich  seltener 
sind  dagegen,  meiner  Erfahrung  nach,  die  Fälle,  wo  sich  gruppen- 
weise eine  besonders  lebhafte  Zellteilung  geltend  macht  und  dadurch 
gewisse  Mittelpunkte  geschaffen  werden,  innerhalb  deren  die  Ein- 
schiebung dichter,  die  Durchdringung  der  alten  Zellreihen  durch 
die  Elemente  der  neuen  Generation  eine  innigere  sein  muls. 

In  letzterem  Bereiche  liegt  es  nahe,  dass  sich  die  elliptische 
oder  tonnenförmige  Gestalt  des  Lobulus  einigermassen  excentrisch 
zu  sondern  anfange  und  dass  so  jene  öberraschenden  herz-  oder 
kleeblatt-ähnlichen  Acioi  entstehen,  wie  ich  sie,  an  der  Hand  des 
Gefäfssystems,  oben  in  ihrem  Werdegang  dargelegt  habe. 


G.  Zülzer,  Ueber  alimentäre  Glycosurie  in  Krankheiten  und  über 
puerperale  Lactosurie.  Dissert  Berlin  1893. 

Im  Widerspruch  mit  den  Versuchen  an  Hunden,  dagegen  in 
Uebereinstimmung  mit  froheren  Angaben  von  v.  Nuoanttw  för  den 
Menschen  fand  Verf.,  dass  beim  Menschen  die  Assimilationsgrenze 


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No.  28.  Albsbtoni  n.  Novi,  Stoffwechsel  des  italienischen  Landarbeiters.  485 

für  Traubenzucker  durch  den  Zustand  der  Inanition  nicht  merklich 
tiefer  gerückt  wird.  Die  Untersuchungen  an  Kranken  wurden  so 
angestellt,  dass  die  Versuchspersonen  150  g Traubenzucker  in  Thee- 
infus  erhielten  und  der  Harn  der  nächsten  3 — 4 bezw.  5 — 6 Stun- 
den stündlich  auf  Zucker  untersucht  wurde.  In  3 Fällen  von  Ic- 
terus, catarrh,  Cholelithiasis  und  Amyloid  der  Leber  konnte  Z.  keine 
Glycosurie  constatieren ; bei  schweren  dyspnoischen  Zuständen  aus 
verschiedenen  Ursachen  bezw.  einem  Erfrornen  wurde  unter  7 Fällen 
zweimal  Zucker  nach  der  Verabreichung  desselben  im  Harn  gefun- 
den, darunter  einmal  nur  Spuren,  häufiger  fand  sich  Milchsäure  im 
Harn  in  Uebereinstimmung  mit  den  Angaben  v.  Nourdbm’s  und 
Ihasawa’s.  Weitere  Beobachtungen  des  Verf.’s,  die  zu  interessanten 
Ergebnissen  führten,  beziehen  sich  auf  die  Lactosurie  im  Wochen- 
bett. Mit  Rücksicht  auf  den  häufigen  Milchzuckergehalt  im  Harn 
von  Wöchnerinnen  versuchte  Verf.  zunächst,  wie  sich  per  os  einge- 
führter Milchzucker  bei  denselben  verhält,  60  g Milchzucker  erwies 
sich  ohne  Einfluss,  dagegen  trat  nach  100  g Milchzucker  in  11 
Fällen  unter  13  deutliche  Zuckerreaction  auf,  bezw.  die  vorhandene 
war  verstärkt,  während  bei  Gesunden  nach  100  g Milchzucker  nur 
ausnahmsweise  Spuren  von  Zucker  im  Harn  auftraten.  Die  beiden 
negativen  Fälle  betrafen  Aborte.  Es  wurde  nun  versucht,  wie  sich 
der  Organismus  der  Wöchnerinnen  dem  Traubenzucker  gegenüber 
verhielt.  Bei  5 von  16  Wöchnerinnen,  welche  je  150  g Trauben- 
zucker erhalten  hatten,  liefe  sich  Zucker  im  Harn  nachweisen,  es 
handelte  eich  dabei  jedoch  nicht  um  Traubenzucker,  sondern  um 
Milchzucker:  die  gebräuchlichen  Zuckerproben  fielen  positiv  aus,  da- 
gegen die  Gährungsprobe  mit  Sacharomyces  apiculatus  negativ. 
Dieses  Verhalten  bildet  ein  Analogon  zu  der  Beobachtung  von  F. 
Voit,  dass  der  Diabetiker  nach  Aufnahme  von  Milchzucker  und 
Lävulose  mehr  Traubenzucker  ausscheidet.  Das  Verhalten  der 
Wöchnerinnen  lässt  sich,  wie  Verf.  ausführt,  durch  die  Hypothese 
erklären,  dass  der  Milchzucker  in  ihrem  Organismus  unter  allen 
Umständen  schwer  angreifbar  ist  und  daher  im  Harn  erscheint,  so- 
bald den  Geweben  ein  leicht  angreifbares  Kohlehydrat  in  grofser 
Menge  dargeboten  wird.  E.  Salkowski. 


P.  Albertoni  u.  J.  Novi,  Ueber  die  Nahrungs-  u.  Stoffwechsel- 
bilanz  des  italienischen  Bauers.  Pflüger’s  Arch.  Bd.  56.  S.  213. 

Verff.  haben  bei  3 Landarbeitern  (39jähr.  Mann  von  68  kg, 
38jähr.  Frau  von  51  kg  u.  14jähr.  Sohn  von  35  kg)  an  3 Winter- 
tagen sowie  an  3 Sommertagen  die  Kost  auf  N,  Fette  und  Kohle- 
hydrate nach  den  üblichen  Methoden  untersucht  und  zugleich  den 
auf  diese  3 Tage  treffenden  Harn  und  Koth  analysirt;  und  zwar 
wurde  [an  je  2 Tagen  gearbeitet,  während  der  3.  Tag  ein  Ruhetag 
war.  Indem  bezüglich  des  reichen  Zahlenmaterials  auf  das  Orig, 
verwiesen  wird,  seien  hier  nur  die  wesentlichsten  Ergebnisse  hervor- 


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486  Haa8lkr,Rob80N,Fbanks,M4ULUN,  Beiträge  zur  Darmohirurgi*.  No. 28 


gehoben.  Im  Winter  nahm  in  Maismehl,  Bohnen,  Kastanienmehl, 
Fett,  Speck,  Häringen  der  Mann  auf:  bei  Arbeit  80  g Eiweifs,  64g 
Fett  und  593  g Kohlehydrate,  bei  Ruhe  89 — 63 — 551  und  bfifste 
bei  Arbeit  3.8  (1),  bei  Ruhe  1.2  g N ein;  die  Frau  nahm  auf:  bei 
Arbeit  68 — 50 — 491,  bei  Ruhe  76 — 44 — 487  und  blieb  bei  Arbeit 
annähernd  im  Gleichgewicht,  setzte  aber  bei  Ruhe  2.2  N vom  Kör- 
per zu  (1).  Der  Knabe  genoss  bei  Arbeit  43 — 35 — 303,  bei  Ruhe 
65 — 42  — 401  und  verlor  bei  Arbeit  1.5  N und  setzte  bei  Ruhe 
3 g N an.  Im  Sommer  wurde  in  Brot,  Thunfisch,  Käse,  Bohnen, 
Mehlteig,  Fett  und  Melonen  aufgenommen  vom  Mann  bei  Arbeit 
163 — 68 — 725  (1),  bei  Ruhe  131 — 58  — 581  und  dabei  7.9  (!)  resp. 
0.4  N angesetzt;  die  Frau  verzehrte  128 — 64  — 565  resp.  105  — 51 
— 394  und  setzte  6.6  resp.  3.1  N an  (1);  der  Knabe  genoss  91  — 
45 — 363  resp.  67 — 31 — 260  und  setzte  dabei  7.6  (!)  resp.  2.3  N 
an.  Die  assimilirte  Nahrung  lieferte  beim  Mann  im  Winter  39  bis 
40,  im  Sommer  bei  Ruhe  46,  bei  Arbeit  56  Cal.  per  Kilo;  beim 
Weib  45 — 46  und  43  resp.  58,  beim  Knaben  im  Winter  bei  Arbeit 
nur  42,  bei  Ruhe  58,  im  Sommer  57  resp.  38  Cal.  per  Kilo.  För 
die  3 Versuchspersonen  zusammen  kam  die  tägliche  Kost  im  Winter 
auf  nur  80,  im  Sommer  auf  115  Pfennige  zu  stehen.  (Die  Zahlen 
insbesondere  den  N- Ansatz  anlangend,  sind  vielfach  so  ungeheuer- 
lich hoch,  dass  man  sich  des  Verdachtes  nicht  erwehren  kann,  dass 
bei  den  in  ihrer  Wohnung  belassenen  und  nur  aus  der  Entfernung 
kontrolirten  Versuchsindividuen  Unregelmäfsigkeiten,  vielleicht  auch 
Harnverluste  vorgekommen  sein  möchten.  Ref.)  J.  Munk. 


1)  Haisler,  Ueber  Darmresectionen.  (Aus  der  chir.  Klinik  in 
Halle).  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLVI,  S.  285. 

2)  A.  W.  91.  Hobson,  A method  of  performing  intestinal  anasto- 
mosis  by  means  of  decalcified  bone  bobbins.  Brit.  med.  Journal 
1893,  April  1. 

3)  K.  Franks,  On  three  cases  of  enterectomy  and  enterorrhaphy. 
Dublin  Journ.  of  med.  Sc.  1893,  p.  475. 

4)  W.  91.  9Iaullin,  Two  cases  of  gastro-  jejunostomy.  Lanoet 
1893,  p.  428. 

1)  Bei  einer  43jähr.  Frau  mussten  wegen  eines  zwei  Fäuste 
grofeen  Adenocarcinoms  das  unterste  Stöck  des  Ileum  mit  dem  zu- 
gehörigen Mesenterium,  der  Klappenteil,  das  Colon  etc.,  die  Flexura 
coli  hepatica  und  ein  Stöck  Colon  transv.  mit  seinem  Mesocolon 
entfernt  werden.  Die  Ablösung  in  der  Darmbeingrube  bezw  den 
in  diesen  verlaufenden  grofsen  Gefälsen  und  dem  Ureter  ging  nicht 
ohne  Schwierigkeit  von  statten.  Die  Resection  und  Darmnaht  wur- 
den extraabdominal  vorgenommen,  die  Nahtstelle  und  der  Peritoneal- 
defect  tamponirt,  im  Uebrigen  die  Bauchwunde  vernäht.  Der  Wund- 
verlauf wurde  nur  durch  Durchschneiden  der  Darmnaht  complicirt, 
welches  eine  linsengrofse,  schliefslich  durch  Naht  beseitigte  Fistel 


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No.  28. 


Hautberu,  Behandlung  des  otitisohen  Hirnabscesses. 


487 


zurfickliefs,  Wohlbefinden  ohne  Recidiv  1 Jahr  nach  der  Opera- 
tion. 2)  Bei  einem  15  jährigen  Knaben,  mit  der  Diagnose 
lnvagri nation  des  untern  Dünndarmendes  fand  tnan  dieses  circulär 
stricturirt;  wegen  der  starken  Aufblähung  des  centralen  Teiles  wurde 
zunächst  ein  Anus  praeter  nnturam  angelegt  und  nach  14  Tagen 
das  nunmehr  völlig  undurchgängig  gewordene  stricturirte  Darmende 
reaecirt,  bezw.  die  Darmnaht  applicirt.  Schnelle  Heilung.  Als 
Ursache  der  Undurchgängigkeit  des  resecirteu  Darmes  fand  sich 
ein  polypöses  Gebilde,  der  Rest  des  zum  grössten  Teil  necrotisch 
verloren  gegangenen  invnginirten  Darmstückes. 

2)  Die  aus  decalcinirtem  Knochen  bestehende  Nähseidenrolle 

ist  ’/e  “ mit  1 %"  Durchmesser  des  Qberragenden  Randes  und 

einer  Lichtung  von  Vs“  Durchm.  Kör  einzelne  Fälle  sind  stärkere 
bezw.  schwächere  Rollen  erforderlich;  die  bei  der  Cholecystentero- 
stomie  gebrauchten  entsprechen  nur  der  Dicke  eines  englischen  Ca- 
thetera  No.  16.  In  anderen  Fällen  sind  statt  kreisrunder  ovale 
Rollen  vorzuziehen. 

3)  Von  drei  Fällen  von  Darmresection  mit  nachfolgender  Darm- 
naht, welche  wegen  eines  Cylinderepithelioms  des  Colon  resp.  wegen 
Volvulus  mit  Darmgangrän  und  Hern,  umbilic.  gangraenosa  aus- 
geführt wurde,  endete  der  zweite  2 Tage  nach  der  Operation  töt- 
lich  und  zwar  durch  Darmgnngrän  unterhalb  der  Naht.  Verf.  fand 
für  die  Anlegung  des  Anus  praeter  naturam  bei  gangränösen  Brüchen 
die  sehr  hohe  Sterblichkeit  von  80.7  pCt.,  dagegen  von  222  Fällen, 
io  der  Resection  des  Darmes  mit  unmittelbar  darauffolgender  Sutur 
ausgeführt  wurde,  starben  nur  48  pCt.  Verf.  empfiehlt  die  von  ihm 
bevorzugte  fortlaufende  GkLi’sche  Darmnaht  an  Stelle  der  Lkmbkrt’- 
schen  wegen  der  Zeitersparniss.  Diese  sei  viel  wichtiger,  als  ob 
einige  Zoll  mehr  oder  weniger  vom  Darm  fortgenommen  werden. 
Ferner  soll  man  für  die  Compression  der  Darmstümpfe  die  Finger 
der  Anwendung  der  Klammer  vorziehen 

4)  In  den  beiden  Fällen,  von  denen  der  erste  eine  wahrschein- 

lich in  der  Muscularis  liegende  Verdickung  bei  einem  20jährigen 
Herrn,  der  andere  einen  Pylorus-Krebs  bei  einer  35jährigen  Frau 
betraf  erfolgte  der  Tod  an  Erschöpfung  binnen  6 Wochen  resp.  6 
Tagen.  Die  dem  obersten  Teil  des  Leerdarms  angehörige  Schlinge 
wurde  unter  dem  Quercolon  vorgezogen  und  an  der  Vorder  wand 
des  Magens  fixirt;  im  ersten  Falle  dienten  hierzu  SsNs’sche  Knochen- 
platten, im  zweiten  ein  knöcherner  Garnwickel  („Bobbin“)  nach 
Mayo.n  Rubso.n,  dessen  Application  einfacher  und  minder  zeitraubend 
als  die  jener  Knochenplatten  ist.  P.  Qüterbock. 


Hausberg,  Zur  Technik  der  Trepanation  des  Schädels  beim  otiti- 
schen  Hirnabscess.  Zeitschr.  f.  Obrenheilk.  XXV.  S.  19. 

Da  nach  H.  bei  weitem  die  meisten  otitischen  Hirnabscesse 
ganz  nahe  dem  Felsenbein,  zum  Teil  sogar  in  unmittelbarer  Verbin- 


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488  Hacsberg,  Behandlnng  des  otitiseben  Hirn&bscesses.  No.  28 

düng  mit  demselben,  gelegen  sind,  so  müssen  diejenigen  der  bisher 
geübten  Trepanationsmethoden,  die  weit  entfernt  vom  äufseren  Ge- 
hörgang, entweder  senkrecht,  oberhalb  oder  nach  vorn  und  hinten 
von  demselben  die  Trepanationsstelle  wählen,  solchen  Platz  macheD, 
die  sich  ganz  in  der  Nähe  des  Felsenbeins  beim  Eingehen  halteD, 
demnach  eine  sichere  Gewähr  bieten,  den  Abscess  zu  treffen.  Die 
Aufmeifselung  des  Warzenfortsatzes  soll  der  Trepanation  des  Schä- 
dels vorausgehen.  Handelt  es  sich  um  einen  Abscess  des  Schläfen- 
lappens, so  soll  die  Trepanationsöffnung,  mindestens  3 Markstück 
grofe,  so  angelegt  werden,  dass  der  Mittelpunkt  derselben  sich  senk- 
recht oberhalb  des  knöchernen  Gehörgangs  befindet  und  der  untere 
Rand  der  Oeffnung  mit  dem  Dach  des  knöchernen  Gehörgaogs 
direct  abschneidet.  Alsdann  wird  der  letztere  l'/jCm  tief  nach 
innen  abgemeifselt,  ebenso  die  Decke  des  Warzenfortsatzes  und  nun 
die  Dura  mater  mit  dem  darunter  liegenden  Hirn  nach  oben  ge- 
hoben, um  das  Tegmen  tympani  et  antri,  wo  der  cariöse  Durchbruch 
meist  erfolgt,  zur  genauen  Besichtigung  freizulegen.  Findet  sich 
eine  Fistel  in  der  Dura  oder  eine  Verwachsung  derselben  mit  dem 
Felsenbein,  so  ist  die  Fistel  breit  zu  erweitern  und  der  Abscess  so 
zu  eröffnen.  Der  Einstich  mit  dem  Messer  in  das  Gehirn  soll  nie 
tiefer  als  3 cm  gehen,  um  das  Unterhorn  nicht  zu  verletzen.  Auch 
wenn  keine  Fistel  vorhanden  ist,  soll  der  Abscess  an  dieser  Stelle 
gesucht  und  eventuell  erst  nachher  an  anderen  Stellen  des  Scbläfen- 
lappens  punctirt  werden.  Wo  keine  besonderen  Anhaltspunkte  für 
den  Sitz  des  Abscesses  bestehen,  würde  Verf.  keinen  Anstand  neh- 
men, an  10 — 15  Stellen  mit  der  Nadel  einzustechen  und  darauf  den 
vorher  gebildeten  Hautperiostknochenlappen  auf  die  Trepanations- 
lücke  aufzuklappen  und  anheilen  zu  lassen.  — Handelt  es  sich  um 
einen  Kleinhirnabscess,  so  ist  ebenfalls  zunächst  die  Aufmeifselung 
des  Warzenfortsatzes  vorzunehmen;  ist  das  geschehen  und  die  Hirn- 
erscheinungen dauern  fort,  dann  soll,  nach  Verf.,  ein  4—5  cm  langer 
Schnitt  von  der  Mitte  der  Ohrmuschel  horizontal  nach  hinten  und 
von  dessen  Endpunkten  zwei  senkrechte  Schnitte  nach  oben  und 
einer  vorn  am  Ansatz  der  Muschel  senkrecht  nach  unten  geführt 
werden  bis  zur  Spitze  des  Proc.  mast.  Nach  subperiostaler  Ablö- 
sung der  so  entstandenen  Haullappen  soll  zunächst  die  Vereinig- 
ungsstelle des  Sutur.  lambdoid.,  parieto-mastoid.  u.  occipito-mastoid. 
freigelegt  werden,  ebenso  die  Gegend  des  Emissorium  mastoideum. 
Nach  Stillung  der  Blutung  soll  nunmehr  der  hintere  Teil  des  Proc. 
mast,  weggemeifselt  werden,  so  dass  die  hintere  Schädelgrube  er- 
öffnet wird  u.  der  Sinus  transversus  freiliegt.  Statt  des  Meifsels  ver- 
wendet Verf.,  wenn  eine  genügend  grofse  Oeffnung  hergestellt  ist, 
die  LcEh’sche  Zange  um  den  Knochen  abzukneifen.  Die  Koochen- 
Öffnung,  die  so  hergestellt  wird,  soll  mindestens  2-Markstückgröfse 
haben,  der  obere  Rand  soll  nicht  über  die  Sutura  parieto  - mastoi- 
dea  hinausreichen.  Bei  genügend  grofser  Oeffnung  ist  die  Dura 
nach  hinten  oben  mit  dem  unter  ihr  liegenden  Hirn  abzuheben,  um 
die  tieferen  Teile  des  Sulc.  sigm.  bis  zum  Foramen  jugulare  sichtbar 


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No.  28.  Pkttbkrofkb,  Hygienische  Verhältnisse  von  Irrenhänsern  etc.  489 

zu  machen,  ebenso  die  hintere  Fläche  der  Felsenbeinpyramide  bis 
zum  Porus  acust.  intern.,  der  das  Bindeglied  zwischen  Mittelohreiterung 
und  HirnabBcess  abgeben  kann.  Findet  sich  eine  Fistel  in  der  Dura, 
so  ist  dieselbe  zu  erweitern  und  der  Abscess  freizulegen,  andern- 
falls soll  man  die  Aspirationenadel  in  der  Nähe  des  Felsenbeins 
3 cm  tief  nach  verschiedenen  Richtungen  einstechen  und  erst  wenn 
man  Eiter  findet,  mit  dem  Messer  tief  einschneiden.  Schwabach. 


Pettenkofer,  Mafsregeln  gegen  die  Cholera,  und  die  sanitären 
Verhältnisse  der  Irrenanstalten,  Siechenhäuser,  Arbeitshäuser, 
Gefangenen-  und  Strafanstalten.  Müoohner  med.  Wochenschrift  1894, 
No.  10. 

Die  Berliner  Cholerakommission  hat  einen  Fragebogen  mit  22 
Fragen  circuliren  lassen,  die  eich  auf  die  sanitären  Verhältnisse  der 
obengenannten  Anstalten  beziehen.  Dieselben  verteilen  sich  auf  4 
Kapitel:  1)  Bewohnerzahl,  Flächenraum  und  Untergrund  der  An- 
stalt. 2)  Beseitigung  der  Abgänge.  3)  Wasserversorgung.  4)  Vor- 
kommen von  Cholera  und  Typhus. 

Ueber  die  aus  den  8 Regierungsbezirken  Bayerns  eingehenden 
Antworten  hatte  der  bayer.  Obermedicinalausschuss  ein  Gutachten 
und  Vorschläge  Ober  erforderliche  Einrichtungen  zur  Abwehr  der 
Cholera  an  die  bayer.  Regierung  abzugeben. 

Von  42  Anstalten  mit  je  mehr  als  200  Personen  gingen  Ant- 
worten ein. 

Das  Ergebnies  wird  als  ein  sehr  erfreuliches  bezeichnet. 

Der  Luftkubus  der  Wohn-  und  Schlafräume  erwies  sich  in  den 
Gefängnissen  und  Irrenanstalten  pro  Person  als  oft  zu  klein;  solche 
müssen  weniger  belegt  werden;  auf  Cholera  und  Typhus  hatten 
aber  diese  Verhältnisse  keinen  Einfluss. 

Bezüglich  der  Entfernung  der  Fäkalien  ist  die  Einführung  des 
Schwemmsystems  deutlich  im  Fortschreiten  begriffen.  Die  bestehen- 
den Gruben  sind  cementirt;  die  Abfuhr  erfolgt  pneumatisch,  nur 
das  Zuchthaus  in  Würzburg  hält  noch  am  Ausschöpfen  fest,  was 
gerügt^wird.  Die  Wasserversorgung  ist  überall  gut  und  reichlich; 
ein  Unterschied  zwischen  Trink-  und  Gebrauchwasser  besteht  nicht 
mehr. 

Von  grofaem  Interesse  ist  das  Auftreten  der  Cholera  und  des 
Typhus;  die  Berichte  greifen  durchschnittlich  40  Jahre  zurück; 
Cholera  herrschte  in  Bayern  4 Mal  1836/37,  1854  55,  1866  und 
1873/74;  ausser  5 Anstalten  in  München  befiel  sie  nur  je  eine 
solche  in  Laufen,  Ebrach  und  Rebdorf;  34  Anstalten  blieben  also 
davon  frei.  Von  Typhus  sind  frei  geblieben  oder  nur  sporadisch 
berührt  worden  24  Anstalten.  Von  beiden  Krankheiten  heimge- 
sucht erscheinen  die  beiden  Krankenhäuser  links  und  rechts  der 
Isar  in  München,  das  Zuchthaus  München  io  der  Au,  die  Irrenan- 
stalt Haidhausen  und  die  Gefangenenanstait  Laufen. 


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490 


Aokhkcht,  Die  septische  Sch&rl&cbnephritis. 


No.  28 


Interessant  ist  die  Typhusfrequenz  in  der  in  einem  ehemaligen 
Cistercienser  Kloster  eingerichteten  Gefangenen  - Anstalt  Kaisheim. 
Zu  Klosterzeiten  herrschte  dort  ein  dauernd  guter  Gesundheitszu- 
stand. Mit  der  Einrichtung  der  Gefangenenanstalt  liel's  man  die 
Wasserleitung,  die  Abzugskanäle  u.  a.  verfallen  und  bald  war  der 
Typhus  da,  bis  1871  neue  Abortanlagen  und  die  alte  Wasser- 
leitung wieder  eingeführt  wurden;  schon  1874  war  der  Typhus 
gänzlich  verschwunden. 

Für  die  Abhängigkeit  der  Cholera  von  der  Bodenverunreini- 
gung führt  P.  hauptsächlich  das  Verhalten  der  Cholera  im  Kranken- 
haus München  links  der  Isar  an. 

Keiner  der  eingegangenen  Berichte  führt  eine  Cholera  oder 
Typhusepidemie  auf  ein  bestimmtes  Trinkwasser  zurück. 

Das  Wasser  kann  Träger  der  Infectionskeime  sein,  aber  es 
enthält  sie  nach  P.  nie  in  der  zur  Iofection  nötigen  Quantität;  zur 
Erlangung  der  nötigen  Concentration  und  Virulenz  gehört  not- 
wendig noch  ein  geeigneter  Boden,  auf  dem  die  Keime  wachsen 
können. 

Vom  rein  praktischen  Standpunkt  geht  aus  den  Berichten  deut- 
lich hervor,  dass  die  locale  Assanirung  das  beste  Schutzmittel  gegen 
Cholera  und  Typhus  ist.  Man  hat  den  Typhus  aus  München  ent- 
fernt ohne  zu  isoliren  oder  zu  desinficiren.  Seit  1866  hat  England 
keine  Cholera  mehr,  trotz  ausgiebigsten  Verkehrs  mit  dem  ver- 
seuchten Europa.  Es  ist  sehr  zu  wünschen,  dass  man  auch  in 
Deutschland  mehr  der  lokalistischen  als  der  kontagionistischen  Lehre 
folge  und  nicht  nutzlos  die  persönliche  Freiheit,  Handel  und  Wan- 
del bedrücke.  Scheurlen. 


Aufrecht,  Die  septische  Scharlachnephritis.  Deutsches  Arch.  f.  klin. 

Med.  Bd.  52.  H.  3,  4. 

Während  bei  Scharlach  die  initiale  katarrhalische  Nephritis 
und  die  postscarlatinöse  Glomerulo-Nephritis  bekannte  Erscheinungen 
darstellen,  ist  die  von  FiukdlAndkr  geschilderte,  schon  in  den  ersten 
Wochen  der  Erkrankung  vorkommende  interstitielle  septische 
Nephritis  verhältnissmäfsig  selten.  Von  dieser  manchmal  enorm 
rapide  zum  Tode  führenden  Affection  beschreibt  Verf.  3 Fälle;  im 
ersten  trat  nach  3 tägiger  Dauer  unter  urämischen  Convulsionen 
der  Tod  ein,  im  2.  nach  5 tägiger  Dauer  im  Coma,  im  3.  nach 
10  tägiger  Dauer  unter  Eintritt  von  Oedemen  und  Ascites.  Dass 
das  bestehende  hohe  Fieber  nicht  die  Ursache  dieses  Nierenleidens 
ist,  dagegen  spricht  schon  die  Seltenheit  des  letzteren  trotz  der 
zahlreichen  hochfebrilen  Scharlachfälle.  — Anatomisch  zeigen  sich 
die  Nieren,  nach  der  Beschreibung  Frirdländbr’s,  vergröfsert  und 
schlaff;  die  graurote  Rinde  ist  in  der  Zeichnung  vollkommen  ver- 
wischt; Glomeruli  Bind  nicht  zu  sehen,  dagegen  meist  zahlreiche 
punktförmige  Hämorrhagien  oder  gröfsere  hämorrhagische  Infiltra- 
tionen, Verf.  kommt  auf  Grund  klinischer  und  mikroskopischer 


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No.  28.  Stolzbnboro,  Anwendung  von  Guajacol  bei  Fieber.  491 

Befunde  zu  folgender  Erklärung  des  in  den  Nieren  ablaufenden 
Processes:  durch  die  Krankheitsursache  ist  ein  Nierenleiden  herbei- 
geführt, das  in  der  Nierenrinde  einerseits  eine  Ernährungsstörung 
zur  Folge  hat,  die  sich  durch  Coagulationsnecrose  und  tlurch  eine 
Lockerung  des  Zusammenhanges  zwischen  Epithel  und  Membrana 
propria  dokumentirt;  andererseits  werden  entzündliche  Verände- 
rungen erzeugt,  welche  durch  Schwellung  der  Epithelien  und  durch 
eine  von  ihnen  ausgehende  Cylinderbildung  characterisirt  sind. 
Gleichzeitig  aber  setzt  die  entzündliche  Erkrankung  in  den  Papillen 
ein  und  führt  ebenfalls  zu  reichlicher  Cylinderbildung;  diese  Ver- 
änderung in  den  Papillen  beherrscht  nun  weiterhin  das  ganze 
Kraokheitsbild,  indem  auch  hier,  ganz  wie  bei  der  Choleranephritis, 
eine  Stauung  des  Harns  und  eine  Erweiterung  der  Rindenkanälchen 
zu  Stande  kommt.  Daneben  finden  sich  dann  noch  Rundzellen- 
haufen im  interstitiellen  Gewebe  der  Niere.  Perl. 


Stolzen  bürg,  Ueber  die  äufsere  Anwendung  von  Guajokol  bei 
fieberhaften  Erkrankungen.  Berl.  klin.  Wochonschr.  1894,  No.  5. 

Verf.  wandte  das  zuerst  von  Sciolla  als  Antipyreticum  em- 
pfohlene Guajakol  bei  einer  Reibe  von  Kranken  an,  die  an  den 
verschiedensten  fieberhaften  Affectionen  litten.  Die  Art  der  An- 
wendung war  die  gleiche,  wie  die  von  Suolla  geschilderte:  die 
genau  im  Messglas  abgemessene  Menge  Guajakol  wurde  schnell 
mit  einem  Pinsel  auf  einen  Körperteil  — gewöhnlich  eine  der  Ex- 
tremitäten — aufgestrichen  und  sofort  mit  einem  luftdicht  ab- 
schliefsenden  Verbände  bedeckt.  Die  angegebene  Dosis  von  2 bis 
10  eben»  erwies  sich  im  Durchschnitt  als  zu  hoch,  die  Anfangsdosis 
soll  bei  Erwachsenen  2 ebem  nicht  überschreiten;  wird  es  gut  ver- 
tragen, und  ein  geeigneter  Temperaturabfall  durch  2 ebem  noch 
nicht  erreicht,  so  kann  man  mit  der  Dosis  steigen,  wird  es  jedoch 
kaum  jemals  nötig  haben,  über  4 ebem  hinauszugehen.  Bei  Auf- 
pinselung dieser  Dosen  war  die  Wirkung  folgende:  Im  Laufe  der 
nächsten  Stunden  fällt  die  Körpertemperatur  unter  meist  sehr  reich- 
lichem Schweifs  ab.  Der  Abfall  geschieht  in  den  ersten  zwei  Stun- 
den sehr  schnell,  dann  allmälig,  sodass  nach  5 — 6 — 8 Stunden  der 
tiefste  Stand  erreicht  ist.  Der  Temperaturabfall  beträgt  in  der 
Regel  2 — 3 Grad.  Ist  der  tiefste  Stand  erreicht,  so  kommt  es 
unter  Frösteln,  meist  sogar  unter  einem  ausgesprochenen  Schüttel- 
frost zu  erneutem  Ansteigen  des  Fiebers,  oft  bis  über  die  frühere 
Höhe.  Ein  schädlicher  Einfluss  mittlerer  Dosen  (bis  zu  4 ebem) 
auf  innere  Organe,  Herz,  Nieren  etc.  wurde  nicht  beobachtet,  doch 
kann  es  bei  gröfseren  Gaben  besonders  bei  schwächlichen  Indivi- 
duen zu  Collapserscheinungen  kommen.  Der  starke  Schweifsaus- 
bruch und  der  beim  Wiederansteigen  der  Temperatur  auftretende 
Schüttelfrost  wirken  bei  öfterer  Wiederholung  so  schwächend  auf 
die  Kranken  ein,  dass  das  Guajakol  als  Fiebermittel  zu  längerem 


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492 


Brüws,  Fall  von  Hirntumor  mit  Alexie. 


No.  28 


und  anhaltendem  Gebrauch  nicht  zu  empfehlen  ist.  Ein  Einfluss 
auf  den  Gesammtverlauf  der  Erkrankung  (angewandt  wurde  das 
Guajakol  bei  fiebernden  Phthisikern,  bei  Abdominaltyphus,  bei  Pneu- 
monie und  bei  Polyarthritis  rheumatica  acuta)  war  nicht  festzustellen. 
Von  der  Haut  selbst  wurde  es  gut  vertragen,  nur  einmal  kam  es 
zu  einem  juckenden  urticaria-ähnlichen  Exanthem.  Bei  Inhalation 
des  Guajakola  mittels  CoascHMAKh’scher  Maske  blieb  die  Wirkung  aus. 

K.  Kronthal. 


L.  Bruns,  Ein  neuer  Fall  von  Alexie  mit  rechtsseitiger  homony- 
mer Hemianopsie  (subcorticale  Alexie,  Wkrsickr)  mit  Sectionsbe- 
fund.  Zugleich  Bericht  Ober  den  weiteren  Verlauf  und  die  ana- 
tomische Untersuchung  des  unter  gleichem  Titel  in  No.  17  und 
18  dieses  Centralblattes  1888  veröffentlichten  Falles.  Neurol.  Cbl. 
1894,  No.  1,  2. 

Eine  32jähr.  Frau  erkrankte  ca.  1 '/,  Jahre  vor  ihrer  Aufnahme 
in  die  Klinik  an  Lungenentzündung,  seit  welcher  Zeit  sie  zunächst 
an  Kopfschmerz,  später  an  Erbrechen,  subjectiven  Sehstörungen  u. 
Sprachstörungen  litt.  6 Wochen  vor  der  Aufnahme  trat  zum  ersten 
Male  unter  Schwindel  ein  '/j  Stunde  dauernde  vollständige  Erblin- 
dung auf.  Zur  Zeit  der  Untersuchung  wurden  folgende  Erschei- 
nungen beobachtet:  leichtes  Schwanken  beim  Gehen  mit  zeitweiligen 
heftigen  Schwindelanfällen,  leichte  Benommenheit,  heftige  Kopf- 
schmerzen. 

Die  linke  Seite  des  Schädels,  besonders  die  Hinterhauptsschuppe 
ist  auf  Beklopfen  empfindlich;  Stauungspapille  beiderseits;  typische 
rechtsseitige  Hemianopsie;  leichte  Störung  im  rechten  Facialis;  ge- 
ringe Parese  der  rechten  oberen  und  unteren  Extremität.  Ausge- 
sprochene Störungen  im  motorischen  Teile  der  Sprache:  häufiges 
Versprechen,  literale  Paraphasie,  Fehlen  von  Hauptwörtern  resp. 
Bezeichnungen  concreter  Objecte,  ohne  dass  dieselben  ganz  ausge- 
lassen werden. 

Patientin  erkennt  alle  Objecte,  kann  aber  die  meisten  nicht 
benennen.  Farben  erkennt  sie,  vermag  sie  aber  nicht  zu  benennen; 
für  Worte  besteht,  ausser  für  ganz  kurze,  vollkommene  verbale 
Alexie.  Das  Verhalten  Zahlen  gegenober  wechselte,  indem  sie  die- 
selben das  eine  Mal  gut  lesen  konate,  während  bei  anderen  Unter- 
suchungen sich  auch  hier  Defecte  zeigten.  Zuweilen  konnte  die 
Kranke  einzelne  Worte  spontan  und  auf  Dictat  richtig  schreiben; 
Abschreiben  gelang  ihr  nicht. 

Von  inneren  Organen  war  die  linke  Lungenspitze  catarrhalisch 
erkrankt. 

Die  Diagnose  wurde  auf  Tumor  des  linken  Occipitatlappeus, 
möglicherweise  Tuberkel,  gestellt. 


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No.  28. 


Saillrt.  — Mktrb. 


493 


Die  Kranke  wurde  operirt,  ohne  dass  ein  Tumor  gefunden 
wurde.  Vom  Tage  der  Operation  an  ging  die  Stauungspapille  all- 
rnälig  zurflck;  Ober  Kopfschmerzen  wurde  weniger  geklagt.  Auch 
die  Sprachstörung  zeigte  ca.  3 Monate  nach  der  Operation  etwas 
Besserung,  dabei  war  die  Kranke  psychisch  freier  und  activer.  Der 
' Tod  erfolgte  ungefähr  5 Monate  nach  der  Operation. 

Die  Section  ergab  auf  dem  vorderen  Ende  des  linken  Gyrus 
occipitotemporalis  medialis  eine  burgunderrote,  gelappte,  flache  Ge- 
schwulst, die  den  linken  Tractus  opticus  vorn  etwas  bedeckte,  und 
ebenso  die  ganze  Gegend  des  linken  Gyrus  hippocampi  und  lingualis. 
An  der  Convexität  fand  sich  am  hinteren  Ende  der  1.  und  2.  Tem- 
poralwindung links  ein  kastaniengrolser  Tumor,  und  im  Marke 
des  linken  Hinterhauptslappens  noch  eine  apfelgrofse,  diffuse,  blut- 
reiche Geschwulst,  die  an  der  Basis  der  Rinde  des  Occipitaliappens 
sehr  nahe  kam,  nach  vorn  in’e  Mark  der  Parietalwindungen  reichte 
und  das  linke  Pulvinar  vod  der  Seite  zerstörte.  Alle  3 Tumoren 
waren  gefäfsreiche  Gliosarkome. 

Verf.  hält  durch  seinen  Fall  den  Zusammenhang  der  Stau- 
ungspapille mit  dem  gesteigerten  Hirndruck  för  Tumoren  als  voll- 
ständig entschieden.  Im  ßhrigen  rechnet  er  den  Fall  zu  denjenigen, 
die  unter  der  Bezeichnung  der  „subcorticalen  Alexie“  bis  jetzt  in 
der  Litteratur  niedergelegt  sind.  K.  Grube. 


Saillet,  Decouverte  dans  l’urine  normale  d’un  pigment  analogue  k 
l’h^matoporphyrine.  Bull.  gdn.  de  Ther&p.  1894,  S.  400. 

Beim  Schütteln  ton  normalem  Harn  mit  sauer  reagirendem  EseigKther  gehen 
nach  Verf  des  Farbstoffgehaltes  des  Harns  in  den  Essigäther  Über.  Die  Etsig- 
Itberlüsnng  entbllt  das  Cbromogen  des  Urobilins  und  einen  neuen  Farbstoff,  «eichen 
Verf.  nach  seinen  bemerkenswerten  Spectraleigenscbaften  „Urospectrio“  nennt  Zor 
Trennung  desselben  ron  dem  Cbromogen  des  Urobilins  wird  der  Essigither  verdunstet, 
der  Rückstand  mit  Aetber  anfgenommen  und  die  Lüsung  dem  Licht  ansgesetst,  wel 
cbes,  wie  Verf.  findet,  das  Cbromogen  schnell  in  Urobilin  überführt.  Beim  Schütteln 
der  Aetberlbsung  mit  Wasser  gebt  das  Urobilin  in  das  Wasser  über.  Verf.  beschreibt 
das  Spectrum  des  Urospectrins  in  ätherischer,  saorer  und  alkalischer  Lütuog,  die  bei- 
den letzten  Spectren  haben  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem  entsprechenden  Spree* 
trum  des  HSmatoporphyrins.  E.  Salkowski. 


F.  Meyer,  Ueber  die  elementare  Zusammensetzung  des  Hunde- 
harns nach  Fleischnahrung.  Pfliigcr’s  Arch.  Bd.  55.  S.  212. 

Der  von  einem,  ausschliefslich  mit  Fleisch  gefütterten,  grofsen  Hunde  gelieferte 
Harn  wurde  im  Vacuum  bis  sur  Oewichtskonstanz  getrocknet,  in  der  Trockensubstanz 
der  N nach  KjBLUAHt.-  Aroutisszt,  C u.  H io  der  üblioben  Weite  bestimmt.  Die 
Mittelwerte  seiner  Analysen  sind,  verglichen  mit  denen  von  C.  Voit  und  von  Robks«, 
folgende! 


Voit 

RuBxaR 

Mktrr 

c 

25.7 

25.2 

22  5 

H 

6.4 

6.6 

6.8 

N 

87.5 

37  9 

39.4 

Die  vom  Verf  gefundene  prozentische  Zusammensetzung  der  Harotrockeosubstanz 
nlbert  sich  etwas  mehr  derjenigen  des  Harnstoffs  J.  Munk. 


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494 


Smith.  — Tilanus.  — Chiari.  — Qoldschmidt. 


No.  28 


A.  J.  Smith,  Colectomy  for  adhesion  of  coecum  to  old  ovarium 
pedicle  and  tuberculum  appendix.  Dublin  Journ.  of  med.  1894,  Febr. 

p.  111. 

Betrifft  eine  24jährige  Frau,  welcher  erst  das  cystische  entartet«  rechte  Ovarinm 
und  dann  ca.  ^ Jahr  «piter  unter  Trennung  der  inzwischen  von  dessen  Stiel  eiDge- 
gangenen  Adhäsionen  mit  dem  Coecum  das  ebenfalls  degenerirte  linke  Ovarium  exitir- 
pirt  worden  war.  Es  blieben  dauernde  Schmerlen  zurück  und  ging  der  Stiel  des 
rechten  Orariums  in  eine  nicht  nlber  zu  umgreozende  Verdickung  über.  Bei  der  noch- 
maligen Eröffnung  des  Abdomen  — ca.  6 — 7 Monate  nach  der  letzten  Operation  — 
fand  man  zwischen  dem  bis  zu  Daumendicke  vergrüfserten  Stiel,  dem  Coecum  bezw. 
Colon  ascendeus  u.  dem  Proc.  vermiforra  eiue  voo  Eiter  erfüllte  OIcerations-Höble, 
ebenso  am  Proe.  vermif  selbst  aussen  eine  anscheinend  tubercnlöse  Verschwärung. 
Sowol  der  Proc.  vermiform.  wnrde  abgetragen  als  auch  von  der  Seitenwand  des  Coe- 
cum  bezw.  Colon,  soweit  dieselbe  ulcerirt  war,  ein  Stück  excidirt  und  vernäht.  Schnelle 
Genesung,  trotzdem  das  Abdomen  wegen  Nachblutung  io  Folge  Durchschneidens  der 
nochmals  um  den  Stiel  gelegten  Ligatur  noch  einmal  geöffnet  und  der  Stielrest  an 
den  Uterus  genäht  werden  musste.  F.  GQterbock. 


Tilanus,  Oe  abnorme  rotatie  der  onderete  extremiteiten  en  haar 
behandeling  door  middel  van  de  rotatie-banden.  Weekbl.  van  bet 
Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1894,  I.  No.  2. 

Abnorme  Rotation  der  Beine  nach  innen  bei  Kindern  ist  durch  Drehung  der 
Achse  des  Unterschenkels  bedingt,  abnorme  Rotation  nach  aussen  durch  Abweichung 
der  Ossa  femoralia.  Ein  bedeutendes  ursächliches  Moment  für  abnorme  Rotation  ist 
der  Klumpfufs,  der  meistens  Rotation  nach  innen  bedingt,  welche  auf  einer  Achsen- 
drebung  des  Unterschenkels  beruht.  Bei  Rachitis  besteht  Rotation  nach  Innen  und 
aussen,  die  Vorhersage  ist  hier  günstiger,  wie  bei  der  vorigen  Form.  Andere  Ursachen 
sind  Coxitis,  Schiefbeilung  von  Brüchen  des  Schenkelhalses  und  - Körpers  u.  s.  w. 
Zur  Behandlung  der  rachitischen  Form  wird  ein  lederner  Beckengürtel  benntxt,  wel 
eher  für  die  Rotation  nach  innen,  hinten  und  nach  aussen  mehr  nach  vorn  zwei 
Schnallen  trägt,  an  denen  elastische  Bänder  befestigt  sind,  die  spiralig  ums  Bein  laufen 
und  mit  der  Schuhsohle  verbunden  werden  können  Diese  Rotationsbänder  können 
auch  in  Verbindung  mit  Bügeln  unter  dem  Knie  angewendet  werden.  Der  Apparat 
ist  nicht  kostspielig.  a>orge  Meyer. 


H.  t’hiari,  lieber  einen  in  Prag  secirten  Fall  von  Ankylostomiasis 
bei  einem  Kruneger.  Prager  med.  Wochenschr.  1893,  No.  44. 

Der  einen  15  Jahre  alten  Kruneger  aus  dem  Negerstaate  Liberia  betreffende 
Fall  von  Ankylostomiasis  bat  insofern  ein  ganz  besonderes  Interesse,  als  der  Kranke 
die  Infection  mit  Ankylostoma  duodenale  nur  in  seiner  Heimath  aequirirt  haben  konnte, 
wo  bisher  eine  solche  noch  nicht  beobachtet  worden  war.  — Ferner  haben  Serien* 
schnitte  durch  die  von  den  Ankylostomen  gesetzten  Verletzungsstellen  der  Darmwand 
bei  mikroskopischer  Untersuchung  ergeben,  dass  daselbst  nicht  nur  Blutungen,  sondern 
auch  entzündliche  Infiltrationen  sich  nachweisen  lassen.  Durch  die  mit  Gef&fservei* 
terungen  einbergehende  Entzündung  wird  sicherlich  dem  Parasiten  die  Entnahme  von 
Blut  aus  der  Verletzungsstelle  in  der  Darmwand  erleichtert.  Aach  ist  es  wohl  mög- 
lich, dass  nachdem  der  Parasit  abgefallen  ist,  in  jene  verletzten  und  entzündetet) 
Darmstellen  ßacterien  vom  Darme  aus  eindringen,  die  dann  gegebenen  Falles  eine 
schwere  «apparative  Enteritis  zur  Folge  haben  können.  G.  Boatnthal. 


F.  (ioldschniidt,  Zur  Casuistik  der  Tuberculose  im  Kindesalter. 
Münchner  med.  Wochenschr.  1893,  No.  52. 

Bei  der  Stetion  zweier  Kinder  von  7 Moneten  resp.  5/4  Jehren  fand  Verf.  im 
Lebergewebe  an  der  Eintrittsstelle  dez  Lig.  terez  alte  tnbercnlöie  Herde,  neben  frischen 


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No.  28.  HiaiRP. — Hoorwro. — Inhkl-Rknot  n.  Bologkkst.—  Winfirm>.  495 


und  älteren  Erkrankungen  io  anderen  Organen.  Beide  Rinder  stammten  von  Müttern, 
die  während  der  Schwangerschaft  an  Tnbercnlose  gelitten  batten.  Da  die  Leber  bei 
beiden  Kindern  im  Uebrigen  frei  von  Tuberculose  war,  io  glaubt  Verf.  aus  dem  un- 
gewöhnlichen Sitz  der  Lebertuberkel  den  Schluss  ziehen  zu  können , dass  dieselben 
schon  im  intrauterinen  Leben  entstanden  waren.  Nach  seiner  Auffassung  hatte  die 
Vena  umbilicalis  mit  dem  Blute  Tuberkelbaclllen  ron  der  Mutter  auf  das  Kind  über- 
geffibrt,  und  letztere  sich  an  der  Stelle,  wo  das  Gefäfs  von  der  Mutter  auf  das  Kind 
Qbergebt,  abgelagert  sudthagen. 


H.  Higier,  Ueber  hysterisches  Stottern.  Berliner  klin.  Wocbenschr. 
1893,  No.  34. 

B beschreibt  2 Fälle  von  hysterischem  Stottern.  Im  ersten  Falle  wiesen  auf 
die  Diagnose  Hysterie  bin:  die  Anfälle  von  Bewusstaeinsverlust,  das  unstillbare  Er- 
brechen, die  Paraplegie  nach  psychircher  Emotion,  das  Auftreten  von  Stummheit  mit 
folgendem  Stottern  bei  einer  niemals  an  Stottern  leidenden  Person,  endlich  die  güns- 
tige Beeinflussung  der  Lähmung  durch  einmalige  Hypnose;  später  traten  noch  hinzu 
die  typische  senaitive-sensorielle  Heroianästhesie  mit  concentrischer  Gesichtsfeldein- 
engnng  und  eine  stereotyp  sich  wiederholende  Sprachstörung  mit  glossolabialem  Hemi- 
spasmus.  — Im  zweiten  Fall  von  hysterischem  Stottern  (nach  einem  Stadium  von 
Mutismus)  bestanden  zugleich  Spasmen  in  anderen  Muskelgebieten,  wie  Spasmus  vesicae 
nrinariae,  Spasmus  palpebrae  dextrae,  Spasmus  musc.  cucullaris,  Spasmus  glosso- 
labialis.  8.  Kalis  eher. 


tioorweg,  Over  den  electro-dynamometer  van  Giütav.  Weekbl.  van 
het  Nederl.  Tijdsohr.  voor  Geneesk.  1894,  I.  No.  2. 

Zur  Messung  der  8tärke  des  faradischen  Stromes  hat  G.  einen  Apparat  an- 
gegeben, welcher  vor  dem  gleichem  Zweck  dienenden  von  Websk  nnd  Bbmati  den 
Vorzug  hat,  dass  die  vom  Zeiger  angegebene  Zahl  direct  ablesbar  ist.  Der  Apparat 
ist  hauptsächlich  dazu  bestimmt,  bei  der  faradischen  Behandlung  ron  Kranken,  be 
sonders  bei  Anwendung  electriscber  Bäder  ein  Mafs  für  die  Stärke  der  benutzten 
Ströme  abzngeben.  Auch  für  den  induclrten  Strom  ist  der  Gebranch  eines  solchen 
Messwerkzeuges  in  gleicherweise  notwendig  wie  bei  der  Verwendung  des  galvanischen 
Stromes.  Die  Beschreibung  des  Apparates  ist  durch  eine  Abbildung  veranschaulicht 
(siehe  Original).  Qeorge  Meyer. 


Inhel-Renoy  et  Bolognesi,  De  l’^rysipile  tle  la  face,  k type  p<5- 
t^chial-couperosique.  Arch.  grindr.  de  medec.  1894,  Janvier. 

Als  besonders  bösartig  bezeichnen  die  Verff.  ein  meist  im  Gesicht  localisirtes  Ery- 
sipel, welches  sieb  von  dem  gewöhnlichen  Rothlauf  nur  dadurch  unterscheidet,  dass 
an  den  erkrankten  Partien  kleine  subcutane  Hämorrbagien,  oder  Gefäfserweiterungen, 
wie  bei  der  Kosacea,  Auftreten  Es  kommt  vorwiegend  bei  älteren  Personen  vor  und 
zwar  bei  solchen,  die  an  Veränderungen  des  Kreislaufs  und  der  Arterien  leiden,  bei 
mit  Arteriosclerose,  Herz-,  Nieren  , Leberkrankheiten  Behafteten,  bei  Sänfern  n.  a.  w. 
Der  Verlauf  dieses  Erysipels  ist  ein  protrahirter,  die  Reconvalescenz  zieht  sich  auf- 
fällig lange  hin,  etwa  10  pCt.  der  Fälle  enden  tätlich.  — Therapeutisch  verwenden 
die  Verff.  ausser  localer  Application  von  Ichthyol  vorzugsweise  kalte  Bäder. 

II.  Möller 


•James  UIcF,  Willtield,  Glycosuria  as  an  additional  Symptom  in- 
dicating  the  neurotic  origin  of  Dermatitis  herpetiformis  (Duhrino). 
Journ.  of  outan.  and  genito-urin.  Diseases  1893,  Nov.  S.-A. 

Bel  4 Kranken  mit  Dermatitis  herpetiformis,  die  sich  bei  allen  im  Anschluss  an 


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496  Aüst-Lawrbncb.  — Goldspibobl-Sosnowska.  — Tapprinrb.  No.  28 


slarks  psychische  Erregungen  entwickelt  hatte,  enthielt  der  Urin  wkhrend  der  Attacken 
der  Bautaffection  regelmgfsig  gröbere  oder  geringere  Mengen  ron  Zucker.  Eine  be- 
robigende,  tonisirende  und  gegen  die  Olycosurie  gerichtete  Behandlung  führte  Heilung, 
oder  wenigstens  Besserung  herbei.  — Verf.  sieht  in  den  Beobachtungen  einen  neuen 
Beweis  für  den  nervösen  Ursprung  der  Dermatitis  berpetiformis.  H.  Haller. 


A.  E.  Aust-Lawrence,  Ovariotomie  post  partum.  Annales  de  gyn. 
1893,  Novembre. 

Nach  eioer  kurten  Einleitung,  ln  der  L.  die  Ansicht  vertritt,  dass  die  Ovarioto- 
mie  auch  bei  Schwangeren  angeteigt  ist,  sobald  die  Diagnose  sicher  gestellt  ist,  teilt 
er  10  Falle  mit,  wo  Schwangere  bei  bestehenden  Orarialcystomen  gebaren.  Die  Ge- 
burt erfolgte  stets  schwer,  und  einige  Tage  spater  boten  die  Kranken  das  Bild  von 
schwer  Septischen.  — Es  war  jedoch  in  allen  Fallen  keine  Sepsis,  sondern  Zustände 
infolge  einer  Stieldrehung  des  Cystoms  resp.  wie  es  in  mehreren  Fallen  geschehen 
war,  infolge  Plattens  des  Cystoms.  Die  sofort  rorgenommene  Laparotomie  führte  nach 
Entfernung  der  Kystome  stets  xn  vollständiger  Heilnng.  Verf.  glaubt  an  der  Hand 
dieser  10  Falle,  dass  manche  Frau  an  sog.  Peritonitis  pnerperalis  xn  Ornnde  geht, 
die  in  Wirklichkeit  nur  ein  Ovarialkystom  hatte  und  durch  eine  Operation  xn  retten 
gewesen  wäre.  Er  empfiehlt  deshalb  für  den  Fall,  dass  man  bei  einer  Kreifsenden 
ein  Cystom  findet,  sofort  bei  irgend  welchen  gefahrdrohende  Zeichen  einer  Torsion  die 
Laparotomie  tu  machen  und  das  Cystom  xu  entfernen.  A.  Hirtin. 


Goldspiegel-Sosnowska,  Traitement  des  maladies  des  femmes  par 
ia  mt-ihode  de  Thure  Brandt.  Arcbives  genärales  1893,  Deo 

Verfasserin  bat  4 Jahre  lang  die  Massage  bei  BaAiror  und  Hallzdat  gelernt. 
Zuerst  sucht  sie  in  oft  nicht  ganx  ansuerkennender  Weise  die  der  Methode  gemachten 
Vorwürfe  surücksuweisen  und  hebt  die  Vortüge  der  Massage  hervor.  Besonderen 
Wert  legt  sie  darauf,  dass  die  Organe  erhalten  bleiben  und  die  Kranken  meist  nicht 
das  Belt  hüten  müssen.  Schmerzen  empfandeo  die  Kranken  nur  wenig.  Alsdann 
berichtet  Verfasserin  ausführlich  über  9 von  ihr  mit  Massage  behandelte  Kranke, 
bei  7 bestanden  Retroversiones  oder  Retrofiexiones  fixatae  combinirt  meist  mit  Entxün- 
dungserscheinungen.  Die  Behandlung  dauerte  durchweg  sehr  lange.  Die  kürxeste 
Daner  betrug  2 Monate.  A.  Hartin. 


H.  Tappeiner,  Verhalten  einiger  Condensationsproducte  des  Chlo- 
rais mit  Ketonen  im  Tierkörper.  (Aus  dem  pharmakol.  Institut 
Mönchen).  Archiv  f.  exp.  Path.  u.  Pharmak.  XXXIII.  p.  364. 

Das  durch  Bereinigung  zweier  Hypnotica.  des  Chlorals  und  Hypnons  (-Acetopbe- 
non-CB,.  CO.  C,  H,)  gewonnene  Chloralacetophenon  besitzt  gar  keine  narkotische  Wir- 
kung, erzeugt  parenchymatöse  Nephritis  und  tritt  in  den  Harn  in  Form  feiner  Kry- 
stalle  über,  die  Kümos  als  Trichloraethylideu  - Acetophenon  CCI,.  CH:CH  CO  C,H, 
erkannte.  Die  directe  Verabfolgung  dieser  Substanz  an  Kaninchen  ruft  ebenfalls  pa- 
renchymatöse Nierenentzündung  hervor. 

Das  Chloralaceton  CCI,.  CHOH.  CH,  CO.  CH,  narcotisirt  zu  lg  pro  Kilo  Kanin 
chen  binnen  10  Miauten  unter  deutlicher  Beteiligung  medullärer  Centra  (Respirations- 
verlangsamung von  78  auf  38,  Blutdruekieokung  von  100  auf  6b  mm  Hg). 

Der  Uebergang  des  Chloralacetons  in  eine  Aethylidenverbindnng  wahrend  des 
Durchgangs  durch  den  Körper  konnte  nicht  nachgewiesen  werden. 

Der  bei  dem  Chloralacetophenon  gefundene  Uebergang  der  Gruppe  — CH.  OH. 
CH,  — in  die  Aethylidengruppe  — CH: CH  — lehrt,  dass  „auch  der  tierische  Orga- 
nismus das  Vermögen  besitzt  einfache  Kohlenstoffbindungen  in  doppelte  umzowandeln, 
ein  Vorgang,  der  für  die  Bildung  der  Harnsäure  und  der  Fette  grofse  Bedeutung  bat“. 

Pohl. 

Efnseudungen  für  du  Ceotralbl&tt  »erden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr  M.  B « rn  h a rdt  (Berlin  W. 

Französische  Strafte  21)  oder  an  die  Verlagehandlang  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirechwald  in  Berlin.  — Druck  vou  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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/ 


WöehenülcJi  erach einen 
1—2  Hon**»;  an»  8chlui»e 
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men- und  Sachregister. 

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gen und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

Io  Borlfn. 

1894 »«.  J»ii. No,  29. 

Inhalt:  Obbbuatbb  und  Scubitzi.br,  Ueber  di«  Dnrcbltssigkeit  der  lebenden 
Darin-  und  Harnblasenwand  für  Ga«e.  (Orig.-Mitt.). 

Stch  BBBaK,  Einfluss  geistiger  Arbeit  auf  Phosphon&ureautscheiduog.  — Nbu- 
MBIITBB,  Eiweifslösendes  Ferment  ia  jungen  Pflanzen.  — Bibombb,  Fall  tod  Milz- 
exstirpation. — CatsiTti,  Ueber  Immunisirung  gegen  Schlangenbiss, — Kodwrb. 
Stbbn,  Nierenveränderung  durch  Chloroform  und  Sulfonal.  — Bastian,  Roth- 
saxs,  üeber  multiple  Hirnnervenlähmung.  — Brbus,  Ueber  Cystenbildung  in  Uterus- 
myomen. 

Audi  n.  Tabulm,  Einfluss  der  Muskelarbeit  auf  die  Kreatininanstcheidnng.  — 
Kcle  u Voobl,  Wirkung  diastatischer  Fermente  anf  Amylnm  und  Glyoogen.  — 
Bobland,  Conservirnog  von  Harnsedimenten.  — Tbbub,  Fall  von  Milzexstirpation. 
— Ha  uns,  Tracheotomie  wegen  Lysolvergiftung.  — Rosibbibo,  Die  Intubation 
bei  Larynxstenose.  — Hxtbi,  Fibrom  an  der  hinteren  Keblkopfswand.  — Mon- 
cobvo,  iDjection  von  Hammelhirnextract  bei  verschiedenen  Krankheiten.  — Colit, 
Ueber  die  physikalischen  Zeichen  der  Chlorose.  — Tbboblt,  Ueber  SensibiliUts- 
stSrnngen  bei  Diabetikern.  — Miaz,  Fall  von  Blepharospasmus  mit  Heilung.  — 
Wikvibld,  Zweifelhafter  Fall  von  anästhetischer  Lepra.  — Cabi-ell,  Ovariotomle 
bei  bestehender  Peritonitis.  — Gbibpitb,  Fall  von  Kaiserschnitt  bei  rhacbitiscbem 
Becken.  — Ricbteb,  Ueber  Cyanvergiftung. 


ieber  die  Durchlässigkeit  der  lebenden  Darm-  und  Harnblasen- 

wand  für  Oase. 

Von  Dr.  Fritz  Obermayer,  Assistent  an  der  I.  medisin.  Klinik  and  Dr.  Julius 
Schnitzler,  Assistent  an  der  I.  chirnrg.  Klinik  in  Wien. 

Die  Thatsache,  dass  Gaee  aus  der  Peritoneal-  und  Pleurahöhle 
sowie  aus  dem  Darme  in  beträchtlicher  Menge  resorbirt  werden, 
ist  eine  wohl  bekannte.  Ebenso  ist  — durch  Versuche  von  Boiui.- 
ladd*)  erwiesen,  dass  durch  feuchte  tierische  Membranen  eine  leb- 
hafte, für  verschiedene  Gase  verschieden  schnelle  und  energische 


*)  Journal  de  l'anatomie  et  de  la  Physiologie  IX. 
XXXII.  Jahrgang. 


82 


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498  Obermrtbr  n.  Schnitzler,  Ueber  die  Darohlässigkeit  der  No.  29 

Diffusion  stattfindet.  Auch  Grehant’s*)  Versuche  haben  darge- 
than,  dass  durch  die  pleurale  Oberfläche  angeschnittener  Thierlungen 
unter  bestimmten  Verhätnissen  ein  reger  Gasaustausch  stattfindet. 

Uns  haben  nun  die  hier  mitzuteilenden  Versuche  darüber  be- 
lehrt, dass  durch  die  lebende  Harnblasen-  und  Darmwand 
von  Kaninchen,  Katzen  und  Hunden  Gas  durchtreten  kann. 

Im  Beginne  unserer  Untersuchungen  beabsichtigten  wir  uns 
Ober  die  Resorption  von  Gasen  von  der  Harnblase  aus  zu  orien- 
tiren.  Wir  stellten  unseren  ersten  Versuch  an  einem  kleinen  Ka- 
ninchen an. 

I.  Versuch:  Kleines  männliches  Kaninchen.  Tracheotomie; 
Einführung  einer  Glaskanüle.  Per  urethram  werden  ca.  10  cm1 
Schwefelwasserstoffgas  in  die  Blase  injicirt,  die  Urethra  hierauf 
ligirt.  Nach  kaum  2 Minuten  Athemstillstand  von  ca.  30  Secunden 
Dauer,  dann  einige  terminale  Athembewegungen,  durch  welche 
Schaum  in  die  Canüle  gepresst  wird.  Dieser  Schaum  schwärzt 
Bleipapier.  — Exitus.  Die  sofort  ausgeführte  Section  zeigt  die 
Blase  mit  Gas  erfüllt.  Dieselbe  verbreitet  in  uneröffnetem  Zustand 
intensiven  Geruch  nach  HaS.  Die  Blutgefäfse  der  Blase  zeigen 
blauschwarz  verfärbten  Inhalt. 

Ein  zweiter  Versuch  wird  in  analoger  Weise  ausgeführt. 
Nach  ca.  4 Minuten  wird  die  Atmung  seichter,  es  treten  hierauf 
allgemeine  Krämpfe  auf,  dann  Athemstillstand  und  Tod.  Es  wird 
die  Bauchhöhle  eröffnet.  Das  über  die  Blase  ca  3 Minuten  nach 
Eintritt  des  Todes  gehaltene  Bleipapier  schwärzt  eich.  Blutgefäfse 
der  Blase,  wie  im  1.  Versuche  verfärbt.  Das  Resultat  der  beiden 
angeführten  Versuche  legte  uns  die  Annahme  nahe,  dass  bei  dem 
so  raschen  Eintritt  der  letalen  Wirkung  des  in  die  Blase  injicirten 
HaS  ein  directes  Durchtreten  des  Gases  aus  der  Blase  io  die  Peri- 
tonealhöhle erfolgt  sei.  Es  ist  nämlich  durch  die  Versuche  von 
Uschinsky **)  erwiesen,  dass  in  die  Peritonealhöhle  von  Versuchs- 
tieren injicirtes  HaS  ebenso  rasch  vergiftend  wirkt,  wie  das  direkt 
intravenös  applicirte  Gas.  Wir  wurden  ferner  in  unserer  Annahme 
durch  den  Umstand  bestärkt,  dass  sich  im  2.  Versuch  Bleipapier, 
welches  über  die  uoeröffnete  Blase  gehalten  wurde,  schwärzte. 

Wir  hielten  es  nun  für  notwendig,  diese  Versuche  an  Tieren 
mit  dickerer  Harnblasenwand  auszuführen. 

Zunächst  injicirten  wir  einem  eben  getöteten  mittelgrofsen  Hund 
HjS  per  urethram  in  die  Blase  u.  zwar  in  so  geringer  Menge,  dass 
keine  Dehnung  der  Blase  eintrat.  Schon  nach  einer  Minute  war 
das  über  der  Blase  suspendirte  Bleipapier  geschwärzt. 

In  einem  weiteren  Versuche  injicirten  wir  einem  mittelgrofsen, 
in  Chloroformnarcose  befindlichen  Hunde  25cm3HaS  in  die  Blase. 
Nach  4 Minuten  eröffneten  wir  die  Bauchhöhle.  Sofort  nach  Er- 
öffnung des  Peritoneums  sehr  deutlicher  Geruch  naoh  H,S.  Die 


*)  Gazette  med.  de  Pari»  1877,  1878 
**)  Zetuchr.  f.  phyeiol.  Chemie  1892.  XVII.  220 


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No.  29. 


lebenden  Darm-  und  Harnblasenwand  für  Gase. 


499 


Ober  die  Blase  ziehenden  ßlutgefäfse  schwarz  verfärbt.  Ueber  der 
Blase  suspendirtes  Bleipapier  schwärzt  sich.  In  der  Exspirations- 
luft nach  ca.  7 Minuten  H2S  nachweisbar. 

Nach  diesen  Versuchen  war  es  unzweifelhaft,  dass  die  lebende 
Harnblase  von  Hunden  und  zwar  in  durchaus  nicht  stark  ge- 
spanntem Zustand  sowohl  bei  offener  als  bei  geschlossener  Bauchhöhle 
für  H2S  durchlässig  ist. 

Man  musste  nun  daran  denken,  dass  H„S  als  giftiges  Gas 
die  Vitalität  der  Blasenwand  derart  schädigt,  dass  es  dann  wie 
durch  eine  tote  Membran  durchtreten  kann.  Wir  führten  daher 
auch  einen  Versuch  mit  Kohlensäure  aus. 

Versuch.  Ziemlich  grofser  Kater.  Chloroformnarkose.  In 
die  entleerte  Blase  werden  ca.  5 cm3  Kohlensäure  injicirt,  die 
Urethra  ligirt.  Die  Blase  wird  in  ein  mit  reinem  Sauerstoff  ge- 
fülltes Glas  gestülpt.  Nach  10  Minuten  ist  in  diesem  Glas  (durch 
Kaikwasser)  Kohlensäure  deutlichst  nachweisbar.  An  einer  zweiten 
Katze  wurde  ein  analoger  Versuch  wenige  Minuten  nach  ihrer 
Tötung  ausgeführt.  Er  ergab  ebenfalls  positives  Resultat. 

Es  erschienen  uns,  da  die  Versuche  mit  H2S  und  C02  überein- 
stimmende Resultate  ergeben  hatten,  weitere  Experimeute  über  die 
Durchgängigkeit  der  Harnblasenwand  für  Gase  nicht  erforderlich. 

Hingegen  sahen  wir  uns  durch  das  positive  Resultat  der  be- 
schriebenen Versuche  veranlasst,  die  Darmwand  einer  Prüfung 
auf  die  gleichen  Verhältnisse  zu  unterziehen. 

Zunächst  wird  einer  vor  ca.  5 Minuten  getöteten  Katze  bei  er- 
öffneter  Bauchhöhle  eine  geringe  Menge  (der  Darm  wurde  nur  auf 
eine  ganz  geringe  Strecke  und  mit  Vermeidung  einer  nennenswerten 
Spannung  ausgedehnt)  H2S  per  anum  injicirt.  Eine  ca.  20  ctm 
weiter  oben  gelegene  Dickdarmschlinge  wird  in  ein  Glas  gestülpt, 
in  dem  sich  feuchtes  Bleipapier  befindet.  Dasselbe  schwärzt  sich 
innerhalb  von  5 Minuten. 

In  einem  weiteren  Versuche  injicirten  wir  einer  in  Chloroform- 
narkose befindliche  Katze  H2S  mittels  Katheter  per  anum  in  den 
Darm.  Nach  3 Minuten  Laparotomie.  Kein  deutlicher  Geruch 
naeh  H,S.  Ueber  das  Coecum  gehaltenes  Bleipapier 
schwärzt  sich  intensiv.  Es  wird  die  rechte  Pleurahöhle  eröfifnet. 
In  dieser  kein  Il2S  nachweisbar.  — Auch  in  diesem  Versuche  war 
die  Spannung  des  DarmeB  eine  nur  ganz  geringe. 

In  einem  folgenden  Versuch  wurde  einer  mit  Aether  narkoti- 
sirten  Katze  eine  Suspension  von  Magisterium  Bismuthi  in  die 
Bauchhöhle  durch  eine  Canüle  eingespritzt  und  zwar  unter  sorg- 
samer Vermeidung  von  Lufteintritt.  Hierauf  wurden  ca.  20  cm3 
HjS  per  rectum  injicirt.  Nach  30  Secunden  war  H2S  in  der  Ex- 
epirationsluft nachweisbar.  Nach  1 Minute  Krämpfe  und  schnap- 
pende Atmung.  Nach  5 Minuten  Atemstillstand.  Nunmehr  Er- 
öffnung der  Bauchhöhle,  während  das  Herz  noch  kräftig  schlägt. 
Der  Darm  nicht  gebläht.  Deutlicher  Geruch  nach  II2S.  Die 

32  * 


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500  Obebmaybr  a.  Schnitzler,  Ueber  d.  Darohlässigkeit  eto.  No.  29 

Wismuthsuspension  gebräunt.  Ueber  den  Darm  gehaltenes 
Bleipapier  schwärzt  sich  sofort. 

Um  den  bei  den  eratangeföhrten  Versuchen  möglichen  Ein- 
wand zu  entkräften,  dass  unser  positives  Resultat  die  Folge  der 
durch  die  Eröffnung  der  Bauchhöhle  geschaffenen  abnormen  Ver- 
hältnisse sei,  wurden  die  Versuche  mit  Injection  des  H2S  per  anum 
bei  geschlossener  Bauchhöhle  unternommen.  Doch  könnten  auch 
diese  Versuche  als  nicht  einwandsfrei  bezeichnet  werden,  weil  ja 
die  Prüfung  auf  den  Durchtritt  des  H2S  doch  erst  nach  Eröffnung 
des  Peritoneums  stattfinden  konnte.  Man  könnte  also  einwenden, 
dass  hier  ein  Diffusionsprocess  zwischen  athmosphärischer  Luft  und 
Darmgas  eingetreten  sei,  also  ein  Verhalten,  das  unter  normalen 
Verhältnissen  nicht  in  Betracht  kommt.  Allerdings  wäre  eine  Durch- 
gängigkeit der  Darmwand  für  Gase  auch  bei  Aufstellung  des  ge- 
nannten Einwandes  concedirt. 

Einen  für  die  normalen  Verhältnisse  zulässigen  Schluss  gestattet 
aber  wohl  unbedingt  der  zuletzt  angeführte  Versuch.  Bei  demselben 
wurde  eine  Wismuthsuspension  als  Indicator  verwendet,  weil  die  in 
einem  früheren  Versuche  in  gleicher  Weise  verwendete  d.  h.  in  das 
Peritonealcavum  injicirte  Lösung  von  essigsaurem  Blei  wohl  auch 
ein  positives  Resultat  ergeben,  gleichzeitig  aber  eine  Schädigung 
der  Darmoberfläche  hervorgerufen  hatte. 

Die  Verwendung  der  Wismuthsuspension  in  der  angegebenen 
Weise  erschien  uns  hingegen  in  dieser  Richtung  vollkommen  ein- 
wandsfrei. 

Es  wäre  ferner  das  Bedenken  möglich,  dass  das  in  der  Bauch- 
höhle nachgewiesene  Gas  nicht  direct  durch  die  Darmwand  hin- 
durch in  die  Bauchhöhle  gelangt  sei,  sondern  vielmehr  von  der 
Darmschleimhaut  aus  in  die  Blutbahn  aufgenommen  und  erst  aus 
dieser  wieder  in  die  Peritonealhöhle  ausgeschieden  worden  sei.  Zur 
Entkräftung  dieses  Bedenkens  diente  der  erwähnte  Versuch  mit 
Eröffnung  der  Pleurahöhle,  welche  sich  frei  von  H,S  erwies,  ein 
Befund,  der  die  zuletzt  angedeutete  Annahme  widerlegt. 

Es  geht  folglich  aus  unseren  Versuchen  zweifellos 
hervor,  dass  sowie  die  Harnblasen  wand  auch  die  Darm- 
wand der  genannten  Thierarten  bei  offener  und  bei  ge- 
schlossener Bauchhöhle  für  Gas  durchgängig  ist. 

Es  können  aber  auch  in  der  Blase  befindliche  giftige  Gase  All- 
gemeinwirkung entfalten,  eine  Thatsache,  welche  für  die  Lehre  von 
der  Ammoniämie  vielleicht  von  Bedeutung  sein  könnte. 

Es  fragt  sich  nun,  wie  die  bezüglich  der  Durchgängigkeit  der 
Darm  wand  für  Gase  gefundenen  Thatsachen  sich  mit  den  klinischen 
Befunden  in  Einklang  bringen  lassen.  Dass  in  der  Nähe  des  Dar- 
mes gelegene  Abscesse  mitunter  Darmgase  enthalten,  könnte  hierauf 
zurückgeführt  werden.  (Doch  wiesen  wir,  dass  zur  Erklärung 
dieses  Befundes  auf  die  Möglichkeit  recurrirt  werden  kann,  dass 
Darmbacterien  in  den  Abscess  emgewandert  sind  und  daselbst  Gas- 


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No. 29.  STCHBBBAK,E!iDflassgeistigerArbeiUaf Phosphorsäureabscheidung.  501 

entwickluog  veranlasst  haben).  — Das  Fehlen  von  freiem  Gas  in 
der  Bauchhöhle  hat  trotz  unserer  Befunde  nichts  Unerklärliches,  da 
es  ja  bekannt  ist,  dass  Gase  vom  Peritoneum  rasch  resorbirt  wer- 
den. Immerhin  erscheint  aber  die  von  älteren  Autoren  acceptirle 
Annahme  einer  Tympania  peritonealis  ohne  Laesio  continui  des  Darms 
* (im  Gegensätze  zur  Tympania  intestinalis)  infolge  unserer  Versucbs- 
ergebnisse  als  nicht  so  haltlos,  als  man  jetzt  anzunehmen  geneigt  ist. 


Stcherbak,  Contribution  ä l’dtude  de  l’influence  de  l’activit4  cere- 
brale sur  l’dchange  d’acide  phosphorique  et  d’azote.  Arch.  de  med. 
exp.  1893,  S.  309. 

Verf.  untersuchte  zunächst  in  Selbstversuchen  den  Einfluss  an- 
gestrengter geistiger  Arbeit.  Auf  4 Tage  mit  gewöhnlicher  Be- 
schäftigung (Laboratoriumsarbeit  von  ca.  12  Stunden)  folgten  4 Tage 
mit  angestrengter  geistiger  Arbeit  durch  5 — 5l/s  Stunden  ausser 
der  gewöhnlichen  Beschäftigung,  sodass  au  diesen  Tagen  auch  die 
Nachtruhe  stark  verkürzt  war.  In  einer  zweiten  Versuchsreihe 
ging  die  Periode  der  geistigen  Arbeit  vorauf,  um  Zufälligkeiten 
möglichst  auszuschliefsen.  Der  Stickstoffgehalt  und  Phosphorsäure- 
gehalt der  Nahrung  war  genau  bekannt  (ist  jedoch  im  Einzelnen 
nicht  angeführt  Ref.),  ebenso  wurde  er  im  Harn  und  Fäces  be- 
stimmt, ausserdem  noch  Harnsäure  noch  Haykraft,  die  als  Erdphos- 
phat ausgeschiedene  Phosphorsäure  und  der  Harnstoffgehalt  mit 
Ausschluss  der  anderen  stickstoffhaltigen  Harnbestandteile.  Die 
während  der  Versuche  befolgte  Diät  war  schon  lange  vorher  einge- 
halten worden,  sodass  der  Versuch  nach  dieser  Richtung  keine 
neuen  Bedingungen  einiöhrte.  Die  Nahrung  enthielt  in  Periode  I 
Ruhe  in  4 Tagen  109.3  g N (!Ref.)  und  22.7  g P205  (!),  in  Pe- 
riode II  109.7  N und  22.1  P2Os.  Die  Zahlen  für  die  Ausschei- 
dung sind  leider  vielfach  nicht  in  g angegeben,  sondern  nur  in 
Procenten  der  Einfuhr.  Die  Ausnützung  des  Stickstoffs  war  in 
beiden  Perioden  ziemlich  gleich,  die  Ausnützung  der  Phosphorsäure 
in  Periode  I betrug  68.8  pCt.  (bestimmt  durch  Subtraction  der 
Phosphorsäure  in  den  Darmentleerungen  von  der  eingeführten  Phos- 
phorsäure); in  Periode  II.  51.8  pCt. , sie  war  also  in  Periode  II 
sehr  viel  schlechter. 

Im  Harn  wurde  ausgeschieden: 

Stickstoff  Phosphorsäure 
Periode  I 86.4  g 15.7  g 

„ II  100.6  g 16.3  g 

Berechnet  man  die  Ausscheidung  in  Procenten  des  Resorbirten, 
so  betrug  dieselbe 

Stickstoff  Phosphorsäure 
Periode  I 83-7  100.4 

„ II  98.5  142.8 


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502  Nbcmkistbb,  Eiweifslösendes  Ferment  in  jungen  Pflanzen.  No.  29 

Durch  die  geistige  Arbeit  ist  also  eine  bedeutende  Mehraus- 
scheidung von  Phosphorsäure,  als  Ausdruck  der  Zerstörung  grauer  Hirn- 
substanz bewirkt,  welche  geeignet  ist,  den  Körper  zu  schädigen,  wenn 
nicht  durch  Buhe  wieder  ein  Ausgleich  erfolgt.  — Bei  der  zweiten 
Versuchsanordnung  war  das  Resultat  ähnlich,  jedoch  nicht  so  aus- 
gesprochen (A  priori  hätte  man  eher  ein  stärkeres  Resultat  erwarten 
sollen,  da  in  der  nachfolgenden  Ruhe  schon  eine  Zurückhaltung 
von  Phosphorsäure  zur  Restitution  hätte  stattfinden  können). 

In  Beziehung  auf  die  an  2 Geisteskranken  angestellten  Versuche, 
kann  hier  nur  kurz  angeföhrt  werden,  dass  die  Phosphorsäureaus- 
scheidung sehr  gering  war.  Weiterhin  verglich  Verf.  an  Hunden 
den  Phosphorsäuregehalt  des  arteriellen  und  venösen  Blutes  des 
Gehirns  im  Normalzustand  und  in  Morphiumnarcose.  In  dieser 
Beziehung  muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


R.  Neumeister,  Ueber  das  Vorkommen  und  die  Bedeutung  eines 
eiweifslösenden  Enzyms  in  jugendlichen  Pflanzen.  Zeitschr.  f.  Biol. 

XXX.  S.  447. 

Zum  Nachweis  von  eiweifslösenden  Enzymen  benutzte  Verf.  die 
bekannte  Eigenschaft  des  frischen  Fibrins,  solche  Fermente  ihren 
Lösungen  resp.  dem  Wasserextracte  der  betreffenden  Keimlinge 
(Sprossen,  Wurzel)  zu  entziehen;  die  Fibrinflocken  wurden  sodann 
mit  150  ccm  0.8  proc.  Oxalsäurelösung  im  Brötofen  digerirt.  So 
untersucht,  fand  sich  in  gewissen  Keimlingen  (Gerste,  Mohn,  Rüben, 
Mais,  Weizen)  von  einem  nicht  zu  frühen  Vegetationsstadium  ab 
ein  eiweifslösendes  Enzym,  dessen  Menge  in  den  jungen  Pflanzen 
deutlich  zugenommen  hat,  wenn  deren  Halme  etwa  eine  Höhe  von 
15 — 20  ctm  erreicht  haben.  Dies  Enzym  wirkt  wie  Pepsin  nur  in 
saurer  Lösung,  doch  ist  zu  seiner  vollen  Wirkung  die  Gegenwart 
einer  organischen  Säure  notwendig,  weil  es  durch  Salzsäure  lang- 
sam zerstört  wird.  In  ungekeimten  Samen  lässt  sich  dies  Enzym 
niemals  nachweisen,  fehlt  aber  auch  gewissen  Keimlingen  und  jungen 
Gewächsen  (Lupinen,  Wicken,  Erbsen,  Roggen,  Hafer).  Sämmt- 
liche  Keimlinge  und  jungen  Gewächse  enthielten,  wofern  das  En- 
zym nachweisbar  war,  auch  Pepton  (Kühnb’s  Pepton),  sonst  nicht; 
also  muss  das  Pepton  während  der  Vegetation  höchst  wahrschein- 
lich unter  dem  Einfluss  des  Enzyms  gebildet  sein.  Nun  enthielten 
aber  auch  die  enzymfreien  Pflanzen  (Lupinen,  Wicken  etc.)  Pepton 
u.  zwar  in  den  trockenen  Samen  erheblich  reichlicher  als  zu  irgend 
einer  Zeit  in  den  juogen  Pflanzen,  die  sich  aus  demselben  Quantum 
der  trockenen  Samen  entwickeln.  Folglich  muss  das  in  diesen 
Samen  vorhandene  Pepton  als  Reservematerial  betrachtet  werden, 
das  während  des  Wachstums  der  jungen  Pflanzen  allmälig  ver- 
braucht wird.  J.  Munk. 


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No.  29. 


Kikgnbb,  Fall  von  Milzexstirpation. 


503 


O.  Riegner,  Aue  der  chir.  Abth.  des  AUerheiligeDhospitals  zu 
Breslau.  Ueber  einen  Fall  von  Exstirpation  der  traumatisch  zer- 
rissenen Milz.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1893,  Mo.  8. 

Bei  dem  14jähr. , von  einem  Bau  mit  dem  Unterleib  auf  ein 
Brett  gestürzten  Pat.  wurde  am  nächsten  Tage  wegen  drohender 
Zeichen  einer  erheblichen  inneren  Blutung  die  Laparotomie  mit 
Kreuzschoitt  gemacht  und  dabei  die  Milz  der  Quere  nach  völlig 
zerrissen  gefunden.  Es  gelang  die  Entfernung  des  z.  Th.  noch 
mit  dem  Hilus  und  dem  Ligam.  phrenico.  lienale  zusammenhängen- 
den oberen  Fragments  nach  Unterbindung  des  ersteren  ohne  wesent- 
lichen Blutverlust,  doch  wurde  die  im  Uebrigen  glatte  Heilung 
durch  Gangrän  der  linken  unteren  Extremität  complicirt,  sodass 
nach  nicht  ganz  4 Wochen  nach  der  Laparatomie  die  Amput.  fern, 
nach  Gritti  verrichtet  werden  musste.  Die  Amputationswunde 
verheilte  durch  erste  Vereinigung  zu  einem  brauchbaren  Stumpfe; 
im  abgesetzten  Schenkel  fand  sich  innerhalb  der  Scheide  der  Ge- 
fäfse  auf  der  Schnittfläche  eine  bohnengrofse  hyperplastische  Lymp- 
drflse',  auch  schwollen  in  der  nächsten  Zeit  noch  die  Axillar-  und 
Cervicaldrösen  an.  Ob  eine  ca.  9 Monate  später  (bei  Abschluss  des 
Berichtes)  geringe  Vergröfserung  der  Schilddrüse  nicht  schon  vor- 
her bestanden,  liefs  sich  nicht  ermitteln.  — Verf.  erklärt  sich  die 
Gangrän  des  linken  Beines  nicht  als  eine  traumatische,  sondern 
als  durch  Venenthrombose  bedingt,  welch’  letztere  durch  die  Ischae- 
mie,  vielleicht  durch  eine  in  den  Schenkel  gemachte  subcutane  Koch- 
salzinfussion  mit  nachfolgender  Massage  begünstigt  wurde.  Die  V. 
tib.  post,  zeigte  bei  der  Untersuchung  des  abgesetzten  Extremitäten- 
abschnittes von  der  Ferse  an  thrombotische  Füllung,  mikroskopisch 
ergaben  sich  an  den  Balken  der  schwammigen  Knochensubstanz 
lebhaftere  Wucherungs Vorgänge  im  Mark  als  sie  bei  gleichalterigen 
Personen  vorzukommen  pflegen.  (Pohfick). 

Sehr  bemerkenswert  waren  im  vorliegenden  Falle  die  Blutbe- 
funde. Der  Hämoglobingehalt,  der  am  ersten  Tage  nach  der  Ope- 
ration auf  20pCt.  gesunken,  war  am  21.  Tage  auf  40  pCt.  und 
dann  allmälig  bis  80  pCt.  wieder  gestiegen.  Die  roten  Blutkörper- 
chen fanden  sich  am  1 Tage  bis  auf  die  Hälfte  vermindert,  die 
weifsen  bis  auf  das  3 — 5 fache  vermehrt.  Die  absolute  Zahl  ersterer 
nahm  ziemlich  rasch  wieder  zu,  so  dass  sie  in  8 Wocheo  wieder 
die  Norm  erreicht  hatte,  die  der  weifsen  Blutkörperchen  blieb  immer 
noch  vermehrt.  Sie  betrug  bei  Abschluss  des  Berichtes  (nach  9 
Monaten)  immer  noch  = 1:180  gegenüber  dem  Normalverhältniss 
von  1:400.  Während  aber  io  der  ersten  Zeit  die  Vermehrung  der 
weifsen  Blutkörperchen  alle  Formen  dieser  ziemlich  gleichmäfsig 
betraf,  nahmen  später  die  Leucocyten  an  Menge  ab,  es  existirten 
wieder  mehr  polynucleäre  Zellen  und  zwar  neben  den  gekörnten 
Formen  auch  viele  mit  ganz  homogenem  Protoplasma.  Verf.  schliefst 
hieraus  und  den  noch  vorhandenen  Drüsenschwellungen,  dass  der 
Regenerationsprocess  des  Blutes  noch  nicht  abgeschlossen  ist. 

P.  Güterbock. 


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504  Calmbttk,  üeb.Immunisirangetc. -KonwRR,STBRK,Ni#renveränd.etc.  No. 29 


Calmette,  Propridtfo  du  s^rum  des  animaux  iramunisds  contre  le 
venin  des  serpents;  thörapeutique  de  l’envenimation.  Comptes  ren- 
dus  1894,  No.  13.  S.  720. 

Tiere  können  gegen  Schlangengift  auf  zwei  Arten  immunisirt 
werden,  einmal  durch  wiederholte  Injection  kleiner  allmälig  steigen- 
der Dosen  von  ungeschwächtem  Schlangengift  oder  durch  Injection 
von  Gift,  welches  mit  Goidchlorür  oder  Chlorkalk  versetzt  worden  ist. 
Das  Serum  solch  immunisirter  Tiere  hat  selbst  immunisirende,  an- 
titoxische und  heilende  Wirkung.  Diese  Wirkung  äussert  es  aber 
nicht  nur  gegen  das  Gift,  mit  dem  die  Tiere  vorbehandelt  wurden, 
sondern  auch  anderen  Schlangengiften  gegenüber.  So  hat  z.  B. 
das  Serum  eines  Kaninchens  das  mit  Choleragift  immunisirt  wurde, 
heilende  Wirkung  gegen  das  Gift  der  französischen  Viper  und  ver- 
schiedener australischer  Schlangen. 

Im  Reagensglas  ist  die  antitoxische  Kraft  verschiedener  vorbe- 
handelter Tiere  natürlich  nicht  gleich.  C.  hatte  solches  in  Händen 
von  dem  0.5  ccm  1mg  Cobragift  neutralisirten.  Diese  Giftmenge 
tötet  ein  Kaninchen  in  12  Stunden.  Injicirte  C.  nun  noch  1 Vj 
Stunden  nach  der  Giftinjection  4 ccm  oder  mehr  antitoxisches  Se- 
rum, so  wurden  die  Tiere  noch  gerettet. 

Nun  gelingt  aber  diese  Heilung  auch  ohne  Anwendung  von 
Serum  durch  Behandlung  des  gebissenen  Tieres  mit  Chlorkalk. 
Man  muss  rings  um  die  Bisswunde  herum  20—30  ccm  einer  ver- 
dünnten Chlorkalklösung  — 5 ccm  einer  Lösung  von  1:12  auf  45 
Wasser  — die  frisch  bereitet  werden  muss,  subcutan  einspritzen. 
20  Minuten  nach  einer  Gifteinspritzung,  die  sonst  in  2 Stunden 
tötete,  hatte  diese  Behandlung  bei  Kaninchen  stets  noch  Erfolg. 

Scheorleo. 


1)  Konwer,  Over  den  invloed  van  Chloroform -narcose  op  de 
nieren.  Weekbl.  van  bet  Nederl.  Tijdschr.  voor  Qeneesk.  1894,  1.  No.  3. 

2)  R.  Stern,  Ueber  Nierenveränderungen  bei  Sulfonal-Vergiftung. 
Deutsche  med.  Woohenschr.  1894,  No.  10. 

1)  Die  Beobachtungen  Verf.’s  wurden  an  102  chloroformirten 
Personen  angestellt.  Von  Frauen  wurde  der  Urin  mit  Katheter 
gewonnen,  filtrirt,  mit  verdünnter  Essigsäure  gekocht  und  mit  einer 
gesättigten  Kochsalzlösung  vermischt.  Der  so  entstehende  Nieder- 
schlag wurde  für  Eiweifs  erklärt.  Wurde  dieses  festgestellt,  so 
wurde  der  Urin  centrifugirt,  und  der  Niederschlag  mikroskopisch 
untersucht.  Letzteres  geschah  bei  eiweifsfreiem  Urin  nicht.  62  Nar- 
cosen  hatten  mittlere  Dauer  oder  dauerten  längere  Zeit,  bei  40 
wurde  nur  wenig  Chloroform  verbraucht.  Bei  9 Personen,  die 
bereits  vor  der  Narcose  Eiweifs  hatten,  war  die  Eiweifsreaction 
nach  der  Narcose  nicht  stärker  als  vorher;  bei  5 Kranken  trat  erst 
nach  der  Narcose  leichtes  Eiweifsharnen  ohne  Nierenelemente  auf 
d.  h.  also  von  93  Chloroformirten  mit  eiweifsfreiem  Harn  zeigten 


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No.  29.  Bastian,  Rothmann,  Ueber  multiple  Hirnnervenlähmung.  505 

5 oder  5.5  pCt.  nach  der  Narcose  leichte  Albuminurie.  K.  hält 
es  für  angebracht,  nach  der  Narcose  die  Kranken  essen  und  trinken 
zu  lassen,  da  das  folgende  Erbrechen  bei  leerem  Magen  quälender 
ist  als  bei  gefülltem.  George  Meyer. 

2)  Eine  70jährige  Frau,  die  innerhalb  5 Monaten  ca.  150  g 
Sulfonal  genommen  hatte,  bekam  eine  schwere  Hämatoporphyrinurie 
und  starb  im  Coma.  Die  Section  liefs  makroskopisch  an  den  Nieren 
nur  Altersveränderungen  konstatieren;  die  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab  jedoch  eine  ausgedehnte  Nekrose  der  Epithelien  der 
Tubuli  contorti  und  der  aufsteigenden  Schenkel  der  HsNLa’schen 
Schleifen.  Es  war  also  durch  die  Sulfonal- Wirkung  das  Bild  der 
toxischen  Nephritis  erzeugt  worden. 

Der  Fall  zeigt  die  grofse  Gefahr  andauernder  Sulfonal-Gabcn 
und  lässt  zum  Mindesten  regelmäfsig  durchgeführte  Harnunter- 
suchungen dringend  notwendig  erscheinen.  M.  Rothmann. 


1)  €h.  Bastian,  On  three  cases  of  Multiple  Paralysis  of  Cranial 
Nerves.  British  Medical  Journ.  1893,  3.  Jone. 

2)  M.  Rothmann,  Ueber  multiple  Hirnnervenlähmung  infolge  von 
Geschwulstbildung  an  der  Schädelbasis  nebst  Bemerkungen  zur 
Frage  der  Polydipsie  und  Polyurie.  Zeitschr.  f.  klin.  Medicin  1893, 
XXIII.  H.  3,  4. 

1)  Ein  42jähriger  Mann  fühlte  März  1891  eine  Taubheit  der 
rechten  Gesichtshälfte,  zu  der  sich  Schmerzen  an  der  rechten  Kopf- 
und  Gesichtshälfte  gesellten.  Januar  1892  trat  rechts  eine  Facialis- 
lähmung  ein,  und  bald  darauf  rechtsseitige  Ptosis  und  Sprech-  und 
Schluckbeschwerden;  es  folgte  zunehmende  rechtsseitige  Sehschwäche, 
rechtsseitige  Unterkieferlähmung,  rechtsseitige  Taubheit,  rechtsseitige 
Pupillenerweiterung  mit  Lichtstarre,  Herabsetzung  des  Geschmacks 
rechts,  Lähmung  der  rechtsseitigen  Augenmuskeln,  Verlust  der 
Sensibilität  auf  der  rechten  Gesichtshälftc  einschliefslich  der  Schleim- 
häute, Herabsetzung  des  Geruches  rechts,  Lähmung  und  Atrophie 
des  rechten  M.  sterno-mastoideus  und  M.  trapezius,  Lähmung  und 
Atrophie  der  rechten  Zungenhälfte.  — Bei  der  electrischen  Unter- 
suchung reagirten  die  rechtsseitigen  Gesichtsmuskeln  sowie  die  Mm. 
temporalis,  masseter,  sterno-mastoideus  und  trapezius  (oberer  Teil) 
weder  faradisch  noch  galvanisch;  nur  die  rechtsseitigen  Mundmus- 
keln und  der  Frontalis  reagirten  galvanisch  schwach  und  zwar  war 
die  AnOZ  der  KSZ  gleich,  der  Augenhintergrund  rechts  war  frei. 
An  der  linken  Gesichtshälfte  zeigte  sich  keine  Störuog.  In  den 
folgenden  6 Monaten  traten  hinzu  eine  rechtsseitige  Augenentzün- 
dung, eine  harte  Schwellung  an  der  rechten  Gesichtshälfte  in  der 
Gegend  der  Wange,  des  Gaumens,  des  Unterkiefers,  der  Speichel- 
drüse, des  Ohrs  u.  s.  w.  Dazu  traten  eine  Schwäche  der  rechts- 


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506  Bastian,  Rutbmann,  Ueber  multiple  Hirnnervenlähmung.  No.  29 

seitigen  Schultermuskeln  (Infraspinatus , Supraspinatus)  ferner  eine 
linksseitige  Facialislähmung.  Im  April  1893  trat  der  Tod  ein.  Die 
Section  erwies  Neubildungen  Tumoren  im  Herzmuskel,  in  den 
Nieren,  am  rechten  Parietalbein  (Innenseite)  und  eine  tumorartige 
Masse  an  der  Hirnbasis,  welche  die  Pars  petrosa  des  Parietalkno-  ^ 
chens,  den  Processus  basilaris  des  Occipitalknochens  einnahm  und 
sich  rechts  in  die  Orbita  erstreckte,  den  Sinus  sphenoidalis  erfQllte, 
in  die  Höhle  des  rechten  Oberkiefers  drang,  den  rechten  Unter- 
kiefer durchsetzte  etc.  Die  Hirnnerven  rechts  wurden  zum  grofsen 
Teil  dort  von  Tumormassen  eingefasst,  wo  sie  die  Knochenkanäle 
durchzogen.  Mikroskopisch  stellto  man  ein  Cylinderepitheliom  fest. 

Der  Tumor  scheint  seinen  Ausgangspunkt  im  Sinus  sphenoidalis  ge- 
nommen zu  haben. 

2)  Im  ersten  Fall  handelt  es  sich  um  ein  36  jähriges  Mädchen, 
das  mit  rechtsseitigem  Kopfschmerz  und  rasch  zunehmender  körper- 
licher Schwäche  erkrankte.  Nach  2 Monaten  zeigten  sich  rechts 
seitige  Abducenslähmung  und  Ptosis,  dann  Abnahme  des  Gehörs 
auf  der  rechten  Seite;  ein  halbes  Jahr  darauf  bestand  beiderseitige 
totale  Ophthalmoplegie,  völlige  Erblindung,  beiderseitige  Gehörs- 
herabsetzung, Protusion  beider  Bulbi,  Parese  des  ersten  und  zweiten 
Trigeminusastes  rechts,  Hervortreibung  der  rechten  Schläfengegend; 
dazu  traten  im  weiteren  Verlauf:  Lähmung  beider  Trigemini,  bei- 
der Hypoglossi,  Polydipsie,  Polyurie,  Enteritis  membranacea,  Durch-  1 
bruch  von  Tumormassen  in  die  rechte  Nasenhöhle,  und  nach  ein- 
jähriger Krankheitsdauer  Exitus  letalis  unter  Krämpfen.  Die  Section 
ergab  ein  Carcinom  an  der  Schädelbasis  mit  Metastasen  in  Nase, 
Augenhöhlen  und  Schläfengegend.  — Im  zweiten  Fall  erkrankte 
ein  14  jähriger  Junge  mit  heftigen  Kopfschmerzen  und  Drüsen- 
schwellungen  am  Halse  (beiderseits).  Die  linke  Pupille  war  enger 
als  die  rechte,  während  die  Augenbewegung  und  Pupillenreaction 
normal  waren.  Links  am  Kehlkopf  bestand  eine  Posticus-  und  In- 
ternus-Lähmung. Nachdem  die  Halsdrüsen  erst  links,  dann  rechts 
exstirpirt  waren,  zeigte  eich  eine  Lähmung  des  linken  Abducens, 
Strabismus  convergens,  Schwäche  im  linken  Trochlearis,  linksseitiger 
Exophthalmus,  Herabsetzung  der  linksseitigen  Pupillenreaction, 
linksseitige  Neuroretinitis  und  endlich  Exitus  letalis.  Die  Section 
erwies  einen  Tumor  des  Keilbeine  und  Metastasen  im  hinteren  Teil 
der  linken  Orbita:  es  handelte  sich  um  ein  Sarcom.  — Was  die 
Polydipsie  in  dem  ersten  beschriebenen  Falle  betrifft,  so  hält  R. 
dieselbe  für  eine  solche  primärer  Natur;  auch  die  Polyurie  erscheint 
primär  neben  der  Polydipsie;  beide  sind  zurückzuführen  auf  den 
Druck,  den  die  nach  hinten  wachsende  Tumor-Masse  auf  Pons  etc. 
ausübte.  S.  Kalischer. 


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No.  29.  Brkcs,  Ueber  Cystenbildung  im  Uterusmyomen.  507 

C.  Breus,  Ueber  wahre  epithelführende  Cystenbildung  in  Uterus- 
myomen. Verlag  von  F.  Dkutickk  Leipzig  u.  Wien  1894. 

In  der  dem  Andenken  Hanks  Kondhats  geweihten  kleinen 
Schrift  trennt  Verf.  die  cystischen  Myome  in  zwei  Hauptgruppen. 
Die  erste  Gruppe  umfasst  diejenigen,  deren  Cysten  durch  Oedem, 
myxomatöse  Erweichung,  Hämorrhagie  mit  nachfolgender  Metamor- 
phose, fettige  Degeneration  und  lymphangiektatische  Processe  ent- 
standen sind,  also  eine  selbständige  Wand  nicht  haben  und  lediglich 
als  cystische  Defecte  in  dem  Myom  aufzufassen  sind.  Sie  kommen 
häufig  und  oft  multipel  vor  und  können  bedeutenden  Umfang  er- 
reichen. Verfasser  bezeichnet  sie  als  Degenerationscysten. 

Die  zweite  Gruppe  ist  die  der  echten  oder  Epithelcysten.  Sie 
werden  durch  eine  vollkommene  epitheliale  Auskleidung  gekenn- 
zeichnet und  sind  bisher  nur  selten  beobachtet  worden. 

B.  selbst  untersuchte  2 epithelführende  Cystomyome  im  pathol. 
Institut  zu  Wien. 

Das  erste  derselben  war  durch  Laparotomie  von  einer  46jähr. 
Frau  gewonnen.  Es  handelte  sich  um  einen  voluminösen  fluktuireu- 
den  Tumor  mit  lappiger  knolliger  Oberfläche,  in  welchem  solide 
Partien  mit  fluktuirenden  wechselten.  Aus  der  im  rechten  Lig. 
latum.  eingelagerten  Geschwulst  waren  7 Liter  graubraune  dicke 
Flüssigkeit  entleert,  während  der  Rest  des  Tumors  alsdann  noch 
3400  g wog.  Auch  die  neben  den  Cysten  vorhandenen  Myomkno- 
ten zeigten  auf  dem  Durchschnitt  apfelgrofse  und  kleinere  ebenfalls 
glattwandige  mit  demselben  Material  angefüllte  Höhlen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  die  Substanz  des 
Tumors  ein  typisches  Myofibrom  war.  Die  Wandungen  der  Cysten- 
räume trugen  einschichtiges,  ziemlich  hohes  flimmerndes  Cylinder- 
epithel. 

Neben  makroskopisch  erkennbaren  zeigten  sich  auch  mikro- 
skopische kleinste  Anfänge  von  Cystenbildungen. 

Der  Tumor  ist  histologisch  als  ein  cystisches  Myofibrom  mit 
Flimmerepithelauskleidung  zu  bezeichnen. 

Der  zweite  Fall  betrifft  einen  über  kindskopfgrofsen,  von  der 
subserösen  Schicht  des  Uterus  ausgehenden,  an  der  hinteren  Wand 
des  Organes  anliegenden  Tumor,  der  von  einer  öljähr.  Frau  durch 
Laparotomie  gewonnen  ist.  Die  Oberfläche  des  Tumors,  besonders 
nach  hinten,  ist  höckerig.  Auf  der  Schnittfläche  erweist  er  sich 
als  derbes  Myom,  in  dessen  Centrum  Hohlräume  von  Erbsen-  bis 
Apfelgröfse  eingebettet  sind.  Dieselben  sind  mit  dickem , chocola- 
denbraunen  Sekret  gefüllt,  auf  ihrer  Innenfläche  mit  flimmerndem 
Epithel  überzogen  und  durch  lockeres  Bindegewebe  mit  dem  um- 
gebenden Myom  verbunden.  Die  grösste  Cyste  communicirt  mit 
der  Uterushöhle  durch  einen  in  seiner  Wand  ebenso  zusammenge- 
setzten Gang.  Fast  alle  Cysten  communiciren  unter  einander.  Es 
handelt  sich  also  um  ein  intraligamentäres,  mit  Flimmerepithel  aus- 


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508 


Onm  u.  Tarülm.  — Külz  u.  Voorl. 


No.  29 


gekleidetes  Cystomyoma  uteri,  dessen  Cystenräume  mit  der  Uterus- 
höhle  in  Zusammenhang  stehen. 

Verf.  sieht,  gestQtzt  auf  die  entwickeluugsgeschichtlichen  Unter- 
suchungen von  Gabtnrb,  Riklikr,  Duhrs  und  Bkiokl  Ober  den  Ver- 
lauf des  WoLFP'schen  Ganges  die  Cysten  als  aus  dem  persistirenden 
linken  Urniereogang  hervorgegangen  an  und  glaubt,  dass  das  um- 
gebende Myomgewebe  secundär  durch  den  Reiz  der  Cysten  auf  die 
umgebende  Uteruswand  hervorgegangen  sei. 

Ebenso  sucht  er  den  zuerst  geschilderten  Fall  zu  erklären,  in- 
dem er  offen  lässt,  ob  der  intraligamentär  entwickelte  Tumor  in 
analoger  Weise  an  Ort  und  Stelle  aus  den  persistirenden.  cystisch 
erweiterten  Resten  des  GARTNBa’schen  Ganges  entstanden  ist,  oder 
ob  er,  subseroes  vorgebildet,  erst  nachträglich  zwischen  die  Blätter 
der  Alae  vespertilionis  ausgetreten  ist  und  den  Zusammenhang  mit 
dem  Uterus  verloren  hat.  A.  Martin. 


R.  Oddi  u.  L.  Tarulli,  L’eliminazione  della  creatinina  nel  lavoro 
musculare  e sua  formazione  nell  ’organismo.  Bullet,  accad.  reale  di 
Roma.  XIX.  2.  p.  57. 

Verff.  sind  durch  eine  bei  kouitauter  Dilt  an  dem  Einen  ron  ihnen  (T)  ange- 
atellten  Versuche  in  dem  Remltat  gelangt,  dass  mSfsige  Muskelarbeit  keinen  EinSuu 
auf  die  Bildung  und  Ausscheidung  des  Kreatinins  übt.  Nur  wenn  die  Arbeit  zur 
Ueberanstrengung  führt  and  zugleich  das  KBrpermateria!  angreift  (gezteigerter  Eiweifs- 
zerfall)  oder  wenn  Dyspnoe  dabei  anftritt,  dann  ist  die  Kreatininanzfuhr  durch  den 
Harn  gesteigert,  so  z.  B.  ron  1 65  g bei  leichter  Arbeit  biz  auf  2.65  g beim  zchnelien 
Steigen  auf  eine  Hohe  ron  934  Meter.  Der  gesteigerte  Zerfall  ron  Eiweifs  oder 
KOrperfleisch  beim  schnellen  Bergsteigen  ist  auch  die  Urxacho  der  gesteigerten  Krea- 
tininausfuhr.  J.  Munk. 


E.  Külz  und  J.  Vogel,  Welche  Zuckerarten  entstehen  bei  dem 
durch  tierische  Fermente  bewirkten  Abbau  der  Stärke  und  des 
Glycogens.  Zeitsohr.  f.  Biol.  XXX.  S.  108. 

Verff.  geben  nunmehr  den  ausführlichen  Bericht  zu  ihrer  rorltafigen  Mitteilung 
(Cbl.  1893,  S.  817)  Darch  Einwirkung  ron  frischem  Parotiden-  wie  gemischten 
Speichel  des  Menschen,  ron  frischem  Pankreassaft  des  Hnndes  und  ron  Pancreasex- 
tract  des  Rindes  auf  Amylum  und  Glycogen  (aus  Leber  resp  Muskeln)  bei  Brut- 
wlrme  konnten  sie  Isomaltose  C,,H„On  + H,0  gewinnen,  und  zwar  wurde  mittels 
Pbenylbydrasins  das  Isomaitosazon  dargestellt,  das  sieb  rom  Maltosazon  unterscheidet 
durch  die  Krystallform  (feinste  za  Kugeln  grnppirte  Nadeln),  Schmelzponkt  (150*C) 
und  Löslichkeit  (LeichtlOsiichkeit  in  heifsem  Wasser  nnd  heifsem  Alcobol);  auch  die 
Elementaranalyse  ron  7 Prlparaten  ergab  zur  Formel  des  Isomaltosasoos  stimmende 
Werte.  Wenig  Ferment  and  karze  Einwirkangidzner  scheinen  die  Bildung  der  Iso- 
maitoze  sn  begünstigen , wlhrend  durch  riel  Ferment  und  lange  Einwirkung  neben 
grOfzeren  Mengen  ron  Maltose  ancb  Dextrose  entsteht.  Endlich  konnten  Verff.  auch 
zeigen,  dass  bei  40°  auch  durch  pflanzliche  Diastase  (Malzauszug)  aus  10  g Glycogeu 
bis  zu  1.8  g reine  Isomaltose  entsteht,  sodass  der  ron  Cbimib  rermnthete  konstitu- 
tionelle Unterschied  zwischen  Amylum  nnd  Glycogen  durchaus  keine  Stütze  findet. 

J.  Hank. 


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No.  29. 


Bohland.  — Tbeub.  — Rabdb.  — Rosenbebo. 


509 


K.  Bohland,  Ueber  die  Konservirung  der  organisirten  Harnaedi- 
meote,  insbesondere  der  Harncylinder.  Centr.-  Bl.  f.  innere  Med.  1894, 
No.  20. 

Nachdem  durch  Einführung  der  Centrifuge  in  die  Untersuchungstechnik  die  Ge- 
winnung frischer  und  reichlicher  Harnsedimeote  wesentlich  erleichtert  war,  ging  das 
Bestreben  dahin,  die  Sedimente  für  die  mikroskopische  uod  farbenanalytische  Unter- 
suchung besser  su  fixiren.  Zuerst  gelang  es  Sesator,  das  frische  Sediment  durch 
langsames  Eintrocknen  auf  dem  Objectträger  zu  fixieren  und  dann  zu  färben;  er 
konnte  so  den  auffälligen  Befund  erbeben,  dass  die  überwiegende  Zahl  der  Leukocyten 
im  Harnsediment  mononucleär  ist. 

Verf  bat  nun  eine  Metode  xur  Hirtung  der  Sedimente  angegeben.  Nach  dem 
Centrifagieren  wird  der  Harn  vom  Sediment  abgegossen,  letzteres  mit  Kochsalzlösung 
ausgewaschen  und  14  Tage  lang  mit  wiederholt  gewechselter  Müu.*a'scher  Flüssigkeit 
behandelt.  Dann  wird  mit  Alcoh.  absol.  nachgehärtet,  nnd  letzterer  so  oft  gewechselt, 
bis  er  über  dem  8ediment  farblos  bleibt.  Das  derart  behandelte  Sediment  zeigt 
sämmtliche  morpbotischen  Elemente  des  Harns  bis  auf  eine  leichte  Schrumpfung  gut 
erhalten,  sie  blieben  sogar  nach  Verdunstung  des  Alcobols  in  trockenem  Zustand 
längere  Zeit  unverändert.  Zur  Anwendung  der  Färbungen  fertigt  man  Deckglas- 
trockenpräparate  an  und  erhält  so  bessere  Präparate  als  vom  frischen  Harn. 

Verf.  kann  den  SuATOa'schen  Befund  der  mononucleären  Zellen  vollkommen  be- 
stätigen; sie  überwiegen  bei  acuter  wie  chronischer  Nephritis.  An  Scbnittpräparaten 
von  entzündeten  Nieren  fanden  sich  im  interstitiellen  Gewebe  polynucleäre,  in  den 
Harnkanälchen  überwiegeng  mononucleäre  Zellen.  In  den  Cylindern  lieft  sich,  auch 
mit  der  Wtrou-r’achen  Färbung,  niemals  Fibrin  nachweisen.  U.  Ruthmsun. 


H.  Treub,  Un  nouveau  cas  d’exstirpation  de  rate  bypertrophie, 
tomb^e  dans  le  petit  baasin.  Union  m6d.  1893,  No.  6. 

Die  die  Mitte  der  Unterbanchgegend  einnehmende  Geschwnlst  wurde  bei  der  48- 
jährigen  Patientin  noch  während  der  Laparotomie  für  ein  Neoplasma  der  Niere  ge- 
halten. Erst  die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  et  sich  um  die  hypertro- 
phische Milz  handelte.  Ein  sehr  ähnlicher  Fall  ist  von  Ricuklot  operirt  worden. 

P.  Güterbock. 


M.  Raede,  Aus  der  chir.  Abth.  des  Hrn.  Prof.  Rose  im  Diako- 
nissenhauae  Bethanien  zu  Berlin.  Eine  Tracheotomie  wegen  Ly- 
sol-Vergiftung.  Deatscbe  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  565. 

Ein  10  monatl.  Knabe  hatte  wegen  Stimmritzenkrampf  statt  Leberthran  einen 
Kinderlöffel  reinen  Lysols  erhalten.  Bei  seiner  Aufnahme  in  die  Anstalt  musste  wegen 
grofser  Atemnot  infolge  der  starken  Anätzung  des  Kehlkopfeinganges  und  Qlottisoe- 
dem  die  Tracheotomie  gemacht  werden.  Hierauf  gab  sich  die  Atemnot,  die  Intoxiea- 
tionserscheinungen  machten  sieb  aber  schon  am  Nachmittag  durch  starke  Aufregung 
geltend,  welchen  der  Tod  am  nächsten  Morgen  folgte.  Aut  der  sorgfältigen 
Obduction  erhellt,  dass  abgesehen  von  der  Örtlichen  Aetzwirkung,  welche  übrigens  in 
den  vorderen  Mundabschoitten  nur  gering  war,  die  sonstigen  Veränderungen  sehr  un- 
erheblich waren.  Der  intra  vitam  gelassene  Urin  konote,  weil  er  ins  Bett  ging,  nicht 
untersucht  werden,  doch  hatte  er  keine  auffallend  dunkle  Farbe.  In  der  Epicrise  hebt 
Verf.  hervor,  wie  die  im  vorliegenden  Falle  tätliche  Lysoldosis  erheblich  — um  das 
Doppelte  — hinter  der  aus  Tierversuchen  zu  berechnenden  zurückbleibt.  Uebrigens 
sind  bereits  2 Fälle  von  Lysol- Vergiftung,  darunter  f 1 bei  äusserer  Anwendung  des 
Mittels  von  Ruch  beschrieben  worden.  p.ääterbock. 


Rosenberg,  Die  Intubation  bei  Larynystenosen.  Fränkel's  Archiv  f. 
Laryngologie  I.  H.  2. 

Verf.  urteilt  Uber  den  Wert  der  Intubation  für  die  Behandlung  der  Keblkopf- 


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510 


Rrthi.  — Galtikr.  — Momcorvo. 


No.  29 


atenosen  dahin,  dass  dieselbe  neben  den  Qbrigen  Methoden  nicht  nnr  einen  ebenbür- 
tigen Platz  einnimmt,  sondern  diese  nicht  selten  übertrifft.  Allerdings  ist  dieselbe 
nicht  in  allen  Fallen  ungefährlich,  besonders  bei  acuten  Stenosen  und  ebensowenig  ist 
sie  immer  oder  ansichliefslich  indiiirt.  Sie  erfordert  besonders  bei  narbigen  Steooseu 
ebenso  wie  die  anderen  Methoden  ein  vorheriges  Eingreifen  mit  schneidenden  Instru- 
menten. Sie  soll  nicht  die  anderen  Methoden  verdrängen,  sondern  sie  ergänzen. 

W.  Lublinski. 


Rethi,  Ein  ödematöses  Fibrom  von  der  vorderen  Fläche  der  hin- 
teren Kehlkopfswand  ausgehend.  Wiener  med.  Presse  1894,  No.  18. 

Bei  der  grofsen  Seltenheit  gutartiger  Neubildungen  auf  der  vorderen  Flache  der 
hinteren  Keblkopfswaud  ist  der  Fall  am  so  wichtiger  als  es  sieh  noch  um  ein 
Fibrom  haodelt,  das  eine  kleinzellige  Infiltration  entzündlicher  Natur  wahrscheinlich 
in  Folge  von  Zerrung  oder  Torsion  des  Stieles  zeigte.  w.  LabUuski. 


Galtier,  Nouvelles  recherches  sur  l’influence  des  associations  bac- 
tdriennes.  Exaltation  de  la  virulence  de  certains  microbes.  Ac- 
croissement  de  la  rdceptivit4.  Comptes  rendus  1894,  No.  18,  S.  1001. 

Verl,  experimentirte  mit  dem  Milzbrandbacillus , dem  Influenzastreptococcus  der 
Pferde  und  dem  Bacillus  der  Hühnercholera;  s&mmtliohe  waren  nicht  mehr  virulent; 
als  Versuchstiere  dienten  ihm  Kaninchen  und  Meerschweinchen. 

Er  fand,  dass  bei  Injection  einer  Mischung  von  je  zwei  der  genannten  Bacterien 
dieselben  ihre  Virulenz  wieder  erhalten  Dabei  ist  et  möglich,  dass  beide  Bacterien- 
arten  sich  gleichseitig  im  Tier  entwickeln  und  es  gemeinsam  toten,  meist  aber  geht 
der  eine  der  Mikroben  zu  Grunde  und  nur  der  andere  entwickelt  sieb  unter  gleich- 
zeitiger Wiedererlangung  seiner  Virulenz.  Sebturleo. 


Moncorvo,  Contribution  i'i  l’&ude  de  l’action  thdrapeutique  de 
l’extrait  liquide  de  cerveau  de  mouton  tant  chez  les  adultes  que 
chez  des  enfauts.  Bull.  g^n.  de  therap.  1893,  No.  42. 

Angeregt  durch  die  Versuche  Brown -SfiQi'ARu’s  und  d'ARSosAL’s  behandelte  M. 
eine  Anzahl  seiner  Patienten  mit  subcutanea  Injectionen  sterilisirten  Hammelbiroex- 
tracts.  Als  Einstichstelle  wnrde  die  Gegend  zwischen  den  Scbulterblittern  gewählt, 
die  Einspritzung  geschah  unter  antiseptischen  Kautelen;  in  keinem  Falle  wurde  In- 
.duratiou  oder  Abscedirung  beobachtet  Es  handelte  sich  um  2 Gruppen  von  Patienten: 
um  Kinder  im  Alter  von  2 — 10  Jahren  und  um  Erwachsene  im  Alter  von  18 — 53 
Jahren;  unter  den  Kindern  waren  4 Knaben  und  9 Mädchen,  unter  den  Erwachsenen 
2 Männer  und  3 Frauen.  Bei  den  Kindern  wurden  im  Ganzen  187  Injectionen  A 1,0  g 
ausgeführt,  bei  den  Erwachsenen  196,  die  Zahl  der  in  einer  Sitzung  ausgeführten  In- 
jection schwankte  hier  von  1 — 5.  Diese  18  Patienten  litten  an  den  verschiedenar- 
tigsten Erkrankungen;  so  seien  beispielsweise  erwähnt:  tuberkulöse  Coxalgie,  Para 
plegie  nach  Scharlach,  Herdsclerose  syphilitischen  Ursprungs,  Lungentuberkulose, 
Hysterie,  Chorea,  Tabes,  Neurasthenie  n.  s.  w.  Trotz  dieser  Verschiedenartigkeit  der 
Erkrankungen  war  in  allen  Fällen  das  Resultat  ein  gleich  günstiges:  Besserung  des 
Allgemeinbefindens,  Zunahme  der  Muskelkraft,  Anwachsen  des  Körpergewicht*,  leb- 
haftere Verdauung,  gleichmäfsiger,  ruhiger  und  kräftigender  Schlaf,  regere  geistige 
Tbätigkeit  etc.  Auf  Suggestion  diese  Erfolge  zurückzufübren,  ist  nicht  angängig,  da 
es  sich  zum  Teil  um  Kinder  bandelte,  denen  der  Zweck  dieser  Einspritzungen  nicht 
bekannt  war.  K.  Kronüul. 


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No.  29. 


COLKY.  — VkbOBLY.  — MrHZ. 


511 


F.  C.  Coley,  On  the  physical  signs  of  chlorosis.  The  practitioner 
1894,  April. 

Auf  das  Bruit  de  diable  legt  Verf.  gar  keinen  diagnostischen  Wert.  — Ein 
systolisches  Geräusch  über  der  Gegend  der  Pulmooalarterie  wird  in  aasgeprägten 
Fallen  von  Chlorose  nur  selten  vermisst;  dass  dasselbe  nicht  auf  herabgesetztem  Druck 
in  der  Pnlmonalis  beruht,  dagegen  spricht  u.  A.  der  UmstaDd,  dass  daneben  zuweilen 
ein  verstärkter  2.  Pulmonalton  sorkommt.  Ob  dies  systolische  Geräusch  stets  auf 
Mitraliosuflicienz  beruht,  will  Verf.  nicht  entscheiden,  Jedoch  betont  er,  dass  bei  Chlo- 
rotisehen nicht  selten  eine  durch  Dilatation  des  linken  Ventrikels  bedingte  Mitralio- 
sufficienz  beobachtet  wird,  wie  schon  durch  den  bei  vorgeschrittener  Chlorose  lateral- 
wärts  verschobenen  Spitzenstofs  erwiesen  wird.  — Bei  80  pCt.  aller  Cblorotischen  fand 
Verf.  ein  an  der  Herzspitze  und  gleichzeitig  am  Angulus  scapulae  vernehmbares  sys- 
tolisches Geräusch,  d.  h die  physikalischen  Zeichen  einer  Mitralinsufficienz;  unter  an- 
gemessener Behandlung  der  Anämie  schwanden  diese  Geräusche,  und  zwar  zuerst  am 
Angulus  scapulae,  dann  an  der  Herzspitze,  zuletzt  über  der  Pnlmonalis.  Perl. 


P.  Yergely,  Des  trouble«  de  la  sensibilit4  aux  membres  infdrieurs 
chez  les  diabdtiques.  De  la  dissociation  syringomydlique  de  la 
sensibilitd  chez  les  diabetiques.  Gaz.  Ilebdomadaire  1893,  No.  32. 

V.  beobachtete  6 Fälle  ven  Neuritis  bei  Diabetikern,  die  zum  Teil  das  Symptom 
der  diasociirten  Empfindungslähmung  zeigten.  Im  ersten  Fall  hatte  der  Kranke  Crampi 
an  den  unteren  Eztremitäten  zugleich  mit  Aspbyiie,  Hypoaestbeaie  und  localer  Anal- 
gesie. Im  2 Fall  bestanden  Neuralgie  und  scbiefsende  Schmerzen  im  Iscbiadicusge- 
biete  zugleich  mit  trophischen  Stärungen,  Malperforant,  Hyperästhesie  und  Thermo- 
bypästhesie  bei  erhaltenem  Tast-  und  Schmerzgefühl.  Die  Patellarrefleze  fehlten 
hier.  Auch  im  3.  Fall  handelt  es  sich  um  Thermohypästhesie  bei  erhaltenem 
Tastgefübl.  Im  4.  Fall  zeigte  sich  Thermodysäathesie  ohne  Analgesie  und  ohne  Anäs- 
thesie. Der  5.  Fall  zeigte  Thermodysästbesie  neben  Anästhesie,  Analgesie,  Verlust 
der  Sebnecrefleie  (ohne  Atazie  etc.)  Im  6.  Fall  finden  wir  Neuralgien,  Thermo- 
Anästhesie,  Anfälle  von  Asphyxie  der  Extremitäten,  trophische  Storungen  an  den 
grofsen  Zehen,  Verlust  der  Patellarrefiexe  etc. 

Nach  den  beschriebenen  Fällen  scheinen  bei  Diabetes  Temperatur-  und  Schmerz- 
empfindung häufiger  gestärt  zu  sein  als  die  Tastempfindung;  man  findet  nicht  selten 
Thermodysästbesie,  Thermohypästhesie,  Tbermoanäslhesie,  und  die  dissociirte  Empfin- 
dungslähmung. Kallscher. 


H.  Merz,  Ein  Fall  von  hochgradigem  Blepharospasmus  mit  Heilung. 

Klinisches  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XXXI.  S.  374. 

Der  in  der  Baseler  Angenklinik  beobachtete  Fall  betrifft  einen  41jähr.  Schneider, 
welcher  nach  der  Influenza  Blepharoapasmus  bekam  und  sehr  lichtacbeu  wurde.  Diese 
Symptome  wurden  im  Laufe  eioiger  Jahre  immer  störender  und  quälender.  Die  kli- 
nische Untersuchung  des  auch  in-  übrigen  „nerväsen“  Patienten  erwies  die  hysterische 
Netnr  aneh  des  Augenleidens.  Durch  Druck  auf  deu  n.  supraorbitalis  war  der  Krampf 
zu  unterdrücken  Die  verscbiedeuaten  unter  suggestiver  Beeinflussung  gegebenen  Mittel 
fruchteten  wenig  oder  nicht  nachhaltig  genug. 

Endlich  brachte  eine  Injectionskur  mit  Strychnin  (bis  00.8  steigend)  einen  dauern- 
den Erfolg. 

Der  Verf.  ist  geneigt,  diese  Besserang  aaf  eine  Beeinflussung  des  n.  supraorbi- 
talis durch  das  Strychnin  znrückiufübren.  Sollte  man  nicht  eher  an  eine  suggestive 
Wirkung  der  Manipulation  mit  der  PaavAz'scheo  Spritze  denken ! M.  Brasch. 


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512 


WlFFIBLD.  — CAMPS«!,!  . — GbiFFITH.  — RlCHTBB. 


No.  29 


J.  McF.  Winfield,  A possible  case  of  an&sthetic  leprosy.  The  Broo- 
klyn med.  journ.  Marsh,  1893,  S.-A. 

Bei  einem  in  der  körperlichen  Entwicklung  stark  zurückgebliebenen  lGjähr.  Mu- 
latten fanden  sich  am  ganzen  Körper  zerstreut,  granweiiliche  pigmentlose  Flecke,  ron 
denen  die  alteren  anästhetisch , die  jüngsten  hyperlstbetisch  waren.  Vollkommene 
Analgesie  und  Fehlen  der  Temperaturempfindung  bestand,  auch  unabhängig  ron  den 
Flecken,  an  Füfseo  und  Hlnden.  An  den  letzteren  zeigten  sich  die  Mm.  interosaei 
atrophisch,  Thenar  and  Antithenar  abgeflacht , die  Finger  in  Klauenitellung.  Beide 
Dlnarnerren  waren  all  barte  Stränge  mit  einzelnen  Knoten  zu  fühlen.  Die  Haut  an 
Armen  und  Beinen  erschien  etwas  ichthyotiscb,  die  Schweifssecretion  war  gesteigert, 
die  Nägel  an  Fingern  und  Zehen  liefsen  beginnende  Veränderungen  erkennen.  Einige 
anfällige  kleine  Verletzungen  an  den  Füfsen  heilten  nicht,  sondern  verwandelten  sich 
in  tiefgreifende  Geschwüre.  Die  Diagnose  der  Krankheit,  welche  vor  etwa  3 Jahren 
mit  lancinirenden  Schmerzen  in  den  Extremitäten  und  Flockenbildung  im  Gesicht  und 
an  den  Hinterbacken  begonnen  hatte,  schwankte  namentlich  zwischen  Syringomyelie 
und  Lepra.  Verf  zeigt  sich  der  letzteren  Alternative  zu , zumal  der  Pat.  aus  einer 
Lepragegend  stammte.  H.  Müller. 


J.  Campbell,  Double  Ovariotomy  for  multilocular  cysts  performed 
during  au  attack  of  peritonitis.  The  Lancet  1893,  Jone  17. 

Zwei  cystisch  entartete  Ovarien  worden  bei  acuter  Peritonitis  entfernt.  Die  Peri- 
tonitis schwand  alsbald.  Gleichzeitig  bestehende  Metrorrhagie  führt  Verf.  auf  das 
Vorhandensein  kleiner  Myome  zurück  und  erwartet  auch  in  dieser  Hinsicht  Heilung 
durch  die  Caatration.  a.  Martin. 


W.  Griffith,  A case  of  caesarean  section  for  rachitic  deformity: 
Recovery  of  mother  and  child.  Brit.  Med.  Joarn.  1893,  March.  25. 

Verf.  knüpft  an  die  Beschreibung  des  günstig  verlaufenen  Falles  von  Kaiserschnitt 
eioige  Bemerkungen  über  die  bei  Stellung  der  Indication  u.  Ausführung  der  Operation 
besonders  beachtenswerten  Gesichtspunkte.  a.  Martin- 


M.  Richter,  Ueber  Cyanvergiftung.  Prager  med.  Woohenschrift  1894, 
No.  3—11. 

Verf.  beobachtete  zwei  Fälle  von  Selbstmord  durch  Cyan  mit  dnnkelrotem  Blut 
und  dunkelroten  Todtenflecken,  ohne  auffallenden  Geruch  in  den  KörperhBblen.  Der 
Cyannachweis  wurde  geführt  am  Destillat  des  Mageninhaltes  durch  die  Berliner-Blau, 
die  Rhodan,  die  Wasserstoffsuperoxydprobe,  neben  denen  Verf.  auch  erst  die  nener- 
dings  von  Vortmass  empfohlene,  besonders  empfindliche  Nitroprnssidreaction  io  An- 
wendung zog.  Die  von  Kobirt  angegebene  Cyaometbämoglobinprobe  gelang  im 
Blnte  nicht,  wohl  aber  in  einer  mit  dem  Magendestillat  versetzten  Blutlnsung.  Er 
ist  übrigens,  wie  Szic.m,  zu  der  Anschauung  gelangt,  dass  das  „Cyanmethämoglobio* 
in  Wirklichkeit  ein  Cyanhämatin  ist.  Die  hellrote  Färbung  der  Magenschleimhaut 
fand  er  nicht  dnrch  Cyanhämatin  bedingt;  dieselbe  enthielt  vielmehr  Oxyhämoglobin. 

Fr.  ßtrvwmann. 


Kinsendungen  für  das  ('entralblatt  werden  an  di«  Adresse  des  Um.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a rd  t (Berlin  W. 
Französische  Strafte  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  - Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l — 3 Bogen;  an  Schlaue 
des  Jnhrgaag«  Titel,  Na* 
men-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de»  Jahrgänge» 
30  Mark;  tu  belieben 
durch  alle  Bachhandlun* 
gen  and  Postanitolten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  *».  J»«li.  No.  30. 


Inhalt:  E.  Salkowski,  Ueber  die  Bestimmung  der  Harnsäure  und  der  Xanthin- 
kürper  im  Harn.  (Orig.-Mittb.). 

Doioh,  Einfluss  des  Nerrensystems  auf  die  Austreibung  der  Galle.  — Schmidt, 
Verdauung  bei  Bewegung.  — Schulze,  Zur  Renntnin  der  pflanzlichen  Zellmem- 
branen. — Zuntz,  Lehmann  u.  Haormann,  Ueber  den  Stoffwechsel  des  Pferdes, 
Haut-  und  Darmatbmung.  — Ribbist,  Carcinom  und  Tuberculose.  — Ribbbht, 
Zur  Anatomie  der  Lungentzündungen.  — Eins,  Chirurgie  der  Gallensteinkrankbeit. 

— Lippe,  Ueber  die  Unterbindung  der  Carotis  externa  — Franklin,  Pollabd, 
McCsks,  Kurz,  Ramauoä,  Morison,  Hamb,  Beiträge  zur  Darmcbirurgie.  — 
Scbcibr,  Ueber  Geschwülste  im  GehSrgang  und  Mittelohr.  — Schwabach,  Ueber 
otitiscbe  Pyllmie  ohne  Siuusthrombose.  — de  Santi,  Ueber  die  Blutungen  nach 
Tonsillotomie.  — Vnillon,  Aetiologie  der  Angina.  — Glas,  Ueber  die  Waiierre- 
tention  im  Fieber.  — Rosbnbacb,  Gebrauch  und  Missbrauch  des  Natr.  bicarb.  — 
Hanot,  Verhalten  des  Appetits  bei  Magenkrebs.  — Dutil  und  Lani,  Olivbb, 
Pbtci,  Kibchnbb,  Adams,  Zar  Casuistik  der  Neuritis.  — Rimball,  Biadlzs, 
Ond,  Patshbon,  Hbllsn,  Clouston.  Behandlung  des  MyxBdema  mit  Schlld- 
drüsensubstanz.  — Lukasihwicz,  Ueber  Lichen  tcrofulosornm.  — Wrlandkh, 
Cylindrnrie  und  Albuminurie  bei  Quecksilberbehandlung. — Dumcan,  Ueber  die  sog. 
Autoiofection  im  Woebenbett.  — Edbbobls,  Ueber  die  Exstirpation  des  flbromatäsen 
Uterus.  — Wtss,  Fall  von  Guajacolrergiftung. 

Schultz,  Bestimmung  des  Schwefels  im  Harn.  — Mcli.br,  Behandlung  der 
Bämatoporphynurie.  — Whitpinld,  Zur  Chemie  des  Muskels.  — Scrultzb, 
Hämatoporhhyrin  nach  Trional.  — Massin,  Epitheliom  rom  Schmelzorgan  ausgehend. 

— Rom,  Zur  Reuutniss  der  CuRScnif ANN'scben  Spiralen.  — Beck,  Behandlung 
des  Empyems.  — Riedihoss,  Ueber  Verrenkung  in  den  Interpbalangealgelenken. 

— t.  Lisskb,  Plattfufs  und  Scbweifsfufs.  — Scbhdb,  Verbesserter  Scoliosenappa- 
rat.  — Fuchs,  Reratomycosis  atpergillina.  — Orbtpuss,  Zur  Casuistik  der  Nasen- 
eiterungeu.  — Zwaabdisakii,  Ueber  den  Athembeschlag.  — Sosotka,  Fall  von 
Arthritis  blenorrboica.  — Ritchiz,  Reratinirte  Carboisäurepillen  bei  Diarrhoe.  — 
Meter,  Bemerkenswerte  Fälle  »on  Gelenkrheumatismus,  — Bourqes,  Diffuse  Mye- 
litis durch  Infectioo  mit  Erysipel.  — Oppbniikim  u.  Hoppe,  Zur  pathologischen 
Anatomie  der  Chorea.  — Biskhabot,  Fall  Ton  einseitigei  Lähmung  des  N.  supra- 
scapularis.  — Helbimo,  Behandlung  der  „erfrorenen  Nase“.  — Bowm,  Eiofluss 
der  Sonnenstrahlen  auf  die  Haut. — Reieenbtsin,  Senile  Veränderungen  der  elas- 
tischen Fasern.  — Ortebmann,  Ueber  Saizwasserinfusionen.  — Spencer,  Orario- 

XXXII.  Jahrgang.  gg 


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514 


Salkowski,  Deber  die  Beslimmnng  der  Harnsäure  etc. 


No.  30 


tomie  bei  einer  82  jährigen  Frau.  — Fihotti,  80  Laparotomien.  — FslaaiL, 
Heilung  eines  Pyosalpinx  durch  Punction.  - Tboxpios,  Einfluss  des  Atropins  und 
Morphins  auf  die  Harnsecretion.  — Habnick  u.  Hochhiim,  Einfluss  der  krampf- 
erregenden Gifte  auf  die  Körpertemperatur.  — Flattkb,  Vergiftung  durch  Carboli 
neum.  — Williams,  Vergiftung  durch  Chloralose. 


Heber  die  Bestimmung  der  Harnsäure  und  der  Xanthinkörper 

im  Harn. 

Aus  dem  ehern.  Laboratorium  des  pathol.  Institut  zu  Berlin 
tod  Prof.  E.  Salkowski. 

In  verschiedenen  Arbeiten  hat  Camkbrr  ')  einen  neuen  Begriff 
in  die  Harnchemie  eingeführt,  nämlich  den  der  a-  u.  b-  Harnsäure. 

Diese  Bezeichnungen  haben  folgende  Bedeutung.  Camkkrb  be- 
stimmt in  einer  Quantität  Harn  die  Harnsäure  nach  dem  Silberver- 
fahren und  zwar  nach  Lüdwio:  dies  ist  die  b-Harnsäure.  Aus  einer 
gleichen  Quantität  desselben  Harns  stellt  er  den  Silberniederschlag 
dar,  bestimmt  den  Stickstoff  in  demselben  und  rechnet  ihn  auf  Harn- 
säure um:  dies  ist  die  a-Harnsäure.  Die  a-Harnsäure  ergab  sich 
nun  immer  erheblich  hoher,  als  die  b-Harnsäure.  Die  Differenz 
bezieht  C.  auf  die  im  Harn  enthaltenen  durch  ammoniakalische  Silber- 
lösung fällbaren  Xanthinkörper.  Die  Quantität  derselben  wäre  da- 
nach viel  gröfser,  als  man  bisher  annahm , 2)  sie  wörde  im  Mittel 
10  9pCt.  der  Harnsäure,  also  etwa  0.08  — 0.1  g p.  d.  betragen,  wäh- 
rend man  sie  bisher  nur  auf  0.02 — 0.03  g schätzte;  an  einzelnen 
Tagen  fand  C.  auf  diesem  Wege  aber  bis  gegen  0.2  g p.  d.  Ich 
habe  gegen  diese  Angaben  Bedenken  erhoben,  *)  welche  nament- 
lich darauf  gegröndet  sind,  dass  es  nicht  gelingt,  die  Silbernieder- 
schläge durch  Waschen  mit  Wasser  von  Ammoniak  zu  befreien,  der 
Stickstoff  des  Ammoniaks  somit  als  Xanthinstickstoff  erscheint.  Ca- 
mkkkk  4)  will  diese  Bedenken  nicht  gelten  lassen;  ich  kann  auf  eine 
Discussion  dieser  Frage  an  dieser  Stelle  nicht  eingehen,  muss  aber 
soviel  zugeben , dass  nach  einer  erneuten  Prüfung  das  in  dem  Nie- 
derschlag in  jedem  Falle  restirende  Ammoniak  nicht  ausreicht,  um 
die  grofsen  Differenzen  zu  erklären.  Wiewohl  sich  nun  noch 
mancherlei  andere  Einwendungen  gegen  die  Ableitung  der  Schluss- 
folgerungen von  Camkbkb  erheben  lassen,  so  war  doch  dieser  Um- 
stand för  mich  die  Veranlassung,  die  Frage,  wie  grofs  denn  eigent- 
lich der  Gehalt  des  Harns  an  durch  Silberlösung  fällbaren  Xan- 
thinbasen sei,  einer  genaueren  Prüfung  zu  unterziehen. 

Zur  Bestimmung  der  Xanthinbasen  bezw.  Trennung  von  der 
Harnsäure  wendete  ich  ein  Verfahren  an,  welches  ich5)  schon  vor 

')  Zeitiehr,  f.  Biol.  Bd.  27.  S.  158  u.  Bd.  28.  S.  72. 

*)  Id  neuester  Zeit  ist  auch  M.  Kaüoz»  zu  dieser  Ansicht  gelaogt,  jedoch  berüh- 
ren seine  Angaben  die  vorliegende  Frage  insofern  nicht  direct,  als  er  zur  Isolirnng  der 
Xanthinbasen  nicht  die  Silberfllluog  anwendete.  Vortrag  in  der  physiol.  Gesellschaft 
am  15.  April  1894. 

*)  Dieses  Cbl.  1891,  S.  901. 

4)  Zeiuehr  f Biol.  Bd  29.  S.  288. 

*)  Virchow's  Arch.  Bd.  60  S.  198. 


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No.  30.  Doyon,  Einfluss  des  Nervensystems  a.  d.  Austreibung  d.  Galle.  515 

24  Jahren  för  diesen  Zweck  beschrieben  habe  und  welches  sich 
durchaus  bewährte.  Der  aus  dem  Harn  — meistens  500— 1000  ccm 
— nach  Fällung  mit  Magnesiamischung  erhaltene  Niederschlag  wurde 
nach  sorgfältigem  Waschen  ohne  Zusatz  von  Salzsäure  durch  Schwefel- 
wasserstoff zersetzt,  das  Filtrat  zur  Trockne  gedampft  und  der 
Rückstand  mit  2 — 3°/o'ger  Schwefelsäure  extrahirt,  welche  die  Xan- 
thinbasen löst,  die  Harnsäure  ungelöst  zuröcklässt.  Um  ganz  sicher 
zu  sein,  dass  höchstens  Spuren  von  Harnsäure  in  Lösung  gehen, 
filtrirte  ich  immer  erst  am  nächsten  Tage  ab.  Ebenso  wie  in  der 
citirten  Arbeit  wandte  ich  zur  Zerstörung  etwa  noch  vorhandener 
Harnsäure  anfangs  Erwärmen  mit  Salpetersäure  an,  nur  mit  dem 
Unterschied,  dass  jetzt  die  Schwefelsäure  Lösung  direct  mit  Salpeter- 
säure versetzt  und  zum  Sieden  erhitzt  wurde;  alsdann  wurde  mit 
Ammoniak  alkalisirt  und  aufs  Neue  mit  Silberlösung  gefällt  u.  s.  w., 
der  Silbergehalt  des  Niederschlages  nach  dem  Verwaschen  durch  Ti- 
triren  mit  Rhodanammon  bestimmt. 

Es  ergab  sich  nun  bald,  dass  dieses  Verfahren  schwankende 
Werte  giebt,  je  nach  der  Quantität  der  Salpetersäure  und  der 
Zeitdauer  des  Erhitzens.  Je  gröfser  die  Quantität  der  Salpetersäure 
genommen  wurde  und  je  länger  das  Erhitzen  dauerte,  umsoweniger 
Silberniederschlng  wurde  erhalten,  unter  Umständen  fast  Nichts. 
Das  Erhitzen  mit  Salpetersäure  wurde  daher  ganz  verlassen 
und  das  konnte  unbedenklich  geschehen,  weil  die  schwefelsaure  Lö- 
sung höchstens  minimale  Spuren  von  Harnsäure  enthielt  — u.  nun  war 
die  Quantität  des  Silberniederschlages  in  der  That  nicht  unerheblich. 
Anscheinend  werden  die  Xanthinbasen  des  Harns  durch  Salpeter- 
säure leichter  zerstört,  wie  es  bei  den  bekannten  XaDthinbasen  der 
Fall  ist. 

Die  Quantität  der  durch  Silberlösung  fällbaren  Xantbinbasen 
des  Harns  ergab  sich  durchschnittlich  — teils  nach  dem  angegebe- 
nen Verfahren,  wobei  auf  Xanthin  umgerechnet  wurde,  teils  durch 
directe  Darstellung  aus  dem  2.  Silberniederschlag  — zu  8 — 10  pCt. 
vom  Gewicht  der  Harnsäure. 

Was  die  Natur  dieser  Xanthinbasen  betrifft,  so  steht  die  ge- 
nauere Untersuchung  hierüber  noch  aus,  jedenfalls  aber  bestehen  sie 
ihrem  Hauptteile  nach  nicht  aus  den  genauer  bekannten,  sondern, 
wie  es  scheint,  aus  dem  hypoxanthinähniichen  Xanthinkörper,  wel- 
chen ich  gleichfalls  schon  in  der  citirten  Arbeit  in  Virchow’s  Archiv 
seinen  Eigenschaften  nach  beschrieben  habe. 


M.  Doyon,  De  l'action  exercde  par  le  Systeme  nerveux  sur  l’appa- 
reil  excröteur  de  la  bile.  Arch.  de  Physiol.  1894,  VI.  p.  19. 

Verf.  untersucht  den  Einfluss  des  Nervensystems  auf  die  Aus- 
scheidung der  Galle,  d.  h.  auf  die  mechanische  Austreibung  der- 
selben durch  die  Muskelfasern  der  grofsen  Gallenwege  (ductus)  und 
der  Gallenblase,  indem  er  den  Druck  in  der  Gallenblase  bezw.  die 

33* 


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516 


Schmidt,  Verdauung  bei  Bewegung. 


No.  30 


Ausflussmenge  einer  indifferenten,  unter  constantem  Druck  durch 
den  ductus  choledochus  geleiteten  Flüssigkeit  registrirte.  Das  Er- 
gebniss  ist  folgendes: 

Der  Nervus  splanchnicus  major  ist  der  motorische  Nerv  der 
Gallen wege;  bei  seiner  Reizung  contrahirt  sich  der  gesammte  Aus- 
führungsapparat der  Leber.  Der  an  der  duodenalen  Mündung 
liegende  Sphincter  kann  sich  so  weit  zusammenziehen,  dass  er  den 
Abfluss  der  Galle  in’s  Duodenum  vollkommen  verhindert. 

Eine  Erschlaffung  der  Ausführungswege  lässt  sich  im  Allge- 
meinen nur  reflectorisch  erzeugen.  Im  Besondern  ruft  die  Erregung 
des  centralen  Endes  des  splanchnicus  major  die  Erschlaffung  der 
Gallenblase  hervor. 

Gewisse  reflectorische  Erregungen,  z.  B.  die  Erregung  des 
centralen  Endes  des  Nervus  vagus  veranlasst  eine  Erschlaffung  des 
Sphincter  zugleich  mit  einer  Contraction  der  Gallenblase. 

Das  Nervensystem  übt  also  einen  verschiedenen  Einfluss  auf 
die  einzelnen  Teile  der  Gallenabflusswege  aus  und  bildet  einen  Re- 
gulator für  die  Ausscheidung,  der  seine  sichere  Functionirung  we- 
sentlich einem  am  Duodenum  gelegenen  Sphincter  des  ductus  cho- 
ledochus verdankt. 

Die  Bewegung  des  Zwerchfells,  des  Magens  etc.  kann  allerdings 
einen  Einfluss  auf  den  Abfluss  der  Galle  ausüben.  Doch  hat  man 
sich  diesen  als  sehr  unwesentlich  der  nervösen  Regulirung  gegen- 
über vorzustellen.  Hiirthle. 


A.  Schmidt,  Einfluss  der  gesteigerten  Körperbewegungen  und  Darm- 
peristaltik auf  die  MageDverdauung.  Dissert.  Erlangen.  1893. 

Die  Versuche  sind  unter  Pknzoi,dt’s  Leitung  angestellt.  Versuchs- 
person war  der  Verf.  Die  Versuchsanordnung  war  folgende.  Verf. 
genoss  entweder  250  g gebratenes  Rindfleisch  „Fleischkost“  oder 
70  g Weifsbrod  mit  290  cm  Thee  „Amylaceenkost“  und  etellte  durch 
Entnahme  von  Proben  des  Mageninhaltes  mit  der  Schlundsonde 
die  Zeitdauer  der  Verdauung  fest.  Aulsserdem  wurden  die  Pro- 
ben auch  microscopisch  und,  soweit  es  anging,  chemisch  auf 
Acidität,  Salzsäure,  Milchsäure,  Biuretreaction,  Eiweils  untersucht. 
In  der  Ruhe  dauerte  die  Verdauung  der  Amylaceenkost  anfangs 
2 '/a*  später  2 Stunden,  die  Fleisch  Verdauung  3*/«  Stunden.  An- 
strengender Fussmarsch  bewirkte  eher  eine  Beschleunigung  der  Ver- 
dauung sowol  der  Amylaceen,  als  auch  des  Fleisches,  als  eine  Ver- 
zögerung. Baden  hatte  in  einem  Falle,  in  dem  das  Wetter  kalt  und 
S.  durch  das  Bad  mit  angestrengtem  Schwimmen  sehr  ermüdet  war, 
eine  nur  geringe  Verzögerung,  in  den  anderen  Fällen  eher  eine  Be- 
schleunigung zur  Folge.  Ebenso  wirkte  beschleunigend  Massage 
des  Magens  und  passive  Bewegungen  des  ganzen  Körpers  — Wagen- 
fahrt,  selbst  Eisenbahnfahrt. 

Abführmittel,  wie  Ol.  Ricini,  Tinct.  Rhei  aq.,  Calomel,  Crotonöl 


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No.  30.  Schulze,  üeber Zellmembranen. — Zohtz,Lshmann  u.Hagbmann.  517 

verzögerten,  wenn  eie  zur  Wirkung  kamen,  merklich  (ca.  */t  Stun- 
den); blieb  aber  die  abführende  Wirkung  aus,  so  war  umgekehrt 
eine  Beschleunigung  zu  constatiren.  In  Bezug  auf  die  tabellarisch 
geordneten  Resultate  der  Untersuchung  des  Magensaftes  vergleiche 
das  Original.  E.  Salkowski. 


E.  Schulze,  Zur  Kenntnifs  der  pflanzlichen  Membranen  III.  Zeit- 
schrift für  pbysik.  Chemie.  XIX.  S.  38. 

Als  Hemicellulnse  bezeichnet  Verf.  diejenige  Abart  der  Cellu- 
lose, welche  sich  von  der  eigentlichen  Cellulose  durch  ihre  weit  ge- 
ringere Widerstandsfähigkeit  gegen  verdünnte  Säuren  unterscheidet. 
Seinen  früheren  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  reiht  Verf. 
in  der  vorliegenden  Abhandlung  neue  über  das  Vorkommen  uod 
die  Verbreitung  dieser  Hemicellulose  an. 

I.  Zur  Kenntnifs  der  Hemicellulose.  Aus  gereinigten  Press- 
rückständen von  Sesamsamen  erhielt  Verf.  durch  Kochen  mit  Säuren 
eine  Pentose,  wahrscheinlich  Arabinose.  Der  Gehalt  dieses  Rück- 
standes an  Pentosen  ergab  sich  zu  11,25  pCt.  — Gereinigte  Mais- 
kleie lieferte  beim  Erhitzen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  Xylose 
und  Galactose,  die  Hemicellulose  der  von  den  Schalen  befreiten 
blauen  Lupinen  Galactose  und  daneben  wenig  Pentose.  Die  in  dem 
Lupinensamen  enthaltenen  Hemicellulosen  sind  ausgezeichnet  durch 
geringe  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren  und  Oxydationsmittel. 
Sie  unterschieden  sich  im  Verhalten  gegen  diese  Agentien  nnr  wenig 
vom  Stärkemehl. 

II.  Ueber  die  Mannoso-Cellulose.  Die  Cellulose  der  Kaffee- 
bohnen, welche  bei  der  Hydrolyse  reichlich  Mannose  und  daneben 
Traubenzucker  liefert,  widersteht  den  üblichen  zur  Isolirung  der 
gewöhnlichen  Cellulose  angewendeten  Reagentien,  kann  also  als 
celluloseähnliche  Substanz  bezeichnet  werden;  mit  Cellulose  identi- 
ficirt  werden  kann  sie  darum  nicht,  weil  die  gewöhnliche  Cellulose 
bei  den  Hydrolyse  ganz  überwiegend  Dextrose  liefert. 

III.  Ueber  die  Classification  der  in  den  Zellwandungen  enthal- 

tenen Kohlehydrate.  Betreffs  dieses  Abschnittes  muss  auf  das  Ori- 
ginal verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


N.  Zuntz,  Fr.  Lehmann  und  0.  Hagemann,  1)  Zur  Kenntnils 
des  Stoffwechsels  beim  Pferde.  Landwirtbschaftl.  Jahrbücher  XXIII. 
S.  125;  2)  Ueber  Haut-  und  Darmatmung.  Verhandl.  d.  Berl.  Phy- 
siol.  Ges.  1893  94.  S.  53. 

Zur  Prüfung  der  früheren  Ergebnisse  über  die  Lungenatmung 
des  Pferdes  (Centralbl,  1889,  S.  787),  sowie  zur  Feststellung  der 
Haut-  und  Darmatmung  wurden  an  demselben  Pferde  im  grofsen 
PKTTKKKOFBB’schen  Respirationsapparat  zu  Göttingen  Versuche  aus- 
geführt,  die  bei  einer  bestimmten  Nahrung  (3750  g Hafer  und  1050  g 


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518 


Ribbkht,  Carcinom  u.  Tuberculose. 


No.  30 


Heu)  die  Gesammt-COj-Ausscheidung  fßr  24  Stunden  zu  4743  bis 
4767  g ergaben,  fßr  die  Haut-  und  Darmatmung  allein  (die  In-  und 
Exspirationsluft  war  durch  luftdichte  Leitungen  nach  aussen  geführt), 
145  g CO,  (Mittel  3 Versuche:  144 — 156 — 136),  somit  beträgt  die 
Haut-  und  Darmatmung  3 pCt.  der  Gesammtatmung  und  etwa 
2'/,  pCt.  der  Lungenatmung.  Die  gefundenen  Werthe  fßr  die 
O-Aufnahme  und  CO, -Ausscheidung  durch  die  Lungen  nach  Zontz’s 
Methode  sind,  nach  Abrechnung  der  Hautatmung,  nur  um  5 pCt. 
niedriger,  was  sich  durch  die  gröfsere  Ruhe  des  Versuchstiers  bei 
dem  kßrzer  währenden  Versuche  erklärt.  Die  erhebliche  Becin- 
flusssung  des  Stoffwechsels  auch  durch  scheinbar  unbedeutende  Mus- 
kelbewegungen illustrirt  ein  Göttinger  Versuch,  in  welchem  das 
durch  Fliegen  beunruhigte  Pferd  reichlich  10  pCt.  CO,  mehr  aus- 
schied. Neben  CO,  fand  sich  in  der  Ausatmung  Sumpfgas 
(Methan)  und  etwas  Wasserstoff,  und  zwar  fßr  2*  Stunden  21  g 
CH4  und  höchstens  1 g H.  Da  letztere  beiden  in  der  Haut-  und 
Darmatmung  (bei  Ausschaltung  der  Lungenatmung)  eich  zu  etwa 
dem  gleichen  Betrage  fanden,  so  stammt  CH4  sicher  aus  dem  Darm, 
bei  dessen  Gährungsprocessen  es  sich,  vorwiegend  im  Dickdarm, 
bildet;  da  nun  in  den  Dickdarmgasen  des  Pferdes  bei  der  genannten 
Fütterung  sich  im  Mittel  auf  60  Vol.  CH4  nur  23  Vol.  CO,  fanden, 
lässt  sich  berechnen,  dass  von  den  durch  Haut-  und  Darmatmung 
fortgehenden  145  g CO,  nur  26  g CO,  dem  Darm,  119  g der  Haut 
entstammen.  — Bezüglich  des  Uebertritts  der  Darmgase  durch  Dif- 
fusion in's  Blut  leitet  Zvntz  in  ßberzeugender  Weiee  ab,  dass  die 
Bedingungen  fßr  die  Absorption  von  CH4  und  H beim  Pferde  min- 
destens 6 mal,  beim  Menschen  zweimal  so  ungßnstig  sind,  als  beim 
Kaninchen.  Hierüber  sowie  wegen  der  Versuchsanordnung,  der  ana- 
lytischen Werthe  in  den  einzelnen  Versuchen  und  der  Controlen 
vergleiche  Original.  J.  Munk. 


Ribbert,  Carcinom  und  Tuberculose.  Münchener  med.  Wochenschrift, 
1894,  No.  17. 

Während  Lupus  und  Krebs  nicht  selten  gemeinschaftlich  an 
einer  Körperstelle  Vorkommen,  ist  sonst  die  Combination  von  Tuber- 
culose und  Krebs  nur  selten  beobachtet  werden.  Verf.  hat  nun  in 
11  Fällen  von  Carcinom  an  Rachen,  Unterlippe,  Zunge,  Zahnfleisch, 
Augenlid,  Penis,  Riesenzellen  im  Bindegewebe  nachgewiesen.  Wenn 
auch  der  Nachweis  von  Tuberkelbacillen,  wegen  Mangels  an  Mate- 
rial, nicht  gelang,  so  ist  doch  Tuberculose  anzunehmen.  Denn  ob- 
wohl die  Möglichkeit  nicht  zu  bestreiten  ist,  dass  Krebsepithelien 
als  riesenzellenerzeugende  Fremdkörper  wirken,  so  ist  doch  nur  in 
einem  der  Fälle  des  Verf. ’s  eine  Beziehung  der  Riesenzellen  zum 
Epithel  (Einschluss  degenerirender  Epithelien)  nachweisbar.  Auch 
der  Reiz  eines  Drüsensecrets,  wie  ihn  Verf.  in  zwei  anderen  von 
ihm  beobachteten  Krebsen  des  Augenlides  mit  Riesenzellen  für  mög- 


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No.  30.  Ribbbrt,  Zar  Anatomie  der  Lungenentzündungen.  519 

lieh  hielt,  kommt  bei  diesen  11  Fällen  nicht  in  Betracht.  Auch  der 
fast  in  allen  nachweisbare  knötchenförmige  Bau  des  riesenzellenhal- 
tigen  Gewebes  spricht  für  Tuberculose. 

Was  nun  das  Verhältnifs  des  carcinomatösen  und  tuberculösen 
Processes  zu  einander  betrifft,  so  ist  es  ja  denkbar,  dass  in  primär 
carcinomatöse  Herde  Tuberkelbacillen  aus  dem  übrigen  Körper  ein- 
wandern. Aber  auch  die  Vorstellung,  dass  der  Krebs  auf  primär 
tuberculösem  Boden  sich  besonders  gut  entwickelt,  ist  sehr  annehm- 
bar. Besonders  würde  dies  mit  der  vom  Verf.  an  anderer  Stelle 
entwickelten  Theorie  übereinstimmen,  nach  der  die  Bildung  eines  sub- 
epithelialen  zellreichen  Gewebes  durch  Auseinanderdrängung  und 
Isolirung  von  Epithelien  zur  Entstehung  eines  Krebses  führt.  Ferner 
spricht  für  diese  Auffassung,  dass  Verf.  auch  die  Entstehung  gut- 
artiger epithelialer  Neubildungen  auf  tuberculösem  Boden  beobachtet 
hat.  Schliefslich  überwuchert  dann  der  Krebs  die  Tuberculose,  so 
dass  man  wenige  oder  keine  Kiesenzellen  findet.  Die  Seltenheit  der 
Combination  erklärt  sich  daraus,  dass  nur  sehr  chronische  tubercu- 
löse  ProcesBe,  so  vor  allem  Lupus,  den  geeigneten  Boden  für  die 
Entstehung  des  Krebses  darbieten. 

Verf.  stellt  diese  ganze  oben  entwickelte  Anschauung  nur  als 
eine  Möglichkeit  hin.  Jedenfalls  kommen  in  vielen  Fällen  andere 
entzündungserregende  Ursachen  für  die  Krebsbildung  in  Betracht. 

M.  Rothmann. 


Ribbert,  Zur  Anatomie  der  Lungenentzündungen.  (Ueber  die  Aus- 
scheidung des  Fibrins,  sein  Verhalten  zu  den  Zellen,  die  Lage- 
rung und  Vernichtung  der  Coccen,  die  indurativen  Processe.) 
Fortschritte  der  Medicin  1894,  No.  10. 

Die  die  graue  Hepatisation  bei  der  Lungenentzündung  einlei- 
tende Fibringerinnung  ist  nach  der  jetzt  herrschenden  Anschauung 
von  dem  aus  den  Biutgefäfsen  austretenden  Plasma  herzuleiten. 
Verf,  wendet  eich  gegen  die  neuerdings  von  H*ussa  vertretene  An- 
sicht, dass  die  hyalinen  Platten  der  Alveolarauskleidung  absterben, 
sich  zu  einer  Pseudomembran  umgeetalten,  woran  sich  dann  erst  die 
Gerinnung  des  entzündlichen  Exsudats  anschlösse.  Er  bestätigt  da- 
gegen die  von  Cuhr  gemachte  Beobachtung,  dass  feine  Fibrinzüge 
durch  die  Wandungen  hindurch  die  Fibrinmassen  in  den  einzelnen 
Alveolen  mit  einander  verbinden;  die  Entstehung  derselben  ist  so 
zu  erklären,  dass  nach  Abfall  der  hyalinen  Platten  die  durch  Lücken 
hindurchtretende  Flüssigkeit  gerinnt.  Dieselbe  Erscheinung  liefs  sich 
nun  bei  anderen  Pneumonieformen  nachweisen,  wenn  auch  nicht  in 
so  typischer  Form,  wie  bei  der  crupösen  Lungenentzündung. 

Die  Verteilung  des  Fibrins  und  der  Zellen  in  den  Alveolen  ist 
eine  gesetzmäfsige,  indem  in  den  Bronchiolen  und  den  angrenzenden 
Alveolen  die  Zellen,  in  den  peripheren  Alveolen  die  Fibrinmassen 
überwiegen.  Es  ist  so  auch  bei  der  crupösen  Pneumonie  ein  lobu- 


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520  Kühr.  Chirurgie  der  Gallensteinkrankheit.  No.  30 

lärer  Aufbau  erkennbar,  wenn  auch  nicht  so  deutlich,  wie  bei  den 
echten  lobulären  Pneumonien.  Hierdurch  wird  auch  die  Vorstel- 
lung, dass  die  Infection  durch  Inhalation  der  Diplococcen  von  den 
Bronchiolen  aus  vor  sich  geht,  wesentlich  gestützt.  Aus  dem  Ver- 
halten der  Coccen  lässt  sich  ferner  schliefsen,  dass  Fibrinausschei- 
dung und  Coccen  im  umgekehrten,  Zellenhaufen  und  Coccen  in 
directem  MengenverhältnisB  zu  einander  stehen.  Dasselbe  Verhält- 
niss  ist  auch  in  tuberculösen  Lungen  nachweisbar;  Fibrin  und  Bacil- 
len scheinen  sich  auszuschliefsen. 

Auch  in  Arterien  und  Capillaren  finden  eich  sowohl  bei  lobären 
als  auch  bei  lobulären  Pneumonien  Thrombosen  in  verschiedener  Aus- 
dehnung. Diese  verursachen  eine  wesentliche  Behinderung  der  Cir- 
culation,  wie  sie  besonders  bei  der  grauen  Hepatisation  stark  her- 
vortritt. Diese  trägt  sowohl  zu  Zerfall  und  Resorption  des  Exsudats 
als  auch  durch  Sauerstoffmangel  zum  Untergang  der  Coccen  bei. 
Die  Entziehung  des  Sauerstoffs  wird  aber  noch  gesteigert  durch  den 
starken,  die  Coccen  umgebenden  Zellmantel.  Daneben  spielt  die 
Phagocytose  wegen  des  raschen  Untergangs  der  Leukocyten  nur  eine 
geringe  Rolle. 

Verf.  verteidigt  an  der  Hand  dieser  Befunde  seine  alte  An- 
schauung, dass  die  Zellaneammlung  bei  der  Entzündung  ein  für  den 
Organismus  günstiger  Vorgang  ist.  Die  Einwanderung  der  Coccen 
in  die  peripheren  Alveolen  wird  möglichst  verhindert,  und  ihr  Un- 
tergang wesentlich  befördert. 

Die  an  pneumonische  Processe  sich  auschliefsenden  Indurationen, 
die  oft  zur  Ausfüllung  der  Lufträume  mit  Bindegewebe  führen, 
leitete  man  früher  von  einer  Wucherung  der  Alveolenwand  ab.  Auch 
hier  schliefst  sich  Verf.  den  Ausfürungen  Cuhn’s  an,  nach  denen  die 
wuchernden  Zellen  auf  dem  Wege  der  Fibrinfäden  durch  die  Alveo- 
larwand hindurchtreten,  aber  nicht  von  derselben  ausgehen.  Wäh- 
lend Cuhk  jedoch  das  neue  Gewebe  vom  intralobulären  und  sub- 
pleuralen Bindegewebe  ableitet,  lässt  es  Verf.,  wenigstens  der  Haupt- 
sache nach,  von  der  Wand  der  kleinen  Bronchien  ausgehen. 

M.  Rothmann. 


Hans  Kehr  (Halberetadt),  Zur  Chirurgie  der  Gallensteinkrankheit. 

Berl.  klin.  Wochenschr.  No.  18,  1893.  (II.  Theil.) 

K.  hat  im  Ganzen  2 ideale  Cholecystotomien , 3 Choledochoto- 
mien,  2 Exstirpationen  der  Gallenblasee  und  2 Cystotomien  aus- 
geführt. Von  den  Patienten,  bei  denen  es  sich  nur  um  Steine  in 
der  Gallenblase  handelte,  starb  kein  einziger  an  den  Folgen  des 
Eingriffs,  dagegen  erlagen  2 dem  begleitenden  Carcinome,  1 starb 
durch  Chloroform  während  der  Operation,  1 an  nachträglicher  Ab- 
knickung des  Duodenum,  welche  eine  zweite  Laparotomie  benötigte, 
in  Folge  von  Erschöpfung,  1,  bei  welchem  statt  der  einfachen 
Einnähung  der  Gallenblase  die  zu  eingreifende  Totalexstirpation 


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No.  30.  Lipps,  Ueber  die  Unterbindung  der  Carotis  externa.  521 

mit  Cysticotomie  gemacht  wurde.  Ueber  die  Indicationen  zu  den 
verschiedenen  Gallenblasenoperationen  äusserte  sich  K.  dahin:  dass 
1)  die  ideale  Operation  nicht  mehr  ausgeführt  werden  sollte,  weil 
man  nicht  weiss,  ob  alle  Steine  entfernt  sind,  und  dass  2)  ebenso 
die  Exstirpation  der  Gallenblase  niemals  wegen  einfacher  Steine, 
sondern  nur  bei  Complication  mit  ulcerativen  Processen  und  Car- 
cinom  der  Gallenblase  gemacht  werden  sollte,  dass  dagegen 
3)  die  Cholecystotomie  (richtiger  Cholecystostomie)  das  Normalver- 
fahren bildet  für  die  Entfernung  von  Steinen  aus  der  Gallenblase,  und  zwar 
soll  man,  wenn  die  Gallenblase  klein  ist  und  eich  nicht  ohne  Zwang 
in  der  Bauchwunde  befestigen  lässt,  zweizeitig  operiren.  Kann  man 
nicht  die  Bauchhöhle  völlig  vor  den  Einflüssen  von  Gallenblasenin- 
halt schützen,  so  soll  man  die  Trichterbildung  von  Rirdbl  anwen- 
den.  Das  einzeitige  Verfahren  erleichtert  die  Entfernung  von  Steinen 
aus  dem  Ductus  cysticus  und  soll  man  4)  die  Cysticotomie  nur 
dort  anwenden,  wo  alle  anderen  Mittel  zur  Herausbeförderung 
der  Steine  fehlschlagen.  5)  Steine  des  Ductus  choledochus  soll 
man  in  die  Gallenblase  zu  schieben  versuchen  oder,  wenn  dieses 
nicht  glückt,  die  Choledochotomie  machen.  Die  Zertrümmerung  der 
Steine  im  Ductus  choledochus  nach  Lakqrhbüch,  Lawson  Tact  u.  A. 
ist  K.  nie  gelungen.  6)  Endlich  ist  bei  completen  Gallenfisteln  die 
Ablösung  von  der  Bauch  wand  angezeigt,  während  bei  der  Com- 
pression  des  Ductus  choledochus  durch  Tumoren  oder  bei  dessen 
Narbenverengerung  die  Cholecystenterostomie  gemacht  bezw.  etwaige 
Adhäsionen  als  Ursache  der  Verengerung  durchtrennt  werden  müssen. 
— Ein  grofser  Teil  der  Ausführungen  K.’s  besteht  in  einer  Ver- 
teidigung, wenn  nicht  frühzeitigeren,  so  doch  häufigeren  Operation 
bei  Gallensteinleiden.  K selbst  hat  in  einem  Jahre  in  einer  nicht 
bedeutenden  Stadt  (Halberstadt)  20  Gailensteinoperationen  verrichtet. 

P.  Güterbock. 


H.  Lipps,  Ueber  die  Unterbindung  der  Carotis  externa.  Archiv  f. 
klin.  Chir.  XLVI,  S.  1. 

Die  durch  13  Beobachtungen  Küstre’s  bereicherte  Zusammenstel- 
lung Verf.’s  umfasst  30  Unterbindungen  der  A.  earot.  ext.,  welche,  da 
12mal  auf  beiden  Seiten  operirt  wurde,  sich  auf  118  Patienten  be- 
ziehen. In  mehreren  Fällen  wurden  Seitenäste,  speciell  die  A.  thy- 
reoid.  sup.  mitunterbunden,  ohne  dass  hieraus  ein  wesentlicher  Vor- 
teil oder  Gefahr  erwuchs.  In  einzelnen  Fällen  erwies  sich  durch 
die  Existenz  der  Anastomosen  dieser  Arterie  mit  dem  Trunc.  thy- 
reo-cervical.  der  A.  subclav.  sowol  die  Ligatur  der  A.  earot.  ext. 
wie  die  der  A.  earot.  comm.  als  nutzlos.  Von  den  32  Todesfällen, 
die  auf  die  132  Unterbindungen  der  A.  earot.  ext.  kamen,  beruhten  7 
auf  Sepsis  bezw.  Phlegmone  des  Mediastinum,  2 auf  Blutungen  aus 
arrodirten  Gefäsfsen  in  einer  Geschwulst,  zu  deren  Beseitigung  die 
Ligatur  unternommen  war,  ferner  starben  2 Patienten  an  Lungen- 


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522 


Franklin,  Pollard,  McCbka,  Kürz, 


No.  30 


erkrankung,  4 an  Gehirnerkrankung,  und  zwar  3 in  Folge  der  gleich- 
zeitigen oder  nachträglichen  Ligatur  der  A.  carot.  comm.  und  1 in 
Folge  der  der  A.  carot.  int.,  8 an  Blutverlust  (darunter  3 an  Nach- 
blutung) und  9 an  Erschöpfung.  Bei  2 Operirten  trat  Thromben- 
bildung mit  Hiroembolie  ein,  und  repräsentirten  diese  beiden  F&lie 
(=  8.54  pCt.)  die  directe  Sterblichkeit  der  Ligatur  der  A.  carot. 
ext.  In  Bezug  auf  die  einzelnen  Indicationen  verteilen  sich  die  Er- 
gebnisse der  Ligatur  der  A.  carot.  ext.  folgendermaafsen:  I.  Unter 
22  Patienten  mit  Gefäfsgeschwülsten,  von  denen  bei  3 die  Arterie 
auf  beiden  Seiten  ligirt  wurde,  bot  bei  10  die  Ligatur  keinen  oder 
nur  vorübergehenden  Nutzen  und  wurden  bei  9 unter  letzteren  an- 
derweitige Heilungsversuche  (durch  Ligatur  der  A.  carot.  comm., 
durch  Exstirpation  resp.  Umstechung  der  Geschwulst)  unternommen. 
Erfolg  hatte  die  Unterbindung  in  9 Fällen,  darunter  1 mit  vorheri- 
ger und  2 mit  gleichzeitiger  Unterbindung  der  A.  carot.  comm. 
Letztere  eiwies  sich  dagegen  in  2 weiteren,  sonst  sonstigen  Fällen 
als  Todesursache.  — II  Von  27  prophylactischen  Unterbindungen 
der  A.  carot  ext.  bei  Geschwulstoperationen  heilten  20,  7 endeten 
tödtlich,  darunter  3 durch  Nachblutung,  die  noch  in  3 nicht  letalen 
Fällen  auftrat,  2 durch  Lungenerkrankung,  1 durch  Hemiplegie  in 
Folge  abnormer  Thrombenbildung  und  1 durch  Cachexie,  Unter 
7 verwertbaren  Fällen  scheint  nur  in  3 bei  der  späteren  Geschwulst- 
exstirpation die  Ligatur  die  Blutung  heeinflusst  zu  haben.  — III.  Die 
Ligatur  der  A.  carot.  ext.  während  einer  Geschwulstexstirpation 
ergab  unter  28  Fällen  21  Heilungen  und  f 6,  und  zwar  starben  1 
an  Mediastinaleiterung,  3 an  Collaps  bezw.  Schwäche,  2 an  Bron- 
chitis bezw.  Pneumonie,  Der  Sitz  der  Geschwulst  war  nicht  weni- 
ger als  16  Mal  die  Parotis,  ausserdem  wurde  die  A.  carot.  externa 
4 mal  prophylactisch  bei  Parotis-Tumoren  ligirt.  — IV.  Von  28  Un- 
terbindungen wegen  Blutung  hatten  10  tödtlichen  Ausgang  und  7 
darunter  durch  Blutverlust  und  Schwäche;  je  1 starb  ausserdem  an 
Sepsis  resp.  Collaps  und  Hirnerweichung  (nach  nachträglicher  Ligatur 
der  A.  carot.  comm.)  — V.  und  VI.  Zur  Heilung  bösartiger  Ge- 
schwülste ist  die  Carot.  ext.  15  Mal,  und  zwar  bei  9 Patienten  un- 
terbunden worden,  und  zwar  bei  6 auf  beiden  Seiten.  Seit  Mai- 
sonnkcvb  ist  diese  Operation  nur  2 Mal  auf  beiden  Seiten  ausgefQhrt 
worden,  was  lediglich  das  Urteil  Maübldno’s,  dass  sie  nicht  zu  em- 
pfehlen sei,  bestätigt.  P.  Gäterbock. 


1)  G.  C.  Franklin,  Acute  intestinal  obstruction  of  traumatic  origin; 
Operation;  recovery;  remarks.  Lancet  1893,  p.  248. 

2)  B.  Pollard,  Chronic  peritonitis;  intestinal  obstruction;  Gbbis- 
Smith’s  Operation:  recovery;  remarks.  lbid.  p.  747. 

3)  B.  H.  E.  McCrea,  Rectotomy  for  the  relief  of  imperforate  anus,  4 
the  rectum  being  absent,  lbid.  p.  804. 

4)  E.  Kurz,  Laparatomie  wegen  Ileus,  Heilung.  Münchner  oied. 
Wochenscbr.  1893,  No.  35. 


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No.  30.  Ramauoe,  Muribok,  Hamk,  Beiträge  zur  Darmcbirorgie.  523 

5)  A.  Ramaugä,  Ueber  Enteroplexie.  WieDer  med.  Presse  1893, 
No.  42. 

6)  R.  Morison,  A successful  case  oi  ileo-colostomy.  Brit.  med.  Joam. 
1893,  p.  841. 

7)  G.  H.  Harne,  A case  of  gastro-enterostomy.  lbid.  p.  842. 

1)  Hospitalbericht  Ober  eioen  32jähr.  Mann,  der  8 Tage  vor- 
her einen  heftigen  Schlag  gegen  den  Bauch  erlitten.  Die  Unweg- 
samkeit des  Darms,  welche  seit  2 Tagen  bestanden , war  die  Folge 
von  Compression  durch  einen  frischen  peritonitischen  Strang. 

2)  Betr.  einen  34jähr.  seit  4 Tagen  erkrankten,  bis  dahin  völlig 
gesunden  Pat.  Aus  einer  extraperitoneal  und  extraabdominalge- 
lagerten Darmschlinge  wurde  während  4 ’/,  Stunden  Ober  2 pints 
Koth  mittelst  eiues  Trocarts  entleert,  dann  die  Einstichstelle  dieses 
wie  die  Bauchwunde  völlig  geschlossen.  (Hosp.-Ber.) 

3)  Das  weibl.  Neugeborne  war  bereits  10  Tage  alt,  als  es  fast 
sterbend  zu  Verf.  gebracht  wurde.  Dissection  an  der  dem  Anus 
entsprechenden  Stelle  erwies  sich  als  fruchtlos.  Bei  der  Colotomia 
sinistra  zeigte  sich  das  Colon  descendeus  in  ein  dünneres 
wurmfortsatzähnliches  Ende  auslaufend.  Die  Befestigung  des  Colon 
descend.  in  der  Wunde  geschah  zur  Ermöglichung  der  einzeitigen 
Oeffnuog  durch  Collodium.  Nachträgliche  Verengerung  des  einen 
Anus  und  wiederholte  Excisionen  von  Narbengewebe  waren  die 
einzigen  Complicationen  des  vorliegenden,  anscheinend  hoffnungs- 
losen Falles. 

4)  Seit  4 Tagen  bestehender  Ileus  in  Folge  von  Occlusion  einer 
Dünndarmschlinge  durch  einen  Mesenterialstrang,  nach  dessen  Durch- 
trennung Heilung  ohne  Zwischenfall  erfolgte:  29jähr.  Patient. 

5)  Eine  Modification  der  S^NN’schen  Platten,  welche  darin  be- 
steht, dass  die  Befestigung  nicht  durch  Nähte  erfolgt,  sondern  durch 
federnde  von  dem  einen  Ring  ausgehende  Stifte,  welche  in  Oe6en 
des  anderen  passen. 

6)  Der  wegen  eines  vielfach  adhärenten,  die  Gegend  des  Ueber- 
gangs  von  Ileum  in  Colon  einnehmenden  Tumors  gemachte  Ope- 
ration betraf  einen  57jähr.  Pat.,  der  seit  14  Monate  wiederholte 
Anfall  von  Ileocoecal-Schmerz  mit  mehrtägiger  völliger  Obstructio 
intestini  gehabt.  Die  Befestigung  des  untersten  DQnndarmendes  an 
das  aufsteigende  Colon  geschah  mittelst  der  SsNii’schen  decalcinirten 
Knochenringe  in  durchaus  befriedigender  Weise.  Bei  der  Autopsie 
der  ca.  3‘/j  Monate  später  an  einer  intercurrenten  Bronchitis  ver- 
storbenen Pat.  fand  sich  eine  für  den  Daumen  durchgängige  glatt- 
wandige  Verbindung  an  der  Stelle  der  Enteroanastomose.  Die  ur- 
sächliche Geschwulst,  welche  das  Ileum  von  seinem  Uebergang  in 
das  Colon  völlig  verlegte  und  nach  dem  Coecum  zu  eine  Geschwürs- 
fläche bot,  erwies  sich  als  ein  Cylindrom.  Vor  der  Operation  war 
die  Diagnose  auf  chronische  Intussusception  gestellt  worden. 

2)  Auch  die  Gastroenterostomie  bei  dem  53jähr.  Pat.  H.’s  wurde 
mit  Hilfe  der  SsNs’schen  Knochenplättchen  ausgeführt;  doch  überlebte 
der  Pat.  wegen  Fortschreitens  der  krebsigen  Erkrankung  den  Ein- 


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524  Schkibr,  Deber  Gesohwülste  im  Gehörgang  and  Mittelohr.  No.  30 

griff  nur  Ober  etwas  2 Monate.  Bei  der  Autopsie  fanden  sich  die 
SuNN’schen  Plättchen  resorbirt,  die  Seidenfäden  aber  noch  in  situ 
und  an  der  Stelle  ihres  Durchtrittes  durch  die  Darm-  resp.  Magen- 
wandung von  einem  Ringe  necrotischen  Gewebes  umgeben.  In 
dem  Falle  von  M.  waren  die  Seidenfäden  bis  auf  i verschwunden, 
dieser  aber  sicher  in  plastischer  Lymphe  völlig  eingebettet.  H.  be- 
trachtet die  dauernde  Gegenwart  der  Seidenfäden  in  den  Magen- 
und  Darmwandungen  als  einen  Nachteil  der  SuNN’schen  Methode, 
da  diese  Fäden  in  Folge  der  Berührung  mit  Magen-  und  Darmin- 
halt nie  aseptisch  blieben.  Er  glaubt  daher  die  Seide  durch  Cat- 
gut in  Zukunft  ersetzen  zu  mössen,  zumal  dieses  nach  Jkssbt  in 
den  einschlägigen  Fällen  hinreichende  Sicherheit  bietet. 

P.  Güterbock. 


1)  Scheibe,  Fibrom  des  Gehörgangseingangs.  Zeitschr.  f.  Ohrenbeilk. 
XXV.  S.  103. 

2)  Derselbe,  Gestieltes  Osteosarcom  des  Gehörgangs.  Ibid.  S.  104. 

3)  Derselbe,  Zwei  Fälle  einer  behaarten  Granulationsgesch wulst 
im  Mittelohr.  Ibid.  S.  108. 

1)  Der  Tumor  fand  sich  am  Boden  des  linken  Meatuseinganges 
teilweise  an  der  inneren  Tragusfläche  mit  ziemlich  schmaler  Basis 
entspringend  nnr  klein wallnussgrofs,  keulenförmig,  von  teilweise 
behaarter  und  mit  Drösen  besetzter  Cutis  überzogen.  Abtragung 
mit  galvanocaustischer  Schlinge.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab,  dass  es  sich  um  ein  Fibrom  handelte,  in  dem  sämmtliche 
Bestandtheile  der  Haut  vertreten  waren,  welche  an  der  medialen 
Fläche  des  Tragus  Vorkommen,  mit  Ausnahme  der  Schweifsdrüsen. 
2)  Die  mit  der  Schlinge  aus  dem  äusseren  Gehörgang  entfernte, 
bohnengrofse  gestielte  Geschwulst  erwies  sich  als  eine  Combinations- 
gesch wulst,  die  zu  ihrem  gröfsten  Teile  aus  Sarcomgewebe  besteht, 
während  der  Stiel  durch  Knochengewebe  gebildet  wird.  Die  Be- 
schreibung der  Einzelheiten  siehe  im  Original.  3)  In  den  beiden 
Fällen  von  behaarter  Granulationsgeschwulst  war  der  Tumor  auf 
dem  Boden  eines  Cholesteatoms  entstanden.  Bei  der  histologischen 
Untersuchung  fand  er  sich  in  beiden  Fällen,  im  Wesentlichen  aus  Gra- 
nulationsgewebe bestehend;  die  Oberfläche  besteht  auffallenderweise 
zum  Teil  aus  Fettgewebe,  zum  Teil  aus  verhornten  Epidermisschup- 
pen,  ohne  eine  Spur  der  anderen  Bestandteile  der  Epidermis.  Die 
schon  makroskopisch  sichtbaren  Haare  lassen  sich  bis  tief  in  das 
Innere  des  Tumors  hinein  verfolgen.  Ausser  den  Haaren  finden 
eich  drüsige  Gebilde,  wie  Talgdrüsen  angeordnet.  Das  Vorhanden- 
sein von  Haarbälgen  spricht  dafür,  dass  die  Haare  nicht  von  aussen  in 
die  Geschwulst  gelangt,  sondern  darin  gewachsen  sind.  Bemerkens- 
werth ist,  dass  in  dem  einen  Falle  schon  vor  9 Jahren  eine  Ge- 
schwulst von  derselben  Beschaffenheit  aus  der  Paukenhöhle  entfernt 
und  damals  von  Wkydnkh  (Zeitschr.  f.  Ohrheilk.  XIV.)  beschrieben 


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No.  30.  Schwabach,  Ueber  otitische  Pyämie  etc.  — de  Sahti.  525 

wordeo  ist,  und  dass  Sch.  3 Jahre  nach  der  von  ihm  vorgenomme- 
nen Exstirpation  des  Tumors  eine  ebensolche,  von  Erbsengröfse, 
aus  dem  unteren  Theil  der  Paukenhöhle  entfernen  konnte. 

Schwab&ch. 


Schwabach,  Ueber  otitische  Pyämie  ohne  Sinusphlebitis.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1894.  No.  11. 

Im  Anschluss  an  eine  Mitteilung  A.  Fhaknkki.’s  (in  derselben 
Nummer  der  Deutschen  med.  Wochenschr.)  über  eigenartig  verlau- 
fene septico-pyämische  Erkrankungen,  von  denen  zwei  durch  Mittel- 
ohreiterung ohne  Sinusphlebitis  bedingt  waren,  berichtet  Ref.  über 
die  in  der  Literatur  vorliegenden,  wenig  zahlreichen,  einschlägigen 
Beobachtungen  und  fügt  denselben  zwei  eigene  hinzu.  Der  erste 
Fall  aus  dem  jüdischen  Krankenhause  in  Berlin  betraf  ein  Sjähriges 
Mädchen,  das,  an  linksseitiger  chronischer  Mittelohreiterung  leidend, 
mit  pyämischen  Erscheinungen  aufgenommen  wurde,  welche  das 
Bestehen  von  Thrombophlebitis  des  Sinus  transversus  wahrscheinlich 
machten.  Bei  der  von  Prof.  Israbc  vorgenommenen  Operation  ent- 
leerte sich  jedoch  nur  flüssiges  Blut  aus  dem  Sinus,  Antrum  mastoid. 
war  mit  Granulationen  erfüllt,  die  mit  dem  scharfen  Löffel  ausge- 
kratzt wurden.  Tod  an  Meningitis.  Bei  der  vom  Ref.  vorgenom- 
menen Untersuchung  des  Felsenbeins  fand  sich  ein  zerfallenes  Cho- 
lesteatom des  Mittelohrs,  das  die  vordere  Fläche  des  Felsenbeins  in 
der  Gegend  des  Tegmen  antri  mastoid.  usurirt  hatte.  — Im  zweiten 
Falle  sah  sich  Ref.  wegen  ausgesprochener  pyämischer  Erscheinun- 
gen nach  acuter  Otitis  media  veranlasst,  die  Äufmeisselung  des  Proc. 
mast,  vorzunehmen.  Trotzdem  bestanden  die  Temperaturschwan- 
kungen noch  14  Tage  lang  fort  (Sinusthrombose  wurde  Mangels  jeder 
localen  Symptome  ausgeschlossen)  und  es  traten  wiederholt  heftige 
Schmerzen  in  verschiedenen  Muskeln  (Pharynx,  linker  Oberarm, 
linker  Oberschenkel)  auf,  die  Ref.,  wie  in  den  von  Frashkbl  mit- 
geteilten Fällen  „auf  eine  infectiöse  Polymyositis“,  die  vom  Ohr 
ihren  Ausgang  genommen  hatte,  beziehen  zu  müssen  glaubt.  Hei- 
lung nach  5 Wochen.  Schwabach. 


Philip  de  Santi,  Haemorrhage  following  tonsillotomy;  its  causes 
and  appropriate  treatment.  The  Lancet,  1894,  Jan.  13. 

Nach  einer  Analyse  der  selbst  beobachteten  und  in  der  Litera- 
tur niedergelegten  Fälle  glaubt  sich  Verf.  zu  folgenden  Schlüssen 
berechtigt.  Tötliche  Blutung  nach  Tonsillotomie  ist  fast  unbekannt, 
gefährliche  Blutungen  sind  sehr  selten,  schwere  Blutungen  sind  nicht 
gewöhnlich,  mäfsige  sind  dagegen  gewöhnlich  und  stehen  meist  von 
gelbst.  Blutungen  kommen  bei  Erwachsenen  fast  beständig,  meist 
secundär  und  gewöhnlich  nach  Anwendung  des  Bistouris  vor.  Der 
Grund  der  Hämorrhagie  ist  gewöhnlioh  in  einer  Abnormität  in  der 


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526 


Vkilloh,  Aetiologie  der  Angina. 


No.  30 


Verteilung  der  Blutgefäfse  zu  suchen.  Als  solche  werden  erwähnt: 
abnorme  Verteilung  der  A.  pharyngea  adscend.,  abnorm  weite  Ton- 
sillararterie,  abnorme  Lage  der  Carotis  interna,  weite  Gefäfse  im 
vorderen  Gaumenbogen,  weite  venöse  Plexus  im  unteren  und  Ausse- 
ren Rande  der  Tonsille  und  weite  Arterien  in  der  Substanz  der 
Tonsille  Unter  anderen  Ursachen  mag  Hämophilie,  Ueberanstren- 
gung  der  Stimme,  zu  frühes  Essen  fester  Speisen  erwAhot  werden. 
Dass  die  Galvanocaustik  Blutungen  nicht  absolut  verhindert,  be- 
weisen Fälle  von  heftiger  Blutug  nach  Anwendung  derselben. 

Bei  Blutungeu  empfiehlt  Verf.  in  erster  Reihe  Ruhe,  Eis,  Ap- 
plication einer  Lösung  von  1 Teil  Acid.  gal!.,  3 Teile  Acid.  tann., 
Galvanopunctur,  Torsion  einer  etwa  blutenden  Arterie.  Bei  Blu- 
tungen von  der  gesammten  Oberfläche  Druck  mit  den  Fingern  oder 
Instrumenten,  Ligatur  des  Stumpfes  en  masse.  Hilft  alles  nicht,  so 
bleibt  nur,  wenn  anhaltender  Druck  auf  die  Carotis  comm.  nicht 
zum  Ziel  führt,  die  Unterbindung  derselben  oder  nach  Verf.  lieber 
der  Carotis  ext.  übrig.  Vielleicht  ist  die  temporäre  Unterbindung 
genügend,  die  sich  Trkvks  bei  3 von  4 Fällen  von  schweren  Hals- 
wunden bewährt  hat.  (Schwere  Blutungen  nach  Tonsillotomie  sind 
nicht  so  selten,  wie  Verf.  annimmt,  sie  werden  nur  nicht  veröffent- 
licht; auch  fehlt  unter  den  Gründen  der  Blutung  die  von  Zuckhh- 
kandl  angeführte  schräge  Durchschneidung  der  A.  tonsillaris.) 

W.  Lublinski. 


Veillon,  Recherches  sur  Indologie  et  la  pathog4nie  des  Angines 
aigues  non  diphthdriques.  Archives  de  medecine  eiper.  1894.  VI.  2.  H. 

S.  161. 

In  sehr  sorgfältiger  Weise  untersuchte  Verf.  22  Fälle  von  An- 
ginen und  zwar  10  katarrhalische,  7 pseudomembraneuse  und  5 
phlegmonöse.  Das  zur  Untersuchung  notwendige  Exsudat  entnahm 
er  durch  Abstreifen  mittelst  eines  sterilen  Wattebäuschchens,  das 
er  nach  der  Entnahme  in  Bouillon  brachte.  Diese  Aufschwemmung 
untersuchte  er  zuerst  mikroskopisch,  dann  goss  er  davon  Platten- 
serien und  schliefslich  impfte  er  damit  Mäuse.  Zu  den  Plattenserien 
benützte  er  Gelatine  und  Agar;  da  aber  die  Agarplatten  in  den 
Petri’schen  Schalen  bei  Bruttemperatur  zu  rasch  eintrockneten,  mo- 
dificirte  er  das  Verfahren  folgendermassen : Er  brachte  von  der 
Bouillonaufschwemmung  einen  Tropfen  in  ein  schrägerstarrtes  Agar- 
röhrchen, vermischte  den  Tropfen  mit  dem  Condensationswasser  und 
liefe  diese  Mischung  durch  Neigen  über  die  Agarfläche  laufen,  dann 
entnahm  er  von  dem  geimpften  Condensationswasser  wieder  einen 
Tropfen  und  brachte  ihn  in  ein  2.  Röhrchen,  verfuhr  dort  ebenso 
und  impfte  hievon  noch  ein  drittes.  | 

Er  fand  auf  diese  Weise  in  dem  anginösen  Exsudat  neben 
einigen  nichtpathogenen  Bacterien  den  Streptococcus  pyogenes,  den 
Pneumococcus  und  den  Staphylococcus  pyogenes.  Der  Streptococ- 


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No.  30. 


Gi,sx,  üeber  die  Wasserretention  im  Fieber. 


527 


cus  der  eich  als  sehr  virulent  erwies,  fand  sich  in  allen  22  Fällen, 
5 Mal  war  er  allein  vorhanden,  am  häufigsten  war  er  mit  dem 
Pneumococcus  vergesellschaftet  und  nur  einige  wcnigemale  mit  dem 
Staphylococcus.  Dieses  Resultat  war  bei  den  verschiedenen  klini- 
schen Formen  der  Angina  ganz  gleich.  Dieser  Unterschied  in  der 
klinischen  Erscheinung  muss  also  dedingt  sein  einmal  durch  die 
Localisation  des  Streptococcus,  ob  auf  oder  in  der  Mukosa  oder  im 
Unterhautbindegewebe,  zweitens  aber  durch  seine  Virulenz  und 
durch  die  Empfänglichkeit  des  Individuums.  Sehenden. 


J.  (»lax,  Ueber  die  Wasserretention  im  Fieber.  Ein  Beitrag  zur 
Frage  Ober  die  Bedeutung  der  Wasserzufuhr  und  der  Auswa- 
schung des  menschlichen  Organismus  in  Infectionskrankheiten. 
Sep.-Abdr.  ans  der  Festschr.  für  A.  Rdllbt. 

G.  machte  bei  53  Patienten,  die  an  Typhus  abdominalis  litten, 
während  des  ganzen  Krankheitsverlaufes  genaue  Aufzeichnungen 
Ober  die  flüssigen  Ingesta  und  Egesta  und  führt  in  der  vorliegen- 
den Arbeit  die  genauen  Krankengeschichten  vor,  wobei  in  jedem 
Falle  eine  sorgfältig  ausgeführte  Curve  den  Temperaturverlauf,  die 
• Flüssigkeitsaufnahme  und  die  Harnmenge  angiebt.  Die  aus  diesen 
Beobachtungen  gewonnenen  Resultate  sind  kurz  folgende:  Die  Harn- 
menge ist  bei  Typhus  abdominalis  im  Fieberstadium  sehr  herabge- 
setzt und  steigt  nach  eingetretener  Defervescenz  weit  über  das 
Normale.  Es  wird  während  des  Fiebers  Wasser  im  Körper  aufge- 
speichert und  durch  eine  in  der  Reconvalescenz  auftretende  Harn- 
fluth  wieder  ausgeschieden.  Auch  eine  vorübergehende  Temperatur- 
erniedrigung steigert  häufig  die  Harnmenge  und  ebenso  kann  durch 
kurzdauernde  Steigerung  der  Körpertemperatur  eine  Verminderung 
der  Diurese  hervorgerufen  werden.  Nur  Schüttelfröste  mit  darauf 
folgender  Temperaturerhöhung  bewirken  meist  ein  plötzliches,  rasch 
wieder  schwindendes  Ansteigen  der  Harnmenge.  Die  Harnfluth 
tritt  mitunter  sofort  mit  dem  Temperaturabfall  ein,  meistens  jedoch 
steigt  die  Harnmenge  allmälig  mit  der  Rückkehr  der  Normaltem- 
peratur oder  noch  während  des  Fiebers  bei  beginnender  Deferves- 
cenz; dies  ist  insofern  ein  günstiges,  prognostisches  Zeichen,  als 
man  in  kürzester  Frist  die  vollkommene  Entfieberung  erwarten  darf. 
In  einer  grofsen  Zahl  der  Fälle  kommt  es  jedoch  erst  nach  längerer 
Fieberlosigkeit  zur  Ausscheidung  des  aufgespeicherten  Wassers. 
Das  Absinken  der  Diurese  im  Fieber  hängt  in  erster  Linie  von  der 
Verminderung  der  Triebkraft  des  Herzens  und  der  Erniedrigung 
, des  Blutdrucks  ab;  ist  die  Herzarbeit  und  Accomodalionsfähigkeit 
der  Blutgefäfse  eine  sehr  günstige,  so  wird  die  Harnmenge  durch 
das  Fieber  nur  vorübergehend  oder  vielleicht  auch  gar  nicht  beein- 
flusst. Aus  den  weiteren  Bemerkungen  des  Verf.  sei  besonders  der 
Satz  hervorgehoben,  dass  vermehrte  Flüssigkeitszufuhr  die  Körper- 


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528  Robknbach,  Gebrauch  n.  Missbrauch  d.  Katr.  bicarb.  — Hasot.  No.  30 


temperatur  Fiebernder  steigert  und  eine  Verminderung  der  Flössig- 
keitsaufnahme  die  Körpertemperatur  herabsetzt.  K.  Kronthal. 

I 

Rosenbach,  Ueber  den  Gebrauch  und  Missbrauch  von  Natrium 
bicarbonicum.  Münchner  med.  Wochensohr.  1894,  Ko.  3. 

Natrium  bicarbonicum  wird  oft  zu  viel  gebraucht,  um  die  über- 
schüssige  Salzsäure  des  Magens  zu  neutraleren.  Der  Grenzwert 
der  abnormen  Acidität  ist,  abgesehen  von  extremen  Fällen,  nicht 
anzugeben. 

Um  festzustellen,  ob  gerade  der  Säuregehalt  an  Verdauungs- 
störungen schuld  ist,  bedarf  es  einer  genauen  Pröfung  der  Be- 
schäftigung, des  Allgemeinbefindens,  der  Fäces  der  Ernährung,  der 
Beschaffenheit  des  Stuhlgangs  u.  s.  w. 

Bei  hastigem  Essen  tritt  ein  Missverhältniss  ein  zwischen  der 
Stärke  der  motor.  Function  und  der  Säureproduction  des  Magens. 

Ebenso  tritt  eine  Störung  ein  bei  Bildung  organischer  Säuren 
(Fettsäure,  Milchsäure)  im  Magen. 

Drittens  und  zwar  am  häufigsten  tritt  die  Dyspepsie  ein  bei 
dem  Zustand  der  reinen  Hyperästhesie  des  Magens. 

Wegen  der  sedativen  Wirkung  wird  Na.  bicarb.  oft  missbraucht 
in  zu  grofser  Menge;  nicht  mehr  als  eine  Messerspitze  sollte  ge- 
reicht werden,  oft  genügt  schon  ein  Stöck  trockenen  Brodes  oder 
trockener  Semmel  zum  Aufsaugen  des  Säureüberschusses. 

C.  Kosenthal. 


V.  Hanot,  Note  sur  les  modificatioos  de  l’appdtit  dans  le  cancer 
du  foie  et  de  l’estomac.  Arcfc.  gen6r.  de  medeoine  1893,  Oct. 

Wenn  auch  in  der  Mehrzahl  aller  Fälle  von  Leber-  und  Magen- 
krebs die  Anorexie  ein  ständiges  Symptom  darstellt,  welches  sogar 
bei  der  Stellung  der  Diagnose  nicht  unberßcksichtigt  bleiben  darf, 
so  kommen  doch  auch  zuweilen  gerade  entgegengesetzte  Verhält- 
nisse zur  Beobachtung.  So  litt  ein  ca.  70  Jahre  alter  Patient  mit 
einem  Epitheliom  des  Magens  derart  an  Heilshunger  und  nahm  so 
grolse  Mengen  von  Nahrungsmitteln  zu  sich,  dass  der  Verdacht  auf 
Diabetes  rege  wurde,  bis  man  endlich  sein  obengenanntes  Leiden 
entdeckte. 

Aehnliche  Fälle  hat  H.  zu  mehreren  Malen  beobachtet.  Dieses 
Erhaltensein  des  Appetits  oder  gar  dessen  Steigerung  bei  Mageu- 
Carcinombehafteten  lässt  sich  vielleicht  dadurch  erklären,  dass  der 
Tumor  an  einer  Stelle  der  Magenschleimhaut  sich  befindet,  wo  wenig 
peptische  Drösen  vorhanden  sind,  und  dass  ferner  keine  begleiten- 
den Magenschleimhautaflectionen,  wie  die  Atrophie  etc.  vorliegen. 
Aehnliche  Beobachtungen,  wie  beim  Carcinom  des  Magens  kann 


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No.  30. 


Ddtil  u.  Lamy,  Olivkr,  Pbycb,  Kirchnkk,  Adams, 


529 


man  auch  zuweilen  beim  Leberkrebs  machen.  Auch  hier  kann  in 
seltenen  Fällen  der  Appetitmangel  durch  veritablen  Heifshunger 
ersetzt  werden;  öfters  bleibt  auch  der  Appetit  völlig  normal. 

C.  Rosenthal. 


1)  A.  Dntil  et  H.  Lamy,  Contribution  k l’dtude  de  l’art^rite  ob- 
lit^rante  progressive  et  des  ndvrites  d’origine  vasculaire.  Archives 
de  med.  expdrim.  1893,  No.  1. 

2)  Th.  Oliver,  Acute  toxaemic  multiple  Neuritis,  terminating  fa- 
tally  within  eleven  Days.  The  Lanoet  1893,  10.  Jone. 

3)  T.  Davies  Pryee,  On  Diabetic  Neuritis,  with  a clinical  and 
pathological  description  of  three  cases  of  Diabetic  Pseudo-Tabes. 
Brain.  1893,  Antnmo. 

4)  A Kirchner,  Ein  Fall  von  einseitiger  Polyneuritis.  Deutsche 
militärärstl.  Zeitschr.  1893,  No.  12. 

5)  J.  A.  Adams,  Neuritis  supervening  during  the  treatment  of 
chorea  by  arsenic.  Lancet,  1894,  p 332. 

1)  Die  Verff.  untersuchten  ein  Bein,  das  wegen  einer  ischämi- 
schen Gangrän  der  3.  Zehe  amputirt  worden  war,  und  fanden  die 
von  Fbibdländbb  beschriebene  Arteriitis  obliterans  und  als  Folgezu- 

, stand  derselben  eine  Neuritis  vasculären  Ursprungs.  Die  Gefäfse 
in  den  Nerven  und  in  ihrer  Umgebung  zeigten  die  Erscheinungen 
der  Endo-  und  Periarteriitis,  das  intrafasciculäre  Gewebe  war  scle- 
rotisch  verändert  und  ein  Teil  der  Nervenfasern  war  geschwunden, 
und  zwar  eine  um  so  gröfsere  Anzahl,  je  mehr  man  sich  der  Peri- 
pherie näherte.  Klinisch  hatte  der  Kranke  an  dem  amputirten  Bein 
folgende  Erscheinungen  gezeigt:  Intermittirendes  Hinken  (Claudi- 
cation)  Cyanose  und  heftige  neuralgische  Schmerzen,  dann  Ulcera- 
tionen  ecchymotische  Flecke,  Gangrän  etc.  — Die  Arteritis  obliterans 
tritt  meist  bei  Männern  im  Alter  von  30 — 60  Jahren  auf;  ihre 
Aetiologie  ist  unklar;  sie  ist  unabhängig  von  Alcoholismus,  Syphilis, 
Diathesen,  Diabetes,  Albuminurie.  Meist  werden  die  unteren  Ex- 
tremitäten zuerst  befallen.  — Bemerkenswert  ist  die  Erscheinung  des 
intermittirenden  Hinkens  (Claudication)  mit  neuralgischen  Anfällen 
als  erstes  Zeichen  der  obliterirenden  Arteriitis,  das  oft  Jahre  lang 
und  anfallsweise  der  Gangrän  vorausgeht. 

2)  Der  Fall  betrifft  einen  48jährigen  Mann  der  die  Symptome 
einer  acuten  multiplen  Neuritis  zeigte  und  nach  11  Tagen  starb. 
Das  Leiden  begann  nach  einmaligem  reichlichen  Genuss  von  Wein 
und  verschiedenen  Speisen  mit  Erbrechen,  Fieber  vagen  Schmerzen, 
Erschöpfung,  Delirien,  Lähmung  der  Extremitäten  sowie  von  Blase 
und  Maetdarm,  Sensibilitätsstörungen,  Verlust  der  Patellarreflexe. 
O.  will  den  Fall  als  toxämische  Neuritis  angesehen  wissen.  Die  Sec- 
tioD  wurde  nicht  gestattet. 

XXXII.  Jahrgang.  34 


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530 


Zar  Casaistik  der  Neuritis. 


No.  30 


3)  P.  beschreibt  3 Falle  der  sensorischen  oder  atactischen  Form 
der  Neuritis  bei  Diabetes  mit  trophischen  Störungen  an  den  Zehen 
(Ulcerationen,  Gangrän  etc.).  Die  3 Falle  zeigten  gemeinschaft- 
lich: 1)  Die  chronische  Natur  des  Leidens,  2)  das  Vorhandensein 
der  Ataxie,  3)  den  Mangel  einer  ausgesprochenen  Lähmung,  4)  das 
Alter  (40 — 50  Jahre),  5)  das  Vorwiegen  sensorischer,  vasomotori- 
scher und  trophischer  Störungen  und  6)  die  Verbindung  dieser 
Nervenstörungen  mit  starken  Gefäfsveränderungen.  In  einem  der 
3 Fälle  wurde  das  Rückenmark  untersucht  und  keine  tabische  Ver- 
änderung gefunden,  in  allen  3 Fällen  zeigten  die  Nervenstämme 
(Nn  ischiadicus,  tibialis  etc.)  eine  parenchymatöse  Degeneration  mit 
geringer  Bindegewebswucherung;  stets  waren  die  Gefäfse  stark  ver- 
ändert und  besonders  war  die  Arteria  tibialis  posterior  atheromatös. 

— Als  Ursache  der  Neuritis  sind  in  erster  Reihe  die  Ernährungs- 
anomalien und  dann  die  Gefäfsveränderungen  anzusprechen;  eine 
toxische  Ursache  lässt  P.  nicht  gelten  bei  der  diabetischen  Neuritis. 

italischer. 

4)  Ein  Musketier  (?  alt)  erkrankte  zu  einer  Zeit  wo  er  zu 
häufigem  PoBtenstehen  komruandirt  war,  mit  Schmerzen  und  Läh- 
mung im  rechten  Arm,  die  rechte  Gesichtshälfte  wurde  magerer. 
Trotz  des  Beginns  im  Januar  1892  machte  er  noch  das  Manöver 
mit  und  meldete  sich  im  October  krank.  Beim  Wachestehen  trug 
er  das  Gewehr  meist  auf  der  rechten  Schulter.  Im  Lazareth  wird 
eine  leichte  rechte  Facialisparese  von  peripherem  Charakter  konsta- 
tirt,  die  übrigen  Hirnnerven  sind  frei.  Ausserdem  bestehen  aber 
Atrophieen  und  Sensibilitätsstörungen  im  rechten  Deltoides  (starker 
Schwund  mit  entsprechender  Functionsstörung),  geringer  waren 
beide  Arten  der  Störung  im  rechten  Oberschenkel.  Eioe  electrische 
Behandlung  in  einem  gröl'seren  Lazareth  war  erfolglos.  Ein  Jahr 
nach  Beginn  der  Erkrankung  war  das  Leiden  fortgeschritten,  aber 
mehr  im  Gesicht  und  Arm  als  im  Bein,  doch  war  auch  hier  die 
Atrophie  ausgebreiteter,  der  rechte  Patellarreflex  war  schwächer 
geworden,  ebenso  die  electrische  Erregbarkeit;  dagegen  bestanden 
keine  Sensibilitätsstörungen  und  die  Nervenstämme  waren  nicht 
druckempfindlich.  Dagegen  schien  eine  Erkrankung  der  Rhom- 
boidei  rechts  zu  beginnen.  Es  wurde  Jodkalium  gegeben.  Pat.  wurde 
kurz  darauf  als  invalide  entlassen. 

Das  Interesse  des  Falles  liegt  sobald  man  ihn  als  Neuritis  auf- 
fasst, in  der  strengen  Einseitigkeit  der  Erkrankung.  Der  Verf.  lässt 
zwar  unentschieden,  ob  nicht  ein  spinales  Leiden  vo: gelegen  habe, 
indessen  dürften  durch  eine  solche  Annahme  die  Schwierigkeiten, 
welche  sich  durch  die  Localisation  für  die  Auffassung  des  Falles 
ergaben,  eher  vermehrt  als  vermindert  werden.  (Ref.). 

5)  Die  1 ljährige  Patientin  bekam  wegen  Chorea  3 Mal  täglich 
kleine  Dosen  von  Liq.  Fowl.  arsen.  Am  Ende  der  ersten  Woche  $ 
liefsen  die  choreatischen  Bewegungen  nach  und  es  traten  ohne  in- 
testinalen Störungen,  Schwäche  und  Atrophie  der  Extremitäten- 
muskeln auf,  sodass  die  Pat.  in  einen  hilflosen  Zustand  kam.  Die 
Sensibilität  zeigte  ebenfalls  Störungen,  die  Patellarreflexe  fehlten. 


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No.  30.  Kimball,  Rkadlks,  Ord,  Patkksos,  Hklt.kr,  Clokston. 


531 


Unter  stimulirender  und  roborirender  Diät  und  Anwendung  des 
electrischen  Stromes  nahm  die  Krankheit  im  Verlauf  der  nächsten 
drei  Monate  eine  gönstige  Wendung.  Der  Fall  hat  bei  der  sehr 
verbreiteten  Anwendung  des  Arseniks  in  steigenden  Dosen  bei 
Chorea  ein  hohes  practisches  Interesse.  M.  Brasch. 


1)  R.  B.  Kimball,  A case  of  MyzOdema  with  unusual  features 
and  rapid  recovery.  Medical  Record.  1893,  23.  Dez. 

2)  C.  F.  Beadles,  The  Treatment  of  Myxödema  and  Cretinism, 
being  a Review  of  the  Treatment  of  these  Diseases  with  the 
thyroid  Gland,  with  a table  of  100  published  cases.  The  Journal  of 
Mental  Scienc.  1893,  Oct. 

3)  W.  W.  Ord,  Some  cases  of  sporadic  cretinism,  treated  by  the 
administration  of  thyroid  extract.  Lancet  1893,  4.  Nov. 

4)  A.  G.  Paterson,  A case  of  sporadic  cretinism  in  an  enfant; 
treatment  by  thyroid  extract.  Ebenda. 

6)  J.  B.  Heller,  A case  of  sporadic  cretinism  treated  by  feeding 
with  thyroid  extract.  Ebenda. 

6)  T.  S.  CloilSlon,  The  mental  Symptoms  of  myxödema  and  the 
effect  on  them  of  thyroid  treatment.  The  Journal  of  Mental  Soience 
1894,  January. 

t)  Ein  Fall  von  Myxödem,  welcher  ziemlich  acut  entstanden 
war  und  nach  Einleitung  der  Behandlung  mit  Schilddrösenextract 
(innerlich  verabreicht)  in  wenigen  Stunden  (?)  in  Heilung  öberging. 
Noch  nach  Monaten  befand  sich  die  Patientin  wohl.  M.  Brasch. 

2)  B.  bespricht  auf  Grund  eigener  Erfahrung  sowie  auf  der 
Basis  von  100  Fällen  aus  der  Litteratur  die  Behandlungsweise  des 
Myxödems  und  des  Cretinismus  mittelst  der  Schilddrösen  - Präpa- 
rate. Er  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  diese  Behandlungsart 
alle  anderen  bei  dieser  Erkrankung  übertreffe.  Die  Transplantation 
von  SchilddrQsensubstanz  hat  sich  bisher  am  wenigsten  bewährt. 
Bei  der  subcutanen  Injectionsmetode  eines  Schilddrösenextractes  ist 
die  Dosis  genau  zu  reguliren  und  nach  dem  Alter  des  Erkrankten, 
nach  der  Dauer  des  Leidens  u.  s.  w.  zu  modificiren;  eine  kleinere 
tägliche  Dosis  ist  grüfseren  Dosen  in  Zwischenräumen  gegeben  vor- 
zuziehen. Bei  der  innerlichen  Einföhrung  der  Schilddrösensubstanz 
(roh  oder  gekocht)  ist  die  Schwierigkeit  in  der  Fixirung  der  be- 
stimmten Dosis  hervorzuheben;  die  Dröse  wechselt  bei  den  ein- 
zelnen Tieren  in  ihrem  Umfange  je  nach  Art,  Gröfse,  Alter,  Con- 
stitution des  betreffenden  Tieres.  Jedenfalls  muss  der  Kranke  dabei 
dauernd  unter  ärztlicher  Aufsicht  bleiben.  Die  rohe  Drösensubstanz 
macht  zuweilen  gastro-intestinale  Beschwerden.  Der  Gebrauch  des 
SchilddrOsenextracts  in  Form  eines  Pulvers  (Tablette,  Kapsel,  oder 
Pille)  hat  viele  Vorteile  und  leistet  das  gleiche,  wie  die  anderen 
Metoden.  — Obwohl  bei  allen  diesen  Metoden  nach  gröfseren  Dosen 

34* 


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532 


Lckasibwicz,  Ueber  Lieben  scrofulosorum. 


No.  30 


des  Extracts  eine  schnellere  Wirkung  eintritl,  war  der  Effect  bei 
kleineren  Dosen  doch  anhaltender  und  wohlthätiger.  Neben  dem 
Extract  sind  Tonica  zu  geben;  die  Kopfschmerzen  die  bei  dem 
Gebrauch  eintreten,  schwinden  zuweilen  nach  Nitroglycerin.  — Bei 
Cretins,  die  Zeichen  des  Myxödems  zeigen,  ist  die  Behandlung 
möglichst  frOh  zu  beginnen  und  lässt  sich  bei  einer  Behandlung  in 
frohester  Kindheit  mit  SchilddrOsenextract  vielleicht  eine  bessere 
Entwicklung  bei  ihnen  erwarten. 

3—5)  Während  Oao  Ober  4 Fälle  berichtet,  teileo  Patkrsok 
und  Hkllrr  je  einen  Fall  von  sporadischem  Cretinismus  mit,  in 
denen  die  Anwendung  des  SchilddrOsenextractes  von  dem  besten 
Erfolge  begleitet  war. 

6)  Eine  Verlangsamung  und  Herabsetzung  der  geistigen  Thä- 
tigkeiten  wurde  nur  in  3 von  109  Fällen  von  Myxödem  vermisst; 
in  15  Fällen  (14  pCt.)  bestanden  Illusionen  und  Hallucinationen. 
in  ‘24  Fällen  (22  pCt.)  wirkliche  Psychosen.  In  8 Fällen  bestand 
allgemeine  Gedächtnissschwäche.  In  vielen  Fällen  sind  die  Sinnes- 
organe geschwächt  resp.  ufficirt  und  die  GemOtsaffecte  vermin- 
dert. Die  Willensthätigkeit  war  oft  bis  zur  völligen  Willenslosig- 
keit  herabgesetzt.  Nur  in  2 von  den  Fällen  bestand  eine  neurotische 
hereditäre  Anlage.  — Bei  der  Anwendung  des  SchilddrOsenextracts 
wurde  */i«  Teil  einer  SchilddrOse  pro  die  verabreicht,  und  zwar  2 
Frauen,  die  neben  dem  Zeichen  des  Myxödems  ausgesprochene  psy- 
chische Störungen  zeigten;  beide  Kranke  wurden  nach  mehrmonat- 
licher Behandlung  körperlich  und  geistig  erheblich  gebessert,  ja  fast 
geheilt.  — In  einem  Falle  von  Myxödem  mit  Psychose,  der  zur 
Section  kam,  fand  eich  (bei  einem  60jährigen  Individuum)  Pigment- 
anföllung  der  Ganglienzellen,  Neurogüa  - Wucherung  der  Rinde, 
und  Vermehrung  der  Rundzellen  in  der  weifsen  Substanz. 

S.  Kalischer. 


Lukasiewicz,  Ueber  Lichen  scrofulosorum.  Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph. 

XXVI.  S.  33. 

Verf.  beobachtete  43  Kranke  (35  m.,  8 w.),  welche  alle  die 
characteristischen  Erscheinungen  des  Lichen  scrofulosorum  darboten: 
meist  in  Häufen  und  Kreislinien  gruppirte,  rote  oder  rotbraune,  bis 
stecknadelkogfgrofse  Knötchen  mit  einem  Schöppchen  oder  winzigen 
Pustelchen  an  der  Spitze,  die  vorzugsweise  am  Stamm,  seltener  auch 
an  den  Extremitäten,  ganz  ausnahmsweise  nur  an  den  letzteren 
allein  localisirt  sind.  Daneben  fanden  sich  häufig  das  schon  von 
Hkbka  beschriebene,  eigentümliche  Eczem  der  Regio  pubica  und 
inguinalis  und  schlappe  Pusteln  mit  hämorrhagischem  Hofe  hier  und 
an  den  unteren  Extremitäten  (Acne  cachecticorum).  Die  gröOere 
Hälfte  der  Kranken  war  zwischen  10  und  20,  der  älteste  56  Jahre 
alt.  Bei  der  Mehrzahl  waren  noch  andere  scrofulöse  Erscheinungen 
vorhanden,  bei  einem  bestanden  Lymphadenome  am  Halse,  6 litten 


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No.  30.  Wklandkb,  Cylindrurie  u.  Albuminurie  b.  Quecksilberbehandl.  533 


an  Lupus  vulgaris,  nur  einer  ging  an  allgemeiner  Tuberculose  zu 
Grunde.  7 Pat.  mit  typischem  Lichen  scrofulosorum  waren  aber  im 
Uebrigen  durchaus  gesunde  und  kräftige  Leute,  welche  allerdings 
in  der  letzten  Zeit  in  ihrem  Ernährungszustände  etwas  verloren 
hatten.  — Die  in  12  Fällen  vorgenommene  histologische  Unter- 
suchung zeigte,  dass  die  Knötchen  beruhen  auf  einem  an  den  Haar- 
bälgen um  die  Talgdrüsen,  aber  auch  an  den  Schweifsdrüsen  sich 
bildenden  und  diese  Drösen  allmälig  absorbirenden,  vorwiegend  aus 
spindelförmigen,  epitheloiden  Zellen  zusammengesetzten  Infiltrat,  das 
sich  in  streifenförmigen  Zögen  auch  in  die  benachbarten  Papillen 
fortsetzt,  und  in  späteren  Stadien  reichlich  Riesenzellen  enthält. 
Von  wahren  Tuberkeln  unterscheiden  sich  diese  Infiltrate  dadurch, 
dals  sie  vascularisirt  sind,  keine  scharfbegrenzte  Knötchen  bilden, 
nur  verhältnissmäfsig  spärlich  lymphoide  Zellen  enthalten  und  nie- 
mals Verkäsung  zeigen.  Bacillen  wurden  nicht  gefunden,  auch 
Inoculationsversuche  an  Meerschweinchen  verliefen  stets  resultatlos. 
Dies,  sowie  der  klinische,  relativ  gutartige  Verlauf  und  das  Fehlen 
jeglicher  GeschwOrsbildung  scheinen  dem  Verf.  sehr  bestimmt  gegen 
die  von  Jacubi,  Hallopkaü,  Smjk  vertretene  Ansicht  zu  sprechen, 
dass  der  Lichen  scrofulosorum  eine  wahre  Hauttuberculose  darstelle. 
Seiner  Meinung  nach  ist  er  nur  der  Ausdruck  einer  Ernährungs- 
störung Oberhaupt,  H.  Malier. 


E.  Welander,  Kann  die  Behandlung  mit  Quecksilber  Cylindrurie 
und  Albuminurie  hervorrufen?  Archiv  f.  Dermat.  u.  Syphyl.  XXVI. 
S.  331. 

Verf.  fand  bei  Syphilitischen,  welche  eine  Quecksilberkur  durch- 
machten, Oberaus  häufig  eine  Cylindrurie,  die  ihre  Abhängigkeit 
von  der  Quecksilberbehandlung  dadurch  documentirte,  dass  sie  ent- 
sprechend dem  Fortschreiten  dieser  bis  zu  ihrem  Ende  zunahm  und 
die  letztere  noch  eine  gewisse  Zeit  Oberdauerte.  Hätte  das  Auf- 
treten der  Cylinder  im  Harn  mit  der  Syphilis  selbst  in  ätiologischem 
Zusammenhänge  gestanden,  so  wäre  natürlich  zu  erwarten  gewesen, 
dass  dasselbe  nicht  am  Schlüsse,  sondern  am  Anfänge  der  Cur  aus 
deutlichsten  ausgeprägt  gewesen  und  im  Laufe  der  Behandlung  zu- 
gleich mit  der  Besserung  der  übrigen  syphilitischen  Erscheinungen 
wieder  rückgängig  geworden  wäre.  Unter  100  genau  untersuchten 
Syphilitischen  hatten  vor  dem  Beginn  der  Quecksilbercur  83  keine, 
16  einzelne,  1 wenige  Cylinder;  beim  Schluss  der  Behandlung 
wiesen  nur  3 keine,  17  einzelne,  30  wenige,  17  viele  und  33  sehr 
viele  Cylinder  im  Urin  auf.  Bei  denjenigen  Pat.,  welche  noch 
weiter  beobachtet  werden  konnten,  verloren  sich  mit  der  allmäligen 
Abnahme  der  Quecksilberausscheidung  auch  die  Cylinder  wieder 
und  zwar  verschwanden  die  letzteren  viel  eher  aus  dem  Urin  als 
das  Hg.  Verf.  schliefst  aus  den  mitgeteilten  Thatsachen,  dass  die 
Elimination  des  Quecksilbers  durch  die  Nieren  sehr  oft,  vielleicht 


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534 


Doncak,  Ueber  die  sog.  Aatoinfection  im  Woohenbett. 


No.  30 


in  der  Regel,  eine  Reizung  dieses  Organs  veranlasst,  welche  sich 
in  einer  mehr  oder  weniger  bedeutenden  Cylindrurie  äussert.  Das 
Zustandekommen  und  die  Intensität  der  letzteren  wird  wohl  durch 
gewisse  Momente,  wie  Constitution,  Alter  des  Pat. , Schwere  der 
Syphilis  (besonders  tertiäre  Formen),  Art  der  Quecksilberzufßhrung 
beeinflusst,  scheint  aber,  ähnlich  der  mercuriellen  Stomatitis,  haupt- 
sächlich von  einer  individuellen  Disposition  abzuhängen.  — Analog 
der  beschriebenen  Cylindrurie  beobachtete  Verf.  auch  eine  im  Laufe 
der  Behandlung  auftretende  und  diese  einige  Zeit  ßberdauernde, 
zweifellos  ebenfalls  auf  die  Elimination  des  Hg  durch  die  Nieren 
zurßckzufßhrende  Albuminurie.  Er  sah  18  derartige  Fälle,  welche 
alle  dadurch  besonders  characterisirt  waren,  dass  der  Urin  regel- 
mäfsig  eine  im  Vergleiche  zu  dem  stets  sehr  geringen  Eiweifsgehalt 
ßberaus  grofse  Menge  von  Cylindern  enthielt,  offenbar  deshalb,  weil 
die  Albuminurie  immer  erst  eintrat,  nachdem  sich  bereits  eine  er- 
hebliche mercurielle  Cylindrurie  entwickelt  hatte.  Nicht  selten  waren 
dann  auch  körnige  und  Epithelialcylinder  nachzuweisen,  während  es 
sich  sonst  meist  nur  um  hyaline  handelte.  — Einen  bleibenden 
Nachteil  scheint  die  durch  das  Quecksilber  hervorgerufene  Nieren- 
reizung fßr  den  Pat  nicht  zu  haben,  doch  fand  Verf.  in  einem 
Falle  noch  10  Wochen  nach  Abschluss  der  Behandlung  Albumi- 
nurie und  bedeutende  Cylindrurie.  Jedenfalls  sollte  man  bei  jeder 
energischen  Cur  den  Urin  ebenso  sorgfältig  ßberwachen,  wie  das 
Zahnfleisch  und  den  Darmkanal  und  namentlich  wenn  sich  Epithe- 
lialcylinder zeigen,  mit  der  weiteren  Dosirung  des  Mittels  vorsichtig 
sein.  Ganz  besondere  Aufmerksamkeit  ist  natßrlich  bei  Pat.  geboten, 
die  schon  an  einer  chronischen  Nephritis  leiden.  H.  Müller. 


J.  T.  Duncan,  Shall  the  term  Autoinfection  be  retained?  Medical 
News  1894,  March  24. 

Nach  Williams  ist  die  Selbst-Infection  in  einer  grofsen  Anzahl 
von  Fällen  möglich,  aber  sehr  selten;  Bahnks  glaubt,  dass  dieselbe 
häufig  vorkomme;  ersterer  hält  an  dem  bacteriellen  Vorsprung  der 
Selbst-Infection  fest,  während  Bahnks  annimmt,  dass  dieselbe  auch 
durch  anderweitige  Ursachen  entstehen  kann.  Hält  man  an  dem 
bacteriellen  Ursprung  fest,  so  ist  die  puerperale  Infection  identisch 
mit  dem  Wundfieber  und  an  die  Gegenwart  von  eitererregenden 
Mikroorganismen  gebunden.  Sonstige  fieberhafte  Zustände  im  Wo- 
chenbett dßrfen  dann  nicht  als  wirkliches  Puerperalfieber  bezeichnet 
werden.  — Vertritt  man  den  bacteriellen  Standpunct,  so  ist  die 
Auto-Infection  bedingt  durch  die  Anwesenheit  von  eitererregenden 
Mikroorganismen  (Streptococcus  pyogenes,  Staphylococcus,  gono- 
coccus,  Bacterium  coli)  im  Genitalcanal.  — Wenn  dieselben  auch 
nachgewiesen  sind,  so  sind  sie  doch  jedenfalls  nicht  dort  entstanden, 
sondern  von  aussen  hineingebracht  und  können  sie  deshalb  nicht  als 
Ursache  eines  endogenetischen  Puerperalfiebers  bezeichnet  werden. 


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No.  30.  Eoebobls,  Ueber  die  Eistirpation  des  fibromatösen  Uteras.  535 

— Eine  andere  Frage  ist,  ob  die  im  Genitalcanal  gefundene  Bac- 
terien  wirklich  infectißs  sind?  — Ein  positiver  Beweis  ist  mit  Sicher- 
heit noch  nicht  erbracht;  der  negative  ist  leicht  zu  löhren.  — D. 
fQhrt  zu  dem  Zweck  11  Fälle  aus  seiner  Praxis  an,  in  welcher 
eingehende  operative  Eingriffe  gemacht  worden  sind,  ohne  dass 
jemals  eine  Temperatursteigerung  eingetreten  ist;  obwohl  man  an- 
nehmen kann,  dass  auch  hier  wohl  Streptococcen  im  Genitalkanal 
anwesend  gewesen  sind;  dieselben  sind  aber  nicht  virulent;  wodurch 
sie  dies  werden,  ist  zweifelhaft.  — Das  von  Bibnks  erwähnte  Re- 
sorptionsfieber kann  nicht  als  eigentliches  Puerperalfieber  bezeichnet 
werden;  deshalb  sollte  der  Ausdruck  Auto-Infection  nicht  mehr 
gebraucht  werden,  da  es  in  Wirklichkeit  keine  giebt.  — Infolge 
dessen  ist  es  auch  überflüssig,  vor  der  Geburt  die  Scheide  prophy- 
lactisch  auszuspülen;  und  schliefslich  kann  Niemand  mehr  seine 
eigene  Nachlässigkeit  mit  dem  Ausdruck  Auto-Infection  verdecken. 

A.  Martin. 


G.  M.  Edebohls,  The  technique  of  total  exBtirpation  of  the  fibro- 
rnatous  Uterus.  The  American  Journal  of  Obstetrios.  1893,  Vol.  XXVIll. 

E.  befürwortet  die  Totalexstirpation  des  fibromatösen  Uterus 
der  supravaginalen  Absetzung  gegenüber.  Dabei  bekämpft  er  die 
Ansicht,  als  ob  die  Totalexstirpation  per  laparotomiam  eine  gefähr- 
lichere und  schwierigere  Operation  sei , als  die  Amputation.  Es 
wird  dann  die  Technik  der  ersteren  geschildert. 

Vorbereitung  der  Pat. , indem  in  Steifsrückenlage  der  Uterus 
curettirt  und  mit  Sublimatlösung  ausgespült  wird.  Dann  wird  das 
Uterusinnere  mit  Sublimatgaze  ausgestopft  und  die  Scheide  fest 
austamponirt.  Dann  Beckenhochlagerung. 

Enthalten  die  Adnexe  nichts  für  die  Bauchhöhle  gefährliches 
und  ist  der  Uterustumor  nicht  allzugrofs,  so  werden  Tumor  und 
Adnexe,  nach  der  Unterbindung  zusammen  entfernt. 

Das  geschieht,  indem  über  die  vordere  Uterusfläche  oberhalb 
des  Blasenansatzes  von  einem  Ligament  zum  andern  ein  horizon- 
taler Schnitt  geführt  wird.  Dann  wird  die  Blase  und  mit  ihr  die 
Ureteren  von  ihrem  unteren  Teile  tief  ab  und  zur  Seite  geschoben. 

Ein  ähnlicher  Lappen  wird  hinten  verschnitten  und  abgelöst. 

Dann  Umstechung  der  Aa.  uterinae,  welche  durch  die  Ausstopfung 
des  Scheidengewölbes  sehr  erleichtert  ist.  Zwei  weitere  Ligaturen 
jederseits  sichern  Ligament,  rotund.  und  infundibulo-pelvicum  mit 
der  Spermatica.  Die  Ligaturen  w'erden  kurz  geschnitten  und  nach 
der  Scheide  gestülpt,  Abschluss  der  Bauchhöhle  indem  die  beiden 
Lappen  durch  eine  fortlaufende  Li’MBKKT’sche  Naht  vereinigt  werden, 
welche  von  einem  Stumpf  des  Lig.  infundibulopelvicum  zum  andern 
läuft.  Austupfen  des  Beckenraums  mit  trockener  steriler  Gaze. 
Schliefslich  wird  in  Steifsrückenlage  die  Scheidentamponade 
entfernt  und  der  subperitoneale  Wundraum  nach  der  Scheide 


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536 


Wtss,  Pall  von  Gaajaoolvergiftnng. 


No.  30 


mit  Gaze  drainirt.  — Enthalten  Tuben  oder  Ovariain  offenbar  oder 
wahrscheinlich  infectiöses  Material,  so  sollen  sie  erst  ligirt  und  ab- 
getragen werden. 

Ist  der  Tumor  sehr  grofs,  Ober  den  Nabel  reichend  und  mehr 
als  ca.  4 Kilo  wiegend,  so  wird  um  den  Cervix  nach  ZurOckstreifen 
der  Peritoneallappen  eine  Gummiligatur  gelegt,  die  Geschwulst  ab- 
gesetzt, der  Cervix  cauterisirt  und  dann  nur  oben  ausgelöst.  Ebenso 
werden  multiple  oder  intraligamentär  entwickelte  Myome,  welche 
das  Becken  verlegen,  erst  enucleirt,  um  Platz  zu  schaffen. 

Die  Operation  pflegt  mit  Umlagerung  und  Vorbereitung  ca. 
1 Stunde  zu  dauern.  A.  Martin. 


O.  Wyss,  Ueber  Guajacolvergiftung.  Deutsche  med.  Wooheuschr.  1894, 

No.  13. 

Ein  neunjähriges  Mädchen  erhielt  aus  Versehen  5 ccm  Gua- 
jacol.  15  Minuten  später  plötzlicher  Anfall  von  hochgradiger  Be- 
nommenheit und  Apathie,  dabei  blaurotes  gedunsenes  Gesicht,  eben- 
solche Bindehäute,  Aufhebung  von  Hornhaut-  und  Pupillen reflex, 
schneller  Puls,  häufige  Brechbewegungen;  Magenausspülung,  Cam- 
phereinspritzung. Im  weiteren  Verlauf  der  Vergiftung,  die  nach  3 
Tagen  mit  dem  Tode  endete,  zeigte  die  Pat.  fahle  Blässe,  später 
Icterus,  Somnolenz  mit  Delirien,  Temperaturerhöhung,  Erbrechen, 
Anschwellung  der  Unterkiefergegend  und  der  Zunge,  Ecchymosen, 
auf  der  Haut  der  Glieder,  Vergtöfserung  der  Leber,  der  Milz,  des 
Herzens;  die  Leberanschwellung  war  etwa  nach  4 '/,  Stunden  sehr 
erheblich.  Im  Urin  der  späteren  Zeit  Eiweifs,  Blut,  reducirende 
Substanz.  Die  Section  ergab  entsprechende  Befunde:  Icterus,  Echy- 
mosen  auf  Haut  und  serösen  Häuten , Schwellung  der  drüsigen 
Organe  der  Mundhöhle,  Schwellung  der  Darmfollikel,  kolossale 
Vergröfserung  der  Leber  und  Milz,  viel  Schleim  in  Magen  und 
Bronchien,  Gallenwege  frei,  erweitertes,  mit  bräunlichen  Gerinnseln 
erfülltes  Herz,  Hyperämie  und  trübe  Schwellung  der  Nieren,  Ver- 
fettung der  Epithelzellen  derselben  und  der  Leberzellen,  Trübung 
der  Herzmuskelfasern.  Die  Untersuchung  des  in  der  Blase  vor- 
handenen Urins  ergab  Hämoglobin,  Albumin,  Gallensäuren,  Cylin- 
der,  rote  Blutkörperchen  und  ein  eigentümliches  Sediment,  wahr- 
scheinlich eine  Guajacol Verbindung.  Mit  letzterer  und  mit  Hämo- 
globin zeigten  sich  auch  bei  der  späteren  histologischen  Untersuchung, 
die  im  Uebrigen  nichts  Bemerkenswertes  ergab,  die  Nierenkanälchen 
zum  grofsen  Teil  verstopft.  Die  Untersuchung  des  Blutes  während 
des  Lebens  endlich  ergab  einen  hochgradigen  Zerfall  der  roten 
Blutkörperchen  und  ein  Ueberwiegen  der  grofsen  Lymphocyten  gegen-  1 
über  den  gewöhnlichen  Formen  der  weifsen.  Pr.  Straasmann. 


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No.  30. 


Schultz.  — Whitbibld.  — Müllkr.  — Schultzb. 


537 


H.  Schultz,  Eine  Methode  zur  Bestimmung  des  gesammten  Schwe- 
felgehaltes im  Harn.  Pffüger’s  Arch.  Bd.  56.  S.  57. 

Die  Methode  besteht  darin,  dass  der  Barn  mit  rauchender  Salpetersäure  in  klei- 
nen apeciell  für  diesen  Zweck  construirteo  retortenartigen  Glasgefäfsen  oxydirt  nnd 
aladann  die  geaammte  gebildete  Schwefelsäure  überdestillirt  and  in  Wauer  anfgefangen 
wird.  Schliefslich  wird  der  in  dem  Glasgefäfs  gebliebene  Riiekitand  bia  znm  Schmel- 
zen erhitzt,  die  Schmelze  in  Wasser  nnd  etwas  Salzsäure  gelSat,  mit  der  erat  erhal- 
tenen Lfisung  vereinigt  und  die  Schwefelsäure  in  der  gewöhnlichen  Weiae  mit  Chlor- 
barynm  bestimmt.  Die  Controllanalyaen  mit  anderen  gebräuchlichen  Methoden  der 
Schwefelbeitimmung  zeigen  sehr  gute  Uebereinatimmung.  Der  Vorzug  dieser  Methode 
vor  der  bisher  benutzten  Schmelzung  mit  Kalisalpeter  besteht  vor  Allem  darin , dass 
man  die  grofae  Quantität  von  Nitraten  vermindert,  welche  die  Bestimmung  sehr  um- 
ständlich, unter  Umständen  auch  ungenau  machen.  K.  8«Jkow»kl. 


A.  Whitfield,  Note  on  the  Chemistry  of  muscle.  Journal  of  Physiol. 
XVI.  487. 

W.  gelangt  zu  folgenden  Schlussfolgerungen:  1)  das  Myosin  ist  kein  Nucleoalbu- 
min,  da  es  keine  merkliche  Quantität  Phosphor  enthält,  bei  der  Magenverdauung  nur 
einen  unbedeutenden  nicht  pbosphorhaltigen  Rückstand  hinterlässt,  in  das  Blutgefäfs- 
systero  von  Kaninchen  injicirt,  keine  intravasculäre  Gerinnung  verursacht.  2)  Der 
Maske)  enthält  kein  Nucleoalbumin,  da  er  bei  der  Magenverdauung  nnr  einen  unbe- 
deutenden Rückstand  liefert,  der  keine  merkliche  Quantität  Phosphor  enthält.  3)  Der 
Muskel  enthält  weder  Pepton  noch  Albamosen.  Betreffs  der  angewandten  Methoden 
vergl.  das  Orig.  K.  Salkovski. 


F.  Müller,  Ueber  Hämatoporphynurie  und  deren  Behandlung. 
Wiener  klin.  Wooheneohr.  1894,  No.  14. 

Eine  schwere  Hystero-Neurastbenica  schied  nach  5 Monate  langem,  fast  täglichen 
Gebranch  von  Je  1 g Sulfonal  (wegen  Schlaflosigkeit)  einen  dunkelbraunen  hämatopor- 
phyrinhaltigen  Harn  aut,  unter  gleichzeitigem  Auftreten  eines  rapiden  geistigen  und 
körperlichen  Verfalles  und  fadenförmigen  Pulses;  dabei  war  der  Hämoglobingehalt  des 
Blutes  laut  Aussage  des  Hämometers  auf  unter  die  Hälfte  der  Norm  gesunken,  be- 
stand starke  Obstipation  und  Olignrie.  Aussätzen  von  Sulfonal  brachte  weder  die 
Hämatoporphynurie  noch  den  Verfall  zum  Schwinden,  wohl  aber  tägliche  Gaben  von 
6 — 8 g Natr.  bicarb  , die  Verf.  auf  Grund  der  enormen  Hyperacidität  des  Harns  und 
der  danach  anzunehmenden  gesunkenen  Alcaleaacnz  des  Blotes  gab.  Als  nach  drei 
Wochen  Nalr.  bicarb.  fortgelassen  wurde,  stellte  sich  schon  nach  4 Tagen  wieder 
Hämatoporphynurie  ein,  weshalb  Natr.  bicarb.  durch  Monate  gegeben  werden  musste; 
dabei  wurde  der  Harn  normal,  der  Hämoglobingehalt  des  Blutes  hob  sich  fast  bis  auf 
die  Norm,  die  Neurasthenie  bessert  sich  zusehends.  Auch  in  einem  zweiten  Falle 
eines  Tabikers  schwand  unter  Alcalitberapie  die  Hämatoporphynurie,  die  durch  2 Mo- 
nate langen  Gebrauch  von  '/, — 1 g Sulfonal  pro  die  hervorgernfen  war.  J.  iiaok. 


E.  Scbultze,  Hämatoporphyrin  im  Harn  nach  Trional.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  7. 

i Eine  schwere  Melancholica,  die  schliefslich  die  Nahrung  verweigerte  und  an 

starker  Obstruction  litt,  erhält  wegen  Schlaflosigkeit  4 Wochen  lang  abendliche  Dosen 
von  Trional  (einem  SulfonkSrper,  bei  dem  an  Stelle  einer  Metbylgruppe  des  Sulfonals 
eine  Aethylgruppe  getreten  ist)  zu  je  $ — 1 , g,  im  Ganzen  rund  25  g und  entleerte 
in  der  letzten  Woche  einen  schmutzig  - rotbraunen  Harn,  in  dem  die  chemische  und 
spektroskopische  Untersuchung  Hämatoporphyrin  nachwies ; wenige  Tage  danach  trat 


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538 


Massik.  — Rook.  — Bbck. 


No.  30 


unter  schnell  xunehmendem  Verfall  der  Tod  ein.  Beachtenswert  ist  die  relati»  geringe 
Gabe  ron  Trional , rerglichen  mit  Sulfonal,  die  hier  zur  Häroatoporphynurie  und 
weiterhin  zum  Verfall  geführt  hat;  doch  dürfte  dafür  auch  die  Nahrungsverweigerung 
erheblich  in  Anschlag  zu  bringen  seio.  j.  Munk. 


W.  N.  Massin,  Ein  Fall  von  angeborenem  Epitheliom,  entstanden 
aus  dem  Schmelzorgan.  Virchow’s  Arch.  Bd.  136.  p.  328. 

Bei  einem  neugeborenen  Kinde  saften  2 Geschwülste  am  freien  Rande  des  Zahn 
fieitcbes  des  Oberkiefers  von  Bohnen-  and  KirschengrSfse,  die  sich  ohne  Mühe  durch 
Scheerenschnitt  entfernen  liefsen  Die  microscopische  Untersuchung  ergab  ein  Epi- 
theliom ohne  atypische  Wucherung  des  Epithels,  das  offenbar  durch  Wuchorung  der 
Zellen  des  Schmelzorgans  entstanden  war.  Der  Fall  ist  ein  Unicom;  denn  die  einzigen 
hierher  gehörenden  Tumoren,  die  Kiefercysten , welche  gleichfalls  vom  zabnbildenden 
Epithel  ihren  Ursprung  nehmen,  unterscheiden  sich  von  dem  oben  beschriebenen  Epi- 
theliom scharf  durch  ihren  cystischen  Ban;  ferner  sind  sie  stets  erworben,  nicht  an- 
geboren und  entwickeln  sieb  in  der  Dicke  des  Kiefers,  nicht  polypenfbrmig  an  der 
Oberfläche  des  Zahnfleisches.  Die  anderen  Geschwülste  des  Zahnfleisches,  die  Fibrome, 
Sarcome,  Rhabdoomyome,  haben  mit  dem  hier  beschriebenen  Epitheliomen  noch  weniger 
gemein.  Die  Gutartigkeit  der  letzteren  lieft  sich  bereits  aus  der  microtcopiseheo  Unter- 
suchung tchliefsen;  auch  ist  bisher  kein  Recidiv  bei  dem  Kinde  aufgetreten 

M Rothmenn. 


H.  Rüge,  Ueber  die  Centralfaden  in  den  CoascHMANn’schen  Spi- 
ralen. Virchow’s  Arch.  Bd.  136,  p.  336. 

Diese  Arbeit  giebt  im  Wesentlichen  eine  Bestltignng  der  von  A Schmidt  beim 
Asthma  bronchiale  gewonnenen  Resultate.  Die  Centralfäden  der  CuascoMAsK’scheo 
Spiralen  bestehen  aus  Schleim;  als  Schleimfärbung  empfiehlt  Verf.  neben  Tbiouin  u, 
Triacid  vor  allem  die  bekannte  GeAM-GffUTHmt'scbe  Bacterienfirbung.  In  Betreff  der 
Entstehongsart  der  Centralfäden  tritt  Verf.  nicht  der  SusATou’scben  Erklärung  bei, 
nacb  der  das  Dnrcbpressen  der  weichen  Mucin  - Massen  durch  eine  enge  OefToung  in 
ein  weites  Robr  die  Spiralbildung  erzeugt,  sondern  nimmt  mit  A.  Schmidt  an,  dass 
die  spiralige  Drehung  bei  der  Fortbewegung  schon  in  den  feinsten  Bronchiolen  beginnt. 

M>Rothma»n. 


C.  Beck,  Empyem  und  seine  Behandlung.  New- York.  med.  Wochen- 
sohr. 1893,  No.  10. 

Zu  Gunsten  der  Rippenresection,  von  der  Verf.  bereits  vor  7 Jahren  24  Ope- 
rationsgeschichten veröffentlicht  batte.  Er  führt  diese  Resection  immer  in  der  vorderen 
Axillarlinie  an  der  6 Rippe  aos  and  spült  dann  mit  */a  P m-  SublimatlSsung  aut 
nm  fettere  Eitermassen  et«,  zu  entfernen.  Von  112  neueren  von  Verf.  ansgefübrteu 
Rippenresectionen  bei  Empyem  betraf  37  Kinder  unter  3,  32  solche  von  3 — 5,  19 
Kinder  von  5 — 10  und  9 Kinder  von  16 — 16  Jahren  und  nur  16  Erwachsene  über 
16  Jahre.  Die  Sterblichkeit  betrug  12,  davon  kamen  7 anf  die  13  Erwachsenen. 
96  waren  einfache  acute  Fälle,  17  complicirte.  Unter  6 doppelseitigen  Empyemen 
genasen  4,  alle  sog.  stinkenden  Empyeme  (mit  pyämischen  Complicationen)  starben, 
ebenso  von  3 Fällen,  in  denen  die  EsTrAvnts’sche  Thoracoplasik  in  Frag«  kam  3 und 
von  den  beiden  überlebenden  behielt  1 eine  Fistel  zurück.  In  einem  Fall  von  Em- 
pyemfistel wurden  zur  Verkleinernng  der  Höhle  die  3.  bi«  7.  Rippe  einfach  durch- 
schnitten und  sammt  dem  Periost  in  die  Höhle  hinabgedrückt.  Von  5S  frühzeitig 
Operirten  genasen  alle,  und  nach  Abzug  der  tuberculflsen  und  pyämischen  Patienten 
kommen  nur  6 Todesfälle  auf  Rechnung  der  Operation.  In  Bezug  auf  die  Ursache 
des  Empyem'»  fand  Verf.  Pleuropneumonie  mit  79  Fällen  vertreten,  dann  kommt 
Scharlach  mit  8,  Puerperium  resp.  Sepsis  mit  4,  Keuchhusten  mit  2 and  Diphtheritis 


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No,  30. 


Rirdinobr.  — v.  Lksskh.  — Suhbuk.  — Fuchs. 


539 


mit  t Fall  flleigefilgt  ist  eine  Anzahl  von  kurzen  Krankengeschichten , welche  allerlei 
diagnostische  IrrthQmer  und  Unglücksfalle  bei  Empyem  illottriren  (ollen.  Nicht 
weniger  all  8 Mal  wurde  Verf.  hinzugerufen,  um  io  die  Pieurahnhle  gefallene  Drei- 
nagerftbreo  herauuuholen).  F.  Götarboek. 


Riedinger,  Zur  Kenntnis»  der  Verrenkungen  in  den  Interphalan- 
geaigelenken  der  Finger  und  der  Zehen.  Deutsche  Zeitachr.  f.  Chir. 
XXXVI.  S,  628. 

R bringt  Dach  einigen  Bemerkungen  Ober  den  Mechanismus  der  hiehergehürigen 
Verletzungen  eine  ausführliche  Beschreibung  einer  incompleten  Luxation  des  2 Pha- 
lanx nach  innen  durch  einseitige  Deberlastung  des  ersten  Interpbalangea!  - Gelenks 
entstanden  bei  einem  26jlbrigen  Manne  durch  Sturx  auf  den  erst  flectirten,  dann 
▼orgestreckten  Finger  beim  Barrentnrnen.  Rednction  gelang  leicht  durch  Zug  in  der 
LSogsaxe  des  Fingers.  — Den  drei  bis  jetxt  bekannten  Luxationen  in  den  Zwischen- 
gelenken der  Zehen  fügt  Verf.  einen  rierten  ausserdem  hinzu.  Die  29jlbr.  Pat.  nur 
mit  Strümpfen  bekleidet,  war  1 m hoch  ron  einer  Treppe  herabgesprungen  and  traf 
mit  dem  rechten  Fnfs  .zu  kurz"  auf,  indem  die  Fnfsspitse  auf  die  vordere  Kante 
eines  Steines  stiefs,  der  sich  (wischen  1.  und  2 Zehe  drlogte,  Die  zweite  Zehe  er- 
schien in  der  Gegend  des  ersten  Interphalangealgelenkes  nach  hinten  eingeknickt  und 
nm  7 mm  verkürzt,  wahrend*  das  Capitulum  der  1.  Phalanx  noch  nach  abwlrts  ge- 
richtet war  and  dabei  die  Basis  des  2.  Gliedes  hinter  dem  Capitulum  lag.  Zug  in 
der  Richtung  nach  vorn  bewirkte  vüllige  Reduction.  (Gegenüber  der  gegenteiligen 
Behauptung  R.'s  weist  Ref.  darauf  bin,  dass  von  ihm  im  XXX.  Bd.  des  Arch.  f.  klin. 
Cbir.  ein  Fall  von  seitlicher  Luxation  der  Endpbalanx  des  Daumens  beschrieben  iat). 


L.  V.  Lesser,  Schweissfufa  und  Plattfufs.  Deutsche  med.  Wochenscbr. 
1893,  No.  44. 

UDter  189  von  1882 — 1892  behandelten  Plattfufsfallen  betrafen  98  Minner  und 
91  Frauen,  von  ersteren  batten  61.0  pCt , von  letzteren  27.4  pCt  Schweifsfufs.  Verf. 
glaubt,  dass  ausser  nervösen  Einflüssen  hier  Ernährungsstörung  eine  Rolle  spielt. 

P.  Göterbock. 


Bl.  Schede,  Ein  verbesserter  Scoliosenapparat.  Archiv  f.  klin.  Chir. 
XLVI.  S.  482. 

Die  Verbesserungen  des  in  seinen  Einielheiten  ohne  Abbildung  nicht  verständ- 
lichen Apparates  beziehen  sich  auf  das  Hanptgerüat,  das  früher  einem  Krahne  gleich, 
jetzt  ans  einem  hohen  Bogen  mit  2 Trigern  besteht,  ferner  in  der  Application  eines 
besonderen  Rahmens  zur  bessern  Fixation  des  Scbnltergürtels  and  in  Gliederung  des 
die  Hüfte  umgebenden  Ringes.  Derselbe,  aus  4 kantigem  gebogenen  Eisenstab  gefertigt 
kann  naoh  Belieben  io  seinen  einseloen  Teilen  aaseinandergenommen  and  wieder  xu- 
sammengefügt  werden.  p.  Götsrbwk. 


E.  Fachs,  Keratomycosis  aspergillina.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1894, 
No.  17. 

Bei  einem  68jthrigen  Manne  war  die  Bindebant  am  rechten  Ange  gerbtet  and 
am  oberen  Lide  durch  papilläre  Wucherungen  verdickt.  Die  Hornhaut , von  einer 
I itarken  Ciliarinjeetion  umgeben,  zeigte  in  Ihrem  mittleren  Teil  eine  intensiv  grane 
Trübung,  welche  mit  einem  scharfen  bnebtigen  Rande  gegen  den  durchsichtigen  Rand- 
teil abgegrenzt  war.  Entsprechend  der  Ausdehnung  der  Trübung  war  die  Oberfläche 
der  Bornhent  leicht  abgeflaebt  and  von  einer  gelbweifsen,  bröckeligen,  trockenen 
Messe  belegt.  Die  erkrankten  Hornhautteile  wurden  entfernt.  Es  fand  sich,  dass 


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540  DttBYFOSS.  — ZWAABDEMAKBB.  SOBOTKA.  — RjTCHIB.  No.  30 


darin  massenhafte  Pili«  vorhanden  waren,  die  lieh  all  Aipergillai  fumigatai  erwiesen. 
Letzterer  iit  als  Ursache  der  Cornealaffection  anzusehen.  Hommatm. 


Dreyfufs,  Beitrag  zur  CasuiRiik  der  NaaeneiteruDgen.  Wiener  med. 
Presse  1894,  No.  10. 

Mitteilung  eines  Falles  von  eitriger  Periostitis  der  linken  unteren  Muschel  infolge 
von  Zahocaries.  Die  Muschel  war  stark  geschwollen,  enthielt  Eiter  der  mittelst  einer 
PiAvaz'schen  Spritze  entleert  wurde.  Entfernung  der  Wurzel  des  zweiten  Prlmo- 
lar;  Anbohrung  der  OberkieferhShle  ergab  keinen  Eiter.  Langsame  Heilung. 

W.  Lablinski. 


Zwaardemaker,  Athembeechlag  als  Hfllfsmittel  zur  Diagnose  der 
nasalen  Stenose.  Fränkol’s  Arch.  f.  Laryngologie  I.  H.  2. 

Wenn  man  einen  kalten  Spiegel  unter  die  Nase  halt , erscheinen  bei  der  Exspi- 
ration zwei  Flecken  — Atbemflecken  — die  bei  normaler  Nase  symmetrisch  lind  u.  es 
wthrend  des  Verschwindens  auch  bleiben. — Bei  einer  Asymmetrie  derselben  kann  man 
eine  Verengerung  des  nasalen  Luftweges  auf  der  Seite  tnnehmen,  wo  der  Flecken  am 
kleinsten  ist.  Ueber  den  Sitz  der  Stenose  kann  man  daraus  nicht  urteilen;  es  ist 
aber  wahrscheinlich,  dass  eine  Verengerung  im  vorderen  Teil  den  Atemflecken  starker 
verklenern  wird  als  im  bioteren  Teil.  Die  Atemfiecken  teilen  sieb  beim  Verschwinden 
in  einen  lateralen  und  einen  medialen  Teil,  wahrscheinlich  ist  das  durch  die  untere 
Muschel  bedingt.  Auch  ist  diese  Metode  im  Stande,  Paresen  des  weichen  Gaumens 
zu  erkennen,  wenn  beim  Phoniren  der  verschiedenen  Vocate  sich  auf  dem  Spiegel 
Atemflecke  zeigen,  ein  Beweis,  dass  ein  Teil  der  Lnft  durch  die  Nase  geht. 

W.LubUnski. 


J.  Sobotka,  Ueber  einen  Fall  von  Arthritis  blenorrhoica.  Prager 

med.  Wochenschr.  1893,  No.  25. 

Metastatische  Erkrankungen  — insbesondere  der  Gelenke  — sind  im  Gefolge  der 
Blenorrhoea  neonatorum  bisher  nur  Susserst  selten  beschrieben  worden,  ln  einem  vom 
Verf.  beobachteten  Falle  traten  bei  einem  sonst  gesunden  Kinde,  du  an  intensiver 
Blenorrhoe  der  Bindehaut  litt,  zwischen  der  2.  und  5.  Woche  an  verschiedenen  Ge- 
lenken nacheinander  schmerzhafte  Schwellungen  auf,  und  es  kam  zur  Bildung  von 
periartikulSren  Absceszeo.  In  dem  Eiter  der  letzteren,  ebensowie  in  dem  von  der 
Bindehaut  abgesonderten  Eiter,  konnte  Verf.  einen  Diploeoccus  nachweisen , der  durch 
seine  typische  Lagerung,  zumeist  in  den  Zellen,  und  durch  sein  Verhalten  gegen 
Farbstoffe,  all  der  Gonococcns  Neisser  sioh  erkennen  lieft.  (Reinkulturen  hat  Verf. 
nicht  dargestellt).  Suotbagsn. 


J.  Ritchie,  Brief  notes  of  several  cases  of  acute  diarrhoea  treated 
with  ceratin-coated  carbolic  acid  pills.  The  Lancet  1893.  No.  25. 

In  den  verschiedenartigsten  Fallen  von  acuter  Diarrhoe,  auch  in  solchen,  bei 
denen  die  gewöhnlich  zur  Anwendung  gelangenden  Mittel  absolut  unwirksam  blieben, 
brachten  keratioirte  Carbolpillen  baldige  Besserung  nnd  Heilung.  In  keinem  dieser 
Falle  wurde  der  Urin  nach  Anwendung  der  genannten  Fallen  verflrbt  gefenden.  In 
der  Regel  genügte  die  Darreichung  von  6 Pillen  (2  \ g).  Niemals  waren  mehr  als 
12  erforderlich.  Schmerzen  im  Abdomen  kamen  gleichfalls  in  keinem  Falle  zur  Be- 
obachtung. C.  Rosenthal. 


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No.  30.  Mbyrr.  — Bourors.  — Opprnhrim  q,  Hoppb.  — Bernhardt.  541 


G.  Meyer,  Mitteilung  zweier  Fälle  von  acutem  Gelenkrheumatis- 
mus. Berliner  klin.  Woohenscbr.  1894,  No  16. 

Eio  49  jähriger  Mann  erkrankte  an  acntem  Gelenkrheumatismus ; am  6.  Tage 
wurde  der  Kehlkopf  mit  betroffen  (wahrscheinlich  durch  die  hScbst  seltene  rheuma- 
tische Erkrankung  seiner  Gelenke),  am  9.  Tage  entwickelte  sich  eine  Thrombose  der 
rechten  Schenkelvene.  Am  4.  Tage  der  Krankheit  wurde  der  in  derselben  Wohnung 
befindliche  5jlhrige  Sohn  des  Pat.  ebenfalls  von  acutem  Gelenkrheumatismus  befallen. 
Ansgang  in  Heilung  in  beiden  Fallen.  Perl. 


M.  H.  Bourges,  Mydlite  diffuse  aigue  experimentale  produite  par 
l’4rysip41ocoque.  Arcbives  de  med.  1893,  No.  2. 

Experimentell  wurden  Lähmungen  bereits  dutch  das  Gift  der  Diphtberitis  bei 
Hunden  erxeugt,  Myelitis  durch  das  Bacterium  coli,  Amyotrophieu  durch  den  Strepto- 
coccus bei  Kaninchen.  Nnn  gelang  es  B.,  bei  Kaninchen  eine  diffuse  acute  Myelitis 
durch  Inoculation  ?on  abgescbw&chtem  Erysipelas  - Coccen  zu  erzeugen.  Die  Impfung 
(3g  einer  erheblich  abgeschwächten  Cultur)  geschah  am  4.  April,  war  von  geringer 
localer  Reaction,  doch  nach  ca.  5 Tagen  eon  completer  Paraplegie,  Diarrhoeen, 
Sphincterenllhmong  gefolgt.  Das  Tier  magerte  schnell  ab  und  zwar  besonders  an  den 
Hüft-Muskeln;  nach  lä  Tagen  starb  das  Tier,  nachdem  vorher  ein  grofser  Decubitus 
entstanden  war.  Die  Section  erwies  eioe  Myelitis  acuta  mit  Kfirncbensellenbildung, 
welche  fast  den  ganzen  Rückenmarksquerschnitt  in  der  Leodenanschweltung  einnahm 
und  in  der  ganzen  Hobe  des  Rückenmarks  die  graue  Substanz  und  die  Nervenzellen 
verändert  hatte.  — Die  RQckenmarkswurzeln  waren  nur  in  der  Hübe  der  Lendeoan- 
tchwellung  verindert,  die  peripherischen  Nerven  waren  intact,  die  Muskeln  waren  ent- 
artet (d£gendrescence  grannlo  - graissense)  besonders  von  den  am  meisten  gelthmten 
und  atrophischen  hinteren  Extremitäten.  8.  Kallschar. 


H.  Oppenheim  u.  H.  Hoppe,  Zur  pathologischen  Anatomie  der 
Chorea  chronica  progressiva  hereditarin.  Archiv  f.  Psychiatrie  etc. 
1893,  XXV.  3.  H. 

Die  Verff.  untersuchten  pathologisch  anatomisch  zwei  Fälle  von  chronischer  pro- 
gressiver Chorea,  die  klinisch  den  bekannten  typischen  Verlauf  zeigten,  nur  mit  dem 
Umstande,  dass  in  der  einen  Familie  die  Mitglieder  erst  in  hsherem  Alter  (zwischen 
60  nnd  70  Jahre)  von  der  Krankheit  befallen  wurden.  In  beiden  Fällen  fanden  sich 
Atrophie  der  Hirnwindungen,  besonders  im  Gebiet  der  Centralwindnngen  und  des 
oberen  Seheitel-  nnd  Hinterhaupttappeos.  In  einem  Falle  bestand  ausserdem  Hydro- 
zephalus exteroos,  während  in  dem  anderen  Pachymeoingitis  interna  mewbranacea  hä- 
morrhagica vorlag;  ausserdem  waren  Veränderungen  in  den  Meningen  u s.  w.  vor- 
handen. Wichtiger  war  der  Befund  von  disseminlrteo  heerdartigen  Entxüodungspro- 
cessen  mit  dem  Ausgang  io  Sclerose  in  der  Rinde  uod  in  der  subcortiealen  Marksub- 
stanz  uod  der  Schwund  der  kleinen  Ganglienzellen  an  der  Grenze  der  ersten  ond 
zweiten  Rindenscbicht.  Die  peripherischen  Nerven  waren  in  beiden  Fällen  degenerirt. 
Das  Rückenmark  zeigte  unregelmäßige,  diffuse,  geringfügige  anatomische  Veränderungen, 
die  auf  Wucherung  der  Glia  ond  der  Gefäße  zurückzuführen  waren.  Die  Verff.  halteo 
für  den  wesentlichen  Befund  bei  der  Chorea  chronica  hereditarla  progressiva  eine  mi- 
liare dissemioirte  Encephalitis  corticalis  und  subcorticalis.  8.  KaUaeher. 


M.  Bernhardt,  Mitteilung  eines  Falles  von  isolirter  peripherischer 
Lähmung  des  n.  suprascapularis  dexter.  Berl.  klin.  Woobenscbr.  1894, 
No.  2. 

Ein  28jähr  Mann  erkrankte  an  reißenden  Schmerzen  ond  Schwäche  im  rechten 


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542 


HSMUNO.  — BoWI.RS.  — RbIZRHSTRIN.  — OsTKRMANN. 


No.  30 


Arm.  Statu«:  Schulterblatt  tieferstehend  und  von  der  Wirbelsäule  entfernter  al«  dai 
linke.  Beide  Qrätengruben  verflacht.  Deltoid.,  Kbomboid.,  Levator  ang.,  Trapez., 
Serrat.  intakt.  Der  Arm  kann  in  keiner  Ebene  über  die  Horizontale  bewegt  werden, 
ohne  da««  e«  besonderer  Anstrengungen  de«  Deltoid.  u.  Cucull.  bedürfte,  dann  erfolgt 
ein  hürbarer  Kuck  und  die  Bewegung  gelingt.  Der  Verf.  erklärt  diesen  Vorgang 
folgendermasscn:  der  infolge  Lähmung  de«  Supraspinatu«  seines  „ Aufhängebandes" 
(Docuims)  beraubte  Humerus  ist  subluxirt,  bei  Beginn  der  Erhebung  des  Arms  ver- 
stärkt sich  diese  Luxation,  der  Deltoides  und  Cucullaris  reponirt  sie  und  führt  dann 
die  weitere  Erhebung  fort.  Das  Auswärtsrollen  war  behindert.  Der  Infraspinattu  war 
unerregbar.  Beim  Schreiben  und  Nähen  erwuchsen  dem  Pat.  grofse  Schwierigkeiten, 
auf  die  sebon  Dui  bessb  binwies.  m.  Brucä. 


H.  llelbing,  Zur  Bebaotllung  der  „erfrorenen  Nase“.  Therap.  Monatsh. 
1894,  No.  1. 

Verf.  empfiehlt  zur  Wiederherstellung  des  Tonus  der  Gefäfse  die  Anwendung 
eines  mäfsig  starken  constanten  Stromes  durch  6 — 10  Minuten.  Am  besten  werden 
beide  Pole  an  die  Seitenflächen  der  Nase  applicirt  und  hier  langsam  streichend  hin- 
und  herbewegt;  bei  sehr  empfindlichen  Pat.  kann  man  auch  die  Anode  ans  Os  zygo- 
maticum  anlegen  und  mit  der  Kathode  die  Nasenseiten  bestreichen.  Die  Sitzungen 
müssen  io  zwei-  bis  dreitägigen  Zwischenräumen  öfters,  gewöhnlich  wenigstens  10  bis 
15  Mal,  wiederholt  werden.  — In  den  meisten  der  21  so  behandelten  Fälle  erfolgte 
vollständige  Heilung.  B.  Hüller. 


R.  L.  Bowles,  Ueber  den  Einfluss  der  Sonnenstrahlen  auf  die 
Haut.  Monatsh.  f.  pract.  Dermal.  XVIII.  No.  1. 

Verf.  begründet  mit  zahlreichen  Beobachtungen  die  auch  schon  von  anderen  Au- 
toren vertretene  Ansicht,  dass  der  sog.  Sonnenbrand,  das  Eczema  solare,  wie  es  in 
besonders  intenfiver  Weise  auf  den  Gletschern  und  Schneefeldern  des  Hochgebirges  su 
entstehen  pflegt,  nicht  durch  die  Wärme,  sondern  durch  die  ultravioletten  Strahlen 
des  Sonnenlichtes,  welche  der  Schnee  zurückwirft,  hervorgerufeu  wird.  Auf  ähnlichen 
ursächlichen  Momenten  scheinen  ihm  auch  die  Schneeblindheit,  der  Sonnenstich  und 
die  bekannten  Wirkungen  des  electriscbeo  Lichtes  zu  beruhen.  B.  Hüller. 


A.  Reizenstein,  Ueber  die  Altersveränderungen  der  elastischen 
Fasern  in  der  Haut.  (Aus  der  Privatklinik  f.  Hautkrankheit  des 
Dr.  J.  Nkübkhokr  in  Nörnberg).  Monatsheft  f.  pract.  Derrnat.  X VIII. 
No.  1. 

Verf.  konnte  die  von  Suimidt  beschriebenen  Veränderungen  (hyaline  Aufquel- 
lung, Scbollenbildung,  körnigen  Zerfall  der  elastischen  Fasero)  im  Wesentlichen  be- 
stätigen, indes«  fanden  sich  dieselben  nicht  blos  bei  Individuen  von  über  40  Jahren, 
sondern  auch  bei  viel  jüngeren.  Es  scheint  also  entweder  die  Grenze,  in  welcher  de- 
generative  Veränderungen  auftreten  sine  viel  niedrigere  zu  sein,  als  Schmidt  annahm, 
oder  es  können  auch  andere  Processe  als  senile  Atrophie  tu  derartigen  Bildungen 
führen.  B.  Müll« 


Ostermann,  Zur  practiscben  Bedeutung  der  Salzwasserinfusion  bei 
acuter  Anämie.  Therap.  Monatsh.  1893,  Nu.  10. 

Verf.  empfiehlt  auf  das  Wärmste  die  subcutaue  Kochsalziufusion  als  eiue  Methode, 
welche  geeigoet  ist,  die  acute  Anämie  aufs  schnellste  und  sicherste  zu  bekämpfen, 


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No.  30. 


Spbkckb.  — Fikotti.  — Fräkkrl.  — Tbumpsok. 


543 


und  dabei  völlig  ungefährlich  in.  Er  hat  dieselbe  nicht  nur  in  der  Geburtshilfe  — 
in  der  A.  MAHTis'achen  geburtshilflichen  Poliklinik  — bei  sehr  starken  Blutnogen, 
sondern  auch  in  der  Gynlkologie  bei  schwerem  Collaps  infolge  innerer  Nachblutung 
nach  Laparotomien  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  angewandt.  Ferner  «et  die  prophy- 
lactiscbe  Anwendung  — die  Kochsalzinfusion  vor  der  Operation  — in  allen  Killen 
indiciert,  wo  an  stark  anftmiscben  Personen  operirt  werden  muss,  nnd  ein  weiterer 
Blutverlust  bei  der  Operation  so  erwarten  ist.  Verf.  empfiehlt  deshalb,  der  propby 
laotischen  Infusion  bei  Laparotomien  und  namentlich  bei  Placenta  praeria  eine  grfifsera 
Berücksichtigung  als  bisher  angedeihen  zu  lassen.  A.  Martin 


H.  R.  Spencer,  Ovariotomy  on  a patient  in  her  eighty-ihird  year. 
British  med.  Jourr..  1893,  Dec.  9. 

S.  entfernte  bei  einer  B2  4 Jahr  alten  Pat.,  von  sonst  sehr  guter  Gesundheit,  eine 
moltiloculire  Cyste  des  linken  Ovarium ; der  Stiel  war  I 1 , Ma>  um  seine  Axe  ge- 
dreht. Die  Reconvalescens  war  gestört  durch  eine  leichte  psychische  Störnog  und 
einer  Bronchitis;  nach  7 Wochen  verliefe  Pat.  gesund  das  Boapital.  — Bisher  sind 
nur  noch  3 Falle  bekannt,  wo  bei  über  80  jährigen  Frauen  eine  Ovariotomie  gemacht 
worden  ist;  von  diesen  war  nur  eine  einige  Wochen  alter  wie  obige  Pat.;  — alle 
sind  genesen.  A.  lUrtin. 


E.  Finotti,  Bericht  (Iber  80  weitere,  wegen  Tumor  am  weiblichen 
Genitale  ausgeführte  Laparotomien.  Aus  der  chir.  Klinik  des 
i Prof.  C.  Nicoladoni  in  Innsbruck.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  43 

n.  46. 

Statistische  Uebersicht,  berücksichtigend  Befund  vor  nnd  wahrend  der  Operation, 
Art  des  Eingriffs,  Diagnose,  ev.  Sectionsbefund.  Wegen  Erkrankungen  der  Ovarien 
wurden  40,  des  Uterus  36  Laparotomien  gemacht.  A.  Mtrtin. 


E.  Fränkel,  Ueber  einen  Fall  von  dauernder  Heilung  einer  dop- 
pelt-mannsfaustgrolsen  Pyosalpinx  durch  wiederholte  vaginale 
Punction  und  Ausspülung  dos  Sackes.  Wiener  med.  Presse  1893, 
No.  44. 

Inhalt  der  sehr  interessanten  Beschreibung  in  der  Ueberscbrift.  A.  Martin. 


W.  H.  Thompson,  Verlangsamen  Atropin  und  Morphin  die  Ab 
Sonderung  des  Harns?  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  1894,  p.  117. 

Atropin  so  0.6 — 2 0 mg  pro  Kilo  an  Bunde  intravenös  verabreicht,  vermag  in 
dem  Sinne  eine  Aenderung  der  Barnseeretion  hervorznrnfen,  dass  eich  in  der  ersten  Stande 
nach  der  Injection  die  Bernmenge  vermindert  unter  beträchtlicher  Verarmung  an 
Barosloff.  Oer  nicht  in  Form  von  Barnstoff  durch  den  Barn  antgeschiedene  Stickstoff 
bleibt  vom  Atropin  unbeeinflusst.  Da  die  gegebenen  Atropinmengen  den  Blutdruck 
nicht  beeinflussen,  so  ist  der  Grand  der  Barnrerminderung  in  der  Niere  selbst  zu 
Sachen,  doch  ist  es  bemerkenswert,  dass  Zufuhr  harnflhiger  Stoffe  z.  B.  Barnstoff  zura 
Blute  hinreicbt,  die  Atropin  Bemmung  zu  Überwinden. 

Eine  dem  Atropin  gleichsinnige  Veränderung  der  Harnsecretion  ruft  auch  Mor- 


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544 


Harnack  q.  Hucbhrim.  — Flattrn.  — Williams. 


No.  30 


pbin  hervor.  Der  Injection  folgt  hier  eine  Blutdrucksenkung,  die  ichon  an  und  für 
•ich  mr  Harnverminderung  führen  man. 

Wenn  die  vergiftete  Niere  wieder  tbltig  wird,  liefert  sie  geringe  harnstoffarme 
Harnmengen;  ei  kann  somit  wahrend  der  Vergiftung  die  Harnstoffbildung  oder  Harn- 
stofftufnbr  zur  Niere  keine  normale  gewesen  sein,  da  sonst  der  Harn  bei  geriogem 
Volum  an  Harnstoff  relativ  reich  sein  müsste-  Pohl. 


E.  Harnack  u W.  Hochheim,  Ueber  die  Temperatur  erniedri- 
gende Wirkung  krampferregender  Gifte.  Zeitscbr.  f.  klio.  Med.  XXV. 

p.  16. 

Im  Widerspruch  su  der  allgemein  angenommenen  Ansicht,  dass  die  Muskel- 
krämpfe erzeugenden  Gifte  die  Körpertemperatur  steigern,  6nden  sieh  in  der  Litteratnr 
vereinzelte  Angaben  von  einer  temperaturherabsetzenden  Wirkung  derselben.  Bei  der 
auf  diesen  Punkt  hin  systematisch  durchgeführten  Untersuchung  ergab  es  sich,  dass 
insbesondere  am  Kaninchen  und  Meerschweinchen  nach  Santonin  nnd  seinen  Derivaten, 
nach  Pikrotoxin,  Brucin  nnd  Strychnin  unabbfngig  von  auftretenden  Krtmpfen  die 
Temperatur  herabgesetzt  wird.  Beim  Hunde  ist  die  Wirkung  wenig  deutlich.  Durch 
Combination  der  Krampfgifte  mit  Narcoticis  kann  die  Temperatnr  in  einzelnen  Fallen 
bis  auf  27 ' herabgedrückt  werden. 

Was  die  Genese  dieser  Erscheinung  anbelangt,  so  neigt  H.  zur  Annahme  einer 
erregenden  Wirkung  anf  Hemmungsapparate  der  Wlrmeproduction.  Pohl. 


H.FIatten,  Vergiftung  durch  Carboli  neum.  Vierteljahressobr.  f.  geriohtl. 
Med.  1894,  S.  316. 

Nach  Trinken  einet  Schluckes  Carbolineom,  das  85  pCt  Phenole,  6.5  Kohlen- 
wasserstoffe, 1 pCt.  Pyridinbasen  nnd  8 pCt.  Wasser  enthielt,  verfiel  ein  52 jähriger 
Mann  in  Coma,  starb  nach  10  Stunden.  Die  Section  ergab  trübgelben  Urin , Eccby- 
mosen  im  Magen  und  Dünndarm,  Trübung  derjNierenrinde,  fiamingorote  Färbung  im 
Rachen,  Kehlkopf,  LnftrOhre,  zeitig  fibrinOse  Pneumonie  im  rechten  Unterlappen. 
Auffallend  war  ferner,  dass  bei  der  Section  der  anfangs  hell  orangene  Dünndarm  durch 
Luftzutritt  dunkelbraungrün  wurde  (Bildung  von  Hydrochinon  aus  im  Darm  enthaltenen 
Phenolen).  Pr.  straaemann. 


P.  W.  Williams,  On  Chloralose  poisoning.  The  Praetitioner  1894, 
Febr. 

W.  wandte  bei  einer  nenrastheniscben  Dame  von  42  Jahren  an  zwei  anfeinander- 
folgenden Abenden  das  neuerdings  von  Richit  und  Hsnuiot  als  ganz  ungefährliches 
Schlafmittel  empfohlene  .Chloralose'*  in  der  angegebenen  Dosis  von  0.6  g an.  In  der 
ersten  Nacht  traten  schwere  Träume  ein;  in  der  zweiten  Nacht  folgte  ein  heftiger 
Erregungszustand  mit  ängstlicher  Verkennung  der  Umgebung,  der  etwa  5 Stunden 
dauerte,  durch  Morphium  nicht  beseitigt  wurde  und  keine  Erinnerung  hinterliefs. 

In  einem  zweiten,  kurz  erwähnten  Falle  stellte  sich  nach  der  gleichen  Dosis  ein 
balbcomatSser  Zustand  ein.  Fr.  Straoimann. 


Einsendungen  für  Um  Ceutrsiblstl  verdat,  an  die  Adresse  des  Hru.  Prof.  Dr- M.  B e rn  h ardt  (Berlin  W. 
Französische  Strafen  21}  oder  an  die  Verlagshandiung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  L aden)  erbeten. 

Verlag  von  Auguet  Hirsehwald  in  Barlin.  — Drnck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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' t / —y'z  /v 


T 


Woch«nlUob  erscheinen 
I — 2 Bogen;  am  flchluM« 
dt»  •Ifthrgangs  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de»  Jahrganges 
20  Mark;  tu  betiehen 
du  rcb  alle  Ruchhandlun* 
gen  und  Postaoslalteu. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894. a.  August. No.  31. 

Inhalt)  Munk,  Ueber  den  Hund  ohne  Grofshirn.  — ZacbabjbwskV)  Stoff- 
Wechsel  bei  Schwangerschaft  und  Wochenbett.  — v.  Noordbn  und  Zuntz,  Einfluss 
des  Chinins  auf  deo  Stoffwechsel.  — Bibi  sack:,  Beziehung  des  Plasmas  zu  den  roten 
Blutkörperchen.  — Kliin,  Znr  Casuistik  der  ScliSdelbrüche.  — ».  flirrst,  Ueber 
Sideroais  bnlbi.  — Blocb,  Ueber  die  Methode  der  centralen  Pressionen.  — Asos- 
bon,  Ueber  das  Diphtherie- Antitoxin.  — Wsimsiia,  Differentielle  Diagnostik 
»oo  Lungenentzündungen.  — Boumivillb  u.  Cobnbt,  Mtsoil,  Bosnkr,  Ueber 
Epilepsie.  — Ksmiso,  Extragenitale  Sypbilisinfection. 

Hnxsu,  Einfluss  des  Ichthyols  auf  den  Stoffwechsel,  — Hibbio,  Zur  Histo- 
genese  der  Lungeninduration.  — Hubsabo,  Ursachen  des  Klumpfufses.  — Miller, 
Geheilte  Iufraorbitalneuralgie.  — Röblmamr,  Ueber  ein  neues  Mydriaticum. — Po- 
litzbb.  Anatomische  Befunde  bei  Schwerhörigen. — Massai,  Anwendung  derMilcb- 
skure  in  der  Laryngologie.  — Tab,  Antibacterielle  Wirkung  der  Bitterstoffe.  — 
Mabvar  und  Guiror,  MyxOdei«  bei  einem  Kind  ohne  Idiotie.  — Basis  und 
Maricatidz,  Combination  von  Lebercyste  nnd  Echinococcus.  — Fbiedbbibo, 
Rückeumarkscompresaiou  durch  Echinococcus.  — Sakbu,  Lage  des  Centrum  für 
Blase  nod  Mastdarm.  — Lbistikow,  Behandlung  der  Alopecia  areata.  — Klein, 
Fall  tou  Osteomalacia  cerea.  — BorntkIqrb,  Compeodium  der  gerichtsSrzt- 
licben  Praxis. 

Druckfehlerberichtigung. 


H.  91  unk,  Ueber  den  Hund  ohne  Grofshirn.  Verhandl.  d.  phys.  Ges. 
z.  Berlin,  Sitzung  v.  23.  Febr.  1894. 

Verf.  wendet  sich  in  scharfer  Polemik  gegen  die  Schlösse, 
welche  Goltz  aus  der  Beobachtung  des  von  ihm  operirten  grofs- 
hirnlosen  Hundes  gezogen  hat.  Vor  allem  wendet  sich  Munk 
gegen  die  Behauptung  von  Gultz,  dass  der  grofshirnlose  Hund 
Sinnesempfindungen  gehabt  habe  und  erklärt  die  Erscheinung, 
dass  das  Tier  bei  grellem  Lichtreiz  die  Augen  schlofs,  entweder 
i als  Reflex  vom  Trigeminus  auf  den  Facialis  oder  als  Reflex 
vom  Opticus,  der  in  den  corpora  quadrigemina,  im  corpus  geni- 
culatum  externum  und  im  Pulvinar  durch  Ganglienzellen  mit 

XXXII.  Jahrgang.  35 


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546  Zachabjkwsky,  Stoffwechsel  b.  Schwangerschaft  u.  Wochenbett.  No.  31 


centrifugalen  Nervenfasern  verbunden  ist.  In  ähnlicher  Weise  er- 
klärt M.  die  Reaction  des  Hundes  auf  andere  intensive  (Schall-, 
Tast-,  Geschmacks-)  Reize  als  reine  Reflexbewegungen.  „Wir 
können  daher  schliefslich  kurz  sagen:  die  Sinne,  welche  durch 
mäfsige  Einwirkungen  der  Sinnesreize  die  Kenntniss  von  der  Aussen- 
welt  liefern,  sind  gegen  übermäfsige,  sie  gefährdende  Einwirkungen 
der  Sinnesreize  dadurch  geschützt,  dass  starke  Erregungen  der  peri- 
pherischen Sinnesnerven  ohne  jede  Beteiligung  von  Empfindungen 
auf  dem  Wege  des  gemeinen  Reflexes  Bewegungen  herbeiführen, 
welche  die  Reize  von  den  Endigungen  der  Sinnesnerven  fern  halten 
oder  entfernen,  und  zudem  Gemeingefühle  entstehen  lassen,  so  dass 
bewusste  oder  willkürliche  Bewegungen  fflr  den  gleichen  Zweck  zu 
Hülfe  kommen  können.  Jene  schützenden  gemeinen  Reflexbewe- 
gungen, deren  Reflexcentren  im  Centralnervensystem  unterhalb  des 
Grofshirns  gelegen  sind,  waren  am  grofshirnlosen  Hunde  erhalten; 
und  in  ihnen,  die  nur  ein  Fortwirken  von  Sinnesreizen  oder  Fort- 
bestehen von  Sinneseindrücken  kundthaten,  hat  Herr  Goltz  irr- 
tümlich die  Anzeichen  des  Fortbestehens  von  Sinnesempfindungen 
gesehen. 

Gerade  umgekehrt  hat  der  grofshirnlose  Hund,  indem  infolge 
von  Sinnesreizen  keine  anderen  Bewegungen  an  ihm  auftraten  als 
jene  schützenden  gemeinen  Reflexe,  auf  schönste  bestätigt,  was  zu- 
erst die  partiellen  Exstirpationen  der  Grofshirnrinde  am  Hunde  ge- 
lehrt und  entsprechende  pathologische  Erfahrungen  am  Menschen 
ergeben  hatten,  dass  auch  die  elementaren  Sinnesempfindungen,  die 
Lichtempfindung,  die  Schallempfindung  u.  s.  w.  an  das  Grofshirn 
gebunden  sindu.  Hörtble. 


U.  Zacharjewsky , Ueber  den  Stickstoffwechsel  während  der 
letzten  Tage  der  Schwangerschaft  und  der  ersten  Tage  des  Wo- 
chenbettes. Zeitschr.  f.  Biol.  XXX.  S.  368. 

Von  der  umfangreichen  Abhandlung  des  Verf.’s,  welche  sich 
nicht  nur  auf  die  Ausscheidung  des  Stickstoffs  beschränkt,  sondern 
auch  mannigfache  andere  Verhältnisse  berücksichtigt,  können  hier 
nur  die  wichtigsten  Daten  kurz  wiedergegeben  werden. 

Die  Untersuchungen  von  Schwangeren  betreffen  9 Personen. 
Die  Zufuhr  des  Stickstoffs  ist  genau  bestimmt,  ebenso  die  N - Aus- 
scheidung durch  Harn  und  Fäces,  in  den  meisten  Fällen  6 bis  9 
Tage  vor  der  Geburt  hindurch,  ausserdem  das  Körpergewicht  und 
die  Harnmenge  ermittelt.  Das  Körpergewicht  nahm  bei  Erst- 
schwangeren in  den  letzten  8 — 13  Tagen  der  Schwangerschaft  sicht- 
lich ab,  im  Mittel  aller  Versuche  um  205  g pro  Tag,  bei  Mehr- 
gebärenden hielt  sich  dasselbe  im  Allgemeinen  auf  derselben  Höhe.  Die 
der  Willkür  überlassene  Nahrungsaufnahme  war  eine  reichliche.  Die 
24stündige  Harnmenge  betrug  im  Mittel  1471  ccm,  die  Gesammt- 
N- Ausscheidung  bei  Erstschwangeren  14.095  g,  die  Harnstofifaus- 


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No.  31.  v.  Noordrn  u.  Zuntz,  Einfluss  des  Chinins  auf  d.  Stoffwechsel.  547 

Scheidung  27.44  g (nach  Likbig  titrirt,  mit  vorgängiger  Ausfällung 
der  Chloride),  die  Harnsäureausscheidung  0.603  g.  Bei  Mehrgebä- 
renden: N-Ausscheidung  15.748  g,  Harnstoff  32.319  g,  Harnsäure 
0.531  g.  Die  Reductionsfähigkeit  des  Harns  hielt  sich  in  den  nor- 
malen Grenzen.  Die  Ausnützung  des  Stickstoffs  der  Nahrung  be- 
trug bei  Erstschwangeren  94.8  pCt.,  bei  Mehrgebärenden  96.37  pCt. 
war  also  in  jedem  Falle  sehr  gut.  Von  dem  resorbirten  N erschienen 
bei  Erstgebärenden  8.93  pCt.,  bei  Mehrgebärenden  25.73  pCt.  nicht 
im  Harn  wieder,  kamen  also  zum  „Ansatz“.  (Verf.  spricht  sich 
über  die  Bedeutung  des  Ansatzes  nicht  aus,  dass  er  aber  nicht 
dieselbe  Bedeutung  haben  kann,  wie  unter  normalen  Verhältnissen 
iet  selbstverständlich;  die  Quote  des  zurückgehaltenen  N bei  Mehr- 
gebärenden — '/4  des  resorbirten  — ist  auffallend  hoch.  Ref.) 

Weit  gröfsere  Schwierigkeit  als  bei  Schwangeren  macht  die 
Untersuchung  bei  der  Geburt  selbst  und  bei  Wöchnerinnen.  Bei 
letzteren  sind  als  Quelle  für  die  Stickstoffausscheidung  ausser  Harn 
und  Fäces  auch  die  Lochien  und  die  Abgabe  von  Milch  zu  berück- 
sichtigen. Wie  Verf.  dieser  Aufgabe  gerecht  geworden,  muss  im 
Orig,  nachgesehen  werden.  Die  Resultate  sind  kurz  folgende:  nach 
der  Geburt  ist  in  den  ersten  Tagen  die  Quantität  des  ausgeschie- 
denen Stickstoffs  gröfser,  als  die  des  eingeführten,  allmälig  stellt 
sich  wieder  Gleichgewicht  her  und  zwar  um  so  schneller,  je  weni- 
ger die  Gebärende  durch  den  Geburtsact  aflficirt  war,  und  je  ge- 
ringer der  Verlust  an  Körpergewicht  dabei  war.  Die  Hauptmenge 
des  Stickstoffs  wird  auch  bei  Wöchnerinnen  durch  den  Harn  aus- 
geschieden, die  Ausscheidung  durch  die  Milch  und  die  Lochien 
tritt  dagegen  sehr  zurück.  Nur  am  Tage  der  Geburt  und  dem 
ersten  Tage  nach  der  Geburt  kann  der  Verlust  an  Stickstoff  durch 
die  Lochien  sehr  bedeutend  werden  und  bis  zu  60  pCt.  des  Ge- 
sammtstiokstoffs  oder  94  pCt.  des  aus  der  Nahrung  resorbirten 
Stickstoffs  steigen.  Die  Stickstoffausscheidung  durch  die  Milch, 
deren  Secretion  gewöhnlich  am  3.  Tage  nach  der  Geburt  beginnt 
und  dann  allmälig  zunimmt,  ist  eine  verhältnissmäfsig  unbedeutende, 
gewöhnlich  übersteigt  sie  nicht  8 — 9 pCt.  des  resorbirten  oder  des 
gesummten  ausgeschiedenen  Stickstoffs,  in  den  meisten  Fällen  ist 
sie  sogar  noch  niedriger.  Die  Reductionsfähigkeit  des  Harns  steigt 
allmälig  bis  zum  9.  Tage  des  Wochenbettes  an.  Betreffs  der  zahlreichen 
Tabellen  muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


C.  V.  Noorden  u.  N.  Znntz,  Ueber  die  Einwirkung  des  Chinins 
auf  den  Stoffwechsel  des  Menschen.  Arch.  f.  Physiol.  1894,  S,  203. 

In  2 Versuchsreihen  am  Menschen  bei  konstanter  gemischter 
Kost,  die  das  eine  Mal  110  g,  das  andere  Mal  56  g Eiweifs  ent- 
hielt, 44  Cal.  per  Körperkilo  bot  und  zum  N-Gleichgewicht  führte, 
ging  unter  dem  Einfluss  von  Chinin  (an  4 Tagen  je  0.5 — 0.7 — 1.1 
— 1.4  g Chin.  mur.,  in  Dosen  von  0.1 — 0.2  g über  den  Tag  ver- 

85* 


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548  Birbnacki,  Beziehung  des  Plasmas  zu  d.  roten  Blutkörperchen.  No.  31 

teilt)  die  N-Ausfuhr  durch  den  Harn  herunter  und  diese  Wirkung 
hielt  auch  Ober  2 — 3 Nachtage  an,  sodass  im  Ganzen  10.1  reep. 
5.5  g N erspart  wurden.  Dagegen  wurde  die  Ausnützung  der  Nah- 
rung dadurch  nicht  beeinflusst.  An  den  späteren  Chinintagen  und 
in  den  ersten  beiden  Nachtagen  ging  auch  die  Ausscheidung  an 
Harnsäure  herunter,  vielleicht  in  Verbindung  mit  der  unter  Chinin 
erfolgenden  starken  Verminderung  der  Leukocyten.  Die  von  Zobtz 
an  demselben  Versuchsindividuum  ausgeführten  Respirationsversuche 
ergaben  weder  eine  Einwirkung  des  Chinins  auf  den  O-  Verbrauch 
noch  auf  die  C02-Ausscheidung;  nur  nahm  im  Einklang  mit  einer 
Angabe  von  Spbck,  die  Athemgröfse  (die  in  1 Min.  aufgenommene 
Luftmenge)  um  7 — 23  pCt.  zu.  Da  somit  die  Oxydationsprocesse 
nicht  geändert  werden,  muss  das  Chinin  einen  directen  Einfluss  auf 
das  Zellprotoplasma  d.  h.  auf  den  Eiweifsverbrauch  der  Zellen 
ausßben.  J.  Munk. 


E.  ßiernacki,  Ueber  die  Beziehung  des  Plasmas  zu  den  roten 
Blutkörperchen  und  über  den  Wert  verschiedener  Methoden  der 
Blutkörperchenvolumbestimmung.  Zeitschrift  für  physiol.  Chemie  XIX. 
H.  2.  p.  179. 

Verf.  hat  sowohl  die  alte  Sedimentirungsmethode  als  auch  die 
neueren,  den  Hämatokrit  und  die  BoRiDTHRo’sche  Methode  der  Stick- 
stoffbestimmung  des  Serums  verschiedener  defibrinirter  Blutmischungen 
einer  genauen  Prüfung  unterzogen.  Er  liefs  zunächst  defibrinirtes 
und  nicht  defibrinirtes  Blut  spontan  sedimentiren,  indem  er  die 
Gerinnung  des  letzteren  durch  Beimischung  von  0.06—0.1  pCt.  Na- 
triumoxalatpulver verhinderte.  Beide  Proben  wurden  teils  unver- 
dünnt, teils  mit  0.6  pCt.  Kochsalzlösung  versetzt  beobachtet  Das 
nicht  defibrinirte  Blut  sedimentierte  wesentlich  schneller  als  das 
defibrinirte,  das  unverdünnte  rascher  wie  das  verdünnte.  Schliefs- 
lich  wird  bei  allen  Proben  die  Gröfse  des  roten  Bodensatzes  kon- 
stant; nur  bei  hydrämischem  Blute  findet  ein  Austritt  des  Farbstoffes 
aus  den  roten  Blutkörperchen  in  die  Plasmaschicht  statt.  Das  Se- 
diment ist  beim  defibrinirten  Blut  etwas  gröfser  als  beim  nicht 
defibrinirten,  beim  verdünnten  stets  gröfser  als  beim  nicht  ver- 
dünnten. Beim  hydrämischen  Blut  sinken  die  absoluten  Gröfsen 
der  Sedimente  stark  herab.  Der  Gehalt  des  Blutes  an  O oder  C02 
bat  keinen  Einfluss  auf  die  Schnelligkeit  der  Sedimentirung, 
dagegen  nimmt  die  Gröfse  des  Sediments  mit  der  Kohlensäure 
etwas  zu. 

Eigentümliche  Verhältnisse  ergeben  sich  bei  einem  abnormen 
Blutzustand,  der  sog.  „Oligoplasmie“.  Das  Plasma  zeigt  starke 
Abnahme  gegen  die  Norm , die  roten  Blutkörperchen  sind  gröfser 
als  normal,  es  ist  Mangel  an  Fibrinogen  vorhanden,  so  dass  das 
Blut  schwer  gerinnt  und  kaum  zu  defibriniren  ist.  Während  das 
nicht  defibrinirte  oligoplasmische  Blut  wie  normales  defibrinirtes 


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No.  31. 


Klemm,  Zar  Casaistik  der  Sohädelbräche. 


549 


sedimentirt,  ist  der  Senkungsprocess  beim  defibrinirten  oligoplas- 
mischen  wie  bei  normalem  nicht  defibrinirten. 

Um  die  verschiedene  Gröfse  der  Sedimente  erklären  zu  können, 
untersuchte  Verf.  dieselben  mikroskopisch.  Dabei  zeigte  es  sich, 
dass  die  roten  Blutkörperchen  des  Bodensatzes  viel  kleiner  wie  die 
normalen  sind  und  statt  der  Geldrollen  Mosaikbildung  zeigen.  Die 
letztere  tritt  dann  ein,  wenn  das  Sediment  eine  konstante  Grölse 
erreicht  hat.  Versetzt  man  den  Bodensatz  mit  Plasma  oder 
Serum,  so  nehmen  die  Blutkörperchen  normale  Gröfse  an  und  zeigen 
wieder  Geldrollenbildung.  Diese  Erscheinung  tritt  bei  defibrinir- 
tem  Blut  prompt  ein,  bei  nicht  defibrinirtem  wesentlich  langsamer 
und  nur  unvollständig. 

Aus  allen  diesen  Befunden  schliefst  Verf.,  dass  die  roten  Blut- 
körperchen im  lebenden  Blut  Plasma  in  ihrem  Innern  enthalten. 
Der  Senkungsprocess  ist  kein  rein  mechanischer  Vorgang,  sondern 
geht  mit  Ausscheidung  von  Plasma  einher.  Im  defibrinirten  Blut 
halten  die  Blutkörperchen  das  Serum  besonders  fest;  je  gröfser  das 
Sediment,  desto  gröfser  die  einzelnen  Blutkörperchen.  Das  kon- 
stante Sediment  stellt  nicht  das  Volumen  der  Blutkörperchen,  son- 
dern nur  der  eigentlichen  Blutkörperchensubstanz  dar. 

Die  mit  dem  Hämatokrit  gewonnenen  Werte  sind  unrichtig, 
da  die  Plasmaausscheidung  aus  den  Blutkörperchen  wesentlich  be- 
• einfiusst  wird.  Bei  analytischen,  besonders  quantitativen  Unter- 
suchungen ist  seine  Anwendung  zu  widerraten.  Auch  die  Blkib- 
TKKc’sche  Methode  kann  keine  absolut  richtigen  Resultate  geben, 
da  bei  ihr  auf  das  Plasma  in  den  roten  Blutkörperchen  keine  Rück- 
sicht genommen  ist,  ausserdem  aber  auch  der  Einfluss  der  Koch- 
salzlösung auf  die  roten  Blutkörperchen,  der  nach  den  Unter- 
suchungen des  Verf.  nicht  unbedeutend  ist,  vernachlässigt  ist. 
Trotzdem  kann  die  Anwendung  dieser  Methode  eventuell  zu  neuen 
Resultaten  fuhren.  Die  mafsgebende  Methode  för  die  volumetrische 
Bestimmung  des  Bluts  bleibt  aber  die  einfache  Sedimentation,  durch 
die  allerdings  nicht  das  Volumen  der  roten  Blutkörperchen,  son- 
dern  das  der  eigentlichen  Blutkörperchensubstanz  gewonnen  wird. 

M.  P.othmann. 


P.  Klomm,  Zur  Casuistik  der  complicirten  SchädelbrQche.  Deutsche 
ZeiUchr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  110. 

Enthält  8 operativ  behandelte  Fälle  aus  der  Universitätsklinik 
und  dem  Stadtkrankenhaus  zu  Dorpat,  begleitet  von  den  Sections- 
befunden  und  epicritischen  Bemerkungen.  Hier  kann  nur  das 
Wichtigste  aus  den  Schlusssätzen  Verf. ’s  berichtet  werden.  Die- 
selben gehen  davon  aus,  dass  in  sämmtlichen  8 Fällen  wohl  ohne 
Schwierigkeit  die  Diagnose  der  complicirten  Schädelfractur  gestellt 
werden  konnte,  dass  aber  die  Erkennung  der  begleitenden  Hirnlä- 
sionen nicht  immer  möglich  war,  da  ein  Teil  ihrer  Erscheinungen 


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550  ▼.  Hippel,  Ueber  Siderosis  bulbi.  No.  31 

auf  Commotion  und  Compression  zurückgeführt  werden  könnte. 
Abgesehen  von  der  Hirnläsion  hält  K.  für  die  Prognose  der  com- 
plicirten  Schädelbrüche  die  Störungen  der  intracerebralen  Circulation 
und  den  Eintritt  von  Entzündungserregern  in  die  geöffnete  Schädel- 
höhle für  mafsgebend.  Während  nun  die  Hirnläsion  durch  Zerstö- 
rung der  für  das  Leben  wichtigen  Centren  sofort  zum  Tode  zu  führen 
vermag,  kann  letzterer  erst  einige  Zeit  d.  h.  Tage,  Wochen,  zu- 
weilen auch  Monate  und  Jahre  nach  der  Verletzung  infolge  der 
Störung  der  Hirncirculation  und  der  Infection  eintreten.  Bei  der 
Hirncirculationsstörung  kommen  namentlich  die  Blutergüsse  und  die 
in  der  Nähe  der  Hirnläsion  früher  oder  später  sich  entwickelnde 
ödematöse  Schwellung  in  Frage:  unter  beider  Einfluss  kann  die 
Blutversorgung  des  Gehirns  so  beeinträchtigt  werden,  dass  der  Tod 
unter  dem  Bilde  des  zunehmenden  Hirndruckes  erfolgt.  Ist  die 
Circulationsbehinderung  nur  auf  einen  kleineren  Abschnitt  des  Ge- 
hirns beschränkt,  so  können  localisirte  Erweichungsheerde  eine  fort- 
schreitende Einschmelzung  von  Hirnsubstanz  bedingen.  Auch  der 
Infectionsvorgang  des  Schädelinnern  ist  nicht  immer  der  gleiche; 
der  Tod  kann  eintreten,  wenn  es  nicht  gelungen  ist,  den  Infections- 
trägern  den  Weg  in  das  Schädelinnere  zu  verlegen,  durch  eiterige 
Meningitis  und  durch  den  direct  sich  an  das  Trauma  anschliefsen- 
den  Hirnabscess,  ausserdem  aber  durch  die  nachträgliche  Entwicke- 
lung einer  tiefen  unter  der  weifsen  Substanz  gelegenen  Hirneiterung. 
Die  Therapie  hat  daher  das  Fernhalten  der  Infection  und  die  Wie- 
derherstellung genügender  Circulationsverhältnisse  anzubahnen  und 
leistet  für  ersteres  die  Trepanation  durch  Entfernung  der  zersplit- 
terten, z.  Th.  aus  dem  Zusammenhang  gelösten  Fragmente,  zwischen 
denen  sich  leicht  Eiterung  bilden  kann,  prophylactische  Dienste, 
ebenso  wie  sie  freien  Auslass  für  Wundsecret  gewährt.  Ebenso 
leistet  sie  Gutes  durch  Beseitigung  des  entzündlichen  Oedems  und 
Entleerung  des  Eiters.  Dagegen  sieht  Verf.  von  der  Trepanation 
zur  Aufrichtung  deprimirter  Knochenstücke,  wofern  keine  Splitte- 
rung und  Einspiefsung  dabei  ist,  wenig  Nutzen.  Das  Hirn  acco- 
modirt  sich  dem  Drucke  meistens  und  die  Opferung  der  Integrität 
der  Hautdecken  ist  nicht  gerechtfertigt.  Endlich  kann  auch  die 
Trepanation  zur  Stillung  einer  Blutung  (namentlich  aus  der  A. 
mening.  med.)  vorteilhaft  sein;  dagegen  wird  sie  wenig  zur  Ent- 
lastung des  Hirns  vom  Druck  des  extravasirten  Blutes  beitragen, 
da  es  sich  selten  hier  um  umschriebene  Hämatome  handelt. 

P.  Güterbock. 


E.  V.  Hippel,  Ueber  Siderosis  bulbi  und  die  Beziehungen  zwischen 
siderotischer  und  hämatogener  Pigmentirung.  v.  Gräfe’s  Archiv  f. 
Ophthalm.  XL.  p.  123. 

Auf  Grund  der  Beobachtung  einer  Reihe  von  Fällen  sowie 
vieler  Tierexperimente  kommt  Verf.  zu  folgenden  Resultaten:  Es 
gibt  eine  echte  Siderosis  bulbi,  welche  auf  zweierlei  Weise  entstehen 


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No.  81. 


y.  Hipfrl,  Ueber  Siderosia  bulbi. 


551 


kann,  einmal  direct  vom  Fremdkörper,  xenogene  Siderosis,  und  2. 
vom  Blute,  hämatogene  Siderosis.  Die  Siderosis  ist  eine  Ablagerung 
von  Eisenoxyd,  gebunden  an  organische  Substanz  in  gewissen  Zellen* 
gruppen.  Das  Eisen  lässt  sich  mit  Ferrocyankalium  und  Salzsäure 
bei  genügend  langer  Einwirkung  der  Reagentien  ausnahmslos  an 
allen  Präparaten  nachweisen,  selbst  solchen,  welche  Jahre  lang  in 
MüLLBa’scher  Flüssigkeit  gelegen  haben.  Die  Berlinerblau  - Re- 
action  giebt  genau  dieselben  Resultate,  wie  die  QoiNCRis’sche  mit 
Schwefelammonium,  doch  ist  sie  für  Präparate,  in  welchen  normaler 
Weise  Pigment  vorkommt,  unendlich  viel  leistungsfähiger,  da  sie 
schwache  Färbungen  sehr  deutlich  hervortreten  lässt. 

Die  hämatogene  Siderosis  ist  völlig  unabhängig  vom  hämato- 
genen Pigment.  Das  Hämosiderin  dagegen  ist  hämatogenes  Pig- 
ment, welchem  abgespaltenes  Eisen  angelagert  ist.  Die  Farbe  des- 
selben ist  unabhängig  vom  Eisen.  Die  Siderosis  tritt  vorwiegend 
an  bestimmten  Zellengruppen  auf,  ganz  besonders  an  dem  Epithel 
der  Ciliarfortsätze,  der  Pars  ciliaris  retinae,  der  Netzhaut  und  dem 
Linsenkapselepithel.  Die  Siderosis  kann  in  diesen  Teilen  eine  xeno- 
gene sowie  eine  hämatogene  sein.  Die  Möglichkeit  einer  echten 
Siderosis  corneae  ist  nicht  unbedingt  in  Abrede  zu  stellen,  ihr  Vor- 
kommen ist  aber  mit  völliger  Sicherheit  noch  nicht  erwiesen.  Wahr- 
scheinlich entsteht  ihre  Braunfärbung  durch  Einlagerung  von  Hämo- 
siderin. Die  xenogene  Siderosis  entsteht  in  der  Weise,  dass  die 
Kohlensäure  der  Gewebe  das  Eisen  löst,  die  Lösung  diflfundirt  von 
Zellengruppen,  welche  eine  specifische  Affinität  für  das  Eisen  be- 
sitzen, fixirt  wird  es  dadurch,  dass  dasselbe  mit  einer  Substanz  im 
Protoplasma  eine  unlösliche  Verbindung  eingeht,  und  allmälig  oxy- 
dirt  wird.  Ihre  Anhäufung  in  diesen  Zellen  macht  den  mikroche- 
mischen Nachweis  möglich.  Die  hohe  Concentration  der  Lösung 
in  unmittelbarer  Umgebung  des  Fremdkörpers  bedingt  die  reichliche 
Ablagerung  in  Oxydform  an  dieser  Stelle.  Bei  der  hämatogenen 
Siderosis  wird  das  Eisen  in  gelöstem  Zustande  frei  und  steht  dann 
unter  den  gleichen  Bedingungen,  wie  das  vom  Fremdkörper  her- 
stammende. Weder  die  grünliche  noch  grünlichbraune  noch  rost- 
farbene Verfärbung  der  Iris  und  Cornea  lassen  mit  Sicherheit  auf 
einen  im  Bulbus  befindlichen  Fremdkörper  aus  Eisen  schliefsen,  aus 
dem  Blutfarbstoffe  können  dieselben  Verfärbungen  entstehen.  Der 
charakteristische  Kranz  brauner  Flecken  unter  der  Linsenkapsel  bei 
Anwesenheit  eines  Fremdkörpers  entsteht  in  der  Weise,  dass  in 
circumscripten  Anhäufungen  gewucherter  Kapselepithelien  Eisen 
abgelagert  wird.  Bei  Einführung  eines  Eisensplitters  in  den  Glas- 
körper kommt  es  zu  hochgradiger  Degeneration  der  Netzhaut.  Die 
dabei  auftretenden  grofsen  eigentümlichen  körnigen  Zellen  entstam- 
men grösstenteils  dem  Pigmentepithel  der  Retina.  Die  Zellen  be- 
sitzen die  Fähigkeit,  auf  gewisse  Reize  hin  zu  proliferiren,  ihre 
Form  zu  ändern  und  activ  zu  wandern.  Nach  Biutinjection  in  den 
Glaskörper  kann  es  zur  Ablösung  der  Netzhaut  kommen;  ausserdem 
treten  in  der  Retina  Degenerationserscheinungen  ein,  welche  grofse 


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552  Bloch,  Deber  die  Methode  d.  centralen  Pressionen.  — Abonson,  No.  31 

Aehnlichkeit  mit  dem  Anfangsstadium  der  Degeneration  besitzen, 
welche  die  Einführung  eines  Fremdkörpers  aus  Eisen  hervorbringt. 
Bei  Blutinjectionen  in  den  Glaskörper  nach  vorheriger  Punction  der 
vorderen  Kammer  kann  es  auf  eine  noch  nicht  klar  gestellte  Weise 
zur  Beratung  der  vorderen  Linsenkapsel  kommen.  Horstmann. 


Bloch,  Die  Methode  der  centripetalen  Pressionen  und  die  Diagnose 
der  Stapesfixation.  Zeitsohr.  f.  Ohrenheilk.  XXV.  S.  113. 

B.  fasst  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  in  folgende 
Sätze  zusammen:  Die  Steigerung  des  Luftdruckes  im  äusseren  Ge- 
hörgange schwächt  bei  Normalhörenden  die  Empfindungsstärke,  so- 
wohl f(lr  den  aöro-tympanal,  als  für  den  cranio-tympanalt  zugelei- 
teten Ton  ab  (Allgemeine  Annahme).  Mit  dem  Trommelfelle  rückt 
dabei  zugleich  die  Steigbügelplatte  nach  innen,  drängt  die  Laby- 
rinthflüssigkeit gegen  die  Membran  des  runden  Fensters  und  somit 
diese  nach  aussen  gegen  die  Paukenhöhle.  Die  dabei  eintretende 
Steigerung  des  intralabyrinthären  Druckes  wird  durch  Abfliefsen 
von  Cotunnischer  Flüssigkeit  aus  den  Aquaeducten  sofort  ausge- 
glichen. Die  während  der  Dauer  der  Drucksteigerung  (Pressions 
centrip&tes  Gelles)  stattfindende  Abnahme  der  Schallempfindungs- 
stärke ist  direct  auf  Rechnung  der  gehemmten  Bewegung  der  Lei- 
tungswelle, vom  Trommelfell  bis  zur  Steigbügelplatte,  zu  setzen. 
(PC.  aör  -f-.  PCDV-(-).  Ist  das  Trommelfell  aus  irgend  einem 
Grunde  unbeweglich,  so  fällt  die  normale  Wirkung  der  PC  für  den 
aöro-tympanalen  wie  für  den  osteo  - tympanalen  Leitungsweg  aus 
(PCaör — , PCDV — ).  Ist  das  Trommelfell  beweglich,  aber  der 
Steigbügel  fixirt,  so  ist  PCaör-f-,  aber  PCDV.  — (Gelte).  Das  um- 
gekehrte Verhältbiss,  PCaer — , PCDV-f-  hat  Verf.  nie  beobachtet. 
Besteht  ein  Defect  des  Trommelfelles,  so  hängt  der  Ausfall  der 
PC  allein  vom  Zustande  des  ovalen  (und  des  runden?)  Fensters 
ab.  Bei  negativem  Ausfall  des  Versuches  ist  eine  Fixirung  der 
Stapesplatte  nnzunehmen.  Ueber  die  Ursache  der  Unbeweglichkeit 
des  Steigbügels  geben  die  PC  an  und  für  eich  keine  Auskunft. 
Die  Annahme  der  „binauriculären  Reflexe1*  (Gelte)  ist  bis  jetzt  nicht 
durch  genügende  Gründe  gestützt.  Schwabach. 


1)  Aronson,  Weitere  Untersuchungen  über  Diphtherie  und  das 
Diphtherie- Antitoxin.  II.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1894,  No.  18, 

S.  425. 

2)  Dasselbe,  III.  Ebenda,  No.  19,  S.  453.  { 

1)  Die  Mittel  zu  den  in  vorliegender  Arbeit  mitgeteilten  Ex- 
perimenten wurden  A.  von  der  ScHKaiNo’schen  Fabrik  zur  Verfügung 
gestellt.  Als  Versuchstiere  verwendete  er  Schafe,  Ziegen,  Hunde, 
Rinder  und  Pferde. 


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No.  31. 


üeber  das  Diphtherie-Antitoxin. 


553 


Zur  Immunisirung  injicirte  A.  zunächst  ansteigende  Mengen 
von  alter  mehrwöchentlicher  Diphtherie  - Bouillonkultur,  die  eine 
Stunde  auf  70°  dann  von  solcher  die  eine  Stunde  auf  62 0 erhitzt 
war.  Die  Dosis  ändert  sich  nach  der  Virulenz  der  Diphtheriekul- 
tur. Die  Weiterführung  der  Immunisirung  wurde  früher  so  vorge- 
nommen,  dass,  nachdem  durch  obige  Behandlung  ein  gewisser  Grad 
von  Immunität  erreicht  war,  von  einer  zwei  Monate  alten  nicht 
sterilisirten  Bouillonkultur  von  geringer  Virulenz  Injectionen  vorge- 
nommen wurden;  jetzt  spritzt  A.  mäfsig  giftige  durch  0,3  pCt.  Kre- 
solzusatz  eterilisirte  Kulturen  ein  und  beendet  schliefslich  die  Im- 
munisirung  durch  Injection  steigender  Quantitäten  alter  nicht  steri- 
lisirter  sehr  giftiger  Kulturen  Solche  sehr  giftige  Kulturen  stellte 
sich  A.  früher  so  her,  dass  er  dauernd  einen  schwachen  Sauer- 
etoffstrom  durch  die  Bouillon  leitete,  neuerdings  hat  er  dieses  um- 
ständliche Verfahren  verlassen,  nachdem  er  bemerkt  hatte,  dass 
dieselbe  Giftigkeit  sich  dadurch  erreichen  lässt,  dass  man  die  Diph- 
theriebacillen analog  dem  von  Koch  bei  den  Tuberkelbacillen  ange- 
wendeten Verfahren  züchtet,  sodass  sie  eine  Oberflächenhaut  bil- 
den müssen. 

Das  Antitoxin,  das  er  aus  dem  Blut  solcher  Tiere  erhielt,  hob 
in  einer  Menge  von  0.0005  ccm  die  Giftwirkung  von  0.7  ccm  Diph- 
theriegift auf. 

2)  Die  zweite  Arbeit  A.’s,  eine  Fortsetzung  früherer,  be- 
schäftigt sich  im  ersten  Abschnitt  mit  einer  neuen  Methode  der 
Darstellung  des  Diphtherieantitoxins  aus  Blutserum.  Bisher  wurde 
dasselbe  so  gewonnen,  dass  man  entweder  das  gesammte  Eiweifs 
oder  einen  Teil  desselben  durch  die  in  der  physiologischen  Chemie 
gebräuchlichen  Eiweifsfällungsmittel,  Alcoho),  Ammoniumsulfat  etc. 
niederschlug  und  den  Niederschlag  mehr  oder  weniger  gereinigt 
verwendete.  Eine  mehr  als  lOfache  Concentration  liefs  sich  aber 
dadurch  nicht  erreichen;  desshalb  schlug  A.  folgenden  Weg  ein. 
Er  hatte  schon  früher  beobachtet,  dass  frisch  gefälltes  Aluminium- 
hydrooxyd  nicht  nur  in  mälsiger  Schicht  ein  gutes  Bacterienfilter 
ist,  sondern  auch  verschiedene  chemische  Substanzen  zurückhält, 
unter  welchen  sich  auch  die  Antitoxine  befinden.  Das  beste  Re- 
sultat erhielt  A.  wenn  er  in  der  antitoxinhaltigen  Flüssigkeit  Alu- 
miniumsulfat auflöste  und  dann  durch  Ammoniak  das  Aluminium- 
hydroxyd niederschlug;  es  zeigte  sich  dabei,  dass  dieser  Niederschlag 
um  so  reicher  sein  muss,  je  antitoxinreicher  das  Ausgangsmaterial 
ist.  Neuerdings  geht  A.  so  vor,  dass  er  100  ccm  Blutserum  mit 
100  ccm  Wasser  verdünnt  und  mit  70  ccm  10  proc.  Aluminiumsul- 
fatlösung versetzt.  Dann  giebt  er  langsam  soviel  5 proc.  Ammoniak- 
lösung hinzu,  dass  das  Sulfat  zum  grössten  Teil  zersetzt  wird,  die 
» Reaction  jedoch  schwach  sauer  bleibt,  denn  ein  Ueberschuss  von 
freiem  Ammoniak  würde  das  Antitoxin  lösen.  Der  Niederschlag 
wird  abfiltrirt  und  mit  ca.  200  ccm  Wasser  gewaschen;  derselbe 
erthält  95  pCt  der  wirksamen  Substanz.  Diese  erhält  man  aus 
dem  Niederschlag  durch  Ausschütteln  desselben  mittelst  schwacher 


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554  Wassbrmänn,  Differentielle  Diagnostik  v.  Lungenentzündungen.  No.  31 

Soda-  oder  Ammoniaklösung  und  Filtration.  Letztere  muss  rasch 
gesehen,  da  sonst  das  Aluminiumhydroxyd  wieder  Antitoxin  absor- 
birt.  Fast  immer  ist  eine  zweite  Ausschüttelung  nötig. 

Aus  dieser  Lösung  erhält  man  das  Antitoxin  in  fester  Form 
durch  Ausfällen  mit  Ammonsulfat  oder  Alcohol  oder  durch  Ein- 
dampfen im  Vakuum  bei  45°.  Es  ist  ein  weifser  in  Wasser,  besser 
in  dünnem  Alkali  löslicher  Körper  mit  3 — 5 pCt.  Aschengehalt. 
Auf  diese  Weise  erhielt  A.  eine  Substanz  mit  einem  Immunisirungs- 
wert  von  vielen  Tausend  Millionen. 

Der  zweite  Teil  vorliegender  Abhandlung  macht  Mitteilungen 
über  die  practische  Verwendung  des  Antitoxins.  A.  lässt  es  in  der 
Hauptsache  als  Immunisirungsmittel  verwenden,  daneben  auch  als 
Heilmittel,  so  sind  Versuche  im  Kaiser-Friedrich-Krankenhause  im 
Gang,  Resultate  können  der  Kürze  der  Anwendung  wegen  noch 
nicht  mitgeteilt  werden.  Sehenden. 


A.  Wassermann,  Ueber  diSerentielle  Diagnostik  von  entzünd- 
lichen Lungenaffectionen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  47. 

Verf.  weist  darauf  hin,  wie  wichtig  die  Kenntniss  der  Ursachen 
für  die  Beurteilung  der  entzündlichen  Lungenprocesse  ist,  gleich- 
zeitig aber,  dass  eine  Uebersicht  dieser  Entzündungen  auf  Grund 
der  bacteriologischen  Forschung  vorläufig  noch  verfrüht  ist.  Bisher 
kennen  wir  als  ursächliche  Parasiten  von  Lungenentzündungen  den 
FHÄNKHL’schen  Diplobacillus,  den  PFKiFFK»’schen  Influenzabacillus, 
den  FsiBDLÄNDBK’schcn  Bacillus,  ferner  Streptococcen  und  Staphylo- 
coccen;  es  ist  aber  unwahrscheinlich,  dass  alle  hierher  gehörigen 
Krankheitserreger  bereits  als  solche  erkannt  sind.  — Verf.  bespricht 
die  durch  Streptococcen  sowie  die  durch  Influenzabacillen 
erzeugten  Pneumonieen  und  beschreibt  zunächst  die  Untersuchung 
der  Sputa  mit  Bezug  auf  die  Krankheitserreger.  Die  von  ihm  be- 
obachteten Streptococcen-Pneumonieen  verliefen  subacut  bis 
chronisch  und  täuschten  bisweilen  vollständig  das  Bild  einer  Tuber- 
kulose vor;  unter  Umständen  wird  die  Diagnose  lediglich  durch  die 
diagnostischen  Tuberkulininjectionen  ermöglicht.  Relativ  oft  sieht 
man  ein  Wandern  des  Processes,  auch  in  die  Spitzen;  die  Tempe- 
raturmessungen lassen  oft  ein  anscheinend  unmotivirtes  plötzliches 
Ansteigen  um  1°  — 2°  erkennen.  Die  Prognose  quoad  vitam  ist 
günstig  zu  Btellen;  die  völlige  Wiederherstellung  nimmt  freilich  oft 
lange  Zeit  in  Anspruch.  Die  Therapie  hatte  als  hauptsächliches 
Ziel  die  eventuelle  Beseitigung  der  Streptococcen  und  bestand  (nach 
Kocb)  in  Inhalationen  von  ätherischen  Oelen  oder  concentrirter 
Aetherkampherlösung.  — In  Betreff  des  PFEiFFKa’schen  Influenza- 
bacillus weist  Verf.  auf  die  grofse  diagnostische  Bedeutung  dieses  f 
Krankheitserregers  hin.  Die  Influenzapneumonie  hat  mit  der 
genuinen  croupösen  Pneumonie  nichts  gemein,  sie  ist  eine  Form 
für  sich.  Das  Sputum  ist  nie  rubiginös,  sondern  stets  schaumig- 
eitrig, der  Fiebertypus  ist  unregelmäfsig,  der  Abfall  geschieht  durch 


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No.  31.  Boombvillr  u.  Cobnbt.  Mkndki.,  Bosnkr,  Ueber  Epilepsie.  555 

Lyse;  charakterisch  ist  ferner  die  ungemein  verzögerte  Resolution, 
wodurch  leicht  das  Bild  einer  Tuberkulose  vorgetäuscht  werden 
kann  (Notwendigkeit  diagnostischer  Tuberkulininjectionen!)  Diese 
Form  bildet  nach  den  Erfahrungen  des  Verf. , zur  Zeit  einer  In- 
fluenzaepidemie bei  Weitem  die  Mehrzahl  aller  vorkommenden 
Pneumonieen;  nur  ein  einziges  Mal  (unter  mehr  als  40  Influenza- 
pneumonieen)  sah  Verf.  Influenza-  und  FaÄNKKL’sche  Pneumonie 
zusammen  bei  einem  Individuum  Vorkommen.  Perl. 


1)  Bourneville  et  Cornet,  Trente  cas  d’dpilepsie  trait4s  par  les 
injections  souscutandes  de  liquide  testiculaire.  Le  progres  mddical 
1893,  16.  Dec. 

2)  E.  Mendel,  Die  Epilepsia  tarda.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1893,  No.  45. 

3)  Bosner,  Ein  geheilter  Fall  von  Epilepsie.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1 893,  No.  48,  49,  50. 

1)  Meist  trat  nach  6 wöchentlicher  Injections  - Cur  ein  Erfolg 
ein,  dort,  wo  sich  die  Anwendung  der  subcutanen  Injection  des 
Hodensaftes  Oberhaupt  als  irgendwie  wirksam  erwies.  Von  den  28 
Epileptikern,  die  so  behandelt  wurden,  zeigten  8 eine  geringe  Ab- 
nahme der  Zahl  der  Anfälle.  Die  anderen  20  wiesen  vielmehr  eine 
Vermehrung  der  Zahl  der  Attaquen  auf;  bei  keinem  einzigen  bes- 
serte sich  der  intellectuelle  Zustand.  Das  Gewicht  des  Körpers 
nahm  während  der  Cur  bei  einigen  zu  bei  anderen  ab.  Local  traten 
durch  die  Injectionen  keinerlei  üble  Folgen  auf.  S.  Kalischer. 

2)  Die  Untersuchungen  beruhen  auf  der  Sichtung  eines  Ma- 
terials von  904  Fällen,  unter  denen  das  männliche  Geschlecht  über- 
wog (555),  das  erste  Auftreten  der  Krankheit  bewegt  sich  in  schnell 
aufsteigender  Kurve  (das  Lebensalter  nach  Quinquiennien  gerech- 
net) bis  zum  15.  Lebensjahre.  Die  3 entsprechenden  Zahlen  sind 
m.:  55,  90,  132;  w.:  57,  51,  74  — alsdann  tritt  ein  ziemlich  ste- 
tiges aber  langsames  Fallen  bis  an  die  Altersgrenze  von  40  Jahren 
auf  (m.:  28,  w. : 16),  endlich  ein  schnelles  Fallen  der  Zahlen  im 
höheren  Alter.  M.  schlägt  vor,  erst  die  nach  dem  40.  Lebensjahre 
entstehenden  idiopathischen  Formen  die  tarden  zu  nennen.  Im 
übrigen  kommt  der  Verf.  zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  Ep.  tarda 
absolut  und  relativ  häufiger  beim  männlichen  Geschlecht  auftrete, 
dass  die  erbliche  Belastung  ein  bedeutsames  ätiologisches  Moment 
abgebe,  der  Verlauf  sei  milder  und  weniger  progredient  als  bei  den 
früh  auftretenden  Formen,  auch  die  Psyche  leide  weniger  (selbst  bei 
längerem  Bestehen). 

* 3)  Der  Pat.,  ein  19jähr.  Offizier,  stammt  aus  gesunder  Familie. 

Der  erste  Anfall  trat  im  18.  Jahre  auf,  ohne  Veranlassung,  seitdem 
etwa  alle  8 Tage  ein  schwerer  Anfall  mit  Krämpfen  und  Bewusst- 
losigkeit und  länger  dauernden  Nach  wehen.  Brom,  vegetarische 
Kost,  Chloralhydrat  brachten  den  Pat.  sehr  herunter,  er  zeigte  auch 


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556  Kbbftiho,  Extragenitale  Syphilisinfoction.  No.  31 

psychische  Störungen  (Apathie,  Abnahme  des  Gedächtnisses  und 
der  Intelligenz)  — nun  wurde  das  Brom  ausgesetzt,  kräftige  Diät 
verordnet,  electrische  und  hydrotherapeutische  Kuren  eingeleitet 
und  der  Kranke  besserte  eich  zusehends.  Vom  3.  April  bis  16. 
August  trat  kein  Anfall  wieder  auf. 

Der  Verf.  meint,  dass  der  erste  Fall  auf  den  Kopf  die  Epi- 
lepsie hervorgerufen  habe,  es  liegt  viel  näher  diesen  Fall  mit  dem 
Ausbruch  der  Krankheit  selbst  in  Zusammenhang  zu  bringen  und 
ihn  als  ersten  epileptischen  Anfall  aufzufassen.  Zudem  ist  es  wohl 
gewagt,  bei  einer  so  kurzen  Beobachtungsdauer  schon  von  einer 
Heilung  zu  sprechen.  M.  Brasch. 


R>  Krefting,  Extragenitale  Syphilisinfection.  539  Fälle.  Arch.  f. 

Dermat.  u.  Syph.  XXVI.  S.  167. 

Das  Material  des  Verf. ’s  ist  den  Journalen  der  Universitätskli- 
nik für  Hautkranke  in  Christiania  aus  den  letzten  25  Jahren  (1867 
bis  1890)  entnommen.  Es  wurden  in  dieser  Zeit  behandelt  2916 
(1354  männliche,  1562  weibliche)  auf  dem  gewöhnlichen  Wege  mit 
Syphilis  inficirle  Patienten  und  539  (=  15.6  pCt.  sämmtlicher  Sy- 
philitischer) extragenital  angesteckte.  Von  den  letzteren  waren 
292  (61  männl.,  231  weibl.)  Erwachsene,  247  (117  männl.,  130 
weibl.)  Kinder.  Das  starke  Ueberwiegen  des  weiblichen  Geschlechts 
bei  den  extragenital  Inficirten  entspricht  den  allgemeinen  Erfah- 
rungen. In  den  letzten  4 Beobachtungsjahren  zeigte  sich  ein  be- 
deutendes Absinken  der  absoluten  und  relativen  Häufigkeit  extrage- 
nitaler Infection,  vielleicht  infolge  der  in  neuerer  Zeit  so  gesteigerten 
Furcht  vor  Ansteckung  (Tuberculose)  und  dadurch  veranlassten 
gröl'seren  Vorsicht,  während  gleichzeitig  die  Zahl  der  Syphilitischen 
Oberhaupt  seit  Aufhebung  der  Controlle  der  Prostituirten  in  Chris- 
tiania im  Jahre  1888  erheblich  zunahm.  — Der  Sitz  der  Primär- 
sclerose  konnte  genauer  nur  in  280  Fällen  festgestellt  werden;  am 
häufigsten,  nämlich  142  Mal,  fand  er  sich  an  den  Lippen,  demnächst, 
je  58  Mal,  an  den  Tonsillen  und  an  der  weiblichen  Brustdrüse, 
11  Mal  an  der  Zunge,  4 Mal  an  den  Fingern,  in  dem  Rest  der 
Fälle  an  den  verschiedensten  Körperstellen.  Bezüglich  der  Sympto- 
matologie und  Aetiologie  der  extragenitalen  Sclerosen  boten  die 
Beobachtungen  wenig  Neues.  Therapeutisch  kommt  an  der  Klinik 
seit  W.  Bobck’s  Zeit  Quecksilber  bei  Syphilis  überhaupt  nur  selten 
und  ausnahmsweise  zur  Anwendung;  meist  besteht  die  Behandlung 
in  Darreichung  vou  Jodkalium  und  roborirenden  Medicamenten,  ist 
also  im  Wetentliohen  als  eine  exspectative  zu  bezeichnen.  Die  Er- 
folge sollen  sehr  günstige  sein.  Es  ist  zu  bedauern,  dass  über  die- 
sen interessanten  Punkt  nicht  eingehender  berichtet  wird. 

H.  Müller. 


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No.  31. 


Hklmbbs.  — Hbbbio.  — Hcbbabp.  — Millkb. 


557 


O.  Helmers,  lieber  den  Einfluss  des  Ichthyols  auf  den  Stoffwechsel. 
Vircbow’s  Archiv  Bd.  135.  S.  135. 

Ton  deo  4 Selbstversuchen  ist  der  letzte,  unter  Zuntz's  Leitung  ausgeführte 
beweiskräftig,  insofern  debei  nicht  nur  die  gleiche  Dilt  eingehelten,  sondern  auch  der 
N-Qebalt  der  genossenen  Speisen  (Fleisch,  Wurst,  Käse,  Brod,  Reis,  Butter,  Bier) 
bestimmt  wurde,  ebenso  der  N-  u.  S-Gehalt  sowohl  des  Harns  als  des  Rothes.  Nach 
Erzielung  einer  gleichmäfsigen  N-  Ausscheidung  nahm  Verf.  an  4 Tagen  je  4.2  g 
Ichtbyolamroonium  mit  0.37  g Schwefel  pro  Tag.  Dabei  nahm  die  N Ausfuhr  durch 
den  Harn  eher  ein  klein  wenig  ab,  ebenso  die  N-Ausstofsung  durch  den  Roth,  sodass 
die  N Ausnützung  und  der  N-Ansats  eher  begünstigt  wird,  sicherlich  aber  keine  Stei- 
gerung des  Eiweifszerfalles  eintritt.  Aus  der  Zunahme  des  Harn-S  während  der  Ich 
tbyolperiode  im  Gegensatz  zur  Vorperiode  ergibt  sich,  dass  reichlich  ’/s  (36  pCt.)  des 
Ichthyol  S durch  deo  Harn  austritt,  also  resorbirt  sein  und  io  den  Säften  cirkulirt 
haben  muss.  Während  der  Icbthyolperiode  wurde  nur  etwa  die  Hälfte  des  Ichthyol-S 
durch  den  Koth  ausgestofsen,  das  noch  fehlende  Fünftel  erst  in  der  Nacbperiode, 
z.  Tb,  sehr  spät  (5.  bis  7.  Tag  der  Nachperiode);  dadurch  wird  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  auch  dieser  Anteil  ursprünglich  resorbirt  worden  ist,  io  deo  Säften 
cirkulirt  hat  und  erst  nachträglich  durch  die  Darmdrüsen  wieder  ausgeschieden  wor- 
den Ut.  J.  Munk. 


M.  Herbig,  Beiträge  zur  Histogenese  der  Lungeninduration.  Virch. 
Arob.  Bd.  136,  p.  311. 

In  dieser  unter  Riobsst's  Leitung  gemachten  Arbeit  wird  im  Anschluss  an  die  Cobs'- 
scben  Untersuchungen  nachgewiesen,  dass  der  induratire  Process  nicht  von  den  Alveo- 
> Iarwändeo  ausgeht,  mit  denen  die  bindegewebigen  PrSpfe  erst  auf  der  Höbe  des 
Processes  verschmelzen  können.  Dagegen  liefsen  sich  in  Uebereinstimmung  mit  Co  uh 
feine  Gewebsfäden,  die  durch  die  Alreolarwände  bindorchtreteo , nachweisen,  so  dass 
das  Bindegewebe  offenbar  auf  den  ursprünglich  durch  die  Fibrinfäden  geschaffenen 
Bahnen  von  Alveole  zu  Alveole  fortschreitet.  Als  Ausgangspunkt  des  Processes  siebt 
Verf.  die  Wand  der  kleinsten  Bronchien  an,  während  nur  im  Ausnahmefalle  der  von 
Cobh  angenommene  Ursprung  vom  subplenralen  und  intralobulären  Bindegewebe  Vor- 
kommen kaon.  Für  diese  Annahme  spricht  der  Zusammenhang  der  intrabronchialen 
Wucherungen  mit  der  Bronchialwand,  ferner  die  verzweigte  Anordnung  der  Bindege- 
webssträoge,  welche  ihre  stärkste  Entwicklung  in  den  Bronchien,  die  schwächste  in 
den  peripheren  Alveolen  zeigen.  Ein  Teil  der  letzteren  kann  sogar  vollkommen 
frei  sein.  M.  Bothmuin. 


LeRoy  W.  Hubbard,  A contribution  to  the  study  of  non  defor- 
ming  cloob-foot.  New-York.  med.  Record.  1893,  May  20. 

Als  Ursachen  des  nicht-deformirenden  Rlumpfufses  zählt  Verf.  auf:  1)  Poliomye- 
litis 2)  Schlechte  Haltung  oder  Gewöhnung  z B.  nach  längerem  Krankenlager. 
3)  Trauma,  besonders  Verstauchung,  4)  Folge  von  infectiösen  Knieerkrankungen  und 
5)  trophische  Störungen.  Zur  Beseitigung  namentlich  der  etwaigen  Schmerzen  des 
nicht-deformirenden  Rlumpfufses  empfiehlt  Verf.  die  temporäre  Application  von  Streck- 
apparaten; dieselbe  ist  nur  dort  nicht  erfolgreich,  wo  die  Schmerzen  besondere  Ur- 
sachen, z.  B.  Rheumatismus  haben.  p.  QOurtock. 


A.  S.  Miller,  Case  of  facial  neuralgia  treated  by  Operation.  Edinb. 
med.  Jonro.  1893,  p.  398. 

Hospitalbericbt  über  einen  GOjährigen  Pat. , dessen  Infraorbital  - Neuralgie  rechts 
ursprünglich  von  einem  Stumpf  eines  oberen  Backzahns  ausgehend  in  ihren  ersten 
Anflügen  ca.  25  Jahre  surückdatirte  Dehnung  des  N infraorb.  batte  nur  ganz 


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558 


RÄHLMANN.  POUTZKR.  — MASSET.  — V*S. 


No.  31 


vorübergehende  Linderung  zar  Folge,  hierauf  Resection  de«  Nerven  nnd  Cauteriiation 
des  Stumpfes  mit  bi«  zum  Abschluss  des  Berichtes,  ca  17  MoDate  nach  der  Operation, 
andauernder  Heilung.  p.  GaterWS. 


E.  Raehlmaun,  Ueber  die  Anwendung  eines  neuen  Mydriaticums, 
des  Scopolamin,  in  der  ophthalmologischen  Praxis.  Wiener  med. 
Wochensohr.  1894,  No.  20. 

Das  Scopolamin  ist  ein  aus  den  Wurzeln  von  Scopolia  atropoides  dargestelltes 
Alkaloid.  In  der  Stlrke  seiner  Wirkung  auf  Papille  and  Accommodetion  bat  es 
Aeholichkeit  mit  Hyoscin,  ohne  die  Nebenwirkungen  des  letzteren  auf  das  Allgemein- 
befinden zu  besitzen.  Am  besten  für  die  Augenpraxis  eignet  sich  das  8copolaminum 
hydrobromicum,  welches  6 Mal  stärker  wirkt,  als  Atropin,  und  in  einer  Losung  von 
1 noch  vollstlndig  allen  praktischen  Bedürfnissen  genügt  Nur  znweilen  trat 
Kratzen  im  Halse  and  Trockenheit  im  Munde  auf,  wozu  Schwindel,  Müdigkeit  und 
Schlafbedürfniss  hinzukam.  Scopolamin  wirkt  auf  die  Herzaction  entgegengesetzt  wie 
Atropin,  es  verlangsamest  die  Pulsfrequenz,  es  setzt  die  Erregbarkeit  der  Hirnrinde 
herab.  Nach  den  Erfahrungen  von  R.  ist  das  Scopolamin  geeignet,  das  Atropin  nicht 
allein  zu  ersetzen,  sondern  e«  ist  demselben  in  Jeder  therapeutischen  Richtung  über- 
legen. Der  Organismus  kann  sich  an  grOfsere  Dosen  des  Mittels  derart  gewöhnen, 
dass  bei  längerem  Qebrauehe  die  oben  angegebenen  Nebenwirkungen  aufhOren, 

Horstwann. 


A.  Politzer,  Neue  anatomische  Befunde  bei  Schwerhörigen.  Wiener 
med.  Bl.  1894,  No.  24. 

P.  berichtet,  unter  Demonstration  von  Präparaten,  über  eine  unter  den  Symp- 
tomen des  trockenen  Mittelohrkatarrhs  mit  progressiver  Schwerhörigkeit  verlaufende 
Erkrankungsform,  welche,  bei  meist  normaler  Miltelobrschleimhaut  in  einer  primären 
Erkrankung  der  Lab y ri  nthk  apsel  besteht  und  zu  einer  Wucherung  u.  Massen- 
Zunahme  derselben  führt  Es  werden  zumeist  die  in  der  Nähe  der  Fenestra  ovalis 
gelegenen  Partieen  des  Knochens  ergriffen  und  es  kommt  fast  a isnahmslos  zur  Anky- 
lose des  Steigbügels.  Das  von  der  normalen  Umgebung  sich  scharf  abhebeode 
Knochengewebe  gleicht  auf  mikroskopischen  Durchschnitten  jungem  Knochen , dessen 
Räume  stark  erweitert  erscheinen  und  an  welchem  zahlreiche  nengebildete  Blntgefäfse 
zu  beobachten  sind.  Aetiologisch  lieft  sich  io  P.'s  Fällen  nichts  Bestimmtes  feststellen. 
Therapeutisch  empfiehlt  Terf.  den  Gebrauch  von  Jodkalium  innerlich  bei  Beginn  der 
Affectioo,  die  neuerdings  Öfters  bei  chronischen  Mittelobrkatarrhen  vorgenommene 
Extraction  des  Steigbügels  hält  er  für  werthlos.  Sehwabseh. 


Massel,  Ueber  einige  Anwendungen  der  Milchsäure  in  der  Laryn- 
gologie.  Berl.  klin.  Woobensohr.  1894,  No.  21. 

Verf.  empfiehlt  bei  der  Chorditis  tuberosa  nnd  den  SängerknOtchen  die  Pntrerisi- 
rung  einer  2 proc.  wässrigen  Milchsäurelosung  8 — 10  Mal  während  des  Tages.  Daneben 
rigorose  Hygiene;  manchmal  auch  Electricität  und  tonische  Mittel.  Ebenso  pflegt  bei 
Lupus  und  Kehlkopftuberkulose  der  Terf.,  wenn  die  ausgedehnte  und  gleichmtfsige 
Infiltration  weder  eine  chirurgische  Behandlung  noch  die  energische  Anwendung  localer 
Linderungsmittel  rechtfertigt,  diese  Pulverisirungeu  abwechselnd  mit  Sublimat  (1:5000) 
anzuordnen.  w.  Lubiiuki. 


Vas,  Untersuchungen  Ober  die  antibacterielle  und  antifermentative 
Wirkung  einiger  Bitterstoffe.  Ungar.  Arcb.  f.  Med.  1894,  II.  S.  315. 
Terf.  untersuchte  mit  den  üblichen  bacteriologischen  Methoden  die  entwicklungs- 
hemmende und  baeter  ientoteode  Wirkung  von  Absinthin,  Cetrarin,  Calumbin,  Condu- 


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No.  31.  Marfan  o.  Goinon.  — Rabes  u.  Manicatidr.  — Frikdbbkro.  559 


rangin  and  Quassin  und  fand,  dass  noch  in  Mengen  von  0.4:10.0  jede  entwicklungs- 
hemmende Wirkung  bei  allen  den  genannten  Substanzen  ausbleibt.  Er  untersuchte 
ferner  die  gäbrongshemmende  Wirkung,  indem  er  zu  50  ccm  einer  2 proc.  Trauben- 
znckerlBsung  0.2  der  obigen  Substanzen  zufügte,  dann  mit  Hefe  impfte  und  nnn  die 
aasgeschiedene  CO,  bestimmte.  Bei  Quassin,  Calnmbin  und  auch  noch  etwas  bei 
Cetrarin  wurden  geringere  Mengen  CO,  entwickelt  als  in  den  Controlproben,  wahrend 
Absintbln  und  Condnrangin  sich  indifferent  verhielten.  Schsurlsn. 


A.  B.  Marfan  u.  L.  Guinon,  Cachexie  pachydermique  sang  idio- 
tie  chez  un  enfant.  Kev.  mens,  des  mal.  de  l’enf.  1893,  S.  481. 

Terf.  beschreibt  einen  Fall  von  MyxSdem  bei  einem  13jährigen  Knaben.  Das 
Kind  war  zwischen  dem  5.  bis  7.  Lebensjahre  erkrankt;  nnd  Verf.  hebt  alt  eine 
Eigentümlichkeit  des  Falles  herror , dass,  abgesehen  ron  einer  etwas  tragen  Art  zu 
denken  and  einer  mäfsigen  Gedächtnissschwäcbe,  keine  Zeichen  psychischer  Degenera- 
tion vorhanden  waren,  wahrend  sonst  Kinder,  die  an  MyxSdem  erkrankten,  idiotisch 
werden.  Das  Kind  ging  unter  Zeichen  ron  Kehlkopfstenose  za  Grande.  — Die  Zahl 
der  bisher  zur  Section  gelangten  Fälle  ron  MyxSdem  ist  noch  sehr  gering,  und  es  ist 
deshalb  ron  Interesse,  dass  sich  an  diesem,  wie  in  den  anderen  Fällen,  eine  vollkom- 
mene Atrophie  der  Schilddrüse  vorfand.  — Verf.  tadelt  den  Namen  MyxSdem,  weil 
die  Hautverdickungen,  wie  er  sich  überzeugte,  durch  Fett,  nicht  durch  Schleimgewebe 
erzeugt  worden.  — Als  Ursache  der  Kehlkopfstenose  fand  sich  eine  der  Hauterkran- 
kung analoge  Verdickung  der  weicheD  Teile  des  Kehlkopfs,  welche  ebenfalls  auf  ano- 
maler Entwicklung  von  Fettgewebe  in  den  sobmukSsen  Schichten  der  Kehlkopfschleim- 
haut  beruhte.  Sudtbageo. 


V.  Babes  et  M.  Mauicatide,  Kyste  hydatique  du  foie  combinee 
avec  Cysticercose.  La  Ronmaine  roedicale  1893,  No.  7. 

Das  bislang  wohl  noch  nicht  beschriebene  Vorkommen  eines  Leberecbinococens 
complicirt  mit  allgemeiner  Cysticercose  beim  Menschen  constatirten  die  Verfasser  an 
einem  40  Jahre  alten  rumänischen  Koch,  der  wegen  Hämoptyse  io  das  Hospital 
Brancevauo  eintrat  and  dort  verstarb.  Der  Cysticerus  stammte  von  der  Taenia  soliam. 

C.  Rosenthal. 


Friedeberg,  Ein  Fall  von  Rßckenmarkskompression  durch  Echi- 
nococcen  im  Wirbelkanal.  Cbl.  f.  klin.  Med.  1893,  No.  51. 

31jähr.  Pat.  Mehrere  Jahre  lang  Schmerzen  im  Verlauf  des  rechten  Ischiadicos, 
dann  auch  Incontinentia  urinae.  Im  Krankenhaus  konnten  bald  Tänienglieder  im 
Stohl  nachgewiesen  werden.  Bandwurmkur.  Iotercurrent  ein  periproklitiscber  Abscess 
Nacheinander  traten  nun  folgende  Symptome  auf:  Parästbesien  im  rechten  Bein,  un- 
sicherer Gang,  Fufscionus,  starke  Gewichtsabnahme,  Schmerzen,  von  der  Wirbelsäule 
bis  zur  rechten  Bauchgegend,  Brust-  und  Lendenwirbel  druckempündlicb,  Gehen  nnd 
Stehen  unmSglich,  Urinverhaltung,  Kältegefühl  im  linken  Bein,  gesteigerte  Patellar- 
reSexe,  Lähmung'  beider  Beine,  SensibilitätsstSrungen  von  3 Finger  oberhalb  des 
Nabels  abwärts,  Gürtelschmerz,  Patellarreflex  schwindet  links,  Oedeme  und  Decubitus, 
tropbiscbe  StSrungen  der  Haut,  dazwischen  Schüttelfröste  (Cystitis),  es  erscheint  ein 
Tumor  oberhalb  der  rechten  Spina  ant.  im  rechten  Mesogastrium,  bald  darauf  Exitus. 
Die  Section  ergab  eine  Zerstörung  des  Kreuzbeins  durch  Echinococcenblasen,  welche 
im  Wirbelkanal  bis  zum  2.  Brustwirbel  hinaufreichten,  auf  der  rechten  Beckenschaufel 
ebenfalls  ein  Blasentumor  von  Ecbinococcen.  Das  Rückenmark  war  im  letzten  Len- 
denteil zu  einem  glatten  Strang  comprimirt,  weiter  oben  geringere  Compressionen,  die 
Dura  war  hier  nicht  durchbrooben.  Eine  Diagnose  auf  Echinococcus  des  Wirbelkanals 
wurde  einige  Monate  ante  exitum  gestellt.  M.  Brasch. 


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560 


Sakbö.  — Lristikow.  — Klkin. 


No.  31 


A.  Sarbö,  Beitrag  zur  Localisation  des  Centrum  fftr  Blase,  Mast- 
darm und  Erection  beim  Menschen.  Archiv  f.  Psychiatrie  etc.  1893, 
XXV.  (2). 

Ein  Arbeiter,  der  vor  16  Jahren  durch  Sturz  von  einer  HBhe  ein  Trauma  der 
WirbelsSule  erlitten  hatte,  zeigte  damals  Paraplegte  der  Beine  mit  SensibilitStsrerlust 
und  Incontinentia  urinae  et  alri,  sowie  Verlust  der  Erection.  Diese  Symptome  ver- 
loren sich  nur  bis  zum  Teil;  noch  nach  15  Jahren  bestanden  die  Incontinentia  alri 
et  urinae  und  der  Erectionsverlust.  In  den  letzten  Jahren  nahmen  diese  Symptome 
sn,  und  es  zeigten  sich  Reitsen  in  den  Beinen,  zunehmende  Schwache  der  Beine, 
Anlsthesie  der  Anal-  und  Scrotalgegend,  n.  s.  w.  Die  Sectioo  erwies,  dass  die  Con 
figuration  des  Rückenmarks  io  Hohe  des  3.  und  4 Sacrainerren  vollständig  verloren 
gegangen  ist  und  eine  Gliomatose  dort  sich  entwickelt  hatte,  weiter  nach  oben  nahm 
der  Process  ab;  in  Hübe  des  Austritts  des  4.  Lumbaloerren  zeigte  das  Rückenmark 
schon  eine  normale  Coofignration.  — Der  Fall  lehrt  unter  anderem,  dass  das  Centrum 
für  Blase,  M&stdarm  und  Erection  in  Hohe  der  Austrittsstelie  der  1.  bis  4 Sacral- 
nerven  im  Rückenmark  zu  localisiren  ist.  8.  Ksiischcr 


L.  Leistikow,  Zur  Behandlung  der  Alopecie  areata.  Monatsh.  f. 
Dermat.  XVIII.  No.  I. 

S.  behandelt  die  Alopecia  areata  erfolgreich  mit  einem  Chrysarobin-Salbenstift 
(Chrysarobin.  30.0  Colophonii  6.0  Cer.  flav.  36.0  Ol.  Olivar  30.0),  mit  dem  abends 
die  ganze  Kopfhaut  eingerieben  wird;  Bettwäsche  und  Augen  werden  durch  Aofsetzeo 
einer  Badekappe  geschützt.  Das  Chrysarobin  wird  am  Morgen  durch  OtivenBl  wieder 
entfernt  nnd,  wenn  nach  einigen  Tagen  Hautreizung  eintritt,  so  lange  diese  aohält, 
auch  während  der  Nacht  durch  Einreibeo  von  Zinksalbe  ersetzt.  — Bei  Alopecia  are- 
ata barbae  lässt  man,  nachdem  der  Bart  rasirt  ist,  nur  die  kranken  Stellen  am  Tage 
mit  dem  Stifte  einreiben  und  nachts  zur  Milderung  der  Reizwirkung  einen  Salben- 
moll auflegen.  H.  Keiler. 


M.  Klein,  Osteomalacia  puerperalis  cerea.  Wiener  med.  Presse  1893, 
No.  48. 

Verf.  teilt  einen  Fall  von  Osteomalacia  cerea  mit.  Die  Beckenmafse  der  betr 
Kranken  waren  Sp.  II.  25.  Cr.  II.  28.5.  Conj.  ext.  13.  Troch.  26.  Spin.  II.  post.  sup. 
6.  — Von  der  Kreuzbeinspitze  bis  znm  Arcus  pubis  7.5,  Tobera  osais  ischii  6.  — 
Der  Schädel  der  reifen  Frucht  hatte  den  Beckeneingang  gut  entfaltet  nnd  rückte,  die 
dehnbaren  Knochen  des  Beckens  erweiternd,  langsam  tiefer.  Znm  Durehtreiben  des 
Kopfes  durch  die  Beckenenge  genügte  jedoch  die  Wehenthltigkeit  nicht  mehr,  und 
es  wurde  deshalb,  da  die  Frucht  gefährdet  war,  die  Zange  angelegt  Mittelst  der- 
selben gelingt  es  ohne  Schwierigkeit,  den  Kopf  zu  entwickeln.  Schon  bei  der  8. 
Traction  wichen  die  Tobera  auseinander  nnd  der  Schambogen  erweiterte  sich  derart, 
dass  das  Hinterhaupt  bequem  durchtreten,  konnte.  20  Stunden  nach  der  Geburt  hatte 
der  Scbambogen  wieder  seine  frühere  Verengerung  vorn  von  einem  Querfinger,  rück- 
wärts kaum  für  die  Fingerspitze  durchgängig,  erreicht.  Das  Rind  lebte  und  war 
49ctm  lang  und  2700  g schwer.  Kopfumfaog  86  ctm.  — Die  Patientin,  die  eine 
glatte  Reconvalescenz  durchmachte,  verweigerte  die  Castration.  A.  Msrtia. 


Druckfehler:  No  30,  Seite  615,  Zeile  14  von  oben  ist  hinter  „alkalisirt“  einzu 
schalten  „filtrirt“.  Zeile  15  lies  „Veraschen*  statt  Verwaschen. 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Straf*«  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  In  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  sm  Schluss« 
d-is  Jahrgang«  Titel , Ns- 
mm-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de»  Jahrgange» 
2o  Mark;  su  he  sieben 
durch  alle  Huchhsndlun' 
gen  und  Posunstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin« 


1894.  i*.  August.  No.  32. 


Inhalt:  Uridiniiain,  Beziehungen  der  Centralkörper  zum  Kern-  und  Zellen- 
protoplasma. — d'A  bsonval,  Neue  Methode  der  Calorimetrie.  — Röhmash,  Die 
Slurebildung  im  Muskel  bei  der  TotensUrre.  — Howe«,  130  Pille  von  Kniegeleuk- 
resection.  — Scholl,  Studien  über  das  Hühnereiweif».  — Habhack,  und  Miris 
Das  Amylenhydrat.  — W serrtiAL,  Electriscbe  Erregbarkeit  des  peripberiscbeu  Ner- 
vensystems. — Tbrimann,  Submucöie  Myome. 

Katb,  Uaber  die  Harzburger  Crodo-Quelle.  — Fabland,  Ueber  Kiesenzellen. 
— Mahlbt,  Verletzungen  der  Wirbelsiule.  — Maitis,  Beziehungen  der  Poly 
mastie  zu  Brustdrüsengeschwülsten.  — Co  hm,  Abnahme  der  Sehschlrfe  im  Alter.  — 
Riobtcb,  Hörprüfungen  in  verschiedenen  Altersklassen  — Fink,  Gwchwülste  der 
Highmorshöhle.  — De  Haan  und  Hutes«,  Coagulirung  der  Milch  durch  Cholera- 
bacillen. — Qoibckr  und  StChlbn,  Pathologie  des  Abdominaltyphus.  — Gillbs- 
ri«,  Analyse  des  Mageninhaltes  — Koplik,  Acute  Alcoholrergiftung  im  Kindes- 
alter. — Ceou AriAKos,  Reflectorisch  bedingte  Pseudo • Ataxie.  — Smith,  Behand- 
lung von  Urethralstrictureu.  — Cu  bis  Tovirscn,  Fall  von  Hystereetomie  — 
Bubst,  Ueber  die  Entstehung  der  Dermoidcysten  an  den  Orarien.  — Borhtbaosb, 
Compendiam  der  gericbtsirztlichen  Praxis. 


M.  Heidenhain,  Neue  Untersuchungen  Ober  die  Centralkörper  u. 
ihre  Beziehungen  zum  Kern-  und  Zellenprotoplasma.  Archiv  f. 
mikr.  Anat.  Bd.  43,  H.  3. 

Verf.  beschreibt  im  ersten  Teile  seiner  umfangreichen  Abhand- 
lung die  von  ihm  angewandte  Technik  und  besonders  seinen  Eisen- 
hämatoxylinlack.  Im  zweiten,  empirischen  Teile  giebt  er  die 
Schilderung  der  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  an  den  Lymph- 
zellen  und  Riesenzellen  des  Knochenmarkes  vom  Kaninchen. 

Was  die  ersteren,  die  Leukocyten,  anlangt,  so  unterscheidet 
er  streng  zwischen  kernhaltigen  roten  Blutkörperchen  und  typischen 
Leukocyten.  Unter  den  letzteren  macht  er  4 Abteilungen:  l)sehr 
kleine  Leukocyten  mit  stets  kugeligem  Kern  und  sehr  geringer 
Protoplasmamenge;  2)  Leukocyten  mittlerer  Grölse  mit  reichlichem 

XXXII,  Jahrgang.  86 


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562  Hbidenbmn,  Beziehungen  der  Centralkörper  zum  No.  32 

Protoplasma;  3)  senile  Leukocyten;  Leukocyten  der  grössten  über- 
haupt beim  Kaninchen  vorkommenden  Form  („gröfse  Knochenmark- 
zellen“); 4)  a-Leukocyten,  eosinophile  Zellen.  (Die  Bezeichnungen 
der  vier  Abteilungen  sind  wörtlich  citiert).  Die  erste  Form  hat 
häufig  zwei  Centrosomen;  bei  der  zweiten  sind  zwei  oder  drei 
Centrosomen  vorhanden;  die  Zellen  der  dritten  Abteilung  besitzen 
zwei  bis  vier  Centrosomen  und  die  der  vierten  zwei  oder  drei. 

Die  Teilung  der  Centrosomen  findet  so  frühzeitig  statt,  spä- 
testens während  der  letzten  mitotischen  Phasen  der  Mutterzellen, 
dass  jede  Tochterzelle  mindestens  zwei  Centrosomen  hat. 

Wo  mehrere  Centrosomen  vorhanden  sind  — und  dies  ist  fast 
überall  der  Fall  — , bilden  dieselben  durch  Vermittelung  einer 
andersartigen  Substanz  ein  einheitliches  Ganzes,  das  Verf.  als 
Mikrocentrum  bezeichnet. 

Die  in  einer  Attraktionssphäre  gelegenen  Centrosomen  sind 
schon  vom  Augenblicke  ihrer  Entstehung  an  von  ungleicher  Gröfse 
und  Verf.  deutet  dies  so,  dass  die  kleineren  Centrosomen  die  jüngeren, 
die  gröfseren  die  älteren  seien.  Es  sollen  aus  einem  Centrosoma 
durch  „Knospung“  die  anderen  hervorgehen;  dadurch  meint  Verf. 
die  verschiedenartigen  Bilder,  wie  man  sie  bei  Leukocyten  antrifft, 
erklären  zu  können,  (Da  vorauszusetzen  ist,  dass  die  Leukocyten 
längere  Zeit  beim  erwachsenen  Tiere  in  Ruhe  verharren,  ehe  sie 
sich  teilen,  so  müsste  man  doch  annehmen,  dass  die  durch  soge- 
nannte Knospung  entstandenen  jungen  Centrosomen  während  der 
Ruhe  allmälig  heranwachsen  und  dadurch  die  Gröfse  des  mütter- 
lichen Centrosoma  erreichen.  Verf.  giebt  merkwürdigerweise  darüber 
nichts  an  und  scheint  auch  sein  Augenmerk  auf  Beantwortung  die- 
ser Frage  nicht  gerichtet  zu  haben.  Und  dennoch  wäre  dies  not- 
wendig gewesen,  denn  die  dauernde  Gröfsendifferenz  der  Centro- 
somen einer  Sphäre  ist  schlechterdings  unverständlich  und  mit  der 
Thatsache,  dass  dns  Teilprodukt  durch  Wachstum  allmälig  die 
Gröfse  des  mütterlichen  Organismus  erlangt,  in  keiner  Weise  ver- 
einbar. Ref.) 

Das  Mikrocentrum  dient  einer  grofsen  Reihe  von  Zellenfäden 
(müsste  heifsen:  Zellsubstanzfäden  Ref.)  als  Insertionsmittelpunkt, 
den  fädigen  Bau  des  Zellleibes  vorausgesetzt,  und  liegt  meist  in  der 
Nähe  des  Kernes,  doch  so,  dass  um  dasselbe  die  grösste  Masse  der 
Zellsubstanz  sich  vorfindet.  Damit  ist  die  excentrische  Position  des 
Kernes  bedingt. 

Die  auf  die  referirten  Angaben  folgenden  Mitteilungen  über 
die  Ausstofsung  des  Kernes  bei  den  Erythroblasten,  über  die  Pola- 
rität der  Zelle,  die  Verf.  läugnet,  eignen  sich  nicht  gut  zum  Re- 
ferate. 

Als  Telophasen,  Telokinesis  betrachtet  Verf.  Bewegungen 
des  Mikrocentrum  und  des  Kernes,  die  am  Ende  der  Mitose  ein- 
treten.  Am  Ende  der  Kernteilung  nämlich  hat  das  Mikrocentrum 
eine  excentrische,  der  Kern  eine  centrische  Lage.  Dieses  Verhält- 


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No.  32. 


Kern-  und  Zellenprotoplasma. 


563 


niss  muss  sich  umkehren,  da  in  der  ruhenden  Zelle,  bei  Leukocyten 
wenigstens,  das  Mikrocentrum  central,  der  Kern  excentrisch  gelegen 
ist.  Es  kommt  dies  dadurch  zu  Stande,  dass  die  Spannungsunter- 
sehiede  der  Fäden  des  Mitoms  (Flrmmino),  i.  e.  der  Zellsubslanz, 
sich  ausgleichen  und  damit  die  Ruhelage  herbeiführen. 

Die  Riesenzellen  des  Knochenmarks  lassen  ein  Exoplasma 
und  ein  Endoplasma  erkennen.  Das  letztere  liegt  eingeschlossen 
von  dem  oft  ringförmig  gestalteten  Kerne,  das  erstere  umgiebt  aussen 
den  Kern.  Dieses  Exoplasma  zeigt  eine  concentrisch  zur  Kernperi- 
pherie geordnete  Substanz,  an  der  man  eine  Innen-,  eine  Mittel- 
und eine  Aussenschicht , nuch  Randraum  genannt,  unterscheiden 
kann.  Die  Innenschicht  ist  die  konstanteste  von  den  dreien,  die 
Mittelschicht  erscheint  kompakt  und  ist  stark  färbbar,  doch  ist  ihr 
Gebiet  veränderlich.  In  noch  höherem  Mafse  ist  letzteres  beim 
Randsaume  der  Fall,  der  höchst  variable  mikroskopische  Bilder 
darbietet.  „Die  Riesenzellen  enthalten  nicht  blos  2,  3 oder  4 Cen- 
tralkörper wie  die  Leukocyten,  sondern  eine  bei  weitem  gröfsere 
Anzahl,  doch  ist  eine  genaue  Bestimmung  der  totalen  Summe 
bei  ausgewachsenen  ruhenden  Riesenzellen  kaum  durchführbar, 
weil  sie  in  Gruppen  so  dicht  neben  und  über  einander  liegen,  dass 
eine  Zählung  in  vielen  Fällen  zur  Unmöglichkeit  wird“,  (p.  569  70). 
Die  Centrosomen  bilden  in  jeder  ruhenden  Riesenzelle  mehrere 
Gruppen  und  zwar  kann  man  eine  „Centralkörper  - Hauptgruppe“, 
die  im  Endoplasma  gelegen  ist,  und  mehrere  in  der  Innenschicht 
des  Exoplasma  sich  findende  „Centralkörper-Nebengruppen“  unter- 
scheiden. Entsprechend  der  grofsen  Zahl  der  in  ruhenden  Zellen 
vorkommenden  Centrosomen  finden  sich  sehr  zahlreiche  Teilungspole 
während  der  Mitose.  Verf.  hat  in  einer  Zelle  135  Teilungspole 
gezählt. 

Es  folgen  nun  Bemerkungen  über  den  Bau  der  Protoplasma- 
massen der  Riesenzellen,  über  die  Entwickelungsgeschichte  und  die 
Degenerationserscheinungen  dieser  Gebilde.  Dieselben,  welche  sehr 
weitschweifig  und  daher  etwas  ermüdend  sind,  eignen  sich  nicht  gut 
zu  einer  referierenden  Wiedergabe. 

Auch  die  Erörterungen  des  letzten,  theoretischen  Teiles  der 
Abhandlung,  welche  meist  polemischen  Charakter  haben,  können 
angemessen  nicht  referiert  werden ; Interessenten  seien  daher  auf 
das  Original  verwiesen.  Nur  dieses  sei  noch  hervorgehoben.  Verf. 
läugnet,  dass  die  Astrosphäre,  i.  e.  Centrosoma  und  Attraktions- 
sphäre ein  Zellorgan  darstellen,  wie  dies  van  Bbnrdkn  und  Buvrbi 
behauptet  haben.  Ref.  kann  diesem  Ausspruche  nicht  zustimmen 
und  stützt  sich  dabei  auf  eigene,  z.  Z.  allerdings  noch  nicht  publi- 
cierte  Untersuchungen.  Auch  scheinen  dem  Ref.  die  Objecte,  an 
denen  Verf.  hauptsächlich  zu  seinem  Verdikte  gekommen  ist,  Leuko- 
cyten und  Riesenzellen,  nicht  die  klassischen  Zellen  zu  sein,  an 
denen  eine  so  schwerwiegende,  für  unsere  Auffassung  des  gesamm- 
ten  Zelllebens  so  bedeutsame  Frage  entscheidend  beantwortet  wer- 
den kann.  Rawitz. 

36* 


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564  d'ÄRSONVAi,  Nene  Methode  der  Calorimetrie.  — Röhmank.  No.  32 

Dl.  A.  d’Arsonval,  L’andmocalorimitre  ou  nou veile  möthode  de 
calorimetrie  pumaine,  normale  et  pathologique.  Archiv  de  physiol. 
1894,  VI.  p.  360. 

Nach  einer  Einleitung  Ober  die  Bedeutung  der  Calorimetrie  im 
Verhältnis  zur  Temperaturmessung  beschreibt  Verf.  ein  neues  Ca- 
lorimeter,  welches  sich  dadurch  auszeichnet,  dass  es  eine  Messung 
der  Wärmeabgabe  innerhalb  weniger  Minuten  ermöglicht  und  auch 
beim  Menschen  anwendbar  ist.  Das  Instrument  besteht  aus  einem 
Cylinder  aus  Wollstoff,  welcher  so  grofs  ist,  dass  ein  Mensch 
stehend  darunter  Platz  hat.  Am  oberen  Ende  des  Cylinders  be- 
findet sich  ein  Schornstein,  welcher  mit  einer  Windmühle  (Anemo- 
meter) verbunden  ist.  Befindet  sich  eine  Person  unter  dem  Cylin- 
der, so  erleidet  die  eingeschlossene  Luft  durch  die  Wärmeabgabe 
des  Körpers  eine  Zunahme  der  Temperatur  gegen  die  Aussenluft 
und  dadurch  einen  Auftrieb,  welcher  die  Windmühle  in  Bewegung 
setzt;  diese  ist  nun  mit  einem  Zählwerk  verbunden,  welches  die 
Zahl  der  Umdrehungen  in  einer  bestimmten  Zeit  abzulesen  gestattet. 
Natürlich  wächst  die  Zahl  der  Umdrehungen  mit  der  Stärke  des 
Luftstroms  und  diese  mit  der  abgegebenen  Wärmemenge  und  zwar 
fand  Verf.  durch  Aichungen  seines  Calorimeters,  dass  die  abge- 
gebene Wärme  proportional  ist  dem  Quadrat  der  Geschwindigkeit 
des  Luftstroms.  Durch  Einbringen  einer  bekannten,  gleichmäfsigen 
Wärmequelle  in  das  Calorimeter  lässt  eich  auch  das  absolute  Mafs 
der  Wärmeabgabe  feststellen  und  Verf.  giebt  als  Beispiel  folgende 
an  seinem  eigenen  Körper  gewonnene  Zahlen,  die  alle  innerhalb 
weniger  Minuten  ermittelt  wurden: 

Calorien  pro  Stunde 


Morgens  nüchtern,  stehend,  nakt  gebe  ich  ab  124.4 

do.  angekleidet  do.  79.2 

1 Uhr,  nach  einem  Frühstück  do.  do.  91.2 

do.  sitzend,  do.  do.  69.6 

Nach  einem  Bad  von  28°  48.0 

Hiirtble. 


F.  Röhniann,  Kritisches  und  Experimentelles  zur  Frage  nach  der 
Säurebildung  im  Muskel  bei  der  Todtenstarre.  Pflüger’s  Arch.  Bd.55, 
S.  589. 

Gegen  die  Angaben  von  Hufftkr  und  Blornb,  dass  die  saure 
Reaction  des  Muskels  auf  der  Gegenwart  freier  Milchsäure  beruht, 
erhebt  R.  den  Einwand,  dass  auch  das  sauer  reagirende  primäre 
Kaliumphosphat  KH2P04  in  dem  Alcohol,  welchen  diese  Autoren 
zur  Extraction  des  Fleisches  benutzt  haben,  soweit  löslich  ist,  dass 
sich  die  Acidität  dieses  Alcoholauszuges  erklärt.  Weiterhin  zeigt 
R.,  dass  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  der  beiden  Autoren  die 
Acidität  des  Muskels  für  PhenolphtaleTn  mit  dem  Eintritt  der  Toten- 
starre zunimmt,  die  Alcalescenz  für  Lacmoid  abnimmt.  — Hkfftbb 
hat  ferner  angenommen,  dass  der  Muskel  in  jedem  Fall  einen  Teil 


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No.  32. 


Howse,  130  Fälle  von  Kniegelenkresection. 


565 


der  Milchsäure  in  freiem  Zustand  enthalte,  er  glaubt  aus  seinen 
Versuchen  schliefsen  zu  dürfen,  dass  die  gewöhnliche, ' wohl  von 
Huppr-Skylbh  herröhrende  Annahme,  dass  der  Muskel  secundäres 
Kaliumphosphat  (KH2P04)  binde,  unrichtig  sei,  der  Muskel  viel- 
mehr nur  primäre  Phosphate  enthalte.  R.  hat  dagegen  gefunden, 
dass  entsprechend  verdünnte  Lösungen  von  Fleischextract  mit  Chlor- 
baryum  einen  dicken  Niederschlag  geben,  was  sie  nicht  thun  dürf- 
ten, wenn  sie  primäres  Phosphat  enthalten  (Beiläufig  bemerkt  reagirt 
die  Muskelasche  nach  vielfachen  Erfahrungen  des  Ref.  in  der  Regel 
alkalisch,  die  Unrichtigkeit  der  ÜKFFTBR’schen  Annahme  geht 
daraus  ohne  Weiteres  hervor.  Ref.) 

Allerdings  könnte  R.  sich  überzeugen,  dass  man  durch  Aus- 
ziehen von  Fleischextractlösungen  mit  Alcohol  und  Aether  freie 
Milchsäure  bekommt,  doch  ist  diese  Thatsache  nicht  ohne  Weiteres 
beweisend  für  die  Annahme  präformirter  freier  Milchsäure,  wie  R. 
ausführlich  nachweist.  E.  Salkowski. 


H.  G.  Howse,  On  the  results  of  one  hundred  and  thirty  cases  of 
excision  of  the  knee.  Guv’s  Hosp.  Rep.  III.  S.  XXXIV.  p.  169.  (The 
analysis  of  the  oases  by  G.  Newton  Pitt). 

» Die  nach  einer  vergleichenden  Uebersicht  einiger  neueren  Sta- 

tistiken über  Kniegelenkresection  berücksichtigten  130  Fälle  ent- 
stammen dem  Guy ’s  Hospital  und  dem  Evelina  Hospital  for  sick 
children  in  London  aus  den  Jahren  1873 — 1884.  Später  operirte 
Fälle  sind  nicht  verwertet  worden,  da  es  darauf  ankam  die  wirk- 
lichen Endergebnisse  noch  nach  längerer  Frist  kennen  zu  lernen. 
Die  130  Resectionen  betrafen  129  Pat. , da  bei  einem  auf  beiden 
Seiten  operirt  wurde.  Die  directe  Sterblichkeit  betrug  nur  2,  und 
zwar  starben  diese  beiden  Pat.  5 — 6 Tage  nach  der  Operation  nach 
andauerndem  Erbrechen.  Ausserdem  starben  6 nachträglich  an 
Tuberkulose  anderer  Organe,  1 an  Brand  des  gesunden  Beins  (nach 
zu  fester  Bandagirung  dieses)  und  1 (welcher  nach  Schussverletzung 
sekundär  resecirt  wurde)  an  den  Folgen  der  Trunksucht.  Von  den 
übrigen  zeigten  65  (50  pCt.)  ein  andauernd  durchaus  befriedigendes 
Ergebniss,  darunter  2 Operirte  mit  einer  Verkürzung  von  mehr  als 
2".  Bei  12  kindlichen  Operirten  ergab  sich  eine  mehr  oder  we- 
niger erhebliche  Winkelstellung  im  Knie,  bei  8 andern  eine  minder 
beträchtliche,  die  Function  nicht  behindernde.  21  Fälle  konnten 
nach  Austritt  aus  dem  Hospital  nicht  weiter  verfolgt  werden , und 
26  mussten  innerhalb  der  nächsten  3 Jahre  amputirt  werden;  von 
diesen  starben  5,  darunter  1 infolge  der  Amputation  an  Blutung. 

, Bei  der  Aufstellung  der  Anzeigen  für  die  Amputation  und  Resec 
lion  wird  neben  vielen  bekannten  Punkten  grofser  Wert  auf  die 
Dauer  der  Krankheit  gelegt;  für  ausgemachte  fungöse  Kniegelenks- 
erkrankung von  über  6 monatlichem  Bestehen  lohnt  nicht  mehr  die 
conservative  Behandlung.  Im  Uebrigen  weichen  die  sonstigen  pa- 


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566 


Howsb,  130  Fälle  von  Kniegelenkresection. 


No  32 


thogenetischen  Bemerkungen  (Iber  die  Kniegelenketuberkulose  sehr 
erheblich  von  den  hier  in  Deutschland  namentlich  durch  die  Köniu’- 
schen  Arbeiten  verbreiteten  Ansichten  ab.  Kapselerkrankung  wird 
als  viel  häufiger  angesprochen  als  epiphysäre  Ostitis;  nach  wieder- 
holten Anfällen  ersterer  kommt  es  bei  den  unteren  Classen,  die 
das  Glied  wenig  schonen,  relativ  oft  zur  Lockerung  der  Gelenk- 
verbindungen. Heilung  erfolgt  hier  meist  nur  durch  Abscedirung 
unter  völliger  Zerstörung  des  Gelenkes  und  Sequesterbildung  in 
den  Knochenenden.  Als  Durchschnittstermin  für  diese  spontane 
Heilung  wird  ein  Intervall  von  2 Jahren  angegeben,  selten  macht 
die  Krankheit  in  einem  früheren  Stadium  Halt,  und  ist  die  conser- 
vative  Behandlung  in  den  andern,  progredienten  Fällen  hinsichtlich 
des  functioneilen  Ergebnisses  (Subluxation  nach  hinten)  und  der 
Neigung  zu  Recidiven  sowie  der  damit  verbundenen  Gefahr  filr  den 
Gesammtorganismus  nicht  mit  den  Resultaten  der  Resection  zu  ver- 
gleichen; letztere  gelangt  zu  Unrecht  nur  bei  Hospitalinsassen  und 
nicht  auch  bei  der  reicheren  Bevölkerung  in  England  zur  Ausfüh- 
rung. Von  den  130  Resectionsfällen  hatten  übrigens  74  schon  den 
zur  Spontanheilung  erforderlichen  Durchschnittstermin  überschritten, 
und  zeigte  hier  der  Gelenkbefund  in  der  Regel  keine  Tendenz  zu 
einem  „natürlichen*1  Abschluss.  In  24  Fällen  betrug  die  Krank- 
heitsdauer vor  der  Operation  1 — 2 Jahre,  und  nur  in  13  weniger 
als  '/,,  resp.  in  29  weniger  als  1 Jahr.  Die  Indication  bei  kurzem 
Bestehen  der  Krankheit  wurde  für  die  Resection,  wenn  nicht  durch 
die  Acuität  des  Processes,  durch  die  Unmöglichkeit  anderweitig  das 
Glied  zu  erhalten  gegeben.  — Für  das  Gelingen  der  Operation 
ist  von  grofsem  Wert  eine  Vorkur,  welche  durch  Gewichtzug  oder 
Schraubenwirkung  die  häufig  schon  existirende  Flexionsstellung  bessern 
soll.  Uebertriebene  Streckung  gelegentlich  der  Operation  ist  nicht  ohne 
Gefahr;  da  stärkerer  Druck  von  hinten  gewöhnlich  nicht  vertragen 
wird,  ist  es  ausserdem  schwer,  die  Resectionsstümpfe  dann  in  richtiger 
Lage  zu  erhalten.  Man  soll  daher  namentlich  bei  Erwachsenen 
von  jedem  gewaltsamen  Streckungsversuche  absehen  und  von  den 
beiden  Knochenenden  soviel  abtragen,  bis  dass  das  Glied  bequem 
in  gerade  Richtung  gebracht  werden  kann.  Auf  diese  Weise  sind 
4,  ja  1 Mal  sogar  43/«,/  Knochen  resecirt  worden,  und  zwar  em- 
pfiehlt es  sich  das  Meiste  vom  Femur  zu  entfernen,  so  dass  in  dem 
letztgenannten  Fall  4"  auf  diesen  Knochen  und  nur  3/\"  auf  die 
Tibia  kamen.  In  einzelnen  Fällen  schien  die  dauernde  Einwirkung 
einer  Atmosphäre  von  Wasserdampf  die  Extension  nach  der  Re- 
section zu  erleichtern.  Die  grofse  Mehrzahl  der  Fälle  wurde  nach 
classisch-antiseptischen  Principien  (mit  Carbolspray  etc.)  behandelt; 
zur  Eröffnung  des  Gelenkes  diente  (unter  EsMAacu’scher  Blutleere) 
meist  ein  querer  Schnitt,  nur  in  den  allerersten  Fällen  eine  huf- 
eisenförmige Incision.  Die  Kniescheibe  ward  stets  mitentfernt. 
Von  der  Tibia  wird  mit  der  BuTcHKa’schen  Resectionssäge  ein  mög- 
lichst dünnes  Blatt  weggenommen,  vom  Femur  gerade  soviel,  dass 
ein  wenig  von  der  Vertiefung  zwischen  den  Gelenkfortsätzen  mit- 


No.  32. 


Scholl,  Studien  über  das  Hühnereiweif*. 


567 


entfernt  wird.  Die  Hinterfläche  der  Tibia  soll  man  nicht  zu  sehr 
entblöfaen,  um  Eitersenkungen  nicht  den  Weg  zu  bahnen.  Nach  ver- 
schiedenen Versuchen  ist  Howsk  dahin  gelangt,  die  Resectionsflächen 
immer  in  völlig  querer  Richtung  anzulegen  und  von  künstlichen  Ver- 
einigungsmitteln derselben  abzusehen.  Sequester  u.  Käseheerde  dürfen 
nichteine  zu  ausgiebige  Resection  veranlassen,  sondern  müssen  ausge- 
löffelt werden.  Die  Excision  der  infiltrirten  Kapsel  sammt  Bändern 
darf  nicht  übertrieben  werden,  weil  dieses  die  knöcherne  Vereinigung 
stört  und  Necrose  verursacht.  Da  aber  andererseits  das  zurückge- 
lassene infiltrirte  Gewebe  Ausgang  neuer  käsiger  Processe  werden 
kann,  muss  in  jedem  einzelnen  Falle  ein  Mittelweg  zwischen  diesen 
beiden  Uebelständen  gesucht  und  genau  abgewogen  werden,  wie 
viel  Kapsel  etc.  stehen  bleiben  darf.  Die  von  Anderen  sehr  ge- 
fürchtete Blutung  ist  gering,  wenn  man  die  Constriction  erst  nach 
Resection  der  Knochenenden  und  Abtragung  der  infiltrirten  Weich- 
teile entfernt;  Parenchymblutungen  aus  den  Sägeflächen  stehen  auf 
directen  Druck.  [Den  Rest  der  Arbeit  bilden  ausser  mehreren 
Tabellen  genaue  Anweisungen  über  den  Verband,  die  Application 
einer  unterbrochenen  Hohlschiene,  die  Lagerung  des  Patienten  im 
Bette  und  die  antiseptischen  Malsnahmen.  Ein  besonderer  Abschnitt 
ist  der  Therapie  zurückbleibender  käsiger  Heerde  und  Fisteln  ge- 
widmet. Von  letzteren  geben  diejenigen,  welche  zwischen  der 
Sägefläche  zum  Knochen  verlaufen,  ein  wenig  günstiges  Object  für 
conservative  Behandlung,  meist  müssen  die  betreffenden  Glieder, 
zumal  wenn  es  nicht  zur  knöchernen  Vereinigung  gekommen,  am- 
putirt  werden].  P.  Güterbook. 


Scholl,  ßacteriologische  und  chemische  Studien  über  das  Hühner- 
eiweifs.  Archiv  f.  Hygiene  1893,  XVII.  S.  535. 

S.  geht  aus  von  den  Versuchen  Emmkrich’s,  der  im  Verein  mit 
anderen  festgestellt  hatte,  dass  wirkungsloses  Blutserum  durch  Zu- 
satz geringer  Mengen  von  Kalilauge  activ  werde.  Im  bacteriolo- 
gischen  Teil  seiner  Arbeit  weist  S.  dieses  Verhalten  auch  für  das 
sonst  nicht  bacterientötende  Hühnereiweifs  nach,  im  chemischen  Teil 
beschäftigt  er  sich  besonders  mit  dem  Kohlensäure-  und  Alkalige- 
halt desselben,  und  dessen  Verhalten  bei  der  Gerinnung.  Er  fol- 
gert aus  seineo  Experimenten:  1)  Das  normale  frische  Hühnerei- 
weifs  enthält  gebundene  auf  Zusatz  von  Säure  schon  in  der  Kälte 
freiwerdende  Kohlensäure.  2)  Diese  Kohlensäure  ist  zum  geringsten 
Teil  in  der  Form  von  Monokarbonaten  vorhanden,  zu  weitaus  dem 
grössten  Teil  in  Form  von  Bikarbonaten.  3)  Bei  der  Erwärmung 
auf  60°  entweicht  aus  normalem  Hühnereiweifs  ein  Teil  der  Kohlen- 
säure, während  das  Ei  weifs  selbst  ganz  allmälig 'gerinnt.  4)  Der 
Ausdruck  „Gerinnungstemperatur“  kann  nicht  in  Parallele  gestellt 
werden  mit  Siedepunkt,  Schmelzpunkt,  Gefrierpunkt  etc  , da  eine 
bestimmte  Temperatur,  bei  der  Gerinnung  eintritt,  genau  nicht  an- 


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568 


Haknack  u.  Mkykk,  Das  Amylenhydrat. 


No.  32 


gegeben  werden  kann,  wenn  man  nicht  zugleich  auch  eine  Zeitdauer 
feststellt,  innerhalb  welcher  bei  dieser  Temperatur  völlige  Gerinnung 
eingetreten  sein  muss.  5)  Die  Gerinnung  des  Hühnereiweifses 
steht  im  engsten  Zusammenhang  mit  der  Kohlensäureabgabe  und 
kann  so  gedacht  werden,  dass  — unter  Zugrundelegung  der  Formel 

u'-ka!'r  CO  för  das  normale  Eiweifs  — zwei  Moleköle  desselben 

Eiweifs — ü / 

zusammentreten  zur  Bildung  von  geronnenem  Eiweifs  mit  der  Formel 
Eiweifs/ O.  Zugleich  wird  Alkalimonokarbonat  gebildet  und  Koh- 
lensäure entweicht. 

6)  Aus  nicht  koagulirbarem  AlkaliAlbuminat  gelingt  es  durch 
einfaches.  Einleiten  von  Kohlensäure  wieder  normales  gerinnbares 
Eiweifs  zu  erhalten.  Scheurlen. 


E.  Harnack  und  H.  Meyer,  Das  Amylenhydrat.  Eine  pharma- 
kologische Studie.  Zoitschr.  f.  klin.  Med.  XXIV.  S.  379. 

Die  Verff.  stellten  mit  dem  zuerst  von  Mshiko  empfohlenen 
Amylenhydtat  zahlreiche  Tierversuche  an,  wobei  sie,  neben  der 
Feststellung  der  Allgemeinwirkung,  hauptsächlich  auf  folgende 
Punkte  ihre  Aufmerksamkeit  richteten:  1)  Wirkung  auf  die  Tem- 
peratur, woran  sich  vergleichende  Versuche  mit  anderen  Schlaf- 
mitteln schlossen.  2)  Wirkung  auf  die  Respiration.  3)  Wirkung 
auf  die  Circulation,  die  durch  sphygmographische  Versuche  am 
Menschen,  durch  Blutdruckversuche,  durch  Versuche  am  Frosch- 
herzen in  situ,  endlich  durch  Versuche  am  isolirten  Froschherzen 
lestgestellt  wurde.  4)  Wirkung  auf  die  Körpermuskeln.  5)  Anta- 
gonistische Wirkung  gegenüber  krampferregenden  Giften.  6)  Wir- 
kung auf  den  Stoffwechsel.  Die  durch  diese  Untersuchungen  ge- 
wonnenen Ergebnisse  fassen  die  Verff.  in  folgende  Sätze  zusammen: 
I.  Das  Amylenhydrat  lähmt  succesive  gleich  dem  Alcohol  sämmt- 
liche  Teile  des  centralen  Nervensystems  nach  vorhergehender  Er- 
regung einzelner  Gebiete.  II.  Bei  Pflanzenfressern  tritt  ruhiger 
Schlaf  ein,  bei  Hunden  und  Katzen  stehen  die  Excitations-  und 
überhaupt  schwere  Intoxicationserscheinungen  im  Vordergründe. 
III.  Letale  Dosen  sind:  pro  Kilo  Katze  ca.  1.0,  pro  Kilo  Kanin- 
chen ca.  1 5,  pro  Kilo  Hund  ca.  2.0  und  darüber  je  nach  der 
Gröfse  des  Tieres.  IV.  Die  Temperatur  wird  bei  kleineren  Warm- 
blütern durch  mittlere  Dosen  um  4 — 5 Grad,  durch  grofse  Dosen 
um  10 — 12  Grad  herabgesetzt;  selbst  bei  Hunden  kommen  Ab- 
nahmen um  6 Grad  vor.  Die  stärksten  Abnahmen  werden  bei 
der  Combination  von  Amylenhydrat  mit  gewissen  krampferregenden 
Giften  (Santonin  etc.)  beobachtet.  Die  enorme  Abkühlung  steigert 
die  Todesgefahr,  künstliche  Erwärmung  des  Tieres  verringert  eie. 
V.  Die  Respiration  erfährt  zuerst  eine  Verstärkung  der  Athemzüge 
an  Zahl  und  Tiefe,  dann  eine  allmälige  Schwächung  bis  zur  Läh- 


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No.  32.  Wrstphai,,  Electrisohe  Erregbarkeit  d.  peripher.  Nervensystems.  569 

mung  des  Respirationscentrums.  VI.  Die  Pulscurve  beim  Menschen 
kann  bereits  nach  einer  Gabe  von  4.0  Amylenhydrat  gewisse  ty- 
pische Veränderungen  zeigen  (Abnahme  der  systolischen  Elevation 
und  Verschwinden  der  Dikrotie).  VII.  Der  Blutdruck  sinkt  bei 
Warmblütern  langsam  und  gleichmäfsig  bis  zum  Tode.  VIII.  Das 
Amylenhydrat  wirkt  in  eigentümlicher  Weise  auf  den  quergestreif- 
ten Muskel  ein:  die  Leistung  des  Froschherzens  wird  zeitweilig 
enorm  erhöht,  es  tritt  darauf  ein  plötzlicher  Abfall,  darnach  Un- 
regelmäßigkeit und  schließlich  Herzmuskellähmung  ein.  IX.  Die 
Leistung  des  Froschmuskels  wird  durch  Amylenhydrat  anfangs  er- 
heblich gesteigert,  worauf  dann  Lähmung  der  Muskelsubstanz  er- 
folgt. X.  Das  Amylenhydrat  vermag  die  krampferregende  Wirkung 
verschiedener  Gifte  (Santonin,  Pikrotoxin,  Strychnin)  erheblich  ab- 
zuschwächen und  zu  verzögern.  XI.  Es  erscheint  also  lohnend, 
die  temperaturerniedrigende  Wirkung  der  Combination  Amylenhy- 
drat-Santonin  am  Krankenbette  zu  erproben.  VII.  Dies  erscheint 
um  so  aussichtsreicher,  als  das  Amylenhydrat,  wofern  es  in  den 
Magen  eingeführt  wird,  auch  die  Harnstoffausscheidung  verringert, 
also  die  Umsetzung  stickstoffhaltigen  Materials  im  Organismus  au- 
genscheinlich vermindert.  Infolge  subcutnner  Beibringung  des  Mittels, 
die  sich  in  praxi  aufs  strengste  verbietet,  tritt  dagegen  Steigerung 
der  Harnstoffausscheidung  ein,  wahrscheinlich  im  Zusammenhang 
mit  der  sehr  heftigen  localen  Wirkung  des  Mittels  auf  das  Gewebe, 
die  zur  Abscessbiidung  und  Gewebsnecrose  führt.  K.  Kronthal. 


A.  Westphal,  Die  electrischen  Erregbarkeitsverhältnisse  des  peri- 
pherischen Nervensystems  des  Menschen  in  jugendlichem  Zustand 
und  ihre  Beziehungen  zu  dem  anatomischen  Bau  derselben.  Arcb. 
f.  Psychiatrie  etc.  XXVI.  H.  1 . 

Durch  Soltmann’s  (Cbl.  1878,  S.  348)  u.  C.  Wkstphal’s  (Cbl. 
1886,  S.  943)  Untersuchungen  waren  schon  eigeuthümliche  Ver- 
hältnisse in  Bezug  auf  die  electrische  Erregbarkeit  der  Nerven  und 
Muskeln  Neugeborener  bekannt  geworden.  Verf.  unterzog  diese 
Frage  an  neugeborenen  Kindern,  welche  Stunden,  Tage,  Wochen 
alt  waren,  sowie  vergleichsweise  an  älteren  Individuen  neuer  sorg- 
fältiger Prüfung,  deren  Methode  etc.  im  Original  nachzulesen  ist. 
Es  ergab  sich,  dass  bei  faradischer  indirecter  und  directer  Reizung 
die  Zeit  der  verminderten  Erregbarkeit  innerhalb  der  drei  ersten 
Wochen  fällt,  dass  aber  für  den  galvanischen  Strom  (indirecte  Rei- 
zung) diese  Herabsetzung  mit  Deutlichkeit  mitunter  nur  innerhalb 
der  ersten  acht  Tage  nachzuweisen  war.  Ausnahmen  von  dieser 
Regel  kommen  jedoch  für  beide  Stromesarten  vor.  Von  der  5. 
Woche  an  war  diese  Verminderung  der  Erregbarkeit  nicht  mehr 
zu  constatiren  und  .für  directe  galvanische  Reizung  war  diese  Er- 
regbarkeitsherabsetzung  nur  bei  einer  Anzahl  Individuen  aus  der 
ersten  Lebenswoche  zu  beobachten.  Jedenfalls  besteht  eine  große 


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570  Wkstphal,  Electrische  Erregbarkeit  d.  peripher.  Nervensystems.  No  32 

Mannigfaltigkeit  der  elektrischen  Erregbarkeitsverhältnisse  bei  Neu- 
geborenen und  einige  Wochen  alten  Menschen.  Auch  qualitative 
Veränderungen  fanden  sich  in  dem  Sinne,  dass  die  Muskelcontrac- 
tionen  (sowohl  bei  faradischer  wie  galvanischer  Reizung)  etwas 
Träges  und  Langsames  hatten.  Feststeht  also  auch  nach  die- 
sen Untersuchungen,  dass  die  Nerven  und  Muskeln  in 
den  ersten  Lebenswochen  bis  zu  einem  gewissen,  nicht 
fü  r alle  Fälle  gleichen  Zeitpunkt  wesentlich  schwerer 
elektrisch  zu  erregen  sind,  als  die  Nerven  und  Muskeln 
Erwachsener. 

Die  microscopische  Untersuchung  der  Nerven  und 
Muskeln  von  auf  der  geburtshilflichen  Klinik  oder  der  Kinderab- 
teilung verstorbenen  Kindern  ergab  im  Wesentlichen  folgende  Re- 
sultate. 

Die  Markscheiden  der  peripherischen  Nerven  Neuge- 
borener enthalten  weniger  Mark,  sind  dünner  als  die  Erwachsener, 
oft  unterbrochen;  die  Markablagerung  ist  eine  unregelmäfsige.  Os- 
miumsäure färbt  einen  grofsen  Teil  des  peripherischen  Nervenmarks 
Neugeborener  grünlich  oder  graugelblich,  nicht  schwarz,  wie  beim 
Erwachsenen.  (Die  weiteren  Färbungsunterschiede  siehe  im  Orig.) 
— Man  findet  weiter  in  gewissen  frühen  postembryonalen  Stadien 
freie  Axencylinder,  oft  von  sehr  beträchtlicher  Gröfse  (3.-6.  Lebens- 
woche): RANvma’sche  und  L w«TßKMANN’eche  Einschnürungen  und 
Einkerbungen  fehlen.  Die  Kerne  der  ScHWANa’schen  Scheide  sind 
sehr  grofs  und  zahlreich;  die  ganze  Nervenfaser  ist  sehr  schmal, 
feinste  varicöse  Fasern  sehr  häufig.  Das  Endo-  und  Perineurium 
ist  reichlich  entwickelt  und  hat  grofsen  Kernreichthum.  Die  fort- 
schreitende Entwicklung  der  Nervenfaser  ist  an  die  Aus- 
bildung der  Markscheide  geknüpft:  mit  ihr  geht  die  Ent- 
wicklung aller  histologischen  Elemente  der  Nervenfaser 
Hand  in  Hand. 

An  den  Muskeln  ist  die  fast  durchweg  rundliche,  zum  Teil 
kreisrunde  Form  der  Fasern  das  Auffallendste;  Muskelknospen 
kommen  häufig  vor,  die  Kerne  des  Sarkolemma’s  und  des  intersti- 
tiellen Gewebes  sind  grofs  und  zahlreich. 

Nach  Allem,  was  wir  aus  der  Physiologie  und  Pathologie  bis- 
her wissen,  scheint  die  für  Erwachsene  normale  Function  der  Ner- 
ven (speciell  für  elektrische  Reize)  au  eine  bestimmte  Ausbildung 
der  Markscheiden  geknüpft.  W.  glaubt,  dass  die  weit  geringere 
Breite  der  Nerven-  und  Muskelfasern,  das  Fehlen  deutlicher  Ein- 
schnürungen an  ersteren,  der  Reichthum  an  grofsen  Kernen  im 
Parenchym  und  interstitiellen  Gewebe,  das  eigentümliche  Verhalten 
der  Axencylinder  in  den  frühen  postembryonalen  Stadien,  in  Ver- 
bindung mit  der  sehr  mangelhaften  Markscheidenentwicklung  in 
ihrer  Gesammtheit  genügende  Momente  für  die  Erklärung  der  Er- 
regbarkeitsunterschiede darbieten , auch  wenn  die  Kenntniss  über 
die  Bedeutung  der  einzelnen  Faktoren  für  die  Erregbarkeit  noch 
fehlt,  wie  Verf.  vorsichtig  hinzufügt.  Ungemein  wahrscheinlich 


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No.  32. 


Thktmann,  Submucöse  Myome. 


571 


ist  es  jedenfalls,  dass  die  wichtigen  und  weitgehenden 
Verschiedenheiten  in  der  Entwicklung  der  Markscheide 
die  Hauptrolle  spielen. 

In  enger  Beziehung  zu  den  Befunden  des  Verf.’s  an  den  Ner- 
ven der  Neugeborenen  stehen,  was  pathologische  Zustände 
im  peripherischen  Nervensystem  betrifft,  die  Vorgänge  der  Degene- 
ration und  Regeneration  peripherischer  Nerven,  sei  es.  dass  dieselben 
experimentell  hervorgerufen  oder  spontan  bei  krankhaften  Processen 
entstanden  sind.  Indem  wir,  was  die  Einzelheiten  betrifft,  auf  die 
Originalarbeit  verweisen,  heben  wir  als  besonders  wichtig  die  Hin- 
weise W.’s  auf  die  normaler  Weise  im  peripherischen  Nerven- 
system sich  findenden  Beweise  einer  andauernden  Degeneration  und 
Regeneration  (S.  Maykh),  sowie  die  Veränderungen  des  peripheri- 
schen Nerven  bei  den  verschiedensten  (meist  zu  Kachexie  föh- 
renden)  Krankheiten  (Sikmkrlinu  u.  Oppenheim)  und  die  Alters- 
veränderungen des  peripherischen  Nervensystems  (Lkyukn,  Oppen- 
heim) hervor.  Bernhardt. 


M.  Treymann,  lieber  submucöse  Myome.  Petersb.  med.  Wocbenschr. 

1894,  No.  2. 

» Verf.  bespricht  zuerst  die  gefährlichen  Blutungen,  welche  bei 

interstitiellen  Myomen  mit  breitbasig  aufsitzenden  Schleimhautwulsten 
Vorkommen.  Dann  geht  er  auf  submucöse  im  fundus  Uteri  sitzende 
Myome  Ober,  indem  er  sich  äussert,  dass  subseröse  Myome  sich 
höchst  selten  in  der  Cervixwand  entwickeln.  Bei  den  Cervixmyo- 
tnen  unterscheidet  er  die  subseröse  und  die  submucöse  Form,  bei 
der  letzteren  2 Formen  wieder  1 breitbasig  aufsitzende  II  gestielte 
sog.  fibröse  Polypen.  Er  spricht  dann  von  der  Schwierigkeit  im 
Cervix  entwickelte  grofse  Myome  zu  erkennen  und  dass  Verwechse- 
lungen vorgekommen  sind  so  z.  B.  die  Portio  vaginalis  mit  fibrö- 
sen Polyp,  mit  Prolapsus  et  Inversio  Uteri. 

Namentlich  täuschen  mittelgrol’se  Cervixmyome,  die  dem  Auge 
und  dem  Finger  zugänglich  sind,  auch  z.  Th.  zur  Vagina  heraus- 
ragen, wo  das  Myom  in  einer  Muttermundslippe  stark  entwickelt 
ist,  die  andere  Muttermundslippe  wie  ein  feiner  Saum  angezogen  ist, 
einen  Prolapsus  oder  eine  Inversio  Uteri  vor. 

Die  Entfernung  geschieht  1)  durch  Kolpomyomotomie,  2)  durch 
Laparo-myomotomie.  3)  Durch  Zerstöckelung  der  Geschwulst  und 
Uterus.  Er  kommt  zu  dem  Entschluss,  kindskopfgrofse  submucöse 
Myome  per  Laparotomiam  zu  entfernen  wie  M ihtik  und  Hu^meier. 
Per  vaginam  gestielte  Myome  nicht  gefährlich  zu  entfernen , aber 
f solche,  die  z.  B.  den  Fundus  Uteri  inversi  enthalten  könnten,  oder 
die  Stiele,  die  hinter  grofsen  Vaginalgeschwölsten  liegen,  sind  ino- 
perabel. Um  unerreichbare  Stiele  zu  durchschneiden:  1)  Allonge- 
ment operatoire  nach  Dupuytren;  2)  keilförmige  Excision  nach 
Cassaiqnac;  3)  Zerstöckelung  nach  Pazzi;  4)  bei  kindskopfgrofsen 


B!§iÜ2öd  b/Coogle 


572 


Katz.  — Farland. 


No.  32 


Tumoren  Entfernung  durch  Forceps  nach  Martin,  Fsrtichr,  Hof- 
mkykr;  5)  Enucleation;  6)  Exstirpatio  Uteri  totalis  vaginalis  nach 
Amdssat.  Die  Mortalität  früher  33  pCt.  jetzt  14 — 16pCt. 

Verf.  giebt  seine  8 Fälle:  2 fibröse  Uterinpolypen,  5 Cervix- 
myome, 2 gestielte  und  3 breitbasige,  1 submucöses  Uterusmyom. 
Angewandt  dabei  1 Mal  Abdrehung  und  Durchschneidung  des  Po- 
lypenstiels, 2 Mal  Forceps  angelegt,  3 Exstirpatio,  Exstirpatio  Uteri 
totalis  und  Laparo-myomotomie  angewandt.  Alle  8 Fälle  geheilt. 

Schlussfolgerung:  ausser  der  Antiseptik  muss  auch  noch  das 
Glück  dem  Arzte  bei  der  Diagnostik  und  operativen  Behandlung 
zur  Seite  stehen.  Ä.  Martin. 


J.  Katz,  Einfluss  der  Harzburger  Crodo-Quelle  auf  den  Stoff- 
wechsel im  menschlichen  Körper.  Dissert.  Berlin  1894. 

Verf.  23  Jabre  alt,  62  Kilo  schwer,  bat  (unter  Leitung  tou  Zo»tz)  bei  Einhal- 
tung derselben  Kost  (Fleisch,  Weifsbrod,  Reis,  Milch,  Butter,  Bier,  Zucker,  Tbee;  die 
einzelnen  Nahrungsmittel  wurden  auf  N-  und  Fettgehalt  analysirl),  die  108  g Eiweifs 
(mit  17  1 g N),  125  g Fett  und  311  g Kohlehydrat  bot  und  47  Cal.  per  KOrperkilo 
lieferte,  sich  auf  gleicbmäfsige  N-Ausscbeidung  (pro  Tag  14.8  — 16.2  g im  Barn,  0.8  g 
im  Koth)  gebracht,  wobei  noch  1 6 g N am  Körper  zurückblieben.  Dann  nahm  er 
420  ccm,  an  den  folgenden  4 Tagen  je  1060  ccm  des  genannten  Bronnens,  der  1.5  proc. 
NaCI  neben  geringen  Mengen  von  KCl,  MgCOs,  Ns, SO,,  Ca  SO,  u A.  enthalt;  da- 
bei betrug  die  N-Ausfubr  durch  den  Barn  im  Tagesmittel  nur  14.3  g.  durch  den  etwas 
diarrboischen  Koth  1 g,  sodass  die  N Bilanz  keine  Aenderong  erfuhr.  In  der  3 tägigen 
Nachperiode  war  die  vermehrte  N-Ausstofsung  durch  den  Koth  noch  vorhanden.  Nach 
Maßgabe  eines  Controlrersnches  ist  die  gesteigerte  N-  Ausstofsung  durch  den  Koth 
wohl  zumeist  auf  Residuen  der  unter  dem  Einfluss  des  Brunnens  reichlicher  abge- 
schiedenen DarmsSfte,  Darmepithelien  etc.  zurückzufübren.  Eine  Erhöhung  des  Eiweifs- 
Zerfalles  wird  durch  den  Brunnen  jedenfalls  nicht  bewirkt.  J.  Munk. 


M.  Farland,  Further  observations  upon  giant  cells.  Intern,  med. 
Magazine  1 894,  p.  81. 

Verf.  hatte  in  einer  früheren  Arbeit  (1892)  die  Entstehung  der  Riesenzellen  in 
den  Tuberkeln  lediglich  auf  ein  übermSfsiges  Wachstum  epithelioider  Zellen  zorück- 
geführt,  das  durch  den  Reiz  der  lebenden  oder  abgestorbenen  Bacillen  io  den  Zellen 
bedingt  sein  sollte. 

Auf  Grund  neuerer  Untersuchungen  modificirt  er  nun  diese  Anschauung,  indem 
er  nur  für  die  schmalen  Riesenzellen  diese  Erkllrung  beibeba.lt.  Dagegen  muss  für 
die  breiten  Rieseozellen , die  gerade  besonders  charakteristisch  für  den  Tuberkel  sind, 
auf  die  alte  LAHansKS'scbe  Erkllrung  zurückgegriffen  werden,  dass  die  Riesenzellen 
durch  die  Vereinigung  benachbarter  Zellen  entstehen.  Zuerst  am  Granulationsgewebe, 
dann  beim  Sarkom  gelang  es  Verf.  zu  beobachten,  dass  die  im  Zustande  der  Koagu- 
lationsnekrose  befindlichen  Gewebszellen  allmülig  sich  aneiander  legten  und  zu  Kiesen- 
zellen verschmolzen.  Bei  sorgfkltiger  Untersuchung  zahlreicher  tuberkulöser  Gewebe 
konnte  Verf.  endlich  an  sehr  dünnen  Schnitten  aus  einer  tuberkulösen  Ovarialcyste 
so  frühe  Stadien  der  Tuberkelbildung  beobachten,  um  die  Umwandlung  eines  ganzen, 
aus  leicht  degenerirten  epithelioiden  Zellen  zusammengesetzten  Tuberkels  in  eine  ein- 
zige Riesenzelle  zu  konstatieren.  Der  freie  Raum,  der  um  die  Rieseozellen  des  Tuberkels 
und  des  Sarkoms  sich  befindet,  ist  aus  dem  Zusammenfluss  der  verschiedenen  schmalen 
Intercellularspalteo  zu  erklären.  Durch  ihn  findet  auch  das  Wachstum  der  Riesenzelle 
endlich  seine  Beschränkung,  indem  die  Verbindung  mit  den  Zellen  der  Nachbarschaft 


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No.  32. 


Mahlet.  — Martin.  — Cohn.  — Richter. 


573 


aufgehoben  wird.  Diese  Bildung  tod  Riesenzellen  kommt  nnr  bei  den  geringeren 
Graden  der  Koagulationsnekrose  zu  Stande;  bei  stärkeren  Veränderungen  kommt  es 
dagegen  sofort  zur  Verkäsung.  M.  Roihmenn. 


Tb.  H.  Manley,  Lesions  of  the  spinal  cord  with  and  without 
fracture  — an  experimental  and  clinical  study.  New-York.  med.  Rec. 
1893.  p.  554. 

Aus  vorliegender  mit  1 1 sehr  lehrreichen  Holzschnitten  versehenen  Abhandlung 
können  hier  nur  die  Schlusssätze  wiedergegeben  werden:  1)  Schwere  Verletzungen  der 
Wirbelsäule  infolge  Nackenverletznngen  ohne  Bruch  sind  selten.  2)  Wenn  Lähmung 
einer  Nackenverletzung  unmittelbar  folgt,  so  weist  dieses  sicher  auf  eine  ernste  Ver- 
letzung des  Rückenmarkes  hin.  8)  Die  Brüche,  welche  das  respiratorische  Centrum 
betreffen  (vom  1.  bis  5.  Wirbel)  sind  fast  regelmäfsig  tbtlicb.  4)  Die  Brüche  unter 
dieser  Stelle  sind  zuweilen  im  Bereich  operativer  Hilfe,  wenn  die  Apopbyseu  allein 
betroffen  sind,  und  sind  sie  dann  nicht  so  lebensgefährlich.  6)  Brüche  des  vorderen 
knöchernen  Umfanges  der  Wirbel,  d.  h.  des  Körpers  in  den  Hals-  und  den  anderen 
Regionen  sind  bei  Lebzeiten  nicht  erkennbar,  aber  viel  häufiger,  als  gewöhnlich  ange- 
nommen wird.  6)  Die  Fractnren  im  hinteren  Umfang  der  Wirbelsäule  vom  Typus  der 
Apopbysenbrücbe  werden  am  leichtesten  erkannt  und  kännen  gelegentlich  chirurgischen 
Eingriffen  anheimfallen.  7)  Fractnren  hier  wie  an  anderen  Segmenten  der  Wirbel- 
säule cbaracterisiren  sich  durch  die  Neigung  keine  Verschiebungen  einzugeben  oder 
bei  deren  etwaigem  Eintritt  spontan  sich  zu  reponiren.  8)  Die  Nackenwirbelsäule 
kann  dauernden  Schaden  erleiden,  ohne  dass  hiermit  zu  Lähmung  führende  Rücken- 
markläsionen irgend  welcher  Art  vergesellschaftet  sind.  p.  Gäterboek. 


» 


E.  Martin,  Beitrag  zur  Lehre  von  tler  Polymastie  in  ihrer  Be- 
ziehung zur  Entwicklung  von  Brustdrüsengesehwölsten.  (Aus  der 
Breslauer  chir.  Klinik).  Archiv  f.  klin.  Cbir.  XLV.  S.  580. 

Betrifft  eine  82jährigen  Frau  mit  Adenofibrom,  das  von  einem  Lobulus  aberrans 
einer  überzähligen  Brustdrüse  seinen  Ursprung  genommen  hatte.  Auch  in  den  sonst 
in  der  Litteratur  enthaltenen  analogen  Fällen  findet  Verf. , dass  nicht  die  wirklichen 
überzähligen  Brustdrüsen  und  Warzen  zur  Geschwulstbildung  neigen,  sondern  dieses 
lediglich  die  Lobuli  aberrantes  und  die  durch  ihre  Abschnürung  entstandenen  isolirten 
Nebendrüsen  sind.  P. asterbock. 


> 


H.  Cohn,  Ueber  Abnahme  der  Sehschärfe  im  Alter,  v.  Gräfe’s  Arch. 
f.  Ophthaim.  XL.  p.  326. 

C.  fand,  dass  die  Durchschnittsgrftfae  der  Sehschärfe  der  Bauern  in  Schreiberhau 
27  26 

im  60  Lebensjahre  — , im  70.  ebensoviel  und  im  80.—  betrug,  während  Boebma 


und  Waltber  in  Leipzig  in  den  betreffenden  Lebensjahren  Sehschärfen  von 


66 
6 ’ 


6.2  , 4 6 „ 4.3  3.9  , 3.3  , 

— und  — , Dordkb»  — , — - und  — fanden. 

6 6 6 o 6 


Horst  mann. 


G.  Richter,  Vergleichende  Hörprüfungen  an  Individuen  verschie- 
dener Altersklassen.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  XXXVI.  S.  150  u.  241. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  an  212  Individuen  der  verschiedenen  Alters- 


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574 


Fink.  — Haan  u.  Hotssk.  — Qpinckk.  n.  Stühlkn. 


No.  32 


klassen  (10—80  Jahre)  kommt  R.  zu  dem  Resultat,  dass  im  Alter  ein  Sinken  der 
Emp6ndungsscbnelle  stattfindet,  velrhei  in  nllen  Tonlagen  gleichmäfsig  anftritt  and 
sich  bei  der  Flüstersprache,  Politzeu's  Hörmesser  and  Taschenuhr  durch  eine  gleich- 
mütige Verringerung  der  Hörweite,  bei  der  Galtonpfeife  durch  ein  Sinken  der  Per 
ceptionsgreme  mäfsigen  Grades,  bei  den  Stimmgabeln  jeder  Tonhöhe  durch  Verkürzung 
der  Perceptiousdauer  für  Luft-  und  Knochenleitung  äussert.  Schwabich. 


Fink,  Ueber  maligne  Transformation  gutartiger  Geschwülste  der 
Highmorshöhle.  Fränkel’s  Aroh.  f.  Laryngologio  I.  H.  2. 

Wenn  auch  die  Umwandlung  einer  gutartigen  Neubildung  in  eine  bösartige  für 
die  Nase  sichergestellt  ist,  so  sind  diese  Falle  doch  sehr  selten;  ganz  besonders  schon 
deshalb,  weil  Carcinome  in  der  Nase  überhaupt  nicht  blnfig  Vorkommen.  Ueber  die 
Umwandlung  gutartiger  Neubildungen  der  Highmorshöhle  in  bösartige  ist  bisher  nichts 
bekannt  und  daher  der  rom  Verf.  mitgeteilte  Fall  too  Interesse.  Bei  einem  33jähr. 
Kaufmann  der  an  starker  Polypen  Wucherung  der  rechten  Nasenhöhle  litt,  die  nach 
Entfernung  immer  wieder  recidirirten , stellten  sieb  heftige  Schmerzen  in  der  rechten 
Wange  etc.  ein,  die  für  ein  Empyem  der  Higbmorshöble  sprachen.  Die  Operation 
wurde  von  der  Alveole  gemacht,  es  entleerte  sich  nur  wenig  Schleim,  da  die  Höhle 
mit  weichen  Geschwulstmassen  ausgefüllt  war.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der 
entfernten  Massen  zeigte,  dass  et  sich  um  myzomatöses  und  rundzellig  infiltrirtes  Ge- 
webe mit  zerstreuten  spindelförmigen  Zellen  handelte.  Die  Schmerzen  dauerten  fort 
und  es  entwickelte  sich  am  Proc.  zygomaticus  wenige  Tage  spater  eine  resistente  Schwel- 
lung, die  von  stark  aufgetriebenen  Knochen  ausging  und  schnell  an  Umfang  zuDahm. 
Halsdrüsenschwellung.  Operation  naoh  Nblaton.  Oberkieferknochen  erheblich  ver- 
dünnt and  morsch.  In  der  Kieferhöhle  eia  Carcinoma  medulläre.  Metastasen.  Tod 
2'/i  Monate  nach  der  Operation.  w. Lubllntki. 


De  Haan  und  Iluysse,  Het  coaguleeren  van  melk  door  cholera- 
bacteriön.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdscbr.  voor  Geneesk.  1894,  I.  No.  7. 

Eine  Anzahl  mit  Milch  gefüllter  Kolben  wurde  sterilisirt;  nach  dem  8terilisiren 
reagirte  die  Milch  sehr  schwach,  sauer  oder  amphoter.  In  einige  Kolben  wurde 
Na,  C09  in  andere  sterilisirte  feine  Kreide  gebracht,  frisch  gezüchtete  Cbolerabacterien 
hinzogefügt , und  die  Milch  im  Brutofen  auf  37"  erwärmt.  In  allen  Kolben  war 
nach  2 Mal  24  Stunden  die  Milch  kräftig  geronnen , die  lichtgelbe  Flüssigkeit  über 
dem  Kaseinoiederschlag  reagirte  sehr  stark  sauer.  Das  präcipitirte  Casein  löste  sich 
in  Alkalien  auf  und  konnte  nach  Filtration  durch  Asbest  wieder  durch  Säuren  als 
eine  flockige  Masse  niedergeschlagen  werden.  Aus  der  stark  sauren  Molke  und  den 
sauren  Milcbsäurebacillen  konnten  die  Cholerabacterien  in  Reinkultur  erhalten  werden. 
Hiernach  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  der  Milchzucker  durch  den  Cholerabacillus 
in  Milchsäure  umgesetzt,  und  durch  diese  Säure  das  Casein  niedergeschlagen  wird. 

George  Meyer. 


II.  Quincke  u.  A.  Stöhlen,  Zur  Pathologie  des  Abdomioaltyphus. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  15. 

Q.  züchtete  in  8 tätlich  verlaufenen  Typhusfällen  aus  dem  Knochenmark  der 
Rippen  und  des  Sternums  Typhusbacillen.  St.  wies  in  einem  Fall  von  Cerebrospinal- 
meningitis, die  im  Anschluss  an  Typhus  entstanden  war,  Typhusbacillen  im  Menin- 
gealeiter  nach.  Scheurien. 


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No.  32. 


Gillbspik.  — Koplik.  — Chomatunos. 


575 


A.  L.  Gillespie,  Some  simple  raethode  for  the  analyais  of  the 
gastric  conteuts.  Internat,  med.  magazine  1893,  No.  9. 

Q.  giebt  eine  dankenswerte  Zusammenstellung  der  jetzt  gangbarsten  und  zugleich 
einfachsten  physikalischen  und  chemischen  Methoden  zur  Untersuchung  des  Magen- 
inhaltes. Er  berücksichtigt  hierbei  folgende  Punkte. 

1)  Farbe,  Geruch  und  sonstige  Charaktere  der  zu  untersuchenden  Magenflüseigkeit; 
Berücksichtigung  der  nach  der  Nahrungsaufnahme  verflossenen  Zeit,  der  Natur  dieser 
Nahrung  und  des  Umstandes,  ob  vorher  Wasser  zum  Mageninhalt  zugesetzt  wurde 
oder  nicht. 

2)  Filtrirung  des  Mageninhaltes. 

8)  Bestimmung  der  Totalacidität. 

4)  Prüfung  auf  das  Vorhandensein  von  freier  Säure. 

5)  Ist  solches  der  Fall,  so  handelt  es  sich  darum,  festzustellen,  ob  dies  freie 
Salzsäure  ist. 

6)  Prüfung  auf  organische  Säuren. 

7)  Bestimmung  des  vorhandenen  Pepsins. 

S)  Untersuchung  der  Proteide. 

9)  Prüfung  auf  Alcohol,  Zucker,  Blut  oder  sonstige  abnorme  Bestandteile. 

C.  ttosenüial. 


H.  Koplik,  Acute  alcoholic  intoxication  in  infants,  and  the  abuse 
of  alcohol  in  the  gastro-intestinal  diaorders  of  infancy.  Mod.  News 
1893,  S.  481. 

Im  Anschluss  an  die  Arbeiten  von  Deums  und  von  EiersiR  warnt  Verf.  vor  dem 
v Missbrauch  des  Alcohols  im  Kindesalter  als  Roborans.  Er  verwirft  seine  Anwendung 

speciell  bei  den  acuten  Erkrankungen  des  Magendarmkanals  der  Säuglinge;  räth  viel- 
mehr sich  hier  auf  strenge  Regulirung  der  Diät  zu  beschränken.  Treten  Erscheinungen 
von  Kräfteverfall  auf,  so  räth  Verf.  kleine  Dosen  von  Strychnin  (*/»„  Gran)  oder 
von  Spartein  (V«,  bis  Vs.  Gran)  zu  reichen;  auch  kleine  Dosen  von  Strophantus  oder 
Digitalis  sind  empfeblenswerth,  dagegen  verwirft  er  die  Anwendung  von  Campher. 
Als  gutes  Stimulans  für  das  Herz  ist  dagegen  der  Alcohol  bei  Diphtherie,  Scharlach, 
Masern,  Rose  und  Typhus  zu  gebrauchen.  8udths««o. 


S.  Chomatianos,  Parapldgie  urinaire  incoraplöte  des  membres  in 
f4rieurs,  accompagn^e  de  Pseudo-Ataxie  locomotrice  et  de  para- 
lysie  du  sphincter  de  la  vessie,  consdcutives  ä un  phimosis  et 
compl&ement  gu4ries  aprfes  l’opöratiou.  Le  Progris  Medical  1893, 
1 5.  u.  22.  April. 

Ein  b8jähriger  Mann  litt  seit  ca.  2 Jahren  an  einer  Balanoposthitis  und  seit 
7s  Jahre  an  einer  erheblichen  Phimose.  Dazu  entwickelten  sich  seit  kurzem  eine 
Parese  beider  Beine  und  eine  vollständige  Blasenlähmung  mit  Barnträufeln;  dabei 
bestanden  eine  auffallende  Ataxie  der  Beine,  Rounno’sches  Phänomen,  Verlust  der 
Patellarreflexe  und  reflectorisclie  Pupillenstarre,  ohne  irgend  welche  Sensibilitätsstü- 
rungen.  Nach  Beseitigung  der  Phimose  besserten  sich  in  kurzem  die  Lähmungser- 
scheinungen,  und  zwar  zuerst  die  der  Blase,  dann  die  der  Beine;  40  Tage  cc.  nach 
der  Operation  wtren  die  Patellar-  und  Pupillar-Reflexe  ebenfalls  wiedergekehrt.  Der 
schnelle  günstige  Verlauf  lässt  eine  organische  Rückenmarksaffection  ausscheiden  und 
t weist  auf  eine  functionell  und  refleclorisch  (durch  die  Phimose)  bedingte  Pseudo- 
Ataxie  resp.  Pseudo-Tabes  bin.  Ksliscbtr. 


Digitizea  Dy  Gd&gle 


576 


Smith.  — Christovitsch.  — Burrt.  — Bornträobb. 


No.  32 


Ch.  J.  Smith,  Stricture  of  urethra  treated  by  water  pressure.  Laue. 

1894,  Jan.  13. 

Bei  impermeablen  Stricturen  führt  Verf.  einen  am  Ende  offenen,  elastischen  Ca 
theter,  der  mit  einem  mBglirhst  hoch  angebrachten  Irrigator  verbunden  wird,  bis  an 
die  verengte  Stelle  ein  und  lasst  gegen  diese  den  Wasserdruck  längere  Zeit  einwirken. 
Ea  gelingt  dann  in  der  Regel,  event.  nach  einigen  Wiederholungen  des  Verfahrens, 
ein  dünnes  Instrument  durch  die  Strictur  hindurchzubringen.  H.  Möller. 


A.  Christovitsch,  Hysldrectomie  abdominale  supravaginale  pour 
trois  tumeurs  fibreuses  de  l’utörus.  Bulletin  gön.  de  Ttaerap.  1893, 
No.  32. 

Verf.  veröffentlicht  in  extenso  die  Krankengeschichte  einer  Patientin,  wo  er  obige 
Operation  ausführte.  2 Myome  waren  gestielt,  1 intramural.  Der  Uterusstumpf 
wurde  in  die  Bauchwunde  eingenlbt.  Die  Heilung  war  glatt.  A.  Martin. 


Buret,  De  l’inexactitude  de  la  th^orie  parth(5nog^n6tique  des  Kystes 
dermoldes  de  l’ovaire.  Gaz.  hebdom.  1893,  No.  44. 

Verf.  wendet  sich  unter  Hinweis  auf  seine  und  seiner  Schüler  frühere  Arbeiten, 
gegen  eine  obige  Theorie  verfechtende,  preisgekrönte  Arbeit  (Trevoux)  u.  erklärt,  seiner 
Meinung  nach  sei  der  Ursprung  der  Dermoide  in  fötaler,  parasitärer  Einschliefsuog  xu 
suchen  und  entstünden  unter  stetigem  Wachstum  — nicht  erst  zur  Zeit  der  Pubertät 
eintretendem  — aus  einer  zusammengesetzten  Zelle.  Verfolge  man  seine  Theorie  bis 
zu  den  äussersten  Grenzen,  bis  zur  ersten  Proliferation  der  Eier,  so  erhalte  man  dann 
in  diesem  Falle  Zwillinge  oder  MonstruositSten.  Die  Dermoide  zeigten  deswegen  um 
so  entwickeltere  Gewebe,  je  weiter  zurück  ihr  Ursprung,  die  Einschliefsuog  einer  zu- 
sammengesetzten Zelle  reiche.  Im  Einzelnen  wendet  sich  Verf.  noch  gegen  mehrere 
Punkte  in  der  Arbeit  Trhyolx  und  erklärt  sich  als  Gegner  der  ConHBCtx’schen 
Theorie,  vom  „Schlafe“  der  Zellen.  A.  Martin. 


J.  Bornträger,  Compendium  der  gerichte&rztlichen  Praxis.  Leipzig 
1894,  (Hartung  u.  Sohn.) 

Der  Autor,  welcher  bereits  durch  seiue  Bearbeitung  des  Chloroformtodes,  wie  der 
Desinfectionslehre  seine  gesunde  Kritik  und  gewandte  Feder  bewiesen  hat,  bewährt 
beide  Eigenschaften  auch  in  dem  vorliegenden  Werke.  Entsprechend  dem  Titel  sind 
die  theoretischen  Capitel  der  gerichtlichen  Medicin  nur  in  Kürze,  zumeizt  im  Tele- 
grammstiel abgehandelt  und  die  Litteratnrangaben  sehr  sporadisch;  doch  sind,  soweit 
wir  gesehen  haben,  anch  die  Ergebnisse  der  neueren  Forschung  fast  überall  verwertet. 
Die  gesetzlichen  Bestimmungen  sind  erschöpfend  wiedergegeben;  die  practisebe  Seite 
des  Faches  ist  bis  in  die  kleinsten  Details  hinein  behandelt;  man  vergleiche  z.  B.  die 
Beschreibung  der  Vorbereitungen  znr  Section  anf  S.  74,  75.  So  ist  ein  Bach  entstan- 
den, welches,  wie  wir  glanben,  neben  den  eigentlichen  Lehrbüchern  sich  für  den  Ge- 
richtsarzt zur  Einführung  in  die  Praxis  als  nützlich  nnd  bequem  bewähren  wird ; der 
Nutzen  des  Werkes  wird  noch  dadurch  gesteigert,  dass  es  auch  die  Verhältnisse  der 
Unfallversicherung  in  den  Bereich  der  Besprechung  zieht  and  schon  deshelb  Manchem, 
der  nicht  im  Besitz  eines  Specialwerkes  über  diese  Materie  ist,  willkommen  sein  wird. 

Fr-  8Crmssmann. 


Einsendungen  filr  Hm  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hm.  Prof.  Pr.  M.  Be  rn  h a rd  t (Berlin  W. 
Fran  stoische  Strafe«  21)  oder  an  die  Vprlagshandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 


Verlag  von  August  Hirsch  w»  Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wörb  »utl  leb  enrbein*n 
1 — 2 IIok«ii  ; im  Schl  UM» 
d s*  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men-  und  8acbr«giater. 

für  die 


Preis  du  Jahrgang«* 
2ü  Vlark;  tu  belieben 
durch  alle  Hnchhandlun* 
gen  und  Postanstalt«n. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894.  *»•  August.  No.  33. 


Inhalt:  Voit,  OrgaDgewicbt  wohlgenährter  and  hungernder  Hunde.  — Um. 
mabstbr,  Ueber  Nucleoprotelde.  — Mmtssi,  GranulationigeschwiiUte  mit  Fremd- 
kßrperriesentellen.  — Nikheroali.,  Verletzung  der  Vena  femoralis  communit.  — 
William,  Gbubbr,  Ueber  Cholerabacillen  und  Choieraribrio.  — Obrr,  Dirmrer- 
acbluu  und  ßarmttenose. — Millüb,  LungeneotzUndaug  kleiner  Rinder.  — Mi  Bub- 
irr  t and  Staw,  Hobrlbt,  Zur  Hirncbirurgie.  — Mabclaikb,  McMurtry,  Gow, 
Dravrb,  H ysterectomie. 

HAdob,  Einfluss  der  Piqüre  auf  diabetische  Hnnde.  — Rbattbb,  Tod  durch 
Electricitit.  — v.  Mositio-Moobbov,  Chirurgische  Mitteilungen.  — Fbuiirb, 
Oberlippenfistei.  — Uhtboff,  Angenstorungen  bei  Syphilis.  — Hamhohd,  Facialis- 
paralyse  nach  Hammer  - Ambossextraction.  — Päan,  Interessanter  Fall  ron  Ezslir- 
pation  der  SchilddrQse  — Hoorn,  Ueber  Acne.  — Stepp,  Das  chronische  Magen- 
geschwür.— Ckopf,  Tuberculose  der  Rinder.  — Simpson,  Raynaud  sehe  Krankheit. 
— Boiossrnts,  Behandlung  der  Vertigo  epileptica.  — Dbdirir  Holstrn, 
Neurotisches  Eczem.  — Thrilhabbr,  Orarialsarcom. 


t'.  Voit,  Gewichte  der  Organe  eines  wohlgenährten  und  eines 
hungernden  Hundes.  Zeitsohr.  f Biol.  XXX.  S.  44  7. 

Der  Natur  der  Sache  nach  besteht  die  Abhandlung  Überwie- 
gend aus  Tabellen,  Ref.  muss  sich  auf  Wiedergabe  der  bemerkens- 
wertesten Resultate  beschränken. 

A.  Normaler  wohlgenährter  Hund  von  15.4  Kilo  Gewicht  — 
die  Knochen  betragen  15.5  pCt.  des  Körpergewichtes,  die  Muskeln 
39.7  pCt , die  übrigen  Organe  44.8  pCt.  Nach  Abzug  des  Fettge- 
webes und  des  Darminhaltes  bilden  Knochen  18.1  pCt.,  die  Muskeln 
46.4  pCt.,  die  übrigen  Organe  35.5  pCt.  Von  dem  Gesammtgewicht 
der  Weichteile  kommen  56.7  pCt.  auf  die  Muskeln,  43.3  pCt.  auf 
die  übrigen  Weichteile.  Die  Knochen  der  hinteren  Extremitäten, 
die  Muskeln  und  die  Knochen  der  anderen  Extremitäten  wiegen  fast 
* genau  gleich  viel,  nämlich  bezw.  21.88—  20.98,  20.51  pCt.  des  ge- 
sammten  Gewichts  der  Knochen.  Die  Muskeln  der  vorderen  Ex- 
tremitäten haben  genau  dasselbe  Gewicht,  wie  die  der  hinteren 

XXXII.  Jahrgang.  87 


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578 


Hammarstrn,  Geber  Nacleoprotelde. 


No  33 


Extremitäten.  — Im  Gehirn  fand  sich  4.78  pCt.  = 27.02  pCt.  des 
trocknen  Organs,  im  Rückenmark  7.25pCt.  = 27.72pCt.  des  trocknen 
Organa  Lecithin  (durch  Bestimmung  des  Phosphorgehaltes  im  Al- 
coholextract  ermittelt). 

B.  Hund  von  17.4  Kilo  nach  22  tägigem  Hunger  11.78  Kilo 
wiegend.  Der  Hund  hatte  22  pCt.  seines  Körpergewichts  einge- 
büfst.  Das  Gewicht  der  Knochen  beträgt  26.8  pCt. , der  Muskeln 
33.3,  der  übrigen  Organe  39.8  pCt.  des  Körpergewichts.  Nach  Ab- 
zug des  wenigen  noch  vorhandenen  Fettgewebes  und  des  Darminhaltes 
treffen  27.7  pCt.  auf  die  Knochen,  34.4  auf  die  Muskeln,  37.9  auf 
die  übrigen  Organe. 

Aus  diesen  Zusammenstellungen  geht  der  starke  Gewichtsver- 
lust der  Weichteile  gegenüber  den  Knochen  hervor.  Setzt  man  das 
Gewicht  der  Eingeweide  = 100,  so  betragen  die  Muskeln  52,2pCt., 
die  Eingeweide  47.8  pCt.  Das  absolute  Gewicht  der  Muskeln  hat 
beim  Hungern  gewaltig  abgenommen.  Nimmt  man  an,  dass  beide 
Hunde  gleich  viel  Muskeln  hatten,  was  allerdings  nur  annähernd 
zutrifft,  da  der  Hungerhund  um  2 Kilo  schwerer  war  als  der  nor- 
male, so  hat  die  Musculatur  um  43  pCt.  abgenommen.  Sehr  be- 
merkenswert ist,  dass  das  Gewicht  von  Gehirn  -f-  Rückenmark  im 
Verhältnis  zu  der  Gesammtmasse  der  Weichteile  gestiegen  war:  es 
betrug  beim  Hungerhund  1.7  pCt.  der  Eingeweide,  beim  normalen 
Hund  nur  1.1  pCt.  Der  Gehalt  an  Lecithin  betrug  beim  Gehirn 
5.06  pCt.  des  frischen,  26.46  pCt.  des  trocknen  Organs,  beim  Rücken- 
mark sind  die  entsprechenden  Zahlen  7.72  und  29.26  pCt.  Die 
Knochen'  des  hungernden  Hundes  sind  etwas  reicher  an  Wasser, 
als  die  des  normalen,  nämlich  49.79  gegeu  44,64  pCt.  In  der  Arbeit 
finden  sich  die  Gewichte  der  einzelnen  Organe,  sowie  ihr  Procent- 
verhältniss,  ebenso  die  Gewichte  bestimmter  Muskelgruppen  an- 
gegeben. 

Der  eigentliche  Zweck  der  Untersuchung,  nämlich  die  Ermitt- 
lung des  Gewichtsverlustes  der  einzelnen  Organe  beim  Hungern 
konnte  nicht  erreicht  werden,  da  der  Hungerhund  2 Kilo  mehr 
wog,  als  der  Vergleichahund.  E.  Salkowski. 


O.  Ham marst eil,  Zur  Kenntniss  der  NucleoproteSde.  Zeitschrift  f. 
physiol.  Chemie  XIX.  S.  19. 

Aus  dem  Heifswasserextrakt  von  frischem  Pancreas  lässt  sich 
durch  0.1 — 0.2  proc.  Salzsäure  ein  Nucleoprotefd  ausfällen,  das  C 
43.6,  H 5.5,  N 17.4,  S 0.7  und  P 4 5 pCt.  enthält;  beim  Kochen 
mit  verdünnter  Mineralsäure  neben  einem  Kupferoxyd  reducirenden 
Körper  Nucleinbasen,  vorwiegend  Guanin  liefert.  Bei  Verdauung 
mit  künstlichem  Magensaft  wird  Nuclein  mit  5.21  pCt.  P abgeschie- 
den. Die  reducirende  Substanz,  deren  Reingewinnung  noch  nicht 
geglückt  ist,  löst  sich  in  Wasser  und  Alcohol,  schmeckt  süfslich- 
bitter,  gibt  starke  Reaction  auf  Pentosen  mit  Phloroglucinsalzsäure 


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No.  33.  Manassk,  Granulationsgeschwülste  m.  Frenadkörperriesenzellen.  579 

und  bei  der  Destillation  mit  Salzsäure  Furt'urol.  Das  Osazon  ist 
schwer  löslich  in  kaltem,  leicht  löslich  in  heilem  Wasser,  schmilzt 
bei  158 — 160°,  steht  also  den  Pentaglycosen  am  nächsten.  Wegen 
vieler  Einzelheiten  vergl.  Orig.  — Zum  Schluss  schlägt  Verf.  vor, 
als  Nucieoalbumine  nur  solche  P-haltige  Eiweifsstoffe  zu  bezeichnen, 
^ die,  wie  das  Casein,  keine  Proteide  sind  und  bei  der  Pepsinver- 
dauung  ein  Pseudonuclein  (Kussrl’s  Paranucleine)  liefern;  als  Nu- 
cleoprotelde  alle  diejenigen  Proteide,  welche  bei  der  Pepsinverdau- 
ung neben  Albumosen  als  Spaltungsproduct  echtes  Nuclein  (Ver- 
bindung von  Eiweifs  mit  Nucleinsäure)  und  bei  weitergehender  Zer- 
setzung auch  Nucleinbasen,  sogen.  Xanthinkörper  geben. 

J.  Munk. 


E.  Mauasse,  Ueber  Granulationsgeschwölste  mit  Fremdkörper- 
riesenzellen. Virch.  Arch.  1884,  Bd.  136.  (245 — 263). 

Verf.  hat  in  einer  gröfseren  Zahl  von  Fällen  kleine  polypöse 
Wucherungen  des  äufseren  Gehörgangs,  des  Trommelfells  und  der 
Paukenhöhle  einer  genauen  microscopischen  Untersuchung  unter- 
worfen. Diese  auf  einer  entzündlichen  Stelle  gewachsenen  Granu- 
lationspolypen zeigten  als  Grundgewebe  gefäfsreiches  Granulations- 
gewebe mit  jugendlichem  Bindegewebe  gemengt.  In  alten  Fällen 
lielsen  sich  Riesenzellen  konstatiren,  die  teilweise  kolossale  Dimen- 
sionen erreichten  und  bis  zu  70  Kernen  aufwiesen.  Dieselben  lagen 
gewöhnlich  um  abgestorbene  Epidermiszellen  herum;  in  selteneren 
Fällen  fanden  sich  auch  Epidermisschollen  als  Einschlüsse  der  Rie- 
senzellen, ferner  auch  Cholesterinkrystalle.  Es  handelt  sich  hier 
also  um  Fremdkörperriesenzellen.  Die  Granulome,  durch  den  ent- 
zündlichen Process  verursacht,  erhalten  erst  durch  den  Reiz  der 
Fremdkörper  die  Riesenzellen.  Die  Epithelien  können  auf  zweierlei 
Art  in  das  Granulationsgewebe  hineingelangen,  indem  sie  entweder 
lebend  von  letzterem  umwachsen,  abgeschnürt  und  zum  Absterben 
gebracht  werden  oder  als  bereits  abgestorbene  Epidermisschuppen 
an  der  granulirenden  Wundfläche  haften  bleiben  und  umwachsen 
werden.  Die  letztere  Erklärung  ist  auch  für  die  Cholesterintafeln 
heranzuziehen.  Die  Riesenzellen  bilden  sich  aus  den  Granulations- 
zellen, sei  es  durch  Eigenwachstum  einer  Zelle  oder  durch  Con- 
fluenz  mehrerer.  In  2 Fällen  waren  sie  im  Verlauf  der  Lyrnph- 
gefäfse  nachweisbar;  man  muss  hier  annehmen,  dass  Lymphbahneu 
mit  offenen  Lumen  auf  der  Oberfläche  des  Granulationsgewebes 
endigten. 

Verf.  hat  nun  dieselben  Verhältnisse  experimentell  zu  erzeugen 
versucht,  indem  er  bei  einem  Hunde  ein  Stückchen  Haut  unter  eine 
Sehne  oder  Fascie  brachte  und  die  Wunde  schloss.  Alsdann  liefe 
sich  nach  6 Tagen  bereits,  am  schönsten  jedoch  nach  14  Tagen, 
eine  Riesenzellenneubildung  um  die  abgestorbenen  Epidermiszellen 
herum  konstatiren.  M.  Rothmann. 


37* 


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580 


Nikbrroall,  Verletzung  der  Vena  femoralis  communis. 


No.  33 


Niebergall,  II.  Die  Verletzung  der  Vena  femoralis  communis  am 
PooPART’schen  Bande,  ihre  Folgen  und  ihre  Behandlung.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVII.  S.  268. 

Aus  der  Ober  100  Seiten  starken,  das  Thema  erschöpfenden, 
von  mehreren  tabellarischen  Uebersichten  und  zahlreichen  Litteratur- 
angaben  begleiteten  Abhandlung  zieht  Verf.  eine  Reihe  von  Schluss- 
folgerungen, von  denen  wir  die  wichtigsten  wiedergeben. 

Die  W.  BttAUN’sche  Ansicht,  dass  für  gewöhnlich  infolge  der 
Wirkung  der  Venenklappen  kein  venöser  Kreislauf  neben  der  V. 
fern.  comm.  vorhanden  sei,  ist  zweifellos  richtig.  Die  von  dem- 
selben aber  gezogene  Schlussfolgerung,  dass  jede  plötzlich  eintre- 
tende Verschliel’sung  der  V.  fern,  am  Lig.  Poupart.  infolge  von 
eintretender  Stauung  zur  Gangrän  der  Extremität  führen  müsse, 
und  dass  daher  bei  Verletzung  der  Vena  an  dieser  Stelle  nur  die 
sofortige  Unterbindung  der  Arterie  Hilfe  bringen  könne,  ist  nicht 
zutreffend.  Nach  H.  Braun  werden  vielmehr  bei  mittlerem  Arterien- 
druck nach  Unterbindung  der  Ven.  fern,  am  Lig.  Poupart.  die  Klappen 
in  den  venösen  Anastomosen  überwunden,  schlussunfähig  und  dadurch 
wirkliche  Collateralbahnen  hergestellt,  sodass  die  Arterie  bei  der 
betr.  Verletzung  offen  zu  lassen  ist.  Die  nach  Venenunterbindung 
bei  offengelassener  Arterie  eintretenden  Stauungserscheinungen  sind 
Folge  des  im  venösen  System  auf  die  Höhe  des  arteriellen  gestie- 
genen Druckes  und  stellen  eine  Selbsthilfe  der  Natur  zur  Ueber- 
windung  der  Widerstände  dar.  Entsprechend  der  mehr  oder  minder 
schnellen  Eröffnung  der  Collateralbahnen  gehen  die  für  die  Existenz 
des  Gliedes  bedrohlichen  Stauungssymptome  zurück.  In  einzelnen 
Fällen  hielten  eie  überhaupt  nur  wenige  Stunden  an.  In  25  Fällen 
von  totaler  Unterbindung  der  V.  fern.  comm.  gelegentlich  von  zu- 
fälligen Verletzungen  derselben  bei  Geschwulstoperationen  trat  nicht 
ein  einziges  Mal  Gangrän  ein.  Von  den  bei  Ligatur  nach  diesen 
zufälligen  Verletzungen  der  Vena  eintretenden  Circulationsverände- 
rungen  sind  nur  graduell  diejenigen  verschieden,  welche  nach  Unter- 
bindung der  V.  fern,  infolge  plötzlicher  Traumen  sich  zeigen.  Unter 
10  hiehergehörigen  Fällen  kam  es  allerdings  1 Mal  zu  Gangrän, 
aber  dem  betr.  Falle,  welcher  lange  vor  der  antiseptischen  Aera  (vor 
1813)  durch  Ruux  operirt  worden,  kann  heute  keine  principielie 
Bedeutung  mehr  beigelegt  werden,  zumal  da  die  übrigen  9 Fälle 
nicht  nur  ohne  Gangrän,  sondern  auch  ohne  besonders  bedrohliche 
Erscheinungen  verlaufen.  Dagegen  hat  die  gleichzeitige  Unter- 
bindung von  Arterie  u.  Vene  wegen  Verletzung  sei  es  der  Vene  allein 
sei  es  beider  Gefäfse  eine  ungünstige  Prognose;  auf  die  Fälle  von 
Venenverletzung  bei  Geschwulstexstirpationen  kamen  62.5  pCt.,  auf 
die  bei  Traumen  50  pCt.  Gangrän.  Immerhin  wird  hierdurch  kein 
Anlass  zur  Primäramputation  gegeben,  man  soll  vielmehr  den  Er- 
folg der  Ligaturen  abwarten  und  erst  dann  bei  Gangrän  se- 
cundär  amputiren.  Den  Grund  für  diese  schlechten  Resultate  sieht 
Verf.  in  der  Arterienunterbindung,  welche  die  Uebertragung  des 
zur  Ueberwindung  der  Klappen  nötigen  Druckes  auf  die  venösen 


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No.  33.  Nikbbroau.,  Verletzung  der  Vena  femoralis  communis.  581 

Bahnen  hindert.  Begünstigt  wird  die  Gangrän  ferner  durch  die  locale 
Anämie  nach  Arterienligatur  (besondere  nach  grofsen  Blutverlusten, 
Herzschwäche,  Arteriesclerose  etc.)  sowie  durch  die  Blutinfiltration 
der  Gewebe  und  Gefäfsscheiden.  Letztere  wirkt  durch  ihren  Druck 
circulationserschwerend  und  ausserdem  die  Gerinnung  fördernd,  in- 
dem namentlich  durch  die  dünne  Venenwand  Fibrinferment  aus  dem 
Extravasate  Aufnahme  findet.  Die  Gründe,  die  man  für  die  Arterien- 
ligatur bei  Verletzung  der  V.  fern.  comm.  früher  beigebracht,  sind 
nicht  stichhaltig;  abgesehen  davon,  dass  der  Erfolg  häufig  ausblieb, 
wurde  durch  die  Herabsetzung  des  Arteriendruckes  der  Widerstand 
der  venösen  Klappen  gegen  Herstellung  eines  Collateralkreislaufes 
unüberwindlich. 

Trotz  der  vorstehend  bewiesenen  Unschädlichkeit  der  Venen- 
ligatur bei  Verletzung  der  V.  fern.  comm.  am  Lig.  Poupart.  kann 
es  unter  Umständen  wünschenswert  sein,  einer  der  seitlichen  Ver- 
schlussmethoden den  Vorzug  zu  geben.  Compression,  bezw.  anti- 
septische Tamponade  ist  bei  günstigen  Verhältnissen  (kleiner  Weich- 
teil- und  Gefälswunde  durch  Trauma)  zu  empfehlen,  weniger  die 
seitliche  Ligatur  wegen  der  Gefahr  primärer  Blutung  infolge  Ab- 
gleitens  des  Fadens.  Sicher  und  leistungsfähig  sind  dagegen  die 
Venennaht  und  die  seitliche  Abklemmung  mit  24  stündigem  Liegen- 
lassen des  Instrumentes.  Welches  Blutstillungsverfahren  man  zu 
wählen  hat,  hängt  von  der  Beschaffenheit  der  Gefäfswände  und  der 
Art  der  Verletzung  selbst  ab.  Maligne,  die  Vene  durchwachsende 
Geschwülste  bedingen  bei  ihrer  Ausrottung  Resection  derselben  mit 
darauffolgender  circulärer  Ligatur;  letztere  ist  überall  auch  erfor- 
derlich, wo  der  gröfsero  Teil  des  Umfangs  oder  die  hintere  Wand 
der  Vene  betroffen  ist.  Man  unterbinde  das  obere  und  untere  Ende 
des  Gefäfsex  möglichst  nahe  der  Wunde  unbeschadet  der  Haltbar- 
keit der  Ligatur;  eine  dritte  Ligatur  ist  nur  dann  erforderlich, 
wenn  die  Einmündung  der  Ven.  profund,  zwischen  die  Ligaturen 
fällt.  Bei  kleinen  Verletzungen,  bei  Geschwulstoperationen,  bei 
denen  die  Verhältnisse  klar  zu  Tage  liegen,  ist  nicht  die  minder 
verlässliche  Tamponade,  sondern  namentlich,  wenn  diese  beim  ersten 
Versuch  nicht  zum  Ziel  geführt  hat,  die  Venennaht  oder  die  Ab- 
klemmung angezeigt.  Bei  Vorausgehen  eines  Trauma  ist  der  Blut- 
stillung meist  die  Erweiterung  der  Wunde  voranzuschicken,  zumal, 
da  häufig  der  Charakter  der  Blutung  nicht  sicher  ist.  Nur  bei 
gleichzeitiger  Verletzung  von  Arterie  und  Vene  (bezw.  bei  gleich- 
zeitiger Durchschneidung  von  beiden  bei  Geschwulstoperationen) 
ist  die  Arlerienligatur  zulässig,  man  muss  aber  dann  auf  Gangrän 
gefasst  sein.  Immer  hat  der  Blutstillung  peinlichste  Entfernung 
aller  Extravasate  und  verticale  Suspension  oder  wenigstens  er- 
höhte Lage  des  betr.  Schenkels  zu  folgen , dagegen  sind  alle 
Maßnahmen  für  Herabsetzung  des  Arteriendruckes  (Compression 
der  Arterie,  Ligatur  der  A.  femor.  superfic.  [PilchkhJ)  durchaus 
zweckwidrig.  P.  Güterbook. 


582  William,  Grcbrb,  Ueber  Choler&bacillen  und  Choleravibrio.  No.  33 

1)  William,  Versuche  Ober  die  Verbreitung  der  Cholerabacillen  durch 
Luftströme.  (Aus  dem  hygien.  Institut  d.  Univ.  Breslau).  Zeitschr. 
f.  Hygiene  1893,  XV.  S.  166. 

2)  (»ruber,  Ueber  die  bacteriologische  Diagnostik  der  Cholera  und 
des  Choleravibrio.  Ebenda,  1894,  XX.  S.  123. 

1)  Der  Verbreitung  der  Bacterien  durch  die  Luft  wird  wieder 
erhöhte  Aufmerksamkeit  zugewendet.  Für  Typhus-  und  Cholera- 
bacillen ist  dieser  Verbreitungsmodus  neuerdings  von  kompetenter 
Seite  behauptet  worden.  Auf  Flüsgk’s  Anregung  prOfte  Verf.  die- 
sen Verbreitungsmodus  am  Choleravibrio.  Er  verstaubte  in  einem 
Holzkasten  mit  leichtem  Staub  gemischte  Cholerabacillen  und  saugte 
an  einer  vis-a-vis  gelegenen  Stelle  des  Kastens  die  Luft  an,  deren 
Staub  sich  in  Spiralen  die  mit  Lävulose  bestrichen  waren  nieder- 
schlug; von  diesem  gofs  er  Platten.  Seine  Resultate  resömirt  Verf. 
dahin:  Obgleich  wir  alle  för  die  Uebertragung  der  Cholerabacillen 
durch  Luftströme  möglicherweise  gOnstigen  Bedingungen  berücksich- 
tigt haben,  ist  uns  doch  niemals  eine  auf  die  practischen  Verhält- 
nisse Obertragbare  Luftinfection  gelungen.  Schon  durch  einfache 
Vermischung  mit  dem  trockenen  Staube  gingen  die  Cholerakeime 
(Bouillon  - Kulturen)  in  wenigen  Stunden  zu  Grunde,  noch 
schneller  wenn  ein  Luftstrom  durch  den  Staub  geleitet  wurde. 
Wurde  der  mit  Cholerakultur  getränkte  Staub  in  einem  gröfseren 
Luftraum  verteilt,  so  gelang  es  nicht,  lebensfähige  Keime  aus  dem- 
selben aufzusaugen.  Eine  Fortführung  lebender  Cholerakeime  aus 
einem  mit  Cholerastaub  erfüllten  Raume  entgegen  ihrer  Schwere  ist 
uns  in  keinem  Falle  geglückt.  Nur  indem  wir  mit  Cholerabacillen 
imprägnirten  Staub  unmittelbar  in  ein  geeignetes  Nährsubstrat 
hineinfallen  liefsen,  konnten  wir  einen  ganz  verschwindenden  Bruch- 
teil der  Bacillen  lebend  erhalten.  Die  Cholerabacillen  sind  also 
nicht  im  Stande,  an  in  der  Luft  schwebenden  und  von  der  Luft 
fortbewegten  Staubpartikelchen  haftend,  sich  eine  messbare  Zeit  auf 
erheblichere  Entfernungen  hin  lebend  zu  erhalten. 

2)  Die  Schlüsse,  die  G.  aus  seinen  kritisch  experimentellen 
Studien  zieht,  lauten  folgendermassen: 

Die  Lehre  Koch’s,  dass  bei  Cholera  asiatica  im  Darm  regel- 
mäfsig  und  ausschliefslich  Vibrionen  Vorkommen,  welche  sich  von 
allen  anderen  im  menschlichen  Darme  und  seinen  Ausscheidungen 
bisher  aufgefundenen  unterscheiden  lassen,  und  damit  die  Lehre  von 
der  ätiologischen  Bedeutung  dieser  Mikrobien  stehen  im  wesentlichen 
noch  unerschüttert,  wenn  auch  mancherlei  Beobachtungen  es  not- 
wendig erscheinen  lassen,  durch  fortgesetzte  Forschungen  diese 
grundlegenden  Aufstellungen  auf  ihre  Richtigkeit  auch  weiterhin 
noch  zu  prüfen.  2)  Es  ist  möglich,  dass  die  bei  verschiedenen 
Choleraepidemien  aufgefundenen  Vibrionen  mehreren,  nahe  ver- 
wandten Arten  angehören.  Jedenfalls  tritt  der  Choleravibrio  in 
mehreren,  morphologisch  untereinander  beträchtlich  verschiedenen 
Abarten  auf.  3)  Die  Unterscheidung  der  Vibrionen  überhaupt  und 
insbesondere  die  der  Choleravibrionen  von  den  anderen  Sorten  ist 


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No.  83. 


OsBft,  Darmversohluas  and  Darmstenose. 


583 


schwierig  und  unsicher.  4)  Ein  Teil  der  bisher  aufgestellten  Unter- 
scheidungsmerkmale der  Choleravibrioncn  ist  unbrauchbar,  ein  an- 
derer Teil  hat  nur  die  Bedeutung  von  Merkmalen  ganzer  Gruppen 
von  Vibriosorten  und  genügt  daher  in  schwierigen  Fällen  zur  end- 
gültigen Erkennung  nicht.  Hier  sind  zu  nennen:  Oie  Gelntine- 
stichkultur,  die  Agarkultur,  die  Kartoffelkultur,  die  Bouillonkultur, 
das  Verhalten  in  Milch,  die  Reaction  mit  Lakmusbouillon , die  Ni- 
trosoindolreaction  und  die  intraperitoneale  Infection  der  Meer- 
chweine;  (letztere  zwei  Reactionen  hat  bekanntlih  Koch  in  seiner 
jüngsten  Cholerapublication  für  eehr  mafsgebend  bezeichnet.).  5)  Das 
relativ  verlässlichste  Unterscheidungsmerkmal  der  Koca’schen  Vibri- 
onen scheint  in  den  mikroskopischen  Eigentümlichkeiten  der  ganz 
jungen  Kolonien  in  10  pCt.  Nährgelatine  gegeben  zu  sein.  Wenig- 
stens habe  ich  diese  Eigentümlichkeiten  bisher  bei  keiner  anderen 
Vibrionenart,  ausser  dem  Vibrio  Dkskkk  in  solcher  Konstanz  ange- 
troffen Die  bezüglichen  Beobachtungen  müssen  aber  unter  Ein- 
haltung ganz  bestimmter  Bedingungen  angestellt  werden,  um  einiger- 
massen  brauchbar  zu  sein.  Das  Aussehen  typischer  Choleravibrio- 
kolonien habe  ich  bisher  noch  bei  keiner  Vibriosorte  anderer  Her- 
kunft angetroffen.  6)  Die  Unzulänglichkeit  der  bacteriologischen 
Methodik  bringt  — soweit  wir  vorläufig  erkennen  kOnnen,  wenig 
Schaden  bei  der  Untersuchung  der  Choleraverdachtsfälle,  da  die 
bisher  ausser  den  Choleravibrionen  in  den  menschlichen  Darm- 
absonderungen gefundenen  Vibrionen  sich  von  diesen  in  leicht  er- 
kennbarer Weise  unterscheiden  und  der  Vibrionenbefund  bei  der 
Mehrzahl  der  Cholerafälle  durchaus  charakteristisch  ist.  7)  Dagegen 
erwecken  alle  angeblichen  Funde  von  Choleravibrionen  in  anderen 
Objecten  als  in  Darmabsonderungen,  die  im  Zusammenhänge  mit 
Choleraerkrankungsfällen  gemacht  worden  sind,  sowie  alle  Identi- 
ficirungen  von  Wasaervibrionen,  die  ohne  erkennbaren  Zusammen- 
hang mit  der  indischen  Cholera  aufgefunden  worden  sind,  mit  dem 
KocH’schen  Vibrio  berechtigte  Zweifel.  Scheurlen. 


L.  Oser,  Aphoristisches  über  Diagnose  und  Therapie  des  Darm- 
verschlusses und  der  Darmstenose.  Wiener  med.  Wochensohr.  1894, 
No.  8. 

Ein  Darmverschluss  muss  so  zeitig  diagnosticirt  werden,  dass 
der  Chirurg  im  Stande  ist,  mit  Aussicht  auf  Erfolg  eingreifen  zu 
können.  Die  Frage  aber,  ob  ein  Darmverschluss  besteht,  ist  meist 
durchaus  nicht  leicht  zu  beantworten.  Die  pathognostischen  Symp- 
tome, die  bei  der  Darmstenose  auftreten,  kann  man  zweckmäfsig 
einteilen  in  solche,  welche  vor  dem  Hinderniss  d.  h.  diesseits  liegen, 
und  solche,  die  jenseits  des  Widerstandes  zur  Erscheinung  kommen. 
Zu  den  ersteren  gehören  in  erster  Linie  Schwappen  oder  F'luctuation 
in  den  oberhalb  des  Hindernisses  gelegenen  Darmhöhlen,  beruhend 


584 


Mili.rr,  Lungenentzündung  kleiner  Kinder. 


No.  33 


auf  einer  Transsudation  in  die  Darmhöhle.  Es  folgt  sodann  die 
gesteigerte  und  veränderte  Darmperistaltik,  eventuell  Darmtetanus. 
Ein  ferneres  Moment  ist  das  Erbrechen,  welches  gleichfalls  für 
einen  gesteigerten  Widerstand  spricht.  Der  Meteorismus  ist  ein 
sehr  vieldeutiges  Symptom.  Dagegen  besitzt  öfters  ein  initialer 
Schmerz  groi’se  diagnostische  Bedeutung.  — Unter  den  Symptomen, 
welche  jenseits  des  Widerstandes  entstehen,  ist  in  erster  Linie  die 
Verstopfung  zu  nennen.  Selbstverständlich  kann  oft  auch  das  Hinder- 
niss selber  Symptome  machen,  bei  Vorhandensein  eines  Tumors, 
eines  Exsudates  von  Adhäsionen  u.  s.  w.  Allgemeine  Symptome 
als  da  sind  kleiner,  filiformer  Puls,  Collaps,  Indicanurie  haben  gar 
keinen  diagnostischen  Wert.  — Was  die  Behandlung  betrifft,  so 
dürfen  Abführmittel  niemals  gegeben  werden,  es  sei  denn,  dass  es 
sich  sicherlich  nur  um  Coprostase  handelte.  Dagegen  sind  Irriga- 
tionen empfehlenswert,  am  besten  unter  Anwendung  nicht  zu  starken 
Druckes,  Einblasungen  von  grofsen  Mengen  Luft  oder  Kohlensäure- 
klystiere  haben  etwa  den  Wert  von  Massenirrigationen,  doch  müssen 
dieselben  mit  grofser  Vorsicht  ausgeführt  werden.  Der  Wert  der 
Punction  geblähter  Darmschlingen  ist  ein  zweifelhafter.  In  der 
Hauptsache  bleibt  aber  der  chirurgische  Eingriff  in  schwierigen 
Fällen  das  sicherste  therapeutische  Agens.  C.  Rosenthal. 


N.  Miller,  Ueber  Lungenentzündung  bei  kleinen  Kindern.  Jahrb. 
f.  Kinderheilk.  XXXVII.  S.  1 13. 

Die  ausserordentliche  Häufigkeit  der  Pneumonie  bei  Kindern 
der  ersten  6 Lebenswochen  zeigt  folgende  Statistik  des  Moskauer 
Findelhauses.  Von  155459  Kindern  dieser  Altersstufe  litten  */4 
der  Gesammtzah!  an  Krankheiten  der  Alhmungsorgane  und  starben 
14411  an  Lungenentzündungen.  Die  grösste  Mortalität  fällt  auf 
den  Monat  August.  — Die  Ursachen  der  so  häufigen  Erkrankung 
sind  z.  Th.  anatomisch  physiologische  Eigentümlichkeiten  der  Neu- 
geborenen, insbesondere  die  Neigung  ihrer  Lungen  zur  Atelektase. 
Congenitale  Pneumonien  werden  selten  beobachtet  und  die  Diagnose 
derselben  am  Lebenden  ist  fast  unmöglich.  Die  congenitalen  Pneu- 
monien sind  entweder  septischer  oder  syphilitischer  Natur;  erstere 
sind  sehr  oft  lobär  und  diffus,  letztere  können  sich  in  verschiedenen 
anatomischen  Formen  äussern:  pneum.  gelatinosa,  alba,  gummosa, 
interstitialis  fibrosa,  doch  sind  diese  Formen  selbst  bei  Kindern  mit 
congenitaler  Syphilis  sehr  selten.  — Von  den  acquirirten  Pneumo- 
nien sind  */s  secundär,  '/j  primär.  Die  häufigste  Art  sowohl  der 
primären  als  secundären  Lungenentzündung  ist  die  Bronchopneu- 
monie in  lobulärer  oder  lobulär  confluirender  Form.  Primäre  Pneu- 
monien pflegen  aber  weit  öfter  als  secundäre  rein  lobäre  zu  sein, 
den  croupösen  ähnliche;  alsdann  sind  sie  meistenteils  einseitig  und 
dabei  häufiger  rechtsseitig.  Die  sie  nicht  selten  complicirenden 
Pleuritiden  pflegen  gewöhnlich  fibrinös,  sehr  selten  eitrig  zu  sein. 


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No.  33. 


MoBobnky  and  Srsw,  Hobsley,  Zar  Hirnchirurgie. 


585 


Secundäre  Pneumonien  sind  meistenteils  doppelseitig,  selten  einseitig, 
wobei  die  rechte  Lunge  ebenfalls  häufiger  befallen  wird  als  die 
linke.  — Primäre  Pneumonie  gesellt  sich  relativ  selten  zu  ange- 
borener Lungenatalektase;  sehr  oft,  aber  nicht  immer,  entwickelt 
sie  sich  aus  einer  Bronchitis,  Laryngotracheitis  und  Grippe.  Oie 
secundäre  Bronchopneumonie  entsteht  nicht  selten  aus  Lungenhypo- 
stase oder  infolge  acquirirter  entzündlicher  Lungenatelektase.  (Kro- 
maybr).  — Die  erworbenen  septischen  Pneumonien  sind  oft  inter- 
stitiell, doppelseitig  und  mit  eitriger  Pleuritis  complicirt.  — Die 
sogenannten  cerebralen,  durch  Meningitis  complicirten  Pneumonien, 
werden  bei  kleinen  Kindern  sehr  selten  beobachtet;  selten  ist  auch 
die  hämorrhagische  Form  der  Pneumonie;  jene  kommt  fast  aus- 
schliefslich  bei  primär  lobären  Formen  der  Pneumonie  vor,  diese 
wurde  relativ  oft  bei  secundären  Bronchopneumonien  gefunden.  — 
Als  Endausgänge  der  Pneumonie  waren  selbst  bei  sehr  kleinen 
Kindern,  wenn  auch  selten,  Lungenabscesse,  Lungengangrän  und 
chronische  Lungenentzündungen ; käsige  und  tuberculöse  Formen 
mit  Entstehung  grofser  Lungencavernen  und  stark  ausgesprochener 
käsiger  Entartung  der  Bronchialdrüsen.  Allgemeine  Miliartubercu- 
lose  wurde  nur  in  Ausnahmefällen  angetroffen.  — Pneumonien 
kleiner  Kinder  waren  sehr  oft  ('/*  aller  Fälle)  mit  Pleuritiden  com- 
plicirt, wobei  fibrinöse  Pleuritiden  öfters  bei  primär- lobären  Pneu- 
monien beobachtet  wurden  und  eitrige  bei  lobulären  Bronchopneu- 
monien. Pleuropneumonien  waren  öfters  doppelseitig.  Stadthagen. 


1)  Ch.  McBurney  and  M.  A.  staw,  A contribution  to  cerebral 
surgery.  Amer,  Journ.  of  the  Med.  Scienc.  1898,  April. 

2)  V.  Horsley,  Discussion  on  the  treatment  of  cerebral  tumours. 
Read  in  the  Section  of  Surgery  at  the  annual  meeting  of  the 
British  Medic.  Assoc.,  Newcastle  August  1893.  Brit.  med.  Journ. 
1893,  Deo.  23. 

1)  Einschliefslich  der  3 hier  beschriebenen  Fälle  von  operirten 
Hirntumoren  sind  87  beschrieben;  in  23  Fällen  wurde  der  Tumor 
nicht  gefunden,  in  3 nicht  entfernt,  in  40  mit  Erfolg  entfernt  und 
in  20  mit  tötlichem  Ausgang.  In  13  von  den  87  Fällen  handelte 
es  eich  um  einen  Kleinhirntumor;  bei  diesen  13  war  die  Operation 
nur  in  2 Fällen  erfolgreich.  — Im  ersten  der  3 neuen  Fälle  han- 
delt es  sich  um  ein  Sarcom  der  linken  Frontalgegend,  das  mit  töt- 
lichem Ausgange  entfernt  wurde.  Der  Kranke  hatte  1890  einen 
Anfall  von  Convulsionen,  1891  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Sehschwäche 
und  Abnahme  der  Intelligenz  gezeigt;  dazu  traten  rechtsseitige 
Hemiparese,  Neuritis  optien  links  mehr  als  rechts  etc.  — Im  2.  Fall 
lag  ein  Fibro-Sarcom  des  Cerebellum  und  Pons  vor;  die  Operation 
verlief  mit  letalem  Ausgang.  Eis  bestanden  Kopfschmerz,  Ohren- 
sausen, Schwindel,  Taubheitsgefühl  der  linken  Gesichtshälfte,  Doppel- 


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586 


McBoknky  and  Staw,  Horsi.kt,  Zar  Hirnchirurgie. 


No.  33 


sehen  und  zunehmende  Sehschwache,  ferner  Nystagmus,  geistige 
Stumpfheit,  Stauungspapille,  linksseitige  Taubheit,  schwankender 
Gang  mit  Neigung  nach  rechts  zu  fallen,  Schwäche  der  rechten 
Hand  und  Steigerung  der  Sehnenreflexe  rechts.  — In  16  von  20 
Kleinhirntumor-Fällen  (V5)  trat  das  Schwanken  nach  der  entgegen-  ) 
gesetzten  Seite  der  Läsion  ein,  wie  in  dem  hier  beschriebenen 
Falle.  — Im  3.  Fall,  der  auch  letal  endete,  lag  ein  Gliom  des 
Kleinhirns  vor;  es  bestanden  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Erblindung, 
Neuritis  optica,  Nystagmus,  Schwanken  beim  Gehen,  Neigung  nach 
links  zu  fallen.  — Von  13  operirten  Kleinhirngeschwülsten  wurde 
in  6 Fällen  der  Tumor  nicht  gefunden,  und  die  5 Kranken  starben 
nach  der  Operation;  in  2 Fällen  wurde  der  Tumor  mit  tötlichem 
Ausgange  entfernt;  in  2 Fällen  konnte  er  nicht  entfernt  werden; 
auch  diese  verliefen  tätlich;  in  einem  Falle  wurde  er  gefunden  und 
nicht  entfernt;  und  nur  in  einem  Falle  von  den  13  wurde  er  mit 
Erfolg  entfernt.  Während  sich  so  die  Mortalitätsziffer  bei  operirten 
Kleinhirntumoren  auf  75  pCt.  beläuft,  beträgt  dieselbe  bei  Grofs- 
hirntumoreo  51  pCt.  S.  Kaiischer. 

2)  Der  berühmte  Chirurg  beleuchtet  seinen  Gegenstand  von 
drei  Gesichtspunkten  aus.  Er  bespricht  zuerst  die  Behandlung  der 
Fälle  vor  dem  chirurgischen  Eingriff.  Für  die  Stellung  der  Diag- 
nose hält  er  die  drei  cardinalen  Allgemeinsymptome  (Neuritis  opt., 
Kopfschmerz  und  Erbrechen)  für  weniger  wichtig  als  die  Beiz-  u. 
Ausfallsymptome  und  den  progressiven  Character  des  Leidens.  Von 
grofser  Bedeutung  sei , wie  lange  man  die  verdächtigen  Fälle  arz- 
neilich mit  Mercur  und  Jod  behandeln  solle,  ehe  man  zur  Hinzu- 
ziehung des  Chirurgen  schreite.  H.  meint,  dass,  wenn  durch  Me- 
dicamente  innerhalb  dreier  Monate  keine  Besserung  oder  gar  eine 
Verschlechterung  eintrete,  die  chirurgische  Behandlung  in  Betracht 
zu  ziehen  sei,  er  befinde  sich  hier  in  Uebereinstimmung  mit  Starr. 

Jener  Behandlung  seien  ja  allenfalls  die  luetischen  Tumoren  zu- 
gänglich, aber  auch  darüber  lasse  sich  streiten,  während  eine  gün- 
stige Reaction  andersgearteter  Geschwülste  auf  Jod  nur  sehr  vorüber- 
gehend in  die  Erscheinung  trete  und  dann  oft  den  Zeitpunkt  für 
den  chirurgischen  Eingriff  versäumen  lasse.  Was  dann  zweitens 
die  Tumoren  betrifft,  bei  welchen  operirt  werden  musste,  so  glaubt 
H.,  dass  man  auch  Gummata  entfernen  müsse,  weil  sie  eine  pro- 
gressive Meningitis  um  sich  verbreiten,  welche  leicht  verhängnisvoll 
werden  kann;  sodann  glaubt  H.,  dass  man  auch  zur  Linderung  der 
drei  obengenannten  Allgemeinsymptome  operiren  müsse.  Drittens 
spricht  H.  Ober  die  Technik  der  Trepanation:  Er  verwirft  den  Ge- 
brauch von  Hammer  und  Meifsel  und  die  osteoplastiche  Methode 
und  operirt  in  zwei  Zeiten  und  tamponirt  die  durch  Entfernung  des 
Tumors  entstandene  Höhle.  An  der  Discussion  beteiligten  sich 
Macewbn,  IIabhissun,  Pabkeb  etc.  M.  Brasch. 


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No.  33  Manolaihk,  MoMprtrt,  Qow,  Dbavbb,  Hysterectomie.  587 

1)  P.  Manclaire,  Du  Manuel  Op^ratoire  de  L’Hyst4rectomie  va- 
ginale. Annales  de  Gyn,  etc  1893,  Oct. 

2)  McMurtry,  Hysterectomy.  The  medical  and  sargical  reporter  1894, 
3.  February. 

3)  V.  J.  Gow,  Vaginal  hysterectomy  for  cancer.  The  Praotitioner 
March  1894.  (No.  309,  Vol.  52.  No.  3). 

4)  J.  B.  Deaver,  Vaginal  hysterectomy.  The  medical  and  surgical 
Reporter.  1894,  S.  636. 

1)  Verf.  berichtet  zunächst  Ober  die  Geschichte  der  Hysterec- 
tomie, giebt  dann  eine  Schilderung  der  dabei  verwandten  Ligatur 
und  der  Klemme.  Bei  der  Hysterectomie  sei  zuerst  die  Lage  und 
Beweglichkeit,  Gröfse  des  Uterus  zu  prOfen  und  ob  Anhänge  frei 
sind.  Schildert  dann  zunächst  das  MARTm’sche  Verfahren  durch 
Ligaturen,  Herausschälung  des  Uterus  nach  hinten,  dann  das  von 
Richblot,  Pkan  durch  Klemmen , Uterus  nach  vorn  herausgewälzt 
und  Abklemmung  der  Bänder  durch  Klemmen  mit  kurzem  Maul. 

Verf.  geht  dann  auf  das  Verfahren  der  Zerstückelung  und  der 
Zerschneidung  des  Uterus  ein  bei  grofsen  nicht  adkärenten,  sowie 
bei  vollkommen  adhärentem  Uterus.  Modification  dieser  PtäAn’schen 
Methode. 

1.  Durch  Müllbb:  Zerschneidung  des  Uterus  in  2 symmetrische 
Hälften  und  dann  die  Seiten  unterbinden. 

2.  Durch  Guknc:  löst  das  Collum  ab,  setzt  Zangen  an  die 
Portio  vorn  und  hinten,  schneidet  dann  in  der  Mitte  vorn  und  hinten 
durch  und  setzt  die  Zangen  allmälig  höher,  schneidet  immer  weiter 
ein,  bis  er  mit  dem  Finger  hinter  den  Uterus  kommt,  schneidet 
denselben  mitten  durch,  klemmt  die  Ligamente  ab,  unterbindet  eie, 
vernäht  das  Peritoneum.  Vorzug  vor  dem  MöLLKh’schen  Verfahren: 
MOlckr’s  Verfahren  nur  bei  Carcinom,  Er  auch  bei  hinter  dem  Ute- 
rus gelegenen  Tumoren. 

3.  Doybn:  Circulär-Schnitt,  Eröffnung  des  Douglas,  Haupt- 
schnitt in  Form  einer  lateinischen  Fünf. 

4.  Verf.  beschreibt  dann  zuletzt  das  Verfahren  von  Chapüt. 
Bei  vollkommenen  adhärentem  Uterus  ist  das  Verfahren  genau 

dasselbe. 

2)  Verf.  berichtet  Ober  2 Fälle  von  Uterusexatirpation,  von  denen 
der  erste  ein  Cervixcarcinom  war  mit  rechtsseitigem  Pyosalpinx. 
Letzterer  platzte,  der  Eiter  lief  durch  die  Vagina  ab,  die  Patientin 
genas.  Verf.  hält  die  Totalexstirpation  bei  malignen  Geschwülsten 
fOr  die  einzig  indicirte  Operation. 

Im  Anschluss  an  den  zweiten  Fall  Myom  mit  intraperitonealer 
Stielversorgung  gleichfalls  Heilung  betont  er  die  Unzuverlässigkeit 
der  symptomatischen  nicht  operativen  Behandlung  und  hält  die 
alleinige  Entfernung  der  Adnexe  nur  fOr  den  Anfang  indicirt.  Die 
extraperitoneale  Methode  der  Stielversorgung  hält  er  für  die  beste, 
besonders  bezüglich  der  Gefahr  einer  Nachblutung. 

3)  Verf.  berichtet  über  8 eigene  Fälle,  um  die  Operation  in 


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588 


Hedon.  — Kkattbb. 


No.  33 


England  mehr  einzubürgern , wo  sie  in  dem  Glauben  einer 
gröfseren  Operationsmortalität  lange  nicht  so  verbreitet  ist  wie  in 
Deutschland. 

Sie  beträgt  nach  Zusammenfassung  einiger  gröfseren  englischen 
Reihen  4.89.  Endgültige  Heilungen  findet  er  in  55  pCt.  der  Fälle. 

Er  betont  die  Notwendigkeit  strengster  Asepsis.  — In  der  Ge- 
fäfsversorgungsfrage  benutzt  er  principiell  Ligaturen,  nur  in  beson- 
deren Fällen  Klemmen.  Er  umsticht  die  Lig.  partieenweise  mit  bei- 
den Seiten  abwechselnd  mit  Aneurysmanadel. 

Die  supravaginale  Amputation  befürwortet  er  nur  bei  Intactsein 
des  grössten  Teils  des  Cervicalkanals.  Wo  irgendwie  Zweifel  be- 
stehen ob  die  Operation  ohne  Eröffnung  des  Douglas  im  Gesunden 
möglich,  macht  er  lieber  die  Totalexstirpation. 

4)  Nach  kurzer  Besprechung  der  Symptome,  Diagnose,  Prog- 
nose, Complicationen,  der  anatomischen  Verhältnisse,  der  Operation, 
wobei  D.  die  Methode  der  Unterbindung,  derjenigen  der  Anwen- 
dung der  Klammern  vorzieht,  weil  erstere  chirurgischer  ist,  be- 
schreibt er  4 von  ihm  mit  Erfolg  operirte  Fälle.  A.  Martin. 


E.  Hedon,  Influence  de  la  piqüre  du  plancher  du  quatrifeme  ven- 
tricule  chez  les  animaux  rendus  diab4tiques  par  l’exstirpation  du 
pancreas.  Arch.  de  pbysiol.  1894,  p.  267. 

Verletzt  man  Hunden,  die  infolge  Ausrottung  des  Pancreas  diabetisch  geworden 
sind,  den  Boden  des  4.  Ventrikels,  so  wird  der  Diabetes  noch  stärker  als  zuvor,  so 
z B.  steigt  die  Zuckerausscheidung  durch  den  Harn  in  Procenten  von  5 — 6 auf  6— 10 
resp.  von  9 — 10  auf  18  — 16.  Da  die  Ausscheidung  von  Harnstoff  nicht  immer  und 
auch  nicht  sehr  beträchtlich  zunimmt,  so  kann  der  Zucker  kaum  aut  reichlicher  zer- 
fallenem Eiweifs  kommen;  aber  wobl  auch  nicht  aus  Kohlehydraten,  weil  im  Pancreas 
diabetes  das  Glycogen  sehr  schnell  schwindet  und  die  Steigerung  in  der  Zuckerzufuhr 
durch  die  Piqüre  auch  bei  hungernden  Tieren  auftritt.  Zugleich  ergibt  sieb,  dass  die 
Piqüre  nicht  durch  eine  Einwirkung  auf  das  Pancreas  zum  Diabetes  führt. 

J.  U unk. 


J.  Kratter,  Ueber  den  Tod  durch  Electricität.  (Vorläufige  Mit- 
teilung). Wiener  klin.  Wochensohr.  1894,  No.  21. 

Bei  einem  26jährigen  Manne  trat  durch  Berührung  des  Kabelendes  einer  elec- 
triseben  Beleuchtungsanlage  mit  Wechselstrom  von  1600 — 2000  Volt  Spannung  in 
wenigen  Minuten  der  Tod  ein.  An  der  BerUhrungsstelle  am  Zeige6nger  sowie  an 
einer  Stelle  des  Rückens,  mit  der  der  Mann  an  einer  eisernen  Traverse  angelehnt 
stand,  bestanden  Brandwunden,  an  letzterer  Stelle  bis  auf  deo  Knochen  reichend. 
Hochgradige  venöse  Stauung  war  im  ganzen  Körper,  besonders  in  den  Lungen  nach- 
weisbar; es  bestand  starkes  acutes  Lungenödem.  Am  Hals'  und  an  den  Brustwirbeln 
zeigten  sich  dunkle  Bluteztravasate,  dgl.  am  Zwerchfell.  Das  Herz  war  erschlafft, 
reichlich  mit  Blut  gefüllt.  Es  ist  anzunebmen.  dass  primär  Erlahmung  der  Herz  tätig 
keit,  secundär  Lungenödem  aufgetreten  war,  und  es  so  zu  subacuter  Erstickung  kam. 

Verf.  bat  nun  die  Wirkung  von  Starkstromleitungen  experimentell  an  weiften 
Mäusen,  Kaninchen,  Meerschweinchen,  Hunden  und  Katzen  erprobt.  Der  Tod  erfolgte 
dabei  meist  durch  plötzliche  Hemmung  der  Atmung.  Doch  tritt  der  Tod  auch  bei 
Strömen  von  hoher  Spannung  (1600  —2000  Volt)  nicht  sicher  ein;  Tiere  mit  höher 


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No.  33.  v.  Mosrtig-Moobhop.  — Pkorkh.  — Uhthoff.  — Hammcnd.  589 


organislrtem  Nervensystem  sterben  leichter  wie  nieder  »teilende.  Mitunter  trat  der 
Tod  durch  plötzliche  Hemmung  der  Herzbewegung  ein.  Dabei  fehlto  in  allen  diesen 
Fullen  eine  anatomische  Veränderung,  die  den  Tod  hätte  erklären  können.  Vereinzelt 
kam  es  zu  Zerreifsungen  der  Blutgefälse  der  Hirnhäute,  und  die  Tiere  starben  au 
Hirndruek  infolge  subduraler  Hämatome.  Verbrennungen  an  den  Kontaktstellen  und 
kapilläre  Blutungen,  die  den  Weg  des  Stromes  durch  den  Körper  bezeichneten,  fanden 
sieb  in  allen  Fälleo,  M.  Hotbmann. 


V.  Mosetig- Moorhof,  Chirurgische  Mitteilungen.  Peritoneal- 
Tuberculose.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  27. 

Verf.  hatte  bei  einem  21jährigen  Pat.  mit  Peritonealtuberculose  durch  die  Lapa- 
rotomie den  Ascites  entleert  und  das  Bauchfell  der  Luft  ausgesetzt.  Der  Erfolg  war 
nur  ein  vorübergehender  und  dasselbe  galt  ron  der  2 Mal  hierauf  wiederholten  Para- 
ceotese  mit  darauffolgender  Injection  ron  (sterilisirter)  Luft.  Trotzdem  will  Verf. 
letzteres  Verfahren  an  Stelle  der  Laparotomie  wegen  seiner  viel  geringeren  Gefahr  in 
Zukunft  angewandt  wissen,  da  der  Erfolg  bei  beiden  gleich  gut  resp.  gleich  schlecht 
ist  und  die  Paracentese  mit  Luftiojection  beliebig  wiederholt  werden  kann. 

P.  Güter  bock. 


G.  Feurer,  Angeborene  Oberlippenfistel.  Archiv  f.  klin.  Chir.  XLVI. 
S.  34. 

Die  auf  der  rechtes  Seite  bei  einem  20  jährigen  Patienten  befindliche  Fistel  wurde 
wegen  der  durch  ihre  Absonderung  bedingten  Belästigung  ezstirpirt.  Bei  einer  Länge 
der  Fistel  Ton  ca.  2.2  cm  zeigte  die  genaue  microscopische  Untersuchung  durch  Dr. 
t Hanau  mittelst  ca.  200  Serienschnitten,  dass  die  Fistelwand  mit  ihrer  Umgebung  die 

Zusammensetzung  des  Lippenrotes  nur  mit  geringen  Abweichungen  besafs. 

P.  Güterbock. 


W.  Uhthoff,  Untersuchungen  Ober  die  bei  der  Syphilis  des  Cen- 
tralnervensystems  vorkommenden  AugenstOrungen.  II.  (klin.)  Teil 
2.  Hälfte,  v.  Grüfe’s  Arcb.  f.  Ophthalm,  XL.  p.  43. 

Unter  100  Fällen  von  Hirnsyphilis  kamen  34  Mal  Affectioueu  des  Oculomotorius 
vor,  und  zwar  16  doppelseitige,  15  einseitige  ohne  gekreuzte  und  4 einseitige  mit 
gekreuzter  KörperlähmuDg.  16  Mal  war  der  Abducenz  afficirt,  11  Mal  doppelseitig, 
4 Mal  einseitig  ohne  gekreuzte  und  1 Mal  einseitig  mit  gekreuzter  Körperlähmung. 
6 Trocblearisaffectionen  wurden  beobachtet,  1 doppelseitige  und  4 einseitige,  ausserdem 
noch  14  Affectioueu  des  Trigeminus,  sämmtlich  einseitig.  Der  typische  Nystagmus 
fand  sich  nur  bei  2 Fällen,  nystagmutartige  Zuckungen  bei  6.  Die  verzögerte  Ab- 
weichung der  Augen  wurde  nur  1 Mal  angetroffen.  Dieselbe  bestand  nach  rechts 
gleichzeitig  bei  rechtzeitiger  Körperläbmuug  mit  Contractur  und  linkaseitiger  Hemi- 
anopsie. Typische  reflectorische  Pupilleustarre  auf  Licht  mit  erhaltener  Convergeuz- 
Reactiou  kam  10  Mal  vor,  und  zwar  4 Mal  ohue  sonstige  functionelle  oder  anato- 
mische Veränderungen  im  Bereiche  der  Nervi  oculomotorii  und  6 Mal  mit  solchen. 
Die  Pupillarreaction  auf  Liebt  und  Convergeoz  fehlte  4 Mal,  hemianopische  Pupillar- 
reaction  fand  sich  in  einem  Fall  and  Hippusartige  Contractionen  des  Sphincter  pupillae 
einer  Seite  ebenfalls  in  einem.  Hortons».. 


Hamniond,  Three  cases  of  attic  suppuration  in  which  Operation 
wae  followed  by  facial  paralysis  (Bklls  pulsy).  Med.  News  1894, 
May  26. 

In  drei  Fällen  von  chronischer  Eiterung  im  Recessut  epitympaniens  machte  Verf. 
di*  Eztraction  des  Trommelfelles  mit  Hammer  und  Amboss,  kratzte  dann  die  Pauken- 


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690 


Prak.  — Hodara.  — Stbpp. 


No.  33 


höhle  mit  dem  scharfen  Löffel  aas  and  entfernte  einen  Teil  der  hinteren  oberen  Ge- 
hörgangswand.  In  allen  3 Fillen  trat  nach  der  Operation  Facialisparalyse  ein. 
(Nach  des  Ref.  Meinung  ist  das  nicht  zu  verwundern,  da  Ref.  alle  die  genannten 
operativen  Eingriffe  vom  Ausseren  Gehörgang  ans  vornabm,  wobei  eine  klare  Ueber- 
sicht  Ober  die  aaszukratzenden  Stellen,  namentlich  die  hintere  Partie  der  Paukenhöhle, 
in  welcher  der  Canalis  facialis  verlAaft,  nicht  möglich  ist;  es  wAre  also  wohl  indicirt 
gewesen,  wenn  Aoskratiung  and  Abmeifselung  der  hinteren  oberen  GehOrgangswaad 
nötig  war,  die  Ablö.ung  der  Ohrmuschel  vorzanehmen,  reip.  nach  Stake  za  operiren). 

Oie  Paralyse  ging  in  2 Fällen  nach  mehreren  Monaten  zurück,  in  einem  ist  sie 
bisher  persistent  geblieben.  Oie  Eiterang  wurde  beseitigt,  das  Gehör  nicht  gebessert 

Schwmbach. 


P£an,  Thyroidectomie  suivie  de  la  risection  da  cartilage  cricoide 
et  des  cinq  premiers  anneaux  de  la  trachte  et  nouvel  appareil 
pour  retablir  la  phonatioo.  Bull,  de  l’academie  de  med.  1894,  No.  18  et 
Oax.  des  hopitaux  1894,  No.  52. 

P.  stellt  in  der  Academie  eine  Kranke  vor,  die  sowohl  wegen  der  vorgenommenen 
Operation  als  auch  der  Mafsregeln  halber,  die  nach  Entfernung  des  Kehlkopfes  und 
eines  grofseo  Teil  der  Trachea  unternommen  werden  mussten,  Ausserst  interessant  ist. 
Mehrere  wichtige  Schlüsse  können  hieraus  gezogen  werden,  einmal  die  Möglichkeit  der 
Umwandlung  einer  ursprünglich  gutartigen  in  eine  bösartige  Geschwulst  der  Schild- 
drüse; ferner  die  Notwendigkeit  diese  Tumorea  breit  za  entfernen,  selbst  den  Kehlkopf 
und  einen  grofseo  Teil  der  Trachea,  wenn  sie  ergriffen  sind.  Auch  die  relative  Leich- 
tigkeit der  Operation  Dank  der  Anwendung  der  Klammern  zum  Schluss  der  GefAfse 
und  der  stückweisen  Entfernung  der  Geschwulst  ist  hervorzuhebeo , ebenso  wie  die 
Möglichkeit  den  Operirten  die  Stimme  wieder  zu  geben  mittelst  der  KEAUt'scheo  Ka- 
nüle Seit  Vollzug  der  Operation  waren  10  Monate  verstrichen.  Die  KBAUs’sche 
Kanüle  zieht  Verf.  allen  bisher  bekannten  vor.  w.  Lobliatki. 


llodara,  Ueber  die  bacteriologische  Diagnose  der  Acne.  (Aus 
Unna’s  Laborat.  in  Hamburg).  Monatsb.  f.  pract.  Dermat.  1894,  X VIII. 
No.  12.  S.  573. 

Die  Achte  Acne,  die  in  der  Hauptsache  bei  jungen  Leuten  vor  der  PabertAt  vor- 
kommt, beginnt  stets  mit  der  Bildung  von  Mitessern  meist  an  Nase,  Stirn,  Wangen, 
Kinn,  Schultern,  Brust  und  Rücken;  sie  nimmt  einen  chronischen  Verlauf,  ergreift 
einen  Follikel  nach  dem  andern  und  wandelt  sich  häufig  in  eine  pustulöse  Dermatose 
um.  Komedoneu  von  20  FAllen  solcher  Acne  untersuchte  Verf  , microscopiscb  an 
Schnitten,  und  durch  Kultur.  Er  fand,  dass  diese  Komedonen  stets  eine  bestimmte 
Flora  von  Pilzen  beherbergen,  die  fast  immer  die  nämliche  ist.  Unter  derselben  findet 
sich  regelmäfsig  ein  kleiner  dicker  Bacillus,  der  im  Komedo  immer  den  Grund  und 
die  centralen  HohlrAume,  niemals  den  Kopf  einnimmt.  Derselbe  ISsst  sieb  auf  Agar 
in  schwachen  durchsichtigen  Kolonieen  züchten.  H.  hält  ihn  für  die  Ursache  der  Acne. 

Ausserdem  finden  sieh  noch  Coccen  und  die  Malaxsez'schen  .Flaschenbacillen*. 

8ch«url«n. 


Stepp,  Zur  Behandlung  des  chronischen  Magengeschwüres.  Therap. 

Monatsb.  1893,  No.  11. 

St.  behandelt  das  chronische  Magengeschwür  mit  Vorliebe  durch  innerliche  Ver- 
abreichung von  Cbloroformwaiser  mit  oder  auch  ohne  Zusatz  von  Bism.  subnitr.  und 
zwar  in  folgender  Formel:  fy  Chloroform  1.0  Aquae  destillat.  150.0  Bism.  snbnitr. 
3.0  stündlich  1—2  Löffel  voll,  sodass  täglich  1 — 2 Flaschen  hiervon  verbraucht  wer- 
den. Er  erzielt  durch  diese  Behandlungsweise  einmal  die  Hintanbaltung  der  Gäh 
rungs-  und  ZersetzungsvorgAnge  im  Magen,  sodass  die  GescbwürsfiAche  nach  Möglichkeit 


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No.  33. 


Cnopf.  — Simpson. 


591 


Ton  allen  schädlichen  Reizwirkungen  befreit  wird  nnd  dann  auch  eine  unschädliche 
Reizwirkung  auf  die  torpide  Wnndfllche.  Daa  Chloroform  wirkt  bei  der  genannten 
Anwendungsweise  nicht  ata  Anodynnm  — denn  es  ist  keines  bei  innerlichem  Ge- 
brauch — sondern  lediglich  in  seiner  Eigenschaft  als  ein  Reizmittel,  ein  Analepticnm. 
Durch  seinen  Gebrauch  hob  sich  der  Puls  und  das  Allgemeinbefinden.  Eine  ganze 
Reihe  rom  Verf.  auf  die  oben  bezeichnte  Weise  behandelter  Fülle  von  DIcus  rotun- 
dnm  cbronicnm  ventriculi  heilten  glatt,  sodass  es  scheint,  als  ob  das  Chloroformwassor 
berufen  sei,  in  der  Therapie  der  genannten  Magenaifection  eine  hervorragende  Rolle 
ZU  spielen.  C.  Rosenthal. 


Cnopf,  Ueber  Tuberculose  im  Kindesalter.  Münchner  med.  Wochenschr. 
1893,  No.  39,  40. 

C.  fand,  — wie  auch  andere  Autoren,  — dass  die  Tubercnlose  im  Kindesalter 
keine  seltene  Erkrankung  ist.  Den  höchsten  Procentsatz  zeigt  in  C.'s  Statistik  die 
Altersklasse  1 — 2 Jahre,  ihr  folgen  die  Altersklassen  5 — 12,  dann  2 — 4 Jahre;  die 
niederste  Stufe  nimmt  die  Altersklasse  0 — 1 ein.  Die  Krankheit  tötet  um  so  rascher, 
je  jünger  das  Kind  ist.  — Die  fötale  Infection  hült  C.  nicht  für  so  selten,  als  man 
allgemein  annimmt.  Die  Schwierigkeit,  bei  kleinen  Kindern  die  Tuberculose  zu  diag- 
nosticiren  ist  sehr  grofs,  zumal  Öfters  die  Kinder  anfünglich  nicht  kachectisch  Aus- 
sehen. C.  führt  als  Beweis  Fülle  an,  io  welchen  er  bei  scheinbar  gut  genührten  Kin- 
dern der  frühen  Altersstufen  ganz  unerwartet  bei  der  Section  Tuberculose  fand.  Wird 
bei  solchen  Kindern  die  Krankheit  in  spüterer  Zeit  manifest,  so  ist  man  leicht  ge- 
neigt, sie  für  acqutrirt  zu  halten.  Auch  glaubt  C.,  dass  manche  Formen  von  Monate 
lang  dauernder  Atrophie  bei  bereditli  belasteten  Kindern,  welche  in  gut  sitairtcn 
Familien  schliefslich  zum  Verschwinden  gebracht  werden,  so  gedeutet  werden  müssen, 
* dass  eine  ererbte  Tuberculose  zum  Stillstand  gekommen  ist.  Die  weitere  Entwicklung 

des  Processes  kann  dann  nach  einer  Reihe  von  Jahren  erfolgen,  und  es  wird  der  Zu- 
sammenhang der  spüter  manifesten  Tuberculose  mit  der  vorangegangenen  „Atrophie“ 
dann  selten  erkannt.  etsdtha««». 


Chr.  Simpson,  Remarks  on  Raynaud’?  Disease.  Edinb.  Med.  Jouru. 
1893,  Mai. 

S.  teilt  2 Fülle  Rath  ton'*  eher  Krankheit  mit  und  unterscheidet  sodann  5 grOfsere 
Gruppen,  welche  diese  Symptomatologie  zeigen.  I.  Arterienspasmus  meist  symme- 
trisch und  mit  Ischümie  beginnend  um  ron  Lähmung  und  Cyanose  gefolgt  zu  sein; 
es  kann  zu  completer  Gangrän  einzelner  Finger  kommen  Bei  Beteiligung  der  visce- 
ralen Arterien  kann  es  zu  parozysmeller  Hümophysis,  Hämaturie,  Hämoglobinurie 
kommen;  fehlerhafte  chemische  physiologische  Vorgänge  im  Blut  (Harnsüureanhäufung) 
u.  s.  w.  künne  hier  die  Ursache  sein.  II.  Diese  Gruppe  beruht  auf  einer  coogenitaleu 
Abnormität  in  dem  Bau,  Lage,  Verteilung  der  Arterien  mit  oder  ohne  Herzaffection-, 
hier  ist  das  Leiden  meist  einseitig.  III.  Hier  handelt  es  sich  um  Spasmen  der  Ve- 
nen, venBse  Congestioo,  Varicen,  Anschwellung,  Blutung  etc.  Das  ischämische  Sta- 
dium fehlt  hier.  Dabei  kann  Epistazis,  Hämoptoe,  Hämaturie,  Melaena  auftreten. 
Menorrhagien  sind  selten.  IV.  Die  4.  Groppe  umfasst  die  Fälle  mit  neuropatbiscben 
Zeichen  und  zerfällt  in  a)  periphere  Neuritis,  b)  ascendirende  Neuritis,  e)  Lähmung 
der  vasomotorischen  Centren  bei  Paralyse,  Epilepsie,  Manie  etc.,  d)  Hirntumoren  und 
organische  cerebrale  Leiden,  e)  eine  functionelie  Sympathicus-Affection.  — Diese  letztere 
scheint  die  häufigste  Ursache  des  Leidens  sn  sein.  In  einer  ü.  Gruppe  tollen  die 
mannigfachen  Combinationen  und  Variationen  der  genannten  Gruppen  vereinigt  sein. 
— Die  Therapie  ist  die  bekannte.  ?.  Kaiischsr. 


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592 


Bononkvii.i.p.  — Dkobbib  Holstkk.  Theilhabkb. 


No.  33 


Bononeville,  De  l’emptloi  du  Bromure  de  Camphre  dane  le  trai- 
tenaent  de  l’Epilepsie  vertigineuee.  Le  Progrhs  Medical  1893,  No.  18. 

B.  empfiehlt  die  Anwendung  des  Campher.  monobroraat.  bei  der  Tertigo  epilep- 
tiea  (Petit  mal)  wie  bei  der  Epilepsie,  die  ausser  den  Convulsionen  auch  Sehwindel- 
anfälle aufweist.  Das  Mittel  wurde  in  Capsein  zu  0.2  g gegeben  und  zwar  je  nach 
Bedarf  2 — 7 Capsein  pro  die  oder  pro  Woche;  grSfsere  Dosen  in  Zwischenräumen  ton 
einigen  Tagen  waren  am  meisten  wirksam.  Auch  wo  die  anderen  Brompriparate  er- 
folglos waren,  wirkte  Brom-Campher  sehr  günstig.  — 6 gebesserte  Falle  werden  mit- 
geteilt. 8.  Kallscher. 


G.  Dederic  Holsten,  Neurotisches  (reflectorisches)  Eczetn.  Monatsb. 
f.  pract.  Derniat.  X VIII.  No.  1. 

Dieses  Eczem  findet  sich  bei  jungen  Kindern  vorzugsweise  im  Gesicht,  an  den 
Ohren  und  auf  dem  Kopfe,  bei  Erwachsenen  Öfters  an  den  oberen  Extremitäten  und 
zwar  nur  an  der  Streckseite  derselben.  Es  bildet  scharf  begrenzte,  meist  mit  Bisschen 
besetzte  oder  nässende  Plaques,  die  gewöhnlich  an  einer  Nerrenkreuzungstelle  oder 
über  den  Endverzweigungen  eines  cutanen  Nervenestes  sitzen.  Besonders  auffallend 
ist  ihre  symmetrische  Verteilung,  die  grofse  Neigung  zu  recidiviren,  die  Schnelligkeit 
mit  welcher  sieb  Besserungen  sowohl  wie  Verschlimmerungen  ausbilden  und  die  Re- 
sistenz gegen  rein  locale  Behandlung.  Nach  des  Verf.'s  Ansicht  ist  dieses  Eczem  auf 
eioe  Reflexwirkung  von  anderen  Organen  her  zurückzufübren.  Als  häufigste  Ursachen 
fand  er  Anomalien  der  Verdauung,  Obstipation,  unzweckmüfsige  Ernährung,  Phimosis, 
Adhäsionen  der  Vorhaut  bei  Kindern  und,  namentlich  bei  Erwachsenen,  neuraethe- 
nisebe  Störungen,  — Therapeutisch  sind  die  ursächlichen  Momente  sorgfältig  aufzu- 
nehmen und  zu  behandeln,  ausserdem  Nervina  und  zur  Milderung  des  Juckens  be- 
ruhigende locale  Mittel  anzuwenden,  ln  sehr  hartnäckigen  Fallen  erwies  sich  Ergotin 
in  grolsen  Dosen  ionerlich  und  in  Salbenform  äusserlich,  nützlich.  B Mütter. 


Tlteilhaher,  Beiderseitiges  Ovarialsarcom.  Münchner  med.  Wochenschr. 

1893,  No.  28. 

14  Monate  vor  Auffindung  des  Adnextnmors  wurde  Patientin  wegen  einer  Blasen- 
Scheidenfistel  operirt.  z.  Z.  waren  beide  Adoeza  frei  nnd  nicht  vergrBfsert.  In  die 
Entwickelungszeit  des  Tumors  fällt  eine  dreimonatliche  Gravidität,  mit  Abort  endend, 
wobei  der  Adneztumor  gefunden  wird.  (7.  Jan.  18113).  Er  reicht  bis  znm  Nabel 
und  liegt  in  der  rechten  Unterbaucligegend. 

6 Tage  später  ist  dieser  Tumor  so  verkleinert,  dass  er  sich  nur  noch  bei  kom- 
binirter  Untersuchung  finden  lässt.  Auch  ist  jetzt  im  linken  ScheidengewOlbe  eint 
Resistenz  fühlbar. 

Ausserdem  hat  Patientin  ein  linksseitiges  Pleuraexsudat,  welches  am  25.  Januar 
1898  ad  exitum  führte. 

Bei  der  8ection  finden  sich  beide  Ovarien  vergrRfsert,  von  Gestalt  und  GrBfse 
einer  Niere,  Schnittfläche  glatt,  weift.  Mikroskop  giebt  Rundzellensarcom.  Ein 
ebensolcher  Tumor  hinter  dem  Sternum  im  Mediastinum. 

Ob  letzterer  als  Metastase  der  Orarialsarcome  aufzufassen,  lässt  Verf.  unentschie- 
den. Er  betont,  dass  beide  Ovarialsarcome  nirgends  adbärent  und  beide  Tuben  frei 
waren. 

Eodlich  folgen  Bemerkungen  aus  der  Litteratur  der  Orarialsarcome,  über  ihre 
Seltenheit,  die  Jugendlichkeit  der  befallenen  Personen  nnd  die  Prognose  der  Operation. 

A.  Munin.  1 

Einsendungen  für  da»  Ceutralblati  «erden  an  die  Adresse  des  Hrn.  l'rof.  Dr- M,  Hern  h a rdt  (Berlin  W 
Französische  Strafte  ^1)  oder  an  die  Veriagnliandlun#  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verla#  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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* » 


/ r r v 


Wöchentlich  ertchelueu 
l — 2 Bogen;  am  Schlu.nee 
(Jss  Jahrgang*  Titel.  Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de*  Jahrganges 
?<>  Mark:  tu  beticheo 
durch  alle  Ruchhandlun- 
gen und  Postanatalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894. »a.  August. No,  34. 

Inhalt:  Quinckk,  Einfluss  des  Lichtes  auf  den  Tierkörper.  — Wbidnkb,  Ver- 
letzung des  menschlichen  Vagus.  — Matts,  Die  Function  des  Ohrlabyrinthes  der 
Tauben.  — Kakiow,  Deber  antiseptiscbe  Wirkung  der  Cblorpheoole  — Ivanokp, 
Neue  choleraähnliche  Vibrioart.  — Bobchabdt,  Deber  den  PrBiFFim'scben  Influenza- 
bacillus.— Litt«»,  Untersuchung  der  Nieren.  — Quinckk,  Muekelatrophie.  Cere- 
brale Hemiplegie.  — Schaffs»,  Beitrag  zur  RQekeumarkzanatomie.  — Kai-osi, 
Ungewöhnliche  Formen  von  Acne.  — Wzssrts,  Lamhikan,  Dobsshkn,  Pimakd, 
Scha  bt,  Ueber  ExtranterinsehwaDgerschaft.  — Hbtsb,  Casuistische  Mitteilungen. 

Dastbk,  Digestion  ohne  digestive  Fermente  — Sahli,  Einfluss  des  Blutegel- 
extractes  auf  Thrombenbilduog.  — Landow,  Behandlung  der  senilen  und  diabetischen 
GaogrSn.  — Kört*,  Fall  von  Gangraena  penis.  — Gbbix,  Die  Becherseileo  der 
Conjunctiva.  — Barjok,  Oedem  des  Kehlkopfes.  — Katzixstiis,  Innerration  des 
Larynx.  — Sahli,  Typbusbacillen  im  Pieoraexsudat  eines  Typbuskranken.  — Aus 
sitLOui,  Olivenöl  bei  Nierenkollik.  — Stkwakt,  Typhusrecidire.  — Sottas, 
Beitrag  zur  Degeneration  des  Rückenmarkes.  — Stbkbo,  Osteo  Arthropathie  hyper- 
tropbianto  poeumique.  — Schoo,  Fall  von  Spina  bifida  occulta  — Funk  und 
Guunoxach,  Ueber  Urticaria  infantum.  — Sinclaib,  Uterusblutuog  nach  völliger 
Entfernung  der  Anhinge. 


H.  Quincke,  Ueber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  den  Tierkörper. 

Pflüger’s  Arch.  Bd.  57,  S.  123. 

Q.  hat  beobachtet,  dass  durch  Sonnenlicht  die  Oxydation  in 
thierischen  Zellen  gesteigert  wird.  Der  Nachweis  geschieht  durch 
die  Farbenveränderung,  welche  Blut  oder  Bismuth.  subnitric.  dabei 
erleiden  und  am  einfachsten  an  Eiterzellen.  Frisch  entleerter  Abs- 
cesseiter  oder  Pleuraexsudat  wird  mit  V1#  bis  seines  Volumens 
defibrinirten  Blutes  oder  einer  wässrigen  Suspension  von  Wismuth- 
subnitrat  versetzt  und  durchgeschQttelt.  Die  Mischungen  werden 
in  Reagensgläsern  oder  zwischen  Uhrgläsern  (beide  Uhrgläser  mit 
* der  Convexität  nach  unten)  oder  in  Form  mikroskopischer  Präpa- 
rate dem  Licht  ausgesetzt,  ein  Controllpräparat  im  Dunkeln  aufbe- 
wahrt. Man  beobachtet  alsdann  regelmäfsig,  dass  die  dem  Licht 

XXXII.  Jahrgang.  38 


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594  Wbmkbr,  Verletzung  des  menschlichen  Vagus.  No.  34 

ausgesetzten  Blut  enthaltenden  Mischungen  in  wenigen  Minuten  ve- 
nöse Farbe  annehmen  und  der  Oxy-IIämoglobinstreif  verschwindet, 
während  im  Dunkeln  diese  Veränderung  auch  eintritt,  jedoch  sehr 
viel  langsamer.  — Ganz  analog  verläuft  der  Versuch  mit  Bismuth. 
subnitric. : hier  schwärzt  sich  nur  die  dem  Licht  ausgesetzte  Probe, 
nicht  die  im  Dunkeln  aufbewahrte.  Directes  Sonnenlicht  wirkt  bei 
Weitem  intensiver,  wie  diffuses  Tageslicht. 

Es  fragte  sich,  ob  auch  bei  anderen  Zellen  des  Tierkörpers, 
ausser  den  Leucocyten  die  Oxydation  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes 
gesteigert  wird.  Die  Versuche  mit  den  Organen  bei  eben  getöteten 
Tieren  ergab  für  die  meisten  der  untersuchten  Organe,  dass  die 
Sauerstoffzehrung  derselben  durch  Belichtung  gesteigert  wird.  Ge- 
kochte Organe  wirken  im  Dunkeln  sehr  langsam,  im  Sonnenlicht 
viel  langsamer  und  unvollkommener,  als  im  frischen  Zustand.  Al- 
coholgehärtete  Leber  ist  för  Wismuthsalz  in  der  Sonne  unwirksam. 
Hydrocelenserum , Blutserum,  Eiterserum  schwärzen  Wismulh  im 
Blut  nicht.  Betreffs  zahlreicher  anderer,  teils  animalischer,  teils 
vegetabilischer  Substanzen  vgl.  das  Orig.  Die  starke  Reduction, 
welche  Eidotter  und  gallenreiche  Organe  zeigen,  schien  auf  das 
Nuclein  hinzu  weisen.  Versuche  mit  Hefenuclein  hatten  kein  ganz 
constantes  Resultat,  jedoch  wurde  Reduction  des  Wismuthsalzes  be- 
obachtet, welche  im  Dunkeln  ausblieb.  E.  Salkowski. 


A.  Weidner,  Aus  dem  Thurgau’schen  Cantonsspital  Mönsterlingen. 

Ueber  einseitige  Durchschneidung  und  Resection  des  menschlichen 

Vagus.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  283. 

Verf.  hat  19  Fälle,  darunter  2 noch  nicht  veröffentlichte  von 
KtppRLHB,  in  welchen  gelegentlich  der  Operation  bösartiger  Halsge- 
schwölste  der  Vagus  der  einen  Seite  entweder  durchtrennt  oder 
(was  häufiger)  eine  mehr  oder  minder  grofse  Strecke  weit  excidirt 
worden  war.  In  2 Fällen  handelte  es  sich  um  ein  primäres  Lympho- 
sarcom,  in  4 anderen  um  secundär  erkrankte  carcinomatöse  oder 
sarcomatöse  Lymphdrösen,  in  je  I Fall  um  ein  Cancroid  der  Unter- 
kieferspeieheldrOse  bezw.  ein  Sarcom  der  Parotis  und  in  4 um  eine 
Struma  carcinomatodes,  während  in  6 der  Ausgangspunkt  der 
Geschwulst  nicht  gnnz  klar  war  Sichere  Zeichen  einer  schon  vor 
der  Operation  bestehenden  Miterkrankung  des  Vagus  waren  nur 
einmal  vorhanden,  indem  hier  eine  Recurrenz-Lähmung  auf  Seite 
des  Tumors  existirte.  Bei  2 Patt,  war  der  Vagus  unzweifelhaft 
carcinomatös  entartet,  ohne  dass  dieses  zu  irgend  welchen  Func- 
tionsstörungen geffihrt  hatte.  Bei  der  Wirkung,  welche  die  plötz- 
liche einseitige  Ausserfunctionssetzung  des  N.  vagus  infolge  seiner 
Resection  ausöbt,  hat  man  die  auf  einzelne  Systeme  der  Atmung, 
des  Kreislaufs  und  der  Verdauung  von  der  auf  den  Gesammtor- 
ganismus  zu  sondern,  und  zwar  kommt  beim  Atmungsapparat  in 


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No.  34. 


Wkidher,  Verletzung  des  mensohliohen  Vagas. 


595 


erster  Reihe  der  Kehlkopf  in  Frage.  Die  Innervation  desselben 
wurde  in  der  Regel  nur  insoweit  beeinflusst,  als  die  Verletzung  des 
Vagus  meist  unterhalb  des  Abganges  des  N.  laryng.  super,  liegt; 
nur  in  drei  Fällen  wäre  es  Oberhaupt  möglich  gewesen  den  Ur- 
sprung dieses  mitzutreffen,  thatsächlich  war  aber  selbiges  auch  in 
ihnen  nicht  zu  erweisen.  Nur  *2  Fälle  sind  hinreichend  laryngos- 
copisch  untersucht  worden.  Hier  fanden  sich  vor  der  Operation 
völlig  normale  Verhältnisse,  nach  ihr  bei  unreiner,  etwas  heiserer, 
klangarmer  Stimme  Cadaverstellung  des  Stimmbandee  auf  der  Ope- 
rationsseite. Die  sonstigen  Befunde  standen  im  Einklänge  mit  der 
allgemeinen  Annahme,  dass  der  N.  recurrens  hauptsächlich  der 
motorischen,  der  N.  laryng.  hauptsächlich  der  sensiblen  Sphäre  des 
Kehlkopfs  vorsteht;  dagegen  sprechen  dieselben  dalOr,  dass  der  N. 
recurrens  allein  den  M.  arytaenoid.  transvers.  innervirt  und  ferner, 
dass  die  Lehre  von  der  doppelten  Innervation  des  Kehlkopfes 
(Exnkb)  sich  wenigstens  nicht  auf  den  Menschen  übertragen  lässt. 
Von  Lungenstörungen  wurden  in  2 der  19  Fälle  von  operativer 
Vagotomie  bei  der  Section  Pneumonien  dargethan,  aber  nur  in  einem 
ist  die  Art  der  Lungenaffection  (zahlreiche  umschriebene  Heerde 
im  Stadium  der  roten  Hepatisation)  näher  beschrieben  worden.  Im 
Uebrigen  fanden  sich  in  der  der  Vagotomie  entsprechenden  Lunge 
niemals  erhöhter  Blutreichlum  oder  Oedem,  wohl  aber  in  der  an- 
deren Lunge  vermehrter  Blutgehalt  und  leichtes  Oedem,  jedenfalls 
waren  nirgends  Zeichen  von  Lähmung  der  vasomotorischen  Lungen- 
nerven. In  9 Fällen  wurde  der  N.  vagus  vor  der  Resection  er- 
kannt und  dann  wissentlich  durchschnitten.  In  7 von  diesen  wurde 
weder  in  Bezug  auf  Frequenz  noch  auf  Qualität  der  Atmung  eine 
Aenderung  festgestellt,  in  1 fand  eich  eine  kleine  Verminderung  der 
Zahl  der  Atemzüge  und  nur  in  1 trat  vom  Moment  der  Vagotomie 
tiefe  unregelmäßige  Atmung  und  Zunahme  der  Cyanose  ein.  In 
einem  weiteren  Fall,  in  welchem  nachträglich  der  Atem  mühsam 
und  verlangsamt  erschien,  ist  dieses  vielleicht  mehr  auf  die  hier 
concurrirende  Mitverletzung  des  N.  phrenicus  zu  schieben.  Husten- 
reiz, welcher  während  der  Operation  einmal  entstand,  ist  nach  Verf. 
die  Folge  der  Zerrung  der  Fasern  des  N.  laryng.  sup.  gewesen. 
Dort,  wo  dieser  Reiz  nach  der  Operation  auftrat,  wurden  die  betr. 
Fasern  durch  die  entzündlichen  Reactionserscheinungen  in  ihrer 
Umgebung  erregt.  Im  Ganzen  erscheint  demnach  die  einseitige 
Vagotomie  bezüglich  der  Lungen  als  eine  harmlose  Operation.  Hin- 
sichtlich des  Pulses  konnte  in  allen  Fällen  ebenfalls  constatirt 
werden,  dass  derselbe  in  Qualität  wie  Zahl  durch  die  einseitige 
Vagotomie  unbeeinflusst  blieb,  und  bezüglich  des  Verdauung s- 
apparaies  konnten  die  einige  Male  gesehenen  erheblichen  Schluck- 
beschwerden mehr  auf  ein  zufälliges  Zusammentreffen  mit  anderen 
Umständen  als  auf  die  der  unilateralen  Vagus- Durchschneidung  fol- 
gende einseitige  Lähmung  geschoben  worden.  Endlich  liefs  sich 
auch  nichts  von  einem  „allgemeinen“  Einfluss  der  einseitigen  Vago- 
tomie erkennen.  Wohl  trat  der  Tod  ziemlich  oft  in  den  hierherge- 


596  Matth,  Die  Function  des  Ohrlabyrinthes  der  Tauben.  No.  34 

hörigen  Fällen  ein,  aber  nur  in  Zusammenhang  mit  Complicationen, 
welche  vor  oder  nach  der  Operation  unabhängig  von  der  Vago- 
tomie  existirten  und  mit  der  Häufigkeit  des  tätlichen  Aus- 
ganges nach  Exstirpationen  bösartiger  Halsgeschwölste , bei  denen 
der  Vagus  unverletzt  geblieben.  Jedenfalls  kann  man  daher  in 
der  einseitigen  Vagotomie  keine  Anzeige  zur  Tracheotomie  (Jkns 
Schoo)  erblicken,  welch’  letztere  in  allen  den  betr.  Fällen  als  ein 
unnötig  die  Operation  complicirender  und  die  Aseptik  der  Wunde 
in  Frage  stellender  Act  möglichst  zu  meiden  ist.  (Es  folgen  einige 
Rathschläge  för  die  Exstirpation  bösartiger  Haietumoren) 

P.  Qüterbock. 


Matte,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Function  des  Ohr- 
labyrinthes der  Tauben.  Vorläufige  Mitteilung.  Fortschr.  d.  Med. 
1894,  No.  4. 

Nach  Verf.  ruft  Sondierung  (mit  feinem  schwarzen  Rosshaar) 
eines  Bogenganges  auf  einer  Seite  regelmäßig  pendelnde  Kopfbe- 
wegungen in  der  Ebene  des  betreffenden  Canales  hervor,  deren 
Intensität  bei  Sondierung  beiderseits  sich  steigert,  und  denen  bei 
Bewegungsversuchen  auch  Störungen  der  Körperbewegungen  sich 
anschliefsen.  Nach  beiderseitiger  Sondierung  je  zweier  symmetrisch 
gelegener  Canäle  sowie  auch  zweier  Canäle,  deren  Ebene  annähernd 
parallel  gelegen  sind,  lässt  sich  stets  eine  Verstärkung  der  Be- 
wegungen erkennen.  Aus  der  Beobachtung,  dass  die  Störungen 
in  nahezu  gleicher  Intensität  bestehen  bleiben,  so  lange  die  Sonden 
in  den  Canälen  liegen,  und  dass  nach  Entfernung  der  Sonden  die 
Erscheinungen  nachlassen,  bei  Wiedereinführung  jedoch  wieder  er- 
wachen, nötigen,  nach  Verf.,  zur  Annahme,  dass  man  es  hier  mit 
Reizerscheinungen  zu  thun  habe.  Verf.’s  Beobachtungen  hinsichtlich 
des  Verhaltens  einseitig  labyrinthloser  Tauben  unmittelbar  und  kurze 
Zeit  nach  der  Operation  stimmen  mit  den  Mitteilungen  J.  R.  Ewalh’s 
im  wesentlichen  überein.  Die  Tauben  zeigen  erst  nach  Ablauf  einer 
Woche  in  der  Ruhe  eine  schiefe  Kopfhaltung  nach  der  operirten 
Seite  hin;  nach  heftigen  Bewegungen  tritt  eine  vollkommene  Ver- 
drehung des  Kopfes  nach  der  operirten  Seite  hin  auf;  die  Erschei- 
nungen verschwinden  dauernd  nach  Eingriffen  auf  den  Bogengang- 
apparat der  anderen  Seite.  Verf.  hält  es,  auf  Grund  dieser  Be- 
obachtungen für  wahrscheinlich,  dass  es  sich  hier  um  Wirkungen 
handele,  welche  nnturgemäfs  von.  der  gesunden  Seite  ausgehen 
müssen,  weil  die  operirte  Seite  ohne  nervöse  Elemente,  also  auch 
ohne  Erregungen  bleibt.  Auch  betreffs  der  Schilderung  des  Ver- 
haltens der  doppelseitig  labyrinthlosen  Tauben  findet  Verf.  Ewald’s 
Beschreibungen  im  Allgemeinen  zutreffend.  Dem  Tiere  wackelt,  da 
durch  Herausnahme  der  statischen  Sinnesorgane  die  Wahrnehmung 
seiner  Stellung  vernichtet  ist,  der  Kopf  wie  ein  Fremdkörper  am 
Leibe.  Dagegen  konnte  sich  Verf.  von  der  Angabe  Ewald’s,  dass 
die  doppelseitig  labyrinthlosen  Tiere  noch  Gehörsempfindungen  haben 


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No.  34.  Karpow,  lieber  antiseptische  WirkuDg  der  Chlorphenole.  597 

sollen,  nicht  überzeugen.  Seine  Tiere  reagirten  weder  auf  Geräusche 
noch  auf  Töne.  Mikroskopische  Untersuchungen  Verf.’s  ergaben 
dementsprechend,  dass  schon  2 — 3 Wochen  nach  doppelseitiger 
Totalexstirpation  der  häutigen  Labyrinthe  eine  ausgebreitet  secundäre 
m aufsteigende  Degeneration  der  Acusticusfasern  bis  zu  den  central- 
wärtsgelegenen  Kernen  nachweisbar  war.  Bei  doppelseitiger  Exstir- 
pation der  Schnecke  (eine  sehr  schwierige  Operation)  konnte  Verf. 
keinerlei  irgend  bemerkbare  Bewegungsstörungen,  auch  im  sonstigen 
Verhalten  nicht  die  geringsten  Verschiedenheiten  von  gesunden  Tieren 
constatiren.  Bei  solchen  Tieren  hat  Verf.  noch  deutliche  Reactionen 
auf  grobe  Geräusche  gesehen.  Als  Resultat  dieser  experimentellen 
Untersuchungen  muss,  nach  Verf.,  folgende  Aenderung  der  Goltz’- 
echen  Hypothese  angesehen  werden:  die  Utricularapparate  (Bogen- 
gänge sowohl  wie  Ampullen)  gehören  zu  den  Gehörorganen. 
„Ausserdem  aber  bilden  dieselben  eine  Vorrichtung,  welche  der 
Erhaltung  des  Gleichgewichtes  dient.  Sie  sind  sozusagen  Sinnes- 
organe för  das  Gleichgewicht  des  Kopfes  und  mittelbar  des  Körpers“. 

Schwabacb. 


Karpow,  L’action  dösinfectante  des  monochlorophdnols  et  de  leurs 
Äthers  salicyliques  et  leurs  mölamorphoses  dans  l’organisme. 
Arcb.  d.  Petersb.  biol.  Instituts  II.  No.  3,  S.  305. 

Die  hervorragende  antiseptische  Wirkung  der  Chlorphenole  ist 
von  Cbch  und  Dunin  festgestellt  worden.  K.  wendete  gleichfalls 
diesen  Körpern  seine  Aufmerksamkeit  zu;  sie  waren  ihm  von  der 
HRTDKN’schen  Fabrik  zur  Verfügung  gestellt  worden. 

Das  Orthochlorphenol  ist  eine  ölige  Flüssigkeit,  löslich  in  Al- 
cohol  und  Aether,  aber  wenig  löslich  in  Wasser;  das  Para-  und 
Metachlorphenol  sind  kristallinische  Körper  und  gleichfalls  wenig 
löslich  in  Wasser;  alle  3 fällen  Ei  weife  nur  wenig;  es  löst  sich  im 
Ueberschuss. 

Bei  den  Desinfectionsversuchen,  die  mit  Milzbrandsporen  ange- 
stellt worden  waren,  zeigte  eich  das  Parachlorphenol  am  stärksten, 
dann  kam  die  Meta-  und  schliefslich  die  Orthoverbindung.  2 proc. 
Parachlorphenol  vernichtete  Milzbrandsporen  in  2 Stunden,  2 proc. 
Metachlorphenol  in  10  Stunden,  und  2 proc.  Orthochlorphenol  in 
4 Tagen. 

Als  tötliche  Dosis  fand  K.  i .08  g Orthochlorphenol  u.  0.95  g 
Paracblorphenol  pro  Kilogramm  Kaninchen. 

Die  Ausscheidung  der  Chlorphenole  findet  durch  den  Urin 
statt  und  zwar  grösstenteils  als  Aetherschwefelsäuren.  (Leider  haben 
die  Chlorphenole  und  ebenso  auch  die  Chlorkresole  einen  solch 
t penetranten  Geruch,  dass  keine  Aussicht  auf  dauernde  Verwendung 
derselben  in  der  Praxis  ist;  im  übrigen  kann  Ref.  die  vorstehend 
aufgeführte  desinficirende  Wirkung  der  Chlorphenole  nach  eigenen 
Experimenten  bestätigen.  Ref.)  ScheurleD. 


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598  Ivanoff,  Neue  choleraähnl.  Vibrioart.  — Borchabdt,  Inflaemabao.  No.  34 

IviinofF,  Ueber  eine  neue  choleraähnliche  Vibrionenart.  (Aus  dem 
Institut  f.  Infection  in  Berlin).  Zeitschr.  f.  Hyg.  1893,  XV.  S.  434. 

Die  Zahl  der  choleraähnlichen  Bacterien  mehrt  sich  in  wirklich 
beängstigender  Weise;  zu  den  ähnlichsten  gehört  der  von  J.  be- 
schriebene, den  nach  einer  Mitteilung  Ghubkr’s  (Archiv  f.  Hygiene 
20.  Bd.  S.  150)  ß.  Koch  selbst  bei  einer  früheren  Gelegenheit  fOr 
einen  ächten  Cholerabacillus  erklärt  haben  soll.  J.  fand  diesen 
Vibrio  als  zufälligen  Befund  in  den  Darmentleerungen  eines  Typhus- 
kranken im  Herbst  1893  in  Berlin,  also  zu  einer  Zeit  als  in  der 
ganzen  dortigen  Gegend  kein  Cholerafall  war. 

Der  Typhusstuhl  war  durch  eine  Darminfusion  mit  Berliner 
Leitungswasser  erzielt  worden  und  enthielt  im  Deckglaspräparat 
neben  anderen  Fäkalbacterien  in  Masse  kleine,  gekrümmte  oft  S- 
förmig  aneinandergelagerte  Mikroorganismen.  Die  Färbung  der- 
selben gelang  wie  bei  den  Cholerabacterien  am  besten  mit  Zikhu’- 
scher  Lösung. 

Die  kulturellen  Merkmale  sind  makroskopisch  denen  der  Cho- 
leravibrionen sehr  ähnlich;  sie  sind  nach  18tägigem  Wachstum  von 
ihnen  nicht  zu  unterscheiden.  Die  älteren  24 — 36stündigen  Gela- 
tinekolonien dagegen  lassen  die  charakteristische  Körnung  der  Cho- 
leravibrionen vermissen,  an  ihre  Stelle  tritt  deutliche  Fadenbildung. 
Die  Gelatinestichkultur,  die  Cholerarothreaction,  Kartoffelkultur  u.  a. 
sind  genau  wie  bei  der  Cholera. 

Am  auffallendsten  ist  die  sehr  häufig  auftretende  S-form  im 
Deckglaspräparat  aus  Agarkulturen  und  aus  Meerschweinchenperi- 
tonealexsudat, ausserdem  sind  die  einzelnen  Individuen  gröfser  als 
die  Choleravibrionen.  Der  Tierversuch  beim  Meerschweinchen  fällt 
genau  wie  bei  Cholera  aus.  Scbeurlen. 


M.  Borehardt,  Beobachtungen  Ober  das  Vorkommen  des  Pfbiffbr- 
schen  Influenzabacillus.  Berl.  klin.  Woohenschr.  1894,  No.  2. 

Unter  50  Influenzafällen  hat  Verf.  bei  35  (der  „respiratori- 
schen‘‘  Form  angehörigen)  die  PFKiFFsa’schen  Stäbchen  im  Auswurf 
nachzu weisen  vermocht;  sie  waren  entweder  freiliegend  oder  in 
Zellen  eingeschlossen,  teils  neben  noch  anderen  Mikroorganismen, 
teils  so  gut  wie  in  Reinkultur.  Die  Stäbchen  liefsen  sich  in  den 
Sputis  der  Kranken  wochenlang  nachweisen,  in  einem  Fall  waren 
sie  am  28.  Krankheitstage  noch  in  Reinkultur  vorhanden.  Da  eine 
specifische  Färbemethode  för  die  Influenzabacillen  fehlt,  ist  es  von 
Wichtigkeit,  dieselben  durch  die  Cultur  zu  identificiren.  Unter  15 
Versuchen  von  Züchtung  (11  Mal  aus  dem  Sputum,  4 Mal  aus 
dem  Bronchialeiter  zur  Section  gekommener  Fälle)  war  nur  1 Mal 
die  Aussaat  ohne  Erfolg,  wahrscheinlich  deshalb,  weil  ungünstige 
Stellen  des  Lungenparenchyms  benutzt  worden  waren.  — Da,  wo 
trotz  der  Diagnose  „Influenza“  die  Stäbchen  nicht  gefunden  wur- 
den, handelte  es  eich  vielleicht  um  eine  nicht  genügend  sorgfältige 


No.  34. 


Litten,  Untersuchung  der  Nieren. 


599 


Durchforschung  der  Sputa,  namentlich,  wenn  nach  überschrittener 
Acme  der  Erkrankung  die  Zahl  der  Stäbchen  sich  erheblich  redu- 
cirte.  — In  7 weiteren  Fällen  handelte  es  sich  um  die  „nervöse“ 
Form  der  Influenza;  in  einem  dieser  Fälle  wurde,  ebenso  wie  in 
4 Fällen  der  1.  Kategorie,  eine  umfangreiche  Aussaat  aus  dem 
Blute  gemacht,  aber  — in  Uebereinstimmung  mit  Pfbiffbk  — mit 
negativem  Erfolge.  — Verf.  kommt  schlielslich  zu  dem  Ergebniss, 
dass  der  PFBiFFBa’sche  Bacillus  nahezu  constant  im  Auswurf  der 
Influenzakraoken  vorkommt  und  dass  sein  Nachweis  in  zweifelhaften 
Fällen  die  Diagnose  zu  sichern  vermag.  Perl. 


M.  Litten,  Ueber  die  physikalischen  Untersuchungsmethoden  der 
Nieren.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  15. 

Von  den  2 physikalischen  Untersuchungsmethoden  der  Nieren, 
nämlich  der  Palpation  und  der  Percussion,  ist  erstere  die  weitaus 
wichtigere.  Die  Methode  der  Nierenpalpation  ist  eine  sehr  ein- 
fache, wenn  man  von  der  anatomisch  begründeten  Thateache  aus- 
geht, dass  die  Nieren  zum  gröfseren  Teil  innerhalb  des  knöchernen 
Thorax  liegen,  während  der  unterste  Abschnitt  in  der  Lumbalge- 
* gend  nur  von  Weichteilen  bedeckt  ist.  Ferner  ist  zu  berücksich- 

tigen, dass  die  Niere  eine  respiratorische  Verschieblichkeit  besitzt, 
wodurch  es  ermöglicht  wird,  einen  grofsen  Teil  des  Organs,  häufig 
selbst  die  ganze  Niere  abzutasten.  Die  Palpation  ist  bimanuell  vor- 
zunehmen, am  besten  in  Rückenlage  des  zu  Untersuchenden,  wäh- 
rend der  Untersuchende  an  der  rechten  Seite  des  Lagers  steht. 
Wenn  die  Niere  bei  tiefer  Inspiration  zu  einem  grofsen  Teil  oder 
gänzlich  unter  dem  Rippenbogen  hervorgetreten  ist,  so  fühlt  man 
sie  als  einen  mehr  oder  weniger  beweglichen,  glatten,  ovalen,  halb- 
elastischen Körper,  der  bei  bimanuellem  Druck  auf  den  unteren 
Abschnitt  in  äusserst  charakteristischer  Weise  aus  den  Fingern 
heraus  in  die  frühere  Lage  zurückgleitet.  Kommt  man  in  Rücken- 
lage nicht  zum  Ziele,  so  kann  man  auch  in  voller  Seitenlage  unter- 
suchen. Brauchbare  Resultate  erhält  man  zuweilen  auch  mit  Goton’s 
„Ballotement  r^nal“,  d.  h.  mit  der  Hervorbringung  einer  schnellen- 
den Bewegung  der  Nieren  von  hinten  nach  vorn.  Auch  unter  den 
günstigsten  Bedingungen  kann  man  die  normale  Niere  nicht  jedesmal 
fühlen;  bei  Männern  gelingt  es  — nach  des  Verf. ’s  Erfahrungen  — 
nur  in  ca.  6 — 8 pCt.  der  Untersuchten,  während  man  bei  Frauen 
die  linke  Niere  in  ca.  30  pCt.,  die  rechte  in  ca.  75  pCt.  aller  Fälle 
zu  fühlen  vermag.  — Betreffs  der  Schwierigkeiten  der  Percussion 
i des  Organs  verweisen  wir  auf  das  Original.  Perl. 


r ^ , 

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600  Qüinckk,  Muskelatrophie  etc.  — Schaffkr,  Beitr.  z Rückenm&rksanat.  No.  34 

H.  Quincke,  Muskelatrophie.  Ueber  cerebrale  Hemiplegie.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  1893,  IV.  (8 — 4). 

5 Fälle  von  frühzeitiger  cerebraler  Atrophie  werden  mitgeteilt. 

In  dem  ersten  Fall  trat  die  Atrophie  3 Wochen  nach  Eintritt  der  * 

Hemiplegie  ein,  und  selbst  nach  5 Monaten,  als  die  Extremitäten  4 

wieder  zum  grofsen  Teil  gebrauchsfähig  geworden  waren,  bestand 
dieselbe  noch  fort;  auch  die  Haut  u.  das  Unterhautzellgewebe  der 
betroffenen  Teile  waren  an  der  Atrophie  beteiligt;  in  der  sensiblen 
Sphäre  bestanden  erhebliche  Reiz-  und  Lähmungserscheinungen ; 
die  electrische  Erregbarkeit  war  nicht  wesentlich  verändert.  In  dem 
2.  Fall  (Fettembolie  nach  Knochenbruch)  entwickelte  sich  eine 
Atrophie  der  Armmusculatur,  obwohl  die  Lähmung  eine  ganz  kuiz 
dauernde  und  unvollkommene  gewesen  war;  es  fehlte  jede  Muskel- 
spannung und  Sensibilitätsstörung;  die  Atrophie  war  ca.  nach  7 
Monaten  wieder  ausgeglichen.  Im  3.  Fall  (Hämorrhagie  bei  Arterio- 
sclerose)  entwickelte  sich  die  Atrophie  im  Arm  und  Bein  5 Wochen 
nach  der  Hemiplegie  und  war  in  dem  4.  Monat  noch  in  der  Zu- 
nahme begriffen,  obwohl  sich  die  willkürliche  Beweglichkeit  schon 
herstellte.  Im  4.  Fall  (Lues)  trat  die  Atrophie  am  Arm  3 Wochen 
nach  der  Lähmung  ein.  Im  5.  Fall  handelte  es  sich  um  eine  leicht 
spastische  Hemiparese  (Lues)  mit  Atrophie  der  Unterarmmusculatur. 

Von  den  5 Fällen  ist  die  Atrophie  einmal  geheilt,  in  4 Fällen  be- 
stand sie  fort  mit  mehr  oder  weniger  starker  Parese.  In  2 Fällen 
war  Arm  und  Bein,  in  3 Fällen  nur  der  Arm  betroffen.  Die  elec- 
trische Erregbarkeit  war  unverändert;  der  zu  Grunde  liegende 
Process  bestand  in  Hämorrhagie,  embolischen  und  syphilitischen 
Erweichungen.  Häufig  steht  die  Atrophie  ausser  Verhältniss  zur 
Intensität  der  Lähmung:  zur  Erklärung  muss  man  trophische,  vom 
Gehirn  kommende  und  von  den  motorischen  getrennt  verlaufende 
Bahnen  annehmen.  — Die  einzelnen  Muskeln  oder  Extremitäten  sind 
nicht  immer  gleichmäfsig  befallen;  so  können  die  kurzen  Hand- 
muskeln, der  Deltoideus,  die  Ober-  oder  Unterarmmuskeln  stärker 
beteiligt  sein.  In  zwei  der  beschriebenen  Fälle  waren  neben  den 
Muskeln  Haut-  und  Unterhautzellgewebe  an  der  Atrophie  beteiligt. 

S.  Kalischer. 


K.  Schaffer,  Beitrag  zur  Histologie  der  secundären  Degeneration. 

Zugleich  ein  Beitrag  zur  Rückenmarksanatomie.  Archiv  f.  tnikrosk. 

Anatomie  43.  B.,  2.  II. 

Der  Verf.  benutzte  zu  seinen  Studien  das  Rückenmark  eines 
18jährigen  Mädchens,  welches  nach  einem  Schuss  in  die  Gegend 
des  11.  Brustwirbels  an  den  Folgen  einer  totalen  Querläsion  de»  > 
Rückenmarks  gestorben  war.  Die  Kranke  hatte  die  Verletzung  4 
Monate  überlebt. 

Das  Rückenmark  wurde  nach  der  Miacm’schen  Methode  unter- 
sucht. Dabei  fand  sich  absteigend  ausser  der  typischen  Pyrami- 


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No.  34. 


Kaposi,  Ueber  Acne. 


601 


«lenseitenstrangdegeneration  eine  diffuse  Schwarzfärbung  der  Hinter- 
etränge  besonders  im  Gebiet  des  ScHüLTZH’schen  kommaförmigen 
Degenerationsfeldes  aber  unter  gänzlicher  Verschonung  der  Septal- 
zone  Fi.kcbsios. 

Diese  absteigende  Degeneration  im  Hinterstrange  steht  im  Ein- 
klänge mit  den  neueren  Forschungen,  man  hat  sie  auf  eine  Dege- 
neration der  absteigenden  Schenkel  der  Hinterwurzelfasern  zu  be- 
ziehen. 

Aufsteigend  waren  degenerirt  die  Kleinhirnbahn,  das  Gowkrs’- 
sche  Bündel,  in  diffuser  Weise  der  Vorderseitenstrang  (nach  oben- 
hin abnehmend)  und  der  Hinterstrang.  In  letzterem  war  ausser 
der  typischen  Degeneration  des  Guix’schen  Stranges  aber  auch  auf- 
steigend bis  zu  seinem  Kern  der  BoaoACM’sche  Strang  degenerirt. 
DerVerf.  folgert  daraus,  dass  der  funic.  cuneatus  schon  im  Dorsal- 
mark lange  Bahnen  enthält.  Dass  früheren  Beobachtern  an  gleichen 
Fällen  diese!  Befund  entgangen  ist,  schreibt  Verf.  der  Methode  der 
Untersuchung  zu.  Er  konnte  an  seinem  Fall  den  Beweis  erbringen, 
dass  die  Verschiedenheit  der  Befunde  lediglich  im  Wesen  der  an- 
gewandten Färbungsmethode  begründet  liegt,  von  denen  die  Wkiobht’- 
sche  den  abgelaufenen  Markschwund  mit  nachfolgender  Gliahyper- 
plasie,  die  MABCBi’sche  den  floriden  Markzerfall  darstellt.  Im  Rücken- 
mark degeneriren  aber  — und  das  ist  ein  wichtiges  Ergebniss  der 
vorliegenden  Arbeit  — die  einzelnen  Systeme  mit  verschiedener 
Schnelligkeit,  auch  wenn  sie  gleichzeitig  durchtrennt  sind  und  zwar 
nach  des  Verf.’s  Erfahrungen  zuerst  und  am  schnellsten  der  Goll’- 
sche  Strang,  dann  die  PySB,  später  folgen  die  Hinterstränge  (ab- 
steigend), die  BoaoACB’schen  Stränge  (aufsteigend),  das  Goweas’sche 
Bündel,  die  KLSB.  M.  Brasch. 


M.  Kaposi,  Ueber  einige  ungewöhnliche  Formen  von  Acne.  (Folli- 
culitis). Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVI.  S.  87. 

Ausser  der  in  seinem  Lehrbuche  schon  beschriebenen  Acne 
urticata,  die  in  dem  jahrelang  beständig  sich  wiederholenden  Auf- 
treten sehr  harter,  quaddelartiger,  äusserst  heftig  juckender  und 
schmerzender  Erhebungen  im  Gesichte,  am  Kopfe,  später  wohl  auch 
an  den  Extremitäten  besteht,  hat  K.  einigemale  noch  zwei  andere 
ungewöhnliche  Acnearten  beobachtet.  Bei  der  einen  derselben, 
welche  er  Acne  necroticans  et  exulcerans  serpiginosa  nasi 
nennt,  entstehen  an  der  Nasenspitze  Stecknadelkopf-  bis  kleinerbsen- 
grofse,  schlappe,  rasch  eitrig  schmelzende  oder  necrotisirende  Knöt- 
chen, die  unter  Eiterung  und  warziger  Granulation  heilend,  tiefe 
Gruben  zurücklassen,  während  am  Rande  immer  neue  Knötchen 
aufschiefsen,  so  dass  nach  Wochen  oder  Monaten  der  ganze  häutige 
Nasenanteil  narbig  zerstört  ist.  Auslöffelung  und  Pnquelinisirung 
brachten  erst  nach  wiederholter,  energischer  Anwendung  den  Pro- 
cess,  meist  in  der  Höhe  der  knöchernen  Nase,  zum  Stillstände. 


602  Wbbstbb,  Lammiman,  Dührssbn,  Pinabp,  Schacht,  No.  34 

Histologisch  bestehen  die  Knötchen  aus  rasch  necrotisirendem,  vas- 
cularisirtem  Granulationsgewebe  um  die  Follikel  herum.  — Auch 
eine  dritte,  von  K.  als  Acne  teleangiectodes  bezeichoete  Form 
beruht  auf  der  Entwicklung  von  aus  gefäfsreichem  Granulationsge- 
webe mit  vielen  Riesenzellen  bestehenden  Knötchen  um  die  Follikel, 
unterscheidet  sich  aber  von  der  vorigen  durch  die  allgemeinere  und 
unregelmäfsigere  Verbreitung  der  Efflorescenzen,  welche  auch  nicht 
der  Necrose  verfallen,  sondern  nur  teilweise  zur  Erweichung  ge- 
langen. Die  Knötchen  liefsen  sich  in  dem  einen  Falle,  wo  sie  auf 
das  Gesicht  beschränkt  waren,  äusserst  leicht  auslöffeln,  worauf 
unter  Bildung  kleiner,  flacher  Narben  Heilung  eintrat.  In  einem 
zweiten  sehr  viel  intensiveren,  aber  klinisch  und  histologisch  hierher- 
gehörigen Falle  war  nicht  nur  das  ganze  Gesicht  mit  schrotkorn- 
bis  erbsengrofsen,  teils  lebhaft  roten,  meist  aber  livid-  und  braun- 
roten, schlappen  Knötchen  besetzt,  sondern  es  bestand  auch  an  den 
Extremitäten  eine  Eruption  eigentömlicher,  bis  pfenniggroöer,  scharf 
begrenzter,  lividbrauner,  zum  Teil  im  Centrum  hämorrhagischer 
und  eingesunkener  Flecke  und  flacher  Knoten.  H.  Müller. 


1)  Webster,  The  etiology  ol  ectopic  gestation.  Edinb.  medical  journ. 
1893,  Nov. 

2)  CI.  Lammiman,  A case  of  extrauterine  foetation;  rupture  of 
left  Fallopian  tube  about  the  sixth  week  of  pregnancy;  laparo- 
tomy;  recovery.  The  Lancet  1893,  Dec.  30. 

3)  Döhrssen,  Ueber  Tubarschwangerschaft  und  die  Behandlung 
der  Blutungen  in  die  Bauchhöhle  infolge  von  Tul^arschwanger- 
schaft.  Deutsche  med.  Wochensehr.  1894.  No.  3. 

4)  Pinard,  Grossesse  extra-uterine.  Varidtö  intra-peritoneale.  La- 
parotomie & dix  mois.  Enfant  mort.  Gu^rison  de  la  mere.  Bull, 
de  l’academie  de  mddeoine  1894,  No.  8. 

5)  F.  F.  Schacht,  Four  cases  of  extrauterine  gestation  success- 
fully  treated  by  abdominal  section.  The  Lancet  1894,  S.  854. 

1)  Verf.  kritisirt  die  bisherigen  Versuche,  eine  Aetiologie  der 
ectopischen  Schwangerschaft  zu  geben  und  sucht  eine  eigene  Hypo- 
these annehmbar  zu  machen.  Er  hat  in  einem  Falle  von  Tubar- 
gravidität  Decidua-Biidung  in  der  nicht  schwangeren  Tube  gefun- 
den. Er  glaubt  nun,  es  könne  die  Tubenschleimhaut  ausnahmsweise, 
indem  die  normale  Differenzirung  der  Möu-BB’echen  Gänge  ausbleibt, 
eine  gröfsere  physiologische  Uebereinstimmung  mit  der  Uterus- 
schleimhaut erhalten,  die  sie  zur  Deciduabildung  und  demnach  auch 
zur  Ernährung  eines  Ei’s  befähige;  normalerweise  gehen  diese 
Fähigkeiten  nach  Verf.’s  Ansicht  der  Tubenschleimhaut  ab  (?  Ref.)  > 
Die  mechanischen  und  sonstigen  ursächlichen  Momente  sieht  er  nur 
als  begünstigende  an,  die  ohne  jene  functioneile  Abnormität  der 
Schleimhaut  nicht  ausreichen,  eine  ectopische  Gravidität  herbei- 
zufahren. 


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No.  34. 


Ueber  Extrauterinschwangerschaft. 


603 


2)  Eine  Frau  von  35  Jahren,  erkrankt  unter  dem  Zeichen 
innerer  Verblutung,  nachdem  die  Menses  6 Wochen  ausgeblieben 
waren;  sie  hatte  einmal  geboren.  — Bei  der  Laparotomie  entleerte 
eich  eine  grofse  Menge  Blut  aus  dem  Abdomen;  die  rechten  Ad- 

J*  nexe  waren  normal;  die  linken  vergröfsert;  an  der  linken  Tube 
war,  noch  am  Uterus,  an  der  vorderen  Fläche  ein  Riss,  aus  welchem 
Placentargewebe  herausragte.  Die  Tube  wurde  unterbunden  und 
abgetragen,  das  Ovarium  wegen  fester  Verwachsungen  zurückge- 
lassen.  Bei  der  Toilette  der  Bauchhöhle  entstanden  wiederholt  er- 
neute heftige  Blutungen  infolge  Durchschneidens  der  Ligaturen, 
welche  noch  mehrere  Umstechungen  notwendig  machten;  das  Durch- 
schneiden der  Ligaturen  wurde  durch  eine  abnorme  Brüchigkeit 
der  Gewebe  erklärt. 

3)  Verf.  teilt  5 Fälle  von  Tubengravidität  mit,  von  denen  er 
4 laparotomirt  hat,  während  bei  der  einen  Tubengravidität,  bei  der 
der  dicht  neben  dem  Uterus  liegende  Tumor  als  intraligamentärer 
Ovarialtumor  diagnosticirt  worden  war,  die  vaginale  Exstirpation 
des  Uterus  und  der  Adnexe  ausgeführt  wurde.  In  allen  5 Fällen 
handelte  es  sich  teils  um  Tubenabort,  teils  um  Ruptur  der  schwan- 
geren Tube.  Auf  Grund  dieser  und  noch  4 weiterer  Fälle  von 
Tubenschwangerschaft,  die  er  nur  kurz  erwähnt,  stellt  Verf.  den 

» Satz  auf,  in  allen  Fällen  von  geplatzter  Tubenschwangerschaft  mit 
gefahrdrohender  innerer  Blutung  vor  der  Laparotomie  eine  subcu- 
tane  Kochsalzinfusion  vorzunehmen  und  dann  sofort  nach  Besserung 
des  Pulses  die  Laparotomie  anzuschliefsen.  Gerade  die  Einführung 
von  Kochsalzlösung  in  den  ausgebluteten  Organismus  unmittelbar 
vor  der  Operation  hält  Verf.  für  einen  bedeutenden  Fortschritt  in 
der  Therapie  der  Ruptur  einer  schwangeren  Tube  mit  lebensge- 
fährlicher Blutung  in  die  freie  Bauchhöhle.  Von  den  9 Exstirpa- 
tionen eines  tubaren  Fruchtsackes  hat  Verf.  einen  Fall  verloren, 
bei  dem  er  keine  Infusion  vorher  gemacht  hatte. 

4)  P.  berichtet  von  einem  solchen  Falle,  der  wahrscheinlich 
erst  6 Wochen  nach  dem  Tode  der  Frucht  operirt  wurde.  Der 
Operateur  wurde  auch  zur  Zeit  des  Todes  der  Frucht  gerufen,  hielt 
die  Frau  für  eine  normal  Kreifsende  und  überliel's  die  Geburt  einer 
Hebamme.  Nach  6 Wochen  wieder  hinzugerufen  stellte  er  die 
richtige  Diagnose  und  fand  bei  der  Operation  in  der  Bauchhöhle 
die  freie  Frucht.  Die  Placenta  wurde  nicht  mit  herausgenommen, 
sondern  die  Wunde  tamponirt,  wobei  sich  die  Placenta  allmälig 
abstiefs.  Der  Operateur  behauptet  nun,  dies  sei  eine  reine  Abdo- 
minalschwangerschaft, wogegen  P.  richtig  bemerkt,  das  könne  nur 
dann  gesagt  werden,  wenn  Uterus  und  Adnexe  genau  untersucht 

* und  als  von  Schwangerschaftszeichen  frei  gefunden  wurden. 

5)  Sch.  berichtet  über  4 mit  Erfolg  operirte  Fälle  von  Tuben- 
schwangerschaft; in  3 Fällen  handelte  es  sich  um  Ruptur  des 
Fruchtsackes,  dieselbe  war  zwischen  der  6.  bis  12.  Woche  der 


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604 


Hkttk,  Casuistisohe  Mitteilungen.  — Dastbk.  — Stau.  No.  34 


Schwangerschaft  eingetreten;  in  einem  Fall  handelte  es  sich  um 
einen  Tuben-Abort.  Alle  4 Fälle  wurden  geheilt.  A.  Martin. 


Heyse,  Casuistische  Mitteilungen.  Charite-Annalen  1893,  S.  132. 

Wir  entnehmen  diesen  casuistischen  Mitteilungen  fünf  Fälle 
von  Carboivergiftung,  zwei  infolge  eines  Versehens  eingetreten,  drei 
selbstmörderischer  Natur.  Im  ersten  war  ein  Liqueurglas  roter 
Carbolsäure  genossen,  aber  sofort  danach  viel  Milch  getrunken  und 
durch  Kitzeln  des  Halses  Erbrechen  erzeugt  worden,  worauf  H. 
den  gönstigen  Ausgang  der  Krankheit  nach  anfänglicher  Bewusst- 
losigkeit zuröekföhrt,  während  noch  infolge  der  anästhesirenden 
Wirkung  des  Carbois  das  Erbrechen  ausblieb.  In  diesem,  wie  in 
den  folgenden  Fällen  fand  sich  mehrere  Tage  Carbolurin,  ober- 
flächliche Aetzung  des  Verdauungsapparates,  der  Halshaut  und  zum 
Teil  auch  der  Luftwege;  die  Oberflächlichkeit  der  Corrosion  erklärt 
wohl  das  Nichteintreten  von  Glottisoedem.  Von  den  Selbstmord- 
fällen waren  zwei  schwer,  einer  tätlich;  in  dem  nicht  tötlichen  waren 
100  g roter  Carbolsäure  genommen  worden;  es  folgten  schlaffe 
Lähmung , erloschene  Reflexe , schwnche  Herzaction , schnar- 
chende Atmung.  Der  Magen  wurde  mit  8 Liter  warmen  Wassers, 
dann  mit  15  Liter  Seifenwasser  ausgespölt,  darauf  300  g Olivenöl 
eingeföllt  und  wieder  ausgehebert  und  endlich  400 — 500  cctm  einer 
10  procent.  Lösung  von  Na.  sulfur.  eingegossen;  gleichzeitig  mit 
Campher  und  Aether.  Damit  wurde  der  Collaps  Dberwunden.  Im 
Urin  fand  sich  Eiweifs,  Epithelzellen  mit  anscheinend  zu  Grunde 
gegangenem  Kern  und  Einlagerungen  von  Blutpigment,  Cylinder, 
Gypskryatalle,  deren  Entstehung  H.  auf  das  Einnehmen  von  Glauber- 
salz bei  gleichzeitigem  durch  die  Vergiftung  bewirkten  Kalkinfarct 
der  Niere  zurückföhrt.  Fr.  Strassmann. 


A.  Dastre,  Digestion  sans  ferments  digestifs.  Arch.  de  physiol.  1894, 
p.  464. 

Frisches  Fibrin,  auch  Albumin  und  Casein  lösen  aicb  bei  Gegenwart  (antisep 
tiscber)  centraler  Salzlösungen  {Fluornatrium  2 proc  , Cblornatrium  lBproc.)  in  meh- 
reren Tagen  bis  Wochen,  schneller  bei  Bratwirme,  and  geben  nicht  nur  sog.  lösliches 
Fibrin  und  bei  75—84°  gerinnbares  Globulin,  sondern  sogar  Propeptone  und  Albu- 
mosen.  So  entstand  bei  5 tägiger  Digestion  bei  40°  aus  feuchtem  Fibrin  mit  9.2  g 
Trockensubstanz  0.6  g lösliches  Fibrin,  1.1  g Globulin  und  5.1  g Propeptone,  wahrend 
2.4  g Fibrin  anangegriffen  blieben.  j.  Hank. 


Sahli,  Ueber  den  Einfluss  intravenös  injicirten  Blutegelextraktes 
auf  die  Thrombenbildung.  Cbl.  f.  innere  Med.  1894,  No.  22. 

Verf.  bat  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Assistenten  Eearr  die  zuerst  ron  Hatfbast 
entdeckte  gerionungswidrige  Eigenschaft  des  Blutegelextractes  einer  genaueren  Prüfung 
unterzogen.  Zunächst  wurde  festgestellt,  dass  das  ron  einem  Blutegelkopf  mit  5 ccm 
beifsen  Wassers  augefertigte  Infus  20—25  ccm  Kaninchenblat  für  wenigstens  8 Tage 


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No.  34. 


Landow.  — Körtr. 


605 


gerinnungsunfähig  macht.  Alsdann  wurde  durch  Einfahren  einer  Borste  roa  der  Ven. 
maxillar.  ext.  aus  in  der  Vena  jugularis  ext.  eines  Kaninchens  in  10  Minuten  ein 
frischer  Thrombus  erzeogt.  Dann  wurde  der  Blutegelinfus  in  diese  Vena  jngularis 
injicirt,  und  nun  in  die  andere  Ven.  jugularis  eine  Borste  eiugeführt.  Dabei  genügte 
bereits  das  Infus  eines  Blutegelkopfa  auf  50—60  ccm  Blut,  um  die  Thrombenbildung 
zu  verhindern,  also  der  dritte  Teil  des  für  das  extrarasculAre  Blut  gerinnungswidrig 
> wirkenden  Infases.  Da  jedoch  die  Nieren  das  letztere  schnell  ausschieden,  so  sind 
fflr  eine  llngere  Wirkung  (über  40  Minuten)  grBfsere  Dosen  erforderlich.  Toxische 
Erscheinungen  wurden  dabei  nicht  beobachtet. 

Inwieweit  diese  Resultate  auf  den  Menschen  Übertragbar  sind,  und  so  das  Blut- 
egelinfus bei  der  Neigung  zur  Thrombeubildung  therapeutisch  verwertbar  werden  kann, 
müssen  erst  weitere  Untersuchungen  ergeben.  Jedenfalls  scheiot  die  verhiltnistmSfsig 
kurze  Wirksamkeit  des  Mittels  der  practischen  Verwertung  hinderlich  zu  sein. 

M • Rothmano. 


M.  Landow,  Aus  der  chir.  Klinik  zu  Göttingen.  Zur  operativen 
Behandlung  der  senilen  und  diabetischen  Gangrän  der  unteren 
Extremität.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  149. 

Die  betreffende  Behandlung  schliefst  sich  den  von  Kümo  in  seiner  Arbeit:  „Zur 
Revision  der  Lehre  über  die  Vornahme  grofser  Operationen  bei  diabetischem  Brande“ 
ans  dem  Jahre  1887  gegebenen  Vorschriften  an.  Zunächst  war  man  bedacht  die 
Necrose  und  Entzündung  durch  geeignete  Localbehandlung,  bei  Diabetes  auch 
durch  innere  Mittel  zu  bekämpfen.  Erst  wenn  auf  diese  Weise  das  Gebiet  genügen- 
der Blutcircnlation  hergestellt  war,  schritt  man  zur  Operation,  die  sich  stets  2—3 
Finger  von  der  Grenze  des  Brandigen  bezw.  der  an  letzterer  sich  anscbliefsenden  Ent- 
xündungszone  hält.  Bei  der  grofsen  Infectionsgefahr  wurde  wahrend  der  Operation 
die  Stelle  der  Erkrankung  durch  eiuen  antiseptischen  Occlusivverband  gedeckt  und 
teile  mit  teils  ohne  E-MASuu'sche  Constriction  amputirt.  Unter  18  biebergebSrigen 
Patienten  wurden  bei  13  PrimSramputationen  ausgefübrt,  nämlich  bei  8 mit  Diabetes 
und  bei  5 mit  reiner  Arteriosclerose.  Von  den  8 Diabetikern  starben  4,  von  den  5 
mit  Arteriosclerose  1.  Da  ein  Patient  doppelseitig  operirt  werdeo  musste,  han- 
delte es  sich  um  14  Amputationen  und  zwar  um  4 hohe  und  10  tiefe  Gliedab- 
setzungen  Die  hohen  Amputationen  endeten  säinmtlich  tätlich,  von  den  10  tiefen 
nur  1,  die  übrigen  9 heilten,  ndmlich  7 per  prim,  int.,  I mit  Eiterung.  In  dem  9. 
Falle  musste  eine  secundSre  Unterschenkelamputation  verrichtet  werden,  durch  welche 
auch  hier  Genesung  erfolgte.  (Ein  grofser  Teil  der  Arbeit  besteht  io  der  Kritik  der 
Ansichten  von  KoerxB  n.  Bzidsiiuais  über  das  gleiche  Thema.).  P.  GOurtisck. 


W.  Körte,  Ueber  einen  Fall  von  Gangraena  penis  mit  nachfol- 
gender Plastik.  Aroh.  f.  klin.  Cbir.  XLVI.  S.  230. 

Bei  einem  28jährigen  Pat.  nach  Paraphimose  aus  .inbekannter  Ursache  entstan- 
den. Der  gangräoflse  Defect  betraf  scbliefslich  die  ganze  Baut  des  Penis  bis  zum 
Ansätze  des  Scrotum  bis  auf  ein  kleines  Zipfelchen  am  Frenulum  und  am  Ansätze 
zum  Scrotum,  ferner  die  Corpp.  cavern.  penis  in  gleicher  Ausdehnung  sowie  das  obere 
(proximale)  Drittel  der  Eichel.  Im  Eiter  lieft  sich  ausser  Streptococcus  eio  dicker 
kurzer,  sehr  schnell  wachsender  Bacillus,  der  einen  fauligen  Geruch  verbreitet  dartun. 
Die  BarnrShre  blieb  unversehrt  und  et  erfolgte  Deckung  durch  einen  dem  Scrotum 
entnommenen  BrückenlspPeo,  so  dass  die  Eichel  etwas  kleiner  als  normal,  der  Penis 
p aber  von  normaler  Dicke  mit  gerunzelter  ausdehnungsfähiger  Baut  wiederhergestellt 
wurde.  Auch  will  Pat.  wieder  deutliche  Erectioneo  des  Gliedes  bemerkt  haben. 

P.  GQtorbock. 


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606 


Grrrn.  — Babjoh.  — K atzkkstrin,  — Sahli. 


No.  34 


Ch.  L.  Green,  Ueber  die  Bedeutung  der  Becherzellen  der  Con- 

junctiva.  v.  Gräfes  Arch.  f.  Ophthalm.  XL.  p.  1. 

Verf.  untersuchte  die  gesunde  Conjunctira  von  30  menschlichen  Augen  und  einer 
Reihe  von  Tieren  und  fand  überall  Becberzellen.  Dieselben  sind  ron  regelmi feiger 
oraler  Gestalt,  ungefähr  0.025  mm  lang  und  0.016  mm  breit.  An  Isolationspräparaten 
beobachtet,  bsxitzt  jede  Zelle  eine  scharf  abgegrenzte  Zellmembran  oder  Theca.  Diese 
Theca  ist  eine  wirkliche  Zellmembran  und  erscheint  immer  doppelt  conturirt.  Einige 
Becberzellen  besitzen  einen  Fufs  oder  Stiel.  Der  Inhalt  der  Theca  ist  ron  schleimiger 
Beschaffenheit  und  färbt  sich  mit  Thionin  rotriolett.  Am  breiten  Ende  der  Zelle, 
innerhalb  derselben,  der  Theca  anliegend,  befindet  sich  der  Kern.  An  der  Seit«  der 
Zelle  diesem  gegenüber  kann  man  gewöhnlich  eine  klare  und  scharf  abgegreozte 
Oeffnnng,  das  Stoma  bemerken,  welches  anfänglich  klein  ist,  später  aber  gTOfser  wird. 
Durch  diese  Oeffnnng  entleert  sich  der  schleimige  Inhalt  der  Zelle.  Die  Becberzellen, 
welche  in  den  tieferen  Schichten  der  Conjunctira  liegen,  haben  kein  Stoma,  erst  wenn 
sie  an  die  Oberfläche  kommen,  bildet  sich  ein  solches.  Die  Zellen  entwickeln  sieh 
in  den  tiefsten  Schichten  des  Epithels  und  steigen  allmälig  an  die  Oberfläche  empor. 
■ — Die  Becberzellen  sind  natürliche  Gebilde,  die  sieb  ganz  unabhängig  ron  irgend 
welcher  Heizung  stets  io  der  normalen  Conjunctira  des  Menschen  und  der  Tiere  ror- 
finden.  Sie  haben  die  besondere  Aufgabe,  Schleim  durch  einen  natürlichen  and  phy- 
siologischen Vorgang  zu  produciren.  Homtmaim. 


Barjon,  Des  oed&mes  aigus  primitifs  et  infectieux  du  larynx.  Ga*, 
des  böpitaux  1894,  No.  58. 

Nach  Verf.  sind  die  acuten  primären  Oedeme  des  Larynx  infectiOser  Natur  aod 
können  klinisch  in  zwei  grofse  Abteilungen  gebracht  werden,  einmal  in  die  serOsen 
Oedeme,  zu  denen  das  primäre  Erysipel  und  das  gutartige  acute  infectiOse  Oedem 
des  Kehlkopfes  geboren , und  zweitens  das  phlegmonüse  Oedem , der  Kehlkopfabscess. 
Diese  beiden  Formen  können  klinisch  dififerenzirt  werden,  was  für  die  Prognostik  sehr 
wichtig  ist,  da  bei  der  eitrigen  Form  der  Tod  die  Regel,  bei  der  serOsen  Form  dage- 
gen sehr  selten  und  mehr  einem  Zwischenfall  oder  einer  Complication  zuzuschreiben  ist. 

W.  Lub  Unski. 


Katzenstein,  Weitere  Mitteilungen  Ober  die  Innervation  des  M. 
crico-thyreoideus  Virch.  Arch.  Bd.  136,  H.  1. 

Weitere  Untersuchungen  heben  ergeben,  dass  nur  beim  Kaninchen  ein  ans  dem 
Ramus  pharyog.  nerr  vagi  stammender  Nerz  den  M.  crico  thyreoidens  motorisch  iDner- 
zirt.  Mithin  kann  Exaea  einen  N.  laryngeus  medius  nur  beim  Kaninchen  annehmen. 
Die  Abweichungen  ron  der  Norm  bei  Hund,  Katze,  Affen,  lassen  sieb  dahin  znsam- 
menfassen,  dass  in  sehr  wenigen  Fällen  Fasern  des  N.  laryog.  sup.  den  Vagus  im  N. 
pharyngeus  verlassen  und  mittelst  einer  Anastomose  in  den  N.  laryng.  sup.  übergeben. 

W.  Lubttaaki. 


Sahli,  Ueber  die  Perforation  seröser  pleuritiscber  Exsudate  nebst 
Bemerkungen  Ober  den  Befund  von  Typhusbacillen  in  dem  serö- 
sen Pleuraexsudat  eines  Typhuskranken.  Mitth.  aas  Kliniken  u.  med. 
Instituten  d.  Schweiz.  I.  Reihe  H.  9.  C.  Sallmann  Basel  u.  Leipzig  1894. 

S.  beschreibt  einen  Fall  von  seröser  Pleuritis  nach  Pneumonie,  in  dem  ein  über 
der  rechten  Lnngenspitze  und  an  der  Innenseite  der  rechten  liegendes,  zweites  seröses 
abgekapseltes  Exsudat  durch  Perforation  der  Thoraxwand  in  der  Fossa  sopra-  and  in-  ^ 
fraclavicularis  als  floetnirender  Tumor  zum  Vorschein  kam.  In  einem  zweiten  Fall 
von  scrOsem  Pleuraexsudat,  das  zieh  an  einen  Typhus  anschloft  und  welches  Typhus- 
bacilleo  enthielt,  perforirte  das  Exsudat  in  die  Lange;  Heilung  Scheunen. 


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No.  34. 


Aüssilloüx.  — Stewart.  — Sottas.  — Stbmbo. 


607 


Aussilloux,  L’huile  d’olive  «Inns  le  traitement  des  coliques  o^phr4- 
tiques.  Ball.  g4n.  de  ther.  1893,  No.  46. 

Id  der  Voraussetzung,  da»  das  Olivenöl  weder  steinlösende,  noch  gallentreibende 
oder  abführende  Eigenschaften  besitzt,  «andern  bei  Gallenateinkolik  lediglich  reflecto- 
risch  wirkt,  indem  e«  den  Krampf  der  Gallenansführungsgtnge  zum  Schwinden  bringe, 
versuchte  Verf.  das  Olivenöl  auch  bei  Nierenkoliken,  indem  er  annahm,  dass  auch 
hierbei  reflectorisch  ein  Nachlauen  der  Krämpfe  eintreten  würde.  In  zwei  so  behan- 
delten Fällen  war  der  Erfolg  ein  günstiger:  Wenige  Esslöffel  genügten,  um  die  Kolik- 
schmerzen zu  beseitigen.  Was  die  Dosis  betrifft,  so  verwirft  Verf.  auch  hier,  wie  bei 
Galleasteinkolik  die  von  anderer  Seite  empfohlenen  sehr  grofsen  Dosen  (zwei  grofse 
Gltser  roll)  und  beschränkt  sich  auf  einige  Esslöffel.  Als  Gescbmackscorrigens  em- 
pfiehlt A.,  der  seine  Beobachtungen  in  Narbonne  gemacht  hat,  die  den  Südfranzosen 
«ehr  sympathische  Knoblauchsuppe.  K.  Kronthai. 


H.  M.  Stewart,  Relapses  in  typhoid  fever.  The  practitioner  1894, 
March. 

Aus  dem  Studium  Ton  60  Typhusrecidiren  gelangt  Verf.  zu  folgenden  Schlüssen: 
die  sogenannten  Rendite  stellen  wirkliche  2te  Anfälle  von  Ileotvphus  dar;  die  gra- 
duellen Unterschiede  von  dem  primäreD  Anfall  finden  ihre  Erklärung  durch  die  vom 
Pat.  erworbene  partielle  Immunität.  Diese  2ten  Anfälle  beruhen  wahrscheinlich  auf 
einer  neuen  Autoinfection,  d.  b.  einer  Infection  weiter  abwärts  gelegener  Lympbfollikel 
des  Darmes  durch  die  zu  ihnen  hinabgelangenden  inficirten  Schorfe  aus  hoher  gelege- 
nen Partieen;  damit  stimmt  die  Thatsacbe  überein,  dass  in  totlich  »erlaufenden  Fällen 
eog.  Typhusrecidive  auffallend  häufig  frische  Affeclionen  des  Dickdarmes  gefunden 
werden.  Begünstigt  wird  die  Reinfection  einerseits  durch  Milde  des  ersten  Anfalles 
nnd  eine  daraus  resultirende,  lediglich  partielle  Immunität;  ferner  aber  durch  längeren 
Contact  der  inficirten  Schorfe  mit  bisher  gesunder  Schleimhaut,  d.  h.  durch  vorwie- 
gende Obstipation  im  Verlaufe  des  ersten  Aufalles.  Psrl. 


J.  Sottas,  Contribution  h l’ctude  des  d^gdndrescences  de  la  moelle 
cons^cutifa  aux  lesions  des  raeinea  post4rieures.  Revue  de  Med. 
1 893,  No.  4. 

S.  teilt  einen  Fall  von  Wurzelneuritis  infolge  eines  Sacraltumors  mit,  der  klinisch 
unter  dem  Bilde  einer  Neuritis  des  N.  ischiadicus  verlief  und  später  zur  Section  kam. 
Ferner  führt  er  einen  von  Dejerine  (Archive«  de  Physiologie  1888)  beschriebenen 
Fall  ausführlich  an,  der  unter  dem  Bilde  der  Tabes  cervicalis  verlief  und  mit  hoch- 
gradiger Atrophie  der  hinteren  Rückenrearkswurzelfasern  einherging.  Im  3.  Fall  ban- 
delte es  sich  um  eine  totale,  radiculäre  I.ähmuog  des  linken  Armes  (Klumpke),  Neu- 
ritis des  Plezus  brachialis.  — Die  Sectionsbefunde  dieser  Fälle  bestätigen  zunächst 
die  Ansicht  Kanne'« , da»  in  der  oberen  Cervicalregion  die  langen  Fasern  in  ver- 
schiedenen Hüben  des  Rückenmarkes  iu  Formen  von  Dreiecken  ineinander  geschachtelt 
liegen.  Das  kleinste  Dreieck  im  hintern  medianen  Teil  bildet  die  Fortsetzung  der 
Sacralnerveu ; das  grösste  und  äosserste  Dreieck  wird  von  den  hinteren  Cervicalnerven 
gebildet.  — Der  GoLt/sche  Strang  besitzt  seine  eigene  systematische  Zusammensetzung 
(Fimssto).  Die  langen  Fasern  der  oberen  Rückenmarkswurzeln  verlaufen  im  Bosdacb’- 
seben  Strang.  — Das  kleine  Bündel  hinter  der  grauen  Commissur  und  zu  beiden 
Seiten  des  Halses  des  Hinterhornes  scheint  aus  Anastomosen  zwischen  den  verschie- 
denen Etagen  (Höben)  der  grauen  Substanz  zu  bestehen  (Fibres  cornu  commissalea) ; 
es  bleibt  bei  der  Degeneration  der  Hinteratränge  meist  unversehrt.  8.  K »Usch« r 


L.  Stembo,  Ueber  „Osteo- Arthropathie  hypeitrophiante  pneumique“. 
Petersb.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  3. 

Die  66jähr.  Patientio  litt  oft  an  Lungenkatarrhen  und  acquirirte  kurz  nach  einer 
Pneumonie  die  „Krankheit  mit  dem  langeo  Namen“.  Diese  begann  mit  Kriebelu 


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608 


Schou.  — Fonk  n.  Gbundzach.  — Sinclair. 


No.  34 


und  allmäliger  Volumszunahme  der  Finger  and  Zeben.  7 Jahre  hindurch  nahmen 
diese  Erscheinungen  progressiv  zu,  sodasg  schlierglich  Oberkiefer,  Ohrmuscheln,  Zange, 
ZApfchen,  Claviculae,  Mamillae,  Finger-  and  Fulsendphalangen,  aber  auch  Hand-  and 
Fufsgelenke  an  der  eigentümlichen  Vergrößerung  teilnabmen.  Die  NAgel  waren  papagei- 
scbuabelartig  verunstaltet  and  rissig,  es  bestand  eine  Kyphose  der  unteren  Brust-  und 
Lendenwirbel.  Die  LungenrAnder  waren  emphysematös  aufgebläht. 

Der  Terf.  beleuchtet  die  Differentialdiagnose  zwischen  der  in  Rede  stehenden 
Krankheit  und  der  Akromegalie,  auf  welche  von  so  vielen  Seiten  grofses  Gewicht  ge- 
legt worden  ist.  Er  kommt  dabei  zu  dem  Resultate , dass  zum  mindesten  viele  Fälle 
der  Osteoarthropathie  mit  der  Akromegalie  grofse  Verwandtschaft  zeigen  und  vielleicht 
auch  als  solche  aufzufassen  sind  — Die  bedeutenderen  Abweichungen  kannten  dann 
unter  dem  Einfluss  des  Lungenleidens  entstanden  sein.  Die  Arbeit  enthält  genaue 
Mafse  und  2 Abbildungen.  M.  Brasch. 


J.  Schon,  Ein  Fall  von  Spina  bifida  occulta  mit  Hypertrichosis 
lumbalis.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  5. 

Bei  einem  13jährigen  Mädchen  ist  die  Haut  zwischen  letztem  Rückenwirbel, 
Spitze  des  Os  coccygis  und  den  Spinae  ilei  aut.  sup.  bräunlich  pigmentirt,  tonst  aber, 
bis  auf  eine  kleine  etwas  verdickte  und  unebene  Partie  in  der  Gegend  der  linken 
Symphyais  sacroiliaca  uormal.  In  der  Lendeoregion  besteht  eine  bandflAcbengrofse 
Hypertrichosis,  deren  Centrum  der  Vereinigungsstelle  des  Lambal-  und  Sacralwirbe! 
entspricht;  die  Haare  sind  blond,  in  der  Mitte  sehr  dicht  stehend  und  3 cm  lang,  an 
der  Peripherie  kürzer  und  spärlicher.  Die  Dornfortsätze  des  5 Lumbalwirbels  und 
der  obersten  Sacralwirbel  sind  nicht  vereinigt,  die  Spalte  nimmt  die  Pulpa  dreier 
Finger  auf.  Das  Becken  erscheint  asymmetrisch,  rechts  stark  elevirt,  das  Hüftgelenk 
ist  aber  normal.  Dagegen  bat  ein  jüngerer  Halbbruder  der  Pat.  eine  einseitige  con- 
genitale Hüftluzation.  H.  Müller. 


Funk  und  Gruudzach,  Ueber  Urticaria  infantum  und  ihren  Zu- 
sammenhang mit  Rachitis  uid  Magenerweiterung.  Monatsheft  für 
pract.  Dermat.  X VIII.  No.  3. 

Die  Verff.  haben  bei  46  genau  untersuchten  Kindern  mit  Drticaria  infantum 
(Lichen  urticatns,  Drticaria  papulosa,  Strophulus  pruriginosus)  regelmäfsig  Symptome 
von  Rachitis  und  Magenerweiteruog  gefunden.  Es  ist  deshalb  bei  der  Behandlung 
des  Hautleidens  diesen,  aetiologisch  jedenfalls  bedeutungsvollen  Krankheitsprocessen, 
auf  deren  häufiges  Vorkommen  schon  Combi  hingewiesen  hat,  besondere  Beachtung 
zu  schenken  und  namentlich  die  Diät  sorgsam  zu  regelo.  H.  Müller 


W.  J.  Sinclair,  Metrostaxis  and  Menstruation  after  Operation  on 
the  broad  ligament.  Brit.  med.  Jouru.  1893,  Nr.  1091,  p.  1106. 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  das  Auftreten  einer  Dternsblolung  und 
selbst  einer  charakteristischen,  monate-  oder  auch  jahrelang  wiederholten  Menstruation 
auch  nach  vollständiger  Entfernung  beider  Ovarien  und  Tuben  möglich  sei.  Nicht 
das  Vorhandensein  oder  Fehlen  dieser  Organe  sei  das  Bedingende,  sondern  der  bei 
der  Operation  vorgenoromene  Eingriff  in  die  Blntcirculation  Die  Menstrnation  bleibe 
in  jenem  Falle  erhalten,  wenn  bei  der  Unterbindung  genügend  starke  Aeste  der  A. 
ovaria  verschont  bleiben;  andererseits  höre  die  Menstruation  nach  Ligatur  der  Arterien 
auf,  auch  wenn  die  Tuben  und  Teile  der  Ovarien  zurückgelasseu  wurden.  — Eine 
Gefahr,  dass  man  durch  zu  weitgehende  Unterbindung  der  Arterien  Necrose  des  Uterus 
berbeifübren  könne,  sei  nicht  vorhanden.  a.  Martin 

Kiim-minngen  für  da«  Ontralblatt  «erden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Französische  Strafse  21}  oder  an  die  Ycrlagshaudiung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirsch wald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  aui  Schlüsse 
des  Jahrgang«  Titel , Na* 
men*  und  Sachregister. 

für  die 


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durch  alle  Bnehhandlun* 
geo  und  FosUnstaiten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  1.  September.  No.  35. 


Inhalt  > Werdblstadt  d.  Blxibtreu,  Quantitatire  Zmammensetzung  patho- 
Iogiichen  Men«chenblutes.  — Mikicasti  u.  Prausnitz,  Verhalten  rericbiedener 
Brotarten  im  roensebiieben  Organismus.  — Hitzio,  Histologie  der  Stroma.  — 
Krause  and  Hirschsbuo,  Ueber  Transplantation  too  Hautlappen.  — Schafes, 
Entvicklnng  der  Bogenginge.  — Eibbhuebokr,  Lympbosarcom  des  Pharyni  und 
weichen  Gaumens.  — Cbambr,  Deber  Penicillinm  glancnm.  — Fawihbbi,  Ueber 
Dinretin.  — Jqffroy  u.  Acbauu,  Möller,  Mabis,  Beitrag  zur  BASSDOw'icben 
Krankbeit.  — Bbazwüll,  Menziss,  Behandlung  von  HautaiTectionen  mittels 
Tbyreoidextract.  — Napirr  u.  Schacht,  Kbobbb,  Fritscb,  Ventrofnation  and 
Taginobxation, 

BoanzrxsKi  u.  Zoja,  Kristallisation  des  Eieralbnmins.  — Hazcbapt,  Lira- 
lose  bei  Diabetes.  — Zenker,  Neues  Fizirnngsmittel  — Schlano«,  Hochstand 
der  Scapula.  — Mbsznzr,  Behandlung  von  Scbenkelhaisfractaren  im  Stebbett.  — 
Baas,  Tnbercaiose  der  Tbrlnendrüse  — Vehnbcil,  Nasenblutung  im  Jugendalter. 
— Mabcbl,  Exstirpation  der  Tonsillen.  — Fisher.  Hemiplegie  nach  Erapyement- 
leerong.  — Frölich,  Terpentin  bei  Diphtherie.  — Cavaxxani,  Sympathicusrer- 
Indernngen  bei  Dizbetes.  — A damkiewicz,  Stanongspapille.  — Sirmfrliho, 
Forensizcbe  Psychiatrie.  — Mitvalskt,  BantbSrner  an  den  Augenlidern.  — Gio- 
varbibi,  Fall  Ton  Ichtbyosis.  — r.  Meier,  Behandlung  der  Hlmatosalpinx.  — 
Gobdok,  KochsBlzinfnsion  bei  VergiftnngeD. 


1)  H.  Wendelstadt  u.  L.  Bleibtreu,  Beitrag  zur  Kenntniss  der 
quantitativen  Zusammensetzung  des  Menschenblutes  unter  patho- 
logischen Verhältnissen.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXV.  S.  204. 

2)  Dieselben,  Anhang  zu  der  Arbeit  etc.  Ebenda,  S.  363. 

1)  Mit  Uebergehung  des  kritischen  Teils  der  Abhandlung 
können  hier  nur  die  wesentlichsten  Resultate  angeführt  werden. 
Der  höchste  Wert  für  den  Eiweifsgehalt  des  Blutes  (Stickstoff  X 
6.25)  betrug  22.41  pCt.  (in  einem  Fall  von  Cholera);  er  liegt  noch 
etwas  unter  dem  Mittelwert,  den  Jaksch  angiebt  = 22.62  pCt.,  die 
meisten  Werte  liegen  tief  unter  20  pCt.  bis  zu  9.46  pCt.  in  einem 
Falle  von  Magencarcinom  mit  abundanter  Magenblutung.  — Was 

XXXII.  Jahrgang.  39 


610  Mknicanti  u.  Pbacsnitz,  Verhalten  verschiedener  Brotarten  etc.  No.  35 

den  Eiweifsgehalt  des  Samens  betrifft,  so  wurde  der  von  Jaksch 
gefundene  Mittelwert  = 8.86  pCt.  in  keinem  Falle  erreicht.  Als 
Maximum  fanden  die  Verff.  8.355  pCt.,  als  Minimum  4.959  pCt. 
in  dem  erwähnten  Fall  von  Magencarcinom.  Noch  gröber  sind  die 
Schwankungen  für  das  Volumen  der  Blutkörperchen:  Die  Blut- 
körperchen betrugen  zwischen  49.1  und  9.52  ccm  in  100  ccm  Blut. 
Das  Volumen  des  einzelnen  roten  Blutkörperchen  fanden  die  Verff. 
schwankend  zwischen  0. 0000000794  und  0.0000000517  cbmm. 

Als  wesentlichstes  Ergebniss  ihrer  Untersuchung  bezeichnen  die 
Verff.  die  Feststellung  der  enormen  Schwankungen  des  Procentge- 
haltes der  roten  Blutkörperchen  an  Stickstoff  bezw.  Eiweifs.  Bei 
dem  unter  physiologischen  Verhältnissen  gewonnenen  Pferde-  und 
Schweineblut  wird  dieser  Wert  durch  eine  constante  Zahl  repräsen- 
tirt,  beim  Menschenblut  fanden  die  Verff.  zwischen  33.05  u.  47.12  g 
Eiweifs  in  100  ccm  Blutkörperchensubstanz,  jedoch  heben  dieselben 
hervor,  dass  derartige  Schwankungen  beim  Gesunden  möglicherweise 
nicht  bestehen.  Auffallend  klein  und  reich  an  Eiweifs  fanden  die 
Verf.  die  Blutkörperchen  von  Kranken,  die  lange  Zeit  an  Albu- 
minurie gelitten  hatten.  Im  Uebrigen  muss  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden. 

2)  Der  Anhang  ist  hauptsächlich  polemischer  resp.  kritischer 
Natur  und  wendet  sich  namentlich  gegen  die  Methoden  von  v.  Jaksch 
und  Biebnacki;  Verff.  haben  in  einigen  Fällen  auch  vergleichende 
Bestimmungen  nach  den  verschiedenen  Methoden  durchgeführt. 

E.  Salkowski. 


(J.  Menicailti  u.  W.  Prausnitz,  Untersuchungen  Ober  das  Ver- 
halten verschiedener  Brotarten  im  menschlichen  Organismus. 
Zeitschr.  f.  Biolog.  XXX.  S.  328. 

Verff.  haben  an  2 Männern  von  82 — 85  Kilo  je  3 Tage  dau- 
ernde Ausnützungsversuche  mit  verschiedenen  Brotarten,  die  jedes- 
mal analysirt  wurden,  gemacht;  neben  Brod  (900 — 1000  g)  wurden 
nur  noch  1.5 — 2 Liter  Bier  genossen.  Indem  bezöglich  der  einzel- 
nen Versuche  und  des  Zahlenmateriales  auf  das  Orig,  verwiesen 
wird,  seien  hier  nur  die  wesentlichen  Resultate  wiedergegeben.  Bei 
Aufnahme  von  Broten,  welche  aus  denselben  Mehlen  (Weizen-, 
Roggen-),  das  eine  Mal  mit  Sauerteig,  das  andere  Mal  mit  Hefe 
gebacken  wurden,  war  die  Menge  des  ausgeschiedenen  Kothes  beim 
Sauerbrot  gröfser.  Weizenbrod  liefert  erheblich  weniger  Koth  als 
Roggenbrod;  in  der  Mitte  steht  ein  Brod,  das  aus  gleichen  Teilen 
Weizen-  und  Roggenmehl  hergestellt  ist.  Die  Dekortikation  des 
Getreides  (Entfernung  der  Fruchthölse  durch  Schälen)  bietet  nicht 
die  ihr  nacbgeröhmten  Vorteile.  Die  dekorticirten  Körner  können 
uicht  vollständig  zu  Mehl  vermahlen  werden,  doch  wird  feineres 
Mehl  in  etwas  grölserer  Menge  erhalten,  das  allerdings  dunkler  ist 
und  daher  weniger  Nachfrage  findet.  Nach  Aufnahme  von  Brod 
aus  geschältem  Getreide  erschien  zumeist  etwas  weniger  Koth,  viel- 


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No.  35. 


Hitzig,  Histologie  der  Stroma. 


611 


leicht  infolge  der  feineren  Zermahlung  der  Körner.  Aus  ihren 
Versuchen  erschließen  Verff.,  gleichwie  schon  früher  Phausnitz,  dass 
der  ausgeschiedene  Koth  grofsenteils  von  den  Darmsäften,  aber  nicht 
von  unresorbirten  Nahrungsbestandteilen  herstammt.  (Auch  diesmal 
ist  die  Begründung  für  diese  Behauptung  nicht  stringenter  als 
früher;  vergl.  Cbl.  1893,  S.  659).  Lockeres  poröses  Brod  ist 
leichter  resorbirbar  als  festes  schweres  Brod,  das  den  Darm  zur 
reichlicheren  Abscheidung  von  Verdauungseäften  anregt.  Die  phy- 
sikalische Beschaffenheit  des  Brodes  (Porosität,  Volumen,  spec.  Ge- 
wicht) ist  von  der  Getreideart,  dem  Vermahlungsgrad  und  der 
Mehlqualität  abhängig;  feines  Weizenmehl  liefert  das  poröseste, 
grobes  Boggenmebl  resp.  Roggenschrot  das  festeste  Brod.  Die 
Teilchen  der  bei  uns  gemahlenen  Mehle  haben  einen  grössten 
Durchmesser  von  710— */s  mm,  die  feineren  Mehle  sogar  nur  von 
'/to — 'A  mm>  gröber  sind  nur  die  Schrotmehle,  deren  Verbrauch 
immer  mehr  zurücktritt.  — In  einer  Nachschrift  nimmt  Phausnitz 
zu  den  Untersuchungen  über  Mehl  und  Brod  von  K.  B.  Lehmann 
Stellung  und  weist  nach,  dass  Letzterer  die  feineren  deutschen 
Mehle  überhaupt  nicht  geprüft  hat.  vielmehr  im  Wesentlichen  nur 
die  für  Schrotbrod  verwandten  Mahlprodukte.  Vergl.  hierüber  Orig. 

J.  Muuk. 


Th.  Hitzig,  Beiträge  zur  Histologie  und  Histogenese  der  Struma. 

Arch.  f.  klin.  Cbir.  47.  Bd.  pag.  464. 

Verf.  hat  sich  die  Frage  vorgelegt,  wie  der  Kropf  aus  nor- 
malem Schilddrüsengewebe  entsteht,  wie  er  weiter  wächst,  und  in- 
wieweit die  einzelnen  Struma-Formen  dabei  differiren.  Zur  Beant- 
wortung dieser  Frage  hat  er  36  pathologisch  veränderte  Schilddrüsen 
untersucht,  die  von  jugendlichen  Individuen  im  Alter  von  14 — 30 
Jahren  stammten.  Dabei  wurden  mit  Vorliebe  die  jüngsten  Stadien 
der  Knotenbildung  ausgewählt,  um  die  Entstehung  der  Struma  ge- 
nau verfolgen  zu  können. 

Dabei  wurden  in  anscheinend  normalen  Teilen  der  Schilddrüse 
mikroskopisch  heerdweise  zusammengelagerte  Schläuche  von  unregel- 
mäfsiger  Form  gefunden,  die  ein  einschichtiges  Epithel  mit  zahl- 
reichen Kernen  besitzen.  Sie  sind  von  der  Umgebung  nicht  scharf 
abgegrenzt  und  wachsen  nicht  durch  Verdrängung,  sondern  durch 
Umwandlung  des  benachbarten  Gewebes.  Diese  Gebilde  fasst  Verf. 
als  die  Anfänge  der  Struma  nodosa  auf;  er  stimmt  also  der  Ansicht 
Vihchow’s  bei,  dass  die  Struma  erst  aus  dem  normalen  Gewebe 
entsteht  und  nicht,  wie  Wölflbr  annimmt,  als  kleiner  Knoten  be- 
t reits  embryonal  präformirt  ist.  Dabei  kann  sowohl  das  normale 
Epithel,  als  auch  das  Epithel  ausgebildeter  Follikel  die  Matrix 
dieser  Bildungen  sein.  Schließlich  werden  ganze  Läppchen  umge- 
wandelt, und  es  entstehen  so  die  kleinsten  Kropfknoten.  Diese 
wachsen  nun  durch  Verdrängung  des  umgebenden  Gewebes  weiter; 

39* 


^-<  .oogIe 


612 


Kuausk,  HiuSl'HBKKii,  Uebar  Transplantation  von  Hautlappen.  No.  35 


stofsen  2 Knötchen  zusammen,  so  platten  sie  sich  zuerst  aneinander 
ab,  können  aber  echliefsüch  verschmelzen  und  so  zur  Bildung 
gröfserer  Knoten  Veranlassung  geben. 

Die  Struma  diffusa  beruht  auf  gleichmäßiger  Proliferation  in 
allen  Läppchen  der  Dröse,  während  die  Struma  nodosa  durch  Ver- 
schiedenheit der  Wachstumsenergie  zu  Stande  kommt.  Zwischen 
beiden  Formen  existiren  Uebergänge.  Verf.  verwirft  die  Einteilung 
Wölflkk’s  für  die  Struma  diffusa  in  interacinöses  und  Cysto-Adenom 
und  hält  bei  der  grofsen  Aehnlichkeit  der  einzelnen  Formen  eine 
besondere  Klassificirung  nicht  für  nötig.  Die  Struma  diffusa  zeigt 
eine  Erweiterung  der  colloidhaltigen  Blasen  durch  Wucherung  der 
Epithelzellen  und  vermehrte  Produktion  von  Colloid.  Bei  zu  grofser 
Ausdehnung  der  Blasen  kann  es  zur  Atrophie  des  Epithels  kommen. 

M.  Rothmann. 


1)  F.  Krause,  Ueber  die  Transplantation  grofser  ungestielter  Haut- 
lappen. Arch.  f.  klin.  Chir.  XLVI.  S.  176. 

2)  91.  Hirschberg,  Ueber  die  Wiederanheilung  vollständig  vom 
Köiper  getrennter,  die  ganze  Fettschicht  enthaltender  Hautstücke. 
Ebendaselbst  S.  183. 

1)  Wegen  der  unangenehmen,  die  Ueberpflanzung  gestielter 
Hautlappen  am  Unterschenkel  begleitenden  Nebenumstände  (ge- 
zwungene Lage,  Narbenbildung  etc.)  hat  K.  nach  Wolfe  ungestielte 
Hautlappen  jedoch  mit  Zurücklassung  des  Unterhautfettes  benutzt. 

Von  mehr  als  100  Hautlappen,  welche  in  21  Fällen  Verwendung 
fanden,  starben  nur  4 völlig  ab  und  kann  man,  wenn  nötig,  Lappen 
entnehmen  von  der  ganzen  Länge  des  Unter-  oder  Oberarms  resp. 
Oberschenkels  und  einer  Breite,  welche  dem  breitesten  Teil  des 
betr.  Extremitätenabschnittes  entspricht.  Wenn  ein  wenig  Fett  am 
Lappen  haften  bleibt,  schadet  es  nicht;  bei  fettreichen  Individuen 
muss  man  dagegen  sorgfältig  den  Panniculus  abpräpariren.  Die  sich 
sofort  auf  ’/j  Drittel  und  noch  weniger  des  Umfanges  zusammen- 
ziehenden Lappen  werden  völlig  trocken  auf  das  ebenfalls  völlig 
trockene  betr.  Operationsgebiet  applicirt.  Nur  im  Gesicht  bedarf  e9 
ausnahmsweise  der  Befestigung  durch  Nähte,  im  Uebrigen  genügt 
an  den  Extremitäten  die  glatte  Einwickelung  mit  einer  Binde  aus 
5 pCt.  starkem  sterilisirten  Jodoform-Mull,  darüber  kommt  ein  leicht 
comprimirender  aseptischer  Verband,  resp.  Lagerung  auf  einer 
Schiene.  Der  erste  Verbandwechsel  erfolgt  nach  3—4  Tagen.  Da 
die  Lappen  dann  zuweilen  Blasen  bilden,  welche  aufgeschnitten 
werden  müssen.  Im  Uebrigen  sehen  sie  dann  blass  oder  bläulich- 
rot, manchmal  auch  etwas  geschwollen  aus.  Nach  7 — 8 Tagen  sind  ) 
sie  deutlich  rosa,  was  später  umsomehr  hervortritt,  wenn  man  die 
sich  abstofsende  Epidermis  entfernt  hat.  Nach  3 Wochen  hat  meist 
schon  Unterhautfettzellgewebe  sich  neugebildet.  Die  Anheilung  geht 
unabhängig  von  der  Beschaffenheit  der  Unterlage  vor  sich,  mag  sie 


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No.  35. 


Schäfkr,  Entwicklung  der  Bogengänge. 


613 


Muskel,  Fascie,  Bindegewebe,  Periost,  Knochen  oder  sonst  etwas 
sein.  Sehr  langsam  stellt  sich  die  Empfindung  wieder  her. 

2)  In  7 Fällen  von  Defecten  (nach  Geschwulstoperationen), 
deren  Blutung  sorgfältig  gestillt  und  denen  eine  viereckige  Form 
gegeben  war,  verfährt  Verf.  folgender  Weise:  Nach  Einwickelung 
* des  Oberarmes  mit  elastischer  Binde  und  EsMABCH’seher  Constriction 

wird  erstere  nach  einigen  Minuten  entfernt  und  dann  das  der  Aussen- 
seite  des  Gliedes  gehörige  Gebiet  des  Lappens  mit  einem  dQnnen 
Gummischlauch  gepeitscht.  Hierauf  wird  der  Lappen  von  der 
Fascie  um  •/*  zu  grofs  abpräparirt  und  nach  der  Hand  zu  eine 
Bröcke  gelassen.  Nachdem  der  Lappen  von  der  Epidermisseite  mit 
Seidennähten  versehen  und  nach  Äufhören  etwaiger  Blutung  die 
Constriction  gelöst  ist,  schwillt  der  Lappen  stark  an  und  rötet  sich, 
und  wird,  nachdem  wieder  die  Blutung  gestillt,  vollständig  abge- 
tragen und  mit  Hilfe  der  Nähte  dem  Defecte  adaptirt.  Als  Ver- 
band diente  Protectiv  mit  einer  dicken  Mullcompresse  und  Watte 
darfiber  zur  leichten  Compression.  Die  Anheilung  erfolgte  unter 
nachträglicher  Abetofsung  der  Epidermis,  wie  bereits  vorstehend  be- 
schrieben worden.  P.  Güterbock. 


1)  K.  L.  Schäfer,  Zur  Entwickelungsgeschichte  der  Bogengänge. 

* Naturwissenschaft).  Wochenschr.  1894,  No.  21. 

2)  Derselbe,  Function  und  Functionsentwickelung  der  Bogengänge. 

Zeitschr.  f.  Psychol.  u.  Pbysiol.  der  Sinnesorgane  VII.  1.  H.  S.-A. 

1)  Sch.s  Untersuchungen  an  Kaulquappen  stimmen  bezüglich 
der  Entwickelung  der  Bogengänge  mit  denen  Kbacsr’s  (Arch.  f. 
mikrosk.  Anat.  Bd.  35)  bei  Kaninchen  und  Schweinsembryonen 
fiberein:  Die  Bogengänge  entstehen  durch  Taschen-  und  Faltenbil- 
dung und  zwar  nehmen  die  beiden  verticalen  aus  einer  gemeinsamen 
Tasche  ihren  Ursprung.  Die  Ampullenbildung  findet  gleichzeitig 
mit  der  Bogengangsentwicklung  statt  und  die  Cristae  acusticae,  die 
Träger  der  Nervenendigungen,  sind  schon  sehr  fröh  an  der  Epithel- 
verdickung kenntlich.  Abweichend  von  den  Resultaten  Kkausk’s, 
wonach  sich  der  horizontale  Bogengang  zuletzt  abschnfirt,  fand  Sch., 
dass  bei  Kaulquappen  der  horizontale  Canal  sich  zuerst  entwickelt. 
Ob  aus  diesem  Gegensatz  beider  Befunde  der  Schluss  zu  ziehen 
ist,  dass  die  Reihenfolge,  in  der  die  Bogengänge  sich  entwickeln, 
bei  höheren  Wirbeltieren  eine  andere  ist,  als  bei  den  niederen, 
muss  nach  Sch.  durch  weitere  Untersuchungen  festgestellt  werden. 

2)  Ueber  die  für  die  Lehre  von  den  Bewegungsempfindungen 
resp.  die  Function  des  Labyrinthes  wichtige  Frage,  ob  die  laby- 
rinthlosen Evertebralen  auf  Drehungen  ebenso  reagiren  wie  die 

* Wirbeltiere,  hat  Sch.  zahlreiche  Untersuchungen  angestellt  und  ge- 

funden, .dass  die  Wirbellosen  Schwindelerscheinungen  unmittelbar 
nach  der  Drehung,  wie  sie  för  die  Wirbeltiere  so  charakteristisch 
sind,  durchaus  nicht  darbieten,  dass  sich  hierin  vielmehr  ein  scharfer 


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614  Eisbkmknobb,  Lymphosarcom  das  Pharynx  n.  weichen  Gaumens.  No.  35 

Gegensatz  zwischen  Vertebralen  und  Evertebralen,  also  zwischen 
Tieren  mit  und  ohne  Labyrinth  kundthut“.  Von  Interesse  war  es 
weiterhin,  wenn  möglich,  ein  Tier  zu  untersuchen,  das  nur  während 
eines  Teils  seines  Lebens  Bogengänge  hat  und  festzustellen,  ob 
dasselbe  in  diesem  Stadium  schwindelfrei  ist.  Auf  Grund  der  an 
Kaulquappen  angestellten  embyrologischen  Untersuchungen  fand  nun 
Sch.,  dasB  dieselben,  wenn  sie  die  Gallerthölle  verlieren  und  damit 
ihre  volle  Freibeweglichkeit  im  Wasser  erhalten,  noch  unfertige 
Bogengänge  besitzen,  physiologisch  also  den  labyrinthlosen  Tieren 
gleichstehen,  Drehversuche  ergeben  weiterhin,  dass  erst  mit  der 
Vollendung  der  Bogengangsbildung  Drehschwindel  auftritt  (bezßglich 
der  Anordnung  der  interessanten  Versuche  s.  d.  Orig.  Ref.)  „eine 
Thatsache,  die  den  Forderungen  der  statischen  Labyrinththeorie  vor- 
züglich entspricht“.  Schwabach. 


Eisenmenger,  Ueber  Lymphosarcomatosis  des  Pharynx  und  des 
weichen  Gaumens  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  52. 

Kündrat  hat  den  Nachweis  geführt,  dass  die  sog.  Lympho- 
sarcome  den  pseudoleukämischen  Lymphomen  zur  Seite  zu  stellen 
seien.  Verf.  bespricht  nun  an  der  Hand  der  KoNDBAT’schen  Arbeit 
einige  Fälle  von  Lymphosarcomen  des  Gaumens  und  Rachens  aus. 
Albkrt’s  Klinik,  die  primär  vom  adenoiden  Gewebe  ausgegangen 
waren.  Die  Erkrankung  betraf  durchweg  Männer  im  Alter  von 
14,  23,  35  u.  53  Jahren,  wobei  bemerkenswert  ist,  dass  der  jüngste 
Pat.  am  raschesten,  der  älteste  am  langsamsten  seinem  Leiden  erlag. 
Lues  fehlte  immer;  bis  auf  einen  Tuberkulosen  waren  die  nnderen 
bis  zu  ihrer  Erkrankung  gesund  und  krättig.  Die  Blässe  und  Ab- 
magerung lässt  sich  aus  der  Schmerzhaftigkeit,  der  Beeinträchtigung 
der  Respiration  und  Nahrungsaufnahme  erklären.  Die  Ursache  der 
Erkrankung  ist  unbekannt.  In  allen  Fällen  war  das  adenoide  Ge- 
webe der  hinteren  Pharynxwand  und  des  weichen  Gaumens  der 
einen  Körperhälfte  primär  und  gleichzeitig  erkrankt;  die  Tonsillen 
blieben  frei,  die  Zuogenbalgdrüsen  erkrankten  erst  secundär.  Die 
Lymphdrüsenschwellung  ist  nicht  konstant;  in  zwei  Fällen  war  sie 
nicht  vorhanden;  in  einem  Fall  waren  die  erkrankten  Lyraphdrüsen 
frühzeitig  untereinander  und  mit  der  Umgebung  verwachsen.  Ganz 
eigenartig  ist  aber  die  Beteiligung  der  Lymphfollikel ; in  einem  Fall 
entwickelte  sich  ain  Zungengrund  ein  wallnussgrofser  Knoten.  — 
Sehr  rasch  geht  die  Ausbreitung  des  Lymphosarcoms  in  der  Sub- 
mucosa  vor  sich  und  ebenso  im  lockeren  Zellgewebe  und  im  Muskel, 
während  die  Knochen  sehr  lang  widerstehen.  Die  Schleimhaut 
bleibt  sehr  lange  intakt,  blutet  aber  sehr  leicht  bei  der  Digitalunter- 
suchung. Von  Metastasen  wurde  nur  einmal  ein  Infiltrat  in  der 
Magenschleimhaut  beobachtet.  Die  Geschwulst  wächst  rasch,  aber 
nicht  gleichmäfsig;  in  einem  Fall  verschwand  der  Tumor  innerhalb 
weniger  Tage,  analog  der  Rückbildung  maligner  Lymphome  (Bill- 


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No.  35. 


Ckambh,  Oeber  Penicillium  gl&ucum. 


615 


roth)  unter  Arsenikbehandlung.  Die  Recidive  beginnen  jedoch  von 
den  benachbarten  bereits  erkrankten  Follikeln.  Ebenso  kann  durch 
eitrige  Schmelzung  eine  Röckbildung  eintreten.  Die  Prognose  er- 
giebt  sich  hieraus;  der  Verlauf  kann  durch  Besserung,  selbst  Spon- 
tanheilung unterbrochen  werden;  der  Tod  erfolgt  durch  Eindringen 
der  Geschwulst  in  die  Schädelhöhle,  durch  Inanition  oder  infolge 
des  Versuchs  einer  radicalen  Operation.  Aus  der  Verwandtschaft 
mit  den  malignen  Lymphomen  leitet  sich  die  Berechtigung  einer 
energischen  Arsenbehandlung  her.  In  einem  Fall  war  eine  Probe- 
excision  die  Ursache  eines  den  Tumor  fast  zum  Verschwinden 
bringenden  Ulcerationsprocesses.  VV.  Lublinski. 


Cramer,  Die  Zusammenstellung  der  Sporen  von  Penicilliura  glau- 
cum  und  ihre  Beziehung  zu  der  Widerstandsfähigkeit  derselben 
gegen  äussere  Einflösse.  Archiv  f.  Hygiene  1894,  XX.  S.  197. 

Das  zu  untersuchende  Sporenmaterial  gewann  C.  durch  Weits- 
brodreinkulturen  von  Penicillium,  die  in  feuchter  Glocke  bei  Zim- 
mertemperatur gehalten  wurden.  Die  Sporen  wurden  zur  Unter- 
suchung nbgesiebt,  und  diese  nach  den  gebräuchlichen  Methoden 
vorgenommen.  Es  fanden  sich  28.4  pCt.  Eiweifskörper,  7.3  pCt. 

« Aetlierextrakt,  30.4 pCt.  Alkoholextrakt,  ll.lpCt.  Cellulose,  17.0pCt. 

Stärke,  1.9  pCt.  Asche  und  3.8  pCt.  unbestimmbarer  Rest.  Es  bieten 
sonach  die  Penicilliumsporen  in  ihrer  Zusammensetzung  entschieden 
eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  den  Samen  höherer  Pflanzen,  während 
sie  von  den  Bakteriensporen  ziemlich  wesentlich  unterschieden  zu 
sein  scheinen. 

„Ihre  Widerstandsfähigkeit  gegen  trockene  Hitze  beruht  abge- 
sehen von  dem  hohen  Trockengehalt,  namentlich  auf  ihren  starken 
hygroskopischen  Eigenschaften,  welche  in  erster  Linie  den  in  Alco- 
hol  löslichen  Extraktivstoffen  zukommen  dörften.  Um  einen  Kern 
von  concentrirtem  Eiweifs  enthalten  die  Sporen  einen  Mantel  von 
Cellulose  und  stärkeähnlichen  Substanzen,  durchtränkt  mit  fettartigen 
und  in  Alcohol  löslichen  sehr  hygroskopischen  Körpern.  Wird 
Wasser  aufgenommen,  so  geht  dasselbe  in  erster  Linie  an  die  hygro- 
skopischen Substanzen,  in  letzter  Linie  erst  wenn  diese  Obersättigt 
sind,  an  das  Eiweifs.  Dadurch  bleibt  das  Eiweifs  relativ  lange  vor 
Cougulation  bewahrt,  die  Keimfähigkeit  der  Sporen  erhalten.  Ausser- 
dem findet  die  Wiederstandsfähigkeit  der  Sporen  gegen  feuchte 
Hitze  und  wasserlösliche  Desinficientien  noch  in  der  schweren  Be- 
netzbarkeit der  Sporen,  welche  vielleicht  durch  die  nicht  unbeträcht- 
liche Menge  fettartiger  Körper  mitbedingt  sein  mag,  eine  wesent- 
t liehe  Stötze."  Sohenrlen. 


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616 


Pawinski,  Ueber  Diuretin. 


No.  35 


J.  Pawinski,  Ueber  die  harntreibende  Wirkung  des  Diuretin. 

(Theobrominum  natrio  - salicylicum  - Diuretinum).  Zeitschrift  f.  klin. 

Med.  XXIV.  S.  315. 

Die  Ober  das  Diuretin  erschienenen  Arbeiten  sprechen  demselben 
einstimmig  einen  starken  diuretiscben  Einfluss  bei  Herz-  und  Nieren- 
krankheiten zu.  Auf  welchem  Wege  aber  die  Steigerung  der  Diu- 
rese zu  Stande  kommt,  darüber  sind  die  Meinungen  geteilt:  die 
grofse  Mehrzahl  der  Autoren  sucht  denselben  in  der  Reizung  des 
Nierenepithels  zu  einer  lebhafteren  Secretion,  indem  sie  jede  Ein- 
wirkung aufs  Herz  und  die  Blutcirculation  in  Abrede  stellen;  die 
Minderzahl  dagegen  spricht  zwar  dem  Nierenepithel  seine  Haupt- 
rolle nicht  ab,  giebt  aber  zu,  dass  das  Diuretin  ausserdem  einen 
gewissen  Einfluss  auf  die  Herzfunction  ausDbt.  Um  Ober  diese 
Punkte  Gewissheit  zu  verschaffen,  richtete  P.  bei  seinen  Versuchen 
mit  Diuretin  seine  besondere  Aufmerksamkeit  auf  das  Verhalten 
des  Herzens,  des  Pulses  und  des  Blutdrucks.  Zu  diesem  Zwecke 
bestimmte  er  genau  die  Dimensionen  der  Herzdämpfung,  nahm 
sphygmographische  Curven  auf  und  mafs  den  Blutdruck  in  der 
Art.  radialis  mittels  des  BAScH’schen  Sphygmomanometers;  ausser- 
dem wurde  die  tägliche  Harnmenge,  das  specifische  Gewicht,  der 
Eiweifsgehalt  etc.  bestimmt.  Häufig  wurde  denselben  Patienten 
zum  Vergleich  Digitalis,  Coffein  u.  a.  verabreicht.  Die  so  beobachteten 
Krankheitsfälle  umfassen  drei  Gruppen:  I.  Herzklappenfehler.  II. 
Erkrankungen  des  Herzmuskels  und  der  Coronararterien.  III.  Krank- 
heiten der  Nieren.  Aus  jeder  dieser  drei  Gruppen  führt  P.  aus- 
führliche, mit  Pulscurven  u.  s.  w.  versehene  Krankengeschichten 
an.  Die  Schlüsse,  die  er  aus  diesen  Beobachtungen  über  die  Wir- 
kung des  Diuretins  zieht,  sind  kurz  folgende:  1)  Das  Diuretin  be- 
sitzt nicht  einen  specifischen,  die  Herzinnervatiun  regulirenden  Ein- 
fluss, wie  er  der  Digitalis  zukommt.  2)  Während  der  Diuretin- 
darreichung  steigt  der  Druck  in  den  Gefäfsen.  Diese  Blutdruck- 
erhöhung führt  P.  direct  auf  die  gesteigerte  Herzenergie  und  auf 
die  Reizung  der  vasomotorischen,  die  Arterien  verengenden  Centra 
zurück.  3)  Die  Steigerung  der  Diurese  ist  eine  sehr  beträchtliche, 
sie  beginnt  mitunter  schon  am  zweiten  Tage,  das  Maximum  fällt 
auf  den  4.  bis  5.  Tag.  An  der  Steigerung  der  Diurese  nimmt  die 
Einwirkung  des  Diuretin  auf  das  Gefäfssystem  den  gröfsten  Anteil, 
erst  in  zweiter  Reihe  kommt  die  Reizung  des  Nierenepithels  in 
Betracht.  4)  Das  Diuretin  besitzt  einen  gewissen  das  Nervensystem 
erregenden  Einfluss,  wenn  derselbe  auch  nur  gering  ist.  Was  die 
drei  oben  angeführten  Krankheitsgruppen  betrifft,  so  bewährte  sich 
das  Diuretin  am  besten  bei  chronischen  Erkrankungen  des  Herz- 
muskels, in  geringerem  Grade  bei  Klappenfehlern,  weniger  günstig 
fielen  die  durch  das  Diuretin  erzielten  Resultate  bei  Niereokrauk- 
heiten  aus.  In  Bezug  auf  die  Dosirung  macht  Verf.  folgende  An- 
gaben: die  gewöhnliche  einmalige  Dosis  ist  1.0  g,  die  Tagesdosis 
4 — 5 g;  doch  kann  man  auch  bis  7 g pro  die  steigen.  Steigt  die 
Harnmenge  bis  zum  6.  Tage  nicht,  so  ist  von  weiterer  Darreichung 


No.  35. 


JOFFKOY  U.AcBABO,  MÜM.RR,  MARI«. 


617 


des  Mittels  Abstand  zu  nehmen.  Am  besten  giebt  man  es  in  wässe- 
riger Lösung  unter  Zusatz  eines  Corrigens  (Aqu.  Menth,  pip.  od. 
dergl.).  Was  sehliefslicb  das  Verhältniss  des  Theobromins  zum 
Coffein  betrifft,  so  steht  eR  ihm  nicht  blos  in  chemischer  Beziehung 
nahe,  sondern  auch  mit  Rflcksicht  auf  dessen  Wirkung  auf  den 
* Organismus.  Die  Wirkungen  des  Theobromins  auf  das  Circulations- 
und  Nervensystem  sind  nicht  so  auffallend,  wie  beim  Coffein,  da- 
gegen öbertrifft  es  das  letztere  in  Bezug  auf  die  diuretischen  Eigen- 
schaften. In  Fällen  mit  adynamischem  Character  wendet  man 
zweckmäßiger  das  Coffein,  dagegen  dort,  wo  Erethismus  prävalirt, 
besser  das  Theobromin  an.  K.  Kronthal. 


1)  A.  Joffroy  et  Ch.  Acbard,  Contribution  a l’anatomie  patho- 
logique  de  la  Maladie  de  Basedow.  Arch.  de  mdd.  exper.  etc.  1893, 
No.  6. 

2)  F.  Müller,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  BASKnuw’schen  Krank- 
heit. Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1893,  51.  Bd.,  H.  4,  5. 

3)  P.  Marie,  Sur  la  nature  de  la  maladie  de  Basedow.  Mercredi 
rned.  1894,  No.  9. 

1)  Die  Verff.  teilen  6 Fälle  der  BASKnow’schen  Krankheit  mit 
Obductionsbefunden  mit.  Klinisch  zeichnete  sich  der  erste  Fall 
durch  eine  fast  complete  Heilung  aus;  die  Kranke  starb  an  einer 
Pneumonie.  Die  Krankheit  war  in  IT  all  I,  IV,  VI  mit  Hysterie 
associirt,  in  Fall  III  mit  Syringomyelie,  in  Fall  IV  mit  Tabes,  in 
Fall  II  mit  Melancholie.  Im  sechsten  Fall  entwickelte  sich  die 
Krankheit  im  Beginne  eines  Myxödems.  Die  Med.  oblongata  und 
epeciell  das  solitäre  Böndel  und  das  Corpus  restiforme  erschienen 
fast  in  allen  Fällen  intact,  ebenso  wie  der  Sympathicus  u.  s.  w. 
In  allen  Fällen  war  die  Glandula  thyreoidea  verändert.  In  Fall 
I u IV  war  dieselbe  hypertrophisch,  während  sie  intra  vitam  nor- 
mal erschien.  Im  dritten  Fall  war  bei  normaler  Größe  die  Struc-' 
tur  verändert;  die  Veränderungen  waren  mannigfaltiger  Natur 
Sclerose,  cystische  Erweiterungen,  drösenartige  Neubildungen,  Hä- 
morrhagien  u.  s.  w.  — Die  Verff.  sehen  die  Ursache  der  Basbuow’- 
schen  Krankheit  in  einer  primären  SchilddrQsenerkrankung. 

2)  M.  teilt  5 Fälle  BASüoow’echer  Krankheit  mit,  4 Fälle  der 
acut  beginnenden  und  verlaufenden  Form  und  einen  der  chronischen 
einfachen  Form;  bei  dem  letzten,  wie  bei  3 Fällen  der  acuten  Form 
wurde  die  Section  und  die  genaue  mikroskopische  Untersuchung 
vorgenommen.  Von  den  Fällen  mit  dem  acuten  bösartigen  Verlauf 
starben  3 Kranke  nach  1—3  Monate  langer  Krankheitsdauer.  Alle 
4 Fälle  zeigten  Herzklopfen,  Verstärkung  des  Herzstofses,  Pulsbe- 

* schleunigung,  Struma  mäfsigen  Grades,  Exophthalmus  mäfsigen 
Grades,  starkes  Klopfen  der  Carotiden  am  Halse.  — Das  Ghasfk’s 
Symptom  war  nur  im  ersten  und  vierten  Fall  vorhanden;  dagegen 
fiel  bei  allen  das  abnorm  weite  Offenstehen  der  Lidspalte  und  der 


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618 


Beitrag  znr  BASEnow’schen  Krankheit. 


No.  35 


damit  verbundene  starre,  entsetzte  Ausdruck  des  Gesichts  auf.  Io 
Fall  I und  IV  trat  eine  abnorme  Braunfärbung  des  Gesichts  her- 
vor; in  allen  4 Fällen  bestanden  abnormes  Hitzegefühl,  profuse 
Schweifse,  vorübergehende  Temperatursteigerung,  schnellschligiger 
Tremor  und  eine  rapide  Abmagerung,  die  mit  grofser  Schwäche 
und  Hinfälligkeit  einherging.  In  3 Fällen  leiteten  Unterleibssymp- 
tome,  Magenbeschwerden,  Erbrechen,  Durchfall  die  Erkrankung 
ein;  auch  hatte  die  Sprache  in  3 Fällen  einen  nasalen  Beiklang, 
die  Stimme  wurde  tonarm,  leise,  und  einige  Kranke  verschluckten 
sich  (bulbäre  Symptome).  Beherrscht  wurde  das  Krankbeitsbild 
durch  das  psychische  Verhalten  (grofse  Unruhe.  Aufregung,  Angst- 
gefühle, unruhige  Träume,  Sinnestäuschungen,  Delirien,  Benommen- 
heit). Aetiologisch  kamen  in  Betracht:  Schreck,  Trauma,  Gallen- 
steine und  andere  unbestimmte  Gründe.  — Der  5.  Fall  der  einfachen 
chronischen  Form  der  BASEDow’schen  Krankheit  war  durch  eine 
Caries  des  6.  bis  8.  Brustwirbels  complicirt.  In  3 der  untersuchten 
Fälle  wurde  der  Halssympathicus  (Nerv  und  Ganglien)  normal  be- 
funden; dagegen  wurden]  in  zwei  Fällen  und  zum  Teil  auch  im 
dritten  Fall  eine  grofse  Zahl  kleiner  Blutungen  im  Grau  des  4. 
Ventrikels  und  besonders  in  der  Vaguskernregion  und  in  der 
Brückengegend  festgestellt;  das  Vaguscentrum  selbst  sowie  das  Cor- 
pus restiforme  waren  intact.  Diese  kleinen  frischen  Blutungen 
scheinen  ohne  pathogene  Bedeutung  und  in  der  Agone  entstanden 
zu  sein.  In  allen  Fällen  wurden  in  der  Umgebung  der  Struma 
Lymphdrüsenknoten  (Lymphome)  gefunden.  — Bei  der  Entstehung 
der  ßAsanow’schen  Krankheit  müssen  2 Factoren  zusammentreten: 
1)  eine  Functionsanomalie  der  Schilddrüsen,  2)  eine  hereditär  über- 
tragene oder  durch  Schreck  und  Kummer  erworbene  neuropathische 
Beanlagung.  Keiner  dieser  beiden  Factoren  scheint  allein  zum  aus- 
geprägten Bilde  des  Morbus  Basedowii  zu  führen.  S.  Kalischer. 

3)  Die  Grundursache  der  BASEnow’schen  Krankheit  liegt  nach 
M.  in  einer  Krankheit  oder  Functionsstörung  des  (sympathischen?) 
Nervensystems.  Unter  diesem  störenden  Einfluss  entwickelt  sich 
eine  abnorme  Funktion  der  Schilddrüse  (hyperthyroldation):  diese 
bringt  die  Symptome  der  in  Rede  stehenden  Krankheit  ebenso  her- 
vor, wie  man  Äehnüches  bei  der  Behandlung  Myxödemkranker  mit 
Schilddrüsengewebe  oder  Gewebssaft  sieht.  — Für  seine  Meinung 
führt  Verf.  an,  dass  man  bei  Myxödemkranken  trotz  intensiver  Be- 
handlung mit  Schilddrüsengewebe  niemals  Exophthalmus  oder  das 
GaÄSK’sche  Zeichen  beobachtet  habe,  dass  zweitens  die  Basboow’- 
sche  Krankheit  in  nicht  wenigen  Fällen  fast  unmittelbar  nach  grofsen 
Erregungen  des  Nervensystems  auftrete,  dass  sie  oft  bei  der  Tabes 
beobachtet  wurde,  bei  welcher  auch  Hypersekretionen  anderer  Drüsen 
(Niere,  Darm  etc.)  vorkämen.  Immerhin  sei  für  die  Praxis  festzu- 
halten, dass  eine  grofse  Gruppe  von  Symptomen  der  BASKDow’schen 
Krankheit  auf  eine  Ueberschwemmung  des  Organismus  durch  die 
Secrete  der  Schilddrüse  zurückzuführen  und  von  diesem  Standpunkt 
aus  die  chirurgische  Inangriffnahme  des  Leidens  durch  partielle 


No.  35. 


BrAMWRLL,  Mknzibs,  Behandlung  von  Hautaffeotionen. 


G19 


Exstirpation  der  Schilddrüse  zu  empfehlen  sei,  welche  sich  in  etwa 
80  pCt.  der  bis  jetzt  operirten  Falle  heilsam  erwiesen  habe. 

Bernhardt. 


1)  B.  Bramwell,  A clinical  lecture  on  a case  of  psoriasis  treated 
by  thyroid  extract.  Brit.  roed.  jonrn.  1894,  Maroh  24. 

2)  Derselbe,  A clinical  lecture  on  two  cases  of  lupus  treated  by 
thyroid  extract.  Ebenda,  April  14. 

3)  J.  D.  Menzies,  Thyroid  extract  in  washer  woman’s  eczema, 
and  as  a local  application.  Ebenda,  March  24. 

1)  B.  hat  schon  früher  (Cbl.  1894,  S.  11)  über  die  Behand- 
lung der  Psoriasis  mit  Thyreoidextract  berichtet  und  teilt  jetzt  zwei 
weitere  durch  dieses  Mittel  allein  vollständig  geheilte  Fälle  mit. 
Diese  günstige  Wirkung  tritt  aber  nicht  bei  jeder  Psoriasis  ein; 
von  einiger  Wichtigkeit  scheint  es  zu  sein,  dass  die  Pat.  während 
der  Behandlung  im  Bett,  oder  wenigstens  in  möglichst  gleichmäfsiger 
Temperatur  gehalten  werden.  Verf.  giebt  den  Rath,  die  Cur  nicht 
als  erfolglos  abzubrechen,  bevor  der  Pat.  nicht  die  höchste  Dosis, 
welche  er  ohne  Allgemeinstörungen  verträgt,  einige  Monate  genom- 
men hat;  denn  wenn  auch  die  Besserung  oft  fast  unmittelbar  nach 
Beginn  der  Behandlung  sich  bemerklich  macht,  so  zeigt  sie  sich 
doch  anderemale  erst  nach  längerer  Zeit  und  nach  einer  anfäng- 
lichen scheinbaren  Verschlimmerung. 

2)  Die  bei  der  Psoriasis  erzielten  Erfolge  veraulassten  B.  die 
interne  Anwendung  des  Schilddrüsenextracts  auch  bei  zwei  jungen 
Mädchen  mit  sehr  ausgedehntem  Lupus  des  Gesichts  zu  versuchen. 
Das  Resultat  war  (wie  auch  die  beigegebenen  Photographien  er- 
kennen lassen)  ein  höchst  bemerkenswertes;  zu  einer  vollständigen 
Heilung  hatte  indess  die  Behandlung,  nachdem  die  eine  Pat.  mit 
kurzen  Unterbrechungen  ein  Jahr,  die  andere  etwa  3 Monate  lang 
das  Mittel  gebraucht  hatte,  noch  nicht  geführt.  Verf.  stellt  sich 
vor,  dass  das  Thyreoidextract  nicht  sowohl  direct  auf  die  Bacillen 
wirkt,  als  vielmehr  die  Ernährungsverhältnisse  und  damit  die  Wider- 
standsfähigkeit der  Gewebe  günstig  beeinflusst.  Er  hält  deshalb 
weitere  Versuche  auch  bei  Tuberculose  innerer  Organe,  bei  Lepra 
und  selbst  bei  Carcinom  nicht  für  aussichtslos. 

3)  M.  sah  ein  impetiginöses  Eczem  der  Extremitäten  unter 

dem  innerlichen  Gebrauche  des  Schilddrüsenextracts  in  6 Tagen 
abheilen  und  will,  wie  er  ganz  kurz  bemerkt,  das  Mittel  auch 
äusserlich  bei  offenen  Bubonen,  Schankern  und  anderen  Geschwüren 
mit  Nutzen  angewendet  haben.  H.  Müller. 


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620  Napikr  n.  Schacht,  Knorrr,  Fritsch.  — Bohdzthski.  No.  35 

1)  A.  D.  L.  Napier  and  F.  F.  Schacht,  Ventrofixation  of  the 
Uterus,  or  hysteropexy.  British  medical  joumai  1893,  Oct.  14. 

2)  G.  v.  Kuorre,  Ueber  Vaginofixatio  Uteri.  Petersb.  med.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  44. 

3)  H.  Fritsch,  Ventrofixation  und  Vaginofixation.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1894,  No.  1. 

1)  Die  Verff.  unterscheiden  eine  indirecte  und  eine  directe 
intraperitoneale  Ventrofixation;  bei  ersterer  wird  der  Uterus  mittelst 
seiner  Ligamente  oder  durch  den  Stiel  einer  Ovarialcyste  etc.  bei 
Gelegenheit  einer  anderen  Operation  fixirt;  bei  letzterer  wird  der 
Uterus  selbst  angenäht;  auch  als  Ergänzung  einer  anderen  Opera- 
tion (Oophorectomie  oder  Ovariotomie)  oder  als  ganz  selbständige 
Operation.  — Die  directe  Fixirung  des  Uterus  kann  eine  laterale 
oder  eine  mediane  sein,  erstere  nach  Olshacskn  und  Sänokr,  wäh- 
rend letztere  die  einfachste  und  sicherste  Methode  ist.  — Nach 
Schilderung  der  Methode  besprechen  Verff.  die  Indicationen  zur 
Ventrofixation;  als  besonders  geeignete  Fälle  werden  diejenigen  be- 
zeichnet, wo  eine  Retroflexion  oder  starker  Prolaps  zur  Arbeitsun- 
fähigkeit führt  und  ein  Pessar  nicht  vertragen  wird.  — Es  werden 
20  Fälle  von  Ventrofixation  tabellarisch  aufgeführt;  hiervon  waren 
13  reine  Ventrofixationen , 1 Mal  bei  gleichzeitiger  Ovariotomie; 
3 Mal  bei  Entfernung  der  erkrankten  Adnexe,  3 Mal  wurde  der 
Uterus  mittelst  des  Stieles  nach  Oophorectomie  fixirt;  — von  den 
20  starben  2,  — eine  an  Peritonitis  und  eine  an  Nachblutung  an 
den  gelösten  perimetritischen  Adhäsionen.  — In  einigen  Fällen 
wurde  noch  gleich  nach  der  Operation  ein  Pessar  eingelegt. 

2)  Verf.  berichtet  über  29  Vaginalfixationen  nach  Mackkneout, 
dessen  Verfahren  er  dem  Dohrssee’s  weit  vorzieht.  Die  Erfolge 
waren  schlecht.  Der  Grund  dafür,  ist  wohl  der,  dass  die  Fixation 
in  13  Fällen  nach  Mackknrodi’s  erster  Vorschrift  genau  über  dem 
inneren  Muttermund,  in  den  übrigen  nach  M.’s  zweiter  Vorschrift. 
IV2  cm  darüber,  nicht  aber  wie  erforderlich  am  Fundus  selbst  er- 
folgte. 

3)  Verf.  tritt  für  die  Ventrofixation  ein,  die  er,  wie  schon 

andere  Autoren  empfahlen,  ausser  bei  Retroflexio  uteri  bei  bestimm- 
ten Prolapsen  anwenden  will  mit  Resection  der  Scheide.  Gegen 
die  Vaginofixation  führt  er  theoretische  und  practische  Bedenken 
an,  hält  aber  das  Urteil  für  nicht  abgeschlossen.  A.  Martin. 


St.  Bondzyuski  u.  L.  Zoja,  Ueber  die  fraktionirte  Krysiallisation 
des  Eieralbumins.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  1. 

Nach  dem  Vorgänge  von  Fa.  Hopiicwtfb  and  Gabbjbl  haben  Verff.  das  Hübner- 
eiweifs,  nach  Ausfüllung  des  Globulins,  zur  fraktionirten  KrystallUation  gebracht 
(Tgl.  Orig.).  Zuerst  entstanden  strablig  rchatlirte  Kugeln  (Sphären),  dann  tyrosin- 
ähnliche  Sphäroide  von  Nadeln,  die  weiterhin  tu  einzelnen  gut  ausgebildeten,  den 
Oiybämoglobinkrystallen  ähnlichen  Säulen  zerfielen:  Ule  möglichst  gereinigten  Kry- 
stalle  der  verschiedenen  Fractionen  enthielten  C 52.1 — 52.4,  H 7—7.3  N 15  1 — 15.6 
S 1.6  — 1.7,  0 23.5- 24  pCt  Die  polarimetrische  Untersuchung  der  wässerigen  Lo- 
sung der  Krystalle  ergab  ein  allmäliges  Steigen  der  Rotation  (ron  25.8 — 42.5*)  von 


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No.  35. 


HAYCRAFT.  ZKNKKR.  — ScHLANGK. 


621 


den  schwer  löslichen  zu  den  leicht  löslichen  Fraktionen  und  eine  nicht  unbedeutende 
Differenz  der  Coagulationstemperationen  (55  5—64.6°)  der  Eiweifsfractionen.  Aus  dem 
Eierglobulin  wurden  Spbiren,  aber  keine  Krystalle  erhalten , aut  Blutserum  nur  Glo- 
bulinkugeln, aus  einem  pathologischen,  eiweißreichen  Harn  eines  Nepbritikers  eben- 
falls nur  Sphären.  Der  Arbeit,  die  unter  Rcnag’s  Leitung  ausgefflhrt  ist,  sind  die 
analytischen  Methoden  und  Belege  beigefügt.  j.  Munk. 


J.  B.  Haycraft,  Laevulose  bei  Diabetikern.  Zeitsohr.  f.  pbysiol.  Cbem. 
XIX.  S.  137. 

Bei  gleichmäßiger  Diät , ron  der  die  Kohlenhydrate  möglichst  ausgeschlossen 
waren,  schied  ein  älterer,  an  chronischem  Diabetes  leidender  Mann  nach  Genuss  ron 
50  g Laerulose  und  mehr  pro  die  nicht  mehr  Zucker  als  vorher  aus,  verwertete  also 
den  linksdrebenden  Zucker  vollständig  In  2 Fällen  von  acutem  Diabetes  wurde  ein 
Teil  der  eingegebenen  Laevulose  (55  g pro  die)  als  solche  (6  pCt.) , der  größere  Teil 
(55  pCt.)  als  Glucose  ausgescbieden,  der  Rest  im  Körper  verwertet  Im  Einklang  mit 
C.  Voir  fand  Verf.  endlich,  dass  durch  6 tägiges  Hungern  fast  glycogenfreie  Kaninchen 
4 Stunden  nach  Eingabe  von  je  15  g Laevulose  0.4S — 0 56  g Glycogen  in  der  Leber 
anfwiesen.  J.  Munk. 


K.  Zenker,  Chromkali-Sublimat- Eisessig  als  Fixirungsmittel.  Münch, 
med.  Wochenscbr.  1894,  No.  27. 

Es  ist  dem  Verf.  gelungen,  eine  Fixirungsfldssigkeit  herzustellen,  die  dem  Fisis- 
Miso'schen  Chromosmium  • Essigsäure- Gemisch  und  dem  HsanAMu’schen  Platincblorid- 
osmium-Essigsäuregemisch  io  den  Resultaten  nicht  nachstebt,  aber  ungefähr  um  das 


25  fache  billiger  ist. 

Die  Lösung  besteht  aus: 

Aqu.  destill 100  0 

Sublimat 5 0 

Doppelchromsaures  Kali  2 5 

Schwefelsaures  Natron  . 1.0 

Eisessig 5.0 


Der  Eisessig  wird  am  Besten  erst  vor  dem  Gebranch  zngesetzt;  die  übrige  Lösung 
ist  lange  haltbar.  Ein  Liter  der  Flüssigkeit  kostet  ca.  60  Pf. 

Dünne  Gewebsscheiben  sind  bereits  io  einer  Stunde  durchdrungen,  besonders 
große  Objekte  in  48  Stunden;  im  Durchschnitt  lässt  man  die  Stücke  24  Stunden  in 
der  Flüssigkeit  Die  Gewebe  schrumpfen  dabei  überhaupt  nicht;  die  Schneidbarkeit 
in  Paraffineinbettung  ist  eine  besonders  vorzügliche. 

Die  Fixirung  der  Gewebsstrukturen  ist  eine  hervorragend  gute;  namentlich  ln 
Bezug  auf  die  Konservirung  der  chromatischen  Figuren  übertrifft  die  Lösung  die  Os- 
mium Gemische. 

Ans  der  Lösung  kamen  die  Objecte  nach  Auswaschen  in  fließendem  Wasser  in 
Alkohol  von  steigender  Procentsahl.  Eventuelle  Sublimatoiederscbläge  werden  mit 
Jod-Alkohol  entfernt.  Sämmtliche  gebräucblicheu  Färbungen  sind  nach  der  Fixirung 
gut  ausführbar.  Beim  Centralnervensystem  scheint  für  die  WnosHT'sche -Färbung  eine 
14  tägige  Härtung  in  der  neuen  Lösung  nötig  zu  sein;  doch  fehlen  die  genaueren 
Versuche  noch.  m.  Rotbraun. 


H.  Schlange,  Ueber  Hochstand  der  Scapula.  Archiv  f.  klin.  Chir. 
XLVI.  S.  387. 

Vorstellung  von  2 Fällen  dieser  die  rechte  Scapula  eines  14jähr.  Mädchens  und 
eines  80jährigen  Arbeiters  betreffenden,  zuerst  vor  2 Jahren  von  SransoiL  näher  be- 
schriebenen Deformität.  Bei  dem  2.  Pat,  war  auch  Asymmetrie  des  Gesichts  vorhan- 


622 


Mrssnbb.  — Baas.  — Vbbnbüil.  — Marcbl.  — Fishkb.  No.  35 


den.  In  keinem  Fall  lässt  «ich  darthun,  dass  bei  der  Gebart  der  Arm  der  deformirten 
Seite  nach  hinten  umgesehlagen  gehalten  wurde;  bei  der  14jlhrigen  Patientin  wurde 
dieses  tod  der  Matter  direct  gelängnet.  p.  aäterboek. 


Messner,  Ueber  die  Behandlung  von  Schenkelhalsfracturen  im 
Stehbett.  Aroh.  f.  klin.  Chir.  XLVI.  S.  289. 

Das  mit  den  gewöhnlichen  Extensions  Vorrichtungen  versehene  Bett  Ut  in  seiner 
Mitte  um  eine  quere  Axe  in  seinem  Gestelle  drehbar,  so  dass  der  Patient  faat  völlig 
aufsnrichten  geht.  Zar  Vermeidung  hypostatischer  Pneumonien.  p.  Gätvrboek. 


K.  L.  Baas,  Tuberculose  der  Thränendrflse.  Arch.  f.  Augenheilkunde 
XXVIII.  S.  141. 

B.  berichtet  Ober  2 Fälle  von  Tumor  der  ThränendrQse,  welche  exstirpirt  wurde. 
Er  betraf  eine  59jäbr.  Frau  nnd  einen  32jthr  Mann,  bei  denen  sich  keine  anderwei- 
tigen Symptome  von  Tuberculose  nachweisen  liefsen.  Durch  die  mikroskopische  Unter- 
suchung liefs  sich  Tuberculose  der  ThränendrQse  fettstellen  In  beiden  Fällen  fand 
sich  eine  interstitielle  Gewebsnenbildung,  die  zur  Bildung  zahlreicher  epitheloider 
Zellen  geführt  batte.  Letztere  wiesen  vielfach  die  typische  Anhäufung  in  Kärtchen- 
form ohne  Gefäfsentwickelung  auf,  demzafolge  die  Mitten  der  Tuberkel  auch  schon 
eioe  Beeinträchtigung  ihrer  Lebensfähigkeit  erkennen  Heften.  Ausgezeichnet  waren 
fernerhin  die  KnOtcben  zum  Teil  noch  durch  wohl  ausgebildete  Biesenzellen  mit  ty- 
pischer Kernanordnung.  Wenn  auch  eine  Verkäsung  fehlte  und  Tuberkelbacillen 
nicht  nacbgewieten  werden  konnten , so  spricht  der  geschilderte  Befand  doch  dafür, 
dass  es  sich  nm  eine  wirkliche  Taberculose  der  ThränendrQse  gehandelt  hat.  Diese 
Drüse  verhält  sich  hier  analog  den  Fällen  chronisch  verlaufender  und  lange  Zeit  anf 
die  Drüsen  beschränkt  bleibender,  tuberkulöser  Hyperplasie,  bei  denen  die  Verkäsung 
ebenfalls  nur  in  geringem  Umfange  und  Grade  aufzutreten  pflegt.  Horstmann. 


Verneuil,  Des  dpistaxis  juvdniles  h4r4ditaires  et  h4r6do-h4patiques. 

Bull,  de  l’Academ.  de  mdd.  1894,  No.  22. 

Verf.  ist  der  Meinung,  dass  man  bei  Nasenbluten  im  Kinder-  oder  Jünglingsalter 
sich  mit  dem  Zustand  der  Leber  beschäftigen  müsse,  da  die  Therapie  hierdurch  be- 
einflusst werden  müsse.  Aber  nicht  allein  bei  dem  Erkrankten,  sondern  auch  bei  der 
Ascendenz  besonders  bei  der  Matter  müsse  man  auf  eine  solche  Affektion  fahnden 
(Epistaxis  höredo  h6patique) ! Ebenso  ist  auf  Rheumatismus  und  Gicht  zu  achten. 

W.  Lubllnski. 


Marcel , De  la  Strangulation  des  amygdales.  La  Roumanie  mddicale 
1894,  No.  1. 

Empfehlung  der  kalten  Schlinge  zur  Entfernung  der  Mandeln.  w.  Lubllnski. 


T.  Fisher,  Hemiplegia  during  perflation  of  an  empyema  cavity: 
with  a Suggestion  as  to  the  cause  of  the  accident.  Lancet  1894, 
No.  3681. 

Während  Hemiplegien  im  Verlaufe  operativer  Empyem- Entleerungen  gewöhnlich 
bei  den  jetzt  im  Allgemeinen  aufgegebenen  Ausspülungen  der  Pleurahöhlen  beobachtet 
worden  sind,  trat  dieses  Ereignias  in  einem  Falle  des  Verf.  ein,  bei  welchem  nach  er- 


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No.  35.  Fböltch.  — Cavazzani.  — Adamkikwicz.  — Sibmkrlikg.  623 


folgter  Entleerung  Luft  and  F.acalypluidämpfe  in  den  Pleuraraum  finget  rieben  wurden. 
Verf.  glaubt  hier  einen  Shock  infolge  zu  niederer  Temperatur  der  eingeblasenen  Luft 
als  ursächliches  Moment  annehmen  zu  müssen.  Perl. 


H.  Frölich,  Ueber  die  Verwendung  des  Terpentins,  besonders  bei 
Diphtherie.  Münchner  med.  Woohenschr.  1893,  No.  51. 

Verf.  empfiehlt  ron  Neuem  das  Terpentins)  als  das  beste  vorbeugende  und  hei- 
lende Mittel  bei  Diphtherie.  Um  es  den  Kindern  schmackhaft  zu  machen,  hat  er 
Zuckerkapseln  herstellen  lassen,  deren  jede  0.2g  01.  Terebinth.  enthält.  Beim  Lutschen 
derselben  Sffnet  sieb  die  Kapsel  im  Munde  und  entleert  plstzlich  ihren  Inhalt.  Als 
Heilmittel  bei  Diphtherie  sollen  bis  zu  25  solcher  Kapseln  (=  6g  Ol.  Tereb.)  täglich 
gegeben  werden,  als  Vorbeugungsmittel  3ständl.  1 Kapsel.  Zu  beziehen  sind  dieselben 
ron  C.  Bückiäo  in  Plauen  bei  Dresden.  Sudthsgen. 


A.  t'avazzani , Sympathicusveränderungen  bei  Diabetes  mellitus. 
Aus  dem  pathol.  Institut  Padua  Prof.  A.  Bonomk.  Cbl.  f.  allg.  Patb. 
etc.  IV.  No.  13.  pag.  501. 

Der  Autor  teilt  den  nekroskopischen  Befund  eines  Falles  ron  schnell  verlaufenem 
und  im  Coma  zu  Qrunde  gegangenem  Diabetes  mit.  Er  hat  das  Rückenmark,  den 
Syropathicus,  Vagus,  Leber,  Pankreas  und  Nieren  einer  besonders  gründlichen  Unter- 
suchung unterworfen  und  fand  das  Pankreas  ganz  normal,  den  Plexus  eoeliacns  und 
die  zugehörigen  Ganglien  schwer  erkrankt  (Atrophie  uod  Sclerose) : Er  bestreitet  des- 
halb, in  Uebereinstimmung  mit  einer  früher  von  ihm  geäusserten  Ansicht,  die  pan- 
kreatiache  Genese  des  Diabetes,  den  er  vielmehr  für  die  Folge  einer  fortschreitenden 
Erkrankung  des  Sympathicus  ansieht.  Letztere  ruft  erst  die  Hyperglykämie  und  Gly- 
kosurie  hervor.  M.  Bruch. 


Adamkiewiez,  Ueber  die  Stauungspapille.  Neurol.  Centralbl.  1893, 
No.  22. 

Verf.  stellte  an  Kaninchen  Versuche  an,  die  ihn  zu  folgenden  Sätzen  führten: 
1)  Die  Einführung  raum  beschränkter  Körper  io  die  ScbädelhBhle,  bedingt  keine  merk- 
lichen Veränderungen  io  der  Circolation  des  Angenhintergrundes. 

2)  Ebensowenig  hat  die  Uervorrufung  einer  langsam  anwachsenden  Raumbe- 
sebränkuog  einen  derartigen  Einfluss. 

8)  Einführung  einer  gefärbten  indifferenten  Flüssigkeit  unter  höherem  Druck  hat 
Fülluog  der  Venen  der  Chorioidea  bis  zur  Grenze  der  Papille  zur  Folge,  die  innerhalb 
der  Papille  verlaufenden  Venen  hingegen  bleiben  frei. 

4)  Abtragung  verschiedener  Gehirnteile  und  Erregung  einer  künstlichen  Encepha- 
litis hat  keinen  Einfluss. 

5)  Bei  starker  Compression  einer  Hemisphäre  verfällt  der  ganze  Bulbus  der  an- 
deren Seite  in  einen  entzündlichen,  neuroparalytischen  Zustand. 

Die  Stauungspapille  ist  „mechanisch“  nicht  zu  erklären  K.  Grube. 


E.  Siemerling,  Beitrag  zur  forensischen  Psychiatrie.  Gutachten, 
betreffend  den  Geisteszustand  des  Herrn  H.  Char. -Annalen  1893, 
p.  654. 

Der  mit  reichlichem  Aktenmaterial  veröffentlichte  Fall  ist  der  eines  Querulanten, 
welcher  lange  Zeit  die  Behörden  behelligte.  Die  Beobachtung  in  der  Charite  im  Ve- 
rein mit  zahlreichen  bei  den  Akten  befindlichen  Schriftstücken  des  Patienten  erwiesen 
klar  das  Bestehen  von  Verfolguugsideen  und  mafslosem  Größenwahn , unter  deren 
Bann  der  Kranke  zum  Verfolgen  und  Anklagen  aller  mit  ihm  in  Berührung  kommen- 


— üigitizedf>y  Google 


624 


Mitvalsky.  — Giovanmni.  — y.  Mktbb.  — Gobdo». 


No.  35 


den  Personen  geworden  war.  Die  Krankheit  bestand  nachweislich  schon  Jahre  lang. 
Deber  das  Nähere  ist  die  umfängliche  Originalarbeit  in  vergleichen.  u.  Bruch. 


Mitvalsky,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hauthörner  der  Augen- 
adnexa.  Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVII.  S.  47. 

Verf.  fand  auf  dem  unteren  Angenlide  einer  Frau  ein  bogenförmig  gekrümmte«, 
4.2  cm  langes,  und  an  der  Basis  1.2  — 1.5  cm  dickes  Corun  cntanenm.  Nach  seinen 
Untersuchungen  geht  die  Bildung  solcher  BauthSrner  nicht,  wie  meist  angenommen 
wird,  von  hypertrophischen  Papillen  aus,  vielmehr  wird  sie  eingeleitet  durch  eine 
circnmscripte  Wucherung  der  Stachelcellen  gegen  die  Cntis  hin  in  Form  von  Zapfen 
und  Kolben,  die  das  zwilchenliegende  Bindegewebe  umschliefsen , mit  nachfolgender 
Keratinisation  der  Stacbelzellen  von  der  Oberfläche  her.  Durch  das  beständige  Wachsen 
der  Kolben  gegen  das  Corium  werden  die  älteren  Partieen  mit  den  von  ihnen  einge- 
schlossenen, gewöhnlich  für  verlängerte  Papillen  gehaltenen  Bindegewebsstfirungen  mehr 
und  mehr  erbobeo,  wobei  die  letzteren  allmälig  atropbiren  und  längsverlanfende  Spal 
ten  in  dem  Borne  hinterlassen.  Bezüglich  der  weiteren  Einzelheiten  des  mikrosko- 
pischen Befundes  und  ihrer  Deutung  muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden. 

H.  Müller. 


S.  Giovannini,  Ueber  einen  Fall  von  Ichthyosis  mit  Hypertrophie 
der  SchweifsdrOsen.  Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVII.  S.  3. 

Der  vom  Verf.  mitgeteilte,  ein  1 3 jäbr.  Mädchen  betreffende  Fall  war  ausgezeich- 
net durch  das  ganz  besonders  hochgradige  Befallensein  der  Bandflächen  und  Fufs- 
soblen,  durch  die  Beteiligung  sämmtlicher  Nägel  an  dem  Krankbeitsprocesse,  durch 
das  gleichzeitige  Bestehen  einer  universellen  und  fast  totalen  Alopecie  und  besonders 
durch  die  Bypertrophie  der  Schweifsdrüsen.  Die  letztere  documentirte  sich  schon  ma 
kroskopisch  durch  meist  dichtgedrängt  stehende  knütchenartige  Prominenzen,  welche 
der  Baut  ein  cbagrinirtes  Aussehen  verliehen  und  die  nicht,  wie  sonst  gewöhnlich! 
den  Haarfollikeln,  sondern  wie  die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  eben  den 
Schweifsdrüseomündungen  entsprechen.  Die  meisten  Veränderungen,  insbesondere  die 
Verdickung  und  Verunstaltung  der  Nägel  und  eine  Unebenheit  der  Baut,  hatten 
schon  bei  der  Geburt  bestanden,  auch  die  Alopecie  war  eine  angeborene. 

B.  Müller. 


E.  V.  Meyer,  Casuistischer  Beitrag  zur  operativen  Behandlung  der 
infolge  von  Gynatresie  auftretenden  Hämatosalpinx,  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Salpingotomie.  Aua  der  Klinik  von 
Prof.  Czkrny  (Heidelberg).  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  28.  Sept. 

Verf.  empfiehlt  die  Salpingotomie  bei  Bämatosalpinx:  1)  bei  hochsitzender  Atre- 
sien-Missbildung  des  Uterus,  2)  auch  bei  unbestimmter  Deutung  der  Tumoren,  wenn 
aus  den  molimina  menstrualia  auf  eine  hochsitzende  Atresie  mit  Retention  des  Meu- 
strualblutes  geschlossen  werden  kann,  3)  wenn  nach  einer  behandelten  Bämatometra 
noch  Tumoren  Zurückbleiben,  die  als  Bämatosalpinx  za  deuten  sind.  Die  Kastration 
functionirender  Ovarien  hält  er  bei  rudimentärer  Entwicklung  des  Uterus  und  einsei- 
tiger Bämatosalpinx  für  angezeigt.  A.  Martin. 


Gordon,  Beiträge  zur  Kochsalzinfusion  bei  Vergiftungen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  12. 

G.  veröffentlicht  aus  der  chirurgischen  Abteilung  des  Elisabethkrankenhauses  zu 
Berlin  3 Fälle  schwerer  Kohlenoxydvergiftung,  die  unter  Behandlung  mit  Aderlass 
nnd  Kochsalzinfusion  einen  gutartigen  Verlauf  nahmen.  Fr.  siruimann. 

Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Francösfcche  Strafte  21)  oder  an  die  Verlagalundlung  (Berlin  NW.,  fi$.  Unter  den  Linden)  erbeten. 
Verlag  von  August  Hirschvrald  in  Berlin.  — Druck  vou  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
t — 3 Bogen;  »m  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men und  Sachregister. 

för  die 


Preis  des  Jahrganges 
30  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Bachhandlun- 
ge □ and  Postanetalten. 


mcdicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  »•  September.  NO.  36. 


Inhalt:  Yooho,  Grundsubstanz  der  Bindegewebe.  — Frestzil,  Glycogenbildung 
im  TierkOrper.  — ßniauamr,  Veränderungen  dei  Rückenmark»  nach  Eztremitäten- 
amputation.  — Kappslsr,  Qurlt,  Ueber  Chloroformaarkose.  — Kohr,  Fall  ron 
Atresia  aurii  acquisita.  — ICaooioe  und  Blum.  Aetiologie  der  Hämoglobinurie 
de.  Rindes.  — KOisleb,  Behandlung  der  Oilatatio  ventricali.  — Sstfrht,  Llotd, 
Hackrl,  Hut,  Ueber  Hysterie.  — Daober,  Dutil  et  Charcot,  Ueber  Polio- 
myelitis anterior  acota.  — Libusrich,  Untersuchung  des  Lupus. 

Fisches,  Olycocollbestimmang  in  den  Zersetzungsprodacten  der  Gelatine.  — 
Bi.eibtreu,  Fettmast  und  respiratorischer  Qnotient.  — Pbipiss,  Nierensteine.  — 
Neubbr,  Asepsis  and  Blutleere. — Böses,  Mackib,  Verletzangen  des  Kniegelenks. 
— Straub,  Schieioperation. — ».  Navbatil,  Ueber  Keblkopfinnerration.  — Dubr, 
Fall  von  Leukämie.  — Esset,  Natrium  chloro-borosum.  — Guddbh,  Selbst.er- 
atOmmelnug  und  Selbstbefriedigung.  — Julien,  Behandlung  der  Syphilis.  — 
Richelot,  Therapie  des  Uterusrorfalls.  — Mill,  Orariotomie  während  der 
Schwangerschaft.  — Doobmarn,  Die  Anheftung  des  Eies  an  der  Uteruswand. 


R.  A.  Young,  The  grountl  substance  of  connective  tissue.  Journ. 
of  Physiol.  XVI.  S.  325. 

Die  Untersuchungen  von  W.  beziehen  sich  auf  den  Glaskörper 
und  die  W*aTHos’sche  Sülze  des  Nabelstrangs.  W.  gelangt  dabei 
im  Wesentlichen  zu  folgenden  Resultaten: 

1)  Der  Glaskörper  enthält  Mucin,  wiewohl  in  verhältnissmäfsig 
kleinen  Mengen  und  wahrscheinlich  ein  Muc'mogen.  Dieses  Mucin 
ist  in  einem  Ueberschuss  starker  Essigsäure  löslich,  zeigt  aber  an- 
dererseits alle  Reactionen  des  typischen  Mucins.  Der  Glaskörper 
ist  sehr  arm  an  fester  Substanz  (wenig  Ober  1 pCt.).  Der  intacte 
Glaskörper  zeigt  grofse  Resistenz  gegen  Verdauungsflössigkeiten 
> und  Fäulniss.  Aus  den  sogenannten  Glaskörpermembranen  lassen 
sich  kleine  Quantitäten  Leim  gewinnen.  Ausser  dem  Mucin,  welches 
beim  Erhitzen  mit  Säuren  reducirende  Substanz  liefert,  lassen  sich 

XXXII.  Jahrgang.  40 


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626 


F&kntzbi,  Glycogenbildung  im  Tierkörper. 


No.  36 


aus  dem  Glaskörper  noch  2 andere  Eiweifskörper  nach  weisen,  wie 
bei  75  0 coagulirendes  Globulin  und  ein  Albumin. 

Aus  der  WABTHOh’schen  Sülze  kann  man  leicht  grofee  Quanti- 
täten Mucin  ausziehen  und  zwar  kann  dasselbe  in  zwei  Formen 
erhalten  werden,  in  einer  in  Essigsäure  löslichen  und  einer  unlös- 
lichen; es  ist  frei  von  Phosphor  und  liefert  beim  Erhitzen  mit 
Säuren  reducirende  Substanz,  welche  die  FuHMNo’sche  Lösung  redu- 
cirt,  aber  nicht  das  BABFoRn’sche  Reagens.  Das  Mucin  des  Nabel- 
stranges widersteht  der  Wirkung  des  Magensaftes,  wird  dagegen 
von  künstlichem  Pankreassaft  gelöst  unter  Bddung  von  Mucin-Älbu- 
mosen  und  Mucinpepton,  Körper,  welchen  die  Eigenschaft  des  Mu- 
cins  mit  Säuren  reducirende  Körper  zu  geben,  noch  erhalten  ist. 
Beim  Erhitzen  mit  starker  Kalilauge  liefert  der  Nabelstrang  kein 
Brenzkatechin , welches  Obolensky  aus  dem  Submaxillarismucin 
erhalten  hatte,  dagegen  anscheinend  Indol  und  Skatol  (nur  durch 
den  Geruch  constatirt).  Ausser  dem  Mucin  enthält  die  W*k- 
THoN’sche  Sülze  noch  zwei  Eiweifekörper,  ein  Globulin  und  ein 
Albumin.  E.  Salkowski. 


J,  Frentzel,  Ueber  Glycogenbildung  im  Tierkörper  nach  Fütterung 
mit  Holzzucker.  Pflüger’s  Arch.  Bd.  56,  S.  273. 

Kaninchen,  die  zur  Befreiung  des  Darms  von  Pflanzenfutter 
mindestens  3 Tage  lang  mit  Milch  geföttert  waren,  wurden  zunächst 
durch  protrahirte  Strychnin-Einwirkung  nach  Kutz's  Vorgänge  gly- 
kogenfrei gemacht  (Verf.  hat  sich  durch  besondere  Versuche  über- 
zeugt,  dass  Leber  und  Muskel  unter  diesen  Bedingungen  höchstens 
noch  qualitativ  nachweisbare  Spuren  von  Glycogen  enthalten),  dann 
erhielten  sie  bis  zu  10  g Xylose,  in  Wasser  gelöst,  durch  die 
Schlundsonde  und,  zur  Verhütung  von  Glycogenverlusten  durch 
Körperbewegung,  1 g Chloral  resp.  2 g Urethan,  von  welchen 
Schlafmitteln  Nkbki.than  sowie  Voorucs  gezeigt  haben,  dass  sie  bei 
18 — 24  stöndiger  Einwirkung  eine  Glycogenbildung  resp.  Anhäu- 
fung im  Körper  zur  Folge  haben.  11  — 12  Stunden  nach  Eingabe 
der  Xylose  und  des  Schlafmittels,  zu  einer  Zeit,  wo  einerseits  die 
Glycogenbildung  (nach  Analogie  der  Rohr-  und  Traubenzucker- 
versuche bei  Eiugabe  von  10  g)  annähernd  hätte  auf  der  Höhe 
stehen  müssen,  andererseits  durch  die  Einwirkung  des  Schlafmittels, 
wie  Verf.  durch  Control  versuche  festgestellt  hat,  nicht  schon  Gly- 
cogenansatz  bewirkt  sein  konnte,  wurden  die  Tiere  getötet,  Leber 
und  Muskeln  getrennt,  quantitativ  auf  Glycogen  nach  Bbückk-Külz 
untersucht,  da  auch  Verf.,  gleichwie  Wkidkbbadm  sich  überzeugt  hat, 
dass  die  FHitotKi/sche  Trichloressigsäure-Methode,  insbesondere  für 
die  Muskeln  zu  wenig  Glycogen  liefert.  Da  Verf.  unter  allen  die- 
sen Cautelen  in  3 gelungenen  Versuchen  höchstens  Spuren  von 
Glycogen  in  Leber  und  Muskeln  finden  konnte,  scheint  bewiesen 
zu  sein,  dass  die  Xylose  nicht  im  Stande  ist,  beim  Kaninchen  das 


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No.  36.  OaiRaoBiKW,  Veränderungen  des  Rückenmarks  etc.  627 

bekannte  Glycogen  oder  ein,  mit  den  für  das  bekannte  Glycogen 
charakteristischen  Reagentien  nachweisbares,  bisher  unbekanntes 
Glycogen  zu  liefern.  Auch  im  Sinne  der  Ersparnisstheorie  also  in- 
direct  scheint  Glycogen  nicht  den  Glycogenansatz  zu  bewirken; 
denn  da  schon  nach  18  stündigem  Schlaf  durch  die  Einwirkung  des 
Narcuticum  allein  deutlicher  Glycogenansatz  nachweisbar  ist  (vergl. 
Control  versuche),  hatte,  wenn  Xylose  auch  in  diesem  Sinne  wirkt, 
bei  Anwendung  von  Xylose  und  dem  Narcoticum  wohl  schon  nach 
12  Stunden  Glycogen  gefunden  werden  müssen.  Die  positive  Be- 
einflussung der  Glycogenbildung,  die  Salkowski  (Cbl  1893,  S.  193) 
bei  7 Kaninchen  und  Ckkmkr  bei  einem  Huhne  gefunden,  erklärt 
sich  vielleicht  daraus,  dass  ihre  Versuchstiere  durch  das  Hungern 
glycogenarm,  aber  nicht  glycogenfrei  waren.  — Die  Untersuchung 
ist  unter  Zuntz  ausgeführt.  J.  Hank. 


A.  Griegoriew,  Zur  Kenntniss  der  Veränderungen  des  Rücken- 
markes beim  Menschen  nach  Extremitätenamputation,  Zeitschr.  f. 
Heilk.  1894,  XV.  p.  75. 

Die  nach  Extremitätenamputation  auftretenden  Veränderungen 
des  Rückenmarks  sind  bereits  vielfach  sowohl  beim  Menschen  als 
auch  experimentell  an  Tieren  einer  genauen  Untersuchung  unter- 
worfen worden. 

Mit  Ausnahme  von  FkisdlIndbr  und  Ktucsg  haben  die  Autoren 
dabei  nicht  nur  in  der  sensiblen,  sondern  auch  in  der  motorischen 
Sphäre  Veränderungen  konstatiren  können,  die  den  Charakter  einer 
reinen  Atrophie  besafsen.  Verf.  hat  nun  im  Prager  pathol.  anat. 
Institut  bei  5 Amputationsfällen  das  Rückenmark  untersucht;  2 Mal 
war  die  Amputation  am  Oberarm,  2 Mal  am  Oberschenkel  und 
1 Mal  am  Unterschenkel  gemacht.  Da  nun  die  Zeit  der  Operation 
in  den  einzelnen  Fällen  20,  10,  5,  2 und  1 Jahr  zurücklag,  so 
ergab  die  Untersuchung  auch  ein  wertvolles  Material  für  die  zeit- 
liche Entwicklung  der  Rückenmarksveränderungen.  Dieselben  fehlten 
in  dem  jüngsten  Fall  (1  Jahr)  vollständig;  in  dem  nächsten  Fall 
(2  Jahre)  zeigten  sich  nur  in  den  sensiblen  Bahnen  des  Rücken- 
marks Anomalien,  in  der  hinteren  Wurzel  und  im  Hinterstrang, 
während  Vorderstrang  und  graue  Substanz  normal  war. 

Dagegen  fanden  sich  bei  den  drei  am  längsten  bestehenden 
Amputationen  atrophische  Erscheinungen  in  sensiblen  und  motori- 
schen Bahnen.  In  dem  5jährigen  Fall  war  die  Verkleinerung  der 
weifsen  und  grauen  Substanz  auf  der  der  Amputation  entsprechen- 
den Seite  sehr  gering,  in  dem  10jährigen  in  der  weifsen  Substanz 
beträchtlich,  in  der  grauen  noch  gering,  in  dem  21jährigen  (Ampu- 
tation des  Arms)  bestand  hochgradige  Atrophie  der  weifsen  und 
grauen  Substanz  auf  der  Seite  der  Läsion  im  ganzen  Verlauf  der 
Halsanschwellung.  Die  Rückenmarksveränderung  steht  also  in  di- 


628 


Kappblkb,  Gori.t,  Ueber  Chloroformnarkose. 


No.  36 


rektem  Verhältnis  zur  Zahl  der  nach  der  Amputation  verflossenen 
Jahre. 

Bereits  nach  5 Jahren  beginnen  die  Ganglienzellen  des  Vorder- 
horns atrophisch  zu  werden  und  zwar  nicht  die  zur  sensiblen  Sphäre 
gehörenden,  sondern  die  mit  den  motorischen  Wurzeln  in  Verbin- 
dung stehenden  Zellen. 

Die  Veränderungen  in  den  nervösen  Elementen  des  Rücken- 
marks  bestehen  lediglich  in  einfacher  Atrophie.  M.  Rolhmann. 


1)  O.  Kappeier  (Münsterlingen),  Weitere  Erfahrungen  und  neue 
Versuche  mit  messbaren  Chloroformluftmischungen.  Deatsche  Zeit- 
schrift f.  Chir.  XXXVI.  S.  247. 

2)  E.  Gurlt,  Zur  Narcotisirungsstatis.ik.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLVI. 
S.  139. 

1)  Verf.  teilt  die  Erfahrungen  mit,  welche  er  an  800  weiteren 
Narcosen  mit  seinem  Apparat  gewonnen.  Es  stellte  sich  zunächst 
heraus,  dass  bei  kräftigen  Männern  und  Potatoren  die  Anfangsdosis 
von  15.7  g Chloroform  mit  100  Liter  Luft  zu  klein  bemessen  ist, 
und  es  wurde  för  diese  Fälle  ein  größeres  Gebläse,  97  ccm  fassend, 
mit  dem  Chloroformgefäfs  verbunden,  wodurch  die  Anfangsmischung 
auf  23.8  Chloroform  : 100  Liter  Luft  gebracht  wurde.  Da  der 
Apparat  indessen  in  den  ersten  2 — 3 Minuten  nicht  fest  an  das 
Gesicht  gedröckt  wird,  dürfte  thatsächlich  diese  Anfangsmischung 
sich  niemals  auf  mehr  als  17  g:  100  Liter  Luft  erhoben  haben. 
För  Kinder  und  Frauen  wurde  überdies  von  vornherein  das  frühere 
kleine  Gebläse  benutzt.  Die  Narcose  ist  insofern  jedesmal  eine 
unterbrochene  gewesen,  als  bei  Erlöschen  des  Cornealreflexes 
die  Maske  so  lange  entfernt  wurde,  bis  wieder  dieser  Reflex  ein- 
trat. Auf  solche  Weise  genügte  eine  erstmalige  Anfüllung  des 
Apparates  auf  je  50  resp.  45  oder  40  ccm  unter  den  800  Narcosen 
579  Mal  (72.3  pCt.),  eine  einmalige  Nachfüllung  war  bei  159 
(19.8  pCt.),  eine  zweimalige  bei  53  (6.6  pCt.),  eine  dreimalige  bei 
8 (1  pCt.)  und  eine  viermalige  bei  nur  1 erforderlich.  Die  Menge 
des  Nachgefüllten  richtete  sich  dabei  danach,  wie  weit  die  Narcose 
bereits  fortgeschritten  war,  doch  stellte  sich  heraus,  dass  Chloroform- 
luftgemische, welche  unter  6 g : 100  Liter  Luft  betrugen,  zur  Un- 
terhaltung der  Narcose  nicht  ausreichten,  so  dass  also  der  Apparat, 
wenn  das  Chloroform  bis  auf  einen  Stand  der  Flüssigkeitssäule  bei 
20  ccm  herabgesunken  ist,  zur  Weiterführung  der  bereits  erreichten 
Anästhesie  der  Nachfüllung  bedarf.  Nähere  Untersuchungen  zeigten 
dabei,  dass  das  schon  durchblasene  Chloroform  nur  wenig,  und  zwar 
hauptsächlich  mechanisch,  nicht  chemisch  verändert  war.  Im  Gan- 
zen wurden  für  die  800  Narcosen  nur  9881  ccm  Chloroform,  im 
Mittel  12.3  ccm  (18.03  g)  verwendet,  und  zwar  verteilen  sich  diese 
Mengen  auf  eine  Narcosendauer  von  29088  Minuten,  d.  h.  auf  die 


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No.  36. 


Kapprlbr,  Gürlt,  Ueber  Chloroformnarkose. 


629 


Minute  Narcose  kommen  0.33  ccm  Chloroform,  und  ist  der  Pa- 
tient im  Durchschnitt  bereits  nach  8 Minuten  operationsfähig  ge- 
wesen, was  eine  grofse  Zeitersparniss  gegenüber  der  Tropfme- 
thode bedeutet.  Bezüglich  des  Characters  der  Narcosen  ist  zu 
betonen,  dass  698  (87.2  pCt.)  kein  Erbrechen  boten;  20  (2.5  pCt.) 
dagegen  zeigten  Nausea  ohne  wirkliches  Erbrechen  und  nur  82 
(10.2  pCt.)  erbrachen  sich,  darunter  21  nach  beendeter  Operation. 
Als  .gut“  sind  607  (83.3  pCt.),  als  ganz  „schlecht*  nur  52  (6.5  pCt.) 
Narcosen  zu  bezeichnen  gewesen,  letztere  beziehen  sich  auf  Säufer, 
hysterische  oder  aufgeregte  und  ängstliche  Personen,  sowie  auf  solche, 
bei  denen  die  Oertlichkeit  der  Operation,  im  Gesicht,  Rachen  etc. 
keine  tiefe  Narcose  erlaubte.  Narcosen  von  1 — l1/,  stündiger  Dauer 
fanden  sich  123  mit  20.1  ccm  Chloroformverbrauch  im  Mittel  bei 
einer  Durchschnittsdauer  von  69.3  Minuten.  Von  diesen  123  Nar- 
cosen haben  nur  3 (bei  einem  Säufer,  bei  einem  12jähr.  Mädchen 
mit  Strumectomie  und  einem  stark  icterischen  Manne  von  53  Jahren) 
das  Prädicat  schlecht,  während  14  Narcosen  von  1% — 2 Stunden 
(im  Mittel  103.2  Minuten)  mit  24.2  ccm  Durchschnittschloroform- 
gebraucb  ebenso  wie  13  Narcosen  von  einer  länger  als  2 Stunden 
(im  Mittel  138  Min.)  betragenden  Dauer  mit  einen  Durchschnitts- 
chloroformgebrauch von  34.8  ccm  sämmtlich  „gut“  verliefen.  In 
keinem  Falle  wurden  Nachleiden  nach  der  Narcose  beobachtet. 
Nur  1 Mal  wurde  bei  einem  psychopathischen  Pat.  die  Narcose  mit 
EsMAKCu’scher  Maske  erforderlich,  welche  aber  auch  keine  ganz  zu- 
friedenstellende Betäubung  erzielte.  — Im  Gegensatz  zu  der  An- 
sicht von  Kbonrckrr  und  den  Erfahrungen  mit  anderen  Apparaten 
glaubt  Verf.  von  dem  seinen,  dass  mit  ihm  eine  Ueberdosirung 
mit  Chloroform  durch  Veränderungen  in  Schnelligkeit  und  Aus- 
giebigkeit des  Athmens  unmöglich  ist.  Bei  tieferen  Athemzügen 
athmet  der  Pat.  stärker  verdünnte  Chloroforrodämpfe  ein,  und  in 
kritischen  Perioden  z.  B. : bei  Stillstand  der  Athmung  wird  ohne 
die  geringste  Aenderung  in  der  Anwendung  des  Apparates  die  Con- 
centration  des  Chloroformluftgemisches  herabgesetzt.  Demgegenüber 
erscheint  die  Tropfmethode  bezüglich  der  Dosirung  und  Concen- 
tration  der  eingeathmeten  Chloroformdämpfe  sehr  unsicher,  und 
Verf.  hat  nach  Analogie  der  Versuche  von  P.  Brrt  und  Khonkckbk 
mit  titrirten  Chloroformmengen  und  künstlicher  Athmung  eine  Reihe 
vergleichender  Experimente  an  Kaninchen  teils  mit  seinem  Apparat, 
teils  mit  der  EsMARCR’schen  Maske,  teile  mit  der  Tropfmethode  an- 
gestelll  und  zwar  ohne  künstliche  Athmung.  Aus  diesen  Versuchen 
ergiebt  sich,  dass  wohl  nach  allen  Methoden  Kaninchen  in  einem 
anästhesirten  Zustand  stundenlang  unterhalten  werden  können,  dass 
aber  nur  die  Methode  mit  Chloroformmischungen  von  bestimmter, 
nicht  überschreitbarer  Concentration  mit  Regelmäfsigkeit  solche 
längeren  Chloroformirungen  zu  Stande  bringt  und  dass  lediglich  bei 
ihr  auch  die  eigentliche  nachträgliche  Chloroformvergiftung  erst  spät 
auftritt.  Bei  der  EsMARca’schen  Methode  erscheint  letztere  sehr  früh, 
ausserdem  liefert  diese  Methode  eine  Reihe  unerwarteter  Todesfälle. 


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630 


Kappelrh,  Gürlt,  Ueber  Chloroformnarkose. 


No.  36 


Bei  der  Tropfmethode  ist  insofern  kein  directer  Vergleich  mit  der 
Anwendung  von  Verf.’s  Apparat  möglich,  als  viel  seltener  wie  die 
tötliche  Chloroformirung  die  Obliteration  der  Luftwege  mit  Schleim 
als  Wirkung  der  inhalirten  Chloroformdftmpfe  erfolgt,  und  es  scheint 
diese  Obliteration  nur  deshalb  tötlich  zu  verlaufen,  weil  die  Atmung 
ausserdem  durch  die  Chloroformirung  schwer  beeinflusst  war.  We- 
nigstens ist  dieses  bei  Kaninchen  der  Fall,  da  bei  anderen  Tieren 
und  beim  Menschen  eine  derartige  Todesart  nach  Chloroformirung 
nicht  beobachtet  wird.  Aus  weiteren  Versuchen  mit  Ueberdosirung 
des  Chloroforms  erhellt  übrigens,  dass  im  Beginn  derNarcose,  so- 
lange der  Trigeminus- Vagus-Reflex  noch  wirksam  ist,  dieser  einen 
Schutz  gegen  die  Ueberdosirung  bietet  durch  Respirationsstillstand 
und  Verdunsten  des  Chloroforms.  In  späteren  Stadien  der  Narcose 
findet  eine  Abstumpfung  der  Reizempfindlichkeit  der  nervösen  Cen- 
tren  statt.  Zwischen  diesen  beiden  Perioden  ist  aber  eine  dritte, 
gefährliche  Zeit,  in  der  auch  die  häufigsten  Todesfälle  Vorkom- 
men, die  nicht  zum  kleinsten  Teil  auf  Ueberdosirung  zurückzu- 
führen sind. 

In  einem  Schlusskapitel  beschäftigt  sich  Verf.  mit  dem  Chloro- 
formtod beim  Menschen,  den  er  wesentlich  als  Herztod  an- 
sieht. Ala  bestes  Prophylacticum  betrachtet  er  gegen  denselben  die 
Vermeidung  jeder  Ueberdosirung,  indem  man  von  vornherein  nur 
Luftgemenge  mit  geringem  Chloroformgehalt  verwendet,  wie  dieses 
in  unvollkommener  Weise  durch  die  Tropfmethode,  in  viel  genaue- 
rem und  besser  präciairtem  Grade  aber  durch  den  Apparat  Verf.’s 
geschieht. 

2)  Von  den  in  diesem  Jahre  vorliegenden  61526  Narcosen 
entfallen  11464  lediglich  auf  in  der  zahnärztlichen  Praxis  angewandtes 
Stickstoffoxydul.  Es  verbleiben  50062  chirurgische  Narcosen 
mit  f 11  (1:4551)  oder  unter  Hinzufügung  der  früheren  Ziffern 
161800  mit  f 52  (1  : 3111).  Von  letzteren  Zahlen  kamen  auf  das 
Chloroform  133729  Narcosen  mit  f 46  (1  : 2907),  auf  den 
Aether  14646  mit  f 1 (1  : 14646),  auf  gemischte  Aether- 
Chloroformnarcosen  4118  mit  f 1 (=  1 : 4118)  auf  Narcosen 
mit  der  BiLLROTa’schen  Chloroform-Aether-Alcohol  - Mischung 
3440  mit  f 0;  auf  das  Brom-Aethyl  4555  mit  f 1 und  auf  das 
Pental  597  mit  f 3 (1  : 199).  Bezüglich  des  Chloroforms  ist 
zu  erwähnen , dass  auch  das  neue  PiCTR-r’sche  Präparat  nicht  unge- 
fährlich ist.  Ausser  einem  von  Köhtr  beobachteten  Todesfall  hatte 
die  BARDELKBRs'sche  Klinik  3 f mit  demselben  unter  666  Narcosen. 
Von  den  einzelnen  in  diesem  Jahr  neu  aufgeführten  9 Chloroform- 
todesfällen kamen  alle  excl.  eines  auf  Personen  von  nur  18 — 30 
Jahren;  die  in  5 Fällen  gemachte  Section  ergab  nichts  Besonderes. 
Der  Aether  ist  bereits  früher  ausser  Jollurd,  Stblznbr  und 
Bboms  auch  von  Roox  in  Lausanne  und  Trknoklknburq  verwertet 
worden.  „Es  kann  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir  in 
dem  Aether  das  ungefährlichste,  für  alle  chirurgischen  Zwecke 
durchaus  ausreichende  Anästheticum  besitzen“.  Gemischte  Nar- 


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No.  36. 


Kuhn,  Pall  von  Atresia  auris  acqnisita. 


631 


cosen  mit  Chloroform  u.  Aether  derart,  dass  das  eine  Anäs- 
theticum  nach  dem  andern  in  verschiedener  Weise  angewandt  wurde, 
wurden  im  vorliegenden  Berichtsjahr  in  methodischer  Weise  nur 
von  Madklung  benützt,  der  über  765  Fälle  verfügt;  ebenso  ist  die 
Billroth-Mischung  eigentlich  nur  von  ihrem  Erfinder  und  dessen 
Schüler  von  IIackbr,  allerdings  mit  sehr  gutem  Erfolg  gebraucht 
worden.  Bromäthyl  hauptsächlich  bei  zahnärztlichen  Operationen, 
bei  länger  dauernden  Eingriffen  in  Verbindung  mit  Aether  oder 
Chloroform  in  einigen  wenigen  hundert  Fällen  applicirt,  bewies 
ausser  einem  Todesfall  (in  der  BiLXBOTH’schen  Klinik)  und  gelegent- 
lichen Ohnmachtsanfällen  bei  geschwächten  Patienten  doch  nament- 
lich in  seinen  Nachwirkungen  gegenüber  dem  Stickoxydul  mancher- 
lei Nachteile,  so  dass  man  im  zahnärztl.  Institut  der  Berliner  Uni- 
versität zu  letzterem  Mittel  zurückgekehrt  ist.  Vom  Pental  hatte 
Schbdb  unter  ca.  200  Fällen  2 +,  so  dass  er  u.  Sick  dringend  vor 
seiner  ferneren  Anwendung  als  Anästheticum  warnen.  — (Die  An- 
lagen enthalten  das  Wesentlichste  aus  18  Einzel- Berichten  in  ge- 
wohnter Uebersichtlichkeit).  P.  Güterbock. 


A.  Kuhn,  Ein  Fall  von  Atresia  auris  acquisita.  Myxosarkom  der 
Paukenhöhle.  Deutsohe  med.  Wocbenschr.  1894,  No.  27. 

Der  erste  Fall  betrifft  ein  löjähriges  Mädchen,  bei  welchem 
im  1.  Lebensjahr  von  der  Mutter  ein  Blasenpflaster  wegen  Ohreite- 
rung auf  das  rechte  Ohr  gelegt  worden  war.  Die  Eiterung  wurde 
dann  mehrere  Jahre  durch  Cnntharidensalbe  unterhalten.  Es  ent- 
stand allmälig  eine  hochgradige  Verengerung  der  äusseren  Ohr- 
öffnung und  eine  auffallende  Missbildung  der  Ohrmuschel  (s.  d. 
Abbildung  i.  Orig.  Ref.).  Durch  wiederholte  plastische  Operation 
wurde  der  Ohrmuschel  eine  nahezu  normale  Form  wiedergegeben, 
die  äussere  Ohröffnung  bis  zur  Norm  erweitert,  die  Eiterung  durch 
Reinhaltung  des  Ohrs  und  Jodoformgazetamponade  beseitigt.  Im 
2.  Fall  handelt  es  sich  um  einen  1jährigen  Knaben,  bei  welchem 
zu  wiederholten  Malen  Geschwulstmasse  aus  dem  äusseren  Gehör- 
gang resp.  der  Paukenhöhle  und  aus  den  Zellräumen  des  Warzen- 
fortsatzes entfernt  worden  waren.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab  die  charakteristischen  Merkmale  des  Myxosarkoms:  zellreiches 
Gewebe  mit  stellenweise  nur  spärlicher  Intercellularsubstanz;  die 
Zellen  teils  spindelförmig,  teils  dreieckig  oder  sternförmig  mit  gut 
färbbarem  Kern.  An  einzelnen  Stellen,  wo  das  Zwischengewebe 
stärker  entwickelt  ist,  hat  dasselbe  exquisit  schleimige  Beschaffen- 
heit. Der  Ausgangspunkt  der  Neubildung  ist,  nach  Verf. , in  dem 
die  embryonale  Paukenhöhle  ausfüllenden  Bindegewebspolster  zu 
suchen.  Das  Kind  starb  10  Monate  nach  Beginn  der  Erkrankung. 

Schwabach. 


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632  Khooius  u.  Hrllens,  Aetiologie  der  Hämoglobinurie  d.  Rindes.  No.  36 

Krogius  und  Hellens,  Sur  les  hdmatozoaires  de  l’hdmoglobinurie 
du  boeuf.  Arch.de  mäd.  exper.  1894,  VI.  No.  3,  S.  353. 

Die  erste  Veröffentlichung  Ober  die  Aetiologie  der  Hämoglo- 
binurie des  Rindes  geschah  von  Babks  im  Jahre  1888,  in  welcher 
er,  wie  auch  später  als  Ursache  einen  „Hämatokokkus“  beschrieb, 
den  er  auf  den  üblichen  Nährboden,  wenn  auch  schwer  züchten 
konnte  (?).  1892  beschrieb  er  dann  eine  ähnliche  Krankheit  bei 

iden  Schafen,  bei  welcher  der  Hämatokokkus  sich  fast  ausschließlich 
n den  roten  Blutkörperchen  befand.  Den  Hämatokokkus  klassifi- 
cirte  Babks  zwischen  die  Bakterien  und  Protozoen. 

Eine  ganz  ähnliche  Krankheit  der  Rinder  wurde  von  Th.  Smitk 
unter  dem  Namen  Texasfieber  1893  beschrieben,  die  sich  durch 
Hämoglobinurie  und  Anämie  charakterisirt  und  unter  den  Rindern 
Nordamerikas  endemisch  ist.  Auch  hier  fand  sich  der  Hämatokokkus; 
Smith  konnte  ihn  aber  nicht  züchten. 

Die  Verff.  machten  ihre  Studien  in  Finnland,  in  dessen  cen- 
tralem und  südlichem  Teil  die  Hämoglobinurie  des  Rindes  einhei- 
misch ist  und  wo  sie  ausschliefslich  die  sumpfigen  Distrikte  beherrscht; 
sie  dauert  von  Juni  bis  August;  selten  kommen  Fälle  im  Mai  oder 
September,  nie  in  den  Wintermonaten  vor. 

Die  Krankheit  ergreift  sowohl  männliche  als  weibliche  Tiere, 
nur  die  Kälber  haben  wenig  unter  ihr  zu  leiden,  nicht  weil  diese 
ganz  refraktär  gegen  sie  sind,  sondern  weil  eie  leichter  bei  ihnen 
verläuft. 

Die  Krankheit  kann  die  Tiere  wiederholt  befallen,  manchmal 
zweimal  im  selben  Jahr.  Während  die  alten  einheimischen  Tier- 
rassen  gegen  sie  immun  sind,  werden  mit  Vorliebe  die  fremden  im- 
portirten  Rinder  ergriffen. 

Die  Inkubation  beträgt  bis  zu  14  Tagen,  dann  stellt  sich  ver- 
minderte Fresslust,  Aussetzen  der  Milch  und  plötzlich  Hämoglobi- 
nurie ein.  Der  Urin  ist  schwarzrot,  ohne  Bodensatz  und  gibt  im 
Spektroscop  die  Methämoglobinstreifen ; er  enthält  ziemlich  viel  Ei- 
weifs,  aber  keine  Formelemente.  Zu  Anfang  besteht  hohes  Fieber 
und  rascher  Puls  bei  gleichzeitiger  Athemnot;  meist  sind  profuse 
Diarrhöen  vorhanden;  die  Fäces  sind  durch  Hämoglobin  schwarz 
gefärbt;  ziemlich  rasch  entwickelt  sich  eine  intensive  Bleichsucht. 
In  den  schweren  Fällen  sinkt  die  Zahl  der  roten  Blutkörperchen 
auf  1 Million  im  Kubikmillimeter,  während  der  Hämoglobingehalt 
auf  20  pCt.  sinkt. 

Ca.  50  pCt.  der  ergriffenen  Tiere  gehen  unter  dem  Zeichen 
der  Herzschwäche  ein,  bei  den  anderen  verliert  der  Urin  nach  2 
bis  3 Tagen  seinen  Hämoglobingehalt,  und  langsam  tritt  Besserung 
des  Allgemeinbefindens  ein. 

Bei  der  Section  findet  man  subkutanes  sanguinolentes  Oedern; 
im  Herzbeutel  und  den  Pleuren  sanguinolente  Ergüsse;  Leber  und 
Nieren  enthalten  Herde  von  Koagulationsnekrose,  der  Darm  zahl- 
reiche Hämorrhagien. 


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No.  36. 


Rössi.rr,  Behandlung  der  Dilatitio  ventriculi. 


633 


Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Blutes  lässt  in  den  roten 
Blutkörperchen  rundliche  Körperchen  erkennen,  die  sich  am  besten 
mit  LöFFi.RR’schem  Methylenblau  färben  und  deren  Durchmesser 
etwa  ’/s  desjenigen  der  roten  Blutkörperchen  beträgt;  sie  sitzen 
meist  an  der  Peripherie,  können  aber  auch  das  Blutkörperchen  ganz 
* verlassen.  In  schweren  Fällen  finden  eich  4 — 5 solche  Hämatozoen 
und  etwa  30  pCt.  derselben  sind  von  Parasiten  besetzt,  in  leichten 
Fällen  ist  nur  einer  in  einem  Blutkörperchen  und  ca.  15  pCt.  er- 
griffen. 

Eine  Züchtung  derselben  gelang  auf  keine  Weise. 

Die  ganze  Krankheit  weist  ausserordentlich  viel  Aehnlichkeiten 
mit  der  menschlichen  Malaria  auf.  Der  Arbeit  sind  zwei  sehr  gute 
Tafeln  mit  Abbildungen  beigegeben.  Scheurlen. 


A.  Rössler,  Ueber  die  Ausschaltung  der  Ernährung  durch  den 

Magen  bei  Ddatatio  ventriculi.  (Aus  der  med.  Klinik  des  Hrn. 

Prof.  v.  Scbhöttbr,  Wien).  Wiener  klin.  Wochenschr.  1893,  Nu.  40. 

R.  hat  versucht,  bei  stärkeren  und  geringeren  Graden  von 
Magenerweiterung  durch  längere  Zeit  consequent  durchgeführte 
Nährklysmen  die  Tätigkeit  des  Magens  auszuschalten  und  so  das 
letztgenannte  Organ  wieder  diensttauglich  zu  machen.  Die  Resul- 
tate dieser  Behandlungsweise  waren  recht  zufriedenstellende.  Nur 
in  einem  der  genau  aufgeführten  Fälle,  der  einen  marantischen  Pa- 
tienten betraf,  wurde  während  der  Nährklysmenbehandlung  eine 
geringe  Abnahme  des  Körpergewichtes  constatirt,  in  den  übrigen 
Fällen  war  das  Gegenteil  der  Fall.  Aber  die  absolute  oder  rela- 
tive Ruhigstellung  des  Magens  ist  doch  so  hoch  anzuschlagen,  dass 
ein  geringer  Gewichtsverlust  in  den  Kauf  genommen  werden  kann, 
wenn  nur  dabei  das  subjective  Befinden  des  Patienten  kein  schlech- 
teres wird.  — Was  die  Zeit  der  Anwendung  dor  Nährklysmen  an- 
langt, so  wird  man,  sobald  der  ruhiggestellte  Magen  eich  soweit 
erholt  hat,  dass  seine  motorischen  Functionen  wieder  befriedigende 
geworden  sind,  mit  den  Nährklysmen  einhalten,  aber  nicht  etwa 
plötzlich,  sondern  nach  und  nach.  Auch  dann  wird  man  aufhören 
müssen  per  rectum  zu  ernähren,  wenn  Diarrhoen  oder  sonstige  ab- 
norme Erscheinungen  Seitens  des  Dickdarmes  auftreten  sollten. 
Das  sehr  unangenehm  sich  bemerkbar  machende  Hungergefühl  wird 
am  besten  durch  die  Anwendung  von  Cocain  bekämpft.  Den  Nähr- 
klysmen lässt  man  zweckmäfsig  ein  Reinigungsklysma  vorangehen. 
Die  ersteren  bestehen  aus  250  g Milch,  2 Eiern,  50  g Wein  und 
etwas  Salz.  Sie  werden  nicht  nur  in  der  Regel  sehr  gut  vertragen, 
sondern  auch  ebenso  gut  resorbirt.  C.  Roseathal. 


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634  Ssifkrt,  Llotd,  Hackkl,  Hibt,  Ueber  Hysterie.  No.  36  I 

1)  Seifert,  Die  Behandlung  der  hysterischen  Aphonie.  Berl.  klin. 
Woohenscbr.  1893,  No.  44. 

2)  J.  H.  Lloyd,  Hystericai  tremor  and  hysterical  anorexia  of  a 
severe  type.  Americ.  Journ.  of  the  Med.  Soieno.  1893,  Sept. 

3)  J.  Hackel,  Ueber  einen  schweren  Fall  von  Hysterie.  Fetersb. 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  18. 

4)  L.  Hirt,  Ueber  hysterische  Muskelatrophie.  Deutsche  med.  Wocfaeo- 
sohrift  1894,  No.  21. 

1)  Die  vom  Verf.  empfohlene  Methode  besteht  in  der  äusseren 
Massage  des  Kehlkopfs  und  in  seiner  seitlichen  Compression,  wobei 
die  Kranken  tief  einatmen  müssen.  Es  gelingt  hierbei  durch  me* 
thodische  Sprechübungen  bald,  die  Pat.  zum  Anlauten  zu  bringen. 

M.  Brasch. 

2)  L.  beschreibt  bei  einer  26jährigen  Frau  einen  hysterischen 
Tremor,  der  mit  hartnäckiger  nervöser  Anorexie  und  mit  Vomitus 
verbunden  war.  Dem  Tremor  war  eine  Paraplegie  der  Beine  voraus- 
gegangen. Die  Anorexie  schloss  sich  an  eine  Aufnahme  von  Kali 
nitricum,  das  sie  aus  Versehen  zu  sich  nahm;  auch  das  Zittern 
begann  aus  Schreck  darüber.  Beide  Symptome  hielten  fast  2 Jahre 
an  und  föhrten  zu  völliger  Abmagerung.  Der  Tremor  war  con- 
stant,  (auch  in  der  Ruhe)  und  nahm  bei  Bewegungsintension  zu,  er 
war  rhytmisch,  betraf  alle  4 Extremitäten,  in  der  Secunde  traten 
5 — 9 Schwingungen  ein.  Zeitweilig  trat  eine  hysterische  Aphonie 
und  Anurie  zu  den  genannten  Symptomen.  Durch  die  Entfernung 
der  Kranken  vom  Hause,  psychische  Beeinflussung,  gute  Ernährung 
etc.  trat  völlige  Heilung  ein. 

3)  H,  beschreibt  einen  Fall  schwerer  Hysterie  mit  mannig- 
fachen Symptomen , wie  localem  hysterischem  Oedem  und  hysteri- 
schen Blutungen.  Die  Blutung  trat  meist  um  11  Uhr  (zur  Zeit 
der  Messe)  an  dem  Dorsum  der  linken  Hand  auf,  nachdem  ihr  ein 
brennender  Schmerz,  Schwellung  und  Rötung  vorausging.  Die 
Blutung  stand  meist  spontan  nach  einigen  Minuten.  Die  Heilung 
erfolgte  durch  Schorfbildung.  — Auch  ein  Herpes  zoster  hystericus 
wurde  wiederholt  bei  der  Kranken  beobachtet. 

4)  H.  beschreibt  bei  einem  12jährigen  Mädchen  eine  rasch  zu- 

nehmende Abmagerung  und  allgemeine  Muskelatrophie,  die  kurz 
nach  einem  hysterischen  Anfall  (bei  einer  Epidemie  von  hysterischen 
Krämpfen)  auftrat.  Die  inneren  Organe  waren  völlig  gesund.  Es 
bestanden  keine  fibrillären  Zuckungen  und  die  electrische  Unter- 
suchung erwies  die  Abwesenheit  der  Entartungsreaction;  die  kaum 
wahrnehmbaren  Schliefsungs-  und  OefFnungszuckungen  vollzogen 
sich  blitzschnell.  Die  eingeschlagene  Therapie  (Hebung  der  Körper- 
kräfte) erwies  sich  ohnmächtig.  Der  Tod  trat  in  einigen  Monaten 
ein.  Die  Diagnose  wurde  per  exclusionem  auf  hysterische  Muskel- 
atrophie gestellt.  S.  Kalischer.  ‘ 


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No.  36.  Daobkr,  Dütil  et  Oharcot,  Ueber  Poliomyelitis  anterior  acuta.  635 


Dauber,  Zur  Lehre  von  der  Poliomyelitis  anterior  acuta.  Deutsche 
Zeitscbr.  f.  NerYenheilk.  IV.  p.  200. 

2)  A.  Dutil  et  J.  B.  Oharcot,  Note  sur  un  cas  de  polio-mydlite 
nntdrieure  chronique,  suivi  d’autopsie  Progres  med.  1894,  17.  mars. 

1)  Der  Verf.  war  in  der  Lage  einen  schnei)  letal  verlaufenen 
Fall  von  Poliomyelitis  ant.  ac.  zu  untersuchen.  Der  klinische  Ver- 
lauf zeigte  die  Besonderheit  eines  Mitergriffenseins  des  rechten  Fa- 
cialis neben  einer  plötzlich  entstandenen  schlaffen  Lähmung  beider 
Beine  und  des  rechten  Arme. 

Ein  Ponsherd  wurde  ausgeschlossen  und  vielmehr  an  ein  Hinauf- 
reichen des  Processes  bis  in  die  Kerne  der  med.  obl.  und  des 
Pons  gedacht,  die  Sektion  bestätigte  die  supponirte  Erkrankung  der 
Vorderhörner.  Ueber  Pons  und  Facialis  enthielt  die  Arbeit  nichts 
Näheres.  Der  Verf.  beschreibt  detailirt  die  Veränderungen  an  den 
Ganglienzellen  (soweit  diese  die  Carminfärbung  zu  enthüllen  ver- 
mochte) und  sucht  der  Frage  nach  dem  primären  Angriffspunkt 
der  Noxe  (ob  Ganglienzellen  oder  interstitielles  Gewebe)  näher  zu 
treten.  Er  kommt  dabei  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  zu  dem 
Schlüsse,  dass  nicht,  wie  Chabcot  zuerst  betonte  und  Risslkr  in 
seiner  jöngsten  Arbeit  von  neuem  feststellen  zu  mössen  glaubte,  der 
Krankheit  ein  parenchymatöser  Process  zu  Grunde  liege,  sondern 
dass  die  EntzOndung  eine  interstitielle  sei  und  mit  einem  massen- 
haften Auftreten  von  Leukocythen  verbunden  sei. 

Uebrigens  waren  in  dem  vorliegenden  Falle  nicht  nurj  die 
graue  Substanz  der  Hinterhörner  und  die  CtuRKB’schen  Säulen  mit- 
erkrankt, sondern  auch  die  weifse  Substanz,  soweit  sie  der  grauen 
benachbart  ist,  war  mitergriffen  und  man  dOrfte  der  Auflassung 
dieses  Falles  als  einer  Poliomyelitis  anterior  selbst  mit  der  Reserve, 
welche  sich  der  Verf.  selbst  in  dieser  Beziehung  auferlegt,  nicht 
so  ohne  weiteres  zustimmen. 

*2)  Bei  einem  56jährigen  Manne  stellt  sich  im  October  1890 
eine  Parese  beider  oberen  Extremitäten  ein,  die  gefolgt  ist  von 
einer  Muskelatrophie.  An  dieser  nehmen  später  die  Muskeln  des 
Rumpfes  und  dann  die  der  unteren  Extremitäten  Teil.  Es  findet 
sich  EaR  bezw.  partielle  EaR  in  den  beiden  zuerst  genannten  Mus- 
kelregionen. Nach  2 Jahren  erfolgte  der  Tod  unter  den  Zeichen 
der  Zwerchfelllähmung.  Die  Sensibilität,  die  Gehirnnerven  waren 
normal,  ebenso  die  Sphincteren  und  die  Psyche.  Die  Sehnenre- 
flexe waren  herabgesetzt.  Anamnestisch  waren  weder  eine  Here- 
dität noch  ungünstige  Einflüsse  individueller  Art  (Alcohol,  Blei, 
Lues)  zu  eruiren.  Die  Erkrankung  war  nie  von  Fieber  begleitet. 

Die  anatomische  Untersuchung  ergab  eine  chronische  Polio- 
myelitis anterior  besonders  im  Cervicalmark,  geringere  Verände- 
rungen in  den  motorischen  Wurzeln,  stärkere  in  den  gemischten 
peripheren  Nerven  und  in  den  Muskelnerven.  Streckenweise  waren 
die  antero-lateralen  Stränge  im  Rückenmark  etwas  degenerirt.  Die 
Muskeln  waren  im  Zustande  der  Atrophie  ihrer  Fibrillen  und  der 
Vermehrung  der  Kerne,  seltener  fettig  degenerirt.  Die  Gefälse  des 


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636 


Likbhbich,  Untersuchung  des  Lupus. 


No.  36 


Rückenmarks  waren  stark  verdickt,  besondets  im  Gebiet  der  Vor- 
derbörner. Die  Verff.  lassen  unentschieden,  ob  die  Gefäfserkrankungj 
den  primären  Process  darstellt.  Bezüglich  der  Degenerationsfelder 
in  den  antero-lateralen  Rückenmarkssträngen  beziehen  sich  die  Au- 
toren auf  die  neuesten  Untersuchungen  Ober  die  Strangzellen,  auf 
deren  Untergang  bei  der  Poliomyelitis  jene  Degenerationen  zu  be- 
ruhen scheinen.  Auf  die  Incongruenz  der  Erkrankung  in  den  Vor- 
derhörnern und  vorderen  Wurzeln,  wie  sie  auch  dieäer  Fall  bot, 
haben  schon  frühere  Autoren  hingewiesen.  M.  Brasch. 


O.  Liebreich,  Hülfsinstrumente  bei  der  phaneroskopischen  Unter- 
suchung des  Lupus.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  10. 

Der  vom  Verf.  früher  (vgl.  Cbl.  1891,  S.  566)  angegebene 
Beleuchtungsapparat  (Phaneroskop),  welcher  es  ermöglicht,  bei 
scheinbar  völlig  geheiltem  Lupus  etwa  in  der  Tiefe  noch  zurück- 
gebliebene Knötchen  zu  erkennen,  beruht  bekanntlich  auf  der  Be- 
obachtung, dass,  wenn  das  Licht  durch  eine  Linse  in  oder  dicht 
unter  der  Epidermis  concentrirt  wird,  das  Bild  der  Flamme  von 
einem  roten  Hofe  umgeben  erscheint,  an  dessen  Stelle  vorhandene 
Lupusknötchen  sich  durch  ein  besonderes  helles  Aufleuchten  be- 
merkbar machen.  Es  erschien  aber  wünschenswert,  die  Intensität 
des  pathologischen  Processes  einigermassen  bestimmen  zu  können, 
um  ein  sicheres  Urteil  über  den  Fortschritt  oder  den  Rückgang 
desselben  zu  gewinnen.  Da  nun  die  Intensität  des  roten  Hofes  mit 
der  Stärke  der  Gewebsveränderung  zunimmt,  kam  es  nur  darauf 
an,  ein  Maafs  für  die  erstere  zu  suchen  und  L.  fand  ein  solches 
darin,  dass  er  die  von  der  beobachteten  Stelle  in’s  Auge  gelangen- 
den Strahlen  successive  so  lange  abschwächte,  bis  der  Hof  nicht 
mehr  wahrnehmbar  war,  während  das  viel  hellere  centrale  Bild  der 
Flamme  scharf  hervortrat.  Er  conetruirte  zu  diesem  Zwecke  einen 
Apparat  aus  zwei  prismatischen  Rauchgläsern,  welche  so  aufeinan- 
der verschiebbar  sind,  dass  sie  stets  an  den  aneinanderliegenden 
Partien  eine  Planplatte  bilden,  deren  Dicke  durch  eine  Schraube 
regulirt  werden  kann.  Man  hat  dann  nur,  während  man  das  durch 
die  Linse  auf  der  Haut  entworfene  Lichtbild  durch  den  Prismen- 
apparat betrachtet,  die  Keile  des  letzteren  so  lange  zu  verschieben, 
bis  der  rote  Hof  verschwunden  ist  und  die  Stellung  zu  notiren, 
um  sie  mit  dem  Grade  der  nötigen  Verschiebung  an  anderen  Stellen, 
oder  an  derselben  Stelle  zu  einer  späteren  Zeit  vergleichen  zu 
können.  — Von  den  auf  diese  Weise  controllirten  Erfolgen  der 
Behandlung  des  Lupus  mit  dem  von  ihm  empfohlenen  cantharidin- 
saurem  Natron  ist  Verf.  fortgesetzt  sehr  befriedigt.  H.  Müller. 


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JSo.  36. 


Fischbh.  — Blbibtrep.  — Pbipbbs.  — Nbübbb. 


637 


Charles  8.  Fischer,  Ueber  die  quantitative  Bestimmung  des  Gly- 
coculls  in  den  Zersetzungeprodukten  der  Gelatine.  Zeitschrift  f. 
f.  pbysiol.  Chem.  XIX.  S.  164. 

In  Hupp«  S*tlib'i  Laboratorium  bat  Torf.  50  g Oelatioe  mit  je  100  ccm  Wasser 
and  conc.  Salzsäure  3 Tage  lang  am  Rückflusskühler  gekocht;  dann  wurde  das  Ge- 
misch mit  Bleioxyd  schwach  alkalisch  gemacht,  das  Filtrat  mit  Schwefelwasserstoff 
entbleit,  auf  60  ccm  eingedampft,  mit  350  ccm  10  proc.  Natronlauge  und  25  ccm  Ben- 
zoylchlorid  versetzt,  mit  Salzsflure  angeskuert  und  mit  Essigktber  ausgeschüttelt.  Die 
aus  dem  Glycocoll  abgespalteue  Hippurskure  geht  in  den  Essigkther  über  und  wird 
aua  dieser  Losung  durch  überschüssiges  Chloroform  gefallt,  wahrend  gleichzeitig  über- 
gegangene Benzoesäure  in  Losung  bleibt.  Controlrersuche  lehrten,  dass  100  ccm 
Chloroform  nur  50  bis  52  mg  Hippurskure  in  Losung  halten.  In  4 Einzelversucben 
wurden  so  aus  je  50  g Gelatine  4.25— 4.78  g Hippurskure  erhalten;  daraus  berechnet 
eich  dies  aus  Gelatine  gebildete  Glycocoll  tu  3.51—3.93  pCt.  Wie  Verf.  sich  durch 
Controlrersuche  überzeugt  hat,  wird  das  geschilderte  analytieche  Verfahren  durch  die 
Gegenwart  von  Leucin  und  Glutaminsäure  nicht  störend  beeinflusst.  — Wegen  vieler 
Einzelheiten  des  Verfahreos  rergl.  Orig.  j.  Hank. 


M.  Bleibtreu,  Fettmast  und  respiratorischer  Quotient.  Pflöger’s  Arob. 
Bd.  56,  S.  464. 

In  vorläufiger  Mitteilung  zei|  • Jvtrf  an,  dass  er  bei  Mästung  von  Ganten  mit 
kohlenhydratreicbem  Futter  (BoggenmeblklOfse),  wobei  dieselben  innerhalb  36  resp. 
48  Tagen  um  40  resp.  60  pCt.  ihres  Körpergewichtes  Zunahmen,  respiratorische  Quo- 
tienten von  1.1  — 1.34  beobachtet  habe;  dieser  die  Einheit  Übersteigeode  Quotient 
spreche  direct  für  Fettbildung  aus  Kohlehydraten,  wobei  ein  Teil  der  CO,  aus  der 
Amylumverbrennung,  ein  anderer  aus  der  bei  der  Fettbildung  aus  Amylum  sich  voll- 
ziehenden Abspaltung  vollzieht.  J.  Hank. 


A.  Peipers,  Ueber  eine  besondere  Form  von  Nierensteinen.  Münch, 
tned.  Wochensohr.  1894,  No.  27. 

In  einem  Falle  von  hochgradiger  Schrumpfniere  mit  Cystenbildung  zeigten  sich 
die  Cysten  in  beiden  Nieren  mit  einem  teils  körnigen,  teils  homogenen  Material  er- 
füllt, das  durch  das  MiLLoa'sche  Reagens  als  eine  eiweifsartige  Substanz  erkannt 
wird.  In  einzelnen  Cysten  ist  der  Inhalt  zu  steinkhnlieben  Gebilden  geronnen;  ein 
grOfserer,  im  linken  Nierenbecken  gelegener  Stein  von  ziemlich  welcher  Consistenz  und 
hellgraubrauner  Farbe  zeigt  allerdings  im  Centrum  einen  festen  Harnskurekern , ist 
dagegen  in  der  concentrisch  geschichteten  Peripherie  gleichfalls  aut  eiweifsartigen 
Substanzen  zusammengesetzt.  Der  sog.  Eiweifssteio  bildet  sich  aut  reichlichen  Eiweifs- 
abscheidungen  im  Nierenbecken;  da  Anfangs  die  Imprlgnirung  mit  Harnstnre  eine 
reichliche  ist,  bildet  sich  der  feste  Harnskurekern,  während  die  peripheren  Schichten 
wegen  ungenügender  Harnskuremengen  aut  fast  homogener  Eiweiftsubstanz  bestehen. 

H.  Bothmaaa. 


G.  Neuber,  Asepsis  und  künstliche  Blutleere.  Archiv  f.  klin.  Chir. 
XLVI.  S.  321. 

Statt  des  häufig  nnsaubern  Gummimaterials  empfiehlt  N.  eine  fest  angefeuch'tete 
f leinene  Binde  von  4 — 5 facher  Lknge,  welche  für  jeden  Fall  gewaschen  und  desinfi- 
cirt  werden  kann;  auch  bietet  dieses  Verfahren  anscheinend  den  Vorteil  geringerer 
parenchymatöser  Nachblutung.  Wie  in  einem  Nachwort  beigefügt  wird , ist  ein  ana- 
loger Vorschlag  bereits  vor  Ikngerer  Zeit  von  der  BasoBLseu'schen  Klinik  aus  ge- 
macht worden.  Bei  hkmatomartiger  Ansammlung  flüssigen  Blutes  im  Wundraum  oder 
dessen  Umgebung  übt  N.  dessen  aspiratorische  Entfernung  und  sieht  in  der  MOglieh- 


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638 


Borck,  Mackik.  — Stkaüb.  — v.  Navratil. 


No.  36 


keit  solcher  Ansammlungen  keinen  Grand  sar  Drainage,  gegen  welche  er  eich  sehr 
energisch  entspricht.  Verf.  verwendet  bei  solchen  Ansammlungen  seit  sehr  lange  die 
Lüftung  einer  oder  zweier  Nähte;  nach  Abfluss  des  Süssigea  Blutes  legen  sich  die 
betr.,  jetzt  nicht  mehr  gespannten  Stellen  in  der  Regel  wieder  an.  p.  Güterboek. 


1)  Borfk,  Ueber  Zerreifsung  des  Kniegelenk-Zwischenknorpels  u. 
die  operative  Behandlung  des  Leidens.  Archiv  f.  klin.  Chir.  XLVI, 
S.  363. 

2)  W.  Mackie,  Fractures  of  patella,  with  report  of  case  treated 
by  suturing.  Philadelphia  tned.  and.  surg.  Rep.  1893,  Aug.  12. 

1)  Betrifft  einen  Pat.,  welcher  3 Jahre  vorher  vom  Pferde  gestürzt  war  and 
dann  Gelenkmanzerscheinnngen  hatte,  ohne  dass  das  freie  KBrperchen  im  rechtwn 
Kniegelenk  Ärztlicherseits  zu  constatiren  war.  Bei  der  Eröffnung  des  Gelenks  durch 
einen  in  der  Hohe  des  Epicondyl.  fern.  int.  verlaufenden  Längsschnitt  ergab  sich  das 
vordere  Drittel  des  Meniscus  internus  vom  Rande  des  Schienbeins  gelüst,  so  dass  nur 
sein  vorderes  Ende  noch  in  normaler  Weise  angebeftet  war.  Nach  Resection  des  frei 
beweglichen  Knorpelfortsatzes  trat  reactionslose  Heilung  mit  nahezu  normaler  Function 
ein.  Da  Pat.  bei  seinem  Starre  mit  dem  im  Knie  leicht  gebeugten  rechten  Bein 
zuerst  auf  die  Erde  aufstemmte  und  dann  rücklings  oiederfiel,  meint  B. , dass  hier 
zuerst  eine  Einklemmung,  dann  die  Zerreifsung  des  Meniscus  erfolgt  sei,  während  in 
deu  anderen  Fällen  zuerst  durch  Ueberdebuung  des  Zwischenknorpels  nach  vorn  oder 
hinten  die  Abreifsnng  von  der  hinteren  resp.  vorderen  Anheftuogsstelle  durch  indireete 
Gewalt  und  dann  die  Einklemmung  eintritt. 

2)  Die  Fragmente  standen  10  Wochen  nach  der  Verletzung  des  22  jährigen  Pat. 
noch  weit  infolge  Refractor  auseinander  nnd  konnten  auch  nach  Knüpfung  von 
3 nicht  völlig  perforirenden  Silkworm-Nähten  nnr  nach  Elevation  des  Gliedes  in  rech- 
tem Winkel  gänzlich  genähert  werden.  Feste  Vereinigung  der  Fragmente  nach  4 
Wochen  und  wird  die  Function  1 Jahr  nach  der  Verletzung  als  normal  bezeichnet. 

P.  Gätsrbock. 


Straub,  De  operatie  van  het  scheelzien  volgens  Laolbvzk.  Weekbl. 
van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1884,  I.  No.  9. 

de  Wecker  bezeichnet  das  von  ihm  angegebene  Verfahren  der  Schieioperation  als 
avancement  capsolaire,  während  Verf.  dasselbe  als  Mntkelfaltnng  oder  Muskelverstär- 
knng  mit  Mnskelfaltnng  benennt.  Nachteile  der  Operation  bestehen  in  der  Schwierig- 
keit die  beiden  Fäden  gleich  anzuziehen,  in  dem  Durchschneiden  der  Nähte  nnd  darin, 
dass  der  für  den  betreffenden  Fall  durch  das  Anziehen  der  zwei  Fäden  notwendige 
Effect  nnr  unvollkommen  erreicht  wird  Lsglrtze  vermeidet  diese  Nachteile  dadurch, 
dass  er  die  gesamtste  Faltung  und  Verlagerung  des  Muskels  mit  einem  Faden  ent- 
führt. Die  Art  der  Ausführung  dieses  Verfahrens  ergiebt  sich  am  basten  ans  der  im 
Original  vorhandenen  Abbildung.  Verf.  bat  so  abgeändert,  die  Operation  8 Mal  mit 
trefflichem  Erfolge  gemacht.  Georg«  Meyer. 


E.  V.  Navratil,  Tierversuche  Ober  die  Kehlkopfinervation  und 
Ober  den  N.  accessorius  Willisii.  Ungar.  Arch.  f.  Medicin  II.  H.  3,  4. 

Aus  6 Versuchen,  die  in  der  Dnrchtrennung  der  im  Wirbelkanal  verlaufenden 
Fasern  des  Accessorias  bestanden,  geht  hervor,  dass  der  in  diesem  entspringende  und 
verlaufende  Anteil  des  Nerven  keine  motorischen  Fasern  für  den  Kehlkopf  enthielt. 
Um  nun  za  nntersuchen,  ob  der  Accessorias  motorische  Fasern  für  den  Larynx  ent- 
hielt, bevor  er  durch  das  Foramen  jugulare  tritt  oder  vom  N.  vagos  solobe  erhalte, 
nachdem  er  in  das  Foramen  getreten,  operirte  Verf.  an  10  Tieres,  von  denen  aber 


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No.  36. 


DONN.  — EBBHT.  — OODDBN. 


639 


die  Hilft«  der  Operation  erlag:.  Aber  aneb  in  diesen  Filleo  ergab  sich  ein  negativer 
Befund,  to  daat  es  zweifelhaft  ist,  dass  der  eigentliobe  N.  aecestorius  kein  Kehlkopf- 
oerv  ist  und  die  Kehlkopfnerven  also  vom  N.  ragus  abstammen.  tv.  Lnblinskl. 


T.  D.  Dünn,  A case  of  leubämia,  with  rare  lymphoid  growths  of 
orbits  and  parotid  giands.  Americ.  journ.  of  the  medio.  Sciences  1894, 
March. 

Im  Anscblnss  an  den  Fall  eines  8jibrigen  leukämischen  Kindes,  bei  dem  es  snr 
Entwickelung  leukämischer  Tumoren  in  der  Parotis  und  in  den  Orbitae  kam  (kein 
Obductionsbefnnd!),  führt  Verf.  eine  Anxabl  ibnlicher  Fille  aus  der  Litteratur  an. 

Pari- 


R.  Ebert,  Ueber  das  Dr.  C.  ßOuKit’sche  „Natrium  chloro-borosum“. 
Wiener  med.  Presse  1894,  No.  6. 

E.  untersuchte  das  zuerst  von  RCoaa  eingeführto  Natrium  chloro  borosum  in  Be- 
zog auf  seine  chemischen  Eigenschaften , seine  bactericide  Wirksamkeit  and  seinen 
therapeutischen  Wert  und  kommt  auf  Grund  dieser  Untersuchung  zu  einem  durchaus 
absprechenden  Urteil.  Die  angebliche  Verbindung  B(NaO)tCI  ist  in  der  Chemie  bis- 
her nnbekannt,  und  als  solche  von  den  Fachautoritäten  im  positiven  Sinne  nicht  über- 
prüft Nach  der  Analyse  von  Kothsiatzr  Ist  das  Pulvis  natrii  ehloro-borosi  im  We- 
sentlichen ein  mit  Cblorgas  imprägnirter  Borax,  der  Liquor  natrii  ehloro-borosi  eine 
mit  untercblorigsaurem  Natrium  versetzte  Lösung  von  primärem  Natriumorthoborat. 
Ia  Zweifel  zu  ziehen  ist  auch  die  constante  Zusammensetzung  der  Präparate.  Im 
baeteriologischen  Teil  seiner  Arbeit  führt  E.  aus,  dass  eine  Empfehlung  des  Pulvers 
als  lusserlieh  oder  innerlich  anzuwendendes  Desinficiens  vom  baeteriologischen  Stand- 
punkte aus  sich  in  keiner  Weise  rechtfertigen  liefse,  nnd  dass  der  Liquor  beim  Anf- 
bewahren  an  desioficirender  Kraft  verliert.  Aus  dem  klinischen  Teil  endlich  sei  her- 
vorzuheben, dass  dem  Pulver  nur  der  Wert  eines  aseptischen  Streupulvers  zusuerken- 
nen  ist,  dass  es  für  die  Ohren-  und  Nasenheilkunde  als  unbrauchbar  und  gefährlich 
zu  verwerfen  ist,  und  weder  iu  dem  Pulver,  noch  in  der  Losung  eine  direct  specifi- 
sche  Wirkung  gefunden  werden  konnte.  Die  bisher  publicirten  günstigen  Resultate 
können  als  überzeugend  nicht  aogesehen  werden.  K.  Kronthal. 


H.  Godden,  Ueber  einen  eigentümlichen  Fall  von  Selbstverstüm- 
melung und  Selbstbefriedigung  infolge  erworbener  sexueller  Per- 
versität. Char.-Annalen  1893,  p.  743. 

Ein  BGjäbriger  Imbeciller,  der  im  Waisenhause  das  Onaniren  gelernt  bat  und 
später  überall  Schiffbruch  litt,  sodasa  er  wiederholt  mit  Geftogniss-  und  Arbeitsbaus- 
strafen belegt  wurde,  benutzte  schliefsllch  zur  Selbstbefriedigung  Strohhalme,  welche 
er  bis  in  die  Blase  einführte.  Er  ist  wiederholt  Gegenstand  chirurgischer  Behandlung 
geworden,  da  Öfter  die  Strohhalme  oder  Incruatationen  derselben  zu  Eingriffen  In  die 
Blase  nötigten.  Die  Neigung  zum  anderen  Geschlecht  fehlte.  Pat.  gestand,  dass  er 
die  Strohhalme  scbliefslioh  aus  Furcht  vor  dem  Arbeitshaus«  einführte;  zu  demselben 
Zweck  brachte  er  sich  auch  Verätzungen  an  den  Geschlechtsteilen  bei.  Der  Begriff 
des  Strohhalms  wurde  endlich  für  ihn  der  Kernpunkt  von  Zwangsvorstellungen,  welche 
ihn  in  starke  geschlechtliche  Erregung  versetzten  und  zur  gewohnten  Befriedigung  seines 
* Geschlechtstriebes  zwangen.  Pat.  zeigte  neben  dem  intellectuellen  Defect  auch  körper- 
liche Degenerationszeichen.  Das  Nähere  ergiebt  das  Orig.  M.  Bruch. 


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640 


Julius.  — Richrlot.  — Mill.  — Doobman. 


No.  36 

L.  jullien,  Ueber  den  Einfluss  der  frflhzeitigen  inneren  Queck- 
silberbehandlung auf  den  Verlauf  der  Syphilis  (Vortr.  geh.  auf 
dem  XI.  internat.  med.  Congr.  zu  Bonn).  Mon&tsh.  f.  pract.  Derm. 
XVIII.  No.  9. 

J.  empfiehlt,  die  Allgemeinbehandlung  der  Syphilis  so  früh  eil  irgend  mSglieh 
vor  dem  Ausbruche  secundärer  Erscheinungen  xu  beginnen  und  xwar  mit  intransuaca- 
ISren  Calamelinjectionen,  von  denen  «Ährend  der  ersten  beiden  Monate  alle  14  Tag«, 
hierauf  bis  tarn  Ablauf  des  6.  Monats  in  Zwischenräumen  ron  20 — SO  Tagen  je  eine 
(im  Mittel  xu  0.1  Calomel)  gemacht  «erden  soll.  Bei  späterhin  etwa  noch  sich  sei 
genden  Eruptionen  kennen  auch  andere  Quecksilberpräparate  gewählt  werden.  Bei 
dieser  Abortlrbehandlung,  welche  Verf.  insbesondere  in  SO  genauer  studirten  Fallen 
„mit  wechselndem  Glück“  xur  Anwendung  brachte,  sah  er  häufig  die  secundären  Er- 
scheinungen sich  auf  gans  geringfügige,  im  2 bis  4.  Monat  auftretende  Symptome 
seitens  der  Mundschleimhaut  und  der  äusseren  Haut  beschränken,  oder  selbst  (wie  oft 
ist  nicht  gesagt.  Ref.)  gänxlicb.aosbleiben.  — Bei  den  ersten  Zeichen  einer  Intoxication 
(Gingivitis,  Brustbeklemmung,  Neigung  xu  Ohnmächten)  müssen  die  Calomelinjeetioneo 
selbstrerständlich  unterbrochen  werden.  H.  MdI  er 


1 


A.  Richelot,  Traitement  chirurgical  de  prolapsue  uterin.  L’uuion 
mddicalo  1894,  No.  2. 

R.  wendet  sich  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  gegen  ein  von  Qi-Asu  angegebenes 
Operationsrerfahren,  der  den  Uterus  entfernt,  die  Hg.  lata  xusammennäbt  und  an  diese 
die  Torgefallene  Scheidenwand  annäbt,  hoffend,  dass  die  lig.  lata  alt  Stütxe  dienen 
konnten.  R.  behauptet  im  Gegensatx  hieran,  dass  die  Bänder  sich  ausxiehen  nnd  viel 
xu  elastisch  seien,  um  die  Scheide  halten  xu  können  und  verwirft  überhaupt  im  All- 
gemeinen die  Hyslerectomie  bei  Prolapsen  des  Uterus.  Er  will  den  Prolaps  vielmehr, 
abgesehen  von  einigen  seltenen  Ausnahmen,  nur  durch  die  Colporrhaphie  behandelt 
wissen,  eventuell  in  Verbindung  mit  der  Amputation  der  Portio.  Die  Colporrhaphie 
selbst  führt  er  stets  nach  Hkab  aus.  a.  Martin 


H.  Mill,  Ovariotomy  during  pregnancy.  British  Medio.  Joarn.  1893, 
Deo.  2. 

Es  handelt  sich  in  dem  Falle,  von  welchem  Verfasser  berichtet,  um  eine  22jäbr., 
im  8.  Monat  der  Schwangerschaft  steheode  Frau,  an  welcher  wegen  einer  groften 
Ovarialcyste  die  Laparotomie  gemacht  wurde.  Die  Operation  wurde  gut  überstanden; 
12  Stunden  nach  derselben  genas  Patientin  eines  lebenden  Knaben.  Die  Bauchnaht 
(ausgefübrt  durch  gesonderte  Catgutnähte  des  Peritoneums,  der  Musculatur  und  der 
Baut)  war  intakt  geblieben,  und  es  bildete  sich  im  weiteren  Verlauf  der  ungestörten 
Heilung  eine  schmale,  feste  Narbe.  a.  Martin. 


Doorman,  De  vasthechting  van  de  Rtemblaaa  aan  den  uteruswand 
bij  het  konijn.  Leidener  Dissertation  1893. 

Verf.  bat  die  Anheftung  des  Ei’s  an  die  Uternswand  beim  Kaninchen  genau  ver- 
folgt. Er  xeigt,  dass  von  den  6 vorspringenden  Längsfalten  der  Uterusschleimhaut 
die  dem  Mesometriuro  xunächst  liegenden  (mesometraleo)  sehr  stark  wachsen  und  dass 
an  ihnen  die  Anheftung  des  Ei's  xu  einer  Zelt  erfolgt,  wo  es  noch  keine  Zotteu  be- 
sitxt.  Das  Schleimhaut-Epithel  unterliegt  einer  schleimigen  Degeneration,  bei  der  die 
Zellengrensen  schwinden,  die  Kerne  sich  coloisal  vermehren  und  xablrelche  Vacuolen 
entstehen.  Diese  „intermediäre  Lage“  (gleich  dem  Syncytium  der  deutschen  Autoren) 
verklebt  mit  dem  Ektoderm  des  Chorion's.  A.  Martin. 

Einsendungen  für  du  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bern  hardt  (Berlin  W. 

Französische  StraXse  31)  oder  an  die  Verlagshandluug  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Barlin.  — Druck  v n L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  15.  September.  NO.  37. 


■ nbaltt  Fbbdibikbb,  Uebor  die  Bildung  des  Fibrins.  — Kotlas,  Pathogenese 
der  Qalleugangltaberrnlose.  — Sachs.  C&suistik  des  Zuageocarciaomi.  — Kss 
ruist,  Fall  ron  Glioflbrom  des  Acuiticm.  — Gioel,  Zur  Prognose  der  Diphtherie. 

— Buhzl-Frdbbr.  Immanisirang  und  Heilung  bei  Paeumococceninfection.  — Oo 
min,  Nachwirkungen  der  Cbloroforinnarcose  bei  Kindern.  — Lutz,  Saloi  bei 
Lungentuberculose.  — Mitchell,  Zur  Kenutniss  der  Hemiplegie.  — Pitsisoss, 
Much II,  Zusammenhang  zwischen  Syphilis  und  Nerrenkrankbeiten.  — S pietsch  RA, 
lieber  Nerren-Naeri. 

Bosoersiti  o.  Zoja,  Oxydation  der  Eiweifxstoffe  and  Kalinmpermanganat. 

— Crkubr,  Bildung  ron  Isomaltose  aus  Olycogeu  — David,  Behandlung  einge- 
wachsener  Nagel.  — r.  Doesbuboh,  Fall  ron  Lymphorragie.  — r Tspljabchi  h, 
lieber  die  Verletzungen  der  Netzhaut.  — Hopman,  lieber  Ozaena.  — Chiabi, 
Operation  der  adenoiden  Vegetationen.  — Manhauero,  Zur  Symptomatologie  der 
Perityphlitis.  — Jacob,  Deber  arteficielle  Hyper  - Leucocytoie.  — Idzisbki,  Schl- 
delrerletznng  mit  nachfolgender  Mnikeiatrophie.  — Hochhaus,  Combinirte  System- 
erkrankung des  Kückemnarkz. — Olshausbh,  Argyrie  nach  Susserlicher  Anwendung 
ron  HdlleoitoinlOsang.  — Leibt  ikow,  Zar  Therapie  der  Neurosyphilide.  — Colo- 
ii AB,  Fall  ron  Porro  Operation.  — r.  Waise,  lieber  Placeota  praeria  and  membra- 
oacea.  — Pah  di,  Einfluss  ron  Giften  auf  das  Centralnerrensystem.- 


J.  J.  Frederikse,  Einiges  Ober  Fibrin  und  Fibrinogen.  Zeitsckf. 
f physiol.  Obern.  XIX.  S.  143. 

Den  Anteil  des  Serumglobulins  (Paraglobulin)  an  der  Fibrin- 
bildung aus  Fibrinogen  hatte  Alex.  Schmidt  auch  gegenöber  den 
HiMMAKSTBu’schen  Beweisen  noch  bis  zuletzt  behauptet,  indem  er 
sich  hauptsächlich  darauf  stützte,  dass  das  Gewicht  des  Fibrins  in 
geradem  Verh&ltniss  mit  dem  Gehalt  der  resp.  Flüssigkeit  an  Para- 
globulin wachsen  soll.  Verf.  hat  aus  Rinder-  und  Pferdeblut  sehr 
sorgf&ltig  Fibrinogen  und  Serumglobulin  dargestellt  und  eine  Fer- 
mentlösung teils  nach  Hammarstkr  bereitet,  teils  nach  Pkkklharino 
Nucleoalbumin  aus  Blutplasma  mit  Zusatz  von  Chlorcalcium  ver- 
wendet. In  der  einen  Reihe  von  Versuchen  kam  eine  bestimmte 

XXXlf.  Jahrgang.  41 


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642 


Kotlab,  Pathogenese  dir  Qallengangstabercnloae. 


No.  37 


Meoge  Fibrinogenlösung  und  Ferment,  in  der  anderen  Reihe  dazu 
noch  Serumglobulinlösung  zur  Anwendung;  beide  korreepondirende 
Versuchsreihen  erfolgten  unter  genau  denselben  Bedingungen  (37  °C, 
die  gleiche  Dauer  der  Einwirkung  etc.)  dann  wurde  das  gebildete 
Fibrin  gewaschen,  getrocknet  und  gewogen  Es  ergab  sich  nun, 
dass  an  (trockenen)  Fibrin  gleichviel  erhalten  wurde , ob  Serum- 
globulin der  Fibrinogenlösung  beigemischt  war  oder  nicht.  Somit 
ist  die  ScHMiDT’sche  Behauptung  von  der  Teilnahme  des  Serumglo- 
bulm’s  an  der  Fibrinbildung  nicht  aufrecht  zu  erhalten.  Die  ge- 
nauere Untersuchung  des  in  den  verschiedenen  Versuchen  gewon- 
nenen Fibrins  lehrte,  dass  der  Qehalt  desselben  (im  trockenen 
Zustande)  an  Kalk  zwischen  0.064  und  0.1003  pCt.  schwankt;  die 
konstante  Anwesenheit  von  Kalk  im  Fibrin,  auch  wenn  dasselbe 
aus  kalkfreier  Fibrinogenlösung  erhalten  wird,  legt  die  Auffassung 
nahe,  dass  im  Fibrin  das  Calcium  mit  dem  Eiweifskörper  chemisch 
verbunden  ist.  — Gegenüber  Lilibbkkld  hebt  Verf.  hervor,  dass 
bei  der  Blutgerinnung  der  Faserstoff  durch  die  Einwirkung  des 
Fermentes,  einer  Nucleoalbumin-Kalkverbindung,  auf  das  Fibrinogen 
entsteht;  wenigstens  stehe  damit  keine  einzige  Beobachtung  im 
Widerspruch.  J.  Mank. 


E.  Kotlar,  Ueber  die  Pathogenese  der  sogenannten  Gallengangs- 
tuberkulose in  der  Leber  des  Menschen.  Zeitschr.  f.  Heilkunde  XV. 
p-  121, 

Die  als  Cholangitis  tuberculosa  bekannte,  mit  der  Bildung  mit 
käsigeo  Massen  gefüllter  Cavernen  einhergehende  Erkrankung  der 
Leber  wurde  bisher  genetisch  auf  zweierlei  Art  erklärt.  Die  Min- 
derzahl der  Pathologen  nahm  nach  dem  Vorgang  von  Rokitakskt 
an,  dass  es  sich  um  die  Einschmelzung  eines  Tuberkelkonglomerats 
im  Lebergewebe  handele,  während  die  Mehrzahl  mit  Viacaow  an 
der  Spitze  die  Kaverne  als  einen  erweiterten,  käsig  degenerirten 
Gallengang  ansah.  Von  neueren  Forschern  nimmt  Simmonds  an, 
dass  bei  der  von  ihm  sogenannten  Periangiocholitis  tuberculosa  die 
Infektion  vom  Darm  durch  die  Gallengänge  in  die  Leber  gelangt; 
Sabuubin  dagegen  lässt  die  Infektion  vom  Blut  aus  in  die  Gallen- 
gänge hinein  stattfinden. 

Verf.  hat  nun  3 einschlägige  Fälle  aus  dem  Prager  patholo- 
gisch-anatomischen Institut  auf  besonders  genaue  Weise  untersucht, 
indem  er  die  einzelnen  Kavernen  in  Serienschnitte  zerlegt  hat.  Er 
unterscheidet  2 Arten  der  tuberkulösen  Leberkavernen,  solche,  de- 
ren Inhalt  nur  aus  käsigem  Detritus  ohne  Galle  besteht,  und  solche, 
die  Gallenpigment  und  Gallengangsepithelien  enthalten. 

Die  ersteren  haben  mit  den  Gallengängen  nichts  zu  thun,  sind 
vielmehr  aus  konfluirenden  Miliartuberkeln  durch  Nekrose  und  Er- 
weichung entstanden.  Aber  auch  die  zweite  Art  ist  nicht  als  der 
Ueberrest  eines  einzigen  erweiterten  und  zerfallenen  Gallenganges 


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No.  37. 


Sachs,  Casoistik  des  Zungencarcinoms. 


643 


aufzufassen;  denn  mit  Hülfe  der  Schnittserienmethode  lassen  sich  in 
jeder  Höhle  mehrere,  in  dieselbe  einmündende  Gallengänge  nach- 
weisen.  Auch  hier  handelt  es  sich  um  käsigen  Zerfall  eines  Kon- 
glomerats miliarer  Tuberkel,  in  den  sekundär  die  Gallengänge 
hineingezogen  werden.  Der  Zusammenhang  zwischen  Kaverne  und 
Gallengängen  ist  ein  zufälliger;  eine  eigentliche  Gallengangstuber- 
kulose giebt  es  nicht.  Der  Erkrankungsprocess  schreitet  von  aussen 
auf  die  Gallengänge  fort;  niemals  erkrankt  der  Gallengang  von 
innen  nach  aussen. 

Man  muss  daher  auch  annehmen,  dass  die  Infection  vom  Blute 
aus  stattfindet.  Dem  entspricht  auch,  dass  Tuberkelbacillen  stets 
nur  in  den  der  Kavernenwand  eingelagerten  Biesenzellen  gefunden 
wurden,  nie  im  Inhalt  der  Kavernen  oder  in  der  Galle.  Auch  bei 
reinen  Fällen  von  Miliartuberkulose  war  die  Galle  stets  frei  von 
Bacillen. 

Die  Cholangitis  tuberculosa  ist  nur  eine  sekundär  modificirte 
chronische  Lebertuberkulose.  Die  RoKiTANSKy’sche  Ansicht  von  der 
Genese  der  Kavernen  ist  gegenüber  der  VmcBow’schen  als  die 
richtige  festzuhalten.  M.  Kothmann. 


W.  Sachs,  Neunundsechzig  Fälle  von  Zungencarcinom.  (Aus  der 
chir.  Klinik  des  Hrn.  Prof.  Kochkb  in  Bern).  Arobiv  f.  kl  in.  Cbir. 
XLV.  S.  774. 

Von  69  einschlägigen  in  extenso  mitgeteilten  Fällen,  welche 
von  1872  bis  Mitte  1889  auf  der  Berner  cbir.  Klinik  und  in  der 
Privatklinik  Kuchbb’s  behandelt  wurden,  waren  11,  in  denen  ent- 
weder gar  keine  oder  nur  palliative  Operationen  ausgeführt  wur- 
den. In  58  wurde  die  Radicaloperation  gemacht  und  zwar  liegen 
über  52  unter  diesen  nähere  Krankengeschichten  vor,  während  über 
6 nur  fragmentarische  Bemerkungen  existiren.  Hinsichtlich  des 
Geschlechtes  kamen  von  den  69  Fällen  nur  3 auf  Frauen,  ein 
Verhältniss,  das  hinter  dem  aus  anderen  früheren  Statistiken  ge- 
wonnenen Ergebniss  wesentlich  zurückbleibt.  Von  Einfluss  scheint 
der  Beruf  der  Erkrankten  insofern  zu  sein , als  es  sich  in  ca  l/3  der 
Fälle  — nämlich  bei  20  — um  Landwirte  oder  Landarbeiter  gehandelt 
hat,  während  unter  den  übrigen  Patt,  der  Handwerkerstand  über- 
wiegt. Der  Durchschnitt  des  Alters  der  Patt,  betrug  53  Jahre, 
der  älteste  Pat.  war  76,  der  jüngste  23  Jahre  alt  und  befand  sich 
die  Mehrzahl  im  40.  bis  60.  Lebensjahre.  Heredität  liefs  sich 
sicher  in  4 Fällen  darthun,  von  denen  3 den  besseren  Ständen  an- 
gehörten, und  glaubt  Verf.,  dass  dieses  der  gröfseren  Aufmerksam- 
» keit  zu  verdanken  ist,  die  Mitglieder  der  besseren  Stände  auf  der- 
artige Dinge  legen.  Die  Beziehungen  von  Syphilis  zu  Carcinoma 
linguae  gaben  sich  bei  2 Patt,  dadurch  kund,  dass  die  Zunge  der 
ersteren  zuzuzählende  — einmal  sogar  durch  Kal.  jodat.  günstig  zu 
beeinflussende  — Veränderungen  bot,  während  die  Lymphdrüsen 

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644 


Sachs,  Casuistik  des  Zungenc-aroinoms. 


No.  37 


unzweideutig  krebsig  erkrankt  waren.  In  einem  weiteren  Fall  liefs  1 
sich  der  Uebergang  von  Psoriasis  linguae  in  Cancroid  darthun.  1 
Im  Ganzen  existiren  Ober  20  Fälle  histologische  Notizen,  nur  in  I 
einem  von  diesen  fehlten  die  typischen  Cancroidzellen,  während  die 
krebsige  Infiltration  aus  kleinen  in  die  Länge  gestreckten  Zellen 
bestand.  Klinisch  liefs  sich  alleinige  Erkrankung  der  Zunge 
22  (37.8  pCt.)  Mal,  Beteiligung  der  Nachbarschaft  41  (62.1 
pCt.)  Mal  darthun,  während  3 Mal  die  betr.  Notizen  fehlten.  Von 
den  25  Patt,  zeigten  2 Erkrankung  der  ganzen,  3 mehr  als  der 
halben,  7 der  halben  und  13  weniger  als  der  halben  Zunge,  dage- 
gen war  unter  den  41  hei  keinem  die  ganze  Zunge  ergriffen,  so 
dass  man  annehmen  mufs,  dass  die  Affection  in  sehr  verschiedenen 
Stadien,  ehe  sie  das  Organ  gänzlich  zerstört  hat,  auf  die  Nachbar- 
schaft übergeht.  In  einzelnen  Fällen  liefs  sich  nicht  entscheiden, 
ob  die  ersten  Erscheinungen  des  Krebses  die  Zunge  oder  Nachbar- 
teile (z.  B.  die  Mandel)  betrafen.  Die  Dauer  des  Leidens 
stimmte  nicht  immer  mit  der  Grölse  seioer  Ausdehnung  überein; 
dieselbe  betrug  bei  20  nur  auf  die  Zunge  beschränkten  Krebsen  bis 
zum  Eintritt  in  die  Behandlung  im  Mittel  6.5  Monate,  bei  30  mit 
Beteiligung  der  Nachbarschaft  complicirten  Fällen  5.3  Monate. 
Hervorzuheben  ist  die  Prädilection  für  die  linke  Seite;  auf 
die  rechte  Zungenseite  (incl.  Rand)  kamen  Beginn  und  Sitz  des 
Krebses  14  Mal,  für  links  betrug  diese  Zahl  29  und  dazu  kamen 
noch  zwei  links  auf  dem  Zungenrücken  entwickelte  Fälle.  Auch  an  t 
der  Unterfläche  und  am  Frenulum  begann  der  Krebs  häufiger  links 
als  rechts,  während  er  verhältnissmälsig  seilen  (3  Mal)  auf  die  | 
Zungenspitze  bezw.  auf  die  ganze  Zunge  oder  beide  Hälften  gleich- 
mäfsig  (5  Mal)  localisirt  war.  Sehr  verschieden  wird  die  Form 
des  Krebses  im  Beginn  bezeichnet,  als  Knötchen,  Bläschen,  Ver- 
härtung, Riss  etc.,  übereinstimmend  aber  wird  das  frühere  Auftreten 
eines  Geschwürs,  sei  es  in  deren  Gefolge,  sei  es  primär,  be- 
richtet und  gleichzeitig  damit  dessen  Begünstigung  durch  ätzende 
oder  sonstwie  reizende  Behandlung.  Thatsächlich  findet  sich  nur 
2 Mal  die  Angabe,  dass  der  Tumor  nicht  ulcerirt  war,  wogegen  35  Mal 
von  einem  tief  in  die  Zungensubstanz  dringenden,  22  Mal  aber  von 
einem  Ulcus  elevatum  die  Rede  ist.  ln  Bezug  auf  die  Beteili- 
gung der  Nachbarschaft  wird  unter  40  verwertbaren  Fällen  in 
13  die  des  Mundbodens  und  in  12  die  dieses  und  des  Unter- 
kieferzahnfleisches sowie  in  10  die  des  Gaumenbogens  angeführt, 
während  in  den  übrigen  5 Fällen  noch  der  weiche  Gaumen,  die 
Mandel  und  die  Rachenwand  in  Betracht  kommen.  Die  einzelnen 
Symptome  boten  in  den  Fällen  Verf.’s  nichts  Besonderes,  ebenso 
auch  nicht  die  Drüseninfection,  welche  ausserordentlich  verschie- 
den auftrat,  sodass  sie  unter  12  Fällen  mit  12  monatlicher  Krank-  • 
heitsdauer  bei  6 entweder  sehr  geringfügig  auftrat  oder  aber  ganz 
fehlte.  Im  Ganzen  waren  inficirt  die  submaxillaren  Drüsen  36  Mal 
(darunter  26  Mal  einseitig)  ferner  ausser  diesen  die  cervicalen, 
retromaxillaren  und  submentalen  je  3 Mal  und  lediglich  4 Mal 

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No.  37. 


Sachs,  Casuistik  des  Zungencarclnoms. 


645 


waren  die  submaxillaren  Drüsen  nicht,  und  nur  die  letztgenannten 
Lymphknoten  beteiligt.  In  einzelnen  Fällen  wurden  die  Drüsen 
erst  bei  der  Operation  erkrankt  befunden  und  sind  die  21  Kranken- 
geschichten, in  denen  nichts  von  Drüsenbeteiligung  steht,  daher 
nicht  so  aufzufassen,  als  ob  letztere  wirklich  überall  fehlte.  Sehr 
wechselnd  war  das  allgemeine  Befinden  und  erschwert  dieses  zu- 
weilen die  Differential-Diagnose.  In  besonders  unsicheren 
Fällen  letzterer  empfiehlt  Verf.  die  Entnahme  eines  kleinen 
Stfickes  der  erkrankten  Stelle  behufs  histologischer  und  bacterio- 
siogiscber  Prüfung,  erklärt  sich  jedoch  gegen  die  EsMAKCH’schen 
Excisionen  gröfserer  Partien  för  diagnostische  Zwecke.  Die  The- 
rapie bestand  in  den  58  radical  behandelten  Fällen  bei  18  in  Ope- 
rationen vom  Munde  aus,  bei  2 vom  Munde  aus  mit  Wangenspal- 
tung, bei  21  in  temporärer  (bezw.  definitiver)  Resection  des  Unter- 
kiefers und  bei  1 in  Exartieulation  des  Unterkiefers;  bei  12  von 
der  Zungenbasis  d.  h.  vom  submandibulären  Raum  nach  Kochkh’s 
Methode  aus;  bei  3 wurde  die  Schlinge  von  einer  submandibulären 
Incision  aus  eingeführt  und  bei  2 fehlen  die  Angaben.  Recidiv- 
operationen  sind  hier  nicht  mit  inbegriffen  ausser  in  1 Fall,  der 
auswärts  schon  einmal  operirt  worden  war.  Von  57  Fällen  mit 
bekanntem  Ausgang  endeten  6 (10  5 pCt.)  tötlich  und  zwar  von  29 
1872 — 1882  Operirten  5 (17.2  pCt.)  von  28  1883  — 1888  Operirten 
nur  1 (3.5  pCt.).  Diese  Besserung  der  Mortalität  scheint  mit  der 
Einführung  des  Sublimats  und  der  Asepsis  in  die  Wundtherapie 
zusammenzuhängen.  Von  den  tötlichen  Ausgängen  kamen  2 auf 
Pyämie  und  3 auf  Lungenerkrankungen;  1 Operirter  erlag  sehr 
bald  dem  sehr  ausgedehnten  Eingriff  an  Erschöpfung.  Von  den 
einzelnen  Methoden  bot  die  Operation  vom  Munde  aus  5 pCt.,  die 
mit  Kieferresection  19  pCt.  und  die  vom  Submnndibular  - Raum 
(nach  Kochkk)  8.3  pCt.  Sterblichkeit  d.  h.  von  letzterer  starben  von 
12  nur  1 und  zwar  an  Pyämie,  die  noch  im  alten  Inselspital  in 
Bern  vorkam.  Von  7 Fällen  mit  prophylactischer  Tracheotomie 
starben  4,  darunter  aber  3 mit  überaus  weitgehender  Erkrankung. 
Sehr  günstig  ist  das  submandibulare  Verfahren  auch  für  Stillung 
der  Blutung,  indem  alle  unter  das  Messer  fallenden  Gefäfse  vor 
Durchschneidung  unterbunden  werden  können.  Vorherige  Ligatur 
der  A.  lingual,  wurde  2 Mal  ausgeführt.  In  58  Operationen  konnte 
Chloroform,  in  3 Localanästhesie  angewandt  werden,  und  zwar 
ersteres  18  Mal  mit  vorherigen  Morphium  - Injectionen  combinirt. 
Bei  der  Nachbehandlung  bewährte  sich  die  Pharynxtamponade 
nach  Kocher  ev.  die  Fortsetzung  der  Luftröhrentamponade  glän- 
zend. Man  muss  nur  für  häufigen  Wechsel  des  Pharynxtampons 
sorgen.  Eine  besondere  Lagerung  des  Pat.  fand  bei  der  Operation 
nicht  statt,  dieselbe  war  wie  Überall  bei  Kochkk  während  der  Chloro- 
t formnarcose  die  horizontale.  Von  52  Operirten,  welche  den  Eingriff 
überstanden,  kennt  man  die  weiteren  Schicksale  von  38;  von  diesen 
blieben  recidivfrei  13  und  zwar  schwanken,  wenn  man  von  einem 
vor  7 Monaten  Operirten  absieht,  die  Heilungsterraine  in  11  Fällen 


.ole 


G46  Khkpcsk  a , Fall  v.  Glioflbrom  eto.  — Giobl,  Zar  Prognose  d.  Diphtherie.  No.  37 

zwischen  1 und  8 Jahre,  derartig,  dass  5 über  3 Jahre  ohne  Re- 
cidiv  sind.  Das  Recidiv  selbst  trat  meist  innerhalb  des  ersten  Jahres 
bezw.  der  ersten  7 Monate  nach  der  Operation  auf.  Von  den  Re- 
cidivfällen  wurden  16  ein  zweites  und  2 ein  drittes  Mal  operirt  und 
starben  im  Anschluss  an  diese  z.  Th.  sehr  ausgedehnten  Eingriffe  nur  2 
(11.1  pCt.),  dagegeu  lebten  2 4 resp.  2 Jahre  nach  der  Recidiv- 
operation  völlig  infectionsfrei.  Im  Ganzen  lebten  von  38  Patt., 
deren  späteres  Schicksal  bekannt  ist  18  (47.3  pCt.)  1 Jahr,  13 
(34.2  pCt.)  2 Jahr  und  mehr,  8 (21  pCt ) aber  4 Jahre  und  mehr 
und  5 (13.1  pCt.)  7 Jahre  und  mehr  nach  der  Operation.  Von 
den  ersten  18  Fällen  erlitten  aber  schwere  Eingriffe  7,  von  den 
nachfolgenden  13  5,  von  den  letzten  8 resp.  3 aber  4 bezw.  3,  so 
dass  dieselben  am  längsten  recidivfrei  geblieben  sind. 

P.  Güterbook. 


Krepuska,  Ein  Fall  von  Gliofibrom  des  Acusticus.  Ungar.  Archiv 
f.  Med.  II.  S.  326. 

Das  Präparat  entstammt  einer  40jähr.  Frau,  deren  Kranken- 
geschichte dem  Verf.  selbst  nicht  bekannt  geworden  ist.  Der  Tu- 
mor von  der  Gröfse  einer  Kinderfaust  safs  in  der  rechten  Hälfte 
des  Kleinhirns  hauptsächlich  in  der  weifsen  Substanz.  Der  vordere 
Teil  des  Tumors  hing  mit  dem  hinteren  Teil  des  rechten  Felsen- 
beins der  Lage  des  inneren  Gehörgangs  entsprechend  zusammen. 
Die  Geschwulst  reicht  im  Felsenbein  von  der  Fossa  subarcuata  bis 
zur  Spitze  der  Pyramide,  dringt  hier  in  die  nächsten  Nachbarschaft 
der  Carotis  interna  und  tritt  mit  einem  fingerdicken  Fortsatz  durch 
das  Foramen  jugulare  die  Vene  und  den  Nerven  entlang  aus  der 
Schädelhöhle  heraus.  Im  Mittelohr  und  äusseren  Gehörgang  keine 
Veränderungen.  Mikroskopisch  erwies  sich  der  Tumor  als  Glio- 
fibrom (die  Einzelheiten  s.  i.  Orig.  Ref,).  Verf.  glaubt,  dass  es 
sich  um  ein  primäres  Neoplasma  des  rechten  Acusticus  handelte, 
welches  wahrscheinlich  aus  dessen  Distalteile  entstanden  sei  und 
centripetal  vordrang.  Als  wichtigen  Befund  bezeichnet  Verf.  die 
primäre  Veränderung  der  Endapparate  der  Bogengänge;  auch  hier 
scheine  ein  bestimmtes  System  zu  herrschen,  indem  die  Geschwulst 
sich  dem  Ramus  vestibul.  entlang  in  den  Ampullae  des  oberen  und 
äusseren  Bogenganges  entwickelte  und  der  Ramus  ampullae  post, 
und  der  Ramus  cocblear.  bezüglich  ihrer  Endapparate  freiblieben. 
Der  Facialis  hatte  trotz  seiner  nächsten  Nachbarschaft  an  der  Ge- 
schwulst keinen  Anteil.  Schwabaoh. 


Gigei,  Zur  Prognose  der  Diphtherie  Württemberger  med.  Corr.  -Blatt 
1894,  4.  Juni. 

Der  Verlauf  des  örtlichen  Processes  ist  för  die  Stellung  der 
Prognose  von  hoher  Bedeutung  und  zwar  in  günstigem  Sinne, 
wenn  die  Auflagerungen  langsam  entstehen,  sich  entwickeln  und 


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No.  37.  BuNzi/-F*nKRN,Immunisin)ng  a.  Heilung  d.Pnenmoooccenmfection.  647 


ausbreiten;  günstig  ist  es  immer,  wenn  dieselben  aus  einer  folliku- 
lären Agina  hervorgehen,  wenn  die  Farbe  derselben  weifs  oder 
grauweifs  bleibt,  wenn  sie  sich  ohne  Verletzung  der  Schleimhaut 
abziehen  lassen,  wenn  die  Uvula  frei  bleibt.  Wenn  sich  die  Auf- 
lagerungen eine  nach  der  anderen  oder  gruppenweise  rasch  oder 
langsam  abstofsen,  wenn  bei  Nasendiphtherie  der  Ausfluss  dfinn 
und  wässerig  ist,  wenn  Drüsenentzündung  einseitig  bleibt  und 
langsam  entsteht  und  wenn  auch  in  schweren  Fällen  die  Drüsen- 
schwellung zurückgeht. 

Ungünstig  wird  die  Prognose  bei  rascher  Entwickelung  und 
Ausbreitung  der  Auflagerungen,  wenn  sie  eine  zuerst  mehr  gelb- 
liche Farbe  zeigen,  dann  eine  missfarbige,  fettige  schmierige  Ober- 
fläche und  gangränöses  Aussehen,  wenn  sie  sich  nicht  ohne  Ver- 
letzung der  Schleimhaut  abziehen  lassen  und  die  Uvula  befallen 
wird  , wenn  nach  der  Abstofsung  sofort  neue  Auflagerungen  sich 
bilden,  welche  wiederum  gangränöse  Beschaffenheit  annehmen , bei 
dickem  eitrigen  stinkendem  Abfluss  aus  der  Nase,  bei  doppelseitiger 
rascher  Drüsenschwellung,  foetor  ex  ore. 

Endlich  wird  die  Prognose  verschlimmert,  wenn  Heiserkeit  ein- 
tritt  und  kommt  es  zu  Larynxstenose,  so  wird  die  Prognose  in 
vorher  leichten  Fällen  dubiös,  in  schweren  schlimm.  Dasselbe  ist 
der  Fall  nach  der  Tracheotomie  bei  hohem  Fieber,  Bronchopneu- 
monie, Blutungen,  Hautemphysem,  Oudem  der  Submaxillargegend 
und  besonders  wenn  Membranen  während  und  nach  der  Operation 
entfernt  werden.  W.  Lublinski. 


Blinzl- Federn,  Ueber  Immunisirung  und  Heilung  bei  der  Pneu- 
mokokkeninfektion. Arch.  f.  Hygiene  1894,  XX.  S.  152. 

Bei  der  Darstellung  seiner  virulenten  Ausgangekulturen  ver- 
fuhr B.-F.  so,  dass  er  ca.  1 ccm  pneumonischen  Sputums  eioem 
Kaninchen  subcutan  injicirte , nach  dessen  Verenden  aus  seinem 
Herzblut  ein  zweites  Kaninchen  mit  einer  Oese  impfte;  aus  dem 
Herzblut  dieses  Kaninchens  wurden  dann  Bouillonkulturen  angelegt, 
die  täglich  umgeimpft  und  bei  37°  gehalten  wurden.  Auf  diese 
Weise  erhielt  sich  die  sonst  rasch  verschwindende  Virulenz  sehr 
gut;  gute  aber  nicht  so  sichere  Resultate  erzielte  Verf.  auch  bei 
Züchtung  in  Blut  oder  Blutserum,  namentlich  aber  in  Eiern  bei 
denen  die  Virulenz  Bich  mindestens  einen  Monat  erhält.  Wegen 
der  leichteren  Dosirung  aber  wurden  bei  den  Versuchen  Bouillon- 
kulturen gewählt. 

Nach  einem  guten  geschichtlichen  Ueberblick  über  die  bisheri- 
gen Immunisirungsversuche  teilt  Verf.  die  seinigen  mit  Bouillonkul- 
» turen  und  Pneumotoxin  mit.  Die  24  Stunden  alte  Bouillonkultur 
wurde  vor  dem  Gebrauch  2 Stunden  auf  60°  erwärmt.  Im  Wider- 
spruch mit  Klrmhrrbr  konnte  Verf.  auf  diese  Weise  mit  intrave- 
nöser Injection  keine  Immunität  erzielen;  dagegen  gelang  die  Im- 


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C48  Gotbrik,  Nachwirkungen  der  Cbloroforuinarcose  bei  Kindern.  No.  37 

munisiruog  mit  filtrirten  nicht  erwärmten  Kulturen  und  intravenöser 
Injection. 

Bei  eubcutaner  Application  der  erwärmten  Bouillonkultur,  25 
bis  45  ccm  im  Ganzen,  gingen  von  8 Kaninchen  3 bei  der  Immuni- 
eirung,  eines  nach  der  ersten  Probeimpfung  ein,  vier  wurden  im- 
mun, aber  alle  hatten  durch  die  Behandlung  Absceese  bekommen.  \ 

Das  Pneumotoxin  erhielt  Verf.  durch  Fällung  der  filtrirten 
virulenten  Kulturen  mittelst  Alcohol,  von  4 damit  behandelten  Tieren 
wurden  2 immun,  3 starben. 

Mit  dem  Blutserum  soloher  Kaninchen,  die  3 ccm  virulenter 
Bouillonkultur  subcutan  vertrugen,  stellte  Verf.  Heil  versuche  an; 
er  verwendete  5 — 10 ccm  Serum;  von  10  Kaninchen  wurde  nur  eines 
geheilt  und  dieses  erhielt  durch  die  Impfung  einen  Abscess  am 
Bauch,  der  vernarbte;  das  Heilserum  war  17  Stunden  nach  der 
Impfung  eingespritzt  worden.  Ffir  die  Praxis  kann  somit  an 
eine  Heilung  der  Pneumonie  durch  Heilserum  noch  nicht  gedacht 
werden. 

Bezüglich  der  Immunisirung  erhielt  B.-F.  sehr  gute  Resultate 
auf  folgende  Weise.  Mit  Pneumokokken  inficirte  Tiere  wurden 
kurz  vor  dem  Tod  entblutet  und  das  Blut  ca.  1 Stunde  lang  auf 
56 — 58°  erwärmt.  5 — 10  ccm  solchen  Blutes  genügen  bei  intra- 

venöser oder  eubcutaner  Application  ein  Tier  zu  immunisiren; 
die  Immunität  ist  nach  etwa  14  Tagen  vorhanden  und  hält  sehr 
lange  an. 

Eine  Heilung  konnte  Verf.  weder  mit  solchem  Blut,  noch  mit 
Sicherheit  mit  dem  Serum  auf  diese  Weise  immunisirter  Kaninchen 
erzielen  Sehenden. 


L.  G.  Guthrie,  On  some  fatal  after-effects  of  Chloroform  on  chil- 
dren.  The  Lancet  1894,  No.  3674. 

Bei  Kindern,  welche  zur  Ausführung  chirurgischer  Eingriffe 
chloroformirt  wurden,  stellt  sich  nicht  selten,  wenn  sie  aus  der 
Narkose  erwachen,  Erbrechen  ein;  andere  Kinder  schreien  unauf- 
hörlich, auch  ohne  dass  sie  durch  Schmerzen  dazu  veranlasst  sind. 
Diese  Erscheinungen  gehen  in  der  Regel  nach  kürzerer  oder  etwas 
läugerer  Zeit  vorüber,  ohne  weitere  Folgen  zu  hinterlassen.  In 
seltenen  Ausnahmefällen,  deren  Verf.  10  aus  eigener  Beobachtung 
mitteilt,  sind  sie  der  Anfang  eines  schweren  und  dann  fast  immer 
tötlich  endenden  Zustandes.  Der  Verlauf  dieser  Fälle  ist  folgen- 
der: Gleich  nach  der  Operation,  häufiger  aber  erst  einige  Stunden 
später  stellt  sich  Erbrechen  ein.  Die  Kinder  werden  unruhig,  be- 
ginnen zu  deliriren,  stofsen  fortwährend  Schreie  aus;  ihr  Benehmen 
macht  ganz  den  Eindruck  eines  Maniakalischen.  Das  Gesicht  ist 
gerötet,  seltener  blass,  die  Augen  trocken,  die  Pupillen  erweitert. 
Nach  einiger  Zeit  grösster  Unruhe  werden  die  Kinder  apathisch, 
bisweilen  kehrt  auch  während  der  Remission  das  Bewusstsein  vorüber- 
gehend wieder.  Dann  folgen  wieder  wilde  Delirien  und  so  geht  es 


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No.  37. 


Lutz,  Salol  bei  Lungentaberculose. 


649 


fort,  bis  nach  einer  Zahl  von  Stunden  oder  auch  Tagen  die  Kinder 
erliegen.  Von  den  10  Patienten  des  Verf.’s  ist  nur  1 genesen, 
heftiges  und  anhaltendes  Erbrechen  ist  in  all*  diesen  Fällen  vor- 
handen. Das  Erbrochene  enthält  kein  Blut,  aber  immer  Galle. 
Die  Temperatur  ist  meist  subnormal,  seltener  erhöht.  Der  Tod 
erfolgt  unter  Erscheinungen  zunehmenden  Collapses.  Dem  Shock, 
der  Carbol-,  Jodoform-  und  anderen  Vergiftungen  schreibt  Verf., 
— wie  er  bei  der  Analyse  seiner  Fälle  ausführt  — keinen  wesent- 
lichen Anteil  an  dem  Tode  dieser  Kranken  zu.  Ebensowenig  war 
die  Todesursache  in  den  von  ihm  beobachteten  Fällen  in  anderen 
schon  vor  der  Operation  vorhandenen  Leiden  (Herzfehlern  etc.)  zu 
suchen.  — Bei  3 Fällen,  welche  Verf.  seciren  konnte,  fand  er  Fett- 
infiltration der  Leber.  Verf.  glaubt,  dass  die  länger  dauernde  Ein- 
wirkung des  Chloroforms  diese  Veränderung  der  Leber  verschuldet 
habe,  oder  aber,  dass  die  Fettinfiltration  in  Fällen,  in  denen  sie 
schon  vor  der  Operation  bestand,  durch  die  Narkose  verschlimmert 
worden  sei.  Verf.  stellt  nun  zur  Erklärung  der  Erscheinungen 
folgende  Hypothese  auf.  Es  gehört  zu  den  physiologischen  Auf- 
gaben der  Leber,  die  im  Körper  gebildeten  Toxine  für  letzteren 
durch  Ausscheidung  oder  chemische  Umwandlung  unschädlich  zu 
machen.  Dieser  Aufgabe  kann  die  hochgradig  mit  Fett  infiltrirte 
Leber  nicht  genügen,  und  so  entsteht  infolge  von  Selbstvergiftung 
der  oben  beschriebene  Symptomencomplex.  Verf.  räth  deshalb, 
Kinder,  welche  Fettlebern  haben,  nicht  zu  chloroformiren.  Dieser 
Zustand  der  Leber  ist  nun  allerdings  durch  die  klinische  Unter- 
suchung derselben  nicht  mit  Sicherheit  zu  erkennen;  er  ist  aber 
nach  der  Ansicht  von  Pobbl,  welcher  Verf.  sich  anschliefst,  da  zu 
erwarten,  wo  eine  Zunahme  der  Alkaloide  im  Harne  nachweisbar 
ist.  Auf  diese  ist  daher  zu  achten.  Stadthagen. 


A.  Lutz,  Ueber  den  methodischen  Salolgebrauch  bei  Phthisis  flo- 
rida  und  bei  gelbem  Fieber.  Fortschritte  d Med.  1893,  No.  23. 

Verf.  empfiehlt  bei  acuter  Lungentuberkulose  die  methodische 
Darreichung  gröfserer  Saloldosen  (pro  dosi  1 l/, — 2 g,  pro  die  meist 
6 — 8 g);  falls  keine  besonderen  Contraindication  (z.  B.  eine 

schwere  Nierenerkrankung)  vorliegt,  haben  diese  — zum  Theil  an 
Schwerkranke  — dargereichten  grofsen  Mengen  nichts  Bedenkliches, 
wenn  nur  zu  Anfang  etwas  vorsichtig  vorgegangen  wird.  Unter 
dem  viele  Monate  lang  fortgesetzten  Gebrauch  des  Mittels  hob  sich 
häufig  der  Ernährungszustand  in  auffälliger  Weise.  Gegenüber 
anderen,  bei  der  Phthisisbehandlung  empfohlenen  Mitteln  war  der 
Effekt  des  Salols  gerade  bei  der  Phtisis  florida  am  eklatantesten: 
gradatim  nehmen  Fieber  und  Nachtschweifse  ab  und  schwinden 
gänzlich  innerhalb  weniger  Tage  bis  zu  2 Wochen;  der  Bacillenge- 
halt des  Sputums  zeigt  zwar  keine  auffallende  Veränderung,  aber 
die  Menge  der  Sputa  nimmt  auffallend  ab,  dementsprechend  auch 


650  Mitchkll,  Zur  Kenntnis*  der  Hemiplegie.  — PrfTKtisoN.MücHiN.  No.  37 


der  Husten.  Verf.  nimmt  an,  dass  durch  das  Salol  der  Zerfall  des 
luberculösen  Gewebes  entschieden  beschränkt  wird,  und  zwar  wahr- 
scheinlich nicht  infolge  einer  antituberkulösen  Wirkung  des  Mittels, 
sondern  vielleicht  dadurch,  dass  aus  einer  schnell  und  schwer  ver- 
laufenden Mischinfection  eine  leichter  und  langsamer  verlaufende 
reine  Tuberkulose  gemacht  wird.  Perl.  N 


S.  W.  Mitchell,  Post  hemiplegic  pain;  pre-hemiplegic  pain;  post- 
hemiplegic  joint-disease ; post-hemiplegic  nodes.  Med.  News  1893, 
April  22. 

Nach  M.  lassen  sich  unter  den  Fällen  von  Hemiplegien  mit 
vorausgehenden  und  folgenden  Schmerzen  und  Gelenkaffectionen  an 
der  gelähmten  Seite  3 Gruppen  unterscheiden.  I.  Beginn  mit  ein- 
seitigen Muskelschmerzen,  dann  Schmerzhaftigkeit  der  Gelenke  bei 
leichter  Schwellung,  daun  derartige  wiederholte  Attaquen,  bis  eine 
Lähmung  auf  der  schmerzvollen  Seite  eintritt;  es  folgen  dann  chro- 
nische einseitige  Gelenksentzündungen  progressiver  Natur.  II.  In 
der  zweiten  Gruppe  gehen  leichte  Muskelschmerzen  1 — 2 Jahre  der 
Lähmung  derselben  Seite  voraus;  dann  tritt  die  Lähmung  ein  und 
ihr  folgen  chronische  Gelenkaffectionen.  III.  In  der  3.  Gruppe 
gehen  24 — 48  Stunden  vor  der  Lähmung  heftige  Muskelschmerzen 
auf  der  gelähmten  Seite  voraus.  — Beispiele  werden  zu  diesen 
Gruppen  angeführt.  In  einem  Falle  traten  die  Gelenkaffectionen 
schon  4 — 5 Tage  nach  der  Lähmung  auf.  — Meist  fehlen  in  die- 
sen Fällen  Rheumatismus,  Gicht  oder  Herzaffectionen.  Ob  immer 
die  supponirten  secundär  beteiligten  Rückenmarkscentren  für  die 
hemiplegischen  Schmerzen  und  Gelenkeaffectionen  verantwortlich  zu 
machen  seien,  bleibt  zweifelhaft;  es  hat  mehr  den  Anschein,  als  ob 
die  corticalen  Hirncentren  und  Bahnen  selbst  Ursache  dieser  Com- 
plicationen  seien.  — Ein  anderes  Symptom , das  häufig  allein  auf 
der  gelähmten  Seite  auftritt,  sind  die  periostalen  Nodi  (Knötchen) 
an  den  Insertionsstellen  der  Muskeln,  die  sich  häufig  bei  den  post- 
hemiplegischen  Gelenkeaffectionen  finden.  S.  Kalisober. 


1)  F.  Petergon,  The  Relation  of  Syphilis  to  general  paresis.  Med. 
Record  1893,  9.  Deo. 

2)  N.  Mncbin,  Zur  Frage  über  den  Zusammenhang  zwischen  der 
tabiechen  Artrhopathie  und  der  Syphilis.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerven- 
beilk.  V.  p.  255. 

1)  P.  stellt  die  bisherigen  Publicationen  über  den  Zusammenhang 
zwischen  Lues  u.  Dementia  paralytica  zusammen  und  findet,  dass  in 
60  bis  70  pCt.  der  Fälle  anamnestisch  Syphilis  vorausgegangen  ist. 
Doch  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  in  '/, — '/«  der  Fälle  keine  Lues 


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No.  37.  Syphilis  u.Nervenkrankh.—  Smbtschra,  Ueber  Nerven-Naevi.  651 

vorhanden  gewesen  ist.  Syphilis  ist  7 — 10  Mal  häufiger  bei  der 
Paralyse  als  bei  anderen  Psychosen  vorausgegangen;  sie  ist  ein 
h&ufiger,  aber  kein  constanter  Factor  in  der  Aetiologie  der  Para- 
lyse. Die  Paralyse  ist  nicht  eine  specifische  luetische  Erkrankung, 
sondern  eine  Degenerationsform , die  auch  durch  das  syphilitische 
Gift  verursacht  werden  kann,  indem  dieses  den  Organismus,  das 
Blut,  die  Organe  für  die  Einwirkung  anderer  schädlicher  Elemente 
(wie  Alcohol,  Excesse  in  venere,  öeberanstrengung,  psychische  Er- 
regung, hereditäre  Einflüsse)  geeignet  macht  resp.  vorbereitet. 

S.  Kalisober. 

2)  Nach  einer  zusammenfassenden  Besprechung  der  klinischen 
Erscheinungen,  der  pathologischen  Anatomie  und  der  Pathogenese 
der  Arthropathia  tabidorum,  wobei  die  verschiedenen  Theorien  be- 
sprochen werden,  geht  der  Verf.  zur  Mitteilung  zweier  Beobach- 
tungen aus  der  KowAtKWSKv’schen  Poliklinik  Ober.  Der  eine  be- 
trifft einen  typischen  Fall  von  syphilitischer  Spinalparalyse  (Erb), 
die  zahlreichen  ulcerösen  Eruptionen  an  der  Haut  des  Unterschen- 
kels, die  Knochenerkrankungen  daselbst  und  der  günstige  Einfluss 
der  specifischen  Kuren  auf  diese  Erscheinungen  und  auf  das  gleich- 
zeitig erkrankte  Sprunggelenk  sprechen  eigentlich  ohne  weiteres  für 
die  syphilitische  Natur  der  Gelenkaffection,  wenn  die  letztere  auch 
einige  Aehnlichkeiten  mit  der  Arthropath.  tabid.  aufweist.  Der  2. 
Fall  war  ein  Tabiker  mit  einer  Arthropathie  im  Fufsgelenk,  aber 
auch  diese  ging  auf  eine  specifische  Kur  hin  zurück,  während  die 
sonstigen  klassischen  Zeichen  der  Tabes  bestehen  blieben.  Der 
Verf.  schliefst  deshalb,  dass  die  Syphilis  der  Gelenke  sich  von  der 
CtaacoT’schen  Arthropathia  tabid.  nicht  zu  unterscheiden  brauche. 
Bei  der  letzteren  besteht  wohl  zweifellos  ein  Zusammenhang  mit  der 
Innervationsstörung  der  Gelenke.  Es  kommen  aber  Gelenkleiden 
vor,  die  einen  gemischten  Ursprung  haben,  wobei  die  Störungen 
der  Innervation  lediglich  prädisponirend  wirken  und  äusseren  Schäd- 
lichkeiten (Traumen,  Erkältungen)  und  inneren  Noxen  (Syphilis, 
Arthritismus)  gegenüber  einen  günstigen  Boden  für  eine  deletäre 
Einwirkung  abgeben.  M.  Brasch. 


Th.  Spietschka,  Ueber  sogenannte  Nerven-Naevi.  (Aus  der  Klinik 
des  Prof.  F.  J.  Pick  in  Prag).  Archiv  f.  Dermatol,  u.  Syph.  XXVJI. 
S.  27. 

Verf.  berichtet  über  3 Fälle  von  sogen.  Nerven  - Naevus.  In 
dem  ersten  derselben  handelte  es  sich  um  pigmentirte  warzen-  und 
papillenartige  Bildungen,  welche  in  Gürtelform  die  linke  Hälfte  des 
Thorax  umgebend  und  sich  auf  den  Arm  erstreckend  dem  Verlaufe 
des  2.  u.  3.  Intercostalnerven  und  des  (mit  dem  ersteren  auch  ana- 
tomisch in  Verbindung  stehenden)  N.  cutaneus  brachii  int.  folgten. 
— Der  2.  Fall  stellte  ebenfalls  einen  Naevus  verruco-papillomatosus 
pigmentosus  dar,  der  sich  an  das  Verbreitungsgebiet  verschiedener 


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652  Bunpzynski  u.  Zoja.  — Chemkr.  — David.  No.  37 

Spinalnerven,  vom  4.  Cervicalis  bis  zum  1.  Lumbalis,  hielt  und, 
obwohl  er  beide  Körperhälften  einnahm,  doch  die  Halbseitigkeit 
der  Affection  insofern  deutlich  ausgesprochen  zeigte,  als  die  rechte 
Seite  viel  stärker  befallen  war,  als  die  linke  und  sich  auf  ihr  Be- 
zirke in  scharf  halbseitiger  Begrenzung  ergriffen  befanden,  welche 
links  frei  waren.  — Bei  dem  dritten  Patienten  endlich  bestanden  * 
zahllose  ephelidenartige  Pigmentflecke  an  der  linken  unteren  Hälfte 
des  Stammes  und  am  linken  Oberschenkel  auf  einem  ziemlich  gut 
abgegrenzten  Gebiete  im  Bereiche  des  letzten  Intercostal-  und  der 
beiden  ersten  Lumbalnerven.  — Die  Verteilung  der  Affection  im 
Verbreitungsgebiete  der  Hautoerven  und  die  zosterartige  Gruppirung 
der  Gebilde  in  den  beiden  ersten  Fällen  deuteten  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit auf  ihren  nervösen  Ursprung.  H.  Müller. 


8t.  Bondzynski  u.  L.  Zoja,  Ueber  die  Oxydation  der  Eiweifs- 
stoffe mit  Kaliumpermanganat.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  225. 

Verff  haben  am  Ammonsalfat  ausgeschiedene  Krystaile  von  Eiereiweifs  mit  Kali- 
permanganatlSsung  nach  Malt'»  Vorgang  oxydirt  und  haben  ans  diesem  saoie  Körper 
(Oxyprotzulfonsäore)  gewonnen,  die  ihrer  Eiementarznsammensetzung  nach  mit  dem 
Ton  Malt  aus  rohem  Eiereiweifs  erhaltenen  fast  vollständig  übereinstimmten.  Bei  der 
Oxydation  von  PferdebluthAmoglobin  mit  Kaliumpermanganat  wurden  durch  fractio- 
nirte  Ausfüllung  sauer  reagirende  Körper  erhalten,  deren  N-Oehalt  gute  Uebereinstim- 
mung  zeigte  (15.91  bis  16  49pCt.  N),  wahrend  der  C-Gehalt  etwas  diflerirte  (51.72 
bis  52  66  pCt.  G)  und  zwar  nahm  von  den  ersten  bis  zu  den  letzten  Fraktionen  der 
C-Gebalt  ailmälig  ab.  In  diesen  Fraktionen  verhalt  sich  im  Mittel  N : C = 1 : 3.25, 
dagegen  im  Hämoglobin  wie  1 : 3 08 : daraus  l&sst  sich  nicht  auf  eine  C-  Abspaltung 
bei  der  Oxydation  schliefsen.  — Bei  der  Oxydation  von  reinem  Casein  mit  Kalium- 
permanganat schieden  sieb  bei  fraktionirter  Fällung  Stoffe  aut,  deren  C-Gebalt  zwischen 
49.1  und  52.1,  deren  N-Gebalt  zwischen  14.6  und  14.99  pCt.  schwankte;  dabei  war 
aber  N : C unverändert,  wie  im  Casein  geblieben.  Der  S-Gehalt  in  diesen  Fraktionen 
war  geringer  als  im  Casein,  dagegen  der  P- Gehalt  nur  wenig  geringer,  was  für  die 
feste  Bindung  des  Phosphors  im  Casein  spricht.  j.  Munk. 


M.  Cremer,  Zur  Kenntniss  des  Säureabbaues  des  Glykogens. 

Zeitschr.  f.  Biol.  XXXI.  S.  181. 

Gleichwie  Kol*  n.  Vogel  (Cbl.  1S93,  S.  817)  bei  Behandlung  von  Glyeogeo  mit 
Fermenten  unter  den  Inversionsprodukten  Isomaltose  entdeckt  taben , hat  Verf.  beim 
halbstündigen  Digeriren  von  Glycogen  mit  der  fünffachen  Menge  0.2proc.  Oxalsäure 
lOsung,  bei  3 Atmosphären  nach  einem  Vorschläge  von  Lust***,  Isomallose,  zu  etwa 
10  pCt.  des  verwendeten  Glycogens,  neben  Glucose  gewonnen.  Da  Maltose  nicht  nach- 
weisbar ist,  scheint  in  allen  Fällen,  in  welchen  durch  Fermente  aus  Glycogen  (oder 
Stärkemehl)  Maltose  entsteht,  dies  durch  Umiageruog  primlr  gebildeter  Isomaltote  zu 
geschehen.  J.  Munk. 


Ch.  N.  David,  A report  on  23  cases  of  ingrowing  toe-nail  ope- 
rated  upon  by  the  method  of  Anger.  With  four  Illustration*. 
New-York  med.  Rec.  1893,  p.  289. 

Der  nach  der  — unter  localer  Cocain- Anästhesie  unternommenen  — Excision  des  ein 
gewachsenen  Nagelstücket  sarnent  Matrix  zurückbleibende  seitliche  Lappen  wurde  durch 


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No.  37. 


Dorsbukof,  — Tbpuaschin.  — Hopmann.  — Cbiart. 


653 


Naht  vereinigt,  auch  nahm  D.  niemals,  wie  es  Anoes  vielfach  thut,  ein  Stück  Knochen 
lamelie  von  der  letzten  Phalanx  ab.  Selbst  wenn  keine  Heilung  per  prim,  erfolgt, 
ist  die  Car  erheblich  abgekürzt  nnd  brauchen  die  Pai.,  welche  über  dem  antiseptischen 
Verband  einen  weiten  Pantoffel  oder  Gummischuh  tragen  von  anfang  an  nicht  das 
Bett  zu  hüten.  Die  völlige  Heilung  ohne  Recidiv  konnte  bei  den  meisten  Füllen 
noch  geraume  Zeit  nach  der  Operation  dargethan  werdeo;  nur  1 Patient  entzog  sieb 
nach  einigen  Zwischenfällen  vor  ganz  beendeter  Heilung  der  Beobachtung. 

P.  (jüterbock. 


Van  Doesburgh,  Bijdrage  tot  de  casuistiek  van  lyraphorrhagie. 
Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Oeneesk  1894,  I.  No.  9. 

Bei  einem  34jlhrigen  Manne  war  nach  einem  Sturz  von  einem  Gerüst  auf  die 
Vorderarme  ansser  Steifheit,  Schwellung  und  Schmerzen  bei  Berührung  in  der  Mitte 
der  einen  Handflache  eine  etwa  2 ctm  im  Durchmesser  haltende  Blase  entstanden. 
Unter  Verband  mit  Watte  nnd  8chiene  stellte  sich  unentrigliches  Jucken  u.  Schmerz 
ein;  der  Verband  selbst  war  von  Flüssigkeit  durchdrungen,  die  ans  einer  die  gesammte 
innere  Flache  der  Band  einnehmenden  Blase  sickerte.  Nach  Eröffnung  dieser  letzteren 
neuer  Verband,  welcher  wiederum  durchfeuchtet  wurde,  da  beständig  Flüssigkeit  aus 
der  bis  bis  über  die  Grundglieder  der  Finger  vergrüfserten  Blase  hervorrann  Nach 
Entfernung  der  Haut  Borsalbenverband,  unter  welchem  die  Absonderung  bald  abnahm, 
und  nach  kurzer  Zeit  Genesung  eintrat.  Q«orge  Meyer. 


A.  Tepljascflin,  Zur  Kenntniss  der  histologischen  Veränderungen 
tler  Netzhaut  nach  experimentellen  Verwundungen.  Atcb.  f.  Augen- 
heilkunde XXV11I.  S.  354. 

Auf  Grund  zahlreicher  Experimente  and  folgender  histologischen  Untersuchungen 
kommt  Verf.  zu  dom  Schlüsse,  dass  jede  Verwuodung  der  Netzhaut,  gleichviel,  ob 
sie  von  einer  StOrnng  der  Integrität  der  Chorioidea  und  der  Sclera  begleitet  wird 
oder  nicht,  für  eine  sehr  ernste  Augenrerletzung  betrachtet  werden  mufs;  bei  Ver- 
wundungen der  Netzhaut  wird  der  mechanisch  zerstörte  Teil  derselben  nicht  nur  nicht 
regenerirt,  sondern  es  tritt  in  grOfserer  oder  kleinerer  Ausdehnung  am  die  Verletzungs- 
stelle beram  eine  Atrophie  ihrer  Seh-  und  Nerveneiemente  ein.  Aber  die  in  der 
Netzhaut  nach  Verwundungen  entstehenden  Veränderungen  beschränken  sich  nicht 
allein  darauf,  es  findet  ausserdem  unter  dem  Einflüsse  der  Anschwellung  der  Netzhaut, 
die  sioh  auf  einem  mehr  oder  weniger  grofsen  Bezirk  um  die  Verwundungsstelle  herum 
susbreitet,  in  diesem  Gebiete  eine  Verminderung  der  Anzahl  der  Nerveneiemente  in 
der  Ganglienzellen-  nnd  in  der  innern  Kdrnerschicht  statt,  auch  verliert  derjenige 
Teil  der  Netzhaut,  welcher  in  der  Richtung  zur  Peripherie  von  der  Verwundungssteile 
liegt,  seine  speciflsche  Funktion.  Somit  ist  die  Behauptung,  dass  bei  penetrirendeu 
Bulbuswunden  eine  Heilung  ohne  alle  Folgen,  cum  restitutione  ad  iotegrum,  stattfinde, 
eine  irrige.  Uorstmana. 


Hopmann,  Ozaena  genuina.  Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  3. 

Die  Arbeit  besteht  hauptsächlich  in  einer  Verteidigung  der  Ansicht  Verf.,  dass 
bei  reiner  Ozaenna  das  Septum  von  vorn  nach  hinten  in  der  Regel  erheblich  kürzer 
als  normal  ist.  Auch  besteht  Verf.  mit  Recht  darauf,  die  genuine  Ozaena  als  eine 
besondere  Art  von  stinkender  Naseneiterung  anzusehen.  w.  Lublinski. 


t C'hiari,  Ueber  die  Operation  der  adenoiden  Vegetationen.  Wiener 

klin.  Wochenschr.  1894,  No.  23. 

Verf.  tritt  auch  in  dieser  Arbeit  für  seine  Therapie  ein,  die  fast  immer  in  der 
Abtragong  mit  der  durch  die  Nase  eingefilhrteu  kalten  Stabldrahtscblinge  besteht. 

W.  Lubllnskt. 


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654 


Mannabbrb.  — Jdcob.  — Ikzinskt. 


No.  37 


J.  Mannaberg,  Accentuation  of  the  pulmonary  second  sound  in 
perityphlitis.  The  praotitioner  1894,  April. 

Verf.  macht  daraof  aufmerksam,  dass  bei  der  Perityphlitis  eiue  Verstärkung  des 
2.  Pulmonaltones  ein  sehr  häufig  vorkommendes  Symptom  ist.  Eine  Erklärung  für 
diese  Erscheinung  so  geben  ist  er  nicht  im  Stande.  Perl. 


P.  Jacob,  Ueber  artificielle  Hyper-Leucocytoee.  S.-A.  a.  d.  Arch.  t 
Pbyaiol.  1893. 

Verf  berichtet  über  eine  Anzahl  Tierrerauche,  bei  denen  es  sich  darum  handelte, 
durch  Iojectiouen  verschiedener  Drüsenextracte  eine  Byperleukocytose  her  beizuführen 
Zur  Verwendung  kamen  Niere,  Pancreas,  Leber,  Schilddrüse,  Milz,  Thymoa  and 
Knochenmark;  die  Extracte  wurden  in  bekannter  Weise  bergestellt.  Ais  Versuchstiere 
dienten  ausschliefslich  Kaninchen,  die  den  Vorteil  bieten,  dass  die  Ansahl  der  Leuko- 
cyten  bei  ihnen  periodischen  Schwankungen  nicht  nDterworfeu  ist.  Die  Resultate 
waren  kors  folgende:  Durch  Injeetionen  von  Miix-,  Thymus-  und  Knochenmarkextraet 
wurde  eine  Hyperieukocytose  berrorgerufeu,  während  bei  Injeetionen  der  übrigen  ob«n 
genannten  Extracte  dieselbe  ausblieb.  Bemerkenswert  ist,  dass  nach  Iujection  von 
Milsextract  zunächst  eine  Verringerung  der  Leukocytenzahl,  eine  „Hypoleukocytosa** 
zu  beobachten  war.  Das  Blut  wurde  hiebei  stets  der  Ohrvene  entnommen.  Dm  jedoch 
den  von  Schulz  erhobenen  Einwsnd , dass  es  sieb  bei  diesen  Zuständen  nicht  sowohl 
um  eine  wirkliche  Vermehrung  der  Leukocyteo,  als  vielmehr  um  eiue  andere  Ver- 
teilung im  Gefäfssystem  handle,  za  entkräften,  entreckte  Verf.  späterhin  seine  Unter- 
suchungen anch  anf  die  verschiedensten  peripheren  und  centralen  Geflfse.  Hierbei 
zeigte  et  sich,  dass  auch  schon  unter  normalen  Verhältnissen  in  den  peripheren  Ge- 
fällen die  Anzahl  der  Leukocyteo  grSfser  ist,  als  in  den  centralen;  bei  den  iojicirten 
Tieren,  die  eine  beträchtliche  Zunahme  der  Leikocyten  im  Ohrvenenblnt  zeigten,  fand 
zieh  eine,  wenn  auch  geringere  Zunahme  auch  io  den  centralen  Qefäfsen.  Verf.  neigt 
zu  der  Annahme,  da«  in  der  Milz,  der  Thymusdrüse  und  im  Knochenmark  chemische 
Substanzen  vorhanden  sind,  welche  die  Erscheinung  der  Hyperieukocytose  bewerk- 
stelligen. K.  KronthaJ. 


Y.  Idzinski,  Acute  Muskelatrophie  der  Schulter  nach  Trauma  des 
Schädels.  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  52. 

Ein  21  jähriger  Soldat  erlitt  eine  Schädel verletznng,  welche  normal  und  schnell 
heilte.  Der  Kranke  fühlte  aber  bald  darauf  Stechen  und  Schwäche  io  der  liokeo 
Schalter,  nnd  wurde  deshalb  als  dienstuntauglich  abermals  iu's  Kraukenhaus  gesandt. 
Dort  coustatirte  man  die  3 cm  lange  Narbe  anf  dem  rechten  Scheitelbein , sie  ist  ver- 
schieblich, nicht  schmerzhaft,  der  Knochen  erscheint  intakt.  Die  Dntersncbang  des 
Nervensystems  ergab  nichts  abnormes,  nur  an  der  linken  Schalter  sind  atrophisch  Mm. 
daltoid.,  brach,  int , supraspio.,  infraspin.,  die  sonstigen  Arm-  and  Handmoskela  sind 
gesund.  Die  Bewegungen  der  Extremität  sind  jenen  Atrophieen  entsprechend  be- 
schränkt, die  Sensibilität  in  allen  Qualitäten  und  die  Reflexe  sind  normal.  Die  elek- 
trische Prüfung,  wie  sie  im  Original  wiedergegeben,  kann  keinen  Anspruch  auf  Voll- 
ständigkeit machen. 

Der  Verf.  bringt  die  Atrophie  mit  dem  Trauma  in  Zusammenhang  and  hält  sie 
für  eine  seltene  cerebrale  Atrophie.  Der  Process  selbst  soll  nur  in  moiecnlaren  Ver- 
änderungen der  corticaien  motorischen  Region  bestehen,  wenigstens  fehlten  alle  anderes 
Zeichen  einer  gröberen  Riodeoläsion.  M.  Brüte. 


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No.  3?. 


Hocbbaüs.  — Olshacsbn.  — Lkistikow.  — - Coloban. 


655 


U.  Hochhaus,  Ueber  combinirte  Systemerkrankung  des  Rücken- 
marks. (Aus  der  med.  Klinik  zu  Kiel.)  Deutsche  Zeitsohr.  f.  Nerven- 
heilk.  IV.  p.  469. 

Bei  einer  47  jährigen  Freu  »teilten  «ich  im  Laufe  2er  Jahre  zunehmende  Schwäche 
und  Mattigkeit  in  den  Beinen  ein,  dann  auch  in  den  Armen.  Io  der  Klinik  zeigte 
aieh  folgende»:  Gebirnnerreo  frei,  Motilität  in  Armen  nnd  Beinen  herabgesetzt  (am 
stärksten  befallen  nnd  auch  atrophisch  ist  das  rechte  Bein,  welches  auch  Contractoren 
zeigt),  rer  stärkte  Patellarrefleze,  kein  Clonus,  Kriebeln  in  den  Fingern,  Sensibilität 
in  allen  Qualitäten  herabgesetzt,  keine  electrischen  Störungen;  allmälige  Verschlech- 
terung, Incontinenz,  siebende  Schmerzen  in  den  Beinen,  Decnbitna,  Tod. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  eine  symmetrische  Erkrankung  der  PyB, 
der  K1SB  n.  der  HS  in  grofser  Längsausdehnung,  vorn  untersten  Lendenmark  bis  Ober 
die  Decnssatio  pyr.  die  PyB  waren  im  Lendenmark,  die  HS  im  Cersicalmark  befallen. 

II.  Brasch. 


H.  D.  Olshausen,  Argyrie  nach  äusserlicher  Behandlung  mit 
Höllenateinlöaung.  (Aua  der  chir.  Abth.  des  Prof.  Dr.  Köhi.kk). 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1893.  No.  47. 

Bei  der  48 jährigen  Patientin  waren  ausgedehnte  Verbrennungen  an  den  Armen 
nnd  anf  dem  Rücken  mit  einer  '/■«  proc.  HOllensteiolCsung  behandelt  worden.  Gleich 
anfangs  hatte  sich  eine  schwere  Stomatitis  eingestellt,  bei  welcher  Streptococcen  nach- 
loweisen  waren.  Dieselbe  recidirirte  nach  mehreren  Wochen,  während  deren  die  An- 
wendung der  Höllensteinlösnng  fortgesetzt  worden  war,  es  zeigten  sich  argyrotische 
Verfärbungen  an  der  Mund-  nnd  Lippenschleimbant,  sowie  in  einzelnen  Lacnnen  der 
f Tonsillen  nnd  die  Pat.  ging  nnter  schweren  Durchfällen  nnd  ConTulsionen  zu  Grunde. 

Bei  der  Section  fanden  sich  noch  blauschwärzlicbe  Flecke  im  Donglas’schen  Raume 
nnd  auf  der  hinteren  Pbarynxwand,  das  ganze  Colon  war  (hauptsächlich  allerdings 
durch  Scbwefeleisen)  dunkel  verfärbt.  Die  chemische  Untersuchung  von  Stücken  des 
Colon,  sowie  die  mikroskopische  Untersnebnng  der  Lippenscbleimhaut  stellten  ansser 
Zweifel,  dass  es  sich  um  Argyroais  handelte.  Im  Monde  war  Argent.  nitr.  niemals 
angewendet  worden.  Verfärbungen  an  Hant  und  Nägeln  fehlten.  — Das  Zustande- 
kommen der  Intoxieation  dürfte  nach  des  Verf.'s  Ansicht  wesentlich  dadurch  begüns- 
tigt worden  sein,  dass  die  Pat.  dnrch  die  schwere  Stomatitis  sehr  heruntergekommen  war. 

H.  Möller. 


L.  Leistikow,  Zur  Therapie  der  Neurosyphilide.  Monatsheft  f.  pract. 
Dermat.  XVIII.  No  4. 

Unter  dem  Namen  der  „Nenrosyphilide“  fasst  L.  nach  Uasa  (Cbl.  1890  S.  184) 
dia  bisher  als  Roseola  tarda,  Roseola  circinata,  Leucoderma,  Pigmentsyphilis  beieich 
Daten  Erscheinungen  zusammen,  welche  ihre  mit  den  circulatoriscfaen  Fläcbenelementen 
der  Hant  übereinstimmenden  Formen,  den  Mangel  eines  Infiltrates,  grofse  Stabilität 
and  Chronieität  gemeinsam  habsn.  Sie  pflegen  anf  die  gewöhnlichen  antiloeti sehen 
Cnren  nicht  zn  reagiren,  dagegen  sah  L.  sie  Terhältniasmäfsig  rasch  unter  der  An- 
wendung redocirender  Mittel  schwinden;  bei  oircnmscriptem  Auftreten  erwiesen  sich 
Chrysarobinpfiastermnll  oder  Pyrogallol  in  20  proc.  spiritnös  - ätherischer  Lösung , bei 
allgemeiner  Ausbreitung  Cbrysarobin  in  5proc,  oder  Pyrogallol  in  lOproc.  Salben  be- 
sonders wirksam.  H.  Müller. 


A.  W.  Colohan,  A succeasful  caae  of  Porro-Operation.  Dublin 
med.  Journ.  1893.  Nov. 

An  einer  Zwergin  ton  39  Zoll  Höhe,  deren  Abbildung  beigefügt  ist,  führte  C. 
die  Porrooperation  mit  günstigem  Erfolge  für  Matter  nnd  Kind  aas.  Dabei  macht  er 
auf  die  interessante  Thatsache  aufmerksam,  dass  in  Irland  zum  ersten  Male  nach 


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656 


Wriss.  — Pandi. 


No.  37 


Porro  erst  1 S9 1 operirt  wurde  und  das*  sein  Fall  die  dritte  derartige  Operation  dar- 
stellt. — C.  entschloss  sich  so  dieser  Art  des  Kaiserschnitts  ror  allem , weil  er  sie 
für  leichter  und  rascher  ausführbar  halt  alt  den  Kaiserschnitt  mit  Uterusnaht,  ferner 
aber  auch  aus  dem  nahegelegenen  Orunde,  die  Möglichkeit  weiterer  Conceptioo  anaso- 
schllefsen. 

Die  Operation  ist  in  allen  Einielheiten  beschrieben.  a..  Marita. 


0.  V.  Weiss,  Ueber  Placenta  membranacea  und  ihre  Beziehungen 
zur  Placenta  praevia.  Wiener  klin.  Wocbenschr.  1893,  No.  51. 

Verf.  berichtet  Ober  einen  Fall,  bei  dem  nach  der  Gebart  eines  6 monatlichen 
Knaben  eine  ausgesprochene  Placenta  membranacea  gefunden  bat.  Die  manuelle 
Lösung  der  Placenta  bereitete  ausserordentliche  Schwierigkeit.  Die  ganze  Oberfläche 
des  Eisackes  safs  fest  an  der  Uterminnenfläcbe  und  musste  vollständig  ans  ihren 
Verbindungen  mit  der  Decidua  gelöst  werden.  Der  ausgelöste  complete  Eisack  war 
allseitig  bedeckt  mit  Büscheln  ganz  normal  und  frisch  ausgehender  vielfach  ver- 
zweigter Zotten;  nar  der  unterste  Eipol  war  zottenfrei.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  starken  Zottenbüschel  ergab  Chorionzotten.  — Im  Anscblnss  hieran  er- 
wähnt Verf.  das  häufige  Zusammentreffen  von  grofser  Flächenausdehoung  der  Pl&ceota- 
anlage  und  Placenta  praevia  und  teilt  davon  5 Fälle  mit.  Diese  Fälle  stellten  gleich' 
sam  Uebergangsstufen  von  den  normalen  Placentarverhältnissen  zur  ausgesprochenen 
Plac.  membranacea  dar.  Er  schliefst  aus  diesen  5 Fällen,  dass  zum  Zustandekommen 
der  Pia  c.  praevia  durchaus  nicht  unbedingt  eine  primäre  tiefe  Insertion  erforderlich 
ist,  sondern  dass  die  normal  * inserierte  Plac.  abnorm  bis  in's  Uterinsegment  hinein 
wachsen  kann  and  dann  den  Befund  einer  Placenta  praevia  lateralis  bieten  kann. 

A.  Martin. 


K.  Pandi,  Ueber  die  Veränderungen  des  Centralnervensystetns 
nach  chronischer  Vergiftung  mit  Brom,  Cocain,  Nikotin  und 
Antipyrin.  Ungar.  Arch.  f.  Med.  1894,  S.  257. 

P.’s  Versuche  sind  die  Fortsetzung  der  ganz  gleichartigen,  kürzlich  von  uns 
widergegebenen  Sciiafpkb's.  P.  fand  nach  Brom  eine  fleckenweise  mehr  vorgeschrit- 
tene Veränderung  des  ganzen  Nervensystems.  Das  Chromatin  der  Zellen  löst  sieb  in 
Körnchen  auf,  mitunter  bildet  es  vieleckige  Stücke  mit  glanzender  Oberfläche  und 
sehr  tiefer  Tinction,  endlich  dann  auch  aklerotische  Atrophie  mit  tiefgefärbtem  Proto- 
plasma und  ebensolchem  Kern.  Sehr  characteristiscb  ist  das  blasse  Kernkörpereben  bei 
Carminfärbung;  auch  Erweichungsheerde  kommen  vor.  Beim  Co c ein  degeneriren 
sowohl  Zellen,  als  Fasern;  das  Chromatin  zerfallt,  die  Zellen  erblassen  und  schwellen, 
Kern  und  Kernkörperchen  sind  geschrumpft;  auch  hämosklerotische  Atrophie  entstehen. 
Einseine  Nervenfasern  sind  schmutzig,  dunkel  geflrbt,  der  Achseoeylinder  atrophisch 
oder  onregeltnäfsig  geschwollen.  Für  das  Nicotin  ist  charakteristlsob  die  intensive 
Ftrbung  des  Zellkörpers  und  dessen  sklerotische  Veränderung;  io  den  Hioter- 
strftngeo  tritt  eine  8ystemdegeneration  ein.  Bei  Antipyrin  endlich  sind 
dieselben  hochgradig  geschwollen,  ihr  Körper  diffus  gefärbt,  das  Chromstin  zerfällt 
stau  bärtig,  die  Azencylinder  hypertrophireo  neben  geringfügiger  Veränderung  der 
Markscheide.  Pr.  Seuiraus. 


Druckfehler;  No.  33,  Seite  590,  Zeile  8 von  oben  muss  es  heifsen:  Nach  des  Bef. 
Meinung  ist  das  Dicht  tu  verwundern,  da  „Verfasser“  (statt  Raf.). 


Einsendungen  für  du  Centralblatt  «erden  an  die  Adresse  des  Hm.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a r dt  (Berlin  W 
Frausöstsclie  Strafte  31)  oder  an  die  Yerlagshandlung  (Berlin  NW..  6S.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  Augnst  Hirlchwald  in  Berlin.  — Druok  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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- 


Wöchentlich  erecheincn 
l — 2 Rogen;  am  Schlüsse 
«1  cs  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrgang«« 
2t)  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Bnohhandlun' 
gen  und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 

1894.  **•  September.  No.  38. 


Inhalt:  Cohn8tkin,  Hhidrhbaih,  Zur  Lehre  roa  der  Traussudation.  — 
William.,  Zar  Histologie  de*  Uterassarkoms.  — Staus,  Ueber  die  Behandlung 
schwerer  Contusioneu  des  Bauche*.  — Krads*,  Entfernung  des  Ganglion  Gasseri. 

— Katts,  Künstliche  Erteugong  von  Glaucom.  — Titioai  und  Cattasi,  Ueber 
IinmuoitSt  gegen  Tetanus.  — Tscn t sto witsch , Zur  Kenntnis*  der  Osteomalacie 

— Fribdbbsro,  Albuminurie  nach  Geburten.  — Kboxtbal,  Taylor,  Jopfrot, 
Putram,  Erirbolo,  Craib,  Ueber  B.tsznow'scbe  (Qttivss'sche)  Krankheit. — Uta 
dsl,  Ueber  syphilitische  Venenentzündung.  — Pozzi,  Frark,  Kostrbb,  Behand- 
lung des  Uterusprolaps. 

Foibabss,  Einfluss  kalter  Bilder  auf  Stickstoff-  und  Harustureausscheidung.  — 
Dbmoolir,  Ueber  einen  Fall  son  Blaseohernie.  — Frasbr  u.  Parkin,  Vollstän- 
dige Unterdrückung  der  Harnsecretion,  Heilung.  — Basacs,  Plastik  der  Wangen- 
sehleimhaut.  — Grorroow,  Zar  Kenntniss  der  Gesiehtifeldrerengerung.  — Fbibd- 
l i kb , Saugapparat  für  die  Magenausspülungen  — Cobr  u.  Nrumann,  Diplococceu 
im  Keuchhusten  Sputum  — Pbtruschkt,  Behandlung  der  Lungentuberculose.  — 
Basss,  Ueber  die  Injection  normaler  Nerrensabstanz.  — Pal,  Ueber  die  Hemmungs- 
nerren  des  Darmes.  — Scbbdtlbr,  Zur  Lehre  der  Sulfonalwirkung.  — v.  Kkisnkk, 
Usber  Lepra  in  Russland  — Carrier,  Hautpigmeutation  im  Verlauf  der  Psoriasis. 

— Dosahth,  Fall  von  Teratom  des  Orarium  bei  einem  Kinde. 


1)  w.  Cohnstein,  Zur  Lehre  von  der  Transsudation.  du  Bo.s-Rkv- 
mukd’s  Arch.  1894,  S.  179;  Virchow’s  Arch.  Bd.  135,  S.  514. 

2)  R.  Heidenhain,  Bemerkungen  zu  dem  Aufsatz  von  W.  Cuhn- 
stkin.  Pflüger’s  Arch.  Bd.  56,  S.  632. 

1)  Da  im  Tierkörper  die  Filtration  aus  den  Capillaren  in  die 
mit  Flüssigkeit  erfüllten  Gewebsspalten  oder  Lymphräume  erfolgt, 
deren  Inhalt  unter  relativ  hoher  Spannung  steht,  so  hat  Cuhnstkjn, 
entgegen  den  bisherigen  Versuchen,  in  denen  die  filtrirende  Mem- 
bran nach  aussen  von  einem  Luftraum  umgeben  war,  sodaes  die 
Filtration  gegen  Luft  erfolgte,  Lösungen  krystalloider  Substanzen 
(Kochsalz,  Glaubersalz,  Salmiak  in  wechselnder  Concentration) 
oder  kolloider  Substanzen  (Eiereiweifs,  Pferdeblutserum)  unter  kon- 

XXXII.  Jahrgang.  42 


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658  Cohkstkin,  Hkioknbain,  Zur  Lehre  von  der  Tr&nssadation.  No.  38 

stantem  Druck  durch  Stöcke  von  Harnleitern  oder  Venen  (vom 
Pferde)  strömen  lassen,  welche  sich  in  einem  mit  B'lössigkeit  (Wasser 
oder  Salzlösung)  erfüllten  Aussc-nrohr  befinden,  dessen  Druck  be- 
liebig variirt  werden  kann.  Der  wirksame  Filtrationsdruck  ist  die 
Differenz  zwischen  Innen-  und  Aussendruck  (im  Tierkörper  ent- 
sprechend zwischen  intra-  und  extracapilldrem  Druck).  Zu  der 
Filtration  kommt  unter  diesen  Verhältnissen  als  zweiter  Vorgang 
die  Diffussion  zwischen  filtrirender  und  Aussenflössigkeit.  Werden 
nun  krystalloide  Substanzen  gegen  Wasser  transsudirt,  so  steigt,  je 
höher  der  Aussendruck  wird,  desto  höher  die  Concentration  der 
krystalloiden  Substanz,  wenn  die  nach  aussen  transportirte  Menge 
der  letzteren  nur  auf  den  Zuwachs  der  Aussenflössigkeit  an  Wasser, 
das  „Transsudat“  berechnet  wird,  über  die  der  filtrirenden  Innen- 
flössigkeit,  und  zwar  um  das  2 — 5fache,  in  einem  Versuch  sogar 
um  das  18fache  (die  NaCl-Concentration  des  „Transsudates“  wird 
hier  zu  144  pCt.  berechnet).  Bei  Filtration  von  Ei weifslösungen 
gegen  Wasser  oder  Kochsalzlösung  wird  das  „Transsudat*  auch 
koncentrirter,  doch  ist  die  berechnete  Concentrationszunahme,  ver- 
glichen mit  den  krystalloiden  Substanzen,  wesentlich  geringer,  etwa 
um  die  Hälfte  gröfser;  in  mehreren  Versuchen  wird  sogar  die  be- 
rechnete Concentrationszunahme  im  Eiweifsgehalt  des  Transsudates 
vermisst.  Daraus  schliefst  Verf.,  dass  diese  Concentrationszunahme 
auch  bei  der  Bildung  der  Lymphe  im  Körper  zutreffen  wird,  und 
somit  der  eine  Grund  fortfällt,  der  Hkidknhain  zur  Aufstellung  der 
„vitalen“  Theorie  der  Lymphbildung  veranlasst  hat:  die  unmögliche 
Gröfse  der  Lymphbildung,  zu  der  man  bei  der  Ueberschlagsrech- 
nung  des  Organbedarfes  gelangt,  wenn  man  die  in  die  Lymphe 
transsudirten  Stoffe  von  der  gleichen  Concentration,  wie  im  Blut- 
plasma, annimmt. 

2)  Dem  gegenüber  hebt  Hkidkkhain  hervor,  dass  Cohkstkin  ein 
Moment  von  entscheidender  Bedeutung  übersehen  habe,  nämlich 
dass  die  Concentrationszunahme  bei  Filtration  gegen  Aussendruck 
auf  Kosten  der  Menge  des  Transsudates  erfolgt,  derart,  dass,  je 
höher  der  Aussendruck,  desto  gröfser  die  Zeit  wird,  die  zum  Trans- 
port einer  und  derselben  Menge  krystalloider  Substanz  erforderlich 
ist  d.  h.  die  in  gleichen  Zeiten  transportirten  Mengen  z.  B.  von 
Kochsalz  nehmen  bei  wachsendem  Aussendruck  ab.  Auf  den  Tier- 
körper übertragen,  würde  sich  somit  nach  Cohkstkik’s  Versuchen 
noch  eine  geringere  Zufuhr  an  krystalloiden  Substanzen  zu  den 
ihrer  bedürfenden  Organen  für  die  gleichen  Zeiten  ergeben.  Zudem 
sei  die  berechnete  Concentrationszunahme  des  Transsudates  nur  da- 
durch so  eklatant,  dass  z.  B.  8 proc.  NaCl- Lösung  gegen  Wasser 
filtrirt  wird,  während  doch  im  Tierkörper  die  Lymphspalten  von 
einer  Flüssigkeit  erfüllt  sind,  deren  Salzgehalt  demjenigen  des  Blut- 
plasmas sehr  nahe  steht.  Wrürde  dementsprechend  eine  8 procent. 
NaCI-Lösung  gegen  eine  7 oder  7 proc.  filtrirt,  so  wäre  zweifel- 
los die  berechnete  Concentrationszunahme  gering  ausgefallen.  Cohn- 


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No.  38. 


Williams,  Zar  Histologie  des  Uterus-Sarkoms. 


659 


stkin’s  Versuche  gestatten  somit  keine  direkten  Schlosse  auf  die 
Vorgänge  der  Lympbildung  im  Tierkörper.  Wegen  vieler  be- 
merkenswerter Einzelheiten  vergl.  Orig.  J.  Munk. 


J.  W.  Williams,  Beiträge  zur  Histologie  und  Histogenese  des 
Uterus- Sarkoms. 

I.  Myoraa  sarcomatodes  Uteri, 

II.  Sarcoma  mucosae  uteri  et  myomata  uteri, 

III.  Melano-Sarcoma  corporis  et  cervicis  uteri, 

Zeitschr.  f.  Heilk.  XV.  p.  141. 

Verf.  giebt  zunächst  unter  sorgfältiger  Benutzung  der  vorlie- 
genden Litteratur  eine  zusammenfassende  Darstellung  der  Uterus- 
Sarkome,  die  in  Sarkome  der  Mucosa  und  des  Uterusparenchyms 
einzuteilen  sind.  Als  besondere  Gruppe  sind  die  Sarkome  des 
Cervix  auszuscheiden,  bei  denen  neben  mehreren  anderen  Formen 
vor  allem  die  traubigen  Cervix -Sarkome  bemerkenswert  sind.  Als 
besondere  Formen  sind  auch  in  der  Litteratur  beschrieben  die  Adeno- 
sarkome, die  Carcinosarkome,  deren  Vorkommen,  wenigstens  als 
Uebergang  von  Sarkom  zu  Carcinom,  Verf.  bezweifelt,  ferner  Chon- 
dro- und  Osteo-Sarkome  und  das  Sarkoma  deciduo-cellulare.  Me- 
tastasen der  Uterussarkome  sind  selten. 

Während  die  Sarkome  des  Endometrium  vom  interstitiellen 
Bindegewebe  oder  von  den  Wänden  der  Blutgefäfse  ausgehen,  sollen 
die  cirkumskripten  Sarkome  des  Uterusparenchyms  nach  der  An- 
sicht vieler  Autoren  stets  sekundär  veränderte  Uterusmyome  sein. 
Doch  ist  in  neuester  Zeit  wiederholt  der  Beweis  geführt  worden, 
dass  auch  vom  interstitiellen  Bindegewebe  und  von  den  Blutgefäfsen 
der  Uteruswand  cirkumskripte  Sarkome  ausgehen  können.  Dagegen 
liegt  in  der  bisherigen  Litteratur  kein  vollkommen  beweisender  Fall 
für  den  Uebergang  von  Myom  in  Sarkom  vor.  Denn  der  von 
v.  Kahldrn  als  beweisend  publicierte  Fall  zeigt  wohl  Muskel-  und 
Sarkomzellen  neben  einander,  schliefst  jedoch  die  Entstehung  der  letz- 
teren aus  dem  interstitiellen  Bindegewebe  nicht  aus. 

Verf.  berichtet  nun  in  seinem  ersten  Falle  Ober  einen  hierher 
gehörigen  Tumor,  bei  dem  an  mehreren  Stellen  der  Uebergang  von 
Muskelzellen  in  Sarkomzellen  nachgewiesen  werden  konnte.  Da 
ein  derartiger  aus  Muskelzellen  entstandener  Tumor  streng  genom- 
men nicht  zu  den  Sarkomen  gerechnet  werden  kann,  so  schlägt 
Verf.  die  Bezeichnung  „Myoma  sarcomatodes“  vor,  warnt  jedoch 
bereits  selbst  vor  der  Verwechslung  mit  Myo- Sarkom.  Jedenfalls 
kann  sowohl  durch  Wucherung  der  Bindegewebszellen  zwischen  den 
Muskelfasern  als  auch  durch  Wucherung  der  Muskelzellen  selbst 
eine  sarkomartige  Neubildung  im  Uterusparenchym  entstehen. 

Im  Gegensatz  dazu  beschreibt  Verf.  in  seinem  zweiten  Fall 
das  Hineinwuchern  eines  Sarkoms  der  Mucosa  in  ein  Myom,  wobei 

42* 


660  Sikub,  Behänd),  schw.  Bauch-Contusionen  etc.  — Kraosk,  Entfernung  No.  38 


natürlich  Bilder  entstehen,  die  ohne  sorgfältige  Untersuchung  mit 
denen  des  ersten  Falles  verwechselt  werden  können. 

Im  dritten  Fall  endlich  handelt  es  sich  um  ein  Melano-Sarkom 
am  Fundus  und  Cervix  des  Uterus  mit  Freibleiben  des  ftbrigen 
Uterus-Gewebes,  vermutlich  vom  Endometrium  ausgegangen.  Es 
ist  anscheinend  der  erste  einwandsfreie  Fall  von  Melanosarkom  des 
Uterus. 

Endlich  schliefst  Verf.  aus  dem  Vorkommen  von  Riesenzellen 
in  allen  3 Fällen,  dass  dieselben  ein  häufigerer  Befund  sein  müssen, 
als  es  nach  den  in  der  Litteratur  vorhandenen  Angaben  scheint. 

M.  Rothmann. 


Sieur,  De  Intervention  chirurgicale  dans  les  contusions  graves  de 
l’abdomen.  Arch.  gen.  1893,  Mai,  p.  533  et  Juiliet  p.  43. 

Sehr  eingehende  Arbeit  mit  statistischen  Zusammenstellungen, 
kurzer  Wiedergabe  der  einschlägigen  Casuistik  und  Litteraturüber- 
sicht.  Wir  können  an  dieser  Stelle  nur  die  Schlussfolgerungen 
recapituliren:  1)  Da  die  Contusionen  des  Bauches,  welche  mit  Ein- 
geweideverletzungen complicirt  sind,  fast' immer  den  Tod  zur  Folge 
haben,  erfordern  sie  einen  schnellen  operativen  Eingriff.  2)  Die  Anam- 
nese und  das  Ensemble  der  ersten  vom  Verletzten  gebotenen  Er- 
scheinungen vermögen  sehr  oft  die  Diagnose  zwischen  Darmruptur 
und  Milz-Leber-Zerreifsung  zu  sichern.  3)  Der  Operationeerfolg 
hängt  hauptsächlich  von  der  Beschleunigung  der  Intervention  ab, 
da  die  innere  Blutung  und  die  Peritonealsepsis  die  am  meisten  zu 
fürchtenden  Erscheinungen  sind.  4)  Wenn  die  Anfangssymptome 
in  Missverhältnis  durch  ihre  Milde  zu  der  Schwere  der  Gewalt- 
einwirkung stehen,  ist  der  Verletzte  mit  absoluter  Körperruhe  und 
strenger  Diät  zu  behandeln  und  hat  man  beim  leisesten  Zeichen 
von  Peritonitis  einzugreifen.  5)  In  diesem  Falle  kann  die  kleine 
Explorativ-Incision  von  Rubson  angezeigt  sein.  6)  Besteht  eine 
vollständige  Zerreifsung  oder  eine  starke  Quetschung  des  Darms, 
so  ist  dis  Enterorrhaphie  mit  Drainage  die  beste  Behandlung.  7)  Bei 
Leberzerreifsungen  ist  die  Naht  oder  die  Tamponnade  zu  Hilfe  zu 
ziehen.  8)  Bei  der  Milzzerreifsung  ist  die  Stärke  der  Blutung  eine 
derartige,  dass  man  am  häufigsten  zur  Splenectomie  gezwungen 
sein  wird.  P.  Güterbock. 


F.  Krause,  Aus  der  chirurg.  \bth.  des  Altonaer  Krankenhauses. 
Entfernung  des  Ganglion  Gasseri  und  des  central  davon  gelege- 
nen Trigeminus-Stammes.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No  15. 
Die  in  der  Ueberschrift  näher  bezeichnete  Operation  hat  Verf. 
seit  seinem  erstem  dem  Chirurgen-Congress  1892  mitgeteilten  Falle 
noch  2 Mal  ausgeführt.  Bei  der  letzten  Operation  hat  Verf.  sein 
Verfahren  in  einzelnen  Punkten  abgeändert.  Zunächst  hat  er,  da 


J 


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No.  38.  desGanglion  Gasseri. — Knjks,  Künstliche  Erzeugung  ».  Glauoom.  661 


es  sich  um  eine  alte  gebrechliche  Patientin  handelte,  behufs  Erspa- 
rung der  zweiten  Narcose  einzeitig  operirt.  Aus  dem  gleichen 
Grunde  hat  er  die  zeitraubende  osteoplastische  Resection  des  Schä- 
deldaches nicht  ausgeffihrt,  sondern  dasselbe  im  Bereich  des  Weich- 
teillappens, nachdem  er  es  angebohrt,  mittelst  der  LuBH’schen  Zange 
völlig  entfernt.  Auch  das  Abheben  des  Gehirns  mit  dem  geschlos- 
senen Dura-Sack  hat  Verf.  nicht  langsam,  sondern  ziemlich  schnell 
bewerkstelligt  und  dabei  die  Blutung  geringer  als  beim  langsameren 
Ablösen  gefunden.  Hierauf  wurde  der  Stamm  der  A.  mening.  med. 
doppelt  unterbunden  und  mit  dem  Elevatorium  der  3.  und  dann 
der  2.  Ast  des  Nerven  sowohl  vom  For.  oval,  und  rotund  als  auch 
von  der  Dura  weiter  frei  präparirt  bezw.  diese  vom  unterliegenden 
Knochen  abgehoben.  Im  Gegensatz  zu  seiner  früheren  Anschauung 
fand  Verf.  auf  Grund  von  Leichen  versuchen,  dass  die  Dura  sich 
nicht  nur  vom  vorderen  convexen  Rand  des  Ganglion  Gasseri,  son- 
dern teilweise  auch  von  dessen  oberen  Abschnitt  ablösen  lässt,  wo- 
fern man  nur  einzelne  dünne,  besonders  feste  Bindegewebszüge  mit 
der  Scheerenspitze  vorsichtig  durchtrennt.  Den  ersten  Ast  des 
Trigeminus  legt  Verf.  dagegen  absichtlich  nur  in  unmittelbarer  Nähe 
des  Ganglion  Gasseri  frei,  da  er  in  der  Wand  des  Sinus  caverno- 
sus nach  vorn  zieht  und  in  seiner  unmittelbaren  Nähe  die  Nn. 
trochlear.  und  abduc.,  medianwärts  aber  den  N.  oculomotor.  hat. 
Thatsäcblich  ist  es  in  einem  von  Fhamk  Habtlkt  operirten  ähnlichen 
Falle  zu  einer  Zerrung  der  betr.  Nerven  gekommen,  welche  sich  in 
vorübergehendem  Doppeltsehen,  Ptosis  uod  Unbeweglichkeit  des 
betr.  Auges  äusserte.  Verf.  hat  bei  seinen  drei  Operationen  nie  ein 
derartiges  Missgeschick  erfahren. 

Die  ganze  Dauer  der  vorstehend  modificirten  Operation  betrug 
58  Minuten,  bis  zur  Bloslegung  des  Ganglion  Gasseri  wurden  nur 
12  Minuten  gebraucht.  P.  Güterbock. 


M.  Knies,  Ueber  die  vorderen  Abfluss wege  des  Auges  und  die 
künstliche  Erzeugung  von  Glaucom.  Archiv  f.  Aagenheilk.  XXVIII. 
p.  193. 

Durch  Injectionen  von  Ferrocyankalium  in  den  Glaskörperraum 
konnte  K.  nachweisen,  dass  das  Kammerwasser  nicht  lediglich  von 
den  Ciliarfortsätzen  abgesondert  wird,  sondern  zu  einem  kleinen 
Teil  auch  aus  dem  hinteren  Abschnitte  des  Auges  stammt.  Der 
Abfluss  aus  der  vorderen  Kammer  findet  nicht  lediglich  aus  dem 
fontanischen  Raume  statt,  sondern  ein  Teil  des  Knmmerwassers 
dringt  auch  bei  intaktem  Endothel  der  Dks«  RMKi’schen  Membran 
und  nicht  erhöhtem  Augendruck  in  die  Hornhaut  selbst  ein  und 
fliefst  in  der  Richtuog  gegen  das  subconjunctivale  Gewebe  hinab; 
im  vorderen  Abschnitte  des  Glaskörpers  vorhandene  gelöste  Stoffe 
gelangen  auch  in  die  Linse,  zunächst  in  die  hintere  Corticalis  der- 
selben. 


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662  Tizzoni  o.  Cattani,  Ueber  Immunität  gegen  Tetanus.  No.  38 

Ausserdem  injicirte  K.  in  den  Glaskörper  von  13  Hunden 
aseptische  Entzündungserreger  in  Form  von  verdünntem  Terpen- 
thinöl.  Nach  etwa  6 Stunden  trat  ein  Glaucomanfall  auf  und  zwar 
in  der  Form  des  sog.  Prodromalanfalles,  welcher  am  nächsten  Tage 
wieder  verschwunden  war.  K.  erklärt  sich  dieses  folgendermaesen: 
Die  ersten  sichtbaren  Einwirkungen  der  eingespritzten  Entzündunge- 
erreger waren  Gerinnungsvorgänge.  Da  Glaskörper  und  Kammer- 
wasser  unter  normalen  Verhältnissen  nicht  gerinnen,  so  muss  sich 
diesen  aus  den  entsprechenden  Gefäfsgebieten  ein  eiweifshaltiges 
Transsudat  beimischen.  Während  aus  den  Gefäfsen  der  Netzhaut, 
der  Ciliarfortsätze  letzteres  in  den  Glaskörper,  die  vordere  und 
hintere  Kammer  austritt,  wird  das  Transsudat  der  Gefäfse  des  C3or- 
neoscleralfalzes  in  die  dem  Abflüsse  aus  dem  Auge  dienenden  Ge- 
webslücken  sich  ergiefsen.  Gerinnt  es  daselbst  spontan,  so  tritt 
eine  Verlegung  der  Abflusswege  ein  und  damit  der  Glaucomanfall. 
Wird  das  Gerinnsel  resorbirt,  so  ist  dem  Abfluss  wieder  Luft  ge- 
macht und  der  Glaucomanfall  vorüber.  Das  Glaucom  ist  als  eine 
Iridocyciitis  aufzufassen,  bei  welchem  die  vorderen  Abflussw’ege  des 
Auges  anfänglich  vorübergehend,  später  dauernd  verlegt  werden, 
letzteres  durch  Verwachsen  der  Irisperipherie  mit  der  Hornhaut, 
was  in  vorgeschrittenen  Stadien  nie  vermiest  wird.  Horstmann. 


Tizzoni  u.  Cattani,  Weitere  experimentelle  Untersuchungen  über 
die  Immunität  gegen  Tetanus.  Berliner  klin.  Woohenscbr.  1893, 
No.  49,  50  u.  1894.  No.  3. 

Der  erste  Gegenstand  der  Untersuchung  bildete  für  die  in  der 
Tetanusheilung  erfahrenen  Forscher  die  Feststellung  des  Einflusses, 
welchen  die  zoologischen  Unterschiede  zwischen  dem  Tier,  welches 
das  immunisirende  Material  liefert,  und  dem,  welches  es  empfängt, 
auf  die  durch  das  Serum  hervorgebrachte  Immunität  ausüben  kön- 
nen. Zunächst  verglichen  sie  das  Serum  des  Pferdes,  des  Hundes 
und  des  Kaninchens  auf  die  Zeit- Dauer  der  Immunität.  Die  im- 
munisirende Kraft  der  3 Serumarten  war  nach  der  BKHaiNo’schen 
Methode  genau  bestimmt  worden.  Verschiedenen  Kaninchen  wur- 
den dynamischgleiche  Mengen  der  3 Arten  injicirt  und  in  bestimm- 
ten Zeitabschnitten  darnach  Tetanusgift  eingespritzt.  15  Tage  nach 
der  Seruminjection  trat  bei  den  mit  Pferdeserum  immunisirten  und 
nachher  mit  Tetanusgift  versehenen  Kaninchen  der  Tod  ein,  bei 
den  mit  Hundeserum  behandelten  Tieren  nur  örtliche  tetanische 
Symptome  und  bei  den  mit  Kanincbenserum  behandelten  Kaninchen 
war  überhaupt  kein  Krankeitssymptom  zu  bemerken.  Hieraus  geht 
einmal  hervor,  dass  die  durch  Serum  verliehene  Immunität  im  all- 
gemeinen kurzdauernd  ist,  dass  aber  diejenige  Immunität,  die  durch 
ein  von  einem  gleichartigen  Tier  wie  das  behandelte  stammendes 
Serum  bedingt  ist,  am  längsten  dauert.  Die  Ursache  dieses  Unter- 
schiedes vermuthen  die  Verff.  nicht  in  einer  Verschiedenheit  des 


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'No.  38.  Tizzoni  u.  Cattani,  Ueber  Immunität  gegen  Tetanus.  663 

Antitoxins,  sondern  in  den  dasselbe  begleitenden  und  bis  jetzt  nicht 
■von  ihm  zu  trennenden  Substanzen,  welche  seine  Ausscheidung  aus 
dem  Tierkörper  verhindern.  Damit  erklären  die  Verf.  auch  die 
Beobachtung,  dass  bei  bereits  ausgebrochenem  Tetanus  nach  Serum- 
injection  zunächst  die  Tetanussymptome  verschwinden,  später  aber 
wiederkehren,  wahrscheinlich  weil  das  mit  dem  Serum  eingespritzte 
Antitoxin  bereits  auszuscheiden  begonnen  hat;  entsprechend  den 
^genannten  Verhältnissen  trat  diese  Erscheinung  bei  Pferdesernm  am 
häufigsten  auf. 

Bekanntlich  werden  die  Serumarten  mit  hohem  Immunisirungs- 
wert  dadurch  erzielt,  dass  den  immunisirten  Tieren  immer  gröfsere 
Dosen  Tetanusgift  eingespritzt  werden.  Die  Verff.  prüften,  ob  sich 
hierin  alle  Tiere  gleich  verhalten;  ihre  Versuchstiere  waren  wieder 
Pferde,  Hunde  und  Kaninchen.  Beim  Pferd  erreichten  sie  mit 
100  ccm  Kultur  einen  Immunisirungswert  von  1 : *25  Millionen,  in 
einem  2.  Fall  sogar  100  Millionen;  beim  Hund  mit  300  ccm  Teta- 
nusbouillon nur  1 : 1000000,  den  gleichen  Effekt  erzielten  sie  beim 
Kaninchen  mit  10  ccm  Bouillon.  Beim  Pferd  kann  man  also  ein 
stärkeres  Serum  erhalten  als  wie  bei  jedem  anderen  Tier.  Es  ist 
zu  betonen,  dass  ein  so  hoher  Wert  wie  100  Millionen  bis  jetzt 
noch  nie  erreicht  wurde;  es  geht  daraus  auch  weiterhin  hervor, 
dass  das  empfänglichste  Tier,  das  Pferd,  das  beste  Serum  liefert. 

Bezüglich  der  Heilkraft  ihres  Serums  stellten  die  Verff.  fest, 
dass  pro  Kilo  Kaninchen  0.2  ccm  desjenigen  Serums  von  der  Kraft 
1 : 10  Millionen  im  Stande  ist,  Kaninchen  von  einem  24stQndigen 
Tetanus  zu  heilen,  der  die  Controlltiere  in  4—5  Tagen  tötet.  Diese 
Dosis  Heilserum  ist  2000  Mal  gröfser  als  die,  welche  genögt  hätte, 
24  Stunden  vor  der  Infektion  das  Tier  zu  immunisiren.  Fftr  einen 
Menschen  wfirde  die  zur  Heilung  nötige  Menge  14  ccm  betragen. 

Bei  Einspritzung  größerer  Mengen  von  Heilserum  erzielten  die 
Verff.  keine  wesentlich  beschleunigtere  Heilung,  ebensowenig  ver- 
änderte sich  das  Bild  bei  Anwendung  höherwertigen  Serums,  na- 
törlich  in  entsprechend  geringerer  Dosis.  Es  handelt  sich  also 
hier  bestimmt  nur  um  quantitative  und  nicht  um  qualitative  Ver- 
hältnisse. 

Auch  Fälle  von  noch  weiter  vorgeschrittenem  Tetanus  gelang 
den  Verff.  mit  grofsen  Dosen  3 ccm  des  stärksten  Serums  beim 
Kaninchen  zu  heilen. 

Am  Schlüsse  teilen  die  Verff.  einige  Versuche  Ober  die  Rein- 
darstellung der  wirksamen  Substanz  mit;  das  wichtigste  hievon  ist, 
dass  dieselbe  aus  der  Bouillon  sich  durch  die  lOfache  Menge  Al- 
cohol  niederschlngen  lässt;  der  getrocknete  Niederschlag  ist  ein 
handliches  gut  dosirbares  Präparat.  Scbearlen. 


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664 


Tschistowitsch,  Zur  Kenntniss  der  Osteomal&cie. 


No.  38 


N.  Tschistowitsch,  Ueber  die  neue  Osteomalacie  Theorie  des  Hrn. 
Dr.  Pktronk.  Morphologische  Blutveränderungen  bei  einer  Osteo- 
malacie Kranken.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  38. 

Pktronk  kam  bei  seinen  Arbeiten  Ober  Osteomalacie  zu  dem 
Schlüsse,  dass  es  sich  um  eine  Infectionskrankheit  handele,  die 
durch  den  von  Winooradskv  entdeckten  und  beschriebenen  Micro- 
organismus  der  Nitrification  bedingt  wird;  im  Harn  der  osteomala- 
cischen  Kranken  fand  er  immer  salpetrige  Säure.  Nach  dieser 
neuen  Theorie  ist  der  Mineralsubstanzverlust  der  Knochen  auf  ihre 
Ausziehung  durch  salpetrige  Säure,  die  bei  Lebenstätigkeit  der  Micro- 
organismen  der  Nitrification  sich  bildet,  zurückzuführen.  Dieser 
Säuretheorie  kann  T.  auf  Grund  eingehender  Beobachtungen  bei 
einer  osteomalacischen  Kranken  nicht  zustimmen;  es  handelte  sich 
um  eine  26jährige  Frau,  die  im  4.  Monat  schwanger  war,  bei  der 
dann  der  Abortus  eingeleitet  und  zwei  Monate  später  die  Castration 
ausgeführt  wurde.  Das  Blut  dieser  Patientin  wurde  in  genauester 
Weise  in  bacteriologischer,  chemischer  und  mikroskopischer  Hin- 
sicht untersucht.  Impfungen  in  der  von  Winooradskv  für  die  Micro- 
organismen  der  Nitrification  vorgeschlagenen  Flüssigkeit  ergaben  ein 
negatives  Resultat,  Nitrification  wurde  in  der  Flüssigkeit  nicht  be- 
obachtet; ebenso  blieb  auch  gewöhnliche  peptonisirte  Bouillon  steril. 
Microorganismen  wurden  in  den  Blutpräparaten  nicht  gefunden, 
auch  die  Versuche,  Microorganismen  in  den  Schnitten  der  entfern- 
ten Ovarien  zu  finden,  blieben  erfolglos.  Vorhandensein  salpetriger 
Säure  nach  der  von  Pktronk  angegebenen  Reaction  wurde  aller- 
dings mehrere  Male  festgestellt,  doch  bietet  diese  Reaction,  da  sie 
sich  auch  im  Urin  anderer  Kranken  (z.  B.  bei  Pneumonie,  bei  Pleura- 
exsudaten etc.)  findet,  nichts  specifisches  für  die  Osteomalacie.  Da- 
gegen ergab  die  Zählung  der  Blutkörperchen,  sowie  die  Bestimmung 
des  Hämoglobingehaltes  interessante  Resultate.  Während  der  Gra- 
vidität (4  Monat)  waren  die  absoluten  Quantitäten  der  Lympho- 
cyten  stark  erhöht,  die  der  Mononucleären  vermindert,  die  der 
polynucleären  neutrophilen  annähernd  gleich  den  Zahlen  normaler 
Schwangerer;  die  Zahl  der  eosinophilen  Zellen  bot  erhebliche 
Schwankungen  dar,  indem  sie  manchmal  eine  bedeutende  Höhe  er- 
reichte. Nach  dem  Abort  blieb  die  Gesammtzahl  der  Leucocyten 
unverändert,  die  Lymphocyten  und  mononucleären  nahmen  zu,  die 
Polynucleären  und  Eosinophilen  ab.  Nach  der  Castration  trat  vorüber- 
gehend eine  geringe  Leucocytose  auf,  dann  kehrte  das  Blut  zum 
früheren  Typus  zurück:  hohe  Zahl  der  Lymphocyten,  geringe  der 
Mononucleären,  annähernd  normale  der  Polynucleären,  schwankende 
der  Eosinophilen.  Besondere  Formen  von  Leucocyten  waren  nicht 
zu  bemerken.  Auch  die  roten  Blutkörperchen  boten  der  Form 
nach  keine  Abnormitäten  dar;  die  Menge  sank  nach  dem  Abort 
auf  3 1 Millionen,  stieg  nach  der  Castratation  auf  6.8  Millionen 
und  sank  dann  unter  Schwankungen  bis  wenig  unter  die  normale 
Zahl.  Die  Menge  des  Hämoglobins  entsprach  im  Allgemeinen  der 
Zahl  der  roten  Blutkörperchen.  Verf.  kommt  auf  Grund  dieser 


No.  38.  FKwnRBBHo.  — Khonthai  .Taylor, Juffhuy.Potnam, Rkihuolp.  665 

Untersuchungen  zu  dem  Schlüsse,  dass  ausser  den  Formen  von 
Oeteomalacie,  die  sich  durch  das  Vorkommen  von  Knochenmarkele- 
menten im  Blute  auszeichnen,  noch  eine  andere  Form  oder  eine 
gewisse  Periode  dieser  Krankheit  existirt,  die  mit  Vorwiegen  der 
Lymphocyten  und  Verminderung  der  Zahl  der  mononucleären  Leu- 
cocyten  verläuft.  K.  Kronthal. 


W.  Friedeberg,  Ueber  Albuminurie  im  Anschluss  an  den  Ge- 
burtsakt. Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  4. 

Im  Verfolg  von  Beobachtungen  Acfbbcht’s  hat  Verf.  an  130 
Wöchnerinnen  Untersuchungen  über  das  Auftreten  von  Albuminu- 
rie im  Anschluss  an  den  Geburtsakt  angestellt.  Mit  Aufrkcht  ist 
er  der  Ansicht,  dass  dieselbe  als  eine  Folge  der  Wehenthätigkeit 
angesehen  werden  muss;  die  Arbeit  der  Bauchpresse  und  die  damit 
verbundene  exspiratorische  Arbeit  der  Thoraxmuskulatur  bei  ge- 
schlossener Glottis  führt  zu  einer  sich  auf  die  Nierenvenen  er- 
streckenden Stauung  im  Venensystem  und  damit  zu  einem  Durch- 
tritt von  Eiweife  in  die  Harnkanälchen.  Verf.  constatirte  in  39.2pCt. 
seiner  Fälle  bei  bis  dahin  gesunden  Frauen  eine  lediglich  post  par- 
tum eintretende  Albuminurie,  die  gewöhnlich  nach  24—48  Stunden, 
nur  in  2 Fällen  erst  am  3.  resp.  4.  Tage  verschwand.  Erstgebä- 
rende werden  (offenbar  wegen  des  stärkeren  Aufwandes  an  Wehen- 
tätigkeit) mehr  befallen  als  Mehrgebärende:  Verf.  hatte  unter  seinen 
Fällen  40  pCt.  Multiparae  und  59  pCt.  Primiparae;  auch  bezüglich 
der  Quantität  des  Eiweifses  waren  letztere  ungünstiger  gestellt. 
Längere  Dauer  der  Wehentätigkeit  war  für  das  Auftreten  der  Albu- 
minurie von  Bedeutung.  Etwa  bereits  in  der  Gravidität  bestehende 
Albuminurie  zeigte  sich  Anfangs  im  Puerperium  gesteigert.  Spär- 
liche Cylinder,  die  übrigens  spätestens  zugleich  mit  dem  Eiweifs 
schwanden,  constatirte  Verf.  nur  in  3 Fällen;  er  ist  geneigt,  das 
Auftreten  der  Cylinder  hier  auf  eine  leichtere  Vulnerabilität  der 
Nierenepithelien  zurückzuführen.  Perl. 


1)  P.  Kronthal,  Morbus  ßasedowii  bei  einem  12jährigen  Mädchen 
und  dessen  Mutter.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  27. 

2)  J.  31.  Taylor,  The  treatment  of  exophthalmic  goiter.  Medical 
News  1893,  Nu.  25,  26. 

3)  A.  Joffroy,  Nature  et  traitement  du  goitre  exophthalmique. 
Progrds  Med.  1893,  No.  51. 

4)  J.  J.  Putnam,  The  treatment  of  Graves  Disease  by  Thyroidec 
tomy.  Journ.  of  Nervous  and  Mental  Disease  1893,  Dec. 

5)  H.  Reinhold,  Zur  Pathologie  der  Basedowschen  Krankheit. 
Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  23. 


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No.  38 


666  CtUio,  Ueber  B iSKPOw’scbe  Krankheit. 

6)  Jt  Craig,  An  unusual  case  of  Graves’s  Disease.  Dublin  Journal 
1894,  Jane. 

1)  Die  Pat.  litt  erst  seit  kurzer  Zeit  an  Herzklopfen,  Schwin- 
del, Ohrensausen,  pavor  nocturnus,  überlaufender  Hitze,  Parästhesieen 
und  leichter  Ermüdbarkeit.  Die  Untersuchung  ergab  Struma,  Exoph- 
thalmos,  Puls  96  — 120,  kein  GaÄPK’sches  aber  STttLLWAo’sches 
Zeichen,  Convergenz  normal.  Struma  und  Exophthalmus  schwankten 
bezüglich  ihrer  Intensität.  In  der  Folgezeit  litt  die  kleine  Pat. 
noch  an  allerhand  Zwangsvorstellungen,  eie  war  auch  sonst  psychisch 
alterirt:  erregbar,  heftig,  rührselig. 

Die  Mutter  litt  an  Globus,  Tremor  manuum,  Puls  86  — 120, 
Exophthalmus,  Symptom  von  Stkli.wao,  GaiFB’sches  und  Möbius’- 
sches  Zeichen  fehlten,  keine  Struma,  Ovarie. 

2)  Die  zu  Anfang  der  Arbeit  gegebene  Symptomatologie  des 
Morb.  Based.  bringt  nichts  Neues.  Der  Verf.  sieht  das  Leiden  als 
eine  vasomotorische  Neurose  an  und  räumt  den  vasomotorischen 
Störungen  demgemftfs  einen  dominirenden  Platz  ein,  es  mag  dies 
bei  dem  von  allen  Seiten  zugegebenen  Wechsel  der  Symptome  und 
der  grofsen  Anzahl  von  Typen  und  formes  frustes,  in  welchen  der 
Symptomencomplex  auftreten  kann,  an  der  Eigenartigkeit  des  dem 
Verf.  zu  Gebote  stehenden  Materials  liegen. 

In  Bezug  auf  die  therapeutischen  Mafsnahmen  empfiehlt  der 
Verf.  mit  Recht  die  Bettruhe,  eine  geordnete  Diät,  in  der  Milch 
die  Hauptrolle  spielt,  Bäder,  Massage,  besonderen  Wert  legt  er 
auf  die  Hautreflexe.  Von  der  Galvanisation  hält  er  wenig.  Unter 
den  Droguen  gegen  die  Herzsymptome  leistete  ihm  Digitalis  nicht 
immer,  öfter  Strophantus  gute  Dienste,  viel  Rühmenswertes  sagt  er 
dem  Hyosein  nach.  Diejenigen  Heilmethoden  anderer  Autoren, 
welche  von  diesen  gemäfs  ihrer  Auffassung  von  der  Natur  des  Lei- 
dens ersonnen  sind,  werden  abfällig  beurteilt.  Es  folgen  mehrere 
Krankengeschichten.  M.  Brasch. 

3)  J.  betrachtet  den  Morbus  Basedowii  als  Folge  einer  func- 
tioneilen oder  organischen  Erkrankung  der  Schilddrüse;  die  Ver- 
größerung derselben  ist  mitunter  nur  durch  die  Section  erweislich. 
Von  den  begleitenden  Symptomen  beschreibt  er  die  Photophobie, 
Diplopie,  das  GaÄKa’sche  Zeichen,  das  STtcLLWAo’sche  Symptom,  das 
Zittern  der  Augenlider,  das  Fehlen  der  Reflexbewegungen  an  der 
Stirn,  die  Lähmungen  im  Gebiete  des  Facialis,  die  Paraplegien, 
Parese  der  Kaumuskeln;  ferner  weist  er  auf  die  häufige  Combina- 
tion  der  Hysterie  mit  der  Basedow’schen  Krankheit  hin;  letztere 
tritt  mitunter  zur  Hysterie  hinzu. 

4)  Ein  29jähriges  Mädchen  mit  Exophthalmus,  Schilddrüsen- 
vergröl’serung  und  Herzpalpitationen,  Dyspnoe,  Tachycardie,  Tremor 
und  nervöser  Exaltation  unterzog  sich  im  Februar  1893  der  Thy- 
roidectomie.  Danach  besserten  sich  die  genannten  Symptome,  nur 
entstand  eine  rechtsseitige  Recurrenslähmung.  Der  entfernte  Tumor 
zeigte  sich  als  cystisches  Adenom,  das  nicht  ganz  den  normalen 
Bau  der  Schilddrüse  aufwies.  — Um  den  günstigen  Einfluss  der 


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No.  38. 


Mkndki.,  Ueber  syphilitische  Venenentzündung. 


667 


Thyroidectomie  auf  die  Symptome  der  GRAvus’schen  Krankheit  zu 
erklären,  braucht  man  nicht  anzunehmen,  dass  der  Kropf  die  direkte 
Ursache  der  anderen  Störungen  sei;  zur  Beseitigung  der  letzteren 
gehört  in  erster  Keihe  Ruhe  der  erregten  Nervencentren,  und  dann 
die  Entfernung  aller  peripherischen  Reize,  welche  den  Erregungs- 
zustand der  Nervencentren  erhöhen;  ein  Herd  solcher  abnormer 
Reize  und  Einflösse  auf  das  Nervensystem  bildet  die  erkrankte  und 
vergröfserte  Schilddrüse. 

5)  Die  35jährige  Patientin  zeigte  die  bekannten  Erscheinungen 
der  Basedow’schen  Krankheit,  die  sich  bei  ihr  einige  Zeit  nach  Ab- 
lauf einer  im  Anschluss  an  Influenza  entstandenen  Strumitis  acuta 
entwickelte;  sie  batte  Struma,  beschleunigte  Herzaction,  Exophthal- 
mus, Gräfe’eches  Symptom,  Reizbarkeit,  Neigung  zum  Schwitzen, 
feinschlägigen  Tremor  u.  s.  w.  Der  Fall  lehrt,  dass  im  Anschluss 
an  eine  acut-infectiöse  Erkrankung  der  Schilddrüse  (nach  Influenza) 
sich  ein  typischer  Morbus  ßasedowii  entwickeln  kann. 

6)  Es  handelt  sich  in  dem  mitgeteilten  Fall  um  ein  25jähriges 

Mädchen,  das  Exophthalmus,  Struma,  Herzpalpitationen , Tremor, 
Diarrhoen,  Abmagerung,  Neigung  zu  Schweilsen  zeigte.  Der  Exoph- 
thalmus erreichte  einen  ungewöhnlich  hohen  Grad  und  war  mit  Ent- 
zündung der  Augen  (Corneageschwüren),  heftigen  Augenschmerzen 
und  beginnender  Amaurose  verbunden.  S.  Kalischer. 


H.  Mendel,  Contribution  ä l’dtude  de  la  phldbite  syphilitique. 

Arch.  gener.  de  med.  1894,  Mars. 

Erkrankungen  der  Venen  sind,  wenn  auch  sehr  selten,  sowohl 
im  secundären,  wie  auch  im  tertiären  Stadium  der  Syphilis  beob- 
achtet worden.  Die  secundäre  Phlebitis  betrifft  in  der  Regel  nur 
die  oberflächlichen  Venen  der  Extremitäten,  deren  gewöhnlich  meh- 
rere gleichzeitig  oder  nacheinander  erkranken.  Es  entsteht  meist 
plötzlich,  ohne  nachweisbare  Gelegenheitsursache,  eine  diffuse  oder 
streifenförmige  Rötung  und  die  thrombosirte  Vene  ist  in  ihrem 
ganzen  Verlaufe  oder  einem  Teile  desselben  als  harter,  schmerz- 
hafter Strang  unter  der  Haut  zu  fühlen.  Da  das  Gefäfs  noch  durch- 
gängig zu  bleiben  pflegt,  schwillt  es  bei  Compression  des  Rümpf- 
endes der  Extremität  an;  dies  sowie  die  anatomische  Lage  des 
Stranges  schützen  vor  Verwechselung  mit  Lymphangitie.  Für  die 
syphilitische  Natur  der  Affection  spricht  das  Fehlen  jedes  anderen 
ursächlichen  Momentes  bei  bestehender  Syphilis  und  der  günstige 
Einfluss  der  specifischen  Behandlung  (Einreibungen  mit  grauer  Salbe 
local,  Jodkalium  innerlich).  Die  Dauer  der  Krankheit  erstreckt 
sich  auf  14  Tage  bis  mehrere  Monate;  die  Prognose  ist,  abgesehen 
von  der  Möglichkeit  einer  Embolie,  günstig,  bisweilen  hinterlassen 
Recidive  eine  Verdickung  der  Gefäfswand.  In  dem  Falle  eigener 
Beobachtung,  welchen  Verf.  den  von  ihm  aus  der  Litteratur  ge- 
sammelten 9 anderen  hinzugefügt,  entstand  bei  ganz  frischer  Syphi- 


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668 


Pozzi,  Fkank,  KGstnrr,  Behandlung  das  Uterusprolaps.  No.  38 


lis  eine  Phlebitis  der  rechten  Vena  saphena  int.,  der  rechten  Vena 
cephalica  und  der  linken  Vena  mediana;  einige  Wochen  nach  der 
Heilung  trat  ein  Recidiv  auf,  von  welchem  alle  oberflächlichen  Ve- 
nen der  Extremitäten  ergriffen  wurden.  — Von  tertiär  syphilitischen 
Erkrankungen  der  Venen  hat  Verf.  nur  2 Fälle  von  Lanukkbkck 
gefunden.  Es  handelte  sich  hier  um  grofse,  einmal  von  der  Vena 
jugularis  ext.,  das  andere  Mal  von  der  Vena  femoralis  ausgehende 
gummöse  Tumoren,  die  zunächst  fOr  Sarcome  oder  Carcinome  ge- 
halten wurden.  H.  Müller. 


1)  S.  Pozzi,  De  l’hyst^rectomie  comme  traitement  du  prolapsus 
gönital  complet.  Annales  de  gyn.  1894,  Mars. 

2)  E.  Frank,  Casuistische  Beiträge  zur  FRRUNn’echen  Prolapsope- 
ration. Prager  med.  Wocbenscbr.  1894,  No.  18. 

3)  Kästner,  Die  Principien  der  Prolapsbehandlung.  Deutsche  med. 
Wochensohr.  1894,  No.  19. 

1)  P.  schreibt  die  Einführung  der  Operation  Asca  unter  Leitung 
Fhitsch’s  zu.  Als  Indication  nimmt  er  nur  dann  den  Prolapsus  an, 
wenn  der  Uterus  grofa  und  schwer  ist  und  durch  sein  Gewicht  die 
Erfolge  der  Scheiden-  und  Dammplastiken  illusorisch  machen  würde. 
Contraindication  könnte  nur  das  Alter  bieten,  doch  sind  Patientinnen 
mit  obiger  Aflfektion  fast  stets  höheren  Alters. 

Zur  Ausführung  schneidet  P.  aus  der  vorderen  und  hinteren 
Scheidenwand  2 Dreiecke  mit  der  Spitze  nach  unten  aus.  schiebt 
die  Blase  in  die  Höhe  und  eröffnet  die  excavatio  vesico  uterina  oder 
die  excavatio  utero  rectalis,  je  nachdem  welche  leichter  zu  öffnen 
ist.  Dann  führt  er  die  Unterbindung  rings  herum  aus  und  zum 
Schluss  macht  er  stets,  hierauf  ist  besonders  Gewicht  zu  legen,  eine 
Perineoplastik.  Die  Resultate  sind  gut.  Gefährlich  kann  die  Ope- 
ration durch  die  lange  Dauer  der  Narkose  für  organisch  Erkrankte 
werden.  Ein  Zusammennähen  beider  Ligamente  als  Stützbalken 
nach  Qobnu  ist  nach  der  Meinung  P.’s  unnötig. 

2)  Verf.  empfiehlt  nach  der  Erfahrung  an  2 grofsen  Prolapsen, 
welche  er  nach  der  FaRONu’schen  Methode  operirte,  auf’s  wärmste 
dies  Verfahren.  Die  Operation  besteht  darin,  dass  man  mehrere 
Silberdrahtringe  in  die  Vaginal  wände  einheilt  und  zwar  derartig, 
dass  man  zunächst  am  Portioansatze  der  Scheide  eine  circuläre  Naht 
herstellt.  Man  sticht  eine  mit  einem  Silberdraht  armierte  gebogene 
Nadel  in  die  Vaginalschleimhaut  ein,  schiebt  dieselbe  im  submu- 
kösen Gewebe  bis  zur  Einstichöffnung  im  Bogen  herum  und  zieht 
dann  den  Draht  fest  zusammen.  Dann  werden  im  Abstande  von 
1 — 2 Querfingern  in  ähnlicher  Weise  die  Ringe  eingelegt.  Es  ge- 
nügen im  Ganzen  höchstens  3 — 4 solcher  Ringe.  Verf.  empfiehlt 
die  Methode,  weil  sie  unblutig,  wenig  schmerzhaft  ist,  keine  Narcose 
erfordert  und  keine  Substanzverluste  setzt.  Auch  erfordert  die  Ope- 
ration keine  Nachbehandlung. 


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No.  38. 


Formankk.  — Dkmoülin. 


669 


3)  Verf.  hebt  hervor,  dass  bei  Prolapsen  die  Retroversio  resp. 
Retroflexio  Uteri  besonders  zu  beachten  ist,  denn  sie  sei  fast  stets  vor- 
handen, ja  bewirke  meistenteils  erst  den  Prolaps.  Infolgedessen  sei 
sie  bei  der  Behandlung  besonders  zu  berOcksichtigen.  Prolapse  ge- 
ringen Grades  liefsen  sich  nach  Richtigstellung  des  Uterus  durch 
ein  geeignetes  Pessar  erfolgreich  behandeln,  bei  gröfseren  könne 
man  durch  die  MAKKNBom’sche  Operation  combinirt  mit  der  Col- 
pnrrhaphie  gute  Erfolge  erzielen.  Er  selbst  macht  bei  gröfseren 
Prolapsen  die  Ventrifixatio  mit  vorderer  und  hinterer  Colporrhaphie. 

A.  Martin. 


E.  FortnAnek.  Ueber  den  Einfluss  kalter  Bader  auf  die  Stickstoff- 
und Harnsaureausscheidung  beim  Menschen.  Zeitschrift  f.  physiol. 
Chem.  XIX.  S.  271. 

Ein  24jlhriger  Mann,  der  unter  Einhaltung  einer  bestimmten  Ernährung  (Wurst, 
Klse.  Brod,  Reis,  Butter,  Eier),  die  laut  Analyse  15.82  g N enthielt,  auf  gleich- 
mlfsige  N- Ausscheidung  gebracht  var  (Periode  I),  nahm  am  15.  Tage  ein  15*  kaltes 
Wssserbad  ton  80  Min.  Dauer  (Per.  II),  dann  folgt  wieder  eine  4tSgige  Normal- 
periode (Per.  I1I>*,  an  welche  sich  eine  3tlgige  Badeperiode  (Per.  IV)  aoschloss,  in 
der  jeden  Tag  2 kalte  Bader  ron  35—45  Min  Dauer  genommen  worden  (Per.  V), 
darauf  folgte  wieder  eine  Normalperiode  (VI)  und  abermals  eine  Stlgige  Badeperiode 
mit  je  2 Badern  pro  Tag  (Per.  VII);  deo  Beschluss  bildete  eine  3 tägige  Normalpe- 
riode (VIII).  In  Per.  I schied  er  durch  den  Harn  im  Mittel  13.48,  durch  den  Koth 
1.45  g,  im  Gänsen  14.88  g N ans,  sodass  noch  efn  Ansats  ron  fast  1 g N erfolgte. 
An  dem  einxelnen  Badetage  der  Per.  11  sank  die  N Ausfuhr  durch  den  Barn  auf 
rnnd  12  g,  stieg  aber  in  den  StSgigen  Badeperioden  (IV  u.  VI)  auf  14.51  resp 
14.47  g,  also  um  8 pCt.  an  und  dabei  war  die  AosnUtsung  des  Nahrungseiweifs  in 
diesen  Perioden  schlechter,  insofern  1 9 resp  1.93  g N pro  Tag  mit  dem  Koth  aus- 
gestofsen  wurden;  somit  wurde  In  Per.  IV  n.  VI  pro  Tag  0.59  g N Tora  KBrper  ab- 
gegeben. Wiederholte  kalte  Bader  resp.  die  dadurch  bewirkte  Warmeentsiehung  haben 
eine  Steigerung  des  Eiweifsxerfalles  xur  Folge  Die  Harnsaoreausscbeidung  (nach  Sal- 
kowski  Ludwio  bestimmt)  seigte  an  den  Badetagen  und  am  I Nachtage  eine  hCchst 
geringfügige  Steigerung  (ron  0.68  auf  0.73  resp.  0.77  g pro  Tag)  J.  Hank. 


Demoulin,  De  la  conduite  k tenir  dans  les  lösions  operatives 
(plaies,  r^section)  de  la  portion  extraperitoneale  de  la  vessie, 
herniee  seule  ou  avec  l’intestin.  En  particuüer  de  ce  que  l’on 
doit  faire,  lorsque  la  l^sion  mecoonue  pendant  l’opöration,  eet 
reconnue  immediatement  apräs  l’interventioo.  — Quelques  mots 
au  sujet  des  hernies  intra-sacculaires.  Union  med.  1893,  No.  28,  29. 

D.'s  Arbeit  über  Blasenhernie  gründet  sich  auf  einen  ron  ihm  operirteo  in  extenso 
beschriebenen  Fall,  eine  36jlhr.,  sehr  beleibte  Wtscberin  betreffend,  bei  deren  Ope- 
ration wegen  eines  eingeklemmten  linksseitigen  Leistenbruches  die  rorgefallene  Blase 
für  einen  xweiten  Brucbsack  gehalten  und  abgetragen  wurde.  D versuchte,  da  Pat. 
über  Harnbeschwerden  klagte,  durch  Sectio  hypogastrica  die  Blase  freixulegen  und 
ihren  Substanxrerlust  durch  Naht  xu  schliefsen.  Es  war  dieses  sehr  schwierig  bei 
der  starken  Fettleibigkeit  der  Patientin,  welche  diesen  xweiten  Eingriff  nur  2 Tage 
überlebend  unter  den  Sjri.  ptomen  der  Longencongestion  starb.  p.  Qfiterbook. 


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670  Frasrr a.  Parkin.  - v.  Baracz.  - Groknoow.- Fribdukb.  - Cohk  No.  3? 


J.  W.  Fraser  and  A.  Parkin,  Total  Suppression  of  urine  in  a 
patient  seventy  four  years  of  age;  nephrotomy;  recovery.  Lauset, 
1893,  Sept.  16. 

Wahrscheinlich  bandelte  es  sieb  um  eine  UodurchgAngigkeit  des  Ureter  der  linkes 
Seite  (tan  welcher  die  einzigen  geringen  actiren  Krankbeitszeichen  ansgiogen)  bei 
alter  Fuuctionslosigkeit  der  rechten  Niere,  da  Heilung  mit  einer  Fistel  in  der  link« 
Lende  erfolgte  durch  welche  fast  allei  Urin  entleert  wurde.  F.  ootvrbaet 


Roman  V.  Baracz,  Plastik  der  Wangenschleimhaut  nach  Oberst 
Arch.  f.  klin.  Chir.  XLVI,  S.  347. 

Der  bei  der  2ljihr.  Pat  nach  Kistirpation  eines  linkseitigen  Sarcoma  buccae. 
(verbunden  mit  Eröffnung  der  Highinor's  Höhle  und  Ausräumung  der  Fosaa  spheno- 
palatina)  zurückgebliebene  Defect  wurde  durch  je  einen  der  Ober-  resp-  Unterlippen- 
scbleimhaut  entnommenen  Lappen  bedeckt  und  zwar  mit  dem  Erfolge,  dass  2 Monate 
nach  der  Operation  die  Zabnreihen  um  2 cm  Ton  einander  entfernt  werden  konnten 

P.  QQterboek. 


Groenouw,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  coocentrischen  Gesichü- 
feldverengeruog.  v.  Gräfe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  XL.  S.  172. 

Die  Ausdehnung  des  infolge  functioneller  Leiden  concentrisch  verengten  Gesichts 
feldes  hingt  innerhalb  gewisser  Greozen  von  dem  Grade  der  Accommodationsanspan- 
nung  ab,  unter  welchem  das  Gesichtsfeld  anfgenommen  wird,  und  zwar  ist  das  bei 
der  Entspannung  der  Accomodation  erhaltene  Gesichtsfeld  weiter,  als  das  bei  Anspan- 
nung derselben  gewonnene.  Das  conceotrisch  verengte  Gesichtsfeld  wird  durch  Ent- 
spannung der  Accomodation  gerade  in  umgekehrter  Weise  beeinflusst,  wie  das  normale. 
Letzteres  Verhalten  ist  naebgewiesen  bei  AnSstheeia  retinae,  Kopiopia  hysterica,  He- 
meralopie, spastischer  Myopie,  traumatischer  Neurose  und  Tabaksamblyopie.  Ein 
infolge  organischer  Erkrankung  stark  verengtes  Gesichtsfeld  nimmt  io  seiner  Peripherie 
eine  Kerzenflamme  nicht  mehr  wahr,  wahrend  ein  infolge  functioneller  Leiden  ver- 
engtes Gesichtsfeld  dies  meist  noch  bis  an  die  Grenzen  des  normalen  Gesichtsfeldes 
hin  vermag.  Hervtmujo. 

C.  Friedlieb,  Ein  einfacher  Saugapparat  för  Magenausspölungen. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  51. 

Um  den  beim  Gebrauch  dei  LäuMt'schen  Heberapparates  zur  Ausspülung  des 
Magens  anftretenden  Schwierigkeiten  — Verstopfung  der  Sondenfenzter,  Eintritt  von 
Loft  etc.  — zu  begegnen,  bat  F.  einen  Saug- Apparat  ersonnen,  der  dem  Licbi’ sehen 
Instrumente  eingefügt  wird  Derselbe  besteht  aus  einem  eiförmigen,  gSnseeigrofsen 
Gummiballon,  iu  dessen  beiden  Polen  kurze  Glasröhren  eingeschaltet  sind.  Dieser 
Apparat  wird  an  Stelle  des  Glasrobres  eiogefügt,  welcher  beim  LauBE'seben  Apparat 
den  Trichterscblaocb  mit  dem  Magenrolire  verbindet.  8tockt  nunmehr  bei  der  Aus- 
heberung das  Abfliefsen  des  Mageninhaltes  ans  irgend  einem  Grunde,  so  presst  man, 
nachdem  der  Trichterschlauch  zugebalten  worden  ist.  den  Ballon  zusammen  und  öffnet 
ihn  sodann  wieder.  CRotenthsL 


M.  Cohn  und  H.  Neumann,  Zur  Bacteriologie  des  Keuchhusten- 
Sputums.  Arch  f.  Kinderheilk.  XVII.  S.  24. 

Verff.  fanden  in  dem  Auswurf  der  Keuchhusten  - Kranken  mit  einer  gewissen, 
aber  nicht  absoluten  RegelmSfsigkeit  sehr  kleine  Kokken,  meist  als  Diplokokkenform, 
seltener  in  der  Anordnung  zn  kurzen  Ketten.  Sie  sind  aber  nicht  geneigt,  diesen 
Mikroben  als  den  Kenchhustenerreger  anznseben,  ebensowenig  wie  den  Bacillos  voo 
Apasassikff  und  den  Diplococcns  von  Ruths  etsdihst-n. 


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No.  38.  u.Nbomann.  — PKTtiOScHKT  — Babks.—  Pal.  — Sohbdtlkb.  671 


«I.  Petruschky,  Zur  Behandlung  fiebernder  Phthisiker.  Char.-Ann. 
1893,  XVIII. 

Von  der  Voraussetzung  ausgehend,  dass  das  Fieber  bei  fortgeschrittener  Tuber- 
kulose eine  Folge  der  Allgemeioinfektion  ist,  welche  von  den  Streptococcen,  die  in 
den,  in  gröfseren  und  kleineren  Cavernen  retinirten,  Eitermassen  enthalten  sind,  aus- 
geht, hat  man  versucht,  durch  eine  geeignete  Inhalationstberapie  den  Rückgang  des 
Fiebers  zu  erreichen  und  so  eine  geeignete  Basis  für  die  Tuberkulinbehandlung  zu  ge- 
winnen. Zur  Inhalation  wurden  mit  möglichster  Individaalisirung  verwandt:  Camp  her, 
Ol.  Therebintb,  seltener  Ol.  Pini,  01.  Menthae,  01.  Fagi  u.  Eukalyptol.  In  eioigen 
Fallen  wurde  noch  wahrend  bestehenden  Fiebers  mit  Tnberkalinlojeetiooen  begonnen 
and  bei  Anwendung  von  Dosen,  die  eine  Remission  herrorriefen,  bisweilen  eine  Remis- 
sion des  Fiebers  bemerkt.  Derartige  Tuberkulinkuren  sollen  nach  einigen  Monaten 
wiederholt  werden.  An  der  Hand  von  6 ausführlichen  Krankengeschichten  wird  die 
Wirkungsweise  einer  derartigen  Behandlungsmethode  illuatrirt.  Zum  Schloss  ermahnt 
Verf.  die  Tnberculose  in  ihren  ersten  Anfängen  im  Körper  aufzuspüren  nnd,  wo  die 
instrumentelle  und  bacteriologische  Untersuchung  hierin  nicht  ansreicht,  diagnostische 
Tnberknlininjectionen  zn  Hülfe  zu  nehmen.  c.  Rosenttni. 


V.  Babes,  Weitere  Mitteilungen  über  die  Behandlung  der  Neuras- 
thenie, Melancholie  und  genuinen  Epilepsie  mittels  Injectionen 
normaler  Nervensubstanz.  Deutsche  med.  Wochensohr.  1893,  No  12. 

6 Fllle  von  Neurasthenie,  9 Falle  von  Epilepsie  und  eine  Gruppe  von  9 Fallen, 
welche  Erkrankungen  an  Melancholie,  paralytischer  Manie  und  Pseudoparalyse  in  sich 
begreift,  bilden  das  veröffentlichte  Material.  Der  Verf.  empfiehlt,  nachdem  er  weitere 
Erfahrungen  gesammelt  hat,  seioe  Methode  (sie  wird  io  der  vorliegenden  Arbeit  noch- 
mals angegeben)  namentlich  für  Falle  von  Neurasthenie,  Melancholie  und  genuiner 
Epilepsie.  Bei  .Epilepsie  auf  hysterischer  Basis  oder  mit  Schsdeldifformitaten'*  oder 
bei  Geistesstörung  der  Epileptiker  konnte  er  nur  eine  Besserung  des  Allgemeinbefin- 
dens wahrnebmen.  IL  Brasch. 


J.  Pal,  Ueber  die  Hemmungsnerven  des  Darmes.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1893,  No.  51. 

Eine  kurze  polemische  Notiz  gegen  Jacobj,  welcher  einen  Einwand  gegen  frühere 
Opium-Splanchnicus  Versuche  des  Verf.  erhoben  hatte.  Letzterer  durchschnitt  einem 
Hunde  das  verlängerte  Mark,  der  Darm  zeigte  daun  auf  Vagusreizung  Bewegungen, 
welche  nach  Opiumgaben  nicht  mehr  zn  erzielen  waren,  erst  nach  Splanchnicutdurch- 
scbneidung  konnte  er  sie  wieder  bervorrufen.  P.  schloss  daraus,  dass  das  Opium  anf 
die  im  8planchn.  verlaufenden  Darm-Hemmungsnerven  erregend  wirke,  J.  machte  den 
Einwand,  das  Opium  könne  ebensogut  nur  auf  die  GefAfsnerven  gewirkt  haben. 

P.  hat  nun  in  der  Narkose  einem  Hunde  das  Halsmark  durchschnitten  und  durch 
Injection  von  Opium  oder  Morphin  eine  Herabsetzung  des  Blutdrucks  erzielt,  er  fol- 
gert daraus,  dass  das  Opium  auch  im  früheren  Versuch  nicht  die  Gefafscentren  er- 
regt haben  kann,  es  mussten  demnach  zweierlei  Fasern  vorhanden  sein,  deren  eine 
Art  das  Opium  erregt  (Hemmungsfasern),  deren  andere  (Geftfsfasern)  es  schwächt. 

II.  Bruch. 


H.  Sehedtler,  Zur  Lehre  der  Sulfonal Wirkung.  Allgem.  Zeitschr.  f. 
Psychiatrie  1894,  50.  Bd.  H.  3,  4. 

S.  berichtet  über  die  Sulfonalwirkung  in  41  Fallen  von  Geisteskrankheit  (Frauen). 
Als  zweckmafsigste  Verordnung  bewahrte  sich  die  Anwendung  in  refracta  dosi  O.ä  bis 

I. 0  g bis  zu  3.0  g in  24  Stunden.  Bei  einer  leichten  Sulfonalintozication  wurden 
Schläfrigkeit,  Blaue,  Uebelkeit,  Unbehagen,  Erbrechen,  taumelnder  Gang.  Diarrhoe  be- 


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672 


v.  Rkisnkr.  — Carrirb.  — Dobanth. 


No.  38 


obachtet.  Die  Dosis,  die  erforderlich  war,  am  solche  Erscheinungen  hervorzurufen,  ist 
indiriduell  sehr  verschieden;  mitunter  schon  2 — 3 g mehrere  Tage  hindurch  gegeben. 
— In  2 Fallen  trat  schwere  Sulfonalintoiication  ein  durch  die  cumulirende  Wirkung 
des  Mittels.  Dm  eine  solche  su  verhüten,  empfiehlt  es  sich,  stets  Ton  Zeit  zu  Zeit 
das  Mittel  auszusetzen,  besonders  wenn  obige  Erscheinungen  eintreteu.  8.  Kslitcber 


A.  V.  Reisner,  Ein  Beitrag  zur  Contagiosit&t  der  Lepra  nach 
Beobachtungen  im  St.  Nikolaiarmenhauee  und  russischen  Armen- 
hause zu  Riga  im  Sommer  1893  und  einiges  Ober  die  Behandlung 
der  Lepra  im  städtischen  Leprosorium.  Mouatsh.  f.  pract.  Dermatol. 
XVIII.  No.  4. 

Verf.  fand  in  den  beiden  genannten  Armenhäusern,  deren  Insassen  in  durchaos 
günstigen  hygienischen  und  diätetischen  Verhältnissen  leben.  22  Falle  von  Lepra.  Die 
Krankheit  war  zweiffellos  durch  einige  ausserhalb  der  Anstalt  Inficirte  in  diese  hinein- 
gebracht worden  und  verbreitete  sich  hier  allmälig  in  einzelnen  Herden  durch  An- 
steckung von  einer  Person  zur  anderen.  Neunmal  erkrankten  die  Bettnachbarn  Le- 
pröser, C andere  batten  jahrelangen  intimen  Umgang  mit  solchen  gehabt,  in  den  an- 
deren Fallen  musste  die  Erkrankung  auf  häufige  zufällige  Berührungen  mit  den 
Leprösen  zurückgefübrt  werden.  — Was  die  Behandlung  der  Lepra  betrifft,  so  bat 
Verf.  in  letzter  Zeit  mit  dem  Gurjunbalsam  gute  Erfolge  erzielt;  er  giebt  von  dem- 
selben innerlich,  mit  5 Tropfen  beginnend,  bis  zu  70  und  mehr  pro  die  und  lasst  so- 
gleich nach  dem  täglichen  Bade  eine  2stüodige  Einreibung  aller  in6llrirt«o  Partien 
mit  einer  Gurjun-Lanolinsalbe  (3:1)  vornehmen.  In  frischen  Fallen  der  tuberösen 
Form  wurde  stets  wenigstens  teilweise  Rückbildung  der  Infiltrate  erreicht.  Bei  einer 
Kranken  erfolgte  vollständiger  Schwund  des  leprösen  Gewebes  und  der  Bacillen  Aller- 
dings stellte  sich  sehr  bald  ein  ausgebreitetes  Recidiv  ein.  II.  Hüller. 


A.  E.  Carrier,  Pigmentation  of  the  wbole  surface  of  the  botly, 
occuring  suddenly  during  the  treatment  of  a case  of  psoriasis; 
warty  growths  upon  the  palms  and  soles,  following  the  internal 
use  of  arsenic.  Mod.  News  1894,  Febr.  3. 

Bei  einem  Manne,  der  wegen  Psoriasis  6 Monate  lang  täglich  5 — 10  Tropfen 
Sol.  Fowleri  genommen  hatte,  bildeten  sich  an  Hohlh&oden  und  Fufssohlen  dicht  ge- 
drängt stehende,  Stecknadelkopf-  bis  erbsengrofse,  tiefsitzende,  harte,  warzenartige  Ge- 
bilde, wie  sie  auch  andere  Autoren  schon  nach  dem  Gebrauche  von  Arsenik  haben 
auftreten  sehen.  Demselben  Mittel  schreibt  Verf.  eine  bei  dem  Pat.  seit  Jabreo  be- 
stehende dunkelbraune  Pigmentirnng  der  ganzen  Körperoberfische  zu,  obwohl  diese 
sich  ganz  plötzlich,  innerhalb  einiger  Tage,  entwickelt  haben  tollte  und  auch  nicht 
sicher  festzustellen  war,  dass  der  Kranke  zu  jener  Zeit  schon  Arsenik  gebraucht  hatte. 

H.  Müller. 


K.  Doranth,  Ein  Fall  von  Teratoma  ovarii  bei  einem  3 */4  Jahre 
alten  Mädchen.  Wiener  klin.  Woohenschr.  1893,  No.  48. 

Verf.  berichtet  von  einem  Teratom  des  linken  Ovariums,  das  bei  einem  S’/sjAbr. 
Mftdcben  mit  gutem  Erfolge  durch  Laparotomie  entfernt  worden  ist  Die  Geschwulst 
wurde  ante  operationem  und  noch  am  Anfänge  der  Operation  selbst  für  eine  linksei- 
tige Hydronephrose  gehalten.  Erst  bei  der  Operation  ergab  sich,  dass  es  sich  um  ein 
Teratom  des  linken  Eierstocks,  eine  bei  Kindern  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehö- 
rende Geschwulstbildung,  handelte.  Der  Tumor  war  kindskopfgrofs  und  enthielt  in 
massenhaften  cystischen  Räumen  die  verschiedensten  Bestandteile:  Knorpel,  Knochen, 
Haare,  Zähne  etc.  *.  Martin. 

Einsendungen  fllr  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  dee  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Straf««  21)  oder  an  die  Vcrlagshandluug  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L,  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
I — 9 Bogen;  as  8chiu*e« 
des  Jahrgangs  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
90  Mark;  tu  bestehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postens t alten. 


mcdiciiiisclicn  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894.  *»•  September.  No.  39. 


Inhalt:  Zühtz,  Lihh.hk,  Habe  wann,  Ueber  Haut-  und  Darmatmung.  — 
Tscbistowitsch,  Aozabl  der  LeucocyteD  bei  Pneumonie.  — Bribobb,  Die  Her- 
nieo  des  Proe.  vermiformis.  — Wolpf,  Wirkung  der  Jodinjectionen  in  deo  Glas- 
körper. — Knies  und  Pasqualb,  Untersuchungen  über  Dysenterie  und  Leberab- 
scess  — BizANfON,  Ueber  Tachycardie  bei  Phthise.  — Conitzkr,  Zwei  Fälle  von 
BABuow'scber  Krankheit.  — Sbhator,  Schultze,  Bassi,  Jahkr,  Mackihzie 
und  Cartab,  Besold,  Ueber  FantDBsiCB'sche  Krankheit.  — Toujan,  Davis, 
Ueber  Symphyseotomie  und  Kaiserschnitt. 

Sti«  abt,  Die  Heactionen  auf  Albumin  nnd  Nncleoalbumin.  — Joli.bs,  Zur 
Kenntniss  der  Galle  und  Bestimmung  des  Bilirubin«.  — Ai. dinoeb,  Zur  Histologie 
der  fibrinösen  Pneumonie  — Nolrh,  Fall  von  Milzabscess  mit  Genesung.  — Ros- 
so»,  Operation  von  Spina  bifida.  — Bauern  br,  Amyloide  Degeneration  eines  Augen- 
muskels. — • Roos,  Ueber  rheumatische  Angina.  — Z.örkenkörfsr,  Fall  von  pri- 
märem Darmmiltbrand.  — Papiewski,  Ueber  Tetanus  der  Neugeborenen.  — Ma- 
tbeb, Anwendung  des  Wismuths  bei  Magenkrankheiten.  — Lavour,  Fall  von 
W EQBBscbem  Syndrom.  — Bbissaud,  Sitz  des  Facialitcentrum  — Flatau,  Fall 
von  erworbenem  Albinismus.  — Slocdb,  Entfernung  des  Uterus  bei  Ovariotomie. 


N.  Zuntz,  F.  Lehmann  u.  0.  Hagemann,  Ueber  Haut-  u.  Darm- 
athmung.  Arcb.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abt.  1894,  S.  351. 

Z.  berichtet  über  die  in  Gemeinschaft  mit  den  genannten  Autoren 
am  Pferd  Angestellten  Versuche  über  die  Haut-  und  Darmathmung. 
Die  Versuche  wurden  in  Göttingen  mit  dem  von  Hknnkbrrq  für 
Pferde  erbauten  PKTTKNKOFKK'schen  Respirationsapparat  an  demselben 
Pferd  angestellt,  welches  zu  den  Versuchen  mit  Trachealkanüle  in 
Berlin  gedient  hatte.  In  naher  Uebereinstimmung  mit  den  in  Berlin 
erhaltenen  Resultaten  betrug  die  in  24  Stunden  ausgeschiedene 
Kohlensäure  in  2 Versuchen  4767  bezw.  4743  g.  Die  Gröfse  der 
Haut-  und  Darmathmung  wurde  nun  in  der  Weise  ermittelt,  dass 
das  Pferd  «'ährend  des  Verweilens  im  PeTTKHKOFBu’schen  Apparat 
durch  eine  Trachealcanüle  respirirte.  Die  Vergleichung  der  Luft 

XXXH.  Jahrgang.  43 


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674  Tsckistowitsch,  Anzahl  der  Leucocyten  bei  Pneumonie.  No.  39 

im  PisTTKNKOFKR’schen  Apparat  mit  der  Aussenluft  ergab  nunmehr 
die  Veränderungen,  welche  die  Haut-  und  Darmathmung  allein 
herbeigeführt  hatte.  Die  Ausscheidung  von  C02  durch  Haut  und 
Darm  ergab  eich  so  im  Mittel  zu  145  g pro  Tag,  also  fast  3 pCt- 
der  Gesammtathmung.  Gleichzeitig  fanden  sich  brennbare  Gase, 
hauptsächlich  Methan  in  nicht  unbeträchtlicher  Quantität!  im  Mittel 
entstanden  durch  Verbrennung  dieser  Gase  35.4  Liter  C02  pro 
Tag.  Diese  Methanausacheidung  kann  dazu  dienen,  die  Haut-  und 
Darmausscheidung  getrennt  zu  bestimmen.  Die  Verff.  sammelten 
gröfsere  Mengen  des  aus  den  Darm  stammenden  Gases  durch  Ein- 
führung eines  Catheters  in  den  Mastdarm  zu  verschiedenen  Tages- 
zeiten und  analysirten  dasselbe.  Sie  fanden  in  demselben  59.9  pCt. 
Methan  und  21.9  pCt.  Kohlensäure.  Nach  dieser  Proportion  kann 
man  berechnen,  wieviel  Kohlensäure  durch  den  Darm  entleert  wird. 
Ihre  Quantität  ergiebt  sich  zu  26  g,  somit  sind  119  g durch  die 
Haut  ausgeschieden.  Diese  Art  der  Berechnung  setzt  allerdings 
voraus,  dass  alles  gebildete  Methan  auch  durch  den  Darm  ausge- 
schieden wird.  Dass  dem  in  der  That  so  ist,  ergiebt  sich  daraus, 
dass  die  Quantität  des  Methans  bei  Untersuchung  der  gesammten 
gasförmigen  Ausscheidungen  nicht  gröfser  gefunden  wurde,  als  in 
der  Haut-  und  Darmausscheidung  allein,  es  wird  also  durch  die 
Lungen  kein  Methan  ausgeschieden.  Als  Nebenresultat  ergab  sich, 
dass  die  Ausscheidung  von  Wasserstoff  durch  den  Darm  jedenfalls 
nicht  1 g pro  Tag  erreicht,  auf  diesem  Wege  somit  jedenfalls  keine 
in  Betracht  kommende  Energiemenge  dem  Körper  verloren  geht. 

E.  Salkowski. 


M.  N.  Tchistovitch,  Sur  ln  quantite  des  leucocytes  du  sang  dans 
les  pneumonies  fibrineuses  k issue  mortelle.  Aroh.  des  Sciences  biol. 
Petersb.  1893,  II.  p.  768. 

In  den  letzten  Jahren  hat  man  dem  Verhalten  der  Leukocyten 
im  Blute  der  Pneumoniker  besondere  Beachtung  geschenkt.  Wäh- 
rend jedoch  mehrere  Autoren  eine  starke  Verminderung  der  Leu- 
kocyten als  prognostisch  besondere  ungünstiges  Zeichen  hinstellten, 
haben  andere  Todesfälle  bei  stark  gesteigerter  Leukocytenzahl  be- 
richtet. Verf.  selbst  hat  in  einer  früheren  Arbeit  nachweisen  kön- 
nen, dass  bei  Kaninchen  sehr  virulente  Diplococcen  - Kulturen  die 
LeukocyteD  im  Blute  vermindern,  abgeschwächte  Kulturen  dieselbe 
steigern.  Um  jedoch  die  Todesfälle  bei  Pneumonien  mit  starker 
Leukocytose  zu  erklären,  sucht  Verf.  in  der  vorliegenden  Arbeit 
zu  entscheiden,  ob  eine  Mischinfection  mit  einem  anderen  Bacterium 
oder  der  Gebrauch  bestimmter  Medicamente  trotz  der  Virulenz  der 
Diplococcen  eine  Leukocytose  hervorrufen  könne.  Angewandt  wur- 
den nur  solche  Materien,  die  allein  beim  Kaninchen  starke  Leuko- 
cytose verursachten,  abgekochte  Kulturen  von  Staphylococcus  flavus, 
Kulturen  eines  aus  tuberkulösem  Eiter  gezüchteten  Bacillus,  Kücb’- 


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No.  39. 


Baieqer,  Die  Hernien  des  Proc.  vermiformis. 


675 


sches  Tuberkulin  und  Pilocarpin.  Aber  alle  diese  Substanzen,  zu- 
sammen mit  einer  virulenten  Diplococcenkultur  einem  Kaninchen 
eingespritzt,  vermochten  die  Abnahme  der  Leukocyten  nicht  aufzu- 
halten. 

f Verf.  hat  nun  bei  den  gegen  die  Diplococcen  der  Pneumonie 

wesentlich  widerstandsfähigeren  Hunden  versucht,  unter  welchen 
Bedingungen  der  Tod  eintrelen  kann,  wenn  die  Virulenz  der  Diplo- 
ooccen  zu  einer  tötlichen  Wirkung  nicht  ausreicht.  Injectionen  der 
für  Kaninchen  tötlichen  Dosis  unter  die  Haut,  in  die  Pleurahöhle, 
in  das  Perikard,  in  die  Carotis  oder  die  Vena  jugularis  führten 
beim  Hunde  nicht  zum  Tode;  nach  vorübergehender  Abnahme  der 
Leukocyten  trat  Leukocytose  ein  Nur  2 Hunde,  denen  die  Kul- 
turen in  das  Gehirn  gebracht  wurden,  starben  unter  den  Symp- 
tomen der  Meningo-Encephalitis  bei  starker  Leukocytose. 

Diese  Versuche,  auf  den  Menschen  übertragen,  zeigen,  dass 
starke  Abnahme  der  Leukocyten  auf  hohe  Virulenz  der  Diplococcen 
hinweist  und  eine  schlechte  Prognose  giebt.  Aber  auch  bei  starker 
Leukocytose  kann  es  zu  tötlichem  Ausgang  kommen,  wenn  die  In- 
fection  in  einem  lebenswichtigen  Organ  in  grofser  Ausdehnung  lo- 
calisirt  ist. 

Dem  entsprechen  auch  4 vom  Verf.  beobachtete  Pneumonien 
mit  tötlichem  Ausgang  beim  Menschen.  Bei  einer  derselben  mit 
* stark  herabgesetzter  Leukocytenzahl  trat  der  Tod  unter  dem  Bilde 
der  schweren  typhusartigeu  Pneumonie  ein.  Die  3 anderen  mit 
ausgesprochener  Leukocytose  zeigten  das  starke  ßefallensein  lebens- 
wichtiger Organe,  der  erste  Meningitis  purulenta  und  Endocarditis, 
der  zweite  Meningitis  purulenta  allein,  der  dritte  endlich  fast  totale 
Hepatisation  beider  Lungen. 

Wenn  also  die  Zähiung  der  Leukocyten  auch  wichtige  Rück- 
schlüsse auf  die  Prognose  zulässt,  so  sind  dabei  doch  die  etwa 
vorhandenen  Komplicationen  nicht  zu  vernachlässigen,  die  auch  bei 
starker  Leukocytose  einen  tötlichen  Ausgang  herbeiführen  können. 

M.  Rothmann. 


A.  Brieger,  Die  Hernien  des  Processus  vermiformis.  (Aus  der 
königl.  chir.  Klinik  zu  Breslau).  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLV.  S.  892. 

Nachdem  Klein  im  Jahre  1868  15  Fälle  zum  grofsen  Teil 
nach  Sectionsbefunden  oder  Präparaten  gesammelt,  in  denen  der 
Proc.  vermiform.  allein  Inhalt  eines  Bruches  war,  hat  Verf.  meist 
auf  Grund  von  Operationsgeschichten  im  Anschluss  an  drei  Beob- 
achtungen von  Mikulicz  in  der  Breslauer  Klinik  26  weitere  der- 
artige Fälle  zusammengestellt.  Von  diesen  kommen  auf  irreponible 
Hernien  6 und  bot  hier  der  Proc.  vermiform.  meist  Veränderungen 
infolge  voraufgegangener  Entzündungen.  Von  15  Fällen  von  In- 
carceration  des  Proc.  vermiform.  trat  9 Mal  völlige  Heilung,  1 Mal 
Heilung  mit  Kothfistel  und  1 Mal  unbekannter  Ausgang  ein,  wäh- 
rend 4 Fälle  tötlich  (an  Peritonitis)  verliefen.  Die  Incarceration  ist 

43* 


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676  Wolff,  Wirkung  der  Jodinjectionen  in  den  Glaskörper.  No.  39 

hier  nach  Yerf.  nicht  auf  den  Verschluss  der  Darmleitung,  sondern 
auf  die  Misshandlung  des  eingeklemmten  Darms  und  seiner  Nerven 
zuröckzulühren.  Die  Einklemmung  des  Proc.  vermifortn.  wird 
leicht  verkannt  und  früher  die  Prognose  sehr  ungünstig  gestellt; 
dieses  ist  aber  nui  der  Fall,  wenn  vor  der  Operation  schon  Peri- 
tonitis eingetreten  ist.  In  zwei  Fällen,  in  denen  neben  dem  Proc. 
vermif.  auch  ein  Netzzipfel  im  Bruch  lag,  trat  1 Mal  bei  einem  ein- 
geklemmten derartigen  Bruch  der  Tod  ein,  der  zweite  Fall,  eine 
irreponible  viel  Netz  haltende  Hernie  betreffend,  endete  günstig. 
Bei  der  bisherigen  grofsen  Seltenheit,  mit  der  der  Proc.  vermif.  allein 
als  Bruchinhalt  vorkommt,  hat  Verf.  in  einer  tabellarischen  Zu- 
sammenstellung, welche  die  wichtigsten  für  diesen  Bruch  in  Be- 
tracht kommenden  Momente  verwertet,  ausser  seinen  26  Fällen  noch 
die  Eingangs  erwähnten  1 5 Beobachtung  Kleids  benützt.  Er  selber 
gelangt  zu  folgenden  Schlusssätzen:  1.  Hernien  des  Proc.  vermif. 

sind  häufiger  als  allgemein  angenommen  wird.  2)  Es  ist  unmög- 
lich, eine  Hernie  des  Proc.  vermif.  mit  Sicherheit  zu  diagnosticiren. 
An  die  Möglichkeit  eines  incarcerirten  Wurmfortsatzbruches  ist  be- 
sonders bei  wenig  ausgesprochenen  Incarcerations- Erscheinungen  bei 
rechtseitigen  Leisten-  und  Schenkelbrüchen  zu  denken.  3)  Es 
kommt  den  Wurmfortsatzbrüchen  eine  schwere  Bedeutung  insofern 
zu,  als  der  Proc.  vermif.  häufig  pathologischen  Veränderungen  an- 
heimfällt, die  den  Bruch  mehr  oder  minder  compliciren.  4)  Es 
verlangen  diese  Brüche,  auch  die  irreponiblen,  ein  frühzeitiges  ope- 
ratives Eingreifen  wegen  der  von  Seiten  des  Proc.  vermif.  drohen- 
den Complicationen.  5)  Die  Operation  wird  fast  ausnahmslos  in 
Resection  des  Gebildes  und  Verschlusses  der  offene  Lumens  durch 
den  MtKOLicz’schen  Manschetten-Schnitt  und  Naht  bestehen;  nur  bei 
ganz  normalem  Appendix  darf  reponirt  werden.  P.  Güterbock. 


W.  Wolflf,  Jodinjectionen  in  den  Glaskörper  von  Hunden.  Eine 
experimentelle  Studie  zu  Schoklrr’s  „operativer  Behandlung  und 
Heilung  der  Netzhautablösung",  v.  Gräfe-’s  Archiv  f.  Ophthalm.  XL. 
S.  63. 

W.  injicirte  in  den  Glaskörper  von  12  Hundeaugen  einige 
Tropfen  Jodtinktur.  Danach  trat  mit  Ausnahme  von  2 Fällen  Netz- 
hautablösung in  gröl'serer  oder  geringerer  Ausdehnung  ein.  Unter 
den  übrigen  10  Fällen  war  dieselbe  4 Mal  total.  — An  der  Ein- 
stichstelle bildete  sich  eine  bindegewebige  Fixation  zwischen  Retina 
und  Chorioidea,  welche  eich  papillarwärts  bald  mehr  oder  weniger 
weit  fortsetzte.  Hinter  der  Stichstelle  begann  die  Ablösung  der 
degenerirten  und  mit  dem  Glaskörper  verklebten  Netzhaut.  Die 
Entzündung  der  Uvea  reichte  nach  vorn  von  der  Stichstelle  meist 
nicht  weiter,  als  bis  zur  Ora  serrata  und  war  hier  zum  Teil  sehr 
geringfügig.  Einige  Mal  war  eine  Beteiligung  der  hinteren  Partien 
des  Ciliarkörpers  vorhanden.  Auch  die  Pars  ciliaris  retinae  war 


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No.  39.  Kacsn  u.  Pasqoalb,  Untersuchungen  über  Dysenterie  etc.  677 

entsprechend  meist  intakt.  Der  nach  vorn  von  der  Stichstelle  ge- 
legene Teil  der  Retina  war,  abgesehen  von  der  unmittelbaren  Nach- 
barschaft des  Stichkanals,  welche  noch  an  der  Narbenbildung  parti- 
cipirte,  bis  zur  Ora  serrata  in  einer  Breite,  welche  dem  Verwach- 
sungsbereich etwa  entsprach,  zu  unkenntlichen  dem  Glaskörper  an- 
haftenden membranösen  Resten  atrophirt.  Zusammengehalten  mit 
der  verhältuissmäfsig  geringen  Chorioiditis  dieser  Gegend  und  mit 
der  Art  der  retinitischen  Veränderungen  an  anderen  Stellen,  muss 
diese  Erscheinung  als  der  Ausdruck  höchstgradiger  Ernährungs- 
störung, nicht  als  eine  durch  directe  Jodeinwirkung  oder  entzünd- 
liche Vorgänge  herbeigeführte  Necrose  angesprochen  werden;  es 
handelt  sich  um  ein  Gewebe,  welches  auf  die  Ernährung  durch  die 
Endarterie  angewiesen  ist,  und  welchem  durch  eine  breite,  alle 
Schichten  umfassende  Narbe  jegliche  arterielle  Zufuhr  abgeschnitten 
wird.  Die  Ablösung  von  der  Unterlage  infolge  Glaskörperzuges 
schliefst  andererseits  auch  eine  Erhaltung  der  äusseren  Schichten 
aus,  nicht  zu  reden  von  einer  etwa  vicariirend  eintretenden  chorio- 
capillaren  Zufuhr  für  die  mittleren. 

Nach  hinten  zu  war  die  Ausdehnung  der  Chorioiditis  und  Re- 
tinitis verschieden  grofs;  meist  erreichte  die  Chorioidea  früher  die 
Norm,  als  die  abgehobene  Retina.  Die  starke  Veränderung  der 
abgehobenen  Retina  stand  bisweilen  im  auffallenden  Gegensatz  zu 
dem  relativ  wenig  pathologischen  Verhalten  der  Chorioidea.  Was 
die  Iritirung  durch  Jodtinktur  durchaus  nicht  verträgt,  das  ist  der 
Glaskörper.  Stets  tritt  danach  mehr  oder  minder  ausgedehnte 
Schrumpfung  oder  Verflüssigung  ein;  und  dem,  an  der  entzündlich 
erkrankten  Netzhaut  adhärenten  Glaskörper  folgt  die  Netzhaut. 

Horstmann. 


Kruse  u.  Pasquale,  Untersuchungen  über  Dysenterie  und  Leber- 
abscess.  Zeitschr.  f.  Hygiene  1894,  XVI.  S.  1. 

Die  ausgezeichneten  Untersuchungen  der  Verff.  verdanken  ihren 
Ursprung  einer  Forschungsreise  im  Herbst  1892  nach  Egypten. 
Die  leitenden  Gesichtspunkte  waren  in  der  Hauptsache  ätiologischer 
Natur.  In  der  Einleitung  geben  die  Verff.  eine  Uebersicht  über 
die  bisherigen  Untersuchungen  über  die  Ursache  der  Dysenterie, 
nach  welcher  die  von  Lösm,  Koch  u.  a.  beschriebenen  Amöben  am 
meisten  Anrecht  auf  Anerkennung  als  Krankheitserreger  zu  haben 
scheinen. 

Der  erste  Teil  der  Untersuchung  galt  den  Amöben  des  nor- 
malen Darminhaltes.  Die  Verff.  fanden  in  ihrem  eigenen  Stuhl 
Amöben  von  12 — 35 /u  Durchmesser,  von  meist  runder  Gestalt  und 
mit  einem  durch  Essigsäure  kenntlieh  zu  machenden  Kern;  diese 
Gebilde  fanden  sich,  ob  sie  in  Aegypten  oder  Deutschland  weilten. 
Bei  zahlreichen  nicht  an  Dysenterie  leidenden  Personen  in  Aegypten, 
die  entweder  ganz  gesund  oder  an  Typhus,  Darmtuberculose  etc. 


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678 


Kars*  a.  Pasqcalb,  Untersaohungen  über  Dysenterie  eto.  No.  39 


litten,  fanden  sie  in  der  Regel  im  Stuhlgang  nichts,  nur  in  wenigen 
Fällen  einige  AmOben.  Demnach  können  Amöben  in  einigen  Fällen 
als  unschuldige  Schmarotzer  — manchmal  sogar  massenhaft  — auf- 
treten,  trotzdem  müssen,  gemäfs  den  weiteren  Untersuchungen  der 
Verff.,  Formen,  welche  sich  von  diesen  morphologisch  nicht,  sondern 
nur  durch  die  Virulenz  unterscheiden,  als  die  Erreger  der  Dysen- 
terie angesehen  werden. 

Im  dysenterischen  Stuhl  finden  sich  nun  Amöben  regelmäfsig; 
ihre  Gröfse  wechselt,  die  kleinsten  sind  so  grofs  wie  weifse  Blut- 
körperchen, und  ähneln  sehr  denen  des  normalen  Stuhls.  Die 
grüiseren  mit  dem  5 fachen  Durchmesser  der  vorigen,  sind  die  an 
Zahl  vorwiegenden.  Beide  Formen  gehen  in  einander  über;  eine 
Aufstellung  von  2 Arten  ist  nicht  möglich. 

Der  Körper  lässt  sich  bei  der  in  Bewegung  begriffenen  Amöbe 
in  zwei  Substanzen  teilen,  in  das  strukturlose  hyaline  Ektoplasma 
und  in  das  stärker  lichtbrechende  Entoplasma,  das  einmal  schwach 
gekörnt  ist,  einmal  stark,  oft  auch  von  kleineren  oder  gröfseren 
Vakuolen  durchsetzt  ist.  Nicht  selten  enthält  das  Entoplasma 
Fremdkörper,  namentlich  rote  Blutkörperchen  oder  Bakterien;  Me- 
lanin erzeugen  diese  Amöben  aus  ersteren  nicht.  Der  Kern  ist 
durch  Essigsäure  nachzuweisen,  mit  Farbstoffen  färbt  er  sich  sehr 
schwer.  Die  Vermehrung  geschieht  durch  Teilung  und  durch  eine 
Art  Sporenbildung.  Daneben  müssen  noch  Dauerformen  existiren, 
da  nach  Versuchen  der  Verff.  gefrorener  und  wieder  aufgethauter 
Stuhl  seine  Infektiosität  nicht  verlor,  trotzdem  Amöben  nicht  mehr 
in  ihm  nachzuweisen  waren. 

Bezüglich  des  Absterbens  der  Amöben  wurde  von  den  Verff. 
konstatirt,  dass  3 pCt.  Tannin,  1 pCt.  Borsäure,  3 proc.  Inf.  rad. 
Ipecac.,  dem  angeblichen  Specifikum  gegen  Dysenterie,  eine  tötende 
Kraft  nicht  innewohnt. 

Der  Fundort  der  Amöben  ist  der  eiweifsartige  glashelle  Schleim. 
Die  Verff.  betonen  gegenüber  Kartclis  besonders,  dass  unter  50 
Fällen  von  Dysenterie  Amöben  im  5.  Teil  in  den  Fäces  vermisst 
wurden;  sie  führen  diese  Erscheinung  auf  das  Stadium  der  Erkran- 
kung zurück,  denn  die  Amöben  verschwanden  z.  B.  in  verschie- 
denen Fällen  beim  Eintritt  der  Patt,  in’s  Krankenhaus,  ohne  dass 
die  Dysenterie  vorüber  gewesen  wäre.  Aus  der  Zahl  der  im  Stuhl 
vorhandenen  Amöben  auf  die  Intensität  der  Infektion  zu  schliefsen, 
ist  höchstens  in  unbehandelt  gebliebenen  Fällen  gestattet. 

In  einem  weiteren  Abschnitt  teilen  die  Verff.  dann  die  zahl- 
reich untersuchten  Fälle  von  Dysenterie  und  Leberabscess  mit, 
welchen  eine  Beschreibung  der  in  den  Exkreten  gefundenen  Bak- 
terien folgt.  Alle  Stühle  und  jeder  Abscesseiter  wurde  mit  der 
Plattenroetode  (Glycerinagar)  untersucht.  Am  häufigsten  fanden 
sich  Streptokokken,  die  allerdings  auch  in  diarrhoischen  Entleerungen 
nicht  dysenterischen  Ursprungs  zu  finden  waren.  Die  gefundenen 
Streptokokken  bildeten  einmal  lange,  in  einem  anderen  Fall  kurze 
Ketten,  auch  fanden  sich  beide  Formen  bei  demselben  PatienteD. 


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I 


No.  39.  Bkzanoon,  Üeber  Tachycardie  bei  Phthise.  679 

Aach  im  3.  Teil  der  Leberabscesse  fanden  eich  Streptokokken.  Am 
zweithäufigsten  wurden  typhusähnliche  Bakterien  gefunden,  ferner 
ein  diphtheriebacillenähnlicher  bacillus  clavatus,  einigemale  der  Pyo- 
oyaneus  und  3 Mal  Staphylokokken. 

Das  pathologisch-anatomische  Bild  der  Dysenterie  ist  ein  katar- 
rhalisch hämorrhagischer  Process  des  Dickdarms  an  den  sich  ein 
Ulcerationsprocess  anschlielst,  der  seinen  Ursprung  in  der  Submu- 
kosa nimmt  und  bedingt  wird  durch  Nekrose  der  letzteren  ohne 
wesentliche  Beteiligung  einer  zelligen  oder  fibrinösen  Exsudation. 
Daher  haben  diese  Geschwßre  wallartig  aufgeworfene  Ränder  und 
sind  von  Erbsen-  bis  Thalergröfse.  Regelmäfsig  finden  sich  in 
ihnen  Amöben,  die  am  besten  mit  LöFKLün’schem  Methylenblau  zu 
färben  sind;  sie  befinden  sich  in  der  Submukosa  oder  in  tieferen 
Schichten.  In  jedem  Falle  sind  sie  von  Bakterien  begleitet. 

Der  Eiter  der  dysenterischen  Leberabscesse  besteht  aus  Detri- 
tus ohne  Eiterkörperchen  und  enthält  grolse  Mengen  Chabcot-Lbt- 
nKN’scher  Krystalle.  Von  den  15  untersuchten  Fällen  ergaben  6 
Fälle  die  Beteiligung  von  Amöben.  Dieselben  fanden  sich  im  Eiter 
und  nicht  in  der  Abscesswand. 

Eine  Züchtung  der  Amöben  gelang  nicht,  auch  konnten  die 
Verö.  nach  weisen,  dass  die  von  Kabtulis  in  Strohinfus  gezüchteten 
Dysenterie-Amöben  .Strohamöben“  waren. 

Dagegen  gelang  der  Tierversuch  mit  Katzen.  Diese  erhielten 
durch  den  After  nach  Auswaschung  des  Mastdarms  ca.  10  ccm 
amöbenhaltigen  Abscesseiter  oder  Dysenteriestuhl,  dann  wurde  der 
After  vernäht  und  nach  48  Stunden  wieder  geöffnet;  von  16  Ver- 
suchen gelangen  8.  Es  entstand  ein  hämorrhagischer  Katarrh  des 
Dickdarms  mit  typischen  Geschwüren  und  Amöben;  etwa  die  Hälfte 
der  Tiere  ging  daran  zu  Grunde.  Scheurlen. 


F.  Bezangon,  Contribution  t\  l’titude  de  la  tachycardie  symptoma- 
tique  de  la  tuberculose : tachycardie  avec  asystolie.  Essai  de  pa- 
thogdnie  de  cette  tachycardie.  Revue  de  möd.  1894,  No.  1. 

Während  Tachycardie  eine  sehr  häufige  Erscheinung  im  Ver- 
laufe der  Phthise  ist,  drängt  sich  dieses  Phänomen  in  einzelnen 
Fällen  von  Lungentuberkulose  vollkommen  in  den  Vordergrund, 
kann  mit  Dilatation  des  Herzens  und  mit  Erschöpfung  der  Ilerz- 
muskelkraft  einhergehen  und  so  zum  Tode  führen.  Ausser  einem 
Falle  eigener  Beobachtung  führt  Verf.  noch  drei  hierher  gehörige 
aus  der  Litteratur  an,  in  denen  Tuberkulöse,  nach  vorangegangener 
Tachykardie,  unter  Zeichen  der  Asystolie  zu  Grunde  gingen;  unter 
den  Symptomen  sind  namentlich  hochgradige  Dyspnoe,  ferner  Cya- 
nose  und  Oedeme  zu  nennen.  In  einer  Gruppe  von  Fällen,  in 
denen  Tachykardie  bei  Tuberkulösen  besteht,  muss  man  — wie 
Autopsieen  lehren  — eine  Compression  des  Nervus  vagus  durch 


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680  C'jnitzrb,  Zwei  Fälle  von  Biiuow’scher  Krankheit.  No.  39 

geschwollene  resp.  verkäste  Tracheal-  oder  Bronchialdrüsen  anneh- 
men;  auch  chronische  Mediastinitis,  Pleuritis,  Pericarditis  kann  den- 
selben Effekt  haben.  In  einer  2.  Gruppe,  wo  ein  comprimirendes 
Moment  sich  nicht  nachweisen  lässt,  kann  man  annehmen,  dass  die 
Toxine  der  Kocu’schen  Bacillen  oder  der  zur  secundären  Infektion 
führenden  Mikroben  eine  Neuritis  des  Vagus  erzeugen  oder  auch 
— ohne  eine  solche  — durch  ihre  gefäfserweiternden  Eigenschaften 
zur  Herabsetzung  des  Blutdruckes  und  damit  zur  Tachycardie 
führen.  Perl. 


L.  Conitzer,  Zwei  Fälle  von  „BARLow'scher  Krankheit“.  Wiener 
med.  Blätter  1894,  No.  12,  13. 

Die  zuerst  von  Mukllkr  als  „acute  Rachitis“  beschriebene 
Krankheitsform  ist  später  von  verschiedenen  Autoren  unter  ver- 
schiedenen Namen,  am  eingehendsten  von  Bahlow  beschrieben  wor- 
den. Ihr  Vorkommen  beschränkt  sich  fast  ausschliefslich  auf  die 
Altersstufen  der  ersten  Dentitionsperiode  (6—24  Monat).  In  dem 
klinischen  Krankheitsbild  sind  zwei  Symptome  als  wesentlich  her- 
vorzuheben: die  Kachexie  und  die  Knochenerkrankung.  Die  typische 
Knochenerkrankung,  neben  welcher  leichtere  oder  schwerere  rachi- 
tische Veränderungen  bestehen  können,  betrifft  zumeist  die  unteren 
Extremitäten  allein  oder  am  stärksten;  selten  sind  schwere  Erkran- 
kungen der  oberen  Extremitäten,  Scapula,  Rippen-  oder  Schädel- 
knochen. Die  erkrankten  Knochen,  und  zwar  hauptsächlich  die 
Diaphysen,  sind  verdickt  und  erweicht,  die  tiefen  Weichteile  ober- 
halb derselben  hochgradig  empfindlich  und  geschwollen.  Die  ana- 
tomische Grundlage  dieser  Veränderungen  bilden  subperiostale  und 
intramuskuläre  Hämorrhagien.  Entzündliche  Erscheinungen  fehlen 
gänzlich.  — Weiter  findet  man  in  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  hämor- 
rhagische Schwellung  des  Zahnfleisches,  die  sich  meist  auf  die  Nach- 
barschaft der  durchgebrochenen  oder  den  Ort  der  eben  durch- 
brechenden Zähne  beschränkt;  seltener  sind  andere  Schleimhäute 
oder  die  Haut  Sitz  hämorrhagischer  Ergüsse.  — In  einem  der 
von  ihm  beobachteten  2 Fälle  constatirte  Verf.  eine  schon  mit  blofsem 
Auge  erkennbare  Hämaturie;  in  dem  2.  Falle  fand  er  bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung  eiweifshaltigen  Harns  rote  Blut- 
körperchen. — Verf.  ist  der  Meinung,  dass  diese  Erkrankungsform, 
für  welche  er  den  Namen  „Osteopathia  hämorrhagica  infantum“ 
vorschlägt,  im  Kindesalter  nicht  selten  sei;  sie  gehört  nach  Verf.’s 
Auffassung  weder  zur  Rachitis  noch  zum  Scorbut,  sondern  ist  eine 
Krankheit  sui  generis.  — Die  Heilung  vollzieht  sich,  wenn  man  die 
Kinder  unter  günstige  hygienische  Bedingungen  versetzt,  vor  Allem 
ihnen  den  Aufenthalt  in  frischer,  warmer,  trockener  Luft  ermöglicht. 

Stadthagen. 


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Ko.  39.  Sb>*tob,Schültz«,  Bassi, Jimks,  Mackenzie  u.Cantab,Bksold,  681 

1)  H Senator,  Ueber  hereditäre  Ataxie.  (FuiKiiREKH’sche  Krank- 
heit). Vortrag  mit  Krankenvorstellung  in  der  Ges.  der  Charit6- 
ärzte.  Berl.  klin.  Woebensohr.  1893,  No.  21. 

2)  Fr.  Sehultze,  Ueber  die  FrtiBDKBicii’sche  Krankheit  und  ähnliche 
Krankheitsformen,  nebst  Bemerkungen  Ober  nystagmusartige 
Zuckungen  bei  Gesunden.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Nervenheilk.  V.  1. 

3)  Derselbe,  Ueber  die  FmKDBBicn’sche  Krankheit.  III.  Die  pa- 
thologische Anatomie  der  FaiBDBKica’schen  Krankheit.  Deutsohe 
Zeitsohr.  f.  Nervenheilk.  V.  H.  2,  3. 

4)  8.  Bassi,  Un  caso  di  malattia  de  Fhikdrüich.  Gazetta  degli  Ospi- 
tali  1893.  Estratto. 

5)  A.  James,  Clinical  lecture  on  a case  of  Fribdreich’s  Ataxy. 
Edinb.  Med.  Jonrn.  1893,  Deo. 

6)  W.  S.  Mackenzie,  M.  D.  Cantab,  A case  of  non-hereditary 
F«ibdbeich’s  Disease.  Amer.  Jonrn.  of  the  Med.  Soienc.  1894,  April. 

7)  G.  Besold,  Klinische  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Frikdrkich’- 
schen  Krankheit.  (Hereditäre  resp.  juvenile  Ataxie).  Deutsche 
Zeitscbr.  f.  Nervenheilk.  V.  H.  2,  3. 

1)  Der  19jähr.  Patient  und  dessen  32jähr.  Schwester  hatten 
dieselbe  Krankheit  in  vorgerückteren  Stadien.  Pat.  ging  von  Kind- 
heit auf  schlecht,  besuchte  die  Schule,  wurde  dann  Gärtner,  musste 
endlich  aber  auch  die  kleinsten  Verrichtungen  aufgeben.  Das  psy- 
chische Verhalten  entspricht  der  Norm.  Die  inneren  Organe  sind  ge- 
sund, Pat.  schwankt  stehend  bei  offenen  Augen,  geht  breitbeinig,  un- 
sicher, etwas  stampfend,  beim  Umdrehen  sehr  unsicher,  Schwindel- 
gefühl bei  längerem  Stehen  und  Gehen.  Muskulatur  gut  entwickelt, 
Sensibilität  und  Hautreflexe  normal,  Kniereflexe  herabgesetzt,  kein 
Fufsclonus,  Cremaster-  und  Bauchreflexe  lebhaft,  an  den  oberen 
Extremitäten  keine  Ataxie,  Schrift  nicht  pathologisch.  Nystagmus 
horizontalis,  besonders  beim  Blick  nach  rechts.  Pupillenreaction 
und  Augenhintergrund  normal.  Sprache  langsam,  zögernd.  Elek- 
trische Erregbarkeit  der  Muskeln  an  Ober-  und  Unterschenkeln 
für  beide  Stromesarten  quantitativ  etwas  herabgesetzt. 

Bei  der  Besprechung  dieses  typischen  und  reinen  Falles  von 
Fr.’scher  Krankheit  protestirt  S.  dagegen,  als  anatomisches  Substrat 
für  diese  Erkrankung  eine  combinirte  Systemerkrankung  des  Rücken- 
marks zu  postuliren.  Man  habe  klinisch  vielfach  Fälle  zur  Fr.’schen 
Krankheit  gezählt,  welche  nicht  dazu  gehören  und  sei  dann  bei  der 
anatomischen  Untersuchung  zu  falschen  Schlüssen  gekommen. 

Alles  spricht  dafür,  dass  die  Fr.’sche  Ataxie  auf  einer  Erkran- 
kung des  Kleinhirns  beruht  und  zwar  auf  einer  durch  familiäre 
Anlage  bedingten  Entwickelungshemmung  des  Kleinhirns,  verl. 
Marks  und  Rückenmarks.  M.  Brasch. 

2)  S.  wendet  sich  zunächst  gegen  den  Missbrauch  des  Namens 
FttiKDHF.icB’sche  Krankheit  für  andersgeartete  Krankheitsformen  (Klein- 
hirnatrophie u.  s.  w.)  und  bespricht  sodann  einzelne  Symptome  der 
Krankheit.  Es  handelt  sich  bei  der  Fr. 'sehen  Ataxie  nicht  um  eine 
rein  statische  Ataxie,  sondern  die  Storungen  der  statischen  Coordi- 


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682 


Ueber  FmRDRRicVsohe  Krankheit. 


No.  35 


nation  bedeuten  einen  höheren , vorgeschritteneren  Grad  der  erst 
vorhandenen  locomotoriechen  Ataxie;  auch  das  RoMBKao’eche  Phä- 
nomen kann  hier  wie  bei  der  Tabes  Vorkommen.  Die  PateJiarre- 
flexe  sind  vollständig  und  ausnahmslos  aufgehoben.  Zu  dem  vollen 
Bilde  gehören  ferner  die  später  hinzutretenden  Paresen,  Contractor 
und  Atrophie  der  Unterextremitäten,  sowie  Wirbelverkrömmung, 
Sensibilitätsstörungen  und  Blasenschwäche.  Eine  Atrophie  oder 
Entwicklungshemmung  des  Kleinhirns  (Nunhr,  Munzel,  Sknator) 
wurde  in  den  Fr. 'sehen  Fällen  nicht  gefunden,  sondern  in  erster 
Reihe  eine  combinirte  Strangdegeneration  de6  Rückenmarks.  S. 
giebt  zu,  dass  die  Fr. 'sehe  Krankheit  vielleicht  mit  ähnlichen  Krank- 
heitsformen, die  noch  häufiger  sind  als  sie  selbst,  eine  nosologische 
Einheit  bildet,  für  die  aber  bisher  noch  keine  beweisende  GrOnde 
vorhanden  sind.  — Im  zweiten  Abschnitt  beschreibt  S.  drei  Ge- 
schwister: einen  Kranken  von  14  Jahren,  ein  Mädchen  von  17  und 
einen  erwachsenen  Bruder  von  27  Jahren,  welche  einen  grofsen 
Teil  der  Fr. 'sehen  Krankheits-Erscheinungen  zeigten:  zunächst  das 
familiäre  Auftreten,  dann  die  Entstehung  in  der  Pubertätszeit,  die 
progressive  Tendenz  des  Leidens,  die  Ataxie,  den  schwankenden 
Gang  und  Stand,  die  Scoliose,  den  Mangel  der  Patellarreflexe,  die 
später  hinzutretende  Sprachstörung  und  die  schliefslich  eintretende 
Unmöglichkeit  zu  gehen,  endlich  die  nystagmusartigen  Zuckungen, 
sowie  das  lange  Erhaltensein  der  Sensibilität  und  der  normalen 
Blasen-  und  Mastdarmfunction.  Abweichend  waren  das  so  gering- 
fügige Hervortreten  der  locomotorischen  Ataxie,  und  das  deutliche 
Hervortreten  des  RoMBKho’schen  Symptomes.  Die  Fälle  nähern  sich 
den  von  Nunnk,  Menzel  und  Senator  mitgeteilten.  — Was  nun  die 
nystagmusartigen  Zuckungen  anbetrifft,  so  hat  S.  durch  Untersuchung 
vieler  Personen  feststellen  können,  dass  derartige  Zuckungen  ge- 
ringen Grades  bei  den  Blicken  nach  aussen  und  innen  gar  nicht 
selten  auch  bei  nervengesunden  Menschen  Vorkommen.  Okfrrorld 
fand,  dass  bei  200  von  ihm  untersuchten  nicht  nerven-  und  augen- 
kranken Personen  nur  25  Proc.  ein  Zucken  der  Bulbi  nioht  zeigten, 
auch  wenn  er  mit  mäfsiger  Geschwindigkeit  den  zu  fixirenden 
Finger  vor  den  Augen  der  Exploranden  vorbeiführte.  Je  länger 
hintereinander  untersucht  wurde,  desto  häufiger  wurden  dieZuckungen. 
Solche  Zuckungen  haben  daher  keinen  diagnostischen  Wert  weder 
für  die  Fr.’sche  Krankheit,  noch  für  die  Kleinhirnatrophie;  nur  ein 
auffällig  hoher  Grad  ist  pathologisch. 

3)  S.  beschreibt  noch  einmal  die  Befunde  in  seinen  und  Fr.’s 
Fällen  der  hereditären  Ataxie  und  weist  darauf  hin,  dass  schon  vor 
Kahler  und  Pick  von  ihnen  auf  den  Befund  der  combinirten  Sys- 
temerkrankung dabei  Ungewissen  worden  sei,  ebenso  wie  eie  bereits 
die  Kleinheit  des  Rückenmarks  und  der  Medulla  oblongata  hervor- 
hoben. S.  verwahrt  sich  ferner  gegen  Dkjbbink’s  Auffassung,  dass 
es  sich  bei  der  Fr. 'sehen  Krankheit  um  eine  Gliose  (ScUrose  nevro- 
glique)  handle,  indem  nicht  jede  Anhäufung  von  Gliafasern  gleich 
als  Sclerose  oder  Gliose  zu  bezeichnen  wäre.  Es  handelt  sich  bei 


jogle 


No.  39. 


Ueber  FRiKDRKicH’sohe  Krankheit. 


683 


der  Fr.’echen  Krankheit  um  eine  Degeneration  der  hinteren  Wur- 
zeln und  ihrer  Fortsetzungen  in  Hinterstrftngen  und  Hinterhörnern, 
ferner  um  eine  Erkrankung  der  CLARKii’schen  Säulen,  der  Cere- 
belliirfasern  und  der  Pyramidenbahnen,  soweit  das  Rückenmark  in 
Frage  kommt. 

4)  Ein  21  jähriges  Mädchen  zeigte  einen  schwankenden  Gang, 
RoMBKKo’sches  Phänomen,  Verlust  der  Patellarreflexe,  Rigidität  und 
Ataxie  der  unteren  Extremitäten,  ohne  Störungen  der  Sensibilität 
und  der  Sphincteren.  Auch  Nystagmus  war  nicht  vorhanden,  doch 
Lordose  der  Dorsalwirbelsäule.  Die  Intelligenz  war  eine  normale. 
— B.  weist  im  Anschluss  an  diesen  Fall  auf  den  Zusammenhang 
hin,  den  die  Idiotie  mit  Knochenveränderungen  (Rachitis,  Osteoma- 
lacie)  mit  juveniler  Pseudohypertrophie  und  spastischer  Spinalpara- 
lyse u.  s.  w.  zeigt. 

5)  J.  beschreibt  einen  Fall  von  FuiRDUEicB’scher  Ataxie  bei 
einem  26jährigen  Manne;  es  bestanden  bei  demselben  RoMBKRo’sches 
Phänomen,  Ataxie  beim  Gehen,  Mangel  der  Patellarreflexe,  Sprech- 
störuDg  und  choreaartige  Zuckungen  des  Kopfes  und  an  den  Augen. 
Sensibilitätsanomalien,  Pupillen-Störungen,  Blaseniähmung  fehlten. 
Von  anderen  Symptomen  bestanden  noch  Schwindel  und  eine  Ver- 
krümmung der  Wirbelsäule  neben  Schwäche  der  Extremitäten  und 
Nystagmus. 

6)  Es  handelt  sich  um  einen  isolirt  in  einer  Familie  auftreten- 
den Fall  von  FRiRDRKicH’scher  Ataxie.  Derselbe  betrifft  ein  I3jähr. 
Mädchen.  Dasselbe  zeigte  einen  schwankenden  Gang  mit  Wiegen 
des  Oberkörpers,  statische  Ataxie,  Ataxie  der  Extremitäten,  Verlust 
der  Patellarreflexe,  Andeutung  von  Nystagmus,  Verkrümmung  der 
Wirbelsäule.  — Intact  waren  die  Pupillen,  die  Augenbewegungen, 
die  Sensibilität,  die  Sprache,  der  Augenhintergrund  und  die  Sphinc- 
teren. — Die  Krankheit  hatte  sich  im  7.  Lebensjahre  nnch  Masern 
allmälig  entwickelt. 

7)  In  den  4 beschriebenen  Krankheitsfällen  fehlt  zunächst  jede 
hereditäre  Belastung  und  der  familiäre  Charakter  der  Erkrankung 
(ähnlich  wie  die  Dystrophie  musculorum  auch  vereinzelt  vorkommt); 
man  könnte  daher  diese  Ataxie  statt  hereditär  als  juvenil£bezeich- 
nen.  Der  Beginn  der  Erkrankung  fällt  in  das  6.,  8.,  20.  und  21. 
Jahr  und  fällt  im  Allgemeinen  häufiger  in  das  Kindesalter  als  in 
die  Pubertätsjahre.  Zweimal  bildete  eine  fieberhafte  Erkrankung 
(in  einem  Falle  Influenza)  die  Gelegenheitsursache  zu  dem  Ausbruch 
der  Erkrankung.  Die  ersten  Krankheitssymptome  waren  Schwäche- 
gefühl und  Unsicherheitsgefühl  in  den  Beinen  und  unsicherer  schwan- 
kender Gang.  Der  eine  Kranke  bemerkte  die  Störungen  (Unsicher- 
heit) zuerst  in  den  Armen.  Am  meisten  characteristisch  war  die 
statische  Ataxie  (Schwankungen  beim  Sitzen  und  Stehen  und  Un- 
ruhe der  Rumpf-,  Rücken-  und  Beinmuskulatur).  Der  Gang  war 
der  eines  Betrunkenen  (tabetocerebelleuser  Gang)  und  unterscheidet 
sich  von  der  Tabes  durch  die  Ataxie  der  Rumpfmusculatur  (Schwanken 
des  Oberkörpers).  In  2 Fällen  bestanden  Contracturen  im  Kniege- 


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684  Tocjan,  Davis,  Ueber  Symphyseotomie  u.  Kaiserschnitt.  No.  39 

lenk  und  im  ersten  Interphalangealgelenk  der  Finger.  Die  Hyper- 
extension der  Zehen,  welche  sich  besonders  beim  Stehen  und  Gehen 
zeigt,  ist  eine  der  frühesten  und  constantesten  Erscheinungen  der 
Fr. 'sehen  Krankheit.  In  einem  Falle  der  beschriebenen  bestand  ein 
deutlicher  Fr.’scher  Fufs,  ein  anderer  zeigte  eine  starke  Wölbung 
des  Fufses  neben  Dorsalilexion  der  Zehe,  ein  dritter  mäfsige  Klauen- 
stellung der  Zehen,  und  der  vierte  das  „Redressement“  der  Zehen; 
bei  allen  vieren  war  die  Gasammtmusculatur  dürftig  entwickelt. 
Die  Sensibilität  war  am  Schulter-  und  Beckengürtel  leicht  gestört 
und  dem  Ende  der  Extremitäten  zu  für  alle  Reize  herabgesetzt, 
ohne  erloschen  zu  sein;  besonders  war  die  Localisation  der  Empfin- 
dung eine  mangelhafte;  das  RoMBKB'dsche  Phänomen  war  deutlich 
ausgesprochen;  es  fehlten  Schmerzen,  Parästhesien,  Schwindelerschei- 
nungen, Nystagmus,  Intelligenzstörungen.  Die  Patellarreflexe  fehl- 
ten in  allen  4 Fällen  vollständig;  die  Sprache  war  in  2 Fällen  ge- 
stört, in  zwei  anderen  verlangsamt.  Blasen-  und  Mastdarmstörungen 
fehlten.  Neben  der  Kyphose  der  Brustwirbelsäule  in  2 Fällen  be- 
stand eine  characteristische,  nach  vorn  übergebeugte  Haltung  des 
Kopfes.  Die  Pupillen  reagirten  gut.  — Demnach  boten  die  4 Fälle, 
obwohl  sie  alle  ganz  verschiedenen  Familien  ohne  hereditäre  Be- 
lastung angehörten,  so  ziemlich  das  typische  Bild  der  Fr.’schen  Krank- 
heit, welche  zur  grofsen  von  Strümphll  zusammengefassten  Gruppe 
der  hereditären  Systemerkrankungen  gehört  und  daher  zu  Ueber- 
gängen  und  Mischformen  besonders  prädisponirt.  S.  Kalischer. 


1)  Toujau,  Sur  un  cas  de  symphyseotomie  avec  succfcs  pour  la 
m&re  et  l'enfant.  Annales  de  gynecol.  1894,  Mars. 

2)  E,  Davis,  Caesarean  section  and  symphysiotomy  for  the  relative 
indications.  Medical  News  1894,  No.  15. 

1)  Verf.  führte  die  Symphyseotomie  poliklinisch  unter  den 
elendesten  äusseren  Verhältnissen  mit  vorzüglichem  Erfolge  aus.  Das 
Becken  war  allgemein  verengt,  die  Conjugata  vera  mafs  7.5  cm. 
Das  Kind  war  normal  ausgetragen.  T.  hebt  noch  hervor,  dass  in 
seinem  Fall  die  Blutung  ausserordentlich  gering  gewesen  sei,  weil 
er  beim  Hautschnitt  die  Wurzel  der  Clitoris  umging  und  vor  dem 
Knochenschnitt  mit  einer  Feilensonde  das  Periost  ablöste. 

2)  Verf.  berichtet  über  2 Fälle  von  Symphyseotomie  und  einen 

Kaiserschnitt  mit  glücklichem  Ausgang  für  Mutter  und  Kind.  Alle 
3 aus  relativer  Indication.  Er  betont,  dass,  wenn  die  Naturkräfte  eine 
ziemliche  Zeit  vergeblich  gewesen,  äusserer  Druck  von  oben  nichts 
gefruchtet,  und  man  mit  Perforation  des  lebenden  Kindes  die  Mutter 
unverletzt  entbinden  könnte,  eine  für  Mutter  und  Kind  wahrschein- 
lich sehr  gefährliche  Zangenanlegung  zu  unterbleiben  hätte;  man 
müsse  dann  operativ  entbinden.  Den  Kaiserschnitt  wählte  er  im  3. 
Falle  wegen  Steifslage,  da  diese  bei  der  Symphyseotomie  schlechte 
Resultate  giebt.  A.  Martin. 


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No.  39. 


STRWART.  — JoLLRS.  — AlDINORB. 


685 


IJ.  Stewart,  The  reactions  of  nucleo-albumin  with  the  commonly 
employed  urinary  albumiD  teste.  The  med.  News  LXV.  No.  2. 

Die  Beobachtung,  dass  die  ferneren  Fiweifsreagentieo  so  häufig  in  dem  Harn  ge- 
sunder Personen  positive  Reactionen  geben  (Cbl.  1894,  No.  21)  führte  den  Verf.  auf 
die  Frage,  ob  diese  Reactionen  vielleicht  von  einem  Gehalt  desselben  an  Nneleoalbn- 
rain  herrühren  kSnnen.  Verf.  suchte  diese  Frage  durch  Anstellung  von  Eiweifsreactio- 
nen  an  mit  Nucleoalbumin  versetztem  Harn  zu  lösen.  In  Beziehung  auf  die  dabei  ermit 
Selten  Eiozelnheiten  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden,  umsomehr  als  Verf.  als 
Nucleoalbumin  ein  käufliches  aus  Riodergalla  dargeatelltes  Präparat  von  Mksk  be- 
nützte, dessen  Identität  mit  dem  Nucleoalbumin  des  Harns  keineswegs  erwiesen  ist. 
Bemerkenswert  ist  auf  alle  Fälle  das  Factum,  dass  alle  Harnproben  von  gesunden 
kräftigen  Männern  sieh  auf  Zusatz  von  Trichloressigsäure  trübten,  entweder  sofort  oder 
nach  einigem  Stehen,  namentlich  nach  dem  Einsetzen  des  Reageosglases  in  beifses 
Wasser.  Als  sicherste  Probe  für  Eiweifs  betrachtet  St.  immer  noch  die  Kocbprobe 
mit  den  nötigen  Cauteleo-  (Ref  kann  dem  nur  beistimmen).  & Salkowskl. 


A.  Jolles,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gallen  und  Ober  eine  quan- 
titative Methode  zur  Bestimmung  des  Bilirubins  in  der  mensch- 
lichen u.  tierischen  Galle.  Pflüger’s  Aroh.  Bd.  57.  S.  1. 

Die  sehr  umfängliche,  an  Einzelheiten  reiche  Arbeit  lässt  sich  nur  teilweise  im 
Anstuge  wiedergeben  Reines  Bilirubin  kann  durch  verdünnte  alcoholiscbe  JodlSsung 
(7,0  normal)  vollkommen  in  Biliverdin  Ubergeführt  werden,  wobei  auf  1 Mol.  2 Atome 
0 resp.  4 Atome  Jod  erforderlich  sind.  Die  Bestimmung  der  verbrauchten  O-Meoge 
geschieht  jodometrisch  mittels  7,««  normal  Natriumthiosulfat  und  StärkelBsung;  die 
Endreaction  (Ueberfübrung  in  Biliverdin)  gibt  die  eharacteristiscb  grüne  Färbung  der 
LSsung  und  das  Spektralverhalten  (1  Absorptionistreifen  unmittelbar  vor  der  D-Linie, 
ein  zweiter  zwischen  D u.  E).  Rindergalle  enthält  0.024  — 0 027,  Schweinegalle 
0 051  — 0.206,  Menscbengalle  0 154  — 0.262  pCt.  Bilirubin.  Schweinegallen  enthalten 
manchmal  nicht  wenig  Urobilin  Trotz  der  grünen  Färbung  enthält  die  Rindergalle 
hauptsächlich  Bilirubin,  nur  wenig  Biliverdin.  Alle  untersuchten  Gallen  reagirten 
schwach  sauer  und  zwar  am  stärksten  die  Menschengalle;  mit  beginnender  Zersetzung 
der  letsteren  nahm  die  Acidität  ab  Auch  frische  Hundegalle  zeigte  schwach  saure 
Reaction.  Der  Gehalt  der  Gallen  an  verseifbaren  Substanzen  (Fett,  Fettsäuren)  ist  im 
Allgemeinen  gering,  am  niedrigsten  in  der  Rinder-,  hSber  in  der  Schweine-  nnd  noch 
hoher  in  der  Mentchengalle.  Wegen  vieler  Einzelheiten,  insbesondere  der  sog.  „Jod- 
zablen“  vergl.  Orig.  J.  Munk. 


•I.  Aldinger,  Zur  Histologie  der  indurirenden  fibrinösen  Pneumo- 
nie. Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  24. 

Bei  der  im  Anschluss  an  eine  acute  fibrinOse  Pneumonie  sich  entwickelnden 
Induration  hatte  zuerst  Kone  gezeigt,  dass  die  die  Alveolen  aasfüllenden  Bindege- 
websprOpfe  durch  die  Alreolenwand  hindurch  mit  einander  Zusammenhängen,  indem 
die  Bindegewebszuge  dem  von  den  Fibrinfäden  gewiesenen  Wege  folgen.  Der  Aus- 
gangspunkt der  Bindegewebsentwicklung  liegt  nach  ihm  im  interlobnlären  und  pleu- 
ralen Bindegewebe.  Dagegen  lässt  Ribuekt.  der  im  Uebrigen  K'  irs's  Befunde  bestä- 
tigt, das  Bindegewebe  von  der  Bronchialwand  seinen  Ursprung  nehmen.  Verf.  konnte 
nun  an  einem  neuen  einschlägigen  Fall  das  Verhalten  der  Bindegewebsprflpfe  in  den 
Alveolen  genau  so  beobachten,  wie  es  Rohm  geschildert  hat.  Dagegen  war  io  seinem 
Falle,  übereinstimmend  mit  Ribbebt,  der  Ansgangepunkt  der  Bindegewebsentwicklnng 
in  den  Wandungen  der  Bronchiolen  and  dem  peribronchialen  Bindegewebe  zu  suchen 
Verf.  lässt  es  jedoch  offen,  ob  diese  Erklärung  für  alle  Fälle  xutrifTt.  oder,  ob  nicht 
mitunter  auch  das  pleurale  Bindegewebe  den  Ausgangspunkt  drs  Bindegewebes  dar- 
ItslUn  kann.  M.  Rothmsnn. 


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686 


Nolkn.  — Robson.  — Brdgokb.  — Roos. 


No.  39 


Noten,  Een  geval  van  railt-absces,  incieie,  genezing.  Weekbl.  ran  bei 
Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1894,  I.  No.  10. 

Eine  25  jäbr.  Frau  litt  5 Wochen  nach  normaler  Entbindung  an  Durchfall  mit  Leib- 
ichmerzen  Eine  Woche  spater  Krankheitsgefühl,  continnirlich- remittirende»  Fieber, 
geringe  Esslnst,  häufige  dünne  Entleerungen.  Einige  Wochen  lang  blieb  der  fieber- 
hafte Zustand  der  gleiche,  erregte  den  Verdacht  eines  Typhus,  da  die  Milz  rergrOisert 
(bei  Perkussion),  nnd  einige  Flecken  auf  dem  Unterleibs  vorhanden  waren , die 
Roseola  zu  sein  schienen.  Nach  einer  Woche  war  der  Zustand  etwas  besser, 
jedoch  nach  eioigen  Tagen  traten  plötzlich  Nachts  stechende  Schmerzen  in  der  linken  Seite 
mit  Athemnot  (Pleuritis)  auf.  Milz  deutlich  fühlbar,  nach  einer  Woche  noch  mehr  wer* 
grSfsert,  bei  tiefem  Druck  schmerzhaft,  Allgemeinbefinden  verschlechtert,  kein  Frost 
oder  Schweifs.  Punction  des  pleuritischen  Ergusses  ergab  serflse  Flüssigkeit.  Operation. 
Bautschnitt  an  der  Anssenseite  des  linken  Muscolus  rectos  abdominis,  vom  Rippen 
bogenrand  nach  unten  verlaufend.  Nach  Spaltung  der  Gewebe  gelangte  das  Messer 
in  eine  Hohle,  aut  der  sich  ein  Liter  schmutzig  braunen  Eiters  mit  alten  Gerinnseln 
entleerte,  and  welche  unebene  weiche  Wände  hatte.  Tamponade.  Verband.  Nach 
einigen  Wochen  Genesung.  Der  plenritische  Erguss  war  beinahe  gänzlich  resorbirt. 

George  Meyer. 


A.  W.  HI.  Robson,  Excision  of  spina  bifida.  Lancet  1893,  p.  741. 

Der  einen  35jährigen  Mann  betreffende  Fall  zeichnet  sich  durch  die  collossale 
Grüfte  des  4 pints  Inhalt  fassenden,  die  Regio  lnmbo-dortalis  einnehmenden  Sackes 
aus,  während,  ausser  dass  der  Sack  wiederholt  geplatzt  war,  Beschwerden  fehlten. 
Die  Operation  bestand  in  Ezcision  und  Ligatur  des  vorher  durch  Punction  entleerten 
Sackes  mit  Deckung  durch  einen  mit  der  Basis  nach  nnten  sehenden  Hautlappen. 

P.  Gäterboek. 


O.  Brugger,  Ueber  Hyalin-  und  Amyloiddegeneration  mit  Ver- 
kalkung und  Knochenbildung  in  einem  Augenmuskel,  entstanden 
nach  Trauma.  Arch.  f.  Augenheilk.  XXVIII.  S.  282. 

Bei  einer  57  jährigen  Fran  entwickelte  sieh  nach  einem  Trenma  eine  Geschwulst 
in  der  rechten  Orbita  in  der  Gegend  des  Musculus  rectus  tuperior  von  knöcherner 
Consisteuz.  Dieselbe  wurde  mit  Erhaltung  des  Bulbus  exstirpirt , sie  hatte  die  Form 
des  Muskels  und  war  15  mm  breit  und  9 mm  hoch.  Sie  erwies  sich  als  der  verdickte 
Muskel  und  war  hart  und  knochenähulich,  nur  im  hinteren  Drittel  etwas  weicher. 
Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand  sich  hyaline-  und  amyloide  Degeneration 
mit  Verkalkung  und  Knochenbildung.  Hontmsna. 


Hook,  Ueber  rheumatische  Angina.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1894, 
No.  25,  26. 

Entweder  ist  die  der  Polyarthritis  voransgehende  Angina  rheumatischer  Natur 
durch  denselben  Iofectionsstoff  bervorgernfen  und  eine  frühzeitige  Manifestation  der 
selben,  die  daranf  folgende  Erkrankung  wäre  dann  ein  wirklicher  Gelenkrheumatis- 
mus, oder  es  können  nach  beliebigen  Anginen  unter  besonderen  Umständen  pseudo 
rheumatische  Erkrankungen,  Localisationen  dee  Infeklionsstoffes  der  Angina  in  deo 
Gelenken  und  serOsen  Häuten,  ähnlich  wie  bei  der  Gonorrhoe  eintreten.  Manches 
spricht  nach  Verl,  dafür,  dass  diese  letzte  Auffassung  in  vielen  Fällen  zutrifft,  dass 
die  Polyartbriten  nach  Angina  zu  den  abgescbwächten  Pyämien  gehören  nnd  besonders 
nach  Tonsillareiterung  eintreten.  w.  Lablln.ki. 


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No.  39.  ZÖRKKNPÖRFKB.  — PAPlfcWBKl.  — MaTBKS.  — LiVOÜB. 


687 


Zörkeildörfer,  Ueber  einen  Fall  von  primärem  Darmmilzbrand 
beim  Menschen.  Prager  med.  Woehensohr.  1894,  No.  16. 

Z.  teilt  einen  Fall  ron  Milzbrandsepticämie  bei  einem  Wasenmeister  mit,  der 
tätlich  rertief  and  den  er,  da  eine  Eingangspforte  der  Milzbrandbaciilen  nicht  aufsu- 
finden  war,  als  primären  Darmmilzbrand  anspricht.  Schcurlen. 


",W.  Papiewski,  Ueber  den  Starrkrampf  der  Neugebornen.  Jahrb. 
f.  Kinderheilk.  XXXVII.  S.  39. 

V.erf.,  welcher  10  Falle  ron  Tetanus  neonatorum  auf  der  Grazer  Kinderklinik 
beobachtet  bat,  zieht  ans  seinen  Untersuchungen  folgende  Schlüsse:  Der  Wundstarr- 
krampf der  Neugebornen  ist  in  Bezog  anf  Aetiologie  und  Symptomatologie  mit  dem 
Tetanus  der  Erwachsenen  identisch,  «erlauft  jedoch,  wss  die  Intensität  betrifft,  viel 
schwerer  als  dieser.  — Die  neuen  Heilmethoden  haben  bis  jetzt  beim  Tetanus  neo- 
natorum noch  keinen  zweifellosen  Erfolg  aufzuweisen.  — Die  zu  Gunsten  der  verschie* 
denen  Heilmethoden  angeführten  Falle  lassen  sich  in  die  Kategorie  dar  Spontanhei- 
lungen einreihen.  — Bei  kurzer  Incnbationszeit  (1 — 5 Tage)  ist  der  Tet.  neon.  unbe- 
dingt tütlicb,  dagegen  ist  Genesung  müglich,  wenn  die  Incubationezeit  6 oder  mehr 
Tage  betrag.  Suuthsgen. 


DI.  Dlathes,  Ueber  den  Vorschlag  Fleinf.rs,  Reizerscheinungen  des 
Magens  mit  grofsen  Dosen  Wismuth  zu  behandeln.  Cbl.  f.  innere 
Med.  1894,  No.  1. 

M.  hat  die  FLBnmt'sche  Metode  bezüglich  ihrer  Resultate  und  der  Art  nnd  Weise, 
wie  die  Wirkung  des  Wismuth  zu  Stande  kommt,  einerseits  durch  klin.  Beobachtungen 
an  Patienten,  andereneita  durch  Experimente  an  Hunden  nnd  Kaninchen  nachgeprüft 
und  ist  dabei  zu  folgenden  Resultaten  gelangt: 

1)  Die  Verteilung  des  Wismnth’s  ist  nur  in  der  Zeit  unmittelbar  nach  der  Ver- 
abreichnng  desselben  ansschliefslich  ron  der  Schwerkraft  abhängig. 

2)  Später  rermengt  sich  das  Wismuth  mit  dem  Msgenscbleim , wird  also  über 
den  ganzen  Magen  ansgebreitet. 

3)  Die  Vorschrift,  der  Fat.  solle  eine  bestimmte  Lage  nach  der  Wismutbverab- 
reichong  innehalten,  ist  daher  ebenso  unnütig,  wie  lästig. 

4)  Als  Ablagerungsstätte  bevorzugt  das  Witmoth  die  arrodierten  Stellen  des 
Magens,  namentlich  nach  wiederholten  Wismntbgabeo. 

5)  Es  bildet  so  eine  einem  Pnlververband  ähnliche  Decke,  nnter  welcher  das  Ulcus 
heileo  kann. 

6)  Wismuth  regt  die  SchleimabsonderuDg  in  hohem  Grade  an.  c.  Roseuüi«l. 


Lavour,  Sur  un  cas  de  Syndrome  de  Weber.  Revue  neurologique 
1893,  No.  13. 

Der  Fall  betrifft  eine  60jährige  Fran,  bei  der  Hysterie,  Syphilis,  Alcoholis- 
mui  oder  sonstige  Intoxication  nicht  naebznweisen  waren.  Sieben  Kinder;  eines 
daron  tot  geboren.  Seit  einem  Jahre  (rat  wiederholte  Male  Bewusstseinsverlust 
mit  Hinfallen  auf.  Nach  einem  derartigeu  Anfalle  zeigte  sich  eine  totale  Para- 
lyse des  linken  Ocolomotorius  (absolute  Ftose,  Mydriasis,  Strabismus  und  Diplo- 
pie), Paralyse  des  rechten  Obliquus  inferior,  totale  rechtsseitige  schlaffe  Läb- 
mong  mit  Facialitlähmnng  (Orbicolaris  ausgeoommeo).  Sensibilität  und  Intelligenz 
wireo  normal.  Die  Reflexe  waren  erhalten  und  beiderseits  gleich  Nach  der  in  einer 
Schmierknr  nnd  Darreichung  von  Jodkali  bestehenden  Behandlung  trat  eine  deutliche 
Besserung  ein.  Verf.  nimmt  an,  dass  es  sich  um  ein  ron  der  Hirnhaut  ausgehendes 
Gumma  handelte,  dessen  Siti  sich  unterhalb  and  dicht  bei  dem  linken  Hirnschenkel 
befindet,  dort  wo  sein  unterer- hinterer  Teil  vom  3 linken  Hirnoerven  gekreuzt  wird. 
Der  nahe  liegende  rechte  Oculomotorina  ist  leicht  beteiligt,  daher  Lähmnng  des  Obli- 
ques ioferior.  K.  Grub«. 


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688 


BrISSAÜD.  — FLATAÜ.  — SI.OCÜM. 


No.  39 


E.  Brissaud,  Localisation  corticale  des  mouvements  de  la  face. 
Progres  med,  1893,  30.  Dec. 

F.s  handelt  lieh  uro  eine  SOjAbr.  Patientin,  welche  2 Jahre  vorher  eine  rechts- 
seitige Hemiplegie  mit  Verluat  der  Sprache  erlitten,  aich  aber  im  Hanfe  der  Jahre 
soweit  gebessert  hatte,  dass  aie  wieder  sprechen  nnd  auch  ihre  Gliedmassen  wieder  ge- 
brauchen konnte.  Myocarditiscbe  Beschwerden  führten  sie  dann  in's  Krankenhaus; 
dort  fanden  sich  kaum  mehr  Andeutungen  der  früheren  Hemiplegie,  pnr  eine  Asym- 
metrie im  Facialis  bestand  noch  (R<^ L),  es  besteht  rechts  Ptosis,  an  der  Facialispa- 
rese  nimmt  auch  der  obere  Ast  Teil,  R Pupille  > L.  Die  Section  ergab  einen  Er- 
weichuogsheerd  hinter  der  pars  opercularia  der  dritten  Stirnwindung  lioka,  welcher 
ohngeachtet  der  Abweichungen  vom  gewöhnlichen  Windungstypus,  welche  diese 
Hemisphäre  zeigte,  noch  dem  Bereich  der  vorderen  Centralwindung  (unterstes  \)  zu- 
zurechnen  war. 

Gröbere  Asymmetrien  im  Pedunculus,  Pons,  io  der  med.  obl.  (secundlre  Degene- 
rationen) fehlten. 

Der  Terf.  zieht  ans  dieser  Beobachtung  den  Schluss,  dass  das  corticale  Facialit- 
centrum  beim  Menschen  in  dem  Teile  des  Klappendeckels  gelegen  ist,  welcher  hinten 
an  das  unterste  Ende  der  RoLtRo'schen  Furche  stöfst.  II.  Brasch. 


Th.  S.  Flatatl,  Albinismus  acquisitus  mit  Canities.  (Vortrag  geh. 
in  der  Berliner  med.  Gesellsch.  am  12.  Juli  1893).  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1894,  No.  8. 

Bei  einem  12j&hrigen  Mädchen  aind  Kopfhaare  und  Koplhant  bis  auf  einige 
wenige  kleine  Stellen,  die  dafür  auffallend  dunkel  gefärbt  erscheinen,  vollkommen 
pigmentloi.  Am  Körper  finden  sich  ebenfalls  zahlreiche  Vitiligoflecke  von  verschie- 
dener Gröfse,  auch  die  spärlichen  Schamhaare  sind  grau.  Dagegen  zeigten  sich  Ge- 
sicht, Augenbrauen  und  Wimpern  normal  pigmentirt.  — Die  Veränderungen  begannen 
vor  etwa  5 Jahren  auf  der  Nackenbaut  und  breiteten  sich  dann  auf  den  Kopf  ans, 
wo  die  Entfärbung  nicht  fleckenweise,  sondern  gleicbmäfsig,  wenn  auch  an  einigen 
Partien,  wie  der  Schläfe  und  Hinterhauptsgegend  etwas  früher,  als  an  anderen  auf- 
getreten seiD  soll.  — Aetiologisch  kommen  in  dem  Falle  vielleicht  seelische  Erregungen 
and  eine  strenge  körperliche  Züchtigung,  die  gerade  den  Kopf  betroffen  hatte,  in 
Betracht.  H.  Müller. 


H.  Slocuni,  A problem  in  abdominal  surgery:  why  is  the  nterus 
retained  after  the  ovaries  are  removed?  Medical  News  1893,  Oct.  7. 

In  einer  grofsen  Anzabt  von  Fällen  bestehen  die  Beschwerden  der  Frauen  nach 
Entfernung  der  Ovarien  fort;  die  Ursachen  hierfür  können  sehr  verschieden  sein; 
eine  Hauptqnelle  derselben  kann  durch  die  gleichzeitige  Beseitigung  des  Uteros  ent- 
fernt werden;  umsomehr,  da  der  Uterus  einerseits  nicht  unbedingt  erforderlich  ist  für 
das  weitere  Wohlbefinden  der  Fran,  nnd  er  andererseits  häufig  den  Sitz  für  ander- 
weitige Erkrankungen  sein  kann. 

Die  Operationsdauer  wird  nach  S.  durch  die  gleichzeitige  Entfernung  des  Uterus 
nicht  wesentlich  verlängert;  der  auf  die  Operation  folgende  Shock  wird  anscheinend 
sogar  verringert  Die  Gefahr  einer  Nachblutung  durch  Abgleiten  einer  Ligatur  ist 
ebenfalls  geringer,  ebenso  die  Gefahr  der  Infection  von  Seiten  des  znrückbleibenden 
Cervicaicanals  weniger  grofs,  wie  bei  den  znrückbleibenden  Tubenstümpfen.  — Deshalb 
empfiehlt  S.  dringend  bei  Tuben-  und  Ovarien  • Erkrankungen  den  Uterus  mitsuent- 
fernen.  A Martin. 

Einsendungen  für  du  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bern  hardt  (Berlin  W. 

FrantösLsehc  Straf.se  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Bertlo. 


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- t 


Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  ans  Schlüsse 
<les  Jahrgangs  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrgangs« 
90  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Bachhandlun- 
gen and  Postanstalten. 


nicdicinisc hcn  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  «.  Oktober.  No.  40. 


Enhaltt  Cart  allo  a.  Pachon,  Verdauung  beim  Hund  ohne  Magen.  — S mit a,  Ueber 
die  Bildung  der  Schwefelsäure  im  Organismus. — Tanol,  Anteil  des  VerdauuDgstractui 
an  der  Respiration.  — Lehmann,  Milchuntersuchungen. — Mdbcatbllo,  Deber  die 
angeborenen  Spalten  des  Schädels  und  der  Wirbelsänle.  — KAfer,  Rowbi.l,  Deber  die 
Aether-  und  Chloroformnarcose.  — Bibb,  Behandlung  der  Tuberculose  der  Glieder  mit 
Stauungshyperämie.  — Hirsch,  Deber  Orbitalphlegmone.  — Kablinski,  Höoeb- 
■ tidt  n.  Lin«  es,  Pettbnkofkr,  Deber  Aetiologie  und  Verbreitung  der  Cholera. 

— Ykrbin,  Deber  die  Pest  io  Hongkoog.  — Hirschlapp,  Bedeutung  der  Haut- 
venen  am  Thorax.  — Riioit.,  Deber  Megalogastrie  und  Gastrectasie.  — Bubis, 
Ueber  das  Spermin.  — Mitcdbl,  Lkwin  und  Bissa,  Deber  Erythromelalgie  und 
locale  Asphyxie.  — Schlebinqeb,  Eibenlobb,  Sonnbnbubo , Chabcot, 
MOllbb,  Fälle  tob  Syringomyelie.  — S4olas,  Autoiotoxication  bei  Geistesstörungen. 

— Nsdbbbobb,  Deber  die  Carunkelo  der  Harnröhre.  — Quincke;  Deber  die  Per' 
spiratiou  bei  Hautkrankheiten.  — Esilbakb,  Drsache  des  Geburtseintritts.  — 
Schwarze,  Behandlung  der  Dysmenorrhoe.  — Reichel,  Fall  tod  acuter  Pbosphor- 
Ttrgiftung- 

Saiht- M aetin,  Methan  im  Blut  der  Herbiroren.  — Bclow,  Glycerinphosphor- 
säure  im  Harn.  — Lindemann,  Einfluss  der  Dreterenunterbindung  auf  das  Nieren- 
parenchym — Puelpb,  Totalexstirpation  der  Scapula.  — Elbbnbebo,  Deber  idio- 
pathische Hodenentxflndung.  — Toeka,  Neue  Behandlungsmethode  der  Phimose.  — 
Kohles,  Multiple  Knochentuberculose.  — Dbmoulin,  Intermittirende  Hydrooe- 
pbrose.  — Deeio,  Debsr  Exophthalmus  traumaticus.  — Giese,  Temperaturmessungen 
im  Conjunetiralsack.  — Wabisbmaen,  Frühzeitige  Lungentuberculose. — Köster, 
Wirkung  des  Salophens  — Gieebiicb,  Angeborene  Dilatation  dee  Dickdarms.  — 
Sbabp,  Wirkung  des  Hyoscins  — Zieoi.er,  Grofse  traumatische  Magenwandcyste. 

— Minoazziei,  Geber  den  Sammeltrieb  Geisteskranker.  — König,  Seltene  Form 
too  Kinderlähmung.  — Richet,  FbbA,  Wirkung  der  Chloralose.  — Mac p hall, 
Mokbo,  Peripherische  Nenritis  nach  Influenza  bezw.  Masern.  — Fabbt,  Deber 
Psorosperroien  bei  Hautkrankheiten.  — Böses,  4 Fälle  too  Hydroa  Tacciniforme. — 
Sseliorahn,  Behandlung  der  Sterilität.  — Wilson,  Vorausbestimmung  des  Ge- 
■cblecbts.  — Robenstein,  Ueber  die  mechanische  Erweiterung  des  Muttermundes. 

— Bloom,  Oxalsäure  als  Emmenagogum.  — Stöcker,  Fall  tod  CerTicalschwanger- 
icbsft.  — Walker,  Oebermangansaures  Kali  bei  MorphiumTergiftung.  — Fkieds- 
bibo,  Vergiftung  mit  Lysol  und  Carbolsänre. 


XXXII.  Jahrgang. 


44 


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690  Cakvallo,  Pacbon,  Verdauung  eto.  — Smith,  Ueber  Bildung  etc.  No, 40 


J.  Carvallo  et  V.  Pachon,  Recherches  aur  la  digestiou  chez  un 
chien  aans  eetomac.  Arch.  de  Physiol.  VI.  p.  106. 

VerfF.  haben  an  einem  Hund  mit  reaecirtem  Magen  die  Hypo- 
these von  Bo.n.ik  geprüft,  dass  eioe  wesentliche  Function  des  Magens 
darin  besiehe,  Fäulnisskeime  zu  zerstören  und  den  Organismus  vor 
der  Aufnahme  putrider  Stoffe  zu  schützen.  Zu  dem  Zwecke  wurde 
der  operirte  Hund  teils  mit  frischem  gekochtem,  teils  mit  faulendem 
Fleisch  gefüttert  und  dieselbe  Nahrung  zur  Controle  einem  intacten 
Tiere  verabreicht.  Dabei  zeigte  eich,  dass  beide  Tiere  ohne  jede 
nachweisbare  Störung  das  faulende  Fleisch  vertrugen.  Verf.  warnen 
nun  davor,  aus  diesem  Ergebniss  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  der 
gesunde  Magen  keine  antiseptische  Function  habe,  vielmehr  folgt 
nur  daraus,  dass  auch  diese  Function  des  Magens  im  Notfall  vom 
Darmkanal  übernommen  werden  kann,  ebenso  gut  wie  die  Verdau- 
ung von  Eiweiie. 

Von  nachweisbaren  Verdauungsstörungen  bei  dem  operirten 
Hunde  zeigten  sich:  unvollkommene  Nahrungsaufnahme  veranlasst 
durch  Diarrhoeen  bei  Milchfütterung,  bedeutende  Verlängerung  der 
zur  Nahrungsaufnahme  erforderlichen  Zeit,  unvollkommene  Aus- 
nützung rohen  Fleisches,  während  gekochtes  in  normaler  Weise 
ausgenützt  wurde.  Uurthle. 


W,  J.  Smith,  Weiteres  über  die  Schwefelsäure-Bildung  im  Orga- 
nismus. Pflüger’s  Arch.  Bd.  57,  S.  418. 

Von  den  bisher  vom  Verf.  in  Bezug  auf  ihre  Eigenschaft,  im 
Organismus  Schwefelsäure  zu  bilden,  untersuchten  schwefelhaltigen 
Körpern  haben  nur  die  Thiosäuren  ein  positives  Resultat  ergeben, 
während  Sulfide,  Sulfone,  Mercaptol  und  Thioaldehyd  nicht  oxydirt 
wurden.  Auch  die  Sulfonsäuren  werden  nach  früheren  Versuchen 
des  Ref.  nicht  oxydirt , mit  Ausnahme  der  Oxäthylsulfosäure  = 
Isäthionsäure,  von  welcher  29.2  pCt.  des  Schwefels  zu  Schwefel- 
säure oxydirt  wurden.  Da  diese  Säure  eine  Ausnahme  bildet,  wie- 
derholte S.  den  Versuch  mit  derselben  und  fand  bei  subcutaner 
Injection  des  Natriumsalzes  gleichfalls  Oxydation,  wiewohl  nur 
19.2  pCt.  — Nach  dem  Verhalten  des  Aethylmercaptans  bei  der  Oxy- 
dation mit  Salpetersäure  erschien  es  unwahrscheinlich,  dass  diese 
Substanz  im  Körper  angegriffen  werde.  Dennoch  ist  dieses  der 
Fall.  Ein  Hund  mit  annähernd  constanter  Stickstoff-  und  Schwefel- 
ausscheidung oxydirte  von  1.593  g innerlich  eingegebenem  Natrium- 
äthylmeroaptid  53.7  pCt. , von  4.99  g 37.5  pCt.  des  Schwefels  zu 
Schwefelsäure.  Dieselbe  Hündin,  welche  zu  dem  zweiten  Versuch 
mit  Natriumäthylmercaptid  gedient  hatte,  erhielt  1.022  g Aethylmer- 
captan  per  os.  Von  demselben  wurden  70.2  pCt.  oxydirt.  Das 
Aethylmercaptan  hatte  schnell  vorübergehende  physiologische  Wir- 


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Ko.  40.  Tanol,  Anteil  des  Verdauungstractus  an  der  Respiration.  691 

kuagen:  das  Tier  wollte  nicht  fressen  und  war  sehr  träge  und 
schläfrig,  die  Zunge  hat  eine  tief  dunkelblaue  h'ärbung;  nach  3 
Stunden  waren  alle  diese  Symptome  verschwunden.  G.  Salkowski. 


F.  Tangi,  Ueber  den  respiratorischen  Gaswechsel  nach  Unterbin- 
dung der  drei  Darmarterien.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Pbysiol.  Abt. 


1894,  S.  283. 

Um  den  Anteil  des  Darms  und  seiner  Drüsen  an  der  Production 
der  Kohlensäure  und  den  Verbrauch  von  Sauerstoff  festzustellen, 
hat  Scossk  vor  einigen  Jahren  die  Darmarterien  unterbunden  und 
die  Respiration  vor  und  nach  der  Operation  untersucht.  Gegen 
diese  Methode  ist  einzuwenden,  dass  sie  sehr  eingreifend  ist,  was 
daraus  hervorgeht,  dass  die  Tiere  bereits  nach  einigen  Stunden 
starben.  T.  hat  die  Versuche  mit  der  Modification  wiederholt,  dass 
die  Darmarterien  nur  vorübergehend  auf  kurze  Zeit  12—18  Minuten 
geschlossen,  dann  aber  wieder  freigegeben  werden,  nur  die  sehr 
kleine  A.  mesenterica  wurde  ganz  unterbunden,  da  es  sich  heraus- 
stellte, dass  es  für  den  Versuch  gleichgültig  ist,  ob  dieses  Gefäfs 
unterbunden  wird  oder  offen  bleibt.  Immerhin  ist  auch  dieses  Ope- 
rationsverfahren, welches  genau  beschrieben  wird,  sehr  eingreifend, 
was  daraus  hervorgeht,  dass  die  Tiere  nur  6 bis  7 Stunden,  im 
besten  Falle  12  Stunden  am  Leben  bleiben.  Ueber  dhs  Ursache 
des  Todes  lässt  sich  nichts  Bestimmtes  angeben.  Die  Circulation 
scheint  sich  nach  Lösung  der  Ligatur  nicht  vollständig  wiederher- 
zustellen, wenigstens  zeigen  Magen  und  Darm  eine  sehr  blasse 
Farbe. 

Es  wurde  nun  in  Phase  I der  O- Verbrauch  und  die  CO,-Pro- 
duction  am  unversehrten  Tier  festgestellt,  in  II  nach  Ligatur  der 
Arterien,  in  III  nach  Aufhebung  der  Ligatur.  In  5 einwandsfreien 
Versuchen  sank  nach  vorübergehender  Ligatur  der  Darmarterien 
der  O-Verbrauch  um  9.15  bis  35.33  pCt.,  die  C02-Ausscheidung 
nur  9.46  bis  26.52  pCt.,  die  Verringerung  des  Sauerstoffverbrauchs 
ist  fast  ausnahmslos  bedeutender,  als  die  der  CO,- Ausscheidung, 


der  Quotient 


CO, 

o 


wächst  also  an.  — Was 


die  Aenderungen  des 


GaswechselB  nach  dem  Lösen  der  Ligatur  betrifft,  so  wurde  die 
ursprüngliche  Gröfse  des  Gaswechsels  nur  in  einem  Falle  erreicht, 
in  allen  anderen  war  dieselbe  zwar  höher,  wie  vorher,  aber  doch 
unter  der  Norm.  Der  Anteil  des  Darms  an  der  Respiration  ist 
jedenfalls  höher  als  dem  Gewicht  desselben  im  Verhältniss  zum 
ganzen  Körper  entspricht:  nach  einigen  von  Verf.  angestellten 
Wägungen  betrug  (bei  Kaninchen,  an  denen  die  Versuche  aus- 
schliefslich  angestellt  sind)  das  Gewicht  von  Magen,  Darm,  Leber, 
Pankreas,  Milz  und  Mesenterium  durchschnittlich  9.5  pCt.  des 
Körpergewichts,  während  ihre  Beteiligung  am  Gaswechsel  bis  auf 
30  pCt.  steigen  kann.  Dieses  Ergebniss  stimmt  überein  mit  den 


44* 


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692  Lrhmann,  Milchuntersuchangen.  No.  40 

Beobachtungen  von  Magrus-Lkwy  und  früheren  von  Mkhrihg  und 
Zuntz  Ober  die  Abhängigkeit  der  nach  Aufnahme  von  Nahrung  auf- 
tretenden Steigerung  des  Gaawechsels  von  der  Verdauungsarbeit. 

Der  — stets  in  der  linken  Carotis  gemessene  — arterielle  Blut- 
druck stieg  nach  Unterbindung  der  Darmarterien  stets  an,  aller- 
dings nur  unbedeutend,  nämlich  um  5.4  bis  19.2  mm  Quecksilber. 

E.  Salkowski. 


J.  Lehmann’s,  Milchuntersuchungen.  Mitgeteilt  von  W.  Hkmprl. 

Pflüger’s  Arch.  Bd.  56,  S.  558. 

L.’s  Metode  gründet  eich  auf  die  Beobachtung,  dass  poröse 
Thonkörper  (Thonteller)  die  Eigenschaft  haben,  das  Milchserum 
aufzusaugen  unter  Zurücklassung  des  gesammten  Casein-  und  Fett- 
gehaltes der  Milch  in  Form  einer  dünnen  Haut,  und  zwar  ebenso 
gut  bei  Frauenmilch  wie  bei  Kuhmilch.  Man  erhält  so  das  Casein 
an  die  anorganischen  Salze  gebunden,  mit  denen  es  in  der  Milch 
als  colloidaler  Körper  vereinigt  ist.  Indem  bezüglich  der  Einzel- 
heiten des  Verfahrens  auf  das  Orig,  verwiesen  wird,  seien  hier  nur 
die  wesentlichsten  Ergebnisse  berichtet.  Der  Durchschnittsaschen- 
gehalt des  mittels  des  Thonseparators  gewonnenen  „genuinen“  Kuh- 
kaseins beträgt  im  Mittel  7.2  pCt.,  wovon  ,9/,0  aus  Kalkphosphat 
bestehen.  Der  Phosphor  ist  im  Caseinmolekül  wahrscheinlich  seiner 
Gesammtmenge  nach  in  einer  von  der  Phosphorsäure  sich  ableiten- 
den esterartigen  Verbindung  vorhanden  und  zwar  ergiebt  sich  für 
den  Gehalt  an  Phosphor  im  Molekül  berechnet  auf  Pa05,  1.18  bis 
1.5  pCt.,  des  aschehaltigen  Caseins  Das  genuine  Casein  ist  als  eine 
Doppelverbindung  von  Caseincalcium  mit  phosphorsaurem  Kalk  an- 
zusehen und  zwar  ist  1.45  — 1.75  pCt.  CaO  direkt  an  das  Casein 
gebunden.  Das  aschefreie  Casein  besteht  aus  C 54  — H 7.04 — N 
15.6  — P 0.847  — S 0.771  pCt.  Der  S-Gehalt  des  genuinen  Kuh- 
caseins ist  0.723,  der  des  Frauencaseins  1 09,  der  Kalkphosphatge- 
halt 6.6  resp.  3 2 pCt. ; das  Kuhcasein  ist  daher  viel  reicher  an 
Phosphaten,  aber  S ärmer  als  das  Frauencasein.  Als  mittlere  Zu- 
sammensetzung der  Kuh-  resp.  Frauenmilch  berechnet  Verf  Casein 
3.0  resp.  1.2,  Albumin  0.3  resp.  0.5,  Fett  3.5  resp.  3.8,  Zucker 
4 5 resp.  6,  Asche  0.7  resp.  0.2,  Wasser  88  resp.  88.5.  Die  mit 
Säuren  abgeschiedene  Caseinfällung  enthält  bei  Frauenmilch  3 Th. 
Fett  auf  1 Th.  Casein,  bei  Kuhmilch  nur  1.16  Th.  Fett  auf  1 Th. 
Casein.  Wird  nun  zur  Kuhmilch  so  viel  Fett  gesetzt,  dass  das 
Casein-  und  Fettverhältniss  das  gleiche  ist  wie  in  der  Frauenmilch, 
so  scheidet  sich  auch  in  der  Kuhmilch  das  Casein  als  feines  Ge- 
rinnsel ab;  die  gleiche  Eigenschaft  kann  der  Kuhmilch  durch  Zu- 
satz von  Hühnereiweifs  gegeben  werden.  Um  die  Kuhmilch  der 
Frauenmilch  möglichst  ähnlich  zu  machen,  räth  Verf.,  die  Kuhmilch 
so  weit  mit  Wasser  zu  verdünnen,  bis  der  Caseingehalt  derselben 
dem  der  Frauenmilch  gleichkommt,  also  mit  1 '/*  Vol.  Wasser  und 
hierauf  derselben  soviel  Rahm  (von  ermitteltem  F'ettgehalt),  Milch- 


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No.  40. 


Muscatku.o,  Uebor  die  angeborenen  Spalten  etc 


693 


zucker  und  Hühnereiweifs  zuzusetzen,  bis  das  Gemisch  der  Frauen- 
milch entsprechende  Mengen  von  Fett,  Milchzucker  und  Albumin 
enthalt.  Das  Eiweifs  von  einem  Höhnerei,  mit  4 Esslöffeln  YY'asser 
versetzt,  gequirlt  und  durch  Leinwand  geseiht,  genügt  für  3 Por- 
tionen der  zu  verabreichenden  Milch.  Mit  der  so  präparirten  Milch 
ernährte  Säuglinge  gediehen  vortrefflich.  J.  Munk. 


Ci.  Muscatello,  Ueber  die  angeborenen  Spalten  des  Schädels  und 
der  YVirbelsäule.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  47.  S.  162. 

Auf  Grund  ausgedehnter  klinischer  und  pathologisch -anatomi- 
scher Untersuchungen  sucht  Verf.  ein  zusammenfassendes  Bild 
von  den  Spaltbildungen  am  Schädel  und  an  der  Wirbelsäule  zu 
geben. 

I.  Die  Spaltbildungen  am  Schädel  werden  eingeteilt  in 
Acranie,  wenn  das  ganze  Schädeldach  oder  doch  der  grösste  Teil 
desselben  fehlt  (Holoacrania  und  Mesoacrania),  und  in  die  ange- 
borenen Schädelhernien  oder  Cephalocelen  mit  partiellen 
Knochenlücken.  Die  letzteren  wurden  bisher  in  Encephalocele, 
Hydroencephaloeele  und  Meningocele  eingeteilt.  Ein  Teil  der  als 
Encephalocelen  zusammengefassten  Fälle  gehört  aber  nach  Ansicht 
des  Verf.  zur  Mesoacranie.  Diese  Gruppe  bezeichnet  er  als  Exen- 
cephalie;  es  handelt  sich  hier  stets  um  den  Austritt  eines  Hirn- 
abschnitts in  seiner  Totalität  aus  einer  Knochenöffnung.  Bei  den 
eigentlichen  Cephalocelen  unterscheidet  Verf.  die  Encephalocy  sto- 
cele  und  die  Meningocele. 

Es  werden  nun  8 Fälle  von  einfacher  und  komplicirter  Ence- 
phalomyelocele  berichtet,  die  teils  in  der  propädeutisch-chirurgischen 
Klinik  zu  Padua  teils  im  Strafsburger  pathologischen  Institut  unter- 
sucht wurden.  Es  würde  hier  zu  weit  führen,  auf  die  zahlreichen 
interessanten  Details  der  einzelnen  Fälle  einzugehen.  Dieselben  sind 
im  Original  nachzulesen.  Die  Encephalocystocele  entsteht  mit 
dem  Austritt  eines  peripheren  Gehirnabschnitts  durch  eine  kleinere 
Knochenöffnung  und  enthält  im  Innern  als  Fortsetzung  eines  der 
Hirnventrikel  einen  mit  Flüssigkeit  von  wechselnder  Menge  ange- 
füllten Hohlraum.  Gröfsere  zusammenhängende  Hirnteile  sind  da- 
bei nie  nach  aussen  verlagert.  Die  die  innere  YYrand  der  Cyste 
ausklcidende  nervöse  Substanz  kann  bei  starker  Flüssigkeitsansamm- 
lung vollkommen  atrophisch  werden  und  zeigt  dann  Erweiterung 
und  Neubildung  der  Gefäfse;  diese  Schicht  bezeichnet  man  dann 
als  Area  cerebro-vasculosa.  Die  beiden  Blätter  der  Pia  mater  sind 
oft  verwachsen  und  durch  Erweiterung  der  Lymphgefäfse  stark 
verdickt;  ja  es  kann  schliefslich  zu  elephantiastischen  Bildungen 
kommen.  Dagegen  bildet  die  Dura  mater  niemals  eine  Hülle  des 
Tumors,  sondern  endet  am  Rande  der  Knochenöffnung  durch  Ver- 
schmelzung mit  dem  Pericanium.  Die  Haut  über  der  Geschwulst 
ist  atrophisch. 


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694 


Mcscatbllo,  Ueber  die  angeborenen  Spalten 


No  40 


Was  das  klinische  Bild  der  Encephalocystocele  betrifft,  so  ist 
der  Tumor  nuss-  bis  kindskopfgrofs,  kurz  gestielt;  die  Haut  dünn, 
voll  Teleangieksasieen,  selten  geschwfirig  zerfallen.  Häufig  ist  Fluc- 
tuation  nachweisbar;  Druck  verkleinert  den  Tumor  nicht,  führt  je- 
doch zu  Reizerscheinungen  des  Gehirns.  Eine  wesentliche  Verän- 
derung der  ganzen  Schädelform  ist  nicht  zu  konstatiren.  Wichtig 
sind  die  vom  Verf.  2 Mal  beobachteten  Sehnervenatrophien  bei 
Occipital-Hernien,  die  vielleicht  in  diagnostischer  Hinsicht  Bedeu- 
tung erlangen  können. 

Die  Meningocele  cranialis  ist  seltener,  als  früher  angenom- 
men wurde,  da  die  atrophisch  gewordenen  Hirnteile  ohne  genaue 
mikroskopische  Untersuchung  leicht  übersehen  werden  können.  Verf. 
berichtet  über  2 reine  Fälle  von  Meningocele  und  hat  auch  hier 
das  Fehlen  der  Dura  über  dem  Tumor  konstatiren  können.  Die 
Differentialdiagnose  gegenüber  der  Encephalocystocele  kann  sehr 
schwierig  sein;  völlige  Durchsichtigkeit  spricht  für  Meningocele. 
Möglicherweise  wäre  hier  auch  die  chemische  Untersuchung  der 
Flüssigkeit  von  Bedeutung,  auf  die  Verf.  nicht  eingeht.  Denn  die 
Flüssigkeit  der  Encephalocystocele  stammt  aus  den  Ventrikeln,  die 
der  Meningocele  gehört  den  Arachnoidalblättern  an. 

II.  Die  Spaltbildungen  an  der  Wirbelsäule  werden  ge- 
wöhnlich als  Spina  bifida  zusammengefasst.  Nach  dem  Vorgang 
von  Rbcklinohausks’b  bezeichnet  Verf.  mit  letzterem  Namen  nur  die 
mit  Hernien  einhergehenden  Spalten,  die  Spalten  ohne  Tumoren 
dagegen  als  Rachischisis.  Die  letztere,  sowohl  total  als  partiell, 
ist  mit  dem  Leben  unvereinbar.  Bedeutung  für  den  Praktiker  hat 
nur  die  eigentliche  Spina  bifida  occulta. 

Die  Myelomeningocele  beruht  auf  dem  Offenbleiben  der 
Medullarrinne;  sie  bildet  breit  aufsitzende  Tumoren,  die  am  häufig- 
sten in  der  lumbosakralen,  am  seltensten  in  der  sakralen  Region 
Vorkommen.  An  der  Oberfläche  sind  nach  v.  Rkcklinghacskk  drei 
Zonen  zu  unterscheiden,  die  Zona  dermatica,  epithelo-serosa  und 
medullo-vasculo8a.  Die  von  Flüssigkeitsansammlung  in  den  Sub- 
arachnoidalräumen gebildete  Höhle  ist  von  Nervenwurzeln  durch- 
zogen. Nach  oben  und  unten  von  der  Geschwulst  schliefst  sich 
das  Rückenmark  zum  Kanal  zusammen.  Die  Geschwulst  ist  ge- 
wöhnlich weich,  fluktuirend;  an  ihrer  Seite  fühlt  man  die  Reste  der 
Wirbelbögen.  Als  Begleiterscheinung  findet  sich  Nabelhernie,  Klump- 
fufs,  Lähmungen.  Verf.  berichtet  über  3 derartige  Fälle. 

Die  seltenste  Form  der  Spina  bifida  ist  die  Meningocele; 
Verf.  vermag  nur  über  einen  derartigen  Fall  zu  berichten.  Auch 
hier  fehlt  die  Dura  mater  in  der  Wand  des  Tumors;  die  Flflssig- 
keitsansammlung  liegt  in  der  Arachnoidea.  Der  häufigste  Sitz  der 
Meningocele  ist  die  Kreuzbeingegend.  Der  Tumor  ist  durchschei- 
nend; die  Cyslenwand  ist  gewöhnlich  von  Nervenästen  der  Cauda 
equina  durchzogen.  Bei  weiter  Knochenöffnung  kommt  es  zur 
Complication  mit  Rückenmarksvorfall. 


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No.  40. 


des  Schädels  und  der  Wirbelsäule. 


695 


Die  Myelocystocele  kommt  durch  Entwicklung  eines  Hydro- 
myelus  in  dem  schon  geschlossenen  Medullarrohr  zu  Stande;  diese 
Form  ist  verhältnissmäfsig  häufig  zu  beobachten.  Die  Wand  des 
Tumors  wird  nach  aussen  von  den  weichen  Rückenmarkshäuten  ge- 
bildet, an  die  sich  nach  innen  die  oft  nur  aus  einer  Epithelschicht 
bestehende  Rückenmarkssubstanz  anschliefst.  Der  häufigste  Sitz  ist 
die  Lendengegend,  der  seltenste  die  Brustgegend.  Andere  Hem- 
mungsbildungen  an  Wirbelsäule  und  Rumpf  gehen  nebenher.  Nie- 
mals werden  in  der  Geschwulsthöhle  Nervenstränge  gefunden. 
Neben  2 Fällen  von  typischer  Myelocystocele,  von  denen  die  eine 
im  Brust-,  die  andere  im  Lendenmark  sich  befand,  berichtet  Verf. 
Ober  eine  Myelocystomeningocele  dorsalis,  der  Verbindung 
einer  Myelocystocele  mit  einer  vom  dorsalen  Teil  des  Rückenmarks 
ausgegangenen  Meningocele,  ferner  über  eine  Myelocystomen  in- 
gocele  dorso-ventralis,  bei  der  eine  Myelocystocele  dorsalis  mit 
einer  Meningocele  ventralis  verbunden  war,  dann  über  eine  Myelo- 
cystomeningocele  ventralis,  bei  welcher  die  dorsale  Wand  des 
Rückenmarks  am  Tumorgipfel  safs,  und  sowohl  die  geplatzte  Myelo- 
cyste  als  auch  die  Meningocele  ventralwärls  nach  dem  Wirbelkör- 
per zu  liegen,  endlich  über  eine  Kombination  von  Encephalocysto- 
cele  occipitalis,  Myelocystocele  im  Halsmark  und  Myelomeningocele 
im  Lendenmark.  Das  gemeinsame  Vorkommen  der  letzten  beiden 
Bildungen  ist  so  zu  erklären,  dass  das  Medullarrohr  im  Halsmark 
früher  geschlossen  ist  als  im  Lendenmark. 

Die  Spina  bifida  occulta  endlich,  von  der  Verf.  2 Fälle 
berichtet,  sitzt  am  häufigsten  in  den  caudalen  Abschnitten  der 
Wirbelsäule.  Die  Haut  über  derselben  ist  gewöhnlich  dünn,  gerö- 
tet, narbenartig;  dieses  narbenartige  Aussehen  der  Haut  geht  ge- 
wöhnlich mit  der  Anwesenheit  heterologer  Gewebe  im  Wirbelkanal 
einher  (Dermoidcyste,  Cholesteatom,  Myofibrolipom  etc.).  Am  inte- 
ressantesten ist  die  Hypertrichose  der  Haut,  die  von  Vibchuw  als 
Folge  eines  chronischen  Entzündungsprocesses , von  v.  Rbckuno- 
haüsbh  als  Hyperplasie  angesehen  wird.  Die  Knochenöffnung  ist 
gewöhnlich  palpatorisch  nachweisbar.  Komplicationen  sind  Krüm- 
mungsanomalien  der  Wirbelsäule,  Klumpfufs,  Sensibilitätsstörungen 
an  den  Beinen. 

Verf.  geht  zum  Schluss  näher  auf  die  Frage  nach  der  Ent- 
stehung der  Schädel-  und  Wirbelspalten  ein.  Entgegen  den  zahl- 
reichen früher  aufgestellten  Theorien  sieht  Verf.  einen  wesentlichen 
Faktor  für  die  Missbildungen  des  Nervensystems  in  den  primär  ent- 
standenen Knochenläsiouen;  doch  genügen  diese  allein  nicht  zur 
Erklärung;  das  Fehlen  der  Dura  mater  über  allen  diesen  Tumoren 
ist  der  zweite  wichtige  Faktor.  Bedingt  ist  dieser  Defect  durch 
eine  regelwidrige  Entwicklung  der  mesenchymalen  skeletogenen 
Schicht,  die  sich  nicht  in  Meningeal-  und  Knochenschicht  differen- 
ciert  und  der  Aplasie  verfällt.  So  kommt  es  zum  Fehlen  der  Dura 
und  zur  mangelnden  Verknöcherung.  Die  Bildung  der  Hernie 
kommt  nun  dadurch  zu  Stande,  dass  an  der  Lücke  der  Dura  der 


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696  Käfkr,  RoWKLr,  Uober  die  Aether-  u.  Cbloroforninarcose.  No.  40 

Gefäfsdruck  steigt,  und  so,  da  der  Druck  der  Cerebrospinalflüssig- 
keit  gröfser  als  der  des  Fruchtwassers  ist,  die  Gehirnsubstanz  heraus- 
getrieben wird.  Durch  die  sich  dabei  ausbildende  chron.  Entzün- 
dung nimmt  die  Flüssigkeitsansammlung  zu;  der  Tumor  wächst. 
So  ist  also  die  Gehirnhernie  die  Folge  einer  Entwicklungshemmung. 
Dasselbe  gilt  für  die  als  Myeiomeningocele  und  Meningocele  be- 
zeichneten  Formen  der  Spina  bifida;  bei  der  Myelocystocele  kommt 
noch  das  gestörte  Längenwachstum  der  Wirbelsäule  hinzu,  welches 
das  normal  wachsende  Rückenmark  zur  Faltung  zwingt  und  durch 
Circulationsstörungen  Hydromyelus  herbeiführt. 

Die  primitive  Störung  ist  bereits  in  einer  Wachstumshemmung 
der  frühesten  Embryonalanlage  zu  suchen.  Die  Natur  der  Störung 
ist  jedoch  unbekannt:  alle  versuchten  Erklärungen,  wie  Verwach- 
sung des  Ammion  mit  den  Achsenteilen  des  Embryo,  zu  enges  Am- 
nion u.  a.  m.  sind  unzureichend. 

Was  die  Behandlung  der  Missbildungen  betrifft,  so  steht  Verf. 
der  Kompression,  der  Elektrolyse,  den  parenchymatösen  Injectionen 
skeptisch  gegenüber  und  hält  die  Excision  des  Tumors  für  das 
rationellste  Verfahren.  Bei  den  Schädelhernien  ist  nur  schwere 
Sehstörung  und  anderweitige  hochgradige  Missbildung  Kontraindi- 
kation, da  es  grausam  wäre,  derartigen  unglücklichen  Geschöpfen 
das  Leben  zu  verlängern.  Bei  der  Myeiomeningocele  verwirft  Verf. 
das  operative  Vorgehen  entschieden,  da  die  Rückenmarksverände- 
rungen zu  hochgradige  sind,  um  auch  nur  geringe  Besserung  er- 
warten zu  können.  Die  einfache  Meningocele  und  die  einfache 
Myelocystocele  sind  zu  operiren,  dgl.  die  Myelocystomeningocele 
dorsalis.  Bei  der  Myelocystomeningocele  dorso- ventralis  und  vor 
allem  ventralis  ist  dagegen  jede  Operation  zwecklos.  Kontraindi- 
cation  in  allen  Fällen  ist  Hydrocephalus. 

Bei  der  Operation  hat  man  wiederholt  versucht,  sowohl  die 
Ilautnarbe  zu  verstärken  als  auch  knöchernen  Verschluss  der  Lücke 
zu  erzielen.  Verf.  rät,  diese  Methoden  nur  bei  gröfseren  Defekten 
zu  versuchen,  nicht  aber  zur  Regel  zu  erheben.  Die  Prognose  der 
Operation  ist,  wenn  nicht  schon  vorher  eine  Eiterung  bestand,  sehr 
günstig. 

Der  ungemein  fleifsigen,  klar  geschriebenen  Arbeit  sind  2 Ta- 
feln mit  Abbildungen  von  Tumoren  und  mehrere  schematische  Zeich- 
nungen beigegeben.  M.  Rothmann. 


1)  N.  Kaefer,  Ueber  Aethernarcose.  Aus  dem  evangelischen  Ho- 
spital in  Odessa.  St.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  25. 

2)  G.  Rowell,  The  accidents  of  anaesthesia.  Qov’s  Hosp.  Rep.  N.  S. 
IIL  XXXIV,  p.  433. 

I)  K.  berichtet  über  150  unter  Leitung  des  Oberarztes  Frickks 
in  dem  evang.  Hospital  zu  Odessa  angestellte  Aethernarcosen.  Etwa 
in  dem  5.  Teil  der  Fälle  wurde  stärkere  Absonderung  Seitens  des 


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"No.  40.  KÄFKH,  Rowbm,,  Uebor  die  Aether-  u.  Chloroforinnarcose. 


697 


IVIundes  und  der  Athemwerkzeuge  gesehen,  und  zwar  bei  4 Patt, 
die  letztere  ohne  SalivatioD.  Einmal  trat  nach  der  Narcose  leichte 
Bronchitis  auf.  In  keinem  Fall  wurden  durch  diese  bei  Kindern 
häufiger  als  bei  Erwachsenen  beobachteten  Erscheinungen  Störungen 
bedingt.  Lästiger  ist  das  Erbrechen,  das3  unter  90  mit  Angaben 
versehenen  Narcose,  mehr  oder  minder  stark  26  Mal  wahrgenommen 
wurde.  Die  gröfseren  Ansprüche,  welche  die  Aetherisation  an  die 
Respiration  stellt,  kann  die  Ursache  von  Gegenanzeigen  gegen  die- 
selbe werden,  andererseits  ist  ein  Hauptvorzug  des  Aethers  das 
Verhalten  der  Herzthätigkeit,  deren  Sinken  selbst  nach  Narcose 
von  1 */j — 2 Stunden  nicht  erfolgt.  Die  Pupillen  verhalten  sich 
nach  K.  beim  Aether  ebenso  wie  beim  Chloroform,  dagegen  ist  die 
Aufhebung  des  Hornhaut-Reflexes  ein  minder  sicheres  Zeichen  als 
bei  dieser.  Fast  ausnahmslos  zeigte  sich  im  Beginn  der  Aether- 
narcose  ein  fleckiges  Erythem  der  Brustgegend,  nach  K.  eine  Folge 
der  directen  Einwirkung  der  Aetherd&mpfe  auf  die  Brusthaut.  Bei 
einem  Epileptiker  wurde  1 Mal  ein  Anfall  während  der  Narcose 
gesehen,  im  Uebrigen  kommt  beim  Aether  ebenso  wie  beim  Chloro- 
form ein  Exaltationsstadium  ziemlich  häufig  vor,  unter  90  Fällen 
ist  es  42  Mal  und  zwar  10  Mal  darunter  in  stärkerem  Grade,  na- 
mentlich bei  Potatoren  gesehen  worden.  Dagegen  gestaltet  das 
Erwachen  ebenso  wie  das  subjective  Befinden  eich  viel  günstiger 
nach  der  Aether-  als  nach  der  Chloroformnarcose.  Erbrechen  wurde 
zwar  unter  90  Fällen  21  Mal  verzeichnet,  erreichte  aber  nie  einen 
höheren  Grad  und  in  4 — 5 Stunden  sind  meist  alle  Folgen  der 
Aethernarcose  überwunden:  bei  1 Epileptiker  und  bei  2 hysteri- 
schen Frauen  kam  es  zu  vorübergehender  psychischer  Erregung. 
Die  Zeit  bis  zum  Eintritt  der  vollen  Narcose  betrug  bei  77  ver- 
wertbaren Fällen  im  Mittel  10l/j,  in  maximo  4,  in  minimo  3 Mi- 
nuten, doch  ist  kein  Fall  vorhanden,  in  dem  der  Aether  völlig  ver- 
sagte. Die  Dauer  der  Narcose  betrug  unter  82  Fällen  bei  22  eine 
Stunde  und  mehr,  bei  1 sogar  130  Minuten;  in  diesen  82  Narcosen 
betrug  der  mittlere  Aetherverbrauch  = 2.1  ccm  pro  Minute,  in  den 
22  längeren  Narcosen  aber  nur  1.5  ccm.  Als  Maske  dient  ein  (in 
mehreren  Gröfsen  vorrätiges)  mehrfach  mit  Flanell  überzogenes 
Drahtgestell  und  wird  dieses  von  vornherein  mit  15  ccm  Aether 
begossen.  Nach  einigen  Athemzügen  wird  zum  besseren  Luftab- 
schluss ein  Handtuch  übergelegt.  Hierauf  wird  noch  einmal  20  bis 
25  ccm  aufgegossen  und  nach  einigen  Athemzügen  das  Handtuch 
wieder  aufgelegt.  Bei  schwer  zu  Narcotisirenden  ist  diese  Aether- 
gabe  mehrfach  zu  wiederholen,  bei  Kindern  die  Dosis  herabzusetzen. 
Als  Hauptgegenanzeigen  gegen  den  Aether  führt  K.  Respirations- 
erkrankungen an. 

2)  Nach  einer  Aufzählung  aller  nur  denkbaren  Zwischenfälle 
bei  der  chirurgischen  Narcose  unter  Beibringung  von  klinischen 
Beispielen  aus  dem  Goy’s  Hospital  wird  die  alte  Theorie  des  Herz- 
todes bei  Chlorolorm  und  des  Todes  durch  Asphyxie  bei  Aether 
betont.  In  Uebereinstimmung  hiermit  sind  die  durch  das  Chloro- 


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698  Bikb,  Behandlung  der  Tubereulose  mit  Stauungshyperämic.  No.  40 

form  bedingten  Zwischenfälle  lebensgefährlicher  als  die  vom  Aether 
ausgehenden  und  zwar  betreffen  diese  mehr  das  Stadium  der  un- 
vollständigen Anästhesie,  als  das  der  ausgemachten  Narcose.  Für 
letzteres  soll  man  nach  Listrr  nur  die  Hälfte  des  Chloroforms  ge- 
brauchen wie  für  ersteres.  Mischungen,  welche  Chloroform  enthalten, 
wirken  dabei  wie  verdünntes  Chloroform.  Zum  Chloroformieren 
soll  einfach  freies  Aufgiefsen  aus  einer  Tropfflasche  verwendet 
werden;  Apparate  wie  der  Jcnkrr’s  sind,  weil  unzuverlässig,  zu 
verwerfen.  Bei  Zweifel  Ober  die  Fortschritte  der  Narcose  soll  man 
mit  dem  Chloroform  so  lange  aussetzen,  bis  der  Reflex  der  Horn- 
haut wiedergekehrt  ist.  Bei  vorsichtiger  Darreichung  von  Chloro- 
form dürfen  keine  Zufälle  seitens  des  Herzens  eintreten. 

Die  Darreichung  von  Aether  soll  nach  denselben  Grund- 
sätzen geschehen  wie  die  des  Chloroforms.  Bei  beiden  Mitteln  ist 
auf  Puls  und  Atmung  gleichzeitig  zu  achten.  P.  Güterbock. 


A.  Bier,  Aus  der  kgl.  chir.  Universitätsklinik  zu  Kiel.  Behandlung 
chirurgischer  Tuberculose  der  Gliedermassen  mit  Stauungshype- 
rämie. Festschrift  zur  Feier  seines  70jähr.  Geburtstages  Fbikpbich 
v.  Esmahch  überreicht.  Kiel  und  Leipzig,  Lipsius  und  Tiscbbh  1893, 
S.  55. 

Durch  die  Immunität,  welche  Herzfehler  gegenüber  der  Tuber- 
culose der  Lunge  und  zwar  um  so  mehr  bieten,  je  stärkere  Rück- 
stauungserscheinungen sie  intra  vitam  gemacht  haben,  ist  B.  zu 
Versuchen  der  Tuberculosenbehandlung  mit  künstlicher  Hyperämie 
veranlasst  worden.  B.  verwertet  vornehmlich  die  Stauungshyperä- 
mie, welche  er  durch  Application  einer  Constriction  oberhalb  der 
erkrankten  Stelle  erzeugt,  und  es  kann  diese  Stauungshyperämie 
meist  Wochen  und  Monate  hindurch  ohne  Schaden  ertragen  wer- 
den; selbst  bei  Auftreten  von  peripherem  Oedem  ist  sie  unbedenk- 
lich. Störungen  durch  Empfindlichkeit  der  Haut  bezw.  Decubitus 
traten  nur  in  2 Fällen  auf  und  hat  die  Behandlung  den  Vorteil, 
dass  sie  auch  den  Gebrauch  der  betr.  Extremitäten  und  namentlich 
Umhergehen  gestattet.  Erfolgreich  so  behandelte  Fälle  von  1)  Ge- 
lenk- und  Knochentuberculosen,  2)  Sehnenscheidentuberculosen, 
3)  Tuberculosen  der  Drüsen,  4)  der  Haut,  5)  des  Unterbau tzell- 
gewebes,  6)  Lupus  und  7)  Nebenhoden  und  Hodentuberculose 
werden  kurz  berichtet.  Bei  letzterer  ist  die  Voraussetzung,  dass 
der  Saamenstrang  noch  frei  ist  und  der  Constrictor  an  die  Wurzel 
des  Scrotum  gelegt  werden  kann.  Zum  Schluss  giebt  Verf.  eine 
theoretische  Erklärung  des  Verfahrens,  das  durch  Bindegewebsneu- 
bildung, entzündungsähnliche  Vorgänge  und  Begünstigung  gemeiner 
Eiterung  an  Stelle  tuberculöser  Processe  wirkt.  Die  Herstellung 
reiner  Wundflächen  ist  eine  Gegenanzeige  gegen  die  Constriction 
(Hklfbbicb).  Die  Gefahr  der  Verschleppung  und  Verbreitung  der 


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No.  40.  Hirsch,  üeber  Orbitalphlegmone.  — Karlinski,  Hö<iRBSTKOT  u.  699 

Tuberculose,  welche  den  Verfahren  der  Erzeugung  activer  Hype- 
rämie (z.  B.  durch  die  heifse  Luftbehandlung,  die  KocH’schen  Injec- 
tionen)  zukommt,  teilt  sie  dagegen  nicht. 

P.  Güterbock. 


C.  Hirsch,  Ueber  Orbitalphlegmone.  Prager  med.  Wochenschr.  1894, 
No.  14-20. 

H.  giebt  die  Krankengeschichte  von  7 Fällen  von  Orbital- 
phlegmone aus  der  Prager  Augenklinik.  In  3 von  ihnen  folgte 
die  Affection  einer  vorher  vorgenommenen  Extraction  eines  cariösen 
Molarzahnes  des  Oberkiefers  derselben  Seite  und  führte  in  einem 
Falle  zur  Vereiterung  des  Bulbus,  in  den  beiden  anderen  zu  Seh- 
nervenatrophie bei  erhaltenem  Bulbus:  Der  4.  Fall  war  auf  eine 
von  einer  cariösen  Zahnwurzel  ausgehenden  Periostitis  mit  folgen- 
dem Empyem  der  Highmorshöhle  zurückzufübren.  Hier  trat  eben- 
falls Sehnervenatrophie  bei  erhaltenem  Bulbus  ein.  Beim  5.  Falle 
bestand  eine  Ulceration  luetischen  Ursprungs  der  Mund-  u.  Nasen- 
echleimhaut,  welche  Dakryocystitis  und  phlegmonöse  Entzündung 
zur  Folge  hatte.  Hier  kam  es  zur  Amaurose  unter  dem  Bilde  der 
Embolia  arteriae  centralis  retinae.  Im  6.  Falle  kam  es  ohne  be- 
kannte Ursachen  unter  den  Allgemeinerscheinungen  einer  Infections- 
krankheit  zu  einer  Orbitalphlegmone,  welche  Ulceration  der  Cornea 
veranlasste.  Der  7.  Fall  betraf  ein  9 Monate  altes  herabgekom- 
menes  Kind,  mit  vielen  Ober  die  ganze  Körperoberfläche  zerstreuten 
Eiterherden.  Bei  ihm  entwickelte  sich  ein  retrobulbärer  Abscess, 
in  dessen  Eiter  Streptococcen  nachgewiesen  wurden.  Es  trat  Ver- 
eiterung der  Cornea  ein  und  das  Kind  erlag  einer  Pneumonie. 

In  Betreff  des  Zustandekommens  der  frühzeitigen  Erblindung 
nach  Orbitalphlegmone  bei  intaktem  Bulbus  spricht  sich  II.  dahin 
aus,  dass  als  ursächliches  Moment  in  Betracht  kommt:  Neuritis 
retrobulbaris,  entstanden  durch  direkte  Fortpflanzung  der  Entzün- 
dung auf  den  Sehnerven  selbst;  Leitungsunterbrechung  im  Sehnerven 
durch  Compression  desselben  in  seinem  gefäfslosen  Abschnitte;  Cir- 
culationsstörungen  in  Opticus  und  der  Retina  durch  Compression 
der  Opticusgefäfse  durch  das  rasch  gewachsene  Volumen  des  orbi- 
talen Zellgewebes  und  zwar  entweder  der  Arteria  centralis  retinae 
allein  oder  der  Arterie  und  Vene  gleichzeitig.  Horstmann. 


1)  Karlinski,  Kleine  Beiträge  zur  Aetiologie  der  Cholera.  Wiener 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  7.  S.  267. 

2)  Högerstedt  u.  Linsen,  Die  Cholera  im  Herbst  1893.  (Ber. 
a.  d.  Männerbaracke  des  Peter-Paulhospitals  zu  St.  Petersburg). 
St.  Petersb.  med.  Woohenschr.  1894,  No.  7,  8. 

3)  Pettenkofer,  Choleraexplosionen  und  Trinkwasser.  Münohner 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  12. 

1)  Die  mehrfach  auftauchenden  Publicationen  über  das  Nicht- 


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700  LiKöKjf,  Pbttenkoker,  UeberAetiologic  u.  Verbreitung  d.  Cholera.  No.  40 

auffinden  von  Cholernvibrionen  bei  klinisch  ausgesprochener  Cholera 
veranlasste  K.  zu  vorliegender  Veröffentlichung;  das  reichhaltige 
Material  des  Jahres  1893  von  Dscheddach,  El  Tor  und  Konstanti- 
nopel stand  ihm  zur  Verfügung.  Bacteriologisch  wohl  untersuchte 
Fälle  bilden  die  Publication.  Der  erste  Fall  handelt  von  einer 
foudroyanten  Cholera  bei  dem  in  den  Dejektionen  weder  mikros- 
kopisch, noch  durch  das  ScHOTTKuos’sche  oder  Plattenverfahren, 
Choleravibrionen  nachzuweisen  waren.  Dagegen  fanden  sie  sich 
bei  der  Section  massenhaft  im  Blinddarminhalt.  Beim  zweiten  Fall 
konnten  in  den  8 ersten  typischen  Reiswasserstühlen  keine  Vibrionen 
gefunden  werden,  dagegen  fanden  sie  sich  nach  wesentlicher  Besse- 
rung im  Allgemeinbefinden  in  einer  breiigen  gallig  gefärbten  De- 
jektion.  Im  3.  Fall  waren  in  den  ersten  zwei  Dejektionen  typische 
„Fischschwärme“  von  Vibrionen  zu  sehen,  nach  24  Stunden  waren 
sie  verschwunden  und  blieben  5 Tage  lang  weg.  Aehnlich  verhält 
sich  der  4.  und  5.  Fall,  in  dem  die  am  1.  Tag  vorhandenen  Vibri- 
onen vom  2.  bis  10.  Tag  verschwanden  und  erst  nach  Calomel  am 
11.  Tag  wieder  erschienen. 

Im  Falle  7 waren  noch  am  18.  Tag  der  Rekonvalescenz  Cho- 
leravibrionen in  den  normalen  Fäces  nachzuweisen , und  Fall  8, 
ein  Handlanger  im  Choleraspital  zeigte  nie  Cholerasymptome,  war 
vollständig  gesund,  hatte  aber  in  seinen  normalen  halhfesten  Stühlen 
virulente  Choleravibrionen. 

2)  Das  genannte  Barackenlazareth  bestand  vom  21,  August 
bis  1.  Nov.  1893;  es  kamen  208  männliche  Kranke  zur  Behand- 
lung, wovon  97  genasen  und  111  starben  = 53.4  pCt.  Meist  han- 
delte es  sich  u.n  Tagelöhner  und  um  Handwerker,  die  in  ungüns- 
tigen hygienischen  Verhältnissen  lebten,  von  solchen  starben  57.2  pCt., 
während  von  50  besser  situirten  nur  17  = 36  pCt.  starben.  Die 
grösste  Frequenz  fiel  in  die  Zeit  vom  27.  Aug.  bis  19.  Sept. 

Klinisch  unterscheiden  die  Verff.  3 Formen  der  Cholera:  eine 
Cholera  levis,  in  der  bei  positivem  Cholerabacillennachweis  nur 
leichte  Krankheitserscheinungen  auftraten;  eine  Cholera  simplex,  die 
gewöhnliche  Form  aber  ohne  Stadium  algidum  und  eine  Ch.  gravis 
mit  Stadium  algidum.  Von  den  57  Fällen  der  Cholera  levis  starben 
4 = 7.0  pCt.,  von  39  der  simplex  starben  10  = 25.6  pCt.,  von  112 
der  gravis  97  = 86.6  pCt.  35  Fälle  gehörten  zur  Cholera  ful- 
minans. 

Fäculent  war  der  Stuhl  nur  15  Mal,  sonst  reiswasserähnlich. 
24  Mal  wurden  klonische  und  tonische  Krämpfe  des  ganzen  Rumpfes 
beobachtet.  Die  Temperatur  sank  3 Mal  auf  33  °C.  In  der  Agone 
war  vollständige  Bewusstlosigkeit  sehr  selten.  In  42  Fällen  schloss 
sich  an  die  überstandene  Cholera  ein  Choleratyphoid  an,  von  dem 
die  Verff.  eine  drastische  Schilderung  geben. 

Die  Therapie  bestand  in  Calomel  und  dem  von  Hüppk  empfoh- 
lenen Tribromphenolwismuth;  eine  besonders  günstige  Wirkung  haben 
die  Verff.  von  keinem  der  2 Mittel  gesehen.  45  schwere  Fälle 


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No.  40. 


Ybbsin,  Ueber  die  Pest  in  Hongkong. 


701 


wurden  mit  intravenösen  Kochsalzinfusionen  behandelt,  je  1 '/*  Liter, 
davon  genasen  7 = 15  5pCt. 

3)  Der  Aufsatz  P.’s  richtet  sich  gegen  die  Kocu’sche  Arbeit 
,,d\e  Cholera  in  Deutschland  während  des  Winters  1892 — 93“.  Dort 
war  die  Nachepidemie  in  Hamburg,  die  Winterepidemie  in  Altona 
und  die  Choleraepidemie  in  Nietleben  besprochen  worden;  die  letzte 
Epidemie  verlief  nach  dem  explosiven  Typus  der  Cholera,  die 
ersteren  beiden  nach  dem  schwachen  langsam  und  nicht  hoch  an- 
steigenden und  ebenso  wieder  langsam  abfallenden  Typus.  Der 
erste  Typus  entsteht  nach  Koch  durch  Infektion  des  Trinkwassers, 
und  der  Choleravibrio  wurde  auch  im  Sommer  1893  in  Hamburg 
im  Trinkwasser  und  später  auch  in  Nietleben  nachgewiesen.  P.  im- 
ponirt  aber  das  Auffinden  des  Vibrio  im  Wasser  nicht,  denn  er 
hält  es  Iflr  ganz  selbstverständlich,  dass  zu  Cholerazeiten  der  Cholera- 
vibrio in’s  Wasser  fällt  und  dann  gelegentlich  dort  gefunden  wird. 
Weiterhin  giebt  es  aber  nach  P.  unumistöfsliche  epidemiologische 
Thatsachen,  welche  beweisen,  dass  Choleraexplosionen  vorgekommen 
sind,  ohne  dass  man  sie  vom  Trinkwasser  ableiten  konnte.  Als 
solche  föhrt  P.  die  Cholera  1873  in  der  Gefangenanstalt  Laufen 
und  1854  und  1873  in  Mönchen  an.  In  der  That  ähnelt  die  Lau- 
fener  Epidemie  der  in  Nietleben  ausserordentlich  und  der  Beweis, 
dass  das  Trinkwasser  nicht  an  der  Epidemie  Schuld  sein  konnte, 
muss  als  gelungen  bezeichnet  werden.  Auch  wurde  damals  an  der 
Wasserversorgung  nichts  geändert  und  die  Cholera  verschwand 
ebenso  rasch  wie  in  Nietleben. 

Die  Hamburger  Cholera  vom  Sommer  1892  vergleicht  P.  mit 
der  Münchens  vom  Sommer  1854;  beide  ähneln  sich  wieder  sehr 
und  da  letztere  nicht  vom  Trinkwasser  abhing,  brauchte  nach  P. 
die  von  Hamburg  auch  nicht  dadurch  bedingt  sein. 

Ganz  besonders  nachdrücklich  spricht  P.  den  letztjährigen 
Schutzmafsregeln  jede  Bedeutung  für  die  Verhinderung  der  Cholera  ab. 

Schourlen. 


Yersin,  Sur  la  peste  de  Hongkong.  Comptes  rendus  1894,  119.  Bd., 
No  5.  S.  356. 

Die  vorliegende  kurze  Mitteilung  ist  ein  Brief  J.’s,  den  derselbe 
aus  Hongkong  an  das  Institut  Pasteur  richtete.  J.  war  dorthin 
zum  Studium  der  Pest  geschickt  worden. 

Er  schreibt:  die  Inkubation  der  Pest  dauert  4 — 6 Tage;  dann 
tritt  die  Krankheit  plötzlich  und  heftig  auf,  beginnend  mit  allgem. 
Abgeschlagenheit;  vom  ersten  Tag  an  erscheint  der  Bubo,  der  in 
den  meisten  Fällen  ein  bubo  inguinalis  ist;  kontinuirliches  Fieber, 
häufig  mit  Delirien;  meist  Verstopfung,  selten  Diarrhoe.  Tod  nach 
24  Stunden  oder  nach  4 — 5 Tagen;  steht  es  länger  an,  so  erweicht 
der  Bubo  und  die  Prognose  wird  besser. 


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702  Hibscblaff,  Bedeutung  des  Venenkranzes  am  Thorax.  No.  4Ö 

Bei  der  bacteriologischen  Untersuchung,  die  er  erst  am  Leben- 
den anstellte,  fand  er  zunächst  im  peripherischen  Blut  nichts. 

Dagegen  fand  er  in  den  Bubonen  iu  Reinkultur  einen  kleinen 
kurzen  Bacillus  mit  abgerundeten  Enden,  der  eich  nach  Gbam  nicht 
färbt,  aber  Gentianaviolet  annimmt.  Bei  8 Kranken  fand  er  den 
Bacillus;  ebenso  bei  2 an  der  Pest  Gestorbenen;  er  ist  sehr  zahl- 
reich in  den  Bubonen,  seltener  in  den  Qbrigen  Lymphdrüsen  und 
kommt  vereinzelt  auch  im  Blut  im  Moment  des  Todes  vor.  Leber 
und  Milz  sind  geschwollen  und  enthalten  den  specifischen  Bacillus. 

Mäuse  mit  Buboneneiter  inficirt  sterben  an  einer  reinen  Septi- 
cämie  innerhalb  24  Stunden;  eie  enthalten  in  ihren  Organen  und 
im  Blut  den  specifischen  Bacillus.  Meerschweinchen  gehen  in  3 bis 
6 Tagen  gleichfalls  an  einer  Septicämie  zu  Grunde. 

Der  Bacillus  lässt  sich  leicht  auf  Agar  kultiviren,  auf  dem  er 
weifsliche  Scheiben  bildet.  Schearlen. 


W.  Hirsch! aff,  Ueber  das  Vorkommen  und  die  Bedeutung  eigen- 
artiger Figuren  erweiterter  Hautvenen  am  unteren  Teil  des  Thorax. 
Deutsche  med.  Woohenschr.  1894,  No.  11. 

Bei  vielen  Individuen,  und  zwar  überwiegend  Männern,  findet 
sich  am  unteren  Teil  des  Thorax  eine  Reihe  baumförmig  verästelter 
Ektasieen  kleiner  venöser  Gefäfse.  Dieser  Gefäfskranz  hat  seinen 
Sitz  am  unteren  Rippensaum,  gewöhnlich  in  einer  Linie,  die  der 
Grenze  des  Ansatzes  der  Brust-  und  der  des  Ursprunges  der  langen 
Bauchmuskeln  an  den  Rippen  entspricht;  er  hört  immer  in  der 
Gegend  der  Axillarlinie  auf,  auch  bleibt  die  Gegend  des  Sternums 
gewöhnlich  frei.  Während  Scbwhningkh  (Cbl.  1886  S.  735)  diese 
— nach  seinen  Erfahrungen  besonders  bei  Fettleibigkeit  vorkom- 
menden — Gefäfserweiterungen  mit  einer  allgemeinen  resp.  einer 
abdominellen  Plethora  in  ursächlichen  Zusammenhang  bringt,  sieht 
Sahli  in  ihnen  das  Produkt  der  bei  hustenden  Kranken  stattfinden- 
den peripheren  Stauungen  vom  Gebiete  der  Vena  mammaria  interna 
und  der  Intercostal venen  her.  — Verf.  führt  nun  in  anatomischen 
Deduktionen,  deren  Details  im  Original  nachzulesen  sind,  aus,  dass 
für  den  vermittelst  der  Venae  intercostales  resp.  der  Vena  azygos 
erfolgenden  Abfluss  des  Venenblutes  am  Thorax  ein  durch  die  Re- 
spirationsbewegungen vermittelter  Saug-  und  Druckapparat  besteht ; 
Störungen  dieses  Mechanismus  müssen  sich  vorwiegend  im  Gebiete 
der  unteren  Intercostal  venen  markiren,  da  deren  Mündungen  in  die 
Vena  azygos  resp.  hemiazygos  keine  Klappen  besitzen.  Jene  Ve- 
nenectasieen  finden  sich  demgemäfs  bei  Zuständen,  bei  denen  eine 
nicht  genügende  respiratorische  Ausdehnung  des  Thorax  neben  un- 
genügender Contraction  der  Intercostalmuskeln  und  mangelnder 
Spannung  der  Pleura  vorliegt;  denn  entsprechend  zeigen  sie  sich 
vorwiegend  bei  Emphysematikern.  Perl. 


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No.  40.  RiEOBr.,  UeberMegalogastrieetc.  — Bubis, UeberSpermin.  ?03 

F.  Riegel,  Ueber  Megalogastrie  und  Gastrectasie.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1894,  No.  15. 

Unter  Hinweis  auf  die  Thatsache,  dass  in  der  letzten  Zeit  die 
Frage  des  Salzsäurenachweises  alle  übrigen  Fragen  der  Magenpa- 
thologie in  den  Hintergrund  gedrängt  habe,  sucht  Prof.  Rittoia  an 
einem  Pat.  klar  zu  legen,  dass  das  Zusammenfassen  aller  Unter- 
euchungsresultate  ein  unbedingtes  Erforderniss  bei  der  Stellung  der 
Diagnose  sei. 

Der  Pat.,  ein  39jähr.  Maurer,  der  eine  leichte  Insufficienz  und 
Stenose  der  Aorta  zeigt,  aber  in  keiner  Weise  Ober  Magenbe- 
schwerden klagt,  besitzt  einen  grofsen  Magen,  dessen  untere  Grenze, 
wenn  Pat.  die  bekannte  Brausemischung  getrunken  hat,  den  Nabel 
um  drei  Querfinger  überschreitet,  dessen  übrige  Grenzen  aber  nor- 
male sind.  Hieraus  erhellt,  dass  es  viel  wichtiger  ist,  die  Funktions- 
tüchtigkeit, d.  h.  die  motorische  Leistungsfähigkeit  des  Magens  zu 
bestimmen,  als  die  Gröfse  desselben  festzustellen.  Unter  Magen- 
ectasie  sollte  man  nur  solche  Fälle  verstehen,  bei  denen  neben  einer 
Vergröfserung  des  Magens  eine  Abnahme  der  mot.  Leistungsfähig- 
keit vorhanden  ist.  Ist  letzteres  nicht  der  Fall,  so  sollte  man  nur 
von  Megalogastrie  sprechen.  Neben  diesen  beiden  Formen  giebt 
es  noch  eine  dritte,  bei  der  der  Magen  von  normaler  Gröfse  ist, 
dagegen  seine  motorische  Kraft  herabgesetzt  ist.  Das  sind  die  Fälle 
von  Atonie,  von  Mageninsufficienz.  Wird  die  Atonie  nicht  besei- 
tigt, so  bildet  sich  aus  dem  einfach  insufficienten  Magen  ein  ecta- 
tiseher  Magen  heraus.  Das  ist  die  atonische  Magenerweiterung  im 
Gegensätze  zu  der  infolge  einer  Pylorusstenose  entstandenen.  Erstere 
gehört  in  das  Gebiet  des  inneren  Mediciners,  letztere  in  das  des 
Chirurgen.  Je  früher  im  Beginne  einer  Atonie  eine  zweckent- 
sprechende Behandlung  eingeleitet  wird,  um  so  sicherer  gelingt  es 
einer  höhergradigen  atoniscben  Ectasie  vorzubeugen.  C.  Rosenthal. 


Bubis,  Sperminum  Pokhi.  in  chemischer,  physiologischer  und  thera- 
peutischer Beziehung.  St.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1894,  No.  9—12. 

Das  von  Pokhl  aus  den  Testikeln  gewonnene  Spermin  stellt 
eine  färb-  und  geruchlose  syrupöse  Flüssigkeit  von  stark  alkalischer 
Reaction  dar,  die  sich  beim  Trocknen  im  Exsiccator  zu  einer  fes- 
teren Masse  verdickt.  Mit  Säuren  bildet  es  gut  krystallisirende 
Salze;  das  Chlorhydrat  bildet  prismatische  Krystalle,  ist  in  Wasser 
leicht  löslich,  unlöslich  in  Aether  und  fast  unlöslich  in  absolutem 
Alcohol.  Mit  Phosphorsäure  giebt  das  Spermin  ein  saures,  ampho- 
ter und  alkalisch  reagirendes  Salz.  Es  giebt  eine  Reihe  characte- 
ristischer  Reactionen,  die  im  Original  eingehend  beschrieben  sind. 
Hervorgehoben  sei  noch,  dass  das  Spermin  keineswegs,  wie  man 
früher  annahm,  mit  dem  Aethylenimin  oder  Diäthylendiamin  (Pipe- 
razin) ideutisch  ist.  Puuhl  fand  das  Spermin  nicht  nur  in  der  Pro- 


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704 


Bubis,  Ueber  das  Spermin. 


No.  40  . 


stata  und  den  Testikeln,  sondern  auch  in  der  Schilddrüse,  im  Pan- 
kreas, in  der  Milz  und  in  den  Ovarien;  auch  in  der  Leber  und  im 
Gehirn  findet  sich  ein  dem  Spermin  sehr  nahe  stehender,  übrigens 
noch  nicht  rein  dargestellter  Körper.  Schon  diese  allgemeine  Ver- 
breitung deutet  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  daraufhin,  dass  dem 
Spermin  eine  wichtige  physiologische  Bedeutung  zukommt.  Pubhl 
fand  nun,  dass  das  Spermin  im  Allgemeinen  einen  ausgesprochenen 
Einfluss  auf  die  im  Körper  stattfindenden  Oxydationsprocesse  aus- 
übt und  die  Eigenschaft  besitzt,  die  durch  verschiedene  Momente 
herabgesetzte  Oxydationsfähigkeit  des  Blutes  wiederherzustellen  und 
die  sogenannte  „intraorgane  Oxydation“  zu  fördern.  Versuche  am 
Tier  ergaben  kurz  folgende  Resultate:  1)  In  Dosen  von  0.01—0.04 
zeigt  es  bei  subcutaner  Einführung  an  Fröschen  eine  schwache  To- 
talwirkung; bei  unverändertem  oder  unbedeutend  herabgesetzten 
Säurereflex  beobachtet  man  eine  Erhöhung  der  Tactilreflexe.  Bei 
gröfseren  Dosen  trat  bei  Fröschen  eine  immer  schärfer  gekenn- 
zeichnete deprimirende  Wirkung  auf,  während  Säugetiere  auch  bei 
weit  gröfseren  Dosen,  bis  0.5  g durchaus  keine  Depresionserschei- 
nungen  zeigten.  2)  Spermin  wirkt  auf  Tiere  nicht  als  Stimulans 
auf  den  Geschlechtstrieb,  ebensowenig  auf  die  Erection  des  Penis. 
3)  Das  Spermin  erhöht  dem  Anscheine  nach  die  Lebenskraft  von 
Tieren  mit  durchschnittenem  Rückenmark:  Frösche,  denen  Spermin 
injicirt  ist,  verlieren  nach  Durchschneidung  des  Rückenmarks  unter- 
halb der  Medulla  oblongata  weniger  schnell  die  Säure-  und  Tactil- 
reflexe, als  die  Controltiere.  4)  Das  Spermin  erhöht  die  Wider- 
standsfähigkeit des  Organismus  gegenüber  äusseren  schädlichen  Ein- 
flüssen z.  B.  gegen  Gifte  (Strychnin,  Chloroform).  5)  In  mäfsigen 
und  starken  Dosen  ruft  das  Spermin  bei  Fröschen  Verlangsamung 
und  Verstärkung  der  Herzthätigkeit  hervor.  Im  weiteren  Verlauf 
seiner  Arbeit  berichtet  B.  ausführlich  über  zahlreiche  Versuche  am 
Menschen,  aus  denen  sich  ergiebt:  1)  dass  das  Spermin  vollkommen 
unschädlich  ist;  2)  dass  es  kein  Specificum  gegen  eine  bestimmte 
Krankheit  ist,  auch  kein  Stimulans,  dessen  Wirkung  sich  in  Ab- 
wechslung der  Excitations-  und  Depressionsperiode  kundgiebt,  son- 
dern ein  echtes  Tonicum  physiologicum,  d.  h.  ein  im  Organismus, 
als  normaler  Bestandteil  des  letzteren,  circulirendes  und  durch  all- 
mälig  anwachsende  tonische  Wirkung  ausgezeichnetes  Mittel.  Indi- 
cirt  ist  es  bei  allen  Krankheiten,  die  sich  durch  herabgesetzte  Intra- 
organoxydation  auszeichnen;  in  diese  Gruppe  gehören  Neurasthenie, 
Anämie,  Marasmus,  Diabetes,  Arthritis  urica,  Arthritis  deformans, 
Tuberculose  u.  a.  Contraindicalionen  giebt  es  nicht.  Was  die  Form 
der  Anwendung  zu  therapeutischen  Zwecken  betrifft,  so  giebt  man 
das  Spermin  in  Fällen , wo  die  Haut  vor  traumatischen  Reizen  ge- 
schont, oder  wo  eine  langsamere  Wirkung  erzielt  werden  soll,  inner- 
lich per  os  in  Form  einer  Sperminessenz,  3 Mal  täglich  25 — 30 
Tropfen.  In  allen  anderen  Fällen  giebt  man  es  subcutan  und  zwar 
injicirt  man  eine  P.»AvAz’sche  Spritze  der  im  Handel  vorkommenden 
2proc.  Lösung.  An  den  ersten  Tagen  macht  man,  wenn  energi- 


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No.  40.  Mitchell,  Lkwin  u.  Bund*,  Oeber  Erythromelalgie  eto.  705 

schere  Wirkung  gewünscht  wird,  je  zwei,  an  folgenden  je  eine  und 
sp&ter  noch  seltenere  Einspritzungen.  Der  tonische  Effekt  des  Sper- 
mins  ist  ein  anhaltender,  nach  einigen  Beobachtungen  hielt  die 
Sperminwirkung  mehr  als  drei  Jahre  an.  K.  Kronthal. 


1)  S.  W.  Mitchell,  Erythromelalgie:  Red  neuralgia  of  the  Extre- 
mitis.  — Vasomotor.  Paralysis  of  the  Extremites.  — Terminal 
Neuritis  (?).  Medio&l  News  1893,  Aug.  19. 

2)  G.  Lewin  u.  Th.  Benda,  Ueber  Erythromelalgie.  Berliner  klin. 
Wochensohr.  1894,  No.  3 — 6. 

1)  Der  erste  Fall  betrifft  eine  40jähr.  Frau  mit  den  Erschei- 

nungen der  localen  Asphyxie  an  den  Händen  und  folgender  Gangrän 
der  Fingerkuppen.  Der  zweite  betrifft  einen  Mann  mit  Erythro- 
melalgie. Letztere  befällt  vorzugsweise  Männer,  während  die  R\v- 
NADD’sche  Krankheit  (locale  Asphyxie)  vorzüglich  Frauen  befallt;  die 
locale  Asphyxie  beginnt  mit  Ischämie,  die  Teile  werden  dann  blut- 
los und  weifs  und  mitunter  später  dunkelblau,  cyanotisch  und  gan 
gränös.  Schmerz  ist  vorhanden  oder  kann  fehlen  und  ist  unab- 
hängig von  der  Stellung  der  Extremitäten.  Die  Kälte  kann  die 
Erscheinungen  wecken  und  verschlimmern;  dabei  kann  Anästhesie, 
Analgesie  und  Herabsetzung  der  Temperaturempfindung  bestehen; 
meist  ist  der  Process  symmetrisch.  Im  Gegensatz  hierzu  tritt  die 
Erscheinung  der  Erythromelalgie  (rosarote  Färbung)  erst  dann  ein, 
wenn  der  Fufs  oder  die  Extremität  herabhängt;  die  Färbung  geht 
mitunter  in’s  violette  oder  dunkelrote.  Schmerz  ist  stets  vorhanden 
und  nimmt  bei  Druck  und  Herabhängen  der  Extremität  zu;  mit- 
unter besteht  er  dauernd;  die  Hitze  und  der  Sommer  verschlimmern 
den  Zustand.  Die  Sensibilität  bleibt  erhalten;  oft  besteht  Hyperäs- 
thesie und  erhöhte  Temperatur,  nie  Gangrän;  der  Process  kann 
asymmetrisch  verlaufen.  — In  einem  Falle  von  Erythromelalgie,  der 
sehr  hartnäckig  war,  wurden  an  den  Beinen  einige  Stücke  aus  den 
größeren  Nervenstämmen  (N.  musculo-cutaneus,  N.  saphenus  inter- 
nus) resecirt  und  anatomisch  intact  befunden;  die  Erscheinungen 
besserten  sich  danach.  Der  Verf.  sieht  in  der  Erythromelalgie  eine 
Neuritis  der  kleineren  Nervenenden  (terminale  Neuritis);  doch  das 
hat  nur  bei  den  reinen  und  typischen  Fällen  Geltung,  nicht  aber 
in  denen,  die  nebenbei  noch  Zeichen  eines  spinalen  Leidens  zeigen. 
Von  der  RATSAon’schen  Krankheit  ist  die  Erythromelalgie  streng  zu 
scheiden.  S.  Kalischer. 

2)  Die  Verff.  haben  sich  der  Mühe  unterzogen  40  in  der  Lit- 
teratur  niedergelegte  Beobachtungen  des  in  letzter  Zeit  die  Fach- 
genossen von  neuem  interessirenden  Krankheitsbildes  einer  kritischen 
Sichtung  zu  unterwerfen,  um  über  das  Wesen  des  Processes  Klar- 
heit zu  verbreiten.  Sie  kommen  zunächst  betreffs  der  Symptoma- 
tologie zu  dem  Ergebniss,  dass  nicht  immer  an  den  Enden  der 

XXXII.  Jahrgang.  45 


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706  ScHLKSINGKR,  ElSBNLOHB,  SoBNKNBÜRO,  ChARCOT,  MÜLLBR,  No.  40 


Extremitäten  alle  3 Zeichen  der  Erkrankung  (Röthung,  Schwellung, 
Schmerzen)  zugleich  vorhanden  zu  sein  brauchen.  Im  übrigen 
sehen  sie  den  Symptomencomplex  nicht  als  ein  selbständiges  Leiden 
an,  sondern  sie  erkennen  in  ihm  nur  das  Syndrom  entweder  schwerer 
organischer  Hirn-  und  Rockenmarkskrankheiten  oder  allgemeiner 
Neurosen,  oder  (in  selteneren  Fällen)  einer  peripheren  Erkrankung. 
Innerhalb  dieser  drei  Gruppen  bestehen  natürlich  zahlreiche  Ueber- 
gänge  und  Combinationen.  M.  Brasch. 


1)  H.  Schlesinger,  Zur  Klinik  der  Syringomyelie.  Neurolog.  Cbl. 
1893,  No.  20. 

2)  Eisenlohr,  Ueber  einen  Fall  von  Morvan’scher  Krankheit. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  25. 

3)  E.  Sonnenburg,  Ein  Fall  von  Erkrankung  des  Schulterge- 
lenks bei  Gliomatose  des  Rückenmarks.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893, 
No.  48. 

4)  J.  B.  Charcot,  Arthropathie  syringomy41ique  et  dissociation  de 
la  sensibilit4.  Revue  Neurologique  1894,  No.  9. 

5)  H.  F.  Müller,  Syringomyelie  mit  bulbären  Symptomen.  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  52.  Bd.  p.  259. 

1)  Sch.  macht  auf  einige  bisher  weniger  beobachtete  Punkte 
im  Symptomencomplex  der  Syringomyelie  aufmerksam: 

1.  Augenmuskellähmungen;  dieselben  sollen  ein  ähnliches  Ver- 
halten zeigen  wie  bei  Tabes.  Sie  sind  entweder  ein  Frühsymptom 
oder  nur  vorübergehend. 

2.  Kehlkopferkrankungen;  dieselben  sind  zu  trennen  in  sensi- 
ble und  motorische.  Erstere  bestehen  in:  Herabsetzung  der  laryn- 
gealen  Reflexerregbarkeit,  sowie  subjektiven  Empfindungen  wie 
Kitzel,  Parästhesien  im  Gebiete  des  Temperatursinnes.  Die  moto- 
rischen Störungen  sind:  Störung  der  Phonation,  zuweilen  auch  der 
Respiration;  einseitige  Posticus-  und  einseitige  Recurrenslähmung 
finden  sich  angegeben.  Unter  16  Fällen  von  Kehlkopflähmung  bei 
Syringomyelie  handelte  es  sich  nur  4 Mal  um  eine  doppelseitige. 

Die  Kehlkopflähmungen  können  von  den  bulbären  Symptomen 
der  Syringomyelie  am  ersten  auftreten,  sie  können  aber  auch  einem 
späteren  Stadium  des  Leidens  angehören.  Sie  treten  meist  langsam 
und  schleichend  auf,  können  aber  auch  plötzlich  einsetzen,  doch 
war  in  diesen  Fällen  wahrscheinlich  schon  vorher  eine  symptomlose 
Affection  vorhanden.  Der  Verlauf  ist  ein  sehr  chronischer. 

Verf.  macht  ausserdem  noch  auf  eine  von  ihm  bei  Syringo- 
myelie beobachtete  Dissociation  der  oberflächlichen  und  tiefen  Druck- 
empfindung aufmerksam.  Das  Gefühl  für  den  auf  die  Haut  selbst 
ausgeübten  Druck  ist  erloschen  resp.  herabgesetzt;  der  Tastsinn 
ist  intact  und  ebenso  der  auf  gewöhnliche  Weise  geprüfte  Druckstnn. 

K.  Grobe. 


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No.  40. 


Fälle  von  Syringomyelie. 


707 


2)  Der  21jähr.  Patient  litt  1890  an  Blasenbildung  am  Daumen 
mit  Vereiterung  und  Panaritien,  später  noch  7 Mal  auch  an  den 
folgenden  3 Fingern  der  linken  Hand.  Trotz  ausgedehnter  Zer- 
störung der  Phalangen  und  gröfserer  operativer  Eingriffe  niemals 
Schmerzen!  Neben  diesen  VerslOmmelungen  an  der  linken  Hand 
bestand  bei  der  Aufnahme  eine  Parese  und  leichtes  Zittern  der 
betr.  Extremität,  keine  Atrophie,  keine  electrischen  Störungen , da- 
gegen beträchtliche  Störungen  der  Temperatur-  und  Schmerzem- 
pfindlichkeit, geringere  Alteration  des  Beröhrungsgeföhls;  an  der 
rechten  oberen  Extremität  begannen  sich  im  Laufe  der  Beobachtung 
ähnliche  Abnormitäten  erst  zu  entwickeln.  Pupillen  und  Gesichts- 
feld normal.  Erhöhte  Patellarphänoraene  und  Achillessehnenreflexe 
(L^>R).  Die  Hautreflexe  zeigten  das  umgekehrte  Verhalten.  Auf 
Pilocarpin  schwitzte  die  linke  Seite  des  Gesichts  stärker  als  die 
rechte.  Es  bestand  keine  Skoliose.  Das  Nähere  ist  im  Original 
eiDZUsehen. 

3)  Ein  50  jähriger  dementer  Patient,  Drehorgelspieler  und  ge- 
wohnt seine  Beschäftigung  mit  der  linken  Hand  auszuöben,  bot  die 
Zeichen  der  Syringomyelie  dar.  (Thermoanästhesie,  Analgesie,  Mus- 
kelatrophie im  linken  Arm).  Dabei  ergab  die  Untersuchung,  dass 
die  Gelenkpfanne  der  linken  Scapula  leer  war,  der  Humeruskopf 
war  atrophisch.  Das  deformirte  Gelenkende  war  passiv  in  die 
Pfanne  zu  föhren,  glitt  aber  sofort  in  die  Stellung  einer  axillaren 
oder  subcoracoidalen  Luxation  zurück.  Beschwerden  ausser  den 
Behinderungen  der  activen  Beweglichkeit  im  Schultergelenk  hatte 
der  Kranke  nicht. 

Die  Atrophie  wird  der  bei  Tabes  beobachteten  und  vom  Verf. 
in  directe  Abhängigkeit  vom  Rückenmark  gebrachten  Gelenkerkran- 
kung gleich  gestellt.  M.  Brasch. 

4)  Eine  57jährige  Frau  zeigte  nach  einem  leichten  Trauma 

eine  Luxation  und  Arthropathie  des  Schultergelenks  und  die  disso- 
ciirte  Empfindungslähmung  im  Bereiche  dieses  Gelenkes;  schon  vor- 
her bestanden  die  Erscheinungen  der  Syringomyelie.  Bei  ihr  wur- 
den meist  die  Geleuke  der  oberen  Extremitäten  (besonders  die 
Scbultergelenke)  von  der  Arthropathie  befallen.  Schmerzen  in  den 
befallenen  Gelenken  gehören  bei  der  Tabes  wie  bei  der  Syringo- 
myelie zu  den  Ausnahmen.  S.  Kalischer. 

5)  Der  18  Jahre  alte  Patient  erkrankte  1891  mit  Erbrechen, 
bekam  3 Monate  später  Schwäche  in  der  rechten  Hand,  Kriebeln 
im  rechten  Bein,  im  Jahre  darauf  Kopfschmerzen,  Schwindel, 
Schling-  und  Athembeschwerden,  endlich  plötzlich  über  Nacht  eine 
Gesichtslähmung,  Diplopie,  taumelnden  Gang,  lancinirende  Schmer- 
zen in  der  rechten  Seite;  im  Januar  1893  stellte  sich  Hitzegefühl 
im  linken  Oberkörper  und  Muskelschwund  an  der  linken  Hand  ein. 

• Die  ärztliche  Untersuchung  deckte  die  folgenden  Symptome  auf: 
Schwindel,  Nystagmus,  Parese  des  rechten  Abducens  und  Contrac- 
tur  des  M.  Reet,  int.,  Parese  des  gesammten  rechten  Facialis,  Ge- 
sichtsfeld frei,  dissociirte  Empfindungslähmung  in  beiden  Trigemini 

45* 


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708 


Sk‘?i,as,  Autointoxication  bei  Geistesstörungen. 


No.  40 


(Thermohypästhesie,  Hypalgesie),  Parese  des  rechten  Gaumens  und 
rechten  Recurrens,  rechts  Hemiatrophie  und  Hemiparese  der  Zunge, 
Schlingbeschwerden,  Fehlen  der  Rachenreflexe,  Herabsetzung  der 
Larynxreflexe,  rechtsseitige  Hemiataxie,  Muskelatrophie  nach  dem 
Typus  Ahan-Dochbnnb  rechts,  rechtsseitige  Neuralgien,  Parästhesien 
längs  der  Brustwirbelsäule,  dissociirte  Empfindungsstörung,  (s.  o) 
im  Bereich  der  rechten  und  linken  oberen  Extremität  und  am  an- 
grenzenden Rumpf  bis  zur  Medianlinie,  Muskelsinnstörung  der 
rechten  Seite,  erhöhte  Patellarphänomene  und  Fufsclonus  beider- 
seits, RuMBKBo’sches  Zeichen,  hemiataktischer  Gang.  Im  Verlaufe 
wurde  ein  schmerzloses  Panaritium  beobachtet. 

Der  Verf.  bespricht  die  den  Fall  im  besonderen  kennzeich- 
nenden allgemeinen  Cerebralsymptomen  (Kopfschmerz,  Schwindel, 
Erbrechen,  apoplectiformer  Verlauf),  welche  aber  schon  in  fröheren 
Fällen,  wenn  auch  nicht  so  vollzählig  ihre  Analogien  haben.  Fßr 
die  Differentialdiagnose  mit  der  classischen  Bulbärparalyse  kommt 
die  Halbseitigkeit  in  Betracht,  welche  immer  zu  Sensibilitätsunter- 
suchungen auffordern  muss.  M.  Brasch. 


J.  S6glag,  Des  Auto-Intoxications  dans  les  maladies  mentales.  Arch. 
gönör.  de  möd.  1893.  Nov. 

Die  14  Beobachtungen  (nervöse  und  psychische  Störungen  bei 
Dyspepsie,  Influenza,  Puerperium  etc.)  sowie  die  sich  anschliefsen- 
den  experimentellen  Untersuchungen  lehren,  dass  man  als  Gelegen- 
heitsursache för  intellectuelle  Störungen  eine  gewisse  Intoxication 
infolge  von  gastro-intestinalen  Störungen  und  anderen  Ernährungs- 
anomalien und  Infectionskrankheiten  in  vielen  Fällen  ansprechen 
kann.  Bei  derartigen  intellectuellen  Störungen  finden  sich  stets  als 
Begleiterscheinungen  ein  Darniederliegen  der  Verdauungs-  und  Assi- 
mitationsthätigkeit,  Abmagerung  trotz  genügender  Nahrungsauf- 
nahme und  zuweilen  auch  Fieber.  Meist  handelt  es  sich  um  psy- 
chische Verwirrung  und  Benommenheit  verschiedenen  Grades  mit 
oder  ohne  Sinnestäuschungen;  die  Delirien  ähneln  denen  aus  an- 
deren toxischen  Ursachen  wie  Alcohol,  Blei  u.  s.  w.  Als  Haupt- 
mittel gegen  diese  Störungen  ist  ein  Heben  der  allgemeinen  Ernäh- 
rung anzusehen,  welches  zugleich  die  Ausscheidung  der  toxischen 
Substanzen  begünstigt  und  ihre  Neubildung  verhindert.  Obwohl 
diese  Erscheinungen  zu  Gunsten  einer  Autointoxication  sprechen, 
fehlen  för  jede  Psychose  durch  Autointoxication  einstweilen  noch 
alle  bindenden  Beweise  (in  chemischer,  experimenteller  Hinsicht 
u.  s.  w.).  Alle  bisherigen  Arbeiten  konnten  die  Frage  über  psy- 
chische Störungeu  durch  Autointoxication  nicht  lösen  und  muss 
man  nach  anderen  Wegen  für  ihre  Lösung  suchen.  S.  Ealischer. 


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No.  40.  Nkobküc.b«,  Carunkeln  etc.—  Quinckk,  Perspiration  b.  liautkrankk.  709 


«T.  Neuberger,  Ueber  die  sogenannten  Carunkeln  der  weiblichen 
Harnröhre.  (Aus  der  Klinik  des  Prof.  Nkisskr  in  Breslau).  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1894,  No.  20. 

Verf.  konnte  die  Carunkeln  in  12  Fällen  klinisch  und  histo- 
logisch genau  studiren.  Es  handelte  sich  meist  um  erbsen-  bis 
bohnengrofse,  intensiv  rote,  seltener  gröfsere  und  graugelbliche, 
breitbasig  oder  gestielt  gewöhnlich  in  der  unteren  Harnröhrenwand 
wurzelnde  Geschwülste.  Sie  fanden  sich  vorzugsweise  bei  mit  Go- 
norrhoe behafteten  Personen,  einigemale  jedoch  auch  bei  solchen, 
welche  sicher  niemals  an  Tripper  gelitten  hatten.  Jedenfalls  aber 
scheint  die  gonorrhoische  Entzündung,  wo  sie  besteht,  zu  ihrer  Pro- 
liferation Anlass  zu  geben;  Verf.  sah  sie  mehrfach  auf  dem  Grunde 
kleiner,  auf  eine  Gonorrhoe  zurückzuführender  Geschwüre.  Auch 
von  den  erkrankten  Lrrraii’achen  Drüsen  scheinen  eie  nicht  selten 
auszugehen.  Subjective  Beschwerden  machen  die  in  jedem  Lebens- 
alter vorkommenden  Carunkeln  nicht.  Verwechselt  können  sie 
werden  namentlich  mit  einem  Prolaps  der  Urethralschleimhaut,  fer- 
ner mit  hyperplastischen  Fällen  der  unteren  Harnröhrenwand , mit 
spitzen  Condylomen  und  anderen  Geschwülsten.  Histologisch  be- 
stehen die  kleinen  Tumoren  aus  lockerem,  von  entzündlichen  Infil- 
traten durchsetzten  Bindegewebe  und  aus  stark  (cavernös)  erwei- 
terten, von  reichlichen  Plasmazellen  umgebenen  Gefäfsen;  Drüsen 
fanden  sich  nur  in  einigen  Fällen.  Practisch  ganz  besonders  wich- 
tig erschien  es  aber,  dass  sich  mehrfach  die  Carunkeln  und  speciell 
die  Drüsen  in  ihnen  als  Schlupfwinkel  von  Gonococcen  erwiesen. 
Es  dürften  deshalb  auch  manche  Fälle  von  Gonorrhoe  nicht  zur 
Heilung  gebracht  werden  können,  so  lange  nicht  die  Carunkeln 
operativ  entfernt  werden.  H.  Müller. 


II.  Quincke,  Ueber  die  Perspiration  bei  Hautkrankheiten.  Dermat. 

Zeitsohr.  S.-A. 

Die  Beobachtung,  dass  bei  Personen  mit  ausgebreiteten  Eczemen 
oft  die  Spärlichkeit  und  Concentration  des  Urins  mit  der  gleich- 
zeitigen Steigerung  des  Durstes  auffällig  contrastrirt,  veranlasste  den 
Verf.  bei  derartigen  Kranken  und  daneben  des  Vergleichs  wegen 
bei  anderen,  nicht  hautleidenden,  aber  unter  denselben  äusseren 
Verhältnissen  lebenden  Patienten  durch  längere  Zeit  den  Unter- 
schied zwischen  dem  aufgenommenen  und  dann  durch  den  Urin 
ausgeschiedenen  Flüssigkeitsquantum  zahlenmäßig  zu  bestimmen. 
Volumetrisch  gemessen  wurden  täglich  die  24stündige  Harnmenge 
und  der  flüssige  Teil  der  Nahrung;  die  aus  beiden  Zahlen  gezogene 
Differenz  (.Perspirationszahl*),  welche  wegen  der  verschiedenen 
Flüssigkeitszufuhr  auch  in  Procenten  dieser  letzteren  ausgedrückt 
wurde,  bezeichnete  dann,  wenn  man  von  manchen  Fehlerquellen 
der  Methode  absieht,  den  Wasserverlust  durch  Lungen  und  Haut 
und  da  bei  dem  ruhigen  Verhalten  sämmtlicher  Kranken  die  Wasser- 


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710 


Ksilmahh,  Ursache  des  Geburtseiotritts. 


No.  40 


abgabe  durch  die  Lungen  eine  sehr  gleichmäfsige  und  bei  den 
meisten  ähnliche  gewesen  sein  dürfte,  konnten  die  Abweichungen 
hauptsächlich  der  Hautperspiration  zugeschrieben  werden.  — Eis 
zeigte  sich  nun  bei  den  Eczematösen  wie  bei  den  Hautgesunden 
ein  sehr  bedeutendes  Schwanken  der  „Perspirationszahlen“  wie  der 
„Perspirationsprocente“ , doch  erwiesen  sich  die  Mittelzahlen  bei 
den  Hautkrankheiten  durchgängig  hoher  als  bei  den  anderen.  Im 
Mittel  betrugen  die  Perspirationszahlen  für  die  letzteren  603,  för 
die  Eczematösen  1008,  die  Perspirationsprocente  26.2  bezw.  50.1. 
Und  zwar  scheint  es,  dass  die  Perspiration  durchschnittlich  mehr 
gesteigert  ist  bei  den  acuten  als  bei  den  chronischen,  mehr  bei  den 
acut  erythematösen  als  bei  den  schuppenden  Formen;  vermuthlich 
ist  bei  diesen  durch  die  Schuppen  und  Borken,  resp.  durch  die 
angelegten  Verbände  die  Verdunstung  bald  etwas  gehemmt.  Es 
würde  dies  mit  der  Anschauung  übereinstimmen,  dass  die  Perspira- 
tion nicht  ein  rein  physikalischer  Vorgang  ist,  sondern  durch  eine 
wirkliche  Thätigkeit  der  lebenden  Haut  geregelt  wird.  Beim  Eczem 
würde  auch  bei  erhaltener  Epidermis  diese  Thätigkeit  gesteigert 
sein.  — Auch  in  zwei  Fällen  von  ausgebreiteter  Psoriasis  erwiesen 
sich  die  Perspirationszahlen  höher  als  in  der  Norm,  vielleicht  weil 
durch  die  Behandlung  mit  Chrysarobin  künstlich  ein  Erythem  er- 
zeugt war.  H.  Müller. 


Keilmann,  Ueber  die  Ursache  des  rechtzeitigen  Geburtseintritte. 

Petersb.  med.  Wochenschr.  1894,  No.  23. 

Verf.  will  den  Beweis  liefern,  dass  das  Verhalten  des  Gebär- 
mutterhalses in  Verbindung  mit  seinen  nervösen  Organen,  die  als 
Bewegungscentrum  für  den  Uterus  dienen,  den  Austritt  der  Frucht 
bewirke.  Ebenso  wie  Scheide  und  Uterus  nehme  während  der 
Schwangerschaft  auch  der  Cervix  zu,  und  wenn  nun  der  vorliegende 
Teil  die  Nervenelemente  mechanisch  reizt,  so  werden  Wehen  aus- 
gelöst. Dem  Ein  wände,  dass  bei  Entrauterinschwangerschaft,  also 
bei  leerem  Uterus  auch  rechtzeitig  Wehen  sich  einstellen,  tritt  Verf. 
mit  dem  Hinweis  auf  eine  von  Schrbnk  (Dissertat.)  aufgestellte 
statistische  Zusammenstellung  von  610  Fällen  entgegen,  bei  denen 
unter  25,  deren  Schwangerschaft  mit  lebendem  Ei  40  Wochen  be- 
stand, 8 Mal  Wehen  oder  wehenartige  Schmerzen  eingetreten  sein 
sollen.  Diese  seien  nicht  beweiskräftig,  da  sie  nicht  unter  Controle 
von  Sachverständigen  konstatirt  seien,  die  objectiv  konstatirten  hält 
K.  für  „peritonitische“  oder  für  schmerzhafte  Zusammenziehungen 
der  Fruchtsackwand.  Als  positiven  Beweis  für  seine  Ansicht  führt 
er  einen  Fall  aus  seiner  Praxis  an,  bei  dem,  während  vorher  der 
Kopf  im  kleinen  Becken  stand  und  kräftige  Wehen  vorhanden  wa- 
ren, durch  Anfüllung  der  Harnblase  der  Kopf  wieder  beweglich 
wurde  und  die  Wehen  cessirten,  während  nach  Entleerung  der 
Blase  die  alten  Verhältnisse  wieder  eintraten.  Für  des  Verf.’s  An- 
sicht spricht  ferner  der  oft  verzögerte  Eintritt  der  Geburt  bei  Mehr- 


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No.  40. 


Schwahzb,  Behandlung  der  Dysmenorrhoe. 


711 


trebahrenden  und  bei  engem  Becken.  Ebenso  sind  die  verschiedenen 
^Methoden  der  Wehenerzeugung  deshalb  so  schwankend  in  den  Er- 
folgten, weil  es  nicht  immer  gelingt,  die  nervenreichen  Partien  des 
Gebärmutterhalses  zu  treffen.  Doch  stellt  Verf.  nicht  in  Abrede, 
dass  durch  Reizung  des  Gehirns  und  Rückenmarks  Uterusbeweg- 
ungen  ausgelüst  und  namentlich  regulirt  werden.  Ebenso,  wie 
aber  für  die  Herzganglien  der  sensible  Character  nachgewiesen 
ist,  so  wird  auch  der  Geburtseintritt  durch  die  sensiblen  Cervix- 
Ganglien  reflectorisch  ausgelöst.  A,  Martin. 


Schwarze,  Ueber  die  Behandlung  der  Dysmenorrhoe.  Therapeut. 

Monatsh.  1894,  No.  5. 

Vom  therapeutischen  Gesichtspunkte  teilt  Verf.  die  Dysme- 
norrhoe in  zwei  grofse  Gruppen  ein:  die  eine,  bei  der  sich  nach- 
weisbare entzündliche  Affectionen  am  Genitalapparat  zeigen,  die 
andere  bei  welcher  solche  fehlen.  Diese  nicht  entzündlichen  For- 
men der  Dysmenorrhoe  fasst  er  unter  dem  Begriff  der  constitutio- 
nellen  Dysmenorrhoe  zusammen;  er  verweist  in  diese  Klasse  neben 
der  Dysmenorrhoe  ohne  nachweisbaren  pathologischen  Befund  auch 
die  Dysmenorrhoe  bei  der  pathologischen  Anteflexio,  Retroflexio 
und  den  verschiedenen  Formen  mangelhafter  Entwicklung  des  Uterus. 
Er  vertritt  die  Ansicht  (Fhitsch  u.  a.),  dass  die  Dysmenorrhoe  mit 
der  Lageveränderung  als  solcher  nichts  zu  thun  hat,  dass  vielmehr 
in  diesen  Fällen  ebenso  wie  bei  den  Stenosen  deB  Ausseren  und 
inneren  Muttermundes  sowie  des  ganzen  Cervix  der  Uterus  stets 
mangelhaft  entwickelt  ist  und  eben  die  Hypoplasie  die  Hauptrolle 
spielt. 

Die  Behandlung  dieser  zweiten  Gruppe  richtet  sich  häufig  nur 
gegen  die  gleichzeitig  bestehende  Chlorose  und  gegen  die  bestehen- 
den Schmerzen  (Antipyrin,  Phenacetin,  Antifebrin,  Exalgin,  Natr. 
salicylic.  später  Codein,  Opium,  Atropin  und  Belladonna,  Morphin) 
Verf.  warnt  vor  dem  Missbrauch  der  Narcotica  und  empfiehlt  vor 
Einleitung  einer  localen  Therapie  angelegentlich  die  gymnastisch 
mechanische  Behandlung  (Thure  Brandt)  und  als  zweites  Mittel  das 
Viburoum  prunifolium  (Fluidextr.  von  Parkkb,  Davis  & Co.),  in 
Amerika  auch  sehr  geschätzt  als  Verhinderungsmittel  bei  drohendem 
Abort  und  als  Prophylacticum  bei  habituellem  Abort.  Es  wird 
verordnet  5 — 7 Tage  vor  der  Regel  und  während  derselben  3 Mal 
täglich  ein  Theelöflfel  Verf.  erzielte  in  den  nicht  entzündlichen  For- 
men der  Dysmenorrhoe  hierdurch  ausgezeichnete  Erfolge. 

Von  den  localen  Eingriffen  empfiehlt  Scb.  die  locale  Massage 
' und  regelmäfsige  Sondirung  des  Uterus  vor  der  Regel,  event.  In- 
trauterinstifte. Vor  der  instrumenteilen  Dilatation  ist  ein  Versuch 
der  von  Frankreich  eingeführten  electrischen  Behandlung  angezeigt 
(galv.  Strom  50—150  M.  A.  negat.  Pol:  Aluminiumsonde  im  Uterus; 


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712  Rbichki-,  Pall  v.  acuter  Phosphorvergiftung.  — Saint-Maetin.  No.  40 

posit,  Pol:  breite  Electrode  auf  dem  Abdomen  oder  faradiscber 
Strom:  bipolare  Sonde  im  Uterus.). 

In  den  hartnäckigsten  Fällen,  die  jeder  Behandlung  widerstehen, 
ist  ev.  die  Castration  indicirt.  Zum  Schlüsse  erwähnt  Sch.  noch 
die  in  neuester  Zeit  auegefohrte  Behandlung  mittels  Hypnose 
(Bbunnbbkg  io  Upsala).  A.  Martin. 


O.  Reichel,  Ein  Fall  von  acuter  Phosphorvergiftung.  Blutung  in 
die  N.  vagi.  Compression  des  ductus  thoracicus  und  fehlender 
Icterus.  Glycosurie.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  9,  10. 

Der  sehr  genau  beobachtete  Fall  aus  Nkusskb’s  Klinik  betraf 
ein  24 jähriges  Mädchen,  welches  18  Packele  Zündhölzchen  in  Oel 
gelöst  getrunken  hatte.  Der  Autor  berechnet  die  genossene  Menge 
zu  7 — 8 g Phosphor;  nach  den  uns  bekannten  Zahlen  um  das  Zehn- 
fache zu  hoch.  Die  Vergiftung  führte  in  3 Tagen  zum  Tode,  nach- 
dem kurz  vor  diesem  Abort  ohne  wesentliche  Blutung  eingetreten 
war.  Die  Krankheitserscheinungen  bestanden  in  Uebelkeit,  Er- 
brechen, starkem  Kopfschmerz,  zunehmender  Prostation,  ferner  Fieber 
mit  sehr  kleinem  und  frequenten  Puls,  Arhythmus,  Gefühl  von 
Herzstillstand,  ausgesprochener  Dyspnoe,  heftigem  Singultus.  Als 
Ursache  dieser  Erscheinungen  war  aber  während  des  Lebens  eine 
Blutung  in  der  Vagi  diagnosticirt  worden  und  wurde  auch  bei  der 
Section  neben  den  gewöhnlichen  Befunden  nachgewiesen;  auf  die 
Affection  des  Vagus  dürfte  auch  die  beobachtete  Zuckerausscheidung 
(1.3  pCt.)  zurückzuführen  sein.  Auffallend  war  das  Fehlen  der 
Gelbsucht  — auch  der  Harn  enthielt  keine  Gallenbestandteile,  und 
der  Darminhalt  war  gallig  gefärbt  — trotz  hochgradiger  Leberver- 
fettung. Verf.  führt  dies  auf  die  gleichzeitige  Verlegung  des  ductus 
thoraoicus  durch  ein  Blutextravasat  zurück.  Die  klinische  Unter- 
suchung ergab  ferner  Leucocytose  und  Spuren  von  Pepton  im 
Harne,  freies  Fett  in  diesem,  Eiweifs  (entsprechend  der  starken 
Nieren  Verfettung),  keine  Fleischmilchsäure  (trotz  starker  Verfettung 
der  Muskulatur).  Vom  Gesammtstickstoff  entfallen  etwa  60  pCt.  auf 
Harnstoff.  Fr.  Strassm&nn. 


h.  Saint-Martin,  Sur  la  prdsence  de  l’hydrog&ne  et  de  l’hydrogfene 
protocarbon4  dans  l’azote  residual  du  sang.  Compt.  med.  Tom. 
119.  No.  1. 

In  Uebereinstimroung  mit  den  Angaben  von  Täcks,  dass  die  Exspirationslnft  too 
Kaninchen  nachweisbare  Quantitäten  von  Wasserstoff  nnd  Methan  enthalt  nnd  in  Be- 
stätigung einer  gleichen  Angabe  fQr  das  Blot  von  Herbixoren  fand  Verf.  in  1 Liter 
Rinderblnt  0.41  bis  0.6t  ccm  Wasserstoff  and  0 68— 0.69  ccm  Methan.  Der  Sauer- 
stoff wurde  aus  dem  durch  Aospampen  erhaltenen  Bintgasen  dnrch  Absorption  mit 
hydroschwefligsanrem  Natron  entfernt  B.  Sslkowskl. 


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No.  40.  BOlow.  — Lindbmakn.  — Phblps.  — Elsbkbbho.  713 

K.  Bülow,  Ueber  Glycerinphosphors&ure.  Pflüger’s  Archiv  Bd.  57, 
S.  89. 

Füllt  man  aas  Hundebarn  (es  wurde  der  von  5 Tagen  gesammelte  verwendet) 
die  Phosphate  mit  Magnesiamischong  aus,  dampft  das  Filtrat  ein  und  mit  konceotr. 
Salzsäure  tor  Trockne  ein,  so  bekommt  man  nunmehr  eine  kleine  Menge  Phospbor- 
säure,  6 mg  B,  P04  fflr  den  Tag,  die  nur  als  Aetberphospborsäuren  abgespalten  sein 
kann.  Anf  innerliche  Eingabe  von  3 g glycerinphospborsaurem  Kalk  stieg  die  Aus- 
scheidung von  Aetherphosphorsäuren  auf  1 1 mg,  bei  subkutaner  Injection  von  3 g gly- 
cerinphosphorsanrem  Natron  in  wässriger  Losung  am  1,  Tage  anf  12  mg,  am  2.  Tage 
zeigte  sieh  keine  Erhöhung.  Auch  stieg  die  Anssebeidnng  an  Aetherpbosphorsänren 
nicht  an,  als  6 Tage  hindurch  je  3 g Salol  gegeben  wurden  in  der  Vermuthnng,  es 
konnte  sich  die  Phospborsäure , gleichwie  die  Schwefelsäure,  mit  phenolartigen  Sub- 
stanzen in  Aetherphosphorsäuren  vereinigen.  Also  wird  die  Glycerlnpbosphorsäure, 
gleichviel  ob  sie  ans  der  Nahrung  oder  dem  Körper  stammt,  im  Organismus  nahezu 
vollstlndig  zerlegt.  j.  Munk. 


W.  Lindemann,  Ueber  das  Secretionsvermögen  des  Nierenparen- 
chyms nach  Harnleiterunterbindung.  C.-Bl.  f.  allg.  Path.  u.  path.  Anat. 
1894,  Ho.  11. 

Nach  Harnleiterunterbindung  tritt  zunächst  eine  venOse  Hyperämie  des  Nierenge- 
webes ein,  dem  das  Stadiom  des  Oedems  nnd  der  Anämie  mit  starker  Erweiterung  der 
Harnkanllchen  folgt.  Zugleich  werden  die  secernierendeo  Stlbchenepithelien  der  letz- 
teren  in  flache  kubische  Zellen  verwandelt.  Endlich  kommt  es  znm  Verschwinden 
des  Epithels,  Ersatz  des  sekretorischen  Nierenparenchyms  durch  grobfaseriges  Binde- 
gewebe, in  dem  nur  die  Glomeruli  mit  erweiterten  Kapseln  erhalten  bleiben. 

Während  bei  der  normalen  oder  hypertrophischen  Niere  nach  intravenöser  Injec- 
tion von  tndigschwefelsanrem  Natron  das  Indigokarmin  durch  das  Stäbchenepitbel  der 
gewundenen  Kanälchen  in  Krystallform  ausgescbieden  wird,  die  Glomeruli  das- 
selbe nicht  entscheiden,  wird  es  nach  Harnleiterunterbindnng  in  den  beiden  ersten 
Stadien  in  geringerer  Menge  aasgeschieden;  im  Stadium  der  Atrophie  dagegen  sieht 
man  die  Kapselränme  der  Glomeruli  mit  Eiweifs  und  amorphen  IndigokarminkGrnchen 
ausgefüllt.  An  weniger  veränderten  Stellen  fehlt  die  Anssebeidnng  vollkommen.  Diese 
pathologische  Sekretion  in  den  Glomernli  findet  sieb  bei  anderen  ezperimentell  er- 
zengten Nierenerkranknngen  nicht,  M.  Rothmann. 


A.  M.  Phelps,  Total  extirpation  of  the  sapula  with  the  arm  re- 
tained.  Philadelphia  med.  and  sarg.  Reporter  1893,  S.  9. 

Betrifft  einen  42jäbrigen  Pat.  mit  Fibrom  der  linken  Scapnla.  Nach  Labosn- 
bscz  längs  der  Spina  bis  znm  Aorominm,  und  senkrecht  auf  dessen  Mitte  nach  unten 
gehender  Schnitt.  Der  dadurch  gebildete  Lappen  wurde  z.  Tb.  necrotisch  und  zwar, 
wie  P.  glaubt,  infolge  ungenügender  Ernährung  nach  der  vorherigen  Dnrchschneidnng 
der  Aa.  snprascapnl.  n.  scapul.  poster.  P.  empfiehlt  daher  einen  abgerundeten  drei- 
eckigen, die  Scapula  amschneidenden  Lappen  mit  der  Basis  nach  oben  und  dass  bei 
bösartigen  gefäßreichen  Geschwülsten  die  A.  snbclav.  durch  temporäre  Umstechung 
comprimirt  wird.  Unter  118  Fällen  von  Exstirpation  der  Scapnla  mit  Erhaltung  des 
Armes  betrafen  53  Geschwülste  9 Caries  oder  Verletzung,  51  nicht  näher  bezeiebnete 
Zustände.  Es  starben  26,  3 blieben  ohne  Resultat  und  berechnet  P.  die  Gesammt 
resolute  auf  22  pCL  P.  Güterbock. 


A,  Elsenberp,  Giebt  es  eine  idiopathische  Nebenhoden-  u.  Hoden- 
entzflndung?  Wiener  med.  Presse  1893,  No.  31,  32, 

Aus  3 in  extenso  mitgeteilten  Beobachtungen  zieht  Verf.  den  Schloss,  dass  et 
wohl  eine  „idiopathisobe  Hoden-  resp.  Nebenbodenentzündung  giebt,  dass  es 


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714 


TONKA.  — KöHLKtt.  — DbMOÜLIM.  — D<£«!Q. 


No.  40 


aber  schwierig  ist,  ihre  Symptome  näher  zu  prlcisireo.  Die  Anschwellung  kern  io 
den  betr.  S Fällen  ohne  Vorläufer  oder  Temperatnrsteigernng  rapide  ta  Stande,  ohne 
so  grofae  Empfindlichkeit  wie  bei  Epididymitis  und  Orchitis  gonorrhoica.  Die  Patien- 
ten kamen  stets  mit  der  bereits  aasgebildeten  Anschwellung  von  fibromatSser  Härte 
sur  Behandlung,  so  dass  sich  über  deren  Beginn  kein  Urteil  fällen  lässt.  Nebenhoden 
wie  Samenstrang  wareo  beteiligt,  die  ca.  6 Wochen  betragende  Resorptionsdauer  eine 
relativ  lange;  dieses  und  das  Zurückbleiben  eines  kleinen  Kästchens  am  caput  epidi- 
dymis  unterstützten  die  Ansicht,  dass  es  sieb  um  eine  reichliche  zellige  Infiltration  ge- 
handelt. Zum  Schloss  stellt  Verf.  die  Hypothese  auf,  dass  die  Ursache  dieser  an- 
scheinend idiopathischen  Entzündungen  vielleicht  allgemein  infectiSser  Natur  gewesen 
sein  kann.  p.  Göterboek. 


Tonka,  Ueber  eine  neue  operative  Behandlung  der  Phimose.  Wiener 
med.  Woohensohr.  1893,  No.  51. 

T.  empfiehlt  auf  Grund  einer  sich  auf  viele  hundert  Fälle  ausdehnenden  Erfah- 
rung unter  dem  Titel  .plastische  Operation  der  Phimose  mit  radiärem  doppelten  Seiten- 
schnitte“ die  Excision  einet  Paralletogrammes  su  beiden  Seiten  des  Frenulum,  doch 
sind  trotx  der  beigegebenen  Abbildungen  die  Eincelbeiten  des  Modus  procendendi  nicht 
gani  klar.  p.  Güierbock. 


A.  Koehler,  Mitteilungen  aus  der  v.  Bardblkbek 'sehen  Klinik. 
Ueber  die  Behandlung  der  multiplen  örtlichen  Tuberculose.  Deutsche 
Zeitsohr.  f.  Chir.  XXXVII.  S.  147. 

Betrifft  ein  l8jähr.  Mädchen,  mit  lediglich  die  Knochen  beteiligenden  tuber- 
cu lösen  Heerden  und  swar  am  rechten  Ellenbogengelenk , am  Corp.  sterni , an  der 
Stirn  (Sin.  frontale),  am  Manubrium  Sterni,  am  rechten  Seitenwandbein,  an  der  6.  u. 
7.  Rippe  links,  am  4.  Metatarsus  rechts,  an  der  licken  Fufswurzel  und  hinter  den 
linken  M.  sternocleidomast.  Von  diesen  9 Herden  heilten  durch  1 \ jähr.  Kranken- 
hausbehandlung die  am  Stirn-  und  Seitenwandbein  völlig  zu,  sehr  gebauert  wurden 
die  am  Sternum,  am  rechten  Ellenbogen  und  am  Metatarsus  rechts,  dagegen  traten 
trotz  nicht  schlechten  Allgemeinbefindens  3 neue  Herde  hinzu,  nämlich  am  rechten 
Radius,  am  rechten  Hacken  und  am  2.  Metacarpus  links.  Die  Behandlung  bestand 
abgesehen  von  Totalresection  des  rechten  Ellenbogengelenkes  und  Resection  der  6.  u. 
7.  Rippe  links  sowie  einer  grBfseren  Reihe  kleinerer  Operationen  für  die  geschlossenen 
subcutanen  Herde  in  Jodoformglyoerininjectionen,  für  die  offenen  Herde  resp.  Fisteln 
uod  Geschwüre  in  Application  von  Calomel-Gaze  und  Calomel-Stiften.  Bei  der  Jodo- 
forminjectiou  wurde  eine  Umwandlung  der  Eiterheerde  in  serüse  Absceue  beobachtet. 
Innerlich  wurden  neben  passender  Diät  Leberthran  und  Kreosot  gegeben.  Versucht 
wurden  ausserdem  die  Koca’sche  Tuberculinbehandlung  und  die  Jodtherapie. 

P.  GQterboc k. 


A.  Demoulin,  (Hötel  Dieu  Prof.  Duplay).  De  l’hydron^phrose 
intermittente.  Union  med.  1894,  No.  4. 

Lumbare  Nephropexie  im  Stadium  der  Nicbtfüllung  des  Sackes.  Leider  schliefst 
die,  die  rechte  Niere  einet  34jäbrigen  Friseurs  betreffende,  Beobachtung  schon  am  6. 
Tage  nach  der  Operation  ab.  P.  Götwboek. 


R.  Denig,  Exophthalmus  traumaticus,  Abflachung  der  linken  Ge- 
sichtshälfte infolge  Trigeminusreizung.  Arohiv  f.  Augenheilk.  XXVIII. 
S.  276. 

Hei  einem  86jährigen  Manne  trat  caoh  einem  Trauma  auf  die  linke  Koplhälfte 


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No.  40. 


Giksb.  — Wassbbmahn.  — Köstkk. 


715 


Doppeltseheu  »uf.  Dm  liuke  Auge  selbst  war  vollständig  intact,  batte  gutes  Sehver- 
mögen, nur  bestand  Exopbtbalmus  und  Diplopie  im  Sinne  einer  Lähmung  beider  Ab- 
ducentes,  die  Pupille  links  war  etwas  weiter  wie  rechts,  reagirte  aber  genau.  Ausser- 
dem war  das  Hörvermögen  links  aufgehoben , es  bestanden  Sensibilitätsstürungen  im 
Gebiete  des  linken  Trigeminus  und  die  linke  Wange  erschien  mehr  abgeflacht  wie 
rechts.  Ferner  klagte  der  Patient  Ober  ein  pelziges  Gefühl  im  linken  Ange,  der 
linken  Wange  und  NMeuhälfte,  sowie  über  nnr  halbseitiges  Schwitzen.  Nach  vier 
Wochen  war  die  PnpillendifTerenz  verschwunden,  das  Pelsigsein  und  das  halbseitige 
Schwitzen,  während  die  Doppelbilder  im  Sinne  einer  Lähmung  der  Recti  extemi  noch 
bestanden. 

Nach  D.  bandelte  es  sich  um  eine  quere  Fractur  beider  Pyramidenspitzen  mit 
Absprengung  beider  Abducensstämme;  hinzu  kam  eine  Alteration  des  linken  Trigemi- 
nus und  der  sich  demselben  zugesellenden  SympathicusfMern.  Durah  Resorption  des 
Blutes  wurde  allmälig  das  ätiologische  Moment  der  Reizung  beseitigt,  es  verschwand 
die  Pupillenweite,  die]  Parästhesien  und  dM  einseitige  Schwitzen,  dagegen  blieb  der 
Exophthalmus  und  die  geringe  Abflachung  der  Wange  bestehen.  D.  macht  in  die- 
sem Falle  den  Trigeminus  selbst  und  nicht  seine  sympathischen  Fasern  für  das  Zu- 
standekommen der  geringen  halbseitigen  Gesicbtsatrophie  sowohl,  als  auch  des  Exoph- 
thalmus verantwortlich.  Horstmarm. 


B.  Giese,  Temperaturmessungen  im  Conjunctivalsack  des  Menschen. 

Archiv  f.  Augenheilk.  XXVIII.  S.  292. 

G.  hat  beim  Menschen  im  Bindehautsack  gesunder  und  kranker  Augen  eiue 
greisere  Reihe  von  Messungen  vorgenommen  und  besonders  auch  die  Beeinflussung 
der  Temperatur  der  Conjunctiva  durch  kalte  und  warme  Umschläge  festzustellen  ver- 
sucht. Er  fand  im  Gegensätze  zu  Silex,  dass  kalte  Umschläge  die  Temperatur  des 
Conjunctivalsacke*  erniedrigen,  warme  erhshen.  Uontmun. 


Wassermann,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Tuberculose  im  frühesten 
Kindesalter.  Zeitschr.  f.  Hygiene  1894,  II.  S.  343. 

W.  beschreibt  den  Fall  eines  von  völlig;  gesunden  Eltern  stammenden  Kindes, 
dM  im  Alter  von  10  Wochen  an  vorgeschrittener  Lungentuberculose  starb.  Dm  Kind 
war  einmal  io  seinem  Leben  8 Tage  lang  mit  einem  Mann  zusammen  gewesen,  der 
tuberkelbacilleuhaltigen  Auswurf  entleerte.  Scbsurlsn. 


fl.  Köster,  Zur  Kenntniss  des  Salophens.  Therap.  Monatsheft  1894, 
J&nnar. 

K.  berichtet  Über  die  günstigen  Wirkungen  des  Salophens  bei  acutem  Gelenk- 
und  Moskelrbeumatismua,  sowie  bei  neuralgischen  und  ähnlichen  Aflectioneo:  Ohne 
die  bekannten  unangenehmen  Nebenerscheinungen  der  bisher  gebräuchlichen  Salicyl- 
Präparate  su  besitzen,  bewährte  es  sich  als  ein  kräftiges  Antirheumaticum  und  brauch- 
bsres  Antioeuralgicum.  Was  dagegen  die  gepriesene  Wirkung  als  Antipyreticnm  be- 
trifft, so  kann  sich  Terf.  damit  nicht  einverstanden  erklären;  mitunter  trat  wohl  eine, 
nicht  sehr  hochgradige,  Senkung  des  Fiebers  ein,  in  mehreren  Fällen  konnte  jedoch 
keine  Einwirkung  constatirt  werden  und  io  anderen  stieg  die  Temperatur  trotz  fortge- 
setzten Gebraucht  des  Mittels  wieder  an.  Demnach  Ist  dem  Salophen  eine  Bedeutung 
als  Antipyreticnm  nicht  zuzuspreeben.  Erwähnt  sei  noch,  dass  bei  chronischem  Ge- 
• leokrbeumatismus  Versuche  mit  Salophen  ein  überwiegend  negatives  Resultat  ergaben. 

K.  Kronthal. 


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716 


GKNKRSICH.  — Sharp.  — ZlBOLKB, 


No.  40 


G.  Genersicb,  Ueber  angeborene  Dilatation  und  Hypertrophie  des 
Dickdarms.  Jahrb.  f.  Kinderheiik.  XXXVII.  S.  91. 

Der  vom  Verf.  mitgeteilte  Fall,  welchen  er  in  der  Kinderklinik  ron  HeKOCe  be- 
obachtet hat,  hat  grofse  Aehnlicbkeit  mit  den  ron  Hibscbsfbubo  beschriebenen  Fillra 
(s.  Cbl.  1891,  S.  267).  Die  Symptomen  intra  ritam  waren  folgende:  too  Gebart  u 
bestibende,  hartnäckige  Stnhlverstopfuog;  starke,  seitweise  sich  noch  vergrflfserode, 
Auftreibung  des  Unterleibs;  dicke  Darmsonden  gleiten  leicht  and  tief  darch  das  Rec- 
tum; der  Dickdarm  ist  im  Stande  relativ  grofsa  Wasiermassen  aufinnehtnen ; durch 
die  Baucbdecken  sieht  man  den  Dickdarm  erweitert  nnd  fühlt  seine  Wandung  ver- 
dickt. Das  Kind  gedieh  Anfangs  leidlich,  im  Alter  von  */«  Jahren  traten  Durch  fäll« 
auf,  and  das  Kind  ging  unter  den  Erscheinungen  der  Inanition  in  Grande.  — Bei 
der  Section  fand  sich  das  Colon  ascendens,  transversnm  and  descendens  colossal  er- 
weitert, gleich  dem  Colon  eines  Erwachsenen.  Flexura  sigmoidea  teilweise  contrahirt, 
der  erweiterte  Abschnitt  geht  in  den  Contrahirten  ganz  ailmäiig  über.  Im  Colon  as- 
cendens and  transversum  zahlreiche  Ulcerationen,  die  Verf.,  — wie  Huacuar-acrMo  — für 
Folgen  der  Kotbstauung  hält.  StadtHagvo. 


G.  Sharp,  The  clinical  effects  of  hyoscine  hyilrobromate.  The  Prac- 
titioner  1894,  Jan. 

S.  wandte  das  Hyoscin.  bydrobrom.  in  drei  Fällen  an  and  berichtet  über  die  be- 
obachtete Wirkung  Folgendes:  Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  am  Delirium  tremens 
bei  einem  35jäbrigen  sehr  starken  Trinker.  Es  worden  drei  Dosen,  jede  von  '/ti  gran, 
subcutan  injicirt,  und  zwar  in  ca.  12stündigen  Intervallen.  Nach  den  ersten  beiden 
Injectionen  traten  unangenehme  Erscheinungen  auf:  Lähmungen  der  Sprach-  und 

Scblingmuskeln,  sowie  des  rechten  Augenlids,  Steigerung  der  Pulsfrequenz  bis  108, 
der  Respirationsfreqoens  bis  40,  Trockenheit  des  Halses ; dabei  kein  Schlaf.  Erst  nach 
der  3.  Injection  besserten  sich  die  eben  erwähnten  Erscheinungen , der  Kranke  wurde 
ruhiger,  doch  schlief  er  erst  nach  einer  Mischung  von  Cbloralbydrat  o.  Bromkalium 
ein.  Im  zweiten  Fall  handelte  es  sich  ebenfalls  um  Delirium  tremens  bei  einem  41- 
jäbrigen  Mann,  der  schon  mehrere  Anfälle  durchgemacht  hatte;  nach  Injection  von 
'/(«  gran  traten  dieselben  Erscheinungen,  wie  im  ersten  Kalle,  aber  stärker  auf,  der 
Pult  stieg  auf  130,  die  Respiration  auf  48,  später  sogar  auf  60.  Wenige  Stunden 
später  starb  der  Kranke.  Im  dritten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  45jährige  anä- 
mische Frau,  die  an  Kopfschmerzen  und  Schlaflosigkeit  litt;  eine  einmalige  Dosis  von 
'/;s  gran  machte  die  Pat.  stark  verwirrt,  Schlaf  trat  nicht  ein.  Die  Anwendung  des 
Mittels  kann  daher,  bis  es  näher  erforscht  ist,  nicht  empfohlen  werden. 

K.  Kronthal. 


Ziegler,  Ein  seltener  Fall  einer  grossen  traumatischen  Magen- 
wandcyste. Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  6. 

Es  handelt  sich  um  einen  28jähr.  Stationstagelöhoer,  der  beim  Dienste  zwischen 
2 Paffer  geraten  war.  Drei  Wochen  darauf  entwickelte  sich  bei  ihm  in  der  linken 
Oberbaucbgegend  zwischen  Nabel  und  Hypochondrium  ein  flnctnirender,  druckempfind- 
licher Tumor.  Nahrungsaufnahme  behindert  durch  nach  dem  Essen  auftretendes 
Drnckgefübl  nnd  Erbrechen.  Bei  Aufblähung  des  Magens  wird  der  Tumor  deutlicher 
Probepunction  liefert  eine  schwarzbrännlicbe  bluthaltige  Flüssigkeit.  Gegen  ein  intra- 
peritoneales  Hämatom  sprach  der  Wechsel  in  der  Gröfse  sowie  anch  der  Umstand, 
dass  der  Tnmor  erst  in  der  dritten  Woche  nach  dem  Unfall  entstanden  war.  Auch 
dachte  mau  an  eine  Magen-  oder  Darmrnptur  mit  guter  Abkapselung,  wie  solche  von 
MiDDBLDOBPFr  n.  Dumas  beobachtet  ist.  Ferner  wurde  erwogen  der  Gedanke  an  eine 
Pankreascyste,  eine  Blutcyste  des  Netzes  oder  Mesenteriums,  eine  Cyste  des  linkes 
Leberlappens,  der  Milz;  dezgl.  dachte  man  an  maligne  cyslische  Tumoren  des  Netzes 
and  der  Nebennieren,  wie  solche  nach  Traumen  beobachtet  worden  sind.  Die  Ope- 
ration ergab  sodann  den  in  der  Ueberschrift  erwähnten  Befand,  den  Verf.  sich  darch 
ein  DecoIIement  tranmetiqne  entstanden  denkt,  d.  h.  so,  dass  durch  die  Gewalt  des 


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No.  40. 


MttiGAzzixi.  — König.  — Riobkt,  Ff.rb. 


717 


Traumas  eine  Magenschicht  voo  der  anderen  abgelöst  wurde  und  dass  sieb  secundär 
ein  Extravasat  aus  Lymphe  mit  etwas  Blut  ansammelte.  C.  KoseuUial. 


G.  Alingazzini,  Sul  collezionismo  nelle  diverse  forme  psicopatiche. 
Riv.  sperim.  di  freniatria  XIX.  Fase.  IV. 

Verf.  teilt  den  .Sammeltrieb“ , wie  er  bei  Geiteakranken  auftritt,  in  fünf  Arten. 

1)  Neigung,  einen  einseinen  Gegenstand  oder  eine  eintelne  Kategorie  von  Ge- 
genständen zu  sammeln.  Der  Trieb  gilt  noch  als  physiologisch,  wenn  der  gesammelte 
Gegenstand  einem  bestimmten  Zwecke  dient,  und  die  Bethätigungsart  dieser  Neigung 
nicht  im  Widerspruch  steht  mit  dem  Charaeter,  dem  Alter,  den  Lebensverbältuissen 
etc.,  des  Sammlers.  Je  weniger  kritisches  Urteil  in  der  Art  des  gesammelten  Gegen- 
standes zu  Tage  tritt,  um  so  mehr  nähert  sich  der  Trieb  der  Grenze  des  Krankhaften. 
Auf  Grund  dieses  Unterscheidungsmerkmales  müssen  auch  die  .Bücherliebhaber“  streng 
gesondert  werden  von  jenen  Bibliomanen,  welche  ohne  Sinn  und  Verstand  Bücher 
anfkaufeo,  wo  sie  sie  finden.  Verf.  führt  eine  Reihe  interessanter  Beobachtungen  au 
Geisteskranken  an,  welche  Kieselsteine,  Lappen,  etc.  gesammelt  hatten. 

2)  Neigung,  alle  möglichen  Dinge  zu  sammeln,  findet  sich  nur  bei  wirklich  Geis- 
teskranken. Verf.  stützt  sein  Urteil  auf  eine  ausgedehnte  Untersuchungsreihe,  ge- 
wonnen aus  Beobachtungen  in  Blinden  u.  Taubstummen-Instituten  und  Gefängnissen 

8)  Neigung,  einen  bestimmten  Gegenstand  durch  Stehlen  zu  sammeln.  Unbe- 
kannt unter  normalen  Personen 

4)  Neigung,  alle  möglichen  Gegenstände  durch  Stehlen  zu  sammeln.  Nur  bei 
Geisteskranken,  bei  verschiedensten  Psychosen. 

Zu  den  geisteskranken  Stehlsammlern  stellt  das  weibliche  Geschlecht  das  Haupt- 
contingent  (8.5 : 1.7).  Als  Aufbewahrungsort  dienen  zumeist  die  Taschen,  zuweilen 
der  Busen.  Idioten  benutzen  hierzu  meist  das  Bett,  die  Schürze.  FUeztk. 


W.  König,  Ueber  eine  eeltene  Form  der  cerebralen  Kinderläh- 
mung. (Aus  der  Irrenanstalt  der  Stadt  Berlin  in  Dalldorf).  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  42. 

Die  lOjähr.  Patientin  kam  aspbyktisch  zur  Welt,  litt  vom  10  Monat  bis  zum 
7.  Jahre  an  Krumpfen,  vorzugsweise  war  die  linke  Seite  befallen.  Nach  einem  Status 
epilepticus  im  7.  Jahre  blieb  die  rechte  Seite  gelähmt  Aber  nach  8 Tagen  schwand 
die  Parese  der  EztremitSten,  während  der  Facialis  gelähmt  blieb.  Die  Krämpfe  nah- 
men zu,  waren  meist  rechts  localisirt.  Io  der  Idiodenanstalt  wird  neben  geistiger 
Schwäche  nur  eine  Asymmetrie  des  Facialis,  sonst  am  ganzen  Nervensystem  nichts  ab- 
normes gefunden  und  zwar  zeigten  beide  Gesichtsseiten  in  der  Rübe  keine  Differenz, 
wohl  aber  bei  gewissen  mimischen  Ausdrucksbewegungen  (Lachen,  Weinen)  und  zwar 
mehr  beim  Einsetzen  als  auf  der  Höhe  der  Bewegung  — die  rechte  Hälfte  bleibt 
zurück.  Die  epileptischen  Anfälle,  welche  in  der  Anstalt  beobachtet  wurden  und  sich 
übrigens  durch  Brom  günstig  beeinflussen  liefsen,  gingen  mit  Zuckungen  besonders  der 
rechten  Seite  einher  und  binterliefsen  eine  passagere  Hemiparese  rechts,  wobei  der 
Arm  schlaff,  das  Bein  spastisch  gelähmt  war,  die  Sprache  war  etwas  verlangsamt. 

Der  Fall  wird  der  cerebralen  Kinderlähmung  zugerechnet  und  es  wird  auf  die 
Seltenheit  der  Isolirten  Facialisparese  bei  dieser  Erkrankung  hiogewiesen.  Das  Ver- 
halten der  mimischen  Ausdrucksbewegungen  im  vorliegenden  Falle  wird  vom  loealisa- 
torischen  Standpunkte  aut  erörtert.  M.  Bruch. 


1)  Hl.  Oh.  Kichet,  Le  chloralose  et  ses  propri^t4s  hypnotiques». 

* Revae  Neurologique  1894,  No.  4. 

2)  Ch.  Ferö,  Note  sur  une  paralysie  nocturne  provoquöe  par  le 
chloralose.  Ebenda,  No.  6. 

1)  R versuchte  Chloralose  (dargestellt  aus  Chloral  und  Glucose)  als  Schlafmittel. 
Bei  0.4  g tritt  nach  */*  Stunde  er.  ein  tiefer  Schlaf  ein,  der  mehr  wie  jeder  andere 


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718 


Macfhall,  Monbo.  — Fahrt. 


No.  40 


künstlich«  Schlaf  dem  gesunden  gleicht  and  keinerlei  Neben-  oder  Nachwirkungen  un- 
angenehmer Art  hioterlässt.  Es  eriengt  jedoch  keine  Analgesie  und  hat  den  Nachteil, 
dass  seine  Wirkung  sehr  veränderlich  ist.  Bei  nervösen  Frauen  and  Alcoholisteo 
treten  schon  nach  0.1  g Muskeltuckangen  im  Schlafe  ein,  die  au  epileptiforme  resp. 
hysteriforme  Anfälle  erinnern;  es  empfiehlt  sieb  daher  bei  empfindlichen  Personen  mit 
0.1 — 0.2  g ansufangeu.  Nie  traten  Störungen  der  Digestion  oder  der  Circulations- 
apparate  danach  auf.  Bei  Geisteskranken  sind  Dosen  von  0.5  g nötig.  Eine  erheb- 
liche Gewöhnung  scheint  nicht  einzutreten,  ebenso  wenig  eine  Accumulation  bei 
längerem  Gebrauch. 

2)  F.  wandte  Chloralose  in  Dosen  von  1 — 2 g bei  Epileptischen  ohne  besonderen 
Erfolg  an;  in  manchen  Fällen  trat  nächtliches  Bettnäsen  durch  dieses  Mittel  ein.  Bei 
einer  hysterischen  Frau  traten  nach  einer  Dosis  von  0.2  g Angstgefühle  auf  und  all- 
gemeine Lähmung  der  Extremitäten  mit  brennenden  Schmerzen,  und  Umnebelung  des 
Bewusstseins ; bei  dem  Erwachen  am  anderen  Morgen  bestand  noch  eine  Schwäche 
und  Taubbeitsgefübl  (der  linken  Körperhälfte),  die  jedoch  nach  einer  Stunde  schwan- 
den. — Derartige  nächtliche  vorübergebende  lähmuogsartige  Zustände  mit  Angstge- 
fühlen und  Parästbesien  sind  wiederholt  bei  Neurasthenie,  Hysterie  o.  s.  w.  beschrieben. 
Hier  waren  sie  durch  das  Schlafmittel  (Chloralose)  ausgelöst  worden,  g.  Kaiitebtr. 


1)  S.  R.  Dlacphall,  Notes  on  peripherical  neuritis  as  a sequela  of 
Influenza.  American  Joarn.  of  Ins&nity  1894,  January. 

2)  T.  K.  Monro,  Peripheral  neuritis  after  measles.  The  Laocet 
1894,  14.  April. 

1)  M.  teilt  4 Fälle  von  Neuritis  mit,  die  im  Anschluss  an  eine  Influenza- Attaque 
auftrat.  Der  erste  Fall  betrifft  die  oberen  und  unteren  Extremitäten,  der  zweite  nur 
die  unteren  (Extremitätenläbmung).  Der  8.  Fall  endete  mit  Atrophie  der  unteren  F.xtre- 
mitäten,  Blaseustörung,  psychischen  Störungen  und  Diapbragmalähmung  schliefslicb 
letal.  Die  Section  erwies  allgemeine  Tubercnlose  und  intacte  Nn  peroneus  und  phre- 
nicus.  Im  4.  Fall  bestand  eine  Parese  im  Peroneusgebiete  mit  Sensibilitätsstörungeo 
und  Verlust  der  Patellarreflexe.  Dieser  Fall  wie  die  ersten  beiden  gingen  in  völlige 
Genesung  über. 

2)  Ein  31  jähriges  Mädchen  hatte  nach  überstandenen  Masern  Schmerzen  in  den 
oberen  Extremitäten,  die  einige  Monate  anhielten  und  nach  einem  Influenza-  Anfall 
auf's  neue  bervortraten ; es  bestanden  an  beiden  Armen  neuralgische  Schmerzen, 
Schwäche,  Drockempfindliehkeit  der  Nervenstämme,  Parästhesien  und  Herabsetzung 
der  Tastempfindung  an  den  Häoden.  Nach  2 Monaten  er.  besserte  sich  der  Zustand. 
Die  eleetrische  Erregbarkeit  der  Extensoren  der  Finger  wird  als  „verändert“  bezeichnet. 

8.  Hellseher. 


J.  Fabry,  Ueber  Paorospermien  bei  Hautkrankeiten.  Bericht  Ober 
einen  typischen  Fall  von  sogen.  DARiRK’acher  Psorospermose.  Arcb. 
f.  Dermat.  a.  Syph.  XXVI.  S.  373. 

Verf.  beobachtete  die  von  Demus  zuerst  beschriebene  und  Psorospermosis  follicu- 
laris benannte  Krankheit,  von  der  bis  jetzt  15  Fälle  bekannt  geworden  sind,  bei  eioem 
67jährigen  Manne.  Es  bestanden  hauptsächlich  am  Stamme  und  an  den  angrenzenden 
Partien  der  Extremitäten,  im  Gesicht  und  auf  der  Kopfhaut  feste,  knötchenförmige 
Gebilde,  aus  denen  sich  leicht  spitze  Hornzapfen  herausschälen  liefsen  und  die  viel- 
fach, namentlich  am  Rumpfe,  xu  grofsen,  flächenhaften , reibeisenartig  rauh  anzufüh- 
lenden Plateaus  coufluirt  waren.  Einzelne  Erkrankungen  fanden  sich  auch  auf  der 
Schleimhaut  des  Mundes  and  der  Zunge.  Die  Affeclion  sollte  seit  etwa  30  Jahren 
bestehen.  — Nach  seinen  histologischen  Untersuchungen  und  dem  eigenartigen  klini- 
schen Bilde  betrachtet  Verf.  die  Krankheit  zwar  auch  als  eine  neue,  woblcharaeteri 
sirte  Parakeratose  der  Haut,  dagegen  hält  er  die  von  Ds Hielt  als  Paorospermien  g« 
deuteten  runden  Körper  in  der  Epidermis  nicht  für  Parasiten,  sondern  für  in  ver 
sebiedenen  Stadien  der  Degeneration  oder  Verhornung  befindliche  Epitbelzellen. 

H.  Hüller. 


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No.  40. 


Bobck.  — Skbliomank.  — Wilson.  — Rosknstbin. 


719 


€3.  Boeck,  Vier  Fälle  von  Hydroa  vacciniforme  Bazin,  Summer- 
eruption Jonathan  Hutchinson.  Archiv  f.  Dermatol,  u.  Sjrphil.  XXVI. 
S.  23. 

Die  ersten  drei  Falle  betrafen  Kinder,  bei  denen  seit  einer  Reibe  von  Jahren  im 
Frühjahr  oder  Sommer,  offenbar  unter  der  Einwirkung  des  Tageslichts,  an  den  Ohren, 
im  Gesicht  und  an  den  Extremitäten  Bläschen  und  Blasen,  oder  aber  erbsengroße 
und  gröfsere,  Odematöse,  weifsliche,  papulOse  Erhebungen,  in  deren  Mitte  erweiterte 
GefSfae  und  kleine  Hämorrhagien  als  riolette  Funkte  aus  der  Tiefe  dorebsebimmerten, 
*.u  ft  re  ton.  Nach  einigen  Tagen  sanken  die  Efflorescenzen  im  Centrom  ein  und  es 
bildete  sieh  auf  ihnen  ein  brauner  Schorf,  der  ziemlich  lange  haften  blieb  und  beim 
Abfallen  eine  mehr  oder  weniger  tiefe  Narbe  zurückliefs.  In  dem  rierten  Falle  er- 
atreckte  sich  die  Eruption  bei  einer  2?jährigen  Dame  auch  auf  den  Rumpf  und  ver- 
schwand  selbst  in  der  kalten  Jahreszeit  nicht  ganz;  doch  kam  es  hier  nicht  zu  so 
ausgesprochener  Necrose  der  Haut  und  die  Blasen  hinterliefsen  meist  nur  Pigment- 
flecke, nicht  Narben.  — Die  Behandlung  mit  Bleiwasser  und  einer  Bleiwasserpaste 
schien  die  Abheilung  des  Ausschlages  zu  befSrdern.  B.  Maller. 


Seeligmann,  Zur  Behandlung  der  Sterilität  der  Ehe.  Münchner 
med.  Wochensohr.  1893,  No.  45. 

Unter  Bezugnahme  auf  ein  Referat  über  einen  Vortrage  Bumn's  • Würzburg,  dessen 
Ausführungen  übrigens  sich  SasLiausss  vollständig  anschliefst,  äussert  sich  Seelio 
miss  zunächst  über  einige  Ursachen  der  weiblichen  Sterilität,  die  durch  den  eigentüm- 
lichen Bau  der  Vagina  bedingt  war  u.  in  welchen  es  ihm  durch  Beckenhochlagerung 
intra  Coitum  gelang,  das  Ziel  zu  erreichen  und  besonders  empfiehlt  er  dies  bei  Frauen, 
bei  denen  die  Vulva  auffallend  nach  hinten  gelegen  ist. 

In  Fällen  weiblicher  Sterilität , in  denen  die  völlige  Reactionsloaigkeit  des  weib- 
lichen Organismus  anzuscbuldigen  ist,  empfiehlt  er  den  electrischen  Strom  (Kogel 
electrode  in  die  Vagina).  Palpationsmassage  glaubt  er  nicht  empfehlen  zu  dürfen. 

Die  Anzahl  der  Fälle,  wo  die  Aetiologie  auf  Seiten  des  Maones  zu  suchen  ist, 
scheint  ihm  gegen  seine  frühere  Angabe  zu  niedrig  gegriffen;  er  mScbte  gegen  50 pCt. 
früher,  jetzt  76  pCt.  ansprechen.  — Aufschluss  ergiebt  am  sichersten  die  mikroskopi- 
sche Untersuchung  des  Spermas.  Azoospermie  ist  auf  gonorrhoische  Epididymitis  duplez 
zurückzufübren.  Die  Prognose  ist  ungünstig  und  ist  frühzeitige  Behandlung  der  Epi- 
didymitis  gonorrhoica  im  Interesse  des  Mannes  zu  empfehlen.  a.  Msrtin. 


A.  Wilson,  The  determining  cause  of  sex,  wilh  cases.  The  Lancet 
1893,  S.  1615. 

W.  bat  bereits  vor  längerer  Zeit  die  Theorie  aufgestellt,  dass  ein  Ei,  welches 
vor  der  Menstruation  befruchtet  wird,  kräftiger  und  lebensfähiger  sei  und  daher 
männliche  Embryonen  hervorbringe,  während  sich  aus  einem  kurz  nach  der  Menstru- 
ation befruchteten  Ei  weibliche  Embyonen  entwickelten.  — Diese  Theorie  sei  mittler- 
weile durch  eine  Anzahl  genauerer  Beobachtungen  bestätigt  worden;  insbesondere  wer- 
den 18  derartige  Beobachtungen  von  Dr.  J.  Kr  hm  als  Beweis  angeführt. 

A.  Martin. 


Rosenstein,  Zur  mechanischen  Dilatation  des  Muttermundes  in  der 
Geburtshfilfe  nach  Dührsshn,  Therap.  Monatsh.  18  93,  No.  10. 

R.  teilt  2 Fälle  mit,  bei  denen  er  zum  Zwecke  einer  möglichst  baldigen  Ent- 
bindung den  Cervix  nach  dem  Vorschläge  DObssszrs  durch  Einführung  des  Colpeu- 
rynters  erweitert  hat.  Verf.  ist  mit  dem  Erfolge  dieser  Methode  in  den  beiden  Fällen 


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720 


Bi.oom.  — Stock  rr.  — Wai.kkb.  — Fuikdebrro. 


No.  40 


io  zufrieden,  dass  er  die  Worte  Donuäemt's,  dass  wir  in  dieser  Methode  eia  Mittel  be- 
sitzen, am  den  mangelhaft  erweiterten  oder  geschlossenen  Cerrix  ohne  Gefahr  soweit 
anseinanderzatreiben,  dass  er  der  Extraction  eines  reifen  Kindes  keinen  wesentlichen 
Widerstand  mehr  entgegensetzt,  Tollstindig  unterschreibt.  a «min. 


U.  C.  Bloom,  Oxalic  acid  as  an  emmenagogue  and  oxytonic.  Med. 
News  1893,  Oct.  14. 

B.  hat  die  Oxalslure  in  einigen  40  verschiedenen  Fillen  von  Amenorrhoe  ange- 
wendet and  in  ’/<  TOn  diesen  mit  Erfolg;  in  4 Fallen  wurde  durch  das  Mittel  ein 
Abort  hervorgernfen ; deshalb  empfiehlt  B.  dasselbe  ancb,  wenn  eine  frühzeitige  Unter- 
brechung, sei  es  bei  unstillbarem  Erbrechen  oder  andereo  Erkrankungen,  iodieirt  ist. 

A.  Mirtin 


S.  Stöcker,  Ein  Fall  von  Cervicalschwangerscbaft.  Corresp. -Blatt  f. 
Schweizer  Aerzte  1893,  No.  23. 

St.  berichtet  über  einen  Fall  von  Cervicalschwangerscbaft.  Nach  der  Wegnahme 
des  Eies,  das  in  seinem  ganzen  Umfange  mit  der  Cervicalwand  fest  verwachten  vrar, 
and  von  dem  kein  Fortsatz  oder  Stiel  gegen  das  cavum  nteri  hin  existierte,  blntete 
es  noch  so  stark,  dass  es  nfitig  war,  die  Cervicalhfihle  mit  Jodoformgaze  sn  tampo- 
nieren. Im  Gegensatz  zu  der  Cervicalwand,  die  sehr  uneben  and  mit  mächtigen  de- 
cidaalen  Wacherangen  besetzt  war,  war  die  Corpnsinnenfltche  vollttlndig  glatt.  Ans 
diesen  Gründen  der  ausgeprägten  Adhärenz  des  Eies  mit  der  Cervicalwand,  des  Fehlens 
eines  Stielet  nach  der  Uterushöhle,  der  heftigen  Blutung  aus  dem  Cervix,  der  üppigen 
Decidualbildung  im  Cervicalkanal,  der  vollkommenen  Glätte  des  Cavum  uterl  — zieht 
Verf.  den  Schluss,  data  es  sieb  in  diesem  Falle  nicht  am  einen  Cervicalabort,  sondern 
am  eine  primäre  Cervicalschwangerscbaft  gehandelt  habe.  A.  Hirtin. 


II.  D.  Walker,  Case  of  attempted  suicide  by  sulphate  of  mor- 
phiti  treated  by  permanganate  of  potassium;  recovery.  Medical 
news  1894,  No.  14. 

Eine  68  jlhr  , früher  an  Morphin  gewöhnte  Person,  nahm  zum  Zwecke  detSelbst- 
mordet  etwa  2.7  g des  Schwefelsäuren  Salzet.  W.  sah  sie  5 Stunden  später  in  somoo- 
lentem  Zustand  mit  sehr  engen  Pupillen.  Er  reichte  ihr  0.3  g Kali  hypermanganieum 
und  dann  viertelstündlich  0.16  g,  bis  sie  6 3 des  Antidots  genommen  hatte  Oer 
Zustand  heuerte  sich  dabei  wesentlich;  am  nächsten  Tage  fast  völlige  Erholung.  Er 
brechen  war  nie  eingetreten,  todau  die  ganze  genommene  Menge  im  Magen  zurückge- 
blieben war.  Fr.  Strsfftmaon. 


Friedeberg,  Ueber  lntoxicationen  durch  Lysol  uod  Carbols&ure. 
Cbl.  f.  innere  Med.  1894,  No.  9. 

Eine  Lysolvergiftung  durch  Trinken  von  ca.  10  g Lysol  pur.  bei  einem  einjähr 
Kinde:  Aetzung  der  Halsbaut  und  der  Rachenböhle,  Somnolenz,  frequender  Puls,  stöh- 
nende Respiration,  schnelle  Heilung  nach  Msgenauupülung  und  eine  Carboivergiftung 
dnreb  ein  irrtümlich  angewandtes  Clysma  von  1 Liter  2 $ pCt.  Carbollösung:  Bewusst- 
losigkeit, Heilung  nach  Magenausspülung,  Glaubersalz,  Campber.  Der  Urin  war  in 
beiden  Fällen  tiefgelb,  dunkelte  erat  an  der  Luft  grün  nach,  enthielt  sonst  keine  ab- 
norme Bestandteile.  Fr.  8tn*mai>n. 

Einsendungen  für  du  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr  M Bernhardt  (Berlin  W. 
Franaösische  8trafse  21)  oder  an  die  Verlagehandiung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirsch  »nid  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Woch«mlleh  erschein«!) 

I — 2 Bogen;  am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  au  bestehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Postanstalteu. 


medicinischcn  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  1».  Oktober.  NO.  41. 


Inbalt  t Roi-i-bl,  Ueber  du  Fett  der  Frauenmilch.  — Lbtt,  Chemie  der  osteo- 
matacischeo  Knochen. — Poletarw.  Morphologie  des  Blute«  beim  Hunger.  — Lina«, 
Facklah,  Beiträge  zur  Niereuchirurgie.  — Wrihel,  Hcpi'b  und  Fajams,  Zur 
KeDDtnia«  der  Cholerabacterien.  — r.  Zibussbm,  Ueber  Traosfosioo,  — Suthir- 
lasd,  Scorbut  bei  KiDderu.  — Wnu,  Fkinhkro,  Collvillb,  Ueber  Pararayo- 
cloous  multiplex  und  eine  Varietät  desselben.  — Bauns,  Totale  traumatische  Zer* 
slbning  des  Rückenmarks.  — Rothmakh,  Ueber  Entzündung  und  Atrophie  des 
sabcutanen  Fettgewebes. 

Cohtzjbab.  Einwirkung  des  Magens  auf  Fette.  — Voit,  Die  StickstofTbestim- 
rouug  nach  Scrrbidzb-Ssbobk.  — Pick,  Beziehung  der  Leber  zum  Kohlehydrat- 
stofTwecbsel.  — Lass,  Neues  Verfahren  der  Qonococcenfärbung.  — Horra,  Zur 
Aetiologie  und  Behandlung  des  Plattfufses.  — Ribdibobk,  Ueber  die  Luxation  im 
Hüftgelenk.  — Sattlxb,  Ueber  äussere  Accommodation  durch  Muskeldruck.  — Hil- 
bert, Ueber  Farbenempfindung  nach  Pikrinsäure  und  Duboiaiu.  — Darb,  Ueber 
DoppelthSren.  — Schütz,  Schutzimpfungau  gegen  Maul-  und  Klauenseuche.  — 
Sbibbrt,  Behandlung  der  Diphtherie.  — Mamnadbro,  Zur  Symptomatologie  der 
Perityphlitis.  — Chkistiasz,  Ueber  das  Zittern  bei  Geisteskranken.  — Schütz, 
Behandlung  des  Lupus.  — Holländbr,  Fall  von  Uterus  accessorius.  — Pozai, 
Operative  Erweiterung  der  Stenose  des  Uterus-Cemx.  — Pflocks,  Fall  »on  Käse- 
»ergiftung  mit  Ausgaug  in  Erblinduog. 


W.  Ruppel,  Ueber  die  Fette  der  Frauenmilch.  Zeitschrift  f.  Biol. 

XXXI.  S.  I. 

Das  Fett  der  Frauenmilch,  von  Verf.  in  einer  Quantität  von 
mehr  als  200  g aus  frischer  Milch  dargestellt,  stellte  eine  der  Kuh* 
butter  ähnliche  gelblich-weifse,  weiche  Masse  dar.  Das  specifische 
Gewicht  betrug  bei  15°  0.9660.  Der  Schmelzpunkt  lag  bei  34°, 
der  Erstarrungspunkt  bei  20.2°  C.  Im  Augenblick  des  Erstarrens 
stieg  die  Temperatur  um  mehrere  Grade  und  zwar  wechselnd  zwi- 
schen 2 und  8°.  Zur  Untersuchung  der  dem  Fett  zu  Grunde  lie- 
genden Säuren  wurden  200  g des  Butterfettes  mit  alcoholischer 
Kalilauge  verseift.  Abgesehen  von  der  Ameisensäure,  deren  An- 
wesenheit nur  durch  ihre  reducirende  Wirkung  festgestellt  werden 

XXXIL  JahrgaDg.  46 


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722 


Lrvy,  Chemie  der  osteomalacischen  Knochen. 


No.  41 


konnte,  wurden  in  Substanz  erhalten:  Buttersäure,  Capronsäure, 
Caprinsäure.  Die  Quantität  dieser  mit  Wasserdämpfen  flüch- 
tigen Säuren  war  nur  gering:  im  Ganzen  ca.  2.5g.  Von  nicht 

flüchtigen  Säuren  konnten  Myristinsäure,  Palmitinsäure,  Stearin- 
säure, Oelsäure  dargestellt  werden.  Fast  die  Hälfte  der  nicht  flüch- 
tigen Fettsäuren  bestand  au9  Oelsäure,  in  den  festen  Fettsäuren  über- 
wogen die  Myristinsäure  und  Palmitinsäure  gegenüber  der  Stearin- 
säure. Die  Trennung  dieser  Säuren  von  einander  gelang  durch 
Destilliren  im  luftverdünnten  Raum  und  fractionirte  Krystallisation. 
Betreffs  der  Einzelnheiten  des  angewandten  Verfahrens  muss  auf 
das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


M.  Levy,  Chemische  Untersuchungen  über  osteomalacische  Knochen. 

Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  239. 

Auf  Anregung  und  mit  Unterstützung  von  Hoppb-Skti,kr  hat 
Verf.  an  einem  ausgesprochenen  Fall  von  Osteomalacie  den  frischen 
Oberschenkelknochen  nach  Entfernung  des  Markes  in  Compacta, 
reine  Spongiosa  und  Spongiosa  vom  Schenkelhals  geteilt,  die  ein- 
zelnen Teile  zerkleinert,  gesondert  mit  Aether  vom  Fett  befreit  und 
die  Rückstände,  bei  105°  getrocknet,  analysirt.  Es  zeigte  sich,  dass 
in  osteomalacischen  Knochen  die  Mineralstoffe  gegenüber  denen  der 
normalen  Knochen  im  Ganzen  vermindert  sind  und  zwar  etwa  um 
'/«—Vs-  Dagegen  ist  das  Verhältnis  der  Phosphorsäure  zum  Kalk, 
das  in  den  normalen  Knochen  6 P04:  10  Ca  entspricht,  auch  bei 
der  Osteomalacie  sowohl  in  der  Compacta  als  Spongiosa  erhalten 
geblieben.  Die  Abnahme  der  Phosphate  erfolgt  also  in  demselben 
quantitativen  Verhältnisse  wie  die  der  Carbonate.  Controlversuche 
lehrten  nun,  dass  frische  normale  Knochen,  mit  1 proc.  Milchsäurelösung 
behandelt,  viel  mehr  CO.,  als  Phosphorsäure  verlieren,  somit  ist  eine 
chemische  Lösung  der  Kalksalze  durch  eine  freie  Säure  schon  aus 
diesem  Grunde  unmöglich,  denn  eine  freie  Säure,  wie  sie  im  osteo- 
malacischen Knochen  vermuthet  worden  ist  (Milchsäure)  könnte  bei 
ihrer  Wirkung  das  Verhältnis  6 PO4:10  Ca  nicht  intakt  lassen. 
Vielmehr  geschieht  der  Knochenabbau  bei  der  Osteomalacie  nach 
Art  einer  wirklichen  Entkalkung,  ein  Molekül  des  Phosphatcarbo- 
nats wird  nach  dem  anderen  entfernt.  Die  organische  leimgebende 
Grundsubstanz  des  Knochens  erleidet  insofern  keine  qualitativen 
Veränderungen,  als  sie  auch  in  den  höheren  Stadien  der  Krankheit 
noch  immer  die  Eigenschaften  des  Glutins  zeigt;  uur  mischen  sich 
später  vom  Markgewebe  aus  Elemente  vom  Character  der  Eiweifs- 
stoffe hinzu,  die  ihre  absolute  Quantität  erhöhen.  — Bezüglich  der 
analytischen  Methoden  und  des  umfänglichen,  in  einer  Tabelle  über- 
sichtlich zusammengestellten  Zahlenmaterials  vergl.  Orig.  J.  Munk 


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No.  41. 


Polktaew,  Morphologie  des  Blotes  beim  Hanger. 


728 


M.  P.  N.  Poletaew,  Sur  la  composition  morpholngique  du  sang 
dans  l’inanition  pnr  abstinence  complöte  et  incompl&te.  Äroh.  des 
scienoes  biolog.  Petersb.  1893,  II.  p.  794. 

Verf.  hat  das  Blut  von  Hunden  im  Hungerzustande  einer  ge- 
nauen Untersuchung  unterworfen.  Bei  vollständigem  Hungern  steigt 
die  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  von  Anfang  an  bis  zum  Tode; 
nur  bei  wenigen  Tieren  tritt  in  den  letzten  Tagen  eine  Verminde- 
rung ein.  Bei  unvollständigem  Hungern  (Wasserzufuhr)  steigt  die 
Zahl  bis  zu  einem  Kürperverlust  von  30  pCt.,  sinkt  dann  aber  ali- 
mälig  und  kann  sogar  unter  die  Normalzahl  heruntergehen.  Die 
Zahl  der  weifsen  Blutkörperchen  sinkt  in  den  ersten  Perioden  des 
Ilungerns,  steigt  dagegen  in  den  letzten.  Dabei  nehmen  die  jüngsten 
Elemente,  grofse  und  kleine  Lymphocyten  Anfangs  ab  bis  zum 
Gewichtsverlust  von  30  pCt.,  vermehren  sich  dann  wieder  und  zwar 
besonders  die  kleinen  Lymphocyten.  Von  den  reifen  Elementen 
nehmen  die  grofsen  Uebergangs-  und  die  gelappten  Formen  von 
Anfang  bis  Ende  ab,  während  die  kleinen  Uebergangsformen  sich 
Anfangs  vermehren  und  erst  in  den  letzten  Stadien  abnehmen. 
Von  den  alten  Elementen  sinkt  die  Zahl  der  polynukleären  Zellen 
bis  zu  einem  Verlust  des  Körpergewichts  von  20  pCt.  und  steigt 
dann  bis  zum  Tode,  während  die  mit  Löcken  versehenen  Zellen 
andauernd  abnehmen  und  schliefslich  vollständig  verschwinden. 

Um  dieses  auffallende  Verhalten  der  letzteren  zu  erklären,  sucht 
Verf.  nachzu weisen,  dass  diese  Löcken  von  ausgezogenen  Fetltropfen 
Zurückbleiben.  Dafür  spricht,  dass  Tiere,  die  wiederholt  hungern 
und  wieder  genährt  werden  und  endlich  bei  nicht  völlig  geschwun- 
denen Fettpolster  sterben,  bis  zum  Tode  derartige  Zellen  im  Blute 
zeigen.  Ferner  scheinen  diese  mit  Lücken  versehenen  im  getrock- 
neten Blutpräparat  gefundenen  Zellen  mit  den  im  flüssigen  Präpa- 
rat gefundenen  granulirten  weifsen  Blutkörperchen,  deren  Körner 
bei  abgeblendetem  Licht  stark  glänzen,  identisch  zu  sein,  wie  Verf. 
durch  wiederholte  Zählungen  nachzuweisen  sucht.  Die  letzteren 
färben  sich  aber  mit  Osmiumsäure  schwarz  und  sind  dnher  als  Fett- 
tropfen anzusprechen 

Der  gesammte  bei  den  weifsen  Blutkörperchen  erhobene  Be- 
fund spricht  dafür,  dass  in  den  ersten  Stadien  des  Hungerns  die 
morphologische  Metamorphose  der  weifsen  Blutkörperchen  herabge- 
setzt ist,  da  die  Leukocyten  verhältnissmäfsig  lange  in  den  reifen, 
mittleren  Formen  verweilen;  in  den  letzten  Stadien,  bei  einem  Ver- 
lust des  Körpergewichts  von  40 — 50pCt.,  steigt  die  Blutbildung 
und  die  morphologische  Metamorphose  wird  beschleunigt  (Zunahme 
der  kleinen  Lymphocyten  und  rasches  Durchgehen  durch  die  mitt- 
leren Formen).  Es  handelt  sich  gleichsam  um  eine  letzte  Kraftan- 
strengung  des  Organismus.  M.  Rothmann. 


46* 


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724  Lanob,  Facklam,  Beiträge  zur  Nierenchirurgie.  No.  41 

I.  F.  Lange,  Beitrag  zur  Nierenchirurgie.  Festschrift  zur  Feier 
des  70jährigen  Geburtstages  von  Fr.  v.  Esmakch.  Kiel  und  Leipzig 
1893,  S.  294. 

II.  Fr.  C.  Facklaiu , Oie  Resultate  der  wegen  Nierenphthise  vor- 
genommenen Nephrotomien  und  Nephrectomien.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
XLV.  S.  715. 

I.  1)  Der  probatorische  Nierenbeckenschnitt.  Verf. 
hatte  bereits  1885  aus  anatomischen  Gründen  den  Nierenbecken 
schnitt  von  der  Hinterseite  der  Niere  empfohlen,  während  der  Pat. 
auf  dem  Bauch  gelagert  ist,  mit  leichter  Neigung  nach  der  Seite 
der  Operation  und  mit  einer  künstlich  erzeugten  Lordose  der  Len- 
denwirbel mit  der  Convexität  gleichfalls  nach  der  Seite  der  Ope- 
ration. Selbst  kurze  Pyelotomien  bezeugen  aufs  Neue  die  Vorteile 
dieses  Verfahrens.  Verf.,  welcher  die  Nierenbecken  wunde  mit  feinen, 
die  Schleimhaut  nicht  durchbohrenden  Seidenfäden  näht,  legt  grofsen 
Wert  darauf,  die  oft  vielfach  verästelten  Nierensteine  ohne  Fragmen- 
tation zu  entfernen.  Er  hat  deshalb  ein  eigenes  Instrument  zur 
stumpfen  Dehnung  der  Wundränder  des  Nierenbeckens  und  einen 
biegsamen  Metallhacken  zur  Heraushebelung  des  Steines  empfohlen. 

2)  Zur  Nierenexstirpation.  Von  12  Operationen  endeten 
2 infolge  des  Eingriffes  letal,  1 Operirter  mit  doppelseitiger  Nieren- 
tuberculose  starb  nach  3 — 4 W’ochen  an  Entkräftung  und  1 Pat. 
mit  Krebsniere  erlag  nach  8 Monaten  allgemeiner  Carcinose.  Die 
übrigen  8 Operirten  sind  z.  Z.  noch  am  Leben  und  zwar  war  bei  2 
von  diesen  die  Niere  der  anderen  Seite  bei  der  Operation  nicht 
gesund.  Es  scheint  aber  bei  ihnen  der  Zustand  der  zurückgeblie- 
benen Niere  gebessert  zu  sein,  was  Verf.  auf  den  günstigen  Eiufluss 
der  Entfernung  des  erkrankten,  seiner  physiologischen  Bedeutung 
entkleideten  Organs  auf  den  Gesamtorganismus  bei  möglichst  scho- 
nendem, blutlosen  Operiren  zuschreibt.  Verf.  empfiehlt  bei  der 
Operation,  um  nicht  im  Dunklen  zu  arbeiten,  einen  möglichst  grolsen 
Schnitt,  am  besten  die  BARühNHKOKii’sche  Thürflügelincision.  Nur 
selten  gelingt  es  die  sackartig  entartete  Niere  allmälig  durch  einen 
kleinen  Schnitt  herauszuziehen  und  pari  passu  damit  von  den  Ver- 
wachsungen zu  lösen,  um  schliefslich  den  Stiel  in  üblicher  Weise 
zu  behandeln.  Bei  intracapsulärer  Exstirpation,  wie  solche  bei  Pyo- 
nephrose  mit  Schwartenbildung  indicirt  ist,  soll  man  nach  proviso- 
rischer elastischer  Ligatur  der  Gewebsmasse  einen  Stiel  aus  zurück- 
gelassenem Narbengewebe  zu  bilden  und  allmälig  zu  verkleinern 
suchen.  Man  kann  meist  nachträglich  hinter  der  elastischen  Ligatur 
den  Hilus  durchstechen  und  nach  beiden  Seiten  unterbinden.  Selbst 
mit  septischem  Material  bei  der  Operation  in  Berührung  gekommene 
Stiele  sah  Verf.  einheilen,  doch  ist  bei  Eiterungsprocessen  jeder 
Schnitt  auf  die  Niere  von  vornher  zu  widerrathen  und  nach  der 
Operation  für  möglichst  freien  Abfluss  durch  lockere  Wandtampo- 
nade zu  sorgen.  Man  kann  dann  die  Nachbehandlung  durch  Se- 
cundftr-Naht  abzukürzen  suchen. 


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No.  41.  Lange,  Facklam,  Beiträge  znr  Nierenohirurgie.  725 

II.  Wahrend  die  letzten  einschlägigen  Statistiken  von  BiionRiJBR 
und  Du  Jong  nur  30  hierhergehörige  Falle  zusammengebracht  haben, 
vermochte  Verf.  auf  Grund  der  in  der  neueren  Litteratur  enthal- 
tene Casuistik  und  einer  Reihe  noch  nicht  veröffentlichter  Beob- 
achtungen (nämlich  1 von  Hrusnrr  in  Barmen,  2 von  Nbübrr  in 
Kiel,  7 von  Rirdkl  in  Jena  und  3 von  Madelung  in  Rostock)  ein 
Material  von  108  Fällen  zu  sammeln.  Verf.  hat  dieselben  mit 
dankenswerter  Ausführlichkeit  in  historischer  Reihenfolge  aufgeföhrt 
und  entnehmen  wir  das  Wichtigste  aus  seinen  sich  hieran  schliefsen- 
den längeren  epikritischen  Bemerkungen. 

Von  den  108  Fällen. ist  in  103  das  Geschlecht  angegeben  und 
zwar  kommen  auf  30  Männer  mit  operativer  Nierentuberculose  73 
Frauen,  indem  sich  bei  Frauen  zweifellos  häufiger  Fälle  von  pri- 
märer oder  nur  auf  einer  Seite  localisirter  Nierentuberculose  finden. 
Die  grölste  Zahl  der  Operirten  stand  im  20.  bis  40.  Lebensjahr; 
Aber  50  Jahre  waren  nur  1.2  pCt.  In  einer  grofsen  Reihe  von 
Fällen  wurde  die  Diagnose  vor  der  Operation  nicht  gestellt.  Unter 
72  hier  verwertbaren  Beobachtungen  war  die  Diagnose  nur  in  38 
mit  Sicherheit,  in  5 nur  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  vor  der 
Operation  gesichert,  in  den  übrigen  wurde  die  tuberculöse  Natur 
•des  Leidens  erst  während  der  Operation  erkannt  und  lagen  meist 
Verwechselungen  mit  Nierenstein,  einfacher  Pyonephrose  oder  Neu- 
bildungen der  Niere  vor.  Auch  eine  in  Freilegung  der  Niere  be- 
stehende Voroperation  hat  nicht  immer  den  richtigen  diagnostischen 
Anhalt  geliefert  und  sind  einzelne  Fälle  vorgekommen  (Hkusnbr), 
in  denen  die  nach  dieser  angenommene  Nierentuberculose  durch 
die  definitive  Operation  nicht  bestätigt  wurde.  Von  den  verschie- 
denen Arten  letzterer  kam  die  Nephrotomie  bei  20  Pat.  in  An- 
wendung u.  zwar  mitf  15  oder  nach  Abzug  von  3 die  Operation  noch 
eine  Reihe  von  Monaten  Ueberlebenden  mit  f 12;  darunter  starben 
5 im  unmittelbaren  Anschluss  an  die  Operation  (davon  1 an  acuter 
Septichämie)  und  7 etwas  später,  die  letzteren  entweder  an  den 
weiteren  Fortschritten  der  localen  Erkrankung,  oder  an  Tubercu- 
lose  anderer  Organe  bezw.  der  anderen  Niere.  Von  den  8 gün- 
stiger verlaufenden  Fällen  ist  eigentlich  nur  1 als  dauernd  geheilt 
zu  betrachten.  Noch  weniger  vorteilhaft  gestalten  sich  die  Resul- 
tate der  Nephrotomie  bei  Nierentuberculose  dadurch,  dass  16 
weitere  mit  dieser  behandelte  Patienten  später  der  Nephrectomie 
unterworfen  werden  mussten.  Bezüglich  der  Nephrectomie  führt 
Verf.  an.  dass  Madbluno  unter  6 eigenen  derartigen  Operationen 
einmal  eine  während  4 Jahre  constatirtc  Heilung  zu  verzeichnen 
hatte.  Im  Ganzen  starben  von  88  wegen  Nierentuberculose  ver- 
richteten Nephrectomien  25  (28.4  pCt.),  in  1 Fall  blieb  ausserdem 
der  Erfolg  aus.  Von  den  25  Gestorbenen  ist  bei  3 keine  Todes- 
ursache angegeben,  bei  5 hing  der  Tod  nicht  mit  dem  Eingriff  zu- 
sammen, während  von  den  übrigen  17  bei  8 Patt,  der  Tod  an 
Urämie  resp.  Anurie  infolge  hochgradiger  Tuberculöse  der  anderen 
Niere,  bei  5 in  kürzester  Frist  nach  der  Operation  an  Collaps,  bei 


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726  Wkibbi  , HCppr  n,  Fajans,  Zar  Kenntniss  der  Cholerabacterien,  No.  41 


1 Collaps  mit  Carbolintoxication,  bei  1 an  frischer  Miliartuberculose 
und  bei  1 an  Sepsis  eintrat.  In  1 Fall  war  die  Todesursache  nicht 
genannt.  Bei  4 unter  den  5 an  Collaps  verstorbenen  Operirten  war 
die  Nephrectomie  transperiton.  gemacht  worden.  Diese  Operation 
ist  im  Ganzen  unter  den  88  Fällen  13  Mal  ausgeführt,  sodass  auf 
die  extraperitoneale  Nephrectomie  75  Fälle  kommen.  Von  den 
transperitoneal  Operirten  sind  ausser  den  4 Todesfällen  an  Collaps 
keine  weiteren  ietalen  Ausgänge  zu  verzeichnen,  dagegen  kamen 
von  den  21  Todesfällen  nach  den  75  extraperitonealen  Operationen 
16  nicht  auf  directe  Folgen  nach  der  Operation,  so  dass  man  jeden- 
falls die  directe  Gefahr  nach  dem  Bauchschnitt  für  gröfser  als  nach 
dem  Lumbarschnitt  bei  Nierentuberculose  annebmen  muss.  Von  den 
62  günstig  verlaufenen  Fällen  starben  5 nach  einiger  Zeit  an  fort- 
schreitender Phthise  oder  einer  intercurrenten  fieberhaften  Krank- 
heit; bei  6 blieb  eine  Fistel  zurück,  bei  5 waren  trotz  der  Nieren- 
exstirpation die  Krankheitserscheinungen  nicht  völlig  zurückgegangen 
und  endlich  bei  4 liefe  die  Erkrankung  der  anderen  Niere  den 
endlichen  ungünstigen  Ausgang  zweifellos.  Rechnet  man  nun  wei- 
tere 5 Fälle  ab  als  noch  zu  kurze  Zeit  in  Behandlung  befindlich, 
so  bleiben  36  als  wirklich  „geheilte“  übrig.  Aber  von  diesen  sind 
22,  deren  Beobachtungsdauer  nicht  länger  als  ein  Jahr  währt  und 
nur  bei  14  lässt  eich  ein  mehrjähriges  Wohlverhalten  (bei  einzelnen 
noch  nach  3 V2  Jahren)  darthun.  Immerhin  sind  einige  von  diesen 
14  Fällen,  soweit  es  bei  einer  so  geringen  Zahl  möglich  ist,  dafür 
beweisend,  dass  bei  Nierentuberculose  die  extraperitoneale  Nieren- 
exstirpation auch  in  vorgeschrittenen  Fällen  direct  schmerzlindernd 
und  lebensverlängernd  wirkt  und  in  manchen  Fällen  dauernde  Hei- 
lung herbeiführt.  P.  Güterbock. 


1)  Weibel,  Untersuchungen  über  die  Infektiosität  des  Cholera- 
vibrio und  über  sein  Verhältniss  zum  Vibrio  Metschnikoff.  Archiv 
f.  Hygiene  1894,  XXI.  S.  22. 

2)  Hüppe  und  Fajans,  Ueber  Kulturen  im  Hühnerei  und  über 
Anaerobiose  der  Cholerabacterien.  Ebenda,  XX.  S.  372. 

1)  Allmälig  bricht  sich  die  Ueberzeuirung  Bahn,  dass  der 
Choleravibrio  morphologisch  und  biologisch  zu  den  variabelsten 
Mikroorganismen  gehört.  Die  Versuche,  experimentell  seine  Viru- 
lenz zu  steigern,  bewegten  sich  bisher  auf  2 Wegen;  einmal  wurde 
versucht,  durch  Züchtung  ausserhalb  des  Tierkörpers  auf  besonderen 
Nährböden  virulente  Kulturen  zu  erreichen;  dahin  gehörten  Hüppk’s 
Eierkulturen,  Haffkinr’s  Kulturen  auf  Peritonealexsudat  u.  Löwks- 
thai.’s  und  Zäslrin’s  Pankreaskulturen.  Auf  der  anderen  Seite  wurde 
versucht,  durch  Infection  zuerst  wenig  widerstandsfähiger  Tiere 
dann  immer  resistenterer  Tierspecies  bezw.  alter  Tiere  virulente  Kul- 
turen zu  gewinnen;  meist  wurden  auch  die  zuerst  verwendeten 
Tiere  durch  irgend  einen  Eingrifi  in  ihrer  Widerstandsfähigkeit  ge- 
schwächt. 


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No.  41.  Wkibkl,  Höppk  u.  Fajans,  Zur  Kenntniss  der  Cholerabacterien.  7*27 

Den  letzteren  Weg  schlug  W.  bei  seinen  Experimenten  ein. 
Die  Widerstandsfähigkeit  seiner  Tiere  — er  benützte  weifse  Mäuse 
und  Tauben  — wurde  geschwächt,  teils  durch  Anwendung  grofser 
Infectionsmengen,  teils  durch  Kombination  der  Choleraimpfung  mit 
anderen  Infectionen  oder  mit  Einverleibung  steriler  Cholerakulturen 
oder  fremder  Kulturen,  teils  drittens  durch  Verwendung  sehr  junger 
Tiere. 

Es  wurden  stets  30  — 40  stündige  Cholerabouillonkulturen  be- 
nützt; die  Injection  geschah  bei  Mäusen  subcutan,  bei  Tauben  in 
den  Brustmuskel. 

In  der  ersten  Versuchsreihe  wurde  eine  Cholerakultur  verwen- 
det, von  der  anfangs  1.0  ccm  Bouillonkultur  eine  Maus  tütete;  von 
jeder  eingegangenen  Maus  wurde  wieder  eine  Bouillonkultur  ge- 
macht und  davon  wieder  eine  Maus  inficirt;  bei  der  8.  Maus  wirkten 
schon  0.3  ccm  tütlich.  An  der  Infectionsstelle  fand  sich  gewöhnlich 
ein  Oedem,  das  reichlich  Vibrionen  enthielt,  solche  fanden  sich 
meist  auch  in  mehr  oder  weniger  Menge  im  Herzblut.  Denselben 
Effect  erzielte  W.  durch  gleichzeitige,  an  einer  anderen  Hautstelle 
vorgenommene  Infection  mit  Streptococcen. 

Eine  vollständig  avirulente  Cholerakultur  ß konnte  Verf.  durch 
gleichzeitige  Infection  mit  Schweinerotlauf  in  kurzer  Zeit  so  virulent 
machen,  dass  0.3  ccm  eine  Maus  töteten;  ähnliches  gelang  ihm  durch 
Infection  ganz  junger  Tiere. 

Bei  den  Versuchen  des  Verf.  mit  Tauben  zeigte  es  sich,  dass 
die  für  Mäuse  pathogen  gewordene  Cholera  auch  mit  1 ccm  Tauben 
tötete;  eine  Verstärkung  gelang  aber  nur  durch  vorherige  Injection 
steriler  Cholerakulturen  und  namentlich  durch  Injection  des  Saftes 
aus  dem  Brustmuskel  an  Cholera  eingegangener  Tiere.  Bei  Anwen- 
dung letzterer  Methode  gestaltete  sich  die  Erkrankung  zu  einer 
wahren  Septicämie. 

Alle  Tauben,  die  nicht  an  der  Infection  starben  sondern  nur 
erkrankten,  erwiesen  sich  gegen  eine  Infection  mit  Vibrio  Melschni- 
koff  immun. 

2)  Bekanntlich  hatte  IIüphr  die  Kultur  der  Cholerabacterien 
in  Hühnereiern  empfohlen,  als  ein  Mittel,  sie  möglichst  virulent  zu 
erhalten,  zugleich  damit  den  Beweis  führend,  dass  sie  anaerob 
wachsen  können.  Namentlich  Seitens  des  Berliner  hygienischen  In- 
stituts erfuhren  nun  diese  Angaben  früher  und  auch  neuerdings 
verschiedene  Angriffe;  die  Cholerahühnereikultur  Hüppe’s  sollte  so- 
gar neuerdings  lediglich  auf  eine  Verwechslung  mit  gewöhnlichen 
Verunreinigungen  beruhen.  Dem  treten  die  Verfif.  entgegen.  Sie 
beweisen  zunächst  durch  genaue  Untersuchungen  der  im  Ei  ent- 
haltenen Luft,  dass  trotz  der  Anwesenheit  von  geringen  Mengen 
Sauerstoffs  im  Ei  der  Charakter  des  Wachstums  der  Cholerabac- 
terien der  der  Anaerobiose  ist.  Sie  beweisen  ferner  noch  durch 
Züchtung  der  Cholerabacterien  unter  Wasserstoff,  dass  dieselben 
bei  strengster  Anaerobiose  zu  wachsen  vermögen,  und  dass  sich 
hiebei  ihre  Virulenz  nicht  ändert.  Sie  schliefsen  ihre  Arbeit  mit 


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728 


t.  Zibmssbh,  üeber  Transfusion. 


No.  41 


der  AeusseruDg,  dass  Koch  sich  früher  jedenfalls  sehr  klar  darüber 
gewesen  sei,  dass  seine  Ansicht  von  der  Ätiologischen  Bedeutung 
des  Komtnabacillus  so  lange  in  der  Luft  schwebe  und  als  unbe- 
wiesen angesehen  werden  mßsse,  als  die  Anaerobiose  dieser  Mikro- 
bien, ohne  welche  deren  Wachstum  im  Darm  ein  unlösbares  Rätsel 
bleiben  mufs,  nicht  bewiesen  sei.  .Wir  befinden  uns  in  so  manchen 
Einzelfragen  der  Choleraätiologie  in  Widerspruch  mit  Koch,  dass 
wir  uns  freuen,  seine  anfänglich  richtige  Vermutung  Ober  die  ätio- 
logische Bedeutung  der  Cholerabacillen  an  einem  entscheidenden 
Punkte  stßtzen  zu  können9.  Soheurlen, 


V.  Ziemssen,  Ueber  Transfusion.  Münobner  med.  Wochensohr.  J894, 
No.  18. 

Verf.  wendet  seit  Jahren  die  intravenöse  Transfusion  in  folgen- 
der Weise  an:  unter  strenger  Antiseptik  wird  aus  der  Vene  des 
Blutspenders  das  Blut  mittelst  einer  Hohlnadel  in  Glasspritzen  von 
25  ccm  Gehalt  aspirirt  und  sofort  in  die  Vena  mediana  des  Blutem- 
pfäugers  mittelst  einer  in  dieselbe  eingestofsenen  Hohlnadel  einge- 
spritzt; in  der  Regel  werden  200 — 300  ccm  injicirt.  Die  entleerte 
Spritze  wird  jedesmal  vor  einer  neuen  Füllung,  um  jede  Spur  von 
Fibrinferment  zu  entfernen,  mit  erwärmter  sterilisirter  physiologischer 
Kochsalzlösung  durchgespritzt;  es  empfiehlt  sich,  drei  Glasspritzen 
mit  entsprechenden  Canülen  bereit  zu  halten.  Gewöhnlich  tritt 
keine  fieberhafte  oder  locale  Reaction  ein;  wo  Fieber  folgt,  ist  es 
gering  und  von  kurzer  Dauer.  Die  unmittelbare  Wirkung  der 
Transfusion  ist  eine  Hebung  des  Incarnats,  eine  schwache  rosige 
Färbung  der  Haut  und  der  Schleimhäute,  sowie  das  subjective  Ge- 
fühl der  Kräftigung  und  Erfrischung.  Die  Aufbesserung  des  Hämo- 
globingehalts und  der  Zahl  der  Erythrocyten  ist  meist  geringer,  als 
man  nach  der  Primärwirkung  erwarten  sollte,  doch  ist  die  günstige 
Wirkung  der  Transfusion  selbst  mäfsiger  Blutmengen  bei  acuten 
Anämien  zweifellos  Bei  schweren  progressiven  Anämien  scheint 
die  Transfusion  nur  als  Pallialivum  zu  wirken,  doch  ist  die  Mög- 
lichkeit nicht  auszuschliefsen,  dass  durch  oft  wiederholte  Trans- 
fusionen eine  wirkliche  Heilung  erzielt  wird.  Z.  teilt  einen  Fall 
von  schwerer  progressiver  Anämie  mit,  bei  dem  er  durch  sieben 
Transfusionen  900  ccm  Blut  einführte;  sechs  Mal  verlief  die  Ope- 
ration reactionslos,  nur  ein  Mal  trat  leichtes  Fieber  auf.  Das  Re- 
sultat war  eine  deutliche  Besserung,  die  aber  nicht  von  Dauer  war. 
Die  subculane  Transfusion  steht  hinter  der  intravenösen  Methode 
weit  zurück  und  ist  nur  da  als  Ersatz  derselben  anzuwenden,  wo 
äussere  Umstände  (mangelnde  Assistenz  u.  dgl.)  die  Anwendung 
der  ersteren  unmöglich  machen.  K.  Krontbal. 


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No.  41. 


Suthsblamd,  Scorbut  bei  Kindern. 


729 


G.  A.  Sutherland,  Scurvy  in  children.  The  Practitioner  1894,  S.  81. 

Scorbut  ist  im  Kintlesalter  im  Ganzen  selten,  in  den  letzten 
Jahren  aber  etwas  häufiger  geworden.  Der  Grund  ftir  die  Zu- 
nahme der  Erkrankungen  ist  nach  Verf.’s  Meinung  in  der  häufige- 
ren Verwendung  conservirter  und  künstlicher  Nährmittel  im  Kindes- 
alter zu  suchen.  Die  von  Thomas  Babcow  beschriebene  Krankheit 
fasst  Verf.  in  Uebereinstimmung  mit  diesem  Autor  als  eine  Combi- 
nation  von  Rachitis  mit  Scorbut  auf.  Kinder  im  ersten  Lebensjahre, 
welche  an  der  Brust  ernährt  werden,  erkranken  niemals,  ausser 
wenn  die  Amme  von  Scorbut  befallen  wird;  ebensowenig  verfallen 
Kinder  bei  der  Ernährung  mit  guter  Kuhmilch  dem  Scrobut  Da- 
gegen gewähren  Milchsurrogate  keinerlei  Schutz,  Fleisch  und  Fleisch- 
säfte nur  einen  sehr  geringen.  Im  Sommer  kommt  Scorbut  seltener 
bei  Kindern  zur  Beobachtung  als  im  Winter ; neben  dem  längeren 
Aufenthalt  in  frischer  Luft  kommt  für  diesen  Unterschied  in  Be- 
tracht, dass  Kinder  im  Sommer  mehr  Obst  essen.  Am  weitaus 
häufigsten  erkranken  Kinder  im  Alter  von  7 bis  24  Monaten.  Es 
erklärt  sich  dies  daraus,  dass  in  diesem  Lebensalter  Milchsurrogate 
am  häufigsten  verwendet  werden.  Wenn  Kinder  jenseits  des  2. 
Lebensjahres  erkranken,  so  haben  sie  zu  wenig  Vegetabilien  (Kar- 
toffeln, Früchte)  in  ihrer  Diät  erhalten.  In  Bezug  auf  Sympto- 
matologie und  Anatomie  bestätigt  Verf.  die  Angaben  von  Barlow, 
Thomson  u.  A.  Erwähnenswert  sind  2 vom  Verf.  beobachtete 
Fälle,  in  denen  er  meningeale  Hämorrhagie  resp.  Blutergüsse  in 
die  Substanz  des  Gehirns  bei  der  Obduktion  vorfand.  — Für  die 
Prophylaxis  ist  eine  zweckmäfsige  Ernährung  der  Kinder,  welche 
den  vorher  angeführten  Erfahrungen  Rechnung  trägt  von  Wichtig- 
keit. Kindern,  welche  Zeichen  von  stark  entwickelter  Rachitis  zei- 
gen, räth  Verf.,  um  sie  vor  den  Scorbut  zu  bewahren,  täglich  einen 
Theelöffel  von  Orangen-,  Citronen-  oder  Weinbeersaft  neben  ihrer 
Nahrung  zu  verabreichen;  Kinder  über  1 Jahr  sollen  etwas  Kar- 
toffeln und  Früchte  erhalten.  Bei  entwickelter  Krankheit  ist  neben 
reichlicher  Zufuhr  von  frischer  Luft  eine  sorgfältige  Regelung  der 
Diät  unter  besonderer  Berücksichtigung  aller  Verdauungsstörungen 
wichtig.  Gute  Brust-  oder  Kuhmilch  und  Vegetabilien  spielen  die 
Hauptrolle,  und  sind  je  nach  dem  Alter  des  Kindes  zu  verwenden. 
Fleischnahrung  ist  in  mäfsiger  Menge,  bei  älteren  Kindern,  zumal 
wenn  Milch  nicht  vertragen  wird,  von  Vorteil.  Ganz  zu  verbieten 
sind  alle  Milchsurrogate.  Unter  den  Vegetabilien  sind  die  besten 
Antiscorbutica  Kartoffeln,  Kohl,  Citronen,  Weinbeeren  und  Orangen. 
Kleineren  Kindern  gebe  man  den  ausgepressten  Saft  der  letzteren. 
Unter  geeigneter  Therapie  gehen  die  scorbutischen  Symptome  über- 
raschend schnell,  oft  im  Verlauf  einer  Woche  zurück.  Stadthagen. 


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7 30  Wkiss,  Fkinbkrc,  Collkvillk, Ueber  Ptramyoclonus multiplex  eto.  No.  4 1 

1)  M.  Weiss,  Ueber  Myoclonie  (Paramyoclonus  multiplex  Friku- 
rkich).  Wiener  Klinik  1893,  Mai. 

2)  Feinberg,  Zur  Casuistik  des  Paramyoclonus  multiplex.  Zeitschr. 
f.  klin.  Med.  1893,  XXIII.  H.  5,6. 

3)  Colleville,  Sur  une  vari^td  de  myoclonie.  Gazette  hebd.  1893, 
No.  46. 

1)  Der  Vortrag  knOpft  an  eine  Beobachtung  des  Verf.  an, 

welche  ihm  gestattete  bei  einer  Familie  in  4 Generationen  eine  mo- 
torische Neurose  zu  studiren,  welche  bei  den  einzelnen  Mitgliedern 
ohne  nachweisbare  Ursache  in  einem  bestimmten  Alter  auftrat,  ein- 
zelne Muskeln  oder  ganze  Gruppen  von  Muskeln  in  Action  setzte, 
die  sensiblen  und  psychischen  Functionen  ganz  unbeteiligt  liefe 
und  bei  den  Trägern  des  Leidens  bis  zum  Tode  fortdauerte.  In- 
tendirte  Bewegungen  würden  durch  diese  Muskelkrämpfe  nicht  ge- 
stört. In  Bezug  auf  die  Localisation  der  Bewegungen  waren  die 
Fälle  von  einander  sehr  verschieden.  Im  Schlafe  cessirten  die 
krampfartigen  Zuckungen,  sie  liefsen  sich  durch  den  Willen  oft 
unterdrücken,  störten  coordinirte  Bewegungen  nicht  und  spotteten 
jedem  therapeutischen  Versuch.  Das  Eingehen  auf  die  Besonder- 
heiten der  Einzelfälle  verbietet  sich  an  dieser  Stelle.  Der  Verf. 
discutirt  zuerst  die  Frage  nach  der  Berechtigung,  ein  Krankheitsbild 
sui  generis  als  Myoclonie  aufzustellen,  er  unterwirft  sodann  die  in 
der  Litteratur  unter  diesem  Namen  niedergelegten  Beobachtungen 
einer  Kritik,  vor  welcher  von  51  Fällen  nur  wenige  bestehen 
können.  Die  seinigen  rechnet  Verf.  zu  diesen  wenigen.  Eine  kurze 
Schilderung  des  Symptomencoinplexes,  von  dessen  Sonderstellung 
anderer  Neurosen  gegenüber  der  Verf.  überzeugt  ist,  schliefst  den 
Vortrag.  M.  Brasch. 

2)  F.  teilt  3 Fälle  mit,  die  als  Paramyoclonus  oder  Myoclonie 
aufgefasst  werden  können.  In  allen  3 Fällen  sind  die  Zuckungen 
deutlich  symmetrisch,  klonisch,  und  die  Motilität  ist  in  den  Inter- 
vallen vollständig  intact.  Die  Zuckungen  steigerten  sich  im  2.  Fall 
unter  dem  Einflüsse  von  willkürlichen  Bewegungen  und  psychischer 
Erregung;  im  ersten  Fall  sind  diese  ohne  Einfluss  und  im  3.  Fall 
sistiren  die  Zuckungen  bei  jedem  Willensimpulse  und  sind  meist 
rhythmisch.  Im  Schlaf  sistirten  die  Zuckungen  im  Fall  3 vollstän- 
dig, im  ersten  Fall  pausirten  dieselben  in  den  ersten  Nachtstunden. 
Die  Fälle  weichen  zum  Teil  von  dem  FKiKimKtcH’schen  Bilde  ab 
und  sind  als  atypische  anzusehen. 

3)  In  dem  beschriebenen  Falle  (47 jähriger  Mann)  bestanden 
localisirte,  bilaterale,  ctonische  symmetrische  Zuckungen,  die  im 
Schlaf  völlig  cessirten;  die  unteren  Extremitäten  und  das  Gesicht 
blieben  frei,  die  willkürlichen  Bewegungen  waren  nicht  erheblich 
beeinflusst;  die  electrische  Erregbarkeit  war  normal;  die  horizontale 
Lage  verminderte  die  Zuckungen,  welche  beim  Stehen  und  Sitzen 
Zunahmen.  — C.  rechnet  den  Fall  zur  Myoclonie  u.  zwar  ist  es  eine 


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No. 41.  Bkuns,  Traumat.  Zerstörung  d.  Rückenmarks  eto.— Kotbmann.  731 


intermittirende  astasische  arhythmische  Form  mit  symmetrischer  Lo- 
calisirung  an  den  oberen  Extremitäten,  Schultern  etc.  (brachio-cer- 
vicale  Form).  S.  Kalischer. 


L.  Bruns,  Ueber  einen  Fall  totaler  traumatischer  Zerstörung  des 

Rückenmarks  an  der  Grenze  zwischen  Hals-  und  Dorsalmark. 

Archiv  f.  Psychiatrie  1893,  XXV.  3.  H. 

Ein  ‘21jähriger  Dienstknecht  zeigte  nach  einem  Fall  4 Monate 
lang  dauernd  eine  schlaffe  Lähmung  der  unteren  Extremitäten  mit 
Verlust  der  Patellarreflexe,  aller  Hautreflexe  und  Blasen-Mastdarm- 
lähmung;  auch  die  Rumpfmuskeln  und  die  Finger  waren  bis  auf 
die  Streckung  der  Grundphalangen  gelähmt.  Im  2.  Intercostalraum 
und  an  den  oberen  Extremitäten  bestand  Hyperästhesie;  die  kleinen 
Handmuskeln  und  die  langen  Fingerbeuger  waren  atropliirt  und 
zeigten  Entartungsreaction;  bis  zur  2.  Rippe  bestand  complete 
Anästhesie;  es  traten  dann  hinzu:  eitrige  Cystitis,  Priapismus, 
wechselnde  Verengerung  der  Pupillen  und  Lidspalten,  Decubitus, 
Oedem  der  Beine  mit  trophischen  Störungen  der  Haut  und  Gelenke, 
remitlirendes  Fieber  und  Exitus  letalis.  Die  Section  erwies  1)  to- 
tale, traumatische  narbige  Degeneration  des  gesummten  Rücken- 
markquerschnittes im  Gebiete  «1er  1.  Dorsal-  und  8.  Cervicalwurzel; 
dabei  secundäre  auf-  und  absteigende  Degenerationen.  2)  Partielle 
traumatische  Degeneration  mit  secundären  Entartungen  im  Gebiet 
der  7.  Cervical-  und  2.  Dorsal wurzel;  die  Degeneration  beschränkt 
eich  allmälig  auf  die  Randpartien  und  auf  Herde  in  den  Hinter- 
sftulen  und  Hintersträngen.  3)  Rein  secundäre  Degenerationen  von 
der  6.  Cervicalwurzel  nach  aufwärts  und  von  der  3.  Dorsalwurzel 
nach  abwärts.  4)  Leichte  degenerative  Veränderungen  der  Nerven 
und  Muskeln  der  unteren  Extremitäten. 

Der  beschriebene  Krankheitsfall  bietet  eine  Stütze  und  einen 
Beweis  für  die  Behauptung  Bastians,  dass  bei  den  im  Hals-  oder 
Dorsalmarke  sitzenden  totalen  Querläsionen  der  Medulla  und  bei 
normalem  Lendenmarke  1)  trotz  absteigender  Degeneration  der 
Pyramidenbahnen,  sämmtliche  unterhalb  der  Läsion  liegende  Haut- 
und  Sehnenreflexe  fehlen,  2)  die  Lähmung  eine  dauernde  schlaffe 
bleibt,  3)  auch  Blase  und  Mastdarm  andauernd  gelähmt  sind. 

S.  Kalischer. 


M.  Rothmanu,  Ueber  Entzündung  und  Atrophie  des  subcutanen 
Fettgewebes.  (Aue  der  inneren  Abt.  des  städt.  Krankenhauses 
am  Urban  zu  Berlin).  Virch.  Arch.  Bd.  136,  S.  159. 

Bei  einem  52jährigen  an  Gelenkrheumatismus  leidenden  Manne 
entstanden,  wie  es  scheint  in  kurzer  Zeit,  an  den  Beinen,  an  Bauch, 
Rücken  und  Brust  10 — 12  in  den  tieferen  Schichten  der  Haut  ge- 
legene linsen-  bis  haslenussgrofse,  auf  Druck  etwas  empßndliche 
Knoten,  Einer  derselben  wurde  unter  der  rechten  Achsel  exstir- 


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732 


CoNTKJBAN.  — VOIT.  — PlCK. 


No.  41 


pirt;  er  safs  ohne  scharfe  Abgrenzung  im  subcutanen  Fettgewebe. 
Bald  darauf,  während  die  anderen  Tumoren  fast  schon  wieder  voll- 
ständig verschwunden  waren,  bildete  sich  in  der  rechten  Achsel- 
höhle ein  neuer,  der  in  etwa  14  Tagen  Faustgröfse  erreichte,  dabei 
hart  und  unempfindlich,  von  geröteter  Haut  bedeckt  war;  er  beein- 
trächtigte die  Bewegungen  des  schmerzenden  rechten  Arms  erheb- 
lich und  veranlasste  durch  Stauung  deutliche  Venenectasien  auf  der  | 
rechten  oberen  Thoraxhälfte.  Da  Einreibungen  mit  grauer  Salbe 
und  Massage  sich  erfolglos  zeigten  und  Pat.  eine  Operation  ver- 
weigerte, blieb  der  Tumor  sich  selbst  Obertassen ; trotzdem  hatte 
er  sich  nach  einem  halben  Jahre  vollständig  zurOckgebildet  ohne, 
ebenso  wie  die  anderen  Knoten,  irgend  welche  Spuren  zu  hinter- 
lassen. — Die  Untersuchung  der  exstirpirten  kleinen  Geschwulst  er- 
gab, dass  es  sich  um  eine  circumscripte  Entzündung  des  subcutanen 
Fettgewebes  handelte;  die  Fettzellen  zeigten  zum  Teil  alle  drei 
von  Flbmmino  beschriebenen  Arten  der  Atrophie,  die  einfache,  die 
seröse  und  die  Wucheratrophie,  auch  war  die  endogene  Zellneubil- 
dung mehrfach  in  besonders  typischer  Weise  zu  finden.  — Die  Ur- 
sache dieser  multiplen  Entzündung  des  Fettgewebes  liefs  sich  nicht 
eruiren;  Bacterien  waren  nicht  nachzu weisen  — Der  Fall  ähnelt 
einem  unlängst  von  Ppkiff.r  beschriebenen.  (Cbl.  1893,  S.  250) 

H.  Müller. 


Cb.  Contejeau,  Sur  la  digestion  gastrique  de  la  graisse.  Arcb.  de 
physiol.  VI.  p.  125. 

Verf.  hat  teile  im  Reagensglase,  teile  an  Magenfistei- Händen  die  Einwirkung  des 
Magens  auf  Fette  untersucht;  er  kam  dabei  tu  folgendem  Ergebniee:  Der  Magensaft 

bat  gar  keine  verdauende  Wirkung  auf  Bammeltalg.  Ee  kommt  aber  vor,  dass  Pan- 
kreastaft in  den  Magen  zurückfliefst  und  dieser  kann  trotz  der  sauren  Keaction  des 
lohalte  auf  die  Fette  eiowirken.  Diese  Wirkung  ist  namentlich  im  antrum  Pylori 
deutlich  und  wird  durch  die  Magenbewegungen  wesentlich  unterstützt.  Hürthie. 


Fr.  Voit,  Die  Stickstoffbestimmung  im  Harn  nach  Schnkidbr-Ssbgbx. 
Zeitschr.  f.  Biol.  XXXI.  S.  168. 

Verf.  weist  die  Vorwürfe  zurück,  welche  der  genannten  Methode  von  vielen  Au- 
toren gemacht  aind  and  führt  eine  Anzahl  von  Dop peianalysen  nach  Scbseidis  Ssaota 
und  Kjkhidabl  an,  welche  für  Menscbenharn , Kaninchenharn  nnd  Hundebarn  eins 
sehr  gute,  Ja  in  den  meisten  Flllen  ausgezeichnete  Uebereinstimmnng  der  Resultate 
zeigen  (dass  die  von  den  Autoren  gegen  die  ScHNSiosK-Sssnatt'sche  Methode  gehobenen 
Einwürfe,  z.  B.  lange  Dauer,  häufiges  Springen  der  Kolben,  Fehler  durch  Ueber- 
führung  von  Natronkalk  in  die  vorgelegte  Sture  etc  gänzlich  unbegründet  sind,  wie 
Vorr  ausführt,  kann  Hef.  lediglich  bestätigen.  Ref.  bat  die  Methode  bei  viel- 
jähriger Anwendung  stets  änsserst  bequem  uud  sicher  gefunden  uod  ihre  vollstän- 
dige Verdrängung  durch  die  weit  umständlichere  Kjai.nj.BL  sehe  stets  zam  guten  Teil 
als  Modesacbe  betrachtet).  E.  äaikowski. 

Fr.  Pick,  Ueber  die  Beziehungen  der  Leber  zum  Kohlenhydrut- 
etoffwechsel.  Arch.  f.  exp.  Path.  XXXIII.  S.  305. 

Die  nach  Bopueis rna's  Methode  zum  Zwecke  der  Leberverüdnng  ausgeführte 
Säureinjection  in  die  Leber  (15  — 20  ccm  V«.  Normalschwefelsäure  in  den  Duct.  chols- 


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No.  41. 


Lanz.  — Hoffa.  — Rmdinobb. 


733 


doch,  infundirl)  bringt  beim  Bunde  das  Leberglykogen  in  kurzer  Zeit  zum  Schwin- 
den, ohne  dass  dabei  Glykosurie  eintritt.  Ist  solcher  Gestalt  die  Leber  glycogenfrei 
geworden,  was  nach  12  Stunden  sicher  der  Fall  ist,  UDd  man  leitet  den  Tieren  Koh- 
lenoxyd bis  zu  sichtbarer  Vergiftung  so,  so  entsteht,  entgegen  dem  Verhalten  bei 
sonst  normalen  Hunden,  keine  Glykosurie;  also  stammt  der  dabei  sonst  ausgescbiedene 
Zucker  vom  Leberglycogen.  Werden  solche  Hunde,  deren  Leber  sicher  glycogenfrei 
sind,  mit  Phloridzin  vergiftet,  so  tritt  trotzdem  hochgradige  Glykosurie  ein,  daher  die 
Bildungsstätte  dieses  Zuckers  ausserhalb  der  I^ber  zu  suchen  ist.  Wird  solchen  Hun- 
den mit  infolge  SSureiojection  sicher  glycogenfreien  Lebern  Chloral  beigebracht,  so 
zeigt  sieb  weder  die  Bildung  der  Glykurousäure  noch  deren  Synthese  mit  Chloral  za 
Urochloralslure  merklich  herabgesetzt,  selbst  nicht  wenn  infolge  des  Ausfalls  der 
I.eberfunktion  innerhalb  24—48  Stunden  der  Tod  eintritt.  J.  Munk. 


A.  Lanz,  Ein  neues  Verfahren  der  Gonococcen-Färbung.  Deotsche 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  9. 

Verf.  empfiehlt  für  die  Färbung  des  Trippersekrets  eine  neue  Färbnng,  die  zwar 
hinter  der  Fuchsin- FSrbung  Bonu  s und  der  Methylenblau-Färbung  Fmoas's  an  Schnel- 
ligkeit etwas  zurücksteht,  aber  dafür  eine  schärfere  und  sicherere  Tinktion  der  Gono- 
coccen  bietet  Das  auf  gewöhnliche  Weise  auf  dem  DeckglSschen  fizirte  Secret  kommt 
auf  j — I Minute  in  eine  20  pCt.  wässrige  Lösung  von  Acid.  tricbloraceticum.  Ab- 
spölungen  mit  Wasser,  abermalige  Fisirung  über  der  Flamme.  Alsdann  wird  2 — 0 
Minuten  in  folgender  Methylenblau  Lötung  gefärbt:  30  ccm  Wasser,  1—2  Tropfen 
5 pCt.  Kali  causticum- Lösung,  soviel  conc.  alcobol  Methylenblaulösung,  dass  die 
Flüssigkeit  dunkelblau  wird.  Abspülung  mit  Wasser,  Trocknung,  Canada- Balsam.  Die 
so  hergestellten  Präparate  halten  sich  gut.  Die  Gonococcen  sind  dunkelblau,  die 
Zellkerne  hellblau,  das  Protoplasma  kaum  sichtbar  blau  gefärbt.  Vergleich  dieser 
Präparate  mit  nach  den  alten  Methoden  gefärbten  ergiebt,  dass  die  Gonococcen  nicht 
nur  schärfer  heraustreten,  sondern  auch  in  gröfserer  Zahl  gefärbt  sind  Durch  Nach- 
färbung mit  schwacher  wässriger  Botin  Lösung  oder  Bitmarkbraun  - Lösung  lassen  sieb 
gute  Doppelfärbungen  erzielen.  M.  Kothmano. 


A.  Hoffa,  Zur  Aetiologie  u.  Behandlung  des  Plattfußes.  Münchner 
tned.  Wochenschr.  1893,  No.  50. 

H.  nimmt  eine  angeborene  Disposition  an:  durch  angestrengt«  Arbeit  bei  aus- 
wärtsgestellten Füfsen  und  gebeugten  Knieen  wird  unter  Ueberwiodung  der  den  Ge* 
wölbebogen  des  Faltes  erhaltenden  Widerstände  dem  Talus  «ine  Valgus-Stellung  mit- 
geteilt und  dadurch  eine  Umlegung  des  inneren  Fultbngens  herbeigeführt  Aus  den 
therapeutischen  Bemerkungen  ist  herrorzuheben , dass  die  am  Innenrande  des  Stiefelt 
zu  applicirende  Plattfufseinlage  nicht  eine  einfache  Platte  daratellen  soll,  sondern  eine 
das  normale  Festgewölbe  genau  nachahmende  Höhlung  tragen  muft.  p.  Göterbock. 


J.  Riedinger,  Zur  Frage  der  Veränderung  der  Längendimeneion 
des  Beine«  bei  den  Luxationen  im  Hüftgelenke.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Chir.  XXXVI.  S.  102. 

Wenn  der  Schenkel  mit  seinem  oberen  Pol  medianwärts  der  Symphyse  snneigt, 
so  imponirt  die  Stellung  tls  Verlängerung,  entfernt  er  sich  aber  von  ihr  und  geht 
lateralwärta,  so  spricht  man  von  einer  Verkürzung.  Bei  der  Luzatio  iliaca  kommt 
zu  einer  derartigen  relativen  Verkürzung  noch  eine,  wenngleich  geringe,  absolute 
Verkürsung  hiDzu,  die  Verlängerung  des  Schenkels  bei  der  Lux.  obturatoria  (resp. 
perioaalis)  ist  dagegen  immer  nur  eine  relative  und  eine  absolute  Verlängerung  fin- 
det bei  ihr  nicht  statt.  Zur  Beurteilung  dieses  Verhältnisses  hat  man  die  Steilung 
des  Trochanter  major  zur  Rosn«-Nsi.ATOH'scben  Linie  zu  beachten.  p.  uüterboek. 


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734  Sattlkr.  — ITilbrrt.  — Das«.  — Schütz.  — Skibrrt.  No.  41 


II.  Sattler,  Untersuchungen  über  die  Frage  nach  dem  Vorkommen 
einer  Äusseren  Accommodation  durch  Muskeldruck,  v.  Gräfe’s  Arcb. 
f.  Ophthalmol.  XL.  p.  237. 

Durch  eine  Reihe  von  Untersuchungen  stellte  Sattler  fest,  da»  bei  keinem  von 
ihm  geprüften  Individuum,  nach  vollkommenem  Ausschluss  der  innern  Accommodation, 
durch  Convergenz  und  Senkung  der  Blickebene  eine  nur  irgendwie  in  Betracht  kom- 
mende Erhöhung  der  optischen  Einstellung  des  Auges  nachweisbar  war.  Uorstmaan. 


R.  Hilbert,  Die  durch  Einwirkung  gewisser  toxischer  Körper  her- 
vorgerufenen subjectiven  FarbenempfindungeD.  Arch.  f.  Angenheilk. 
XXIX.  p.  28. 

Nach  Einnahme  von  0.3  PikrinsKure  trat  nach  2 Minuten  leichtes  Gelbsehen  ein. 
Nachfolgendes  Blau-  oder  Violettseben  wnrde  nicht  beobachtet.  Nach  Eintrlufelung 
von  5 — (!  Tropfen  einer  4 procent.  Duboisinlüsung  sab  H.  Rotsehen  Auftreten,  wa» 
4 Stande  dauerte.  Hor.tm&on 


II.  Dane,  Ueber  Doppelt-Hören.  Zeitscbr.  f.  Obrenheilk.  XXV.  S.  261, 
S.-A. 

Auf  Grund  eigener  und  der  in  der  Lltteratur  vorliegenden  Beobachtungen  kommt 
D.  bezüglich  der  Geoese  des  Doppeltböreo*  zum  Schlüsse,  dass  dasselbe  sowohl  darch 
Affectionen  des  schallleitenden,  alt  auch  des  schallpercipirenden  Apparates  entstehen 
könne;  auch  das  harmonische  und  das  disharmonische  DoppelthSren  könne  teils  auf 
Affection  der  inneren,  teilt  auf  solcher  des  Mittelohres  beruhen.  Das  letztere  glaubt 
er  annehmen  zu  müssen,  wenn  zwar  durch  aijrotyuipeuale  Leitung  DoppelthSren  consta- 
tirt  werden  kann,  nicht  aber  durch  craoiotympauale  Leitung.  Schwabtch. 


Schütz,  Impfversuche  zum  Schutze  gegen  die  Maul-  und  Klauen- 
seuche. Archiv,  f.  Tierheilkunde  1894,  XX.  H.  I. 

Aus  den  von  S.  mitgeteilten  Versuchen,  deren  Anordnung  ohne  weiteres  sns  den 
Resultaten  ersichtlich  ist,  geht  hervor,  dass  Speichel  von  Tieren,  welche  an  der  Maul- 
nnd  Klauenseuche  leiden,  häutig  unwirksam  und  deshalb  als  Impfstoff  ungeeignet  ist; 
dagegen  ist  der  Inhalt  von  Blasen,  welche  bei  der  Maul-  und  Klauenseuche,  nament 
lieh  in  besonders  schöner  Ausbildung  an  der  Rüsselscheibe  der  8ehweioe  entstehen 
mit  Sicherheit  iofectiös.  Die  Inkobationsperiode  der  Maul-  und  Klauenseuche  nach 
der  Uebertragung  des  Blaseninhaltes  in  die  Maulhflhle  gesunder  Tiere  beträgt  4S  bis 
60  Standen.  Durch  Eintrocknung  des  Blaseninhaltes  geht  der  Iufectioosstoff  der 
Maul-  und  Klauenseuche  zu  Grunde  Sehrarlvn. 


A.  Seiberf,  Submembranöse  Localbehandlung  der  sichtbaren  Rachen- 
diphtherie. Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XXXVII.  S.  29. 

Die  von  Taub*  für  die  Scbarlachoekrose  vorgeschlageno  Behandlung  vermittelst 
parenchymatöser  Injection  keimtötender  Flüssigkeit  in  die  erkrankten  Racbenteile  hat 
Verf  auch  bei  der  genuinen  Diphtherie  mit  sehr  güustigem  Erfolge  angewendet.  Er 
rät  aber  die  Flüssigkeit  nicht  in  die  tieferen  Gewebe  einzuspritzen,  sondern  so  nahe 
wie  möglich  an  die  Grenze  des  Gesonden  und  Kranken  zu  bringen.  Verf  hat  für 
diesen  Zweck  eine  zerlegbare  Injectionsspritze  coustruirt,  welche  mit  verschiedenartig 
gekrümmten  Hohlnadelo  zu  armiren  ist,  um  alle  Teile  der  Rachenschleimhaut  er- 
reichen zu  können,  (s.  Orig  ) *)  Als  Injectiousflüssigkeit  benutzte  Verf.  ausschließlich 
0.4  pCt  Chlorwasser  und  spritzt  davon  in  der  Regel  einmal  täglich  2—6  Spritzen 
voll  hintereinander  ein.  Die  Einspritzungen,  wenn  gut  gemacht,  äussern  ihre  Wirkung 


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No.  41. 


Mannabrro.  — Chbistiani.  — Schütz. 


735 


Rcbon  nach  einigen  Standen  dadurch,  dass  Temperatur  und  Puls  sich  erniedrigen, 
Kopfschmerz  und  Muskelscbmerz  schwinden  und  der  Appetit  sich  bebt.  Bleibt  dieser 
Erfolg;  aus,  so  sind  die  Einspritzungen  nicht  ausgiebig  genug  gemacht  worden,  oder 
das  Chlorwasser  war  schlecht,  oder  anerreichbare  Entzüodnngsheerde  bedingen  die 
Vortdauer  der  constitationellen  Storungen.  — Breitet  sich  der  Belag  ron  der  einge- 
spritzten Stelle  in  die  nächste  Nachbarschaft  ans,  so  waren  die  Einspritzungen  fohler- 
liaft  und  müssen  wiederholt  werdeo.  Breitet  sich  der  Belag  nicht  weiter  aus,  bestehen 
aber  Fieber  und  Drüsenschwellung  weiter  fort,  so  sind  die  Einspritzungen  2 Mal  täg- 
lieh  zu  machen,  bis  die  Symptome  schwinden.  — Von  104  nach  dieser  Methode  be- 
handelten Diphtheriefällen  bat  Verf  nur  6 durch  den  Tod  verloren.  stadthw«». 

*)  Die  Spritze  ist  ron  der  Firma  Hscht,  Pfziffsb  u Co.  Berlin  Ritterstrafse  48, 
zu  beziehen, 

«J.  Mannaberg:,  Ueber  Accentuirung  des  II.  Pulmonaltones  bei 
Perityphlitis.  Cbl.  f.  innere  Medicin  1894,  No.  10. 

M.  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  bei  Perityphlitis  häutig  eine  auffallende 
Accentuirung  des  II.  Pulmonaltonee  zu  conztatireo  ist. 

Bei  der  Durchsicht  ron  88  derartigen  Krankengeschichten  aus  den  Jahren  1SS2 
bis  1892  an  der  Nothnsgel'schen  Klinik  fand  er  10  Mal  das  genannte  Symptom,  also 
in  llpCt.  aller  Fälle.  Seither  hat  M.  selbst  13  Fälle  gewöhnlicher  acuter  Peritypb- 
litia  beobachtet,  nnter  denen  der  IE.  Pnlmonalton  4 Mal  sehr  laut  accentnirt,  7 Mal 
deutlich  lauter  als  der  II.  Aortenton,  in  den  beiden  letalen  Fällen  sowohl  derPnlmo- 
nalton,  wie  der  Aortenton  lant  klappend,  endlich  einmal  Spaltung  des  Pnlmonaltones 
gefunden  wurde.  Es  ist  also  sicher,  dass  bei  Perityphlitis  die  Accentuirung  des  II. 
Pulmonaltones  ein  häufiges  Vorkommniss  bildet.  Eine  Erklärung  hierfür,  wenigstens 
eine  ausreichende,  ist  allerdings  nicht  möglich.  C.  Bosenthal. 


A.  Christian!,  I tremori  nei  pazzi.  Riv.  sper.  d.  freniatr.  XX.  H.  I. 

Die  dankenswerten  Uotersnchnngen  der  bei  Geisteskranken  sieb  findenden  Zitter- 
fonnen  führten  Verf.  sn  dem  Ergebnisse,  dass  diese  nicht  einer  bestimmten  Paychosen- 
forro  immanent  sind,  nicht  ron  einer  solchen  ein  jedes  Mat  wechselndes  Gepräge  er- 
halten, sondern  einzig  mit  den  Fundamentalsymptomen  der  Exaltation  und  Depression 
in  Beziehung  stehen,  die  bei  jeder  Psychose  Vorkommen  können.  Bei  der  Exaltation 
ist  das  Zittern  ein  zchneUscblägiges,  bei  der  Depression  ein  langsamschlägiges 

Plaesek. 


«I.  Schütz,  Zur  Behandlung  des  Lupus  vulgaris.  Aroh.  f.  Dermat.  u. 
Syph.  XXVI.  S.  97. 

Verf.  erzielte  die  günstigsten  Resultate  mit  dem  folgenden  Verfahren  : Unter 
Cbloroformnarcose  wird  alles  morsche  Gewebe  anzgelflffelt,  die  Wandfläche  and  die  ge- 
sunde Umgebung  in  der  Ausdebnaog  ron  etwa  1 cm  sehr  sorgfältig  scarificirt,  die 
Blatang  mit  feuchten  Mullcompressen  genau  gestillt  und  hierauf  das  ganze  Wondge- 
bist  mit  einer  kalt  gesättigten,  alcoholischen  GblorzinklSsnng  mehrmals  bepinselt.  Zar 
Linderung  der  folgenden  grofsen  Schmerzen  werden  Eiscompressen  applicirt.  Bat  sich 
unter  Bromwasserumschlägen  die  Wunde  nach  1 — 2 Tagen  gereinigt,  so  wird  sie  drei- 
mal täglich  mit  einer  Pyrogallussäure  Vaselinsalbe  (1:4)  verbanden,  welche,  nachdem 
sie  4 Tage  hindurch  eingewirkt  bat,  wieder  durch  Borwasserumscbläge  ersetzt  wird. 
Nsch  abermaliger  Reinigung  der  Wunde  d.  h.  nach  4 — 5 Tagen  wird  diese  abwech- 
selnde Behandlung  mit  Pyrogal lussalbe  und  Borwasserumschlägeo  noch  zweimal 
wiederholt.  Die  zchlietsliche  Vernarbung  des  Defectez  erfolgt  dann  rasch  und  in  kos- 
metizeh  sehr  befriedigender  Weise  unter  Emplastrnm  Bdyrargyri  oder  Jodoformpnlrer- 
rerbsod.  — Recidive  hat  Verf.  bei  diesem  Verfahren  seltener  als  bei  irgend  einem 
anderen  gesehen  H.  MOller 


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736 


FIom.ändrb.  — Pozzi.  — Qprhd.  — Pflügkb. 


No.  41 


E.  Holländer,  Ueber  eine  bisher  noch  nicht  beschriebene  Uterus- 
nnomalie  (Uterus  accessorius).  Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  19. 

Gelegentlich  einer  Laparotomie  bei  einer  33  jährigen  X para,  bei  «eleber  die 
Diagnose  auf  doppelseitige  Tubeogewülste  gestellt  worden  war,  fand  Ah*l,  der  die 
Operation  ausfübrte,  folgenden  Befund:  { 

Es  bandelte  sieb  um  2 Uteri,  von  denen  der  eine,  nämlich  der  hintere  ein  nor- 
maler Uterus  mit  normalen  Adnexen  ist.  Er  hat  2 normale  Tnben  nnd  roo  ihm 
gehen  beiderseits  die  breiten  Mutterbänder  ab.  In  Verbindung  mit  diesem  d.  h.  auf 
der  Basis  einer  gemeinsamen  Portio,  mit  2 hintereinander  liegenden  orif.  uter.  extern., 
besteht  noch  ein  xweiter  Uterus,  der  vor  letzterem  liegt,  jedoch  keine  Adnexa  bat 
In  diesem  vorderen  Uterus,  der  bedeutend  greiser,  als  der  hintere  ist,  befanden  sieh 
Placentarreate,  welche  von  der  Vagina  aus  entfernt  wurden. 

Was  die  Entstehung  dieses  vorderen  accessoriscben  Uterus  anbelangt,  so  nimmt 
der  Verf.  an,  dass  die  Md  L«n’scben  Gänge  resp  einer  derselben  excessiv  gewachsen 
ist.  nachdem  bereits  die  DifTerenxirung  in  ihren  Abschnitten  stattgebabt  hat,  und  et 
zu  einer  Falteobildung  gekommen  ist  Aut  einer  solchen  Duplicatur  in  den  Teilen 
der  MOLLin'schen  Gänge,  die  später  zum  Uterus  werden,  lässt  sich  wohl  die  Genese 
dieses  accessoriscben  Uterus  erklären.  w.  Schäieln. 


8.  Pozzi,  Nouvelle  Operation  applicable  & la  stönose  congenitale  tlu 
col  de  l’ut^rus.  Annales  de  gynecologie,  1893. 

Nach  der  Discition  schneidet  P aus  jeder  der  4 durch  dieselben  erhaltenen 
WnndBächen  ein  dreieckiges  prismatisches  StUck  aus  und  vernäht  dann  die  Schleim- 
haut der  Scheide  mit  der  des  Cervix.  Ein  Recidiv  wird  nach  dem  Verfasser  durch  seine 
Methode  unmöglich  gemacht.  *.  Kanin. 


E.  tyuenu,  De  la  transformation  caverneuse  de  la  muqueuse  ute- 
rine dans  certainea  formes  de  nuHrites.  Annales  de  gynecologie  1893, 
Decembre. 

Verf.  berichtet  über  einen  Pall  von  Blutungen  aus  der  Gebärmutter,  welch#  drei 
Auskratzungen,  die  nur  eine  geringe  temporäre  Besserung  bervorbrachten , sowie  30 
elektrischen  Sitzungen  widerstanden.  Scbliefslicb  excidierte  Qo£nu  nach  Discition  des 
collnm  die  ganze  Uterosschleirohaut  bix  auf  2 kleine  Trichter  in  der  Tubenecke  Die 
Blntungen  btlrten  danach  ganz  auf.  Die  Untersuchung  der  ezcidierten  Schleimhaut 
ergab  eine  cavernOse  Degeneration  mit  ausserordentlich  starker  Entwicklung  gewun 
dener,  atberomatiiser  Gefäfse.  Die  bacteriologische  Untersuchung  ergab  ein  negatives 
Resultat.  a.  Kanin 


Pflüger,  Ueber  Käsevergiftung,  speciell  Ober  einen  Fall  mit  Aus- 
gang in  Erblindung.  Wörttemb.  Corr.-Bl.  1894.  No.  19. 

Nach  dem  Genuss  des  landesüblichen  saureu  Käses,  eines  nnter  Luftabschluss 
bereiteten  Productes,  erkrankten  eine  gewisse  Anzahl  Personen  nnter  Kolik,  Erbrechen, 
Diarrhoeen,  Kräfteverfall,  Sehschwäche.  Zumeist  trat  in  wenigen  Tagen  Heilung  ein: 
in  einem  Falle  bildete  sich  ein  typbnsäholiches  Krankheitsbild  aus;  es  bestand  meh 
rere  Wochen  laug  uuregelmäfsiges  Fieber,  Benommenheit,  Delirien,  Ulcerationen  im 
Munde,  Furunkel,  Conjunctivitis.  Aus  letzterer  entstand  eine  eiterige  Horohantentxüo 
düng,  die  zu  doppelseitiger  Pbthisis  bulbi  führte.  Bacteriologische  und  chemische  Un- 
tersuchung ohne  Ergebniss.  Fr.  struamu» 

Einsendungen  für  da»  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  de»  Hm.  Prof.  Dr.  M.  Hern  b ardt  (Berlin  W. 

Französische  Straf*«  21)  oder  an  die  Verlagahandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hlrscbwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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^ftröchenUieh  erscheinen  ■ ■ m_  ■ ■ ■ Prel»  de»  Jahrgänge» 

l — ? Bogen  ; a-n  8rhluH»e  M ~ All  | ||l|!|  I I 20  Mark;  tu  beziehen 

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• n«i-  und  Sachregister.  gen  und  Postanst alten. 

für  die 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 

1894.  *«.  Oktober.  No.  42. 


Inhalt : Hridbnbaim,  N üue  Gntenucbungen  über  Hesorption  im  Dünndarm.  — 
S trimer,  Geber  Ecchondrosis  physalifora  — Tiiaeving,  Behandlung  der  tubercu 
lösen  Hüftgelenkentzündung.  — Ermarch,  Ueber  Sonnendeiinfection.  — Quincke 
und  Stühlen,  Zur  Pathologie  des  Abdominaltyphus  — Comb«,  Geber  tuberculose 
Feritonitis.  — Masieo,  Tailob,  Brissadd,  Jackson  and  Roiebl,  Pbis  io» 
und  Etismre,  FOlle  von  Hirntumor.  — Lewis.  Geber  Cysticercus  der  Haut.  — 
Holland  sh,  Geber  die  rom  Mastdarm  ausgehenden  Geburus'.Orungen. 

Beckmann,  Diagnostischer  Wert  der  Indicanausscheidung.  — Lieblein,  Ein- 
fluss der  Leberverödung  auf  den  Stoffwechsel.  — Woollcombi,  Fall  von  Psammom 
der  Gl.  pituitaria.  — v d.  Habet,  FaII  von  Blnsenruptur.  — Moose,  Geber  Frmc- 
tur  des  Ellenbogengelenks.  — Hess  and  Dibdkricbs,  Skiatkopitche  Schulunter- 
suchungen. — H.t  sr mann,  Die  Mittelohrentzündung  der  SOuglinge.  — Brown- 
Kfllt,  Stückweise  Entfernung  der  Tonsille.  — Bonos,  Zur  Aetiologie  der  Gus- 
phlegmonen.  — Kitasato,  Der  Bacillus  der  Bubonenpest.  — Waue,  Suhcutane 
Injection  von  Magnesiutnsulfat. — Krug,  Geber  Ruckgratsrerkrilmmungen  der  Schul- 
kinder. — Andribzkn,  Geber  die  Nourogliazellen  im  Gehirn.  — Buccblli,  Geber 
den  Cocainismus  — Caspsb,  Samts»,  Alumnol  bei  Gonoriboe.  — Marthsn, 
Zur  Kenntniss  der  KohlenozydvergiftuDg. 


R.  Heidenhain,  Neue  Versuche  Ober  die  Aufsaugung  im  Dünn- 
darm. Pflüger’s  Arch.  Bd.  56.  S.  579. 

Zur  weiteren  StfUze  der  von  H ippk-S..tlkr,  Verf.  und  dessen 
Schülern  ermittelten  Thatsachen,  denen  zufolge  die  Diffusion  zur 
Erklärung  der  Darmresorption  nicht  genügt,  vielmehr  auf  die  active 
Thätigkeit  des  Schleimhautepithels  zurückgegriffen  werden  müsse, 
hat  Verf.  neue  Versuche  ausgeführt.  Um  zu  wissen,  in  wie  weit 
die  Diffusion  in’s  Spiel  tritt,  bedarf  es  der  Kenntniss  des  osmotischen 
Druckes  einerseits  der  Blutflüssigkeit,  andererseits  der  im  Darm  zur 
Resorption  gelangenden  Flüssigkeiten;  diesem  Druck  proportional 
ist  die  Gefrierpunktsveränderung  der  resp.  Lösung.  Indem  wegen 
der  speciellen  Ausführung  dieser  Methode  auf  das  Orig,  verwiesen 
wird,  sei  nur  angeführt,  dass  tief  narkotisirten  Hunden  eine  Dünn- 
darmschlioge  von  80—  1 *20  ctm  Länge  beiderseits  abgebunden,  mit 

XXXII.  Jahrgang.  47 


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738  Hsidrnhaih,  Neue  Untersuchungen  über  Resorption  im  Dünndarm.  No.  42 

*/4  proc.  Kochsalzlösung  gereinigt,  mit  der  auf  ihre  Resorption  zu 
prüfenden  Lösung  gefüllt,  reponirt  und  nach  wechselnder  Resorp- 
tionsdauer die  in  der  Schlinge  rückständige  Flüssigkeit  entleert  und 
auf  ihre  Zusammensetzung  untersucht  wurde  Zugleich  wurde  vom 
Serum  des  durch  Aderlass  gewonnenen  Blutes  die  osmotische  Span- 
nung bestimmt.  Die  Diffusion  ist  unfähig,  zu  erklären,  dass  Serum 
vom  Hundeblut  im  Hundedarm  ausgiebig  resorbirt  wird,  ferner 
dass  Wasser  resorbirt  wird  aus  Kochsalzlösungen,  deren  osmotische 
Spannung  höher  ist  (über  1 procentige  Na  Cl-Lösungen)  als  die  der 
Blutflüssigkeit,  endlich  dass  Salz  resorbirt  wird  aus  Lösungen,  in 
denen  die  osmotische  Spannung  des  NaCl  geringer  ist  als  in  der 
Blutflüssigkeit  (0.6 — 0.7  Proc.  NaCl).  Diese  Thatsachen  fordern 
gebieteriseh  die  Annahme  anderer  Triebkräfte,  welche  in  den  Ele- 
menten der  Darmwand  selbst  zu  suchen  sind  und  die  Verf.  .die 
physiologische  Triebkraft“  nennt.  Dass  Diffusion  bei  der  Resorp- 
tion mitwirkt,  ist  insbesondere  dadurch  bewiesen,  dass  bei  2 7iproc. 
NaCl-Lösungen  zunächst  immer  eine  Volumsvermehrung  des  Darm- 
inhaltes durch  Ueberwandern  von  Wasser  aus  dem  Blute  erfolgt, 
sowie  dass  Salzresorption  unter  Bedingungen  stattfinden  kann, 
unter  denen  die  Wasserresorption  aufgehoben  ist,  so  z.  B.  wurden 
nach  Einfüllung  von  80cem  einer  1.98  proc.  NaCl-Lösung  in  eine 
1 Meter  lange  Darmscblinge  in  dieser  nach  20  Minuten  zwar 
80  ccm  Flüssigkeit,  aber  nur  mit  1.1  pCt.  NaCl.  vorgefunden,  so- 
dass  kein  Wasser,  aber  0.62  g NaCl  resorbirt  sein  musste.  Nach 
dem  interessanten  Funde  vom  Verf.  setzt  Fluornatrium  die  physio- 
logische Treibkraft  herab;  bei  Zusatz  von  0.04 — 0.05  pCt.  Fluorna- 
trium zu  NaCl-Lösungen  von  1 — 1.5  pCt.  sinkt  die  Wasserresorption 
in  hohem  Mafse,  die  Salzresorption  in  weit  geringerem  Mafse;  die 
unwesentliche  Aenderung  der  osmotischen  Spannung  durch  den 
Fluorzusatz  kann  selbstverständlich  diese  enorme  Wirkung  nicht 
erklären.  Bei  NaCl-Lösungen  geringer  Concentration  (unter  0.5pCt.) 
wird  durch  Fluorzusntz  umgekehrt  die  Salzaufsaugung  stärker 
heruntergesetzt  als  die  Wasseraufsaugung.  Ferner  schien  die  phy- 
siologische Triebkraft  im  oberen  Abschnitte  des  Dünndarms  geringer 
zu  sein  und  durch  den  Fluorzusatz  auch  mehr  geschädigt  zu  wer- 
den. Der  Vergleich  in  Bezug  auf  die  Resorption  von  NaCl-  und 
MgS04-Lösungen  ergab,  dass  aus  gleichen  Volumina  einer  1 proc. 
NaCl-Lösung  trotz  ihrer  höheren  osmotischen  Spannung  über  8 Mal 
so  viel  in  gleichen  Zeiten  aufgesogen  wird,  als  aus  einer  5.85  proc. 
Bittersalzlösung;  auch  diese  verzögernde  Wirkung  der  letzteren 
Lösung  lässt  sich  nur  so  deuten,  dass  die  Gegenwart  von  MgS04 
die  physiologische  Resorptionskraft  der  Darmwand  in  hohem  Mafse 
beeinträchtigt.  Die  Träger  dieser  Triebkraft  sind  die  Darmepithelien, 
deren  Zerstörung  nach  Hoppk-Skylkr  die  Resorption  im  Darm  auf- 
hören macht.  J.  Munk. 


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No.  42.  SrKiNtca,  Ueber  Ecohondrosis  etc. — Thabting,  Behandlung eto.  739 

H.  Steiner,  Ueber  die  Ecohondrosis  physalifora  sphenooccipitalis. 

(Mitgeteilt  von  Prof.  Dr.  Ribbkrt).  Cbl.  f.  allgem.  Path.  u.  path.  Anat. 

1894,  No.  11. 

Die  Resultate  der  von  dem  verstorbenen  Verf.  als  Dissertation 
gemachten  Arbeit  werden  von  Ribbkht  im  Auszuge  mitgeteilt.  Die 
an  der  Synchondrosis  spheno- occipitalis  auf  der  Oberfläche  des 
Clivu8  vorkommenden  Enchondrome,  die  in  gallertiger  Grundsub- 
stanz blasentragende  Zellen,  Physaliforen,  enthalten,  wurden  von 
Virchow,  der  sie  zuerst  beschrieben  hat  als  in  schleimig- gallartiger 
Metamorphose  befindliche  Hyperplasien  von  Resten  des  Sphenoocci- 
pital- Knorpels  aufgefasst.  Dagegen  beschrieb  sie  H.  Möli.kr  als 
excessiv  fortwuchernde  Teile  der  embryonalen  Chorda  dorsalis,  eine 
Erklärung,  die  Virchow  auch  in  einer  späteren  Arbeit  als  höchstens 
in  vereinzelten  Fällen  zutreffend  gelten  lat.sen  will. 

Verf.  selbst  hat  nun  10  derartige  Geschwülste  unter  500  Sec- 
tionen  nachweisen  können,  eine  auffallend  grofse  Zahl.  Auf  Grund 
der  Untersuchung  schliefst  er  sich  vollkommen  den  Ausführungen 
Müu.kh’s  an.  Schon  der  Sitz  der  Gallertgeschwülste,  die  stets  genau 
median  gefunden  werden,  spricht  für  die  Abstammung  von  der 
Chorda.  Ein  Uebergang  von  Knorpel  in  die  gallertige  Masse  war 
niemals  nachweisbar,  ein  Befund,  der  entschieden  gegen  die  Ab- 
stammung vom  Knorpel  spricht.  Aber  auch  zur  Exostose  steht  die 
Gallertmasse  in  keiner  engeren  Beziehung;  sie  ist  zwischen  die 
Knochenbälkchen  eingelagert  wie  das  Knochenmark.  Dagegen  ent- 
spricht das  histologische  Verhalten  vollkommen  dem  der  Chorda- 
reste in  den  Intervertebralscheiben,  nicht  aber  dem  der  Chondrome. 
Es  ist  also  die  Ecohondrosis  physalifora  von  Chordaresten  herzu- 
leiten. M.  Rotlimann. 


H.  Thaeving,  Ueber  die  Endresultate  einer  conservativen  Therapie 
bei  tuberculöser  Hüftgelenkentzündung.  Archiv  f.  klm.  Chir.  XLVI, 
S.  244. 

Der  vorliegende  Bericht,  eine  Arbeit  Verf.’s  über  die  Coxitis- 
Therapie  in  der  Biu.aoTH’schen  Festschrift  sowie  die  einschlägigen 
Arbeiten  von  Billhoth  selbst  und  von  Rosmahit  ergänzend,  umfasst 
die  Hospitalpraxis  der  letzten  11  Jahre,  von  1881  — 1891.  Es  han- 
delt eich  im  Ganzen  um  88  Patienten,  da  nur  die  allerschwersten 
Fälle  zur  stationären  Behandlung  gekommen  und  in  den  letzten 
Zeiten  selbst  mit  Abscedirung  complicirte  Hüfttuberculosen  polikli- 
nisch behandelt  wurden.  Nicht  mitgezählt  sind  eine  Anzahl  ätio- 
logisch zweifelhafter  Fälle,  welche  Verf.  am  Ende  seiner  Arbeit 
kurz  zusammengestellt,  und  die  mit  bereits  abgelaufener  Entzündung 
(zum  Zweck  der  orthopädischen  Correctur  einer  Anchylose)  aufge- 
nommenen Patienten.  In  22  von  den  88  Fällen  konnte  nachträg- 
lich nichts  über  die  ausschliefslich  den  unteren,  ärmeren  Classen 
angehörigen  Patienten  ermittelt  werden.  — Im  Ganzen  öberwog  das 

47  * 


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740  TUabving,  Behandlung  der  tuberculösen  Hüftgelenkentzündung.  No.  42 

männliche  Geschlecht  mit  51  Erkrankungen  gegen  37  bei  weib- 
lichen Patt.;  die  rechte  Hüfte  war  48  Mal,  die  linke  40  Mal  er- 
krankt, in  1 Fall  waren  beide  afficirt.  — Der  Beginn  der  Krank- 
heit wird  71  Mal  als  ein  spontaner,  17  Mal  als  von  einem  Trauma 
u.  2 Mal  von  einer  Infectionskrankheit  ausgehend  angegeben.  Knie- 
schmerz findet  sich  nur  bei  3 Patt,  als  im  Beginn  der  Krankheit  vorhan- 
den bemerkt.  Dem  Alter  nach  standen  beim  Beginn  der  Krankheit 
30  im  1.  bis  5 , 40  im  6.  bis  10  und  8 im  II.  bis  15.  Lebens- 
jahre; 6 Fälle  verteilten  sich  auf  die  Zeit  vom  16.  bis  40.  Jahre; 
5 unter  15  Jahren  zählende  Patt,  eutbehren  genauerer  Feststellungen 
in  dieser  Hinsicht.  Bei  37  Patt,  kam  es  nicht  zur  Eiterung,  son- 
dern au8schlielslich  zu  sog.  kalten  Abscessen,  bei  51  fand  sich  das 
Gelenk  schon  in  Contractur  bezw.  Anchylose  fixirt  und  zwar  in 
Beugestellung,  Adduction  und  Rotation  nach  innen  30  Mal,  in 
Abductioo  mit  Rotation  nach  aufsen  und  Flexion  19  Mal.  Es 
liefs  sich  dabei  nicht  bestätigen,  dass  letztere  Stellung  im  Beginn 
der  Coxitis  die  häufigere  sei  und  später  in  Adduction  überginge, 
vielmehr  bestand  die  Abductionsstellung  meist  schon  sehr  lange,  u. 
war  es  in  der  Hälfte  dieser  Fälle  zu  Abscess-  und  Fistelbildung 
gekommen.  — Von  den  66  Patt.,  deren  Schicksale  weiter  zu  ver- 
folgen waren,  sind  4 völlig  d.  h.  ohne  Functionsstörung  geheilt. 
Bei  sonst  Geheilten  besteht  mehr  oder  weniger  Verkürzung,  Con- 
tractur und  Anchylosen,  21  sind  noch  ungeheilt,  und  14  gestorben, 
in  Summa  also  48.5  pCt.  ausgeheilt  und  20  9 pCt.  gestorben.  Bei 
12  Patt,  wurde  die  Resectio  coxae  gemacht  und  zwar  bei  2 aus 
besonderen  Gründen  die  sonst  von  BuxiiorA  verworfene  Frühre- 
section.  Von  diesen  letzteren  ist  1 in  schlechter  Stellung  geheilt, 
der  andere  mit  einem  kalten  Abscess  zur  Zeit  noch  ungeheilt.  ln 
den  übrigen  10  Fällen  wurde  die  Operation  als  ultimum  refugium 
zur  Schaffung  besserer  Wundverhältnisse  unternommen,  nämlich  4 
Mal  mit  einem  vorderen  Längsschnitte  nach  Lückk-Sohkdk,  2 Mal 
nach  L xnuknbkck,  1 Mal  nach  Kö.mq  und  3 Mal  mit  hinterem 
Bogenschnitt.  Die  7 Mal  mitbeteiligt  gefundene  Pfanne  wurde 
möglichst  ausgekratzt,  im  Uebrigen  vom  Femurkopfe  nur  im  Not- 
fälle mehr  als  durch  Decapitation  fortgenommen,  indem  kein  be- 
wegliches Gelenk,  sondern  Heilung  in  Anchylose  mit  Streckung 
und  Abduction  erstrebt  wurde.  Diese  Heilung  wurde  bei  2 unvoll- 
kommen erreicht,  3 starben  (=41.6  pCt.,  doch  ist  dieses  zu  niedrig, 
da  von  den  übrigen  5,  welche  ausgeheilt  blieben,  2 noch  nicht 
1 Jahr  und  3 nicht  sehr  viel  länger  in  Heilung  sind).  — Von  den 
conservativ  behandelten  Patt,  waren  21  (oder,  wenn  man  den 
doppelseitig  erkrankten  Pat.  2 Mal  zählt  22)  ohne  Abscess-  oder 
Fistelbildung;  von  diesen  sind  3 vollkommen,  12  mit  Functions- 
Störung  und  3 nicht  geheilt,  während  3 starben.  Hierbei  zeigte 
sich  das  auffallende  Verhältniss,  dass  alle  Patt,  mit  Coxitis,  welche 
bis  vor  6 Jahren  in  die  Klinik  kamen,  entweder  geheilt  oder  ge- 
storben sind.  Mit  Abscess-  oder  Fistelbildung  verliefen  33 
Fälle,  darunter  14  mit  mehr  oder  minder  schönem  Resultat  geheilte, 


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No.  42.  Thaeyino,  Behandlung  der  tuberculösen  llüftgelonkonlzündung.  741 

13  noch  ungeheilte  und  6 gestorbeue.  Von  8 Fällen  (mit  6 Hei- 
lungen) in  denen  Extension,  fixirende  Verbände  und  Redressement 
angewandt  wurden,  verschwand  in  4 der  Abscess  spontan,  und  zwar 
wurden  in  3 von  diesen  letzteren  orthopädischen  Operationen  eine 
Adductorendurchschneidung  und  Fascioplastik  gleichzeitig  gebraucht. 
In  2 hierhergehörigen  Fällen  wurden  ausserdem  die  Abscesse  punc- 
tirt  und  Jodoform-Glycerin  eingespritzt.  In  11  Fällen  kam  die 
BiLLBoTu’sche  Methode  der  Incision  mit  Jodoformemulsion- Behand- 
lung und  Jodoformgaze-Tamponade  mit  4 Heilungen  zur  Verwer- 
tung, in  8 wurde  ausserdem  ein  Weicbteilfungus  oder  ein  Knochen- 
herd excidirt  und  zwar  entsprechend  der  gröfseren  Schwere  der 
Fälle  nur  1 Mal  mit  Erfolg.  Von  den  vielen  specifischen  Mitteln, 
die  innerlich  und  local  versucht  wurden,  konnte  ein  Erfolg  nur  von 
den  Jodoforminjectionen  in  und  um  das  Gelenk  behauptet 
werden  und  sind  diese  daher  auch  während  der  Initialstadien  bei 
Billbutu  in  Gebrauch.  Auch  unter  den  Fällen  mit  Abscess-  und 
Fistelbildung  fanden  sich  Ungeheilte  (mit  2 Ausnahmen)  innerhalb 
der  letzten  6 Jahre;  alle  länger  Beobachteten  sind  entweder  geheilt 
oder  tot.  Ein  Einfluss  des  Alters  auf  die  Ergebnisse  der  Coxitis 
tuberculosa  liefe  sich  insofern  erkennen,  als  die  Patt.,  die  vor  dem 
11.  Lebensjahre  erkrankt  waren,  gleichmäfeig  die  besten  Chancen 
haben,  indem  '/2  zur  Heilung  gelangt  und  nur  '/5  gestorben  ist. 
Von  den  Patt,  des  zweiten  Decenniums  ist  dagegen  nur  1 3 ausgeheilt 
und  von  den  3 noch  späteren  Fälle  endeten  2 tötlich.  Hin- 
sichtlich des  Geschlechts  zeigte  es  sich,  dass  das  weibliche  nnht 
nur  das  seltner  erkrankende,  sondern  auch  das  gönstigere  Genesungs- 
ziffern bietende  ist,  denn  von  31  Heilungen  kamen  nur  14  auf 
männliches  Geschlecht  und  17  auf  weibliche  Personen.  In  Bezug 
auf  die  functionellen  Ergebnisse  lassen  sich  nur  26  Fälle  ver- 
werten. Von  diesen  war  in  3 recht  gute  Beweglichkeit,  in  4 eine 
mehr  oder  weniger  beschränkte  und  in  10  völlige  Anchylose  vor- 
handen, wogegen  in  10  das  Resultat  unbekannt  war.  Wiederer- 
langung der  Ausdauer  im  Gehen  wurde  von  5 Patienten  betont,  welche 
selbstverständlich  ohne  Maschinenunterstfltzung  gingen.  Von  7 Pat. 
wurde  ein  erhöhter  Schuh  oder  eine  Einlage  im  Stiefel  getragen, 
doch  ist  die  Häufigkeit  einer  erheblichen  bezw.  unvollständig  corri- 
girten  Verkßrzung  eine  recht  grofse,  da  bei  der  Armuth  der 
meisten  Hospitalkranken  von  einer  Nachbehandlung  durch  irgend 
welche  Apparate  gewöhnlich  keine  Rede  ist.  Bei  den  Nach-Rese- 
cirten  nahm  in  der  Regel  mit  der  Länge  der  Zeit  die  Verkörzung 
zu,  welche,  da  sie  nur  durch  Beweglichkeit  und  ausgiebigen  Ge- 
brauch hintangehalten  werden  kann,  als  „Inactivitätsatrophie“ 
aufzufassen  ist.  Lediglich  bei  einem  lOjähr.  Pat.  fand  eine  nach- 
trägliche Verlängerung  von  je  1 cm  för  Ober-  und  Unterschenkel 
statt.  — Die  Todesursachen  bei  den  conservativ  behandelten 
Fällen  waren  3 Mal  nicht  bekannt,  in  den  übrigen  Malen  hing  sie 
direct  oder  indirect  mit  der  Tuberculosen-Infection  zusammen,  excl. 

1 Fall,  der  an  Sepsis  nach  Evidement  starb.  Die  bereits  erwähnte 


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742  Esmakch,  Ueber  Sonnondesinfection.  — Qcihckk  u.SröHUtN.  No.  42 

Sterblichkeit  (incl.  der  Resectionen)  von  20.9  pCt.  bleibt  hinter  der 
übrigen,  ebenfalls  die  Spätresultate  berücksichtigenden  Statistiken 
der  Coxitis  erheblich  zurück;  auch  bei  der  voraussichtlichen  Ver- 
schlechterung in  den  kommenden  Jahren  auf  33  pCt.  ist  sie  niedriger 
als  diese.  Allerdings  contrastirt  sie  immer  noch  unvorteilhaft  mit 
den  Erfolgen  der  Frühbehandlung  speciell  in  der  Privatpraxis. 

P.  Gäterbock. 


Esmareh,  Ueber  Sonnendesinfection.  Zeitschrift  f.  Hygiene  1894,  XVI. 

S.  257. 

Bekanntermassen  haben  in  den  letzten  Jahren  verschiedene 
Autoren  den  stark  desinficirenden  Einfluss  des  Sonnenlichtes  auf 
Bacterienreinkulturen  nachgewiesen.  E.  untersucht  nun,  um  für  die 
Praxis  verwertbare  Resultate  zu  erhalten,  ob  die  Sonne  auf  und  in 
verschiedenen  Stoffen  enthaltene  pathogene  Keime  töte.  Er  ver- 
wendete Leinwand,  verschiedene  Wolltuche,  Möbelstoffe,  Bettkissen 
und  Pelze;  von  Bnkterien  Aureus,  Typhus,  Cholera  und  Diphtherie 
in  Reinkultur.  Die  Stoffe  wurden  mit  den  Bakterien  imprägnirt 
und  entweder  trocken  oder  feucht  der  Sonne  ausgesetzt.  Es  zeigte 
sich,  dass  die  oberflächlichen  Teile  rasch  desinficirt  wurden,  dass 
diese  Wirkung  aber  sehr  schnell  abnimmt,  sobald  die  Bakterien 
durch  darüberliegende  Stofflagen  geschützt  werden;  dunkle  Stoffe 
schützten  viel  mehr  als  helle. 

Bei  Leinwand  zeigte  sich  diese  Desinfectionswirkung  schon 
nach  ca.  2 Stunden,  bei  anderen  Stoffen  später.  Da  aber  eine 
Wirkung  in  die  Tiefe  nur  sehr  selten,  z.  B.  bei  in  Kissen  ver- 
steckten Diphtheriebacillen  zu  bemerken  war,  kommt  E.  zu  dem 
Schluss,  dass  wir  in  der  Sonnenbestrahlung  ein  brauchbares  Desin- 
fectionsmittel  nicht  besitzen;  in  einem  Kontrolvereuch , den  E.  mit 
Carbol  anstellte  und  dieses  in  der  Weise  wie  man  Möbel  desinficirt 
auf  Abscesseiter,  der  in  Stoffen  versteckt  war,  einwirken  liefe,  er- 
zielte er  keine  bessere  Wirkung.  (Ref.  ist  geneigt,  die  Sonnendes- 
infection , so  wie  sie  in  der  Praxis  geübt  wird  mit  wiederholtem 
Aufschütteln  und  Ausklopfen  als  recht  wirksame  Desinfection  an- 
zusehen). Soheurlen. 


H.  Quincke  u.  A.  Stöhlen,  Zur  Pathologie  des  Abdominaityphus. 

Berl.  klin.  Wochenscbr.  1894.  No.  15. 

Unter  9 Typhusleichen  vermochte  Qoinckb  8 Mal  aus  dem 
Rippenmark,  2 Mal  aus  dem  Sternalmark  Typhuskulturen  anzu- 
legen, ebenso  wie  aus  der  fast  stets  gleichzeitig  untersuchten  Milz- 
pulpa. Man  darf  aus  diesen  Untersuchungen  (und  früheren  Ebfb- 
maikr’s)  wohl  schliefsen,  dass  im  roten  Knochenmark  Typhus- 
kranker sich  der  Typhusbacillus  mit  derselben  Constanz,  wenn  auch 
wahrscheinlich  weniger  dicht  gesät,  findet  wie  in  der  Milz.  Die 


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No.  42.  Zur  Pathologie  otc.  — Comby,  Ueber  tubcroulöse  Peritonitis.  743 

Wirkung  dieser  im  Knochenmark  vorhandenen  Bacillen  kann  man 
sich  so  vorstellen,  dass  sie  gewöhnlich,  wie  in  den  lymphatischen 
Apparaten  des  Darmes,  so  auch  im  Knochen  eine  proliferirende 
Entzündung  hervorrufen;  ausnahmsweise  können  sie  eine  eitrige 
Entzftndung  erzeugen.  Wo  sie  sich  in  (eitrigen  oder  nicht  eitrigen) 
Entzündungsherden  allein  finden,  sind  sie  entweder  in  den  steril 
entstandenen  Entzftndungsherd  eingewandert,  oder  (wahrscheinlicher) 
selbst  Ursache  der  Entzftndung;  wo  sie  neben  anderen  Bakterien 
Vorkommen,  da  bleibt  ihr  Anteil  an  der  Entzftndung  unentschieden. 
— För  die  Frage,  ob  und  in  welchem  Grade  die  Typhusbacillen 
eine  proliferirende  Entzftndung  bewirken,  kommt  neben  anderen 
Umständen  jedenfalls  auch  ihre  Menge  in  Betracht. 

Während  (abgesehen  von  vereinzelten  selteneren  Befunden)  als 
Erreger  der  eiterigen  Meningitis  der  Staphylococcus  aureus,  der 
Streptococcus  pyogenes  und  der  FaÄNKKi.’sche  Pneumococcus  bekannt 
sind,  fand  SiOhi.kn  bei  einer  einen  Ueotyphus  complicirenden  Me- 
ningitis in  dem  eitrigen  Sekret  der  Meningen  lediglich  Typhusba- 
cillen; hier  wurde  man  also  nicht  nur  im  klinischen,  sondern  auch 
im  anatomischen  Sinne  von  einem  „Cerebraltyphus“  sprechen  können. 

Perl. 


J.  Comby,  P6ritonite  tuberculeuse  avec  ascite  considdrable.  — 

Guerison  spontanes  saus  Intervention  chirurgicale.  L’union  med. 

1893,  No.  54. 

Ein  9 Jahre  altes  Mädchen,  bei  der  schon  in  ihrer  frohesten 
Kindheit  der  Leib  stark  aufgetrieben  war,  wie  dies  bei  rachitischen 
Kindern  so  oft  beobachtet  wird,  litt  seit  einiger  Zeit  an  Respirations- 
beschwerden. Bei  der  Untersuchung  zeigte  sich  das  Abdomen 
ausserordentlich  stark  kugelförmig  aufgetrieben  und  fluctuirend. 
Trotz  des  starken  Ascites  konnte  man  noch  eine  nicht  unbedeutende 
Vergröfserung  sowohl  der  Milz  als  auch  der  Leber  constatiren. 
Die  Palpation  wurde  durchaus  nicht  schmerzhaft  empfunden.  Appetit 
ausserordentlich  gering,  auffallende  Blässe  der  Haut,  allgemeine 
Abmagerung.  Herz  und  Lunge  gesund,  Urin  normal.  Die  Diagnose 
lautete  auf  tuberculöse  Peritonitis.  Es  wurde  zuvörderst  ein  Ab- 
führmittel verschrieben  und  dann  Schwefelbäder  und  strenge  Milch- 
diät angeordnet.  Nach  einiger  Zeit  wurden  täglich  2 ctg  Calomel 
verordnet.  Ohne  dass  eine  wesentliche  Aenderung  in  dem  Befinden 
der  kleinen  Patientin  eingetreten  wäre,  verliefe  dieselbe  nach  einiger 
Zeit  das  Krankenhaus.  Ein  Jahr  später  kam  das  Kind  wiederum 
in  Behandlung.  Der  Ascites  war  gänzlich  geschwunden,  Leber 
und  Milz  hatten  wieder  ihre  natörliche  Gröfse.  Nur  die  Blässe 
der  Haut  war  noch  vorhanden.  — Dass  es  sich  in  der  That 
um  einen  spontan  geheilten  Fall  von  tuberkulösem  Ascites  ge- 
handelt hat,  bekräftigt  der  Umstand,  dass  ein  Bruder  der  Kleinen 
an  tuberkulöser  Meningitis  gestorben  war  und  der  Vater  an  Lungen- 
tuberculose  litt.  C.  Kosenthai. 


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744  Mvbim;,  Taylop,  Brissacd,  Jackson  u.  Rüssbli,  Prantois  No.  42 

1)  E.  Masing,  Ein  Fall  von  isolirtem  SehhOgeltumor.  Petersb.  med. 
Wochenschr.  1893,  No.  42. 

2)  Taylor,  A post  - gradual  lecture  on  intra  - cranial  tumours. 
t.anoet  1894,  20.  Jan. 

3)  E.  Bribsaud,  Diagnostic  d’une  tumeur  du  corps  restiforme.  — 
Autopsie.  Progr.  medic.  1894,  20.  Jan. 

4)  J.  H.  Jackson  u.  J.  S.  R.  Russell,  A clinical  study  of  a case 
of  cyst  of  the  cerebellutn.  British  Med.  Journ.  1894,  24.  Febr. 

5)  Prantois  u.  (1.  Etienne,  Sarcome  primitif  des  ventricules  du 
cerveau.  Arch.  de  Neurologie  1894,  Avril. 

1)  Es  handelt  sich  um  eine  15jährige  Patientin.  In  zwei  Mo- 

naten allm&liger  Beginn,  mit  Zittern  und  Schwäche  in  der  rechten 
Hand  und  im  rechten  Bein,  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Sprachstö- 
rungen und  Doppeltsehen.  Bei  der  ärztlichen  Exploratron  wird 
constatirt  rechts  Hemiparese  mit  Einschluss  des  Facialis  und  Hypo- 
glossus  und  der  Sensibilität;  links  Ptosis.  rechts  reflectorische  Licht- 
starre der  Pupillen,  alle  vom  Oculomotorius  versorgten  Bulbusmuskeln 
leicht  paretisch,  Gesichtsfeld  und  Augenhintergrund  frei,  Seh- 
schwäche (?)  Doppeltesten.  Die  Diagnose  wurde  auf  Tumor  im 
linkeo  Hirnschenkel  gestellt.  Pat.  ging  kurz  darauf  unter  Convul- 
sionen  im  Coma  zu  Grunde.  Die  Sektion  ergab  ein  Sarkom , das 
den  ganzen  linken  Thalamus  einnahm,  und  bis  an  die  Vierhögel 
heranreichte,  auch  den  Fufs  c imprimirte.  ausserdem  einen  sehr  be- 
trächtlichen Hydrocephalu-s  internus,  am  Boden  des  Aquaed.  Sylvii 
kleine  Extravasate.  Diese  sollen  die  Oculomotoriussymptome  er- 
klären. Die  Sensibilitätsstörungen  bezieht  der  Verf.  auf  die  Com- 
pression  des  Hirnschenkels  und  der  inneren  Kapsel.  Die  motori- 
schen Reizerscheinungen  als  SehhOgelsymptom  bestätigt  auch  der 
vorliegende  Fall.  Dagegen  ist  der  Mangel  eines  Gesichtsfeldsde- 
fectes  trotz  der  gänzlichen  Zerstörung  des  Pulvinars  dem  Verf. 
auffällig.*  M.  Brasch. 

2)  T.  bespricht  im  Anschluss  an  3 kurz  mitgeteilte  Fälle  von 
Hirntumor  die  allgemeine  Symptomatologie  der  Hirntumoren.  Die 
Combinatiou  von  Kopfschmerz,  Neuritis  optica  und  Erbrechen  fin- 
det sich  zuweilen  auch  bei  Meningitis  (tuberculosa  meist).  Der 
Kopfschmerz  bei  Kleinhirntumoren  ist  mitunter  ein  frontaler;  Ober- 
haupt ist  der  spontane  Kopfschmerz  fQr  die  Localisation  nicht  so 
zu  verwerten,  wie  die  Druckemptiudlichkeit  des  Schädeldachs.  Die 
Neuritis  optica  bei  Cerebellar-Tumoren  ist  zuweilen  mit  Hämor- 
rhagien  verbunden  und  iet  dann  leicht  mit  der  Retinitis  albuminu- 
rica zu  verwechseln.  Bei  langsam  wachsenden  Tumoren  können 
Kopfschmerz,  Erbrechen  und  Neuritis  fehlen.  Die  Patellarreflexe 
bei  Kleinhirntumoren  sind  bald  gesteigert,  bald  geschwunden. 

S.  Kalischer. 

3)  Eine  45jährige  Frau  fohlte  sich  seit  8 Jahren  matt,  klagte 
Ober  Kopf-  u.  Rockenschmerzen  und  Schwindel.  Der  Kopfschmerz 
kam  paroxysmal  und  safs  nach  dem  Nacken  hin.  Fortschreitende 
Taubheit  links.  Progressive  Sehschwäche  besonders  rechts.  Tic 


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No.  42. 


and  Etiennk,  Fälle  von  Hirntumor. 


745 


des  linken  Facialis  in  Anfällen  von  5 Minuten  etwa  2 Jahre  lang. 
Später  Schwäche  in  den  Beinen.  Complete  Anosmie  trat  hinzu. 
Die  Kopfschmerzen  stiegen  bis  zur  Unerträglichkeit,  1893  kam 
(Jedem  der  Beine  und  Dysurie  hinzu,  der  Gang  wurde  taumelnd, 
plötzlicher  Bewusstseinsverlust  ohne  localisirte  Krampferscheinungen 
von  1 stündiger  Dauer.  Den  Kopfschmerz  charakterisirt  der  Vor- 
tragende als  einen  explosiven.  Als  pathognomonisch  cerebellar  be- 
schreibt er  die  Haltung  mit  zurückgeworfenem  Kopf,  vorgestrecktem 
Knie,  unbeweglichen  Zügen  und  die  intercurreot  auftretenden  „atti- 
tudes  forcdes“  von  opisthotonischem  Charakter;  der  schwankende 
Gang  zeigte  alle  Kriterien  der  cerebellaren  GangstOrung.  Patellar- 
reflexe  erhalten,  keine  Zeichen  einer  Hemiplegie.  Doppelseitige 
Neuritis  optica,  des  öfteien  profuser  Speichelfluss.  Innere  Organe 
gesund. 

Die  Diagnose  wurde  auf  Läsion  des  linken  corp.  restiforme 
gestellt  mit  Zerstörungen  der  äusseren  8.  Wurzel  und  Reizung  des 
Facialis. 

Ein  längeres  anatomisch-physiologisches  Expos^  begründet  die- 
selbe. Es  wird  noch  hervorgerufen,  dass  ein  plötzlicher  Bewusst- 
seinsverlust ohne  Krämpfe  und  Schmerzensäusserungen  mit  schneller 
Respiratioris-  und  Herzlähmung  ein  „Ictus  cerebelleux'1  zu  nennen 
sei.  Die  Patientin  ging  in  diesem  Anfall  zu  Grunde. 

Die  Section  ergab  einen  Tumor,  die  das  corp  restif.  und  Cere- 
bellum  um  den  Austritt  des  rechten  n.  VIII.  herum  in  Mitleidenschaft 
zog.  Seiner  Natur  nach,  welche  mikroskopisch  noch  nicht  festge- 
stellt war,  schien  es  ein  Gliosarkom  zn  sein.  M.  Brasch. 

4)  Ein  30jähriger  Mann  litt  seit  3 Jahren  an  Kopfschmerz, 
Erbrechen,  Schwanken  beim  Gehen,  Schwindelanfällen,  bei  denen 
er  zweimal  umfiel  und  bewusstlos  war.  Der  Kopfschmerz  safs  erst 
an  der  Stirn,  dann  am  Hinterhaupt;  späterhin  trat  eine  Sehschw’äche 
hinzu;  es  bestand  beiderseits  Neuritis  optica;  bei  dem  Blick  nach 
den  Seiten  traten  nystagmusartige  Zuckungen  auf.  Die  Kniereflexe 
waren  gesteigert,  und  zwar  besonders  am  rechten  Bein,  das 
schwächer  war  als  das  linke.  Auffallend  war  eine  erhebliche  Pa- 
rese der  Rumpfmuskeln  (Bauch  und  Rücken)  bei  leidlich  gut  er- 
haltener Kraft  der  Extremitäten.  Der  Kranke  starb  an  einer  Re- 
spirationslähmung. Die  Section  erwies  einen  Tumor  und  eine  Cyste 
am  Dache  des  4.  Ventrikels,  welche  die  Seitenlappen  des  Kleinhirns 
einnehmen.  — Die  Seitenventrikel  waren  erweitert.  — Die  auf- 
fallende Lähmung  der  Rumpfmuskulatur  führen  die  Verff.  auf  eine 
directe  Ausfallserscheinung  der  Kleinhirnläsion  zurück,  ohne  dieselbe 
durch  Druck-  und  Fernwirkung  auf  die  Pyramidenbahn  deuten  zu 
wollen. 

5)  Ein  13jähriges  Mädchen  war  vor  10  Monaten  mit  frontalem 
Kopfschmerz,  Schwindel,  Sausen,  Erbrechen  und  Obstipation  er- 
krankt. Diese  Symptome  hielten  5 Tage  an  und  kehrten  seitdem 
wiederholt  wieder.  Seit  Geburt  bestand  ein  leichter  linksseitiger 
Strabismus.  Bei  der  Untersuchung  zeigte  die  Kranke  hochgradige 


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74G 


Lbwjn,  Ueber  Cysticercus  der  Haut. 


No.  42 


Abmagerung,  beiderseitigen  Strabismus  intemu9,  erweiterte  und  träge 
reagirende  Pupillen,  andauernde  Kopfschmerzen  und  Schwindelge- 
fühl,  Herabsetzung  der  Geruchsempfindung,  Incontinentia  urinae  et 
alvi  bei  gut  erhaltener  Intelligenz.  Einige  Monate  später  trat  eine 
zunehmende  Sehschwäche  resp.  Amaurose  ein,  die  Pupillen  wurden 
reactionslos,  die  Papillen  der  Sehnerven  wurden  atrophisch,  und 
eine  psychische  Exaltation  machte  sich  geltend.  Ueber  zunehmen- 
der Exaltation,  Abmagerung  und  Decubitus  trat  der  Tod  ca.  2 Jahre 
nach  Beginn  der  ersten  Symptome  des  Leidens  ein.  Die  Section 
erwies  weiche  gefäfsreiche  Tumormassen,  die  die  erweiterten  Seiten- 
ventrikel, die  Vorder-  und  Hinterhörner,  den  dritten  Ventrikel  und 
auch  die  Höhle  und  Wände  des  4.  Ventrikels  einnehmen.  Es  han- 
delte sich  um  ein  Sarcom  (&  cellules  embryonaires).  S.  Kalischer. 


G.  Lewin,  Ueber  Cysticercus  cellulosae  in  der  Haut  des  Menschen. 

Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVI.  S.  71  u.  217. 

Erst  nachdem  Verf.  1877  durch  eine  Arbeit  Ober  den  Cysti- 
cercus cellulosae  und  durch  Veröffentlichung  einer  Reihe  von  Fällen 
auf  die  Wichtigkeit  dieses  Befundes  aufmerksam  gemacht  hatte,  sind 
zahlreichere  casuistische  Mitteilungen  publicirt  worden.  Das  Vor- 
kommen des  Parasiten  in  der  Haut  ist  anscheinend  (genaue  An- 
gaben lassen  sich  hieröber  nicht  machen)  verhältnissmäfsig  nicht 
selten:  L.  selbst  hat  es  14  Mal  bei  Lebenden  constatiren  können. 
— Der  Cysticercus  cellulosae  ist  bekanntlich  der  Finnenzustand 
eines  im  Dünndarm  sich  aufhaltenden  Bandwurmes,  in  dessen  Eiern 
sich  die  zahlreichen  Embryonen  zum  künftigen  Cysticercus  befinden. 
Die  Infection  des  Menschen  mit  ihnen  kann  erfolgen  entweder  direkt 
durch  die  Eier  der  im  Darm  de9  Pat.  selbst  befindlichen  Taenie, 
oder  indirekt  durch  die  Eier,  welche  vom  Bandwurm  eines  anderen 
Individuums  herrühren.  Dass  auch  die  erstgenannte,  von  manchen 
Autoren  (Vibchuw)  bezweifelte  Infectionsart  vorkommt,  geht  schon 
daraus  hervor,  dass  Verf.  in  der  Litteratur  mehr  als  40  Fälle  ge- 
funden hat,  in  denen  die  Coincidenz  von  Taenia  solium  und  Cysti- 
cercus bei  demselben  Kranken  ausdrücklich  vermerkt  wird. 

Die  Cysticerk^n  der  Haut  machen  häufig  nur  ganz  unbedeu- 
tende Störungen,  können  aber  auch  Muskel-  und  andere  heftige 
Schmerzen,  Neuralgien,  Abgeschlagenheit  und  Müdigkeit  bei  Be- 
wegung der  befallenen  Teile,  Taubheitsgefühl  der  Hände  und 
sonstige  abnorme  Sensationen  veranlassen.  Auch  entzündliche  Er- 
scheinungen und  Abscedirungen,  sowie  Hämorrhagien  kommen  vor 
und  massenhafte  plötzliche  Einwanderung  der  Parasiten  in  Haut. 
Muskeln  und  Darm  scheinen  an  Cholera  erinnernde  Muskelkrämpfe 
und  Durchfälle  hervorrufen  zu  können. 

Die  Haut-Cysticerken,  welche  wohl  nur  sehr  selten  solitär  auf- 
treten,  können  sich  andererseits  zu  vielen  Hunderten  und  selbst  zu 
einigen  Tausenden  finden.  Sie  stellen  im  subcutanen  Gewebe 


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No.  42  Holländer, Ueber  die  vomMastdarm  ausgehenden  Geburtsstörungen.  747 


sitzende,  von  einer  bindegewebigen  Kapsel  umgebene,  verschiebbare, 
runde  oder  ovale,  glatte  Tumoren  dar,  die  je  nach  ihrer  mehr  oder 
weniger  oberflächlichen  Lage  Ober  das  Niveau  der  Haut  prominiren 
oder  nicht.  Sehr  characteristisch,  namentlich  Gummen  gegenüber, 
ist  ihre  nahezu  knorpelharte  Consistenz;  ihre  Gröfse,  gewöhnlich 
die  einer  Linse  bis  Haselnuss,  kann  intra  vilam  durch  allm&lige 
Verkalkung  ab-,  und  durch  Vermehrung  des  wässrigen  Inhalts, 
Verdickung  der  Kapsel  oder  auch  durch  selbstständiges  Wachstum 
des  Cysticercus  zunehmen. 

Die  Cysticerken  können  mit  Tumoren  jeglicher  Art,  wie  Fibro- 
men, Atheromen,  Neuromen,  Lymphdrösen  u.  s.  w.,  wo  entzündliche 
Erscheinungen  hinzutreten,  auch  mit  Furunkeln  und  Abscessen  ver- 
wechselt werden.  Die  Annahme,  dass  es  sich  um  Gummen  handelt, 
erscheint  bisweilen  um  so  plausibler,  als  durch  gleichzeitig  im  Ge- 
hirn vorhandene  Cysticercen  hervorgerufene  cerebrale  Symptome 
auch  für  syphylitische  gehalten  werden  können.  Mit  Sicherheit  ist 
die  Diagnose  des  Cysticercen  nur  durch  Exstirpation  zu  stellen, 
allenfalls  durch  Aussaugeu  mittelst  einer  PuAVAz’schen  Spritze, 
wenn  man  in  der  Flüssigkeit  einzelne  Hakenkränze  der  Parasiten 
findet. 

Auch  für  die  Diagnose  und  Therapie  der  Erkrankung  innerer 
Organe,  in  welchen  sich  die  Finnen  aussiedeln  und  wo  sie  Erschei- 
nungen der  mannigfachsten  Art  hervorrufen  können,  ist  der  Nach- 
weis von  Cysticercen  in  der  Haut  (oder  im  Auge)  oft  von  ent- 
scheidender Bedeutung.  So  ermöglicht  er  z.  B.,  wie  Verf.  an  einer 
Anzahl  von  Fällen  zeigt,  unter  Umständen  die  Wahrscheinlichkeits- 
diagnose der  relativ  häufigen  Gehirn-Cysticercen,  die  an  sich  einen 
bestimmten  Symptomencomplex  nicht  veranlassen  H.  Müller. 


E.  Holländer,  Ueber  die  vom  Mastdarm  ausgehenden  Geburts- 
etörungen.  Arch.  f.  Gyn.  XXIV.  S.  149. 

Nach  einer  kurzen  Besprechung  der  Fälle,  in  denen  durch 
Anhäufungen  von  gröfseren  Kothmassen  entweder  infolge  von  chro- 
nischer Verstopfung  oder  erworbenen  Stricturen  im  Rectum,  oder 
schliefslich  congenitaler  Anomalien  (Atreeia  ani  vaginalis)  ein  Ge- 
burtshinderniss  abgegeben  wird,  erwähnt  H.  noch  die  Fälle  von 
Proctocele  vaginalis  und  die  Verengerung  der  Vagina  durch  Fremd- 
körper im  Rectum,  welche  entweder  absichtlich  oder  durch  Zufall 
in  das  Rectum  gelangt  sein  können  und  geht  dann  zur  Besprechung 
der  Neoplasmen  im  Rectum  über,  welche  hindernd  auf  den  Ge- 
burtsverlauf einwirken  können. 

Die  gutartigen  Neubildungen  sind  sehr  selten.  Von  den  bös- 
artigen spielt  die  grösste  Rolle  das  Rectumcarcinom. 

H.  führt  nun  zunächst  einen  von  Fhkund  (Strafsburg)  beobach- 
teten und  operirten  Fall  an: 

Bei  der  32  Jahre  alten  Frau  M.  II.  II  para,  hatten  sich  seit 


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748 


Bbckmabn.  — Libblbin. 


No.  42 


dem  7-  Monat  starke  Darmbeschwerden  und  Kothabgang  per  vagi- 
nam  eingestellt.  Am  Ende  der  Gravidität  bei  Wehenantang  wurde 
sie  in  die  Strafeburger  Klinik  gebracht.  Es  fand  sich  ein  ziemlich 
festes  kraterförmiges  Carcinom  in  der  Mitte  der  Vagina,  welches 
nach  dieser  vom  Iiectum  her  perforirt  war.  Blase  stand  noch, 
Muttermund  im  Beginn  sich  zu  öffnen.  Da  die  Geburt  für  Mutter 
und  Kind  per  vias  naturales  nicht  ohne  Gefahr  war,  so  wird  der 
Kaiserschnitt  nach  alter  Methode  ausgeführt.  Kind  lebt.  Mutter 
wird  nach  3 Wochen  entlassen.  Auf  die  Radicaloperation  des  Mast- 
darmkrebses wollte  Patientin  nicht  eingehen. 

Nach  diesem  Fall  teilt  Ii.  noch  6 weitere  in  der  Litteratur 
veröffentlichte  Fälle  von  Rectumcarcinom  bei  Geburt  mit. 

Was  die  Therapie  anbetrifft,  so  ist  in  den  Fällen,  in  welchem 
der  Carcinomtumor  so  grofs  ist,  dass  die  Geburt  auf  natürlichem 
Wege  überhaupt  nicht  erfolgen  kann,  die'  absolute  Indication  zum 
Kaiserschnitt  gegeben.  — Ist  die  Geburt  bei  verkleinertem  Kinde 
möglich,  so  räth  er  dieselbe  nur  bei  abgestorbenem  Kinde  auszu- 
fflhren,  bei  lebendem  die  sectio  caesarea.  — Bei  unausgetragenem 
Kinde  kann  man  exspectativ  verfahren.  In  dem  LöRi.KiN’schen  Falle 
wurde  die  künstliche  Frühgeburt  eingeleitet  und  später  die  Total- 
exstirpation des  Rectumcarcinoms  ausgeführt.  W.  Schälein. 


W.  Beckmann,  Klinische  Untersuchungen  über  den  diagnostischen 
Wert  der  vermehrten  Indicanausscheidung  bei  Eiterungen.  Petersb. 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  28,  29. 

Von  25  gytiäkologischeo  Fällen  mit  Beckeneiteruog  zeigten  6 Termehrte  Indican- 
ausscheidung,  von  15  ohne  Eiterungen  2,  ein  sicherer  Zusammenhang  swischen  Eite- 
rung und  Indicanansscheidnng,  wie  ihn  andere  Autoren  angenommen  haben,  besteht 
also  nicht.  Yerf.  fasst  seine  Ansicht  dabin  zusammen,  dass  bis  jetzt  ausser  im  Darm 
noch  keine  Quelle  vermehrter  Indolbildung  nachgewiesen  ist.  Zwischen  Eiterung  und 
Indicanurie  besteht  kein  causaler  Zusammenhang,  es  kann  also  die  vermehrte  Indi- 
canausscheidung keinesfalls  fUr  die  Diagnose  eines  versteckten  Eiterheerdes  verwertet 
werden.  K.  Saiko»»ki. 


V.  Lieblein,  Die  Stickstoffausscheidung  nach  Leberverödung  beim 
Säugetier.  Arch.  f.  exp.  Path.  XXX.  S.  318. 

Die  nach  Hovmhstsb'i  Yerfahreu  (Infusion  von  verdünnter  Schwefelsäure  in  den 
Duct.  cboledoch  ) eingeleitete,  ausgedehnte  Leberverödung  beim  Hunde  hat  zwar  eine 
merkliche  Zunahme  der  Harnsäureausfubr  und  das  Auftreten  von  Carbaminsäure  zur 
Folge,  ändert  jedoch  das  relative  Yerhältniss  des  Ammoniaks  zum  Geaammt  - N und 
Harnstoff  (nach  Möhnfb  - Sjöqcibt  bestimmt)  entweder  gar  nicht  oder  nur  in  den 
letzten  Lebensstunden  (im  comatösen  Stadium)  im  Sinne  einer  geringen  Mehransscbei- 
dung  von  Ammoniak  und  zieht  schliefslich  den  Tod  nach  sieb,  ohne  dass  nor  mit 
Wahrscheinlichkeit  eine  Störung  der  Harnttoffbildung  und  eine  daran  sich  anschliefsende 
Anhäufuog  von  Ammoniak  oder  Carbaminsäure  als  Todesursache  angesehen  werden 
kann.  J.  Munk. 


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No.  42. 


WoOLLCOMBR.  — V.  d.  HaBST.  MüOBK. 


749 


yv.  L.  Woollcombe,  A cnse  of  Virchow’s  psammoma  of  the  pitu- 
itarv  body,  with  remarka  as  to  the  function  of  that  structure. 
Brit.  med.  Journ.  1894,  23.  Juni. 

Ein  II  jähriges  normal  entwickeltet  Mädchen  erkrankte  plötzlich  an  Kopfschmerz 
und  Abnahme  der  Sehkraft.  Schon  nach  8 Wochen  war  nie  beinahe  blind;  die  linke 
Pupille  gröfser  alt  die  rechte,  beide  tchwach  auf  Licht  reagirend,  bei  Accommodation 
atarr.  Angenhintergrund  normal.  1 Woche  darauf  wird  ttarke  geistige  Depression 
und  Apathie  komtatirt.  Beim  Geben  ermüdet  tie  leicht  Dat  Gewicht  nahm  schnell 
ab;  der  Appetit  fehlte  völlig.  Temperatur  tnbuormal.  Patellarreflexe  fehlen.  Weiter- 
bin entwickelte  eich  das  Bild  der  Opticus-Atrophie  mit  totaler  Blindheit  und  leichte 
Ptotie  des  rechten  oberen  Augenlidea.  Sie  magerte  tebr  schnell  ab  und  starb  nach 
5 Monaten. 

Die  Section  ergab  auf  der  Sella  turcica  einen  hübnereigrofxen  Tumor,  der  fest 
mit  dem  Periost  zusammenhing.  Das  Chiasma  nerror.  optic.  war  ganz  zerstört;  die 
Hirnhemispbären  waren  bei  Seite  gedrängt,  jedoch  nicht  von  der  Geschwulst  durch 
wachsen 

Der  Tumor  war  von  teile  weicher  teils  fibröser  Consistenz  und  enthielt  Kalkpar- 
tikel. Es  handelte  sich  am  ein  Psammom,  wie  sie  von  Vihcrow  als  von  der  Hypo- 
physe ausgehend  beschrieben  sind 

Depression  und  Apathie,  Muskelschwäche,  subnormale  Temperatur  in  Verbindung 
mit  den  übrigen  Symptomen,  die  auf  einen  Tumor  am  Chiama  binweisen,  erlauben  es, 
in  solchen  Fällen  die  Diagnose  auf  eine  Geschwulst  der  Hypophysis  cerebri  xu  stellen. 

M.  Kothrn&nn. 


Van  der  Harst  ,jr. , Een  geval  van  blaas-ruptuur  met  spontane 
genezing.  Weekbl.  van  bet  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1894,  I.  No.  G. 

Ein  14 jähriger  Knabe  stürzte,  als  er,  nm  seinen  starken  Urindrang  zu  befrie- 
digen, schnell  eine  Bodentreppe  herabeilte,  herunter  und  riss  im  Falleo  einen  mit 
Kohisamen  gefüllten  Eimer  mit  sieb,  der  ihn  oberhalb  der  Symphysis  pubis  traf.  Alt 
er  nun  Urin  lassen  wollte,  entleerte  er  nur  einige  Tropfen  Blut.  Mehrere  Stunden 
später  starke  Schmerzen  in  der  Blasengegend.  überall  tympanititcher  Schall.  Mit  dem 
Katheter  wurde  nur  ein  halber  Tbeelöffel  blutiger  Flüssigkeit  entleert.  Am  nächsten 
Morgen  fühlte  Patient,  dass  bei  Bewegung  seines  Körpert  sich  freie  Flüssigkeit  in  der 
Bauchhöhle  bewegte,  der  gesammte  Leib  war  furchtbar  schmerzhaft,  während  er  Tags 
zuvor  dies  nicht  gewesen;  starker  Meteorismus,  Temperatur  89".8.  Mit  Katheter,  der 
nun  liegen  blieb,  wurden  etwa  100g  stark  blutiger  Flüssigkeit  entleert.  Therapie; 
Vollkommene  Ruhe,  kalte  Umschläge,  Opium,  nur  gekochte  Milch.  Am  nächsten 
Tage  bedeutende  Besserung,  Temperatur  89*1,  in  der  Urinflasche  befand  sich  blutiger 
Urin.  Am  fünften  Tage  Urin  frei  von  Blut,  bei  tiefem  Eindruck  war  nur  noch  die 
Blasengegend  empfindlich,  Temperatur  normal.  Am  siebenten  Tage  hatte  der  Kranke 
von  selbst  Harn  gelassen;  der  Katheter  war  in  der  Nacht  vorher  vom  Vater  des 
Kranken  entfernt  worden.  14  Tage  nach  dem  Unfälle  vollkommene  Genesung. 

G*org«  Mejer. 


James  E.  Moore,  Treatment  of  fractures  concerning  the  elbow- 
joint.  Neww-York  med.  Record  1893,  Nov.  4. 

Zu  Gunsten  des  Gypsverbandes  ln  Estensionsstellung  Bei  der  Nachbehandlung 
bäh  Verf.  passive  Bewegungen  nur  ausnahmsweise  für  zulässig  und  demonstrirt  deren 
Schädlichkeit  an  deu  Olecranoo  - Brüchen.  Nach  Abnahme  des  Verbandes  soll  man 
vielmehr  active  Bewegung,  soweit  solche  möglich,  sofort  den  Patienten  gestatten. 

P.  GQterbork. 


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750  Hk89,Dibdkbichs.-Hahtmank.-Bkowh-Kkllt.-Bono»'.  - Kitasato.  No.42 


C.  Hess  und  C.  Diederichs,  Skmskopischc  Schuluntersuchunger. 

Arch.  f.  Aagonbeilk.  XXIX.  S.  1. 

VeriT.  untersuchten  auf  skiaskopischem  Wege  die  Refraction  von  3710  Auge: 
tod  Schulkindern  zwischen  dem  6 u.  14.  Lebensjahre,  darunter  waren  422  rayopniri 
Ton  denen  214  anisometrop.  Von  den  letzteren  hatten  eine  höhere  Myopie  aen  rechte: 
Auge  118,  am  linken  116.  Hypermetroplsch  waren  924,  gleiche  Hypermetropit 
batten  466,  Anisometropie  4i8.  285  waren  schwächer  hypermetropiscb  am  rechte: 

Auge,  228  am  linken.  Horstmar.*. 


A.  Hartman»,  Die  Mittelobrentzöndung  der  Säuglinge.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1894,  No.  26. 

ü.  konnte  die  vom  Rossel  (Cbl.  1 94,  No.  20)  bei  der  Section  tod  S&uglia?*n 
gemachte  Erfahrung,  dass  bei  mehr  als  75  pCt.  Mittelohrentzündung  besteht,  dnrcb 
die  Untersuchung  der  lebenden  Säuglinge  im  Institut  für  Infectionskrankbeiten  in 
Berlin  bestätigen.  Die  Erscheinungen  bestanden  in  Unruhe,  Temperatu t Steigerung, 
Gewichtsabnahme.  Bisweilen  waren  gar  keine  Erscheinungen  vorhanden.  Sehr  häu6g 
waren  die  Mittelohrentzündungen  mit  broncho- pneumonischen  Processen  combioirt  und 
Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  beide  Processe  durch  dieselbe  Ursache  (Aspi- 
ration) bedingt  sind.  t Hrhwaharh. 


Brown- Kelly,  The  trealment  of  certain  conditions  of  the  tonsil« 
by  means  of  a new  tonsil  punch.  The  Lancet  1894,  Joly  7. 

Für  diejenigen  Kille,  in  denen  es  nicht  möglich  ist,  die  ganze  Tonsille  za  ent- 
fernen, empfiehlt  Verf.  ein  Instrument  mit  dem  es  mügiich  ist,  kleine  Stücke  aas 
denselben  nach  vorheriger  Cocainisirong  fortzunehmen.  Vorher  bat  man  etwaige  Ver- 
bindungen der  Tonsille  mit  den  Gautnenbügen  zu  trennen.  Nach  der  Operation 
bestreicht  Verf.  die  Wuodflilche  mit  einer  3proc  Pyoktaninlüsung,  llsst  Eis  schlacken, 
antiseptische  und  adstringirende  Gurgelwasser  gebrauchen  und  Süuige  Nahrung. 

W,  Lubliosici. 


Bunge,  Zur  Aetiologie  der  Gaephlegmone.  Fortschr.  d.  Medicin  1894, 
XII.  No.  14. 

In  dem  von  B.  beschriebenen  Falle  handelte  es  sich  um  einen  34jlhr.  Tabiker, 
der  im  Anschluss  an  einen  Dekubitus  ein  entsündliches  Emphysem  der  Haut  bekam, 
das  den  ganzen  Rücken  einnahm  und  woran  er  starb.  Bei  der  Section  fand  sieh  die 
Rückenhant  derb  inHItrirt ; bei  Einschnitten  entleerte  sich  Eiter  und  viel  Gas  Mikros- 
kopisch uod  kulturell  fanden  sich  im  Eiter  und  Gewebe  Staphylococcen,  Streptococcen 
und  ein  hochrirulentes  bacterinm  coli  commune;  bei  Tieren  mit  diesen  Baeterien  Gat- 
phlegmone zu  erzeugen  gelang  B.  nicht.  ScheuH». 


Kitasato,  Der  Bacillus  der  Bubonenpest.  Wiener  med.  Blätter  1894, 
No.  35. 

Von  der  japan.  Regierung  war  eine  Kommission  nach  Hongkong  zur  Erforschung 
der  dort  seit  Mai  d J.  grassirenden  Pest  geschickt  worden,  welcher  auch  K.  ange- 
bürte.  Derselbe  berichtet  in  einem  Brief  an  die  Lancet  das  bisherige  Resultat  seiner 
Untersuchungen.  Danach  findet  sich  im  Blut  und  Boaboneneiter  der  Pestkranken 
und  Pestleichen  konstant  ein  Bacillus  in  reichlicher  Menge,  der  alle  Merkmale  das 
Hühnercbolerabacillus  besitzt;  er  färbt  sich  stark  an  beiden  Enden,  wichst  leicht  ssf 
künstlichen  Nährbfiden  und  ist  für  Mluse,  Ratten,  Meerschweinchen  und  Kaninchen 
pathogen.  K.  erwähnt  auch,  dass  in  Hongkong  gegenwärtig  zahlreiche  Mäuse  and 
Ratten  zu  Grnnde  geben  Sehenrlto. 


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No.  42. 


Wadb.  — Kbdo.  — Andribzbn. 


751 


«I.  P.  Wade,  The  hypodermic  injection  of  sulphate  of  magneeium 
ae  a purgative.  The  med.  and  surg.  Report.  1894,  S.  120. 

In  Fallen,  io  denen  die  Anwendung  von  Abführmitteln  per  os  ausgeschlossen  ist, 
wie  z.  B bei  Entsendungen  des  Verdauungskanals,  bei  Brechneigung,  bei  Schlingbe- 
schwerden, bei  Bewusstlosigkeit  u.  s.  w.,  empfiehlt  Verf.  die  subcutane  Injeotion  von 
Magnesium  solfuricom.  SV.  wandte  des  Mittel  in  dieser  Form  100  Mal  bei  46  Pat. 
an,  67  Mal  mit,  33  Mal  ohne  Erfolg.  53  Mal  erfolgte  eine,  zehn  Mal  zwei  und  4 
Mal  3 Entleerungen.  Vollständig  versagte  das  Mittel,  auch  in  grüfseren  Dosen,  nur 
bei  zwei  Patienten,  zwei  Melancholikern  mit  habitueller  Verstopfung,  die  fait  auf  kein 
AblUhrmitte!  reagirten.  In  zehn  Fallen  worden  Controllversucbe  mit  Darreichung  von 
Magnesium  snlfur.  per  os  Torgenommen,  die  zu  Gunsten  der  snbcutanen  Injection  aus- 
Aeten  Die  Entleerung  trat  nach  8 — 14  Stunden,  durchschnittlich  nach  7 Stunden 
ein;  die  Consistenz  der  Stühle  war  nicht  flüssig.  Unangenehme  Nebenwirkungen  wur- 
den nicht  beobachtet.  Zur  Verwendung  gelangto  eine  zweiprocent.  wässrige  Losung, 
die  Dosis  betrug  1.86  bis  4 5 gran.  Die  Injectionsatelle  war  der  linke  Oberarm,  in 
keinem  Falle  zeigte  sich  eine  locale  Reaction.  Eine  mitunter  auftretende  Verfärbung 
der  Haut  ging  schon  nach  kurzer  Zeit  zurück.  Die  subcutane  Anwendung  des  Mag- 
nesium sulfur.  wurde  schon  vor  mehr  als  zwanzig  Jahren  von  Luton  empfohlen,  kam 
aber  seitdem  ganz  in  Vergessenheit.  K.  Kronthal. 


W.  Krug,  Ueber  ROckgratsverkrömmungen  der  Schulkinder.  Jahr- 
buch f.  Kinderheilk.  XXXVII.  S.  145. 

Von  1418  untersuchten  Kindern  im  Alter  von  8 — 16’/,  Jahren  fand  Verf.  344 
mit  WirbelsaulenTerkrümmnngen  behaftet  (=  24pCt.),  und  zwar  procentisch  mehr 
Knaben  als  Mädchen  (.26  : 22  pCt.).  Nach  links  gerichtete  Abweichungen  fand  Verf. 
häufiger  als  rechtsseitige,  und  zwar  »teilte  sich  bei  Knaben  das  Verhaltniss  noch  weit 
mehr  als  bei  Mädchen  zu  Gunsten  der  linksseitigen  Scoliose.  Weder  AnSmie  noch 
Rachitis  bildeten  bei  den  untersuchten  Fallen  ein  wesentliches  Moment  iu  der  Aetio- 
Iogie.  Bei  etwa  43  aller  Kinder  liefs  sich  die  schiefe  Haltung  bei  den  Schularbeiten 
für  die  Entstehung  der  Scoliose  verantwortlich  machen.  Zum  Schluss  plAdirt  Verf. 
für  die  Anwendung  der  Steilschrift  in  den  Schulen.  Stadthsgen. 


W.  Lloyd  Andriezen,  The  Neuroglia  elements  in  the  human 
brain.  Reprinted  from  the  Brit.  Med.  Journ.  1893,  Juli  29. 

Der  Verf.  teilt  unter  Beibringung  von  Abbildungen  die  Resultate  seiner  mit  der 
Goim'scheu  Methode  angestellteo  Untersuchungen  mit.  Er  fand  zwei  Arten  von  Glia- 
zellen  (neuroglia  fibre  cells  and  protoptasmatic  glia  cell s)  die  ersteren  teilt  er  in  2 
Untergruppen  je  nachdem  sie,  in  der  obersten  Rindenschicht  gelegen,  den  einen  Teil 
• ihrer  Fortsatze  in  tangentialer  den  anderen  Teil  abwärts  in  radiärer  Richtung  ab- 
gaben  oder  im  Mark  selbst  anzutreffen  sind,  wo  sie  weihin  gehende  sternförmige  Fort- 
sätze zbgeben,  denen  gegenüber  der  ZellkSrper  ganz  in  den  Hintergrund  tritt.  Diese 
Untergruppen  Dennt  der  Autor:  Caudate  fibre  cells  und  Stellate  fibre  cells.  Der  zweite 
Hauptort  von  Qliazelleo  ist  in  der  grauen  Rinde  anzutrefifen.  Hier  pravalirt  da,  Ka- 
liber das  Zellleibs  gegenüber  den  Fortsätzen,  welche  relativ  dick  und  kurz  sind  und 
kleioe  aufgelagerte  Reiserchen  besitzen  Diese  Zellen  und  ihre  Fortsatze  haben  einen 
ptricellolareo  Lymphraum , welcher  zum  perivascuUren  Lymphraume  in  Beziehung 
tritt  — überhanpt  wird  die  Sonderstellung  dieser  Zellarten  durch  ihre  Verbindung 
> mit  dem  Lymph-  und  Blutgefäfsapparat  besonders  charakterisirt.  Auch  ihre  Entsteh- 
ung tus  dem  Mesoderm  haben  sie  mit  dem  Gefafsapparat  gemeinsam,  wahrend  die 
fibre  cells  aas  dem  Ectoderm  entstehen.  Sie  sind  es  auch , welche  bei  den  Scleroseo 
der  Nerveneubstanz  compeniatoriscb  in  Wucherung  und  Vermehrung  gerathen. 


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752 


Buccblm.  — Caspbb,  Samtbr.  — Mahtbrn. 


No.  42 


Uebrigeus  hat  der  Verf.  die  Goio.'sche  Methode  in  nicht  näher  bezeichneter  Weise 
inodificirt  zur  Anwendung  gebracht.  II.  Iirmsrn. 


V.  Burcelli,  Cocainisme  e delirio  cocainico.  Riv.  sper.  di  freniatr. 
1894,  XX.  Fase.  I. 

Bei  einem  25jährigen  Pat.  stellte  «ich  nach  Injection  von  0.05  Cocain,  zur  Lin- 
derung von  Zahnschmerzen  angewandt,  eine  bemerkenswerte  Euphorie  ein.  Wenn  aie 
auch  jener  nach  Morphiumgebrauch  ähnelte,  so  trat  sie  doch  viel  schneller  ein,  ander 
seits  war  sie  auch  von  kürzerer  Dauer.  Ausser  einer  Steigerung  der  intellectuellen 
Functionen,  welche  sich  in  der  schnelleren  Ferception,  dem  leichteren  associativeo 
Denken  kund  gab,  zeigte  sich  eine  Erhöhung  der  Willkürbeweguogen , so  dass  die 
Aehnlicbkeit  mit  der  Manie  frappant  wurde.  In  gleichem  Maase,  wie  die  Potenz  *b- 
nahrn.  steigerten  sich  die  erotischen  Begierden.  Pat  erhöhte  schliefslich  die  Dosis  der 
Injection  auf  1.65  Cocain,  welche  ein  ausgesprochenes  Delirium  zur  Folge  batte. 
Ballucinationen  und  Illusionen  wechselten  bunt  und  ihnen  gesellten  sieh  schliefslich 
Verfolgungsideen,  hauptsächlich  erotischer  Natur  hinzu.  In  diesem  deliranten  Zu- 
stande kann  es  schliefslich  zu  gewaltthätigeu  Handlungen  kommeo. 

Verf  schliefst  seinen  Artikel  mit  einer  kritischen  Würdigung  der  verschiedenen 
Entziehungskuren.  Planet. 


1)  L.  Casper,  Ueber  die  Wirkung  des  Alumnol  nuf  die  Gonorrhoe 
und  einige  andere  Erkrankungen  des  Tractus  uro-genitalis.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1893,  No.  13. 

2)  E.  Samter,  Ist  das  Alumnol  ein  Specificum  gegen  Gonorrhoe? 
(Aus  Dr.  P.isnkr’s  Poliklinik).  Ebenda. 

1)  Im  Widerspruch  mit  der  «ehr  lebhaften  Empfehlung  Chott,fm*s  (Cbl.  18D3, 

S.  84)  fand  C.,  dass  da«  Alumnol  bei  acutem  Tripper  nicht  besser  wirkt,  als  die  sonst 

gebräuchlichen  Mittel,  beim  chronischen  aber  dem  Argent.  intr.  entschieden  nachsteht 
Auch  bei  Epididymitis  gonorrhoica  und  Lymphadenitis  inguinalis  entsprechen  die  Er- 
fahrungen keineswegs  den  rege  gemachten  Erwartungen.  Dagegen  heilten  zwei 
Dlcera  mollia  schnell  unter  dem  Gebrauche  des  reinen  oder  mit  Amylutn  gemischten 
Alumnol. 

2)  Gleich  wenig  erfreuliche  Resultate  erzielte  S.  bei  12  bis  dahin  unbehandelten 

frischen  FAllen  von  Gonorrhoe.  Die  Gonococcen  verschwanden  nicht,  wie  Cbotzik 

angegeben  hatte,  aus  dem  Ausflüsse,  und  nachdem  die  Einspritzungen  4 Wochen  lang 
vergeblich  fortgesetzt  worden  waren,  musste  zu  einer  anderen  Behandlung  überge 
gangen  werden.  H.  Müller. 


G.  Narthen,  Beitrüge  zur  Kenntnis»  der  Kohlenoxydvergiftung. 

Vircb.  Arch.  1894,  Bd.  136,  S.  535. 

M.  beobachtete  in  5 Fällen  von  Koblenoxydvergiftong  regelmäßig  Temperatnr- 
Steigerung,  sowie  Erhöhung  des  Eiweilszerfalls.  Bei  der  Blutnnteriucbung  auf  CO 
ergab  die  Probe  von  Katatama  mehrfach  ein  positives  Resultat,  wo  die  anderen 
versagten.  In  einem  Falle  wurde  eine  bis  dahin  latente  Lungentuberoulose  durch  die 
Vergiftung  zu  schnellem  Fortschritt  gebracht  und  führte  io  weuigen  Monaten  zum  Tode 

Fr*  Stnuwroar  Q 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bern  har  dt  (Berlin  W. 
Französische  Strafte  21)  oder  an  die  Verlagshamllung  (Berlin  NW..  €6.  Unter  den  Linden)  erbeten. 


Verlag  von  August  Hlrechwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  am  ftrhlui»«« 
des  Jahrgangs  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de«  Jahrganges 
20  Hark;  su  beaiehen 
durch  alle  BuehhandJan- 
gen  und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 
redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  **.  Oktober.  No.  43. 


Inlinlt!  Scbrrk,  Zuckergehalt  des  Blotes  nach  BlatentxiehoDgen.  — Bsnoix, 
Einfluss  der  Massage  auf  den  Stoffwechsel.  — Baiiii,  Aufbewahrung  tob  Harnsedi- 
menten — Rupprbcrt,  Statiatik  bei  Erkrankungen  der  Brustdrüse.  — Homuiis, 
Tenotomie  des  Tensor  tympani.  — Jasbrr,  Eröffnung  der  Nebenhöhlen  der  Nase 
hei  Eiternogen.  — Hirse,  Ueber  Pneumaturie.  — Pawihski,  Zur  Kenntnis»  der 
Mitralstenose.  — Gcssrrbaurr,  Znr  Casnistik  der  Pankreascyiten.  — Baan,  Prl, 
Falle  tod  traumatischer  Neorose.  — Sarbo,  Schaff««,  Veränderungen  des  Rücken- 
marks dnreh  Gifte.  — Hocbsimorr,  Sypilis  congenita  and  Tobercnlase.  — Biddib, 
Oeber  Eclampsie. 

Fiat,  Einfluss  der  Temperatur  auf  die  Entwicklnng  des  Hühnereies.  — Rup- 
psl,  Chemische  Untersuchnng  eines  Lipoms.  — Moiciui),  Untersuchung  ron 
Harnsteinen.  — Rirrirt,  Ueber  Eetterobolie.  — Laisubr,  Zur  Casnistik  der  Li- 
pome. — Co ls,  Ueber  Schädelfracturen.  — Stbaur,  Tuberkelbacillen  in  der  Nasen- 
höhle Gesunder.  — Mairbt  und  Bose,  Ueber  die  Giftigkeit  des  Blutserums.  — 
Bcnoä,  Färbung  der  Geifseln  von  Bakterien.  — Moess.  Verhalten  des  Blntdruckes 
im  Fieber  — Hbkrio,  Das  Asthma  thymienm.  — Strpari,  Zur  Kenntnis*  des 
BAros  bei  Geisteskranken.  — Bouhrivilli,  Ueber  die  Idiotie  bei  Kindern.  — 
Fixosr,  Natur  des  weichen  Schankers.  — Kollmars,  Photographie  des  Harn- 
n'lhreninneren.  — DOdbrlbin,  Zur  Technik  der  Laparotomie.  — Pisabii,  Ovario 
tomie  bei  chronischer  puerperaler  Septicäroie. 


F.  Schenk,  Ueber  (len  Zuckergehalt  des  Blutes  nach  Blutentzieh- 
ungen (nach  Versuchen  von  Ghossk-Lkuk,  Eiikl.,  Kahr). 

Im  Mittel  von  6 Versuchen  fand  Verf.  den  Zuckergehalt  des 
dem  lebenden  Kaninchen  entzogenen  Blutes  = 0.108  pCt.,  den 
Zuckergehalt  einer  zweiten,  10  bis  15  Minuten  später  entzogenen 
Blutportion  0.175,  also  0.067  pCt.  höher,  in  Bestätigung  gleichsin- 
niger Angaben  von  CI.  Bkknahu  und  v.  Mkki.su.  Dieses  Verhältniss 
blieb  unverändert,  wenn  vor  der  ersten  Blutentziehung  oder  zwischen 
der  ersten  und  zweiten  die  Bauchhöhle  eröffnet  wurde,  nur  waren 
die  Zahlen  fftr  den  Zuckergehalt  der  ersten  Blutportion  höhere. 
Hieraus  geht  hervor,  dass  Schlussfolgerungen  hber  die  Zuckcrbil- 
dung  in  der  Leber,  wie  sie  Skkukn  aus  vivisectorischen  Versuchen 

XXXII.  Jahrgang.  48 


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754  Bbndix,  Einfluss  der  Massage  auf  den  Stoffwechsel.  No.  43 

gezogen,  gerechtfertigten  Bedenken  unterliegen.  Die  Zunahme  des 
Zuckers  in  der  2.  Portion  zeigt  sich  nicht,  wenn  die  zweite  Blut- 
portion sofort  oder  wenn!  sie  eret  nach  2 Stunden  entzogen 
wird.  Die  Vermehrung  des  Zuckers  braucht  also  Zeit  zur  Aus- 
bildung und  geht  in  einiger  Zeit  wieder  vorüber.  Was  die  Quelle 
dieses  Zuckers  betrifft,  so  lag  die  Vermuthung  nabe,  dass  er  aus 
der  Leber  stammen  möchte.  Um  dieselbe  zu  prüfen,  wurde  bei 
Kaninchen  nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  die  Leber  gänzlich  aus 
dem  Kreislauf  ausgeschaltet  (durch  Unterbindung  eämmtlicber  Ge- 
fäfse),  dann  wie  gewöhnlich  verfahren:  in  der  That  zeigte  sich  nun 
der  Zuckergehalt  in  der  2.  Blutportion  nicht  gesteigert,  sondern 
vermindert:  im  Mittel  von  4 Versuchen  enthielten  100  ccm  Blut 
0.031  weniger,  wie  vorher.  In  einem  Versuch,  in  welchem  ein 
Leberlappen  der  Unterbindung  entgangen  war,  fand  sich  die  ge- 
wöhnliche Steigerung.  Um  festzusteslen,  ob  vielleicht  das  Glycogen 
das  Material  für  die  Zuckerbildung  abgäbe,  was  von  vornherein 
wahrscheinlich  war,  wurden  die  Versuche  an  Hungerkaninchen  an- 
gestellt: die  Zunahme  des  Zuckers  war  nunmehr  sehr  unbedeutend, 
nämlich  im  Mittel  von  8 Versuchen  0 011  für  lOOccm  Blut.  In  5 Fällen 
überzeugte  sich  Verf.,  dass  die  Leber  der  Hungertiere  glycogenfrei 
war.  Zur  Untersuchung  auf  Glycogen  diente  die  gewöhnlich  geübte 
Methode  (Kölz-Bküoke),  mit  der  Abweichung,  dass  statt  Kalium- 
quecksilberjodid Qecksilberchlorid  angewendet  wurde. 

Nach  Versuchen  von  Ransom  behindert  eingegebenes  Glycerin 
beim  lebenden  Tier  die  Bildung  von  Zucker  aus  Glycogen  in  der 
Leber.  Daraufhin  wurde  der  Versuch  gemacht,  ob  die  Steigerung 
des  Zuckergehaltes  des  Blutes  bei  solchen  Tieren  ausbleibt,  welchen 
vorher  Glycerin  in  den  Magen  eingegeben  ist.  Es  zeigte  sich,  dass 
Glycerin  jedenfalls  keinen  wesentlichen  Einfluss  hat.  Die  Steigerung 
des  Zuckergehaltes  war  nur  unbedeutend  geringer,  wie  in  der 
früheren  Versuchen.  Eine  zweite  Substanz,  welche  nach  Röhmann 
eine  Vermehrung  des  Glycogens  in  der  Leber  bewirkt,  die  nach 
Nkumkistkr  auf  Hemmung  der  Zuckerbildung  beruhen  soll,  ist  das 
kohlensaure  Ammoniak.  Verf.  fand  bei  solchen  Tieren,  welche 
Ammoniumcarbonat  bekommen  hatten,  den  Zuckergehalt  des  Blut« 
überhaupt  bedeutend  erhöht,  die  Differenz  zwischen  der  ersten  und 
zweiten  Portion  war  ähnlich,  wie  in  den  früheren  Versuchen. 

E.  Salkowski, 


B.  Bendix,  Der  Einfluss  der  Massage  auf  den  Stoffwechsel  des 
gesunden  Menschen.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XXV.  S.  303. 

Da,  wie  Verff.  nachweist,  die  bisherigen  Untersuchungen  zu 
sichern  Resultaten  nicht  geführt  haben,  z.  Th.  weil  dieselben  die 
bei  Stoffwechselversuchen  nötigen  Cauteleu  nicht  genügend  beachtet 
haben,  hat  Verf.  zwei  Erwachsene  und  ein  Kind  auf  konstante  Diät 
(Fleisch,  Brod,  Reis,  Butter,  Zucker  resp.  Milch,  Brod,  Chocolade), 


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No.  43.  Habris,  Aufbewahrung  von  Harnsedimenten.  755 

deren  N-Gehalt  jedesmal  durch  die  Analyse  festgestellt  wurde,  ge- 
setzt und,  nachdem  Gleichförmigkeit  in  der  N-Ausscheidung  einge- 
treten war,  3 bis  8 Tage  hinter  einander  je  */«  Stunden  lang  mas- 
siren  lassen;  eine  Nachperiode  ohne  Massage  beschloss  die  Reihe. 
In  der  Massageperiode  stieg  die  Harnmenge  gegen  die  Vorperiode 
um  12— 60pCt.,  die  N- Ausfuhr  durch  den  Harn  um  10  — 15  pCt. 
an.  In  der  Nachperiode  sank  die  Harnmenge  und  der  Harn-N  nicht 
Bofort  ab,  es  bedurfte  2 — 5 Tage,  um  die  Werte  der  Vorperiode 
wieder  zu  erreichen;  es  übt  also  die  Massage  noch  eine  erhebliche 
Nachwirkung  aus,  die  um  so  kürzer  dauert,  je  mehr  Massageperio- 
den eingeschaltet  werden,  und  um  so  länger,  je  jünger  die  Ver- 
suchsperson; bei  dem  2 '/2jährigen  Kind  dauerte  es  bis  zum  Ab- 
klingen der  Nachwirkung  8 Tage.  Mit  Bum  muss  man  annehmen, 
dass  durch  die  Massagemanipulationen  aus  den  Muskeln  Stoffe  in 
den  allgemeinen  Kreislauf  übergeführt  werden,  welche  diuretisch 
wirken  und  den  Eiweifszerfall  steigern.  — Bei  dem  Kinde  wurde 
während  der  Massageperiode  nur  */a  so  viel  Fett  mit  dem  Koth 
ausgestofsen,  als  in  der  Vorperiode,  was  für  eine  Verbesserung  der 
Fettresorption  durch  die  Massage  (direkte  mechanische  Ein- 
wirkung auf  das  Abdomen  bei  der  Baucbmassage,  vielleicht  auch 
dadurch  vermehrte  Absonderung  der  Verdauungssäfte)  spricht,  da- 
gegen war  die  N-Ausscheidung  durch  den  Koth  ein  wenig  gröfser 
als  in  der  Vorperiode,  wahrscheinlich  infolge  reichlicherer  Abschei- 
dung der  Verdauungssäfte  während  der  Massage.  J.  Mank. 


Th.  Harris,  A method  of  collecting  and  preserving  urinary  casts 
and  other  organic  urinary  Sediments.  British  med.  Journ.  1894, 
23.  Jtini. 

Um  organische  Urinsedimente  längere  Zeit  konserviren  zu  kön- 
nen, behandelt  Verf.  dieselben  mit  folgender  Lösung:  Kaliumacetat 
60  g,  Chloroform  10  ccm,  Aqu.  dest.  1000  ccm.  Die  Lösung  wird 
dargestellt,  indem  das  Kaliumacetat  mit  wenig  Waseer  gelöst  und 
filtrirt  wird,  dann  das  Chloroform  hinzugefügt,  und  die  Mischung 
mit  '/,  Liter  Wasser  ordentlich  durcbgeschüttelt  wird.  Dann  wird 
der  Reet  Wasser  hinzugegoesen , die  Lösung  nochmals  geschüttelt 
und  12  Stunden  stehen  gelassen.  Alsdann  befindet  sich  über  dem 
zu  Boden  gesunkenen  überschüssigem  Chloroform  die  zum  Gebrauch 
fertige  Lösung.  Dieselbe  wird  nun  in  eine  längliche  Glasröhre, 
die  nach  unten  spitz  ausläuft  und  am  untersten  Ende  eine  kapillare 
Oeflnung  besitzt,  unter  Verschluss  der  letzteren  mit  dem  Finger  bis 
fast  zum  oberen  Rand  gefüllt,  um!  dann  1 — 2 ccm  eines  durch 
blofses  Stehen  oder  Centrifugiren  gewonnenen  Harnsediments  hinzu- 
gethan.  Darauf  wird  die  Röhre  bis  zum  Rand  mit  der  Konser- 
virungsflüssigkeit  gefüllt  und  mit  einem  langen  Gummipropfen  ver- 
schlossen, 12  Stunden  in  senkrechter  Stellung  aufgehängt.  Nach 
dieser  Zeit  hat  sich  das  Harnsediment  durch  die  Konservirungs- 

48* 


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756  Rüppbecht,  Statistik  bei  Erkrankungen  der  Brustdrüse.  No.  43 

flüesigkeit  hindurch  an  dem  unteren  spitzen  Ende  angesammelt  und 
kann  durch  Druck  auf  den  Gummipropfen  durch  die  kapillare  Oeff- 
nung  tropfenweise  entfernt  werden.  Auf  dem  Objektträger  hält  es 
sich  dann  eingelackt  lange  Zeit.  Veränderungen  erleiden  dabei 
die  roten  Blutkörperchen,  die  leicht  entfärbt  werden,  und  vereinzelte 
Granula  und  Fetttröpfchen.  Im  Uebrigen  sind  die  organischer 
Elemente  des  Sediments  vorzöglioh  konservirt;  von  den  anorganischer; 
werden  die  Phosphat-  und  Harnsäure- Krystalle  durch  das  Kalium- 
acetat  aufgelöst,  während  die  Krystalle  des  oxalsauren  Kalks  gut 
erhalten  bleiben.  U.  Rothmann. 


P.  Rupprecht,  Bericht  über  die  in  dem  10jährigen  Zeiträume 
vom  1.  Januar  1882  bis  1.  Febr.  1892  in  der  Diaconissen  - An- 
stalt beobachteten  Erkrankungen  der  Brustdrüse.  Jahresber.  d.  Ges. 
f.  Natur-  u.  Ileilk.  in  Dresden  1892/93,  S.  106. 

Von  235  Fällen  betrafen  1 eine  angeborne  Missbildung,  30 
Verletzungen  (darunter  6 frische),  9 Erkrankungen  der  Warze,  16 
Secretionsstörungen,  eine  Entwickelungsstörung,  2 Neuralgien,  21 
Infectionen  und  155  Geschwülste.  Nur  7 Patt,  waren  Männer 
(darunter  1 Fall  von  Mastitis,  1 Fall  von  Carcinom  und  4 Fälle 
anderweitiger  Geschwülste),  nur  zwei  Kinder  (eine  eiterige  Mas- 
titis und  1 Angiom),  20  standen  in  der  Pubertätsentwickelung 
(1  Hypertrophie  und  19  Adenofibrome).  Bis  zum  35.  Jahre  waren 
8 pCt.  Fälle  von  Mastitis  lactantium  zu  zählen,  von  da  an  über- 
wiegen noch  mehr  die  Geschwülste,  nämlich  mit  132  Fällen,  da- 
runter 108  Carcinome.  Im  Ganzen  beträgt  letztere  Ziffer  von  155 
Mamma-Geschwülsten  Erwachsener  ca.  J/s  und  ist  der  Brustkrebs 
in  dem  Beobachtungsmaterial  Verf.’s  der  häufigste  aller  Krebse 
überhaupt.  Hierzu  knm  noch  1 Fall  von  Krebs  in  einem  aberriren- 
den  Lappen  der  Brustdrüse.  — Von  den  155  Geschwülsten 
waren  7 histioide  Geschwülste,  nämlich  1 Angiom  bei  einem 
Kinde,  3 melanotische  Sarcome  bei  einem  Mädchen  und  bei 
2 älteren  Männern  und  3 Lipome  bei  älteren  Frauen.  Von  den 
übrigen  148.  organoiden  Tumoren  waren  19  abgekapselte  Adeno- 
Fibrome  und  129  infiltrirte  Neubildungen,  nämlich  21  Cyst- 
adenome  und  108  Carcinome.  Von  den  19  Patt,  mit  Adenofibrom 
war  keiner  über  40,  die  meisten  18—70  Jahre  alt;  3 Mal  fand  in- 
folge eines  während  der  Lactation  erlittenen  Traumas  eine  Umwand- 
lung in  Adenosarcom  statt  und  erforderten  diese  sehr  umfangreiche 
Geschwülste  Amputatio  mammae,  welche  indessen  in  den  letzten  bei- 
den Fällen  ohne  Ausräumung  der  Achselhöhle  stattfand.  Die  betr. 
Frauen  waren  nach  9 — 11  Jahren  noch  recidivfrei. — Die  21  Fälle 
von  Cystadenom  betrafen  unverheiratete  oder  kinderarme  Frauen, 
die  nie  regelrecht  gestillt  und  das  35.  Lebensjahr  überschritten 
hatten,  obschon  die  ersten  Anfänge  der  Geschwulst  viel  weiter  zu- 
rückdatirten.  Die  Form  des  Cystadenoms  war  8 Mal  die  des  Milch- 


-v 


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No.  43. 


Hoffman»,  Tenotomie  des  Tensor  tympani. 


757 


gangs-Cystenadenom  und  zwar  handelte  es  sich  4 Mal  um  harte 
Knoten,  4 Mal  um  fluctuirende  Cysten.  Bei  6 Patt,  konnte  2 bis 
8 Jahre  post  operationem  Recidivfreiheit  constatirt  werden.  2 hatten 
örtliche  Rückfälle,  aber  keine  Metastasen.  Während  diese  Tumoren 
stets  einseitig  sind,  trat  das  diffuse  indurative  Cystadeuom 
(„Mastitis  interstitialis**)  stets  doppelseitig  auf,  4 Mal  war  ausser- 
dem die  eine  Brust  Sitz  eines  Krebses.  Operirt  wurden  1 1 Patt, 
(darunter  1 doppelseitig),  anfänglich  mit,  später  ohne  Ausräumung 
der  Axilla.  Nur  1 Mal  trat  ein  kleines  örtliches  Recidiv  auf.  — 
Von  den  108  Brustkrebsen  waren  3 Fälle  von  Ulcus  rodens  der 
Warzen,  2 Milchgangs-Zottenkrebse,  3 sog.  acinöse  oder  tuberöse 
Krebse,  3 Gallertkrebse  und  97  sog.  infiltrirte  Krebse,  darunter  12 
schrumpfende  Scirrhen.  Nur  1 Mal  bestand  keine  Verwachsung 
des  Knotens  mit  der  Haut,  und  es  begann  die  Krankheit  stets  mit 
einer  kleinen  harten  Stelle,  die  keinerlei  Schmerz  oder  Beschwerden 
erzeugte.  Die  Krankheitsdauer  betrug  im  Mittel  2 — 2'/,  Jahren 
bis  zum  Tod,  beim  schrumpfenden  Krebs,  der  meist  ältere  Frauen 
betraf,  mehr,  bis  zu  23  Jahren,  in  ca.  8.3  pCt.  der  Fälle  aber  viel 
weniger,  1 — 6 Monate,  und  handelte  es  sich  bei  diesen  meist  um 
jüngere  Patt.,  4 Mal  um  schwangere  oder  säugende  Frauen.  Die 
allgemeinen  ätiologischen  Verhältnisse  boten  nichts  Besonderes,  un- 
ter den  108  Fällen  war  nur  1 Mann.  Inoperabel  waren  8 Fälle; 
von  4 anderen  ebenfalls  eigentlich  zurückzuweisenden  Operirten 
starben  zwei  2 — 6 Wochen  nach  der  Operation  an  Collaps  infolge 
brauner  Herzinduration’,  zwei  an  vorher  nicht  erkennbaren  Meta- 
stasen, Die  im  Ganzen  125  Mal  verrichtete  Amputatio  mam- 
mae  betraf  25  gutartige  Geschwülste,  von  denen  bei  19  nicht  die 
Axilla  ausgeräumt  wurde,  und  100  Krebse,  alle  mit  Ausräumung 
der  Axilla.  Es  starben  im  Ganzen  5 und  zwar  2 an  brauner  Herz- 
induration und  3 an  Sepsis  (in  den  ersten  beiden  Berichtsjahren). 
Bezüglich  der  Recidive  kommen  90  wegen  Krebs  Operirte  in  Be- 
tracht mit  einer  Recidivsterblichkeit  von  56  (62pCt.),  während  8 an 
interkurrenten  Leiden  starben  und  26  noch  6 Monate  nach  Ab- 
schluss des  Berichtes  gesund  waren.  Zieht  män  die  innerhalb  der 
letzten  3 Jahren  Operirten  ab,  so  bleiben  von  70  15  (21.4  pCt.) 
seit  3 Jahren  recidivfreie  Frauen.  P.  Güterbock. 


R.  Hoffmann,  Zur  Tenotomie  des  Tensor  tympani  bei  chronischer 
Mittelohreiterung.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  XXXVI.  S.  271.  XXXVII.  S.  1. 

Auf  Grund  der  in  Kksskl’s  Klinik  an  30  einschlägigen  Fällen 
gemachten  Erfahrungen  empfiehlt  H.  aufs  Neue  die  bereits  früher 
von  Kksski,  selbst  angerathene  Tenotomie  des  Tensor  tympani  (Cbl. 
1888,  S.  477)  bei  chronischen  Mittelohreiterungen  mit  Perforation 
am  Lichtkegel  (nieren-  und  herzförmige  Perforation).  Von  20 
Fällen,  bei  denen  der  Erfolg  später  (1 — 5 Jahre  nach  der  Opera- 
tion) controllirt  werden  konnte,  hat  in  8 Fällen  die  Eiterung  sistirt, 


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758  Jansbn,  Eröffnung  der  Nebenhöhlen  der  Nase  bei  Eiterungen.  No.  43 

in  12  Fällen  sind  neue  Entzündungen  aufgetreten;  als  vertu uthlicb« 
Ursache  waren  in  diesen  letzteren,  mit  einer  Ausnahme,  Complica- 
tionen  von  Seiten  der  Nase  zu  constatiren.  Da  nur  subjective  Em- 
pfindungen vorhanden  waren,  (5  Fälle)  sind  dieselben,  einen  Fall 
ausgenommen,  geschwunden.  Die  Hörfähigkeit,  soweit  sie  auf  me- 
chanische Ursachen  zurückzuführen  war,  wurde  in  3 Fällen  ge- 
bessert, 9 Mal  blieb  sie  im  Wesentlichen  unverändert,  bei  8 Patt, 
fand  sich  dieselbe  zur  Zeit  der  Untersuchung  verschlechtert 
Schlielslich  betont  Verf.,  dass  diese  Behandlungsmethode  die  wich- 
tige klinische  Thatsache  gelehrt  habe,  dass  länger  bestehende  Per- 
forationen am  unteren  Ende  des  Hammergriffes  im  ausgesprochenen 
Gegensätze  zu  denjenigen  am  oberen  Ende  desselben  stehen.  Die 
letzten  seien  fast  ausnahmslos  Erscheinungen  der  Caries  der  Gehör- 
knöchelchen, die  ersteren  die  Folge  einer  einfachen,  nicht  compli- 
cirten  Otorrhoe.  Schwabach. 


Jansen,  Zur  Eröffnung  der  Nebenhöhlen  der  Nase  bei  chronischer 
Eiterung.  Fränkel’s  Archiv  I.  U.  2. 

Die  Behandlung  der  chronischen  Empyeme  der  Nebenhöhlen 
der  Nase  gehört  zu  den  undankbarsten  Aufgaben,  nicht  nur  wegen 
der  schweren  Heilbarkeit,  sondern  auch  det  Mittel  und  Wege,  mit 
denen  diese  erstrebt  wird.  Die  Mehrzahl  trotzt  aller  Behandlung 
und  erfordert  auch  sonst  Jahre  lange  Geduld.  Verf.  sucht  bei  Be- 
handlung der  chronischen  Empyeme  der  Kieferhöhle  durch  eine 
breite  Oeffnung  in  der  vorderen  Wand  alles  Kranke  zu  entfernen, 
die  Oeffnung  während  der  ganzen  Behandlung  weit  offen  zu  halten 
und  Bedingungen  zu  schaffen,  dass  der  Kranke  die  Nachbehandlung 
z.  Th.  selbst  vornehmen  kann.  Zur  Ausheilung  waren  nicht  selten 
2 Jahre  und  mehr  erforderlich.  Günstiger  für  die  Ausheilung  liegt 
das  Empyem  der  Stirnhöhle,  deren  Eröffnung  notwendig  wird  beim 
Bestehen  andauernder  Kopfschmerzen,  oder  ohne  Schmerzen  beim 
Vorhandensein  eines  sehr  reichlichen,  besonders  fötiden  Eiteraus- 
fljsses.  Da  die  Empyeme  des  Sin.  front,  wegen  des  allseitig  starr- 
wandigen  Charakters  der  Höhle  und  der  so  gewöhnlichen  Kompli- 
cation  mit  Empyem  des  Siebbeins  schwer  heilbar  sind,  so  muss  man 
die  untere  Wand  der  Stirnhöhle  in  toto  fortnehmen,  was  den  Pat. 
wenig  oder  gar  nicht  entstellt.  Alsdann  hat  man  meist  die  Aus- 
schabung des  Siebbeins  mit  Fortnahme  der  nasalen  unteren  und  der 
orbitalen  Wand  anzuschliefsen,  wodurch  eine  breite  Drainage  nach 
der  Nase  hergestellt  wird.  Man  kann  bei  diesem  Verfahren  sich 
auch  von  der  Beschaffenheit  der  Kiefer  und  Keilbeinhöhle  unter- 
richten und  ev.  gegen  deren  Erkrankung  operativ  Vorgehen;  ge- 
wöhnlich sind  bei  den  exquisit  chronischen  Empyemen  combinirte 
Eiterungen  vorhanden.  Bei  Anwendung  dieses  Verfahrens  hat  Verf. 
vier  Kranke  zur  Heilung  gebracht.  W.  Lublinski. 


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No.43.  Hk.tsk,  Geber  Pneumaturie.—  Pawikski,  Kenntniss  d.  Mitralstenose.  759 

Heyse,  öeber  Pneumaturie,  hervorgerufen  durch  bacterium  lactie 
aßrogenes  und  Ober  pathologische  Gasbildung  im  tierischen  Or- 
ganismus. Zeitsohr.  f.  klin.  Med.  1894,  XXIV.  S.  130. 

Ein  auf  der  I.  med.  Klinik  io  Berlin  beobachteter  Fall  von 
I?neumaturie  gab  H.  Gelegenheit,  sich  eingehender  mit  dem  Stu- 
dium dieser  Erscheinung  zu  beschäftigen.  Er  beginnt  mit  einer 
„ Geschichte  der  Pneumaturie"  und  den  bisherigen  Befunden  gas- 
bildender Bacterien  im  Harn;  es  ist  hervorzuheben,  dass  abgesehen 
vom  Hefepilz  ein  bestimmter  Mikroorganismus  als  Ursache  der 
Grasbildung  im  noch  nicht  gelassenen  Harn  bis  jetzt  nicht  beschrie- 
ben wurde. 

Der  erwähnte  Fall  betraf  ein  Mädchen,  dass  an  einer  voll- 
kommenen Paraplegie  der  Unterextremitäten  mit  Blasen-  und  Mast- 
darmlähmung litt  und  katheterisirt  werden  musste;  nach  4 Tagen 
entstand  eine  Cystitis  und  wieder  4 Tage  darauf,  fand  sich  morgens 
die  Blase  stark  ausgedehnt  und  tympanitisch,  beim  Katheterisiren 
kamen  nach  wenigen  Tropfen  Urin  unter  polterndem  Geräusch  zahl- 
reiche Luftblasen.  Durch  die  Therapie,  welche  in  Borsäureausspü- 
lungen bestand,  konnte  die  Pneumaturie  nicht  entfernt  werden,  nach 
2 Monaten  starb  die  Patientin  an  ihrer  Rückenmarkserkrankung. 

Aus  dem  Urin  züchtete  Verf.  zwei  Kokkenarten  und  ein  die 
Gelatine  nicht  verflüssigendes  Stäbchen,  das  er  als  den  Bacillus 
lactis  aßrogenes  erkannte.  In  hohen  Agar-  oder  Gelatineschichten 
erkennt  man,  dass  letzterer  Gase  bildet,  die  der  Analyse  uach  aus 
Kohlensäure  und  Wasserstoff  bestehen. 

Durch  Tierversuche  konnte  H.  zeigen,  dass  es  gelingt,  teils 
durch  gleichzeitige  Application  mit  Streptokokken  teils  allein  mit 
dem  Bac.  lactis  aßrogenes  ein  subkutanes  Emphysem,  wie  auch  ohne 
Verletzung  der  Lunge  einen  Pyopneumothorax  zu  erzeugen. 

Scheurlen. 


J.  Pawinski,  Ueber  relative  Insufficienz  der  Lungenarterienklappen 
bei  Mitralstenose.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52,  II  5,  6 

Neben  den  typischen  physikalischen  Zeichen  der  Mitralstenose 
(präsystolisches  Geräusch,  Verstärkung  des  2.  Pulmonaltones,  Ver- 
gröfserung  der  Herzdämpfung  in  querer  Richtung)  hat  Verf.  mehr- 
mals das  Vorhandensein  eines  langgezogenen,  blasenden  diastolischen 
Geräusches  am  linken  Sternalrande  in  der  Hohe  des  3.  bis  4.  Inter- 
costalraumes  constatirt;  er  verbreitete  sich  hauptsächlich  in  der  oberen 
linken  Hälfte  des  Thorax  und  wurde  an  der  für  die  Auscultation 
der  Aortenklappen  üblichen  Stelle  (im  2.  rechten  Intercostalraum) 
stets  vermisst.  Dies  gewöhnlich  bei  jungen,  gut  genährten  Indivi- 
duen (vorwiegend  bei  Frauen  mit  compensirter  Mitralstenose)  wahr- 
nehmbare Geräusch  verschwand  zuweilen  für  längere  Zeit,  um 
namentlich  bei  Steigerung  der  Widerstände  im  kleinen  Kreislauf 
(infolge  eines  Bronchialkatarrhes,  einer  exsudativen  Pleuritis  etc.) 
wieder  aufzutreten  oder  an  Intensität  zuzunehmen.  Verf.  ist  der 


760 


Gussknbaukr,  Zur  Casuistik  der  Pankreascysten. 


No.  43 


Ansicht,  dass  dieses  Geräusch  auf  einer  relativen  Insufficienz  der 
Pulmonalklappen  infolge  des  abnorm  hohen  Druckes  im  Gebiete 
der  Pulmonalarterien  beruht;  da  die  Klappen  intakt  sind,  so  kann 
neben  dem  Geräusche  auch  der  2.  Ton  wahrnehmbar  sein.  Bei 
Digitalisdarreichung  wird  das  Geräusch  nur  im  Anfang  stärker, 
dann  aber  verliert  es  infolge  der  Regulirung  des  Lungenkreislaufes 
an  Kraft  oder  schwindet  vollständig.  Perl. 


C Uussenbauer,  Zur  Casuistik  der  Pankreascysten.  Prager  med. 

Wochensohr.  1894,  No.  2,  3. 

G.  veröffentlicht  zwei  hierher  gehörige  Fälle,  welche  in  dia- 
gnostischer Hinsicht  insofern  Interesse  darboten,  als  die  pathogno- 
monischeu  Erscheinungen  zwar  vorhanden  waren,  aber  durch  andere 
zum  Teile  so  verdeckt  erschienen,  dass  ihre  sichere  Erkennung  nur 
bei  sehr  aufmerksamer  Untersuchung  möglich  war.  In  beiden 
Fällen  zeigte  sich  in  der  Nabelgegend  eine  Dämpfung.  Im  ersten 
Falle,  einen  40jährigen  ledigen  Comptoiristen  betreffend,  sah  man 
im  Stehen  und  in  der  horizontalen  Rückenlage  das  Abdomen  im 
Epigastrium  uud  linken  Hypochondrium  ausgedehnt  und  zwar,  wie 
durch  Palpation  nachgewiesen  wurde,  durch  einen  weichen,  elasti- 
schen, deutlich  fluotuireiiden  Tumor,  der  bei  verschärfter  Respiration 
die  Atembewegungen  mitmachte.  Die  Dämpfung  über  dem  Tumor 
lässt  sich  von  der  Milzdämpfung  in  keiner  Lage  durch  eine  tym- 
panische Zone  abgrenzen.  Das  Fehlen  entzündlicher  und  febriler 
Erscheinungen  liefs  einen  Abscess  ausschliefsen.  Da  ein  Teil  der 
Dämpfung  bei  künstlicher  Aufblähung  des  Magens  verschwand,  so 
musste  es  sich  um  ein  retroperitoneales  Gebilde  handeln.  Da  die 
Hauptmasse  des  Tumor  im  Epigastrium  lag,  so  ergab  sich  mit  Wahr- 
scheinlichkeit die  Diagnose  einer  Pankreascyste.  Im  Gegensatz  zu 
diesem  ersten,  seit  einigen  Monaten  bestehenden  Falle,  liefs  sich 
im  2.  Falle  der  Beginn  des  Leidens  ca.  14  Jahre  zurückdatieren. 
Hier  fand  man  in  der  Nabelgegend  einen  halb  - mannskopfgrofsen 
Tumor,  von  kugelförmiger  Gestalt,  glatter  Oberfläche,  leicht  ver- 
schieblich und  die  Atembewegungen  mitmachend.  Er  fluctuirte 
deutlich,  weshalb  man  ihn  bei  dem  Fehlen  entzündlicher  Erschei- 
nungen für  eine  Cyste  halten  musste.  Von  Leber,  Gallenblase, 
Nieren,  Mdz  liefs  sich  der  Tumor  deutlich  abgrenzen.  Sein  Ver- 
halten zum  aufgeblähten  Magen  bewies,  dass  er  retroperitoneal  safs. 
Beide  Fälle  wurden  mit  gutem  Erfolge  operirt,  der  Cysteninbalt 
beidemale  von  Prof.  Hofmkistbk  untersucht  C.  Rosenthal. 


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No.  43.  Rkbd,  Pul,  Fälle  v.traumatisoherNeurose.  — Sabbo,  Schaffbh.  761 

1)  R.  H.  Reed,  A unique  case  of  traumatic  neurosis.  Internat.  Med. 
Magazine  1893,  May. 

2)  P.  K.  Pel,  Ein  merkwürdiger  Fall  einer  traumatischen  hyste- 
rischen Neurose.  Berliner  klin.  Woobenschr  1893,  No.  24. 

1)  Ein  63  jähriger  Mann  zeigte  nach  einem  Schreck  bei  einem 

Eisenbahnunfall  neben  anderen  Zeichen  der  traumatischen  Neurose 
ein  Absterben  aller  Nägel  der  Zeheu  und  Hände  sowie  der  Haare 
des  Bartes  und  des  Kopfes;  dieselben  starben  allmälig  ab  und  wur- 
den durch  neuwachsende  ersetzt;  an  den  Nägeln  sah  man  die  De- 
marcationslinie  des  toten  und  neuen  Gewebes  noch  nach  einigen 
Wochen  deutlich.  S.  Kalischer. 

2)  Ein  27jähr.  Zimmermann  wird  nach  einem  Sturz  vom  Ge- 

rüst bewustlos,  trägt  keine  äussere  Verletzung  davon,  behält  aber 
Schmerzen  im  linken  Hinterkopf  zurück  und  Neigung  zum  Schwin- 
del bei  Bewegungen  des  Kürpere.  Constant  bleibt  lange  eine 
Schmerzhaftigkeit  des  linken  hinteren  Schädels  bestehen,  eine  com- 
plete  Hemiparesis  dextra,  erhöhte  Patellarreflexe  und  Unfähigkeit 
zu  stehen  und  zu  gehen  bei  normaler  Actionsfreiheit  der  Beine  in 
Rückenlage.  Keine  Sensibilitätsstörungen.  Ein  Jahr  später  tritt 
nach  Entfernung  eines  Larynxpolypen  vollständige  Aphonie  auf, 
nach  weiteren  7 Wochen  plötzliche  vollständige  sensible  und  sen- 
sorische Hemianästhesie,  5 Tage  später  Mutacismus  und  im  Ver- 
lauf der  nächsten  3 Wochen  2 hystero-epileptische  Anfälle.  Der 
Kranke  erlag  einer  intercurrenten  Pneumonie.  Die  Autopsie  ergab 
im  Centralnervensystem  ausser  einem  Hydrocephalus  internus,  an 
dem  Pat.  von  Jugend  auf  litt  und  welcher  auch  bei  der  Aufnahme 
in  die  Klinik  konstatirt  wurde  (Kopfumfang  88  cm),  nichts  abnormes 
und  bestätigte  somit  die  Diagnose,  welche  auf  ein  functionelles 
Leiden  nach  Trauma  gestellt  war.  Schwankend  blieb  das  Urteil 
Ober  den  Fall  vor  dem  Eintritt  der  Hemianästhesie  und  der  hyste- 
rischen Anfälle,  die  Astasie  Abasie  lenkte  aber  bald  den  Verdacht 
auf  Hysterie.  M.  Brasch 


1)  A.  Sarbo,  Ueber  die  normale  Struktur  der  Ganglienzellen  des 
Kaninchenrückenmarkes  und  über  deren  pathologische  Verände- 
rungen bei  Vergiftungen  mit  Phosphor  und  Morphium.  Ungar. 
Arch.  f.  Med.  1892.  I.  H.  3,  4. 

2)  K.  Schaffer,  Ueber  Veränderungen  der  Nervenzellen  bei  experi- 
mentellen chronischen  Blei-,  Arsen-  und  Antimonvergiftungen. 
Ebenda,  1893,  II.  H.  1. 

1)  Aus  Vergiftungsversuchen  an  Kaninchen  mit  Phosphor 
ergiebt  sich , dass  sowohl  bei  der  acuten  als  bei  der  chronischen 
Phosphorvergiftung  in  den  Ganglienzellen  des  Rückenmarks  eine 
Degeneration  platzgreift,  welche  namentlich  im  körnigen  Zerfall  des 
Chromatins  besteht.  Dieselbe  kommt  in  der  ganzen  Länge  des 
Rückenmarks  diffus  vor.  Je  chronischer  die  Vergiftung,  um  so 
vorgeschrittnere  Stadien  der  körnigen  Degeneration  sind  zu  sehen. 


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762  Hochsinokr,  Syphilis  congenita  und  Tuberculose.  No.  43 

Auch  bei  der  Morphiumvergiftung  tritt  zumeist  köroige  Degenera- 
tion, teilweise  auch  homogene  Schwellung  der  Ganglienzellen  her- 
vor. Dieser  Process  im  Rückenmark  ist  nicht  als  primäre  Affec- 
tion  anzusehen,  sondern  er  ist  gleichwertig  den  an  den  übrigen 
Organen  bei  diesen  Vergiftungen  zur  Beobachtung  kommenden  De- 
generationen. 

2)  S.  studirte  die  Rückenmarkszellen  nach  der  NissL’schen 
Methode  bei  verschiedenen  Tieren,  die  mit  Blei,  Arsen,  Antimon, 
vergiftet  waren.  Während  bei  der  Phosphor-,  Morphium-,  Blei-, 
Arsen-  und  Antimonvergiftung  verschiedene  Formen  der  Auflösung 
im  Chromatingerüst  der  Zelle  beobachtet  wurden,  kam  bei  der  Blei- 
vergiftung noch  eine  andere  Art  der  Degeneration  zur  Beobachtung, 
eine  Verschmelzung  des  Chromatins  mit  dem  krankhaft  veränderten 
Paraplasma  zu  einer  scholligen  Masse  (Homogenisation,  Coagulation). 
Die  Auflösung  der  Chromatinfäden  geschieht  bei  der  Phosphor- 
und  Bleivergittung  zu  feinen  intensiv  gefärbten  Körnchen , bei  der 
Arsen-  und  Antimonvergiftung  in  gröbere  Körner  (Zerklüftung). 
Das  Paraplasma  kann  unverändert  bleiben  (wie  bei  Arsen,  Phos- 
phor, Blei)  oder  es  färbt  sich  intensiv  und  verschmilzt  mit  dem 
Chromatingerüst  (Homogenisirung).  S.  Kalischor. 


C.  Hochsinger,  Syphilis  congenita  und  Tuberculose  (Vortr.  geh. 
auf  dem  IV.  Congr.  der  deutschen  dermat.  Gesellsch.  in  Breslau 
am  15.  Mai  1894).  Wiener  mcd.  Blätter  1 894,  No.  20,  21. 

Bei  drei  Säuglingen,  welche  während  des  Lebens,  3 resp.  3 '/* 
und  11  Wochen  alt,  neben  hereditär  syphilitischen  Erscheinungen 
der  Haut,  der  Nägel  u.  s.  w.  Symptome  von  Lungeninfiltration 
dargeboten  hatten,  ergab  die  mikroekropische  Untersuchung,  insbe- 
sondere auch  durch  den  Nachweis  der  Bacillen,  dass  die  Erkrankung 
der  Lungen  nicht,  wie  die  blos  makroskopische  Besichtigung  hätte 
annehmen  lassen  können,  eine  syphilitische,  sondern  eine  tuberculöse 
war.  Bei  dem  jüngsten  Kinde  fanden  sich  in  fast  allen  inneren 
Organen,  besonders  reichlich  auch  in  der  Leber,  gröfsere  und  klei- 
nere, zum  Teil  verkäste  Knoten  mit  Lymphoid-  und  Riesenzellen- 
tuberkeln und  Bacillen,  in  den  beiden  anderen  Fälleu  zeigte  die 
Section  neben  einer  syphilitischen  Erkrankung  der  Leber  das  eine 
Mal  Tuberkulose  der  Lungen  allein,  dass  andere  Mal  ausserdem  noch 
Tuberkulose  der  Milz  und  des  Lymphdrüsenapparates.  Dass  nicht 
nur  die  Syphilis,  sondern  auch  die  Tuberkulose  eine  angeborene 
war,  liefs  sich  namentlich  in  dem  ersten  Falle  schon  aus  der  Hoch- 
gradigkeit der  Veränderungen,  welche  unmöglich  während  der 
kurzen  Lebenszeit  entstanden  sein  konnten,  mit  vollkommener  Sicher- 
heit schliefsen.  Die  Mutter  dieses  Kindes  starb  übrigens  selbst  3 
Monate  nach  der  Entbindung  an  Lungentuberkulose,  der  Vater 
war  syphilitisch.  Auch  in  dem  dritten  Falle  litt  die  Mutter  an 
Phthisis  pulmonum,  während  im  zweiten  über  den  Gesundheitszu- 


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No.  48.  Biddhk,  Ueber  Eelampaie.  763 

stand  der  Eltern  nichts  zu  ermitteln  war.  — Verf.  leitet  aus  seinen 
Beobachtungen  folgende  Schlusssätze  ab:  1)  Mischinfection  zwischen 
vererbter  Syphilis  und  Tuberkulose  kommt  schon  im  frühesten  Kin- 
desalter zur  Beobachtung.  2)  Solche  Mischinfection  kann  — infolge 
gleichzeitiger  erblicher  Uebertragung  von  Syphilis  und  Tuberkulose 
auf  ein  und  dieselbe  Frucht  — angeboren  sein.  3)  Käsige  Knoten 
in  inneren  Organen  congenital-syphilitischer  Kinder  sind  erst  dann 
als  Syphilome  anzusprechen,  wenn  sie  eich  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  als  nicht  tuberkelbacillenhaltig  erweisen.  4)  Als  here- 
ditär syphilitische  Pneumonien  sind  lediglich  die  interstitiellen  wirk- 
lich granulomatösen  und  durch  Vasculitis  ausgezeichneten  Entzün- 
dungen des  Lungengerüstes  neugeborener  und  ganz  junger  Kinder 
anzuerkennen.  5)  Die  Pneumonia  alba  hat  mit  Verkäsung  nichts 
gemein.  Käsige  Lungeninfiltrate  hereditär  syphilitischer  Kinder  be- 
ruhen auf  Mischinfection  zwischen  Syphilis  und  Tuberkulose. 

H.  Müller. 


E.  Bidder,  Ueber  455  Fälle  von  Eclampsie  aus  der  St.  Peters- 
burger Gebäranstalt.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  44,  S.  165. 

Unter  den  in  der  Zeit  vom  1.  Januar  1873  bis  zum  31.  Dec. 
1891  im  St.  Petersburger  Gebärhause  verpflegten  60583  Frauen 
kam  455  Mal  Eclampsie  vor,  d.  h.  also  1 Fall  von  Eclampsie  auf 
133  Geburten. 

B.  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

1)  Die  Eclampsie  scheint  in  den  letzten  Jahren  in  stetem  Stei- 
gen begriffen  zu  sein. 

2)  Die  Krankheit  ist  von  den  Jahreszeiten  unabhängig  Auf 
Ansteckung  weist  keine  Thatsache  hin ; epidemisch  tritt  sie  nicht  auf. 

3)  Erst-  und  Zwillingsschwangerschaften  sind  erheblich  bevor- 
zugt, in  geringerem  Grade  alte  Erstgebärende. 

4)  Sehr  häufig  wird  Eclampsie  bei  Frühgeburten  beobachtet; 
vielleicht  beruhen  somit  beide  auf  derselben  Ursache. 

5)  Die  Eclampsie  hängt  nicht  von  den  Geburtswehen  ab,  tritt 
sehr  häufig  auch  ohne  solche  ein. 

6)  Die  Ausstofsung  des  Kindskürpers  übt  in  wenigstens  der 
Hälfte  der  Fälle  eiaen  äusserst  günstigen  Einfluss  aus  auf  den  Ver- 
lauf der  Eclampsie. 

7)  Auflfallend  selten  sind  bei  Eclampsie  macerirte  Früchte; 
solche  kommen  eigentlich  nur  vor  als  Folge  von  in  der  Schwanger- 
schaft überstandener  Eclampsie. 

8)  In  etwa  einem  Drittel  sämmtlicher  Fälle  tritt  Eclampsie  ein 
zu  einer  Zeit,  wo  Stoffwechselprodukte  des  Kindskürpers  als  Ur- 
sache kaum  mehr  in  Frage  kommen. 

Die  allgemeine  Prognose  ist  nach  seinen  Fällen  recht  günstig. 
Es  erlagen  an  der  Eclampsie  selbst  nur  10.5  pCt. 

Die  Kindermortalität  stellt  sich  bei  ihm  ebenfalls  günstig.  Es 
starben  vor  und  während  der  Geburt  nur  23.1  pCt. 


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764 


Fkrk,  — Ruppbl.  — Mu8ohelfb. 


No.  43 


Was  die  Therapie  anbetrifft,  so  hält  er  die  schnelle  Entleerung 
des  Uterus  von  dem  Kinde  für  recht  vorteilhaft.  (Zange,  Wen- 
dung, Sprengen  der  Blase,  künstliche  Frühgeburt  etc.).  Die  Dia- 
phorese  ist  vielfach  mit  gutem  Erfolg  in  Anwendung  gekommen. 
Die  Duhrsskn 'sehen  tiefen  Insisionen  sind  nur  in  den  seltensten 
Fällen  notwendig,  ebenso  selten  die  sectio  caesarea.  W.  Schülein. 


F6r6,  Note  sur  l’influence  de  la  tempdrature  sur  l’incubation  de 
l’oeuf  de  poule.  Journal  de  l'an&tomie  et  de  la  physiologie  1894,  XXX. 
Jaillet. 

Verf.  weist  zahleomäfsig  nach,  dass  die  Temperatur  von  38°  die  geeignetste  ist, 
nm  künstlich  Hühnereier  auszubrüten,  da  der  Einfluss  derselben  die  Störungen,  welche 
Transport,  Einlegen  in  den  BrUtofen  etc.  hervorrufen,  ausgleicht  Höhere  und  nie- 
drigere Temperaturen  beschleunigen  und  verlangsamen  die  Entwicklungen  bei  gleich- 
zeitiger Begünstigung  des  Auftretens  von  Missbildungen  (Spina  bifida  etc.).  Beim 
Vergleich  der  Bebrütungsresultate  ist  aber  nicht  blofs  darauf  zu  achten,  dass  das 
Temperaturoptimum  in  allen  fallen  innegehalten  wird,  es  ist  auch  notwendig,  dass 
die  Eier  gleicbalt  siud  und  gleiche  Herkunft  haben.  Nicht  gleichaltrige  Eier,  d.  b. 
solche,  bei  denen  ein  ungleicher  Zeitraum  nach  der  Ablage  zerflossen  ist,  zeigen  ver- 
schiedene Entwickelungsstadien,  wenn  sie  au  gleicher  Zeit  in  den  Brütofen  getban 
und  aus  ihm  herautgenommeo  werden,  und  ebendasselbe  ist  der  Fall  bei  Eiern  ver- 
schiedener Herkunft.  Auf  das  Detail  der  interessanten  Arbeit,  das  sich  referendo 
nicht  gnt  wiedergeben  lasst,  sei  besonders  hingewiesen.  Kanin. 


W.  Kuppel,  Chemische  Untersuchung  eines  Lipoms.  Zeitschr.  f.  Biol. 
XXXI.  S.  101. 

Das  Lipom,  bei  einer  80jährigen  Frau  aus  der  unteren  seitlichen  Tboraxpartie 
ezstirpirt,  678  g wiegend,  bestand  aus 

Fett  ....  452  g = 78.07  pCt. 

Bindegewebe  11  g = 1 90  „ 

Wasser  ...  116  g = 20.08  „ 

Das  Fett  stellte  eine  gelbliche  dickflüssige  Masse  dar  von  schwachem  eigentüm- 
lichen Geruch,  welches  bei  11*  fester  wurde,  bei  28°  ein  goldgelbes  Oel  darstellte. 
Es  enthielt  freie  Fettsäure,  welche  nach  ihrem  Schmelzpunkt  — 62  5 — zu  urteilen 
aus  70  Teilen  Stearinsäure  und  30  Tb.  Palmitinsäure  bestanden.  Das  Fett  bestand 
aus:  Freie  Fettsäuren  1.0  pCt.,  Oelsäure  65.0  pCt.,  feste  Fettsäuren  23  5 pCt.,  Glyce- 
rin, flüchtige  Säuren  und  unverseifte  Substanz,  in  welcher  Cholesterin  nachgewiesen 
wurde,  10.5  pCt  Die  festen  Fettsäuren  bestanden  zum  grOfsten  Teil  aus  Stearin- 
säure, in  den  flüchtigen  konnte  Caprinsäure  nachgewiesen  und  Buttersäure  vermutet 
werden.  In  dem  Bindegewebe  fand  sich  Collagen  und  Chondrogen.  K.  Salkowski. 


R.  Moscheies,  Qualitative  Untersuchung  von  Harnsteinen.  Cbl.  f. 
innere  Med.  1894,  No.  27. 

Zur  Prüfung  und  Trennung  der  Harnsäure  von  Oxalsäure  und  Phosphorsäure  in 
Harnsteinen  empfiehlt  Verf.  10  Minuten  langes  Kochen  mit  mäfsig  koncentrirter  Soda- 
lüsung  (anstatt  des  meist  üblichen  Kochens  mit  Salzsäure);  die  alkalische  Lüsnng  wird 
abfiltrirt,  eingedampft,  mit  Salzsäure  aufgenommen,  ein  event.  verbleibender  Rückstand 
mit  der  Murexidprobe  auf  Harnsäure  geprüft.  Das  salzaaure  Filtrat  wird  eingeduostet, 
mit  verdünnter  Essigsäure  aufgenommen  und  mit  Chlorcalcium  versetzt;  dabei  fällt 
oxalsaurer  Kalk  aus,  während  pbosphorsaurer  Kalk  io  Lösung  bleibt.  i.  Munk. 


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No.  43. 


Ribbbrt.  — Langkk.  — Cous. 


765 


Ribbcrt,  Ueber  Fettembolie.  Corr.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte.  1894,  No.  15. 

Wie  Verf.  experimentell  an  Kaninchen  uacbgewiesen  bat,  kann  die  Fettembolie 
min  Knochenmark  her  nicht  nnr  durch  Fractur,  sondern  auch  durch  heftige  Erschüt- 
terung der  Knochen  xu  Stande  kamen.  Dieselbe  ist  offenbar  auch  die  Ursache  einer 
hochgradigen  Fettembolie  in  Longen  and  Nieren  bei  einem  Manne  gewesen,  der  auf 
der  Strafse  krank  umSel  und  bald  darauf  starb,  ohne  dass  eine  Fraktur  oder  sonstige 
Urtacbe  der  Embolie  zu  konstatieren  war  Besonders  bei  klieren  Leuten,  deren  Mark 
fast  nur  aus  Fett  besteht , ist  diese  Erklärung  für  die  Fettembolie  gewiss  oft  die 
richtige. 

Zuerst  werden  ron  der  Fettembolie  stets  die  Lungen  betroffen;  in  den  hochgra- 
digsten Fällen  kann  hier  die  Hälfte  aller  Kapillaren  verlegt  sein.  Bei  stärkerem 
Blutdruck  passiert  das  Fett  die  Lungenkapillaren,  und  es  kommt  zu  Embolien  io  den 
Nieren,  deren  Glomeruli  ganz  mit  Fett  ausgefüllt  werden  können,  im  Gehirn,  in  dessen 
weifser  Substanz  zahlreiche  stecknadelkopfgrofse  Blutungen  mit  centralem  weifsem 
Punkt  aogetroffen  werden.  Dieser  weifse  Punkt  im  Centrum  entspricht  einer  Fett- 
embolie. Auch  im  Myocard  findet  sich  eine  durch  die  Fettembolie  bedingte  Secken- 
färtoige  fettige  Degeneration,  die  Verf.  in  zwei  von  sieben  Fällen  konstatiren  konnte. 

Ob  das  erabolisirte  Fett  durch  die  Nieren  auageschieden  wird,  ist  zweifelhaft; 
jedenfalls  bandelt  es  sich  nicht  um  eine  Secretion  entsprechend  der  von  Eiweifs  und 
Wasser.  Die  Fettembolie  der  Lunge,  des  Gehirns,  des  Herzens  kann,  eine  jede  für 
sieb,  bei  starker  Ausdehnung  tätlich  wirken;  vereint  führt  die  Fettembolie  dieser  drei 
Organe  sehr  leicht  zum  Tode.  Zu  beachten  ist  dabei  die  Komplikation  mit  bereits 
vorhandenen  Krankheiten.  M.  Bothmann. 


F.  Langer,  (Mitteilung  aus  tler  Klinik  des  Hofraths  Billroth). 
Zur  Casuistik  der  multiplen,  symmetrischen  Lipome.  Arch.  f klin. 
Chir.  XLVI.  S.  899. 

Der  von  Qaoi<  n aufgestellte  Satz:  „Die  Localisation  aller  Lipome  wird  bestimmt 
dnreh  den  relativen  Drüsengebalt  der  verschiedenen  Hautgebiete,  indem  die  Disposition 
zur  Geschwulstbildung  in  einem  umgekehrten  Verhältnisse  zum  Drüsenreichtjim  steht“ 
wird  durch  6 ausführlich  roitgeteilte  und  durch  Holzschnitt  erläuterte  Beobachtungen 
multipler  symmetrischer  Lipome  bestätigt.  Immerhin  bleibt  auffallend  das  Nichtauf- 
treten von  Kecidiven  u.  ferner  der  Umstand,  dass  die  meisten  multiplen  Lipome  sog. 
diffuse  Lipome  sind,  bei  denen  das  Geschwulstgewebe  ohne  Grenze  in  das  normale 
Fettgewebe  übergeht  und  welche  von  einer  nur  wenig  verschiebbaren  Haut  bedeckt  sind. 
Hierüber,  wie  über  das  Vorkommen  von  Lipomen  in  der  Tiefe,  unter  den  Fascien, 
twiseben  den  Muskeln  und  überhaupt  an  Stellen,  zu  denen  die  Stärung  der  Haut- 
secretion  keine  Beziehungen  bat,  sind  weitere,  namentlich  histologische  Untersuchungen 
erforderlich.  P.  Güterbock. 


C.  S.  Cole,  Depressed  fractures  of  the  skull,  a clinical  study  with 
the  report  of  forty  operativ  cases  at  Chambers  Street  Hospital  in 
the  Service  of  Dr.  Lbwis  A.  Stinisor.  New-York  med.  Rec.  1893, 
Dec.  15. 

Zu  Gunsten  der  Elevation  des  deprimirten  Knochenstückes,  welche  nur  4 Mal 
unter  Gebrauch  der  Trephine,  sonst  nach  Abtragung  der  das  deprimirte  Knochenstück 
überragenden  knächernen  Ränder  in  sehr  geringer  Ausdehnung  mit  Hilfe  des  Eleva- 
toriums  ausgeführt  wurde.  Von  den  40  Fällen,  über  die  Verf.  berichtet,  gehären  ihm 
selber  8 an,  die  übrigen  32  13  verschiedenen  anderen  Operateuren;  es  endeten  tätlich 
6,  doch  kommt  nur  X Fall  auf  Rechnung  der  Operation.  In  15  Fällen  bestanden 
keinerlei  Compressionserscheinungen,  in  1,  in  welchem  solche  existirten,  liefs  sieb  da- 
gegen bei  der  Operation  thatsächlich  keine  Compression  nachweisen.  Zum  Schluss 
werden  die  betr.  40  Fälle,  welche  sich  auf  die  Zeit  vom  23  Aug.  1888  bis  I.  Jan. 
1892  verteilen,  kurz  aufgefübrt.  p.QBterbock. 


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766 


SfBAüS,  Maibkt  u.  Bose.  — Bübgb.  — Mosbn. 


No.  43 


J.  Straus,  Sur  la  prdsence  du  bacille  de  la  tuberculose  dans  les 
cavit^e  nasales  de  l’homrae  sain.  Arch.  de  Medec.  expör.  et  d’ Anatom, 
pathol.  1894,  No.  4 u.  Ball,  de  l’Academie  de  Med.  1894,  No.  27. 

Es  gelang  Verf.,  die  Gegenwart  virulenter  Tuberkelbecilleu  im  Innern  der  Seien  • 
hohle  gesunder  Perionen,  die  eich  häufig  in  von  Phthisikern  bewohnten  Blumen 
aufhalten,  nachzawelsen.  Der  Stanb,  die  feiten  Partikel  and  der  Schleim  der  Nasen- 
höhle wurde  mitteilt  Wattetampom  in  ProberOhren , welche  mit  iteriliiirtem  Wasser 
gefüllt  waren,  sorgsam  ausgedrückt  and  der  Inhalt  von  7 bis  8 Tampons  der  Peri- 
tonealhöhle Ton  Kaninchen  einverleibt.  Es  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  von  29  In- 
dividuen, die  sich  mehr  oder  minder  lange  in  den  HoipitalsSlen  aufhielten  9 den 
virulenten  Bacillus  der  Tuberkulose  in  ihrer  Nasenhöhle  beherbergten,  w.  LubllaikL 


Mairet  u.  Bose,  Recherches  sur  les  causes  de  la  toxicild  du  serum 
du  saog.  Comptes  rendas  1894,  Bd.  119,  No.  4. 

Die  Verff.  spritzten  Blutseiam  von  Menschen  and  Hunden  Kaninchen  intravenös 
ein  and  fanden,  dass  es  totlich  wirkt  and  zwar  brauchte  mau  zur  Tötung  von  einem 
Kilo  Kaninchen  15  ccm  Menschenblutserum  oder  21.5  ccm  Hundeserum.  Das  Serum 
tötete  immer  durch  Koagulation;  man  fand  bei  der  Section  das  ganze  Venensystem 
oder  einzelne  Teile  desselben  thrombosirt. 

Neben  dieser  gerinnenmachenden  Wirkung  hatte  aber  das  Serum  auch  giftige 
Eigenschaften;  entere  kann  leicht  durch  Zusatz  von  Chlornatrium,  ichwefelsaarem 
Natrium  oder  durch  Erwärmen  auf  62 — 68*  zerstört  werden. 

Durch  verschiedene  Alkobolfällung  kann  man  die  toxische  and  die  gerinnen- 
machende Substanz  Ton  einander  trennen;  beide  aber  geboren  in  die  Groppe  der 
Albaminoide.  Sohearlen. 


Bange,  Ueber  Geifselfärbung  von  Bakterien.  Fortsohr.  d.  Med,  1894, 
XII.  No.  12. 

An  Stelle  der  LöFFUts’schen  Geifielbeize  verwendet  B.  eine  Beize,  die  am  3 Teilen 
koncentr.  wässrigen  TaninlOiung  nnd  einem  Teil  einer  Verdünnung  von  Liq.  ferri 
sesquichlorati  1 : ‘20  besteht ; zu  10  ccm  der  Mischung  wurde  noch  l ccm  concentr. 
wässrige  FnchsinlOiung  gesetzt. 

Die  Beize  ist  erst  nach  wochenlangem  Stehen  za  verwenden,  beizt  dann  ohne 
Zusatz  von  Säure  oder  Alkali.  Der  weitere  Färbungsvorgang  ist  wie  bei  dem  Löfp- 
Lsn’scben  Verfahren.  Scheurlin. 


R.  Mosen,  Ueber  das  Verhalten  des  Blutdrucks  im  Fieber.  Deutsch. 
Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  52,  H.  5,  6. 

Verf.  hat  mittelst  des  v.  Bxsce'ichen  Sphygmomanometers  vergleichende  Unter- 
suchungen über  den  Blutdruck  im  Fieber  and  ausserhalb  desselben  bei  den  gleichen 
Menschen  angestellt.  Es  ergab  sich,  dass  weder  dem  Fieber,  noch  der  fieberhaften 
Temperatursteigerung  als  solcher  ein  bestimmter  Einfluss  auf  den  Blutdruck  zukommt; 
vielmehr  wird  der  arterielle  Blutdruck , als  von  den  verschiedensten  Momenten  ab- 
hängig, während  der  fieberhaften  Infectionskrankheiten  (and  selbst  bei  eia  and  der- 
selben Infection)  bald  in  dem  einen,  bald  in  dem  anderen  Sinne  beeinflusst. 

Perl- 


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No.  43.  Hbknio.  — Stbpani.  — Bourneville.  — Finger.  767 

C.  Hennig,  Das  Asthma  thymicum.  Wiener  med.  Blätter  1894,  No.  5. 

H.  kommt  in  Bezog  auf  die  Frage  des  Asthma  thymicum  zu  folgenden  Schlüssen: 
Es  giebt  eine  Hypertrophie,  bezw,  bindegewebige  oder  fettige  Hyperplasie  der  Thymus- 
drüse. — In  einzelnen  Beispielen,  verursacht  die  periodische  oder  bleibende  Anschwel- 
lung Beschwerden,  kann  sogar  toten;  je  jünger  das  befallene  Individuum  ist,  desto 
hoher  steigt  die  Gefahr.  — Selten  läfst  sich  dnrch  Perkussion,  noch  seltener  zugleich 
durch  Palpation  die  Thymusgeschwulst  errathen;  auf  Hervorbuchtuug  des  Brustbeines, 
zumal  im  oberen  Drittel,  ist  jedenfalls  zu  achten.  — Der  Thymus  anliegende  oder  sie 
einhülleode  Geschwülste  — meist  Bronchialdrüsen  — können  die  Hypertrophie  der 
Brustdrüse  Vortäuschen;  doch  überschreitet  die  Thymus  wohl  kaum  die  seitlioben 
Brustbeinwände.  — Im  zweifelhaften  Falle  behandelt  man  wie  gegen  Rhacbitis ; gegen 
den  Anfall:  schnelles  Aufricbten,  Klopfen  und  Reiben  des  Rückens,  nach  Befinden 
hydro-  und  elektrotherapeutische  Mafsnahmen,  Antispastica.  eudibsgen. 


Stefani,  Sul  peeo  specifico  dell’  orina  nelle  malattie  mentali.  Riv. 
sper.  di  freniatr.  XX. 

In  die  bisher  wenig  einheitlichen  Ergebnisse  der  Urinuntersuchungen  bei  Geistes- 
kranken kommt  durch  die  Arbeit  des  Verf.  eine  wünschenswerte  Klärung.  Er  kommt 
zu  dem  Resultate,  dass  in  allen  mehr  weniger  acuten  Psychoseo , unabhängig  von  de- 
ren specieller  Form,  im  Initialstadium  das  specifiscbe  Gewicht  des  Urins  auf  1030  bis 
1040  und  mehr  ansteigt.  Verläuft  die  Krankheit  rasch,  so  coustatirt  man  gleich- 
zeitig mit  der  Remission  und  dem  Verschwinden  einen  Rückgang  der  Gewicbtszahl  bis 
zur  Norm  und  tiefer.  Eine  neue  Exacerbation  lässt  auch  sofort  die  Zahl  ansteigen. 

Bei  chronischen  Psychosen  liefe  sich  keine  einheitliche  Aenderung  des  spec.  Ge- 
wichtes constatiren,  nur  wenn  acute  Attaquen  den  chronischen  Verlauf  unterbrachen, 
stieg  auch  das  spec.  Gewicht.  Verf.  trug  Sorge,  dass  andersartige  Einflüsse,  wie  Aen- 
deruog  der  Diät,  körperliche  Leiden,  welche  zu  gleicher  Volumsalteration  des  Urins 
führen  konnten,  so  weit  als  angängig,  ausgeschaltet  wurden.  Plsesek. 


Bourneville,  Du  trailement  chirurgical  et  medico-p^dagogique  des 
enfants  idiots  et  arri^rds.  Le  Progr.  Med.  1893,  No.  25. 

B.  berichtet  über  21  Schädel  und  Gehirne  von  Idioten  und  kommt  zu  dem  Re- 
sultate, dass  die  chirurgische  Behandlung  der  Idiotie  auf  einer  Hypothese  beruht, 
welche  durch  die  pathologische  Anatomie  nicht  begründet  resp  gerechtfertigt  werden 
kann.  Die  prämature  Synostose  der  Scbädeloihte  existirt  in  den  meisten  Formen  der 
Idiotie  nicht;  man  findet  nur  ausnahmsweise  partielle  Synostosen.  Die  Läsionen, 
welche  man  bei  Idioten  findet,  sind  meist  tiefgeheode,  ansgebreitete,  mannigfache  und 
solche,  die  durch  die  Craniectomie  nicht  beeinflusst  werden  können  Die  Diagnose 
der  Synostose  der  Nähte  oder  der  Knochenverdickungen  entgeht  bei  der  bisherigen 
Untersucbungsmetbode.  Die  Erfolge  der  bisherigen  obirurgischen  Eingriffe  bei  Idiotie 
sind  zweifelhafter  Natur.  Die  medico-pädagogisehe  Behandlungsweise  nach  Siqvm  ver- 
spricht nach  genügender  Zeitdauer  bessere  Erfolge.  8.  Kaiuchsr. 


E.  FingfP,  Ueber  die  Natur  des  weichen  Schankers.  (Referat,  er- 
stattet in  der  Section  f.  Derrnat.  u.  Syph.  des  XI.  internst,  med. 
Congr.  in  Rom).  Wiener  med.  Presse  1894,  No.  14. 

F.  betrachtet  das  Ulcus  molle  als  eine  virulente,  circumscripta,  oberflächliche 
acute  Dermatitis,  welche,  gleich  den  anatomisch  analogen  Processen  (Acne,  Furunkel, 
Impetigo)  durch  mehrere  pyogene  Microorganismen  hervorgerufen  werde.  Für  diese 
Ansicht  spreche  die  Thatsache,  dass  bereits  mehrfach  die  Erzeugung  typischer,  in  Ge- 
nerationen verimpfbarer  Geschwüre  durch  Inoculation  von  Reinkulturen  verschiedener 


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768 


Kollmann.  — Dödkhlein.  — PlNABn. 


No.  43 


MicroorganLimPn  gelungen  «ei,  ferner  die  Beobachtung,  den  weiche  Schenker  autorb- 
ton  euf  dem  Boden  einer  tranmititchen  F.roiioo  der  Genitalien,  einer  reroachllnigten 
Balaniti«  oder  eine«  Herpe«  genitalis  enUleben  können,  endlich  das  häufig«  Vorkom- 
men »genannter  gemischter  Schanker.  Dass  e«  sich  in  diesen  Pillen  immer  am  die 
Einwanderung  eioes  und  desselben  specifischeo  Krankheitserregers  bandele,  sei  nicht 
wahrscheinlich.  H.  Müll«. 


A.  Kollmann,  Die  Photographie  des  Harn  röhreninneren  beim 
lebenden  Menschen.  Int.  med.-photogr.  Monatsschr.  1894,S.-A. 

Verf.  beschreibt  einen  neuen  ron  ihm  constrnirten  Apparat  xur  Photographie  des 
OarorSbreninneren  mit  Hülfe  des  Electrometroscops.  Zu  den  Aufnahmen,  die  in 
der  natürlichen  GrSfse  erfolgen,  werden  hochempfindliche  auT  Spiegelglas  prAparirte 
Emulsionsplatten  ron  Schlels-.se»,  die  mit  Eikonogen  entwickelt  werden,  angewandt. 
Die  Eipositionsteit  beträgt  etwa  20  Secunden.  Da  ron  den  Aufnahmen  auch  Papier- 
abzüge angefertigt  werden  sollten,  so  wurden  ron  den  kleinen  Kegatiren  zunächst  mit 
Cblorbromsilberplatten  vou  Pssurz  durch  Contact  Diapositire  hergestellt  und  ron  diesen 
aus  erst  Vergrößerungen  auf  Monckboreuplatten  gewonnen.  — Das  Nähere  über  die 
Anwendung  des  Verfahrens  muss  im  Orig,  nacbgelesen  werden.  — Der  Arbeit  ist  eine 
Tafel  mit  einer  Keihe  ron  Aufnahmen  in  '/si  'n  roller  und  in  doppelter  natürlicher 
GrSfse  beigegeben,  welche  Verf.  eingehender  erläutert.  H.  hau«. 


Döderlein,  Die  moderne  Technik  bei  Laparotomien.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1893,  No.  21. 

D.  empfiehlt  bei  Laparotomieen  auf  das  Wärmste  das  aseptische  Operationsrer- 
fahren  and  stellt  als  Orundsatt  auf:  Peruhaltuug  jeder  fremdartigen  Stoffe  und  swar 
nicht  allein  der  Wundinfecliontkeime,  sondern  auch  jeder  chemischen  Keime,  der  Aoti- 
septica.  Er  will  deshalb  Instrumente,  Catgut,  Seide,  Schwämme,  Tupfer  durch  trockene 
Hitze  bei  120 — 140*  C sterilisieren,  oder,  wenn  sie  in  Sodalösung  ausgekocht  werden, 
an  der  Luft  trocknen  lassen:  resp.  mit  sterilisierten  Tüchern  trocknen.  — Die  Bauch* 
haut  der  Patt,  soll  mit  Seife  und  warmem  Wasser,  dann  mit  Aether,  Alkohol  und 
Sublimat  abgerieben  und  das  Sublimat  dann  mit  sterilisierten  Tüchern  wieder  abge- 
wischt werden.  Die  Desinfection  der  Hände  soll  auf  dieselbe  Weite  sorgeoommen 
werden.  — Was  das  Operationsgebiet  anlangt,  so  empfiehlt  er,  die  Wundfiäehe  tos 
dünnen  Stielen  nach  deren  Unterbindung  zu  serscborfen  und  zu  rersenkeo.  Gröfsere 
Wundfiäehe n sind  möglichst  gegen  die  Bauchhöhle  abzuschliefseo . was  am  besten  da- 
durch erreicht  wurde,  dass  man  die  Peritonealränder  über  der  Wundfläche  so  einer 
Decke  rereinigt.  Geraten  septische  Massen  in  die  Bauchhöhle,  so  warnt  D.  ror  allem 
ror  der  Ausspülung  der  Bauchhöhle  mit  antiseptischen  Lösungen,  da  diese  doch  nicht 
sämmtlicbe  Keime  abtöten  können,  sondern  nur  die  normale  Verdanungskraft  des 
Peritoneum  schädigen.  Er  eropfielt,  den  Eiter  mit  trockenen  Tupfern  möglichst  voll- 
ständig aufzusaugen.  a Manie. 


Pinard,  Sur  une  observation  d’ovariotomie  pratiqude  dang  le  cours 
d’une  septic^mie  puerperale  k forme  prolong^e  et  suivie  de  gu^ria- 
on.  Bull,  de  l’acadenne  de  medecine  No.  8. 

P.  berichtet  von  einem  solchen  Falle,  der  nach  3 Monaten  20  Tagen  durch  La- 
paratomie  geheilt  wnrde.  Es  wurde  eine  4 Liter  Eiter  haltende  Cyste  exstlrpift. 
nachdem  vorher  schon  6 Liter  durch  Punction  entleert  worden  waren.  Solche  Fllle 
seien  von  extremer  Seltenheit.  k.  Martin 


Einbildungen  ffir  das  OntraJblatt  »erden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Frof.  l)r.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Pranaönii'cbe  Strafte  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW..  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  tob  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  «roch  einen 
l — 2 Bogen;  am  Schluste 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men* und  Sachregister. 

für  die 


Preis  dea  Jahrganges 
20  Mark;  su  bealehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstaiteo. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  8.  Sovember.  No.  44. 

Inhalt:  Kol*  und  Vogel,  Zar  Kenntoiss  der  Kohlehydrate  io  der  Leber. 
(Orig.-Mitt.) 

Klzuolz,  Bestimmung  der  Laukocytenzahl  im  Blut.  — Sandmetkh,  Folgen 
der  partiellen  Paokreasezrtirpation.  — Berthiek,  Entstehung  der  muzeuläreo  Osteome. 

— Sulz eh,  Bericht  Ober  200  Kropfoperationen.  — Bucbnkh,  Fortschritte  in  der 
Immuoitktsfrage.  — SiomcHspr,  Wirkung  des  Digitalin  und  der  Digitalisinfuse. 

— W o LiosriTBCH,  Salol  bei  Cholera.  — Jollt,  Ueber  Uypootismus  und  Geistes- 
Störung.  — Seifert,  Behandlung  der  Psoriasis  mit  Jodkalium.  — Spenzer,  Sel- 
ssen,  Zur  Kenntnis*  der  Aethernsrcose. 

Rupprl,  Zur  Kenntnias  des  Protagons.  — Matthrb,  Zur  Chemie  des  leukä- 
mischen Blutes.  — Ambrosius,  Ueber  die  Todesursache  nach  mnitiplen  Fractnren. 

— Uauo,  Behandlung  der  Perichondritis  auriculae. — Dardignac,  Fall  »on  Tuber- 
cnlom  der  Zunge.  — Kobikios.  Einfluss  von  Ksnalgasen  auf  Balikraokheit»o.  — 
Wilbrand,  SAnqbr,  StAub,  Ueber  eine  KonjuoctiTitia-Epidemie.  — Goldoopp, 
Ueber  bilillre  Lebercirrhose.  — Wilibcbanih,  Zur  Symptomatologie  der  Rntbeln. 

— Park  Bill,  Duhont,  Ueber  Craniotomie  und  Craniectomie.  — Lbeblii,  John 
RON,  Falle  von  Birnabscess.  — Rotuhann,  Lanolin  und  Adeps  lanae. — Weuth, 
Osariencysten  mit  Typhnsbacilleo.  — Okbbn,  Gummilösung  als  NabräQssigkeit  für 
das  Berz 


Zur  Kenntniss  der  Kohlehydrate  in  der  Leber. 

Torllnfige  Mitteilung  ron  Prof.  Dr.  Külz  und  Dr.  J.  Yogcl.  (Aus  dem  physiolo- 
gischen Institut  zu  Marburg). 

Aus  der  dem  Organismus  möglichst  schnell  entnommenen  Leber 
des  Rindes  ist  es  uns  mehrfach  gelungen,  Präparate  darzustellen, 
die  keinen  Zweifel  darüber  lassen,  dass  es  sich  um  die  Osazone  der 
Isomaitose  und  Maltose  handelt.  Ihre  Darstellung  ist  mit  vielen 
Schwierigkeiten  und  sehr  grofsen  Verlusten  verbunden,  die  Aus- 
beute daher  nur  eine  geringe.  Immerhin  ist  durch  diesen  Befund 
die  eingebürgerte  Lehre,  dass  es  sich  in  dem  Zucker  der  Leber 
ausschliefslich  um  Traubenzucker  handle,  widerlegt  und  zugleich 
bewiesen,  dass  sieb  die  Saccharification  des  Glyeogens  in  der  Leber 

XXXII.  Jahrgaog.  49 


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770  Elzholz,  Bestimmung  d.  Leukocyten  im  Blut.  — Samdmbykr,  No.  44 

qualitativ  ganz  in  derselben  Weise  abspielt,  wie  in  Lösungen,  die 
mit  Speichel  oder  pankreatischem  Saft  behandelt  werden. 

Die  ausführliche  Mitteilung  der  Versuche  wird  unter  Berück- 
sichtigung der  einschlägigen  Literatur  in  der  Zeitschrift  für  Biologie 
erfolgen. 


Elzholz,  Neue  Methode  zur  Bestimmung  der  absoluten  Zahlen- 
werte der  einzelnen  Leukocytenarten  im  Cubikmillimeter  Blut. 
Wiener  klinische  Woohenschr.  1894,  No.  32. 

Die  vom  Verf.  angewendete  Methode  zur  Zählung  der  farb- 
losen Blutzellen  ist  die  folgende: 

In  den  Mischapparat  des  Thoma  - Zms’schen  Blutzählers  wird 
das  zu  untersuchende  Blut  bis  zum  Teilstrich  1 oder  '/,  aufgesogen, 
dann  bis  zur  Hälfte  des  Apparates  eine  Glycerineosinmischung  zu- 
gefügt und  beide  Flüssigkeiten  werden  durch  3—4  Minuten  langes 
Schütteln  mit  einander  gemischt.  Die  Zusammensetzung  der 
Glycerineosinmischung  ist  folgende:  2 pCt.  wässerige  Eosinlösung 
7.0,  Glycerin  45.0,  Aq.  dest.  55.0.  Nach  dem  Mischen  wird  durch 
Aufsaugen  eine  Gentianaviolettlüsung  bis  zur  Marke  11  beigefügt. 
Die  Lösung  hat  nachstehende  Zusammensetzung:  zu  15ccm  Wasser 
werden  5 — 6 Tropfen  einer  concentrirten  wässerigen  Gentianaviolett- 
lösung  und  1 Tropfen  absoluter  Alcohol  zugesetzt.  Nach  erneutem 
Schütteln  wird  die  Mischung  einige  Minuten  im  Mischapparate  be- 
lassen und  dann  in  der  Züiss’echen  Kammer  untersucht.  Die  poly- 
nucleären  neutrophilen  Zellen  zeigen  in  solcher  Art  hergestellten 
Präparaten  violetten  Farbenton,  die  eosinophilen  Zellen  sind  violett- 
rot mit  vorwiegendem  Rot,  die  Lymphocyten  und  die  Uebergangs- 
zellen  haben  blaue  Kerne.  Eine  kleine  Zahl  von  Zellen  bleibt  farb- 
los, es  sind  dies  diejenigen,  die  auch  nach  den  EHtn.icu'schen  Me- 
thoden sich  schlecht  tingieren.  Die  roten  Blutkörperchen  sind 
zerstört;  Zweck  der  Methode  ist  es  eben,  die  roten  Körperchen  zu 
vernichten  und  die  farblosen  sämmtlich  zu  erhalten,  das  aber  wird 
nach  Verf.  nur  nach  seiner  Methode  vollkommen  erreicht.  Einen 
weiteren  Vorzug  erblickt  Verf.  darin,  dass  in  den  nach  seiner  An- 
gabe hergestellten  Blutmischungen  die  Verteilung  der  Leukocyten 
eine  gleichmäfsigere  ist,  als  nach  der  THOMA-Ziuss’scben  Methode. 

Rawitz. 


W.  Sandmeyer,  Ueber  die  Folgen  der  partiellen  Pankreasexstir- 
palion  beim  Hunde.  Zeitschr.  f.  Biol.  XXXI.  S.  12. 

Ref.  muss  sich  damit  begnügen,  aus  der  umfangreichen,  auf 
einer  ausserordentlichen  Fülle  von  Beobachtungsmaterial  aufgebauten 
Arbeit  nur  die  wichtigsten  Thatsachen  wiederzugeben. 

Teil  I.  Da  die  Hunde  nach  einer  totalen  Exstirpation  des 
Pankreas  in  längstens  4 Wochen  zu  Grunde  gehen,  Untersuchungen 


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No.  44.  Folgen  der  partiellen  Pankreasexstirpation.  771 

Ober  den  Stoffwechsel,  sowie  Ober  die  Ausnützung  dadurch  also 
sehr  erschwert  sind,  versuchte  Verf.  Diabetes  dadurch  herbeizu- 
ffihren,  dass  er  das  Pankreas  nur  partiell,  unter  Zurücklassung  von 
Vg — '/».  exstirpirte  und  die  Atrophie  des  Restes  und  damit  den 
Eintritt  des  Diabetes  abwartete.  Dem  Verf.  ist  dieses  nun  in  2 Ver- 
suchen gelungen:  in  dem  einen  trat  der  Diabetes  etwa  4 Monate 
nach  der  Operation  ein,  in  dem  anderen  13  Monate  nach  der  Ope- 
ration, der  Tod  2 Monate  bew.  8 Monate  nach  Eintritt  des  dauern- 
den Diabetes.  Die  Hunde  wurden,  nachdem  sie  diabetisch  ge- 
worden, nur  mit  Pferdefleisch  und  zwar  mit  abgewogenen  Mengen 
gefüttert. 

Die  diabetisch  gewordenen  Hunde  nutzen  Eiweifskörper  zu  62 
bis  70  pCt.  aus,  Fett  in  sehr  wechselnder  Menge:  zuweilen  wurde 
gar  kein  Fett  resorbirt,  zuweilen  30  pCt. , ja  sogar  bis  78  pCt. 
Emulgirtes  Fett  (Milch)  wurde  bis  zu  42  pCt.  resorbirt.  Durch 
Zulage  von  rohem  Rinderpankreas  zur  Nahrung  wurde  die  Aus- 
wertung des  Eiweifses  und  des  Fettes  — sowohl  des  im  Fleisch  ent- 
haltenen. als  auch  des  besonders  eingeführten  — beträchtlich  ver- 
bessert. 

Bezüglich  der  Zuckerausscheidung  constatirte  S.  die  höchst 
merkwürdige  Thatsache,  dass  sich  dieselbe  durch  Zugabe  von 
rohem  Pankreas  um  das  3—14  fache  erhöhte.  Eingeführte  Kohle- 
hydrate zeigten  folgendes  Verhalten:  Amylum  erhöhte  die  Zucker- 
ausscheidung, ebenso  und  zwar  sehr  beträchtlich  Maltose;  Trauben- 
zucker erschien  nur  zum  Teil  als  solcher  im  Harn  wieder,  Lävulose 
steigerte  die  Traubenzuckerausscheidung,  ging  aber  zum  Teil  in  den 
Harn  über.  Inulin  rief  nur  eine  geringe  Steigerung  der  Trauben- 
zuckerausscheidung hervor,  mehr  als  die  Hälfte  des  Inulins  fand 
sich  im  Koth  vor.  Rohrzucker  erschien  im  Harn  als  Traubenzucker 
wieder,  Raffinose  wurde  zum  grofsen  Teil  in  den  Fäces  entleert, 
ein  Teil  im  Harn,  die  Steigerung  der  Traubenzuckerausscheidung 
war  unwesentlich.  Milchzucker  steigerte  die  Traubenzuckerausschei- 
dung, ohne  selbst  in  den  Harn  überzugehen.  Galactose  ging  zum 
geringen  Teil  als  solche,  zum  grössten  Teil  als  Traubenzucker  in 
den  Harn  üher.  Glycerin  ergab  keine  sichere  Steigerung  der 
Traubenzuckerausscheidung,  noch  weniger  Gummi  arabicum.  Bei 
einem  der  beobachteten  Hunde  ergab  sich  aus  der  Beobachtung 
der  N-Bilanz  die  auffallende  Thatsache,  dass  sich  das  Tier,  trotz 
fast  ständiger  Abnahme  des  Körpergewichts  meistens  im  N-Gleich- 
gewicht  befand,  ja  sogar  N zurückgehalten  wurde.  Die  bei  Hun- 
den mit  Totalexstirpation  constanten  Verfettungen  der  Organe  fehlten 
bei  diesen  Tieren  vollständig. 

II.  Da  die  Fütterung  mit  Fleisch  und  Pankreas  bei  dem  all- 
mälig  diabetisch  gewordenen  Hunde  eine  beträchtliche  Zunahme  der 
Zuckerausscheidung  herbeigeführt  hatte,  versuchte  Verf.  nunmehr, 
ob  nicht  Hunde,  bei  denen  man  '/,  — •/*  des  Pankreas  in  der  Bauch- 
höhle belassen  hat,  durch  Fütterung  mit  Fleisch  und  Pankreas  dia- 

4b* 


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772  Brhthibb,  Entstehung  der  muskulären  Osteome.  No.  44 

betisch  gemacht  werden  könnte.  Das  ergab  eich  in  der  That. 
Diese  Tiere  wurden  diabetisch,  wenn  sie  auf  einmal  Pferdefleisch 
in  genügender  Quantität  zu  sich  nahmen,  welchem  rohes  Pankreas 
zugefügt  war.  Wurden  diese  Versuche  nach  nicht  zu  langer  Zeit 
wiederholt,  so  hielt  die  Glycosurie  meistens  auch  in  der  Zwischen- 
zeit nach  einfacher  Fütterung  mit  Pferdefleisch  an.  Diese  Wirkung 
des  Pankreas  ist  jedenfalls  eine  fermentative.  Dies  geht  aus  Ver- 
suchen mit  gekochtem  Pankreas  hervor:  das  Resultat  war  vollkom- 
men negativ.  Die  Hauptursache  für  das  Zustandekommen  dieses 
Diabetes  dürfte  in  der  besseren  Ausnützung  der  Nährstoffe  gelegen 
sein,  namentlich  auch  der  im  Fleisch  enthaltenen  Kohlehydrate. 

E.  Salkowski. 


A.  Berthier,  Etüde  histologique  et  experimentale  des  ost^omes 
musculaires.  Arch.  de  med.  exp.  et  d’&nat.  pathol.  1894,  VI.  p.  601. 

Verf.  kam  bei  der  Untersuchung  eines  exstirpirten  sog.  Reiter- 
knochens, der  Entwicklung  einer  Knochengeschwulst  in  der  Ad- 
duktorenmuskulatur, durch  die  Anwesenheit  von  Knorpelgewebe  in 
demselben  auf  die  Vermutung,  dass  die  Ursache  in  einer  Losreifsung 
des  Periost’s  zu  suchen  sei.  Die  daraufhin  bei  Kaninchen  ange- 
stellten  Experimente  zeigten  thatsächlich,  dass  das  losgelöste  und 
durch  Muskelzug  in  die  Muskulatur  hinein  verlagerte  Periost  zur 
Bildung  derartiger  Knochentumoren  führt. 

Die  Bildung  des  Knochengewebes  kann  durch  die  Osteoblasten 
erfolgen.  Nach  Ansicht  des  Verf.’s  sondern  dieselben  Knochensub- 
stanz  ab,  indem  ihr  Protoplasma  sich  in  Knochengrundsubstanz  um- 
wandelt; später  können  dann  die  Zellen  selbst,  von  der  Grundsub- 
stanz  eingeschlossen,  sich  in  fötale  Knochenzellen  umwandeln,  an 
denen  sich  secundär  Fortsätze  und  Kanäle  entwickeln.  Aber  auch 
aus  Knorpelgewebe,  embryonalem  Bindegewebe  und  fibrösem  Ge- 
webe kann  durch  direkte  Umwandlung  sich  Knochengewebe  bilden. 
Dabei  ist  der  ossificierte  Knorpel,  auch  wenn  die  Zellen  noch  den 
knorpligen  Charakter  bewahren,  als  eine  Abart  des  osteoiden  Ge- 
webes aufzufassen,  da  die  Grundsubstanz  das  charakteristische  Zeichen 
des  Knochengewebes  ist. 

Die  neben  der  Neubildung  stets  einhergehende  Resorption  von 
Knochen  und  Knorpel  kann  durch  Gefäfsknospuog  und  durch  irri- 
tative  trophische  Störungen  bedingt  sein.  Die  Myeloplaxen , jene 
grofsen,  vielkernigen  Zellen,  sind  nicht  als  die  Ursache,  sondern 
als  das  Produkt  der  Resorption  aufzufassen.  Denn  bei  sorgfältiger 
Härtung  kann  man  den  Zusammenhang  des  Knochengewebes  und 
der  Myeloplaxen  konstatiren;  es  existiren  ferner  Uebergäuge  zwischen 
beiden  Bildungen;  auch  die  Form  der  Myeloplaxen  spricht  dafür, 
dass  sie  vom  Knochen  sich  loslösen.  Ferner  weist  die  Anhäufung 
der  Kerne  an  dem  vom  Knochen  entferntesten  Ende  daraufhin, 
dass  die  Hauptthätigkeit  der  Zellen  nicht  nach  dem  Knochengewebe 


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No.  44. 


Solzbb,  Bericht  über  200  Kropfoperationcn. 


773 


bin,  sondern  von  demselben  fort  gerichtet  ist.  Das  Muskel-Osteom 
ist  nicht  als  ein  Tumor  aufzufassen,  sondern  verdankt  lediglich  der 
Losreifsung  des  Periostes  seine  Entstehung.  M.  Kothmann. 


M.  Sulzer,  Aus  dem  Cantonsspital  Münsterlingen.  Bericht  über 
200  Kropfoperationen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  End- 
resultate. Deutsche  Zeitsohr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  193. 

Von  den  vorliegenden  200  Operationen  waren  14  atypische, 
von  den  übrigen  186  nach  typischen  Methoden  Operirten  starben 
in  der  Anstalt  10,  später  an  intercurrenten  Leiden  oder  Recidiven 
12;  bei  27  war  über  die  weiteren  Schicksale  nichts  zu  ermitteln: 
von  dem  Rest  ist  — nach  Abzug  von  14,  erst  1892  Operirten  — 
bei  95  der  gegenwärtige  Zustand  durch  directe  Untersuchung,  bei 
23  durch  schriftlichen  Bescheid  und  bei  5 durch  ärztlichen  Bericht 
festgestellt  worden.  Auf  55  operirte  Männer  kamen  145  Weiber, 
und  gehörten  die  meisten  dem  10.  bis  29.  Lebensjahre  an,  doch 
waren  5 unter  10,  2 über  70  Jahre  alt.  Ursache  zur  Operation 
gab  meist  die  hochgradige  Dyspnoe,  17  Mal  bestand  Dysphagie; 
aus  cosmetiechen  Gründen  wurde  nur  bei  3 Patt,  operirt.  Bis  1886 
wurden  fast  ausschließlich  Exstirpationen  ausgeführt,  im  Ganzen  60 
und  zwar  bei  Struma  cystica  7,  bei  Str.  hyperplast.  24,  bei  Str. 
hyperplast.  u.  cyst.  5,  bei  Str.  colloides  19,  bei  Str.  fibrosa  5 Mal. 
38  Mal  wurde  die  Drüse  halbseitig,  6 Mal  vollständig  entfernt,  in 
den  sonstigen  Fällen  einzelne  Lappen  oder  Hörner  bezw.  Teile 
derselben  und  bei  1 nur  der  Isthmus  fortgenommen.  Bei  7 Patt, 
war  die  Geschwulst  teilweise  wenigstens  substernal,  in  2 pCt.  der 
Fälle  wird  stärkere  arterielle  Blutung  bei  der  Operation  angegeben. 
Diese  selbst  folgte  im  Wesentlichen  KocHua’schen  Principien.  Man 
fand  die  Trachea  meist  säbelscheidenförmig  zusammengerückt,  und 
nur  3 Mal  erheblich  erweicht.  Tracheotomie  beeinflusste  höchst 
ungünstig  den  Verlauf.  Von  2 während  der  Operation  Tracheoto- 
mirten  starb  1 an  Sepsis,  ebenso  2 am  1.  resp.  2.  Tage  nach  der 
Operation  Tracheotomirte.  Vorübergehende  Dyspnoe  nach  der 
Operation,  bedingt  durch  Compression  der  Trachea  durch  Ansamm- 
lung von  Blut  resp.  Eiter  wurde  nach  deren  Entfernung  beseitigt. 
Von  der  Operation  unmittelbar  abhängig  starben  6,  darunter  1 an 
Collaps,  die  anderen  an  verschiedenen  Formen  der  Sepsis.  Alle 
diese  Todesfälle  kamen  bei  41  Strumectomien  bis  1882  vor;  von 
diesem  Jahre  an  bis  1892  verliefen  27  Exstirpationen,  98  Enuclea- 
tionen  und  19  gemischte  Operationen,  zusammen  144  Eingriffe  ohne 
einen  einzigen  Todesfall.  Die  Totalexstirpation,  welche  ausser  bei 
6 gutartigen  Fällen  bei  einer  Struma  sarcomatosa  ausgeführt  wurde, 
hatte  allerdings  schlechte  Ergebnisse:  3 starben  infolge  der  Ope- 
ration. 2 einige  Zeit  später  urämisch  an  Schrumpfniere  und  nur  1 
Pat.,  dessen  Geschichte  in  extenso  beigebracht  wird,  konnte  nach- 
untersucht werden.  Derselbe  zeigte  deutliche  Cachexia  strumipriva, 


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774 


Si'lzkb,  Bericht  über  200  Kropfoperationen. 


No.  44 


welche  später  mit  Bildung  eines  Recidivs  zurückging.  Wahrschein- 
lich war  hier  bei  der  schwierigen  Ablösung  der  Geschwulst  von 
der  Trachea  ein  Drösenrest  zurückgeblieben.  Bei  den  partiellen 
Operationen  hat  dagegen  Verf.  nie  Auftreten  der  Cachexie  gesehen. 
— Die  Fälle  von  Enucleation  betrafen  Struma  cystica  40,  Struma 
colloid.  31,  Struma  cyst.  u.  colloid.  13,  Struma  follicul.  5 und  Str. 
fibrosa  6 und  fötale  Adenome  3 Mal.  In  '/«  der  Fälle  war  die  Blutung 
eine  beträchtliche,  so  dass  3 Mal  zur  Exstirpation  des  betr.  Lap- 
pens übergegangen  werden  musste;  bei  1 Pat.  wurde  die  Unter- 
bindung der  beiden  Hauptarterien  der  Enucleation  vorangeschickt. 
Die  Blutstillung  nach  der  Enucleation  wurde  im  Uebrigen  syste- 
matisch durch  fortlaufende  Naht  des  zurückbleibenden  Geschwulst- 
mantels geübt,  gelegentlich  auch  durch  Compression,  aber  nie  in 
der  von  J.  Wulff  empfohlenen  Form,  welche  Verf.  verwirft.  Bei 
10  Patt,  wurde  die  Strumectomie  mit  elastischer  Ligatur  nach  Bus« 
verrichtet;  bei  1 Operirten  wurde  die  Ligatur  abgenommen,  weil 
sie  Compressionserscheinungen  Seitens  der  Trachea  erzeugte,  bei 
einem  kam  es  zur  vorübergehenden  Stimmbandlähmung  und  bei 
einem  dritten  unmittelbar  nach  Lösung  zu  einer  sehr  schweren 
eigentümlichen  inspiratorischen  Dyspnoe,  die  sich  erst  nach  einiger 
Zeit  gab.  Von  den  Enucleationen  betrafen  29  einzelne  Cysten  und 
26  einzelne  Knoten,  dagegen  49  mehrfache  Cysten  und  Knoten. 
Heilung  per  prim.  int.  wurde  83  Mal,  durch  Granulation  15  Mal 
erzielt.  Drainage  wird  zur  Nachbehandlung  neuerdings  nur  dort 
applicirt,  wo  die  Blutstillung  nicht  absolut  sicher  schien  oder  die 
Wunde  nicht  völlig  durch  Naht  vereinigt  werden  konnte.  — Die 
Enucleation  neben  partieller  Exstirpation  („gemischtes  Verfahren“) 
wurde  19  Mal  angewandt  und  zwar  9 Mal  neben  typischer  Exstir- 
pation des  anderen  Lappens  und  10  Mal  neben  teilweisen  Resec- 
tionen  dieses.  Von  3 Fällen  von  Morbus  Basedowii,  die  operativ 
behandelt  wurden,  zeigten  zwei  Besserung  bezw.  Heilung,  der  dritte 
keine  Veränderung  nach  der  Operation.  — Operationen  wegen 
Struma  maligna  wurden  9 Mal  ausgeführt;  dieselben  betrafen  8 Patt., 
da  bei  einem  nach  8 Monaten  ein  Recidiv  operirt  werden  musste. 
In  einem  Fall  lautete  die  klinische  Diagnose  auf  Sarcom,  4 waren 
Alveolar-Krebse,  1 ein  Papillar-Carcinom  und  je  1 ein  Spindel- 
zellen- bezw.  Rundzellensarcom.  Die  Operationen  waren  durchweg 
sehr  schwierig,  zwei  Mal  wurde  die  Tracheotomie  nötig  mit  j-  1; 
ebenso  starb  1 Pat.  an  andauernder  Jauchung  der  Wunde  2 Mon. 
nach  der  Operation.  Bei  1 Pat.  wurde  Trachea  und  Oesophagus 
verletzt,  doch  konnte  er  mit  Trachealcanule  nach  verschiedenen 
Zwischenfällen  ca.  10  Monate  nach  der  Operation  bei  progressivem 
Recidiv  entlassen  werden.  Im  Ganzen  ist  von  den  Patt,  mit  Struma 
maligna  nur  1 noch  am  Leben.  Von  den  mit  geheilter  Wunde 
Entlassenen  starben  3 an  Recidiv,  1 blieb  recidivfrei,  starb  aber  an 
einem  Herzfehler. 

Bei  der  Verwertung  der  Ergebnisse  der  Nachunter- 
suchung ist  zu  berücksichtigen,  dass  eret  seit  zwei  Jahren  der 


No.  44. 


Bocbnbr,  Fortschritte  in  der  Immunitätsfrage. 


775 


KocBEH’eche  Querschnitt  angewandt  wird  und  dieser  allein  nach 
allen  Richtungen  befriedigende  lineäre  Narben  geliefert  hat.  Für 
die  Form  des  Halses  nach  der  Operation  ist  die  Enucleation  gün- 
stiger als  die  Exstirpation  gewesen,  aber  doch  nicht  in  so  über- 
wiegender Weise,  wie  dieses  andere  Autoren  (Gahhb)  darstellen. 
Als  Nähmaterial  wird,  nachdem  einmal  septische  Catgutinfection 
vorgekommen,  ausschliefslich  Seide  gebraucht  (und  zwar  in  Form 
von  Knopfnähten),  bei  welcher  am  seltensten  nachträglicher  Abgang 
von  Ligatur-Fäden  statt  hat.  Von  Stimmbandläsionen  trat  3 Mal 
keine  Besserung  schon  vor  der  Operation  bestehender  einseitiger 
Paralyse  auf;  2 durch  die  Operation  entstandene  Lähmungen  gingen 
später  ganz  zurück,  3 zeigten  keinerlei  Besserung  und  bei  3 fehlen 
spätere  Befunde.  In  6 Fällen  konnte  jede  Läsion  des  Recurrens 
völlig  ausgeschlossen  werden.  Kleinwerden  und  Monotonie  der 
Stimme  wurden  in  der  nächsten  Zeit  nach  der  Operation  wiederholt 
gesehen,  jedoch  nach  der  Enucleation  seltner  als  nach  der  Exstir- 
pation. In  Bezug  auf  erstere,  die  Enucleation,  konnte  man  in  40 
Fällen  freie  Beweglichkeit  vor  wie  nach  der  Operation  constatiren. 
In  zwei  unter  5 Fällen  bildete  sich  eine  Lähmung  nach  der  Opera- 
tion zurück  und  wurden  dauernde  Lähmungen  eines  Stimmbandes 
nach  der  intraglandulären  Ausschälung  niemals  beobachtet. 

Kropfrecidive.  Von  23  nachuntersuchten  Fällen  totaler 
wie  partieller  Exstirpation  waren  11  recidivfrei  und  2 mit  kleinen 
Recidiven  behaftet.  Gröfsere  Recidive  zeigten  10  und  zwar  han- 
delte es  sich  in  keinem  Falle  um  Cystenkröpfe.  Von  den  gröfseren 
Recidiven  betrafen  9 den  anderen  Lappen,  1 den  absichtlich  zurück- 
gelassenen Teil  eines  partiell  exstirpirten  Lappens;  bei  4 machten 
die  hochgradigen  Beschwerden  Recidivoperationen  (3  Enucleationen 
und  1 Teilresection)  erforderlich.  Rückbildung  des  intactgelassenen 
Teils  der  Struma,  wie  sie  J.  Wolfk  u.  A.  beschreiben,  hat  Verf. 
nur  1 Mal  in  einem  Fall  von  Struma  maligna  gesehen.  Sehr  viel 
günstiger  stellte  sich  im  Ganzen  die  Recidivität  bei  dem  gemischten 
Verfahren  und  den  EnucleationeD.  Bei  ersten  waren  von  12  9,  bei 
letzteren  von  63  44  recidivfrei.  Auch  hier  konnte  eine  nachträg- 
liche Atrophie  des  nicht  von  der  Operation  berührten  Lappens 
nicht  dargethan  werden.  Die  geringere  Zahl  der  Recidive  bei  der 
Enucleation  gegenüber  der  Exstirpation  erklärt  Verf.  dadurch,  dass 
ein  Teil  bei  der  Neuheit  der  Methode  jener  die  Mehrheit  der  mit  ihr 
operirten  Fälle  noch  relativ  zu  frisch  ist,  u.  erst  bei  einer  nach  einer 
noch  gröfseren  Reihe  von  Jahren  vorzunehmenden  Revision  eben- 
falls z.  Th.  Wiederwachsen  des  Kropfes  zeigen  wird. 

P.  Güterbock. 


Büchner,  Neuere  Fortschritte  in  der  Immunitätsfrage.  Münohner 
med.  Woohonschr.  1894,  No.  24. 

Als  wichtigste  Errungenschaft  des  Jahres  1893  bezeichnet  B. 
die  fortschreitende  Erkenntnisa  von  dem  qualitativen  Unterschied 


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776  Stoitscheff,  Wirkung  des  Digitslin  und  der  Digitalisinfuse.  No.  44 


der  durch  Alexine  bedingten  natürlichen  Immunität  von  der  durch 
Antitoxine  bedingten  künstlichen  Immunität.  Alexine  und  Antitoxine 
finden  sich  beide  im  Blut  und  sind  beide  eiweifsartige  Körper;  ihre 
wichtigsten  Unterschiede  sind  kurz  folgende:  erstere  haben  bakteri- 
cide  und  globulicide  Wirkung,  letztere  nicht;  erstere,  die  Alexine, 
sind  ausserordlich  labile  Körper,  werden  durch  Temperaturen  über 
50°  zerstört,  ebenso  durch  Sonnenlicht  und  durch  die  Alexine  an- 
derer Tierspecies;  sie  gehen  ausserhalb  des  Tierkörpers  rasch  za 
Grunde,  eine  Conservirung  ist  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen. 

Dagegen  sind  die  Antitoxine  haltbare  Körper,  das  des  Tetanus 
verträgt  70 — 80°  und  wird  selbst  durch  Fäulniss  nicht  zerstört,  das 
der  Diphtherie  widersteht  der  Verdauung. 

Die  Alexine  verhalten  sich  gegenüber  verschiedenen  Bakterien- 
arten  und  Blutzellen  ungleich,  je  nach  der  Tierspecies  von  der  sie 
stammen,  die  Antitoxine  dagegen  sind  in  ihrer  Natur  von  der  Tier- 
species ganz  unabhängig,  und  allein  durch  die  specifische  Bakterien- 
art mit  der  die  Immunität  erzeugt  wurde,  bedingt.  Das  Antitoxin 
ist  also  etwas  bei  der  Immunisirung  Neuhinzugekommenes.  Es 
könnte  nun  als  reaktives  Produkt  des  tierischen  Organismus  aufge- 
fasst werden,  viel  wahrscheinlicher  aber  ist,  dass  es  ein  modificirtes 
entgiftetes  Produkt  der  Bakterienzelle  ist,  hiefür  spricht  vor  allen 
Dingen  seine  Abhängigkeit  von  der  Bakterienspecies. 

Natürliche  Immunität  und  künstliche  sind  also  grundverschie- 
dene Dinge,  letztere  will  B.  allein  unter  dem  Namen  Immunität 
verstanden  wissen,  während  er  erstere  „natürliche  Widerstandsfähig- 
keit“ nennt.  Beide  können  selbstverständlich  neben  einander  be- 
stehen, und  wie  die  Immunität  kann  auch  die  natürliche  Wider- 
standsfähigkeit durch  künstliche  oder  natürliche  Mittel  gesteigert 
werden.  Zu  einem  solch  künstlichen  Mittel  gehört  z.  B.  das  Tuber- 
kulin das  nichts  specifischea  an  sich  hat,  weiterhin  die  Bakterien- 
proteine, welche  z.  B.  bei  Cholera,  die  namentlich  von  Sobkbkhkim 
als  nicht  specifisch  erkannte  „Proteinimmunität1*  ebenfalls  eine  er- 
höhte natürliche  Widerstandsfähigkeit  hervorrufen.  Dass  man  ähn- 
liches auch  durch  Pflanzenproteine  hervorrufen  kann,  weist  B.  in 
einem  Versuch  mit  Weizenkleber  nach.  Scheurlen. 


N.  Stoitscheff,  Die  Wirkung  des  Digitalinum  verum,  verglichen 
mit  derjenigen  des  Digitalisinfuses.  Deutsches  Archiv  f.  klin.  Med. 
Bd.  52,  S.  475. 

Das  bereits  vor  Jahren  von  Schmikdrbkro  dargestellte  Digitalin 
konnte  bisher  nur  wenig  praktische  Verwendung  finden,  da  die  Dar- 
stellung eine  zu  complicirte,  und  somit  der  Preis  ein  zu  hoher  war; 
erst  in  jüngster  Zeit  ist  es  Kiliabi  gelungen,  eine  Darstellungsweise 
anzugeben,  die  die  fabrikmäßige  Herstellung  des  Digitalin  gestattet: 
es  ist  nunmehr  unter  dem  Namen  „Digitalinum  verum“  in  den 
Handel  gebracht  worden.  Es  ist  eine  weifse,  aus  kleinen  Kügelchen 


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No.  44.  Wolko  witsch,  Salol  bei  Cholera.  777 

bestehende  amorphe  Masse,  die  in  kaltem  Wnsser  schwer,  in  kochen- 
dem leichter,  leicht  in  Alkohol  und  in  einem  Gemisch  von  Chloro- 
form und  Alkohol  löslich  ist;  in  concentrirter  Salzsäure  löst  es  sich 
in  der  Kälte  fast  farblos,  beim  Erwärmen  mit  intensiv  gelber  oder 
gelbgrüner  Farbe , in  concentrirter  Schwefelsäure  mit  goldgelber 
Farbe,  die  auf  Zusatz  von  wenig  Bromkalium  in  eine  prachtvoll 
rote  Färbung  übergeht.  Mit  diesem  Präparat  stellte  Verf.  eine 
Reihe  von  therapeutischen  Versuchen  an,  Ober  die  er  unter  Bei- 
fügung zahlreicher  Pulskurven  berichtet.  Aus  der  ersten  Gruppe 
dieser  Versuche,  bei  denen  das  Digitalin  allein  angewandt  wurde, 
ergiebt  sich,  dass  dies  Mittel  in  den  meisten  Fällen  eine  Herab- 
setzung der  Pulsfrequenz  mit  Besserung  des  Pulses  und  des  All- 
gemeinbefindens herbeiführte.  Um  festzustellen,  ob  in  denjenigen 
Fällen,  in  denen  eine  bemerkenswerte  Besserung  nicht  eintrat,  ein 
Digitalisinfus  wirksam  sei,  wurde  bei  einer  zweiten  Gruppe  von 
Fällen  Digitalinum  verum  und  Digitalisinfus  (1.5:200.0.  5 Mal 
täglich  20  ccm)  abwechselnd  gegeben.  Diese  zweite  Serie  von 
Fällen  zeigt,  dass  das  Infus  dem  Digitalin  durchaus  nicht  überlegen 
ist;  bei  10  von  13  Fällen  war  das  Digitalin  wirksam,  während 
das  Infus  keine  oder  nur  geringe  Wirkung  ausübte.  In  den  übrigen 
13  Fällen  scheint  allerdings  das  Verhältniss  ein  umgekehrtes  zu 
sein,  doch  wurde  dies  Resultat  möglicherweise  durch  anderweitige 
beeinflussende  Momente  herbeigeführt.  Wesentlich  ist  die  Art  und 
Weise  der  Darreichung:  wiederholte  kleine  Dosen  wirken  besser 
und  schneller,  als  gröfsere  Dosen  in  längeren  Pausen  verabreicht. 
Gewöhnlich  wurden  4 Mal  täglich  0.004  g gegeben,  doch  wurden 
auch  gröfsere  Dosen  bis  zu  0.04  pro  die  gut  vertragen.  In  vielen 
Fällen  wurde  das  Mittel  längere  Zeit,  Wochen  hindurch  verabreicht, 
ohne  dass  jemals  eine  cumulirende  Wirkung  beobachtet  wurde. 

K.  Kronthal. 


M.  Wolkowitseh.  Ueber  den  therapeutischen  Wert  des  Salols  bei 
der  Cholera-Diarrhoe.  Therap.  Monatsh.  1893,  Sept. 

Zur  Behandlung  der  die  Cholera  asiatica  einleitenden  Diarrhoe, 
also  zu  einer  Zeit,  in  der  allgemeine  Vergiftungserscheinungen  des 
Gesammtorganismus  noch  nicht  beobachtet  werden,  empfiehlt  W. 
das  Salol  auf  das  Wärmste.  Dieses  Mittel  wurde  in  nahezu  200 
einschlägigen  Fällen  angewandt,  in  denen  die  Zahl  der  täglichen 
Stuhlentleerungen  3 — 5 — 7 — 12 — 15  und  seltener  noch  mehr  betrug. 
Die  erste  bei  Erwachsenen  verordnete  Dosis  des  Salol  betrug  2.0  g. 
Bei  älteren  und  schwächlichen  Personen  wurde  dagegen  im  Beginne 
nur  1 g verabreicht.  Die  folgenden  drei  Dosen  zu  1 g wurden  3 
stündlich,  die  weiteren  4 — 5 stündlich  gegeben.  So  erhielten  die 
Kranken  am  ersten  ßehandlungstage  im  Ganzen  8 g seltener  auch 
10  g Salol.  Der  Erfolg  der  genannten  Behandlungsweise  war  der, 
dass  oft  schon  nach  dem  Verlaufe  von  12  Stunden  die  Entleerungen 
seltener  wurden  und  dass  dann  bald  eine  Unterbrechung  von  12  bis 


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778 


Jolly,  Ueb?r  Hypnotismus  und  Geistesstörung. 


No.  41 


24  Stunden  eintrat,  nach  welcher  die  Stöhle  wiederum  normal  wur- 
den. Neben  dem  Salol  wurde  noch  Bettruhe,  Wärme,  heifse  Um- 
schläge auf  den  Leib  und  das  Trinken  von  heifsem  Thee  mit  Citrone 
verordnet.  Unangenehme  Erscheinungen  infolge  der  Einnahme  von 
Salol  wurden  niemals  beobachtet,  abgesehen  von  leichtem  Schwindel- 
gefühl und  Ohrensausen.  Zeichen  von  Carboivergiftung  insbeson- 
dere wurden  in  keinem  Falle  constatirt.  — Bei  Kindern  wurden 
alle  3 — 4 Stunden  soviel  Decigramm  Salol  gegeben,  als  dieselben 
Jahre  alt  waren.  Auch  hier  waren  die  Erfolge  sehr  zufrieden- 
stellend. C.  Rosenthal. 


F.  Jolly,  Ueber  Hypnotismus  und  Geistesstörung.  (Nach  einem  zu 
Ende  des  Sommersemesters  1893  in  der  Berliner  psychiatrischen 
Klinik  gehaltenen  Vortrage).  Arch.  f.  Psych.  XXV.  p.  599. 

Der  Vortrag  bespricht  die  mannigfachen  Beziehungen  zwischen 
Hypnotismus  und  Geistesstörung  und  beschäftigt  sich  dabei  im  be- 
sonderen mit  den  neueren  Versuchen  von  Krafft-Ebinqs,  welche  die 
Reproduction  gewisser  Bewusstseinszustände  aus  anderen  Lebens- 
perioden im  Zustande  der  Hypnose  darthun  sollen.  Der  am  Ein- 
gang des  Vortrages  citirte  Fall  betriflt  eine  Paranoika,  welche  sich 
hypnotischen  Beeinflussungen  ausgesetzt  glaubt,  er  enthält  nur  mehr 
äusscrliche  Beziehungen  zum  Hypnotismus.  Ein  zweiter  Fall  (kli- 
makterische Geistesstörung)  war  vor  der  Erkrankung  vielfach  hypno- 
tisirt  worden,  und  als  sich  später  ein  acuter  paranoischer  Zustand 
entwickelte,  behauptete  die  Pat,,  auch  in  der  Anstalt,  noch  immer 
unter  den  Einflössen  des  Hypnotiseurs  zu  stehen.  J.  glaubt,  dass 
in  diesem  Falle  eine  latente  hysterische  Disposition  durch  die  Hyp- 
nosen manifest  geworden  sei. 

Der  Hauptgegenstand  des  Vortrages  ist  aber  die  Demonstration 
eines  19jährigen  Mädchens,  welches  an  Dystrophie  leidet  und  von 
einem  Heilkönstler  aus  diesem  Grunde  zum  Gegenstand  hypnothera- 
peutischer  Versuche  gemacht  worden  ist.  Diese  Versuche  änderten 
an  den  Lähmungen  nichts,  riefen  aber  grofse  hysterische  Anfälle 
hervor,  denen  Zustände  von  Verwirrtheit  folgten  und  veranlassten 
die  Aufnahme  der  Pat.  in  die  Charitd.  Contracturen,  welche  eich 
einstellten  und  sich  sehr  hartnäckig  erwiesen,  liefsen  die  Anwendung 
der  Hypnose  als  gerechtfertigt  erscheinen  und  dadurch  entwickelte 
sich  bei  der  Pat.  ein  Zustand  von  Suggestibilität,  welche  es  dem 
Vortragenden  gestattete,  coram  clinico  die  Hypnose  hervorzurufen  und 
während  derselben  die  KRAFFT-EBiWschen  Versuche  zu  wiederholen. 
Die  Zurückversetzung  in  ein  früheres  und  die  Versetzung  in  ein 
späteres  Alter  gelangen  prompt.  J.  ist  aber  nicht  sicher,  ob  die 
Kranke  nicht  Kenntniss  von  den  Wiener  Versuchen  erhalten  habe 
— jedenfalls  aber  verhält  er  sich  den  Schlussfolgerungen  des  Wie- 
ner Forschers  gegenüber  sehr  skeptisch.  Er  sieht  in  diesen  sonder- 
baren Zuständen  nicht  die  Reproduction  einer  früheren  Persönlich- 


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No.  44. 


Sbifkrt,  Behandlung  der  Psoriasis  mit  Jodkalium. 


779 


keit  mit  ihrem  Bewusstseinsinhalt  und  die  Erweckung  eines  latenten 
Ichs  aus  früheren  Lebensperioden,  sondern  nur  das  Product  von 
Erinnerungen  und  lebhaften  Vorstellungen,  welche  von  den  mit 
grofser  Einbildungskraft  begabten  Hysterischen  in  mehr  minder  leb- 
hafter und  geschickter  Weise  zur  Darstellung  gebracht  werden. 

Dieselbe  Kranke  reproducirte  noch  sehr  merkwürdige  Ergeb- 
nisse in  ihren  Erzählungen,  durch  welche  sie  Glauben  machen  wollte, 
dass  sie  im  hypnotischen  Zustande  zu  einem  Verbrechen  angestiftet 
worden  sei.  Sie  machte  ausserdem  einen  ernsthaften  Selbstmord- 
versuch. Der  Vortragende  erklärt  dies  so,  dass  sie  aus  Angst  vor 
einer  möglichen  Gravidität  jene  Geschichte  erfunden  und  dann  in 
ihren  Wahn  aufgenommen  hat.  Zum  Schlüsse  betont  J.  die  Ver- 
wandtschaft des  Zustandes  habituell  hypnotisirter  Individuen  mit  den 
Erscheinungen  der  Hysterie  und  warnt  demgemäfs  davor,  die  Hyp- 
nose als  etwas  Harmloses  aufzufassen.  M.  Brasch. 


Seifert,  Ueber  die  Behandlung  der  Psoriasis  mit  grofsen  Dosen 
von  Jodkalium,  nebst  Bemerkungen  über  die  Jodwirkung.  Arch. 
f.  Dermal,  u.  Syph.  XXVII.  S.  323. 

Verf.  hat  die  von  Gbkvbs  und  Haslokd  zuerst  empfohlene  Be- 
handlung der  Psoriasis  mit  steigenden  Dosen  von  Jodknlium  (bis 
20 — 30  g pro  die  und  mehr)  bei  13  Kranken  angewandt;  vollstän- 
dig geheilt  wurden  von  diesen  nur  4 und  zwar  durchschnittlich  in 
etwa  7 Wochen  und  nach  einem  Gesammtverbrauch  von  223,344,422 
und  850  g Jodkalium.  Aber  auch  bei  denjenigen  Pat.,  bei  welchen 
diese  Medication  abgebrochen  wurde,  führte  die  hierauf  eingeleitete 
locale  Behandlung  mit  Chrysarobin  und  Anthrarobin  ungewöhnlich 
schnell  zum  Ziele.  Im  Allgemeinen  wurden  die  hohen  Tagesdosen 
des  Mittels  erstaunlich  gut  vertragen.  Die  leichtesten  Formen  des 
Jodismus  (Schnupfen,  vermehrte  Thränenabsonderung,  Kopfschmer- 
zen) zeigten  sich  allerdings  vorübergehend  bei  fast  allen  Kranken; 
in  einem  Falle  nötigten  andauernde  Verdauungsstörungen  zum  Auf- 
geben der  Behandlung,  in  einem  anderen  entstand  ein  intensives 
Erythem  des  weichen  Gaumens  mit  Oedem  der  Uvula.  Von  Haut- 
ausscblägen  wurde  nur  bei  einer  Pat.  ein  urticariaähuliches  Exan- 
them beobachtet,  welches  sechsmal  im  Verlaufe  der  Cur,  jedesmal 
unter  fieberhaften  Erscheinungen,  auftrat  Nahezu  regelmäl’sig 
machte  sich  bei  längerem  Gebrauche  des  Jodkalium  ein  Einfluss 
auf  die  Circulation  (Erhöhung  der  Pulsfrequenz  bis  zu  170)  be- 
merkbar und  in  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  trat  anfallsweise  Fieber 
auf,  für  das  eich  eine  andere  Ursache  nicht  nachweisen  liefe.  Bei 
dem  einen  Pat.  folgte  jeder  Erhöhung  der  Tagesdosis  eine  Steige- 
rung der  Temperatur  und  der  Pulsfrequenz.  Die  Beschleunigung 


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780  Spenzer, Selbach,  Zur  Kenntniss  der  Aethornaroose.  — Roppbl.  No.  44 

des  Pulses  war  bei  diesem  Jodfieber  im  Verhältniss  zu  der  Er- 
höhung der  Körpertemperatur  meist  eine  ungewöhnlich  bedeutende, 
auch  ging  sie  der  letzteren  oft  um  12 — 24  Stunden  voraus. 

H.  Müller. 


1)  J.  (J.  Spenzer,  Ueber  den  Grad  der  Aethernarcose  im  Verhält- 
niss  zur  Menge  des  eingealmeten  Aetherdampfes.  Arch.  f.  exp.  Pat. 
u.  Pharmak.  XXXIII.  p.  407.  (Aus  dem  phartnak.  Institut  Strafsburg). 

2)  W.  Selbach,  Ist  nach  lftnger  dauernden  Aetherinhalationen  eine 
tötliche  Nachwirkung  derselben  zu  befürchten?  Ebenda,  XXXIV. 
p.  1—19. 

1)  Kaninchen  wurden  durch  Gemenge  von  Aether  und  Luft 
mit  wechselnden  Aethermengen  unter  genauer  Beobachtung  der 
Reflexerregbarkeit,  der  Herzaction,  Atemzahl  narcotisirt.  Es  ergaben 
die  Versuche,  in  Uebereinslimmung  mit  bereits  vorliegenden  An- 
gaben, dass  ein  Gehalt  der  Luft  mit  3.5  Vol.  pCt.  Aetherdampf 
hinreicht,  um  stundenlang  völlig  gefahrlose  Narcosen  zu  unterhal- 
ten. Bei  6 Volumprocent  Aether  erfolgt  binnen  10  Minuten  Athem- 
stillstand. 

Der  Aethergehalt  der  eingeathmeten  Luft  wurde  durch  Ver- 
brennung eines  aliquoten  Teiles  derselben  bestimmt. 

2)  Bei  Beurteilung  eines  Narcoticums  sind  nicht  nur  die  so- 
fortigen Erscheinungen  seiner  Wirkung  sondern  auch  etwaige  Folgen 
zu  berücksichtigen  Für  protrahirte  Narcosen  mit  Chloroform  ist 
von  vielen  Autoren  eine  Verfettung  der  Leber,  des  Herzens,  der 
Nieren  nachgewiesen  worden,  die  die  plötzlichen  Todesfälle,  die 
selbst  Tage  nach  der  Inhalation  eingetreten  sind,  erklären  können. 

S.  stellte  nun  an  Hunden,  Katzen,  Kaninchen  analoge  Ver- 
suche mit  Aether  an,  welche  übereinstimmend  ergaben,  dass  der 
Aether  entweder  nur  ganz  geringe  oder  gar  keine  fettige  Degene- 
rationen hervorruft.  Selbst  als  die  Aetherinhalationen  tagelang 
durchgeführt  wurden,  ging  kein  Versuchstier  zu  Grunde.  Pohl. 


W.  Kuppel,  Zur  Kenntniss  des  Protagons.  Zeitschrift  f.  Biol.  XXXI. 
S.  86. 

Du  von  Verf.  »us  Rinderhirn  and  menschlichem  Gehirn  nach  dem  Verfahren  von 
Gamokk  und  Blahkbkhosn  dargestellte  Protagon  leigte  alle  von  Liebbricb  für  dasselbe 
angegebenen  Eigenschaften  und  auch  sehr  annähernd  die  an  diesem  ermittelte 
Zusammensetzung,  nur  der  N Gehalt  wurde  etwas  niedriger  gefunden,  nämlich  2 32  pCt. 
gegenüber  2.80  pCt.  von  Libubki  n.  Ein  besonderes  Augenmerk  wurde  auf  den  von 
Kosiei.  und  Ebeitao  angegebenen  Schwefelgehalt  de«  Protagon»  gerichtet.  Verf.  fand 
nur  äusserst  geringe  Quantitäten  darin,  nämlich  im  Mittel  ron  zwei  Analysen 
0.036  pCt.  gegenüber  OalpCt.  nach  Rossei.  und  Ebeitao  und  hält  es  danach  für 
wahrscheinlich,  dass  das  Protogon  selbst  schwefelfrei  ist,  wie  Liebbkicb,  sowie  andere 
Autoren  angenommen  hatten  und  der  Scbwefelgehalt  nur  auf  verunreinigende  Bei- 
mengung beruht.  Eine  genaue  historische  Einleitung  ist  der  Mitteilung  der  Resnltate 
Torausgeschickt.  E.  Sslkowskl. 


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No.  44. 


Matthbs.  — Ambbosics.  — Bauo. 


781 


M.  Matt  lies,  Zur  Chemie  des  leukämischen  Blutes.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1894,  No.  23,  24. 

Verf.  zeigt  zunächst,  du«  men  für  die  analytische  Treonaog  der  Albumosen  rom 
echten  (Kchnk’s)  Pepton  der  Alcoholkoagulation  des  durch  Sättigen  mit  Ammoosulfat 
erhaltenen  Niederschlages  den  Vorzug  vor  den  beiden  anderen  Methoden  (Sciimidt- 
Molubim's  Fällung  mit  eesigzaurem  Natron  and  Eisencblorid ; Dsyoto's  Coagulation 
der  durch  Ammonsulfat  ausgesalzenen  Eiweifskörper  im  Daropftopf)  geben  soll,  «eil 
man  bei  ihr  sicher  ist,  weder  Albumosen  zu  übersehen,  noch  durch  das  Darstellungs- 
Verfahren  zu  erzeugen.  So  konnte  er  in  2 Fällen  von  Leukämie  (Verhältnis«  der 
Lenkocyten  zu  den  Erytbrocyten  1 : 4 resp.  1 : 38;  kein  echtes  Pepton  im  Blute  ba- 
den, wohl  aber  im  Blut  wie  im  Serum  des  Leichenblutes  eine  Deuteroalbumose.  Im 
Serum  des  einen  Falles  fand  sich  ferner  reichlich  gelüste«,  wohl  aus  dem  Zerfall  von 
Blutkörperchen  hervorgegangenes  Nucleoalbumin.  Dagegen  war  das  Blutserum  in  je 
einem  Falle  von  multipler  Sarcomatose  und  Pseudoleukämie  frei  von  Nucleoalbuminen 
nnd  ebenso  Blut  und  Serum,  gleichwie  das  Kinderblut,  frei  von  Albumosen.  In  dem 
einen  Fall  von  Leukämie  erwies  sich  bei  konstanter  Diät  der  N- Umsatz  und  die  N- 
Ausnützung  annähernd  normal,  die  Harnsäureausscbeidung  in  beiden  Fällen  nur  un- 
bedeutend gesteigert.  J.  Munk. 


W.  Ambrosius,  Aus  dem  Landkrankenhause  zu  Hanau.  Zur  Kennt- 
niss  der  Todesursachen  nach  multiplen  Knochenbrüchen.  Deutsche 
Zeitsohr.  f.  Cbir.  XXXVII.  497. 

Bei  einem  21jährigen  Mecbanieus,  welcher  in  eine  Transmission  gerathen  war, 
fanden  sich  ausser  zahlreichen  Excoriationen , Eissen  und  stärkeren  Blutaustritten  ein 
subcutaner  Querbruch  des  linken  Oberschenkels  etwas  oberhalb  der  Mitte,  sowie  ein 
ebensolcher  rechts  in  der  Mitte,  ferner  ein  subcutaner  Querbruch  des  rechten  Ober- 
arms, ein  subcutaner  Bruch  der  beiden  Vorderarmknocben  links  und  ein  Bruch  der 
linken  Oberarmmitte,  complicirt  mit  einer  1 J cm  langen,  nicht  stark  blutenden  Wände. 
Ein  Brach  des  Sternum  oder  der  Rippen  war  nicht  erweislich,  trotzdem  lief«  sich 
schon  nach  einigen  Stunden  extrapericardiales  Emphysem  darthun.  Nach  anfänglich 
leidlichem  Verlauf  fand  vom  Abend  des  2.  Tages  eine  Temperatursteigerung  statt,  die 
bei  kleinem  schnellen  Puls  und  etwas  leidendem  Aussehen  am  nächsten  Tage  zunahm, 
so  dass  sie  kurz  vor  dem,  48  Stunden  nach  dem  Unfall  erfolgenden,  Tode  im  Rectum 
43  0°  betrug;  15  Minuten  post  mortem  maas  msn  43.(3°  und  % Stunde  post  mortem 
noch  43.2°.  Die  Obduction  (28  £ Stunden  nach  dem  Tode)  musste  ohne  Eröffnung 
der  Schldelböhle  und  der  Wirbelsäule  ausgeführt  werden;  der  Befund  entsprach  im 
Uebrigen  wesentlich  dem  bei  Lebzeiten  erhobenen:  in  den  Lungen  war  nur  ein  mäfsiger 
Grad  von  Fettembolie,  und  kommt  Verf.  zu  dem  Schlug«,  dass  im  vorliegenden  Fall 
das  in  seiner  Form  absolut  reine  aseptische  Wuodfieber  infolge  seiner  abnormen  Hübe 
die  Todesursache  abgegeben  hat.  P.  GBtsrboek. 


Hang,  Perichondritis  auriculae,  geheilt  durch  einfache  wiederholte 
Punktionaaspiration.  Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  37. 

Mittelst  der  in  der  Ueberschrift  angegebenen  kleinen  Aspiration  gelang  es  dem 
Verf.,  eine  acute  Perichondritis  der  Ohrmuschel  völlig  auszuheileo.  Er  empfiehlt  des- 
halb dieses  Verfahren  bei  frischen  Perichondritiden,  besonders  in  der  Voraus- 
setzung, dass  dadurch  die  sonst,  auch  nach  breiter  Incision  und  Auskratzung  meist 
eintretende  Verkrüppelung  der  Ohrmuschel  vermieden  werden  könne.  Ob  es  bei  älteren 
Transsudatansammlungen  noch  zu  gebrauchen  sei,  bezweifelt  Verf  , da  hierbei  schon 
meist  Koorpelnecrose  bestehe.  Schwsbsch. 


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782  Dabdionac. - Robinson. -Wilbranp,Sänokb, Stalin.  -Qolüboff.  No.  44 


Dardignac,  Un  cas  de  tuberculome  lingual.  Absens  froid  tuber- 
culeux  de  la  langue.  Gaz.  hebd.  de  mdd.  et  chir.  1894,  Aout. 

Es  handelte  sieb  am  einen  22jährigen  Soldaten , der  eich  mit  einem  taubenei- 
grofsen,  garomielastischem  Tumor  anf  der  rorderen  rechten  Zangenseite  vorstellte. 
Kein  Schmers,  keine  Fluktuation;  Oberfläche  glatt  mit  Epithel  überzogen.  Allgemein- 
zustand  wenig  befriedigend,  starke  Abmagerung  trotz  der  Möglichkeit  des  Rauens 
nnd  Schlackern.  Keine  hereditäre  Belastung  In  den  Lungenspitzen  rauhes  Athmen. 
Eine  Probepunktion  ergiebt  einige  Gramme  einer  grünlichen  schleimig-eitrigen  Flüssig- 
keit, in  der  keine  Bacillen  gefanden  worden.  Operation  and  Curettirang.  Das  ent- 
fernte Gewebe  ähnelt  ausserordentlich  dem  fuogösen  Detritus,  welcher  sich  in  tnber- 
culös  erkrankten  Drüsen  oder  Gelenken  findet.  Wahrend  die  Wände  innerhalb  vier 
Wochen  mit  einer  festen  Narbe  ausheilte,  entwickelt«  sich  in  den  Langen  ein  deut- 
licher tuberkulöser  Process  mit  Nachweis  des  Bacillus,  der  die  Entlastung  aus  dem 
Heeresverband  notwendig  machte.  In  dem  erwähnten  Detritus  fanden  sich  Riesen  - 
zellen  und  auch,  wenn  auch  erst  nach  rielem  Sueben,  Bacillen.  w.  LubllaskL 


B.  ltobinson,  Sewer  gas  a cause  of  throat  disease.  Uedical  Record 
1894,  Sept. 

Verf.  glaubt,  dass  der  Einfluss  der  Kanalgase  auf  den  Hals  sich  derart  lassere, 
dass  Jemand  mit  empfindlichem  Hals,  der  häuGg  Halsentzündungen  bekommt,  bei 
Einwirkung  der  Kanalgase  Mandelentzündung  davonträgt  Wer  den  Klebs  • LBIfler’- 
schen  Bacillus  im  Rachen  hat,  wird  wahrscheinlich  Diphtherie  bekommen  und  wer 
Diphtherie  hat,  eine  bSsartige  Form  derselben.  w.  Lnbllnskl. 


Wilbrnild,  SÄnger,  Stalin,  Untersuchungen  Ober  eine  Konjunc- 
tivitisepidemie.  Jahrb  d.  Hamb.  Staatskranbenanstalten  III.  1891/92. 

Die  VerfT.  beschreiben  eine  in  der  Angenpoliklinik  des  Alten  allg  Krankenhauses 
in  Hamburg  im  Jahre  1898  beobachtete  Konjunktititisepidemie,  die  sehr  eiel  Aehn- 
lichkeit  mit  einer  gonorrhoischen  Affektion  aufwies,  doch  traten  alle  Symptome  milder 
auf  und  gingen  bei  Kältebehandlung  rasch  zurück.  So  konnten  z.  B.  die  Lider  auch 
in  den  schwersten  Fälleo  noch  geöffnet  werden  und  das  Sekret  war  nicht  sehr  reich- 
lich, sondern  haftete  in  graugelblichen  Flocken  in  der  Umgebung  der  Lidspalte. 

Die  bacteriologische  Untersuchung  ergab,  dass  die  mit  glatter  Conjunktiva  einher- 
gehenden Erkrankungen  durch  einen  kleinen  schon  von  Kon  und  Kahtüiis  beschrie- 
benen Bacillus  bedingt  waren,  während  die  mit  Follikelschwellung  verbundenen  Falle 
durch  einen  dem  Gonococcus  sehr  ähnlichen,  aber  doch  deutlich  davon  unterscheid- 
baren Diplococcus  hervorgerufen  waren. 

Die  Epidemie  umfasste  über  500  Fälle.  Schvurlen. 


N.  (Joluboff,  Ueber  biliare  Lebercirrhose.  Zeitschrift  f.  klin.  Medicin 
1894,  XXIV.  U.  3,4. 

An  der  Hand  eiues  typischen  Krankheitsfalles  entwickelt  G.  in  Form  einer  Vor- 
lesung das  Bild  der  biliären  Lebercirrhose.  Seiner  Meinung  nach  bängt  die  Krank- 
heit mit  den  Erkrankungen  der  Gallenwege  eug  zusammen.  Gegenüber  den  in  den 
Lehrbücher  der  speciellen  Pathologie,  besonders  den  französischen,  über  diese  Er- 
krankung gemachten  Schilderungen  fühlt  er  sich  zu  folgenden  Berichtigungen  veranlasst. 

1)  Die  Perihepatitis  ist  durchaus  nicht  ein  Unterscheidungsmerkmal  und  die  Eza- 
cerbationen  der  Krankheit,  welche  man  für  Ezacerbationen  der  Peribepatitis  hält, 
können  auch  von  Exacerbationen  der  Krankheitsvorgänge  in  der  Leber  selbst,  epec.  von 
Exacerbationen  der  Angiocholitis  (and  Periangioebolitis)  abhängen.  Diese  Ezacerba 
tionen  können  aber  auch  während  der  ganzen  Krankheitadauer  gänzlich  fehlen. 


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No.  44.  Wilischanin.  — Parkhill,  Dcjmont.  — Lkkhlkb,  Johnson.  783 


2)  Gegen  Ende  der  Krankheit,  besonders  bei  protrahiertem  Verlaufe  können  be- 
deutende Cireulationss  Wrangen  im  Gebiete  der  Pfortader  sich  entwickeln,  welche  sieh 
durch  mehr  weniger  bedeutenden  Ascites  und  Erweiterung  der  Bauchbautvenen  Hassern; 
dabei  kann  sich  die  Leber  io  ihren  Dimensionen  bedeutend  rerkleioern. 

3)  Reichliche  Neubildung  ron  Galleokanilen  ist  keine  der  biliiren  Cirrhoie  aus- 
schliefslicb  zukommende  oder  bei  dieser  notwendig  vorhandene  Erscheinung. 

Bezüglich  der  Therapie  meint  G. , dass  die  Prognose  zweifellos  eine  bessere  wer- 
den wird,  wenn  man  Calomel  bereits  dann  giebt,  wenn  es  zu  reichlicher  Entwicklung 
ron  Bindegewebe  noch  nioht  gekommen  ist,  wenn  sich  der  Proeess  nur  noch  auf  eine 
diffuse  catarrhaüache  Angiocholitis  beschrlnkt.  C.  Rossnthat. 


P.  Wilischanin,  Zur  Symptomatologie  der  Röthelo.  St.  Petersb. 
med.  Wochenschr.  1893,  No.  49. 

Hinsichtlich  des  Temperaturrerlaufs  bei  Rothein  finden  sich  in  der  Litteratur 
widersprechende  Angaben.  Verf.,  welcher  in  einer  Mädchenschule  eine  Epidemie  be- 
obachtete, fand  in  typischen  EAllen  vor  der  Eruption  eine  Temperaturerhöhung,  die 
wahrend  4 oder  5 Tage  alimllig  austieg.  Oie  höchste  Temperatur  entsprach  dem 
stärksten  Ausbruch  des  Ausschlages.  Io  einzelnen  Fallen  stieg  die  Temperatur  bis 
40.6  und  sogar  bis  40.9.  — In  der  Periode  der  Itecouralescenz  wurden  bei  mehreren 
Kranken  anhaltende  Durchfalle  beobachtet.  Stadthsgtn. 


1)  CI.  Parkhill,  Linear  craniotomy  in  microcephalus  with  a report 
of  two  cases.  Intern.  Med.  Magazine  1893,  Nor. 

2)  F.  Dumont,  Die  circuläre  Crnniectomie.  Corr.-Bl.  f.  Schw,  Aerzte. 
1893,  No.  23. 

1)  Im  ersten  Fall  wurde  die  lioeare  Craniotomie  bei  einem  4 j jährigen  Knaben 
vorgenotnmeu,  der  an  Krämpfen,  Idiotie  etc.  litt.  Der  Zustand  besserte  sich  nach  der 
Operation  ein  wenig;  die  Krampfe  kehrten  wieder,  doch  wurde  der  iutellectuelle  Zu- 
stand gehoben.  Der  zweite  Fall  betrifft  ein  5jlhriges  Mädchen,  das  idiotisch  und 
microcepbaliscb  war;  auch  hier  soll  der  Zustand  der  Intelligenz  sich  gebessert  haben. 
— Von  52  bisher  operirten  Kinder  sind  12  gestorben;  von  den  Ueberlebenden  sollen 
die  meisten  sich  gebessert  haben  infolge  der  Operation 

2)  D.  wandte  statt  der  von  Lasotlokqus  empfohlenen  linearen  Craniectomie  die 

circulire  Craniectomie  an.  indem  er  die  Incision  circular  anlegte;  es  baodelte  sich  um 
ein  14  Monate  altes  Mädchen  mit  Microcephalie,  epileptischen  Anfälleo,  und  früh- 
zeitiger Verknöcherung  der  Nahte.  Zwei  Monate  lang  nach  der  Operation  waren  die 
Krampfe  nicht  wieder  eiogetreten.  K »Lischt r. 


1)  Leehler,  Ein  Fall  von  Gehirnabscess.  Württemb.  Corresp.-Bl.  1893, 
No.  25. 

2)  R.  L.  Johnson,  Report  of  caae  of  abscesa  of  the  brain.  The 
Medical  and  Sargical  Reporter  1894,  27.  Jan. 

1)  Ein  23jabriger  Bauer  erhielt  Ende  Mai  1890  bei  einer  Schlägerei  eine  Kopf- 
wunde am  linken  StirnhOcker.  Er  wurde  mit  einem  alten  Schwamm  gewaschen  und 
mit  einem  Haistach  verbanden  Die  Wunde  heilte.  Nach  8 Wochen  Kopfschmerzen, 
zunehmende  Verdriefslicbkeit  und  Erregbarkeit.  Herbzt  1891  nicht  mehr  arbeitsfähig, 
später  Öftere  Bewusstseinstrübungen.  Im  Dezember  wird  eine  Gehirnentzündung  con 
■tatirt,  kurz  darauf  stirbt  Patient.  Die  gerichtliche  Obduetion  deckte  2 Hirnabscetse 
im  rechten  Frontallappen  mit  Durchbruch  in  den  Ventrikel  auf,  die  Abscesswandungen 
zeugten  voo  Hagerem  Bestehen  des  Processes.  Der  letztere  wird  gutachtlich  auf  die 


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784 


Rothmann.  — Wbbth.  — Oshrh. 


No.  44 


Kopfrerletzang  and  den  Mangel  Ärztlicher  Behandlung  zurückgeführt.  Der  Thlter 
wurde  vom  Schwurgericht  freigeaprochen.  M Bruch. 

2)  Ein  15jShriger  Knabe  hatte  einige  Wochen  nach  einem  Schlag  aaf  den  Kopf 
(Stirngegend)  Kopfschmerzen , Benommenheit,  Pulirerlangiamang  n.  «.  w.  An  einer 
Depreaiionxtelle  de«  Schldelknocben«  (in  der  Gegend  der  rechten  Baooa'tcben  Win* 
dang)  ward#  trepanirt  and  einige  Knocbemplitter  entfernt,  ohne  da«i  die  dankeirote 
Dora  eröffnet  wnrde.  Einige  Tage  darauf  trat  eine  Sehwiehe  des  linken  Arms  und 
des  Beines  links  auf.  Nun  wurde  die  Dura  eröffnet  und  Eiter  mittelst  Pnnction 
entleert;  einige  Tage  darauf  wurde  die  Incision  erweitert  und  wiederum  punctirt. 
Der  Kranke  genas  nach  der  Operation  wollig  und  ist  heute  nach  einem  Jahre  töllig 
gesund.  8.  Kalischer. 


S.  Rothmann,  Vergleichende  Untersuchung  Ober  die  therapeutische 
Anwendung  von  Lanolin  und  Adeps  lanae.  (Aus  Dr.  E.  Saal- 
fkld’s  Polikl.  f.  Ilautkrankh.  in  Berlin).  Berliner  klin.  Wochenschrift 
1894,  No.  11. 

Die  rom  Verf.  angestellten  «erbleichenden  Versuche  mit  Lanolin  nnd  dem  an 
Stelle  desselben  empfohlenen  Adeps  lanae  bei  einer  Reihe  ron  Eczemen  fielen  durch- 
weg zu  Gunsten  des  erstgenannten  PrSparates  aus.  Die  beim  Gebrauche  des  Adepa 
lanae  nicht  selten  auftretenden  Reizerscheinungen  dürften  auf  dessen  Chlorgehalt  zu- 
rückzuführen sein.  H.  Müller. 


Werth,  Ueber  posttyphöse  Eiterung  in  Ovariencysten.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1893,  No.  21. 

Verf.  teilt  einen  Fall  mit,  bei  dem  er  dorch  Ovariotoraie  eine  Dermoidcyste  ent- 
fernt hatte,  in  deren  eitrigem  Inhalte  Typhusbacillen  in  Reinkultur  oachgewiesen 
werden  konnten.  Die  betr  Pat.  wurde  8 Monate,  nachdem  sie  einen  regulärenTypbus 
überstanden  hatte,  wegen  eine*  rechtsseitigen  Cystoms  laparotomiert  Die  Laparotomie 
ergab  eine  Dermoidcyste,  die  bei  der  Fntfernung  platzte.  *Der  dabei  aasfitefsende 
dünne  eiterige  Inhalt  wurde  steril  aufgefangen  uod  mit  allen  Vorsichtsmarsregeln  bac 
teriologisch  untersucht.  Die  angelegten  Culturen  ergaben  als  einzigen  Bestandteil  mit 
absoluter  Sicherheit  den  Typhusbacillus.  Hieraus  zieht  Verf.  deo  Schluss,  dass  überall, 
wo  eitriger  lohalt  io  einem  Ovarialcystora  gefunden  wird  und  die  Ursache  der  Eite- 
ruog  nicht  klar  liegt,  Ätiologisch  die  Möglichkeit  eines  typhösen  Ursprungs  berück* 
sichtigt  werden  muss.  a.  Martin. 


F.  Ölirn,  Einige  Versuche  Ober  Gummilösung  als  Nährflüssigkeit 
für  das  Froschherz.  Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Pharm.  XXXIV.  p.  29. 

Albanese  hat  in  einer  Untersuchung  im  ScBuiBDiBKso'schen  Laboratorium  die 
Tauglichkeit  einer  isotonischen , sauerstoffhaltigen,  schwach  alkalischen  Gummilösung 
als  Nährflüssigkeit  nachgewiesen. 

Den  Einwand,  dass  bei  A.'s  Versuchsanordnung  das  Herz  noch  etwas  Blut  als 
Nährstoff  enthalten  habe  und  dass  nur  darauf  die  Brauchbarkeit  obiger  Lösung  be- 
ruhe, widerlegt  Oe. , indem  er  zeigt,  dass  Froschherzen  die  durch  andauerndes  Aus- 
spülen  mit  physiol.  Kochsalzlösung  ganz  blatfrei  geworden  und  sogar  zu  kurz  dauern- 
dem diastolischem  Stillstand  gebracht  worden  sind,  dnreh  genannte  Nährlösung  wieder 
zur  Thätigkeit  gebracht  werden  können.  Pohl. 

Druckfehler:  Nr.  42,  S.  739,  Zeile  17  von  unten,  statt:  Thaering  „Thausiog“. 

Einsendungen  für  «Im  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  den  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a rd  t (Berlin  W. 
Fransösische  Strafse  31)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Barlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  er»ch«in«n 
t — 2 Bauen;  am  Schluss« 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Hark;  su  beziehen 
durch  alle  Uuehhandluu- 
gen  und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin.  . 


1894.  *«•  November.  No.  45. 

Inhalt:  Lokwt,  üeber  die  Alkalesceozverhältnisse  des  Blotes  in  Krankheiten. 

(Orig.-Mitt.) 

S.%cn sK,  Resorption  der  Nahrong  bei  Verschluss  des  Galleublasenganges.  — 
Baxscb,  Natur  der  Kohlehydrate  des  Harns  — Höniosch  mied,  Ueber  die  Zer- 
reifsong  der  Bänder  im  Kniegelenk  an  der  Leiche.  — Smiknow,  Behandlung  der 
Diphtherie  mit  Antitoxinen  — L anork.  Zur  Ankylostoroiasisfrage.  — Misos, 
Mattison,  Wirkung  von  Trional  und  Tetronal.  — Andby,  Behandlung  des  Trippers. 
— Daoonrt,  Ueber  die  Geistesstörungen  in  Gravidität  und  Puerperium 

Schütz,  Untersuchung  des  Harns  auf  FleischmilchsAure.  — C&ruer,  Umwand* 
Iung  von  Zuoker  durch  Carenzhefe  — S Eit  Eit,  Fall  von  Luxatio  tali  mit  Torsion 
des  Talus.  — Schränk,  Zwei  Fälle  von  Periostitis  alburoosa.  — Snrllen,  Ueber 
die  Entxündung  der  Orbita.  — Marckl,  Ueber  die  Strangulation  der  Tonsillen.  — 
Azloing,  Ueber  die  Luogenseuche  der  Rinder.  — Rinn,  Anwendung  von  Stron- 
tiumsalze. — Aufbicrt,  Entstehung  der  Harocylinder.  — Daxion,  Ueber  electro- 
faradische  Anästhesie.  — Dillrr,  Ueber  Neuritis  des  N.  auric.  magous.  — Allbn, 
Ueber  Syphilis  des  Nebenhodens.  — Davis,  Toxämie  bei  Schwangerschaft.  — Za- 
radbki,  Medicamentöse  Vergiftung  mit  Kreosot.  — Pilk,  Kaiiampermanganat  bei 
Opium  Vergiftung. 


lieber  die  Alkalescciizverhiiltnisse  des  menschlichen  Blutes  in 

Krankheiten 

tod  Dr.  A.  Loewy  io  Berlin. 

Id  No.  34,  1892  des  Centralblattes  für  klinische  Medicio  teilte 
ich  die  Resultate  einer  Reihe  von  Versuchen  mit,  aus  denen  hervor- 
ging, dass  die  Titration  deckfarbigen  Blutes,  wie  sie  gewöhnlich 
ausgeführt  wird,  inconstante  und  sonach  unzuverlässige  Werte  er- 
giebt.  Die  Inconstanz  war  dadurch  bedingt,  dass  die  Dauer  der 
Titration  und  die  Temperatur  des  Blutes  von  erheblichem  Einfluss 
auf  die  Endreaction  war:  bei  je  niedrigerer  Temperatur  titrirt 

wurde  und  je  schneller,  um  so  niedriger  lagen  scheinbar  die  Alka- 
lescenzwerte,  während  eie,  wenn  das  Blut  bei  Körperwärme  titrirt 
wurde  und  die  Titration  12 — 15  Minuten  dauerte,  ungewöhnlich 
hoch  lagen,  weit  höher  als  die  allgemein  für  normal  angesehenen 

XXXII.  Jahrgang.  ÖÜ 


DflJTfITf  1 'ogle 


786  Limwv,  Ueber  die  Alkalesoenzvcrhältaisse  des  Blutes  No.  45 

Werte  und  eben  so  hoch  wie  diejenigen,  die  ich  nach  der  von  mir 
vorgeschlagenen  Methode  der  Titration  lackfarbenen  Blutes  fand. 

Die  Titration  an  lackfarbenem  Blut  hat  den  Vorzug  der 
Constanz  der  erhaltenen  Werte  und  ist  unabhängig  von  der 
Zeit  und  von  der  Temperatur. 

Die  von  mir  erhaltenen  mittleren  Alkalescenzwerle  waren 
folgende: 


1.  am  Menschen.  Person 

I. 

a:  lOOccm  Blut 

= 508.96  mg  Na  HO 

b:  do. 

= 501.28 

do. 

Person 

II. 

a : do. 

= 449.76 

do. 

b:  do. 

= 447.68 

do. 

2.  am  Pferde. 

(defibrinirt). 

I. 

do. 

= 439.7 

do. 

II. 

do. 

= 543.8 

do. 

3.  am  Hunde. 

I. 

do. 

= 372.16 

do. 

II. 

do. 

= 499.2 

do. 

Die  Zahlen,  die  ich  an  ein  und' demselben  Individuum  fand. 

wichen  unter  gleichen  Versuchsbedingungen  nie  weit  von  einander 
ab;  ebenso  waren  die  Mittelwerte  der  Alkalescenz  bei  verschiedenen 
Tierspecies  (Mensch,  Pferd,  Hund),  nicht  weit  von  einander  ver- 
schieden. Dagegen  fanden  sich  zwischen  verschiedenen  — schein- 
bar gesunden  — Tieren,  auch  wenn  sie  derselben  Species  angehörten, 
beträchtliche  Schwankungen. 

Besonders  ergaben  sich  bei  schlechtgenährten,  dekrepiden  Hunden 
und  Pferden  sehr  niedrige  Alkalescenzwerle,  wozu  wesentlich  die 
Thatsache  beitragen  dürfte,  dass  bei  solchen  Tieren  das  Blut  sehr 
wässrig  ist  und  die  besonders  alkalireichen  körperlichen  Elemente 
an  Menge  zurQcktreten. 

Die  oben  mitgeteilten  Mittelwerte  übertreffen  um  fast  100  pCt. 
die  von  den  Klinikern  am  deckfarbigen  Blute  gewonnenen,  welche 
nicht  sehr  weit  über  den  von  mir  gefundenen  Alkalescenzwerten 
des  Serums  liegen.  Es  erklärt  sich  dies  daraus,  dass  im  deck- 
farbenen  Blut  das  Alkali  der  Blutzellen,  wie  ich  fand,  nur  schwer 
der  Einwirkung  der  zugesetzten  Titrirsäuren  zugänglich  wird;  man 
titrirt,  besonders  wenn  man  sich  wie  fast  alle  Kliniker  des  Lsmiois’- 
schen  Verfahrens  bedient,  eben  nur  das  Serum  und  einen  je  nach 
den  Umständen  wechselnden,  mehr  oder  weniger  erheblichen  Anteil 
des  in  den  zeitigen  Elementen  steckenden  Alkali. 

Unter  pathol ogischen  Verhältnissen  sind  bisher  nach  meiner 
Methode  d.  h.  am  lackfarbenen  Blute  noch  keine  Untersuchungen 
ausgeführt  worden,  und  ich  musste  es  daher  mit  besonderem  Danke 
begrülsen,  dass  Hr.  Prof.  v.  Nookdkn  mich  aufforderte,  nach  meinem 
Verfahren  die  ßlutalkalescenz  bei  einer  Anzahl  von  Kranken  der 
zweiten  medicinischen  Klinik  zu  bestimmen,  was  mir  auf  das  liebens- 
würdigste von  Herrn  Geheimrat  Gkkhahut  gestattet  wurde. 

Die  Titrirung  geschah  stets  mit  ca.  5 ccm  Blut,  das  durch  eine 
kurze  weite  PaAVAz’eche  Kanüle  aus  der  vena  mediana  eines  Armes 
entnommen  wurde  und  direkt  in  ein  Maafskölbchen  mit  45  ccm 


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No.  45. 


in  Krankheiten. 


787 


einer  0.25  procentigen  Ammonoxalatlüsung  einfloss.  Es  blieb  darin 
vollkommen  ungeronnen  und  wurde  sogleich  lackfarbig. 

Ich  habe  so  an  1 1 Kranken  24  Alkalescenzbestimmungen  vorge- 
nommen, darunter  4 Doppelbestimmungen,  deren  Resultate  ich  vor- 
läufig in  der  folgenden  Tabelle  mitteilen  möchte. 

Die  Titrirung  ergiebt  ein  sehr  überraschendes  Resultat. 


Veriuchs-No. 

Datum. 

Krankheit. 

Alkalescens 
io  mg  Na  HO 
auf  100  ccm 
Blut. 

Bemerkungen. 

i. 

1893: 

14.  Not 

Diabetes  gravis 

886.7 

2. 

15.  „ 

do. 

964.0 

3. 

18.  . 

do 

615.5 

Zucker  an  diesem  Tage  durch  Po 

4. 

24.  . 

do. 

593.9 

larisation  nicht  nachweisbar;  nur 
durch  Reduction. 

5 

14.  „ 

Nephritis  pareu- 

936.6 

mit  Lakmoid  titrirt. 

6 

24  . 

chymat. 

do. 

1008  0 
595.2 

mit  Lakmus  titrirt. 

7. 

15.  . 

Schrumpfniere 

9S0.16 

8. 

16.  . 

do. 

987.2 

mit  Lakmoid  titrirt. 

9. 

18.  . 

do. 

982.6 
688  2 

mit  Lakmoa  titrirt. 

10. 

15.  . 

Sepsis  puerperalis 

990.6 

11. 

15.  „ 

Sept.  Endocarditis 

885.6 

12. 

16.  . 

1008.3 

mit  Lakmoid  titrirt. 

13. 

18.  . 

Anämia 

1011.2 
675  2 

mit  Lakmus  titrirt. 

14. 

21  . 

do. 

555  2 

bei  nur  1 1 pCt.  Trockenrückstand 

15. 

23.  „ 

do. 

504.48 

im  Blute ! 

16. 

12.  Dos 

do. 

360.0 

Tag  d.  Entlassung  nach  allmählicher 

17. 

23.  Not. 

akoter  Gichtanfall 

590.4 

Besserung. 

18. 

12.  Des. 

Pneumonie 

384.0 

19. 

12.  . 

Rheum.artic  acut. 

467.2 

20, 

1894: 

2.  Febr. 

Chlorosis 

662.3 

21. 

6.  , 

do 

641.8 

gebessert 

22. 

2.  . 

Pneumonie 

827.68 

23. 

3.  „ 

do. 

486  4 

in  Agone. 

Ein  Vergleich  der  pathologischen  Werte  mit  den  obigen  Nor- 
malwerten zeigt  nämlich,  dass  sie  diese  in  fast  allen  Fällen  an  Al- 
kalescenz  überragen. 

50* 


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788 


Lobwt,  Ueber  die  Alkalescenzverbältnisse  des  Blutes 


No.  45 


So  liegen  abnorm  hoch  alle  Werte  des  Falles  von  Diabetes, 
so  alle  bei  dem  Falle  von  parenchymatöser  Nephritis,  die  bei  der 
Schrumpfniere,  bei  puerperaler  Sepsis,  bei  septischer  Endocarditis, 
ein  Wert  bei  Pneumonie.  Auch  die  Alkaleseenz  bei  Gicht  Ober- 
schreitet die  Norm.  Innerhalb  der  Norm  liegt  die  Alkaleseenz 
beim  Rheumat.  art.  acut.,  im  agonalen  Stadium  der  Pneumonie,  bei 
einem  zweiten  Falle  von  Pneumonie. 

In  dem  Falle  von  Anämie  ist  der  auf  der  Höhe  der  Krankheit 
gewonnene  Wert  abnorm  hoch,  auch  der  zweite  noch,  zumal  in 
Anbetracht  der  wässrigen  Beschaffenheit  des  Blutes.  Mit  zunehmen- 
der Besserung  geht  die  Alkaleseenz  herab.  Dasselbe  sehen  wir  in 
dem  Falle  von  Chlorose. 

Die  Zunahme  der  Alkaleseenz  des  lackfarbigen  Blutes  wird  be- 
sonders fiberraschend,  wenn  wir  die  Krankheiten,  bei  denen  sie  eich 
ergab,  in’s  Auge  fassen.  Handelt  es  sich  doch  meist  um  Krank- 
heiten, in  denen  mit  gutem  Grunde  eine  abnorme  Säurebildung 
angenommen  wird  und  auf  verschiedenen  Wegen  wiederholt  nach- 
gewiesen ist.  Thatsachen,  die  auf  eine  Steigerung  der  Alkalea- 
cenz  hinweisen,  kennen  wir  bisher  Oberhaupt  nicht. 

Ich  musste  mir  deshalb  die  Frage  vorlegen,  wie  diese  Erhöhung 
der  Alkaleseenz  aufzufassen  sei. 

Zur  Erklärung  der  Ergebnisse  ist  es  notwendig  den  Begriff: 
Alkaleseenz  des  Blutes  näher  zu  präcisieren. 

Die  Alkaleseenz  des  Blutes  kann  ausser  durch  Titration  noch 
nach  zwei  anderen  Methoden  gemessen  werden,  durch  die  Bindungs- 
lähigkeit  für  Kohlensäure  und  durch  die  Bestimmung  der  Alkalien 
in  der  Blutasche.  Nach  jeder  der  drei  Methoden  erhält  man  ver- 
schiedene Alkalescenzwerte  und  man  muss  daraus  schliel'sen,  dass 
der  Faktor,  der  in  ihnen  bestimmt  wird,  in  jeder  ein  an- 
derer ist. 

Demgemäfs  bezeichnet  der  Ausdruck  Alkaleseenz  des  Blutes 
keinen  einheitlichen,  festumgrenzten  Begriff.  Der  Sinn  des  Wortes 
ändert  sich  je  nach  der  Methode,  nach  der  die  Alkaleseenz  ermittelt 
wurde. 

Die  Werte,  die  man  bei  Kohlensäuremessung  und  Blutasche- 
bestimmung erhält,  liegen  nahe  bei  einander,  dagegen  sind  die  Werte 
der  Titration  deckfarbenen  Blutes  in  der  Wärme  oder  lackfarbenen 
Blutes  beträchtlich  höher.  Der  AlknlescenzDberschuss,  der  sich  bei 
der  Titration  gegenober  der  aus  der  Blutasche  zu  berechnenden 
Alkalescenzhühe  ergiebt,  kann  nicht  aus  mineralischen  Stoffen  her- 
rühren, sondern  muss  organischen  entstammen,  wie  besonders  aus 
den  vergleichenden  Untersuchungen  C.  Lkumann’s  hervorgeht  (cf. 
Verhandl.  der  physiolog.  Gesellscb.  zu  Berlin  1893,  No.  14). 

Aus  diesen  ergiebt  sich  aber  weiter,  dass  anscheinend  nicht 
einmal  alles  aus  organischen  Stoffen  stammende  Alkali  im  Blute 
präformirt  ist,  sondern  dass  es  zum  Teil  aus  höher  constituirten 
neutralen  Verbindungen  durch  die  zugesetzte  Titrirsäure  freige- 
macht wird. 


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No.  45. 


in  Krankheiten. 


789 


Was  durch  Titration  bestimmt  wird,  ist  die  Gesammtmenge 
der  Moleküle,  die  gegenüber  den  beim  Titriren  benutzten  Säuren 
alkalischen  Charakter  haben. 

Die  titrimetrisch  gefundene  Summe  dieser  Moleküle  ist  in  den 
in  obiger  Tabelle  aufgeführten  pathologischen  Fällen  vermehrt.  — 
Trotzdem  ist  aber,  wie  übereinstimmend  alle  diesbezüglichen  Ver- 
suche ergeben  haben,  die  Kohlensäure  des  Blutes  uoter  denselben 
Verhältnissen  nie  vermehrt,  meist  sogar  erheblich  vermindert. 

Nehmen  wir  also  die  Kohlensäurebindung  als  Maafs  der  Al- 
kalescenz,  so  würde  sie  unter  den  vorliegenden  Verhältnissen  als 
verringert  zu  bezeichnen  sein. 

Danach  haben  wir  es  also  mit  Stoffen  zu  thun,  die  nach  der 
einen  Methode  eine  Erhöhung,  nach  der  anderen  zumeist  eine  Ver- 
minderung der  Alkalescenz  anzeigen  d.  h.  mit  Stoffen,  die  mit 
schwachen  A viditäten,  gleich  den  in  jüngster  Zeit  „subacide“  (Ja- 
qükt)  genannten,  begabt,  den  Gesetzen  der  chemischen  Massenwir- 
kungen unterliegen. 

Die  Stoffe,  die  hier  in  Betracht  kommen,  gehören  wahrschein- 
lich zur  Gruppe  der  Ei  weifskörper  oder  zu  deren  nächsten  Deri- 
vaten. Am  bekanntesten  und  am  längsten  bekannt  ist  ein  solches 
Verhalten  beim  Hämoglobin,  bei  dem  ihm  Zuntz  zuerst  bei  Gelegen- 
heit von  Versuchen,  in  denen  Cruor  mit  Kohlensäure  verschiedener 
Spannung  behandelt  wurde,  begegnete.  Dasselbe  Verhalten  zeigt 
auch  das  Pepton. 

Auf  weitere  theoretische  Fragen  möchte  ich  an  dieser  Stelle, 
die  nur  das  Thatsachenmaterial  bringen  sollte,  nicht  näher  eingehen 
und  verweise  dieserhalb  auf  meine  ausführliche  in  Pflöokk’s  Archiv 
Bd.  58  erscheinende  Arbeit.  Nur  auf  einige  praktische  Folgerungen 
möchte  ich  hier  noch  hinweisen. 

Ganz  abgesehen  davon,  dass  die  bisher  von  klinischer  Seite 
angewendete  Methode  der  Bluttitrirung  meiner  Ansicht  nach 
fehlerhafte  Resultate  ergiebt,  wie  ich  dies  in  der  oben  citirten  Mit- 
teilung schon  ausgeführt  habe,  hat  die  Basis  der  Bluttitrirung  bei 
Krankheiten  sich  wesentlich  verschoben,  und  haben  die  Gesichts- 
punkte, von  denen  aus  man  an  die  Titrirung  herantritt  und  aus 
welchen  ihre  Resultate  betrachtet  sein  wollen , sich  bedeutend  ge- 
ändert. 

Zunächst  sind  sie  mit  den  Resultaten  der  Kohlensäurebestim- 
mung nicht  auf  eine  Stufe  zu  stellen,  ja  nicht  einmal  vergleichbar. 
Die  Grölse  der  Kohlensäurebindung  zeigt  uns  immer  nur  einen 
Teil  der  Alkalescenz  an,  freilich  einen,  dessen  physiologische  Funk- 
tion uns  erkennbar  ist.  Die  durch  Titration  gefundenen  Werte 
geben  uns  eine  Alkalescenzgröfse,  deren  funktionelle  Bedeu- 
tung uns  sogar  am  normalen  Blute  vorläufig  noch  unklar 
ist  und  am  pathologischen  noch  weniger  erklärt  werden  kann.  Ja 
da,  wie  erwähnt,  wahrscheinlich  alkalische  Affinitäten  aus  höher 
constituirten  Verbindungen  durch  die  Titration  erst  freigemacht 


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790  Sachsf, Resorption  d.  Nahrung  etc.  - BAiscH,Naturd.  Kohlehydrate  etc.  No.  45 

werden,  können  wir  nicht  einmal  sagen,  ob  all  das  auf  diese  Weise 
bestimmte  Alkali  im  Organismus  wirklich  wirksam  ist. 

Dadurch  verliert  natürlich  die  Bluttitration  vorläufig  erheblich 
an  praktischer  Bedeutung  und  klinischem  Interesse,  und  es  wird 
die  nächste  Aufgabe  sein  müssen,  uns  ein  tieferes  Verständnis  ihrer 
theoretischen  Grundlagen  zu  verschaffen. 

Dazu  werden  planmäßige  und  weit  zahlreichere  Versuche  not- 
wendig sein  als  die  wenigen,  die  ich  bisher  ausführen  konnte. 


W.  Sachse,  Ueber  Resorption  der  Nahrung  bei  Verschluss  des 
Gallenblasenganges.  Dissert  1894. 

S.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  eine  Patientin,  bei  welcher 
3 Vs  Monate  vorher  die  Cholecystomie  wegen  Gallensteine  ausge- 
führt war,  eine  zweite,  bei  welcher  ein  Jahr  vorher  die  gleiche  Opera- 
tion gemacht  war,  endlich  eine  dritte,  während  sie  der  Kolikanfälle 
wegen  in  die  Klinik  lag.  Bei  der  einige  Tage  nach  dem  Ernäh- 
rungsversuch stattgefundenen  Operation  zeigte  sich,  dass  die  Gallen- 
blase frei  von  Gallenbestandteilen  war  und  nur  eine  klare  wässrige 
Flüssigkeit  enthielt.  Auch  in  den  beiden  ersten  Fällen  war  mit 
Sicherheit  constatirt,  dass  eine  Function  der  Gallenblase  nicht  mehr 
bestand.  Als  Nahrung  diente  in  Fall  I und  III  nur  Milch,  Butter, 
Weifsbrod;  in  F* all  II  dasselbe,  ausserdem  F'leisch  und  Eier.  In 
allen  Nahrungsmitteln  ist  der  Stickstoff-  und  Fettgehalt  besonders 
bestimmt.  In  Fall  I dauerte  der  Versuch  4 Tage,  in  II  wurden 
2 Versuche  von  je  3 Tagen  angestellt,  in  III  ein  Versuch  von  3 
Tagen.  Der  N-Verlust  durch  den  Koth  betrug  in  Versuch  I 4.2  pCt. 
des  eingeführten  N,  in  Ila  4.3,  1 1 b 3.4  pCt.,  in  III  ist  derselbe 
nicht  bestimmt:  die  Ausnützung  des  Eiweiß  war  also  nicht  im  Ge- 
ringsten beeinträchtigt.  — Der  Fettgehalt  des  Kothes  betrug  in  I 
11.1  pCt.  und  Ila  5.2  pCt.,  in  II b 7.1  pCt.,  in  III  5.0  des  einge- 
führten Fettes:  die  Resorption  des  F'ettes  war  also  gleichfalls  nicht 
gestört;  hinsichtlich  des  Fall  1 könnte  man  zweifelhaft  sein,  es 
kommen  aber  auch  bei  gesunden  Menschen  ähnliche  Verlustwerte 
für  F'ett  und  noch  höhere  vor.  — Beim  Menschen  erleidet  also 
ebensowenig  wie  beim  Hund  (Rosknhkrq)  die  Resorption  der  Nah- 
rung irgend  eine  Beeinträchtigung,  wenn  die  Galle  continuirlich  in 
den  Darm  abfiiefst,  statt  unter  Mitwirkung  der  Gallenblase  perio- 
disch abgegeben  zu  werden.  E.  Salkowski. 


K.  Baiseh,  Ueber  die  Natur  der  Kohlehydrate  des  normalen  Harns. 
2.  Mitteilung.  Zeitschr.  f.  phisiol.  Chem.  XIX  S.  339. 

Seine  früheren  Untersuchungen  fortsetzend  hat  Verf.  das  aus 
normalem  Menschenharn  gewonnene  Gemisch  von  Benzoylestern  mit 
Natriumäthyl  in  alkoholischer  Lösung  bei  — 5 0 C 29 — 40  Min. 


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No.  45.  Hönioschmikp,  lieber  die  Zerreißung  dor  Bänder  etc.  971 

lang  verseift,  nach  Entfernung  der  Benzoösäure  (durch  Aetheraus- 
schüttlung)  und  des  Natriumsulfats  (durch  Alcohol  im  Ueberschuss) 
bei  schwach  saurer  Reaction  eingedampft.  Bezüglich  der  Reinigung 
und  Darstellung  vergl.  Orig.  Die  untersuchte  Flüssigkeit  reducirte 
Kupfersulfat  in  alkalischer  Lösung,  stimmte  in  den  quantitativen 
Ergebnissen  der  Gährung  und  Rechtsdrehung  mit  Traubenzucker 
überein  und  bildet  mit  Phenylhydrazin  Phenylglucosazon.  Somit 
ist  Traubenzucker  ein  konstanter  Bestandteil  jedes  normalen  Menschen- 
harns. Die  tägliche  Ausscheidung  an  Traubenzucker  durch  den 
Harn  berechnet  Verf.  zu  8 — 18  mgm.  Neben  dem  Traubenzucker 
begegnet  man  bei  der  Verseifung  des  Benzoylniederschlags  einer  in 
Alcohol  unlöslichen,  dextrinartigen  Substanz,  die  sich  bisher  noch 
nicht  frei  von  mineralischen  Beimengungen  (Phosphate)  hat  gewin- 
nen lassen.  Durch  Alcohol  aus  der  wässerigen  Lösung  unvollstän- 
dig gefällt,  bildet  sie  beim  Erwärmen  einen  flockigen  Niederschlag, 
gibt  noch  in  erheblicher  Verdünnung  deutliche  Furfurol-Reaction, 
reducirt  die  FKHLiNo’sche  Lösung  nicht,  lässt  sich  aber  durch  Kochen 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  nllmälig  in  eine,  alkalische  Kupferlö- 
sung reducirende  Substnnz  überführen  und  giebt  mit  Benzoylchlorid 
und  Natronlauge  einen  in  Wasser  unlöslichen  Niederschlag.  Neben 
Traubenzucker  und  Dextrin  liefe  sich  im  Estergemenge  noch  ein 
drittes,  Furfurol  lieferndes  Kohlehydrat  nachweisen,  dessen  krystal- 
lisirendes  Osazon  bei  175  — 180°  schmolz.  In  Bezug  auf  den,  den 
Benzoylestern  konstant  anhaftenden  StickstofFgehalt  glaubt  Verf., 
dass  dieser  einem  Körper  angehört,  der  ausserdem  Kohlehydrat- 
reactionen  zeigt,  etwa  wie  die  N-haltigen  Kohlehydrate  des  Knor- 
pels nach  Scbmikdbbkro.  Der  Stickstoff  wird  beim  Erhitzen  mit 
Alkalien  sehr  leicht  in  Form  von  Ammoniak  abgespalten. 

J.  Munk. 


J.  Hönigschlllied,  Leichenexperimente  über  die  Zerreißungen  der 
Bänder  im  Kniegelenk.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI.  S.  587. 

Die  vorliegende  Abhandlung,  welche  die  im  Jahre  1877  be- 
gonnenen Leichenexperimente  Verf. ’s  über  Zerreifsungen  der  Bänder 
der  gröfseren  Extremitäten-Gelenke  zum  Abschluss  bringt,  betrifft 
150  Versuche  am  Kniegelenk.  Davon  entfallen  auf  die  Wirkung 
durch  gewaltsame  Hyperflexion  14,  auf  die  Hyperextension  30,  auf 
die  Hyperabduction  31,  auf  die  Hyperadduction , Pronation  und 
Supination  je  25  Versuche.  Wegen  der  Einzelheiten  dieser  Ver- 
suche sowie  der  vielfachen  literarischen  Bezugnahmen  Verf. ’s  muss 
das  Orig,  eingesehen  werden;  hier  sollen  nur  die  vornehmlichsten 
Ergebnisse  der  Experimente  aufgeführt  werden. 

Wirkung  der  gewaltsamen  Hyperflexion.  Dieselbe  be- 
steht an  der  prftparirten  Extremität  (wie  schon  Dittkl  angegeben) 
in  der  unvollständigen  Lostrennung  der  Lig.  cruciat.  ant.  vom 
Condyl.  fein,  lateral.  Dass  die  Luxation  an  dieser  Stelle  erfolgt, 
erklärt  sich  aus  der  Richtung  und  Einpflanzung  des  qu.  Bandes. 


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792 


IIöüUiSCHMiKD,  Uebor  die  Zerreifsung  der  Bänder  etc. 


No.  45 


Wirkung  durch  gewaltsame  Hyperextension.  Dieselbe 
besteht:  1)  in  Lostrennung  der  hinteren  Kapsel  wand  und  der  Lig. 
cruciata,  Losreifsung  eines  oder  beider  Seitenbänder  und  der  Zwi- 
schenknorpel, zuweilen  complicirt  mit  Zerreifsung  der  Musculatur  in 
der  Kniekehle,  2)  in  Fractur  des  Oberschenkels  Ober  den  Condylen 
oder  des  oberen  Endes  der  Tibia;  Losreifsen  der  Epiphysen  und  3) 
in  Luxation  des  Unterschenkels  nach  vorn. 

Wirkung  durch  gewaltsamer  Lateraflexion  nach 
innen  (Hyperadduction).  Die  hierhergehörigen  Verletzungen 
sind  folgende:  1)  Lofstrennung  der  Ligamente  mit  Dislocation  des 
Unterschenkels  nach  aussen.  Conetant  reifsen  zunächst  die  Bänder 
des  innen)  Schenkelcondylus,  nämlich  das  Lie.  lateral,  int.  und  das 
Lig.  later,  ext.  u.  das  Lig.  cruciat.  posterius;  hierauf  das  Lig.  cruciat. 
ant.  und  mehr  weniger  weit  die  Kapsel.  In  den  meisten  Fällen 
kommt  es  auch  zur  Lostrennung  des  innern,  seltener  des  äusseren 
Zwischenknorpels.  2)  Fractur  oder  vielmehr  Losreifsen  des  oberen 
Endes  der  Tibia,  Fractur  des  Oberschenkels  oder  der  Condylen, 
Zermalmung  des  Condylus  ext.  tibiae  et  femor.  3)  Lostrennung  der 
Epiphyse  vom  unteren  Ende  des  Femur.  4)  Incompl.  Luxation  des 
Unterschenkels  nach  aussen. 

Wirkung  durch  gewaltsame  Rotation  nach  innen  (Hy- 
perpronation). An  intacten  Leichen  ist  es  selten  gelungen,  durch 
Rotation  nach  innen  eine  Verletzung  hervorzurufen  und  in  22  Ver- 
suchen, wo  Oberhaupt  eine  Verletzung  des  Bandapparates  eintrat, 
waren  die  Resultate  je  nach  dem  Grade  der  mitgeteilten  Bewegung 
verschieden,  jedoch  war  das  Lig.  cruciat.  post,  stets  erhalten. 

Wirkung  durch  gewaltsame  Rotation  nach  aussen 
(Hypersupination).  Die  betr.  Verletzungen  waren  folgende:  1)  Deh- 
nungen, Zerrungen  und  partielle  Zerreifsungen  der  Kapsel  oder  der 
Ligamente  im  Tibiofeinoralgelenke.  2)  Mehr  w’enigor  ausgebreitete 
Rupturen  der  Gelenkkapsel,  Lostrennungen  der  Ligamente  und  der 
Zwischenknorpel  mit  vorübergehender  Dislocation  der  Gelenkteile. 
Diese  Läsionen  betreffen  ausser  der  Kapsel  am  häufigsten  das  Lig. 
later,  int.,  hierauf  den  inneren,  dann  den  äusseren  Zwischenknorpel, 
das  vordere  und  hintere  Kreuzband,  zuletzt  das  Lig.  lat.  int.  Die 
vorgenannten  Verletzungen,  welche  nach  Hütbr  dem  Begriff  der 
Distorsion  entsprachen,  sind  als  die  häufigste  Folge  der  gewaltsamen 
Rotation  des  Kniegelenkes  zu  bezeichnen.  3)  Bei  älteren  Individuen 
oder  bei  solchen  mit  mürbem  Knochensystem  entstehen  Fracturen 
der  Tibia  und  F'ibula,  seltner  des  Oberschenkels  oder  der  Condylen; 
bei  Kindern  dagegen  kommt  es  zur  Abdrehung  der  unteren  Epi- 
physe des  Oberschenkels.  4)  Rotationsluxationen  des  Unterschenkels 
nach  innen  und  aussen.  Am  Lebenden  werden  Verletzungen  durch 
gewaltsame  Rotation  des  Kniegelenks  zumeist  infolge  von  Maschinen- 
gewalt eintreten,  ferner  durch  Unglücksfällc  verschiedener  Art,  wenn 
der  Unterschenkel  fixirt  und  der  Körper  um  die  verticale  Axe  nach 
aussen  und  innen  rotirt  wird.  P.  Güterbock. 


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No.  45.  Smirnow,  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Antitoxinen.  793 

Slllirnow,  Heber  die  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Antitoxinen, 
die  ohne  Vermittelung  des  tierischen  Organismus  darstellbar  sind. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  30. 

Das  Mittel  mit  dem  S.  die  in  der  Ueberschrift  angekündigte 
Darstellung  von  Antitoxinen  erreicht,  ist  die  Elektrolyse. 

Zunächst  elektrolysirte  er  mit  schwachem  Strom  Hundeserum 
in  einer  V röhre  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  in  kurzer  Zeit  am 
negativen  Pol  eine  Trübung  des  Serums  durch  Gerinnselbildung 
und  saure  Reaction  eintritt,  während  am  positiven  Pol  die  Flüssig- 
keit  durchsichtig  bleibt  und  alkalische  Reaction  sich  bemerkbar 
macht.  Um  das  Serum  getrennt  zu  erhalten,  schaltete  er  in  die 
Biegung  der  V rühre  einen  Glashahn  ein  und  überwand  den  durch 
die  enge  Verbindung  entstehenden  gröfseren  Widerstand  durch  An- 
wendung stärkerer  Ströme.  Die  Erscheinungen  die  bei  solchen 
stärkeren  Strömen  im  Serum  auftreten,  bleiben  im  Wesentlichen 
dieselben,  nur  treten  an  beiden  Polen  noch  reichliche  Gasblasen  auf. 

Spritzt  man  einem  Tier  das  saure  (negative)  oder  das  alkalische 
(positive)  Serum  ein,  so  entsteht  keine  Reaction,  neutralisirt  man 
aber  dasselbe,  so  bewirkt  1 ccm  erhebliche  Temperatursteigerung. 
Dieses  Resultat  zu  erreichen,  muss  bei  100  ccm  Hundeserum  und 
120  — 140  Milliampere  die  Elektrolyse  3 — 4 Stunden  dauern. 

Verf.  untersuchte  nun  weiter,  ob  das  Albumin  oder  Globulin 
des  Serum  durch  die  Elektrolyse  so  verändert  werde,  dass  es  Fieber 
erzeuge.  Er  befreite  durch  Dialyse  das  Serum  vom  Globulin,  setzte 
als  Ersatz  für  die  dabei  verloren  gegangenen  Salze  0 5 pCt.  Koch- 
salz zu,  electrolysierte  und  fand,  dass  diese  Albuminlösung  denselben 
Fiebereffekt  erzielte  wie  das  Serum.  Ein  elektrolysirtes  Globulin 
dagegen  hatte  keine  Fieberwirkung. 

Nun  ging  Verf.  an  die  Untersuchung  der  Diphtherie.  Erlegte 
Kulturen  auf  flüssigem  Serum,  Albumin-Kochsalzlösung  und  Globu- 
linkochsalzlösung an.  Die  ersteren  zwei  Kulturen  erreichten  die 
grösste  Giftigkeit  nach  zwei  Wochen,  0.5  ccm  töteten  ein  Meer- 
schweinchen nach  30  Stunden;  bei  weiterem  Wachsthum  nahm  die 
Giftigkeit  wieder  ab;  in  der  Globulinkultur  entwickelte  sich  über- 
haupt kein  Toxin.  Benutzt  wurde  ausschliefslich  die  Albuminkultur. 
Inficirte  er  ein  Kaninchen  mit  Bouillondiphtheriekultur  so,  dass  das 
Kontroltier  nach  3 Tagen  starb,  und  spritzte  er,  sofort  nach  der  In- 
fektion beginnend,  2 Mal  täglich  2 — 3 ccm  neutralisirter,  eleklroly- 
sirter  Albuminkultur  ein,  so  blieb  das  Tier  am  Leben. 

Ganz  dieselben  Resultate  erzielte  S.  mit  elektrolysirten  Diph- 
theriebouillonkulturen. Bezüglich  der  Elektrolyse  dieser  Kulturen 
ist  zu  bemerken,  dnss  sich  dabei  in  denselben  ein  Farbenwechsel 
bemerkbar  macht,  wobei  zu  Anfang  die  Flüssigkeit  am  negativen 
Pol  dunkler  und  am  positiven  heller  wird;  später  tritt  eine  Verän- 
derung im  umgekehrten  Sinne  ein;  das  Moment  der  maximalen 
Helligkeit  der  reducirten  Bouillon  scheint  das  günstigste  zu  sein. 


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794  Lanobb,  Zur  Ankylostomiasisfragc.  • Mabon,  Mattisow,  Trional  etc.  No.  45 

S.  glaubt,  dass  die  angeführten  Resultate  zu  der  Hoffnung  be- 
rechtigen, dass  die  durch  Elektrolyse  bereiteten  Antitoxine  auch 
beim  Menschen  mit  Erfolg  angewendet  werden  können. 

Scheurlen. 


J.  Langer,  Zur  Ankylostomiasisfrage.  Prager  med.  NVochenschr.  1893, 
No.  46,  47. 

Bei  58  in  der  Umgebung  von  Prag  und  Leitmeritz  in  Böhmen 
beim  Ziegelmachen  beschäftigten  Arbeitern  — 52  Erwachsene,  6 
Kinder  — wurden  niemals  Änkylostoma  duodenale,  Rhabdomenen 
oder  Rhabditiden  constatirt.  Dagegen  fand  sich  Ascaris  lumbricoides 
allein  in  12  Fällen,  derselbe  combinirt  mit  Trichocephalus  dispar  in 
6 Fällen,  derselbe  combinirt  mit  Oxyuris  vermicularis  in  einem 
Falle.  Es  beweist  dieser  Befund  die  Thatsaehe,  dass  die  Häufig- 
keit des  Vorkommens  von  Parasiten  beim  Menschen  in  geradem 
Verhältniss  steht  zu  der  Möglichkeit  der  Aufnahme  von  Erdpar- 
tikelchen in  den  Verdauungskanal.  — Anders  war  das  Ergebniss 
der  Untersuchung  bei  19  italienischen  Hafenbauarbeitern  in  Hole- 
sovic  bei  Prag.  Von  diesen  waren  14=  73.68  pCt.  mit  Parasiten 
behaftet.  Und  zwar  2 mit  Ascaris  lumbricoides  allein,  2 weitere 
mit  Trichocephalus  dispar  allein,  9 mit  Ascaris  lumbricoides  im 
Verein  mit  Trichocephalus  dispar  und  in  einem  Falle  mit  Ascaris 
lumbricoides,  Trichocephalus  dispar  und  Änkylostoma  duodenale 
gleichzeitig.  Der  letzte  Fall  ist  der  2.  vom  Verf.  bei  Ausländern 
in  Böhmen  constatirte  von  Ankylostomiasis.  Es  ergiebt  eich  aus 
diesem  Befunde  die  Notwendigkeit,  durch  geeignete  hygienische  und 
allgemeine  Vorkehrungen  dafür  Sorge  zu  tragen,  dass  die  Ankylos- 
tomiasis bei  den  zahlreichen  Bergarbeitern  in  Böhmen  nicht  ende- 
misch werde.  C.  Rosenthal. 


1)  W.  Mabon,  Trional  and  Tetronal.  Clinical  observations  on 
their  actlon  as  hypnotics  and  sedatives  for  the  iusane.  American 
Journ.  of  Insanity  1893,  April. 

2)  J.  B.  Mattison,  Trional,  the  new  Hypnotic.  Medical  News  1893, 
May  6. 

1)  Zur  hypnotischen  Wirkung  wurde  Trional  in  Dosen  von 
0.66  g gegeben;  ein  7stilndiger  Schlaf  trat  nach  35  Minuten  ein. 
In  Dosen  zu  1 0 g bewirkte  es  nach  58  Minuten  einen  7 ‘/2  - sttin- 
digen  Schlaf.  In  Dosen  zu  1.33  g bewirkte  es  nach  einer  Stunde 
einen  8-stQndigen  Schlaf,  und  nach  2 g trat  etwa  dieselbe  Wirkung 
ein.  — Als  Sedativum  wurde  es  zu  1.0  g 1 — 3 Mal  täglich  gegeben, 
doch  mit  wechselndem  Erfolge.  Besser  war  die  sedative  Wirkung, 
wo  0.66  g Trionnl  einmal  täglich  gegeben  wurde;  wurde  diese  Dosis 
2 — 3 Mal  täglich  gegeben,  so  war  die  Wirkung  keine  so  günstige. 
— Nach  Tetronal  trat  meist  im  Laufe  einer  Stunde  ein  6 ständiger 
Schlaf  ein;  am  besten  wirkte  es  in  Dosen  von  0.66 — 1.0g,  wobei 


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No.  45.  Anoby,  Behandl.  d. Trippers.  — Daoonkt,  UeberGeistesstcirung  eto.  795 


nach  35  Minuten  ein  8 stündiger  Schlaf  sich  einstellte.  — Als  Seda- 
tivum wirkte  Tetronal  in  Dosen  von  0.33 — 0.66  ein-  bis  zweimal 
täglich.  — Am  besten  werden  die  Mittel  in  heifser  Milch  gegeben. 
— Die  Untersuchungen  erstrecken  eich  nur  auf  Geisteskranke. 

2)  Bei  75  Kranken  blieb  nur  7 Mal  die  hypnotische  Wirkung 
des  Trionals  aus;  es  wurden  1 — 6 g im  Laufe  des  Tages  gegeben. 
Bei  einigen  Kranken  trat  Tags  darauf  Schwindel  und  Ermattung 
ein.  Veränderungen  der  Circulation  und  Respiration  traten  nicht 
hervor.  Bei  Leuten,  die  an  Chloral,  Morphium,  Cocain,  Sulfonal 
gewöhnt  waren,  wirkt  es  in  Dosen  von  40 — 120  gran  günstig.  Mit- 
unter trat  eine  prolongirte  sedative  Wirkung  nach  der  hypnotischen 
hervor.  Wo  das  Trional  versagte,  war  meist  die  Dosis  zu  klein. 
Bei  einfacher  Insomnie  genügen  20 — 40  gran.  S.  Kalisoher. 


Ch.  Andry,  Ueber  die  Behandlung  des  Trippers  nach  der  Jankt’- 
schen  Methode.  Monatsh.  f.  pract.  Dermat.  XVIII.  No.  11. 

J.’s  Methode  der  Tripperbehandlung  besteht  in  Ausspülungen 
der  ganzen  Harnröhre  mit  einer  Lösung  von  Kali  permanganicum 
(1:6000 — 1:1000).  Man  benutzt  hierzu  einen  graduirten  gläsernen 
Irrigator,  dessen  durch  einen  Hahn  verschliefsbarer  Schlauch  mit 
einer  Glascanüle  verbunden  ist.  Diese  letztere  wird,  nachdem  der 
Pal.  urinirt  hat  und  Eichel  wie  Vorhaut  sorgfältig  gereinigt  sind, 
etwa  1 cm  tief  in  die  Harnröhre  eingeföhrt  und  der  Hahn  geöffnet. 
Der  durch  Heben  und  Senken  des  Gefäfses  zu  regulirende  Flüssig- 
keitsdruck  überwindet  bald  den  Sphincter  urethrne,  so  dass  die  Lö- 
sung bis  in  die  Blase  gelangt.  Man  lässt  nun  soviel  einfliefsen  bis 
Pat.  einen  Druck  empfindet  (gewöhnlich  nicht  mehr  als  300—400  g) 
und  wiederholt  die  Eingießung  noch  einmal,  nachdem  er  die  Blase 
entleert  hat.  Das  Verfahren,  welches  nur  durch  eine  bestehende 
Cvstitis  oder  Folliculitis  urethralis  contraindicirt  wird,  ist  bei  frischen 
Gonorrhoen  anfangs  zweimal,  später  und  in  älteren  Fällen,  einmal 
täglich  vorzunehmen;  im  Mittel  erfordert  die  Behandlung  10  Tage, 
oft  aber  auch  mehr.  — Verf.  glaubt  nach  seinen  Erfahrungen  an 
mehr  als  200  Fällen,  dass  nach  dieser  Methode  jeder  Tripper  in 
dem  Sinne  zu  heilen  ist,  dass  Gooococcen,  auch  nach  könstlicher 
Reizung  der  Urethralschleimhaut,  nicht  mehr  zu  finden  sind.  Ein 
oft  noch  zurückbleibender  geringer  Ausfluss  soll  nach  einigen  Wochen 
von  selbst  schwinden.  H.  Müller. 


H.  Dagonet,  Folie  puerperale.  Progrös  Med.  1894,  No.  14. 

D.  unterscheidet  Geistesstörungen  durch  Conceptionen  hervor- 
gerufen, die  1)  während  der  Schwangerschaft,  2)  der  Geburt,  3)  der 
Laktation  auftreten.  Erstere  treten  ausschließlich  in  den  letzten  3 
Schwangerechaftsinonaten  auf  und  beruhen  nach  ihm  auf  Blutverän- 


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796 


Schütz.  — Cbkmf.b. 


No.  45 


derungen,  die  eine  „Chloroanäraie“  hervorrufen.  Von  dem  ersten 
Grade  dieser  Störungen  sind  Frauen  befallen,  welche  nach  Schäd- 
lichem verlangen,  aber  aus  Einsicht  dies  nicht  thun.  Beim  zweiten 
Grade  kommt  es  schon  zu  unvernünftigen  Handlungen,  besonders  zu 
Abneigung  gegen  den  Ehemann,  aber  der  Wille  ist  noch  frei  ge- 
nug, die  Frau  von  Verbrechen  zuröckzuhalten.  Der  3.  Grad  ist 
völliger  Wahnsinn,  besonders  oft  Melancholie.  Verf.  meint,  dass 
Geistesstörungen  Gravider  Grund  zur  Schwangerschaftsunterbrechung 
geben  könnte,  doch  steht  diesem  die  Thatsache  entgegen,  dass  Geis- 
teskranke meist  normal  gebären.  Die  Prognose  wird  um  so  schlechter, 
je  eher  die  Störung  auftritt.  Zur  2 Klasse  rechnet  Verf.  auch 
noch  die  Störungen  während  der  4 — 5 ersten  Wochen  des  Puerpe- 
riums ihrer  Gleichartigkeit  wegen.  Die  Ursachen  sind  hier,  abge- 
sehen von  der  Gravidität,  die  Aufregung,  Anstrengung,  der  Blut- 
verlust, endlich  Resorption  von  Toxinen.  Nach  leichten  Prodromal- 
erscheinungen, Schlaflosigkeit,  Unruhe  etc.  tritt  diese  Form  der 
Geistesstörungen  meist  am  5.  bis  6.  Tage  des  Wochenbettes  auf, 
wird  dann  sehr  bedrohlich,  bisweilen  tötlich.  Die  häufigste  Form 
ist  hier  die  Manie  und  zwar  eine  besonders  starke.  Heilung  erfolgt 
in  den  meisten  Fällen  schnell.  Die  Ausscheidungen  hören  bei  dieser 
Erkrankung  gänzlich  auf. 

Bei  der  dritten  Klasse  treten  jene  Erkrankungen  entweder  in 
den  ersten  6 — 7 Wochen  auf  und  gehören  dann  im  Wesentlichen 
zur  2.  Klasse  oder  im  8.  bis  9.  Monat  und  sind  dann  die  Folge 
hochgradiger  Erschöpfung.  Die  Prognose  ist  günstig. 

Die  Geisteskrankheiten  nach  Abort  gehören  der  2.  Klasse  an. 
Besonders  hebt  D.  die  Psychosen  nach  Eclampsie  hervor,  die  in 
6 pCt.  aller  Fälle  eintreten  und  sich  meist  nach  einem  Coma  ein- 
stellen. aber  von  kurzer  Dauer  sind. 

Die  Behandlung  besteht  in  absoluter  Ruhe,  geeigneter  Lebens- 
weise und  geeigneten  palliativen  Medicamenten. 

Die  Autopsiebefunde  sind  äusserst  verschieden.  A.  Martin. 


E.  Schlitz,  Ueber  das  Vorkommen  von  Fleischmilchsäure  in  patho- 
logischen Ilarr.en.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  482. 

Es  wurden  in  80  Fallen  der  verschiedensten  Erkrankungen  3 aufeinanderfolgende 
Tagesqoantitaten  gesammelt  und  auf  Milchsäure  untersucht,  stets  mit  negativem  Er- 
folg. Einige  Male  wurde  ein  krystallisirtes  Zinksair.  erhalten,  welches  nach  der 
Bestimmung  des  Wassers  und  Zinkgehaltes,  sowie  nach  der  Reaction  der  Hauptsache 
noch  oxyphenylessigsanres  Zink  waren.  Was  die  Methode  betrifft,  so  wurde  nach 
dem  Vorschlag  von  Hopisbt  von  der  Thatsache  Gebrauch  gemacht,  das  Üeischmilch- 
saures  Zink  in  alkoholischer  LflsuDg  von  Aelber  sehr  vollständig  niedergeschlagen 
wird,  wobei  der  anfangs  gelatindse  Niederschlag  sich  sehr  bald  in  schöne  Krystall- 
drusen  umwandelt  K.  8«iko»ski. 


M.  C rerner,  Ueber  die  Umlagerungen  der  Zuckerarten  unter  dem 
Einflüsse  von  Ferment  und  Zelle.  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von 
der  Glykogenie  und  Gährung.  Zeitschr.  f.  Biolog.  Bd.  31,  S.  183. 

Das  in  den  Zellen  der  frischen  Bierhefe  sich  sehr  reichlich  findende  Hefeglycogen 
wird  bei  der  Selbstgührung  der  Hefe  verbraucht;  bringt  man  nun  solche  fast  glyco- 


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No.  45. 


Skii.bb.  — Subbank.  — Snbllkn. 


797 


genfreie  „Carenzhefe“  mit  5 — 10  proc  LBsungen  von  Traubenzucker,  Rohrzucker  oder 
Levulose  bei  28*  in  Berührung,  so  tritt  alsbald  vieder,  am  schnellsten  beim  Trauben- 
zucker, Glycogen  in  den  Hefezellen  auf;  als  solche  Glycogenbildner  erwiesen  sich  auch 
d-Galactose  und  d-Mannose,  nicht  aber  Pentosen,  Milchzucker,  Leberglykogen,  Gly- 
cerin. In  der  Beeinflussung  der  Bildung  Ton  Hefeglycogen  unterscheiden  sich  somit 
die  gShrendeu  Zuckerarten  typisch  ron  allen  anderen  Stoffen.  Verf.  meint,  dass  die 
Leruloso  durch  die  Hefezelle  io  Dextrose  verwandelt  wird  und  dadurch  Hefeglycogen 
bildet.  Bezüglich  der  sonstigen  Speculationen  und  Vermuthungen  des  Verf.  vergl.  Orig. 

J.  Bank. 


H.  Seiler,  Ein  Fall  VOR  Luxatio  tali  mit  Torsion  des  Talus  um 
seine  Längsaxe.  Blutige  Reduction,  Heilung.  Corr.-Bl.  f.  Schweizer 
Aerzte  1893,  No.  16. 

Das  Wesentlichste  enthält  die  Ueberschrift:  Beim  Zusammenbrecben  eines  Ge- 
rüstes berührte  der  linke  Fnfs  des  Pat.  zuerst  den  Boden  und  wurde  nach  auswärts 
geschleudert.  Der  linke  stark  nach  aussen  verschobene  Puls  bildete  mit  der  Gliedaxe 
einen  Winkel  von  ca.  150°;  mit  seitlicher  Verschiebung  von  3 — 4 ccm  bestand  eine 
solche  nach  vorn  von  2 cm.  Ein  an  der  Innenseite  des  Fufses  unter  der  überaus  ge* 
spauuten  Haut  befindlicher  Knochenstumpf  erwies  sich  bei  der  Palpation  als  Talus, 
der  mit  dem  Kopf  nach  vorn  mit  dem  Corpus  nach  hinten  gestellt  war.  Bei  der 
nach  vergeblichen  Reductioosversucheu  unternommenen  blutigen  Freilegung  ergab  sich 
die  untere  Gelenkfläcbe  des  Talus  nach  innen  gerichtet  und  der  Kopf  nach  innen  und 
vorn  sehend  so,  dass  der  Talus  eine  Längsrotation  von  90”  gemacht  hatte.  Als  Re- 
ductionsbiuderoiss  zeigte  sich  die  Sehne  des  M.  tib  post.,  kenntlich  an  ihrem  unter* 
•ehrten  Ansatz  am  Os  navicul.  Der  Talus-Körper  war  zwischen  Tibia  und  Calcaneus 
hineingepresst  and  konnte  hier  erst  nach  Trennung  des  Lig  tibio-caican.  beireit  wer- 
den, worauf  mit  einem  Elevatorium  die  Sehne  der  Tib.  post,  nach  unten  geschoben 
and  die  Reduction  möglich  wurde.  Ein  abgerissenes  Stück  Sustentaculum  tali  wurde 
entfernt.  Heilung  mit  fast  normaler  Beweglichkeit.  P. Güterbock. 


W.  Schrank,  (Aus  dem  St.  Josefs  Hospital  zu  Wiesbaden).  Zwei 
Fälle  von  „Periostitis  albuminosa*  (Ollikh).  Arch.  f.  klin.  Chir.  XLVI. 
S.  724. 

Die  beiden  ausführlich  mitgeteilten  Fälle  betrafen  jedes  Mal  das  untere  Ende  der 
Tibia  eines  16  resp.  14  jährigen  Knaben  und  glaubt  Verf.  mit  St  olangic,  dass  es  sich 
bei  ihm  lediglich  um  eine  Mudification  der  acuten  eiterigen  Knochenentzünduog  ge- 
handelt hat,  zumal  da  der  zweite  Fall  mit  einem  osteomyletischen  Heerd  complicirt 
war.  Das  Exsudat  enthielt  in  beiden  Fällen  nur  spärliche  Eiterkörperchen,  in  Deck* 
glas*Trockenpräparation  liefen  sich  im  1.  Fall  keinerlei  Bacterien  erweisen,  im  zweiten 
fanden  sich  neben  zahlreichen  Streptococcen  vereinzelte  Staphylococcen,  letztere  traf 
man  dagegen  vorwiegend  im  osteomyelitischen  Eiter  dieses  Falles  und  erhielt  man  auf 
Gelatine  Reinkulturen  derselben.  — Verf.  glaubt,  dass  es  der  Aufstellung  einer  be 
sonderen  Osteomyelitis  resp.  Periostitis  „albuminosa“  g non  purulenta  beztr.  exsuda* 
tiva  nicht  bedarf;  will  man  eine  specielle  Bezeichnung  nach  der  Beschaffenheit  des 
Exsudates  verwenden,  so  empfiehlt  sich  das  Beiwort  „serosa“  oder  „serosa-viscida’  oder 
„mucioota*.  P.  Güterbock. 


Snellen  jr.,  Ontoteking  van  orbita  en  van  angrenzende  holten.  Weekbl. 
van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1894.  I.  No.  7. 

Auster  den  gewöhnlichen  Ursachen  der  Entzündungen  der  Orbit»  (Orbitalabicets), 
Syphilis,  Tuberkulose,  Infectionskrankheiten,  Metastasen  ron  Entzündungsvorgingen  an 
anderen  KSrperstelleu , Traumen,  sind  noch  Erkrankungen  der  angrenzenden  Hahlen 
des  tinus  maxillarit,  frontalis,  etbmoidalis  ron  Bedeutung,  Erkrankungen  des  tinus 
frontaüs,  welche  Orbltalabtceite  erzeugen,  beseitigt«  V erf  zwei  Mal  operativ  durch  Er- 


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798  Marcel.  — Arloina.  — Rird.  No.  45 

Öffnung,  Abmeifselung  der  erkrankten  Orbitalwand,  Drainage.  Der  Verlauf  dauerte 
etwa  drei  Monate.  Bei  einem  dritten  Kranken  beatand  seit  drei  Jahren  eine  Ge- 
schwulst an  der  nasalen  Wand  der  linken  Augenhöhle,  welche  sich  als  mit  dem  Sinus 
ethmoidalis  zusammenhängend  erwies.  Ein  anderer  Kranke  litt  an  Ausfluss  aus  dem 
linken  Nasenloch,  Sehschwache  links;  hier  bestand  linksseitiger  Sehnertenschwund. 
Bei  der  letzten  Kranken  zeigte  sich  Ezophthalmos,  der  nach  eitrigem  Nasenausfluss 
sich  zurQckbildete , sodass  die  Annahme  eines  retrobulbären  Abscesses,  der  durch  die 
Nase  sich  Abfluss  verschafft,  gerechtfertigt  erschien.  Die  vorher  vorhandene  Amau 
rose  besserte  sich  unter  Jodnatriumgebrauch.  George  Meyer. 


Marcel-Bukarest,  Ueber  die  Strangulation  der  Tonsillen.  Wiener 
med.  Presse  1894,  No.  31. 

Verf.  versteht  unter  Strangulation  die  Entfernung  der  Tonsillen  mittelst  der  kalten 
Schlinge  Er  empfiehlt  dieses  Verfahren  als  ein  leichtes  Verfahren,  selbst  ohne  Co- 
cain nicht  sehr  schmerzhaft,  das  namentlich  bei  furchtsamen  Kindern,  bei  sehr  grofaen 
Tonsillen,  besonders  bei  den  zweilappigen  oder  solchen  mit  unterem  Fortsatz  angezeigt 
ist.  Bei  eingeklemmten  Tonsillen  und  solchen  die  sich  zu  sehr  vor  den  Säulen  er 
strecken,  ist  es  nicht  anwendbar.  Die  Blutung  ist  besonders  wenn  langsam  vorge- 
gangen wird,  häufig  geringer  als  bei  Anwendung  des  Tonsillotoms.  (Ref.  hat  bei 
weichen  lappigen  Tonsillen  dieses  Verfahren,  das  von  Boawosra  empfohlen  wurde,  mit 
Nutzen  angewandt:  bei  harten  Tonsillen  ist  dasselbe  zu  wiederrathen  einmal  des 
trotz  Cocain  heftigen  Schmerzes  halber,  andererseits  weil  selbst  neuer  Draht  und  dieser 
ist  immer  aozuwenden,  leicht  reilst.  w.  LublioskL 

Arloing,  Production  experimentale  de  la  peripneumonie  contagieuse 
du  boeuf,  h l’aide  de  cultures.  Comptes  rendus  1894,  Bd.  119,  No.  3, 
S.  143. 

Derselbe,  Note  sur  quelques  variations  biologiques  du  pneumoba- 
cillus  liquefaciens  bovis,  microbe  de  la  pöripneumonie  contagieuse 
du  boeuf.  Ebenda,  No.  4,  S.  208. 

Die  Lungenseuche  der  Rinder  ist  eine  der  verheerendsten  Tierseuchen,  die  trotz- 
dem es  eine  Schutzimpfung  gegen  sie  giebt,  noch  ungeheuren  Schaden  anrichtet;  denn 
da  der  Erreger  derselben  noch  nicht  bekannt  ist,  kann  nur  mit  Lungensaft  geimpft 
werden,  der  nicht  immer  frisch  zur  Verfügung  steht  und  dann  unwirksam  ist.  A batte 
nun  bereits  Ende  1HÖ9  einen  Pneumobacillus  liquefaciens  bovis  als  Ursache  der  Lungen- 
seucbe  beschrieben,  et  war  ihm  aber  damals  nicht  gelungen  Lungenseuche  mit  ihm 
bei  Tieren  zu  erzeugen;  jetzt  giebt  er  an.  dass  ihm  dies  gelungen  sei  durch  Verwen- 
dung von  Pneumobacillen , die  aus  dem  subcutanen  Gewebe  von  Rindern  stammen, 
wohin  sie  zur  Schutzimpfung  eingespritzt  waren  und  wo  sie  eine  höhere  Virulenz 
erreichen. 

In  der  zweiten  Abhandlung  beschreibt  A.  neben  der  Gelatine  verflüssigenden, 
eine  die  Gelatine  nicht  verflüssigende  Varietät  des  Poeumobacillns  bovis  Scheurleo. 


A.  Ried,  Zur  therapeutischen  Verwendung  der  Strontiumsalze. 
Wiener  klin.  Woohenschr.  1894,  No.  16,  17. 

Schon  vor  einer  Reihe  von  Jahren  machte  Lzbosdi  auf  die  Tbatsache  aufmerk- 
sam, dass  die  Strontiumsalze  eine  auffällige  Wirkung  auf  die  Vermehrung  der  Harn- 
secretion  besitzen.  Dies  gab  Veranlassung,  eines  dieser  Salze,  das  milchsaure  Strontium 
bei  Morbus  Brightii  zu  versuchen,  und  Verf.  berichtet  in  der  vorliegenden  Arbeit  über 
dio  Resultate  dieser  Behandlungsmethode.  Aus  den  mitgeteilten  ausführlichen,  mit 
zahlreichen  Curven  versehenen  Krankengeschichten  ergiebt  sich,  dass  das  Strontium 
lacticum  in  vielen  Fällen  von  Bright'scber  Krankheit  den  Albumingehalt  des  Harns 
um  ein  Beträchtliches  herabsetzt;  es  gilt  dies  jedoch  nicht  für  die  Fälle  von  Schrompf- 
niere.  Die  Darreichung  des  Salzes  wirkt  ferner  entschieden  diuretiscb;  dass  es  in 
einigen  wenigen  Fällen  versagte,  spricht  noch  nicht  gegen  das  Mittel,  da  wir  dies  ja 


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No.  45. 


Acfrrcht.  — Damion.  — Dillkr.  — Ai.lrm. 


799 


such  bei  »öderen  Dioreticii  sehen.  Wegen  seinei  diuretischen  Eigenschaften  empfiehlt 
■ich  die  Anwendung  des  Strontium  lacticnm  auch  bei  anderen  Erkrankungen,  bei  denen 
eine  Steigerung  der  Diurese  erwünscht  ist,  z.  B.  bei  pleuritischen  Exsudaten.  Einen 
günstigen  Einfluss  der  Strontiumsalze  auf  die  Verdauung,  wie  sie  von  anderen  Autoreo 
behauptet  wurde,  konnte  R.  iu  seinen  Fällen  nicht  wahrnehmen;  bei  Darreichung  in 
Pulverform  trat  sogar  meist  Uebelkeit  und  Erbrechen  auf.  Out  vertragen  wurde  das 
Salt  dagegen  stet,  in  wässriger  Lösung.  Die  empfehlenswerteste  Formel  ist:  Sol. 
Strontii  laotici  25.0  : 160.0,  3 bis  4 Esslöffel  täglich.  K.  Kienthzl. 


Aufrecht,  Die  Entstehung  der  fibrinösen  Harncylinder.  Cbl.  f.  innere 
Med.  1894,  No.  19. 

Dafür,  dass  die  Harncylinder  aus  den  F.pithelien  der  Harnkanälchen  und  nicht 
durch  ein  aus  dem  Blute  hervorgehendes  Exsudat  sieb  bilden,  bringt  Verl,  folgende 
Beweise  bei:  1)  den  positiven  Befund  hyaliner  Kugeln  in  den  Epitbelien,  aus  denen 
die  Kugeln  hervortreten  und  zu  Cylindern  zusammenscbmelzen : 2)  das  Vorkommen 
von  Eiweifs  im  Barn  ohne  Cylinder;  3)  das  Vorkommen  von  Cylindern  im  Harn  ohne 
Eiweifs  (namentlich  bei  Icterus) ; 4)  den  Befund  von  sehr  breiten  Cylindern  io  den 
Sammelröhren,  welche  unmöglich  die  HENLt’schen  Schleifen  passirt  haben  können. 

Perl. 


Danion,  Sur  une  nouvelle  forme  partieuiiere  de  eensibilit^.  Comptes 
rendus  1894,  No.  17  (23  avril). 

„Elektrofaradische  Anästhesie"  hat  D.  in  einigen  Fällen  von  acutem,  subacutem 
oder  chronischem  Gelenkrheumatismus,  besonders  aber  bei  acuten  Erkrankungen  im 
Niveau  und  in  der  Umgebung  der  erkrankten  Gelenke  angetroffen.  Während  die 
leichteste  Berührung  sofort  empfunden  wurde,  machten  selbst  starke  faradische,  an  an- 
deren Stellen  schmerzhafte  Ströme  keinen  Eindruck.  Bernhardt 


Th.  Diller,  Neuritis  of  the  great  auricular  nerve,  characterized  by 
recurrent  herpetic  eruptions  over  the  course  of  the  nerve.  The 
Journ.  of  nervous  and  mental  disease  1893.  May. 

Ein  .r 0 jähriger  Mann,  der  9 Jahre  zuvor  einen  Schuss  io  die  linke  Schulter 
re*p.  Axillargegend  erhalten  hatte,  litt  seitdem  an  Anfällen  von  Neuritis  re<p.  Peri’ 
neuritis  mit  heftigen  Schmerzen  und  Herpes  zoster  * Ausbruch  im  Gebiete  des  Plexus 
axillaris  und  besonders  des  N.  auricularis  magous.  Kaiischer. 


Ch.  W.  Allen,  Syphilis  of  the  epididymis.  Amer.  journ.  of  the  med. 
scieno.  1894,  April. 

Entgegen  den  Angaben  der  meisten  Antoren  erkrankt  nach  A.'s  Erfahrungen  der 
Nebenhoden  in  früheren  wie  späteren  Stadien  der  Syphilis  nicht  ganz  seilen  allein, 
noabbäogig  vom  Hoden.  Da  die  Affection  meist  wenig  oder  gar  nicht  schmerzhaft 
ist,  wird  sie  wahrscheinlich  häufig  übersehen  Es  handelt  sich  teils  um  eottündliche 
Processe  mit  einem  plastischen  Exsudat  zwischen  die  Tubuli,  teils  um  kleine,  im  Pa- 
renchym zerstreute  Gummen,  oder  es  bilden  sieb  diffuse  gummöse  Infiltrate,  die  zu 
förmlichen  Tumoren  anwaebseu  können  oder  zu  einer  Art  Sclerosirung  des  Nebenho- 
dens führen.  Auch  Zerfall  der  Gummen  mit  Fistelbilduug  kommt  vor.  — Di»  Er- 
krankung ist  bisweilen  eine  doppelseitige;  die  antisyphilitische  Behandlung  zeigt  eine 
aasgesprochene  Wirkung.  — Verf,  teilt  eine  Anzahl  von  ihm  beobachteter  Fälle  mit. 

H.  Halfst 


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800 


Davis.  — Zanapski.  — Ptlb. 


No.  45 


£ P.  Davis,  Toxäraia  of  pregnancy:  its  diagnosis  and  treatraent. 
Amer.  Journ.  of  the  med.  scienc.  1894,  S.  147. 

Unter  Toxaerai»  of  pregnancy  veratebt  D.  eine  auaserordentlicbe  Anhäufung  von 
toxischen  Stoffen  im  Körper  während  der  Schwangerschaft.  Die  Auaacheidung  der- 
selben  geschieht  darch  die  Nieren,  und  deshalb  findet  man  hier  gewöhnlich  die  ersten 
Symptome;  sie  sind  jedoch  nur  teilweise  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Die  Entstehung 
der  toxischen  Stoffe  beruht  entweder  auf  einer  Verschleppung  von  septischem  Material 
durch  Embolien  oder  auf  den  Stoffwechselproducten  der  Bakterien. 

D.  bespricht  dann  näher  die  Diagnose  und  Behandlung  der  Toxämie  (Eclampsie) 
an  der  Hand  von  Fällen.  — Zur  Sicherstellung  der  Diagnose  ist  vor  allen  Dingen 
eine  genaue  Urin-Untersuchung  erforderlich,  namentlich  der  Procentgehalt  des  Harn- 
stoffes vor  und  nach  der  Geburt;  in  S4  Fällen,  bei  denen  564  Urin- Untersuchungen 
gemacht  wurden  war  der  Procentgebalt  vor  der  Geburt  1.4  and  nach  derselben  1.9. 
— Bei  einer  merklichen  Verringerung  des  Gehaltes  sei  der  Verdacht  auf  Eclampsie 
oder  Toxämie  begründet. 

Bei  der  Behandlung  der  Toxämie  sind  speciel)  die  Functionen  der  Niere,  Leber, 
des  Darmes,  der  Haut  uod  der  Lungen  xu  berücksichtigen.  — In  erster  Linie  em- 
pfiehlt sich  Milch-Diät.  — Ferner  ist  für  hinreichende  Stuhlentleerung  zu  sorgen; 
frische  Luft  etc.;  ebenso  sind  etwaige  nervöse  Störungen  zu  beachten. 

Bei  drohender  Eclampsie  ist  die  Geburt  bald  möglichst  xu  Ende  zo  führen;  die 
Anwendung  von  Pilocarpin  verwirft  D.  Als  Excitans  empfiehlt  er  Alcohol,  Digitalis 
und  Strycbnin-Injectionen.  a Martin. 


J.  Zanadski,  Ein  Fall  vou  acuter  Vergiftung  mit  Heildogen  des 
Kreosots.  Cbl.  f.  innere  Medicin  1894,  No.  18. 

Nach  dreimaliger  Einnahme  von  je  6 Tropfen  Kreosot  io  Milch  innerhalb  24 
Standen  erkrankte  eine  42  jährige  Frau  unter  Erscheinungen  starker  Magen  u Darm- 
reitnng,  Anästhesie  und  teilweiser  Lähmung  des  weichen  Gaumens  und  der  Stimm- 
bänder, Spuren  Ton  Verbrennung  auf  Mund-  und  Kachenschleimhaut,  Albuminurie, 
Anzeichen  ron  Herzsscbwäche,  starkem  Geruch  nach  Kreosot.  Tod  am  Ende  der  ersten 
Woche;  die  SectioD  ergab  zahlreiche  Magen-  und  Darmhlutunterlaufungen,  einige  Ge- 
schwüre in  Speiserühre  und  Pfärtnerteil,  Lebertrübung,  acute  Nierenentzündung.  Hy- 
perämie des  Gehirns  und  der  Hirnteile.  Her  Verf.  führt  die  tätliche  Wirkung  teils 
auf  die  Form  der  Darreichung  — Kreosot  ist  in  Milch  nnlSslich,  wirkt  daher  so  ge- 
geben, wie  wenn  es  rein  dargereicht  würde  — , teils  auf  ein  bisher  noch  nicht  hervor- 
gebobene  Idiosyncrasie  gegen  das  Mittel  zurück.  Er  empfiehlt  mit  Rücksicht  auf 
diese  stets  nur  mit  1 bis  2 Tropfen  zu  beginnen  und  allmälig  za  steigen. 

Fr*  Strass  mann- 


W.  L.  Pyle,  F our  casee  of  opium  -poisoning  in  which  potassium 
permanganate  was  administered.  Medical  News  1894,  No.  19. 

4 Fälle  ron  OpiumrergiftuDg  (Selbstmord),  die  mit  übermangansaurem  Kali  be- 
handelt worden,  und  Ton  denen  einer  (BeginD  der  Behandlung  nach  5 Stunden)  mit 
dem  Tode,  die  anderen  mit  Heilung  endeten.  Das  Kali  hypermanganicnm  wurde  in 
Läsung  von  , — 1 gran  auf  dei  Dnze  and  in  Mengen  bis  zu  10  g gegeben,  teils  innerlich, 
teils  subcutan;  auch  die  Magenausspülung  wurde  mit  einer  solchen  Läsnng  vorgenotn- 
meu.  Daneben  wurde  allerdings  auch  noch  Atropin,  starker  Cafe,  bei  den  schwereren 
Fällen  auch  Strychnin,  Coffein,  Hautreize  u.  s.  w.  angewendet.  Fr.  Struimum 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hm.  Prof.  Dr.  M.  Bern bardt  (Berlin  W. 
Französische  Straf»«  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW..  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirsch  wild  in  Berlin.  — Druek  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Wfch'ntlieh  erscheinen  ^ m ■ IS- V II  l’reli  den  Jahrgänge« 

1—2  Bogen;  8chlu.se  I llllAtf  2u  m beii-hen 

ilea  Jehrgsnga  Titel,  Ns-  |I*1U1(vWW  durch  alle  Rochhandiun- 

men-  und  Sachregister.  gen  und  Poatanstalun. 

für  die 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  nnd  Prof.  Dr.  E.  Salkowaki, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1894.  **•  Movember«  No.  46. 


Inhalt:  S cHCLTz-ScHuhTZKNsraiM,  Vorläufige  Mitteilung  Ober  eine  neue  kli- 
nische Methode  zur  Bestimmung  der  Alkalesceuz  des  Blutes.  (Orig.-Mitt.) 

Schmitz,  Einfluss  von  Milch  und  Kefyr  auf  die  Darmfftuluisx  — IIanokm, 
Ueber  Bildung  und  Rückbildung  elsstischer  Fasern.  — Köhts,  Darmrerschluss  durch 
Gallensteine.  — Bach,  Ueber  den  Reimgehalt  des  Biudehautsackes.  — Emmerich, 
Ueber  die  Beilang  des  Milzbrands,  maligner  Neubildungen  und  Infectionskrankheiten. 

— Voswinckel  u.  Röste,  Heilserumtherapie  bei  Diphtherie.  — Sommer,  Die 
Dyxlexie  als  fnnctionelle  Störung.  — Röbheb,  Rosesthal,  Ueber  Pemphigus  und 
BlSschenausschläge.  — Hbfftek,  Ueber  Pellote. 

Vst,  Glycogengehalt  der  Maskein,  nach  Nervendurchschneidung. — Pall  ATI«, 
Kur  Renntnits  der  pflanzlichen  KiweifsstofTe.  — Schmidt,  Behandlung  Ton  Becken 
abscessen.  — Rsis,  Nilbs,  Baier,  Zur  Chirurgie  des  Oesophagus.  — Grobes, 
Ueber  Rostablagerung  in  der  Uornbant.  — Koscrier,  Kall  ron  Druckgeschwüren  des 
Ringknorpels  bei  Lordose.  — Asubr,  Ueber  Otitis  inedia  nach  Trigemiousresection 

— Rots,  Tuberkelbacillen  in  der  Butter.  — ».  Baobb,  Anwendung  des  Malakins. 

— Abo«,  Atmungstypen  des  Menschen,  graphisch  dargestellt.  — Hoffman«,  Spi- 
nalparalyse infolge  ron  Lnes.  — Eblshmkvir,  Mattibon,  Behandlung  des  Mor- 
phinismus. — SriBTScBKA,  Hautreräuderung  bei  Spina  bifida.  — Adams,  Tod 
durch  Stickoxydul. 


Aus  der  medicinischen  Klinik  des  Herrn  Professor  Dr.  Ebsikin 

in  Göttinnen. 

Vorläufige  Mitteilung  über  eine  neue  klinische  Methode  zur 
Bestimmung  der  Alkalesceuz  des  Blutes. 

Von  Carl  Schultz-Schaltzenstein. 

Auf  Veranlassung  des  Herren  Prof.  Dr.  Eb-tkin  habe  ich  mich 
mit  dem  Nachweis  der  Alkalescenz  des  menschlichen  Blutes  be- 
schäftigt. — Herren  Prof.  Dr.  Ebstkin’s  Anforderungen  an  die  zu 
wählende  Methode  waren:  dass  sie  unbeschadet  ihrer  Genauigkeit 
mit  dem  ßlutquantum  angestellt  werden  kann,  welches  durch  einen 
Nadelstich  — wie  bei  den  anderen  heut  in  den  Kliniken  üblichen 
Untersuchungs-Methoden  — erreicht  wird,  und  dass  sie  möglichst 

XXXII.  Jahrgang.  51 


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802  Schultz-Sohui.tzrnstein,  Vorläufige  Mitteilung  über  eine  neue  No.  46 


noch  einfacher  zu  handhaben  eei,  als  die  übrigen  für  diesen 
Zweck  empfohlenen  Methoden. 

Durch  Herren  Prof.  Dr.  von  Buchka  wurde  ich  auf  die  Prof. 
M Yi.irs’sche  Methode  zur  Bestimmung  ganz  kleiner  Mengen  Alkali 
(Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  24.  Jahrgang 
pag.  1484—85)  aufmerksam  gemacht.  Diese  Methode  erschien  mir 
schon  deshalb  eines  Versuches  werth,  weil  Mti.ius  selbst  auf  die 
Möglichkeit  der  Titrirung  tierischer  Flüssigkeiten  nach  seiner  Me- 
thode hingewiesen  hat. 

Thatsächlich  ergab  sich,  dass  bei  der  Vermischung  von  neu- 
tralem Wasser  mit  einem  Tropfen  Blut  — wie  bei  anderen  schwach 
alkalischen  Flüssigkeiten  — durch  Erythrosin  (Jodeosin)  in  Aether, 
eine  ßosafärbung  entsteht.  Der  Grad  der  Alkalescenz  kann  — wie 
bei  anderen  alkalischen  Flüssigkeiten,  so  auch  bei  dieser  sehr 
dünnen  Blutlösung  — durch  Titration  mit  Schwefelsäure  leicht  be- 
stimmt werden. 


Für  die  practische  Ausführung  solcher  Alkalescenz  • Bestim- 
mungen hat  sich  mir  folgendes  Verfahren  am  besten  bewährt: 

Als  Indicator  diente  eine  ätherische  Erythrosin-Lösung*)  welche 
nach  Myi.ius’s  Angabe  gemacht  wurde;  es  wurde  das  von  E.  Mkkk 
in  Darmetadt  hergestellte  „Erythrosin  für  Analyse“  benützt. 
Das  zu  den  Versuchen  zu  benützende  destillirte  Wasser  muss,  da 
es  — wie  Mylhjs  ermittelte  — immer  alkalisch  reagirt,  vor  dem 
Versuch  genau  neutralisirt  werden.  Die  zur  Titration  benützten 
Flüssigkeiten  werden  durch  Verdünnung  von  '/t0  Normallösungen 


auf 


1 

600 


Normallösungen  hergestellt.  — Das  erforderliche  Blut  wurde 


in  der  üblichen  Weise  durch  Einstich  in  die  gereinigte  Fingerkuppe 
gewonnen  und  in  ein  Capillnr- Röhrchen,  wie  sie  dem  von  Flkischi.’- 
schen  Hämometer  beigegeben  sind,  welches  7.5  mg  Blut  fasst,  auf- 
gesogen.**) Durch  Ausspritzen  mit  der  Spritzflasche  wurde  das 
Blut  sofort  in  eine  cylindrische  Glas  - Stöpsel  - Flasche  mit  Cubik- 
Centimeter-Einteilung  entleert  und  auf  12cbcm  verdünnt.  Zu  dem 

so  verdünnten  Blut  wurden  nun  1.5  ebem -~r- Schwefelsäure  zuti- 


trirt,  wodurch  die  Flüssigkeit  übersäuert  wurde.  Nach  gehöriger 
Mischung  wurde  der  Indicator  zugesetzt;  hierauf  wurde  mit 


600 

Kalilauge  zurücktitrirt,  wobei  für  genügende  Mischung,  — indess 
ohne  stark  zu  schütteln  — gesorgt  wurde. 

Die  erste  deutlich  erkennbare  Rosafärbung,  die  besonders  deut- 
lich in  der  Grenz-Schicht  auftritt,  wurde  durch-  -**  ■ Schwefelsäure 

600 


*)  Berichte  der  deutschen  ehern  Gesellschaft  24.  Jahrg.  p.  1435  n.  14SI)  u.  f. 
**)  Natürlich  eignet  sich  ein  10  mg  fassendes  Capillarrbhrchen  wegen  der  Be- 
rechnung besser. 


-K 

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No.  46.  klinische  Methode  zur  Bestimmung  der  Alkalescenz  des  Blutes.  803 


eben  zum  Verschwinden  gebracht.  Die  Differenz  zwischen  den 
verbrauchten  alkalischen  und  sauren  Titrirflüssigkeiten  giebt  nun 
direct  die  zur  Neutralisation  der  Blutmenge  verbrauchte  Menge 

— Schwefelsäure  in  cbcm  an. 

Wir  haben  beobachtet,  dass  nach  Beendigung  der  Titration 
ein  rötlich  gefärbtes  Flöckchen,  welches  wir  für  durch  Erythrosin 
gefärbtes  Fibrin  gehalten  haben,  an  der  Grenzschicht  sichtbar  wird. 
Es  dQrfte  zweckmäßig  sein,  dass  die  Titration  so  schnell  erfolgt, 
dass  das  Flöckchen  nicht  auftritt:  Ist  auch  der  durch  das  Er- 
scheinen des  Flöckchens  bedingte  Fehler  ein  sehr  geringer,  so 
wird  man  ihn  doch  — und  das  hat  gar  keine  Schwierigkeiten  — 
vermeiden. 

Nachstehend  ein  Beispiel: 

Herr  Dr.  H.  27  Jahre  alt,  gesund.  Zu  der  entnommenen 
Blutmenge  (7.5  mg)  wurde  neutrales  Wasser  — 12  cbcm  — hinzu- 
gesetzt. Man  liefs  nun  aus  der  Bürette  1.5  cbcm Schwefel- 
säure zufliefsen  und  setzte  5 — 6 cbcm  ätherischer  Erythrosin-Lösung 
hinzu.  Es  zeigte  sich  keine  Rosafärbung;  dieselbe  trat  deutlich 


auf,  nachdem  1.2  cbcm 


Kalilauge  hinzugefögt  waren;  um 


diese  Rosafärbung  soeben  zum  Verschwinden  zu  bringen,  wurden 

0.4  cbcm ——Schwefelsäure  gebraucht.  Es  sind  also  verbraucht: 
bOO 

1.5  cbcm  Schwefelsäure 

0.4  . „ und  1.2  cbcm  Kalilauge 

1.9  cbcm  Schwefelsäure  und  1.2  cbcm  Kaliläuge 
Mithin  waren  zur  Neutralisation  der  in  Frage  stehenden  Blut- 
menge 0.7  cbcm  -^—Schwefelsäure  nötig:  Dies  entspricht  0.62  g 


Natronlauge  in  100  g Blut:  Nämlich  1 Liter  - Schwefelsäure 

enthält  0.0817  g Schwefelsäure;  also  ein  zehntel  Cubikcentimeter 
0.000  00817  g Schwefelsäure:  also  0.7  cbcm  (die  angewandte  Menge) 
0.0000  5719  g Schwefelsäure  und  es  verhalten  sich: 

0 0075  g Blut  :0.0000  5719  g H,S04  = 100  : x. 
x = 0.76  g Schwefelsäure.  Ferner  verhalten  sich: 

98  g HjS04  : 80  g NaOH  = 0.76  g FI2S04:yg  NaOH 
y = 0.62  g NaOH:  das  heißt:  0.62  p NaOH  entsprechen  100  g 
Blut.  Diese  Zahl  ist  meistens  bei  gesunden  Männern  gefunden 
und  zwar  3 — 4 Stunden  nach  der  Mahlzeit,  wobei  zwischendurch 
nicht  gröfsere  Mengen  getrunken  sind. 

Eine  nähere  Erörterung  dieser  Methode  zur  Alkalescenz  - Be- 
stimmung, Begründung  der  gefundenen  Werte,  die  etwas  höher  als 
die  bisher  gewöhnlich  angegebenen  sind,  und  Mitteilung  der  in 


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804  Schmiiz.  Einfluss  von  Milch  o.  Kefyr  auf  di«  Darmfaulniss.  No.  46 


pathologischen  Fällen  und  während  der  Chloroform- Narkose  ge- 
fundenen Werte  behalte  ich  mir  für  eine  der  Göttinger  raedicini- 
schen  Facultät  zur  unterbreitende  Inaugural- Dissertation  vor. 


K.  Schmitz,  Die  Eiweil'sfäuiniss  im  Darm  uuter  dem  Einfluss  der 

Milch,  des  Kefyrs  und  des  Käses.  Zeitschrift  f.  physiol.  Chem.  XIX. 

S.  378. 

Um  die  Frage  zu  entscheiden,  worauf  die  von  verschiedenen 
Seiten  beobachtete  Herabsetzung  der  Eiweifsfäulniss  im  Darmkanal 
bei  ausschliefslicher  Milchdiät  und  Genuss  von  Kefyr  beruhe, 
untersuchte  Sch.  zunächst,  ob  bei  einem  mit  Hundekuchen  gefütter- 
ten Hunde  die  Zufügung  von  Milchzucker  (50 — 100  g)  die  Darm- 
fäulniss  (beurteilt  nach  der  Quantität  der  im  Harn  ausgeschiedenen 
Aetherschwefelsäure  resp.  ihrem  Verhältniss  zur  präformirtenSchwefel- 

säure  “)  abnimmt.  Dies  war  nicht  der  Fall,  im  Gegenteil,  die 
Aetherschwefelsäure  nahm  unter  dem  Einfluss  von  auftretenden  Diar- 
rhoen noch  zu.  (Das  Verhältniss  — ist  auch  an  den  Normaltagen 

ein  ganz  ungewöhnliches.  Das  rührt  davon  her,  dass  die  Zahlen 
für  die  präformirte  Schwefelsäure  ganz  auffallend  niedrig  sind.  An 
keinem  Tage  — ausgenommen  für  den  7.,  an  dem  ein  Druckfehler 
vorzuliegen  scheint,  erreicht  die  Ausscheidung  derselben  in  24 
Stunden  ausgedrückt  als  BaS04  1 g = 0,343  SOj.  Die  Steigerung 
der  Aetherschwefelsäure  nach  Zuführung  von  Milchzucker  ist  übrigens 
mit  einer  fäulnisswidrigen  Wirkung  desselben  schwer  zu  vereini- 
gen. Kef.). 

In  einer  längeren  Versuchsreihe  mit  frischem  Käse  (Mager- 
käse), als  ausschliefsliche  Nnhrung,  von  welchem  ein  12.25  Pfund 
schwerer  Hund  bis  zu  4 '/j  Pfund  pro  Tag  aufnahm,  zeigte  sich 
eine  ganz  ausserordentliche  Abnahme  der  Aetherschwefelsäure  bis 
zu  völligem  Verschwinden  derselben  an  einem  Tage,  ebenso  ver- 
schwand Phenol  und  Indican  im  Harn  Sterilisirter  Käse  hatte 
dieselbe  Wirkung,  nlso  kann  dieselbe  nicht  etwa  von  den  in  dem 
frischen  Käse  reichlich  vorhandenen  Milchsäurebacterien  abhängen. 
Dagegen  zeigte  sich  bei  einem  anderen  Hunde  keinerlei  Abnahme 
der  Aetherschwefelsäure,  als  derselbe  mit  rein  dargestelltem  Casein 
an  2 Tagen  je  250  g gefüttert  wurde.  Sch.  schliefet  aus  diesem 
Ergebnis«,  dass  die  Herabsetzung  der  Fäulniss  im  Darmkanal  bei 
der  Fütterung  mit  frischem  Käse  durch  demselben  anhängenden 
Milchzucker  bewirkt  wird  und  sucht  die  dieser  Erklärung  entgegen- 
stehende Wirkung  von  der  Nahrung  hinzugefügten  Milchzucker  zu 
erklären,  indem  er  meint,  der  Milchzucker  werde  im  vorliegenden 
Falle  durch  das  Casein  tief  in  den  Dannkanal  hinabgeführt  und 
könne  seine  antiseptische  Wirkung  entfalten.  Auch  beim  Menschen 
konnte  in  einem  Falle  von  Lungentuberkulose  und  einem  zweiten 


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No.  46.  Hanokh,  Ueber  Bildung  und  Rückbildung  elast. Fasern. —Körte.  805 

von  Tuberkulös  intestinalis  die  Abnahme  der  Indicanreaction 
und  der  Aetherschwefelsäure  unter  den  Einfluss  von  verzehrtem 
Magerkäse  constatirt  werden.  E.  Salkowski 


Fr.  Hangen,  Ueber  Bildung  und  Rfickbildung  elastischer  Fasern. 

Viroh.  Arch.  Bd.  137,  p.  25. 

Diese  unter  der  Leitung  von  Grawitz  ausgeföhrte  Arbeit 
schliefst  sich  den  früheren  Veröffentlichungen  von  Ghawitz  und  seinen 
Schülern  zur  Begründung  einer  Intercellularpathologie  unmittelbar 
an.  Verf.  hat  zum  Studium  der  Veränderungen  der  elastischen 
Fasern  frische  Wunden  von  menschlicher  und  Kaninchen  - Haut 
untersucht;  ferner  durch  Injectionen  von  Ol.  terebinthinae  entzün- 
dete Haut  und  Ligam.  nuchae  von  Hunden  und  Carcinom  der  Nasen- 
haut. Neben  sich  vergröfsernden  permanenten  Zellen  und  Kernen 
tauchen  in  der  selbst  stark  veränderten,  ihrer  elektiven  Färbbarkeit 
verlustig  gegangenen  elastischen  Substanz  , nach  Ansicht  des  Verf., 
zahlreiche  neue  Kerne  auf.  Man  soll  alle  Uebergänge  vom  kleinsten 
Partikelchen  bis  zum  vollendeten  Kern  beobachten,  ohne  dass  ein 
Protoplasma  erkennbar  wäre.  Falls  sich  jedoch  um  diese  Kerne 
zarte  Protoplasmaspindeln  erkennen  lassen,  so  soll  dies  auf  Kosten 
der  elastischen  Faser  selbst  geschehen,  so  dass  ein  unmittelbarer 
Uebergang  von  elastischer  in  prutoplasmatische  Substanz  besteht. 

Nach  der  Anschauung  des  Verf.  kann  es  weder  für  diejenigen, 
welche  die  elastischen  Fasern  aus  Zell-  und  Kernsubstanz  entstehen 
lassen,  schwierig  sein,  umgekehrt  Zellprotoplasma  aus  Elastin  her- 
vorgehen zu  lassen  noch  denen,  welche  die  elastischen  Fasern  von 
der  hyalinen  Grundsubstanz  ableiten,  auch  andere  chemische  Um- 
wandlungen wie  die  des  Elastins  in  Chromntinsubstanz  oder  Zell- 
protoplasma zu  begreifen.  M.  Rothniann. 


W.  Körte,  Ueber  den  Darmverschluss  durch  Gallensteine.  Archiv 
f.  klin.  Chir.  XLVI.  S.  331. 

Die  selteuen  Fälle  von  Darmverschluss  durch  Gallenstein  wer- 
den von  K.  durch  eigene  (darunter  eine  noch  nicht  veröffent- 
lichte) Beobachtungen  vermehrt.  In  keiner  derselben  wurde  die 
Diagnose  gestellt,  es  zeigte  sich  vielmehr,  dass  ein  die  innere  Darm- 
wand, die  nervenreiche  Schleimhaut  andauernd  treffender  Reiz,  wie 
ihn  der  festgeklemmte  Stein  ausübt,  ähnliche  Symptome  hervorruft 
wie  die  Abklemmung  des  Darmes  unter  einem  Adhäsionsstrang  oder 
die  Strangulation  durch  Achsendrehung,  und  zwar  treten  heftige 
Reizerscheinungen  schon  auf  zu  einer  Zeit,  wo  die  Ernährung  der 
Darmwand  noch  nicht  gelitten  hatte  und  ohne  dass  eine  locale  Peri- 
tonitis an  der  befallenen  Darmstelle  vorhanden  gewesen  wäre. 
Druckusur  auf  der  Schleimhaut  hat  K.  niemals  gesehen.  That- 


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806  Bach,  Ueber  den  Keimgeb&lt  des  Bindehautsackes.  No.  46 

sächlich  kamen  die  Patt.  K.’s  unter  den  dringendsten  Symptomen 
des  Ileus  zur  Operation  und  ist  daher  selbst  bei  einer  Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose auf  Darmverschluss  durch  Gallenstein  längere 
Fortsetzung  einer  erfolglosen  Behandlung  mit  Opium,  hohen  Ein- 
giefsungen , Magenauespülungen  u.  dgl.  auf  mehr  als  2 Mal  24 
Stunden  nicht  erlaubt.  Die  Laparotomie  soll  die  methodische  Ab- 
suchung der  Bauchhöhle  ermöglichen  und  hat  K.  durch  dieselbe 
in  2 seiner  Fälle  sehr  bald  das  Hinderniss  gefunden.  Man  hat 
dann  unter  Vorziehung  der  betr.  Darmschlinge  und  den  sonstigen 
hier  üblichen  Cautelen  auf  den  Stein  einzuschneiden  und  nach  dessen 
Extraction  die  Darmwunde  durch  die  LAMBHBT’sche  Naht  zu  schliefsen. 
Von  den  4 auf  diese  Weise  behandelten  Fällen  K.’s  genasen  drei. 

P.  Güterbook. 


L.  Bach,  Ueber  den  Keimgehalt  des  Bindehautsackes,  dessen  na- 
türliche und  künstliche  Beinflussung  sowie  über  den  antiseptischen 
Wert  der  Augensalben.  v.  Gräfe’s  Aroh.  f.  Ophthalm.  XL.  p.  130. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Bach  ist  man  in  einem  sehr 
grofsen  Procentsatze  im  Stande,  in  der  Bindehaut  Bakterien  nach- 
zuweisen, auch  bei  äusserlich  vollständig  normaler  Beschaffenheit 
derselben  und  ist  infolge  dessen  von  vornherein  der  Bindehautsack 
stets  als  inficirt  anzusehen.  Der  Keimgehalt  des  Bindehautsackes 
wird  durch  die  mechanische  Wegschaffung,  durch  den  Lidschlag, 
der  eingeführten  Bacterien  nach  der  Nase  zu  günstig  beeinflusst. 
Ein  Infektion  des  Bindehautsackes  von  der  Nase  aus  auf  den  Thrä- 
nenwegen  ist  bei  normaler  Beschaffenheit  der  letzteren  absolut  aus- 
geschlossen. Die  Thränen  besitzen  eine  bakterienfeindliche  Eigen- 
schaft, ebenso  die  physiologische  Kochsalzlösung,  wie  Brunnenwasser 
und  destillirtes  Wasser,  und  zwar  speciell  dem  Siaphylococcus 
gegenüber.  Das  Kammerwasser  spielt  keine  nennenswerte,  schützende 
Rolle  Infectionskeimen  gegenüber,  im  Glaskörper  aber  gedeihen 
dieselben,  besonders  der  Staphylococcus  pyogenes,  ganz  gut.  Durch 
die  mechanische  Reinigung  bei  gleichzeitiger  Berieselung  mit  einer 
differenten,  wenig  reizenden  Flüssigkeit  wird  bei  weitem  mehr  er- 
reicht in  Bezug  auf  Verminderung  der  Keime  im  Binhohautsack, 
als  durch  Ausspülungen  mit  Antisepticis , wobei  die  mechanische 
Reinigung  in  den  Hintergrund  tritt. 

Der  Verband  wirkt  in  Bezug  auf  den  Keimgehalt  des  Binde- 
hautaackes  fördernd , d.  h.  es  vermehren  sich  gewöhnlich  die  vor- 
handenen Keime  bedeutend  unter  einem  solchen,  doch  erscheint  die 
Möglichkeit  vorhanden,  dass  hier  nicht  alle  Mikroorganismen  gleich 
gute  Bedingungen  vorfinden. 

Zum  Schlüsse  untersuchte  Bach  noch  die  Augensalben  auf  ihre 
desinficirende  Wirkung.  Als  bestes  Constituens  empfiehlt  er  das 
Vaselinuni  americanicum  album  purissimum.  Er  fand,  dass  das 
Sublimatvaselin,  die  Argentumsalbe,  die  Cuprumsalbe  auch  in  Ver- 


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No.  46. 


Emmbrich,  Ceber  die  Heilung  des  Milzbrandes  etc. 


807 


bintlung  mit  einem  wässerigen  Menstruutn  sehr  starke  desinficirende 
Eigenschaften  besitzen,  etwas  schwächer  desinficirend  wirkt  die  gelbe 
Präcipitatsalbe.  Es  gelingt  meistens  durch  6 — 8 maliges  Einstreichen 
von  Sublimatvaselin  innerhalb  24 — 48  Stunden  den  Bindehautsack 
und  sehr  oft  auch  den  Lidrand  keimfrei  zu  machen.  Horstmann. 


Emmerich,  Die  Heilung  des  Milzbrands  durch  Erysipelserum  und 
Vorschläge  über  die  ätiologische  Behandlung  von  Krebs  und  an- 
deren malignen  Neubildungen,  sowie  von  Lupus,  Tuberkulose, 
Rotz  und  Syphilis  nach  Untersuchungen  von  Dr.  R.  Emmrhich, 
Dr.  Most,  Dr.  H.  Scholl  und  Dr.  J.  Tsuboi.  (Aus  dem  hyg. 
Institut  der  Universität  Mönchen).  Münchner  med.  Wochenschr.  1894, 
No.  28-31. 

Im  Jahre  1886  hat  Emmrhich  die  Mitteilung  gemacht,  dass  man 
bei  Kaninchen  den  Milzbrand  heilen  kann  durch  nachträgliche  In- 
fection  von  Erysipelstreptococcen.  Diese  Untersuchungen  nimmt  er 
jetzt  wieder  auf  nur  mit  dem  Unterschied,  dass  er  den  Milzbrand 
mit  Erysipelserum  zu  heilen  versucht.  Dasselbe  wird  so  bereitet, 
dass  Kaninchen  mit  Erysipel  inficirt  werden,  die  nach  3 Tagen  schwer 
kranken  Tiere  lässt  man  verbluten,  das  Blut  wird  durch  Chamber- 
land’sche  Kerzen  filtrirt  und  so  verwendet;  gleichzeitig  wird  auch 
das  ganze  tote  Kaninchen  zerquetscht,  der  Fleischsaft  ausgepresst, 
filtrirt  und  wie  Serum  verwendet. 

Die  Behandlung  leitet  E.  so  ein,  dass  bald  nach  der  Milz- 
brandinfektion die  Kaninchen  bis  zu  20  ccm  Serum  intraperitoneal 
oder  subcutan  erhalten,  diese  Injektionen  werden  2 bis  3 Tagelang 
2 Mal  täglich  fortgesetzt.  Die  Tiere  werden  auf  diese  Weise  vor 
Ausbruch  der  Krankheit  bewahrt.  Hervorzuheben  ist,  dass  bei 
einem  4 Tage  nach  der  Milzbrandinfektion  getötetem,  geheiltem  Ka- 
ninchen aus  der  Milz  noch  vereinzelte  Milzbrandbacillen  gezöchtet 
werden  konnten. 

Leichter,  sicherer  und  mit  weniger  Serum  gelang  die  Milz- 
brandheilung mit  Schafserum,  dessen  Darstellung  Emmbrich  nicht 
angiebt. 

Dann  geht  E.  auf  die  Anwendung  des  Erysipels  gegen  Tuber- 
kulose öber;  er  teilt  einige  Tierversuche  mit,  in  denen  er  Kaninchen 
in  die  vordere  Augenknmmer  mit  Tuberkelbacillen  impfte  und  nach 
Bildung  von  Tuberkeln  die  Tiere  mit  Erysipel  inficirte;  er  fand 
eine  Verlangsnmung  des  tuberkulösen  Processes;  keine  Heilung. 
Er  versuchte  dann  noch,  ob  andere  Infektionen  wie  Schweine-Rot- 
lauf  u.  a.  den  gleichen  retardireriden  Effekt  auf  Tuberkulose  her- 
vorbrächten, fand  diese  Vermutung  aber  nicht  bestätigt.  Er  schliefst 
darnus  etwas  unvermittelt,  dass  man  mit  seinem  Erysipelserum 
Versuche  bei  tuberkulösen  Menschen  ansiellen  müsse. 


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808  Voswinckel  u.  Körtf,  Iloilserumtherapio  b.  Diphtherie.  No.  46 

Ebenso  empfiehlt  E.  gegen  Rotz,  Syphilis,  Tetanus  und  Diph- 
therie sein  Erysipelserum  zu  gebrauchen.  Dasselbe  wird  in  Thal- 
kirchen von  seinem  Mitarbeiter  Dr.  Scholl  dargestellt.  Scheurlen. 


1)  E.  Voswinckel,  Resultate  der  Heilserumtherapie  bei  Diphtherie. 

Deutsche  med.  Wochensohr.  1894,  No.  22. 

2)  Nachwort  von  W.  Körte. 

Im  städtischen  Krankenhause  am  Urban  wurden  in  der  Zeit 
vom  20.  Januar  bis  22.  März  1894  60  Kinder  mit  dem  von  Ehr- 
lich, Kosski.  und  Wassermann  beschriebenen  Diphtherieserum  be- 
handelt. Nach  der  Einteilung  des  Verf.’s  waren  davon  anzusehen 
als  „schwere“  Fälle  30,  als  „mittelschwere“  16  und  als  „leichte“ 
14.  Von  den  30  schweren  Fällen  wurden  geheilt  15=50  pCt.,  von 
den  16  mittelschweren  13=81  pCt,,  von  den  14  leichten  14=100  pCt. 
Insgesammt  wurden  von  60  Fällen  geheilt  42=70  pCt.  — Der 
Procentsatz  der  Heilungen  der  Gesammtzahl  der  Diphtheriekranken 
im  Krankenhauee  am  Urban  betrug  1890:  55.7  pCt.,  1891:  55.6pCt, 
1892:  56.6  pCt.,  1893:  51.7  pCt.  Es  ist  also  eine  Steigerung  der 
Heilungen  von  ca.  14  pCt.,  gegeu  1893  sogar  von  18  pCt.  zu  con- 
statiren.  — Tracheotomirt  wurden  von  den  mit  Serum  behandelten 
Kindern  im  ganzen  20,  und  davon  geheilt  9=45  pCt.  Im  Ver- 
gleich zu  den  in  froheren  Jahren  (1890  — 93)  bei  tracheotomirten 
Kindern  erzielten  Ergebnissen  bedeutet  dies  eine  Steigerung  der 
Heilungen  um  20 — 25  pCt.  — Zur  Beurteilung  der  Epidemie  dieses 
Winters  (1893 — 94)  teilt  Verf.  mit,  dass  vou  98  nicht  mit  Heil- 
serum behandelten  Kranken,  (darunter  12  Erwachsene),  53=54  pCt. 
geheilt  wurden. 

Besonders  bemerkenswerth  ist  die  Beobachtung,  dass  je  frßher 
die  Serumbehandlung  eintritt,  desto  besser  die  Resultate  sind.  Von 
12  schwer  Erkrankten,  welche  in  den  ersten  3 Tagen  injicirt  wur- 
den, sind  11  geheilt,  während  von  18  Anderen,  die  erst  später  in 
Behandlung  kamen,  nur  4 geheilt  sind. 

Die  beste  Heilungsziffer  hat  das  2.,  3.,  9.  und  10.  Lebensjahr. 

— Die  Heilungsdauer,  gerechnet  von  der  ersten  Seruminjection  bis 
zur  Entlassung  aus  dem  Krankenhause,  betrug  bei  den  schweren 
Fällen  ca.  21,  bei  den  mittelschweren  und  leichten  ca.  15  Tage. 

— Während  im  Anfang  auch  bei  den  schweren  Fällen  nur  eine 
einzige  Injection  von  4 ccm  Serum  gemacht  wurde,  hat  Verf.  später 
stets  in  schweren  Fällen,  aber  auch  in  mittelschweren,  innerhalb 
weniger  Tage  bis  zu  4 Mal  injicirt.  Es  stellte  sich  nun  heraus, 
dass  unter  den  geheilten  schweren  Fällen  gerade  solche  Kinder 
waren,  welche  mehrere  Injectionen  erhalten  hatten. 

Einen  deutlichen  Einfluss  auf  den  Temperaturverlauf  hat  die 
Injection  nicht  ausgeöbl,  ebensowenig  auf  die  Losstof'sung  der  Mem- 
branen. Dagegen  war  in  fast  allen,  ausser  den  extrem  schweren 
Fällen  zu  bemerken,  dass  die  Kinder  etwa  24  Stunden  nach  der 


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No.  46. 


Sommrb,  Die  Dyslexie  als  functioneile  Störung. 


809 


Injection  sich  auffallend  wohl  befanden,  dass  der  früher  schlechte 
Puls  sich  bedeutend  gebessert  hatte,  und  dass  Kinder,  die  somno- 
lent  in  das  Krankenhaus  gebracht  waren,  häufig  ganz  klar  waren. 
In  manchen  Fällen  hielt  diese  günstige  Wirkung  allerdings  nicht 
lange  an.  — Eine  schädliche  Wirkung  des  Serums,  auch  bei  gröfseren 
Gaben,  wurde  nie  bemerkt.  In  einigen  wenigen  Fällen  bildeten 
sich  in  der  Umgebung  der  Einstichstelle  Urticaria  ähnliche  Quad- 
deln, die  aber  bald  ohne  Zuthun  verschwanden. 

K.  auf  dessen  Abteilung  die  vorstehend  geschilderten  Ergeb- 
nisse gewonnen  wurden,  hält  es  für  unzweifelhaft,  dass  bei  Anwen- 
dung des  Heilserums  bessere  Resultate  erzielt  wurden,  als  in  den 
Vorjahren,  trotzdem  die  Epidemie  des  letzten  Winters  als  eine 
schwere  zu  bezeichnen  ist.  Die  Erfolge  sind  nach  Ausweis  der 
aufgeführten  Zahlen  um  so  bessre,  so  eher  die  Behandlung  einsetzt. 
Auch  die  Wiederholung  der  Einspritzungen  bessert  ganz  entschie- 
den die  Erfolge.  Als  besonders  bemerkenswert  hebt  K.  die  Erfolge 
bei  Kindern  im  2.  Lebensjahre  hervor,  — auf  5 Kranke,  5 Hei- 
lungen. Stadthagen. 


Sommer,  Die  Dyslexie  als  funktionelle  Störung.  (Aus  der  psychiatr. 

Klinik  zu  Würzburg).  Arch.  f.  Psyoh.  XXV.  S.  663. 

Der  erste  der  beschriebenen  Fälle  betrifft  einen  Mann,  welcher 
nach  einem  Schlaganfall  (geringe  rechtsseitige  Hemiplegie)  ausser 
vorübergehender  Paraphasie  das  von  Berlin  beschriebene  Symptom  der 
Dyslexie  zeigte  und  zwar  isolirt,  nachdem  die  Lähmungen  fast  ganz 
zurückgegangen  waren.  Pat.  ermüdete  sehr  beim  Lesen  und  liels 
öfter  constant  ein  oder  das  andere  Wort  aus,  nachdem  er  mehrere 
Zeilen  richtig  und  vollständig  gelesen  hatte.  Die  einzelnen  Buch- 
staben kannte  er,  es  wurde  ihm  schwer,  Wörter  daraus  zusammen- 
zusetzen. Bei  der  Section  (Pat.  starb  an  Nephritis)  fand  sich  ein 
Heerd  in  der  2.  Stirn  windung  und  einer  in  der  1.  Temporal  Win- 
dung am  oberen  hinteren  Ende  und  am  gyr.  supramarginalis  (beide 
gyr.  centr.  waren  intakt),  welcher  bis  in  den  sulc.  interpariet.  reichte 
und  das  obere  Scheitelläppchen  mit  ergriff. 

Der  zweite  Fall  handelt  von  einer  atypisch  verlaufenen  De- 
mentia paralytica,  welche  ebenfalls  eine  seltenere  Lesestörung  zeigte, 
welche  der  Verf.  als  zusammengesetzt  ansieht  aus  Dyslexie,  abnor- 
mer psychischer  Nachwirkung  und  ungehemmter  Wortassociation, 
die  zu  den  sonderbarsten  Paraphrasirungen  führte.  Die  Dys- 
lexie ging  allmälig  in  Alexie  über.  Der  Verf.  glaubt  nun,  dass 
der  bei  der  Dyslexie  so  oft  beobachtete  Wechsel  von  Fähigkeit  und 
Unfähigkeit,  zu  lesen  darauf  hin  weise,  dass  hier  eine  funktionelle 
Erkrankung  vorliegt.  Tritt  Dyslexie  bei  einer  Herderkrankung  ein, 
so  wird  eie  durch  Fernwirkung  des  Herdes  auf  gesunde  Hirnteile 
hervorgerufen.  Es  ist  aber  falsch  die  Dyslexie  von  der  Zerstörung 
eines  Lesecentrums  herzuleiten.  In  der  Periodicität  des  Verständ- 
nisses für  Buchstaben,  Worte  und  Zahlen,  wie  sie  der  zweite  Fall 


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810  Köbnkr,  Rosbnthal,  Ueber  Pemphigus  u.  Bläschenausschläge.  No.  46 

zeigte,  ist  die  Dyslexie  als  Anfangsglied  der  periodischen  Reihe  auf- 
zufassen. Die  Einleitung  der  Arbeit  enthält  eine  scharfe  Zurück- 
weisung des  Versuchs  von  Ws.isskmbkbo,  ein  „Buchstabenfügungs- 
centrum“ aufzustellen.  M.  Brasch 


1)  H.  Köblier,  Ueber  Pemphigus  vegetans,  nebst  diagnostischen 
Bemerkungen  über  die  anderen  mit  Syphilis  verwechselten,  blasen- 
bildenden Krankheiten  der  Schleimhäute  und  der  äusseren  Haut. 
(Nach  einem  Vortr.  in  der  Sect.  f.  Dermat.  u.  Syph  der  Natur- 
forschervers.  zu  Nürnberg  am  14.  Sept.  1893).  Deutsches  Archiv  f. 
klin  Med.  Bd.53.  S.-A. 

2)  0.  Rosenthal,  Beitrag  zu  den  blasenbildenden  Affectionen  der 
Mundschleimhaut.  (Vortr.  geh.  auf  dem  IV.  Congr.  d.  deutschen 
dermat.  Gesellschaft  in  Breslau).  Deutsche  med  Wochenschrift  1894, 
No.  26. 

1)  Zu  den  blasenbildenden  Processen  auf  den  Schleimhäuten 
und  der  Haut,  welche,  namentlich  wenn  sie  auf  der  Mund-  und 
Rachenschleimhaut,  oder  in  der  Genital-  und  Analgegend  auftreten 
und  wenn  sie  hartnäckig  an  diesen  Stellen  recidiviren,  zur  Ver- 
wechslung mit  Syphilis  Veranlassung  geben,  rechnet  Verf.:  die 
Aphthen,  die  von  Haustieren  auf  den  Menschen  übertragene  Maul- 
und Klauenseuche,  welche  nicht  nur  auf  der  Mundschleimhaut  („in- 
fectiöse  oder  epizootische  Stomatitis“),  sondern  bisweilen  auch  an 
Händen,  Füfsen  und  äusseren  Genitalien,  Blasen  und  Bläschen  ver- 
anlasst, den  Herpes  genitalis,  den  chronisch  recidivirenden  Herpes 
der  Mund-  und  Rachenschleimhaut,  den  Herpes  zoster,  gewisse, 
noch  nicht  bestimmt  zu  svstematisirende  sich  wiederholende  acute 
Blasenausbrüche  an  den  obengenannten  Partieen,  den  Herpes  Iris, 
die  Dermatitis  herpetiformis,  die  Impetigo  herpetiformis,  die  toxischen 
(Arznei-)  Exantheme  und  endlich  den  Pemphigus  vulgaris,  wenn  er 
mit  längere  Zeit  hindurch  nur  auf  der  Mund-  und  Rachenschleim- 
haut localisirten  Eruptionen  beginnt.  Die  allen  diesen  Pblyctänosen 
gemeinsamen  Merkmale  gegenüber  syphilitischen  Affectionen  sind: 
ihr  oberflächlicher  Sitz,  demzufolge  sie  gewöhnlich  keine  Narben 
hinterlassen,  die  Beschaffenheit  des  leicht  abwaschbaren,  weilslichen 
Belages  nach  dem  Platzen  der  Blasen  und  das  entzündliche  Aus- 
sehen der  Ränder,  der  häufige  Wechsel  ihres  Sitzes,  auf  der  Haut 
das  Fehlen  der  Polymorphie,  ferner  die  Art  der  Entstehung, 
der  mehr  acute  Ablauf  und  das  Fehlen  multipler  seiet osirender 
Adenitiden. 

Verf.  berichtet  sodann  ausführlich  über  drei  von  ihm  beobachtete 
Fälle  des  sehr  seltenen,  fast  ausnahmslos  mit  Syphilis  verwechselten 
Pemphigus  vegetans,  von  denen  der  eine  unter  dem  Bilde  des  P. 
foliaceus  vegetans  verlief,  während  die  beiden  anderen  die  ge- 
wöhnlichere Form  iles  P.  serpiginosus  vegetans  darboten.  Allen 
dreien  gemeinsam  war,  dass  sie  an  der  Rachen-  und  Mundschleim- 
haut (mit  der  Bildung  von  Blasen  und  daraus  entstehenden  Erosi- 


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No.  46.  Köbkrb,  Rosbnthai.,  Ueber  Pemphigus  u.  Bläschenausschläge.  811 


onen)  ihren  Ausgang  nehmen  und  dass  erst  nach  Monaten  oder 
Jahren  Blasen  auf  der  Haut  erschienen,  die  zum  grofsen  Teil  nach 
ihrem  Platzen  langsam  heilende,  sich  oft  durch  blasige  Abhebung 
an  der  Peripherie  weiter  ausbreitende  Excoriationen  hinterliefsen. 
Vorwiegend  an  gegenseitigen  Contactflächen  der  Haut,  wie  in  der 
iDguinal-,  Genitoanal-  und  Axillargegend  entwickelten  sich  auf  dem 
blosgelegten  Blasengrunde  schon  nach  wenigen  Tagen  die  charakte- 
ristischen, rasch  wachsenden,  breiten  Condylomen  ähnlichen  Wuche- 
rungen, die  von  einem  excoriirten  Hofe  und  um  diesen  meist  noch 
von  einer  blasigen  oder  kragenartigen  Abhebung  der  Epidermis  be- 
grenzt waren.  Das  Allgemeinbefinden  der  Pat.  litt  schon  frühzeitig 
infolge  der  durch  die  Schmerzen  beim  Kauen  und  Schlucken  er- 
schwerten Nahrungsaufnahme,  des  quälenden  Juckens  und  der  reich- 
lichen Exsudation.  Der  Ausgang  war  in  zwei  von  den  3 Fällen 
ein  letaler,  dagegen  wurde  der  eine  Pat.,  ein  junger,  sehr  kräftiger 
Mann,  durch  energische  Auslöffelung  und  nachherige  Thermocauteri- 
sation  aller  Wucherungen,  sowie  sofortige  Bepinselung  auch  des 
kleinsten  Recidivs  mit  Jodtinctur  dauernd  geheilt.  Dieser  Fall  ist 
auch  noch  bemerkenswert  durch  seine  (bisher  nicht  beobachtete) 
regionäre,  auf  die  Mundhöhle,  die  Genitalien,  die  Genitocrural-  u. 
Perinealgegend  beschränkte  Localisation.  — Was  die  Aetiologie 
des  P vegetans  betrifft,  so  spricht  zwar  die  Art  seiner  Entstehung 
und  Ausbreitung  sehr  bestimmt  für  eine  infectiöse  Ursache,  doch 
hatten  die  angestellten  bacteriologischen  Untersuchungen  ein  nega- 
tives Ergebniss.  — Diagnostisch  sind,  speciell  confluirenden  breiten 
Condylomen  gegenüber,  hervorzuheben:  die  Schnelligkeit  mit  welcher 
die  Vegetationen  entstehen,  das  lebhafte  Jucken  oder  Stechen  in 
den  Wucherungen,  deren  Peripherie  von  einem  Blasenwalle  oder 
einem  abgelösten  Epidermissaume  umgeben  ist,  ihr  durch  Epider- 
misdefecte  bedingtes  gestipptes  Aussehen,  der  lange  Bestand,  die 
sonstigen  begleitenden  Erscheinungen  und  die  schädliche  Wirkung 
der  antisyphilitischen  Mittel.  Auch  der  histologische  Befund  kann 
in  differentialdiagnostischer  Beziehung  (wenigstens  breiten  und  auch 
spitzen  Condylomen  gegenüber)  herangezogen  werden.  — Therapeu- 
tisch erwies  sich  die  schon  erwähnte  Auslöffelung  mit  folgender 
Thermocauterisation  und  die  Bepinselung  mit  Jodtinctur  am  wirk- 
samsten. Als  Ersatz  der  letzteren  bewährte  sich  Jodtrichlorid  in 
1 %„  Lösung  am  besten.  — Der  Arbeit  sind  zwei  sehr  instructive 
Tafeln  (davon  die  eine  colorirt)  beigegeben. 

2)  B.  beobachtete  bei  drei  jungen  Männern  das  mehrfach  sich 
wiederholende  Auftreten  von  Blasen  und  Bläschen  auf  der  Mund- 
Rachenschleimhaut  und  gleichzeitig  auf  der  Haut  der  Genitalien. 
Am  erstgenannten  Orte,  wo  sie  Beschwerden  beim  Essen  und 
Sprechen  hervorriefen,  unterlagen  die  Blasen  einer  raschen  Zerstö- 
rung und  hinterliefsen  dann  mit  Epithelfetzen  oder  mit  einem  weils- 
lichen  oder  grauen  Belage  bedeckten  Erosionen.  An  den  Genita- 
lien safsen  sie  auf  einem  ödematösen,  cyanotischen  Grunde,  der 
gegen  die  gesunde  Haut  durch  einen  zinnoberroten  Rand  abge- 


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812 


Hkkftkr,  Uebcr  Pellote.  — Vav. 


No.  46 


grenzt  war.  Schon  diese  Farbennuancen,  welche  übrigens  auch 
auf  der  Schleimhaut  wenigstens  angedeutet  waren,  liefsen  erkennen, 
dass  es  sich  um  eine  Form  des  Erythma  exsudativum  multiforme, 
um  ein  Erythma  bullosum  handelte.  Die  Heilung  erfolgte  unter 
indifferenter  Behandlung.  — Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  der  solitäre 
locale  Pemphigus  der  Mundhohle  als  Erythma  bullosum  aufzufassen 
ist  und  dass  auch  ein  grofser  Teil  der  als  Urticaria,  Herpes  u.  dgl. 
beschriebenen  Affectionen  der  Mundschleimhaut  hierhergehört.  Das 
Erythema  bullosum  der  letzteren  vergesellschaftet  sich,  wie  es 
scheint,  häufig  mit  einer  gleichen  Erkrankung  der  Genitalien  und 
ist  besonders  auch  durch  seine  Eigenthümlichkeit,  mehrfach  zu  reci- 
difiren,  ausgezeichnet.  H.  Müller. 


A.  Heffter  (Leipzig),  „Ueber  Pellote“.  Ein  Beitrag  zur  pharma- 
kologischen Kenntniss  der  Cacteen.  Aroh.  f.  exper.  Path.  u.  Pharmak. 
Bd.  34,  p.  65. 

Unter  dem  Namen  Pellote  wird  in  Mexico  eine  Cactusart, 
Anhalorium  Williamsii,  als  Berauschungs-  und  Heilmittel  be- 
nützt. Es  gelang  das  wirksame  Princip,  Pellotin  genannt,  in 
Form  eines  neuen  Alcaloids,  das  gut  krystallisirt  und  die  Zusam- 
mensetzung C,jHj(NOj  hat,  zu  gewinnen. 

Die  physiologischen  Wirkungen  desselben  an  Fröschen  stimmen 
mit  denen  des  Pikrotoxins  überein.  Am  Kaninchen  lösten  0.07  g 
Pellotin,  subcutan  gegeben,  eine  Reihe  von  tetanischen  Krampfan- 
fällen, Trismus,  Opisthotonus,  schliefslich  tötliche  Lähmung  aus. 
0.05  — 0.06  g erzeugten  am  Menschen  eine  einschläfernde  Wirkung, 
die  etwa  zwei  Stunden  nach  Aufnahme  des  Pellotin  per  os  eintrat 
und  nach  einer  Stunde  völlig  schwand. 

Aus  einer  verwandten  Cactusart,  Anhalonium  fissuratuin 
gewann  H.  eine  zweite  neue  Base,  Anhaliu  in  krystallinischem 
Zustande.  Sie  hat  die  Zusammensetzung  C10H,.,NO,  liefert  gut 
krystallisirende  Salze,  ist  jedoch  nur  schwach  narcotisch  wirksam 
(an  Fröschen). 

Auch  Anhalonium  Lewinii,  eine  Varietät  von  A.  Wil- 
i.iamsii,  über  dessen  physiologische  Wirkung  L.  Lrwin  eine  Mit- 
teilung gemacht  hat,  enthält  eine  Reihe  basischer,  krystallisirender 
Körper,  über  die  eine  weitere  Arbeit  in  Aussicht  gestellt  wird. 

Colorirte  Habitusbilder  der  untersuchten  Cacteen  bilden  den 
Schluss  der  Studie.  Ueber  nähere  chemische  Details  s.  d.  Original. 

Pohl. 


F.  Vay,  Ueber  den  Glycogengehalt  der  Muskeln  nach  Nerven- 
durchschneidung. Aroh.  f.  exper.  Path.  Bd.  33,  S.  45. 

Nach  Durchicbneidung  des  N.  iscbiadicu«  bei  Friitchen  fand  Verf.  unter  19 
Fallen  nur  zwei  Mal  in  den  Muekeln  der  gelahmten  Seite  etwas  weniger  Glycogen, 
in  allen  anderen  Fallen  mehr,  im  Durchechnitt  20  bis  30  pCt.,  in  einigen  Fallen  nur 
3pCt.,  aber  auch  G8  46  pCt.  mehr,  als  auf  der  anderen,  sodass  über  die  Zunahme 


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No.  46. 


Pali.adin.  — Schmidt.  — Kwbn,  Nii.ks,  Bayer. 


813 


als  Effekt  der  Durcbschneidnng  wohl  kein  Zweifel  ist.  Die  Zeit  zwischen  Operation 
und  Untersuchung  variirte  von  4 Stunden  bis  S5  Tage.  Auch  bei  9 Kaninchen  und 
2 Katzen  zeigte  die  operirte  Seite  (Resection  des  N ischiadicus)  ausnahmslos  hfiheren 
Glycogengehalt.  Bei  einem  der  9 Kaninchen  war  der  Glycogengehalt  auf  der  gesun- 
den Seite  Kusserst  gering  = 0.03$  pCt.,  bei  einem  anderen  0,  ebenso  bei  einer  Katze 
= 0.  Die  Zunahme  des  Glycogens  ist  auf  die  Ioactivität  der  Muskeln  zu  beziehen. 
Dementsprechend  war  der  Unterschied  weit  gröfser,  als  die  Frösche  tetanisirt  wurden. 
Der  Procentgehalt  an  Glycogen  betrug  auf  der  gesunden  Seite  0.64  pCt. , auf  der 
operirten  1.334.  E.  Sslkowski. 


W.  Palladill,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  pflanzlichen  Eiweifs- 
stoffe. Zeitschr.  f.  Biolog.  Bd.  31.  S.  191. 

Verf.  hat  die  Samen  der  gelben  Lupinen,  der  Puffbobuen  (Vicia  faba)  und  des 
schwarzen  Senfs  untersucht  und  als  hauptsächlichstes  Globulin,  io  Uebereinstimmung 
mit  Warn,  ein  in  seiner  neutralen  Lösung  bei  75*  koagulirendes  Pflanzenvitellin  ge- 
funden, das  iodess  seinen  Eigenschaften  und  der  positiv  ausfallenden  Biuretreaktion 
nach  sieb  den  Albumosen  nähert,  wenigstens  viele  Eigenschaften  der  letzteren  besitzt. 
Die  von  Wzu,  als  Pflanzenmyosin  bezeichnete,  andere  Globulinsubstanz,  die  in  neu- 
traler NaCI-Solution  bei  56 — 60°  koagulirt,  kann  Verf.  nicht  als  einen  besonderen 
Stoff  anerkennen,  er  ist  vielmehr  nnr  die  Kalkverbindung  des  Vitellins.  Die  von 
Vinss  behauptete  Existenz  einer  wasserlöslichen  Pflanzenalbnmose  in  jenen  Samen 
bleibt  nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  fraglich.  Die  Pflanzeneiweifsstoffe,  von 
denen  eine  gröfsere  Zahl  dargestellt  ist,  als  wirklich  vorhanden,  insofern  sie  durch 
die  Methoden  der  Darstellung  vielfache  Veränderung  erfahren,  werden  von  eiuer  noch 
.unbekannten,  stickstoffhaltigen  Substanz“  begleitet  j.  Munk. 


91.  Schmidt,  Zur  Behandlung  der  acetabuläraetitiachen  ßecken- 
abscesse.  Arch  f.  klin.  Chir.  XLVII.  S.  855. 

Im  Anschluss  an  einen  einschlägigen  einen  lOjlhr  Knaben  betr.  Fall,  in  welchem 
zn  einem  Schnitt  von  vorn  her  eine  der  Ligatur  der  A.  glut  inf.  entsprechende 
Gegenöffnung  hinzugefdgt  wurde,  empfiehlt  Verf.  entweder  die  Schnittfahrung  von 
BmnsB's  Metbodus  ischiadica  oder  besser  noch  Kocrsb's  Winkelschnitt,  welcher  von 
der  Basis  der  Aussenflacbe  des  Trochanter  maj.  bis  zur  vorderen  Trocbanterspitze 
schräg  aufwlrts  und  winklig  abbiegend  in  der  Richtung  der  M.  glut  roax.  schräg 
auf  und  medianwkrts  durch  diesen  verläuft.  Letzterer  Schnitt  wird  von  Verf.  deshalb 
dem  Biddbr's  vorgezogen,  weil  bei  ihm  der  M glut.  max.  parallel  den  Fasern  durch 
trennt  wird.  P.  GDlerbork. 


1)  \V.  W.  Keen,  Gastrostomy  by  Wiizkl’s  Method  for  primary 
Cancer  of  the  Oesophagus.  Philadelphia  med.  and  surg.  Reporter  1894, 
Dec.  16. 

2)  II.  D.  Niles,  Gastrostomy  in  stricture  of  the  Oesophagus.  New- 
York  med.  Record  1893,  p.  714. 

3)  C.  Bayer,  Ein  Beitrag  zur  Oesophagus-Chirurgie.  I.  Imperme- 
able Narbenstrictur  des  Oesophagus  im  Brustteil.  Heilung 
durch  combinirte  Oesophagotomie  nach  Gossen iiaumi.  Prager  med. 
Woohenschr.  1894,  No.  4. 

I)  Der  betr.  48jähr.  Pat.,  dessen  weitere  Schicksale  bis  3 Monate  nach  der  Gas- 
trostomie verfolgt  wurden,  trug  ein  einfaches  Drainagerohr  in  seinem  Magenmunde, 
welches  dorch  etwas  mit  Heftpflaster  befestigte  Ga/.e  festgehalten  wurde,  ohne  dass 
Mageninhalt  daneben  flofs. 


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814 


Grobkr.  — Koschikb.  — Ashkk.  — Roth. 


No.  46 


2)  Betrifft  eine  69jährige  Dame  mit  einer  impermeablen  (wahrscheinlich  krebsigen) 
Verengerung  ca.  II"  unterhalb  der  Sebneidezäbne.  Gastrostomie  wurde  in  2 Zeiten 
(innerhalb  3 Tagen)  nach  den  Vorschriften  Fftsoait’a  ausgeführt:  Tod  trat  6 Tage 
nach  der  ersten  Operation  durch  Erschöpfung  ziemlich  plötzlich  ein.  Keine  Obduction. 

3)  Das  Wesentlichste  des  einen  8 jährigen  Knaben  betr.  Falles  bringt  die  Ueber- 

schrift.  P.  Gfiterboclc. 


R.  Gruber,  Ueber  Rostablagerungen  in  der  Hornhaut,  v.  Gräfe ’s 
Arcb.  f.  Ophthalm.  XL.  S.  172. 

Nach  G.  verhalten  sich  io  die  Hornhaut  eingetrungene  Eisenkörper  ihrer  chemi- 
schen Beschaffenheit  nach  in  ihr  verschieden.  Du  metallische  Eisen  und  das  Eisen- 
oxydul sind  als  in  chemischer  Beziehung  different,  das  Eisenoxyd  als  indifferent  an- 
zusehen. Gemenge  aus  beiden  verhalten  sich  in  desto  höherem  Grade  chemisch  rei- 
zend, je  mehr  die  Oxydulquote  die  Oxydquote  übersteigt.  Die  an  das  Eindringen 
eines  Fremdkörpers  sich  anschliefsende,  nach  Extraktion  derselben  zurückbleibende 
Rostablagerung  in  Form  des  sog.  Rostringes  ist,  als  nur  aus  Eisenoxydhydrat  bestehend, 
in  chemischer  Beziehung  indifferent  und  unschädlich.  Der  aus  dem  Fremdkörper  in 
die  umgebende  Hornhsut  übergegaugene  Rost  stellt  einen  nur  am  Einstich  mit  dem 
Sticbkanal  zusammenhlngenden  Mantel  dar,  der  sonst  durch  oxydfreie  Partien  von 
ihm  getrennt  ist.  Auch  bei  nicht  perforlrendeu  Fremdkörpern  kommt  es  sehr  oft  xur 
Oxydablagerung  an  der  Descemetis.  Die  Rostablagerung  ausserhalb  des  eigentlichen 
Fremdkörpers  erfolgt  ungemein  rasch,  sodass  schon  nach  5 Minuten  vielleicht  auch 
schon  in  kürzerer  Zeit  der  Beginn  des  Rostringes  ausgebildet  ist.  Das  Hornhaut- 
epithel  verhält  sich  dem  Eindringen  des  Eisenoxyds  gegenüber  ausserordentlich  wider- 
standsfähig, die  Hornbautsubitanz  aber  xeigt  demselben  gegenüber  ein  verschiedenes 
Verhalten.  ilorstmaon. 


Koschier,  Lordose  der  Halsuirbelsäule  mit  Druckgeschvvflren  an 
der  Ringknorpelplatte.  Larynxstenose.  Wienor  klin.  Wochonschr.  1894, 
No.  35,  36. 

Es  handelte  sich  um  durch  starke  Lordose  der  Halswirbelsäule  bedingte  Larynx- 
stenosen,  welche  io  einigen  Fällen  eineo  solchen  Grad  erreichten,  dass  sie  die  Tracheo- 
tomie erforderten  Bei  der  Sektion  fanden  sich  Drockgescbwüre  über  der  hinteren 
Fläche  der  Ringknorpelplatte  und  der  hinteren  Pbarynxwand,  die  mit  der  Lordose 
zusammenhingen.  Dass  es  Druekgetchwüre  waren  zeigte  ihr  anatomisches  Verhalten 
und  der  Umstand,  dass  sie  unbemerkt  und  schmerzlos  verliefen.  w.  Lublinaki. 


Asher,  Ueber  Mittelohrentzündung  nach  Trigeminusreseclion.  Bei- 
träge z.  klin.  Chir.  S.-A. 

Bei  einem  37jährigen  Dienstmädchen  trat  3 Wochen  nach  Resectioo  des  2.  und 
3.  Trigeminusastes  eine  Mittelohrentsündung  auf  der  operirten  Seite  auf,  deren  Aetio- 
logie  sich  nach  Verf.,  io  der  Weise  darstellt,  dass  io  Folge  der  Operation  vasomo- 
torische Störungen  iro  Mittelobr  (Oedem  des  Trommelfelles  und  sämmtlicher  Mittelohr- 
räume) eintreten,  alsdann  die  Einwanderung  Tod  Entzündungserregern  in  die  so  em- 
pfänglicher gewordenen  Räume  von  dem  schon  vorher  erkrankten  Nasenrachenraum 
(chronische,  schleimig  eitrige  Pharyngitis)  her  durch  die  gut  durchgängige  Tuba  F.ust 
erfolgte.  Schwsbseh. 


Roth,  Ueber  das  Vorkommen  von  Tuberkelbacillen  in  der  Butter. 
Corr.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1894,  No.  17. 

Der  nicht  zu  selten  vorkommeode  Gehalt  der  Milch  au  Tuberkelbacillen  bei 
Eutertuberkulose  und  general isirter  Tuberkulose  ist  bekannt.  Dass  Tuberkelbacillen 


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No.  46. 


v.  Bacrh.  — Aron.  — Hoffmann. 


815 


di«  der  Milch  zugesetzt  wurden  in  die  aut  dieser  bereitete  Butter  übergeben  k (Innen, 
ist  durch  Versuche  nachgewiesen.  R.  stand  eine  Milch  zur  Verfügung,  welche  von 
einer  tuberkulösen  Kuh  stammte  und  welche  reichlich  Tuberkelbacillen  enthielt. 
Impfte  er  Butter,  welche  aus  dieser  Milch  hergestellt  war  Meerschweinchen  in  di« 
Bauchhöhle,  so  gingen  sie  an  Tuberkulose  zu  Grunde. 

Nun  untersuchte  R.  kiufliche  Marktbutter,  so  dass  er  6 — 10  ccm  daron  Meer- 
schweinchen in  die  Bauchhöhle  brachte:  Zwei  ron  20  Butterproben  enthielten  viru- 
lente Tuberkelbacillen. 

Zur  Vermeidung  der  durch  die  Butter  bedingten  Gefahr  empfiehlt  R.  dieselbe 
aus  gekochter  Milch  bezw.  gekochtem  Rahm  herzustellen.  Sehaurien. 


0.  V.  Bauer,  Zur  therapeutischen  Verwendung  des  Malakins. 
Wiener  med.  Blätter  1894,  Mo.  11,  12. 

B.  prüfte  auf  der  OaaseRs'scben  Abteilung  des  Wiener  allgemeinen  Kranken- 
hauses das  von  Jaqczt  eingefübrte  Malakio,  über  dessen  chemische  und  therapeutische 
Eigenschaften  bereits  früher  berichtet  wurde.  Oie  Resultate  sind  kurz  folgende : Das 
Malakin  bewahrte  sich  als  Antirbeumaticum;  es  steht  an  Sicherheit  des  Effects  dem 
Salicyl  nach,  doch  hat  es  nicht  dessen  unangenehme  Nebenwirkungen.  Es  ist  ferner 
ein  mild  wirkendes  Antipyreticum,  das  hohe  Temperaturen  allerdings  nur  in  geringem 
Grade  herabzusetzen  vermag;  namentlich  dürfte  sich  die  Anwendung  des  Malakins 
gegen  das  Fieber  der  Phthisiker  empfehlen,  da  diese  berabgekommenen  und  maras- 
tiscben  Individuen  auf  stark  wirkende  Antipyretica  blutig  mit  schweren  Collapserschei- 
nungen  reagiren.  Am  wenigsten  empfehlenswert  ist  das  Malakin  als  Anodynum. 

K.  KrontOal . 


E.  Aron,  Graphische  Darstellung  einiger  Atmungstypen  des  Men- 
schen. Virohow’s  Arch.  Bd.  137,  H.  1. 

Behufs  Anfertigung  von  Atmungsknrven  gesunder  und  kranker  Individuen  be- 
diente sich  Verf.  einer  MAscr'schen  Kapsel,  die  er  mit  einem  Quecksilbermanometer 
in  Verbindung  brachte;  das  Manometer  trügt  einen  Schwimmer  und  eine  Zeicben- 
feder.  Wurde  nun  die  MstiBx’sche  Kapsel  mittelst  eines  Gurtes  an  den  Thorax  des 
zu  untersuchenden  Individuums  applicirt  — wozu  gewöhnlich  die  Herzgegend  gewühlt 
wurde  — , so  übertrugen  sich  die  Thoraxschwankungen  durch  das  Manometer  auf  die 
Zeicbenfeder  und  wurden  von  letzterer  auf  einem  sieb  bewegenden  Papierstreifen  regi- 
strirt.  Vermittelst  dieses  Verfahrens  hat  Verf.  Kurven  eines  Menschen  im  normalen 
sowie  im  Morphiumschlaf  anfgenotnmen,  ferner  Kurven  bei  Chetse  SroKKs'scher  Respi- 
ration, bei  Asthma  bronchiale,  Trachealstenose  und  Lungenempbysem  registrirt.  Wegen 
der  Details  dieser  graphischen  Aufnahmen  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

PerL 


J.  Hoffmann,  Der  Symptomencomplex  der  sog.  spastischen  Spinal- 
paralyse als  Teileracheinung  einer  hereditär  syphilitischen  Affection 
des  Centralnervensystems.  Neurol.  Cbl.  1894,  No.  13. 

Paralletfalt  zu  den  seltenen  Füllen  von  Tabes  bei  Kindern.  Ein  hereditlr  lue- 
tischer Knabe  mit  geringer  geistiger  Beanlagung,  die  allmülig  immer  mehr  auffallend 
wird,  erkrankt,  12  Jahre  alt,  an  8teifigkeit  in  den  Beinen  mit  reifsenden  Schmerzen 
im  Fufsrücken.  Die  Steifigkeit  geht  über  in  einen  eiquisit  spastischen  Zustand  mit 
lebhaften  Patellarreflexen  und  Fuftclonu».  Fernere  Symptome  sind:  reflectorische 
Popillenstarre,  Mydriasis,  Accomodationsparese , Fehlen  der  Pupillenreaction  bei  Con- 
vergenz.  Zu  einer  Zeit  bestanden  anch  Sehstörungen. 

Verf.  nimmt  zur  Erklürung  der  Erscheinungen  eine  auf  zypbilitiscber  Basis  be- 
ruhende Entwicklungshemmung  in  gewissen  Gebieten  des  Centralnervensystems  and 
einen  daneben  bestehenden  activen  Krankbeitsprocets  im  Rückenmark  ao. 

Eine  aotiluetische  Behandlung  war  erfolglos.  K.  Grobe. 


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816  Ehlknmkyeb,  Mattison.  — Spiktschka.  — Adams.  No.  46 

1)  A.  Erlenmeyer,  Atropin  bei  Morphinismus.  Therapeut.  Monatsh. 
1894,  Jan. 

2)  J.  B.  Mattison,  The  modern  and  humane  treatment  of  the 
morphine  disease.  Med.  Reo.  1893,  Dec.  23. 

1)  Unter  Anlehnung  an  die  Hypothese,  dass  die  Abstineniersebeinungen  bei  der 
Morphiumentziebung  die  Folgen  einer  Vergiftung  durch  Oxydimorphin  sind,  nicht 
eiuer  Vergiftung  durch  Morphin,  hält  der  Verf.  nichts  von  der  Einführung  des  Atro- 
pin, da  dieses  nicht  das  Gegenmittel  für  das  Oxydimorphin  darstellt.  Es  wäre  höchstens 
rationell,  dem  Morphiumkranken  mit  der  rollen  Dosis  Morphin  das  Atropin  einzuver- 
leiben,  aber  auch  dies  führt  nicht  zur  Erleichterung  der  Abstinenzbeschwerden.  Diesen 
Bemerkungen  folgt  dann  eine  Kritik  der  KocH’schen  Arbeit  (Nor.  1893  Tb.  Monats- 
hefte), welche  den  Verf.  durchaus  nicht  ron  der  Nützlichkeit  des  Atropingebrauchs  im 
I.aufe  der  Entziehungskur  überzeugen  konnte. 

2)  Der  Verf.  empfiehlt,  die  Morpbinisten  während  der  Entwöhnung  mit  steigenden 
Gaben  ron  Brom  (1.8—  6.0  g 2 Mal  tlglich)  oder  mit  Codein  oder  mit  Trional  za 
behandeln.  Es  rühmt  dieser  Medication  einen  günstigen  Einfluss  auf  die  Abstinenz- 
Symptome  nach,  die  Entziehungskur  wurde  dadurch  abgekürzt  nud  sei  durch  Verhü- 
tung der  ungemein  quälenden  subjectiren  Erscheinungen  menschlicher  als  die  gefähr- 
lichen und  gänzlich  zu  rerwerfende  brüske  Abgewöhnung.  Das  Nähere  ist  im  Orig, 
einzusehen.  M.  Brasch. 


Tll.  Spietfichka,  Ueber  eine  eigenartige  Hautveränderung  bei  Spina 
bifida.  (Aus  der  Klinik  des  Prof.  F.  J.  Pick  in  Prag).  Prager 
med.  W'ocbenschr.  1894,  No.  10,  11. 

Bei  einem  88jähr.  Manne  fand  sich  am  Rücken  vom  unteren  Rande  des  I.  Len- 
denwirbels bis  drei  Querfinger  Uber  die  Mitte  des  Kreuzbeins  eine  flache,  geschwulst- 
artige  Verwölbung,  über  welcher  die  Haut  ungemein  verdickt,  runzelig,  leicht  braun 
pigmentirt  und  von  spirlicben  feinen  langen  Härchen  bedeckt  war.  Der  von  unten 
her  unter  die  Geschwulst  nach  aufwärts  drängende  Finger  fühlte  von  der  Höhe  der 
Spina  posterior  superior  anstatt  des  Lendenwirbelkammes  eine  spaltförmige,  nach  oben 
sieb  erweiternde,  seitlich  von  Knochenwulstcn  eingefasste  elastische  Lücke.  Der  obere 
Teil  dieser  Spalte  liefs  sich  durch  die  Geschwulst  nicht  abtasten,  oberhalb  der  letzteren 
aber  erschienen  die  Dornforisätze  der  Wirbel  wieder  normal.  Die  Verdickung  der 
Haut,  in  deren  Nachbarschaft  noch  einige  kleine  Pigmentnaeri  und  Ftbromata  mollusca 
safsen.  zeigte  ganz  den  Cbaracter  einer  Elephantiasis  circumscripta  und  ging  ohne 
scharfe  Grenze  in  die  gesunde  Umgebung  über.  Pica  führt  sie  auf  eine  durch  Stau 
ung  und  wiederholte  äussere  Insulte  veranlasste  cbrooische  Entzündung  zurück  und 
setzt  sie  io  Analogie  mit  den  Verdickungen,  welche  bei  lange  dauernder  Hydrocele  an 
der  Haut  des  Scrotums  zuweilen  Vorkommen.  H.  Möller. 


J.  Adams  Death  unter  nitrnus  oxytle  gas.  Lancet  1894,  L.  No  12. 

A.,  der,  wie  er  aogiebt,  über  40000  Personen  innerhalb  20  Jabren  mit  Lachgas 
betäubt  hat,  verlor  den  ersten  bei  einer  ganz  in  der  gewöhnlichen  Weise  geleiteten 
Narcose  gelegentlich  einer  Z&hnextractioo.  Unmittelbar  nach  derselben  trat  Cyaoose 
nnd  Muskelsteifigkeit  auf  und  die  Atmung  setzte  aus  ICs  wurde  künstliche  Atmung 
eingeleitet;  nach  2 Minuten  erfolgten  einige  spontane  Exspirationen,  dann  trat  keine 
Atmong  mehr  ein.  Der  Herzschlag  hörte  allmälig  auf:  Amylnitrit,  Aethereinspritzung, 
Tracheotomie  waren  erfolglos.  Die  Section  ergab  keine  krankhaften  Veränderungen: 
starke  Cyaoose  und  Luogenhyperämie,  Schaum  in  den  Luftwegen,  fast  völlige  Leere 
des  Herzens  waren  die  einzigen  Befunde.  Fr.  ßtraasmann. 

Kinicndungen  för  das  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  de*  Hm.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

FiansöfUehe  Strafte  fl)  oder  an  die  YerlagAhAndlun«  (Berlin  NW..  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verla«  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — I>ruok  von  L.  8 ch  uro  ach  er  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1—3  Bogen;  am  Schluss« 
des  Jahrgangs  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 

für  die 


Treis  des  Jahrganges 

SU  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  **•  Movember.  No.  47. 


Inhalt:  Andersbon,  Morphologie  der  Schilddrüse.  — ■ Ho  pfb-Sk ylrr,  La- 
ves, Ueber  einen  neuen  Respirationsapparat  und  Versuche  mit  demselben.  — J o- 
bannsbn,  Ueber  Zerreifsung  der  Harnblase.  — Zaüfau,  Actinomykose  des  Mittel- 
ohrs. — Pfeiffer,  Rolle,  Issabff,  Kluczksko  und  Kamen,  Hesse,  Ueber 
die  Aetiologie  der  Cholera,  Choleraimmunitftt  u.  s.  w.  — Da  Costa,  Ueber  idiopa- 
thische Herzschwäche.  — • Kkattbk,  (I’Aksonval,  Donnbllan,  Hbdlky,  Ueber 
Tod  uüd  Scheintod  durch  den  electriscben  Strom. 

Paosz,  Zur  Chemie  des  Glaskörpers  und  des  Kammerwassers.  — Arnold, 
Angeborenes  Herzdirertikel.  — Ryüyoibk,  Ueber  die  totale  Ausräumung  der  Achsel- 
höhle. — Thomson,  Behandlung  des  Leberabscesses.  — Baas,  Beziehungen  zwischen 
Augenleiden  UDd  Lebererkrankungen.  — Gouourniibi  m,  Chirurgische  Behandlung 
der  Larynxphthise.  — Hofmann,  Die  Eiweifskörper  der  Tuberkelbacillen.  — Psl* 
lisibr,  Behandlung  der  Lungentuberculose  mit  Petroleum.  — BAümlrr,  Gebrauch 
▼on  Schwefel  bei  Diphtherie.  — Mayer,  Ueber  die  Entstehung  von  Gallensteinen. — 
Krmak,  Luxation  des  Schultergelenks  bei  Kinderlähmung.  — Mitchell,  Ver- 
krümmungen der  Wirbelsäule  mit  psychischen  Erscheinungen.  — Eichiiokst,  Ueber 
Reinfectio  syphilitica.  — Majocchi,  Ueber  Lupus  disseminatus.  — Mallv,  Elec- 
Irische  Behandlung  von  Fibromen.  — Kalt,  Thuja  occidentali»  als  Abortivum  — 
Stbabsmann  und  Kirstein,  Diffusion  von  Giften  in  der  Leiche. 


O.  A.  Alldersson,  Zur  Kenntniss  der  Morphologie  der  Schild- 
drüse. Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  v.  His  und  du  Bois-Rhymond.  Anat.  Abt, 
1894,  H.  3,  4. 

Verf.  untersuchte  zunächst  die  Nerven  und  Nervenendigungen 
in  der  Thyreoidea  mittelst  der  GoLot’schen  Metode  und  kam  dabei 
zu  nachstehenden  Resultaten: 

Die  mit  den  Gefäfsen  innerhalb  der  Drüse  verlaufenden  grofsen 
Nervenstämme  geben  Gefäl'snerven  und  Drüsennerven  ab.  Die  er- 
steren,  die  Gefäl'snerven,  bilden  durch  seitlich  abgehende  gröfsere 
und  kleinere  Aeste  und  durch  Austausch  von  deren  Fasern  peri- 
vasculäre  Plexus  um  die  Arterien.  Dieselben  sind  im  Bindege- 
webe und  in  der  Adventitin  gelegen  und  senden  feine  variköse 
Endäste  aus,  die  bis  in  die  Media  zu  verfolgen  sind,  in  der  sie 

XXXII.  Jahrgang.  52 


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818 


Andbbsson,  Morphologie  der  Schilddrüse. 


No.  47 


entweder  rechtwinklig  sich  spaltend  oder  büschelförmig  zerteilt 
enden.  Je  kleiner  das  arterielle  Gefäls  ist,  um  so  spärlicher  ist 
der  Plexus  und  umgekehrt,  je  gröfser  das  Gefäfs,  desto  dichter  der 
Plexus.  Auf  den  kleinsten  Arterien  und  auf  den  Capillaren  sind 
nur  einzelne  längsziehende  variköse  Fäserchen  vorhanden,  die  nach 
kürzerem  oder  längerem  Verlaufe  plötzlich  aufhören.  Die  Venen 
sind  von  spärlichen  Plexus  umhöllt,  die  in  feine  variköse  Eodästchen 
sich  auflösen. 

Die  Drüsennerven  dringen  in  das  die  sogenannten  Follikel 
(richtiger:  die  Bläschen)  der  Dröse  umhöllende  Bindegewebe  und 
bilden  hier  durch  Teilung  der  einzelnen  Fasern  und  durch  Aus- 
tausch diffuse  Geflechte  feiner  Fasern,  die  perifollikulären  Plexus. 
Wirkliche  Anastomosen  kommen  in  keiner  der  beiden  Plexusarten 
vor.  Auch  Ganglienzellen  sind  nirgends  vorhanden;  da  wo  man 
solche  annehmen  könnte,  handelt  es  sich  nach  Verf.  stets  um  Silber- 
niederschläge in  den  Lymphbahnen 

Im  zweiten  Teile  seiner  Arbeit  geht  Verf.  auf  die  Histologie 
der  Thyreoidea  näher  ein  und  untersucht  namentlich,  ob  in  der- 
selben ein  Secretionsvorgang  statt  hat  oder  nicht.  Zu  diesem  Zwecke 
nahm  er  stets  Tiere  (Katzen,  Kaninchen)  von  demselben  Wurfe, 
demselben  Geschlechte  und  demselben  Alter.  Ein  Tier  wurde  so- 
fort getötet,  die  anderen  erhielten  Pilocarpininjectionen  (2— 6 mg 
subcutan)  und  wurden  nach  verschieden  langer  Zeit  — */4  Stunde 
bis  4 Stunden  — getötet.  Verf.  ist  nämlich  der  Ansicht,  dass  es 
nicht  angeht,  einem  Tiere  (Katze)  die  eine  Schilddrüse  zu  exstir- 
piren,  dann  die  Pilocarpininjection  vorzunehmen  und  nach  einer 
bestimmten  Zeit  die  zweite  Dröse,  die  unter  der  Wirkung  des  ein- 
geführten Reagens  gestanden,  auszuschneiden.  Deswegen  musste  er 
den  oben  skizzierten,  allerdings  weniger  sicheren  Weg  gehen.  Die 
Resultate  sind  folgende: 

In  der  Ruhe  der  Zellen  ist  der  Zellkörper  gegen  das  Bläschen- 
lumen durch  eine  gerade  Linie  abgegrenzt,  die  Filarsubstanz  besitzt 
keine  Einschlüsse  und  hat  der  Längsaxe  der  Zelle  parallel  gerichtete 
Züge,  der  Zellkern  liegt  an  der  Membrana  propria.  Mit  Beginn 
der  sekretorischen  Thätigkeit  wird  die  Zelle  höher  und  wölbt  sich 
kuppelartig  gegen  das  Bläschenlumen,  der  Kern  wandert  in  die 
Mitte  der  Zelle  und  gleichzeitig  tritt  zwischen  den  Strängen  der 
Filarsubstanz  das  Secret  auf.  Dasselbe  nimmt  Farbstoffe  nur  wenig 
auf  und  wird  vom  Verf.  daher  als  chromophobes  Sekret  be- 
zeichnet. Das  Sekret,  das  in  Bläschenform  erscheint,  gelangt  all- 
mälig  in  das  Lumen  des  Bläschens  und  ist  von  einer  zarten  Hülle 
aus  Filarsubstanz  umgeben,  die  im  Colloid  die  sogenannten  Vakuo- 
len bildet.  Jetzt  tritt  dasjenige  Sekret  auf,  das  Farbstoffe  intensiv 
aufnimmt,  das  vom  Verf.  so  benannte  chromophile  Sekret. 

Dasselbe  bildet  zunächst  im  Zellkörper  kleine  von  einem  lichten 
Hofe  umgebene  Kügelchen,  die  nach  und  nach  gröfser  werden  und 
schliefslich  in  das  Lumen  gelangen.  Nach  Entleerung  des  Secretes 
wandert  der  leicht  zackig  gewordene  Kern  wieder  gegen  die  Mem- 


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No.  47.  Hoppk-Skylkh,  Litho,  Uober  einen  neuen Respirationsapparat  etc.  81  9 

brana  propria,  während  die  Zellsubstanz  das  vorhin  beseht iebene 
Aussehen  des  Ruhezustandes  gewinnt. 

Im  Innern  des  Follikel-  (Bläschen)  Lumens  mischen  sich  chro- 
mophile  und  chromophobe  Sekretbestand  teile;  über  wiegen  die  ersteren, 
so  wird  der  Inhalt  des  betreffenden  Bläschens  hyalin  und  bildet 
das  Colloid  der  Autoren,  überwiegen  die  letzteren,  so  entsteht  eine 
körnige,  schwach  färbbare  Masse. 

In  der  Wandung  des  Bläschen  bilden  sich  Lücken,  teils  durch 
die  Entartung  von  Epithelzellen,  teils  durch  „colloide  Schmelzung“ 
Dadurch  wird,  wenn  auch  noch  das  umgebende  Bindegewebe  an 
dem  Degenerationsprocesse  sich  beteiligt,  eine  Cominunicalion  von 
Bläschen  und  Lymphgefäfs  hergestellt,  durch  welche  der  Uebertritt 
der  Inhaltsraassen  der  Bläschen  in  den  Lymph-  und  damit  in  den 
Blutstrom  herbeigeffihrt  werden  soll.  Bei  diesem  Uebertritt  wird 
angeblich  der  Bläscheninhalt  völlig  verflüssigt  und  geht  dadurch 
seines  specifischen  Aussehens  verlustig.  Rawitz. 


1)  F.  Hoppe -Seylcr,  Apparat  zur  Messung  der  respiratorischen 
Aufnahme  und  Abgabe  von  Gasen  am  Menschen  nach  dem  Prin- 
cipe von  Rkonault.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  574. 

2)  E.  Laves,  Respirationsversuche  am  gesunden  Menschen.  Ebenda, 
S.  590. 

1)  Hupfk-Ss.ylkk’s  Respirationsapparat  für  Versuche  am  Men- 
schen besteht  aus  einem  cylindrischen,  allseitig  luftdicht  abschliefs- 
baren  Raum,  in  welchem  die  Versuchsperson  verweilt;  durch  7 ctm 
weite  Röhrenleitung  jederseits  oben  am  vorderen  und  hinteren  Ende 
wird  Luft  abwechselnd  aus  dem  Raume  abgesogen  in  grofse,  zum 
Teil  mit  starker  Aetzlauge  gefüllte  Flaschen,  welche  durch  einen 
Wassermotor  in  der  Weise  bewegt  werden,  dass  die  Lauge  beim 
Aufsteigen  der  Flaschen  der  einen  Seite  durch  die  verbindenden 
Kautschukschläuche  in  die  beiden  Flaschen  der  anderen  Seite  ab- 
fliefst  und  an  ihrer  Stelle  Luft  aus  dem  Versuchsraum  ansauut, 
während  auf  der  anderen  Seite  ein  ebenso  grofses  Luftvolum  nach 
dem  Versuchsraum  zurückgepresst  wird.  Für  die  so  durch  die 
Lauge  absorbirte  Kohlensäure  tritt  aus  einem  Sauerstoffgasometer 
ein  entsprechendes  Volum  Sauerstoff  in  den  Versuchsraum  ein.  Der 
CO, -Gehult  der  Lauge  zu  Beginn  und  am  Schluss  des  Versuches 
wird  durch  Wägung  der  mittels  Schwefelsäure  ausgetriebenen  CO, 
bestimmt,  derjenige  des  Versuchsraumes  nach  Pkttknkofkh’s  Titrir- 
uogsmethode.  2 Tafeln  erläutern  im  Einzelnen  die  Anordnung  und 
Handhabung  des  Apparates.  In  diesem  Apparate  haben  Versuchs- 
personen bis  zu  24  Stunden  ohne  jede  Beschwerde  verweilt.  Die 
Ventilation  war  so  ausreichend,  dass  noch  am  Schluss  des  Ver- 
suches die  Atemluft  meist  20  pCt.  O enthielt  (nur  in  wenigen  Fällen 
war  dieselbe  bis  auf  18.8  Proc.  O heruntergegangen),  dagegen  ist 
der  CO, -Gehalt  im  Atemraum  von  0.05 — 0.2  pCt.  zu  Beginn  des 
Versuches  auf  0.6— 1.1  pCt.  angestiegen,  doch  dürfte  auch  dieser 

52» 


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820  Jobaknsbn,  Ueber  Zerreifsung  der  Harnblase.  No.  47 

C02-Gehalt  kaum  einen  den  Stoffverbrauch  qualitativ  oder  quanti- 
tativ schädigenden  Einfluss  geübt  haben. 

2)  Mittels  des  HoppK’schen  Apparates  hat  Lavks  an  einem  ge- 
sunden Manne,  30  Jahre  alt,  66kg  schwer,  im  Ganzen  sieben,  je 
8—24  Stunden  währende  Versuche  „bei  gemischter  Kost4*  (dieselbe 
ist  nicht  im  Einzelnen  beschrieben)  ausgeführt.  Er  fand  den  O- 
Verbrauch  zu  3.73  bis  4.32  ccm,  die  C02-Ausscheidung  zu  3.07  bis 
3.81  ccm  per  Kilo  und  Minute,  den  respiratorischen  Quotienten  zu 
0.76—0.89.  In  2 Versuchen,  in  denen  die  Brotration  im  Verhältnis 
zur  Fleischration  gesteigert,  also  erheblich  mehr  Kohlehydrate  ge- 
nossen wurden,  stieg  der  O- Verbrauch  bis  auf  4.59,  die  C02- Ab- 
gabe bis  auf  4.17  ccm  per  Kilo  und  Minute  und  damit  der  respir. 
Quot.  bis  auf  0.91.  — Wegen  vieler  Einzelheiten  vergl.  Orig. 

J.  Munk. 


O.  Johannsen,  Ueber  Zerreifsung  der  Harnblase.  Petersburger  med. 

Wochenschr.  1893,  No.  34. 

J.  berichtet  einen  eigentümlichen  Fall  von  Blasenzerreifsung. 
Einem  kräftigen  Hafenarbeiter  von  26  Jahren  war  eine  20  Pud 
schwere  Last  auf  die  linke  Hüfte  gefallen,  wobei  er  das  Gefühl 
hatte,  als  ob  ihm  an  der  Schamfuge  die  Kuochen  auseinandergingen. 
Unmittelbar  darauf  ging  etwas  Blut  durch  die  Harnröhre  ab.  Wäh- 
rend sich  eine  Geschwulst  in  der  linken  Leiste  entwickelte  und  die 
Harnblase  über  der  Symphyse  anscheinend  zu  fühlen  war,  konnte 
kein  Urin  gelassen  werden.  Am  nächsten  Morgen  fand  man  eine 
linkseitige  Pneumonie,  ausserdem  aber  eine  Dämpfung  bezw.  Resi- 
stenz bis  4 Querfinger  unter  dem  Nabel  reichend  und  sich  nach 
beiden  Seiten  in  Form  einer  Kreislinie  bis  zur  Spin.  ant.  sup.  il. 
verbreitend.  Ein  silberner  Catheter  entleerte  etwas  trüben,  jedoch 
unblutigen  Harn,  nur  zum  Schluss  kam  beim  Herausziehen  des  In- 
strumentes etwas  Blut.  Die  Dämpfungslinie  war  völlig  geschwun- 
den, um  am  nächsten  Tage  mit  Wiederkehr  der  Harnverhaltung 
wiederzukommen.  Der  Catheterismus  erfolgte  hierauf  in  gleicher 
Weise  wie  am  Tage  zuvor;  von  da  ab  liels  Pat.  den  Urin  teilweise 
spontan,  es  entwickelte  sich  aber  unter  Sopor  und  schweren  All- 
gemeinerscheinungen, nachdem  das  Fieber  bereits  geschwunden  war, 
in  der  linken  Leistengegend  eine  entzündliche  Schwellung,  welche 
sich  bei  ihrer  Eröffnung  10  Tage  nach  der  Verletzung  als  ein 
jauchig  cariöser  Herd  erwies,  und  es  gelang,  in  denselben  einen 
Nelaton-Catheter  von  der  Harnröhre  aus  zu  schieben.  Nach  vorüber- 
gehp.nder  Besserung  erfolgte  17  Tage  nach  der  Verletzung  der  Tod, 
und  die  Autopsie  zeigte  ausser  Diastase  der  Symphyse  die  Blase  in 
einer  grofsen,  oben  vom  Bauchfell  begrenzten  Höhle  klein  und  zu- 
sammengezogen, die  Harnröhre  von  ihr  sammt  einem  kleinen  Stück 
Blasenhals  abgerissen,  so  dass  das  quere  Lumen  der  Blase  an  der 
Durchreifsungsstelle  einer  2 cm  langen  Oeffnung  entsprach.  — In 
längerer  Epicrise  berichtet  J.  über  Leichenversuche,  in  welchen  es 


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No.  47. 


Zaufal,  Actir.omykoso  des  Mittelohrs. 


821 


ihm  durch  Injection  des  Cavum  Retzii  gelang,  eine  ähnliche  durch 
schwache  Percussion  nachweisbare  Dämpfungslinie  am  Bauche  her- 
vorzurufen, wie  er  sie  im  vorliegenden  Fall  in  vivo  beobachtet  hatte. 
Es  ist  daher  diese  Linie  für  Ansammlungen  im  Cavum  Retzii  cha- 
racterislisch  und  soll  aus  ihrem  Schwinden  nach  Application  des 
Catheters  auf  einen  extraperitonealen  Blasenriss  geschlossen  werden. 

P.  Güterbock. 


Zaufal,  Actinomykosis  des  Mittelohrs.  Actinomycotische  Abscesse 
in  der  Umgebung  des  Warzenfortsatzes.  (Vortrag  im  Verein  der 
deutschen  Aerzte  in  Prag,  4.  Juni  1894).  Prager  med.  Wochenschr. 
1894,  S.-A. 

Der  von  Z.  mitgeteilte,  sehr  interessante  Fall  verlief  bei  dem 
54jährigen  Pat.  (Feldarbeiter)  unter  dem  Bilde  einer  verschleppten 
acuten  Mittelohrentzündung  ohne  Trommelfelldurchbruch,  complicirt 
mit  tiefliegenden  Hals-  und  Nackenabscessen.  Bei  der  operativen 
Eröffnung  des  Proc.  mast,  stiefs  man  eogleich  auf  mit  Granulationen 
und  Eiter  gefüllte  pneumatische  Räume;  in  einer  der  Zellen  fand 
sich  mitten  in  dem  dieselben  nusfüllenden  Granulationsgewebe  ein 
kirschkerngrofses  grünes  Korn;  ebensolche  Körner  fand  man  in  dem 
das  Antrum  erfüllenden  Granulationsgewebe.  Bei  einer  später  vor- 
genommenen Operation  wurde  ein  solches  Korn  auch  in  Granula- 
tionen der  Paukenhöhle  gefunden.  Durch  mikroskopische  Unter- 
suchung wurde  die  actinomykotische  Natur  dieser  Körner  festgestellt. 
Bezüglich  der  Abscesse  am  Hals  und  Nacken  glaubt  Verf.  auf 
Grund  der  Anamnese,  des  klinischen  Verlaufes  und  der  objectiven 
Untersuchung  annehmen  zu  müssen,  dass  dieselben  mit  der  acti- 
nomykotisehen  Erkrankung  der  Räume  des  Proc.  mast.  sup.  des 
Antrums  als  Teile  des  Mitteiohrs  höchstwahrscheinlich  im  ursäch- 
lichen Zusammenhang  zu  bringen  seien.  Als  Eingangspforte  für 
die  Samen  des  Actinomyces  in  Form  von  sporenartigen  Kokken 
oder  Bacillen  oder  als  längere  oder  kürzere  Fadenfragmente,  wie 
sie  in  den  Tonsillenkrypten,  in  cariösen  Zahnhöhlen  und  im  Mund-, 
Nasen-  und  Rachenhöhlensecrete  Vorkommen  sollen,  könnte,  nach 
Verf.,  die  Tuba  Eustach.  angesehen  werden.  Möglich  wäre  es 
auch,  dass  die  Krankheit  durch  Vermittelung  eines  Fremdkörpers 
(Getreidegran,  Holzsplitter)  entweder  durch  die  Tuba  oder  durch  den 
äusseren  Gehörgang  mit  Durchbohrung  des  Trommelfelles  in  die 
Paukenhöhle  gelangt  sei.  Schliefslich  macht  Verf.  darauf  aufmerk- 
sam, dass,  wenn  die  Actinomykose  primär  ihren  Sitz  in  den  Räu- 
men des  Mittelohres  haben  kann,  damit  ein  neuer  Weg  für  die 
Propagation  derselben  in  die  Schädelhöhle  und  in  das  Gehirn  ge- 
gegeben  und  es  deshalb  notwendig  sei,  bei  Fällen  anscheinend  pri- 
märer Gehirnactinomykose  auch  die  Räume  des  Mittelohres  auf 
Actinomyces  zu  untersuchen.  Schwabach. 


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822 


Pfkikfkh,  Kollk,  Issabf,  Kluczknko  u.  Kamkn/Hkssp,  No.  47 


1)  Pfeiffer,  Studien  zur  Choleraätiologie.  Zeitschrift  f.  Hygiene  1894, 
XVI.  S.  268. 

2)  Rolle,  Beiträge  zu  den  experimentellen  Cholerastudien  an  Meer- 
schweinchen. (Aus  d.  Inst.  f.  Infectionskrankh.  zu  Berlin)  Ebenda, 
S.  329. 

3)  Issaeff,  Untersuchungen  über  die  künstliche  Immunität  gegen 
Cholera.  Ebenda,  S.  287. 

4)  Kluczenko  u.  Kamen,  Die  Cholera  in  der  Bukowina  im  Jahre 
1893.  Ebenda,  S.  482. 

5)  W.  Hesse,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Kuhmilch  und 
Cholerabacillen.  Ebenda,  XVII.  S.  238. 

1)  In  einer  früheren  Arbeit  über  das  Cboleragift  war  P.  zu 
folgenden  Resultaten  gelangt:  In  den  Leibern  der  Choleravibrionen 
sind  Giftsubstanzen  enthalten,  welche  in  den  gewöhnlichen  Kultur- 
medien fast  unlöslich,  im  Körper  der  als  Versuchstiere  benutzten 
Meerschweinchen  nach  dem  Zugrundegehen  der  injicirten  Bacterien 
frei  werden  und  dann  auf  die  Centren  der  Circulation  und  Tetnpe- 
raturregulirung  lähmend  wirken.  Diese  Giftstoffe  sind  sehr  labil; 
nach  ihrer  Zerstörung  durch  thermische  oder  chemische  Eingriffe 
bleiben  secundäre  Giftkörper  zurück,  die  in  ihrer  physiologischen 
Wirkung  den  primären  sehr  ähnlich  sich  verhalten,  aber  erst  in 
vielfach  höherer  Dosis  denselben  toxischen  Effekt  hervorzurufen 
vermögen.  Diese  secundären  Toxine  sind  relativ  sehr  resistente 
Substanzen,  die  sogar  stundenlanges  Kochen  vertragen. 

Die  Gegner  dieser  Anschauung  teilt  P.  in  solche,  die  die  Spe- 
cifitAt  des  Choleragiftes,  und  solche  die  dessen  Existenz  überhaupt 
leugnen. 

In  gewissem  Sinne  verteidigen  Gruhkk  u.  Wiknkr  letztere  Auf- 
fassung, diese  sehen  den  durch  peritoneale  Injection  erzeugten 
Choleraprocess  der  Meerschweinchen  als  eine  Infection  an  und  nicht 
wie  P.  als  reine  Intoxication.  Sie  hatten  im  Peritoneum  und  Blut 
stets  zahlreiche  lebende  Choleravibrionen  gefunden,  einen  Befund, 
den  P.  durch  Anwendung  zu  grofser  Injectionsmengen  erklärt,  und 
der  durch  Verwendung  der  Dosis  letalis  minima  umgangen  werden 
kann.  P.  führt  hierfür  eiuige  Versuche  an. 

Dann  wendet  er  sich  gegen  die  Hüppa’sche  Auffassung,  dass 
das  Choleragift  aus  lebendem  Eiweifs  anaerobiotisch  abgespalten 
werde,  dadurch,  dass  er  nachzuweisen  sucht,  die  Versuche  und 
Resultate  Schölls  über  eihöhte  Giftbildung  durch  Cholerabakteriell 
in  Hühnereiern  beruhten  auf  Verunreinigung.  (?) 

In  neuester  Zeit  war  bekanntlich  durch  Hüppk,  Klkik  und 
später  von  C.  Fhänkkl  und  Sobkhnhkim  gezeigt  worden,  dass  die 
Vergiflungserseheinungen  bei  peritonealer  Cholerabacilleninjection 
auch  bei  Verwendung  anderer,  nicht  pathogener  Bakterien  entstün- 
den, und  dass  mau  auch  mit  solchen  Bakterien  gegen  Cholera  im- 
munisiren  könne. 

Letzteres  Verhalten  erklärt  P.  folgendennassen:  Durch  intra- 
peritoneale Injection  verschiedenster  Stoffe  wie  Ilarn,  Blutserum, 


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No.  47.  Ueber  die  Aetiologie  der  Cholera,  Choleraimmuuität  etc  823 

Tuberkulin  entsteht  eine  Leukocytose  entweder  local  auf  das  Bauch- 
fell beschränkt  oder  allgemein;  dieselbe  dauert  etwa  5 Tage,  wäh- 
rend welcher  Zeit  die  Meerschweinchen  höhere  Choleradosen  ver- 
tragen. Diese  vorübergehende  erhöhte  Resistenzfähigkeit  ist  aber 
keine  Choleraimmunität,  welche  dauernd  ist. 

Die  durch  die  diblastische  Theorie  Buchkf.r’s  hinreichend  be- 
tonte Wichtigkeit  des  Dünndarmepithels  im  Zustandekommen  des 
Choleraprocesses  erkennt  auch  P.  an;  er  folgert,  dass  das  gesunde 
Epithel  die  Aufnahme  des  Choleragiftes  in  den  Saftstrom  hindere, 
bo  dass  wie  in  den  leichten  Fällen  ohne  Vergiftungserscheinungen 
massenhaft  Cholerabacillen  im  Stuhl  sein  können,  während  bei  Ver- 
dauungsstörungen mit  ihren  Arrosionen  des  Epithels  schwere  Ver- 
giftungen zu  Stande  kommen. 

Sehr  interessant  sind  P.’s  Mitteilungen  über  die  Virulenz  der 
Cholerabacillen;  er  fand,  dass  die  Cholerabakterien,  die  er  während 
der  letzten  Epidemie  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  in  der  4- 
bis  6-fachen  der  intraperitoneal  tötlichen  Menge  subcutan  nur  kurz- 
dauerndes Fieber  erzeugen,  und  Tauben  nicht  töten. 

„Nur  drei  Kulturen  — die  sonst  alle  Merkmale  der  Cholera- 
bakterien zeigten  — fand  P.,  die  in  der  angegebenen  Dosis  vom 
Subkutangewebe  aus  die  Meerschweinchen  töteten  und  gelegentlich 
auch  bei  den  Tauben  den  letalen  Ausgang  herbeiführten.  Fine 
derartig  hohe  Virulenz  ist  eine  seltene  Ausnahme  und  es  würde  P. 
nicht  wundern,  wenn  es  sich  schlielslich  heraugstellen  sollte,  dass 
es  in  diesen  Fällen  sich  gar  nicht  um  echte  Cholerakulturen  ge- 
handelt hat“.  (!) 

2)  Auf  Anregung  und  unter  Leitung  von  R.  Pfkikfkh  unter- 
suchte Verf.  die  von  Hupph  und  Sobkknhkim  bejahte  Frage,  ob  intra- 
peritoneal injicirte  Cholerabacterien  beim  Meerschweinchen  im  Stande 
sind,  in  den  Darm  überzuwandern.  Er  kommt  bei  Anwendung  der 
gewöhnlichen  Untersuchungsmethoden  zu  dem  Resultat,  dass  eine 
hauptsächliche  Fehlerquelle  bei  diesen  Versuchen  eine  Verletzung 
des  Darmes  sei,  da  nur  dann  Cholerabakterien  in  gröberer  Menge 
im  Darm  aufträten.  So  folgert  K.,  trotzdem  er  in  30  pCt.  der 
Fälle  Cholerabacterien  bei  nicht  verletztem  Darm  in  dessen  Lumen 
fand. 

Den  Grund  des  üebertritts  der  Vibrionen  in  den  Darm  findet 
K.  in  einer  zu  grofsen  Dosirung. 

3)  I.  unternahm  vorliegende  Arbeit  auf  Veranlassung  Pfkiffkk’s, 
in  der  Hauptsache,  um  die  Angaben  IIöppk’s,  Klkiks  und  Sobkhn- 
hkims  über  Immunisirung  gegen  Cholera  durch  gewöhnliche  Bak- 
terienproteine  nachzuprüfen.  Seine  Resultate  fasst  er  am  Schluss 
dahin  zusammen:  1)  die  intraperitonealen  oder  subcutanen  Injectionen 
von  Blutserum  normaler  Menschen,  sowie  auch  von  verschiedenen 
sauren,  alkalischen  oder  neutralen  Flüssigkeiten',  verleihen  Meer- 
schweinchen eine  gewisse  Resistenz  gegen  die  intraperitoneale  Cholera- 
iufection.  Diese  Resistenz  äussert  sich  schwach  und  vorübergehend 
und  deswegen  darf  sie  mit  der  wahren  Immunität  der  mit  bakte- 


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824 


Pfbiffbr,  Kollk,  Issakf,  Ki.uczknko  u.  Kambf,  Hkssh.  No.  47 


riellen  Choleraprodukten  vaccinirten  Meerschweinchen  nicht  identi- 
ficirt  werden.  2)  Die  gegen  Cholera  vaccinirten  Meerschweinchen 
erlangen  trotz  ihrer  hohen  Unempfänglichkeit  gegen  die  Infection 
mit  lebenden  Vibriokulturen  keine  Immunität  gegen  die  Toxine 
desselben  Vibrio.  Das  Blut  gegen  Cholera  immuniairter  Meer- 
schweinchen besitzt  keine  nntitoxische  Eigenschaft.  Die  maximale 
Choleratoxindosis  welche  die  immuoisirten  Meerschweinchen  ver- 
tragen können,  ist  nicht  höher  als  die  der  Kontrolliere  und  nur 
sehr  wenig  gröl'ser  als  die  Maximaldosis  des  von  ihnen  gerade  noch 
vertragenen  intraperitoneal  injicirten  lebenden  Choleravirus.  3)  Das 
Blut  von  gegen  Cholera  immuoisirten  Meerschweinchen  besitzt  spe- 
cifische,  sehr  stark  ausgesprochene  immunisirende  und  in  gewissem 
Sinne  auch  heilende  Eigenschaften.  4)  Das  Blut  von  Cholerarecon- 
valescenten  besitzt  ebensolche  specifische  und  heilende  Eigenschaf- 
ten wie  dasjenige  gegen  Cholera  vaccinirter  Meerschweinchen.  Diese 
Eigenschaft  tritt  erst  gegen  Ende  der  dritten  Woche  nach  der  Er- 
krankung hervor  und  verschwindet  wieder  2 — 3 Monate  später  voll- 
ständig, 5)  Die  Zellenreaction , welche  in  der  Phagocytose  ihren 
Ausdruck  findet,  spielt  die  Hauptrolle  im  Schutzprocesse  des  Orga- 
nismus derjenigen  Meerschweinchen,  welche  durch  Injectionen  von 
Bouillon,  Kochsalzlösung  und  verschiedener  anderer  Flüssigkeiten 
gegen  Cholerainfection  geschützt  sind.  6)  Auch  in  der  Immunität 
der  Meerschweinchen  gegen  intraperitoneale  Cholerainfection  wird 
der  Phagocytose  eine  nicht  unbedeutende  Holle  zuzuscbreiben  sein. 
Es  unterliegt  keinem  Zweifel  aber,  dass  hierbei  auch  die  Mitwirkung 
anderer  Faktoren  nicht  zu  leugnen  ist,  denn  die  Resistenz  der 
Meerschweinchen,  in  deren  Organismus  die  Leukocytose  und  Phago- 
cytose durch  Injectionen  von  verschiedenen  sauren,  neutralen  etc. 
Flüssigkeiten  hervorgerufen  sind,  ist  geringfügig  und  vorübergehend 
im  Vergleiche  mit  der  Immunität,  welche  die  Meerschweinchen  nach 
Injectionen  von  bacteriellen  Produkten  des  Choleravibrio  erlangen. 

4)  Eine  kleine  Choleraepidemie  von  17  Fällen  gab  den  Verff. 
Gelegenheit,  Beobachtungen  über  die  Untersuchung  auf  Choleraba- 
cillen zu  machen,  deren  Resultate  in  der  Hauptsache  folgende  sind: 
1)  Die  mikroskopischen  aus  den  Dejektis  hergestellten  Präparate 
sind  in  vielen  Fällen  so  beschaffen,  dass  man  schon  aus  ihnen  allein 
auf  das  Vorhandensein  der  asiatischen  Cholera  mit  Sicherheit 
schliefsen  kann.  2)  Die  Vorkultur  in  einprocentiger  Peptonkoch- 
salzlösung ist  ein  ausgezeichnetes  Auskunftsmittel,  um  den  Cholera- 
vibrionen das  für  die  Plattenkultur  so  vorteilhafte  Ueberwiegen 
über  die  Darmbakterien  zu  verschaffen.  Dieses  Ueberwiegen  kann 
sich  bis  zum  Vorhandensein  fast  in  Reinkultur  steigern,  ist  aber 
von  der  Dauer  des  Aufenthaltes  des  Peptonröhrchens  im  Brutofen 
bei  37°  insofern  abhängig,  als  bei  längerem  als  sechsstündigen  Ver- 
weilen daselbst  die  sonstigen  aufgekeimten  Darmbakterien  mitunter 
Oberhand  bekommen.  3)  Die  Indolreaction  ist  in  jedem  unter- 
suchten Cholerafalle  nachzu weisen  gewesen,  sofern  Reinkulturen  in 
Peptonwasser  verwendet  wurden ; in  den  Peptonvorkulturen  fehlte  sie 


No.  47. 


Da  Costa,  Ueber  idiopathische  Herzschwäche. 


825 


aber  bisweilen  offenbar  durch  die  Wirkung  anderer  Bakterien. 
4)  Die  Agarplatten  bieten  keinen  wesentlichen  Vorteil.  5)  Die  Ge- 
latineplatten sind  wegen  des  charakteristischen  Aussehens  der  Cho- 
lerakolonieen  für  die  Diagnose  unentbehrlich.  6)  Das  Tierexperiment 
dagegen  kann  hiezu  sehr  wohl  entbehrt  werden. 

5)  H.  impfte  Cholerabacillen  in  frische  oder  gekochte  Milch 
und  gofs  nach  verschiedenen  Zeiträumen  davon  Platten.  Seine  Re- 
sultate fasst  er  folgendermassen  zusammen:  1)  Frische  rohe  Kuh- 
milch ist  nicht  nur  kein  Nährboden  für  den  Cholerabacillus,  vielmehr 
geht  letzterer  in  ihr  zu  Grunde.  2)  Der  Abtötungsvorgang  beginnt 
in  dem  Augenblicke,  in  dem  die  Cholerabacillen  der  Milch  zugefögt 
werden;  er  ist  fast  ausnahmslos  bei  Zimmertemperatur  binnen  12 
Stunden,  bei  BriUtemperatur  binnen  6—8  Stunden  beendet.  Hiebei 
ist  es  gleichgültig  wie  alt  die  der  Milch  zugefögten  Cholerakulturen 
sind,  in  welchem  Nährboden  sie  gezüchtet  wurden  und  ob  mit  den 
Bacillen  Teile  des  Nährbodens  in  die  Milch  gelangten.  3)  Die  Ab- 
tötung ist  unabhängig  von  dem  Säuregehalt  der  Milch  und  von  den 
Milchkeimen  und  deren  Stoffwechselprodukten,  sie  ist  vielmehr  als 
eine  Lebensäusserung  der  lebenden  Milch  anzusehen,  die  mit  dem 
Kochen  der  Milch  erlischt.  4)  Ueber  drei  Stunden  dem  strömen- 
den Dampfe  ausgesetzt  gewesene  Milch  ist  ebenfalls  kein  Nährboden 
för  den  Cholerabacillus.  Als  Ursache  hievon  dürfte  die  mit  der 
Dauer  der  Einwirkung  des  Dampfstroms  zunehmende  Säuerung  der 
Milch  anzusprechen  sein.  5)  Kurze  Zeit  — bis  1 V2  Stunden  — 
dem  Dampfstrom  ausgesetzte  Milch  ist  vorübergehend  ein  guter 
Nährboden  für  den  Cholerabacillus;  die  nach  einigen  Tagen  erfol- 
gende Umkehr  in  das  Gegenteil  ist  darauf  zurückzuführen,  dass 
die  Milch  unter  dem  Einflüsse  des  Wachstums  der  Cholerabacillen 
— bis  zum  Gerinnen  des  Kaseins  — sauer  wird.  Immerhin  kann 
solche  geronnene  Milch  noch  wochenlang  entwicklungsfähige  Cho- 
lerabacilien  enthalten.  Scheurlcn. 


J.  DI.  Da  Costa,  Cardiac  asthenia,  or  heart-exhaustion.  American 
journ.  of  tbe  medic.  Sciences  1894,  April. 

Abgesehen  von  dem  auf  organischer  Grundlage  beruhenden 
oder  nach  acuten  Krankheiten  (wie  Influenza  und  Diphtherie)  auf- 
tretenden oder  durch  chronische  Intoxicationen  (mit  Alkohol,  Tabak 
etc.)  bedingten  „weak  heart“  hat  Verf.  auch  eine  durch  Schwäche 
des  Nervensystems  oder  des  Herzmuskels  bedingte  idiopathische 
Herzschwäche  öfter  beobachtet.  Sie  tritt  namentlich  bei  überarbei- 
teten Individuen  auf  und  manifestirt  sich  durch  plötzlich  eintretende 
Herzcollapse  bei  völliger  Intaktheit  der  Respiration.  Verf.  ist  der 
Ansicht,  dass  es  sich  hierbei  um  Befallensein  der  Herzganglien 
selbst  handelt.  Diagnostisch  unterscheidet  sich  das  Leiden  durch 
die  physikalischen  Symptome,  durch  den  Zustand  der  Respiration 
und  durch  die  Anamnese  von  der  Herzschwäche  auf  organischer 
Basis  (wie  bei  fettiger  Degeneration  und  Herzdilatation).  Aehnlich- 


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826  Klt*TTKR,d’ABSOHV*L,DjN»KLLA»,H-iDL,Hr,  Ueber  Tod  und  No.  47 

keit  hat  dieser  Zustand  nervöser  Herzschwäche  mit  der  durch  Tabak- 
missbrauch bedingten.  — Schwieriger  zu  beurteilen  sind  die  selte- 
neren Fälle  von  Herzschwäche,  die  auf  Muskelschwäche  ohne  deutlich 
ausgeprägte  Muskelerkrankung  beruhen.  Hier  tritt  zur  Schwäche 
der  Circulation  noch  Kurzatmigkeit  hinzu,  häufig  auch  Oedem  der 
Knöchel,  Undeutlichwerden  des  1.  Herztones,  Verdoppelung  eines 
der  beiden  Töne,  functionelle  Geräusche  an  der  Spitze.  — Während 
die  Prognose  bei  der  nervösen  Herzschwäche  eine  sehr  gute  ist, 
gilt  dasselbe  nicht  von  der  auf  Muskelschwäche  beruhenden.  Wegen 
der  Therapie  verweisen  wir  auf  das  Original;  von  Wichtigkeit  ist 
Bettruhe,  Regendouche,  Massage,  schwedische  Heilgymnastik,  sehr 
reichliche  Ernährung;  von  Medicamenten  ist  in  erster  Reihe  Strych- 
nin indicirt,  demnächst  Arsenik,  während  eich  Digitalis  mehr  för 
die  Fälle  mit  Schwäche  des  Herzmuskels  eignet.  Perl. 


1)  J.  Kratter,  Ueber  den  Tod  durch  Elektricität.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1894,  No.  21. 

2)  A.  d’Arsonval,  Mort  apparente  produite  par  les  courants  alter- 
natifs:  Rappel  & la  vie  par  la  respiration  artificielle.  Comptes  rendus 
1894,  No.  21.  (21.  Mai). 

3)  P.  S.  Doniiellan,  A case  of  electric  shock  of  one  thousand 
volle;  insensibility  of  patient  to  pain:  recovery.  Medioal  News  1894, 
Aug.  4. 

4)  W.  S.  Hcdley,  The  pathology  and  treatment  of  electric  acci- 
dente.  Lancet  1894,  Aug.  25. 

1)  Der  26jährige  Patient  verunglückte  mit  einem  hochgespann- 
ten Strome  von  1600 — 2000  Volt,  man  fand  ihn  einige  Schritte 
von  der  Unglücksstätte  röchelnd,  er  starb  bald  darauf.  21  Stunden 
p.  m.  fand  man  bei  der  Section  zwei  kleine  Wunden  am  linken 
Zeigefinger  und  am  Rücken,  in  deren  Umgebung  gröl’sere  Extra- 
vasate; alle  Organe  zeigten  hypervenöses  Blut,  in  den  Lungen  war 
acutes  Oedem  entstanden,  Extravasate  zeigten  sich  in  der  Vagus- 
Carotiden-Scheide  und  längs  aller  Wirbel,  ferner  in  den  Intercoetal- 
räumen,  um  den  Oesophagus,  subperitoneal  u.  s.  w.  Die  Muscula- 
tur  war  in  hochgradiger  Totenstarre,  das  Herz  halb  erschlafft.  Das 
gesammte  Nervensystem  zeigte  makroskopisch  keine  Veränderungen. 
Verf.  meint,  dass  der  Strom  seinen  Weg  zwischen  den  beiden  ver- 
letzten Stellen  eingeschlagen  hat,  dass  der  Tod  infolge  der  Hyper- 
venosilät  des  Blutes  subacut  durch  Lungenödem  erfolgte,  dass  beides 
die  Folge  einer  plötzlichen  Erlahmung  der  Herztätigkeit  war,  dass 
Patient  also  einen  nachweisbaren  Herztod  gestorben  ist.  Der  Strom 
erzeugte  am  linken  Zwerchfell,  wo  das  Herz  anliegt,  eine  heftige 
Contusion.  Versuche  an  Tieren,  welche  der  Verf.  in  grofser  Menge 
vornahm,  zeigten  ihm,  dass  primär  die  Atmung  gehemmt  wurde  u. 
dann  Erstickungstod  eintrat.  Durch  den  Atmungsstillstand  tritt 
secundär  (bei  gewisser  Dauer)  Herzstillstand  ein.  Tiere  erliegen 


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No.  47. 


Scheintod  durch  den  olectrischen  Strom. 


827 


hochgespannten  Strömen  umso  eher,  je  höher  organisirt  ihr  Nerven- 
system ist,  jedenfalls  also  viel  schwieriger  als  der  Mensch.  Es  gibt 
aber  auch  einen  Tod  durch  sofortigen  primären  Herzstillstand. 
(Shock).  Erkennbare  anatomische  Veränderungen  in  diesen  Fällen  auf- 
zufindeu,  gelang  dem  Verf.  nicht.  Bisweilen  kommt  es  zu  Zer- 
reifsungen  von  Blutgefäfsen  und  die  Tiere  erliegen  dem  Hirndruck, 
Aeufsere  Verletzungen,  welche  auf  den  vom  Strome  eingeschlagenen 
Weg  hin  weisen,  helfen  die  Diagnose  sichern.  M.  Brasch. 

2)  Ein  Mann  war  von  einem  elektrischen  Strom  von  4500  Volt 
(das  Ampörem&tre  zeigte  750  Milliamperes)  getroffen  worden 
Der  Strom  drang  durch  eine  Hand  des  Verunglückten  in  seinen 
Körper  und  vetliefs  denselben  durch  eine  der  Hinterbacken.  Trotz- 
dem fast  etwa  ’/i — */«  Stunden  bis  zur  Anstellung  der  Wiederbe- 
lebungsversuche verflossen,  gelang  es,  den  Mann  durch  künstliche 
Respiration  (Armbewegungen)  und  Herausziehen  der  Zunge  in’s 
Leben  zurückzurufen.  — Dem  Kranken,  dessen  Brandwunden  an 
Hand  und  Gesäfs  zweckmäfsig  behandelt  wurden,  ging  es  nach 
einigen  Tagen  gut.  d’AnsONVAL  betont  noch  einmal,  dass  ein  der- 
artig Verletzter  durchaus  wie  ein  Ertrunkener  (durch  Einleitung 
künstlicher  Atmung)  mit  Erfolg  zu  behandeln  ist. 

3)  Ein  44jähriger  Mann  hatte  eine  Drahtleitung,  durch  welche 
ein  Strom  von  1000  Volt  kreiste,  berührt.  Er  wurde  sofort  be- 
wusstlos: es  bestand  Koma,  die  Pupillen  waren  erweitert,  reactions- 
los,  die  Atmung  schnarchend,  das  Gesicht  bleich  und  in  Schweifs 
gebadet.  Später  traten  Delirien  auf  und  tonische  Krämpfe  mit 
klonischen  abwechselnd.  Der  Puls  schlug  80  Mal  in  der  Minute 
und  war  stnrk  gespannt:  die  stertoröse  Athmung  ging  in  den 
Cheyne-Stokes-Typusüber.  Morphiuminjeclion  beruhigte  den  Kranken, 
der  später,  wegen  sehr  schwacher  Athmung,  noch  eine  Strychnin- 
injection  erhielt.  Er  fiel  darauf  (3  Stunden  nach  dem  Unfall)  in 
tiefen  Schlaf,  aus  dem  er  4 Stunden  später  vollkommen  klar  er- 
wachte: er  klagte  dann  nur  noch  über  verschiedene  Brandwunden 
an  Beiner  Haut,  welche  er  sich  während  der  Berührung  mit  dem 
Draht  zugezogen  hatte.  Er  genas  vollkommen. 

Wegen  der  bei  Applikation  so  hoher  Stromstärken  eintretenden 
Bewusstlosigkeit  hält  Verf  die  Hinrichtung  durch  Ströme  von  sehr 
hoher  Spannung  für  die  humanste  Todesstrafe.  Das  von  ihm  ange- 
zogene Beispiel  eines  Verbrechers  (im  Auburngefängniss),  welcher 
trotz  des  ihm  während  56  Secunden  applicirten  Stromes  von  1260 
Volt  wieder  zu  sich  kam  und  erst  nach  fünfviertel  Stuuden  zum 
zweiten  Mal  40  Secunden  lang  diesem  Strom  und  dann  mit  Erfolg 
(!?)  ausgesetzt  wurde,  spricht  nach  des  Ref.  Meinung  eher  gegen 
als  für  die  Zweckmäßigkeit  dieser  Art  der  Execution. 

4)  Die  HsDLKT’schen  Mitteilungen  bringen  nichts  Neues:  sie 

wiederholen  im  Wesentlichen  die  von  d’ARSohVAL  hervorgehobenen 
Gesichtspunkte.  Bernhardt. 


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828 


PäUTZ,  — ArNOI.O.  — KTnTOIKtt. 


No.  47 


W.  Pautz,  Beiträge  zum  Chemismus  des  Glaskörpers  und  den 
humor  aqueus.  Zeitschr.  f.  Biolog.  Bd.  31.  S.  212. 

Aas  492  frischen  Ochsenaugen  mit  78S0  ccm  Glaskörperflüssigkeit  bat  Ver- 
fasser Harnstoff,  durch  Krystailform,  Schmelzpunkt,  N- Gehalt  and  Biaretreaktion, 
sowie  Traubenzucker,  durch  Krystailform,  Schmelzpunkt  (204 ®)  and  N - Bestimmung 
des  Dextrosszons  nachgewiesen,  dargestellt;  beim  Verweilen  des  Glaskörpers  im  Balboa 
nimmt  der  Zuckergehalt  mit  der  Dauer  ab  and  kann  sohliefslich  ganz  schwinden. 
Auch  aus  815  ccm  humor  aqneus,  die  ans  622  frischen  Ochsenaugen  durch  Anstecheo 
mit  einem  Troicart  gewonnen  waren,  konnte  in  gleicher  Weise  Harnstoff  and  Trauben- 
zucker mit  Sicherheit  dargestellt  werden.  Endlich  gelang  es,  den  bestimmten  Nachweis 
für  das  ron  GnOHBaans  wahrscheinlich  gemachte  Vorkommen  ron  Paramilchsäure  ins 
Glaskörper  zu  erbringen;  aus  dem  sauren  Aetherextrakt  lieft  sich  ein  Zinksalz  dar- 
stellen, das  durch  Krystailform,  Gehalt  an  Krystallwasser,  C,  H u.  Zn,  endlich  durch 
Linksdrehung  mit  fleischmilchsaurem  Zink  identisch  war.  Aus  dem  humor  aquent 
konnte  nur  eine  geringe  Menge  eines  Zinksalzet  gewonnen  werden,  das  die  UrrsL- 
naNx’sche  Reaction  (mit  Eisenchlorid)  gab,  organischer  Natur  nud  N-frei  war  und 
beim  Veraschen  Zinkoxyd  hinterlieft  und  wahrscheinlich  gleichfalls  paramilchsanres 
Zink  war.  — Bezüglich  der  Darstellung  und  analytischen  Details  vergl.  Orig. 

J.  Munk. 


J.  Arnold,  Ueber  angeborene  Divertikel  des  Herzens.  Virchow’s 
Archiv  Bd.  137,  p.  318. 

Bei  einem  1;  Monate  alten  Mädchen,  das  an  den  Folgen  einer  Lues  congenita 
zu  Grunde  ging,  fand  sieh  an  der  Spitze  des  linken  Herzventrikels  ein  1 1 mm  langer, 
8 mm  dicker  hohler  Fortsatz;  derselbe  ist  hakenförmig  amgebogen,  so  dass  sein  blin- 
des Ende  nach  links  und  oben  sieht.  Die  dünne  Wand  zeigt  einen  perikardialen  und 
endokardialen  (Jeberzug  und  eine  Muskellage.  Mit  dem  linken  Ventrikel  besteht  eine 
Kommunication  durch  eine  runde,  1.5  mm  breite  Oeffnung.  Da  da,  Herz  im  Oebrigen 
einen  vollkommen  normalen  Befund  dsrbot,  so  ging  es  nicht  an,  das  Divertikel  als 
Folge  myokarditischer  Processe  aufzufassen.  Auch  die  Bildung  und  Erweiterung  der 
lntertrabekuiarräume  lässt  sich  der  grofsen  Seltenheit  des  Befundes  wegen  nicht  zur 
Erklärung  heranziehen. 

Die  sonst  in  der  Litteratur  bekannten  Fälle  mit  derartigen  Fortsätzen  des  linken 
Ventrikels  gehen  mit  Bildungsanoraalien  des  Zwerchfells,  der  Bauchdecken,  der  Nabel- 
schnur einher  und  sind  mit  diesen  zusammen  als  Folge  amniotischer  Verwachsungen 
in  frühen  Fötalperioden  erklärt  worden.  Will  man  diese  Erklärung  auch  für  den 
hier  vorliegenden  Fall  verwerten,  so  muss  man  annebmen , das,  die  sonst  an  den 
amninotischen  Verwachsungen  bemerkten  Anomalien  eine  völlige  Rückbildung  erfahren 
haben,  and  nur  das  Divertikel  des  linken  Ventrikels  zurückgeblieben  ist 

M.  Rothtnann. 


Rydygicr,  Eine  Modification  der  Schnittföhrung  bei  totaler  Aus- 
räumung der  Achselhöhle.  Wiener  klin.  Wochensohr.  1893,  No.  52. 

Um  die  directe  Verwachsung  der  Hautnarbe  mit  den  darunter  liegenden  Gefäft- 
und  Nerventtämmen  bezw.  deren  Folgen  zu  vermeiden  hat  R.  in  seinen  neueren  Fällen 
von  Achseldrüsenausräumung  bei  Carcinoma  mammae  den  Hantscbnitt  mehr  nach  hinten 
verlegt,  so  das,  ein  kleiner  Lappen  entsteht.  Der  Verlauf  dieses  Schnittes  entspricht 
also  nicht  dem  des  Schnittes,  mit  welchem  ursprünglich  die  Brustdrüse  exstirpirt 
wurde,  sondern  teilweise  dem  Vorderrande  des  M.  latissmus  dorsi.  r.  GOterbock. 


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No.  47. 


Thomson.  — Baas.  — Gooooknhbim. 


829 


J.  E.  Thomson,  Some  Remark»  on  the  practical  treatment  of  he- 
patic  ahscess.  Amer.  med.  News  1894,  Febr.  3. 

Von  den  beiden  von  Verf.  operirten  Fällen  ist  der  zweite  bemerkenswert  betr. 
einen  68jäbrigen  Mann,  dessen  einziges  Symptom  nach  einem  Dysenterie-Anfall  längere 
Zeit  in  einem  remittirenden,  nicht  von  Fristen  begleiteten  Fieber  bestand  Allmälig 
beteiligte  sich  der  untere  Rippenbogen  rechts  nicht  mehr  an  der  Respiration,  er  wülbte 
sich  vor  nnd  es  erschien  eine  oedemattise  Stelle  rorn  am  7.  Zwischenrippenraum, 
deren  Probepnnction  in  der  Tiefe  von  1 dicken  Eiter  ergab.  Um  hier  den  Eiter- 
herd leichter  zogAnglich  za  machen,  musste  nach  Resection  der  7.  n.  8.  Rippen  der 
Pleurasack  eröffnet  nnd  die  Pleura  costalis  mit  der  Pleura  diaphragmatica  hoher  oben 
wieder  vereinigt  werden.  Nach  Einschnitt  des  Diaphragma  und  Trennung  seiner  Ver- 
wachsungen mit  der  LebercoDrexitit  wurde  diese  incidirt  und  15  Urnen  dicker  Eiter 
entleert,  welch’  letzterer  ausser  Mikroorganismen  massenhaft  necrotisches  Lebergewebe 
enthielt.  Heilung  erfolgte  ohne  Zwischenfall  mittels  Doppel  Olasdrainage  des  Abs- 
cesses  und  regelmAlsiger  Ausspülungen,  anfänglich  mit  Bor-LOsung,  später  mit  einer 
Losung  ron  1 °/oo  Cbininaulpbat  p.  Güterbock. 


K.  L.  Baas,  lieber  die  Beziehungen  zwischen  Augenleiden  und 
Lebererkrankungen.  Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  34. 

Bei  einem  15jährigen  an  I.ebercirrboae  leidenden  Jungen  fand  B.  io  den  peri- 
pheren Partien  der  Chorioidea  eigentümliche  weifse  Flecken,  die  an  GrOfse  und  Aus- 
dehnung allmälig  Zunahmen  and  bis  in  die  Umgebung  der  Macula  und  des  Opticus 
vorrückten.  Im  ganzen  Augenhintergrund  war  das  Retinalpigment  vermindert  und  die 
Retinalarterien  erschienen  blass.  Bei  der  nach  dem  Tode  des  Knaben  vorgenommenen 
anatomischen  Untersuchung  der  Augen  fanden  sich  in  der  Chorioidea  Anhäufungen 
von  Ruodzellen,  die  Membran  selbst  war  verdünnt,  an  manchen  Stellen  zeigte  die 
Choriocapillaris  Unterbrechungen,  die  Fortsätze  der  Corpus  ciliare  waren  beträchtlich 
geschrumpft,  während  in  der  Retina  nnr  Veränderungen  geringeren  Grades,  abgesehen 
von  mäfsiger  Atrophie  des  Pigmentepithels  nachzuweisen  waren.  Es  handelt  sich  somit 
not  einen  interstitiellen  entzündlichen  Process  mit  Ausgang  io  Atrophie  in  der  Ader- 
haut, der  zu  vergleichen  ist  mit  dem  Vorgänge,  welcher  sich  in  der  Leber  abspielt. 
Die  vermittelnde  Rolle  bei  der  Uebertragung  auf  das  Auge  spielt  nach  Bass  wohl 
der  Icterus.  Ilontmam,. 


tionguenheim,  Traitement  chirurgical  ile  la  phthiaie  laryngee. 
Annales  des  malad,  de  l’oreille,  du  larynx  eto.  1894,  No.  4. 

Verf.  bespricht  in  diesem  zu  Rom  gehaltenen  Referat  die  Indicationen  und  Metho- 
den der  chirurgischen  Behandlung  der  Kehlkopftuberknlose,  soweit  dieselbe  in  der 
Exstirpation  mittelst  einfacher  oder  doppelter  Küretten  besteht  Wenn  anch  vollstän- 
dig Heilung  sehr  selten  ist,  so  ist  die  chirurgische  Behandlung  doch  notwendig,  wenn 
es  sich  um  Behinderung  der  Atmung  nnd  Scbluckbeschwerden  handelt.  Die  An- 
schwellungen in  der  Gegend  der  Aryknorpel  und  Falten,  welche  die  letzteren  hervor- 
rufen  bestehen  nach  G.  und  Rai  zkh  zum  grofsen  Teil  aus  hyperplastischeu  Nerven- 
fasern. Meist  wendet  Verf.  unter  Cocain  (33pCt.)  die  Doppelcurette  an;  für  die 
Entfernung  von  Schwellungen  an  den  Stimmbändern  und  der  hinteren  Larynxwand 
die  einfache;  Blutung  und  Reaction  sind  gering.  Die  Schlingbeschwerden  sind  gewOhn- 
lich  am  nächsten  Tage  geschwunden,  in  3 bis  4 Wochen  ist  die  Vernarbung  vollen- 
det Bit  jetzt  hat  Verf  86  Kranke  derart  behandelt;  bei  58  wurde  die  Arytaenoidec- 
toroie  ausgeführt  und  bei  55  bedeutende  Besserung  erzielt.  27  Kranke  worden  wegen 
Pachydermie  curettirt;  bei  7 wurde  die  Stimme  wieder  vollständig  hergestellt,  während 
sie  bei  10  bedeutend  gebessert  wurde.  w.  LobUaski. 


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830  Hofman».  — Pkllisirr.  — Bäümlkb.  — Matkr.  No.  47 

Hofmann,  Zur  Kenntnis  der  Eiweifskörper  in  den  Tuberkelbacillen. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  38. 

H.  untersuchte  die  abgeschabten  Rakterienraien  tod  42  Tuberkelbacillenglycerin - 
agarknltureu  in  der  Weise,  dass  er  sie  mit  Wasser,  angesäuertem  Wasser  oder  mit 
wenig  Lange  versetztem  Wasser  macerirte  and  eztrabirte  and  das  gelöste  Eiweifs  dnreh 
Nentralisiren,  Ansäuern,  Aassalzen  oder  Alkoholzusatz  niederschlng. 

Er  konnte  auf  diese  Weise  6 Arten  von  Eiweirakörpern  ans  den  Tuberkelbacillen 
erhalten;  I)  ein  in  Wasser  lösliches  Eiweifs  (Albumin);  2)  ein  in  verdünnten  Säuren 
lösliches  Eiweifs  (wohl  hauptsächlich  Globulin);  3)  in  verdünnten  Alkalien  lösliches  Ei- 
weifs und  zwar  in  3 Formen:  a)  dnreh  Neutralisation  des  alkalischen  Anszages  gefällt 
(Acidalbomin  vielleicht  aus  Globulin  entstanden),  b)  durch  Ansäuern  gefällt,  e)  durch 
Alcohol  gefallt;  4)  in  den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  nicht  lösliches  Eiweifs,  welcbea 
durch  langes  Kochen  als  Albumioat  erhalten  wurde. 

Die  Eivreifsreaktionen  waren  bei  allen  6 Arten  ausgesprochen;  bei  zweien  könnt« 
H.  die  Gerinnungstemperatur  bestimmen. 

Die  Gesammtausbeute  an  Eiweifskörpern  betrag  23  pCt.  der  gesammten  Tuberkel  - 
bacillenmasse.  8ch*urlen. 


Pellisier,  Du  traitement  de  la  tuberculose  pulmonaire  par  le  p«5- 
trole.  Bull.  gen,  de  thdrap.  Tome  CXXV1.  S.  416. 

Die  Beobachtung , dass  Arbeiter  der  Petroleumminen  niemals  von  Lungentnber- 
cnlose  ergriffen  werden,  brachten  P.  auf  den  Gedanken,  das  Petroleum  als  Heilmittel 
gegen  Lungentuberculose  anzuwenden ; er  benutzte  rohes , nur  mittelst  Filtrirpapier 
gereinigtes  Petroleum,  das  er  in  Kapseln  gab  (die  Dosis  ist  nicht  angegeben.  Bef.). 
Ausserdem  liefs  er  in  einem  dem  Nargileh  ähnlichen  Apparat  Petroleumdämpfe  ein- 
athmen  Die  Resultate  waren  überraschend:  Husten  nnd  Schweifs  verschwanden, 
Appetit  und  Schlaf  kehrten  wieder,  die  erkrankten  Lungenpartieen  heilten.  Versuche, 
das  Petroleum  in  Form  von  Klystieren  zu  geben,  scheiterten  an  der  geringen  Resorp- 
tion. (In  einer  Anmerkung  weist  der  Redacteur,  DcjABtiivBiAtMSTz,  darauf  hin,  dass 
Petroleum  gegen  Taberkulose  schon  früher  von  Rniik  Bucne  empfohlen  und  unter 
dem  Namen  „Huile  de  Gabian"  viel  angewandt  wurde).  K.  Kronthal. 


Chr  G.  H.  Bülimler,  On  the  u?e  of  sublimed  sulphur  as  a local 
application  in  diphtheria.  Brit.  med.  Journ.  1894,  S.  459. 

Verf.  empfiehlt  nach  dem  Vorgänge  von  Lirdkkmkistrh  die  örtliche  Anwendung 
des  Schwefels  bei  Diphtherie  als  sSulphur  sublimatum  oder  praecipitatum.  Der  Schwefel 
soll  8 — 4 Mal  täglich  auf  die  erkrankte  Schleimhaut  des  Pharynx  oder  Laryox  reich 
lieh  aufgetragen  werden.  Reicht  die  Diphtherie  tiefer  in  die  Trachea  herab,  so  ist 
das  Verfahren  nicht  mehr  anwendbar.  Die  Wirkung  des  Mittels  scheint  eine  rein 
locale  zu  sein,  und  kann  sich  daher  nur  in  den  frühen  Stadien  der  Erkrankung,  so 
lange  keine  Zeichen  schwerer  Blutvergiftung  vorhanden  sind,  günstig  äussern. 

Otadlhsfen. 


J.  -Mayer,  Experimenteller  Beitrag  zur  Frage  der  Gnllensteinbil- 
dung.  (Aus  d.  pathol.  Institut  in  Berlin).  Virchow’s  Arch.  Bd.  136, 
S.  561. 

M hat  Naustn's  Versuche,  ob  durch  Einbringen  verschiedener  Fremdkörper  in 
die  Gallenblase  ron  Hunden  die  Entstehung  von  Gallensteinen  möglich  sei,  wiederholt, 
mit  dem  Unterschiede,  dass  er  jene  Corpora  aliena  längere  Zeit  bis  zu  einem  Jahre 
in  der  Gallenblase  belief.«  Es  wurden  zu  diesen  Experimenten  möglichst  grofse  und 
kräftige  Uunde  benutzt.  Bei  drei  derartigen  Verzuchen  blieb  die  Schleimbaut  der 
Gallenblase  durchaus  intact.  Es  wurden  in  der  Galle  weder  gesunde  noch  krankhaft 


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No.  47.  . 


Rbmak.  — Mitchbu,.  — Eichhorst. 


831 


mindert«  Epithelien  noch  endlich  Niederschläge  von  Steinbildnern  angetroflen.  Et 
stimmt  dieser  Befund  mit  den  Ansichten  NAtmrn's  rillig  Uberein,  nach  welcher  es  nur 
denn  zur  Bildung  von  Gallensteinen  kommen  kann,  wenn  eine  Erkrankung  des  Scbleim- 
hantepithels  der  Gallenblase  rorhergegangen  ist. 

In  einem  rierten  Verruchsfalle  war  dnrch  Einbringen  des  Bacterinm  coli  eine 
schwere  Wanderkranknng  ander  Gallenblase  herrorgerofen  worden,  doch  kann  man 
auch  diesem  Bacterinm  nicht  ohne  Weiteres  eine  Einwiikung  auf  die  Entstehung  ron 
Concrementen  zusprechen.  C.  Boaentbal. 


E.  Remak,  Hemiplegische  Luxation  des  Schultergelenks  bei  cere- 
braler Kinderlähmung.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1893,  No.  52 

Es  handelt  sich  hier  um  eine  Lnxatio  retroglenoidalis  subacromialis  bei  einem  12- 
jährigen  Knaben,  der  an  einer  Hemiplegie  spastica  infantilis  sinittra  mit  Atrophie  der 
linken  oberen  Extremitit  litt.  Neben  anderen  Contractureu  bestand  eine  solche  im 
linken  Mnsc.  pectoralis  major  and  in  den  Einwirtsrollern  des  Armes.  Dieser  Con- 
tractur,  wie  der  Inactiritltsatrophie  des  Triceps,  der  geringeren  Entwicklung  des 
Knochenbaues  links,  and  der  Schlaffheit  der  Gelenkbänder  und  Gelenkkapsel  schreibt 
R.  die  in  letzter  Zeit  entstandene  Subluxation  zu.  — Die  sogenannten  paralytischen 
Luxationen  kommen  meistens  durch  ungleichmäßige  Innerration  der  das  Gelenk  um- 
gebenden Muskeln  zu  Stande.  s.  Katlscbsr. 

8.  W.  Mitchell,  Three  cases  of  remarkable  spinal  anterior  cur- 
vature  wilh  mental  aberration.  Med.  News  1893,  Dez. 

Der  Verf.  berichtet  ron  3 Fällen,  bei  welchen  sich  zugleich  mit  psychischen  Sto- 
rungen (meist  Demenz)  sonderbare  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule  einstellten.  Die 
Patienten  standen  in  jugendlichem  Alter  zwischen  13  und  25  Jahren,  gehörten  beiden 
Geschlechtern  an.  Ohne  dass  Zeichen  einer  organischen  Erkrankung  ron  Seiten  des 
Nerrensystems  oder  anderer  Organe  (auch  der  Wirbel!)  nachweisbar  waren  (abgesehen 
ron  leichten  retinitischen  Erscheinungen)  entwickelten  sich  die  Symptome  io  relativ 
knrzer  Zeit,  im  Fall  III  allerdings  scheint  ron  Kindheit  an  ein  Zustand  ron  Imbecil- 
lität  bestanden  zu  haben,  im  Laufe  längerer  oder  kürzerer  Zeit  aber  konnte  M.  Bes- 
serungen in  der  Haltung  der  Wirbelsäule  oder  in  psychischer  Beziehung  constatiren, 
bisweilen  besserte  sieh  nur  eines  der  beiden  Symptome  oder  aber  die  Besserung  des 
einen  ging  deutlich  Hand  in  Hand  mit  der  des  anderen.  Einer  der  Fälle  gehörte 
zweifellos  der  Gruppe  der  hysterischen  Erkrankungen  an,  bei  den  beiden  anderen  aber 
konnten  hysterische  Stigmata  nicht  nachgewiesen  werden.  M.  Brasch. 


H.  Eichhorst,  Ueber  Reinfectio  syphilitica.  Münchner  med.  Wochen- 
schrift 1894,  No.  16. 

Ein  junger  Mann  wurde  wegen  Gonorrhoe,  einer  kirsebkerngrofsen  Induration  links 
rom  Frennlnm  anf  der  Innenfläche  der  Vorhaut,  nahe  der  Uebergaogsfalte , multipler 
Drütenschwellungeo,  Roseola,  Papeln  am  Anas  und  an  den  Tonsillen  rom  22.  August 
bis  16  September  1893  im  Krankenbause  behandelt  Nach  24  luunctionen  mit  je 
6.0  graner  Salbe  und  dem  Gebrauche  ron  16.0  Jodkatinm  hatten  sich  alle  syphili- 
tischen Erscheinungen,  auch  die  rergröfserten  Lymphdrüsen,  völlig  turückgebildet.  Am 
20.  December  neuer  Coitus,  drei  Tage  später  Gonorrhoe  uod  ein  rasch  wieder  heilen- 
des kleines  Geschwür  auf  der  Innenfläche  der  Vorbaut  links.  Mitte  Januar  1894 
trat  eine  harte  Schwellung  an  der  rechten  Präpntlalhälfte  auf  und  bei  der  neuerlichen 
Aufnahme  des  Pat.  in  das  Krankenhaus  am  30.  Januar  wurden  constatirt:  eine  zum 
Teil  exnlcerirte  Sclerose,  die  sich  ron  der  Vorhaut  bis  auf  deo  Sulcus  coronarius  und 
die  angrenzende  Partie  der  Eichel  erstreckte,  die  iDguinalen,  cubitalen,  occipitalen  und 
cervicalen  Drüsen  wieder  geschwollen,  grofsfleckige,  reichliche  Roseola  and  Rötung  der 
Rachenichleimhaut.  R.  UOilar. 


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832  Majocchi.  — Mai.lt.  — Kalt.  — Strassmahn  u.  Kibstkin.  No.  47 


D.  Majocchi,  Lupus  teleangiectodes  disseminatus.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1894,  No.  20. 

Verf.  beschreibt  einen  Fall  von  I.upus  disseminatus  der  unteren  Extremitäten, 
welcher  sich  durch  die  starke  Entwicklung  der  CapillargefSlse  im  Bereiche  der  meist 
dachen,  leicht  infiltrirten  Herde  auszeichnete.  Allmälig  wurden  die  Gefäfscben  hoch- 
gradig ectatisch,  so  dass  sie  auf  dem  roten  Grunde  als  dunkelbläuliche  Verzweigungen 
hervortraten  und  den  Flecken  ein  besonderes,  varicfises  Gepräge  verlieben.  — Die  Be- 
handlung mit  der  galvanischen  Ignipunctur  erwies  sich  sehr  erfolgreich. 

B.  Müller. 


Mally,  Le  Traitement  4!ectrique  des  Fibromes  ut4rins.  Annales  de 
Gynecologie  etc.  1893,  Oct. 

Verf.  berichtet  über  83  Fälle  von  Uterasfibromen,  die  mit  Electricität  behandelt 
worden  sind  und  bei  denen  Metrorrhagien  bestanden.  Bei  7 Patientinnen  sind  diese 
Beschwerden  vollkommen  geschwunden.  Weniger  gut  war  der  Erfolg,  wo  Verletzungen 
der  Adnexe  nach  Laparotomie  bestanden.  Bei  1 Patientin,  die  die  Behandlung  unter- 
broeben,  bestand  eine  Salpingitis.  In  4 Fällen  sah  man  eine  wirkliche  Verkleinerung 
der  Geschwulst.  In  8 Fällen  keine  Verkleinerung,  in  einem  Falle  sogar  eine  Ver- 
gröfserong  der  Geschwulst.  Dann  beschreibt  Verfasser  2 Verfahren  der  Electricität. 
Das  eine  nennt  er:  1)  chirurgisches  Verfahren,  durch  tiefe  Cauterisation  gekennzeich- 
net, 2)  medicinisches  Verfahren:  durch  Anlagen  von  positiven  und  negativen  Pol  mit 
ihren  bekannten  Wirkungen.  Eioen  chirurgischen  Eingriff  will  Verf.  machen  1)  bei 
Fibromen,  weiche  immer  grttfser  werden,  2)  bei  Fibromen  mit  gleichzeitiger  Erkran- 
kung der  Adnexe,  3)  bei  Fibromen,  die  sich  ins  Uteruscavuro  vorwölbeo  und  sich 
leicht  enucleiren  lassen.  Sonst  sei  immer  das  electrische  Verfahren  anzuwenden. 

A.  Martin. 


Kalt,  Thuja  occidentaliä  als  Emenagogutn  u.  Abortivutn.  Schweizer 
Corr.-Bl.  1894,  No.  8. 

Verf.  berichtet  Uber  einen  Fall,  in  dem  ein  18jähr.  unverheiratete«  Mädchen, 
welches  im  7.  Monat  schwanger  war,  eine  Abkochung  von  Thuja  occidentalis  (Lebens- 
baum) getrunken  hatte.  Hierauf  trat  eine  sta-ke  Nephritis  und  Cystitis  auf,  Eclamp- 
sia und  Bronchialkatarrh.  14  Tage  nach  dem  Genuss  trat  Frühgeburt  ein,  das  Kind 
lebte  26  Stunden.  Die  Placenta  zeigte  ausgedehnte  Infarktbildungen  11  Tage  post 
partum  traten  Thrombosierungen  im  Gebiete  beider  Venae  saphenae  auf. 

Die  Kranke  erholte  sich  nur  sehr  langsam.  A.  Martin. 


Fr.  Strassinan,  A.  Kirstein,  Ueber  Diffusion  von  Giften  in  der 
Leiche.  Virchow’s  Arch.  1894,  Bd.  136.  S.  127. 

Aus  den  au  Frosch  , Hunde-  und  Kinderleichen  angestellten  Versuchen  ergiebt 
sich,  dass  auch  nach  dem  Tode  in  den  Mageo  eingeführte  Gifte,  speciell  Arsen,  sich 
durch  diesen  in  die  Nachbarschaft  verbreiten.  Der  Befund  von  Giften  in  Leber,  Niere, 
Lungen  und  Gehirn  ist  also  kein  Beweis  einer  während  des  Lebens  stattgebabten  Re- 
sorption. Die  Verteilung  des  Giftes  ist  aber  bei  der  postmortalen  Imbibition  eine  an- 
dere; zufolge  anatomischer  Verhältnisse  findet  eine  frühere  und  stärkere  Durchtränkung 
der  linken  Niere  gegenüber  der  rechten  statt,  die,  verbunden  mit  ähnlichen  Vorgängen 
an  der  Leber  und  den  Lungen,  sowie  dem  Freibleiben  des  Gehirns  in  den  ersten 
Wochen  häufig  eine  Entsche  düng  der  schon  mehrfach  praktisch  gewordenen  Frage 
gestatten  werden,  ob  Vergiftung  oder  postmortale  Giftznfuhr  vorliegt.  Fr.  ätruamann 

Einsendungen  für  diu  Centraiblatt  werden  an  die  Adresse  de*  Hm.  Prof.  Dr.  M.  Be rn  h a r dt  (Berlin  W. 

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gen  und  Postanst alten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

In  Berlin. 


1894.  *•  Deiember.  NO.  48. 


Inhalt:  Sa  lkowski,  Ueber  die  Verteilung  des  Stickstoff«  im  Fleisch.  (Orig-Mitt.) 

Salkowski,  Kleinere  physiologisch- chemische  Mitteilungen.  — Jamaoiwa, 
Zellenstudie  an  der  gereizten  ßornbaut.  — G os.s k sn a o k b , Aetherisatioc  einge- 
klemmter Hernien.  — Cohen,  Red.  der  Phil,  med  News,  Deber  Kehlkopfexstirpa- 
tion — Steen,  Buichke,  Wirkung  des  Blutserums  ron  Typhuskranken  u.  Lebens 
dauer  der  TyphosbaciPeo.  — Heubner,  Esittoa  und  Koim,  Schubbb  r, 
Escbehicb,  Canon,  Ueber  Diphtherie  und  Behandlung  derselben  mit  Heilserum. 

— Klippel,  Einflu««  ron  Verletzung  auf  die  Entwicklung.  — Nriseeb,  Gegen- 
würtiger  Stand  der  Lichenfrage.  — Kriluann,  Ueber  Geburten  mit  Wehenschwäche. 

Zenkkb,  Neues  Fizirungsmittel.  — Roizitsos,  Verdauung  des  Rohrzuckers. 

— Laves,  Ueber  das  Fett  der  Frauenmilch.  — Ckocq,  Ezperimentelie  Erzeugung 
tod  Arteritis.  — Oebles,  Ueber  das  sog.  Knochenaneurysma.  — Ostmann,  Vor- 
kommen tod  ExostoseD  im  Gehtlrgang.  — J t ruinös,  Behandlung  der  Schildeide- 
pressionen bei  Neugeborenen.  — Thayer,  Guajakol  als  Antipyreticnm.  — Asbton, 
Will»  und  Coopeb,  Ueber  das  angioneuroti»che  Oedem.  — Roses,  Färbung  der 
Mikroparasiten  in  der  Haut.  — Löh  lein,  Ueber  die  Grenzen  der  künstlichen  Früh- 
gebürt. 


Aus  dem  chemischen  Lnborntorium  des  Pathologischen  Instituts 

zu  Berlin. 

Heber  die  Verteilung  des  Stickstoffs  im  Fleisch 

von  Prof.  E.  Salkowski  nach  Versuchen  ron  Dr.  E.  Gicske  aus  Baltimore. 

Obwohl  man  weifs,  dass  das  Fleisch  eine  gewisse  Quantität 
von  stickstoffhaltigen  Körpern  enthält,  welchen  ein  eigentlicher 
Nährwert  nicht  zugeschriehen  werden  kann,  wird  dieser  Umstand 
bei  Stoffwechselversuchen  in  der  Regel  nicht  in  Betracht  gezogen, 
vielmehr  der  Stickstoffgehalt  des  verfütterten  Fleisches  direct  auf 
Eiweifs  umgerechnet.  So  pflegt  man  meistens  auch  in  Versuchen  zu  ver- 
fahren, bei  welchen  Eiweilskörper  oder  Eiweilspräparate  hinsichtlich 
ihres’  Nährwertes  mit  Fleisch  verglichen  werden  sollen.  Dieses 
Verfahren  erscheint  unbedenklich,  weil  nach  unseren  Kenntnissen 
Ober  die  Quantität  des  im  Fleisch  enthaltenen  Kreatin,  Hypoxan- 

XXXII.  Jahrgang.  53 


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834  Salkowski,  üeber  die  Verteilung  des  Stickstoffs  im  Fleisch.  No.  48 

thin  etc.  der  bei  dieser  Betrachtungsweise  gemachte  Fehler  nur 
äusserst  gering  sein  kann. 

Es  fragt  sich  nun  aber,  ob  sich  die  so  abgeleitete  Ansicht 
auch  bei  direct  darauf  gerichteten  Versuchen  bewährt,  welche 
noch  nicht  angestellt  zu  sein  scheinen.  Diese  Frage  ist  schon  von  Puli- 
tzkr')  gestreift  und  von  J.  Monr2)  in  Fötteruugsversuchen  mit  Ant- 
wbjlbr’s  Albumosenpepton  berücksichtigt  worden  Mir  hat  sich  dieselbe 
gleichfalls  schon  vor  längerer  Zeit  bei  Fötterungsversuchen  mit  Albu- 
mosen  aufgedrängt;  auf  meine  Veranlassung  hat  sich  dann  Herr 
Dr.  Gikskk  aus  Baltimore  im  Sommersemester  1893  mit  derselben 
beschäftigt.  Herr  Dr.  G.  war  damals  genötigt,  in  seine  Heimat 
zuröckzukehren  und  die  Versuche  abzubrechen.  In  der  Absicht, 
die  Beobachtungen  desselben  nach  verschiedenen  Richtungen  zu 
vervollständigen,  wurde  die  Publication  bisher  aufgeschoben.  Da 
ein  Abschluss  der  bezöglichen  Versuche  aber  noch  nicht  so  bald  zu 
erwarten  ist,  möchte  ich  das  Ergebniss  der  bisherigen  Beobachtungen 
hier  vorläufig  mitteilen. 

Die  Anordnung  der  Versuche  war  im  Wesentlichen  folgende: 

In  dem  zum  Versuch  gewählten  möglichst  fettfreien,  gehackten 
Rindfleisch  wurde  der  Stickstoff  bestimmt  = A.  Von  einer  abge- 
wogenen Quantität  desselben  Fleisches  wurde  ein  wässriger  Aus- 
zug hergestellt  und  zwar,  um  die  Bildung  von  Leim  aus  Bindege- 
webe möglichst  hintanzuhalten  bei  ca.  30°,  in  demselben  der  N be- 
stimmt = B = Löslicher  Stickstoff  im  Ganzen.  Eine  abgemessene 
Quantität  des  Auszuges  wurde  durch  Erhitzen  auscoagulirt , im 
Filtrat  unter  Berücksichtigung  der  Volumverhältnisse  wiederum  N 
bestimmte  C = Stickstoff  des  Nichteiweilses. 3)  Aus  diesen  Daten 
ergab  sich  für  die  Verteilung  des  Stickstoffs  im  Fleisch  Folgendes. 
Im  Mittel  von  5 Versuchsreihen  (fast  durchweg  Doppelbestim- 
mungen) wurde  in  Rindfleisch  gefunden  in  Procenten  des  Ge- 
sammt-N : 

A - B = N des  unlöslichen  Eiweifses  77  40  I ft7 
C-B  = N des  löslichen  „ 10.08) 

C = N des  Nichteiweilses 12  52 

A = Gesammt-N  100.0 

Vom  gesammten  Stickstoff  des  Muskels  gehen  bei  dem  Aus- 
ziehen mit  Wasser  22.6  pCt  in  Lösung,  77.40  pCt.  bleiben  unge- 
löst. Natürlich  kommen  in  den  Einzelversuchen  kleine  Differenzen 
vor,  die  z.  Th.  wohl  von  dem  Versuchs  verfahren  abhängen. 

Was  an  diesen  Zahlen  besonders  auflällt,  ist  wohl,  dass  die 
Quantität  des  nicht  dem  coagulirbaren  Eiweifs  angehörenden  Stick- 
stoffs Ober  12  pCt.  des  Gesammtstickstoffs  beträgt.  Diese  Zahl  mag 
ein  wenig  zu  hoch  sein,  da  die  Cuagulation  des  wässrigen  Auszuges 

*)  Pflüger'a  Archiv  Bd.  37,  8 301. 

’)  Therapeut.  Monatshefte  1888,  Juni-Heft. 

’)  In  dem  Sione  von  nicht  coagulirendetn  Eiweifs. 


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No.  48.  Salkowski,  Kleinere  physiologisch-chemische  Mitteilangen.  835 

nicht  immer  ganz  glatt  verlief,  jedenfalls  ist  sie  höher,  als  man  im 
Allgemeinen  anzunehmen  geneigt  ist. 

In  diesem  Nicht-Eiweifs  oder  Extractivstickstoff  verbirgt  sich 
nun  Mancherlei:  nicht  nur  die  Fleischbasen,  sondern  vor  Allem 
auch,  wie  Khmmbrich  D vor  Kurzem  entgegen  den  bisherigen  An- 
nahmen gezeigt  hat,  Proteinsubstanzen  und  zwar  nach  Kkmmbbich 
Albumosen  und  Peptone. 

Von  der  Gegenwart  von  Albumosen  und  zwar  Eiweifsalbumo- 
sen  in  den  Auszögen,  sowohl  in  den  bei  30°  hergestellten,  dann 
auscoagulirten  Auszügen,  als  auch  in  käuflichem  Fleischextract, 
kann  man  sich  leicht  öberzeugen , bezöglich  des  Peptons  ist  mir 
dieses  bisher  nicht  gelungen.  Ferner  gehört  hierher  die  von  M. 
Siegfried5)  entdeckte  Phosphorfleischsäure.  Falls  der  Auszug  aus 
dem  Fleisch,  wie  es  bei  dem  käuflichen  Fleischextract  wohl  der 
Fall  ist,  heifs  bereitet  ist,  enthält  er  auch  Leim. 

Im  Anschluss  an  diese  Versuche  sind  im  Laboratorium  weitere 
angestellt  über  die  Verteilung  des  Stickstoffs  in  der  Leber  und 
Milz,  welche  namentlich  für  pathologische  Zustände  zu  bemerkens- 
werten Resultaten  geführten  haben.  Hierüber  soll  später  im  Zu- 
sammenhänge berichtet  werden. 


E.  Salkowski,  Kleinere  Mitteilungen  physiologisch  - chemischen 
Inhalts.  Pflöger’s  Arch.  Bd.  56.  S.  339. 

I.  Ueber  die  Untersuchung  des  Harns  auf  Aceton  Ref.  hat 
früher  im  Verein  mit  Kkn  Taniguti  beobachtet,  dass  man  aus  nor- 
malem Harn  weit  mehr  Aceton  d.  h.  jodoformbildende  Substanz  er- 
hält, als  der  gewöhnlichen  Angabe  von  Spuren  entspricht,  wenn 
man  den  Harn  bei  der  Destillation  stark  ansäuert;  auffallend  war 
ferner,  dass  in  diesem  Falle  das  Aceton  nicht  nur  in  den  ersten, 
sondern  auch  in  den  letzten  Anteilen  des  Destillates  vorhanden  ist, 
ja  in  den  letzten  mehr  wie  in  den  ersten.  Ref.  vermutete,  dass  die 
Muttersubstanz  dieser  jodoformbildenden  Substanz  die  Kohlehy- 
drate des  Harns  sein  möchten  und  hat  z.  Th.  in  Verein  mit  IIira- 
tama  das  Verhalten  der  Kohlehydrate  — Traubenzucker,  Rohr- 
zucker, Fruchtzucker  — beim  Erhitzen  mit  Säure  untersucht.  Es 
zeigte  sich,  dass  wenn  man  1-  bis  3 procent.  Lösungen  der  genann- 
ten Körper  stark  mit  Schwefelsäure  ansäuert  — auf  300  ccm  Lösung 
20  bis  30  ccm  concentrirte  Schwefelsäure  — und  dann  destillirt, 
das  Destillat  Aceton  resp.  jodoformbildende  Substanz  enthält. 
Im  Maximum  lieferte  das  Destillat  aus  9 g Traubenzucker  mit  Jod- 
lösung und  Natron  versetzt  0.2844  g Jodofrm.  Bei  der  Erörterung 
der  Frage  nach  der  Natur  der  jodoformbildenden  Substanz  in  den 
Destillaten  bespricht  Ref.  eingehend  die  für  den  Nachweis  des 


')  Zeitachr.  f.  phyiiol.  Cbem.  XVIII.  S.  409. 

*)  Arch.  f.  Anat.  u.  Phyiiol.  Phyiiol.  Abt.  1S94,  S.  401. 

53* 


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836 


Jamaoiwa,  Zellenstudie  an  der  gereisten  Hornhaut. 


No.  48 


Acetons  üblichen  Reactionen  uml  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  keine 
derselben  voll  beweisend  für  Aceton  ist,  alle  vielmehr  auch  dem 
Aldehyd  zukommen.  Für  den  vorliegenden  Fall  ergab  sich  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  aus  angesäuerten  Zuckerlösungen 
erhaltenen  Destillate  gar  nicht  Aceton  enthalten,  sondern  Aldehyd, 
namentlich  spricht  daför  die  Leichtflüchtigkeit  der  fraglichen  Sub- 
stanz aus  den  Destillaten  und  die  starke  von  den  Destillaten  bewirkte 
Reduction  ammoniakalisch-akalischer  Silberlösungen,  welche  dem 
Aceton  nicht  zukommt.  Ob  in  den  Harndestillaten  gleichfalls  Aide 
hyd  enthalten  sei,  ist  eine  offene  Frage. 

II.  Ueber  die  Anwendbarkeit  des  Piperazins  zu  physiologisch- 
chemischen  Zwecken. 

Ref.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  sich  nicht  nur  die  Harn- 
säure in  Piperazinlösung  löst,  sondern  auch  Xanthin  und  Hypo- 
xanthin (aber  nicht  Dimethylxanthin  und  Trimethylxanthin),  Guanin 
dagegen  nicht.  Weiterhin  erwiesen  sich  löslich  auch  Allantoin, 
Leucin  und  Tyrosin,  ferner  von  Säuren:  Hippursäure,  Benzoösäure, 
Cholsäure,  Glycocholsäure,  Palmitinsäure,  Stearinsäure,  Oelsäure, 
dagegen  nicht  die  Cyanursäure,  welche  ein  schwerlösliches  Salz  bildet. 
Von  den  Lösungen  der  Gallensäuren  in  Pipernzin  gilt  dasselbe  wie 
für  die  Harnsäure,  sie  werden  durch  Ueberschuss  von  Piperazin 
nicht  gefällt.  E.  Salkowski. 


K,  Jamagiwa,  Zellenstudie  an  der  gereizten  Hornhaut.  Virchow’s 
Archiv  Bd  137,  p.  77. 

Nachdem  Verf.  bereits  in  einer  früheren  Arbeit  die  Grawitz’- 
sche  Theorie  der  Schlummerzellen  für  das  Sehnengewebe  zurückge- 
wiesen  hat,  ist  er  jetzt  bemüht  gewesen,  das  Gleiche  tür  das  Horn- 
hautgewebe zu  thun.  In  seiner  ersten  Versuchsreihe  hat  er  sieben 
Kaninchen  das  Hornhautcentrum  der  einen  Seite  mit  dem  Lapis- 
Stift  geätzt,  auf  der  anderen  mit  seichten  Einschnitten  versehen  und 
die  Hornhäute  1 — 72  Stunden  nach  der  Operation  cirkulär  heraus- 
geschnitten. In  der  zweiten  Versuchsreihe  wurden  10  Kaninchen 
beide  Hornhautcentra  mit  Lapisstift  geätzt,  und  die  Hornhäute 
1 bis  10  Tage  später  entfernt.  Fixirt  wurde  in  Fi.KMMiNo’scher 
Lösung. 

Die  fixen  Hornhautzellen  zeigen  nun  sowohl  in  der  Gegend 
der  Verletzung  als  auck  am  äusseren  Schnittrande  starke  Verände- 
rungen der  Kerne,  die  intensiver  gefärbt  und  geschrumpft  sind. 
Auch  der  Zellleib  zeigt  an  Stelle  der  Sternform  und  der  langen 
Fortsätze  eine  abgerundete  Blattform.  An  den  Läsionsstellen,  die 
der  Epitheldecke  beraubt  sind,  treten  nun  daneben  leukocytische 
Elemente  auf,  ausgezeichnet  durch  fragmentirte,  gelappte,  intensiv 
gefärbte  Kerne  ohne  Kernkörperchen  und  Kernmembran,  mit  spär- 
lichen Protoplasmamassen.  Diese  Zellen  fanden  sich  sowohl  am 
Aetzbezirk  als  auch  seitlich  an  der  Demarkationslinie. 


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No.  48  GtTSSRNBAtJBR,  Aetherisation  eingeklemmter  Hernien.  837 

Dagegen  ist  es  Verf.  nicht  gelungen,  neben  diesen  längst  be- 
kannten Elementen  die  von  Kurse  und  Grawitz  beobachteten  „er- 
wachenden Schlummerzellen“  zu  finden.  Die  von  denselben  hierfür 
gehaltenen  Zellen  sind  vielmehr  die  oben  beschriebenen,  durch  Läsion 
beschädigten,  präexistirenden  fixen  Hornhautzellen.  Aber  auch  die 
leukocvtären  Formen,  die  Grawitz  als  erwachende  Schlummerzellen 
auffasst,  sind  lediglich  als  eingewanderte  Leukocyten  zu  betrachten. 
Hierfür  spricht  Localisation , Beschaffenheit  der  Kerne,  das  den 
sicher  aus  Gefäfsen  ausgewanderten  Leukocyten  völlig  entsprechende 
Aussehen  und  vor  allem  der  Befund,  dass  bei  einem  Kaninchen  an 
der  einen  durch  Schnitt  verletzten  Hornhaut  mit  Epithelverlust  Leu- 
kocyten vorhanden  waren,  während  sie  an  der  anderen  geätzten 
mit  erhaltener  Epitheldecke  fehlten. 

Die  Einwanderung  der  Leukocyten  findet  mit  grösster  Wahr- 
scheinlichkeit vom  Conjunctivalsack  aus  statt  Der  Virchow’sche 
Satz  „Omnis  cellula  e cellula“  besteht  auch  hier  unumstöfslich  fort. 

M.  Kotkmann. 


C.  Gassenhauer,  Ueber  die  Aetherisation  incarcerirter  Hernien 
nach  Finkki.stkin.  Prager  med.  Wochenschr.  1893,  No.  35. 

Die  im  vorigen  Jahre  von  Finkki.stkin  veröffentlichte  nichtope- 
rative Behandlung  eingeklemmter  Hernien  ist  folgende:  In  der 

Rückenlage  des  Pat.  wird  das  Becken  hochgelagert,  Ober-  und 
Unterschenkel  in  den  Höft  und  Kniegelenken  gebeugt,  bei  Männern 
der  Hodensack  mittels  eines  Löffels  unterstützt  und  dann  alle  10 
Minuten  bis  V4stündlich  1 — 2 Esslöffel  Schwefeläther  auf  den  Her- 
nialring  und  Tumor  aufgegossen.  Mit  dem  Aufgiefsen  wird  so 
lange  fortgefahren,  gewöhnlich  alle  */4 — 3 Stunden  bis  der  früher 
prall  gespannte  Tumor  an  Spannung  verliert  und  sich  ein  wenig 
verkleinert.  Sobald  dies  eingetreten,  und  wenn  der  eingeklemmte 
Darm  sich  nicht  von  selbst  spontan  reponirt,  werden  ein  oder 
mehrere  sehr  leichte  Repositionsversuche  gemacht  und  es  gelingt 
fast  immer,  was  früher  trotz  Chloroformnarcose  und  Kraftanstreng- 
ung nicht  gelingen  wollte,  der  Darm  schlüpft,  nämlich  unter  obli- 
gatem lauten  Gurren  mit  Erstaunen  erregender  Leichtigkeit  in  die 
Bauchhöhle.  Eine  Ausnahme  dürften  diejenigen  Brüche  machen, 
wo  blos  Netz  vorgefallen  und  eingeklemmt  wurde. 

Von  135  in  der  Prager  chir.  Klinik  behandelten  Fällen  mussten 
108  herniotomirt  werden,  darunter  5,  bei  denen  sich  die  vorstehende 
Aetherbehandlung  unwirksam  erwiesen.  In  26  Fällen  wurde  die 
Aetherbehandlung  und  zur  Controlle  dieser  die  Eisapplication  an- 
gewandt. Erstere  war  erfolgreich  bei  16  eingeklemm'en  Inguinal- 
hernien, 1 eingeklemmten  Umbilicalhernie  und  3 incarcerirten 
Cruralhernien,  also  20  Mal  unter  25  Fällen.  Neben  diesem  Erfolge 
der  Aetherisation  ist  der  Erfolg  der  einfachen  Hochlngerung  be- 
merkenswert; dieselbe  erwies  sich  in  4 Fällen  als  ausreichend,  so 
dass  der  Bruch  durch  leichte  Taxis  reponirt  werden  konnte,  darun- 


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838 


Cohkk,  Ueber  Kehlkopfexstirpation. 


No.  48 


ter  1 Fall,  in  dem  gleichzeitig  Eisapplication  stattfand,  während  in 
einem  weiteren  Falle  die  Taxis  bei  Eisapplication  ohne  Becken- 
hochlagerung gelang.  Jedenfalls  verdient  die  Combination  der 
Hochlagerung  und  Aetherapplication  mit  leichter  Taxis  den  Vorzug 
vor  der  forcirten  Taxis,  wenn  sie  auch  das  Gebiet  der  die  Radi- 
caloperation  gleichzeitig  bewirkenden  Herniotomie  in  wohleingerich- 
teten Anstalten  kaum  einzuschränken  vermag.  P.  Gäterbock. 


1)  S,  Cohen,  Ein  Fall  von  gut  modulationsfähiger  Stimme  ohne 
jegliche  künstliche  Vorrichtung  bei  einem  Patienten,  dem  der 
Kehlkopf  und  der  erste  Trachealring  entfernt  werden  musste  und 
der  ohne  Kanüle  athmet.  Fränkel’s  Arohiv  f.  Laryngologie  eto.  I.  H.  3. 

2)  Redactionelle  Notiz.  Exstirpation  of  the  larynx.  Philadelphia 
Med.  News  1894,  17.  March 

1)  Im  April  1892  wurde  dem  Pat.  der  Kehlkopf  ohne  Epi- 
glottis und  der  erste  Trachealring  wegen  eines  nach  aussen  durch- 
gebrochenen Adenocarcinoms  exstirpirt.  Seitdem  hat  derselbe  die 
Sprache  wiedergewonnen,  seine  Stimme  ist  heiser  aber  modulations- 
fähig und  auf  etwa  40  Fufs  hörbar.  Dabei  trägt  er  nicht  einmal 
eine  Kanüle.  Das  Moduliren  der  Töne  wird  nach  Verf.  durch  die 
Constrictoren  des  Pharynx  bedingt,  indem  der  Kranke  die  Haut 
seines  Halses  zu  einem  Sacke  aufbläht,  Luft  in  denselben  hinein- 
presst und  diese  dann  stofsweise  entweichen  lässt,  wobei  er  die 
einander  genäherten  Constriktoren  in  Schwingungen  versetzt.  Den 
Erfolg  führt  Verf.  auf  zwei  Vorsichtsmafsregeln  zurück,  einmal  das 
Anheften  der  Trachea  an  die  Haut  nach  erfolgter  Laryngectomie 
und  dann  den  Umstand,  dass  er  keinen  Versuch  gemacht  hatte, 
eine  künstliche  Vorrichtung  an  Stelle  des  Larynx  einzusetzen. 

2)  Nachdem  man  in  der  letzten  Zeit  bei  Kehlkopfexstirpation 

die  Gefahr  des  Eindringens  von  Nahrung,  Schleim  u.  s.  w.  in  die 
Luftwege  dadurch  zu  vermeiden  versucht  hatte,  dass  man  das  Ende 
der  abgetrennten  Luftröhre  in  die  äussere  Haut  einnähte  und  da- 
durch die  Kommunikation  mit  der  Wunde  vermied,  wird  dieses 
von  ungewöhnlich  gutem  Erfolge  begleitete  Verfahren  dringend  em- 
pfohlen. Man  verwendet  dabei  auch  das  Einlegen  einer  Tracheal- 
kanüle und  umgeht  dadurch  den  Reiz,  welchen  das  Liegen  eines 
Fremdkörpers  ausübt.  Die  Heilungsdauer  ist  eine  kürzere,  die 
Nahrungsaufnahme  auf  gewöhnlichem  Wege  eine  frühere;  in  einem 
Fall  konnte  Pat.  sogleich  flüssige  Nahrung  zu  sich  nehmen.  Dazu 
kommt,  dass  in  einigen  Fällen  die  Patienten  ohne  künstlichen  Kehl- 
kopf nach  und  nach  eine  Stimme  erlangten,  welche  die  des  künst- 
lichen Kehlkopfs  weit  übertraf.  W.  Lublinski. 


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No.  48.  SrBBK,  Boscbkk,  Wirkung  des  Blutserums  eto.  839 

1)  R.  Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  menschlichen  Blutserums  aui 
die  experimentelle  Typhusinfection.  (Aus  der  med.  Klinik  in 
Breslau).  Zeitsohr.  f.  Hygiene  1894,  XVI.  S.  458. 

2)  Buschke,  Ueber  die  Lebensdauer  der  Typhusbacillen  in  ostiti- 
echen  Herden.  Fortschr.  d.  Med.  1894,  No.  15,  S.  573. 

1)  Die  Erfahrung,  dass  einmaliges  Ueberstehen  des  Abdominal- 
typhus Immunität  erzeugt,  brachte  S.  auf  den  Gedanken,  den 
Nachweis  zu  versuchen,  ob  sich  bei  solchen  Menschen  im  Blute  ana- 
loge Veränderungen  nachweisen  lassen,  wie  sie  bei  der  experimen- 
tell erzeugten  Immunität  bekannt  sind.  Die  Prüfung  der  schützen- 
den Wirkung  des  Serums  von  Typhusrekonvalescenten  geschah  an 
Mäusen  und  Meerschweinchen.  Die  Application  der  Typhuskultur 
war  intraperitoneal.  Die  tötliche  Dosis  für  Mäuse  von  15—20  g 
schwankte  zwischen  0.1— 0.3  ccm  Typhusbouillonkultur.  Bei  Meer- 
schweinchen wurden  0.75 — 1.5  ccm  von  einer  Aufschwemmung  üppig 
gewachsener  Typhusagarkultur  gebraucht. 

Das  Blut  wurde  den  Patienten  durch  Aderlass  oder  blutige 
Schröpfköpfe  entzogen. 

Die  Injection  des  Serums  erfolgte  bei  den  Versuchstieren  intra- 
peritoneal;  bei  Mäusen  gleichzeitig  gemischt  mit  der  Typhuskultur, 
bei  Meerschweinchen  16 — 24  Stunden  vor  der  Infection. 

Unter  15  Fällen,  in  denen  das  Blut  nach  überstandenem  Ab- 
dominaltyphus untersucht  wurde,  gaben  9 ein  positives  Resultat; 
und  zwar  von  8 2 — 26  Tage  nach  dem  letzten  Fiebertage  Unter- 
suchten gaben  6 ein  positives  Resultat,  von  5 1 — 10  Jahre  nach 
der  Krankheit  untersuchten  waren  3 positiv,  und  von  2 über  10 
Jahre  nach  der  Krankheit  untersuchten  gab  keiner  ein  positives 
Resultat;  die  angewandte  Serummenge  betrug  0.1  — 1.5  ccm. 

Hieraus  geht  hervor,  dass  die  positiven  Resultate  um  so  selte- 
ner werden,  je  weiter  die  Krankheit  zurückliegt.  Mehr  Serum  an- 
zuwenden, ist  wegen  der  Giftigkeit  desselben  nicht  möglich;  bei 
Mäusen  töten  2 — 3 ccm,  bei  Meerschweinchen  manchmal  schon  7.5 
bis  10.0  bei  intraperitonealer  Application. 

Eine  Beziehung  der  Gröfse  der  schützenden  Kraft  des  Serums 
zur  Schwere  des  überstandenen  Typhus  liefs  sich  nicht  erkennen. 

Auch  das  Blutserum  zweier  an  Typhus  gestorbenen  Menschen 
konnte  S.  untersuchen  und  fand,  dass  es  schon  in  kleineren  Mengen 
schützend  wirkt  als  das  Blutserum  der  Typhusrekonvalescenten. 
Ebenso  untersuchte  S.  das  Blutserum  von  Menschen,  die  Typhus 
bestimmt  nicht  überstanden  hatten.  Er  fand,  dass  auch  an  solchem 
Serum  sich  öfter  eine  schützende  Wirkung  nachweisen  lässt.  Doch 
kommt  dieselbe  nicht  ganz  so  häufig  — unter  13  Fällen  6 Mal  — 
und  meist  erst  bei  Anwendung  erheblich  gröl'serer  Serummengen 
zur  Beobachtung. 

Eine  direkte  vernichtende  Wirkung  der  verschiedenen  unter- 
suchten Serumarten  auf  die  Typhusbacillen  oder  deren  Gifte  konnte 
nicht  nachgewiesen  werden,  hiedurch  jedenfalls  kann  also  die 
schützende  Wirkung  des  Serums  nicht  erklärt  werden;  es  bleibt 


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840  Hrübnrb,  Ehrlich  u.  Kossri.,  Schubbrt,  Eschrbich,  Canon,  No.  48 


nach  S.  allein  die  Möglichkeit  übrig,  dass  das  Serum  auf  den  zu 
schQtzeoden  Organismus  selbst  einwirkt,  ihn  befähigt  die  eingeführteo 
Bakterien  unschädlich  zu  machen;  damit  tritt  S.  den  bekannten  An- 
schauungen Bkhhino’s  gegenüber  und  auf  die  Seite  Buchnkh’s. 

2)  B.  beschreibt  einen  Fall  von  Rippenkaries,  in  dessen  Eiter 
Typhusbacillen  sich  fanden.  Es  war  6 Jahre  vorher  Typhus  vor- 
handen gewesen  und  die  Rippe  war  kurz  nach  dem  Typhus  schmerz- 
haft, der  Schmerz  verschwand  und  kehrte  nach  6 Jahren  zugleich 
mit  einer  Anschwellung  wieder.  Scheurlen. 


1)  0.  Heubner,  Ueber  die  Anwendung  des  Heilserums  bei  der 
Diphtherie.  Jahibuch  I.  Kinderheilk  Bd.  88,  S.  221. 

2)  P.  Ehrlich  und  H.  Kotssei,  Ueber  die  Anwendung  des  Diph- 
therieantitoxins. Sep.-Abdr.  a.  d.  Zeitschr  f.  Hyg.  u.  Ir.fectionskrankh, 
1894. 

3)  E.  Schubert,  Ueber  die  mit  dem  BKHRiNo-EaRLicH’schen  Diph- 
therieheilserum gemachten  Erfahrungen.  Deutsche  med.  Wochenschrift 
1894,  No.  22. 

4)  Th.  Escherieh,  Zur  Pathogenese  der  Diphtherie.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1894,  No.  22. 

5)  Canon,  Zur  Diphtheriebehandlung  mit  Heilserum.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1894,  No.  23. 

1)  H.  hat  in  der  Zeit  vom  November  1892  bis  Juni  1893  79 
Fälle  von  Diphtherie  mittelst  Injection  von  BKHuiNo’schnm  Heilserum 
behandelt.  Diese  79  Fälle  sind  die  am  schwersten  Erkrankten, 
welche  innerhalb  des  genannten  Zeitabschnittes  in  die  pädiatrische 
Klinik  zu  Leipzig  aufgenommen  wurden;  in  derselben  Zeit  wurden 
noch  50  andere  Kinder  in  die  Klinik  eingeliefert,  welche  aus  Mangel 
an  Material  nicht  injicirt  werden  konnten.  Stellt  man  nun  die 
Mortalitätsprocente  der  vor,  während  und  nach  der  Injectionsperiode 
in  der  Klinik  behandelten  Diphtheriekranken  in  Vergleich,  so  er- 
geben sich  — auch  bei  Einrechnung  aller  nicht  Injicirten  — die 
günstigsten  Ziffern  für  die  Serumperiode(64.6pCt. : 42.6  pCt. : 45.7  pCt.). 
Dass  dieses  günstige  Ergebniss  z.  Th.  jedenfalls  der  Behandlung 
zuzuschreiben  ist,  lehrt  der  Vergleich  aller  während  der  Serum- 
periode injicirten  und  nicht  injicirten  Fälle.  — Auf  die  Zahl  der 
nötig  gewordenen  Tracheotomien  hat  die  Behandlung  keinen  Ein- 
fluss; dies  ist  auch  nicht  zu  verwundern,  da  alle  Kinder,  bei  denen 
Operationen  notwendig  waren,  bereits  im  Zustaude  der  Stenose  in 
das  Krankenhaus  kamen.  Ebensowenig  ist  die  Mortalität  der  Ope- 
rirten  durch  das  Heilserum  beeinflusst;  sie  betrug  in  der  vor,  wäh- 
rend und  nach  der  Injection  gelegenen  Periode  88  pCt.  : 68.1  pCt. 
63.3  pCt.  Den  mildesten  Charakter  hat  also,  wie  aus  diesen  Zahlen 
hervorgeht,  die  letzte  Periode.  Wenn  trotzdem  die  Gesammtmor- 
talität  in  der  2.;  der  Serumperiode  — geringer  ist,  als  in  der  spä- 


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No.  48.  Ueber  Diphtherie  und  Behanhlung  derselben  mit  Heilserum.  841 

teren  Epidemie,  so  spricht  dies  ebenfalls  für  den  günstigen  Einfluss 
der  Behandlung. 

2)  Verff.  stellen  folgende  Regeln  für  die  Anwendung  des  Diph- 
iherieantitoxins  auf:  Bei  einfachen  und  frischen  Fallen  der  ersten 
2 Krankheitstage  wird  man  mit  200  Immunisirungseinheiten  am  1, 
und  ebenso  viel  atn  2.  Krankheitstage  auskommen.  Dagegen  bei 
allen  Tracheotomirten  und  solchen  Fällen,  in  denen  schwere  allge- 
meine Krankheitserscheinungen  vorliegen,  muss  die  Anfangsdosis 
mindestens  400  Immunisirungseinheiten  betragen,  denen  nötigenfalls 
noch  im  Laufe  desselben  Tages  die  gleiche  Menge  nachgeschickt 
werden  muss.  Dementsprechend  sind  io  derartigen  F&llen  am  2. 
Tage  mindestens  400  Immunisirungseinheiten  und  an  den  folgenden 
eventuell  ebenso  viel  zu  injiciren.  — Was  den  Gesammtverbrauch 
betrifft,  so  rechnen  Verff.  för  leichte  F&lle  400  Immunisirungsein- 
heiten, für  schwere  1000—1500  oder  noch  mehr.  Diese  Dosis  be- 
zieht sich  nur  auf  Kinder ; bei  Erwachsenen  müssen  entsprechend 
höhere  Mengen  verwendet  werden.  Die  gegebenen  Zahlen  sind 
nur  die  Minimalmengen  und  können  zweckmäfsig  erheblich  über- 
schritten werden.  — Einer  therapeutischen  Beeinflussung  nicht  mehr 
zugänglich  sind  1)  Fälle,  wo  der  Process  sich  schon  sehr  weit  in 
die  Bronchien  fortgesetzt  hat,  2)  Fälle,  wo  zur  Zeit  des  Beginns 
der  Behandlung  schon  Mischinfectionen  Vorlagen,  z.  B.  lobuläre 
Pneumonien  andererer  Herkunft,  3)  F&lle,  in  denen  schwere  Organ- 
veränderungen, insbesondere  myokarditische  Processe  schon  vor 
Eintritt  in  ilie  Behandlung  bestanden.  — Dagegen  sind  von  78 
Fällen,  die  in  den  ersten  2 Krankheitstagen  zur  Behandlung  kamen, 
nur  2 gestorben,  also  97  pCt.  geheilt. 

3)  Verf.  berichtet  über  die  Ergebnisse,  welche  mit  dem  Bbh- 
aiNo’schen  Diphtherieheilserum  auf  der  chirurgischen  Abteilung  des 
Elisabethkrankenhauses  erzielt  wurden.  In  dem  Zeitraum  vom  5. 
Februar  bis  4.  Mai  d.  J.  wurden  34  Kinder  behandelt;  dagegen 
20  tracheotomirt.  Es  genasen  28  Kinder;  6 starben  (sämtlich 
tracheotomirt).  Eine  Auswahl  der  mit  dem  Serum  behandelten 
Fälle  hatte  nicht  stattgefunden.  — Am  auffälligsten  ist  uach  den 
Eindrücken,  die  Verf.  hatte,  die  belebende  Wirkung  des  Mittels 
auf  das  Allgemeinbefinden  und  die  Herzschwäche.  Die  diphtheri- 
schen Beläge  werden  unter  Einwirkung  des  Mittels  schnell  demar- 
kirt  und  gelöst.  Das  Mittel  hilft  am  besten  bei  ganz  frischen 
Fällen;  bei  diesen  genügt  in  der  Regel  eine  einzige  Dosis,  um  die 
Krankheit  zu  coupiren.  Bei  den  schweren  Fällen  diphtherischer 
Allgemeinerkrankung  dagegen  müssen  die  Einspritzungen  nach  Be- 
darf wiederholt  werden,  Auch  die  Gröl'se  und  das  Alter  des  Kin- 
des bedingt  eine  Verschiedenheit  in  der  Dosirung.  Ober  welche  man 
sich  erst  in  der  Erfahrung  ein  Urteil  schaffen  kann.  Jedenfalls 
sind  zu  Heilzwecken  beim  Menschen  erheblich  gröfsere  Mengen 
erforderlich,  als  nach  dem  Tierversuch  zu  erwarten  war.  Nach- 
teilige Wirkungen  wurden  von  der  Einspritzung  nie  beobachtet. 
(Die  Irijection  r&th  Verf.  in  den  Oberschenkel  zu  machen,  und  die 


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842  Kuppel,  Einfluss  von  Verletzung  auf  die  Entwicklung.  No.  48 

Flüssigkeit  durch  Reiben  möglichst  zu  verteilen).  — Einige  Male 
traten  nach  der  Einspritzung  Exantheme  auf,  zumeist  von  scharlach- 
artigem  Aussehen.  — Von  Nachkrankheiten  wurden  zweimal  hämor- 
rhagische Nephritis,  einmal  Gaumensegellähmuog  beobachtet. 

Sein  Gesammturteil  Ober  den  Erfolg  der  Behandlung  fasst  Verf. 
dahin  zusammen,  dass  niemals  und  vor  allem  nicht  unmittelbar  vor 
der  Periode  der  Serumbehandlung  so  gute  Ergebnisse  erzielt  wur- 
den, dass  aber  die  Zahl  der  beobachteten  Fälle  zu  klein  ist,  um 
sichere  Schlösse  über  den  Wert  der  Metode  zu  ziehen 

4)  E.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Entstehung  und  der  Verlauf 
der  Diphtherie  zu  ausschliefslich  aus  der  Anwesenheit  und  Giftig- 
keit der  Bakterien  erklärt  werden,  während  man  in  der  letzten  Zeit 
den  Faktor  der  individuellen  Disposition  zu  sehr  vernachlässigt. 
Er  stellt  folgende  Thesen  auf:  1)  Zum  Zustandekommen  der  diph- 
therischen Erkrankung  ist  ausser  dem  Bacillus  und  der  Möglichkeit 
seiner  Invasion  noch  das  Vorhandensein  einer  specifischen  Empfäng- 
lichkeit seitens  der  Gewebe  des  zu  inficirenden  Organismus  erfor- 
derlich. 2)  Das  Verhalten  der  örtlichen  und  der  allgemeinen  Dis- 
position, erst  in  zweiter  Linie  die  gröfsere  oder  geringere  Virulenz 
des  Bacillus  sind  mafsgebend  für  den  Verlauf  der  Einzelerkrankung. 
3)  Auch  andere  und  selbst  saprophytische  Bakterien,  sowie  deren 
Stoffwechselprodukte  können  von  Einfluss  sein  auf*  die  Ausbreitung 
und  den  klinischen  Verlauf  des  Processes.  4)  Die  Heilung  des 
Krankheitsprocesses  erfolgt  durch  Immunisirung  des  erkrankten  Or- 
ganismus; kann  dagegen  nicht  auf  das  Verschwinden  der  Ba- 
cillen oder  den  Verlust  ihrer  pathogenen  Fähigkeiten  zurückgeführt 
werden. 

5)  C.  berichtet  über  die  Erfolge,  welche  mit  einem  von  Bkh- 

rino  u.  Ehrlich  hergestellten  Diphtherieheilserum  im  Krankenhause 
Moabit  erzielt  wurden.  Mit  diesem  Serum  sind  59  Kinder  in  der 
Zeit  vom  1.  December  1893  bis  22.  März  1894  behandelt  worden; 
davon  sind  45=76.9  pCt.  geheilt;  von  21  Tracheotomirten  sind 
16=76.9  pCt.  geheilt.  Dieses  Ergebniss  unterscheidet  sich  nicht 
wesentlich  von  den  Erfulgen  in  der  Zeit  vom  1.  Juli  bis  1.  Dez. 
1893  ohne  Serumbehandlung.  (70  pCt.  Heilungen,  35  Tracheoto- 
mien mit  22=62.9  pCt.  Heilungen).  Stadthagen 


M,  Klippel,  Contribution  ä P4tude  des  troubles  nerveux  cons^cu- 
tifs  aux  traumatiemes,  de  l’arröt  de  d^veloppement  ä la  suite  des 
l^sions  des  membres  dans  l’enfance.  Revue  de  tnedecine  1893,  No.  3. 

Im  ersten  Fall  war  nach  einem  Trauma  des  linken  Kniees  im 
3.  Lebensjahre  eine  Entwicklungshemmung  des  linken  Beines  ein- 
getreten, so  dass  der  Eindruck  der  infantilen  Kinderlähmung  ge- 
weckt wurde.  Bei  der  Section  des  31jährigen  Kranken  war  nicht 
das  Volumen  der  Muskelfasern,  sondern  ihre  Zahl  in  den  atrophi- 
schen Muskeln  vermindert;  ebenso  war  die  Zahl  der  peripherischen 
Nervenfasern  links  am  Bein  vermindert;  die  Ganglienzellen  der  Lum- 


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No.  48. 


Nbibsbb,  Gegenwärtiger  Stand  der  Liohenfrage. 


843 


balanschwellung  schienen  links  weniger  gut  entwickelt  wie  rechts. 
— Im  2,  Fall  war  nach  einem  Trauma  des  Arms  im  12.  Lebens- 
jahr eine  Entwicklungshemmung  des  Armes  mit  Atrophie  der 
Schultermusculatur  eingetreten.  — Im  3.  Fall  war  die  rechte  untere 
Extremität  infolge  eines  im  17.  Lebensjahre  erhaltenen  Traumas  in 
der  Totalität  der  Muskeln  in  der  Entwicklung  zurückgeblieben.  — 
Neben  diesen  Zeichen  der  Entwicklungshemmung  fanden  sich  auch 
trophische  Anomalien,  so  in  Fall  II  eine  Ankylose  im  Schulterge- 
lenk, in  Fall  III  ein  Pes  equinus  mit  Retraction.  K.  unterscheidet 
3 Gruppen  von  Muskelatrophien:  1)  die  einfache,  in  der  die  Faser 
ihre  normale  Streifung  hat,  aber  grauer  wie  sonst  ist;  2)  die  de- 
generative  mit  Verlust  der  Streifung,  Kernwucherung  etc.);  3)  die 
numerische,  bei  der  die  Fasern  ihr  Volumen  und  Structur  behalten 
haben,  doch  an  Zahl  vermindert  sind.  — Oie  dritte  Form  liegt 
hier  vor  (wahrscheinlich  auch  in  den  beiden  nicht  zur  Section  ge- 
kommenen Fällen).  Jede  traumatische  Verletzung  in  der  Kindheit 
kam  zu  Entwicklungshemmungen  der  betroffenen  Extremitäten  füh- 
ren (Fracturen,  Gelenkverletzungen  etc.).  Die  Pathogenese  ist 
vielleicht  eine  reflectorische  Wirkung  auf  die  trophischen  Rücken- 
markscentren,  von  denen  eine  Veränderung  der  peripherischen  Nerven 
und  der  Muskelfasern  ausgeht;  diese  trophische  Atrophie  combinirt 
sich  bei  Kindern  mit  einem  Zurückbleiben  im  Wachstum  der  Ex- 
tremität. E.  Kalischer. 


A.  Neisser,  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Lichenfrage. 

(Referat,  erstattet  in  der  dermat.  Sect.  des  XI.  internat.  Congr. 

zu  Bonn).  Arob.  f.  Dermat.  u.  Syph.  1894,  S.-A. 

Nachdem  Verf.  auseinandergesetzt  hat,  dass  und  warum  das 
klinische  Bild  der  Hautveränderungen  allen  Classificirungsversuchen 
in  erster  Reihe  zu  Grunde  zu  legen  ist,  entwickelt  und  begründet 
er  bezüglich  der  viel  umstrittenen  Lichenfrage  eine  Reihe  von  The- 
sen, denen  in  Kürze  das  Folgende  zu  entnehmen  ist:  Der  Name 
Lichen  soll  einzig  und  allein  für  die  als  Lichen  ruber  bekannte 
Hautkrankheit,  welche  in  zwei  Hauptformen  — dem  L.  planus  und 
dem  L.^acuminatus  — auftritt,  beibehalten  werden.  Alle  übrigen 
unter  anderen  Namen  beschriebenen  Eruptionsformen  sind  Modifi- 
cationen  eines  dieser  Haupttypen.  — Die  Pityriasis  rubra  (Dk- 
vbboib-Rrsnibb)  ist  ein  morbus  sui  generis  und  eine  Form  der  Kera- 
tonosen.  Diesen  letzteren  sind  vorläufig  auch  gewiss  zur  Zeit  (wohl 
mit  Unrecht)  als  Psorospermosen  gedeutete  lichenoide  Ausschläge 
zuzurechnen.  Der  Lichen  pilaris  ist  eine  angeborene  Hyperkera- 
tose  und  besser  als  Keratosis  pilaris  zu  bezeichnen.  Für  den  L. 
scroph  uloso'ru’m,  dessen  tuberculöse  Natur  möglich,  bisher  aber 
nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist,  schlägt  N.  den  Namen  Sero- 
phuloderma  miliare  vor.  Der  L.  urticatus  ist  Urticaria  papulosa, 
der  L.  syphiliticus,  den  N.  trotz  des  fast  regelmäfsigen  Befundes 


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844 


Kkilmank,  Ueber  Geburten  mit  Wehenschw&che. 


No.  48 


von  Riesenzellen  nicht  für  eine  Mischform  von  Tuberculose  mit  Lues 
halt,  Syphiloderma  milio-papulosum  zu  benennen.  — Zum  Schluss 
bespricht  Verf.  eine  Gruppe  von  Lichenerkrankungen,  die  nament- 
lich von  französischen  Dermatologen  vielfach  erörtert  werden,  in 
Deutschland  aber  nur  wenig  bekannt  sind.  Von  diesen  stell.t  er 
Vioal’s  L.  simplex  acutus  neben  die  HRBBs’sche  Prurigo  und 
verweist  den  L.  simplex  chronicus  als  eigene  Gruppe  in  die 
Gczemklasse.  Die  „lichenoiden"  Eruptionen  des  sogen.  Eczema 
folliculare  (Malcolm  Morris)  sind  als  eine  eigene  Species  der 
Folliculitiden  zu  betrachten.  il.  Müller. 


A.  Keilmann,  Geburten  mit  Wehenschwäche.  Petersburger  med. 

Wochenschrift  1894,  No.  24 

Verf.  hat  das  Alkohol-Extract  der  Ipecacuanhawurzel,  das  von 
Pabkrb  zur  Hebung  der  Wehenschwäche  empfohlen  und  neuerdings 
wieder  von  Drapbs  und  Utt  (Pet.  med.  Wochenschr.  1892,  No.  12, 
No.  18,  1893,  No.  2)  als  wirkungsvoll  bezeichnet  wurde,  einer 
Prüfung  unterworfen. 

Nach  einer  Erörterung,  in  welchen  Fällen  die  Diagnose: 
„Wehenschwäche“  gestellt  werden  darf,  referirt  er  Ober  4 Fälle 
und  erwähnt  1 Fall,  in  denen  er  die  Wirkung  des  Vinum  Ipecac. 
bei  wirklicher,  primärer  Wehenschwäche  erprobt  hat  und  kommt 
zu  dem  Schlüsse,  dass  dem  Vin.  Ipecac.  die  Eigenschaft  eines 
Wehenmittels  durchaus  abgesprochen  werden  muss.  Er  beobachtete 
nach  der  Verabreichung  von  Vin.  Ipecac.  (3  Mal  10  Tr.  in  30  Min.) 
keine  Contractionen  des  Uterus,  sondern  nur  einige  Anspannung 
der  Bauchdecken  als  Begleiterscheinung  des  Brechaktes. 

Die  von  Utt  beschriebenen  6 Fälle  werden  insbesondere  in 
Bezug  auf  Präcisirung  der  Diagnose  einer  Kritik  unterworfen.  Die 
Beurteilung  des  Wehen  Verlaufs  muss  durchaus  die  Feststellung  der 
Relation  des  vorliegenden  Teiles  zum  untern  Cervixsegment  zur 
Grundlage  haben.  Wo  der  vorliegende  Kindsteil  noch  nicht  die 
zur  Wehenauelösung  nötige  Berührung  mit  den  untern  Cervicalpar- 
tien  hat,  ist  der  Zustand  der  Wehenlosigkeit  als  selbstverständlich 
anzusehen.  Die  als  Folge  langer  Geburtsdauer  angesehenen  Ge- 
fahren: Erschöpfung  der  Kreifsenden,  Drucknekrosen,  Infections- 
möglichkeit,  Asphyxie  des  Kindes  etc.  sind,  wenn  es  sich  um  wirk- 
liche primäre  Wehenschwäche  bandelt,  nicht  vorhanden,  weshalb 
ein  expectatives  Verfahren  durchaus  gerechtfertigt  ist.  — Die 
Zange  soll  nur  bei  allerstrengster  Indication  wegen  Wehenschwäche 
angelegt  werden,  wegen  der  Gefahr  der  atonischen  Nachblutung. 

Soll  aus  irgend  welchen  Gründen  dennoch  eine  Therapie  ge- 
übt werden,  so  darf  dieselbe  nur  darauf  gerichtet  sein,  die  fehlen- 
den Wehen  zu  schaffen. 

Da  die  medicamentösen  Mittel  versagen,  empfiehlt  Verf.,  bei 
Kopflagen  den  Kopf  in’s  Becken  zu  drücken,  am  besten  in  Nar- 


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No.  48. 


Zknkdk.  — Robkbtson.  — Latus. 


845 


kose;  er  erzielte  bei  WehenschwAche  auch  in  der  Ei  Öffnungsperiode 
auf  diese  Weise  sehr  gute  Erfolge.  A.  Martin 


K.  Zenker,  Chromkali-Sublimat-Eisessig  als  Fixirungsmittel.  Münchn. 
med.  Wochenscbr.  1894,  No.  27. 

Verf.  hat  sich  zar  Fixiroog  des  ihm  zaströmenden  pathologischen  Materials  fol- 
gende Mischung  hergestellt:  destillirtes  Wasser  lOOcctm,  Sublimat  50g.  doppelt 
chrom«aures  Kali  2.5  g,  scbwefelsaures  Natron  10  g,  Eisessig  6 0 g.  Es  empfiehlt  sich, 
den  Eisessig  erst  kurz  vor  dem  Gebrauche  zuzusetzen.  Io  dieser  Flüssigkeit,  deren 
Farbe  die  der  bekannten  MOLLRH’schen  Lösung  ist,  bleiben  die  zu  fixirenden  Objecte 
je  nach  ihrer  Gröfse  eine  bis  4b  Stunden,  Centralnerrensystem  14  Tage.  Dann  wer- 
den die  Objecte  ausgewaschen  und  in  Alcobol  von  steigender  Concentration  gehärtet, 
dem  zuerst  zur  Entfernung  dos  Sublimates  Jod  beigesetzt  war.  Nach  Verf.  ist  die 
fixirende  Wirkung  seines  Gemisches  gleich  vortrefflich  wie  die  der  Fi  kmm iso'schen  und 
der  HKRUANN'schen  Lösung,  das  Gemisch  bat  den  Vorzug,  dass  es  besser  und  schneller 
io  die  Gewebe  eindringt  und  keinerlei  Schrumpfung  hervorruft.  Sowohl  die  Zell- 
aabatanzen, wie  auch  die  Bestandteile  des  Kernes  werden  io  ausgezeichneter  Weise 
erhalten. 

Einen  Vorteil  erblickt  Verf.  ferner  darin,  dass  nach  Anwendung  seines  Chromkali- 
Sublimat-Eisessig  Gemisches  die  Färbung  mit  Carmin,  Hämatoxylm  den  Anilinen  und 
der  WrioinT’srhen  Methode  für  das  Centraloervensystem  vollständig  gelingt.  Die 
Billigkeit  des  Gemisches  — ein  Liter  desselben  kostet  etwa  60  Pf.  — ist  ebenfalls 
als  ein  Vorzug  gegenüber  den  teuren  anderen  Flüssigkeiten  zu  betrachten. 

Rawiti. 


A.  Robertson,  The  digestion  of  sugar  in  health.  Edinb.  med.  Joum. 
1894,  S.  200. 

In  Uebereinttimmung  mit  der  allgemeinen  Annahme  cnnitatirte  Verf,  dass  Speichel 
ohne  Einfluss  auf  Rohriucker  ist,  denselben  nicht  inrertirt.  Magensaft  des  Menschen 
fand  Verf  in  Uebereinstimmnng  mit  Lucbe  etwas  stärker  inrerlirend,  als  Salzsäure 
ran  gleicher  Accidit.lt.  da  jedoch  neutralisirter  Magensaft  keine  Inrersion  bewirkt, 
schliefst  Verf.,  dass  der  Magensaft  kein  inrertirendes  Ferment  enthält  Um  su  sehen, 
ob  im  Magen  selbst  eine  Inrersion  stattfiodet,  brachte  Verf.  250  ccm  einer  20  procent. 
Rohrzuckerlösung  in  den  leeren  rorber  ansgespülten  Magen,  entnahm  in  bestimmten 
Interrallen  Mageninhalt  und  bestimmte  den  Gebalt  ron  Invertzucker  und  Gesammt- 
zucker.  Es  ergab  sich,  dass  der  Rohrzucker  im  Magen  inrertirt  wird  und  zwar  ent- 
halten die  später  entnommenen  Proben  teils  absolut  teils  im  Verhältnis  zum  Gesammt- 
zucker  mehr  Inrertzucker  Lösungen  ron  Inrertzucker  (NB.  etwas  freie  Schwefel- 
säure enthaltend)  direct  in  den  Magen  eingeführt,  rerschwiuden  sehr  schnell  aus 
demselben.  Bei  Versuchen,  in  denen  abgewogene  Quantitäten  rerschiedener  Abschnitte 
des  Darmes  rom  Meerschweinchen  und  Kind  und  die  Organe  mit  5 procent.  Rohr- 
zuckerlösung digerirt  wurden  und  die  Quantität  de,  gebildeten  Inrertzucker  nach  2 
Stunden  bestimmt  warde,  ergaben,  dass  das  inrertirende  Ferment  hauptsächlich  im 
Dünndarm,  in  geringerer  Menge  auch  im  Dickdarm  und  rerschiedenen  Organen  vor- 
banden  ist.  K.  Sslkowskl. 


E.  Laves,  Untersuchung  des  Fettes  von  Frauenmilch.  Zeitschr.  f. 
phisiol.  Chem.  XIX.  S.  369. 

Dnabbängig  ron  Rurrct.,  hat  Verf.  im  Horra  SnTi.ER’icheo  Institute  116  g Fett  aus 
Frauenmilch  untersucht  und  darin  nur  1.4  pCt.  an  flüchtigen  Säuren  gefunden;  und 
zwar  bestanden  diese  nnr  ans  wenig  Buttersäure,  zu  annähernd  gleichen  Teilen  aus 
Capron-,  Capryl-  und  Caprinsäure.  Der  Procentgehalt  an  Fettsäoren  im  Fette  beträgt 
(nach  KörT8ix>RFa<t)  95.1  pCt , and  der  an  unlöslichen  Fettsäuren  (nach  Heuser) 
98  2 pCt  , sodass  für  die  wasserlöslichen  Fettsäuren  1.9  pCt.  verbleiben.  Unter  den 
nicht  flüchtigen,  unlöslichen  Fettsäuren  (98  2 pCt.)  findet  sich  neben  Palmitin-,  Stea- 


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846 


Crocq.  — Obhi-kr. 


No.  48 


rin-  und  Oelsäuru  eine  oder  mehrere  Fettsäuren  von  niedrigerem  Molekulargewicht, 
wahrscheinlich  Myristinsäure.  An  ungesättigter  Säure  (Oelstare)  eothtlt  das  Fett 
(nach  Hobl)  49.4  pCt.  Der  Schmelzpunkt  des  Fettes  liegt  bei  80 — 81°,  der  der  Fett- 
säure bei  87  — 39'C.  Das  Fett  der  Frauenmilch  ist  somit,  verglichen  mit  dem  der 
Kuhmilch,  sehr  arm  an  flüchtigen  und  wasserlöslichen  Säuren,  reich  an  Oelsäure. 

J.  Munk. 


Crocq,  Contribution  a l’ötude  experimentale  des  art^rhee  infectieuses. 
Arch.  de  m6d.  exp.  et  d’anat.  path.  VI.  p.  583. 

Nachdem  durch  wiederholte  Beobachtungen  festgestellt  war,  dass  im  Anschluss 
an  acute  Infectionakrankbeiten  nicht  nur  Endocarditis,  sondern  auch  Arteriitis  sich 
entwickeln  kann,  hatten  Gilbibt  und  Lion  auf  experimentellem  Wege  nach  voraus 
gegangener  Verletzung  der  Aorta  durch  Einführung  von  Typbusbacillen  eine  Arteritis 
erzeugt;  später  gelang  es  ihnen  auch,  mit  einem  von  ihnen  selbst  gefundenen  Bacillus 
der  Endocarditis  ohne  vorherige  Verletsung  in  einigen  Fällen  Arteriitis  hervorzurufen. 

Verf.  hat  nun  folgende  Fragen  zu  beantworten  gesucht: 

1)  Kann  eine  Verletzung  allein  eine  Arteriitis  erzeugen? 

2)  Kann  eine  Infection  allein  eine  Arteriitis  erzeugen? 

3)  Führt  Trauma  mit  folgender  Infection  immer  zur  acuten  Arteriitis? 

Die  Versuche  wurden  an  Kaninchen  ausgeführt,  die  Verletzung  der  Aorta  mit 
einem  von  Verf.  selbst  angegebenen  feinen  silbernen  Troicart  mit  seitlicher  Oeffnung 
der  Kanüle  gemacht. 

Die  Verletzung  allein  brachte  keine  Arteriitis  zu  Stande,  ebensowenig  die  In- 
fection  allein  mit  Typhus  Bacillen,  Bacterium  coli,  Streptococcus  pyogenes,  Diphtherie- 
Bacillus.  Die  Resultate  von  Gilbbbt  und  Lion  mit  ihrem  Endocarditis- Bacillus  konnte 
Verf.  nicht  nacbprüfen.  Anch  Trauma  und  Infection  zusammen  führten  beim  Typhot- 
Bacillus  nur  selten  zur  Arteriitis;  bei  den  übrigeo  angewandten  Bakterien  trat  die 
selbe  stets  ein.  Doch  sind  Rückschlüsse  auf  den  Menschen  nur  mit  Vorsicht  zu 
machen,  da  die  Empfänglichkeit  von  Mensch  und  Kaninchen  für  die  einzelnen  Bak- 
terienarten sehr  differirt.  Die  infectiöse  Arteriitis  kann  auf  zweierlei  Weise  zu  Stande 
kommen,  durch  Implantation  der  Mikroben  selbst  in  der  Arterienwand  oder  durch 
Einwirkung  der  Bakteriengifte.  Auf  letztere  Weise  kommt  es  vorwiegend  zur  chroni- 
schen Arteriitis,  während  die  Bakterien  selbst  die  acute  Arteriitis  bedingen. 

M.  Rothmann. 


R.  Oehler,  Casuistische  Mitteilung  ana  der  Klinik  Carolinum  in 
Frankfurt  a.  M.  Ober  daa  sogenannte  Knochenaneurjama.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVIII.  S.  525. 

Neben  12  fremden  Beobachtungen  in  einigen  unsicheren  Fällen  berichtet  Verf. 
über  einen  von  ihm  selbst  gesehenen  Patienten.  Derselbe  eio  16 jähriger  juoger  Mann 
bekam  (vielleicht  infolge  eines  leichten  Trauma)  eine  vom  Knochen  ausgehende 
Schwellung  am  äusseren  Gondyl.  femor.  von  prall  elastischer  Beschaffenheit  auf  ihrer 
Höhe,  während  ao  den  Rändern  die  knöcherne  Schaale,  welche  allmälig  in  die  uor 
malen  Femurcootouren  jlberging,  das  Gefühl  auf  Druck  wie  der  erweichte  Hinterkopf 
rachitischer  Kinder  darbot.  Bei  einer  Probeincisioo  entleerte  sieb  eio  starker  Blutstrom, 
man  gelangte  in  eine  ca.  801)  ccm  Raum  haltende,  ’/<  der  Femur  umgebende,  tief 
io  den  Knochen  hinein  reichende  Höhle  mit  rauher,  cariöser  Innenwand,  und  dünn- 
schaliger, z.  Th.  nur  fibröser  mit  eingesprengten  Knochenstückeben  versehener  Ausaeo- 
fläche.  Gröfsere  Gefäfse  mündeten  nicht  in  die  Höhle.  Nach  Ampot  femor  ist  dann 
Pat.  dauernd  gesund  geblieben  Die  feinere  Untersuchung  der  Höhleowand  zeigte 
nirgends  normale  Knochensubstanz , dieselbe  glich  vielmehr  dem  in  Verknöcherung 
begriffenen  Fracturcallus.  Von  der  Peripherie  nach  dei  Höhle  zu  fortschreitend 
nahmen  die  Knochenzellen  an  Gröfse  zu  und  mehrte  sich  die  Rundzellenfüllung:  am 
äusseren  Rand  war  die  Knochensubstanz  bis  auf  die  äussersten  Rette  geschwunden, 
freigewordenc  Knochenzellen  mit  Kundzellen  des  Marks  und  stellenweisen  Riesenzellen 


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No.  48. 


OSTMANN.  — JKNNINOS.  — ThAYBB. 


847 


bildeten  einen  leicht  abbrBckelnden  Saum , an  welchen  direct  die  ßlutmasse  des  Bohl- 
raums  grenzt.  Eine  ausgeprägte  Grenze  dieses  Saumes,  so  dass  er  ein  eigenes  Gewebe 
darstellt,  bestand  nicht,  immerhin  hält  Verf.  die  Entstehung  der  sog.  Knochenaneurys- 
men  ans  hämorrhagischen  Sarcomen  noch  für  die  annehmbarste  Erklärung  , indem 
der  Blutstrom  nach  and  nach  alles  Sarcom-Qewebe  auswäscht.  p.  GOtvrbock. 


Ostmann,  Beiträge  zu  dem  Vorkommen  von  Exostosen  des  äusseren 
knöchernen  Gehörganges  bei  den  verschiedenen  Völkerrassen. 
Monatsh.  f.  Ohrenheilk.  1894,  No.  8,  9.  10. 

Unter  2688  Schädeln  der  verschiedenen  Vfllkerrassen  worden  im  Ganzen  16  Mal 
Exostosen  im  äusseren  knöchernen  QehSrgang  gefunden;  darunter  bei  amerikanischen 
Schädeln  allein  13  Mal  (6.4  pCt.)  bei  australischen  und  oceanischen  2 Mal  (1.77  pCt.) 
bei  modernen  und  antiken  Egypter  Schädeln  1 Mal  (0.19  pCt.)  bei  afrikanischen  Ne- 
gern, Asiaten,  Europäern  kein  Mal.  Von  den  18  Exostosen  amerikanischer  Schädel 
kommen  12  auf  solche  alter  Peruaner.  Dieses  so  aufialleod  häufige  Vorkommen  der 
Exostosen  des  äusseren  GehOrgangs  bei  den  alten  Peruanern  lässt  sich,  nach  Verf., 
aus  der  eigenartigen  Verdrückung  des  äusseren  GehOrgangs  hei  den  bracby-  und  byper- 
brachycephalen  Schädeln  und  einer  gegebenen  Neigung  zu  excessirem  Knocbenwachs- 
tnm  überhaupt,  wie  sie  durch  die  Exostosis  multiplex  zu  Tage  tritt,  erklären. 

Schwäbach. 


D.  D.  jennings,  Treatment  of  depressions  in  the  skull  of  tbe  new 
born.  Med.  Record  1894,  S.  166. 

Wenn  nach  einer  schweren  Gebart  Depressionen  an  den  Schädelknocben  des 
Kindes  vorhanden  sind,  so  rät  Verf.  zu  folgendem  Verhalten:  Im  Falle  Zeichen  von 
Gehirndrnck  elntreten,  trepanire  man  in  jedem  Falle  sofort.  Fehlen  solche  Zeichen 
gänzlich,  so  kann  man  2 Wochen  lang  abwarten.  Richtet  sich  in  dieser  Zeit  die 
Depression  nicht  auf,  oder  nimmt  sie  sogar  zu,  so  trepanire  man,  auch  wenn  Hirner- 
scheionDgen  nicht  eingetreten  sind.  Wartet  man  noch  länger  ab  so  kann  plötzlicher 
Tod  des  Kindes  den  Arzt  überraschen.  Das  durch  den  Trepan  entfernte  Knochen- 
Stück  versuche  man  wieder  einznheilen ; et  wird  dies  oft  gelingen.  stadthegen. 


W.  S.  Thayer,  Note  on  the  value  of  guajacol  applied  externally 
ae  an  antipyretic.  Med.  News  1894,  No.  13. 

T.  wandte  das  Gnajakol  äusserlich  als  Antipyreticnm  nngefäbr  in  derselben  Weise 
an,  wie  es  hier  anf  der  SiitATos'schen  Klinik  benutzt  und  von  Stoiismbuso  (Berliner 
klin.  Wochenschr.  1894,  No.  6)  eingehend  beschrieben  wurde.  Im  Ganzen  wurden 
acht,  an  verschiedenen  fieberhaften  Erkrankungen  leidende  Männer  und  Frauen  damit 
behandelt;  die  Resultate  waren  kurz  folgende:  Guajakol,  auf  die  Haut  anfgepinselt, 
wird  ziemlich  schnell  resorbirt;  bei  fieberhaften  Erkrankungen  folgt  ein  gradweiser 
Abfall  der  Temperatur,  die  3—4  Standen  nach  der  Aufpioselung  ihren  niedrigsten 
Stand  erreicht;  mit  diesem  Temperaturabfall  geht  ein  starker,  höchst  unangenehmer 
.Schweifsausbruch  einher;  nach  kurzer  Zeit  steigt  die  Temperatur  wieder  schnell  an, 
und  zwar  mit  Kältegefühl,  häufig  mit  ausgeprägtem  Schüttelfrost  Mehr  als  zwei  c.c. 
sollten  nicht  angewandt  werden.  Da  die  erwähnten  Nebenwirkungen  (Schweifs, 
Schüttelfrost)  die  Kranken  in  hohem  Grade  schwächen , so  ist  die  Anwendung  des 
Guajakols  nur  auf  geeignete  Fälle  zu  beschränken.  Uebrigens  lassen  sich  dieselben 
Wirkungen,  wie  durch  Aufpinselungen  des  Gnajakois,  auch  durch  Einspritzungen  in's 
Rectum  oder  in's  Unterhautgewebe  hervorrufen.  K.  Kronihal. 


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848 


AshTOH,  WiliLS  U.  C'IOPKR.  — B >KCK.  — Lühlkin. 


No.  48 


1)  Th.  S.  Ashton,  Angio  - Neurotic  oedem«:  a report  of  three 
caaes  showing  some  intereating  manifestations.  Medical  News  1893, 
8.  April. 

2)  E.  Wills  and  D.  Cooper,  Angio  Neurotic  oedema.  Brain  1893, 
Aatumn. 

1)  A.  teile  3 neue  Falle  von  typischem  angio-neurotiseben  Oedem  mit;  als  ans 
losende  Momente  des  jedesmaligen  Anfalls  wirkten  Trauma  und  Abkühlung.  Im  2. 
Fall  nahm  die  Conjunctiva  an  dem  Oedem  Teil.  Im  3.  coincidirte  das  angioneuro- 
tische  Oedem  des  Gesichts  mit  einem  Herpes  der  Schldelhant.  Heredität  lag  io  allen 
8 Fällen  nicht  vor.  Sonst  verliefen  die  Anfälle  typisch  (plötzliches  Entstehen  and 
Schwinden,  Gefühl  von  Steifheit  and  Jucken,  etc.) 

2)  6 Fälle  von  angioneurotischem  Oedem  werden  mitgeteilt,  in  denen  ätiologisch 
in  Betracht  kamen  Pubertät,  Climacterium,  gastrische  Störung.  Erschöpfung  durch 
Masturbation.  Die  Verteilung  des  Oedems  auf  der  Hant  war  onregelmäfsig  and 
wechselnd.  Das  angio  neurotische  Oedem  ist  eine  vasomotorische  Störung  (eine  abor- 
tive Urticaria),  die  sich  besonders  häufig  bei  Hysterie,  Hystero- Epilepsie  und  Neuras- 
thenie findet  und  auf  ein  labiles  vasomotorisches  Nervensystem  hioweist. 

8.  Kalischer. 


(’.  Koeck,  Neues  Verfuhren  bei  <ler  Färbung  tler  Mikropanteiten 
auf  der  Oberfläche  des  Körpers.  Monatsheft  f.  pract.  Dcrmat  XVIII. 
No.  10. 

Als  ein  sweckmäfsiges  Verfahren  zur  raschen  Oaentirung  oder  zur  klinischen 
Demonstration  empfiehlt  Verf.  den  zu  untersuchendon  Hautfieck  mit  der  FarblOsnng 
z.  B der  SsBLi'acben  Borax-Methlenblaulösung  direct  zu  bepinseln  und  die  alsdann  ab 
gekratzten  Schüppchen  in  Glycerin  uod  Wasser  (1:3)  zu  untersuchen.  Setzt  man 
der  letzteren  Flüssigkeit  einige  Körnchen  Re.orcin  zu,  so  halten  sich  die  Präparate 
auch  einige  Tage.  H-  MlUior. 


Löhlein,  Ueber  die  Grenzen  der  kilnatlichen  Fröhgebu’t.  Deutsche 

nieü.  Wochenschr  1893,  No.  21. 

L.  bespricht  an  der  Hand  von  3 künstlichen  Frühgeburten  die  ausserordentlichen 
.Schwierigkeiten  für  die  Feststellung  der  unteren  Indicationsgrenze.  Er  hat  bei  der- 
selben  Frau  zur  gleichen  Zeit  der  Schwangerschaft  die  Frühgeburt  zweimal  eingeleitet 
und  hierbei  für  die  Prognose  des  Kiodes  erhebliche  Differenzen  gefunden.  Boi  der 
ersten  Frühgeburt  wurde  ein  lebendes  Mädchen  von  2700  g mit  tiefem  lüffelförmigen 
Eindruck  der  rechten  Fov.  temporal,  entwickelt,  das  am  8.  Tage  an  lobulärer  Pneu- 
monie stirbt,  während  bei  der  zweiten  ein  um  200  g schwereres  Mädchen  obue  jede 
Impression  am  Kopfe  extrahirt  werden  konnte,  da  trotz  kräftigerer  Gesammtentwicke 
lung  der  Kopf  bei  kleineren  Querdurchmesser  viel  configurabler  war  — Bei  einem 
anderen  Fall,  bei  dem  bei  einer  Conj.  diag.  von  8.5  zu  der  üblichen  Zeit  in  der  85. 
Woche  die  Frühgeburt  eingeleitet  wurde,  war  das  Kind  trotz  streng  durchgeführter 
Entfettungskur  der  Mutter  schon  so  kräftig  entwickelt,  dass  d«r  Kopf  nur  mit  einer 
Qoerfractur  der  Squama  occipitis  entwickelt  werden  konnte.  Hieraus  zieht  S.  den 
Schloss,  dass  man  in  solchem  Falle  die  Frühgeburt  schon  in  der  .30,  bis  3 \ Woche 
einleiten  oder  sich  als  Umgehung  des  Kaiserschnittes  für  die  Syrophyseotomie  ent- 
scheiden müsse.  Die  Symphyseotomie  betrachtet  L.  übrigens  nicht  als  Ersatz  für  die 
künstliche  Frühgeburt,  sondern  für  den  Kaiserschnitt  aus  relativer  Indicatioo,  für 
Fälle  also,  wo  sich  die  künstliche  Frühgeburt  als  unzureichend  erweist.  a.  Martin. 

Hinwendungen  für  du  GenJralblatt  »erden  an  die  Adrc*»»’  de*  Hrn  Prof.  T>r  M.  B e r n ti  a r d t (Herl-»  W. 

Franr.'-sisehe  Straf*«  21)  oder  an  die  Y<*rlag*hamllting  (Berlin  NW..  68.  Luter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  ton  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  I..  8churnacber  in  Berlin. 


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w ec  he  ntt  ie  h erschei  ne  n 
t — 2 Bogen;  »a  Schluss« 
de»  Jihrgang«  Titel , Na- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

fQr  die 


Preis  des  Jahrganges 
80  Mark ; au  belieben 
durch  alle  Bnchhandlun* 
gen  and  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  »•  Dezember.  No.  49. 


Inhalt!  Biivii,  Ueber  eine  Färbemethode,  mit  der  men  Diabetes  und  Glycosurie 
aas  dem  Blate  disguosticiren  kaoo.  (Orig.  Mitt.). 

ScHAPPsa,  Zar  Histologie  des  Rückenmarks.  — Ssiisisnros,  Deber  ceotri- 
petale  Nervenfasern  im  Maskel. — Schmitz,  Mbsstis,  Beiiebang  des  Magensaftes 
sar  Darmfäalniss.  — (Iflsst,  Deber  Pigmentablagerang  in  der  Darmmuscalatur.  — 
Gibmbi,  Ueber  die  taberculOse  Kniegelenkseotzündung.  — Rsicust,  Entstehung 
der  Miubildangen  der  Harnblase  and  Harnröhre.  — Grubkht,  Jahresbericht  der 
Obrenklioik  sn  Halle  a.  S.  — Chiasi,  Ueber  die  Iotnbation  des  Kehlkopfs  — 
Raun,  Hygienische  Beurteilung  des  Wassers.  — Ja<just,  Zar  Diagnostik  der  func- 
tiooellen  Kreislaufstörungen.  — Bttsss,  Zar  Lehre  vom  Oesophagosdirertikel.  — 
List,  Wetzoldt,  Ueber  Polymyositis  acuta.  — Fuchs,  Fall  too  multipler  Neu- 
ritis mit  Beteiligung  des  N.  opticus.  — Goidscbiiois  und  Btscsis,  Ueber  die 
Empfindung  des  Widerstandes.  — Wazuzt«,  Aetiologie  der  Cyititis.  — Cbaput, 
Behandlung  der  Salpingitis.  — Pohl,  Einfluss  von  Giften  auf  die  Darmbesregungen. 

Spibio,  Ausnützung  der  Nahrung  bei  Leukämie.  — Mittelbach,  Specifiscbe 
Drehung  des  Fibrinogeas.  — t.  Bitto,  Bestimmung  des  Lecithins  im  Pfianzensamen. 

— Bisdl,  Ueber  experimentelle  Gefiftrerengerung.  — Goodbuk,  Lisi,  Bebend- 
lang  ron  Pseadartbroseu.  — Lapoubcadc,  Ueber  Fufsdeformitäten.  — Sobwabz, 
Behandlung  tuberculöser  Gelenkentzündungen  — Fihotti,  Exstirpation  eitrig  thront  - 
bosirter  Venen.  — Gzoez,  Ueber  Glaskörperblutuugen.  — Uhthopp,  Ueber  Con- 
junctivitis dipbtheritica.  — Gbussht,  Extraction  der  Coiumella  bei  Tauben.  — 
FsAbkbl,  Prolaps  des  Ventriculus  Morgagni.  — Buhoe,  Färbung  der  Geifselbak- 
terien.  — Maas,  Wirkung  des  Lysols.  — Holt,  Ueber  die  künstiiebe  Ernährung 
im  Kindesalter.  — Scbwabz,  Creosot  bei  Scropbulose  — Mabandon  de  Mostiil, 
Amat,  Wirkung  des  Duboisins.  — Hsbbcbbl,  Lao,  Falle  von  Glottlskrampf  beim 
Erwachsenen.  — Hoorn,  Curmrin  bei  Tetanie.  — Guttibtao,  Elastische  Fasern 
in  Hautnarben.  — Fbiedheim,  Zur  Casuittik  der  Sclerodermie.  — MCllcb.  Zur 
Technik  der  Einleitung  der  küustlicben  Frühgeburt.  — ».  Swizcicbi,  Aetiologie  der 
Parametritis  — Kraubb,  Seltenere  gynäkologische  Falle.  — Waltbbb,  Metritis 
diueCAOs.  — Tubtschasihow,  Ueber  Vergiftung  mit  Siotoniu,  Carbolsäure  u.  s.  w. 

— Dieballa,  Wirkung  too  Chloroform,  Bromätby)  und  Aetber  auf  das  Froscbbers. 


XXXII,  Jabrgaog. 


54 


850  Brbmrh,  Ueber  eine  Färbemetbode,  mit  der  man  Diabetes  und  No.  49 


Heber  eine  Färbemethode,  mit  der  man  Diabetes  und  Ghcosurie 
ans  dem  Blute  diagnosticiren  kann. 

Von  Dr.  Ludwig  Bremer,  St.  Lonix,  Missouri. 

Sowohl  für  die  histologische  Untersuchung  der  normalen  mor- 
phologischen Bestandteile  des  Blutes,  als  besonders  auch  zur  Ge- 
winnung einer  Einsicht  in  die  Arten  ihres  Zerfalls  und  in  patholo- 
gische Veränderungen ')  derselhen  (Untersuchung  auf  Malariaparasiten 
und  sonstige  Mikroorganismen  eingeschlossen)  hat  sich  die  folgende 
Farbemethode  in  einer  langen  Reihe  von  Untersuchungen  als  die 
empfehlenswerteste  erwiesen.  Ich  möchte  sie  als  Normalfarbeme- 
thode des  Blutes  bezeichnen.  — Aus  einer  '/„  procent.  wässerigen 
Eosinlösung  und  einer  gesättigten  wässerigen  Methylenblaulösung 
werden  durch  Umröhren  in  je  einem  Schälchen  zwei  Mischungen 
hergestellt,  die  sich  bis  auf  ein  Kleines  der  neutralen  Grenze  nähern, 
so  zwar,  dass  die  eine  von  ihnen  ein  deutliches  Ueberwiegen  des 
Eosins  zeigen  muss,  während  die  zweite  z.  B.  ein  hineingetauchtes 
Stückchen  Filtrirpapier  rein  blau  zu  färben  hat  Die  in  solchen 
Mischungen  auftretenden  Niederschläge  lassen  sich  durch  kleine 
Kunstgriffe,  die  an  einem  anderen  Orte  ausführlich  beschrieben  wer- 
den sollen,  leicht  von  den  Präparaten  fernhalten. 

Nach  der  EnRUCB’schen  Methode  werden  die  Blutausstrichprä- 
parate för  ungefähr  2 Stunden  auf  120 — 125°  C erhitzt  und  dann 
nacheinander  för  etwa  je  3 Minuten  mit  den  erwähnten  Farbmi- 
schungen behandelt,  jedoch  so,  dass  die  Eosin  in  Ueberschuss  ent- 
haltende zuerst  zur  Anwendung  kommt.  Die  getrockneten  und  in 
Balsam  eingelegten  Präparate  lassen  dann  die  verschiedenen  Ele- 
mente in  den  folgenden  Nuancen  erscheinen: 

Alle  normalen  Erythrocyten  nehmen  einen  braunroten  Farben- 
ton an,  der  sich  gegen  die  centrale  Delle  hin  mehr  oder  weniger 
scharf  abgrenzt.  Die  Intensität  des  Tones  wechselt  von  einem  hel- 
leren rotbraun  bis  zu  einem  sehr  tiefen  kastanienbraun,  je  nach 
der  individuellen  Beschaffenheit  des  Blutes.  Nach  den  Individuen 
und  namentlich  nach  etwa  vorhandenen  pathologischen  Zuständen 
verschieden  ist  auch  die  Färbung  der  Blutplättchen,  die  zwischen 
violettblau  und  rein  blau  schwankt,  sich  aber  immer  mehr  oder 
weniger  als  eine  basophile  zeigt.  Die  Kerne  der  Leukocyten  sind 
rein  blau  gefärbt,  dabei  oft  das  Fadennetz  in  grofser  Deutlichkeit 
hervortreten  lassend;  alle  E-Granulationen  präsentiren  sich  in  vio- 
lettroter Farbe.  Die  Granula  der  eosinophilen  Zellen  erscheinen 
leuchtend  rot.  Schwach  basophil  sind  die  Kerne  der  mittleren  und 
grofsen  Lymphocyten,  deren  Protoplasma  dagegen  gewöhnlich  deut- 
lich blau  gefärbt  ist  und  ebenfalls  basophile  Granulationen  erkennen 
lässt.  Die  kleinsten  Lymphocyten  endlich  haben  intensiv  blaue 
Kerne  und  nur  schwach  bläuliches  Protoplasma. 


'}  Einen  Versuch  xu  einer  pathologischen  Anatomie  des  Blntes  werde  ich  in 
kurier  Zeit  rerSBentlichen. 


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No.  49.  Glycosurie  aus  dem  Blute  diagnosticiren  kann.  851 

Ein  grofser  Vorteil  dieser  Methode  ist,  dass  auch  das  Blut- 
plasma, je  nach  seiner  chemischen  Beschaffenheit,  bestimmte  Farben- 
töne annimmt.  Im  Allgemeinen  reagirt  es  schwach  neutrophil, 
nimmt  aber  oft  eine  tiefbraunrote  Farbe  an,  die  wohl  hauptsächlich 
einer  Diffusion  der  flüssigen  Bestandteile  der  Erythrocyten  in  das 
umgehende  Plasma  zuzuschreiben  ist.  Dieses  Austreten  der  Hämo- 
globin und  andere  unbekannte  Substanzen  haltenden  Flüssigkeiten 
ist  eine  Folge  des  Trocknens  und  der  Schrumpfung  des  Disko- 
plasmas. 

Von  den  vielen  Abweichungen  von  diesen  Farbenreactionen  der 
normalen  Blutbestandteile,  Abweichungen,  die  fast  immer  auf  be- 
stimmte pathologische  Zustände  zurückzuführen  sind  und  also  für 
die  letzteren  diagnostischen  Wert  besitzen,  soll  hier  nur  auf  eine 
der  frappantesten  kurz  hingewiesen  werden.  Sie  betrifft  den  mehr 
oder  weniger  vollkommenen  Verlust  der  Eosinophilie  der  roten 
Blutkörperchen  in  dem  Blute  von  solchen  Individuen,  die  im  Urin 
über  die  Norm  hinaus  gehende  Mengen  von  Zucker  ausscheiden. 
In  allen  Fällen,  die  mir  bisher  zur  Untersuchung  kamen,  und  die 
sowohl  typischen  Diabetes  wie  vorübergehende  Glycosurie  umfassten, 
hat  sich  ausnahmslos  die  genannte  Eigentümlichkeit  gezeigt,  und 
zwar  mit  einer  solchen  Prägnanz  und  Sicherheit,  dass  aus  der  Fär- 
bung der  Blutpräparate  wiederholt  ein  anormaler  Zuckergehalt  des 
Urins  vorausgesagt  werden  konnte. 

In  solchen  Präparaten  bleiben  die  Blutkörperchen  entweder 
völlig  ungefärbt  oder  sie  zeigen  einen  leichten  gelben  oder  grün- 
lich-gelben Farbenton;  nur  selten  ist  eine  schmale  Randzone  des 
Erythrocyten  schwach  rötlich  tingirt.  Auch  das  Blutplasma  bleibt 
farblos  oder  erscheint  höchstens  leicht  rosa,  zum  Beweis,  dass  es 
sich  hier  nicht  um  ein  Herausdiffundiren  des  Hämoglobins,  sondern 
um  eine  veränderte  chemische  Beschaffenheit  der  Blutkörperchen 
handelt.  Hand  in  Hand  mit  dieser  Anomalie  der  Reaction  der 
Erythrocyten  gehen  gewisse  Veränderungen  des  Verhaltens  der 
Granulationen,  der  Lymphocyten  und  der  physiologischen  Zerfalls- 
producte  der  roten  Blutkörperchen,  i.  e.  der  Blutplättchen,  Eine 
Beschreibung  dieser  Veränderungen  würde  über  den  Rahmen  dieser 
Mitteilung  hinausgehen. 

Sehr  auffallend  ist  es,  dass  sich  die  Erythrocyten  des  Zucker- 
blutes unter  den  sauren  Anilinfarbstoffen  nur  gegen  das  Eosin  re- 
fractär  verhalten;  andere  saure  Farbstoffe  (Scharlach,  Aurantia, 
Säurefuchsin)  werden  von  ihnen  aufgenommen. 

In  allen  von  mir  untersuchten  Fällen  von  Diabetes  und  fast 
immer  bei  Glycosurie  findet  sich  ferner  eine  enorme  Ueberladung 
des  Blutplasmas  mit  weifsen  meist  kugeligen  Körperchen,  die,  in 
mäfsiger  Anzahl  und  in  geringer  Gröfse  auch  im  normalen  Blute 
Vorkommen.  Sie  sind  irrthümlicher  Weise  Ei weifs-Körperchen,  auch 
wohl  Elementar-Körperchen  benannt  worden.  Sie  sind  unfärbbar 
mit  irgend  welchen  der  mir  bekannten  Farbstoffe.  Ihrer  Natur 
und  ihrem  Herkommen  nach  sind  sie  nekrotische  Substanzen,  von 

54* 


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852  Bbbmrp,  Ueber  eine  Färbemethode  etc.  No.  49 

degenerirenden  Erythrocyten,  Leuko-  und  Lymphocyten  abatarn- 
mend.  Ihre  Anzahl  in  diabetischem  Blute  ist  so  grofs,  dass  dessen 
Plasma  granulirt  erscheint.  Tritt  dies  schon  in  Präparaten,  die 
nach  der  Normalfärbemethode  behandelt  sind,  mit  genügender  Deut- 
lichkeit hervor,  so  sind  die  Bilder,  welche  man  mit  der  GaAsTschen 
Färbung  erzielt,  geradezu  überraschend.  In  manchen  Fällen  scheinen 
die  nekrotischen  Massen  der  Menge  nach  über  das  Plasma  zu  über- 
wiegen, eine  Thatsache,  welche  einigermassen  die  nervösen,  resp. 
toxischen  Erscheinungen  bei  Zuckerkrankheiten,  wenn  nicht  erklärt, 
so  doch  dem  Verständnisse  etwas  näher  rückt.  Eine  andere  dem 
Blute  der  Diabetiker  und  Glykosuriker  eigentümliche,  durch  die 
GßAM’sche  Färbung  darstellbare  Abnormität  ist  ein  weifser  Hof,  der 
die  Kerne  umgibt,  in  mancherlei  Formen  und  Windungen,  gewöhn- 
lich in  C-Form.  Diese  weifsen  Stellen  halte  ich  für  nekrotisch. 

Ob  das  Vorwiegen  der  nekrotischen  Massen  in  Zusammenhang 
mit  jener  Farbenreaction  steht,  oder  ob  etwa  noch  ein  zweites 
Characteristicum  des  Zuckerblutes  vorhanden  ist,  welches  der  Re- 
action  zu  Grunde  liegt,  muss  durch  fernere  Versuche  entschieden 
werden.  Gegen  beide  Annahmen  spricht  allerdiugs,  dass  auch  in 
gewissen  nervösen  Krankheiten  das  Blut  mit  ebendenselben  weifsen 
nekrotischen  Massen  überaus  reichlich  beladen  ist. 

Man  könnte  versucht  sein  anzunehmen,  dass  der  abnorme 
Zuckergehalt  der  Erythrocyten  die  ihnen  sonst  eigentümliche  Eosino- 
philie aufhebt.  Das  einfache  Experiment  jedoch,  wonach  man  die 
Ausstrichpräparate  von  normalem  Blut  mit  Zuckerlösung  behan- 
delt, und  dann  färbt,  spricht  dagegen.  Die  Farbenreaction  ist  hier 
die  gewöhnliche. 

Lässt  man  dagegen  ein  Deckglas,  welches  mit  nicht  diabetischem 
oder  glycosurischem  Blute  bestrichen  und  auf  gewöhnliche  Weise 
erhitzt  ist,  auf  zuckerhaltigem  Urin  eine  Zeit  lang  schwimmen, 
sage  25 — 30  Minuten,  und  stellt  dann  die  obige  Probe  an,  so  tritt 
wieder  die  Zuckerreaction  in  den  Eryrothrocyten  auf.  Sie  Bind 
ausserordentlich  schwach,  gelb-grünlich  gefärbt.  Das  Gegenexperi- 
ment, Behandlung  mit  nicht  zuckerhaltigem  Harne,  fällt  nega- 
tiv aus. 

Es  ist  mir  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen,  den  gröfseren  oder 
geringeren  Zuckergehalt  aus  der  gröfseren  oder  geringeren  Einbufse 
an  Eosinophilie  seitens  der  Erythrocyten  zu  diagnosticiren.  Der 
Unterschied  zwischen  Diabetes  und  Glycosurie  ist  ebenfalls  bis  jetzt 
undiagnosticirbar. 

Es  scheint  indessen,  dass  mit  der  Höhe  des  Zuckergehaltes  im 
Urin  der  Grad  der  Unfärbbarkeit  der  Erythrocyten  steigt. 

Auch  bei  künstlich  erzeugter  Glycosurie  nach  Phloroglucin  in 
einer  Tagesgabe  von  0 6 nach  drei  auf  einander  folgenden  Tagen 
liefs  sich  neben  dem  Nachweifse  des  Zuckers  im  Harn  die  beschrie- 
bene Reaction  constatiren.  Die  Zunahme  der  nekrotischen  Massen 
war  ebenfalls  nachweisbar. 


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No.  49. 


Schaffkr,  Zur  Histologie  des  Rückenmarks. 


853 


Das  von  anderer  Seite1)  behauptete  Vorkommen  von  Glycogen 
in  den  Leukocyten  habe  ich  nicht  bestätigen  können. 

Mein  Beobachtungsmaterial  beschränkt  sich  auf  12  Fälle.  Dar- 
unter sind  4 von  ausgesprochenem  Diabetes,  5,  in  welchen  nervöse 
Beschwerden,  meistens  unter  dem  klinischen  Bilde  der  Neurasthenie, 
bestehen  (darunter  einer  mit  traumatischer  Neurasthenie),  2 mit  ner- 
vösen Symptomen,  auf  veralteter  Lues  beruhend;  einer  hat  Struma, 
bietet  aber  sonst  keine  subjectiven  oder  objectiven  Symptome  dar. 

Die  Farbstoffe  wurden  von  Gküblbb  aus  Leipzig  bezogen. 


J.  Schaffer,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Stützgeröstes  im  mensch- 
lichen Rückenmarke.  Archiv  f mikr.  Anat.  und  Entwickelungsgsoh.  Bd. 
44.  H.  1. 

Verf.  hat  zur  Untersuchung  des  Stützgerüstes  im  Rückenmarke 
des  Menschen  sich  folgender  Methode  bedient:  Die  von  dem  in 
MüLLBH’scher  Lösung  erhärteten  und  in  Celloidin  eingebetteten  Ma- 
teriale gemachten  Schnitte  wurden  zunächst  nach  der  vom  Verf. 
modificirten  KoLTscHiTzaT’schen  Essigsäure-Hämatoxylin-Methode  ge- 
färbt, wodurch  die  markhaltigen  Nervenfasern  schwarz  auf  hell- 
braunem Grunde  hervortraten.  Darauf  wurden  die  Schnitte  24 
Stunden  lang  in  destillirtem  Wasser  gewaschen  und  dann  bis  zu 
3 Wochen  in  sehr  dünner  wässriger  Eosinlösung  gefärbt.  Und 
zwar  genügten  2 Tropfen  einer  1 proc.  Eosinlösung  auf  10  ccm 
destilllrten  Wassers  für  1 — 2 Schnitte.  Nach  solcher  Behandlung 
differenziren  sich  sehr  deutlich  echtes  leimgebendes  Bindegewebe 
und  Neuroglia.  Die  Pia  und  deren  Fortsetzungen  sowie  die  Gefäfse 
sind  braun,  die  Neuroglia  leuchtend  roth  gefärbt. 

Indessen  erreicht  man  nur  an  der  Peripherie  des  Organes  gute 
Resultate,  mehr  nach  der  Mitte  der  weilsen  Substanz  gegen  die  ' 
graue  hin  versagt  die  Methode.  Verf.  meint,  dass  die  Ursache  wohl 
darin  zu  suchen  sei,  dass  die  mittleren  Partien  grösserer  Gewebsstücke 
immer  mangelhaft  gehärtet  seien.  (Das  dürfte  nicht  „immer“  zu- 
treffen. Härtet  wirklich  ein  Reagens  die  mittleren  Partien  eines 
Organes  — auch  gröfserer  Stücke  — schlecht  und  nur  die  Peripherie 
gut,  dann  ist  das  Reagens  nichts  werth  und  die  Resultate  für  Pe- 
ripherie und  Centrum  sind  von  zweifelhaftem  Werlhe.  Es  würden 
z.  B.  bei  dem  Materiale,  an  dem  Verf.  gearbeitet  hat.  alle  Unter- 
suchungen des  Baues  der  grauen  Rückenmarksmasse  werthlos  sein, 
da  nach  Verf. ’s  Ansicht  das  Reagens  die  mittleren  Partien  schlecht 
gehärtet  hat.  Ref.) 

Die  Resultate,  zu  denen  Verf.  an  seinem  von  hingerichteten 
Individuen  stammenden  Materiale  gelangt  ist,  sind  die  folgenden: 
Unmittelbar  unter  der  Pia  findet  sich  eine  stark  ausgebildete  faserig- 
körnige Zone,  welche  mit  zahlreichen  Septen  der  weifsen  Substanz 
zusammenhängt.  Die  Zone  ist  die  graue  Rindenzone  der  älteren 
Autoren,  die  Subpia  Waldbykk’s;  dieselbe  hat,  wie  ihr  tinctoriales 

')  Gabeicxiwsxi,  Arch  f.  eip.  Patb,  Bit.  28.  P.  272. 


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854  Schaffkr,  Zur  Histologie  des  Rückenmarks.  No.  49 

Verhalten  zeigt  (leuchtend  rother  Farbenton)  nichts  mit  der  Pia  zu 
thun.  Sie  besteht  aus  zahlreichen  starren,  drehrunden  und  filzartig 
verflochtenen  Fasern,  die  in  die  Septa  zu  verfolgen  sind  und  die 
einzelnen  markhaltigen  Fasern  der  weifsen  Stränge  umhüllen.  Da 
andere  Arten  Stützgewebe  nicht  vorhanden  sind,  so  ist  die  erwähnte 
Zone  die  Neuroglia.  Echtes  leimgebendes  Bindegewebe  findet  man 
im  Innern  der  Markmasse  nur  in  Begleitung  der  Gefäfse,  dasselbe 
kann  dabei  aber  stellenweise  so  mächtig  werden,  dass  es  als  Stütz- 
gewebe  sicherlich  in  Betracht  kommt.  Da  aber,  wo  keine  Gefäfse 
liegen,  ist  ausschliesslich  Neuroglia  vorhanden.  An  der  Peripherie 
durchbrechen  allerdings  kleinere  Piafortsätze  die  Gliahülle  und  drin- 
gen zugleich  mit  der  Glia  eine  Strecke  weit  in  das  Mark  ein,  um 
sich  sehr  bald  nach  kurzem  Verlaufe  zu  verlieren.  Diese  Binde- 
gewebszüge  brauchen  nicht  zum  Stützgewebe  gerechnet  zu  werden. 
Das  dorsale  mediale  Septum  hat  nicht  an  allen  Stellen  des  Rücken- 
markes die  gleiche  Beschaffenheit.  Vom  Halsmarke  bis  zum  Beginne 
des  Lendenmarks  ist  es  reines  Gliaeeptum,  in  dem  stellenweise 
Gefäfse  eingebettet  sind.  Im  Lenden-  und  Sacralmarke  dagegen 
ist  ein  deutlicher  Sulcus  longitudinalis  posterior  vorhanden,  dessen 
Lippen  von  einer  hohen  Glialage  bedeckt  sind,  mit  welcher  zugleich 
von  beiden  Seiten  je  eine  feine  Lamelle  der  Pia  sich  einsenkt,  die 
beide  mit  einander  zu  einem  Bindegewebsseptum  verschmelzen. 

Die  Fasern  der  Gliahülle  haben  eineo  dreifachen  Verlauf.  Dem 
Markmantel  liegt  unmittelbar  auf  eine  Lage  dicht  gedrängter  cir- 
culärer  Fasern.  Radiäre  Fasern  gehen  durch  diese  Lage  hindurch; 
sie  begeben  sich  zum  Theil  in  die  radiären  Gliasepten,  zum  Theil 
in  die  Glianetze  zwischen  den  Nerven  und  bilden  mit  den  circulären 
ein  dichtes  Flechtwerk.  Dazu  kommen  noch  longitudinale  Fasern, 
deren  Querschnittsbilder  der  Hülle  das  körnige  Aussehen  verleihen. 
Die  radiären  Fasern  fehlen  nie,  während  die  circulären  und  longi- 
tudinalen bei  geringer  Gliahülle  reducirt  sind. 

Hinsichtlich  der  Gliazellen  schliefst  sich  Verf.  der  Anschauung 
Gikkkks  an.  Bekanntlich  stehen  sich  in  dieser  Frage  zwei  Ansichten 
scharf  gegenüber.  Nach  der  einen,  die  von  Goi.oi  und  den  Anhän- 
gern seiner  Methode  vertreten  wird,  sind  die  Gliafasern  nur  Aus- 
läufer der  Zellen,  es  wird  also  das  Glianetz  durch  eine  Verflechtung 
von  Zellenfortsätzen  hergestellt.  Nach  der  anderen  Ansicht  (Ranvikh, 
Schwalbk,  Wkujkht)  wird  die  Neuroglia  von  sich  durchflechtenden 
Fibrillen  gebildet,  die  mit  den  Zellen  keinen  directen  Zusammenhang 
haben;  wo  ein  solcher  zu  beobachten  ist,  handelt  es  sich  stets  um 
künstliche  Verklebungen.  Nach  Gikrkr  bildet  sich  der  Zustand  des 
Nichtzusammenhängens  der  Gliafasern  mit  den  Zellen  erst  in  Folge 
von  Verhornung  der  Fasern  bei  älteren  Individuen.  Auch  Verf. 
nimmt  die  letztere  Ansicht  an,  hält  also  die  Discontinuität  von 
Fasern  und  Zellen  für  eine  secundäre  Erscheinung.  Rawitz. 


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No.  49.  Sbrbrington,  Ueber  centripetale  Nervenfasern  im  Muskel.  855 

C.  S.  Sherrington,  On  the  anatoroical  Constitution  of  nerves  of 
skeletal  muscles,  with  retnarks  on  recurrent  fibres  in  the  ventral 
spinal  nerve-root.  Jonrn.  of  Physiol.,  XVII.,  p.  211. 

Untersuchungen  Ober  den  Reflexbogen  des  „Kniephänomens“ 
föhrten  den  Verf.  dazu,  das  Vorkommen  centripetaler  Fasern 
in  den  Muskelnerven  genauer  zu  erforschen.  Zu  diesem  Zwecke 
untersuchte  er  geeignete  Nerven,  besonders  der  Hinterextremitäten, 
bei  Katzen  und  Aflen,  nach  folgenden  Methoden:  1)  verglich  er 
ihre  Nervenfasern  nach  Zahl  und  Kaliber  mit  denjenigen  der  dazu 
gehörigen  vorderen  Röckenmarkswurzeln;  2)  durchtrennte  er  vordere 
und  hintere  Wurzeln  central wärts  von  den  Wurzelganglien,  so  dass 
also  die  Verbindung  der  Nerven  mit  diesen  erhalten  blieb,  aber 
jeder  Zusammenhang  mit  dem  Röckenmark  sicher  aufgehoben  war. 
Er  fand  in  diesem  Falle  besonders  in  den  die  mm.  vasti  und  Ad- 
duktoren versorgenden  Nerven  Ober  Erwarten  viele  Fasern  nicht 
degenerirt. 

Dieselben  betrachtet  er  als  centripetal  und  mit  den  Spinal- 
wurzelganglien anatomisch  und  trophisch  verbunden;  denn  es  gelang 
experimentell  auszuschliefsen:  1)  das  Vorkommen  centrifugaler  Fa- 
sern in  den  hintern  Wurzeln  (gegen  Joskph);  2)  die  Möglichkeit, 
dass  es  sich  um  rückläufige  Fasern  aus  andern  Nervenstämmen 
handle,  deren  Wurzeln  nicht  durchschnitten  waren;  3)  die  Möglich- 
keit, dass  man  es  mit  regenerirten  Fasern  zu  thun  habe;  4)  die 
sympathische  Natur  dieser  Fasern;  5)  die  Existenz  von  Ganglien- 
zellen distal  von  den  Spinalwurzelganglien. 

Die  genauere  Untersuchung  der  in  Rede  stehenden,  vom  Verf. 
nunmehr  als  „Wurzelganglienfasern“  bezeichneten  Elemente 
ergab:  bezöglich  ihrer  Anzahl,  dass  eie  ein  Drittel  bis  zur 
vollen  Hälfte  aller  in  den  Muskelnerven  vorhandenen  Fa- 
sern ausmachen;  bezöglich  ihres  Kalibers,  dass  ihre  Dicke  zwischen 
1.5  und  20  f*  schwankt,  dass  einige  unter  ihnen  stärker  sind  als 
die  stärksten  Fasern  der  Hautnerven,  dass  sie  aber  die  Dicke  der 
stärksten  motorischen  Nervenfasern  (27— 30  ft)  nicht  erreichen,  end- 
lich dass  ihre  Mehrzahl  feiner  ist  als  die  Mehrzahl  der  motorischen 
Fasern.  Verf.  betont,  dass  dies  genau  der  vergleichenden  Be- 
schreibung entspricht,  welche  IIknlr  von  den  Fasern  der  hintern 
und  vordem  Wurzeln  gegeben  hat,  wo  also  die  motorischen  und 
die  sensitiven  Elemente  räumlich  getrennt  sind,  ln  den  Muskel- 
nerven selbst  sind  die  Wurzelganglienfasern  meistens  mit  den  motori- 
schen Fasern  durcheinanderliegend  angeordnet,  seltener  zu  Gruppen 
und  Bündeln  vereinigt. 

Besondere  Sorgfalt  verwendete  Verf.  auf  das  Studium  ihrer 
peripherischen  Endorgane.  Als  solche  erscheinen  ihm  die  von 
Köi.likkh  als  „Muskelknospen“,  von  Kursk  als  „Muskelspin- 
deln“ bezeichneten  Gebilde,  von  denen  er  auf  Grund  eigener  ge- 
nauer Untersuchung  eine  detaillirte  histologische  Beschreibung  giebt, 
bezüglich  welcher  auf  das  Original  verwiesen  werden  muss.  Den 
Beweis  für  die  Natur  dieser  Gebilde  als  Endorgane  der  Wurzel- 


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856  Shbrkington,  Ueber  oontripetale  Nervenfasern  im  Muskel.  No.  49 

ganglienfasern  lieferte  ihm  die  Thatsache,  dass  nach  Durchtrennung 
der  vordem  und  hintern  Wurzeln  mit  konsekutiver  Degeneration 
der  motorischen  Fasern  in  jeder  Muskelspindel  die  Endigungen 
von  ganz  wohlerhaltenen,  nicht  degenerirten  markhaltigen  Nerven- 
fasern gefunden  wurden,  und  zwar  3—4  in  jeder,  bei  solchen  Mus- 
kelspindeln, welche  mehrere  Muskelfaserböndel  in  ihrem  Innern 
enthalten,  auch  5 — 7.  Von  allen  centripetalen  Fasern  in  den  Mus- 
kelnerven endigen  etwa  zwei  Drittel  in  diesen  Organen;  die  übrigen 
scheinen  teils  „freie  Endigungen“  zu  besitzen,  teils  mit  den  „Seh- 
nenorganen“ von  Got.nt  zusammenzuhängen.  In  nächster  Nähe  der 
an  solchen  Sehnenorganen  reichen  Aponeurosen  sind  auch  die  Mus- 
kelspindeln am  zahlreichsten  zu  finden. 

Der  von  vielen  Autoren  angenommenen  Vorstellung,  dass  die 
Muskelspindeln  Entwicklungsformen  von  gewöhnlichen  Muskelfasern 
seien,  tritt  Verf.  damit  entgegen,  dass  er  in  den  Zellkernen  der 
innersten  die  Muskelfasern  umgebenden  Holle  niemals  Mitosen  ge- 
funden habe.  Bezüglich  der  physiologischen  Bedeutung  der  Muskel- 
fasern in  einem  sensorischen  Endorgan  nimmt  er  an,  dass  mecha- 
nische Einwirkung  hier  der  adäquate  Reiz  sei,  indem  die  Dehnung 
und  Kontraktion  derselben  die  in  ihnen  endigenden  bezw.  längs 
ihnen  herlaufenden  Nervenfasern  erregen  solle. 

Eine  Bestätigung  des  trophischen  Zusammenhangs  der  in  Rede 
stehenden  Nervenfasern  mit  den  Spinal wurzelganglien  fand  Verf. 
ferner  in  einem  Fall  von  Amyelie  bei  einem  Fötus  mit  hochgra- 
diger Spina  bifida.  Obwohl  das  Rßckenmark  gänzlich  fehlte,  waren 
doch  alle  Muskelnerven  als  solche  vorhanden;  erhalten  waren  die 
Spinalwurzelganglien  sowie  das  sympathische  Nervensystem.  Dabei 
waren  die  Skeletmuskeln  wohl  ausgebildet,  woraus  Verf.  schliefst, 
dass  entweder  ein  trophischer  Einfluss  der  Vorderhorn-Ganglien- 
zellen im  Foetalleben  noch  fehle,  oder  aber,  dass  ein  solcher  Ober- 
haupt nicht  existiere,  vielmehr  die  Atrophie  bei  Degeneration 
der  motorischen  Centren  und  Leitungsbahnen  auf  Inaktivität  allein 
beruhe. 

In  seinen  Tierversuchen  fand  Verf.  nach  Durchtrennung  beider 
Wurzeln  Degeneration  aller  Muskelfasern  in  den  betreffenden  Mus- 
keln, ausser  denjenigen  im  Innern  der  „Muskelspindeln“.  Durch 
starke  Induktionsreizung  der  Muskelnerven  liefe  sich  eine  langsame 
und  geringfügige  Zusammenziehung  der  in  diesem  Zustande  befind- 
lichen Muskeln  erzielen;  da  er  Regeneration  von  Nervenfasern  nicht 
beobachten  konnte,  so  bezieht  er  diese  Erscheinungen  auf  eine  Kon- 
traktion der  Spindelmuskelfasern,  bez.  eine  „pseudomotorische“  (also 
centrifugale  statt  der  nach  ihm  gewöhnlich  centripetalen)  Leitungs- 
funktion der  Wurzelganglienfasern.  Merkwürdigerweise  fand  er 
regenerirte  Fasern  4 — 7 Wochen  nach  der  Operation  in  dem  cen- 
tralen Stumpf  der  durchschnittenen  hinteren  Wurzeln. 

Während  diese  beiden  Punkte  noch  nicht  vollständig  aufgeklärt 
werden  konnten,  gelang  es  dem  Verf.  in  den  vordem  Wurzeln  des 
Lumbodorsalmarks  rückläufige  Fasern  naebzu weisen , wie  solches 


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No.  49.  ScBMrrz,  Beziehung  des  Magensaftes  zur  Darmfäulnis.  857 

Wiu.RR  und  Schiff  von  den  anderen  Regionen  angeben.  Ein  Zu- 
sammenhang dieser  centripetalen  Fasern  mit  den  von  Schäfkr  in 
den  vordem  Wurzeln  gefundenen  Ganglienzellen  scheint  aber  nicht 
vorzuliegen.  Hinsichtlich  der  Möglichkeit,  in  seinen  Untersuchungen 
durch  sympathische  Fasern  getäuscht  worden  zu  sein,  bemerkt 
Verf. , dass  in  den  Muskelnerven  nach  Durchtrennung  beider  Spi- 
nal wurzeln  mit  Exstirpation  der  Wurzelganglien  keine  ein- 
zige markhaltige  Faser  mehr  zu  finden  war,  alle  sympathischen 
Fasern  in  denselben  daher  marklos  sind,  also  zu  Verwechslungen 
nicht  Anlass  geben  können.  Dagegen  blieben  in  den  Hauptnerven- 
stämmen  in  diesem  Fall  einige  wenige  ganz  feine  markhaltige  Fa- 
sern undegenerirt,  welche  sympathischer  Natur  zu  sein  und  zu  der 
gemeinsamen  Scheide  der  Hauptstämme  zu  gehören  scheinen. 

Boruttau  (Göttingon). 


K.  Schmitz,  Die  Beziehung  der  Salzsäure  des  Mageusaftes  zur 
Darmfäulniss.  Zeitsch.  f.  phys.  Chem.  XIX.  S.  401. 

Um  festzustellen,  ob  die  Zufuhr  von  Salzsäure  die  Fäulniss 
des  Eiweiss  im  Darmkanal  beschränkt,  bestimmt  Verf.  zunächst  bei 
einem  Hunde,  welcher  mit  l/j  Liter  Milch  und  Vj  Kilo  Pferdefleisch 
gefüttert  wurde,  die  Aetherschwefelsäuren  und  gab  demselben  als- 
dann in  9 aufeinander  folgenden  Tagen  täglich  14  ccm  Normalsalz- 
säure, entsprechend  0,5  HCl,  mit  der  Schlundsonde.  Der  Hund 
schied  an  den  Normaltagen  im  Mittel  0,2220  g Aetherschwefelsäure 
aus  berechnet  als  Baryumsulfat  nach  Zuführung  von  Salzsäure 
0,2237  g,  ein  Einfluss  war  also  nicht  vorhanden.  Ebenso  negativ 
verlief  eine  zweite  Versuchsweise,  bei  welcher  der  Hund  täglich 
2 ccm  conc.  Salzsäure  in  Kapseln  erhielt.  Auch  bei  Fütterung  mit 
Hundekuchen  zeigte  sich  kein  merklicher  Einfluss  von  der  Nahrung 
hinzugefögter  Salzsäure,  obwohl  die  Quantität  derselben  bis  zu  6 ccm 
gesteigert  und  7 resp.  5 Tage  hinter  einander  gegeben  wurde, 
gleichgültig,  ob  der  Hundekuchen  nur  in  Wasser  eingeweicht  oder 
zum  Zweck  der  Sterilisirung  mit  Wasser  gekocht  war.  Dagegen 
trat  in  einem  Versuche,  den  Verf.  an  sich  selbst  anetellte,  eine  un- 
zweifelhafte Abnahme  der  Aetherschwefelsäure  unter  dem  Einflüsse 
der  Salzsäure  ein,  die  im  Durchschnitt  34  pCt.  beträgt.  Der  Grund 
für  die  Differenz  beim  Hunde  und  beim  Menschen  liegt  nach  Verf. 
darin,  dass  beim  Hunde  in  Folge  des  gröfseren  Gehaltes  seines 
Magensaftes  an  Salzsäure  die  durch  die  Salzsäure  Oberhaupt  erreich- 
bare Herabsetzung  der  Eiweissfäulniss  schon  physiologisch  erreicht 
ist,  die  Zuführung  von  Salzsäure  also  nichts  daran  ändern  kann. 

E.  Salkowski. 


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858  Mksstkr,  Beziehung  d.  Magensaftes  etc.  — Göbbl,  Ueber  Pigment-  No.  49 

Messter,  Ueber  Magensaft  und  Darmfäulniss.  Zeitsch.  f.  klin.  Med. 

Bd.  24.  S.  441. 

An  einen  Hund  wurde  5 Wochen  lang  pro  Tag  1 Kilo  Fleisch 
verfüttert,  das  durch  Auswaschen  mit  heissem  Wasser  möglichst 
chlorarm  gemacht  war;  daneben  keine  Kohlehydrate,  weil  diese 
nach  Hirschlkb  die  Eiweissfäulniss  verhindern  resp.  verlangsamen. 
Die  Ausscheidung  von  Chlornatrium  durch  den  Harn  ging  schnell 
auf  einen  niedrigen  Werth  herunter,  bis  unter  0.01  pCt.  und  hielt 
sich  weiter  auf  diesem  tiefen  Stand.  Die  gepaarten  oder  Aether- 
schwefels&uren  zeigten  zwar  eine  Zunahme,  aber  durchaus  nicht 
entsprechend  dem  Absinken  der  Harnchloride  und  dem  daraus  zu 
erschliefsenden  Freisein  des  Magensaftes  von  Salzsäure,  was  auch 
einmal  an  dem  ausgeheberten  Mageninhalt  bestätigt  werden  konnte. 
Dagegen  zeigte  sich  bei  Fütterung  mit  faulem  (chlorfreiem)  Fleisch 
eine  erhebliche  Zunahme  der  Aetherschwefelsäuren,  also  auch  der 
Darmfäulniss,  nicht  aber,  als  mit  dem  faulen  Fleisch  zugleich  so 
viel  Kochsalz  gegeben  wurde,  dass  wieder  saurer  Magensaft  gebildet 
werden  konnte.  Daraus  schliefst  Verf.,  dass  die  durch  die  Fäul- 
nissbakterien  der  Nahrung  bedingte  Darmfäulnise  durch  die  Salz- 
säure des  Magensaftes  regulirt  werde,  der  bei  normaler  Beschaffen- 
heit Ungleichheiten  in  der  Qualität  der  Nahrungsmittel  innerhalb 
weiter  Grenzen  auszugleichen  vermag.  J.  Munk. 


C.  (»öbel,  Ueber  Pigmentablagerung  in  der  Darmmuskulatur.  Virch. 

Aroh.  Bd.  136,  p.  482. 

Die  Pigmentirung  einiger  Zellen  der  glatten  Darmmuskulatur 
ist  eine  fast  regelmäßige  Erscheinung  beim  Erwachsenen.  Die  Zu- 
nahme derselben  ist,  von  Schwankungen  abgesehen,  direkt  propor- 
tional dem  Alter.  Doch  können  schwächende  Einflüsse  auch  schon 
in  jüngeren  Jahren  stärkere  Pigmentablagerung  veranlassen.  Verf. 
konnte  verhältnissmäfsig  oft  die  von  Jöror>s  als  „rostbraune  Pig- 
mentirung'1 bezeichnete,  bereits  makroskopisch  sichtbare  Färbung 
des  Darms  beobachten,  nämlich  in  16  Fällen,  3.5  pCt.  aller  Sectio- 
nen.  Von  der  Pigmentirung  einzelner  Darmmuskelzellen  biz  zur 
hochgradigsten  kupferbraunen  Verfärbung  des  Darms  finden  sich 
alle  Uebergänge.  Am  stärksten  ist  das  Jejunum,  schwächer  das 
Ileum,  am  wenigsten  Coecum  und  Colon  pigmentirt;  die  Längs- 
muskulatur ist  stärker  ergriffen  als  Ringmuskulatur  und  Muscularis 
mucosae. 

Das  Pigment  erscheint  bei  durchfallendem  Licht  gelb  bis  gelb- 
grün;  vom  Hyalin  ist  es  sicher  durch  Essigsäure  zu  unterscheiden, 
welche  nur  das  Hyalin  auflöst.  Das  Pigment  liegt  stets  innerhalb 
der  glatten  Muskelzellen,  bei  schwächerer  Pigmentirung  nur  an  den 
Polen  des  Kerns,  bei  stärkerer  fast  die  ganze  Zelle  ausfüllend,  die 
dann  bauchig  aufgetrieben  erscheint.  Zerfallserscheinungen  der 
Muskelzellen  fehlen;  nur  die  Kerne  machen  durch  ihre  Kleinheit 


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No.  49.  ablagerung  etc.  — Gibnby,  Ueber  tuberc.  Kniogelenksentiündung.  859 

und  verringerte  Zahl  oft  einen  geschädigten  Eindruck.  Fettige 
Degeneration  der  Darmmuskulatur  konnte  Verf.  nicht  beobachten; 
derartige  Angaben  von  Waobkr  und  Nothkaoki,  hält  er  för  eine 
Verwechslung  mit  Pigmentablagerung.  Eisenreaction  gab  das  Pig- 
ment niemals.  In  3 Fällen  waren  auch  die  Ganglienzellen  des 
AcKKBAca’schen  Plexus  mit  Pigmentkörnchen  erfüllt. 

Verf.  geht  dann  auf  die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Körper- 
pigmente ein  und  nimmt  för  das  Pigment  der  Darmmuskellen  die 
Bildung  aus  dem  Blutfarbstoff  an.  Er  unterscheidet  2 vom  Blut- 
farbstoff stammende  Pigmente,  I und  II,  von  denen  das  erstere, 
grobschollig,  in  Haufen  gelagert,  von  dunkelbrauner  Farbe,  oft 
eisenhaltig,  an  Ort  und  Stelle  aus  den  Blutkörperchen  entsteht, 
während  das  zweite  dem  oben  beschriebenen  der  Darmmuskulatur 
entspricht  und  erst  nach  Veränderung  im  Saftstrom  abgelagert  wird. 

Verf.  berichtet  nun  einen  Fall  von  Magenkrebs  mit  ausge- 
sprochener Hämochromatose,  bei  dem  sich  Pigment  No.  I im  Paren- 
chym der  Organe  und  Pigment  No.  II.  im  Bindegewebe  und  den 
glatten  Muskelzellen  fand. 

Die  Darmpigmentirung  ist  nur  eine  Teilerscheinung  der  Pig- 
mentirung  der  glatten  Muskulär  und  des  Bindegewebes  des  ganzen 
Körpers,  mit  oder  ohne  abnorme  Pigmentirung  der  blutbereitenden 
Organe  und  sonstiger  Drösenepithelien.  Die  Fälle  von  rostbrauner 
Darmpigmentirung  können  als  solche  von  angehender  Hämochroma- 
tose angesehen  werden.  Wahrscheinlich  wird  das  vom  Blutfarbstoff 
stammende  Pigment  den  Zellen  in  gelöster  Form  zugefQhrt  und 
hier  von  ihnen  körnig  niedergeschlagen.  Eine  Beförderung  der 
Pigmentirung  durch  Blutextravasate  in  anderen  Organen  oder  ab- 
norme Diapedese  der  roten  Blutkörperchen  ist  nicht  anzunehmen. 

Endlich  vertritt  Verf.  entschieden  den  Standpunkt,  dass  diese 
Darmpigmentirung,  als  ein  Zeichen  des  gesteigerten  Zerfalls  der 
Muskelfasern  im  Alter,  als  eine  pathologische  Erscheinung  zu  be- 
trachten ist.  M.  Rothmann. 


V.  P.  Gibney,  Final  results  in  tubercular  ostitis  of  the  knee  in 
children  — commonly  known  as  ,, white  swelling1-.  Amer.  Journ. 
of  the  med.  so.  1893,  p.  403. 

Die  vorliegende  Arbeit  bezieht  sich  auf  499  Patienten,  welche 
teils  dem  Hospital  for  the  Ruptured  and  Crippled  in  New -York, 
teils  der  New-Yorker  Poliklinik  und  der  Privatpraxis  Verf. ’s  entstam- 
men und  sich  auf  einen  mit  dem  Jahre  1868  beginnenden  und  mit 
dem  4.  Januar  1892  endenden  Zeitraum  verteilen.  Es  handelt  sich 
dabei  ausschliefslich  uro  abgelaufene  Fälle;  selbst  die  wenigen, 
welche  noch  unter  ärztlicher  Behandlung  stehen,  unterliegen  keiner 
activen  Therapie,  sondern  mehr  einer  Oberaufsicht.  Mach  einer 
kurzen  Definition  der  Krankheit  im  Gegensatz  zur  Synovitis  oder 
Periarthritis  genu  und  ihrer  alten  Einteilung  in  drei  Stadien  giebt 
Verf.  eine  ziffermäfsige  Analyse  der  wichtigsten  bei  den  einzelnen 


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860 


Gibnby,  Ueber  die  tuberculöse  Kniegelenksentzündung. 


No.  49 


Patienten  erhobenen  Befunde  unter  Beifügung  von  5 tabellarischen 
Uebersichten.  Von  den  mit  den  einschlägigen  Angaben  versehenen 
Fällen  betrafen  223  das  weibliche,  276  das  männliche  Geschlecht, 
239  Mal  war  das  rechte,  235  Mal  das  linke  Knie  erkrankt.  Bei 
47  Patienten  entwickelte  sich  die  Krankheit  bereits  vor  Ende  des 
2.  Lebensjahres,  64  erkrankten  zwischen  dem  2.  u.  3.,  46  zwischen 
dem  3.  u.  4.,  46  zwischen  dem  4.  u.  5.,  47  zwischen  dem  7.  u.  8.,  27 
zwischen  dem  8.  u.  9.,  15  zwischen  dem  9.  u.  10  , 12  zwischen 
dem  10.  u.  12.,  20  zwischen  dem  12.  u.  15.,  7 zwischen  dem  15. 
und  20.,  5 zwischen  dem  20.  u.  25.,  3 zwischen  dem  25.  bis  30' 
Lebensjahre  und  1 im  Alter  von  41  Jahren,  im  Ganzen  also 
51  pCt.  vor  dem  5.  und  87  pCt.  vor  dem  10.  Lebensjahre.  Nur 
bei  16  waren  andere  Gelenke  beteiligt,  darunter  bei  8 die  Wirbel- 
gelenke. Von  300  Fällen  hatten  140  (46  pCt.)  Abscess  und  es 
starben  im  Ganzen  40,  darunter  22  (7.5  pCt.)  an  den  Folgen  der 
Krankheit,  nämlich  an  Erschöpfung  infolge  der  Eiterung,  an  tuber- 
culöser  Meningitis  und  an  Amyloid- Entartung.  Hinsichtlich  der 
Behandlung  unterscheidet  Verf.  das  exspectative  (bezw.  unregel- 
mäfsige)  Verfahren  von  dem  fixirenden,  bei  welchem  absolute  Ruhe 
und  Gypsverbände  eine  Rolle  spielen  u.  von  dem  protectiven,  welches 
dem  Pat.  die  Deambulation  in  amoviblen  Stützapparaten  gestattet. 
Eine  scharfe  Grenze  ist  indessen  in  concreto  zwischen  diesen  3 
Verfahren  nicht  immer  zu  ziehen,  und  ihre  Resultate  müssen  daher 
nur  unter  Vorbehalt  beurteilt  werden.  Was  zunächst  das  bei  71 
Patt,  beobachtete  expectative  Verfahren  betrifft,  so  kommen  auf 
dessen  Rechnuug  3 Todesfälle  (darunter  2 infolge  des  Knieleidens), 
während  bei  5 die  Resectiön,  bei  3 die  Amputation  nötig  wurde 
und  nur  bei  dem  Rest  von  60  ein  genügendes  Ergebniss  ohne  solche 
Eingriffe  erzielt  wurde.  Für  die  190  Fälle  mit  fixirender  Behand- 
lung zählt  Verf.  35  f (darunter  20  auf  Rechnung  der  Knieerkran- 
kung), ferner  9 Resectionen  und  1 Amputation,  auf  die  39  Fälle 
protectiver  Therapie  entfallen  dagegen  lediglich  2 Todesfälle  (beide 
vom  ursprünglichen  Leiden  unabhängig),  wogegen  die  übrigen  37 
ein  leidlich  gutes  Endergebniss  boten.  Hinsichtlich  der  Abscedi- 
rung  betrug  die  Häufigkeit  bei  der  exspectativen  Behandlung  23 
(38pCt.),  bei  der  Fixirung  63  (43  pCt.)  und  bei  dem  Protectiv- 
Verfahren  19  (ca.  50  pCt.).  Die  Beweglichkeit  war  unter  den  ex- 
spectativ  behandelten  23  Fällen  mit  Abscess  bei  14  vorhanden 
gegenüber  9 Anchylosen;  für  die  hiehergehörigen  37  Fälle  ohne 
\bscess  betrugen  diese  Zahlen  30  und  7,  für  die  63  durch  Fixirung 
behandelten  Abscessfälle  43  und  20,  für  die  82  analogen  Fälle 
ohne  Abscedirung  70  und  12,  für  die  nach  der  Protectivmethode 
behandelten  Fälle  mit  Abscedirung  16  und  3,  für  die  gleichen  Fälle 
ohne  Abscedirung  18  u.  0.  Im  Ganzen  wurde  durch  letztere  Me- 
thode sehr  viel  häufiger  (in  95  pCt.)  Beweglichkeit  erzielt  als  durch 
die  beiden  anderen  Methoden,  von  denen  die  exspectative  mit  nur 
60  pCt.  Beweglichkeit  am  scblechtesten  dasteht.  Ein  Unterschied 
bezüglich  des  Grades  der  activen  Beweglichkeit  gab  sich  dadurch 


No.  49.  Rkichei  , Entstehung  der  Missbildungen  der  Harnblase  eto.  861 


kund,  dass  die  Fälle  mit  Abscess  seltener  als  die  ohne  eine  Exten- 
sion  des  Knies  Ober  90°  gestatteten.  Rückfälle  waren  im  Ganzen 
ziemlich  gelten,  unter  den  Fällen  mit  Abscess  nur  4.  Das  fort- 
gesetzte Tragen  eines  Apparates  hat  nur  geringen  Einfluss  auf 
den  Eintritt  des  Recidives,  indem  ersteres  Oberhaupt]  nur  in 
12  pCt.  unter  300  Fällen  statt  hatte.  Subluxation  der  Tibia 
ist  im  Ganzen  150  Mal  dargethan  gegenüber  48  Fällen,  in  de- 
nen sie  nicht  vorkam;  bei  2 Patt,  war  eine  complete  Luxation 
vorhanden.  Die  Patella  war  unter  183  Fällen  in  124  noch  be- 
weglich, in  59  fixirt.  Winkelstellung  wurde  unter  227  auf  diese 
untersuchten  Fällen  bei  15  bis  zu  135°  und  bei  141  bis  zu  165° 
dargethan;  71  konnten  das  Knie  biegen,  bis  zu  175—180  strecken, 
und  giebt  auch  hierin  die  Protectivmethode  die  besten  Ergebnisse, 
ebenso  wie  sie  auch  bezüglich  der  Zunahme  der  Epiphysenlänge, 
welche  in  116  Fällen  im  Bereich  von  */4 — ly/  constatirt  wurde,  am 
günstigsten  sich  verhält.  Viel  schlechter  sind  aber  allen  Methoden 
conservativer  Therapie  gegenüber  die  Resultate  in  Bezug  auf  Func- 
tion und  Deformität  in  den  14  Fällen,  in  denen  die  Resection  nötig 
wurde.  P.  Güterbock. 


P.  Reichel,  (Aus  dem  Laboratorium  der  Kön.  chir.  Klinik  zu 
Würzburg.)  Die  Entstehung  der  Missbildungen  der  Harnblase 
und  Harnröhre  an  der  Hand  der  Entwickelungsgeschichte  bear- 
beitet. Arch  f.  klin.  Chir.  XLVI.  S.  740. 

Da  die  Untersuchungen  von  Rkicbbi.  über  die  Entstehung  der 
Missbildungen  der  Harnblase  und  Harnröhre  auf  Grund 
einer  ausführlicheren  Veröffentlichung  voraussichtlich  von  anderer 
Seite  einer  eingehenden  Berichterstattung  unterzogen  werden,  können 
von  der  vorliegenden  Arbeit  an  dieser  Stelle  nur  die  Schlussfolge- 
rungen recapitulirt  werden. 

1)  Die  bei  weitem  gröfste  Mehrzahl  der  Missbildungen  der 
Harnblase  und  Harnröhre,  insbesondere  der  Spaltbildungen  sind  ein- 
fache Hemmungsbildungen;  ihre  Genese  lässt  sich  ungezwungen 
an  der  Hand  der  Entwickelungsgeschichte  ableiten.  2)  Am  frühe- 
sten entstehen  die  verschiedenen  Arten  der  Bauchblasenspalten  und 
der  Epispadien  in  Folge  vollkommenen  oder  theilweisen  Ausbleibens 
der  Verschmelzung  der  Primitivrinne  zum  Primitivstreifen  in  dem 
hinter  der  Aftermembran  gelegenen  Abschnitt.  3)  In  die  4.  bis  6. 
Woche  des  Fötallebens  fällt  die  Entstehung  der  Cloakenmissbildung 
mit  oder  ohne  gleichzeitigen  Blasenspalt,  bedingt  durch  ausbleibende 
oder  ungenügende  Entwickelung  und  Verwachsung  der  Il*THKK’schen 
Falten.  Ihr  geringster  Grad  ist  die  Persistenz  des  Cloakenganges. 
4)  Auf  einer  ca.  in  der  7.  bis  14.  Woche  eintretenden  Störung  in 
der  Verschmelzung  der  Ränder  der  Genitairinne  zur  Urethra  des 
Mannes  beruht  die  Bildung  der  Hypospadie.  — Die  Störung  ist  in 
eine  um  so  frühere  Zeit  zu  verlegen,  je  weiter  nach  hinten  die 
Urethra  mündet,  für  die  Eichelhypospadie  erst  in  den  Anfang  des 


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862 


Oucvkrt,  Jahresbericht  der  Ohrenklinik  zu  Malle  a.  S. 


No.  49 


4.  Monates  zu  datiren.  Als  ursächliches  Moment  spielt  für  letztere 
das  Ausbleiben  der  Entfaltung  des  Urethralseptum  im  Bereich  der 
Eichel  eine  grosse  Rolle  5)  Die  Verschliefsungen  der  Urethra 
sind  theils  durch  völliges  oder  theilweises  Unterbleiben  der  Oeffnung 
des  Urethralseptum,  theils  durch  secundäre  Verwachsungen  veran- 
lasst; letztere  kommen  allein  in  Betracht  för  die  Atresieen  des  cen- 
tralen Theiles  der  Urethra.  6)  Die  mannigfachen  Arten  der  Ver- 
schliefsungen des  Mastdarmes,  sowie  die  abnormen  äufseren  Aus- 
möndungen  desselben  sind  gleichfalls  durch  Verwachsung  fötaler 
Gewebsabschnitte  zu  erklären.  Nur  för  die  Atresia  recti  an  der 
Grenze  von  Analportion  und  eigentlichem  Mastdarm  besteht  die 
Möglichkeit  einer  einfachen  Hemmungsbildung.  P.  Güterbock. 


Grunert,  Jahresbericht  Ober  die  Thätigkeit  der  kgl.  Universitäts- 

Ohrenklinik  zu  Halle  a.  S.  am  1.  April  1892  bis  30.  März  1893. 

Archiv  f.  Ohrenheilk.  XXXVI,  S.  278. 

Indem  wir  bez.  der  Einzelheiten  des  Berichtes  (1636  Patienten) 
auf  das  Orig,  verweisen,  seien  hier  nur  einige  besonders  wichtige 
Punkte  bezüglich  der  in  der  Halle’schen  Klinik  gemachten  Er- 
fahrungen hervorgehoben.  Zunächst  ist  bemerkenswert,  dass  Fälle 
isolirter  Gehörknöchelchencaries  sich  als  relativselten  erwiesen;  meist 
bestand  Complication  mit  Caries  der  Wände  des  Cavum  epitynpanicum 
und  des  Antrum  mastoid.  Die  Aussicht,  durch  Hammer  - Ämboss- 
extraction  eine  rasche  Heilung  der  Eiterung  herbeizuföhren , ist, 
nach  Verf.,  nur  dann  eine  günstige,  wenn  es  eich  um  reine  inter- 
mediäre Perforationen  des  Trommelfells  handelt.  Sobald  die  Perfo- 
ration bis  an  den  Knochenrand  herangeht,  vermindern  sich  die  Chan- 
cen, mit  der  Hammer-  resp.  Hammer- Ambossextraction  auszukommen, 
um  ein  Bedeutendes.  — Ausführlich  werden  die  in  der  Klinik 
vorgekommenen  7 Todesfälle  mitgeteilt;  es  handelt  sich  zumeist 
um  chronische  Mittelohreiterungen  mit  Ausgang  in  Meningitis  resp. 
Hirnabscess.  Besonderes  Interesse  beansprucht  Fall  V,  in  welchem 
der  bei  der  Obduction  gefundene  grofse  Schläfenlappenabscess 
intra  vitam  sich  durch  kein  Symptom  kundgegeben  hatte.  Verf., 
betont,  auf  Grund  dieser  Beobachtung,  die  grofsen  Schwierigkeiten, 
die  sich  der  Diagnose  des  Hirnabscesses  zuweilen  noch  entgegen- 
stellen  und  die  Unsicherheit  in  der  Localisation  desselben.  Be- 
merkenswert an  diesem  Falle  ist  ferner,  dass  selbst  wenn  die  Diag- 
nose des  Schläfenlappenabscesses  richtig  gestellt  und  derselbe  durch 
Operation  entleert  worden  wäre,  dennoch  Heilung  wohl  kaum  ein- 
getreten wäre,  da  bei  der  Section  noch  ein  2.  isolirter  Abscess  im 
Occipitallappen  sich  fand,  den  man  bei  der  Trepanation  unmöglich 
hätte  finden  können.  Von  den  3 Fällen,  welche  Verf.  als  unter  die 
Rubriken  der  otiatrischen  Kunstfehler  fallend  kurz  mitteilt,  ist  be- 
sonders der  eine  hervorzuheben,  bei  welchem  durch  eine  nicht  lege 


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No.  49.  CHUBi,Ueberd.  Intubation  etc.  — KbüSK,  llyg.  Wasserbeurteilung.  863 

artig  ausgeführte  Aufmeilselung  des  Warzenfortsatzes  eine  vollstän- 
dige narbige  Atresie  des  äusseren  Gehörgangs  herbeigeführt  worden 
war.  (Ref.  hat  vor  Kurzem  einen  analogen,  auswärts  operirten 
Fall  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt).  Den  Schluss  der  Arbeit 
bildet  die  tabellarische  Zusammenstellung  von  68  Fällen,  bei  denen 
die  Auftneifselung  des  Warzenfortsatzes  gemacht  wurde. 

Schwabaoh. 


Chiari,  Ueber  Intubation  bei  nicht  diphtherischen  Larynxstenosen. 

Wisner  med.  Blätter.  1 894,  No.  26. 

Nach  Verf.  ist  Intubation  bei  Behinderung  des  Decanulements 
durch  Granulationen,  Inactivitäts-Paralyse  der  Erweiterer  oder  Krampf 
der  Schliesser,  namentlich  bei  kleinen  Kindern  fast  unentbehrlich. 
Bei  oft  recidivirendem  Papillom  der  Kinder,  wenn  endolaryngeale 
Operation  unmöglich,  ist  sie  sehr  nützlich.  Bei  Fremdkörpern, 
Frakturen  und  Trachealcompression  selten  anwendbar,  bei  hysteri- 
schem Glottiskrampf  zu  empfehlen,  bei  Posticusparalyse  von  frag- 
lichem Nutzen.  Bei  acuten  entzündlichen  Stenosen,  in  Folge  von 
Catarrh,  Phlegmone,  Perichondritis  — namentlich  bei  Lues  — wurde 
die  Tracheotomie  schon  oft,  wenn  auch  nicht  immer,  umgangen.  Die 
Tubage  weist  ähnliche  Erfolge  auf,  wird  aber  nicht  so  lange  ver- 
tragen. Stenose  in  Folge  tuberculöser  Processe  eignet  sich  mehr 
för  Tracheotomie.  Chronische  nicht  entzündliche  Stenosen  eignen 
sich  fßr  Tubage  und  Intubation;  letztere  wirkt  jedoch  schneller.  Zur 
Erhaltung  der  Erweiterung  eignet  sich  die  Tubage  besser,  weil  sie 
vom  Pat.  leichter  erlernt  wird.  Die  letztere  ist  Oberhaupt  leichter 
auszuführen.  Zur  Entfernung  der  Canüle  nach  Erweiterung  einer 
Narbenstenose  scheint  die  Intubation  wirksamer  zu  sein.  Neben  der- 
selben sind  aber  häufig  andere  Operationen  nöthig.  Es  ist  also  die 
Intubation  auch  bei  den  nicht  diphtherischen  Larynxstenosen  sehr 
werthvoll,  wird  aber  weder  die  Tracheotomie  noch  die  älteren  Di- 
latationsmethoden verdrängen.  Nur  genaue  Individuaiisirung  wird 
lehren,  ob  man  intubiren,  tubagiren,  tracheotomiren,  oder  andere 
Operationen  vornehmen  soll.  Oft  wird  man  mehrere  Methoden  com- 
biniren.  W,  Lublinski. 


Kruse,  Kritische  und  experimentelle  Beiträge  zur  hygienischen  Be- 
urteilung des  Wassers.  (Aus  dem  hygien.  Institut  zu  Breslau.) 
Zeitsch.  f.  Hygiene.  1894  Bd.  17.  S.  1. 

Bei  der  Besprechung  der  bakteriologischen  Wasseruntersuchungs- 
methoden  erwähnt  Verf.  einer  im  Breslauer  hyg.  Institut  ausgebil- 
deten Methode  der  Untersuchung  auf  Cholerabacillen.  Benutzt 
wurde  hierzu  die  Vorliebe  der  Cholerabacillen  für  stark  alkalische 
Nährböden,  wodurch  verschiedene  andere  Bakterien  an  ihrem  Wachs- 
thum gehindert  werden.  Ausserdem  wurde  statt  Fleischbrühe  Fleisch- 


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864 


Khvsb,  Wasserhygiene. 


No.  49 


extract  und  15pCt.  Gelatine  verwendet.  Dadurch  ist  die  Gelatine 
einmal  rasch  zubereitet.  Das  Recept  ist:  1.5  pCt.  Fleischextract, 
1.0  pCt.  Pepton,  0.5  pCt.  Kochsalz,  15  pCt.  Gelatine,  60  ccm  einer 
10  proc.  Sodalösung  (genauer  einer  doppelten  Normalsodalösung  aus 
calcinirter  Soda).  Ausserdem  widersteht  die  15  proc.  Gelatine  besser 
der  höheren  Sommertemperatur,  die  Verflüssigung  durch  die  Cholera- 
colonien  schreitet  langsamer  voran  und  ihre  charakteristischen  For- 
men bleiben  länger  erhalten 

Bei  der  Untersuchung  auf  Typhusbacillen  verfährt  K,  so,  dass 
er  zu  der  verflüssigten  Gelatine  (10  ccm)  2 Tropfen  5 proc.  Carbol- 
säure  zusetzt,  dieselbe  dann  in  eine  Schale  ausgiesst  und  dann  nach 
ihrem  Erstarren  1 — 20  Tropfen  des  zu  untersuchenden  Wassers  mit 
einem  Haarpinsel  auf  ihrer  Oberfläche  vertheilt.  Nach  24 — 48 
Stunden  zeigen  sich  ev.  die  charakteristischen  Typhusoberflächen- 
colonien.  Von  solchen  verdächtigen  Colonien  legt  er  dann  eine 
Stichcultur  in  2 proc.  Traubenzuckeragar  an,  wächst  der  Bacillus 
gleichmäfsig  längs  des  Stichs  ohne  Gasbildung  — was  ausser  dem 
Typhusbacillus  nur  noch  sehr  wenige  thun  — so  spricht  das  für 
Typhus.  Dann  wird  mikroskopisch  untersucht  und  auf  Gelatine, 
Agar,  Peptonbouillon  — zur  Constatirung  der  fehlenden  Indolreaction 
— Milch  und  Kartoffeln  übertragen. 

Die  Schlusssätze  des  umfangreichen  Arbeit  des  Verf.’s  lauten: 
1)  Die  Ergebnisse  der  Prüfung  des  zum  Genuss  bestimmten  Wassers 
durch  die  Sinne  (Geeicht,  Geruch,  Geschmack,  Temperatursinn)  sind 
von  nicht  zu  unterschätzender  hygienischer  Bedeutung.  2)  Die  che- 
mische Untersuchung  hat  entschieden  geringeren  Werth  und  ist  für 
die  praktische  Hygiene  fast  entbehrlich.  Nur  die  Härtebestimmung 
ist  von  Nutzen,  da  der  Gehalt  des  Wassers  an  Erdsalzen  gesund- 
heitlich nicht  indifferent  ist,  und  indirect  durch  sejne  öconomischen 
Beziehungen  das  hygienische  Interesse  in  Anspruch  nimmt.  In  be- 
sonders verdächtigen  Fällen  ist  die  Prüfung  auf  chemische  (metal- 
lische) Gifte  nothwendig,  Die  organischen  Stoffe  des  Wassers  sind 
hingegen  als  unschädlich  zu  betrachten.  3)  Die  gewöhnliche  bak- 
teriologische Wasseranalyse  berechtigt  nicht  zu  zuverlässigen  Schlüssen 
bezüglich  der  gesundheitlichen  Zulässigkeit  eines  Wassers.  Die 
absolute  Keimzahl,  die  Zahl  der  verschiedenen  Arten,  der  vermeint- 
liche Nachweis  specifischer  Bakterien  als  Indicatoren  menschlicher 
Abfallstoffe,  alles  das  sind  höchst  trügerische  Kriterien.  Nicht  zu 
entbehren  ist  dagegen  die  baktetiologische  Zählmethode  bei  der 
Kontrole  der  Leistungen  von  Einrichtungen  zur  Reinigung  des 
Wassers  (namentlich  Filter  im  Grossen  und  Kleinen).  4)  Die  Unter- 
suchung des  Wassers  auf  Krankheitserreger,  insbesondere  auf  Cholera- 
und  Typhusbakterien  besitzt  ein  hohes  wissenschaftliches  Interesse, 
indessen  hat  man  trotz  der  Vervollkommnung  der  Methodik  auf 
den  Nachweis  derselben  nicht  zu  warten,  um  ein  Wasser  fhr  in- 
fections verdächtig  zu  erklären.  Die  Möglichkeit  oder  Wahrschein- 
lichkeit, dass  solche  Mikroorganismen  in  das  Wasser  hineingelaDgt 
sind,  muss  dazu  genügen,  da  experimentell  feststeht,  dass  die  Lebens- 


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No.  49.  Jaqübt,  Zur  Diagnostik  der  functioneilen  Kreislaufstörungen.  865 

fähigkeit  der  genannten  Parasiten  im  Wasser,  den  früheren  Vorstel- 
lungen entgegen,  eine  recht  bedeutende  ist.  5)  Wesentlich  ent- 
scheidend für  die  hygienische  Beurtheilung  eines  Wassers  ist  die 
sorgfältige  Berücksichtigung  des  Ursprungs  der  Wasserquelle  und 
der  zur  Entnahme  des  Wassers  dienenden  Anlage.  6)  Es  ist  ganz 
dringend  zu  wünschen,  dass  die  alte  Tradition,  nach  der  man  Wasser 
durch  Chemiker  und  Apotheker  oder  durch  bakteriologische  Labo- 
ratorien beuriheilen  lässt,  einer  richtigen  Anschauungsweise  Platz 
mache.  Nur  hygienisch  gebildete  Sachverständige  sind  dazu  berufen. 
7)  Die  Hauptforderung,  die  von  der  Hygiene  an  eine  Wasserver- 
sorgung zu  stellen  ist,  ist  die,  dass  entweder  ein  von  Infectionsstoffen 
freies  Wasser  gewählt  wird  und  die  Entnahmestelle  gegen  Verun- 
reinigung mit  solchen  geschützt  ist,  oder  dass  die  Reinigung  des 
Wassers  durch  besondere  mit  der  Entnahme  verbundene  Einrich- 
tungen die  Gewähr  bietet,  dass  Infectionsstoffe  dadurch  ausgeschlossen 
werden.  Der  erste  Weg  ist  der  sicherere.  8)  Für  centrale  Wasser- 
versorgungen wäre  daraus  zu  folgern,  dass  man  vom  filtrirten  Fluss- 
wasser zum  Grund-  oder  Queilwasser  überginge.  Man  erreicht 
dadurch  den  doppelten  Vortheil,  dass  man  das  Wasser  nicht  nur 
zu  einem  gesunden  Nahrungs-,  sondern  zu  einem  wirklichen  Genuss- 
mittel  macht.  Die  aus  dem  Eisengehalt  manchen  Grundwassers  sich 
ergebenden  Schwierigkeiten  lassen  sich  gerade  bei  centralen  Versor- 
gungen durch  neuere  Enteisenungsverfahren  heben.  9)  Für  die 
lokale  Wasserversorgung  kommt  vom  hygienischen  Standpunkte 
allein  diejenige  durch  Brunnen  in  Betracht.  Auf  die  Anlage  der- 
selben ist  mehr  als  bisher  auch  von  sanitätspolizeiltchcr  Seite  aus 
Obacht  zu  geben.  Von  Rohrbrunnen  ganz  abgesehen,  sind  auch 
für  Kesselanlagen  verschiedene  Systeme  angängig.  10)  Zwar  ist 
die  Beschaffenheit  des  Gebrauchswassers  hygienisch  nicht  als  unwe- 
sentlich anzusehen,  immerhin  spielt  das  Trinkwasser  bei  Infectionen 
eine  bei  weitem  wichtigere  Rolle.  Aus  praktischen  Gründen  empfiehlt 
es  sich,  die  principiell  berechtigte  Gegnerschaft  gegen  eine  gemischte 
Wasserversorgung  nicht  allzu  weit  zu  treiben.  Scheurlen. 


A.  Jaquet,  Zur  Diagnostik  der  functionellen  Kreislaufsstörungen. 

Correspond.  f.  Schweiz.  Aerzte.  1894.  No.  8. 

Während  die  durch  organische  Veränderungen  am  Klappen- 
apparate des  Herzens  bedingten  Kreislaufsstärungen  eingehend  be- 
schrieben wurden,  fanden  bisher  die  sogenannten  functionellen  Stö- 
rungen wenig  Beachtung;  Verf.  definirt  diese  als  „solche,  bei  denen 
ein  Darniederliegen  der  zur  Erhaltung  des  normalen  Gesundheits- 
zustandes nothwendigen  Blutbewegung  bei  vollkommen  gesunden 

XXXII.  Jahrgang.  56 


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866  Jaqobt,  Zur  Diagnostik  der  funktionellen  Kreislaufstörungen.  No.  49 


Herzklappen  allein  auf  eine  gestörte  Herzaction  zurückzuführen  ist.* 
Eine  einzige  Ausnahme  bildet  die  idiopathische  Herzhypertrophie, 
Ober  welche  wir  eine  Anzahl  werthvoller  Beobachtungen  besitzen. 
Ebenso  wichtig,  aber  weniger  bekannt,  ist  die  Herzdilatation;  daa 
Entstehen  derselben  wurde  zuerst  von  Ai.bott  an  eich  selbst  io  Folge 
von  Ueberanstrengung  beobachtet.  Um  eine  Prädisposition  zu  diesen 
Erkrankungen  zu  erkennen,  genügen  die  bisher  üblichen  Methoden 
der  Diagnostik  nicht;  durch  Percussion  und  Auscultation  des  Her- 
zens können  wir  wohl  grobe  organische  Veränderungen  wahrnehmen, 
aber  diese  im  Ruhezustand  der  Patienten  vorgenommenen  Unter- 
suchungen sagen  uns  nichts  über  den  Grad  der  Resistenz  und  Ac- 
comodationsfähigkeit  des  Herzens  unter  dem  Einfluss  äufserer  Fac- 
toren.  Man  muss  durch  künstliche  Eingriffe  Störungen  der  Herz- 
thätigkeit  hervorzurufen  suchen  (dynamische  Diagnostik);  solche 
Eingriffe  sind  Muskelarbeit,  Lage  Wechsel,  Athembe  wegungen,  Ver- 
dauung, Application  localer  peripherer  Reize  u.  s.  w.  Verf.  beschäf- 
tigte sich  nun  zunächst  mit  dem  Einfluss  der  Muskelarbeit  auf  die 
Thätigkeit  des  Herzens.  Zu  diesem  Zwecke  eignet  eich  nicht  jede 
beliebige  Art  von  Muskelthätigkeit;  am  besten  ist  Treppensteigen, 
weil  hierbei  in  einer  gleichförmigen  Bewegung  ohne  Beeinträchtigung 
der  Athmung  der  Körper  bis  zu  einer  bestimmten  Höhe  gehoben 
wird,  eine  Arbeit,  die  sich  leicht  in  Zahlen  ausdrücken  lässt.  Dieee 
Bewegungen  des  Treppensteigens  liess  Verf.  an  einen  von  ihm  eon- 
struirten  und  näher  beschriebenen  Apparat  (Ergostaten)  ausführen, 
und  stellte  die  Frequenz  und  die  Gleichmässigkeit  des  Pulsrythmus 
mit  Hülfe  des  Sphygmographen  fest.  Im  Ganzen  wurden  29  In- 
dividuen, Gesunde  und  Reconvalescenten,  untersucht.  Jede  Muskel- 
arbeit bewirkte  eine  gewisse  Beschleunigung  des  Pulses.  Bei  gesunden 
Individuen  war  für  eine  geringe  Arbeit  diese  Beschleunigung  schwach; 
sie  nahm  aber  mit  der  Arbeitsleistung  zu,  bis  sie  einen  gewissen 
Grad  erreichte,  über  welchen  sie  selbst  bei  beträchtlichen  Muskel- 
anstrengungen nicht  hinausging.  Dieser  Grad  der  Beschleunigung 
bietet  an  sich  noch  keine  Gefahren,  hält  aber  der  Zustand  längere 
Zeit  an,  so  treten  die  ersten  Erscheinungen  der  Herzermüdung  auf 
(Herzklopfen,  Dyspnoe).  Bei  Typhus-  undPneumoniereconvalescenten 
oder  bei  Individuen  mit  einem  Klappenfehler  genügte  dagegen  schon 
eine  minimale  Arbeit,  um  maximale  Beschleunigung  des  Pulses  her- 
vorzurufen; das  Herz  hat  offenbar  viel  von  seiner  Widerstands- 
fähigkeit eingebüfst.  Interessant  waren  namentlich  Beobachtungen 
bei  drei  Typhusreconvalescenten:  hier  konnte  nach  Muskelarbeit 
durch  eine  sorgfältige  Percussion  der  Herzgegend  eine  acute  Dila- 
tation des  Herzens  festgestellt  werden,  die  nach  einiger  Zeit  bei 
ruhigem  Verhalten  der  Patienten  wieder  verschwand;  in  einem  Falle 
ergab  sogar  die  Auscultation  ein  vorübergehendes  systolisches  Ge- 
räusch an  der  Spitze.  — Diesen  Untersuchungen  kommt  eine  wich- 
tige praktische  Bedeutung  zu;  denn  gelingt  es,  bei  sonst  gesund 
scheinenden  Individuen  eine  solche  geringe  Resistenzfähigkeit  von 


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No.  49.  Hobkr,  Zur  Lehre  v.  Oesophagusdivertikel.  — Lrwt,  Wktzot.dt.  867 

Seiten  des  Herzens  festzustellen,  so  kann  man  die  Betreffenden  vor 
Ueberanstrengung  rechtzeitig  warnen  und  so  die  Entstehung  idio- 
pathischer Herzhypertrophieen  und  Dilatationen  verhindern, 

K.  Kronth&l. 


A.  Huber,  Zur  Lehre  vom  Oesophagus-Divertikel.  Deutsches  Arch. 
f.  kl  in.  Med.  B.  52.  H.  1,2. 

H.  beschreibt  drei  Präparate  der  so  selten  zur  Beobachtung 
kommenden  Pulsionsdivertikel  der  Speiseröhre.  Von  diesen  drei 
Präparaten  hat  er  eines  von  einem  selbst  behandelten  Falle  gewon- 
nen, der  einen  88  Jahre  alten  Mann  betraf.  Die  beiden  anderen 
Präparate  stammen  aus  der  pathologisch-anatomischen  Sammlung  des 
Herrn  Prof.  Ribbkkt.  Alle  drei  zeigen  übereinstimmend  die  schon 
von  Zknkkr  betonte  Tatsache,  dass  die  Pulsionsdivertrikel  der  Speise- 
röhre stets  ausschliefslich  am  äufsersten  Teile  des  Schlundes,  gerade 
an  der  Grenze  des  Oesophagus  entstehen.  Was  die  vielumstrittene 
Frage  anlangt,  ob  an  den  typischen  Pulsionsdivertrikeln  der  Speise- 
röhre, beziehungsweise  des  Schlundes,  eich  quergestreifte  Muskel- 
fasern, als  der  Ausdruck  einer  dort  vorhandenen  Muskelhaut  vor- 
finden, so  haben  H.’s  Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  hin  ein 
positives  Resultat  ergeben.  Was  die  Entstehungsursache  der  vor- 
liegenden Bildungen  anlangt,  so  scheint  eine  traumatische  Veran- 
lassung (Zikmsskn,  Zknkkr)  daftlr  verantwortlich  gemacht  werden  zu 
mQssen.  Allerdings  darf  man  dabei  nicht  an  eine  reine  Hernien- 
bildung denken,  wie  dies  v.  Zknkkr  will.  Vielmehr  scheinen  es 
viele,  dicht  aneinander  gelegene,  traumatisch  entstandene,  nachträg- 
lich stark  gedehnte  Muskellßcken  im  Oesophagus  zu  sein,  welche 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  das  Pulsionsdivertikel  veranlassen.  Die 
kleinen  Traumen  können  sehr  wohl,  wie  in  dem  vom  Verf.  in  vivo 
beobachteten  Falle,  durch  schnelles  und  heisses  Essen  verursacht 
werden.  Die  Diagnose  der  Affection  wird  bei  längerer  Beobachtung 
kaum  erhebliche  Schwierigkeiten  verursachen.  Therapeutisch  hat 
man  in  neuerer  Zeit  als  Radicaloperation  die  Exstirpation  des  Sackes 
mit  Erfolg  vorgenommen.  C.  Kosenthal. 


1)  B.  Lewy,  Zur  Lehre  von  der  primären  acuten  Polymyositis.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1893.  No.  18  ff. 

2)  Wetzoldt,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Polymyositis  acuta  (post 
partum).  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  1893.  XXII.  6.  H. 

1)  L.  bereichert  die  Casuistik  der  primären  Polymyositio  um 
4 neue  Fälle  (bisher  waren  ca.  17  Fälle  beschrieben  worden).  Der 
erste  Fall  entspricht  fast  vollständig  der  SraüMFKix’schen  Schilderung 
der  Krankheit;  nach  kurzem  Prodromalstadium  mit  unbestimmten 
Krankheitszeichen  traten  bei  einem  25jährigen  Mädchen  Muskel- 

66* 


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868  Lbwt,  Wktzoldt,  Ueber  Polymyositis  acuta.  No.  49 

Schwellungen  und  Hautausschlag  auf;  der  anfängliche  roseola-artige 
Ausschlag  schwindet,  um  einem  2 Monate  bestehenden  Purpura- 
Ausschlag  Platz  zu  machen;  die  Muskelanschwellungen,  die  diffus  ver- 
breitet und  sehr  schmerzhaft  sind,  heilen  nach  mehreren  Monaten 
fast  völlig;  nur  in  einem  beschränkten  Gebiete  (rechter  Kleinfinger- 
ballen und  linker  Daumenballen)  entwickelte  sich  eine  Atrophie  mit 
partieller  Entartungsreaction  und  teilweiser  Contractur  eines  atrophi- 
schen Muskels;  es  bestandeo  im  Verlaufe  ferner  Fieber,  Schweifee, 
Mundentzündung,  Menstrualblutung;  die  Haut  Ober  den  erkrankten 
Muskeln  war  oedematös;  die  Atrophie  war  musculärer  Natur  und 
nicht  an  bestimmte,  abgrenzbare  Nervengebiete  gebunden,  nur  eine 
undeutliche  Sensibilitäteherabsetzung  an  einigen  Fingerspitzen  legte 
den  Gedanken  einer  Neuritis  nahe.  Die  zweite  Kranke,  die  65jäh- 
rige  Mutter  der  ersten  Patientin,  hatte  gleichfalls  die  Schwellungen, 
die  heftigen  Schmerzen  und  das  Purpura- Exanthem,  sowie  das 
ziemlich  lange  dauernde  Fieber;  bemerkenswerth  in  diesem  Falle 
waren  ein  Collaps,  Schmerzen  in  der  Lebergegend,  eine  Gastro- 
enteritis, eine  hämorrhagische  Nephritis;  auch  in  diesem  Falle  trat 
Genesung  ein.  Bei  dem  3.  Patienten,  dem  70jährigen  Vater,  trat 
als  Abortivform  der  Polymyositis  nur  ein  grofsfleckiges  Purpura- Exan- 
them auf,  gewissermafsen  eine  Polymyositis  ohne  Muskelerkrankung. 
Der  4.  Fall,  der  zeitlich  etwas  später  auftrat,  glich  den  typischen 
Fällen.  — Wie  eine  tabellarische  Uebersicht  der  bisher  publicirlen 
Fälle  ergiebt,  bestanden  in  20  von  den  21  Fällen  Hautoedeme  und 
Schmerzen.  Die  jüngsten  Patienten  sind  14  — 17  Jahre  alt;  die 
männlichen  Kranken  fiberwiegen;  meist  dauert  die  Krankheit  einige 
Monate.  Als  Complicationen  kommen  vor:  Milztumor,  Nephritis, 
Bronchitis,  Bronchopneumonie,  Schweifee,  Herzschwäche,  Decubitus. 
Von  den  21  Kranken  starben  12;  9 genasen  fast  vollständig;  selbst 
die  Muskelatrophie  bildete  sich  in  einzelnan  Fällen  zurück.  In  7 
der  12  letalen  Fälle  waren  Pharynx  und  Zungenmuskeln  mit- 
erkrankt. Die  Krankheit  ist  nicht  an  eine  bestimmte  Oertlichkeit 
gebunden. 

2)  W.  teilt  2 Fälle  mit.  Der  eine,  welcher  zur  Section  kam, 
verlief  unter  dem  Bilde  einer  acuten  puerperalen  Sepsis  mit  sehr 
früh  auftretenden  MuskelentzQndungen;  der  andere  charakierisirte 
sich  als  acut  beginnender,  in  Nachschüben  verlaufender  und  schließ- 
lich in  ein  chronisches  Stadium  übergehender  Entzündungsprocess 
der  Skelettmuskulatur,  welcher  allen  für  die  Polymyositis  acuta  auf- 
zustellenden Postulaten  gerecht  wurde  (Anschwellung  der  Extremi- 
täten, Auftreten  mehr  oder  minder  ausgebreiteter  Exantheme.  Ueber- 
greifen  der  entzündlichen  Affection  auf  die  Respirations-  und  Schling- 
muskeln). Beide  Fälle  waren  Erkrankungen,  die  im  Wochenbette 
auftraten.  — Eine  Verwechselung  der  Polymyositis  kann  mit  Tri- 
chinose und  mit  Polyneuritis  Vorkommen.  Das  dauernde  Fehlen  von 
Paraesthesien  und  Anaetheeien,  das  Ausbleiben  der  Empfindlichkeit 
der  Nervenstämme  und  der  qualitativen  Aenderung  der  galvanischen 
Reaction  sowie  die  Starrheit  und  die  oedematöse  Schwelluog  der 


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No.  49.  FccHS,Fall  von  multipler  Neuritis  mit  Beteiligung  des  N.  opticus.  869 

Glieder  (in  der  Gegend  der  grossen  Muskelmassen,  nicht  an  ihrem 
distalen  Ende)  werden  zu  Gunsten  der  Polymyositis  sprechen  Doch 
leugnet  W.  nicht,  dass  es  vielleicht  doch  Üebergangsformen  oder 
gleichzeitiges  Ergriffensein  von  Nerv  und  Muskel  giebt.  Die  Sehnen- 
reflexe können  auch  bei  der  Polymyositis  fehlen  (infolge  der  starren 
Contractur).  In  den  Fällen,  in  denen  Hals-,  Nacken-,  Kau-  und 
Rßckenmuskeln  besonders  starr  und  schmerzhaft  sind,  könnte  auch 
eine  Verwechselung  mit  Tetanus  rheumaticus  Vorkommen. 

S.  KaUscher. 


S«  Fuchs,  Klinische  und  anatomische  Untersuchungen  Ober  einen 

Fall  von  multipler  Neuritis  mit  Erkrankung  der  Nn.  optici. 

Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  1893.  IV.  H.  1,2. 

Bei  einer  33jährigen  Frau  entwickelten  sich  unter  Schmerzen 
und  Paraesthesien  im  Laufe  zweier  Monate  ausgedehnte  Lähmungen 
an  den  oberen  und  unteren  Extremitäten  mit  vorwaltendem  ßefallen- 
sein  der  Extensoren,  sehr  starker  Druckschmerzhaftigkeit,  langsamer 
vorschreitender  Atrophie  und  deutlicher  Entartungsreaction  an  der 
befallenen  Muskulatur;  an  den  unteren  Extremitäten  bestand  eine 
Andeutung  von  Ataxie,  an  den  oberen  deutliche,  an  den  unteren 
schwere  Störungen  der  Hautsensibilität.  Es  zeigten  sich  sodann 
auffallende  Gedächtnisschwäche,  habituelle  Pulsvermehrung  und 
leichte  Blasenschwäche.  Während  der  5 monatlichen  Beobachtung 
bis  zu  dem  unter  den  Erscheinungen  von  Pneumorrhagie  erfolgten 
Tode  an  Ileotyphus  wird  eine  vorschreitende  LungeDtuberculose 
manifest;  es  treten  ferner  hervor  eine  langsame  Zunahme  der  Läh- 
mungen und  der  Muskelatrophie,  athetoide  Bewegungen  in  den  oberen 
Extremitäten,  fibrilläre  und  fasciculäre  Zuckungen  an  den  Extremi- 
tätenmuskeln, Zunahme  der  Sensibilitätsstörungen,  beiderseitige  Neu- 
ritis optica  mit  Ausgang  in  Atrophie  und  Schrumpfung  der  Papille. 
Die  anatomische  Untersuchung  ergab  den  Befund  einer  weitverbrei- 
teten Neuritis,  Neuritis  optica  und  umschriebene  Veränderungen  in 
den  Vordersäulen  des  unteren  Lenden-  und  oberen  Sacralmarkes. 
Am  N.  opticus  handelte  es  sich  um  eine  typische  ausgeprägte  inter- 
stitielle Neuritis.  Die  Veränderungen  im  Röckenmark  beschränken 
sich  auf  das  rechte  Vorderhorn  und  gleichen  dem  Bilde  einer  ab- 
gelaufenen Poliomyelitis  anterior.  Die  Veränderungen  in  den  peri- 
pheren Nerven  geben  das  Bild  einer  degenerativen  Atrophie,  das 
durch  das  Auftreten  interstitieller  Veränderungen  mäfsigen  Grades 
complicirt  wird.  In  den  Muskeln  fanden  sich  Zeichen  degenerativer 
Atrophie.  Die  Gefäfse  innerhalb  der  Nervenstämme  zeigten  be- 
trächtliche Wuchernng  der  Intima.  — Aetiologisch  wird  in  diesem 
Falle  auf  die  schleichende  Tuberculose  verwiesen.  — Der  Fall  wird 
dem  klinischen  und  anatomischen  Befunde  nach  als  subacut  verlau- 
fene multiple  Neuritis  angesehen,  und  werden  die  analogen  Fälle  aus 


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870  GoLßst'HF.iDKB  u.  Blkchbk,  Empftndungd.  Widerstandes.  — WgBDBK,  No.  49 

der  Literatur  (multiple  Neuritis  mit  Opticusaffectionen  und  localen 
und  allgemeinen  Rücken marksaffectionen)  angeführt  und  besprochen. 

S.  Kalischer. 


A.  Goldscheider  u.  A.  Blecher,  Versuche  über  die  Empfindung 
des  Widerstandes.  (Aus  der  I.  med.  Klinik  des  Herrn  Geh.  Rath 
Lstubk.)  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abth.  1893.  p.  536  — 549. 

Die  Arbeit  knüpft  an  eine  frühere  Versuchsreihe  des  einen  der 
Verff.  über  den  Muskelsinn  an,  gelegentlich  welcher  er  die  Wider- 
standsempfindungen  studirte  und  zu  dem  Schlüsse  kam,  dass  der 
Stofs,  welcher  das  tastende  Glied  treffe,  die  Ursache  der  Wider- 
standsempfindung  sei,  und  dass  die  Nerven  der  Gelenkenden  die 
percipirenden  Apparate  seien.  Der  Hautsensibilität  wurde  damals 
jede  Rolle  bei  der  Empfindung  des  Widerstandes  aberkannt.  Auch 
die  neuen  Versuche  knüpfen  an  das  Phänomen  der  „paradoxen 
Widerstandsempfindung-*  an,  jener  merkwürdigen  Empfindung,  welche 
wir  dann  haben,  wenn  ein  an  einem  Faden  aufgehängtes  Gewicht, 
so  lange  von  uns  abwärts  bewegt  wird,  bis  es  auf  eine  Unterlage 
auftrifft.  Der  Stoss,  den  wir  verspüren,  wird  nach  aufsen  verlegt, 
entsteht  aber  nach  G.  durch  das  Aufhören  der  Muskelspannung, 
mit  welcher  bis  dahin  das  Gewicht  äquilibrirt  wurde. 

Bei  den  Versuchen,  deren  besondere  Anordnung  im  Original 
einzusehen  ist,  wurden  die  verschiedensten  Gelenke  zu  Bewegungen 
herangezogen,  die  Aufhängung  des  Gewichts  unter  besonderen  Cau- 
telen  an  den  verschiedensten  Segmenten  der  Extremitäten  bewirkt 
und  nun  die  Schwellenwerthe  der  paradoxen  Widerstandsempfindung 
gesucht.  Dabei  zeigte  sich,  dass  mit  der  Annäherung  des  Aufhänge- 
punktes  nach  der  Peripherie  die  Schwellenwerthe  sich  verkleinerten, 
also  mit  zunehmender  Länge  des  Hebelarmes.  Indessen  lehren  die 
Versuche,  dass  die  Variation  in  der  Hebelarmlänge  nicht  das  allein 
maßgebende  Moment  ist,  sondern  dass  die  peripherischen  Segmente, 
absolut  genommen,  von  feinerer  Widerstandsempfindlichkeit  sind. 

Endlich  sind  die  Verff.  nach  neuen  Versuchen  zu  der  Ansicht 
gelangt,  dass  auch  die  Hautsensibilität  bei  der  Empfindung  des 
Widerstandes  in  ihrer  quantitativ  verfeinernden  und  zur  Lokalisation 
mitbeitragenden  Rolle  nicht  zu  unterschätzen  ist.  M.  Brasch. 


R.  R.  Wreden,  Contribution  ä lYtiologie  de  la  cystite.  Arch.  des 
Sciences  biolog.  publ.  par  l’institnt  imper.  de  nßd.  eiperiment  a St.  Peters* 
boorg.  Volume  II.  N.  5. 

Bezüglich  der  Frage,  wie  die  eine  Cystitis  erzeugenden  Bakte- 
rien in  denjenigen  Fällen  in  die  Blase  gelangen,  wo  weder  eine 
Infection  von  der  Harnröhre,  noch  von  den  Nieren  aus  anzunehmen 
ist  und  im  Urin  Darmbakterien  nachgewiesen  sind,  erschien  es  dem 


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No.  49.  Aetiologie  der  Cystitis.  — Chapüt,  Behandlung  der  Salpingitis.  871 

Verf.  nicht  unwahrscheinlich,  dass  der  Transport  dieser  letzteren 
direct  vom  Rectum  her  auf  dem  Wege  der  Lymphgefäfse  vor  sich 
gehe.  Die  Versuche,  welche  er  bei  männlichen  Kaninchen  anstellte, 
sprachen  durchaus  für  diese  Annahme.  Wurden  den  Tieren  an  der 
Mastdarraschleimhaut  in  der  Höhe  der  Prostata  und  des  Blasen- 
grundes kleine  Erosionen  beigebracht,  so  liefsen  sich  regelmässig 
am  nächsten  Tage  aus  dem  trüben  Urin  Reinculturen  von  Bacterium 
coli  commune  gewinnen.  Brachte  man  nach  der  Verletzung  Cul- 
turen  des  Proteus  Hauseri  oder  des  Bacillus  mesentericus  vulgaris 
in  das  Rectum,  so  fanden  sich  diese  Pilze  und  nach  Einführung 
mit  Vaselin  bestrichener  Tampons  auch  kleine  Fetttröpfchen  im 
Harn.  Verletzungen  des  Anus  hatten  dagegen  auf  die  Blase  gar 
keinen  Einfluss.  Da  nun  beim  Menschen  kleine  Läsionen  der  Mast- 
darmschleimhaut bei  inneren  Hämorrhoiden,  bei  Prostatahypertrophie, 
Abscessen  u.  s.  w.  nicht  selten  sind,  ist  diese  Entstehungsart  einer 
Cystitis  sehr  plausibel.  H.  Müller. 


Cfaaput,  Traitement  des  grosses  salpingites  haut  situöes  par  l’hy- 
stdrectomie  vagino-abdominale  ferm^e.  Annales  de  gynecologie.  Tome 
42.  jaillet  1894. 

Verf.  vergleicht  zuerst  die  abdominale  Methode  mit  der  vagi- 
nalen; dies  fällt  zu  Ungunsten  der  letzteren  aus,  da  er  selbst  viele 
Zwischenfälle  kennt,  die  bei  der  vaginalen  vorgekommen,  aber  nie 
veröffentlicht  sind.  Dann  beschreibt  er  sein  Verfahren,  das  eine 
Combination  beider  Methoden  darstellt.  Er  kratzt  zuerst  den  Uterus 
aus  und  spült  ihn  mit  Jodtinctur  aus.  Umschneidung  des  Collum, 
das  mit  2 Kugelzangen  gefasst  ist.  Abpräpariren  der  Scheiden- 
wand, so  hoch  wie  möglich.  Fassen  der  Lig.  lata  bis  zur  Höhe 
von  3 cm  mit  kurzen  PKAn’schen  Klemmen  und  Durchschneiden. 
Tamponiren  der  Scheide  mit  Schwämmen.  Darauf  Laparotomie. 
Etwaige  Eitertaschen  werden  von  der  Scheide  aus  mit  einer  Pince- 
troicart,  einer  Klemme,  die  auch  nach  aussen  schneidet,  angestochen 
und  unter  Druck  von  oben  entleert.  Darauf  werden  das  vordere 
und  hintere  Scheidengewölbe  breit  eröffnet  und  nun  die  Lig.  lat.  in 
2 weiteren  Etagen  von  oben  gefasst  und  bis  zur  unteren  Klemme 
eingeklemmt.  Hierauf  Entfernung  des  Uterus  mit  Adnexen  in  toto 
und  Ersetzen  der  oberen  Klemmen  durch  Seidenfäden.  Hierauf 
wird  das  Peritoneum  durch  4 — 6 Nähte  so  geschlossen,  dass  die 
Bauchhöhle  von  der  Scheide  gänzlich  getrennt  ist.  Hierzu  bedient 
sich  Ch.  der  RKVBanin’schen  Nadel  nnd  eines  selbstconstruirten  Gabel- 
schiebers, — eines  Schiebers,  dessen  unteres  Ende  in  eine  Gabel 
mit  2 stumpfen  Zinken  ausläuft.  — Die  horizontale  Lage  ist  wegen 
des  Ablaufens  des  Eiters  aus  der  Scheide  besser  wie  die  Becken- 
hochlagerung. Verf  will  diese  Operation  nur  auf  grosse,  hochge- 
lagerte Salpingitiden  beschränkt  wissen,  da  für  tiefgelagerte  sich  die 


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872  Pohl,  Einfluss  von  Giften  aut  die  Darmbewegungen.  No.  49 

vaginale  Exstirpation,  für  kleine  hochgelagerte  katarrhalische  die 
einfache  Laparotomie  genüge.  Den  Uterus  will  er  besonders  des- 
wegen wegnehmen,  um  die  Infection  von  den  Stümpfen  aus  zu  ver- 
meiden. 6 Mal  operirte  er  so  mit  Erfolg,  1 Mal  trat  exitus  ein  bei 
einem  Falle,  wo  es  nicht  möglich  war,  den  streptokokkenhaltigen 
Eiter  eines  Ovarialabscesses  von  der  Bauchhöhle  fern  zu  halten 

A.  Martin. 


J.  Pohl,  Ueber  Darmbewegungen  und  ihre  Beeinflussung  durch 

Gifte.  (Aus  dem  pharmac.  Institut  Prag.)  Aroh,  f.  exper.  P.  n.  Ph. 

Bd.  34.  p.  87—104 

In  der  folgenden  Versuchsreihe  wurde  der  Kaninchendarm  nicht 
in  einem  Kochsalzbad,  sondern  iu  einem  auf  38 — 39°  temperirten 
Luftbad  beobachtet.  Der  Darm  zeigt  einen  für  jedes  Tier  constan- 
ten  Rhytmus  in  seinen  Pendelbewegungen,  der  weder  durch  Vagus- 
noch  durch  Splanchnicusreizung  beeinflusst  werden  kann,  somit  nur 
durch  innerhalb  der  Darmwand  selbst  gelegene  nervöse  Apparate 
regulirt  wird.  Bei  Prüfung  des  Erfolges  gleichzeitiger  elektrischer 
Reizung  der  Darmwand  und  der  entsprechenden  Heromungsnerven- 
äste  ergab  es  sich,  dass  schwache  periphere  Reizung  durch  Hem- 
mung unwirksam  werden  kann,  intensive  Reizung  der  Darmwand 
aber  selbst  durch  maximale  Reizung  der  Hemmungsorgane  nicht 
aufgehoben  werden  kann,  eine  Beobachtung,  die  für  die  Discnssion 
der  NoTHNAGEt/schen  Theorie  der  Morphinwirkung  von  Bedeutung  ist. 

Nach  der  Art,  wie  Gifte  auf  den  blofsgelegten  Darm  wirken, 
lassen  sich  selbe  in  3 Gruppen  theilen:  1)  solche,  die  Darmbewe- 
gungen schwächen  bis  aufheben,  2)  solche,  die  ausgebreitete  Be- 
wegungen hervorrufen  und  3)  solche,  die  nur  lokal  wirken.  Die 
bekannte  Reaction  mit  Kochsalz  (Nothnagki.)  muss  mit  letzterem  als 
nervösen  Ursprungs  angesehen  werden.  Aber  auch  die  lokale  Kali- 
contraction  lässt  sich  auf  Grund  von  Versuchen,  die  sich  auszugs- 
weise nicht  wiedergeben  lassen,  als  durch  Reizung  intramuskulärer 
Nerven  hervorgebracht,  auflfassen.  Der  Schlussabsatz  der  Arbeit 
behandelt  die  styptische  Wirkung  des  Morphins.  Da  dasselbe  an 
Kaninchen,  nur  lokal  applicirt,  bewegungshemmend  wirkte,  nicht 
aber  nach  intravenöser  oder  subcutaner  Darreichung,  so  wurde  diese 
Versuchsreihe  am  Hunde  vorgenommen.  Für  die  in  der  Literatur 
geäusserte  Anschauung,  dass  das  Morphin  durch  Erregung  der 
Splanchnicusursprünge  bewegungshemmend  wirke,  konnten  keine 
Belege  gefunden  werden,  indem  selbst  nach  beiderseitiger  Splanch- 
nicusdurchschiieidung  die  styptische  Wirkung  manifest  war.  Hiermit 
übereinstimmend  ergab  es  sich,  dass  die  motorische  Wirkuug  des 
Vagus  durch  Morphin  eine  Herabsetzung  erfährt.  Da  diese  auch 
nach  Durchtrennung  der  N.  splanchnici  auftritt,  somit  nur  auf  Ab- 
sinken der  Erregbarkeit  in  der  Darmwand  selbst  gelegener  Apparate 


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No.  49. 


Spibig,  — Mittelbach.  — v.  Bitto.  — Riedl. 


873 


beruhen  kann,  so  muss  die  Stypsis  nach  Morphin  durch  ein  pe- 
ripher lähmendes,  nicht  durch  ein  central  hemmungserregendes 
Vermögen  derselben  gedeutet  werden.  Pohl. 


W.  Spirig,  Versuch  Ober  die  Ausnützung  der  Nahrung  bei  Leu- 
kämie. Zeitsohr.  f.  klin.  Med  Bd.  24,  S.  187. 

Ad  3 aufeinander  folgenden  Tage  vnrde  die  Nahrung  genau  analysirt.  Am 
ersten  Versuchttage  wurden  aufgenommen  551  g Trockensubstanz  mit  15.1  N 127.0 
Fett  309.5  Kohlehydraten  entsprechend  2825  Calorien;  an  den  beiden  folgenden  Tagen 
war  die  Nahrung  fast  dieselbe  mit  sehr  kleinen  Abweichungen  Von  der  Trockensub- 
stanz entgingen  6.1  pCt.,  von  N 12  1 von  Fett  10  pCt.  der  Resorption  (für  die  Kohle- 
hydrate scheint  keine  Bestimmung  gemacht  zu  sein  Ref.),  die  Ausnützung  ist  also 
etwas  schlechter,  als  beim  Gesunden.  Von  den  im  Verlauf  der  3 Tage  resorbirten 
40.613  g erschienen  nur  28.055  im  Barn  wieder,  12.558  müssen  danach  zum  An- 
satz gelangt  sein.  E.  Sslkowtkl. 


F.  Mittelbach,  Ueber  die  spezifische  Drehung  des  Fibrinogens. 
Zeitsobr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  289. 

Aus  mit  Fluorkalium  zersetztem  Pferdeblut  gewonnenes  Blutplasma  wird  mit  dem 
gleichen  Vol.  gesättigter  Steinsalzlösung  vermischt  und  so  das  Fibrinogen  gefallt,  zur 
Reinigung  in  3 proc.  Steinsalzsolution  gelbst,  durch  concentrirte  Solution  wieder  ge- 
fallt  und  dies  Verfahren  3 Mel  wiederholt.  In  2proc.  Salzlösung  beginnt  die  Coagu- 
lation  des  Fibrinogen  bei  53°  und  ist  bei  56°  beendet,  dabei  entzieht  sich  aber, 
wahrscheinlich  infolge  der  deutlichen  Alkalescens  der  Lösungen,  ein  Teil  des  Fibri- 
nogens der  Coagnlirnng.  Solche  frisch  bereiteten  '/s  — Vs  proc.  Lösungen  von  Fibri- 
nogen in  dünner  Steinsalzsolution  gaben  im  Polarimeter  Linksdrehungen,  aut  denen 
sieb  die  spez.  Drehung  des  Fibrinogens  im  Mittel  zu  — 52  5°  berechnet  — Wegen 
vieler  Einzelheiten  vergl.  Orig.  J.  Munk. 


B61a  V.  Bittö,  Ueber  die  Bestimmung  des  Lecithmgehaltes  der 
Pflanzenbestandteile.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XIX.  S.  488. 

Nach  Schulze  u.  Steiqbs  sollen  die  PSanzensamen  nach  Erschöpfung  mit  Aetber 
noch  2 Mal  je  1 Stunde  lang  mit  Alcohol  ausgekocht  und  in  den  vereinigten  Alco- 
hol-Aethereztrakten  die  PhosphorsAure  bestimmt  werden.  Verf.  bat  durch  die  Unter- 
suchung verschiedener  Samen  (Capsicum,  Vicia,  Lupine,  Soja,  WeizeD,  Koggen,  Mais) 
sich  überzeugt,  dass  dabei  nur  ein  Teil  des  Lecithins  (*/, — ’/s  4er  Gesammtmenge)  io 
Lösung  gebt.  Behufs  quantitativer  Bestimmung  des  Lecithins  must  die  Substanz  nach 
der  Extraction  mit  Aetber  wenigstens  30  Mal  mit  Aethyl  oder  20  Mal  mit  Methyl- 
alcohol  ausgekocht  werden  und  zwar  jedesmal  8 — 10  Minuten.  Vereinfacht  kann  die 
Methode  derart  werden,  dass  die  Substanz  nur  20  Mal  mit  Metbylalcohol  ausgekocht 
wird.  J.  Munk. 


A.  Biedl,  Ueber  experimentell  erzeugte  Aenderungen  der  Gefäfe- 
weite.  Fragmente  a.  d.  Geb.  d.  exper.  Path.  1894,  p.  1—8. 

Verf.  hat  sich  bemüht,  eine  sichere  Methode  zur  experimentellen  Verengerung 
und  Erweiterung  der  MesenterialgefAfse  beim  Frosch  zu  finden.  Durch  Begiefsuog 
des  Mesenterium  mit  einer  0.6  proc.  Kochsalzlösung  von  45°  C.  gelang'  es  ihm,  die 
Wand  der  kleinen  Arterien,  der  Venen  und  Kapillaren  zu  solcher  Verbreiterung  zu 
bringen,  dass  das  Lumen  durch  Annlberung  der  SeitenwAnde  völlig  verschlossen  wurde. 
Nach  einiger  Zeit  verdünnte  sich  die  Wand  wieder;  diese  Dilatation  des  GefAfsea  liefe 
sich  durch  mit  Pepton  versetzte  0.6  pCt.  Kochsalzlösung  von  Zimmertemperatur  be- 


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874 


GOODHUR,  LäNB.  — LaFOOBCADB.  — ScHWABZ. 


No.  49 


schleunigen.  Weder  bei  der  Kontraktion  noch  bei  der  Dilatation  der  Gefäfse  bandelt 
e»  «ich  um  eine  Aeodernng  de«  Gesammtquerschnitts,  «ondern  lediglich  um  ein  Dicker- 
und Dünnerwerden  der  Wandungen.  Beide  Vorgänge  beruhen  auf  ritaler  Thätigkeit. 

M.  Rothraann. 


1)  E.  S.  Goodhue,  Operation  for  the  correction  of  deformity  of  the 
wrist  caused  by  shortening  ol  the  radius  after  fracture.  New-York. 
med.  Record,  1894,  Jan.  6. 

2)  W.  A.  Lane,  On  the  adventage  of  the  Steel  screw  in  the  treat- 
ment  of  united  fractures.  Lancet  1893,  p.  1500. 

1)  Betrifft  eine  43jäbr.  aomt  gesunde  Amerikanerin,  welche  4 Monate  nach  der 
Verletinng  mit  einer  Pseudoarthrose  der  Radius  rechts  an  der  Grenie  des  mittleren 
und  unteren  Drittels  sur  Behandlung  gelangt.  Nach  Misslingen  der  sonstigen  Behand- 
lungsmethoden wurde  nach  weiteren  4 Monaten  die  Praetor  freigelegt,  nach  Entfer- 
nung eines  abgesplitterten  Knochenst&ckes  die  Anfrischung  der  etwas  atrophischen 
Fragmente  und  ihre  Coaptation  durch  eine  Silberdrahtnaht  rorgeoommen.  Knöcherne 
Heilung  erfolgte,  aber  die  Hand  stand  pronirt  und  der  Unterarm  seigte  eine  Ver- 
krümmung mit  der  Coorexität  auf  der  Ulna-Seite,  todess  der  Radius  rerkürtt  erschien. 
Eine  Nachoperation  bestehend  in  Continuitätsresection  eines  */«"  (engl.)  langen  Stückes 
der  Ulna  ton  der  Grense  ihres  unteren  und  mittleren  Drittels  ward  erforderlich  und 
obwohl  auch  hier  sehr  langsam  eine  knöcherne  Vereinigung  erfolgte,  resoltirten  sch  lieb- 
lich normale  Form  und  Funetion  der  Extremität  bei  einer  Gesammtrerkürxung  des 
Vorderarms  um  */«". 

2)  L.  findet,  dass  bei  alten  Frakturen  mit  Pseudarthrose  wegen  der  Verände- 
rung der  Weiebteile  Öfters  schwerer  alt  in  frischen  Fällen  Coaptation  der  Bruchenden 
zu  erzielen  ist.  DieVernähnng  letzterer  mit  Silberdraht  ist  daher  nicht  immer  aus- 
reichend. Der  Application  der  Schraube  muss  aber  stets  eins  genaue  Anfrischung 
der  Brucbenden  rorangehen  und  empfiehlt  L.  zu  diesem  Zwecke  Gowas's  Osteotom, 
welches  ohne  Nebenrerletzungen  mit  möglichst  geringem  Substanzrerlust  arbeitet. 

P.  G (Herbock. 


J.  Lafourcade  (Bayonne),  De  la  d^viation  en  dehors  du  gros  or- 
teil. Gaz.  des  Hopis.  1894,  No.  87. 

Aus  Torliegender  monographischen,  mit  zahlreichen  Litteratur-Angaben  versehenen 
Arbeit  ist  tu  entnehmen,  dass  Verf.  die  Ursache  der  Abweichung  der  grofsen  Zehe 
nach  aussen  bei  alten  Leuten  in  der  Arthritis  sicca  sieht.  Bei  jüngeren  Personen 
dagegen  erklärt  er  die  Entwickelung  dieser  Abweichung  durch  die  Existenz  einer 
Wachstums-Exostose.  Die  dem  entsprechend  ansgefübrte  Resection  des  I.  Metatarsal- 
Kopfes  hatte  in  20  in  der  These  von  Quärino  gesammelten  Fällen  ein  gleichmäfsig 
gutes  Ergebnis«.  p.  G&terbock. 


J.  Schwarz,  Aus  dem  Spitale  für  arme  scrophulöse  Kinder  zu 
Baden.  Versuche  von  Behandlung  tuberculöscr  Gelenkaffectionen 
mittelst  Stauungs  - Hyperämie  nach  Dr.  Bikr.  Wiener  med.  Blätter 
1894,  No.  18. 

Betrifft  einen  13  jährigen  Knaben  mit  Gonitis  sinistra  nnd  ein  12jähriges 
Mädchen  mit  Fungus  apertus  des  rechten  Sprunggelenkes.  In  beiden  Fällen  werde 
durch  mehrmonatliche  Anwendung  der  Constriction  oberhalb  der  qu.  Gelenke  erheb- 
liche Besserung  erzielt,  doch  waren  beide  bei  Abschluss  des  Berichtes  noch  nicht  wollig 
abgelaufen.  p.  QSterbock. 


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No.  49.  Fikotti.  — Gaosz.  — Ubthoff.  — Gbünbbt.  875 

E.  Finotti,  Aus  der  chir.  Klinik  von  Prof.  Nicoi.adoni  in  Innsbruck. 
Ein  Fall  von  Exstirpation  eines  ausgedehnten  Netzes  eiterig  throm- 
bosirter  Venen  am  Arme  bei  drohender  Pyämie.  — Heilung. 
Wiener  med.  Presse  1 894,  No.  25. 

Dm  wichtigste  einen  23]lbr.,  15  Tage  vor  Aufnahme  in  die  Klinik  dnrch  einen 
Ssbelbieb  in  der  rechten  Ellenbogenbeuge  nnd  Beteiligung  des  N.  medianns  rerletuen 
Pat.  betreffenden  Falles  enthalt  die  Ueberschrift.  Die  rom  Handrücken  bis  tur 
Schulter  sich  erstreckende  Wunde  wurde  mit  Sol.  Alum  acet  verbunden.  Anfangs 
bot  die  ausgedehnte  Narbe  der  Eiteosion  Schwierigkeit;  diese  wurde  aber  durch  Mu- 
tige and  Tarnen  überwunden  and  konnte  Pat.  bei  Abschluss  des  Berichtes,  4 Monate 
nach  dem  Trauma,  den  Arm  bis  zum  gestreckten  Winkel  bringen.  p.  Ofitsrboek. 


G.  Grösz,  Ueber  Glaskürperblutungen.  Ungar.  Arohiv  f.  Medioin,  II. 
p.  289. 

G.  berichtet  über  2 Falle  von  GlaskBrperblutung.  Der  erste  betraf  einen  28jShr 
Mann,  welcher  sonst  vollständig  gesund  war.  Das  linke  Auge  erblindete  plötzlich, 
sodass  nur  Finger  auf  einen  Meter  Entfernung  gezahlt  werden  konnten.  Noch  vier 
Monate  langem  Jodkaligebraaeh  war  die  Glaskflrperblutung  verschwunden  und  das 
Sehvermögen  betrag  wieder  */(.  Der  zweite  Fall  war  ein  19jShr.  Mann,  bei  welchem 
dH  Sehvermögen  links,  infolge  einer  grofsen  GlaskBrperblutung  auf  Erkennen  von 
Licht  und  Schatten  redueirt  war.  Da  durch  eine  Inunctionskur,  Pilocarpin  Injectionen 
und  innerlich  Jodkalium  keine  Besserung  erzielt  wurde,  schritt  man  nach  4 Monaten 
zur  Ausführung  einer  Iridectomie.  2 Monate  spater  betrug  S = ‘/s«i  »ach  weiteren 
6 Monaten  Vll*  Horstmoon* 


W.  Uhtboft,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Conjunctivitis  diphtheritica. 
Berliner  klin.  Wochensohr.  1894,  No.  34,  35. 

U.  berichtet  über  4 Falle  von  Conjunctivitis  diphteritica,  welche  unter  dem  Bilde 
einer  relativ  leichten,  gutartigen  Conjunctivitis  crouposa  ohne  wesentliche  Compliea- 
tionen  von  Seiten  der  Hornhaut  nnd  ohne  irgend  erhebliche  Zerstörungen  nnd  nach- 
herige  narbige  Veränderungen  des  conjunctivalen  Gewebes  verliefen.  Bei  allen  konnte 
der  Nachweis  einer  richtigen  Diphtheritis  geführt  werden,  indem  3 Mal  virulente 
Diphtheriebacillen  cultivirt  wurden,  im  4.  Falle  wahrend  des  Bestehens  des  Conjune- 
tivalprocesses  schwere  totliche  Halsdiphtherie  eintrat.  In  allen  Fallen  liefe  sieb  nach- 
weisen,  dass  in  dem  Heimatsorte  der  Patienten,  Ja  meistens  auch  in  der  Familie  selbst, 
Erkrankungen  an  Rachendiphtherie  vorgekommen  waren.  iiorstmum. 


Grunert,  Die  Extraction  der  Columella  bei  Tauben.  Vorläufige 
Mitteilung.  Fortschr.  d.  Med.  1894,  XU.  S.  733. 

G.'s  Versuche  führten  zu  folgenden  Ergebnissen;  du  Trommelfell  regenerirte  sieb 
schon  nach  kurzer  Zeit  vollständig;  in  der  Paukenhöhle  fanden  sieb,  ausser  multiplen 
Strangbildungen  in  einem  Falle,  keine  Veränderungen,  du  For.  ovale  war  von  einer 
glänzenden,  leicht  beweglichen  an  der  PaukenhOhlenseite  mit  Epithel,  an  der  Vesti- 
bularseita  mit  dem  Endothel  des  perilymphatiscben  Raumes  ausgekleideten  Membran 
verschlossen.  Weder  die  Gebilde  des  häutigen  Labyrinthes  noeh  der  N.  acusticus  in 
seinem  centralen  Verlaufe,  noch  die  centralen  Kerne  zeigten  Abweichungen  von  der 
Norm.  Gleichgewichtsstörungen  wurden  nicht  beobachtet;  die  anfangs  etwas  herabge- 
setzte HOrflhigkeit  besserte  sich  bis  zum  10.  Tage  nach  der  Operation  bei  allen  Tieren 
so,  dass  kaum  ein  wesentlicher  Unterschied  gegenüber  dem  normalen  Verhalten  be- 
obachtet werden  konnte.  Bei  zwei  Tauben  wurde  eine  hochgradige  Herabsetzung  der 
Fähigkeit,  die  Richtung  des  Schalles  za  beurteilen,  constatirt,  die  sich  auch  mit  der 
Zunahme  des  HOrvermOgens  für  Tone  and  Geräusche  nicht  besserte.  Schwsbseh. 


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876 


Fränkbl.  — Bunan.  — Maas. 


No.  49 


B.  Fränkel,  Der  aogenannte  Prolapsus  des  Morgagnischen  Ven- 
trikels. Fränkel’s  Arch.  f.  Laryngologie  etc.  I.  H.  3. 

Nach  einer  kritischen  Besprechung  der  bisher  bekanntgegebenen  Falle  spricht 
Verf.  »uf  Grund  seiner  anatomischen  Beobachtungen  seine  Ansicht  dahin  aus,  dass 
das,  was  gewöhnlich  unter  dem  Namen  Prolapsus  rentriculi  insammengefasst  wird 
immer  einer  Hyperplasie  des  Bindegewebes  seine  Entstehung  »erdenkt,  dass  diese 
Hyperplasie  aber  an  allen  drei  Winden  des  Ventrikels  ihren  Sits  haben  kann,  also 
entweder  eine  Chorditis  vocalis  hyperplastica  superior  oder  eine  Laryngitis  byperplsa- 
tica  lateralis  oder  eine  Chorditis  Tentricularis  inferior  hyperplastica  oder  eine  Kombi- 
nation dieser  Zustande  darstellt  w.  LubUnakL 


Bunge,  Zur  Kenntniss  der  geifseltragenden  Bakterien.  Fortsohr.  d. 
Medicin  1894,  No.  12. 

In  einer  früheren  Mitteilung  batte  B.  sur  GeifselfSrbung  der  Bakterien  eine  too 
der  LOm.sa’scben  etwas  abweichende  Beite  angegeben.  Jetzt  teilt  er  einige  mit  die- 
ser gewonnene  Resultate  mit.  Von  diesen  ist  bervorzuhebeo,  dass  B.  nicht  immer 
ganz  junge  Kulturen  als  zur  Geifseiflrbung  am  geeignetsten  gefundeo  bat;  ihm  be- 
wahrten sieb  am  besten  solche  Kulturen,  die  24  Stunden  bei  Bruttemperatur  ge- 
wachsen und  dann  einige  Tage  bei  Zimmertemperatur  gehalten  worden  waren.  Die 
Geifseln  erschienen  dann  dicker,  wie  gequollen. 

Durch  die  Zahl  der  Geifseln  suchte  B.  ein  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  dem 
Typhus  und  Colibacillus  ausfindig  zu  machen;  fand  aber,  dass  die  Zahl  der  Geifseln 
bei  beiden  inkonstant  ist  und  dass  auch  entgegen  anderen  Angaben  das  Baeterium  coli 
den  Typbusbacillus  an  Geifselzahl  weit  übertreffen  kann. 

Ausserdem  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  es  B gelang,  durch  vorheriges  Eintauchen 
der  Deckglasprlparate  in  5 procent.  Essigsäure  1 Minute  lang  und  naebheriger  Geifsel- 
flrbung  bei  Typhus-,  Coli-,  Proteus-  und  Cholerabacillen  breite  Kapseln  zur  Darstel- 
lung zu  bringen.  Scheunen. 


1)  Maas,  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Kenntniss  der  Wir- 
kungen des  Lysols  in  physiologischer  und  pathologisch- anatomi- 
scher Beziehung.  Deutsches  Aroh.  f.  klin.  Med.  1894,  Bd.  52,  S.  435. 

2)  Derselbe,  Studien  Ober  die  therapeutische  Verwendbarkeit  des 
Lysols  in  der  internen  Medicin.  Ebenda,  S.  446. 

Die  Giftigkeit  des  Lysols  wurde  an  Kaninchen  bestimmt;  um  Aetzwirkungen  aus- 
zuzchliefsen,  wurden  nur  5proc.  Lösungen  angewandt,  die  Application  geschah  subku- 
tan. Als  tozische  Dosis  erwies  sich  2 45  g pro  Kilo  Kaninchen. 

Zu  weiteren  Versuchen  verwandte  M.  Frösche;  er  legte  denselben  das  Herz  blos 
nach  subkutaner  Einführung  von  Lysol  und  konstatirte,  dass  sowohl  die  Starke  der 
Herzkontraktionen  abnimmt,  als  auch  der  Rhythmus  langsamer  wird. 

Bei  Fütterung  eines  Hundes  20  Tage  lang  mit  8 -4g  Lysol,  zeigten  sich  keine 
Vergiftungserscheinungen,  auch  kein  Durchfall.  Der  Harn  enthielt  weder  Zucker  noch 
Eiweifs. 

Von  jedem  an  Lysolvergiftung  eingeganngenen  Tier  wurden  die  inneren  Organe 
gehlrtet.  Die  Nieren  erwiesen  sich  als  intakt,  abgesehen  von  der  Rinde,  die  leicht 
geschwollen  und  byperAmiseb  war.  Die  Leber  war  unversehrt. 

Io  der  2.  Abhandlung  teilt  M.  einige  therapeutische  Versuche  beim  Menschen 
mit  und  glaubt  durch  Dosen  von  0.05 — 0.6  Lysol  dreimal  täglich  in  Kapseln,  Pillen 
oder  mit  Milch  den  Bakteriengebalt  des  Stuhlgangs  herabgesetzt  zn  haben 

Scheurlen. 


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No.  49. 


Holt.  — Schwarz.  — Mahandon  do  Moktyri,  Amat. 


877 


E.  Holt,  Gavage  (forced  feeding)  in  the  treatment  of  acute  diseases 
of  infancy  and  childhood.  Med.  Record  1894,  S.  524. 

Oie  Ernährung  der  Kinder  mittelst  der  Megenionde  (Garage)  soll  in  folgenden 
Pillen  geicbehen:  1)  bei  Frühgeburten;  Uber  den  Wert  des  Verfahrens  in  diesen 
Pillen  hat  Verf.  keine  eigene  Erfahrung.  Dagegen  empfiehlt  er  dio  Garage  nach 
eigenen  Beobachtungen;  2)  bei  andauerndem  Erbrechen  sehr  junger  Kinder;  3)  bei 
schweren  acuten  Krankheiten  (Diphtherie,  Pneumonie,  Typhus  etc.),  wenn  die  Kinder 
die  Nahrung  rerweigern.  Meist  handelt  et  sich  hier  um  Kinder  ron  2 — 5 Jahren, 
bei  denen  am  4.  bis  5.  Krankheitstage  die  Nahrungsrerweigerung  beginnt.  Die  Er- 
folge sind  in  diesen  Pillen  ausserordentlich  gute;  4)  bei  Gebirnkrankheiteo  der  Kin- 
der, die  mit  Delirien  oder  Coma  einhergeben,  ist  die  Garage  am  Platte,  sobald  die 
Kinder  nicht  in  gewSbnlicber  Weise  ernlhrt  werden  können.  Kein  anderes  Verfahren, 
die  Kinder  tur  Nahrungsaufnahme  zu  zwingen,  ist  so  schonend,  alt  die  Sondenfütte- 
rung. — Die  Nahrung  soll  in  allen  Flllen  in  6-  bis  7 stündlichen  Zwischenrlumen 
eingegossen  werden ; rorber  soll  wenigstens  einmal  tlglich  der  Magen  ausgewaschen 
werden.  — Nlhrklystiere  sind  bei  kleinen  Kindern  ron  geringem  Nutzen. 

Budthagcn. 


J.  Schwarz,  Behandlung  der  Scrophuloae  mit  Creosot.  Wiener  med. 

Blätter  1894,  No.  19. 

Verf.  berichtet  über  gute  Erfolge,  die  er  bei  der  Behandlung  der  Scrofulose  mit 
Creosot  nach  der  SoMuiiBHODT'scben  Methode  bei  Kindern  erzielt  hat.  Speciell  die 
Drüsentumoren  der  Kinder  sah  Verf  wlhrend  des  Creosotgebrauchs  sich  merklich, 
mitunter  bis  auf  ein  Minimum  verkleinern,  wlhrend  das  Körpergewicht  erheblich  zu- 
nabm.  Stadthagen. 


1)  E.  Jlarandou  de  Moiltyel,  De  l’action  sedative  de  la  duboi- 
sine  a doses  continues  chez  1 es  ali4n4a.  Archives  de  Neurologie  1893, 
Septembre. 

2)  C’h.  Amat,  De  la  duboisine.  — Son  emploi  dana  le  traitement 
de  l’^pilepsie.  Gazette  mdd.  1894,  No.  20. 

1)  M.  wandte  Duboiain  in  Dosen  ron  2 — 4 mg  mehere  Monate  lang  bei  Geistes- 

kranken an  und  hebt  die  aedatire  Wirkung  bei  allen  Zustlnden  von  Aufregung  her- 
vor. Die  Wirkung  tritt  oft  erst  nach  2 -8  Tagen  auf,  bllt  aber  dann  bei  Portreicbung 
de«  Mittel«  an,  ohne  dass  Gewöhnung  eintritt.  Die  Wirkung  war  bei  der  Paralyse 
uud  Manie  eine  bessere,  wie  bei  den  anderen  Formen  geistiger  Störung.  Doch  must 
der  Autor  selbst  den  nachteiligen  Ein  Um,  auf  deo  Ernlhruugazustand  hervorhebeu,  den 
Duboitin  bei  llDgerem  Gebrauch  ausübt.  8.  Kallsehsr. 

2)  Verf.  referirt  lediglich  die  günstigen  Erfahrungen,  welche  zwei  italienische 
Forscher  — Cividalii  und  Giamili  — mit  dem  Duboitio.  tnlfur.  bei  Epileptischen 
und  besonders  bei  epileptischen  Psychosen  gemacht  haben  wollen.  Ea  handelte  sich 
dabei  nicht  nur  um  die  Beklmpfung  der  ErregungszustSnde,  sondern  um  eine  günstige 
Beeinflussung  der  Anfllle  selbst. 

Das  Mittel  wurde  subcutan  in  Dosen  von  0.5  mg  und  steigend  um  Decimilli- 
gramme  gegeben,  wegen  der  Gefahr  der  Cumulirung  wurde  alle  paar  Tage  mit  der 
Medication  abgebrochen,  gesteigert  wurde  bis  1.0  oder  1 5 mg  oder  bis  zu  geringeren 
Mengen,  falls  schon  früher  die  dem  Mittel  eigentümlichen  Intozicationswirkungen  ber- 
rortraten. 

Verf.  fordert  zur  Nachprüfung  dej  Mittela  auf,  zeine  Bedenken  gegen  die  hohen 
Dosen  kann  man  nach  alledem,  was  darüber  bisher  bekannt  ist,  nur  teilen. 

M.  Brasch. 


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878 


Hbhschbl,  Lko.  — Hochk.  — Gottrntag. 


No.  49 


1)  G.  Herschel,  A case  of  nocturnal  pp  asm  of  the  larynx  in  an 
adult.  Lanoet  1893,  13.  Mai. 

2)  K.  Leo,  Tod  durch  Glottiskrampf  bei  Hysteria  virilis.  Deutsche 
med.  Woohenschr.  1893,  No.  34. 

1)  Ein  36jthriger,  neurastheniscber  Schriftsteller  zeigte  Nichts  Anfälle  von  La- 

rynxspasmus,  die  einige  Secnnden  danerten,  meist  mehrmals  hintereinander  aoftraten 
ond  mit  Hercpalpitatiooeo  einbergingen.  Oft  traten  diese  Anfllle  von  Laryngismus 
stridnlns  bei  überladenem  Magen  anf.  — Epilepsie,  Tabes,  Aneurysmen  nnd  dergleichen 
lagen  nicht  vor.  S.  Kalischer. 

2)  Ein  20jibriger  Schneider  litt  wiederholt  an  Chorea,  war  immer  erregbar  und 

batte  oft  Kopfschmerzen  und  SchwindelgefQbl.  1892  Aufnahme  in  die  Klinik,  wo 
mehrere  Krampfanfalle  beobachtet  wurden,  die  Diagnose  wurde  auf  Hysterie  gestellt. 
Es  kehrten  nun  Öfter  starke  Krampfanfalle  wieder,  in  dem  einen  trat  eine  heftige 
inspiratorische  Dyspnoe  auf  nnd  der  Pat.  ging  trotz  aller  Versuche,  die  Atmung  künst- 
lich wieder  so  beleben,  zu  Grunde.  Die  Section  bestätigte  die  Annahme  einer  fune- 
tionellen  Erkrankung.  Das  Centralnervensystem  war  ganz  intakt,  die  Stimmbänder 
standen  ad  maximum  adducirt  nnd  hielten  die  Wasserprobe  aus.  u.  Brasch. 


A.  Koche,  Versuche  mit  Curarin  (Böhm)  bei  Tetanie.  Neurol.  Cbl. 
1894,  No.  8. 

Verf.  stellte  bei  einer  an  Tetanie  leidenden  26  Jahr  Kranken  Versuche  mit  Cu- 
rarin  an  und  erzielte  damit  wiederholt  eine  Abkürzung  der  Anfalle.  Es  wurden  von 
0.26  — 0.7  mg  Curarin  injicirt.  Die  erste  Wirkung  zeigte  sich  nach  10—20  Minuten, 
schien  jedoch  nicht  lange  ansuhalten.  Subjectiv  wurde  mehrere  Male  eine  Erleichte- 
rung und  objectiv  eine  verminderte  Intensität  des  Krampfee  beobachtet,  selbst  wenn 
es  noch  nicht  zu  Lzbmungserscheiouogen  im  willkürlichen  Bewegungsapparat  gekom- 
men war.  Bemerkenswert  war  such,  dass  die  einzelnen  Kegionen  der  Muskulatur  sich 
dem  Mittel  gegenüber  verschieden  verhielten;  so  bestand  bei  einem  Versuche  bereits 
Lähmung  beider  Beine  und  Schwache  der  Baucbmuscnlatur,  wahrend  in  den  Händen 
noch  Krampf  vorhanden  war.  Vergiftungterscbeinungen  traten  nicht  auf. 

K.  Grube. 


A«  Guttentag,  Ueber  das  Verhalten  der  elastischen  Fasern  in 
Hautnarben  und  bei  Destructionsprocessen  der  Haut.  (Aus  der 
dermatologischen  Abth.  des  Dr.  Jadassohn  im  Allerheiligen- Ho- 
spital zu  Breslau).  Aroh.  f.  Dermat.  u.  Syph.  XXVII.  S.  175. 

Verf.  untersuchte  Leichen  entnommene  Narben  verschiedener  Art  auf  das  Ver- 
halten der  elastischen  Fasern  und  fand,  dass  diese  nur  ausnahmsweise  vollständig 
fehlten,  meist  waren  splrliche,  dünne,  langgestreckte,  gewöhnlich  parallel  verlaufende 
Fasern,  manchmal  auch  unregelmtfsige,  isolirte  Gruppen  von  solchen  vorhanden  und 
zwar  stand  ihre  Menge  im  umgekehrten  Verbal  miss  zur  Tiefe  der  Naiben.  Bei  sehr 
oberflächlichen,  z.  B Impfnarben,  sind  auffallende  Veränderungen  des  elastischen 
Fasernetzes  nicht  nacbzuweisen.  Der  Vergleich  von  Narben  nach  wirklicher  Destrue- 
üon  der  Haut,  mit  solchen,  bei  denen  sieb  ein  Granulationsproeess  subepidermoidal 
unter  „narbiger  Atrophie"  zurübkgebildet  bat,  zeigte  keine  Differenz  bezüglich  des  Ver- 
haltens der  elastischen  Fasern.  Das  „Lupusfibrom“  Onna's  unterschied  sich  ln  dieser 
Hinsicht  nicht  von  anderen  Narben.  Die  Untersuchung  einiger  der  Narbenbildung 
vorausgehender  speci6scher  Granulationsprocesse  (Tuberculose,  Spatlues)  ergab,  dass  bei 
diesen  das  elastische  Gewebe  dem  Infiltrationsprocesse  energischeren  Widerstand  bietet 
als  das  collagene  Bindegewebe.  Verf.  halt  deshalb  anch  die  spärlichen  elastischen 
Fasern  in  den  Narben  nicht  für  neugebildete,  wofür  sich  keine  Anhaltspunkte  ergeben, 
sondern  für  Reste  der  ursprünglich  rorbanden  gewesenen.  B.  Müller. 


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No.  49.  Fribdhbim.  — Mülxrr.  — v.  Swikcickt.  — Knauss.  879 

L.  Friedheim,  Einige  casuistische  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Sclerodermie.  (Aue  der  med.  Univereitätepoliklinik  in  Leipzig). 
Deutsche  med.  Woohenschr.  1894,  No.  9. 

Die  drei  mitgeteilten  Falle  betreten  zwei  erwachsene  weibliche  Personen  and  ein 
8 { Jahre  altes  Mädchen.  Bei  der  ersten  Pat.  beschränkten  sich  die  sclerosirten  Flecke 
auf  die  rechte  Wange  im  Gebiete  des  2.  and  8.  Trigeminasastes;  durch  die  Spannung 
der  Baut  war  der  Unterkiefer  nach  der  kranken  Seite  »erlogen,  so  dass  das  Gesicht 
unsymmetrisch  erschien  und  eine  Hemiatrophie  faciei  »orgetäuscht  werden  konnte. 
Bei  der  zweiten  war  der  Process  am  linken  Oberschenkel,  an  beiden  Füfsen  und  am 
Backen  loealisirt,  bei  dem  Kinde  erstreckte  er  sich  von  der  rechten  Bauchseite  auf 
den  Oberscbeokel.  Auffallend  war,  dass  es  bei  den  beiden  letzten  Patt,  schon  nach 
solcher  kurzer  Dauer  der  Krankheit  zu  Ulcerationen  kam,  welche  bei  dem  kleinen 
Mädchen  alsbald  einen  gangränösen  Charakter  annahmen.  H.  UOUer. 


Möller,  Zur  Technik  der  Einleitung  der  künetlichen  Frühgeburt. 
Münchner  med.  Wocbenschr.  1894,  No.  4. 

Verf.  injicirte  zur  Einleitung  der  künstlichen  Frühgeburt  zwischen  Uterus  und 
• Eihäute  100  g erwärmtes,  sterilisiertes  Glycerin.  Die  Schwangere,  eine  41  jährige 
XV  para  batte  7 Mal  spontan  geboren,  war  2 Mal  durch  Forceps  entbunden,  2 Mal 
war  perforirt  und  3 Mal  die  künstliche  Frühgeburt  eingeleitet.  Ein  Kind  lebte. 
Grofse  Struma,  rbachitisches  Becken.  Unmittelbar  nach  der  Ipjection  des  Glycerins 
trat  Erbrechen  und  Schüttelfrost  auf,  die  Temperatur  stieg  bis  40.5 , die  Pulszahl  bis 
156.  Das  erste  Kind,  welches  l£  Stunden  lebte,  wurde  nach  18  Stunden  ausge- 
stofsen.  das  zweite  tot  nach  48  Stunden.  Normales  Wochenbett. 

Verfasser  schreibt  die  Erhöhung  der  Temperatur  und  Pulsfrequenz  der  reflecto- 
rischen  Erregung  des  Wärmecentrums  durch  den  auf  den  Uterus  »ermittelst  des  Gly- 
cerins ausgeübten  Reiz  zu  und;  rät,  bei  erneuten  Versuchen,  sich  einer  geringeren 
Menge  Glycerins  zu  bedienen.  a.  Martin. 


V.  Swiegicki,  Zur  Genese  und  Aetiologie  der  Parametritis.  Münchner 
med.  Woohenschr.  1894,  No.  7. 

Bei  Geburten  und  Aborten  bilden  die  geringsten  Läsionen  des  aufgelockerten  und 
byperämiscben  Geburtstraktus  Quellen  für  die  Infection  und  führen  sekundär  zu  para- 
metritiseben  Abscessen  Ferner  bildet  ein  hauptsächliches  ätiologisches  Moment  der 
Tripper,  auch  perityphlitische  Abscesse,  sowie  Abscedirungen  in  der  Niere,  Caries  der 
Beckenknocben  und  der  Wirbel  und  Ulcerationen  des  Rectum.  Selten  mag  ein  solches 
Ezsudat  durch  Aktinomykose  bedingt  sein.  Die  parametritischen  Exsudate  bei  Vir- 
gines erklärt  eich  Verf.  dadurch,  dass  bei  geschwächten,  chlorotischen,  unregelmäßig 
menstruirenden  Personen  Organismen,  welche  für  einen  kräftigen  Organismus  sonst 
unschädlich  sind,  infolge  des  veränderten  Nährbodens  pathogen  werden  können. 

A.  Martin. 


Knauss,  Zwei  seltenere  gynäkologische  Fälle.  Württemb.  Corresp.-Bl. 

1894,  No.  5. 

Der  erste  Fall  betrifft  eine  31jähr.  11  para.  Es  besteht  eine  »eilige  Dnpliciiät 
der  Scheide  nnd  Uterus  (Uterns  et  »agina  sept).  Die  Conception  bat  in  der  rechten 
Seite  bestanden:  die  linke  Seite  erscheint  als  die  engere.  — ln  dem  anderen  Fall 
bandelt  es  sich  nm  eine  Haarnadel,  welche  Verf.  in  der  Blase  eines  17jäbr.  Mädchen 
gefunden.  Masturbation  wird  zugegeben.  Entfernung  mittelst  eines  Drahthacken, 
Verlauf  ohne  Reaction.  A 


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880 


Walthrh.  — Tortschanikow.  — Dikballa. 


No.  49 


Walther,  Ueber  einen  Fall  von  Metritis  dissecans  puerperalis. 
Münchner  med.  Wochenschr.  1894,  No.  2. 

8 1 Jahr.  Ipara,  welche  nach  tangeren  Bemühungen  eine«  Ante*,  die  Geburt  in 
beenden,  in  die  Giesseoer  Klinik  geschafft  wurde.  Tetanu*  uteri,  Tympanie  nteri, 
abnorme  Rigidität  der  Weiebteile.  Muttermund  handtellergrofu,  3.  Schldellage,  Kind 
abgestorben.  Perforation  und  Extraktion.  In  den  ertten  5 Tagen  de*  Wochenbette* 
remittirende*  Eieber  zwischen  96.6 ' n.  38.8*,  am  5.  Tage  spontane  Ausstoßung  einer 
aaahaft  stinkenden,  16  cm  langen  nnd  10  cm  breiten  nekrotisebeo  Bant.  Darauf  nor- 
male  Temperaturen.  Mikroskopische  Untersuchung  ergiebt  kleinzellige  Infiltration, 
Coccenbaufen  und  glatte  Muskelfasern.  Nach  * , Jahr  Atresie  des  Muttermundes, 
Uterus  klein,  Endometrium  in  ein  hartes,  narbiges  Gewebe  umgewandelt.  Amenorrhoe. 

A.  Martin. 


Turtschaninow,  Experimentelle'  Studien  Ober  den  Ursprungsort 
einiger  klinisch  wichtiger  toxischer  Krampfformen.  Archiv  f.  eip. 
Path.  u.  Pharm.  XXXIV.  p.  208. 

Auf  Grund  neuer  Versuche  an  Bunden  schildert  der  Autor  ausführlichst  die  Ver- 
giftongsersoheinuDgen,  die  nach  Darreichung  ron  Santonin.  CarbolsAure,  Physostigmin 
aoftreten,  beschreibt  sodann  die  Veränderungen  im  Vergiftungsbild,  die  sich  nach 
Abtrennung  bestimmter  Psrtieen  des  centralen  Nervensystems  entwickeln  t.  B nach 
Unterscbneiduog  des  gyrus  sigmoideus,  Durchtrennung  der  Grofshirnschenkel,  Bücken' 
marksdurchscbneidung  nnd  fasst  seine  Beobachtnngen  in  folgende  Schlusssitze  zu- 
sammen: 

1)  Die  durch  Natrium  santonicum  hervorgerufenen  epileptiformen  Anfllle  nehmen 
ihren  Ursprung  in  den  motorischen  Centren  der  Großhirnrinde. 

3)  Der  durch  Carbolslnre  bewirkte  Muskeltremor,  sowie  das  physiologische  Kalte 
xittern  werden  durch  Erregungen  im  Grofshirn  hersorgernfen. 

8)  Die  isolirten  Muskel  Zuckungen  bei  Carboivergiftung  geben  rom  Rücken- 
mark aus. 

4)  Das  flimmernde  Moskelspiel  bei  Physostigmiovergiftoog  wird  durch  Erregung 

der  motorischen  Nervenenden  hervorgerufen.  Pohl. 


G.  Dieballa,  Ueber  die  quantitative  Wirksamkeit  verschiedener 
Stoffe  der  Alcohol-  und  Chloroformgruppe  auf  das  Froschherz. 
Pharm.  Institut  Strafsburg.  Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Pharm.  XXXIV.  p.  137. 

Alle  Narcotica  bewirken  neben  den  centralen  Erscheinungen  in  gewissen  Conoeu- 
trationen  Schwache  der  Berzaction,  Arrythmie  des  Pulses  und  schliefslich  diastolischen 
Berzstillstand.  Um  nun  über  die  relative  Stlrke  der  verschiedenen  Substanzen  einen 
vergleichenden  Mafsstab  zu  gewinnen,  wurden  sm  isolirten,  durch  passende  Nährflüssig- 
keit lebend  erhaltenen  Froschherzen  jene  Concentrationen  gewisser  Narcotica  bestimmt, 
die  eben  die  ersten  Erscheinungen  hervorrufen,  sowie  Jene,  die  das  Herz  diastolisch 
still  stehen  lassen.  Die  quantitativen  Unterschiede  der  untersuchten  Stoffe  waren  be- 
trächtlich. .Wahrend  das  Chloroform  io  einer  Losung  von  0.126  pCt  das  Herz  znm 
Stillstand  bringt,  sind  vom  Bromathyl  12  Mal,  von  Aetber  48  Mal,  von  Alcohol  192 
Mal  stärkere  moleculare  Concentrationen  erforderlich,  nm  die  gleiche  Wirkung  her- 
vorzubriugen*. 

Der  Arbeit  sind  zahlreiche,  die  Herzwirkung  illustrirende  Curven  beigefügt 

FohL 


Drnckfehler:  No.  47,  S.  821,  Zeile  18  von  unten  mnss  es  heifsen  statt  Proc.  mast, 
sop,  des  .Proc.  mast,  und  des“. 

Einsendungen  för  du»  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  de«  Hm.  I*rof.  Dr.  M He  rn  h ar  dt  (Berlin  W 
Franxöslsche  -Straf»«  21)  oder  an  die  Verlagehandlung  (Berlin  NWn  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hlrechwald  ln  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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>1 


Wöchentlich  erechelnen 
1—2  Bogen;  am  Schlüße 
dei  Jahrgangs  Titel,  Na* 
men-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrgänge* 
20  Mark;  su  bestehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowaki, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 

1894.  15-  »esember.  NO.  50. 

Durch  die  im  Laufe  der  Jahre  wiederholt  eingetretenen  Erhöhungen 
der  Herstellungskosten  sehen  wir  nns  geniithigt,  den  Abonnementspreis  für 
den  Jahrgang  des  Centralblatts  rum  Jahre  1895  an  auf  Mark  fest- 
rnsetsen,  zu  welchem  Preise  dasselbe  durch  alle  Ftuvlitmiidlunact-ii 
und  I*os4ti»iiHt«iU <-«i  bezogen  werden  kann. 

Die  Herren  Abonnenten  werden  um  baldige  Erneuerung  des  Abonne- 
ments für  das  Jahr  1895  ersucht,  damit  die  Zusendung  keine  Unterbrechung 
erleide.  Hie  Verlagsbuchhandlung. 

Inhalt:  Doqikl,  Die  Nervenendigungen  in  der  Conjuncti.a,  — Spencer,  Ein- 
fluss ?on  Reizung  des  Gehirns  euf  die  Athmung.  — Stintzing  and  Gdiii'Bscbt, 
Ueber  den  Wassergehalt  des  Blutes  — Gumprbcrt,  Ueber  die  Fragmentation  der 
Blutkürperchen  — Bick,  Unterbindung  der  A.  maxillaris  int,  nach  Schnssrerletcung, 
— Moos,  8 Todesfälle  infolge  otitischer  Complicationen.  — Pitbubcbkt,  Ueber 
die  Infection  mit  pyogenen  Coccen.  — Wallisbod,  Thomson,  Behandlung  des 
Cretioisrons  mit  Thyreoidea  — Senator,  Fall  von  sog.  amyotrophischer  Lateral- 
sclerose.  — Schütz,  Die  Syphilis  als  ätiologisches  Moment.  — Mkinrrt,  Gynäko- 
logische Fälle  von  Tetanna. 

Borhisow,  Bestimmung  des  Cystins  im  Harn  — Mauthnnr  u.  Süida,  Zur 
Keuotoiss  des  Cholesterins  — Bazt,  Ueber  die  Resorption  rou  Seiten  der  Blasen- 
Schleimhaut.  — Msssssi,  Behandlung  iufleirter  Wunden.  — Lausnbtnin,  Heilung 
iotracapsulärer  Schenkelhalsfrakturen.  — Frankel,  Ueber  den  sog.  Prolaps  des 
Ventriculus  Morgagni  — Hammnrl,  Wachstum  ton  Cbolerabacillen  in  Eiern.  — 
Wunschheim,  Zur  Aetiologie  der  eitrigen  Nephritie-  — Jaqukt,  Wirkung  des 
Lactopbeoins.  — Pariser,  Ueber  die  nerrbse  Leberkolik.  — Wiolrswohth,  All- 
gemeine Paralyse  in  der  Pubertätszeit.  — Quincke,  Ueber  puerperale  Hemiplegieen. 
Carter,  Fall  tod  Myositis  ossificans  — Sfinolnb,  Ueber  Sarcomatosis  cutis.  — 
Goldbbbo,  Die  Antiseptik  in  der  GeburtshQlfe.  — Harnsck,  Wirkung  des  Schwe- 
felwasserstoffs der  Polysnlflde  des  Strychnins  und  Brucios  auf  Frösche. 

A.  S.  Dogiel,  Die  Nervenendignngen  im  Lidrande  und  in  der 
Conjunctiva  palpebr.  des  Menschen.  Arch.  f.  mikr.  Anat.  u.  Entwick- 
lungsgesetz Bd.  44.  H.  1. 

Verf.  untersuchte  die  oberen  und  unteren  Augenlider  des  Men- 
schen mittels  der  Methylenblaumethode  und  kam  dabei  zu  folgen- 
den Resultaten: 

XXXll.  Jahrgang.  56 


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882  Spbncbr,  Einflass  von  Reizung  des  Gehirns  auf  die  Atmung.  No  50 


Im  Lidrande  finden  eich  von  der  Oeffnungsstelle  der  Mkibom’- 
schen  Drüsen  an  in  der  ganzen  Conjunctiva  palpebrae  zahlreiche 
Nervenendkörperchen  (KiuosK’eche  Endkolben).  Im  Lidrande  und 
dem  hautartigen  Teile  der  Conjunctiva  sind  die  Körperchen  in  den 
Papillen  meist  einzeln,  zuweilen  (in  größeren  Papillen)  zu  zweien 
gelegen.  Im  Tarsalteile  der  Conjunctiva  finden  sie  sich  in  den 
Falten vorsprüngen,  im  Orbitalteile  in  der  Mucosa  propria.  Meistens 
liegen  die  Endkörperchen  oberflächlich,  dicht  unter  dem  Epithel, 
seltener  in  gröfserer  Entfernung  vom  Epithel.  Die  Körperchen 
sind  rund,  oval  oder  unregelmäfsig  gestaltet;  ihre  Zahl  ist  eine  sehr 
beträchtliche.  Zuweilen  bilden  sie  Gruppen  von  5 — 6 Stück,  manch- 
mal liegen  sie  einzeln  nnd  dann  mehr  oder  weniger  weit  von  einan- 
der entfernt. 

Jedes  Körperchen  besteht  aus  einer  ziemlich  dicken  Hülle  und 
dem  Innenkolben,  in  welchem  sich  der  Nervenendapparat  findet. 
Die  Hülle  wird  von  übereinander  liegenden  Bindege  webshäutehen 
gebildet,  zwischen  denen  ovale,  leicht  abgeplattete  zu  platten  Zellen 
gehörige  Kerne  anzutreffen  sind. 

Die  zu  den  Körperchen  tretenden  Nerven  sind  stets  markhal- 
tig; meist  tritt  zu  einem  Körperchen  nur  ein  Nerv,  seltener  deren 
zwei.  Die  ScBWANn’sche  Scheide  vereinigt  sich  mit  dem  äusseren 
Häutchen  der  Kapsel.  Die  Axencylinder  liegen  nackt  im  Innen- 
kolben und  machen  hier  mehr  oder  minder  zahlreiche  spiralige 
Windungen.  Diese  liegen  bald  parallel  zur  Längsaxe  des  Körper- 
chens, bald  verlaufen  sie  vorwiegend  quer  oder  endlich  sie  ver- 
flechten sich  in  verschiedenen  Richtungen.  Zellige  Elemente  hat 
Verf.  im  Innenkolben  nicht  wahrnehmen  können.  Manchmal  treten 
einzelne  Fasern  des  Geflechtes  aus  einem  Endkörperchen  aus  und 
tragen  damit  zur  Bildung  neuer  Endapparate  bei. 

Ausser  den  in  den  Nervenkörperchen  endigenden  markhaltigen 
Nerven  giebt  es  auch  solche,  die  im  Epithel  enden.  Sie  zerfallen 
an  den  Basen  der  unteren  Epithelzellenreihe  in  mehr  oder  minder 
feine  variköse  Fäden,  die  durch  Anastomosen  ein  feinmaschiges  Ge- 
flecht herstellen,  dessen  Schlingen  sich  zwischen  den  Epithelzellbasen 
finden.  Von  dem  Geflechte  dringen  feine  variköse  Fäden  zwischen 
die  Epithelzellen  und  enden  hier  anscheinend  frei.  Rawitz. 


W.  G.  Spencer,  The  effect  produced  upon  respiration  by  faradic 
excitation  of  the  cerebrum  in  the  monkey,  dog,  cat  and  rabbit. 
Proceed.  of  the  Roy.  Soc.,  IV.,  p.  61. 

Verf.  prüfte  an  Affen,  Hunden,  Katzen  und  Kaninchen  in  der 
Aethernarkose  die  Wirkung  electrischer  Hirnreizung  auf  die  Atem- 
bewegungen und  verfolgte  die  betreffenden  Bahnen  durch  successive 
Abtragung  und  Reizung  an  den  Schnittflächen.  Die  Ergebnisse 
waren  folgende: 


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No.  50.  Stistziho  u.  Gompbecht,  üober  den  Wassergehalt  des  Blutes.  883 

Verlangsamung  und  Stillstand  der  Atmung  erfolgte 
auf  Rindenreizung  lateralwärta  von  der  Basis  des  tractus  olfactorius 
an  der  Grenze  des  lobus  temporo-sphenoidalis.  Die  Bahn  liefe  sich 
verfolgen  durch  den  limbus  olfactorius  der  vordem  Kommissur, 
kreuzt  sich  hier  mit  derjenigen  der  andern  Seite  und  verläuft  beider- 
seits vom  Infundibulum  durch  den  roten  Haubenkern  unter  und 
lateralwärta  vom  Aquaeductus  Sylvii  nach  der  Gegend  des  Oculo- 
motorius-  Austritts. 

Beschleunigung  der  Atmung  wurde  durch  Rindenreizung 
in  der  Gegend  der  motorischen  Centren  erhalten;  Bahnverlauf  unter- 
halb des  nucleus  lentiformis  an  der  Grenze  der  innern  Kapsel  nach 
der  Hirnschenkelhaube;  in  der  grauen  Substanz  zwischen  beiden 
Hirnschenkeln  hinter  dem  Oculomotorius-Austritt  Begegnungen  mit 
der  anderseitigen  Bahn. 

Schnüffeln  (Inspirationsklonus)  zeigte  sich  bei  Reizung  an 
der  Grenze  von  bulbus  und  tractus  olfactorius,  ebenso  am  gyrus 
uncinatus.  Von  hier  laufen  die  Bahnen  hinter  dem  tractus  opticus 
zum  Hirnschenkel  und  treffen  sich  am  obern  Rande  der  Varols- 
bröcke. 

Verstärkung  des  Inspirationnstonus  lässt  sich  durch  alle  mög- 
lichen centralen  und  peripherischen  Nervenfasern  erhalten.  Die 
Atembewegungen  wurden  graphisch  registrirt.  In  mikroskopischen 
Schnitten  fanden  sich  Nervenfaserzüge,  welche  den  im  Reizversuch 
ermittelten  Bahnen  entsprachen.  Borattau  (Göttingen). 


Stintzing  und  Gumprecht,  Wassergehalt  und  Trockensubstanz 
des  Blutes  beim  gesunden  und  kranken  Menschen.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  Bd.  53,  S.  263. 

Die  Verff,  bestimmten  den  Zuckergehalt  direct  durch  Trocknen 
einer  kleinen  der  Fingerkuppe  entnommenen  Quantität  Blut  — etwa 
5 Tropfen  oder  0.2 — 0.3  g — bei  65 — 70°,  wobei  nach  ihren  Er- 
mittelungen gegenüber  dem  Trocknen  bei  110°  durchschnittlich 
noch  0.5  pCt.  Wasser  zurückbleibt  (das  von  Verf.  angewendete  Wä- 
gen .des  noch  heifsen  Schälchen“  ist  recht  bedenklich.  Ref.).  An- 
nähernd stimmt  der  Trockenrückstand  mit  dem  Eiweifsgehalt  über- 
ein, letzterer  ist  etwa  1 pCt.  (bezogen  auf  das  Blut)  geringer.  Die 
Resultate,  zu  denen  die  Verff.  gelangten,  sind  kurz  folgende:  der 
mittlere  Gehalt  des  normalen  Blutes  an  Trockensubstanz  beträgt 
beim  Manne  (20  Individuen)  21.6  pCt.,  beim  Weibe  (13  Individuen) 
19.8  pCt.  Während  diese  Zahlen  nach  oben  nur  um  ein  Weniges  über- 
schritten werden  können,  sinkt  bei  schweren  Anämien  die  Trocken- 
substanz bis  8 V]  pCt.  Bei  Chlorose  ist  die  Trockensubstanz  in 
höherem  Grade  herabgesetzt,  als  die  Zahl  der  roten  Blutkörperchen. 
Die  Trockensubstanz  der  Chlorosen  mittleren  Grades  (50 — 80  pCt. 
Hämoglobin)  ist  erheblich  höher  als  die  der  Anämieen  von  giei- 

56* 


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884  Gomprkcht,  Ueber  die  Fragmentation  der  Blutkörperchen.  No.  50 

cheno  Hämoglobingehalt,  entsprechend  der  gröfseren  Zahl  der  roten 
Blutzellen.  Es  giebt  eine  wahre  Oligämie,  bestehend  in  einer  Ver- 
minderung der  gesammten  Blutmenge  bei  normaler  Zusammensetzung 
des  Blutes. 

Das  leukämische  Blut  ist  durch  relativ  hohen  Trockengehalt 
bei  niedrigem  Hämoglobingehalt  ausgezeichnet,  eine  Folge  des  hohen 
Gehaltes  von  Leukocyten,  es  macht  also  von  dem  sonst  geltenden 
Gesetz,  das  jede  Anämie  eine  Hydrämie  darstellt,  eine  Ausnahme. 
Das  Blut  bei  Diabetes  zeigt  keine  nennenswerte  Aenderung  des 
Trockengehaltes.  Kompensationsstörungen  des  Kreislaufs  und  Venen- 
erkrankungen führen  zu  hydrämischer  Beschaffenheit  des  Blutes. 
Nicht  compensirte  Herzfehler  zeigen  durchschnittlich  höheren  Wasser- 
gehalt, als  compensirte.  Bei  Wiederherstellung  der  Compensation 
sinkt  der  Wassergehalt  des  Blutes.  An  dem  allgemeinen  Hydrops 
nimmt  auch  das  Blut  Teil,  es  giebt  also  einen  Hydrops  sanguinis 
oder  eine  Plethosa  serosa. 

Die  bluteindickende  Wirkung  von  Wasser-  und  Säfteverlusten 
kann  durch  den  blutverwässernden  Einfluss  zunehmender  allgemeiner 
Ernährungsstörung  verdeckt  werden,  wie  sich  nach  Punctionen  se- 
röser Höhlen  besonders  beobachten  lässt. 

In  Bezug  auf  zahlreiche  Einzelheiten,  sowie  bezüglich  der  Er- 
örterungen Ober  das  Verhältnis  zwischen  Wassergehalt,  speciflsches 
Gewicht,  Hämoglobin,  Blutkörperchenzahl  zum  Trockenrückstand 
muss  auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


F.  Gumprecht,  Die  Fragmentation  der  roten  Blutkörperchen  und 
ihre  Bedeutung  für  die  Diagnose  der  Hämaturieen.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med  Bd.  53,  p.  45. 

Die  Fragmentation  der  roten  Blutkörperchen,  d.  h.  die  Bildung 
amöboider  Fortsätze,  die  schliefsüch  als  hämoglobinhaltige  Kugeln 
sich  von  der  Mutterzelle  loslösen,  wird  durch  die  verschiedensten 
Einflösse  bedingt.  Hohe  Temperaturen,  langes  Stehen  des  Blutes, 
elektrische  Entladungsschläge  können  zur  Fragmentation  föhren. 
Dieselbe  tritt  im  Extravasatblut  ein,  ferner  bei  der  Diapedese  der 
Erythrocylen.  Auch  der  Druck  des  Deckgläschens  kann,  nament- 
lich beim  anämischem  Blut  solche  Veränderungen  bewirken,  ebenso 
zu  starkes  Centrifugieren  z.  B.  mit  dem  GÄRTNKR’schen  Hämatokri- 
ten. Es  stellt  also  die  Fragmentation  eine  Degenerationsform  des 
dem  Kreislauf  entzogenen  oder  durch  besondere  Schädlichkeiten  ab- 
sterbenden Blutes  dar.  Die  ganze  Erscheinung  fasst  Verf.  wohl 
mit  Recht  als  einen  rein  physikalischen  Vorgang  auf;  zum  Beweise 
dafür  stellt  er  die  Bilder  eines  in  Sodalösung  fragmentirenden  Oel- 
tropfens  und  fragmentirter  roter  Blutkörperchen  neben  einander  und 
weist  auf  die  frappirende  Aehnlichkeit  beider  Erscheinungen  hin. 

Was  nun  die  Bedeutung  der  FVagmentation  der  roten  Blutkör- 
perchen für  die  Klinik  betrifft,  so  ist  es  nicht  möglich,  durch  künst- 


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No.  50.  Brck,  Unterbindung  der  A.  maxillaris  int.  nach  Schussverletzung.  885 

liehe  Fragmentation  Resistenzbestimmungen  des  Blutes  auszuföhren. 
Nur  beim  Vorhandensein  von  Poikilo-  und  Mikrocyten  im  frischen 
Blutpräparat  besteht  sicher  eine  Resistenzveränderung.  Dagegen  ist 
es  dem  Verf.  gelungen,  die  Fragmentation  als  wichtiges  diagnosti- 
sches Merkmal  zwischen  Nieren-  und  Blasenblutungen  zu  verwerten; 
dieselbe  ist  bei  den  Nierenblutungen  stets  in  grofser  Zahl  vorhan- 
den, fehlt  dagegen  ganz  oder  wenigstens  beinahe  bei  den  Blasen- 
blutungen. 

Zur  Erklärung  dieser  Erscheinung  zieht  Verf.  den  Harnstoff 
heran,  der  bekanntlich  selbst  Fragmentation  der  roten  Blutkörper- 
chen bedingt.  Verdünnte  Harnstofflösungen  bis  zu  8pCt.  thun  das 
Gleiche,  stärker  verdünnte  nicht.  Der  Harn  selbst  also,  der  nur 
eine  3proc.  Harnstofflösung  darstellt,  bedingt  die  Fragmentation 
nicht;  das  in  der  Niere  extravasierte  Blut  wird  jedoch  durch  Be- 
rührung mit  den  harnstoffbeladeuen  Epithelien  fragmentirt. 

Die  beim  Menschen  erhobenen  klinischen  Befunde  Helsen  sich 
nun  auch  bei  Experimenten  am  Kaninchen  vollauf  bestätigen;  die 
bei  Nierenblutungen  reichlich  vorhandene  Fragmentation  fehlte  bei 
Blasenblutungen  fast  gänzlich.  Nur  bei  grofsen  Blutungen  versagt 
die  Methode,  offenbar,  weil  dann  der  Harnstoffgehalt  der  Nieren- 
epithelien  zur  Fragmentation  nicht  ausreicht.  M.  Rothmann. 


B.  V.  Beck  jun.,  Aus  der  chir.  Universitätsklinik  zu  Heidelberg. 
Schussverletzung  des  Gesichtes,  Secundärblutung  der  Arteria 
maxillaris  interna,  Unterbindung  in  loco.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir. 
XXXVI.  S.  553. 

Ein  16jähriges  Mädchen  war  auf  2 Schritt  Entfernung  durch 
den  Möndungsdeckel  des  mit  einer  sog.  blinden  Patrone  geladenen 
aeuen  Infanteriegewehres  verletzt  worden.  Ausser  einer  Verbren- 
nung des  Gesichtes  durch  Pulvergase  erhielt  sie  durch  Hölse,  Spi- 
ralbolzen und  Verschlussplatte  des  Möndungsdeckels  Verletzungen. 
Die  Hölse  zerschmetterte  das  rechte  Auge,  schlug  dann  als  am 
Orte  der  geringsten  Resistenz  in  die  untere  Orbitalplatte  ein,  drang 
in  das  Antr.  Highmori  vor  und  unter  Zerstörung  von  deren  Hinter- 
wand io  die  Fossa  spheno  maxill.  bezw.  pterygopalat.  und  verletzte 
hierbei  die  A.  maxill.  int.  Der  Spiralbolzen,  der  nach  seiner  Tren- 
nung von  der  Hölse  an  Percussionskraft  verloren,  drang  am  rechten 
Mundwinkel  in  die  Wange  und  blieb,  ohne  den  Unterkiefer  zu 
verletzen,  in  der  Kieferwinkelgegend  auf  der  Carotis  liegen.  Die 
Verschlussplatte  wirkte  nur  wie  ein  Prellschuss  und  erzeugte  in 
der  Unterschiösseibeingegend  unbedeutende  Verletzungen.  Der  Ver- 
lauf dieser  Verletzungen  gestaltete  sich  so,  dass  bereits  1 Tag  nach 
der  am  Morgen  nach  dem  Unfall  erfolgten  Aufnahme  der  Pat.  in 
die  Klinik  wegen  Eiterung  der  Orbita  und  bedrohlicher  Allgemein- 
eymptome  der  Bulbus  enucleirt,  die  untere  Orbitalplatte  entfernt 


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886  Moos,  3 Todesfälle  infolge  otitischer  Complicationen.  No.  50 

und  die  steckengebliebene,  etwas  deformirte  Hülse  extrahirt  werden 
musste.  Nachdem  schon  unmittelbar  nach  dem  Trauma  eine  sehr 
heftige  Blutung  stattgehabt,  folgte  dieser  Operation  ebenfalls  eine 
starke  arterielle  Blutung,  die  indessen  durch  Tamponade  mit  Jodo- 
form-Gaze stand.  Vier  Tage  später  kam  es  zu  einer  secundäreu 
Blutung,  die  sich  trotz  Cotnpressionsverband  nach  einigen  Stunden 
wiederholte.  Es  wurde  daher  durch  einen  die  Splitter  der  vorderen 
Oberkieferwand  enthaltenden  Gesichtslappen  das  Cavum  maxillare 
freigelegt.  Als  Quelle  der  Blutung  erwiesen  sich  die  A.  intraorb. 
und  nach  deren  doppelter  Ligatur  die  A.  maxill.  int.  in  der  Fossa 
pterygo-palatina,  welche  umstochen  werden  musste.  Die  Blutung 
kehrte  darauf  nicht  wieder  und  unter  Einheilung  des  Hautperiost- 
wangenlappens erfolgte  langsame  Heilung. 

Bis  jetzt  wurde  bei  profusen  Blutungen  nach  Gesichtsschössen 
vorzugsweise  die  A.  carot.  com.  unterbunden.  Von  36  aus  der 
Litteratur  entnommenen  einschlägigen  Fälleo,  von  denen  30  secun- 
däre  und  6 primäre  derartige  Blutungen  hatten,  wurden  3*2  durch 
diese  Ligatur  behandelt  mit  f 15*).  In  3 Fällen  wurde  die  Tam- 
ponade angewendet  (mit  f 0)  und  nur  einmal  die  Ligatur  der  A. 
maxill.  interna  in  loco.  Dieser  letztere  Fall  sowie  ein  anderer,  in 
welchem  ausser  der  Carotis  comm.  auch  die  A.  maxill.  int.  am  Orte 
der  Verletzung  unterbunden  wurde,  endete  letal,  so  dass  der  Fall 
Verf.’s  der  erste  von  glücklicher  Unterbindung  der  innern  Kiefer- 
schlagader wegen  Blutung  nach  Schussverletzung  ist.  P.  Güterbock. 


Moos,  Drei  tötlich  verlaufene  Fälle  von  otitischen  intracranielien 
Complicationen.  Zeitschr.  f.  Okrenheilk.  XXV.  S.  207, 

Im  1.  Falle  handelt  es  siah  um  Lateral-äinusthrombose  infolge 
von  chronischer  Mittelohreiterung;  Tod  durch  Septieopyämie  nach 
Trepanation  des  Proc.  mast.  Bemerkenswert  ist  der  Fall  durch 
das  schnelle  Auftreten  des  Fiebers  (8  Stunden)  nach  der  Aufmeifse- 
lung  des  Proc.  mast.,  während  dasselbe  vorher  fehlte;  durch  das 
Fehlen  von  Schottelfrösten  und  die  geringen  Temperaturschwan- 
kungen (1  '/, — 2°);  durch  den  Mangel  einer  vermittelnden  Caries 
zwischen  der  localen  und  intracranielien  AfTection.  Letzterer  Um- 
stand in  Verbindung  mit  dem  schnellen  Auftreten  des  Fiebers  nach 
der  Operation  giebt,  nach  Verf.,  zu  bedenken,  ob  nicht  die  durch 
Osteosclerose  erschwerte  Aufmeilselung  des  Proc.  mast,  die  nächste 
Veranlassung  zur  Genese  der  verhängnissvollen  Lateral- Sinusthrom- 
bose gewesen  sei.  — Der  2.  Fall  zeichnet  sich  durch  das  gleichzei- 
tige Vorhandensein  der  meisten  otitischen  Complicationen:  Facialis- 
parese,  Thrombopheblitis , Gehirnabscess  und  Meningitis  sowie  ins- 
besondere dadurch  aus,  dass,  wie  die  Autopsie  zeigte,  bei  einer 

*)  Im  Orig,  itaht  irrthümlicb  33  resp.  16.  Ref. 


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No.  50.  Prtbuschkt,  Ueber  die  Infection  mit  pyogenen  Coocen.  887 

eventuell  vorgenommenen  (vom  Pat.  verweigerten)  Operation  mit 
der  Trepanation  des  Proc.  mast,  gleichzeitig  die  operative  Behand- 
lung einer  Sinusthrombose  und  eines  mit  dem  Sinus  communieiren- 
den  Kleinhirnabscesses  hätte  ausgeführt  werden  können.  — Der  3. 
Fall  ist  bemerkenswert  durch  die  absolute  Latenz  zweier  Ge 
hirnabscesses  bis  8 Tage  vor  dem  Tode,  sowie  durch  die  That- 
sache,  dass  der  eine  Abscess  in  der  Grofshirnhälfte  der  kranken, 
der  2.  in  der  Kleinhirnhälfte  der  gesunden  Seite  bestand.  Bezüg- 
lich der  Einzelheiten  der  interessanten  Fälle  s.  Orig.  Schwabach. 


Petruschky,  Untersuchungen  über  Infection  mit  pyogenen  Kokken. 

(Aus  dem  Institut  für  Infectionskrankheiten  zu  Berlin).  Zeitschr. 

f.  Hygiene  1 894,  YVII.  S.  59. 

P.  untersuchte  an  Lebenden  und  von  Gestorbenen  bei  zahl- 
reichen Krankheiten  das  Blut  auf  seinen  Gehalt  an  Bakterien  durch 
Kultur,  Mikroskrop  und  Verimpfung.  Die  Blutentnahme  bei  Leben- 
den erfolgte  durch  blutige  Schröpfköpfe.  Unter  14  Fällen  von 
Puerperalinfection  mit  4 Todesfällen  hatte  er  9 positive  Befunde 
und  zwar  1 Mal  Staph.  aureus,  8 Mal  Streptokokken,  bei  letzteren 
Fällen  3 Todesfälle;  5 negative  Befunde  mit  einem  Todesfall.  Unter 
6 Fällen  von  septischer  Phlegmone  mit  2 Todesfällen  fand  er  4 Mal 
Streptokokken,  dabei  die  2 Todesfälle.  Unter  2 B'ällen  von  Endo- 
karditis fand  er  in  einem  tötlich  verlaufenden  Fall  Streptokokken. 
Bei  Erysipel  (3  Fälle)  hatte  er  keinen  positiven  Erfolg.  Unter  8 
Fällen  vorgeschrittener  Tuberkulose  fand  er  einmal  Streptokokken; 
dieser  Fall  verlief  tötlich;  von  den  7 negativen  Befunden — 4 Kalle 
davon  verliefen  tötlich  — konnten  p.  m.  2 als  allgemeine  Strepto- 
kokkeninfection,  einer  als  Str.  aureusinfection  festgestellt  werden. 

Verf.  fasst  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  folgender- 
massen  zusammen:  In  Fällen  acuter  Infection  mit  pyogenen  Kokken 
können  die  Infectionserreger  — es  sind  dies  weit  häutiger  Strepto- 
kokken als  Staphylokokken  — im  Strome  des  lebenden  Blutes  in 
gewisser  Zahl  vorhanden  sein  und  zwar  auch  in  solchen  Fällen  die 
nicht  tötlich  verlaufen.  2)  Die  Zahl  der  Keime  ist  in  der  Kegel 
nicht  so  grofs,  dass  die  kulturelle  oder  mikroskopische  Untersuchung 
einzelner  Blutstropfen  schon  ein  positives  Ergehniss  erwarten  lässt; 
es  empfiehlt  sich  daher  gröisere  Mengen  Bluts  wenigstens  mehrere 
ccm  zur  Untersuchung  zu  verarbeiten.  3)  Die  für  die  meisten 
Fälle  zweckmäfsigste  Methode  der  Blutentnahme  ist  die  mittelst 
steriler  Schröpfköpfe  unter  den  nötigen  Kautelen  (die  von  dem  Ref. 
Cbl,  f.  Bact.  1890,  8.  Bd.  S.  257  angegebene  Methode  ist  dem  Verf. 
unbekannt  geblieben).  4)  Die  pyogenen  Kokken  gehen  bei  der 
Gerinnung  des  Blutes,  io  das  sich  abscheidende  Serum  mit  über. 
Es  genügt  daher,  wenn  man  das  flüssige  Serum  einschliefslich  der 
sich  demselben  beimischenden  trüben  Bestandteile  zur  Unter- 
suchung verwendet.  5)  Injicirt  man  dieses  Material  direkt  in  die 


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888  Pbtroscbkv,  Ueber  die  Infection  mit  pyogenen  Coocen.  No.  50 

Bauchhöhle  weifser  Mäuse  in  Quantitäten  von  0.5 — 2.0  ccm,  so 
sterben  in  denjenigen  relativ  sehr  häufigen  Fällen,  in  welchen  hoch- 
virulente  Streptokokken  die  Infectionserreger  sind,  die  Tiere  in  kurzer 
Frist  an  Streptokokkensepticämie.  6)  Bereits  vor  dein  erfolgten  Tode 
der  so  inficirten  Mäuse  können  die  in  ihrem  Blut  sich  vermehren- 
den Streptokokken  durch  direkte  Kulturaussaat  (nach  Abschneiden 
eines  Schwanzstückchens)  nachgewiesen  werden.  7)  Neben  diesem 
Tierversuche  empfiehlt  es  sich,  in  jedem  Falle  auch  die  kulturelle 
Aussaat  des  gewonnenen  Blutes  vorzunehmen,  da  sich  in  selteneren 
Fällen  nur  Staphylokokken  oder  auch  für  Mäuse  wenig  virulente 
Streptokokken  bei  septischen  Infectionen  im  Blute  vorfinden.  Die- 
sem Zweck  dient  einerseits  die  von  jeher  geübte  Aussaat  einzelner 
Blutsstropfen  auf  Agarflächen,  andererseits  die  Aussaat  gröfserer 
Mengen  Blutes  in  Bouillon.  Das  letztere  Verfahren  zeigt  am  besten 
das  etwaige  Vorhandensein  langer  Kettenkokken  an;  das  erstere 
erfüllt  seinen  Zweck  fast  nur  bei  reichlichem  Vorhandensein  von 
Staphylococcus  aureus  im  Blute.  8)  Das  Auffinden  pyogener  Kokken 
im  Blute  septisch  Inficirter  kann  an  sich  nicht  zur  Begründung 
einer  letalen  Prognose  verwendet  werden.  Vielmehr  hängt  der 
Ausgang  jedes  einzelnen  Falles  von  verschiedenen  Faktoren  ab,  als 
deren  wesentlichste  zu  nennen  sind:  a)  Sitz  und  Art  der  Infection, 
b)  Virulenz  der  Kokken,  c)  Individuelle  Widerstandsfähigkeit  des 
Erkrankten,  d)  bereits  vorher  bestehende  Erkrankungen.  Aus  diesen 
Gründen  ist  auch  die  Virulenz  der  gefundenen  Kokken  allein  nicht 
bestimmend  für  die  Prognose  und  es  besteht  thatsächlich  kein  voll- 
ständiger Parallelismus  zwischen  der  Wirkung  eines  bestimmten 
pyogenen  Mikroorganismus  in  einem  bestimmten  Krankheitsfalle  und 
der  Virulenz  desselben  für  die  Versuchstiere.  9)  Kulturelle  Unter- 
schiede zwischen  Streptokokken  verschiedener  Herkunft  finden  sich 
zuweilen,  doch  sind  dieselben  nicht  ausreichend  zur  Begründung  der 
Annahme  verschiedener  Arten  langer  Streptokokken.  Dagegen  fin- 
den sich  ganz  ausserordentliche  Unterschiede  in  der  Virulenz  der 
Streptokokken  für  weifse  Mäuse.  In  den  vorliegenden  Beobach- 
tungen differiren  dieselben  zwischen  einer  tötlichen  Dosis  von 
0.0000U1  einerseits  und  einer  nicht  tötlichen  Dosis  von  2.0  ccm  der 
durchgeschüttelten  24stündigen  Bouillonkultur  andererseits.  10)  Ery- 
sipel am  Kaninchenohr  lässt  sich  auch  mit  Streptokokken  die  von 
Sepsis  puerperalis  stammen,  erzeugen,  vorausgesetzt,  dass  dieselben 
einen  entsprechend  Virulenzgrad  besitzen.  11)  In  denjenigen  Fällen, 
in  denen  die  Infection  mit  pyogenen  Kokken  sich  auf  locale  Herde 
beschränkt,  ohne  dass  virulente  Keime  in  den  Blutstrom  gelangen, 
ist  die  Frage  nach  der  eventuellen  Giltigkeit  des  Blutes  von  Inte- 
resse. Die  vorliegenden  Untersuchungen  haben  in  dieser  Hinsicht 
sehr  ungleiche  Resultate  geliefert.  Während  das  Blut  mancher 
Kranker  in  Mengen  bis  zu  3 ccm  mittelgrol'se  Mäuse  nicht  tötete, 
wirkte  das  Blut  anderer  schon  in  Mengen  von  0.75  ccm  tötlich. 
Ein  Parallelismus  zwischen  der  Giftigkeit  des  Blutes  und  Schwere 
der  Kraukheit  hat  sich  nicht  ergeben.  12)  Eine  Immunität 


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No.  50.  Walusbod,Thomso>>,  Behandlung  des  Cretinismas  mitTbyreoidea.  889 

der  Mäuse,  welche  die  Injection  von  Blut  Sepsiskranker  über- 
lebten; bezw.  eine  schützende  Wirkung  des  Blutes  abgelaufener 
Erysipelfälle  gegen  Infection  mit  inäfsig  virulenten  Streptokokken 
konnte  nicht  konstatiet  werden.  Soheurlen. 


1)  W.  Wallisbod,  Some  cases  of  sporadic  cretinism , treated  by 
the  administration  of  thyroid  extract.  The  Lanoet  1893,  S.  1113. 

2)  J.  Thomson,  Further  notes  of  a case  of  sporadic  cretinism 
treated  by  thyroid  feeding.  Edinburgh  med.  Joarn.  1894,  February. 

1)  Von  verschiedenen  Seiten  ist  über  günstige  Erfolge  in  der 
Behandlung  des  Myxödems  durch  Anwendung  von  Thyreoidea- 
Extrakt  berichtet  worden.  Diese  Erfahrungen  veranlassten  den 
Verf.  bei  einer  Anzahl  mit  Cretinismus  behafteter  Kinder,  bei  denen 
eine  glandula  thyreoidea  nicht  fühlbar  war,  die  gleiche  Behandlung 
einzuleiten.  Die  Kinder  erhielten  mit  der  Nahrung  je  nach  dem 
Alter  */6  bis  a/s  einer  Schilddrüse  täglich  in  Form  eines  aus  der 
rohen  Drüse  hergestellten  Pulvers  oder  ein  entsprechendes  Quantum 
Extrakt  der  Schilddrüse.  Nach  längerer  Zeit  der  Behandlung  will 
Verf.  einen  günstigen  Einfluss  in  Bezug  auf  die  Intelligenz  und 
die  Fähigkeit  der  Kinder,  sich  zu  bewegen,  bemerkt  haben. 

Stadthagen. 

2)  Der  bereits  in  einer  früheren  Nummer  desselben  Blattes 
(Mai  1893)  begonnene  Bericht  über  die  Schilddrüsenbehandlung 
bei  einem  18jährigen  Cretin  wird  hier  zu  Ende  geführt.  Die  An- 
fangs rapid  einsetzende  Besserung  hielt  auch  in  der  Folgezeit  an; 
das  Höhenwachstum  nahm  zu,  das  Gesicht  bekam  einen  intelligen- 
teren Ausdruck,  und  eine  bisher  nicht  bemerkte  Aehnlichkeit  mit 
einem  Verwandten  trat  hervor.  Die  zuerst  dünner  gewordenen 
Beine  bekamen  stärkere  Muskulatur  und  Fettansatz.  Pat.  bekam 
nach  einander  mehrere  bleibende  Zähne.  Er  verlor  seine  Schüch- 
ternheit, hatte  Interesse  für  seine  Umgebung,  das  Gedächtniss  wurde 
besser.  Er  erlernte  einige  Buchstaben,  während  er  Zahlen  nicht 
fassen  konnte. 

Diese  Erfolge  wurden  mit  Schilddrüsensubstanz,  die  Pat.  in> 
roher  Form  zu  sich  nahm,  erzielt.  Es  war  dabei  interessant,  dass 
die  Dosen,  um  die  Besserung  zu  einer  anhaltenden  zu  machen,  an- 
dauernd gesteigert  werden  mussten,  und,  dass  die  zum  Schlüsse 
notwendige  Dose  (eine  halbe  Drüse  2 Mal  die  Woche)  im  Anfang 
nicht  vertragen  wurde.  Die  beigegebene  Tafel  zeigt  in  4 Bildern 
die  ungemein  auffällige  Veränderung,  die  sich  im  Laufe  eines  Jahres 
in  dem  Aeufseren  des  Pat.  vollzogen  hat.  M.  Rothmann. 


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890  Sbhatob,  Pall  ron  sog.  amvotrophischer  Lateralsolerose.  — Schötz,  No.  50 

H.  Senator,  Ein  Fall  von  sogenannter  amyotrophischer  Lateral- 
sclerose. Deutsche  med.  Wochenschr.  1894,  No.  20. 

Der  Fall  betrifft  eine  57jäbr.  Frau,  die  Lähmung  der  oberen 
und  unteren  Extremitäten  zeigte,  links  mehr  als  rechts;  dabei  be- 
standen Contracturen,  Steifigkeit,  Erhöhung  der  Sehnenreflexe,  Fufs- 
clonus , ausgesprochene  Atrophie  an  den  Händen  und  Klauenstel- 
lung derselben.  Daneben  zeigten  sich  anfangs  geringe,  später  deut- 
lichere Bulbärerscheinungen,  wie  Schwerbeweglichkeit  und  Atrophie 
der  Zunge,  mit  fibrillären  Zuckungen,  Parese  und  Atrophie  der 
Lippenmusculatur,  lallende  Sprache,  Schlingbeschwerden;  ausge- 
sprochene Entartungsrection  war  nicht  vorhanden,  nur  eine  Andeu- 
tung davon  am  linken  Pectoralis  u.  Detoideus.  Das  Leiden  dauerte 
seit  dem  ersten  Beginn  (Schwäche  im  linken  Bein  und  Arm)  ca.  5 
Jahre.  Der  Tod  erfolgte  an  Schluckpneumonie,  und  die  Section 
erwies  eine  ausgesprochene  Atrophie  der  Ganglienzellen  in  deD 
Vorderhörnern  des  Cervical-  und  Dorsalmarks;  zahlreiche  gröfsere 
und  kleinere  frische  Blutungen  fast  auf  jedem  Querschnitt  der  grauen 
und  weifsen  Substanz,  Erweichung  und  Höhlenbildung  in  der  grauen 
Substanz  der  Hals-  und  Lendenanschwellung.  Die  Blutungen  und 
Erweichungsherde  werden  als  terminale  und  cachectische  Erschei- 
nungen gedeutet.  Die  Medulla  oblongata  und  das  Gehirn  konnten 
leider  nicht  untersucht  werden.  Eine  Seitenstrangsclerose  war  trotz 
der  vorhandenen  spastischen  Erscheinungen  und  der  erhöhten  Re- 
flexe nicht  einmal  andeutungsweise  vorhanden.  — Es  wörde  somit 
dieser  Fall  beweisen,  dass  das  Bild  der  sogenannten  amyotrophischen 
Lateralsclerose  vorhanden  sein  kann  ohne  Lateralsclerose  (ohne 
Veränderung  der  Pyramidenbahnen  im  Röckenmarck).  Der  Fall 
wörde  für  die  Lehre  Lkyden’s  sprechen,  dass  die  Seitenslrangscle- 
rosen,  in  den  Fällen  der  amyotrophischen  Lateralsclerose  nicht  eine 
primäre,  sondern  eiue  secundäre  sei,  die  von  anderen  Veränderungen 
im  Rückenmark  oder  Gehirn  abhängig  sei.  S.  empfiehlt,  in  ähn- 
lichen Fällen  von  atrophisch-spastischen  Lähmungen  (Paraplegie)  zu 
sprechen  und  diese  ihrem  Charakter  nach  näher  als  spinale  oder 
bulbäre  oder  bulbär-spinale  zu  bezeichnen;  eine  Seitenstrangsclerose 
darf  dabei  nicht  sicher  erwartet  werden.  S.  Kalischer. 


R.  Schütz,  Aetiologische  Beziehungen  der  Syphilis.  Münohner  med. 

Woohenschr  1894,  No.  14,  15. 

Verf.  benutzte  zu  seinen  statistischen  Erhebungen  Ober  die 
Frage,  bei  welchen  Krankheiten  etwa  die  Syphilis  eine  ätiologische 
Rolle  spielen  könnte,  6000  männliche  Ober  25  Jahr  alte  Privat- 
patienten des  Prof.  Ehb,  welche  an  den  verschiedensten  Affectionen 
litten,  alle  aber  gleichmäfsig  genau  auf  Syphilis  untersucht  waren. 
Es  fanden  sich  unter  ihnen  1330  mit  vorangegangener  Infection  und 
zwar  609=10.15  pCt.  mit  Schanker  allein,  721  = 12.02  pCt.  mit 
constitutioneller  Syphilis,  zusammen  22.17  pCt.  Je  mehr  nun  in 


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No.  50.  Syphilis  als  ätiol.  Moment.  — MKiNBRT,Gynäkol.  Fälle  v.  Tetanus.  891 

der  Vorgeschichte  einer  bestimmten  Krankheitsart  die  Syphilis  Ober 
diese  Durchschnittszahlen  hinausging  (Verf.  unterscheidet  solche, 
welche  40 — 100,  25 — 40,  22 — 25  und  unter  22  pCt.  Syphilis  in  der 
Anamnese  aufwiesen)  und  je  gröfaer  zugleich  die  absolute  Zahl  der 
beobachteten  Fälle  dieser  Krankheit  war,  mit  desto  gröfserer  Wahr- 
scheinlichkeit liefe  sich  auf  ihren  Zusammenhang  mit  Syphilis 
schliefsen.  Leiden,  die  nur  vereinzelt  oder  in  minimaler  Zahl  ver- 
treten waren,  konnten  natürlich  statistisch  überhaupt  nicht  verwertet 
werden.  — Verf.  giebt  eine  tabellarische  Uebersicht  über  das  Vor- 
kommen von  Scbankern  und  von  allgemeiner  Syphilis  in  der  Ur- 
geschichte der  verschiedenen  Krankheiten,  erläutert  dann  die  ein- 
zelnen Gruppen  der  letzteren  näher  (wobei  er  übrigens  meist  die 
Schanker  zur  Syphilis  mitrechnet)  und  entnimmt  seiner  Zusammen- 
stellung die  nachstehenden  Schlussfolgerungen,  bei  denen  er  die  in 
Klammern  gesetzten  Affectionen  wegen  der  geringen  Zahl  der  Fälle 
mit  besonderer  Vorsicht  zu  beurteilen  räth;  1)  Die  Syphilis  ist  an- 
scheinend ohne  jeden  oder  doch  nur  von  untergeordnetem  Einfluss 
auf  das  Entstehen  der  Paralysis  agitans,  multiplen  Sclerose,  (Bask- 
Dow’schen  Krankheit),  (progressiven  Bulbärparalyse),  spastischen 
Spinalparnlyse,  der  meisten  Psychosen  — Hypochondrie,  Melancho- 
lie, Hysterie  — , der  (Meningitis),  Neurasthenie,  Migräne,  der  Be- 
schäftignngs-  und  traumatischen  Neurosen,  der  Neuralgie  und  Neu- 
ritis, (Dystrophia  muscularis  progressiva),  der  organischen  Erkran- 
kungen des  Herzens,  des  Diabetes  mellitus,  der  chronischen  Neph- 
ritis und  Schrumpfniere  (und  wohl  auch  der  Lebercirrhose,  des 
Icterus).  2)  Der  Einfluss  der  Syphilis  ist  wahrscheinlich  von  Be- 
deutung und  in  einer  gewissen  Zahl  von  Fällen  jedenfalls  entschei- 
dend bei  Atrophie  n.  optici,  Augenmuskellähmung,  Aneurysma, 
Angina  pectoris  (?),  Arteriosclerose,  Apoplexie  und  Hemiplegie,  bei 
einer  Reihe  von  Gehirnerkrankheiten , unzweifelhaft  bei  der  Para- 
lyse, bei  Tabes  und  Myelitis;  vielleicht  auch  bei  der  amyotrophi 
sehen  Lateralsclerose , bei  Facialislähmung  und  multipler  Neuritis, 
bei  Lumbago  und  Arthritis-Krankheiten,  die  mit  zu  wenigen  Fällen 
vertreten  sind.  3)  Bei  sehr  vielen  Krankheiten  lässt  sich  aus  der 
vorliegenden  Statistik  ein  bestimmter  Anhaltspunkt  für  die  Beur- 
teilung ihres  Verhältnisses  zur  Syphilis  überhaupt  nicht  gewinnen. 
Das  schliefst  natürlich  nicht  aus,  dass  bei  Entstehung  vieler  der- 
selben die  Lues  gelegentlich  mit  wirkt,  so  bei  Anämie,  Carcinom, 
Dyspepsie,  Epilepsie  (vielleicht  auch  bei  Nephritis  und  Diabetes). 

H.  Müller. 


Meinert,  Drei  gynäkologische  Fälle  von  Wundstarrkrampf.  Aroh. 
f.  Gyn.  Bd.  44,  S.  381. 

M.  teilt  in  vorliegender  Arbeit  3 Fälle  von  W undstarrkrampf 
mit,  welche  er  in  seiner  Klinik  ira  Jahre  1885  im  Verlauf  von  8 
Monaten  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Die  erste  Kranke  (Te- 


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892 


Bobissow,  Mauthnkb  u.  Süida. 


No.  50 


tanue  nach  Abort)  wurde  achon  infieirt  in  die  Klinik  gebracht;  sie 
hatte  schon  8 Tage  vor  der  Aufnahme  nach  einem  Abort  wahr- 
scheinlich infolge  von  Erdinfection  durch  Fufstritt  ihres  rohen  Mnnnes 
vor  die  nackte  Scham  am  4.  Tage  nach  dem  Abort  Kinnbacken- 
krampf und  Genickstarre  gehabt,  die  zwar  nach  Chloralklystiren 
wieder  verschwanden,  jedoch  bald  von  Neuem  wieder  auftraten. 
M.  vermutete  am  Uterus  noch  zurückgebliebene  Reste,  erweiterte 
den  Muttermund  durch  laminaria,  fand  jedoch  nichts  im  Uterus  und 
machte  eine  Ausspülung  mit  einem  BozKMati’achen  Katheter.  — Pat. 
starb  am  5.  Tage  nach  der  Aufnahme. 

Der  2.  Fall  endete  tötlich  am  11.  Tage  nach  Ausschabung  des 
Uterus  und  späterer  vaginaler  Unterusezstirpation  wegen  Carcinom. 
Im  3.  Fall  trat  am  13.  Tage  exitue  ein  nach  Salpingo-Oophorec- 
tomie. 

In  allen  3 Fällen  hatte  M.  den  Uterus  mittels  Bozkmaj« 'sehen 
Katheters  ausgespült  und  er  glaubt,  dass  die  Tetanusbacillen  dem 
veralteten  später  ausrangirten  Instrumente  von  der  Operation  der 
zuerst  bereits  infieirt  in  seine  Klinik  gebrachten  Patienten  anhaftete 
und  dann  die  beiden  später  Operirten  damit  infieirt  wurden.  — 
Die  Untersuchungen  von  Kitasato  über  Wundstarrkrampf  haben 
nachgewiesen,  dass  die  damals  1885  in  seiner  Klinik  übliche  Des- 
infection  der  Instrumente  — 10  Minuten  langes  Auskochen  und 
*/4  Stunde  langes  Einlegen  in  5 pCt.  Carboisäurelösung  — nicht  zur 
Unschädlichmachung  der  Tetanuskeime  genügen. 

M.  weist  die  von  Oi.shauskn  vertretenen  Ansicht  zurück,  welcher 
behauptet,  dass  die  Häufung  der  Tetanusfälle  auf  einzelne  Opera- 
teure aus  der  von  ihnen  angewandten  Methode  und  aus  deren 
Ausführung  zu  erklären  sei.  W.  Schülein. 


P.  Borissow,  Zur  Bestimmung  des  Cystins  im  Harn.  Zeitschrift  f. 
physiol.  Chem.  XIX.  S.  511. 

Bivniwim  hat  gefunden,  dass  salzsaures  Cystein  mit  Quecksilberchlorid  in  wäs- 
seriger Lösung  eine  fast  ganz  unlösliche  Verbindung  von  8 Mol.  Sublimat  mit  2 Mol. 
Cyatin  liefert,  nur  dass  die  Verbindung  beim  Auswaschen  und  Trocknen  Salzsäore  ab- 
spaltet. Verf.  bat  tunäebst  ermittelt,  dass  aus  reinen  wässerigen  Cysiinlösungen  sieb 
unter  besonderen  Cautelen  bis  su  94  pCt  des  darin  enthaltenen  Cystins  ansftllen  lässt; 
der  Niederschlag  enthält  7 11  pCt.  S (nicht  der  Formel  entsprechend  8 06pCt.  S)  in- 
folge Verlustes  der  Substanz  an  Salzsäure  beim  Erhitzeo.  Weiter  bat  Verf.  unter 
mannigfachen  Modificationen  das  Verfahren  bei  einem  natürlichen  Cystinbarn  versucht 
(vergl  Orig.);  allein  das  annähernd  vollständig  abgeschiedene  Cystin  war  immer  noch 
verunreinigt,  sodass  Verf  selbst  nicht  verkennt,  dass  auch  durch  das  Quecksilberver- 
fahren  die  Frage  der  Bestimmung  des  Cystins  im  Harn  nicht  in  befriedigender  Weite 
gelbst  wird.  — Der  Pat.,  der  den  Cystinbarn  lieferte,  schied  reichlich  Diamine  durch 
den  Roth  aus  (als  Benzoyiverbindungen  bestimmt)  und  zwar  fast  ausschliefslich  Pu- 
trescin  und  nur  Spuren  von  Cadaverin.  J.  Munk. 


J.  Mauthner  u.  W.  Suida,  Beiträge  zur  Kenntniaa  des  Choleate- 
rina.  2.  Abhandl.  Wiener  akad.  Sitz.-Ber.  Bd.  103.  II  b,  S.  286. 

Auf  Grund  ihrer  Analysen  des  Cholesterins  nnd  einiger  Derivate  (Chlorid,  Acetat, 
Propionat)  halten  Verff.  jetzt  die  Formel  C,,H140  für  sehr  wabrtcheioiich.  Cholaate 


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BAZY.  — MR8SNRR.  — LtüRNSTRIN. 


893 


\ 

No.  50. 


k 


chlorid  liefert  bei  Behandlung  mit  Zinkstanb  und  Eisessig  das  Acetat  (Schmelz- 
•t  113*),  desaen  Analyse  besser  zur  wasaerstoffärmeren  Formel  passt.  Das  Qleicbe 
Ir  das  aus  Cholesterin  direct  gewonnene , sowie  das  aus  Trieb lorcboleatan  mit 
ub  und  Eisessig  gewonnene  Acetat  Aus  Cholesterylcblorid  erhält  man  bei 
mg  mit  Propinsäure  und  Zinkstaub  das  Propionat  Cl(Bl9Ot,  das  bei  79* 
Wegen  vieler  Einzelheiten  sergl.  Orig.  J.  Munk. 


. Bazy,  De  I’absorption  par  les  voies  urinaires.  Archiv  de  med. 
exper.  et  d’anat  path.  VI.  p.  526. 

Verf  bat  im  Gegensatz  zu  den  bisherigen  Anschauungen  naebgewiesen , dass  der 
vollkommen  intakten  Blasenschleimbaut  eioe  sehr  beträchtliche  Absorptionsfähigkeit 
zukommt.  Wasser  wird  ziemlich  gut  resorbirt,  worauf  wohl  die  höhere  Concentration 
des  Morgenharns  zurQckgeführt  werden  mnfs.  Für  chemische  Gifte  ist  die  Absorp- 
tionsfähigkeit der  Blase  eine  sehr  verschiedene;  denn  während  Cocain  und  Eztractum 
Belladonnae,  in  die  unversehrte  Blase  injicirt,  nach  kurzer  Zeit  zu  typischen  Ver- 
giftungssymptoroen  führen,  ja  scbliefslicb  den  Tod  bewirken,  sind  Injectioneo  von 
Curare  in  die  Blase  ohne  jede  Wirkung,  während  dasselbe  Mittel,  in  den  Drether 
oder  in  das  Rectum  gebracht,  rasch  zum  Tode  führt.  Jedoch  besitzt  der  Ureter,  wenn 
das  Nierenbecken  abgeklemmt  ist,  weit  geringere  absorbirende  Kraft  als  Blase  und 
Urethra. 

Aber  auch  Bakteriengifte  wurden  von  der  Blasenscbleimhaut  gut  resorbirt;  so 
töteten  virulente  Pneumocoeeen- Kulturen,  in  die  Blase  gebracht,  Kaninchen  in  3 bis 
5 Tagen,  ohne  dass  die  Nieren  erkrankten.  Mit  anderen  Bakterien  wurden  ähnliche 
Wirkungen  erzielt;  auch  die  aus  abgetüteten  Bacillus  pyocyaneus  hergestellte  Cbsrzis’- 
sebe  Flüssigkeit  entfaltete  von  der  Blase  aus  ihre  Wirkung. 

Auf  diese  grofae  Absorptionsfähigkeit  der  Blasenscbleimhaut  sind  auch  die  bei 
Urinverhaltung  auftretenden  gefährlichen  Allgemeinerscheionngen  zurückzuführen.  Bei 
der  Einführung  giftiger  Substanzen  in  die  Blase  wird  man  grofse  Vorsicht  walten 
lassen  müssen.  So  wird  man  z.  B.  gut  thun,  die  Cocainisiruug  der  Blasenschleimbaut 
bei  Litbotrypsieen  zu  unterlassen  und  zur  allgemeinen  Narkose  zur&ckzukehren 

tt.  Kothmami. 


Messner  (Mflnchen),  Experimentelle  Studien  Ober  die  Wundbe- 
handlung bei  inficirten  Wunden.  Münchner  med.  Wochenschr.  1894, 
No.  19. 

Aus  den  verscbiedentlicheo  einschlägigen  Versuchen  Verf ’s  an  Kaninchen, 
welche  in  einer  grüfseren  Tabelle  übersichtlich  zusammengestellt  sind,  erhellt,  dass 
diejenigen  Tiere  mit  inficirten  Wunden,  welche  lediglich  aseptisch  behandelt  wor- 
den waren,  alle  mit  Ausnahme  eines  einzigen  an  progredienter  phlegmooüsen  Eiterungen 
io  8 — 14  Tagen  starben,  während  alle  anti  septisch  behandelten  — ebenfalls  mit 
Ausnahme  eines  einzigen  — am  Leben  blieben.  Es  gelang  in  vielen  Fällen,  mit 
Eiter  inficirte  Wunden  von  Kaninchen  selbst  noch  nach  18  Stunden  nach  der  Iofec- 
tton  mittelst  3pCt.  starker  Lysol-  und  Carbol-LOsung  zu  desinficlren,  und  Eiterungs- 
processe  mit  progredientem  Charakter  mit  Erfolg  zu  bekämpfen.  Im  Speciellen  er- 
wiesen die  Versuche  in  keiner  Weise,  dass  die  3 pCt.  starke  Carbol-LOsung  das 
tierische  Gewebe  zur  Eiterung  prädisponirt,  im  Gegenteil  ist  es  wahrscheinlich,  dass 
die  Behandlung  mit  dieser  Losung  innerhalb  vernünftiger  Grenzen  einen  gewissen 
Schutz  gegen  das  Fortschreiten  eiteriger  Processe  bietet.  p.  onterbock. 


tl.  Lauenstein,  Zur  Frage  der  knöchernen  Heilung  intracapsulärer 
Schenkelhalefracturen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1893,  No.  17. 

Vorlegung  von  ‘2  einschlägigen  Präparaten  mit  einer  geringen  Verkürzung,  ln 
beiden  bestand  Dislocatloo  des  Schenkelkopfea  derart,  dass  er  nach  abwärts  und  hinten 


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894 


Fränkel.  — Hammerl.  — Wühschhbim.  — Jaqckt. 


No.  50 


gesunken  war.  Ad  dem  ersten  Präparate  lief«  sieb  auf  der  SlgeBlche  dem  Transfor- 
mationsgeset*  enUprecbend  eine  Umgestaltung  der  Koochen»rebitectur  darthon . sodass 
buchst  wahrscheinlich  eine  ausgiebige  Function  Seitens  der  »erlernen  Extremit&t  int» 
ritam  stattgehabl  hat.  P.  UBtarbock. 


B.  Fränkel,  Der  sogenannte  Prolapsus  des  Morgagnischen  Ven- 
trikels. Fränkefs  Arch.  f.  Läryngol  I.  H.  3. 

Es  werden  sunlchst  die  keineswegs  tahlreicben  Beobachtungen  über  diesen  Gegen- 
stand wiedergegeben,  aus  denen  iwei  verschiedene  Auffassungen  Ober  das  Wesen  des 
sog.  Prolaps  des  Ventrikels  entgegentreten.  Die  einen  sehen  darin  einen  Vorfall  der 
sich  umstQlpenden  Membran,  welche  die  Hflble  auskleidet,  die  anderen  die  Folge  von 
entzündlichen  Veränderungen.  Auf  Grand  anatomischer  Untersuchungen  nimmt  Verf. 
an,  dass  der  Prolaps  immer  einer  Hyperplasie  des  Bindegewebes  seine  Entstehung  ver- 
dankt und  dass  dieselbe  an  allen  drei  Winden  der  Cavität  des  Ventrikels  ihren  Sita 
haben  kann.  w.  Lnblfnaki. 


Hsnuiierl,  Ueber  die  in  rohen  Kiern  durch  das  Wachstum  von 
Choleravibrionen  hervorgerufenen  Veränderungen.  Zeitschr.  f.  Hyg. 
1894,  XVIII.  S.  153. 

Die  Kultur  in  rohen  Eiern  ist  bekanntlich  von  Herrn  auch  für  die  Choleravibrio- 
nen empfohlen  worden.  Siboll  der  eingehende  Untersuchungen  hierüber  gemacht, 
beschreibt  die  durch  Cholerabacillen  in  Eiern  bervorgerufeoen  Veränderungen  als  eine 
Verwandlung  de«  Eidotters  in  eine  graugrüoliche  Masse  mit  Schwefelwasserstoifent- 
wicklung.  PreirrsB  wollte  nun  nachgewiesen  haben,  dass  die  St-Hou/schen  Resultate 
lediglich  auf  Verunreinigung  beruhten  und  dass  die  Cholerabacillen  in  Eiern  gar  nicht 
wachsen. 

H.  züchtete  nun  6 verschiedene  Cbolerakulturen  in  Eiern  und  beweist,  dass  Cbo- 
lerabacillen  sehr  wohl  in  Eiern  wachsen  können,  dass  sie  genau  die  von  8cboll  be- 
schriebenen Veränderungen  bervorzu bringen  im  Stande  sind,  dass  es  aber  allerdings 
wiederum  Kulturen  gibt,  die  in  Eiern  nur  eio  sehr  schwaches  Wachstum  zeigen. 

Sch-urien. 


Wunschheini,  Zur  Aetiologie  der  Nephritis  suppurativa.  Prager 
med.  Wochenscbr.  1894,  No.  43. 

Verf.  teilt  12  Falle  mit,  in  denen  sich  im  Eiter  der  Niere  und  Blase  das  Bac 
terium  coli  commnoe  in  Reinkultur  fand  Bcheurlen 


A.  Jaquet,  Ueber  die  Wirkung  des  Lactophenins.  Corresp. -Blatt  f. 
Schweizer  Aerzte  1894,  bo.  9. 

J bestätigt  die  von  ScamiDSBEso  und  enderen  Autoren  angegebenen  antipyreti- 
schen Eigenschaften  des  Lactophenins;  schon  kleine  Dosen  von  0.5  — 0.7  bewirkten 
fast  regelmäßig  eine  deutliche  und  anhaltende  Herabsetzung  der  Temperatur.  Den 
Hanptvorzng  des  Lactophenins  sieht  J.  aber  nicht  in  seinen  antipyretischen  Eigen- 
schaften. sondern  io  der  gleichzeitig  mit  der  Antipyreie  sieh  geltend  machenden  be- 
ruhigenden hypnotischen  Wirkung.  Allerdings  mnss  man,  um  diese  Seite  der  Wirkung 
mit  Bestimmtheit  wahrnehmen  zu  kennen,  etwas  greisere  Dosen  von  0.8  — 1.0  g an 
wenden  Aufgeregte  Kranke  beruhigen  sich,  die  Schmerzen  lassen  nach,  bei  vielen 
Patienten  tritt  ein  mehrstündiger,  ruhiger  Schlaf  eio.  J.  schltzt  den  hypnotischen 
Wert  des  Lactophenins  als  in  der  Mitte  zwischen  Snlfonal  und  Urethan  stehend. 

K.  Kronthsl. 


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No.  50.  PaRISBH.  — WlGI.BSWORTH.  — QCINCKF.  — CiRTBR.  895 

C.  Pariser,  Beiträge  zur  Klinik  der  nervösen  Lebercolik.  (Neu- 
ralgia  hepatis).  Deutsche  nied.  Woohenschr.  1894,  No.  31. 

P.  teilt  einen  Fall  von  nervöser  Lebercolik  mit,  einer  Affection , deren  Existenz 
bekanntlich  noch  ron  mancher  Seite  angezweifelt  wird.  Derselbe  betraf  eine  Frao  im 
45  Lebensjahre.  Interessant  war  die  Abhängigkeit  der  Sehmerzanfälle  ron  dem  Ein- 
tritte der  Menstruation  Wurde  während  der  letzteren  nicht  rolle  körperliche , sowie 
geistige  Rohe  beobachtet,  so  blieben  die  Leberkoliken  fast  niemals  aus. 

C.  Rosenthal. 


J.  Wiglesworth,  General  paralysis  occuring  about  the  period  of 
puberty.  The  Journ.  of  Mental  Science  1 893,  Juli. 

W.  beschreibt  2 Falle  progressirer  Paralyse  bei  2 Mädchen  im  Alter  von  15 
Jahren;  beide  kamen  znr  Section;  ansser  diesen  beiden  sind  6 Falle  beschrieben 
(CnoraTor  3 Falle,  Tderbdu.  1 Fall,  CaiBOor  u Dum.  1 Fall,  WiOLiswoam  1 Pall). 
Von  diesen  8 beschriebenen  Kranken  sind  2 noch  am  Leben.  Das  Alter  der  Er- 
krankten schwankt  zwischen  12  nnd  lß,  die  Dauer  betragt  4 — 5 Jahre;  5 der  Er- 
krankten waren  weiblichen  Geschlechts;  überwiegend  bestand  die  demente  Form  der 
Paralyse,  nur  einmal  waren  GrSfsenideen  angedeutet.  Die  Pubertätserscheinungen 
fehlen  meist  oder  werden  in  der  Entwicklung  gehemmt.  Auffallend  war  bei  dem  Sec- 
tionsbefund  der  extreme  Grad  der  Hirnatrophie  Hereditäre  Anlage  bestand  in  4 — 5 
Fallen;  in  2 Fallen  bestand  Alcoholismns  des  Vaters;  in  2 — 8 Fallen  lag  congenitale 
Lues  vor;  in  2 war  ein  Trauma  die  wahrscheinliche  Ursache.  — W.  teilt  zum  Schluss 
noch  kurz  2 Falle  jnreniler  Paralyse  mit,  die  bereits  ror  dem  20  Lebensjahre  ein- 
setzte. 8.  Kalischor. 


II.  Quincke , Ueber  puerperale  Hemiplegien.  Deutsche  Zeitschrift  f. 
Nervenheilk.  1893,  IV.  Oct. 

In  dem  ersten  Falle  handelt  es  sieh  um  eine  acut  inter  partum  aufgetretene, 
linksseitige  motorische  und  sensible  Lähmung;  letztere  nahm  iu  den  folgenden  10 
Tagen  noch  zu;  die  dabei  empfundenen  Schmerzen  sind  als  central  entstandene  excen- 
trisch projicirte  anzusehen;  wahrend  eine  Volumsabnahme  der  gelähmteo  Extremität 
frühzeitig  eintrat  und  bestehen  blieb,  besserte  sich  der  Kräftezustand  derselben  sicht- 
lich. Der  2.  Fall  bietet  ein  dem  ersten  sehr  ähnliches  Verhalten.  Im  3.  Fall  trat 
die  halbseitige  Lähmung  erst  am  16  Tage  post  partum  und  mit  tanger  dauernder 
anfänglicher  Bewusstlosigkeit  auf.  Die  Erscheinungen  gingen  jedoch  auffallend  schnell 
zurück.  — Die  wahrend  der  Schwangerschaft,  inter  partum,  und  im  Wochenbett  ent- 
stehenden halbseitigen  Lähmungen  dürften  auf  verschiedene  unsachliche  Momente  zu- 
rückzufübren  sein.  Wahrend  der  Geburt  spielt  die  andauernde  Blutdrucksteigerung 
(und  daraus  resultireode  venöse  Blutungen)  eine  wesentliche  Rolle  Wahrend  des 
Wochenbettes  ist  die  CirculationsschwBche  das  causale  Moment ; sie  kann  zu  partieller 
Thrombose  führen.  Andere  Falle  puerperaler  Lähmung  sind  embolischer  Natur  infolge 
von  Eodoearditis.  Kalischer. 


W.  Carter,  A case  of  myositis  osaificans.  Lancet  1894,  Febr.  10. 

Der  9jährige  Knabe  litt  schon  seit  einigen  Jahren  an  „ Verhärtungen“  in  der 
Rückenmusculatur.  Bei  der  Untersuchung  fiel  seine  leicht  vorwärts  gebückte  Haltung 
und  die  Unfähigkeit  (wenigstens  im  Brust-  und  I,eodeoteil)  sie  zu  redressiren  auf.  Bei 
näherem  Palpiren  zeigte  sieb,  dass  der  Erector  trunci,  der  latissimus  dorsi,  teres  major, 
trapezius  Ossificationen  von  verschiedener  Gestalt  enthielten.  Gleichseitig  bestand 
Hallux  valgus  und  Microdactylie,  nach  Verlauf  eines  Jahres  war  eine  Verschlimme- 
rung des  Leidens  zu  constatiren  Auffällig  war  auch  damals  noch  die  Abwesenheit 
größerer  subjectiven  Beschwerden,  insbesondere  das  Fehlen  jeglicher  8chmerzen. 

M.  Brasch. 


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896 


Spikolkr.  — Goi.dbero.  — Harnack. 


No.  50 


E.  Spiegler,  lieber  ilie  sogenannte  Sarcomatosis  cutis.  (Aus  der 
dermatol.  Klinik  des  Prof.  Kaposi  in  Wien).  Archiv  f.  Dermat.  u. 
Syph.  XXVII.  S.  163. 

Verf.  zeigt  an  6 Fallen  Ton  sogen.  Sarcomatosis  cutis,  dass  die  mit  diesem  Na* 
men  bezeichneten  Affectionen  keineswegs  ein  einheitliches  Krankheitsbild  darstelleo 
und  dass  sie  mit  den  echten  Sarcomen  nicht  zn  identificiren  sind.  Ton  diesen  unter- 
scheiden sie  sich  namentlich  in  klinischer,  zum  Teil  aber  auch  io  histologischer  Be- 
ziehung. Klioisch  durch  das  beschrankte  Wachstum  der  Tumoren  und  ihre  Fähigkeit 
der  spontanen  Rückbildung,  histologisch,  wenigstens  in  einem  Teile  der  Falle,  dadurch, 
dass  es  sich  nicht  um  eine  Verdrängung  der  benachtbarten  Gebilde  durch  die  Ge- 
schwulst handelt,  sondern  um  ein  kleinzelliges  Infiltrat  in  das  Maschenwerk  der  Cutia 
mit  nahezu  rollstAndiger  Erhaltung  der  Structur  dieser  letzteren.  Io  anderen  Fallen 
difTeriren  die  Tumoren  ron  gewöhnlichen  Sarcomen  zwar  nicht  histologisch,  wohl  aber 
klinisch  io  der  schon  angegebenen  Weise  — Verf  halt  es  deshalb  für  geboten,  diese 
Affectionen  ganz  ron  den  Sarcomen  abzuseheiden  und  ihnen,  Tielleicht  unter  dem  ron 
Kaposi  gewählten  Namen  der  „sarcoiden“  Geschwülste,  eine  eigene  Stellung  einau- 
räumeo.  H.  Hüller. 


Goldberg;,  Die  Antiseptik  io  der  Geburtshülfe.  Therapeut.  Monatsheft 
1894,  No.  3.  März. 

Die  äussere  Untersuchung  ist  mehr  zu  verwerten,  die  innere  soll  nur  1—2  Mal 
vorgenommen  werden.  Die  post  partum  vorgenommenen  Ausspülungen  haben  sieb  bei 
Normalgebärenden  als  schädlich  erwiesen.  Die  Untersuchungen  seitens  der  Hebammen 
sind  zu  beschränken  und  für  die  letzteren  Widerholungskurse  empfehlenswert.  Bet 
geburtshülflichen  Operationen  ist  vorher  eine  Ausspülnng  mit  einer  Sublimatlösung 
1:4000,  post  partum  Desinfection  des  Geburtskanals  mit  einer  3proc  Carbollösung 
vorzunehmen.  Lysol  ist  besonders  empfehlenswert,  weil  es  dem  Gebnrtskaoal  die  na- 
türliche Glätte  erhält.  Die  Hände  des  Geburtshelfers  und  die  Instrumente  sind  auf 
das  peinlichste  zu  desiuficireu.  A.  Martin. 


E.  Harnack  (Halle),  Ueber  die  Wirkungen  des  Schwefelwasser- 
stoffs, sowie  der  Strychnin-  und  Brucinpolysulfide  bei  Fröschen. 
Arch.  f.  exp.  Pat.  u.  Pharm.  XXXIV.  p.  156. 

Bei  vielen  Fröschen  gelingt  es  durch  einmaliges  Atmen  von  H,S  einen  Tetanus 
zu  erzeugen,  der  sich  nach  Ablauf  der  ersten  I.ähmungsphknomen  einstellt  und  unaus- 
gesetzt bis  14  Tage  anzudauern  vermag.  Abgekühlte  Sommerfrösche  verfallen  durch 
dieselbe  Vergiftung  in  einen  monatelang  anhaltenden  Krankheitszustand,  bei  welchem 
Lähmung  des  Gehirns  und  Steigerung  der  Keflexerregbarkeit  des  Rückenmarks  eigen- 
tümlich rombinirt  erschienen.  Als  Ursache  nimmt  H.  die  Bildung  von  Sulfhämoglo- 
bin an,  das  ein  andauerndes  Giftdepot  für  das  Nervensystem  darstellt.  Bemerkens- 
wert ist,  dass  wahrend  der  ganzen  Zeit  der  chronischen  Vergiftung  das  Herz  kräftig 
schllgt. 

Es  gelang  ferner  mit  Strychninpolysulfid,  (C„H„N,0),  ll,8s  (durch  Prof.  Döbkrr 
dargestellt)  wochenlang  andauernden  Tetanus  zn  erregen.  Am  Warmblüter  ist  das,  in 
Wasser  unlösliche,  StrychniDpolysulfid  unwirksam. 

ßrucinpolysulfid  ist  leichter  zersetzlich  nnd  so  treten  dann  am  Frosch  Erschei- 
nungen ein,  die  gleichartig  sind  mit  denjenigen  nach  Injection  löslichen  Brucinsalze. 
Am  Kaninchen  tritt  die  Brucinwirkung  erst  nach  2—4  Tagen  ein.  Pohl 


Einsendungen  für  das  Ontralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a rd  t (Berlin  W 
Französische  Strafte  21)  oder  an  die  Yerlagshandiung  (Berlin  NW.,  68.  Unter  den  Lindcu)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hlrschvrald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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t 


Wöchentlich  erscheinen 
l — 2 Bogen;  in  Rchluue 
des  Jahrgänge  Titel,  Na* 
men-  und  Sachregister. 

für  die 


Preis  de»  Jahrgange» 
2d  Mark;  au  bealehen 
durch  alle  liuchhandlun» 
gen  und  Postanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowaki, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  **•  »eaieniber.  NO.  51. 


Durch  die  im  Laufe  der  Jahre  wiederholt  eingetretenen  Erhöhungen 
der  Herstellungskosten  gehen  wir  uns  genüthigt,  den  .Vbonnementsprels  für 
den  Jahrgang  des  Centralblatts  vom  Jahre  1895  an  anf  ÄSti»  Mark  fest* 
znsetzen,  zn  welchem  Preise  dasselbe  durch  alle  Buclxlicincll  unsren 
und  PoMtunetalton  bezogen  werden  kann. 

Die  Herren  Abonnenten  werden  um  baldige  Erneuerung 
des  Abonnements  für  das  Jahr  1895  ersucht,  damit  die  Zusendung 
keine  Unterbrechung  erleide.  Die  Verlagsbuchhandlung. 


Inhalt:  Nicolaiir,  Ueber  die  therapeutische  Verwendung  des  Hexamethylentetra- 
min. (Orig  -Mitt.). 

Wistkbithin,  Zur  Kenntniss  der  Pilscellulose.  — Hildbbrabd.  Patholo- 
gische Anatomie  der  Nierengeschwülste.  — H i ldk n r ab«,  Zur  Lehre  von  der  Spina 
bifida  und  den  HirnbrOchen.  — Scbwabacq,  Diagnostischer  Wert  der  Stimugabel- 
prüfungen.  — Roox,  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Heilserum.  — FlOoob,  Deber 
Auftreten  und  Verbreitung  der  Diphtherie  — Annu,  Zur  Kenntniss  der  Influeoza- 
pneumonien.  — Ooldichiidis,  Redlich,  Zar  Kenntniss  der  Poliomyelitis. 

Sch  a Br  B r,  Thymusanlage  bei  Petromyxon.  — Kaufmann,  Bildungsstätte  des 
Harnstoffs.  — Boddaebt,  Ueber  die  Entwicklung  des  Oedems.  — Julis,  Opera 
tise  Behandloog  des  MageDcarciooms.  — KbobAcheb,  Wunddrainage  und  Dauer- 
rerband.  — Cbiabi,  Vorkommen  run  Typbusbacillen  in  der  Gallenblase  — Man 
cbot,  Melliturie  nach  Chloralamid.  — Bluhbnthal,  Harnbeschaffenheit  bei  Keuch- 
husten — Gau  br,  Aetiologie  der  BASioow'schen  Krankheit.  — St  hob,  Die  Hysterie 
im  Kindesalter.  — Rbisbrb,  Vorkommen  von  Nerrenfasero  in  Condylomen. 


Aus  (1er  medicinischen  Universitätsklinik  zu  Göttingen. 

Heber  die  therapeutische  Verwendung  des  Hexamethylentetramin. 

Vorläufige  MitteiluDg  von  Dr.  raed.  Arthur  Nlcolaier9 
Privatdocenten  zu  Güttingen. 

Bei  Gelegenheit  von  Versuchen,  Urin  durch  Zusatz  von  For- 
malin-Schering  (40proc.  Formaldehydlösung)  zu  conserviren,  habe 
ich  bereits  im  Juni  1893  die  Beobachtung  gemacht,  dafs  in  Urinen, 
die  beim  Stehen  reichlich  Urate  oder  Harnsäurekrystalle  ausschieden, 

57 


XXXII.  Jahrgang. 


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85)8 


Nicolaibr,  Ueber  die  therapeutische  Verwendung  des 


No.  51 


die  Urate  bezw.  die  Harnsäurekrystalle  nicht  nusfielen,  wenn  zu 
ihnen  genügend  reichliche  Mengen  von  Formalin  zugesetzt  wurden. 
Seihst  bei  Zusatz  von  Salzsäure  trat  in  solchen  mit  Formalin  ver- 
setzten Urinen  eine  Ausscheidung  von  Harnaäurekrystallen  nicht  auf. 
Eine  ähnliche  Wirkung  zeigte  das  in  Wasser  sehr  leicht  lösliche 
Hexamethylentetramin'),  welches  aus  Formaldehyd  und  Ammo- 
niak entsteht.  In  hinreichend  grossen  Mengen  Urinen  zugesetzt, 
hinderte  es,  wie  der  Vergleich  mit  Controlproben  ergab,  nicht  nur 
das  Ausfallen  der  Urate,  sondern  verminderte  auch  erheblich  die 
Ausscheidung  der  Harnsäurekrystalle,  und  vermochte  zuweilen  sie 
auch  ganz  aufzuheben.  Bei  Zusatz  von  Salzsäure  zu  solchen  Hexa- 
methylentetramin enthaltenden  Harnen  fielen  anscheinend  geringere 
Mengen  von  Harnsäurekrystallen  aus,  als  in  den  Coutrolprohen,  und 
es  zeigte  sich  auch,  dafs  bei  ihnen  die  durch  die  Wirkung  der  Salz- 
säure erzeugte  dunklere  Färbung  der  Controlproben  nicht  in  Er- 
scheinung trat.  Mit  Rücksicht  auf  diese  Beobachtungen  habe  ich 
dann  die  Löslichkeit  der  Harnsäure  in  Formalin  und  wässeriger 
Hexamethylentetraminlösung  geprüft  und  gefunden,  dafs  sowohl 
das  Formalin  als  das  Hexamethylentetramin  io  wässeriger  Lösung 
besonders  in  der  Wärme  Harnsäure  zu  lösen  vermag. 

Bei  der  Erwägung,  diese  Thatsachen  för  therapeutische  Ver- 
suche beim  Menschen  zu  verwerthen,  konnte  das  Formalin  wegen 
seiner  stark  toxischen  Wirkung  nicht  in  Betracht  kommen,  dagegen 
glaubte  ich  auf  Grund  meiner  Versuche  mit  dem  Hexamethylen- 
tetramin, welche  ergaben,  dafs  erst  relativ  sehr  grosse  Dosen  ge- 
wisse, nach  Aussetzen  des  Mittels  aber  wieder  voröbergehende 
pathologische  Erscheinungen  hervorrufen,  mit  diesem  Präparat  beim 
Menschen  Versuche  wagen  zu  können. 

Ich  habe  bisher  das  Hexamethylentetramin  bei  Erwachsenen 
bis  zu  6 g pro  die  in  wässriger  Lösung  gegeben  und  habe  auch 
bei  dem  eine  gewisse  Zeit  fortgesetzten  Gebrauch  des  Mittels  bis 
jetzt  keine  unangenehmen  Nebenwirkungen  beobachtet.  Gröfsere 
Tagesdosen  habe  ich  nicht  versucht,  weil  schon  bei  der  Darreichung 
bis  zu  6 g pro  die  das  Hexamethylentetramin  bei  unseren  Patienten 
wirksam  wurde.  Für  diese  Versuche  wurden  vorzugsweise  solche 
Patienten  benutzt,  bei  denen  eine  Verminderung  der  Harnmenge  be- 
stand, und  bei  denen  sich  aus  dem  sauer  reagirenden  Harn  konstant 
Urate  oder  Harnsäurekrystalle  oder  beide  Formen  von  Sedimenten 
abschieden.  Ich  habe  nun  beobachtet,  dass  meist  schon  nach  einmaliger 
Darreichung  von  6 g Hexamethylentetramin  pro  die  die  Urinmenge 
sich  vermehrte,  die  Urate  bezw.  die  Harnsäurekrystalle  aus  dem  Harn 
nicht  mehr  ausfielen,  und  die  Reaction  des  Harns  stets  sauer  blieb.  Nach 
dem  Aussetzen  des  Mittels  trat  das  Urat-  bezw.  Harnsäuresediment 
meist  schon  am  nächsten  Tage  wieder  auf,  während  die  Harnmenge 
in  den  darauffolgenden  Tagen  allmälig  sank.  Dass  das  Verschwinden 
des  Urat-  bezw.  Harnsäuresedimentes  beim  Gebrauch  des  Hexame- 

')  Du  Präparat  war  roo  dar  chemischen  Fabrik  aut  Actien  (E.  ScHiewo)  dar* 
gestallt. 


jiymzeu  uy  vjU1 


ogle 


No.  51. 


Hexamethylentetramin. 


899 


thylentetramin  nicht  etwa  nur  eine  Folge  der  unter  seinem  Einflufs 
vermehrten  Diurese  ist,  sondern  dass  dieses  Mittel  auch  noch  eine 
Einwirkung  auf  die  Harnsäure  hat,  beweist  folgende  Beobachtung: 
Bei  einem  an  Leukämie  leidenden  Patienten,  bei  dem  Erscheinungen 
von  hämorrhagischer  Dinthese  bereits  aufgetreten  waren,  fand 
sich  während  der  ersten  Tage  des  Aufenthaltes  in  der  Klinik  in 
dem  sauer  reagirenden  Harn,  dessen  Menge  im  Mittel  1000  ccm 
(Maximum  1200,  Minimum  800  ccm)  betrug,  ein  sehr  reichliches 
Sediment  von  Harnsäure  neben  geringeren  Mengen  von  Uraten. 
Als  der  Patient  6 g Hexamethylentetramin  pro  die  erhielt,  waren 
am  Tage  darauf,  dem  2.  Versuchstage,  in  der  Harnmenge  von  1500  ccm 
zwar  noch  ein  mässig  reichliches Harnsäuresediment,  aber  keine  Urate 
vorhanden,  am  3.  Versuchstage,  an  dem  die  Harnmenge  1700  ccm 
betrug,  war  auch  das  Sediment  von  Harnsäurekrystallen  verschwun- 
den, und  es  trat,  solange  der  Patient  das  Mittel  brauchte,  keine 
Ausscheidung  von  Harnsäurekrystallen  und  Uraten  im  Urin  auf 
selbst  dann  nicht,  als  er  bei  kühler  Temperatur  (-j-  5°  C.)  aufbe- 
wahrt wurde.  Beim  Zusatz  von  Salzsäure  zu  den  Urinen  schieden 
sich  stets  Harnsäurekrystalle  ab. 

Während  der  Darreichung  des  Hexamethylentetramins  betrug 
die  Urinmenge  im  Mittel  1900  ccm  (Maximum  2200,  Minimum 
1600  ccm),  und  die  Reaction  des  Harns  blieb  sauer.  Auf  den  leu- 
kämischen Procefs  hatte  das  Mittel  keinen  nachweisbaren  Einflufs. 

Am  12.  Versuchstage,  an  dem  die  Urinmeoge  2000  ccm  betrug, 
wurde  das  Hexamethylentetramin  ausgesetzt.  Schon  am  folgenden 
Tage  fand  sich  in  der  1900  ccm  betragenden  Harnmenge  wieder  ein 
reichliches  Harnsäuresediment,  das  am  14.  Versuchtstage, trotzdem  die 
Harnmenge  an  ihm  noch  2000  ccm  betrug,  noch  erheblich  zunahm. 
An  diesem  Tage  hatten  sich  auch  noch  Urate  ausgeschieden.  Das 
Harnsäure-  und  Uratsediment  blieb  weiter  constant.  Die  Diurese 
sank  dann  und  betrug  3 Tage  nach  Aussetzen  des  Mittels  1400  ccm. 

Ich  beschränke  mich  für  heute  auf  die  Veröffentlichung  dieser 
That8achen  und  behalte  mir  weitere  Mittheilungen  und  die  Fort- 
setzung dieser  Versuche  mit  dem  Hexamethylentetramin  und  seinen 
Salzen  vor.  Soweit  ich  die  Sache  bis  jetzt  Obersehe,  fordert  dieses 
Mittel,  welches  sich  bisher  in  den  angegebenen  Dosen  bei  meinen 
Patienten  als  unschädlich  erwiesen  hat,  zu  weiterer  therapeutischer 
Verwerthung  nicht  nur  als  Diuretikum,  sondern  auch  bei  der 
harnsauren  Diathese  und  bei  den  von  ihr  abhängigen  Krank- 
heitszuständen  auf. 

Mich  hat  zu  dieser  vorläufigen  Publikation  der  Umstnnd  ver- 
anlagt, dass  Herr  Prof.  Tollens  in  der  Sitzung  der  Göttinger 
chemischen  Gesellschaft  vom  11.  December  1894  über  eine  in 
Wasser  sehr  leicht  lösliche  Verbindung  von  Harnsäure  mit  Formal- 
dehyd berichtet  hat.  Herr  Professor  Tollens  hatte  die  Güte  die 
Veröffentlichung  der  darauf  bezüglichen  Mittheilung  aus  dem  Pro- 
tocoll  dieser  Sitzung  an  dieser  Stelle  zu  gestatten.  Dieselbe  lautet 
folgendermaafsen : 


57 


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900  Wintrhstkin,  Zur  Kenntnis  der  Pilzcellulose.  No.  51 

Herr  Prof.  Tollens  berichtet  vorläufig  Ober  eine  in  Wasser 
leicht  lösliche  Verbindung  von  Harnsäure  mit  Formaldehyd, 
welche  von  Dr.  R.  Pott  im  agricultur-chemischen  Laboratium  der 
hiesigen  Universität  hergestellt  worden  ist. 

Harnsäure  löst  sich  beim  Erwärmen  (auf  100— 120 Grad  C.) 
reichlich  in  40  proc.  Formaldehyd  (circa  12  g in  40  g dieses 
Formaldehydes).  Man  dampft  das  Filtrat  zum  Syrup  ein  und  fällt 
den  neuen  Körper  mit  Alkohol  aus.  Er  wird  aus  Wasser  um- 
krystallisirt  und  bildet  ein  krystallinisches  Pulver. 

Die  Analysen  verschiedener  Präparate  stimmen  annähernd  (C 
und  H stimmen  gut,  N 23,5  pCt.  statt  24,56  pCt.)  auf  C,HsN,0,, 
d.  h.  eine  Verbindung  von  1 Mol.  Harnsäure  und  2 Mol.  For- 
maldehyd. 

Göttingen,  12.  December  1894. 


E.  Winterstein,  Zur  Kenntnis«  der  in  den  Membranen  der  Pilze 
enthaltenen  Bestandteile.  Zeitschr.  f.  physiol  Chetn.  XIX.  S.  521 . 

Als  Material  dienten  hauptsächlich  Boletus  edulis,  Polyporus 
officinalis,  Agaricus  campestris,  Penicillium  glaucum  und  Botrytis. 
Die  Cellulose  wurde  nach  den  verschiedenen  Methoden  dargestellt, 
entweder  durch  Behandlung  der  mit  verschiedenen  Extractionsmitteln 
erschöpften  zerkleinerten  Materialien  mit  einem  Oxydationsgemisch 
(Kaliumchlorat  -(-  Salpetersäure)  oder  mit  schmelzendem  Kali  nach 
Hoppk-Sktlkr. 

Wenn  man  nach  diesen  Methoden  aus  Phanerogamen  Cellulose 
darstellt,  so  erhält  man  Präparate,  welche  entweder  meist  oder  doch 
nur  sehr  wenig  gefärbt  sind , sich  in  Kupferoxydammoniak  leicht 
auflösen  und  durch  Jod  -|-  Schwefelsäure  oder  Chlorzinkjod  blau 
gefärbt  werden,  in  ihrer  Zusammensetzung  der  Formel  C9H10O5  un- 
gefähr entsprechen  und  eine  äusserst  geringe  Menge  Stickstoff  ein- 
schliefsen.  Die  Pilzcellulosepräparate  zeigten  wesentlich  andere 
Eigenschaften:  sie  lösten  sich  in  Kupferoxydammoniak  nur  spur- 
weise, wurden  mit  Jod  und  Schwefelsäure  nur  braun  oder  rötlich 
gefärbt  (nur  ein  Präparat  aus  Polyporus  und  eines  aus  Agaricus 
campestris  zeigten  partielle  Blaufärbung),  lösten  sich  zum  grolsen 
Teil  in  kalter  verdönnter  5 — 10  proc.  Lauge,  in  Schwefelsäure  von 
60 — 70  pCt.  schneller,  als  gewöhnliche  Cellulose  und  gaben  beim 
Destilliren  mit  10  proc.  Salzsäure  kleine  Mengen  von  Furfurol;  sie 
enthielten  ferner  constant  Stickstoff  in  nicht  unerheblieher  Quantität, 
im  Maximum  3.9pCt.,  im  Minimum  0.7  pCt.,  der  auch  durch  keiner- 
lei weitere  Reinigung  zu  beseitigen  war  und  nach  Verf.  wahrschein- 
lich mit  der  Cellulose  chemisch  gebunden  ist.  Dieser  Stickstoff 
kann  nach  W.  weder  auf  Beimischung  von  Eiweifs,  noch  von  Nu- 
clein  zuröekgeföhrt  werden.  Beim  Erhitzen  mit  1 '/4  proc.  Schwefel- 
säure verloren  die  Cellulosepräparate  10.83—22.38  pCt.  an  Gewicht, 
während  die  Phanerogamencellulose  dabei  nur  1,56 — 2.96  pCt.  ver- 


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No.  51  Hildebband,  Pathologische  Anatomie  der  Nierengesoh wülste. 


901 


liert;  die  Cellulose  aus  den  Pilzen  besteht  also  zum  Teil  aus  Hemi- 
cellulose.  Beim  Kochen  mit  verdünnter  Säure  gaben  alle  Pilzcel- 
lulose-Präparate Dextrose  in  wechselnder  Quantität,  welche  jedoch 
stets  wesentlich  hinter  der  theoretischen  zurückblieb , nämlich  zwi- 
schen 59.13  und  94.72  pCt.  derselben.  Regelmäfsig  entstand  bei 
der  Hydrolyse  ausser  dem  Zucker  eine  erhebliche  Quantität  Essig- 
säure, nur  bei  Polyporus  war  dieselbe  gering.  Weiterhin  macht 
W.  Mitteilungen  über  ein  durch  verdünnte  Schwefelsäure  aus  den 
gereinigten  Pilzmaterialien  ausziehbares  Kohlehydrat  von  der  Zu- 
sammensetzung C6H,0Os,  welches  bei  der  Hydrolyse  Dextrose  giebt. 
Verf.  schlägt  für  dasselbe  den  Namen  Paradextrose  vor.  Betreffs 
der  Darstellung  und  Eigenschaften  desselben  muss  auf  das  Orig, 
verwiesen  werdeD,  E.  Salkowski. 


Hildebrand,  Weiterer  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der 
Nierengeschwülste.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  48,  p.  343. 

1)  Kleinzelliges  Carcinom  der  Niere  bei  einem  Kinde. 

Es  besteht  Hufeisenniere  mit  einem  kindskopfgrofsen  kugeligen 
Tumor  im  oberen  Ende  der  ersten  Niere,  der  exslirpirt  wird.  Die 
Diagnose  Carcinom  wird  auf  den  alveolären  Bau,  die  atypische 
Wucherung  der  Zellhaufen,  das  Fehlen  der  Membrana  propria,  die 
ohne  Bindegewebe  neben  einander  liegenden  Zellen  hin  gestellt.  Der 
Ausgangspunkt  des  Tumors  muss  in  die  Epithelien  der  Glomeruli 
verlegt  werden.  Die  auffallende  Kleinheit  der  Zellen  scheint  in 
Verbindung  mit  der  Hufeisenniere  auf  eine  Störung  der  histologi- 
schen Entwicklung  hinzu  weisen,  bei  der  die  Zellen  ihren  embryo- 
nalen Charakter  behalten  haben. 

2)  Carcinom  des  Nierenbeckens. 

Bei  einer  48jährigen  Frau  wird  ein  grofser  Tumor  der  rechten 
Niere  exstirpirt,  bei  dem  die  epithelialen  Geschwulstzellen  wie  beim 
Scirrhus  angeordnet  sind.  Der  Ausgangspunkt  des  Tumors  ist  hier 
im  Nierenbecken  und  zwar  in  dessen  Papillenteil  zu  suchen;  von 
hier  aus  ist  der  Tumor  auf  die  Nierensubstanz  übergegangen.  Auch 
die  Nierenkapsel  zeigt  ausgedehnte  carcinomatöse  Erkrankung  mit 
enormer  Verdickung. 

3)  Congenitale  Cystenniere  mit  Sarkombildung. 

Bei  einem  2jährigen  Knaben  wird  ein  grofser  cystisch  galler- 
tiger Tumor  der  rechten  Niere  entfernt.  Die  Untersuchung  ergiebt 
eine  multilokuläre  Cystengeschwulst  zusammen  mit  einem  Rund- 
zellensarkom, das  offenbar  erst  später  zu  der  kongenitalen  Cysten- 
niere hinzugetreten  ist.  Als  Ursache  der  Cystenbildung  sieht  Verf. 
mit  Vihchow  den  Mangel  eines  durchgängigen  Kanals  von  den 
Kelchen  zu  den  Tubuli  contorti  an,  macht  jedoch  dafür  nicht  eine 
Papillitis,  sondern  einen  entwicklungsgeschichtlichen  Fehler  verant- 
wortlich. 


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902  HiLDRBKANn,  Zur  Lehre  von  der  Spina  bifida  u.  den  Hirnbrächen.  No.  51 

Zum  Schluss  berichtet  Verf.  noch  Ober  7 Fälle  von  Nieren- 
sarkomen mit  Rund-  und  Spindelzellen  und  einen  Fall  von  Fibro- 
myo-osteo-Sarkom  der  Nierenkapsel,  der  unter  den  Oberhaupt  sel- 
tenen Nierenkapselgesch wülsten  wohl  als  ein  Unicum  dasteht. 

M.  Kot h mann. 


Hildebrand,  Pathologisch-anatomische  und  klinische  Untersuchungen 
zur  Lehre  von  der  Spina  bifida  und  den  Himbröchen.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  XXXVI,  S.  433. 

Aus  dieser  umfangreichen,  von  einem  Literaturverzeichniss  und 
einer  Reihe  instructiver  Abbildungen  begleiteten  Arbeit,  welche  in 
eingehender  Weise  sowol  eigene  wie  fremde  Untersuchungen  be- 
rücksichtigt, werden  die  beiden  ersten  Abschnitte,  die  pathologische 
Anatomie  der  Spina  bifida  und  die  Combination  von  Hirn-  und 
ROckenmarksbrOchen  mit  Geschwülsten  an  einer  anderen  Stelle  die- 
ser Zeitschrift  referirt  werden.  An  vorliegender  Stelle  kann  nur 
Ober  den  Schlussabschnitt  berichtet  werden,  in  welchen  man  es  mit 
der  operativen  Behandlung  der  Spina  bifida  zu  thun  hat.  Verf. 
sieht  dabei  von  den  verschiedenen  Injectionsmethoden  völlig  ab  und 
bezieht  sich  lediglich  auf  die  Radicalverfahren  der  Entfernung  des 
Sackes  auf  stumpfem  Wege  und  der  Excision  desselben.  Wahl  und 
Ausführung  dieser  Verfahren  hängen  selbstverständlich  davon  ab, 
dass  man  die  im  einzelnen  Falle  vorliegende  Form  der  Spina  bifida 
rechtzeitig  erkennt.  Wahrend  aber  die  Unterscheidung  der  Myelo- 
cele  von  der  Meningocele  gewöhnlich  leicht  von  statten  geht,  ist 
dem  nicht  so  bei  der  der  Meningocele  von  der  Myelocystocele.  Bis 
zu  Rücklinohadskn  hielt  man  letztere  fOr  sehr  selten;  dieser  konnte 
nur  li  hiehergehörige  Falle  auffOhren,  wogegen  Verf.  unter  25 
eigenen  Beobachtungen  12  Myelooystocelen  fand,  darunter  unter  8 
Operirten  nicht  weniger  als  3.  Als  Hauptpunkt,  welcher  hier  zu 
einer  differentialen  Wahrscheinlichkeitsdiagnose  zu  fahren  vermag, 
betont  Verf.  das  Vorhandensein  oder  Fehlen  nervöser  Erscheinungen, 
immerhin  kommen  auch  einzelne  Meningocelen  mit  schweren  nervösen 
Symptomen  vor,  während  sie  in  gewissen  Fällen  von  Myelocysto- 
cele mangelten.  In  einigen  Beobachtungen  letzterer  gelingt  es, 
durch  Druck  auf  den  Sack  eine  höhere  Spannung  im  Schädel  zu 
erzeugen,  die  an  den  Fontanellen  fOhlbar  wird.  Dieses  kann  man 
als  Entscheidung  gegen  Meningocele  gebrauchen,  bei  der  dieses 
Symptom  nicht  beobachtet  wurde.  Man  muss  bei  einer  derartigen 
Unsicherheit  der  klinischen  Diagnose  daher  von  allen  Verfahren  ab- 
sehen,  welche  eine  genaue  Erkennung  der  Sachlage  während  der 
Operation  erschweren.  Letztere  hat  daher  immer  zunächst  in  einer 
Incision  des  Sackes  zu  bestehen,  doch  hat  man  von  jedem  Ein- 
griff Abstand  zu  nehmen,  dort,  wo  schwere  Lähmunngen 
nicht  nur  der  Extremitäten,  sondern  auch  der  Blase  und 
des  Mastdarms  ex  Satiren.  Durch  die  Incision  erfährt  man, 
wie  weit  man  den  Sack  excidiren  kann,  ohne  nervöse  Elemente  zu 


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No.  51.  Schwabach,  Diagnostischer  Wert  der  Stimmgabelprüfungon.  903 

verletzen  and  gleichzeitig  genügendes  Material  von  der  Sackwan- 
dung zur  Bedeckung  des  Conus  medullo-vasculosus  stehen  lassen 
darf.  Bei  der  Myelocystocele  hat  Verf.  drei  Mal  die  verdünnten 
Stellen  des  Sackes  ohne  Nachteil  nach  diesem  Princip  fortgenom- 
men und  nur  in  einem  einzigen  Fall,  in  welchem  ein  nervöser  Strang 
durchtrennt  wurde,  eine  beschrankte  Lähmung  Zurückbleiben  ge- 
sehen. Eine  weitere  Aufgabe  des  operativen  Einschreitens  ist  die 
Deckung  des  Defectes.  Man  hat  hierzu  sogar  Knochenlamellen  aus 
der  Wirbelsäule  verwendet,  bis  jetzt  aber  sind  die  hiehergebörigen 
Verfahren  lediglich  in  vereinzelten  Fallen  benutzt  worden  und  schie- 
nen dieselben  keinerlei  Einfluss  auf  etwaige  Recidive  zu  haben.  — 
Im  Ganzen  sind  die  Ergebnisse  der  neueren  Operationen  bei  Spina 
bifida  keine  ganz  schlechten.  Von  den  13  Fallen  der  Göttinger 
Klinik  wurden  10  geheilt,  darunter  die  letzten  8 sämtlich.  Von  7 
Operirten  der  Berliner  Klinik  genasen  3,  von  13  von  Baykr  Ope- 
rirteo  10  und  von  55  aus  der  Literatur  von  Verf.  zusammenge- 
stellten Fallen,  von  denen  bei  54  der  Ausgang  bekannt  ist,  wurden 
41  geheilt,  also  boten  87  Fallen  nur  23  f = 26 1 /,  pCt.  Dem 
gegenüber  steht  die  MuRTOs’sche  Jodinjections-Methode  mit  34  pCt.  + 
Von  den  10  Fällen  Heilung  aus  der  Göttinger  Klinik  trug  mit 
einer  Ausnahme  keiner  eine  Lähmung  davon.  Nur  ein  Kind,  das 
ausserdem  einen  Hydrocephalus  hatte,  zeigte  ein  Recidiv,  und  ein 
zweites  starb  bald  nach  der  Entlassung,  von  den  8 anderen  dagegen 
wurde  dauernde  Heilung  für  einen  zwischen  3 Mon.  und  12  Jahren 
betragenden  Termin  constatirt.  P.  Güterbock. 


Schwabach,  Ueber  den  diagnostischen  Wert  der  Stimragabelprü- 
fungen  auf  Grund  einer  Beobachtung  von  Tumor  der  Schädel- 
basis. Berliner  klin.  Wochenschr.  1894,  No  43. 

Bei  einer  36jährigen  Näherin  trat  unter  andauernden  Klagen 
über  heftige  Kopfschmerzen  eine  schnell  zunehmende  linksseitige 
Augenmuskellähmung,  namentlich  im  Gebiete  des  3 und  4.  Hirn- 
nerven und  rasche  Abnahme  der  Sehschärfe  auf  dem  linken  Auge 
ein;  später  constatirte  man  Herabsetzung  der  Sensibilität  im  Be- 
reiche des  2.  Trigeniinusastes,  Ophthalmoplegia  totalis  beiderseits; 
weiterhin  völlige  Erblindung,  ausserste  Protrusion  beider  Bulbi, 
Hervortreibung  der  rechten  Schläfengegend.  Im  rechten  mittleren 
Nasengang  fand  man  tumorartige  Massen,  deren  mikroskopische 
Untersuchung  das  Vorhandensein  einer  bösartigen  Neubildung 
(zweifelhaft  ob  Carcinom  oder  Riesenzellensarkom)  ergab.  Während 
des  Aufenthaltes  im  Krankenhaus  (am  Urban  in  Berlin)  waren  auch 
subjective  Geräusche  und  Schwerhörigkeit  auf  dem  bei  der  Auf- 
nahme normalhörenden  linken  Ohr  anfgetreten  und  man  glaubte 
dort,  mit  Rücksicht  auf  die  zweifellos  durch  den  Druck  eines  Tu- 
mors an  der  Schädelbasis  bedingten  Störungen  im  Gebiete  des  I. 
bis  VI.  Hirnnerven,  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Erscheinungen 


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904  Roux,  Fi.üoob,  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Heilserum.  No.  51 

Seitens  des  Gehörorganes  auf  eine  Läsion  des  Hörnerven  zurück- 
zuführen seien.  Demgegenüber  sprechen  die  von  Sch.  eruirten  Er- 
gebnisse der  Stimmgabelpröfung:  „beträchtliche  Herabsetzung  der 

Hörfähigkeit  för  tiefe  Töne  durch  Luftleitung,  Verlängerung  der 
Perceptionsdauer  för  dieselben  Töne  durch  Knochenleitung,  nega- 
tiver Ausfnll  des  RmtJK’schen  und  positiver  Ausfall  des  WhBKit’schen 
Versuches“  .dafür,  dass  der  N.  acusticus,  wenn  überhaupt,  jedenfalls 
nicht  in  erheblichem  Grade  lädirt  sein  könne,  dass  vielmehr  die 
Störungen  im  Gehörorgan  im  Wesentlichen  durch  eine  Affection 
des  Schallleitungsapparates  bedingt  sein  müssten.  Die  anatomische 
Untersuchung  hat  die  Richtigkeit  dieser  Schlussfolgerung  ergeben: 
der  schallempfindende  Apparat,  sp.  der  R.  cochlear.  des  N.  acusti- 
cus, war  frei  von  jeder  pathologischen  Veränderung,  während  die 
Paukenhöhle  von  der  Neubildung  (Epithelialcarcinom)  fast  vollstän- 
dig ausgefüllt  war.  Dass  die  dadurch  bedingte  Einbettung  der  Ge- 
hörknöchelchen in  die  Tumormasse,  ganz  abgesehen  von  den  Zer- 
störungen von  Knochen,  die  Schwingungsfähigkeit  derselben  auf 
das  äusserste  beschränken  musste,  ist  ohne  Weiteres  klar.  So  darf 
dann  dieser  Fall  als  eine  wichtige  Stütze  für  die  Bedeutung  der 
Stimmgabelprüfungen  in  diagnostischer  Hinsicht  gelten  und  zwar  um 
so  mehr,  als  er  zu  den  wenigen  bisher  veröffentlichten  gehört,  bei 
denen  die  Hörprüfung  an  einem  zunächst  normal  hörenden,  erst  im 
Verlaufe  der  klinischen  Beobachtung  schwerhörig  gewordenem  Ohre 
vorgenommen  werden  konnte  und  demnach  auch  der  Vergleich 
des  Ergebnisses  der  Stimmgabelprüfung  am  normalen  und  kranken 
Ohr  ermöglicht  wurde.  Schwabach. 


1)  Roux,  Die  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Heilserum.  Wiener 
roed.  Presse  1894,  No  38. 

2)  Flügge,  Die  Verbreitungs weise  der  Diphtherie  mit  specieller 
Berücksichtigung  des  Verhaltens  der  Diphtherie  in  Breslau  1880 
bis  1890.  Eine  epidemiologische  Studie.  Zeitschrift  f.  Hygiene  1894, 
XVII.  S.  403. 

1)  R.  hat  seit  1890  die  BnHRu.Vschen  Versuche  über  Diphtherie- 
heilung nachgeprüft  und  durch  eigene  Versuche  erweitert.  Zur 
Gewinnung  des  Diphtherieserums  ist  zunächst  ein  starkes  Diphtherie- 
toxin notwendig,  mit  dem  die  Tiere  immunisirt  werden  können.  Das 
rascheste  Verfahren  um  dies  zu  erhalten  besteht  in  der  Züchtung 
der  Bacillen  in  einem  feuchten  Luftstrom.  R.  gebraucht  hiezu 
EaLKNMBTEa’sche  Kölbchen,  die  mit  wenig  Nährbouillon  gefüllt  sind, 
impft  diese  und  leitet,  während  sie  im  Brütofen  stehen,  einen  Luft- 
strom durch.  Nach  4 Wochen  ist  die  Kultur  reich  an  Toxinen; 
sie  wird  filtrirt;  0.1  ccm  davon  tötet  ein  Meerschweinchen  in  2 bis 
3 Tagen. 

Bei  der  Immunisirung  muss  nun  das  Toxin  Anfangs  abge- 
schwächt werden,  was  R.  durch  Zusatz  von  '/4  des  Volums  an  Lu- 


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No.  Öl  Rorx,  Flüook,  Behandlung  der  Diphtherie  mit  Heilserum.  005 

poi/scher  Lösung  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  bewirkt.  Ein 
mittelgrofses  Kaninchen  vertragt  0.5  ccm  dieser  Jodtoxinlösung. 
Nach  einigen  Tagen  wird  die  Einspritzung  wiederholt  und  so  mehrere 
Wochen  lang  fort,  wobei  die  Dosis  des  Jodtoxins  erhöht  und  der 
Zusatz  von  Jod  herabgesetzt  werden  kann,  bis  man  zu  reinem  Toxin 
gelangt  ist. 

Wahrend  dieser  Zeit  müssen  die  Tiere  gewogen  werden,  da  bei 
Abnahme  des  Gewichts  die  Injectionen  ausgesetzt  werden  mössen, 
weil  sonst  eine  tötliche  Kachexie  erzeugt  werden  kann. 

Das  Pferd  ist  am  leichtesten  zu  immunisiren  und  am  schnellsten, 
während  Schafe  und  Ziegen  sehr  empfindlich  sind.  Das  Pferd  lie- 
fert auch  ein  sehr  wirksames  Serum,  wesshalb  R.  es  zur  Gewinnung 
des  Diphtherieserums  für  das  geeignetste  Tier  hält.  R.  hatte  Pferde- 
serum mit  einem  Wirkungswert  von  100000. 

Neben  seinen  Tierversuchen  wendete  R.  das  Diphtherieserum 
auch  beim  Menschen  an;  von  300  diphtheriekranken  Kindern,  die 
damit  behandelt  wurden  starben  26  pCt. , während  sonst  50  pCt. 
unter  den  gleichen  Verhältnissen  starben. 

Alle  neu  in  das  Krankenhaus  eintretenden  Diphtheriekranken 
bekamen  von  dem  genannten  Pferdediphtherieserum  20  ccm  in  einer 
einzigen  Injection  subkutan,  nach  24  Stunden  folgte  eine  zweite 
ebenfalls  von  20  ccm  und  nur  wenn  die  Temperatur  nicht  herunter- 
ging nach  weiteren  24  Stunden  eine  dritte. 

2)  Im  ersten  Abschnitt  vorliegender  eingehender  Abhandlung 
bespricht  F.  die  mögliche  Verbreitungsweise  der  Diphtherie,  wie  sie 
sich  aus  den  biologischen  Eigenschaften  des  Diphtheriebacillus  er- 
gibt. Dieselbe  geschieht  ausschliefslich  durch  Contagion,  sei  es 
direkt  durch  Auswurf  Erkrankter  oder  Gesunder,  die  bekanntlich 
auch  den  Diphtheriebacillus  im  Mund  beherbergen  können,  oder 
durch  Kösse,  Essgeschirre  u.  a.  m.  Eine  indirekte  Infection  durch 
ausserhalb  des  menschlichen  Körpers  gewachsene  Diphtheriebacillen 
ist  unwahrscheinlich,  da  etwa  auf  Nahrungsmitteln  gewachsene  Diph- 
theriebacillen durch  die  konkurirenden  Saprophyten  rasch  vernichtet 
werden.  Dagegen  werden  die  von  Kranken  expektorirten  Bacillen 
durch  niedrige  Temperutur,  feuchte  Luft  und  Dunkelheit  kon- 
servirt. 

Zur  Erleichterung  des  Transportes  der  Diphtheriebakterien  dient 
einmal  dichtes  Zusammen  wohnen  der  Bevölkerung,  dann  gewisse 
Sitten  und  Gebräuche,  wie  Kössen,  Benötzen  gemeinsamer  Ess-  und 
Trinkgefäfse  etc.  Eine  individuelle  Disposition  ist  nach  den  Tier- 
versuchen auch  beim  Menschen  unbedingt  anzunehmen.  Die  ange- 
borene individuelle  Disposition  ist  teils  von  gewissen  Schutzvorrich- 
tungen im  Innern  des  Körpers,  teils  von  dem  Zustand  der  exponir- 
ten  Schleimhaut  abhängig;  eine  erworbene  Immunität  kann  durch 
eine  fröhere  Durchseuchung,  eine  besondere  individuelle  Disposition 
auch  durch  besondere  Lebensgewohnheiten  der  Kinder  wie  z.  ß. 
Nagen  an  den  Fingern  bedingt  sein. 


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906  Rot  x,  Flüggp,  Behandlung  der  Diphtherio  mit  Heilserum.  No.  51 

Id  dem  2.  Abschnitt  kritisirt  F.  die  Ergebnisse  der  bisherigen 
epidemiologischen  Untersuchungen  Ober  die  Verbreitungsart  der 
Diphtherie.  Besonders  bespricht  er  die  bekannte  Bkühl  - JsHK’sche 
Arbeit,  die  aus  der  Diphtherie  - Mortalitätsstatistik  Preufsens  ihre 
Schlösse  zieht  und  zeigt,  dass  Vergleichungen  großer  Gebiete  zu 
widersprechenden  Resultaten  führen  müssen.  Aber  auch  die  Statis- 
tiken einzelner  Städte  kommen  zu  verschiedenen  Resultaten:  Bezüg- 
lich der  localen  Disposition  des  Unterschieds  zwischen  Stadt  und 
Land,  namentlich  aber  des  Einflusses  der  Wohlhabenheit  und  Wohn- 
dichtigkeit  herrscht  keineswegs  Uebereinstimmung.  Ein  einheitliches 
Resultat  haben  nur  die  zeitlichen  Erhebungen  zu  verzeichnen,  wo- 
nach das  Maximum  in  den  Winter  fällt  und  die  Untersuchung  der 
individuellen  Dispnsition.  wonach  die  Diphtherie  fast  ausschliefslich 
eine  Krankheit  des  Kindesalters  ist  und  die  grösste  Mortalität  im 
2.  u.  3.  Lebensjahr  aufweist. 

Nach  diesen  Erörterungen  geht  F.  an  das  Studium  der  Diph- 
therie in  Breslau;  hier  besteht  seit  1886  obligatorische  Meldepflicht 
für  Diphtherieerkrankungen.  Es  wurde  das  Quinquennium  1886 
bis  1890  in  Untersuchung  gezogen  mit  im  Ganzen  6394  Erkran- 
kungen an  Diphtherie.  F.  beginnt  mit  der  Eintragung  der  einzel- 
nen Fälle  in  den  Stadtplan  von  Breslau  — eine  Photographie  dieses 
mit  den  Eintragungen  versehenen  Planes  ist  beigegeben  — das  in 
8 Stadtteile,  diese  in  24  Stadtviertel,  diese  in  157  Bezirke,  geteilt 
ist.  Durch  verschiedene  schraffirte  Karten  wird  gezeigt,  dass  die 
Zusammenfassung  der  kleinen  Bezirke  in  größere  Viertel  bezw. 
Stadtteile  das  Bild  der  Diphtherieverbreitung  verwischt,  da  oft  ganz 
freie  Bezirke  dicht  neben  stark  verseuchten  Vorkommen.  Dann  be- 
rechnet F.  die  Diphtheriefrequenz,  d.  h.  die  Zahl  der  vorgekom- 
menen Erkrankungen  ausgedrückt  in  Procenten  der  in  dem  betreffen- 
den Bezirk  wohnhaften  erkrankungsfähigen  Personen;  unter  letzteren 
versteht  F.  solche  unter  15  Jahren.  Geringe  Frequenz  haben  in 
Breslau  das  Centrum  und  die  Peripherie,  hohe  der  mittlere  Ring. 

Ein  Einfluss  des  Bodens,  der  Luft,  der  Wasserversorgung,  des 
Alters  der  Häuser  oder  der  Beseitigung  der  Abfallstoffe  auf  die 
Diphtheriefrequenz  liefe  sich  nirgends  nachweisen.  Dagegen  trat 
der  Einfluss  der  Wohlhabenheit  sehr  deutlich  hervor;  unter  den 
5434  von  Diphtherie  ergriffenen  Familien  waren  4103  steuerfrei 
und  nur  1331  steuerzahlend,  d.  h.  ein  Verhältniss  von  3.07  : 1.0 
während  das  Verhältniss  von  steuerfreien  zu  steuerzahlenden  Fa- 
milien überhaupt  in  Breslau  1.87  : 1.0  beträgt. 

Bezüglich  der  zeitlichen  Verschiedenheit  der  Frequenz  konnte 
auch  für  Breslau  kunstatirt  werden,  dass  die  Wintermonate  die  Ver- 
breitung der  Diphtherie  begünstigen,  doch  nicht  in  sehr  hohem 
Maße;  in  Bezirken  mit  starkem  Verkehr  oder  solchen  die  lange 
nicht  durchseucht  waren,  breitete  sich  die  Krankheit  ganz  unbeküm- 
mert um  die  Jahreszeit  aus. 

Die  Untersuchungen  F.’s  bezüglich  der  Herdbildung  in  einzel- 
nen Häusern  führten  ihn  zu  dem  Resultat,  „dass  Anzeichen  für 


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No.  51. 


Albu,  Zur  Kenntniss  der  Influenz&pneuoionieen. 


907 


dieselbe  und  für  einen  ausschlaggebenden  Einfluss  der  Lokalität, 
des  Bodens,  der  Luft  oder  des  Hauses  auf  die  Diptherieauebreitung 
nicht  bestehen,  sondern  in  erster  Linie  sind  die  Menschen,  ihre 
Lebensverhältnisse,  ihr  Verkehr  und  ihre  Sitten,  sowie  ihre  indivi- 
duelle Empfänglichkeit  bestimmend  für  die  stärkere  oder  geringere 
Ausbreitung  der  Diphtherie;  und  wenn  sie  Boden  und  Wohnung 
verlassen,  um  dem  tückischen  Feinde  zu  entfliehen,  so  „sitzt  der 
Kobold  hinten  im  Fass“  d.  h.  die  Lebensgewohnheiten  und  Eigen- 
art der  Menschen  bringen  ihnen  meistens  am  neuen  Wohnort  die 
gleichen  Gefahren“.  Scheurlen. 


A.  Alba,  Zur  Kenntniss  der  Influenzapneumonieen.  Deutsche  mod. 

Wochenscbr.  1894,  No.  7. 

Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  der  Influenza  eine  besondere  Form 
der  Pneumonie  zukommt,  und  zwar  handelt  es  sich  hierbei  um  eine 
katarrhalische  oder  Bronchopneumonie;  dieselbe  entsteht  durch  Ueber- 
greifen  der  als  ,,Influenzakatarrh“  bezeichneten  Bronchitis  capillaris 
auf  die  Alveolen.  Klinisch  lässt  sich  die  Influenzapneumonie  von 
der  croupösen  genuinen  durch  folgende  Merkmale  scharf  trenner: 

1)  Die  Dämpfung  Ober  der  infiltrirten  Lungenpartie  fehlt  oft  ganz 
(centrale  Pneumonie),  oder  sie  ist  nur  rasch  vorübergehend  vorhan- 
den oder  sie  tritt  nach  kurzer  Zeit  an  einer  anderen  Stelle  auf;  in 
letzterem,  nicht  seltenen  Falle  bietet  die  Influenzapneumonie  das 
Bild  der  Pneumonia  migrans  dar.  Die  Dämpfung  ist  in  den  typi- 
schen Fällen  der  Influenzapneumonie  nur  klein  und  circumscript. 

2)  Das  Athmungsgeräusch  ist  bronchial  an  den  Stellen  der  Infil- 
tration und  oft  das  einzige  Zeichen  derselben;  Rasselgeräusche  sind 
regelmäfsig  vorhanden.  3)  Das  Sputum  ist  niemals  exquisit  rost- 
farben, nur  im  ersten  Beginn  öfters  gelblich,  meist  schleimig-schau- 
mig. 4)  Das  Fieber  setzt  meist,  nicht  immer,  ohne  Schüttelfrost  ein, 
steigert  sich  nur  allmälig,  erreicht  nur  eine  geringere  Höhe  und 
endet  lytisch.  5)  Der  Verlauf  ist  ein  weit  weniger  acuter,  als  der 
der  genuinen  croupösen  Pneumonie;  die  Infiltrationen  gehen  nur 
langsam  zurück,  die  Reconvalescenz  ist  eine  längere  und  schwerere. 
Endlich  wäre  noch  das  häufige  Auftreten  der  Pleuritis  zu  erwähnen, 
deren  Resorption  sich  auffallend  lange,  hinzieht,  die  aber  selten  in 
ein  eitriges  Exsudat  übergeht.  Anatomisch  zeichnet  sich  die  In- 
fluenzapneumonie durch  folgende  Eigentümlichkeiten  aus:  Die  In- 
filtration dehnt  sich  nur  über  einzelne  Lobuli  aus,  die  Schnittfläche 
ist  weniger  gekörnt,  mehr  glatt,  ihre  Farbe  ist  nicht  graurot,  son- 
dern heller,  rosafarbig,  das  Infiltrat  weicher,  ärmer  an  Fibrin,  aber 
zellenreicher,  so  dass  es  zuweilen  die  Eigenschaft  einer  eitrigen 
Flüssigkeit  hat;  infolge  dieser  Eigentümlichkeit  der  Infiltration  treten 
nicht  selten  Abscesse  und  Gangrän  in  den  infiltrirten  Partieen  auf, 
die  mitunter  zu  Pneumothorax  führen.  Bei  der  echten  croupösen 
Pneumonie  wurde  ein  solcher  Pneumothorax  im  Ganzen  erst  3 Mal 


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908  Goldscbbidbb,  Redlich,  Zur  Kenntnis  der  Poliomyelitis.  No.  51 

beobachtet.  — Eine  weitere  Frage,  in  welchem  Verhältnis«  die 
genuine  croupöse  Pneumonie  zur  Influenza  steht,  beantwortet  Verf. 
dahin,  dass  er  jede  directe  Beziehung  der  beiden  Erkrankungen  zu 
einander  in  Abrede  stellt;  es  handelt  sich  entweder  um  eine  zufällige 
Complication  oder  um  eine  secundäre  Infection.  Das  häufige  Auf- 
treten von  Lungenentzündungen  während  einer  Influenzaepidemie 
vergleicht  Verf.  mit  dem  häufigeren  Auftreten  von  Brechdurchfall 
während  einer  Choleraepidemie.  K.  Kronthal. 


1)  A.  Goldscheider,  Ueber  Poliomyelitis.  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  1893, 
XXIII.  U.  5,  6. 

2)  E.  Redlich,  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der  Polio- 
myelitis anterior  acuta  infantum.  Wiener  klin.  Woohenscbrift  1894, 
No.  16. 

1)  G.  teilt  2 Fälle  mit;  der  eratere  betrifft  ein  2 '/,  jähriges 
Mädchen,  das  vor  12  Tagen  mit  Fieber  und  Lähmung  der  Beine 
erkrankt  war;  dazu  trat  Dyspnoe,  Atemnot  und  der  Exitus  letalis 
nach  2 Tagen.  Die  Section  erwies  neben  einer  frischen  Milzschwel- 
lung diffuses  Bronchitis-  und  Bronchopneumonie  eine  diffuse  tiefrote 
Färbung  der  Vorderbörner  in  der  Lendenanechwellung;  in  dieser 
waren  alle  Gefäfse  stark  gefüllt  und  mit  Rundzellen  bedeckt,  am 
meisten  aber  die  Venen  und  Capillaren  im  Sulcus  longitudin.  ante- 
rior und  die  Centralgefäfse,  die  vom  Sulcus  anterior  in  das 
Vorderhorn  eintreten.  Die  Vorderhörner  selbst  waren  mit  Rund- 
zellen besät,  und  die  Ganglienzellen  an  Zahl  vermindert,  ge- 
schrumpft, gequollen;  die  Nervenfasern  waren  gelichtet.  Diese 
Veränderungen  erstreckten  sich  gleichmäßig  bis  zum  Conus  medul- 
laris;  auch  im  Dorsalmark  und  in  der  Halsansch wellung  waren  sie 
vorhanden,  wenn  auch  in  geringerem  Grade.  Im  Vordergründe 
standen  entzündliche  Gefäfsveränderungen;  die  Veränderung  der 
Ganglienzellen  schien  secundärer  Natur  zu  sein  (Ernährungs-Circu- 
lationsstörung,  Necrobiose).  — Im  2.  Fall  zeigte  ein  21  jähriger 
Phthisiker  seit  seinem  2.  Lebensjahr  eine  ausgebreitete  Muskelatro- 
phie am  rechten  Bein;  bei  der  Section  fanden  sich  im  ganzen 
Rückenmark  Alterationen,  doch  am  meisten  im  rechten  Vorderhorn 
der  Lendenanschwellung;  dasselbe  war  verkleinert  und  fast  voll- 
kommen von  Ganglienzellen  entblöst;  es  enthielt  fibrilläres,  kern- 
reiches  Gewebe,  erweiterte  und  verdickte  Gefäfse,  atrophische  Gang- 
lienzellen, herdartige  sclerotische  Stellen;  auch  das  linke  Vorder- 
horn zeigte  eine  partielle  Atrophie;  der  dem  rechten  Vorderborn 
anliegende  Abschnitt  des  Vorderseitenstrangs  zeigte  Abnahme  der 
Nervenfasern,  Vermehrung  der  interstitiellen  Substanz  und  der 
Kerne;  auch  die  Halsanschwellung  bot  ausgeprägte  Veränderungen 
dar.  Ueberall  war  die  Gruppirung  der  degenerativen  Verände- 
rungen um  veränderte  Gefäfse  nachzuweisen  und  die  Auswahl  der 
degenerirten  Zellen  erfolgte  nicht  nach  Zellgruppen,  sondern  nach 


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No.  51.  Goldschbideb,  Rbdlicb,  Zur  Kenntnis  der  Poliomyelitis.  909 

Gefäfsbezirken.  Nicht  nur  die  Gruppe  der  Kinderlähmung,  auch 
die  Fälle  von  acuter  und  subacuter  Poliomyelitis  der  Erwachsenen, 
von  centraler  Myelitis,  und  von  disseminirter  Myelitis  tragen  einen 
vasculären  Charakter,  wenn  man  auoh  zugeben  muss,  dass  ausser 
der  vasculären,  acuten  Vorderhornerkrankung  noch  eine  von  den 
Ganglienzellen  ausgehende  mehr  oder  weniger  chronische  Form 
vorkommt.  Oie  von  den  Gefäfsen  ausgehende  und  sich  an  Gefäfse 
anschliefsende  Entzündungsform  kann  sich  in  sehr  verschiedenartiger 
Ausbreitung  und  Localisation  sowohl  diffus  wie  herdförmig,  im 
Rückenmark  wie  im  Gehirn,  in  der  grauen  wie  in  der  weifsen  Sub- 
stanz vorfinden.  Die  Poliomyelitis  stellt  einen  der  möglichen  Lo- 
calisationstypen  dar  (Tractus  arteriosus  anterior  und  Centralarterien). 

S.  Kalischer. 

2)  Das  5 monatl.  Kind  war  unter  Fieber,  allmälig  sich  gene- 
ralisirender  schlaffer  Extremitätenlähmug  unter  Beteiligung  einiger 
Hirnnerven  (Facialis  (?)  Aphonie,  Schluckbeschwerdeo)  mit  den 
Zeichen  der  Respirationsparalyse  in  wenigen  Tagen  zu  Grunde  ge- 
gangen. Schon  aus  der  Untersuchung  des  frischen  Präparats  war 
die  Diagnose  auf  Poliomyelitis  gestellt  worden.  Die  genauere  Ex- 
ploration am  gehärteten  Object  ergab  einen  acuten  Entzündungs- 
process  in  der  ganzen  Axe  der  grauen  Vorderhörner,  welcher  aber 
auch  auf  andere  Teile  der  grauen  Substanz  Übergriff  und  selbst  die 
weifse  Substanz  nicht  ganz  verschonte.  Die  Gefäfse  waren  prall 
gefüllt,  vielfach  bestanden  kleine  Blutungen,  in  den  perivasculären 
Räumen  lagen  viel  Leucocythen,  ebenso  vielfach  auch  sonst  in  der 
erweichten  grauen  Substanz,  im  frischen  Präparat  fanden  sich 
massenhafte  Körnchenzellen.  Die  grofsen  Ganglienzellen  zeigten  die 
verschiedenartigsten  Formen  und  Stadien  der  Nekrobiose,  ohne  dass 
sich  der  Process  in  gleichmäfsiger  Beschränkung  an  die  einzelnen 
Zellgruppen  hielt.  Von  der  weifsen  Substanz  waren  die  Hinter- 
stränge am  meisten  verschont.  Die  Art.  fissur.  ant  u.  Art.  cen- 
tralis waren  ebenso  erkrankt  wie  die  intramedullären  Gefäfse.  End- 
lich zeigte  sich,  dass  der  Process  hinauf  in  das  Hirn  gestiegen  war 
und  dort  die  med.  obl.,  das  Mittelhirn,  die  grofsen  Ganglien,  das 
centr.  semiov.  zerstreute  Entzündungsherde  aufwiesen.  Von  peri- 
pheren Nerven  waren  der  Phrenicus,  Laryng.  inf.  etc.  degenerirt, 
die  Muskeln  zeigten  fettige  Entartung.  Die  Gefäfsläsion  stand  so 
im  Vordergründe  des  anatomischen  Bildes,  die  Erkrankung  der 
Ganglienzellen  trat  im  Gegensatz  dazu  so  sehr  zurück,  dass  Verf. 
nicht  ansteht,  sich  gegen  die  CttABcoT’sche  Theorie  auszusprechen, 
welche  seiner  Ansicht  nach  (falls  es  nicht  zweierlei  Typen  der  Er- 
krankung giebt),  nur  dadurch  entstanden  seio  kann,  dass  Ch.  nicht 
genügend  frische  Fälle  zur  Untersuchung  Vorgelegen  haben. 

M.  Drasch. 


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910 


Schaffkb.  — Kaufmann.  — Bofidarrt.  — Jbi,lrr. 


No.  51 


Schaffer,  Ueber  die  Thymusanlage  bei  PetromyzonPlaneri.  Sitzungsb. 
d.  Akad.  d.  Wissensch.  z.  Wien  Abt.  111.  Bd.  103,  H.  5,  7. 

Verf.  findet  bei  jungen  Ammocoeteslarven  knospenartige  Wnchernngen,  welche 
too  der  Schleimhaut  sAmmtlicher  lieben  Kiemensackvorkammero  anegehen.  Dieselben 
gleichen  nach  Form  and  feinerem  Bau  den  Thymnsanlagen  Älterer  Rochenembryonen. 
Die  Entwickelung  dieser  Anlagen  findet  „an  den  dorsalen  Kommissuren  der  Kiemen- 
•palten  in  Bezog  auf  die  mediane  Sagittalebene  bilateral  symmetrisch'  (dieser  Paseue 
iit  nicht  ganz  klar  stilisiert  Ref.)  und  ln  einer  horizontal  durch  die  KiemeosAcke  ge- 
legt gedachten  Ebene  statt.  Hierin  besteht  ein  Gegensatz  zu  den  Selacbiern  und  den 
übrigen  Fischen,  bei  denen  nur  die  erste  Art  der  Entstehung  sich  findet.  Die  Ammo- 
coeteslarren  haben  also  28,  die  Selachierembryanen  höchstens  14  Thymnsanlagen. 

Verf.  bat  sein  Material  mit  HAmalaun-Eosin  gefärbt;  an  einfach  gefArbten  Prä- 
paraten (Carmio,  Cochenille)  treten  die  Anlagen  nicht  deutlich  hervor.  Ra»lti. 


M.  Kaufmann,  Recherche»  »ur  le  lieu  de  la  forroation  de  l’urde 
dan»  l’organisme  de»  animaux.  Arch  de  physiol.  1894,  S.  531. 

Weder  beim  Pferd  noch  beim  Hund  hat  Verf.  wesentliche  Unterschiede  im  Harn- 
stoffgehalt des  arteriellen  und  renfisen  Blutes  gefunden  ; den  Harnstoff  bestimmte  er 
nach  Ganuasr  in  dem  Rückstände  vom  Alcobolextrakt  durch  Zersetzung  mit  Mitxoa’e 
Reagens,  wobei  je  2.7  mg  Hainstoff  (aber  auch  andere  N-haltige  Extraktionsstoffe, 
Ref.)  je  1 ccm  CO,  und  N.  gaben.  Aach  nach  Ausschaltung  der  Leber  nnd  Niere 
mittels  Unterbindung  der  Aorta  uod  unteren  Hohlrene  in  der  Brusthßhle  zeigte  sich 
kein  durchgreifender  Unterschied  im  Harnstoffgehalt  des  Blutes,  doch  war  letzterer  in 
der  Mehrzahl  der  Versuche  etwas  hoher.  Die  vergleichende  Bestimmung  des  Harn- 
stoffgehaltes in  den  verschiedenen  Organeo  nach  Grruant's  und  nach  v.  SchbOdkb's 
Methode  ergab  im  gleichen  Gewicht  Leber  1 \ — 9 Mal  soviel  Harnstoff  als  im  Blute, 
auch  im  Gehirn  und  io  der  Milz  erheblich  mehr.  Daraus  schliefst  Verf.,  dass,  wenn 
auch  die  Leber  die  hauptsächlichste  Bildungsstätte  des  Harnstoffs  ist,  doch  auch  in 
den  übrigen  Geweben  Harnstoff  entsteht.  j.  Munk. 


R.  Boddaert,  Contribution  t\  la  pathogönie  (le  l’oedferae.  La  Flandre 
medical«  1894,  VIII. 

Im  Anschluss  an  seioe  früheren  einschlägigen  Experimente  betont  Verf.  die  Be- 
deutung des  Lympbgeflfssystems  für  die  Entwicklung  des  Oedems.  Dasselbe  kann 
sowohl  bei  Stauungen  in  den  BlutgefAfsen,  die  aut  den  GefAfswandungen  ausgetretene 
Flüssigkeit  aufnebmeo  und  so  die  Bildung  des  Oedemt  verhindern,  als  auch  bei  za 
grofsem  Flüssigkeitsandrang  oder  bei  eigener  Verstopfung  das  Enutehen  des  Oedemt 
befßrdern.  Aber  auch  ohne  Stärungen  im  Blutgefäfssystem  kann  Verschliefsung  der 
Lymphbahneo  zur  Oedembildung  führen,  wie  Verf.  beim  Kaninchen  durch  Abklem- 
mung  der  4 HauptlymphstAmme  am  Halse  zeigen  konnte.  Ja  sogar  Verzcbliefsung 
einet  dieser  LymphgefAlse  kann  bereits  ein  leichtes  Oedem  hervorrufen. 

M.  Kothmann. 


A.  jelier,  Aus  dem  Marienhospital  in  Stuttgart.  Ueber  die  ope- 
rative Behandlung  des  Magencarcinoms  Corr.-Bl.  d.  Württemb  ärzti. 
Landesvereins  1893,  LXI1I.  No.  '26,  27. 

Verf.  hat  wegen  Krebs  2 Resectionen  des  Pylorus  ausgeführt,  von  denen  eine 
nach  einer  unvollständigen  Recidivoperation  | Jahr  später  durch  ErschBpfung  tätlich 
endete,  während  in  dem  2.  Fall  6 Wochen  nach  der  Resection  hinter  der  Narbe  ein 
Recidiv  sich  zeigte  und  der  Tod  ohne  weitere  Operation  ebenfalls  nach  einem  halben 
Jahr  eintrat.  Von  4 von  Verf.  wegen  Krebs  verrichteten  Gastroenterostomien  ist  eine 
noch  zu  neu,  um  ein  abscbliefsendez  Urteil  zu  erlaubeo ; ein  Pat.  bat  die  Operation 


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No.  51. 


Kronachkr.  — Chiari.  — Mamchot. 


911 


8 Monate  überlebt,  ein  dritter  Fall  endete  nach  8 Tagen  unter  Diarrhöen  tötlicb, 
ein  vierter  nach  7 Wochen  unter  Marasmus.  — Im  Ganten  konnte  Verf.  117  Pylorus- 
reeeetionen  mit  f 82  (58  pCt.)  und  152  Gastroenterostomien  mit  + 66  (43.4  pCt.  zu- 
sammenstellen.  Wenn  man  dagegen  diese  beiden  Operationen  vergleicht  je  nach  dem 
sie  von  1881 — 1885  oder  von  1886 — 1892  ansgeführt  worden  sind,  so  ündet  man  für 
enteren  Zeitraum  47  Pylorusresectionen  mit  f 29  (61.4  pCt.)  wahrend  in  dem  2.  Zeit- 
raum anf  35  Resectiooen  t 12  (34.3  pCt.)  kamen.  Für  die  Gastroenterostomien 
waren  die  analogen  Zahlen  20  mit  + 14  (70  pCt.)  reap.  31  mit  + 12  (38.7  pCt.). 
Haupttodesursache  war  Schwache  der  Operirten,  doch  spielten  auch  technische  Fehler 
(Insnficienz  der  Nabt)  eine  grofae  Rolle,  Hervorxuheben  ist,  dass  von  79  Pylornsre- 
tectionen  nur  19  Minoer  betrafen,  wahrend  sieb  85  Gastroenterostomien  auf  45  Frauen 
und  40  Männer  verteilten.  Leider  ist  bis  jetzt  durch  die  Pylorusresection  noch  kein 
Magenkrebs  geheilt  worden  Die  längste  Ueberlebungsdaner  bis  zum  Recidiv  betrog 
5 Jahre:  bei  der  Gastroenterostomie  hat  man  demgegenüber  Ueberleben  bis  zu  I j Jahren 
beobachtet.  p.  aourbock. 


Kronacher,  Wunddrainage  und  Dauerverband  Wiener  med.  Presse 
1894,  No.  2. 

Zn  Gunsten  des  Sasscben  Vorschlages,  die  Drainsgeröbren  aut  Gummi,  um  die 
Heilung  unter  einem  einzigen  Verband  zu  ermöglichen,  mit  einem  langen,  den  Ver- 
band überragenden  Faden  zu  versehen  und  mit  Hülfe  dieses  frühzeitig  d.  b.  am  2. 
bis  4.  Tage  zu  entfernen.  p.QSurboek. 


Chiari,  lieber  das  Vorkommen  von  Typhusbacillen  in  der  Gallen- 
blase bei  Typhus  abdominalis.  Zeitsohr.  f.  Heilk.  1894,  XV.  S.  199. 

Veranlasst  durch  einen  Fall  von  nekrotirender  Cholecystitis,  die  durch  Typhusba- 
cillen bedingt  war,  untersuchte  C.  bei  sämtlichen  in  seinem  Iostitut  secirten  Typhut- 
leichen die  Gallenblase  und  deren  Inhalt  auf  Typhusbacillen. 

Es  waren  im  Ganzen  22  Fülle  in  den  verschiedensten  Stadien  des  Typhus  So 
fort  nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  wurde  anch  die  Gallenblase  angeschnitten,  anf 
Glycerin-Zucker  Agar  geimpft  und  Deckglasprlparate  gemacht.  Um  die  Diaguose  des 
Typbutbacillus  zu  sichern,  wnrdeo  Züchtungen  auf  Kartoffel,  Milch  eto.  nnd  die  sonst 
gebräuchlichen  Reaktionen  angestellt. 

Das  Resultat  war,  dass  nur  in  3 Fällen  keine  Typhusbacillen  gefunden  wurden. 
In  4 von  den  19  positiveo  Fällen  fanden  sich  neben  den  Typhnsbscillen  noch  andere 
Bakterien;  9 Mal  waren  die  Typhusbacillen  in  sehr  grofser  Menge  zugegen;  10  Mal 
erwies  sich  die  Gallenblase  entzündet.  gehturle». 


C.  Manehot,  lieber  Melliturie  nach  Chloralamid.  Sep  -Abdr.  a.  Vir- 
ohow’s  Aroh.  Brl.  136. 

Ein  möglicherweise  durch  Chloralamidvergiftnog  versnlasster  Todesfall  regte  M. 
zu  eingehenden  Untersuchungen  von  Chloralamidharn  an,  am  festzustellen,  ob  durch 
dies  Mittel  Störungen  des  Stoffwechsels  hervorgerufen  wurden.  Schon  früher  war  von 
Ltvwgram  nach  grofsen  Dosen  Chloralbydrat  Zucker  im  Urin  gefunden  worden,  doch 
war  von  anderen  Autoren  diese  Angabe  auf  das  entschiedenste  bestritten  worden  : 
man  wies  darauf  bin,  dass  die  reducirenden  Eigenschaften  der  nach  Chloralbydrat 
im  Urin  erscheinenden  Urochloralsäure  Zucker  vorgetäuscht  hätten.  Bei  dem  dem 
Chloralbydrat  nabe  verwandten  Chloralamid  durfte  man  ähnliche  Verhältnisse  erwar- 
ten; indessen  führten  die  Untersnchungen  zu  einem  abweichenden  Ergebniss.  Es  zeigte 
sich,  dass  nach  mittleren  Dosen  (8  g pro  die)  selten,  nach  gröfseren  (6 — 12  g pro  die) 
ziemlich  häufig  Zucker  im  Urin  auftrat.  Diese  Melliturie  war  im  Allgemeinen  von 
kurzer  Dauer  und  geringer  Intensität;  doch  wird  anch  ein  Fall  angeführt,  in  dem 
nach  mehrtägigem  Gebrauch  von  Chloralamid  io  Tagesdosen  von  6 — 9 g Zucker  in 
Mengen  von  mehr  als  6 pCt  auftrat  und  auch  noch  nach  6 Wochen  Spuren  oaebzu- 


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912 


Blümknthai..  — Gbcbr.  — Simon.  — Rkisnkb. 


No.  5 1 


weinte  waren.  Aach  durch  Tierrcnuche  lief»  sich  das  Vorkommen  einer  transitori- 
schen Mel  1 i turie  nach  Cbloralamid  sicher  nachweisen.  Bei  der  polarimetrischen  Unter- 
suchung ist  daran  tu  denken,  dass  die  in  Cbloralamidharnen  vorkommende  Urochloral- 
säure  links  dreht  und  so  die  rechtsdrehende  Wirkung  des  Zuckers  anfheben  kann. 
Die  ton  M.  gegebenen  Dosen  (Einseigaben  ton  9 0 g,  Tagetgaben  ton  12.0  g)  scheinen 
allerdings  ein  wenig  hochgegriffeD,  doch  handelt  et  sich  in  allen  Fälleu  um  Deliranten. 

K.  Krönte sl. 


Ph.  Blurnenthftl,  Ueber  einige  Eigenschaften  des  Harns  bei  Keuch- 
husten. Petersb.  med.  Wochenschr.  1894,  No.  17. 

Der  Harn  beim  Keuchhusten  seigt,  — wie  Verf.  angiebt,  — regelmäßig  folgende 
Eigentümlichkeiten:  er  ist  blassgelb,  stark  sauer,  ton  hohem  specifiscben  Gewicht, 
1022  — 1032,  und  enthält  abnorm  tiel  Harnsäure.  Diese  Eigenschaften  zeigt  der  Barn 
schon  im  katarrhalischen  Stadium  des  Keuchhustens  und  unabhängig  ton  allen  Cotn- 
plicationen.  stadthueo. 


K.  Grube,  Zur  Aetiologie  der  Basedowschen  Krankheit.  Neurolog. 
Centralbl.  1894,  No.  5. 

Verf  führt  auf  Grund  eioes  plötzlich  entstandenen  und  nach  6 Wochen  letal  rer* 
laufenen  Falles  von  Basedowscher  Krankheit  mit  Lymphdrüsenschwellang  aus,  dass 
dem  Leiden  eine  Infectioo  zu  Grunde  liegen  könne.  Das  iofectißse  Virus  solle  haupt- 
sächlich auf  die  Medulla  obloogata  wirken.  Die  Cardinalaymptome  werden  einheitlich 
aus  der  Erkraokung  der  Obloogata  erkUrt,  während  die  mehr  allgemeinen  Ersehet- 
nungen  auf  der  Wirkung  des  Virus  auf  den  Oesamtorganismus  beruhen. 

Autorreferat. 


J.  Simon,  Fausse  parnpl^gie  et  troubles  musculaires  d’origine  hys- 
t^rique  chez  les  jeunes  garcons.  Höpital  des  Enfants  - Malades. 
Conference  röcueiliie  par  le  Dr.  A.-F.  Plicque.  Progr  mod.  1894, 
6.  Jan. 

Die  klinische  Vorlesung  knüpft  an  7 Fälle  kindlicher  Hysterie  an,  von  denen  die 
ersten  8 dem  bekannten  Syraptomencomplex  der  Astasie- Abasie  entsprechen,  während 
io  den  übrigen  die  oberen  Extremitäten  der  Sitz  sonderbarer  ticartiger  Bewegnogen 
waren.  Die  Kinder  waren  meist  belastet  entweder  durch  Neuropathien  oder  Alcoho- 
lismos  der  Ascendeox,  sie  zeigten  auch  die  psychischen  Stigmate  der  Hysterie.  Ätio- 
logie, Diagnose,  Verlaof,  Prognose  ond  Therapie  werden  besprochen.  Die  diesbezüg- 
lichen Bemerkungen  enthalten  nichts  Neues,  sind  aber  anziehend  und  abgerundet  in 
der  Form  and  behandeln  den  Gegenstand  erschöpfend  trotz  der  didaktisch  gebotenen 
Knappheit  der  Darstellung.  H.  Bnseb. 


A,  Reisner,  lieber  das  Vorkommen  von  Nerven  in  spitzen  Condy- 
lomen. (Aus  der  Klinik  des  Prof.  A.  Wulfe  in  Strafsburg).  Arch. 
f.  Dermal,  a.  Syph.  XVII.  S.  385. 

Während  bisher  in  spitzen  Condylomen  Nervenfasern  stets  vergeblich  gesucht 
worden  sind,  gelang  es  dem  Verf  solche  mittelst  des  Goi.oi'schen  Verfahrens  reget- 
■näfsig  in  beträchtlicher  Menge  nachzuweisen.  Besonders  zahlreich  finden  sie  sich  im 
Kete  Malpighi,  wo  sie  durch  wiederholte  Teilung  ein  mehr  oder  weniger  dichtes  Netz- 
werk bilden,  dessen  letzte  Ausläufer  sich  bis  nabe  an  die  Hornhaut  hiuau  verfolgen 
lassen.  H.  Möller. 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  werden  an  die  Adresse  des  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W 
Fransüstsche  Strafte  21)  oder  an  die  VerlagshAndlung  (Berlin  NW,  68.  Unter  den  Linden)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin. 


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/ 

t 


Wöchentlich  erscheinen 
I—?  Rogen ; am  Rchlosee 
des  Jahrgangs  Titel , Na- 
men- and  Sachregister. 

• für  die 


Preis  dea  Jahrgänge# 
90  Mark;  tu  betiehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postnnstalten. 


nedicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  and  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1894.  *»•  Deiember.  No.  52. 


Dnrch  die  im  Laufe  der  Jahre  wiederholt  eingetretenen  Erhöhungen 
der  Herstellungskosten  sehen  wir  uns  genöthigt,  den  Abonnementspreis  für 
den  Jahrgang  deg  Centralblatts  vom  Jahre  1895  an  anf  UM  Mnrh  fest- 
zusetzen,  zn  welchem  Preise  dasselbe  durch  alle 
und  PoiütMiustHltnn  bezogen  werden  kann. 

Die  Herren  Abonnenten  werden  um  baldige  Erneuerung 
des  Abonnements  für  das  Jahr  1895  ersucht,  damit  die  Zusendung 
keine  Unterbrechung  erleide.  nie  Verlagsbuchhandlung. 

Inhalt:  Sil  kowbki  und  JiHAaisi,  Ueber  du  Oxydatiousferment  der  Gewebe. 

(Orig.-Mitt.). 

r.  Otwiouir,  Nervenendigung  in  den  Genitelien.  — Ho  Dan,  Veränderung 
der  Ganglienzellen  im  Alter.  — Stobmahn,  Calorischer  Wert  der  Nährstoffe.  — 
Bim,  Behandlung  der  Prostatabypertrophie.  — Hklfbbich,  Operation  der  Knie 
geienksankylose.  — Hauo,  Zur  otiatrischeo  Casnistik.  — Esoiluss,  Behandlung 
des  Stirohfihleukatarrhs  — Bocnssz,  Ueber  die  Hülfskräfte  des  Organismus  gegen 
Krankheitserreger.  — Lasche,  Behandlung  der  eitrigen  Pleuritis.  — Djowitics, 
Farm,  Bedeutung  der  Indicannrie  bei  Kindern.  — v.  Korabti,  Zur  Lehre  der 
ceotraleo  LähmuDgeu.  — Neieesa,  Behandlung  der  Psoriasis  — W »de»,  Fall  von 
Hämatocele  retrouterina  mit  Ruptur. 

Lassab-Cohn,  Die  Säuren  der  menschlichen  Galle.  — Makba,  EinSuss  des 
Hungers  auf  die  Muskelkraft.  — MOllbb,  Fall  von  Darmwandbrucb.  — Link,  Bei- 
trag zur  Neurectomie.  — Kutschbs,  Diphtheriebacillen  in  den  Lungen.  — Ozdbk, 
Salolhberzug  für  Üarmpillen.  — Liuoor- L Board,  Einfluss  des  Lichtes  auf  die 
Diphtheriebacillen.  — Bernhard,  Fall  von  infantilem  Gesicbtsmuekelschwuod.  — 
Heus*,  Keratosis  und  Melanosis  nach  Arsengebrauch.  — Panrcki,  Behandlung  der 
Amenorrhoe. 

Aus  dem  chemischen  Laboratorium  des  Pathologischen  Instituts 

zu  Berlin 

Heber  dag  Oxydationsfennent  der  Gewebe 

▼od  Prof.  E.  Salkowskl  nach  Versuchen  vou  Dr.  Jaiuagiwa  aus  Tokio. 

Vor  einigen  Jahren  hat  Jaqukt ')  den  Nachweis  geführt,  dass 
die  Gewebe  des  Körpers  ein  durch  Wasser  ausziehbares,  das  Leben 


')  Arcb.  f.  exp.  Patb.  Bd.  29.  S.  386. 
XXXII.  Jahrgang. 


5S 


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914  S xlkowsk i u.  Jamaqiwa,  Ueber  d.  Oxydationsferment  d.  Gewebe.  No.  52 

des  Protoplasma’s  überdauerndes  Ferment  enthalten,  welches  im 
Stande  ist,  die  Oxydation  von  Salicylaldehyd  zu  Salicylsäure  durch 
den  Sauerstoff  der  Luft  zu  vermitteln.  Kürzlich  hat  dann  W.  Spitzkr') 
gezeigt,  dass  dieses  Ferment  auch  Glucose  (Traubenzucker)  zu  oxy- 
diren  vermag.  Die  Publication  von  SpiTznt»  veranlasst  mich  zu 
der  folgenden  kurzeD  Mittheilung. 

Im  Sommersemester  1893  und  Wintersemester  1893  94  hat 
Herr  Dr.  Jamaqiwa  aus  Tokio  auf  meine  Veranlassung  und  unter 
meiner  Leitung  eine  grössere  Anzahl  von  Versuchen  über  das  oxy- 
dirende  Ferment  angestellt,  welche,  neben  einer  Nachprüfung  der 
Angaben  von  Jaqukt,  namentlich  den  Zweck  hatten,  die  Verbreitung 
dieses  Ferments  in  quantitativer  Beziehung  festzustellen. 

Zu  den  Versuchen  diente  Salicylaldehyd,  die  QuantitAt  der  ent- 
standenen Salicylsäure  wurde  colorimetrisch  mit  Eisenchlorid  festge- 
stellt. Es  wurde  teils  mit  Organbrei  und  physiologischer  Kochsalz- 
lösung, teils  mit  filtrirten  Auszügen  der  Organe  gearbeitet.  Die 
Resultate  waren  dieselben. 

Bei  diesen  Versuchen  ergab  sich  nun,  dass  der  Gehalt  der  ein- 
zelnen Gewebe  an  oxydirendem  Ferment  ganz  ausserordentlich 
differirt.  Am  grössten  erwies  sich  derselbe  in  der  Milz,  fast  eben 
so  gross  in  der  Leber,  dann  folgen  Niere,  Pankreas,  Muskelfleisch. 
Die  Niere  euthält  nur  etwa  '/jo  his  soviel  wie  die  Milz,  das 
Pankreas  '/ioo  b'8  V»o>  ^er  Muskel  V(oo  ur,d  »och  weniger,  bis  auf 
Spuren.  Es  war  geplant,  die  Versuche  auch  auf  Glucose  (Trauben- 
zucker) auszudehnen  — mit  Rücksicht  auf  die  Angaben  Lbnhb’s 
über  das  glycolytische  Ferment  — und  auf  Natriumhyposulflt  (Na- 
triumthiosulfat) mit  Rücksicht  auf  die  leichte  quantitative  Bestimm- 
barkeit der  etwa  gebildeten  Schwefelsäure.  Die  Rückkehr  des 
Herrn  Dr.  Jamaqiwa  nach  Japan  hat  diese  Versuche  vorl&ufig  unter- 
brochen. 

Es  fragt  sich  übrigens  noch,  ob  die  quantitativen  Verhältnisse  sich 
nicht  anders  heraussteilen,  wenn  man  andere  oxydable  Substanzen 
zu  den  Versuchen  wählt. 

Auch  mancherlei  andere  Fragen  drängen  sich  auf,  auf  welche 
hier  nicht  eingegangen  werden  kann,  so  die  Frage  nach  etwaigen 
individuellen  Unterschieden  in  der  Quantität  des  oxydirenden  Fer- 
ments, welche  vielleicht  bei  der  sog.  individuellen  Disposition  be- 
iheiligt sein  könnten,  nach  Abweichungen  unter  pathologischen  Ver- 
hältnissen, ferner  die  Frage,  ob  nicht  an  eine  therapeutische  Ver- 
werthung  des  oxydirenden  animalischen  Ferments  zu  denken  sei  u.  s.  w. 


')  Berl.  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  4*2. 


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No.  52.  v,  Gawkonskv,  Nervenendigung  in  den  Genitalien.  915 

V.  (jawronsky,  lieber  Verbreitung  und  Endigung  der  Nerven  in 
den  weiblichen  Genitalien.  Archiv  f.  Gynäkologie.  Bd.  26.  H.  12 

Verf.  hat  mit  der  schnellen  GoLoi’schen  Methode  gearbeitet 
und  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

In  der  Vagina  von  Meerschweinchen,  Hunden  und  Menschen 
finden  sich  in  der  Muscularia  teilweise  in  Begleitung  der  Gefässe 
stärkere  Nervenstämme,  die  unter  fast  rechtwinkeligen  Knickungen 
gegen  das  Oberflächenepithel  verlaufen.  Von  den  Knicken  gehen 
Seitenäste  in  die  Muskeln.  In  der  Submucosa  bilden  die  Nerven 
unter  Aenderung  ihrer  Richtung  eine  Art  Plexus  und  gehen  zur 
Basis  des  Epithels.  Die  einzelnen  Nerven  treten  in  das  Epithel,  in 
dessen  unteren  Schichten  sie  spitz-  oder  knopfförmig  (also  frei)  enden. 

Im  Uterus  von  der  weissen  Maus,  dem  Meerschweinchen, 

Schaf,  Hund  und  Mensch  bilden  die  Nerven  in  der  Muscularis 
dichte  Zöge,  ohne  mit  einander  in  Verbindung  zu  treten.  In  der 
Submucosa  sind  multipolare  Ganglienzellen  eingeschaltet.  Von  den- 
selben gehen  Fortsätze  aus,  die  sich  nach  allen  Richtungen  ver- 
zweigen, in  die  Mucosa  eindringen  und  im  Epithel  frei,  mit  Knöpf- 
chen,  enden.  Eine  andere  Gruppe  von  Nervenfasern  tritt  direkt, 
ohne  Intercurrenz  von  Ganglienzellen,  an  das  Oberflächen-  und 
DrBsenepithel  und  endet  frei. 

In  der  Tube  von  Meerschweinchen  und  Hunden  muss  man 
radiär  und  circulär  angeordnete  Nervenplexus  unterscheiden,  von 
denen  die  ersteren  besonders  gross  sind.  An  den  circulären  unter- 
scheidet man  drei  Zonen:  die  erste  ist  eine  circuläre  äussere  Schicht, 
die  zweite  eine  circuläre  innere  Schicht.  Von  letzterer  gehen 
Nerven  an  das  Epithel  der  Tube  und  enden  entweder  direct  an  und 
in  demselben  oder  gehen  zunächst  an  Nervenzellen  heran.  Diese 
bilden  die  dritte  Schicht  und  stellen  nach  des  Verf.  Ansicht  ein 
Analogon  des  Meissner’schen  Plexus  submucosus  im  Darme  dar. 

Von  den  Zellen  gehen  Nerven  in  das  Epithel,  um  hier  frei  zu  enden. 

Am  Hilus  des  Ovariums  (Meerschweinchen,  Hunde  etc.) 
treten  die  Nerven  teils  allein,  teils  in  Begleitung  der  grösseren  Ge- 
fässe  ein.  Sie  geben  innerhalb  der  Zona  vasculosa  Seitenäste  an 
Muskelfasern  ab.  Im  Verlauf  der  Nerven  finden  sich  vielfach  poly- 
gonale (soll  heissen:  polyedrische,  Ref.)  Gebilde,  die  möglicherweise 
Nervenzellen  sind.  Die  Nerven  gehen  unter  Abgabe  von  Seiten- 
ästen zur  Follikelzone.  Bei  den  grösseren  Follikeln  verlaufen  sie 
meist  eine  Strecke  der  Basis  des  Granulosaepithels  parallel  und 
geben  dabei  Aestchen  an  das  Granulosaepithel  ab.  Ein  Eindringen 
in  das  Epithel  und  gar  in  den  Follikel  findet  nicht  statt,  Bilder, 
die  dieses  Vortäuschen,  sind  durch  die  Dicke  der  Schnitte  veranlasst. 

Die  zu  den  kleinen  Follikeln  ziehenden  Nerven  umspinnen  die 
Follikel  mit  einem  ausserordentlich  dichten  Netze,  dringen  aber  nicht 
in  das  Epithel  ein. 

(Mit  welchem  Rechte  Verf,  die  schwarzen  Striche  als  Nerven, 
die  schwarzen  Flecken  als  Nervenzellen  betrachtet,  ist  nicht  recht 
ersichtlich.  Die  Reaktion  der  GoLoi’scheo  Methode  kann  doch  un- 

58* 

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916  Hodoi  , Veränderung  der  Ganglienzellen  im  Alter.  — Stohmann.  No.  52 


möglich  allein  maassgebend  sein,  da  sich  bekanntlich  auch  Binde- 
gewebsfibrillen  mit  dem  Chromsilber  imprägnieren,  z.  B.  die  Gitter- 
fasern der  Leber  und  der  Milz.  Bef.)  Rawitz. 


C.  F.  Hodge,  Changes  in  ganglion  cells  from  birth  to  senile  death. 
Observations  on  man  and  honey-bee.  Journ.  of  Physiology.,  XVII, 
p.  129. 

Nachdem  Untersuchungen  des  Verf.’s  eine  mikroskopisch  er- 
kennbare Veränderung  von  Ganglienzellen  durch  die  Thätigkeit 
(„Ermüdung")  ergeben  hatten,  unternahm  er  die  Prüfung  der  durch 
schäfku  bestrittenen  Angaben  von  scholtz,  dass  die  Ganglienzellen 
mit  zunehmendem  Alter  pigmentreicher  werden.  Zu  diesem  Zwecke 
verglich  er  1.  das  Centralnervensystem  eines  sonst  stets  gesund  ge- 
wesenen, im  Alter  von  92  Jahren  an  Altersschwäche  verstorbenen 
Greises  mit  dem  Centralnervensystem  eines  durch  Unfall  plötzlich 
ums  Leben  gekommenen  47jährigen  Mannes,  sowie  mit  den  Cer- 
vicalganglien  eines  in  der  Geburt  gestorbenen  Kindes;  2.  die  Super- 
ösophagealganglien  von  21  alterschwachen  Honigbienen  mit  den 
entsprechenden  Organen  von  gleichviel  soeben  aus  den  Brutzellen 
gekrochenen  jungen  Bienen. 

Das  untersuchte  Gehirn  des  Greises  liess  durch  keine  der  üb- 
lichen Methoden  eine  mit  Sicherheit  auf  das  Alter  zu  beziehende  Ver- 
änderung der  Ganglienzellen  erkennen;  dagegen  zeigten  sich  an 
den  Zellen  der  Spinalganglien  des  Cervicalmarks  die  Kerne  ge- 
schrumpft, dabei  aber  durchsichtig,  nicht  wie  bei  der  Ermüdung 
dunkel;  die  Färbbarkeit  der  nucleoli  nach  Ramon  y Cajal  mit  Ka- 
liumbichromat  und  Ueberosmiumsäure  war  aufgehoben.  Dagegen 
zeigte  sich  das  Protoplasma  reich  an  Fett  und  Pigment. 

Auch  die  Ganglienzellen  der  alten  Bienen  Hessen  Schrumpfung 
des  Kerns  erkennen  und  zahlreiche  Vakuolen  im  Protoplasma. 
Gleichzeitig  war  die  Zahl  der  Ganglienzellen  stark  vermindert  re- 
lativ zu  denjenigen  der  jungen  Bienen,  derart,  dass  die  Ganglien 
ihre  Kapsel  nicht  mehr  volständig  auslüllten.  Boruttan  (Göttingen). 


J.  Stohmann,  Ueber  den  Wärmewerth  der  Bestandteile  der 
Nahrungsmittel.  ZeiUchr.  f.  Biol.  Bd.  31.  S.  365. 

Verf.  hat  die  früher  von  ihm  und  seinen  Mitarbeitern  mittelst 
der  Methode  der  Verbrennung  mit  chlorsaurem  Kali  erhaltenen 
calorischen  Werthe  für  die  Bestandteile  der  Nahrungsmittel  nach  der 
neuen  von  Bkkthelot  eingeführten  Methode  der  Verbrennung  in  auf 
25  Atmosphären  comprimirtem  Sauserstoff  controllirt.  Er  bediente  sich 
dazu  teils  der  ursprünglichen  BKRTHKi.oT’schen  Bombe,  teils  des 
leichter  zu  handhabenden  auf  dem  BttBTHKLoi’schen  Princip  beruhen- 
den MiHLEa’schen  Apparates.  Als  allgemeines  Resultat  ergab  sich, 


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No.  52. 


Calorisoher  Wert  der  Nährstoffe. 


Ul  7 


«lafs  die  nach  der  älteren  Methode  ermittelten  calorischen  Werthe  um 
etwa  2 pCt.  zu  niedrig  sind,  so  dafs  man  auch  sehr  annähernd  die 
richtigen  Werthe  erhält,  wenn  man  die  älteren  Werthe  um  2 pCt. 
erhöht.  Im  Einzelnen  sei  aus  der  umfangreichen  Arbeit  Folgendes 
angeführt.  Der  calorische  Werth  der  Ei  weisskörper  zeigte  sich  bei 
einer  grossen  Zahl  untersuchter  Präparate  schwankend  von  5298.8 
(Pepton),  um  5479  (Conglutin),  bis  5941.6  (Pflanzenfibrin)  also  in 
ziemlich  weiten  Grenzen.  Das  Mittel  beträgt  5730. 8 und  lieyt  dem 
BKaTHBLOT’schen  Werth  5691  nahe,  Verf.  bildet  aus  dieser  Zahl  und 
der  »einigen  einen  Mittel  werth  = 5711  für  lg  Eiweiss.  Selbstver- 
ständlich kommt  dieser  Wärmewerth  im  Organismus  niemals  ganz  zur 
Erscheinung,  es  ist  vielmehr  der  Wärmewerth  der  den  Körper  ver- 
lassenden Endproducte  des  Eiweissstoffwechsels  in  Abzug  zu  bringen, 
also  beim  Fleischfresser  hauptsächlich  der  des  Harnstoffs,  beim 
Pflanzenfresser  kommt  auch  die  Hippursäure  in  Betracht,  in  welcher 
oft  ein  erheblicher  Teil  des  Stickstoffs  der  Nahrung  ausgeschieden 
wird.  (Bezöglich  des  letzteren  sagt  Vf.:  „Von  der  Hippursäure  kann, 
wie  thermisch  leicht  nachzuweisen  ist,  nur  das  Glycocoll  aus  dem 
Eiweiss  hervorgehen  und  es  würde  l g Eiweiss  mit  16pCt.  Stick- 
stoff, 0.857  g Glycocoll  liefern.  Der  Wärmewerth  von  1 g Gly- 
cocoll ist  3128  cal.,  demnach  der  Wärmewerth  obiger  Menge 
2618  cal.“  u.  s.  w.  Ref.  bemerkt  dazu,  dafs  Theorie  und  Erfahrung 
sich  in  diesem  Fall  nicht  decken,  denn  es  steht  zweifellos  fest,  dafs 
die  der  Hippursäure  zu  Grunde  liegende  Benzoesäure  mindestens 
ihrem  grössten  Theile  nach  aus  dem  Eiweiss  stammt.  Selbstverständ- 
lich gehen  Benzoesäure  und  Glycocoll  aus  verschiedenen  Eiweiss- 
molecülen  hervor.)  Der  calorische  Werth  der  Albuminoide  wurde 
io  noch  weiteren  Grenzen  schwankend  gefunden,  als  der  der  eigent- 
lichen Eiweisskörper  — so  lieferte  1 g Elastin  5962.3  cal.,  1 g. 
Chitin  dagegen  nur  4650.  so  dafs  Verf.  von  der  Aufstellung  einer 
Mittelzahl  absieht.  Bezüglich  des  calorischen  Werthes  von  Eiweiss- 
derivaten  (Glycocoll,  Alanin,  Sarkosin,  Leucin,  Hippursäure,  Aspara- 
ginsäure,  Harnstoff,  Asparagin  u.  s.  w.)  sei  auf  das  Original  ver- 
wiesen. 

Als  Mittelwerth  für  23  verschiedene  Fettsorten  von  Schwein, 
Hammel,  Rind,  Pferd,  Mensch,  Hund,  Gans,  Ente  ergab  sich  für 
1 g Fett  9,5  grosse  Calor.  Die  Einzelwerthe  liegen  dabei  einander 
so  nahe,  dafs  eine  nennens werthe  Verschiedenheit  bei  keiner  Fett- 
art zu  constatiren  ist.  Dieser  Befund  steht  in  Einklang  damit,  dafs 
Schclzr  und  RauoicKK  für  die  verschiedensten  Fette  die  gleiche  pro- 
centische  Zusammensetzung  gefunden  haben, nämlich  C78.5H,10,,.spCt. 
Der  calorische  Werth  des  Butterfettes  ergab  sich  zu  9231,3  cal., 
die  Pflanzenfette  zeigten  etwas  grössere  Schwankungen. 

Auch  von  einer  grossen  Zahl  aus  Kohlehydraten  ist  der  calo- 
rische Werth  neu  bestimmt.  Derselbe  ergab  sich  für  die  Pentosen 
(Arabinon,  Xylose,  Rhamnose,  Fucose)  schwankend  zwischen  3722 
und  4381,1  Calorien,  für  die  Hexosen  (d-Glucose,  d-  Fructose,  Gal 
actose,  Sorbinose)  zwischen  3714.5  und  3755,  für  die  Disaccharide 


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918 


Bikr,  Behandlung  der  Prostatahypertrophie. 


No.  52 


(Rohrzucker,  Milchzucker,  Maltose,  Trehalose)  zwischen  3974  und 
3955  (es  sind  dabei  die  Bestimmungen  ausser  Betracht  gelassen,  die 
sich  auf  krystallisirte  Zuckerarten  mit  Krystallwasser  beziehen,  die 
natürlich  niedriger  sind,  Ref.),  für  die  Trisacharide  (Melitose,  Mele- 
citose)  zwischen  3913.7  und  4020.8,  für  die  Polysacharide  (Glycogen, 
Cellulose,  Stärkemehl,  Dextrose,  Inulin)  zwischen  4112,3  und  4190.6. 
Es  ist  bemerkenswert!],  dass  isomere  Verbindungen  wie  die  Hexo- 
sen  nicht  dieselben  Verbrennungswärmen  zeigen.  Der  Grund  dafür 
liegt  in  den  Verschiedenheiten  der  Constitution  und  in  der  grösseren 
Zersetzlichkeit  der  Körper.  In  Bezug  auf  die  theoretischen  Be- 
trachtungen in  der  Einleitung  uud  am  Schluss  der  Abhandlung  muss 
auf  das  Orig,  verwiesen  werden.  E.  Salkowski. 


A.  Bier,  Aus  der  chirurgischen  Klinik  zu  Kiel.  Unterbindung 
der  Arteriae  iliacae  internae  gegen  Prostatahypertrophie.  Wiener 
klin.  Wochenschrift  No.  32,  1894. 

Die  mehrfach  betonte  Unzulänglichkeit  der  bisherigen  Radical- 
operationen  bei  Prostatahypertrophie,  sowie  die  schon  von  älteren 
Schriftstellern  gezogenen  Parallele  zwischen  diesen  Leiden  und  den 
Uterusorganen  haben  Bikk  zu  einem  Kurplau  geführt,  welcher  die 
Einschränkung  der  Blutzufuhr  zur  Vorsteherdrüse  erstrebt.  Der- 
selbe konnte  auf  Grund  der  für  letztere  maalsgebenden  Kreislaufs- 
verhältnisse in  nichts  anderem  als  in  einer  Unterbindung  der  Arte- 
riae iliacae  internae  bestehen.  Verf.  hält  diese  Operation  für  bei 
Weitem  ungefährlicher  als  jede  Eröffnung  der  Blase  oder  Harn- 
röhre, sei  es  vom  Bauche,  sei  es  vom  Damm  her  sich  darstellt; 
auch  sind  Circulationsstörungen  bei  den  zahlreichen  Anostomosen 
der  betr.  Arterien  selbst  nach  ihrer  doppelseitigen  Ligatur  völlig 
ausgeschlossen.  Ueberdies  bietet  diese  Ligatur  in  technischer  Be- 
ziehung keine  besonderen  Schwierigkeiten,  Allerdings  ist  der  an 
und  für  sich  leichteren  transperistonealen  Ligatur  wegen  der  Unzu- 
kümmlichkeit,  die  sie  bei  schlechter  Narkose,  Unruhe  des  Pat.  etc. 
besitzt,  die  für  gewöhnlich  empfohlene  extraperitoneale  Unterbindung 
vorzuziehen.  Ein  nach  ersterer  Methode  operirter  Pat.  Verf.’s 
starb  nach  einer  Operationsdauer  von  2 */2  Stunde,  welche  zumeist 
auf  künstliche  Athmung,  Zungenvorziehen  und  dergl.  verwandt 
wurden,  am  4.  Tage  an  septischer  Peritonitis.  Aber  selbst  dieser 
tödtliche  Fall  zeigte  in  gleicher  Weise  wie  zwei  Fälle  glücklicher 
extraperitonealer  Operation  den  unmittelbar  günstigen  Einfluss  auf 
die  Harnentleerung.  Der  erste  der  beiden  mit  letzterer  Operation 
behandelten  Patienten  ein  65jähr.  Arbeiter  hat  ca.  4 Monate  nach 
dem  Eingriff  neben  bedeutender  Verkleinerung  der  Prostata  bis 
etwa  auf  die  normale  Grösse  ein  Verhalten  des  Harnstrahles  in  der 
Häufigkeit  des  Urinirens,  wie  es  Pat.  vor  Eintritt  seiner  prosta- 
tischen Harnbeschwerden  gehabt;  in  der  Nacht  brauchte  er  wegen 
Harndrang  meist  garnicht  mehr  aufzustehen.  Bei  dem  anderen  Pat. 


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No.  -52.  Hklfkbich,  Operation  der  Kniegelonksankylose.  919 

liess  Bich  ca.  Monate  post  operationem,  nachdem  vorher  Harnver- 
haltung bestanden,  spontanes  Uriniren  darthun  und  kam  der  Strahl, 
dann  sogleich  beim  Versuche  zu  uriniren.  Der  obere  Rand  der 
Prostata  der  vorher  in  Narkose  per  rectum  mit  dem  Finger  kaum 
zu  erreichen  war,  Hess  sich  ohne  Narkose  abtasten,  und  betrug  die 
Länge  der  Harnröhre  nur  noch  22  cm.  Allerdings  bestand  noch 
immer  eine  gewisse  Hypertrophie  des  Organes  (etwa  um  '/3  weniger 
als  früher),  und  Pat.  musste  während  der  Residualurin  von  150  auf 
31 — 40  ccm  abgenommeo,  sowohl  bei  Nacht  wie  bei  Tage  je  4 bis 
5 Mal  uriniren.  P.  Güterbock. 


Helferich,  Weitere  Mitteilungen  über  die  Operation  der  winkeligen 
Kniegelenksankylose  und  die  bogenförmige  Resection  des  Knie- 
gelenks überhaupt.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XII.  VI.,  S.  445. 

Der  Hauptteil  des  vorliegenden  von  zahlreichen  teils  die  ent- 
fernten Knochenstücke,  teils  die  Endergebnisse  veranschaulichenden 
Abbildungen  begleiteten  Artikels  bilden  die  Berichte  über  die  vom 
Verf.  nach  der  in  der  Ueberschrift  namhaft  gemachten  Methode  in 
neuerer  Zeit  operirten  Fälle.  Von  diesen  betrafen  7 Flexionscon- 
tracturen  bezw.  Anchylosen,  2 Arthrodesen,  8 Resectionen  bei  einer 
synovialen  Gelenktuberculose  und  11  solche  von  Kniegelenkstuber- 
culose  mit  Knochenherden,  z.  Th.  mit  Beugecontractur.  Im  All- 
gemeinen ist  die  bogeuförmige  Resection  des  Knies  nicht  mit  der 
Knieresection  auf  gleiche  Stufe  zu  setzen.  Erstere  opfert  nicht  un- 
nöthig  Knochensubstanz  und  ist  bei  Kindern  unter  Schonung  der 
Intermediarknorpel  ausführbar.  Gegenüber  der  Modifikation  der 
einfachen  Keilresection , welche  darin  besteht,  dass  aus  dem  ausge- 
eägten  Keil  ein  Knochenstück  gebildet  und  wieder  eingeschaltet  wird, 
bietet  ausserdem  die  bogenförmige  Resection  eine  grössere  Sicherheit 
glatten  Verlaufes.  H.  hat  deren  Technik  neuerdings  durch  An- 
wendung einer  Bogensäge  mit  dünnem  und  schmalem,  leicht  zu  be- 
festigenden Blatte  an  Stelle  der  Stichsäge  so  erleichtert,  dass  er  sie 
zur  typischen  Ausführung  der  Resectio  genu  zu  empfehlen  vermag. 
Um  die  bogenförmige  Aussägung  in  der  richtigen  Ebene  — nicht 
schief  vorzunehmeo,  hat  ein  Gehilfe,  der  am  Fussende  des  Opera- 
tionstisches! steht,  durch  genaues  Visiren  eine  Controle  auszuüben 
und  den  Operateur  zu  erinnern,  sobald  die  Säge  nicht  mehr  auf 
beiden  Seiten  horizontal  steht.  Man  muss  darauf  achten,  dass  der 
zu  durchsägende  Knochen  völlig  vertical  steht,  beim  Femur  steht 
der  diesen  fixirende  Gehilfe  auf  der  rechten  Seite  des  Patienten, 
der  Chirurg  dagegeo  an  der  linken  Seite  und  er  beginnt  hier  die 
Durchsägung  an  der  Dorsalgrenze  des  Knorpelüberzuges,  nicht  von 
der  Kniekehle  aus,  weil  sonst  der  Bogen  der  Säge  am  Unterschen- 
kel anstossen  würde.  Umgekehrt  befindet  sich,  um  die  Tibia  con- 
cav  abzusägen,  der  den  Unterschenkel  fixirende  und  den  Fuss  fest 
auf  den  Operationstisch  aufstellende  Gehilfe  links,  der  Chirurg  rechts 


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920 


lUuo,  Zur  otiatrischen  Casuistik. 


No.  52  ' 


vom  Patienten  um!  beginnt  hier  die  Durchsägung  ebenfalls  vom 
vorderen  Rand  der  Gelenkfläche.  Verschiebungen  werden  da- 
durch gehindert,  dass  dem  Lig  lateral,  entsprechend  2 dicke  Catgut- 
näthe  durch  die  fibrösen  Gewebe  geführt  werden.  Bei  Resection 
wegen  Winkelstellung  wird  die  Vorsicht  gebraucht,  die  völlige  Ge- 
raderichtung nicht  auf  ein  Mai  zu  vollenden.  P.  Güterbock. 


Ilaug,  1.  Lähmung  der  Chorda  tympani  durch  Einträufeln  von  Car- 
bolglycerin.  2.  Emphysem  des  Trommelfells  und  Luftgeschwulst 
der  Regio  mastoidea.  3.  Syphilitischer  Primäraffect  des  pha- 
ryngealen Tubenostiums  durch  Katheterismus.  Münchener  medicin. 

Wochenschr.  1894.  No.  3G. 

1.  Nach  Einträufelung  von  10  proc.  Carholglycerin  in  den 
äusBeren  Gehörgang  wegen  einfacher,  katarrhalischer  Otitis  media 
trat  bei  der  27jährigen  Patientin  eine  totale  einseitige  Geschmacks- 
lähmung ein,  die  auch  nach  mehreren  Monaten  noch  bestand.  Verf. 
glaubt,  dass  die  Lösung  durch  eine  „aufgeworfene  Stelle  im  hinteren 
oberen  Quandranten  des  Trommelfelles,  ohschon  sie  sich  nicht  als 
Perforation  erkennen  Hess,  durchgesickert“  sei,  wodurch  eine  directe 
Umspölung  der  Nerven  ermöglicht  wurde.  2.  Bei  einem  25jährigen, 
sonst  gesunden  Mann  traten  unmittelbar  nach  der  wegen  beider- 
seitigen Tubenkatarrhs  mittelst  des  LuciK’schen  Doppelballons  vor- 
genommene Luftdouche,  obwohl  der  angewandte  Druck  kein  be- 
sonders starker  war,  neben  multiplen  Ecchymosen  mehrere  Luft- 
blasen am  linken  Trommelfell  und  alsbald  auch  eine  deutliche 
Emphysemgeschwulst  an  der  linken  Regio  mastoidea  auf.  Alle  Er- 
scheinungen gingen  im  Verlaufe  von  6 Tagen  zurOck.  Das  bisher 
nur  sehr  selten  beobachtete  Auftreten  des  Emphysems  am  Trommel- 
fell glaubt  Verf.  darauf  zuröekföhren  zu  sollen,  dass  die  einge- 
blasene Luft,  welcher  der  Rückweg  durch  die  Nase  verschlossen 
war,  auf  das  „spinnwebendönne,  abnorm  durchsichtige  und  deshalb 
wohl  auch  widerstandsunfähigere  Trommelfell  traf,  es  an  sein  Mucosa 
und  Fibrosa  zerreissend  und  die  Dermislage  derselben  in  Form  von 
Luftsäcken  vor  sich  hertreibend“.  Zur  Erklärung  des  Emphysems 
in  der  Regio  mastoidea  nimmt  Verf.  an,  dass  die  eingeblasene  Luft 
durch  eine  präformirte  Dehiscenz  in  der  Corticalis  unter  die  Haut 
gelangt  sei.  3.  Bei  einem  30jährigen  an  doppelseitigem  Tubenkatarrh 
leidenden  Manne  fand  H,  neben  andere  Zeichen  ausgesprochen  Lues 
an  der  rechten  Tubenmöndung  ein  erbsengrosses  Geschwür  mit 
scharfen  Rändern  und  mit  trübem  gelben  Detritus  belegt.  Da 
auch  Angina,  Drüsenschwellung  rechterseits  am  stärksten  ausgeprägt 
waren,  zweifelte  Verf.  nicht  daran,  dass  das  Ulcus  an  der  Tuben- 
möndung als  der  Primäraffect  der  allgemeinen  Lues  anzueehen  sei. 
Da  der  Pat.  mehrere  Wochen  vorher  wiederholt  von  anderer  Seite 
(in  Budapest)  wegen  seines  Tubenkatarrhs  kaiheterisirt  worden  war, 
im  übrigen  jede  Infection  leugnete  und  auch  an  den  Genitalien  eich 


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No.  52.  Enoblmann,  Behandlung  des  Stirnhöhlenkatarrhs.  — B juhnkr.  921 

nicht  die  Spur  eines  Schankers  nach  weisen  Hess,  so  unterliegt  es, 
nach  Verf.,  keinem  Zweifel,  das  der  Primäraffect  durch  den  Ge- 
brauch eines  syphilitisch  inficirten  Katheters  entstanden  sei. 

Schwabach. 


Engelmanu,  Der  Stiruhöhlenkatarrh.  Fraenkel's  Archiv  f.  Laryugologie 
Bd.  1.  S.  291. 

Dieser  sehr  interessante  Aufsatz  enthält  eine  ausführliche  Be- 
schreibung dieser  Erkrankung;  zunächst  wird  die  Aetiologie  ge- 
schildert, alsdann  die  Symptome,  worauf  die  Diagnose  einer  ein- 
gehenden Erörterung  unterzogen  wird.  Die  Therapie  ist  recht  kri- 
tisch besprochen.  Die  ScHAEFFEa’sche  Methode  zwischen  Septum 
und  mittlerer  Muschel  entlang  dem  Nasenrücken  direkt  nach  der 
Stirne  zu  in  die  Höhe  zu  gehen  wird  auf  Grund  anatomischer  Un- 
tersuchungen als  unzweckmässig  erachtet,  wie  das  auch  nicht  anders 
zu  erwarten  war.  Wenn  die  intranasale  Behandlung  versagt,  wird 
man  die  Stirnhöhle  von  aussen  eröffnen.  Nach  Besprechung  der 
verschiedenen  Methoden  wird  die  KiLLus’sche  angegeben:  2 bis  3 cm 
Aber  der  Nasenwurzel  beginnender  Hautschnitt  in  der  Mittellinie 
bis  herunter  zur  Mitte  des  Nasenröckens.  Zuröckschieben  der 
Weichtheile  in  Bereich  der  Stirnhöhle  mit  dem  Periost.  Aufmeifse- 
lung  der  Höhle.  Einf Ähren  der  Sonde  nach  der  Nase.  Erweiterung 
der  Knochenöffnung  und  sorgfältiges  Currettement  des  Stirnhöhle. 
Tamponade.  Ablösung  des  Nasenbeins  vom  Stirnbein  durch  Meifsel 
und  Umklappen  desselben  mit  Haut  und  Periost;  dann  wird  der 
Knochen  bis  auf  die  Sonde  fortgemeifselt  und  eine  breite  Verbin- 
dung zwischen  Stirnhöhle  und  Nase  angelegt  mit  Eröffnung  der 
oberen  Infundibularzellen.  Reponiruog  des  Nasenbeins  und  Schliefsung 
der  Wunde  durch  Nath  im  unteren  Theil.  Tamponade  der  Stirn- 
höhle mit  Jodoformgaze.  Die  beiden  derart  operirten  Fälle  sind 
als  geheilt  anzusehen.  Sonst  sind  die  Resultate  nicht  sehr  glänzend. 
3 acute  Fälle  heilten  fast  ohne  Behandlung;  der  Verlauf  von  2 
blieb  unbekannt.  Von  10  chronischen  heilten  2 durch  Operation, 
1 wurde  gebessert;  die  anderen  haben  sich,  z.  Th.  gebessert,  der 
Behandlung  entzogen.  W.  Lublinski. 


Büchner,  Ueber  die  natürlichen  Hölfskräfte  des  Organismus  gegen- 
über den  Krankheitserregern.  (Vortrag  gehalten  auf  dem  IV. 
oberbayerischen  Aerztetag  zu  München  am  7.  Juli  1894.)  Münch 
med.  Wochenschr.  1894.  No.  30. 

In  einem  kurzen  sehr  lesenswerthen  Aufsatz  verbreitet  sich  B. 
über  die  rasche  Entwicklung  der  Immunitätslehre,  deren  äusserste 
Konsequenz  das  gegenwärtige  Auftauchen  von  Antitoxinpräparaten 
im  Handel  ist.  B.  hat  das  Diphtherieantitoxin  der  Höchster  Farb- 
werke (Bkhrino  u.  Ehrlich)  mit  demjenigen  der  ScHRRiNo’schen 


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1)22 


Laachr,  Behandlung  der  eitrigen  Pleuritis. 


No.  52 


Fabrik  (Aronson)  verglichen  und  gefunden,  dafs  letzteres  mehr  als 
doppelt  so  stark  als  ersteres  ist. 

GegenOber  der  Entdeckung  dieser  künstlichen  FlOlfskräfte  ist 
die  Erforschung  der  natDrlichen  Abwehrroittel  des  Organismus  lang- 
samer vorgeschritten.  Den  Anstoss  zum  Fortschritt  gab  die  Mrt- 
scHNiKOFF’sche  Phagocytenlehre.  Dieser  widersprechend  entdeckte 
man  zuerst  die  antiseptische  Eigenschaft  des  Blutes  und  des  Blut- 
serums. Dann  kam  der  Nachweis,  dafs  todte  Proteine  chemotaktisch 
auf  Leukocyten  wirken,  und  gegenwärtig  bricht  sich  die  Ueberzeu- 
guog  Bahn,  dafs  die  Leukocyten  nicht  durch  Auffressen  der  Bakte- 
rien, sondern  durch  von  ihnen  ausgeschiedene  Stoffe  an  der  Ver- 
nichtung der  Bakterien  betheiligt  sind,  welche  eben  den  serösen 
Flüssigkeiten  ihre  antiseptische  Kraft  verleihen.  So  ist  das  entzünd- 
liche Exsudat  eine  zweckmässige  Einrichtung,  und  solchen  leukocy- 
cytenhaltigen  Exsudaten  kommt  auch  eine  höhere  bakterienfeindliche 
Wirkung  zu. 

Diese  Erkenntniss  der  antiseptischen  Wirkung  des  Blutes  er- 
klärt auch  die  günstigen  Resultate  der  Biea’schen  Stauungshyperämie 
bei  lokaler  Tuberkulose  der  Gelenke.  Dasselbe  könnte  auch  das 
Tuberkulin  leisten,  wenn  es  kein  so  differentes  Mittel  wäre.  In  dem 
gleichen  Sinne  wirken  auch  die  kalten  und  die  heissen  Bäder. 

Was  die  Qualitäten  des  Blutes  betrifft,  so  ist  das  Menschenblut 
außerordentlich  stark  antiseptisch,  und  es  dürfte  zweifellos  gelingen, 
die  hakterienfeindliche  Eigenschaft  zu  steigern,  dadurch,  dass  man 
ihm  mehr  Leukocyten  beimengt.  Scheurleo. 


Lauche,  Die  Behandlung  der  eitrigen  Pleuritis,  ihr  Princip  und 
ihre  Complicationen.  Deutsche  med.  Woclienschr.  1894.  No.  32. 

Verf.  empfiehlt  bei  Empyem  die  Incision  mit  Rippenresection. 
— Ueber  den  Mechanismus  der  nach  dieser  Operation  erfolgenden 
Wiederentfaltung  der  Lunge  ist  man  nicht  im  Klaren.  — Unter  den 
Complicationen  des  operativen  Eingriffes  ist  namentlich  hervorzu- 
heben, die  in  vielen  Fällen  eintretende  Herzschwäche,  die  mit 
einem  sehr  kleinen  und  schwachen  Pulse  von  150 — 165  Schlägen 
eine  bis  zwei  Wochen  anhalten  kann  und  nach  und  nach  zu  der 
Zeit  verschwindet,  wo  der  durch  die  Fistel  secernirte  Eiter  seinen 
sanguinolenten  Charakter  verloren  hat  und  die  Temperatur  stark 
heruntergeht;  unter  Umständen  dauert  diese  vom  Verf.  als  .Sta- 
dium debilitatis“  bezeichnete  Periode  noch  länger.  — Einer  der 
tückischsten  Ausgünge  ist  der  plötzliche  oder  wenigstens  rasch 
ein  treten  de  Tod,  oft  in  Begleitung  von  Hirnerscheinungen  (sog. 
„ pleuritischer  Epilepsie“),  wahrscheinlich  in  Folge  von  Reflex- 
wirkung (Shock).  Zu  derselben  Kategorie  gehören  die  schwer  zu 
erklärenden  Zustände,  die  in  seltenen  Fällen  bei  Einführung 
eines  Drains  in  die  Höhle  beobachtet  worden  sind;  Collaps  mit 


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No.  52.  DjuwrruH,FAHM,Bcdeutungd.  Indicanurie  b.  Kindern.  — v.  Ko  lANti.  923 

nachfolgendem  Tod  oder  rapid  eintretendee  Fieber  oder  in  einem 
Falle  — eine  lobäre  Pneumonie.  — Ale  Complicationen  sind  end- 
lich noch  Pericarditis  und  Peritonitis  zu  erwähnen.  Perl. 


1)  Lioubitza  Djowitch,  Contribution  & l'dtude  de  l'indicanurie 
chez  les  enfants.  Rev.  mens  des  mal.  de  l’enf  1894.  V 49. 

2)  J.  Fahm,  Ueber  den  diagnostischen  Werth  der  Indicanreaction 
bei  Tuberculose  im  Kmdesalter.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  37.  S.  176. 

1)  Verf.  beschäftigte  sich  mit  der  von  Kassowitz,  KAtung, 
Steffen  Vo&tk  u.  A.  discutirten  Frage  der  Indicanurie  bei  Kindern. 
Sie  fand  die  Menge  des  Indicans  im  Harn  vermehrt  bei  Kindern, 
welche  an  acuten  und  chronischen  Krankheiten  des  Magendarmkanals 
leiden,  ferner  bei  Typhus,  Pneumonie,  Bronchitis,  schwerer  Chorea, 
Diphtherie  während  der  fieberhaften  Periode.  Eine  constante  und 
permanente  Zunahme  des  Indicans  im  Harne  fand  sie  bei  tuber- 
culösen  Kindern,  so  dass  sie  auf  die  Seite  derjenigen  Autoren  tritt, 
welche  der  Indicanurie  in  zweifelhaften  Fällen  von  Tuberculose  im 
Kindesalter  diagnostischen  Werth  beilegen.  Die  Zunahme  des  Indi- 
cans bei  Tuberculose  ist  nach  Verf.  unabhängig  von  Erkrankung 
des  Magendarmtractus. 

2)  Die  Angabe  von  Kassowitz  und  Kahank,  dass  bei  tubercu- 
lösen  Kindern  der  Indicangehalt  des  Harns  vermehrt  sei,  haben 
Stbffkn  und  Vuütk  fflr  unrichtig  erklärt  (s.  Cbl.  1893,  S.  367). 
Verf.  stimmt  mit  den  erstgenannten  Autoren  darin  ßberein,  dass  bei 
tuberculOsen  Erkrankungen  des  Kindesalters  eine  bedeutende  Er- 
höhung des  Indicangehaltes  sich  findet,  doch  ist  dies  bei  weitem 
nicht  bei  allen,  selbst  schwer  tuberculösen,  der  Fall.  Massgebend 
ist  aber  nicht  eine  einmal  oder  auch  selbst  öfter  gefundene  Ver- 
mehrung, sondern  nur  eine  längere  Untersuchungsreihe  in  jedem 
einzelnen  Falle.  Dagegen  weichen  die  Ergebnisse  des  Verf. ’s  von 
denen  Kahank’s  darin  ab,  dass  er  auch  bei  nicht  tuberculösen  Er- 
krankungen bedeutende  Vermehrung  des  Indicangehaltes  fand,  frei- 
lich nicht  so  häufig  wie  bei  tuberculösen  Kindern.  Stadthagen. 


A.  V.  Koranyi , Beiträge  zur  Lehre  der  cerebralen  Lähmungen. 

Ungarisches  Archiv  för  Medicin.  1893.  II.  1.  Heft. 

K.  durchschnitt  Mai  1891  das  Rückenmark  eines  Hundes  rechts 
oberhalb  der  Lumbalanschwellung,  so  dass  nur  das  linke  Vorder- 
horn, der  linke  Vorder-  und  Seitenstrang  im  Zusammenhang  blieben; 
dementsprechend  entstand  eine  aufsteigende  Degeneration  beider 
Hinterstränge  und  eine  absteigende  der  rechten  Pyramidenbahn; 
nach  der  Operation  entstand  totale  sensible  und  motorische  Para- 
plexie,  die  sich  nach  einigen  Wochen  besserte;  nur  rechts  blieb  an 
der  hinteren  Extremität  ein  spastischer  Zustand  zurück.  März  1892 


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924 


Nkisskb,  Behandlung  der  Psoriasis. 


No.  52 


wurden  die  motorischen  Teile  der  linken  Hemisphäre  (Gyrus  sig- 
inoideus)  exstirpirt,  wonach  eine  absteigende  Degeneration  der  ent- 
sprechenden Pyramidenbahn  eintrat,  wie  die  Section  erwies;  es  er- 
folgte eine  totale  Paraplegie,  zu  welcher  sich  Lähmung  der  rechten 
vorderen  Extremität  gesellte;  nach  3 Tagen  verlor  sich  die  Lähmung 
der  linken  hinteren  Extremität.  Nach  einigen  Wochen  besserten 
sich  die  Lähmungserscheinungen  trotz  des  Hirndefectes  mit  folgen- 
der Pyramidendegeneration  und  trotz  totaler  Durchtrennung  der 
rechtsseitigen  Rückenmarkshälfte.  Demnach  können  die  Hirnläh- 
mungen beim  Hunde  keine  Ausfallserscheinungen  sein.  FQr  die 
Folgen  der  Läsionen  gelte  grade  so,  wie  für  die  Folgen  der  Rei- 
zungen des  Grosshirns  das  Gesetz,  dass  ausser  dem  Ort  des  Ein- 
griffes auch  die  Reizbarkeitsverhältnisse  der  tiefer  gelegenen  Teile 
des  Nervensystems  von  Einfluss  seien.  Die  Ursache  der  Hirnläh- 
mungen ist  in  einer  durch  den  Reiz  vermittelten  Fernwirkung  zu 
suchen.  Zufolge  der  vorhergegangenen  Rückenmarksläsion  waren 
die  Centren  beider  hinteren  Extremitäten  im  Zustande  einer  patho- 
logisch gesteigerten  Reizbarkeit;  infolgedessen  hat  die  Wirkung 
(Entfernung  des  linken  Gyr.  sigmoideus),  die  bei  Thieren  mit  nor- 
malem Rückenmarke  in  der  linken  hinteren  Extremität  keine  Ver- 
änderung hervorruft,  in  dem  beschriebenen  Falle  sich  manifestirt. 

S.  Kalischer. 


A.  Neisser,  Ueber  Psoriasis-Therapie  nebst  Bemerkungen  über  die 

Verwendbarkeit  des  Chrysarobins.  Zeitschr.  f.  ärztl.  Landpraxis.  1894. 

No.  12.  S.-A. 

Die  Therapie  der  Psoriasis  soll,  was  die  Wahl  der  Medicamente 
und  die  Dauer  der  Behandlung  betrifft,  von  der  Auffassung  geleitet 
werden,  dafs  die  Schuppenflechte,  wofür  ihre  ganze  klinische  Er- 
scheinung spricht,  durch  einen,  allerdings  noch  nicht  nachgewiesenen, 
pflanzlichen  Parasiten  veranlafst  wird.  Von  den  vier  brauchbarsten 
Mitteln:  Theer,  Salicylsäure,  Pyrogallussäure  und  Chrysarobin,  ist 
der  Theer  das  am  wenigsten  zuverlässige.  Die  Salicylsäure  benutzt 
Verf.  wegen  ihrer  parasiticiden  und  die  Degeneration  befördernden 
Eigenschaften  in  5 — 20proc.  Salben  oder  als  Salicylseifenpflaster 
oder  in  Seifenform  (für  den  Kopf  in  einer  Mischung  von  Ol.  Oli- 
varum und  Ol.  Ricini  gelöst)  fast  in  allen  Fällen  zur  Vorbereitung 
für  die  nachfolgende  Behandlung  mit  Pyrogallussäure  oder  Chrysa- 
robin. Bei  diesen  beiden  wirksamsten  Mitteln  kommt  es  wesentlich 
darauf  an,  dass  sie  in  einer  dem  einzelnen  Falle  angepassten  Form, 
und  wegen  ihrer  unangenehmen  Nebenwirkungen  mit  der  nöthigen 
Vorsicht  angewandt  werden.  Verf.  giebt  nach  beiden  Richtungen 
hin  sehr  präcise  Anleitung  für  ihren  Gebrauch.  — Zur  Erzielung 
einer  möglichst  lange  andauernden  Heilung  ist  es  unerlässlich,  dass 
man  die  Behandlung  nach  Beseitigung  der  Erscheinungen  nicht  vor- 
zeitig abbricht,  sondern  durch  monatelang  fortgesetzte  häufige  Bäder 


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No.  52.  Wrbbb,  Pall  v.  Hämatocele  retrouterina  mit  Ruptur.  925 

mit  energischer  Abseifung  und  tägliche  Einreibung  einer  geeigneten 
Salbe  oder  Seife  (mit  Salicylsäure),  sowie  sorgfältigste  Pflege  der 
Kopfhaut  (Pyrogallus-  oder  weisse  Präcipitatsalbe),  auch  die  letzten 
Reste  von  Pilzkeimen  zu  beseitigen  sucht.  Von  innerlichen  Mitteln 
(Arsen,  Jodkalium),  die  allerdings  nicht  ganz  zu  entbehren  sind, 
sah  Verf.  niemals  einen  erheblichen  Einfluss  auf  die  Psoriasis.  — 
Wegen  seiner  antimycotischen  und  seiner  Entzündung  erregenden, 
damit  die  Dequamation  und  Resorption  befördernden  Wirkung  ist 
das  Chrysarobio  auch  bei  zahlreichen  anderen  Dermatozoen  zu  ver- 
werthen,  namentlich  bei  vielen  Trichophytosisfftllen,  bei  Lichen  scro- 
phulosorum,  Lichen  ruber  planus,  bei  psoriatiformen  und  chronisch 
inflltrirten  Eczemen,  bei  hartnäckigen  Syphilitiden  und  leprösen  In- 
filtrationen. Zur  Heilung  der  Pityriasis  rosea  genügen  meist  einige 
Einreibungen  einer  3proc.  Salbe  mit  nachfolgender  Puderung. 

II.  Müller. 


E.  Weber,  Hämatocele  retrouterina  — Ruptur  derselben  in  die 
Bauchhöhle  — . Wahrscheinliche  Graviditas  extrauterina.  Cor- 
respond. f.  Schweiz.  Aerzte.  1894.  XXIV.  No.  9. 

36  jähr.  kräftige  Nullipara  erkrankt  an  heftigen  Schmerzen  und 
Metrorrhagie.  Der  Uterus  ist  anscheinend  vergrössert,  seine  Um- 
gebung intensiv  schmerzhaft,  es  besteht  reichlicher,  blutiger,  choko- 
ladenfarbener  Ausfluss.  Diagnose:  Dysmenorrhoe,  leichte  Perime- 
tritis, wahrscheinliche  Stenose  des  Orific.  intern. 

In  den  nächsten  Tagen  trat  Verschlimmerung  ein,  es  fand  sich 
im  kleinen  Becken  ein  Tumor,  der  im  Douglas  nach  unten  hervor- 
ragte.  In  den  folgenden  Tagen  ist  das  Befinden  abwechselnd  besser 
nnd  schlechter.  Bei  einer  Consultation  mit  Dr.  Matthkt  wird  ein 
Tumor  von  der  Grösse  des  im  5.  Monat  schwangeren  Uterus  fest- 
gestellt, von  dem  der  Uterus  nicht  deutlich  abzugrenzen  ist.  Die 
Geschwulst  ragt  im  Douglas  etwas  vor,  ist  elastisch  und  erweckt 
den  Eindruck,  als  sei  sie  mit  Blutcoagulis  gefüllt.  Patientin  wird 
ins  Hospital  gebracht,  dort  der  Cervix  dilatirt.  Der  Uterus  ist 
9 cm  lang.  Auch  die  Narkosenuntersuchung  ergiebt  nichts  weiter. 
Diagnose;  Hämatocele  retrouterina.  Nach  8 Tagen  stirbt  Patientin, 
als  sie  unerlaubt  aufgestanden  war,  plötzlich  im  Collaps  (am  19.  Tage 
nach  Beginn  der  Beobachtung). 

Die  Diagnose  ergiebt  Hämatocele  retrouterina,  deren  Abgren- 
zungsmembran nach  der  Bauchhöhle  gesprengt  war,  mit  Verblutung 
in  die  Bauchhöhle.  Die  rechte  Tube  war  wurstförmig  erweitert  und 
trug  am  Ende  eine  sackförmige  Ausbuchtung,  die  von  der  Häma- 
tocele nicht  abzugrenzen  war,  aber  das  Ovarium  zu  sein  schien. 
Ein  Embryo  wurde  nicht  gefunden.  Verf.  glaubt,  dass  Extraute- 
rinschwangerschaft vorlag,  und  ist  der  Ansicht,  dass  ein  erfolgreicher 
chirurgischer  Eingriff  kaum  denkaar  gewesen  wäre. 

(Warum  wurde  nicht  die  Koeliotomie  gemacht?  Ref.) 

A.  Martin. 


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926 


Lassac -Cohn.  — Manka.  — M0u.hr.  — Link. 


No.  52 


Lassar-t'ohil,  Die  Säuren  der  menschlichen  Galle.  Zeitschr.  f.  phys. 
Chem.  XIX.  S.  563. 

Die  Methoden,  «eiche  bei  der  Dentellung  der  in  der  Riodergalie  neeb  dem  Rochen 
mit  Netroneuge  enthaltenen  Staren  rum  Ziel  geführt  hatten  (Cbl  1892 , S.  894),  hat 
Verl,  nunmehr  auf  die  menschliche  Qalle  übertragen,  ron  der  ihm  2580  ccm  zu  Ge- 
bot standen.  Neben  wenigem  nicht  krystallisirbaren  sanreo  Han  fand  er  in  der  mit 
Alkalien  gekochten  menschlichen  Galle;  Cholalature  and  Fellinsiure,  und  zwar  der 
Schüttung  nach  von  letzterer  mehr  als  ron  eraterer;  der  Felliniture  kommt  nach  sei- 
oeo  Analysen  die  Formel  C1aH3904  (nach  Scuottsk  C^H^O,)  zu.  Daneben  fand  eich 
etwas  Cboleiosüure  C,,H1„01  (Scbmelzp,  149').  Ferner  enthält  die  Galle  die  Alkali- 
salle der  Oel-,  Palmitin-  und  Stearinsäure,  zusammen  etwa  0.2  pCt.  der  frisehen  Galle. 
Endlich  liefe  sich  aus  der  Menscbengalle  reichlich  Cholesterin  krystalllinisch  gewinnen, 
wtbrend  mittels  des  gleichen  Verfahrens  selbst  aus  rieten  Litern  Rindergalle  Cbole- 
sterinkrystalle  nicht  zu  erhalten  waren  j.  Munk. 


G.  Manea,  Influence  du  jeüne  sur  la  force  musculaire.  Archives 
italiennes  de  Biologie  XXI.  p.  221. 

Verf.  untersuchte  den  Einfluss  des  24-  und  86-stQndigen  Hungerns  auf  die  Muskel- 
kraft, indem  er  die  letztere  mit  dem  Ergographen  sowohl  bei  willkürlichen  Beweg- 
ungen als  auch  bei  Anwendung  des  elektrischen  Stroms  am  Vorderarm  prüfte.  Das 
Resultat  war,  dass  die  Muskelkraft  auch  wührend  des  Hungerns  Uber  die  normalen 
Grenzen  hinaus  weder  zu-  noch  abnahm.  Die  ron  aoderen  Dntersuchern  gefundenen 
stärkeren  Abweichungen  müssen  auf  die  ron  Seiten  des  Nerrensystems,  der  Ciroulation 
und  Respiratioo  namentlich  bei  längerer  Dauer  des  Hungerns  ausgeübten  Einflüsse 
zurückgeführt  werden  Verf.  nnterscheidet  beim  Hungern  2 Stadien,  das  der  Kom- 
pensation, in  dem  es  dem  Nerrensystem  gelingt,  die  schidlichen  Einflüsse  der  mangeln- 
den Nahrungszufubr  zu  überwinden,  und  das  der  gestbrten  Kompensation,  in  dem  die 
StSrungen  der  einzelnen  Organe  stark  herrortreteo,  starker  Gewichtsrerlust  und  reich- 
liche N -Abscheidung  im  Urin  rorhanden  sind,  und  endlich  der  Tod  eintritt.  Die 
lange  Widerstandsfthigkeit  der  Muskelkraft  erklärt  sieb  durch  die  bedeutende  Resia 
teoz  des  Muskelglykogens  und  des  Zuckers  im  Blut,  welche  Substanzen  selbst  in  ror- 
gesebrittenen  Stadien  des  Hungerns  kaum  eine  Alteration  erleiden.  M.  Rotbmaim. 


E.  Hüller,  Ein  Fall  von  Darmwantlbruch.  Med.  Corr.-Bl.  d.  Württemb. 
iirztl.  Landesvereins  1894,  No.  4. 

Bei  einer  6Sjlhr.  Frau,  welche  ror  einiger  Zeit  an  vorübergehender  Darmstenose 
gelitten,  fand  sich  eine  Geschwulst  im  linken  Hypogastrium  und  ausserdem  eine  schnell 
wachsende  fluctuirende  Prominenz  von  Hühnereigrüfte  an  der  Vorder-  und  Innenfläche 
des  reobten  Hypoehondrium.  Bei  Incision  der  letzteren  kam  man  auf  eine  grölte  zum  For. 
orale  führende,  etwas  übelriechenden  Eiter,  keine  Gase  haltende  Hühle,  welche  unter 
angemessener  Behandlung  heilte.  Es  kam  aber  wieder  zur  Darmstenose  mit  Kotb- 
breeben  und  musste  bei  starkem  Krüftererfall  ein  Anus  praeter  natursm  angelegt 
werden.  Pat.  überlebte  diese  Eiogriff  noeh  einige  Wochen  und  starb  dann  an  Perito- 
nitis mit  Blasenperforation.  Die  Autopsie  ergab  ein  groftet  Carcinom  des  S.  romanum, 
daneben  eine  Verwachsung  des  Darms  dem  rechten  For.  orale  entsprechend  mit  Ver- 
engerung der  Lichtung  an  dieser  Stelle.  M denkt  sich,  dass  hier  sich  eine  chronische 
Darmwaodhernie  befunden  habe,  welche  abgeschnürt  und  brandig  wurde,  wührend  der 
Darm  an  der  Bruchpforte  angeheilt  und  seine  Communicatlon  nach  aussen  unter  gleich- 
seitiger Schrumpfung  seiner  Lichtung  nach  aussen  geschlossen  wurde.  Die  Vereiterung 
des  Brncbsackes  erfolgte  danu  nachträglich,  da  der  Abscess  wohl  stinkenden  Eiter, 
aber  keine  Gase  enthtlt.  p.  oourbock. 

I.  Link,  Ein  Beitrag  zur  Neurektomie  nach  Lücke -Lossbn- Bkaün. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1894,  No.  2. 

Betrifft  einen  52jübrigen  krtftigen  Mann.  Die  Operation  bot  nichts  Besonderas. 
4 Wochen  nach  der  Operation  war  die  Neoralgie  bis  auf  einige  Stiche  io  der  Ober 


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No.  52. 


Kotschkh.  — Ordbh.  — Lkdoox-Lkdabd. 


927 


lippe  geschwunden,  doch  bestand  Kieferklemme,  welche  Verf.  nicht  auf  die  tod  ihm 
vermiedene  teilweise  Durchtreonung  des  Schllfenmuskels , sondern  aaf  dessen  Zerrann 
za  schreiben  geneigt  war.  Bai  einer  späteren  Untersuchung  war  die  Kieferklemme 
geschwunden  and  zwar  ohne  Jede  Behandlung,  auch  die  Neuralgie  nicht  wiederkehrt. 

P.  Güterbock. 


Kutscher,  Der  Nachweis  der  Diphtheriebacillen  in  den  Lungen 
mehrerer  an  Diphtherie  verstorbener  Kinder  durch  gefärbte  Schnitt- 
präparate. Zeitschr.  f.  Hyg.  1894,  X VIII.  S.  167. 

In  seiner  ersten  Arbeit  über  Diphtherie  batte  Lüppibb  in  3 Fallen  Diphtherie- 
bacillen in  bronchopneumonischen  Herden  der  Lange  nachgewiesen.  Diesen  fügt  Verf. 
10  neue  hinzu;  die  Organe  der  Diphtherieleichen  wurden  gehartet  geschnitten  and 
nach  einem  modiücirteo  GiUM'schen  Verfahren  gefärbt 

Die  Bacillen  fanden  sich  meist  in  dem  zelligeu  Ezsudat  der  Lungenatveolen  oft 
innerhalb  der  Zellen  Das  Laogengewebe  selbst  war  frei  von  Bacillen;  einige  nur 
fanden  sich  in  den  perivasculüren  Lymphrüumen , noch  weniger  io  den  Bronchien. 
Gleichzeitig  wurden  nicht  selten  auch  Streptokokken  in  den  Langen  gefunden.  In 
einem  Fall  fand  K.  auch  Diphtheriebacillen  in  der  Niere.  Scheurltn. 


G.  Oeder,  Salolüberzug  für  Dünndarmpillen.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1894,  No  15. 

Für  solche  Pillen,  welche  den  Magen  unverändert  passiren  nnd  erst  im  Dünndarm 
ihre  Wirkung  entfalten  sollen,  schlagt  0.  als  passeudsten  Ueberzug  einen  solchen  von 
Salol  vor.  Das  vielfach  zu  gleichem  Zwecke  verwendete  Keratin  eignet  sich  bekannt- 
lich nicht  dazu.  Der  Salolüberzug  wird  einfach  dadurch  hergestellt,  dass  die  Pillen 
in  einer  Schale,  in  welcher  Salol  durch  Schmelzen  verflüssigt  wurde,  so  lange  herum- 
gerollt wurde,  bis  sie  gleichmafslg  überzogen  und  der  Ueberzug  dann  erstarrt  ist. 
Von  dem  letzteren  muss,  soll  er  anders  brauchbar  erscheinen,  Folgendes  verlangt 
werden : 

1)  absolute  Dichtigkeit  für  die  Stoffe,  die  er  umhüllt. 

2)  eine  gewisse  Fettigkeit  gegen  mechanische  Insulte. 

8)  einen  Schmelzpunkt  bei  mindestens  über  89°  eventuell  bis  48*  C. 

4)  Unlüslichkeit  und  Unzersetzlichkeit  im  Magen. 

5)  Unbedingte  Lüslichkeit  im  Darm. 

6)  Unschädlichkeit. 

Durch  zahlreiche  and  ausgedehnte  Versuche  hat  0.  nachgewiesen,  dass  sein  Sa- 
lolüberzug in  der  Tbat  allen  den  genannten  Anfordernngen  im  vollsten  Maase  entspricht. 

C.  Rotentbtl. 


LedoilX-Ledard,  Action  de  ln  lumifere  sur  le  bacille  diphth^rique. 
Rev.  mens  des  mal.  de  l’enf.  1894,  S.  66. 

Verf.  studirte  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Diphtheriebacillen.  Im  Allgemei- 
nen ergab  sieb,  dass  das  direkte  Sonnenlicht  eine  stark  baktericlde  Kraft  besitzt,  eine 
weit  geringere  das  diffuse  Tageslicht.  So  verhindert  ersteres  die  Entwicklung  der 
Diphtheriebacillen  in  Bouillon,  — auch  wenn  sonst  alle  Bedingungen  für  das  Wachs- 
tum günstig  sind,  — und  macht  die  Bouillon  innerhalb  weniger  Tage  vollkommen 
steril;  das  diffuse  Tageslicht  kann  dagegen  das  Wachstum  der  Bacillen  in  Bouillon 
wenig  oder  gar  nicht  aufhalten.  In  destillirtem  Wasser,  das  an  and  für  sich  schon 
scbldlieh  auf  die  Bacillen  wirkt,  gehen  die  Diphtherieknlturen  bei  diffusem  Tageslicht 
in  9 bis  17  Stunden  zu  Grunde,  d.  b.  weit  schneller  als  In  der  Dunkelheit.  Auch 
in  trockenem  Zustande  werden  die  Diphtheriebacillen,  wenn  man  sie  in  dünner  Lage 
ausbreitet,  schon  durch  diffuses  Tageslicht  innerhalb  etwa  2 Tagen  getütet,  durch  di- 
rectes  Sonnenlicht  schon  innerhalb  15  Stunden  oder  weniger.  — Wirksam  sind  allein 
die  blauen  bis  ultravioletten  Strableo  des  Spectrums.  — Nach  dem  Ergebniss  der  an- 
geführten Versuche  ist  anzunehmen,  dass  Diphtheriebacillen,  welche  z.  B.  auf  der 


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928 


Bernhardt.  — Hrdss.  — Panbcki. 


No.  52 


Oberfläche  von  Kleidungsstücken  oder  an  kleinen,  verstäubten  Partikelchen  ton  Mö- 
beln anfällig  haften,  duroh  da«  diffuse  Tages-  and  noch  schneller  durch  das  direkte 
Sonnenlicht  vernichtet  «erden.  Anders  bei  den  Pseudomembranen.  Diese  vermag  das 
Licht  nur  an  der  Oberfläche  za  desinßciren,  «ährend  es  auf  die  in  dem  Innern  der 
Membranen  gelegenen  Bacillen  keine  Einwirkung  aasübt.  gtadUMgeD. 


M.  Bernhardt,  Ein  Fall  von  einseitigem  (wahrscheinlich  angebo- 
renen) infantilen  Gesichtsmuskelechwund.  Neurolog.  Centralbl.  1894, 
No.  1. 

B.  beschreibt  bei  eioem  24jährigen  Mann  einen  rechtsseitigen  Schwund  der  Ge- 
sichUmnsculatur,  der  seit  der  Gebart  bestand.  Dieser  Schwund  betraf  hauptsächlich 
das  obere  und  mittlere  Facialisgebiet,  «ährend  die  eigentlichen  Lippenmuskeln  und 
die  die  Oeberlippe  bewegenden  Muskeln  vorhanden  und  gewissermassen  intact  waren, 
wie  es  auch  in  ähnlichen  Fällen  infantiler  resp.  angeborener  Facialislähmung  der  Fall 
war.  Deshalb  neigt  sich  B.  zu  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  eine  Kernerkrankung 
resp.  um  eine  mangelhafte  Ausbildung  desselben  handelt  Gegen  eine  abgelaufene 
peripherische  Facialislähmung  sprach  das  Fehlen  jeglicher  Contractur,  fibrillärer 
Zuckung  nnd  jeglicher  Mitbewegung  in  den  noch  beweglichen  Muskeln  der  affieirten 
Gesichtshälfte;  ferner  das  electrische  Verhalten;  es  fehlte  jede  electrische  Erregbarkeit 
in  den  atrophischen  Teilen  (orbiculofrontaler  Teil  und  Nasen  - Oberlippenmusculatur), 
während  die  Erregbarkeit  in  den  Kinn-  und  Unterlippenmuskeln  nur  quantitativ  herab- 
gesetzt war.  — Ein  abortiver  Fall  von  juveniler  Muskelatrophie  lag  nicht  vor. 

8.  KaJIsehvr. 

E.  Heuss,  Zwei  Fälle  von  Keratosis  und  Melanosis  nach  inner- 
lichem Araengebrauch.  Corr.-Bl.  f.  Schw.  Aerzte  1894,  S.-Abdr. 

Verf.  beobachtete  die  namentlich  von  englischen  Autoren  mehrfach  beschriebene, 
symmetrische  schwielenartige  Verdickung  der  Hornhaut  an  Handtellern  und  Fufssohleu 
infolge  des  Arsengebrauchs  bei  eiuem  8jährigen  Mädchen  nnd  bei  einer  jungen  Frau, 
von  denen  das  erstere  wegen  Prurigo,  die  letztere  wegen  eines  Lupus  vulgaris  mehrere 
Wochen  lang  Sol.  Fowleri  genommen  batte.  Sie  trat  neben  anderen  Intoxicationser- 
scheinungen  auf  und  war  in  dem  zweiten  Falle  noch  mit  einer  diffusen  gelb-  bis 
tiefschwarzbraunen  Verfärbung  so  ziemlich  der  ganzen  Körperoberfläche  mit  Ausnahme 
der  Schleimhäute  verbunden  Ein  besonderes  Befallensein  der  Schweifsdrüsqnmündungen, 
welches  von  Hütschissoh  als  characteristiscb  filr  diese  Arten- Hyperkeratose  bezeich- 
net wird,  kannte  Verf.  nicht  konstatiren;  allerdings  aber  waren  bei  beiden  Patt,  nur 
die  mit  Rillen  besetzten  Partien  der  Handflächen,  die  an  Scbweifsdrüsen  besonders 
reich  sind,  ergriffen,  während  die  tieferen  Hautfurchen  und  die  Gelenkbeugeo,  welche 
dafür  bei  der  Frau  um  so  tiefer  pigmentirt  erschienen,  frei  blieben.  — Nach  Aus- 
setzen des  Arsens  schwand  die  Scbwielenbilduug  in  einigeo  Wochen  spontan , ebenso 
die  Melanosis.  H.  Mällsr. 


Paneeki,  Zur  Behandlung  der  Amenorrhoe  Therap.  Monatsheft  1894, 
No.  3.  März. 

Verf.  empfiehlt  die  Anwendung  des  faradischen  Stromes  und  zwar  sollen  beide 
Pole  vermittels  einer  bipolaren  Uleruasonde  in  das  Uteruscavum  hinein  versetzt  werden. 
Die  Ströme  sind  so  stark  anzuwenden,  wie  sie  von  der  Patientin  noch  vertragen  wer- 
den. Gestattet  die  Enge  des  cervix  nicht  die  Einführung  der  Sonde,  so  ist  dieselbe 
durch  die  mehrmalige  intracervicale  Anwendung  der  Kathode  de«  constanten  Stromes 
zu  erweitern.  Die  für  die  Behandlung  günstigste  Zeit  ist  in  leichten  Fällen  etwa  10 
Tage  vor  der  nächsten  Periode,  in  hartnäckigen  Fällen  ist  die  Elektrieität  anznwen- 
den,  gleich  nachdem  die  die  Amenorrhoe  begleitenden  Beschwerden  vorüber  sind. 

A.  Martin. 

Kiuaenduugcu  lör  Ubm  Centraiblatt  werden  an  die  Adree««  dei  Hrn.  Prof.  Dr.  M.  B e rn  h a rd  t (Berlin  W 
Französische  Strafe«  21)  oder  an  die  Verlagahandlung  (Berlin  NW.,  60.  Unter  den  Linden)  erbeten, 
Verlag  von  August  Hirsch  wa  Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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Sach - Register. 

(Die  »lark  Ku«)riirklru  Zahlen  hexe  irlim-ii  Original  * Mitteilungen.) 


A. 

Abort  s.  Geburtshilfe. 

Abscess,  Becken- A.  813. 

Acccssorius,  Kesect.  d.  nerv.  A.  271. 
Accessorius,  Nervus  A.  Willisii  1138. 
Aceton  835. 

Achorion,  A.-Artcu  39. 

Achselhöhle,  Ausräum.  d.  A.  828. 

Acne  s.  Haut. 

Acromcgalie  19.  138,  403. 

Actinomykose,  A.  d.  Ohres  821. 
Acusticus,  Gliofibroni.  d.  A.  64C:  s.  a. 
Ohr. 

Addison’schc  Krankheit  280.  433. 
Adenoide  Vegetationen,  Operat.  d.  A. 

206,  633.  (s.  meist  Nase). 

Adeps  lanae  784. 

Aderlass,  Wirk.  d.  A.  324. 

Acthcr,  A. -Narkose  090,  780, 
Aetherisation,  A.  d.  Hernien  837. 
Aetzmittel.  Wirk.  d.  A.  232. 

Albinismus  acquisitus  £>88. 

Albumin,  React.  auf  A.  683. 
Albuminurie  s.  Harn. 

Albumosen,  Ernähr,  mit  A.  22_;  Kennt- 
nis» d.  A.  108. 

Alexie  432. 

Atcapeptouurie  s.  Harn. 

Alcohol,  A. -Vergift.  332,  373 
Allocheiric  239. 

Alopecie  330. 

AI  um  not  s.  a.  Gonorrhoe. 

Amenorrhoe  928. 

Ammoniak,  A. -Umsatz  209. 
Amöben-Enteritis  333. 

Amputation,  A.  d.  Extremitäten  027. 
Amylenhydrat  30S. 

Amyloid,  Färbung  d.  A.  3G2. 

Amyloid,  A.-Reaction  428. 

Amyloid,  A. -Degeneration  OSO. 

Anämie,  pernieiöse  A.  13t.  318:  Band- 
wurm-A.  282:  schwere  A.  404;  Be- 
händ!. d.  acut.  A.  342. 

XXXII.  Jahrgang. 


Anaerobiose  44. 

Anchylose  s.  Gelenk. 

Aneurysma,  A.  d.  Aorta  84. 

Aneurysma,  A.  d.  Extremitäten  344 
Angina,  Phlegmonöse  A.  254 : Aetiol.  d. 

A.  32fi;  rheumat.  A.  080, 

Angiom  s.  Geschwülste. 

Ankylostomiasis  494,  794. 

Antimon,  A.-Vcrgift.  701. 

Autipyrin,  A. -Vergift.  030. 

Antiseptik,  Darm-A.  14  J A.  L d.  Ge- 
burtshilfe 890. 

Autitoxin,  A.  b.  Trismus  234. 

Anus  praeternaturalis  131. 

Aorta,  elast.  Substanz,  d.  A.  419. 

Aorta,  Aneurysma  d.  A.  84. 

Aorta,  Pulsation  d.  A.  303. 

Aphasie  s.  Nervensystem. 

Aphonie,  A.  b.  Rhinitis  120. 

Apocodoin  44. 

Argentum  nitric.,  Anw.  d.  A.  1 03. 
Argyric  033. 

Arsen,  A. -Vergiftung,  79,  701 . 

Arsen,  Vertheil.  d.  A.  L Körp.  30.8. 
Arteriitis  s.  Blutgefässe. 

Arzneiausschläge  473. 

Asepsis,  A.und  -Blutleere  037. 
Asparagin,  Bed.  d.  A.  148. 

Asphyxie,  A.  d.  Neugeb.  473. 

Asthma,  A.  u.  Psoriasis  288 : A.  thymi- 
cum  707. 

Asthmaspiralen  338. 

Asynergia  vocalis  14, 

Athmung,  Einffuss  d.  Psyche  auf  A. 
182 : A.  b.  Fettmast  037 : Haut  u. 
Darm-A.  673:  Darm-A.  091 : graphi- 
sche Darstcll.  d.  A.  815:  Messapparat 
für  die  A.  819:  Gehirn  u.  A.  882. 
Athmungswege,  Fremdkörper  L d.  A.  389. 
Atresio  s.  die  atrcsischen  Organe. 
Atropin  9,  343,  816. 

Attica  s.  Ohr. 

Auge,  Keratitis  parenchymatosa  14 : 
Schielen  29;  Oberlidcolobom  43;  Leber 
die  optische  Iridectomie  43 ; Wirkung 

39 


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Sach-  Register. 


930 


von  llerzgiftcn  auf  d.  A.  62j  Pupillen- 
starre Säi;  Erniihrung  der  Netzhaut 
117 : Behandlung  chronischer  Con- 
junctivalerkrankungcn  157 : Staarope- 
ration  187 ; Opticus  b.  Tabes  190; 
Proteinsubstanzen  in  den  lichtbre- 
chenden Medien  d.  A.  169 ; Siderosis 
bulbi  173;  Nervenendigungen  L d. 
Thränendriise  909:  Sclcritis  229; 

Erythromelalgie  u.  A. -Leiden  231 ; 
Retinitis  luetica  237 ; Tubereulösc 
lufection  d.  A.  246;  Lichtsinn  u. 
Strychnin  256;  (ilaucora  286;  Func- 
tion der  vorderen  Kammer  293 : 
Kupfer  im  A.  346;  Uriimie  und 
Rindcnblindhcit  363 ; Egyptische  A.- 
Entziind.  382 ; Refraetions-Anonialic 
u.  Epilepsie  363 ; Trachom  398 ; An- 
geborene Sichel  nach  innen  u.  unten 
713;  A.-Muskellahm.  426;  Primäre 
Geschwülste  d.  Sehnerven  429;  Ver- 
schluss d.  Art.  ophthahnica  u.d.  Carotis 
445;  Impftuberculose  d.  Kaninchcn-A. 
462;  Accommodation  468;  Blepharo- 
spasmus mit  Heilung  31 1 ; Amblyopie 
nach  Dinitrobenzol  363 : Thränen- 
drüse  b.  Facialislahm.  270;  Kerato- 
mycosis  aspergilliua  339 ; Siderosis 
bulbi  350 : Scopolamin  338 : Abnahme 
d.  Sehschärfe  L Alter  573:  Augen- 
störungen b.  Syphilis  d.  Centralnerven- 
Systems  589;  Becherzcllcn  d.  Con- 
junctiva  Ülifi;  Hauthörner  d.  Augen- 
adneia  624  -,  Tuberculose  d.  Thränen- 
driise  £22; Stauungspapille  623:Schiel- 
operation  638:  Leukämische  Tumoren 
d.  Orbita  639 ; Histol.  Veränderungen 
der  Netzhaut  nach  experimentellen 
Verwundungen  653:  Künstl.  Erzeug, 
von  Glaucom  661 : Concentrisehe  Ge- 
sichtsfeldverengerung 670:  Augenmus- 
keldegenerat.  nach  Trauma  686 ; 
Studium  über  Netzhautablösung  676 ; 
Orbitalphlegmone  699;  Erblind,  nach 
Käsegift  736:  Exophthalm.  traumaticus 
716;  äussere  Accommodation  durch 
Muskeldruck  734 : Farbenempfindung 
nach  Intoxication  784;  Sciascopische 
Schuluntcrsuchung  730 : Conjunctivis- 
epidemie  782;  Entzündung  d.  Orbita 
797 ; Mikroben  im  Conjunctivalsack 
S06 ; Rostablagerung  L d.  Hornhaut 
814;  Chemie  d.  Glaskörpers  828: 
Bez.  zwischen  Augenleiden  u.  Leber- 
erkrankung 829 ; Zellenstudie  au  der 
gereizten  Hornhaut  Öäli ; Eiterung  d.  N. 
optic,  869:  Glaskörperblutungen  875: 
Conjunctivitis  diphthcrica  875:  Ner- 
venendig. d.  Conjunctiva  881. 

Auricularis.  Neuritis  d.  N.  auric.  799. 


Ausräumung,  A.  d.  Leiste  49. 
Autointoxication,  A.  b.  Psychosen  TOS. 


B. 

Bäder,  Salz-B.  Sk  kalte  B.  669. 

Badewasser,  Bactcrien  L B.  1 96 

Bandwurm,  B. -Anämie  282:  Chloroform 
b.  B.  364. 

Bandwurm  mittel,  Peritonitis  nach  B. 
430. 

Barlow’sche  Krankheit  660, 

Basedow’sche  Krankhoit  79j  127.  Gl 7, 

663. 

Basen,  B.  L Blut  228. 

Bauch,  Lipoma  retroperitoneale  13j  La- 
parotomie b.  Bauchfelltuberculose  4L 
48,  80;  Radiealoperation  der  Leisten- 
hernien 98j  Herniaproperitonealis  125; 
Aetiologie  d.  peritonealen  Adhäsionen 
237 : Hernia  obturatoria  421 : Perito- 
nitis naeh  Magengeschwürperforation 
425.  430:  Bhdl.  gangränöser  Hernien 
467;  Tuberkulose  d.  Peritoneum  589; 
Bhdl.  d.  schweren  Contusiouen  des 
Bauches  660;  Blasenhernie  669:  Her- 
ma d.  proc.  vermiformis  675;  Perito- 
nitis tuberculosa  743:  Aetherisation 
eingeklemmter  Hernien  837. 

Bauchfell  s.  Bauch. 

Bauchwand.  Lipom  d.  B.  970 

Becken,  Krebs  d.  Beckenbodens  367 ; 
B.-Tumor  317 ; acetabulärasti tische 
B.-Abseesse  813:  s.  auch  Knocheu. 

Beckenperitonitis  s.  Gynäkol. 

Bekleidung,  Werth  d.  B.  176. 

Benzin,  B. -Vergift.  288.  448. 

Benzoesäure,  B.  L d.  Nebennieren  UL 

Beri-ßeri  1Q4*  442. 

Bericht,  chirurgischer  B.  233. 

Bier’sche  Methode  285,  428,  698,  874. 

Bindegewebe,  Grundsubstanz  d.  B.  623. 

Bittermittel,  Wirk.  d.  B.  253*  285*  30L 
538. 

Blei,  Olivenöl  b.  B.-Kolik  1 10:  B. -Ver- 
gift, 43 1 . 7 6 1 . 

Blepharospasmus  31 1 

Blut,  Filaria  sanguinis  4jk  Infectiosität 
des  Bl.  tuberculöscr  Rinder  70j  Leuk- 
ämie, Anämie,  Chlorose  etc.  s.  diese; 
Blutveränderungou  nach  thermischen 
Eingriffen  92:  Nekrose  der  rothen  BI.- 
körpcrchen  1 09 : Zucker  L Bl.  166 : 
Leukocytcnfrage  213:  Alkalcsccnz  d. 
Bl.  228:  Hämophilie  237 : hämatolo- 
Notizen  241.  257.  273:  Leukocytose 
253:  Häminkrystalle  269:  Quantität 
d.  Luugenblutes  284:  Bl.-Kraukheiten 


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Sach-Register. 


9H1 


319;  arterielles  und  vonösos  Blut  329; 
Meereshübc  u.  ßl. -Beschaffenheit  329 : 
Blutplättehen  338:  Wirk.  d.  Blutserums 
350;  Defibrinirung  des  arteriellen  Bl, 
362:  Lcukoeytose  b.  Pneumonie  378; 
Saccbarificationsvermögen  d.  Serums 
381 ; Chemie  d.  Leukocyten  387 ; Hä- 
matin u.  Hämin  396;  Blutgerinnung 
420.  Blutdichtebcstimmung  461 ; Stiek- 
stoffgehalt  der  rothen  Blutzellen  461 ; 
redueirende  Substanz  aus  dem  Glo- 
bulin 461 ; Baeterium  coli  L Bl.  478; 
Bez.  L Plasma  zu  den  roten  Bl. -Kör- 
perchen 548;  Thrombenbildung  604: 
Zusammensetz.  d.  Menschenblutes  SÜ2 ; 
Asepsis  u.  Blutleere  637 ; artilicielle 
Hyperleukocytose  654 : Blut  b.  Pneu- 
monie 674 : Morphologie  des  Bl.  b. 
Hunger  723;  Zucker  L Bl.  753:  Leuko- 
cyten L Bl.  770:  Alkalescenz  d.  Bl. 
b.  Krankheiten  ISä : Best.  d.  A Ikalescens 
des  Blutes  5UJ : Wirk.  d.  Bl.-Serums 
839:  Wasser  L B.  883 ; Fragmenta- 
tion d.  roten  Blutkörper  884. 

Blutdruck,  B.  L Fieber  766. 

Blutegcleztract  604. 

Blutgefässe,  Hirnsinus  s.  Gehirn:  An- 
eurysma aortae  8£;  Venenthrombose 
b.  Influenza  110:  Verhalten  einiger 
Kückenmarksnerven  zum  Blutkreislauf 
145,  1 62 : Milchkuren  b.  Kreislauf- 
störungen 186;  Embolie  u.  Thrombose 
171 : Innervation  des  Bulb,  aortae 
225 ; Thrombose  d.  Sinus  lateralis 
308 : Aneurysmen  am  Halse  344; 

Pulsationen  der  Aorta  365:  Bez.  d. 
Nebennieren  z.  d.  Venen  373:  die 

clast.  Substanz  d.  Aorta  419 ; Veschluss 
d.  Arteria  ophthalraica  u.  d.  Carotis 
445 : Verstopfung  der  Vena  subclavia, 
inominata  u.  d.  Arteria  pulmonal. 
461 ; Unterbindung  d.  Art.  iliaca  429 ; 
Unterbind,  d Carotis  ext.  521 : Arte- 
riitis obliterans  529 ; Kaynaud'sche 
Krankheit  591 : Verletz,  d.  Vena  femo- 
ralis 580;  Thrombenbildung  604 : 
Phlebitis  syphilitica  667 : Uautvenen- 
figuren  am  Thorax  702 : Fettembolic 
765:  Insuflirienz  d.  I.ungcnarterien- 
klappe  759:  infectiiise  Arteriitis  846: 
Angioneurotisches  Ocdem  848:  Experi- 
mentelle Beeinflussung  d.  Gefässweitc 
8IÜ, 

Blutleere,  künstl.  B.  637. 

Blutspuren,  Unters,  v.  Bl.  160. 

Blutstillung,  B.  b.  nämophilie  237. 

Blutung,  B.  aus  d.  Urachus  16_;  B.  nach 
Entfernung  adenoider  Vegetationen 
206;  B.  nach  Tonsillotomie  525 : Bl. 
a.  d.  Maxillaris  interna  665. 


Botriocephalus  latus  190. 

Bradykardie  Ü;  s.  a.  Herz. 

Brom,  B.  b.  Epilepsie  159.  592:  B. -Ver- 
gift. 656. 

Bromophcnol,  B.  b.  Erysipel  936. 

Brot,  Hygiene  d.  B.  456 : verschiedene 
B.-arten  610. 

Brucinpolysulfid  895. 

Brustdrüse,  Erkr.  d.  B.  756. 

Bubo,  Operat.  d.  B.  19. 

Bubonengift  750. 

Bulbus  aortae  d.  Froschherzens  225. 
Butter,  Tuberkelbacillen  L d,  B.  614. 


c. 

Calorimetrie  564. 

Campher,  C.  b.  Epilepsie  592. 

Cangoura  15. 

Canities  666 

Cannabin,  C.-Vergift.  HL 
Carbol,  C.-Vergift.  16,  256,  416,  .544, 
604,  720:  C.-Pillen  b.  Diarrhoe  54(1 : 
C.  b.  Diphtherie  15S. 

Carotis  externa,  Unterbnd.  d.  C.  591 . 
Carunkeln,  C.  d.  Urethra  709. 

Casein,  Verd.  d.  C.  1;  über  C.  168. 
Cellulose,  C.  i Bacillen  149. 
Centralkörper,  C.  u.  Protoplasma  56 1 . 
Cheiropompholix  966. 

Chinin,  C.  b.  Malaria  18j  Wirk.  d.  Ch. 
547. 

Chinolin,  64. 

Chloral,  C.  L Körper  496. 

Chloralamid  911. 

Chloralose,  C.- Vergiftung  544,  717. 
Chloride,  Ausscheid,  d.  C.  196;  Einfl. 
d.  C.  41Ü. 

Chloroform,  C.  b.  Bandwurm  364:  C.- 
narkose  504.  626,  648:  Wirk.  d.  C. 
auf  d.  Ilerz  880. 

Chlorose,  Ursache  d.  C.  81t  Blutdruck 

b.  Chi.  441 ; Bruit  de  diable  b.  C. 
511. 

Chlorophenol,  C.  b.  Erysipel  238. 
Chlorphenole,  C.  als  Antiseptica  597. 
Chlorzinkstifte  4.1.6. 

Cholera,  Ch. -Diarrhoe  203.  777 : C.-nierc 
34 : C.  u.  Schwangerschaft  48;  C.- 
Theorie  54^  lääi  Aetiol.  d.  C.  699. 
822:  C.-vibrio  726;  C.-Baoill.  s.  Mikro- 
organismen ; C.-Diagnosc  430:  Nerven- 
system b.  C.  444:  Kochsalzinfusion  b. 

c.  m 

Cholesterin  892. 

Chopart’sches  Gelenk  s.  Gelenk. 

Chorea  54 1 . 

Chorioidea  s.  Auge. 

59* 


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932 


Sach-Register. 


Chromkali- Sublimat -Eisessig  021 , 845. 
Chylurie  45. 

Chylusgeflisse,  Thätigkeit  d.  C.  185. 
Cocain,  C.-Vergift.  050 ; C.-ismus  752. 
Codein  44. 

Coecum  s.  Darm. 

Coffein  ISO. 

Coflfeinsulfosäure  2S7. 

Colobom  s.  Auge. 

Colon  s.  Darm. 

Columclla,  Extr.  d.  C.  875. 
Compendium,  C.  d.  gerichtsärztl.  Praxis 
57G. 

Congestionstberapie  2S5.  428.  09 8,  874, 
Coniin  192. 

Conjunctiva  s.  Auge. 

Comutin  239. 

Cretinimus  889. 

Cricothyreoideus,  Innervat.  d.  C.  GOG. 
Crodo-Quelle  572. 

Curarin,  C.  b.  Tetanie  82S. 

Cyan,  C.-Vergift.  289.  512. 

Cytindrurie  5.43, 

Cyste,  C.  d.  Pancreas  .IRQ.. 

Cysticercus,  C.  L d.  Haut  74G. 

Cystin  892. 

Cystitis  s.  Harnblase. 


I». 

Darm.  Salol  als  Darmantisepticum  LL: 
angeb.  Dilatat.  d.  Colon  82:  Cholera 
s.  Cholera;  secundiire  Infection  b.  d. 
Krankh.  d.  Kinder  71_:  Uleikolik  1 10; 
Botriocepbalus  latus  120;  Anus  prae- 
ternaturalis 131 ; Typklitis  149;  Be- 
handl.  d.  Sommerdiarrhoe  1 58 : Ileus 
171 ; Atrcsia  ani.  200;  Behdl.  der 
Diarrhoe  b.  Ruhr,  Typhus,  Cholera 
203:  Laparotomie  b.  Ileus  238;  Darm- 
faulniss  253,  857,  858:  D. -leiden  und 
Frauenleiden  208:  Amiibenentcritis 
335 : Fissura  ani  397 : Perityphlitis 
397;  D.-chirurgie  404,  480j  522: 
Colectomie  494 ; Ankylostomiasis  494; 
Durchlässigkeit  d.  D.-wand  f.  Gase  497: 
Peristaltik  u.  Magenverdauung  510: 
Centrum  für  den  Mastdarm  500 : D.- 
vcrschluss  583:  Verstärk,  d.  2.  Pul- 
moualtones  nach  Perityphlitis  054, 
735 : Hemmungsnerven  d.  Darms  071 : 
Darmatmung  073,  091 : Dysenterie  u. 
Leberabsccss  077 : Milzbrand  vom  D. 
aus  087 : Dilatation  u.  Hypertrophie 
d.  Dick-D.  710:  Aufsaugung  L Dünn- 
darm 737 : lieber  die  vom  Mastdarm 
ausgehenden  Geburtsstörungen  747 ; 
Salol  b.  Cholera-Diarrhoe  777 ; Ankylo- 


stoiniasisfragc  794:  Eiweissffiulniss  im 
D.  804:  D.-vcrsehluss  d.  Gallensteine 
805;  Pigmentablagerung  L d.  D.-inus- 
kulatur  858:  Wirk.  gew.  Gifte  auf  die 
Darmbewegung  812.;  Darmausbruch 
829 ; Dünudarmpillen  927. 
Dauerverband  911. 

Dcrmatin  s.  Haut. 

Desinfection,  Sonnen-D.  742. 

Dextrose  317. 

Diabetes,  Heidelbeerblätterextract  b.  D. 
112:  Kniereflex  b.  D.  224 : D.  mit 
mildem  Verlauf  424;  Sensibilitätsstör, 
b.  D.  5LU  Ueber  D.  588,  850j  Gan- 
grän b.  D.  005 : Lacvulose  b.  D.  621 : 
Sympathieus  b.  D.  023. 

Diarrhoe,  D.  b.  Ruhr  203 : Carbolpillen 
b.  D.  54u. 

Diaskopie  138, 

Diazoreaction  383. 

Digitalinum  verum  770. 

Dilatator,  Neuer  D.  f.  d.  Speiseröhre  80 
Dinitrobenzol  303. 

Diphtherie,  Bhdl.  d.  D.  158,  734; 
Schwefel  b.  D.  830 : Ü.-Antitoxin  552. 
793,  390,  US,  808,  840,  Ü04(Serumthe- 
rapie) ; D.-Uebertragung  durchMilch  78, 
211 : D.-bacill.  409,927.  927:  D.-Epid. 
4.71 ; Intubation  b.D.  135:  Terpentin  b. 

D.  £L23j  D.-Nicre  298,  3Mi  D.-Herz 
399:  Hemiplegie  b.  D.  142;  Paralyse 
b.  D.  239:  Prognose  d.  D.  040 

Diurctieuin,  Coffein s ulfosäure  als  D.  287. 
Diuretin  189,  010. 

Druck  lähmung  353,  181. 

Drucksonde,  D.  b.  Hörstörung  382. 
Duboisinum  142,  877. 

Dünndarmpillen  927. 

Dysenterie,  D.  u.  Leberabeess  077. 
Dyslcxie  809. 

E. 

Echinococcus,  E.  d.  Halses  187:  E.  L 
Wirbelkaual  559 ; E.  d.  Leber  559 
Ecehondrosis  physalifora  739. 

Eclampsia  358,  703.  s.  a.  „Geburtshülfe 
u.  Kinder.“ 

Eicralbumin  020. 

Eisen,  E.  L d.  Milch  444. 

Eiterung,  Duellen  d.  E.  50;  E.  L d.  Nase 
142 : Indicanaussehcid.  b.  E.  748. 
Eiweiss,  E.-vcrdauende  Fermente  108 : 

E,  L d.  Niere  130,  Sccretion  d.  E.- 
Driisen  195:  Mucoid  L Hühncr-E.  434: 
E.  L Ham  s.  Harn  . Hühner-E.  507 : 
Oxydation  d.  E.  052:  Fäulniss  d.  E. 
804 ; pflanzliche  E.-Stofle  813;  E.  L d. 
Tuberkelbaeilleu  830. 


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Sach-Register. 


»33 


Elastische  Fasern.  Rückbild.  <i.  K.  805. 

Electricität,  Stoffwechcl  d.  Zitterrochens 
23:  Franklinisation  b.  Hautkrankheiten 
115;  Leitungswiderstand  b.  traumat. 
Neurosen  46;  Wirkung  d.  constantcn 
Stromes  a.  Mikroorganismen  fiü:  elcc- 
trisebe  Erregbarkeit  bei  veralteten 
Lähmungen  143 : Electricität  in  der 
Gynäkologie  144,  159:  Magenelcctri- 
sation  152:  elcctr.  Schröpfkopf  159, 
Electricität  bei  Drucklähm.  d.  Nerv, 
radialis  1S1 : über  Inductionsstrome 
393 : Electrisation  409 : Gumpertz’sche 
Anomalieen  b.  Bleivcrgift.  4iil ; elcctr. 
Reizbarkeit  b.  Beri-Bcri  141;  gynäkol. 
Elcctrothcrapie  479:  Electrodynamo- 
meter  495:  electr.  Erregbarkeit  des 
peripheren  Nervensystems  509 : Tod 
d.  E.  588:  electrofaradische  Anästhesie 
799;  Scheintod  durch  E.  826;  E.  L 
d.  Gynäkologie  832. 

Ellbogengelenk,  Erakt.  d.  E.  749. 

Embolie,  Parenchymzellcn-E.  ü2j  Kennt- 
d.  E,  171 ; Fett-E.  705. 

Embryo,  Infect.  d.  E.,  s.  Mikroorganis- 
men u.  Geburtshilfe;  zusammenge- 
wachsencr  E.  339. 

Emmenagag.  s.  Gynäkologie. 

Empyem.  E.  d.  Pleura  62j  Heilung  d. 
E.  178:  E.-Bhdl.  53Sj  Zwischenfall  b. 
E.-Opcration  622. 

Endocarditis,  E.  gonorrhoica  liu  s.  a. 
Herz. 

Endofheliom  s.  Geschwülste. 

Entartungsreaction  217. 

Entwicklung,  Störung  d.  E.  nach  Ver- 
letzung 842. 

Enuresis  nocturna  330. 

Epilepsie  127.  159,  383,  555.  592,  071. 

Epiphysenknorpel,  Reizung  d.  E.  302. 

Epistaxis  022. 

Erblichkeit  45* 

Erhängen,  Ueber  E.  90,  100,  208. 

Ernährung,  Bed.  d.  Asparagin  f.  d.  E. 
148. 

Erschütterung,  Bed.  d.  E.  433. 

Erysipel  128,  238,  445,  495,  54L  SÜL 

Erythem  s.  Haut. 

Erythrin  8Ü, 

Erythroinclalgic  231,  705. 

Eucalyptus,  E.  b.  Masern  189. 

Exalgin  45. 

Exophthalmus,  E.  traumat,  714. 

Exostosen,  cartilaginärc  E.  ISO : s.  meist 
Knochen. 

Exothyropexic  374. 

Extractum  fol.  myrtill.  112. 

Extremitäten,  Amputation  d.  E.  027. 


F. 

Facialis,  F.-Lähm.  270.  330. 

Färbemethode,  F.  zur  Diagnose  d.  Dia- 
betes 8.50. 

Earbenemplindung,  F.  nach  Intoxicat, 
734. 

Fäulniss,  F.  L Darm  253.  857,  858; 
Autoiutoxication  durch  Darm-F.  300. 

Favus,  F.-Pilz  255. 

Feldmäuse,  Vertilg,  d.  F.  durch  Lö£fler94. 

Femoralis,  Verletz,  d.  ven.  F.  580. 

Fermente,  Eiweissverdauende  F.  108; 
Nahrungsmittel-F.  412 ; Eiweisslösende 
F.  502. 

Fermentationen,  Ueber  F.  202. 

Ferratin  130.  220.  303. 

Fett,  Eiweissersparung  durch  F.  372; 
F.  d.  Frauenmilch  121  845.  E.  L 
Magen  732. 

Fettembolie  1115. 

Fettgewebe.  Atrophie  d.  F’.  731 : Ent- 
zündung d.  F.  731. 

F’ettmast  037. 

Fibrin  14L  168,  04 f. 

F’ibrinogen  041,  873. 

F'icbor,  Stoffwechsel  L F'.  244 : Theorie 
L F'.  392 ; Guajacol  b.  F'.  4111 : Wasser- 
retention  L F’.  527 ; Blutdruck  L F\ 
706:  Kindbett-F'.  s.  Geburtshilfe. 

Filaria  sanguinis  45. 

Finger,  Verwacheung  d.  F'.  141;  F.-Ver- 
reuk.  539. 

Fistel  s.  a.  a.  Orten. 

Pixirungsmittel,  Neues  E.  845. 

Fleisch,  Vertheil.  d.  Stickstoffs  L F’l. 
833. 

F’leischextract  341. 

FTeischconserven  223. 

F'leisehmast  222. 

F’leischmilchsäure,  F’.  L Harn  706, 

F'lcischnahrung,  llundcharn  nach  F.  493 

F’lcischpepton  34 1 . 

F'ormaldehyd  429. 

F’rauonmilch,  F'ett.  d.  F’.  721.  845. 

F'rcmdkörpcr,  F’.  L Nerv,  occipitalis  335 : 
F.  L Larynx  364 : F.  i.  d.  Athmungs- 
wegen  389. 

Fremdkörperriesen  zellen  511 L 

F'ricdreich’sche  Krankheit  6.8 1.. 

F’rosch,  Kreislauf  L d.  Membrana  nicti- 
tans  d.  F’.  145,  162. 

F’roschherz,  Gummilösung  als  Nähr- 
flüssigkeit f.  d.  F.  134. 

F’uss,  Plnttfuss  s.  Plattfuss. 


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934 


Saoh-Register. 


ß. 

Galle,  Secretion  d.  G.  66j  N.  L d.  G. 
50:  Lebcr-G.  d.  Menschen  2:58 ; 

Schweine-G.  333;  Absond.  d.  G.  444 ; 
Austreib,  d.  G.  515;  Chirurgie  d.  G. 
520 : Kenntniss  d.  G.  685:  Saure  der 
menschlichen  G.  026. 

Gallenblase,  Krebs  d.  G.  206 ; Chirurgie 
d.  G.  246 ; Typhusbacillus  L d.  G.  911. 

Gallenblasengang,  Verschluss  d.  G.  790. 

Gallenfarbstoff,  G.  L Harn  341. 

Gallengang,  Verschluss  d.  G.  293 : Ent- 
zünd. d.  G.  414;  Tubercul.  d.  G.  642. 

Gallensäure,  G.  L d.  Nebennieren  liL 

Gallensteine,  G.-Kolik  3ib  Darm  Ver- 
schluss d.  G.  805:  G.-Bildung  830. 

Ganglienzellen  916. 

Ganglion  coeliaeum.  Bedeut,  d.  G.  435. 

Ganglion-Gasseri,  Entfern,  d.  G.  660. 

Gangrän,  Spontan-G.  111 ; diabetische 
G.  605 : G.  d.  Penis  605. 

Gase,  Wirkung  giftiger  G.  336. 

Gasphlegmone  750. 

Gastrotomic  s.  Magen. 

Gaumenspalte  307,  334. 

Geburtshilfe,  Untersuchung  intra  partum 
12  : Ovarialtumor  bei  Gravidität  1 6 : 
Anwendung  der  Blase  von  Champetir 
de  Ribes  4Sj  Cholera  u.  Schwanger- 
schaft 48,  Verleg,  d.  Beckenhöhle  91j 
Eclampsie  96;  Operation  der  Blasen- 
scheidenfistel 198:  Bhdl.  d.  Uterus- 
librome  144 ; Einleitung  d.  Abortus 
durch  den  electr.  Schröpfkopf  159; 
In versio  Uteri  160:  Mechanische  Dila- 
tation des  Muttermundes  191 : Der- 
moideyste  d.  Eierstockes  192;  Extra- 
uterinschwangerschaft 208 : Puerperale 
lnfection  219 : Svmphvseotomie  1 56, 
1S4  ^16,  354j  Uterusrotation  240: 
monströser  Foetus  240 ; Scharlach  L 
d.  Schwangerschaft  256 ; Abortus  288j 
Zange  als  Hebel  144:  Blutung  in  die 
Placenta  390 : Schussverletzung  des 
schwangeren  Uterus  336;  Eclampsie 
358 : Blutung  368 : Verhalten  des 

Embryo  gegen  lnfection  296 : Geburts- 
verbäl’tnisse  im  frühen  Lebensalter 
443:  Pemphigus  pucrperalis  447. 

Symphrseotomie  448 : Kaiserschnitt 
464,  512:  puerperale  Lactosuric  484: 
Ovariotomie  post  partum  496 : Selbst- 
infectionsfrage  427.  534:  Stickstoff- 
wechsel in  dem  Puerperium  546 : 
Osteomalacia  ccrea  560 : Extrauterin- 
schwangerschaft 602:  Anheftung  des 
Eies  an  die  Uteruswand  640:  l’orro- 
Operation  655 ; Placenta  membrana- 


cea  und  Placenta  praevia  656 ; Albu- 
minurie im  Anschluss  a.  d.  Geburts- 
act 665:  Symphyscotomie  684:  Ursa- 
chen des  rechtzeitigen  Geburtsantrittes 
710:  Bestimmung  des  Geschlechtes 
719;  Cervicalschwangerschaft  720 : 
Ueber  die  vom  Mastdarm  ausgehenden 
Geburtsstörungen  747 : Eclampsie  763 : 
Ovariotomie  b.  puerperaler  Sepsis  768  ; 
Geistesstörung  b.  Gravidität  u.  Puer- 
perium 795.  Toxämie  b.  Schwanger- 
schaft SOO;  Wehenschwäche  844 : 
lieber  die  Grenzen  der  künstl.  Früh- 
geburt 84S:  Technik  der  Einleitung 
der  künstl.  Frühgeburt  879:  Dctritis 
dissecans  pucrperalis  880:  Hemiplegia 
puerperalis  895:  Antiseptik  d.  G.  896. 

Gehirn.  Meningitisartige  Symptome  hyste- 
rischen Ursprunges  4Ä:  Sinusthrom- 
bose 46,  308,  375:  extraduraler  Abs- 
eess  US:  Embolie  d.  Hirnarterien  LI1 ; 
Ilirnabscess  187,  441.  487,  783 : Pro- 
gressive Paralyse  bei  einem  15jährig. 
Mädchen  Läl : Rindenaffection  b.  Psy- 
chosen 207 : Pachymeuingitis  externa 
264:  G.-Punction  285 : G.-Cvsten  299 : 
Aphasie,  Hemianopsie.  Farbenblindh. 
303:  G,-ruptur  304 : Hirntumor  331 , 
404,492,  741.749.  503:  Al  lg.  Paralyse 
354 : Urämie  u.  Rindenblindheit  365 : 
Aphasie  366:  G.-Chirurgie  413:  latente 
G.-Herde  415:  G. -Blutung  441 : Menin- 
gitis serosa  447 : G.-Nervenlähmung 

■505 : G.-ehirurgie  5S5 : G.-Syphilis  589: 
Cerebrale  Hemiplegie  600:  Posthemi- 
plegische  Schmerzen  650:  Syphilis  u. 
nllg.  Paralyse  650 . 895 : Cerebrale 
Kinderlähmung  717 : G.  d.  Atmung 
882 : G.-Briiche  902:  cerebrale  Läh- 
mungen 993 

Gehörgang  920. 

Geisselfärbung  766. 

Gelatine,  Ersatz  d.  G.  637. 

Gelbfieber,  Salol  b.  G.  64;t 

Gelenke.  Kieferankylose  L3,  rctroglc- 
noidalc Luxation  üib  Arthrogcnc  Kicfcr- 
klemme  21b  Synovia  OSi  Verrenk,  d. 
Cbopart’schen  Gelenkes  109:  Knic-G.- 
Resection  125:  Arthritis  blenorrlioiea 
191 : Bcbdl.  d.  G.-Tuberculose  285: 
Reizung  des  Kpipbysenknorpels  302 : 
Spondylolisthesis  380  -.  Kenntnis  der 
G.-Körper  4.27-  Verrenkung  von  Fin- 
gern und  Zehen  539 : Arthritis  blen- 
norrboica  540:  G.-Rheuinatism.  54J ; 
Kniegelen  krcscction  565:  Osteoarthro- 
pathie  hypertroph.  pncumonif|ue  607 : 
Zcrreissung  der  Kuiegelenkszwischen- 
scheibc  638 ; Lux.  im  Hüftgelenk 
733 : Tuberculose  des  Hüftgelenkes 


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Sach-Register. 


03.3 


730;  Ellbogengelonkbrüohc  740;  Zer- 
reissurig  d.  Bänder  i.  Kniegelenk  IUI; 
Luxatio  tali  126;  acetabulärastitische 
Becken  abscesse  813:  Schulter-G.-Luxa- 
tion  831 ; Tuberculose  Gonitis  839: 
Congestionsthcrapie  b.  G.-Tubereulose 
874 : Kniegelenkanchylose  919. 

Genitalien,  Nerven  d.  wcibl.  G.  9 1 5. 

Gerichtsarzt.  Compendium  für  d.  G.  576. 

Geschlecht.  Bestimm,  d.  G.  710. 

Geschmacksknospen  221 . 

Gcscbmackstörung.  G.  b.  Trigeminus- 
lähmung 93. 

Geschwülste.  G.  d.  Leber  s.  Leber;  Li- 
poma  retroperitoneale  llh  G.!d.  Knochen 
s.  Knochen;  G.  d.  Haut  s.  Haut:  G. 
d.  weib.  Sexualorgane  s.  Gynäkologie; 
G.  d.  Gchins  s.  Gehirn ; G.  d.  Rücken- 
mark s.  Rückenmark:  G.  d.  Kehlkopfes 
s.  Kehlkopf:  G.  d.  Magens  s.  Magen; 
Allgemeine  Carcinomatose  Ql:  Lungen- 
krebs 1 ~>fi : Krebs  der  hinteren  Nasen- 
gegend 132;  Endotheliom  d.  I’achy- 
meninx  spinalis  1 98 : Echinococcus  d. 
Halses  187 : Operat.  d.  adenoid.  Ve- 
getationen 208 : Cnrcinom  d.  Gallen- 
blase 207 : Lipom  d.  vord.  Bauchwand 
270:  Tumor  sacralis  congenitus  317: 
cavcmöse  Angiome  der  Zunge  318, 
333 : Entstehung  v.  Hirngeschwülsten 
342 : Aneurysma  s.  Aneurysma;  Krebs 
d.  Beckenbodens  367 ; der  Krebserreger 
369:  Kropf  s.  diesen ; Malignes  Lym- 
phom 412:  primäre  Geschwülste  des 
Sehnerven  420 : Erysipelimpf,  gegen 
maligne  Tumoren  443:  acute  Sarco- 
matose  437 : Tumor  b.  e.  Kinde  460: 
Cnrcinom  u.Tubercu lose.5 1 8 : Fibrom  d. 
Gchöreinganges  324 : Angeb.  Epithe- 
liome 338 : Echinococcus  s.  Echinococ- 
cus: Polymastie  373 ; Transformat  d. 
G.  d.  Highmorshöhle  374:  Granula- 
tionsgeschwülste  379 : Lymphosarco- 
matosis  d.  Pharynx  640:  Myxosarcom 
d.  Rachenhöhle  631 : Zungenkrebs 

643 : Gliolibrom  d.  Acusticus  646: 
Psammom  749 ; Cysticerus  d.  Haut  2411 ; 
Pankreascyste  764 : Lipom  764.  765: 
muskuläres  Osteom  772. 

Gesicht.  G. -Muskelschwund  154.  928 : 
Schuss  L d.  G.  883. 

Gewebe.  Tod  d.  G.  387 : Oxydations- 
ferment d.  G.  913. 

Gicht  306. 

Gifte,  krampferregende  G.  .344.  880 : Dif- 
fusion d.  G.  L Leichen  832 : Wirk.  d. 
G.  a.  d.  Darmbewegung  872. 

Giftmord  144. 

Gigantisinus  4.63. 

Glandula  pituitarin,  Psamom  d.  G.  740. 


Gliolibrom,  G.  d.  Acusticus  647. 

Gliosis  spinalis  103, 

Globulin  461. 

Glottiskrampf  878. 

Glyccrinphosphorsäure  713. 

Glycocoll,  Best.  d.  G.  637. 

Glvcogen  49;  Darstell,  d.  G.  8Jj  G.  d. 
Muskeln  333 : G.  nach  Holzzuckerfüt- 
terung 626;  Säureabbau  d.  G.  632 ; 
G.  ij  d.  Muskeln  812. 

Glyeogenie  796:  s.  a.  Zucker. 

Glycosurie  484,  495.  850. 

Gonococcus  733. 

Gonorrhoe,  Ueber  G.  283 ; Endocarditis  b. 
G.  13j  Behänd),  d.  G.  47j  411 : Eiter 
b.  G.  155;  Arthritis  b.  G.  191.  340 : 
Steinbildung  b.  G.  203 : Alumnol  b.  G. 
752 : Bhdl,  d.  G.  795. 

Granulationsgeschwülste  579. 

Guajacol,  G.  b.  Tonsillitis  382:  G.  b. 
Fieber  491 ; G.-Vergiftung  536 : G., 
äusserlich  angewendet  847. 

Gummilösung,  G.  als  Nährflüssigkeit  784. 

Gumpertz'sche  Anomalien  431. 

Gynäkologie.  Ovarialtumor  b.  Gravidi- 
tät UL;  Axendrchung  der  Ovarialge- 
schwülste  Bauchfelltuberculose  48 ; 
Primäre  Genitaltubcrculose  52;  Adnex- 
operationen 64_i  Uterusinversion  im 
18.  Lebensjahr  IfL;  Adnextuberculose 
SO:  Uterusexstirpation  90.  107 ; Cervix- 
myom 91j  Heflexio uteri  112:  Gleich- 
zeitige Extra-  und  Intrautcringravi- 
dität  139 : Dcnnoidcyste  des  Eier- 
stockcs  als  Geburtshindernis  192 : Ver- 
wendung d.  Moorbäder  124:  Lapa- 
hystcrotomie  236 ; Uterusrotation  240; 
Gewächse  der  Utcrusschleimhaut  240 : 
Tuben-  u.  Ovarienorkrank.  236 : Magen- 
u.  Frauenleiden  268 : Zellgewebsent- 
zündung 272;  Metrosalpingitis  284 ; 
Durststillung  nach  Laparotomie  288: 
Vagin.  Uterusexstirpation  337 : Krebs 
d.  Beckenbodens  367 : Blutungen  368 : 
Hystcrectomie  368:  Gefahr  d.  Scheiden- 
pessare 395 : Genitaiproiaps  400:  Bcd. 
d.  Urobilinurie  für  d.  Gynäkologie  396 : 
Beckenperitonitis  416:  Schwämme  u. 
Gazestreifen  L d.  Bauchhöhle  nach 
Laparotomie  4 1 6 ; Urctercn  - Cervix- 
fistel 432 : Stiel  Versorgung  bei  Myoto- 
mie 448:  Gynäkologie  u.  Electrothe- 
rapie  479:  Ovariotomie  post  partum 
496:  Thure  Brandt' sehe  Massage  496: 
Cystenbildung  in  Uterusmyomen  307 : 
Ovariotomie  512  : Uterusfibrom  533 : 
80  Laparotomien  543:  Pyosalpiux  343: 
Submucöse  Myome  37 1 : Fibrome  und 
Uterus  376:  Dermoidcysten  576:  Va- 
ginale Hystcrectomie  387 : Ovarial- 


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Sach-Registor. 


!I3fi 


sarcom  392 ; Mctritis  ti.  Menstruation 
008 Ventrofixation  620:  Salpingotomiu 
(124 ; Uterusprolaps  040 : Ovariotomie 
640:  Uterussarkom 659;  Teratoma  ova- 
rii  672;  Hysterectomie  b.  Uterusprolaps 
668;  lieber  Zurück  lass.  d.  Ovarien  688'; 
Dysmenorrhoe  711;  Sterilität  7 1 9 ; Di- 
latation d.  Muttermundes  719 : Oxal- 
säure als  Emmenagogum  720;  Cervi- 
cnlschwangerschaft  720:  l'torus  ac- 
cessorius  736.  Stenose  d.  l’terushalses 
736 : Mctritis  736 ; Laparotomieteehnik 
768;  Ovariotomie  b.  Sepsis  768;  post- 
typhöse  Eiterung  von  Ovarialcystcn 
784 ; Eiektrieität  L d.  Gynäkologie 
832  Thuja  occidentatis  als  Emmena- 
gogum 832  Behänd),  d.  Salpingitis 
871 : Parametritis  879 : Zwei  seltenere 
gynäkologische  Fälle  812;  Wundstarr- 
krampf 801 ; Uämatoccle  02.'). 

M. 

Haekenfuss  222. 

Hals.  Echinocuccus  d.  IL  187 ; Aneu- 
rysma a.  IL  344 -.  H.-Krankh.  durch 
Kanalgas  782. 

Halsfistel  42. 

Halswirhel,  Verl.  d.  IL  28. 

Häinatemesis,  Ipecaeuanha  b.  IL  224. 

Hämatin.  124,  307. 

Hämatocele  023 

Hämatnporphyrin  124. 

Hämatoporphyrinurie  493.  53.7. 

Hämaturie  884. 

Hämin  269. 

Hammelhirnextractinjection  310. 

Hämoglobinurie  632. 

Hämophilie  237. 

Ham.  Tag-  u.  Xaeht-H.  13:  Kohlehy- 
drate L IL  Wasser-  u.  Stickstoff 
L IL  Mh  Thior-H.  6L:  Chylurie  4L; 
H.-sccretiim  65;  Albuminurie  96.  230. 
333.  663 : Alkapeptonurie  98;  Pepton 
L IL  113;  Toxine  L IL  141 ; Gallen- 
farbstoffe L IL  341 : Urämie  s.  Urä- 
mie; l’epton  L IL  386 : Urobilinurie 
396 : Albuminurie  408;  Beitrag  zur 
Lehre  d.  H.-Absondentng  44 S:  Eiweiss 
L IL  476:  Nuclcoalbuminuric  477 ; 
Glycosurie,  Laetosurie  484 : Hämato- 
porphyrimirie  403,  337 : Hundebarn 
nach  Fleisehnabrung  403:  Glycosurie 
403  : Harneylinder  300 : Best.  d.  Harn- 
säure u.  Xanthinbasen  L IL  3 1 4 ; Cv- 
lindrurie  333 ; Schwefel  L IL  33" : 
Hämoglobinurie  des  Kindes  632:  Al- 
buminurie nach  dem  Geburtsort  663.: 
Methan  L IL  712:  Stickstoff  L 11.  732 : 


Aufbewahrung  d.  IL-Scdimente  755; 
Pneumaturie  750;  IL  b.  Psychosen 
767 ; Kohlehydrate  L IL  790;  Fleisch- 
sänre  L IL  ~96:  Harneylinder  701» : 
Aceton  L IL  833 : Ptomainc  L IL  ISO ; 
Cystin  L IL  802 ; Hämaturie  884 ; Mel- 
liturie  911 ; IL  bei  Keuchhusten  912: 
Indicanurie  923. 

Harnblase,  Verletz,  d.  IL  LL  Dehnbar- 
keit d.  IL  221 ; Ruptur  d.  IL  116.  749. 
820 : congenit.  Erwcit.  d.  JL  1 92 : Ope- 
rationen d.  H.  137 ; -Steine  u.  Tripper 
205;  Tumor  d.  IL  460;  Durchlässig- 
keit d.  IL  für  Gase  497 : Centrum  für 
d.  IL  360 : Hernie  d.  IL  669:  Missbil- 
dung d.  IL  861 ; Cystitis  870:  Stcin- 
schnitt  s.  diesen:  Resorption  durch  d. 
IL  893. 

Harneylinder  799;  s.  a.  naru. 

Harnleiter,  Resect.  d.  IL  61j  H.-Srhei- 
denfistcl  432 ; Undurehgängigk.  il.H.HTo. 

Harnorgane,  Pichi  b.  Erkr.  d.  IL  LL 

Harnröhre,  Urethritis  posterior  38j  Cy- 
slitis  colli  283-,  Mikroben  d.  IL  382 ; 
Entzünd,  d.  IL  479;  Strictur  d.  LL 
576;  Missbild.  d.  IL  861 ; Carunkeln 
d.  IL  709:  Photographie  des  Inneren 
d.  IL  768 

Harnsäure.  Fällbarkeit  d.  IL  411:  Tren- 
nung d.  IL  41 ; Best.  d.  IL  514. 

Harnstein  60j  764. 

Harnstuffgehalt  910. 

Haut,  Behandl.  d.  Psoriasis  1U,  924 : Wirk, 
d.  Wärme  b.  Trichophytie  47_;  Acho- 
rionarten  59y  Erythema  multiforme  u. 
Purpura  63:  Hautschienen  TJn  Derma- 
titis herpetiformis  HL;  statische  Elec- 
trieität  b.  Hautkrankheiten  93j  The- 
rapie d.  Lupus  96:  Spontangangrän  b. 
Hysterie  111:  Epidermolysis  bullosa 
hereditaria  111;  Tinea  imbricata  128: 
Erysipel  128;  Lepra  1SL  321 ; Schweine- 
rothlauf 1 34  : Diaskopie  b.  Hautkrank- 
heiten 138;  Hautkrankheiten  u.  Ver- 
dauungsstörungen 143:  Lepra  tuberosa 
143;  Hydrotherapie  b.  Hautneurosen 
1 39 ; Resorptionsvermögen  d.  Haut  1 84  -. 
Masern  s.  Masern;  multiple  Myome  d. 
IL  191 ; Selerodermic  190.  223:  Xu- 
clein  b.  Lupus  208 ; System  d.  Haut- 
krankheiten 224 : Hautreflexe  238:  Fa- 
vus 233 : Tubcrculose  d.  H.  281 ; Cheiro- 
pompholix  288 ; Asthma  ti.  Psoriasis 
288:  Porokeratosis  336 : Behandl.  v. 
Hautkrankh.  in.Thyreoideaextract  336 : 
Acne  vulgaris  367 ; Autointoxications- 
crytheme  3(HI-  Leukoderma  337 : Ery- 
sipel s.  Erysipel : Bebdl.  d.  Schweiss- 
fiisse  380;  .lodoformdermatitis  400 : 
Hautplastik  413:  Pemphigus  puerpe- 


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Sach  Register. 


937 


ralis  147  ■_  Tuberculosis  cutis  142;  be- 
haarter Naevus  4t>4 : Arznoiausschliige 
47') Dermatitis  herpetiformis  495:  (ic- 
sich  tserysipel  495 : Lepra  anaesthetica 
512:  Lichen  scrophulosorum  532:  Wirk. 
<1.  Sonnenstrahlen  auf  d.  H.  542 ; elasti- 
sche Fasern  d.  1L  542:  Alopecia  are- 
ata  5l)Q : Pachydermie  559 ; neuro- 
tisches Eezem  592 : Bacterien  d.  Acne 
590:  über  Acne  601 : Spina  bilida  oc- 
culta  mit  Hypertrichosis  608;  Urtica- 
ria infantum  608:  Hautplastik  612 ; 
Hauthörner  d.  Augcnadnexa  624 : Ich- 
thyosis  624:  Thyreoidextract  gegen 
Hautaffectionen  619 ; I’haneroskopie  b. 
Lupus  636:  Nerven-Naevus  651 : Haut- 
pigmentation  nach  Psoriasis  672;  Le- 
pra 672;  Albinismus  u.  Canities  688: 
Perspiration  b.  Hautkrankheiten  709 : 
Psorospermien  b.  Hautkrankheiten  718: 
Hydroa  vacciniforme  719:  Entzündung 
u.  Atrophie  des  subcutanen  Fettgewe- 
bes 731 : Lupus  vulgaris  735 : Cysti- 
cercus cellulosus  d.  IL  746;  Jod  b. 
Psoriasis  77.8;  Lanolin.  Adeps  lauae 
784:  Pemphigus  vegetans  910:  Haut- 
veränderungen b.  Spina  bifida  916 : 
Lupus  teleangiectodes  932 ; Lichen  943: 
Färbung  von  Mikroparasiten  a.  d.  Ober- 
fläche d.  Körpers  S48;  Hautnarben 
879:  Sklerodermie  879 ; Sarcomatosis 
cutis  996 : Nerven  in  spitzen  Condy- 
lomen 912 : Kcratosis  u.  Meianosis  929, 

Hautplastik  413. 

Heilserum  — Behring  s.  Diphtherie. 

Hemihypertrophie  304. 

Hemiplegie,  IL  b.  Diphtherie  142. 

Hernie  s.  Bauch. 

Herz,  Kinfl.  d.  Atropin  auf  Bradykardie 
SL;  Endocarditis  gonorrhoica  15j  sel- 
tene IL-fehler  45a  Wirk.  v.  LL-giften 
auf  d.  Auge  62;  functionclle  Iosufti- 
cienz  d.  IL-klappen  72j  idiopathische 
H.-vergrösserung  103:  Beobachtungen 
am  Rmbryo-Il.  140:  Coffein  b.  BL: 
krankheiten  1 90 : Fraginentatio  myo- 
cardii  222:  Innervation  d.  Bulbus  aor- 
tae  d.  Frosch-Il.  225;  Fragmentation 
d.  link.  Ventrikels  237:  H.-thromhi  n 
266 : Ernäbning  d.  9äugethier-H.  305; 
H.-nniskelchemie  317:  Rhythmophon 
321 ; H, -Verlagerung  350 : Physiol.  d. 
II  385 : Tabes  mit  H.-affeetion  394: 
Diphlherie-11.  399:  Myxom  d.  IL  415; 
Versuche  am  suspendirten  IL  417 : II  - 
störungcu  b.  Chlorose  441 : Verstärk, 
des  zweiten  Pulmonaltons  bei  Peri- 
typhlitis 654:  Taehycardic  b.  Phthise 
679:  Mitralstenose  759:  tSummilösung 
als  Nährflüssigkeit  für  das  Frosch  -11. 


794 ; idiopathische  IL-schwiiohc  325 : 
Divertikel  d.  II.  929 : functionclle  Kreis- 
laufstörungen 965 -.  Wirk.  d.  Alkohol 
aut  das  Froschherz  990. 

Herzgifte,  Wirk.  d.  H.  a.  d.  Auge  62. 

Hexamethylentetramin,  Wirk.  d.  II.  397. 

Highmorshöblc,  Entzünd,  d.  IL  429;  Tu- 
moren d.  IL  574. 

Hippursäure,  IL  L d.  Nebennieren  I .'1. 

Hoden,  H.-entzündnng  713. 

Holzzucker,  ll.-fiitterung  626. 

Hufsplitter,  II.  L Schädelbruch  477. 

Hüftgelenk  s.  Gelenk. 

Hühnerei,  Brüttemperatur  f.  d.  II.  764. 

Hühnereiweiss,  Mucin  L II.  434. 

Hühnercholera  223, 

Hund,  IL  ohne  Grosshiru  545 : Hungern- 
der IL  517. 

Hutidswuth  271.  309. 

Hunger,  Bild.  d.  Kohlehydrate  b.  IL  211 : 
Blut  b.  IL  723:  IL  u.  Muskelkraft  926. 

Hyalindegeneration  fi&lL 

Hydroa  vacciniforme  7 1 9. 

Hydrocele,  Behandl,  d.  IL  431 . 

Hydronephrose  s.  Nieren. 

Hydrotherapie  s.  Wasser. 

Hyoscinum  hydrobromatum  716, 

Hyper-Leucocytose  654. 

Hypertrichosis  603. 

Hypnotismus,  IL  u.  Psychose  778. 

Hypothermie.  IL  b.  Typhus  ISO. 

Hysterie,  II.  u.  Tetanie  45j  IL  u.  Me- 
ningitis 44:  Simulation  b.  IL  111; 
Hemiplegie  b.  H.  234 : Vagusneurosen 
b.  IL  211 ; über  IL  473,  634:  Stottern 
b.  IL  495 : JL  b.  Manne  979:  IL  b. 
Kinder  912. 


L 

Ichthyol  269.  397.  557. 

Icterus,  infcctiöser  L 206. 

Idiotie.  Chirurg.  Behandl.  d.  L 767,  793. 

Itiacn.  Unterbind,  d.  Art.  L 429. 

Immunisirung.  I.  geg.  Schlangengift  504. 

Immunität.  Ueber  L 775;  Tetanus-1.  377 : 
natürliche  L 924  ; s.  a.  Tetanus,  Diph- 
therie etc. 

Impotenz  320. 

Incubation,  L-.friai  364. 

Indican,  L-Ausseheid.  b.  Eiterung  749. 

Indicanurie  923. 

Inductionsstrom  s.  Eleetricität. 

Infcetion,  L mit  pyogenen  Kokken  997. 

Infectionskrankheilcn,  L u.  Leukämie  94j 
Harn  b.  L 141. 

Influenza,  Venenthromben  b.  L 1 10: 
Psychosen  b.  L 136 : 1. -Bacillus  599 : 


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Sach- Register. 


938 


Neuritis  nach  L 718;  LzPucumonie 
9112. 

Intubation  135.  509.  863. 

Ipecacuanha  224. 

Iris  s.  Auge. 

Ischiadicus,  Schuss  L d.  L 46. 

Ischias,  L scoliotiea  183. 

Isochinolin  64. 


J. 

Jod,  J.  b.  Psoriasis  779. 

Jodinjcction,  J.  L d.  Glaskörper  676. 
Jodoform  363,  400. 

Jodreaction  428, 


K. 


Kalb,  Tubereulose  beim  K.  414. 

Kali  ebloricnm  367. 

Kali  hypermanganicum , lieber  K.  480; 
Oxydat.  d.  Eiweiss  m.  K.  652 : K.  gegen 
MorphiDvergift.  720;  K.  als  Antidot 
800 

Kalk,  Resorption  d.  K.  167. 

Kanalgase,  Schädlichkeit  d.  K.  782. 

Kanincheozunge  221. 

Käse,  K.-Gift  318.  736. 

Kehlkopf,  Asynergia  vncalis  UL  K. -Ex- 
stirpation 109;  K. -Diphtherie  s.  Diph- 
therie; Kehlkopflähmung  173:  Demon- 
stration d.  laryngoskopischen  Rüder 
237 ; Fremdkörper  L K.  364;  Laryn- 
gitis librinosa  414  ; Laryngofissur  422; 
Kreosot  b.  K.-Tuberculose  446 ; Drii- 
senepithelkrebs  d.  K.  402:  Sprechen 
ohne  K.  478:  Intubation  509,  863; 
Fibrom  d.  hinteren  Ii.-wand  510; 
Milchsäure  b.  K. -Leiden  558;  Thvreo- 
dcctomic  590;  Oedom  d.  K.  606 : In- 
nervat.  d.  K.  606,  638;  K. -Geschwür 
b.  Lordose  814:  K.-Phthise  829:  Mo- 
dulationsfähige Stimme  nach  K. -Ex- 
stirpation 838 : Glottiskrampf  378: 
Prolaps  d.  Morgagni'schcn  Ventrikels 
376. 

Keratitis  s.  Auge. 

Keratosis  u.  Melanosis  928, 

Kern,  Degeneration  d.  K.  361. 

Ketone,  K.  L Körper  496. 

Keuchhusten  303,  670.  912. 

Kiefergelenk,  Ankylose  d.  K.  13_,  s.  a. 
Gelenk. 

Kieferhöhle,  Entzünd,  d.  K.  429. 

Kiefcrklcinmc  22. 


Kinder,  Ernähr,  d.  K.  56j  Empyem  b.  c. 
Kinde  62j  infcctiöser  Darmkrankh.  d. 
K.  TL  Meläna  b,  Neugeb.  77 : decal- 
cinirte  Milch  78j  Asphyxie  d.  K.  94: 
K. -Lähmung  137 ; Pepton  im  Säug- 
lingsmagen 179;  Spiegelschrift  b.  K, 
204:  Sclerodermie  d.  K.  223:  Ileus 
b.  K.  238 : Säuglingsernährung  234: 
K.-Krämpfe  287 : Mittelohrciter.  b.  K. 
347 ; angeb.  Lungendefect  330 : Hy- 
perplasie d.  K.  440;  Tnraor  b.  e.  K. 
460 ; Infect,  des  Säuglings  470; 
Asphyxie  d.  Neugeb.  479 ; T uberculosc 
d.  K.  494:  Lungenentziind.  d.  K.  584; 
Tuberculosc  b.  K.  591 ; Starrkrampf 
von  Neugeborenen  687 ; Nachwirk.  d. 
Narkose  b.  K.  648;  K.-Tuberculose 
715:  cerebrale  K.-Lähm.  717 ; Scorbut 
b.  K.  729;  Mittelohrentzünd,  d.  Säug- 
linge 730;  Rückgratverkrümm,  b.  K. 
751 : Gelenktubereulose  d.  K.  874: 
Magensonde  zur  K. -Ernährung  S77 : 
Skrophulose  877 : Hysterie  b.  K.  9.1.2. 

Klauenseuche  734. 

Klumpfuss  294.  357 

Kniegelenk,  Resection  d.  K.  565,  s.  Ge- 
lenk; Zwischenknorpcl-Zerreiss.  d.  K. 
633;  Zerreiss.  d.  Bänder  L K.  791  ; 
Ankylose  d.  K.  918:  Tuberculose  d. 
K.  859:  K.-Anchylose  919:  s.  a.  Gelenk. 

Kniescheibe.  Fraetur  d.  K.  172,  638. 

Knochen,  K. -Implantation  U K. -Trans- 
formation 54  Sarkom  d.  Schädelbasis 
2L:  Verletz,  d.  Halswirbel  68:  Röh- 
rrnknochenfractur  77j  Behdl.  v.  ver- 
kürzten Lnterschenkelbrüchen  117; 
Spina  bifida  132;  bimalleoläre  Frak- 
tur 137 : Ischias  scoliotiea  183;  Ver- 
schluss v.  Schäde.ldefekten  186:  carti- 
laginäre  Exostosten  186;  Mineralstoffc 
d.  K.  197 : Basisfraktur  202:  Knochen- 
plombierung 233 : Gaumenspalte  307 ; 
Seoliosemcssapparat  2184  K. -mark  nach 
Aderlass  224 : Schcnkclhalsbr.  334, 893 ; 
Amputationsstümpfe  363 : Schuss  L d. 
Unterkiefer  281 : Pclottcnmassage  geg. 
Scoliosc  381 : Ostcomalacie  b.  Männern 
394:  Schiidclbruch  549:  Wirbelsäulen- 
Verkriimmunt;479,477 : Osteoarthropa- 
thie hypertrophiante  pneumoniqueüÜS; 
Spina  bifida  occulta  606 : Hochstand 
d.  Scapula  621 ; Schenkelhalsfracturen 
622 : Spalten  des  Schädels  u.  d.  Wir- 
belsäule 696:  Chemie  der  osteomala- 
cischen  Knochen  722;  Schädelbrüche 
763 : muskuläres  Osteom  772 : Cranio- 
tomie  b.  Mikrocephalie  783:  Todes- 
ursachen b.  K.-brüchcn  781 : Periosti- 
tis albumimosa  797 ; Lordose  814: 
Verkrümm,  d.  Wirbelsäule  bei  De- 


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Sacb-Register. 


mentia  831 ; Typhusbacillen  in  ostiti- 
schen  Herden  830:  Knochennneurysma 
846:  Exostosen  des  (iehörganges  347 : 
Schädeldepression  b.  Neugeb.  847;  Ra- 
diusfraktur 874. 

Koehsalzinfusion,  K.  b.  Vergift.  6 ‘24. 

Kohlehydrate,  K.  L Harn  23*  790:  Bildung 
d.  K.  211 ; K.  u.  Leber  732.  748.  UHL 

Kohlenoxyd.  K.-Vcrgift.  400.  732. 

Kohlensäure,  Wirk.  d.  K.  129;  Abspal- 
tung v,  K.  253. 

Kohlrübenplatten,  K.  zur  Gastroentero- 
stomie .404. 

Kopfschmerz,  K.  b.  Nasenleidcn  304. 

Kost,  K.  in  Krankenhäusern  249. 

Kraftsiun  210.  319. 

Krankenhaus,  K.-Kost  248. 

Krämple,  Kinder-K.  287;  K.  u.  Lähmung 
410;  Peroneus-K.  431 : toxische  Kr.- 
formen  880. 

Kreatinin,  K. -Ausscheid.  508. 

Krebs  s.  Geschwülste. 

Kreislauf  s.  Herz. 

Kreosot,  Gegen  d.  Missbrauch  d.  K.  448; 

K. -Vergiftung  800;  K.  b.  Scrophulose 
877. 

Kropf,  Exethyropexie  374:  Histol.  d.  K. 
Cll : K. -Operationen  773. 

Kühne,  K.’s  Pepton  'L 

Kupfer,  K.  im  Auge  346, 


L. 

Lachgas.  Tod  durch  L.  81fi. 
Lactophenin  893. 

Lactosurie  484. 

Lacvulose  li‘21. 

Lähmung,  L.  d.  Zwerchfells  384:  L.  u. 
Krampf  410;  s.  d.  gelähmten  Teile 
oder  Nerven:  Centrale  Lehre  z.  L.  923. 
Lanolin  "84. 

Leber,  L.-Cyste  77_;  Ausschaltung  d.  L. 
113:  Rescction  d.  I,.  141 ; L.-Absecss 
213;  L.  u.  Galle  d.  Menschen  223: 

L.  bei  Vergiftungen  243 : Chirurgie  d. 
L.  246;  L.-Cirrhosc  377 ; L.-Abscesse 
352,  383:  Function  d.  L.  452;  L.- 
Regeneration  477,  481 ; L. -Echino- 
coccus 559;  I.. -Leiden  und  Epistaxis 
622:  Dysenterie  u.  L.-Abscess  677 ; 
L.  und  Kohlehydrate  732 : L.-Vcr- 
ödung  748:  Kohiehvdrate  L d.  L.  769 : 
L.-Cirrhose  782:  L.-Abscess  829; 

Augenleiden  u.  L. -Erkrankung  829, ; 
nervöse  L.-Colik  893.  1 
Leiste.  Ausräumung  d.  L.  42, 
Leistenhernie  s.  Bauch. 
Leitungswiderstand  s.  Electricität. 


aaa 


Lepra  s.  Haut. 

Leucämie  94,  205,  446.  639.  781.  873. 
Leucocyten  s.  Blut. 

Leucocytose  378.  634. 

Leucoderma  357. 

Lichen  s.  Haut. 

Licht,  Wirkung  d.  L.  auf  Bacterien  328 : 
Einfl.  d.  L.  auf  d.  Körper  593. 
Lichtsinn,  L.  und  Strychnin  256. 
Lipoma  s.  Geschwulst. 

Lippen,  Krampf  d.  L.  333. 

Lobus  azygos  d.  rechten  Lunge  115. 
Löfflerschcs  Mittel  1)4. 

Lordose,  L.  d.  Halswirbelsäulc  814. 
Lunge,  Lobus  azygos  d.  r.  L.  95;  Krebs 
d.  L.  156;  interlobuläre  Pleuritis  216; 
Lungenblut  und  Körperblut  284; 
Asthma  und  Psoriasis  288:  Angeb. 
L.-Infarct  350;  Pneumonie  u.  Leuco- 
cytose 378:  L.  bei  Carboivergiftung 
416:  Kreosot  b.  L.-Tuberculose  446; 
Ueber  L.-Entzündungen  519.  554. 
584 : L.-Induration  557 ; Salol  bei 
Phthise  649 : Pneumoniekokkeninfec- 
tiou  647 ; Behandl.  fiebernder  Phthisi- 
ker 611 ; Tachycardie  bei  Phthise 
679;  über  Pneumonie  674,  683;  Pe- 
trol b.  L. -Phthise  830;  Influenzapueu- 
monic  901 . 

Lungenproben  128. 

Lupus  s.  Haut. 

Luxation  s.  Gelenk. 

Lymphagoga.  Wirk.  d.  L.  36 1 . 
Lymphangitis  1 25. 

Lymphe,  Wirk.  d.  L.  äfii;  Bildung  d. 

L.  278:  Ausscheidung  d.  L.  240. 
Lymphome  412:  s.  Geschwülste. 
Lymphorrhagie  653. 

Lvsol,  L.-Vergift.  509.  720:  Wirkung  d. 
'L.  826, 


M. 

Magen,  L’lc.  rotund.  37 : Soor  L M.  78 ; 
Wasser  L Hunde-M.  1 26 ; Gastro- 
tomie  131 : Elcetr.  d.  M.  152;  Pepton 
im  Säuglings-M.  1 79 : M. -Blutungen 
207 : Krebs  u.  M. -Geschwür  238;  M. 
u.  Frauenleiden  268;  M. -Geschwür 
364 ; Gastrostomie  383.  404 ; Perito- 
nitis nach  M. -Geschwür  425,  430; 
Rhodan  L M.  434 : Bedeutung  d.  M.- 
Saft  431.  857,  858;  Milchsäure  L M. 
467;  Verdauung  u.  Peristaltik  516; 

M. -Krebs  528:  Analyse  d.  M. -Inhalts 
573:  chronisches  M. -Geschwür  39t): 
M.-Erweiterung  633 : M. -Ausspülung 

670;  Wismuthbehandluug  687 ; Ver- 


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940 


Sach- Register. 


i dauuug  ohne  M.  690:  M. -Erweiterung 
703 : M.-Wandcysto  7 1 0 : Fett  L M. 
732 : Gastrostomie  813;  Anwend.  b. 
M. -Sonde  377 : M. -Kreta  '.HO 

Magnesiumsulfat,  M.  subcutan  iujicirt751. 

Maladic  des  Tics  111. 

Malakin  57,  315. 

Malaria,  Chinin  b.  M.  18, 

Maltose  317. 

Mamilla,  Angiom  d.  M.  317. 

Mandeln  s.  Tonsillen. 

Mannlicher  liewehr  42,  231). 

Margarin,  Untersuch,  d.  M.  124. 

Masern.  Eucalyptusöl  b.  M.  189:  Neur- 
itis nach  M.  718. 

Massage.  M.  u.  Stoffwechsel  734. 

Maulseuche  734. 

Maxillaris,  Blutung  aus  der  M.  883. 

Meereshöhe,  M.  u,  Blut  329. 

Mehl,  Hygiene  d.  M.  436. 

Meläna,  M.  d.  Neugeb.  TL 

Melancholie  671. 

Melanosis  928. 

Melliturie  9LL 

Membrana  nictitans,  Kreislauf  L d.  M. 

145.  162. 

Membranen,  Pflanzl.  M.  517. 

Meningitis  s.  Gehirn. 

Mercaptan  291.  233. 

Mesoneuritis  399. 

Methan,  M.  L Blut  712. 

Metaphosphorsäure  141. 

Methylirung  360. 

Methylmereaptan  278. 

Mikrocephalie,  Operation  b.  M.  783. 

Mikroorganismen,  Mikrotomschnitte  aus 
Bactcricucuituren  M Ucbergang  von 
M.  auf  den  Fötus  43j  Gasbildendc 
M.  UL  Pleomorphismus  d.  Achorion- 
arten  SM  Wirk.  d.  constanten  Stroms 
auf  d.  M.  63j  Infcctiosität  d,  Blutes 
tuberculöser  Rinder  70j  Baeterienbe- 
fund  b.  Meläna  Tu  Löffler’s  Mittel 
gegen  Feldmäuse  Mi  Kenntniss  des 
Cholerabacillus  102.  188.  232.  322. 
726 : Bacillus  pyoeyancus  1 10:  Bac- 
terien  d.  Lymphangitis  1 23 : Bacterien 
L Badewasser  1 26 ; Schutzimpfung  b. 
Rothlauf  134:  Immunisirung  gegen 
Diphtherie  s.  Diphtherie:  Cellulose  m. 
M.  149:  Infcction  mit  Hühncrcholcra- 
bacillen  223:  Fester  Nährboden  aus 
Hiihnemierc  234 : Favuspilz  235 : 

Ucbergang  von  Scharlach  auf  den 
Fötus  256 ; Schutzserum  geg.  Huuds- 
wuth  274.  309 : Verhalten  d.  Embryo 
geg.  Infection  296 : Einfl.  d.  Lichtes 
auf  die  Bacterien  328 : Mikroben  bei 
Lues  340 : Baeterienfreundl.  Wirkung 
d.  Blutserums  350:  Abtödtung  von 


Tuberkelbaeillen  206:  Wirkung  des 
Wasserstoffsuperoxyd  auf  M.  286 : 
Canccromvccs  369 : Tctanusimmunität 
377 : Pharyngomycosis  382 : Mikroben 
d.  weiblich.  Harnröhre  382:  Typhus 
exanthematicus  398:  Gasförmige  Stoff- 
wechselproducte  d.  Bacterien  405: 
Morphologie  u.  Tubcrkelbacillus  423 : 
Bacteriologiscbe  Choleradiagnose  430: 
Virulenz  d.  Cholerabacillus  446 : Einfl. 
d.  Neutralsalze  auf  Milzbrandspören 
438:  Speichel  und  Bacterien  462 : 
Löffler’scher  Diphthericbacillus  469 ; 
Bacterium  coli  L Blut  478 : Wirkung 
von  Bacteriengemischcn  3 1 0 : Asper- 
gillus fumigatus  538:  Erzeugung  von 
Myelitis  durch  d.  Erysipclcoccus  541  : 
Antibaeteriellc  Wirkung  der  Bitter- 
stoffe 338 : Cholerabacillen  i.  d.  Milch 
574:  Verbreitung  d.  Cholcrabaeillen 
durch  Luftströme  382 : Bacterien  bei 
Acne  590:  Neue  Choleravibrioart  598 : 
Inftuenzabacillus  398:  Penicillium 

glaucum  613:  Pneumoniekokkeninfec- 
tion  647 : Baeteriologie  d.  Keuchhustens 
670:  Psorospermien  bei  Hautkrankh. 
718:  Infcctiosität  d.  Choleravibrio 
726 : Gonokokkenfärbung  733 : Sonnen- 
dcsinfection  742 ; Bacillus  der  Pest 
750:  Bacterium  lactis  aerogenes  739: 
Tuberkelbacillus  in  der  Nase  766 : 
Geissclfärbung  d.  Bacterien  766 : Peri- 
chondritis  auriculac  781 ; Bacillen  d. 
Lungenseuche  d.  Rinder  798 : Kcim- 
gehalt  d.  Bindehautsackes  806:  Tu- 
berkelbacillus i,  d.  Butter  814:  Acti- 
nomykosis  d.  Mittelohrs  821;  Eiweiss- 
körper i,  d.  Tuberkelbacillen  830: 
Färbung  d.  M.  auf  d Haut  848:  Ty- 
phusbaeillen  L ostitischen  Herden  839: 
Geisseltragende  Bacterien  876 : Infee- 
tion  mit  pyogenen  Kokken  888:  Cho- 
leravibrio 894 : Membranen  d.  Pilze 
900:  Typhusbacillen  i,  d.  Gallenblase 
91 1 : Diphtheriebacillus  927.  927. 

Mikrotomsehnitte  S, 

Milch,  M.  als  Träger  d.  Diphtherie  IS; 
decalcinirte  M.  TSj  Untersuch,  d.  M. 
130;  M.-Curen  b.  Kreislaufstörungen 
188:  Diphtheriegift  i.  d.  M.  27 1 : 
Eisen  L d.  M.  1 14 : Cholerabacillen  L 
d.  M.  374  : M.-Untersueh.  692 : Frauen- 
M.  721 : Fett  d.  Frauen-M.  845. 

Milchsäure.  M.  L Magen  467 : Anwend, 

d.  M.  338. 

Milz.  Stoffwechsel  nach  Entfern,  d.  M. 
260:  M.-Abscess  281.  686:  M. -Chemis- 
mus b.  Scharlach  333 : Exstirp.  d.  M. 
303,  309. 


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Sach-Register. 


941 


Milzbrand,  M.  v.  Darm  aus  ESI ; Serum- 
bhdl.  d.  M.  SQL 

Milzbrandsporen  438. 

Mineralstoffe,  M.  d.  Knochen  197. 

Mittheilungen,  M.  aus  d.  Billroth’shcn 
Klinik  92,  116;  M.  aus  d.  Centralspital 
Münsterlingen  141 ; physiologisch- 
chemische  M.  83,7 : M.  d.  Ohrenklinik 
L Halle  133,  862. 

Missgeburt  240. 

Moorbäder,  Werth  d.  M.  124. 

Morgagni’scher  Ventrikel,  Prolaps  d.  M. 
876.  SILL 

Morphin  343. 

Morphium,  M.-Vergilt,  720,  761. 

Morphinismus,  Atropin  b.  M.  816. 

Mucoid,  M.  L Hühnereiweiss  434. 

Mundpflege,  367. 

Muskel,  M.- Atrophie  8Sh  M.-Schwund  L 
Gesicht  154;  Amyotrophische  Lateral- 
sklerose 190,  890;  nccrot.  M. -Atrophie 
255 ; M. -Arbeit  u.  Lymphbild.  278: 
Chemie  d.  M.  317;  Glycogen  L M. 
333 ; M. -Atrophie  335 ; Polymyositis 
366 : Nucleare  Lähm.  426:  M.-Chcmic 
537 ; Todtcnstarre  564 ; M. -Atrophie 
600;  M. -Atrophie  d.  Schultern  654: 
Myoclonie  730;  muskuläre  Osteome 
773 ; M.-Sinn  870 : Glycogen  L d.  M. 
812;  Polymyositis  867 ; M. -Atrophie 
58:  Centripctale  Nervenfasern  d.  M. 
855 : Myositis  ossificans  895;  M. -kraft 
u.  Hunger  926;  Gesichtamuskelschwuud 
928. 

Myelitis  experimentalis  341. 

Myoclonie  73(1. 

Myom  s.  Geschwülste. 

Myxödem  UL  4L,  309,  356,  445,  331. 
559. 


N. 

Nadelholztheer,  russicber  N.  177. 

Naevus,  Ncrven-N.  651 . 

Nagel,  Operat.  d.  eingewachs.  N.  632. 

Nährboden,  neuer  N.  234. 

Nahrungsaufnahme,  N.  u.  Stoffverbrauch 
193 

Nahrungsmittel,  Wärmewerth  d.  N.  916: 
N.-fermente  412. 

Narkose,  Lachgastod  816:  Chloroform-N. 
628,  Aetber-N.  696,  780. 

Nase,  Eiterungen  L d.  N.  142:  Aphonie 
b.  Rhinitis  126:  Krebs  d.  Nasenrachen- 
raumes 159:  Tubcrc.  d.  Schleimhaut 
188:  Perichondritis  d.  N.  270:  Anat. 
d.  N.-Hohle  302 : Ozaena  318:  Kopf- 
schmerz b.  N.-Leiden  364:  Entz.  d. 


Kieferhöhle  429 : Tuberculose  d.  N.- 
Schleimhaut  430:  Reflexneurosen  v.  d. 
N.  aus  415:  Eiterung  d.  N.  540; 
Athembcschlag  als  Hilfsmittel  d. 
Diagnose  540;  erfrorene  N.  542; 
Epistaxis  u.  Leberleiden  622 ; Ozaena 
genuina  653 ; Erroffnung  d.  Neben- 
höhlen 758:  Tuberkelbacillcn  L d.  N. 
766:  Stirnhöhlenkatarrh  921. 

Natrium  bicarbonic.,  Gebrauch  d.  N. 
528. 

Natrium  chloro-borocum  639. 

Natrium  tetraboricum  206. 

Nebenhoden,  N.-Entzündung  713 ; Lues 
d.  N 799. 

Nebennieren,  Unters,  d.  N.  13j  Erk.  d. 
N.  342;  N.  u.  Kreislauf  373. 

Nervensystem,  Anatomie.  Histol.  d. 
Nervenfasern  21j  Endigung  d.  motor. 
Nerven  in  den  Muskeln  60;  N, -En- 
digungen 203, 209,  881 ; Innervation  d. 
Bulb,  aortae  b.  Frosch  225;  Anat.  d. 
Rückenmarks  600;  Innervat.  d.  Kehl- 
kopfes 606.  638:  über  die  Neuroglia 
751 : Histologie  d.  Rückenmarkes  833: 
Nervenendig,  in  d.  wcibl.  Genital.  9 1 3. 
Physiologie.  Verh.  einiger  Kücken- 
marksnerven zum  Blutkreislauf  L d. 
Membr.  nictitans  145,  132;  Abände- 
rung d.  elcctr.  Rcaction  d.  Nerven 
182 : die  Hautreflexc  238:  Nerven- 
durchschneidung 333 : Regeneration  d. 
Nerven  439:  Einfl.  d.  Nervensystems 
auf  die  Austreib,  d.  Galle  515:  Hund 
ohne  Grosshirn  545;  Centrum  für 
Blase,  Darm  etc.  560;  elcctr.  Erreg- 
barkeit des  peripheren  Nervensystems 
3 6.11:  Piqure  588;  Hemmungsnerven 
des  Darms  671 : Localisatiou  d.  Hirn- 
rinde 688;  Rcaction  d.  Ganglienzellen 
auf  gewisse  Gifte  761 ; Centripctale 
Nervenfasern  L Muskel  833 : Patho- 
logie. Erkrank,  einzelner  Nerven  s. 
diese,  z.  B.  Facialis,  Trigemin.  etc. : 
Gehirn  u.  Rückenmark  s.  diese;  Anato- 
mie d.  allg.  Paralyse  15j  Postheini- 
plegischc  Bewegungserscheinungen  15; 
Rankenneurom  27_:  multiple  Neuritis 
35.  79,  718:  Lcitungswiderstand  bei 
traumat.  Neurose  46j  Schusswunde  d. 
Nerv,  ischiadicus  46q  Schussverletz. 
d.  Vagus  LL  Bed.  d.  Pupillenstarrc 
88:  Trigeminuslähm.  QL  Beri-beri 

s.  diese:  Maladie  d.  Tics  111:  Neu- 
ritis leprosa  431 ; diphtherische  Hemi- 
plegie 142 ; veraltete  periphere  Läh- 
mungen 143 : Hydrotherapie  b.  Haut- 
neurosen 159:  Kehlkopflähmungen, 

Aphonie  etc.  s.  Kehlkopf:  Drucklähm, 
d.  Nerv,  radialis  181 : Ischias  scolio-- 


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£142 


Sach- Register. 


tica  183:  Akromegalie  198:  Spiegel- 
schrift b.  Kindern  204 ; Kraftsinn  210: 
319:  Entartungsreaction  217:  Knie- 
reflex bei  Diabetes  224:  Erythromelal- 
gie  231 : Monoplegie  brachialis  234; 
diphtherische  Lähmung  239 : neuro- 
tische Muskelatrophie  253 ; s.  n.  Mus- 
keln; Facialislähmung  270,  330;  Torti- 
eollis  271 ; Vagusneurose  271 : Hemi- 
plegie ohne  Herderkrankung  282: 
Aphasie,  Seelenblindheit  303:  Ilemi- 
hypertrophia  dextra  304 : Inoculation 
d.  Tubcrculose  L d.  Ncrvencentra 
319;  Hautanästhesie  nach  Thiosinamin 
335 : Fremdkörper  im  Occipitalis  major 
335:  Enuresis  nocturna  336 ; Druck- 
lähm. d.  Plex.  brachial.  333  Kopf- 
schmerz b.  Nasenleiden  364:  Aphnsie 
366 ; Neuromyoritis  366 : Peroneus 

krämpfe  366 ; Lähin.  d.  Zwerchfells 
384 : Mesoneuritis  nodulosa  399: 

Krampf  u.  Lähmung 410;  Reflexneurose 
v.  d.  Nase  aus  415;  Ophthalmoplegie 
s.  Auge;  l’eroneuskrämpfe  431 : Be- 
deut. d.  Gangl.  coeliacum  435;  electr. 
Reizbarkeit  b.  Bcri-Bcri  447 ; Nerven- 
system b.  Cholera  444;  Trigeminus- 
neuralgie 464.  557 : Acromegalic  463 ; 
Hysterie  u.  Nervenleiden  473:  Poly- 
neuritis mercurialis  474 . Gehirnnerven- 
lähm.  505:  Sensibilitätsstör.  b.  Dia- 
betes 511 ; Lepra  s.  Haut:  Neuritis 
u.  Arteriitis  329 : Lähm.  d.  Nerv, 
suprascapularis  544 : Ravnaud’sche 

Krankheit  59 1 ; neurotisches  Eezcm 
592;  Verletz,  d.  Vagus  394 ; Sympa- 
thicus-Verändernngen  623 : Nerven- 

Naevi  651 : Neurosyphilide  655:  Ent- 
fernung d.  Gangl.  Gasseri  660:  Neur- 
astheniebhdl.  mittelst  Injection  von 
Nervensubstanz  67 1 : Syndrome  de 

Weber  687 : Erythromelalgic  705 : 
Trigeminusreizung  714:  traumatische 
Neurose  164  : Structurd. Ganglienzellen 
b.  Vergift.  164;  Neuritis  d.  Nerv,  nuri- 
cularis  magnus  799 : electrofaradische 
Anästhesie  799;  Dyslexie  809;  Tri- 
geminusresection  814;  Angioneuro- 
tisches  Leiden  848:  nervöse  Einflüsse, 
die  nach  Verletzung  die  Entwicklung 
hemmen  842 : multiple  Neuritis  869  : 
Progressive  Paralyse  893 : Hcmiplegia 
puerperalis  893:  nervöse  Leberkolik 
895;  Poliomyelitis  908;  Ncureclomie 
926 : Gesichtsmuskelschwund  928. 

Neurasthenie  671. 

Neuritis  s.  Nervensystem. 

Neuroglia,  Elementen-N.  731. 

Neurose  s,  Nervensystem. 

Neutralsalze,  Einfl.  d.  N.  438. 


Netzhaut  s.  Auge. 

Nicotin,  N. -Vergift.  332.  656. 

Nieren,  nach  Nephrotomie  24j  Cholera 
N.  iL4_:  Pyelonephritis  62;  Ham-Secre- 
tion  65,  713;  Chronische  N. -Entzünd. 
153 : Coffein  b.  N.-Krankh.  180:  Schar 
lach-  N.  233 ; N.-Krkr.  b.  Diphtherie 
298;  N.-Chirurgie  325,  436,  453,  724 ; 
Erkr.  d.  N.  342:  Diphtherie-N.  383 : 
Scharlach-Nephritis  490 ; N.-Veräuder. 
nach  Chloroform  504 : Untersuch,  d. 
N.  599 ; N.-Kolik  607 ; N.-Steine  637 : 
Hydronephrose  714:  Nephritis  suppu- 
rativa 8: 14  ; N. -Geschwülste  901 . 
Nuclein  108,  208,  2S5,  301. 
Nucleoalbumin,  React.  auf  N.  683, 
Nucleoalbuminuric  477. 

Nucleoprotei'de  578. 


0. 


Oberlippe,  Fistel  d.  0.  389. 

Oberschenkel,  Bruch  d.  0.  334,  893. 

Occipitalis,  Fremdkörper  L Nerv.  o. 
major  333. 

Ochsenfleiscb,  Zusaminensete.  d.  0.  212. 

Ocdein,  Ueber  0.  269.  910;  Angioneuro- 
tisches  0.  848. 

Oesopbagns.  Strictur  d.  0.  26j  Soor  d. 
0.  78y  Verengerung  d.  0.  SGj  Stenose 
d.  0.  388:  Krebs  d.  0.  813;  Diver- 
tikel d.  0.  861* 

Ohr,  Acustische  l'ebungen  b.  Taubstum- 
men 7_;  Schiidelbasissarcom  31j  Ent- 
fernung des  Steigbügels  43j  einige 
operative  O.-Aflectionen  53j  Stake'sche 
Operation  69;  Zur  Anthropologie  d. 
0.  b.  Verbrechern  12;  Mastoidopera- 
tionen  83 : Das  presbyacusische  Ge- 
setz Ührblutuugeu  109;  Einfluss 
d.  Schallintensität  auf  die  obere  Ton- 
grenze 126 ; Bericht  d.  Hallenser 
Klinik  1 33 : Verhalten  d.  Ductus 

cochlearis  137 : Stapesankylose  173: 
Basisfractur  202:  Extr.  d.  Proc.  inost. 
214 : Mittelohreiterung  223,  347.  375; 
Pachymcningitis  suppurat.  externa 
264:  Eiterungen  im  Proc.  mast.  302 : 
Thrombose  d.  sinus  lateralis  308:  Per- 
cussion d.  Proc.  mast.  363:  Federnde 
Drucksonde  b.  üchürstörungcn  882; 
Hirntumor  404  (s.  meist  Gehirn); 

Extraduralcr  Abscess  b.  Otitis  media 
424 ; Formaldehyd  L d.  Ohrenheil- 
kunde 429;  Die  Hiiutigkeit  der  Mittel- 
ohrerkrankungen  b.  kleinen  kranken 
Kindern  443:  Taubstummeninstitut 


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Sack-Register 


943 


L München  455;  Otitischer  Ilirnab- 
scess  4SI;  Fibrom  d.  Gehöreinganges 
524;  Otitische  Pyämic  525;  Stapes- 
fixation  552;  Schwerhörigkeit  558; 
Hörprüfungen  573;  Eiterungen  d. 
Attica  589;  Ohrlabyrinth  b.  Tauben 
536 ; Entwickelung  d.  Bogengänge 
613 ; Myxosareom  d.  Paukenhöhle 
631 ; Gliofibrom  d.  Acusticus  646; 
lieber  Doppelthören  734;  Mittelohr- 
entzünd. d.  Säuglinge  750 ; Tenotomic 
d.  Tensor  tympani  757 ; Neuritis  d. 
Nerv,  auricularis  magous  71)9:  Otitis 
media  nach  Trigeniumrescction  814 : 
Actinomycosis  d.  Mittelohres  821; 
Exostose  d.  äusseren  Gchörganges 
847 ; Otiatrische  Klinik  in  Halle  862 : 
Extraction  d.  Columclla  875;  3 tätliche 
intracranielle  Complicationen  8S6: 
Stimmgabclpriifung  903 : otiatrische 

Mittheil.  9211 

Olivenöl,  0.  b.  Bleikolik  1 10;  0.  bei 
Thierenkolik  607. 

Opium,  O.-Vergift.  256,  800. 

Opticus  s.  Auge. 

Orbita  s.  Auge. 

Osteom,  Musculäres  0.  772. 

Osteouialacie  560,  664,  722. 

Osteo  s.  meist  Knochen. 

Ovarien  etc.  s.  Gynäcologie. 

Oxalsäure,  0.  als  Emmeuagogum  720. 

Oxydationsferment,  0.  d.  Gewebe  1)13.' 

Ozaena  s.  Nase. 


P. 

Pacbymeninx  s.  Gehirn  oder  Rücken- 
mark. 

Pancreas,  Pharmacologie  d.  P.  36 1 : 
Fermente  d.  P.  362 : P. -Kolik  458 ; 
Secretion  d.  P.  480 ; P.-Cyste  760; 
P.-Exstirpation  770. 

Papayotin,  P.  bei  Diphtherie  1 58. 
Paralyse  s.  Nerven-Syst.,  Gehirn-  oder 
Rückenmark. 

Paramidophenol  475. 
Parenchymzellenembolie  HZ. 
Patcllarreflex,  P.  b.  Diabetes  224. 
Pelotte  812. 

Pelottenbandage  381. 

Pemphigus  810;  s.  a.  Haut. 

Penicillium  glaueum  615. 

Penis,  Gangrän  d.  P.  605. 

Pepsin  301 ; P.  im  Magen  451. 

Pepton,  Kühne  2^  P.  L Harn  113;  P.  L 
Säuglingsmagen  179. 

Peripleuritis  63, 

Peripneumonie  798. 


Perspiration,  P.  d.  Haut  709. 
Petromyzon  Planeri  910. 

Periton  s.  Bauch. 

Peroneus,  P. -Krämpfe  366. 

Perversität.  Sexuelle  P.  629. 

Pessar,  Seheiden-P.  396. 

Pest,  P.  i.Hongkoiig  lül ; Bubonen-P.  750. 
Petrol,  P.  b,  Phthise  830. 

Pferdestaupe  202,  262. 

Phaneroscopie  636, 

Pharyngomycosis  382. 

Pharynx,  Lympho»arcom  d.  P.  614. 
Phenol,  Ausscheid,  d.  P.  340. 

Phimose,  Bhdl.  d.  P.  714. 

Phlebitis,  P.  nach  Lues  667. 
Phlegmone,  Gas-Phl.  750;  P.  d.  Orbita 
699. 

Phosphor,  P.-Vergiftung  464;  712,  761. 
Phosphorsäure,  Ausscheid,  d.  P.  501. 
Phthisis  s.  Lungen. 

Pichi  42, 

Pigment,  P.  d.  Darmmusculatur  858. 
Pikrotoxin  64. 

Pilz  s.  Mieroorganisraen. 

Pilzccllulose  iS 
Pilzmembranen  900. 

Piperazin  836. 

Pithecolobin  1 6)0. 

Piqiire,  Einfl.  d.  P.  588. 

Plasma,  Blut-P.  548. 

Plattfuss  539,  733. 

Pleomorphismus,  P.  d.  Achorionarten  59. 
Pleura,  Empyem  d.  P.  62j  Peripleuri- 
tis 63j  Pleuritis  922. 

Pleuritis  216.  391,  606. 

Pneumaturie  759. 

Pneumonie,  Leukocytose  b.  P.  378;  P. 
kokkeniufection  647 : Blut  b.  P.  674 ; 
Histol.  d.  P.  685;  lultuenza-P.  907. 
Polymastie  573. 

Poliomyelitis  s.  Rückenmark. 
Polymyositis  366;  s.  a.  Muskeln. 
Posokeratosis  336. 

Processus  vermiformis,  Hernien  d.  P.  675. 
Prostata,  Hypertrophie  d.  P.  918. 
Protagon  779. 

Protein,  P.  L Auge  169. 

Proteine,  P.  d.  Tuberculin  465. 
Protoplasma,  Bez.  d.  Centralkörper  i. 
P.  5iIL 

Psammom  749. 

Pseudotabes  575. 

Psoriasis  s.  Haut. 

Psorospermien,  P.  b.  Hautkrank h.  718. 
Psychosen,  P.  b.  Influenza  136;  Einfl. 
d.  P.  auf  Athmung  182:  Gehirn  b. 
P.  207 ; P.  b.  Urämie  365;  rcflccto- 
rische  P.  von  der  Nase  aus  415 ; Gut- 
achten Uber  Geisteszustand  623 ; Auto- 
intoxication  b.  P.  708;  Sammeltrieb 


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944 


Sach- Register. 


717:  Zittern  b.  P.  735:  Urin  b.  P. 
767 : Chirurgische  Behdl.  von  P.  767 ; 
P.  a.  Hypnotismus  77*:  P.  L Puerpe- 
rium 7i)5:  P.  u.  Wirbclsäulenabwei- 
chung  831 ; Duboisin  b.  P.  877 : Progr. 
Paralyse  s.  Gehirn. 

Ptomaine,  P.  L 1L  186. 

Pulmonalton,  Verstärk,  d.  2.  P.  654. 
Purgativ,  Subcutanc  Injection  v.  Magncs. 

sulf.  als  P.  751. 

Purpura  s.  Haut. 

Pyämie  875. 

Pyelonephritis  62. 

Pvlephlebitis  213. 


<1 

(Quadriccpsschue,  Ruptur  d.  (J.  363. 
(Quecksilber,  l'harmakol.  d.  Q.  108:  Q.- 
oxycyanid.  205:  Q.  b.  Tabes  218:  (Q.- 
Intoxication  426 ; Polyneuritis  durch 
Q.  474:  Darmerkrank,  nach  Q.  533: 
(Q. -Behandlung  640. 


It. 

Rachenverletzung  bei  Leichen  Neugcbo- 
rencr  432. 

Rachitis,  Frequenz  d.  R.  1 10:  LL  u.  Ur- 
ticaria 608. 

Radialis,  Lähm.  d.  N.  rad.  181. 

Radius,  Fraetur  d.  R.  874. 

Rankenneurom  27. 

Raynaud’sche  Krankheit  5!)  1 . 

Reconvalescnteu.  Bradykardie  b.  R.  IL 

Resorbin  235. 

Retina  s.  Auge. 

Retropbaryngealabsccss  365, 

Rhodan,  R.  L Magen  434. 

Rhythmophon  321. 

liiescnzellen  572. 

Rippenfellentzündung  44.fi. 

Rohrzucker  845:  s.  a.  Zucker. 

Rost.  I!. -Ablagerung  L d.  Hornhaut  814. 

Rotatiou,  R.  d.  uutereu  Extremitäten  494. 

Rötheln,  Symptomatologie  d.  II.  783. 

Rotblauf,  Schutzimpf.  geg.  R.  134. 

Rotz,  heilbarer  R.  265. 

Ruhr,  Diarrhoe  b.  R.  203. 

Rückenmark,  nur  Pathologie;  Anat.  u. 
Physiologie  s.  Nervensystem : Syriugo- 
myolitis  LL  iML,  105.  706:  Spinal- 
neuritisohe Form  d.  Muskelatrophie  SIL; 
Gliosis  105:  Lues  d.  R.  121.  143.  190: 
Bedeutung  d.  Suspension  127 ; Polio- 


myelitis 137;  Spinalerkrank,  b.  per- 
nieiöser  Anämie  154;  Endotheliom  d. 
Pachymeninx  spinalis  186;  Myelitis 
dorsalis  190;  Lateralsklerose  190.  890: 
Tabes  mit  bulbären  Symptomen  239. 
251 : Bulbärparalyse  267 : spastische 
Spinalparalyse  314:  Myelitis  acuta 
centralis  320:  A 1 lg.  Paralyse  354 : 
Stich  L d.  R.  478:  R.-Compression 
durch  Echinococcus  559 : R.-Verletzung 
573:  sec.  Degeneration  600 : Degera- 
tion  d.  hinteren  Wurzeln  607 ; R.  nach 
Amputation  d.  Extremitäten  627 ; Po- 
liomyelitis anterior  637 ; Systemerkr. 
d.  Rückenmarkes  655;  Friedreich's 
Ataxie  681 ; traumatische  Zerstörung 
des  Rückenmarkes  1hl ; spastische  Spi- 
nalparalyse 815:  Histologie  d.  R.  8.<3: 
Spina  bilida  s.  Spina  bifida ; Poliomy- 
elitis anterior  acuta  908. 


s. 

Salacetol  158. 

Salieylsaures  Natr.  446. 

Salol,  S.  b.  Schwindsucht  649:  S.  b. 

Cholera  777. 

Salophen  715. 

Salzbäder  2. 

Salzsäure  L IL  857. 

Salzwasseriufusion  b.  Anämie  549 
Sammcltrieb  717. 

Saprämic  219. 

Saprol  115. 

Sarkom  s.  Geschwülste. 

Sarcomatose,  acute  8.  457. 

Säugling  s.  Kinder' 

Säuren,  S.  L Blut  228. 

Scapula,  Hochstand  d.  S.  69 1 . 

Schädel,  S.-Briiehe  477,  549.  765:  S. 
Spalte  693:  S.-Depression  847 : s.  a. 
Knochen. 

Schanker,  weicher  S.  40o.  304.  767. 
Scharlach  233.  256.  335.  450. 

Scheintod,  S.  durch  Electrieität  827- 
Schielen  29:  s.  a.  Auge. 

Schilddrüse,  S.-saft41;  Morphologie  d.  S. 
817. 

Schimmelpilz  s.  Mikroorganismen. 
Schläfenbein  s.  Knochen  oder  Ohr. 
Schlangengift,  Immunität  gegen  S.  504. 
Sohreibstörungcn  204. 

Schröpfkopf,  electr.  S.  159. 

Schulter.  Muskelatrophie  d.  S.  654 : S.- 
Gelcnkluxation  831  ■ 

Schulterblatt,  Exstirpation  d.  S.  713. 


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Sach-Register. 


945 


Schuss,  S.-verletzung  42y  S.  L d.  Ischia- 
ilicus  46:  S.  L d.  Vagus  74;  S.  rnit 
d.  Mannlicher  Gewehr  280;  S.  L d. 
Uterus  336:  S.  i.  d.  Unterkiefer  331; 
S.  L d.  Gesicht  885. 

Schutzimpfung,  S.  geg.  Rotblauf  134. 
Schwämme,  S.  L d.  Rauchhöhle  416. 
Schwefel,  S.  i,  d.  Ausscheidungen  ‘221 ; 
S.  i.  (iewebc  360:  S.  L Hani  .r)37 : S. 
b.  Diphtherie  630. 

Schwefelsäure,  Bild  d.  S.  322;  S. -Bil- 
dung 630. 

Schwefelwasserstoff,  Abspalt,  v.  S.  253: 
Wirk.  d.  6.  636. 

Schweissfuss  360,  533. 

Sclerodermie  s.  Haut. 

Scoliose  316.  381,  533. 

Scopolamin  556. 

Scorbut,  S.  b.  Kindern  729. 
Seelenlähmung  s.  Nervensystem. 
Schnengewebc,  Regenerat.  d.  S.  301. 
Selbstbefriedigung  639 
Selbstinfection  427,  534. 
Selbstverstümmelung  639. 

Selen  22, 

Sensibilität,  Electrofaradische  Anästhesie 
799. 

Serum,  Wirk.  d.  Blutserum  auf  Typhus 
839 ; Giftigkeit  d.  Blut-S.  766:  S.- 
alexine  438;  S.-therapie  807,  s.  a.  die 
betr.  Krankheiten. 

Siderosis,  S.  bulbi  173.  550. 

Sichel  nach  unten  s.  Auge. 

Silber,  Pharmakologie  d.  S.  1 85. 

Sinus  s.  Ohr  oder  Gehirn. 

Skiaskopie  ,750. 

Somatosen,  Ernähr,  mit  S.  22. 
Sonnendesinfection  742. 

Sonnenstrahlen,  Wirk.  d.  S.  auf  d.  Haut 
542. 

Soor,  S.  d.  Oesophagus  IS. 

Sophorin  IS, 

Speichel,  Bed.  d.  S.  für  Bacterien  462. 
Spermatorrhoc,  Cornutin  b.  S.  239. 
Spcrminum  Pochl  703. 

Speiseröhre  s.  Oesophagus. 

Spiegelschrift  204. 

Spina  bifida  42,  132,  608,  686,  816, 902, 
Spondylolisthesis  379. 

Spontangangrän  111. 

Starrkrampf,  S.  d.  Neugeb.  667. 
.Stauungshyperämie  s.  Congestionsthera- 
pie. 

Staupe  202.  262. 

Stehbett,  S.  zur  Behänd!,  d.  Schenkcl- 
halsfracturen  622. 

Steigbügel  s.  Ohr. 

Steinschnitt,  Sectio  alta  263,  270. 
Sterilität,  S.  in  d.  Ehe  719. 


Stickstoff,  Ausscheid,  d.  S.  3,  ülk  S.- 
wechscl  546 : S.  L Harn  732:  Verteil, 
d.  S.  im  Fleisch  833. 

Stimme  s.  Kehlkopf. 

Stirnhöhlencatarrh  991 

Stoffverbrauch,  S.  u.  Nahrungsaufnahme 
193 

Stoffwechsel,  S.  L d.  Tropen  476:  S.  d. 
ital.  Bauern  485:  S.  beim  Pferd  517: 
Wirk.  d.  Ichthyols  L S.  557 : S.  u.  Mas- 
sage 754. 

Stottern  14,  495. 

Strontiumbromid,  S.  b.  Epilepsie  1 59. 

Strontiumsalze,  Verwcud.  d.  S.  796. 

Struma  s.  Kropf. 

Strychnin,  S.  u.  Lichtsinn  256:  Nachweis 
d.  S.  "84:  Wirk.  d.  St.  696. 

Stumpfversorgung  363. 

Subclavia,  Verstopfung  d.  Vena  S.  .461 , 

Sulfonal,  Wirk.  d.  S.  67 1 . 

Suprascapularis,  Lähm.  d.  S.  541. 

Suspension,  S.  b.  ltückenmarkskrankh. 

m. 

Sympathicus,  S.  b.  Diabetes  623. 

Symphvscotomie  s.  Geburtshülfe. 

Syndrome  de  Weber  667. 

Synovia,  Kenntniss  d.  S.  32. 

Syphilis,  extragenitale  S.-infcction  16; 
Serumtherapie  b.  S.  80_;  congenitale 
S.  intermittirende  S.-Behdl.  106: 
S.  d.  Rückenmarks  s.  Rückenmark- 
Incubation  d.  S.  218;  Initialaffection 
auf  der  vorderen  Bauchwand  239:  sel- 
tene S.-Formcn  255:  Ichthyol  b.  S. 
268 ; S.-Tuberculose  272 ; über  S.  349 : 
Einfuhr,  d.  S.  in  Europa  384;  Hy- 
drarg.  salicylie.  b.  S.  426 : Psammom 
u.  S.  432 : cxtragenitale  S.  556 ; S.  d. 
Ceutralnervensystems  569 ; Quecksil- 
berbhdl.  b.  S.  640:  S.  u.  Nervenkrank- 
heiten 650;  Xeurosyphilide  655;  Phle- 
bitis syphilitica  667 : S.  u.  Tubercu- 
lose  762:  S.  d.  Nebenhoden  799 : S. 
d.  Centrnlnervensystems  815:  Rein- 
feetio  syphilitica  831 : Antiol.  d.  S.  890. 

Syringomyelie  10,  s.  a.  Rückenmark. 


T. 


Tabes,  Pseudo-T.  143:  Opticus  1).  T. 
1 9U ; Quecksilber  b.  T.  218;  T.  mit 
Bulbärsymptomen  239.  251:  Zwerch- 
felllähm. b.  T.  a&L 
Tachycardie  679. 

Talus,  T.-Luxation  797. 

Tauben,  Ohrstudium  b.  T.  596. 

GO 


XXXII.  Jahrgang. 


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Sach-Register. 


94fi 


Taubstumm  s.  Obr. 

Tellur  02. 

Temperatur,  Körper-T.  §5, 

Tensor  tympani  s.  Ohr. 

Terpentin,  T.  b.  Diphtherie  <123. 

Tetanie  45,  818- 

Tetanus,  T.-Gift  131 ; Antitbxin  b.  T. 
254;  T. -Immunität  37" ; Immunität 
geg.  T.  662. 

Tetronal  71)4. 

Thierharn  61. 

Thioninfärbung  362 : T.  L d.  Gynäkolo- 
gie 891. 

Thiosinamin  335. 

Thoracometcr  318. 

Thränendrüse,  Nervenendig,  i d.  Th.  2fi9. 
Thrombenbildung  604. 

Thrombose,  Th.  d.  Himsinus  US;  Kennt- 
niss  d.  T.  171. 

Thuja  occidentalis  832. 

Thymacetin  399. 

Thymol,  T.  b.  Typhus  398. 

Thymus,  Hypcrpiasic  d.  T.  440;  Asthma 
thymicum  767 ; Anlage  d.  T.  910- 
Thyreodectomie  s. 

Thyrcoidextract,  T.  geg.  Hautkrankheiten 
619  ; T.  gegen  Cretiuismus  889. 

Tinea  imbricata  126. 

Tizzoni’s  Antitoxin  254. 

Tokelan  128. 

Tonsillen,  Sarcom  d.  T.  286;  Tubercu- 
lose  d.  T.  348;  Guajacol  b.  T.-Ent- 
zündung  382:  Blutung  nach  Tonsillo- 
tomie 525 : Strangulat.  d.  T.  622  (s. 
M.) ; Behdl.  d.  T.  750:  Strangulation 
d.  T.  m 
Torticollis  271. 

Totenstarre  564. 

Tornwaldt’sche  Krankheit  1KL 
Toxämie,  T.  b.  Tuberculose  189;  T.  b. 

Schwangerschaft  800. 

Toxin,  T.  L Harn  LLL 
Tracheotomie  509. 

Trachom  s.  Auge. 

Transfusion  728. 

Transudation,  Lehre  v.  d.  T.  657. 
Trehalose  412. 

Trepanation  s.  Knochen. 

Trichophytie,  Wärme  b.  T.  II. 
Trigeminus,  Lähm.  d.  T.  95j  Neuralgie 
d.  T.  464 ; T.-Neuralgie  537 : T.-reiz. 
714;  T.-Resection  SLL 
Trional  537,  224- 
Trismus,  Antitoxin  a.  T.  254. 

Tropen,  Stoffwechsel  L d.  T.  476, 
Trypsin  301 . 

Tuberculose,  T.  d.  Knochen  s.  Knochen, 
T.  d.  Haut  s.  Ilaut,  T.  Kehlkopf  s. 
Kehlkopf,  T.  d.  Lungen  s.  Lungen,  T. 


d.  Bauchfells  s.  Bauch,  primäre  Geni- 
taltubereulose 59j  Pcripleuritis  tuber- 
culosa  63j  Tuberculose  der  Nasen- 
sehleimhaut 188;  Toxämie  b.  T.  189; 
Wirk.  d.  Wärme  auf  T.  21)6 : tuber- 
culose Infection  d.  Auges  248:  T.  u. 
Lues  272;  Behandlung  d.  Gelenk-T. 
285;  Tuberculin  281 ; inoculirte  T. 
3HL:  T.  d.  Mandeln  348;  T.  b.  Kalbe 
durch  placentarc  Infection  414 : Con- 
gestionsthcrapic  285,  428.  698.  874 : 
Biologie  d.  Tubcrkcibacillus  423 ; T. 
der  Nasenschleimhaut  430;  T.  des 
Kindes  494.  594;  Careinom  und  T. 
518 ; T.  d.  Thränendrüse  622:  Gallon- 
gangs-T.  642 : Behandlung  der  mul- 
tiplen, örtlichen  T.  714 ; T.  L frühen 
Kindcsaltcr  715 ; T.  d.  Hüftgelenkes 
739,  Syphilis  u.  T.  762:  T.  d.  Zunge 
782;  T.  d.  Kniegelenks  859;  Gclcnk- 
T.  d.  Kinder  874. 

Tuberculin  281,  462,  463. 

Tuberculocidin  462. 

Typhlitis  s.  Darm. 

Typhus,  T.  in  München  119;  T.  mit 
Hypothermie  189;  Diarrhoe  bei  T. 
2Ö3 ; Diazoreaction  b.  T.  383:  T.  exan- 
tbematicus  398.  T.  abdominalis  398:  T. 
abdomin.  574,  742;  T.-Rückfall  607; 
T.-Bacillen  im  plcurit.  Exsudat  SÜfi ; 
posttyphöse  Dermoidcyste'  784;  T.- 
Uacillcn  L Knochen,  Wirkung  d.  Blut- 
serum a.  Typhus  839 ; T.-Bacillcn  L 
d.  Gallenblase  911. 


U. 

Uffelmann’sches  Milchsäure-Reagens  434 
Unterbindung,  U.  d.  Art  Iliaca  429;  U. 

d.  Carotis  cxt.  521. 

Unterkiefer,  Schuss  L d.  U.  381. 
Unterkiefergelcnk  s.  Gelenk. 
Unterschenkel,  U.-Amputation  363. 
Urachus,  Blut  d.  U.  14L 
Urämie  365. 

Ureter  s.  Harnleiter. 

Urethra  s.  Harnröhre. 

Urobilinurio  397. 

Urticaria  608. 


y. 

Vaccine  334.  406. 

Vagus,  Schussvcrlctzung  d.  V.  74j  V.* 
Neurosen  271 ; Verletzung  d.  V.  594. 


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Sach-Register. 


947 


Venenkranz,  V.  a.  Thorax  702, 

Verbrecher,  Ohrmuschel  d.  V.  TL 

Verdauung,  V.  des  Caseins  1;  V.-Stö- 
rungen,  V.  bei  Hautkrankheiten  143: 
V.  ohne  Fermente  004. 

Vergiftung,  Cannabin-V.  16;  Arsen-V. 
79;  Wirkung  der  Leber  b.  V.  245; 
Opium- V.  256;  Carbol-V.  256;  Benzin- 
V.  288;  Wirkung  giftiger  Gase  336: 
Arsen -.V.  368;  Strychnin  - V.  384: 
Kohlenoxyd-V.  400 : Carbol-V.  416, 
344;  Lac'hgas-V.  816;  Quecksilber- V. 
426;  Blei-V.  431 ; Benzin-V.  448; 
Phosphor- V.  474:  3 Fälle  combinirter 
V.  480;  Kali  hypcnnanganicum  als 
Antidot  430,  720,  800:  Lysol-V.  509, 
720;  Cyan-V.  512 ; Guajacol-V  536 ; 
Chloralose-V.  544;  Carbol-V.  604,  720: 
Kochsalzinfusion  b.  V.  624;  Brom-, 
Cocain-,  Nicotin-  u.  Antipyrin-V.  656 : 
Phosphor-V.  714:  Morp"hin-V.  720: 
Käse-V.  736:  Kohlenoxyd-V.  752: 
Phosphor-V.,  Morphin -V.,  Blei-V., 
Arsen-V.,  Antimon-V.  761 ; Krcosot- 
V.  800;  Opium-V.  8110. 

Verletzung,  Entwicklungshemmung  nach 
V.  842. 

Verrenkung  s.  Gelenk. 

Viper,  Gift  d.  V.  303. 

Volvulus  s.  Darm. 


w. 

Wangenseh  leimhaut,  Plastik  d.  W.  670 
Wanzen,  Blutspuren  von  zerdrückten  W. 
160, 

Wärmedose  463. 

Wärme,  Eindruck  der  W.  auf  Tuberkel- 
bacillen 2üüj  Quelle  der  thicrisehen 
W.  244. 

Wasser,  Beurtheilung  des  W.  32.  863 : 
W.-ltesorption  126;  Bade-W.  126:  W. 


b.  Hautneurosen  LÜH;  Retention  d.  W. 
L Fieber  527;  W.  i.  Blut  883. 
Wasserstoffsuperoxyd,  Wirkung  des  W 
286. 

Weber’scher  Symptomencomplex  687 
Welander's  Methode  304. 
Widerstandssinn  870 
Wirbelsäule,  Verkrümmung  der  W.  bei 
P.  331;  Stutigkeit  d.  W.  479:  angeb. 
W.-Spalte  693 ; Verkrümmung  d.  W. 
751:  Lordose  d.  Hals-W.  814 
Wismuth,  W.  b.  Magenleidcn  687 
Wundenbehandlung  393,  911. 


X. 


Xanthin,  X.-Basen  4L 


Z. 

Zange,  die  Z.  als  Hebel  144 

Zähne,  Mineralstoffe  d.  Z.  197. 

Zehen,  Z.- Verrenkung  339;  Abweichung 
d.  grosson  Z.  874 

Zellen,  Degeneration  d.  Z.  36 1 . 

Zelltheilung  371. 

Zeitstudie,  Z.  an  d.  Hornhaut  836. 

Zittern,  Z.  b.  Psychose  733 

Zitterrachen  22. 

Zucker,  Z.  im  Organismus  82j  Z.  im 
Blut  166:  Fermentat  d.  Z.  371 ; Z.- 
Bildung  durch  d.  Blut  381 ; Abbau 
d.  Trauben-Z.  402;  Z.-Bilduug  503 ; 
Z.  L Blut  753:  Glycogenie  796 ; Ver- 
dauung des  Rohr-Z.  843. 

Zunge,  Bewegung  d.  Z.  73;  Geschmacks- 
knospen d.  Z.  221 : Angiom  der  Z. 
318,  333 ; Krampf  d.  Z.  335 : Krebs 
d.  Z.  643:  Tuberculose  d.  Z.  782. 

Zwerchfell,  Lähmung  des  Z.  bei  Tabes 
334 


60* 


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Namen-Register. 

(Die  fftiirk  gedruckten  Zahlen  bezeichnet)  Original-Mitteilungen.) 


A. 

Abdel  -Fatta  Fahmy,  Lipom  270, 

A ch a rd , Ch.,  Bascdow’sche  Krankh. KIT. 
Adamkiewicz,  Stauungspapille  1128. 
Adams,  J.,  Lachgastod  81(1. 

Adams,  J.  A.,  Neuritis  599. 
Adamiick,  E.,  Ernähr,  d.  Netzhaut  1 17. 
Affleck,  J.  0.,  Typhlitis  1 tl). 
Ahlfeldt,  F,.  Kindbcttlieber  4 ‘27. 
Albertoni,  Hirntumor  381 . 
Albcrtoni,  P.,  Gallensecretion  tlti ; 
Stoffwechsel  485. 

Albu,  A.,  Toxine  L Harn  141 : Influen- 
zapneumonie am. 

Aldinger,  J.,  Pneumonie  (185. 

Allen,  Ch.  W’.,  Lues  79!). 

A lten  , FL,  Sprechen  ohne  Kehlkopf  478. 
Althaus.  J..  Influenza  13(1. 

Amat,  Ch.,  Duboisin  877. 
Ambrosius,  W.,  Kuochonhriiche  781. 
Anders,  E.,  Atrcsia  ani  200. 
Andersson,  0.  A.,  Schilddrüse  817. 
Andriezen,  W.  L.,  Neuroglia  7 I . 
Andry,  Ch.,  Tripper  795. 

Ansiann,  1).,  Phosphorycrgift  4(14. 
Antal,  J.,  Kal.  hvpermang.  48(1 
Antokonenks,  D.  L.,  Aderlass  324. 
Apple get,  E.  B.,  Diphtlierie  -'71 . 
Argutinsky,  P.,  Ochscnfleisch  '21  '2. 
Arloiug,  Peripneumonie  798. 
Arnheim,  Verletzung  der  Blase  52, 
Arning,  E.,  Lepra  131 
Arnold,  Muskelatrophie  3.V». 

Arnold,  J.,  Akromegalie  198:  Diverti- 
kel des  Herzens  898. 

Aron,  E.,  Athmungstypus  81.5. 
Aronson,  Diphthericscrum  559 
d’Arsonval,  M.  A.,  Calorimetrie  564 : 
Elektrisation  409. 

d’Arsonval,  Tod  durch  Electricität 
8-2(1. 

Arth us,  M.,  Casein  und  Fibrin  1G8. 
Aschoff,  L.,  Pyelonephritis  £2. 


Ashcr,  Otit.  media  S14. 

Ashton,  Th.  S.,  Angioneurotischcs 
Oedem  848. 

Aufrecht,  Soor  78;  Empyem  178, 
Diarrhoe  203;  Fragmentation  des  L 
Ventrikels  237 : Srharlachnephritis 

490 : llarncylinder  799. 

Aussilloux,  Olivenöl  607. 

Aust-Lawrence,  A.  E.,  Ovariotomic 
49(1. 

Aviragnet.  E.  E.,  Retropbaryngcal- 
abseess  3G5. 

It. 


Haas.  K.  L., Tuberculin  4(12:  Tuberc.  d. 
Thräncndrüse  (122 : Augen-  u.  Leber- 
leiden  829. 

Babcs,  V.,  Leberechiuococcus  559 ; 

Nervensubstanzinjcct.  (171. 

Bach,  L.,  Retinitis  luetica  237 : Tuberc. 
d.  Auges  248;  Keime  L d.  C'onjunctiva 
808 

Bachmann,  G.,  Ovarientumor  3IL 
Badstübner,  W„  Lungeu  Neugeb.  12S. 
Baginsby,  A.,  Scharlachnephritis  233: 
diphtherische  Nierenerkr.  298 
Bailey,  Arsen  nach  weis  3(18 
Baisch,  lt.,  Kohlehydrate  im  Harn  23, 
790. 


Ball,  Ch.  B..  Himchirurgie  4 1 3 
llallanty  ne,  Seharlach  u.  Schwanger- 
schaft 93(1 

Ballet,  G.,  Hysterie  473. 

Banholzer,  M.,  Ferratin  303 
Ha^rjibasche  w,  P.,  Ophthalmoplegie 


v.  Baracz,  It.,  .Mundschleimhautplastik 
(170 

Barbe  ra,  X-ausscheid.  511 
Bardol,  Hysterie  ii. 

Barjon,  Oedem  d.  Larynx  60(1. 
Barker,  A.  E.,  Kieferankylose  18 
Entz.  d.  Coecum  149. 


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Namen-Register. 


34!) 


Barlow,  Baet.  eoli  im  Blut  178. 
Barling,  G„  Typlilitis  14!). 

Barth,  A.,  Knocheuimplaut.  -L;  Ne- 
phrotomie iL 
Bassi,  G.,  Anämie  403. 

Bassi,  S.,  Friedeich’sehe  Krankh.  081, 
Bastian.  Ch.,  Hirnncrvcnlähm.  503. 
Bat z , B.,  Gastroenterostomie  404. 
Bauer.  A,  Herzvergrösserung  1 03. 
v.  Bauer,  0..  Malakin  815. 

Baumlcr,  Chr.  G.  A.,  Diphtherie 
830. 

Bayer,  C.,  Lebercyste  Th  Pes  calca- 
ncus  222:  Ileus  238 : Gastrostomie 
8JJL 

Bazy,  Harnblase  8!)3. 

Beadles,  C.  F..  Mvxoedem  531. 
v.  Bechterew.  \Y.,  Suspensionstherapie 
127 : Steifigkeit  der  Wirbelsäule  47!). 
Beeh,  C.,  Empyem  538, 

Beck:  .T.,  Cholera  188, 
v.  Beck,  jun..  Schussverletzung  883. 
Beckmann,  W.,  Indican  748. 
Beneke,  Thymushyperplasie  440 
Benda,  Th.,  Krythromelalgie  703. 
Bendix,  B.,  Massage  734. 

Be ni -Bar de.  Hautneurosen  1 31). 
Bennef,  E.  H..  Schenkelhalsbruch  33A. 
Ben  zier,  Sehenkelbruch  477, 

Berg,  G..  Ule.  molle  400. 

Berggrün,  E.,  Leukämie  205 : I.euko- 
cytosc  378. 

Bergh,  R.,  Lues  145^  218. 
v.  Bergmann,  E.,  Kiefcrklerame  93j 
Leberehirurgie  247. 

Berkley,  1L  J.,  Strontiumbromid  1 5!). 
Berliner,  C..  Chciropompholix  2SS. 
Berndt.  Fr..  Halswirbelverletz.  tiiL 
Bernhard,  L..  Diphtherienierc  383. 
Bernhardt,  M.,  Syringomyelie  1 05. 
Bernhardt,  M..  Muskelatrophie  SIL 
Peroneuskräinpfe  366 : Suprascapularis- 
lähmung  341 : Gesichtsmuskelsehwund 
!)2.8 

Bert  hier,  A.,  Osteome  772. 
Bcrtrand,  Vipergift  303. 

Besold,  G.,  Friedeich’s  Krankheit  081. 
Bezanijon,  F.,  Tachycardie  tülL 
Bezold,  Steigbügelentfernung  43j 
Stapesankylose  173:  Taubstummheit 
455. 

Bial,  M.,  Lymphagoga  311 1 
Bidder,  A.,  Skoliose  381. 

Bidder,  K.,  Eklampsie  7ti3. 

Biedl,  A.,  Gefiissweitc  873 
Bier,  A.,  .Stumpfbildung  303 : Conges- 
tionstherapie  428.  )i'.)S : Prostutahypcr- 
trophio  918. 

Biernaek i,  E., Blutuntcrsuehungen  548. 
Biller,  E„  Chlorose  ALL 


Billroth,  Th..  Aneurysma  341. 

Binz,  C.,  Chinin  b.  Malaria  lfiy  Syphilis 

384. 

Bioudi,  D.,  Leukämie  76. 

Biro,  M..  Favus  233. 
v.  Bit  tu,  Bcla,  Lecithin  873. 
Blaebstein,  Kommabacillus  440. 
Blagowastchensky,  N.,  Knochen- 
brüche TL 

Blecher,  A.,  Muskelsinn  870. 
Blcibtrcu,  M.,  Fettmast  037. 

Bloch,  Stapeslixation  532. 

Blocq.  Muskelatrophie  äS, 

Bloom,  1L  C.,  Oxalsäure  720. 
Bleuler.  Hemianopsie  303. 
ßlumenthal,  Th.  Harnblase  b.  Keuch- 
husten 91 2. 

Boas,  J„  Mageninhalt  467. 
Bobosiewicz,  Th.,  Sehussverletzung 
12. 

Boddacrt,  R.,  Oedem  269. 

Boeck,  C.,  Hautparasiten  848;  Hvdroa 
719. 

BoenneckeUj  IL^  Quintusneuralgie 
404. 

Boer,  P„  Exstirp.  d.  Ggl.  coeliac.  433, 
Bohland,  R.,  Harnsedimente  309. 
Bokenbam,  T.  J.,  Scharlach  333. 

Bol  dt,  IL.  Glyeogen  333. 

Bollinger.  Rindertuberculose  HL 
B o lognesi,  Erysipel  493. 

Bonaduce,  S.,  Lucs  SÜ. 

Bondzynski,  St.,  Kristallisat.  620:  Ei- 
weissoxydat,  652. 

Bonnafy,  Tinea  imhrieata  128. 
Bononevi I le,  Epilepsie  592. 
Borcbardt,  M.,  lnlluenzabocillus  598. 
Borck,  )Iernia421;  Kniegelenkehirurgie 
im 

Borisson,  P.,  Cystin  899. 
Bornträger,  J.,  Geriehtsärztl.  Praxis 

376. 

Boruttau,  IL,  Muskelchemie  317. 
Bose,  Serum  706. 

Bosncr,  Epilepsie  333. 
du  Beuchet,  W.,  Operation  b.  Vorfall 

337. 

Bourges,  M.  IL,  Myelitis  541. 
Bourget,  Salacetol  1 38. 

Bourneville,  Epilepsie  555 : Idiotie 
767. 

B o w e 1 1 , G.,  Narkose  696. 

Bewies,  R.  L.,  Wirk.  d.  Sonne  342. 
Boy-Tcissier,  Pulsat.  d.  Aorta  365. 
v.  Bramann,  Hautplastik  413. 
Bramwell,  B..  Myxoedein  lOj.  Psoriasis 
LI;  Hautaffection  619. 

Braun,  IL.  Druck  lähmung  333. 

Braun  v.  Fernwald,  R.,  Symphyseo- 
tomie  184. 


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Namen- Register. 


050 


Braunschweig,  Tumor  d.  Opticus  429. 

Bremer,  L.,  Blutplättchen  838:  Neue 
Färbemethode  Su(). 

Breus,  C.,  Cystenbildung  öd?. 

Brey,  M..  Myotomie  44S. 

Bridge,  N„  Kinderkrämpfe 

Brieger,  Tetanusgift  1 öl . 

Bricgcr,  A.,  Hernie  673. 

Brigatti,  Hirntumor  331. 

Brissaud,  E..  Facialiscentr.  688:  Hirn- 
tumor 744. 

Brown-Belly,  Behdl.  d.  Mandeln  7öO. 

Brown,  J.  S.,  Symphyseotomie  44 S. 

Brown,  S.  S.,  Schuss  ^ d.  Ischiadicus 
46. 

Brugger,  0.,  Hvatindegenerat.  686. 

Brühl,  Typhus  398. 

Bruns,  L.,  Hirntumor  492;  Zerstör,  d. 
Modul!.  HL 

Bubis,  Spermin  703. 

Buccclli,  VT.,  Cocainismus  7ö2. 

Buehanan.  J.  J.,  Hirncysten  299. 

Büchner,  Cholera  54j  Selbstreinig.  d. 
Flüsse  328 : Blutserum  3 öd:  Behring’s 
Heilserum  39d : Alcxiue  lös : Immu- 
nität 775,  921. 

Bücklers,  Hirnsinusthrombo.se  4ii- 

Bülow,  R.,  Glycerin  phosphorsäure  7 1 3 

Bunge.  BaetoricnfHrb.  766:  Gasphleg- 
mone 7 öd:  Gcisscltragcnde  Bakterien 
876. 

Bunge-Federn,  Pneumonie  114?. 

Burct,  Dermoidcysten  376. 

Burger,  llomwaldt’sche  Krankheit  23, 

Burland,  C.,  Ipecacuanha  224. 

Bu sch kc.  Wirk.  d.  Blutserums  839. 

Buttersack.  Vaccine  334. 


c. 

Cahcn- Brach,  Spiegelschrift  2d4. 
Calmette,  Immunisirung  öd4. 
Campbell.  J..  Ovariotomic  öl 2. 
Canon,  Diphtheriescrum  84d. 

Cantab,  M.  D..  Friedrich’s  Krankheit 
♦IS  1 

Carrier,  A.  E„  Pigmentation  672. 
Carstens,  A-,  Sklerodermie  223. 
Carter,  Myositis  99ö. 

Carvallo,  J.,  Verdauung  690 
Casparv.  Arzneiausschläge  47ö. 
Casper,  I,.,  Cystitis  colli  283:  Alumnol 
732. 

Cathcart,  Ch.  W„  Nachbchdl.  b.  Lapa- 
rotomie 288. 

Cat  tan  i,  Tetanus  377,  662. 
Cavazzani,  A„  Diabctc  (i23. 
Cavazzani,  E.,  Blutserum  38 1 . 
Centani,  Rabies  271. 


Chabbcrt,  L.,  Tic  111:  Hysterie  4_7.iL 
Chaput,  Salpingitis  871. 

Charcot,  J.  M.,  Bulbärparalyse  251 . 
Charcot.  ,1.  B.,  Poliomyelitis  633;  Sy- 
ringomyelie 706. 

Charpentier,  M.  A.,  Eclampsie  3ö8. 
Charrin,  Heredität  A3, 

Chauvcl,  Mannlicher  Gewehr  230. 
Chiari,  LL  Anchylostomiasis  494. 
Chiari,  Tuberc.  d.  Nasenschleimhaut 
430;  Adenoide  Vegetat.  653;  Intu- 
bation 863:  Typhusbacill.  L d.  Gal- 
lenblase 911. 

Chomatianos,  S.,  Paraplegie  575. 
Christiani,  A.,  Allg.  Paralyse  354; 
7, itterformen  733. 

Christo  witsch,  A.,  Hystcrectomie 
376, 

Chvostek,  F.,  Tabes  239. 

Clarke,  M.,  Leberabscess  332. 
Cleesmaun,  W.  S.,  Chir.  d.  Galleubl. 
246 

C Ions  ton,  T.  S.,  Myxoedem  331. 
Cnopf.  Tubcrculose  in  Kindesalter  39 1 
Cohen,  J.  S.,  Sarcom  286. 

Cohen,  S.,  Larynxexstirpation  838. 
Cohn,  Tetanuskgift  I ö 1 . 

Cohn,  1L  Sehschärfe  373. 

Cohn,  M.,  Keuchhusten  670. 
Cohnstein,  W.,  Transsudate  637. 
Cole  C.  S.,  Schädelbrüchc  763 
Colella,  M.  It.  Hirnrinde  b.  Psvcboscn 
207. 

Colemann.  .1.  0.,  Syringomyelie  31L 
Coley,  W.  B.,  Erysipel  443. 

Coley,  F.  C.,  Chlorosis  311. 
Colleville,  Myoclonic  730. 

Co llott,  2,  W„  Filaria  sanguin.  43. 
Colohan,  A.  W.,  Porrooperation  635. 
Colombini,  P.,  Ichthyol  268. 
Combemalc,  F„  Blcikolik  1 10:  Ty- 
phus 189. 

Comby,  J..  Peritonitis  743. 

Conitzer,  L„  Barlow'sche  Krankh.  680. 
Contejean,  Ch.,  Fett  im  Magen  732. 
Cooper,  D.,  Angioneuritisches  Ocdcm 
848. 

Cordicr,  A.  IL,  Hystcrectomie  107. 
Coried,  IL,  Phosphorvergift  464. 
Cornet,  Epilepsie  333. 
da  Costa,  J.  M.,  Herzschwäche  825. 
Cottcrcll,  E.,  Klumpfuss  294. 

Craig,  J..  tiravcs’sche  Krankh.  666. 
Cramcr.  Pcnicillium  glauc.  613. 
Cremcr,  M„  Kohlehydrate  82j  Gly- 
cogen  632:  Glycogenie  796. 

Cripps,  1L,  Typhlotomie  171. 

Crocq,  Arteriitis  846. 

Curtius,  Spina  bifida  42. 

Czapek  F.,  Selen  92. 


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Namen-Register. 


ll.r)  I 


1). 


Daae,  Ohr  bei  Verbrechern  TL 
Dagonet,  U.,  Pucrperalpsycbosen  793 
Dana,  C.  L.,  Acromegalie  463. 
Dane,G.,  DoppelthÖren  734. 

Danion,  Elektrofaradischo  Anästhesie 
799. 

Dardignac,  Tuberc.  d.  Zunge  782. 
Darier,  A.,  Staaroperatiou  187. 
Dastre,  A.,  Fibrinbest.  141:  Blutmenge 
1 36 : Defibrinirung  362:  Pancrcasfer- 
ment  362;  Blutdichtigkeit  461 ; Ver- 
dauung 604. 

Da  über,  Poliomyelitis  633. 

David,  Ch.  N.,  Eingewachs.  Nagel  632. 
Davis,  E.,  Syrapbyseotomie  684. 
Davis,  E.  P.,  Toxämie  StK). 

Deaver,  J.  B.,  Hysterectomie  387. 
Dedcric  Ilolsten,  G.,  Eczem  392. 
Dchio,  R.,  Bradykardie  9_;  Atropin  9, 
Dehio,  Cholera  463. 

Demo  ulin,  Blasenheniie  661). 

Demoul  in,  A.,  Hydronephrose  714. 
Denig,  R.,  Exophthalm.  träum.  814. 
le  Den  tu,  Aortenaneurysma  84. 
Desehamps,  Formal  429. 

Dew,  EL  J.,  Asphyxie  d.  Neugeb.  479. 
Dieballa,  G.,  Wirksamk.  verschiedener 
Stoffe  der  Alkohol-  und  Phloroform- 
gruppe  a.  d.  Herz  880. 

Diedcrichs,  C.,  Skiaskopie  730. 
Dillcr,  Th.,  Hirncysten  299 ; Neuritis 
799 

Din k ler,  M.,  Quecksilber  bei  Tabes 

218. 

Dittel,  Blasencervixfistel  128. 
Diyon-Jones,  M.  A.,  Hysterie  473. 
Djowitcb,  Indieanurie  993. 
Dmochovrski,  Angiocbolitis  414. 
Dodd.  H.  W.,  Epilepsie  383. 
Dödcrlcin,  Asepsis  768. 

Docrfler  IL,  Steinniere  323. 

Van  Docsbargh,  Lymphorrhagie  633. 
Dogicl,  A.  G.,  Nervenendigungen  209. 
881 

Dogiel.  J.,  Innervat.  d.  Bulbus  aortae 
225;  Auat.  d.  Herzens  383. 
Dombrowski,  W.,  Klappenfehler  12. 
Donath,  J.,  Diphtherie  1 42. 
Donnellan,  P,  S.,  Tod  durch  Elek- 
tricität  826. 

Doormann,  Anheft.  d.  Eies  640. 

Do  ran.  A.,  Tuberculose  der  Genita- 
lien SO. 

Doranth,  K.  Teratom  672. 

Doyon,  M.,  Nervensystem  der  Galle  313. 
Draghiesco,  Sympbyseotomie  4.48. 


Dreser,  IL*  Quecksilber  108;  Strych- 
nin 236 

Dreyfuss,  Naseneiterungen  340 
Dreyfuss,  .1.,  Chemie  d.  Mikroben  149. 
Drüner,  Zellendegeneration  361. 
Drussmauu,  H.,  Johaunisspital  in  Bonn 
233 

Dubief,  Typhus  398. 

Diihrssen.  Dilat.  d,  Muttermundes  111 
Tubarschwangerschaft  602. 

Dumont,  F.,  Craniectomie  783. 

Düms,  Tripper  204 
Dune  an,  J.,  Typhlitis  149. 

Dnncan,  J.  T.,  Autoinfection  331 
Dünn,  T.  D.,  Leukämie  630. 

Dutit,  A.,  Neuritis  329 : Poliomyelitis 
635. 

Duplay,  S.,  Osteotomie  137. 


E. 

Ebcrt,  R.,  Natr.-chloro-boros  639 
Ebstein,  VV.,  Wirksamkeit  der  Kohlen- 
säure 129. 

Eckert,  A.,  Bandwurmanämie  282. 
Edebohls,  G.  M.,  Uterusfibrom  333 
Edel,  Bakterien  im  Badewasser  126 
Edgeworth,  F.  U.,  Facialisläbm.  330. 
Eh  lisch,  C.,  Stichv.  d.  Rückenmark  478. 
Ehrlich,  P.,  Diphtheriescruro  840. 
Eichhorst,  HL,  Reinfebtio  svphilitica 
831. 

Einhern,  M.,  Magenelcctrisation  1 32 
v.  Eiselsbcrg,  Chirurg.  Mittcil.  ÜiL 
v.  Eiseisberg, A.,Unterschenkclbrüche, 
116. 

Eisenlohr,  Syringomyelie  706. 
Eisenmenger,  Lymphosarcom  614 
Ellist,  J,  W.,  Hirnblutung  441. 
Elsenberg,  A.,  Orchitis  713. 
Elschnig.  A.,  Verschl.  d.  Art.  oph- 
thalm  443 

Elzholz,  Leukoeyteu  im  Hlut  770. 
Embdeu,  IL,  Alkaptonurio  US. 
Emmerich.  Milzbrand  807. 
v.  Engel,  Polyneuritis  474. 
Engelmann,  Stirnhöh lenkaterrh  921. 
En  ge  1 man  n,  J.,  Inductionsströme  393. 
Engelmann,  Th.  W.,  Innervat.  des 
Herzens  417. 

Eugmann^  M.  T.,  Hautschienen  ü 
Erlenmayer,  A.,  Morphinismus  816. 
Escherich,  Tizzoni’s  Antitoxin  234. 
Eschcrich,  Th.,  Diphtherieserum  840. 
Esmarch.  Sonnendesinfection  742. 
Etienne,  G.,  Muskelatropbie  333 : Hirn- 
tumor 744. 

Etter.  LL,  Zange  als  Hebel  144. 


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Namen-Register. 


9.V2 


Kulenburg,  Eiythromelalgie  23  1 . 
Eulenstein.  Pereuss.  d.  proc.  mast. 

Ewald,  C.  A..  Lues  d.  Rückenmarkes 
143:  Ptomaine  183, 

Exner,  8.,  Dehnbarkeit  der  Blase  22  1 . 
Eykmann,  Stoirwecbsel  in  den  Tropen 
473. 


F. 

Eabry,  .L,  Lues  u.  Tubereulose  272: 
Psorospermieu  718. 

Eacklam.  Fr.  C..  Nierenphthisc  724. 
Fajant,  Cholera  723. 

Farlans,  M.,  Rieseuzcllcn  372. 

Fei  leite ufeld . IL,  Ovariotomie  liL 
Fei u b erg.  Myocloonie  730. 

Fe  Isen  reich.  Prolaps  400. 

Felsen thal.  S.,  Diphtberieniere  383. 
Fenwiek.  W.  S„  Scharlach  333. 

Fe  re,  Ch..  Brom  b.  Epilepsie  153;  Chlo- 
ralose  717 : Brütestudien  734. 

F erguson,  J.  IL,  Uterine  Rotation  240. 
Feurer.  (5.,  Oberlippenfistel  383. 
Fieber,  F.,  Verrenk,  d.  Chopart’schen 
(ieleukes  103. 

Finger.  E.,  Erythem  filk  Ule.  molle  7.61. 
Firk,  Maligne  Geschwulsttransformation 
ÜLL 

Firotti,  E..  Laparotomien  343 ; Prämie 
87.3. 

Fisch.  A„  Harnabsenderung  443. 
Fischei,  Tubcrkelbacillus  423. 
Fischer.  Eierstockcyste  132. 

Fischer,  Ch.  S.,  Glycoeoll  337. 
Fischer,  F.,  Lympbangitis  123. 
Fischer,  IL.  Ischias  183. 

Fischer,  T.,  Empyem  322. 

Fisch  I,  Säuglingsinfection  470. 
Flatau,  Th.  S.,  Albinismus  388, 
Platten,  IL.  Carbolincum  344. 
Flügge,  Diphtherie  304. 

Fokker,  Löffler’s  Mittel  gegen  Feld- 
mäuse 1LL 

Formanek,  E.,  Kalte  Bader  fifil). 
Fotiruier,  A.,  Tabes  334. 
Fraeukel.B.,  Kehlkopfbesiehtigung237; 
Prolaps  d.  Morgagni’schen  Ventrikels 

876.  834. 

Fracnkcl.  E„  Choleranierc  34j  Pyo- 
salpinx  343. 

Fracnkel.  S.,  Glycogen  ÜL 
Francis,  A.  G..  Torticollis  271. 
Frank,  R..  Gastrostomie  388. 

Frank,  E.,  Tumor sacralis 3ü  Prolaps 

333. 

Franklin,  G.  IL.  Diphtherie  IS, 


Franklin,  (i.  C.,  Darmchirurgie  322. 
Franks,  R.,  Darmchirurgie  483. 
Fraser.  J.  \V„  l'reterlistel  370. 
Fredcrikse,  JL  J.,  Fibrin  641. 
Frentzel,  J.,  Holzzuckerfütterung  323. 
Freud,  S.,  Enuresis  333. 

Freund,  E.,  Darmfäulniss  300. 
Friedeberg,  Echinococcus  im  Wirbel- 
kanal 339. 

Friedeberg,  Lysolvergift.  720. 
Friedeberg,  W.,  Albuminurie  333. 
Friederichs,  W.,  Eisen  L d.  Milch  444. 
Fried  heim,  L.,  Sclcrodcrmic  879. 
Friedländer.  M.,  Pichi  H. 

Fried  lieb,  C.,  Magenausspül.  370. 
Fritsch,  IL,  Ventrofixation  320. 
Froelich,  R..  Hernie  437. 

Froclieh,  IL.  Terpentin  323. 

Fuchs,  E.,  Aegvpt.  Augenentzünd.  -.382 
Kerntomycosis  339. 

Fuchs,  S.,  Neuritis  839. 

Fuuk,  Tripper  47y  Urticaria  608;  Der- 
matitis HL 


Gabriel,  S„  Chemie  d.  Knochen  1 97. 
Galeotti,  G.,  Amyloid  428. 
Gallerani,  G.,  Zungenkrampf  333. 
Galtier,  Virulenz  d.  Bakterien  310. 
Gautuer,  Margarin  124. 

Gara,  G.,  Dannfäulniss  233. 

Gärtner,  Meläna  TL 
Gay,  W.,  Diphtherie  239. 
v.  Gawronskz,  Nervenendigungen  !>13. 
Gawronsky,  Mikrob.  d.  Harnröhre  382. 
Geigel.  R.,  Nervencompression  1 82. 
Genersieh,  G.,  Darmhypertrophie  713. 
Gerhardt,  C.,  Gallensteinkolik  33: 
krankhafte  Pulsation  127 ; Tabes  384. 
Gerhardt,  D.,  Pleuritis  213, 

G erster,  A.  P.,  Uirncysten  299. 
Ghillini,  C„  Epiphysenknorpel  302. 
Gibnev,  V.  P.,  Tuberculöse  Gonitis  839. 
Gicse,  R.,  Kalte  u.  warme  Umschläge 
713 

(iieske,  E.,  Verteil,  d.  N L Fleisch  833. 
Gigei,  Diphtherie  343. 

Gillespie,  J.  C.,  Qual.  d.  Mageninhalt. 

373. 

Gioffredi,  C.,  Coniin  192. 
Giovannini,  S.,  Ichthyosis  324. 

Glax,  J.,  Fieber  527. 

Gleich,  A„  Plattfuss  294. 

Gley,  Heredität  4iL 
Glogner,  M.,  Bcri-Beri  447. 

(ioebel,  C.,  Pigment  L d.  Darmmusku- 
latur  858, 


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Namen-Register. 


i),r)3 


Golasz,  Lues  349. 

Gold,  L.,  Syphilis  Lfi. 

Goldberg,  Aritisegtik  890. 

Goldflatn,  S.,  Bulbärparalyse  2(17. 
Goldscheider,  A.,  Poliomyelitis  187 , 
008:  Leukocyten  213;  Muskelsinn  370. 
Goldschmidt,  Syringomyelie  SIL 
Goldschmidt,  J.,  Lepra  331. 
Goldschmidt,  F.,  Tuberculose  494. 
Goldspiegel  - Sosnowska  , Thure 
Brandt’sche  Massage  490. 
Goldzieher,  FaciaÜsliihm.  270. 
Goluboff,  N.,  Lebercirrhose  397.  782. 
Goodhue,  E.  S.,  Radiusfractur  874. 
Gordon,  E.,  Opiumvergift,  etc.  280. 
Gordon,  J.,  Myxoedem  390 
Gordon,  Kochsalzinfusion  024. 
Gordon -Di  11,  J.  F.,  Myxoedem  350. 
Gosch,  F.,  Epilepsie  1 27. 

Gottheil,  W.  S.,  Ulc.  durum.  2311. 
Gottlieb,  R.,  Pancreassecretion  480. 
Gouguenheim,  Larynxphthi.se  829. 
Gow.  V.  J.,  Hysterectomie  987. 
Graefe,  M.,  Tubenruptur  208, 
Graham,  D.  W.,  Wanderniere  329. 
Grawitz,  E.,  Tricuspidalstenose  49; 

pleurit.  Exsudate  391 : Speichel  402. 
Grceff,  R.,  Corpus  ciliare  299. 

Green,  A.  C.,  Beeherzellen  OOP. 
Griegoriew,  A.,  Riickcnmarksveränd. 
027. 

Griffith,  S.,  Verlegung  d.  Beckens  2L 
Griffith,  W.,  Kaiserschnitt  912. 
Griffiths,  J.,  Angeb.  Dilat.  d.  Colon  32. 
Groenouw,  Gesichtsfeldvereng.  070. 
Grosz,  G.,  Glaskörperblutung  878. 
Grube,  K.,  Diabetes  224:  Basedow’- 
sche  Krankheit  912. 

Gruber,  Wasserhygiene  32;  Cholera- 
bacillus 932. 

Grueber,  R.,  Hornhautrost  314 
Grundzach,  Urticaria  008. 

Gruncrt,  Stackc's  Operation  Ma- 
stoidoperationen  Säi  Otologischer  Be- 
richt 133.  802 : Extract.  d.  Columella 
878. 

Grünwald,  L.,  Ozaena  318. 

Gudden,  IL.,  sexuell.  Perversität  039. 
Guinard,  Apocodein  44. 

Guinon,  L.,  Cachexie  999. 

Gumlich,  Nuclein  288. 

Gumpertz,  R.,  Bemerkungen  etc.  431. 
Gumprecht,  Wasser  L Blut  883. 
Gumprecht,  F.,  Hämaturie  888. 
Gurlt,  E.,  Narkosen  028. 
Gusscnbauer,  C„  Pancreascvstc  700: 
eingekl.  Bruch  837. 

Giitcrbock,  P.,  Echinococcus  des  Hal- 
ses 187. 

Guthrie,  L.  G.,  Narkose  048. 


Guttcntag,  \.  Hautnarbcn  878. 

Gntzwiller,  IL.  Extrauterine  Schwan- 
gerschaft 139, 

H. 

de  Haan,  Cholera  974. 

Haasler,  Darmchirurgie  480. 

Haberda,  A..  Rachenverletzung  bei 
Leichen  Neugeborener  432. 

Hackel,  J.,  Hysterie  034. 

v.  Hacker,  V.  R. , Oesophagusstrictur 

2£. 

Ha  ge  mann,  0.,  Stoffwechsel  b.  Pferd 
517:  nautathmung  073. 

Hall,  R.  B.,  Uterusexstirpation  ÜtL 

Hamburger,  IL  J.,  Lymphbild.  278; 
Blutunters.  323. 

Harne,  G.  IL.  Enterostomie  523. 

Hammarsten.  0.,  Lebergalle  228: 
Nucleoprotein  578. 

Hammerl,  Choleravibrio  392. 

Hammond.  Eiter  L d.  Attica  839. 

Hangen.  Fr.,  elast.  Fasern  805. 

llanot,  V..  Leberkrebs  528, 

Hanse  mann,  D„  Zellteilung  371. 

Harley,  V.,  Verschluss  des  Gallengan- 
ges 293:  Traubenzucker  102. 

Harnack,  E.,  krampferreg.  Gifte  544: 
Amylonhydrat  808:  Strychnin  890. 

Harris,  Th.,  Harnsedimente  755. 

Van  der  Harstjun.,  Blasenruptur  142. 

Hart  ge,  A.,  Botrioceph.  latus  1 20. 

H a r t m a n n , Exostosen  1 80. 

Hartmann,  A.,  Otitis  750. 

Hartmann,  IL,  Operation  b.  Vorfall 
357. 

Hastcrik,  Fleischconservcn  223. 

Hang.  Ohrknorpelentzünd.  781 : Otia- 
trischc  Mittcil.  920. 

Haultain,  Uteruspolyp  240. 

Ilausberg,  Trepanation  des  Schädels 
482. 

Hauser,  Säuglingsernährung  50,  254. 

Haycraft,  J.  B„  Diabetes  (LU. 

He a ton,  G.,  Himabsccss  441. 

Hedley,  W.  S.,  Tod  durch  Electricität 
820. 

Hedon.  E„  Diabetes  experiment.  588. 

Heelas,  W.  W.,  künstl.  Geburt  48. 

II elfter.  A.,  Cactcen  812. 

Hegel,  0.,  Bascdow’sche  Krankheit  12. 

Heidenhain.  M..  Centralkörper  561. 

Heidenhain,  IL,  Transsudate  057 : 
Darmresorpt,  737. 

Heinlcth,  C.,  Thoracometer  318. 

Heinz,  Coffeinsulfosäure  287. 

Hel  hing,  IL,  Bhdl.  d.  erfrorenen  Nase 
542. 


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Namen-Register. 


QM 


Helferich,  Gastrostomie  131:  Kuiegc- 
lenkankylose  91  9. 

Hellers,  Hämoglobinurie  <13 2. 

Heller,  J.,  Hauttubereulose  442. 
Heller,  J.  Cretinismus  531. 
Helmers,  0.,  Ichthyol  557. 

Hempcl,  W.,  Milch  C22. 

Hennig,  C.,  Astlima  7117. 

Herbig,  M.,  Lungeninduration  337. 
Herrick,  E.  B.,  Blasenruptur  11  li. 
Herschel,  G.,  Glottiskrampf  878. 
Hertz.  L.,  Rippenfellentzünd.  44(1. 
Herz,  M„  Blutkrankheiten  319. 
Herzfeld,  E.,  Epidermolysis  111- 
H erzog,  M.,  Tuberc.  d.  Nasenschleimh. 
188. 

Hess,  C..  Skiaskopie  730. 

Hesse,  Bacterienwachsthum  4Q.r>. 
Hesse,  B.,  Diphtherieherz  399. 

Hesse,  W.,  Cholera  822. 

Heubuer,  0.,  Diphtherieserum  840. 
Heuer,  E.,  Recatosis  928. 

Heyse,  Herzverlagerung  350:  Carbol- 
vergift.  (104:  Pneumaturie  759. 
lligier,  IL,  Stottern  495. 

Hilbert,  R.,  Farbenempfind.  734. 
Hildebrand,  Spina  bifida  132 . 902 : 
Nierentumor  901 . 

Hildebrand.  IL,  Albumosen  22. 

Hi  11er,  A.,  Fieber  392. 

Hinsbcrg,  0.,  l’aramidophenol  473. 
Hinterberger,  A.,  Bauchfelltubercu- 
lose  48. 

v.  Hippel,  E.,  Keratitis  17y  Siderosis 
bulbi  173,  350. 

Hirsch,  A.,  Wasserresorption  L Magen 
12(1 

Hirsch,  C.,  Orbitalphlegmone  (199. 
Hirsch,  R.,  Hauttuberculose  442. 
Hirschberg,  J.,  Kupfer  i.  Auge  34(1. 
Hirschberg,  M.,  Hautplastik  G12. 
Hirsch  1 aff,  W.,  Venennetze  am  Tho- 
rax 702. 

Hirsh,  B.  C.,  Symphvseotomie  lfifi. 
Hirst,  B.  C„  Blut.  L d.  Placcnta  320. 
Hirs,  L.,  Hysterie  (134. 

Hitzig,  Th.,  Struma  611. 

Hoche,  A.,  Curarin  878. 

Hochhaus,  IL,  Rückcnmarkserkr.  (155. 
Hoch  heim,  W.,  krampferreg.  Gifte  344. 
Hochsinger,  C.,  Lues  u.  Tubercul.  762. 
Höck,  EL,  Arthritis  191 . 

Hodarsa,  Acne  390. 

Hodge,  C.  F.,  Ganglienzellen  916. 
lloffa,  A.,  Plattfuss  733. 

Hoffmann,  F.  A.,  Myxoedem  310. 
Hoffmann,  J.,  Spinalparalyse  815. 
Hoffmann,  R.,  Tenotomie  d.  tens.  tym- 
pani  737. 

Hofmann,  Tuberkelbacillus  830. 


Hof  man,  J.,  Cholera  u.  Schwanger- 
schaft 48. 

Hofmeister,  F.,  Methylierung  360. 
Hofmeister,  D.,  Farmente  412. 
Högerstedt,  Cholera  (199. 

Höhn,  J.,  Diurctiu  189. 

Holländer,  E.,  Uterus  access.  736 ; 
Geburtsstör.  747. 

v.  Ho lowi nski,  A.,  Rhythmophon  321 . 
Hölscher,  R.,  Asthma  u.  Psoriasis 
288. 

Holt,  E.,  Gavage  877. 

Holt z mann,  Leucocytosc  233. 
Hongberg,  E.,  Progress.  Paralyse  334. 
Ilönigschmied,  J.,  Zerreiss.  d.  Bän- 
der im  Kniegelenk  791. 

Hoorweg,  Dynamometer  495. 

Hop  man,  Ozaena  genuina  653. 
Hoppe,  IL,  Chorea  34 1 
Hoppe.  IL  IL,  Lues  d.  Rückenmarks 
LLL 

Hoppe,  J.,  Colobom  43. 
Iloppe-Scyler,  F.,  Respiration  819. 
Horbaczcwski,  F.,  Xanthin  4L 
Horbaczewski,  J.,  Harnsteine  !i£L 
Horsley,  V.,  Hirntumor  383. 

Howe,  W.  C..  Milzabscess  281. 
Howse,  II.  G.,  Kniegelenkresect.  563. 
Ilabhard,  W.,  Klumpfuss  337. 

Huber,  A.,  Ocsophagusdivcrtikel  867. 
Humphrcy,  G.,  Verstopfte  Pulmonal- 
arterie 461. 

Hiincrmann,  Genitaltuberculosc  31L 
Hüppe,  Cholera  726. 

Huysse,  Cholera  374. 


L 

Imagiwa.  R.,  Studium  über  Zellen  836. 
Inoko,  Y.,  Nucleiubascn  301. 
Inhel-Rcnoy,  Erysipel  493. 

Ipsen,  C.,  Strychuinnachweis  384. 
Israel,  4^  Niereuchirurgie  436.  453. 
Israel,  0.,  Gewebstod  387. 

Issaeff,  Cholera  822. 

Ivänoff,  Neuer  Vibrio  598, 

Ivanus,  A.,  Toleranz  d.  Uterus  213. 


J. 

J a b o u 1 a y , Struma  374. 

Jacob,  P.,  Leukocyten  231.  654. 
Jacobj,  C..  Kraftsinn  210.  319. 
Jackson,  J.  IL,  Ophthalmoplegie  426. 
Jacobson.  D.  E.,  Hemiplegie  282. 
Jacobson,  J.,  Ptomainc  186. 


v 


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Namen-Register. 


935 


Jaenicke.  Natr.  boric.  206. 
v.  Jaksch,  R.,  Blutzellen  401. 
Jackson,  J.  B..  Hirntumor  744. 
Jalaghier,  M.  M.  Laparotomie  tili. 
Jam,  J.,  Indicanuric  923. 

Jamagiwa.  Oxydatiensfcrment  913. 
James,  A.,  Friedeich’s  Krankh.  681 : 
Extradurale  Abscesse  1 18:  Sinusthrom- 
bose 375:  Eiter  L d.  Naseuhühlcu  738. 
Jaquet,  A.,  Malakiu  57j  Kreislaufstö- 
rung 865:  Lactophcnin  894. 
Jdzinski,  V.  Schädel trauma  654. 
Jeller,  A.,  Magenkrebs  910. 
Jennings,  D.  D.,  Depression  d.  Sehä- 
dels  847. 

Jensen,  Pferdestaupe  ‘202. 

J esset.  F.  B.,  Uterusexstirpation  illl 
Jcssucr,  S.,  Svstcm  d.  Dermatologie 
224. 

Jgnatowsky,  A.,  Erhänget)  Üfi. 
Jlberg.  Nervenverletzung  14. 
Joffroy,  A„  Allg.  Paralyse  I5j  Basc- 
dow’sche  Krankheit  617 : Bascdow'schc 
Krankheit  665. 

Johannscn.  0.,  Zerrciss.  d.  Harnblase 
820. 

Johnson,  R.  L.,  Hirnabscess  783. 
Jolles,  A.,  Galle  L Harn  341,  685. 
Jolly,  F.,  Arsen-Neuritis  7!h  Hypnose 
778. 

J ones,  E.  L.,  Chlorosis  8 L 
Jones,  M.  A.  D.,  Krebs  des  Becken- 
bodens  367 : Peritonitis  Al£. 

De  Jossclin  de  Joug,  Lobus  azygos 
93 

Julien,  I..,  Lues  640. 

K. 

Käfer,  B.,  Acthcrnarkose  696. 

Kalt,  Thuja  occidentalis  832. 

Kamen,  Cholera  822. 

Kanter,  J.,  Malignes  Symptom  412. 
Kantorowicz,  L.,  Krebs  61j  Thiouin 
362. 

Kaposi,  M.,  Acne  601, 

Kappeier,  0.,  Chloroformnarkose  628. 
Kartulis,  Tuberculin  281. 

Karlinski,  Cholera  699 
Karpow,  Cblorphenol  397. 

Katz,  J.,  Crodoquelle  372. 
Katzenstein,  Kehlkopfinneryation  606. 
Kaufmann,  M.,  Harnstoff  910. 
Kayser,  B.,  Eiweissersparuug  372. 
Keen,  W.  W.,  Gastrostomie  813. 
Kehr,  Schuss  in  den  Uterus  336. 
Kehr,  IL,  Gallenchirurgie  320. 
Keilmann,  Geburtseintritt  710. 
Keilmann,  A.,  Wehenschwäche  S44. 


Keitel,  Thiosiuamin  335 : Hydrarg. 
salicylic.  426, 

Keith,  IL,  Kaiserschnitt  464. 

Ke  Hing,  Rhodan  434. 

Kelynack,  Benzinvergift  288. 
Kemmerick,  F.,  Flcisehextract  311. 
Kim  ball,  R.  B.,  Myxoedem  331 . 
Kirchner,  Polyneuritis  329. 

Kirk,  It.,  Eclampsie  lliL 
Kirstein,  A.,  Gift  L Leichen  832. 
Kischensky,  D.  R,  Tuberc.  d.  Bauch- 
fells 4L 

Kitasato,  Pest  730. 

Klein,  M.,  Ostcomalacie  560, 

Klemm,  Perityphlitis  398 : Schädcl- 
briiehe  349. 

Klingel,  Angina  234. 

Klippel,  M. , Entwicklungshemm,  nach 
Verletzung  842. 

Knauss,  Kehlkopfkrebs  462. 

Kuauss,  seltene  gynäkologische  Fälle 
879. 

Knickenberg.  E.,  Hauttubereulose  442. 
Knies,  M.,  künstl.  Glaucom  661. 
Knopf,  II.  E.,  Diphtherie  1 38. 
v.  Knorre,  G.,  Ventrolixation  620. 

Kob  er  t,  R.,  Cangoura  15. 

Kühner,  H^  Aetz.  d.  Schleimhäute  232: 
Chlorziukstiftc  416:  Pemphigus  810. 
Koch,  Ohraffection  53. 

Koch,  R.,  Magenkrebs  238. 

Koehier,  A.,  Tuberculose  714. 

Köhl,  E.,  Quadricepsruptur  363. 
Kolisch,  posthemiplcctische  Beweg.  15. 
Kölle,  Cholera  822. 

Kollmanin  A.,  Gonorrhoe  411:  Ure- 
throphotographie  768. 

König,  W.,  Kinderlähmung  717. 
Koplik,  IL,  Alkoholvergift.  373. 
Koppen,  M..  Psychose  363. 
v.  Koränyi,  A.,  Harnabsonderung  419 : 
B.  cerebrale  Lähmung  923. 

Körner,  IL,  Schuss  in  d.  Unterkiefer 
381, 

Körte,  W.,  Fractur  d.  Patella  172 : 
Gangrän  des  Penis  603 : Darmver- 
schluss 803 : Heilserum  SOS. 
Koschier,  Halslordose  814. 

Kössa,  J.,  Pikrotoxin  fiL 
v.  Kossa,  J.,  Cyauvcrgiftungen  2X1L 
K osscl,  IL,  Diphtberiescrum  840:  Mittel- 
ohrciterung  347. 

Koste  nitsch,  J.,  Skleritis  222. 
Köster,  IL,  Erysipel  128:  Salophen 
713. 

Kotlar,  E.,  Tub.  d.  Gallengänge  642. 
Kotliar,  E.  J.,  Leber  b.  Vergift.  243. 
Koudrcve tzy k y k , Diphtherie  118. 
Kower,  Lipom  13:  Hemia  properitoneal. 
123;  Chloroform  .304. 


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Namen- Register. 


nr>c» 


Koväcz,  Kr.,  Leukämie  1LL 
Kowalowsky,  P.,  Lues  der  Mcdulla 
1 !K). 

Kraft,  Beri-Beri  104. 

Kratter,  .).,  Tod  d.  Elcctricität  388, 
826. 

Kraus,  F.,  Albuminurie  250. 

Krause.  F.,  Hautplastik  612;  Gaugl. 
Gasseri  660. 

Kreftiug,  A.,  Lues  556. 

Krepuska,  Gliofibrom  646. 

Krestlin,  R.,  Salzbiider  Ü. 
Krctscbmann,  Ilirnabscess  187. 
Kretz.  H.,  Leberdegeneration  477. 
Krieg,  Kehlkopfkrebs  462. 

Krogius,  Hämoglobinurie  632. 
Kronacher,  Wundbehandlung  1)1 1. 
Kronthal,  P.,  Basedow'sche  Krankh. 
665. 

Krug,  Fleischinast  222. 

Krug.  W..  Verkrümm,  d.  Rückgrats 751. 
Krüger,  IL  Harnsäure  Hl 
Krüger,  S.,  Wirk.  d.  electr.  Stromes  fiä, 
Kruse,  Lebcrabscess  677,  Wasser  803. 
Kuczenko,  Cholera  822. 

Kuh,  S.,  Lues  d.  Rückenmarks  121. 
Kuhn,  A„  Atresia  auris  631. 

Kühne,  W.,  Albumos.  u.  Pepton  i 
Kühne,  Tubcrculin  465. 

Kümmel  1,  IL  Nierenresect.  325. 

K ü 1 z,  E.,  Zuckerarten  508.  Kohlehydrate 
L d.  Leber  76!) 

Kurz,  E.,  Heus  522. 

Küstncr.  Prolaps  668. 

Küster,  Gaumenspalte  307. 

Küster,  Rcsect.  d.  Ureter  61. 

Küster,  W.,  Hämatin  3!I6. 
Kutscherr,  Diphthoricbacillus  !>27. 


L. 

Laache,  S.,  Mvxoedem  310:  Pleuritis 
1)21. 

Labadie -Lagrave,  Uterusfibrom  144. 

Laehr,  M..  Leueocytosc  378. 

Lafourcadc,  A.,  Abweichung  d.  gross. 
Zehe  874. 

Lammimann,  CI.,  extrauterine  Schwan- 
gerschaft 602. 

Lamy,  IL.  Neuritis  52!). 

Länderer,  Angiom  d.  Zunge  333. 

Landow.  M..  Gangrän  605. 

Lanc.  W.  A.,  Jodoform  363 ; Spondylo- 
listhesis  379,  liadiusfraktur  874 

Lang.  E.,  Lues  lillL 

Lange,  F..  Zungenbeweg.  73 : Nieren- 
ebirurgie  724. 

Langer,  F..  Lipom  765. 

Langer,  J.,  Anchylostomiasis  794. 


Laugerhans.  A.,  Carboivergift.  416. 

Lauphear.  E.,  Uterusexstirp.  107. 

Laug.  A.,  Gonococcus  733. 

Lassar-Cohn.  Gallensäure  926. 

Lauenstein.  C.,  Ausräum.  d.  Leiste 42: 
.Schenkelhalsbruch  893. 

Laves,  E.,  Respiration  819:  Frauen- 
milch 845. 

Lavour,  Syndrome  de  Weber  687. 

Leder  m a n n_.  Resorbin  235. 

Lcdoux- Lebard,  Eint),  d.  Lichtes  22Ü. 
Diphtheriebacillus  927. 

Lech ler,  Ilirnabscess  783. 

Lehmann,  Fr.,  Stoffwechsel  beim  Pferd 
51 7 

Lehmann,  F.,  Hautatmung  673. 

Lehmann,  J.,  Milch  642. 

Lehmann.  R.  B..  Mehl  u.  Brod  456, 

Leich tenster n.  0..  Mvxoedem  309. 

Leistikow,  L..  Alopeeie  360 : Neuro- 
se philid  c 635. 

v.  Lenhossek.  M.,  Geschmacksknospen 
22E 

Leo,  R.,  Glottiskrampf  878. 

Lc pierrc,  Schafkäse  318. 

v.  Besser,  L..  Schweissfuss  339. 

Lcuw,  C.,  Radicaloperationen  2fL 

Leva,  .1.,  Aphasie  366. 

Lcvy,  E.,  Lymphangitis  12L  Diphtherie 
138. 

Levy,  M.,  Osteomalaein  722. 

Leyden.  E.,  Endocarditis  15y  Influenza 
110;  Polyneuritis  474. 

v.  Levers,  A.  IL  Symphysectomie  184. 

Lew  in,  A.,  Eosinophile  Zellen  133. 

Lewin,  G.,  Leucoderma  357 ; Queck- 
silbcrintoxicat  426;  Ganglion  coelia- 
cum  433:  Erythroinelalgie  703:  Cysti- 
cercus 746. 

Levy  B..  Polymyotitis  867. 

Lieb  lein,  V.,  Leberverödung  748. 

Lie  brecht,  Coffeinsulfosäure  287. 

Liebreich,  0.,  Lupus  636. 

Lilienfeld,  L.,  Leukocyteu  387 ; Blut- 
gerinnung 420. 

v.  Limb  eck.  R„  Nekrose  d.  Blutkör- 
perchen 109 

Lin  de  mann,  W.,  Nicrensecretion  713. 

Lingen,  Cholera  699. 

Link,  J.,  Neurektomie  927. 

Lipps,  IL  Unterbind,  d.  Carotis  321. 

Litten,  M„  Nierenuntersuch.  399. 

Lloyd  J.  |L  Hysterie  634. 

Loeb,  J„  Zusammcngi. wachs.  Embrv- 
onen  339. 

Löh  lein.  Kiinstl.  Frühgeburt  848. 

Lohnstein,  IL,  Syringomyelie  SSj  Me- 
tritis  479. 

Loimann,  Moorbäder  1 24. 

Loranchet,  Gastrorrhagie  207. 


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Namen- Register. 


9.r)7 


Lorand,  Ulc.  molle  304. 

Lorenz,  Rotlauf  134. 

Lowy,  Dilat.  d.  Harnblase  192. 

Löwy,  A.,  Alcalescenz  d.  Blut.  785. 
Lübars cl),  0..  Kmbolic  G7_j  Neben- 
nieren 342. 

Lublinski,  W.,  Perichondrit.  d.  Nase 
270. 

Lucae,  Hörstörung  382. 
Lukasicwicz,  Lichen  532, 
Lungwitz,  Tubcrculosc  b.  Kalb  414 
Lutz,  A.  Krebs  d.  Foss.  nasal  13!). 
Lyon  net;  Salol  649. 


M. 

Maas,  Lysol  876. 

Mabon,  W.,  Triooal  794. 

Macdonald.  G.,  Larynxcxcision  1 Oil. 
Mackenzie.  W.  S.,  Friedrich’s  Krankh. 
681. 

Mackie,  N.,  Patellabruch  038, 
Macphalt,  S.  R.,  Neuritis  7 IS. 
Maffucci,  Infect.  d.  Embryo  2 SKI. 
Majocchi,  D.,  Lupus  S32. 

Mairet,  Serum  76G. 

Makie,  \V„  Nierenchirurgic  323. 

Mal  ly,  Uterusfibrom  332. 

De  Man,  Tuberkelbacillus  20G, 
Manasse,  P.,  Nebennieren  373. 
Manasse,  E.,  Granulationsgeschwulst 
379 

Manley,  Th.  H..  Wirbelsäulenbriiche 
373. 

Manchot.  C.,  Melliturie  911. 
Manclaire,  P.  Hysterectomie  387. 
Mandry.  Urobiliuurie  396 
Mancea,  IU,  Muskelkraft  927. 
Manicatide,  M. , Leberechinococcus 
339, 

Mahn,  L.,  Traum.  Neurose  4G. 

Mann,  F.J.  M.,  Puerperale  Infection  219. 
Mannaberg,  J.,  Verstärk,  d.  2.  Pul- 
monaltenrs  G34 : II.  Pulmonalton  733. 
Marandon,  E.,  Thvmacetine  399 ; Du- 
boisin  872. 

Marccl,  Mandclentfernung  G22. 
Marcd  - Bukarest,  Tonsillenbeliand- 
lung  798. 

Marcel lin,  Pulsat.  der  Aorta  3G3. 
Marchand.  F..  Embolie  171. 
M'Ardle,  J.  S„  Volvulus  I1L 
Marfan,  A.  B.,  Darmkrankheiten  7h 
Cachexic  339. 

Marfori,  Ferratin  220. 

Marfori.  P.,  Chemie  d.  Harnstoffe  2G9. 
Marie,  Lateralsklcrose  190. 


Marie  P.,  Basedow'sche  Krankh.  G17. 
Marinesco,  Muskelatrophie  ätL 
Marot.  F.,  Darmkrankheiten  UL, 
Marthen,  G.,  CO-Vergift.  732 
Martin,  E.,  Polymastie  373. 

Martin,  J.  W.,  Eklampsie  338, 
Masing.  E.,  Hirntumor  744 
Massei,  Milchsäure  338. 

M assin,  W.  N.,  Epitheliom  338. 

M a t i g n o n,  J.  J„  Gastroenterostomie  404. 
Mat  sch  ke,  Jodnformdermatitis  400. 
Matte,  Funct.  d.  Labyrinthes b.  Tauben 
39G. 

Matthes,  M.,  Ulc.  rotundum  57j  Wis- 
muthbchandlg.  687 ; Leukämie  781. 
Ma'ttison,  i_  B.,  Tetronal  794:  Mor- 
phinismus 81 G. 

M a uc  1 aire,  P.,  Gazestreifen  L d.  Bauch- 
höh le  416. 

Maul  lin,  W.  M. , Darmchirurgie  4S!L 
Mauthn'.er,  J.,  Cholesterin  892. 

May,  A.,  Stoffwechsel  L Fieber  244. 
Mavcr,  J.,  Gallensteinbild.  830. 
Mayer,  0.  .1.,  Knochenplombe  233. 
McBurney,  Cb.,  Hirnchirurgie  383. 
McCrea,  B.  IL  E.,  Darmchirurgie  322, 
Mehrer,  .1.,  Myelitis  acuta  320. 

Me  inert,  Tetanus  891. 

Meiseis,  W.  A.,  Cornutin  239. 
Melzcr,  Erschütterung  433 
Mendel,  E.,  Epilepsie  333. 

Mendel,  IL.  Lues  GG7. 

Menicanti,  G.,  Lungenblut  284 : Brot 
610, 

Menzies,  J.  C.,  Eczem  619 
Merz,  IL.  Blepharospasmus  31 1 
du  Mcsnil,  Th.,  Hautresorption  184 
Messner,  Fraet.  colli  fern.  G22. 
Mcsster,  Magensaft  838. 
v.  Meyer,  E.,  Hämatnsalpinx  G24. 
Meyer,  F.,  Hundeharn  493. 

Meyer,  G.,  Gelenkrheumatismus  34 1 
Meyer,  fh  Harusecrction  Gä. 

Meyer,  IL,  Amylenbydrat  368, 

Meyer.  P.,  Asphyxie  d.  Leukämie  94 
Mi  belli,  V.,  Porokeratosis  33G. 
Miescher,  F.,  Meereshöhe  u.  Blutbe- 
schaffenheit 329. 

Mi  ff,  IL,  üvariotomie  K4Ü. 

Miller,  A.  G.,  Kniegelenkexcision  1 23 : 
passive  Congostion  285:  üperat.  b. 
Neuralgie  337. 

Miller,  N.,  Lungcnentsünd.  384. 

M i 1 1 i g a n , Scharlach  L d.  Schwanger- 
schaft 236. 

Milroy,  Ovarialabscess  23G. 

Milton.  H.  M.  N..  Steinschnitt  270. 
Mingazzini,  G„  Psychosen  717. 
Minnich,  W.,  Paucreaskolik  438. 
Mitchell,  W.,  Hysterie  473. 


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Namen- Register. 


958 


Mitchell,  S.  W.,  Hemiplegie  050;  Ery- 
throinelalgie  705 : Demenz  831. 
Mittel  ha  eh,  P.,  Fibrinogen  873. 
Mitvalsky,  Hauthörner  023. 

Miura,  R.,  Hysterie  23-t. 

Möbius,  P.  4,  Tabes  3!)4. 

Mo llath,  Abortus  1 5!>. 

Moncorvo,  Hammeihirnextraet  510. 
Monel  1,  S.  LG  Franklinisation  b.  Haut- 
krankheiten llä. 

Monro,  T.  R.,  Neuritis  718. 

M o n t g o m e ry , D.  W.,  Hypertrophie  1 34. 
Montgomery,  E.  E.,  Uuterleibsblutun- 
gen  308. 

Monti,  Leukocytose  378. 

Moore,  J.  E.,  Ellenbogenbruch  74!>. 
Moos,  Erkr.  d.  Proc.  mast.  214:  Hirn- 
tumor 404;  Intracraniellc  C-omplica- 
tionen  880. 

Morison,  R.,  Colostoinie  523. 

Mörncr,  C.  Th.,  Protein  L Auge  1 09. 
Mörncr,  K.,  Ovomucoid  434. 

Mörncr,  R.  II.  A.,  Globulin  401. 
Moscheies,  R.,  Harnsteine  704. 
Mosen,  R.,  Blutdruck  b.  Fieber  706. 
v.  Mosctig-Moorhof,  Peritonealtuber- 
culose  589. 

Motel,  CO-Vergiftung  400. 

Mott,  Fr.  W.,  Facialislähm.  330. 
Mourak,  H^  Lupus  208. 

Mouvek,  Lucs  d.  Rückenmarks  121. 
Mouchin,  N.,  Lues  050. 

Mühsam,  Synibio.se  d.  Mikrobe  IIP. 
Müller,  Künstl.  Frühgeburt  S 12. 
Müller,  F.,  Hämatoporphyrinurie  537 ; 

Basedow’schc  Krankh.  017. 

Müller,  H.  F.,  Syringomyelie  700. 
Müller,  J.,  Eiter  L Warzenfortsatz  302. 
Müller,  R.,  Syinphyseotomie  3.11L 
Müller,  E.,  Darmausbrueh  920. 
Münder,  Fr.,  Geburtsverhältnisse  443. 
Munk,  J.,  Milchanalysc  130:  Stoffver- 
brauch 193. 

Munk,  IL,  Hund  ohne  Grosshirn  545. 
Münzer,  E.,  Funct.  d.  Leber  452. 
Muret,  M.,  Hysterie  473. 

Mur  in  g,  Me.,  Hysterectomic  587. 
Murray,  S.  R.,  Myxoedem  10. 
Muscatello,  G.,  Schädclspaltcn  G93. 
Musscy,  G.  B.,  Retrosalpingitis  284. 

N. 

Nairne,  J.  S.,  Ovarialabscess  250. 
Napicr,  A.  D.  L.,  Ventrolixat.  020. 
Naunyn,  Syringomyelie  105. 
v.  Navratil,  E.,  Larynxinncrvation  038. 
Neebe,  C.  IL.  Pleomorphisraus  59y 
Schweissfuss  380. 


Neisser,  A.,  Lichen  843:  Psoriasis  924. 
Nencki,  M.,  Hämatin  124. 

Ncncki,  Nadelholztheer  177. 

Neuber,  G.,  Blutleere  037. 
Neuberger,  J.,  Carunkel  d.  Harnröhre 
709 

N e u g e b a u c r , Fr.,  Scheidenpessare  395. 
Neumann,  Anacrobiosc  44. 
Neumann,  14,  Addison’sche  Krankheit 
280;  Keuchhusten  070. 

Neu  mann,  J.,  Albuminurie  250. 
Neumcistcr,  IL,  Somatosen  22. 
Ncumeister,  R.,  Eiweisslösendes  Fer- 
ment 502. 

Newcoinb,  J.,  Blutung  nach  Operation 
200. 

Newman,  W.  IL.  Fremdkörper  L Kehl- 
kopf 304 

Newmark,  L.,  Syringomyelie  S6j  spast. 
Paraplegie  314. 

Niebergall,  Verletz,  d.  Vena  fcmoral. 

580. 

N i c o l ad o n i,  C.,  Bossini’sche  Operat.  ÜS. 
Nicolaicr,  A.,  Hexamethylentetramin 
8117. 

Nicden,  A.,  Erythroinelalgie  231. 
Nielsen,  L.,  Myxoedem  330. 
Niemann,  F.,  S- Ausscheid.  221;  Kochen 

253. 

van  Ni  essen,  M.,  Krebserreger  älilL 
Nikolajevic,  Tetanie  45. 

Nil  es,  II.  D.,  Gastrostomie  813. 

Noir,  .!„  Trichophytie  42. 

Noten,  Milzabscess  080. 

Nonne,  M.,  Lepra  131 : Spinalerkrank. 
154. 

v.  Noorden,  Vagusneurosen  271 . 
v.  Noordcn,  C„  Chinin  547. 
v.  No orden,  W.,  Sympbyscotomic  310: 
Gastrostomie  388. 

Novi,  J.,  Stoffwechsel  48.7. 


0. 

Oaks,  Eiterung  L d.  Nebenhöhlen  d. 
Nase  142. 

Obermayer,  F.,  Durchlässigkeit  des 
Darms  für  Gase  497. 

O’Cawoll,  J.,  Syringomyelie  3G. 

Oddi,  R.,  Creatinin  508. 

Oeder,  G.,  Dünndarmpillcn  927. 
Oehter,  R.,  Knochenaneurysma  840. 
Oertel,  Milchkuren  188. 

Oestreich,  R.,  Myocarditis  222. 
Oetru,  F.,  Froschherz  784. 

Oliver,  Abortus  288. 

Oliver,  Th.,  Neuritis  529. 
Olshausen,  H.  D.,  Argyrie  G55 


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Namen-Register. 


959 


O’Neclc,  ILj  Klumpfuss  284 
Onodi,  Kehlkopflähmung  174. 
Oppenheim,  1L,  Neuritis  35j  Gliosis 
105;  Chorea  54 1 . 
ürd,  W.  W.,  Cretinismus  531. 

Oser,  L.,  Darmverschluss  583. 

Osler,  W.,  Toxämie  189. 

Ostermann,  Salzinfusion  542. 
Ostermayer,  N.,  Lues  255. 

Ost  mann,  Exostosen  d.  Gehörganges 
S47 

Otto,  Peripleuritis  G3. 


P. 


Pachon,  V.,  Verdauung  690. 
Pacinotti,  E.,  Zungenkrampf  335. 
Pal,  J.,  Uemmungsbew.  d.  Darms  671. 
Pal  lad  in,  \Y„  Pflanzcneiwciss  813. 
Palmer,  Giftmord  144. 

Pan  der,  IL,  Electrothcrapie  479. 

Pan  di,  R.,  Vergiftungen  656. 
Panecki,  Ainenorrhod  928. 

Panse,  Otologiseher  Bericht  1 33. 
Papiewski,  W.,  Starrkrampf  687. 
Pariser,  Leberkolik  893. 

Parker,  R.,  Epilepsie  127. 

Parkhill,  CI.,  Craniotomie  793. 
Parlowskaja,  R.,  Herzthromben  266. 
Pasquale,  Leberabsccss  677. 
Paterson,  A.  G.,  Cretinismus  59 1 . 
Paul,  F.  T„  Gastroenterostomie  4(4. 
Pautz,  W.,  Glaskörper  828. 
Pawinski,  J.,  Coffein  180:  Diuretin 
C16 ; Mitralstenose  759. 

Pean,  Thyrcodectomie  590. 
Peipers,  A.,  Nierensteine  637. 
Pekelharing,  C.  A.,  Pepton  2. 

Pel,  P.  R.,  Traum.  Neurose  761. 
Pellisier,  Petrol  830. 

Penzoldt,  Nierenentzündung  133. 
Peraire,  M.,  Invcrsio  uteri  160. 
Perles,  M.,  pernieiöse  Anämie  318. 
Peters,  A„  Conjunctivitis  1 37. 
Peterson,  Fz.,  Syringomyelie  36_:  Lues 
650. 

Petrina,  Sarcomatosc  437. 

Petrini.  Lues  432. 

Petruse hky,  J.,  Phthisis  671 ; Infec- 
tion  887. 

Pettenkofer,  Cholera  489.  1199. 
Pfeifer,  Cholera  822. 

Pflug,  Glaucom  286. 

Pflüger,  Käsevergiftung  736. 

Phelps,  A.  M.,  Spondylolisthesis  379; 

Exstirp.  d.  Scapula  713. 
Philippson,  A.,  Acne  367. 


Philippson,  L.,  Lepra  143. 
Phisalix,  Vipergift  3113. 

Pichter,  R.,  Nucleolalbuminurie  477. 
Pick,  A.,  Hautkrankheiten  143,  rcflect. 
Psychose  413. 

Pick,  E.,  Ausschalt,  d.  Leber  1 1 3 
Pick,  Fr.,  Leber  und  Stoffwechsel  732. 
Pickering,  J.  \V.,  Embryoherz  140. 
Pieuiazek,  Laryngofissur  422. 
Pinard,  Ovariotomie  768;  Extrauterin 
Schwangerschaft  602. 

Pinard,  A.,  Symphyseotomie  359. 
Pirard,  M.,  Ischiopubiotomie  339. 
Placzek,  S.,  alte  Lähmungen  143. 
Plügge,  Sophorin  48j  Erythrin  80; 

Pithecolobin  160. 

Pohl,  J.,  Darmbewegungen  872. 
Poletacw,  M.  P.  N.,  Hungerblut  723. 
Politzer,  A.,  Schwerhörigkeit  338. 
Pollard,  B.,  Darmchirurgie  522. 
Poncet,  A.,  Struma  374. 

Ponfick,  E..  Lcberrecreation  4SI. 
Papoff,  P.  M.,  Nuclein  108. 

Popoff,  N.  M„  Cholera  444. 

Popow,  N.,  Tabes  190. 

Porter,  W.  T.,  Herzinnervation  417. 
Posncr,  C.,  eosinophile  Zellen  1 33. 
Pozzi,  S.,  Utcrusprolaps  668:  Utcrus- 
stenose  736. 

Prantois,  Hirntumor  744. 

Prausnitz.  Kost  L Krankenhause  248. 
Prausnitz,  W.,  Brot  610. 

Prautois,  V.,  Muskelatrophic  355. 
Preobraschensky,  Fremdkörper  389. 
Pryce,  T.  D.,  Neuritis  329. 

Putnam,  J.  P.,  Myxödem  liL 
Puttnam,  J.  J.,  Graves'schc  Krankheit 
665. 

Pylc,  \V.  L..  Opiumvergift.  800. 


Quönu,  Prolapsusopcration  357 ; Metri- 
tis  736. 

Quincke,  Amöbenenteritis  333. 

Quincke,  IL.  Harnuntersuchung  12j 
Meningitis  447 : Typhus  574:  Einfl. 
d.  Lichtes  393 : Muskelatrophic  G00; 
Respiration  709:  Typhus  742:  puer- 
perale Hemiplegie  893 


It. 


Rabl,  H.,  Anwendung  des  Arg.  nitr. 

1 63. 

Rabow,  Duboisin  142. 


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Namen-Register. 


9fiO 

Rae  de,  M.,  Lysol-Vergift.  Mit*. 

Rae  hl  mann,  K.,  Scopolamin  339. 
Kamaugc.  A.,  Entcropexic  323. 
Hansen,  \V.  L.,  Blasentumor  400. 

Ran  vier,  Eiweissdrüsen  195. 

Rasch,  Otitis  med.  445. 

Raymond,  spastnod.  Syringomyelie  36; 

Tonsillitis  392. 

Real,  Gelenkkörpcr  477. 

Reche.  Iridcctomie  43. 

Reed,  R.  träum.  Neurose  701. 
Redlich,  E.,  Poliomyelitis  909. 
Rcgand,  Krebs  d.  Eoss.  nasal.  159. 
Regnier,  L.  R.,  Uteruslibrom  144. 
Reichel,  0.,  Phosphorvergift.  712. 
Reichel,  P.,  Missbild.  d.  Harnblase  HILL 
Reinhold,  H.,  Lungeninfarctc  350. 
Reisner,  A.,  Condylome  912. 
v.  Reisner,  A.,  Lepra  072. 
Reizenstein.  A„  elast.  Fasern  d.  Haut 
542. 

Rekovrski,  Methylmercagtau  278. 
Remak,  E.,  Drucklälimuiig  181 ; F.nt- 
artungsreaction  217:  Hautrellexe  238; 
Schulterluxatiou  931. 

Kammer,  W.,  Tod  nach  Bandwurm- 
mittel  430. 

Rcndu,  Hysterie  234. 

Repler,  L.,  Uutersuch.  d.  Kreissenden 

12. 

Rethi,  Fibrom  310. 

Reuss,  Fr.,  Wirk.  d.  Bitterstoffe  311L 
Ribbert,  Krebs  u.  Tuberculose  51Ü: 
Lungenentzündung  519;  Fettembolie 
703 

Richelot,  A..  Uterusprolaps  MIL 
Richelot,  Leberfixation  24.7. 

Richct,  M.  Cb.,  Chloralose  ULL 
Richter,  G.,  Hörprüfung  373. 
Richter,  M.,  Cyanvergiftung  312. 
Ried,  Strontiumsalzc  798. 
ltiedinger,  Fingererkrank.  339, 
Riedinger.  J„  Lux.  d.  Hüfte  733. 
Riegel,  F.,  Gastrectasie  703. 

Riegner,  0.,  Milzexstirpation  303. 
Rietcma,  J.  A.,  Impotenz  320. 
Ringeling,  Cholera  430. 

Ritschie,  J.,  Carbolpillen  b.  Diarrhoe 
340. 

Roberton,  A.,  Gährung  d.  Zuckers  37L 
Roberton,  A.,  Zuckerverdauung  845. 
Robin,  Albuminurie  408. 

Itobin,  A.,  Myxom  413. 

Robinson,  B.,  Wirk.  d.  Canalgase  7.82. 
Robitschek,  W..  Peptonurie  390. 
Robson,  A.  W.  M.,  Darmchirurgie  4M; 
Spina  bifid.  080. 

v.  Rogner-Guscnth  al,  V.,  Heruia421. 
Röhmann,  F.,  Zitterrochen  23;  Lym- 
phagogum  3111;  Todtenstarre  3G4. 


Röhring,  Naevus  404. 

Romberg,  E.,  Diphtherieherz  399. 
Rommel,  C.,  Herzgift  112. 

Roos,  Amöbenenteritis  335:  Angina 

090. 

11  öse,  C.,  Gaumenspalten  334. 
Rosenbach,  Missbrauch  des  Natron 

328. 

Rosen berg,  Intubation  309. 
Rosenblatt,  ü.,  Syringomyelie  31L 
Rosenstein,  Dilat.  d.  orificium  719. 
Rosenthal,  E..  Benzinvergift  449. 
Rosenthal,  0.,  Pemphig.  oris.  910 
Rossi,  C.,  Athmung  192. 

Rössler,  A.,  Magenerweit.  033. 

Roth,  Tuberkelbac.  L d.  Butter  914 
Rothmann.  M.,  Hirnnervenlähm.  305 : 
Entz.  d.  Paniculus  731. 

Rothmann,  S.,  Lanolin  794. 

Rou ge  t,  Ch.,  Nervenendplatten  60.  203. 
Rouxeau,  A„  Monströser  Foetus  240. 
Rubner,  Bekleiduug  170. 

Roux,  Heilserum  904. 

Rubner,  M.,  Thicrische  Wärme  244 : 
Mereaptan  291. 

Itüdcl,  G.,  Kalkresorption  107. 

Rüge.  H..  Asthmaspiralen  338. 
Ruland,  Diphtherie  471. 

Rumpf,  Choleraniere  34. 

Ruppei,  W.,  Frauenmilch  721 ; Lipom 
704 : Protagon  790. 

Rupprecht,  4’.,  Erkr.  der  Mamma  750. 
Russell,  J.  S.  R.,  Hirntumor  744. 

Ity dy  gier,  Ausräum.d.Achselhöblo  929. 
Rywosch,  D.,  Thierharn  fil;  Leukämie 
205:  Sehweinegalle  333. 


N. 


Saakc,  W.,  Glycogen  49. 

Sacaze.  Tuherc.  der  Mandeln  349. 
Sacaze,  J.,  Muskelatrophie  355. 

Sachs,  B.,  Lucs  d.  Rückenmarks  121. 
Sachs,  W.,  Hernie  407 : Zungenkrebs 
043. 

Sachse,  W.,  Verschluss  d.  Gallenblase 
790. 

Sacki,  S..  Muskelatrnphie  235. 

Sahli,  Wärmdose  403:  Blutegelextract 
004 ; Pleurit.  Exsudat  600. 

Saillet,  Neues  Pigment  493. 
Saint-Martin,  L.,  Methan  L Blut  112. 
Salkowski,  E.,  Synovia  97j  Pepton  L 
Harn  113 : Bestimmung  d.  Harnsäure 
und  Xanthinbasen  514;  Vertheil.  d. 
N.  L Fleisch  833 : Kleinere  Mittheil. 
835:  Oxydationsferment  913. 

Salus,  Choleravibrio  232. 


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r/3  r/j  m 


Nameu-Kogisler 


‘■>6 1 


Salzmann,  M„  Angeb.  Siclicl  413. 
Samojloff,  A„  Silber  183. 

Samter,  E„  AUnniiol  732. 
Sandmeycr,  W.,  Pancreasexstirp.  770. 
Sänger,  Conjunctivitis  782, 
de  Santi,  P.,  Tonsillotomie  523. 
Sarbo,  A.,  Centra  L Rückenmark  5G0; 

Ganglienzellen  701. 

Sattler,  1L,  Accommodation  734. 
Schacht,  F.  T.,  Extrauterineschwanger- 
schaft  002:  Ventrofixation  020. 
Schäfer.  J.,  Blutspuren  von  zerdrück- 
ten Wanzen  lf>0. 

Schäfer,  K.  L.,  Bogengänge  013. 
Schaffer  Thymus  010. 

Schaffer,  J.,  Histol.  d.  Rückenmarks 
833. 

Schaffer,  K.,  Sec.  Degcnerat.  000; 

Ganglienzellen  70 1 • 

Schaumann,  K.,  Chloride  401. 
Schauta.  Adnexoperationen 04 : Invcrsio 
utcri  HL 

Scheck,  Laryngitis  414. 

Schede,  M.,  Scoliose  33!). 

Schedtler,  fL,  Sulfonal  071. 
Scheibe,  Ohrgeschwülste  324. 
Scheinmann,  Kopfschmerz  b.  Nasen- 
leiden 304. 

Schenk,  F.,  Zucker  i.  Blut  733. 
Schcurlcu,  Saprol  213. 
Schiess-Bey,  Tubcrculin  281. 
Schilow,  H202  280. 

Schimmelbusch,  Symbiose  d.  Mikro- 
ben LHL 

Schlange,  IL  Halsfistel  LL  Hochstand 
d.  Scapula  021. 

Schlenker,  Tuberculose  d.  Mandeln 
348. 

chle singer,  IL,  Syringomyelie  700. 
chloeper,  Quecksilberoxycyanid  203. 
ch  10 mann,  W.,  Metaphosphorsaure 
UL 

Schmid,  G.,  Hirnherde  413. 

Schmidt,  A.,  Beweg,  u.  Verdauung  310. 
Schmidt,  B..  Pyelonephritis  fLL 
Schmidt,  G.  B„  I.ebcrrcsection  141. 
Schmidt,  M.,  Gehirnpunction  285; 

Beckenabscess  813. 

Schmiedeberg,  Ferratin  1 30. 
Schmiedeberg,  0.,  Ferratin  220. 
Schmiedicke,  Basisfrakturen  202. 
Sehmicgclow,  Otitis  mcd.  223. 
Schmitz,  R.,  Kefir  804 : Salzsäure  im 
Magen  837. 

Schnabel,  J.,  öle.  durum,  2iKL 
Schnitzler,  T.,  Durchlässigkeit  des 
Darmes  für  Gase  4!)7. 

Scholl,  Hühnereiweiss  307. 

Schon,  J.,  Spina  bifida  OOS. 

XXXII.  Jahrgang. 


Schön wald,  \V.,  Ischias  1S3. 
Schönwcrth,  Hühnerchulera  223. 
Schöpf,  Cl.-Ausscheid.  130. 
Schotten,  E.,  Myxocdcin  303 : Perito- 
nitis 423. 

Schoumo w-Si mano w sky , Magensaft 
431 

Schrank,  W.,  Periostitis  737. 
Schreiber,  L.,  Dilatator  d.  Oesoph.  81L 
Schroeder,  Pcrichondritis  2.7.0. 
Schrötter,  IL  Albuinosen  108. 
Schubert,  E.,  Diphtherieserum  840. 
Schultz,  IL.  Schwefel  L Harn  337. 
Schultz-Schultzenstein,  C.,  Alkal- 
esccnz  d.  Blutes  801. 

Schul  tze,  E.,  Hämatopophyrinurie  337. 
Schul tzc.  Fr.,  Sklerodermie  1 30 : Leu- 
kämie 441L  Friedreich’scheKrarikh.081. 
Schultz,  IL,  Schwefel  L Gewebe  380. 
Schulze,  C.,  Wirk.  d.  Kohlensäure  1 23 : 
pflanzt.  Membranen  317. 

Schüssler,  IL,  Nierenchirurgie  323. 
Schülc,  A.,  Spinalparalysc  314. 
Schütz,  Klauenseuche  734 
Schütz,  E.,  Fleischmilehs.  i.  Harn  730. 
Schütz,  J.,  Lupus  733. 

Sehfitz,  A.,  Lues  830. 

Schwabach,  Pyämie  525 ; Stimm- 
gabelprüfung 302. 

Schwarz.  IL  Aorta  413. 

Schwarz,  J.,  Congestioustherapie  874. 

Creosot  b.  Scrophulose  S77. 
Schwarze,  Dysmenorrhoe  711. 
Schweiger.  S.,  Intubation  133. 
Schwidop,  Sarkom  d.  Schädelbasis  ÜL 
Sehwiening,  IL  Fermentationen  202. 
See,  M.  G.,  Magengeschwür  304. 
Seegen,  J.,  Zucker  L Blut  100. 
Seligmann,  Sterilität  713. 

Scgall,  Nervenfasern  2L 
S eg  las,  J.,  Psychosen  708. 

Segrö,  R„  Ichthyol  208. 

Seibcrt.  A.,  Rachendiphtherie  734. 
Seifert,  Aphonie  034 : Psoriasis  773. 
Seiler,  IL  Lux.  tali  737. 

Selbach,  W.,  Aethernarkose  780. 
Sommer,  Rotz  205. 

Semon,  F.,  Influenza  423. 

Senator,  IL  Polymyositis  300;  hered. 
Ataxie  081  ; amyotrophische  Lateral- 
sklerose 890. 

Scndlcr,  P„  Milzabscess  28 1 : Bericht 
317 

Senn,  N. , Laparohysterotomie  230; 
Sectio  alta  203. 

Sergejew,  M.,  Rücken  marksnerven  und 
Blutkreislauf  in  der  Membrana  uicti- 
tans.  d.  Frosches  145.  1 02. 

Sharp,  D.,  Hyoscin  710. 

fcl 


Diqilizedbv  (google 


Namen-Register. 


S hei  ly,  C.  E.,  Masern  I SD, 

Sli  errington,  C.  S.,  Nevenfasern  im 
Muskel  835. 

Shoemakcr,  0.  E.,  Lcberabccss  ‘213. 
Sieber,  Nadelholztheer  1 77. 

Siegert,  F.,  Lungenkrebs  Läfi:  Krebs 
d.  Gallenblase  ‘207. 

Sicmcrling,  E. , Querulnntenwahnsinn 
823. 

Sieur,  Bauchcontusion  680. 

Simon,  ,T.,  Hysterie  912. 

Simpson.  Chr.,  Raynaud’schc  Krankh. 
391. 

Sinclair,  W.  J.,  Metrostaxis  808. 
Singer,  G..  Hysterie  111:  Darmfäul- 
niss  300. 

Sittmann,  Bact.  coli  L Blut  443, 
Slocum,  H.,  Ovariotomie  888. 
Smirnow,  Diphtherie  793. 

Smith,  A.  J„  Coleotomie  494. 

Smith,  Ch.  J.,  Ilarnrührenstriktur  576. 
Smith.  W.  R.,  Urachusblutung  LfL 
Smith,  W.,  Schwefelsäurebild  322 
Smith,  W.  J.,  Schwefelsäure  890. 
Snell,  Amblyopie  3H3. 

Snellen  jr„  Entzünd,  d.  Orbita  797. 
Sobotka,  J.,  Vaccinierung  406 : Arthri- 
tis 340, 

So  liier,  P.,  Hysterie  473. 

Sommer,  Dyslexie  809. 

Sonnenburg.  E..  Syringomyelie  70<». 
Sottas,  J.,  Wurzelncuritis  <107. 
Souchav,  Th.,  Tabes  394. 

Soupault,  M..  infectiüser  Icterus  20(1. 
Southam,  Sectio  alta  283. 
van  Spanje,  Syringomyelie  1_L 
Spencer,  H.  R.,  Ovariotomie  343. 
Spencer,  W.  0.,  Gehirn  u.  Athmung  3S2. 
Spenzer.  J.  G.,  Aethernarkosc  780. 
Spicgler,  P..  Sarcomatosis  cutis  898. 
Spietschka,  Th.,  Naevus  831. 
Spietschka,  Th.,  Spina  bilida  816. 
Spirig,  W.,  Leukämie  873. 

Spronck,  Cholerabacillus  102. 

Stadel  mann,  E.,  Nebenniercu  13. 
Stälin,  Conjunctivitis  782. 

Stamm,  Scharlachnepbritis  233. 
Stapler,  Myo-Cellulitis  272. 

Staub,  A.,  Pemphig.  puerp.  447. 
Staw,  A.,  Myxoedem  lil 
Staw,  M.  A.,  Hirnchirurgie  385. 
Stscherbak,  Phosphorsäure  501 . 
Stefani,  Psychose  787. 
v.  Stein,  Ohrenblutung  109. 
Steiubriigge,  Craniotomie  157. 
Steiner,  Echondrosis  739 
Steiner,  Fr.,  Oberkieferluxat.  28. 
Steint  ha  1,  Fretheren-Cervixlistel  432. 
Stembo,  L.,  Gelenk  leiden  nach  Pneumo- 
nie 807. 


Stephan.  Heidelbeeren  h.  Diabetes  1 12. 
Stephan,  Chloroform  gegen  Bandwurm 

384. 

Stepp,  Magengeschwüre  390. 

Stern,  R.,  Sulfonal  304 : Wirk.  d.  Blut- 
serum 839. 

Stern  berg,  M.,  Lähm.  u.  Krampf  AUL 
Stewart,  D.,  Serumalburnin  478. 
Stewart,  D.,  Nucleoalbumin  885. 
Stewart,  IL  M„  Typhusrecidiv  807 
Stieglitz,  L.,  Hirn  ersten  299. 
Stintzing,  Wasser  im  Blut  883. 
Stöcker,  S. , Cervicalschwangerschaft 
720. 

Stock  mann,  R.,  Chinolin  8A 
Stoork,  Creosot  b.  Larynxphthise  AUL 
Stohmann,  J.,  Nahrungsmittel  918. 
Stoitscheff,  N.,  Digitalis  778. 
Stolzenhurg.  Guaiaeol  491. 

Stove,  W.  R.,  Typhus  383. 

Straight,  IL,  Rhinitis  128. 

Strasser,  A..  Phenol  340. 

Strass  man,  R.,  Gift  L Leichen  832. 
Straub,  Schieioperation  838. 

Straus,  J.,  Tuberkel  Ld.  Nase  Ififi. 
Stricker,  S.,  Eiterung  5L 
Strümpell,  A-,  Spinalparalyse  314. 
Stühlen,  A.,  Typhus  374,  742. 
Suida,  Cholesterin  899. 

Sulzer,  M.,  Kropf  773. 

Suter,  F.,  Harnseeretion  fiiL 
Sutherland,  J.  A.,  Skorbut  729. 
v.  Swiegicki,  Parametritis  879. 
Sytnpson,  E.  M.,  Darmantiseptik  11. 
Szigeti,  H.,  Hämin  289. 


T. 

Tau  gl,  F.,  Gaswechsel  und  Verdauung 

8M. 

Tappeiner,  IL.  Chloral  498. 
Taussig,  Hundwuth  309. 

Taylor,  J.  CI.,  Chir.  d,  Leber  248. 
Taylor,  LC,  Leberabscess  383. 
Taylor,  .1.  M , Basedow'scbe  Krank- 
heit 883. 

Tavlor,  Hirntumor  744. 

Tebb,  C.,  Maltose  31L 
Tcdeschi,  A.,  Tubereulose  319. 
Tempelmann,  Strangulation  208. 
Teplj aschin.  A„  Netzhaut  833. 
Thaeving,  Th.,  Tuberc.  d.  Hüfte  739. 
Thaye,  \V.  S.,  Guajacol  847. 
Theilhaber,  Magenleideu  bei  Frauen 
288:  Ovarialsarcom  592. 

Theodor,  F„  Hydrocele  431. 

Thomas,  Erhängen  160;  Pharyngomv- 
kosis  382. 


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Namen-Register. 


9fi3 


Thompson,  \V.  II..  Atropin  u.  Mor- 
phin 543. 

Thomson,  J.  E.,  Leberabscess  829 
Thomson  Cretinismus  889. 

Tietze,  A..  Rankenneurom  27j  Osteo- 
plastik 183. 

Tigerstedt,  K.,  Saugetierherz  305. 
Tilanus.C.  B..  Hcmihypertrophie  3£LL 
Tilanus,  Rotation  der  Beine  41)1. 
Tipjako  ff,  Retroflexio  Uteri  112 
Tizzoni,  Rabies  221 ; Tetanus  377.  362. 
Toch,  S.,  Pepton  L Magen  1 79. 
Tonka,  Phimose  714. 

T o u j e a n , Symphyseotomie  384. 

Trau  mann,  IT.  Nervenverletzung  14, 
Treitel,  L.,  Linkshändigkeit  204. 
Treub,  IL,  Milzexstirpation  309. 
Treupel,  P.,  Paramidophenol  473. 
Treves,  Fr.,  Typhlitis  149. 
Trcymann.  M., SubmueGse Myome  371. 
Troitzky,  S.,  Endotheliom  d.  Pacbv- 
meninx  183. 

Truhart;  II.,  Trachom  398. 
Trzebizky,  R.,  Hernie  437. 
Tschaurilow,  Erysipel  238. 
Tschcrning,  M.,  Accommodation  438. 
Tschirwins kv , S.,  Lymphausschd.  2'.)0. 
Tschistowi tsch,  N.,  Hämatologlsche 
Notizen  251.  2 -3 7,  273:  Berichtigung 
338;  Osteomalacie  633:  Lcukocyteu 
37a. 

Tsehudy,  E„  Verwachs,  d.  Finger  141. 
Turner,  W.  A.,  Pupillenstarre  Sä. 
Turtschaninow,  Toxische  Krampf- 
formen SSO. 


u. 

Uffelic,  Cholera  430. 

1,'ffelmann,  Cholerabacilhrs  232. 
Uhthoff,  W.,  Lues  589;  Conjunctivi- 
tis 873. 

Unna,  G.,  Mundpflege  337. 

Unna,  P.  U.,  Pleomorphismus 52;  Haut- 
schienen Hu  Diaskopic  138. 

Unruh,  Keuchhusten  303 
Urbantschitsch,  Taubstummheit  L 


V. 

Vanlair,  C.,  Mesoneuritis  399:  Nerven- 
degeneration 439. 

Vas,  Bitterstoffe  338. 

Vas,  B.,  Amara  285;  Nicotin  vergift.  332. 
Vassiliew,  N.,  Pancreas  331. 

Vay,  E.,  Muskelglycogcn  812. 

Veiel,  Lupus  SM. 


Veil  Ion,  Angina  523. 

Vergcly,  P„  Diabetes  311. 
Vermehren,  F.,  Mvxocdem  4L,  309. 
Verneuil,  Epistaxis  322. 

Vickcvy,  Sinusthrombose  308. 

Vogel,  j.,  Kohlehydrate  L d.  Leber  ZülL 
Vogel,  L.,  Gift  303 : Combinirte  Ver- 
gift. 480. 

Vogl,  Typhus  1 19. 

Vogt,  V.,  Nuoleoalbuminurie  477. 
Voigt,  Th..  Verlegung  d.  Beckens  HL 
Voit,  C.,  Gallenabsonderung  444 ; Or- 
gangewicht 377. 

Voit  Fr.,  N.  L Harn  732. 
Voswinckel,  E.,  Ueilscram  808. 


W. 

Waddel,  W.,  Hirntumor  331. 

Wade,  J.  P.,  Subcutane  Inject,  v.  Mag- 
nesium.su  Hat  73 1 . 

Wahlfors,  R.  R.,  Schielen  22, 
Walker,  J.,  Angeb.  Dilat.  d.  Colon  32. 
Walker,  LL  D„  Morphinvergift.  720. 
Wallach.  Rachitis  IIP. 

Wallisbod,  W.,  Cretinismus  889. 

Wal  sh  am,  W.  J..  Kluinpfuss  294. 
Walthard,  M..  Adhäsionen  nach  Lapa- 
rotomie 237. 

Walther,  Metritis  dissecans  880. 
Walther,  IL,  Atrophie  154. 
Wassermann,  Tuberculose  113. 
Wassermann,  A.,  Lungendiagnostik 

334. 

Weber,  E.,  Hämatocele  923. 

We  b s t c r , Extrauterinschwangerschaft 
309 

Weibel,  Cholera  723. 

Wcidcubaum,  J.,  Glycogen  SL 
Weidner,  A„  Vagusvcrlctz.  394. 

Weil,  F.,  Selen  22, 

Weiss,  M„  Myoclonie  730. 
v.  Weiss,  0.,  Flaoenta  liafi. 

Wciske,  IL,  Asparagiu  148. 
v.  Weissmayr,  Tabes  394. 

Wel ander,  E.,  Cylindrurie  333. 
Wendelstadt,  ILa  Menschenblut  6 09. 
Wer  nicke,  Diphtherie  439. 

Werth,  Ovariencysten  784. 
Wertheimer,  E.,  Chylusgefasse  1 83. 
Wesen  er.  Fester  Nährboden  234. 
Westphal,  A..  Progress.  Paralyse  191. 

354 ; electr.  Erregbarkeit  539. 
Wetzolds,  Polymyositis  Sfi.2. 
Wheory,  G..  Ligatur  d.  Iliaca  429. 
White,  W.  IL,  Epilepsie  127. 
Whitfield,  A.,  Muskelehemic  337. 
Wiblc,  Typhus  398. 


Digitjgfid-by  QOogle 


Namen- Register. 


iltU 


Wich  mann,  R„  Myxoedcm  310. 

Wiek  hoff,  M.,  Symphyseotomie  l.r>7. 
Wigl  es  worth,  J.,  Allg.  Paralyse  805. 
Wilbrandt,  Conjunctivitis  792. 

Wild.  Hernie  4117. 

Wildenow,  Clara,  Casein  L 
Wilischanin,  P.,  Rüthein  783. 
William,  Cholerabacillus  592. 
Williams,  D.,  Incubation  3f>4. 
Williams,  P.  W.,  Chloralose-Vergift. 
o44. 

Williams,  J.  W.,  Sarcome  859. 
Willis,  Pleuraempyem  92. 

Van  der  Willigen,  Fissura  ani  397. 
Wi  I ls,  E.,  AngioneurotischesOcdem  948. 
Wilson,  J.,  Wirk,  giftiger  Gase  339. 
Wilson,  A.,  Best.  d.  Geschlechter  719. 
Wincker,  Asvnergia  vocalis  LL 
Windscheid,  F.,  Cannabinvcrgift.  HL 
Winfield,  J.  Me..  Glycosuric  495 ; Le- 
pra 5 1 2. 

Winkler,  Mikrotomsehnitte  g, 
Winternitz,  W.,  Wirk,  thermischer 
Eingriffe  22. 

Winterstein,  E.,  Pilzcelluloso  40j  Tre- 
halose  412:  Pilzmembranen  900. 
Wolkowitsch,  M.,  Salol  777. 

Wolff,  J.,  Transformat,  d.  Knochen  5. 
Wolff,  W.,  .lodinjcct.  L d.  Glaskörper 
878. 

Wolters,  M.,  Myome  191. 
Woollcombe,  W.  L.,  Psammom  749. 
Worms.  J.,  Diabetes  424. 

Wrcdcn,  U.  R.,  Cystitis  870. 

Wright,  A.  E.,  Entkalkte  Milch  IS. 
Wunsch  heim,  Nephritis  994. 

Wyss,  0.,  Guajacolvergift.  539. 


Y. 

Ycrsin,  Pest  701. 

Ymagiwa,  R.,  Zellenstudien  301. 

Young,  R.  A.,  Bindegewebe  925. 

Y o u n g e r , E.  G.,  Exalgin  45, 

z. 

Zaaycr,  J.,  Hirnruptur  304. 

Zacharjewsky.  D.,  Stoffwechsel  im 
Wochenbett  548. 

Zanadski,  J.,  Kreosot  800. 

Zanowski,  Angiocholitis  414. 

Zaufal,  Pachymeningitis  294 : extra- 
duraler  Abscess  42i ; Actinomvcosis 
82L. 

Zenker,  R.,  Fixirmittcl  921.  945. 

Ziegler,  Magenwandcyste  719. 

Zieht,  Fr.,  Quintuslähmung  25, 

v.  Zicmssen,  Transfusion  728. 

Zoege  von  Mantcuffel,  Hämophilie 
237. 

Zoja,  L.,  Kryslallisat,  920;  Eiweissoxy- 
dation 952. 

Zörkendörfer,  Darmmilzbrand  997. 

Zuckerk au d I , Nasenhöhle  302. 

Zülzer,  Glycosurie  494. 

Zuntz,  N.,  Kohlehydrate  2U  ; Alkalesc. 
d.  Blutes  228 : Stoffwechsel  b.  Pferde 
517 ; Chinin  547 ; Hautathmung  973. 

Zwaardemaker,  Das  presbyaeusisehc 
Gesetz  93j  Bcri-Bcri  104  ; obere  Ton- 
grenze 126;  Nasenstenose  540. 


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965 


Verzeichnis  der  Original -Mitteilungen. 


Seite 

Binz,  C.,  Unsere  Jetzige  Kenntnis  tod  der  Malariafieberbeilung  durch  Chinin  18 

Seiko  w sk  i,  E.,  Ceber  den  Nachweis  des  Peptons  im  Harn 113 

8ergejew,  M.,  Das  Verhalten  einiger  RUckenmarksnerren  zum  Blutkreisläufe 

in  der  Membrana  nictitans  des  Frosches  (R.  esculenta)  ....  145  u.  1 <32 
Munk,  J.,  Ueber  den  Einfluss  einmaliger  oder  fractionirter  Nahrungsaufnahme 

auf  den  Stoffrerbrauch 193 

Dogiel,  J.,  Die  Innervation  des  Bulbus  aortae  des  Froschheriens 295 

Tschia t o w i t s ch , N..  Himatologische  Notizen 241,  2i7  t.  273 

t.  Kossa,  J.  Zur  Therapie  der  CyanTsrgiftnngen 289 

Bremer,  L.,  Ueber  die  Herkunft  und  Bedeutung  der  Blutplättchen  ....  338 

t.  Niesten,  M.,  Der  Krebserreger 3G9 

».  Korinyl,  A.  u.  Fisch,  A.,  Beitrag  zur  Lehre  der  Harnabsonderuug.  — 

Eine  physiologische  Gleichung 419 

Ponfiek,  E.,  Ueber  das  Weseo  der  Leber  Recreatioo 4SI 

Obermayer,  F.  u.  Schnitzler,  J.,  Ueber  die  Durchlässigkeit  der  lebenden 

Darm-  und  Harnblasenwand  für  Gase 497 

Salkowski,  E.,  Ueber  die  Bestimmung  der  Harnsäure  und  der  XantbinkOrper 

im  Harn 511 

Külz  u.  Vogel,  J.,  Zur  Keuntnis  der  Kohlehydrate  io  der  Leber  ....  7G9 

Loewy,  A , Ueber  die  Alkalescenz  Verhältnisse  des  menschlichen  Blotes  io 

Krankheiten  785 

Scbultz-Sebultzensteio,  C.,  Vorläufige  Mitteilung  über  eine  neue  klinische 

Methode  zur  Bestimmung  der  Alkalescenz  des  Blutes 801 

Salkowski,  E.  u.  Gieske,  E , Ueber  die  Verteilung  des  Stickstoffs  im  Fleisch  S33 
Bremer,  L.,  Ueber  eine  Färbemetbode,  mit  der  man  Diabetes  nnd  Glycoaurie 

aus  dem  Blute  diagnosticiren  kann S50 

Nicolaier,  A.,  Ueber  die  therapeutische  Verwendung  des  Hezametbylentetramin  897 
Salkowski,  E.,  Ueber  das  Ozydationsferment  der  Gewebe 913 


Druckfehler. 

Seite  114,  3G8,  448,  5G0,  65G,  880. 


Gedruckt  bei  L.  Schumacher  in  Berlin. 


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