UC-NRLF
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^(Centralblatt
für die
9 ^ -V , . /
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
Kweliinddreliieigflter Jahrgang. 1*94.
BERLIN.
Verlag von August Hirschwald.
NW. Unter den Linden 68.
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Wöchentlich erwheinj
1—2 Bogen; »nj Schluftl
<J*u Jahr gang« Titel , Ni
men- und SarhregUter.
!%enlralblatt
för die
Preis des Jahrgang««
10 Mark: tu bexlehen
durch «Ile Buchhandlun-
gen und Poatanatelten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Saldi owaki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. «. Januar. No. 1.
Inhalt: Wilüikow, Zur Kenntniss der Verdauung des Caseins. — Prkelba-
bihcj, Kühne, Deber Pepton und Albumose. — Korstlih, Einflns« von Salzbädero
auf die Stickstofiausscbeidung. — Barth, Histologischer Befund bei Knochenimplan-
tation. — WottF, Das Gesetz der Transformation der Knochen. — Urban t ec hi sc h,
Ueber acustiscbe Uebnngen bei Taubstummen — Winkleb, Mikrotomschnitte aus
Bacterienkulturen — Demo, Einfluss des Atropins auf Bradycardie and Arhythmie
des Herzens. — Starb, Mubbay, Bbamwell, Putnah, Ueber Myxödem und
Acramegalie — Van Sfanje, Fall »on Syringomyelie. — Brarwili, Behandlung
der Psoriasia mit SchilddriUenextract. — Eiplbr, Ueber die innere Untersuchung
bei der Gebart.
Qoihckr, Ueber Tag- und Nachtharn. — Staorlmann, Zar Chemie der
Nebennieren. — Barke, Resection des Kiefergelenke wegen Anchylose. — Kouweb,
Fall »on Lipoma retroperitoneale. — t. Hippel, Ueber Keratitis parencbymatosa. —
WiNuKiB, Aaynergia rocalit bei einem Stotternden. — Simpson, Salol als Anti-
septicmn des Darms. — Leyden, Ueber Endocarditis gonorrhoica. — Kosest,
Ueber Cangonra. — Jorrsor, Ueber die allgemeioe Paralyse — Kolui b, Ueber
die postbemiplegische Bewegungserscbeinnngen. — Gold, Fälle ron extragenitsler
Sypbilisinfeclion. — Smith, Fall tou Blutung durch den Urachus. — Fbilcben-
peld, Ovarialtumor bei Gravidität. — Winurcueiu, Fall too Cannabinrergiftung.
Clara Willdenow, Zur Kenntniss der peptischen Verdauung des
Caseins. Dissert. Bern 1 893, 50 Sa.
Das möglichst gereinigte noch feuchte Casein wurde in Wasser
unter Zusatz von möglichst wenig Natronlauge gelöst, diese Lösuog
mit einer wässrigen Lösung von WtTTK’schem Pepsin versetzt und
mit Essigsäure gefällt. Der entstehende Niederschlag von Casein
reifst das Pepsin mit; derselbe wurde in Wasser suspendirt, durch
Zusatz verdünnter Salzsäure in Lösung gebracht und die klare Lö-
sung, in welcher kein ungelöstes Casein zu bemerken war, verschie-
den lang (24 — 112 Stunden) bei 40° digerirt. In jedem Fall schied
sich eine feinflockiger Niederschlag, Mkisnkb’s „Dyspepton“ aus,
welchen Lubavjk bereits phosphorhaltig fand. Lubavin hatte ange-
geben, dass dieser unlösliche Rückstand durch Behandlung mit
Sodalösung in zwei Körper getrennt werden könne, einen darin
XXXII. Jahrgang. 1
10114
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2
Pkkrlhahinu, Klh.nk, lieber Pepton und Albumose.
No. 1
lOelichen, phosphorhaltigen und Schwefel freien und einen darin un-
löslichen, welcher sich auch in Natronlauge nur schwer und unvoll-
kommen löse und unbedeutende Spuren von Phosphor, Schwefel und
eine Beimischung von Fett enthalte. Auf die Prüfung dieser An-
gaben, sowie auf die Frage, ob das Caseindyspepton ein Nuclein
oder Nucleinsäure darstellt, beziehen sich hauptsächlich die Unter-
suchungen der Verfasserin.
Entgegen der Angabe von Li havin löste sich der bei der Ver-
dauung des Caseins bleibende Röckstand mit Leichtigkeit und klar
in Sodalösung, eine Trennung in zwei Körper konnte durch diese
also nicht bewirkt werden. Die Lösung gab mit Essigsäure ange-
säuert einen reichlichen Niederschlag, das essigsaure Filtrat fällte
mit Essigsäure versetzte Lösungen von Hühnereiweils, es zeigte also
die Eigenschaften, welche der Alt« as>« 'sehen Nucleinsäure zukom
men. Salzsäure fällte die obige alkalische Lösung völlig aus. Zur
weiteren Feststellung der Nucleinsäure wurde das sog Caseindys-
pepton in Wasser unter Zusatz von Ammoniak gelöst, mit Essig-
säure gefällt, das Filtrat von diesem Niederschlag mit dem gleichen
Volumen Alcohol versetzt, wiederum abfiltrirt und das Filtrat mit
Salzsäure versetzt: der entstandene weifse Niederschlag erwies sich
phosphorhaltig, wenig aschehaltig, fällte in essigsaurer Lösung Ei-
weifs. In dem durch Lösen in Sodalösung und Ausfällen mit Salz-
säure gereinigten Dyspepton fand W. 3.85 pCt. Phosphor und^nur
0.13 pCt. Kalk, der Phosphor ist somit organisch gebunden und
die (übrigens wohl von keiner Seite geteilte Ref.) Ansicht von
Chittrnokü, dass der Phosphor in diesem Niederschlag nur als phos-
phorsaurer Kalk vorhanden sei, irrig.
Bei vergleichenden Verdauungsversuchen mit Casein und aus
Eieralbumin dargestelltem Albuminat beobachtete Verf. die sehr
auffällige Erscheinung, dass bei fortgesetzter Verdauung von bereits
klar verdauter Albuminatlösungen sich flockige Niederschläge bil-
deten (die Angabe Ober die grofse Resistenz des „Caseindyspeptons“
gegen fortgesetzte Wirkung der Pepsinsalzsäure stimmt mit den
Beobachtungen des Ref. nicht Aberein [vgl. Cb). 1893 No. 23 und
28], Ref. konnte immer nur sehr wenig von diesen Niederschlag
erhalten, weil die Hauptmenge gleich weiter verdaut wurde.
E. Salkowski.
1) C. A. Pebelharing, Ueber das Pepton Kühkk’s. Centralbl. für
Pbysiol. 1893. No. 2.
2) W. Kühne, Erfahrungen über Albumosen und Peptone. Zeitsohr.
f. Biol. XXIX. S. 308.
1) Nach den Angaben von Kühnr kann aus einer Lösung,
welche gleichzeitig Albumose und Pepton enthält, die Albumose
durch Ammoniurosulfat unter gewissen Cautelen so vollständig aus-
gefällt werden, dass das Filtrat vollkommen albumosefrei ist. P.
wendet dagegen ein, dass eine solche Lösung bei Zusatz von Meta-
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No. 1. Korstlin, Einfluss von Salzbäderu auf die Stickstoffausscheidung. 3
phosphorsätire und noch mehr von Trichloressigsäure Fällungen
giebt, welche im Wasser löslich und durch Ammoniumsulfat ituf’s
Neue fällbar sind, ausserdem starke Biuretreaction und Xanthopro-
teiureaction geben. Das Resultat war das nämliche, als zur Ver-
meidung der Bildung von Deuteroalbumose, Heteroalbumose zur
Darstellung von Pepton verwendet wurde.
2) K. erhielt bei NachprOfung der obigen Angaben in Pepton-
lösung, wenn dieselbe wirklich frei von Albumose war — die Art
der Prüfung wird eingehend beschrieben — durch Metaphosphor-
säure mitunter kaum eine Tröbung, meistens eine geringe Tröbung,
die sich allmälig absetzt. Der Niederschlag gab keine Biuret-
reaction, war also nicht Albumose. Trichloressigsäure — lOproc.
Lösung in gesättigter Ammonsulfatlösung — gab in Peptonlösung
stets milchige Tröbung, die sich allmälig zu einem Niederschlag
oder einem hellgelben Firnifs verdichtet. Dieser Niederschlag gab
alle positiven und negativen Reactionen des Peptons, ist also wahr-
scheinlich nichts Anderes als dieses.
Weiterhin macht Vf. darauf aufmerksam und belegt es durch
Versuchsreihen mit graduell gesteigertem Zusatz von Kupfersulfat,
dass Peptonlösungen weit mehr Kupfersulfat vertragen, ohne dass
die Purpurfärbung in Blau öbergeht, wie Albumoselösungen, vor-
ausgesetzt, dass alle fibrigen Bedingungen, also namentlich Concen-
tration der Albumose bezw. Peptonlösung und Grösse des Alkali-
zusatzes die gleichen sind. —
Wie das Amphipepton der Pepsinverdauung wird auch das albu-
mosenfreiea Antipepton, dessen Analyse abzöglich 5,45 pCt. Asche,
48,45 pCt. C, 6,0 pCt. H, 16,4 pCt. N u. 6,81 pCt. S ergab der
Trypsinverdauung in Ammoniumsulfat - gesättigter Lösung durch
Trichloressigsäure partiell ausgefOllt. Salzgesättigte Metaphosphor-
säu.e gab in der völlig klaren Antipeptonlösung keine Opaleecenz,
lOproc. Trichloressigsäure schien sich zunächst ebenso zu verhalten,
erst nach Zusatz des gleichen Volums entstand zuerst milchige
Tröbung, dann beim Stehenlassen firnissartiger Bodensatz, welcher
sich in seinen Reactionen ebenso verhielt, wie die gleiche aus dem
Pepsinpepton (Amphipeplon) erhaltene Substanz. Endlich wurde
auch noch das durch Autodigestion aus dein Pankreas erhaltene
„Drüsenpepton" untersucht. Abzöglich 7,85 pCt. Asche enthielt das-
selbe 44,35 pCt. C, 7,00 H, 15,63 N, 0,64 S. Dieses Drösen-
pepton unterscheidet sich von den übrigen Peptonen durch seinen
angenehm süssen Geschmack, ferner durch einige Reactionen. Auch
das Verhalten zu Metaphosphorsäure und Trichloressigsäure war
ein wenig abweichend (vgl. hierüber das Original).
E. Salkowski.
R. Koestlin, Ueber den Einfluss von Salzbädern auf die Stick-
stoffausscheidung des Menschen. Fortschritte d. Med. 1893. No. 18.
Verf. brachte sich zunächst mit einer gemischten Nahrung
1*
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4 Babtii, Histologischer Befund bei Knocbeniinplant&tion. No. 1
(Brod, Fleisch, Wurst, Milch, Butter, Zucker, Bier, Kaffee), welche
der Berechnung; nach rund 110 g Eiweiss (mit 17.6g N) enthält,
in’s N-Gleichgewicht, nahm dann an je einem Tage ein IstOndiges
Soolbad von Stassfurter Salz (4 proc), an einem anderen Tage
wiederum ein 1 stündiges Sösswasaerbad und bestimmte dabei die
tägliche N-Ausscheidung durch den Harn. Während nun die
4 proc. Soolbäder den Harn-N um 7 — 10 Proc. in einem Versuche
sogar um 16 Proc. herunterdröckten, erwiesen sich warme Süss-
wasserbäder ohne Einfluss auf den N-Umsatz. Das Gleiche ergab
sich in 2 Controlreihen an anderen Individuen; die nämliche Wir-
kung trat auch schon bei '/»stöndigen Soolb&dern ein Stärkere
(20 proc.) Soolbäder setzten den N-Umsatz nicht stärker herab als
4 proc. Seltsamer Weise erwiesen sich in weiteren Versuchen so-
wohl 4- als 20 proc. Kochsalzbäder ohne Einfluss auf den N-StofF-
wechsel, sodass man wohl den neben dem Kochsalz in der Soole
enthaltenen Mineralsalzen, vermuthlich dem Chlorkalium, wofür
auch eine Beobachtung zu sprechen scheint, diese den Eiweiss-
umsatz beschränkende Wirkung zuzuschreiben hat. Auch warme
Senfbäder (150 — 250 g Senfmehl auf 250 1 Wasser) waren ohne
Einfluss auf den N-Umsatz. J. Munk.
A. Barth, Ueber histologische Befunde mit Knochenimplantationen.
Archiv f. klin. Chir. 1893. Bd. XLVI. Heft II. S. 409. V. V. 570.
Verf. kommt auf Grund seiner experimentellen Versuche zu
anderen Resultaten als A. Schmitt (Ueber Osteoplastik etc. Arch.
f. klin. Chir. Bd. 45); regelmässig fand er das völlig gelöste und
nachher wieder eingefögte Knochenstück nekrotisch; die Einheilung
erfolgte entweder durch bindegewebige Einkapselung oder häufiger
durch knöcherne Vereinigung mit dem lebenden Knochen. Bei
Schädeltransplantationsversuchen am 5. Tage haftete das replantirte
Knochenstück an der Dura, mit dieser durch Fibrinmassen verklebt.
Auch in den grösseren und kleineren Knochenlöcken fand Verf.
Fibrin; die Knochenkörperchen waren schollig oder fehlten voll-
ständig. Von der Dura und dem Pericranium dringt Granulations-
gewebe in alle vorhandenen Löcken des Knochens ein, substituirt
die Fibrinmassen und führt zur Bildung von jungem gefässreichen
Bindegewebe. Deshalb blutet ein solches Knochenstöck, wenn es
mit dem Meifsel verletzt wird. Ungefähr am 7. Tage beginnt eine
Kuochenneubildung von dem Periost aus, „indem sich die neu ge-
bildeten Knochenschichten lamellenartig an den alten Knochen
direkt anlegen“, fast gleichzeitig auch in den Markräumen des todten
Knochenstöckes. Dabei bleibt die Grenze zwischen dem kernhaltigen
neuen Knochen und dem todten zellenlosen öberall scharf und deut-
lich. Schliefslich kommt es zu einem Ersatz des todten Knochen-
gewebes durch lebendes, neugebildetes, jedoch ohne sichtbare Zeichen
der Resorption des todten Knochens. Mikroskopisch sichtbare Re-
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No 1.
Wolfk, Das Gesetz der Transformation der Knochen.
5
Sorption durch Bildung von Riesenzellen und Granulationsgewebe
fand Verf. nur selten, gewöhnlich nur da, wo todte Knochenecken
vorspringen.
Ganz dieselben Verhältnisse beobachtete B. , wenn er statt des
frisch herausgemeisselten Knochens macerirte Knochenstöcke nahm,
welche sich gut in den hergestellten Defect einfögen liefsen.
Langerhans.
J. Wolff, Das Gesetz der Transformation der Knochen. Berlin 1892,
S. 152 mit 12 Lichtdracktafeln.
Im vorliegenden Werke giebt Verf. eine Zusammenfassung
seiner in ihren Grundlagen und Zielen bekannten und anerkannten
Arbeiten Ober den Einfluss mechanischer Bedingungen auf die Bil-
dung und Gestaltung der Knochen.
In ausführlicher Weise wird das reichhaltige Material, das der
Begründung seiner Anschauungen von der .functioneilen“ Knochen-
gestalt d. h. der je nach der Function der Knochen und den dabei
zur Geltung kommenden statischen Gesetzen vor sich gehenden
Knochenbildung, sowie seiner Lehre von der „Transformationskraft“
d. h. der Aenderung der Knochengestalt bei geänderten statischen
Bedingungen, zu Grunde liegt, vorgeführt und erörtert.
Der Verf. beleuchtet sein Material von der theoretischen so-
wohl wie von der practischen Seite, und zwar gliedern sich die
Betrachtungen theoretischer Art wieder in solche mathematischer
und solche anatomischer Natur. Aber über den engen Rahmen
der Knochenlehre hinaus werden Streifzüge unternommen nicht nur
auf andere Gebiete der Medicin, auf denen die genannten eine
mehr oder minder einschneidende Wirkung äufsern, sondern in mehr
philosophischen Betrachtungen wird ihre Giltigkeit für die Natur-
wissenschaft im allgemeinen am Schlüsse des Werkes besprochen.
Das Werk besteht aus 6 Abschnitten, die wieder in eine An-
zahl von Capitel zerfallen.
Der erste Abschnitt bringt die Begriffsdefinition des im Titel
genannten Gesetzes als desjenigen, .nach welchem im Gefolge pri-
märer Abänderungen der Form und Inanspruchnahme oder auch
blos der Inanspruchnahme der Knochen bestimmte nach mathema-
tischen Regeln eintretende Umwandlungen der inneren Architektur
und ebenso bestimmte, denselben mathematischen Regeln folgende
secundäre Umwandsungen der äufseren Form der betreffenden
Knochen eich vollziehen“.
Es folgt (Abschn. II) nach kurzen historischen Vorbemerkungen
die Darlegung der normalen inneren Architektur der Knochen
unter specieller Berücksichtigung des coxalen Femurendes und eine
eingeliende Besprechung der Bedeutung dieser Architektur. — W.
hat bekanntlich, im Anschluss an Untersuchungen des Mathema-
tikers Colmann, gezeigt, dass die Anordnung der Spongiosabälkchen
keine willkürliche ist, sondern — abhängig von den Druck- und
C WoLPK, Das Gesetz der Transformation der Knochen. No. 1
Zugwirkungen, denen der Knochen nusgesetzt ist — den mathema-
tischen Gesetzen folgt, die die graphische Statik bei der Construction
des Knochens als notwendig hinstellt, wenn die höchste Vollkommen-
heit der Construction erreicht werden soll.
Sobald Aenderungen in der Richtung der Druck- und Zug-
wirkung eintreten, ändert eich auch in Anpassung an die neuen
Verhältnisse die Anordnung der Spongiosabälkchen. Aber dabei
bleibt es nicht, sondern es tritt allmälig in grofeem Maafsstabe eine
Umwandlung derart ein, dass auch die äulsere Form des Knochens
eine andere wird. Die Aenderung in der Druck- und Zugrichtung
kann nun bedingt sein entweder durch primäre pathologische Form-
störung der Knochen (Fracturen) oder ohne solche durch primäre
pathologische Störungen der Inanspruchnahme, (habituelle Scoliose,
genu valgum). — Mit diesen Fragen, wie auch mit den der experi-
mentell gesetzten Störung der Form oder Inanspruchnahme be-
schäftigt sich Abschnitt III zugleich unter dem an der Hand von
Präparaten gefDhrten speciellen Nachweis der dabei statthabenden
Verhältnisse.
Gr bringt auch theoretische Betrachtungen ßber die Erklärung
der betreffenden Vorgänge. W. bezieht sich dabei auf das von W.
Roux aufgestellte und gestötzte Gesetz des strophischen Reizes“,
d. h. des trophisch (zur Neubildung oder zum Schwunde von
Körpermaterial) wirkenden Reizes, der durch die Function des
Organs gegeben ist.
In ausföhrlicherer Weise wird die Bildung der Structur- und
Formverhältnisse der Knochen im vierten Abschnitt besprochen.
Die fröheren Theorien, besonders eingehend die sog. „ Drucktheorie“
werden auf Grund mathematischer, anatomischer, klinischer Betrach-
tungen kritisirt und von W. verworfen und an ihrer Stelle rekurriert
W. eben auf die „functioneile“ Knochengestaltung mit der zugleich
die höchste Zweckmäßigkeit der Form und Structur sich ausbildet.
Nachdem im folgenden Abschnitt auf die Transformationskraft,
die ja nur einen speciellen Fall des eben genannten allgemeinen
Gesetzes darstellt und eine notwendige Folge desselben ist, einge-
gangen und im Besonderen auf ihre therapeutische Verwertbarkeit
hingewiesen ist, kommt Verfasser im letzten Teile zu den „Schluss-
folgerungen“.
Zunächst bringt er die auf die Lehre vom normalen Knochen-
wachstum sich beziehenden. Der Autor verficht gegenfiber der
fast allgemein angenommen Floubbns-S HW*i,BK’schen Lehre vom
rein appositioneilen das Vorhandensein auch eines interstitiellen
Knochen- Wachstums. — Es folgen umfassende Betrachtungen über
die Consequenzen, die für die Lehre von der Heilung der Knochen-
brOche zu ziehen sind. Ganz besonders urgirt Verf. , dass hierbei
zwei ganz differente und an sich nicht miteinander zusammen-
hängende Processe nebeneinander herlaufen, nämlich die Bildung
des Gallus als eines Entzündungs- und Verkittungsprocesses nur an
der Bruchstelle und zweitens die Bildung des sog. „Transformations-
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No. 1 . Uhhantschitsch, Ueber acustische Uobangen bei Taubstummen. 7
productes“. Letzteres, bedingt durch den trophischen Reiz der
Function, besteht in einer Neuanordnung der Knochenelemente ent.
sprechend der durch den Bruch geänderten statischen Inanspruch-
nahme des Knochens; es ist ein von vornherein fertiges, dem nor-
malen histologisch gleiches Knochengewebe, das im Gegensatz zum
Call us persistirt.
In gleicher Weise machen sich bei der Rachitis zwei Processe
geltend: der Erweichungsprozess, der zu den Verbiegungen und
damit Aenderungen der statischen Inanspruchnahme führt und dev
secundäre Trans^ormationsprozess, der die der letzteren zukommen-
den Umformungen besorgt.
Gegenüber den beiden obengenannten Affectionen, bei denen
es sich um primäre Formstörungen der Knochen handelt, stehen
die „Deformitäten im engeren Sinne“ d. h. Deformitäten, die ohne
primäre Formstörungen allein durch fehlerhafte Belastung zustande
kommen. Diesen und zwar speciell dem Klumpfufs, dem genu
valgum, der Scoliose widmet W. eine besonders eingehende Be-
sprechung, die sich auf Pathogenese und Behandlung auf Grund
der in den früheren Abschnitten dargelegten neuen theoretischen
Anschauungen bezieht.
Es folgen dann kürzere Betrachtungen über die Anpassung der
Form an die Function bei anderen Körpergeweben (Muskeln,
Bindegewebe etc.), bei denen W. auf Untersuchungen Roox’s
Bezug nimmt, ferner über das im NichtbeBtehen des Ge-
setzes im Pflanzenreiche; des weiteren Schlussfolgerungen für die
Lehre vom Stoffwechsel, von der Entzündung und Regeneration,
für die Theorie der Mechanik. Mit knappen Hinweisen, wie in ver-
schiedenen Richtungen (teologische Naturanschauung, Descendenz-
lehre) unsere Naturauffassung dadurch beeinflusst wird, schliefst
das Werk.
Eine Fülle von Stoff ist in demselben verarbeitet, und wenn
auch vielleicht manches durch fortgesetzte Untersuchungen einer
weiteren Klärung bedarf, wie es bei der Complicirtheit der vor-
liegenden Fragen und Schwierigkeit der Untersuchung natürlich
ist, so ist die Grundauffassung jedenfalls als zu Recht bestehend
und erwiesen zu erachten.
Letzteres wie auch die Darstellung der einschlägigen Verhält-
nisse in 95 auf den angehängten 12 Tafeln untergebrachten Licht-
druckbildern verleihen dem Werke einen über das Gewöhnliche
weit hinausgehenden Wert. A. Loewy.
ürbantschitsch, Ueber die Möglichkeit, durch acustische Uebungen
auffällige Hörerfolge auch an solchen Taubstummen zu erreichen,
die bisher für hoffnungslos taub gehalten wurden. Wiener klin.
Wochenschr. 1893, No. 29.
Unter den von U. mit methodisch vorgenommenen Hörübungen
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8
Winkler, Mikrotomschnitte aus Baclerienkoltursn.
No. 1
behandelten Taubstummen befinden sich, nach Verf.’s Angabe,
Kinder, die er vor mehreren Jahren als nicht hörfähig und nur für
Taub8tummen-Unlerricht geeignet gehalten halte und die nunmehr
nicht nur das vorher mangelnde Gehör für Vocale gewannen, son-
dern im Verlaufe eines Jahres sogar in den Stand gesetzt wurden,
ganze Sätze zu hören und nachzusagen, selbstverständlich ohne den
Sprechenden anzusehen. Die Thaisache, dass es möglich ist, an
einem anscheinend ganz tauben Individuum in kurzer Zeit nicht
nur Spuren des Gehörs zu beobachten, sondern auch ein unter-
schiedliches Hören herbeizuföhren, ist, nach Verf. , nur in dem
Sinne zu deuten, dass die betr. Person thatsächlich nicht taub war,
sondern ihr nur die Fähigkeit mangelten, die erhaltenen acustischen
Eindröcke richtig zu erfassen. Ein methodisch vorgenommener
acustischer Unterricht kann nun, nach Verf., bei Taubheit in zwei-
facher Hinsicht von Werth sein, indem der Taubstumme dabei 1)
eine Sonderung und richtige Deutung der acustischen Eindröcke
erlernen und 2) eine Anregung seiner acustischen Thätigkeit er-
fahren kann, wodurch eine allmälig zunehmende Steigerung der
acustischen Perccptionsfähigkeit möglich ist. Die erzielten acus-
tischen Resultate können sich voröbergehend wieder abschwächen,
bleiben aber, bei gehöriger Ausdauer und Geduld, soweit Verf.’s
Erfahrungen reichen, schliefslich constant. Die Höröbuogen sollen
anfangs •/,- später mindestens 1-stöndige Dauer haben und, wenn
möglich, ohne Hörrohr vorgenommen werden. Schwabach.
Winkler, Die Anfertigung voo Mikrotomschnittten aus lebenden
Bacterienkulturen ohne Härtung. Fortschr. d. Med. 1893. No. 22.
Bis jetzt sind verschiedene Methoden der Schneidung und
Färbung von Bacterienkulturen angegeben worden, so von Nkisskr,
Günther u. A.; in die allgemeine Praxis haben sie ihrer Umständ-
lichkeit wegen keinen Eingang gefunden. W. giebt nun eine an-
scheinend sehr einfache Methode an. Er giefst aus weichem Pa-
raffin sog. Zugparuflfin einen in die Mikrotomklammer passenden
Block — zuerst verwendete er hartes Paraffin oder Kartoffel ; beide
lassen sich schlecht ausbohren bezw. schneiden, bohrt dann mit
einem weiten Korkbohrer aus der Mitte einen Cylinder aus, und
füllt den auf einer Seite mit Paraffin verschlossenen Kanal mit
Gelatine oder Agar. In diesem legt er eine Stichkultur an. Pa-
raffin sowohl wie Nährboden müssen natürlich vor dem Giefsen
sterilisirt worden sein. Ebenso kann natürlich auch das bereits
inficirte Agar bezw. die inficirte Gelatine in den Hohlcylinder ge-
gossen werden.
Nachdem die Kolonie gewachsen ist, kann ohne jede vorherige
Härtung unter Alcohol geschnitten werden; es kann dann die Kul-
tur weiter wachsen und wieder nach einiger Zeit in das Mikrotom
kommen.
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No. 1. Dkkio, Einfluss d. Ateopins auf Bradycardie u. Arhythmie d. Herzens. 9
Bezüglich der Färbung hat W. die beeten Resultate mit Karbol-
fuchsin erhalten. Er bringt die Schnitte aus dem Alcohol auf einen
Objectträger, träufelt auf ihn noch einen Tropfen Alcohol und lässt
das Ganze trocknen. Nach Verdunstung des Alcohols ist auch der
Schnitt angetrocknet Nun bringt er einige Tropfen stark mit
Wasser verdünnter Karbolfuchsinlösung auf das Object und legt ein
Deckglas auf und untersucht. Die Bacterien erscheinen intensiv rot,
Gelatine und Agar nur schwach gefärbt. Nach der Untersuchung
spült er in Alcohol ab, und hebt das ganz entfärbte Präparat auf,
das bei neuem Gebrauch wieder gefärbt werden mufs. Will mau
ein gefärbtes Dauerpräparat haben, so muss mit unverdünntem
Karbolfuchsin gefärbt und mit Alcohol kurz entfärbt werden.
W. zieht bei seiner Methode das Agar der Gelatine vor.
Scheurlen.
1) K. Dehio, Ueber die Bradycardie der Reconvalescenten. Deutsch.
Arch. f. klin. Med. Bd. 52. Heft 1 . 2.
2) Derselbe, Ueber den Einfltifs des Atropin’s auf die arhythmische
Herzthätigkeit. Ebenda.
1) Zur Entscheidung der Frage, ob eine Bradycardie cardialen
oder extracardialen Ursprung ist, hat' Verf. eine subcutane Injection
des Atropins empfohlen, also eines Alkaloids, welches die Endi-
gungen der Vagusfasern im Herzen lähmt: wenn die Atropininjek-
tionen eine Beschleunigung der Schlagfolge des Herzens bewirkt,
so handelte es sich um eine extracardiale, im entgegengesetzten
Falle um eine cardiale Bradycardie. Verf. prüft nun die Brady-
cardie der Reconvalescenten nach dieser Richtung hin, und
zwar an 7 einschlägigen Fällen. Diese Affection die sich allmälig
aus dem mit der Entfieberung einhergehenden normalen Abfall der
Pulsfrequenz entwickelt, geht parallel mit dem Abfall und Wieder-
ansteigen der Körperwärme. Während die leichteren Formen der
Br. klinisch bedeutungslos sind, bieten die schweren Fäl'e das
Symptomenbild einer akuten, wenngleich nicht sehr hochgradigen
Herzschwäche, verbunden mit Irregularität der Herzthätigkeit. Mit
Ausnahme eines einzigen (leichten) Falles zeigte Bich nun das Herz
in allen Fällen dem Atropin gegenüber refractaer; wir haben es bei
der in Rede stehenden Affection also nicht mit einer Reizung des
Vagus, sondern mit einer cardialen Ursache zu thun; die Brady-
cardie der Reconvalescenten ist ein Ausdruck der Herz-
schwäche, und zwar, da in solchen Fällen das Herz eine über-
grosse Empfänglichkeit für herzbeschleunigende Reize hat, der reiz-
baren Schwäche des Herzens. —
2) In einem leichten Falle von Arhythmie des Herzens
konnte Verf. durch Lähmung der Vagi mittelst Atropin die arhyth-
mische Herzthätigkeit zur Norm bringen. In schwereren Fällen
dagegen, die schon zu der als Delirium cordis bezeichneten völligen
Regellosigkeit ausgeartet waren, blieb das Atropin auf die Frequenz
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10 Staw, Murray, Bkamwkll. Putnam, Ueber Myxoedem u. Aororaegalie. No. 1
und den Rhythmus des Herzschlages völlig ohne Wirkung, ja stei-
gerte sogar bisweilen die Irregularität. Die Arhythmie zeigt also
ein ähnliches Verhalten wie die eben besprochene Bradycardie:
leichte Fälle werden durch Atropin unter Umständen beeinflusst,
schwere Fälle beider Affektionen widerstehen dem Mittel. Bei
beiden Störungen hat also der Vagus seinen regulirenden Einflufs
auf die Schlagfolge des Herzens teilweise oder ganz verloren.
Perl.
1) A. Staw, A contribution to the Subject of Myxoedema. Med.Rec.
1 893, 10. June.
2) S. R. Murray, The treatment of Myxoedema and cretinism.
The Lancet 1893, 13. Mai.
3) B. Bram well, The clinical Features of Myxoedema. Edinburgh
Med. Jonrn. 1893, Mai.
4) J. P. Putnani, Gases of Myxoedema and Acromegalia treated
with benefit by Shkkp’s Thyroids. Amer. Jonrn. of the Med. Scienoes.
1893, Ang.
1) Drei Fälle von Myxoedem werden mitgeteilt, die durch die
Behandlung mit Schilddrüsensaft günstig beeinflusst wurden. Die
Kranken hatten alle 3 an Hallucinationen , Illusionen, Selbstmord-
drang und leichter Demenz gelitten. Das Schilddrüsenextract wurde
intern in steigernder Dosis verabreicht (bis zu einer halben Schild-
drüse pro Tag).
2) M. beschreibt einen Fall von Myxoedem, der durch die Be-
handlung mit Schilddrüsensaft eine erhebliche Besserung zeigte; er
empfiehlt diese Methode auch bei Cachexia strumipriva und bei dem
sporadischen Cretinismus resp. dem congenitalen Myxoedem.
3) Das Myxoedem tritt nach Br. sowohl bei Männern wie bei
Frauen auf; bei letzteren häufiger; meist tritt es bei Erwachsenen
auf, doch auch in jedem Alter. Der sporadische Cretinismus ist
eine infantile Form des Myxoedems. Die Thyroidea ist bei Myx-
oedem und sporadischem Cretinismus atrophisch oder fehlt gänzlich,
während die Glandula pituitaria bei Myxoedem vergröl'sert ist. Der
Beginn des Myxoedems ist meist schleichend mit Kältegefühl und
geistiger und körperlicher Mattigkeit; vergröfsert und geschwollen
sind nur die Weichteile, nicht die Knochen, Bänder etc. Fast in
allen Fällen fehlt die Schweifssecretion; und meist tritt eine Lang-
samkeit und Schwerfälligkeit in den körperlichen Bewegungen,
Sprache und in den geistigen Vorgängen in den Vordergrund und
ebenso ist eine hochgradige Empfindlichkeit für die Kälte ein auf-
fallendes Symptom; fast stets besteht subnormale Körpertemperatur
und Herabsetzung der Pulzfrequenz; häufig ist Amenorrhoe vor-
handen u. s. w.
4) P. weist auf die Verwandtschaft des Myxoedems und der
Acromegalie hin und auf die günstige Wirkung der Anwendung
Digitlzed by Gaogl
No. 1. Van SpAJUk. Fall v. Syringomyelio. - Bk amwbli., Behandl. d. Psoriasis. 11
des Schilddrttsenextractes bei diesen beiden Affectionen. Die Schild-
dröeenanomalie ist auch die Ursache des endemischen Cretinismus
UDd der myxoedematösen Form der Idiotie. Auch die GitAVKs’sche
Krankheit ist auf eine Anomalie der Schilddrüsensälte und ihrer
Wirkung zuröckzuföhren; zugleich wirken die Gefäfse der Schild-
drüse als Regulatoren in der Circulation. Die Acromegalie wie die
GRAvtts’sche Krankheit stehen beide ebenso mit den Schilddrüsen-
affectionen in Verbindung, wie das Myxoedem. S. Kalischer.
Van Spanje, Een geval van Syringomyelie. (Type Morvan).
Weekbl. van het Nederl. Tijdscbr. voor Qeneesk 1893, 1. No. 18.
Ein 40jähriger Bauer aus gesunder Familie, der selbst stets
gesund gewesen, hatte mit den Fßfsen im Schnee sich starker
Kille ausgesetzt und seit der Zeit — seit acht Jahren — Gefühl
von Taubheit in den Füfsen. Januar 1892 machte er einen Weg
von ungefähr sechs Stunden. Bei seiner Rückkehr hatte er grofse
Blasen unter den Füfsen, an deren Stelle Verf. grofse Brandschorfe
fand. Im Uebrigen war an den Beinen nichts abnormes. Im Ge-
sicht bestanden keine Abweichungen, keine Sprach- oder Sehstörung.
Pupillenreaction bei einfallendem Licht träge. An den Muskeln
der Extremitäten keine Abweichungen, kein RoMBBRo’sches Zeichen ;
Kniereflexe normal; kein Cremasterreflex; keine EAR. Tastsinn
normal. An der Vorderseite der Beine bis 8 ctm unterhalb des
Poupartischen Bandes, an der Rückseite rechts bis 4 ctm unter der
tilutaealfalte, links bis in dieselbe hinein ist vollkommene Analgesie.
Der Mittelzeh des rechten Fufses ist weifs, verdickt und analgetisch.
An allen diesen Stellen ist auch das Temperaturgefühl erloschen.
Auch an Händen und Vorderarmen ist das Schmerzgefühl ver-
ringert. Starke faradische Ströme, die Tetanus bewirken, erzeugen
keinen Schmerz. An anderen Stellen keine Anästhesien, Herz,
Lungen, Urin normal. In den letzten 6 Monaten Impotenz,
Schwierigkeit zu gehen. Die Eschara zeigt sich, wenn Patient
umhergeht und heilt bei Ruhe und guter Reinigung. Der rechte
Mittelzeh bleibt dick und weifs. Da der Kranke sich nicht im
Spital aufnehmen liefs, Stiels die fernere Beobachtung auf Schwierig-
keiten. George Meyer.
Byrom Bramwell, The treatment of psoriasis by the internal ad-
ministration of thyroid extract. Brit. med. jonrn. Oct. 28. 1893.
Die an Myxoedemkranken gemachte Beobachtung, dass die
Behandlung mit Glandula thyreoidea auch auf die Haut einen Ein-
flufs hat, welcher sich in einer mehr oder weniger starken Desqua-
mation äussert, veranlasste den Verf, das Mittel bei Hautkrankheiten,
zunächst bei Psoriasis zu versuchen. Die Erfolge waren bei drei
weiblichen Personen, welche seit langer Zeit an sehr ausgebreiteter
Digitlzed by Google
12 Kbplbb, Ueber die innere Untersuchung bei der Geburt. No. I
Schuppenflechte litten und die täglich 5 — 10 Tropfen von Bbady
und Maktin’s Thyroid-Extract bekamen, in der That höchst be-
merkenswert. Schon nach wenigen Tagen verminderten sich die sub-
jektiven Beschwerden und die entzündlichen Erscheinungen, es trat
dann stärkere Abschuppung ein und nach 2 resp. 3 Monaten war
die Haut bei zweien der Pat. vollkommen glatt und normal, ohne
dass nebenbei irgend eine andere locale oder allgemeine Behandlung
stattgefunden hatte. Die dritte Kranke, bei weicher die anfänglich
ebenfalls sehr rasch eintretende Besserung späterhin trotz Verdoppe-
lung der Dosis keine rechten Fortschritte mehr machte, mufste vor
vollendeter Heilung entlassen werden. Bei zwei anderen leichten
Psoriasisfällen zeigte das Mittel allerdings nicht dieselbe günstige
Wirkung, doch empfiehlt Verf. es, in Anbetracht der eclatanten
Erfolge bei den ersten drei Fällen, auch bei anderen Hautkrank-
heiten, z. B. bei Eczemen oder Dermatitis exfoliativa, weiter zu
versuchen. Allgemeine Störungen hatte die Behandlung nicht zur
Folge. H. Müller.
L. Repler, Gegenwärtiger Stand der Frage bezüglich der inneren
Untersuchung intra partum. Petersb. med. Wochenschr. 1893, No. 40.
Nach neueren Statistiken sterben immer noch 40—50 Mal so
viel Mfitter im Wochenbett, als eigentlich sterben dürften. Man
hat deshalb neuerdings wieder ausgesprochen, dass der Urzustand,
d. h. Gebären ohne jegliche Kunsthilfe, kaum ein schlechteres Er-
gebnis liefern würde. Das zu erstrebende Ziel ist, jede Infection
während der Geburt auszuschlielsen. In diesem Bestreben stehen
sich zur Zeit 2 Richtungen schroff gegenüber.
Die einen sagen, das gewohnheitsmäf'sige Exploriren während
der Geburt muss durchaus aufhören, nur auf ganz stricte Indica-
tionen hin darf die innere Untersuchung vorgenommeo werden.
Solche Indicationen werden für jede Geburtsperiode genau formu-
lirt, nur Abweichungen von der Norm berechtigen zur innern Un-
tersuchung, die nach sorgfältiger Desinfection der Kreifsenden wie der
Untersuchenden vorzunehmen ist.
Den entgegengesetzten Standpunkt vertritt die andere Richtung.
Die Schüler und Schülerinnen sind gründlichst in der inneren
Untersuchung einzuüben, dabei müssen aber die Schwängern und
Kreifsenden vor einer Schädigung ihrer Gesundheit bewahrt bleiben.
Das wird durch strenge Durchführung einer systematischen und
sorgfältigen Desinfection der zur Untersuchung Kommenden erreicht.
Nach der bacteriologischen Untersuchung enthält das Scheiden-
secret Schwangerer sowohl als Kreifsender immer Microorganismen
in grofses Anzahl, aber von verschiedener Dignität. Diese können
durch Aufnahme in die während der Geburt entstehenden Wunden
zur Wirkung kommen.
Dödkrlkin unterscheidet ein normales und ein pathologisches
Scheidensecret. Das erstere enthält keine pathogenen Keime, rea-
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No. 1.
Quincke. — Stapki.mann. — Bahkkr. — Kouwkr.
13
giert stets intensiv sauer. Letzteres, schwach sauer reagierend und
von gelber bis gelbgrOnlicher Farbe, enthält in 9 1 , pCt Strepto-
coccen, die specif. Erreger des Puerperalfiebers.
In der Privatpraxis darf das Scheidenaecret als Infectionsquelle
um so mehr vernachlässigt werden, als schon das Anstaltsmaterial
in 90 pCt. frei von virulenten pathogenen Keimen befunden wurde.
Im Privathause ist demnach bei spontanem Geburtsverlauf jede
vaginale Manipulation zu unterlassen. Nur bei sicher erkannter
pathologischen Beschaffenheit des Scheidensecrets und voraussichtlich
protahiertem Geburtsverlauf, besonders wenn die öftere Wiederho-
lung innerer Untersuchung wahrscheinlich erscheint, ist eine ganz
exaite prophylactische Desinfection angezeigt. A. Martin.
H. Quincke, Ueber Tag- und Nachtharn. Arcb. f. exp. Path. XXXII.
S 211.
Aus den langjährigen Beobachtungen des Verf. ergiebt sich, dass, wlhrend bei
Gesnnden die GrOfse der Barnausscheidnng Nachts geringer ist als bei Tage und
zwar etwa wie 1:4 bis 1:2, sich bei manchen Kranken dies Verhältniss au Gunsten
der Nacht ändert, sodats die resp. Ausscbeidungsgrftfse wie 1:1 bis 2 : 1 wird, u. swar
betrifft die Steigerung der nächtlichen Harnausscheidung nicht nur das Wasser (nächt-
liche Polyurie), sondern auch die festen Bestandteile (aus dem spec Gewicht des
Harns mittels des Taari-’schen Coöfficienteu berechnet). Die nächtliche Polyurie findet
sieb bei Herzkranken , Nierenkranken , bei älteren Leuten mit Arteriosclerose, bei
Kacbekttscben, bei Diabetes insipidus. — Bei Gesunden wie bei Kranken scheint Auf-
steben und Bewegung bei Tage die nächtliche Secretion zu steigern d. h dieSecretion
rom Tage nach der Nacht zu verschieben. j. Munk.
E. Stadelmaun, Ueber das Vorkommen von Gallenefturen, Hippur-
säure und Benzoesäure in den Nebennieren; nach Versuchen
von K. Bk ihr. Zeitschr. f. Nhysiol. Chemie. XVIII.
Auf Gallens&ure wurden die Nebennieren vom Menschen, Hund, Rindern unter-
sucht, auf die beiden anderen Körper die vom Rind. Das Resultat war ein gänzlich
negative«, keine der genannten Substanzen konnte nacbgewiesen werden. Bezüglich
des Nachweises von Galleoaäure in Organen hat Verf. ausführliche Cootrollversuche
angestellt, welche zeigen, dass bei 0,001 g Natron glycocbolicura auf 60 g Milz noch
eine deutliche Reaction, wenn auch kein characteristisches Spectrum mehr erhalten
werden konnte, ebenso bei Natron taurocholicum. Bezüglich eiugeheoder Erörterung
der Methoden des Nachweises der Galleosfturen (es wurde die Bleifftllung angewendet)
etc. mass auf das Orig verwiesen werden. K. Sslkowski.
A. E. Barker, Ankylosis of the jaw: resection of joint; complete
relief resulting. Lancet 1893, p. 1189.
Bei dem 15jährigen Mädchen handelte es sich um den seltenen Falt einer knö-
chernen Ancbylose des Kiefergelenkes nach einer mit deformem Callas geheilten Ge-
lenkfractur. r. Gfttorbock.
Konwer, Een geval van lipoma retroperitODeale. Weekbl. van het
Neederl. Tijdschr. voor Qeneesk. 1893, I. No. 5.
Ern 26 jähriger Schneider, der einige Jahre geringe Schmerzen in der linken
Digitlzed by Google
14
V. HlPPBL. WlNCKKH. — SvMPSO».
No. 1
Seite de« Rauche« «erspürt, sonst keine Beschwerden gebebt, erkrankte mit Ver-
stopfung, Erbrechen, Ijeibschmerzen. In den Brnstorganen fanden sieb keine Ab-
weichungen; in der Mittellinie des Bauches ein Tumor mit glatter Oberfläche, mit
deutlicher Fluctuation, selbst Undulation tod der GröCse eines im siebenten Monat
schwangeren Uterus. Operation, Entfernung der Geschwulst, die makroskopisch den
Eindruck eines Sarkoms gewahrte und bei mikroskopischer Untersuchung sich als ein
Lipom erwies Georg« Meyer.
E. v. Hippel, Ueber Keratitis parenchymatosa. v. Gräfe’s Aroh. f.
Ophthalm. XXXIX. S. 204.
Verf. untersuchte zwei mit parenchymatöser Keratitis und Iritis behaftete Augen,
welche «on einem 15jährigen Knaben stammten. Er kam zu dem Resultate, dass
die Trübungen der Hornhaut in dem Rückbildungsstadium der Keratitis paren-
chymatosa, das sich durch starke Vaskularisation charaklerisirt , auf Infiltration mit
zeitigen Elementen nnd auf Veränderungen der fibrillären Grundsubstanz beruhen;
welcher Art die letzteren sind, war nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Dem kli-
nischen Bilde des Keratitis parenchymatosa entsprach anatomisch eine Erkrankung
sämmtlicher Teile des Auges. Es liefs sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob die
Keratitis als secundires oder als selbständiges Leiden aufzufassen ist. Mit allergrOsster
Wahrscheinlichkeit kann die parenchymatöse Keratitis durch tuberculose Iofection des
Auges hervorgerufen werden; es würde sich dann um eine sogenannte abgeschwächte
Tuberkulose bandeln, welche rückbildungsflhig ist nnd ausheilen kann. Borstmsns.
Wincker, Ueber einen eigenartigen Fall von Asynergia vocalie
bei einem Stotternden. Wiener med. 'Wocbenscbr, 1893, No. 41, 42.
Es handelte sich um eine mangelhafte Koordination der Stimmbänder beim An-
geben von Tonen und um gleichzeitiges Stottern in der Sprache, nicht aber beim
Singen. Oie erfolglose Lokalbebandlung, wie sie anfangs eingeleitet war, schien Verf.
zu bestätigen, dass es sich nicht allein um eine auf Grund des chronischen Entzün-
dungszustandes entstandene Schwäche der Stimmbandmuskulatur bandeln konnte.
Er glaubt «ielmehr die Storung alt eine rein nerrOse und auf mangelhafter Energie
beruhend auffassen zu müssen. w. Lublintki.
E. M. Sympson, Salol as an intestinal antiseptic. The practitioner
1893, Aug.
S. empfiehlt das Salol als ein günstig wirkendes Darmantisepticum in erster
Linie sowohl bei der gewöhnlichen Diarrhoe, alt anch beim Unterleibstyphus. Bei
der ersteren gab S. früher mit Vorliebe Glycerin und Borax, wenn die Krankheit
Kinder betraf; jetzt aber zieht er das Salol vor, welches er in dem Alter der Kinder
entsprechenden Dosen verabreicht. Dasselbe wirkt sicherer, stärker antiseptisch und
ist angenehmer zu nehmen. Beim Abdominaltyphus wird das Salol gleichfalls mit
Vorliebe angewandt, nicht in der Absicht, gegen das Typhusgift zu wirken , sondern
lediglich um eine möglichst ausgiebige Reinigung des Darmtractua zu bewerkstelligen.
Daneben wirkt das Mittel auch der Entwickelung zu reichlicher Darmgase entgegen,
welche bekanntlich in manchen Fällen von Unterleibstyphus den Kranken nicht uner-
hebliche Beschwerden macht Ferner setzt das Salol die Temperatur nicht unwesent-
lich herab, indem es eine reichliche Schweifs secretion herrorruft- Es verringert auf-
fallend die diarrboischen Stühle (in einigen Fällen von 11 — 14 innerhalb 24
Standen auf 8—4. Das Mittel wurde beim Typhus continnirlich gegeben. — Auch
bei infectiOser Diarrhoe, sowie bei gewissen Fällen von Dyspepsie erwies sich das
Salol als ein ganz vorzügliches Mittel. C. Bosmthal.
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No. 1.
LiKYDBN. — Kobkht. — Joffroy. — KuLISL'H.
15
E. Leydeil, Ueber Endocarditis gonorrhoica. Deutsche med. Wochen-
schr. 1893, No. 38.
Der Zusammenhang too Endocarditis und Gonorrhoe ist zwar durch zahlreiche
Beobachtungen wahrscheinlich gemacht worden; in bacteriologiteher Beziehung aber
war da« Problem nicht gelbst, da die Befunde meist unbestimmt waren und nur in
2 Fallen sich Streptococcen auf den Klappen fanden Klinisch «erlief ein Teil der
beobachteten Falle glücklich, wahrend ein anderer Teil unter den Erscheinungen der
malignen Endocarditis letal endete; am häufigsten waren die Aortenklappen, seltener
die Mitralklappen befallen; meist — aber nicht constant — war gonorrhoischer Ge-
leokrheamaliamns der Endocarditis rorangegangen. — Verf. veröffentlicht nun den
Fall eines 22 jährigen Mannes, bei dem im Anschluss au chronische Gonorrhoe mit
Entzündung mehrerer Gelenke sich eine maligne Endocarditis (mit Aorten- o. Mitral-
insuflficienz) entwickelte. Bei der Autopsie wnrde durch sorgfältige Untersuchung der
fibrinösen Auflagerungen auf Aorten- und Mitralklappen die Anwesenheit von Gono-
coccen festgestellt, und zwar bandelte es sich um Reinkultur der letsteren, da keine
andere Bacterienart weder mikroskopisch noch durch Kultur naebgewiesen werden
konnte. p«rl.
R. Robert, Ueber Cangoura. Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 44.
K. berichtet über ein in Salvador vorkommendes, sar Familie der Connaraceen
gehörendes Schlinggewächs, dessen Samen zum Vergiften schädlicher Tiere benutzt
wird; angeblich wirkt es giftig nur auf Fleischfresser, wahrend Pflanzenfresser gegen
das Gift widerstandsfähig sein sollen. Die hervorstechendsten Iotoiicationserscheinungen
sind: Salivation, Erbrechen, Zittern, klonische Krampfe und Popillendilatation Nach
dem Vorschlag Rmson’s , die therapeutische Wirksamkeit des Mittels zu prüfen, ver-
suchte K. an Hunden, Katzen und Fröschen den Samen der Pflanze und ein aus
ihren Früchten bergestellten Floideitract ond fand beide völlig wirknngslos. Offenbar
handelt es sich hier um eios jener Gifte, die beim Trocknen ihre Wirksamkeit ein-
büfsen. Weitere Versuche mit dem Mittel sind daher als aussichtslos auftugeben.
K. Kronthal,
A. Joffroy, Contribution h l’Anatomie Pathologique de la Para-
lysie G^n^rale. Arch. de Med. 1892, No. 6.
J. vertritt die Anschauung, dass die allgemeine Paralyse auf eine primtre paren-
chymatöse Encephalitis resp auf eine parenchymatöse Erkrankung des cerebrospinalen
Nervensystems zurücktnfübren sei; die Ganglienzellen und Nervenfasern erkranken
primSr, die Veränderungen der Neoroglia und der GefSfse seien secundirer Natur
(secundäre Encephalitis interstitialis). Ein neuer mitgeteilter Fall von progressiver
Paralyse dient dazu, diese Ansicht zu befestigen; es fand sich nach der Section eine
allgemeine Verlnderuog der Ganglienzellen des Gehirns und Rückenmarks; ganz be-
sonders atrophisch waren die Vorderhornzellen im linken Cervlcalmark , wlbrend im
Leben eine ausgesprochene Muskelatropbie der lioken Hand bestand. Die Seitenstr&nge
des Rückenmarks waren nicht alterirt; ebenso war das interstitielle Gewebe, die Neu-
roglia gar nicht und die Geflfse nur sehr wenig von der Norm abweichend. Im
Gehirn nnd Rückenmark waren sowohl die gröfseren wie die kleineren Ganglienzellen
verlndert. 8. K «flacher.
Koliscb, Zur Lehre von den posthemiplectischen Bewegungser-
scheinungen. Deutsche Zeitschr. f. Nervenkrank!). IV. p. 1 4.
Die Arbeit hat den Zweck neues Beweismaterial heranzobriogen für die Kablss-
Pica'sche Erklärung der posthemiplegischen Bewegungserscheinuogen , nach welcher
für das Zustandekommen derselben die compacte Pyramidenbahn verantwortlich ge-
macht wird. Fall I: Beiderseitige, rechts starker ausgesprochene Oculomotoriuslah
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Iß
Gold. — Smith. — Fkillhenfklu. — Windschrid.
No 1
mutig, cerebellare Ataxie, ßewegungsataxie der oberen und unteren Extremitäten,
Heiniparese, Hemichorea; Tod durch hinzugetretene tnberculöse Meningitis; Befund:
Tuberkel der Vierhügelregion, hauptsächlich recht«. Kall II. Hauptsächlich rechter-
»eit« ausgesprochene Oculomotoriuslähmung, linksseitige Hemiplegie und Hemichorea,
Tic des Nerr facialis sinistr. , fehlendes Kniephänomen. Annahme eines zum Teil
such nach der linken Seite hinübergreifenden Prozesses im rechten pedunculus. —
Namentlich der erste durch Section belegte Fall zeigt, dass Läsionen der Pyramiden-
bahn an Jeder Stelle (nicht nur in der Nähe der Stammganglion) postbemiplegische
Bewegungserscheinungen anslösen können. Schäfer.
L. Gold, Sechs Fälle von extragenitaler Syphilisinfection. Arch. f.
Deruiat. u. Syph. XXV. 1893, S. 791.
Ein I | Jahr altes Mädcbeu acquirirte ron einem anderen Kinde eine syphilitische
Sclerose der Lippe nnd übertrug diese beim Saugen auf die Brustwarze seiner Mutter;
ron der Frau inöcirte sich auf extrageoitalem Wega deren Mann und steckte nun
seinerseits seine ältere Tochter an. Bei den beiden letzten Pat. safs der Primäraffect
an der Lippe. — Ein junger Mann mit hartem Schanker an der rechten Tonsille
und Secundärerscheinungen hatte die Syphilis allem Anscheine nach ron einem Vater,
welcher gleichzeitig drei indirecte Geschwüre und zwar an der Lippe, am Mona Ve
neris und im Sulcus retroglandularis aufwies. H. Malier.
W. R. Smith, A case of bleeding by the urachus. Edinb. tued.
journ. 1 893, April.
Verf. berichtet, dass bei einem kräftig entwickelten Kinde ohne irgend einen
Anschein ron Verletzung 1 1; Tage nach der Geburt Blutungen au« dem Nabel neben
der Nabelschnur auftraten, denen nach weiteren zwei Tagen solche aus der Blase
folgten Mit Abfall der Nabelschnur hörte die Blutung auf. — Verf. glaubt, dass
es die Arteria hypogastr. (oder rielleicht die Umbilicalreoe) seien, aus denen die Blu-
tung anfänglich durch den Nabel, dann durch den Urachus in die Blase erfolgt sei.
A. Martin.
H. I'eilchenfeld (Schöneberg), Ein Fall von Ovarialtumor bei
Gravidität. Bert. kiin. Wochenschr. 1893, Nu. 44.
F. teilt einen Fall ron Orarialtumor bei 7 monatlicher Gravidität mit. Oie
Diagnose machte erst Schwierigkeit, da der Tumor im Becken rechts und hinten und
link« davon der Kopf lag. Die Operation verlief normal, doch erfolgte 6 Tage nach
derselben Ausstofsung der toten Frucht zusammen mit der Placenta. Am 16. Tage
nach der Operation konnte Pat entin das Bett verlassen w. Sch&lelu.
F. Windscheid, Ein Fall von Cannabinvergiftung. Wiener med. Pr.
1893, No. 21.
Gelegentlich eines psychologischen Versuches nahm ein 28jähriger Mann im Ver-
lauf von Stunden 2.9 g Extr. Cannab. ind., also mehr alt das 7 fache der Mail-
maldosis. 3 V, Standen später begann ein 1 1 , Stunden dauerndes wildes Excitationt-
stadium, jedoch ohne die sonst angegebenen Fliegevorstellnngen. Dann Mattigkeit,
Angstgefühl, grofser Durst, Empfindlichkeit gegen Geräusche, 172 (!) Pulse, Zuckungen
besonders in den oberen Gliedern Nach einer unruhigen Nacht mit Delirien am
nächsten Morgen eine Pulsfrequenz von 120, allgemeine Hyperästhesie, enorm gestei-
gerte Reflexe Ei folgte mehrtägige Apathie und Willenlosigkeit, dann völlige Wieder-
herstellung. Fr. Strassmann.
KiiiMenriimsrn für da» Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
FransSaiaehe Stra'ae 21' oder en die Verlarehandlanr fBerlln NW., sg. Unter deo Linden) erbeten.
Verlas von Augu-t lllrscbwald in Berlin. - Druck ton L. fiehutnaebar In Berlin.
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Wöchentlich «m-hcincn
1—2 Bogen; na Schluss«
de# Jahrgangs Titel , Ne*
men und Sachregister.
für die
Preis de* •Tshrgange«
2o Mark; tu beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poatanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowaki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. !»• Januar. No. 2.
Inhalt: Binz, Unsere jetzige Kenntnis* von der Malariafieberheilung durch Chinin.
(Orig. Mitt.i
Sboall, Zar Histologie der Nervenfasern. — Hildbbramd, Nbombistek,
Ueber Ernährung mit AlbnmoseD. — BsietH, Ueber die Kohlehydrate des Harns.
— H öh mann, Stoffwechsel des electrischen Organs. — Babth, Nierenbefund nach
Nephrotomie. — r. Hicsss, Ueber Oesophagnsstrictnren. — Tietzb, Zor Kennt-
nis« des Rankenneoroms — Sriisss, Ueber retroglenoidaie Luxation. — Wabl-
pors, Ueber das Schielen und die Ursachen desselben. — SoBwmor, Fall von
8arkom der Schädelbasis. — Gkdbrb, Hygienische Beurteilung des Wassers. —
W ALKS« u. Gkiffitbs, Angeborene Dilatation des Colon. — Gerhardt, Zur
physikalischen Diagnostik der Galleosteinkolik. — Rumpf u. Fbänksl, Zar Kennt-
oiis der Cboleraniere — Oppenheim, Senile Form der mnltiplen Neuritis. — Gold-
schmidt, RoatsstATT, Nrwmark, Colemah and C'Cawoli, Raimohii,
PirsRios, Falle von Syringomyelie. — Lobsitiib, Diagnostik der Urethritis
posterior. — Bachrisk, Achsendrehung der Ovarislgescbwülste.
Wintbrstrin, Zur Kenntniss der Piltcellulose — KsCoss, Fällbarkeit der
Harns&nre als Knpferoxydnlverbindnng. — Vhrihsih, Einfluss der Thyreoidea
anf den Stoffwechsel. — Horbacziwski, Trennung der Harnslure von den Xan-
tbinbasen. — Kischinsst, Einfluss der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose.
— Laüisstiis, Die typische Ausräumung der Leiste. — Curtiub, Zar Pathologie
der Spina biflda — Schi, asok, Ueber die Fistola colli congenita. — Bobosiewicz,
Die Sebussverletzungen durch das Manlicber-Gewehr. — Hopps, Partielles Oberlid-
colobom beim Fötus. — Reche, Ueber den Ort der optischen Iridectomie. — Gl et
and Cbaksis, Experimentelle Erblichkeit. — Nfcmahn, Zar Biologie der gasbii-
deoden Bacterien. — Guinard, Wirkung des Apocodeia. — Babdol, Hysterie n.
Meningitis. — Collott, Ueber die Filaria sanguinis. — Todmoer, Exalgin als
Aotinenralgicnm — Grawitz, Se..ener Herzfehler — Nikola jrvic, Tetanie nnd
Hysterie. — Mare, Verminderung des Leitungswiderstandes am Kopf bei Neurosen.
— Browb, Schusswunde des Ichiadicus. — BOcklers, Fälle von Hirosinusthrom-
bose. — FsiiDLifDSs, Extractum Pichi bei Erkranknngen der Harnorgane. —
FbaHk, Behandlung des Trippers. — Noik, Behandlung des Herpes tonsurans —
Hulas, Einleitung der Frühgeburt. — H i nt xrbsrorr, 19 Fllle von Bauchfell-
tuberculose — Hofmahn, Cholera and Gravidität — Pluaqe, Wirkung von So-
pbura tomentosa.
XXXII. Jahrgang.
2
18 Bmz, Unsere jetzige Kemitiss von der Malariafieber- No. 2
Unsere jetzige Kenntaiss von der MaUriafieberheilnng durch
Chinin.
Von Prof. C. Binz.
Ca sind 26 Jahre her, seit ich in diesem Ceotralblatte, 1867,
S. 308, die erste der experimentellen Abhandlungen drucken liefe,
auf Grund deren ich die bis dahin allgemein geltende Lehre ver-
neinte, dass das Chinin seine Wirkung gegen die Malariafieber vom
Nervensystem aus entfalte, und auf Grund deren ich den Satz auf-
stellte, das Chinin wirke wahrscheinlich als Protoplasmagift auf einen
eingedrungenen krankmachenden Mikroorganismus.
Mittlerweile ist dieser aufgefunden und sein Verhalten zum
Chinin von einer Reihe von Forschern mit seltener Uebereinstim-
mung geklärt worden. Das dürfte eine Zusammenfassung der That-
sachen wünschenswert machen, wobei ich mich an die jüngste und
gründlichste der betreffenden Veröffentlichungen anschliefse:
„J. Mannahkho, die Malariaparasiten, auf Grund fremder und
eigener Beobachtungen dargestellt. Wien, bei A. Hölder 1893.
Die Malariafieber werden von niederen Organismen aus der
Gattung der Amöben verursacht, die in die roten Blutkörperchen
eindringen, auf deren Kosten sich vergröfsern, darin sporuliren und
sie zerstören. Lavkbar, der die Amöbe der Tertiana zuerst sah
und beschrieb, hat auch den Parasiten hinsichtlich seiner Reaction
auf Chinin gepröft. Er fand, dass, während sich in dem Controll-
präparate die Parasiten durch längere Zeit in lebhafter Bewegung
erhielten, in dem Chininpräparate alle Parasiten leblos lagen, dass
also deren directe Vergiftung stattgefunden hatte. Die Unter-
suchungen von Mabchiafava und Cklli und von Grassi u. Fklktti
bestätigten das.
Diese Autoren machten auch Controllversuche mit destillirtem
Wasser und mit Kochsalz und fanden, dass der Zusatz von beidem
zu dem Mariablute die Parasiten ebenfalls zum Absterben bringt.
Daraus leiteten sie und andere nach ihnen ein Einschränken der
Bedeutung der gleichen Chininwirkung her, weil sie jene Zusätze
als „indifferente“ ansahen. Destillirtes Wasser ist aber gar nicht
indifferent för Protoplasma, sondern ist ein Protoplasmagift, und
Kochsalz ist ebenfalls ein Gift för solche Zellen, die in einer nie-
drigeren Concentration entstanden sind und darin leben. Ich erinnere
an die alte Thatsache, dass man leichte Formen der Malariafieber
durch Verordnen gröfserer Gaben Kochsalz heilen kann. Jene mit
destillirtem Wasser und mit Kochsalz erreichten mikroskopischen
Resultate stötzen also die Bedeutung der Chininversuche, statt sie
einzuschränken.
Ein anderer Weg, den Einfluss des Chinins auf die Malaria-
parasiten zu studiren, war der, dass man das Blut der Kranken
vor und nach der Aufnahme einer heilenden Gabe Chinin unter-
suchte und das Aussehen der Parasiten dort und hier verglich.
Uebereinstimmend fand man zuerst, dass, wenn Heilung eintrat,
Digitlzed by Google
No. 2.
heilung durch Chinin.
19
die Parasiten der einfachen Malariaformen bald gänzlich fehlten.
Das einheitliche Ergebniss der betreffenden Untersuchungen von
Latbrar , Romakowskt, Baccblli, Goloi, Marchiafava und Biunami
war: die Parasiten werden durch das dem Organismus einverleibte
Chinin im Blute getötet.
Marnabkru, Assistent Nothragbl’s, hat in seinen auf Anregung
und mit Unterstützung des Professorencollegiums der Wiener med.
Facultät und unter Förderung der österreichischen Regierung in
Dalmatien, Istrien u. s. w. unternommenen Studien an Malaria-
kranken die betreffenden Verhältnisse weiter untersucht und dabei
unter anderen diese Ergebnisse bekommen:
An den amöboiden Formen des Tertianparasiten ist schon 3
Stunden nach Aufnahme von 0,5 bis 1,0 Chinin seitens des Kranken
eine wesentliche Verminderung der amöboiden Beweglichkeit festzu-
stellen; nach weiteren 3 bis 6 Stunden hat auch die Zahl der Pa-
rasiten beträchtlich abgenommen und von den noch vorhandenen
sind viele zerrissen, so dass sie mehrere innerhalb der roten Blut-
körperchen liegende Kügelchen bilden, die miteinander nicht mehr
verbunden sind, wovon man sich durch eine länger dauernde Be-
obachtung überzeugen kann.
An den erwachsenen Formen des Tertianparasiten ist, wenn
Chinin genommen wurde, entweder ein vollständiger Stillstand der
Pigmentbewegung zu beobachten , wobei der Parasit ein schollig
glänzendes, wie geronnenes Ansehen hat, oder es tritt hydropische
Blähung des Parasiten auf, oder der Parasit zerfällt in mehrere
Trümmer.
Kurze Zeit nach der Verabreichung des Chinins findet man
die mittelgrofsen Tertianparasiten oft in lebhaftester Bewegung. Es
scheint, dass sie, ehe sie infolge des Chinins coaguüren und zum
Stillstände kommen, manchmal zu erhöhter Bewegung gereizt
werden, wie das Binz 1869 für die gröfseren Infusorien der Pflanzen-
jauche beschrieben hat.
Auch Baccblli hat gesehen, dass die Parasiten kurz nach der
Chinindarreichung eine gesteigerte Lebhaftigkeit in der Bewegung
zeigen, dass aber 24 Stunden später die meisten spurlos verschwun-
den sind. Ihr Absterben geschieht also erst nach einer vorüber-
gehenden Reizung durch ihr specifisches Gift.
Bei den mittelgrofsen Quartanparasiten machte Golgi die Be-
merkung, dass sie unter der inneren Chininwirkung eine weniger
feine Körnung, metallischen Glanz und Neigung zum Schrumpfen
zeigen. Die grofsen Formen sind gebläht, haben lebhafte oscilla-
torische Bewegungen des Pigmentes und enthalten manchmal Va-
cuolen oder abortive Sporen. Im ganzen besteht volle Aehnlich-
keit in der Art der Vergiftung mit der bei den Tertianparasiten.
Ein Teil der Amöben der echten Quartana leichteren Charakters
zeigte schon 3 Stunden nach der Verabreichung des Chinins in der
Gabe von 0,5 einen mangelhaft oder gar nicht mehr färbbaren
Nucleolus. Beim Fortsetzen der Chinintherapie fanden sich nach
2*
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20 Binz, Unsere jetzige Kenntniss von der Malariafieberheilung etc. No. 2
weiteren 12 Stunden nur mehr vereinzelte Parasiten mit erhaltenem
Nucleolus, während die übrigen entweder keinen färbbaren Nucleolus
mehr besafsen oder selbst schon am Zerfallen waren, so dass nur
einige ungestaltete Fragmente übrig blieben, wie die Tafel IV,
Fig. 57 — 62 zeigt.
Die weitere Untersuchung mittelst der Färbemethode ergab
auch, dass nur ein geringer Teil der in der reifen Amöbe gebil-
deten Segmente lebensfähige Sporen besafs, wenn Chinin gegeben
worden war. Also nicht allein, dass die Malariaamöbe selbst unter
dem Einflüsse des im Blute kreisenden Chinins sichtbar erkrankt,
auch ihre Erneuerung durch Bilden lebenskräftiger Sporen wird
herabgedrückt.
Jene erste Alt der Einwirkung des Chinins ist nicht immer
vorhanden; es giebt Malariaformen, worin der Vorgang der Seg-
mentirung trotz des Chinins sich ganz vollzieht, worin aber dann
durch den Einfluss des Heilmittels die Sporen tot sind oder baldigst
absterben.
Bei den Formen der Malaria, die durch Chinin nicht heilbar
sind, gewahrt man auch keinen Einfluss des Mittels auf die im
Blute vorhandenen Parasiten. Manche schwere Malariafieber, die
der gewöhnlichen Behandlung trotzen, können geheilt «'erden durch
Einspritzen der gebräuchlichen Chiningabe in eine Vene (Baccklli).
Die Parasiten werden so unmittelbar und in geringerer Verdünnung
des Chinins getroffen.
Wenn auch die genannten Forscher nebst Mannabrho in ein-
zelnen Punkten voo einander abweichen, so sind das nur solche
von nebensächlichem Charakter. In der Hauptsache herrscht
Uebereinstimmung, dass das Chinin als unmittelbares Gift auf die
Parasiten der durch es heilbaren Malariafieber ein wirkt, während
es die Zellen des menschlichen Organismus in den therapeutischen
Gaben nicht schädigt. Eine Mitwirkung des Nervensystems bei
dem Vorgänge der Heilung ist in keiner Weise ersichtlich und er-
forderlich.
Auch die vorbauende Wirkung des Chinins (Ghakskh, Berl.
klin. Wochenschr. 1888, No. 42 und 53) ist danach zu deuten.
Das Chinin verschwindet langsam und grösstenteils unverändert aus
dem Blute, und die hier eingedrungene junge Amöbe oder deren
Spore wird durch die dauernde Berührung mit ihm in ihrer Ent-
wicklung gehindert oder doch aufgehalten.
Betreffs der Rolle der Leukocyten in der Malariaheilung hat
sich dieses ergeben:
Wenn Malariafieber von selbst heilen, so scheint in der That
der Phagocytismus daran beteiligt zu sein. Wenn dagegen die
Heilung durch Chinin geschieht, so kommt er nicht in Betracht,
denn, wie Goi.ui beobachtet hat, schränkt das Chinin ihn wesentlich
ein und es macht ihn, wie wir soeben gehört haben, infolge seiner
eigenen, die Malariaparasiten lähmenden Kraft auch überflüssig.
Das ist entsprechend meinen Angaben über die Lähmung der
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No. 2. Skqall, Zur Histologie der Nervenfasern. 21
Leukocyten innerhalb des Organismus und deren vielfacher Bestä-
tigung, unter andern durch die Untersuchungen von Appekt im
pathologischen Institute zu Heidelberg (Arch. f. pathol. Anat. 1877,
Bd. 71, S. 364) und Th. W. Ekoklmann (daselbst 1891, Bd. 125,
S. 196.)
Die Monographie Mankaberg’s enthält vier farbige Tafeln und
ein Litteraturverzeichniss von 216 Nummern, Man möge die Einzel-
heiten Ober das vorliegende Thema, ihren Nachweis und ihre Be-
gründung dort einsehen.
Das bis jetzt gewonnene Wissen Ober dos Wesen der Malaria-
fieber und ihrer Heilung durch Chinin nennt Mannabkrq eine glän-
zende Rechtfertigung dessen, was seit 1867 in den experimentellen
Arbeiten von mir und meinen Schülern verfochten wurde. Die
heutige Erledigung der Frage entschädigt mich für alle absprechen-
den Urteile und fehlerhaften Nachuntersuchungen, die ich seit jener
Zeit so oft über mich musste ergehen lassen. Die unrichtige Dar-
stellung meiner Untersuchungen durch Lavkran habe ich in der
Berl. klin. Wochenschr. 1891, No. 43 erläutert (vgl. dieses Cbl.
1892, S. 295).
S£gall, Sur des anneaux intercalaires des tubes nerveux produits
par impregnation d’argent. Journal de l’Anatomie et de ia Physiologie
1893, No. 5.
Verf. behandelt frische Nerven vom Frosch nach einander mit
Osmiumsäure und Höllensteinlösung — das Detail der Methode
ist im Original nachzulesen — und kommt mit Hilfe dieser Methode
zu folgenden Resultaten:
An der RANviEa’schen Einschnürung sieht man nicht mehr das
ganze Axenkreuz, sondern nur noch den horizontalen Schenkel des-
selben, also den einschnürenden Ring.
An den Grenzen zweier cylindrokonischen Segmente, der
SrHMinT-LfcNTKRMAEN’schen Einkerbungen, sieht man gleichfalls je
einen Ring, der sich braun gefärbt hat; dieser Ring liegt unterhalb
der Schwann’schen Scheide und umfasst eng den Markmantel.
Manche cylinder-konischen Segmente haben zwei Ringe, d. h. je
einen am vorderen und hinteren Ende, manche nur einen Ring,
manche gar keinen. Im zweiten Falle hat stets das voraufgehende
oder folgende Segment einen Ring, im dritten besitzt das vorauf-
gehende oder folgende Segment zwei Ringe.
Verf. beschreibt ausserdem noch ganz gut das ungemein
wechselnde Verhalten der Lantermann’echen Einkerbungen, die er
für präexistente Gebilde hält, und diskutiert endlich in wenig gründ-
licher Weise und mit Uebergehung mancher Arbeiten die Litteratur,
die über sein Thema bereits vorhanden ist. Rawitz.
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22
HiLDBBBANn, Nkümf.istkb, Ueber Ernährung mit Albumosen. No. 2
1) H. Hildebrand, Ueber Ernährung mit einem geschmack- und
geruchlosen Albumosenpräparate. (Verhdlg. d. XII. Congresses
f. inn. Med. S. 395; Zur Frage nach dem N&hrwerth der Albu-
mosen. Zeitschr. f. pbysiol. Ch. XVIII. S. 180.
2) R, Neumeister, Ueber „Somatosen“ und Albumosenpräparate
im Allgemeinen. Deutsche med. Wochenscbr. 1893, No. 36.
1) H. brauchte zu seinen Versuchen ein in den Farbenfabriken
von Bayer u. Co. (Elberfeld) hergestelltes Präparat „Somatose“,
das wesentlich aus Deutero- und Heteroalbumosen bestehen soll.
Nach orientirenden Vorversuchen am Hunde führte er an einem
28jährigen Manne eine Versuchreihe durch, zuerst 5 Tage bei ge-
mischter Kost (Brod, Fleisch, Butter, Schinken, Milch, Cognac,
Kaffee), die laut Analyse 23 4 g N und nach Berechnung 73 g
Fett und 360 g Kohlehydrate und 48 g Alcohol enthielt, wobei
im täglichen Mittel 2.8 g N zum Ansatz gelangten, dann wurde
der Fleisch-N (6.1 g) an 3 Tagen durch Albumosen ersetzt
(Periode II), und an den nächstfolgenden 2 Tagen der N des
Schinkens (6 8 g N) ebenfalls durch Albumose ersetzt (Per. III.),
dann folgten 5 Tage mit gemischter Kost, wie in der Vorperiode.
In Periode II. wurden nur 2,1, in Periode III sogar nur 1,3 Jg N
angesetzt, während in der Nachperiode (ohne Albumosen) der N-
Ansatz sogar 3,4 g N pro Tag beträgt. Trotzdem folgert Verf.
einen höheren Nährwert der Albumosen als die N- Bestandteile des
Fleisches (was Ref. unverständlich geblieben ist, da die vom Verf.
in’s Treffen geföhrten Gewichtsveränderungen bei so kurz dauern-
den Versuchen und schnellem Wechsel des Ernährungsmodus nichts
beweisen können). Das „geschmack- und geruchlose“ Präparat ist
aber offenbar sehr schlecht ausnutzbar, insofern in Periode II. von
6.1 g Albumosen N fast die Hälfte (3.5 N mehr als in der Vor-
periode) und in Periode III. von 12.9 g Albumosen -N rund */5
(5 g N mehr als in der Vorperiode) mit dem Kot ausgestossen
wurden, in dem sie noch z. T. als „unresorbirte Albumose erkannt“
wurden.
Verf. hat weiter geprüft, ob die Somatose auch subcutan appli-
cirt einen Nährwerth fibt; er gibt an, sich durch Versuche am Hunde
fiberzeugt zu haben, dafs ihr nicht nur ein Nährwert auch bei diesem
Applicationsmodus zukommt, sondern sogar eine höhere Wertigkeit
als dem innerlich verabreichten Albumosen- oder Fleisch-N. Da-
nach sollte das Präparat auch mit Umgehung des Darmkanals assi-
milirbar und ertragbar sein, ohne dafs dabei Albumosen oder Pep-
ton durch den Harn ausgeschieden werden (was den bisherigen Er-
fahrungen widerspricht. Ref.).
2) Dem gegenfiber weist Nkumkisikk nach, dass schon 0.1 g
des Präparates, einem Kaninchen subcutan beigebracht, Albuminurie
zur Folge hat und dass demnach (vorausgesetzt, dass vom Kanin-
chen auf den Menschen geschlossen werden darf, Ref.) vor subcu-
taner Application der Somatose zu Ernährungszwecken nicht genug
gewarnt werden kann. Das Präparat charakterisirt sich übrigens
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No. 2. Baisch, Ueber Kohlehydrate d. Harns. - Röhmann, Stoffwechsel etc. 23
als eine durch die Wirkung gespannter Wnsserdftmpfe oder durch
Papayotinverdauung dargestellte Albumose. Da durch alle der-
artigen Präparate eine bessere Ernährung nicht zu erzielen ist, als
durch fein geschabtes Fleisch, erscheinen Verf. dieselben als Nähr-
mittel fßr Kranke mindestens entbehrlich. J. Munk.
K. Baiseh, Ueber die Natur der Kohlehydrate des normalen Harns.
(1. Mitth.). Zeitschr. für pbysiol. Chemie. XVIII. S. 193.
Die für das Abfiltriren des Benzoylesters am meisten geeignete,
feinkrümlige Beschafienheit des Niederschlages wird erreicht durch
Zusatz von 400 ccm Natronlauge zum Liter Harn, die grösste Menge
derselben durch Zusatz von 40 ccm Benzoylchlorid auf 1 Liter
Harn; ein geringerer Ueberschufs von Lauge erzeugt einen klebri-
gen, ungemein schlecht filtrirenden Niederschlag, ein geringerer Zu-
satz von Benzoylchlorid eine spärlichere Ausbeute an Ester. Der
ausgewaschene und getrocknete Ester enthält noch 2 pCt. N und
1 pCt. Asche (zumeist Magnesiumphosphat); durch Verreiben des
Esters mit 2proc. Salzsäure und Auswaschen der letzteren erhält
man einen fast farblosen, aschefreien Ester, der C 67,7, H. 5,6
sowie an N 2,3 pCt. enthält und bei 125° uuter Gasentwicklung
schmilzt. Ausfällung des Esters aus dem Harn, den man zuvor mit
conc. Bleizuckerlösung ausgefällt hat, liefert einen ascheärmeren
Ester (nur 0,47 pCt. Asche), der indefs noch 1,5 — 2 pCt. N ent-
hält, doch beträgt die Menge des Esters nur etwa l/s von der
ohne vorgäugige Bleifällung gewonnenen. Vorausgegangene Fäl-
lung mit basischem Bleiacetat liefert noch weniger, aber sehr asche-
reicben (bis zu 17 pCt.) Ester, nur etwa ®/l0 80 viel als nach Blei-
zuckerfällung. Beide nach Bleifällung gewonnene Präparate sind
krümlich und filtriren leicht. Der N-Gehalt der Ester scheint
nicht von beigemengtem Eiweifs (resp. dessen Estern) herzurQhren,
wenigstens geben die Präparate keine Färbung mit Millon’s Reagens.
Bei Fällung mit Natronlauge und Benzoylchlorid (ohne vorgängige
Bleibehandlung) gewann Verf. 1,25 — 3,37 g Ester auf 1 Liter Harn,
was mit den von Salkowski gefundenenen Werten (1,22 — 3,66) gut
übereinstimmt. Schliesslich teilt Verf. vorläufig mit, dafs bei Ver-
seifung des Benzoylesters mit Natriumaethylat eine Lösung erhalten
wird, die mit Phenylhydrazin ein Glucosazon liefert, mit Hefe unter
Alcoholbildung gährt, die Polarisationsebene dreht, Fauuso’sche
Lösung reducirt und die Furfurolreaktion scharf gibt. J. Mnnk.
F. Röhmann, Ueber den Stoffumsatz in dem thätigen elektrischen
Organ des Zitterrochen nach Versuchen an der zoologischen Sta-
tion zu Neapel. Aroh. f. Anat. n. Pbysiol. Phys. Abth. 1893. S. 423.
Um das electrische Organ auf der einen Seite mit Sicherheit
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24
Barth, Nierenbefund nach Nephrotomie.
No. 2
ruhig zu stellen, wurden an dem Tage, welcher dem eigentlichen
Versuche voranging, auf der einen Seite die zu dem electrischen
Organ ziehenden Nerven bei ihrem Austritt aus der Sehädelkapsel
durchtrennt. Die Reizung wurde mit ganz schwachen Strömen des
Inductionsapparates begonnen, der Strom successiv verstärkt, wenn er
sich unwirksam erwies, am Ende des Versuches die electrischen Or-
gane mit Wasser ausgekocht, der Auszug auf ein bestimmtes Vo-
lumen gebracht und ein Theil desselben unter Anwendung von
blauem Lacmoid mit Vl0 Normalsalzsäure, ein anderer mit Hölfe
von Curcumapapier u. Phenolphtalöin mit Normalnatron titrirt.
Unerwarteter Weise nahm in keinem Falle die Acidität nach der
Reizung zu, im Gegenteil die Reaction des gereizten Organs war
um ein Geringes stärker alkalisch. Dagegen liefs sich eine Zunahme
der Acidität im gereizten Organ mit Sicherheit nachweisen, wenn
demThier vorher vom Bulbus arteriosus her Säurefuchsin*) beigebracht
worden war. Auf der gereizten Seite zeigte sich alsdann das Or-
gan deutlich rot, auf der nicht gereizten nur schwach rosa. Bei
der Thätigkeit wurde also unzweifelhaft eine wenn vielleicht auch
sehr geringe Quantität Säure gebildet. Dasselbe zeigten nun auch
die Kochsalzauszüge der Organe unter Anwendung von Curcuma
als lndicator und dementsprechend färbte sich der Kochsalzauszug
des gereizten Organs mit Alizarinnatrium gelb, der des nicht ge-
reizten braun. Das Resultat änderte sich nicht, wenn die Reizung
statt durch den Inductionestrom durch Injection von Strychnin
und die in Folge derselben auftretenden Reilexzuckungen bewirkt
wurde. Dasselbe, wie für den Kochsalzauszug gilt auch für den
Alcoholauszug in Uebereinstimmung mit den Angaben Marccsr's,
dafs das gereizte Organ mehr Milchsäure enthält, wie das ruhende.
Die gebildete Milchsäure braucht natürlich nicht als solche aufzu-
treten, sondern sie bildet aus vorhandenem secundären Phosphat
primäres. Ebensowenig wie Marcüsk konnte Verf. eine Bildung
aus Harnstoff bei der Thätigkeit nachweisen. Die einzige Ver-
änderung, welche das electrische Organ bei der Thätigkeit er-
fährt, ist also, in Bestätigung der Angaben Mahcusk’s die Bildung
einer geringen Quantität Säure; die Erzeugung des electrischen
Schlages von Torpedo mufs also unter Verbrauch einer äufserst ge-
ringen Menge von potentieller Energie erfolgen. E. Salkowski.
A. Barth, Nierenbefund nach Nephrotomie. Archiv f. klin. Chirurgie.
Bd. 46. Heft 11. S. 418.
Bei einer 31jährigen Patientin wurde am 14. 9. 1892 wegen
Verdacht auf rechtsseitige Nierentuberculose die probatorische Nephro-
tomie ausgeführt. Da weder im Nierenparenchym noch im Nieren-
becken die erwartete Veränderung zu finden war, wurde der aus-
geführte „Sectionsschnitt“ wieder vernäht und auch die äussere
*) N»eb dem Vorgänge Dmnu füi die Muikeln.
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No. 2. Bahtb, Nierenbefund nach Nephrotomie. ‘25
Wunde geschlossen. Patientin fieberte nach dieser Operation an-
dauernd, hatte heftige Schmerzen in der Gegend der rechten Niere
und im Urin Tubercelbaciilen. Deshalb wurde am 34. Tage nach
der 1. Operation den 18. 10. 92 die rechte Niere exstirpirt. Sie
war eingebettet in sehr derbe Schwielen. Mikroskopisch fand sich
an Stelle des Schnittes eine feine Narbe, welche bis an den Hilus
reichte. Im mittleren Teile der Niere grenzte an diese feine Narbe
auf der einen Seite ein breiter, keilförmiger, nekrotischer Heerd,
auf der anderen Seite eine ganz schmale todte Zone. An der Be-
rührungsfläche der todten und lebenden Partien fand Verf. eine
interstitielle Wucherung. Der grössere keilförmige todte Herd hatte
ein ungefähr dreieckiges Centrum, in dem die Canälchen und zum
Teil auch die Zellen der Form nach noch erhalten, aber nirgends
Kerne zu färben waren. Nach aussen war dieses Centrum umgeben
von einer Zone, in welcher das Parenchym todt und das Gebiet
des Stroma von Zellen und einem fettigen Detritus eingenommen
war. Die Zellen waren Leukocythen, welche z. Th. mit Fetttröpf-
chen angefüllt erschienen. Einzelne Leukocythen fand Verf. inner-
halb der Harnkanälchen und den Glomeruluskapseln. Auf diese
Zone folgte nach aul’sen eine dritte Zone, welche durch Binde-
gewebswucherung von dem erhaltenen Stroma und von der Nieren-
kapsel her characterisirt war. Auch in diesem Gebiet sind die Ka-
nälchen und die Glomeruli todt, teils homogen, teils körnig, in der
Form ebenfalls noch erhalten. Ausserdem konnte Verf. hier solide
Zellenstränge beobachten, welche mit den graden Harnkanälchen
im Zusammenhang standen und deshalb als Neubilduug von Harn-
Canälchen interpretirt wurden. Zum Teil waren die abgestorbenen
Canälchen und Glomeruli, unter Erhaltung der äusseren Form, mit
einem feinen, neugebildeten Bindegewebenetz erfüllt.
Im Centrum dieses keilförmigen Herdes waren die Gefäfse und
zum Teil auch die Harnkanälchen mit einem feinen Fibrinnetz ge-
füllt. In den verödeten Blutgefäisen wurden einzelne Hämatoldin-
krystalle gefunden.
Verf. weist mit Recht auf die Aehnlichkeit dieses Befundes mit
dem bei Niereninfarkten nach Nierenembolien hin. Es liegen hier
ganz dieselben Veränderungen vor und der einzige Unterschied be-
steht darin, dafs die Ursache nicht auf einen Embolus, sondern auf
eine Nierenarterienverletzung zurückzuführen ist.
Trotz dieses Befundes hält Verf. den Sectionsschnitt (nament-
lich für die probatorische Nephrotomie) für den besten Nierenschnitt,
weil er sich experimentell die Ueberzeugung verschafft hat, dafs
anders ausgeführte Schnitte noch ungünstigere Resultate liefern, weil
mehr Gefässe verletzt werden. Langerbans.
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26
v. Hackrr. Ueber Oesophagasstrictnren.
No. 2
V. R. V. Hacker, Zur Statistik und Prognose der Verätzungen
des Oesophagus und der im Gefolge derselben entstehenden
Stricturen. Arch. f. klin. Chir. XLV. S. 605 (s. auch die BtLLROTB’sche
Jubilänmsschrift).
Von 40 866 in dem Ambulatorium der BiLLRoTH’schen Klinik
in dem Jahre 1877 — 1886 behandelten Kranken hatten 270 Aflfec-
tionen der Speiseröhre, darunter 131 (114 M. u. 17 W.) Carcinom,
47 (18 M. u. 29 W.) Verätzungsstricturen (fast alle durch Lauge),
43 Fremdkörper, darunter 1 in einer Aetzstrictur) , 50 Stricturen
zweifelhaften Ursprunges und 1 eine Dysphagie ohne bestimmte
Diagnose. Es bedeutete diese Ziffer ein Verhältnis von 3,1 p. M.
för die Carcinome und 1,1 p. M. för die Aetzstricturen zu der
Gesammtsumme der chirurgischen Patienten. Von 76 in dem
gleichen Decennium stationär in der BiLLRoTH’schen Klinik behan-
delten Oesophaguskranken kamen 42 (37 M. u. 5 W.) = 55,2 pCt.
auf das Carcinom und 25 = 27,6 pCt. auf die Aetzstrictur, welche
demnach die nächst dem Krebs häufigste Speiseröhrenkrankheit
darstellte. Von den letzteren 21 Fällen waren 19 durch Aetzlauge
und nur 2 durch Schwefelsäure bedingt und ist dieses Vorwiegen
der Aetzlauge- Vergiftung eine Wiener Eigenthömlichkeit gegen-
über den umgekehrten Verhältnissen in Berlin. Unter 477 in den
drei grössten Wiener Krankenanstalten in dem genannten Decennium
behandelten Vergiftungsfällen waren ebenfalls 69,811 pCt. nämlich
333 durch Aetzlage erzeugt, während auf Schwefelsäure nur
17,605 pCt. = 84 Fälle kamen. Ebenso betrafen unter 52 gericht-
lichen Leichenöffnungen, welche in den quacst. 10 Jahren bei frischen
Verätzungen gemacht wurden (nämlich bei 28 M. u. 24 W., davon
21 Erwachsene 28 aber Kinder, von deuen 23 unter 2 Jahren
alt waren) 30 Aetzlauge, 15 Schwefelsäure, 2 Salzsäure und der
Rest andere caustische Flüssigkeiten. Endlich waren unter 13 zur
Section gekommenen Stricturen (bei 10 M. u. 3 W.) 10 durch
Aetzlauge, je 1 durch Salzsäure und Arnica und eine unbekannte
Substanz bedingt. Die Sterblichkeit von den 477 in den drei
grösseren Wiener Krankenhäusern behandelten Verätzungen betrug
146 = 30,6 pCt., unter dieser kamen 88 (26,4 pCt.) auf Lauge
und 46 (54,7 pCt.) auf Schwefelsäure. Berücksicht man hier nur
396 Selbstmordversuche (137 M. u. 259 W.), so betrug die Sterb-
lichkeit 134 (49 M. u. 85 W.) = 33,8 pCt. , also für die beiden
Geschlechter getrennt 35,766 pCt. resp. 32,818 pCt. Davon kamen
auf Lauge und Schwefelsäure 355 = 93,7 pCt. der Gesammtheit
der Fälle (245 W. u. 110 M.) und zwar auf Lauge allein 274 Fälle
(73 M. u. 210 W.) = 69,2 pCt., auf Schwefelsäure 81 Fälle
(37 M. u. 201 W.) = 20,45 pCt. Die sonstigen Aetzmittel bei
Selbstmorden waren in absteigender Häufigkeit geordnet: Salzsäure,
Salpetersäure, Ammoniak, Scheidewasser, Kupfervitriol, Sublimat,
Eisenvitriol, Carbolsäure, Höllenstein, Essigsäure. Zufällige Ver-
giftungen mit Aetzmitteln kamen nur 81 Mal (41 M. u. 40 W.)
mit f 12 (5 M. u. 7 W.) = 14,8 (12,195 -f- 17,5) pCt. vor. Auch
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No. 2.
Tirtzk, Zur Kenntniss des Rankennenroms.
27
hier ilberwog die Aetzlauge mit 59 (72,8 pCt. Fällen) und zwar in
Form der beim Waschen gebräuchlichen Laugenessenz, welche von
34 W. u. 25 M. aus Versehen getrunken wurde. Zufällige Ver-
giftungen mit Schwefelsäure wie mit anderen Substanzen kameu nur
mehr ausnahmsweise vor. Von den durch Verätzungen bedingten
Stricturen kamen in den 3 Wiener Anstalten in den betr. 10 Jahren
143 zur Behandlung und zwar 128 in Folge von Lauge, 13 nach
Genues von Schwefelsäure und 2 nach dem von anderen Substanzen.
Es bedeutet dieses im Verhältniss von 4,5:10000 Krankenhaus-
aufnahmen eine Zahl, die gegenöber einer die Jahre 1857 — 1860
betreffenden KELLaa’schen Statistik mit 2 — 4 Aetzstricturen der
Speiseröhre eine sichtliche Zunahme fOr Wien bedeutet. Im Spe-
ciellen berechnet Verf., dass von den Ueberlebenden nach Aetz-
laugen- Vergiftung 52,16 pCt. schwere und 47,75 pCt. leichte Oeso-
phagusstricturen davontragen, während ffir die Schwefelsäure die
gleichen Zahlen bei einer mehr als doppelten directen Mortalität
34,04 u. 65,03 pCt. ausmachen.
Die Prognose der Verätzungen fasst Verf. dahin zusammen,
dass von den Kranken, welche Oesophagusstricturen davontragen,
mindestens noch */j deren Folgen erliegt und zwar spielt hierbei
die Perforation nicht nur nach Sondiren und operativen Eingriffen,
sondern auch nach Ulcerationen eine Hauptrolle. Aus 91 Fällen,
welche Verf. auf Grund seiner Statistik, sowie nach GüNtüBK, Wolsbn-
dobff und Billkoth gesammelt hat und die nicht operirt wurden,
starben 39,43 pCt. (31 Fälle), und in einer Specialstaiistik von 100
Fällen zählt Verf. auf 55 Operationen 33 Heilungen und Besse-
rungen und f 22 (= 30 pCt.), wogegen für 45 Nichtoperirte diese
Zahlen 20 u. 45 (= 55,55 pCt.) betrugen. P. Güterbock.
A. Tietze, Beitrag zur Kenntniss des Rankenneuroms. (Aus der
chir. Klinik des Prof. Mikulicz zu Breslau). Arcb. f. klin. Chirurg.
XLV. S. 326.
Während nach von RrcKLiNOHAüSKN das Bituss’sche Rankenneurom
als die Entwickelung eines elephantiastischen Tumors, einer Pachy-
dermatocele auf dem Boden eiues falschen Neuroms aufzufassen ist,
lässt der vom Verf. beschriebene Fall eine andere Deutung zu.
Derselbe betrifft ein 27jähr. sonst gesundes Dienstmädchen, bei
welcher eich seit ihrem 7. Lebensjahre links am Hinterkopf im
Nacken eineJGeschwulst gebildet hatte. Letztere wurde schliesslich
zu einer schlaffen, mit Runzeln versehenen, bis auf die linke Schulter
herabreichenden Hautfalte, welche sich in einer vom linken Tuber
parietale bis zu einem etwa fingerbreit nach links und unten vor
der Tuberos. occip. gelegenen Punkte ziehenden Linie inserirte und
eine Menge erbsen- bis taubeneigrosser Knoten zu enthalten schien.
Ausserdem bestand auf der rechten Halsseite eine kleinere analoge
Geschwulst und unter der normalen Haut der Vorder- wie Hinter-
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28
Stkinkb, Ueber retroglenoidale Luxation.
No. 2
fläche des Rumpfes, zum Theil auch an den Beinen fand sich eine
Reihe erbsen- bis hühnereigrosser warzenähnlicher Gebilde. Bei
der Exstirpation der kleineren Geschulst rechts sowie der links-
seitigen Hauptgeschwulst konnte man einen rabenfederkieldicken
Nervenstrang in letztere verfolgen und es entsprach dieser entweder
dem N. occipit. minor oder einem Zweige des N. auricul. post. Nach-
träglich wurden zwei von den warzenähnlichen Knötchen und
zwar aus der Nähe der Leistengegend herausgenommeo. Die
genaue mikroskopische Untersuchung sowohl des Haupttumors
wie des letztgenannten Knötchens föhrte zu auffallenden Ergebnissen.
Während der Haupttumor als ein Rankenneurom imponirt hatte,
zeigte sich statt eines Geflechtes stark entwickelter bindegewebiger
Nervenfasern ein starker, sonst normaler vielfach verzweigter Nerven-
stamm in einem ziemlich succulenten Grundgewebe mit Anschwel-
lungen an einigen Stellen, welche sich als reine Fibrome erwiesen.
Indessen glich der ganze Process insofern dem des Rankenneuroms,
als sich im Grundgewebe der Geschwulst zahlreich bindegewebig
degenerirte Nervenfasern darthun Hessen, während als Mittelpunkt
der con centrischen Bindegewebsschichtung in den kleineren Tumoren
bindegewebig entartete Nervenfasern nachgewiesen werden konnten.
Verf. schliesst aus diesem Befunde, dass neben dem BauKs’schen
typischen Rankenneurom eine zweite etwas abweichende Form dieser
Geschwulstgruppe anzunehmen ist. P. Güterbock.
Fr. Steiner, Ueber retroglenoidale Subluxation und Luxation des
Unterkiefers. (Aus der chir. Klinik des Herrn Prof. Wölflhh
in Graz). Arch. f. klin. Chir. XLV, X. 622.
Verf, beschreibt ausführlich eine seit 18 Tagen bestehende
retroglenoidale Subluxation des linken Unterkiefergelenkes bei einer
30jähr. Frau, bei der durch Mercurialentzündung des Kiefers eine
Lockerung der Gelenkbänder und Erweichung der an und för sich
sehr dünnen hinteren Hälfte der Gelenkpfanne des Os. tympani
wahrscheinlich bereits vorher bestanden. Durch die Nothwendigkeit,
beim Zahnarzt auf einen Kork fest zuzubeifeen und die Zähne zu-
sammenzupressen kam es zu einer gewaltsamen Contractur des
M. temporal., durch welche in dem erweichten Knochen nach hinten
von der Gelenkpfanne eine Vertefung hergestellt und gleichzeitig
der Gelenkfortsatz in diese gepresst wurde. Bis in die von Thikm
sog. Fossa tympano - stylomastoidea war nach Verf.’s Ansicht der
Gelenkfortsatz nicht gelangt. Bei der Pat., welche den Mund bis
auf 27 mm zu öffnen vermochte (nach des Verf.’s Messungen um
18 mm unter dem Durchschnitt und um 3 mm unter dem Minimum)
und deren Unterkieferzähne um 9 mm (gegenüber 3 — 4 mm in der
Norm) nach hinten 3tanden, fand sich für gewöhnlich und beim
Oeffnen des Mundes links statt der kleinen Delle vor dem äufseren
Gehörgang nur eine Abflachung. Beim Versuch die Zähne zu-
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No. 2. Wahlfors. Ueber das Schielen und die Ursachen desselben.
29
sammenzupressen trat an Stelle dieser Abflachung der Gelenkfortsatz
und zwar links stärker als rechts hervor.
Obschon bereite im vorigen Jahrhundert von Za<b. Vookl in
Rostock diese Luxation sehr gut beschrieben, giebt doch ln aller-
neuester Zeit erst Thikm wieder eine genauere Schilderung ihres
Mechanismus, welche indessen von Verf. auf Grund der Unter-
suchung von 50 ausgewachsenen weiblichen und ebenso vielen
männlichen Schädeln möglichst gleichen Alters etwas modifioirt
wird. Das TmKsn’sche Tuberculum tympanicum ist nach Verf. kein
eigentliches Tuberculum, sondern entspricht der Umbiegung des Oe
tympani zum äussern Gehörgang. Diese convexe Umbiegung oder
Krümmung erfolgt in der Richtung von aussen nach unten und
zwar in Form einer Pass- oder Sattelkrftmmung bei Weibern häu-
figer als bei Männern. Bei letzteren findet man in der Regel ein
vertieftes Os tympani und einen relativ starken Proc. condyl. mit
geringer Excursionsfähigkeit gegenüber einem flacheren Os tympani
und einem schwachen Proc. condyl. maxillae mit grofser Excursions-
fähigkeit bei Weibern, deren Fossa tympano-stylomast. relativ und
absolut weit erscheint, während der Unterkieferwinkel gröfser als
bei Männern ist (Zockkbkandl). Die Luxation des Unterkiefers ist
daher bei Männern (wie zwei klinische Beobachtungen erweisen),
nicht ganz ausgeschlossen^und erfährt im Uebrigen ihr Mechanismus —
starke Contractur des Schläfenmuskels, unterstützt von dem Willen
des Patienten, durch welche der Proc. condyl. nach hinten gerückt
wird — eine Bestätigung durch die thatsächliche Aetiologie. Eis ent-
stand nämlich die qu. Luxation u. A. nach Gähnen, durch zu kräf-
tiges Herabziehen der Znnge, durch krampfhafte Contraction des
M. tempor. , starkes Auieinanderpressen der Zähne, Fall auf den
Unterkiefer etc. Als Therapie ist dementsprechend zumeist Zug
nach unten empfohlen worden. P. Güterbock,
K. R. Wahlfors, Vom Schielen und den Ursachen desselben.
Archiv f. Augenheilk. XXVII. S. 207-249.
Nach W. hängt das Schielen von einer früher vorhandenen
Muskelanomalie ab, welche unter dem Einflüsse einiger mitwirken-
der Faktoren, unter denen die Innervation eine wichtige Rolle spielt,
das Auge in schielende Stellung überführt Bei Augen mit normal
entwickelten Muskeln ist die Gleichgewichtslage derselben immer
die Parallelstellung. Ist bei Emmetropie consequente Gleichgewichts-
lage vorhanden, die Abweichung unbedeutend und sind die Mus-
keln normal entwickelt, sowie das binoculare Sehen erhalten, so ist
es höchst wahrscheinlich, dafs die Augen normal functioniren. Ist
aber die Abweichung gröfser, so wird sich der Ueberschufs der
Convergenz, welchen die Augen bereits im Voraus besitzen, bei
jeder Accommodationsanstrengung geltend machen. Die Convergenz
geht gewissermafsen der Accommodation voraus und strebt die
Augen in einen Punkt zu stellen, welcher etwas innerhalb seines
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30 Wahlfuks. Ueber das Schielen und die Ursachen desselben. No. 2
Fixationspunktes liegt Hierdurch geht das binoculftre Sehen ver-
loren und das Schielen ist fertig. Der Zeitpunkt, an welchem das
letztere auftritt, ist ein sehr verschiedener, abhängig teils vom Grade
der Abweichung der Gleichgewichtslage von der Parallelstellung,
teils von der Leichtigkeit, mit welcher das binoculare Sehen sich
aufheben läfst. Gewöhnlich tritt das Schielen in einem Alter ein, {
wo die Augen für intensivere Arbeit in Anspruch genommen werden.
Ist die divergente Abweichung bei Emmetropie und divergenter
Gleichtgewichtslage unbedeutend und sind die Muskeln sonst gut
entwickelt, so dürfte kaum eine Störung in den Funktionen des
Auges Vorkommen; in demselben Maafse aber, wie die Abweichung
zunimmt, wird auch die Schwierigkeit, die Augen in Fixation zu
halten, gröfser. Ist der binoculare Sehakt aufgehoben, so geht das
Auge leicht in divergente Schielstellung Ober. — Bei Hypermetropie
geringeren Grades und normaler Gleichgewichtslage der Muskeln
werden die Augen ohne Unannehmlichkeiten frei benutzt, bei höheren
Graden indessen, besonders, wenn ein Auge schwächer als das an-
dere, kann periodischer Strabismus convergens auftreten. Bei con-
vergenter Gleichgewichtslage verursacht Hypermetropie bereits in
niederen Graden eine bedeutende Störung in den Funktionen des
Auges. Die starken Accommodationsimpulse vergrössern in be-
deutendem Maafse die bereits früher (übermächtige Convergenz und
die gemeinsame Arbeit der Augen wird erschwert, da die Conver-
genz immer strebt, der Accommodation voranzugehen. Ist das eine
Auge erblindet oder von so schlechtem Sehvermögen, dafs von binu-
cularem Sehen nicht die Rede sein kann, so weicht das Auge in der
Regel in seiner Gleichgewichtslage ab und es entsteht genannter
Strabismus convergens. Je stärker die Abweichung von der Normal-
axe und je höher der Grad der Hypermetropie ist, desto früher
müssen die Augen den Kampf für das binoculare Sehen aufgeben
und in Schielstellung übergehen. — Divergente Gleichgewichts-
lage bei Hypermetropie wird durch die vermehrte Convergenz-
anstrengung meist überwunden. Ist die Divergenz von höherem
Grade und ein Auge schwachsichtig, so kann letzteres eine dauernde
divergente Schielstellung einnehmen. Die schwachen Grade von
Myopie rufen bei normaler Gleichgewichtslage kaum irgend welche
functioneile Störungen hervor. Bei höheren Graden erschwert das
Nichtvorhandensein des Accommodationsimpulses die Convergenz.
Ein geringer Grad von convergenter Gleichgewichtslage führt bei
Myopen zu keinen Functionsstörungen oder Abweichungen in der
Stellung der Augen. Bei höheren Graden ruft die Verschiebung
stets Störungen, besonders bei Correction mit Concavgläsern , her-
vor. Ist das eine Auge erblindet oder das binoculare Sehen durch
andere Ursachen geschwächt, so gehen die Augen leicht in con-
vergentes Schielen üher. — Die divergente Gleichgewichtslage wirkt
bei Myopie höchst unvorteilhaft. Der in dem Convergenz vermögen
der Augen bereite von Anfang an vorhandene Defect wird von der
Abwesenheit eines jeden Impulses seitens der Accommodation in
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No. 2.
Scuwiuoh, Fall von Sarkom der Schädelbasis.
31
demselben Maafse, wie der Refractionsfehler zunimmt, vermehrt. Bei
geringeren Graden divergent' r Gleichgewichtslage haben die Augen
die erschwerte Convergenz und die daher rührende Asthenopie zu
bekämpfen, bei etwas gröl’serer Abweichung aber richten sieh die
Augen zeitweise in periodische Schielstellung ein und gehen, nach-
dem das binoculare Sehen völlig verschwunden ist, in permanentes
divergentes Schielen Ober. Horstmann.
Scbwidop, Ein Pall von Sarkom der Schädelbasis mit secundärer
Affection des Schläfenbeines. Arch f. Ohrenheilkunde. XXXV. S. 39.
Bei einem 30jährigen Mann, der wegen einer Affection des
Warzenfortsatzes der Hallenser Ohrenklinik flberwiesen worden war
und der schon längere Zeit an Ohrensausen, Schwerhörigkeit, zeit-
weiliger Eiterung aus beiden Ohren gelitten hatte, waren aufserdem
noch Erscheinungen vorhanden, die mit der Diagnose der Warzen-
fortsatzerkrankung nicht recht stimmten: Steifigkeit der Nacken-
wirbelsäule, ausgesprochene Schmerzhaftigkeit der oberen Halswirbel,
Kopfschmerz, Schwindelanfälle, Schluckbeschwerden. Nichtsdesto-
weniger wurde, da die erfolglose Anwendung der Glisson’schen
Extensionsschlinge den Gedanken, dafs es sich um eine tuberculöse
Ostitis des Atlantooccipitalgelenkes handeln könne, als unzutreffend
erwies, die Aufmeifselung des Antrum mast, beschlossen. Es fand
sich nur eine Lymphdrfisengeschwulst von Taubeneigrösse hinter
der Muse, stemocleidomast., ein Empyem des Warzenfortsatzes mit
Durchbruch des Knochens und Ansammlung des Eiters unter dem
Periost bestand nicht. Pat. nahm stetig an Kräften ab, zu den
schon fröher vorhandenen Lähmungen des Abducens und Glosso-
pbaryngeus traten noch solche des Hypoglossus und schlielslich
des N. vagus (Beschleunigung des Pulses und der Respiration),
welche den Exitus letalis herbeiföhrten. Bei der Obduction (deren
Einzelheiten im Orig, nachzusehen sind) fand sich ein Tumor der
Schädelbasis und zwar mit */s seines Volumens die rechte, mit ’/s
die linke Seite derselben einnehmend. Eine Untersuchung der
Felsenbeine konnte nicht vorgenommen werden. Die histologische
Untersuchung der Geschwulst ergab die characterischen Merkmale
eines Spindelzellensarkoras. Die bei dem Pat. frühzeitig einge-
tretenen Störungen von Seiten des Gehörganges: Ohrensausen,
Schwerhörigkeit sind, nach Verf. , wie in mehreren anderen in der
Literatur vorliegenden Fällen, (Gkbrahdt, Moos) auf den durch die
Geschwulst bedingten Tubenabschlufs zurfickzuffihren. Es sei des-
halb auf dieses scheinbare Anfangssymptom besonders Wert zu
legen, und man mfisse, wenn die Undurchgängikeit der Tuba bei
jeder Art von Pröfungsmethode constant vorhanden ist, als wahr-
scheinlich annehmen, dafs die Neubildung bereits auf die Tuba
fibergegriffen habe, resp die letztere schon in der Geschwulst auf-
gegangen sei. Schwabach.
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32 GBuqpK. Wasserbeurteilung.' Walkkb o.Gbiffitbs, Angeb. Dilatation etc. No. 2
ttruber, Die Grundlagen der hygienischen Beurteilung des Wassere.
Deutsche Yierteljahresschr. (. öffentl. Ges. -Pflege 1893, XXV.
Zu den häufigsten hygienischen Fragen gehört die, ob ein
Wasser zum Trinken oder Hausgebrauch verwendet werden könne,
nicht blos in seiner gegenwärtigen Gestalt, sondern dauernd, auch
in Zukunft. Dass letzterer Teil der Frage nicht durch chemische,
physikalische und bakteriologische Untersuchung einer Wasserprobe
entschieden werden kann, liegt aut der Hand. Es ist zuerst die
Herkunft des Wassers und die Beschaffenheit desselben festzustellen
und dann der ganze Verlauf der Leitung in Betracht zu ziehen,
die Hauptbedeutung bei der Wasseruntersuchung hat also die Local-
inspection.
„Die bacteriologische Untersuchung des Wassers und nament-
lich die Zahl und Art der Saprophytenkeime in ihm hat nur inso-
fern Bedeutung, als sie im Stande ist Aufschluss über den Filtra-
tionszustand des Grund wassers, Aber die Leistung des BodenGlters
zu geben“. Praktisch stellen sich nun der Feststellung der Bak-
terienzahl nicht wenige Schwierigkeiten entgegen, denn es ist meist
nicht zu bestimmen, ob die gefundene Bakterienzahl lediglich dem
Grundwasser angehört oder ob sie durch Stagnation und Vermeh-
rung im Brunnenschacht, durch Wucherung am Pumprohr etc. be-
dingt ist. Hiegegen schütze auch nicht das Abpumpen, wie zahl-
reiche Versuche bei sterilem Grund wasser beweisen. Auch die
Keimzählung im Brunnenwasser bei verschiedener Witterung sei
nicht einwandsfrei und das Gleiche gelte von der Artzählung, die
nebenbei noch sehr umständlich ist.
Darüber kann thatsächlich kein Zweifel mehr sein, dass die
einmalige bakteriologische Wasseruntersuchung an und für sich be-
deutungslos ist; in periodischen Zwischenräumen wiederholt, kann
sie aber sehr wohl auf eingetretene Fehler aufmerksam machen.
Wenn also die Hauptmomente zur Beurteilung eines Wassers
aus der Localinspection hervorgehen, so ist die Schlussfolgerung
leicht zu ziehen, dass die Neuanlage von Wasserleitungen nicht ganz
allein den Brunnentechnikern flberlassen wird, sondern vorher noch
einer Begutachtung des Hygienikers unterworfen werden muss.
Schoarlen.
J. Walker and 3. Griffiths, Congenital dilatation and hypertrophy
of the colon fatal at the age of 11 years. Brit. med. Journ. 1893.
July 29.
Ein normal geborener Knabe zeigte bereits wenige Wochen
nach der Geburt eine auffallende Auftreibung des Leibes, die mehr
und mehr anwuchs. Ausser den Erscheinungen der Tympanites ab-
dominis konnte trotz mehrfacher genauester Untersuchung nichts
abnormes constatirt werden. Das Kind trank gut und hatte keinerlei
Beschwerden. Blähungen befördernde Mittel wurden erfolglos an-
gewendet. Als das Kind nach einigen Jahren wiederum in ärzt-
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No. 2. Grrharut, Zur physikalischen Diagnostik dor Galictisteinkolik. 33
liehe Behandlung kam, war die Ausdehnung des Abdomen unge-
heuer gewachsen, aber auch jetzt konnte kein Grund für diese
auffallende Erscheinung gefunden werden. Der Knabe starb in
jeinern 11. Jahre, ohne dafs bezöglich der Ausdehnung des Leibes
eine Aenderung eingetreten wäre. Dabei batte er bis zu seinem
Tode keine nennenswerten Beschwerden, litt oft an Verstopfung,
die aber leicht gehoben werden konnte, hatte meist schlechten
Appetit und eine beschwerliche Atmung. — Interessant sind die
Angaben über die Grössenverhältniase des Abdomens Der Knabe
selbst mafs ca. 4 Fuss. Vom oberen Rande des Sternum bis
zum Os pubis wurden 2 Fuss 2'/j Zoll gemessen, von demselben
Punkte zur Basis des Os ensiforme 4 1 3 Zoll , von dort bis zum
Nabel 13 Zoll, von diesem bis zum Os pubis 10 Zoll. Der Um-
fang Ober den Brustwarzen gemessen, betrug 27 Zoll, der gröfste
Umfang, 4 Zoll oberhalb des Nabels, 3 Fufs 11 Zoll. Bei der Er-
öffnung des Abdomens bemerkte man eine ungemeine Ausdehnung
des Colon transversum und ascendens. Die Ausdehnung dieser
Darinteile betrug nicht weniger als 23 Zoll. Nirgends war eine
Verengerung an einem anderen Darmteile sichtbar, welche jene
Ausdehnung erklären konnte. Der Tod war vermutlich durch die
Behinderung der Herztätigkeit infolge der ausserordentlichen Aus-
dehnung des Abdomens eingetreten. C. Rosenthal.
C. Gerhardt, Zur physikalischen Diagnostik der Gallensteinkolik.
(Aus der II. med. Üniversitäts- Klinik in Berlin). Deutsche med.
Wochenschr. 1893, No. 46.
G. macht unter anderem besonders darauf aufmerksam, dass
im Beginne eines Gallensteincolikanfalles, zu einer Zeit, wo noch
keine Schmerzen bestehen, schon eine die Gallenblase betreffende
deutlich tastbare Geschwulst vorhanden ist. Diese sinkt, sobald
der Stein in den Darm gelangt ist, schnell zusammen, wobei man
zuweilen ein feinblasiges Rasseln fQhlen kann. Damit ist dann der
Anfall vorüber, wenn auch nicht immer gleichzeitig die Schmerzen
aufhören. Letztere beziehen eich nicht selten auf eine leichte local
begrenzte peritonitische Reizung in der Umgebung der Gallenblase
und werden häufig durch Eisumschläge erheblich gemildert. —
Selten beobachtet man im Beginne des Anfalles ein arteriendiasto-
lisches blasendes Gefäfs-Geräusch in der Gallenblasengegeud, welches
nach dem Anfalle wiederum verschwindet. Regelmäfsig bleibt nach
einem KiJikanfalle, der eine längere Dauer hatte, ein umschriebenes
peritoneales Reibegeräusch in der Gallenblasengegend zuröck, welches
maD zuweilen fohlen, besser jedoch mit dem Stethoscop hören kann.
Sehr selten kann sich diese Entzündung der Bauchserosa auf Pleura
diaphragmatica oder coslalis durch das Zwerchfell hindurch fort-
XXXII. Jahrgang. 3
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34 Rümpf tu Fhankki., Zur Keontuiss der Choleraniere. No. 2
setzen. Häufiger ist das complicirende Auftreten einer Blinddarm-
entzündung, beruhend auf Kothstauung, alten Veränderungen am
Processus vermiformis u. a. mehr. Dauern die Anfälle lange , so
schwillt die ganze Leber an, ihr Rand ist dann leicht fühlbar, bei
mageren Kranken sogar sichtbar. Zeichnet man sich die Gröfse
der Leber auf, so sieht man, dass nach dem Anfalle der Unter-
schied 1 — 2 Fingerbreiten, ja noch darüber beträgt. Das wichtigste
Zeichen, die vorübergehende Leberschwellung kann ausser bei der
Cholelithiasis auch Vorkommen, wenD der Ductus communis durch
Spulwürmer, Leberegel oder durch entzündliche Ausschwitzungen
verstopft wird, ferner auch, wenn im Kopfe der Pankreasdrüse eine
Geschwulstbildung besteht, die einen gesteigerten Druck auf den
Gallengang ausübt. Dagegen kommt jene Schwellung nicht vor
bei Cardialgie und bei rein nervösen Leberkoliken. — Sicher aus-
schliefsen kann man die Cholelithiasis, wenn nach mehreren an-
scheinenden Gallensteinanfällen keine Steine im Koth gefunden
werden können, wenn kein Reibegeräusch in der Gallenblasengegend
auftritt, endlich wenn die Gallenblase selbst nicht vergröfsert er-
scheint. C. Rosenthal.
Rumpf und E. Frankel, Klinische und pathologisch-anatomische
Beiträge zur Choleraniere. Deatsches Arch. f. klin. Med. Bd. 52. H. 1, 2.
Verf. heben auch aus den Erfahrungen bei der Hamburger
Epidemie hervor, dass die Urinausscheidung als ein vor Allem
prognostisch wichtiges Moment der Cholera zu betrachten ist, inso-
fern eine normale oder fast normale Harnausscheidung am 1. resp.
2. Tage der Erkrankung eine verhältnissmäfsig günstige Vorhersage
gestattet. Bemerkenswert ist, dass in Hamburg (unter 7870 in die
Krankenanstalten aufgenommenen Cholerakranken) zwei Drittel der
Todesfälle auf die ersten beiden Tage entfielen. Unter den Secun-
däre r sch e in u ngen traten als leichteste einfaches Fieber, als
schwerere Fieber mit Coma, als schwerste Coma mit subnor-
maler Temperatur auf. In dieser 2. Periode ziehen die klinischen
Erscheinungen seitens der Nieren (teils Anurie oder verminderte
Harnausscheidung, teils Albuminurie) die besondere Aufmerksamkeit
auf sich. Die Fälle, in denen die Anurie frühzeitig schwindet,
stellen sich im Allgemeinen prognostisch günstiger; doch decken
sich fehlende Harnausscheidung und ungünstiger Ausgang keines-
wegs. Wie Verff. nach weisen, kann das Coma nicht auf mangeln-
der Urinausscheidung beruhen, ebenso wenig aber auf mangelnder
Ausscheidung der stickstoffhaltigen Substanzen des Harns. — Dem-
nach betrachten Verff. die Beteiligung der Nieren nicht als directe
Ursache eines ungünstigen Ausganges der Cholera, wohl aber als
den Ausdruck einer mehr oder weniger schweren Choleraerkrankung.
— Anatomisch untersuchten Verff. die Nieren von 39 Cholera-
fällen, und zwar 5 aus der frühesten Periode, 34 aus einer späteren
Zeit der Krankheit. Die Nieren von Personen, die 4 — 9 Stunden
Digitlzed by Google
No. 2.
Oppknhrim, Senile Form der multiplen Neuritis.
35
nach dem Beginne der Erkrankung zu Grunde gegangen waren,
liefsen makroskopisch nichts Auffallendes erkennen; mikroskopisch
fand sich eine ausserordentlich starke Schwellung der Epithe-
lien in den gewundenen Kanälchen. Die in einem Falle gefundene
weit verbreitete Kernnecrose betrachten Verff. als Ausnahme,
sehen viel mehr als das Wichtigste den Zerfall des gequollenen
Protoplasmas an. Nieren von Individuen, die am 2. bis 4. Tage
der Krankheit gestorben waren, zeigten sich meist deutlich ge-
schwollen und von schmutzig grauroter Färbung der Schnittfläche;
strotzende Föllung der Glomerulus- und der intertubulären Capil-
laren ; weiter vorgeschrittene Plasmolyse am secernirenden Paren-
chym; Auftreten hyaliner oder grobkörniger Cylinder in den ge-
wundenen Kanälchen, HsNLK’schen Schleifen und einzelnen geraden
Markkanälchen; daneben auch Kernnecrosen. Veränderungen an-
deren Charakters und auf weitere Gewebselemente der Niere aus-
gedehnt treten auch in diesen, dem sog. Reactionsstadium ange-
hörenden Nieren nicht auf; vor Allem bleibt der Gefäfsapparat und
das interstitielle Gewebe unbeteiligt. — Was schliefslich die Deu-
tung der Nierenveränderung anlangt, so sind Verff. der Ansicht,
dass die Wasserentziehung und die weiterhin auftretenden Circu-
lationsstörungen allein die Erscheinungen von Seiten des Harnap-
parates nicht zu erklären vermögen, dass als weiterer bedeutungs-
voller Faktor vielmehr die von den Choleravibrionen producirten
Toxine anzusehen siod. Perl.
H. Oppenheim, Ueber die senile Form der multiplen Neuritis.
Berl. klin.Wochenschr. 1893, No. 25.
O. weist darauf hin, dafs in der Literatur wol Angaben Ober
eine Erkrankung des peripheren Nervensystems der Greise existiren,
dafs man einerseits klinische Symptome, andrerseits auch anatomische
Befunde verzeichnet habe, welche dieser Erkrankung zukommen,
dafs aber von keinem Autor der stricte klinische Nachweis einer
senilen Form der multiplen Neuritis erbracht worden sei. Er glaubt
in der Lage zu sein, för das Vorkommen dieser Erkrankung den
Bew'eis zu erbringen durch sechs Beobachtungen in seiner Praxis,
von denen er zwei ausföhrlicher wiedergiebt. Das Krankheitsbild
characterisirt er zusammenfassend dahin, dafs bei älteren Leuten
(die beobachteten Pat. standen zwischen 70 und 82 Jahren) mit
hochgradiger Arteriosklerose sich öfter langsam ohne näher nach-
weisbare Ursache Störungen der Motilität und Sensibilität in den
oberen und unteren Extremitäten entwickeln. Es entstehen an
Fingern und Zehen Parästhesien, Lähmungen bes. der kleinen Hand-
muskeln und der Muskeln im Peroneusgebiebt mit Atrophie -f- EaR.,
geringe Druckempfindlichkeit der Nervenstämme (keine Schmerzen),
WasTPHAi/sches Zeichen, sonst keine Reflexstörungen; auch die Hirn-
nerven bleiben intakt. Die Sensibilität gegen Berohrungen ist ver-
»*
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36 Qouischmidt, Rosrmilait. Nkwmark, CüI.EMAN u. O’Cawoi.i , No. 2
mindert. Zwei Fälle wurden sehr erheMich, ein dritter auch be-
deutend gebessert, einer wurde progressiv schlechter, die anderen
hielten sich stationär. Gegenüber der bekannteren Form der Neu-
ritis multipl. charakterisirt O. diese Art der Erkrankung durch das
Fehlen ätiologischer Momente toxischer und infectiöser Natur, den
chronisch-schleichenden Verlauf, die geringfügigeren Erscheinungen
von Seiten der Sensibilität, die relativ unerheblicheren Lähmungen
und das Freibleiben des Hirnnerven.
Auffallend ist die Tendenz zur Rückbildung eines organischen
Processes, welcher wohl der Arteriosklerose seine Entstehung ver-
dankt. Die Therapie bestand in feuchten Einpackungen, Galvani-
sation, Ruhe und kräftiger Diät. Th. Brasch.
1) Goldschmidt, Ein Fall von Syringomyelie. Wiener klin. Wochen-
schr. 1893, No. 26.
2) W. Rosenblatt, Zur Casuistik der Syringomyelie und Pachy-
meningitis cervicalis hypertrophica. Deutsches Arch. f. klin. Med. 1893.
51. Bd. H. 2, 3.
3) L. Piewmark, Syringomyelia. The Medical News 1893, Juli 22.
4) J. B. Coleman and J. OTawoll, A case of Syringomyelia.
The Laocet 1893, 12. Aug.
5) Raymond, Contribution ii l’dtude des Tumeurs n^vrogliques de
la moelle 4pini6re. Archives de Neurologie 1893, Aoüt.
6) Fr. Peterson, A case of acromegaly combined with Syringo-
myelia. Medical Record 1893, 23. Sept.
1) Der im Uebrigen mit den gewöhnlichen Erscheinungen
ausgestattete Fall hat zwei Eigentümlichkeiten aufzuweisen. Die
erste besteht darin, dass die Muskelatrophieen rechts, Mährend die
Analgesie und Thermoanästhesie an der linken Brustseite sich fin-
den; die zweite Besonderheit wäre die entschiedene Besserung der
Motilitätsverhältnisse des rechten Armes, das teilweise Zurückgehen
der Analgesie, das spätere Schwanken der Thermoanästhesie. —
Die Arbeit enthält am Schluss eine Anzahl differentiell - diagnos-
tischer Betrachtungen. Schäfer.
2) Im ersten Fall erkrankte eine 50jährige Frau Anfang 1885
mit Kopfschmerz und Schwindel. Mitte 1886 zeigten sich Schwere
der Beine, Kriebeln und taubes Gefühl der Extremitäten. 1887
traten Rückenschmerzen hinzu und eine Herabsetzung der motori-
schen Kraft in den Extremitäten (rechts mehr als links). Das Knie-
phänomen, das erst beiderseits gesteigert war, blieb dann rechts er-
loschen. Sensible Störungen fehlten, ebenso wie trophische. Die
Section erwies eine Höhlenbildung durch die ganze Länge des
Rückenmarks. Der Centralkanal war bald obliterirt, bald mehrfach
vorhanden; in der Umgebung der Höhle fand sich eine Gliose resp.
Sclerose. — Im 2. Fall bildete die Syringomyelie einen Nebenbefund
bei der Autopsie einer Frau, die an progressiver Paralyse starb.
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No. 2. Ratmokd, Pktkbson, Fälle von Syringomyelie. 37
— Im 3. Fall erkrankte eine 56jährige Frau vor 8 Jahren mit
Parästhesien in den Extremitäten und Schmerzen im Rocken; dazu
traten Muskelatrophieen , Contracturen und Sensibilitätsstörungen,
die an mehreren Stellen den partiellen Charakter hatten; die Section
erwies eine Gliawucherung mit Höhlenbildung vom Lendenmark
bis zur Oblongata und ein Gliosarcom mit hygaliner Degeneration
der Gefäfse im Halsmark. — Im 4. Fall erkrankte eine 40jährige
Frau im Jahre 1886 mit Kopfschmerz, Schwäche und Schwere in
den Gliedern mit Parästhesien; dann traten hinzu: Zunahme der
Lähmung, Spasmen, Muskelatropbieen, Sensibilitätsstörungen, Ny-
stagmus, vorübergehender Intensionstremor, rechtsseitige Ptosis,
Schluckbeschwerden, Blasenstörungen. In den oberen Extremitäten
fiberwogeo die Muskelatropbieen, in den unteren die spastisch-
paretischen Erscheinungen. Die Section erwies eine Pachymenin-
gitis cervicalis mit secundärer Myelitis und Syringomyelie.
3) Ein Fall von Syringomyelie unter dem Bilde progressiver
Muskelatrophie mit dissociirter Empfindungslähmung wird ausföhr
lieh beschrieben. Der Process begann im unteren Cervicalmark
und ging links hinauf bis zu den Ursprungsfasern des N. occipi
talis und Trigeminus; dementsprechend zeigten sich die Sensibili-
tätsstörungen auch am Kopf und Gesicht; links fehlte auch der
Conjunctivalreflex. Die ophthalmoscopische Untersuchung erwies
am rechten Auge ein Streifen von opaken Nervenfasern nahe der
inneren Hälfte der Papille. Diese opaken Nervenfasern in der
Retina kommen nach Manz dort häufig vor, wo auch andere an-
geborene Anomalien im Bau des Nervensystems vorliegen; und
wörde dieser Befund för die H<>FFMAM>’sche Ansicht sprechen, dass
die Syringomyelie resp. Gliosis in mangelhafter Veranlagung und
anomalem Bau des Röckenmarks eine Ursache finde.
4) Der beschriebene Fall von Syringomyelie betrifft einen 36-
jährigen Mann, der Anfang der achtziger Jahre an seinem Leiden
erkrankte und die typischen Erscheinungen der Syringomyelie des
unteren Cervical- und oberen Dorsalmarkes zeigte.
5) Ein 37jähriger Mann litt 1886 an Parästhesien der Beine
mit Schwäche derselben; dieselben Zeichen zeigten sich bald darauf
am rechten Arm. Dazu trat eine Steifigkeit aller 4 Extremitäten.
Juni 1889 zeigte er einen allgemeinen spastischen Zustand der
Extremitäten, Rumpf- und Halsmusculatur mit linksseitiger Scoliose,
Neigung des Kopfes nach vorn; ferner bestand eine Atrophie der
periscapulären Muskeln, besonders der Mm. supra- und infra-spina-
tus, rhomboid. Cucullaris (untere Teil) etc. Die Reflexe der Mus-
keln wie der Haut waren erheblich gesteigert; es bestand ausge-
sprochener Fufsclonus; die Masseteren-Reflexe waren normal. Die
Sensibilität, Sphincteren, cerebralen Nerven, Augen waren völlig
intact. Man glaubte damals eine Pachymeningitis cervicalis hyper-
trophica mit consecutiver transversaler Myelitis vor sich zu haben.
Erst November 1890 zeigte sich eine Hyperästhesie am rechten
Beine bei sonst intacter Sensibilität und kurz darauf am linken
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38 Lohnsthin, Diagnostik der Urethritis posterior. No. 2
Beine eine Herabsetzung des Schmerz- und Temperaturgefühles bei
intactem Tastgeföhs. Am Abdomen bestand an der linken Seite
eine Zone in der die Sensibilität für alle 3 Qualitäten aufgehoben
war. Eine dissociirte (syringomyelitische) Empfindungslähmung
stellte sich später auch am Halse ein, ohne dass der Rumpf die-
selbe zeigte. Im Dezember 1891 wurde in der Höhe des 4. und
5. Cervicalwirbels die Rückenmarkshöhle und eine cystische
Hervorwölbung der Häute eröffnet, worauf sich Flössigkeit ent-
leerte. Unter starken Fiebererscheinungen und allgemeinem Teta-
nus starb der Kranke nach 5 Tagen. Die Section erwies intacte
Rückenmarkshäute und eine Volumensvermehrung des Rückenmarks
in der Höhe der Halsanschwellung. Dort befand sich ein Tumor
mit einer Höhle, welche bis zur Lumbal-Anschwellung sich hinab-
zog unter Abnahme seines Volumens. In der Dorsalgegend war
das Gliom ohne Höhle und fest: in der Cervicalregion nahmen die
Geschwulstmassen die graue Substanz, die Hinterstränge und einen
Teil der Seitenstränge ein. Die ausführlich mitgeteilten mikrosko-
pischen Einzelheiten sind im Original zu ersehen. Der Fall wird
als Syringomyelie mit spasmodischem Typus bezeichnet.
6) Eine 35jährige Frau zeigte neben den Symptomen der
Acromegalie, die ca. 1 Jahr bestanden, Zeichen der Syringomyelie
seit ca. 3—4 Monaten. Es bestanden unter anderem bei ihr rota-
torischer Nystagmus in beiden Augen, Myosis, rechts reflectoriscbe
Pupillenstarre, Analgesie und Thermanästhesie am linken Arm,
Hand und Schulter, Hypercryalgesie am linken Bein (d. h. Gefühl
von Brennen und Schmerz bei Berührung mit kalten Gegenstän-
den). — Die Kranke starb an nervösen Störungen der Respiration
und Circulation. Eine Autopsie konnte nicht vorgenommeo werden.
S. Kalischer.
H. Lohlistein, Zur Diagnostik der Urethritis posterior. (Vortrag
geh. im Verein f. innere Med. in Berlin). Dentsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 44.
Weder die THOMpsofc’sche Zweigläserprobe noch die Ausspülung
der vorderen Harnröhre nach Jadassohn giebt einen sicheren Auf-
schluss darüber, ob die Pars posterior urethrae an einer gonor-
rhoischen Erkrankung beteiligt ist oder nicht. Die letztere Methode
deshalb nicht, weil während der Irrigation der Compressor urethrae
erschlaffen kann, worauf mit der Spülflüssigkeit Fäden und Flocken
aus der vorderen Harnröhre in die hintere gelangen und dann eine
Urethritis posterior vortäuschen. Dass dies in der That nicht
selten, namentlich bei acuter Gonorrhoe, vorkommt, bewies Verf.,
indem er zur Ausspülung eine 0.5 proc. Ferrocyankalilösung ver-
wandte, die sich, wenn sie auch nur in minimaler Menge in die
hintere Harnröhre gelangt, in dem nachher gelassenen Urine mittelst
der bekannten Berlinerblau-Reaction nachweisen lässt. Es zeigte sich,
dass dies unter 94 Versuchsfällen 37 Mal der Fall war. Die Me-
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No. 2.
Bachmann, Acbsendrebung der Ovarialgescbwülste.
39
thode gestattet in den meisten Fällen einen sicheren Schluss auf
die Erkrankung oder Nichterkrankung des Pars posterior urethrae;
natürlich muss nach genügender Irrigation der Pars anterior mit
der Ferrocyankalilösnng so lange mit Wasser nachgespült werden,
bis die Spülflüssigkeit auf Zusatz von Eisenchlorid die Berlinerblau-
f&rbung nicht mehr giebt. Lässt man dann den Pat. uriniren, so
wird man nur in dem Falle, dass der Fäden führende Harn auf
Zusatz von Eisenchlorid blau wird, in Zweifel sein , ob die Fäden
auch wirklich aus der Pars posterior stammen und die Entscheidung
solange aufschieben müssen, bis eine Wiederholung der Probe ein
eindeutiges Resultat giebt. Jenes zweifelhafte Verhalten wurde in
9 von den 94 Fällen beobachtet. Von den übrigen Fällen betrafen
30 acute, 55 chronische Urethritis; von den ersteren stellte sich bet
21, von den letzteren bei 47 Mitbeteiligung des Pars posterior
heraus. H. Müller.
G. Bachmann, Ueber den Mechanismus der Achsendrehung bei
Ovarialgeschwülsten. Corresp.-Bl. für Schweizer Aerzte. 1893. No. 19.
B. berichtet zunächst einen Fall, wo er den Vorgang der
Achsendrehung einer Ovarialgeschwulst thatsächlich beobachtet haben
will. Eine 38jährige Multipara, letzte Geburt vor zwei Jahren, litt
an einer umfangreichen, dünnwandigen, nicht sehr gespannten, frei
beweglichen, nicht adhärenten Ovarialgeschwulst mit dünnflüssigem
Inhalte. Man fühlte ferner in der rechten Unterbauchgegend dicht
unter der Bauchwand und hart an der Ovarialgeschwulst und mit
dieser fest verbunden einen ziemlich harten, ungefähr birngrofsen
Körper. Drehte sich die Frau aus der horizontalen Rückenlage
(um ihre Längsaxe) auf die linke Seite, so rückte dieser Körper
an der vorderen Bauchwand vorbei in die linke Unterbauchgegend
hinüber und beschrieb so einen Kreisausschnitt. Drehte sich so-
dann die Pat. in die anfängliche horizontale Rückenlage zurück,
so wanderte auch der bimförmige Körper langsam wieder von links
nach rechts hinüber, doch nicht ganz bis zur ursprünglichen Stelle.
Vier Wochen nach der Untersuchung wurde die Ovariotomie ge-
macht und es fand sich eine rechtsseitige, gröfsere Ovarialcyste mit
einem zu einer linksgewundenen Spirale drei Mal gedrehten Stiele
und mit beginnender Gangrän der Wand; auch eine bedeutend
kleinere Cyste des linken Ovariums wurde entfernt. — Gestützt auf
diese Beobachtung versucht B. das Zustandekommen der Achsen-
drehung bei Ovarialgeschwülsten im Wesentlichen durch den Ein-
fluss der Schwerkraft zu erklären. Notwendige Vorbedingungen
sind folgende: 1. freie Beweglichkeit der Geschwulst ; 2. eine ziem-
lich ansehnliche Grösse derselben; 3. eine mehr weniger rundliche
Form; 4. Rotationsfähigkeit des Stieles überhaupt. — Sind diese
Bedingungen vorhanden, so rollt bei Drehung der Pat. aus der
horizontalen Rückenlage auf die Seite, z. B. auf die linke, die Ge-
schwulst wie auf einer schiefen Ebene vermöge der Schwerkraft in
40
WlNTRRSTBIN. — KttÜORR.
No. 2
die linke Seite hinüber und dreht sich um einen Bruchteil ihres
Umfanges um ihre Längsaxe. Unterstützt wird diese Drehung durch
gleichzeitig an der hinteren Seile der Geschwulst von links nach
rechts aufsteigende gashaltige Darmschlingen. Bei der Rückkehr in
die Rückenlage geht die Rotation nur teilweise wieder zurück, voll-
st&ndig wohl erst, wenn die Pat. sich noch auf die rechte Seite und
dann erst wieder auf den Rücken legt. Begiebt sich aber Pat. aus
der linken Seitenlage nicht wieder in Rückenlage, sondern direct
in sitzende Stellung, indem sie sich von links nach rechts in
sagittaler Richtung erhebt, so wird die vorher eingetretene Achsen-
drehung nicht rückgängig gemacht, sondern sie wird durch die
nach unten ziehende Schwerkraft, auch wohl durch die Darmschlingen
fixirt. Durch öftere Wiederholung dieses Vorganges erfolgen dann
weitere Drehungen des Stiele-*, so dal's es durch Summirung der
Rotationen schliel’slich zu einer eigentlichen Torsion kommt. — B.
zweifelt nicht daran, dafs man in geeigneten Fällen absichtlich jede
beliebige Torsion des Stieles herbeiführen kann; was, um der Kranken
nicht zu schaden selbstverständlich nur unmittelbar vor der Opera-
tion geschehen darf. Für die Praxis ergiebt sich daraus, dafs den
betreffenden Patientinnen bis zur Operation genaue Anweisungen
behufs Verhütung einer gefährlichen Achsendrehnng zu geben sind;
derartige Kranke dürfen sich nur direct über die Fläche auf den
Rücken legen und sich ebenso nur über die Fläche erheben; sie
dürfen im Liegen nur die Rückenlage einnehmen, oder wenn Schlaf
nur bei Seitenlage eintritt, so müssen sie sich vor dem Aufstehen
erst noch auf die entgegengesetzte Seite legen. — Die Ginwände,
die B. weiterhin gegen die KüsTNKR’sche Erklärung der Achsen-
drehung durch die Darmperistaltik allein macht, dürften im Allge-
meinen wohl zutreffen. A. Martin.
E. Winterstein, Zur Kenntniss der Pilzcellulose. Ber. d. d. Botan.
Ges. 1893. XL H. 7, S.-A.
Bei der Behandlung Tericbiedener Pilze — Boletus edulii, Polyporus officin,
Agaricus campestris — im Wesentlichen nach dem allgemein zur Iaolirung der Cellu-
lose aogewendeteu Verfahren erhielt W. eine Cellulose von erheblich abveichenden
Eigenschaften, namentlich enthielt sie noch zwischen 2 64 und 3.90 pCt. Stickstoff.
Verf. ist der Ansicht, dass nach der rorhergehenden Behandlung der Stickstoff nicht
von beigemengtem Nuclein o ler Eiweifs herrühren künne. Bei der Hydrolyse mit
60proc. Schwefelsäure lieferte diese Cellulose 65.19 pCt Glucose, jedoch entstand
dabei gleichzeitig Essigsäure. E. Salkowski.
91. Kröger, Ueber die Fällbarkeit der Harnsäure und der Basen
der Harnsäuregruppe als Kupferoxydulverbindungen. Zeilschr. f.
physiol. Cb. XVIII. S. 251.
Mit Hilfe Ton Rupfersulfat uud Natriumbisulfit (Na,S,Oa) werden alle Xanthin-
körper, welche noch eine eubstituirbare NH-Giuppe enthalten, also Adenin, Metbyl-
adeoin, Hypoxanthin, Guanin, namentlich aus beif'sen Lösungen als Rupferozydulrer
bindungen gefallt; Theobromin und Coffein, (auch Rreatio und Kreatinin) werden nicht
gefallt. Die Fällbarkeit durch das genannte Reagens bat sich quantitativ als dsr
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No. 2.
Vermehren. — Horb^czkwski. — Kischensky.
41
Fälluog mit ammoniakalischer Silberlösung gleichwertig erwiesen. — Durch Kupfer
salfet und Natriumhyposulfit werden Harnsäure, Adenin , Metbyh denio, Hypoxanthin
und Guanin gefällt, aber nnr Harnsäure, Adenin and Methyladenin Ifleeu sich im
Ueberscbuss von Natriumhyposulfit auf, sodass auf diesem Wege eine Unterscheidung
und Trennung von Adenin und Hypoxanthin mßglich ist. J. Hank.
F. Vermehren, Stoffwechseluntersuchungen nach Behandlung mit
Glandula thyreoidea an Individuen mit und ohne Myxoedeme.
Deutsche med.Woohenschr. 1893, No. 43.
V. beobachtete in 3 Fällen von Myxfldem nach der Verabreichung von Gl. tby-
reoidea (1 g »leicht gekocht" täglich oder einen Tag um den anderen) oder ton
»Thyroidin“ eine starke Zunahme der Stickstoffausscheidung durch den Harn, sodass
dieselbe die Stickstoffeinfubr übertraf, während sie vorher erheblich unter dieser ge-
legen batte. Damit ging eine starke Abnahme des Körpergewichtes einher Bei 3
im Kindesalter stehenden bezw. jugendlichen gesunden Individuen war nach Verab-
reichung von Thyroidin keine derartige Wirkung zu beobachten, wohl aber bei 8 io
höherem Lebensalter — 32, 60, 62 Jahre — stehenden Männern , wenn auch nicht
so stark wie bei den Myxßdemkrauken Wie bei diesen nahmen auch die Diurese,
Pulsfrequenz uod Respirationsfrequenz zu. Verf stellt ausführliche Mitteilungen in
A »Sicht. E. Salkowski.
F. Horbaczewski, Ueber die Trennung der Harnsäure von den
Xanthinbasen. Zeitschr. f. phys'ol. Chemie. X VIII. S. 341.
Du Gemenge von Harnsäure und Xanthinbasen wird mit etwa dem 80 fachen
Gewicht konc. Schwefelsäure im Platinschälcheo unter gelindem Erwärmen gelost,
dann die 4 fache Menge Wasser hinzugegeben uod tüchtig umgerührt. Die nach
8— fistündigem Stehen ausgeschiedene Harnsäure wird abfiltrirt und ausgewaschen,
der Niederschlag im Platinschälchen in wenig starker Natronlauge gelost, mit Salz-
säure übersäuert, auf einige ccm eingedampft, durch ein Glaswollfilter filtrirt, ge-
waschen, bei 110* getrocknet und gewogen. Entsprechend der Menge der beiden
Filtrate und der Waschwässer ist zu dem gefundenen Gewichte der Harnsäure die
Correctur (1 Tb. H. lOslich io 16000 Th. Wasser) hinsnsuaddireo. — Bei der Tren-
nung von 0 05 - 0.14 g Harnsäure von 0.05 -0.15 g Guanin wurden bis zu 1.8 mg
zu viel gefunden; bei der Trennung von 0.03 — 0.14g Harnsäure von Xanthin fanden
sieb 0.6 — 5 mg H. zu wenig, deshalb sind für je 100 mg Xanthin noch 3 2 mg Harn-
säure hinzuzuaddiren ; bei nur wenig Xanthin ist die Correctur überflüssig.
J. II unk.
D. P. Kischensky, Experimentelle Untersuchungen Ober den
Einfluss der Laparatomie auf die Bauchfelltuberkulose der Tiere.
(Vorläufige Mitteilung). Cbl. f. allg. Path. u. path. Anat. 1893, XI.
p. 865.
Verf. bat den EinSuss der Laparatomie ohne Anwendung antiseptischer Mittel
auf die Bauchfelltuberculose bei Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden, jungen Katzen,
weifsen Ratten und Mäusen geprüft. Die hier berichteten Resultate bei Meer
schweinchen und Kaninchen ergaben einen entschieden günstigen Einfluss des opera-
tiven Eingriffs , die operierten Tiere lebten wesentlich länger als die Controlltiere.
Auch die mikroskopische Untersuchung des Bauchfells ergab einen Reactionsprocess,
bestehend in Rundxelleninfillration, Phagocytose und activer Entwicklung des Binde-
gewebes, der zum Untergang der specifisch tuberculüsen Elemente führte. Der schon
früher zu constatierende schwach reactive Process exacerbierte unter dem Einfluss der
Operationsreizes. M Rothmann.
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42
Laornstrin. — Ccrtius. — -Schlange. — Bobosiewicz.
No. 2
C. Lauenstein, Die typische Ausräumung der Leiste. Deutsche Zeit-
schrift f. Chir. XXXV. S. 153.
Unter 191 Fallen von Bubo inguinalis 153 Patienten betreffend, welche Verf.
in den letzten 12 .Uhren im Seemannskrankenhause za Hamburg behandelt bat , war
9 Mal wegen apontaner Rückbildung keine Operation erforderlich. Von den übrigen
war bei 53 ausgiebige Spaltung mit er. Auslöffelung ausreichend, 129 Mal wurde
aber die typische Ausräumung der Letzte gemacht und zwar mittelat einea schrägen
Rreuzschnittes, indem von einer, einen dem Lig. Poupart. entsprechenden Schnitt schräg
treffenden Inciaion ’/, oberhalb, ’/z aber unterhalb dieses Schnittes angelegt wurde.
Heilung erfolgte in der Mehrzahl der Fälle ohne Fieber per granulationem; nur ein*
mal wurde die V. cruralis verletzt und musste die Venennaht angelegt werden, welche
Wiederkehr der Blutung verhinderte, aber nachträglich Oedem des Beines zurückliefs.
In einem Fall von Verletzung der V. cruralis unter gleichen Verhältnissen in der
Privatprazia, bei dem Verf. behufs Hämostase Klempincetten liegen liefs, trat leider
Pyämie mit tätlichem Ausgang ein. Endlich ist noch unter den Fällen einfacher In-
cision und Auslöffelung ein Chloroformtod zu verzeichnen. Zum Schluss giebt Verf.
noch zwei Krankengeschichten von Complication des Bubo inguinalis mit (nicht syphi-
litischem) serpiginösem Geschwür. p. Güterbock.
Curtius, Beitrag zur Pathologie der Spina bifida lumbo-sacralis.
Aroh. f. klin. Chir. XLV. S 194.
Die beiden vom Verf. iotra vitam untersuchten Fälle, einen 9 */, resp. 34 jährigen
Mann betreffend, boten tropbische, der zweite auch motorische Störungen der untern
Eztremitäten und eine lordotische Haltung. Beide Fälle zeichneten sich ferner darch
eine abnorme Haarentwicklung an der die Stelle der Racbischitie einnehmenden
Narbe aus. p. Gfitcrbock.
H. Schlange, lieber die Fistula colli congenita. Arch. f. klin. Chir.
XLVI. S. 390.
Nach den Erfahrungen der Berliner Universitätsklinik sind angeborene Riemen-
gangfisteln und Cysten nichts seltenes, namentlich sind mediale Fisteln häufig. Von
zwei histologisch untersuchten Fällen exstirpirter Fisteln betraf der eine eine mediane
und war die innere Wand mit einem Cylinderepithel ausgekleidet, an das sich lympb-
adenoides Gewebe anschlofs, das wiederum von einer starken Schiebt quergestreifter
in der Richtung der Fistel verlaufender Muskelfasern nmgeben war und gelegentliche
Ausbuchtungen zeigte. Der andere Fall war eine mediale Fistel, welche zu einem
Tumor von Rirschgröfse verdickt war und nach Resection des mit ihm verwachsenen
mittleren Teils des Zungenbeins einen zweiten ähnlichen Tumor bot. Bistiologiach
entsprach das Bild dieser Tumoren z. Tb. dem des Fibroadenoms mammae; die in
fibrösem Gewebe gelegenen verzweigten Hohlräumen waren mit gut erhaltenen Flim-
merepithel ausgekleidet.
Bei nicht zu geringfügigen Beschwerden soll man Riemengangfisteln operativ an-
greifen und erzielt man bei radicaler Exstirpation immer definitive Heilungen.
P. Qüterbock
Th. Bobosiewicz, Zur Kenntniss der Schussverletzungen durch
das österreichische 8mm- Mannlicher-Gewehr. Wiener med. Pr. 1893,
No. 3.
Schuss durch die Leber auf 4 Schritt Distanz. Der Einschuss lag nra unteren
Rande des 7. Rippenbogens, 4 mm aussen vom Rippenbogen, der Ausschuss am unteren
Rand der 7. Rippe unterhalb des Scbulterblattwinkels. Die Erscheinungen der inneren
Blutung, Peritonitis und Pleuritis waren so leicht, dass Pat. schon am 9. Tage auf-
steben wollte. Wir geben den Befund am 24. Tage nach der Verletzung: Einschusa
und Ausschuss vollständig vernarbt. Die Untersuchung des Bauobes ergiebt normale
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No. 2.
Hoppe. — Reche. — Besold. — Oi.et o. Chabbin.
43
Verhältnisse. In der rechten Thoraxbälfte findet men an den untersten Partien einen
etwas verkürzten Percussionsschall nnd abgeschwächtes Exspirium. Das Inspirium ist
ancb vesiculär, hinten unten etwas abgeschwächt, jedoch von der 7. Rippe nach auf-
wir« sehr gut hörbar. Die Kurzathmigkeit ist vollständig gewichen, Pat. ist bei
gutem Appetit und bringt den grössten Teil des Tages im Freien zu. p. Oötsrbock.
J. Hoppe, Partielles Oberlidcolobom bei einem missbildeten Fötus,
v. Gkakkk’s Archiv f. Ophthaltn. XXXIX. S. 307.
H. giebt die Beschreibung eines partiellen, linkseitigen Oberlidcoloboms bei einem
6 — 7 Monate alten FStus, der auch mit andern Missbildungen behaftet war. In Be-
treff der Entstehung der Lidcolobome kommt er zu dem Schlüsse, dass bei denselben
iosgetammt eine einheitliche Entstehung nicht anzunehmen ist In der Mehrzahl der
Fälle verdanken sie ihre Entstehung einer aus Raumbeengung hervorgehenden An-
preisung des Amnion — meist mit consecutirer Verwachsung — gegen den Bulbus
und seine Bedeckung, durch welche die Lidentwicklung eine partielle Hemmung er-
fährt. Gewisse Colobome des Unterlides kennen aus einer zur Zeit der Lidentwicklung
an der Bildongstelle bestehenden Gesiehtaspalte resultiren. Auch primäre Missbil-
dungen deä Bulbus z. B. Keratoconus, kennen zur Colobombildung des Lides führen.
Horstmann.
Reche, Wo soll man die optische Iridectomie machen? Archiv f.
Augenheilk. XXVII. S. 147.
R. empfiehlt die optische Iridectomie auf der temporalen Seite anzulegen, da es
nicht richtig ist, dass bei einer temporalwärts angelegten Pupille der binocolare Seh-
akt ausgeschlossen ist. Für die temporale Ausführung spricht die dabei geringere
Anstrengung der Convergenzkraft, die Zerstreuung der Lichtstrahlen, welche schräg
durch den dem Object zugewandten Teil der brechenden Medien gehen, und besonders
die Erweiterung des Gesichtsfeldes nach aussen. Hontmann.
Bezold, Ueber Entfernung des Steigbügels. Zeitschr. f. Ohrenheilk.
XXIV. S. 259.
B. hat in einem Falle von langjähriger Schwerhörigkeit (4Sjähr. Frau) beider-
seits mit subjectiven Geräuschen (seit einem Jahre bestehend), bei dem sieh objectiv
Recidiva von Mittelobreiterung mit peristirender Perforation fanden, die Extraction
des Steigbügels auf der rechten, schlecht bürenden Seite (Fl. 2 cm untere Tongrenze C
[64 v. d ], obere Tongrenze Galton 1.7. Stimme V. — 7 Sec ) gemacht. Unmittelbar
nach der Operation erfolgte heftiger Schwiodel der bis zum 3. Tage anbielt, verstärktes
Sausen, mehrmaliges Erbrechen, hochgradige Erschlaffung und absolute Taubheit. Von
der 8. Woche an stellte sieb wieder ein Rest von HOrvermSgen ein, der weit hinter
dem ursprünglich vorhandenen zurückblieb. Verf. teilt den Fall besonders deshalb
mit, um im Gegensatz zu dem von dem Amerikaner Jack veröffentlichten Berichte
über auffallend günstige mit dieser Operation erzielte Resultate auf die eventuelle
Gefährlichkeit derselben hinzuweisen. Schwstuch.
Gley et Cfaarrin, Influences hdr^ditaires experimentales. Comptes
rendues 1893, Bd. 117. No. 19.
Die Verf immunisirten 8 Kaninchen gegen den Bacillus pyocyaneus und sperrten
sie daun 15 Tage nach gelungener Immunisatinn mit ebensoviel nicht immunisirten
Weibchen zusammen. Sie erhielten innerhalb ca. 8 Woeben 7 lebende Junge — viele
gingen zu Grunde ohne dass eine Ursache festgestellt werden konnte. Nach 3 Mo-
naten wurden sämmtlicbe Männchen und Weibchen mit virulenten Pyocyaneuskulturen
inficirt; erstere blieben am Leben, letztere starben sämmtlich; einen Monat darauf
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44
Nkumann. — Goinabd. — Bardol.
No. 2
wurden such die Jungen inficirt und mehrere Kontrolliere; euch hier starben in der
gewöhnlichen Zeit die Kontroltiere, während von ersteren zwei überhaupt am Leben
blieben und die 5 anderen später als jene eingingen.
Die Verf. glauben hiedurch einen deutlichen beredittren Einfluss nachgewiesen
ZU haben. Srheurlen.
Neumann, Beitr&ge zur Biologie anaSrobiotisch wachsender gasbil-
dender Bakterienarten. Sitz.-Ber. d. Kaiser-Akademie d. Wissensch. 1893,
III. S. 217.
Von den durch Batterien produeirten Gasen wurden bisher nur einzelne unter
sucht, niemals ist bi« jetzt eine rollstindige Analyse des Gasgemisches ausgeführt
worden. Eine solche unternahm N. bei zwei Bscterienarten: dem von ihm sogenannten
Bacillus capsulatus C. und dem bacillus pneumoniae Friedländer.
Der hiezu benutzte sehr komplicirte Apparat, welcher io einer Abbildung beige-
geben ist, besteht in der Bauptiacbe aus 2 Teilen: einerseits aus dem Kulturgefäfs
und den Transportvorricbtungen für die Gase und zweitens aus dem Analysator, der
io einer Reihe zweckmtfsig angeordneter Absorptionsmittel und Reagentien besteht.
Das Resultat steht io einem schroffen Gegensatz zu der aufgeweudeten Mühe:
der Bac. capsulatus C erzeugt in Stickstoffatmosphäre auf Näbrgelatine gezüchtet
Kohlensäure und Methan, der Bacillus Friedländer Kohlensäure, Spuren von salpetriger
Slure, Wasserstoff und einen nicht naher von N. bestimmten Kohlen Wasserstoff.
Schaurlaa.
Guinard, Des avantüges qu'il y aurait k pouvoir substituer l’apo-
coilöine k la codeine. Bullet, gen. de tber. 1893, Nu. 32.
Das Apocodein ist nicht, wie man bisher glaubte, ein Emeticum, sondern ein io
der Wirkung dem Codeio ähnliches Narcoticum; Tierversuche zeigten, dass das Mittel,
in Dosen roo 26 bis 36 mg pro kg Körpergewicht snbeutan injicirt, leichten, ruhigen
Schlaf ohne stärkeres Ezcitationsstadium hervorruft Nach dem Erwachen waren die
Tiere vollkommen wohl. Vergleiche mit Codein fielen zu Dngunsten des letzteren
aus: der durch Codein hervargerufene Schlaf war weniger ruhig und trat spater ein,
oft erst nach einem mehr oder minder starken krampfartigen Eicitatioozstadium
Apocodein dagegen rief derartige Krampfzustande erst in grofsen, therapeutisch nicht
mehr In Betracht kommenden Dosen hervor. Die tätliche Dosis des Apocodeins ist
weit grSfser, als die des Code'ios. Auf Grund dieser Tierexperimente empfiehlt Verf
die Anwendung des Apocodeins beim Menschen und] glaubt, dass es sieh als Ersatz-
mittel des Codeins, namentlich bei Kindern, bewahren wird. K. Kronthai.
Bardol, Syndromes hyst^riques siraulaleurs de la m^ningite. Rev.
mens, des maladies de l’enf. 1893, S. 269.
Die Hysterie kann, wie bei Erwachsenen, so auch bei Kindern Krankheitsbilder
hervorbringen, welche einer organischen — acuten oder chronischen — Gehirnkrank-
heit ausserordentlich gleichen. Die Gefahr einer Verwechslung ist dann eine sehr
naheliegende, da einerseits bei den materiellen Gehirnerkrankungen der Verlauf oft
unregelmafsig ist, und jedes einzelne Symptom der Gehirnkrankbeiten : Kopfschmerz,
Erbrechen, Verstopfung, Delirien, Somnolenz, Krämpfe. Lähmungen, selbst Fieber etc,
ebenfalls hervorbringen, und die Symptome können sich in derselben Weise, wie bei
den materiellen Gehirnkrankbeiten gruppireo. Io diesen Fällen kann oft nur die ge-
naueste Beobachtung der Kranken auf die richtige Fährte leiten. Erbliche Belastung,
hysterische Aotecedentieo, das sprungweise Vorscbreiten der Krankheit, der Nachweis
von hysterogenen Zonen, von Hemiaoästhesie und von anderen charakteristischen
Eigentümlichkeiten der Hysterie, werden, — sofern man nur dio Hysterie mit in Er-
wägung zieht — die Diagnose richtig stellen lassen. Sehr selten wird der Puls bei
Hysterie unregelmafsig, selbst wenn er, — was bisweilen vorkommt, — verlangsamt
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No. 2.
CuLLOTT. — YuUNOKW. — GrAWITZ. — NlKOI.AJhVIC.
45
i«t. Die PupillfD sind meist gleich. — Verf. teilt einige Krankengeschichten von
Kindern mit, bei denen die Hysterie zur falschen Annahme einer acuten Meningitis,
einer tuberculöeen Meningitis, einer Poliencepbalitis geführt hatte; aber auch mit an-
deren Gehirnkrankbeiten können Verwechslungen — wie Verf. glaubt — wohl be-
gangen werden. 8tsdthigsn.
J. W. Collott, Filaria sanguinis hominis and chyluria. The Lancet
1893. Febr. 4.
C. bestätigt die Erfahrungen anderer Forscher, dass sowohl Thymol wie andere
Antbelmintica zur Austreibung der Filaria saoguinis. hominis absolut unbrauchbar sind.
Was die Pathologie der Cbylurie anbelangt, so ist nach C.’s Ansicht die vollständige
oder doch nahezu rollstindige Verscbliefsung des Ductus tboracicus nicht die erste
Ursache der Erkrankung. Vielmehr findet man genügend einscbllgige Falle, in denen
ein solcher Verschluss in keiner Weise zu konstatieren ist. Die Affection ist rielmehr
eine allgemeine ond betrifft nicht nur einzelne Teile des Lympbgeläfssystems. Es
kommt aber zu einer allgemeinen Stauung der Lympbe. Daher sieht man im Ver-
laufe der Chylurie auffallend oft Elephantiasis des Scrotums und der unteren Eztremi-
tlten. Dazu kommt neben rieten anderen eine mehr oder weniger bedeutende AnSmie
uod eine erhebliche Ernährungsstörung des ganzen Körpers. C. Rosemhai.
E. G» Younger, Notes sur la th^rapeutique de l’exalgine. Bulletin
gen. de tberap. CXXV. No. 26.
Verf. empfiehlt das Exalgin tMethylacetanilid) als hervorragendes Antineuralgi-
cum; oft trat schon nach 1 — 2 kleinen Dosen ein überraschender Erfolg ein. Be-
merkenswert war die Wirkung bei einem Epileptiker, dem das Mittel zunichsl nur
zur Linderung seines fast nnertrlglicben Kopfschmerzes gegeben wurde, wobei nioht
nur die Kopfschmerzen anfbörtrn, sondern auch die Häufigkeit der epileptisoben An-
fälle nachliefs. Auffallend sind die sehr kleinen Dosen von 1 Gran (0 06) bis höchstens
2 Gran, mehrmals täglich, die Verf. anwandte, während man bisher Einzeldosen von
0.25 gab. K. Kronthal.
E. Grawitz, Zur Casuiatik der selteneren Herzfehler. (l.Tricuspi-
dalstenose. 2. Pulmonalinsufficienz). Zeitscbr. f. klin. Med. Bd. 123,
H. 1 , 2.
Der erste Fall betrifft einen 24 jährigen Mann, bei dem neben Stenose und In-
sufficienz der Mitralklappe und endocarditischen Veränderungen an der Aorta eioe
Insufficieoz uod Stenose der Tricuspidalklappe bestand; als charakteristisches Symptom
derselben zeigte sich auch hier ein deutliches Schwirren über dem unteren Teil des
Brustbeins resp. am 5. rechten Rippenknorpel. Verf. weist darauf bin, dass Frauen
häufiger, als Männer, an Tricuspidalstenose erkranken und diese Affection von allen
Herzfehlern die schlechteste Prognose giebt. Der zweite Fall betrifft eine 4Sjährige
Frau, bei der sich zu einer Insufficieoz und Stenose der Mitralis eioe Insufficienz der
Polmonalklappen hinzugesellte K. Kranthal.
Nibolajevic, Ueber die Beziehungen der Tetanie zur Hysterie.
Wiener klin. Woshenscbr. 1893, No. 29.
Die 26jäbrige Patientin wurde schon seit ihrem 14. Lebensjahre gewöhnlich im
Anschluss an heftige Gemütsaffecte zumeist ron Anfällen betroffen, welche mit Berz-
palpitationeo Präcordialangst, Parästbesien in den Fingern begannen und währeud
ihrer Dauer constatieren liefseo, dass das Gesiebt gerötet, der N. facialis übererregbar
war und dass die gleiche Debererregbarkeit auf mechanische Reize auch in den an-
deren sensiblen und motorischen Nerven bestand; Trousseau'sches Phäoomen. Eioge-
leitet wurde die Attaque fast regelmäfsig mit einem heftigen Laryngoapasmus uod
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46
Mann. — Bhown. — Bücklbhb.
No. 2
beschleunigter, pfeifender Atmung, wortuf die typischen schmerzhaften Krämpfe mit
Tetaniestellung der Hände und Beine von etwa 3 Minuten Andauer eintraten. Eloc-
trisches Verhalten der Nerven und Muskeln durchaus normal, ebenso die Ausdehnung
des Gesichtsfeldes. — Im Krankenhaus wurden neben den beschriebenen Attaquen An-
fälle beobachtet, welche zweifellos hysterischer Natur waren: vor allem deuteten darauf
die typischen hysterischen Beuge- und Streckkrämpfe, welche zuletzt mit Opisthoto-
nus endigteo. Einmal wurde auch directes Uebergehen aus der hysterischen Krampf-
stellung in die charakteristische Tetaniestellung constatlrt. — Verf. hält das Grund-
leiden der Pat. für ein hysterisches und ist der Ansicht, dass das beachriebene Zu-
sammentreffen beider Krampfformen öfter, alt beschrieben rorkommt. Schäfer.
L. Mann, Ueber die Verminderung des Leitungswiderstandes am
Kopfe als Symptom bei traumatischen Neurosen. Berl. klin. Wochen-
schrift 1893, No. 31.
Verf. benutzt folgende Dntersuchungsmethode: Unpolarisirbare Elektroden (nach
Maitios) von 5 X 10 cm »erden an Stirn und Nacken befestigt. Es werden drei
Elemente eingeschaltet und die Stromstärke am HiBSCHUAsN'tchen Horizontalgalvano-
meter beobachtet. Wenn die Stromstärke nicht mehr ansteigt, also das „relative
Widerstandst» inimum" erreicht ist, wird der Nadelausscblag notirt. Vermittelst Sub-
stitution des KSrpers durch den Rheostaten wird nun die GrOfse des Widerstandsmini-
mum ermittelt.
Normale Personen ergaben so 4000 — 6000 Ohm; Kranke, an traumatischer Neu-
rose speciell Kopfschmerzen, Schwindel, Sausen leidend erheblich niedrigere Werte
von 1500— 2500 Ohm. Aebnlicbes fand sich auch bei Neurasthenikern mit Kopf-
schmerzbeschwerdeo und bei Birnhyperämie. Eine derartige Hirnhyperämie mag io
manchen Fälleu von traumatischer Neurose (mit Kopfschmerzen etc.) vorhanden sein,
wofür weiter noch die Thatsacbe spricht, dass M. auch bei Einathmungen von Amyl-
nitrit den Widerstand sinken sah.
Fehlt das Symptom, so spricht es zwar nicht gegen das Bestehen der geklagten
Beschwerden, ist aber bei positivem Ausfall der Untersuchung wohl als ein Beweis
für das wirkliche Vorhandensein derselben zu verwerten. Bernhardt.
S. S. Brown, Gunshol injury of the Great Sciatic Nerve. Medical
News 1892, 22. Oot.
Ein 35jähriger Mann hatte 7 Woeben lang nach einer Schusswunde in der
rechten Hüfte (mittelst Pistoleokugel) die heftigsten Schmerzen im Gebiete des Ner-
vus Ischiadicus, dessen Muskeln schmerzhafte Spasmen und Crampi zeigten. Da man
eine Verwachsung des Nerven mit der Narbe annahm, wurde zwei Monate nach der
Verwundung eine Incision in der Mittellinie der Hüfte (Dorsalteil) gemacht; man
fand den Ischiadicus mit einer narbigen Schwiele verwachsen ; er schien verdickt und
wurde von derselben befreit; einige Tage nach der Operation liefs der Schmerz nach,
um dann allmälig völlig zu schwinden. Kmllscher.
Bücklers, Zwei Fälle von autochthoner Hirnsinusthrombose. Arch.
f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten 1893, XXV. 1. H.
Im ersten Fall wurde eine 32Jährige Köchin , die seit einem Jahre an zeitwei-
ligem Kopfschmerz und Erbrechen litt, plötzlich bewusstlos und zeigte eine linksseitige
Hemiparese Bei bald freiem, bald benommenem Sensorium traten in den nächsten
Tagen auf: linksseitige Ptosis, linksseitige Facialisparese, Coma und Exitus letalis.
Die Section erwies eine Thrombose sämmtliclier Hirnsinus und Hirnvenen; es fehlten
alle Symptome der Sinusthrombose, wie Anschwellung und Füllnog der Venen, Oedem,
Schweifse, circumscripte Cyanose etc. aussen am Schädel. Auffallend war die prä-
mortale Temperatursteigerung. Aetiologisch liefsen sich Caries, Tumor, Intoxication,
Marasmus nicht nachweisen, es bestand nur Gravidität und vielleicht Cbtorose. — Im
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No. 2.
Fhikulanukh. — Funk. — Ntrnt.
47
zweiten Fall erkrankte ein Iß jähriges Mädchen pllUzlicb mit Schüttelfrost und heftigen
Kopfschmerzen; dazu traten Benommenheit, rechtsseitige Ptosis, rechtsseitige Pupillen-
erweiternng, Coordinationsstärungeu an den Extremitäten, schwankender Gang, Ab-
Schwächung der Seboeureflexe, Genickstarre, Temperatursteigerungen, Schwäche der
Arme nnd des linken Beines, Strabismus divergent rechts, Frequenz des Pultes und
der Respiration, Coma, Exitus letalis Bei der Section waren der Sin. longitad. sup.,
Sin. reet. , Sinus transrersus total durch zum Teil adbärente Thromben obtnrirt.
Aetiologisch kommt hier die hochgradige Chlorose in Betracht. KaUschcr.
M. Friedländer, Pichi (Fabiana imbricata), ein Mittel gegen
Krankheiten der Harnorgane. (Aus Dr. L*ssak’s Klinik). Tberap.
Monatsh. 1893, Juli.
Pichi ist eine in Südamerika heimische, als Volksmittel gebrauchte und auch
ron dortigen Aerzten vielfach empfohlene Pflanze. Verf versuchte ein von E. Mssck
hergestelltes Extractum Pichi- Pichi fiuidum, eine dunkelbraune Flüssigkeit von an-
genehmem Geruch und intensiv bitterem Geschmack , namentlich bei Krankheiten,
über welche schon günstige Berichte vorliegen, so bei Cystitis . Prostatitis, Neurosen
des Harnapparates, acuter Gonorrhoe, Epididymitis und liefe die Pat. , nachdem er
sieh überzeugt hatte, dass bei Gesunden selbst Dosen von 15— '20g keine unangenehme
Nachwirkung haben, dreimal täglich einen Tbeeläffel voll nehmen. Eine günstige
Wirkung, die wohl auf den hohen Gehalt des Mittels an Harzsäure und Tannin zu-
rückzuführen ist, war besonders bei mit stärkerer Eitersecretion einhergebenden Er
krankungen, wie bei acuter Gonorrhoe und Cystitis, zu constatiren. Da das Extract
Störungen seitens der Nieren oder Hautausschläge niemals veranlasste, auf die Ver-
dauung sogar anregend wirkte, hält Verf. es für geeignet, den Bala. Copaivae , das
01. Santali und 01. Terebinth bei dem genannten Leiden zu verdrängen.
H. Müller.
Funk, Behandlung des acuten Trippers. Monatsh. f. pract. Dermat.
XVII. No. 1.
Bei einem ersten Tripper übt Verf. im initialen Stadium d. b. in den ersten
Tagen, so lange nnr ein spärliober, schleimiger Ausflass besteht, eine Abortivmethode,
welche so ziemlich jede Gonorrhoe coupiren soll und die darin besteht, dass der vor-
dere Teil der Harorühre, in der Ausdehnung von etwa 8 cm vermittelst des Ultzmann’-
sehen Pinselapparates mit einer 3 — 4 proc. LapislSsung' ausgewisebt wird. Das Ver-
fahren wird am 3. Tage wiederholt, io der Zwischenzeit und an den folgenden Tagen
die Ricord'sche Mixtur eingespritzt. Im eigentlichen acuten Stadium des Trippers
verzichtet Verf. auf Injeotionen, wie auf die Balsamica und beschränkt sich auf die
Verordnung von Ruhe, warmen Bädern, geeigneter Diät. Durch diese exspectative
Behandlung toll die Schleimhaut der HarnrRbre eine relative Immunität gegen die
Gonococcen erlangen, der Pat. gegen acute Nachschübe geschützt sein. Im terminalen
Stadium mit spärlichem, schleimig- eitrigem Secret wirkte am zuverlässigsten 01. Santali
tn 15 Tropfeo 3—8 Mal täglich, daneben kalte Abreibungen, Flussbäder. — Bei
neuerlicher Tripperinfectioo lässt F im Beginn Injectionen mit Ricord'scher Mixtur
event. abwechselnd mit LapitlOsnng 1:4000 machen, geht aber bei eitrigem Ausfluss
wieder xn der exspectativen Behandlung über. H. Malier.
J. Noir, De l’action de la chaleur, dans la trichophytie (herpea
circin4 et teigne tondante). Progres mod. 1893, No. 35.
Nachdem Verf. einige Fälle von sehr hartnäckigem Herpes tonsuraos der Hände
und Arme unter dem Gebrauche einfacher beifser Bäder rasch hatte heilen sehen,
versuchte er ein ähnliches Verfahren auch bei dem Herpes tonsurans des behaarten
Kopfes und erzielte mit demselben, ohne Epilation, sehr günstige Erfolge. Nach Kurz-
schneiden der Hare wurde der Kopf gründlich abgeseift und dann mit Compressen
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48
HkBI.AS. — HlNTBRBB&GKB. HoKMANN. PLlflOK.
No. 2
bedeckt die io eine auf 50" erwärmte ; p. m. SublimatlB«ur>g getaucht waren. Ein
darüber befestigter undurchlässiger Stoff rollendete den Verband, der Uglich erneuert
wurde. H. Hüller.
W. W. Hoelas, A report on twelve caees of imluction of labour
by Champetier de Ribes’ bag. The Lancet 1893. 26. Aug.
H. hat in S Fällen vou engem Becken zur Einleitung der Geburt die Blase von
Champetier de Ribes angewandt; ferner in je einem Fall von Uterusfibrom, von Para-
metriti«, von Bämorrhagie, und *on frühzeitigem Blasensprung ; in fünf Fällen wurde
vorher die Ba»HBs'scbe Blase oder ein ßoagie eingelegt. — Die Geburten waren mit
einer Ausnahme 12 Stunden nach der Einlegung der Blase beendet; die Blase wurde
mit einer SublimatlBsung (1:4000) ungefüllt. a. Martin.
A. Ilinterberger, Neunzehn Falle von Bauchfell-Tuberculose. (Aus
der geburtshilflich - gynäkologischen Klinik des Herrn Prof. Dr.
R. Chhob>k in Wien). Wiener klin. Wochenschr. 1893, So. 38.
Bei der Therapie der Bauchfelltuberculose haben verschiedene Methoden günstige
Erfolge aufzuweisen, die grösste Zahl hat die Incision zu verzeichnen. Eine Heilung
durch Incision darf man nicht vor Ablauf längerer Zeit annehmen. Die Diagnose
dieser Krankheit ist fast nur durch die Incision in exacter Weise zu stellen.
Aus den bis jetzt angeführten 12 Krankengeschichten, ans den Jahren 18S7 bis
Mitte 1898 stammend, geht hervor:
2 Fälle sind als geheilt entlassen, davon ist die eine seit 4 Jahren arbeitsfähig
5 Fälle sind gebessert entlassen, doch innerhalb \ — 1 Jahres in ihrer Heimat
zum exitus gekommen, zwei davon durch phthisis pulmon.
2 Fälle wurden nach 2 — 3 wöchentlicher Behandlung mit dem früheren Status
entlassen.
8 Fälle starben einige Wochen nach der Operation. A. Martin.
J. Hof mann, Acht Fälle von mit Cholera complicirter Schwanger-
schaft. Petersb. med. Wochenschr. 1893, No. 40.
Die Cholera verläuft bei schwangeren Frauen meist letal. Von S Fällen verliefen
2 ohne Abort, 6 mit Abort resp. Frühgeburt. 6 Fälle kamen zum exitus, 2 zur Ge
nesnng, davon hat 1 Frau nicht abortiert. A. Martin.
Plügge, Over de toxische werking van het alcalolde van Sophora
tomentosa L. Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor Oenee-k. 1893,
No. 5.
Das Sophorin scheint in seiner Wirkung bei Tieren identisch mit dem Cytysin zu
sein. Es verursacht Verlangsamung der Atmung, echliefalicb Lähmung, Stillstand des
Herzens in Diastole. George Meyer.
Die Arbeit W Edstiin's: „Ueber die Diagnose beginnender Flüssigkeitsansamm-
lungen im Herzbeutel“, referirt im Centralbl. 1893 S 811, ist im Original io Viikhow's
Archiv Bd. 130, S. 418 erschienen.
Kinarndungren Hlr da« Centralblatt werden an dl« Adresse des Hm. Prof. Dr. II. Bernhardt (Berlin W
Französische Stra se 21) oder an die Verlagshandlnng (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August lltrsrhwald in Berlin. — Druck von L. Schum scher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogen; am Schluss«
des Jahrgangs Titel, Na*
men' und Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; au besieheo
durch alle Buchhandluu*
gen und Postanstalteu.
mcdicinklicii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
1« Barlln.
1894. *«• Januar. No. 3.
Inhalt: Saaki, Stadien aber Glycogen. — Rabubra, Wasser- und Stickstoff-
Ausscheidung durch Oalie und Haro. — Stricks«, Ueber die Quellen der Eiterung.
— Arnheim, Fall Ton Beckenfractnr und Harnblasenrerletiung. — Ko n, Einige
operative Obrenaffectioneo. — Bochnbb, Ueber Choleratheorien. — Badiib, Er-
nährung mit RiBTH'ecber Milch. — Jaquit, Wirkung des Malakins. — Matubs,
Zur Entstehung de« runden Magengeschwüre. — Blocq u. Marin isl O, Fall ron
hereditärer Muskelatropbie. — Nbbbb und Unsa, Ueber den Pleomorphismue der
Favuspilze. — Hünkrmank, Primäre Genitaltuberculose
Roooit, Endigung der motorischen Nerven in den Muskeln. — Horbaczewbki,
Analyse seltener Harnsteine. — Riwosca, Allgemeines über den Tierbarn. — Kar-
tobowioe, Entstehung der allgemeinen Carcinose — Kübtkr, Fall von Resection
des Ureters. — Rommel, Wirkung von Herzgiften auf das Auge. — Schmidt und
Achofb, Bakteriologie der Pyelouephritis. — Willis, Pleuroempyem, nach dem Nabel
durchbrechend. — Otto, Ueber Peripleuritia tuberculosa. — KbOoeh, Einfluss des
coustanten Stroms auf Bacterien. — Fibobb, Zur Kenntniss des Erythems und der
Purpura. — Scbauta, Ueber die Adnexoperatiooeu. — Kobra, Wirkung des Pikro-
toxins.
W. Saake, Studien über Glycogen. Zeitsehr. f. Biol. XXIX. S. 439.
Gegenüber der von Fkänkkl bestimmt ausgesprochenen An-
sicht, dass das Glycogen gar nicht als solches in der Leber prä-
formirt sei, sondern erst bei der Behandlung derselben aus einer
Verbindung, vielleicht mit Eiweifs, abgespalten werde, weist Verf.
darauf hin, dass möglicherweise nur die Diffussionsverhältnisse
für den Austritt des Glycogens sehr ungünstig sein und sich so
erklären könnte, dass die Leber an kaltes Wasser kein Glycogen
abgiebt. Verf. hat zunächst um diese Verrauthung zu prüfen,
viele Gewebe, welche normaler Weise Glycogen enthalten, mikros-
kopisch und zwar die Leber des erwachsenen Organismus frisch
und nach Härtung mit verschiedenen Mitteln, ferner die Organe
von Etnbryomen untersucht und gelangt dabei zu folgenden Schlüssen:
1) Das Glycogen ist an eine Trägersubstanz, wie das Hämo-
globin an das Blutkörperstroma gebunden.
XXXII J.lirgzng, 4
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50 Barbkra, Wasser- n. Stiokstoffaosscheidnng drrch Galle u. Harn. No. 3
2) Beide Substanzen, das Glycogen sammi der Trägersubstanz
sind normaler Weise in den Hohlräumen des Protoplasmas einge-
schlossen, nur beim Foetus kommen Gebilde vor, welche durch
Desquammation der glycogenführenden Zellen oder nach dem Typus
der Schleimsecretion der Becherzellen frei werden.
3) Eine Membran oder eine selbständige Form kommt der
Trägersubstanz nicht zu, sondern sie passt sich dem disponiblen
Kaum an. Kommt sie, wie beim Fötus frei vor, so nimmt sie, wie
alle Flüssigkeiten, welche sich mit dem Medium, in dem sie sich
befinden, nicht mischen, Kugelgestalt an.
4) Die Trägersubstanz wird durch Alcohol coagulirt und quillt
in wässrigen Flüssigkeiten, ohne sich zu lösen. Trichloressigsäure
coagulirt sie nicht, deswegen kann die Trägersubstanz nicht aus
gewöhnlichem Eiweifs bestehen. Aus diesen Verhältnissen erklärt
sich, dass durch Verreiben der Leber mit Alcohol hergestelltes
Leberpulver an kaltes Wasser so wenig Glycogen abgiebt.
Weiterhin stellte Verf., nachdem er darauf hingewiesen, dass
bereits Angaben über den Glycogengehalt von Auszügen der Or-
gane mit kaltem Wasser vorliegen, Versuche darüber an, ob and
inwieweit sich Glycogen durch Wasser oder physiologische Koch-
salzlösung extrahiren lässt. Es zeigte sich, dass embryonale Organe
an Wasser bei wiederholter Erneuerung des Wassers reichlich
Glycogen abgeben: in einem daraufhin untersuchten Falle soweit,
dass bei nachträglicher Extraction mit Trichloressigsäure nur noch
etwa '/io ^es vorher erhaltenen Glycogens gewonnen wurde. Etwas
abweichend davon verhalten sich nur die embryonalen Muskeln
(vgl. hierüber das Orig.). Durch vielfach modificirte Versuche an
der Leber von Kaninchen und Schafen zeigte Verf. fernerhin, dass
sich durch kaltes Wasser fast alles Glycogen (etwa 80 pCt. des
vorhandenen) extrahiren lässt, wenn man nur dem iudift’usibeln
Glycogen die Möglichkeit der Lösung giebt durch Zersprengung
der Protoplasmaschichten durch Gefrierenlassen. Selbst wenn die
Eiweifskörper der Lebereubstanz vorher durch Alcohol coagulirt
sind, erhält inan ähnliche Resultate.
Ein sehr auffälliges Ergebniss lieferten Versuche, bei welchem
eine mit Glycogen versetzte Eier- oder Serumalbuminlösung durch
Alcohol coagulirt und das abgetrennte Coagulum durch aufeinander-
folgende Behandlung mit kaltem Wasser, Extraction mit 5 procent.
Trichloressigsäure, Kochen mit Natronlauge auf Glycogen unter-
sucht wurde. Es konnte durch alle 3 Operationen zusammen nur
rund 30 pCt. des Glycogens wiedererhalten werden, die Haupt-
menge schon durch Extraction mit kaltem Wasser. Eine Erklärung
für diese Beobachtung ist vorläufig nicht zu geben. E. Salkowski.
Barbera, L’azoto e l’acqua nella bile e nelle urine. Mem. della
Accad. di Bologna. Ser. V. T. III. p. 471.
Einen Hund von 14 kg mit permanenter Gallenfistel hat Verf.
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No. 3.
Stbkkfm, lieber die Qaellen der Eiterung.
51
abwechselnd mit gemischter Kost (Brod und Fleisch), mit Eiweifs-
kost (Fleisch), mit Fett (Butter) und mit Kohlehydraten (Rohr-
tucker) gelottert und während jeder Ffitterungsperiode 24 Stunden
hindurch den gesammten Harn und die Galle aufgefangen; ebenso
wihrend einer Hungerperiode. So hat Verf. (unter Albkhtum’s
Leitung) gefunden, dass das Wasser und die N- haltigen Sub-
stanzen, welche durch die Galle ausgeschieden werden (Taurochol-
siure, Farbstoffe, Mucin, Lecithin), weit entfernt von der verfeuerten
N-Menge abzuhängen, vielmehr in enger Beziehung zu der Menge
der Galle steht. Am geringsten ist die N-Menge in der Galle bei
Kohlehydratfutter, '/, mg per Kilo und Stunde, etwas grölser 0.8mg.
beim Hunger und bei Fieischfutter, am grössten, 1 mg, bei ge-
mischtem Futter. Um eine gegebene Menge Galle zu bereiten,
braucht die Leber eine bestimmte Menge N und Wasser, die sie
dem Blut stets in gleicher Menge entlehnt, gleichviel ob das Blut
viel oder wenig davon enthält. Welches auch die Fotterungsart
ist. scheint die Zusammensetzung der secernirten Galle dieselbe zu
sein, nur dass die Menge derselben verschieden ist und zwar am
grössten bei gemischtem und bei Fettfutter, am kleinsten beim Hunger
und bei Kohlehydratfutter. Die N-Ausscheidung durch die Galle
ist von der N-Ausfuhr durch den Harn durchaus unabhängig.
J. Munk.
8. Stricker, Ueber die Quellen der Eiterung. Wiener klin. Wochen-
schrift. 1893. No. 47.
Verf. demonstrirt eine normale und eine (nach ihm) in Eite-
rung begriffene Katzencornea an Präparaten seines Assistenten
Stockmatkb. Die letztere zeigt innerhalb der normalen Hornhaut-
körperchen Scheidewände, sogen. Zwischensubstanzen, die sich aus
dem Zellprotaplasma bilden sollen und sich an mit Lapis infernalis
behandelten Präparaten dunkel abheben. Verf. will auf Grund
dieser Befunde die Existenz von Saftkanälchen in der Hornhaut
abetreiten. Weiterhin versucht derselbe, eine Theorie des Infiltrats
und der Vereiterung aufzustellen. Das Infiltrat entsteht, indem das
ein zusammenhängendes Ganze bildende Zellennetz auf Kosten der
die Zwischenräume ausfallenden Grundsubstanz zu schwellen be-
ginnt; zugleich beginnen die einzelnen Zellen durch Bildung der
oben erwähnten Zwischensubstanzen eine Teilung einzugehen. Ob
Verf die Umwandlung der Randzone der Grundsubstanz in Zellen
auf dem Wege der STHicKKK-GuAwiTz’schen Schlummerzellen vor
sich gehen lassen will, ist bei der seht bilderreichen Sprache des
Verf. nicht klar ersichtlich. Schließlich sollen die ursprünglichen
Inseln von Grundsubstanz gänzlich in Zellen umgewandelt werden.
Nun spalten sich die Zellen an der Stelle der Zwischenaubstanzen
von einander ab; sie weichen aus einander, die zuerst infiltrirte
Cornea ist nun vereitert.
4*
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52 Ahnhkim, Fall von Beckenfractur und Har nblasenverleUung. No. 3
Dafs diese Theorie den jetzt herrschenden, noch auf dem
letzten internat. Congrefs zu Berlin 1890 festgelegten Anschauungen
zuwiderläuft, ist klar. Denn so sehr dieselben auch den Geweben
Recht widerfahren lassen, zur Entstehung einer Eiterung halten sie
doch die Leucocyt en in erster Stelle für erforderlich.
M. Rolhmann.
Arnheim, Ein Fall von Harnblasenverletzung verursacht durch
Beckenfractur. (Aus der chir. Abth. des israelitischen Kranken-
hauses in Hamburg). Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 18.
Eine 41jährige Frau hatte sich in einem Anfall von Geistes-
störung durch Sturz vom 3. Stock auf das Strafsenpflaster ausser
einer Splitterfractur des rechten Humerus, kleineren Kopfwunden
und mehreren Rippenbröchen eine Beckenverletzung zugezogen.
Es bestand Schmerzhaftigkeit der Beckenknochen und Anschwellung
der Weichteile des Beckenringes. Der Catheter entleerte ca. 12
Stunden nach der Verletzung nur wenige Esslöffel einer dicken,
aus halbgeronnenem Blut bestehenden Flüssigkeit. Lieber der Blase
fand sich beiderseits handbreite Dämpfung, die Inguinalfalten waren
verstrichen, Symphyse deutlich beweglich, beide Spinae ant. sup. il.
lassen sich gegeneinander drücken und federn beim Loslassen: beim
Umwenden Crepitalion Ober Symphyse und Kreuzbein. Nach Er-
öffnung des Abdomen bei Beckenhochlage durch einen rechts quer
über der Symphyse verlaufenden, den M. rect. abdom. trennenden
Schnitt von 8 cm Länge und Entleerung von ca. 300 ccm urinöser
Flüssigkeit sieht man den Ram. horiz. pub. dext. schräg durch-
brochen und mit Hilfe eines in die Blase geführten männlichen
Catheters ein wahrscheinlich durch das äussere spitze Fragment
erzeugtes 2 cm giol'ses fetziges Loch der vorderen Blasenwand.
Das Peritoneum war sichtbar, aber nicht verletzt. Nach Schluss
des Loches durch 12 die Schleim- und Muskelhaut interessirende
Catgut-Nähte und eine zweite Seidennahtreihe entdeckte man bei
Injectionsversuchen auf der linken Seite einen zweiten ca. 1 '/, ein
langen schräg nach unten verlaufenden und etwas tiefer gelegenen
Riss, dem ebenfalls eine Fractur u. zw. des linken horizontalen Scham-
beinastes entsprach. Schluss der Rissstelle erfolgte wie rechts nach
Verlängerung der Bauchdeckenincision nach linke. Letztere wurde
mit «Jodoformgaze tamponirt und ein mit Heberschlauch verbun-
dener Verweilcatheter applicirt. Die Nachbehandlung war durch
Decubitus und Tobsuchieanfälle complieirt; am 20. Tage trat plötzlich
eine schnell tötliche Mastdarmblutung ein. Mangels einer Section
konnte die Quelle der Blutung nicht entdeckt werden. Die In-
spection der Blase ergab völlige Verheilung der Blasenrisse, dagegen
vorn links ein kraterförmiges Geschwür der äusseren Blasenwand,
hervorgerufen durch Druck eines Fracturendes.
P. Güterbock.
Digitlzed by Google
No. 3. Ruch, Einige operative Ohrenaffeotionen. 53
Koch, Einige operative Ohrenaffectionen. Berliner kiin. Woohensohr.
1893, No. 45.
K. berichtet über 5 Falle complicirter Mittelohreiterungen, die
von ihm auf der KöHi-KK’schen Abth. in der Charitd (Berlin) ope-
rirt wurden. Der 1. Fall betrifft ein 2‘2jährige8 Mädchen, bei
welchem schon 2 Mal die Trepanation des rechten Warzen Fortsatzes
gemacht worden war. Mehrere Monate nach der Aufnahme der
idiotischen Patientin fand man einen Fremdkörper in dem kranken
Ohr, nach dessen Entfernung (es war eine Jetperle) ein 2. Fremd-
körper erscheint, dessen Entfernung nur durch Ablösung der Ohr-
muschel und Abmeilselung der hinteren GehörgangswanJ gelingt.
Auch dieser 2. Fremdkörper war eine Jetperle. Bei der Operation
wurde mit Pincette und scharfem Löffel auch noch eine grauglän-
zende Membran entfernt, die einen leeren Hohlraum mit glatten
Wandungen von Haselnussgröfse auskleidete. Auf die Wundflächen
wurden 2 aus den häutigen und einem Teil des knorpligen Gehör-
gangs gebildete Lappen auftamponirt. Die Membran ist nach Verf.
als „ein in Bildung begriffenes Cholesteatom aufzufassen, das noch
nicht Zeit gehabt hat, seine Schichten abzustofsen und seine La-
mellen zu bilden“. Im 2. Falle handelte es sich um einen 39jähr.
Mann, der wiederholt an subacuten MittelohrentzQndungen gelitten
hatte und bei dem wegen zunehmender Schwellung hinter dem
linken Ohre, Vorwölbung der hinteren oberen Gehörgangswand
die Trepanation des Proc. mast, gemacht wurde. Unter der
morschen Corticalis erschien der Knochen mit Granulationen durch-
setzt, hie und da ein miliarer Abscess mit dönnem Eiter. Die
Granulationen reichen nach hinten bis zum Os occipitis nach oben
bis zur Dura und in die Tiefe noch Ober das Antrum hinaus und
lassen sich bis zum Annulus tympanicus u. die Decke des Kuppel-
raums verfolgen. Die Operation konnte deshalb nicht beendet
werden. Trotz Vernarbung der Wunde bleibt erhebliche Schwel-
lung hinter dem Ohr zuröck, der Gehörgang ist schlitzförmig ver-
engt und später zeigt sich derselbe an mehreren Stellen von Gra-
nulationen durchbrochen. Verf. glaubt, dass es sich im vorliegenden
Falle um eine primäre Ostitis des Schläfen- und Hinterhauptbeines
gehandelt habe. — Im 3. Falle, einen 39jährigen Phthisiker mit
linksseitiger, chronischer Mittelohreiterung betreffend, wurde wegen
Anschwellung des betreffenden Warzenfortsatzes die Trepanation
desselben vorgenommen. Es fanden sich stark blutende Granula-
tionen und noch nicht völlig gelöste Sequester in dem in eine
grofse Höhle verwandelten Proc. mast. Die Sequester stiefsen
sich später spontan ab, ebenso die hintere Gehörgangswand. Der
Knochen zeigt sich öberall cariös; später trat Facialisparalyse ein,
2 Monate nach der Operation Exitus letalis an einem „subacuten
pneumonischen Schub“. Bei der Obduction fand sich ausgedehnte
Caries und cariöse Zerstörung des ganzen Mittelohres, von den
Gehörknöchelchen nur der Steigbügel erhalten. Die Schleimhaut
des Ost. tymp. tub. mit Tuberkelknötchen durchsetzt. — In den
Digitlzed by GQOgle
54
Buchnkr, lieber Choleratheorien.
No. 3
beiden letzten Fällen handelte es sich um Mittelohreiterungen mit
tätlichem Ausgang durch Kleinhirnabscess. In dem einen Falle
(20jährige Arbeiterin) wurde die Aufmeisselung und Ausräumung
des Antr. mastoid. wegen der Mittelohreiterung vorgenommen;
8 Tage darauf Exitus letalis. Bei der Obduction fand sich ein
von Granulationen umgebener taubeneigrofser mit zähem Eiter ge-
füllter Abscess in der rechten Kleinhirnhemisphäre. In dem an-
deren Falle wurde ebenfalls zunächst die Aufmeiselung und Aus-
räumung des Antrum mastoid. vorgenommen und, a's nach wenigen
Tagen wieder bedrohliche Erscheinungen (Gleichgewichtsstörungen,
Nystagmus etc.) auftrateo, die an einen Kleinhirnabscess denken
liefsen, die Trepanation des Schädels an der lateralen Partie des
Os occipitalis gemacht. Da die wiederholte Function des Klein-
hirns keinen Eiter ergab, wurde die Punction des Schläfenlappens
angeschlossen; auch hier kein Eiter nachzu weisen, ebenso wenig bei
der am nächsten Tage wiederholten Punction. 8 Tage später Exitus
letalis. Bei der Obduction findet sich Meningitis basilar. Vom
Hirnstiel aus geht die Infiltration in die Tiefe und führt auf einen
wallnussgrofsen Abscess. Derselbe ist mit grünlich gelben Eiter
gefüllt, ziemlich scharf abgekapselt. Die Lage des Abscesses ent-
spricht der vorderen unteren Region der linken Kleinhirnhemisphäre.
Sinus transversus thrombosirt; der horizontale Bogengang in der
Ausdehnung von 4 mm cariös und in der Mitte dieser Partie
durchlöchert. Schwabach.
Büchner, Ueber Choleratheorien und die Noth wendigkeit weiterer
Choleraforschungen. Deutsche Vierteljahresschrift f. offen il. Ges. -Pflege
1893, XXV. S. 432.
In der Einleitung zu vorliegender ausserordentlich interessanter
Arbeit betont B., dass er sie nur für solche geschneiten habe, denen
die Noth wendigkeit weiterer Aufklärung in Choleraangelegenbeiten
feststehe; wer mit der denkbar einfachsten Vorstellung der direkten
oder indirecten Uebertragung sich begnüge, für den mangelt das
Bedürfnis nach weiterer Forschung.
Im ersten Abschnitt bespricht B. die kontagiöse Lehre Koch’s;
sie besagt, dass der Kommabacillus der Erreger der Cholera ist,
und dass jeder Fall nur durch Aufnahme desselben, sei es direkt
oder indirekt, von Wäsche, Speisen, Trinkwasser zu Stande komme.
Den Besonderheiten der Choleraausbreitung trägt sie keine Rech-
nung, die Cholera wird prinzipiell nicht von Tuberkulose, Milzbrand
oder Tetanus unterschieden; eine epidemiologische Theorie ist sie
also nicht, da sich z. B. Cholera epidemiologisch sehr von den drei
genannten Krankheiten unterscheidet. Und gerade diese Unter-
scheidungsmerkmale müssen bei einer Theorie zum Ausdruck kom-
men, die Choleraepidemie, nicht der Einzelfall muss berücksichtigt
werden.
Digitized by Google
No. 3.
Büchner, Heber Choleratheorien
55
Das hervorstehendste Symptom ist die Abhängigkeit der Cholera-
epidemien von Jahreszeit und Witterung; diese findet in der Koch'-
scben Lehre keinen Ausdruck, ebenso verhält es sich mit der ört-
lichen Disposition, die B. an dem Beispiel von Neapel erläutert;
er ist der Ansicht, dass die Abhängigkeit der Cholera von örtlichen
Verhältnissen in Deutschland mehr und mehr verwischt wird, in
Folge der Assanirung der Städte, ein Vorläufer des gänzlichen
Verschwindens der Cholera aus Deutschland, ein Vorgang wie er
bereits in England zu beobachten gewesen ist.
Ganz unerklärt lässt die Koua’sche Lehre den häufigen Wider-
spruch zwischen der Reichlichkeit des Kommabacillenbefundes und
der Schwere der Krankheit. Als auffallendsten solchen Fall be-
zeichnet B. die Selbstinfection Pkttknkufek’s: massenhaft Cholera-
bacillen in den Dejectionen und keine Vergiftungssymptome; noch
deutlicher sprechen die Fälle Rumpkl's, der bei anscheinend Gesun
den Kommabacillen fand.
Die localistische Theorie erwähnt B. im 2. Abschnitt, die er
selbst mit einigen geringen Abweichungen von der streng Pkttkn-
jEuKKn 'sehen Theorie vertritt. Das PivrrKNKOFKa'sche x, der Cholera-
bacillus kann — das geht för B. aus den vortrefflichen Pmtkn-
KnFKa’schen Beobachtungen hervor, — wohl Diarrhoe erzeugen, das
P kttkn KoFKa'sche y: die zeitlich- örtliche Disposition niemals speci-
fische Vergiftungserscheinungen.
Bekanntlich wurde von Hüppe ein „ektogenes Stadium“ des
Cholerabacillus behauptet, d. h. er stellte die Theorie auf, dass dem
ektogenen saprophytischen Wachstum des Cholerabacillus eine ganz
besondere epidemiologische Bedeutung zukomme. Dies hält B.
einmal durch den Versuch, zweitens durch die epidemiologische
Erfahrung namentlich der Winterepidernien för direkt ausgeschlossen,
da bei den beobachteten Winter-Temperaturen die Cholerabacillen
gar nicht mehr wachsen können.
Des Genaueren geht B. an der Hand der 1873/74er Münchener
Epidemie auf die zeitlich örtliche Disposition ein; diese Epidemie
verlief bekanntlich in 2 Abschnitten, sie herrschte zuerst stark im
August, setzte im September vollständig aus und kam im Dezember
mit erneuter Heftigkeit wieder. Im September herrschten starke
Regenfälle Dieses Aufhören im September kann sich B. nur durch
eine Aenderung der Bodenverhältnisse offenbar in Folge des Regens
denken und stellt, als Analogon die Malaria heranziehend, eine
diblastische Theorie auf. Er vermuthet einen protozoonartigen
Mikroorganismus, der wie die Malariaplasmodien vom Boden und
dessen Feuchtigkeitsverhältnissen abhängt, in die Darmepithelien
eindringt und durch deren Zerstörung die Resorption der Cholera-
bacillentoxine ermöglicht. Diese Annahme erklärt dann auch den
inneren Zusammenhang der Cholera nostras mit der asiatica , und
das häufige Auftreten von Diarrhöen bei Choleraepidemien, ohne
dass Kommabacitlen gefunden werden; hier hat nur das supponirte
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56 Hauskb, Ernährung mit RiKTH’scher Milch. No. 3
Protozoon vielleicht in Begleitung anderer Bacterien, z. B. des
Bacterium coli commune eingewirkt.
Es erhellt klar, dass diese diblastische Theorie auch gleichzeitig
andere Choleraeigentümlichkeiten wie das Befallenwerden gewisser
Bevölkerungsgruppen wie Schiffer etc. hinreichend erklärt.
Sehenden.
Hauser, Eine neue Methode der Säuglingsernährung. Berliner klin.
Wochenschr. 1893, No. 33.
Dem Cemiker Dr. Rkinkr Rikth ist es gelungen, aus der Kuh-
milch ein Präparat darzustellen, welches der Frauenmilch in den
physikalischen und chemischen Eigenschaften näher kommt, als alle
bisher bekannten. Die Hauptschwierigkeit bei der Herstellung von
Kuhmilchmischungen besteht darin, das richtige Verhältniss der
Eiweifskörper zu einander herzustellen. Verdünnt man die Kuh-
milch mit Wasser, bis ihr Caseingehalt dem der Frauenmilch gleich
ist, so enthält das Gemisch viel zu wenig Albumin. Um diesen
Unterschied auszugleichen, darf nur ein in der Hitze nicht gerinn-
barer Eiweifskörper verwendet werden. Einen geeigneten Körper
fand RisTH in der durch Erhitzen von Hühnereiweifs Ober 130° C
entstandenen Albumose. — Keine Schwierigkeit bereitet es, den
geringeren Fett- und Zuckergehalt durch passenden Zusatz von
Sahne und Milchzucker zu dem Kuhmilchgemisch auf den Procent-
gehalt der Frauenmilch zu erhöhen.
Mit dieser RmTH’schen „ Albumosenmilch“ hat Verf. ausge-
dehnte Versuche angestellt. Er stellte zunächst fest, dass dieselbe
bei Zusatz von künstlichem Magensaft oder Lab ebenso feinflockig,
wie Frauenmilch, gerinnt; auch die von Kindern durch Speien
regurgitirte Milch hat dieselbe feinflockige Beschaffenheit.
Diese Milch kann ebenso gut Neugeborenen, wie älteren Säug-
lingen, unverdünnt gereicht werden, und genügt als ausschliefsliche
Nahrung den Kindern etwa bis zum Alter von 7 bis 1*2 Monaten.
Kinder, die bei Kuhmilchfütterung schlecht gediehen oder dyspep-
tisch geworden waren, zeigten bei Ernährung mit Albumosenmilch
dieselben günstigen Veränderungen, wie man sie sonst durch die
Ammenbrust erzielt. Die Dyspepsie schwand, und selbst schwäch-
liche Säuglinge nahmen an Gewicht zu. — Weniger günstig waren
die Erfolge bei den Tag und Nacht quälenden Koliken der Säug-
linge, wo diese neben anderen dyspeptischen Symptomen bestanden.
In diesen Fällen scheint die Brustmilch den Vorzug zu verdienen.
— Bemerkenswert ist noch, dass die Stühle und Flatus der mit
Albumosenmilch ernährten Kinder meist sehr übel riechen.
Stadtbagen.
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No. 3. J iQüKT,Wirkungd.Malakins.-M»TTHBS,Entstehungd. Magengeschwürs. 57
A. Jaquet, Ueber die pharmakologische und therapeutische Wirkung
des Malakins. Corr. f. Schweiler Aerzte 1893, No. 18.
Das Malakin (der Name stammt von (utXaxoS, mild) ist ein
Salicylderivat des p. Phenetidins; es bildet kleine, hellgelbe, feine
Nüdelchen, die bei 92 °C schmelzen, ist in Wasser unlöslich, schwer
löslich in kaltem, leichter in heifsem Alcohol. In kohlensauren
Alkalien ist es unlöslich, dagegen löst es sich mit gelber Farbe in
Natronlauge; schwache Minerals&uren, z. B. 0.3 pCt. Salzsäure
zerlegen es in Salicylaldehyd und p. Phenetidin. Diese letztere
Eigenschaft ist zur Entfaltung seiner Wirksamkeit wichtig, da es
sonst als unlösliches Präparat nicht resorbirt werden würde. Nach-
dem Versuche am Tier gezeigt hatten, dass dem Mittel temperatur-
herabsetzende Eigenschaften zukoramen, und zwar ohne dass dabei
der Blutdruck sinkt, wandte J. das Malakin auch beim Menschen
an. Bei acutem Gelenkrheumatismus ergaben Dosen von 4-5-6 g
pro die sehr zufriedenstellende Resultate, wo bemerkt sein mag,
dass 4 g Malakin etwas mehr als 2 g Salicylsäure repräsentiren.
Interessant ist sein Verhalten als Antipyreticum: 1 g vermag die
Temperatur um l — 15 Grad herabzusetzen, aber, im Gegensatz zu
Antipyrin und Antifebrin, die ihre Wirksamkeit recht schnell zu
entfalten pflegen, tritt hier der Temperaturabfall erst nach 2 Stun-
den auf; es rührt dies davon her, dass das Malakin erst ganz all-
mälig durch die Magensäure zersetzt wird. Auf die langsame Ein-
wirkung ist es zurückzuführen, dass der Temperaturabfall ohne
störende Nebenerscheinungen vor sich geht (abgesehen von mäfsigem
Schweifsausbruch), niemals wurde Collaps oder Schüttelfrost be-
obachtet. Als Antineuralgicum hat sich das Malakin ebenfalls be-
währt, doch ist auch hier zu beachten, dass das Mittel erst nach
1 — 2 Stunden wirkt. Was die Darreichung betrifft, so wurde das
Malakin in Oblaten gegeben, in Einzeldosen von 1.0, seltener 0.5 g;
nur ein Mal wurde Erbrechen beobachtet, sonst sind keinerlei un-
angenehme Nebenwirkungen zu verzeichnen. Verf. glaubt daher,
das Malakin, namentlich bei schwachen, empfindlichen Individuen
(Frauen und Kindern) empfehlen zu können. K. Krontbal.
M. Matthe«, Untersuchungen über die Pathogenese des Ulcus
rotundum ventriculi und über den Einfluss von Verdauungsen-
zymen auf lebendes und totes Gewebe. Habilitationsschrift. Jena
1893.
Die in der Ueberschrift des Näheren gekennzeichneten Unter-
suchungen ergaben folgende Resultate:
1) Eiweifsverdauuende Enzyme sind gegenüber lebendem, nicht
geschädigtem Gewebe unwirksam und greifen aus diesem Grunde
den Zellbestand des eignen Organismus nicht an.
2) Die Salzsäure des Magensaftes tötet als Protoplasmagift
zuerst die Zellen der durch den Magensaft angreifbaren lebenden
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58 Blocq u. Marinbsco, Fall von hereditärer Muskelatrophie. No. 3
Gewebe. Die toten Zellen werden dann erst durch das Enzym
gelöst. Beim Ci.Aonp. BxKNARß’schen Versuch findet also nur schein-
bar eine Verdauung lebenden Gewebes statt.
3) Die verschiedenen tierischen Gewebe verhalten sich der
Salzsäure gegenüber verschieden. Einige werden gar nicht, andere
in geringem Grade, noch andere sehr stark geschädigt. Diese Ver-
schiedenheit beruht wahrscheinlich auf einer Anpassung der Zellen
an ihre Leberisbedingungen und Functionen. Der Schutz der Magen-
wand ist deshalb in erster Linie in den Eigenschaften ihres beson-
ders organisirten lebenden Epithels gegeben.
4) Ein natürlicher, durch Selbstverdauung des Magens gewon-
nener Magensaft wirkt auf manche Gewebe weniger reizend, als
ein künstlich aus Pepsin und Säure gemischter, vielleicht weil die
Salzsäure in einer lockeren Verbindung mit irgend einer organischen
Substanz in ersterem enthalten ist.
5) In dem Vorhandensein der Peracidität und Hyperterinie ist
eiu Moment für die Chronicität einfacher Magenschleimhautulcera
gegeben. C. Rusknthal.
Blocq et Marinesco, Sur un cas de Myopathie Primitive pro-
gressive du type L «ndoozt - Dkjrkink; avec Autopsie. Archive« de
Neurologie 1893, Mars Avril.
Es handelt sich in dem beschriebenen Falle um ein 16 jähriges
Mädchen mit hereditärer infantiler Muskelatrophie nach dem facio-
scapulo-humeralen Typus von Landoczy und Dkjkrirk. Der Tod
trat durch Lungenschwindsucht ein. Neben dieser Muskelatrophie
bestanden Symptome der Hystero- Epilepsie (Hemianästhesie , hyste-
rische Krampfanfälle etc.). Gehirn, Rückenmark und peripherische
Nerven zeigten makroskopisch wie mikroskopisch keinerlei Anoma-
lien; in den befallenen Muskeln fanden sich die bekannten Verän-
derungen (parenchymatöse Cirrhose). Die Verff. verwerfen die
Theorie Eues von der primären dynamischen Störung der spinalen
Centren und sehen eine primordiale Nutritionsstörung (chemotacti-
scher Natur) in den Muskelfasern (durch Heredität übertragen resp.
angeboren) als die erste, primäre Veränderung an; daneben macht
sich eine autogene (nicht secundäre) Hyperplasie des Fettgewebes
geltend. — Die Phagocytentheorie Mutsch nikoff’s hat für diese
Muskeiaffection keinen Anhalt. — Auffallend, doch unabhängig von
der vorliegenden Muskelaffection war der Befund von tubulären
Systemen (röhrenförmigen Gebilden, systemes tubulaires) auf den
Querschnitten des Nervus Radialis. Diese ovoiden Gebilde an der
Peripherie der Nervenbündel mit ihrer lamellenartigen Hülle, und
ihren pseudo-cellularen Gebilden haben einen korallenförmigen Bau;
sie ähneln den Gebilden im Nerven, die von Rknaut als Systeme
hyalin intra-vaginal , von Rakkomainoff als corpuscules k structure
alvdolaire, von Lanuhans bei Myxödem und Cachexia struraipriva,
beschrieben sind, von S x.asnuMJ und 0<'P<«NRgiM in einem Falle als
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No. 3. Nerbb u. Unha, Ueber Pleomorphismus eto.- Hünebmann, Primäre 59
obliterirte Gefäfse gedeutet wurden. Die Verff. halten diese tubu-
lären Gebilde für hochgradig veränderte Nervenfasern, die auch
normaler Weise bei Menschen und Tieren Vorkommen können und
nichts Specifisches an sich haben. S. Kalischer.
C. H. Neebe u. P. tt. Unna, Kritische Bemerkungen zum Pleo-
morphismus der Achorionarten. Monatsheft f. pract. Dermatol. XVII.
No. 9.
N. und U. haben 9 verschiedene Pilzarten beschrieben (Cbl.
1893, S. 304), welche alle das klinische Bild des Favus hervor-
rufen sollen. Hiergegen ist eingewendet worden, dass dieselben
wenigstens zum Teil pleomorphistische Abwandelungen eines und
desselben Pilzes darstellen. Die Verflf. verlangen nun, das Favus-
pilze nur unter den folgenden Bedingungen för identisch erklärt
werden: 1. Sie dürfen auf einer und derselben Agarplatte keine
makroskopisch sichtbaren Differenzen in der Art des Wachstums
(Luftmycel, Art der Ausbreitung auf der Oberfläche, Tiefen Wachs-
tum) aufweisen. 2. Sie dürfen in ihrem peptischen Verhalten gegen
Gelatine und Blutserum keine Unterschiede darbieten. 3. Das
Wachstum auf Kartoffeln muss genau Obereinstimmen. 4. Bei mi-
kroskopischer Beobachtung des aus einer Spore gezüchteten Pilzes
(Minimalculturen) dürfen keine quantitativen und qualitativen Diffe-
renzen in der Fruchtbildung (Luftsporen und Rosenkränze) auf-
treten. 5. Die bei einigen Favusarten vorkommenden Kronleuchter-
und Blasenbildungen, sowie der Austritt gelber Massen müssen
quantitative und qualitative Uebereinstimmung zeigen. Bei den
Culturen muss natürlich stets dieselbe Temperatur eingehalten wer-
den. Im Zweifelfalle müssen die fraglichen Pilze auf derselben
Platte neben einander gezüchtet und die Agarschnitte der Culturen
mikroskopisch miteinander verglichen werden. H. Müller.
Hünermann (GcssRRow’sche Klinik), Primäre Genitaltuberculose
in der Schwangerschaft Fehlgeburt im 5. Monat. Tod an Sepsis
und acuter Miliartuberculose im Wochenbett. Arch. f. Gyn. Bd. 43
I. S. 40.
Die 25jährige Frau, welche aus gesunder Familie stammte,
hatte sich bis zum 3. Monat ihrer zweiten Gravidität stets wohl
gefühlt und fing dann über Kreuz- und Rückenschmerzen verbun-
den mit grofser Mattigkeit zu klagen an. Im 5. Monat abortirte
sie plötzlich, nachdem vorher eine Temperatur von 38.5 festgestellt
war. Nach einigen Tagen trat heftiges Fieber und stinkender Aus-
fluss ein. Tags darauf beginnender Lungenkatarrh. Das Fieber
wich nicht, trotz mehrerer Ausspülungen und Jodoformgazeaus-
»topfungen des Uterus. Die Erscheinungen an der Lunge traten
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60
Genit<uberculose. — Roüobt. — Horbaczrwski.
No. 3
etwas mehr in den Vordergrund. Am 16. Tage nach der Geburt
trat exitus ein. Die Obduction ergab: Salpingitis caseosa duplex.
Tubercula miliaria pulmonum, hepatis. renum, peritonäi, pleurae.
Endometritis diphtherica Peritonitis fibrino-purulenta et tubercu-
losa universalis.
Es ist mit grofser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die
tuberculöse Tubarerkrankung erst nach erfolgter Conception aufge-
treten ist; dafür sprachen: das Fehlen makroskopisch erkennbarer
Geschwüre auf der Tubenschleimhaut, das Freisein der tieferen
Schichten der Muscularis von tuberculösen Infiltrationen, der enorme
Bacillenreichtum. — Für das Hineingelangen der Tuberkelbacillen
in die Blutbahn war von der Placentarstelle aus die denkbar güns-
tigste Gelegenheit. Deshalb waren gerade die Lungen, wohin die
Tuberkelbacillen vom Blut zuerst transportirt wurden, ganz und gar
mit miliaren und submiliaren Knötchen durchsetzt.
Der Fall ist in sofern interessant, weil er ein characteristischee
Beispiel von primärer Genitaltuberculose in der Schwangerschaft
darstellt.
Ueber die Entstehungsursache hat sich nichts ermitteln lassen.
Der Ehemann war vollkommen frei von Tuberculöse. W. Schülein.
Ch. Rouget, Sur la structure intime des plaques terminales des
nerfs moteurs des muscles stries. Comptes rendus de l’ac. des Scien-
ce n T. 117, No. 21.
Die Endplatten der quergestreiften Muskeln sind ein kompaktes and gut be-
grenztes Ganzes, die sie konstituierenden Elemente zeigen in keiner Weise die End
Verzweigungen Rahvikr's (die .modernen Endbäumchen“). Die Verzweigungen des
Axencylinders liegen vielmehr nebeneinander, eine an die andere gedrängt. Die ersten
Teilungen des Axencylinders bilden durch Anastomosen einen weitmaschigen Plexns,
von dem immer feinere Fäden abgehen, die ihrerseits durch Anastomosen Arkaden
(in der Seitenansicht) oder ein Netz i.Flächeoansicht) herstellen. Das angebliche gra
nulierte Aussehen der Endplatten führt Verf. auf Verwechslungen mit optischen Quer-
schnitten der Fäden dieses Netzes zurück. R»«itt.
J. Horbaczewski, Analyse zweier seltener Harnsteine. Zeitschr. f.
physiol. Cbem. X VIII. S. 335.
I. Fettkonkremeut. 5 bohnen- bis erbsengrofse abgerundete, brflekliebe, knetbare
graubraune Sternchen , zum grössten Teil in Aether löslich : (85 pCt.), in Aether un-
lösliche organische Stoffe 117 pCt., Mineralstoffe 0 8, Wasser 2.5 pCt. Von den
ätherlöslichen Stoffen waren 51 5 pCt. freie Fettsäuren (Palmitin-, Stearinsäure, wahr
scheinlich auch Myristinsäure), 38.5 pCt. Neutralfett; daneben Spuren von Cholesterin.
Unter den in Aether unlöslichen organischen Stoffen fanden sich, neben Blut, Eiweifs
oder Mucin, auch Kalk- und Magnesiaseifen. Es handelt sich also um fetthaltige
Blasensteine, sog. Urostealithe.
II. Cholesterinconkremente. Ein krystallinisches Conkrement von bimförmiger
Gestalt und bedeutendem Gewicht (24.5 g), das durch die Sectio alta einem 6jäbr.
Mädchen extrahirt war. bestand fast vollständig (95.0 pCt.) aus Cholesterin; daneben
0 6 pCt. Mineralstoffe (Kalk, Phosphorsäure und Kohlensäure), 3.8 pCt. Wasser^
Spuren von Fett- und Gallensäutpn. J. Munk.
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No. 3.
RvWOSUf. — Kantorowicz. — Kf’STIt*.
61
D. RjTWOSch, Allgemeinee über den Tierharn. Wiener med. Wochen-
sehr. 1893. No 47, 48.
Deo Harn des Karpfen, durch Catheierisiren gewonnen, fand Verf dünnflüssig,
strohgelb, neutral oder schwach sauer, niemals alkalisch, von sehr niedrigem speci-
fiseben Gewicht (1001 — 1002) mit 0.1 5 — 0. 18 pCt. Trockensubstanz. Er enthielt nach-
weisbar Harnstoff und Taurin, dagegen keine Harnsäure, aber mit Wahrscheinlichkeit
Xaothinkörper. R. weist darauf hin, dass eine gewisse Quantität Harnstoff wohl in
keinem Tierharn fehle: er konnte denselben auch in den MatpioHi’achen Gefäfsen von
Schaben nachweisen. Bezüglich der theoretischen Beobachtungen Uber die Gründe,
warum manche Tierklassen Harnsäure, andere Harnstoff als stickstoffhaltiges Eodpro-
duct aussebeiden vgl. das Orig. F.. galkomki.
L. Kantorowicz, Zur Pathogenese der acuten allgemeinen Carci-
nomatose und zur Caeuistik seltener Krebsmetnstasen. Cbl. f. allg.
Patb. u. path. Anat. 1893. IV. No. 20.
Während die acute Allgemeintuberkuloae durch Eintritt grofser Mengen von
Tuberkelbacillen in die Blutbahn verhältnissmäfsig häufig vorkommt, ist die acute
allgemeine Carcinose eine Seltenheit. Denn die lebenden Epithelzellen, die, soweit
bis jetzt unsere Kenntnis» reicht, die Krebsmetaatasen bedingen, werden, io die KBrper-
venen gelangt, ihrer GrSfe wegen im Lungeogewebe festgebalten Nur wenn Keime
in die Lungenveoe gelangen, kenne sich eine allgemeine Carcinose entwickeln.
Verf. berichtet nun über einen derartigen, im W KtoBsT'scben Laboratorium unter-
suchten Kall. Bei einer 51jährigen Frau wird von einem Krebsrecidiv an der rechten
Brust die Vena subclavia dextra ergriffen. Von bier aus gelangen Keime auf dem
Blutwege in die Lungen: die bier entstehenden secundären Lungenkarcinome greifen
auf die Lungenveneu über. Es bilden sich, wie besonders mikroskopisch deutlich zu
erkennen ist, auf der Intima krebsige Excrescenzeo, von denen aus auf dem Blutwege
die allgemeine Carcinose sieh entwickelt. Im Gegensatz zur Miliartuberkulose bleiben
Milz und Knochenmark frei.
Verf. empfielt die für das Nervengewebe so vorzügliche und von Erbst auch für
andere Organe angewandte van Gins «'sehe Methode (Hämatoxilin • Uebirfärbung,
Nachfärbung mit Säurefuchsin- PikrinsäurelSsung). M. Uothmano.
E. Küster, Ein Fall von Resection des Harnleiters. Arch. f. klin.
Chir. XLIV, S. 850.
K.’s Fall von Harnleiterresection betraf einen 18 jährigen Pat , bei welchem
Braus 2 Jahre vorher wegen Hydronephrosis siniitra eine Nierenbeckenbauchfistel an-
gelegt hatte. Da die rechte Niere bei Pat. fehlte, konnte zur Beseitigung letzterer
nicht an die Nephrectomie gedacht werden. Durch einen von der Lende nach vorn
verlaufenden Schrägschnitt wurde nach stumpfer Ablesung des Bauchfelles und Frei-
legung der nach unten stark sackfdrmig ausgebuchteten Vorderseite der Niere der
Creter nicht gefunden. Erst nach Spaltung des Sackes wurde derselbe in dessen
hinterer Wand entdeckt und bis zu einer schlitzförmigen Oeffhung von unten nach
oben verfolgt. Von dieser aus wurde er gespalten und dann, als sich 8 cm unter-
halb de» unteren Pols der Niere noch eine gerade für eine feine Sonde durchgängige
Narbenstrictur zeigte, diese sammt einem ca. 8 cm langen Stück Harnleiter escidirt.
Der untere Stumpf des Harnleiters wurde hierauf gelockert, an der Vorderseite ge-
spalten und nach Art eines Trichters entfaltet, so dass er in dieser Weise an die
hintere Wand des Nierenbeckens durch Catgut befestigt werden konnte. Ein Teil des
Harns entleerte sich von jetzt ab durch die Blase, der andere durch die Lendenfistel,
deren Schluss nach Besserung der Pyelitis durch Hollensteioinjectionen k \ pCt mittelst
breiter Anfrisehuog des Fistelkanals und Etagennaht ca. 5 Mon. nach der ersten
Operation gelaog. . p. onterbock.
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62
Rommrl. — Schmidt n. Achoff. — Willis.
No. 3
C. Rommel, lieber die anästhesirende Wirkung einiger organischen
Herzgiftc auf das Auge. r. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XXXIX. p. 96.
R. prüfte eine Reibe der bekanntesten pflanzlichen Herzgifte io ihrer Wirkung
auf das Auge. Das Helleborein io 2.6 bis 5 pCt. Lösung hat Anästhesie der
Cornea zur Folge, welche mindestens einen Tag lang anhielt. Noch vor der Corneal-
anlstbesie stellte sich eine Conjanctiral- und Scleralanlsthesie ein. Dabei bestanden
aber keineswegs unbedeutende Reizerscheinungen des Auges, welche genügen, um
diesem Anlsthelicum den Weg in die ophtbalmologische Praxis zu verlegen — Das
Convallamarin in 2 — 2.5 pCt. Lösung bewirkte eine über Stunden anhaltende An-
ästhesie des Auges, welche mit Reizerscheinungen verbanden war Strophantin
in 2.5 pCt. Lösung veianlasste eine etwa j Stunde dauernde Anlsthesie. Die gleich-
zeitig auftretende geringe conjunctivale und subconjunctivale Injection war am
nächsten Tage verschwunden. — Adonidin zu 4 pCt. Lösung batte eine Stunde
lang anhaltende Anästhesie zur Folge, die Pupille und Functionen des Auges erlitten
keinerlei Veränderungen, Reizerscheinnngen traten nicht auf. — Eine 0.6 — l.OpCt.
Lösung von Carpainum hydrochloricum veranlagte eine etwa eine halbe Stunde
dauernde Anlsthesie des Auges verbunden mit conjunctivaler und pericornealer In-
jection — Muawioum hy drobrom icum in 0.05 pCt. Lösung batte eine * 4 Stun-
den dauernde Anlsthesie der Cornea und Conjunctiva zur Folge bei leichter perieor-
nealer Injection. Coffein, Digitalin, Scillipikin, Spartein, Muscarin,
Apocyoin und Neurin lieferten negative Resultate. Hontmanu.
B. Schmidt u. L. Achoff, Die Pyelonephritis in anatomischer u.
bacteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeutung des
Bacterium coli commune für die Erkrankung der Harnwege.
Jena. G. Fischkh, 1893.
In dem 1O0 Seiten umfassenden Buche wird zunlchst eine Anfzlhlung und ein-
gehende Schilderung der von den Verff. untersuchten Fllle von Pyelonephritis gegeben.
Bacteriologiscb genau wurden 14 Falle untersucht; 18 Mal wurde das Bacterium
coli commune gefunden, nur zweimal in Begleitung eines Proteus, der im 14. Falle
allein vorkam; sonst fand eich immer der Colibacillus in Reinkultur.
Das Bacterium coli zeigte sich in drei Varietäten. Die erste und häufigste
nennen die Verff. die transparente Form, die zweite die opake und die dritte die
leistenbildende, alle drei ihrer Wachstumseigentümlicbkeiten auf Gelatine wegen.
Durch geeignete Züchtung konnten slmmtliche Formen in einander Ubergeführt
werden.
Durch Injection in die abgebundenen Ureteren konnten die Verf. bei Kaninchen
Pyelonephritis erzeugen; spritzten sie Wasser statt Bacterienaufschwemmung ein, so
überstanden die Tiere die doch immerhin eingreifende Operation der Creterenunter-
bindung.
Dass das Bacterium coli such im Stande ist Cystitis zu erzeugen, weisen die
Verff ans der Litteratur nach. Scheurlen.
Willi«, Pleural empyema opening at umbilicus. Brit. med. Journ.
1893. No. 1699.
Ein 1 s jlhriges Kind erkrankt an Bronchitis und Pleuritis; nach einiger Zeit
entleert sich plötzlich ans dem Nabel eine grofse Meoge Eiter, eine im 5. linken
Intercostalraum vorgenommene Prnbepunction ergiebt das Vorhandensein von Eiter im
Pleurasack; eine Untersuchung der Unterleibsorgane zeigt keinerlei krankhafte Ver-
änderungen. Der AusSuss von Eiter aus dem Nabel dauert 3—4 Tage an , wahrend
dieser Zeit verschwindet das eitrige Pleuraexsudat vollst&ndig ond in kurzer Zeit ist
das Kind wiederbergestellt. Genaueres über den Weg des Eiters ist nicht festzu-
s teilen. K Krontbal.
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No. 3.
Otto. — KrCokb. — Fikobh.
63
Otto, Ueber Peripleuritis tuberculosa (peripleuritischen Abscess
UDd Durchbruch des Abscesses in die Trachea.) Jahrb. f. Kinder-
heilkunde. XXXVI. S. 32.
Der Durchbruch peripleuritiscber Abscesse in die Luftwege wird nur äusserst
•eiten beobachtet. Nach WuiDtiLicn tritt die« Ereignis* nur dann ein, wenn zufällig
an der Stelle, auf welche der Abscess bei seiner Wanderung auftrifft, die Wandungen
der Luftwege durch irgend einen pathologischen Prozess vorher weniger widerstands-
fähig gemacht worden waren Für die Richtigkeit dieser Auffassung scheint die Be-
obachtung des Verfassers zu sprechen. Dieselbe betrifft einen 4jährigen Knabeo, bei
welchem, — wie die Section zeigte — eine Cariea der BrustwirbelkSrper bis zum 6.
Halswirbel aufwärts bestanden hatte. Der tuberculflse Abscess stieg von der Wirbel-
säule gerade in die Hohe bis zur Bifurcation der Trachea, wendete sich über den
rechten Hauptbronchus nach vorn und seitlich an das unterste Ende der Trachea, um
dort an einer durch Druck eon Seiten verkäster Bronchialdrüsen weniger resistent ge-
wordenen Stelle der Trachea durcbsnbrecben. Sudthage».
S. Krüeer, Ueber den Einfluss des constanten eleclrischen Stromes
auf Wachsthum und Virulenz der Bacterien. Zeitschr. f. klin. Med.
1893. XXII S. 191.
Verf. hat zunächst Untersuchungen über .die Einwirkung des constanten Stroms,
welcher den Nährboden umkreist“, zweitens über .die directe Einwirkung des con-
stanten Strome auf die Bacterien“, drittens .Uber die Einwirkung der Elektrolyse auf
die Bacterien und viertens .über die itnmunisirende Wirknng electrolylisch behandelter
Bacterien“ angestellt. Indem wir, was die Methode und die Ausführung der Ezperi-
nnente betrifft, auf das Original verweisen, teilen wir mit den eignen Worten desVerf.'s
seine Resultate im Folgenden mit.
Der constante electrische Strom, unter möglichstem Ausschluss der chemischen
Wirkung der Jonen mittelst der unpolarisirbaren Elektroden zur Anwendung ge-
bracht, vermag die Bacterien in ihrem Wachstum vollständig aufzuhalten, ohne sie
abzutsten.
Der constante electrische Strom, unter Mitwirkung der Jonen zur Anwendung
gebracht, vermag bei genügender Stärke, Dichte and Dauer die Bacterien und ihre
Dauerformen abzutsten. Zu dieser Wirknng bedarf es am so geringerer Stromstärke,
je länger die Zeit der Einwirkung dauert
Bei gewisser Stromstärke and Zeitdauer ist die electrolytische Behandlung einiger
Bacterienknlturen geeignet, diesen in analoger Weise wie die Erwärmung zu immuni-
sirender Wirknng zu verhelfen. Bernhardt.
E. Finger', Beitrag zur Aetiologie u. patbol. Anatomie des Ery-
thema multiforme und der Purpura. Ärcb. f. Dermat. u. Syph. XXV.
1893, S. 765.
Bekanntlich gesellen sich nicht selten zu Infectionskrankbeiten, Entzündung!- ins-
besondere aber Eiterungsprocessen Hauterscheinungen, die klinisch der Gruppe der
Aogioneurosen angeboren. Bei zwei derartigen Fällen konnte Verf. nacbweisen, dass
dieselben in Wirklichkeit bacteritische Metastasen darstellten. Ueber den ersten Fall,
bei welchem F. in den Papeln des za einer schweren Diphtherie biosugekommenen
Erythems grofse Mengen von Streptococcen innerhalb der Blutgefäfse fand, ist bereits
berichtet worden. (Cbl. 1892, 8. 978). — Im zweiten Falle handelte es sich am eine
Parpura bei einem an parenchymatöser Nephritis gestorbenen Manne. Bei der Unter-
suchung der Hautblutuogen fiel in den hämorrhagischen Herden die auf entzündliche
Vorgänge hinweisende grofse Menge polynucleärer Leukocyten auf, neben denen sieb,
wie auch in zahlreichen Blmgefäfsen, kleine, runde Coccen, meist zu zweien, fanden.
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64
Schauta. — Stockmann. — Kössa.
No. 3
Offenbar batten die, wohl von der Niere her. mit dem Blute in die Hanl gelangten
Coccen durch Läsion der Gefäfswand die Hämorrhagien bedingt, in dem Bindegewebe
aber den entzündlichen Reiz geietzt. H Mauer
Schauta, Indicationen, Technik und Erfolge der Adnexoperationen.
Wiener med. Wochenscbr. 1893, No. 26. 27.
Bei Elterlichen mittlerer GrOlse ist die Entfernuog durch die Laparatomie äuge
zeigt. Platzt der Sack bei der Losung, so wird bei sterilem oder gonokokkenhaltigem
Eiter die Bauchhöhle nach Reinigung geschlossen, bei Anwesenheit von Strepto- oder
Staphylokokken mit Jodoformgaze drainiert, desgleichen bei Perforation des Darms
und bei vorheriger Kommunikation den Eitersacks mit Darm oder Scheide.
Besonders empfohlen wird die Tuben Resection nach Mastix bei liydrosalpinx.
Von 216 Fällen starben 18=6 pCt. Davon kein Eiter oder steriler Tuben-Inhalt
in 144 Fällen t 4=2.8 pCt.
Gonococcen im Eiter in 33 Fällen
t 3=9 pCt.
Streptococcen und Staphylococcen in 15 Fällen
t 3=20 pCt.
Davon waren bei geplatztem Eitersack
6 Fälle drainirt t 1=16.6 pCt.
6 Fälle nicht drainirt f 2 = 40 pCt
Zahl der dauernd Geheilten: 82.6 pCt. unter 121 Patientinnen.
A. Martin.
R. Stock mail tl, Physiologische Wirkung des Chinolin’s, Isochino-
lins und ihrer Derivate. Journ. of physiology XV. No. 3. p 24 5.
Zwischen der Wirkung von Chinolin und Isochinolin besteht weder ein quantita-
tiver noch qualitativer Unterschied Ebenso sind die Methyljodide des Chiuolius und
des Isochinolins einander gleichwertig. Zar centralen motorischen Parese des Chino-
lins tritt hier, insbesondere nach greiseren Dosen, Lähmong der motorischen Nerven-
endigungen auf. Einführung anderer oder mehrerer Aetbylreste in das Chinolinmole-
kül schwächt seine Wirkuog ab. Fohl.
J. Kössa, Ueber die physiologische Wirkung des Pikrotoxins. Ungar.
Arcb. f. Med. 1893, II, S. 24.
Die amfangreiche experimentelle Prüfung des Pikrotoxio durch K. ergab Fol-
gendes: Das Pikrotozin gehört zu den starken Protoplasmagiften ; es verursacht von
der Medulla oblongata aus allgemeine Krämpfe, welche Wirkung sich nicht nur bei
innerlicher nnd subcutaner Application, sondern auch bei Versuchen auf die Haut
offenbart. In kalten MedieD treten die Krämpfe spät oder gar nicht auf Der Orga-
nismus kann sieb innerhalb enger Grenzen an das Gift gewöhnen. Die Energie der
Maskelcontractioneu sinkt mit dem Vorscbreiten der Vergiftung; Erregbarkeit und
Leitangsfähigkeit der Nerven und Muskeln werden nicht afficiert. Im 2. Stadium der
Vergiftung tritt der Reizzustand des verlängerten Msrkes io den Hintergrund, wäh-
rend die Wirkung auf das Rückenmark in »Schädigung der Reflezthätigkeit zur Gel-
tung gelangt. Das Sinken der Pulsfrequenz ist auf Vagusreizung zurückznfübren,
die Steigerung des Blutdrucks auf Erregung des vasomotorischen Centrums Eine
Reizung des Respirationscentrums äusserte sich in Vermehrnig der Atbem-
züge um das 4 fache, später ermüden Ceolrum und Muskulatur der Atmung; die
Lähmung des ersteren bewirkt den Tod. Kein Einfluss auf die Magenbeweguugen,
dagegen peristaltische Reizung am Uterus und Darm. Das Pikrotozin verlässt den
Körper grösstenteils uuzersetzl. Fr. Stnusmano.
Blna«ndong«n ffir dt* Centralblatt «erden an die Adreaae dca Hm. Prof. Dr. 14. Bernhardt (Berlin W
Französische Strafte 91) oder an die Verlagshandlang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Angaat Hirschwald (n Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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Wöchentlich crwhHaM
1—2 Rogen; um Schl u Me
«les Jihrgang» Titel, Na-
men' and Sachregister.
für die
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20 Mark; tu bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Pott anat alten.
inedicinisclien Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
to Berlin.
1894.
99. Januar.
No. 4.
Inhalt: Sotib u. Hm>, Zur Phjrtiologie der Harnsecretion. — Albbbtoni,
Zur Kenntnis« der Gallensecretion. — Lubarxcb, Zur Lehre ron der Paiencbym-
lellen- Embolie. — Bereut, FbII »od Verletzung der obernten Halswirbel. — Gru-
bbbt, Ueber Stacke'? Operationsmethode — Bollieoir, Ueber die Infectiositit
dea Blutet tuberculOaer Binder. — Marfan und Makot, SecundSre Iufection bei
Darmkrankbeiten der Binder. — Don brdwski, Ueber die functionelle InsufTicienz
der Herzklappen. — Lance, Ueber die Bewegungen der Zunge. — Teaubarn,
Scbutsrerletzung de» N. ragus. — Ii.bbbo, Hirnnervenlähmung bei Tabes. — Eng-
wann o. Unna, Ueber Hautschienen — Scnsora, Fall von UteruiinverBion im
hohen Alter.
Biobdi, Ueber die weilien Blutkörperchen bei Leukämie. — Bayer, Fall ron
geheilter grolser Lebercyste. — Blago wastcbensky, Heilung ron Knocbenbrächen
ohne Coniolidation. — Daaf, Zur Anthropologie de* Ohre*. — Gärtner, Bacterieu-
fcefund bei MelAoa Neugeborener. — Wbiobt, Anwendung entkalkter Milch —
Fbanki.ib, Diphtherie Epidemie durch Milch verursacht. — Al-frk.ht, Behandlung
des Soor'« im Oeiophagui. — Hinst, Anatomie de« Morbu« Baaedowii. — Jollv,
Multiple Neuritis bei chronischer Arsenvergiftung. — Funk, Ungewöhnlicher Fall von
Dermatitis berpetiformis. — Bohauuob, Neue Behandlungsmethode der Syphilis. —
Do bau, Ueber die Tubercnlose der Uterusanh ge. — Plügge, Wirkung des
Erythrin'«.
F. Suter u. H. Meyer, Beitrag zur Physiologie der Harnsecretion
beim Menschen. Arcb. f. exp. Path. u. Pharm. XXXII. S. 241.
Die Verff. hatten Gelegenheit, an einem 5jährigen mit Ectasie
der Blase behafteten Knaben vergleichende Beobachtungen über die
Secretion der rechten und linken Niere anzustellen. Besondere
Versuchseinrichtungen ermöglichten es, 3'/j Tage hindurch ohne
Unterbrechung den aus den zapfenförraigen Uretermündungen heraus-
tretenden Harn — derselbe wurde in Quantitäten von etwa 0.5 cm
in leichtem Strahl aus den Ureterenmündungen entleert — vollstän-
dig ohne nennenswerten Verlust getrennt zu sammeln. Es wurde
stündlich bezw. dreistündlich die Harnmenge festgestellt, ferner in
dem je 6 Stunden hindurch gesammelten Harn specifisches Gewicht,
XXXII Jahrgang. 5
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66 Albkhtoni, Zur KenntDiss der Gallensecretion. No. 4
Harnstoff, Phosphorsäure und die Acidität bestimmt. — Was die
Harnmenge betrifft, so secernirte in der Mehrzahl der Beobachtungen
die rechte Niere etwas mehr, wie die linke. Im Ganzen lieferte
in 84 Stunden die rechte Niere 914 ccm, die linke 873.25. Diffe-
renz 40.75 ccm = 4.5 pCt. Ein ganz ähnlicher Unterschied ergab
sich auch bezüglich des Harnstoffs und der Phosphorsäure: Ohne
Ausnahme waren, für den 24 stündigen resp. am 4. Tage 12stündigen
Harn berechnet, die Wertlie für die linke Niere etwas niedriger,
als für die rechte. In 84 Stunden secernirte die rechte Niere
+
29.275 g Ür, die linke 27,862 g. Differenz 1.413 g = 5.33 pCt.,
die rechte Niere 2.5064g P2Oä, die linke 2.3505. Differenz 0.1559g
= 6.22 pCt. Die Verff. halten diese Differenzen für so geringfügig,
dass sie den Schluss ziehen, dass die beiden menschlichen Nieren in
gleichen Zeiten gleichviel Harn liefern, welcher gleichviel Harnstoff
und Phosphorsfture enthält. (Da die linke Niere conetant und auf
die 24stündige Harnmenge bezogen ohne Ausnahme hinter der
rechten zurückbleibt, scheint dem Ref. dieser Schluss doch etwas
anfechtbar). Sehr bedeutende Differenzen ergaben sich bezüglich
der Acidität des von den beiden Nieren secernirten Harns, und
zwar lieferte die linke Niere constant einen weniger sauren Harn. Be-
treffs zahlreicher Einzelheiten vgl. das Orig. E. Salkowski.
P. Albortoni, 1) Influenza Helle injezioni sottocutanee di soluzione
di cloruro sodico nella secrezione biliare. 2) La secrezione biliare
nell’ inanitione. Mem. della Acad. di Bologna. Ser. V. T. III. pag. 459
u. 465.
1) Zwei Hunde von 14.5 resp. 21 kg, welche seit mehreren
Monaten eine komplete Gallenfistel hatten und dabei sich des besten
Wohlseins erfreuten, erhielten regelmäfsig jeden Morgen die gleiche
Nahrung (abgekochtes Fleisch und Brod); danach wurde von der
4. bis zum Schluss der 15. Stunde die Galle aufgefangen, auf
Trockensubstanz, N, Alcohol- und Aetherextrakt, ab und zu auch
auf den Gesammtsschwefel analysirt. An einzelnen Tagen wur-
den nach der Fütterung je 200 — 500 ccm 0,6 pCt. NaCl- Lösung
subcutan injicirt und danach wiederum 12 Stunden lang die Galle
aufgefangen und analysirt. Es zeigte sich, dass solche NaCl*
Mengen, welche keine nennenswerten Störungen bewirkten, eine
leichte Vermehrung in der absoluten Menge der secernirten Galle
und der wesentlichen Bestandteile, so auch des Schwefels (also der
Taurocholsäure) zur Folge hatten, während der prozentische Gehalt
von Trockensubstanz eher etwas geringer war.
2) Ebenfalls an 2 Gallenfistelhunden, deren Galle regelmäfsig
von 8 früh bis 8 abends aufgefangen wurde, liefs sich feststellen,
dass die Gallensecretion während der Inanition zwar fortdauert,
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No. 4. Lobarbch, Zur Lehre ron der Pareiichymzellen-Embolie. 67
aber stetig bis zum Tode deren Menge, Gehalt an Trockensubstanz,
N u. Schwefel progressiv abnimmt, so z. B. die frische Galle von
75 g am 1. Hungertage bis auf 16 g am letzten (27.) Hungertage,
die Trockensubstanz von 3.5 bis auf 1,4 g. Die Wasserabscheidung
mit der Galle geht dabei stärker herunter, als die der festen Stoffe,
sodass der prozentische Gehalt an festen Stoffen stetig in die Höhe
geht, so för die Trockensubstanz von 4.6 bis auf 8.4 pCt., för N
von 0.16 bis 1.63 pCt und för den Schwefel von 0.1 bis auf0.2pCt.
(am 5. Hungertage). J. Munk.
O. Lubarsch, Zur Lehre von der Parenchymzellenembolie. Fort-
schritte d. Med. 1893, No. 20, 2).
Verf. will in dieser Arbeit eine zusammenfassende Darstellung
der bis jetzt bekannten Parenchymzellenembolien geben. Es sind
dies die Leberzellenembolie, die Placentarzellenembolie und die von
ihm aufgestellte Knochenmarks-Riesenzellen-Embolie.
Die Leberzellenembolie ist entweder eine traumatische oder die
Folge von Intoxications- und Infectionskrankheiten. Verf. berichtet
einen Fall der ersteren Art, bei dem nicht nur in Lebervenen und
Lungenarterien, sondern Dank dem Offenbleiben des Foramen ovale
auch in Leber* und Nierenarterien Leberzellenembolien nachzu-
weisen waren.
Die zweite Art der Leberzellenembolie* findet sich am häufigsten
bei der Puerperaleklampsie, bei welcher sie in den Lebervenen
innen zu konstatieren war, häufig auch in den Lungenarterien, da-
gegen nur 2 Mal in Leberarterien und Pfortader bei offenem Fo-
ramen ovale.
Auch bei Chorea im Wochenbett mit frischer Endocarditis fand
Verf. Leberzellenembolien in Lebervenen, rechtem Herzen und
Lungenarterien, in letzteren auch veränderte Placentarriesenzellen.
Ferner liefsen sich bei einem Scharlachfall mit acuter Nephritis,
der an acuter Myocarditie zu Grunde ging, Leberzellenembolien in
Lebervenen, Nierenarterien und einem Coranararterienast des linken
Herzens finden.
Das Vorkommen derselben im Arteriensystem erklärte auch
hier wieder ein offenes Foramen ovale. Nur in der Leber fanden
sich Embolien der Leberzellen bei Leberabscessen, Lebergummata
und Lebertubercuiose, dagegen nicht bei Stauungsleber. Die Em-
bolien werden befördert durch voraufgegangene Blutungen und
Nekrosen der Lebersubstanz.
Ausser in Lebervene, rechtes Herz und Lungenarterie können
die Leberzellen in andere Körpervenen durch rückläufigen Blut-
strom (Eklampsie), in Körperarterien durch das Foramen ovale ge-
langen (paradoxe Embolie).
6*
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68 Bkrndt, Fall von Verletzung der obersten Halswirbel. No. 4
Die Ansicht von Jühokns, dass aus den verschleppten Leber-
zellen Tumoren sich bilden können, weist Verf. zurück. Die bereits
vor dem Transport geschädigten Zellen können nach seinen Unter-
suchungen 3 Wochen laug sich erhalten, jedoch sind sie nach
2 '/j Monaten sicher zu Grunde gegangen. Mit der Aetiologie der
Eklampsie haben die verschleppten Leberzellen nichts zu schaffen,
aber die Thrombenbildung ist, wenigstens zum grofsen Teil, ihr
Werk.
Die bisher ausschliefslich bei der Eklampsie gefundene, von
Schmoki. entdeckte Placentazellenembolie findet sich in den meisten
Fällen in den Lungenkapillaren. Verf. hat eie auch in dem oben
erwähnten Fall von Chorea gravidarum beobachtet. Diese Zellen
sind in Uterinvenen, rechtem Herzen und Lungenarterien und
Kapillaren beobachtet worden; sie stammen grösstenteils von den
Zotten, doch lässt Verf. auch die Decidua-Zellen verschleppt wer-
den. Auch in diesen Zellembolien ist nicht die Ursache der
Eklampsie zu suchen; sie sind vielmehr erst die Folge der Krämpfe.
Eine Embolie von Knochenmarks-Riesenzellen endlich wurde vom
Verf. bei einem nach einer Höftgelenksresektion unter septikämischen
Erscheinungen gestorbenen Manne in den Lungenarterien gefunden,
verbunden mit Fettembolie. Der gleiche Befund wurde bei einer
tuberkulösen Hflftgelenksentzündung erhoben. Mit den neuerdings
von Ascboff als Knochenmarks-Riesenzellen angesprochenen Zellem-
bolien sind die Befunde des Verf, nicht identisch. M. Röthmann.
Fr. Berildt, Beitrag zur Casuistik der Verletzungen an den obersten
Halswirbeln. Deutsche Zeitscbr. f. Chir. XXXV. S. 554.
Bei einer 79jähr. Patientin, welche durch einen Fall mit dem
Kopf voran treppabwärts verunglückt und unter der Diagnose :
„Verletzung im Bereich des 1. und 2. Halswirbels mit Durchtren-
nung oder Compression der reihten Hälfte des Rückenmarks“ in
die Behandlung getreten war, fand eich nach dem am 31. Tage nach
der Verletzung unter allgemeiner Schwäche u. Decubitus erfolgten
Tode bei der Obduction folgende Läsion: „Fractur des Dens epis-
trophei“ mit rechtsseitiger Luxation des Atlas nach hinten und da-
durch bedingter Verengerung der rechten Hälfte des Wirbelkanais
in seinem obersten Abschnitt, wodurch eine Compression der rechten
Rückenmarkshälfte hervorgerufen wurde.“ Als Nebenfund ohne
Belang für die characteristischen Symptome ergab sich ausserdem
eine isolirte Fractur des vorderen Bogens des Atlas. Verf. meint,
dass zur Erzeugung dieser Läsion der Kopf beim Fall der Pa-
tientin stark nach hinten gebeugt worden sei. «Der dadurch ent-
stehende Druck des Dens gegen den vorderen Bogen des Atlas
sprengte denselben in der Mitte, doch wurden offenbar durch das
Lig. transvers. die beiden Teile gehindert, weiter auseinanderzu-
Digitlzed by Googl
No. 4.
Ghunkrt, Ueber Stacee’s Operationsmethode.
69
weichen. Dadurch musste nun die ganze Gewalt des Sturzes sich
auf den Dens concentriren.“ Gleichzeitig mit dessen Fractur wurde
durch eine Drehbewegung des nachststürzenden Körpers — bei
am Boden liegendem, gewissermassen fixirten Kopf — der Atlas
auf der rechten Seite nach hinten luxirt. Eine solche einseitige
Atlas-Luxation ist ohne Zahnfortsatzbruch nicht möglich. Letztere
betraf Übrigens nicht die dünnste Stelle des Dens, den Hals, son-
dern ein Teil des Körpers war mit abgebrochen. Die Sprengung
des vorderen Atlas - Bogen fand dabei Verf. ohne Beispiel in der
bisherigen Litteratur Die in dem vorliegenden Fall beobachteten
Symptome werden von Verf. nach dem BaowN-SEQCAKD’scben Schema
einzeln aufgeführt: A. Auf derSeite der Läsion 1. Motorische Lähmung
der ganzen rechten Körperhälfte. 2. Vasomotorische Lähmung mit
Temperaturerhöhung auf der gelähmten Seite während 16 Tagen,
dann 6 Tage beiderseitig gleiche Temperatur, und darauf wieder
rechts höhere Temperatur: 3. Die Sensibilität war rechts intact,
nur am rechten Unterschenkel wurde jede Berührung als Schmerz
empfunden und war der Druck auf den Plex. brach, dextr. über
dem Schlüsselbein schmerzhaft. 4. u. 5, Anästhetische und hyper-
ästhetische Zonen kamen im vorliegenden Fall nicht in Betracht
6. von den Reflexen waren der patellare und Sohlenreflex
anfangs rechts, später links schwächer. B. Auf der der Läsion
entgegengesetzten Seite bestand 1. totale Anästhesie bis zur Höhe
der Läsion und bis zur Mittellinie. 2. Die active Mobilität war
erhalten; anfänglich konnte der ganze Arm nicht in der Schulter
gehoben werden, vom 3. Tage an besserte sich dieses u. war nach 8
Tagen normal. Das linke Bein verlor vorübergehend vom 3. Tage an
die freie Beweglichkeit. Die Reflexe waren meist erhalten. C. Von
weniger characteristischen Symptomen bestanden 1. schmerzhafte
Gefühle im Nacken, die sich später verloren, und solche im rechten
Arm, die bis zum Tode bestanden. 2. Urin musste per Catheter
entleert werden, der Stuhl war angehalten. 3. Die rechte Pupille
war ganz eng, die linke weiter, beide reagirten gut auf Licht. —
Ausser ll von Guhlt gesammelten Fällen von Brüchen der beiden
ersten Halswirbel hat Verf. noch 8 weitere Beobachtungen aus der
Litteratur zusammengestellt, darunter eine durch die Symptome in
vivo anscheinend gesicherte Köstku’s. P. Güterbock.
Grunert, Staokb’s Operationsmethode zur Freilegung der Mittel-
ohrräume während des zweiten Jahres ihrer Anwendung in der
k. Ohrenklinik zu Halle a/S. Arcb. f. Ohrenheilk. )(XXV. S. 198.
Auf Grund der Beobachtungen von mehr als 100 Kranken ist
man bezüglich des STACKK’schen Operationsverfahrens (s. Cbl. 1892
No. 11) in der obengenannten Klinik zu der Ueberzeugung ge-
kommen, dass dasselbe, ganz abgesehen von dem erst nach
Jahren abzugebenden endgiltigen Urteil über seinen therapeuti-
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70 Bollikokk, Ueher die Infectiosität des Blutes tuberculöser Kinder. No. 4
sehen Wert, die beiden Vorteile gewahrt, die Diagnose genau loca-
lisirter, oft nur kleiner Kraokheitsheerde durch vollkommenes Frei-
legen der Mittelohrräume zu controliren und die Kenntnisse Aber
den Praedilectionssitz der Caries zu bereichern. Bezüglich des
letzten Punktes ergab sich , dass die Zerstörungen des Knochens
fast durchweg ausgedehnter waren , als es der otoskopische Befund
erwarten liefe. Namentlich fand sich häufig Caries am Boden der
Paukenhöhle, im Aditus ad antrum und oberflächlich auch
am Promontorium. Die krankhaften Processe im Kuppelraum
waren fast nie auf diesen beschränkt, sondern es participirte an
denselben zumeist das Antrum. Dass eine chronische Paukenhöhlen-
eiterung zur Ausheilung gelangt war, während sich der Procesa
im Antrum noch selbständig weiter fortspielte und zu einem Durch-
bruch der hinteren knöchernen Gehörgangewand geführt hatte,
wurde 2 Mal constatirt. Bezüglich des Operationsverfahrens selbst
gilt in der H.’schen Klinik jetzt der Grundsatz, mit der Freilegung
des Kuppelraums der Paukenhöhle nach der modificirten Sr*ucK’-
schen Methode (s. Cbl. 1893, No. 28, Mitteilung von Pansk) die
typische Aufmeifselung des Antrum zu verbinden, resp. dieselbe
jener vorauszuschicken, weil, wie schon erwähnt, das Antrum mast,
an den Krankheitsprocessen des Kuppelraumes Teil nimmt, und
darauf die Misserfolge zurückzuführen sind, die sich bei der iso-
lirten Freilegung des Kuppelraumes gezeigt haben. Bezüglich
der Einzelheiten des Operationsverfahrens und der Nachbehandlung
muss auf das Orig, verwiesen werden. Verf. giebt den Rath, sich
zur Vornahme der in Rede stehenden Operation nur dann zu ent-
schliefsen, wenn man die Garantie hat, dass der Kranke so lange
in Behandlung bleiben kann, bis die Gefahren des Eintrittes von
Stenose und Verwachsung beteiligt sind. Desgleichen werde man
es sich in einzelnen Fällen sehr überlegen, ob man kleine Kinder
etwa bis zum Alter von 5 Jahren nach dem STAi/Kn’schen Verfahren
operiren soll, „weil man bei einem Kinde nicht die Selbstüberwin-
dung voraussetzen kann, welche notwendig ist, um die Schmerzen
in der ersten Zeit der Nachbehandlung zu ertragen”. Als Erfolge
der modificirten St.’schen Operationsmethode vezeichnete Verf., dass
von 100 Fällen 58 geheilt wurden. Die Durchschoittsdauer der
Behandlung betrug 4% Monate. Einen Einfluss auf die Function
des Ohres scheint die Operation nicht zu haben; wenigstens erwies
sich das Hörvermögen nach der Operation gewöhnlich nicht besser
als vor derselben. Es folgen 43 Krankengeschichten. Schwabaob.
Bollinger, Ueber die Infectiosität des Blutes tuberculöser Rinder.
Münchner med. Wochenschr. 1893, No. 50.
Behufs Feststellung der Virulenz des Blutes perlsüchtiger Rinder
wurde dasselbe unter den erforderlichen Kautelen bei der Schlachtung
entnommen und möglichst frisch zur Impfung auf Meerschweinchen
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No. 4. Marfan u. Marut, Secnndäro Infection b. Darmkrankh. d. Kinder. 71
verwendet. Von 10 Meerschweinchen, denen 1 — 2 ccm subcutan
eingespritzt worden war, blieben 9 gesund, eines erwies sich nach
7 Wochen als hochgradig tuberculös. Das zu dieser erfolgreichen
Impfung verwendete Blut stammte von einer hochgradig perlsüch-
tigen Kuh von mittlerem Ernährungszustand; ihr Fleisch war auf
die Freibank zugelassen worden. In den übrigen Fällen waren
die Tiere teils mittel, teils hochgradig tuberculös gewesen. Miliar-
tuberkulose hatte keines.
Es beweist also der positive Erfolg, dass das Blut tubercu-
löser Tiere und damit auch deren Fleisch Tuberkelbacillen enthalten
kann.
B. führt nun weiter aus, dass bei Tieren mit mehr Neigung
zu generalisirter Tuberculose — Rinder haben ausserordentlich
selten Miliartuberculose — das Blut viel häufiger Tuberkelbacillen
enthalten muss. Ein solches Tier ist z. B. das Schwein, was für
die Verbreitung der menschlichen Tuberculose deshalb in Betracht
zu ziehen ist, weil sein Blut bei der Wurstbereitung in ausgiebigster
Weise zur Verwendung kommt. Scheurlen.
A. B. Marfan und F. Marot, Infections secondaires dans la dys-
pepsie gastro-intestinale chronique des nourrissons. Rev. mens des
mal de l’enf. 1893, Aug. Sept. S. 337.
Von den Säuglingen, welche in Folge chronischer Magen-
Darmaffectionen atrophisch geworden sind, gehen viele an acuten
terminalen Krankheiten zu Grunde; am häufigsten sterben diese
Kinder an Bronchopneumonie; eine zweite Kategorie erliegt heftigen
acuten Diarrhoen, die oft mit einer typhoiden Allgemeinerkrankung
einhergehen; bei einem 3. Teil endlich entwickeln eich multiple
Hautabsce8se und die Kinder sterben unter dem Bilde der Septi-
cämie. Alle diese terminalen Erkrankungen sind nach der Auf-
fassung der Verff. secundäre Infectionen. Bei den fieberhaften
Diarrhoeen dieser Kinder hat Lksagk gezeigt, dass die Stühle aus-
schliefslich das Bacterium coli, fast in Reincultur, enthalten können.
Ferner haben Lksaok und Skvkstrk bewiesen, dass die Broncho-
pneumonien der an Sommerdiarhoeen verstorbenen Kinder durch
Einwanderung von Streptococcen und des Bacterium coli in die
Lungen bewirkt werden. — Hierdurch angeregt, haben die Verff.
die Organe — Leber, Milz, Nieren, Blut und Lungen — der im
Gefolge chronischer Darmkraokheiten verstorbenen Kinder nach den
gebräuchlichen bacteriologischen Methoden untersucht. Sie fanden,
— wie die genannten Autoren bei den an Cholera infantum ver-
storbenen Kindern — z. Th. Streptococcen, z. Th. das Bacterium
coli, neben anderen unbekannten Arten. In einzelnen Fällen waren
beide Arten Mikroben vergesellschaftet, häufiger war nur einer von
beiden vorhanden, und zwar begegnete man weit öfter dem Bac-
terium coli als dem Streptococcus. Die genannten Organe konnten
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72 Dombbowski, Ueber die functioneile Insufficienz der Herzklappen. No. 4
dabei makroskopisch und selbst mikroskopisch normal erscheinen,
nur die Lungen zeigten immer, wenn sie einen der genannten Mi-
kroben enthielten, anatomische Veränderungen. Dass die Mikro-
organismen postmortal in die Gewebe eingewandert seien , halten
die Verff. nicht für wahrscheinlich, sondern glauben, dass sie die
wirkliche Ursache der terminalen Erkrankungen darstellen. Sie
stützen sich bei dieser Annahme u. A. auch auf eine Beobachtung
von Gilhkrt und Giuodk, welche bei einem an Diarrhoe und Broncho-
pneumonie erkrankten Kinde intra vitam die Lunge punktirten und
aus der Punktionsflüssigkeit das Baeterium coli züchteten. — Das
Bacterium coli dringt, wahrscheinlich von der erkrankten Darm-
schleimhaut aus in die Lymph- und Blutgefäfse ein; während die
Streptococcen vermuthlich häufiger von den Hautabscessen aus io
den Organismus gelangen. Beide Mikroorganismen können aber
auch möglicherweise eingeathmet werden. Stadtbagen.
W. Dombrowski, Etüde clinique sur 1’insuSisance fonctionnelle
des valvules du coeur gauche. Revue de medecine 1893, No. 9.
Die unorganische (d. h. nicht auf einer anatomischen Ver-
änderung der Klappe beruhende) Mitralinsuffici enz ist nicht
so selten, wie manche Autoren annehmen; Verf. publicirt 3 ein-
schlägige Fälle eigener Beobachtung. Aus Leichenversuchen schliefst
er, dass es sich in den hierher gehörigen Fällen nicht um eine
„relative“ Insufficienz, d. h. um ein Missverhältniss zwischen Ori-
ficium und Gröfse der Klappensegei handelt; vielmehr ist diese
Insufficienz ein Symptom der gestörten Compensation und beruht
auf Dehnung des Herzmuskels; man sollte also den Ausdruck
„relative“ durch „functionelle Insufficienz“ ersetzen. Diagnostisch
ist von Wichtigkeit, dass bei dieser Affection mit dem Wiederein-
tritt der Compensation das systolische Geräusch an der Spitze ver-
schwindet. Von sonstigen differentiell - diagnostischen Symptomen
sei das Verhältniss gegenüber der Respiration hervorgehoben: bei
der functionelleu Insufficienz wird das systolische Geräusch während
der Inspiration deutlicher (wegen des gesteigerten negativen Druckes
im Thorax und der dadurch erschwerten Herzaction), während
diese Erscheinung bei der organischen Insufficienz nicht besteht.
— An den Aortenklappen kommt eine wirkliche relative In-
sufficienz vor, beruhend auf erheblicher Erweiterung des Ostiums
in Folge von Atherose. Sie stellt eine ernste und bedrohliche
Affection dar, während die functionelle Mitralinsufficienz bei Zu-
nahme der Energie des Herzmuskels wieder verschwinden kann.
Perl.
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73
No. 4. Lanok, Ueber die Bewegungen der Zange.
F. Lange, Ueber Zungenbewegungen. Arch. f. klin. Chir. Bd. 46,
S. 634. (1893).
Ueber die Function der einzelnen die Zunge bildenden Mus-
keln hat Verf. Versuche an Hunden angestellt, nachdem er vorher,
speciell den grundlegenden Untersuchungen Köllikkk’s und Hk-,sk’s
folgend, selbst anatomisch den Verlauf der Fasern der verschie-
denen Zungenmuskeln festgestellt und beschrieben (vgl. hierüber
sowie über die Anordnung der Experimente das Original). Die
Anordnung der von aussen an die Zunge herantretenden Muskeln
uod der Aulbau der Zungensubstanz ist im wesentlichen beim Hunde
dieselbe wie beim Menschen.
Vorwärtsstrecker der Zunge ist der m. genioglossus, und
zwar fßhrt er diese Bewegung vorwiegend mit denjenigen Fasern
aus, welche in das hintere Zungendrittel eintreten. In geringem
Grade vermag auch der m. geniohyoideus die Zunge vorwärts zu
bewegen. Zuröckgezogen wird die Zunge durch den m. hyo-,
chondro- und styloglossus. Das Anpressen der Zunge an den
Mundboden besorgt für die der Mittellinie zunächst gelegenen
Teile der m. genioglossus, während die Seiten wand der hinteren
Zungenhälfte vom m. hyoglossus herabgezogen wird. — Gehoben
und dadurch dem harten Gaumen genähert wird die Zunge durch
den vom dritten Trigeminusast innervirten m. mylohyoideus (durch
Druck von unten) und den m. palato- und styloglossus (durch Zug
nach oben).
Seitliche Bewegungen der Zunge, speciell das Abbiegen
der Zungenspitze nach der entgegengesetzten Seite vermittelt der
m. genioglossus durch diejenigen seiner Fasern, welche in die vor-
dere Zuugenhälfte eintreten. Der m. genioglossus biegt die Zunge
nur dann seitlich ab, wenn sie vo rges treck t ist: innerhalb der
Mundhöhle besorgen das die m. m. stylo-, hyo-, chondro- und
palatoglossi ; von ihnen wirkt der m. styloglossus am kräftigsten.
Eine weitere Seitwärtsbewegung der Zunge, sodass die Spitze
hinter dem letzten Backzahn zu liegen kommt, wird dann zu Stande
gebracht, wenn, wie man dies experimentell nach weisen kann, der
stylo-hyoglossus der einen und der genioglossus der anderen Seite
gleichzeitig in Thätigkeit treten.
Ist die Zunge (nach Durchschneidung beider n. hypoglossi) ledig-
lich der Wirkung der Schwerkraft und der Elasticität überlassen,
so liegt eie (beim Hunde) schlaff auf dem Boden der Mundhöhle
and bildet eine Platte mit grösstem Breiten- und geringstem Dicken-
durchmesser. Die zahlreichen selbstständigen transversalen Fa-
sern besorgen dann die Verschmälerung der Zunge und deren
Verdickung; dicker wird diese auch durch die Contraction der
Läng smusculatur und zugleich verkürzt. Contrahiren sich nur
die Fasern des m. longitudinalis superior, so wird die Spitze der
Zange nach oben, ziehen sich nur die Fasern des m. longit. inf.
zusammen, so wird die Zunge nach unten gebogen. Durch die
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74
Traumanh, Ilbkro, Schussverletzung des N. vagus.
No. 4
ausachliel'sliche Thätigkeil <ler Zungenmuskeln vermag der Mensch
nur einen flachen Löffel mit seiner Zunge zu bilden. Der m. geniogl.
zieht die der Mittellinie zunächst gelegenen Teile der Zunge
herab und nähert sie dem Mundboden: es sind die vorderen und
mittleren Fasern beider genioglossi, welche diese Bewegung aus-
führen, während die hinteren Fasern die Zunge vorstrecken. Der
m. longit. sup. klappt die Zungenspitze in die Höhe und die beiden
m. stylogl. heben den Seitenrand. Bernhardt.
1) H. Traumann, Schussverletzung des nervus vagus unter der
Schädelbasis. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXVII. pag. 162.
2) Derselbe, Stichverletzung des Nervus hypoglossus und Nervus
accessorius Willisii unter der Schädelbasis. Ebenda, pag. 167.
3) llberg, Ueber Lähmung des XI. Gehirnnerven bei Tabes do-
snlis. Charite Annalen 1893, p. 303.
1) Der rechte Vagus war durch einen Schuss vom Munde aus
(die Kugel drang durch den harten Gaumen) unterhalb des n.
laryng. sup. verletzt. Sie musste zu dem Behufe von der Schädel-
basis abgeprallt sein. Es bestand rechtsseitige Stimmbandlähmung
mit Erhaltung der sensiblen Function (laryng. sup.) und Pulsbe-
schleunigung. Die Schluckbeschwerden und die Gaumenlähmung
sind nicht als Vagussymptome aufzufassen, sie glichen sich auch
z. Th. bald wieder aus. Eine anfängliche Pupillendifferenz ver-
schwand bald, sie wird auf eine Blutung in der Nähe des Gangl.
cervicale supr. zurückgeführt. Auf das Fehlen jeglicher Lungen-
complication wird besonders hingewiesen.
2) In der 4. Woche nach der Verletzung — von einer lobu-
lären (wie der Verf. meint, Schluck-) Pneumonie war Pat. genesen
— bestand noch eine Lähmung der rechtsseitigen Zungen- und
Unterzungenbeinmuskeln mit EaR, des r. Cucullaris und Sterno-
cleidom. ebenfalls mit EaR. Das r. Stimmband war gelähmt bei
der Respiration und Phonation, die Sensibilität der Larynxschleim-
haut war intact. Ebenso war der r. Gaumen paretisch.
Die Epikrise dieser Mitteilung enthält einige beachtenswerte
Ausführungen betr. die Sytomatologie der oben beschriebenen sel-
tenen Lähmungen, auf welche hier indessen nicht näher eingegangeD
werden kann.
3) Der 23jähr. Patient erkrankte mit Diplopie, Parästhesien,
Schmerzen in den Beinen, gastrischen Krisen, Dysurie und bot bei
der Aufnahme ausser diesen noch andere Zeichen der Tabes (Ataxie,
WiisTPHAL’sches Zeichen, Pupillenstarre, beginnende Atrophie des
N. opticus sin.). Eine seltene Complication stellt aber das doppel-
seitige Befallensein des XI. Hirnnervenpaares dar. Die Sterno-
cleidomastoidei fehlen beiderseits fast ganz. Der obere Teil des
Cucullaris ist erhalten, die untere Partie bis auf Reste geschwun-
den, die Schulterblätter zeigen die dementsprechende Dislocation.
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No. 4.
Enomank u. Unna, Ueber Hautschieuen.
75
Die electrische Prüfung ergiebt in den Kopfnickern minimale, im-
unteren Cucullarisgebiet gar keine Zuckungen, der obere Cucullaris
zeigt geringe Herabsetzung der Erregbarkeit für beide Stromesarten.
Die Stimmbänder sind bei ruhiger Athmung unbeweglich in sym-
metrischer Stellung (Stimmritze 3 mm). Bei forcirter Athmung wird
der vordere Teil einwärts gezogen. Bei der Phonation macht das
rechte Stimmband nur zuckende Bewegungen. M. Brasch.
M. F. Engmann und P. G. Unna, Ueber Hautschienen. Ein
Beitrag zur mechanischen Behandlung der Hautkrankheiten.
Monatsh. f. pract. Dermat. XVII. No. 10.
Bei besonders hartnäckigen und schweren Hautkrankheiten ist
es oft erwünscht, die Medicamente unter einem für alle Hautstcllen
möglichst gleichmäßigen Drucke zu nppliciren. Zu diesem Zwecke
verwenden die Verff. Schienen, die in der folgenden Weise ange-
fertigt werden: Man bedeckt den betreffenden Theil, also z. B. das
Gesicht, sorgsam mit Streifen von Zinkpflastermuil, bestreicht diesen
mit Zinkleim, legt sofort ein Stück entfetteten Verbandmulls darüber,
den man durch einen nochmaligen ganz dünnen Leimanstrich fixirt
und pinselt endlich, nachdem das Ganze getrocknet ist, eine lOproc.
wässrige Chromsäurelösung auf. Die letztere durchdringt die Leim-
schicht, macht sie für Wasser und Fett undurchlässig und härtet
sie zugleich so, dass die Form der Schiene, wenn diese nach etwa
V« Stunde abgenommen wird, unveränderlich bleibt. Man säubert
nunmehr die untere Fläche von etwa anhaftenden Unreinigkeiten
und bepinselt sie gleichfalls erst mit Leim, dann mit Chromsäure-
lösung. Zur Befestigung der Schiene werden gleich von vornherein
Mullstreifen mit eingeleimt, die dann als Bindebänder zu brauchen
sind. — Das Verfahren gestattet und verlangt je nach Art und
Localisation der Krankheit mannigfache Modificationen; so wird
man an stark nässenden oder behaarten Partieen Salbenmulle an
Stelle der Pflustermulle nehmen, an den Händen benutzt man statt
ihrer als Unterlage baumwollene Handschuhe, an den Füßen
Strümpfe, in der Genital- und Analgegend Suspensorium oder
Schwimmhose, am Halse, an ausgedehnten flachen, oder nur einfach
gekrümmten Flächen des Rumpfes u. s. w. eng anschliefsende, elas-
tische, cylindrische Tricotagestücke, an denen die den erkrankten
Stellen entsprechenden Partien in der angegebenen Weise mit Zink-
leim und Chromsäure präparirt werden. — Die günstige Wirkung
dieser Hautschienen beruht hauptsächlich auf ihrer Impermeabilität,
dem gleichmäfsigen Drucke sowie der genauen und sicheren Appli-
cation der Medicamente. Sie pflegen zugleich das Jucken günstig
zu beeinflussen und verhindern jedenfalls das Kratzen. Einmal an-
gefertigt sind sie wochenlang brauchbar und deshalb viel billiger
als andere täglich zu erneuernde Verbände, auch können sie von
dem Pat. selbst leicht abgenommen und wieder angelegt werden.
U. Müller.
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76 Schauta, Fall von Uterusinversion im hohen Alter. — Bionhi. No. 4
Schauta, Ein Fall von Invereio Uteri im 78. Lebensjahre. Aroh.
f. Gyn. 43. Bd. I. S. 30.
Der vorliegende Fall ist in sofern interessant, als es sich um
eine 78 Jahre alte Frau handelte, welche 58 Jahre vorher einmal
geboren und 30 Jahre bereits ihre Regel verloren hatte. Die In-
version war sicher nicht puerperaler Natur; es hatten sich erst An-
zeichen der Inversion ein Jahr vor der Beobachtung bemerkbar
gemacht; der vollkommene Vorfall des invertirten Uterus war wohl
durch Zerren seitens der Kranken an dem Tumor herbeigefßhrt
worden. Am fundus Uteri sal's ein wallnussgrofses Fibromyom.
Wegen des hohen Alters der Patientin wollte sich Schauta auf die
Abtragung des Myoms beschranken und den Uterus durch Pessa-
rien zurückzuhalten suchen. Da letztere Versuche nach der Ab-
tragung jedoch scheiterten, so trug er den ganzen Uterus in der
Gegend des Cervix durch drei fortlaufende Ligaturen ab. Die
Kranke wurde 10 Tage nach der Operation gesund entlassen.
Was die Aetiologie dieser nicht puerperalen Inversionen anbe-
trifft, so glaubt Schauta, dass dieselbe eine gleiche wie beim puer-
peralen Uterus sei. — Erweiterung der Uterushöhle, Erschlaffung
der Uteruswand und Druck von oben oder Zutr von unten.
Die Erweiterung der Uterushöhle ist durch das Myom gegeben
und die Erschlaffung teils durch Atrophie, teils durch entzündliche
Infiltration oder Degeneration der Musculatur. Durch die An-
strengung der Bauchpresse wird dann gewöhnlich an der Stelle der
grössten Verdünnung, also dort wo das Myom aufsitzt, eine Delle
gebildet, welche sich dann unter der weiteren Wirkung des intra-
abdominalen Druckes mehr und mehr vertieft und schlielslich zur
vollständigen Inversion führen kann. Zweitens kann auch durch die
Schwere des Tumors allein, — also durch Zug von unten — eine
Inversion bei schlaffem Uterusmuskel zu Stande kommen.
Die Ansicht, dass durch Zusammenziehungen des Uterus das
Myom geboren wird und den Uterus als Stiel nach sich ziehe,
hält er für falsch. W. Scbülein.
D ßiondi, Studio sui corpuscoli bianchi di un leucemico. Archive
per le scienze mediche XIII. No. 13, S. 291.
Verf. hat du Blut einer leukämischen Frau genau untersucht, um die verschie-
denen Formen der Leukocyten und ihr verwandtschaftliches Verh<niss zu einander
festzustellen. Dabei findet er 6 verschiedene Varietäten:
1) Der Kern ist mittelgrofs , ruod, stark gefärbt nnd zeigt mitunter in seinem
Innern Granula und Fäden.
2) Der Kern ist ungemein grofs; die sehr reichliche chromatische Substanz
desselben geht von einer centralen Anhäufung in KBrnern und Fäden nach allen
Seiten aus.
3) Der Kern nimmt Nieren- oder Halbkreisform an, die chromatische Substanz ist
io KBrnern ziemlich gleichmäßig verteilt.
4) Der Kern biegt sich immer stärker und kann schliefslich Ringform bekommen.
Die chromatische Substanz teilt sich io 2 oder mehr, durch achromatische Massen mit
einander verbundene Gruppen.
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No. 4.
Baykr. — Blaoowastchbnsky. — Paar. — Gärtnrr.
77
5) Die Nnclearmembrsn verschwindet, die chromatischen Kerngruppen liegen
frei im Protoplasma, durch achromatische Brücken verbunden
6) Die letiteren verschwinden, die polynncleare Zelle ist fertig.
Verf. fasst diese verschiedenen Formen als die einzelnen Stadien, die der Leukocyt
durchlauft, auf. Er hat weder directe noch karyokinetische Teilung mit Sicherheit
beobachten können, dagegen decken sich seine Befunde mit der indirecten Fragmen-
tation Abhold*!. M. Rothmsnn.
C. Bayer, Ueber eine durch Operation geheilte ungewöhnlich grofse
Lebercyste. Prager med. Woehenschr. 1892, No. 52.
Die eolosaale Lebergeschwulst war angeblich erst vor 4 Monaten unter relativ
wenig erheblichen Störungen bei der 56jabrigen Frau entstanden ; Gelbsucht fehlte,
dagegen bestand rechtzeitiger Schulterschmerz. Es wurden nicht weniger als 8 Liter
Detritus nnd Blmatin, keinen Gallenfarbstoff haltender Flüssigkeit entleert und wegen
der DOnnwandlgkeit der Cystenwandnngen diese nach teil weiser Abtragung in die
Snssere Wunde eingenaht. Heilung erfolgte ohne Zwischenfall; die Untersuchung der
abgetragenen Cystenwandnng erwies sie als aus Resten von Leberparenchym bestehend,
von Echinococcus keine Spnr. P. Güterbock
N. Blagowastchensky, Zur Frage Ober die nicht con6olidirten
einfachen Fracturen der Röhrenknochen, ohne Bildung von
Pseudarthrosen. Arch. f. klin. Chir. XLV., S. 763.
Terf. teilt die Falle nicht consolidirter Knochenbrüche in zwei Haoptgruppeu:
1) die eigentlichen oder . wirklichen Pseudarthrosen" (Psendarthroses verae', bei denen
wir allen denjenigen anatomischen Bestandteile begegnen, welche ein normales Gelenk
coostitniren nnd 2) solche, wo alle möglichen Modiücationen abnormer Vereinigung
der Brüche starker vertreten sind: .nicht consolidirte Fracturen, ohne Bildung von
Pseudarthrosen". Für letztere bringt Verf. aus der k. Universitätsklinik ein Beispiel
bei, welches eine 27 jährige Frau mit Psendarthrose der Tibia rechts seit 7, links seit
5 Jahren betraf. Au beiden Unterschenkeln wurde zu zwei verschiedenen Zeiten die
Exeizion der fibrösen Massen mit Resection der Brocbendeu und Knochennaht erfolg-
reich ansgeführt Als Ursache der Nichtvereinignng ergab sich eine abnorme sclero-
tiscbe Knochen bescbaffenheit, so dass bei der relativ jungen Patientin der Knochen
fast ohne Markböhle and ohne gr öfteres in den Hsviita'schen Kanülen verlaufendes
Gefafanetz sich fand. p. Gfltorboek.
Daae, Beitrag zur Anthropologie des Ohres bei Verbrechern. Zeitschr.
f. Ohrenheilk. XXIV. S. 288.
Im Gegensatz zn Mobil, Lombboso, GsaniMioo □. A. kommt Verf. auf Grand
genauer Messungen an 252 Ohren von Gefangenen des Zuchthauses zn Cbristiania
verglichen mit ebensolchen Messungen von normalen Ohrknorpeln (nach Schwalbb)
zu dem Scblnss, dass ein Typus für Verbrecherohren sich nicht aufstellen lasst. Nach
seinen Untersuchungen variiren die Gröfse und die Form des Ohrknorpels bei einem
und denselben Individnnm mit dem Alter; das Absteben des Obrknorpels nimmt mit
dem Alter zn. Der Ohrknorpel norwegischer Verbrecher scheint kleiner zu sein als
derjenige deutscher, sogar Nichtverbrecber, und speciell scheint das Ohr am kleinsten
bei lappischen Verbrechern, diesem niedrig stehenden Volksstamm, zn sein. Der Ohr-
knorpel bei Verbrechern steht anthropologisch auf demselben Standpunkt wie bei an-
deren Menschen, indem der morphologische Index bei beiden der gleiche ist.
Schvabach.
(s&rtner, Identischer Bacterienbefund bei zwei Melänafällen Neu-
geborener. Arch. f. Gynäkol. 1893, 45. Bd. S. 272.
6. fand bei einem Fall von Meläna der 4 Tage post partnm zu Grande ging, in
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78
Whioht. — Franklin. — Aükrkcht.
No. 4
den blutigen Stuhlgängen . im Herzblut und in der Milz ein Kurzstäbchen , du auf
Gelatine stecknadelkopFgrofse, scharf umgrenzte Kolonien, auf Kartoffeln einen gran-
gelben dickbreiigen Belag bildet und lebhaft beweglich ilt. Durch intraperitoneale
Injeetion von Bouillonkulturen starben Kaninchen und Hunde an hämorrhagischer
Peritonitis.
In einem zweiten Falle der in Genesnng überging, fand G. denselben Bacillus in
den Stuhlgingen (Eine gewisse Aehnlichkeit des gefundenen „Mellnabacillus“ mit
dem Bacterium coli ist nicht zu rerkennen. lief.) Scheurlen.
A. E. Wright, On the possible advantages of employing decal-
cified milk in the feeding of infants and invalide. The Lancet 1893,
S. 194.
Abthcs und I’aocs haben gefunden, dass Kuhmilch, deren Kalksalze durch oxal-
saures Ammonium ausgeflllt sind, durch Lab nicht mehr zur Gerinnung gebracht
werden kanu. Setzt man der Milch weniger Oxalate hinzu, als zur vollständigen Aua-
flllung erforderlich sind, so wird die Labgerinnung der also behandelten Kuhmilch
nur verzögert, und die ausfallenden Gerinsel sind feinflockig wie bei menschlicher
Milch. Auf dieses Verhalten gründet Verf. folgenden Vorschlag: Dm für Säuglinge
die Kuhmilch leichter verdaulich zu machen, entferne man einen Teil ihrer Kalk-
salze; da Oxalslure giftig ist, so bediene man sich zu diesem Zwecke des citroneo-
sanren Natrons und zwar im Verhlltniss von 1:203 Milch. Durch diesen Zusatz wird
nach Verf.’s Angaben der Geschmack der Milch nur wenig beeinflusst und es bieibeo
Kalkaalte für die Zwecke der Ernlhrung noch in mehr als genügender Menge übrig.
Stadtbsgtti.
G. H. Franklin, An epidemie of diphtheria in Hightatown, New
Jereey, in «Tuly 1893, euppoaed to have been cauaed by infected
milk. Intern, medic. magazine. Philadelphia 1893, Okt.
Eine im Juli 1S93 in dem ca. 2000 Einwohner zahlenden Städtchen Higbtstown
ausgebrochene Diphtherie: Epidemie von sehr bösartigem Verlauf wird vom Verf auf
den Genuss ioficirter Milch zurückgeführt. Der Ort wurde durch 6 Milcblieferanten
mit Milch rerseben, aber nur im Lieferungsgebiete eines einzigen unter ihnen traten
die Fälle auf, und zwar in weiter Verbreitung Über die Stadt unter der wohlhabenden
Bevölkerung In einer Familie erkrankten die Eltern, die von der betreffenden Milch
getrunken hatten, während die mit anderweitiger Milch genährten Kinder gesund
blieben. Nachdem ein Verkaufsrerbot der in Rede stehenden Milch ergangen war,
erlosch die Epidemie in kurzer Zeit. — Als plausibelsten Erklärungsversuch sieht Verf
den an, dass der den Transport besorgende Junge 8— 10 Tage vor Ausbruch der Epi-
demie an einer milden Form der Krankheit gelitten und so zur Ioficirnng der Milch-
gefäfse geführt habe. Perl.
Aufrecht, Zur Behandlung des Soors in der Speiseröhre und im
Magen. Therap. Monatsh. 1893, Aug.
So wenig bedeutungsvoll in der Kegel die Soorentwicklung beim Kinde ist, da
sie sich meist anf die Mundhöhle beschränkt and demgemäfs anch verhältnissmälsig
leicht therapeutisch zu beeinflussen ist, so ernst ixt dieselbe oft bei älteren and dec-
repiden Personen, bei denen sieb der Soor oft genug mit staunenswerter Schnelligkeit
vom Munde aus durch die Speiseröhre bis in den Magen fortpflanzt. A. empfiehlt io
solchen Fällen die zweistündliche Darreichung einer 9 procent. Lösung von Natronbicar-
bonicum. Er bat mehrere entsprechende Fälle im Verlaufe des Abdominaltyphus auf
diese Weise schnell heilen sehen. Im Notfall soll mau auch stündlich einen Löffel
der genannten Lösung geben. Unangenehme und störende Nebenerscheinungen wurden
auch bei 4 — 5 tägigem ununterbrochenem Gebrauche nicht beobachtet c. Boscnthal.
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No. 4.
Hkokl. < — Jolly. — Funk.
79
0. Hegel, Ein Beitrag zur pathologischen Anatomie des Morhus
Basedowii. (Aus der med. Klinik zu Leipzig). Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. IV. p. 353.
Der Fall, welcher klinisch nichts Bemerkenswerthes darbot, wurde einer sehr ge-
nauen Untersuchung unterworfen. Am Brust- und Halsmark, der med. oblong und
dem Pons wurde nichts abnormes gefunden, auch die ton der Vierbügeigegend ent-
nommenen Schnitte erwiesen sich als normal. Beide Grenzstränge wurden bis zur
2. Bmstanschweilung untersucht. In den 8 HalsanschwellungeD waren die Winde
der kleinen Geflfse infiltrirt, die Lumina oft verengt oder sogar obliterirt, es fanden
sich kleinere Blutungen, Infiltrationen der Ganglienkapseln, auch eine stellenweise
Vermehrung des interstitiellen Gewebes; die Ganglienzellen selbst zeigten rerschiedene
Stadien der Atrophie; die pericellullren Räume enthielten mehrfach Rundzellen. Die
Nn. ragi erwiesen sieh als normal beschaffen Auch das Herz mit seinen Ganglien
ergab kein anatomisches Substrat für die infra vitam hochgradige Herzschwäche. Die
rergrSsserte Schilddrüse zeigte strotzende Gefäfsfüllung, in den Acini gewucherte Kpi-
thelien, wenig Colloid , sehr vergröberte Kerne Zahlreiche Blutungon und Infiltra-
tionen des gefäfsführenden Gewebes. Der ganze Process imponirt dem Verf. als ade-
noide Entartung mit interstitieller Entzündung.
Der Autor begnügt sich mit der blofsen Registrirung dieses Befundes.
kl. Brasch-
F. Jolly, Ueber einen Fall von multipler Neuritis nach chronischer
ArsenvergiftUDg. Charite-Annalen 1893. S. 642.
Der Fall betrifft eine 57 Jahre alte Wittwe, welche io subacuter Weise au einer
atrophischen Lähmung beider Arme und des rechten Beins erkrankte. An den Armen
waren Strecker, Benger und die kleinen Bandmuskeln betroffen, am Bein war vorzugs-
weise das Peroneusgebiet aber auch der Quadriceps befallen. Distal bestand der höhere
Grad der Erkrankung. Die Sensibilität für Tast- und Temperaturgefühl war gestlirt,
es bestanden zudem spontane Schmerzen, trophische Haut- und Gelenkverlnderungen
und EaR in den gelähmten Muskeln. Der Verlauf war ein chronischer, aber lang-
sam zur Besserung tendirender Die Aetiologie war lange unklar; Lues, Alcobol,
Blei waren auszuschliefsen. Die Untersuchung des Urins und der Tapete aus der
Wohnung der Kranken ergab keinerlei Anhaltspunkte für die Entstehung der mul-
tiplen Neuritis. Endlich stellte sich heraus, dass iu einer alten Kommode der Pat
ein Pulver gegen Schwaben jahrelang unbenutzt und in ständiger Berührung mit ver-
schiedenen häufig benutzten Kleidungsstücken (Schleier, Handschuhe, Wäsche) lag.
So bestätigte sich der Verdacht einer chronischen Arsenikvergiftung, denn jenes Pulver
war Sebweiofurter Grün. Der Verf. hebt die Beteiligung der sensiblen Sphäre und
der Beugemuskeln im Gegensatz zu den Erkrankungen nach Blei hervor.
U. Brasch.
Funk, Ein ungewöhnlicher Fall von Dermatitis herpetiformis Duh-
ringii. Monatsh. f. pract. Dermal. XVII. No. 6.
Bei der 87jäbr. anämischen, nervösen Patientin hatten sich im Laufe von 2 Jahren
auf der Haut des Kopfes, Gesichtes, Hslses und Rumpfes bis flachhandgrofte, erhabene,
weiche, an der Oberfläche höckerige, braunrote, mit Bläschen und Pusteln dicht be-
setzte und reichlich Serum absonderode Plaques gebildelt, welche von zusammen-
fliebendeo, bis linsengrofseu , in Halbkreisen ungeordneten Vesicopustein scharf um
rsndet wurden. Der Ausschlag, welcher übrigens am Kopfe nicht zu Haarausfall
führte, veranlasste schreckliches Jucken und die einzelnen Plaques pflegten monate-
lang zu perziztireu. Während des ganzen ersten Jahres war die Affection auf die
Unterlippe, soweit das Lippenrot reicht, beschränkt geweseo. — Verf. glaubt, die
Krankheit der Dermatitis herpetiformis zurechnen zu sollen. tj. «aller.
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80
Bokadück. — Doran. — Pluook.
No. 4
S. Bonaduce, Betrachtungen Ober und Versuche mit einer neuen
Behandlung der Syphilis. Monatsh. f. pract. Dermat. XVII. No. 3.
Von der Annahme ausgehend, dais der supponirte Microorganismos der Syphilis
ausser dem Syphilisgifte auch, analog anderen pathogenen Bacterien und entsprechend
gewissen klinischen Erfahrungen, immunisireode Antisyphilisstoffe producire, suchte
Verf. diese letttereo zu gewinnen, indem er dreien mit den Erscheinungen hereditärer
Syphilis geborenen Rindern mittelst Aderlass Blut entnahm und dieses einen Tag
lang im Eisscbrank stehen lieft. Er erhielt so 35 ccm Serum, denen er 100 ccm
sterilisirtes Wasser zusetzte. Oie Mischung wurde durch 10 Min. auf 100* C erwärmt
und über der Flamme filtrirt. Von dieser Flüssigkeit nun injicirte B einem Manne,
der mit 18 Tagen im Sulcnt coronarius „ein ganz cbaracteristisches Geschwür" und
Polyadenitis biinguinalis hatte, jeden zweiten Tag 10 ccm in das Dnterbautbindege-
webe. Unter 12 derartige Einspritzungen, welche keinerlei Störungen zur Folge hatten,
bildeten sich Geschwür und Drüsenschwellnngen allmählich zurück. Syphilitische Symp-
tome traten während der 7 monatlichen Beobachtung nicht auf. — In weiteren Ver-
suchen empfiehlt Verf. namentlich das Blutserum aus der Placenta von Franen, welche
syphilitische Rinder geboren haben. H. Malier.
A. Doran, Caees of tuberculous disease of the uterine appendages
and peritoneum. British medical Joum. 1893, 21. Oct.
D. betont, dass die primäre Peritoneal-Tubercnlose für den Arzt wichtiger ist, wie
für den Pathologen ; der tückische Character derselben ist bekannt, die Diagnose oft
schwierig, sehr häufig geht dieselbe ron den Genitalorganen aus, die Behandlung ist
entweder ezapeetatir oder operativ; es ist leichter zu operiren als zu heilen.
Oie Tuberculose der Orarien und Tuben kommt häufig bei hereditär belasteten,
jungen Individuen vor; Ratarrhe des Genitaltractus können tuberculäse Infection be-
günstigen; zuweilen ist der Ascites ein frühes Symptom der beginnenden Tuberculose;
bei localisirter Erkrankung kann man durch frühzeitiges Operiren eine Allgemein-In-
fection verhüten. Ein abgekapselter tuberkulöser Ascites kann mit Ovarialcysten leicht
verwechselt werden. — D. machte bei zwei Fällen von Peritonitis tuberculosa —
Mädchen von 16 und 21 Jahren — mit gutem Erfolg die I.aparotomie.
I). empfiehlt die Laparotomie sehr bei tuberculöser Peritonitis und gleichzeitig
die intraabdominelle Anwendung einer Jodoform-Emulsion; der günstige Erfolg bleibt
auch dann nicht aus, wenn es nicht gelingen sollte, den Ascites vollkommen zn ent-
fernen, A. Martin.
Plügge, Jets over de werking van het alealoüde van Erythrina
(Stenotropis) Broteroi Hsskl. Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor
Qencesk. 1893, II. N. 5. '
Das Erythrin bewirkt bei Raninchen erhebliche Verlangsamung der Atmungsfre-
quenz, nachdem eine kurzdauernde Beschleunigung voraufgegangen, Verminderung des
Umfangs der Athembewegungen , zum Schluss Atmungsstillstand, während noch das
Herz kräftig schlägt. Ferner entsteht Verminderung, scbliefslich vollkommene Auf-
hebung der willkürlichen Bewegung, während noch lange Zeit Reaction auf mecha-
nische Reize vorhanden ist, bis auch diese scbliefslich verschwindet. Der Herzschlag
bleibt wie bei normalen Tieren; bei Früschen pulsirt das Herz noch viele Stunden
nach Stillstand der Atmung Anscheinend werden die quergestreiften Muskeln nicht
betroffen. Wahrscheinlich bewirkt das Gift auch vasomotorische Storungen; zu weiteren
Untersuchungen nach dieser Richtung fehlte das notwendige Material. Das Mittel hat
im Ganzen ähnliche Wirkung wie das Cytisin. George Meyer.
Kinaeodungen für dis Centralblatt werden an die Adresse dea Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Französische Stra ae 21' oder an die Verlagahandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch» ald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—9 Bogen; **n Schluss«
d*i Jahrgang« Titel, Ns-
men* und Sachregister.
für die
Preis de« Jahrgang«!
20 Mark; au healehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. »• Februar. NO. 5.
Inhalt: Fräskbl, Wiidekbadk, Quantitative Bestimmung des Glycogens —
Csisii, Verhalten einiger Kohlehydrate im Organismus — Dihtc, Fall von
Aoiteoaneurysma. — Obusist, Körpertemperatur nach Mastoidoperationeu —
Scbbkibih, Neuer Dilatator für den Oesophagus. — Joses, Deber die Ursachen
der Chlorose. — Tcssss, Diagnostische Bedeutung der Pupillenstarre. — Bbrn-
sisur, Spinai-neuritiscbe Form der progressiven Muskelatrophie. — Jsssst, Hali.,
Ueber Exstirpation des Uterus. — Gbiykith, Voior, Verlegung der BeckenbBhie
durch eia grofses Cervicalmyom, — Czatsk u. Weil, Wirkung des Selens u. Tellurs.
Wibtbbbitz, Blutveränderungen nsch thermischen Eingriffen — v Eisii.s
biso, Fall von operativem Lebertumor. — v. Bsbcmamm, Zur Kenutniss der Kiefer-
klemme. — Z w a a riism aber , Das presbyacusische Gesetz — Bcbosb, Ueber die
sog. Tositivaldt sehe Krankheit. — Fossss, Ueber das LöFFLiB'sche Mittel gegen
Feldmäuse — Kovacs, Einfluss von Infectionskrankheiten auf Leukämie. — Msui,
Asphyxie bei Säuglingen. — de Jo so, Fall von Lobus azygos der rechten Lunge.
— Zishl. Lähmung des 3. Trigemiousastes mit GetchmacksstiSrungen. — Hosnt,
Statistische Electrieität bei Hautkrankheiten. — Bzrgb, Congenitale Syphilis bei pa-
terner Infectioo — V sm,, Zur Therapie des Lupus. — Kirk, Fälle von Eclara-
psie mit Albuminurie. — Iunalowsky, Todesursache beim ErhäDgeo.
1) 8. Frankel, Ueber die Darstellung und Bestimmung des Gly-
cogens mittelst Trichloressigsäure. Pilüger’s Arch. Bd.53, S. 378.
2) J. Weiden bäum, Ueber Dr. S. Fuäkkkl’s quantitative Analyse
des Glycogens. — Eine Erwiderung. Ebenda. S. 380.
1) Gegenüber den ungünstigen Erfahrungen, welche Wbiden-
baum bei der Darstellung des Glycogens mit Hülfe von Trichlor-
essigsäure gemacht hat, hebt Fr. hervor, dass nach seinen Erfah-
rungen das nach dieser — von ihm angegebenen — Methode dar-
gestelltes Leberglycogen von vornherein stickstofffrei sei, Muskelgly-
cogen eine äusserst geringe Spur Stickstoff enthalte. Auch im
Uebrigen hält F. seine Angaben bezüglich der Vollständigkeit der
Kxtraction des Glycogens mit Trichloressigsäure aufrecht und ver-
muthet, dass die von W. angeweudete Trichloressigsäure vielleicht
nicht rein gewesen sei.
XXXII Jahrgang. g
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82
Cremes, Verhalten einiger Kohlehydrate im Organismus.
No. 5
2) W. hat die von ihm angewendete KiHLBACM’eche, sowie die
ihm von Frankel übersendete, von diesem benutzte Trichloressig-
säure vollständig analysirt und ist zu dem Resultat gelangt, dass
die KAHLBACM’sche Trichloressigsäure vollkommen rein ist, die
FRÄNKBi/scbe nicht so rein, wie auch aus ihrem Geruch nach
Fettsäure hervorgeht. Auch unter Anwendung der von Frankel
benutzten Trichloressigsäure konnte W. nicht zu demselben Resul-
tat gelangen, wie dieser. Aus Muskeln konnte das Glycogen nie
vollständig erhalten werden. Der Fehlbetrag war verschieden je
nach der Zahl und Dauer der Extractionen mit Trichloressigsäure,
wie inzwischen auch Saakb angegeben hat. Das mit Trichloressig-
säure auB Muskeln dargestellte Glycogen enthält ferner stets Stick-
stoff und zwar mehr als Spuren, nämlich im Mittel 0.46 pCt.,
welchen man ohne Zweifel auf Beimischung von Eiweifs beziehen
mufs. Allerdings war der Stickstoffgehalt des Glycogens bei Be-
nützung der FRÄNKKL’schen Trichloressigsäure geringer, wie bei An-
wendung der reinen Säure von Kahlbaum. Da über die Art und
Quantität der Verunreinigung, welche für die Darstellung des Gly-
cogens begünstigend wirkt, nichts bekannt sei, so verwirft W. die
Anwendung der Trichloressigsäure zur Darstellung resp. quantita-
tiven Bestimmung des Glycogens. E. Salkowski.
M. Cremer, Ueber das Verhalten einiger Zuckerarten im tierischen
Organismus. Zeitscbr. f. Biologie XXIX. S. 484; auch Habilitationsschr.
München 1 893.
Nach ausführlicher Behandlung der Vorfrage, wann ist anzu-
nehmen, dass aus einem verfütterten Stoff im Körper Glycogen wird,
berichtet Verf. über seine an Kaninchen und Hühnern Angestellten
Versuche, bei denen für die Beurteilung der Resultate als wichtig
hervorgehoben wird, dass ausgesprochene Collapstemperatur vor
der Tödtung der Tiere diese für die Lösung der Frage un-
brauchbar macht, weil Abkühlung sehr schnell Glycogenschwund
bewirkt. In allen Versuchen wurde durch 4 — 5 tägige Carenz ein
möglichster Glycogenschwund herbeigeführt, dann die resp. Substanz
in wässriger Lösung mittels Scblundsonde injicirt und zwischen 8
und 17 Stunden danach das Tier gelötet und auf Glycogen die
Leber verarbeitet; wo es anging, wurde auch der während der
Versuchsdauer ausgeschiedene Harn-N bestimmt, weil sich im Zu-
sammenhalt mit der Gröfse des Eiweifsumsatzes ein noch strikterer
Schluss dahin ergibt, ob ein Stoff als directer Glycogenbildner an-
zuseben ist oder nicht (vergl. Orig.). Ebenso wie nach K. Voit
die Maltose, ist nach Verf. auch die Isomaltose als direkter Gly-
cogenbildner anzusehen; das Gleiche liefs sich für die Dextrose,
Laevulose und den Rohrzucker bestätigen, während bezüglich des
Milchzuckers und der Galactose ein striktes Resultat nicht erzielt
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No. 5.
Crbmkr. Verhalten einiger Kohlehydrate im Organismus.
83
worden ist, wenngleich es auch nach Einverleibung dieser Stoffe
zu beträchtlichen Glycogenanhäufungen kam; von der Galactose
traten schon nach 28 g rund 6.5 g in den Harn über, von der
Laevulose nach etwa der gleichen Menge nur 0.2 g. Nach Ein-
verleibung von d-Mannose (verschiedenartiger Darstellung) kam es
ebenfalls zu Glycogenanhäufung in der Leber (0.8 — 3.1 g), allein
dieselbe war in Rücksicht auf die einverleibten Mengen (23 — 35 g)
nicht sehr beträchtlich ; die Mannose geht wesentlich leichter in den
Harn über als Laevulose und Dextrose (beim Kaninchen erschienen
bis zu 4 g im Harn, beim Menschen dagegen auch nicht Spuren
bei Gaben bis zu 12.6 g). Bei der Sorbose, nach deren Einver-
leibung an Karenzkaninchen Külz 0.6 — 0.9 g Glycogen in der Leber
gefunden hatte, konstatirte Verf. einen so leichten Uebertritt in den
Harn wie bei keiner anderen Hexose. Die Versuche an Pentosen
sind unabhängig von denen Sai.kowski’s (Cbl. 1893, No. 11) angestellt.
Nach 10.2 g Xylose fand sich beim Hungerhuhn 0.84 g Glycogen
in der Leber, nach 9.9 g Arabinose 0.28 g, bei Karenzkaninchen
nach 30 g Arabinose 0.93 g Glycogen, während bei Kaninchen Sal-
kowski nach Arabinose 0.6— 2.1 , im Mittel 1.2g Glycogen gefunden hat;
das Glycogen war das gewöhnliche, gab nicht die characteristische
Farben reaction der Pentosen mit Salzsäure und Phloroglucin. Im
Gegensatz zu Ebstkin, demzufolge die gesammte verfütterte Pen-
tose, ohne umgesetzt zu werden, durch den Harn austritt, fand Verf.
in Selbstversuchen nach 25 g Arabinose noch nicht 10 g im Harn
wieder (was Ref. nach unabhängig davon angestellten Versuchen
gleichfalls bestätigen kann). Nach Fütterung mit Rhamnose (Me-
thylpentose) fanden sich nur, wofern grofse Mengen (15 — 30 g)
Kaninchen einverleibt wurden , einigermassen beträchtliche Mengen
von Leberglycogen (0.43 — 3.1 g) vor; auch letzteres zeigte die
Eigenschaften des gewöhnlichen Glycogens. Die Rhamnose geht
schnell und in nicht geringer Menge in den Harn über. — Zum
Schluss fasst Verf. die Beziehungen, welche zwischen Gährfähigkeit
der Zuckerarten und Glycogenbildung bestehen, dahin zusammen:
leicht und ausgiebig gährender Zucker, wie Dextrose und Laevu-
lose gehen sicher und in grofsem Umfange im Tierkörper in Gly-
cogen über. Von den auf keine Weise durch Hefepilze in alcoho-
lische Gährung zu versetzenden Pentosen liegt kein Zwang in den
bisherigen Versuchen vor, die nach ihrer Verfütterung gewonnenen
nicht sehr beträchtlichen Glycogenmengen als aus diesen Pentosen
stammend anzusehen. Die vergährbare Mannose und die kaum oder
nur sehr schwer vergährbare Galactose üben einen nioht gering-
fögigen Einfluss auf die Glycogenbildung aus, allein es ist vorläufig
nicht bewiesen, dass sie echte Glycogenbildner sind. — Wegen
vieler Einzelheiten vergl. Orig. J. Munk.
6»
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84
Dbntü, Fall von Aortenaneurysma.
No. 5
Le Dentu, Anevrysme du tronc brachio-c^phalique et la crosse
de l’aorte traitd par la ligature p4riph4rique de la carotide pri-
mitive droite, de la souclavi^re droite et d’une volumineuse artere
de la rögion souclaviculaire gauche. Considerations relatives au
traitement chirurgical de ces sortes d’an^vrysn.es par la mdthode
de Brasdor ou de Wardrop. Bull, de l’Acad. de Med. 1893, No. 8,
p. 198.
Der in der Ueberechrift gekennzeichnete Fall betraf eine 37-
jährige Frau; das Ergebnis» der durch einen halbjährigen Zwischen-
raum getrennten Unterbindung der rechten Carotis und Subcla-
via einerseits und der linken Subclavia anderseits war, dass der
aneurysmatische Tumor zwar wesentlich kleiner geworden war, aber
noch fortpulsirte. Nachträglich wuchs derselbe wieder weiter nach
hinten, eine Compression auf die Bronchi und den rechten Theil
der Wirbel ausßbend und erlag die Patientin ca. 1 1 Monate nach
der letzten Operation. Die Autopsie ergab einen faustgrofsen, 5 cm
oberhalb der Aortenklappen beginnenden Sack, welcher die Körper
des 3. u. 4. Brustwirbels zerstört hatte und die Trachea und die
beiden Bronchi, namentlich den linken abplattend rechts 2 — 3 cm
weit in die Reg. supraclavicul. hinaufgestiegen war. Aus der zwei-
teiligen Geschwulst entsprangen rechterseits die Carotis und Sub-
clavia, deren unterbundene Stellen sich deutlich präsentirten, ebenso
wie die gleichen Gefäfse linkerseits ihren Ursprung aus ihr nehmen.
Es zeigte sich aber, dass die Ligatur nicht an der linken Subclavia
angelegt war, sondern an einem aus ihr hervorgehenden anomalen
Stamm von abnormer Weite. Das Innere des Aneurysma bot keine
Spur von stratificirter Gerinnselschichtung, wohl aber waren die
Wände rauh durch Verkalkungen und atheromatöse Stellen.
In längerer Epicrise weist L. auf die Berechtigung der peri-
pheren Ligatur in Fällen wie der vorliegende hin. Nicht nur eine
Reihe von Jahren anhaltende Heilungen in Folge von Verödung
des durch Gerinnsel ausgeföllten Sackes sind durch Autopsie von
solchen Operirten, welche später an intercurrenten Krankheiten ge-
storben waren, dargethan worden, sondern auch erhebliche Lebens-
verlängerungen durch Verkleinerung des Sackes und Schwinden be-
drohlicher Symptome ohne eine derartige wirkliche Heilung sprechen
zu Gunsten des Eingriffes, dessen zweckmäfsigste Form die gleich-
zeitige Ligatur der Carotis und Subclavia darstellt. Letztere ist unter
126 von R. Winblow gesammelten Fällen von peripherer Ligatur
bei Aneurysmen des Truncus anonymus und der Aorta in nicht
weniger als 61 ausgeföhrt worden. Da indessen in diesen 126
Fällen die Aneurysmen des Truncus anonymus von denen der Aorta
nicht streng geschieden sind, so hat L. durch seinen Schßler Alosta
OitTiz eine neue Statistik zusammenstellen lassen, in welcher auf
96 Operationen bei Anonyma-Aneurysmen 39 bei Aortenaneurysmen
kommen. Zu letzteren gehören einzelne gemischte d. h. sowol die
Anonyma, wie die Aorta betreffende Fälle, wie sie der L.’s darstellt
und welche vielleicht nach L. etwas häutiger sind, als man sonst
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No. 5. Gbunkrt, Körpertemperatur nach Masloidoperationen. 85
annimmt. Von den einzelnen Resultaten dieser Statistik erwähnen
wir Dur, dass 20 Misserfolgen der gemeinsamen Ligatur der Carotis
und Subclavia 32 Erfolge und 5 unbekannte Ausgänge bei Ano-
nyma-Aneurysma gegenüberstehen. Man soll bei diesem Aneurysma
als Regel stets mit der gleichzeitigen Ligatur der Carotis und Sub-
clavia in gleicher Sitzung beginnen. Wächst dann nach einer ge-
wissen Periode des Stillstandes die Geschwulst weiter nach dem
Jugulum und der rechten Oberschlüsselbeingrube zu, ohne jedoch
den VI. Halswirbel zu erreichen, so kann man in manchen Fällen
die Ligatur der A. vertebral dextr. versuchen. Erfolgt das Wachs-
thum mehr nach links, so wird man die A. subclav. sin. unterbin-
den; den Carotis-Stamm aber meide man im Allgemeinen zu unter-
binden, es seien denn mehrere Monate seit der Ligatur der A.
carot. comm. dextr. verflossen. Bei Aorten - Aneurysmen hat man
zu unterscheiden, ob eie von dem aufsteigenden oder horizontalen
Teil des GefäLes ausgehen. Im ersteren Fall ist die gleichzeitige
Ligatur der A. carot. u. subclav. dextr. angezeigt, im letzteren kann
man ausserdem einen stärkeren Stamm auf der linken Seite, aber
nie gleichzeitig beide Carotiden unterbinden. Liegt das Aneurysma
jenseits des Ursprungs der A. subclav. sin, so ist jede Unterbindung
contraindicirt, um nicht die Spannung im Sack zu steigern. Bei
Ausdehnung von Aneurysmen der beiden ersten Portionen der Aorta
resp. der Anonyma auf diesen Teil der Hauptschlagader können
peripherer Ligaturen vorübergehend die Fortschritte des Leidens
aufhalten. P. Güterbock.
Grilliert, Verhalten der Körpertemperatur nach der Mastoidope-
ration. Arch. f. Obrenheilk. XXXV. S. 178.
G. hat bei 214 Fällen, bei denen in der Halle’schen Klinik
die Trepanation des Warzenteils vorgenommen worden war, die
Temperaturmessungen verglichen und untersucht, ob sich aus der
Zusammenstellung allgemeine, practisch wichtige Gesichtspunkte ge-
winnen lielsen. Es handelte sich um 70 Fälle mit acuten und 144
mit chronischen Affectionen. Von den ersteren zeigten 23 133 pCt.)
einen gänzlich fieberfreien Verlauf, 47 (67 pCt.) verliefen mit Fieber
und zwar gestaltet sich das Verhältnis», mit Rücksicht auf die ver-
schiedenen Affectionen in folgender Weise: Entzündung der Cell,
mast 80 pCt. fieberfrei, 20 pCt. mit Fieber. Empyem 34 pCt. resp.
66 pCt. Caries 35 pCt. resp. 65pCt. Caries, mit Abscestbildung
25 pCt. resp. 75 pCt. Pyämie 0 pCt. resp. 100 pCt. Durch eine
besondere Tabelle sucht Verf. die Unzuverlässigkeit der Tempera-
turmessungen für die Diagnose zu erweisen, Von den 144 chro-
nischen Fällen zeigten 93 (65 pCt.) einen ganz fieberfreien Verlauf,
51 (35 pCt.) verliefen mit Fieber. Bezüglich der einzelnen Com-
plicationen war das Verhältniss folgendes: die Entzündung der
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86
Schkkibkr, Neuer Dilatator für den Oesophagus.
No. 5
Cellul. mastoid. verlief fieberlos
in
57pCt. ,
mit Fieber
in
43
pCt
Empyem des Pars mast. „
56 „
»*
»>
44
*>
Caries „
»*
63 „
>»
13
>*
Caries |m. subperiost. Absc. „
»*
25 „
>*
**
75
*»
Cholesteatom
*»
66 „
M
*»
33
»1
Ein Vergleich zwischen den acuten und chronischen Füllen
ergiebt:
acute Fälle chronische Fälle
Ganz fieberfrei im Verlauf 33 pCt. 65 pCt.
Fieber im Verlauf ... 67 pCt. 35 „
Vor der Operation fieberfrei 54 „ 79 „
Vor der Operation Fieber 46 „ 21 „
Fin wesentlicher Unterschied besteht zwischen einfacher Caries
ohne Abscessbildung in der Umgebung des Ohres in acuten und
chronischen Fällen.
Fieberfrei im Verlauf waren beiacuterCaries 35 pCt. bei chron. 82 pCt.
Fieber im Verlauf . ,, „ „ 65 „ „ 18 „
Fieberfrei vor d. Operation „ „ „ 80 „ „ 92 „
Fieber vor der „ „ „ „ 20 „ „ 8 „
Bei der Caries mit Abscessbildung in der Umgebung des
Ohres zeigten sowohl die acuten als die chronischen Fälle in 25 pCt.
einen ganz fieberfreien Verlauf, während 75 Ct. mit Fieber ver-
liefen. Schwab&ch.
J. Schreiber, Ein neuer Dilatator zur Behandlung von Verenge-
rungen der Speiseröhre. (Aus der königl. med. Univ.- Poliklinik
zu Königsberg in Pr.) Berl. klin. Wochensohr. 1893, No. 32.
Zur Behandlung von Verengerungen der Speiseröhre, speciell
solcher auf Grund von Carcinom hat Sch. einen neuen Dilatator
angegeben. Derselbe besteht in seinem Mittelteile aus einem un-
gefensterten Schlundrohr, an dessen oesophagealem Ende ein aus
Gummi gefertigtes Böhrchen, Dilatatorium genannt, l/2 — 2 — 3 cm
lang und je nach Bedarf 2.5 bis 5 mm im Durchmesser haltend,
angebracht ist. Am Ende des letzteren befindet sich eine abge-
rundete ’/2 — 1 ’/2 cm lange, 2 Vs mm im Durchmesser besitzende
glatte, widerstandsfähige Spitze, das Itinerarium. Am anderen Ende
des MittelstQckes befindet sich ein metallenes AnsatzstGck mit gut
schliefsendem Hahn. Zur Dilatation selbst füllt man den Apparat
mittels einer Spritze mit lauwarmem Wasser und fahrt ihn sodann
ein, wie jede andere Bougie. Man versucht dann mit dem Itine-
rarium, oder, wenn angängig, mit dem Dilatatorium in die Strictur
einzudringen. Sodann wird die Spritze, mit Wasser gefüllt, auf den
Apparat gesetzt und durch Stempeldruck das Dilatatorium , wie das
Itinerarium mit mehr oder weniger Energie dilatirt. Will man die
dilatirende Wirkung wieder verringern oder aufheben, so wird der
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No. 5.
Jonks, Ueber die Ursachen der Chlorose.
87
Spritzenstempel mehr oder weniger weit zurückgezogen. Durah den
Druck wird aber nicht allein das Dilatatorium erweitert, sondern
es wird auch und mit ihm das Itinerarium nach abwärts gerückt.
Dadurch rückt der ganze Apparat tiefer in die verengte Stelle der
Speiseröhre hinein, gleichsam sich den Weg selbst suchend. Die
Vorzüge des Instrumentes, welches wie geschildert, auf dem Prin-
cip der hydraulischen Kraftäusserung beruht, sind nach seinem Ver-
fertiger oder Erfinder folgende: „Es gestattet die Anwendung von
Dilatatorien, welche selbst sehr vorgeschrittenen Verengerungen sich
anzupassen vermögen; wenn nur die Stenose nicht enger nls 3 bis
4 mm im Durchmesser ist, so kann sie der Behandlung mit aus-
giebiger Dilatation sofort unterworfen werden. Die Dilatatorien
können genau der Längenausdehnung des verengten Canals ent-
sprechend hergerichtet oder in Wirkung gesetzt werden. Sie ent-
falten ihre Wirkung in der allein rationellen Art, nämlich vom
Centrum der Stenose peripherwärts. Sie sind und bleiben bis zu
ihrer maximalen Anschwellung glattwandig und relativ weich; ihre
Anwendung ist daher bei benignen wie malignen Stricturen ohne
weiteres möglich. Der neue Dilatator gestattet An- und Abschwellen
des hydraulischen Druckes und mit ihm Erweiterung wie Hem-
mung desselben nach Belieben und so zu sagen mit Uhr und Man-
nometer in der Hand zu reguliren. Auch die in Bezug auf Länge
wie Enge vorgeschrittene Stenose kann eventuell in einer oder we-
nigen Sitzungen mindestens durchschritten und die so mit dem
Magen hergestellte Verbindung uno continuo d. h. ohne Sonden-
wechsel zur künstlichen Ernährung benutzt werden. Denn ist das
Dilatatorium jenseits der Strictur angelangt, so vermag man durch
Wasserüberdruck ersteren zum Platzen zu bringen und nun durch
den Schlitz Nahrungsfiüssigkeit hindurchzuspritzen. Die Einführung
des neuen Dilatators ist nicht im geringsten schwieriger, als die
einer gewöhnlichen Sonde; das oesophageale Ende ist durch die
constructive Aenderung nicht weniger biegsam, das Mittelstück aus
dünnstem Bougie sogar etwas widerstandsfähiger geworden als zuvor.
Verletzungen der erkrankten Schleimhaut können allem Anscheine
nach zuverlässiger als bei den disponiblen Dilationsmethoden ver-
mieden werden. C. Rosenthal.
E‘ L. Jones, Preliminary report on the causes of chlorosis. Brit.
med. jonrn. 1893, Nr. 1708.
Nachdem schon früher nachgewiesen war, dass bei der echten
Chlorose (d. h. derjenigen Erkrankung, die durch Verminderung
des Hämoglobingehaltes characteristisch ist) das specifische Gewicht
des Blutes ein sehr niedriges ist, suchte Verf. die Ursachen hierfür
zu eruiren, indem er bei einer grofsen Zahl von gesunden und
kranken Personen beiderlei Geschlechts das specifische Gewicht des
Blutes bestimmte. Es zeigte sich hierbei , dass etwa bis zum 15.
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88
Toknrk, Diagnostische Bedeutung der Pupillenstarre.
No. 5
Jahre das spec. Gewicht des Blutes bei beiden Geschlechtern an-
nähernd gleich ist; dann aber steigt es beim Manne, während es
beim Weibe fällt. Gerade um diese Zeit aber pflegt Chlorose auf-
zutreten, die ja (überhaupt nur bei jungen Frauen im Alter von 14
bis 26 Jahren vorkommt. Verf. fasst daher die Chlorosis als eine
mehr oder minder starke Steigerung einer an sich physiologischen
Veränderung auf. Ein ganz anderes Verhalten zeigt das spec. Ge-
wicht des Blutplasmas: es steigt beim Weibe bei beginnender
Pubertät, während beim Manne eine derartige Steigerung nicht
vorkommt. — Die bisherigen Anschauungen Ober die Ursachen der
Chlorosis weist Verf. zurück: gegen Vibchow’s Ansicht, der be-
kanntlich die Chlorosis auf Engigkeit der Aorta zurückführt, spricht
der Umstand, dass bisher noch nie ein Fall bei einem Knaben be-
obachtet wurde, während Hypoplasien der Aorta auch bei Knaben
Vorkommen, ferner der Umstand, dass der bei weitem grösste Teil
aller Fälle in Heilung übergeht. Gegen Anorrw Clark, der
in der Chlorosis das Resultat einer durch Constipation hervorge-
rufenen Autointoxication sieht, führt er ebenfalls an, dass dann auch
Knaben befallen werden müssten, ferner dass Constipationen, wenn
auch sehr häufig , doch nicht regelmäfsig vorhanden sind, endlich
dass Constipationen nicht das Primäre sind, sondern erst secundär
auftreten. Als wichtigste Ursache der Chlorosis spricht Verf. Blu-
tungen der Magen- und Darmschleimhaut an, wenn er auch nicht
so weit gehen will, wie Hosslin, der jede Chlorosis als Resultat
einer verborgenen gastro-intestinalen Hämorrhagie betrachtet. Die
Gründe, wesswegen Chlorosis nicht bei Knaben auftritt, sind: Stei-
gerung des Hämoglobingehalts bei Eintritt der Pubertät, geringere
Neigung zu Störungen im Gebiete des Nervensystems und endlich
Fehlen der Menstruation. — Was die Behandlung betrifft, so wirkt
das am häufigsten angewandte Mittel, das Eisen, hauptsächlich da-
durch, dass es die Gefäfse des Magens und Darms verengert; auch
mit anderen gefäfsverengerndem Mittel kann man gleiche Resultate
erzielen. Zum Schluss weist Verf. darauf hin, dass in einzelnen
Familien alle weiblichen Mitglieder Anlage zur Chlorose haben,
und zwar ist dies stets in sehr kinderreichen Familien der Fall.
Auffallend ist ferner der Umstand, dass die keltische Rasse weniger
zur Chlorose neigt, als die sächsische. K. Kroathal.
W. A. Turner, On the Diagnostic value of the Löss of the Pupil-
lary Light-Reaction, with a Note on the Oeulo-Facial Muscular
Group. The Royal London Ophthalmie Hospital Reports 1892, Vol. XIII.
Dezbr.
Die ersten 8 Fälle haben reflectorische] Pupillenstarre ohne
Verlust der Patellarreflexe; beide Pupillen blieben bei Lichteinfall
starr. In Fall 9 und 10 bestand einseitige Pupillenstarre ohne
Störungen von Seiten des Nervensystems, und in Fall 11 und 12
Digitized by Google
No. 5. Bkrkhardt, Spinal-neuritische Form d. progr. Muskelatrophie. 89
eioseitige Pupillenstarre bei multipler Sclerose. Der Fall 13 zeigt
ebenfalls einseitige Pupillenstarre bei progressiver Paralyse. Fall
14 und 15 zeigen Pupillenstarre mit Opticusatrophie bei erhaltenen
Patellarreflexen. Unter den 15 F&llen zeigten 4 eine Oculomoto-
riuslähmung und 2 eine Abducensparese. In 3 Fällen (1, 4, 10)
konnten die Pateliarreflexe nur mit Hälfe des jKMnuAssiK’achen
Handgriffs erzielt werden. In Fall 9 war Syphilis die alleinige
Ursache der Pupillenstarre. In 3 Fällen bestanden Geh- und
Gleichgewichtsstörungen, in 1 Fall lancinirende Schmerzen, in einem
Ataxie. — In den Fällen von Tabes, die mit Pupillenstarre oder
Opticusatrophie einsetzen, findet sich nicht selten, wie hier in Fall 7,
eine Anästhesie im Gebiete des Trigeminus.
Die reflectorische Pupillenstarre weist meist auf degenerative
Veränderungen in dem oberen Centralnervensystem hin und soll
man stets dabei auf die Pateliarreflexe, den Opticus, Augenmuskel-
lähmungen und Störungen im Trigeminusgebiete achten. — Von
13 Fällen mit Pupillenstarre ohne Opticusatrophie zeigten 8 Myosis
beiderseits, 5 nur auf der einen Seite. — Fall 16 zeigt eine interne
Ophthalmoplegie der einen, und eine Irislähmuog der anderen Seite
bei erhaltenen Patellarreflexen. In Fall 17 bestehen neben rechts-
seitiger interner Ophthalmoplegie linksseitige Pupillenstarre, beider-
seitige Opticusatrophie und Verlust der Pateliarreflexe. Fall 18
zeigt Schwäche der Convergenz und der Accomodation bei erhal-
tener Lichtreaction. Fall 19 weist einseitige Irido- und Cyclople-
gie auf. — Aus den Betrachtungen geht hervor, dass der vordere
Teil des Oculomotoriuskernes 3 Centren enthält. 1) Ein Sphincter-
Hemmungs-Centrum, das mit einem Sphincter-Contractionscentrum
in enger Verbindung steht. 2) Ein Accommodationscentrum. 3) Ein
Centrum für Contraction der Pupillen bei der Convergenz, das in
Verbindung steht mit dem Centrum fOr die associirte Bewegung
beider Musculi recti interni. — Zum Schluss spricht sich T. för
Mkndki.s Ansicht aus, dass die oculo- faciale Muskelgruppe vom
Oculomotoriuskern innervirt werde. S. Kalisober.
M. Bernhardt, Ueber die spinal-neuritische Form der progressiven
Muskelatrophie. Vikchow’s Archiv 1893. Bd. 133.
Die Abhandlung liefert einen weiteren Beitrag zur Lehre von
den hereditären und familiären Erkrankungen des Nervensystems.
Es handelt sich um 3 Fälle einer familiären spinal - neuritischen
Form der progressiven Muskelatrophie, wie eie von Charcot und
Maris, sowie von J. Huffman* beschrieben ist; die Krankheit be-
fiel 2 Schwestern und eine Cousine derselben. Die Mutter der
beiden erkrankten Schwestern hatte gleichfalls an progressiver
Muskelatrophie gelitten. Das Leiden hat demnach ausschließlich
weibliche Mitglieder der Familie befallen und begann bei einer
unverheirateten Schwester in der Kindheit, bei der verheirateten
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90
Jksskt, Hau,, Ueber Exstirpation des Uterus.
No. 5
nach dem 20. Lebensjahre; es äusserte sich in Schwäche und Ab-
magerung der Beine, speciell der Musculatur des Unterschenkels ;
ferner in einem wenig ausgebildeten, schwachen Muskelsystem im
Allgemeinen ohne ausgeprägte atrophische Zustände; dazu kommen
eine sehr leicht und schnell eintretende Ermüdung, eine enorme
Herabsetzung der electrischen Erregbarkeit für beide Stromesarten
an den Nerven und Muskeln, die keine Störung der activen Be-
weglichkeit zeigten, trotz der geringen electrischen Erregbarkeit und
des geringen Volumens; auch der N. facialis nahm bei vollkommen
freier mimischer Bewegung an der Herabsetzung der electrischen
Erregbarkeit Teil; die Psyche, die Sinnesorgane, die Blase, Mast-
darm wie die Sensibilität waren intact. Die unverheiratete Schwester
zeigte eigentümlicher Weise ebenso wie ihre Cousine blitzartige
Schmerzen, die oft in Anfällen auftraten (im Verlauf der Nn.
ischiadici am Röcken u. s. w.) Bei der Cousine waren die Nerven
und Muskeln electrisch normal erregbar, trotz der leichten Ermüd-
barkeit und des geringen Volumens der Muskeln; hier waren die
Kniephänomene vorhanden, während sie bei der einen Schwester
fehlten, bei der anderen nicht immer und nur sehr schwer zu er-
zielen waren, fibrilläre Zuckungen waren nur wenig ausgeprägt in
einem Falle (bei der jöugeren Schwester) zu sehen. Es fehlten in
den beschriebenen Fällen Muskelspannungen, sowie die Krallenhand,
während der Klumpfufs in einem Falle deutlich ausgeprägt war.
Bei der 3. Kranken handelt es sich um eine unausgebildete Form
(forme fruste) oder eine bisher unbekannte Abart der Erkraokuog;
neben der Dünnheit der Unterschenkel bestanden hier gar keine
Bewegungsstörungen, doch ein auffallendes Ermüdungsgefühl nach
der kleinsten Anstrengung und blitzartige Schmerzen in den Beinen.
— Das Rückenmark scheint sicher bei der Erkrankung (vielleicht
primär) beteiligt zu sein und schlägt B. daher für die Erkrankung
den Namen Atrophia muscularis progressiva spinalis neuritica vor,
mit oder ohne den Zusatz hereditaria seu familiaris. S. Kalischer.
1) F. B. Jesset, An Address on the results of the operations of
vaginal hysterectomy and supravaginal amputation of the cervix
for cancer of the Uterus. The Lancet 1893, 29. Juli.
2) R. B. Hall, Vaginal hysterectomy for malignant disease of the
uterus, with a tabulated report of cases. Medical News 1893, 19.
AcgU3t.
1) Die Mortalität nach der Totalexstirpation beträgt nach den
Statistiken verschiedener Operateure 1 0.5 pCt. ; diejenige der hohen
Collum-Excision 7.75 — 9 pCt.
Die Gefahren der beiden Operationen sind verschieden; bei
der Totalexstirpation ist zu berücksichtigen: der zuweilen nach der-
selben auftretende Ileus in Folge von Darmverwachsungen mit dem
Stumpf; ferner Verletzungen der Blase und des Ureter, Peritonitis
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No. 5. Griffitb, Voiot, Verlegung der Beckenhohle etc. 91
und Nachblutungen; alle diese Gefahren sind bei der hohen Exci-
sion zum Teil gar nicht, zum Teil in geringerem Grade vorhanden.
— Dr. Btrnb hat 1273 Fälle von Totalexstirpation von 38 Ope-
rateuren zusammengestellt mit 14.6 pCt. Mortalität; er selbst hat
400 Fälle von hoher Excision mittelst Galvano-Cauterisation operirt
ohne Todesfall. — Die Schnelligkeit der Recidive hängt von dem
Grade der ursprünglichen Erkrankung ab. — Die Wahl der Ope-
rationsart hängt ebenfalls viel davon ab , wie weit die Erkrankung
schon fortgeschritten ist; bei vollkommenen frei beweglichem Uterus
und Beschränkung des Carcinom’s auf Portio oder Cervix ist es,
abgesehen von den erwähnten eventuellen, unangenehmen Folgen
bei der Totalexstirpation, ziemlich einerlei, welche Operation vorge-
zogen wird; manche Operateure lassen die Totalexstirpation nur für
Carcinoma corporis gelten.
2) H. verbreitet sich über die Wichtigkeit der frühzeitigen
Diagnose maligner Uteruserkrankungen und führt die bekannten
Ursachen an, welche dieselbe dem Hausarzte und dem Specialisten
erschweren. Ebenso werden die gewöhnlichen Symptome carcino-
matöser Erkrankung besprochen, sowie die Grenzen, bis zu welchen
die vaginale Exstirpation aussichtsvoil erscheint. Den Schluss bildet
eine Tabelle über 8 derartige Operationen, bei denen 7 Mal Klem-
men benutzt sind, nur in einem Falle, in dem es sich um vollstän-
digen Prolaps des Uterus handelte, wurden Ligaturen angewandt.
A. Martin.
1) S. Griffith, Hypertrophie elongation of the cervix as a cause
of obstructed labour. Brit. Med. Joarn. 1893, 6. Mai.
2) Th. Voigt, Verlegung der Beckenhöhle durch ein grofses Cer-
vicalmyom. — Porro. Münchner med. Wochensehr. 1893, No. 22.
1) Zwei Fälle, in denen die Geburt durch Hypertrophie des
Cervix behindert wurde. Im ersten trat Uterusruptur ein, da die
beabsichtigte Operation (Kaiserschnitt nach Porro) nicht gestattet
wurde. Im zweiten gelang es, daB Kind mit der Zange tot zu
entwickeln, die Mutter starb am 5. Tage des Wochenbettes. Ueber
die Beckenverhältnisse finden eich keine Angaben.
2) Verf. teilt einen Fall von Gravidität mit, bei dem ein
grofses Cervicalmyom das kleine Becken vollständig ausfüllte, so-
dass die Geburt ihren normalen Verlauf nicht nehmen konnte. Die
betreffende Pat. blieb in dauernder Beobachtung und wurde am
normalen Endtermin der Schwangerschaft nach erfolgtem Frucht-
wasserabflues von Kaltrnbocb laparotomiert. Es wurde ein kräftiger
lebender Knabe entwickelt. Die Auslösung des Tumors aus dem
kleinen Becken gelang mit grofser Mühe. Nach Anlegung einer
elastischen Ligatur unterhalb des Myoms wurde der Uterus mit-
sammt der Geschwulst oberhalb der Ligatur abgetragen. — Extra-
peritoneale Stielversorgung. — Die Patientin wurde nach 6 '/,
Wochen geheilt entlassen. A. Martin.
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92 Czapek u. Wrii., Wirkung d. Selens u. Tellurs. — Wintkrnitz. No. 5
F. Czapek u. J. Weil, lieber die Wirkung des Selens und Tel-
lurs auf den tierischen Organismus. (Pharmakol. Institut Prag).
Arch. f. eiper. Path. u. Pharm. XXXIII. p. 438.
Selensaures Natron ruft schon zu 1 mg am Frosch Symp-
tome centraler Lähmung und Tod durch diastolischen Herzstillstand
hervor. Atropin bedingt keine Aenderung im Ablauf der Herzer-
scheinungen, Digitalin und Physostigmin bringen das bereits still-
stehende Herz zu neuerlichen Contractionen , der diastolische Still-
stand ist somit auf Lähmung excitomotorischer Apparate zu be-
ziehen.
Am Warmblüter wird Angstzustand. Erbrechen, wiederholter
Durchfall, Tenesmus, Dyspnoe, Tod nach allgemeinen Krämpfen
beobachtet. Am Circulationsapparat äussern sich die Folgen einer
progredienten Blutdrucksenkung, die in einer Lähmung peripherer
Gefälsgebiete ihre Ursache hat. Die Section ergiebt als konstanten
Befund schwere Veränderungen der Darmmukosa, wie Hyperämie,
Oedem, Desquamation des Zottenepithels.
Die Giftwirkung des teilurigsauren Natrons ist der des
Selens äusserst ähnlich. Am Frosche treten zu dem obigen Ver-
giftungsbild noch fibrilläre Muskelzuckungen, sowie eine diffuse
Graufärbung aller Organe durch metallisches Tellur hinzu. Die
Exspirationsluft des Warmblüters nimmt nach teilurigsaurem NatroD,
bereits wenige Minuten nach der Aufnahme desselben, einen wider-
lichen knoblauchartigen Geruch an.
Die teilurige Säure zeigte ferner bei der Katze deutliche anti-
hydrotische Wirkung, eine Folgeerscheinung, die auch dem arsenig-
sauren Natron zukommt. Im Uebrigen sind die Symptome die
gleichen wie beim Selen, nur dass das Tellur quantitativ weniger
wirksam ist.
Wie aus Vorstehendem ersichtlich, stehen die Metalle Selen
und Tellur ihren Wirkungen nach dem Arsen und dem Antimon
am Nächsten. Pohl.
W. Winternitz, Neue Untersuchungen über Blutveränderungen
nach thermischen Eingriffen. Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 49.
Verf. hat im Anschluss an seine früheren Untersuchungen den Einfluss thermischer
Eingriffe auf die Zusammensetzung des Blutes untersucht. Bei allgemeinen derartigen
Procednren fand er das der Fingerbeere entnommene Blut reicher an roten Blut-
körperchen, Leukocyten und Hämoglobin. Die Zunahme der roten BlntkBrpercheD
betrug in maiimo 1 860000, die Leukocyten erreichten das dreifache der normalen
Zahl, der H&moglobin-Gehalt stieg um l4pCt. Aehnlichen, wenn auch geringeren,
Effekt hatte actire Mnskelbewegung. Dagegen trat nach localeo thermischen Eingriffen
an entlegenen Stellen eine Verminderung der Erythrocyten und Leukocyten im BInt
der Fingerbeere ein.
Verf. erklärt nnn diese Befunde durch ein regeres Circulieren des bisher in den
Organen stagnierenden Blutes. Dadurch wird dem ganzen Organismus mehr Sauer-
stoff zugeführt, worauf die wohlthltige Wirkung der B&derbehandlung beruht. Ganz
besonders werden so die Erfolge bei schwereren Anlmien rerstkodlich. M Ruthtaann.
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No. 5 V. ErSELSBKHO. — V. BkROMAJiN. — ZWAARDKMAKKB. — BUHOKH. 93
V. Eiseisberg, Aus der chir. Klinik des Prof. Billruth. Wiener
klin. Wochenschr. 1893, No. 1.
Bei einer 59jähr. Frau, welche seit 15 Jahren im rechten Hypocbondrium einen
allmälig sich vergröbernden Tumor unter stetig wachsenden Beschwerden trug, fühlte
man eine fast zweimannskopfgrofse Geschwulst, welche hart war. eine leicht höckerige
Oberfläche besafs und sich ziemlich beweglich, besonders von rechts nach links, erwies.
Nach unten reichte sie bis in die Höbe des Nabels, nach innen bis an die Paraster-
nallinie, nach oben bis knapp an den Rippenbogen. Es liefs sich zwischen ihr und
der Leber, deren freier Rand in der rechten Sternallinie deutlich zwei Querfinger
unterhalb des Rippenbogens fühlbar war, eine leichte Resistenz nachweisen , so dass
ein Zusammenhang des Tumors mit der Leber wahrscheinlich erschien. Bei der Ope-
ration erschien die blaurote höckerige Geschwnlst tatsächlich nur durch eine leichte
Sehnürfurche bewirkt: ihre Abtragung mit dem schwach glühenden Tbermocauter
— im Ganzen 470 g Gewebsmasse — war von ziemlicher Blutung begleitet und
wurde die grofse Leberwunde über einen Jodoformgazestreifen durch Kapselnähte ver-
einigt und die Gaze säumt Flden am nntern Wondwinkel nach aussen geleitet.
Heilung erfolgte reactionslos. Der Tumor erwies sieb in den Randpartien als nor-
males Lebergewebe, dann aber als ein ausschliefslich mit Blut erfülltes grobes Netz-
werk, welches stellenweise, namentlich aber in der Mitte gröbere fibriöse Züge aufwies.
P. GQterbock.
E. V. Bergmann, Zur Casuistik der arthrogenen Kieferklemme.
Arch. f. klin. Chir. XLV, S. 664.
Aus einem sehr instrnctiven Falle, dessen Einzelheiten im Original einzusehen
sind, schliefst Verf., dass überall dort, wo mit der Kieferklemme Atrophie, Kleinheit
und Verkümmerung des Unterkiefers verbunden ist, beide Fortsätze des Unterkiefers
(nicht blofs der Proc. condyloid.) zu reseciren sind. Es tritt nach der Entfernung des
letzteren Fortsatzes allein deswegen wohl so leicht im Recidiv ein, weil dieser Fort-
satz sammt dem Gelenkköpfchen in Folge der frühzeitigen Atrophie nur überaus klein
ist Hinsichtlich der Ursachen derartiger Kieferatrophien und der damit zusammen-
hängenden Kieferklemmen bedarf es noch weiterer Aufklärung, zumal da nioht immer
feststeht, in wie weit die Klemme oder die Atrophie das Ursprüngliche ist. Im Falle
Verf's scheinen von dem Geburtsvorgange abhängige Schädelbasisbrüche zu Ver-
dickungen und Verschwellungen im Bereich des Kiefergelenkei geführt zu haben.
P. Gfiterbock
Zwaardemaker, Das presbyacusische Gesetz. Zeitscbr. f. Ohrenheilk.
XXIV. S. 280.
Z., glaubt sich anf Grund seiner Untersuchungen .von 219 normalen Ohren ver-
schiedenen Alters" dahin aussprechen zu sollen, dass der Umfang des menschlichen
Ohres von der oberen Grenze bis zum Anfang des Qreisenalters eine halbe Octave
verliert und dass die Einengung der Scala während des eigentlichen Greiseoalters noch
znnimmt. Der obere Grenzton liegt, nach Verf., in der Jugend bei e’, im hohen
Alter bei a* (Mittelwerte). Als Extrem kommt aber anch g" bei normalbörenden
Greisen als Grenzton vor. Finde man denselben niedriger, so dürfe man pathologische
Verhältnisse annehmen. echwabach.
Burger, De zoogenaannle TuKRWALDi’sche ziekte. Weekbl. van bet
Nederl. Tijdschr voor Qeneesk. 1893, II. No. 17.
Von verschiedenen Forschern wurde angegeben, dass die ToBMwsLDr'sche Krank-
heit hauptsächlich sich bei der Bevölkerung an den Seeküsten fände. Einzelne wie
Zizu-Danzig bezweifelten diese Tbatsache. Auch Verf. kann nach seinen und anderer
Fscbgenossen Beobachtungen in Holland nnr feststellen, dass Fälle von echter Tosh-
waLov'scher Krankheit sehr selten sind, sodass es besser ist, wie dies auch bereits
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94
Fukkeh. — Kovacs. — Meter.
No. 5.
geschehen, den Namen für ein besonderes Kraokheitsbild nicht mehr za benatien.
Da die mittlere Spalte der Rachenmandel die tiefste ist, so sammeln sich daselbst
gerade Eiter- and Scbleimmengen an, eine Tbatsache, welche nicht als besondere
gegenüber den Eiterungen der seitlichen Spalten aufzufassen ist. George Meyer.
Fokker, Löfflkr’s middel tegen veldmuizen. Weekbl. van bet Nedert.
Tijdschr. voor Qeneesk. 1893, II. No. 16.
Verf. stellte Versuche mit dem von Sc» wstzLoet- Berlin in den Handel gebrachten
Losrrtas'schen Mittel gegen Feldmäuse an. Dasselbe wird in Röhrchen mit Agar-
kulturen versendet. Es fanden sich in 1 Liter frischer Bouillon 416000 Millionen
Bacillen; 1 Liter StlzlOsung, in der eine frische von F. hergestellte Agarkultnr ohne
Glycerin verteilt war, enthielt nur 9317 Millionen. Verf. verfertigte folgende Nähr-
bouillon: \ pCt. Fleiscbextract, 1 pCt. Pepton, 1 pCt. Kochsalz, und neutral isirte diese
mit Soda. Sowohl io den Agar- als in den Bouillonkulturen nahm die Anzahl der
Bacillen langsam ab, nachdem zuerst in den Bouillonkulturen erhebliche Zunahme
stattgefnnden. Die Abnahme in den Agarkulturen war bei den Versuchen des Verf 's
starker. Bouillonkulturen, solange sie frisch sind, verdienen daher den Vorzug Aeltere
Kulturen von Mäusetyphös Andern ihre giftigen Eigenschaften, wahrscheinlich, wie auch
bei anderen pathogenen Bacterieo, durch Wirkung der Stoffwechselproducte. 2 Haus-
mAuse , die einige Tage lang Brot mit 6 Wochen alter Kultur getränkt , gefressen,
blieben nicht allein am Leben, sondern schienen auch Immunität gegen frische Kul-
turen erlangt zu haben. Die Versandtgefäfse der Kulturen müssen geschlossen und
vollkommen gefüllt sein. Auf Agar - Glycerin wachsen die Kulturen viel ausgiebiger
als auf gewöhnlichem Agar. Ferner ist es notwendig, die Giftigkeit der Kulturen
vor ihrer Anwendung zeitweise experimentell zu prüfen, da dieselbe abnimmt.
George Meyer.
Fr. Kovtics, Zur Frage der Beeinflussung des leukämischen Krank-
heitsbildes durch complicirende Infectionskrankheiten. Wiener klin.
WocheDSchr. 1893, No. 39.
Schon mehrfach wurden bei Leukämien, bei lieoal - medullärer sowohl wie auch
bei lymphatischer durch Hinzutreten einer infectiüsen Erkrankung Veränderungen an
den blutbereitenden Organen und am Blute selbst gefunden. Einen neuen derartigen
Fall teilt K mit; es bandelt sich um einen 2G Jährigen, an lieoal -medullärer Leu-
kämie leidenden Mann, der unter den bekannten Erscheinungen eines schweren In-
Suenzaanfalls erkrankte. Während der Dauer desselben und in der ersten Zeit der
Recoovalescenz nahm die für die lienal - medulläre Leukämie characteristische Poly-
morphie der Leukocyten sehr stark ab , die grofsen mononuclearen Zellen und die
kernhaltigen roten Blutkörperchen verschwanden-, dagegen trat gleichzeitig eine zu-
nehmende Vermehrung der polynucleareo Leukocyten ein. Numerisch nahm die Ge-
sammtmenge der Leukocyten ab, in geringer Menge such die Zahl der roten Blut-
körperchen, ebenso die von Anfang an nur sehr geringe Zahl der eosinophilen Zellen.
Allmälig kehrte die characteristische leukämische BlutbeschafTenheit wieder. Diese
Veränderungen des Blutbefundes gingen mit einem Abschwelleo und neuerlichen An-
schwellen des Milztumors einher. K. Kroutbal.
P. Meyer, Aaphyktiache Zustände bei Säuglingen. Deutsohe med.
Wochensohr. 1893, No. 36.
Ein 14 tägiges, kräftiges und gesundes Mädchen erkrankte plotslich unter dem
Bilde schwerer Asphyxie, welche über 12 Standen andauerte. Der Fall unterscheidet
sieb schon durch die Zeitdauer der Apnoe, wesentlich von allen bisher bei Säuglingen
beschriebenen Formen der Asphyxie; am meisten Aehnlichkeit hat derselbe mit dem
Krankbeitsbild, welches Mauio-rrs von den Obnmachtsanfällen der Säuglinge entwirft.
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No. 5.
de Joho. — ZiKiii.. — Moükll. — Bkhuh.
95
Verf. nimmt an, dass die Apnoe durch eine centrale Ursache erzeugt war, welche
das Athemeentrum traf. Künstliche Atmung in Verbindung mit Reizmitteln brachten
daa Kind &ber die gefährliche Periode hinweg. sudtbsgen.
De Josselin de jong, Een geval van zoogenaamden lobus azygos
van de rechter long. Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor Geneesk.
1893, U. No. 20.
In der Leiche einet 63jgbr. an Magenkrebs verstorbenen Kranken fand Verf. an
der rechten Longe einen accessorischen Lappen , der mit dem rechten Oberlappen zu
tammenhing und io einem Blindtack lag, welcher mit der Pleurahohle in Verbindung
stand. Die Entstehung des Lappens ist wohl so zu denken: Weicht die Vena azygos
zaftllig etwas nach der Seite ab, so kann es geschehen, dass die rechte Longe, welche
nach oben aoswlehtt, sich nach der Gegenseite entwickelt Die Vena azygos wird
stets am Uoterrand des Septums gefunden. In der Litteratur sind nnr wenige solcher
Falle bis jetzt veröffentlicht worden. üeorge Meyer.
Fr. Zieh!, Ein neuer Fall von isolirter Lähmung des dritten Tri*
geminusastes mit Geschmacksstörungen. Virchow’s Arch. Bd. 130,
Heft 3.
Zu dem im Bd. 117 dieses Archives beschriebener Fall von isolirter Lllbmung
des ganzen dritten Trigeminusastes fügt Z. einen i neuen zu. Derselbe betrifft einen
50j£hrigen Mann, der nach einer Erklltung, Ziehen und Taubheit in der rechten
GesichtshSlfte bemerkte. Im Bereich des 3. Trigeminusastet war rechts an Kinn,
Zahne, Schlafe, Zunge die Sensibilität für alle Gefühlsqualitaten herabgesetzt; die
rechtsseitigen Kaumuskeln waren gelahmt bei Verlast der electrischen Erregbarkeit
und erheblicher Atrophie des M. Temporalis. Am vorderen Teil (etwa Hälfte) der
rechten Zungenhalfte war die Geschmacksempfindung sehr mangelhaft, wahrend sie an
der hinteren Partie rechts, sowie an der linken Zungenhalfte normal war. Nach ca.
2 Monaten waren Sensibilität und Geschmack wieder normal und auch die^Kaumuskel-
lahmung schwand, nur der Temporalis war auch nach Verlauf eines Jahres noch völlig
gelahmt und atrophisch. Auch dieser Fall lehrt, dass die Geschmacksempfindung für
die Zangenspitze wenigstens beim Menschen durch den dritten Trigeminusast zum
Gehirn verlauft. s. Kailscher.
S. H. Monel), Static electricity in cutaneous affections. Med. Rec.
1893, Nov. 18.
M. berichtet über sehr günstige Resultate der Behandlung einer Reihe von Haut-
krankheiten mittelst Franklinisation. Mit Erfolg wurden allgemeine Hyperästhesie der
Hant, Pruritus, Eczem etc. behandelt. Leider ist über die Methode so gut wie nichts
angegeben, nur einmal wird ganz kurz von der Placiruog des Patienten auf den Isolir-
schemel gesprochen. (Cbl. 1893, 8. 665). Bernhardt.
R. Bergt), Congenitale Syphilis bei paterner Infection. Monatsb. f.
pract. Dermal. XVII. No. 3.
Dass in seltenen Fallen eine Frau ein vom Vater her syphilitisches Kind zur
Welt bringen kann, ohne selbst inficirt zu werden, scheint dem Verf. folgende Be-
obachtung zu beweisen. Eine Prostituirte, die schon Öfter im Krankenhaute gewesen
war, niemals aber Zeichen von Syphilis dargeboten batte, gebar ein ausgetragenet, an-
scheinend gesundes Kind, welches einer Pflegemutter übergeben und künstlich ernährt
wurde. Fünf Wochen alt kam es wieder zur Aufnahme mit eitrigem Ausfluss aut
beiden Nasenlöchern und der Vulva, einer weifslichen Infiltration am harten Gaumen
and einem maculo - papulösen Exanthem. Die Krankheit, welche seit etwa 14 Tagen
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96
Vkikl. — Kihk. — Iunalowskv.
No. 5
bestehen sollte, wurde durch Behandlung mit Calomel geheilt. Dass das Kind die
Syphilis erst nach der Geburt acquirirt habe, htlt Verf. den Umständen nach für
ausgeschlossen. Volle 6 Monate nach der Entbindung stellte sich die Mutter mit
Sclerosen und indurativem Oedem an den Genitalien, Schwellung der Jnguinal- and
Cervicaldrüsen, Hötbuug des Schlundes, Kopfschmerzen und Haarausfall wieder vor.
Da nach 9 Wochen ein Exanthem noch nicht aufgetreten war, wurde eine Schmiercnr
eingeleitet. Etwa 9 Monate später leichtes Recidir, wieder ohne Hauterscheinungen.
H. Müller
Veiel, Zur Therapie des Lupue vulgaris. Berl. klin. Wochenschr. 1893,
No. 39.
Verf. verwendet bei der Behandlung des Lupus vulgaris eine auf Zink gestrichene
10 pCt. Pyrogallolvaselinsalbe in der üblichen Weise, ersetzt dieselbe aber, wenn am
4. oder 5. Tage heftigere Schmerzen auftreten, nicht, wie dies gewöhnlich geschieht,
durch einen Vaselin- oder Jodoformverband , sondern führt die Behandlung mit einer
2 — 1 proe. Pyrogallolsalbe, welche zwar das lupSse Gewebe noch zerstört, die gesunde
Grannistion aber nicht hindert, weiter und, sobald aich eine flache, feste Grauulationa-
fläche gebildet hat, mit einer 0.5 — 0.2 proc. Salbe zu Ende. Die letztere mnss aber
sofort wieder verstärkt werden, wenn sich hypertrophische Granulationen za bilden
beginnen. Die Heilung erfolgt bei dieser Methode in der Regel zwar langsam , doch
treten nicht so häufig Rückfälle auf und die Narben zeichnen sieb durch besondere
Weichheit und Glätte aus. — Nach demselben Verfahren gelang es dem Verf. auch,
4 Fälle von Caries der Fufswurzelknochen zur Heilung zu bringen. H. Müller.
R. Kirk, Fife cases of albuminuria gravidarum with eclampsia,
for which veneeection was performed in two; recoery of all.
The Lauest 1893, 29. Juli.
Einer I. para. welche im 8. Monat an Eclampsie erkrankte, entzog K. durch die
Venäsection 16 Unzen Blut: die Anfälle wurden darauf kürzer; nach einigen Stun-
den wurde mit der Zange eiu totes Kind entwickelt; in einem zweiten ähnlichen Fall
wurden 24 Unzen abgenommen und nach 6 Stunden mit der Zange ein lebendes Kind
entwickelt; C Standen nach der Entbindung traten noch einige Anfälle auf. — Wäh-
rend in diesen beiden Fällen starker Eiweifsgehalt des Urins ohne Oedem bestand,
beobachtete K noch 3 andere Fälle mit sehr starken Oedemen; alle 5 Fälle genasen.
A. Martin.
A. Ignalowsky, Zur Frage nach der Ursache des Todes beim
Erhängen. Vierteljahresschr. f. ger. Med. 1893, VI.
I. überzeugte sich bei Erbäoguugtrer suchen an trepanierten Hunden, dass es
unter dem Einfluss des exapiratorischen Hindernisses zu einer Blutüberfüllung im Ge-
hirn und einer Steigerung des endocraniellen Druckes kommt. Auf diese Druckstei-
gerung führt er die beim Erhängen eintretende Bewusstlosigkeit zurück; einen Ver-
schluss der Cärotiden dagegen, auf den v. Hopmahn sie zurückführt, betrachtet er nicht
als eine regelmäfsige, wesentliche Erscheinung des Erhängungstodes. Die Ruptur der
Intima der Carotis hält er für keine Folge directer Compression, sondern für eine
Folge der Zerrung des Blutgefäfses beim Erhängen; er konnte sie auch experimentell
auf diese Weise erzeugen. Fr. siraeeraann.
Einsendungen für das Centralblatt werden an die Adresse des Urn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Franaöeische Straäe 91) oder an die Verlagshandlung (Berlin HW., dB. Unter den Linden) erbeten.
Verlag ron August Hlreebwald ln Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin
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7
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WV6«Mllfh cr*rhclncn £trn J ■■ ■ ■ ■ Pr«lt d«. Jahrgang«»
1-5 Ra|*n; ui SchluM» IHI A tt Jn Mark; »u bcilchrn
d«> Jahrgangs Titvl, Na- Cw'ÄWÄCHl/ durch alle Buehhandlun*
ort- und Sachregister. gen und PosUaitaltnn.
für die
luediciiiischeii W isseiiscliaftcn.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. Februar. No. 6.
Inhalt: Salkowski, Zur Kenntnis! der Synovia. — Embdxn, Zur Kenntnis!
der Alkaptonurie — Nicoladohi, Lkdw, Ueber die Radicaloperalion von Hernien.
— SraoHCK, Erkennung des Cholerabacillus. — Bauen, Heber idiopathische Harz-
vergrötHruug. — Zwaabdbhaker und Kbapt, Deber die Reconralescenz von
Beri-Bsri — Orrtiniii, Deber atypische Formen der Gliosis spinalis. — Nausis,
Bzasnati'T, Falle von Syringomyelie und Polyneuritis. — Lass, Deber die inter-
nittirende Syphilisbehandlung. — lASrusAi, Coboisb, Deber die Methoden der
Dtennesstirpaiioo. — Dsisst, Zur Pharmakologie des Quecksilbers.
ScaaOTTKB, Zur Kenntnisi der Albumosen. — Popow, Verdauung von Nu-
elsio. — Liudbck, Die Narcose der roten Blutkörperchen. — Fibbsb, Verrenkung
des CeorssT'schen Gelenkes. — v. Strin, Fall von Obrenblutnng bei anperlorirtem
Trommelten. — Macdowald, Complicirter Fall von Kehlkopfexstirpation. — Müh-
ssm und Scbimmblbuicb, Deber die Farbproduction des Bacillus pyocyaneus. —
Combimalb , Grotte Dosen Olivenöl bei Bleicolik. — Litdkb, Venenthrombose bei
Ioöueuza. — Wallach, Zur Kenntnis! der Rbachitis. — Simosr, SpontangangrSn
bei Hysterie. — Chadbirt, Deber Maladie des tics. — Hzbzpmld, Fall von erb-
licher Epidermolysis bullosa. — Tipjakopp, Behandlung der RetroSexionen. —
Stephan, Extractum Myrtilli bei Diabetes
E. Salkowski, Zur Kennntniss der Synovia, insbesondere des
mucinähnlichen Körper derselben. Virchow’s Aroh. Bd. 131, S. 304.
Für die Synovia eines chronisch entzündeten Hüftgelenks, welche
eine honiggelbe und, abgesehen von Cholesterinkryetallen , klare
Flüssigkeit darstellte, sich also nur wenig von normaler Synovia
unterschied, fand Ref. folgende Zusammensetzung für 100g: Mu-
cinartige Substanz 0.375, Sonstige Eiweifskörper 4.824, Fett 0.282,
Lecithin 0.017, Cholesterin 0.569, Anorgan. Salze 0,849, Wasser
93.084. — Genauer untersucht wurde die mucioartige, durch Essig-
säure fallbare Substanz mit Rücksicht auf die Frage, ob hier ein
Nucleoalbumin oder ein Mucin vorliegt. Die Prüfung auf Phos-
phor fiel negativ aus, demnach ist Nucleoalbumin ausgeschlossen,
andererseits aber konnte auch beim Kochen mit verdünnter Salz-
säure keine reducirende Substanz erhalten werden, oder nur eine
XXX11. Jahrgang. 7
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98 Embden, Zur Keuntniss der Alkaptoaurie. — Nicoladoki, Leuw, No. 6
minimale Spur. Daraus folgt, dass es ausser dem Mucin und Nu-
cleoalbumin noch eine dritte Categorie von durch Essigsäure fäll-
baren, im Ueberschuss nicht löslichen, in ihren physikalischen Eigen-
schaften dem Mucin gleichenden Ei weifekörpern giebt, welche sich
von dem Nucleoalbumin durch Fehlen des Phosphorgehaltes, von
dem Mucin durch ihr abweichendes Verhalten gegen Mineralsäuren
unterscheidet. Dieser Categorie gehört die mucinartige Substanz der
Synovia an. Ref. giebt eine genaue Beschreibung des zur Prüfung
auf Phosphor und zur Prüfung auf Abspaltung reducirender Sub-
stanz angewendeten Verfahrens. Mit Rücksicht auf vorliegende An-
gaben über die Abspaltung reducirender Substanz aus Nuclein durch
Salzsäure hat Ref. das Nucleohistoo aus Thymus, das Casein, Vitel-
lin und Nucleoalbumin aus Harn auf etwa durch Salzsäure abspalt-
bare reducirende Substanz untersucht, jedoch nichts derartiges be-
obachten können. E. Salkowski.
H. Embden, Beiträge zur Kenntniss der Alcaptonurie. II. Mitth.
Zeitschr. f. physiol. Ch. XVIII. S. 304.
An der zuerst von Baumann u. Wulkow untersuchten Pat., bei
der die Ursache der Alcaptonurie in der Ausscheidung von Homo-
gentisinsäure entdeckt worden ist (Cbl. 1891, S. 548) hat Verf.
seine Versuche angestellt. Bei gemischter Kost betrug die tägliche
Ausscheidung an Homogentisinsäure im Mittel 3.2 g; nach Eingabe
von Substanzen, welche die Fäulniss- und Gährungsprozesse im
Darm herabsetzen, wie Kefyr, RicinusOl, Terpentin, war die Aus-
scheidung nicht vermindert, ebensowenig nach Phenylessigsäure u.
Phenylamidoessigsäure, nach deren Eingabe eine Erhöhung der Aus-
fuhr erwartet wurde. Dagegen steigerte Tyrosin die Ausscheidung
der Homogentisinsäure beträchtlich; etwa '/, der eingeführten Sub-
stanz erschien in Form der Säure im Harn. Von Homogentisin-
säure, als solche gegeben, erschienen 75 pCt. im Harn wieder.
Dagegen hatte bei einem gesunden Menschen erst eine Gabe von
8 g eine geringe Ausscheidung unveränderter Säure durch den
Harn zur Folge. Nach subkutaner Injection der Säure beim Hunde
erschien '/, im Harn der nächsten 24 Stunden unverändert wieder.
Die der Alcaptonurie zu Grunde liegenden abnormen Vorgänge
sind somit weder ihrem Orte noch ihrer Aetiologie nach mit einiger
Sicherheit ermittelt worden. J. Munk.
1) C. Nicoladoni, Hundert Radicaloperatiunen von Leistenhernien
ausgeführt nach dem Verfahren Bussers. Wiener med. Presse 1893,
No. 22—26.
2) C. Leuw, Die Radicaloperationen der nicht eingeklemmten
Hernien in der Berner Klinik. Arch. f. klin. Chir. XLV. S. 40.
1) Aus dieser längeren, von einer Beschreibung des Verfahrens
bei Ablösung des Bruchsackes eingeleiteten, die einzelnen 100 Fälle
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No. 6.
Ueber die Radicaloperation von Hernien.
99
in einer tabellarischen Uebereicht der Reihe nach aufführenden Ab-
handlung können nachstehend lediglich die Endergebnisse berück-
sichtigt werden. Von den 100 Radicaloperationen heilten 94 per
prim, int., 5 durch Eiterung und 1 endete tötlich am 16. Tage
durch Pyämie, ausgehend von zwei septischen Suturen der Muskel-
schicht. Nur 7 Operirte waren weiblichen Geschlechts, darunter
1 mit einer Hernia ovarii. Der jüngste Pat. war 2, der älteste
65 Jahre alt; in 6 Fällen war der Bruch angeboren, 5 Mal wurde
doppelseitig (darunter 1 Mal in einer Sitzung) operirt und 4 Mal
handelte es sich um Incarceration , die 1 Mal die Resection eines
8 cm langen Dünndarmstückes erforderlich machte. Ausserdem
wurde Coecum und etwas Ileum in einer alten adhärenten Scrotal-
hernie wegen Unmöglichkeit der Reposition resecirt. Eine Hernie
war eine sog. directe, 7 mit Leistenhoden complicirt und gelang
es hier 1 Mal das Organ in die betr. Scrotalhälfte zu verlagern,
während in den anderen 6 Fällen der atrophische Hoden entfernt
werden musste. Ebenso wurde in 9 Fällen angewachsenes Netz
nach vorheriger Ligatur abgetragen. Bei 8 Pat. wurden im An-
schluss an die Radicaloperation noch anderweitige, z. Th. mit dieser
in gar keinem Zusammenhang stehende Eingriffe vorgenommen. Als
Complicationen werden aufgeführt das 6 malige Vorkommen von
praeperitonealen Lipomen und das einmalige einer Fettgeschwulst
im Samenstrnng. Hervorgehoben werden ferner 3 Fälle von zwei
nebeneinander entwickelten Bruch«äcken , dann von 4 von Coecum
und 2 von Colon descendens und S Romanum als befördernd für
die Würdigung der ßAssiNi’schen Isolirung des Samenstranges mafs-
gebend. Ueber das weitere Schicksal der Operirten weifs N. nichts
anzugeben, die ältesten Operationen datiren kaum 2 Jahre zurück.
Zu betonen ist, dass gemäl’s den Anordnungen Bassim’s die betr.
Patienten nicht mit einem Bruchband versehen worden sind.
2) Das von Kocheb an Verf. überlassene Material umfasst 106
Personen mit 123 Hernien, deren Verteilung auf Geschlecht, Körper-
seite und Bruchart nachstehende Tabelle lehrt:
Personen
Leistenbrüche Schenkelbrüche Nabel u.epi-
rechts links unbekannt rechts links gastr. Brüche
Summa
Männer 54 39 1 2 2 7 105
Frauen 3 3 3 5 4 18
Summa 57 42 4 7 6 7 126
Operirt wurden davon 88 Männer mit 101, 18 Frauen mit
18 Hernien, zusammen 119 Brüche. Von diesen 106 Personen sind
18=17 pCt. mit Doppelbrüchen, von denen aber nur 14 operirt
wurden, nämlich 11 mit doppelten Leistenbrüchen, 1 mit einem
Leisten- und Bauchbruch und 1 mit einem Leisten- und Nabel-
bruch. Einmal wurden die beiden Leistenbrüche in zwei Sitzungen,
sonst stets gleichzeitig operirt. Angeboren waren 1 1 (10 pCt.),
directe 3 Leistenhernien. Unter 3 Jahren waren 3, 4 — 20 Jahre
7*
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100 Nicoladoni, Lkow, Ueber die Radicaloperation von Hernien. No. 6
17 Pat. alt und betrafen diese alle Leisten- und epigastrische Her-
nien, von den übrigen Operirten waren 64 21 — 50 Jahre alt, der
Rest 20 darüber, von diesen aber '/4 nämlich 5 Schenkelbrüche.
Von 101 verwertbaren Fällen bestanden bei 21 die Brüche noch
nicht 1 Jahr, 52 1 — 10 Jahr, über 10 Jahre 23 und unter letzteren
waren 5 Schenkelbrüche. Als kleine — nussgrofse — Hernien
waren 15 zu bezeichnen, als mittlere — faustgrol'se — 60, und als
grofse — zweifaustgrofse und mehr zeigende — Hernien 13. Den
beiden letzteren Categorien gehörten keine Nabel- oder epigastri-
schen Hernien an. Die Bruchpforte wird bei 29 Leistenhernien
als für eine Finger durchgängig (eng), für 2 durchgängig bei 22
(mittel) und für 3 und mehr passirbar bei 3 (weit) bezeichnet. In
79 Fällen werden die Indicationsetellungen näher angegeben, da-
runter 13 Mal Jugend der Patt., 5 Mal Wunsch, 36 Mal Beschwer-
den und 25 Mal Irreponibilität und Incoercibilität. Zur letzteren
Classe sowie zu den auf Wunsch Operirten zählten keine epigas-
trischen- oder Nabel-Hernien. Kochkb hält übrigens die frühesten
Jugendjahre wie die meisten Operateure wegen der schwer durch-
zuführenden Aseptik nur ausnahmsweise zur Radicaloperation ge-
eignet und hat nur 3 derartige Fälle und zwar mit gutem Erfolg
behandelt. Bei dem KocHKa’schen Verfahren ist die ausschliefsliche
Verwendung von Seide und Glasdrains, die Spülung der Wunde
mit Soda- oder Salzlösung (0.75 pCt.) während der Operation und
nur zu deren Schluss mit einem Antisepticum (Sublimat) zu be-
tonen. Die Narcose wird mit Chloroform eingeleitet, mit Aether
fortgesetzt. Die Schnittrichtung geht neuerdings quer über die
Bruchgeschwulst, parallel dem Lig. Poupart. , weil man dadurch
näher der Bruchpforte kommt, die Narbe besser und das Scrotuin
mit seinen schwer zu desinficirenden Falten und seiner Neigung zu
nachträglicher Anschwellung vermieden wird. Der blofsgelegte
Sack wird nach stumpfer Isolation von Samenstrang und Leisten-
kanal eröffnet, etwaiger Inhalt zu reponiren gesucht und etwa de-
ponirtes Netz nach Seidenligatur abgetragen und versenkt. Während
nun der linke Zeigefinger des Operateurs in die Bauchhöhle dringt,
um etwaige Contenta dieser zurückzuhalten und ein Assistent den
freigelegten Sack möglichst mit herunterzieht, wird der Bruchsack-
hals möglichst hoch mit doppelten Seidenfnden durchstochen und
doppelt unterbunden und dann der Bruchsack peripher davon ab-
getragen. Hierauf wird der Leistencanal über dem linken Zeige-
finger in seiner ganzen Länge bis zur äussern Pforte, nicht nur
diese allein, durch tiefgehende Seidennähte geschlossen, während
man bei den Schenkelhernien eine Naht zwischen Lig. Poupart. u.
Fase, pectin. anlegt. Bei angeborenen Leistenbrüchen verfährt man
wie bei den erworbenen, nur wird der Proc. vagin. über dem Ho-
den abgeschnitten und der an letzterem verbliebene Rest durch
Naht zu einer Tun. vagin. testis propr. geschlossen. Die Castration
wurde in keinem einzigen der Fälle ausgeführt. Unter den 106
Patt, mit 1 19 Radicaloperationen starb ein einziger und zwar nach
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No. 6. Nicola dom, Lkuw, Ueber die Radicaloper&tion von Hernien. 101
einer doppelten Operation, indem eich bei dem 58 jährigen Mann
15 Tage später ein doppelseitiger Lungeninfarct bei schon ver-
narbter Wunde entwickelt hatte. Als Bruchinhalt fand sich relativ
selten, nämlich nur 7 Mal Darm, weil dieser meist vor Eröffnung
des Sackes schon reponirt war; am häufigsten 50 Mal, daruuter 38
Mal adhärent, Netz, welches 44 Mal resecirt werden musste: als
anderweitige Befunde wurden registrirt Appendices epiploicae 3,
Hvdrocele communis 3, Bursitis hernialis 4 und subseröse Lipome
3 Mal. Wegen des Wundverlaufes hat Verl, nur die letzten 4
Jahre, iD denen Kocher seine Methode in ihrer Vervollkommnung
angewandt, berücksichtigt. Unter 65 Fällen war derselbe glatt 51
Mal, 14 Mal dagegen gestört und zwar 8 Mal durch locale Eite-
rung, 4 Mal durch Oedema scrot. und 3 Mal durch Wundhäma-
tom. Durch erste Vereinigung heilten daher 63 Fälle, von denen
57 mit bekannter Heilungsdauer eine solche von 7 */3 Tagen boten,
eine Ziffer, die sich für die Bauchbrüche etwas erhöht, für die
Schenkelbrüche dagegen ein wenig ermäfsigt. Die Nachbehandlung
bestand in einem leichten Bindenverbande von sterilisirter Gaze,
darüber kam Sublimatgaze und allenfalls noch ein Waldwollkissen.
Bereits am Tage darauf werden wenige Drains und Entspannungs-
nähte, und am nächsten Tage alle Nähte entfernt, sodass über der
Wunde nur ein GazestreifeD mit Collodium befestigt zu werden
braucht, über welchen der Bismuth - Brei kommt. Nach 8 Tagen
verlässt der Pat. das Bett und wird nach 8 — 14 Tagen dann ent-
lassen. Die Endresultate ergaben für 94 Radicaloperationen , in
denen sie bekannt waren, 76 (80.8 pCt.) Heilungen und 18 (19.2 pCt.)
Recidive, nämlich 79 Leistenbrüche 15 (19 pCt.), 9 Schenkelbrüche
3 (33.3 pCt.) und 6 Bauchbrücbe 0 Rückfälle. Die Heilungen
wurden in der Mehrzahl der Fälle nach einer mehr als 2 Jahre
betragenden Frist dargethan, in rnaximo nach 13 Jahren, in minimo
nach 6 Monaten. Bei den Recidiven schwankte die Beobachtung
zwischen 6 und 48 Monaten. Betrachtet man als dauernd geheilt
nur die mindestens 2 Jahre verfolgten Operirten, so ergiebt sich
hier immerhin noch die Ziffer von 49=93 pCt. Als Hauptursachen
der Recidive fanden sich tiefe Eiterung, speciell Fadeneiterung
und ungenügender Verschluss der Bruchpforte bei deren sehr er-
heblichen Weite. Alle Recidivisten hatten kein Bruchband getragen,
von den übrigen 9, unter diesen jedoch nur 1 so lange, dass man
die Zeit in Betracht ziehen kann. Für die Recidivfrage ist natür-
lich ein solcher isolirter Fall ohne Belang. Ueberhaupt ist für den
Erfolg der Radicaloperation in allererster Reihe die Methode, dann
der Reihe nach der antiseptische Verlauf, die Bruchverhältnisse und
das Alter der Operirten — unabhängig von dem des Bruches —
ausschlaggebend. P. Güterbock.
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102
Sprokck, Erkennung des Cbolerabacillus.
No. 6
1) Spronck, Over de bacteriologische diagnose van aziatische
cholera. Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1893, II. No. 16.
2) Derselbe, Over cholera-bacillen, onlangs in Nederland nit rivier-,
vaart-, gracht- en slootwater gekweekt. Ebenda, No. 20.
1) Es ist nicht immer leicht, den Cholerabacillus von anderen
mehr oder weniger unschuldigen Bakterien, welche gleichfalls die
Nitroso-Indoloreaction geben, zu unterscheiden. Man muss dann
noch die Giftigkeit für einzelne Tiere feststellen, welche jedoch
auch nicht immer ganz sicheres Ergebniss hat. Die Diagnose ist
leicht, wenn eine beträchtliche Anzahl von Kommabacillen in den
Fäces vorhanden ist. Dieselben müssen isolirt werden, und um die
Diagnose zu sichern, ist die Nitroso-Indolreaction anzustellen. Ent-
halten die Abgänge sehr wenig Bacillen, so ist der positive Aus-
fall der Reaction nicht ausreichend, sondern es ist der Impfversuch
mit Tauben anzustellen. Sind 1.5 mg Agarkultur für Tauben im
Gewicht von 300 bis 350 g tötliche Gabe, so ist nach Koch der
betreffende Bacillus der echte Choleravibrio. S. benützt, da ein-
zelne Tauben relativ immun sind, mindestens drei Tiere zum Ver-
suche. Während für die ersten Fälle 12 bis 24 Stunden zur
Untersuchung ausreichen, sind für die letzteren 48 Stunden not-
wendig.
Tötet genannte Gabe Tauben nicht, so ist nach S. nicht der
Schluss gerechtfertigt, dass der vorliegende Bacillus nicht der
Choleravibrio sei, und es liegt dann der schwierigste Fall vor,
dessen Entscheidung in den Händen des Untersuchers selbst liegt.
2) Das vom Verf, zur Untersuchung des Wassers auf Cholera-
bacillen geübte Verfahren stimmt fast genau mit dem KocH’schen
fiberein. Von einer sterilisirten Lösung von 10 pCt. Pepton-Cor-
n 4 1 i b (welches S. dem von Wittk vorzieht) und 10 pCt. Kochsalz,
die durch Zufügung von Natr. carbon. stark alkalisch gemacht ist,
werden 10 ccm mit 90 ccm des zu untersuchenden Wassers ver-
mischt, im ßecherglas auf 37 0 C erwärmt und nach 6 Stunden
Gelatine- und Agarplattenkulturen angelegt. Nach 12 oder 18
Stunden wurden wiederum von dem Häutchen, das sich an der
Oberfläche gebildet, neue Kulturen angelegt. Die Gelatineplatten-
kulturen wurden bei 21“, die Agar- bei 37 0 C aufgestellt und mög-
lichst nach genau 20 Stunden untersucht. 6 bis 10 der am meisten
verdächtigen Kolonien wurden in Peptonkochsalzlösung und zugleich
in Agar überbracht, auf 37° erwärmt, und nach 6 bis 10 Stunden
den Peptonkulturen verdünnte Schwefelsäure zugefügt. Von den
Peptonkulturen, welche die Nitroso-Indolreaction gaben, wurden
die entsprechenden Agar-Kulturen mikroskopisch untersucht. Wur-
den gekrümmte Stäbchen gefunden, so wurden diese nach allen
Richtungen weiter geprüft. Fünf von elf Proben von Wasser von
verschiedenen Orten enthielten Choleravibrionen oder vielmehr Ba-
cillen, welche mit Hülle der uns augenblicklich zu Gebote stehen-
den Mittel nicht von echten Cholerabacillen unterschieden werden
konnten. Einzelne der Arten zeigten verschiedene Giftigkeit. Verf.
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No. 6.
BiCKB, Ueber idiopathische Herzvergröfserung.
103
bespricht noch die Differentialdiagnose zwischen den von ihm und
den an anderen Orten gefundenen, dem Cholerabacillus gleichen-
den Mikroben. George Meyer.
J. Bauer, Ueber idiopathische Herzvergröfserung. Wiener med. Blätter
1893, No. 37—42.
Verf. hebt hervor, dass sich die idiopathische Herzver-
gröfserung in der Mehrzahl der Fälle als dilatative Hyper-
trophie darstellt; nur bei Nierenschrumpfung kommen auch Fälle
von reiner oder sogar von concentrischer Hypertrophie vor. Gegen-
über Fbäntzbl betont Verf., dass die Dilatation gewöhnlich der
Hypertrophie vorangeht. Bei Individuen, die neben grofsen körper-
lichen Anstrengungen ein vernünftiges Leben führen, trifft man
keineswegs häufig Herzhypertrophie an ; hier kommt es vielmehr —
durch Accommodation an die grofsen Kraftleistungen — zu einer
„Erstarkung“ des Herzmuskels, welch’ letzterer in der Ruhe nur
mit gewöhnlichem Kraftaufwand, bei Körperarbeit aber mit bedeu-
tender Reservekraft arbeitet. Vorübergehende Ausdehnungen der
Herzwandungen und in Folge davon unvollständige systolische Ent-
leerungen der Herzhöhlen kommen sicherlich häufig vor (z. B. beim
Bergsteigen unter Atemlosigkeit), werden aber ausgeglichen, wenn
die Herzwandung ihre volle Elasticität wieder erlangt. Nur solche
Dilatationen, die nicht alsbald durch die elastischen Kräfte der
Herzwandungen ausgeglichen werden, führen zur Hypertrophie.
Von denjenigen Schädlichkeiten, die gleichzeitig die Elasticität der
Herzwandungen beeinträchtigen und die Herzarbeit vermehren,
stellt die wichtigste und häufigste der übermäfsige Alcoholge-
nuss, und zwar namentlich der übermäfsige habituelle Bier-
consum dar Letzteres wird namentlich durch Bollinger’s Mün-
chener Beobachtungen erwiesen. Es kommt bei diesen Bierpotatoren
— neben den grofsen Alcoholmengen — auch die Zufuhr der
übrigen Bestandteile des Bieres (speciell der Kohlehydrate und
Kalisalze), endlich auch die erhebliche Flüssigkeitseinfuhr in Betracht.
— In einer Reihe von Fällen ist übermäfsige Körperarbeit
die veranlassende Ursache einer dilatativen Herzhypertrophie, meis-
tens aber nur, wenn Alcoholismus, ungenügende Ernährung, Anämie,
vielleicht auch excessiver Tabakconsum und andere nervöse Ein-
flüsse daneben bestehen. — Die bei Nierenschrumpfung ohne
Klappenfehler vorkommenden Hypertrophieen sind, wie
namentlich Sbkator hervorgehoben hat, in einer gewissen Zahl von
Fällen wirkliche concentrische (d. h. Zunahme der Muskelmasse
mit Verkleinerung des diastolischen Lumens); die Wanddicke ist
hier unter Umständen eine excessive. Man muss hier eine directe
nutritive Reizung der Muskelmasse annehmen durch Stoffe, die im
Blute circuliren, vielleicht durch Harnstoff. — Auch nervöse Stö-
rungen sollen zum Zustandekommen von Herzhypertrophie mit-
wirken, eo bei Morbus Basedowii, bei übermäfsigem Tabakgenuss,
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104 Zwaabdbmakkk n. Khakt, Ueber die Reconvalescenz von Beri-Beri. No. 6
sexuellen Excessen etc. — Bei Individuen, die an Säuferherz lei-
den, kann unter der Einwirkung starker nervöser Erregungen eine
plötzliche Insufficienz des Herzens eintreten. Meist allerdings ist
der Krankheitsverlauf ein längerer, mit zeitweisen Besserungen ein-
hergehender. Idiopathische Hypertrophieen, selbst höheren Grades,
können sehr lange Zeit ohne erhebliche Störungen des Befindens
bestehen; allmälig — in manchen Fällen im Anschluss an eine
leichte intercurrente Erkrankung oder im Gefolge von Excessen
etc. — tritt Herzinsufficienz ein. Perl.
Zwaardemaker en Kraft, Over de reconvalescentie van beri-beri.
Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1893, II. No. 15.
Die aus Niederländisch-Indien in Reconvalescenz an Beri-Beri
zuröekkehrenden Truppen wurden von Verff. untersucht. Hervor-
ragendes Zeichen ist die Schwäche der Nerven- und Muskelfunction
und des Kreislaufs. Das Gesicht ist unbeweglich wie eine Maske
(Lähmung der Gesichtsmuskeln), der Gang unsicher. Da die See-
reise den Zustand bereits verbessert hat, ist nur leichtes Zittern in
den Beinen vorhanden, starkes Zittern entsteht, wenn der Kranke
auf einem Bein stehen soll. Schnelle Ermödung nach leichter An-
strengung tritt ein, Nachts auch Krämpfe. Grobe Bewegungen
werden von den Armen und Händen ohne Zittern ausgefßhrt. Die
Haut ist blass, leicht cyanotisch; bei einzelnen Kranken bestehen
trophische Störungen, häufig Atrophie der Haut. — Oedeme sind
meistens an den Beinen, seltener im Gesicht und an den Armen
(in diesen Fällen kein Eiweifs im Harn). Die Muskeln sind häufig
atrophisch, nicht schmerzhaft oder geschwollen. Von 93 Kranken
boten nur 29 Abweichungen der elektrischen Erregbarkeit; immer-
hin sind dieselben, wo sie vorhanden, ein wichtiges Erkennungs-
zeichen, sie bestehen in einer Verminderung der Erregbarkeit för
den faradischen Strom. Unter den 29 Fällen war 16 Mal das
Kniephänomen erhöht, zwei Mal verringert, elf Mal normal. Bei
den 64 anderen Kranken war es 36 Mal erhöht, 3 Mal verringert,
8 Mal nicht vorhanden. Bei den Kranken mit erhöhtem Patellar-
reflex war 21 Mal Fufsclonus festzustellen. Die Function der sen-
siblen Nerven ist selten gestört, die der motorischen häufig. Psy-
chische Störungen wurden einmal bei einem Syphilitiker angetroffen.
Kennzeichnend ist die sehr schwache Herztätigkeit. Wichtig ist die
Unterscheidung von chronischem Alcoholismus, ferner von Opium-
vergiftung. Die Dauer der Krankheit und der Genesung sind sehr
verschieden. Die Kranken mössen möglichst schnell aus dem Beri-
beri-Lande entfernt werden, sonst ist symptomatische Behandlung
am Platze. Vor allen Dingen sind Alcoholika, bei Kranken mit
Herzerscheinungen auch das Rauchen zu verbieten. Gegen das
Herzklopfen bewährte sich Strophantus. George Meyer.
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No. 6 OppKKHKiMjüeberatypische Formen etc. - Nauntn, Bernhardt, Fälle 105
H. Oppenheim, Ueber atypische Formen der Gliosis spinalis.
Archiv f. Psychiatrie etc. 1893, XXV. '2. H.
O. teilt zunächst eine klinische Beobachtung mit, in welcher
bei diffuser Ausbreitung des geschwulstartigen Prozesses im untern
Dorsalmark die Erkrankung nach oben hin durch’s ganze Rücken-
mark dem Hinterhorn einer Seite folgte Der Kranke zeigte spas-
tische Parese beider Beine, starke Herabsetzung des Gefühls an
beiden Beinen und in der linken Hypochondrien- Abdominalgegend;
Analgesie und Thermanästhesie und Hemihyperidrosis an der ganzen
linken Körperhälfte u. s. w. In einem anderen mitgeteilten Falle
beschränkte sich die Erkrankung auf eine Seite im Lendenteil und
ergab Atrophie des linken Oberschenkels mit Entartungsreaction,
Verlust des Kniephänomens und erhebliche Herabsetzung des
Schmerz- und Temperaturgefühls. — Schon 1886 hatte O. einen
Fall von Gliose mit tabischen Erscheinungen mitgeteilt. Hier wird
ein ähnlicher Fall ausführlich beschrieben. Ein 40 jähriger Mann
erkrankte 1882 mit zunehmender Sehstörung, lancinirenden Schmer-
zen, Schwächegefühl in den Beinen, vorübergehendem Doppeltsehen;
dazu kam Gürtelgefüh), Taubheit in den Fufssohlen, Incontinentia
urinae et alvi. — 1884 bestanden starke Kyphoscoliose der Brust-
wirbelsäule, beiderseitige Opticusatrophie, rechts Pupillenstarre,
links minimale Lichtreaction, rechts Verlust des Kniephänomens,
Andeutung von Ataxie und RoMB-Ho’schen Phänomen. In der linken
Rumpfhälfte und am linken Oberschenkel zeigte eich völlige Anal-
gesie und Thermaoästhesie bei erhaltenem Berührungsgefühl. Juni
1890 trat eine psychische Störung (Dementia paralytica) hinzu und
August 1890 der Tod an Pneumonie. — Die Section erwies eine
Pachy- und Lepto - Meningitis cerebr. chronic, und Gliomatoeis
medull. spinalis et Degeneratio grisea funicul. poster. Im untersten
Brustmark war die Degeneration auf den rechten GuLL’schen Strang
scharf beschränkt, während sie im obersten Lendenteil den ge-
sammten rechten Hinterstrang einnahm. Die Frage, ob es sich
hier um eine Combination von Tabes dorsalis mit Syringomyelie
handelt oder um eine besondere Form der Gliose, die durch ihre
Ausbreitung im Hinterstranggebiet die tabischen Symptome produ-
cirte, beantwortet H. dahin, dass die Gliose die Tendenz besitzt,
sich mit Degenerationszuständen im Hinterstranggebiet zu verbinden,
die eine grofse Verwandtschaft oder selbst völlige Identität mit der
pathologisch-anatomischen Grundlage der Tabes dorsalis bekunden.
S. Kalischer.
1) Naunyn, Fall von Syringomyelie. Sitzungsber. d. Naturvviss.-Med.-
Vereins in Strassburg 1893, 28. Jan.
2) Derselbe, Fall von Polyneuritis. Ebenda. 25. Febr.
3) M Bernhardt, Literarisch- Historischer Beitrag zur Lehre von
der Syringomyelie. Deutsche med. Woobenschr. 1893. No. 32.
1) Der 25jähr. Pat. bekam während seiner Militärzeit Schwindel,
Erbrechen und r. Hemianästhesie (Lues geleugnet) — eine 3 monatl.
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106 v. Syringomyelie etc. - L\no, Ueber intermiltirendeSyphilisbebandl. No. 6
spezifische Kur brachte keine Besserung. Seit 1 Jahre häufige
Verbrennungen und Verletzungen an beiden Händen, schwere Ulce-
rationen und Verkrüppelungen der Endphalangen. Beiderseits Klauen-
hand, Reflexe an den unteren Extremitäten gesteigert. Hemianäs-
thesie fßr alle Qualitäten rechts. Links Thermoanästhesie. Rechte
fehlt auch das Lagegefühl. Oie eiectr. Erregbarkeit der Interossei
ist quantitativ herabgesetzt. Scoliosis dorsalis dextra. Die rechte
Heinianästhesie wird für eine hysterische Complication gehalten.
2) 34jähriger Waldhöter. Weihnachten 1892 Erkrankung mit
Schmerzen in Armen und Beinen. Bald darauf entwickelte sich
eine mehrtägige Psychose (Delir, alcohol.), für welche später die
Erinnerung mangelte. Dann waren Arme und Beine gelähmt.
Nach 4 Wochen hatte sich die Lähmung begrenzt und als bleibend
paretisch. (Atrophie, EaR) wurden die Schultermuskeln erkannt.
Die Nervenstämme waren druckempfindlich, sonst keine Sensibili-
tätsstörungen. Die Localisation dieser Polyneuritis abkobolica ist
eine seltene. M. Brasch.
3) B. stellt mehrere Fälle von Syringomyelie aus der Litteratur
zusammen, die als progressive Muskelatrophie aufgefasst und be-
schrieben sind (1 Fall von Fribdrkich, 3 Fälle von Drbscbfkld,
1 Fall von Booth, 1 Fall von Bakkr, 1 Fall von Landow u. Mos-
i.kh). Einen dem letztgenannten ähnelnden Fall beschrieb B. bereits
im December 1883; in diesem berechtigten die partielle Empfin-
dungslähmung und trophische Störungen an Knochen und Gelenken
der oberen Extremität zur Diagnose Syringomyelie. — Es dürften
auch bei weiterem Nachforschen unter der Casuistik der Myelitis,
der amyotrophischen Lateralsclerose etc. noch Fälle aufzufinden
sein, die in das Bereich der Syringomyelie gehören. S. Kalischer.
E. Lang, Beleuchtung der „successiven oder chronisch -intermitti-
renden Behandlung“ der Syphilis. Wionor med. Presse 1893. No. 46.
Verf. bekämpft die chronisch-intermittirende Syphilisbehandlung
auf Grund der von Fouknikr selbst als Belege für den Nutzen seiner
Methode gelieferten statistischen Tabellen und zeigt, dass diese
keineswegs das beweisen, was sie beweisen sollen, vielmehr ebenso-
gut im entgegengesetzten Sinne ausgelegt werden können. Den
mindestens höchst zweifelhaften Vorzügen der Behandlungsart stän-
den aber ganz reelle Nachteile gegenüber. Eine frühzeitige und
eingreifende Behandlung im Sinne Fournikr’s disponire ausnehmend
zu ungewöhnlich frühem Auftreten schwerer Syphilisformen (was
auch die FooRNiEa’schen Tabellen bestätigen) und die prolongirte
Darreichung von Quecksilber wirke entschieden häufig depravirend
auf die Constitution, rufe Verdauungsbeschwerden und Schlaflosig-
keit, ganz besonders oft aber die mannigfachsten Störungen im Be-
reiche des Nervensystems hervor. Dos enorm häufige Befallensein
des letzteren bei den Kranken Fournirr’s entspreche sicher nicht
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No. 6. Lanpheab, Cordjkr, Ueber die Methode der Uterusexstirpation. 107
dem gewöhnlichen Bilde der Syphilis und man müsse annehmen,
dass diese Erscheinung mehr von der Behandlung als von der Krank-
heit abhänge. Endlich sei auch zu bedenken, dass die lange fort-
gesetzt gebrauchten Specifica häufig dann ihre Wirkung versagen,
wenn diese, bei wirklich eintretenden Recidiven, höchst erwünscht
wäre. Dass übrigens Fuubmkb selbst (der bemerkenswerter Weise
von Reinfectionen, die er doch eigentlich häufig beobachten müsste,
gar nichts sage) von seinen Resultaten wenig erbaut sei, gehe schon
daraus hervor, dass er die Ansprüche an die Dauer einer ausrei-
chenden Behandlung fortwährend steigere; erst sollte sie sich auf
9 — 12 Monate, später auf 2, dann auf 4 Jahre erstrecken, jetzt ver-
lange er schoD 5 — 6 Jahre. Es werde ihm auch weiterhin nichts
übrig bleiben, als, von den Erfolgen unbefriedigt, die Grenzen
immer weiter hinauszuschieben, oder die ganze Methode wieder
aufzugeben. H. Müller.
1) E. Lanphear, Abdominal hystereotomy witli clamps — a rapid
and eafe method of removing the Uterus. Medical record, 1893,
July 1.
2) A. H. Cordier, Suprapubic Hysterectomy for the removal of
fibroids of the Uterus. International medical Magazine. 1893, II. No. 3.
1) Verf. beschreibt 3 Methoden der Totalexstirpation des
Uterus, die er als PkAN’sche, EASTMAn’sche und LiANPHKAR’sche be-
zeichnet. Die PsAR'sche, eine supravaginale Amputation mit nach-
folgender vaginaler Exstirpation des Stumpfes, hält er da indicirt,
wo Portio-Carcinom mit einem grofsen Corpus - Tumor complicirt
ist. Die EASTMAN’sche, angeblich von Martin (?) und Bardenhkuer
(?) adoptirte Methode ist eine abdominale Totalexstirpation nach
vorgängiger Abtragung der Ovarien und Tuben. Die Lanphkar’-
eche Methode ist eine abdominale Totalexstirpation, bei der die
breiten Ligamente nicht unterbunden und vernäht werden, sondern
die Blutstillung durch Klammern erfolgt, die 24 Stunden liegen
bleiben.
2) Verf. glaubt, dass viele sogenannte ödematöse Myome von
Anfang an Sarkome gewesen seien. Die makroskopische Unter-
scheidung sei schwierig. Die Behauptung, dass Uterus- Myome in
der Negerrasse besonders häufig seien, wird bestritten. Sie beruhe
auf früheren Verwechselungen mit Pyosalpinx. Um ödematöse
Myome handle es sich, wenn die Exstirpation der Uterusanhänge
nicht hinreiche, das Wachstum des Tumors zum Stillstand zu
bringen. In allen Fällen von ödematösem Myom sei die Spaltung
der Kapsel und Enucleation weit gefährlicher, als die Totalexstir-
pation. Verf. wendet sich gegen die electrische Behandlung (mit einem
Seitenhieb auf die deutsche Schule), die er für erfolglos und ge-
fährlich erklärt u. giebt endlich eine Schilderung seiner Operations-
methode (mit extraperitonealer Stielbehandlung), die nichts wesent-
lich Neues enthält. A. Martin.
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108 Dheser, Zur Pharmakologie d. Quecksilbers. - Schröttkr. - Popoff. No. 6
H. Dreser, Zur Pharmakologie des Quecksilbers. Arch. f. e%p. Patb.
u. Pharmak, XXXII. p. 456.
Von dem Gedanken ausgehend, es könnten die Aetz- u. Gift-
wirkungen des Hg durch Bindung an Schwefel gemildert werden,
untersuche D. Hg- Doppelsalze der Rhodan wasserstoffsäure und der
unterschwelligen Säure. Das krystallisirte Kaliumhyposulfitsalz von
der Zusammensetzung 3 Hg (SjOj^-f-ö K3Sa03 löst nun tatsächlich
den Quecksilberalbuminatniederschlag, ist für Hefe ganz ungiftig,
fast ungiftig für das isolirte Froschherz und tötet Frösche erst in
der 4 fachen Zeit als das Rhodandoppelsalz des Quecksilbers. Ver-
suche Ober Spaltung des Hyposulfitsalzes durch Electrolyse ergaben,
dass das Hg nicht an der Kathode wie Kalium, sondern an der
Anode abgeschieden wird, was durch Annahme einer Quecksilber-
säure erklärlich wird.
Die Zersetzung des Salzes erfolgt nach der Formel
Hg
/S-S03
\S-SO3
K
K
Anode <— j — » Kathode
Die relative Ungiftigkeit des Hg im Hyposulfit ist der des Fe
im Ferrocyan-Kalium an die Seite zu stellen.
Für den Warmblüter ist das Hyposulfitsalz ebenso giftig wie
Sublimat.
Das Kaliumquecksilberhyposulfit (in einer Menge von 2.3 g
entsprechend 1 g HgCI2) empfiehlt sich wegen seines Unvermögens
zur Eiweifsfällung und seiner exacten Dosirbarkeit zur practischen
Benützung. Pohl.
If. Seliröttcr, Beiträge zur Kenntniss der Albumosen. Sitzungsber.
der Wiener Akad. d. W. 1893, Abth. Ilb. S. 633.
Auf einem ziemlich umständlichen Wege erhielt Verf. aus WiTrs’schetn sog.
Pepton eine in Alcohol lösliche, ein mikrokristallinisches, sehr hygroskopisches
Pulver darstellende Albnmose, deren Zusammensetzung nicht merklich von der der
EiweilskCrper im Allgemeinen abweicht (0 60 7 H 6.5 N 16.9 S 1.1 pCt.). Das
Moleculargewicht ergab sich anfallend niedrig (von 687—714). Die Albnmose bildet
ein Chlorhydrat mit constantem Gehalt an Salzsäure = 10.S pCt. Durch Behandlung
der wässrigen Losung der Albamose mit Benzoylohlorid nnd Natronlange erhielt Verf.
Benzoesäureester der Albamose, welche durch Alcohol in einen schwefelhaltigen and
eineD schwefelfreien Anteil zerlegt werden konnten. (Bei dem Wege der Darstellung
durch Behandlung des Wrrrc'scheu Peptons mit beträchtlichen Quantitäten von Schwe-
felsäure und Zinkstanb scheinen dem Ref. trotz der Controllrersnche des Verf.'s Zer-
setzungen nicht ausgeschlossen, namentlich hat Verf , soweit Ref. sehen kann, nicht
den Nachweis geführt, dass seine .Albnmose“ frei war von Pepton, dessen Bildang
nach dem Gange der Darstellung direct anzunehmen izt. So würde zieh die rom
Verf. besonders als abweiohend betonte AlcobollOilichkeit leicht erklären. Ref)
S. SaUtowskL
P. M. Popoff, Ueber die Einwirkung von eiweifsverdauenden Fer-
menten auf die Nucleinstoffe. Zeitiobr. f. pbysiol. Chem. XVIII. S. 533.
Bei 1—4 stündiger Digestion der an Nucleinstaflen reichen Kilbsthymas mit
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No. 6.
V. Limbeik. — Fiebkb. — v. Stkik. — Macdonald.
109
Pepsin und Salzsäure fand Veif., unter Kos-m.'s Leitung, nur wenig Nuclein in Lö-
tung gegangen, im Einklang mit früheren Angaben ton Bokat; der in Lötung ge-
gangene Anteil wurde aus dem Phoephorgehalt der GerbsturefAllung vom Filtrat er-
schlossen. Dagegen gingen bei 1 — istündiger Digestion von Kalbsthymus mit Pan-
creaseztrakt beiw. Wnn'schem Pancreatin etwa '/, — 1 . des in der Drüse enthaltenen
Nodeint io Lösung; in dem GerbsAure-Niederscblag des Filtrates fanden sich auch
bis tu 0.1g an Nucleinbasen. Daraus geht hervor, dass die Nucleinstoffe io erheb-
licher Menge innerhalb des Darmrohres durch den Bauchspeicbel gelöst werden, ebenso
dürfte auch die Darmfäalniss auf jene Stoffe einwirken. j. itunk.
R. V. Li Hl bock, Zur Lehre von der Nekrose der roten Blutkör-
perchen. Wiener klio. Wochenschr. 1893, No. 52.
Verf. hat die Untersuchungen ron Gübbsr, Hains, Mabaoliaiio und CaariLLiso
über die Veränderungen der roten Blutkörperchen sowohl bei spontaner Nekrose des
Bluts als anch bei Vergiftungen mit einer Seihe chemischer Körper einer Nachprüfung
unterzogen. Er fasst die endoglobullren Veränderungen sowie die auftretende Poiki-
locytose als beginnendes Abaterben der roten Blutkörperchen auf. Bei den Versuchen,
die globulocide Kraft der einzelnen Substanzen festzustellen, zeigten sieb die roten Blu-
körperchen am empfindlichsten gegen Sluren. Auf der Anwesenheit der letzteren be-
ruht auch die Einwirkung von aseptischen Organextracten auf die Blutkörperchen;
Neutralisation derselben lisst diese Wirkung fast ganz verschwinden «. Rothmano.
F. Fieber, Ein weiterer Fall von Verrenkung des CHOPAHT’schen
Gelenkes. (Totale Verrenkung nach innen. Autopsie). Münchner
med. Wochenschr. 1893, No. 19.
Betr. einen '20jährigen von einer Strasienlocomobile überfahrenen Mann, der noch
io der folgenden Nacht an inneren Verletzungen starb. Intra vitam stand der Fufs
einem Klumpfufs Ähnlich leicht sopinirt. Die vor dem Ausseren Knöchel abnorm
prominenten Cootoureo von Knoehenteilen liefsen ohne weiteres die GelenkflAcbe des
Calcaoeus und den Talus-Kopf erkennen. Ueber den innern Rand des letzteren zogen
die strangförmig zusammeogezogenen Sehnen des langen Zehenstreckers, ln Narcose
lieft sieh die Luxation leicht durch Zog und directen Druck reponiren. Bei der
künstlichen Wiederherstellung der Luxation post mortem zeigte sich der Bauch des
M. ext dig. comm. brevis zerfetzt und waren die plantaren und dorsalen , von Baoca
für unserreifsbar erklärten Bänder zwischen Os navicul. u. Talus an letzterem abge-
rissen, so dass sie einen häutigen Limbas bildend, an der überknorpelten Aushöhlung
des enteren Knochens fest hingen. Ebenso waren die Bänder zwischen Calcaneus u
Os cuneiforme völlig getrennt sowie das Os metatars. III. u. IV. gebrochen.
P. Gäterbock.
V. stein, Eiu Fall von Ohreoblutungen bei einem Knaben mit
imperforirtem Trommelfelle. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XXIV. S. 294.
Die von Verf. bei einem 13jäbrigen Knaben beobachtete, mehrere Tage binier-
einaoder auftretende, anfaogs profuse dann stetig geringer werdende Ohrenblutung trat
auf, als eine bis dabin vorhandene habituelle Epistazis sistirte. Das Blut trat , wie
Vtrf., sehen konnte, aus den Ceruminaldrüsen in der hinteren oberen Gegend des Ge-
börgangs aus. Gehör normal, Trommelfell intact. Brhwabaeh.
G. ülardonald, Excieion of the larynx, hyoitl bone and five ring»
of the trachea for cancer. The British Medical Journ. 1893, 30. Dec.
Bei eioem Bitjährigen Manu, der seit 6 Monaten an Atbembeschwerden und seit
3 Jshren an Keblkopfbeschwerden gelitten, fand sich in der Laryozgegend eine Ge-
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110 Mühsam u. Sohimmklbcsch. - Cumbkmale. - Leyden. - Wallach. No. 6
schwulst tod der GrOfse einer Orange. Fine laryngotkopische Untersuchung war un-
möglich, da die Seitenteile des Kehlkopfes so zusammengedrückt waren, dass ein Ein-
blick nicht zu erlangen war. Ei wurde die Tracheotomie gemacht und zehn Tage
splter der Tumor incidirt, wobei sich herausstellte, dass derselbe fast eitralaryogeal
war, aber die Cart. thyr. das Zungenbein, den oberen Teil der Trachea und die Weich
teile bis zur äusseren Baut ergriffen batte. Es wurden die genannten Teile entfernt,
die Epiglottis blieb zurück. Nach verschiedenen Nachoperationen wurde Patient mit
einem künstlichen Kehlkopf entlassen w. Lublhuki.
Mühsam u. Schimmelbuseh, lieber die Fnrbproduction des Ba-
cillus pyocyaneus bei der Symbiose mit anderen Mikroorganismen.
Arch. f. kliD. Cbir. 1893. 46. Bd. S. 677.
Die Verf. züchteten den Pyocyaneus gleichzeitig mit anderen Mikroorganismen,
nämlich dem Tetragenas, Anthrax, Aspergillus fumigatus, Oidium lactis und einem
unbekannten Pilz. Als Nährboden wurde Bouillon verwendet. Es zeigte sich, dass
bei allen Versuchen die Farbstoffproduction stark beeinträchtigt, ja sogar gänzlich
verhindert wird. Stets entwickelten sich beide Keime gemeinsam.
Impften die Verf. den Pyocyaneus in eine ausgewachsene Kultur der genannten
Organismen, so trat anfänglich etwas Grünfärbung ein, die bald wieder verschwand.
Scheuten.
F. Combomale, Contribution it l’ötude du traitement de la colique
saturnine par l’buile d’olive it haute dose. Gaz. med. de Paris 1893,
No. 38.
Die mit grofsen Dosen Olivenäl erzielten günstigen Erfolge bei Gallensteinkolik
veranlasste vor etwa Jahresfrist Win. in Lyon, das Mittel auch bei Bleikolik zu em-
pfehlen. C. wandte es in 8 Fällen von Bleikolik und in einem Falle von Encephalo-
pathia saturnina an und berichtet darüber Folgendes: Bei Bleikolik führten 200 g
Olivenöl in einmaliger Gabe leichter, als die bisher bekannten Mittel, Stuhlgang her-
bei, worauf die Koliktchmerzen schnell verschwanden. Bei dem Fall ron Encephalo-
patbia saturnina worden mehrere Tage hintereinander 6t) g Olivenöl verabreicht und
danach ein Nachlassen und schliefsliches Verschwinden der nerrüsen Erscheinungen
beobachtet. Wird das Oei ausgebrochen, so räth C., nicht von dem Versuche abzn-
stehen, sondern es ein zweites Mal mit Menthol oder Cocain zu geben. k. Kronthst.
E. Leyden, Ueber Venenthrombosen im Verlaufe der Influenza.
Charite-AnDalen 1893, XVI II. S. 125.
Im Anschluss aD seine frühere Mitteilung (Cbl. 1S92, S. 976) über die nach
Influenza auftretenden Arterientbromboseu weist Verf. auf die nach derselben Infectioni-
krankbeit zur Beobachtung gelangenden Venentbrombosen hin. In dem Falle des
Verf. entwickelte sich die Thrombose der Veoa femoralis am 14. Tage der Influenza
unter erneutem, 4 Tage andauerndem Fieber; sie konnte nicht als maraDtische Throm-
bose gedeutet werden, sondern als eine besondere Nachkrankheit; der Ablauf der
Thrombose war günstig und relativ schnell. — In dem vom Verein für innere Medicin
herausgegebenen Sammelwerk über Influensa hat Littiü 26 Fälle von Venentbrombose
erwähnt, darunter 8 mit tätlichem Ausgang Perl.
Wallach, Zur Frequenz der Rhachitis in den verschiedenen Zeiten
des Jahres. Münchner med. Wocbonscbr. 1893, No. 29.
Ksssowitz hat darauf hingewiesen, dass die Erkrankungen an Rhachitis in der
ersten Hälfte des Jahres weit sahlreicber sind, als in der zweiten. Diese Angabe ist
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No. 6. SlNOKH. — Crabbrrt. — Hbhzkeld. 111
bereits von einigen Autoren bestätigt worden. Verf. hat die Aufzeichnungen des
Kinderhospitals in Frankfurt a. M. aus den Jahren 1830—1892 mit Rücksicht auf die
Frequenz der Rhachitisfälle gesichtet. Es ergab sich in Uebereinstimmung mit der
Lehre ron Ktaaowirz, dass sowohl absolut wie im Verhältnis* znr Gesammtzahl der
Erkrankungen die Rhachitisfälle in der 1. Hälfte des Jahres weit häufiger sind als in
der 2. — Mit Kassowitz sieht Verf. in diesem Verhalten einen Beweis für den wich-
tigen Einfluss, welcher die verdorbene Athemluft in der Aetiologie der Rachitis besitzt.
Stadlbsgen.
G. Singer, Ueber Spontangangrän und Simulation bei Hysterie.
(Aue der II. chirurg. Abth. des Prof. v. Moskti« - Moorhof).
Wiener med. Presse 1893, No. 25 — 26.
Es bandelt sich um eine 18jährige Hysterische, welche gelegentlich eines hyste-
rischen Anfalls sich durch Nähnadeln verletzte. Als letztere durch Iocision aus dem
linken Arm entfernt worden waren, kam et an der einen Stelle nicht zur Heilung,
sondern znr Bildung einer Gangrän. Die nähere Untersuchung ergab bei erhaltenem
Berübrungtgefühl eine Unterempfindlichkeit gegen tiefere Nadelstiche und Thermo-
anästhesie im Bereich der linken Hand und des linken Unterarms. Da die Pat.
auch sonst hysterische Stigmata darbot, stieg der Verdacht einer Selbstbeschä-
digung anf, indessen wurde dieser Argwohn fallen gelassen und der Verf. sieht die
Gangrän als eine neurotische an. Differentiell diagnostisch sei sie auch sehr wohl
von der arteficiellen durch Selbstverletzung (insbesondere durch chemische und me-
chanische Irritamente) hervorgerufenen zu unterscheiden. Denn bei der letzteren zeige
die Umgebung der nekrotischen Partie stets Schwellung und Hyperämie, während die
neurotische Gangrän, welche wie auch hier, meist aus herpesartigen Blaseneruptionen
hervorgehe, sich scharf von der gesunden Haut absetze Erst wenn durch reactive
Entzündung die Abstofsung des Schorfes sich einleite — also erst im Verlauf der
Erkrankung — entstehe ein entzündlicher Hof um den Schorf. Die Pat. bekam später
noch an der Mamma Gangrän derselben Art.
Bei dem häufigen Vorkommen von vasomotorischen Störungen aller Art bei der
Hysterie erscheint das Auftreten der neurotischen Gangrän bei derselben Krankheit
dem Verf. als nichts auffallendes. Uebrigent haftet der neurotischen Gangrän die
Neigung zu recidiviren und eine geringe Heilungstendenz an — so auch in diesem
Falle. U. Brasch.
L. Chabberf, De la Maladie des Tica. Archives de Neurologie 1893,
Janoier.
Cb. teilt 4 Fälle von Maladie des tics mit. Die ersten beiden Fälle betreffen
Mutter und Sohn; bei beiden bestand zugleich Hysterie: der Tic war hier mehr lo-
caler Natur. Der 8. Fall zeigt alle Symptome des generalislrten Tics. Der 4. Fall
seigt diagnostische Schwierigkeiten gegenüber der Chorea und der Hysterie. — Verf.
will als Maladie des tics nicht nur die Fälle bezeichnet wissen, in denen die unwill-
kürlichen Zuckungen generalisirt sind, sondern auch diejenigen mit loealisirten Spas-
men; anch diese zeigen die Erscheinungen der Koprolalie (Fall I) und Zwangsge-
danken (Fall II). In allen Fällen spielt die Heredität eine grofse Rolle. Die Krank-
heit tritt meist in jugendlichem Alter auf (4, 6, 8, 9, 18 Jahre in unseren Fällen).
Die Bewegungen sind schnell, systematisirt, coordinirt, arythmisch; häufig können
Eeholalie, Ecbokinese, Coprolalie, Zwangsgedanken und andere psychische Anomalien
da» treten, (wie Zweifelsucht etc.). 8. Rauscher.
E. Herzfeld, Ueber Epidermolysis bullosa hereditaria. (Aus der
Poliklinik des Dr. A. Blasohko in Berlin). Bert. klin. Wocbenschr.
1893, No. 34.
Bei einem 25jährigen Schlosser, bei dem sich schon seit seiner Kindheit an Hän-
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112
Tipjakofk. — Stbphan.
No. 6
den and Füfsen auf gerioge Inculte hin leicht Blasen bildeten, fand sich die Hant an
der Dorsalseite der Hände dünn, atrophisch, dankelblaurot, gerunzelt, an der Volar-
seite dagegen auffallend straff gespannt, wie zu kurz. Beide Hlnde, die ausserdem
eine enorme Hyperidrosis aufwiesen, waren überall mit flachen, hirsekorn- bis bobnen-
grofsen Blasen besetzt, welche teils einen serösen, teils einen blutigen Inhalt batten.
Die Fingernagel zeigten sieb hochgradig verkümmert, klauenförmig endend oder in
mehrere Schichten zerblättert. Aebnlicbe, aber nicht so hochgradige Veränderungen
bestanden ancb an den Füfsen. Bei einem älteren Bruder des Pat. , der ebenfalls
Schlosser war, konnte der gleiche, wenn auch weniger entwickelte Kraokheitsznstaod
constatirt werden. Ein zweiter Bruder und eine Schwester sollen mit demselben Lei-
den behaftet sein. — Von allen bisher beschriebenen Fallen von Epidermolysit bullosa
weicht die vorstehende Beobachtung ab durch das fast ausschtiefsliche Befallensein der
Bände und Füfse and durch die verbSltnissmlfsig hochgradigen , bleibenden Verände-
rungen der Haut, welche sich vielleicht durch die Beschäftigung des Pat. erklären.
— Verf. sieht das Wesen der Affection mit anderen Antoren in einer angeborenen
LeichtlCsIichkeit der Stacbelzellenschicht und polemisirt namentlich gegen die Ansicht
Blumbb's, dass es sieb um eine primäre Erkrankung der Gefäfte bandele. u. Müller
Tipjakoff, Zur Frage der Therapie der Gebärmutterretroflexioneo.
Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 42.
Verf. berichtet Uber 13 Fülle fixirter Retroflesiooen. 3 heilte er durch Tren-
nung der Fixationen nach Laparatomie, ohne dass er die Ventrofixation anwandte.
10 heilte er durch Trennung der Adhäsionen mit dem Finger nach Eröffnung des
hinteren Scheidengewillbes. Letztere Operation entspricht der von Mabtin angegebenen,
bei starken Narben im ScheidengewUlbe mit Cervixriss. Bei allen Fallen wandte Verf.
nachträglich noch Massage nnd Bader an A. Martin.
Stephan, Over de therapeutische beteekenis van extractum fol.
myrtillorum bij de behandeling van diabetes. Weekbl. van het Nederl.
Tijdschr. voor Geneesk. 1893, II. No. 11.
Im Extract aus Heideibeerblattern kommt Chinasäure und Arbutin vor Die
erstere verlässt den Körper als Hippursaure, Arbutin als Hydrochinon - Schwefelsäure
u. methylhydrochinonschwefelsaures Salz. Alle diese Stoffe wirken stark gährungabemmend,
sodass bei zunehmenden Gaben des Extracts ein Augenblick eintritt, wo Zucker ent-
haltender Urin keine Gährung mehr zeigt. Da nach inneren Gaben von Arbutin der
Urin links dreht, so tritt die Linksdrehung der Polarisationsebene durch das im Hei-
delbeerblätterextract aufgenommene Arbutin der Rechtsdrebung durch die im Urin
vorhandene Glycose gegenüber, und dieser Unterschied, der geringer ist, wenn mehr
Extract eingenommen ist, wird irrtümlich als der procentiscbe Zuckergehalt des Urins
aufgefasst. Beim Titriren nach Fehhbc wird das Ergebniss durch diese beiden Mo-
mente nicht beeinflusst. Weit, nimmt eine stark reducirende Kraft von im Urin an-
wesenden störenden Stoffen an, um den Grund zu erklären, dass man beim Titriren
nicht ein gleich günstiges Ergebniss bei der Bestimmung des Zuckergehaltes erhalt.
Die angegebene Erklärung ist jedoch die richtige; der Gebrauch des Extractes ist
ohne Einfluss auf den wirklichen Zuckergehalt. Verf. fand in einem Falle mit der
FBuuBo'scben Titrirmethode den Zuckergehalt ziemlich gleichbleibend, wahrend der
Polarisator, solange das Mittel gegeben wurde, einen geringeren procentischen Gehalt
ergab, der scheinbar bei Aussetzen des Mittels höher wurde. Vielleicht hat das Mittel
einen günstigen psychischen Einfluss auf den Kranken, welcher beim Polarisiren den
Zuckergehalt seines Harns andauernd verringert sieht. Georg* Meyer.
Einsendungen für des Centralblatt werden an die Adresse des firn. Prof. Dr. U. Bernhardt (Berlin W
Fra n löst in he Strn ee 21) oder an die Verlagshandlang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschweid in Berlin. — Druck von L. Schum scher in Berlin.
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? U llU
/
Wöchentlich erscheinen
l — 2 Rogen; am 8fhlu*me
des Jahrgang* Titel, Na-
men- und Sachregister,
für die
Preis de« Jahrgangs«
20 Mark; su bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
mcdiciiiisclicii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *»• Februar. No. 7.
Inhalt : Salkowski, Ueber den Nachweis des Peptons im Harn (Orig. - Mitth.)
Pick, Fanctionelle Ausschaltung der Leber bei Saugetieren. — Hbrhick, Sieben
Falle von Biasenruptur. — v. Eisilsbbbo, Behandlung von verküm geheilten
Uoterscbenkelbrücben. — Adamück, Einfluss der Cblorioidea auf die Ernährung der
Netzhaut. — Janbsm, Ueber extradurale Abscesse der hinteren Scbadelgrube —
KouDBtvarzrK, Ueber Immunität gegen Diphtherie. — Tool, Typhusepidemie
in München. — Habtob, Diagnose des Botriocepbalus. — Hoi pb, Moutek, Kcu,
Sach, Debor syphilitische Erkrankung des Rückenmarks. — Loimarn, Wirkung
der Moorbäder.
Nkscki, Ueber Hämatin und Hämatoporphyrin. — Gaxthär, Erkennung von
Knostbutter. — Fibcbbb n. Livt, Untersuchungen über Lympbaogitis. — Millbb,
SO Falle von Resection des Kniegelenks. — Koowsb, Falle von Hernia properito-
nealis. — Z w a ab db u a k bb , Empfindlichkeit für hohe Töne. — Stiaioiit, Aphonie
von Nasenaflection abhängig. — Edsl, Bacteriengehalt des Badewassers. — Hirsch,
Ueber Wasserresorption im Magen. — Gebhabdt, Ueber abnorme Pulsationen bei
Aorteninsufficienz. — Pabbbb u Gotcb, White, Fälle von Trepanation bei Herden
im Gehirn. — Bkchtebew, Wirkung der Suspension bei Rückenmarksafiectionen. —
Bons irr, Ueber Tioea imbricata. — Köster, Behandlung des Eryiipels. —
Dittel, Abdominale Blasenscheidenfistel Operation. — BadstCbsbb, Ueber Pseudo
•telectaae..
I cber den Nachweis des Peptons int Harn
von Prof. E. Salkowski in Berlin.
Der Nachweis des Peptons (Albumosepeptons) im Harn nach
der von Hufmristkr eingeführten und allgemein angenommenen Me-
thode der Fällung einer gröfseren Quantität Harn — 0.5 bis 1 Liter —
mit Phosphorwolframsäure und Zerlegung des Niederschlages durch
Baryt, gehört, wenn die Quantität des Peptons irgend gering ist,
(etwa 0.15 im Liter) ohne Zweifel zu den schwierigeren Aufgaben,
welche dem Ungeübten leicht misslingen; ausserdem ist das Ver-
fahren recht umständlich und langwierig.
Ich habe mich vielfach bemüht, dieses Verfahren durch ein
einfacheres zu ersetzen, um womöglich den Nachweis des Peptons
XXXII. Jahrgang. g
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114 Salkowski, Ceber den Nachweis des Peptons im Harn. No. 7
in kurzer Zeit zu führen uml glaube, dieses Ziel durch einige kleine
Modificationen des ursprünglichen HoFMmsTBa’schen Verfahrens in
der That erreicht zu haben. Da es gerade auf diese kleine Modi-
ficationen ankommt, so bin ich genötigt, das von mir befolgte
Verfahren in allen Einzelheiten zu beschreiben. Es besteht in Fol-
gendem:
50 ccm des zu untersuchenden Harns werden in einem Becher-
gläschen wie gewöhnlich mit 5 ccm Salzsäure ') angesäuert und mit
Phosphorwolframsäure gefällt, alsdann auf dem Drahtnetz erwärmt.
In wenigen Augenblicken zieht sich der Niederschlag zu einer am
Boden des Glases haftenden harzartigen Masse zusammen. Sobald
dieses geschehen, giefst man die überstellende, fast ganz klare
Flüssigkeit so vollständig, wie möglich ab und spült die harzige,
bröcklig werdende Masse zwei Mal mit destillirtem Wasser ab, was
sich bei einiger Vorsicht leicht, fast ohne jeden Verlust ausführen
lässt. Man übergierst den Niederschlag wieder mit einigen, etwa
8 ccm Wasser und fügt 0.5 ccm Natronlauge (von etwa 1.16
spec. Gewicht) hinzu s): der Niederschlag, welcher nunmehr bröck-
lige Beschaffenheit angenommen hat , löst sich bei einigem
Hin- und Herschwenken des Glases leicht auf. Die zunächst tief-
blaue Lösung wird auf dem Drahtnetz erwärmt: sie nimmt dabei
eine schmutzig-graugelbe trübe Beschaffenheit 3) an. Sobald dieses
erreicht ist, giefst man die Flüssigkeit in ein Reagensglas, kühlt sie
ab und setzt, unter Umschütteln tropfenweise verdünnte, 1 — 2proc.,
oder auch etwas stärkere Kupfereulfatlösung hinzu. Bei Gegenwart
von Pepton färbt sich die Flüssigkeit lebhaft rot, die Färbung
tritt noch deutlicher hervor, wenn man nunmehr filtrirt. Die ganze
Procedur nimmt nicht mehr wie etwa 5 Minuten in Anspruch, was
gegenüber dem bisher geübten Verfahren ein nicht zu verkennender
Vorteil ist. Ein weiterer Vorzug besteht darin, dass bei der Ge-
ringfügigkeit der zur Untersuchung erforderten Quantität des Harns
ein Einfluss von Mucin oder Nucleoalbumin auf die Reaction weit
weniger zu befürchten ist.
Stark mucinhaltige und eiweifshaltige Harne, auf welche ich
meine Versuche nicht ausgedehnt habe, müssten natürlich vor der
F'ällung in der üblichen Weise bearbeitet werden.
An Feinheit steht dieses Verfahren dem ursprünglichen Hof-
MHisTF.a’schen kaum nach oder doch sehr wenig. Bei einem Gehalt
des Harns von 0.02 in lOOccm (0.2 im Liter) fällt die Reaction
— immer bei Verwendung von 50 ccm Harn — stark aus, bei
0,015 noch deutlich, bei 0.01 nicht entschieden positiv, wenn auch
die Controle mit normalem Harn oft noch ein Urtheil zulässt.
') Mao kommt auch mit nrheblich weniger Salzsäure aus; auch die Anwendung
Ton Essigsäure statt Salzsäure schien nichts zu ändern.
') Statt dessen kann man auch Viertelnormallaoge (1 pCt Na HO) direct nehmen.
3) In anderen Fällen wird sie zwar gelb, bleibt aber klar. Zflgert die Ent-
färbung, so kann man sie durch eiuige Tropfen Natronlauge beschleunigen.
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No. 7. Pick, Functionelle Ausschaltung der Lobor bei Säugetieren. 115
Hofhristbr ') giebt für seine Methode an, dass sich mittelst
derselben noch 0.1 in 1 Liter Harn nachweisen lasse, nur ist, wie
Hcppkrt2) mit Recht hervorhebt, bei dem Nachweis im Harn keine
ausgesprochene Violetfärbung der Lösung nach dem Zusatz von
Kupfersulfat zu erwarten. Dieselbe erscheint vielmehr nur rot,
weil das Gelb der Lösung das Blau des Violets mehr oder minder
auslöscht.
Schliefslich noch ein Wort über die Beschaffenheit des zu den
Versuchen benutzten Peptons. Es kamen die verschiedensten, teils
von mir selbst dargestellten, teils käuflichen Präparate in Anwen-
dung; von dem fast ausschließlich aus Albumosen bestehenden
WiTTK’schen Pepton an bis zur solchen, welche zu einem sehr er-
heblichen Teile aus wahrem KüuNK'schen Pepton bestanden, aller-
dings nur aus Fibrin dargestellte. An den Resultaten änderte die
Verschiedenheit des Untersuchungsmaterials nichts.
E. Pick, Versuche Aber funktionelle Ausschaltung der Leber bei
Säugetieren. Arcb. f. exp. Path. XXXII. S. 382.
Nach einem Vorschläge Hofmkistrr's ist es Verf. gelungen,
durch Einspritzung einer 0.2 proc. Schwefelsäurelösung (etwa 1 1
bis 15 mg Ha S04 pro Kilo Tier) in den Ductus choledochus bei
Hunden und Katzen ein Vergiftungsbild zu erzeugen, das haupt-
sächlich durch centrale Narcose (Mattigkeit, Benommenheit, Anäs-
thesie, Sopor) und terminale Krämpfe gekennzeichnet ist und in
24 — 48 Stunden mit dem Tode abschliefst. Wie die mikroskopische
Untersuchung der Lebern solcher Tiere lehrt, besteht eine mehr
oder weniger ausgebreitete Necrose der Leberzellen, am stärksten
im Centrura der Acini und nach dem interlobulären Bindegewebe
hin an Stärke abnehmend, sodass hier sich auch normales Leber-
gewebe fand; bezüglich dieser pathologischen Details vergl. Orig.
Schwäche, Somnolenz, Ataxie, Coma, Convulsionen und schliefslich
Tod sind auch von Slossk beobachtet worden, der durch Unter-
bindung des Tripus Halleri die Leber (neben Magen, Darm etc.)
ausschaltete, ebenso in den Versuchen von Pawlow, Nkncki, Hahn
und Masskn, die eine EcK’sche Fistel anlegten, wodurch das Pfort-
aderblut mit Umgehung der Leber zum Herzen abgeleitet wurde;
aus letzteren Versuchen wurde erschlossen, dass durch den Stoff-
wechsel eine giftige Substanz (Carbaminsäure) entsteht, die unter
normalen Verhältnissen von der Leber in einen ungiftigen Stoff
(Harnstoff) umgewandelt wird. Das bei allen 3 Versuchsanord-
nungen annähernd gleiche Vergiftungsbild könne bei der sonstigen
Ungleichheit dieser Eingriffe nur auf das ihnen Gemeinsame, den
Funktionsausfall der Leber, bezogen werden. J. Munk.
') Zeiuehr f. phyniol. Chem. IV. 8. 268.
*) Analyse des Harns. Nennte Aufl. S. 296.
8*
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116 Hkhhick, 7 Fälle v. Blasenruptur. — EiSelsbkro, Bebandhl. v. verkürzt No. 7
J. B. Herrick, Report of seveo cases of rupture of the urinary
bladder, with observations on diagnosis. Amer. med. News 1893,
Febr. 25.
H. giebt ausführlich die Geschichte, von 7 insgesammt tötlichen
Fälle von traumatischer Blasenzerreifsung (5 Männer und *2 Frauen
betreffend), welche 2 Mal, weil bewusstlose Personen betreffend,
intra vitam nicht diagnosticirt wurde. Zwei Mal handelte es sich
um extraperitoneale Zerreifsungen, vier Mal um intraperitoneale,
und vier Mal um eine extra- und eine intraperitoneale Ruptur:
letztere ebenso wie ein Fall von extraperitonealer Ruptur waren
von Beckenbrüchen begleitet. Bei 1 Pat. bestand ausserdem die
Complication mit Hirnblutung und Gebärmutterfibroiden, und er-
folgte hier die Blasenverletzung ebenso wie bei zwei Betrunkenen
im bewusstlosen Zustand. Nur 3 von den Verletzten waren bei
der Verunglückung sicher nüchtern, bei einem 4. Patienten konnte
keine Anamnese erhalten werden. In einem Falle fehlte jedes Zei-
chen äufserer Gewalteinwirkung, in einem anderen beschränkte
derselbe sich auf leichte Extravasation am Bauche. Die Diagnose
wurde 5 Mal hauptsächlich auf Grund der Ergebnisse des Cathe-
terismns und diesem folgender antiseptischer Injectionen (statt letz-
terer kann man auch H-Gas nehmen) gestellt. In 4 Fällen, nämlich
2 von intraperitonealer, 1 von extraperitonealer und 1 von extra-
und intraperitonealer Ruptur wurde die Laparatomie behufs Blasen-
drainage gemacht. Die beiden erst genannten starben an Peritonitis
septica, die extraperitoneale Ruptur endete durch Shock unmittelbar
nach der Operation, die extra-intraperitoneale Ruptur durch Sepsis
am 5. Tage tötlich. Am längsten lebte nach dem Trauma die 31-
jährige Patientin mit Hirnblutung. Sie starb erst am 9. Tage ohne
Peritonitis oder sonstige Reactionserscheinungen an dem 1 */," langen
hinten dicht am Fundus in der Quere verlaufenden Risse. Fünf
von den 7 Fällen von Blasenruptur kamen in dem Cood-Conaty-
Hospital vor und verteilen sich auf ca. 8000 anderweitige dort seit
1889 aufgenommene chirurgische Fälle. P. Güterbook.
A. v. Eiseisberg, Aus der chir. Klinik des Hrn. Hofrath Prof.
Billruth. Zur Therapie der Verkürzung nach Unterschenkelfrac-
turen. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 14.
Nach Application eines bis zum Tuber ischii reichenden fest
anliegenden Gypsverbandes wird dieser am Unterschenkel der Frac-
tur-Stelle entsprechend circulär bis auf die Wattunterlage durch-
trennt und dann in die Trennungslinie Korkstöpsel bis zu 1 cm
Breite eingeschoben. Zur weiteren Distraction bedient sich Verf.
eines besonderen Apparates, der im wesentlichen aus 20 cm langen
in einem seitlichen Falze der Länge nach verschieblichen Eisen-
schienen besteht. Dieselben tragen jede nach unten einen senk-
rechten Fortsatz, welcher in die obere und untere Seite der circu-
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No. 7. geh. Unterschenkelbrüchen. — AoAmOck, Einfluss d.Chorioidea etc. 117
lären Rinde des Gypsverbandes passend gemacht ist. Durch den
elastischen Zug eines Gummischlauches werden nun die Schienen
beliehig weit auseinander geschoben und demgemäfs diese Fortsätze
von einander entfernt. Hierdurch wird eine Distraction der beiden
Teile des Gypsverbandes ausgeübt und reicht diese, wenn auf jeder
Seite ein derartiger Apparat eingelegt ist, auch für eine ausgiebige
Distraction der Fragmente aus. Allerdings dürften nach der eige-
nen Meinung Verf.’s die Anzeigen fQr eine solche Distractionsbe-
handlung nicht gerade häufig sein; dieselben werden vornehmlich
bei solchen Fracturen gegeben sein, welche nach Abnahme des
ersten Verbandes eine ohne Redressement in Narcose ausgleichbare
Verkürzung bieten oder die eine leichte Dislocatio ad axim. zeigen.
P. Qüterbock.
E. Adarnük, Zur Frage über den Einfluss der Chorioidea auf die
Ernährung der Netzhaut. Arcb. f. Aagenheilk. XXVII. S. 250.
A. entfernte ein vom Sehnerven ausgehendes Gliom aus der
Orbita mit Erhaltung des Bulbus. Das Auge war in Folge Atro-
pbia nervi optici vollständig erblindet. Bei der Operation waren
sämmtliche Muskeln, mit Ausnahme des Rectus externus und der
Obliqui, abgelöst und der Sehnerv resecirt worden. Das Auge
blieb gut erhalten, nur zeigte sich den nächsten Tag eine fleckige
Trübung der Cornea, welche nach und nach verschwand. Am 10.
Tage war der Bulbus fest angewachsen, die brechenden Medien er-
schienen klar und der Augengrund besafs die normale hellrote
Farbe, die Papille erschien noch bleicher, die Contouren noch we-
niger deutlich, als früher, die enger gewordenen Gefäfsstämmchen
der Retina konnten bis zur Peripherie verfolgt werden, doch liefa
sich kein Unterschied mehr zwischen Arterien und Venen consta-
tiren. Pigmentbildungen in der Netzhaut kamen nicht zur Beob-
achtung, ebeoso keine Veränderungen in der Chorioidea, nur traten
später Erscheinungen von Atrophie der Iris auf und die Pupillen-
bewegungen wurden minimal. Die Retinalgefäfse repräsentirten sich
zuletzt nur noch als schmale rötliche Streifchen.
Die hier gemachten Beobachtungen unterscheiden sich wesent-
lich von Resultaten Waqknmann’s, welche derselbe bei seinen experi-
mentellen Untersuchungen über die Ernährung der Retina und
Chorioidea erhalten hat. Nach Durchschneidung des Opticus und
der Ciliargefäfse fand er eine Trübung der Netzhaut, welche auf
dem Zerfall ihrer Elemente beruhte, ebenso eine Trübung der Linse
und Cornea, sowie Veränderungen in der Pigmentschicht der Retina.
Dies konnte Verf in seinem Falle nicht beobachten. Er ist daher
der Ansicht, dass die Füllung der Retinalgefäfse von der Peripherie
her stattfand, welches Verhalten auf eine Communication zwischen
Netzhaut und Aderhautgefäfse dort schliefsen lässt. Horstmann.
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118 Janskn, Usber extradnrale Absoesae etc. — Koodrhvbtztk, Ueber No. 7
Jausen, Zur Kenntniss der durch Labyrintheiterung inducirten
tiefen extraduralen Absceese in der hinteren Schädelgrube. Arch.
f. Ohrenhoilk. XXXV. S. 290.
Bei einem 43jähr. Manne, der seit 8 Wochen, nach Influenza,
an linksseitiger stinkender Ohreneiterung, heftiger, Nachts exacerbi-
renden Kopfschmerzen, Schwindel, Uebelkeit und Erbrechen, Ny-
stagmus litt, wurde die Aufmeifselung des Warzenfortsatzes gemacht,
ohne dass eich in den Zellräumen desselben Eiter fand In der
Tiefe Granulationsgewebe; aus den hinteren Abschnitten des Antrum
entleert sich ein Tropfen Eiter. Nach breiter Eröffnung des An-
trums zeigte sich an der hinteren Grenze Ober und hinter dem
horizontalen Bogengänge eine kleine granulirende Stelle, an der die
Sonde transversal in den Knochen eindrang; nach Erweiterung der
Fistel nach hinten unten und Ausschaben mit dem Löffel entleerten
sich einige Tropfen dicken, rahmigen Eiters. In den nächsten Ta-
gen entleerte sich beim Verbandwechsel stets reichlicher Eiter aus
dem Fistelgange, der später noch einmal , da Erscheinungen von
Eiterretention eintraten, beträchtlich erweitert wurde. Dabei wurde
constatiert, dass man nach unten vorn in das Vestibulum gelangt.
Im weiteren Verlauf schliefst sich der Fistelgang, die Wunde am
Warzenfortsatz föllt sich mit Granulationen u. ist nach pp. 6 Monaten
vernarbt. Pat. wird als geheilt entlassen. Auf Grund dieser Be-
obachtung und unter Berücksichtigung einiger in der Berliner Uni-
versitätsohrenklinik zur Obduction gekommenen Fälle, hält Verf.
es fßr gerathen, in Fällen von negativem Befunde im Warzenfort-
satze und Antrum, bei sonstigen Anzeichen von tieferen Eiterheerden
am Schläfenbein, daran zu denken , dass ausser einem tiefen Hirn-
abscess auch die Möglichkeit eines tiefen extraduralen Abscesses nach
Durchbruch durch den oberen oder unteren verticalen Bogengang
vorliegen kann, trotz intacter Dura in der Gegend des Sinus sigm.
In solchen Fällen möge es sich lohnen, Fisteln an der medialen
Antrumwand ein erhöhtes Mafs von Aufmerksamkeit zuzuwenden,
sich deren Leitung furchtlos anzuvertrauen event. die hintere obere
Kante des Felsenbeines fortzunehmen. Die Eröffnung des Vestibu-
lum vom horizontalen Bogengänge resp. von der medialen Antrum-
wand aus, wie in Verf.’s Fall, sei ein Ereigniss, welches man in
solchen Fällen von Labyrintheiterung mit meningilischen Reizzu-
ständen nicht zu fürchten brauche, sondern im Gegenteil als er-
wönscht erachten könne und wohl selbst im geeigneten Falle an-
streben dfirfe. Schwabach.
Koudrevetzyk, Recherches experimentales sur l’immunisation contre
la diphth^rie. Arckives de mddecine experim. 1893, V. S. 620.
Die Methode deren sich K. bediente war folgende: er injicirte
Hunden oder Kaninchen intravenös eine bedeutende Menge Diph-
theriebacillenbouillonkultur und tötete sie entweder kurz nach der
der Iojection oder erst nach 20 — 30 Stunden durch Aderlass, wenn
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No. 7. Immunität gegen Diphtherie. — Vool, Typhusepidemie in München. 110
sie deutliche Krankheitssymptorae darboten. Das Blut fing er steril
auf. Dann extrahirte er die zerkleinerten inneren Organe mit phy-
siologischer Kochsalzlösung setzte noch 0.75 pCt. Karbol hinzu,
liefe ‘24 Stunden maceriren, und presste dann den Saft ab; mit die-
sem Extrakt und dem Blutserum experimentirte er.
Das Blutserum der bald nach der Injection getöteten Tiere er-
wies sich als toxisch, das Extrakt hatte keine Wirkung, mit beiden
erzielte er auch keinen immunisirenden Effect; als Versuchstiere
benützte er Meerschweinchen. Dagegen erreichte er diese Wirkung
mit den flüssigkeiten, welche von den Tieren stammten die nach
‘20 — 30 Stunden getötet waren, und zwar war die Immunität bei
den behandelten Meerschweinchen schon nach '24 Stunden einge-
treten; sie verschwand aber auch nach einigeu Wochen wieder.
Verf. schliefst aus diesen Beobachtungen, dass sich im Körper
des Hundes und Kaninchens rasch ein Antitoxin bilden müsse.
Versuche, die er mit der natürlich immunen Ratte anstellte, schlu-
gen fehl.
Weiterhin wurde die immunisirende Wirkung der Bacterien-
leiber untersucht, in welchen nach Bkikokr, Kitasato u. Wasskrmann
das immunisirende Agens stecke; K. filtrirte 6 Wochen alte Kul-
turen, wusch sic mit Wasser aus und spritzte grofse Mengen des
aufgeschwemmten Filterrückstandes Tieren subcutan ein. Es ent-
stand eine Infiltration, oder ein Abscess, Immunität trat nicht ein.
Scbeurlen.
Vogl, Ueber die in den letztverflossenen Monaten im Münchener
Garnisonlazareth beobachteten und behandelten Typhus - Erkran-
kungen — speciell über die Typhus- Epidemie im k. Infanterie-
Leibregiment. Münchener med. Wochenscbr. 1893, No. 41.
Während zwischen 1880—1889 alljährlich durchschnittlich 50
Typhusfälle in der Münchener Garnison vorkamen, von 1889—1893
sogar nur 3 bis 14 Fälle jährlich, brach Mitte Mai 1893 in den
Kasernen eines Infanterieregimentes eine Typhusepidemie aus, die
eine Dauer von 60 Tagen (bis Mitte Juli) hatte und eine Gesammt-
surnme von 4*26 Erkrankungen lieferte. Als ätiologisches Moment
ist die Inficirung eines Pumpbrunnens vom Untergründe her, an
dem Umgrabungen vorgenommen waren, anzuklagen; die Verbrei-
tung auf die Bewohner der betr. Kasernen ist nicht anders ver-
ständlich, als durch die Annahme einer Uebertragung durch das
Spülwasser für die Essgeschirre der Mannschaften. Diese mit stür-
mischer Heftigkeit auf einem beschränkten Terrain, und zwar im
Frühjahr ausgebrochene Epidemie differirt wesentlich von dem in
früheren Jahren endemischen Typhus, der im Winter Epidemieform
annahm und von Kaserne zu Kaserne, selbst von Zimmer zu Zim-
mer weiterschritt, überall Herde bildend. — Bemerkenswert ist,
dass die Typhus - Epidemie sich unmittelbar an eine Influenza-
Epidemie anschlofs resp. zeitlich mit letzterer zusammenfiel. Bei
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120
Habtok, Diagnose des Botriooephalus.
No. 7
einer Anzahl der Typhösen war die Influenza in das Incubalions-
stadium des Typhus gefallen und hatte eine entfernte Aehnlicbkeit
mit einem Incubationsfleber; andere zeigten noch Nachwirkungen
der Influenza, namentlich eine ausgesprochene Bradycardie. Es
bestand also in einer Reihe von Fällen eine Doppel - Infection. —
Die von manchen Seiten angeschuldigte Vergiftung durch ver-
dorbene Nahrungsmittel (Fleisch, Dörrgemüse) wird vom Verf. zu-
rückgewiesen. — Klinisch war ein hervorstechender Zug das
Bestehen einer hämorrhagischen Diathese sowie die häufigen und
hartnäckigen Anomalien im Gebiete des peripheren Nervensystems
(Neuralgieen, Neuritiden mit nachfolgenden Atrophieen); vielleicht
beruhten diese Eigentümlichkeiten auf der Concurrenz der Influenza-
mit den Typhustoxinen. Anatomisch bemerkenswert war die un-
gewöhnliche Beteiligung des Dickdarms am Typhus - Processe. —
Therapeutisch wurde die Hydrotherapie nach der Methode von
Bband angewendet. — Die Mortalität von 8.4 pCt. war zufrie-
denstellend, wenn man 15pCt. als die durchschnittliche Mortalitäts-
zahl beim Typhus junger Männer annimmt; sie war aber nicht be-
friedigend gegenüber der in früheren Jahren erreichten Mortalitäts-
ziffer von höchstens 5.2 pCt. Den Grund für die ungewöhnlich
hohe Zahl sucht Verf. in der verhängnissvollen Concurrenz des
Typhus mit der Influenza. Er betont schliefslicb zu Gunsten der
Wasserbehandlung, dass bei den zum Teil sehr schweren Fällen
(mit 5 — 6 wöchentlicher Acme) die medicamentöse Antipyrese un-
möglich war, bei einer lediglich expectativen und diätetischen Be-
handlung jedoch die Lage des Kranken immer bedenklicher, die
Stellung des Arztes unerträglich geworden wäre. Perl.
A. Hartge, Zur Symptomatologie des Botriocephalus latus. Petersb.
med. Woohenscbr. 1893, No. 35.
Aus dem mannigfaltigen Symptomencomplex, welcher durch
den Botriocephalus latus hervorgerufen wird, greift H. die Erschei-
nungen heraus, welche sich im Darmkanale abspielen. Letztere
sind so mannigfaltiger und vager Natur (Darmkolik, Unregelmäfsig-
keiten in den Darmentleerungen, Diarrhoen, Appetitlosigkeit, Heifs-
hunger etc.), dass man nicht eher ein Wurmabtreibungsmittel an-
wenden soll, ehe nicht die Gegenwart der Parasiten durch Ab-
gehen von Bändern oder der Nachweis von Eiern im Stuhl sicher
constatirt worden ist. Es kommen jedoch auch Fälle vor, wo trotz
der Gegenwart des Botriocephalus latus sein Nachweis auf die vor-
genannte Art nicht gelingt. Für solche Fälle giebt H. folgenden
Symptomencomplex seitens des Darmkanales an, welcher auch ohne
Nachweis von Teilen oder Eiern des Parasiten dessen Vorhanden-
sein wahrscheinlich macht. 1) Beständige kolikartige Schmerzem-
pfindung im Mesogastrium in weiterer Ausdehnung, welche auf
Druck von aussen nicht wesentlich gesteigert wird. 2) Diese
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No. 7. Huppb, Mouvkk, Ki'h, Sachs, üeber syphil. Erkrank, d. Rückenmarks. 121
Schmerzen werden nur bei aufrechter Körperhaltung empfunden
und verschwinden bei Horizontallage. 3) Alcoholhaltige Getränke
wirken beruhigend. 4) Diät und Medicamente, ausgenommen Nar-
cotica, haben keinen Einfluss. — Nebenbei sind vorhanden: Druck,
Völle, Geffihl von Spannung im Leibe, leichte ziemlich beständige
Uebelkeiten, fader Geschmack u. s. w.
Auf Grund solcher Beobachtungen kann man auch ohne slricten
Nachweis des Botriocephalus latus zuweilen eine Abtreibungskur
unternehmen. C. Rosenthal.
1) H. H. Hoppe, Zur Kenntniss der syphilitischen Erkrankungen
des Rückenmarks und der Brtlcke. Berliner klin. Wocheoscbr. 1893,
No. 10.
2) H. Mouvek, Ein Beitrag zur Kenntniss der syphilitischen Er-
krankungen des Rückenmarks. MoD&tsh. f. pract. Dermatologie 1893,
No. 5.
3) S. Kuh, Die Paralysis spinalis syphilitica (Ean) und verwandte
Krankheitsformen. Deutsche Zeitscbr. f. Nervenheilk. 1893, III. 6. Heft.
4) B. Sachs, Syphilis of the Spinal Cord. Brain 1893, Automn.
1) Zwei anatomische Untersuchungen aus dem OppKNHxiM’schen
Laboratorium.
I. (Alter?) 1884 Lues, 1890 Schwindel, plötzliche Hemiplegie,
Besserung, dann eine unbestimmte Lähmung, später eine schnelle
Paralyse aller 4 Extremitäten mit Sensibilitätsstörungen und Schling-
beschwerden, worauf der Exitus an Pneumonie folgte.
Anatomisch fand sich eine ausgebreitete Degeneration der PyB,
Gou.’schen, BüRDAuH’schen Stränge, Clark Kuschen Säulen u. KISß,
ein von der Halsanschwellung bis in’s mittlere Brustmark reichen-
der Erweichungsherd. Das Gehirn wurde nicht untersucht. Die
combinirten Systemdegenerationen werden als der ältere primäre
Krankheitsprocess angesehen, die Erweichung soll durch Exsudation
der in weitem Umfange luetisch erkrankten Pia oder durch Gefäl's-
verschluss zustande gekommen sein. Ueber das causale Verhältnis
von zusammen vorkommender Systemerkrankung und spinaler Lues
wagt Verf. keine bestimmten Schlüsse zu ziehen.
II. 10 Jahre nach einer luet. Infection, doppelseitige Abducens-
und Hypoglossusparese, linksseitige Hemiplegie (incl. Facialis) mit
Contractur und erhöhten Reflexen, geringe Schling-, erhebliche Arti-
calationsstörungen. Unter schnell fortschreitender Lähmung schneller
Exitus. Kopfschmerzen waren lange das einzige Symptom, Sensi-
bilitätsprüfung l wegen der Bewusstseinstrübung nicht ausführbar.
Die Section und mikroskopische Untersuchung ergab eine gering-
fügige Meningitis und eine gummöse Entartung der art. basilaris,
die Erweichung im Pons betraf die r. Pyramiden in höherem Grade
ab links. Kerne der med. obl. intact. Schleifengegend der Brücke
beiderseits zerstört. Ein typischer Fall von acuter Bulbärparalyse.
M, Brasch.
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122 Hoppk,Moüvek, Kuh, Sias. Ueber syphil. Erkrank, d. Rückenmarks. No. 7
2) Ein 34jähriger Mann, der 1891 an constitutioneller Syphilis
behandelt worden war, zeigte Dezember 1891 Leucodermaflecke an»
Halse, Geschwüre an den Unterschenkeln u. s. w. und wurde aufs
neue einer antisyphilitischen Cur unterzogen. Februar 1892 stellte
sich ein specifischer Catarrh der linken Paukenhöhle ein, ferner
Taubheitsgefüh) in den Extremitäten, Kreuzschmerzen, Gürtelgefühl,
unsicherer Gang und erhöhte Reflexe, Dazu traten Schwindelge-
föhl, Diplopie, Crises gastriques, plötzliche völlige Paralyse der
unteren Extremitäten, die in ihrer Intensität sehr wechselt. Es folgten
dann im Verlauf der Krankheit: Abnahme der Sehnenreflexe, Herab-
setzung des Tastsinns und des Temperatursinnes an den unteren
Extremitäten, excentrische Schmerzen in der Hßftgegend, Ischuria
paradoxa, dann Retentio urinae, später totale Incontinentia urinae
et alvi. Ende März zeigte sich Ober dem Nabel eine hyperästhetische
Zone, Steifigkeit der Wirbelsäule und Schmerzhaftigkeit vom 6. bis
12. Wirbel. Die Fluctuation der einzelnen Symptome hörte nun-
mehr auf; die Motilität der unteren Extremitäten blieb gleich null,
es trat mälsige Atrophie und Verlust der electrischen Erregbarkeit
ein; die Sensibilität bis zum Nabel war minimal, Haut- und Sehnen-
reflexe fehlten, Blase und Rectum blieben gelähmt; von Seiten des
Gehirns zeigten sich nicht die geringsten Störungen. Nachdem
Decubitus, Eiter im Urin, Fieber hinzugetreten waren, starb der
Kranke im Mai. Die Section erwies ein eitriges Infiltrat an der
Dura der Para caudae equinae des Rückenmarks. In der Pars
lumbalis nimmt beinahe den ganzen Querschnitt eine Geschwulst von
1 '/, cm Durchmesser ein; dieselbe ist derb, von graugelber Con-
sistenz; das Gewebe des Rückenmarks ist oberhalb wie unterhalb
erweicht. Die Geschwulst safs io Höhe des 10. Dorsalsegmentea,
die Erweichungen bis zum 8. und 12. Dorsalsegment; kleinere Ge-
schwulstmassen und Infiltiate befinden sich an den Gefäfsen in der
Umgebung der gröfseren Geschwulst, und auch an der Pia. Die
Geschwulst bestand aus zelligem, scheinbar fibrillärem Gewebe, das
namentlich um die vermehrten, erweiterten und entarteten Gefäfsen
verdichtet ist.
3) K. stellt zunächst 38 reine und 24 complicirte Fälle syphi-
litischer Myelitis aus eigener (resp. Eubs) Beobachtung und aus der
Litteratur zusammen. Die meisten Erkrankungen erfolgten relativ
bald nach der Infection (in 36 Fälle in den ersten 6 Jahren nach
der Infection). In 38 Fällen hatte eine Behandlung der Primär-
und Secundär-Erscheinungen stattgefunden. Die syphilitische Spinal-
paralyse tritt demnach meist wenige Jahre nach den ersten Secun-
där-Erscheinungen auf; die meisten Erkrankungen fallen in die
mittleren Lebensjahre. Neben der Syphilis kommen als auslösende
ätiologische Momente Erkältungen, Traumen, Ueberanstrengung in
Betracht. Die initialen Erscheinungen sind mitunter cerebraler Na-
tur, meist aber zunehmende Schwäche und Steifigkeit der Beine
mit Parästhesien, Hyperästhesie in den Beinen, Schmerzen im Kreuz,
ohne ernstere objective Sensibilitätsstörungen. In der Hälfte der
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No. 7. Hoppr, Mocvkk, Koh. Sachs, Uebersyphil. Erkrank. d. Rückenmarks. 123
Falle gehören zu den Frühaymptomen Blasenstörungen; der spas-
tische Gang ist meist sehr ausgesprochen bei relativ geringer Pa-
rese, und bei auffallend geringer Muskelspannung. Die electrische
Erregbarkeit ist nicht verändert und Schmerzen selten, fast constant
sind gesteigerte Sehnen reflexe und Fufeclonus. — In den compli-
cirten Fällen findet sich ausser diesen typischen Symptomen: Ataxie,
Schwäche der Arme, dauernde Sensibilitätsstörungen, Gehirnnerven-
störungen, (Diplopie, Anisocorie, Pupillenstarre, Myosis, Supraorbi-
talneuralgie, Schwindel, Facialislähmung, Sprachstörung, Hemiplegie
etc.) — Der Verlauf ist meist chronisch progressiv mit Remission
und Recidiven; es kommen jedoch spontane Heilungen vor. Bei
der Differentialdiagnose kommen in Betracht Tabes (bei den com-
plicirten Fällen), multiple Sclerose, Compressionsmyelitis, spastische
Spinalparalyse, nicht syphilitische Myelitis dorsalis. — Die Prognose
ist besser wie bei der nicht syphilitischen Myelitis. — Ein anderes
Krankheitsbild, welches mit der Emi’Bchen syphilitischen Spinalpa-
ralyse Aehnlichkeit hat, ist in 7 Beobachtungen bei Syphilitischen
beschrieben. Hier ist jedoch der Lendenteil (nicht der Brustteil)
erkrankt; es zeigen sich hier schlaffe Lähmung der Beine, Herab-
setzung oder Aufhebung der Sehnenreflexe, Incontinentia oder Re-
tentio urinae; der Verlauf war schnell zur Besserung unter Remis-
sionen und Exacerbationen oder zu Decubitus, Cystitis etc. — Die
Sensibilitätsstörungen verhielten sich ebenso wie bei der spastischen
Form (meist wenig gestört). 3 Mal war der Ausgang tötlich. —
Diese 7 Fälle beweisen, dass es unter den auf syphilitischer Grund-
lage beruhenden Fällen von Myelitis eine ganze Reihe giebt, die
sich klinisch von den anderen luetischen wie von den nicht speci-
fischen Rückeumarksaffectionen scharf unterscheiden lassen.
4) S. teilt 4 Fälle von Rückenmarkssyphilis (ohne Obductions-
befund) mit; in einem derselben bestand eine weit ausgebreitete
atrophische Lähmung, in dreien war eine spastische Paraplegie mit
gesteigerten Reflexen vorhanden; in zweien war die Muskelsteifig-
keit sehr gering, in einem dagegen excessiv. Die Blase war nur
einmal und zwar dauernd beteiligt; in 3 Fällen war auch die Sen-
sibilität betroffen; 2 Fälle begannen plötzlich, die anderen beiden
allmälig; alle zeigten Neigung zur Besserung. Charakteristisch für
Röckenmarkssyphilis erscheint dem Verf. 1) die ungewöhnliche Aus
breitung der Krankheit über den gröfseren Teil des Rückenmarks,
indem bald die Cervical - Dorsal- oder Lumbalteile besonders stark
afficirt sind. 2) Die verhältnissmäfsig geringe Intensität des krank-
haften Processes im Vergleich zur weiten Ausbreitung desselben
(einige Functionen des Rückenmarks sind völlig erhalten, andere
völlig aufgehoben). 3) Das rasche Schwinden einzelner Symptome,
während andere hartnäckig und chronisch bestehen bleiben; so
können die Sensibilitätsstörungen schnell schwinden, während die
motorischen Anomalien bestehen bleiben. 4) Das häufige Vorhan-
densein oder Vorhergehen anderer Symptome des Centralnerven-
systems, die auf Lues hindeuten. — Häufig handelt es sich um
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1*24 Loimann, Wirkung d. Moorbäder. — Nrncki. — Gantnrp. No. 7
unregelmäfsige Fälle subacuter oder chronischer Myelitis, die eine
auffallende Tendenz zu Remissionen und Exacerbationen in den
einzelnen Symptomen zeigen. — Der Eßtische Typus der spastischen
syphilitischen Spinalparalyse ist nur ein Bild in der grofeen Gruppe
der syphilitischen Röckenmarksstörungen; sie ist vielleicht nicht
einmal das häufigste Bild und zeigt vielerlei Abweichungen, Com-
plicationen etc. S. Kalischer.
Loimanu, Wirkung der Moorbäder, speciell in der Gynäkologie.
Prager med. Wochenschr. 1893, No. 28.
Verf. betont, dass der Wert aller Moorbäder neben ihrer Wir-
kung durch die Schwere, die Temperatur und das geringe Wärme-
leitungsvermögen des Moores hauptsächlichst auf dem Gehalt an
freier Schwefelsäure und schwefelsaurem Eisenoxydul beruht,
Erstere ist im Franzensbader Moor bis zu 1*/* pCt., letzterer
bis zu 3 pCt. enthalten.
Am reichlichsten enthält der alte abgelagerte Moor die Säure,
aus dem Schwefeleisen durch Oxydation entstanden. Dagegen ist
der versandte Moor lange nicht so wirksam und alle Surrogate
ganz minderwertig.
Im Bad hält der Moorbrei die Säure fest und giebt eie nur
allmälig ab. Sie allein ist es, welche die Hautreize bewirkt, welche
desinficiert und adstringierend wirkt, also die Secrelion herabsetzt,
so auch in der Scheide.
Verfasser empfiehlt:
bei allen pelviperitonitischen und parametrischen Processen dicke
Bäder von hoher Temperatur und langer Dauer,
bei Metritis und Endometritis kühle Temperaturen,
bei allen katarrhalischen Zuständen dünne Bäder mit indifferenten
Temperaturen. A. Martin.
AI. Nencki, Sur la compositiqn chimique de l’hömatine et de
l’h^matoporphyrine. Arcb. des scienc. biol. p. p. l’institut imp. ä St. Pe-
tersbourg II. S. 121.
Gegenüber irrigen Darstellungen in Gautibs'i Chimie biologique giebt Verf. einen
kurzen Ueberblick über die historische Entwicklung der Kenntnisse über des Häma-
tin nnd Hämatoporphyrin. Verf. constatirt auf's Nene die Formeln, welche sich nach
seioer im Verein mit Sivub* und Rotsi er Angestellten Untersuchungen für die ge-
nannten Körper ergeben, nämlich Hämin = C„ H30N40, FeHCl. Hämatoporphyrin =
f',.. H,, Ns 0, Bildungsgleichung desselben aus dem Hämin: C,j OJ0 N, 0, Fe QCI -f-
2 Br H -(- 3H,0 = 2(C„ H18 N, 0,) -f- Fe Br, -(- HCl H,. Bei der Einwirkung ron
concentrirter Schwefelsäure auf das Hämin entsteht Hämatoporphyrinanhydrid c„hmn405.
E. 8&lko«$ki.
Gautner, Unterscheidung der Naturbutter vom Margarin. Zeitschr.
f. analyt. Chetn. XXXII. S. 415.
Verf. empfiehlt die Schwefelsäuremethode: Butterfett färbt sich mit reiner Schwe-
felsäure nur strohgelb bis rotgelb, das zur Herstellung ron Margarin vorzugsweise
verwendete Erdnussöl dagegen tiefbraun. Da ferner die Jodzahl für das Butterfett
um 16, für das Erdnussöl um 50 herum schwankt, lässt sich mittels der Jodadditioni-
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No. 7. Fischer u. Lkvt. — Miller. — Kuuwkr. 125
aethode nicht nur Butterfett neben Erdnussöl erkennen, Mindern auch das gegenseitige
Mtogenverhältoiss beider Fettarten in einem Gemisch ziemlich gut abscbätzen.
J. Munk.
F, Fischer u. E. Levy, Ueber die pathologische Anatomie und
die Bacteriologie der Lymphangitis der Extremitäten. Deutsche
ZeiLscbr. f. Chir. 1893. XXXVI. S. 621.
Dm die Lymphangitis der Extremitäten bacteriologisch und pathologisch- anato-
misch genauer studieren zu kennen, excidirten die Verff kleine Stücke der entzün-
deten Lymphgefäfse am Lebenden.
Die derartig gewonnenen Aussaaten von 8 reinen Lympbangitis-F&llen ergaben 5
Mal den Staphylococcus pyog. alb , 1 Mal den aureus, I Mal beide zusammen und
1 Mal (bei einen Matratzenmacher) Bacterinm coli commune; ungefähr dieselben Re-
sultate ergaben Aussaaten aus lympbangitiscben Abscessen. Der Streptococcus pyo-
genes wurde nur 2 Mal gefunden.
Die mikroskopische Untersuchung der excidierten Stücke ergab Thrombosirung des
Lymphgeflfses ; Bacterien waren vorwiegend im Thrombus, vereinzelt in der Gefäfs-
vand nachweisbar. Die Gefäfswand selbst zeigte bis auf leichte Verdickung und In-
filtration mit Rundzellen keine Veränderung; die letztere erstreckte sich auf das um-
gebende Gewebe, vor allem die Blutkapillaren. M. Rothmann.
A. G. Miller, Notes of thirty cases of excision of the kneejoint.
Lancet 1893, Febr. 4. p. 237.
Von den 30 kurz aufgeführten Fällen Verf.'s, welchen, bis auf einen durch Lues
bedingten, Tuberkulose zu Grunde lag, endeten 2 tätlich, der eine mit Fettherz an den
folgen des Chloroforms nach 4 Tagen, der andere nach fast 4 Jahren an Lungen-
schwindsucht. Bei 4 Resecirten musste nachträglich wegen Rückfall der Oberschenkel
ampntirt werden , und war diese letztere Operation ebenso wie in einem fünften bis
jetzt ungeheilten Falle eigentlich von vornherein angezeigt und nur von den betr.
Ptu. verweigert. Das Durchschnittsalter des Resecirten betrug 22 Jahre, der jüngste
war 5, der älteste 57 Jahre alt; bei 26 Patt, mit näheren Angaben war 15 Mal das
rechte, 11 Mal das linke Knie beteiligt. Von 23 Patt., bei deneo die Endresultate
io Frage kommen, haben 3 genügend gut und 18 befriedigend functionirende Glieder,
doch fehlen nähere Angaben Wegen der Methode verweist Verf. auf eine frühere
Arbeit mit dem Bemerken, dass er nur ausnahmsweise bei Tuberkulose des Knies die
Resection gemacht hat. Die meisten der hierher gehörigen Fälle werden von ihm
dsreh Ruhe, Verbände, Ableitungen etc, behandelt. p. Güterbock.
Kouwer, Twee gevallen van hernia properitonealis. Weekbl. van bet
Xederl. Tijdschr. voor Qeneesk. 1893, 11. No. 9.
Der eine Fall betraf eine 25jährige Frau, bei welcher sich bei der Operation ein
grofser Bruchsack zeigte, der durch eine weite OefTnung mit der Bauchhöhle in Ver-
bindung stand und properitoneal gelegen war. Durch eine enge OefTnung, durch
welche mühsam ein Finger hindarebging, war Verbindung mit einem im Leistenkanal
gslegenen Divertikel vorhanden. Die Länge des Kanals betrag etwa lOctm, die weite
Oeffoung zum properitonealen Sack sieht lateralwärts. Nach der Operation waren die
vorher vorhandenen Beschwerden geschwunden.
Beim zweiten Kranken, einem 24jährigen Manne, war der Bruch oder Brachsack
wahrscheinlich angeboren. Später gelangte Netz hinein und verwuchs damit. Durch
den abnormen Inhalt des Leistenkanals wurden dessen Oeffnungen einander genähert;
sm inneru Leistenring wurde das Peritoneam einer fortwährenden Reizung duroh das
darin eingepresste Netz ausgesetzt, es entstand Bindegewebsbildung. Der Leistenkanal
leibst war sehr weit geworden und bot dem Bauchiohalt bequemen Zugang, der duroh
d«o eogeD Bruchsackhals verhindert wurde. Die Eingeweide drückten dagegen aus
dem Leistenkaual und zogen das Bauchfell mit sich, das sieh so zu einem zweiten
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126
ZWAAHliKMAKKH. — SlKAlUHT. — EnKL. — HlRSCH.
No. 7
ßrucbsack bildet« Bei den hier vorher angeführten Taxitversuchen faltete sieb der
weite Baachfellsack oberhalb dei Leistenkanals in Falten gegen die Hinterseite der
vorderen Baachwand und es entstand schliefslich der Zustand einer „bernie en bissac",
bis die forcirte Taxis dieselbe zu einer properitonealen machten George Meyer.
Zwaardemaker, Der Einfluss der Schallintensität auf die Lage
der oberen Tongrenze. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XXIV. S. 303.
Z. fasst die Ergebnisse seiner Untersuchungen in folgende Sätze zusammen: Die
Schärfe des Ohres nimmt in der höchsten Octave unserer Tonleiter schnell ab Io
Folge dessen wechselt letztere ihre Lage je nach der Schallintensität. Die Unterschiede
in dieser Hinsicht umfassen das Intervall einer Terz, wenn die Schallintensität von
einer gewissen Gröfse auf das Tausendfache derselben steigt. — Die Zone relativer
Unempfindlichkeit dehnt sich eine Strecke weit in die Scala hinein aas, aber keines-
wegs ferner als fis“. — Bei reinen Mittelohrprocessen büfst die Tonleiter an ihrer
oberen Grenze nicht mehr als '/4 Ton ein. Dieses Factum findet, neben erhaltener
Knocbeoleitnng, eine einfache Erklärang in der nicht allmäligen, sondern schnellen
Abnahme der Empfindlichkeit in der Nähe des Grenztone*, welche zur Folge bat, dass
nur sehr bedeutende Herabsetzung der Heizempfindlichkeit eine Verkürzaog der Scala
bervorrafen kann. Sehwsbach.
H. Straight, A case of Aphonia due to hypertrophic rhinitis. Med.
Record 1893, No. 25.
Bei einem 17jährigen Knaben, der seit 2 Jahren an Aphonie litt, ohne dass sich
Veränderungen im Kehlkopf nacbweiseu liefsen, hat die galvanokaustische Behandlung
der hypertrophischen unteren Muscheln die Stimme wiederhergestellt. 8 ; Jahre später
war ein Rückfall noch nicht eingetreten. w. Lubllnski.
Edel, Untersuchungen Ober den Bacteriengehalt des Badewassers.
Arch. f. Hygiene 1893, XIX. S. 225.
Die Untersuchungen E.'s wurden im Berliner hyg. Institut au Berliner Schwimm-
und Wannenbädern ausgeführt. Das Wasser des Schwimmbassins A. enthielt durch-
schnittlich im ccm 100000 Keime, während da* Berliner Leitungswasser nur 150
Keime enthält; dieser hohe Keimgehalt war, wie E. nachweist, nicht durch die Ba-
denden veranlasst, sondern durch eine Vermehrung der Bacterien beim Vorwärmen
des Wassers; das Bassin wurde täglich neu gefüllt.
Bei der Untersuchung des Badewassers des Joachimsthal'schen Gymnasiums fand
E. folgende Zahlen. Das Brunnenwasser enthielt 60 Keime, das Bassinwasser vor
dem Baden 491, nach dem Baden 15465; aus diesen und anderen Zahlen rechnet
E eine Vermehrung des Badewassers pro Person um 26—27 Milliarden Keime aus.
Eine ähnliche Keimvermehruog fand Verf. bei den Wannenbädern. Scluurlen.
A. Hirsch, Zur Frage der Wasserresorption im Magen des Hundes.
Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 29.
Bei Tieren, denen eine Duodenalfistel in nächster Näbe des Pylorus angelegt
wird, verlassen in den Mageu gebrachte Flüssigkeitsmengen dieses Organ am vieles
schneller, als dies bei Tieren der Fall ist, welche eine tiefer gelegene Duodenalfistel
besitzen. Hieraus erklärte es sich zur Genüge, dass bei erstgenannten V' ersuchstieren
eine Wasserresorption im Magen nicht beobachtet wird, weil eben die Flüssigkeit all-
zuschuell den Magen verlässt und aas der Duodeualfistel abflielst. — Verf. sprioht
sich mit aller Entschiedenheit dagegen aus, Ergebnisse bezüglich der Wasserresorption
im Magen, die an Hunden mit hochgelegenen Duodenalfisteln und bei freiem Abfluss
aus der FistelöfTnuug gewonnen wurden, auf den normalen Hund, oder gar auf den
Menschen zu übertragen. C. Hotemäal.
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So. 7. Gkbhabdt. — Parker u. Gotch, White. — Bechterew.
127
C. Gerhardt, Ueber krankhafte Pulsationen bei Schlussunfähigkeit
der Aortenklappen und bei BASEiiow’scher Krankheit. Charite-An-
nalen 1893. XVIII. S. 243.
Id Betreff des schon früher (Cbl. 1882, S, 895) vom Verf. beschriebenen pulsi-
renden Milztnmors bei hebernden Kranken mit gut compensirter Aorten - Insufficienz
ftrmulirt er die Bedingungen für diese — wie er angiebt — recht häufige Erschei-
nung dahin: wenn bei einem kräftigen Kranken mit gut ausgeglichener Aorteuinsuffi
tiesz die Milz in Folge acuter Schwellung fühlbar wird, so pnlsirt sie auch; Vorbe-
dingung solcher Pulsationeu ist Arterienerweiternng, meist io Folge von Erschlaffung
der Geflfsmuskeln. Aebnliche Pulsationen kann man, beim Bestehen dieses Klappen-
fehlers, anch am Penis, ferner am Band der Übte bei gleichzeitiger Kopfrose u dgl .
wehr beobachten. Ancb bei Morbus Basedowii finden sich (abgesehen von Tachy-
kardie und Schwirren der Scbilddrüsenarterien) nicht selten auffällige Pulsatiouser-
sebeinuDgeo, die mit denen bei Aorteninenfficienz vollkommen übereinstimmen, so na-
mentlich Pulsation der Milz, zeitweise auch Capillarpuls. Perl.
1) R. Parker and F. Gotch, A case of Focal Epilepay: Trephi-
DiDg; Electrical Stimulation and Exciaion of Focua: Primary
Healing: Improvement. Brit. Medic. Journ. 1893, Mai 27.
2) W. H. White, A atudy of a caae of Focal Epilepay. Ebonda,
29. Juli.
1) Ein 9jähriger Knabe zeigte nach einem Fall auf die rechte KopfhAlfte
Zuckungen, die erst an den linksseitigen Fingern begannen, daun allmAlig Aufstiegen,
den linken Arm, Gesicht and Augen befielen. Oie Trepanation wurde über dem ent-
sprechenden Centrum rechts vorgeuommen, das letztere wurde entfernt Die Krampf-
snfälle kehrten nach wenigen Tagen mit erneuter Intensität wieder, nachdem einige
Tage die motorische Kraft der linken Band geschwunden war; mit ihr kehrten die
Zaekongen wieder. Sensibilität war nicht wesentlich verändert.
2) W. teilt einen Fall mit, in welchem eine 41jährige Frau an KrampfanfSllen
dts rechten Armes litt. Diese wareo auf ein Sarcom in dem untern Teil des linken
Gyrus centralis posterior znrückznfübren; die Geschwulst wurde excidirt und traten
nach- der Operation eine rechtsseitige Hemiplegie mit Aphasie ein; die Lähmung des
Gesichts and Beins besserten sich allmälig, doch trat nach 4 Wochen der Tod ein.
Die Section erwies mehrfache neue Geschwulstbildungen, in dem linken Gyrus cen-
tralis posterior, in dem linken Gyrus angularis; in der linken dritten Frontalwindung
u. t. w. Kallscber.
W, v. Bechterew, Die Bedeutung der Suspensionen bei einigen
Rückenmarkeaffectionen. Neurol. Cbl. 1893, No. 18.
Verf. fand die mit Hülfe des SrBtnou'sehen Apparates, der eine genaue Kontrolle
der Dehnung gestattet, aasgeführte Suspension bei Tabes dorsalis, Compressio mednllae
ipinalis, Compressionsmyelitis, veralteten Formen von Lues medullae spinalis und in
eisigen Fällen von Qnerscbnittsmyelitis , von grofsem Nutzen. Bei den letzteren or-
gssiteben Rückenmarkikrxnkbeiten tollen die Resultate sogar noch eklatanter sein
*ie bei Tabes.
Der Erfolg bestand in einer Besserung des Ganges u. Kraftxunabme in den unteren
Extremitäten , Beseitigung bestehender Parästhesien , Beseitigung resp. Besserung der
fooctionsstürnngen von Seiten der Blase und des Kectnm, Herabsetzung resp. Ver-
wbvinden der localen Schmerzen and Hyperästhesien sowie krampfhafter Bewegungen
ead endlich in Abschwächung der Reflexerregbarkeit an den unteren Extremitäten.
In einzelnen Fällen war die Besserung eine ziemlich andauernde. Gesteigert
vorde die Wirknng der Suspension durch gleichzeitige Anwendung von Derirantien,
■pedell des Paqnelin, am Rücken.
Auch die Wirkung der Suspension auf den Sehnerven kann Verf. bestätigen.
K. Grube,
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128
Boshaft. — Köstkr. — Dittkl. — Bamtübhkr.
No. 7
Bonnafy, Le Tokelnn et son parasite. Union möd 1893, No. 32.
Verf. jjiebt »ine ausführlichere Beschreibung der auf den Südseeintsln heimischen
parasitären Hautkrankheit (welche bei uns mehr unter dem Namen der Tinea imbri-
cata bekannt ist). Es bilden sich bei derselben concentrische Ringe, deren jeder aus
im Kreise nebeneinanderstehenden, dreieckigen, mit der nach anssen gerichteten Basis
festsitzenden, an der Spitze frei sieb erhebenden Schuppen besteht Beim Kratzen
werden die Paiasiten leicht ron einer Hautstelle znr anderen übertragen und et flieften
dann bei ihrem peripheren Wachstum die verschiedenen Ringsysteme so ineinander
dass das ursprüngliche Bild oft ganz verwischt wird. Die Krankheit kann allmälig
den ganzen KSrper überziehen und lässt nur den Kopf und die Hohlhand regelm&ftig
frei. Vom Herpes tonsurans unterscheidet sie sich klinisch dadurch, dass sie niemals
spontan heilt, dass sie sich peripherisch ausbreitet ohne dabei im Ceotrum au ver-
schwinden , dass bei ihr niemals Bläschen oder irgend welche entzündliche Erschei-
nungen auftreten, ferner durch das starke Jucken und den Umstand, dass die Haare
niemals ergriffen werden. Der die Affection veranlassende, verzweigte und aus kurzen
Gliedern zusammengesetzte Fadenpilz, den Verf. ebenfalls eingehender studirt bat , ist
an der Unterseite der Schoppen leicht nachzuweisen Therapeutisch zeigten sich Bä
der mit 20.0 Sublimat nach Abreibung der Haut mit grüner Seife und Bimstein er-
folgreich. H. Mittler
II. Köster, Zur Behandlung des Erysipels. (Vorläufige Mitteilung).
Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 38.
K. bepinselt die erkrankten Partien und ihre nächste Umgebung zwei Mal täglich
mit einer mäfsig dicken Schicht von weifser Vaseline; auf diese wird ein Stück Leinen
(im Gesiebt Maske) gelegt und das Ganze durch Gazebinden befestigt Die Resultate
waren in ca. 50 so behandelten Fällen mindestens ebenso günstige wie bei der An-
wendung von Jodpinselungen, Ichthyol oder Sublimatlanolin; das Fieber fiel meist
kritisch in 2—8 Tagen, eine weitere Ausbreitung des Processes fand in der Regel
nicht Statt. H. Mittler.
Dittel, Abdominale Blasenscheidenfistel-Operation. Wienerklin. Wochen-
schrift 1 893, No. 25
40jährige TaglShnerin. Blaseu-CervicatSstel seit 4 Jahren nach der 9. F.ntbin
düng, Vierkreuzerstückgrofs, rundlich. Vordere Muttermundslippe fehlt.
Zweimalige vaginale Operation ohne Erfolg.
Operation : Nach Eröffnung der Bauchhöhle wird der Uterus nach auf- und rück-
wärts, die Harnblase gegen die Symphyse gedrängt. Quere Durcbtrennung des Bauch-
felles unterhalb der Umschlagsstelle vom Uterus auf die Blase: Stumpfe Ablösung der
Blue von der portio bis zum oberen Teil des vorderen ScheidengewOlbes, Anfrischung
der Bluen - Oeffnung und Verschluss derselben mit Knopfnähten. Tamponade der
Nabtreibe mit Jodoformgaze, die durch du unterste Ende des Bauchscbnitts heraus
geleitet wird. Drainage der Scheiden fistet und Tamponade der Scheide. Verweil-
katheter. — Die Heilung wurde durch das ungeeignete Verhalten der Pat. behindert
A. Martin.
W. Badstübner, Ueber Verschwinden der Luft aus den Lungen
Neugeborerener. Dissertation. Berlin 1893.
B. bestätigte in eiuer unter Leitung des Ref. gefertigten Untersuchung die Beobachtung
OtovAvasDi'e , dass Lungen Neugeborener bei längerem Liegen io fliefiendem Wasser
untersinken nnd erweiterte dieselbe dahin, dass auch Lungen Neugeborener, die aich
noch in der Leiche befinden, beim Bestehen penetrierender Brustwunden unter gleichen
Umständen scheinbar der Atelectue verfallen. Er schliefst sieh Gioväaaam ferner
darin an, das« hier eine Pseudoatelectase vorliegt, bedingt durch Vollaaugen der
Lungen mit Wuser, und dass es mOglicb ist, dieselbe von wirklicher Atelektase za
unterscheiden. Bei jener nämlich werden die Langen bezw. Lungenstücke nach dem
Trocknen wieder sebwimmfähig, bei dieser nicht. Fr. strusman«.
Rintendungen für das Centrnlblatt werden an die Adrette des II rn. Prof. Dr. II. Bernhardt (Berlin W
Französische Btra t« 21 > oder an die Verlagtbandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Augntt Hirtchwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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V'Vktatlirh rreckeiDfu
1—3 Bojc«n ; im SehSuM«
iIm -Uhrzangs Tit«l , N»-
cm® und Sachregister.
für die
Preis dea .Lshrg’iuge»
20 Mark; tu belieben
durch alle Huchhandlua-
gen and Poetuut alten.
mcdiciiiisdieii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
In Berlin.
1894. <* Februar. No. 8.
Inhalt: E bst im and Schulz i, Einfluss der Kohlensäure auf diastati.cbe Fer-
ment«. — Munis, Bestimmung des Eiweifi und der Extractivitoffe in der Milch. —
linse und Nonne, Zar Kenntniss der Lepra. — Helpisicb, Ueber Oastrotomie
und Anns praeternaturalis. — Budisised, Behandlung der Spina bifida. —
Gicxikt ond Pa hoi, Otologischer Jahresbericht. — Lorbhz, Ueber Schutz-
impfung gegen Schweinerotlauf. — Scuweioer, Die Intubation bei Larynxstenose.
— ScBxiiDissio, Ueber das Ferratin. — Atmoi, Ueber Psychosen nach In-
Saenta. — G oiosca uns « , Ueber Poliomyelitis — Unna, Die Diaskopie der Haut-
krankheiten. — Gutzwili ib, Gleichzeitige Extra- and Intrauteringravidität. —
Picxe ame, Beobachtungen am embryonalen Herzen.
SihlOhah, MetapbospborsSure als Reagens. — Dasihe, Ueber die quantitative
Bestimmnng des Fibrins. — Albu, Toxin im Harn bei Infectionskrankheiten. —
Schmidt, Ueber Leberresection. — TscnUDr, Fall von Verwachsung der Finger.
— Oaks, Behandlung der Eiterungen in den Nebenhfihlen der Nase. — Rauow,
Wirkung des Daboiiin’s. — Domatu, Fall von diphtheritischer Hemiplegie. — Ewa l m,
Tabes mit abnormem Befand. — Pi.aczbk, Electriscbe Erregbarkeit gelähmter Nerven
— Pick, Heilung der Urticaria — PuiLit-reon, Zur Kenntniss der Lepra tube rosa.
~ Etter, Die Zange als Hebel. — Lasadik-Laokavb u. Rkoniir, Constanter
Strom bei Uteruafibromen. — Palmer, Fälle von Arsenvergiltnng.
W. Ebstein u. C. Schulze, Ueber die Einwirkung der Kohlen-
säure auf die diastatiachen Fermente des Tierkörpers. Virohow’s
Arch. Bd. 134, S. 475.
Nach Schiebbeck (Cbl. 1893, S. 229) sollte bei alcalischer oder
neutraler Reaction des Gemisches die Kohlensäure die verzuckernde
Wirkung der diastatischen Enzyme des Tierkörpers befördern, bei
saurer Reaction dagegen stets hindern. Verff. sind bei der Dige-
stion von menschlichem Speichel, vom Glycerinextract der Alcohol-
flllung aus Speichel, von Submaxillaris- und Pancreasglycerinex-
tract, von Blutserum und dem Glycerinextract von Muskeln, Niere,
Leber mit Glycogen oder Amylura zu anderen Ergebnissen gelangt.
Schoo in neutraler Lösung konnten sie eine hindernde Wirkung
der C02- Einleitung konstatiren, etwa ähnlich wie andere schwächere
XXXII. Jahrgang. 9
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130 Münk, Bestimmung d. Eiweifs u. d. Eitractivstoffe in der Milch. No. 8
Säuren z. B. Milchsäure in entsprechender Verdünnung. Nur beim
Speichel scheint unter Umständen C02 auch in neutraler Lösung
zuweilen mäfsig fördernd zu wirken. In alkalischer Lösung, die
an sich für die Verzuckerung ungünstig ist, vermag C04 die hin-
dernde Wirkung des Alkalis aufzuheben und so die Fermentwirkung
zu befördern, jedoch erst bei einer Concentration von mindestens
0.01 pCt. Ns2C03. Bei höheren Alkalescenzgraden 0.5 — 1.0 pCt.
Na2C03, überwiegt die hindernde Wirkung des Alkalis. Dieselbe,
wenn auch schliefslich verringerte, fördernde Wirkung wie reine
CO, zeigen in alkalischer Lösung mit 0.02 pCt. Na2COs auch die
Gemische von Luft mit C02 bis herab zu einem Gehalt von 1 pCt.
COj. In alkalischer Lösung von 0.02 pCt. Na2C03 u. 0.015 pCt.
Na2HP04 (etwa wie im Blutserum des Menschen) können gewisse
Salze dieselbe Rolle wie C02 spielen, also die hindernde Wirkung
des Alkalis aufheben, so NaCl und in geringem Mafse auch
MgH P04. Schon eine Acidität der Flüssigkeit von 0.0 1 pCt.
Milchsäure hebt die Wirkung der diastatischen Fermente auf. —
Bezüglich vieler Einzelheiten sowie der Vorrichtung, um die COz
im Gemisch auf dieselbe Spannung wie im Blut zu bringen (ent-
sprechend etwa 21mm Hg) vgl. Orig. J. Munk.
J. Munk, Zur quantitativen Bestimmung der Eiweifs- und Extrac-
tivstoffe in der Kuh- und Frauenmilch. Virohow’s Arohiv Bd. 134,
S. 501.
Durch eingehende Prüfung der verschiedenen, zur Eiweifsbe-
stimmung benutzten Methoden ist Verf. zu folgenden Ergebnissen
gelangt: Aus den Eiweifsfällungen der Kuh- und Frauenmilch lässt
sich am schnellsten und schärfsten der Eiweifsgehalt durch Be-
stimmung des von diesen Niederschlägen eingeschlossenen Stickstoffs
nach Kjkldahl ermitteln. Sowohl bei der Alcoholfällung zur Be-
stimmung der gesammten Eiweifsstoffe als bei der Methode von
Huppe-Skylkb zur gesonderten Ermittelung des Casein- und Albu-
mingehaltes der Milch bleiben seihet bei sorgsamster Ausführung
noch Vso resp. V|1 V »5 der Eiweifsetoffe der Kuhmilch in Lösung.
Nur die Fällung mittels Tannins in der Kälte nach Skbklikn, sowie
die vom Verf. modificirte RiTTHACSKN’schen Methode, wobei die
Fällung durch aufgeschlemmtes Kupferoxydhydrat in der Siedhitze
geschieht, schlägt sowohl in der Kuh- als in der Frauenmilch alle
Eiweifsstoffe nieder. Dabei hat die Kupfermethode vor dem Tan-
nin verfahren den Vorzug der ungleich schnelleren Ausführbarkeit.
An Extractiv-N enthalten 100 Th. frische Kuhmilch 22 — 34 mg,
100 Th. Frauenmilch nur 14 — 26 mg N. Dabei entfallen vom Ge-
sammt-N der Kuhmilch reichlich ,5/(6 auf Eiweifs-N und nur knapp
*/„ auf Extraktiv-N, vom Gesammt - N der Frauenmilch auf
Eiweifs-N und */, , auf Extraktiv-N. Aus dem nach Kjkldahl fest-
gestellten Werte für den Gesamrot-N der frischen Milch lässt sich
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No. 8. Abninq u.Nonnk, ZurKenntniss d. Lepra. — Hklkkrich, Ueber 131
mit für die meisten Fälle ausreichender Genauigkeit der Eiweifs-N
berechnen, indem man den Gesammt-N der Kuhmilch mit 0,94, den
der Frauenmilch mit 0.91 multiplicirt. Die aus der Menschenmilch
gefällten Eiweifsstoffe (Casein -f- Albumin -j- Globulin) enthalten
nach Verf’s Ermittelung, aschefrei berechnet, 15.76 pCt. N, daher
sich durch Multiplication des fOr den Eiweifs-N gefundenen Wertes
mit 6.34 sich der Eiweifsgehalt ergiebt. Der entsprechende Faktor
für Kuhmilch ist nach Skbbubn 6.37. Man findet daher för 100 Th.
Frauenmilch den Eiweifsgehalt, wenn man den Gesammt-N mit
0.91 X 6.34*=) 5.77 multiplicirt, für die Kuhmilch, wenn man den
Gesammt-N mit (0.94 X 6.37 =) rund 6 multiplicirt. — Wegen
der analytischen Begründung vorstehender Schlussfolgerungen vergl.
Original. J. Monk.
E. Ariling u. 11. Nonne, Weiterer Beitrag zur Klinik und Ana-
tomie der Neuritis leprosa. Virch. Arch, Bd. 134, S. 319. mit 2 Tafeln.
Die Verff. haben sowohl an früheren wie an einem neuerdings
beobachteten und hier ausführlich geschilderten Fall von Lepra
tuberomaculosa eine auffallende Inkongruenz zwischen dem von dem
leprösen Process stark ergriffenen Nervenstamm und der verhältniss-
mäfsig gut erhaltenen Function der dazu gehörigen Musculatur be-
obachtet. Sie entnahmen deshalb im letztgenannten Falle in Nar-
cose von den spindelförmig aufgetriebenen Stellen des N. ulnaris
am Olecranon und Handgelenk kleine Stückchen vom medialen
Rande und Muskelstückchen vom Hypothenar und M. interosseus I.
Während nun die Untersuchung der letzteren auf Leprabacillen
negativ ausfiel, und die intramusculären Nervenfasern normales Ver-
halten zeigten, waren in den Schnitten das N. ulnaris ungemein
zahlreiche Bacillen zu finden, und zwar nicht nur in der Umgebung
der bei weitem überwiegenden degenerirten Nervenfasern, sondern
auch an den noch normale Struktur zeigenden.
Diese mit der klinischen Beobachtung gut übereinstimmenden
Befunde zeigen, dass die absteigende Degeneration des Nerven bei
der Lepra viel langsamer von Statten geht, wie bei anderen die
Nerven an einzelnen Stellen befallenden Schädlichkeiten. Erst nach
sehr langer Zeit kommt es auch hier zur Degeneration des peri-
pheren Teile des Nerven und zur Atrophie der betreffenden Mus-
culatur. M. Rothmann.
Helferich, Aus der chir. Klinik zu Greifswald. Bemerkungen über
die technische Ausführung bei der Gastrostomie und der Bildung
eines Anus praeternaturalis. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 1.
Um nach Anlegung des Anus praeter natura m den Ueber-
tritt vom Darminhalt in das abführende Ende sicher zu verhindern
hat H. nach möglichst kleinem Bauchdeckenschnitt den zuführenden
9 ’
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132 Gastrotomie etc. — Hilüebkanp, Behandlung der Spina bifida No. 8
Teil der einzunahenden Flexur-Schlinge knapp und fast etwas ge-
spannt befestigt. Es geschieht dieses dadurch, dass sowol an dem
abführenden wie zuführenden Ende das Mesenterium au niveau der
Haut an einer kleinen Stelle stumpf durchbohrt und hier in ein mit
Jodoform-Gaze umwickeltes Drainagerohr durchgeführt wird. Einen
Prolaps des zuführenden Endes hat H. nach Anwendung dieser
Maafsregel nicht gesehen, ein solcher des abführenden Endes ist
dagegen, wennschon ohne fatale Folgen und leicht reponibel vor-
gekommen. Die Eröffnung durch eine der Länge nach verlaufende
Excision der Darmwand erfolgt stets in einer zweiten Sitzung einige
Tage später.
Bei der Gastrostomie legt Ii. nach v. Hacker den Magen
durch eine verticale innerhalb des linken M. rect. abdom. verlau-
fende Incision frei. Durch eine Falte der Magen wand, welche H.
nach Wirzm/sPrincipien bildet, waren an deren einander zugewandten
Seiten 3 Catgut-Nähte so durchgelagert, dass durch zweimaliges
Ein- und Ausstechen nahegelegene Teile zur vollen Vereinigung
durch die Naht vorbereitet werden. Um für das in der gleichen
Sitzung einzulegende Gummirohr einen Canal in der Magenwand
zu bilden, müssen die zu erwähnenden Falten der Magenwand an-
nähernd parallel verlaufen. Um andererseits die Oeffnung sicher
abzuschliefsen, müssten die Falten an dieser zusammenfliefsen, die
zu vernähenden Stellen also in immer kleineren Abständen gefasst
werden, so dass 2 — 3 Nähte die Spitze des Canals bilden, der Ca-
nal selbst im Ganzen durch 4 — 5 Nähte hergestellt wird. Der
Magen wird nicht mit der Bauchwand vernäht, dagegen die durch
ihn gelegten Seidennähte lang gelassen und um quer über die Wunde
gelegte Draiuageröhren befestigt. P. Güterbock.
Hildebrand, Die Behandlung der Spina bifida. Archiv f. klin. Chir.
XLIV. S. 200.
H. unterscheidet als schwerste Form der Spina bifida die Rachi-
schisis post., bei welcher alles gespalten ist. Ganz dieselben Ver-
hältnisse bietet die „Myelocele“ , bei der die Pia mit dem Rücken-
mark nach hinten durch einen Hydrops Arachnoideae sackartig
ausgebuchtet ist und zwar sitzt dieser Hydrops entweder zwischen
Pia und Arachnoidea, sodass Rückenmark und Nerven frei durch
den Sack ziehen, oder zwischen den beiden centralen Blättern der
Arachnoidea, so dass Mark und Nerven in der Sackwand zwi-
schen der nach aussen gelegenen Pia und der nach innen befind-
lichen Arachnoides verlaufen. Der Sack ist nur an der Basis von
normaler Haut bedeckt. Bei den minder schweren Formen der
Spina bifida sind nur Dura und Knochen defect und kann hier
immer sackartige Ausweitung des Markes mit Pia und Arachnoidea
statt haben: „Myelocystocele“ , durch deren Höhle keine Nerven
ziehen, und ..Meningocele" , durch Hydrops zwischen Arachnoides
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No. 8. Gkunkkt u. Pansk, Otologisoher Jahresbericht. 133
und Pia entstanden, deren Wand blos von ersterer gebildet wird
und durch deren Höhle Nerven ziehen können. In beiden Fällen
ist der Sack meist von normaler Haut bedeckt. Eine besondere
Form der Meningocele besteht dort, wo nur der Knochen defect
ist und eine fernere dritte dann, wenn die Dura allein die Sack-
wand bildet, was von Makchakd als Regel aufgestellt wird. Wäh-
rend die Myelocelen und die Rachischisis post, meist leicht intra
vitam erkannt werden, ist dieses bei den öbrigen Formen nicht der
Fall. Sitz und Gröfse der Communication beweisen nichts; von 12
Myelocystocelen unter 27 Spina bifida - Fällen H.’s waren 6 lebens-
fähig; es hat aber keinen Zweck Individuen mit schweren Läh-
mungen oder stärkeren anderweitigen Missbildungen durch thera-
peutische Eingriffe zu erhalten, zumal da als einzige den heutigen
Anschauungen entsprechende Methode die blutige mit dem Messer
im Gegensatz zu den Injections- und Ligatur - Verfahren zu be-
zeichnen ist. Am einfachsten ist die Operation bei der Meningo-
cele; bei der Myelocele muss man die Area vaeculosa umschneiden
und im Zusammenhang erhalten resp. reponiren, oder wenn die
Nerven in der Sack wand verlaufen, muss man den ganzen Menin-
gealsack nach seiner Entleerung und Präparation in den Wirbel-
canal versenken und die Haut daröber vernähen. Bei der Myelo-
cystocele der Lendengegeud ist bei grofsem Sack die Functions-
schädigung bei Excision des Sackes nur eine geringe, kleinere der-
artige Cysten sollte man unoperirt lassen oder bei dünner Haut
nach Punction und hinreichender Bedeckung reponiren wie bei den
ähnlichen Myelocelen. Im Ganzen öberstanden von 13 Operirte
der Göttinger Klinik (darunter 10 Meningocelen und 3 Myelocysto-
celen) 10 den Eingriff und zwar von den letzten 8 Operirten alle.
1 Kind starb bald nach der Entlassung, ein zweites hatte ein Re-
cidiv und Hydrocephalus, die öbrigen 8 lebten, davon 2 nach 10
resp. 12 Jahren. P. Güterbock.
Grüner! u. Panse, Jahresbericht Ober die Thätigkeit der königl.
Universitäts - Ohrenklinik zu Halle a/S. vom 1. April 1891 bis
31. März 1892. Ärch. f. Obrenbsilk. XXXV. S. 231.
Aus dem Bericht, dessen Einzelheiten im Orig, nachzusehen
sind, mögen nur einige bemerkenswerte Daten hervorgehoben wer-
den: die Extraction der Gehörknöchelchen wegen chronischer Mittel-
obreiterung mit hochgelegener Perforation wurde 26 Mal gemacht
und zwar wurde 9 Mal der Hammer allein, 17 Mal gleichzeitig
der Amboss extrahirt; von ersteren Fälle heilten 5 von letzteren 8.
In 2 Fällen wurde mit dem Hammer zugleich der Stapes extrahirt,
ohne dass nachteilige Erfolge eintraten. Die Ursache davon, dass
nur etwa die Hälfte der Fälle, in denen die Hammer - Ambossex-
traction ausgeföbrt wurde, zur Heilung kommen, ist nach Verff.
darin zu suchen, dass häufig die Caries der beiden äusseren Gehör-
knöchelchen complicirt ist mit anderweitig localisirter Caries, insbe-
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134 Loiiknz, Deber Schutzimpfung gegen Schweinerotlanf. No. 8
sondere des Antrum mast., ohne dass sichere hierauf hindeutende
diagnostische Anhaltspunkte vorhanden sind. Das häufige Misslingen
der Ambossextraction nach der Iiammerexcision lässt die jetzige
Technik dieser Operation als eine noch unvollkommene erscheinen.
Verff. haben deshalb, zunächst an der Leiche, Versuche gemacht,
den Amboss vor den Hammer zu extrahiren. Die practische Ver-
werthbarkeit dieser befriedigend ausgefallenen Versuche muss am
Lebenden erst erprobt werden. Bei den im letzten Vierteljahre
vorgekommenen Fällen — Influenza-Otitis — wurden relativ häufig hä-
morrhagische Extravasale im Trommelfell beobachtet (worauf Ref.
bereits bei der ersten Influenzaepidemie aufmerksam gemacht hatte).
Verff. bringen im Anschluss an ihren Bericht die Krankengeschichte
der 6 letal verlaufenen u. mehrerer anderer, ein besonderes Interesse
beanspruchenden Fälle. Die 85 Fälle, bei denen die Mastoidopera-
tion vorgenommen wurde, werden schliefslich in einer Tabelle zu-
sammengestellt. Die Operation wurde 52 Mal mit bleibendem Er-
folg, 22 Mal ohne Erfolg ausgeföhrl; 5 Mal war der Erfolg un-
bekannt, 2 Fälle blieben noch in Behandlung, 4 endeten letal. (Die
in der Operalionstabelle aufgeführten Zahlen umfassen sowohl die
acuten als auch die chronischen Fälle, welche die Operation
nöthig machten; zur Beurteilung des Erfolges wäre eine mehr in
die Auge fallende Trennung dieser beiden Kategorien wünschens-
wertb. Ref.) Schwabaoh.
Lorenz, Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerothlauf mit An-
wendung eines aus Blutserum immunisirter Tiere hergestellten
Impfpräparates. Deutsche Zeitsohr. f. Tiermed. 1893, XX. S. 1.
L. ist durch mehrere Arbeiten, die sich mit dem Schweineroth-
lauf beschäftigten, bekannt; er versuchte mehrfach durch Impfungen
mit Pasteur’schen Vaccinen ein für die Praxis verwertbares Schutz-
impfungsverfahren zu erzielen, aber vergebens, denn die nicht selten
auftretenden Rothlauf-Endokarditiden machten den practischen Erfolg
illusorisch, wenn auch tatsächlich eine Immunität gegen den acuten
Schweinerothlauf erzielt war.
L. hatte nun schon nach den Mitteilungen einer früheren Ar-
beit 1891 gefunden, dass das Blutserum immunisirter Kaninchen
immunisirende Eigenschaft habe und hatte aus diesem Serum ein
haltbares Präparat hergestellt.
In vorliegender Arbeit teilt er 18 Schutzimpfungsversuche, die
mit diesem Präparat von ihm und anderen angestellt wurden mit,
welche mehrere hunderte von Schweine umfassen Die Impfung
wurde so vorgenommen, dass das Tier pro Kilo am Oberschenkel
im Durchschnitt 0.1 ccm des Heilserumpräparats erhielt, wovon
etwa 30 g aus 130 g Serum hergestellt waren; nach etwa 5 Tagen
bekam das Tier zur Controle und Verstärkung der Immunität die
erste Rothlaufbacillenkultur-Injection, etwa 0.5 ccm einer Bouillon-
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No. 8.
Schwkiukr, Die Intubation bei Larynxstenose.
135
kultur, nach weiteren 12 Tagen die zweite von etwa 2 ccm. Damit
war die Impfung beendet.
Die Resultate sind durchaus günstige; die Erkrankungen an
Endocarditis blieben aus und trotzdem unter den nicht geimpften
Tieren der Umgegend Rothlauf herrschte, erkrankte von den ge-
impften keines.
Auch Heilversuche wurden angestellt, aber hier zeigten sich
dieselben Nachteile wie bei der Schutzimpfung mit abgeschw&chten
Bacterien: die Tiere wurden zwar vom acuten Rothlauf meist ge-
heilt, behielten aber die chronische Form desselben oder bekamen
Rothl auf- Endokarditis.
Es steht sonach fest, das9 für die Praxis eine vollständig ge-
eignete Sohutzimpfungsmethode gegen Rothlauf, nämlich die mit
Blutserum gefunden ist. Wird diese einmal allgemein angewendet,
so kann ein Heilverfahren entbehrt werden. Sehenden.
S. Schweiger, Die Intubation bei diphtheritischer Larynxslenose.
Jahrb. f. Kinderheilk. XXXVI. S. 233.
Nach den Erfahrungen, welche Verf. im Carolinen- Kinderspi-
tale Wien bezüglich der Intubation gemacht hat , hält er weder
sehr frühes Alter der an Larynxcroup Erkrankten noch die Com-
plication mit Lungenerscheinungeo für eine Contraindication. Er
lässt vielmehr nur 3 Contraindicationen gegen die Intubation gelten:
1) eine hochgradige Rachendiphtherie, die zur Pharynxstenose führte,
2) septischen Charakter der Diphtherie mit leicht blutendem Rachen-
belag, 3) plötzlich eintretende Asphyxie. — Um die Gefahr des
Hineingelangens von Speisen in den Tubus nach Möglichkeit zu
verringern, räth Verf. den Kindern Nahrungsmittel nicht in flüssiger,
sondern nur in breiiger Form zu verabreichen. — Wird der Tubus
ausgehustet, so räth Verf. mit der nächsten Intubation so lange zu
warten, bis die Athemnot wieder unerträglich geworden ist. —
Ueber die Möglichkeit, die Intubation auch in der Privatpraxis an-
zuwenden, soll die Angabe des Verf.’s, dass unter 68 im Spitale
vorgenommenen Intubationen 6 Mal durch Abwesenheit des Arztes
ein Unglück hätte verschuldet werden können, ein Urteil gewähren.
— Als Indicationen für die secundäre Tracheotomie stellt Verf. nur
folgende auf: 1) Asphyxie aus irgend einem Grunde. 2) Unmög-
lichkeit einer genügenden Ernährung; doch sah Verf. selbst sich
noch nie veranlasst, aus diesem letzten Grunde die secundäre Tra-
cheotomie zu machen. — Die Vorteile, welche die Intubation vor
der Tracheotomie zu bieten im Stande ist, bestehen darin, dass
l) die Intubation noch anwendbar ist, wo eine blutige Operation
verweigert wird, und dass 2) in einigen Fällen es gelingt, durch
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136 Schmikdkbkrg, Ueber d. Ferratin. — Ai.thaus, Ueber Psychosen etc. No 8
eine nur wenige Stunden hindurch dauernde Intubation die Larynx-
stenose so weit zu bessern, dass ein weiterer Eingriff nicht not-
wendig ist. Stadthagen,
Schmiedeberg, Ueber das Ferratin und seine diätetische und the-
rapeutische Anwendung. Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 45.
Mit dem Namen „Ferratin“ bezeichnet S. die in normalen
Körperorganen vorkommende Eisenverbindung, die sich in den Ge-
weben als Reservestoff för die Blutbildung abgelagert findet. Es
gelang dem Verf. das Ferratin künstlich darzustellen, und zwar als
ein feines Pulver von rotbrauner Eisenoxydfarbe; es kommt in
zweierlei Form in den Handel, in freiem, in Wasser unlöslichem
Zustande, und als Natrium Verbindung, die sich bei einigem Stehen
und Umröhren leicht in Wasser löst (letzteres muss möglichst kalk-
frei sein, da sich sonst unlösliches Calciumferratin bildet). Das
Ferratin ist, im Gegensatz zu den bisher bekannten Eisenverbin-
dungen, assimilirbar und verursacht nach eingehenden Versuchen
an Tieren und nach ziemlich ausgedehnten Erfahrungen an Menschen
selbst nach längerem Gebrauch, keine Störungen der Magen- und
Darmfunctionen, ja es scheint sogar in einigen Fällen Besserung
des Appetits und Regelung der Stuhlentleerungen zu bewirken.
Die Resorption erfolgt unter verschiedenen, noch nicht näher fest-
gestellten Bedingungen bald in reichlicherem, bald in beschränkterem
Maase, meist ziemlich langsam.
Da ein Teil des eingenommenen Ferratins durch den sauren
Magensaft und Schwefelwasserstoff zersetzt wird, muss die Dosirung
so bemessen werden, dass im Darmkanal beständig ein Ueberschuss
von Ferratin vorhanden ist, damit der Organismus so viel davon
aufnehmen kann, als er braucht. Eine Ueberladung der Organe
mit Eisen ist nicht zu befürchten, da Aufnahme und Ausscheidung
sich von selbst zu reguliren scheinen; die Ausscheidung erfolgt
nicht durch die Nieren. Die Dosis pro die für Kinder ist 0.1— 0.5,
für Erwachsene 1.0 — 1.5; eaure Speisen sind zu vermeiden, ander-
weitige Diätbeschränkungen nicht erforderlich. Das Ferratin ist in
erster Linie ein Nahrungsmittel, das in allen Fällen angewendet
werden sollte, in denen sich Erscheinungen einer wenig befriedigen-
den Ernährung und Blutbildung bemerkbar machen. Für die An-
wendung im Sinne eines Arzneimittels müssen vorläufig die üblichen
Indicationen für den Eisengebrauch mafsgebend sein. Ausführlichere
Mitteilungen über diesen und einige andere Punkte stellt Verf. in
Aussicht. K. Kronthal.
J. Althaus, Ueber Psychosen nach Influenza. Arch. f. Psychiatrie eto.
1893, XXV. 1. H.
Die Anzahl der Fälle von Psychosen, welche nach der Influenza
beobachtet worden sind, ist sehr viel gröfser als die, welche man
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No. 8.
Goi.dschkidkr, lieber Poliomyelitis.
137
nach anderen Infectionskrankheiten zu sehen bekommt, — wie es
die Zusammenstellung von A. zeigt. Das männliche Geschlecht
wird in gröfserem Maase befallen. Personen unter 30 Jahren
scheinen im ganzen mehr prädisponirt zu sein, als solche Ober 30
Jahre. Von beträchtlicher Bedeutung ffir die postgrippalen Psy-
chosen ist die erbliche oder erworbene Prädisposition. Ausser der
Prädisposition sind das Fieber und das specielle die Krankheit er-
regende Toxin (Grippotoxin) als Hauptursachen aller postfebrilen
Geistesstörungen anzusehen. Während Geistesstörungen nach Pocken,
Scharlach, Pneumonie, Erysipelas sich innerhalb einer Woche aus-
zugleichen pflegen, dauern die Psychosen nach Rheumatismus, Ty-
phus, Intermittens und Influenza gewöhnlich länger. Die Zahl der
geheilten Fälle nach Influenza ist 56.6 pCt. (nach Typhus 71.8 pCt.).
Die Todesfälle der Psychosen nnch Influenza betragen 7.6 pCt. (nach
Typhus 7.7 pCt.). Psychosen scheinen besonders gern noch nach
verhältuissmäfsig leichten Grippe-Anfällen aufzutreten. Die Psychosen
mit maniakalischer Aufregung folgen gewöhnlich schnell auf die
Grippe, unmittelbar nach der Krise; Störungen mit Depression und
Melancholie treten meist nach einigen Tagen oder Wochen auf;
allgemeine Paralyse kann noch weit später einsetzen. Die häufigste
Form nach Influenza ist die acute hypochondrische Melancholie
(41.2 pCt.); es folgt sodann die maniakalische Form 27.2 pCt.) acute
Verwirrtheit etc.) (Inanitionsdelirium). Am seltensten ist die post-
grippale allgemeine Paralyse. — Im Allgemeinen zeichnen sich die
poetgrippalen Psychosen durch ihre grofse Mannigfaltigkeit aus.
Die Prognose ist im Allgemeinen gut; am günstigsten erscheint sie
bei Neurasthenie, Hypochondrie, Melancholie nach Grippe; nicht
ganz so günstig ist sie bei den Inanitionsdelirien. S. Kaliscber.
A. Goldscheider, Ueber Poliomyelitis. Mit Anhang: Bericht
Ober die Schnittserienuntersuchung eines Falles von spinaler
Kinderlähmung von Dr. Oscar Kohkstamm. S.-A. a. d. Zeitschr. f.
klin. Med. XXIII. S. 68.
Die Arbeit, welche von einem geschichtlichen Abriss der patho-
logischen Anatomie der spinalen Kinderlähmung eingeleitet wird,
bringt unter den eigenen Beobachtungen zunächst die anatomische
Untersuchung eines Falles, welcher nach 12 tägiger Erkrankung zur
Section kam. Der Verf. glaubt aus seinen Befunden entnehmen zu
können, dass die Poliomyelitis der Kinder den Charakter einer ex-
quisiten Gefäfserkrankung mit secundärer Degeneration der nervösen
Elemente trage. Im vorliegenden Fall befanden sich die gröfseren
und kleineren Gefäfse im Zustande heftigster Entzündung. Ueber
die Herkunft der kleinzelligen Infiltration äussert sich G. nicht ent-
schieden, er hält die Emigration aber für unwahrscheinlicher als die
Abstammung von fixen Gewebszellen wegen des Vorherrschene ein-
kerniger Gebilde. Uebrigens vermochte er unter Berücksichtigung
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138
Unna, Die Diaskopie 3er Hautkrankheiten.
No. 8
der neueren Litteratur über die Gefäfsverteilung im Rückenmark
seine Befunde und die daran geknüpfte Ansicht von der primären
Gefäfserkrankung in Einklang zu bringen mit dem Modus der Ge-
fäfsanordnung. Ein zweiter Fall betraf einen 21jähr. Pat., welcher
im 2. Lebensjahre an Kinderlähmung erkrankt war. Auch aus
diesem im Anhänge der Arbeit näher beschriebenen Sectionsbefund
versucht der Verf. die vasculäre Theorie der spinalen Kinderläh-
mung herzuleiten. Er konnte naohweisen , dass die Ganglien-
zellen nicht nach Zellgruppen, sondern ganz nach Gefäfsbezirken
degenerirt waren.
Der Rest der Arbeit ist der Besprechung anderer Rücken-
markserkrankungen in ihren Beziehungen zur Erkrankung der Ge-
fäfse gewidmet. Eine sehr sorgfältige Durchforschung und kritische
Sichtung der Litteratur lässt den Verf. zu der Ueberzeugung
kommen, dass bei Erwachsenen ausser der seltenen acuten (analog
der infantilen) Poliomyelitis noch mehr oder weniger chronische Er-
krankungen der Vorderhörner Vorkommen, welche nicht vasculären
Ursprungs sind, sondern von den Ganglienzellen ausgehen. Auch
für die vasculäre Natur der centralen Myelitis und der disseminirten
spinalen Erkrankungen glaubt er Anhaltspunkte finden zu können,
freilich lautet das Urteil hier reservirter. Auch über die Erklärung,
weshalb die toxische Substanz, um welche es sich doch sicher bei
der acuten Poliomyelitis handelt, gewisse Gefäfsbezirke bevorzugt,
kommt der Verf. nicht hinweg. Der Arbeit sind zwei Tafeln bei-
gegeben. M. Brasch.
P. (J. Unna, Die Diaskopie der Hautkrankheiten. Berliner klin.
Wochenschr. 1893, No. 42.
Um die für die Beobachtung von Hautveränderungen oft sehr
störende Hyperämie auszuschliefsen, benutzt U., wie übrigens schon
vor ihm Likbhkich (Cbl. 1891, S. 566), ein nach Art der Plessi-
meter an den Enden aufgebogenes Glasplättchen (Diaskopj, welches
er auf die zu untersuchende Hautstelle aufdrückt. Abgesehen von
dem Blutgehalte setzt sich die normale Farbe der unpigmentirten
menschlichen Haut zusammen aus einem sehnigen Bläulichweifs, das
von dem collagenen Gewebe der Cutis herrührt und einem gelb-
lichen Farbenton, welcher den Zellen der gesammten Stachelschicbt
eigen ist. Dazu kommt noch eine gewisse „Mattirung“ durch die
Oberhaut, die sich allen aus der Tiefe reflectirten Farben als eine
gleichmäl'sig feine, weifsliche Deckung hinzugesellt. Für die diffus
rote Componente der Hautfarbe ist am wesentlichsten das dichte
Capillametz der oberflächlichen subpapillaren Blutbahn. — Bei An-
wendung des Diaskops treten nicht nur durch Eliminirung der Blut-
farbe die übrigen Farbendifferenzen besser hervor, sondern man ist
auch im Stande die durch einfachen Druck aus der Haut auszu-
treibenden Bestandteile (Blut, Lymphe, Transsudate und Exsudate)
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No. 8. Gi'tzwillkb, Gleichzeitig« Extra- u. Intrauteringravidität. 139
von den anderen zu unterscheiden. Hiernach ergeben sich für
seinen Gebrauch drei Gruppen von Indicationen : 1. Die Aufsuchung
von gelben Zellenherden und anderen farbigen Elementen in der
Cutis. Es lassen sich Granulome und oberflächliche Entzündungen
(Catarrhe) der Haut von einander unterscheiden. Die zellenreichen
Herde der ersteren heben eich von der Umgebung durch ihre gelbere
Farbe und grölsere Transperenz deutlich ab (besondere scharf treten
Lupusknötchen hervor), während sich bei oberflächlichen Entzün-
dungen, wie Eczem, Psoriasis nur nach längerem Druck ein der
geringeren Infiltration entsprechender verwaschener, gelblicher Fleck
zeigt. Wirkliche Pigraentflecke erscheinen unter dem Diaskop noch
deutlicher, schärfer contourirt, während anscheinend aus Pigment
bestehende, in Wahrheit auf zelliger Infiltration beruhende, Flecke
heller werden. 2. Bestimmung der Menge und Verteilung des Ge-
fäfsblutes, indem man besser, als durch blofsen Fingerdruck Hyper-
ämie und Hämorrhagie, Ektasie der Capillaren und der gröiseren
Gefäfse von einander unterscheiden kann. 3. Differenzirung freier
Transudate und Exsudate von zeitigen Infiltraten. Während sich
jene, z. B. bei Urticaria, auf kurze Zeit mit dem Diaskop fort-
drücken lassen, so dass die betreffende Hautpartie ein ganz nor-
males Bild giebt, tritt bei ähnlich erscheinenden ödematösen Eczem-
flecken, Papeln des multiformen Erythems, urticariellen secundären
Syphiliden u. s. w. nach dem Hinwegdrücken des Oedems immer
die zeitige Infiltration zu Tage. Ebenso lässt sich Oedem der Cutis
von Blasen des Epithels, welche sich als durchscheinende, graue
oder bläulichweifse Kreise zeigen, unterscheiden. — Da das Dia-
skop eine Millimeterteilung hat, ist es auch zu genauen Messungen
der Efllorescenzen besonders geeignet. II. Midier.
H. Gutzwiller, Ein Fall von gleichzeitiger Extra- und Intrauterin-
gravidität. Zusammenhang und Betrachtung derartiger Fälle.
Arch. f. Gyn. Bd. 43., S. 223.
Nach einer Zusammenstellung von 17 in der Litteratur ver-
öflentlichten Fällen von gleichzeitiger Extra- u. Intrauterinschwanger-
schaft, wo entweder Zwillingsgravidität bestand oder wo die beiden
Conceptionen doch ziemlich nahe bei einander lagen, teilt der Verf.
einen von Prof. Dr. Coörvoisirh operirten Fall mit:
E. B. eine 35jährige Frau, welche 4 Mal geboren hatte, fühlte
sich Mai 1890 zum 5. Mal gravida. Weihnachten 1890 traten in
Folge eines Trauma wehenartige Schmerzen mit Blutabgang ein.
Im Frühjahr 1891 von Neuem Uebelbefinden , das die Patientin
veranlasste, besonders da sich heftige Leibschmerzen hinzugesellt
hatten und sie sich 12 Monat gravida glaubte, ärztliche Hilfe in
Anspruch zu nehmen. — Es wurde die Diagnose auf Extrauterin-
schwangerschaft mit toter Frucht von Prof. Coubvoisikb gestellt.
Bas extrauterine Kind lag rechts neben dem nicht deutlich durch-
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HO
Pit'KKHiKu, Beobachtungen am embryonalen Herzen.
No 8
zuführenden Uterus, in den die eingeführte Sonde 8 ctn» eindrang.
Einige Tage nach der Sondirung Blutabgang und Eintritt von Fieber.
Io Folge der TemperatursteigeruDg entschloss man sich, da Ver-
jauchung der Frucht vermuthet wurde, am II. Juni 1891 zur
Operation. Man fand das abgestorbene, 8 Monat alte Kind in der
linken Tube liegen. Eine Verjauchung des Fruchtsackes bestand
nicht. Das Kind und der grösste Teil der Placenta wurde ent-
fernt. Der Sack in die Bauchdecken eingenäht. Tags darauf, am
12. Juni, erfolgte Ausstofsung einer dreimonatlichen intrauterinen
Frucht. Darauf glatter Verlauf, nachdem sich die zurückgebliebenen
Placentarreste aus dem extrauterinen Sack ausgestofsen hatten. Die
mikroskopische Untersuchung des Sacks ergab, dass derselbe die
ausgedehnte Tube war. — Der Abort der intrauterinen Frucht und
das Fieber war Folge der Sondirung, die man vorgenommen hatte,
ohne an die gleichzeitig bestehende intrauterine Schwangerschaft zu
denken.
Zum Schluss wird noch die Diagnose, Prognose und Therapie
bei Fällen von gleichzeitiger Intra- und Extrauteringravidität be-
sprochen W. Schülein.
J. W. Pickering, Observations on the physiology of the embry-
onic heart. Journ. of physiology XIV. p. 383.
Das Hühnerei wird nach dreitägiger Bebrütung in einem will-
kürlich teraperirbaren und feuchtgehaltenen Kästchen eröffnet, der
Embryo direkt beobachtet. Da ein so altes Embryoherz gangliöse
Apparate nicht besitzt, so ist die Kenntniss der Giftwirkung an
demselben für die Bestimmung der Angriffspunkte chemischer Ageo-
tien von Bedeutung. Aus den zahlreichen Beobachtungen und
Schlüssen der umfangreichen Arbeit seien hier nur einige heraus-
gehoben.
Das Embryoherz, höchst empfindlich gegen Temperaturschwan-
kungen, zeigt in jedem Falle einen anderen, constanten Rhythmus
der Schlagfolge.
Von den Xanthinbasen ist das Coffein die stärkst wirksame.
Es vermehrt die Pulsfrequenz, steigert die Energie der Herzsystolen,
und ruft nach grofsen Gaben systolischen Stillstand hervor.
Digitalin, Strophantin wirken wie am voll entwickelten Herzen.
Chlorkalium bedingt diastolische Stillstände.
Nicotin macht nach primärer Beschleunigung Verlangsamung der
Pulse und schliefslich diastolischen Stillstand.
Chlorkalium wirkt dem Nicotin antagonistisch. Ammoniak ist
ein wirksames Reizmittel für das embryonale Herz.
Muscarin ist ohne Wirkung. Nach Atropin in kleinen Mengen
sinkt die Pulsfrequenz nur unbedeutend, erst grölsere Gaben ver-
langsamen die Herzaction beträchtlich. Pohl.
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No. 8. St'HLÖMANN. — DaSTHK. — AlBC. — SCHMIDT. — TSCHÖDV. 141
W. Schlöinann, Ueber die Reactionen der Metaphosphorsäure mit
organischen Basen. Ber. d. d. chein. 0. XXVI. S 1020.
Nach den Untersuchungen von Sch. ist die Metaphosphorsäure ein specifisches
Fällungsreagens för primäre Aminbaien und Diamine, während secundäre und tertiäre
Amine von derselben nicht gefällt werden. Concentrirte Orthophosphorsäure zeigt
dasselbe Verhalten zu den verschiedenen Aminbasen, wie die Metaphosphorsäure, je-
doch sind die Reactionen io diesem Falle nicht so scharf. E. Salkowski.
A. Distre, Conditions nöcessaires ä une exacte d^termination de
la fibrine du sang. Arch. de physiol. 1893, S. 670.
Verf. empfiehlt das Blut ans der Arterie und Vene in ein GlaakOlbchen fiiefsen
zn lassen, in dem sieh kurze Ebonitstäbchen befinden, durch Schütteln das Fibrin zur
Abscheidung zn bringen, das Blut durch Leinwand zu koliren, auf letzterer das Fibrin
von den Stäbchen abzulftsen und 12 — 24 Stunden im fliefsenden Wasser auszuwascben,
dann 2 — 5 Tage bei 105° zu trocknen und zu wägen. Die möglichst schnelle Tren-
nung des Blotes von den Fibringerinnseln sei deshalb notwendig, weil, wenn das Blut
mit dem Fibrin im Contract bleibt, durch * Fibrinolyse“ 8 - 40 pCt. davon verschwin-
den können, die als sog. gelbstes Fibrin durch die Poren der Leinewand bindurch-
gehen. J. Munk.
A. Albll, Ueber die Darstellung von Toxinen aus dem Harn bei
acuten Infectionskrankheiten. Berl. kliu. Wochenschr. 1894, No. 1.
Verf. hat in einer groCseren Zahl von Fällen von Masern, Scharlach, Erysipel,
Typhot etc. deo Barn auf Ptomaioe untersucht. Sowohl die Unvollkommenheit der
bisher bekannten Methoden — Veif. wandte die Guffith Lurr'sche Methode an —
als auch die mangelnde Uebereinstimmung der bei derselben Krankheit gewonnenen
Toxine erlaubt es nicht, die dargestellten Substanzen als specifische Krankheitspro
docte aufzufassen. Dieselben sind vielleicht auf den erhöhten Fieberstoffwechsel zu-
rückzofQhren. Auch bei der Cholera war das Resultat der Untersuchungen ein ne.
gatives. M Hothmano.
G. B. Schmidt, Ueber Leberresection. Aus der chir. Klinik des
Hrn. Geh -R. Prof. Czkkny zu Heidelberg. • Deutsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 8.
Von den bisher veröffentlichten 9 Leberresectionen betrafen 4 bösartige Ge-
schwülste, bei 5 bandelte es sich um ein grOfseres gestieltes Gumma Nur in 3 Fällen
wnrde vorher die Diagnose einer Lebergetchwalst gestellt, in den 6 andern wurde der
Ausgangspunkt in einem Nacbbargebilde speciell im Magen und Darm fälschlich vor
der Operation angenommen. Auch bei der von S. nach der TittMASiis'scben extraperi
tonealen Methode operirten Patientin lag ein diagnostischer Irrthum vor, indem mau,
zumal blutige Durchfälle bestanden, als Ausgangspunkt des Tnmon den Dickdarm
annahm. Die kleinfaustgrofse Gummigescbwulst des linken Leberlappens war 8:6:4 j cm
grofs and zeigte ein homogen speckiges Centrum gegenüber einer derbbindegewebigen
Peripherie. Bei Abschluss des Berichtes ca. 3 Monate Dach der Operation hatten
•ich auch die blutigen Diarrhoen bei der völlig geheilten Patientin verloren.
P. Qütarbock.
Eil«. Tschudy, Au.-» dem Centralspital Mflnsterlingen. Ein Fall
von angeborener, vollständiger Verwachsung aller fünf Finger.
Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXV. S. 566.
Der vorliegende, durch seine grofse Seltenheit ausgezeichnete Fall betraf ein 4-
monatliches, hereditär nicht belastetes, ziemlich anämisches Mädchen mit hydrocephaler
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142
OAKS. RABOW. — DliNATH.
No. 8
Schädelbilduug, welches abgesehen von Spaltung der Zäpfchenspitze weiter keine Ano-
malien bot. Die 5 Finger beider Hände waren derartig verschmolzen, das« die Nägel
eine einzige zusammenhängende Hornmasse bildeten, und jede Beweglichkeit der Finger
bei Stellung der Handgelenke in leichter Volarflexion fehlte. Ebenso waren Kämmt
liehe 5 Zehen beider Füfse schwimmfufsartig mit einander bis zur Spitze verwachsen,
im Uebrigeo aber in den Gelenken mäfsig beweglich und ohne sonstigen Anomalien.
Die Therapie musste sich damit begnügen, Daumen und fünften Finger beiderseits
loszulösen, was nach ca. llmonatl Behandlung soweit gelang, dass Pat. rechts zwischen
fünften Finger und Hand glatte kleine Gegenstände, links zwischen Daumen und Vola
ein Bleistift festznhalten vermochte. p. ODtcrboek.
Oaks, The differential diagnosis and trentment of auppuralion of
the accessory cavitiea of the nose. Medical News 1893, Sept. 2.
Verf. hält es für durchaus notwendig, wenn Eiter oder Retention von Secreten
in den Nebenhöhlen festgestellt sind, denselben freien Ausfluss zu verschaffen. Bei
Kieferhöbleneiterung sollte die Eröffnung von der Fossa canina erfolgen , bei Sphenoi-
daleiterung wird die ScBASPFiB'scbe Methode empfohlen ev. Vergrößerung der nor-
malen Oeffnung durch Durchbrechung der vorderen Wand mit der Kürette. Bei
Frontaleiterung wäre bei der latenten Form die gewöhnliche Stelle für die Eröffnung
unmittelbar unter dem Superciliarwinkel, nahe der Nasenbrücke Bei Eiterung der
Etbmoidalzellen sollte man durch heifse oder kalte Schlinge, Nasenscheere etc. die Er-
öffnung versuchen. Selbstverständlich ist bei allen diesen Operationen eine genaue
Kenntniss des anatomischen Baues dieser Gegenden notwendig w. LubUmski.
Rabow, Ueber Duboisinum sulfuricum. Ther. Monatsh. 1893, No. 8.
Das Duboisinum sulfuricum ist eine gelbliche, amorphe, in Wasser leicht lösliche
Substanz ; die wässrige Lösung ist klar, haltbar, geruch- und geschmacklos, zur inner-
lichen und subcutanen Application geeignet. Dosen von 1 mg verursachen Schläfrig-
keit, mitunter Delirien, Gliederzacken, Beschleunigung des Pulses und der Respiration,
Pnpillenerweiterung und Accomodationslähmung. Als Ersatz des Atropins hat es sich
in der Augenheilkunde wegen der unangenehmen Nebenwirkungen nicht bewährt;
ebensowenig bei Nachtschweifsen der Phthisiker Gute Erfolge dagegen hatte Verf.
mit dem Mittel bei Behandlung aufgeregter Geisteskranker, wo Dosen von £ — 1 mg
Beruhigung uod Schlaf hervorriefen; tobsüchtige Kranke konnten mit einer minimalen
Gabe beruhigt und im Bette gehalten werden. Als Schlafmittel empfiehlt Verf. das
Mittel nicht, da der hierdurch hervorgerufeoe Schlaf nicht erquickend und erfrischend
ist, auch sehr schnell Gewöhnung eintritt, so dass gröfsere Dosen notwendig werden.
Eioe directe günstige Beeinflussung des psychischen Krankheitsprozesses konnte in (
keinem Falle konstatirt werden. Die Darreichung geschah in 1 “ wässriger Lötung,
wovon 12 — 16 Tropfen (= j — ’/» mg) verabreicht wurden. K. Kronthal.
J. Donath, Ein Fall von diphtheritischer Hemiplegie. Neurol. Cbl.
1893, No. 14.
Ein 8jähriger Knabe erkrankte an Rachendipbtherie, die nach 14 Tagen abge-
laufen war. Am 9. Tage der Reconvalescenz trat während der Nacht eine vollstän-
dige rechtsseitige Hemiplegie mit Facialisbeteiligung und Aphasie auf. Die Sprach-
störung und Facialisläbmung besserten sich erheblich, die Hemiplegie an den Extremi-
täten auch soweit, dass Pat. den Arm in die Höhe heben und gehen konnte, doch
bildeten sich aowol an Arm wie Bein Contracturen aus.
Wahrscheinlich hatte es sich um eine Hirnblutung gehandelt. K. Grubt.
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No 8.
Ewald. — Placzkk. — Pick. — Philippson.
143
C. A Ewald, Ein unter dem klinischen Bilde der Tabes verlau-
fender Fall von syphilitischer (?) RHckenmarkserkrankung. (Arach-
nitis chronica fibrosa et gummosa, Myelitis interstitialis chronica
diffusa, Endarteriitis et Phlebitis obliterans). Berliner klin. Wochen-
schrift 1893. No. 12.
Der unter dem Symptomenbilde der Tabes (Differenz and Lichutarre der Pupilleu,
WisTraAL*»ches und RounEBo'iches Zeichen, Sensibllitätsstflrnngen an den Beinen) auf-
genommene Patient hatte ein vereitertes Kniegelenk , welche Affection zuerst als eine
in Eiterung ausgehende Arthropathie imponirte, und ging daran zu Grunde Die Er-
gebnisse der mikroskopischen Durchforschung des Rückenmarks sind im Titel kurz
snsammengefasst.
Der Befund an den Hintersträngen wich eou dem der tabischen Erkrankung ab
und deutete auf Uebergreifen des Processes von den Meningen auf das Mark hin. Die
übrigen Organe zeigten keine Zeichen von Syphilis. Auch die Art der Gefäßerkran-
kung führen den Autor nur zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich um
eine luetische Erkrankung der Gefäfse und Rückenmarkshäute gebandelt hat, welche
klinisch das Bild der Tabes vorspiegelte, M. Brmch.
§. piarzek, Die electrischen Erregbarkeitsverhallnisse bei veralteten
peripheren Lähmungen. Berl. klin. Wochenschr. No. 42.
PI. fand in einzelnen Fällen schon Jahre lang fortbestebender Lähmung (des
Gesichts-, der Armnerven) bei electrischer Prüfung kaum nennenswert quantitativ
veränderte Reactionsformen. Als Erklärung dieser Tbatsache zieht Verf. die Hypo-
these an, dass in derartigen Fällen eine axile Neuritis und zwar allein fortbestehe,
während die etwaigen Läsionen der Markscheiden zur relativen Heilung gelangt seien.
„Es ist eben nnr ein Dentungsversncb, mehr kann and soll et nicht sein.“
Bernhardt,
A. Pick, Ueber die Beziehungen einiger Hauterkrankungen zu
Störungen im Verdauungstracte. Wiener med. Presse 1893, No. 31.
Bei einem Manne, welcher seit 6 Jahren nach dem Genüsse von Kartoffeln oder
eiogemachtem Obst regelmäfsig eine Urticaria bekam, konnte Verf. diese Anfälle da-
durch unterdrücken, dass er den Pat. dreimal tägl ich 0.05 Creosot nehmen ließ. Die
Urticaria kehrte wieder, so oft das Mittel aasgesetzt wurde; als sie zieh späterhin auch
trotz seines Weitergebrauches in milder Form wieder zeigte, genügte die Verdoppelung
der Dosis um dem Ausschläge vorzubeugen. Verf. stellt sich vor, dass sieb im Ver-
daunngstractos derart disponirter Individuen bestimmte Fermente vorfinden, welche aus
gewissen in den schädlichen Speisen enthaltenen Substanzen in der angedeuteten Weise
wirkende Gifte bilden und dass das Creosot jenen Oähruogsprocess atOrt. — Auch ein
universelle! Erythem, welches bei einem Mädchen im Anschluss an Magenkrärapfe auf-
getreten war, heilte nach Verabreichung des Creosot in 3 Tagen, während frühere ähn-
liche Anfälle gewöhnlich 14 Tage gedauert hatten. H. Müller.
L. Philippson, Die Histologie der acut entstehenden hyperftmi-
schen (erythematösen) Flecke der Lepra tuberosa. Virohow’s Arch.
Bd. 132, S. 229.
Die Untersuchungen ergaben, dass die genannten Flecke durch eine Embolie von
Baeillen verursacht werden. Die letstereo zeigten sich reichlich auf der Endothelwand
der papillären nod snbpapiliaren Blutcapillaren, wo sie einzeln hintereinander in unter-
brochenen Linien in der Ricbtnng des Blutstroms gelagert waren ; aber auch frei im
Lumen fanden sich viele Bacillen. Sie stellten sich bei allen Färbemethoden nur als
homogene Stäbchen dar, während die nicht in den Gefäßen, sondern innerhalb von
Zellen und frei im Gewebe liegenden Bacillen in denselben Schnitten die bekannte
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144
Ettbh. — Labaoik-Laoiuvk u. Rkqnibh. — Palmkr.
No 8
Körnung zeigten. In den stark erweiterten Lymphspalten waren Bacillen nicht za
finden. Aach innerhalb des Protoplatmas weifser Blutkörperchen lief« sich ihr Vor-
kommen oicht sicher constatiren; überhaupt war das geringe Herrortreten der Leuko-
cyten im histologischen Bilde' auffallend. Durch die Combination der Osmium- mit
der Bacillenfärbnng gelang es dem Verf., auch die eigentümlichen Veränderungen,
welche die proliferirenden Bindegewebszellen durch den Bacillus erleiden und die im
Wesentlichen in einer fettigen Degeneration des Protoplasmas bestehen, näher in sta-
diren. Die Bacillen enthaltenden Endothelien zeigten keine Entartungaerscheinungen.
H. Untier.
P. Etter, Die Zange als Hebel. Correspondenz- Blatt f. Schweizer Aerzte
1893, No. 17.
Verf. empfiehlt am hochstehenden Kopf die Zange nicht als Extractionsinstrument,
sondern als Hebel zu benützen. Er »erfahrt dabei io der Weise, dass er darch kräf-
tiges Aufstemmen der rechten Band das Schloss fixiert, während die linke Hand den
ZangengrifT langsam naeh oben bis zur Horizontalen oder darüber hinans bebt. Das
durch die rechte Hand sicher fixierte Zsngenschloss bildet dann das Uypomochlion
Die Zangenl&ffel bewegen sich in entgegengesetzter Richtung als die Zangengriffe und
bringen dadurch den Kopf auf den Beckenboden (1 Act.). Jetzt lüftet Verf. die
Löffel etwas, nm ein e». Drehen des Kopfes in den geraden Durchmesser nicht za
»erbindern, und hebt dann die Griffe unter Fixierung des Schlosses, bis sie etwa 40 *
mit der Horizontalen bilden. Die Zangenlöffel kommen dadurch mit dem Kopf in den
Beckenausgang (2. Act). Der 3. Act stimmt mit dem üblichen Verfahren überein.
Verf. hat seit längerer Zeit alle Zangen nach dieser Hebelmethode ausgefübrt und lat
mit dem Verfahren äuaserst zufrieden. A. llanin.
Labadie- Lagrave et L. R. Regnier, Traitement des fibromes
utdrins par l’dldctricitd. Archives generales 1893, Sept.
Verff. erstatten einen Bericht über die seit 2 Jahren über das Thema erschie-
nenen Arbeiten, die mit Ausnahme einer, alle ziemlich günstig sprechen. 2 Neuerungen
sind eingefübrt 1) Zersetzung von Jodkalium innerlich durch den Strom, 2) Wirkung
durch Zersetzung der Elektroden selbst, sodass mit Hülfe des Chlors des Blutes sich dessen
hlmostatische und antiseptische Salze bilden. Es folgt eine Kritik, sowie eine Beschrei-
bung der Technik der Neuerungen, schliefslicb eiue Besprechung der Indicationen. Der
positire Pol, — schwächer wirkend — ist bei Blutungen, der negatire sonst anzu-
weoden. Contraindiciert ist der elektrische Strom:
1) bei kystiscbeo, eitrigen, blutigen Adnexerkrankungen,
2) bei WeifsfluM,
8) bei Stielfibromen, die ganz »om Oterus umschlossen sind.
A. iiartin.
Palmer, Ein Giftmord und vierfacher Giftmordversuch. Württemb.
med. Corr.-Bl. 1893, No. 24.
Interessant an dem 4 fachen Giftmordrersuch erscheint uns, dass die 3 Personen,
welche gröfsere Mengen der arsenhaltigen Mahlzeit genossen, unter schwerem Brech-
durchfall erkrankten, aber dann genasen : die 4., die weniger Arsen genorsen und nur
geringes Erbrechen bekommen hatte, erkrankte dann an einer schweren acuten mul-
tiplen Neuritis, besonders der Unterextremitäten. Pr. Struamann.
Drnckfebler: No. 6, S. 101, 20. Zeile xon oben statt wenige Drains „etwaige“
Drains.
Einsendungen för du Centralblatt werden an die Adrette det Uro. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Franaädache Strafte 911 oder an die Verlamhandlanc (Berlin NW.. 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Auguit Blrtchwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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/
W'VhtBtlith erscheinen
1—3 Bofen; ia 8chlua*o
de* Ja Waag» Titel , Na-
se«* uad Saohregüter.
för die
Prela de» JahrcniiRe*
20 Mark; tu beziehen
durch alle Uurhhandlun-
gen und Postanatalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. a. &■««•*. No. 9.
Inhalt: Skroejew, Das Verhalten einiger Rückenmarksnerven zum Blutkreislauf
in der Membrana nictiuns des Frosches. (Orig.-Mitth.)
"'susz, Bedeutung des Asparagins für die Ernährung. — Dbeyfüsi, Ueber
das Vorkommen ron Cellulose in Mikroorganismen. — Bauers, Trkveo, Bar-
tl*o, Amirx, DtiaoAX, Operative Behandlung der Typhliti*. — Bbiigi« und
Cona, Deber das Tetanusgift. — Einhorn, Ueber die direkte Magenelektrisation.
— Psbzoldt, Ueber die Ursachen der chronischen Nephritis. — Nonnk, Zar
Seontniss der Spinalerkrankungen bei peruiciOser Anämie. — Waltheb, Montoo-
«kit, Ueber Atrophie und Hypertrophie der Gesichtsmuskeln. — Posbbb u. Lkwin,
Ueber das Vorkommen eosinophiler Zellen bei Gonorrhoe. — Hibsb, Zur Indication
der Symphyseotomie.
Dsstre, Ueber die Bestimmung der Blutmeoge. — Sieoebt, Zur Uistiogenese
des Lungenkrebses. — Dcnsr, Zur Behandlung der Fractur der Malteolen. —
fViciHors, Die Symphyseotomie bei Operationen an der Harnblase. — Pitsxi,
Bebandlong chronischer Cenjunctiralkrankbeiten, — StiixbsDog«, Ueber den Duc-
tus cochlearis. — Livr und Kieorv, Behandlung der Diphtherie. — Bodbqkt,
Salacetol bei Diarrhoen. — Lyonnbt und Reoand, Fall von Krebs des hinteren
Nuensenracbenraumes. — FerB, Behklsy, Bromkalium und Bromstroutium bei
Epilepsie. — Mouath, Einleitung künstlichen Aborts. — Pluook, Ueber das Pithe-
colobin's. — Schäfer, Zur Diagnose von Blutflecken. — Thomas, Ueber das Er-
bingen im Leben und nach dem Tode.
Aus dem pharmakologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität
Kasan.
Dan Verhalte! einiger Rückeniiiarksnerven zum Blutkreisläufe in
der Membrana nictitans des Frosches (R. esculenta). ')
Vorläufige Mitteilung von Dr. M. Sergejs'W.
Dr. Jkoohuw2) hat experimentell nachgewiesen, dass an der
Innervation der Augenlider bei den von ihm untersuchten Vogel-
') Die ersten, kurz gefassten Mitteilungen Uber das vorliegende Thema sind im
-Westnik Estes trosoania“ (Bote der Naturkunde) 1891, No. 1 und 9, in russischer
Sprache veröffentlicht werden.
*) Archiv f. ges. Pbysiol Bd. XLI. 1887. Ueber den Einfluss d. Symp. auf d
Vogelpupille. Arch f. Anat. und Physiol. 1890. Pbysiol. Abth. Supplement. Ueber
d. Verhältnis* d. Sympath. zur Kopfverzierung einiger V«gel.
X.XX1I. Jahrgang. |0
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146 Skhobjuw, Das Verhalten einiger Riickenmarksnenren zum No. 9
arten auch der N. sympathicus sich beteiligt, da eine Reizung des
centralen Syropathicusstumpfes merkbare Aenderungen in der Cir-
culation der Schleimhaut sowie in der Stellung der Lider her-
vorruft.
Herr Prof. Doaitti, schlug mir vor, Untersuchungen anzustellen
Tiber den Einfluss des N. sympathicus auf die Augenlider der nie-
deren Wirbeltiere und hierbei zur Vervollständigung meiner Unter-
suchungen auch auf die Rückenmarksnerven mein Augenmerk zu
richten.
Ich begann meine Untersuchuungen mit dem Studium des Blut-
umlaufes in der Nickhaut der Rana esculenta, weil wir hier, Dank
der Einrichtung des Apparates von Dr. Otto Drasch im Stande
sind ohne Entzündung zu erregen, mittelst schwacher Vergröbe-
rungen (Hartnack’s S. 4, Oc. 3) die Blutcirculation und alle Ver-
änderungen derselben bequem zu verfolgen. ')
Bevor ich zur Beschreibung der von mir erhaltenen Resultate
übergehe, will ich Alles, was sich auf die Anordnungsweise und
die Bedingungen der von mir angestellten Versuche bezieht, voraus-
schicken.
Da die Erhaltung eines regelmäfsigen Blutkreislaufes in dem
Augenblicke für mich conditio sine qua non war, wurde von dem
gesammten DaAscH’schen Apparate nur dessen Beleuchtungs-Vorrich-
tung angewandt und stellte ich hierbei das Tischchen behufs Be-
obachtung der Blutcirculation in den Nickhautgefäfsen folgender-
massen her. Das Tischchen, von Holz, ca. 45 ctm lang, ca. 12ctm
breit und so hoch, dass der Objecttisch des Mikroskopes eben unter
die Tischplatte geschoben werden konnte, — besitzt in der Mitte
eine kleine runde Oeffnung; in die letztere wird mit Hilfe eines
durchlöcherten Korkes der nach der DRAsca’schen Vorschrift ge-
fertigte Glasstab fest eingesetzt; in dem Tischrande, gegenüber dem
Glasstabe ist ein viereckiger Einschnitt gemacht, in welchen die
Tubussäule des Mikroskops hineinpasst; bei Vorschieben des Mikros-
kops muss die zum Durchtritte der Lichtstrahlen dienende Oeffnung
des Objecttisches gerade unter dem Glasstabe zu liegen kommen.
An dem Glasstabe werden so viele dünne durchlöcherte Korkplätt-
chen aufgesteckt, dass nach Aufsetzen des Auges auf den Glaestab,
der Kopf des Frosches, mit dem Unterkiefer auf die Korkplättchen
gestützt, gerade so hoch gehoben wird, um eine freie Ausbreitung
der Nickhaut auf dem Glasstabe, ohne Circulationsstörungen in der-
selben zu gestatten. Zu genanntem Zwecke, d. h. um die Regel-
mäßigkeit der Blutcirculation in der Nickhaut möglichst aufrecht
zu erhalten, verfuhren wir bei dem Aufsetzeu des Auges auf den
Glasstab in folgender Weise: nach Exenteration des Auges wird
am Boden der Mundhöhle, an einer gefäfsärmeren Stelle, eine kleine
') Die Beschreibung des Apparates von Dr. Otto Drasch findet sich in seiner
Arbeit, betitelt: „Beobachtungen an lebenden Dritten mit and ohne Reizung der
Nerven derselben“. Archiv f. Anat. u. Physiol. 1S89. Physich Abtheil., H. 1 u. 2.
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No. 9. Blutkreislauf in der Membrana niotitans des Frosches. 147
perforirende Oeffnung gemacht und durch letztere der Glasstab
hindurcbgeführt, auf dessen freiem Ende dann das Augenlid ausge-
breitet wird.
Um bis an die, in der Tiefe der Bauchhöhle liegenden Nerven
Vordringen zu können, wurde entlang der Mittellinie am Röcken
ein Hautschnitt gemacht, sodann die Haut je nach Bedarf, entweder
nach rechts oder nach links umgeschlagen; an der also freigelegten
lateralen Körperoberfläche des Frosches treten ein oder zwei weifs-
liche Streifen hervor; nun durchschneidet man die Bauchmuskeln
längs eines dieser Streifen bis an den unteren Schulterblattwinkel
hinauf; letzterer wurde abgeschnitten , wenn eine Erweiterung der
Wunde nötig war. Die Blutung bei der Operation ist nur mini-
mal, während die Vorzöge derselben beträchtlich sind: es genügt,
den Frosch mittelst einer Pincette am Röcken in die Höhe zu heben
und die ganze Wirbelsäule mit den von ihr abgehenden Nerven,
die Aorta abdominalis und der N. sympathicus mit seinen Rr. com-
municantes liegen wie auf der flachen Hand.
Um zu dem plexus ischiadicus zu gelangen, wurde der Haut-
schnitt in der mittleren Röckenlinie längs des os coccygis gemacht
und darauf wurden der m. coccygeo-iliacus, der coccygeo-sacralis
und der untere Teil des Longissimus dorsi vorsichtig ausgeschnitten.
Durch denselben Schnitt ist es nicht schwer, auch den N. spi-
nalis VII zu erreichen.
Alles was die einschlägigen anatomischen Data anlangt, habe
ich aus Alexander E;kbb’s „Anatomie des Frosches, 2. Auflage 1888“
entnommen.
Behufs der Versuche wurden die Frösche curarisirt: es wurden
hierbei 0.05 cc einer 0.08 proc. Lösung des MuHCK’schen Curare in
den Röckenlymphsack eingespritzt. Behufs Reizung der Nerven
benutzten wir (len du Bois-RuvMoND’schen Schlittenapparat, wobei
der Spiralenabstand gewöhnlich 15 ctm betrug, da bei gröfserem
Abstande der Spiralen uicht immer die gewünschte Intensität des
Effectes eintrat.
Bei Reizung der Nerven durch den Schliefsungsstrom währte
in sämmtiichen Fällen die Reizungszeit eine Minute lang.
Ich will nun die Resultate meiner Versuche darlegen.
I. N. ischiadicus. Reizung des centralen Ischiadicusstumpfes
durch den Schliefsungsstrom ruft anfänglich Beschleunigung der
Circulation hervor; etwas später aber, — 10 bis 12 Secunden nach
Beginn der Reizung — tritt ein mehr oder weniger verbreiteter
Gefäfskrampf auf in den im Gesichtsfelde des Mikroskopes sicht-
baren Capillaren und kleineren Arterien der Nickhaut, — hierbei
kommt es nicht selten zu einer deutlich wahrnehmbaren Rückwärts-
bewegung des Blutes aus den Venen in die Capillaren. Der Reiz-
effect seitens des centralen Ischiadicusstumpfes kann sich so lange
wiederholen, bis Erschöpfung des Nerven eintritt. (Schluss folgt).
10*
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148 Wbiskb, Bedeutung des Asparagins für die Ernährung. No. ‘J
H. Weiske, Ueber die Bedeutung des Asparagins für die Ernäh-
rung der Herbivoren. Zeitschr. f. Biol. XXX. S. 254.
Die Versuche wurden an 5 Kaninchen von demselben Wurf
angestellt, von denen zwei, I u. III, zum Zweck der Analyse ge-
tötet, die 3 anderen, II, IV, V zum Fütterungsvereuche verwendet
wurden. Sie erhielten eine ganz gleich zusammengesetzte Nahrung,
welche an sich stickstofffrei war. Bei No. IV waren 120 g der
Stärke durch Asparagin, bei V durch Fibrin ersetzt. No. II war
nach 41 Tagen im Sterben, es hatte 40pCt. an Gewicht verloren,
No. IV wurde nach 57 Tagen getötet bei 30 pCt. Gewichtsverlust,
No. V an demselben Tage getötet bei 14.7 pCt. Gewichtsverlust.
Bei dem Asparagintier war also die Lebensdauer eine längere und
der Gewichtsverlust ein geringerer, als bei dem mit Ausschluss
stickstoffhaltiger Substanzen gefütterten. Aus den Untersuchungen
der von 23 Tagen des Versuches gesammelten Darmentleerungen
geht hervor, dass das Asparagintier das Amylum der Nahrung
besser ausgenutzt hat, als das ausschließlich mit N- freien Substan-
zen gefütterte Kaninchen (92 pCt. gegen 86 pCt.). Um diesen
Schluss sicher zu stellen, wurde ein neuer Versuch an 4 Kaninchen
von demselben Wurf angestellt, von dem I stickstofffreie Nährstoff-
mischung erhielt, bei II war ein Teil der Stärke durch Asparagin,
bei III durch Asparagin und Leim, bei IV durch Fibrin ersetzt.
Nach 15 tägiger Verfütterung wurden 15 Tage lang die Darment-
leerungen gesammelt und wie im vorigen Versuch auf ihren Ge-
halt an Eiweifs, Fett, Rohfaser, stickstofffreien Substanzen und
Asche analysirt. Auch dieses Mal zeigte sich die Ausnützung der
Stärke bei den Tieren etwas schlechter, der Unterschied war jedoch
viel geringer, wie das erste Mal. Der Unterschied in der Aus-
nützung der Stärke geht auch dnraus hervor, dass die Faeces des
unter Beigabe von Asparagin oder Fibrin etc. ernährten Kaninchens
keine oder nur schwache auf Stärkegehalt zu beziehende Jodreaction
gaben, die mit stickstofffreier Nahrung ernährten dagegen eine sehr
starke. Da gegen die Beweiskraft dieser Versuche der Ein wand
gemacht werden könnte, dass das Tier II bezw. I, bei welchem die
Ausnützung der Stärke schlechter war, absolut mehr Stärke in der
Nahrung erhalten hatte, die schlechtere Ausnützung also hierauf
beruhen könnte, wurde noch eine dritte Versuchsreihe angestellt,
bei welcher dieses Verhältniss nicht bestand. In diesem Versuche
konnte eine bessere Ausnützung der Stärke bei dem Tier, welches
Asparagin im Futter erhalten hatte, nicht constatirt werden, sodass
Verf. sich auf den Schluss beschränkt, dass die Asparaginbeigabe
zum Futter unter geeigneten Umständen die Ausnützung der Stärke
günstig zu beeinflussen vermag. Als bemerkenswerter Befund sei
noch erwähnt, dass die Fäces unter allen Umständen Proteinsub-
stanzen enthielten, (zwischen 6.75 und 11.56pCt.) entsprechend dem
Gehalt derselben an Mucin, Epithelien etc. Der Stickstoffgehalt
war sogar bei den mit N-freier Nahrung erwähnten Tieren größer
als bei denen, welche N-hallige Nahrung erhalten hatten.
E. Salkowski.
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No.9. Daim-üss, Cellulose in Mikroorganismen.— Barkks,Theyks, Bahuno, 149
J. Dreyfnss, Ueber das Vorkommen von Cellulose in Bacillen,
Schimmel- und anderen Pilzen. Zeitschrift f. physiol. Chem. XVIII.
S. 358.
In dieser, unter Hoppk-Sbyler ausgeführten Untersuchung wurde
das zerkleinerte Material der Reihe nach mit Wasser, Alcohol,
Aether, 2pCt. Salzsäure, 2pCt. Natronlauge erst in der Kälte,
dann in der Wärme extrahirt; der Rückstand mit viel Aetzkali und
wenig Wasser bis auf 100® erhitzt (wobei die Cellulose unange-
griffen bleibt), mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert, durch As-
best filtrirt, das auf dem Filter Zurückgebliebene auf Löslichkeit in
Kupferoxydammoniak geprüft oder, wofern es nicht vom Filter ab-
zulösen war, in konc. Schwefelsäure gelöst, mit der 20 fachen Menge
Wasser verdünnt und im Filtrat durch Kupferreduction bezw. Fällung
mit Phenylhydrazin auf Dextrose geprüft. Zur Gewinnung von
Material wurden von den Schimmelpilzen und Bacterien Reinkul-
turen dargestellt, diese durch Asbest filtrirt und der Filtrirrttck-
stand wie oben verarbeitet. Sowohl in einer Polyporusart (Pilz von
einem abgestorbenen Pappelstamm), Agaricus campestris (Champig-
non), Bacillus sublitis, Eiterbacillen, Aspergillus glaucus u. A. wurde
echte Cellulose gefunden, welche bei der Hydrolyse Dextrose lie-
fert; die Cellulose aus Polyporus gab daneben auch Pentaglycosen.
Die in verkästen Lymphdrüsen gefundene Cellulose stammt von den
darin enthaltenen Bacterien. — Färbungsversuche mit Anilinfarb-
stoffen lehrten, dass die Pilze und Bacterien weder durch Behan-
deln mit Alcohol und Aether noch mit verdünnten Säuren ihre
Färbbarkeit einbüfsten, wohl aber durch verdünnte Natronlauge,
woraus Verf. schliefst, dass die die Farben bindenden Zellbestand-
teile Nucleine seien. J. Munk.
1) A. E. J. Barkcs, Clinical lecture on cases illustrating inflam-
matiou about the coecum. Brit. med. Journ. 1893, p. 993.
2) Fr. Treves, A series of cases of relapsing typhlitis treated by
Operation. Ebenda, p. 835.
3) G. Darling, Appendicitis: an analysis of 68 cases with com-
ments and a summary of the conditions requiring Operation. Ibid.
p. 838.
4) J. O. Affleck, Observations upon disease of the appeudix ver-
miformis and its results. Edinb. med. Jonrn. 1893, p. 97.
5) J. Duncan, The Operation for ioflammation of the appeudix
vermiformis. Ibid. pag. 110.
1) B. trennt die Typhlitis, die Perityphlitis und Paratyphlitis
von der eigentlichen Appendicitis, welche man entweder als Schleim-
hautkatarrh, als Faecal Verstopfung oder als von einem Fremdkörper
oder von Tuberculose ausgehend zu unterscheiden hat. Der Oert-
lichkeit nach kann die Appendicitis intraperitoneal und zwar ent-
weder in der Fossa iliacaj oder im kleinen Becken, oder aber retro-
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150
Afflbck, Doncan, Operative Behandlung der Typhliti3.
No. 9
bezw. extraperitoneal sich gestalten. Von 14 durch Verf. in den
letzten 20 Monaten operirten Appendicitis - Fällen gehörten 5 der
Localisation im Becken, 4 der in der Fossa iliaca (im eigentlichen
Bauchraum) und 5 der hinter dem Coecum an. Es starben 2, und
zwar 1, weil zu sp&t operirt, 1 wegen hochgradiger Sepsis. Das
Alter der Operirten schwankte zwischen 14 und 65 Jahren.
2) Vierzehn noch nicht veröffentlichte Fälle. Der Schnitt Verf.'s
entspricht einer Linie, welche senkrecht auf der Verbindung zwi-
schen Nabel und Spina ant. sup. il. etwa 2“ von letzterer entfernt
steht. Ist der Proc. vermiform. zu sehr verwachsen, so soll man
die Adhäsionen nicht trennen, sondern ihn exstirpiren. An der
Durchtrennungsstelle soll man möglichst die Serosa und die übrigen
Darmbäute gesondert durchschneiden, die Mucosa mit dem scharfen
Löffel entfernen und das Peritoneum und die Muskelschicht jede
för sich allein vernähen. Als Anzeigen zu dem im Stadium quies-
cens zu verrichtenden Eingriff betrachtet Verf. zahlreiche und an
Frequenz und Schwere zunehmende Anfälle, Lebensgefährlichkeit
des letzten Anfalles, Herabsetzung des Allgemeinbefindens durch
die wiederholte Erkrankung, Wahrscheinlichkeit von Eiteransamm-
lung in der Umgebung des Proc. vermiformis.
3) Unter den 68 Fällen B.’s, (deren Behandlung z. Th. eine
gröfsere Reihe von Jahren, vor Einführung der neueren Methoden
zurückliegt) zeigten 5 Rückfälle, darunter 1 operativ behandelter
mit tötlichem Ausgang. Ausser diesem hatte B. noch 6 tötliche
Ausgänge (im Ganzen 7=10.3 pCt.) und zwar sämmtlich durch
Peritonitis, welche 1 Mal vom Coecum, 5 Mal vom Proc. vermi-
formis ausging. Unter den 68 Fällen war bei 40 deutliche äufsere
Geschwulstbildung, bei 4 erweisliche Abscedirung vorhanden. Als
Anzeigen zur Operation betrachtet B. ausser diesen Fällen mit Ei-
terung die mit lebensgefährlichen Erscheinungen (drohender oder
vollendeter Perforation) und die recidivirenden Entzündungen. B.
räth direct auf die Proc. vermiform. einzuschneiden durch eine
2 V2" lange halbmondförmige Incision, deren Mitte „Mc Bcknbt’s
Punkt“ darstellt. Man muss sich klar sein, dass man mit diesem
Schnitt direkt die Bauchhöhle öffnet und erachtet B. als die Haupt-
sache die Auffindung des Proc. vermiform., den er nur, wenn er
sehr verwachsen ist, nicht entfernen will. Diese Entfernung führt
er durch Abbindung des Processus mit nachfolgender Abtragung
aus, während gleichzeitig sein Mesenterium mit einem gesonderten
Faden abgebunden wird.
4) A. macht im Anschluss an 5 einschlägige Krankengeschich-
ten vom Standpunct des innern Mediciners auf die diagnostischen
Schwierigkeiten der Entzündung des Proc. vermif. aufmerksam:
dort wo dieselbe mit den Erscheinungen acuter Peritonitis zur ärzt-
lichen Kenntniss gelangt, kann es nicht gelingen, den Proc. vermi-
formis als deren Ausgangspunct darzuthun. In chronischen Fällen
dagegen unterliegt der Nachweis des verdickten Proc. vermiform.
durch die äufsere Untersuchung Schwierigkeiten in Folge von Ver-
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No. 9.
OttiKUKii u. Cohn, Ueber das Tetanusgift.
151
wachsungen mit Bindegewebssträngen und Peritonealauflagerungen.
Therapeutisch befindet sich A. auf dem Standpunct, dass nur ein
relativ kleiner Teil der hiehergehörigen Fälle chirurgische Inter-
vention erheischt.
2) D. hält eine Operation bei Appeudicitis gleich wie andere
Chirurgen nur bei drohenden Symptomen, bei deutlicher Abscedi-
rung und bei nicht zu beseitigender Neigung zu Recidiven für an-
gezeigt. Im Uebrigen ist ihm die Pathogenese der Krankheit
keineswegs klar. Die als Ursache der Appendicitis von mafsgeben-
der Seite (Thkvks) vorgeföhrten Knickungen und Drehungen des
Wurmfortsatzes fand er nicht in den meisten Fällen; auch traf er
nur l Mal auf eine faecale Concretion im Proc. vermiform. Der
Vorschrift, letzteren bei der Operation aufzusuchen, und wenn er-
krankt, zu entfernen, stehen zuweilen grofse Schwierigkeiten ent-
gegen. Seine Auslösung aus Verwachsungen kann äusserst mühe-
voll und zeitraubend sein, so dass der Tod in Folge langer Dauer
der Operation an Erschöpfung bezw. Peritonealinfection eintrelen
kann. Es muss daher eine offene Frage bleiben, ob man in solchen
Fällen die Aufsuchung des Proc. vermiform. unter allen Umständen
zu Ende führen soll. P. Gütorbock.
Brieger u. Cohn, Untersuchungen über das Tetanusgift. Zeitschr.
f. Hygiene 1893, XV. S. 1.
Zur Darstellung des chemischen Tetanusgiftes benützten die
Verf. Kulturen in Kalbfleischbouillon mit 1 pCt. Pepton u. 0.5 pCt.
Kochsalz. Zur Keimfreimachung wurden die Kulturen erst durch
ein Berkefeldt’sches, dann durch ein Pukall’scbes Thonfilter filtrirt.
Auszuscheiden gelang den Verf. das wirksame Tetanusgift durch
Uebersättigen der keimfreien Bouillon mit Ammoniumsulfat. Das
ausgeschiedene Gift steigt hiebei an die Oberfläche und kann ab-
geschöpft werden. Die Trocknung der ausgefällten Substanz nah-
men die Verf. auf Thontellern vor, wodurch auch das Ammonium-
eulfat in genügender Weise entfernt wurde; die getrocknete Substanz
enthielt davon noch 6.5 pCt. Das von dem Niederschlag ablaufende
Filtrat war gänzlich wirkungslos. Von der Tetanusbouillon brauchten
die Verf. 0, 00005 ccm zur Tödtung einer Maus, von der gefällten
Substanz hiezu 0,0000001 g. Diese Substanz enthielt aber noch
Eiweifs, Pepton, Amidosäuren, unbekannte übelriechende Producte,
Ammoniumsulfat und andere Salze.
Das schwierige war, die Ei weifssubstanzen zu entfernen, was
den Verf. schliefslich durch vorsichtigen Zusatz von Bleiacetat und
etwas Ammoniak gelang. Die Peptone, Säuren und Salze konnten
durch 2 tägiges Dialysiren beseitigt werden; schliefslich dampften
sie die dialysirte Flüssigkeit bei 20° C im Vakum ein. So erhielten
sie schwachgelbliche, durchsichtige Häutchen, die sich in Wasser
leicht lösen und einen Geschmack nach Gummi arabicum besitzen.
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152
Einhorn, Heber die direkte Magenelektrisation.
No. 9
Die Millon’sche Reaction giebt diese Substanz nicht, aber die Biuret-
reaction. Die characteristischen Eiweilsfällungsmittel wie Sublimat
u. a. geben mit ihr keinen Niederschlag. Phosphor und Schwefel
enthält sie nicht. Es kann sich also bei dem Tetanusgift um einen
eigentlichen Eiweifsstoff nicht handeln. Scheurlen.
M. Einhorn, Ueber die therapeutischen Erfolge mit der directen
Magenelectrisation. Deutsche med. Wocbenschr. 1893, No. 33, 34, 35.
Es hat sich gezeigt, dass die directe Reizung des Magens mittels
des faradischen Stromes in der Regel eine Steigerung der Magen-
saftresection bewirkt. Um den physiologischen Effect, des in der-
selben Form angewandten galvanischen Stromes zu erforschen, hat
E. verschiedene Versuche angestellt, zunächst an Individuen ohne
jede Verdauungsbeschwerden. Bei diesen waren die Resultate för
die vorliegende Frage nicht brauchbar. Bei Leuten die an Ver-
dauungsbeschwerden litten, zeigte es sich, dass die directe Galvani-
sation bei Application des negativen Pols an die innere Magen-
wand die Salzsäuresecretion nicht nur nicht steigert, sondern för
gewöhnlich sogar verringert; aber auch hier waren die Resultate
zu inconstant, als dass man aus ihnen endgiltige Schlösse zu ziehen
berechtigt gewesen wäre. — Wie wirkt nun die directe Magen-
feradisation therapeutisch? E. hat dieselbe bei 29 Kranken kurgemäfa
angewendet. Davon litten
12 an Hyperacidität mit Dilatation (davon 3 mit heftigen Gastralgien
und 1 mit continuirlicher Hypersecretion),
1 an Gastroxyneis,
3 an Aufstofsen (Atonie der Cardia?),
4 an Gastritis glandularis chronicn,
3 an Gastritis glandularis chronica mit Fehlen der freien Salzsäure
— beginnende Atrophie der Magenschleimhaut),
1 an Anadenia ventriculi (Atrophie der Magenschleimhaut),
5 an hartnäckigen Gastralgien (darunter 1 mit Gastrosuccorrhoea
chronica continua).
Fälle von Hyperacidität, sowie solche von Aufstofsen wurden
durch die directe Magenelectrisation fast stets sehr gönstig beein-
flusst. Von den Fällen von einfachem chronischen Magenkatarrh
und solchen mit beginnender Atrophie der Schleimhaut zeigten
einige unter der genannten Behandlungsweise einen Nachlass oder
auch ein völliges Verschwinden sämmtlicher subjectiven Krankheits-
erscheinungen, während wieder andere, besonders solche, die mit
hartnäckigen Gastralgien complicirt waren, nur leicht gebessert wur-
den. Dagegen wirkte in den letztgenannten Fällen, wo die directe
Faradisation ohne Erfolg war, die directe Galvanisation des Magens
öfters sehr erfolgreich. Es folgt die ausführliche Beschreibung von
fönf einschlägigen Fällen. C. P.osenthal,
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No. 9. Pknzuldt, Ueber die Ursachen der chronischen Nephritis. 153
Penzoldt, Ueber Ursachen und frühzeitige Erkennung chronischer
Nierenentzündungen. Münchner med. Wochenschr. 1893, No. 42.
Die Unsicherheit unserer Kenntnisse Ober die Entstehung der
meisten Fälle von chronischen NierenentzQndungen beruht auf der
Schwierigkeit, die ersten Anfänge dieses Leidens zu diagnosticiren.
Da nun bei regelmäfsigen Harnuntersuchungen zuweilen Fälle von
leichten, gewöhnlich vorübergehenden Albnminurieen mit spärlichen
Cylindern und anderen Formbestandteilen angetroffen werden, ohne
dass sonstige Symptome von Nierenerkrankungen vorliegen, so liegt
es nahe, hier die Ursachen in kleinen, anhaltend einwirkenden und
zuweilen sich steigernden Schädlichkeiten — namentlich alimentärer
Natur — zu suchen. Es fragt sich nun, ob dies Fälle unschul-
diger, „physiologischer“ Albuminurie sind, oder ob es sich um An-
fänge von Nierenkrankheiten handelt. Zur Lösung dieser Frage
hat Verf. vermittelst der Centrifuge an 56 gesunden Individuen vor
und nach starker Körperanstrengung Sedimentuntersuchungen ange-
stellt. Es ergab sich, dass in Folge starker Körperbewegung die
im normalen Sediment beobachteten Leukocyten öfter und reichlicher
austreten, dass die normal vorhandenen Epithelien (sog. „Nieren-
epithelien“, eine etwas willkürliche Bezeichnung) häufiger und
massenhafter abgestofsen werden, und dass sogar vorher nicht vor-
handene Cylinder (teils hyaline, teils epitheliale, einmal auch ein
gekörnter) erscheinen können; niemals fanden sich rote Blutkörper-
chen. Da wohl alle diese Individuen auch alcoholische Getränke
zu sich genommen batten, so suchte Verf. nun noch zu eruiren,
ob das Auftreten dieser Formelemente mit Schädlichkeiten zusam-
menhängt, die auf dem Nahrungswege zugeführt werden. Die an
einem Mediciner ausgeführten Versuche ergaben nun, dass in Folge
des übermäfsigen Genusses gewisser Nahrungs- und Genussmittel
(Spargel, Rettig, Thee, Kaffee, Senf) nicht nur Epithelien und Leu-
kocythen, sondern selbst rote Blutkörperchen im Harn auftraten.
Verf. schliefst hieraus — bei voller Anerkennung einer erforder-
lichen individuellen Disposition — dass ebenso, wie die einmalige
Einwirkung der genannten Schädlichkeiten zu leichter, vorüber-
gehender Reizung, der Nieren führen, so die Häufung resp. die
regelmäfsige Einwirkung der erwähnten Noxen eine dauernde,
chronische Erkrankung des Organs verursachen kann. — Diagnos-
tisch ist demnach bemerkenswert, dass rote Blutkörperchen iin Harn-
sediment immer als etwas Krankhaftes anzusehen sind, während
spärliche Leukocyten, sog. Nierenepithelien und auch Cylinder bei
ganz Gesunden resp. nach geringen Anlässen (Körperanstrengung,
Alcoholgenuss) auftreten können und daher bei einmaliger Auffin-
dung noch nicht eine dauernde Erkrankung der Nieren beweisen.
Wohl aber ist der Befund beweisend für eine Nierenentzündung,
wenn er sich trotz strenger körperlicher Ruhe und Vermeidung
aller scharfen Nahrungsmittel und Getränken nach einigen Tagen
in gleicher Weise erheben lässt. Perl.
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154 Nokn£, Ueber Spinalerkrankungen etc. — Waltheb. Montuomkry, No. 9
M. Nonne, Beitrage zur Kenntniss der im Verlaufe der perniciösen
Anämie beobachteten Spinalerkrankungen. Archiv f. Psychiatrie u.
Nervenkrankh. 1893, XXV,
N. beschreibt 2 Fälle perniciöser Anämie mit Nervenstörungen.
Der erste Fall erkrankte Dezember 1890 und zeigte März 1891
die Erscheinungen der progressiven Anämie. 2 Monate darauf
traten Schmerzen in den unteren Extremitäten auf, dann eine mo-
torische Schwäche, Herabsetzung der Patellarreaction, Ataxie; nach
weiteren 3 Monaten WitsTPHAL’sches Zeichen, träge Pupillenreaction,
vorübergehende Blasenlähmung, clonische Zuckungen in den unteren
Extremitäten Februar 1892 waren die Patellarreflexe wieder vor-
handen; März 1892 trat der Tod ein, ohne dass nennenswerte Sen-
sibilitätsstörungen auftraten. Die Section erwies im Rückenmark
ausgedehnte spinale Degenerationsheerde in verschiedenen Stadien
mit Pigmentschollen, verdickten und hyalinen Capillaren mit Ver-
schluss des Lumens u. b. w. Im 2. Fall gingen die Nervenstö-
rungen der Anämie voraus. Die Erkrankung begann mit Schmerzen
und Parästhesien in den uuteren Extremitäten, Ataxie, Gürtelgefühl,
Parästhesien in den Armen; nach 9 Monaten traten hinzu: Ab-
schwächung der Patellarreflexe, Herabsetzung des Tast- u. Schmerz-
gefühls an den unteren Extremitäten; dann bildeten sich die Ataxie,
die Sehnenreflexe zurück, während eine schwere Anämie ausbrach
und in 2 Monaten zum Tode führte. Die Section erwies fleckweise
Degenerationsherde in der ganzen Länge der Hinterstränge, secun-
däre Gliawucherung u. s. w. Von der Tabes unterscheiden sich
diese Rückenmarksaffectionen durch die Acuität des Processes, den
schnellen Verlauf, die Art der Entwickelung, die Mischform von
Ataxie und Schwäche, die häufige Rückbildung der Symptome, das
nicht seltene Vorhandensein der Patellarreflexe, das Fehlen der
Pupillenstörungen, das Zurücktreten der lancinirenden Schmerzen,
das Vorwiegen der motorischen Schwäche, das häufige gleichmäfsige
Befallensein aller 4 Extremitäten, das Auftreten spastischer Symp-
tome und finaler Delirien u. s. w. Die pathologischen Degenera-
tionsherde treten ohne feste Regelmäßigkeit in der Localisation
auf; sie kommen auch in den Vorder- und Seitensträngen vor, con-
fluiren, verschonen die LissACKa’schen Felder, befallen mit Vorliebe
die mittleren Wurzelzonen und oft das Halsmark früher als das
Lendenmark; die hinteren Wurzeln bleiben unversehrt, ebenso wie
die grauen Hinterhörner. S. Kalischer.
1) H. Walther, Ueber einen Fall von eigentümlichem Schwund
eines Teiles der Musculatur des Gesichtes. Münohner med. Wochen-
schr. 1893, No. IG.
2) D. W. Montgomery, Unilateral Hypertrophy of the Face. Med.
News 1893, Juli 15.
1) Bei einem 20jähr. Manne entwickelte sich seit ca. 2 Jahren
im Anschluss an schmerzhafte geschwulstartige Schwellungen und
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No. 9. Ueber Atrophie etc. — Posnkr u. LRWiN.Ueber eosinophilen Zellen. 155
Neubildungen eine Atrophie der rechten Gesichtsseite auf Kosten
der Muscuiatur; insbesondere sind die Mm. masseter, buccinator und
temporalis, in geringerem Grade die übrigen mimischen Gesichts-
muskeln geschwunden. Die Mm. pterygoidei schienen intact zu
sein. Haut und Knochen waren unverändert, das Unterhautzellen-
gewebe schien etwas geschwunden zu sein. Links scheint derselbe
Process in der Entwicklung zu sein, die Muskeln dieser Seite waren
starr und unbeweglich, während die Muskel reste rechts lebhaft aber
ungeordnet (!) reagiren. Von der Hemiatrophia facialis progressiva
unterscheidet sich der Fall durch die vorausgehenden Schwellungen
und durch den Mangel der Veränderung der Haut und des Ge-
sichtscelets. W. möchte die Affection als Myoatrophie pseudoneo-
plasmatica faciei bezeichnen und sie den primären myopathischen
Formen der Muskelatrophie anreihen.
2) Von den neun bisher beschriebenen Fällen einseitiger Ge-
sichtshypertrophie, zeigten 7 diese Anomalie angeboren, einer im 2.
Lebensjahre ohne bestimmte Ursache und einer nach einer Trige-
minusneuralgie. Der neue Fall betrifft einen 31jährigen Mann.
Das Leiden wurde in seinem 10. Lebensjahre zuerst bemerkt. So-
wohl die Weichteile wie die Knochen waren an der linken Gesichts-
hälfte verdickt. Die Augen zeigten sich ophthalmoskopisch normal.
Auch der Gaumen war links geschwollen und verdickt. Der Fall
verlief progressiv und zeigt eine völlige Analogie zur einseitigen
progressiven Gesichtsatrophie. Die anderen Körperteile wie die
Functionen des Nervensystems zeigten keine Anomalien,
S. Kalisober.
C. Posner u. A. Lewin, Farbenanalytische Untersuchungen über
gonorrhoischen Eiter. Ein Beitrag zur Frage der eosinophilen
Zellen. Dermatol. Zeitschr. I. S. A.
Die Beziehungen, welche zwischen den CiWBcoT-LRYDKti’schen
(C«*RcoT-NKUMANii’8chen) Krystallen und dem Auftreten der eosino-
philen Zellen obzu walten scheinen, legten den Gedanken nahe, ob
nicht auch die mindestens nahe verwandten Spermin - Krystalle in
irgend einem Zusammenhänge mit der Production jener Zellen stan-
den. Die Verff. wandten deshalb ihre Aufmerksamkeit den Er-
krankungen des männlichen Genitalapparates, speciell der Prostata,
zu und untersuchten in erster Linie den Eiter der gonorrhoischen
Urethritis. Es zeigte sich dabei die Zahl der eosinophilen Zellen
in allen Fällen von acuter Gonorrhoe im Anfangsstadium derselben,
d- h. etwa während der ersten 8 Tage, im Vergleiche zum Gehalte
des Blutes an solchen ausserordentlich vermindert. Sie nahm aber,
wenn auch nicht ganz constant, späterhin bedeutend zu und pflegte
ihren Höhepunkt in der dritten Woche zu erreichen, ohne dass
etwa von einer Beteiligung der Prostata an der Erkrankung die
Rede sein konnte. Uebrigens fand sich diese Vermehrung auch
bei Urethral-Gonorrhoe der Weiber, ferner im Eiter ganz vorn be-
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156 Hiksh, Zur Indicalion d. Sympbyseotomie. — Dastrk. — Sikhkkt. No. I)
legener periurethraler Abscesse, sowie in dem Ausflüsse aus einer
Fistula penis congenita, welche mit der Prostata gar nicht communi-
cirte', wahrend in dem Eiter einer in die Harnröhre abscedirteo
acuten Prostatitis eosinophile Zellen fast ganz vermisst wurden.
Bei Erkrankungen der hinteren Harnröhre war die Menge jener
Zellen eine sehr schwankende. Es liefsen sich somit Beziehungen
zwischen Prostata resp. Sperminproduction und eosinophilen Zellen
nicht nachweisen und da für den schwankenden Gehalt des gonor-
rhoischen Eiters an letzteren der Blutbefund keinen Anhaltspunkt
ergab, ist zu vermuthen, dass hier wohl hauptsächlich locale Ver-
änderungen in Frage kommen, dass vielleicht die Eosinophilie auf
necrobiotische Vorgänge in den Zellen zurOckzuföhren ist. FQr
diese Annahme spricht auch die von den VerfF. regelmäßig beob-
achtete mangelhafte Färbbarkeit des Kerns der eosinophilen Zeilen.
H. Müller.
B. C. Hirsll, The lowest limit of pelvis contraction ndmittiog of
symphysiotomy. Medical News 1893, Aug. 5.
Nach Verf. geht die Grenze zur Anwendung der Symphyseo-
toinie bis zu einer Conjugata von 6 cm. IJr beruft sich dabei auf
einen von Leopold erfolgreich behandelten Fall von allgemein ver-
engtem Becken (Conj. 6 cm), sowie auf einen eigenen mit einer
Conj. von etwas Ober 6 '/j cm. Im letzteren Falle hat Verf. jedoch
2 Wochen vor dem Ende der Schwangerschaft die Frühgeburt einge-
leitet und das Kind, welches normale Masse zeigte, durch die
Wendung entwickelt Ueberhaupt empfiehlt er die Combination von
Frühgeburt und Symphyseotomy und hat bei einer vorsichtigen
Feststellung des Termins zur Einleitung der Geburt keine Benach-
teiligung der Kinder gesehen. Er bedient sich dabei der Bougie
in Verbindung mit Glycerininjection längs derselben und daran an-
schließend die Dilatation des Cervix mit BABNKs’schen Blasen in 3
Größen. A. Martin.
A. Dastre, Sur le dt$gr^ de confiance que m4ritent les ddtermi-
nations de la quantitd total du sang. Arch. de physiol. 1893. S. 787.
An einem Beiipiel teiner Erfahrung zeigt Verf., dass die Geiammtmenge de«
Blutei, die für den Bond gevdhnlich zu des Körpergewichtes angegeben wird,
ausnahmsweise sehr siel grOfser sein kann. Bei einem 14 kg schweren Hönde ge-
wann er aas der einen Carotis und dem Kopfende der' einen Jogolaris (bei zuge-
schnürter anderer Jogularveoe) direct rolle V« des Körpergewichtes an Blot, obwohl
doch noch eine beträchtliche Menge in den Capillaren stecken musste, die durch ein-
faches Verbluten nicht zum AusOiefsen kommt J. Munk.
F. Siegert, Zur Histiogenese des primären Lungenkrebses. Virch.
Arch. Bd. 134. S. 287.
Verf. versteht unter Lungenkrebs alle Qeschwülste, die in den Lungenlymph-
bahnen und den natürlichen BohlrBumen epitbeilhnliche Zellen enthalten, ob dieae
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No. 9. Doplay. — Wickhoff. — Pktkhs. — Stkinbhöook. 157
nun todi Endothel oder vom Epithel stammen Er selbst hat 2 Fülle von primärem
Lungenkrebs untersucht, einen Alveolarepithelkrebs und einen von dem Epithel der
kleinen Bronchien aulgegangenen Cylinderzellenkrebs.
Die primären Lungenkrebse sind folgendermassen einzuteilen:
A. Der primäre Epithelkrebs geht aus:
1) vom Alveolarepithel,
2) vom Epithel der Bronchialscbleimhaut,
8) vom Epithel der Broncbialsch'eimdrilsen.
B. Der primäre Endothelkrebs stammt ab:
1) vom Endothel der pleuralen Lymphbahnen,
2) vom Endothel der pulmonalen Lymphbahnen.
M. Rotkmami.
S. Duplay, Du traitement des difformitla consecutives aux fractures
bimalldolaires (fractures de Dupuytren) vicieusement consolidees.
Am. med. 1893, No. 50.
Osteotomie erst der Fibula an Stelle der Fractur und dann keilförmige Eicision
der Tibia. Die Dicke des Keils muss der OrOfse der Deformität entsprechen und
Coaptation in gerader Linie mit Leichtigkeit ermöglichen. Die Resection des Tibio-
Tarsal. Gelenkes ist nur für Fälle zu reserviren, in denen die Osteotomia duplez nicht
auireicht. P. OGterbock
M. Wiekhoff, Zur Verwendung der Symphyseotomie bei Opera-
tionen an der Harnblase. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 11.
Die io der Geburtshilfe neuerdings geUbte „Symphyseotomie“ sucht W. auch für
die bessere Zugäoglichkeit der Blase vom Bauche her nutzbar zu machen. Aus einem
Leicbeoversucbe ergab sich, dass man die getrennten Ränder der Schamfuge durch
Abdnction und Auswärtsvollung der Schenkel mit Hilfe von Knochenhaken bis zudem
klaffen machen kann und es empfiehlt sich das Verfahren zur Erreichung aller Teile
der Blasenwand, speciell auch des Blasengrundes. Zur Nachbehandlung bat man die
getrennten Schambeine durch Silberdraht wieder zu vereinigen nnd den prävesicalen
Raum unterhalb des 8chambogens zu drainiren. P.GBterbock.
A. Peters, Zur Therapie einiger chronischer Conjunctivalerkran-
kungen. v. Gakfu’s Arch. f. Opbthalm. XXXIX. p. 254.
Bei chronischer Conjunctivitis granulöse erzielte P. durch Abschaben der Con-
juoctivalschleimhaut in kurzer Zeit einen eklatanten Umschwung in dem torpiden
Character der Erkrankung, indem neben der Beseitigung der Beschwerden rasche
Rückbildung der pathologischen Veränderungen im Bereiche der Conjunctiva nnd
Cornea eintritt. Beim Frühjahrscatarrh wurde nur eine Beseitignng der Beschwerden,
nicht aber der Wncbernngen erzielt. Bei Catarrhus siccus chronicus leistete das Ver
fahren gute Dienste, indem in der Mehrzahl der Fälle die oft nicht unerheblichen
Beschwerden beseitigt oder doch wesentlich gebessert wurden. Zur Besserung der
genannten Krankheiten war die Anwendung der Antiseptica nicht erforderlich, sondern
es genügte das blofse Abschaben der Schleimhaut. Horstmenn.
Steinbrügge, Ueber das Verhalten des menschlichen Ductus coch-
learis im Vorhofsblindsack. Anat. Hefte, I. S. 163. S.-A.
St. macht daran! aufmerksam, dass der Vorbofsblindsack nicht, wie dies aus der
Beschreibung in den Lehrbüchern hervorzugehen scheint', als eine in gerader Rieb-
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158 Lbvy u. Knupk. — Boorgbt. No. 9
tung verlaufende Fortsetzung des Ductus cochlearis oder als Ausbuchtung des Heiss
naa’schen Membran au fzu fassen sei ; nach den Untersuchungen St. 's an Serienschnitten durch
diese Partie des Schneckenkanales lässt sich vielmehr eine fast halbkreisförmige Krüm-
mung sämmtlicher Gebilde desselben von aussen nach innen erkennen Betreffs der
durch Abbildungen illnstrirten Einzelheiten s. d Orig. 8ck»sbacb.
E. Levy u. H. E. Knopf, Combinirte Behandlung der Diphtherie
mit Papayotin und Carbolsäure. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 32.
Verff. haben durch Versuche festgestellt, dass Papayotin auf das Diphtberiegift
(sterilisirte Bouillonkulturen des Diphtberiepilses) eine verdauende und daher seine
Wirksamkeit stark abschvScheode Wirkung ausübt. — Sie wandten nun gegen Diph-
therie folgende Lösung an:
R Papayotiui (Gehe) 10.0.
Acid carbolic. puriss. liqnefact 5.0.
Ag dest ad 100.0.
M. d. s. Vor Gebrauch umschüttelu.
Mit dieser Lösung wird während der ersten 2 Stunden alle 10 Minuten eine Ein-
pinselung gemacht, nachher zweistündlich, so viel als möglich, auch während der Nacht.
— Der Gedankengang, welcher sie auf die Anwendung dieser Mischung führte, war
folgender: Das Papayotin durch seine auflösende Wirkung auf die Membranen soll
der Carbolsäure Gelegenheit geben, in die Tiefe einzudriogen ; die Carbolsäure ihrer-
seits soll die Bscterien abtöten, und dem Papayotin Gelegenheit geben, das Gift, das
zum grofsen Teil an den Bacterienleibern haftet, abzuschwächen. — (Der Zusatz ton
Carbolsäure zum Papayotin vernichtet dessen verdauende Kraft nicht). — Die Verff.
geben an, dass seit Einführung ihrer Einpinselungen die Mortalität an Diphtherie auf
der Kinderklinik der Universität Strafsburg abgenommen, und dass besonders
das Verbältniss der Tracheotomirten zu den nicht Tracheotomirten sich zu Gunsten
der Letzteren wesentlich verschoben habe. 8udth>|en.
Bourget, Le salacetol et son emploi dang de trait^ment des diar-
rhees a8tivales ou choteriformes. Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1893,
No. 14.
B. empfiehlt als Mittel gegen Sommerdiarrhoen und solche Durchfälle, welche
choleraartig erscheinen, das Salacetol als ein sehr brauchbares Präparat. Das Mittel
OH
besitzt folgende cbem. Zniammensetnng C,H4 : < cooCH COCH “• '®’*>**?
in welcher man das Salacetol den Kranken giebt, beeinflusst dessen mehr oder weni-
ger schnelle Resorption. Giebt man das genannte Mitiel in Ricinntöl, so wird es weit
schneller und vollkommener resorbirt, als wenn man es etwa in Pulverform eionimmt.
Diese Beobachtung wurde beim Salacetol, ebenso wie beim Salol durch regelmäfsige
Urinuntersuchungen gemacht. B. glaubt, dass auch die desinficirende Wirkung beider
Präparate durch HinzufügeD von Oleum Ricini nicht unwesentlich erhöht werde. Die
Erfahrungen, welche mit der beschriebenen Salacetol - Therapie bei allen möglichen
Durchfällen in der Klinik, wie in der privaten Praxis gemacht wurden, waren stets
iusserst günstige. Das Salacetol stellt sich demgemäß als eine glückliche Modifica-
tion des Salol dar, indem es alle günstigen Eigenschaften des letzteren in sich ver-
einigt, ohne indessen irgend welche unangenehme Nebenwirkungen zn besitzen. In
gleich grofser Dosis enthält Salacetol mehr Salicyl als das Salol. Man kann es bei
allen Darmaffeetioneo , seien dieselben mit Diarrhoen verbunden oder nicht, gleich-
mäßig mit Erfolg anwenden, und zwar in Dosen von 2 g pro die. C. Roienihsl.
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No. 9. Lyoknbt u.Rkyand. — Fkrb, Bkrklky. — Bkni-Bardb. — Mou.atu. 159
Lyonnet et Re^rand, Tumeur carcinomateuse de L’Arricre- Cavite
des Fosses Nasales. Envnhisseraent du Sphönoide. — Paralysie
deä tous les nerfs craniens du Cot<5 Gauche, sauf L’Olfactif et
L’Optique. Mort par Möningite. Annales des Maladies de L’Oreillc.
Du Laryax etc. 1 893, No. 3.
Es bandelt sich am einen Fall von Krebs des hinteren Nasenrachenraums mit
Uebergreifen auf das Keilbein und die Schädelbasis der linken Seite. Es bestanden
links Ptosis und rollige Unbeweglichkeit der Pupille und des Augapfels bei ausge-
sprochenem Exophthalmus, Lähmung des linken Facialis, Lähmung und Atrophie der
linken Zungenhälfte; Herabsetzung der Seosibiiität im linken Trigeminusgebiete, Ver-
last des Geschmacks der linken Zungenhälfte, Herabsetzung des GehOrz links; die
Sehkraft und der Geruch waren links erhalten. Der Kranke starb unter den Erschei-
nungen »on Fieber, Erbrechen, Unruhe, Dyspnoe, KrSmpfen und Koma. Die Section
erwies einen Krebs des Keilbeines, einen Krebstumor in der linken Nasenhöhle, Infil-
tration der Hirnbasis, die zu eitriger Meningitis mit letalem Ausgang führte.
8. KalUcher.
1) Ch, FertS, La Bromation ii hautes doses dans l’Epilepsie.
Revue de Med. 1893. No. 3.
2) H. J. Berkley, Strontium Bromide in the Treatment of chronic
Epilepsy. Bulletin of the Johns Hopkins Hospital 1893, Mai.
1) F. führt 20 Falle von Epilepsie an, in deuen tägliche Dosen von 16 bis 21g
mit grofsem Erfolg und ohne Intoxication schwereren Grades gegeben wurden: nur in
3 Pillen trat ein mlfsiger Gewichtsverlust ein. Die hohe Bromdosen, 15 — 20 g Brom-
kalium oder Bromstrontium sind bei gehöriger Vorsicht ohne Nachteil; man muss dabei
das Gewicht, den Ernlhrungszustand, die Haut, die Temperatur, den psychischen Zu-
stand beobachten; Abmagerung, Hautgeschwüre, psychische Depression, Temperaturer-
niedrigung sind Gründe genug, das Brom sofort gänzlich fortzulassen und durch Pur-
gantia, Pilocarpininjectionen etc. für seine schnelle Ausscheidung zu sorgen.
2) B empfiehlt Strontiumbromid bei Epilepsie in einer Dosis von ca. 20 — 30 g
3 Mal täglich; nie wurden üble Nebenwirkungen beobachtet; auch eine Bromacne
trat nicht ein, ebenso wenig wie die Somnolenz erzeugende Wirkung des Broms.
8. Kaliseher.
Beni-Barde, De l’hydrothörapie dans les dermato - n^vroses. Gaz.
bebd. 1893, No. 35.
Mach dem Vorgänge Jacourr's behandelt Verf. solche Hauterkrankungen, welche
auf einer allgemeinen oervAsen Störung zu beruhen scheinen und mit lebhaftem Jacken
ainbergehen, insbesondere den Lichen planus, ferner aber auch die Prurigo, den Lichen
simples, die verschiedenen Prnritnsformen, gewisse universelle Eczeme, mit täglichen
lauwarmen Brausebädern von etwa 35° C and 8—6 Minuten Dauer. Nach demselben
soll der Kranke nicht frottirt, sondern möglichst sanft abgetrocknet werden. Die
BessernDg des subjectiven Befindens tritt meist sofort ein, die definitive Heilung ver-
zögert sieb besonders bei Personen, welche schon hereditär nervOs belastet und
bei solcheo, die durch ihre Lebensstellung oder ihren Beruf beständigen Aufregungeg
aasgesetzt sind. h. Müller.
Mollatll, Wiederholte erfolgreiche Einleitung des künstlichen Abor-
tus mit dem elektrischen Schröpfkopf. Wiener med. Wochenschr. 1893,
No. 31.
Verf. empfiehlt den constantea Strom in der Applicationsweise mittelst des von
H. W. Fbeuki) angegebenen electrischen Schröpfkopfes als ein vorzügliches Mittel zur
künstlichen Erregung ron Wehen. Bei einer Patientin wurde 2 Mal die Einleitung
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160
Pbkairk. — Puuuok. — Schäker. — Thomas.
No. 9
des küDstlichen Abortes nötig. Beim ersten Male trat nach der Sitzung Abort ein.
— Beim lweiten Male waren vorher Jodoformgazetamponade, Kiwi n'schen Doucheo,
Laminarien ohne jeden Erfolg versucht worden.
Die Application des electrischen Schröpfkopfes, der mit dem negativen Pol ver-
bunden auf die Brustwarze aufgesetzt wird , während die grofse Plattenelectrode mit
dem positiven Pol auf das Abdomen kommt, hatte sofort nach der ersten Sitzung
Wehen herrorgerufen. Nach der 7. Galvanisation war der überall weiche Cervii so
weit eröffnet, dass der Finger bis an die Eihäute Vordringen koonte Nach der 10.
Sitzung, bei der eine Stromstärke von 10 Milliamperes angewendet wurde, trat
Abort ein. A. Martin.
M. P^raire, Inversion uterine compl&te avec prolapsus cons^cutive
k la ddlivrance. Metrorrrhagies abondantes, mettant la vie de la
malade en danger. Röduction de l’utörus. Guörison. Annales de
gynecologie 1893. Aoüt.
Im Titel ist der Hauptinhalt der Arbeit angegeben. Der Fall betrifft eine Zweit-
gebärende. Die Heilung ist eine vollständige. Die Reposition gelang unter Asepsis
leicht. Die nach KavtssbA' b's Vorschrift zur Exstirpation zurechtgelegten Instrumente
waren glücklicher Weise unnötig. a. Martin.
Plllgge, Over de toxische werking van Pithecolobine, het alcalolde
van Pitbecolobium Saman Bkmh. Weekbl. van het Nederl. Tijdscbr.
voor Geneesk. 1893. II No. 13.
Das Pitbecolobin wirkt zuerst eufs Centralnervensystem, später auch auf die peri-
pherischen Nerven lähmend. Es erzeugt schnell Verminderung oder gänzlichen Still-
stand der Atmung, Verringerung der Herzwirkung, die schliefslieh mit Herzlähmuug
endigt. Anch die KOrperrauskeln scheinen schliefslieh durch das Mittel gelahmt zu
werden. Die Reflexerregbarkeit wird herabgesetzt Beim Schütteln mit Wasser
schäumt die Losung stark. Bereits bei starker Verdünnung der Substanz 1:80000
findet eine Auflösung der roten Blutzellen statt Die Reduetion ron Oxyhämoglobin
wird verhindert, die Gerinnuog von Serumeiwei s durchWärme befördert, eine Lotung
von Eiereiweifs in der Kälte stark präcipitirt; Muskeln werden histologizch verändert.
Das Pitbecolobin ist ein Alkaloid, das in seiner Wirkung mit den sapouinartigen Stoffen
und mit den gallensauren Salzen übereiostimmt. 0*orge Mvyer.
J. Schäfer, Blutspuren von zerdrückten Wanzen herrührend.
Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 35.
In einem Mordprocess war es von Wichtigkeit festzustellen , ob Flecke an dem
Hemde des Beschuldigten, wie dieser behauptete, durch Zerdrücken von Wanten ent-
standen seien. Sch. gelang dieser Nachweis, indem er in den Flecken characteris-
tisebe Borsten und Tracheen von Wanzen auffand. Fr. strassmano.
Thomas, De la pendaison. Paris 1893.
Das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen Erhängen im Leben und nach dem
Tode liefert der Befund von sugillirten Verletzungen am Halse. Th. fand die-
selben verhältnissmäfsig häufig (50 pCt. der Fälle) zumeist die bekannten Brüche des
Halsskelettes, daneben aber auch nicht selten io den Mutkeln des Halses, an deo
grolsen Qefäfsen und im subcutaneu Fettgewebe unter der Strangmarke.
Fr. Siratsmanii.
KiDi«ndanx«n ffir daa Centralblau werden en die Adreeee dea Urn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Frantoaiache Strato 21) oder an dl« Verlagahandlnne (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Aoguai liirachwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in BarUn.
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wer
/
Wöchentlich erecheinen
1—2 Bogen; »m Sehlu*««
(Im Jahrgang« Titel, Na-
men* und Sachregister.
für die
Preis de« Jahrganges
20 Mark; au beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanat alten.
medicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. *«• mar*. No. 10.
Inhalt: Sbbqejbw, Das Verhalten einiger Rückenmarksnerven zum Blutkreislauf
in der Membrana nictitans des Frosches. (Orig.-Mitth. Schluss.)
Rabl, Anwendung des Argent. nitricum in der Histologie. — Sbrokh, Ueber
den Zuckergehalt des Blotes. — ROdbl, üeber Resorption and Ausscheidung von
Kalksalien. — Abtiicb, Ueber Casein und Fibrin. — Möbner, Die Proteinsub-
stanzen des Auges. — Mabchsnd, Zar Kenntniss der Embolie und Thrombose der
Birnarterien. — CBlrpe, M'Abdlb, Behandlung des Heus. — Körte, Ueber die
Fraetur der Kniescheibe. — t. Hifpbl, Ueber die Siderosis bnlbi. — Bkzold,
Kille con Stapesankyiose und nervöser Schwerhörigkeit mit Obduction. — Oaom,
Zur Lehre zon den Kehlkopflähmungen — Rubnbb, Hygienische Bedeutung der
Bekleidung. — Nbncki und Sibber, Znsammensetznng und desio6cirende Eigen-
schaften des Nadelholztbeers. — Aufrecht, Die Heilung des Empyems. — Toch,
Ueber Peptonbildncg im Säuglingsmageo. — Pawinski, Coffein bei Herz- and Nie-
renkrankheiten. — Rebak, Wirkung des constanten Stroms bei Druckläkmungen. —
Geisel, Einfluss der Compression des Nerzen auf seine electriscbe Reaction. —
FiacHBB d. Scbönwald, Ueber Ischias ecoliotica. — da Mbsmil, Resorptionszer
mögen der Haut. — t. BsaCh, r. Lkwsbs, Zur Symphyseotomie-Frage. — Sa-
mo jloff, Zar Pharmakologie des Silbers.
Wbbtbsimbr, Resorption zon Indigcarmin durch die Chylusgefäfse — Tbu-
itzet, Ueber die Eodotbeliome der Pachymeniox spinalis — Ewald u. Jacobsoh,
Ptomalne im Harn. — Tibtzb, Osteoplastischer Verschluss zon Schädeldefecten —
Habthaish, Rückbildung zon Exostosen. — GOtebbock, Ueber Echinococcus des
Halses. — Darieb, Nachbehandlung bei Staaroperationen. — Rbztscsuaii,
Zur Behandlung des Hiroabscesses. — Hbbzoo, Tubercniose der Nasenscbleimhant.
— B sex , Prophylaxe der Cholera. — Oebtil, Ueber Milchkuren bei Kreislaufstö-
rungen. — Oet.BR, Ueber Toxämie bei Tnberculose. — Combbmali, 2 Fälle zon
Typhns mit Hypothermie. — Höhn, Nebenwirkungen des Diuretin. — Shei.lt,
Behandlung der Masern. — Popow, Veränderung der Seboerzen bei Tabes dorsalis.
— Schultzr, Zur Kenntniss der Myelitis dorsalis. — Kowalkwsky, Ueber die
syphilitische Spinalparalyse. — Marie, Ueber die amyotrophisebe Lateralscierose. —
Wsitfbal, Progressive Paralyse beim Kind. — Hock, Zur Arthritis bleDorrhoica.
— Woltebs, Ueber multiple Myome der Haut — Dchrbben, Ueber die Dilata-
tion des Muttermundes. — Lowr, Congenitale Dilatation der Harnblase. — Fischer,
Demoldcyste des Eierstocks als Geburtshindemiss. — Giopfbbdi, Unterschied in der
Wirkung des Coniio und Curarin.
XXXII. Jahrgang.
11
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162
Srrobjkw, Das Verhalten einiger Rückenmarksnerven zum No. 10
Aus dem pharmakologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität
Kasan.
Das Verhalten einiger Rückenniarksnerven zum Blutkreisläufe in
der Membrana nictitans des Frosches (R. esculenta). ')
Vorläufige Mitteilung tod Dr. M. Sergej ew.
(Schlau).
Nachdem ich den Zusammenhang zwischen der Reizung des
centralen Ischiadicusstumpfes und dem Spasmus der Nickhautgefäfse
unzweifelhaft festgestellt hatte, blieb ich stehen bei der Erörterung
derjenigen anatomischen Bedingungen, bei deren Anwesenheit die
fragliche Erscheinung statt hat, um danach erst zur Untersuchung
der anderen Rückenmarksnerven überzugehen.
1) Erstens erwies es sich, dass eine ReizQbertragung von dem
Ischiadicus der einen Seite auf die Nickhautgefäfse der entgegenge-
setzten Körperhälfte nicht stattfindet. Dieser Umstand kam mir in
den Fällen zu Statten, wo bei irgend einer gegebenen Versuchsan-
ordnung der Gefäfskrampf in der Membr. nictitans unter Reizung
des centralen Ischiadicusstumpfes der einen Körperseite ausblieb,
indem ich in solchen Fällen durch entsprechende Controllversuche
an der anderen Körperhälfte des Versuchstieres mich davon zu
überzeugen versuchte, ob das ebenerwähnte negative Resultat na-
mentlich von der gegebenen Versuchsanordnung und nicht etwa von
irgend einer Nebenursache abhing.
2) Die Wurzeln des N. ischiadicus beteiligen sich nicht in
gleichem Maase an der Fortleitung des Reizes von dem genannten
Nerven zu den Nickhautgefäfsen : die Nn. spinales VII et IX neh-
men gar keinen Anteil an der in Rede stehenden Erscheinung, —
nur der N. spinalis VIII ist hierbei bethätigt. Haben wir uns
nämlich davon überzeugt, dass die Reizung des centralen Ischiadi-
cusstumpfes spasmodische Contraction der Nickhautgefäfse hervor-
ruft und durchschneiden nun successive den VII und den IX — so
erleidet hiedurch die Wirkung des Ischiadicus weder eine Einbufse
noch irgend eine Aenderung; beginnen wir dagegen unser Experi-
ment direct mit Durchschneidung des Spinal. VlII, wobei der VII
und IX unversehrt bleiben, so hört die Wirkung des Ischiadicus
momentan auf: einen Spasmus der Nickhautgefäfse vermögen wir
jetzt durch die Reizung des centralen Ischiadicusstumpfes nicht
bervorzurufen, dafür tritt aber in den Gefäfsen dieser Membran eine
neue Erscheinung auf, nämlich eine Gefäfser Weiterung: diese Ge-
fäfse erscheinen von Blut überfüllt und dort, wo vorher die roten
Blutkörperchen selbst in ihrer Längsstellung kaum hindurchgestofsen
werden konnten, gehen dieselben nun sogar mit ihrem Querdurch-
messer und in fast compacten Reihen frei hindurch. Der Einfluss
') Die erneu, kurz gefiuteu Mitteilungen Uber du vorliegende Thema lind im
„Weitnik Eitel tromania" (Bote der Naturkunde) 1891, No. 1 und 9, in rtuiiicher
Sprache veröffentlicht worden.
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No. 10. Blutkreislauf in der Membrana nictitans des Frosches. 163
des N. spin, VIII auf die betreffende Erscheinung kann auch noch
folgendermassen constatirt werden. Man schneidet die Nn. spinalis
VII, VIII et IX von dem Ischiadicus ab, legt an einen jeden von
ihnen eine Ligatur an und reizt die centralen Enden derselben
durch den Strom: die isolirte Reizung des VII sowie des IX bringt
keinerlei Veränderungen in der Circulation der Nickhautgefäfse her-
vor, während dagegen Reizung des VIII die gleiche Erscheinung
des Spasmus der Nickhautgefäfse zur Folge hat, wie die Ischiadicus-
reizung bei Unversehrtheit aller Teile.
Dem Dargelegten haben wir noch beizufOgen, dass die Unver-
sehrtheit der Anastomosen des Plexus ischiadicus mit dem N. sym-
pathicus für die vorstehenden Experimente belanglos war.
3) Darauf stellte ich Durchschneidungen des Rückenmarks an,
wobei ich mit dem 6. Wirbel anfing, da es angesichts des bereits
festgestellten Einflusses des N. spin. VIII bedeutungslos erschien,
noch tiefer unten anzufangen: es würde dort derselbe N. spin. VIII
durchtrennt werden, welcher nach Ecker zwischen dem 5. und 6.
Wirbel seinen Ursprung nimmt.
Durchschneidung des Rückenmarks vom 6. Wirbel an nach
aufwärts bis an das mittlere Niveau des 3. Wirbels verhindert die
Einwirkung des N. ischiadicus auf die Nickhautgefäfse. Auch hier
hatte gleich wie bei den vorhergehenden Experimenten am Plexus
ischiadicus die Unversehrtheit der Rr. communicantes keinen Ein-
fluss auf das Resultat.
Durchschneidung des Rückenmarkes oberhalb der Mitte des 3.
Wirbels und Entfernung des Gehirns heben die Einwirkung des
Ischiadicus auf die Nickhautgefäfse nicht auf.
4) Da im Niveau zwischen dem 2. und 3. Wirbel der N. spin.
III. seinen Anfang nimmt und hierselbst auch die Leitungsbahn
abzubrechen scheint, auf welcher die Reiz Wirkung vom Ischiadicus
zu den Nickhautgefäfsen verläuft, — so erscheint es notwendig, den
N. spin. III, namentlich dessen Verhalten zu der uns beschäftigen-
den Erscheinung zu untersuchen.
In der That erwies sich, dass bei Unversehrtheit aller Teile
eine Durchschneidung des genannten Nerven an seinem Abgänge
aus der med. spinalis oder überhaupt in seinem weiteren Verlaufe
von der Wirbelsäule an bis zu seiner Kreuzung mit dem N. sym-
pathicus genügte, um mit einem Schlage die Wirkung des Ischia-
dicus auf die Nickhautgefäfse aufzuheben, d. h. es wird dadurch
der gleiche Effect erzielt wie durch die Trennung des N. spin. VII.
5) Den gleichen Erfolg, d. h. Aufhebung des Einflusses des
N. ischiadicus auf die Nickhautgefäfse haben die Durchschneidung
des N. sympathicus in dessen Verlaufe von der Kreuzungsstelle mit
dem N. spin. III an bis zum Kopfe, sowie die Durchschneidung
des N. maxillaris. Von dem Einflüsse des N. maxillaris auf die
betreffende Erscheinung kann man sich auf dieselbe Weise über-
zeugen wie in dem Falle mit dem N. spin. VIII.
11*
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164 Skhokjkw, Das Verhalten einiger Riickenmarksnerren etc. No. 10
6) Die Beteiligung des N. spin. III an der in Rede stehenden
Erscheinung lässt sich noch in anderer Weise klarstellen. Da sich eine
Ligatur an den genannten Nerv nicht anlegen lässt, so verfuhr ich
folgendermassen: ich durchschnitt das Rückenmark an zwei Stellen,
nämlich gleich oberhalb des 3. Wirbels und ein wenig tiefer unten
und legte die Elektroden an das derart isolirte Stück der med.
spinalis, — es trat Spasmus der Nickhautgefäfse auf, wie bei Un-
versehrtheit aller Teile, — man brauchte aber nur den N. spin. III
in der oben dargelegten Weise zu durch trennen, und die Gefäfs-
verenguog blieb aus.
Derart gelange ich, auf Grund der oben von mir beschriebenen
Versuchsresultate, zu dem Schlüsse, dass der auf den centralen
Ischiadicusstumpf einwirkende Reiz den Nickhautge-
fäfsen auf folgender Bahn zugeleitet wird: N. ischiadi-
cus, N. spinalis VII, Med. spinalis zwischen dem 6. und 2.
Wirbel, N. spinalis III bis zur Kreuzung mit dem Sym-
pathicus, der Teil des letztgenannten Nerven, welcher
von der erwähn ten Kreuzungsstelle bis zum Ganglion
Gasseri reicht und schliefslicb der N. maxillaris.
Ausserdem tritt noch hervor die Bedeutung des — nach Eckkk
zwischen dem 2. und 3. Wirbel liegenden — Anfanges des N. spi-
nalis III, da die Trennung dieses Nerven von seinem Anfänge den
nämlichen Effect hat wie die Durchschneidung des Nerven selbst.
Nach Erörterung des Einflusses sowie der Leitungsbahnen des
einen der aus dem Plexus ischiadicus stammenden Nerven, war es
naturgemäfs, auch die übrigen, aus demselben Plexus hervorgehen-
den Nerven in dieser Richtung zu untersuchen.
II. Der N. cruralis. Die Anlegung der Ligatur an den
Stamm des N. cruralis gelingt nur bei groCsen Exemplaren, und
auch hier erst nach der Unterbindung und Durchschneidung wenig-
stens zweier — sehr selten eines Blutgefäfses zwischen den Liga-
turen. Reizung d<s centralen Cruralisendes bewirkt ebenso Spasmus
der Nickhautgefäfse wie die Ischiadicusreizung, wobei der Reiz
die nämlichen Leitungsbahnen einhält, wie bei dem letztgenannten
Nerven.
III. N. ileo-hypogastricus. Reizung des centralen Endes
des genannten Nerven führt durchaus keine Aenderungen in dem
Blutkreisläufe der Membrana nictitans herbei, was die Herkunft
dieses Nerven von dem Spinalis VII vollkommen bestätigt, indem
ja der letztgenannte Nerv ebenfalls die Circulation der Nickhaut
nicht beeinflusst.
Hier ist folgender Umstand zu notireD. Der N. ileo hypogas-
tricus ruft, ebenso wie sein Ursprungsstamm, der N. spinalis VII.,
keine Verengerung der Nickhautgefäfse hervor, während dagegen
der, nach Ecker gleichfalls dem spin. VII entstammende, N. cru-
ralis ähnlich wie der Ischiadicus auf die Nickhautgefäfse krampfer-
regend wirkt. Hieraus folgt, dass der N. cruralis, abgesehen
von den in seinen Bestand tretenden Fasern des N. spin.
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No. 10. Rabe, Anwendung d. Argent nitrio. in der Histologie. 165
VII, auch noch solche aus dem N. spin. VIII entlehnen
muss, d. h. also, — der Cruralis besitzt zwei Wurzeln,
nämlich die Nn. spin. VII et VIII und nicht nur eine einzige,
— den spin. VII, — wie Ecker behauptet.
Um Alles zu erschöpfen, was die Untersuchung des Plexus
ischiadicus mir ergab, ist noch zu bemerken, dass ich in Fällen, wo
sich auf Reizung des centralen Ischiadicusendes, das Bild des Ge-
fäfskrampfes in der Nickhaut besonders demonstrativ gestaltete, die
Gelegenheit nicht versäumte, gleichzeitig das Verhalten des peri-
pheren Ischiadicusendes zu den Ful'sgefäfsen zu prüfen: niemals ge-
lang es mir irgend eine Veränderung in den Gefäfsen des Ful'ses
wahrzunehmen, eine Veränderung, welche in nachweisbarem Zu-
sammenhang stönde mit der Reizung des peripheren Endes des be-
treffenden Nerven. Da ein und derselbe Nerv, bei Curarisirung,
nach der einen Seite hin energische Wirkung offenbart, in entge-
gengesetzter Richtung aber auf das nämliche Object — die Blut-
gefäfse — garnicht reagirt, so scheint mir die Annahme zulässig,
dass ein solcher Nerv nach der einen Richtung hin — centralwärts
solche Einrichtungen besitzt, deren er nach der anderen Seite —
gegen die Peripherie — hin entbehrt.
IV- Schliefslich untersuchte ich das Verhalten der centralen
Enden des N. spin. VI, des N. ulnaris und der hinteren Aeste der
Spinalnerven, — kein einziger von ihnen rief selbst die geringste
Aenderung in der Blutcirculation der Membrana nictitans hervor.
Dieses negative Resultat kann von zwei Ursachen abhängen:
entweder sind die letztaufgeführten Nerven Oberhaupt nicht be-
fähigt, an irgend einem Orte solche Erscheinungen hervorzurufen,
wie wir sie vom N. cruralis und ischiadicus beschrieben haben, oder
aber — wir kennen die Regionen nicht, innerhalb derer sich ihre
Wirkung äussert und es müssen neue Methoden ausgearbeitet wer-
den, um ihre Wirksamkeit zu erforschen. Zu Gunsten der letzteren
Annahme spricht die von E. Steinach1) entdeckte Einwirkung der
peripheren Enden der hinteren Aeste der Spinalnerven des Frosches
auf den Magendarmtractus, wobei es sich erwies, dass ein jeder
Nerv innerhalb eines genau umschriebenen Bezirkes Reaction her-
vorruft.
Kasan, 20. Januar 1894.
H. Rabl, Ueber geschichtete Niederschläge bei Behandlung der
Gewebe mit Argentum nitricum. Sitzungsbericht d. Wiener Akad. d.
Wissensch. Abt. III. Bd. 102, H. 3 — 7.
Verf. hat die Beobachtung gemacht, dass Lösungen von salpe-
tersaurem Silber geschichtete Niederschläge auf den damit be-
handelten Geweben Hervorrufen und dass diese Erscheinungen
') Cbl. f. Physiologie 1893, No. 30.
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166 Sbboeh, Ueber den Zuokergehalt des Blutes. No. 10
Täuschungen veranlassen können und auch vielfach veranlasst
haben. Auf solche geschichtete Niederschläge sind z. B. die be-
kannten Angaben von Feommann über die Querstreifung des Axen-
cylinders zurückzuführen.
Im Einzelnen hat Verf. Folgendes festgestellt:
In der Adventitia der Blutgefäl'se findet man nach entsprechen-
der Behandlung mit Silberlösung und Salpetersäure (BovKBs’sche
Methode) und Kali bichromicum, Querstreifung, die entweder aus
geschlossenen schwarzen Ringen besteht oder einfache, den ver-
schiedenen Bindegewebsfibrillenbündeln entsprechende Streifen bildet.
Im Bindegewebe der Muskeln, in der bindegewebigen Kapsel
einer Drüse, der Submucosa des Darmes erhält man bei Mensch
und Tier deutliche Querstreifung, die ganz der von den Nerven
her bekannten gleicht. Sie tritt in zwei Typen auf, teils in Gestalt
„scheinbar homogener gelbbrauner Bänder, teils zusammengesetzt
aus zahlreichen kleinen, runden Kügelchen von schwarzroter Farbe
und verschiedenen Dimensionen“.
Im hyalinen Knorpel erscheinen die geschichteten Silbernieder-
schläge in Form von Bändern, die Veranlassung zu dem Irrtume
waren, dem Knorpel einen lamellären Bau zuzuschreiben. Vielmehr
handelt es sich hier, wie auch in den vorher erwähnten Fällen um
Artefakte.
Auch zwischen Fettzellen kommen Niederschläge des Silbers
vor, die eine Querstreifung vortäuschen.
Ueberall handelt es sich um eine Bildung einer Verbindung
von Eiweifs mit Siibernitrat, die ungleichmäfsig erfolgt.
(Aus den tatsächlichen Angaben des Verf. geht hervor, dass
man nicht vorsichtig genug sein kann mit der Deutung derjenigen
mikroskopischen Bilder, welche man durch Anwendung von Lö-
sungen des salpetersauren Silbers erzielt.
Ref. ist sogar der Meinung, dass die „Silberbilder“ überhaupt
nur dann einen Wert haben, wenn andere Färbungsmethoden zu
gleichen oder mindestens sehr ähnlichen Resultaten geführt haben.
Alle Untersuchungen, die sich nur auf Silberbilder stützen, sind
daher nach des Ref. Auffassung von sehr zweifelhafter Bedeutung).
Ra witz.
J. Seegen, Ueber das Verhältnis des Zuckergehaltes im arteriellen
und venösen Gefäfssystem. Cbl. f. Physiol. 1893, H. 12.
Verf. bespricht eingehend den Anteil, den Chauvrau (und Kaue-
mann) und er selbst an der Lehre hat, dass der in der Leber
gebildete Zucker die Quelle der im Organismus freiwerdenden
Spannkräfte, namentlich der Muskelkraft sei. Es muss in dieser
Beziehung auf das Orig, verwiesen werden. Eine notwendige Fol-
gerung dieser Lehre ist, dass das venöse Blut weniger Zucker ent-
hält, wie das arterielle. Chauvkau und Kauemann behaupten, dieses
auch constant gefunden zu haben, während Skkukn auf Grund von
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No. 10. Rödel, üsbsr Resorption n. Ausscheidung von Kalksalzen.
167
Ueberlegungen bezweifelt, ob unsere Methoden fein genug sind,
diese Unterschiede festzustellen. Thatsächlich konnte Seeobn, wie
in früheren, so auch in einigen aufs Neue angestellte Versuche einen
Unterschied in dem Zuckergehalt der Carotis und Vena femoralis
oder cruralis nicht mit Sicherheit feststellen. Dagegen wurde in
zwei an Hunden ohne Narcose bezw. ohne genügende Narcose an-
ges teilten Versuchen, bei welchen die Tiere sich stark sträubten, also
bei starker Muskelaction, deutliche Unterschiede erhalten. In dem
einen Versuch betrug der Zuckergehalt des Blutes aus der Carotis
0.238 resp. 0.242 pCt., aus der Vena cruralis 0.188 resp. 0.183 pCt.
Im zweiten: Carotisblut 0.266 und 0.266, Venenblut (Cruralis)
0.221 resp. 0 228 pCt. S. glaubte diesen Effect steigern zu können
durch Tetanisiren der Schenkelmusculatur, der Erfolg widersprach
aber den Erwartungen vollständig: das venöse Blut enthielt nicht
weniger, sondern unzweifelhaft, in einem Fall sogar sehr erheblich
mehr Zucker (0.277 pCt.), wie das arterielle (0.149 pCt). Dieser
Befund bleibt einstweilen unaufgeklärt: S. erwähnt die Möglichkeit,
dass bei der Reizung andere wie Zucker reducirende Körper ent-
stehen könnten. E. Salkowski.
1) G. Rudel, Ueber die Resorption und Ausscheidung des Kalkes.
Arch. f. exp. Path. XXXI11. S. 79.
2) Derselbe, Ueber die Resorption und Ausscheidung von Kalk-
salzen bei rhachitischen Kindern. Ebenda, S. 90.
1) Die Versuche sind vorwiegend an Kindern angestellt und
nur die Ausscheidung durch den Harn berücksichtigt. Von den
beiden per os verabreichten Kalksalzen, dem kohlensauren u. essig-
sauren Kalk wurde (nach der Wiederausscheidung im Harn beur-
teilt) nur sehr wenig resorbirt, vom kohlensauren Kalk nur 0.64pCt.
(dabei kommt aber in Betracht, dass nicht weniger als 12.0 g
Kreide= 6.72 CaO gegeben war). In Form von essigsaurem Kalk
wurden gegeben 1,6 — 2.8 — 3.2 CaO, davon gingen in den Harn
über 3.81 — 2.08 — 1.15 pC. Durch den essigsauren Kalk liefs sich
etwa eine Verdoppelung der normalen Kalkausscheidung herbei-
führen. Der Umstand, dass immer ein annähernd gleiches Plus an
Kalk in der Harnausscheidung beobachtet wurde, ziemlich unab-
hängig von der Quantität des eingegebenen Kalks führte den Verf.
zu Versuchen darüber, ob sich durch Verabreichung von Fällunga-
mitteln des Kalks die Kalkausscheidung verringern und umgekehrt
durch Lösungsmittel vergröfsern lasse. In der That konnte durch
Verabreichung von 8 g Natriumphosphat bei einem Kind resp. 20 g
Natriumphosphat bei einem Hund die Kalkausscheidung auf annäh-
ernd die Hälfte herabgedrückt werden. Ebenso wirkt die Salzsäure
bei einem Kind deutlich und einem Hund entschieden steigernd (auf
mehr als das doppelte). — Erheblich gröfser war der Anteil des
in den Harn übergehenden Kalks, wenn essigsaurer Kalk bei Ka-
Digitized by Qi>ogIe
168
Abthus. Ueber Casein u. Fibrin.
No. 10
ninchen und Hunden unter die Haut eingespritzt wurde, nämlich
beim Kaninchen 25.78 — 34.10pCt., beim Hund 12.0 — 12.90 pCt.
des eingespritzten. Es gelang so den Kalkgehalt des Harns an-
sehnlich zu steigern.
2) Durch längere Zeit fortgesetzte Ernährung mit Milch und
„Brei“ liefe sich bei Kindern von 3 — 4 Jahren eine annähernd con-
stante Ausscheidung von Kalk durch den Harn herbeifßhren, welche
durch Verabreichung von kohlensaurem oder essigsaurem Kalk etwa
auf das doppelte gesteigert werden konnte. Die Kalkausscheidung
rhachitischer Kinder fand R. in Uebereinstimmung mit Baqinsky
nicht andere, wie die gesunder. Dieselbe Uebereinstimmung zeigte
sich hinsichtlich der Fähigkeit, verabreichte Kalksalze, selbst kohlen-
sauren Kalk zu resorbiren, ja bei Kindern mit zurOckgehender Er-
krankung war diese Fähigkeit sogar wesentlich erhöht. — Der Kalk-
gehalt der Darmentleerungen rhachitischer Kinder ist, procentisch be-
rechnet, erheblich höher, die absolute Quantität aber, auf die es ja
allein ankommt, nur unerheblich höher, wie die der gesunden Kinder,
im Uebrigen muss auf das Orig, verwiesen werden. (Mit den an-
geföhrten Zahlen sind vermuthlich die in 24 Stunden durch den
Darm entleerten Mengen gemeint, eine bestimmte Angabe darüber
findet sich, soweit Ref. sehen kann, nicht. Die Beobachtungen nach
dieser Richtung sind wohl nicht zahlreich genug, um bindende
Schlösse zuzulassen. Verf. spricht dieses übrigens selbst aus. Ref.)
E. Salkowski.
M. Arthus, Recherche* sur quelques substances albuminoides. La
classe des casdines, des fibrines. Thftse de Paris 1893.
Die Alkalifluoride, von denen Verf. fröher gezeigt, dass sie
zum Blut resp. zur Milch zugesetzt infolge Ausfällung des Kalks
diese Flüssigkeiten gerinnungsunfähig machen, sowie dass sie anti-
septisch wirken, lösen in 1 proc. Solution Caseine und Fibrin auf
und zwar langsam bei gewöhnlicher Temperatur, schneller bei
Körperwärme. Ausserordentlich schnell und sehr reichlich lösen
sich Caseine bei Siedehitze in 1 proc. Fluornatriumlösung auf und
zwar zu transparenten, leicht opalisirenden, durch Siedehitze nicht
fällbaren Flüssigkeiten. Diese werden durch Dialyse gegen Wasser,
durch Einleiten von Kohlensäure, zuweilen schon durch Verdün-
nung mit Wasser gefällt. Verdünnte Säuren fällen diese Lösungen
gleichfalls und zwar bei passender Dosis vollständig, ebenso Sättigen
mit Ammonsulfat. Sättigen mit Steinsalz hat erst bei Siedehitze
vollständige Fällung des Caseins zur Folge. Diese fluorhaltigen
Lösungen unterscheiden sich von den Lösungen der Caseine in
Aetz-, kohlensauren und phosphorsauren Alkalien oder Erden da-
durch, dass sie durch Sättigen mit Steinsalz in der Kälte nicht aus-
gefällt werden, wohl aber durch Verdünnen mit Wasser und durch
COj-Einleitung. Die Caseine sind ferner vollständig löslich in lproc.
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No. 10.
Mörneb, Die Proteinsubstanzen des Auges.
169
Ammonium- oder Kaliumoxalat, zum Teil in 2.5 proc. Ammonsul-
fat resp. -chlorid und in 5 proc. Steinsalz; letztere Lösungen sind
durch Verdünnen allein nicht fällbar, sondern erst, wenn zugleich
COa eingeleitet wird. Die fundamentale und characteristische Eigen-
schaft der Caseine besteht darin, dass die Fällung durch Hitze,
Säuren oder Alcohol ihre Löslichkeit in Salzsolutionen nicht auf-
hebt. — Die Lösungen von Fibrin in 1 procent. Fluornatrium
bieten die allgemeinen Eigenschaften von Globulinsolutionen dar:
sie werden durch Dialyse, durch Verdünnen resp. C03 - Einleiten
niedergeschlagen, teilweise durch Sättigen mit Steinsalz, vollständig
durch Sättigen mit Ammonsulfat; durch Erhitzen werden sie koa-
gulirt. Die Lösungen der Fibrine in anderen Neutralsalzen (z. B.
10 proc. NaCl) haben dieselben Eigenschaften, nur dass sich darin
Fibrin langsamer und in geringerem Umfange löst als die gewöhn-
lichen Globuline. Fibrin bildet, mit seiner Muttersubstanz, Fibri-
nogen, in der Gruppe der Globuline eine besondere Klasse. Wie
Fibrinogen wird es bei 56° in 2 Substanzen gespalten, von denen
die eine bei dieser Temperatur koagulirt, die andere erst bei 64
bis 75 “. J. Munk.
C. Th. Morner , Untersuchung der Protelnsubstanzen in den licht-
brechenden Medien des Auges. 3 Mitt. Zeitschrift f. physiol. Chem.
XVIII. S. 61, 213, 233.
1) Die Augenlinse des Rindes enthält 4 Ei weifskörper: Albu-
moid, etwa die Hälfte des Totaleiweifs, Albumin ('/2 pCt.) a-Kry-
stallin (19.5 pCt.). /S-Krystallin (32 pCt.). Das Älbumoid wird
durch Extraction der frischen Linsen mit 8 proc. NaCl-Lösung ge-
wonnen, unlöslich in Wasser, schwerlöslich in Essigsäure und Am-
moniak, leicht in Aetzalkalien und Mineralsäuren. In Na-Cl. -Lösung
koagulirt es bei 43 — 47° C. ; es enthält C 53.1, H 6.8, N 16.6,
S 0.8 pCt.; in der Asche etwas phosphorsauren Kalk. Das wässrige
filtrirte Linsenextract giebt mit verdünnter Essigsäure versetzt einen
Niederschlag, der durch wiederholtes Auflösen in dünnem Am-
moniakwasser und Fällen mit Essigsäure gereinigt, das oc-Krystallin
liefert mit C 52 8, H 6.9, N 16.7 und S 0.6 pCt. Die Lösung in
wenig Ammoniak koagulirt bei 72°, wird durch Sättigen mit Mg
S04 und Na,S04 gefällt, nicht durch Sättigen mit NaCl, ferner ge-
fällt durch C02, Essig- und Salzsäure, im Ueberschuss der beiden
letzteren wieder löslich. Während a-Krystallin mehr in der Rinde
der Linse steckt, enthält das Innere der Linse mehr ß- Krystallin,
das aus dem Filtrat der Essigsäurefällung nach Neutralisation und
Sättigen mit MgS04 niedergeschlagen wird. Die Fällung wird durch
Dialyse von MgS04 befreit, in Wasser gelöst und durch Alcohol
niedergeschlagen. Die wässrige Lösung koagulirt bei 63°; die Sub-
stanz enthält 17 pCt. N u. 1.3 pCt. S. Beide Krystalline sind zwei
»pecifische Globulinsubstanzen der Linse.
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170
Mörnkb, Die Proteiosubstanzen des Auges.
No. 1 0
2) Die Grundsubstanz der Hornhaut, von der schon
Mokochowrtz dargethan hatte, dass sie nicht Chondrin, sondern
Collagen und Mucin enthält, besteht nach Verf. zu 4/s aus Collagen
und zu '/5 aus einem Mukoid „Corneamucoid“, das durch schwach
alkalisirtes Wasser gelöst und durch Essigsäure ausgefällt nur
12.8 pCt. N, 50.2 pCt. C, aber 2.1 pCt. S, darunter auch lose gebun-
denen, bleischwärzenden einschliefst, beim Kochen mit Mineralsäuren
eine reducirende Substanz lieferte, aber niemals schleimige oder
fadenziehende Lösungen gab; alle bisher bekannten Mucinstoffen
übertrifft dies Mukoid durch seinen S-Reichtum. Auch giebt es
weder bei der Zersetzung mit Säuren noch mit Alkalien ein Albu-
minat. Das Collagen, nach Extraktion des Mukoids mit alkalischem
Wasser, aus dem Hornhautrückstand durch Digestion mit Wasser
bei 40° als geleeartige Masse erhältlich, zeigt alle Eigenschaften
des Glutins, dagegen nur einen sehr geringen (0.3 pCt.) S-Gehalt
neben rund 17 pCt. N. Aus der vorderen Epithellage der Horn-
haut läset sich durch sehr wenig Ammoniak eine Globulinsubstanz
mit 15.6 pCt. N ausziehen, wahrscheinlich identisch mit Paraglobu-
lin. Sehr spärlich findet sich daneben eine mit 8 proc. NaCl- Lö-
sung extrahirbare zweite Globulinsubstanz, welche in Hinsicht des
Aussehens ihrer Fällung und deren Verhaltens zu NaCl an Myosin
erinnern kann.
3) Die Descemet’ sehe Haut auf der Rückfläche der Horn-
haut und die Linsenkapsel bestehen, neben wenig Albuminat,
hauptsächlich aus „thierischem Membranin“, in Wasser, verdünnten
Säuren und Alkalien erst bei höherer Temperatur löslich und beim
Kochen mit Salzsäure eine reducirende Substanz liefernd. Es ent-
hält 14.8 pCt. N und 0.9 pCt. S, darunter lose gebunden S und
giebt im Gegensatz zum Collagen und Glutin, alle Farben reactionen
des Eiweifs ausserordentlich schön, und scheint eine Mittelstellung,
zwischen den Mucinarten und dem Elastin einzunehmen. Das Mem-
branin der Descemet’schen Haut zeichnet sich durch schwerere
Löslichkeit und einen um 0.6 pCt. höheren N-Gehalt vor dem der
Linsenkapsel aus.
Die Glasflüssigkeit enthält, neben wenig Eiweifs, zu etwa
0.1 pCt. Mucin, nur dass dasselbe wegen des gröfseren Salzgehaltes
gewöhnlich nicht direct, sondern erst nach Zusatz des 2 — 3 fach
Vol. Wasser durch Essigeäure ausgefällt werden kann. Dies „Hyalo-
mucoid“ enthält nur 12.3 pCt. N und 1.2 pCt. S und liefert beim
Kochen mit Säuren eine reducirende Substanz. Die Häute des
Glaskörpers lösen sich bei gelindem Erwärmen mit Wasser auf.
Die Lösung enthält gewöhnliches Glutin. Wegen vieler Einzel-
heiten vergl. Orig. J. Muok.
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No. 10. M*BCHANc,Kenntniss d. Embolie etc. - Cbipps, M’Abdlk, Bebandl. 171
F. Marchaild, Zur Kenntniss der Embolie und Thrombose der
Gehirnarterien, zugleich ein Beitrag zur Casuistik der primären
Herztumoren und der gekreuzten Embolie. Berl. klin. Wochenschr.
1894, Nr. 1—3.
Verf. berichtet Aber mehrere hierher gehörige Fälle. In dem
ersten bestand ein primäres Myxom des linken Vorhofs, mit älterer
Embolie der linken, frischen der rechten Arteria fossae Sylvii. Die
Embolien zeigten in ihrem Centrum gleichfalls myxomatöse Structur.
In dem zweiten Fall handelte es sieb um eine 77 Stunden alte Em-
bolie der Carotis interna bei einem 28jährigen tuberculösen Mädchen.
Der einzige gefundene Thrombus fand sich in einer Vene des rechten
Unterschenkels; da an der Stelle des Foramen ovale nur eine mini-
male Oeffnung nachzu weisen war, so ist die Auffassung der Caro-
tis-Embolie als einer gekreuzten nicht zu begrönden, und der Fall
entbehrt daher hinreichender Erklärung. Deutlich war diese Form
der Embolie dagegen in dem nächsten Fall, in dem eine Embolie
der Lungenarterien und paradoxe Embolie mit Infarcten der Milz
und rechten Niere, ferner frische Embolie der A. coronaria sintr.
cordis bei offenem Foramen ovale bestand, ausgegangen von einer
Thrombose der Venen des rechten Unterschenkels. Die letzte Be-
obachtung endlich betrifft eine Thrombose der rechten Carotis in-
terna nach Unterbindung mit Fortsetzung in die Art. fossae Sylici;
24 Stunden darauf trat nach voraufgegangener linksseitiger Läh-
mung der Tod ein. Bei der Section zeigte sich ungemein starke
Schwellung der afficierten Hemisphäre, die gröfseren Arterien in
dem embolisierten Gebiet waren prall mit Blut gefAllt.
Zum Schluss bespricht Verf. die Bedingungen des apoplektischen
Insults bei Embolie der Hirnarterien, die er bei Verschluss gröfserer
Arterien lediglich in der plötzlich abgeschnittenen Blutzufuhr zu
gröfseren Teilen des Gehirns sieht; doch können bereits kleinere
Embolien derartig störend auf die allgemeine Blutcirculation des
Gehirns wirken, dass Ohnmächte- oder Schwindelanfälle eiutreten.
M. Rothmann.
1) H. Cripps, On the treatment of complete obstruction of the
large inteetine by temporary Typhlotomy. Brlt. med. Journ. 1893,
p. 396.
2) J. S. M’Ardle, The treatment of volvulus of the sigmoid. Dublin
Journ. of med. sc. 1893. p. 97.
1) Die Schlussfolgerungen Verf. ’s gehen dahin, dass bei Ob-
struction der dicken Därme, wo Eingiefsungen nutzlos gewesen
sind und weder die Stelle noch die Ursache der Verlegung der
Lichtung sicher festgestellt werden kann, die Laparotomie auf der
linken Seite, entsprechend der flexura sigmoid. gemacht werden soll;
ergiebt sich aber dann, dass letztere unterhalb des Hindernisses
liegt, so soll die Wunde geschlossen und der Blinddarm auf der
rechten Seite der Untersuchung zugänglich gemacht werden. Der
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172
d. Ileus. — Körtr, Ueber die Fraetnr der Kniescheibe.
No. 10
Schnitt im Blinddarm soll nach seiner Vernähung an das Periton.
parietale nur klein angelegt werden, um sp&ter je nach der Na-
tur des Grundleidens geschlossen oder erweitert zu werden. Beige
fügt sind 2 Fälle.
2) Bei der 22jähr. Pat. war nach 3 tägiger Krankheitsdauer
der oberhalb der Umschlingung gelegene Teil der Flex. sigmoid.
so ausgedehnt, dass er zu seiner Lösung durch eine Längsincision
eröffnet und extraabdominal entleert werden musste. Nach Reini-
gung des Darmes durch Borspölungen mittelst eines vom After
durch die Iocision gefßhrten Gummischlauches wurde letztere durch
eine doppelte Naht (erst eine Schnörnaht aus Catgut, dano eine
LtMBKHi’sche Seidennaht) geschlossen. Glatte Heilung. — Verf.
spricht sich för möglichst früher Intervention in ähnlichen Fällen
bezw. för explorative Laparatomie aus, von welch’ letzterer er keinen
ungönstigen Ausgang kennt. P. Güterbock.
W. Körte, Aus dem städt. Krankenhause am Urban in Berlin.
Beschreibung eines Präparates von veralteter Kniescheibenfractur
nebst Bemerkungen Ober die Behandlung des frischen Kniescheiben-
bruches. Deutsche med. Wochenscbr. 1893, No. 28.
Das betr. Präparat stammte von einem vor 2 Jahren verletzten,
an Beckensarcom verstorbenen 49jähr. Pat., welcher die verletzte
rechte untere Extremität nur wenig intra vitam benutzt hatte. Bei
einer Diastase von 5 — 6 cm (am Glycerin-Spiritus-Präparate) exietirte
ein allerdings nur 3 mm dickes fibröses Zwischenstück, welches von
den vorn vor der Patella lagernden Sehnenfasern (Fascia lata.
Fasern von der Strecksehne), sodann von direct aus den Bruch-
flächen hervorkommenden und endlich von den das Band inwen-
dig deckenden der Gelenkkapsel angehörigen Fasern gebildet wurde.
Diese Verbindung war anscheinend unzureichend gewesen, um die
durch Contraction des M. quadriceps fern, dem oberen Fragment
mitgeteilten Bewegungen auf das untere zu öbermitteln und that-
sächlich fand sich der M. quadriceps ganz atrophisch. In den gün-
stigeren Fällen von fibröser Verbindung mit besserer Function sind
nach K. die Sehnenfasern vor der Patella sowie die seitlichen Kapsel-
partien und die seitliche Fascie nicht mitgerissen. Hinsichtlich der
Behandlung muss man nach K.’s Erfahrungen die Kniescheiben-
brüche je nach der Gröfse der Diastase in zwei Hauptklassen teilen.
Beträgt dieselbe nicht viel mehr als 2 cm, so empfielt eich bei nicht
sehr starkem Bluterguss, Massage (vom 3. — 4. Tage an) und früh-
zeitige Gehversuche (nach 3 — 4 Wochen). Dagegen ist bei Riss-
brüchen mit erheblichem Bluterguss und starker Bandzerreifsung
sowie entsprechend weiter Diastase Gelenkpunction (mit nicht zu
schwachem Troicart) und Sehnennaht angezeigt. Die Knochenuaht
passt bei complicirten Fracturen, bei denen sie bei Bestehen grölserer
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No. 10. v. Hippkl, UeberSiderosis balbi. - Bbzoldt, Fälle v. Stapesankylose. 173
Diastase stete indicirt ist, bei veralteten Brüchen mit sehr ungün-
stiger Function, aber noch genügend erhaltener Musculatur und
endlich bei Refracturen bald nach der Heilung. P. Güterbock.
E. v. Hippel, Ueber Siderosis bulbi und die Beziehungen zwischen
aiderotischer und hämatogener Pigmentirung. Ber. über d. 23. Vers,
d. ophtbalm. Ges. Heidelberg 1893, p. 30.
Die Resultate von v. H. stützen sich auf die genaue Unter-
suchung von 16 menschlichen und 40 Versuchsaugen. Anlass dazu
gaben die Befunde von Bonos: über Siderosis corneae, wovon von
H. ebenfalls ein Fall zu Gebot stand. Unter Siderosis versteht
man den Vorgang, dass Eisen in gelöster Form diffundirt und durch
die specifische Affinität gewisser Zellgruppen vor allen der Epithe-
lien der Ciliarfortsätze der Pars ciliaris retinae, der Linsenkapsel-
epithels, des Pigmentepithels der Retina festgehalten und gebunden
an eine Substanz im Protoplasma der Zelle aufgespeichert wird.
Dieses gelöste Eisen kann sowohl von Fremdkörpern, wie vom Blute
herstammen Cxenogene und hämatogene Siderosis); beide Arten
stellen sich im Wesentlichen in der gleichen Form dar. Vollkom-
men zu trennen von dieser Siderosis ist das Hämosiderin, ein
hämatogenes Pigment, das sich durch einen vorübergehenden Eisen-
gehalt auszeichnet.
Die braunen Körnchen in der Hornhaut stellen wahrscheinlich
keine echte Siderosis, sondern Hämosiderinabscheiduug dar. Eine
echte Siderosis iridis scheint nachgewiesen zu sein. Eine für die An-
wesenheit eines Eisensplitters im Bulbus charakteristische rotbraune
Verfärbung des vorderen Bulbusabschnittes existirt nicht, aus dem
Blutfarbstoff kann die gleiche Verfärbung hervorgehen Der schon
öfters beobachtete Rostfleckenkranz unter der Linseukapsel ent-
steht durch fleck weise Wucherung der Kapsel - Epithelzellen, in
welchen Eisen abgelagert wird. Bei Einführung eines Eisensplitters
in den Glaskörperraum des Kaninchens lässt sich aus dem Auftreten
bestimmter eigentümlicher Zellen erweisen, dass die Zellen des Pig-
mentepithels der Retina im Stande sind, zu quellen, zu wuchern
und activ in den Glaskörperraum einzuwandern. Horstmann.
Bezold, Ein Fall von Stapesankylose und ein Fall von nervöser
Schwerhörigkeit mit den zugehörigen Sectionsbefunden und der
manometrischen Untersuchung. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XXIV, S. 267.
Die beiden von B. mitgeteilten Fälle, sollen einen Beitrag zur
Beurteilung der functionellen Symptome, welche einerseits den chro-
nischen Mittelohraffectionen und andererseits den Erkrankungen des
inneren Ohres zukommen, liefern. Zwingende Beweise für die
differentiell-diagnostische Bedeutung der vergleichenden Prüfung in
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174
Onodi, Zur Lahre von den Kohlkopfverletzungen.
Nu. 10
Luft- und Knochenleitung und der Tonpröfung sind, wie Verf.
richtig bemerkt, nur von der Obduction solcher Fälle zu erwarten,
welche im Leben den ganzen för diese zwei verschiedenen Erkran-
kungsfurmen als characteristisch aufgestellten Symptomencomplex
dargeboten haben. Diesen Beweis glaubt Verf. in den beiden von
ihm mitgeteilten Fällen, deren Einzelheiten im Orig, nachzusehen
sind, liefern zu können. Im ersten Falle waren die 3 Cardinal-
symptome, welche von B. als Postulat för die Diagnose einer hoch-
gradigeren Fixation des Schallleitungsapparates aufgestellt worden
sind: negativer Ausfall des RiNNa’schen Versuches, Verlängerung
der Knochenleitung fOr die tiefen Töne und Ausfall eines gröfseren
.Stückes der Tonscala an ihrem unteren Ende för die Luftleitung
in ausgesprochenem Maase vorhanden. Dem entsprechend fand sich
bei der Obduction eine durch knöcherne Ankylose der Steigbögel-
fufsplatte, welche einen beträchtlichen Teil des Ligam. annulare
einnahm, bedingte Fixation des Schallleitungsapparates. Bezöglich
eines im Leben constatirten kleinen Defectes im oberen Teil der
Scala, der sich durch die im Anfang der ersten Schneckenwindung
Vorgefundene Nerven-Atrophie erklärt, bemerkt Verf., dass er von
ihm und Anderen bei Sclerose als nicht selten vorkommend coustatirt
sei. Der 2. Fall bildet, nach Verf., functionell einen scharfen Ge-
gensatz gegen den ersten. Auf dem zur Section gekommenen Ohre
war im Leben nur noch ein kleines Stock in der Mitte der Scala
för die Luftleitung erhalten, die Knochenleitung fehlte ganz und
der RiNMt’sche Versuch fiel positiv aus. Diese, als nervös diagnos-
ticirte Schwerhörigkeit fand wenigstens teilweise ihre anatomische
Erklärung durch die in der I. und 2. Schnecken windung vorhan-
dene Nervenatrophie. Bezöglich der Thatsache, dass die zu er-
wartende gleich vollständige Atrophie nur in der 1., nicht auch in
der 3. Windung sich fand, bemerkt Verf., dass vielleicht Verände-
rungen im Cortischen Organ, welches in diesem Falle schlecht con-
servirt war, bestanden hatten, aber der Beobachtung entgangen waren;
andernfalls sei auch eine centrale Ursache för den Ausfall des un-
teren Teiles der Scala denkbar. Uebrigens können beide Fälle als
ßeweismaterial för die Richtigkeit der HsLMuoLTz’schen Theorie
gelten. Schwabach.
Onodi, Untersuchungen zur Lehre von den Kehlkopflähmungen.
Berliner klin. Wochenschr. 1893, No. 27. IT.
In dem ersten Abschnitt Ober die Anatomie der Kehlkopfnerven
spricht Verf. seine Ueberzeugung aus, dass der Recurrens allein
die Kehlkopfmuskeln versorgt und dass der äufsere Ast des Laryn-
geus sup. för den M. cricothyreoideus und der innere Ast desselben
för die Schleimhaut bestimmt ist. Ferner haben die anatomischen
Untersuchungen des Verf. Verbindungen der oberen und unteren
Kehlkopfnerven ausser der Ansa Galeni festgestellt, so dass im
ganzen vier paarige und eine unpaarige Verbindung vorhanden ist.
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No. 10. Onodi, Zur Lehre von den Kehlkopflähmungen. 175
An der Innervation der Kehlkopfschleinohaut nimmt sowohl der
obere wie der untere Nerv Teil, immerhin in gröfserer Stärke der
obere. Ausserdem treten sensible Fasern Ober die Mittellinie, so
dass auch eine gekreuzte doppelte sensible Innervation besteht. Was
die Frage anbetrifft, ob der Sympathicus an der Innervation des
Kehlkopfes teilnehme, so ist dieselbe nach den Experimenten des
Verf.’s zu bejahen, da in den Bahnen der Recommunicantes zwischen
Plexus brachialis und Sympathicus, ferner in dem doppelten Grenz-
strang zwischen dem unteren sympathischen Halsganglion und den
ersten Brustganglien Fasern enthalten sind, welche an der Inner-
vation der Kehlkopfmusculatur Teil nehmen. Gegen die ExNKß’sche
doppelte Innervation spricht sich Verf. entschieden aus, sowohl
wegen der klinischen Erfahrungen als auch der anatomischen That-
sachen halber und wegen des physiologischen Experiments. Die
physiologischen Untersuchungen des Verf. haben ferner ergeben,
dass schwache und starke Reizungen zum Schluss der Stimmritze
fffhre ; aber in einzelnen Fällen können schwache sowie starke
Ströme die Stimmritze schliefsen und öffnen. Unter der
Aether- und Chloroformnarkose erzielen bis zum Eintritt des Todes
auf die Recurrentes einwirkende schwache und starke Ströme den
Schluss der Stimmritze; nach dem Aethertode führt die Reizung
der Recurrentes zum Schluss der Stimmritze; nach dem Chloriorm-
tode folgte in einem Fall auf Reizung Erweiterung, sonst Schluss
der Stimmritze. An den Kehlköpfen der mit Aether und Chloro-
form getöteten Tiere verlieren die Recurrentes eher als die Muskeln
ihre electrische Reizbarkeit. Weiterhin stirbt am frühesten der
Posticus, später die Verengerer und am spätesten der Thyreoarytaen.
intern. Zur Physiologie der isolirten Recurrenzzweige hat Verf.
experimentell nachgewiesen, dass die verschiedenartigen Nervenfasern,
sobald sie isolirt und gleichen äusseren Verhältnissen ausgesetzt
werden, in verschiedenem Grade ihre Leistungsfähigkeit und Reiz-
barkeit äussern. Insbesondere zeigte sich an unmittelbar nach dem
Tode exstirpirten Kehlköpfen, dass in erster Reihe diejenigen Nerven
ihre Leistungsfähigkeit einbüfsen, die zu den Erweiterern gehören
und erst viel später die Nerven der Verengerer und am spätesten
die zum Thyreoarytaenoid. intern, gehenden Nerven. Die Erschei-
nung kann auch am lebenden Tier nachgewiesen werden, wenn wir
schwache Ströme anwenden oder die Nervenenden chemisch lädiren.
Was den M. cricothyreoideus anbetrifft, so kann derselbe bei durch-
schnittenem Recurrens das Stimmband gegen die Mittellinie bringen,
aber eine dauernde Medianstellung konnte experimentell nicht erzielt
werden. Das SKMon’sche Gesetz giebt eine ausreichende Erklärung
für alle Fälle; einen pathologisch anatomischen Beweis lieferte Verf.
in einem ausführlich und genau auch post mortem untersuchten
Falle, bei dem in Folge von Aneurysma das linke Stimmband un-
beweglich in Cadaverstellung, das rechte nahe der Medianlinie bei
Inspiration unbeweglich, bei Phonation sich zum gelähmten Stimm-
band nähernd stand. Hier war der rechte Posticusnerv nicht mehr thätig,
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17C>
Rubnkk, Hygienische Bedoatang der Bekleidung.
No. 10
weil seine Fasern in Folge des Druckes zuerst degenerirten, nachher
degenerirte ein Teil der Thyreoarytaeooideusnerven , der Lateralis-
nerv zeigte nur einzelne intacte Fasern, der Transversusnerv keinen.
Linkerseits waren nur einige intacte Fasern im Lateralisnerv und
Transversusnerv.
Diese von Verf. befolgte Methode alle Nervenzweige isolirt zu
untersuchen ist die präciseste und allein geeignet, die streitigen pa-
thologischen Fragen zu entscheiden. W. Lublinski.
Rubner, Ueber den Wert und die Beurteilung einer rationellen
Bekleidung. Deutsche Vierteljabresschr. f. öffentl. Qesundheitspfl. 1893,
XXV. S. 471.
Das Studium der Eigenschaften der Kleidungsstoffe ist im Ge-
gensatz zu den übrigen Zweigen der Hygiene auffallend langsam
vorwärts geschritten; vielleicht weil man glaubte, dass sie fQr eine
wissenschaftliche Untersuchung allzusehr Schwankungen unterliege.
Allein die Schwingungen der Mode bewegen sich doch um einen
Schwerpunkt der langsam vorwärtsschreitet und ein Product der
Zeitgeschichte ist. Man ging vom malerischen, aber unzweck-
mäfsigen zum einfachen, practischen Farblosen Ober unter altmäliger
Vernichtung der Landestrachten und der in der Kleidung sich aue-
sprechenden Klassenunterschiede. Doch ist festzuhalten, dass hy-
gienische Zweckmäßigkeit und Kleiderzier sich nicht ausschliefsen,
nur muss die Kleidung zunächst ihre Aufgabe als Schutz u. Schirm
erfüllen.
Die Kleidung ist nun ein Gemenge von festen Stoffen u. Luft
und zwar bestehen gerade die angenehmen Kleidungsstoffe wesent-
lich aus Luft; so die Flanelle zu 9lpCt. Raumteilen, Tricotgewebe
zu 83 pCt. Tuch 80 pCt., am geringsten ist der Luftgehalt in glatt-
gewebter Baumwolle und Leinwand, nämlich 52 pCt.
Was nun die Bedeutung der Kleidung betrifft, so setzt sie den
Wärmeverlust und damit den Nahrungsbedarf herunter. Bei einer
Kälte von 0° wird in Folge der chemischen Wärmeregulation un-
gefähr gerade noch einmal soviel im Körper verbrannt aU bei 30°.
Diese vermehrte Verbrennung kann durch die physikalische Wärme-
regulation, von welcher ein Teil die Kleidung ist, erspart werden.
Durch die Kleidung stellt sich der Mensch auf das kleinste Kost-
mafs ein. Diese willkOrliche Wärmeregulation übt jeder ganz in-
stinktiv aus nach Mafsgabe der Temperaturempfindung. Sie besteht
darin, dass wir der äusseren Oberfläche unterer Kleidung verschie-
dene Temperaturen verleihen; durch den Winterrock ist unsere
Oberflächentemperatur ca. 18°, im Sommerrock beträgt sie ca.
20°; als weitere Regel gilt noch, dass die ersten auf dem Leib
liegenden dfinnen Kleiderschichten die Wärmeabgabe ganz bedeu-
tend beeinflussen.
Die Wärme wird bei der Kleidung hauptsächlich durch Leitung
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No. 10. Nkncki u.Sikdkk, Zusammensetzung u. dosinficir. Eigenach. eto. 177
abgegeben, dieses Leitungsvermögen ist nun, gleich dicke Stoffe
vorausgesetzt, bei allen Ge websfasern ziemlich gleich; wir werden
daher die leichtesten Stoffe nehmen und das sind die Flanelle, fast
ebensogut die Tricotstoffe; am schlechtesten d. h. am schwersten
ist glatte Baumwolle. ,,Die Natur der Stoffe an eich ist vielleicht
von keiner besonderen Bedeutung; aber nicht alles Material lässt
sich gleich gut verarbeiten“.
Als Mittel zur Beurteilung der Zweckmäßigkeit einer Kleidung
hat R. gefunden, dass eine Kleidung dann behaglich ist, wenn ihre
Oberfläche um 5 — 6° C höher temperirt ist als die umgebende Luft.
Neben der WärmehaltuDg muss die Kleidung noch für Gase
durchgängig sein. Nun enthält die Kleiderluft Kohlensäure, die von
der Haut ausgeathmet wird und der Gehalt an dieser ist der Aus-
druck des natürlichen Luftwechsels in der Kleidung. Wir fühlen
uns in einer Kleidung wohl, wenn der COjgehalt der Kleiderluft
unter 0.08 pCt. bleibt.
Bei lockeren Geweben sind in feuchtem Zustand viel mehr
Poren frei als bei festen, es kann keine unangenehme Treibhausluft
entstehen. Nun besteht aber noch ein ganz besonderes auffälliges
Verhalten der verschiedenen Kleidungsstoffe zur Aufsaugung des
Schweifses: der Schweifs wandert durch Wolle in jeder Bearbeitung
hindurch, während er in Baumwolle sitzen bleibt; zieht man einen
Wollstrumpf und Ober diesen einen Baumwollstrumpf an, so findet
sich aller Schweifs in letzterem.
Wir geben also den porösen Kleidungsstoffen unbedingt den
Vorzug und ist es desshalb eine Aufgabe der Industrie, auf dem
Wege der Lockerung der Gewebe fortzuschreiten. Soheurlen.
Nencki und Sieber, lieber die chemische Zusammensetzung des
russischen Nadelholztheers und seine desinficirenden Eigenschaften.
Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 1893, XXX. S. 1.
Die Choleraepidemie 1892 liefs für Rufsland das Bedürfnis
nach einem allgemein zugänglichen, billigen Desinfectionsmittel be-
merken, als welches sich bei dem ungeheuren dortigen Holzbestande
der Holztheer empfahl.
Die verschiedenen Holztheere erwiesen sich bei der Prüfung
der antiseptischen Wirksamkeit nicht allein ihrer Natur nach — ob
Buchen-, Birken-, Espen- oder Fichtentheer — sondern auch ihrer
Bezugsquelle nach verschieden. Untersucht ist bis jetzt eigentlich
nur der Buchenholztheer; in demselben ist neben wenig Phenol,
Kresol und Xylenol hauptsächlich Guajakol und Kreosol gefunden
worden. Der Nadelbolztheer ist anderweitig noch nicht untersucht;
er hat zunächst vor den anderen Theeren den Vorzug, das er
stärker antiseptisch wirkt und nicht so stark und unangenehm
riecht.
XXX11. Jahrgang. 12
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178
Aüfbkcht, Die Heilung des Empyeme.
No, 10
Die Verff. untersuchten 6 Sorten Fichtentheer aus den ver-
schiedensten Gegenden Kusslands; es stellte sich bald heraus, dass
dieselben bezüglich ihres Gehalts an Phenolen und Säuren ganz
bedeutend variiren, und dass auch ihre nntiseptische Kraft verschie-
den ist. „Durch Bestimmung des Phenol- und Säuregehalts —
äussern sich die Verf. — in Verbindung mit einigen äusserlich
schon leicht kenntlichen Eigenschaften kann man übrigens bald ein
annähernd richtiges Urteil über die desinticirende Kraft einer Theer-
sorte haben. Ein für Desinfectionszwecke geeigneter Nadelholztheer
ist syrupig, von saurer Reaction und in dünner Schicht von rot-
brauner Farbe. Der Säuregrad beträgt 2— 5pCt. , das specifische
Gewicht 1.05 — 1.08. — Zäher Tbeer mit Krystallen (Pimarsäure)
vermischt ist ungeeignet. Guter Theer sinkt im Wasser unter“.
Die Phenole des Fichtentheers bestimmten die Verf. durch
fractionirte Destillation. Es stellte sich dabei heraus, dass die 15-
proc., welche er durchschnittlich an Phenolen enthält, fast nur aus
Guajacol und dessen Homologen, von denen die Verf. das Melhyl-
Aethyl- und Propylguajacol sicher nachwiesen, bestehen. Hiedurch
unterscheidet sich der Fichtenholztheer von den Laubholztheerarten
sehr wesentlich, welche in der Hauptsache Verbindungen des 3 ato-
migen Phenols, des Pyrogallols enthalten und nicht wie dieser des
einatomigen Phenols.
Von den 2 — 5proc. Säuren des Fichtentheers bestehen nahezu
9 pCt. aus Essigsäure; weiterhin finden sich noch Valeriansäure,
Capronsäure, Oenanthsäure und Pimarsäure.
Die Desinfectionsversuche wurden mit verschiedenen Bakterien-
vegetationsformen angestellt; im allgemeinen waren alle nach 1 — 5
Minuten durch 0.5 pCt. Theerzusatz vernichtet. Sohearlen.
Aufrecht, Die Heilung des Empyems. Arohiv f. klin. Med. Bd. 52,
II. 1—2.
Unter Verwerfung der BoKLAü’schen Heberdrainage erklärt
Verf. die Eröffnung der Thoraxwand mittelst Rippenresection für
die zweckmäfsigste Behandlungsmethode des Empyems. Bei freiem
Empyem wählt er die in der Höhe der Schulterblattspitze gelegene
Rippe und resecirt aus derselben »in nach der Axillarlinie hin ge-
legenes Stück; in solchen Fällen, wo in Folge von Pleuraverwach-
sungen die Wahl dieser Stelle nicht zulässig ist, ebenso wie bei
sehr heruntergekommenen Patienten nehme man die Resection in
der Axillarlinie vor. Stets muss der Wahl der Operationsstelle
eine Probepunction Vorgehen; nach Entfernung des resecirten Rip-
penstückes punctirt Verf. nochmals die freiliegende Pleura. Indem
wir bezüglich der technischen Einzelheiten auf das Original ver-
weisen, heben wir noch hervor, dass die rasche Entleerung des
Eiters durchaus nicht die Gefahren in sich birgt, welche man bei
der durch Punction erfolgenden Entleerung größerer seröser Exsu-
Digitized by Google
No. 10.
Tocb, lieber Peptonbildung im Säuglingsm&gen.
179
date fOrcbtet; denn nach der Resection bleibt die auf der operirten
Seite befindliche Lunge zunächst collabirt, gestattet also keine so
beträchtliche Aenderung des Blutstrombettes, dass störende oder be-
drohliche Erscheinungen daraus hervorgehen könnten. — Verf.
erörtert dann noch die Frage, wie die Heilung des Empyems und
die Anlegung der Pleurablätter zu Stande kommt. Er ist der An-
sicht, dass diese Heilung resultirt aus der stetigen, in ihrer Gröfse
durch die Differenz zwischen dem Lumen in der Thoraxwand und
dem Lumen des Hauptbronchus bedingten inspiratorischen Ausdeh-
nung der collabirten Lunge unter der Bedingung, dass die Pleuren
die Fähigkeit besitzen oder wieder erlangen, durch Bildung rein
fibrinöser Auflagerungen eine Adhäsion beider Blätter zu ermög-
lichen. Perl.
S. Toch, Ueber Peptonbildung im Säuglingsmagen. Archiv f. Kinder-
heilknnde XVI. S. 1.
Verf., welche seine Untersuchungen unter der Leitung von
Epstkin an der Universitätskinderklinik in Prag angestellt hat, be-
stätigt die Angabe früherer Autoren, dass im Magen von Neuge-
borneo und Säuglingen Pepton aus Eiweifskörpern der Milchnahrung
gebildet wird. Sowohl bei Ernährung mit Kuh- als auch mit
Frauenmilch war spätestens eine Stunde, oft schon 25 Minuten nach
der Mahlzeit im Mageninhalt regelmäßig neugebildetes Pepton
nachweisbar, mochte es sich um gesunde Kinder oder um solche
mit acuten und chronischen Erkrankungen des Magens handeln.
Auf welche Weise entsteht dieses Pepton? Der in dieser Verdau-
ungsperiode ('/, — 1 Stunde nach der Milchaufnahme) ausgeheberte
Mageninhalt enthält keine freie Salzsäure, wohl aber Pepsin; (eine
Fibrinflocke wird von dem unveränderten Mageninhalt nicht verdaut,
wohl aber nach Zusatz von 0.3 pCt. HCl). Bei dem Mangel der
freien HCl ist trotz des Vorhandenseins von wirksamem Pepsin
also nicht anzunehmen, dass das zu jener Zeit gebildete Pepton durch
Pepsin Verdauung entstanden ist. Verf. legte sich nun die Frage
vor, ob das nachgewiesene Pepton vielleicht durch die Thätigkeit
der im Mageninhalt stets vorhandenen Mikroorganismen gebildet
werde? Zur Entscheidung dieser Frage sterilisirte Verf. den ausge-
heberten Mageninhalt durch Zusatz von Chloroformwasser. Dieses
Antisepticum hat nach Salkowski die Eigenschaft, die Mikroorganis-
men abzutöten, während es die Enzyme in ihrer Wirksamkeit nicht
oder doch sehr wenig beeinträchtigt. Der also behandelte Magenin-
halt, — welcher sich im bacteriologischen Versuch als steril erwies
— verdaute nach wie vor nach Zusatz von 0.3 pCt. HCl Fibrin.
Es ist also die Peptonbildung im Magen der Kinder nicht Wirkung
der Bacterien sondern eines Enzyms. Mit Rücksicht auf die —
von Verf. bestätigte — Mitteilung von Hamabstki-, die angiebt, dass
beim Labprocess der Milch ein peptonartiger Körper abgespalten
werde, hält Verf. es für das Wahrscheinlichste, dass das vorgefun-
12*
Digitizecfby Google
180
Pawinskk, Coffein bei Herz- n. Nierenkrankheilen.
No. 10
•lene Pepton durch die Wirkung des Labferments entstanden sei.
— Für die Praxis zieht Verf. aus seinen Versuchen den Schluss,
dass es vollständig unbegründet und überflüssig sei, bei Erkran-
kungen des Magens im Sftuglingsalter Pepsin als solches, peploni-
sirte Milch oder andere derartige Präparate anzuwenden, da das
Labenzym sowohl im gesunden als im kranken Säuglingsmagen
vorhanden ist. Stadthagen.
J. Pawinski, Ueber die Anwendung des Coffeins bei Herz- und
Nierenkrankheiten. Zeitschr. f. klin. Med. XXIII H. 5, 6.
Verf. stellte eine Reihe von Versuchen mit dem in letzter Zeit
etwas vernachlässigten Coffein, und zwar mit dessen Doppelsalzen
Cuff. natrio-benzoicum und Coffeinum natrio-salicylicum, an. Aus
den Bemerkungen über die Wirkung des Coffeins im Allgemeinen
seien folgende hervorgehoben: Die Coffein Wirkung ist hauptsächlich
eine das Nervensystem erregende; auf diesem Wege beeinflusst es
die Herzbewegungen, die kräftiger und unter Umständen auch rhyth-
mischer werden; einen specifischen Einfluss auf die Hemmungsner-
ven des Herzens, wie sie der Digitalis und dem Strophantus zu-
kommt, besitzt dasselbe nicht. Einen bedeutenden Einfluss übt es
auf die vasomotorischen Centren aus; durch die Reizung derselben
verengern sich die Gefäise, die Gefäfsspannung resp. der Blutdruck
steigert sich. Auf diese Blutdrucksteigerung ist wohl auch die her-
vorragende diuretische Wirkung des Coffeins zurückzuführen, und
nicht, wie man früher annahm, einzig und allein auf die Beein-
flussung des Nierenepithels. Eine cumulative Wirkung, wie es bei
der Digitalis der Fall zu sein pflegt, kommt dem Coffein nicht zu;
dasselbe wird durch den Harn rasch als Harnstoff eliminirt, doch
wird durch allzulange Darreichung des Mittels eine Ueberreizung
der Nerven- und Gefäfsceutra hervorgerufen. Bei Alkoholikern tritt
bisweilen schon nach mittleren Gaben eine Gehirnreizung auf, die
sich bis zu maniakalischen Anfällen steigern kann. Was die Dosi-
rung betrifft, so ist nicht zu vergessen, dass die Empfindlichkeit des
Organismus auf das Coffein eine verschiedene ist; man beginnt da-
her zweckmäfsig mit kleinen Dosen, wie 0.18 3 bis 5 Mal täglich
und steigt bis zu 0.3 6 bis 8 Mal pro die; als durchschnittliche
Tagesdosis sind 1.25 — 2.0 Coffein, natrio-benzoici und 1.5 Coffein,
natrio-salicylici anzunehmen. Die Darreiehung geschieht in Pulver-
form, wässriger Lösung oder auch als Suppositorium Handelt es
sich um rasche Coffeinwirkung, so ist die subcutane Application die
zweckmälsigste. — Was nun speziell die Anwendung des Coffeins
bei Herz- und Nierenkrankheiten betrifft, so schildert Verf. die
Wirkung 1) bei Herzklappenfehlern, 2) bei Nierenkrankheiten, 3) bei
durch Nervenaffection complicirten Klappenfehlern u. 4) bei Krank-
heiten des Herzmuskels. Auf Grund der ausführlich mitgeteilten
Beobachtungen am Krankenbette kommt Verf. zu Schlussfolgerungen,
deren wichtigste hier erwähnt seien: 1) Bei Herzklappenfehlern
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No. 10. Rkmak, Wirkung d. constanten Stroms bei Druoklähmungen. 181
stehen Digitalis oder Strophantus obenan, zum Coffein soll erst dann
gegriffen werden, wenn diese Mittel ihren Dienst versagen; was
speeiell die Regulirung des Herzrhytbmus betrifft, so ist hier die
Wirkung eine sehr mäfsige, da es keinen specifischen Einfluss auf
den N. vagus besitzt. 2) Bei Nervenkrankheiten ist ebenfalls zu-
nächst Digitalis oder Strophantus zu versuchen und erst dann, wenn
diese Mittel erfolglos bleiben, zum Coffein zu greifen. Dasselbe
gilt für die 3. der eben erwähnten Krankheitsgruppen, für diejeni-
gen Klappenfehler, die mit Nierenaffectionen einhergehen. Anders
dagegen steht es mit der 4. Gruppe, den Krankheiten des Herz-
muskels: diese Erkrankungen, und zwar nicht nur die auf degene-
rativen Processen der Muskelfasern beruhenden, sondern auch die
sogenannten functionellen bilden das dankbarste Gebiet für die An-
wendung des Coffeins; hier ist es der Digitalis, deren Wirkung
erst nach 10 — 20 Stunden auftritt, überlegen, und erst im weiteren
Verlaufe der Krankheit, nach Ablauf einiger Monate, wenn das
Herz in Folge fortschreitender Degeneration der Muskelfasern seine
Aufgabe zu erfüllen nicht mehr im Stande ist, wenn Oedeme, Dys-
pnoe auftreten und die Herzdämpfung in querer Richtung besonders
nach rechts hin zunimmt, erst dann soll man zur Digitalis greifen.
Ferner bewährt sich das Coffein bei dyspnoetischen Anfällen, wie
sie bei Sclerose der Coronararterien Vorkommen, endlich in Fällen
von Herzinsufficienz bei vorher gesunden Individuen, wie sie nach
physischen Anstrengungen, gewaltsamen moralischen Erschütterungen,
namentlich aber im Verlaufe fieberhafter Krankheiten (Typhus, Pneu-
monie, Scharlach, Diphtherie) vorkommt. K. Kronthal.
E. Rernak, Ueber die antiparalytieche Wirkung der Elektrothera-
pie bei Drucklähmungen des nervus radialis. Deatsohe Zeitscbr. f.
Nervenheilk. 1893, IV. S. 377.
Der Mitteilung R.’s liegen Beobachtungen von 63 (64) Fällen
von Radialislähmungen zu Grunde. In 9 Fällen (14 pCt.) wurde
der sonst gewöhnliche unmittelbare Erfolg der stabilen Kathoden-
galvanisation (Cbl. 1879 S. 48) der Druckstelle und dann auch
jeder aoderen elektrischen Behandlung vermisst oder war ganz
zweifelhaft. Die Krankheitsdauer betrug bei diesen Fällen 37.5,
die Behandlungszeit durchschnittlich 28 Tage. Ein unmittelbarer
Erfolg der stabilen Kathodengalvanisation liefe sich 54 Mal (in
84,35pCt.) constatiren, und zwar um so sicherer, je früher die
Behandlung begonnen wurde. Es ergab sich dabei die Alleinwirk-
samkeit der Kathode und als passendste Stromstärke die von etwa
6 M. A. bei Verwendung runder differenter Elektroden von 20 — 30
□cm.
Eine sorgfältig durchgeführte Sichtung des ganzen Unter-
suchungsmaterials zeigte, dass die durchschnittliche Dauer der Be-
handlung 9.4 — 14.3 Tage, die durchschnittliche Dauer der Lähmung
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182 Rosst. — Griorl, Einfluss d. Compression d Nerven eto. No. 10
12 — 20.5 Tage währte. Das Resultat lautet demnach nach den
eignen Worten des Verf. ’s. Bei einer in Bezug auf ihre Patho-
genese übersichtlichen, häufig vorkommenden Lähmungsform kommt
der methodischen Elektrotherapie eine physische, antiparalytische
Wirkung sowohl bei der jedesmaligen Application, als bei wieder-
holter Anwendung für die Abkürzung des gesammten Heilungsver-
laufes zu. (Vgl. Dklpbrt’s Untersuchungen Cbl. 1893, S. 41).
Bernhardt.
€. Rossi, Le alterazioni del respiro nei psicopatici. Ricerche cli-
niche e sperimentali. Riv. sperim. etc. 1893. XIX. Fascicolo 2 — 3.
Nach eingehender Besprechung der spärlichen, teils experimen-
tellen, teils klinischen Untersuchungen, welche bisher über das Ab-
hängigkeitsverhältniss der Atembewegungen von dem jeweiligen
psychischen Zustande angestellt worden sind, schildert Verf. die
eignen Ergebnisse, die mit Hülfe des MARKT’schen Pneumographen
gewonnen wurden.
Hierzu dienten ihm 120 Geisteskranke im Alter von 25 bis 50
Jahren. Die Experimente wurden des Oeftern unter möglichst
gleichartigen äusseren Bedingungen wiederholt, und der Apparat
erst einige Zeit nach Anlegen in Thätigkeit gesetzt, um die an-
fängliche Aufregung abklingen zu lassen.
Wie die psychische Thätigkeit bei Personen, die an der gleichen
Krankheit leiden, nicht die gleiche zu sein braucht, so ergaben
auch die Versuche, dass Psychosen der gleichen Art verschiedene
Atmungscurven, Psychosen verschiedener Art ähnliche Curven
zeigen konnten. Verf. kommt schliefslich zu folgendem Ergebniss:
1) Bei den Geistesstörungen mit alleiniger Veränderung der
psychischen Sphäre begegnet man vielfältigen Varianten des At-
mungstypus.
2) Bei der depressiven Form ist der Atmungstypus characte-
risirt durch das Ueberwiegen des Angstgefühls.
3) Bei der emotiven Form bemerkt man sehr oft ein Zittern
der Atemmuskeln, wohl unterscheidbar von den anderen Zitter-
formen.
4) Bei Paralytikern findet eich ein characteristisches Zittern,
dessen diagnostischer Wert noch nicht sichergestellt ist. Placzek.
R. Geigel, Untersuchungen über künstliche Abänderung der elec-
trischen Reaction des menschlichen Nerven. Deutsches Archiv f. klin.
Med. 1893, Bd. 52 (1-2).
Vorliegende Arbeit bringt die ausführliche Miteilung von Ver-
suchen und Untersuchungen, deren Resultate schon in den Sitzungs-
berichten der Würzburger Physik. Medic. Gesellschaft (Cbl. 1893,
Digitized by Google
No. 10.
Pischrr u. Schön wald. üeber Ischias sooliotioa.
183
S. 639) veröffentlicht wurden. — Wir geben die Ergebnisse mit
den eigenen Worten des Verf.’s:
1) Wird eine Extremität eines gesunden Individuums vermittelst
eines elastischen Schlauches abgeschnürt, so erfährt die elektrische
Reaction der Nerven unterhalb der comprimirten Stelle sofort eine
Aenderung des normalen Zuckungsgesetzes, indem beide Oeffnungs-
zuckungen eine Steigerung erfahren und zwar die KaOz mehr als
die AOz („Compressionsreaction“).
2) Es lässt sich vor der Hand nicht mit Sicherheit entscheiden,
.ob dabei die Compression der Gefälse oder Druck auf den Nerv
das ursächliche Moment für die Aenderung der elektrischen Re-
action des Nerven abgiebt.
3) Oberhalb der comprimirten Stelle findet sich eine Aenderung
der Zuckungsformel nicht, sondern nur einfache Herabsetzung der
Erregbarkeit.
4) Das Phänomen der Compressionsreaction findet seine ein-
fachste Erklärung in der Annahme, dass der Nerv während der
CompressioD die Fähigkeit annimmt, überaus rasch und stark in den
Zustand des Elektrotonus zu gerathen, so dass er schon durch
schwache und kurze Ströme für die Oeffnung des gleichgerichteten
Stromes übererregbar wird. Der Katelektrotonus wirkt in dieser
Hinsicht stärker als der Anelektrotonus.
5) Bei Nervenkrankheiten finden sich eventuell Abweichungen
von der typischen Compressionsreaction, die aber noch eines ge-
naueren Studiums bedürfen, um vielleicht semiotische Verwertung
finden zu können.
6) Ebenso kann nur der Vermuthung Ausdruck gegeben wer-
den, dass die Elektrotherapie vielleicht Nutzen von dem Umstande
ziehen kann, dass der Nerv unterhalb der Umschnürungsstelle sich
unverhältnissmäfsig leicht elektrotonisiren lässt. Bernhardt.
H. Fischer u. W. Schönwald, Ueber Ischias scoliotica. Wiener
med. Wochenschr. 1893, No. 19. ff.
Eine Scoliose kann nach den Beobachtungen der Verff. im
Verlaufe von Ischias nur dann auftreten, wenn der Plexus lumbalis
miterkrankt ist. Die Erkrankung kann entweder nur die vorderen
Aeste des Plexus lumbalis betreffen oder die vorderen und hinteren
Aeste gleichzeitig. Die homologe Scoliose kommt zur Ausbildung
wenn vordere kurze Aeste des Plexus lumbalis allein erkrankt sind.
Die typische heterologe Scoliose bei Ischias entwickelt sich, wenn
die krankhafte Affection auf eine gröfsere Gruppe von hinteren
Aesten sich ausgebreitet hat und der Sacrolumbalis dadurch insuf-
ficient geworden ist. Das Alterniren der Scoliose tritt ein, wenn
die Affection der hinteren Aeste sich bessert und die vorderen Aeste
noch schmerzhaft sind. Bei der heterologen Scoliose äussert sich
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184 dnMKSNii,, Resorptionsvermögen etc. — v. Brack, v. Lbwbrs. No. 10
schon im Beginne der Erkrankung ein Ermüdungsegfühl im Rücken
beim Strecken der Wirbelsäule, bei ihr ist der Sacrolumbalis der
erkrankten Seite empfindlich; sie bleibt solange bestehen, bis der
Sacrolumbalis der erkrankten Seite wieder sufficient wird. Die
Entwicklung der homologen Scoliose hängt ab von der Intensität
der Schmerzen und von der individuellen Empfindlichkeit des Pat.
Neben der Scoliose im Lendensegmente kommen kompensatorische
Krümmungen in den höher gelegenen Teilen der Wirbelsäule aus
rein statischen Gründen zur Ausbildung. — Bei der Therapie wird
neben den bisher üblichen Methodeu die directe Dehnung der
Lumbalnerven und ihres Plexus empfohlen. S. Kalischer.
Theodor du Dlesnil, Ueber das Resorptionsvermögen der nor-
malen menschlichen Haut. Deutsches Archiv f. klin. Med. Rd. 52, S. 47.
Nachdem Verf. in früheren Arbeiten gezeigt hatte, dass die
intacte menschliche Haut Flüssigkeiten und Dünsten gegenüber
undurchgängig ist, sucht er jetzt nachzu weisen, dass dasselbe auch
für Gase (geprüft wurden Terpenthin-, Copaiva-, Jod- und Chloro-
formgase) und für in Salbenform applicirte Substanzen gilt. Für
die Versuche mit Salben erwiesen sich als Constituentien Lanolin
und Vaselin, flav. am meisten geeignet, von die Haut nicht angrei-
fenden und leicht nachweisbarenMedicamenten: Jodkalium, Lithium
und Natrium salicylicum. Obgleich nun das Lithium bei energischer
Einreibung unter 22 Versuchen 16 Mal spuren weise im Urin zu
finden war, nimmt Verf. in Anbetracht des negativen Ergebnisses in
'/j der Fälle an, dass das positive Resultat auf durch die Frictionen
gesetzte minimale, dem blofsen Auge entgehende Schädigungen der
Haut zurückgeiührt werden müsse und dass die intacte menschliche
Haut für indifferente Stoffe auch in Salbenform undurchgängig sei.
Vom rein practischen Standpunkte allerdings dürfte man daran fest-
halten, dass bei energischen wiederholten Einreibungen eine Auf-
saugung durch die Haut die Regel sei. — Dass Substanzen, welche
die Haut angreiien, wie Sali cylsäure, Carbolsäure, diese in jeglicher
Applicationsweise durchdringen, ist allgemein bekannt. H. Müller.
1) R. Braun von Fernwald, Zur Symphyseotomiefrage. Wiener
klin. Wochenscbr. 1893. No. 35, 37.
2) A. H. V. Lewers, A case of symphysiotomy. The Lancet 1893,
August 5.
1) Verf. berichtet von 10 Symphyseotomien aus der geburts-
hilflichen Klinik von Prof. Bhaum. 5 Fälle hat er selbst operirt,
3 davon sind ihm gestorben. Er erklärt, dass die Symphyseotomie
sich für die Privatpraxis absolut nicht eigene, und will dieselbe nur
unter folgenden Bedingungen gestatten. 1. Die Gebärende muss
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No. 10. Samojujff, Zar Pharmakologie d. Silber?. — Wrrthkimrr. 185
eine Mehrgebärende sein oder die Geburtswege zum mindesten so
weit, das? deren Verletzung vermieden werden kann. 2. Asepsis
der Geburt, bevor die Frau zur Operation gekommen ist. 3. Wunsch
der Frau nach einem lebenden Kinde. 4. Das räumliche Missver-
hältniss darf nicht zu grofs sein. Conjugata nicht unter 7 ctm. —
In allen anderen Fällen zieht Verf. die Sectio caesarea resp. die
Craniotomie vor.
2) Fei einer 26jährigen Frau wurde von L. nach zweimaligen
vergeblichen Zangenversuchen die Symphyseotomie gemacht. Becken-
maas: spinae 87s» cristae lOVgi conj. ext. 6 — 6 */4. — Nach Durch-
trennung der Symphyse wurde das Kind leicht mit der Zange ent-
wickelt; lebendes Kind. Heilung der Wunde per secundam, spätere
Functionen gut. A. Martin.
A. SamojlofF, Ein Beitrag zur Pharmakologie des Silbers. Arbeiten
d. pharmak. Inst. Dorpat IX. p. 27.
Zu den Versuchen wurde eine Verbindung der Glycirrhizin-
säure mit Silber, gewonnen durch Auflösen frisch gefällten Silber-
oxyds in saurem glicirrhizineaurem Natron, benützt. Mengen dieser
Verbindung, die 13 mg Ag enthalten, töten Frösche erst nach 4 bis
5 Tagen. Die Tiere bekommen nach subcutaner Darreichung eine
dunkle Verfärbung der Zunge, die allmälig wieder verschwindet.
Wird einem curarisirtem Frosch der Oesophagus unterbunden, dann
das Präparat subcutan injicirt, so wandelt sich die Zunge in einem
voluminösen Sack, der prall mit einer schwarzbraunen Masse erfüllt
ist. Die aus der Zunge entleerte Flüssigkeit enthält zahlreiche mit
reducirtem Silber erfüllte, schwarze Leukocyten. Das Silber wird
also von Fröschen durch die Zunge ausgeschieden. Das Secret wird
geschluckt und per anum entleert. In der Darmwand findet sich
kein Silber; wohl aber in der Leber, deren Kapillaren mit fein
verteilten Körnchen reducirten Silbers und arggrotischen Leuko-
cyten erfüllt sind. Auch am Warmblüter führt die Darreichung
des glycirrhizinsauren Silbers (intravenös) zu ähnlichen Befunden
in der Leber, so wie in der Niere (Schwärzung der Glomeruli).
W ährend das Silberpräparat intravenös die Tiere durch fortschrei-
tende Blutdrucksenkung tötet, ist es vom Magen aus unwirksam.
Pohl.
E. Wertheimer, Fait rölatif k l’absorption par les chylif&res. Arch.
de physiol. 1893, S. 751.
Verf. bet beim Hände beobachtet, dass nach Injektion starker Lösungen ron
lodigcarmin in eine Darmsoblinge die aus dem Dnct. thorac. aufgefangene Lymphe
schon nach 16—20 Minuten grünlich wurde and den grünen Schimmer 1 — 2 Stan-
den lang behielt, zum Zeichen, daw Sparen »on Farbstoff dnrch die ChylusgefAfre
resorbirt werden Da in einem Vereucb die Bruitganglympbe 10- 16 Minuten früher
grünlich wurde als die des Halslymphstamme* , ist die Vermuthang ausgeschlossen,
dass der Farbstoff erst in die BlatgefAfse übergegangen und secandftr aas dem
Blat in die Lymphe fibergeführt worden ist. j. Munk.
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186 Troitzky. — Ewald u. Jacobbohn. — Tirtzk. — Hartmann. No. 10
S. Troitzky, Ein Beitrag zur Kenntnis« der Endotheliome der
Pachymeninx spinalis. Prager med. Wochensohr. 1893, No. 50, 51.
Verf. berichtet Ober 2 Falle ton Endotheliomen der Pachymeninx spioalis, die
zufällig , der eine bei einer Tabes dormalis, der andere bei einer Encephalomalacia
multiplex der linken Hemisphäre mit Aphasie und rechtsseitiger Lähmung, gefunden
vurden. In dem ersten Falle war es ein in der Hohe des 3. Lendenwirbels an der
Innenseite der Pachymeninx gelegener haselnussgrofser Tumor, der neben zahlreichen
prall gefüllten BlutgefAfsen Hohlrlume mit Haufen epithelioider Zellen enthielt, die
mit den Endothelien der Lympbgeftfse der Pachymeniox in Verbindung standen. In
dem zweiten Fall dagegen handelte es sich um zahlreiche kleinste an der Innenfläche
der Pachymeninx in der ganzen Ausdehnung des Rückenmarks sitzende KnOtcben,
die alle Stadien ron der Wucherung der Lymphgefäfsendothelien bis zur Psammom-
Bildung erkennen liefsen. II- Roihmum.
C. A. Ewald und J. Jacobson, Ueber ptomalnartige Körper im
Harn bei chronischen Krankheitsprocessen. Berl. klin. Wochenscbr.
1894, No. 2.
Die Verff. haben beij einer Reibe schwerer chronischer Organerkrankungen aus
dem Urin mittelst der Baisoaescben Methode eigenartige in Pikrat- und Platinver-
bindungen krystallisirende Körper dargestellt. Da die Verff. selbst dieselben nur unter
allem Vorbehalt als ptomainartig bezeichnen, und Tierexperimente, die auf die Giftig-
keit der Körper ein Licht werfen kannten, wegen dea zu geringen Materials bisher
nicht ausgeführt sind, so muss man weitere Untersuchungen kbwarten, ehe ein Urteil
gefall t werden kann. M. Bothmun.
A. Tietze, Heber den osteoplastischen Verschluss von Sch&delde-
fecten. (Aus d. königl. chir. Klinik des Prof. Mikulicz zu Breslau).
Archiv f. klin. Chir. XLV. S. 227.
Von den beiden durch Transplantation von Haut- Periost - Knochenlappen nach
Kösuo geheilten Fallen betraf der eine einen 10 jährigen Knaben mit traumatischem
Schsdeldefect , der nach 3 \ Jahren erst geschlossen wurde, der andere eine 50jährige
Frau, welcher wegen ulcerirtem Epithelialcarcioom der Stirn ausser dem Stirnbein auch
ein Stück Dura fortgenommen werden musste, worauf Deckung in der angegebenen
Weise primär erfolgte. Zum Schluss giebt Verf. einige Versuche wieder, Defecte
langer Röhrenknochen durch Haut-Periost-Knochenlappen auszufüllen. In den 3 die
Tibia betreffenden Fällen bandelte es sich bei 2 um grOfsere Hohlen, die im Caput
tibiae nach Entfernung tuberculOser Massen zurückblieben, bei dem dritten um eine
Pseudarthrose. Die Einpflanzung der betr. Lappen erzielten zwar bei keinem der drei
Kranken volle Heilung, wohl aber so erhebliche Ausfüllung des Substanzverlustes, dass
dieselbe zur Wiederholung des Verfahrens unter analogen Bedingungen auffordert.
P. Uüterboek.
Hartmann, Ein seltener Ausgang multipler cartilaginärer Exostosen.
(Aus der chir. Klinik zu Rostock). Archiv f. klin. Chir. XLV. S. 572.
Wie sich aus zwei in einem 20jähr. Intervall aufgenommenen Photographien des
nunmehr 31 jAhr. Patienten bestätigen lässt, batte eine erhebliche Rückbildung bezw.
Verkleinerung der meisten seiner vielen cartilaglnären Exostosen stattgefnnden , aller-
dings ohne dass die begleitenden WachstbumsstOrnngen des Sceletts einen genügenden
Ausgleich gefunden Die Rückbildung bezw. Verkleinerung der Exostosen mnss mit
Ausnahme eine Stelle (8capula), an der ein necrotischer Prooess stattgebabt, alt eine
spontane betrachtet werden and ist eine solche bis vor kursem von einigen Autoren
bereits behauptet, von anderen aber, weil nur auf Angaben der Kranken bernhend,
bezweifelt worden. Seitdem ist aber abgesehen von dem vorliegenden Patienten iancb
bei einem Fall Uubinsibis's die fragliohe Rückbildung direct beobachtet worden. Die
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No. 10.
Götbrbock. — Daribr. — Kbbtschmann.
187
Untersuchung eines an den grollen Zehen links sitzenden, dem Patienten hinderlichen
nod deshalb exstirpirten Auswuchses that im Uebrigen dar, dass es sieb wirklich um
Exostosen, und uicht, wie man früher annahm, um Euchondrome gehandelt.
P. Guterbock.
P. Güterbock, Ueber Echinococcus des Halses. Archiv f. klin. Chir.
XLV. S. 912.
Die linkseitige über Wallnussgrüfse bietende Geschwulst trat bei dem 19jibrigen
Patienten unter dem Bilde einer acuten Halsdrüsenverkäsung auf. Es wurde die
Kapsel möglichst zu exstirpiren gesucht, worauf rolle Heilung eiotrat. Ref., welcher
(inel dieses Falles) 26 Beobachtungen ron Halsechinococcus — solche der Schilddrüsen
des Nackens sowie aus der Nachbarschaft hineingewachsene Blasenwurmgeschwülste
wurden ausgenommen — aus der Litteratur gesammelt hat, weist auf die grolse Sel-
tenheit des Vorkommens des Echinococcus an dieser Stelle hin; thatslchlich nimmt
der Halt den niedrigsten Platz hier ein. Besondere Abschnitte sind der Symptoma-
tologie, der Diagnose und der Therapie des Hals - Echinococcus gewidmet. Bezüglich
letzterer hatten die beiten Resultate bis jetzt die Excision des Sackes und wird in
geeigneten Fällen deren tbunlichst ausgedehnte Anwendung rom Ref. empfohlen.
P. Götcrbock.
A. Darier, Behandlung und Prophylaxis der infectiösen Processe
Dach Staaroperation. Bericht über d. 23. Vers. n. ophth. Ges. Heidelberg
1893, S. 99.
D. empfiehlt gegen infectiöse Complicationen , welche nach operativen oder trau-
matischen Eingriffen am Auge Torkommen, die subconjunctivale Einspritzung von Sub
limat (1 : 1000), 1—2 Teilstriche der PiuvAz'scben Spritze, nicht zu nahe am Limbus.
in leichten Fällen wird hierdurch völlige Heilung bewirkt, bei schwereren Fällen
kommen auch andere Hittel, wie Galvanokauter und Paracentese der vorderen Kam-
mer in Anwendung. Guter Erfolg war auch bei Operationen, wo Infection befürchtet
wurde, zu verzeichnen, ebenso bei Ulcus serpens, Keratitis profunda und Chorioideal-
infiltration. Nach der Ansicht ron D. ist die günstige Wirkung der Einspritzungen
aus dem Umstaude zu erklären, dass das Sublimat in das Augenionere eindringt und
so in directe Berührung mit den Infectionsträgern kommt. Horstmsn».
Kretschmarin, Beitrag zur Behandlung des otitischen Hirnabecesses
Münchner med. Wocbenschr. 1893, Mo. 29.
K. berichtet über 2 Fälle von otitischem Hirnabscess, von denen der eine im
Anschluss an eine chronische Mittelobreiterung sich entwickelt hatte und mit günsti-
gem Erfolge operirt wurde, während der andere, nach acuter Mittelohrentzündung
entstandene, wegen Mangelt jeglichen Symptomes erst bei der Obduction entdeckt
wurde. In beiden Fällen fand sich der Abscess im Schläfenlappen. Verf hat in
dem von ihm operirten Falle, nachdem zunächst die Trepanation des Proc. mast,
gemacht und colossale Cbolesteatommassen entfernt worden waren, nach dem Vorgänge
ScasDs's die Eröffnung des Hirnabscesses von der entsprechend vergrOfserten Opera-
tionsstelle am Warzenfortsatze aus vorgenommen und empfiehlt überhaupt dieses Ver-
fahren zur weiteren Anwendung, weil die Operation sich mit der gleichzeitigen Er-
öffnung der Warzenzellen naturgemäß vereinigen lässt, weil sie ferner für die Ent-
leerung am Scbläfenlappeu- wie Kleinhirnabscessen verwendet werden kann und mit
relativ grösster Sicherheit auf den gesuchten Abscess führt, weil sie endlich günstige
Verhältnisse für den Secretabfluss schafft u. Schutzvorrichtungen gegen äuseore Insulte
überflüssig macht. Schwsbsch.
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188
Hkhzoo. — Buck. — Obhtbl.
No. 10
M. Herzog, Tuberculosig of the nasal mucous membrana. Th»
Americ. joor. of the med. Sciences 1893, Dec.
Auf Grund seiner eigenen und der in der Litteratur niedergeiegten Erfahrungen
halt auch Verf. die Nasentuberculoie, verglichen mit der Tuberkulose der anderen
Teile des Respirationstrakts für eine seltene Krankheit; allerdings für nicht so selten
wie noch vielfach angenommen wird; sie tritt meist secundär auf in Verbindung mit
Lungen und Kehlkopftuberculose in Form von ülcerationen oder Tumoren oder in
beiden Formen. Tumoren treten nicht in den primtren Fallen auf, wahrend Ulcera-
tionen hauptsächlich bei vorgeschrittenen Fallen gefunden werden. Die Krankheit
tritt bauptachlich zwischen dem 10. und 40. Lebensjahre auf, ohne Bevorzugung eines
Geschlechts und sitzt hauptsächlich am Sept. cartil. Der Verlauf ist meist sehr chro-
nisch mit Unterbrechungen in Folge chirurgischer Eingriffe. An sich nicht das Leben
bedrohend kann sie doch durch Basilarmeningitis und ev. Miliartuberculose zum Tode
führen. Eine der wichtigsten durch die ContinuitSt bewirkte Complikstion ist die
Tuberkulose des Ductus naso - lacrymalis und der Conjunctivs. Auch kann diese
Affection mit Tuberkulose des Pharynx des Gaumens, der Zunge, der ausseren Haut,
Lupus der Nase, Empyem des Antr. Highmori etc. sich vergesellschaften. Ebenso
wäre noch zu erwähnen, dass Lupus des Gesichts und der Nasenschieimhaut in seiner
weiteren Entwickelung tu Tuberkulose der Nasentohleimhaut führen toll.
W. Lublinikl.
«I. Beck, Ueber die von den Professoren Dr. Emmrbjch und Dr.
Tsoboi gegebene Erklärung der Cholera asiatica als durch die
Cholerabacillen erzeugte Nitrit Vergiftung. Württemb.'med. Corr.-Bl.
1893 , 68. Bd. No. 36, 37.
Bekanntlich haben EinczKicn und Tsuboi die Cholera für eine Nitritvergiftung
erklärt. Alle Konsequeuzen die sich aus dieser Theorie für die Choleraprophylaxe
und Cboleratherapie ergeben, werden von B. in vorliegendem Aufsatze gezogen: Die
Cholerabacillen bilden ihr Nitrit aut Nitraten, die dem menschlichen Darmkanal durch
das Trinkwasser oder durch die vegetabilische Nahrung zugefübrt werden; letztere
spielt noch besonders dadurch beim Cboleraprocess eine Rolle], dass sie die Bildung
von Milchsäure begünstigt, wodurch die salpetrige Säure frei werden und ihr» zer-
störende Wirkung auf das Darmepithel äussern kann. „Personen also, welche keine
Nitrate und keine Kohlehydrate in ihren Darm bringen, kSnnen an Cholera nicht er-
kranken." Desshalb stellt B. drei Forderungen für die Choleraprophylaze auf; 1) Sorge
für nitratfreies Trinken, 2) Unterdrückung des Konsums und Verkauft nitratbaitiger
Nahrungsmittel nnd S) die Beschaffung reichlicher Fleischkost.
Alle Absperrmafsregeln werden verworfen, auch die Filtration des Trinkwazsert
ist unnütz; das Wesentlichste ist die Hebung der Volksernäbrung »chvurlto.
Oertel, Ueber Milchkuren bei Kreislaufsstörungen. Archiv f. Hygiene.
Jubel- Bd. i. 50-jähr. Dr.-Jubiläuru Pkttbnkofke’s 1893, XVII. S. 84.
Der Aufsatz Oe't zerfällt ln zwei Teile, in eine Betrachtung über den Einfluss
der Milch alt Flüssigkeit auf den Circulationsapparat und zweitens über ihre Einwir-
kung auf die Ernährung.
Die Milch kommt in kleineren und greiseren Quantitäten io Anwendung. Die
kleinen Gaben von täglich 800 ccm und darunter, wie sie Kasbll, HOoimtbot u. A.
bei gleichzeitiger sonstiger Beschränkung der Wasseraufnabme verordnen und damit
Erfolge erzielen, bestätigen lediglich das von OxBrsi. gefundene Verhalten des Circu-
lationsapparats, bei Kreislaufstörungen nach Herabsetzung der Flüssigkeitsaufnahme
mehr Wasser auszuscheiden.
Dagegen bestätigen die mitgeteilten Versuche OaBrsi.'s, dass bei Einnahme von
greiseren Milchmengen ca 4 Liter pro Tag durchschnittlich 26 pCt. der eingeführten
Flüssigkeit zurückgehalten werden. Dies geschieht bei noch leistungsfähigem Herzen,
viel mehr aber wird zurückgehalten bei geschädigtem Circulationsapparat.
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No. 10.
OSLKB. — CoMBHMALK. — HÖHN. — SrtKLLY.
189
Bezüglich der Ero&hrang bei Circulationsstörungen iit reine Milchdiät zu eiweiß-
arm nod za reich zn Fetten und Kohlehydraten, io dass ein Fettansatz unvermeidlich
ist. Was endlich die Wirkung der Milch auf die Eiweifsausscheidung betrifft so hat
Outil durch sie eine Verminderung noch nie gesehen. Bcheurien.
W. Osler, Toxftmia in Tuberculosis. The practitione 1893, Jan. Vol. 52.
No. 1.
Oie Symptome einer schweren Intoxication bei Tuberkulose werden unter verschie-
denen Umstanden angetroffen: 1) in seltenen Fallen (am häufigsten noch bei Kin-
dern) als sog. „fiövre infectieuee tuberculeuse suraigutie“, wobei der Tod nnter schweren
toxischen Symptomen eintritt ohne irgendwie ausgedehnte tuberculöee Läsionen der
Longen oder anderer Organe; 2) finden sich bei verbreiteter Miliartuberkulose häufig
toxische Erscheinungen, die das klinische Bild eines schweren Typhus voriäuscben
können, 3) kann sich im Verlaufe einer chronischen Lungentuberkulose eine schwere
Toxämie entwickeln. — In die erste Gruppe gehört ein vom Verf. mitgeteilter Fall,
einen 47 jährigen Schuhmacher betreffend, bei dem sich intra vitam lediglich eine
tuberkulöse Schwellung der linksseitigen Cervicaldrüsen, post mortem ausserdem eine
mafsige ausgedehnte Miliartuberkulose der Leber und Milz vorfand. p,rl-
Combemale, Deux cas de typhus exanthdmatique avec hypothermie.
Gaz. hebdom. 1893, No. 30.
Der erste Fall betrifft einen 22 jährigen Mann, bei dem in den ersten 4 Be-
obachtungstagen die Temperatur zwischen 39° und 40’ schwankt; am 5. Tage früh
fiel unter Erscheinungen hochgradiger Aufgeregtheit, Hyperästhesie , epileptischen
Krämpfen die Temp. plötzlich auf 38.7' (im Rectum gemessen), stieg an demselben
Abend auf 34 6, 12 Stunden darauf starb der Kranke; kurz vor dem Tode hob sich
die Temp. noch auf 36.4. — lm zweiten Fall bandelt es sich um eine 65jäbr Frau,
bei der nach kurzdauerndem Fieber die Temp. mehrere Tage lang zwischen 36 u. 37
schwankte, am 9. Beobachtungstage früh 33.?, am Abend 33 8 betrog; 8 Tage später
ging die Kranke in tiefem Coma zu Grunde, nachdem die Temp. inzwischen wieder
36.0 erreicht hatte. Die Obduction ergab in diesem Falle u. a. eine heftige acute
Nephritis, die sich zu einer chronischen Entzündung hinzugesellt batte. K. Krontbsi.
J. Höhn, Ueber unangenehme Nebenwirkungen des Diuretin (Theo-
bromin. natro-salicyl ) Wiener rned. Woohenschr. 1893, No. 34.
Einem 55jährigen, sonst kräftigen Mann mit Dilatation des Herzens in Folge
von Lungenemphysem verordnete H. gegen den bestehenden allgemeinen Hydrops Diu-
retin (Klon.) in 5 pCt. wässriger Lötung, stündlich einen Esslöffel. Schon nach dem
vierten Löffel (ungefähr 2.5 Diuretin) trat heftiger Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen,
Angstgefühl und hochgradige Aufregung auf, so dass das Mittel ausgesetzt werden
musste; ein zwei Tage später unternommener neuer Versuch mit Diuretin führte die-
selben Erscheinungen herbei. Diätfehler oder dergl. war auszuschlieften H. nimmt
daher bei dem Pet. eine Idiosynkrasie gegen das Mittel an. K. Kronthsl.
C. E. Shelly, Traitement de la rougeole par des onctions d’huile
d’eucalyptus. Gaz. rned. de Paris 1893, No. 45.
Verf. hat Einreibungen mit 01 Eucalypti bei Masernkrankeo versucht. Gleich-
zeitig reichte er Eucalyptus innerlich. Die Erfolge waren nicht ermuthigend. Die
Kraoken wurden schläfrig, abgeschlagen; der fieberhafte Zustand erhielt sich auffallend
lange, die Zunge wurde diok weift belegt. In einem Falle trat Albuminurie ein.
8t*dtl>«fen.
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190
PuPOW. ScHOLTZK. K0WALRW8KY. MaHIK.
No. 10
N. Popow, Beitrag zur Kenntniss der Sehnervenveränderungen bei
der Tabes tlorsalis. Deutsch# Zeitschr. f. Nervenheilk. IV. p. 270 — 276.
Die Sehnerven, da« Cbiasma and der Tractas opticus eines tabischeo Paralytikers
mit schleichender SehnerTeuatrcpbie wurden mikroskopisch untersucht. Die Schnitt-
■erien ergaben, dass die Erkrankung ron der Peripherie nach dem Centrum also vom
Nerven nach dem Tractas hin abnahm, was zu Qnnsten der Annahme eines periphe-
rischen Beginns mit centralem Fortschreiten spricht. M. Bruck.
Fr. Schultze, Scleroilermie an den gelähmten Gliedmassen bei
Myelitis dorsalis. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. IV. p. 358 — 362.
Bei einem Falle von myelilischer Erkrankung des Dorsalmarks mit leiser Andeu-
tung des Bbown SäQUaBD'schen Typus (rechts motorische Parese mit Spasmen, links
SeosibilitätsstSrung überwiegend), zeigten die gelähmten Gliedmassen die Zeichen der
Sclerodermie; Oedeme waren rorhergegangen Die Kranke war wahrscheinlich laetisch
inficirt gewesen. Der Verf ist deshalb der Meinung, dass eine Arteriitis chronica
(Dikklbs) hier die Ürsache der Sklerodermie geworden sei, zu deren Entstehung io
gelähmten Gliedmassen besonders die schlechte Circulation beitrage. U. Bruck.
P. Kowalewsky, Zur Lehre der syphilitischen Spinalparalyse.
Neurol. Cbl. 1893, No. 12.
Verf. bespricht die Thunllcbkeit, die syphilitische Spinalparalyse als selbständige
Krankheit aofsofassen. Seiner Ansicht nach kann ent die Znknnft darüber entschei-
den, ob Ebb Recht hatte, diese Groppe von Fällen za einer Krankheit sni generis za
stempeln.
Zwischen der Lateraliclerose and der syphilitischen Spinalparalyse besteht sowohl
ein quantitativer wie ein qualitativer Unterschied; ebenso unterscheide sich letzteres
Leiden und die Myelitis spastlca dentlich. Die Paralyse ist bei der Myelitie stärker
und dauernder, die SensibilitätsstSrungen and Maskelrigidität sind ausgesprochener.
Ein von Verf. besonders beobachtetes Symptom der syphilitischen Spinalparalyse
ist ein starkes Steigen der thermischen Reflexe an den unteren Extremitäten, beson-
ders bei Wärme- and weniger bei Kältereizen.
Die tactile und die schmerz - psychophysiche Resetion unterscheidet sieb bei dem
Leiden nicht von der Norm.
Das Leiden ist nach Verf. recht häufig, aber seltener alt die Tabes. Es ist
hauptsächlich eine Krankheit der Männer u. tritt xwisohen dem 80. u. 45. Jahre auf.
K. Grube.
Marie, Localisation des Idsions medullaires dans la sclt$rose laterale
amyotrophique. Union möd. 1893, Nov. 21.
Neuerdings wieder aufgenommene anatomische Untersuchungen über die bei der
amyotropbischen Lateralsclerose vorzufiodenden Veränderungen liefsen M. zu folgenden
Resultaten gelangen. Die genannte Krankheit ist im Wesentlichen characterisirt
durch eine sehr starke und fortschreitende Poliomyelitis. Dieselbe betrifft aber nicht
allein die Vorderhornzellen, sondern auch eine grofse Summe anderer (Straugzelien),
welche entweder im Vorder- oder Seitenhorn oder in den mittleren Regionen der grauen
Substanz oder im Halse des Hinterhorns gelegen sind.
Die Läsion dieser Zellen spielt ln Besag auf die Veränderungen der weissen
Marksträuge eine Hauptrolle: durch sie kommt die Degeneration der extrapyramidaien
Fasern des Seitenstranges zu Stande und zum grofsen Teil wahrscheinlich anch die
der im Bezirk des eigentlichen Pyramidentraktes gelegenen. Bsrohudt.
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No. 10.
Wrstpbai,. — Höck. — Woltrrs. — DCrrssrn.
191
A. Westphal, Ein Fall von progressiver Paralyse bei einem 15-
jährigen Mädchen mit anatomischem Befund. Charite -Annalen 1893,
p. 732.
Du Kind zeigte mit 12 Jahren Schmerzen in den Beinen, mit 15 Jahren Abnahme des
Sehvermögens, zunehmende Demenz, wechselnde Gemiithslagen taumelnden Gang, paraly-
tische Sprache, apoplectiforme Krampfanfalle, Pupillenetarre, PnpillardifTerenz, Wist-
miL'sches Zeichen und Atrophie n opt., kurz da« typische Bild der progressiven
Paralyse.
Die Mutter der Pat. wurde kurz darauf, an derselben Krankheit leidend, in die
Charite aufgenommen. Die anatomische Untersuchung des Central nervensystems (Pat.
ging 9 Monate nach der Aufnahme im Anfall zu Grunde) ergab Schwund der Tan-
gentialfuern in der Rinde, Vermehrung der Spinnenzellen, Degeneration der Hiotar-
nnd Seitenstränge des Rückenmarks, bestätigte also die Diagnose.
Pat. war hereditär belastet (Onkel, Tante, Schwester). Die Mutter zeigte erst
nach dem Tode der Tochter die ersten Zeichen der Paralyse. Die kleine Patientin
beschuldigte sich häufig des geschlechtlichen Umgangs und der syphilitischen Infection
vom 8 bis 12. Lebensjahre, objectiv konnten dafür keine Zeichen gewonnen werden,
da virgineller Zustand bestand und nirgends Zeichen überstandener Lues sichtbar
waren. M. Bruch.
H. Höck, Ein Beitrag zur Arthritis blenorrhoica. Wiener klin. Wochen-
schrift 1893. No. 41.
Verf. beobachtet bei einem neugeborenen Mädchen nach Augenblenorrhoe eine
Arthritis blenorrhoica des linken Knie- und Hüftgelenkes; in dem durch Punction ge
wonneneo Exsudate des Kniegelenkes waren Gonococcen nicht nur mikroskopisch, son-
dern auch durch das Culturverfahren sicher nachzuweisen. Das Kind erlag einer
Pneumonie uod Verf. giebt in extenso das interessante Ergebniss der Section, welche
auch das Vorhandensein einer doppelseitigen angeborenen Hüftluxation zeigte. — In
einem zweiten Falle handelte es sich zweifellos ebenfalls um eine Polyarthritis blenor-
rboica nach Augenblennorrboe bei einem 4 Wochen alten Mädchen, wenn auch die
bacteriologische Untersuchung nicht vorgenommen werden konnte. Dieses Kind genas.
H. Heller.
M. Wolters, Ueber multiple Myome der Haut. (Aus der Klinik
des Prof. Doutrklrpont zu Bonn). Archiv f. Dermat. u. Syph. 1893,
Erg -H. II. S. 413.
Von den beiden Fällen dieser seltenen Krankheit, welche Verf. zu beobachten
Gelegenheit batte, betraf der erste einen 40jähr., sonst gesunden Mann, an dessen
Knieen and Ellenbogen sich kleine bis linsengrofse, rOtllchgelbe, derbe, flache Erhaben-
teilen fanden, die stellenweise zu gröfseren Complexen confluirt waren Dieselben be-
standen, ohne wesentliche subjective Beschwerden zu machen, ssit 15 Jahren; erst in
letzter Zeit waren gleiche Bildungen auch an der Hinterfläche des linken Oberschen-
kels aufgetreten. — Bei dem zweiten Pat., einem 20jährigen Arbeiter, entstand eine
Eruption von ganz ähnlichem Aussehen, während er wegen einer Verletzung u. wegen
Diabetes im Krankenhause verpflegt wuide. Auch bei ihm safsen die KnOtchen zuerst
an Ellenbogen und Knieen, sowie den angrenzenden Partieen der Streckseiten der Ex-
tremitäten, breiteten sich aber nach wenigen Monaten auch auf deren Bengeseiten, auf
Brust, Baach, Glutaeen ans, begannen stark zu jucken und wurden gegen Druck und
Stofs empfindlich. — In beiden Fällen bestanden die in der Cutis sitzenden kleinen
Tumoren aus glatten Muskelfasern; einzelne kleine Unterschiede im histologischen
Ban erklärten sich durch den so verschieden langen Bestand der Aflection.
H. Möller
Dührssen, Ueber die Bedeutung der mechanischen Dilatation des
Muttermundes in der Geburtshilfe. Wiener med. Wochenschr. 1893,
No. 32.
Verf. empfiehlt auf das Wärmste die mechanische Dilatation des mangelhaft er-
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192
Lowy.
FiSIJUKB. — GlOKKBKDI.
No. 10
weiterten Muttermundes, ein Verfahren, das zuerst ron Maubbk beschrieben «ordeo
ist. Ein dünnwandiger Kolpeorynter wird zusammengefaltet mit einer Kornzange
durch den Cervix gefühlt, mit */4 — 1 Liter Wasser bis zu Kindskopfgrüfae angefüllt,
und an seinem Schlauch mlfsig aber andauernd solange nach unten gezogen, bis et
durch den Cervix io die Scheide tritt. — Hierdurch wurde der Cervix io kurzer Zeit
ohne Gefahr soweit auseinander getrieben, dass er der Eitraction eines reifen Kindes
keinen oder our eineo leicht zu überwindenden Widerstand entgegensetzt. — Verf.
empfiehlt vor Einlegung des Kolpenrynters erst die Blase zu sprengen, um eine za
starke Ausdehnung des Uterus zu vermeiden. — Er hat das Verfahren in 22 Fillen
bei den veischiedensten Complicatiooen stets mit dem besten Erfolge angewandt und
empfiehlt es besonders zur Einleitung der Frühgeburt und bei Placeota praevia.
A, Martin.
Lowy, Congenitale Dilatation der Harnblase mit mehrfachen Miss-
bildungen. Prager iued. Worhenschr. 1893. No. 28.
Das Monstrum wurde neben einem normalen, 6 Monate alteo Fötus geboren. Sein
Leib war stark anfgetriebeo , die Genitalien hatten männlichen Habitus, der Aont
fehlte. Die Nabelschnur hatte eine Arterie und eine Vene.
Im Abdomen Ascites, die Blase stark überfüllt mit normalem Urin, ihre Musku-
latur stark hypertrophisch Beiderseits Hydronephrose.
In die Urethra münden drei Ginge: der Darm und zwei Vaginae. Ersterer prall
mit Mecooium gefüllt in Folge Stenose dieser Mündungsstelle. — Verf. erblickt darin
das mechanische Hindernis« für die Urinentleerung und führt den Fall zugleich als
Beweis für die krlftige Urinsekretion im fötalen Leben an — . Jede Vagina war
1.5 cm lang. An jede schloss sich ein Uterus unicoruis mit je einer Tube und eioem
Orarium an. A. Martin.
Fischer, Dermoidcyste des Eierstockes als Geburtshinderniss. Prager
med. Wochenschr. 1893, No. 25.
Der Bericht betont, dass in diesem Fall deutlich ein Wachstum des Tumors im
Wochenbett zu konstatieren war, nachdem er w&brend der Schwangerschaft keine
Beschwerden, im Wochenbett dagegen Schmerzen verursacht hatte. 7 Woeben post
partum war er von den Bauchdecken aus palpabel.
Als Therapie empfiehlt Verf. frühzeitige Esetirpation der Cyste. Bildet sie ein
Hinderoiss bei der Geburt, so ist ihre Reposition von Scheide oder Darm aus zu ver-
suchen, sonst führen Kaiserschnitt oder Pnnction, resp Incision der Cyste uod Ver-
nlhung mit der Scheide oder Perforation des Kindes zum Ziel. A. Martiu.
('. Uioffredi, Sulla pereteua azione curarina della coniina. Napoli
1893.
G. wendet sich gegen die jetzt zumeist geltende Anschauung, dass das Coniin in
gleicher Weise, wie das Curarin, auf die Nervenendigungen in den willkürlichen Mus-
keln wirkt und dass die bei der Coniinvergiftung auftretenden Krlmpfe Erstickung* -
krlmpfe seien. Er vertritt vielmehr die Ansicht, dass die Erscheinungen der Coniin-
vergiftung centralen Ursprunges seien und stützt sich darauf, dass die Krimpte auch
beim Frosch eintreten, dass sie durch künstliche Atmung nicht zu verhindern sind,
dass nach Durcbtrennuog des Rückenmarkes paretische, wie convulsive Erscheinungen
an den Hintergliedern nicht auftreten, dass die neuromuscullre Erregbarkeit nicht be-
einträchtigt ist. Fr. Strassntaan.
Riasendnngen für da» Centrslblatt werden an die Adresse des Elra. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Frau lausch 8 Stra.se 21) oder an die Verlagebandlang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Vtrlag von August Hlrtohwald in Berlin. — Druck von L, Schumacher ln Berlin.
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7
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medicinischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
I. Bulin.
1894. *2. Mär*. No. 11.
■nhalti J. Md»*, Ueber den Einfluss einmaliger oder fractionirter Nahrungsauf-
nahme euf den StoSVerbrauch (Orrig.-Mitt.)
Kiaviss, Secretion der Eiweifsdrüsen. — Scböff, Ausscheidung der Chloride
bei Carcinomen. — Gabhiil, Ueber die Mineralstofle der Knochen und Zahne. —
Abhold, Znr Akromegaliefrage. — Andbrs, Operation der Atresia ani etc. —
Scbmidicei, Zur Casuistik der Basisfraction. — Jshbbh, Verbreitungsart der Pferde-
stanpe. — AcraicBr, Behandlung der Diarrhoe. — Cabsh-Bbacb, Triitbl,
Vorkommen der Spiegelschrift bei Kindern.
Rouoet, Endignng der Nerren in den Muskelfasern. — Riwobob und Bebq-
obOm, Verhalten des leukämischen Blutes zu Kohlensäure — Doms, Blasenstein
and Gonorrhoe. — SoblOfib. Ueber Quecksilberozycyanid. — Jsssrcsr, Borsaures
Natron bei Mittelohrentzündung. — Nbwcohd, Secundäre Blutungen nach Entfer
nung adenoider Vegetationen. — De Man, AbtOdtung von Tuberkelbacillen. —
Soofault, Icterui mit Rückfällen. — Sichert, Aetiologie des Gallenblasencarci-
noms. — Losxcisr, Fall von Magenblutung beim Neugeborenen. — Colella,
Histologische Untersuchung von Gehirnen bei Nervenkrankheiten. — Molhak, Nn-
cleiniujeetionen bei Lopus. — Gbabfb. Laparatomie bei Eztrauterinschwangerachaft.
— Tihpzlrabh, Befunde bei Erhängten.
Heber den Einfluss einmaliger oder fraktionirter Nahrungsauf-
nahme auf den StoSVerbrauch
von Immanuel Munk in Berlin.
Vorstehende Frage hat neuerdings Adrian in Hoppb-Skylkr’s
Laboratorium zu lösen versucht (Zeitschr. f. physiol. Chem. XVII.
S. 616). Eine 12 Kilo schwere Höndin erhielt pro Tag 750 g Fleisch
und zwar in Periode I u. III (je 10 Tage) auf einmal, in Per. II
(11 Tage) in 4 gleich grofsen Einzelportionen. In Per. I und III
wurde itn täglichen Mittel weniger N durch den Harn ausgeschie-
den, als in Periode II, in der ungeachtet der grölseren N-Ausfuhr
noch eine Gewichtszunahme erfolgte. Daraus schloss Adrian, dass
XXXII. Jahrgang. lg
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194 Münk, Ueler den Einfluss einmaliger oder fraotionirter Nahrungs No. 11
bei fraktionirter Futteraufoahme ein gröfserer Teil des Eiweifs zur
Resorption und zum Umsatz gelangt, als wenn das Tagesfutter auf
einmal gegeben wird.
Da indess, wie ich im Referate Ober diesen Versuch (dies Cbl.
1893, S. 643) hervorgehoben habe, Analysen des N- Gehaltes von
Nahrung und Koth „aus Mangel an Zeit“ nicht ausgeftlhrt sind,
ruht die Schlussfolgerung, soweit sie die N-Ausnötzung (resp. den
Fleischansatz) betrifft, auf schwacher Grundlage. Auch die Thatsache
der reichlicheren N-Ausfuhr trotz des Gewichtszuwachses bei frak-
tionirter Nahrungsaufnahme schien mir nicht zweifellos festgestellt;
ohne Abgrenzung des Harns durch den Katheter ist der Tagesharn
niemals vollständig zu gewinnen, und damit muss auch die Bestim-
mung des Körpergewichtes ungenau ausfallen.
Deshalb schienen mir neue Versuchsreihen am Platze, welche vor-
stehenden Einwänden Rechnung tragen. Für jede der beiden Reihen,
die ich im physiologischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen
Hochschule gleichfalls an einer annähernd 12 Kilo schweren Hün-
din durehgeföhrt habe, wurde gehacktes Fleisch in ausreichender
Menge beschafft, auf N u. Fett analysirt und in Tagesrationen abgewo-
gen, die entweder in der Kälte konservirt oder sterilisirt wurden.
Jede Reihe bestand aus einer Periode I (4 Tage), in der das Tages-
futter (600 g, in der zweiten Reihe 500 g) auf einmal gegeben wurde,
und au9 Periode II, in der die gleiche Fleischmenge in 3 Portio-
nen mit einem Abstand von je 6 — 8 Stunden verabreicht wurde.
Der Per. I ging voraus, ebenso wurde zwischen Periode I und II
eingeschaltet und schloss Per. II ab je ein Hungertag, an dem der
Hund etwa 20 g Knochen zur Kothabgrenzung erhielt. Der Harn
wurde am Schluss eines jeden Versuchstages durch den Katheter ab-
gegrenzt. Es zeigte sich nun in beiden Reihen übereinstimmend,
dass bei fraktionirter Futteraufnahme (Per. II) die N-Ausfuhr durch
den Harn um 5.4 resp. 6.3 pCt. gröfser war als in Per. I bei Ge-
nuss desselhen Futters auf einmal. Dabei war die N- Ausstofsung
durch den Koth in Per. II nur um 0.3 — 0.4 g kleiner als in Per. I,
sodass entweder das Nahrungseiweifs ein klein wenig besser ausge-
nützt oder der N-haltige Anteil seitens der Darmsäfte, Darmepithe-
lien etc. am Koth geringer war. Selbstverständlich lässt sich aus
einer, wenn überhaupt, nur so minimal gesteigerten N-Resorption
nicht das Plus des 3 — 4 g betragenden N- Umsatzes in Per. II er-
klären. Damit fällt, im Einklang mit meinem oben angedeuteten
Zweifel, die Erklärung von Ahrian, dass ein gröfserer Teil des
Nahrungseiweifs zur Resorption gelangt und dass entsprechend dem
mehr resorbirten auch der Umsatz des Eiweifs ein gröfserer ge-
worden ist. Es versteht sich von selbst, dass infolge der Mehr-
ausscheiduLg von N in Periode II auch der N- Ansatz kleiner ist,
als in Per. I, sodass für die N - Bilanz und den Fleischansatz beim
Hunde die einmalige Nahrungsaufnahme sich günstiger erweist als
die fraktionirte.
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No. 11.
Ranvibr, Seoretion der Eiweifsdrüsen.
195
Die thatsächlichen Unterschiede in der Gröfse des Eiweilsum-
satzes scheinen nur folgende Deutung zuzulassen. Wird auf einmal
eine gröfsere Fleischmenge aufgenommen, so steigt nach den Er-
fahrungen von C. Voit, Pancm, Opprnbkim u. A. schon in der 1. bis
2. Stunde danach die Eiweifsresorption und damit auch die N-Aus-
fuhr durch den Harn an und erreicht in der 5. bis 6. Stunde den
Höhepunkt; um die 15. Stunde nähert sich der Ei weife verbrauch
bereits dem niedrigen Werte des Hungerzustandes. Während der
Dauer maximaler Resorption ist, wie eine leicht anzustelllende
Ueberschlagsrechnung lehrt, die stündlich aufgesaugte Ei weifsmenge
so beträchtlich, dass sie selbst bei erheblicher Steigerung des Ge-
sammtstoffwechsels durch denselben nicht ganz verbraucht werden
kann. Es scheint, dass unter diesen Umständen sich leichter ein
Eiweifsausatz erzielen lässt, als wenn ein stetiger Zufluss mäfsiger
Eiweifsmengen aus dem Darm in’s Blut stattflndet, wie bei fraktio-
nirter Nahrungsaufnahme, wenn auch die Menge des pro Tag ver-
fütterten Eiweife in beiden Fällen die gleiche bleibt.
Ist diese Deutung aber richtig, so stand zu erwarten, dass bei
Zusatz von Fett und Kohlehydraten zum Fleisch, welche den Eiweifs-
umsatz nicht in so steil ansteigender und ziemlich jäh abfallender
Curve, wie beim ausschliefslichen Eiweifsgenuss, sondern mehr gleich-
mäßig ablaufen lassen, sich der eben gedachte Einfluss auf die N-
Ausfuhr durch den Harn, also auf den Eiweifsverbrauch kaum noch
geltend machen wird, gleichviel ob das gemischte Futter auf einmal
oder fraktionirt gegeben wird. Dies hat auch der Versuch bestä-
tigt. Bei einem Futter, das 65 g Eiweifs, 30 resp. 55 g Fett und
38 g Kohlehydrate pro Tag bot, war die N-Ausfuhr durch den
Harn nicht gröfser, wenn das Futter in 3 Portionen, als wenn es
auf einmal verabreicht wurde, eher sogar ein wenig (bis zu 3 pCt.)
kleiner. Dabei war die N- und Fettausstofsung durch den Koth
in beiden Fällen annähernd gleich. In der ausführlichen Mitteilung
werde ich s. Z. alles, was ich hier nur andeuten kann, eingehend
diskutiren.
Für den Menschen treffen übrigens die vorstehenden Erklä-
rungen nicht zu; hier führt der Genuss einer sehr grofsen Fleiscb-
ration in einer Mahlzeit zu einer Ueberlastung des Darmkanals
und damit zu einer schlechteren Verwertung der Nahrung, wie
RtBKg an sich selbst erprobt hat.
Ranvier, Expdriences sur le mdcanisme histologique de la sdcrd-
tion des glandes granuleuses. Comptes reudas 1894. No. 4.
Verf. untersucht den Mechanismus der Sekretion bei Eiweifs-
drßsen an der Unterkieferdrüse von Mus decumanus. Die Präpara-
tion der Drüse ist infolge der Kleinheit der Objekte eine sehr
schwierige, auf der Drüse liegt die von Verf. sogenannte Glandula
retrolingualis auf. Die Methode, mittelst deren Verf. zu der Drüse
und deren Nerven gelangt, wird genau beschrieben, das Detail davon
196 Schöpf, Ausscheidung d. Chloride bei C&rcinomatösen. No. 11
aber eignet eich nicht zu einer Wiedergabe im Referat, es sei daher
auf das Original verwiesen. Nach der elektrischen Reizung, die
wenige Minuten bis mehrere Stunden dauert und während deren
die Reizstärke allmälig vermehrt wird, wird das Tier durch Deka-
pitation getötet und kleine Stöcke der Drösen (der gereizten und
ungereizten) werden 24 Stunden lang mit 1 pCt. Ueberosmiumsäure
behandelt. Die darnach angefertigten sehr feinen Schnitte müssen
zur Erhaltung des Details in Wasser untersucht werden.
In der ungereizten Drüse finden sich nur wenige Zellen, welche
Vacuolen enthalten und diese letzteren sind klein und wenig zahl-
reich. In der gereizten Drüse dagegen haben fast alle Zellen zahl-
reiche, grofse, oft ineinanderfliefsende Vacuolen.
Unter dem Einflüsse der elektrischen Reizung also tritt eine
sehr beträchtliche Vacuolenbildung ein, die mit der vom Verf. an
den Becherzellen der Hinterzungenmembran des Frosches beschrie-
benen verglichen werden kann. In den Vacuolen wird das Wasser
des Secretes gebildet, das bei seinem Austritte in den Ausführungs-
gang das von der Zellsubstanz hervorgebrachte Ferment mitreilst
R&witz.
A. Schöpf, Ueber die Ausscheidung der Chloride bei Carcinoma-
tösen im Verhältnis zur Aufnahme derselben. Deutsche raed. Wochen
sehr. 1893, No. 46, 47.
Verf. hat an 4 Carcinomkranken Bilanzversuche hinsichtlich des
Chlornatrium, zum Teil auch des Stickstoffs für längere Perioden
angestellt. Der Stickstoffgehalt der Nahrung wurde nach den da-
rüber vorliegenden Angaben berechnet, der Kochsalzgehalt der Nah-
rung zum Teil selbst bestimmt, zum Teil vorhandenen Angaben
entnommen. In den Darmentleerungen wurde der Chlornatriumge-
halt bestimmt, im Harn Chlornatrium und Harnstoff nach Pfi.Cokb,
welche Methode annähernd den Stickstoffgehalt ergiebt, ausgedrückt
als Harnstoff. In Fall I (Uteruscarcinom) wurden an 21 Tagen
222,113g Chlornatrium mit der Nahrung aufgenommen, dagegen
nur 143,911 g durch Harn und Fäces ausgeschieden, es fehlen also
78.212 g oder pro Tag 3.725 g. Die Harnstoffausscheidung betrug
im Ganzen 378.288 g, mit dem N der Nahrung berechnen sich da-
gegen 598.72 g, es fehlen also 220.38 g Harnstoff oder pro Tag
10.50g. (Warum Verf. diese Differenz mit dem Plus-Zeichen ver-
sieht, die Differenz beim Kochsalz dagegen mit dem Minus-Zeichen,
ist dem Ref. nicht klar geworden). Aehulich sind die Differenzen
für das Kochsalz im zweiten Fall — Uteruscarcinom; 8 Tage unter-
sucht — das Deficit an Kochsalz betrug hier 2.84 g pro Tag, der
Harnstoff ist nicht bestimmt. In einem dritten Fall — Magencar-
oinom — fand sich bei siebentägiger Untersuchung kein Deficit an
Kochsalz in der Ausscheidung, sondern noch ein kleines Plus ge-
genüber der Einnahme = 0,573 pro Tag. Ebenso war in einem
4. Fall (Mammacarcinom ; 15 Tage Untersuchung) von einer Zurück-
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No. 11. Qxbrikl, Ueber die Mineralstoffs der Knochen und Zähne. 197
hailung voo Kochsalz nichts zu bemerken. Oie Harnstoffausschei-
dung entsprach ungefähr dem mit der Nahrung zugeführten Stick-
stoff. Es geht daraus hervor, dass keineswegs in allen Fällen von
Carcinom die Kochsalzausscheiduog durch den Harn vermindert
ist, wie vielfach angenommen wird (es gebt aber weiter auch daraus
hervor, was Verf., soviel Ref. sehen kann, nicht betont, dass keines-
wegs, wie so vielfach angenommen wird, bei allen oder den meisten
Krebskranken eine typische Alteration des Stoffwechsels besteht,
dahingehend, dass der Krebskranke sich, wie der Fiebernde, unter
keinen Umständen mit der Nahrung in’s Stickstoffgleichgewicht setzen
kann; in ausgeprägter Weise zeigt diese Alteration kaum einer von
den untersuchten Fällen. Ja! in dem ersten Fall des Verf. mussten
nach Ausweis seiner Harnstoffzahlen, wobei allerdings der Stickstoff
der Fäces nicht berücksichtigt ist, im Lauf von ‘21 Tagen nicht
weniger als 3.5 Kilo Fleisch zum Ansatz gekommen sein. Das
wird nun freilich schwerlich der Fall gewesen sein; ein Teil des
Stickstoffs ist übrigens sicher in der Carcinomjauche zu suchen.
Ref.)
Als Ursache des Kochsalzdeficits ermittelte Verf. nun den Koch-
salzgehalt der Carcinomjauche, welcher in Fall I an einem Tage
bestimmt 1.15 pCt. betrug. Die Quantität des Ausflusses betrug in
24 Stunden nach mehrmaliger je 3 stündiger Aulsammlung berechnet,
320 ccm. Damit ist eine ausreichende Erklärung für das Kochsalz-
deficit gewonnen. K. Salkowski.
S. Gabriel, Chemische Untersuchungen über die Mineralstoffe der
Knochen und Zähne. Zeitscbr. f. pbysiol. Chcm. XVIII S. 257.
In seinen ausgedehnten Untersuchungen hat Verf. ausser dem
üblichen Glühverfahren noch eine neue Methode zur Entfernung
der organischen Materie benutzt: 10 — 15 g gepulverte u. getrocknete
Knochen werden im Kolben mit 75 ccm Glycerinkalilauge (3 g Ka-
liumhydroxyd auf 100 ccm Glycerin) ailmälig bis auf 200° erwärmt
und darauf 1 Stunde lang erhalten; die auf 150° erkaltete Lösung
wird in 500 ccm siedendes Wasser eingetragen, der Niederschlag
absitzen gelassen und mittels eines mit Leinwand überspannten
Hebers die überstehende Flüssigkeit abgezogen; der Rückstand mit
Wasser vollständig ausgewaschen und bei 100° getrocknet. — Aus
den Aschenanalysen der Knochen von Mensch, Rind, Gans, sowie der
Rinderzähne, bei denen noch der Schmelz und das Zahnbein beson-
ders bestimmt wurden, geht hervor, dass die Quantitäten der beiden
Hauptbestandteile Kalk u. Phosphorsäure nur unerheblichen Schwan-
kungen unterworfen sind (CaO 50.4 — 51.3, PjOä 36.7 — 38.9 pCt.),
welche denen der MgO (0.8 — 15) und der CO, (4 1 — 5.9 pCt. um-
gekehrt proportional sind, sodass sich sowohl die beiden Basen als
die beiden Säuren zu einer konstanten Grüfse ergänzen. Im Ge-
gensatz zu den übrigen Geweben enthalten die Knochen und Zähne
weit mehr Natron (0.8 — 1.2) als Kali 0.1 — 03 pCt). Chlor findet
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198
Arnold, Zor Akrorucgaliefrage.
No. 1 1
sich nur zu 0.01 —0.06 pCt., nur im Zahnschmelz zu 0.21 pCt. Das
Fluor muss ebenfalls als Minimalbestandteil bezeichnet werden;
seine Menge ist nach den sonst üblichen Methoden nicht bestimmbar,
weshalb Verf. eine vergleichende Aetzprobe ausgebildet hat (s. Orig ),
aus der hervorgeht, dass seine Menge in der Kegel nicht über
0.05 pCt. hinausgeht, und nur ausnahmsweise 0.1 pCt. erreicht. Die
Zahne sind nicht fluorreicher als die Knochen; ebensowenig enthalt
der Zahnschmelz mehr Fluor als das Zahnbein. Vom Wasser ent-
weicht ein Teil (2.2 — 3 pCt.) bei 300 — 350° und hat die Eigen-
schaften des Kristall wassers; der Rest von 1.1 — 1.4 pCt. kann erst
durch Glühen mit Kieselsäure ausgetrieben werden und hat die
Eigenschaften des Constitutionswassers. Das Knochenphosphat be-
sitzt basischen Charakter; es enthalt auf 15 Aeq. Saure 16 Aeq.
Basis und stellt wahrscheinlich eine lockere Verbindung eines neu-
tralen mit einem basischen Phosphat dar z. B. Ca, (PO<), -f- Ca5
HPjO,3 + aq., in welcher Verbindung 2 — 3 pCt. CaO durch MgO,
KjO, Na,0 und 4 — 6 pCt. Phosphorsäure durch C02, Fl, CI ver-
treten sind. Die Unterschiede zwischen Knochen und Zahnasche
sind nicht gröfser als die zwischen Knochenaschen verschiedener
Herkunft. Die Mineralstoffe des Schmelzes sowohl wie die des
Zahnbeins besitzen den allgemeinen Charakter der Knochenasche;
im Schmelz findet sich auffallend wenig (0.5 pCt.) MgO; ausserdem
enthalt der Schmelz 7 Mal so viel Ci als das Zahnbein (0.03 pCt.)
J. Munk.
J. Arnold, Weitere Beiträge zur Akromegaliefrage. Virchow’s Arch.
1893, Bd. 135, S. 1.
Ein bereits von Ebb klinisch verwerteter Fall von Akromegalie
(Frau Ruf) ist vom Verf. einer genauen pathologisch anatomischen
Untersuchung unterworfen worden. Neben der Volumenszunahme
des Gesichts, des Rumpfes und der Extremitäten stellte sich in der
letzten Zeit des Lebens eine rasch zunehmende Demenz ein. Nach
einer bald vorübergehenden rechtseitigen Facialislahmung trat ein
ca. 2 Monate anhaltender schlafähnlicher Zustand auf; später be-
stand amnestische Aphasie, und einen Tag vor dem Tode liefs sich
Paralyse des linken Arms und Beins konstatieren.
Die Sektion ergab eine leichte Verdickung der Epidermis,
stärkere des Corium und Unterhautgewebes, die auf einer bedeuten-
den Vermehrung des Bindegewebes beruht. Die Knochen zeigten
am 'ganzen Körper eine nur mäfsige Verdickung mit verhältniss-
mäfsig zahlreichen Exostosen. Die Muskeln zeigten sehr verschie-
denes Verhalten; während das Zwischenbindegewebe überall stark
vermehrt war, waren die Muskelfasern bald hyper voluminös mit
Vakuolen, bald normal breit, bald verschmälert mit starker Kern-
wucherung; an einzelnen Stellen bestand starker Zerfall der Muskel-
fasern mit hyaliner Degeneration der verdickten Scheiden.
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No. 11.
Arnold, Zur Akromegalisfrage.
199
Die peripheren Nerven zeigten Verdickung des Bindegewebes;
die Nervenbündel enthalten auffallend viel schmale Fasern, ohne
dass nennenswerte Degenerationen nachweisbar wären. Die Spinal-
ganglien enthalten auffallend viele, zum Teil hyalin degenerierte
Gefäfse.
Am Rückenmark ist die Pia mater verdickt, ihre Gefäfse zei-
gen hyaline Degeneration. In der Cauda equina zeigen sich dege-
nerirte Nervenfasern, auch im Sacral , Lenden und unteren Brust-
mark besteht geringe Degeneration der hinteren Wurzeln. Die
medianen Abschnitte der Hinterstränge vom Lenden- zum Hals-
mark sind leicht degenerirt; die linke Pyratnidenbahn zeigt abstei-
gende Degeneration, anschliefseud an einen Erweichungsheerd im
Praecuneus und der hinteren Centralwindung der rechten Hemis-
phäre. Auch im Corpus callosum und im linken Schläfenlappen
Erweichungsheerde.
Die Halsganglien des Sympathicus zeigen Bindegcwebszunahme
und Vacuolisierung der Ganglienzellen. Die Hypophysis ist stark
vergröfsert und drückt auf die leicht degenerierten Nn. optici. Der
Tumor ist ein Lymphadenom. Auch die Schilddrüse ist vergröfsert,
zeigt hyaline Degeneration der Gefäfse. Das Herz ist verdickt, die
Aorta erweitert mit atheromatösen Veränderungen. An den übrigen
Organen keine wesentlichen Veränderungen. Untersuchung auf
Bacterien negativ.
Verf. bespricht an der Hand dieses Falles die gesammte Sympto-
matologie der Akromegalie. Die konstanteste Knochenveränderung
ist die Verdickung des Periostes, verbunden mit der zu Sclerose
führenden subperiostalen und suprakorticalen , sowie enoetalen
Knochenneubildung. Eine genauere Untersuchung betreffs der Be-
teiligung der Weichteile und der Knochen an der Dickenzunahme
ergiebt ein wesentliches Ueberwiegen der Weichteile (Pachyacria
mollis). Die Aufstellung einer amyotrophischen Form der Akro-
megalie weist Verf. zurück, da die Muskel Veränderungen allen
Fällen zukommen.
Der ursächliche Zusammenhang zwischen Vergröfserung der
Hypophysis und Akromegalie ist nicht erwiesen; auch Schilddrüse
und Thymus lassen hier im Stich. Auch die Veränderungen im
Bereich des Nervensystems sind aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
als das Primäre aufzufassen Ist daher die Frage der Aetiologie
eine offene, so besteht das anatomische Wesen der Krankheit in der
vorwiegend die Enden betreffenden Verdickung der Weichteile und
Knochen. Dagegen fehlt in den typischen Fällen im Gegensatz
zum Riesenwuchs ein gesteigertes Längenwachstum der Knochen.
Die von Mabir aufgestellte Orteoarthrite hypertrophiante pneu-
monique ist scharf von der Akromegalie zu trennen, da sie nur
eine secundäre Erkrankung ist. Da dieselbe nach den verschie-
densten chron. Eiterungen, bei Syphilis, Tuberkulose etc. auftreten
kann, schlägt Verf. vor, die MaRiK’sche Bezeichnung fallen zu lassen
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200 Andres, Operation der Atresia ani etc. No. 1 1
und dafür den Begriff der secundären hyperplastischen Ostitis auf-
zustellen.
Zum Schluss bringt Verf. in mehreren Tabellen die ungemein
sorgfältig zusammengestellten Maase der einzelnen Glieder des oben
beschriebenen Falles im Vergleich mit den Normalmaasen. Dem
folgt eine genaue Zusammenstellung der seit 1890 publicirten Fälle
und ein umfassendes Litteraturverzeichniss. M. Rothmann.
K. Anders, Ueber das operative Verfahren bei congenitaler, analer
und rectaler Atresie sowie AusmQndungen des Rectum in das
Urogenitalsystem. Archiv f. klin. Chir. XLV. S. 489.
Verf. hat die Operationsstatistiken Ober vorliegende Deformität
von Cohung und C>upps durch eine neue 100 (darunter 21 eigene)
Fälle umfassende ergänzt und zwar beziehen sich die von ihm selbst
operirten 21 Fälle auf ein Material von ca. 213.000 Fällen inner-
halb 15 Jahren. Nach einer längeren historisch - kritischen Einlei-
tung, die bisher bei Missbildungen des Afters üblichen Eingriffe
betreffend, beschreibt Verf. das von ihm geübte Verfahren, dessen
Einzelheiten keineswegs von anderer Seite die erwünschte princi-
pielle Nachahmung gefunden haben. Dasselbe beginnt mit einem
von der Dammmitte bezw. Wurzel des Scrotum bis über die Steil's-
beinspitze ziehenden Medianschnitt. Resection des Steifsbeins nach
Vrrnküil fand Verf. nur io einem Ausnahmefall erforderlich, sie
lässt sich umgehen durch Zurückbiegen des Steifsbeins bei hinrei-
chend weit über dasselbe geführten Schnitt. Sich an die Kreuz-
beinhOldung haltend dringt man, bis mau auf die bläulich durch-
schimmernde Darmampulle stüfst, mit seichten Messerzügen vor,
selbst bis zur Perforation der Bauchhöhle. Der Darmblindsack wird
hierauf stumpf gelöst, doch ist ein zu sehr schouendes Verfahren
wegen der Gefahr der Spanuung eines nicht hinreichend gelösteu
Darms nicht am Platz. Änschlingen des Darmes mit Schlingen, Er-
fassen und Herabziehen mit Pincetten u. dgl. tu. ist wegen der
weiteren Gefahr vorzeitiger Eröffnung des Darms contraindicirt.
Zuweilen lässt sich letztere allerdings nicht meiden und kann dann
nach Esmabch mit Hilfe des Troicart’s erfolgen. Nach gehöriger
Reinigung des Operationsfeldes wird die Schleimhaut des Analblind-
sackes abpräparirt, und ist die Darmöffnung derart durch Nähte zu
fixiren, dass der Uebergang der Schleimhaut in die äussere Haut
etwas über dem Rand des Afters statt hat. Die Operation ohne
Chloroform stellt an die Kräfte des Neugeborenen keine zu grofse
Anforderung, selbst wenn man sich bei der Darmauslösung die
für ein gutes Gelingen unumgängliche Zeit lässt. Zu verwerfen ist
jedenfalls selbst beim Nahebeieinanderliegen von Afterblindsack und
Darmampulle das expeditive Verfahren der einfachen Durchtrennung
der Scheidewände wegen der leichten Möglichkeit späterer Ver-
engerung. Bei Atresia ani et recti kann wegen der selten fehlenden
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No. 11.
Anders, Operation der Atresia ani etc.
201
Verengerung des Beckens die Ablösung des Darmes grofse Schwie-
rigkeiten machen. Man soll dann aber nicht den Darm völlig vom
Kreuzbein lösen u. nach vorn verschieben, wie dieses TCnobl u. Pktit
gethan, sondern wenn nötig, wie es bereits Lkisbink und Verf.
selber einmal ausgeföhrt, »ach Shiomktp.r’s Rath das Bauch-
fell perforiren. Sollte es dennoch nicht gelingen, vom Damm her
das Darmende zu finden, so räth Verf. nach Macland durch Lapa-
rotomie unterhalb des Nabele das Darmende in der Bauchhöhle
aufzusuchen und der Dammwunde entgegeozufQhren. Erfolglos ist
freilich jedes Verfahren eine Afteröffnung zu formiren in den sel-
tenen F&llen von Verschluss eines höheren Darmabschnittes. Bei
anomaler Communication bildet die des Mastdarms mit der Scheide
die günstigsten Operationsbedingungen. Man kann hier das alte
von Rizzoli modificirte Verfahren Dirfkbnbach’s oder die einfache
Proctoplastik mit vorläufigem Ignoriren der Fistel vornehmen, doch
bieten alle späteren Eingriffe bei Atresia ani gröfsere Hindernisse
wegen der schon nach Ablauf des 1. Lebensjahres von Verf. ge-
fundenen stärkeren Unnacbgiebigkeit und Rigidität der betr. Teile.
Schlechtere Verhältnisse trifft man bei hoher Verbindung der Blase
mit Mastdarm: während aber frQher hier ausschliefslich ein Anus
praeter naturam angelegt wurde, soll man nach Verf. auch hier die
Proctoplastik machen und die abnorme Communication von vorn-
herein zu schiiefsen suchen. Die Proctoplastik ist unter den 100
von Verf. zusammengestellten Fällen im Ganzen 44 Mal verrichtet
(darunter 5 Mal in antiseptischer Zeit) mit 31 Heilungen, nämlich
6 Mal bei Atresia ani (f 2), 11 Mal bei Atresia recti (f 4), bei
Atresia ani ves. et urethr. 2 Mal (f 1), bei Atresia ani et recti
8 Mal (f 5) und bei Atresia ani vagin. 16 Mal (f 1). Gute Conti-
nenz ist in 13 Fällen erwähnt, 11 Fälle konnten weiter beobachtet
werden. Abgesehen von den 16 Fällen von Atresia ani vaginal,
haodelte es sich in 24 Fällen mit bezeichnetem Geschlecht 19 Mal
um Knaben und nur 3 Mal um Mädchen. Viel ungönstiger sind
die Ergebnisse der Colotomie. Diese bei Atresia recti 10 Mal
(8 Mal nach Litthe 2 Mal nach Callisbn) ausgeföhrte Operation
ergab hieer nur 5 Heilungen. Im Ganzen kamen auf die Colo-
tomien f 10; von 7 primär Colotomirten starben 5, von 14 secundär
Operirten 6, die LrrrRk’sche Operation hatte 8 Mal unter 18, die
Cu.usm’sche 2 Mal unter 3 Fällen letalen Ausgang. Sehr hoch
ist auch die Sterblichkeit der einfachen Incision, 17 Fälle mit f 9,
während Incision von der Fistel aus 5 Mal ohne Fistel gemacht
wurde. Es dürfte hier aber aus der Mortalitätsziffer ein nur reser-
virter Schluss (wegen des späteren Verhaltens) zu ziehen sein.
Endlich wurde in 4 Fällen die Punction mit f 2 ausgeführt, wäh-
rend 3 Fälle von Atresia vaginalis (mit + 1 nach anderen Krank-
heiten) ohoe Operation blieben. Insgesammt ergaben bei Verf. 100
Fälle eine Mortalität von 37 pCt. , bei Cdrlino eine solche von
47 pCt., bei Cbipps dagegen 50 pCt., doch müssen wir wegen der
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202 Suhmikdickk, Usber Basisfraoturen — Jknsbn, Ueber Pferdestaupe. No 11
Einzelheiten der vergleichenden Statistik äowie auf die Verschieden-
heiten der von Verf. selbst operirten 21 Fälle auf das Original ver-
weisen. P. Güterbock.
Schmiedicke, Zur Casuistik der Basisfracturen. Zeitschr. f. Ohren-
heilkunde XXIV. S. 296.
Verf. berichtet flber 2 Fälle von Fractur. bas. craoii durch
Aufschlagen des Kopfes beim Fallen. In dem ersten Falle, der zur
Heilung kam, fand man gelegentlich der, wegen Eiterung im Proc.
mast, nach intercurrenter Mittelohrentzündung, vorgenommenen Tre-
panation einen 3 cm langen, feinem Knochenspalt, welcher 1 cm
hinter dem knöchernen Teil des äusseren Gehörgangs und 1 %/4 cm
oberhalb an der Spitze des Proc. mast, beginnend nach oben und
etwas nach vorn verlief. Verf. nimmt an, dass sich diese äussere
Fissur auf die vordere obere Fläche der Pyramide fortgesetzt habe,
wodurch intracranielle Blutungen in der mittleren Schädelgrube
entstanden seien. Die während des Krankbeitsverlaufs vorhandene
Oculomotoriuslähmung, sowie die lange Unbesinnlichkeit liefse sich
durch diese Annahme erklären. Auch die schon in den ersten
Tagen aufgetretenen Schwindelanfällen könnten durch die Annahme
einer Läsion an der vorderen oberen Pyramidenfläche erklärt wer-
den und zwar durch ein Betroffensein des oberen Bogenganges.
Der 2. Fall, der mit Blutung aus dem rechten Ohr, Erbrechen,
Nystagmus, Taubheit rechts in das Lazareth kam, endete nach 5
Tagen durch Meningitis letal. Bei der Section zeigte sich an der
Aussen- und Innenfläche des Schläfenbeins ein Blutextravasat von
5-Markstück-Gröfse und eine Fissur, welche die Schuppe bis
zur Sutura squam. durchsetzte und zwar etwas vor dem Por. acust.
extern, senkrecht nach oben verlaufend. An der Basis und Ober-
fläche eitrige Entzündung der Du ra und Pia, anscheinend vom Por.
ac. intern, ausgehende vollständige Querfractur der Pyramide, welche
im Zusammenhang mit der erwähnten Fissur an der Schuppe stand.
Die durch die Fissur eröffnete Paukenhöhle enthielt Eiter. Bezüg-
lich des vom Verf. genau beschriebenen Verlaufs der Bruchlinie
muss auf das Orig, verwiesen werden. Schwabaob.
Jensen, Eine bisher nur wenig beachtete Infectionsweise der Pferde-
staupe. Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. 1893. XX. S. 47.
Während des Auftretens der Pferdestaupe in den Jahren 1890
bis 1892 machten in Dänemark mehrere Tierärzte die Beobachtung,
dass Hengste, die von dieser Krankheit befallen gewesen waren,
noch lange Zeit nach ihrer Genesung die Fähigkeit behielten, die-
selbe auf diejenigen Stuten zu übertragen, welche sie deckten. Zahl-
reiche Berichte über dieses Verhalten sammelte J. und teilt sie in
vorliegender Arbeit mit. Aus derselben geht hervor, dass Hengste
diese Fähigkeit bis zu zwei Jahren behalten können, ohne auch nur
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No. 11.
Aüfhbcht, Behandlung der Diarrhoe.
203
im geringsten sonst noch Spuren der (Verstandenen Krankheit an
sich zu haben. Auch beweisen die Beobachtungen, dass lediglich
der Deckakt, bezw. die SamenGbertragung die Infektion vermittelt,
und nicht etwa sonstiges Berühren oder eine gemeinsame Stallung.
Es ist wahrscheinlich, dass alle Hengste durch die Krankheit diese
Uebertragungsfähigkeit erhalten. Diejenigen Stuten werden am
heftigsten ergriffen, die kurze Zeit nach der Heilung des Hengstes
gedeckt werden; diese werden auch meist nicht trächtig.
In der Veterinärpathologie kommt ein ähnliches Verhalten nur
noch bei der Lungenseuche des Rindes vor; dasselbe unterscheidet
sich aber von dem bei der Pferdestaupe dadurch, dass bei der
Lungenseuche anatomische Veränderungen, Kranheitsherde Zurück-
bleiben, von welchen aus die Infektion erfolgt, was bei der Pferde-
staupe nicht der Fall ist. Sohenrlen.
Aufrecht, Die Behandlung der Diarrhoe bei Ruhr, Typhus und
Cholera. Therap. Monatsh. 1893, Juli.
A. wendet sich gegen die kritiklose Anwendung von Oleum
Ricini bei Ruhrdiarrhoe als ein ganz veraltetes Verfahren. Viel-
mehr giebt er seit Jahren und mit bestem Erfolge den Ruhrkranken
Morphium, und zwar, wenn sie Ober das jugendliche Alter hinaus
sind, 2 — 3 Mal am Tage 15 — 20 mg. Diese Therapie nebst einer
blanden Diät hatte zumeist die besten Erfolge. Ist das acute Sta-
dium der Ruhr abgelaufen, so kann man zweckmäßig Darmein-
giefsungen mit adstringirenden Medicamenten vornehmen. Als solche
empfehlen sich insbesondere Lösungen von 1.0 Liquor, ferri sesqui-
chlorati auf 1000 Wasser, oder solche von 1.0 Argent. nitr. auf
10000 Wasser. Die Diatrhoe beim Typhus muss, wenn dieselbe
sehr ausgedehnt ist und die Kranken schwächt, herabgemindert
werden. Dazu diente das Opium oder Morphium. A. giebt in
Fällen, in denen die Zahl der Stuhlgänge 5 — 6 in 24 Stunden Qber-
steigt 2 — 3 Mal am Tage je 3 ctg Opium, in schwereren Fällen
Morphium bis zu 1 ctg subcutan, eventuell mehrmals am Tage.
Unter dieser Behandlung wurden auffallend wenig Darmblutungen
und keine einzige Darmperforation gesehen, was sich durch die
Ruhigstellung des Darmes sehr wohl erklären lässt. — Auch bei
Diarrhoeen im Verlaufe der Cholera und der Cholerine ist die
Ruhigstellung des Darmes die Hauptaufgabe des Arztes. Ruhige
Bettlage, absolut blande Diät (Hafergrütze , Gries, Mehlsuppe, Rot-
wein) sind einzuschärfen. Bei starker und häufiger Diarrhoe Mor-
phium, mehrmals am Tage in Dosen von 10 — 15 mg. Morphium
ist hier dem Opium vorzuziehen. Kommt Erbrechen zur Diarrhoe,
so hat das Eingeben von Medicamenten keinen Zweck mehr. Man
giebt dann das Morphium subcutan in Dosen von 10 — 15 mg. 3 bis
4 Mal täglich. Durch eine solche Behandlung wird nicht allein
Brechen und Durchfall gemildert, sondern auch das bei Cholera so
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204
CAHBN-BaiCH, Trkitel, Spiegelschrift bei Kindern.
No. 11
unangenehme, ja oft unerträgliche Brennen in der Magengegend
sowie die Muskelkrämpfe beseitigt. Im Stadium algidum der Cho-
lera ist natürlich von der Morphiumtherapie vollkommen abzuseheo.
Hier beschränkt man sich auf exictirende Mittel, unter denen in
erster Linie Campherinjectionen zu nennen sind. Daneben denke
man au Salzwasserinfussionen (Canta.ni) und an die Enteroklyee mit
Gerbsäure. C. Rosentb&l.
1) Cahen-ßrach, Ueber das Vorkommen von Spiegelschrift, be-
sonders im Kindesalter. Deutsches Arcb. f. klin. Med. Bd. 51, S. 141.
2) L. Treitel, Ueber das Schreiben mit der linken Hand und
Schreibstörungen, besonders auf Grund von Schuluntersuchungen.
Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. IV. p. 277.
1) Nach BucHWALn u. Aulkr liefern die meisten Menschen, wenn
man sie auffordert, mit der linken Hand zu schreiben, Spiegelschrift.
Durch Anspannung der Aufmerksamkeit lässt sich aber dieser Hang
zur Spiegelschrift bei den dazu disponirten Oberwinden. — Dem-
gegenüber behauptet Soltmann, der seine Untersuchungen bei Kin-
dern anstellte, dass die meisten derselben mit der linken Hand
richtig, d. h. von links nach rechts schreiben, und dass bei den
wenigen Kindern, welche Spiegelschrift lieferten, sich ausnahmslos
noch psychoneurotische Symptome nachweisen lielsen. — Um den
Widerspruch ir diesen Angaben aufzuklären, liefs Verf. alle Kinder
einer gröfseren Schule Probeschriften mit der linken Hand schreiben.
Er kommt zu dem Ergebniss, dass die Spiegelschrift in einer ge-
wissen Entwicklungsperiode, deren Ende etwa in das 10. Lebensjahr
fällt, nichts Ungewöhnliches ist, und dass ihr deshalb für diesen
Zeitraum bei Abwesenheit sonstiger Störungen kein pathologisches
luteresse zukommt. Erst jenseits desj ersten Decenniums gewinnt
das Auftreten der Spiegelschrift, zumal in der zwangsmäfsigen Form
(d. h. wenn das Kind auch durch Aufmerksamkeit die Neigung zur
Spiegelschrift nicht Ober winden kann), ernstere Bedeutung. Denn
bei älteren Kindern ebenso wie bei Erwachsenen wird die Spiegel-
schrift häufig als Aeufserung geistigen Mindermaases oder als ein
Teil einer nervösen Symptomengruppe (Hysterie, Chorea, Epilepsie
etc.) angetroffen, und ihr Vorkommen schliefst daher unter den an-
gegebenen Umständen, die Aufforderung io sich, auf weitere Er-
scheinungen krankhafter Art zu fahnden. Stadthagon.
2) Verf. untersuchte die Handschrift von 142 Knaben und 98
Mädchen in Berliner Gemeindeschulen, ausserdem von 59 Taub-
stummen, von 8 rechtsseitig Gelähmten und endlich von mehreren
nervösen Kindern. Der Name und Ziffern wurden mit der rechten
und linken Hand niedergeschrieben. Ueber Begabung etc. der
Schüler wurde die Auskunft der Lehrer eingeholt. 10.6 pCt. der
Knaben und 33.7 der Mädchen schrieben Spiegelschrift, gröfser war
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No. 1 1. Roüokt. — Rtwosch u. Bkroorün. — Döms. — Schlokpbr. 205
der Procentsatz bei den Taubstummen, von den „Nervösen“ schrieb
nur 1 Kind Spiegelschrift.
Verf. bezweifelt, insbesondere da keines von den Schulkindern
etwas Pathologisches dnrbot, ob Soltmann mit Recht der Spiegel-
schrift den Wert eines wichtigen Symptoms einer bestehenden Neu-
rose beilegt, er siebt überhaupt in dem Mangel an Aufmerksamkeit
die Ursache für das Zustandekommen der Spiegelschrift. Von Be-
sonderheit der linkshändigen Schrift nennt Verf. die Ataxie, die
Steilheit der Buchstaben, die Zitterschrift Der Arbeit ist eine Tafel
mit Schriftproben beigegeben. M. Brasch.
Bonget , Sur la Terminaison des nerfs moteurs des muscles stri^s
chez les Batraciens. Comptes rendus. 1893. No 23.
Verf. nimmt roin lebenden. aber stark curarisierten Tiere Muskeln und behan-
delt dieseleiben «ährend 20 bis 80 Minuten mit einer Losung von 0 05 g Methylen-
blau in ICO ccm physiologischer (0.6 pCt.) Kochsalzlösung. Er findet darnach, dass
die Zunahme des Durchmessers der Endverzweigungen des Axencylinders, die manch-
mal das Vierfache des ursprünglichen Durchmessers betrigt, von einer ganz speciellen
Lagerongsweise der Faser nicht aber rnn deren Dickenzunahme abbängt. Die Faser
ist durchaus nicht gerade, «ie dies an den gewöhnlichen Fignren zu sehen ist, son-
dern zickxackförmig eingebogen oder in mehreren Touren eingerollt, im letzteren Falle
einen transversalen Bogen ohne freie Endigung bildend. Ranfts.
I). Kywosch und E. Berggrün, Ueber das Verhalten des leukä-
mischen Blutes bei Einleitung von Kohlensäure. Wiener med. Wochen-
schrift 1 893, No. 50.
Das leukämische Blut gerinnt wesentlich langsamer als das normale, eine That-
sacbe, die Fbsuhd durch das im Blut auweseude Pepton zu erklären sucht. Die Verff.
•ermocbten nun durch Einleitung ron CO,, das tonst die Gerinnung verzögert, bei
Leukämikern eine wesentliche Beschleunigung derselben so erzielen. Auch die Menge
des Fibrins zeigte deutliche Vermehrung; doch mag dies teilweise der größeren Zahl
der mit zu Boden gerissenen Leukocyteu zuzuschreiben sein. m. Rothmann.
Düms, Blasenstein und Tripper. Casuistische Mitteilung. Deutsche
militärärztl. Zeilschr. 1893, S. 18.
In dem ersten Falle wurde die Bildung des 4, 2.5 und 1.5 cm messenden, 18 g
schweren, aus einem Oxalat • Kern mit Pbosphatrinde bestehenden Steines bei dem
27 jähr. Pat. auf einen vor 7 Jahren überstandenen gonorrhoischen Blasenkatarrh be-
logen. Bei dem zweiten 24 jähr. Pat. hatte der längliche, 2 u l cm messende, 3 g
schwere ans Harnsäurekern mit Pbosphatrinde bestehende , präprostatiscb gelagerte
Stein zu einem DrethralausSuss Anlass gegeben. Io beiden Fällen erfolgreiche Sect.
perio. mediana, im ersten Falle mit stumpfer instrumeoteller Erweiterung combiuirt,
P. Uftttrbock.
Sehloeper, Ueber Quecksilberoxycyanitl. Bericht über die 23. Vers. d.
ophihalm. Oes. Heidelberg 1893, p. 94.
Sch. hat eine Reibe von vergleichenden Versuchen mit Quecksilbercyanid und
Sublimat in Bezug auf ihre antiseptischen Eigenschaften gemacht. Er giebt dem en-
teren wesentlich den Vorzug, da et sehr wenig local reizt; es kann in 4 Mal stärkerer
Lösung angewandt werden, es coaguiirt Eiweifs fast gar nicht und ist ein sehr ge-
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206
Jabnickk. — Nbwcomb. — Dr Mab. — Soüpaült.
No. 11
ringen Zellgift, ausserdem greift es die Instrumente nur unbedeutend an. Bei acutem
Bindehautkatarrb pinselt er eine 2proc. Lösung ein, vorzügliche Wirkung erhielt er
durch Ausspülung det ThrSnensackes mit ein 1 proc. Lösung bei chroniacher Dacryo-
cyetitis und Dacryocystiblenorrhoe , dreimalige gründliche Ausspritzungen beseitigen
dauernd jede Secretion. Horstraann.
Jaenicke, Zur therapeutischen Bedeutung des Natrium (tetra) bori-
cum neutrale. Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1893, No. 11, 12.
J. rühmt nur* Neue das schon im Jahre 1891 von ihm gegen die verschiedenen
Formen der chronischen Otorrhoe empfohlene Natr. bor. neutrale in übersättigter Lö-
suog (50— 60 pCt.). Nach seinen Erfahrungen iibertrifTt dasselbe bei einfachen und
mit Polypen oder Granulationen complicirten Mittelobreiterungen, sowie bei Eiterung
des Gehörganges die bisher üblichen Mittel durch seine ausserordentlich schnelle und
sichere Heilwirkung; bei genügend langer Behandlungsdauer könne es auch oberfläch-
liche Caries zur Abheilung bringen; dagegen versage es in der Kegel bei tiefgehender
Schläfenbeincaries, sowie bei Eiterung aus den wenig oder gar nicht zugtoglicben
Nebenhöhlen der Pauke. 8ch»»b*ch.
J. Newcomb, The occurrence of hetnorrhage after Operation for
the removal of the adenoid tissue. The Amer. Journ. of Med. Soienc.
1893, Nov.
Zu den nach der Entfernung der adenoiden Vegetationen möglichen Komplica-
tionen Bronchitis, Infection, Mittelohrentzündung gehören auch die primären und se-
cundSren Blutungen. Verf. teilt einen solchen Fall bei einem 3’/, jährigen Kind mit,
das durch Verbluten zu Grande giog, da Hilfe zu spät nachgesucht wurde. Tampo-
nade würde das Kind gerettet haben. Der hauptsächlichste Grund der Hämorrhagie
bei Nichtblutern ist wohl der, dass je tiefer wir von der Oberfläche der lymphoideo
Masse geben, desto gefäfsreicher die Teile werden. Das angewandte Instrument
scheint keinen Einfluss auszuüben. w. Lubllnski.
De Mau, Ueber die Einwirkung von hohen Temperaturen auf
Tuberkelbacillen. Archiv f. Hygiene 1893, XVIII. S. 133.
Nach einer eingebenden Würdigung der bisher über die Tötung von Tuberkel-
bacillen veröffentlichten Abhandlungen beschreibt M. seine Methode, die sich nicht
wesentlich von der anderer unterscheidet; er schloss die tuberkelbacillenhaltige Flüssig-
keit in Lympbröhrcben ein, tauchte sie dann eine bestimmte Zeit lang in Wasser von
bestimmter Temperatur und impfte dann den Inhalt intraperitoneal auf Meerschwein-
chen. Er verwendete keine Reinkulturen von Tuberkelbacillen, sondern den Saft tuber-
kulöser Euter, oder tuberkulöses Sputum oder pleurale Perlknolen, die zerstofsen oder
aufgeschwemmt wurden.
Eine Temperatur von 50“ C batte keine Einwirkung auf die Tuberkelbacillen.
55“ schwächten bei ßstündiger Einwirkung die Bacillen so ab, dass die Impftiere keine
Miliartuberkulose sondern nur noch leichte Lungentuberkulose bekommen; nach 4
Stunden waren die Bacillen getötet. Bei 60 “wurden sie vernichtet nach einer Stunde,
bei 65* nach 15 Min , bei 70“ nach 10, bei 80“ nach 5, bei 90“ nach 2 und bei
95" nach einer Minute.
Da beim Pasteurisiren die Milcb nur ganz kurze Zeit auf 70—80* erhitzt wird,
hält M. für die Zwecke der Kinderernährung den Gebrauch gekochter Milch allein
für rationell. 8eh<Mirlcn.
M. Soupault, Un cas il’ictere infectieux ü rechute. Archiv gen. de
med. 1893, S. 227.
Verf giebt die ausführliche Krankengeschichte eines lSjäbrigen, an infectiösem
Icterus erkrankten Mannes, bei dem in der Keeonvalesceuz plötzlich Fieber wieder
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No. 11.
SlKGERT. ■ — LORANCHET. — CoLKLLA.
207
auftrat and zwar mit geringen Morgen- und hohen Abendtemperaturen : nach 5 Tagen
lief» die« Fieber nach und Pat. wurde wiederbergestellt. — Eine Erklärung für der-
artige, icbon häufig beobachtete und beichriebene Recidire bei WiiL'echer Krankheit
ist bisher nicht gefunden worden Während einzelne Autoren auf die Aehnlichkeit
mit Typhasrecidiven hinweisen, glauben andere, dass es sich hierbei um eine ganz
besondere Art von infeetiSsem Icterus bandelt; einzelne wollten selbst diese Krankheit
mit Recurrens indentificiren. Verf. glaubt, dass es sich in diesen FAllen nicht um
eine besondere Species ron Writ/scher Krankheit bandelt, sondern das Fieber dadurch
nieder angefacht werde, dass die Leberzellen noch nicht zur Norm zurückgekehrt sind
ned ihre Functionen nur in geringem Maa<e erfüllen Die bacteriologische Unter-
suchung des Blutes ergab die Anwesenheit ron Stapbylococcus albus, der aber auch
in Fallen ohne Recidir gefunden wird. K. Kronthal.
F. Siegert, Zur Aetiologie de« primären Carcinoma der Gallen-
blase. Vircbow’s Areh. Bd. 132, 11. 2. S. 353.
Die Frage, ob der Krebs der Gallenblase die Ursache oder im Gegenteil die Folge
der so häufig gleichzeitig beobachteten Cbolelithiasis ist, schwebt noch heutzutage.
S. hat zur Klärung dieser Frage 7 Fälle ron primärem Carcinom der Gallenblase
untersneht, sowie 2 roo diesen selbst secirt ln allen Fällen enthielt die Gallenblase
Steine Es fragt sieb nnn: 1) In wie viel Fällen ron primärem Gallenblssenkrebs
finden sich Gallensteine'.' 2) Wie rerhalten sich in dieser Beziebuug die secundären,
metastatischen Gallenblasenkrebse.’
ad 1) Unter 99 Fällen (14 männliche, 83 weibliche Personen betreffend, in 2
Fällen fehlt die diesbezügliche Angabe) finden sich 94 Mal Gallensteine, nur 3 Mal
fehlen dieselben; und 2 Mal lässt sich über ihr Vorhandensein nichts Sicheres nach-
weisen.
ad 2) In 13 Fälleo (10 Mäuoer, 3 Weiber) finden sieb 2 Mal Gallensteine,
11 Msl fehlen dieselben Es ergiebt sich daraus wohl mit Sicherheit, dass
1) Gallensteine sich beim primären Krebs der Gallenblase fast ausnahmslos finden,
beim seenndäreo dagegen nur ausnahmsweise,
2) jedenfalls eine der Ursachen des Gallenblasenkrebses die Gallensteine sind,
sicher nicht die Folge desselben. C. Roienthal.
Loranchet, Note «ur un cas de gastrorrhagie chez un nouveau-nö
au premier jour de la nais«ar>ce. Qaz. hebd. 1893, No. 37.
Ein Neugeborenes, welches nach der Geburt normal erschien, erkrankte am Ende
des I. Tages an Blutungen aus der Magen-Darmschleimhaut Da keine anderen Ur-
sachen der Melaena nachweisbar waren, so glaubte Verf. eine zu starke Abkühlung
der Hsnttemperatur des Kindes durch ungenügende Erwärmung des Zimmers und
mangelhafte Bekleidung für den Zustand des Kindes verantwortlich machen tu können.
Bei geeigneten therapeutischen Maßnahmen horten die Blutabgänge nach einigen
Stunden wieder auf und das Kind genas. stadthigvn.
M. R. ColellA, Sur le« alterations histologiques de l’öcorce c^rd-
brale (Jans quelques maladies mentales. Comptes Kendus 1893, No. 8.
C. untersuchte nach der GoLoi'schen Methode drei Gehirne (einen Fall roo pro-
gressiver Paralyse bei einem Syphilitischen, einen von Dementia paralytica bei einem
Alcoholisten und einen von «Icohol. Psychose). Im ersten Fall waren hauptsächlich
reräodert: die Blutgefäfse, die Neurogliatellen und die ProtoplasmafnrtsäUe der
Ganglienzellen; im zweiten Fall hauptsächlich die Nervenfortsätze der Ganglienzellen
und im dritten Fall die Ganglienzellen und ihre Nervenfortsätze. Die Verschiedenheit
in dem Zustande der Protopltsmafortsätze und der Nervenfortsätze der Zellen, sowie
die anderen Befunde denten darauf bin, dass die ProtoplasmafortsSlze enge Beziehungen
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208
Mourak. — Grabf». — Tkmprlmanx.
No. 11
zu den Neurogliazellen und zu den Gefäfsen haben und eine grofse Rolle bei der Er-
nährung des Nervengewebes spielen. s. Keuscher.
H. Mourak, Ueber Nucleininjectionen bei Lupus. (Aus der deriuat.
Klinik des Prof. Jarovskt in Prag. Wiener med. Wochenscbr. 1893,
No. 35, 36.
Nachdem schon früher bei innerer Verabreichung eine pyrogene Wirkung des Nu-
clein constatirt worden war, verwandte Verf. das Mittel io einer LSsung, welche in
1 ccm 5 mg desselben enthielt, au subeutanen Injectionen bei 10 Kranken, von denen
9 an Lupus, einer an einem zerfallenden Gumma des Unterschenkels litten. Es wnrde
mit 2.5 mg angefangen und die Dosis langsam bis auf höchstens 60 mg erhöht. Meist
stellte sich mehrere Stunden nach der Injection eine, bisweilen von Kopfschmerzen
und allgemeiner Abgeschlagenheit begleitete Steigerung der Körpertemperatur auf 88
bis 39 ' ein. Dabei war regelmülsig eine deutliche Leukocytose des Blutes und nach
Ablauf des Fiebers eine Vermehrung der eosinophilen Leucocyten zu constatireo. Eine
in ROthung, Schwellung und leichter Schmerzhaftigkeit bestehende locale Reaction an
den kranken Partieen und ihrer Umgebung zeigte sich, allerdings io sehr verschiedener
Intensität, in allen Fällen. Therapeutisch wurde zwar Besserung, aber keine Heilung
beobachtet. B. Mäher.
M. Graefe, Bemerkungen Ober Laparotomie bei Ruptur tubarer
Fruchtsäcke während der ersten Schwangerschaftsmonate. Münchner
med. Wochenscbr. 1893, No. 23.
Verf. berichtet über einen Fall von Extrauteringravidität, den er oacb eingetre-
tener innerer Blutung aus dem geborstenen extrauterinen Fruchtlacke laparotomiert
hatte Da die Blutoog aus dem Douglas trotz längerer Schwammtamponade nicht
zum Stehen kam, hatte Verfasser Tamponade des Douglas mit Jodoformgaze,
deren Ende aus dem unteren Wundwiokel herausgeleitet wurde, angewandt. Die Drai-
nage versagte jedoch schon nach 30 Stunden. Es entwickelte sich dann ein retro-
uterines Essudat, das, nach Entfernung der Tamponade von der Scheide aus iocidiert
und drainiert wurde. Pat. erholte sich jetzt schnell und wurde nach 4 Wochen ge-
heilt entlassen Verf. glaubt, dass es sich in diesem Falle, da an keiner Stelle des
Eileiters eine Rissstelle zu finden war, um einen Tubenabort gehandelt habe. — Im
Anschluss an diesen Fall befürwortet Verf. dann, sofort zu laparotomiereu, wenn es
nach Ruptur eines extrauterinen Fruchtsackes zur Hämatoceleobildung gekommen ist
und nicht erst die Patientin der Gefahr einer erneuten iuneren Blutung auszusetzen.
A. Martin.
Ch. Tempelmann, Strangulation and hanging. Edinburgh medical
journal 1893. S. 207.
Unter den 81 Fällen des Verf.'s beben wir hervor einen Mord durch Erdrosseln.
F.s fand sich eine circuläre, grofse Strangmarke, von der am linken Kieferwinkel ein
kleiner Streifen nach unten und aussen zog; im rechten Platysma fand sich ein erheb-
licher Blutaustritt; einen Fall von Selbstmord durch Erdrosseln ähnlich dem bekannten
HoLLiitoEs'schen Fall, ohne Spuren von Verletzungen am Halse ausser der Strang-
marke; vier zufällige Strangulationen, zwei bei Kindern, zwei bei Betrunkenen; eine
Hinrichtung durch Erhängen mit Blutungen im Unterhaotgewebe. Muskelzerreifsungen,
mehrfachem Bruch des Epistropheus, des 8. Halswirbels, Diastase beider ond Zerreifsung
der Ligamente, des Rückenmarkes und seiner Häute. Unter den erhängten Selbst-
mSrdern fanden sich Fälle von sitzender, knieender und liegender Stellung —
Livor und Salivation wurde durchweg nicht beobachtet. Fr. Strasamann.
Druckfehler; No. 10, S. 192, II. Zeile von unten statt peretesa, lies „proteia.*
Kinsendumren für du Centralblau werden an die Adresse des Urn. Prof. Dr. M. Bernhardt ( Berlin w
Franse siaohs Straiae 21' oder an die Varlagahnndlnng (Berlin NW., 68. Unter den Lindes) erbeten.
Verlag ton Aagusl Hlrsehwald In Berlin. — Druck von L. Sehumachar in Berlin,
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/
WoefccQtlieb «r*choinen
1—3 Bogen; ix Sehlus»«
de» Jahrgang» Titel , Na*
t»«o- and Sachregister.
ffir die
Preis des Jahrgänge»
30 Hark; tu betieheo
durch alle Kuciihandlun-
gen und Postaostaltea.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskt,
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *4. imftr*. No. 12.
Inhalt : üooibl, Nervenendigungen io der Tbrlnendrüae. — Jacob», Unter-
»uchongen aber den Krafuion. — Zusiz, Neubildung von Kohlehydraten beim
Hnugertier. — Aboutinset, Zusammensetzung des Rindfleische». — Go'.uacaai-
oia und Jacob, Weitere Mitteilungen aber die Leukocyten Frage. — Sbobmakkh,
-Kille »on Pylephlebitis. — Moos, Abnormer Verlauf d. Warzeofortsatz-Erkraokung. —
Scbbcblbb, Ueber Saprol und Saprolirung der Desinfectionsmittel. — Gerhahdt,
Deber ioterlobtre Pleuritis. — Rbmae, Ueber die EntartuDgsreactioo. — Dinkleh,
Qoeckailberkur bei Tabes dorsalit. — Bbbgh, IncubatioDsdauer der Syphilis. — Cabs,
Ivakcb, Ueber die puerperale Iufectiou. — St bei idiii bo , Maifobi, Ueber das
Karmin.
Lbmuohsbe, Die Gescbmaeksnerren der Kanincheozunge. — Exbeb, Ueber
I.äbonng und Dehnbarkeit der Haroblase. — Niem ahn, Quantität der fluchtigen
Scbvefelverbiudungea in den Faeces. — Kann, Die Fleischmast des Menscbeu. —
Oistbsich, Ueber die Fragraeutatio myocardii. — Bavbb, Zur Aetiologie des Pes
caleaneus. — K obtebitsch, Fall von Scleritis — Sciimiboblow, Chirurgische
Behandlung der Mittelohreiterung. — Hastfblik, Untersuchung von Fleiscbkoo-
serveo. — SchObwermi, Infection mit Hühnercbolerabacillen. — Cabitisi, Scie-
rodermie im Kindesalter. — Bublaüd, Ipecacuanba bei Häniatemesis. — Grube,
Der Pateilarraflex bei Diabetes. — Jessnbr, System der Hautkrankheiten.
A. S. Dogiel, Die Nervenendigungen in der Thränendröse der
Säugetiere. Archiv f. mikr. Anat. Bd. 42, H. 4.
Die Thränendiöse des Kaninchens und Meerschweinchens, welche
als ein ziemlich flaches, mehr oder weniger in die Länge ausge-
zogenes Organ sich darstellt, bildete das Untersuohungsobject des
Verf.’s und die Methode, deren er sich bediente, war die nachstehend
geschilderte Behandlung des betr. Organes mit Methylenblau. Die
vom eben getöteten um! ausgebluteten Tiere entnommene Thränen-
dröse wurde auf dem Ohjectträger ausgebreitet, mit einigen Tropfen
einer */l# — */i« pCt. Methylenblaulösung begossen und mit einer
Mischung von gesättigter, wässriger Lösung von pikrinsaurem Am-
moniak und 1 pCt, Osmiumsäure fixiert. Die Resultate, zu denen
XXXII. Jahrgang. u
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210
Jacobj. Untersuchungen über den Kraftsinn.
No. 12
Verf. gelangt sind die folgenden: In die Thränendrüse treten fast
nur marklose Fasern ein, die Blutgefäfse und Ausführungsgänge
umspinnen und sich mit diesen Gebilden oder ohne dieselben in die
Drüsenläppchen einsenken. In letzteren bilden sie zunächst ein auf
der Membrana propria aufliegendes Geflecht, von welchem aus feine
Fäden unter Durchbohrung der Membran zu den Drüsenzellen sieb
begeben, um an deren Basen ein Netz, das vom Verf. sogenannte
Ue be rzel 1 en ne tz, herzustellen. Letzteres sendet äusserst feine
Fädchen aus, die unter vielfacher Teilung zwischen den Zellen ver-
laufen und hier das Interzellennetz bdden.
Anscheinend frei endigende Fädchen beider Netze deuten stets
auf eine unvollkommene Färbung hin.
(Anmerkung des Re f. Wiederholt spricht Verf. in der referierten
Abhandlung von Drüsenalveolen. Ref. muss dies für eine ungenaue,
ja falsche Bezeichnung erklären. Nach der allein richtigen Drüsen-
terminologie von Fi.kmmi.no (Arch. f. Anat. von His u. Bhaunk, 1888),
welche Ref. in seinem Grundriss der Histologie, Berlin 1894 accep-
tiert hat, gehört die Thränendrüse zu den zusammengesetzten,
lobären, tubulösen Drüsen, während von einer Alveolenbildung
in diesem Organe gar nicht geredet werden kann. Es sollten daher
die einzelnen Forscher bestrebt sein, in ihren Abhandlungen sich
der richtigen Fi.KMMiMi’schen Bezeichnung zu bedienen, um wenig-
stens auf einem Gebiete anatomischer Arbeit eine gleichmäfsige
Sprache herbeizuführen). Rawitz.
C, Jacobj, Untersuchungen über den Kraftsinn. Arcb. f. exp. Path.
u. Pharmak. XXXII. S. 49 — 100.
Verf. hatte sich die Aufgabe gestellt, die Beeinflussung des
Kraftsinnes, d. h. der Fähigkeit, Gewichte durch Hebung
derselben oder Widerstände durch Ueberwinden der-
selben ihrer Gröl'se nach zu unterscheiden, durch pharma-
kologische Agentien zu untersuchen, überzeugte sich aber, dass die
bisher verwendeten Methoden zur Untersuchung dieses Sinnes zum
Nachweis geringerer Veränderungen desselben nicht ausreichen und
keine einheitlichen Ergebnisse liefern. Es war daher die nächste
Aufgabe, einen Apparat zur Untersuchung dieses Sinnes zu con-
struiren.
Der von Verf. hergestellte Apparat, Kraftwage genannt, ge-
stattet, Gewichte von verschiedenster Gröfse und von beliebiger
Gewichtsdifferenz ohne Veränderung der Stellung irgend eines
Körperteiles ausser dem des hebenden Unterarms bei sehr herab
gesetztem Einfluss der Druck- oder Tastempfindung in kurzen
Zwischenräumen hinter einander heben zu lassen. Seine Beschrei-
bung ist im Original nachzulesen. Da es ferner im Verlauf der
Untersuchungen wünschenswert erschien, den Einfluss der Tastem-
pfindung der Haut, sowie den der Gelenke auf die Wahrnehmung
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No. 12. Zumz, Neubildung von Kohlehydraten beim Huogertier. 21 1
von Druckunterschieden auszuschahen, so wurde der Apparat noch
in der Weise modificirt, dass in einer Versuchsreihe die Gewichte
mittels des Unterkiefers, in einer andern mit Hilfe der Zunge ge-
hoben werden konnten.
Endlich war die Einrichtung getroffen, dass die „Latenzzeit“
der Hebung genau gemessen werden konnte, d. i. die Zeit, welche
vergeht zwischen der gewollten Hebung und dem wirklichen Ab-
heben des Gewichtes, da sich gezeigt hatte, dass beim Zustande-
kommen des Urteils Ober die Gröfse des gehobenen Gewichtes die
Wahrnehmung des Bewegungseintritts eine herrvorragende Rolle
spielt.
Das Ergebniss der Versuche ist in folgenden Sätzen zusam-
mengefasst:
„Wenn alle bei den Hebungen in Frage kommenden Wider-
stände berücksichtigt werden, so verhält sich der eben erkennbare
Zuwachs zu den Ausgangsgewichten constant wie 1:20, mag das
Ausgangsgewicht auch verschieden grofs sein, und mögen die He-
bungen mit dem Arm oder dem Kiefer ausgeführt werden.“
„Der Kraftsinn, d. h. das Unterscheidungsvermögen für die
Gröfse gehobener Gewichte hängt nicht ab von dem Tast- oder
Drucksinn der Haut, auch nicht von einer von den Sehnen
oder Muskeln aus vermittelten Empfindung ihres Span-
nung szustandes der Art, dass wir die den verschiedenen gehobenen
Gewichten entsprechenden verschiedenen Spannungszustände der
Muskeln und Sehnen als solche empfinden und quantitativ unter-
scheiden, sondern es kommt zu Stande auf Grund einer Ver-
gleichung der Gröfse der aufgewendeten Innervations-
kraft mit der Dauer der Latenzzeit, d. h. der Zeit, welche
zwischen der gewollten Hebung und dem wirklichen Eintritt der
Bewegung verstreicht“.
„Die Gröfse der Latenzzeit des Bewegungseintrittes ist abhängig
von der Gröfse der bei der Hebung des Gewichtes zur Anwendung
gebrachten Innervationskraft, bei gleicher Innervationskraft aber
proportional der Gröfse des gehobenen Gewichtes, so dass einer
bestimmten Latenzzeit bei einem gegebenen Gewicht auch eine be-
stimmte Innervationskraft entspricht“ und sich dieselbe nach einer
Formel berechnen d. h. mit einer bestimmten Innervationskraft ver-
gleichen lässt. Hürthle.
N. Zuntz, Ueber die Neubildung von Kohlehydraten im hungern-
den Organismus. Archiv f. Anat. und Physiol. Physiol. Abtheil. 1893,
S. 378.
Die Versuche sind von Verf. in Gemeinschaft mit Vooklius an
Kaninchen angestellt. Um den Darmkanal von in ihm enthaltenen
Kohlehydraten zu befreien, erhielten die Tiere wenigstens 2 Tage
laog nur Milch und hungerten 21 Stunden. Durch mehrstündigen
14 •
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212
Aboütiuskv, Zusammensetzung des Rindfleisches.
No. 12
Strychnintetanus wurden nun die Tiere glycogenfrei gemacht. Bei
solchen Tieren, die zur Controile getötet wurden, fand sich in der
Leber 5 Mal gar kein Glycogen, 4 Mal wägbare Spuren, im Maxi-
mum 0.031 resp. 0.06 pCt. des Lebergewichts. Im übrigen Körper
mit Ausschluss der Eingeweide wurde immer etwas Glycogen ge-
funden, im Minimum 0,04 g im Maximum 0.21 g= 0.004 pCt.
bezw. 0.020 pCt. Die weiter zu beobachtenden Tiere erhielten
nach Beendigung der Krämpfe eine schlafmachende Dosis Chloral-
hydrat oder Urethan subcutan eingespritzt, welche erneuert wurde,
sobald die Tiere erwacht waren. Nach 48 — 74 Stunden wurden
die Tiere getötet: Leber und die übrigen Organe enthielten nicht
unerheblich Quantitäten Glycogen, es war ausserdem Urochloral-
säure, in welcher noch ein Kohlehydrat steckt, durch den Harn ent-
leert. So wurde in einem Fall gefunden: Glycogen in der Leber
0,401 g, im übrigen Körper 1.345 g, ausserdem Urochloralsäure ent-
leert 1.795. Da sonst der Körper des hungernden Tieres frei ist
von Glycogen, so muss man annehmen, dass das Glycogen welches
sich bei diesen Tieren bildet, durch die Muskelaction verbraucht
wird, während es zur Aufspeicherung gelangt, wenn die Muskel-
action durch Narcotica aufgehoben ist. Die Quantität der neugebil-
deten Kohlehydrate erscheint noch gröfser, wenn man den schlafen-
den Tieren Phloridzin (0.1g pro Kilo Tier) subcutan injicirt, wobei
sie Zucker im Harn ausscheiden. E. Salkowski.
P. Argutiusky, lieber die elementare Zusammensetzung des Ochsen-
fleisches. POüger’s Arch. Bd. 55 S. 345.
Frisch geschlachtetes, von sichtbaren Fett- und Sehnenbei-
mengungen nach Möglichkeit befreites und fein gewiegtes Ochsen-
fleisch (Filet, vordere Hals-, Rückenmuskeln) wurde in Portionen
von 30 —35 g auf Drahtnetzen über Schwefelsäure in evakuirten
Glasglocken getrocknet und das fein gepulverte Material mehrere
(4 -7) Tage hindurch in Soxhlbt’s Extractionsapparat vom Fett
befreit, das so gewonnene fettfreie Fleischpulver wurde wegen seiner
Hygroskopicität noch über Schwefelsäure im Vaccurn bis zum kon-
stanten Gewicht belassen und auch weiterhin stets in geschlossenen
Wiegegläschen im Exsiccator über Schwefelsäure aufbewahrt. Ein-
zelne Fleischstücke enthielten frisch bis zu 0.6 pCt. Glycogen (nach
Bköckk-Külz) in der Mehrzahl fanden sich selbst im frisch ge-
schlachteten Fleisch seltsamer Weise nur Spuren. Im Mittel von
9 Analysen an 4 verschiedenen Proben, deren Einzelwerte nur wenig
von einander abweichen, fand sich für das im Vacuum getrocknete,
entfettete Fleisch (nach Abzug des Glycogen’s) C 49.6 — N 15.3
— H 6.9 — Asche 5.2 — O -f- S 23 pCt. Diese Zusammensetzung kommt
am nächsten der von Stohmanh u. Langbein ermittelten, weicht aber
in Bezug auf C, II, O-f-S ziemlich von der RcBNKa’schen ab; letz-
tere steht ihr am nächsten in Bezug auf den sog. Fleischquotienten
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No. 12. Goi.dschkidbr u. Jacob.— Sroemakrr, 2 Fälle v. Pylephlebitis. 213
C N, den Verf. zu 3.24, Rcb.nkk zu 3.28 findet. Auf aschenfreie
Substanz berechnet Verf. C. 52.33 — N 16.15 — H 7.3 — O -f- S
24.22 pCt. Die vom Verf. befolgte Methode umgeht die Anwen-
dung einer erhöhten Temperatur, ermöglicht ein sehr rasches und
gleichmäfsiges Trocknen bei Zimmertemperatur und erlaubt endlich
ein längeres Aufbewahren des getrockneten Gewebes unter mög-
lichster Auschliefsung einer chemischen Veränderung. — Die Arbeit
ist in Pfiöger’s Laboratorium ausgeföhrt. J. Munk.
A. Goldscheider und P. Jacob, Weitere Mitteilungen über die
Leukocyten-Frage. Verhandl. d. phys. Gesellschaft zu Berlin 1893/94.
No. 2, 3.
Die Verflf. haben im Anschluss an ihre früheren Untersuchungen
die von Löwit aufgestellte Behauptung nachgepröft, ob die nach
Injection bestimmter Organextracte auftretende Hyperleukocytose
eine Folge der ihr voraufgehenden Hypoleukocytose sei. Sie inji-
cierten Milz- und Knochenmarksextrakte in die Ven. jugul. ext.
betäubter Kaninchen und entfernten teils im Stadium der Hypoleu-
kocytose, teils in dem der Hyperleukocytose Lungen und Herz.
Sowohl im ersten Stadium als ganz besonders im zweiten zeigten
sich die Lungenkapillaren mit zahlreichen Leukocyten angefüllt, im
Gegensatz zu den Befunden bei Kontrollieren.
Ferner ergaben wiederholt nach einander ausgeführte Injectionen
von Organextrakten, dass die Wirkung derselben, je nachdem sie
im Stadium der Hypo- oder Hyperleukocytose ausgeführt werden,
ganz verschieden ist. Im ersteren Falle trat verstärkte und ver-
längerte Hypoleukocytose, im zweiten abgeschwächte und verkürzte
Hypoleukocytose, gefolgt von sehr verstärkter Hyperleukocytose, ein.
Die Verff. nehmen auf Grund ihrer Resultate an, dass Hypo-
und Hyperleukocytose nicht Folgezustände sind, sondern ganz ver-
schiedenen Processen ihre Entstehung verdanken. Die erstere ist
durch ein Hineintreiben der Leukocyten in die Kapillaren, vielleicht
auf chemotaktischem Wege, bedingt, die letztere durch Ueberfüh-
rung weifser Blutkörperchen aus den Lymph- in die Blutbahnen.
M. Rothmann.
G. E. Shoeinaker , Suppurative pylephlebitis and hepatic abscess
secondary to appendicitis; with a report of two cases. Amer. med.
News 1893. p. 397.
Bei den beiden von S. in extenso mit den Sectionsbefunden
mitgeteilten Pylephlebitis-Fällen wurde die Diagnose erst durch die
Obduction gestellt. In dem ersten derselben handelte es sich um
einen acuten Process im Proc. vermiform, hervorgerufen durch Ein-
dringen einer gemeinen Stecknadel in diesen, welche ohne ihn zu
perforiren zu einem groisen Bauchfellabscess geführt hatte. Bei der
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214
Moos, Abnormer Verlauf der Warzenfortsalz-Erkrankuug.
No. 12
Eröffnung des letzteren war der Proc. vermiform. nicht aufzufinden;
der schon erschöpfte 17 jährige Pat. starb am Abend nach der
Operation. Die Eiterung hatte sich retroperitoneal zur Leber bezw.
zum Omentum minus verbreitet, welches einen Abscess umschloss.
Im 2. Fall begann die Krankheit bei dem 14jährigen Kranken nach
einem Diätfehler mit typhlitischen Symptomen und erstreckte sich
unter z. Th. sehr schwer zu deutenden Erscheinungen von Gelb-
sucht, Lebervergröfserung und Schöttelfrost Ober einen Zeitraum
von 8 Jahren. Bei der Autopsie fand man den Proc. vermiform.
verdickt und brandig perforirt; die Vermittelung der Verbreitung
der Eiterung zur Leber hatte wieder ein retroperitonealer Process
übernommen. In der Leber selbst fanden sich zahlreiche Abscesse,
von dem retroperitonealen Raum aus konnte man mehrere stark
erweiterte Venen in die Bauchhöhle bezw. in das Pforadergebiet
verfolgen, welche verdickte Wandungen und grauen flüssigen Inhalt
boten. Aus der längeren Epicrise S.’s erhellt, dass die klinische
Diagnose der Pylephlebitis seit Schönlkin kaum an Klarheit gewon-
nen hat. P. Qüterbook.
Moos, Ueber einen bisher noch nicht beschriebenen Verlauf einer
Warzenfortsatzerkrankung. Zeitschr. f. Ohrenbeilk. XXIV. S. 314.
Bei einem 39jährigen Mann, der als Kind doppelseitige Schar-
lachotitis überstanden hatte, trat nach Influenza rechtsseitiger,
schmerzloser Ohrenausfluss mit bald darauffolgender Schwellung der
Regio mastoid., die abwechselnd gröfser und kleiner wurde, zuweilen
auch ganz verschwand, auf. Ebenso wechselnd war der Ohrenfluss.
M. fand kleine centrale Perforation des Trommelfells, viel Eiter in
der Paukenhöhle, nach unten und etwas median von der Apophys.
mast, nussgrofee, teigige, kaum schmerzhafte Anschwellung. Druck
auf dieselbe vermehrte den Ausfluss. Empfindlichkeit und Steifig-
keit längs des Nackens und Rückens. Bei der Trepanation des
Proc. mast, erweist sich der Knochen als durchaus sclerotisch, Eiter
wurde nicht gefunden.
Es traten noch mehrmals, nachdem die Operations wunde ge-
heilt war, Anschwellungen am unteren Ende der Apophyse, ebenso wie-
derholt profuse Eiterentleerung aus dem Ohr auf. Durch Massage
wurde mehreremal der Eiter aus der Anschwellung entleert. Heilung
mit Narbe am Trommelfell nach 4 Wochen. Nach M. war wieder-
holtes Auftreten des Ohrflusses, nach tagelangen Stillstand eine Folge
des Regurgitirens des Eiters aus dem Abscess durch die Fissura
mastoidea squamosa. Die Trepanation des Proc. mast, ist, nach
Verf., in solchen Fällen unnötig, vielleicht auch der WiLnit’sche
Schnitt. Die Massage sollte allen anderen Eingriffen vorausgehen.
Im Anschluss an diese Mitteilung berichtet Verf. über das Er-
gebnis seiner Untersuchungen über Fissuren, Pseudofissuren und
spaltähnliche Gefäfslöcher von der Schädelsammlung des Heidel-
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No. 12. Si.'HKUBLKN, Ueber Saprol und Saprolirung. 215
berger anatom. Instituts. Unter 239 Schädeln kamen insgesammt
54 Mal derartige Bildungen vor (22.53 pCt). Ausgebildete Fissuren
in verschiedener Ausdehnung fanden sich 24 Mal (10.04 pCt.)
u. zwar 11 Mal (4,62 pCt.) beiderseits (darunter 6 Mal bei Rassen-
schftdeln) 4 Mal rechts, 9 Mal links, also in 5.4 pCt. einseitig.
Schwabaoh.
Scheurlen, Ueber Saprol und die Saprolirung der Desinfections-
mittel. Arob. f. Hygiene XVIII. 1. H.
Verf. fasst seine Resultate folgendermassen zusammen: 1) Das
Saprol ist eine Auflösung von rund 20 pCt. Mineralöl in 80 pCt.
roher 50— 60 proc. Karbolsäure; es hat ein spec. Gewicht von 0.98
bis 0.99; dasselbe schwimmt deshalb auf der Oberfläche wässriger
Flüssigkeiten und breitet sich selbstthätig auf denselben aus. 2) Die
Auslaugung des Kresols beginnt fast sofort nach dem Anfgiefsen
des Saprols und damit auch die Mischung mit den untenstehenden
Flössigkeiten, da die mit Kresol gesättigten oberen Wasserschichten
ihres nunmehr speciflsch schwereren Gewichtes wegen untersinken
und anderen nicht gesättigten Schichten Platz machen mössen.
3) Bereits nach 24 Stunden ist bei genügender Anwesenheit von
Saprol das untenstehende Wasser in eine 0.34 proc. Kresollösung,
nach 4 Tagen in eine 0.43 bis 0.49 proc. umgewandelt. 4) Eine
Aenderung in der Reaction der zu desinficirenden Flüssigkeiten
durch Zusatz von Ammoniak oder Essigsäure bezw. Oxalsäure hat
bezüglich der Menge des aufgelösten Kresols einen wesentlichen
Unterschied nicht ergeben. 5) Das Saprol ist ein ausgezeichnetes
Desodorisationsmittel vielleicht das beste, welches wir besitzen, eine
Eigenschaft, die dasselbe ganz besonders vor der Kalkmilch aus*
zeichnet. 6) In Folge der Eigenschaft des Saprols, die unter ihm
stehenden Flüssigkeiten in eine YiP1-00- Kresollösung umzuwandeln,
tötet es Prodigiosus-, Cholera- und Typbusbacillen, also überhaupt
die Vegetationsformen der Bacterien in wässrigen Aufschwemmungen
und Fäkalien innerhalb 6 — 24 Stunden. Die Dauersporen (Milz-
brand und Megatheriumsporen) vermag es nicht zu vernichten.
7) Was die Menge Saprol betrifft, die zu der zu desinficirenden
Flüssigkeit zugesetzt werden soll, so hat sich in unseren Versuchen
1:80 als hinreichend und sicher erwiesen. 8) Giel'st man zu Wasser,
welches Tags zuvor mit Saprol übergossen und dadurch in eine
0.34proc. Kresollösung umgewandeit war, Choleraspirillen, so wer-
den dieselben innerhalb einer Stunde vernichtet. 9) Die wässrige
Lösung des Kresols entsteht mit annähernd gleicher Leichtigkeit
aus 100 proc. roher Karbolsäure wie aus 50 — 60 proc. oder Saprol.
Eine Herstellung des Saprols aus 100 proc. Karbolsäure wie es
früher von dem Fabrikanten geübt wurde, empfiehlt sich daher
nicht, da es das Präparat nur vertheuern würde. 10) Bei der Um-
wandlung der rohen Karbolsäure, deren Entflammungstemperatur
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216
Qkkhardt, Ueber interlobäre Pleuritis.
No. 12
bei 84 — 86° C und deren Entzündungstemperatur bei 93—97° C
liegt, in Saprol werden durch den Zusatz von Mineralöl, dessen
Entflammungs- und Entzündungstemperatur 150° C bezw. 171° C
ist, diese beiden Punkte höher gerückt, die Karbolsäure also
schwerer brennbar gemacht, sodass ein Saprol von 0.98 specifischen
Gewichts einen Entflammungspunkt von 90° und eine Entzündungs-
temperatur von 102° C besitzt. Von dem Begriff der Feuergefähr-
lichkeit kann bei der rohen Karbolsäure, geschweige denn bei dem
Saprol keine Rede sein. Scbeurleu.
D. Gerhardt, Ueber interlobäre Pleuritis. Berliner klin. Wocbenschr.
1893, No. 33.
Während die Ansammlung flüssigen Exsudates zwischen den
einander zugekehrten Flächen zweier Lungenlappen gelegentlich als
Teilerscheinung einer allgemeinen Pleuritis vorkommt, sind die pri-
mären Formen dieser partiellen Pleuritiden von grüfserer klinischer
Wichtigkeit und liefern ein ziemlich gut charakterisirtes Krankheita-
bild. Die Krankheit ist — wie aus der Litteratur hervorgeht —
nicht sehr häufig. Charakteristisch ist — nach anfänglichem Fieber
und Seitenstechen — das Auftreten eines 2 — 3 ctm breiten Dämpfunga-
streifens, der von der Gegend des 3. und 4. Brustwirbels schräg
nach aussen und unten verläuft und etwas vor der vorderer Axil-
larlinie den unteren Lungenrand erreicht; dabei brauchen die typi-
schen Zeichen des pleuritischen Exsudates nicht immer deutlich
ausgesprochen zu sein, vielmehr kann der Stimmfremitus verstärkt,
das Atmungsgeräusch verschärft vesikulär oder bronchial und lautes
klingendes Rasseln hörbar sein Nach verschieden langer Zeit er-
folgt unter Fieberabfall plötzlich oder doch innerhalb kurzer Zeit
eine auffallend reichliche Expectoration rein eitriger, oft übelriechen-
der Sputa, die nach Wochen oder Monaten versiegt; nur in wenigen
Fällen führt die Krankheit unter dem Bilde schwerer Septikämie
zum Tode. — Aetiologisch fand man in einzelnen Fällen Tuber-
ctilose, vereinzelt auch fibrinöse Pneumonie. Fast stets war der
Erguss von Anfang an eitrig, verhältnissmäfsig häufig war er pu-
tride. Da in allen Sectionsberichten ganz feste Verwachsungen der
costalen und pulmonalen Pleura erwähnt werden, so ist es wohl
möglich, dass von einer längst geheilten allgemeinen Pleuritis her
noch ein kleiner Erguss in der Tiefe zwischen den Lappen unre-
sorbirt liegen blieb, gelegentlich vereiterte und nun als primäres
Empyem imponirte. Für die Fälle von Putrescenz des Exsudates
ist eine vorangehende Lungenerkrankung oder der Durchbruch einer
erweichten Lymphdrüse in die Pleurahöhle anzunehmen. — Da die
meisten der veröffentlichten Fälle nach Durchbruch der Flüssigkeit
in die Luftwege — ohne operativen Eingriff — günstig verlaufen
sind, so dürfte bei tiefer Lage des Eiters ein operatives Eingreifen
für die Fälle zu reserviren sein, wo im Verlaufe von Wochen und
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No. 12.
Rkmak, lieber die Enlartungsreaotion.
217
Monaten keine Besserung eintritt. Liegt der Eiter dagegen direkt
der Brustwand an, so ist kein Grund vorhanden, die für jedes andere
Empyem indicirte Operation zu unterlassen. ‘ Perl.
E. Remak, Ueber die Definition der Entartungsreaction Deutsche
med. Wocbenschr. 1893. No. 46.
Nach der Entdeckung der sogenannten »partiellen Entartungs-
reaction“ (EaR) hatte sich die ursprüngliche Definition derselben
insoweit verschoben, dass man unter EaR schlechthin die galva-
nische EaR bei galvano-muskulärer Prüfung verstand, gleichviel ob
sie sich als complete (bei aufgehobener Nervenerregbarkeit) oder
als partielle darstellt. — Bei histologisch normaler Muskulatur
kommt sie nie vor: sie ist vielmehr stets ein Kennzeichen schwerer
histologischer Veränderungen der Muskeln.
Es zeigte sich weiter, dass weder die im Anfangsstadium der
Entartung zu beobachtende galvanische Uebererregbarkeit noch die
Umkehr der Zuckungsformel das charakteristische Merkmal der
EaR ist, sondern nur die träge, wurmförmige Zuckung. Weiter
aber fand man (Dübois, Lreoakd, Rkmak), dass auch bei vollkom-
mener EaR der Muskel noch auf Einzelschläge eines kräftigen In-
duktionsapparates mit träger Zuckung antwortet, wodurch zugleich
die ältere NKCMAün’sche Hypothese, dass ein entarteter Muskel nur
auf Ströme von längerer Dauer reagirt, hinfällig wurde.
Dies ist eine Thatsache, aber ebenso unzweifelhaft ist es, dass
diese Reaction nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar wird: der
Muskel muss sich stets erst wieder erholen ; er ist leicht erschöpf-
bar. — „Uebererregbarkeit“ wie anfangs bei der galvanischen EaR
ist nie vorhanden. (Dasselbe ist vom Ref. für die FHANKMx’sehe
EaR festgestellt worden).
Ehb gegenüber hält ferner R. an die von ihm zuerst beschrie-
bene faradische EaR fest, welche er sowohl bei direkter Reizung
der Muskeln als auch bei indirekter ihrer Nerven (bei freischwin-
gendem Hammer) in schweren Mittelformen atrophischer Spinalläh-
mungen beobachtet hatte. Eine „indirekte Zuckungsträgheit“ (Ekh)
nämlich braucht, wie Goi.dschbidbb gezeigt hat, überhaupt nicht von
musculärer Degeneration abhängig zu sein (Cbl. 1891, S. 465).
Man darf aber von faradischer und franklinischer Entartungsreaction
nach Verf. nur dann sprechen, wenn gleichzeitig bei wiederholter
Prüfung auch galvanische EaR vorhanden ist. Sonst kann die
faradische Zuckungsträgheit auch vorübergehend nach Kälteeinwir-
kung, bei asphyxie locale (Bkbxhabdt Hitzig), vielleicht auch nur bei
Ermüdung Vorkommen.
Die mitgeteilten Ueberlegungen werden schliefslich von R. in
4 kurzen Thesen zur Darstellung gebracht. Bernhardt.
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218 DiNKLKR,Quecksilberkuretc. — Bkiioh, Incubationsdauer d. Syphilis. No. 12
M. Dinkler, Ueber die Berechtigung und die Wirkung der Queck-
silberkuren bei Tabes dorsalis. (Aus der med. Klinik des Herrn
Prof. Ekb in Heidelberg). Berliner klin. Woohenschr. 1893, No. 15
bis 18, 20.
Die sehr bemerkenswerte Arbeit, in welcher Eub’s Erfahrungen
in seiner Privatklientel und in seiner Klinik zusammengefasst wer-
den, berichtet von 71 Tabikern, bei welchen in den letzten 10 Jahren
Innunctionskuren gemacht worden sind. Die Erfolge stellt D. in
drei Gruppen zusammen, je nachdem einzelne Symptome oder
mehrere eine Besserung erfahren haben, oder keine Veränderung
eintrat oder endlich eine Verschlimmerung sich einstellte. Danach
ergaben sich dann 58 Besserungen, 11 unbeeinflusste Fälle und 2
Verschlimmerungen. Während bezüglich der einzelnen Kranken-
geschichten auf die Lektüre der Originalarbeit zu verweisen ist,
mögen die Schlussfolgerungen hier kurz angedeutet werden. Die
2 verschlimmerten Fälle endeten 2 resp. 7 Monate nach der Hgkur
letal, die Sektion des einen ergab deutliche luetische Veränderungen
der Gefäfse und Meningen , der andere imponirte durch die cere-
bralen Erscheinungen ohnedies als luetischer Tumor cerebri. Diese
Fälle beweisen also höchstens, dass zu wenig geschmiert worden ist,
oder aber sie documentiren von neuem die Unzulänglichkeit des
Hg in vielen cerebrospinalen Erkrankungen. Die Berechtigung,
überhaupt bei Tabes Hg anzuwenden, folgert D. aus den mit immer
gröfserem Nachdruck vertretenen und immer weitere Kreise von
Anhängern sich erwerbenden EtiB-FoORNiKB’schen Anschauungen über
die Aetiologie der Tabes. Neuere anatomische und klinische Be-
obachtungen über Zusammenauftreten von Tabes mit manifesten
syphilitischen Veränderungen stützen jene Anschauungen. Dazu
kommen unter ca. 70 geschmierten Fällen 58 Besserungen! Und
das bei einem nicht etwa für diese Statistik ausgewählten Material!
Gebessert wurden von einzelnen Symptomen die Sensibilitätsstö-
rungen (subjective und objective; die Krisen erwiesen sich als am
schwersten der Besserung zugänglich), die Störungen der Coordi-
nation, der Motilität; die Sehnenreflexe zeigten unter dem Einfluss
des Hg ein sehr wechselndes Verhalten; günstig beeinflusst wurden
Lähmungen der äusseren Augenmuskeln, auch die Pupillenstarre
und Sehnervenatrophie erwies sich in einzelnen Fällen als besserungs-
fähig, das gleiche gilt von den visceralen Reflexen. Das Allgemein-
befinden hob sich meistens. Die vorübergehende Besserung nach
Hg-Gebrauch könnte höchstens zur Wiederholung der Kur ermun-
tern, nicht zu ihrer Verurteilung. M. Brasch.
R. Bergta, Ueber die Incubationsdauer bei Syphilis. Monatsh. f.
pract. Dermat. XVII. No. 12.
Veif hat bei 254 männlichen Syphilitischen, welche ziemlich
oder ganz zuverlässige Daten lieferten, die Incubationsdauer d. h.
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No. 12. Cann, Ivanos, lieber septische Infeotion im Puerperium. 219
die Zeit, welche zwischen Infection und Ausbruch secundärer Er-
scheinungen lag, festzustellen gesucht. Am häufigsten (in 32 Fällen)
trat die Allgemeineruption in der 8. Woche auf, dann (30 Fälle)
in der 10. und (28 Fälle) in der 7. Woche; recht häufig noch ver-
zögerte sie sich bis in die 14. (24 Fälle) und in die 15. (27 Fälle).
/• Eine noch längere und zwar auf 20—29 Wochen sich erstreckende
Incubation wurde 7 Mal constatirt. In 2 Fällen mit ganz unge-
wöhnlich kurzer Incubationsdauer (24 und 25 Tage) entwickelte
sich eine besonders schwere Syphilis; andere Beobachtungen zeigten
aber, dass auch eine sehr lange Latenzperiode durchaus keine Ga-
rantie für einen leichten Verlauf bietet. — Ueber die Ursachen för
die grofse Variabilität der Incubationsdauer lassen sich nur Ver-
muthungen aufstellen. Vielleicht ist sie bei directer Aufnahme des
Virus in das Gefäfssystem eine kürzere, vielleicht spielt auch die
Oertlichkeit, wo die Infection 8tattfindet. eine Rolle. Denkbar wäre
es ferner, dass Individuen, die von syphilitischen Eltern stammen,
ohne selbst hereditär inficirt gewesen zu sein, eine langsamer sich
entwickelnde und leichter verlaufende Syphilis acquiriren. Alter,
Geschlecht, klimatische Verhältnisse scheinen keinen wesentlichen
Einfluss zu haben, eher constitutionelle Anomalien. Dass durch eine
frühzeitige präventive Behandlung, sowie durch intercurrente hoch-
fieberhafte Krankheiten die Incubationsdauer oft beträchtlich ver-
längert wird, ist bekannt. H. Müller.
1) F. J. 91. Cann, The Symptoms and treatment of septic intoxi-
cation (saprämia) during the puerperium. The Lancet 1893, 24. June.
2) A. Ivanus, Die Toleranz der Gebärmutter gegen traumatische
und septische Einwirkungen. Wiener med, Wochenschr. 1893, No. 15.
1) Als Symptome der puerperalen Infection führt Verf. an:
Kopfschmerz, Müdigkeit mit Schlaflosigkeit, Durst, Appetitlosigkeit,
trockoe Zunge, Uebelkeit und Erbrechen, Temperaturerhöhung,
Gliederschmerzen, weicher, ungenügend rückgebildeter Uterus.
Die Behandlung besteht in intra- uterinen und vaginalen Aus-
spülungen.
Der intrauterinen Douche soll Waschung der äusseren Geni-
talien und der Scheide vorausgehen. Lufteintritt muss vermieden,
für freien Ablauf gesorgt werden. Der Druck muss gering, die
Temperatur 46° C (115“ F) sein. Lösungen von Sublimat 1 : 4000
bis 1 : 2000 mit nachfolgender Ausspülung mit Borsäure sind be-
sonders empfehlenswert. Der Uterus soll dabei wiederholt gedrückt,
die Tuben comprimirt werden.
2) Verf. hat eine Kreisende in Behandlung bekommen, die
schon 5 volle Tage gekreifst hatte, und in deren Zimmer schon ein
aashafter, pestilenzartiger Geruch vorhanden gewesen sei. Das durch
Perforation und Cranioklasie entwickelte Kind war maceriert; die
Placenta war ein zerfallener, übelriechender Fleischklumpen; das
braun-rote Fruchtwasser verbreitete einen aashaften Geruch. Trotz-
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220
Schsukorbhbo, Marfori. Ueber dss Perratin etc.
No. 12
dem hier die günstigsten Bedingungen för eioe Infee.tion vorhanden
waren, hat sich keine Infection entwickelt. Die Patientin hat kein
einziges Mal Temperatursteigerung gehabt und war nach 14 tägigem
Liegen vollständig genesen. A. Martin.
1) 0. Schmiedeberg, Ueber das Ferratin und seine diätetische und
therapeutische Anwendung. Arch. f. exp. Pathol. u. Pbarmakol. XXXIII.
p. 101.
2) Marfori, Sulla Ferratina. Annali di chimica e farm. 1894, No. 1,2.
1) In Nr. 48, Jahrg. 1891 d. B. war berichtet worden, dass
es Marfobi in Sihmibdkbkru’s Laboratorium gelungen war, durch
Digestion von weinsaurem Eisenoxyd mit Eieralbumin ein 0.7 pCt.
Fe enthaltendes Eiweifsderivat darzustellen, das bis zu 50 pCt. im
tierischen Darm resorbirt wird.
Die weiteren Bemühungen gingen nun dahin, ein eisenreicheres
Präparat darzustelten.
Ueber die Erfahrungen bei der Darstellung desselben, sowie
über die allgemeinen Grundsätze, die bei der Beurteilung der Wir-
kung organischer Eisenpräparate zu gelten haben, wird in zusam-
menfassender Darstellung berichtet.
Erhitzt man eine alkalische Eisenalbuminatlösung oder lässt
man sie bei mäfsiger Temperatur stehen, so nimmt sie eine tief-
braune Färbung an und das vorher mit Schwefelammonium sofort
nachweisbare Eisen ist jetzt nicht mehr unmittelbar nachzu weisen.
Diese Verbindung, Ferrialbuminsäure genannt, ist keine salz-
artige Verbindung von Albuminsäure und Fe, denn bei der Elec-
trolyse wird das Eisen nicht als solches abgespalten. Die in Al-
kalien leibht löslichen Präparate enthielten 4— 8 pCt. Fe. Ein die-
sem Eiweifspräparate in seinen Eigenschaften gleiches konnte direkt
aus tierischen Organen, z. B. aus Schweinslebern gewonnen werden.
Sein Fe-gehalt betrug 6 pCt.
Diese Verbindung, von Sch. Ferratin genannt ist ein Reprä-
sentant jener organischen Eisenverbindungen, die durch die Nahrung
aufgenommen, in der Leber gespeichert und zur Blutneubildung in
noch unbekannter Weise herangezogen werden. Eisenarme Nahrung,
Aderlässe bedingt Verarmung der Leber an ihrem natürlichen
Ferratin.
Auch künstlich liefs sich ein Ferratin darstellen, das zu 13 bis
44 pCt. im Hundedarm resorbirt, durch lange Zeit hindurch ohne
Nebenerscheinungen vertragen wird, selbst bei intravenöser Injection
relativ ungiftig ist und selbst dann durch die Nieren nicht ausge-
schieden wird.
Die vollständige Unschädlichkeit, nachweisbare Resorbirbarkeit
dieses Körpers, seine Identität mit dem natürlichen Leberferratin
lässt das künstliche Ferratin als zum practischen Gebrauch völlig
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No. 12.
LEtiHOSSKK. — EXKF.R. — NlRMANS.
221
passendes und empfehlenswertes Präparat erscheinen. Für den Er-
wachsenen genügen 0 5 — 1.5 pro die.
2) Die Mitteilung enthält die genaueren Angaben über die
Darstellung des Ferratin’s die im Princip ebenfalls auf stundenlanger
Digestion von Eieralbumio mit weinsaurem Eisen beruht. Die Prä-
parate enthielten 7.2— 8.2 pCt. Fe. Sodann werden die physiologischen
Versuche, die zu den in vorstehendem Referate berichteten Schlüssen
geführt haben, mit den entsprechenden analytischen Belegen ange-
führt und discutirt. Pohl.
M. V. Lenhossek, Die Geschmacksknospen in den blattförmigen
Papillen der Kaninchenzunge Würzburger Verhandl. XXVII. No. 5.
Du wesentlichste Resultat, das Verf. erhalt, besteht in dem Nachweise, dass in
den Schmeckbechern der Papilla foliata des Kaninchens nur freie Nerrenendigungen
sorkomtoeo. Die Methode, deren sich Verf. bediente, war die Chromsilbermetbode
ron Oolc.i Diese Resultate deckeo sich mit denen, welche andere Autoren durch die
F.nai ica'sche Methyleublaumethode erhalten haben. Kawits.
8. Exner, Ein Versuch über Lähmung und Dehnbarkeit der Harn-
blase. Pflöger’s Arch. Bd. 55. S 303.
Nach Quertrennung des Rückenmarks beim Frosch in der Höhe des 4. bis 5.
Wirbels tritt eine Lähmung der Harnblase ein. Illeibt das Tier längere Zeit am
Leben, so tritt eine Ausdehnung der Blase durch du angesammelte Secret ein in dem
Grade, dass du Volum der Blase das des ganzen übrigen Frosches übertreffen kann.
So wurden bei einem Tiere 160 ccm Flüssigkeit aus der Harnblase entleert, bei einem
andern 40 ccm, wahrend der ganze übrige Frosch ein Volum ron 45 ccm hatte. An
einer solchen Blase sind die Muskeltrabekel weit auseinandergerückt; dagegen bildet
das Epithel eine nirgends unterbrochene Schichte platter Zellen. Hörthle.
F. Niemanil, Ueber die Menge flüchtiger Schwefelverbindungen
in den festen Ausscheidungen. Arcb. f. Hyg. XIX. S. 117.
Zur Bestimmung der Süchtigen SchwefeDerbindungen wurde der frische Hunde-
koth, mit Wasser zum Brei angerührt, allmSlig zum Sieden erhitzt, wahrend nach
und nscb koncentrirte Salzsäure zufliefsen gelassen wurde; das Destillat strich durch
titrirte Jodlötung, welche den Schwefelwasserstoff und ereut. Mercaptau band Bei
gleichmafsiger Fütterung mit 500 g Fleisch pro Tag schied ein Hund ron 10 Kilo
wahrend 10 Tagen im Mittel je '8 mg Schwefelwasserstoff pro Tag aus. Als das
Fleisch mit je 0.5—1 g Eisenozydbydrat versetzt wurde, betrug die Ausscheidung
11 mg Schwefelwasserstoff (Durchschnitt von 20 Tagen), zum Zeichen, dass das Eisen*
otyd den im Darm entwickelten Schwefelwasserstoff vollständiger bindet. Io einer
dritten Reihe wurde endlich das Fleisch ausser mit Eisenozyd noch mit einer Auf-
schwemmung des in Bouillonreiokultur gezüchteten, schwefelwasserstoffbildenden Ba-
eillns proteus vulgaris versetzt und zur Verhütung des Absterbens der Baoterien im
■anren Magensaft 15pCt. Sodalösung durch die Schlundsonde eingespritzt; in dieser
24 tägigen, durch Verdauungsstörungen und s. Th- unregelmäfaigo Nahrungsaufnahme
getrübten Reihe betrug dii Schwefelwasserstoffausscheidung durch den Koth 20 mg
pro Tag, zum Zeichen, dass durch die eingeführten Bakterien auch im Darm eine
stlrkere Schwefelwasseratoffgährung hervorgerufen wurde. 4. Mnnk.
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222
Kruo. — Obstrrkh. — Baybf. — Kostknitsch.
No. 12
Krug, Ueber die Fleischmast des Menschen. Archiv f. Pbysiol. 1893,
S. 373.
Zar Entscheidung der Frage, ob ans dem durch Nfreien Nahrungsüberscbuss ge-
sparten Eiweifs beim ausgewachsenen, gesunden Menschen für die Dauer eine Fleisch-
mast zu Stande kommt, hat Verf., 59 kg-schwer. sich, unter r. Noobdbn's Leitung,
mit reichlicher gemischter Kost, welche 44 Calorien per Kilo und Tag bot, in’s
Gleichgewicht gebracht. Dann steigerte er durch 15 Tage hindurch mittels Zulage
von Fett und Kohlehydrate das Kostmaas um 1700 Cal. pro Tag, sodass nun die
Nalirungszufuhr der enormen Höbe von 71 Cal. per Kilo entsprach; dabei setzte er
pro Tag ziemlich gleichmäßig 3.3 g oder im Ganzen 49,5 j N = 809 g Eiweiß oder
1455 g Muskelfleisch an; aos der KOrpergewichtszunahme lässt sich der Fettansatz auf
2600 g schätzen. Somit wurden für den Eiweifsansatz nur 6 pCt. von dem Energiein-
halt der überschüssigen Nahrung, für den Fettansatz schätzungsweise 96 pCt. verwertet.
Danach ist Fleischmast durch Deberernthrung zwar möglich, aber nor in beschränktem
Maste nnd wohl kaum auf die Dauer; wenigstens ist es noch nicht gelungen, einen
Menschen durch Ueberern&hrung mnskelstark zu machen. Vielmehr ist die Fleisch-
mast in viel höherem Grade eine Function der speciflschen Wachstumsenergie der Ge-
webszellen und der Zellarbeit als des Nahrungsüberschusses j. Munk.
R. Oestreich, Die Fragmentatio tnyocardii (Myocardite segmen-
taire). Vircb. Arch. Bd. 135, S. 79.
Verf. hat an dem grofsen Material des Berliner Path Instituts die Frage der
Fragmentatio myocardii studiert. Bereits makroskopisch lässt sieh dieselbe mit Sicher-
heit diagnosticieren, indem beim Streichen über die Schnittfläche zahllose Spalten in
der Mutculatur entstehen. Die landläufige Ansicht, dass die Fragmentation in den
Kittlinien vor sich geht, ist unrichtig. Verf. beweist dies durch die sehr verschiedene
Gröfse der Bruchstücke, das Verhalten des Kerns und der Kittlinien selbst zu den
Bruchstellen. Auch die Auffassung der Fragmentatio cordii als eines morbus sui
generis weist Verf. zurück; dieselbe tritt erst io der Agone ein. Besonders beweisend
dafür ist das gemeinschaftliche Vorkommen schwererer Fragmentation und guter Coo-
traction des linken Ventrikels M. Rathmann.
C. Bayer, Zur Aetiologie des Pes calcaneus. Prager med. Wochen-
schrift 1893, No 16..
Ausser dem angebornen, paralytischen und dnrch entzündliche Processe bedingten
Hackeofufs giebt es eine völlig gesunde, namentlich nicht gelähmte Extremitäteo be-
treffende Form desselben. Sie entsteht dadurch, dass wegen einer entzündlichen
Affection, wegen eines Fremdkörpers in der Sohle der Fufs in Calcaneus Stellung ge-
halten und zum Gehen benutzt wird. Letzteres — die active Ausschaltung der Tb&tig-
keit der Wadenrausculatur — ist die unerlässliche Vorbedingung für diese Form des
Hackenfufses. Beigefügt sind zwei einschlägige dnrch Redressement in Narcose und
Gypsverband behandelte Fälle. p.GüMrbock.
J. Kostenitsch, Ueber einen Fall von Scleritis. Archiv f. Augen-
heilkunde. XXVIII. S. 27.
K. hatte Gelegenheit ein Auge, das an Scleritis gelitten batte, mikroskopisch za
untersuchen. Er fand eine entzündliche Infiltration der Angenhänte. Dieselbe war
sehr stark in den peripheren Parthieo der Hornhaut, in der Sclera und der Conjunc-
tiva. Den grössten Zellenreichtnm wies der vordere Teil der Sclera auf An der
änsseren Seite des Auges constatirte er im Conjunctivalgewebe nur isolirte, öfter« neben
den Gefäfsen gelagerte Lenkocyten ; im Sclera!- nnd Cornealgewebe sab man schon
gröfsere Mengen der genannten Elemente. Weiter nach unten erfasste die ziemlich
intensive entzündliche Infiltration alle Schichten des vorderen Scleralteiles. Das Iris
gewebe war ao den Stellen, welche der starken Scleralinjeetion entsprach, bedeutend
von Lenkocyten durchsetzt, ebenso der Ciliarkörper ; die Conjunctival- und Scleralgefäfse
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No. 12 SCHMIEOKLOW. — HASTKRLIK. — Sc'HÖNWERTB. — CARSTENS. “223
*»ren vermehrt, stark erweitert and mit Blat gefüllt, die Lympbbabnen der Conjunc-
ti« ebeofalla erweitert. — Bei der Scleritis finden sich somit die frischen entzünd-
lichen Infiltrationen hauptsächlich in den mittleren Scleralscbichten nnd dringen ron
da nach den rordern Sehicbten dieser Membran, sowie nach der angremenden Born-
bant, Conjanctira, Iris nnd dem Ciliarkörper. Diese Beobachtungen entsprechen der
klinischen Thatsache nnd zeigen, dass mit der tiefen Scleritis, Keratitis, Iritis und
Cyclitis als Complicationcn sich verbinden können. Hontmann.
Sehmiegelow, Beilr&ge zur chirurgischen Behandlung der Mittel-
ohreiterungen. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XXV. S. 95.
Scb. berichtet über 50 Pille ron chronischer Mittelohreiternng, bei denen er die
SrstaB'sche Operation (Freilegung des Kappelraums der Paukenhöhle mit Entfernung
der Gehörknöchelchen) allein oder in Verbindung mit breiter Eröffnung des Antram
mastoid. aasgeführt hat. Der eariöse Process war 18 Mal im Kuppelraum localisirt,
!U >on diesen Fällen wurden geheilt. In den übrigeo 37 Fallen war das Leiden im
Knppelranm mit einem mehr oder weniger ausgebreiteten destructiren Process im
Antrnm and Proc. mast, complicirt nnd deshalb die Aufmeifselnng des letzten indicirt.
Von diesen 37 wurden 26 geheilt, 5 blieben ans der Behandlung weg, 2 starben an
acutem Hirnleiden, 4 blieben nngebeilt. Behwabaeh.
Hasterlik, Ein Beitrag zur Untersuchung von Fleischkonserven.
Arch. f. Byg. 1893. Jnbelband. XVII. S. 440.
Ea ist bekannt, dass ron Amerika unter dem Namen „Corned Beef“ viel Pferde-
fleisch anstatt Rindfleisch nach Deutschland eingeführt wird. Eine sichere Unter-
scheidung dieser beiden Flelachsorten haben wir aber bis jetzt nicht. H. stellte dies-
bezügliche eingehende Untersuchungen an and kam zu folgenden Schlüssen: 1) Zar
Erkennung ron Pferdefleisch bietet das io demselben zwischen den Muskelfasern abge-
lagerte Fett sehr Wertzölle Anhaltspunkte. 2) Die Iaolirung dieses Fettes geschieht
am betten mittelst Petroleumäther aus der Trockensubstanz, seine Charakteriairnng
durch sein Jodaufnahmerermögen nach der Methode ron HCbl. 3) Die Anwesenheit
roo Pferdefleisch in Fleischkonserren gilt als erwiesen, wenn die Jodzahl des Con-
serTenfleischfettes die Zahl 79.71 rund 80.0 erreicht oder überschreitet. Scheurlen.
Schönwerth, Abhängigkeit der erfolgreichen Infection mit Hühner-
cholera voll der Anzahl der dem Tiere einverleibten Bacillen,
sowohl bei intramuskulärer Injection als bei Fütterung. Archiv f.
Hyg. 1 893. Jubelb. XVII. S. 361.
S. stellte nach einer im Original eiozusehenden Methode fest, dass ron virulenten
Hühnercbolerabacillen zur Infection eines Huhnes bei intramuscnlärer Injection 1 bis
2 Bacillen genügen, bei Infection per os aber mindestens CO Millionen nötig sind.
8chtorlen.
A. Carstens, Zur Sklerodermie im Kindesalter. Jahrb. f. Kinderheilk.
XXXVI. S. 86.
Das Interesse des Falles liegt im Wesentlichen in der Seltenheit der Sclerodermie
ira Kindesalter. Das in Rede stehende Kind war 8 Jahr alt. Die Erkrankung hatte
ich ziemlich acut im Anschluss an Scharlach und Keuchhusten entwickelt. Verf.
hält es aber für wahrscheinlich, dass auch eine Erkältung als reran asseu de Ursache
mit in Rechnung zu ziehen sei. Bei der Untersuchung eines aasgeschnittenen Haut-
ttückehens achtete Verf. insbesondere auch auf die Beschaffenheit der Nerren und
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224
Borland. — Grobe. — Jkssnkr.
No 12
Schweifsdrüsen (das Rind schwillt» sehr stark), fand aber keinerlei Veränderungen an
denselben. Dagegen kannte er an verschiedenen Präparaten in der Umgebung der
Arterien eine Vermehrung der Kerne wahrnebmen, die mit der Kernarmut der Rinde-
gewebsbünde) der Cutis auffallend contrastirte, und auf eine Periarteriitia bindeuten
kann. Von einer Entzündung im gewöhnlichen Sinne war nirgends etwas zu ent-
decken. Der Fall endete nach 5 monatlicher Dauer der Krankheit in Genesung.
Stftdthigen.
C. Burland, Ipecacuanha in haeraalemesis. The Lancet 1893, 14.0ct.
Die gute Wirkung der Ipecucuanha bei den verschiedenen Formen der Dyaen
terie, ferner bei Blutungen aus der Lunge, aus dem Uterus etc. hat Verf. dazu be-
wogen, dieselbe Drogue auch bei UAmatemesis zu versuchen. Und zwar giebt er die-
selbe in ziemlich grofsen Dosen von I Drachme an aufwlrts. An der Band von drei
einschlägigen Fallen aus seiner Praxis, die er in der gedachten Weise behandelte,
zeigt Verf., dass die Wirkung der Ipecacuanha auch bei schwerer Htmatemesis eine
stets gute ist. Nur muss die Drogue frisch sein und zweckmäßig mit einige Tropfen
Tct. Opii zusammen gegeben werden. C. Kosemhsl.
K. Grube, Ueber das Verhalten des Patellarreflexes bei Diabetes
mellitus. Nenrol. Cbl. 1893, No. 22.
Verf. untersuchte das Verhalten des Patellarreflexes in 131 Fällen von Diabetes
und fand 113 Mal ein normales Verhalten, 5 Mal eine Steigerung. Was die 5 Fälle
mit Steigerung anlangt, es bandelte sich bei 3 Fällen um Neurasthenie, bei 2 um
eine sehr vorgeschrittene Form des Diabetes.
ln 13 Fällen war der Patellarreflex erloschen. 4 Fälle davon waren Beispiele
von schwerem, 9 von leichtem Diabetes. Von den letzteren mussten 3 als nicht
dabingehörig ausgeschieden werden, weil es sich gleichzeitig um Tabes (2) und hoch-
gradige Adipositas (I) bandelte. Es fehlte also der PatcllarreBex bei IO von 131
Fällen = 7.6 pCt.
Prognostische Bedeutung hat das Fehlen nicht. Autorreferat .
S. Jessner, Ein dermatologisches System auf pathologisch -anato-
mischer (HxBBA’scher) Basis. Monalsh. f. pract. Dermatol. 1893 Er-
gänzungsheft. III.
Verf. vertritt die Ansicht, dass für die Aufstellung der Hauptklnaseo eines Sys-
tems weder das aemiotische, noch das nosologische, noch das ätiologische Princip
maisgebend sein dürfen, dass vielmehr allein die pathologische Anatomie die Basis der
Einteilung zu bilden habe, Aetiologie, Nosologie u s. w. nur Anhaltspunkte für die
Gruppiruog in den Unterabteilongen abgeben sollen. Er hält demnach an den Grund-
ideen des HKBss’echen Systems fest und teilt die Hautkrankheiten in 6 Klassen:
1) Functionelle Anomalien (Hauptgruppeo : Anomalien der Sensibilität, der Motilität,
der Secretion). 2) Anomalien der Blutverteilung (Hyperämien, Anämien, Oedeme.
Hämorrhagien). 3) Entzündungen (der Cutis und Snbcutis, det Drüsen und Follikel,
der Nägel). 4) Hypertrophien (der Epidermis, des Bindegewebes, der Drüsen, der
Haare), der Nägel, des Pigments). 5) Neubildungen (homologe, beterologe). 6) Re-
gressive Ernährungsstörungen (der Cutis and Subcutit, der Drüsen, der Haare, der
Nägel, des Pigments). — Die weitere Sonderung in Unterabteilungen, sowie die nähere
Begründung des ganzen Systems müssen im Orig, nachgelesen werden
H. Hüller.
Kiuseodonjren für das Centrnlbiatt werde» au die Adreiee des Um. Prof. Dr. H. Bernhardt (Berlin W.
Fransoeisebe Strafen ZI) oder an die Verlegshandinng (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Vertag von August HIraohwald In Berlin. — Druck ron L. Schumacher ln Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
l— 7 Bogen; Schlusee
des Jahrgang« Titel , Na*
men* und Sachregister.
för die
Preis des Jahrganges
20 Mark; au beziehen
durch alle Buebhandlun*
gen und Postanst alten.
raedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
I. Bulla.
1894. a». Mär*. No. 13.
Inhalt: Dogiil, Di. Innervation des Bulbas aortae des Froschherzeos. (Orig.*
Mitt).
Zein, Ueber die Alkaletcenz des Blutes. — H ahm arstkn, Zur Kenntnlss
der menschlichen Galle. — Chautrl u. Dihoitrii, Oeber die Schuss. erletsuugeo
mit dem Mannlicher Gewehr. — Niidxx, Eulrmbuxo, Ueber Erythromelalgie. —
Pffiisass Salus, Zur Biologie der Cholerabacilleo — Bagisskv u. Stamm,
Ueber die Scharlach-Nephritis. — Miuba, Rihdu, Deber hysterische Hemiplegie. —
Lsdsbmakn, Das Resorbiu als Salbeugruudlage. — Simm, Deber die Laparohyste-
rotomie.
Agrsscnr, Primlire Fragmentation des Herzens. — WsLiaiBB, Zur Aetio-
logie der peritonealen Adhäsionen. — Zoxox roo Maxtruffxl, Oeber Blutstillung
bei Hämophilie. — Bach, Anatomischer Befund bei Retinitis Inetica. — Früssil,
Zur laryngoskopiseben Technik. — Tsceaobuow, Chlorphenol und Bromphenol bei
Erysipel. — Koch, Magencarcinom , aus Dlcus rotundum entwickelt. — Batik,
Laparotomie im Rindesalter. — Rsmak, Zur Localisation der Hautreflexe. — Cnvo-
stik , Fall von Tabes mit Bulbärsymptomeu. — Gat, Ueber diphtherische Lähmung
mit Alloeheiria. — Scsisabxl, Gotthkil, Localisation des barten Scbankers. —
Msisrlr, Cornntinum gegen Spermatorrboe. — Fxrqcsor, Ueber Drehung des
Uterns. — Rouxrau, Ueber einen monströsen Fötus. — Haultaik, Bau der
ScbleimhautpolypeD des Uterus. — Tscbirwixskt, Wirkung einiger Mittel aof die
Lympbausscheidung.
Oie Innervation des Bulbus aortae des Frosehherzens.
Von Job. Dogiel.
Ueber den Bau und die rhythmischen Contractionen des Bulbus
aortae des Froschherzens besitzen wir in der Litteratur schon einige,
wenn auch nicht besonders zahlreiche Daten. Hierher gehören die
Untersuchungen von L. Paqliam (Ueber die Function der Herz-
ganglien. Molkschdtt’s Unters. Bd. XI. 1874), H. Munk (Zur Me-
chanik der Herztätigkeit. Arch. f. Anat. u. Phys. 1878), M. Löwit
(Das Bulbusganglion. Pflöger’s Arch. f. d. ges. Phys. 1881. Bd.
XXV. S. 399), J. Esoblmann (Der Bulbus aortae des Froschher-
XXXII. Jahrgang. 15
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226 Dooikl, Die Innervation d. Bulbus aortae d. Froschheriens. No. 13
zens. Physiol. Unters, in Gemeinschaft mit J. Haktog und J. J.
Vehhoeff. Pflüger’ s Arch. f. d. ges. Physiol. 1882. Bd. XIX.
S. 425), Tumänzew und J. Doqirl (Zur Lehre Ober das Nerven-
system des Herzens. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXVI) u. A.
Thatsächlich sind am freigelegten und vom Pericardium ent-
blöfsten Froschherzen die rhythmischen, von der Basis zur Spitze
fortschreitenden Contractionen des Aortenbulbus leicht zu beobachten ;
sie entstehen gleichzeitig oder folgen sogleich den Contractionen des
Ventrikels, wahrend das Blut aus dem letzteren in den Bulbus
aortae tritt. Wenn auch das unter bestimmtem Druck aus dem
Ventrikel in diesen Herzabschnitt einfliefsende Blut zu solchen Con-
tractionen beitragen mag, so lassen sich dieselben doch allein hier-
durch nicht erklären, da sie ja auch am blutleeren Herzen und
zuweilen sogar nach der Trennung des Aortenbulbus vom Herzen
beobachtet werden können. Doch nicht allein beim Frosch, sondern
auch bei der Schildkröte (Emys caspica) kann man die rhythmischen
Contractionen des Aortenbulbus sehen, wie das J. Dusikl und
Kaskm-Bkck in ihrer Arbeit Ober den Bau und die Functionen des
Herzens dieser Tiere berichten.
Nach Paglianj, Mcnk und Löwit sind die rhythmischen Con-
tractionen des Aortenbulbus von den in demselben vorhandenen
Nervenzellen abhängig. Die Anwesenheit der von Löwit beschrie-
benen Nervenzellen im Bulbus aortae wird aber von Engklmann
vollständig in Abrede gestellt (»das Löwnr’sche Bulbusganglion
existirt nicht“ S. 434). Durch seine anatomisch • physiologische
Untersuchungen (unter Zuziehung der electrischen Reizung, der
Temperaturschwankungen, der verschiedenen Spannung) glaubt sich
Engelmann berechtigt, die rhythmischen Contractionen des Aorten-
bulbus durch besondere Contractilität dessen Muskulatur zu er-
klären. (.Wie in der Herzkammer, im Uterus u. s. f. bildet also
die Muskulatur des Bulbus eine einzige leitend verbundene Masse
contractiler Substanz, gleichsam eine einzige hohle Muskelfaser“).
Nun haben aber Tpmänzkw und J. Dooikl in ihrer oben citirteu
Untersuchung bezüglich der Nerven und Nervenzellen des Aorten-
bulbus Folgendes angegeben: I) „Die Nerven, welche den Bulbus
erreichen, sind teils roarkhaltig, grösstenteils aber marklos, verzweigen
sich und bilden auf dem Bulbus ein dichtes, dem auf den Vor-
höfen, der Scheidewand und dem Ventrikel befindlichen, ähnliches
Netz (Fig. 8). 2) ... an der Grenze zwischen dem Bulbus und
den Vorhöfen und dem Ventrikel man ein Nervennetz vorfindet.
An derselben Stelle, an der Basis des Bulbus, sieht man auch ein-
zelne oder paarige Nervenzellen (Fig. 12 u. 13).“ Auch Engbl-
mann hat übrigens bei der Untersuchung des Bulbus in 20 Fällen
zweimal Gruppen zu je 5 Nervenzellen angetroffen, wähnt jedoch,
dass dieselben dem Vorhof angehüren (,, In jenen zwei Fällen fanden
wir auch nur je eine Gruppe von 5 mittelgrofsen, nach Form und
Bau mit den der Vorkammer Qbereinstimmenden Ganglienzellen, die
aber nicht innerhalb, sondern ausserhalb der Muskelwand des Bulbus
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No. 13. Dooibl, Die Innervation d. Bulbus aortao d. Froschherzens.
227
lagen und vielleicht zu einem haftengebliebenen Fragment der Vor-
kammern gehörten“). Mithin ist also der Aortenbulbus mit einer
bedeutenden Anzahl von Nervenelementen ausgerüstet, welche un-
möglich an den Functionen dieses Organs nicht participiren.
Ohne hier weiter auf die Frage, inwiefern die Contractionen
des Aortenbulbus durch die Wirkung der Nervenzellen auf die
Muskulatur dieses Organs bedingt sind, einzugehen, beabsichtige ich,
hier nur einige Versuche vorzuführen, welche von mir behufs Auf-
klärung der Bedeutung des Vagus als Hemmungsnerven des Aorten-
bulbus beim Frosch ausgeführt worden sind.
Es fragt sich, ob die electrische Reizung des peripheren Vagus-
stumpfee, vor seinem Eintritt in das Herz, auf den Rhythmus des
Aortenbulbus eine Wirkung ausöbt, wenn nach Entfernung des
Ventrikels und der Vorhöfe der Bulbus aortae mit dem Sinus ve-
nosus nur durch die Vorhofsscheidewand zusammenhängt?
Um eine solche Verbindung des Aortenbulbus mit dem Sinus
venosus herzusteilen, müssen die Vorhöfe mittels einer feinen Scheere
so entfernt werden, dass der Venensinus mit dem Ventrikel nur
durch die Vorhofsscheidewand und ihre Nerven im Zusammenhang
verbleibt. Hierauf wird der Ventrikel so abgetragen, dass der Bul-
bus aortae womöglich nur mit dem Venensinus zusammenhängt. Die
Reizung des in Ligatur gefassten peripheren Vagusstumpfes (n.
cardiaci) geschieht mit einem so starken Inductionsstrom, wie er
zum diastolischen Herzstillstand des Frosches überhaupt erforder-
lich ist.
Eine solche Reizung der nur durch die Vorhofsscheidewand mit
dem Bulbus aortae in Verbindung stehenden n. cardiaci ruft den
Stillstand des Aortenbulbus, welcher sehr lange dauert (einige Mi-
nuten), herbei. Nachdem die Contractionen des Aortenbulbus sich
wieder eingestellt haben, giebt eine neue Reizung gleiches Resultat:
Stillstand auf 1 — 2 und mehr Minuten. Derartige Versuche lassen
sich mit gleichem Resultat ziemlich lange wiederholen. Hierbei muss
bemerkt werden, dass bei der Entfernung der Vorhöfe und des
Ventrikels notwendigerweise ein unbedeutender, der unmittelbaren
Nachbarschaft der Atrioventrikularklappen zugehörender und an den
Aortenbulbus anstossender Streifen Ventrikelsubstanz und ein ebenso
winziger Streifen Vorhofsmasse an dem Aortenbulbus haften bleibt.
In diesen haften-gebliebenen Teilchen der Vorhöfe und des Ven-
trikels verlaufen die Nervenfasern, welche die Verbindung der Vor-
hofsscheidewand mit solchen des Bulbus aortae vermitteln. Hierselbst,
aD der Grenze zwischen dem Bulbus aortae und dem Ventrikel u.
den Vorhöfen, befinden sich noch Nervenzellen. Es muss noch bei-
gefügt werden, dass der Stillstand der rhythmischen Contraction des
Aortenbulbus auf electrische Reizung der n. cardiaci sogar nach der
Entfernung einer Klappe an der Grenze zwischen den Vorhöfen u.
dem Ventrikel erhalten wird.
Die von uns angeführten Beobachtungen über die rhythmischen
Contractionen des Aortenbulbus beweisen, dass beim Frosch nicht
16*
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2*28 Zuntz, Ueber Alkalescenz des Blutes. — Hammapstkn, Zur No. 13
allein die obere und untere Hohlvene, der Venensinus, die Vorhöfe
und der Ventrikel sondern auch der Bulbus aortae mit einem mo-
torischen und einen regulatorischen neuromuskulären, sowohl selbst-
ständig thätigen als auch harmonisch mit einander arbeitenden Ap-
parate ausgerüstet ist.
N. Zuntz, Ueber die Natur und die Bindung der Basen und
Säuren im Blute. Arcb. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abt. 1893, S. 556.
Im Anschluss an die Angaben von A. Loswv, dass die Titra-
tion an lackfarbenem Blut mit Weinsäure weit höhere Werte für
die Alkalescenz des Blutes giebt, wie die von deckfarbenem, teilt
Verf. weitere hieran sich anschliel'sende in seinem Laboratorium ge-
machte Untersuchungen von Lehmann mit. Das Blut wurde nach
3 Methoden untersucht: durch Aschenanalyse, durch Bestimmung
der gebundenen Kohlensäure und durch Titriren mit Weinsäure.
Die nach diesen 3 Methoden gefundenen Werte für die Alkalescenz
waren ganz verschiedene, nämlich 240 resp. 276 resp. 832 mg NajO
für 100 ccm Blut. Hieraus folgt, dass die Alkalescenz des Blutes
zum grofsen Teil durch organische Substanzen bedingt sein muss
von so schwach basischer Affinität, dass sie nur bei hohem Partiar-
druck Kohlensäure zu binden vermögen. Die sehr viel gröfsere
Bindung der Weinsäure ist nach Lehmann am einfachsten durch
die Annahme zu erklären, dass sie erst durch ihre Gegenwart ba-
sische Affinitäten aus ursprünglich neutralen Stoffen in den Blut-
körperchen frei macht. Weiterhin berichtet Z. noch über gemein-
schaftlich mit Lorwy von ihm angestellte osmotische Versuche
zwischen Serum bezw. Blut, dessen Alkalescenz durch Titriren fest
gestellt war, und gleichwertigen Lösungen von Natrium- oder Ka-
liumcarbonat. Es ergab sich dabei, dass erhebliche Mengen von
Alkali in das Serum resp. Blut übertraten, während die Alkales-
cenz der Alkalilösung abnimmt. Gleichgewicht tritt erst ein, wenn
man der Natriumcarbonatlösung bei Serum den halben AlkaligehaU,
bei Blut ein Viertel desjenigen Alkaligehaltes giebt, welchen diese
selbst besitzen. Auf dem Wege der Osmose eine Anziehung der
Blutkörperchen für Kaliumsalze, des Serum für Natriumsalze nach-
zuweisen gelang nicht. E. Salkowski.
0. Hamniarsteu, Zur Kenntniss der Lebergalle des Menschen.
Verbandl. d. Wissensch. Societät in Upsala 1893, Ser. III.
In 7 Fällen, wo am Menschen wegen Gallensteine eine Gallen-
fistel angelegt wurde, hatte Verf. Gelegenheit, teils Blasengalle, teils
frische Lebergalle zu gewinnen und letztere in einigen Fällen durch
längere Zeiträume fortdauernd zu untersuchen. Die frische Leber-
galle war stets gelb und enthielt nur Bilirubin; erst beim Stehen
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No. 13.
Kenntnis» der menschlichen Galle.
229
der Galle ausserhalb des Körpers bildete sich Biliverdin. In sechs
Killen von 7 war spektroskopisch noch ein zur Urobilingruppe ge-
höriger Farbstoff vorhanden. Alle enthielten Glycocholsäure in
2 — 14 Mal so grofser Menge als Taurocholsäure; die einen waren
schon durch Essigsäure, durch BaCl2 u. CaCI2 fällbar, die anderen
nicht. Im Gegensatz zu der Kindergalle, die fast ausschliefslich
Nucleoalbumin neben nur wenig echtem Mucin enthält, liefs sich in
der Menschengalle, auch in der frischen Lebergalle reichlich echtes,
beim Kochen mit Mineralsäuren einen reducirenden Körper liefern-
des Mucin nachweisen. Von besonderem Interesse ist der Fund
von Aetherschwefelsäuren im Alcoholauszuge dreier Gallen und
zwar betrug der Schwefel dieser Säuren 16 — 38 pCt. vom Geäammt-
sehwefel der Galle. Mit Ausnahme eines einzigen Falles enthielt
das frische Lebersekret durchgehende 2 — 3.5 pCt. feste Stoffe;
Verf. meint, dass die Fälle mit 1.5 pCt. Trockensubstanz oder noch
weniger nicht dem normalen Secret entsprechen; vielmehr handele
es sich hier „um die Absonderung einer schleimhaltigen Salzlösung
mit nur sehr kleinen Mengen specifischer Gallenbestandteile“. Des
Verf. ’s Analysen lassen sich wie folgt zusamraenfassen; neben dem
Durchschnittsmittel finden sich die Maxina und Minima in Klammern.
Wasser ....
Feste Stoffe . .
Mucin und Farbstoff
Gallensaure Alkal.
Taurocholat . .
Glycocholat . .
Seifen ....
Cholesterin . . .
Lecithin, Fett . .
Lösliche Salze . .
Unlösliche Salze .
Lebergalle
97.34 (97.9-96.47)
2.66 (2.06-3.53)
0.6 (0.28-0.91)
0.81 (0.56—1.82)
0.18 (0.05-0.3)
0.63 (0.63—1.62)
0 09 (0.02-0.14)
0.1 (0.06-0.16)
0.80 (0.02—0.15)
0.79 (0.68—0.89)
0.03 (0.02-0.05)
Blasengalle
82.97—83.98
16.02—17.03
4.19—4.44
8.72—9.7
1.93-2 74
6.79-6.96
1.06—1.12
0.87—0.99
0.29—0.41
0.29-0.3
0.22-0.23
Wenngleich in des Verf. ’s Beobachtungen keine absolut voll-
ständige Auffangung der Galle stattgefunden hat, so war doch eine
Absonderung von 600 ccm und daröber innerhalb 24 Stunden keine
Seltenheit. Von Mineralsalzen fand sich am reichlichsten NaCl u.
nur wenig Kalisalze, ferner regelmäfsig präformirte Sulfate und
Phosphate, aber nur in geringer Menge. Eisen enthielt die frische
Lebergalle zu 0.002 — 0.004 pCt. — Die Blasengalle ist 5—8 Mal
so koncentrirt als die Lebergalle, hauptsächlich infolge Wasserre-
sorption, z. Th. infolge reichlicher Beimengung von Blasenschleim.
Die Concentrationszunahme betrifft sämmtliche Gallenbestandteile,
mit Ausnahme von NaCl, von dem sich nur wenig findet und zwar
sogar noch weniger als an präformirten Sulfaten. Also mössen die
Chloride in der Gallenblase noch reichlicher als Wasser resorbirt
zu werden, was nur unter activer Beteiligung des Blasenepitbels an
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230 Chauvkl, Ueber Schussverletzungen mit dem Mannlicher Gewehr. No. 13
der Resorption zu verstehen ist. Wegen vieler Einzelheiten, insbe-
sondere mancher bemerkenswerten Abänderung der sonst üblichen
analytischen Methoden vergl. Orig. J. Munk.
Chauvel, Sur des Stüdes experimentales conceruant l'action du
projectile cuirassd Mannucurh roumain de 6 millimetres V* par
Mr. le Dr. A. Dkiuusthkn, Chirurgien en chef de l’armde roumaine,
professeur u la Facultd de mddecine de Bukarest. Ball, de l’Acad.
de Udd. 1893, No. 48.
Das 6 Va mm Stahlmantelgeschofs des rumänischen Heeres, welches
wohl das kleinste in Europa gebräuchliche ist, wurde von D. auf die ver-
schiedensten Entfernungen an belebten u. unbelebten Zielen, namentlich
auch an menschlichen Leichen und lebenden Pferden erprobt, u. die
einzelnen Organe u. Gewebe bezüglich der Art ihrer Verletzung
genau untersucht. Die betr. Kugel hat einen schnelleren Flug,
eine gröfsere Präcision und eine erheblichere Penetrationskraft als
die sonstigen in Europa gebräuchlichen 8 mm- Geschosse. Man
muss daher annehmen, dass sie eine zerstörendere Wirkung besitzt
als letztere. Man hat indessen mehrmals intacte, deformirte, auch
zerstückelte („morceldes") Kugeln in den Geweben gefunden, u. genügt
bei weiten Entfernungen der Widerstand der Knochen, um die
Schnelligkeit des Projectiles aufzuhalten (absorber). Da bei der-
artigen Entfernungen die „Ricochet-Schüsse“ häufiger Vorkommen,
wird man manchmal in den Wunden das Geschoss selbst oderStücke
desselben bezw. seines Mantels treffen und werden letztere schwerer
aufzufinden, aber häufiger aufzusuchen sein als die Partikel der früher
gebrauchten umfangreicheren Geschosse. Von besonderer Wichtig-
keit sind dabei die Häufigkeit und Reichlichkeit der Blutungen bei
Läsionen der Eingeweide und Weichteile und die hei allen Entfer-
nungen eintretenden Comminutivbrüche der Diaphysen. — Directe
Hilfe an der Stelle der Verletzung in der Schlachtlinie ist bei der
Tragweite der neuen Geschosse unmöglich, die Verbandplätze
können sich in den Zukunftskriegen erst 3500 — 4000 m von der Feuer-
linie entfernt aufstellen. Desto mehr ist für den schnellen und sichern
Transport der Verletzten vom Sohlachtfelde zu sorgen, speciell die
Zahl der Krankenträger zu vermehren und sie mit blutstillenden
Verbänden und Anweisungen für Lagerung gebrochener Glieder zu
versehen. Dkmosthbn glaubt dabei, dass es sehr fraglich ist, ob
die neuen Stahlmantelgeschosse wirklich den Vorzug haben, mehr
Menschen kampfunfähig zu machen, ohne viel tötliche Verletzungen
zu erzeugen. Bei den Schüssen, die nur die weichen Bedeckungen,
die fibrösen Gewebe und Muskeln beteiligen, mag dieses statt haben,
aber dasselbe war vielfach auch mit den Zündnadelgewehren und
den Chassepots der Fall; bei den Knochen- und den Eingeweide-
schüssen werden aber ebenfalls die früheren Verhältnisse, vielleicht
noch in gröfserer Ausdehnung und Intensität Vorkommen. Jedenfalls
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No. 13. Niedrn, Eulrnbübo, Ueber Erythromelalgie. 231
sind, wie der Berichterstatter vorliegender Arbeit Chacvkl betont, die
den vorstehenden Ansichten zu Grunde liegenden Versuche den im
Kriege herrschenden Bedingungen möglichst nahe gebracht.
P. Güterbock.
1) A. Niedeil, Ueber Erythromelalgie und Augenleiden. Archiv f.
Augenheilk. XX VIII. S. 1.
2) Eulenborg, Ueber Erythromelalgie. Deutsche med. Wochenschr.
1893, No. 50.
1) N. beobachtete 2 Fälle von Erythromelalgie (schmerzhafte
Gliederröthung). Bei einem 46jährigen Bergmann trat eine unge-
meine Schmerzhaftigkeit der Hände und darauf der FQfse auf.
Gleichzeitig erschien die Haut an den Enden aller 4 Extremitäten
gerötet und geschwollen. Die Affection betraf gleichzeitig die dis-
talen Enden der 4 Gliedmassen und zwar erstreckte sich die Rötung
bis zu den Ellenbogen bezw. dem Kniegelenk. Allmälig ging die
Affection zurück, um nach einem Jahre in heftigerem Grade wieder
aufzutreten. Kaum war dieser Anfall vorüber, so erschien nach 3
Monaten die dritte Attake, welche 3 Monate lang dauerte, um nach
einem halben Jahre zum vierten Mal zu recidiviren. Nach 4 Mo-
naten erfolgte der fünfte Anfall. Nach der ersten Erkrankung
konnte N. bei normalem Sehvermögen eine leichte Neuritis optica
beider Augen constatiren. Bei den weiteren Attaken traten keine
Augenstörungen auf, nach der 5. aber entwickelte sich eine recht-
seitige ausgeprägte Stauungspapille. — Die charakteristischen Symp-
tome der Erythromelalgie, die Störungen der vasomotorischen, tro-
phischen und secretorischen Thätigkeit der Hautdecken, sind auf
einen centralen Ursprung, wie aus dem ophthalmoskopischen Be-
funde hervorgeht, zuröekzuföhren. — Der zweite Fall, eine 60jähr.
Frau, mit ausgesprochener Form der Erythromelalgie, versank,
nachdem dieselbe Monate lang ihr Leiden mit zeitweiliger Ver-
besserung und Verschlechterung ertragen hatte, in geistige Um-
nachtung, welche ihre Uebertßhrung in eine Irrenanstalt notwendig
machte.
Die beiden Fälle sprechen mit Entschiedenheit fQr einen cen-
tralen Sitz der Krankheitsursache. Die Affection besteht in einer
Angioparalyse der Gefäfsmuskulatur, sie spricht sich charakteristisch
nur an den distalen Enden der Extremitäten als vasomotorische und
trophische Störung aus und ist im Stande, auch das Centralorgan
selbst und die unmittelbar mit demselben zusammenhängenden Or-
gane, wie das Auge und den Sehnerven, schädlich zu beeinflussen.
Horstmann.
2) Der auf der letzten Naturforscherversammlung gehaltene
Vortrag E.’s bezweckt den Nachweis, dass der Symptomencomplex
der Erythromelalgie, welcher im letzten Jahre auch die Aufmerk-
samkeit deutscher Forscher in höherem Grade erregt hat, nur als
ein Syndrom eines anderen bestehenden centralen Leidens aufzu-
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232
Ukkklmann, Situs, Zur Biologie der Cholerabacillen.
No. 13.
fassen sei. Der Verf. ist in der Lage, diesen zunächst klinischen
Nachweis an zwei Fällen zu führen, deren ersten er dem Krank-
heitsbilde der EKB’schen juvenilen Form der Muskelatrophie beizählt,
während er im zweiten (letal verlaufenen aber nicht secirten) Falle
in Folge apoplectiformer Anfälle mit Blutungen aus Nase und Re-
tinalgefäfsen und einer zunehmenden Demenz einen Tumor diag-
nosticirte. Ein dritter Fall zeigte eine Erblichkeit des Leidens von
der Mutter. Die Krankengeschichten wolle man im Original ein-
sehen.
Der Verf. berührt die Beziehungen der E. zu anderen Neu-
rosen, ohne eine befriedigende Erklärung der Genese geben zu
können, der Moment der Ueberanstrengung (Beschäftigungsneurose)
wird ätiologisch betont. Die sensible, vasomotorische, oft auch tro-
phisohe und secretorische Innervationsstürung soll auf einen intra-
medullären Sitz hinweisen, eine Ansicht, die der Verf. durch die
Hervorhebung des meist symmetrischen Auftretens und die Verbin-
dung mit anderen centralen Erkrankungen zu stützen sucht. Als
Ort der Erkrankung nennt E. dann die hinteren und seitlichen Teile
des Rückenmarkgraues. Eine tabellarische Uebersicht grenzt die
ähnlichen Krankheitsbilder (Syringomyelie, Morvan’sche Krankheit,
symmetrische Gangrän etc.) gegen die Erythrom. ab, bezw. hebt
die Gemeinsamkeit der einzelnen Symptome hervor. M. Brasch.
1) Uffelniann, Ueber Bedingungen unter denen die Lebensdauer
der Cholerabacillen sich verlängert. Berliner klin. Woohenscbr. 1893,
No. 38.
2) Salus, Ueber das Verhalten der Choleravibrionen im Tauben-
körper und ihre Beziehungen zum Vibrio Metschnikoff. Archiv f.
Hygiene 1893, XIX. S. 333.
1) Ein dunkler Punkt in der Aetiologie der Cholera ist das
Wiederauftreten derselben am selben Ort nach läogeren freien Pausen
ohne neue Einschleppung. Die bisherigen Untersucher fanden fast
durchweg, dass der Cholerabacillus zu den kurzlebigsten Mikroor-
ganismen gehört; die eben genannten Verhältnisse fordern aber un-
bedingt die Existenz von Bedingungen, welche den Cholerabacillen
ein längeres Leben gestatten.
U. vermuthete zuerst, dass es vielleicht eine Hülle sein könnte,
die beim Eintrocknen die Cholerabacillen um sich bilden, welche
ihnen längere Existenz gebe, fand aber, dass bei Antrocknen von
Cholerafäces auf Porzellan die Lebensdauer der Cholerabacillen
höchstens bis zu 6 Tagen verlängert werde. Dagegen fand U. in
niederen Temperaturgraden was er suchte. Bei einer Temperatur
von etwa -f- 6 Grad C. blieben Cholerabacillen im Oberwarnewasser
bei Rostock wenigstens 20 Tage, im Rostocker Leitungs wasser 23
Tage, im dortigen Siel wasser 7, in Fäkalien 38, in Fäkaluringe-
menge 10 Tage, in Gartenerde 12 Tage am Leben. Noch etwas
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No, 13. Baqinskt n. Stamm, Ueber die Scharlachnephritis. 233
länger lebten sie bei -f- 1 0 C. In den Controlversuchen bei etwa
20* C gingen die Cholerabacillen nach 1 — 2 Tagen fast sämmtlich
zu Grunde. Hieraus erhellt, dass eine niedere Temperatur Be-
dingung für längeres Leben der Cholerabacillen ist; hiemit ist das
Wiederauftreten der Cholera nach Pausen leicht zu erklären.
2) Die vorliegende Arbeit ist unter Hüppk’s Leitung entstanden
und bildet eine Berichtigung der etwa gleichlautenden Arbeit von
Nocht u. Pfbiffkh, die gefunden hatten, dass der Cholerabacillus
för Tauben nicht pathogen sei, und dass eine wechselseitige Immu-
nität zwischen Vibrio Metschnikoff und Cholera nicht bestehe.
Verf. experimentirte mit 4 Cholerakulturen; einer Hamburger,
einer Wiener und 2 Münchenern. Mit voll virulenten Kulturen
gelang es ihm leicht, auch durch kleinste Dosen, Tauben zu infi-
ciren. (Wie Verf. die Kulturen voll virulent macht ist nicht ange-
geben; es scheint nach Vorgang von Gamalkia durch Züchtung auf
Peptonbouillon mit 3 — 5 pCt. Kochsalz. Ref.). Die Tauben wurden
in den Brustmuskel geimpft, der bald darauf anschwoll, dann trat
Fieber ein und nach einiger Zeit subnormale Temperatur und Tod.
Kommabacillen fanden sich im Blut in der Galle, in allen drüsigen
Organen, im Darminhalt u. s. w. Der einzige Unterschied zwischen
dieser Cholerataubeninfection und einer solchen mit Vibrio Metsch-
nikoff war der, dass letzterer sich in grolsen Mengen im Herzblut
vorfand, der erstere nur spärlich. Des weiteren fand S. im geraden
Gegensatz zu Pfbiffkr und Nocht, dass eine Immunisiruug gegen
Vibrio Metschnikoff auch gegen Cholera schützt und umgekehrt.
Oie Immunisirung gelingt mit beiden Bakterienarten leicht.
Scheurlea.
A. B&ginsky u. Stamm, Zur Pathologie und Therapie der Schar-
lachnephritis. Arob. f. Kinderbeilk. XVI. S. 350.
Verff. haben die Nieren von 24 Kindern untersucht, die an
Scharlach in der 1. bis 7. Woche der Krankheit verstorben waren.
Sie kommen zu dem Ergebniss, dass man den klinischen Begriff
der Scharlachnephritis nicht auf die anatomische Veränderung eines
einzigen Gewebsbestandteiles der Nieren beziehen kann; weder die
Glomerulusveränderungen noch solche interstitieller oder parenchy-
matöser Natur sind für die Scharlachnephritis charakteristisch, Verff.
konnten in jedem Stadium Veränderungen aller drei Arten gleich-
zeitig nachweisen, bald traten die interstitiellen, bald die parenchy-
matösen, bald die Glomerulusveränderungen in den Vordergrund.
— Was die letzteren betrifft, so haben zwar Verff. pathologische
Veränderungen der Knäuel in fast allen Nieren beobachten können,
bis auf 3 Fälle aber waren die sonstigen Nierenveränderungen so
hervortretend, dass der Glomerulusaffection eine etwa für den
Scharlach specifieche Bedeutung nicht beigelegt werden kann.
Wenn Nephritis sich zur Scarlatina gesellt, so geschieht dies in
der Regel in 2 verschiedenen Formen, was den klinischen Verlauf
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234 Miuba, Rkhdü, Ueber hysterisohe Hemiplegie. No. 13
betrifft. 1) Langsamer, schleichender Beginn der Nephritis, mit all-
mäligem Ansteigen des Eiweifsgehaltes. Die Diurese ist anfangs
wenig vermindert, der Harn enthält Leukocyten und Nierenepithe-
lien. Die Harnmenge sinkt im weiteren Verlauf beträchtlicher; an
morphotischen Bestandteilen treten neben zahlreichen Lymphkörper-
chen auch Blutkörperchen und hyaline Cylinder auf; erst später,
wenn überhaupt, zeigen sich Oedeme. 2) Die acut mit mehr oder
weniger heftiger Nierenblutung einsetzende Form.
Prophylaktisch empfehlen die Verff. zur Verhütung der Neph-
ritis Bettruhe bis in die 4. Woche hinein, blande, stickstoffarme
Kost (Milchgries, Reis, Hafermehlsuppen u. dgl.), sorgfältige allge-
meine Hygiene; dagegen rathen sie zu Bädern (37 — 38° C) nur
hier und da bei sehr spröder Haut mit intensiver Desquamation.
Treten morphotische Bestandteile im Harn auf, so gehen Verff. zu
reiner, streng durchgeführter Milchdiät über. Dagegen widerraten
die Verff. die Anwendung von Medicamenten. Bei fortschreitender
Verminderung der Diurese lassen sie Wildunger Brunnen (100 bis
500 ccm pro die) nehmen. Bäder (29 — 30° R mit Nachschwitzen)
liefsen Verff. nur bei schwerem und verbreitetem Hydrops verab-
reichen; ganz vereinzelt bei bedrohlich werdender Behinderung der
Diurese wenden sie Diuretin (0.3 — 1 g 3 — 4 Mal täglich) an. Gegen
die langdauernde Albuminurie, welche sich bisweilen aus der Neph-
ritis entwickelt, erwiesen sich alle Medikamente als nutzlos, ja
schädlich. Am besten scheinen diese Albuminurien in der Land-
luft zu heilen. Stadth&gen.
1) K. Miura, Sur trois Cas de Monoplegie Brachiale Hystdrique.
Archives de Neurologie 1893, Mai.
2) Reildu, Hemiplegie hyst^rique d’origine traumatique. — Atro-
phie musculaire. L’Union m4d. 1893, 8. Juület.
1) M. beschreibt 3 Fälle hysterischer Monoplegie des Armes
aus der CHAacoPschen Klinik. Der erste Fall betrifft einen 37jähr.
Mann, der neuropathisch belastet ist und nach einer psychischen
Emotion eine rechtsseitige schlaffe Armlähmung zeigte ohne Sensi-
bilitätsstörungen an dem gelähmten Arm; dagegen wies auf die hys-
terische Basis hin einmal die schnelle Besserung nach einer lediglich
psychischen Beeinflussung, ferner das Bestehen von blauem Oedem
und Gesichtsfeldeinengung. Im 2. Fall war ein 63jähriger Weber
von einer rechtsseitigen brachialen Monoplegie befallen, die auf
Hystero-Saturnismus zurückgeführt werden musste (klassisch be-
grenzte Anästhesie, Einengung des Gesichtsfeldes, Dyschromatopsie,
Verlust des Geruches und des Pharynxreflexes, glossolabialer Spas-
mus etc.) Im 3. Fall bestand eine linksseitige hystero-traumatische
Armlähmung neben multipler Sclerose und organischer Erkrankung
(Neuritis) der Nerven der Mm. deltoideus und infraspinatus. Auf
die Sclerose wiesen hin: ein schwankender Gang, scandirende
Sprache, Intentionstremor, Nystagmus, Sehnervenatrophie u. s. w.
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No. 13. Ledermahn, Das Resorbin als Salbengrundlage. 235
Die hysterische Anästhesie erstreckte sich auf Kopf, Hals und Tho-
rax. Die Mm. deltoideus und infraspinatus waren atrophisch.
2) Der beschriebene Fall betrifft einen 29jährigen Gärtner, der
im Anschluss an einen Schreck und Hundebiss eine Lähmung des
linken Armes und Beines zeigte; auch der untere Facialis war links
paretisch. Dabei bestand complete Hemianästhesie. Nach 10 Tagen
fing die Lähmung an, sich allmälig zu bessern und zu schwinden;
nur blieben noch eine functionelle Schwäche mit einer sich ent-
wickelnden Atrophie im linken Deltoideus, Infraspinatus, Supraspi-
natus, Triceps, Biceps etc. Die hysterischen Atrophieen täuschen
bald eine cerebrale, bald eine spinale, bald eine neuritische Atro-
phie der Muskeln vor. — R. sieht auch hier die Amyotrophie als
hysterische an. Die Hysterie kann durch vasomotorische Störungen
u. s. w. auch entzündliche und degenerative Vorgänge an den Ner-
ven und ihren Centren veranlassen. S. Kalischer.
R. Ledermann, Das Resorbin und seine Verwendung als Salben-
grundlage. Allgetn. med. Central Zeitschr. 1893, No. 92. S.-A.
Das Resorbin ist eine Fettemulsionssalbe, welche nach einem
besonderen Verfahren aus reinstem Mandelöl und etwas Wachs
durch Emulgiren mit Wasser unter Zuhilfenahme einiger unschäd-
licher Bindemittel (Leimlösung, Seifenlösung) hergestellt wird. Es
ist ausgezeichnet durch die grofse Leichtigkeit mit welcher es auch
ohne besonders kräftiges Verreiben in die Haut eindringt, so dass
es an der Oberfläche nur einen minimalen Fettrückstand hinterlässt,
wesshalb seine Anwendung sehr sauber und von dem unangenehmen
Fettigkeitsgefühl frei ist; zugleich wirkt es wegen seines Wasserge-
haltes im Sinne einer Kühlsalbe juckenlindernd und entzündungs-
widrig. Das Resorbin ist mit Fetten jeder Art mischbar und kann
durch Zusatz solcher jede beliebige Consistenz erhalten, auch lässt
es sich mit allen üblichen Medicamenten verarbeiten. Es ist somit
als Salbeogrundlage überall da am Platze, wo man die Haut schnell
und ausgiebig einzufetten wünscht, wie bei allen Hyper- und Para-
keratosen, bei abnormer Trockenheit der Haut u. s. w., ferner, wo
man mit dem fettigen Vehikel auch Medicainente in energischer
Weise in die Haut (z. B. Chrysarobin bei Psoriasis, Naphthol oder
Perubalsam bei Scabies) oder durch die Haut in den Körper ein-
zuführen beabsichtigt. In letzterer Beziehung erwies sich nament-
lich ein 33 l/j proc. Quecksilber- Resorbin mit einem geringen Lano-
linzusatz für die Schmierkur bei Syphilis, wegen der kurzen für die
Innunction nötigen Zeit, der Reizlosigkeit und Sauberkeit sehr prac-
tisch. Man soll hier mit dem Verreiben aufhören, sobald nur ein
grauer Spiegel zurückgeblieben, die Salbe für das Auge verschwun-
den ist, weil diese durch fortgesetztes Reiben aus den Hautporen
Mechanisch wieder herausgedrückt zu werden scheint. H. Müller.
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236
Sknn, lieber die Laparohysterotomie.
No. 13
N. Senn, Laparo-hysterotomy: its indications and technique. Amer.
journ. etc. 1893, Sept.
S. versteht unter Laparohysterotomie eine Operation, durch
welche nach Eröffnung der Bauchhöhle ein Foetus oder ein Tumor
aus der Uterushöhle entfernt wird; der Ausdruck Kaiserschnitt soll
durch Laparohysterotomie ersetzt werden- Nach Erwähnung der
Indicationen im Vergleich zu der Poaao’schen Operation, der Cra-
niotomie und Symphysiotomie bespricht S. eingehend die Technik
der Operation und in Anschluss daran beschreibt er zwei Fälle von
Laparohysterotomie bei Schwangeren mit günstigem Ausgang für
Mutter und Kind und einen Fall von Laparohysterotomie zur Ent-
fernung eines Fibromyom, ebenfalls mit günstigem Ausgang. S. zieht
aus seinen Mitteilungen folgende Schlussfolgerungen:
1) Die Laparohysterotomie ist gerechtfertigt, wenn eine Ent-
bindung auf normalem Wege unmöglich ist ohne Verstümmelung
des lebenden Kindes.
2) Sie ist absolut indicirt, wenn die Conjugata vera geringer
ist wie 2 Zoll oder ein Geburtshinderniss bedingt wird durch
eingekeilte Beckentumoren oder durch eine fortgeschrittene maligne
Erkrankung der Cervix.
3) Verstümmelnde Operationen am lebenden Kind um die
Geburt zu ermöglichen sind nicht mehr gerechtfertigt, da die La-
parohysterotomie und Symphysiotomie Operationen sind, welche das
Leben von Mutter und Kind erhalten.
4) Die Hysterectomie nach der Laparohysterotomie ist eine ge-
rechtfertigte, wenn der Uterus selbst der Sitz einer lebensgefähr-
lichen, entfernbaren Erkrankung ist.
5) Die elastische Constriction darf als blutstillendes Mittel bei
der Laparohysterotomie erst nach der Geburt des Kindes ange-
wendet werden.
6) Die Iucision in den Uterus muss bei eventuellen Einreifsen
hinreichend verlängert werden, um die Blutung zu verringern.
7) Die Schnittwunde muss durch 4 Reihen von Nähten ge-
schlossen werden, so dass die Blutung vollkommen steht und die
Uterushöhle vollständig gegen die Bauchhöhle geschlossen ist.
8) Die Laparohysterotomie ist ebenfalls indicirt bei der opera-
tiven Entfernung von einfachen, grol’sen Fibromyomen des Uterus
bei jüngeren Frauen, wenn der Tumor innerhalb oder nicht neben
der Uterushöhle sitzt.
9) In solchen Fällen muss die Uteruswunde ebenso geschlossen
werden wie beim schwangeren Uterus; das Bett des Tumor’s muss
mit Jodoforrogaze ausgestopft werden, welche durch die Cervix in
die Scheide geleitet wird und so den doppelten Zweck hat, zu tarn-
poniren und zu drainiren. A. Martin.
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No. 13. Aofbecht.- Walthabd. - Zokok v. Mantküffel. - Bach. - Frankel. 237
Aufrecht, Ueber einen Fall von primärer Fragmentation den linken
Ventrikels. Zeitsohr. f. kün. Med. XXIV. S. 205.
Ein 48jäbriger Mann, der «eit 3 Jahren nach einem Eisenbabnzusammenstofs an
Henkiopfen leidet, geht unter den Symptomen eines schweren Herzleidens za Grande.
Die Section ergiebt Erweiterung und Hypertrophie des rechten Ventrikels, auffallend
blaugelbes Aussehen des sehr mürben Myocard des linken Ventrikels. Die mikrosko-
pische Untersuchung zeigt alz einzigen pathologischen Befund hochgradige Fragmen-
tation der Muskelfasern des linken Ventrikels.
Verf. hält diesen Fall für beweisend für das Vorkommen einer primSren Frag-
mentation des linken Ventrikels sor der Agone mit sekundlrer Hypertrophie des
rechten Ventrikels. M. Rothmann.
M. Walthard, Aus dem Pathological Laboratory, Univexsity Col-
lege, London. Zur Aetiologie peritonealer Adhäsionen nach La-
paratomien und deren Verheilung. Ein Beitrag zur Technik bei
Laparatomien. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1893, No. 15.
Langer dauernder Contact der atmosphärischen Lnft mit der normalen Serosa der
AbdominalhCble bedingt durch Austrocknung Necrose der obersten Zellschichten, eine
Schädigung, welche auch bei vBllig aseptischem Verlauf als ätiologisches Moment peri-
tonealer Adhlsionsbildungen aufzufassen ist. Es ist daher die trockene Asepsis im
Princip und mit ihr die ganze bisherige übliche Toilette der Abdominalhohle im Sinne
des Austrocknens und Auswiscbens der Peritooealfalten mit Trockenmaterial zu ver-
lassen. An Stelle der trockenen Asepsis ist namentlich bei lange dauernden Opera-
tionen die .feuchte Asepsis“ einzuführen p. (lourbock.
Zoege voll nianteuifel, Bemerkungen zur Blutstillung bei Hämo-
philie. Deulsche med. Wocbenschr. 1893, No. 25.
Betrifft eine Blutung nach Zahnextraction bei einem bereditlr belasteten 12 Jahre
alten Jüdischen Knaben Die Blutstillung erfolgte durch Combioation von Cocainin-
jectioo mit Zymoplasma Tamponade. Ueber letztere, speciell über Beschaffenheit und
Herstellung des als Zymoplasma bezeichneten, die Blutgerinnung veranlassenden Fer-
mentes, ist auf den Wortlaut des io vorliegender Mitteilung enthaltenen Briefes von
Al. Schmidt zn verweisen. p. oaurbock
L. Bach, Anatomischer Befund bei Retinitis luetica. Archiv f. Augen-
heilkunde XXVIII. S. 67.
B untersuchte mikroskopisch die beiden Augen einer Person, die wiederholt an
Retinitis syphilitica gelitten hatte. An den Netzhautarterien fanden sich partielle und
ringförmige Entzündungen der Adventitia sowie der Intima, an den Capillaren ring-
förmige Wucherungen, die in vielen Fallen zur Schliefsung des Lumens geführt batten,
die Venen zeigten nur in vereinzelten Fallen eine geringe entzündliche Veränderung
der Bindegewebsumhüllnng. Die Gefafse der Aderbant waren an und für sich frei
von entzündlichen Prooessen, die Sclera bot normale Verhältnisse, ebenso der Sehnerv,
die Hornhaut, Regenbogenhaut and der CiliarkSrper. Hierdurch wird bewiesen , dass
es eine sichere anatomische Grundlage für das klinische Bild der Retinitis luetica
giebt und dass letztere eine PrimArerkrankung der Netzbaut und nicht eine Secundtr-
affection im Anschluss an eine Chorioiditis ist. Horstmsnu.
B. Fraenkel, Die Demonstration des laryngoskopischen Bildes.
Tberap. Monatsh. 1893, Deo.
Am einfachsten ist es, wenn der zweite Beobachter seinen Kopf zwischen den
Reflector und den Patienten vorschiebt, aodass er, ohne das Licht ganzlieh abzublenden,
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238
Tschaurilow. — Koch. — Baykr. — Rkmak.
No. 13
mit in d«n Mund des Patienten hineinsehen kann. Wat dabei bindert iit die rechte,
den Spiegel führende Hand. Dieses Hinderoiss wird vermieden, wenn man den Kehl-
kopfspiegel nicht mehr gerade in den Handgriff hinein, sondern unter einem stampfen
Winkel an denselben anbringt. Diese Art, den Spiegel anzubringen, ist sehr bequem, beson-
ders bei der Rhinoscopia posterior, aber auch beim Laryngoskopireu. Der Stiel ist
15 cm lang, reicht also aus, um die Hand des Untersuchers nicht mit der die Zuoge
fixirenden Hand des Patienten in Collision kommen zu lassen. (Ref. kann dem vor-
bin gesagten nur vollkommen beistimmen; die Einführung des Spiegels macht bei
engem Schlund anfaogs wo) einige Schwierigkeiten, die aber bald überwanden werden
und gerade dann die neue Methode recht vorteilhaft erscheinen lassen). w. Lobiinaki.
Tschaurilow, Traitement de l’drysip&le par les chlorophenols et
lee bromophenole. Arcb. d. Peterb. biol. Instit. 1893, II. S. 329.
T. terwendete Salben bestehend aus Vaselin und 1 — 8 pCt. Ortho- oder Para-
chlorphenol oder Orthobromphenol. Er rieb die erysipelkranken Stellen 2 Mal täglich
je eine Minute lang mit der Salbe ein. 25 Kranke wurden so behandelt, sümmtliche
wurden geheilt und zwar 6 nach 2 Tagen, 8 nach 8 Tagen, 8 nach 4; 2 nach 6, 4
nach 7 und 2 nach 8 Tagen. Srheurlcn.
R. Koch, Ueber das Carcinoma ventriculi ex ulcere rotundo. St.
Petersb. med. Wochenschr. 1893, No. 43.
K. beobachtete einen eine Frau im Alter von 86 Jahren betreffenden Fall von
Ulcus ventriculi rotundum, aus dem sich im Laufe der Zeit ein Carcinom entwickelte,
dessen sichere Diagnose aber erst post mortem bei der Obduction gestellt werden
konnte. Es fehlte allerdings schon bei Lebzeiten nicht an Hinweisen hiefür, bestehend
in einem rapiden Verfall der Krlfte der Patientin, in der Erfolglosigkeit jedweder
Ulcustherapie und endlich in dem als „Milchsüurexcessen" bezeichneten Symptome.
C. Roten thal.
C. Bayer, Zur Laparotomie bei Ileus im Kindesalter. Prager med.
Woohensohr. 1893, No. 34, 35.
Verf. teilt 4 Falle von Ileus im Kindesalter mit, und macht gelegentlich der
Schilderung des einen dieser Falle auf eine Erscheinung aufmerksam , die unter Um-
stünden bei zweifelhafter Diagnose einer inneren Darmabsperrung als wichtiger Weg-
weiser verwertet werden könne Dieses Symptom besteht in einer abnormen Breite
der Linea alba, welche — wenigstens bei Kindern mit nachgiebigen Baucbdecken —
den Schluss wahrscheinlich macht, dass eine Peritonealaffection mit erheblichem Exu-
dat und starkem begleitendem Meteorismus voraufgegangen sei. Hudttugen.
E. Remak, Zur Localieation der spinalen Hautreflexe der Unter-
extremitäten. Neuro!. Cbl. 1893, No. 15.
Bei einem 4jibrigen Knaben, welcher unter Fieber an einer Myelitis transversa
erkrankte (es wurde wegen Paralyse der Bauchmuskeln eine Affection unterhalb des
7. Dorsalsegments angenommen), zeigten, nachdem die akuten Erscheinungen vorüber-
gegangen waren, die Hautreflexe ein eigentümliches Verhalten. Wahrend die Bauch-,
Olutaeal- und Cremasterreflexe (von den letzteren war der linke noch sparweise vor-
handen) fehlten, gelang es, von einer unterhalb der Inguinalfalte gelegenen Stelle des
Oberschenkels aus durch die verschiedensten Hautreize eine Plantarflexion der ersten
Zehen bervorzurufen , weiterhin traten Tibialis postic. u. Gemellus sur. und endlich
der Extensor quadric. in Action. Linkt lieft sich das Phänomen (.Fern o r al ref 1 ex")
leichter hervorrufen alt rechts Als Refiexbahn küme dem Verf. zufolge in Betracht
für den sensiblen Reiz (den genaueren Reizort s. im Original) der N. lumbo-inguin.
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No. 13. Chvostkk. — Gay. — Sohnabki., Gotthkil. — Mkiskls.
•239
and Cruralis (2. bei*. 3. Lumbatwurzel) und für den motorischen Impuls die 1. u. 2.
Sacralwurzel (Zehenbeuger) u. 3. Lumbalnerr (Quadriceps). >1. Bnscii.
F. Chvostek, Ein Fall von Tabes mit Bulb&rsymptomen. Nenrolog.
Cbl. 1893, No. 22.
Ein 89jähr. Mann erkrankte 18 Jahre nach der syphilitischen Iofection an Tabes
mit Störungen von Seiten des Vagus, die io Larynxkrisen und Atemnot bestanden
Hieran schlossen sich nach und nach Störungen von Seiten der Angenmuskeln, sen-
sible Reiterscheinungen im Qniotns, Lähmungserscheinungen im motorischen Trigemi-
nus, Scblnckbeschwerden , Herabsetzung der Geruchsempfindung rechts, doppelseitige
Lihmung des M. crico arytenoid. , Tachycardie und eine allmälig sich ausbildende
Störung der Respiration, infolge deren die linke Hälfte des Thorax sich weniger an
der Atmung beteiligte. K. Grube.
W. Gay, Diphtherical Paralysis, Allocheiria. Brain 1893. Autumn.
Ein 13 jähriges Mädchen zeigte nach einer Diphtheritis neben Lähmung des Gau
mens, Keblkopfslähmung, Diplopie, Accomodationslähmung, eine Ataxie aller 4 Extre-
mitäten, Verlust der Sebnenrefiexe, Verlust des Muskelsinns, resp. Lagengefühls; ferner
bestand das Symptom der Allocheiria am ganzen Körper, einschliefslich der Schleim-
häute, indem alle stärkeren Reize (Druck, Schmerz) stets auf die entgegengesetzte
Körperhälfte localisirt wurden. Das Berührungsgefübl war überall herabgesetzt. —
Der Zustand ging in wenigen Wochen in röllige Heilung über (bis auf den Verlust
der Patellarreflexe u. e. w.) — 8. konnte feststellen, dass alle nicht hysterischen Kille
tod AUocheirie aus der Litteratur mit Ataxie, Störungen des Lagegefübls und Sensi-
bilitätsstörungen einbergehen; diese Afiection sei auf eine Läsion der hinteren medi-
anen Stränge des Rückenmarks und der hinteren Wurzeln zurückzuführen.
S. Kslitchsr.
1) J. Schnabel, Ein Fall von syphilitischem Initialaffect auf der
vorderen Bauch wand. Münchner med. Wochenschr. 1893, No. 33.
2) W. 8. Gottheil, Two cases of labial chancre in cigarmakers.
Med. News 1893, Juli 15.
1) Ausser dem ungewöhnlichen Sitze der Sclerose zwischen Nabel und Symphyse
bietet der Kall nichts Besonderes.
2) Von zwei io einer Gigarrenfabrik beschäftigten jungen Mädchen hatte das eine
einen harten Schanker an der Ober- , das andere an der Unterlippe. Beide setzten
trotzdem ihre Arbeit fort, bei der sie, wie sie selbst zugeben, zur Kormung des spitzen
Endes der Cigarre sich ihres Speichels und der Zähne bedienten. Verf. fordert ernste
Mafsregeln gegen diese in den Kabriken zwar verbotene, dennoch aber, wie es scheint,
allgemein geübte unsaubere Manipulation der Cigarrenarbeiter. H. Malier.
W. A. Meisels, Comutinum citricum gegen Spermatorrhoe. Ungar.
Aroh. f. Med. II. S. 82.
Verf. hat 27 Kille von Spermatorrhoe, die sich teils in überaus häufigen Tages-
oder Nacbtpollutioneo manifestirte , teilt nur bei der Defäcation und Harnentleerung
anftrat, einigemale aber auch in einem continuirlichen Ausflüsse aus der Urethra be-
stand, sehr erfolgreich mit Cornntinum citricum, von dem er in der Regel zwei Mal
täglich 0.003 nehmen lieft, behandelt. Die in Abnahme der Menge und Häufigkeit,
scbliefslich im gänzlichen Versiegen der unfreiwilligen Samenergüsse sich äusternde
Wirkung trat meist schon nach wenigen Tagen auf. Indets scheint das Mittel nur
bei der paralytischen Spermatorrhoe, welche in erhöhter Irritabilität des Rücken-
markes, Hypersecretion der Geschlechtsdrüsen und Atonie der Samenbläscheo und des
Ductus ejaculatorius ihren Grund hat, hilfreich zu sein; in zwei auf entzündlichen Pro-
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240 Ferguson. — Ruüxkau. — Haultain. — Ischirwinbky, No. 13
testen beruhenden Fällen zon spastischer Spermatorrhoe bette es keinen Erfolg —
Auch bei Enuresis nocturna und diurna der Kinder verwandte Verf. das Cornutin mit
grofsem Nutzen. H. Müller.
.1. H. Ferguson, Uterine Rotation, ita clinical importance in preg-
nancy aud labour. Edinb. Med. journ. 1893, April*
Verf. kommt zu folgenden Schlüssen:
Der Uterus ist in der Regel um seine Längtaxe gedreht, in den allermeisten
Fallen nach rechts, sodass die linke Kante zorliegt. In der Schwangerschaft u. Ge-
burt nimmt die Drehung zu. Da die Orarien io der Schwangerschaft den Seitenwin-
den des Uterus dicht anliegen, so gelangt auch ein Orarium, in der Regel das linke,
nach zorn, dicht unter die Bauchdecken, und kaon sowohl durch unzorsichtige Pal-
pation, als auch durch Einklemmung zwischen Uterus und Schambein gequetscht wer-
den. Da die Ozarien unter der Geburt congestiouirt und sehr empfindlich sind, kann
dies zu Shock- Erscheinungen führen. Aut diese Möglichkeit soll der Geburtshelfer bei
seinen Manipulationen Rücksicht nehmen und eine laterale Compresaion des Uterus
rermeiden. A. Kanin.
A. Kouxeau, Note sur un foetus humain monstrueux, appartenant
ä la famille des monosomiens. Annales de gynaecologie 1893, Aout.
Anschließend an Sanrr-HiLAiBEs Einteilung der Monstruositlten mit einem Kör-
per in 1) Attodymes, 2) Incodymes, S) Opodymes, teilt Verfasser ausführlich
einen Fall mit, wo die Zusammengehörigkeit resp. Einheit des Foatus sich auf das
ganze Gesicht erstreckt und nur 2 Schädel mit 2 Gehirnen zorhanden wareo. Er be-
ansprucht hierfür im Gegensatz zu den obigen 3 Klassen die er nnter dem Gesammt-
namen opodymes (Zwilliogsgesichter) zusammenfasst, eins neue Genusbezeichoung :
craniodymez (Zwillingsschldel). A. Martin
Haultaifl, Simple growths of the uterine mucosa. Edinb. med. journ.
1893, Aug.
Verf. behandelt unter Zugrundelegung zon drei Fallen den Bau der Scbleimhaut-
polypen des Uterus, der nach ihm ausserordentlich rariirt, sodass man glandnllre,
fibrös glanduläre und fibrOs-papilllre Polypen unterscheiden muss Sie sind gutartig,
jedoch mit Neigung zu localisirtem Wiederauftreten, weshalb Verf. sorgfältiges Aus-
brennen des Stumpfes empfiehlt. Ihr häufig, postklimacterisches Auftreten Terführt
nach des Verf.’s Meinung leicht zu Verwechselung mit malignen Neubildungen.
A. Martin.
8. Tschirwinsky, Beobachtungen über die Wirkung einiger phar-
makologischer Mittel auf die Lymphausscheidung. Pharmakol. Inst.
Moskau. Arcb. f. exper. Path. u. Pharmak. XXXIII. p. 155.
An Hunden wird unter Berücksichtigung des Umstandes, dass Respirationsstt-
rungen, Blutdruckschwankungen, sensible Reize auf die Lymphausscheidung zon Ein-
fluss sind, die Lymphmenge nach Injection einer Reihe roo Substanzen bestimmt und
die Abhängigkeit zon den angeführten Momenten kritisob besprochen.
Cblorathydrat, Natrium ditbyoaalioylicum, Pilocarpin, ein Filtrat aus Helianthus
annuus wirken unter Blutdrucksenkung leicht rermehrend auf die Lymphausscheidung,
Atropin rerringert sie, Coffein wirkte ungleichmlfsig, Morphin und Curare sind un.
wirksam. Pohl.
Kiniendunzen für das Centralblatt werden so dl« Adresse des Hrn. Prof. Dr. 11. Bernhardt (Berlin tf.
Fransäsieehe Strafe« 21) oder aa dl« Verlagsbandlonz (Berlin MW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verleg son Aa|ust Hlreebweld ln Berlin. — Druck zon L. Sebumenber ln Berlin.
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Wöchentlich frwhfinfii
l — 2 Rogen ; »tj Schluu«
<1 a Jahrgang* Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
PreU des Jahrgänge«
20 Mark; au belieben
durch alle bnchhandltiD-
gen und Post Anstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. ». April. No. 14.
Inhalt: Tscbibt o witsch, Zur Frage über die Laucolyse. (Orrig Mitt.).
Rübrkr, Die Quelle der tierischen Wirme. — May, Der Stoffwechsel im Fieber.
Kotlui, Wirkung der Leber bei Vergiftungen. — Ctiuiatss, Lknnanoer,
Taylor, v. Beromarn, Ricrrlot, üeber Operationen an der Gallenblase. —
Bach, TuberculSte Infection des Auges. — Praushitz, Deber die Kost io Krauken-
hloseru. — Ntcsiss, Krads, üeber Albuminurie. — Charcot, Fall tob Tabes
mit Symptomen der Bolblrparalyse — KObhkb, Verfahren bei Aetzungeo der
Scbleimhaut.
Gara, Einfluss der Bittermittel auf die Darmflulniss. — Nibmahr, Abspaltung
»oo Mercaptao aus Nahrungsmitteln. — Boltzmann, Zur Kenntniss der Leucooy-
tose. — Drusuarr, Mayrs, üeber Plomben »on Knochen. — Klirorl, Abweichen
der Verlauf der Angina phlegmonosa. — Wissnbr, Neuer Nährboden aus Hühner-
eiern. — EacnxsiCR, Behandlung des Tetanus mit Antitoxin. — Hausse, Neue
Methode der Slnglingserulhruug. — Sacki, Fall »on progressiver neurotischer Mut-
kelatrophie. — Ostermayes, Seltene Syphilisformen. — Brno, Deber den Favus-
pili. — Ballahtyhs n. Milliqan, Scharlach in der Schwaugerschaft. — Naibhb
und Mil bot, Falle »on Orarialabscets und Uterustumor. — Dbissb, Beeinflussung
des Lichtsinnes durch Strychnin. — Gordor, Zwei bemerkenswerte Fälle »on schwerer
Vergiftung.
Aus der akadem. medicinischen Klinik des Hrn. Prof. Dr. Popoff
in St. Petersburg.
Ilämatologische Notiz««
von
Privat- Docenten Dr. N. Tschistowltsch.
I. Zur Frage Ober die Leucolyee.
Bei Einführung von Peptonen, Albumosen, bacteriellen Pro-
teinen und vielen anderen Substanzen in das Blut von Tieren wird
in der ersten Zeit eine bedeutende Abnahme der Leucocytenzahl
iro Blute beobachtet, nach welcher die Leucocytose eintritt. Die-
selbe Erscheinung zeigt sich auch, wenn man diese Substanzen auf
eine andere Art, zum Beispiel unter die Haut oder in den Abdo-
XXXII. Jahrgang. (6
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“242 Tschistowitsch, Zur Frage über die Leucolyse. No. 1 4
minalraum einführt. Nach den Untersuchungen des Herrn Dr. N.
Uskow ') vermindert sich mitunter auch beim Menschen die Zahl
der Leucocyten in der ersten Zeit nach der Nahrungseinnahme
etwas. Während der grössten Intensitätsperiode der Verdauung
steigt beim Menschen, wie bekannt, in den meisten Fällen das
Quantum der Leucocyten mehr oder weniger bedeutend. Die Ur-
sache der anfänglichen Verminderung des Leucocytenquantums, die
bei den Untersuchungen des Blutes aus den peripherischen Gefäfsen,
zum Beispiel der Ohrenarterien constatirt wird, wurde bis zur Zeit
noch nicht erklärt und wird sehr verschieden commentirt. Einige
Autoren (Wrriqo2), Rirdkr3), Schulz4) führen Alles auf die Ver-
änderung der Leucocytenverteilung in den verschiedenen Ab-
teilungen des Blutkreislaufes zurück und erklären die Leucocyten-
verarmung des Blutes der peripherischen Gefälse durch Ansamm-
lung von Leucocyten in den Gefäfsen der Abdominalorgane.
Andere Autoren finden die Ursache der Verminderung der Leuco-
cytenzahl in ihrer Zerstörung durch Einwirkung der verschiedenen
obenerwähnten Substanzen, die in den Blutkreislauf eintreten. Der
hervorragendste Vertreter dieser Theorie Prof. Löwit5) hat sogar
einen besonderen Terminus: „Leucolyse“ zur Bezeichnung dieser Er-
scheinung vorgeschlagen.
In den vorliegenden Notizen werde ich die Resultate meiner
Untersuchungen darlegen, welche den Zweck hatten zu constatiren,
ob einige der obengenannten Substanzen eine zerstörende Wirkung
in Bezug auf die Leucocyten des Menschen- und des Kanincben-
blutes besitzen.
Meine Untersuchungen wurden auf 2 Arten ausgeführt. Erstens
bemühte ich mich, durch unmittelbare mikroskopische Beobachtungen
mich zu überzeugen, ob die Leucocyten durch die Substanzen zer-
stört werden, welche nach Löwit eine leucolytische Wirkung be-
sitzen. Zu diesem Zwecke brachte ich unter dem Mikroskop zu einem
Tropfen Menschen- oder Kaninchenblut, welcher so eingestellt war,
dass sich im Gesichtsfelde 2 — 3 Leucocyten befanden, vom Rande
des Deckglases her einen Tropfen von denjenigen Substanzen hinzu,
deren Wirkung ich studiren wollte, und verfolgte die danach ein-
tretenden Veränderungen der Leucocyten. Derartige Experimente
stellte ich an mit 1 pCt. wässeriger Peptonlösung, dann mit Tuber-
kulin, mit eintägigen Bouillonkulturen von Staphylococcus pyogenes
aureus, Micrococcus prodigiosus und mit peptonisirter Bouillon, in
*) N. Uskow. Das Blut als Gewebe. 1890 St. Petersburg (russisch).
’) Wsrioo, Les globules blaues, protecteurs du sang. Aooales de l'Iostitut Pasteur
1892, p. 478.
’) Bxkikb, Beiträge zur Kenntniss der Leucocytose. Leiptig 1S92, S. 190
4) Schulz, Experimentelle Untersuchungen über das Vorkommen und die dia-
gnostische Bedeutung der Leucocytose. Deutsches Archiv für klin. Medicin 1S93,
Bd. 61, S. 234.
5) Löwit, Studien zur Physiologie und Pathol. des Blutes 1892.
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No. 14.
Tschistowitsch, Zur Frage über die Leuculyso.
243
welcher früher Fbänkbl’s Diplococcen lebten — einer abge-
storbenen Diplococcenkultur, die alle Producte ihrer Lebensthätig-
keit enthält. Bei Hinzufügung eines Tropfens von diesen Substanzen
erscheinen gewöhnlich im Gesichtsfelde des Mikroskops Flüssigkeits-
ströme; die roten Blutkörperchen beginnen ihre Stelle zu verän-
dern, die klebrigeren Leucocyten aber, halten sich auf dem Objekt-
träger fest, indem sie den Bewegungen der Flüssigkeit wider-
stehen. Die Beobachtungen konnten mitunter ziemlich lange, z. B.
im Laufe von 10 — 15 Minuten und mehr, — ausgeführt werden,
da wahrscheinlich unter Einwirkung dieser Substanzen die Blutcoa-
gulation verlangsamt war. Kein einziges Mal gelang es mir, die
Zerstörung der Kaninchen- oder der Menschenleucocyten unter Ein-
wirkung dieser Substanzen zu constatiren, obwohl die Beobachtungs-
dauer hinreichend genug war, um die Verminderung der Leuco-
cyten zahl beim Versuchstier, — nach Einführung in’s Blut der
obenerwähnten Substanzen, — an den Tag zu legen.
Die Resultate blieben dieselben, wurde nun die Beobachtung
bei Zimmertemperatur oder 32 — 38° C auf einem warmen Object-
tisch angestellt.
Die zweite Serie meiner Experimente wurde folgendermassen
ausgeföhrt. Es wurde die Zählung der Leucocyten auf gewöhn-
liche Art und Weise im Blute aus dem Finger oder aus der Ohr-
arterie des Kaninchens ausgeföhrt. Dabei wurde eine zwanzigfache
Blutverdönnung mit '/, pCt. Essigsäurelösung angewendet. Gleich
darauf wurden die Leucocyten wieder gezählt, zur Verdünnung
wurde dieselbe '/, pCt. Essigsäurelösung gebraucht aber mit Bei-
gabe einer von den zu untersuchenden Substanzen: des Peptones,
des Tuberculins oder der einen oder der anderen Cultur. Da aber
in letzterem Falle die Beigabe der Bouillonkultur die Acidität der
Flöesigkeit, die zur Verdünnung des Blutes und zur Lösung der
roten Blutkörperchen dient, abschwächen konnte, so habe ich in
einigen Experimenten eine stärkere, '/., proc. Essigsäurelösung an-
gewendet und fügte ein solches Quantum der Bouillonkultur hinzu,
um eine ’/* Essigsäurelösung zu bekommen; bei der Controllzählung
fügte ich nun zu der V2 proc. Essigsäurelösung, anstatt einer Cul-
tur, die physiologische NaCl-Lösung hinzu. Endlich wurde in einigen
Experimenten die Zählung bei 50- und 100-facher Blutverdünnung
mit physiologischer Lösung ausgeführt und dann mit derselben Lö-
sung, aber mit Beigabe der Culturen oder des Peptones. Wie aus
den unten angeführten Experimentenprotocollen zu ersehen ist, ver-
gröfsert die Hinzufügung der zu untersuchenden Substanzen zur
Essigsäure- oder zur physiologischen Lösung, welche zu den Zäh-
lungen der Leucocyten dienen, die Fähigkeit dieser Lösungen, die
Leucocyten zu zerstören, nicht. Man bekommt einander ziemlich
nahe Leucocytenzahlen, ganz gleich, ob wir das Blut einfach durch
physiologische Lösung oder die Thoma’sche Flüssigkeit, oder nun durch
10»
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244 Ri'bnkk, Quelle d. tierischen Wärme. — Mat, Stoffwechsel imFieber. No. 14
dieselbe Lösungen mit Beigabe der zu untersuchenden Substanzen,
verdünnen: die Zahlendifferenzen bewegen sich in den Fehlergrenzen
der Untersuchungsmethode selbst. (Forts, folgt).
M. Rubner, Die Quelle der tierischen Wärme. Zeitschr. f. Biologie.
XXX. S. 73.
Verf. untersucht mit vervollkommneten Hilfsmitteln die alte
Frage, ob die in einem Tiere verbrannten Stoffe ebensoviel Wärme-
inhalt besitzen, als von Seiten des Tieres Wärme nach aussen ab-
gegeben wird. Die Versuche sind namentlich in der Beziehung
vollkommener als alle früheren, als zu gleicher Zeit alle biolo-
gischen Factoren bestimmt wurden. Das in Untersuchung be-
findliche Tier befand sich in einem Calorimeter, das gleichzeitig als
Respirationsapparat eingerichtet war (s. d. Original). Gleichzeitig
mit der Wärmeabgabe konnten daher der Gaswechsel und der
Stoffumsatz des Tieres gemessen werden; bei letzterem wurden alle
für die Erkenntniss der Stoffzersetzung notwendigen Werte fest-
gestellt.
Die Versuche führten zu folgendem Ergebniss: „Im Gesammt-
durchschnitt aller Versuche von 45 Tagen sind nach der calorime-
trischen Methode nur 0.47 pCt. weniger an Wärme gefunden, als
nach der Berechnung der Verbrennungswärme der zersetzten Körper-
und Nahrungsstoffe“.
Als Beweis für die Genauigkeit der Methode sei noch hervor-
gehoben, dass sich mit Hilfe derselben die Verbrennungswärme der
Nahrungsstoffe durch die Verbrennung im Tierkörper selbst be-
stimmen, dass sich also der Tierkörper selbst als Calorimeter be-
nützen lässt und dass die so gefundenen Werte für die Verbren-
nungswärme von Eiweifs oder Fett mit den rein physikalisch er-
mittelten sehr gut übereinstimmen. HQrthle.
R. May, Der Stoffwechsel im Fieber. Zeitschr. f. Biologie XXX. S. 1.
Verf. hat im Münchener physiologischen Institut Kaninchen
erst durch 2 — 4 Hungertage auf ihren Stoffverbrauch geprüft, dann
durch Einspritzung einer starkvirulenten EMMBHicn’schen Bacillen-
kultur von Schweinerotlauf (0.5 — 2 ccm subcutan oder von der
50 — 70 fachen Verdünnung 0.2 — 0.5 ccm intravenös) ein nach 12
bis 24 Stunden beginnendes, 3 — 4 Tage anhaltendes Fieber mit
Temperaturen von 40—41.2° erzeugt und dabei den Stoffumsatz
ermittelt Der Gaswechsel wurde im kleinen Vmr’schen Respirations-
apparat kontrolirt, in 2 Versuchen auch der O- Verbrauch festge-
stellt. Am 1. Carenztage war die N Ausfuhr noch hoch 1.1— 3.1 g,
bedingt durch die Rückstände vom Nahrungseiweifs, sank dann am
2. Hungertage so, dass der höchste Wert nur 1.9 g betrug (Ei-
weifsschutz durch die im Darmkanal u. Körper noch vorhandenen
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No. 14. KotliAB, Rolle der Leber bei Vergiftungen. 245
Kohlehydrate) um am 3. Tage, wo dieser Schutz versagt, wieder
anzusteigen. Weiterhin zeigte sich ein allmäliges Absinken des
Eiweifsumsatzes, um kurz vor dem Hungertode, wenn das Körper-
fett fast verbraucht ist, wieder anzusteigen. Die Calorienproduction
sinkt beim Carenzkaninchen langsam ab und zwar sowohl absolut
als relativ d. h. pro Körperkilo berechnet. Der respir. Quotient
betrug 0.71 — 0.78. Infolge des Fiebers steigt die N-Ausfuhr ziem-
lich proportional der Temperafurerhöhung an, sodass das Maximum
der N-Zunahme 72 pCt. beträgt; durch Zufuhr von Kohlehydraten
(Zuckereinspritzung in den Magen) kann das Steigen des Eiweifs-
zerfalles vermindert resp. verhütet werden. Dagegen blieb die Fett-
zerstörung fast ungeändert; indem die O- Aufnahme stärker anstieg
als die C02 - Ausscheidung, sank der resp. Quot etwas, so von
0.76 auf 0.73. Ausnahmslos ist daher die Calorienproduction im
Fieber gesteigert. Das Verhältniss von N:C im Harn wird im
Fieber zu Gunsten des C geändert; der Fieberharn ist absolut und
relativ C-reicher. Infolge des stärkeren Eiweifszerfalls bei kaum
geändertem Futterverbrauch wird, wie schon Sknator erschlossen,
der fiebernde Körper relativ ärmer an Eiweifs, reicher an Fett. Die
Steigerung des Eiweifsumsatzes im Fieber ist, wie Verf. sich vor-
stellt, durch vermehrten Bedarf des fiebernden Organismus an Kohle-
hydraten bedingt, kann sie doch durch Zufuhr der letzteren verhütet
werden. Die Degeneration der Gewebszellen im Fieber ist nach
Verf. jedenfalls nur unwesentlich an der vermehrten Ausscheidung
von Harn-N beteiligt. Aus Glycogenbestimmungen an der Leber
der fibernden Kaninchen nach Zuckereinfuhr, verglichen mit solchen
an einfachen hungernden Kaninchen nach Zuckerinjection, ergiebt
sich, dass die Leber unter der Einwirkung des Fiebers nicht die
Fähigkeit, Glycogen zu bilden, einbüfst, dass aber entweder das
gebildete rascher aufgezehrt oder der Zucker selbst schon als solcher
zum beträchtlichen Teil verbraucht wird; wahrscheinlich schwin-
det im Fieber das Glycogen rascher als bei normaler Körpertem-
peratur.
In einem Anhang bespricht Verf. die C-Bestimmung auf nassem
Wege nach Kjkldahi. (Verbrennen der organischen Substanz mit
Chromsäure unter Anwendung von Quecksilberoxyd) und deren
Brauchbarkeit zur C-Bestimmung im (feuchten) Kaninchenharn.
J. Munk.
E. J. Kotliar, Contribution ä l’dtude du röle du foie comme Or-
gane ddfensif contre les substances toxiques. Arch. des Sciences biol.
T. II. p. 586. Petersb. 1893.
Verf. hat die bereits vielfach behauptete und z. T. experimen-
tell festgestellte Schutzkraft der Leber gegen den Organismus be-
drohende toxische Substanzen einer genauen Prüfung unterzogen.
Er benutzte dazu Hunde, an denen durch die von Pawlow modi-
ficierte Ecx’sche Operation eine Fistel zwischen Vena portarum und
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246
Clkusmann, Lknnandkk, Tatlob,
No. 14
Vena cava inf. angelegt war; während bei diesen gewöhnlich der
Durchgang per os gegebener Gifte durch die Leber ausgeschaltet
war, konnte er durch Abklemmung der Ven. cav. inf. von Neuem
bewirkt werden.
In dieser Arbeit berichtet Verf. nur über seine Versuche mit
Atropin, während er die mit Digitalin, Strychnin, Morphium, Chlo-
ralhydrat etc. erzielten Resultate einer späteren Publication vorbe-
hieit. Atropin, per os in physiologischen Dosen verabreicht, zeigte
bei einem Hunde, dem die Leber ausgeschahet war, starke Herz-
und Pupillenveränderungen , während 2 Kontrollhunde kaum eine
Einwirkung konstatieren liefsen. Unterband man nun einem ope-
rirten Hunde die Ven. cav. inf. und brachte diesem, sowie dem
Kontrollhund das Atropin in die Ven. femoralis, so musste, die
Schutzkraft der Leber vorausgesetzt, jetzt umgekehrt der operirte
Hund, bei dem das Atropin die Leber passiren muss, die schwä-
cheren Erscheinungen zeigen, eine Annahme, die durch das Expe-
riment volle Bestätigung fand. Um nun auch die Resultate an 2
operirten, also unter gleichen Bedingungen stehenden, Hunden kon-
trollieren zu können, injicierte Verf. nach Unterbindung der V. cav.
inf. dem einen Hunde das Atropin in die V. femor. , dem anderen
in die Ven. facial. Bei dem ersteren Hunde, bei dem das Gift die
Leber passiren musste, zeigte sich deutliche Verzögerung und Ab-
schwächung der Atropin-Wirkung.
Verf. geht dann zu stärkeren Atropin- Dosen Ober und ist in
der Lage, die oben gewonnenen Resultate voll bestätigen zu können.
Bei einer Wiederholung des Experiments mit denselben Atropin-
Mengen nach 11 Tagen zeigten nun sowohl normale wie operierte
Tiere eine deutliche Abschwächung der Atropin-Wirkung, u. zwar
war die Abschwächung bei den operierten Tieren im Verhältnis
stärker als bei den normalen. Verf. nimmt an, dass die Leber das
Atropin nicht nur mechanisch zurtlckhielt, sondern durch chemische
Umsetzung desselben zu weniger schädlichen Verbindungen gleich-
sam eine Schutzimpfung för den Körper bewirkt. Da nun bei den
operirten Tieren nach Verschluss der Ven cav. inf. die Leber viel
intensiver wirken kann, so macht sich bei diesen die Abschwächung
der Erscheinungen nach wiederholten Atropingaben viel stärker be-
merkbar. M. Rotbmana.
1) W. S. Cleesmann , Cholecystotomy with report of two cases.
New-York med. Rec. 1893, p. 295.
2) K. S. Lennander, Aus der chir. Klinik zu Upsala. Ueber
Operationen der Gallenwege und Adhärenzbildungen im oberen
Teile des Bauches. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 37.
3) J. CI. Taylor, A case of abscess of the liver in which the use
of the aspirator was misleading in diagnosis; Operation; recovery.
L&ncet 1893, p. 432.
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No. 14. v. Behomann, Richri.ot, Ueber Operationen an d. Gallenblase. 247
4) E. V. Bergmann, Zur Casuistik der Leberchirurgie. Arch. f. klin.
Cbir. XLVI. S. 393.
5) L. G. Richelot, Fixation d’un foie d^plac4. Gai. hebdom. 1893,
No. 29.
1) In den -beiden, Frauen im Alter von 50 resp. 25 Jahre
betr. Fällen wurde die Gallenblase nach ihrer Eröffnung mit der
äusseren Wunde vernäht, in dem ersten Falle aber kein Stein ge-
funden noch auch ein solcher nachträglich ausgespült.
2) Unter den 21 Operationsgeschichten betrafen 1 1 Gallen-
steine; bei 3 weiteren Patienten handelte es sich um eine Narben-
strictur des Duct. choledoch., bezw. um ein Carcinom des Duct.
choledoch. und ein Carcinom des Pancreas. In 6 weiteren Fällen
hatte man es mit Verwachsungen um die Gallenblase im oberen
Teil des Bauches zu thun und wurde je 1 Mal eine einzeitige
Cholecystotomie und eine Cholecystectomie ausgeführt. Endlich
lagen in einem Falle Verwachsungen zwischen dem Omentum coli-
cum Halleri und der vorderen Bauchwand vor. Indem wir noch
registriren, dass nach der Ansicht Verf.’s die einzeitige Cholecys-
totomie der bei Operationen an den Gallenwegen am häufigsten
angezeigte Eingriff ist, müssen wir bei der grofsen Verschieden-
wertigkeit der von Verf. beigebrachten Fälle trotz der Wichtigkeit
vieler unter ihnen den Zwecken dieser Zeitschrift entsprechend
wegen der casuistischen Einzelheiten auf das Original verweisen.
3) Das Zwerchfell war so verdrängt, dass es sammt der
Pleura diaphragmatica der Pleura costalis dicht anlag. In dem
Glauben ein Empyem vor eich zu haben, durchdrang man mit der
Aspirationsnadel gleichzeitig beide Serosae, ohne irgend welchen
Nachteil. Die übrigen interessanten Zwischenfälle der Krankenge-
schichte — Pat. lebte auf Los Palmas (Canarische Inseln), wohin
er als Dysenterie- und Fieber Convalescent aus West-Africa gesandt
war — sind im Original einzusehen.
4) Betrifft einen 61jähr. Pat., dessen die Mitte des Unterleibes
einnehmender kindskopfgrol'ser Tumor vor der Operation nicht
diagnosticirt werden konnte und welcher sich als ein an der Grenze
der Carcinome stehendes Adenom des linken Leberlappens ergab.
— Die Blutstillung bei der Operation wurde hauptsächlich durch
Umstechung bewirkt, welche sich als sicherer als die von Lanoen-
bkck u. Waonbr geübte Verkleinerung der Leberwunde durch die
Naht mit nachfolgender Versenkung in die Bauchhöhle, und als
minder umständlich wie das zweizeitige Operiren nach Tili.manj>s
erwies. Bei Abschluss des Berichtes, über 4 Monate nach der
Operation, zeigte sich Pat in gutem Zustand, anscheinend ohne
Recidiv.
5) Die bei der 28jähr. Frau durch Peritoneal- Verwachsungen
festgehaltene Leber wurde aus der Fossa iliaca dextra so weit nach
oben geschoben, dass sie den Rippenbogen noch um drei Quer-
fingerbreite überragte. Hierauf wurde sie hier durch 3 Catgut-Nähte
am oberen Rand der Bauchincision fixirt. Nach Heilung letzterer
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248
Bach, Tuberculöso Infection des Auges. — Pkausnitz,
No. 14
konnte das Organ noch genau an dieser Stelle nachgewiesen wer-
den und vermochte Pat. ohne eine Leibbinde zu tragen weite Wege
zu machen. P. Giiterbock.
L. Bach, Die tuberculöse Infection des Auges. Arch. f. Augenheilk.
XXVIII. S. 36.
Nach den Beobachtungen in der Würzburger Universitätsaugen-
klinik ist die tuberculöse Infection absolut keine seltene, alle Teile
des Auges können davon betroffen werden. Lupus kann an der
Lidhaut isolirt oder fortgeleitet von einer gleichen Erkrankung der
Nase und Wangenhaut zur Beobachtung kommen, das sog. Chala-
zion besteht in vereinzelten Fällen aus tuberculösem Granulations-
gewebe, ebenso kann der Tarsus von Tuberculöse befallen werden.
An der Conjuoctiva wurden tuberculöse Geschwüre und tuberculös
inficirte Follikel beobachtet, letztere hauptsächlich an der Ueber-
gangsfalte. Sowohl die typische parenchymatöse Keratitis wie die
sog. sclerosirende Keratitis können auf Grund von Tuberkelerup-
tionen an der Uebergangszone der Hornhaut in die Lederhaut und
vor allem dem Ligamentum pectinatum auftreten. Am häufigsten von
allen Gebilden des Auges wird der Uvealtractus befallen, in Form
der tuberculösen Iritis, der Granulationsgeschwulst der Iris und
der Tuberculöse des Ciliarkörpers; an der Äderhaut beobachtet man
das Auftreten der Tuberkulose in der Form der acuten Miliartuber-
culose und der chronischen Tuberculöse. In der Netzhaut kommen
tuberculöse Knötchen hauptsächlich in der Gehirnschicht vor. Die
Tuberculöse des Sehnerven tritt am häufigsten als tuberculöse Me-
ningitis in acuter und chronischer Form auf. Auch die Augen-
muskeln können bei einer tuberculösen Basilarmeniugitis eine Schä-
digung erfahren. An der knöchernen Wandung der Orbita wird
eine Ostitis und Periostitis tuberculosa beobachtet, ebenso sind im
Zellgewebe derselben tuberculöse Knötchen gefunden worden. Auch
kanu die Dakryocystoblennorrhoe durch tuberculöse Geschwüre des
Thränenschlauches oder durch eine tuberculöse Erkrankung der
knöchernen Wandungen derselben hervorgerufen werden.
Horstmanu.
Prausnitz, Ueber die Kost in Krankenhäusern mit besonderer
Berücksichtigung der Münchener Verhältnisse. Deutsche Viertel-
jahreascbr. f. öffentl. Gesuodheitsptlege 1893, XXV. S. 563.
Auf Wunsch Zikmssen’s hatte P. die Kost des städtischen
Krankenhauses München 1. Isar untersucht und gefunden, dass sie
quantitativ und qualitativ ungenügend sei. Um nun ein neues Kost-
regulativ ausarbeiten zu können, informirte er sich über die Kost-
ordnungen anderer gröfserer Krankenhäuser; über diese Arbeit und
deren Schlussfolgerungen berichtet P. in dem vorliegenden Aufsatz.
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No. 14.
Uebor die Kost in Krankenhäusern.
249
Bezüglich der Kostverordnung teilt F. die Kranken in drei
Kategorien ein: l) solche mit gesundem Magen wie Kranke mit
Verletzungen, Hautkranke u. a. 2) Rekonvalescenten u. 3) Fieber-
um! sonstige Schwerkranke. Die Kranken der ersten zwei Gruppen
müssen kräftige und ausreichende, die der zweiten ausserdem noch
besonders schmackhafte, appetiterregende haben; bei denen der 3.
Gruppe kann eine Regel nicht aufgestellt werden, hier muss der
Arzt individualisiren.
Die erforderliche Quantität der Nahrung berechnet P. nach
den Pkttknkofkh- Vorr’schen Angaben auf rund 110 g Eiweifs —
für Frauen genügen 100 — , 50 g Fett und 300 — 400 g Kohlehy-
drate. In allen Krankenhäusern war die Kost nicht nach dem
Gehalt an Nahrungsstoffen bestimmt worden. P. hält für genügend,
wenn man diesen bei der Bestimmung der Fleisch- und Brodmenge
in Betracht zieht, da in diesen beiden Nahrungsmitteln die llaupt-
meuge der erforderlichen Nahrungsstoffe enthalten ist; lür die
übrigen, wie Suppe, Gemüse hält er ein Maximalmafs für genügend.
An Brod verlangt P. im Ganzen pro Tag 325 g. Bei der
Fleiechzumessung erörtert er zunächst die Frage, soll man das
rohe Fleisch oder das gekochte ab wägen; er stellt fest, dass zu
100 g gekochten oder gebratenen Fleisches 180 g vom Fleischer
gekauften Fleisches nötig sind. P. will das gekochte bezw. ge-
bratene Fleisch dem Kranken zugemesseu haben und zwar Mittags
150 g und Abends 100 g. So erhält mit Brod und Fleisch der
Kranke 90 g Eiweils, 25 Fett und 170 Kohlehydrate.
Das noch fehlende wird ersetzt durch 2 Mal tägl. Milchkaffee,
durch Gemüse und Suppe.
Was die Anzahl der Mahlzeiten betrifft so verlangt P. , dass
den localen Eigenheiten Rechnung getragen wird, der Münchener
ist an 5 Mahlzeiten täglich gewöhnt.
Der Preis stellt sich nach den ausführlichen Berechnungen P.’s
auf 95 Pf. pro Kopf und Tag. Für notwendig wird eine Controle
erachtet, die am besten dadurch durch die Assistenzärzte ausgeübt
wird, dass diese am Krankentisch teilnehmen.
Der Entwurf einer Kostordnung für das städt. Krankenhaus
München 1. Ufers lautet darnach folgendermassen:
„Die Kostordnung enthält 3 Formen.
Erste Form: Ganze Kost für Kranke mit gesundem Verdau-
ungsapparat; die Kostform entspricht der Nahrung, welche ein gut
situirter Arbeiter in Müncheu zu sich zu nehmen pflegt. Erstes
Frühstück: 250 ccm Milchkaffee hergestellt aus 8 g Kaffee, 100 ccm
Milch, 15 g Zucker, hierzu eine Semmel von 75 g. Zweites Früh-
stück: '/< Liter Bier mit 100 g Brot. Mittagessen: 250— 500 ccm
Suppe, 150 g zubereitetes Fleisch mit Beilage und zwar zweimal
gebratenes, viermal gekochtes, einmal 200 g Fisch , '/, Liter Bier.
Nachmittags: Milchkaffee mit 50 g Brot wie beim ersten Frühstück.
Abendessen: 100g zubereitetes Fleisch oder 100 — 160 g Wurst,
oder 100 g Käse, oder einen Iiäring; '/, Liter Bier und 100 g
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250
Nkumann, Kraus, Uebor Albuminurie.
No. 14
Brot. Frauen erhalten zum 2. Frühstück nur 50 g Brot, zum
Abendessen '/4 Liter Bier. Bei dieser Form darf als einzige Extra-
speise für starke Esser nur bis zu 200 g Brot Extrazulage ver-
ordnet werden.
Zweite Form: Ganze Kost für Rekonvalescenten und Kranke,
deren Zustand eine abwechslungsreiche anregende Ernährung er-
heischt; ev. auch för Privatpatienten. Erstes Frühstück: Milchkaffee
wie bei 1. Form oder: Milchthee, Cacao, Chocolade, hiezu 75 g
Semmel, oder 2 Zwieback, oder nur '/« Liter Milch. Zweites Früh-
stück: Ein bis zwei Eier, oder 30—50 g Schinken oder kalter
Braten, hierzu V4 Liter Bier oder Milch. Mittagessen: 250 g Suppe,
100 g Braten mit Beilage oder zwei Eier, hiezu eine Semmel zu
75 g, oder 100 g Hausbrot mit '/« Liter Milch oder Bier oder
Wein. Extraverordnungen sind bei dieser Form nur soweit sie in
der Kostordnung vorgesehen sind gestattet, z. B. 30 oder 50 g
Schinken; zum 2. Frühstück ev. noch 200 g Brod.
Dritte Form: Kost für Fiebernde, Operirte und Patienten mit
Erkrankungen, welche eine besondere Ernährung erfordern, z. B.
Diabetes.
Bei dieser Form können die unter 1 u. 2 aufgezählten Speisen
nach Belieben verordnet werden.
In einem Anhang sind die Kostregulalive der verschiedensten
grüfseren Krankenhäuser Deutschlands ausführlich zusammengestellt.
Schearlen.
1) J. Neumanu, Die Formen der constanten Albuminurie. Prager
Zeitschr. f. Heilk. XIV. H. 5, 6.
2) F. Kraus, Ueber die sogenannte Albuminuria intermittens cyc-
lica. Wiener med. Presse 1893, No. 48, 49, 50, 51.
1) Verf. studirte die Schwankungen, welchen die Albuminurie
in einem gegebenen Falle unterworfen ist, namentlich auch das
Verhältniss zwischen Eiweifs- und Harnmenge. Er untersuchte
nach dieser Richtung hin eine Anzahl von dauernden renalen Al-
buminurieen und betont, dass procentische Eiweilsbestimmungen er-
hebliche Fehlerquellen involviren; von Wert ist nur die Bestimmung
des absoluten Eiweifsgehaltes des in kurzen und gleichen Zeitab-
schnitten entleerten Harns. Es konnten nur 2 typische Formen der
Eiweifsausscheidung festgestellt werden: entweder erfolgte die letz-
tere in Schwankungen, welche im Sinne der Schwankungen der
Harnmenge einhergingen, sodass die absolute Ei weilsmenge in ge-
radem Verhältniss zur Harnmenge stand, oder es bestanden selb-
ständige (d. h. in keinem constanten Verhältniss zur Harnmenge
stehende) Schwankungen der absoluten Eiweifsmenge. Auf Grund
theoretischer Erwägungen kommt Verf. zu der Ansicht, dass die
eretere Form der exsudativen, die letztere der transudativen (Stau-
ungs-Albuminurie entspricht.
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No. 14. Charuot, Pall von Tabes mit Symptomen d. Bulbärparalyse. 251
2) Als „periodische“ („intermittirende“, „cyklische“ u. s. w.)
Albuminurie bezeichnet man solche Fälle von A., in denen die
Eiweilsaasscheidung sich in periodisch intermittirender, zuweilen
geradezu cyklischer Weise immer wieder einstellt, während gleich-
zeitig nur geringe oder gar keine sonstige Krankheitssymptome,
' jedenfalls nicht die typischen des Morbus Brightii bestehen. — Im
Anschluss an eine Zahl eigener Beobachtungen betont Verf. die
Notwendigkeit, den Urin kranker Individuen mehrmals am Tage zu
pröfen. — Was die sog. „physiologische Albuminurie“ an-
langt, so mOssen hier klinische Kategorieen geschaffen werden.
Zunächst sind alle rein transitorischen Albuminurieen ganz zu eli-
miniren. Bei richtiger Einschränkung der Zahl der Oberhaupt
gruppirbaren Fälle tritt der pathologische Charakter der intermit-
tirenden Albuminurie immer deutlicher hervor. Die Gou/sche
Albuminuria adolescentium lässt an den betroffenen Individuen
häufig auch noch sonstige Krankheitssymptome erkennen; in einem,
allerdings geringen Procentsatz der Fälle sind sogar Nephritiden
vorausgegangen. — Was die bei Erwachsenen (meist Soldaten) nach
angestrengter Muskelarbeit beobachtete Eiweii'sausscheidung anlangt,
so handelt es sich im Wesentlichen hier um eine Nucleoalbum i-
nurie. Ob dies etwas Physiologisches ist, wagt Verf. nicht zu
unterscheiden; es giebt wenigstens sehr viele Menschen, die auch
bei anhaltender und angestrengter Muskelarbeit durchaus keine
Nucleoalbuminurie bekommen. — Der zuerst von Paby betonte sog.
,,cykli8che“ Verlauf mancher Albuminurieen beruht auf dem Ein-
fluss des Lagewechsels und der Muskelleistung; bei ruhiger Rücken-
lage des Pat. bleibt die Albuminurie aus. Entgegen manchen An-
gaben hat Verf., ebenso wie andere Autoren, in dem eiweifshaltigen
Harn dieser Individuen hyaline und selbst granulirte Cylinder auf-
gefunden. — Nach alledem weist Verf. auf den pathologischen
Character der sog. intermittirenden Albuminurie hin. Alle
Eigenschaften, welche die Form dieser Albuminurie speciell cbarak-
terisiren sollen , brauchen nach seiner Ansicht nichts Anderes als
Eigentümlichkeiten wenig intensiver echter Albuminurie Oberhaupt
zu sein. Perl.
J. M. Charcot, Le Syndrome paralysie labio-glosso-laryngöe pro-
gressive dans le tabes. Le Progres Medical 18951, No. 24.
Ch. beschreibt einen 44jährigen Mann, welcher die Symptome
der Bulbärparalyse ohue irgend welche spastischen Erscheinungen
zeigte. Dass diese Kernerkrankung in diesem Falle nur ein Symp-
tom einer Tabes sei, bewiesen die schweren Sensibilitätsstörungen
im Gebiete des Trigeminus beiderseits, so dass der Kranke das
Bild der tabischen Maske (masque tabctique) aufwies; es bestanden
verschiedene Parästhesien im Gesicht (Brennen, Kälte, Stechen,
Ameisenlaufen, schiefsende Schmerzen); das BerOhrungsgefOhl auf
Zunge, Mundschleimhaut, Gesichtshaut, war ebenso wie das Schmerz-
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252
Kübnkr, Verfahren bei Aetzungen der Schleimhäute.
No. 14
gefßhl erheblich herabgesetzt, und zwar genau in dem gesammten
Trigeminusgebiele. Der Kranke hatte vor 12 Jahren Lues acqui-
rirt; vor 6 Jahren magerte er plötzlich wieder ab, so dass man an
Diabetes oder Phthise glaubte; vor 1 '/* Jahren stellte sich die
Hypftstheaie im Trigeminusgebiete ein; kurze Zeit darauf folgten die
anderen Symptome der bulbären Tabes; es folgten eine Ophthal-
moplegia externa, reflectorische Pupillenstarre, Larynxcrisen mit
Bewusstseinsverlust, später traten spinale Symptome hinzu wie
Görtelgeföhl, anästhetische Inseln an Rumpf und Extremitäten, Ver-
lust der PatellarreUexe u. s. w. Während die oberen Bulbärkerne
häufig bei der Tabes erkrankt sind, zeigen die unteren (Glossola-
bial etc.) seltener eine Beteiligung an dem tabischen Krankheitsbild.
Beschrieben sind unter anderem: Atrophieen im Trigeminusgebiet
bei Tabes (Schultz«), Facialislähmungen (F»ubkikk), Hemiatrophien
der Zunge (Mabik, Kihh); eine vollständige untere Bulbärparalyse
bei Tabes wie hier, beschreibt nur Howabii im Journal amdricain
des Sciences Mcdicales Mars 1889. Der beschriebene Fall gehört
zu denen, in denen die bulbäre Tabes lange der cervicalen und
spinalen vorausgeht. S. Kalischer.
H. Kühner , Unterstützung von Aetzwirkungen auf Schleimhäuten
durch Abänderung physiologischer Secretionen. (Nach einem auf
der Naturforschervers. in Nürnberg am 12. Sept. 1893 geh. Vortr.).
Berliner klin. Wochenschr. 1893, No. 45.
Die schwere Heilbarkeit von Wunden und Geschwüren der
Mund-, hauptsächlich der Zuogenscbleimhaut bei Leucoplakie, die
mit dem Thermocauter oder starken Aetzmitteln behandelt werden,
konnte Verf. darauf zurückführen, dass der gesetzte Schorf durch
die gesteigerte Speichelabsonderung zu rasch hinweggeschwemint
wird. Er bekämpfte diesen Uebelstand mit Erfolg, indem er die
Pat. von einer 2 proc. Lösung von Extr. Beilade 30 — 40 Min. vor
der Aetzung 20 Tropfen und dieselbe, oder eine etwas geringere
Dosis nach 2 — 3 Stunden, spätestens aber am Abend, nach Bedarf
auch noch am nächsten Morgen nehmen liefe. Bei reichlicher sali-
virenden und viel sprechenden Personen erwies es sich zweckmäfeig,
die Cauterisation abends nach der Mahlzeit vorzunehmen und vor
derselben 30 Tropfen, kurz nach ihr 20 Tropfen, sowie am nächsten
Morgen ebenfalls 20 — 30 Tropfen der genannten Lösung zu verab-
reichen. Auch bei mercuriellen Decubitalgeschwüren des Mundes,
bei syphilitischen Ulcerationen und ausgedehnten Plaques muqueu-
ses zeigte sich das Verfahren sehr nützlich. Natürlich ist auf etwa
eintretende Intoxicationserscheinungen zu achten. — Die den In-
jectionen von Höllensteinlösungen in die Pars posterior urethrae
folgenden Schmerzen beim Harnlassen und den häufigen Harndrang
verhütet K. dadurch, dass er die Pat. V, — 3/« Stunden vor der
Einspritzung '/, — 1 Theelöfifel Natron bicarb., in einem Glase Wasser
gelöst, nehmen lässt und dadurch den Urin alcalisch macht.
! H. Müller.
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No. 14. Gara. — Nirmann. — Holtzmann. — Drüsmann, Matkr. 253
G. Gara, Ueber den Einfluss der Bittermittel auf die Darmfäul-
niss. Ung. Arch. d. Med. 11. 1893, S. 322.
Die Untersuchungen sind *m Menschen ausgeführt; als Maisstab zur Beurteilung
des Grades der Darm Flu Io ist diente die Quantitit der Aethersehwefelsäure im Harn
vor, wahrend and nach Einführung der Bittermittel. Einen deutlichen Einfluss im
Sinne der Verminderung der Aetherscbwefelsäuren , also der Abnahme der Darmfäul-
niss hatten Condurangin (Herabsetzung auf unter die HAlfte), und Calumbin. Weniger
deutlich war der Einfluss des Absinthin, ohne Einfluss Cetraria und Quassin. Eine
Erklärung für den Einfluss der Bittermittel auf den Grad der Darmf&ulniss ist vor-
läufig nicht zu geben. E. 8alkowski.
F. Niemann, Ueber die Abspaltung von Kohlensäure, Mercaptan
und Schwefelwasserstoff beim Kochen einiger animalischen und
vegetabilischen Nahrungsmittel. Arch. f. Hyg. XIX. S. 126
Je 500 g der feuehten Substanz wurden mit 1000 g Wasser 2 Stunden lang ge-
kocht; die entweichenden Gase worden zur CO.-Bindung in titrirtes Barytwasser, zur
Bindung von Mercaptan und Schwefelwasserstoff in QuecktilbercyanidlSsung geleitet,
aus der durch Erhitzen mit 5 proc. Salzsäure das Mercaptan frei gemacht und an
BleiiOsnng gebunden, sodann durch Zusatz koncentrirter Salzsäure der Schwefelwasser-
stoff frei gemacht und gleichfalls in BleilSsung aufgefangen wurde. Von den ver-
achiedenen Kohlarten, Rübenarten, grünen Bohnen, Spargel, Salat und Spinat wurde
ausnahmslos CO, entwickelt und zwar in maximo 0.24 t, in minimo 0,081g für 500 g
frische Substanz. Erhebliche Mengen ron H,8 entwickelten sich nnr aus den Kohl
arten (0.06— 0.16 g), Spuren aus deo Rüben und Spergeln: Mercaptan ebenfalls ans
den Kohlsrten und den Teltower Rüben (Sparen bis 0.17 g). HgS and Mercaptan
entstammen zweifellos den EiweifskSrpern, ron denen das pflanzliche kristallinische
Eiweifs auch doppelt so siel S enthält als das amorphe. — Ebenso wnrde aus allen
Fleiscbarten und dem Fleisch der Wirbellosen CO, frei (0.08 — 016 g), ebenso aus
Kuhmilch und Hühnereiern. Mercaptan in Spuren lieferte nnr das Fleisch rom
Schellfisch und Dorsch, H,S in Sparen nur Hecht, Lachs, Häring, Hummer, Fluss-
krebs und Hühnereier, in grsfserer Menge (O.OJ — 0 04 g auf 500 g frische Substanz)
nur das Fleisch von Schellfisch und Dorsch. Auch hier erfolgt die Abspaltung ron
H,S und Mercaptan sicher aus den EiweifskSrpern, wobei nur auffällig bleibt, dass
nur das Fleisch einiger Fische zn dieser Abspaltung befähigt erscheint. Dagegen ist
die Quelle für die abgespaltene CO, noch unaufgeklärt. Wegen mancher Einzelheiten
rergl. Orig. J. Munk.
Iloltzmann, Contribution A l’4tude de la leucocytose. Arch, des scienc.
biologiques 1893, II. p. 632.
Oleum Terebintbinae, sowohl per os wie intrarenfii gegeben, bewirkt eine starke
Leukocytose des Bluts. Derselben gebt jedoch eine Verminderung der weifsen Blut-
körperchen roraus, eine Aleukocytose, wie Verf. es nennt. Dieselbe ist ganz beson-
ders stark, wenn man die Injectionen in die Milz der verwandten Hunde ausführt;
dagegen bleibt die Verminderung der Leukocyten bei Tieren, denen die Milz entfernt
ist, fast gänzlich aus. M. Rothraann.
1) II. Drusmanu, Aus dem Johannishospital in Bonn. Ueber
Knocheoplombirung. Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 19.
2) O. J. Mayer, Aus dem städt. Krankenhause Moabit, chir. Abt.
d. Hrn. Director Prof. Dr. Sonkbnburo. Ueber Knochenplombi-
rung bei Koochendefecten mit Kupferamalgam Ebeuda.
1) Die Ausfüllung ron KnochenhSblen nach Art ron Zahndefecten durch änor-
ganischea Stiitzmaterial als Ersatz für das verloren gegangene Gewebe hat D. bei 3
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254
KlINORL. — WhSKNKH. — ESCHKBICH. — U At'SRR.
No. 14
Patt, erfolgreich mit Gyps ausgeführt, welcher, um ihn antiseptisch r.u machen, statt
mit Wasser mit 5 pCt. starker CarbolISsung angerübrt worden ist. Cootraindicirt er-
scheint dieses Verfahren 1) dort, wo man nicht sicher ist, alles krankhafte zu ent-
fernen nnd 2) wenn die noch vorhandene gesunde Knochensubstanz voraussichtlich zu
schwach ist, um dem Knochen die nötige Festigkeit zu geben.
2) Nach verschiedenen Vorversuchen hat M. die Knochenböhle mit groben Feil-
spähnen von Kupferamalgam ausgekleidet und dieselbe dann mit Cement, Guttapercha
etc. ausgefüllt. M. zieht das Kupferamalgam wegen seinen sichern antiseptischen
Wirkungen allen andern hier verwertbaren Substanzen auch dem mit 5 pCt. starker
CarbollOsung angerübrten Gyps vor. Debrigens bat Sovmcwhbo in zwei Osteomyelitis-
Füllen bereits nach M 's bis dahin nnr an Tieren erprobtem Verfahren operirt.
P. Güterbock.
Klingel, Phlegmonöse Angina mit Abecesebiklung in der Plica
salpingo-pharyngea. Münchner med. Wochenschr. 1892, No. 50.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass bei der phlegmonOsen abscedirenden Angi-
na sich der Abscess auch einmal an tieferer Stelle als in der uächsten Umgebung
der erkrankten Tonsille bilden kann, so in dem beschriebenen Fall an dem unteren
Ende der an der Seite des Rachens berabziehenden Plica salpingo-pharyngea.
W. Lubllaskl.
Wesener, Die Bereitung eines festen undurchsichtigen Nährbodens
für Bacterien aus Hühnereiern. Cbl. f. allg. Path. u. path. Anat. 1894,
No. 2.
W. schüttelt das Hühnerei stark, so dass die Dotterbaut platzt und Weifaes und
Dotter sich zu einer gleicbmüfsigen gelblichen Masse mischen Dann bringt er das
Ei in Wasser von 80“ — in siedendem platzt es leicht — lässt es dort */s Standen
liegen, bis es geronnen ist, entfernt vorsicbtlich die Schi le und schneidet die hellgelbe
Masse in Scheiben, gerade wie Kartoffeln. Diese bringt er in Schlichen nnd sterilisirt
diskontinnirlieh.
Ausser Pneumokokken und Tuberkelbacillen konnte er sümmtliche Bacterien anf
diesem Nährboden züchten. Scticurlcn.
Eschcrich, Vier mit Pizzonis Antitoxin behandelte Fälle von Tris-
mus et Tetanus neonatorum Wiener klin. Wochensohr. 1893. No. 32.
Von i mit Pizzonis Antitoxin behandelten Kindern ist eins genesen. Die von
Escnteicn verwendete Dosis betrug Anfangs nach Pizzonis Vorschrift 0.015—0.1 g
2 Mal täglich. Später stieg Escbssicu anf 0.3‘J des Mittels, 2 Mal pro die.
SUdtfakgCD.
Hauser, Eine neue Methode der Säuglingsernährung. Sonderabdr.
a. d. Berl. klin. Wochenschr. 1893.
H. empfiehlt anf Grand seiner reichen Erfahrung an der Kinderklinik der Charite
zu Berlin die von Dr. Risrn bergestellte sogenannte Atbumosemileh als das natür-
lichste Ersatzmittel für die Muttermilch Diese Albumosemileh hat genau dieselbe
chemische Zusammensetzung wie die Fraoenmilch und enthalt, abgesehen von der
Aibumose keinerlei fremdartige Beimischungen zur Kuhmilch Wichtiger aber ist der
Umstand, dass diese Milch auch das gleiche physiologisch - chemische Verhalten anf-
weist, wie die Frauenmilch, wie die dnreh zahlreiche Versuche festgestellt werden
konnte. Anch die klinische Erfahrnng zeigte in zahlreichen Füllen die gnte Wirkung
dieses Ersatzes der Muttermilch, welche nur durch ihre hoben Preise in ihrem prac-
tiseben Werte beeinträchtigt wird. Immerhin darf man aber auch in dieser Albnmosen-
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No. 14.
Sacki. — Ostkrmateb. — Brno.
255
milch Dicht eia Panacee gegen alle Digestiooerkraokungen schlecht genährter Kiudec
sehen wollen, londern ihr ist nur in Fallen, wo die Mutter nicht zu stillen vermag,
unter den bisher gebräuchlichen Ersatzmitteln die erste Stelle eiuzuräumeo.
C. Koeenthal.
S. Sacki, Zur Casuistik der progressiven neurotischen Muskel-
atrophie. Ber). klin. Wochenschr. 1893. No, 30.
Ein nener Fall, der in den Rahmen des von J. Hofsunn beschriebenen Krank*
heitsbildes passt. Er betrifft einen 26jäbrigen Knecht, der im Verlauf von 10 Jahren
an einem progressiven Muskelschwund erkrankte, dessen Typus schliefslich dem Aran*
Dncnnm'sehen sich näherte, aber durch das Bestehen von Sensibilitätsstörungen (Ab-
stumpfen des BerQbrnngsgefQhls, Druckempfindlichkeit der Nervemtämme) sich von
der spinalen Form entfernte. Es bestand EaR, WssTniAi.'iches Zeichen, keine Atazie,
normale Verbtltnisse im Hirnnervengebiet. Nirgends Hypertrophieen im muskulären
Apparat.
Differentialdiagnostisch berücksichtigt werden Syringomyelie (wozu aber weder die
Art der Sensibilitätslähmung noch die atrophische Lähmung der unteren EztremitAten
passt) und multiple Neuritis. Letztere steht offenbar, wie auch ein Sectionsbefund
Horrsisa's bewies, dem hier beschriebenen Symptomencoroplex auch anatomisch nahe,
indessen liegt das Unterscheidende im Verlaufe, welcher auch in diesem Fall sich von
dem der multiplen Neuritis unterschied. m. Bruch.
N. Ostermayer, Zur Casuistik seltener Syphilisformen. Arch. f. Dorm,
u. Sypb. 1893, XXV. S. 937.
1. Ein Fall von Syphilis cutanea vegetans. Bei einer 31jälir. Frau
war die Haut der linken Kinnhälfte und der angrenzenden Wangenpartie in der Aus-
dehnung etwa einer Flachband in eine erhabene, blaasrötliche, von 8 — 10 mm hohen,
warzig- papillom atOien Excreacenzen rasenartig besetzte Fläche verwandelt. Die Aus*
wüchse hatten sich nach Angabe der Pat. vor einigen Monaten auf der damals wun-
den Haut gebildet, zur Zeit waren sie überall von trockener, stellenweise verdickter
Epidermis bedeckt. Da sich sonst am Körper noch andere gummöse Processe fanden,
war an der syphilitischen Provenienz der papillären Wucherung, welche mit dem
scharfen Löffel entfernt wurde, Dicht zu zweifeln.
2. Ein Fall von gummöser Erkrankung der weiblichen Brustdrüse.
Neben zahlreichen anderen Erscheinungen der Spätsypbilis fanden sich bei der Pat.
auch io beiden Brüsten mehrere zerfallene Gummiknoteo, die zur Zerstörung der ent-
sprechenden Drüsenteile geführt batten. Rasche Heiluug durch intramuscuISre Injec-
tionen einer 6proc. Sublimatlösung. u. Möller
M. Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. (Aus der dermat.
Abt. und dem Laborat. des Dr. Elsenbbro in Warschau). Aroh.
f. Dermat. u. Syph. 1893. XXV. S. 945.
Die Cnltur- nnd Impfversucbe, welche Verf. mit Favuspilzen anstellte, die teils
eigeoeo Kranken, teils Uaas’schen Culturen entstammten, ergaben ihm Folgendes: Der
Fsrutpilz zeigt anf verschiedenen Nährböden ein verschiedenes Verhalten. Die aus
den ezperimentell erzeugten Borken hergeitellten Culturen unterscheiden sich etwas
von den zur Impfung benutzten. Die anscheinend verschiedenen Favnskultnren ver-
lier« gewissermassen ihre Differentiaizeicben nach langzeitiger Ueberimpfung auf dem-
selben Nährboden. Darans folgt, dass eine gewisse Beziehung besteht zwischen dem
Aussehen der Favusknltnr und dem Nährboden, auf dem der Pilz gezüchtet war, dass
der Pili sich dem Nährboden anpastt. Es scheint deshalb nicht sicher, ob nicht die
Autoren, welche verschiedene Pilze beschreiben , doch einen und denselben beobachtet
haben. Ein Grund zu der Annahme, dass es mehrere Favuspilze giebt, liegt nicht vor.
H. Möller.
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256 Bai.lAntynk u. Mii.moan. - Nairnk u. Mii.roy.-Drkskr. -Gurho». No 14
Ballantyne und Milli&fan, A ease of Fearlet fever in pregnancy,
with infection of the foetus. Edinb. med. journ. 1893, Juli. p. 13.
Auf Grund des beschriebenen Falles und mit Berücksichtigung der berangezoge-
nen Litteratur kommen die Verff. zu dem Schluss, dass das Scharlachfieber der
Schwangeren gewöhnlich, aber nicht ausnahmslos auf die Frucht übergeht n. die Io-
fection als eine gleichseitige betrachtet werden muss, weil die Desquamation bei Matter
und Rind gleichzeitig beginnt, dass die Symptome an der Frucht keine abweichenden
sind, aber wegen der Aehnlichkeit mit den physiologischen Vorgängen an der Haut
des Neugeborenen nicht ganz leicht diagnosticirt werden; endlich, dass die Prognose
ernst, aber nicht absolut letal sei. A. Martin.
J. Stuart Nairne u. Milroy, Tubo-ovarian disease: two illustra-
tiv cases, clinical u. pathological. Edinb. med. journ. 1893, Sept.
Oberflächliche Schilderung eines Orarialabscesses und eines Uterus Tumor’s, der
„wahrscheinlich“ Sarkom gewesen ist. Ersterer wurde durch Totalexstirpation per
vaginam operirt, bei letzterem blieben der üterns und die rechten Adnexa unter
AusscbSlung des Tumor's erhalten A. Martin.
H. Dreser (Bonn), Ueber die Beeinflussung des Lichtsmoes durch
Strychnin. Arcb. f. exp. Pat. u. Pharm. XXXIII. p. 251.
Zur Bestimmung der Unterscbiedsempfindlichkeit des Auges gegen rerschiedene
I. ichtintensitAten in der Norm und nach subcutaner Strychninaufnahme (bis zu 4 mg)
wurde ein Hopszn'sches Spectrophotometer benützt.
Es handelt sich darum, das VerhAltniss von Reizzuwachs zum ursprünglichen Reit
quantitativ zu bestimmen. Ueber die Berechnung dieses Verhältnisses— aus den
r
Drebungswinkeln, ferner die geometrische Darstellung der Versucbsresultate sei aufs
Original verwiesen Die Versuche ergaben übereinstimmend, dass Strychnin die
Unterschiedsempfindlicbkeit des Auges insbesondere für schwache
Licht reize verschärft. Die Wirkung dauert 24 Stunden an. Pohl.
E. Gordon, Two remarkable cases of recovery from poisoning.
Medical news Philadelphia 1893. No. 10.
Von den beiden unerwarteten Heilungen betrifft die eine eine selbstmörderische
Vergiftung durch Opium — dessen Menge etwa 3 Decigramm Morphium entsprach.
— Trotz sofort angewendeter Magenpumpe, Apomorphin, Brandy, Kaffee, Atropin
(0.002) Hautreizen trat bei sehr engen Pupillen Coma ein, Aussetzen des Pulses und
der Respiration. Nur durch Faradisation beider Phrenici gelang es schliefslieh , die
Atmung zu erregen und 6 Stunden lang wurde diese künstliche Atmung fortgesetzt,
bis spontane Respiration und Bewusstsein wiederkehrten
Im zweiten waren versehentlich ca. 6 g Carbol (in 2 , proc. Lösung) getrunkeo
worden, 15 Minuten spater konnte die Behandlung begonnen werden. Es wurde Apo-
morphin (0.01) mit Atropin (0.002) subcutan gegeben, der Magen wiederholt mit
grofsen Mengen warmen Wassers ausgewaschen, dem spater Magnesium sulfuricum zu-
gesetzt wurde Das Bewusstsein kehrte wieder; die Patientin erhielt stündlich 1 Thee-
Ififfel Brandy, 2 stündlich einen solchen einer concentrirten Lösung von Magnesium
sulfuricum und erholte sich bald.
Verf., der zwei verzweifelte Falle durch unermüdliche Anstrengungen gerettet
hat, schliefst mit den Worten: .While there is life, there is hope“. Fr. Strsssmsnn.
Kiniendunren für dat Centralblatt «erden an die Adrette det Ilm, Prof. Dr. M. B e rn h a r dt (Berlin W.
Frantötitche Strafte 21) oder »n die Verlagehandinnt (Berlin NW.. 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Aagutt Hirtehwald ln Berlin. — Druck von L. Sehumaeher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogen; »u Bchluse«
d«S Jahrgang* Titel , Ne-
uen- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrgänge*
80 Mark; au beaieheo
durch alle Buchhandlun-
gen und Postaastalten.
mcdicinisrhen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. i*. April. No. 15.
Inhalts Ts c bi 8 ro wi rscii , Zur Frage über die Leucoly.e. (Orrig. Mitt.).
Schwibniho, Deber fermentative Procezae in den Organen. — Sans, Sou-
th in, Zur Technik der Sectio alta. — Za u fall, Gebeilte eitrige PachymeniDgitiz
externa. — Sehmer, Heilbare Form des Bottes. — Pablowskaja, Deber Herz-
tbromben — Goldflam, Besondere Form der HulbSrparalvse. — Saoat, Colom-
bimi, Anwendung des Ichthyols bei Gonorrhoe. — Theiliiabii, Beziehung zwischen
Magenleiden nnd gynäkologischen Erkrankungen.
Szioeti, Zur Morphologie der Häminkryatalle. — Mabfobi, Umwandlung von
Ammoniak in Harnstoffe. — Boddabht, Ueber die Entwicklung des Oedems. —
Miltob, Ein grofser Biasenstein. — Abdel-Fatta, Grofses Lipom der Bauch-
wand — Gold zieh br, Neues 8ymptom der Facialislftbmung. — Loblimeki,
Schröder, Fälle von acuter Perichondritia der Nasenscheidewand — Tizzohi und
CiiTAsii, Schutzserum gegen Hundswuth. — Ai plroet, Verbreitung von Diph-
therie durch die Milch. — Fbahcis, Fall von Accessorius- Krampf. — v. Nooidin,
Ueber hysterische Vagusneurosen — Fasst, Miscbfall von Lues und Tuberculose. —
Stateib, Ueber Zellgewebsentzündung und Muskelzellgewebsentzündung. — Natur
forscberversammlung in Wien.
Aus der akadem. medicinischen Klinik des Hrn. Prof. Dr. Popoff
in St. Petersburg.
Ilämatologische Notizen
von
Privat- Docenten Dr. N. Tsehistowitscli.
(Fortsetzung).
Es gelang mir also nicht, mich von der leucolytischen Wirkung
der obengenannten Substanzen ausserhalb des lebenden Organismus
zu überzeugen.
Angesichts der Unvollkommenheit dieser Untersuchungsme-
thode an und für sich hätte ich es nicht für nötig gehalten,
diese Resultate zu puhliciren, wenn dieselben nicht mit den Er-
gebnissen der neuesten und auf ganz andere Weise angestellten
XXXII. Jahrgang. n
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258
TschistoWitsch, Zur Frage über die Leucolyse.
No. 15
Untersuchungen von Schulz*) und Holzmann**) vollständig ßberein-
stim tuten.
Schulz überzeugte sich nämlich durch gleichzeitige Zälung der
Leucocyten im Blute aus den peripherischen Gefäfsen und aus den
Gefälsen des Abdominalraumes, dass der Verminderung der Leuco-
cyteDzahl in den ersteren — die Steigerung derselben in den letz-
teren entspricht und dass folglich die Blutverarmung der periphe-
rischen Gefäfsen an Leucocyten auch ohne die Theorie der Leuco-
lyse sich leicht erklären läset. Ebenso schwer wäre mit der Leu-
colyse-Theorie Holzmann’s Beobachtungen in Einklang zu bringen.
Es erweist sich, dass bei Tieren mit entfernter Milz weder Injec-
tionen von Terpentinöl noch von Culturen der Milzbrandbacillen
in das Blut ein Sinken der Leucocytenzahl nach sich ziehen , wie
es bei norm&len Tieren der Fall ist.
ANHANG.
Experiment 1.
22. Juli 1893. Es wurde die Zahlung der Leucocytenzahl im Blute aus dem
kleinen Finger eines gesunden, 32 Jahre alten Mannes vorgenommen, wobei das Blut
20 fach mit '/t pCt. Essigsäure- Lösung verdünnt wurde. Das Blut wurde um 2 Uhr
80 Minuten entnommen. Leucocytenzahl 10531.
Om 2 Ohr 50 Mio. wurde die Zäblong der Leucocyten wieder vorgenommen,
zur Verdünnung wurde aber eine '/, proc. Essigsänrelüsung angewendet, die 1 pCt.
Wittes Pepton enthielt. Leucocyteniabl 9870.
Dm 3 Uhr 40 Min. wurden die Leucocyten bei Verdünnung des Blutes mit
derselben EssigsäurelBsung -f- 1 pCt. Pepton Witte wieder gezählt. Leucocyten-
zahl 10492.
Um 4 Ohr bei Verdünnung blos mit ’/s P^t. Essigsäure. Leucocytenzahl 10666.
Experiment II.
23. Juli 1898. Dieselben Bedingungen des Experimentes. Heifser Tag, starker
Schweifs.
Um 2 Uhr 25 Min. bei Verdünnung mit 1 , pCt. Acidi acetici. Leucocyten-
zahl 8680.
Um 2 Ubr 45 Min. bei Verdünnung mit l/j pCt. Essigsäure Lösung -f- 1 pCt.
Pepton Witte. Leucocytenzahl 9090
Um 3 Uhr 30 Min. wieder '/, pCt. Acidi acetici + 1 pCt. Pepton. Leuco*
cytenzahl 11255.
Um 4 Uhr. Verdünnung mit '/, pCt. Aoidi acetici ohne Pepton. Leucocyten-
zahl 18436.
Experiment III.
Zahlung der Leucocyten im Blute aus dem kleinen Finger bei der 20 fachen
Blntrerdünnung mit Mischung aus 10 ccm Essigsäure- Lösung und 5 ccm der
alten Bouilloucultur von FsAmzkl's Dipplococcen (Fleischbouillon enthält 1 pCt. Pep-
ton). Zur Vergleichung ist eine Zählung der Leucocyten bei derselben Verdünnnng
mit reiner l/a pCt. Essigsäure-Lösung vorgenommen.
*) S nui.z. Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. 51, 1893, S. 269.
**) Holz«»™. Zur Frage über die Leucocytose. Inang. Dies. St. Petersburg
1898 (russisch).
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No. 15.
TacHiSTO witsch, Zur Frage über die Leuoolyse.
259
24. Juli 1893
do.
da.
da.
Um 2 Ubr bei Anwendung too '/, pCt. Acidi acetici + Leucoey-
teokultur. Leucocytenzahl 8979.
Um 2 Uhr 20 Mio. nur bei Anwendung einer EssigsäurelBsung
Leucocytenzahl 9064.
Um 2 Uhr 40 Min. wieder nur eine EssigsäurelBsung Leuco-
cytenzahl 8442.
Um 8 Ubr 10 Min. Essigsäure Losung und DiplococceDkuItur.
Leucocytenzahl 8471.
Experiment IV.
Dieselben Bedingungen, die Mischung bestand aber aus 20 ecm \ Ct. Essigsäure'
Lesung und aus 5 ccm Diplocaocencultur. Zur Controlzlhlung wurde angewendet
eine Mischung aus 20 ccm pCt. EssigsturelOsnng und aus 5 ccm 0.7 pCt. NaCl-
LesuDg.
3 Ubr 10 Min bei Mischung j pCt. Acidi acetici und 0.7 pCt. NaCl. war die
Lencocytenzabl 8000
3 Ubr 45 Min. bei Mischung % pCt. EssigsOurelösung mit einer Diplococcencul-
tur. Leucocytenzal 8278.
Experiment V.
Dieselben Bedingungen, wie beim Experiment I. Blut aus dem kleinen Finger.
6. Aug. 1893. 3 Uhr 30 Min. bei Verdünnung mit */s pCt. EssigsäurelBsung.
Leucocytenzahl 11563.
da. 3 Ubr 44 Min. bei Verdünnung mit derselben Losung und
1 pCt. Pepton Witte. Leucocytenzahl 10575.
do. 4 Uhr. Wieder Verdünnung mit Vj pCt. EssigsäurelBsung.
Leucocytenzahl 10678
Experiment VI,
Dieselben Bedingungen, zur Blutrerdünnung dienen aber folgende Mischungen :
1. Mischung aus 10 ccm Essigsäure-LOtung u. 5 ccm Wasser — 15 ccm 1 , pCt. Essig-
säurelOsung.
2. do. \ pCt. EssigsäurelBsung und 5 ccm Staphylococcus aureus-
Cultur (viertägige) in peptonisirten Bouillon.
8
Ubr 20 Min.
Zur Zthlans mit der
i.
Flüssigkeit.
Leucocytenzahl 8242.
3
„ 85
do.
2.
do.
do.
7090.
4
. 5 .
do.
2.
do.
do.
7897.
4
- 26 „
do
1.
do.
do.
7390.
Experiment VII.
Dieselben Bedingungen, das Blut aus dem kleinen Finger wird aber 50 fach ver-
dünnt zuerst mit physiologischer NaCl. -Losung und dann mit derselben Losung nnd
1 pCt. Pepton Witte
16. Aug. 1898. Bei erster Zahlung mit reiner physiologischer Losung bekamen
wir 6717 Leucocyten. bei zweiter mit PeptonlOsung 6586.
Experiment VIII.
Dieselben Bedingungeu, das 'Blut wird aber zuerst mit physiologischer NaCl-
Lbsung verdünnt, und dann mit der Mischung aus gleichen Teilen von derselben Lo-
sung und von einer dreitägigen, durch's LOschpapier filtrirten Bouillonkultur des bacilli
lactis aerog. lOOfache Veerdüonung.
Bei der Zahlung mit der reinen physiologischen Mischung bekamen wir 8470
Leucocyten, bei der Zahlung mit der Mischung dieser Losung und Leucocytenkultur
8360.
17»
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•260
Tschisto witsch, Uätuathologische Notizen.
No. 15
Experiment IX.
Experiment mit Keninchenblnt.
Es werden die Leucocyten im Blute aus der Obrarterie gezählt. 90 fache Ver-
dünnung einerseits mit 1 , pCt. Essigsäurelösung, anderseits mit derselben Lösung und
1 pCt. Pepton.
6. Jan. 1894. Bei Verdünnung mit '/s pCt. Essigtäurelösung. Leucocyten 8905
do.
Essigsäurelösung u. Pepton. Leuco-
cyten 8015
do.
Essigsäurelötung u 1 pCt. Pepton
Leucocyten 979C.
do.
Essigsäurelösung ohne Pepton. Leu-
cocyten 7681.
Experiment X.
9. Jan. 1894. 3 Cbr 3 Min. wurden die Leucocyten im Kaninchenblute aus
der Ohrarterie bei Verdünnung mit l/,pCt Essigsänrelösung gezählt. Leucocyten 10031.
3 Uhr 20 Min. wurde wieder eine Zählung rorgenommen bei Verdünnung mit
derselben Lösung, die aber 1 pCt Tuberkulin enthält. Leucocytenzahl 8885.
3 Uhr 85 Min. wieder mit ’/s pCt. Essigsäurelösung ohne Tnberculio. Leuco-
cytenzahl 7238.
15. Jan. 1894 2 Uhr 30 Min. wurden die Leucocyteo im Blute aus der Obr-
arterie gezählt. 20 fache Verdünnung mit '/, pCt. Essigsäurelösung. Leucocyten-
zahl 9425.
2 Ubr 42 Min. Wieder eine Zählung bei Verdünnung mit '/s pCt. Essigsäure-
lösung die 1 pCt. Tnberculio enthält. Leucocytenzahl 10427.
II. Ueber die morphologischen Veränderungen des Blutes
bei einer Frau mit entfernter Milz.
Im Jahre 1893 — 1894 befand sich unter meiner Beobachtung
in der akademischen medicinischen Klinik eine Bäuerin E. B. , der
vor zwei Jahren die in den Beckenraum dislocirte und daselbst an-
gewachsene Milz von Herrn Prof. Dr. Lrbkdrff entfernt wurde.
Die genaue Krankheitsgeschichte dieser Frau, wie auch die im
Laufe des ersten Jahres nach der Operation angestellten Beobach-
tungen werden von Herrn Dr. D. Kkdrow, Assistenzarzt der Klinik
von Prof. Dr. Lkbedkff, veröffentlicht werden. Ich beschränke
mich auf die Anführung der wichtigsten Anamnesedaten und auf
die Darlegung der Resultate meiner Untersuchungen des Blutes
während des Aufenthaltes der Patientin in der med. Klinik nach
Verlauf von 2 Jahren nach der erfolgten Operation.
Patientin E. B. 33 Jahre alt, Bäuerin, geboren im Gouv.
Twer, verheiratet, beschäftigte sich die letzten Jahre mit der Haus-
haltung und mit Nähen. 27 Jahre alt fiberstand sie den Typhus
abdominalis. Die Patientin gebar 3 Mal und hatte 1 Mal einen
Abortus. Von den 3 Kindern starben 2 sehr früh, das dritte —
ein Mädchen — ist zur Zeit 10 Jahre alt. Schon vor 8 Jahren
bemerkte die Patientin im unteren Teile des Abdomens links,
einen fast schmerzlosen Tumor, der sich bald etwas vergrösserte,
bald verkleinerte. Dieser Tumor wurde der Patientin im November
1891 von Prof. Dr. Lbbbdbff entfernt und erwies sich als die dis-
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No. 15.
Tschibstowitsch, Hämathologische Notizon.
261
locirte Milz. Nach der Operation befand sich die Kranke befrie-
digend und nur zeitweise fohlte sie Schmerzen in der Schnittstelle
und im linken Subcostalraum.
In die akademische medicinische Klinik wurde die Patientin
am 30. November 1893 aufgenommen und klagte Ober allgemeine
Schwache, Kopfschmerzen und Herzklopfen. Die letzte Zeit litt
die Patientin sehr stark unter dem Druck der Noth, was auch die
Verschlimmerung ihres Zustandes bewirkte.
Bei der Aufnahme der Patientin in die Klinik wurde folgendes
constatirt: Die Kranke ist mittelgrofs, etwas blass. Die Inguinal-
und Axillardrfisen sind etwas vergröfsert. Der Percussionsschall
Aber dem rechten SchlOsselbeine ist etwas gedämpft. Die Herz-
dämpfung beginnt in der linken Sternallinie von der 4. Rippe und
hört auf unter der 5.; links reicht sie bis zur Mammillar- u. rechts
bis zur Sternallinie. Auf der Stelle der Milz ist ein tympanitischer
Schall zu vernehmen. Leberdämpfung in der rechten Axillarlinie
von der 9. Rippe, in der Mammillarlinie auf der 7. Rippe und in
der Scapularlinie auf der 10. Rippe. Bei Auscultation Ober dem
rechten SchlOsselbeine ist eine etwas rauhe Inspiration und eine
Expiration zu hören, ebenso hinten rechts, unter der Scapula —
abgeschwächte Atmung uud in den öbrigen Stellen Vesicularatmung.
Die Herztöne sind etwas dumpf. Der Harn enthält kein Eiweifs.
Die Temperatur ist normal. Körpergewicht 51100. Obstipation.
Im Laufe der Zeitperiode, während der ich die Untersuchungen
des Blutes vornahm, blieb die Patientin nach Möglichkeit ohne Kur
und nahm nur selten bei heftigen Kopfschmerzen 0.3 Phenacetin
ein. Die Obstipation beseitigte die Patientin meistenteils mittelst
Klysmen, auch nahm sie vom 4. Januar dieses Jahres Bromnatr.
0.6 3 Mal täglich ein.
Meine Untersuchungen bestanden in Zählungen der roten und
weifsen Blutkörperchen und in der Bestimmung der Quantität des
Hämoglobins. Die Quantität der roten Blutkörperchen wurde
mittelst des TaoMA-Zaiss’schen Zählapparates und die des Hämoglo-
bins nach Flkischl bestimmt. Die Berechnung der Gesammtzahl
der Leucocyten wurde nach Thoma’s Methode ausgeführt, zu welchem
Zwecke eine zwanzigfache BlutverdOnnung mit x/3 proc. Essigsäure-
lösung angewendet wurde. Zur Zählung der Quantität der ein-
zelnen Arten von Leucocyten wurden angestrichene Präparate nach
Ehklich’s Methode zubereitet und mit seiner Mischung (Orange,
G, Säure-Fuchsin und Methylgrön) gefärbt. Die Untersuchungen
werden immer zwischen 10 und 12 Uhr Morgens, vor dem Mittags-
essen ausgefflhrt. Ausserdem werden 3 Untersuchungen in ver-
schiedenen Zeiträumen nach dem Mittagsessen vorgenommen, um
die Veränderungen des Blutes unter dem Einflüsse des Verdauungs-
actes zu bestimmen. Das Blut wurde immer aus dem Ohrläppchen
genommen. (Schluss folgt).
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262 Schwiknino, Ueber fermentative Processe in den Organen. No. 15
H. Schwieiling, Ueber fermentative Processe in den Organen.
Dissert. Berlin 1893.
Die Untersuchungen von Sch. schliefsen sich an die Arbeiten
des Ref. Ober die Autodigestion der Organe beim Stehenlassen der-
selben mit Chloroformwasser an. In erster Linie betreffen dieselben
die Frage, ob in den Muskeln unter diesen Umständen Milchsäure
gebildet wird. Es ergab sieh zunächst, dass die Milchsäure auch
in den möglichst schnell verarbeiteten Muskeln nicht fehlte, in denen
Ref. sie nach vorläufigen Versuchen vermisst hatte, weiterhin aber,
dass sie in den mit Chloroformwasser digerirten Portionen nicht
reichlicher vorhanden war, als in der sofort verarbeiteten, dass sie
also nicht durch ein Enzym gebildet wird; entschieden vermehrt
aber erwies sie sich in solchen Muskeln, welche vor der Bearbei-
tung 48 Stunden gelegen hatten. Diese Erscheinung kann nicht
wohl anders erklärt werden, als durch die Annahme, dass die Milch-
säureausscheidung eine Function des lebenden Protoplasmas ist und
ihre Bildung im ausgeschnittenen Muskel fortdauert, weil der Muskel
sich noch längere Zeit im Zustand des Ueberlebens befindet, in
Uebereinstimmung mit den früher ausgesprochenen Anschauungen
des Ref. — Weiterhin konnte durch die Darstellung von Phenyl-
glucosazon aus den digerirten Muskeln in Uebereinstimmung mit
Pomabnoff der Nachweis erbracht werden, dass der im Muskel ge-
bildete Zucker Dextrose ist.
In dem Auszug einer gröfseren Quantität — 700 g — von Ka-
ninchen-Muskeln, welche zuerst eiu Jahr lang mit der 10 fachen
Menge Chloroformwasser gestanden hatten, dann noch 48 Stunden
digerirt waren, fand Verf. 2.07 g Leucin und 0.248 Tyrosin, da-
gegen kein Pepton oder Albumose, ein wesentlicher Unterschied
von der Eiweifsspaltung durch Säuren, Alkalien, Trypsin und Fäul-
niesbakterien. Kreatin fehlte gänzlich. Berechnet auf 1000 g Mus-
keln war bei der Autodigestion 4.391g N = 12.9 pCt. des vorhan-
denen Stickstoffs in Lösung gegangen, während bei gleicher Be-
handlung frischer Muskeln — */« ständiges Digeriren mit Wasser,
Coliren, Kochen, Filtriren — 3.5g = 8.3 pCt. des Stickstoffs in
Lösung blieben.
Zu sehr auffallenden Resultaten gelangte Verf. bei den Dige-
stionsversuchen mit Kaninchenleber. Zunächst konnten die Angaben
des Ref. bestätigt werden, dass die Auszüge der mit Chloroform-
wasser digerirten Leber nur Zucker enthielten und kein Glycogen,
die Auszüge der zuerst gekochten und dann mit Chloroformwasser
digerirten Leber Glycogen und nur Spuren von Zucker, welche
als in der Leber präformirt anzusehen sind. Die Untersuchung
auf in Aether lösliche Säure und flüchtige Fettsäure fiel so gut wie
negativ aus. — Auffallender Weise nahm in dem aus der glycogen-
haltigen Leber hergestellten, eingedampften und zur Conservirung
mit Chloroform versetzten Auszuge bei Stehen bei Zimmertempera-
tur der Zuckergehalt zu, dasselbe zeigte sich noch in mehreren an-
deren Versuchen. Diese Resultate erinnerten an die alten Angaben von
sd by Google
No. 15.
Sknn, Southam, Zar Technik der Sectio alta.
263
Abrlks, sowie von Skkokn und Kratscrmkb, dass in der gekochten
Leber beim Aufbewahren ohne jeden weiteren Zusatz sich aufs
Neue Zucker bildet; die letztgenannten Autoren führten diese Zucker-
bildung auf eine allen Ei weifskörpern zukommende Fähigkeit zu-
rück, beim Stehen mit Flüssigkeit ein diastatisches Ferment zu
bilden. Liefsen sie Casein oder andere unlösliche Eiweifskörper mit
Glycogenlösung stehen, so bildete sich in derselben Zucker. Verf.
konnte diese Angabe für auscoagulirtes Eieralbumin bestätigen,
wurden aber die Mischungen mit etwas Chloroform versetzt und
dadurch sterilisirt, so blieb die Zuckerbildung aus. Dieselbe beruht
also möglicherweise auf der Einwirkung zuckerbildender Bakterien.
Schliefslich spricht sich Verf. gegen die Ansicht von Nkomkistkr
aus, dass die in den Autodigestionsversuchen beobachteten Zer-
setzungen nur auf Spuren von Verdauungsfermenten zurückzuführen
seien, welche in den Organen vorhanden seien, nicht aber auf
selbständige Fermente des Protoplasmas. Verf. wendet namentlich
dagegen ein, dass sich bei den Autodigestionsversuchen in den Aus-
zügen nur Leucin und Tyrosin findet, dagegen kein Pepton, welches
bei der Trypsinverdauung stets gebildet wird, weiterhin verweist er
auf die Analogie des Vorkommens von Fermenten in der Hefezelle,
endlich darauf, dass nach den Versuchen von Jacqukt die Organe
selbständige oxydirende Fermente enthalten. Wegen zahlreicher
Einzelheiten muss auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
1) N. Senn, Suprapubic cystotomy in two stages. Amer. med. News.
1893, p. 7.
2) Southam, On the indications for suprapubic cystotomy in cases
of tumour, stone, prostatic retention aud cystitis. Lancet March. 18,
1893, p. 585.
1) Um nach dem hohen Schnitt die Wundinfection durch sep-
tischen Harn zu hindern, übt S. (anscheinend ohne Kenntniss der
ähnlichen Operationen von Langbnbüch, Bardknhkurh u. A.) ein
zweizeitiges Verfahren. Er eröffnet die Blase erst dann, wenn der
prävesicale Wundraum durch Granulationen vor Infection geschützt
ist, u. hat dabei noch den Vorzug, der nochmaligen Chloroformnarcose
entrathen zu können, indem für gewöhnlich die locale Cocainanäs-
thesie bei nicht zu langen Manipulationen ausreicht. In einem nach
diesem Plan operirten Fall, betreffend einen 68jähr. herabgekom-
menen Pat. mit Phosphatsteinen blieb trotz jauchigen Harne die
Wunde in gutem Zustande bis zu dem nach ca. 1 Woche erfolgten
Tode des Pat. an Urämie. In einem anderen analogen Fall, einen
25 jährigen kräftigen Pat. betreffend, in welchem S. nach der ge-
wöhnlichen einzeitigen Methode operirte, kam es dagegen zu aus-
gedehnter Necrose der Wundränder und des prävesicalen Gewebes,
und wurde die Heilung durch die Abstofsung der brandigen Teile
sehr verzögert.
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264 Zaufall, Geheilte eitrige Pachymeningitis externa. No. 15
2) Soütham giebt eine Uebersicht von 17 hohen Stein8chnitt-
f&llen mit 5 tötlichen Ausgängen, welche sich auf die 7 ersten
einschlägigen Operationen verteilen, während die letzten 10 ein-
schlägigen Fälle in Folge verbesserter Technik alle genasen. Im
einzelnen handelt es sich um 5 Exstirpationen gutartiger GeschwQlste
(t 2), ferner um je einen Fall von Blasendrainage bei inoperabler
bösartiger Geschwulst (f am nächsten Tage an Erschöpfung) und
von Blasentuberkulose (ebenfalls f mit allgemeiner Tuberkulose);
dann um 6 Steinoperationen (f 1 an Beckenzellgewebsvereiterung
nach aufgehender Blasennaht) und endlich um 4 Fälle von Harn-
verhaltung bei Prostata- Hypertrophie. Von letzteren wurde bei 1
das prostatische Hinderniss nach Eröffnung der Blase erfolgreich
entfernt, bei 1 wurde die Prostatomie ausgeffihrt und in einem
dritten Falle diente die Eröffnung der Blase vom Bauche her als
Blutstillungsmittel. In allen diesen 4 Fällen wird ausdrücklich er-
wähnt, dass es nach der Operation wieder zu spontaner Urinent-
leerung auf natürlichem Wege kam. Teile der Prostata wurden
ausserdem noch in 2 Steinfällen von S. entfernt, ohne dass ein der-
artiges, gutes Resultat verzeichnet ist. P. Qiiterbock.
Zaufal, Demonstration zweier durch Trepanation geheilter Fälle
von Pachymeningitis suppurativa externa. Prager med. Wochensohr.
1893, No. 45.
Im Anschluss an die Vorstellung zweier durch Trepanation
geheilter Fälle von Pachymeningitis suppur. externa, davon einer
durch acute, der andere durch chronische Otitis media verursacht
war, bespricht Z. die pathologische Anatomie dieser Affection und
die bei derselben zu beachtenden topographisch - anatomischen Ver-
hältnisse. Bezüglich des in Betracht kommenden operativen Vor-
gehens ist zu unterscheiden, ob die Pachymeningitis einer Otitis me
dia chronica oder acuta ihre Entstehung verdankt. Da es sich bei
der chronischen häußg um alte Sequester in der Tiefe des Schläfen-
beins und um Caries oder Necrose der Gehörknöchelchen handelt,
so wird sich hier immer die von Z. angegebene breite Eröffnung
des Antrum mast., der Paukenhöhle und die Wegnahme der hin-
teren knöchernen Gehörgangswand und der Pars epitympanica mit
breiter Communication aller dieser Räume empfehlen. Datan schliefst
sich die breite Eröffnung der Schädelhöhle und zwar der hinteren
Schädelgrube mit breiter Bioslegung des Sinus sigm. und der mitt-
leren Schädelgrube durch Abmeifselung der Linea temporalis, des
unteren Teils der Squama und des Tegmen antri mast. Z. ver-
bindet damit die vollständige Entfernung des ganzen Proc. mast,
hauptsächlich zu dem Zwecke, um den Sinus sigmoid. nach unten
und medial frei zu legen Bei Pachymeningitis in Folge von Otitis
media acuta genügt es meist, die hintere knöcherne GehörgaDgs-
wand bis pp. */a ccm von der hinteren Troramelfellwand zu entfernen,
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No. 15.
Skmmkk, Heilbar« Form des Rotzes.
265
die Pars epitympanica aber zu schonen, um die Kette der Gehör-
knöchelchen zu erhalten und die Wiederherstellung der Hörfähig-
keit anzustreben. Die Erfahrung lehrt, nach Z., dass, wenn es nur
gelingt, den extraduralen Abscess vollständig zu entleeren, die Otitis
dann von selbst heilt, eventuell mit normaler Hürfähigkeit, wie in
dem von Verf. vorgestellten Falle, doch muss auch hier die hintere
Schädelgrube breit eröffnet, der Sinus im weiten Umfange biosge-
legt werden, zu welchen Zwecken Z . auch in acuten Fällen die
Resection des ganzen Proc. mast, damit verbindet. Durch Weg-
nahme der Linea temporalis und des unteren Teiles der Schuppe
wird der Eiter in der mittleren Schädelgrube entleert. In 2 Fällen
von Pachym. supp. ext. in Folge von Otitis media acuta fand Z.
Sinusthrombose. Da, wie es scheint, in solchen Fällen der Ueber-
gang der Entzöndung häufig vom Antrum aus in die hintere Schä-
delgrube statt hat, so participirt dabei fast regelmäßig der Sinus
an der Entzöndung und es kommt, wie Z. glaubt, zu einer mehr
gutartigen Thrombose, welche ganz symptomlos verläuft und mit
der Entleerung des Abscesses vollständig heilt, wenn nicht beson-
dere infectiöse Momente den eitrigen oder jauchigen Zerfall des
Thrombus bedingen. In dem von Z. vorgestellten Fall bestand eine
solche gutartige Sinusthrombose, was daraus geschlossen werden
konnte, dass die bei der Entfernung des Proc. mast, frei präparirte
Vena emissar. Santorini sich als dünnwandiger coilabirter Schlauch
präsentirte, der bis zum Eintritt in den Sinus zu verfolgen war
und aus welchem letzteren sich auch beim Abkratzen der Granula-
tionen, wobei ein Druck auf den Sinusinhalt ausge&bt wird, sich
kein Blut entleerte. Z. räth deshalb, bei der Operation auf das
Verhalten der genannten Vene zu achten, um aus derselben event.
die Sinustbrombose diagnosticiren zu können. Betreffs der Kranken-
geschichte der beiden angestellten Fälle s. d. Orig. Schwabach.
Semmer, Ueber gutartige heilbare Formen des Rotzes. Deutsche
Zeitschr. f. Thiermed. 1893, XX. S. 59.
Der Rotz wird meistenteils för Menschen und Tiere als unheil-
bar betrachtet; das ist aber nicht der Fall. Namentlich aus Bild-
lichen Ländern sind sichere Angaben vorhanden, dass die mildere
Form des Rotzes, der chronische in Heilung übergehen kann, be-
sonders dann, wenn die Processe sich vorwiegend in der Haut lo-
calisiren. So sind aus Algier und Italien Heilungsfälle durch
Ausbrennen, Sublimat- oder Carbolbebandlung, Jod, Theer u. A.
bekannt.
Neuerdings wurden durch Malleininjectionen mehrere Heilungen
erzielt aber nicht mit stets sicherem Erfolg. S. selbst experimen-
tirte mit Blutserum immunisirter Tiere, konnte aber damit bei
Katzen und Meerschweinchen den Rotztod nur verzögern, nicht ver-
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266
Pahlowska.ia, lieber Herztbromben.
No. 15
eiteln. Bessere Ei folge hatte er mit einfachem Rinderblutserum;
diese Versuche werden noch fortgesetzt.
Die Hauptbedeutung der neuen Aera liegt aber io der Er-
kennung des Rotzes durch das Mallein. Dieses stellt S. so dar,
dass auf Bouillon im Brutschrank Rotzbacillen 14 Tage wachsen,
dann sterilisirt werden, dann wiedergeimpft nach 14 Tagen wieder
sterilisirt und nochmal geimpft. Nach weiteren 14 Tagen ist das
Mallein fertig.
Dieses Mallein wurde an einer aus 700 Pferden bestehenden
Reservebrigade geprüft, in der bereits 55 Rotzfälle vorgekommen
waren. Auf 1 ccm Mallein reagirten 230 Pferde mit 2 bis 3° C
Temperatursteigerung. 21 dieser Pferde wurden getütet und es
fanden sich bei allen nur unbedeutende, linsengrofse RotzknOtchen
in den Lungen. Auf Katzen Obertragen fand keine Infection statt,
in Gelatine kein Wachstum von Rotzbacillen. Von den nicht rea-
girenden Pferden hatten 12 Narben auf der Nasenschleimhaut. S. ist
daher der Ansicht, dass hier gutartiger heilbarer Rotz vorliege.
Die Pferde wurden för ungefährlich erklärt und auf andere Regi-
menter verteilt! Sehenden.
R. Parlowskaja, Ueber Herzthromben; wahre Polypen des linken
Vorhofs — gestielte Thromben. Vortr. geh. in der Vers. russ. Aerzte
z. Erinnerung an PmoaoFF.
Verf. berichtet Ober folgenden von ihr beobachteten Fall: Eine
47jähr., früher stets gesunde Lehrerin erkrankt unter Erscheinungen
eines Abdominaltyphus; im Verlaufe der dritten Woche treten die
Zeichen einer Herzaffection in den Vordergrund, und zwar einer
Stenose des linken Ost. ven., jedoch mit einigen Abweichungen:
vergröfserter Breitendurchmesser der Herzdämpfung, präsystolisches,
aber nicht immer wahrnehmbares Geräusch an der Herzspitze,
Oedem der Föfse, Albuminurie; in wenigen Wochen geht die Pat.
unter Erscheinungen hochgradiger Dyspnoe zu Grunde. Bei der
Section fand sich in der Höhle des linken Vorhofs ein mit Fibrin-
gerinnseln bedeckten Polyp von Wallnussgröfse, ein „wahrer Herz-
polyp“ In der Milz und der linken Niere zahlreiche, keilförmige
embolische Infarcte von verschiedener Gröfse , Färbung und Con-
sistenz. — Im Anschluss an diesen Fall spricht Verf. über die
durch Polypen des linken Vorhofs intra vitam hervorgerufenen Er-
scheinungen und citirt zum Beweise, wie verschiedenartig dieselben
sich gestalten, aus der Litteratur die Beschreibung mehrerer typi-
scher Fälle: die beobachteten Symptome, eiozeln genommen, sind
im Allgemeinen dieselben, wie bei den übrigen Herzaffectionen.
Von diesen Fällen von „wahren Herzpolypen“ sind die in letzter
Zeit mehrfach beobachteten Fälle von Myxomen des Herzens zu
unterscheiden. (Cbl. 1893, S. 663 n. 823).
Die Verfasserin stellt folgende Schlusssätze auf: 1) Vom Stand-
punkte der Pathologie aus wäre die Rolle des Foramen ovale auf-
zuklären, da gerade das Letztere eine Prädilectionsstelle für die
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No. 15.
Got.dflam, Besondere Form der Bulbärparalyse.
267
Entwicklung von Herzpolypen bildet (in acht von achtzehn Fällen
im Ganzen und von vierzehn des linken Vorhofs), nicht aber das
Herzohr, wie es bisher in den am meisten verbreiteten Handbüchern
der allgemeinen und speciellen Pathologie angegeben wird. 2) Be-
treffs der Aetiologie wäre zu wünschen, dass es mit der Zeit ge-
lingen möchte, die Bildung von Herzpolypen bei bis dahin voll-
kommen gesunden Personen ausser durch Veränderungen des En-
dothels, Verlangsamung des Blutstroms und Veränderungen des
Blutes selbst, auch noch durch anderweitige Momente zu erklären.
3) In Bezug auf das Alter scheinen Individuen von 20 — 30 Jahren
am erfolgreichsten denjenigen Noxen Widerstand leisten zu können,
von denen die Bildung von Herzpolypen abhängig ist. 4) Be-
züglich der Frage von der Diagnose intra vitam spricht sich Verf.
dahin aus, dass der, anderweitigen Hindernissen nicht zukommende,
Character der Anomalie den Gedanken an einen beweglichen Körper
in den Herzhöhlen nahe legen dürfte. K. Kronthal.
S. Goldflarn, Ueber einen scheinbar heilbaren bulbärparalytischen
Symptomencomplex mit Beteiligung der Extremitäten. Deutsche
Zeitschr. f. Nerrenheilk. IV. S. 312.
Der Verf. beschreibt 3 merkwürdige Fälle einer Erkrankung
im jugendlichen Alter, bei welcher sich rapide bulbäre Symptome
(Kau-, Schlinglähmung, Facialis in wechselnder Ausdehnung er-
griffen, einmal auch Ptosis und Hypoglossussymptome) einstellten
unter einer eigentümlichen Miterkrankung der Extremitäten, derge-
stalt, dass diese selbst nach -kurzen Bewegungen eine bis zur voll-
ständigen Lähmung fortschreitende Ermüdbarkeit zeigten. Aehnlich
verhielten sich auch die Sehnenreflexe.
Uebrigens nahmen auch die Rumpfmuskeln an der Parese
Teil und der Zustand entwickelte sich sehr schnell zu einem be-
drohlichen. Der Verlauf war durch Exacerbationen, Remissionen
und Recidive ausgezeichnet, nach ca. 6 Monaten trat Heilung ein.
Störungen der Sensibilität, der Ernährung, der Sinne, des Bewusst-
seins fehlten ganz oder traten sehr in den Hintergrund.
Der Verf. erkennt den Unterschied zwischen diesen Fällen
einerseits und der classischen Bulbärparalyse, der apoplectiformen
und Pseudobulbärparalyse andererseits an, er verwahrt sich gegen
die Zurechnung der Fälle zur Hysterie und ist geneigt, ihnen eine
Sonderstellung anzuweisen. Mit Hilfe ähnlicher in der Litteratur
niedergelegten Befunde versucht er auch im Schlussteil der Arbeit
das Krankheitsbild zu skizziren. Ueber die Aetiologie vermag er
nichts Sicheres beizubringen, die Gleichzeitigkeit des Entstehens der
drei Fälle lässt ihn aber den Verdacht einer toxischen Ursache
aussprechen. M. Brasch.
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268 Seokk, Colombini, Anwendung d. Ichthyols etc. — Theilhahkr, No. 15
1) R. Segre, L’ittiolo nella terapia delle forme cutance e venereo-
sifilitiche. Atti d’ell’ assoziac. med. Lombards 1893 No. 1. (S.-A.)
2) P. Colombini, L’ictiolo nella cura della blenorragia. Comment.
clinic. delle mallatie cutan. e genit. urin. 1893, (S. A.)
1) Gleich vielen Anderen hat S. das Ichthyol mit Nutzen bei
Eczemen, bei Acne und Rosacea, bei Intertrigo, Zoster, Erythema
multiforme, Erysipelas, Furunculosis und Verbrennungen gebraucht.
In einem Falle gingen mächtige scrofulöse Halsdrüsenschwellungen
unter der lange fortgesetzten Anwendung 50 proc. Salben und der
gleichzeitigen innerlichen Darreichung von täglich 4 — 6 Ichthyol-
pillen zurück. — Weniger vorteilhaft zeigte eich das Mittel bei ve-
nerischen Erkrankungen, doch linderte es bei manchen Adenitiden,
in starken Salben applicirt, die Schmerzen, auch wirkte beim Harn-
rührentripper, nach Ablauf der acuten Erscheinungen, die Injection
1 — 2 proc. Lösungen recht befriedigend. Noch günstiger wurden
Vaginal- und Uterinblenorrhoen durch das Einlegen von mit 10- bis
15 proc. Salben bestrichenen Tampons beeinflusst.
2) C. verwandte das Ichthyol, nachdem er sich von dessen
antiparasitärer Wirksamkeit an Gonococcenkulturen überzeugt hatte,
mit sehr gutem Erfolge io zahlreichen Fällen von Gonorrhoe bei
Männern und Weibern. Bei sehr acutem Harnröhrentripper liels
er zuerst 1 proc., allmälig concentrirtere Lösungen injiciren. In
späteren Stadien wurden selbst 10 — 15 proc. Solutionen, namentlich
von der Urethra posterior, immer gut vertragen. Im Wesentlichen
stimmen die Erfahrungen des Verf.’s mit denen Jadassoun’s überein.
(Cbl. 1893, S. 250). H. Müller.
Theilhaber, Beziehungen gastrointestinaler Affectionen zu den
Erkrankungen der weiblichen Sexualorgane Münchner med. Wochen-
schrift 1893, No. 47.
Ueber den Zusammenhang von Krankheiten der weiblichen Ge-
schlechtsorgane mit Erkrankungen des Magen-Darmkanals hat Verf.
Beobachtungen gemacht an 45 Patientinnen mit „Magenbeschwer-
den“, welche ihm von Dr. Ckämkk, Specialarzt für Magendarm-
krankheiten in München, zur gynäkologischen Untersuchung über-
lassen waren. Die interne Diagnose lautete: Dyspepsia nervosa in
25, Atonie des Magens in 12, Magenkatarrh in 2, chron. Darm-
katarrh in 2 Fällen, und Anacidität, Hyperchlorhydrie, Ulcus und
Enteroptose in je 1 Falle. Verf. fand bei der gynäkologischen
Untersuchung 4 Mal Fehlen jeder Abnormität, 19 Mal Endome-
tritis catarrh. mit Verdickung des Uterusparenchyms, 4 Mal Endo-
metritis hämorrhagica, 10 Mal Retroflexio bezw. versio, 3 Mal
Oophoritis, 2 Mal Parametritis post., je 1 Mal Parametritis puerper.,
Retroflexio Uteri antevers. , Tumor ovarii, und unterscheidet hin-
sichtlich des causalen Zusammenhanges 3 Gruppen. Unter die 1.
Gruppe fallen diejenigen Fälle, bei denen die gynäkologische Ab-
normität nur zufälliger Nebenbefund bei den Magen-Darmerkran-
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No. 15. Ueber Magenleiden etc. — Sziokti. — Marfobi. — Buddakrt. 209
künden ist, unter die 2. Gruppe diejenigen, in denen die Magen
Darmerkrankung die Ursache für das Genitalleiden ist (Atonie des
Magens und Darms, Koprostase bedingen Verlangsamung der Cir-
culation im Gebiete der Vena cava i nf. , woraus venöse Stauung im
Uterus als Verablassung för Metrorrhagieen Dysmenorrhoe u. Fluor
resultire), unter die 3. Gruppe endlich diejenigen, in denen das
Uterusleiden die Ursache der Magen - Darmstörungen ist — Dys-
pepsia nervosa, Magenatonie, Anacidität u. Hyperchlorhydrie, Er-
krankungen, die als sog. Reflexneurosen aufzufassen seien. In vielen
der letzteren Fälle wurde durch Beseitigung des Genitalleidens
Heilung der Magen-Darmbeschwerden herbeigeföhrt. A. Martin.
H. Szigeti, Beiträge zur Morphologie der Häminkrystalle. Ungar.
Arcb. d. Med. 1894, II. S. 229.
S. giebt eine eingehende krystallographische Analyse der Häminkrystalle, be-
züglich deren auf das Orig, verwiesen «erden mufs. Als sicher ergab sieh, dass die
Häminkrystalle nicht, wie man bisher allgemein annahm, dem rhombischen System
angehören, dagegen konnte im Uebrigen die Stelluog im System nicht mit Sicherheit
ermittelt werden. K. 8»lko«ski.
P. Marfori, Ueber die Ammoniakmengen, welche der Organismus
in Harnstoff umzuwandeln vermag. Arch. f. exper. Patb. XXX. S. 71.
Zar Entscheidung der Frage, welche Mengen tod Ammoniak der Organismus bei
kontinnirlicber Zufuhr gerade noch timzuwandeln rermag, sodass keine Anhäufung und
keine Vergiftung entsteht, lieft Verf. mitglichst langsam und stetig wässrige Lilsungen
▼on kohlen-, milch- und weinsaurem Ammon in die V. saphena von Kaninchen und
Hunden mittelst einer Bürette einfliefsen. Die io 1 Stunde für 1 Kilo Körperge-
wicht vertragene Ammoniakgabe betrog in Form des Carbonats bei Kaninchen 21,
hei Hunden 29 mg, in Form des Lactats bei Kaninchen 33, bei Hunden 63 — 102 mg,
in Form des Tartrats bei Kaninchen 30, bei Hunden 61 — 85 mg. Demnach ist die
Fähigkeit des Organismus, Ammoniak in (unschädlichen) Harnstoff zu verwandeln,
sehr erheblich und zwar bei Fleischfressern gröfser alt bei Pflanzenfressern ; das Car-
bonat wird bei längerer Einwirkung weniger vertragen als die beiden anderen Ammon-
salze, und zwar von Hunden kaum halb so gut Der Grund hierfür liegt wahrscbein
lieb darin, dass das Carbonat im Blut leichter dissociirt wird als das Laetat u. Tar-
trat, sodass sich ceteris paribut im Blute eine grössere Ammonmenge im freien
Zustande Godet. J. Munk.
R Boddaert, Etüde sur le cRveloppement de 1'oetRme veineux et
de l’oed&me lymphatique. Annales de la sooidtd de medeoine de Gand
1893.
Zahlreiche Untersuchungen an jungen Kaninchen ergaben, dass das durch Ver-
schluss der Lymphbahnen am Halse erzeugte Oedem weit schneller sieh entwickelt
und viel constanter ist als das durch Veneuunterbindung erzielte. Die Erklärung liegt
dario , dass nach isoliertem Venenverscbluss sich ein Oedem erst dann bildet, wenn
die sieh stark erweiternden und wesentlich beschleunigte Strömung zeigenden Lymph-
babnen nicht mehr die ganze aus den Venenwandungen austretende Flüssigkeit aufzu-
nehmen vermögen; dagegen beginnt nach Verschluss der Lymphbahnen, die am Halse
verhlltnissmäfsig wenig Anastomosen besitzen, der Austritt von Flüssigkeit aus den
Wandungen sehr früh, ohne in gleicher Weise kompensatorisch von den Venen aufge-
nommen zu werden. M. Roiäman».
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270 Milton.— Abdbl-Fatta. — Goldziebkb.— Lüblihski, Schröder. No. 15
H. 51. N. 5Iilton, Extraction by laparotomy from the human,
bladder of the largest stone ever recorded as successfully removed.
Lancet 1893, Sept. 16.
Als grössten erfolgreich entfernten Stein beschreibt M. eine fast 34 \ Dosen wie-
gende Concretion von 4 resp. 6" grösstem Durchmesser, welche in ihrer Aussen-
scbicbte aus Magnesiumpbosphat bestand: im Debrigen aber, um für das Museum of
the Coli, of Sargeons zu London intact gelassen tu werden, nicht weiter nnteraocht
wurde. Der Träger dieses Kiesensteines ein ca. SOjähr., ägyptischer Fellah, mit al-
kalischem, an Eiweii's und Eiern der Bilharzia reichen Urin, war sehr herunterge-
kommen: schon äuuerlich präsentirte sich der Stein alt eine bis zum Nabel reichende
Masse, so dass an deren Entfernung ohne weite Eröffnung des Bauchfellsackes nicht
gedacht werden konnte. (Letztere ist übrigens keine neue Encheireae, wie M. meinte,
sondern als regelmäßiger Modus procedeudi ron Rthtoiki für die Sect. alte empfohlen
worden. Ref.) Nach Zuhilfenahme von 2 Seitenschnitten gelang die Extraction des
Steines und wurden Baachfell, Blase und Bauchdecke besonders genäht aaitchliefslich
einer für eine Heberdrainage bestimmten Stelle. Da diese Drainage jedoch am 6
Tage versagte, wurde eine Gegenöffnung am Damm gemacht and aas dieser am 35
Tage nach der Laparotomie noch eine 1 j g schwere Concretion entfernt. Bei völligem
Darniederliegen der Blasenfuoction musste sowohl die Dammöffnung wie die über der
Symphyse durchgängig erhalten werden. Trotz aller Sorgfalt nahmen die Kräfte
weiter ab und Pat. starb 2 Monate und 10 Tage nach der Operation. Bei der Seczion
zeigte sich das Bauchfell intakt, die Nieren mit alten Eiterungen and Dlstomen-Ent-
wickelang behaftet. p. SSurboek.
Abdel-Fatta Ffthmy, A large lipoma of the abdominal wale; re-
moval; rapid recovery. Brit. med. Journ. 1893, p. 459.
Hospitalbericht über eine egyptische Bäuerin, 30 Jahre alt. Die bis zom linken
Knie berabreichende Fettgeschwulst wog nach der Entfernung 7 Kilo. P. äüterbocä.
Goldzieher, Ueber ein bisher unbekanntes Symptom der completen
Facialislähmung. Bericht über di« 33. Vers. d. ophthalm. Ges. Heidelberg
1893, p. 162.
Nach den Beobachtungen von Q. besteht bei der vollständigen Facialislähmang
ein Versuchen der Thränendrüse auf der gelähmten Seite. Die Thränendrüse liefert
nur das Thränenquantum für das Weinen und für die starken secretorischen Thränen-
ansscheidangen, während die Conjunctiva das normale Thränenquantum liefert, weichet
die ständige Feaohthaltung des Auges ermöglicht. Der Nervus lacrymalls vom Trige-
minus innerviert nach O. die Thränendrüse nicht, sondern nach den Versuchen von
Vdlfian und Jouehac ist der Facialis der Secretionsnerv dieser Drüse.
Zwei eigene Beobachtungen, eine von Hctcbiksoh und eine von Unraorr führt
0. zur Stütze seiner Behauptung an. Horstmans.
1) W. Lublinski, Acute idiopathische Perichondritis der Nasen-
r Scheidewand. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 46.
2) Schröder, Ein Fall von sogenannter idiopathischer acuter Peri-
chondritis der Nasenscheidewand. Ebenda.
1) Bei der grolsen Seltenheit dieser Affection teilt Ref. einen hierher gehörigen
Fall mit, der einen 60 jährigen leicht diabetischen Herrn betrifft, bei dem sich mit
grolter Schmerzhaftigkeit Fieber und Anschwellung der Oberlippe ohne irgend einen
Orund diese Erkrankung entwickelt hatte. Durch Spaltung des Abscesses auf der
linken Seite kam es bald zur Heilung ohoe Perforation des Septums.
2) Bei einem 18jährigen Mädchen entwickelt sich ohne Trauma eine mit erheb-
V
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No. 15. Tizzoni u. Cbntanni. — Applkgbt. — Francis. — v. Noorden. 271
lieber Storung de« Allgemeinbefindens einhergehende, völlig begrenzte sogar mit Kno
chencaries verbundene Abscedirung der Nasenscheidenwand. Leichte Einiiokung des
Nasenrückens. w. Loblluikl.
Tizzoni u. Centanni, Serum gegen Rabies, von hoher immunisi-
render Kraft auf den Menschen anwendbar. Berl. klin. Woebenscbr.
1894, No. 8.
In früheren Versuchen batten die VertT. bewiesen, dass es leicht gelingt, durch
Serum gegen Rabies vaccinirter Kaninchen mit virulentem Rabiesgift geimpfte Ka-
ninchen zu heilen. Ehe sie mit ihrer Therapie auf den Menschen übergingen , ver-
lachten sie dieselbe noch an greiseren Tieren. Sie immunisirten Hunde und Schafe
auf die gewHhnlicbe Weise gegen Rabies und fanden, dass deren Blutserum sogar
einen höheren Immunisirungswert als das der Kaninchen erreichte. Der höchste Wert,
den sie erreichten lag zwischen 1:25000 und 1:50000 d. b das Serum von 1:25000
gerechnet: ein Kaninchen von 2 Kilo Gewicht brauchte zur Rettung von der snbdu-
ralen Infection eine eubcutane Injection von 0.08 ccm Hundeserum oder: ein Mensch
von 70 Kilo Gewicht braucht zu seiner Immunisirung eine Subkutaninjection von
2.8 ccm dieses Serums.
Als günstigsten Zeitpunkt für die Gewinnung eines möglichst starken Serums
fanden die Verff. den 25 Tag nach Beendigung der Vaccination
Mit der Uebertragung ihrer Versnobe io die menschliche Praxis wollen die
Verff. jetzt beginnen. ScheurUn.
F. B. Appleget, Twenty - eight caaea of diphtherie with eleven
deaths, due to an infected milk-aupply. Med. News 1893. S. 238.
Verf. beschreibt eine Diphtberieepidemie, die in einem sehr gesund gelegenen
amerikanischen Dorfe im Juli 1893 herrschte. Nachforschungen ergaben, dass alle
28 Erkrankten — meist Kinder — Milch von einem bestimmten MilcbhXndler ge-
trunken hatten, nnd dass ein Stalljunge dieses Milchhändlers, welcher mit der Reini-
gung der Milchkannen zu thun hatte, mehrere Tage an einer leichten Diphtherie ge-
litten hatte, ohne seine Arbeit einzustellen. Die Diphtherie im Orte selbst war eine
ziemlich schwere. Dem Milchhlndler wurde der Verkauf der Milch untersagt, und
von da ab traten keine Neuerkrankuogen auf. atadtbag««.
A. G. Francis, Caae of apaamodic Torticollia, aection of spinal
acceaaory nerve; recovery. Lancet 1893, Nov. 11.
Bei einem 29j(hrigen, nervOs nicht prädisponirten Posaunenspieler batte sich ein
rechtsseitiger, den m. sternocleim. und trapezius betreffender Accessoriuskrampf ent-
wickelt, welcher innerer Medication und elektrischer Behandlung trotzeod erst durch
eine Durchscbneidung des rechten n. accessorius an seinem Eintritt in den Kopfnicker
geheilt wurde.
Die Heilung wurde durch intercurrente Anftlle psychischer Erregung sowie durch
leichte Recidive gestört und blieb eine vollständige erst nachdem der Kranke seine
Beschäftigung mit einer andern vertauscht hatte. Er musste beim Posaunenblasen
den Kopf stundenlang nach rechts zur rechten Schulter hin geneigt halten: seit dem
er die Bassgeige spielt, blieb die durch die Durchschneidung des Nerven erzielte Hei-
lung eine dauernde. Bernhardt.
V. Noorden, Ueber hysterische Vagusneurosen. Charite-Annalen 1893,
p. 248.
Die Beobachtungen entstammen der II. med. Klinik and beziehen sich auf ins-
geiammt 1 1 Fälle. Die näher beschriebenen Symptome sind durchweg Einzelerschei-
nungen der Hysterie und stellen sich im Einzelnen dar als Hyperästhesie oder Anäa-
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272 Fabrt. — Stapfrr. — Natnrforschorversammlung in Wien. No. 1 5
thesie im Pharynx und den oberen Luftwegen, Aphonie, seltener Hyperästhesien; der
Magen war gegen Eintritt kleiner Speisemengen überempfindlich und antwortete oft
mit Erbrechen; am Herten fand N. Verlangsamung und Unregelmäfsigkeiten der
Scblagfolge.
Da ein grolser Teil der Kranken, wie eine ScbluBsbemerkung besagt, magenkrank
war, eo ist die Auffassung der Magensymptome als Zeichen einer Nenrose tum min-
desten nicht unanfechtbar. Die eintelnen Krankengeschichten, welche durch Pole
kurren illustrirt sind, müssen im Original eingesehen werden. M. Brasch.
«I. Fabry, Ueber einen Mischfall von Lues und Tuberculose in
seltener Localisation. (Gemischt tuberculöses und luetisches Ge-
schwßr des Prftputiums). Arch. (. Dermat. u. Syph. XXV. 1893, S. 925.
Bei einem Manne, der früher an Syphilis gelitten hatte, fanden sich auf der
Innenfläche des wegen phimotischer Verengerung gespaltenen Präputiums ausgedehnte,
allem Anscheine nach gummßse Ulcerstionen. Nachdem eine Jodkaliumbebandlung
lange ohne Erfolg fortgesettt worden war, heilten dieselben schliefelich vorübergehend
unter Snblimatnmscblägen , doch blieb eine auffällige Verhärtung turück und bald
trat auch .von Neuem geschwüriger Zerfall ein. Die nunmehr vorgenommene histo-
logische Untersuchung eines excidirten Stückchens teigte eine ausgedehnte, diffuse
kleinzellige Infiltration neben deutlichen, zahlreiche und grolse Kiesenzellen enthalten-
den Tuberkeln. Da Pat. jede Operation verweigerte wurde eine Sehmierkur eingeleitet,
unter der in wenigen Wochen sowohl Geschwüre und Infiltrationen, als auch eine da-
zwischen noch entstandene Iritis plastica vollständig und dauernd heilten. Trotz dieses
prompten Erfolges' der Inunctionskur und obgleich Toberkelbacillen in dem Haut-
Stückchen nicht zu finden gewesen waren, nimmt Verf. an, dass es sich in dem Falle
um eine Combination von Tuberculose und Syphilis gehandelt habe. H. Kotier.
Stapfer, Cellulite et Myo-Cellulite douloureuse. Annales de gynecol.
1 893, Aofit.
Verf. bespricht zunächst die pathognomonisehen Erscheinungen obiger Krankheit,
soweit sie das Abdomen betrifft. Er gebt von der Bauchwand anfangend, zu den
inneren Organen über. Bei Besprechung der intraligamentären Zellgewebsentzündung
stellt er als Symptom eine neue Krankheit den .Parametrismut" auf, analog dem
Vaginismnt, bestehend in einer Zusammenziehung der glatten Bandmuskelfasern. Es
folgen die ätiologischen Zeichen und damit der wichtigste Teil des Aufsatzes. Die
Ursachen bilden meist Uterus und Adnexerkranknngen, besonders
oft sog. Tubarprolaps bei Subinvolution des Uterus. Die Behandlung ist am betten
eine praeventive, jede leichteste Metritis ist zu behandeln. Ist das Uebel vorhanden,
hilft nur Massage, (Reiben und Kneten) verbunden mit Gymnastik, besonders der
Oberschenkel- und Kückenmuskeln.
Zum Schluss folgen drei sehr ausführliche Krankengeschichten. a. Kanin.
66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Wien 1894.
Ausstellungscomiti: Wien, I. Universität.
Mit der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche Ende
September 1S94 io Wien stattfindet, wird eine Ausstellung von Gegenständen aus
allen Gebieten der Naturwissenschaft u. Medicin verbunden sein, zu deren Beschickung
hiedurch eingeladen wird. Anmeldungen sind bis 20. Juni an das .Ausstellungscomite
der Naturforscberversammlung (Wien, I. Universität)" zu richten, von welchem die
Anmeldungsscheine, Ausstellungsbestimmungen und alle Auskünfte zu erhalten sind.
Für das Ausstellungscomite :
Dr. M Stbsubbso, Schriftführer. Hofrath Dr. C. Bhuknrr v. Wsttrswtl, Obmann.
fCkneendnnten fär dt* Centralblatt werden an die Adresse dea Hro. Prof. Dr. K. Be rn ha rdt (Berlin W .
Franaoaiache Strafe« 21) oder an die Verlazehandlnnr (Berlin NW.. SS, Unter den Linden) erbeten.
Verlas von August lllreehwald in Berlin. — Druck von I,. .Schumacher ln Berlin.
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wöch-nillcb ench«Jn«n 0m ■ j ■ ■ Pret« du J^ln-jog«
1 — » Bopn; »n ScMu.i« l*A|1ffpf| IHlAft »0 Mark: au belieben
du» J»brK«ng» Titel, Na- V VUU CwAivMCwWW durch alle Koelihandluu-
m«n- und SacbregUter. gen und PosUaiLlten.
fft r die
medicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. April. No. 16.
Inhalts Teeei stowitbcb, Hämatologische Notisen (Orrig -Mitt. Schlau).
Suowili, Wirkung des Methylmercaptans. — Hambubobb, Untersuchungen
Ober die Lymphbildung. — Neu» ans, Fall tod geheilter AootsoB'icher Krankheit.
— Sibdlbb, Howe, Fälle tod Milzabscess — Schiiss-Bst und Kabtolis,
Wirkung des Tuberknlins. — Eckert, Fall ron Bandwurm-Anämie — Jacobson,
Bemiplegieen ohne Herderkrankung im Gehirn. — Cabfrb, Behandlung der Ure
tbritis posterior. — Mess et, Behandlung der Metrosalpingitis.
Mbbicahti, Quantität des LangBDblutes — Vas, Antiseptische Wirkung der
Bitterstoffe — Göhlich, Resorption und Verhalten des Nucleins im Organismus.
— Milleb, Behandlung tuberkulOaer Haut- nnd Gelenkaffectionen. — Schmidt,
Diagnostische Punction des Gehirns — Pflug, Das Glaucom der Haustiere —
Cohen, Sarcom der Tonsillen durch Operation entfernt. — Schii.ow, Einfluss des
Wasserstoffsuperoxyd auf Bacterien. — Heinz und Liebbecbt, Ueber Coffeinsulfo-
säure als Diureticum. — Bbi dos, Ueber CourulsioueD im Kindesalter. — Bis-
libii, Fall ron Cheiroporopholix. — HOlscbek, Asthma und Psoriasis. — Oli-
ris, Ueber den Abort. — Catbcart, Stillung des Durstes nach Laparotomie. —
Kbltb.ck, Fall ron Vergiftung mit Benzin.
Aus der akadem. medicinisehen Klinik des Hrn. Prof. Dr. P.»poff
in St. Petersburg.
Ilämatologische Notizen
TOD
Privat- Docenten Dr. N. Tschlstowltsch.
(Schluss).
Die Resultate meiner Untersuchungen sind aus den angeführten
Tabellen zu ersehen. Die erste Tabelle bietet die Quantitäten der
roten und der weifsen Blutkörperchen dar, wie auch die des Hämo-
globins in den Vormittagsstunden, die zweite Tabelle enthält eine
Vergleichung der Quantitäten der verschiedenen Arten von weifsen
Blutkörperchen vor und nach der Nahrungseinnahme. Beim Classi-
ficiren der Leucocyten unterschied ich jetzt, wie auch in allen meinen
früheren Arbeiten, vier Hauptarten: 1) Lymphocyten, 2) polynu-
cleäre Neutrophilen, 3) mononucleäre Leucocyten mit färb- und un-
färbbarem Protoplasma und 4) Eosinophilen.
XXXII. Jahrgang. 18
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274
Tsciiistowitsi h. Hämatologische Notizen.
No. Iß
Betrachten wir vor Allem die Eigentümlichkeiten des Blutes
unserer Patientin in den Vormittagsstunden. Die Zahl der roten
Blutkörperchen schwankte zwischen 4.3 — 5.3 Millionen pro (Kubik-
millimeter. Diese Quantitäten entsprechen denjenigen Zahlen, die von
verschiedenen Autoren als Norm für eine erwachsene Frau ange-
nommen werden, — die letzte Zahl (5.3 Millionen), welcho be-
kommen wurde, nachdem die Kranke sich etwas erholt hatte und
im Gewichte zunahm, übersteigt sogar diese Norm. Bekanntlich
nimmt Wklcrer als Norm für eine Frau 4 5 — 4.7 Millionen an,
Buichot und Dubpisay bekamen 3.6 — 4.6, Zikgi.hr 5 2. Rkim. 4.4,
SriKKLix 4.9 '). Die Quantitäten des Hämoglobins blieben auch
bald auf der für eine Frau normalen Höhe, bald überstiegen sie
etwas die Norm. Die Zahl der Leueocyten schwankt bekanntlich
in ziemlich beträchtlichem Maase zwischen 6 und 9 Tausend pro
(Kubikmillimeter. Dr. Osthooorsky''*), der das Blut von fünf nor-
malen Frauen im Alter von 18 — 30 Jahren, ausserhalb der Men-
struationsperiode, untersuchte, fand von 5170 bis 6580 Leueocyten.
Er führt folgende Mittelzahlen an: die Gesammtzahl der Leueocyten
6032, — davon Lymphocyten 1267, polynucleäre Leueocyten 4066,
mononucleäre Leueocyten 699. Zapprkt3) fand bei gesunden Frauen
von 4870 bis 8600 Leueocyten. Vergleichen wir diese Leucocyten-
zahlen mit denjenigen bei unserer Kranken, so finden wir bei ihr
einige Abweichungen von der Norm. Die Gesammtzahl der Leuco-
cyten ist bei ihr grofs, wobei diese Vermehrung hauptsächlich von
den hohen Zahlen der Lymphocyten abhängt und später auch v»n
der Steigerung der Zahl der polynucleären Leueocyten, deren rela-
tive (in pCt.) Zahl die erste Zeit mitunter sogar vermindert war.
Die Quantitäten der Eosinuphilen waren auch mitunter ziemlich
grofs, die Quantitäten der mononucleären schwankten in ziemlich
bedeutenden Grenzen, bald die Norm übersteigend, bald unter die
Norm sinkend.
Die Bildung von verschiedenen Formelementen des Blutes geht
also bei unserer Kranken vollkommen befriedigend vor sich, ungeachtet
des zweijährigen Lebens ohne eines der blutbildenden Organen, — ohne
Milz: die Quantitäten der roten Blutkörperchen und des Hämoglo-
bins bleiben in normalen Grenzen und übersteigen sogar mitunter
die Norm, auch die Quantitäten der Leueocyten, besonders der
Lymphocyten, übersteigen die Norm. Aehnliches Anwachsen der
Lymphocytenzahl constatirte Prof. Dr. M. Kori.cjw 4) bei Meer-
schweinchen im ersten Jahre nach der Entfernung der Milz, — im
Laufe des zweiten Jahres sank ihre Zahl mitunter auch unter die
') t. Limbxck, Grundriss d. klin. Pathologie d. Blutes. Jena 1 892, S. 78, 79.
’) Ostrcooskt. Zur Frage über die Veränderungen der Blotzusarnmensetcung
bei Schwangerschaft. St. Petersburg. Ing. Diu IS91 (russisch).
*) Zapfest. Zeitschrift für klin. Med. Bd. XXIII. H. 3 u. 4
*) Prof. M. Ktmi.ow. Ueber die Veränderungen des Blutes bei mililosen Meer-
schweinchen „Whaikh“ („Arzt") 1S92, S. 469 (ruuisch).
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No 16.
Tschsstowitsch. Hämatologische Notizen.
275
Norm, aber an die Stelle dieser Zahlverminderung trat die Steige-
rung der Zahl der Eosinophilen.
In einem Falle dauerte übrigens das Anwachsen der Lympho-
cytenzahl bei einem Meerschweinchen auch im Laufe des zweiten
Jahres an. Besonders scharf tritt ein nach Prof. Kuhluw das An-
wachsen der Eosinophilenzahl bei den Meerschweinchen im Laufe
des zweiten Jahres nach der Operation: die Quantität der roten
Blutkörperchen und des Hämoglobins wurde schon längst von Prof.
Dr. K. Winogradow ') bei milzlosen Hunden vermindert constatirt.
Vergleichen wir die Veränderungen des Blutes bei unserer
Kranken mit diesen experimentellen Daten, so linden wir keinen
vollen Parallelismus. Zwar finden wir bei unserer Kranken eine
scharf ausgeprägte Lympbocytose, wie bei den Meerschweinchen
während des ersten Jahres nach der Operation, — wir konstatiren
jedoch bei ihr noch keine Abnahme in der Bildung der roten Blut-
körperchen und des Hämoglobins, wie auch keine bedeutende Zahl-
vermehrung der Eosinophilen, die von Prof. M. Kublow im zweiten
Jahre des milzlosen Lebens bei Meerschweinchen konstatirt wurde.
Nehmen wir an als Norm, Zappkbi’s J) Untersuchungen zufolge, 50
bis 250 Eosinophilen pro Cubikmillimeter, so überstieg diese Norm
bei unserer Kranken mit nüchternem Magen die Zahl der Eosino-
philen nur einmal und zweimal wurde ein derartiges Anwachsen
der Eosinophilenzahl in der Periode der Verdauungsleucocytose ge-
funden (s. Tab. II). Vielleicht befindet sich unsere Patientin ge-
rade in derjenigen Periode, wo die Lymphocytose noch nicht ver-
schwunden ist, die Zahl der Eosinophilen gerade zu steigen
anfängt. Die Steigerung der absoluten Zahl der polynucleären Neu-
trophilen bei unserer Kranken entspricht auch wahrscheinlich der
Zahlvermehrung der Eosinophilen bei den Meerschweinchen.
Während der Aufenthaltszeit der Kranken in der Klinik unter-
suchte ich dreimal ihr Blut während der Verdauungsperiode, in
verschiedenen Zeiträumen nach dem Anfänge des Mittagessens,
welches aus einer Suppe, einem Cotelette, einem Glas Milch und
aus '/j Pfund Weisbrod bestand. Zur Vergleichung wurde das
Blut der Patientin an demselben Tage vor dem Mittagsessen unter-
sucht. Die dabei erhaltenen Zahlen sind in der Tabelle II an-
gegeben.
Wie aus dieser Tabelle zu ersehen ist, zeigte sich bei unserer
Kranken, schon unmittelbar nach Ende des Mittngsessens, ein An-
wachsen der Leucocytenzahl und eben solche Vermehrung ihrer
Zahl wurde auch nach einer Stunde und nach anderthalb Stunden
constatirt, wobei dieses Anwachsen fast ausschliefslich von der Zahl-
vermehrung der polynucleären Neutrophilen und teilweise der Eosi-
nophilen abhing. — die Zahl der Lymphocyten blieb fast ohne
Veränderung, die Zahl der inononucleären Leucocyten nahm sogar ab.
') Pie hutin. Vorlesungen der allgemeinen Pathologie, lid . II (russisch).
-’) /afi-kst. lieber das Vorkommen der eosinophilen Zellen im menschlichen
Blute. Zeitachr. f. klin. Medicio. Bd. XXIII. EI. 3. u. 4.
18*
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TABELLE
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TABELLE II.
No. 16.
Tscbistowitsch, Hämatologische Notizen
277
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278 Rbkowski, Wirkang des Methylmeroaptans. — Hambltraer, No. 16
Rekowski, Sur l’action physiologique du m^thyl-mercaptan. Arch.
des scienc. biol. p. p. l’institut imp. etc. ä St. Petersburg II. S. *205.
Seitdem Nkncki das Methylmercaptan als Product der Eiweifs-
fäulniss aufgefunden und die Entstehung desselben auch beim
Schmelzen von Eiweifskörpern mit Kalihydrat von Sieber und Schuü-
bh.i ko nachgewiesen worden ist, hat die Frage nach dem physiolo-
gischen Verhalten desselben erhöhtes Interesse gewonnen. R. brachte
zunächst Tiere meistens Kaninchen unter eine grofse Glocke, durch
welche fortdauernd ein methylmercaptanhaltiger Luftstrom hindurch-
getrieben wurde. Die Tiere begannen schon nach 1 — 2 Minuten
unruhig zu werden, die sichtbaren Schleimhäute und die Ohren
wurden blass, dann cyanotisch , die Respirationsfrequenz steigerte
sich bis auf 140 in der Minute, es trat Salivation ein; alsdann ver-
loren die Tiere die Haltung, fielen hald auf die eine bald auf die
andere Seite, die Respiration nahm ab und stand plötzlich still.
Aus der Glocke entfernt, zeigten sich die Tiere in einem comatösen
Zustand, in welchem eie der Regel nach bald zu Grunde gingen.
Mitunter traten noch Muskelkrämpfe bei der Vergiftung auf. Die
Exspirationsluft zeigte starken Geruch nach Methylmercaptan, ebenso
die Organe bei der Section. Das 1 lut erwies sich bei der spec-
troscopischen Untersuchung unverändert, abgesehen von der Re-
duction des Oxyhämoglobins zu Hämoglobin, welches sich an der
Luft schnell wieder oxydirte. — Um die tötliche Dosis festzustellen,
wurde die Calciumverbindung des Methylmercaptan’s in wässriger
Lösung Kaninchen unter die Haut, in den Magen oder in das Rec-
tum gespritzt. Die Dosis letalis ergab sich nach diesen Versuchen
för mittelgrofse Kaninchen zu 0.1693 g oder 0.13 g för 1 Kilo Tier.
An Giftigkeit steht somit das Methylmercaptan dem Schwefel-
wasserstoff nach, von welchem 20 — 25 mg genügen, ein Kaninchen
zu töten. Der Tod erfolgt, wie aus dem obigen Vergiftungsbild
hervorgeht, durch Lähmung des Atheincentrum’s, während das Herz
nach dem Tode noch erregbar ist. — Der Harn roch schwach nach
Mercaptan, der nicht oxydirte Schwefel in demselben erwies sich
erheblich gesteigert. Im Uebrigen enthielt der Harn häufig Albu-
min, aber niemals Hämoglobin. E. Salkowski.
H. J. Hamburger, Untersuchungen Ober die Lymphbildung, ins-
besondere bei Muskelarbeit. Zeitsoiir. f. Biologie. XXX. S. 143.
Bei alten Pferden hat Verf. eine permanente Fistel des grofsen
Ilalslymphstammes angelegt, för deren dauernde Durchgängigkeit
gesorgt wurde. Es zeigte sich zunächst, dass das Wasseranziehungs-
vermögen und der Gehalt an Trockensubstanz, ebenso der Alkali-
und Chlorgehalt der Ruhelymphe (pro Stunde etwa 14 ccm; von
Tag zu Tag langsam abnehtnen (die Trockensubstanz z. B. in 3
Tagen um Während dieser stetigen Abnahme findet mau
jede Nacht eine Zunahme, welche aber nicht so grofs wird, dass
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No. 16.
Untersuchungen über die Lymphbildung
279
die Zusammensetzung der Lymphe die des voraufgegangenen
Morgens erreicht. Demnach ist es bei fortlaufenden Versuchen
an Lymphfisteln nicht gestattet, die Lymphe verschiedener Tage,
ebenso wenig als die Tag- und Nachtlymphe derselben 24 Stunden
ohne Weiteres mit einander zu vergleichen. Beim Fressen fliefst
aus der Fistel 3 — 4 Mal so viel Lymphe „Futterlymphe“ als im
Ruhezustände des Kopfes „Ruhelymphe“, und zwar hängt die
Lymphzunahme von der Geschwindigkeit des Fressens ab; findet
sich in der Futterlymphe V20 — Vi« weniger Trockensubstanz, da-
gegen um '/„ mehr Chlor und um */,, mehr Alkali; auch ist dae
wasseranziehende Vermögen der Futterlymphe um l/16 — gröfser
als in der Ruhelymphe. Auch allgemeine Muskelarbeit z. B. Gehen
liefs die Lymphe bis auf das 3 fache des Ruhewertes ansteigen,
Zugleistung (Ziehen eines mit 2 Personen besetzten Wagens im
Schritt) sogar bis auf das 5 fache; dabei nahm die Trockensubstanz
nur um '/40 gegen die Ruhelymphe ab; der Chlor- und Alkalige-
halt stieg um etwa '/,# an, ebenso war das Wasseranziehungsver-
mögen der Arbeitslymphe gröfser als das der Ruhelymphe; ein
Unterschied in Bezug auf alle jene Faktoren zwischen leichter Ar-
beit (Gehen) und schwerer Arbeit (Zugleistung) war nicht zu be-
obachten. Die' Differenzen in der quantitativen Zusammensetzung
der Ruhe- und Arbeitslymphe und die Zunahme der Production
an Arbeitslymphe bis aufs öfache gegenüber der Ruhe kann durch
Steigerung des Blutdruckes in den Capillaren nicht erklärt werden,
denn gerade bei der Arbeit nimmt der Blutdruck in den grofsen
Arterien (Carotis, Cruralis) ab. Sogar in dem Fall, dass Vermeh-
rung der Lymphbildung mit gesteigertem Blutdruck verbunden ist,
kann die Vermehrung nicht der Drucksteigerung zugeschrieben
werden, weil die quantitative Zusammensetzung der Lymphe sich in
hohem Grade unabhängig zeigt von der des entsprechenden Blut-
serums Durch Compression der V. jugul. ext. in der Mitte des
Halses wird der Lymphstrom um mehr als das doppelte beschleunigt,
dabei wird der Gehalt an Trockensubstanz, Chlor und Alkali in
dieser Stauungslymphe etwas geringer als in normaler Lymphe;
noch gröfser wird die Lymphmenge, wenn das Tier mit kompri-
mirtem Iugul. frisst. Die Futter- und Arbeitslymphe weichen in
Bezug auf Alkali- und Chlorgehalt in gleichem Sinne ab von der
Ruhelymphe, während hingegen die beiden entsprechenden Blut-
serumproben gerade im entgegengesetzten Sinne vom normalen Se-
rum verschieden sind. Diese Thatsache ist unvereinbar mit der
Vorstellung, dass die gesteigerte Lymphbildung auf einer vermehr-
ten Filtration beruht. Die normale Lymphe, auch die Ruhelymphe,
hat ein viel stärkeres wasseranziehendes Vermögen (gröfsere osmo-
tische Kraft) als das entsprechende Blutserum und zwar beträgt der
Unterschied etwa 13pCt.; danach kann auch die normale Ruhe-
lymphe kein (ausschliefsliches, Ref.) Filtrationsprodukt sein. Die
beobachteten Thatsachen meint Verf. befriedigend erklären zu kön-
nen durch die Vorstellung, dass die Lymphe gebildet wird durch
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280 Nkümanh, Pall von geheilter A.DDisoN'goher Krankheit. No 10
den Reiz, welchen die Stoffwechselprodukte der Gewebe auf die
Capillarendothelien nusüben. Je mehr Stoffwechselproducte sich in
den Capillaren anhäufen, wie z. B. bei Arbeit und gleichzeitiger
Unterbindung der abführenden Venen, desto kräftiger ist auch der
Lymphstrom. — Wegen vieler Einzelheiten vergl; Orig. J. Munk.
H. Neumann, Heilung eines Falles von AnmsoN’scher Krankheit;
Bemerkungen über regenerative Hyperplasie der roten Blutkör-
perchen. Deutsche med. Woohenschr. 1894, No. 5.
Der sehr sorgfältig 8 Jahre hindurch beobachtete Fall betrifft
einen jetzt 57jährigen Mann, der im April 1885 ziemlich acut mit
allgemeiner Schwäche und Abgeschlagenheit erkrankte. Im Kranken-
hause wurde sofort intensive Bronce - Färbung konstatiert, am
schwächsten an den Extremitäten, am stärksten an Rumpf u. Hals.
Zugleich trat eine ziemlich beträchtliche Somnolenz ein, die nach
einigen Tagen verschwand, während die körperliche Schwäche un-
gemein zunahm. Es bestand leichter Intentionstremor der Arme,
Erhöhung der Reflexe und Parästhesien an Vorderarmen und
Händen.
Im weiteren Verlauf stellte sich nun eine starke Druckempfind-
lichkeit, verbunden mit spontanen Schmerzen unterhalb der 12.
Rippe an der Wirbelsäule ein; diese wurden im August 1885 be-
sonders heftig, nahmen dann allmälig ab, um jedoch erst im April
1887 völlig zu verschwinden. Zugleich liefs sich nun eine an-
dauernde Abnahme der Braunfärbung konstatieren, so dass im April
1887 auch die Haut wieder normales Aussehen zeigte.
Da sich der allgemeine Körperzustand in dieser Zeit auch
nieder vollkommen hob, so ist in der That nicht daran zu zwei-
feln, dass wir es hier mit einer Heilung AuuisoM’scher Krankheit
zu thun haben.
Von besonderem Interesse ist nun die in der ganzen Zeit durch-
geführte Blutkörperchenzählung. Die Zahl der roten Blutkörper-
chen, die am 15. April 1885 1.120.000 betrug, hatte bereits am
24. Juli 1885 die normale Zahl (5.490.000) erreicht, stieg dann
aber weiter, um vom 16. November 1885 bis 20. Januar 1886 die
Zahl von 7 Millionen zu überschreiten. Alsdann trat wieder all-
mäliger Abfall ein; am 24. Februar 1886 war die normale Zahl
erreicht, um nun konstant zu bleiben. Es ist hier also eine Poly-
cythämia rubra mit Sicherheit beobachtet worden, eine regenerative
Hyperplasie des Blutgewebes, die erst allmälig wieder zur Norm
absank. Genauere Zahlen über die weifsen Blutkörperchen fehlen
leider, doch schienen dieselben nicht vermehrt zu sein.
M. Rothmann.
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No. 16. Srndler,Howk, Milzabsoess.-ScHWSS-BEYu. Kartülis, Tuberkulin. 281
1) P. Sendler, Mitteilungen aus der chir. Abtb. des Vereins-
krankenhauses der Kuhlenberg-Stiftung zu Magdeburg. (Ein ope-
rativ geheilter Milzabscess. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXVI. S. 536.
2) W. C. Howe, A case of abscess of the spieen. Amer. med. News
1893, p. 405.
1) Der ätiologisch nicht ganz aufgeklärte Fall betraf ein 4 Jahre
altes Mädchen, das bereits an peritonealen Erscheinungen seit eini-
gen Wochen kränkelte, als es die Treppe herunterfiel. Einen Monat
später kam Pat. mit einem tiefliegenden Abscess im linken Hypo-
chondrium zur Aufnahme, und gelangte man durch einen unterhalb
des Rippenbogens verlaufenden, diesem parallelen Schnitt auf eine
bindegewebige, bereits an einer kleinen Stelle vom Eiter perforirten
Schwarte auf eine dünne braunrote Parenchymschicht und nach
deren Trennung in einen hühnereigrofsen Abscess, unter dessen
pyogener Membran direct Milzgewebe lag. Heilung durch Drai-
nage in ca. 2 Wochen. Vor der Operation war nur eine Wahr-
scheinlichkeits-Diagnose möglich.
2) Bei einem 21jähr. Pat. entwickelte sich aus traumatischer
Ursache (Quetschung) binnen 6 — 8 Wochen ein Milz-Abseess. Die
Differentialdiagnose zwischen einer Kothansammlung in der Flexura
coli sinistra, einer Geschwulst, einer beweglichen Niere und der
Erkrankung der Milz wurde relativ leicht im Sinne letzterer ge-
stellt, weniger durch die Form der Anschwellung als durch die
Art ihrer Mitbewegung beim Athmen verbunden mit einem sub-
phrenischen Reibegeräusch. Trotz ausgiebiger Eröffnung des Ab-
scesses durch einen von der 10. Rippe zwischen der vorderen und
hinteren Axillarlinie verlaufenden Schnitt und nochmaliger Wieder-
eröffnung desselben fand ein nachträglicher Durchbruch des Eiters
erst in den Darm (18 Tage nach der ersten Incision) und dann
in die Luftröhrenäste (5 Tage später) statt. Der eiterige Aus-
wurf hielt volle 4 Wochen an; hierauf erfolgte schnelle Genesung.
P. Qüterbock.
Schiess -Bey und Kartulis, Ueber die Resultate von 48 mit
Tuberkulin behandelten Tuberkulösen. (Aus dem ägyptischen
Regierungshospital in Alexandrien). Zeitschrift f. Hygiene 1893, XV.
S. 229.
Die genannten 48 Fälle werden genau und ausführlich mitge-
teilt und aus ihrem Behandlungsverlauf folgende Schlüsse gezogen:
1) Beginnende Lungenphthise ist mit dem Tuberkulin sicher und
binnen 3 — 4 Monaten zu heilen. 2) Vorgeschrittene Fälle von
Phthise heilen langsam, von sechs Monaten bis zu einem Jahr.
3) Schwere Fälle mit nicht sehr grofsen Kavernen können unter
besonders günstigen hygienischen Verhältnissen geheilt werden.
4) Sehr schwere Fälle mit grofsen Cavernen, hektischem Fieber
und Nachtschweifs sind für die Tuberkulinbehandlung nicht geeignet.
5) Hauttuberculose wie Skrophuloderma, Hautgeschwüre werden
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282 Eckkrt, Fall v. Bandwurm-Anämie. — Jacobson, Hemiplegien No. 16
schneller als Lupus geheilt. 6) Gewisse Formen von Knochen und
Gelenktuberkulose, sowie Drüsentuberkulose werden mit Tuberkulin
und mit Kombination von chirurgischen Eingriffen schneller geheilt
als mit chirurgischen Eingriffen allein. 7) Das Tuberkulin ist ein
gefahrloses Mittel wenn es in kleinen Anfani/sdosen verabreicht wird.
8) Kleine Dosen Tuberkulin allein sind nicht im Stande, eine dau-
ernde Heilung der Tuberkulose zu bewirken. 9) Das ägyptische
Klima eignet sich besonders für die Tuberkulinbehandlung. 10) Die
poliklinische Behandlung der Lungentuberkulose mit dem Tuber-
kulin ist nur bei leichten Fällen angezeigt, schwere Fälle müssen
in Anstalten behandelt werden.
Von ihren 48 Fällen erzielten die Verff. 16 = 35 pCt. dau-
ernde Heilungen; mehr Beweiskraft als den sonstigen diesbezüglichen
Publicationen kann man ihnen aber nicht beimessen. Sehenden.
A. Eckert, Ein Fall von Bandwurm-Anämie. St. Petersb. med. Woch.
1893, No. 39.
Nachdem eine 35 Jahre alte Bäuerin bereits einmal lange Zeit
wegen Anämie im Kraukenhause behandelt worden war, bei welcher
Gelegenheit in ihren Ausleerungen Bandwurmeier nicht aufgefunden
werden konnten, kehrte sie IV4 Jahre später in die Behandlung
zurück und zwar mit Klagen über Schwindel, Kopfschmerz, Ohren-
sausen und auffällige Schwäche. Sie will hin und wieder Band-
würmer in ihren Entleerungen gefunden haben. Die Untersuchung
der Kranken ergab alle Symptome einer ausserordentlich starken
Anämie. Leber und Milz waren vergröfsert und es bestand leichter
Icterus. Die übrigen Organe waren gesund. In den Entleerungen
fanden sich zahlreiche Eier von Botriocephalus latus, aber keine
Glieder desselben. Das Blut entsprach demjenigen bei der perni-
ciösen Anämie. Nach Eingabe eines Wurmabtreibungsmittels u. Oleum
Ricini konnten einige Glieder des Botriecephalus latus und viele
Eier desselben nachgewiesen werden. Die Kranke starb nach kurzer
Zeit an fortschreitender Herzschwäche. Bei ihrer Obduction fand
man : fettige Degeneration, Hypertrophie und Dilatation des Herzens,
fettige Degeneration der Leber und der Nieren, Sclerose der Aorta,
Pleuritis adhaesiva, Atrophie der Magenschleimhaut (mit Hämor-
rhagien) und der Dick und Dünndarmschleimhaut, Hyperplasie der
Milz. Im Darm konnte wieder Erwarten kein Bandwurm gefunden
werden. Dagegen wurde die Anwesenheit zahlreicher Eier des
Botriocephalus latus mikroskopisch nachgewieseo. C. Roseothal.
D. E. Jacobson, Einige sonderbare Fälle von Hemiplegie ohne
entsprechendes Herdleiden im Gehirn. Deutsche Zeitscbr. f. Nerven-
heilkunde 1893, IV. H. 3, 4. Oct.
J. beschreibt 3 Fälle von Hemiplegie mit ihren bekannten ty-
Digitized by Googli
No. 16. ohne Herderkrankung eto. — OtSPBR, Ueber Urethritis posterior. 283
pischen Erscheinungen wahrend des Lebens, bei denen die Diagnose
der Apoplexia cerebri nicht gerechtfertigt war, insofern als das
Gehirn keinerlei Herderscheinungen zeigte und bis auf allgemeine
atheromatöse Gefäfsveranderungen gesund erschien; in 3 anderen
Fallen, die J. beobachtete, fand sich einmal Urämie als Ursache,
ein anderes Mal miliare Tuberkulose, und ein drittes Mal keine
erklärliche Aetiologie. Ausser diesen 6 Fällen konnte J. 32 aus
der Litteratur zusammenstellen, in denen für die Hemiplegie gleich-
falls der organische Herd fehlt; unter diesen 38 Kranken finden
sich 16 Männer, 11 Frauen, 2 Knaben und 9 ohne Angabe des
Geschlechts. Das Alter schwankte bei 29 zwischen 25 und 85
Jahren. In ätiologischer Hinsicht umfasst die Gruppe A. diejenigen
(12 Falle), in denen sich die Hemiplegie bei früher Gesunden ein-
stellt; fast alle diese waren über 60 Jahre alt und der Tod er-
folgte wenige Tage bis Wochen nach dem Schlaganfall; alle zeigten
arteriosclerotische Gefäfsveränderungen im Gehirn und 8 auch eine
arteriosclerotische Schrumpfniere. Die Gruppe B (22 Fälle) um-
fasst diejenigen, bei denen die Hemiplegie während eines schon
bestehenden krankhaften Zustandes sich entwickelte. In 10 Fällen
von diesen handelte es sich um Urämie mit dem Befunde der Neph-
ritis (7 chronische und 1 acute); in 2 Fällen fanden sich syphili-
tische Narben an Leber und Niere. In 4 anderen Fällen der
Gruppe B. bestand Lungentuberculose vor der Hemiplegie, in einem
Falle Miliartuberculose bei einem 14 Monate alten Kinde. In 2
anderen Fällen entwickelte sich die Hemiplegie ira Anschluss an
eine Pneumonie. Von 4 Fällen die zu keiner der genannten Gruppen
gehören , trat die Hemiplegie einmal während einer puerperalen
Infection ein, ein anderes Mal bei einer subacuten Bleivergiftung;
ein anderer Kranker zeigte wiederum Arteriosclerose, und ein vierter
steht ohne Beziehung zu irgend einem ätiologischen Gesichtspunkte.
— In der Regel trat der Tod binnen kurzer Zeit (Tage oder
Wochen) nach der Hemiplegie bei den erwähnten Fällen ein. —
Die Ursache des Entstehens dieser Hemiplegien dürfte vielleicht
in Kreislaufsveränderungen und ungleichen Verteilungen des Blut-
druckes und der Blutfülle in den beiden Hemisphären zu suchen sein.
S. Kalischor.
L. C'asper, Ueber Cystitis colli gonorrhoica. Dermatologische Zeitschr.
Sep.-Abdr.
Verf. bekämpft die Cystitis colli (Urethritis posterior), welche
sich bekanntlich in Trübung der zweiten Urinportion, in schmerz-
haftem Harndrang, häufig auch in Blutung am Ende der Urinent-
leerung äussert, sehr erfolgreich durch Irrigation der Urethra pos-
terior mit einer 7ioProc- Höllensteinlösung. Man führt einen nicht
zu starken Catheter, am besten einen geknöpften französischen Sei-
dengespinst-Catheter von dem Caliber 16 — 18 Ch., soweit ein, dass
sein Auge gerade in den Anfangsteil des Pars membranacea zu
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284 Mdsskt, Behandlung der Metrosalpingitis. — Mbhicikti. No. 16
liegen kommt und injicirt mittelst einer Handspritze ca. 100 g der
lauwarmgemachten Lösung. Allenfalls kann man auch den mit
Glycerin, nicht mit Oel bestrichenen Catheter bis in die Blase
einfßhreo und während man ihn langsam zurQckzieht, die Spritze
entleeren. Dagegen ist es irrationell , die Lösung direct in die
Blase zu injiciren und dann durch den Pat. entleeren zu lassen,
weil sich das Argent. nitr. in der Blase sofort in Chlorsilber um-
wandelt. Die Durchspülungen werden, wenn nötig, jeden zweiten
Tag wiederholt. Je acuter der Fall, desto schneller wirksam zeigt
sich die Methode; meist gehen schon nach der ersten Einspritzung
alle Symptome bedeutend zurück. H. Müller.
(J. B. Mussey, Pregnancy in a case of cured metro-salpingitis —
The electrical treatment of metritis with laceration of the cervix.
Clinical lecture). Medical and surgioal reporter. 1893, Oct. 28.
Verf. bespricht zunächst einen Fall, den er seit Jahren kannte.
Die Pat. litt bereits vor 5 Jahren an Metritis und Erkrankung der
linken Adnexe, dabei war ein linksseitiger Cervicalriss vorhanden.
Letzterer wurde von einem anderen Operateur später geheilt. Da-
nach war aber, als Verf. die Patientin vor nun einem Jahre sah, eine
Verschlechterung ihres Zustandes eingetreten, sowohl im Allgemeinen,
wie local, die Schmerzen in der Seite hatten eich gesteigert. Verf.
heilte durch Anwendung der Electricität die Pat. soweit, dass nie
ein Bild der Gesundheit darbot.
Er benCitzt auch dieses Beispiel um darauf hinzuweisen, dass
vor allem bei derartigen Adnexerkrankungen der Uterus zu behan-
deln sei als Ausgangspunkt derselben, und dass dies mit Hälfe des
galvanischen Stroms am zweckmäßigsten geschähe. — Die opera-
tiven Eingriffe, welche die Adnexe entfernen, lassen die Quelle des
Leidens im Uterus zurück. Auch von einer eventuellen Wieder-
herstellung des Cervix muss der Uterus und das Endometrium ge-
heilt werden, wobei die Elektricität dem operativem Verfahren,
Curettement etc. vorzuziehen ist.
An der Hand eines zweiten ähnlichen Falles führt Verf. die-
selben Grundsätze aus. A. Martin.
G. Menicanti, Ueber das Verhältuiss der Menge des Lungen-
blutes zu der des Körperblutes bei verschiedenen Tieren. Zeitschr.
f. Biologie 1894, XXX. S. 439.
Auf Veranlassung »on C. Voit hat Verf. die Frage untersucht, velcher Bruchteil
des Blutes jeweilig in den Lungen mit der atmosphlrischen Lnft in Berührung kommt,
indem er narcotisirten Tieren (Hund, Katze, Kaninchen, Frosch) den Thorax Öffnete,
die Lungen am Hilus abband und ihren Blutgebalt mit dem des ganzen Körpers nach
der kolorimetrischen Methode von Wklchk sorglich. Dabei ergab sich, dass nur
7 — 9 pCt. des Gesammtblutes jeweilig in den Lungen sich befinden nnd dieser kleine
Teil genügt, den Organismus zu «entiliren. ufiruue.
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No. 16.
Vas. — Gomlicb. — Milleh. — Schmidt.
285
B. Vas, Untersuchungen Ober die antibacterielle und aotifermeuta-
tive Wirkung einiger Bitterstoffe. Ungar. Archiv f. Med. 1894, II.
S. 315.
Auf Bacillus coli commacii and Typhusbacillus übten die Bitterstoffe, speciell
Absinthin, Celambio, Conduraagin, Quassin weder ablOtende, noch entwicklungshem-
mende Wirkung aas. Die Alcoholgährung wird von Quassin and Calumbin verzögert,
in geringem Qrade auch von Cetraria, Absiatbin and Condur&ngia sind ohne Einfluss.
E. Salkowiki.
Gum lieh, Ueber die Aufnahme der Nucleine in den tierischen Or-
ganismus. Zeitschr. f. physiol. Chem. XVIII. S. 508
Ein mit 400 g Fleisch pro Tag gefütterter Hund von 26 Kilo erhielt am 8. Tage
22 g Nucleinsäure (mit c. 2.2 g Phosphor), aas Kalbstbymus dargestellt. Die N-Aus-
fubr dareb den Harn wurde dadurch nicht wesentlich geändert (allerdings war inror
die N- Ansscbeidong noch nicht gleichmäßig, betrug sie doch am 6. bis 7. Tage
16.8 — 13.6 — 12.8g; am Fütterungstage und den 3 Naohtagen 14.4— 18.2 — 13.11.7 g,
Bef.), der Extraktiv N (durch Pbosphorwolframsäurefällung bestimmt) ging ein wenig
in die Hübe, sehr beträchtlich die Ausscheidung von Ammoniak, gar nicht die der
Harnsäure (nach der unsicheren Methode der Salssäurefälluog bestimmt, Ref.). Da-
gegen nahm die P,Os-Auafnhr, die xuvor 1.6 g betragen hatte, bis anf 3.34 g zu und
erreichte noch am folgenden Tage den Wert von 2g, sodass die Fütterung mit 22g
Nucleinsäure, die kaum 4 g P,Os enthielten, eine Mebrausscheidung von 2.6g P,Os
durch den Harn zur Folge batte. Leider musste die Untersuchung des Kothes auf
P,0, u. N unterbleiben. Da die Nucleinsäure als solobe gelüst im Chymus nachxu-
weisen ist, dürfte die Steigerung der P,0, - Ausfuhr durch den Harn an! Resorption
nDzersetster Nucleinsäure zurückzuführen sein. j, Munk.
A. G. Miller, Note on Bikk’b new raethod of treating strumous
diseases of the extremities by passive congestion. Edinburgh med.
Jo um. 1894, p. 702.
Von der Erfahrung ausgehend, dass die bei Herzfehlern sich entwickelnde passive
Kongestion der Lungen einen Schatz gegen Tuberkulose verleiht, hat Bm versucht,
tuberkulöse Gelenkaffectionen durch künstliche Erzeugung passiver Kongestion mittelst
Umschnürung des Gliedes oberhalb des Gelenks zu heilen. Verf. hat nun die unge-
mein günstigen Resultate Bns’i naebgeprüft
Wenn die Bita’sche Methode auch nicht die Amputationen, Excisionen, Aus-
kratzungen und immobilisirenden Verbände ersetzen kann, so ist sie doch bei den
leichteren Fällen von tuberkulösen Gelenk- u. Hautaffectionen der Eztremitäten neben
den älteren Eingriffen ausgezeichnet zu verwerten. Verf. bevorzugt die Nachts unter-
brochene Kompression vor der kontinuirlichen. Er empfleblt die Methode:
1) bei tuberkulösen Hautaffectionen der Extremitäten,
2) bei tuberkulösen Gelenkaffectionen im frühen Stadium,
8) bei multiplen tuberkulOeeo Affectionen, bei denen eine eingreifendere Me-
thode nicht mehr anwendbar ist.
Auch er glaubt, dass die größere Anhäufung von Blut und Lymphe die erkrankten
Partien geeigneter zur Bekämpfung und Vernichtung der Tuberkelbacillen macht.
U> Rothm*nn.
M. Schmidt, Zur Schädelperforation mit nachfolgender diagno-
stischer Gehirnpunction. Arch. f. klin. Chir. XLV. S. 586.
S. hat ohne damals Kecntniss von der gleichartigen Empfehlung von Maats zu
besitzen in einem zweifelhaften Falle von Gehirnerschütterung oder entzündlicher Be-
teiligung des Schädelinnern an einem alten eiterigen Mittelohrprocesi nach resultat-
loser Aufmeißelung des Warzenfortsatzes 1 '/, Daumenbreit Ober dem Obrmuschelansatz
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286
Pflog. — Cohkn. — Scbilow.
No. 16
eine diagnostische Scbädelbohrung mit Einführung einer Probepunctionsnadel durch
das Bohrloch verrichtet. Dieselbe hatte ebenfalls eio negatives Ergebnis!, blieb aber
wie die Autopsie des 2 Tage sp.’iter an den Folgen einer durch Fall erlittenen
Scbädelläsion (Scbädelbruch mit Contusion der Hirnrinde), nicht an der auf das Felsen-
bein beschränkten Otitis verstorbenen Patienten darthat. ohne jede Reaction Aus
den eingehenden Vorschriften, welche 8. behufs Verallgemeinerung des in vorstehen-
dem Falle benutzten diagnostischen Eingriffes giebt, ist die Sorge zu erwtbnen , dass
der Bohrstift nach beendeter Durchlöcherung des Schädels nicht unversehens weiter
rutscht. Um dieses zu verhindern, hat S. bei HAbtkl in Breslau einen mit einer
Millimeter-Scala und beweglicher Hülse versehenen derartigen Stift fertigen lassen,
FUr die später zu gebrauchende Probepunctionsspritze bedarf es keiner besonderen Vor-
richtungen, und muss die Nadel mindestens ca. 8 — 10 cm lang und ebenfalls mit
einem Mafsstab versehen sein. P. Gäterbock
G. Pflug, Zur Glaucomfrage bei unseren Haustieren. Deutsche Zeit-
schrift f. Tbiermed. u. vgl. Pathol. XIX. S. 426.
Als Bupbthalmos in der Tiermedicin bezeichnet Pf. drei verschiedene Zustände,
die Vergrößerung des von der Sclera umschlossenen Bulbusteiles, was sich besonders
durch das Oedem des Glaskörpers, Vorbauchung der Iris in die vordere Kammer,
Abflachung der Cornea und Flacberwerden der vorderen Kammer charakterisirt.
Wahrscheinlich steht dieser Zustand dem glaucomatOsen Process nabe. Bei der zweiten
Form ist die vordere Kammer vergröfsert (Keratoglobus) die Cornea bervorgewölbt,
die Iris rückwärts gedrängt und der Humor aqueus vermehrt Die dritte Form, der
eigentliche Buphtbalmos, zeigt eine Erweiterung und Vergrößerung der Vorderkammer
und des Glaskörpers, eine mehr oder weniger senkrechte Stellung der Iris, Oedem des
Corpus vitreum und Vermehrung des Kammerwassers. Die Tension des Bulbus ist
dabei sehr vermehrt.
Durch eine Reibe von Krankengeschichten sucht Pf. zu beweisen, dass erstere
Form dem menschlichen Glaucom entspricht. Horstmann.
J. S. Collen, Sareoma of tonsil: Evulsion through the mouth. Med.
News 1894, Jan. 24
Bei einem 58jährigen Spinner bestand seit 3V, Jahren eine Anschwellung der
linken Mandel , die sich im letzten halben Jahr bis HühnereigrOfse entwickelt hatte
Keine DrUsenschwellung, kein Schmerz, leichte Dysphagie und Verschleierung der
Stimme Die histologische Untersuchung eines entfernten Teilchens ergab die Diagnose
Sarcom. Entfernung nach Cocainisirung mit dem glühenden Messer, Finger und
Zange. Erhebliche Blutung. Heilung. (Da der Fall zu kurze Zeit nach der Ope-
ration beschrieben, ist die Heilung nur eine vorläufige Kef. w. Lublinski.
Schilow, Ueber den Einfluss des Wasserstoffsuperoxyds auf einige
pathogene Mikroorganismen. Petersburger med. Wochenschrift 1894,
No. 6.
Das Wasserstoffsuperoxyd der PharmakopS ist bekanntlich mit Säure versetzt
behufs Haltbarmachung und enthält nur etwa 8 pCt. H.,0,. Sch. stellte sich, um mit
reinem B,0, zu esperimentiren, sein Präparat nach der CKisMBR'schen Methode dar ;
er schüttelte aus der mit Soda alkalisch gemachten ursprünglich salzsauren käuflichen
3proc. Lesung das H,0, mit Aether aus, verjagte den Aether auf dem Wasserbad und
trocknete über Paraffin.
Zwei Präparate stellte er auf diese Weise dar. Das eine war eine Ölige farblose
Flüssigkeit von starksaurer Reaction, spec. Gewicht 1.1756 und enthielt in 100 ccm
64 g = 88.7 ccm wasserfreies H,0,. Das andere war eine dickere gelbliche Flüssig-
keit von 1.2475 spec. Gewicht und enthielt 79.57 g = 54 8 ccm H.,0, in 100 ccm
Flüssigkeit.
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No. 16.
Rbiny n. Lirbbrcbt. — Bkidok.
287
Eins 5 proc. Lösung tütet« Cholerabacillen in 3 Minuten: entwicklungshemmend
wirkte es noch in einer Verdünnung von 1:10000.
Milzbrandsporeo wurden durch eine 14 proc. Lösung in 3 Minuten, durch eine
l proc. in einer Stunde vernichtet
(Die grundlegenden Versuche Sciiflmnix’s über die Gasentwicklung d. h. Sauer-
stoffabspaltung aus 11,0, durch alle Bakterienarten scheint Sch. nicht zu kennen).
8ch#nrlen.
Heinz u. Liebrecht, CofFeYnsulfosäure, ein neues Diureticutn. Berl.
klln. Wuchenschr. 1893, No. 43b.
Unter den echten Dinreticis, d. h. denjenigen harntreibenden Mitteln, die nicht
durch Steigerung des Blutdrucks wirken, sondern dadurch, dass sie die Nierenzellen
zu vermehrter Secretion anregen, stehen in erster Reibe das Dimethylxanthin oder
Theobromin und das Trimethylxantbin oder Coffein; indessen wird ein Teil ihrer Wir-
kung dadurch paralysirt, dass sie zugleich gefäfsverengernd wirken, so dass in einer
bestimmten Zeiteinheit weniger Blut die Nierengefäfse durchströmt. Durch gleichzeitige
Darreichung von Chloralbydrat kann man diese gefäfsverengernde Wirkung aufheben,
doch ist diese Darreichung bei Bert- und Nierenleidenden nicht ungefährlich. H. u.
L. suchten daher das Coffein mit einem Mittel zu verbinden, das die Wirkung auf
das vasomotorische Centrum zu compensiren im Stande war, ohne die gefährlichen
Eigenschaften des Cbloralhydrats zu besitzen , und fanden ein solches in den Snlfo-
säuren: so stellten sie die Coffeinsulfosänre, bezw. deren Salze dar. Das coffeiosulfo-
saure Natrium bewährte sich in Tagesdosen von 4 — 6g als ein tadelloses, prompt
wirkendes Diureticum; irgendwelche unangenehme Nebenerscheinungen wurden nicht
beobachtet. Am besten giebt man et in Einzeldosen von 1 g, und zwar des bitteren
Geschmacks wegen in Kapseln. Ausser dem Natriumsalz wurde auch das Litbium-
und Strontiumsalz dargestellt , ersteres mit Rücksicht auf die vielgerühmte Wirkung
der Lithinmsalze bei harntaurer Diatbese, letzteres auf Anlass neuerer französischer
Arbeiten, die über eine besonders günstige Wirkung von Strontiumsalzen auf Nieren-
entzündung berichten. K. Kronthai.
N. Bridge, Note on a usually overlooked condition in the grave
Convulsions of Infancy and Childhood. The American Journ. of the
Medical scienc. 1893, No. 251, March.
Bsidoi macht anf die grofse Wichtigkeit der Differenzirnng von 2 Formen von
Krämpfen bei Kindern aufmerksam. Die erste Form gleicht einem epileptischen An-
fall; derselbe tritt plötzlich auf, ist kurz, wird durch leichte physiologische Störungen
hervorgerufen (Verdauungstractus etc.) nnd führt zu völliger, schneller Wiederher-
stellung. Nor zuweilen und bei häufigem Auftreten ist er der Vorbote der Epilepsie
des späteren Altert. — Die 2. Form der Krämpfe ist eclamptischer Natur; die
Krämpfe sind prolongirt, erst sehr heftig, gehen in allgemeine unregelmäßige convnl-
sive Zuckungen (des Kopfes, Gesichts etc.) über; häufig wiederholen sie sich alle paar
Secunden oder Minuten, und oft ist Bewusstlosigkeit und Deviation der Augen vor-
handen. Nach Stunden oder Tagen ist der Ausgang der in Heilung oder in Tod.
Diese zweite Form der Krämpfe zeichnet sich vor der ersten klinisch am meisten
durch die Fiebertemperatur aus, die stets dort vorhanden ist, wo die eclamptischen
Convulsionen einige Minuten dauern, und die schwindet, sobald die Convulsionen nach
lassen. Die Ursache des Fiebert, das die Convulsionen dieser Art hervorruft resp. be-
gleitet, sind mannigfacher Natur, bald locale Entzündungen der Organe etc. Als
Mittel gegen die das Fieber begleitende Convulsionen werden kühle Bäder sehr em-
pfohlen und ebenso wirkt Chloralhydrat in vielen Fällen günstig (innerlich oder
noch besser als Klystier). 8. Kalischer.
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288 Brblixrb. — Hölschrb. — Ouvrr. — Chathcart. — Krlynack. No. 16
C. Berliner, Ueber einen Fall von Cheiropompholyx (Hutchinson).
Deotscbe med. Woohenschr. 1893, No. 43.
B«i einem 43jäbrigen Arbeiter entstanden acut ohne nachweisbare Ursache En-
nächst an den Fingern and Binden, dann auch im Gesicht, in der oberen Hals- and
Nackengegend, inletzt an den Füfsen unter leichtem Jacken steckoadelkopf- bis erbsen-
große, mit klarer, hellgelber, alcaliscb reagirender Flüssigkeit gefällte Blasen. An
den Füfsen, namentlich den Sohlen, erreichten sie bei leichter Störung des Allgemein-
befindens einen größeren Umfang, doch trat UDter Salbenverbändeo und Pudern überall
in kurzer Zeit Heilung ein. Der Pat. hatte früher schon wiederholt Ähnliche Erup-
tionen an den HSodeu gehabt. Als characteristiaeh für Cheiropompbolyz bezeichnet
Verf. die typirche Localisation an Hinden und Füfsen, den acuten, von Jacken,
Brennen, Stürung des Allgemeinbefindens begleiteten Beginn, den acuten benignen
Verlauf und den ausgesprochen bullösen Charakter des Ausschlags, Er betrachtet die
Krankheit alt eine mit oberflächlicher Entzündung einhergehende Angioneurose,
wahrscheinlich tozischen Ursprungs B. Malirr.
R. Hölscher, lieber die Beziehungen zwischen Asthma und Pso-
riasis. (Aus der med. Klinik zu Kiel). Monatsh. f. pract. Dermatologie
XVII. No. 9.
Verf. berichtet über 4 Fälle, in denen die genannten beiden Aflectionen gleich-
zeitig oder alternirend auftraten H. Mauer.
Oliver, On abortion. Edinburgh medical journal 1893, Aug. u. Sept.
Nach einer kurzen Uebersicht über Entziehung und Schicktale des Ei's giebt Verf
eine wenig übersichtliche Zusammenstellung »on Ursachen des Aborts, in der recht
wichtige, z. B. die Retroflexio und die künstlich herbeigeführten , fehlen. Herrorzu-
beben unter seinen Angaben ist z. B. die, dass Syphilis nur eine unwesentliche Rolle
spiele gegenüber Blei- und SchwafelkohlenstofHntoxication ; dass Myome schon die
Implantation des befruchteten Ei’s in die Schleimhaut verhindern kennen, wofür eioe
nähere Erklärung nicht gegeben wird: endlich dass ein Mangel an Tonus .about tbe
Uterus“ Abort herbeifübre. Gegen diese letztere Ursache empfiehlt Verf. die Verab-
reichung »on Ergotin, Eisen und dopp. kohlensaur. Natron. a. Martin.
Ch. W. Cathcart, Note on the quenching of thiret after abdomi-
nal Operations. Rdinb, Medio. Journ. 1893, Sept.
Verf. empfiehlt Eingießungen »on Wasser oder pbysiol. Kochsalzlösung in'i Rec
tum zur Stillung des Durstes hei Laparotomirten a. Martin
Kelynack, Cas fatal d’empoissonnement aigu par la benzioe.
Qaz. med. de Paris 1893, No. 46.
Versehentliche Einnahme »on ca. 30 g Benzin Bewuzitloiigkeit, enge, reactions
lose Pupillen, beschleunigter, kleiner Puls, Cyanose, starker Benziogeruch. Tod nach
12 Stunden durch Herzläbmung. Bei der Section fast unerträglicher Anilingerucb,
Ecchymoscn im Darm und auf der Bronchialzchieimhaut, sonst nichts Besonderes.
Durch die chemische Untersuchung war Anilin im Urin nicht nachweisbar, bei der
mikroskopischen zeigte sich keine Verfettung des Herzmuskels, bei der spektro-
skopischen normales Verhalten des Blutes. Fr. Struimun.
Kinaendunpen für das Central blau werden an die Adreaee de« Hrn. Prof. Dr. U. Be rn har dt (Berlin W.
Franeöiiecha Btra'ae 91) oder an die Verlngshandlnng (Berlin NW., 68. Unter deu Linden) erbeten.
Verlag von August Hlrachwaid in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin
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Wöchentlich erscheinen ■ ■«■ ■ ■ ■ Preis des Jahrganges
1 — 2 Bogen; es Schlüsse I . Allf ||l|jlft 20 Mark; tu betleben
des Jahrgangs Titel , Ns- UMHr ACwwW durch alle ßuehhandlun-
men- und Sachregister. gen und Postanstalten.
für die
nicdiciiiischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *». April. No. 17.
InhMlti r. K Ossi, Zur Therapie der Cyan»ergiftungen. (Orig.-Mitt.)
Robhkb, Ceber da» Vorkommen vou Mercaptan. — Harlbv, Ueber den
V erschloss des Gallen- und Brustganges — Walsuam, O’Neclk, Cotthrbll,
Oliicb, Behandlung des Klumpfufses. — Osnrr, Veränderungen des Corpus
ciliare nach Panction der »orderen (Cammer. — Maffucci, Verhalten des Embryo
gegen Infectionen. — Baoinskt, Ueber die dipbtheritische Nierenerkrankung. —
Stieglitz u. Oiritii, Dillkr u. Buchahar, Operati» behandelte Hirucysten.
— Siiois u. Feeurd, Hauterkraukungen durch Autoiutoxicatiou.
RrusB, Eiofluu der Bitterstoffe auf die Verdauung. — Iroko, Verbreitung der
Nucleinbasen in den Organen. — Yauaqiwa, Ueber die Regeneration des Sehnen-
gewebes. — Gbillibi, Ueber die mechanische ReizuDg des Epipbytenknorpels. —
Müller, Diagnose »on Abscessen im Proc. mastoid. — ZocsiasAiet, Anatomie
der Nasenhöhle. — Puibalix n Bertbahd, Ueber die Abschwächung des Vipern-
gifte* nnd Immunität gegen dasselbe. — Banholzer, Wirkung des Ferratina. —
Unruh. Behandlung des Keuchhustens. — Bleuleb, Fall »on aphasischen Symp-
tomen n. i. w, — Tilarus, Fall »on Hemihypertrophie. — Lobahd, Wärmebe-
handlung des weichen Schankers. — Zaayek, Gehirnruptur ohne Schldelfractur.
Zur Therapie der Cyanvergiftungen
»od Dr. Jul. V. Kossa in Budapest.
Eis ist zweifellos, dass wir den Cyan Vergiftungen in vielen
Fallen, hauptsächlich bei absichtlichen Vergiftungen mit Cyan-
kalium, (wo meist eine weit gröfsere Dosis als die tötliche einge-
nommen wird), infolge des fulminanten Verlaufes der Vergiftung
stets machtlos gegenüberstehen werden, da wir über die zum ärzt-
lichen Eingriffe nötige Zeit nicht verfügen. Nachdem aber Ver-
giftungen durch Zufall in E'abriken Laboratorien etc. verhältniss-
mälsig ziemlich häufig Vorkommen, ja selbst lntoxicationen durch
Genussmittel (Marasquino, Persico etc.) nicht zu den Seltenheiten
gehören, (konnten wir doch gerade im vergangenen Jahre bei uns über
eine tötlich endende Vergiftung durch cyanhydrogenhaltigen Liqueur
lesen), dürfen wir den Bestrebungen nicht entsagen, ein geeignetes
XXXII. Jahrgang. 19
s
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290 Kossa, Zur Therapie der Cyanvergiftungen. No. 17
Mittel zur Bekämpfung der Cyanvergiftungen zu suchen, um so
mehr, da bei den letzthin erwähnten Intoxicationsformen sich der
Verlauf oft auch auf Stunden, ja selbst auf Tage erstreckt.
Die antagonistische Wirkung des in den 60ger Jahren von
Pkkykr als dynamisches Gegenmittel empfohlenen Atropins wurde
von einer ganzen Reihe von Forschern (Lbcorchb u. Mkoriot, Kbbn \
und Harb, Lkwin, Bakthalow, Sohhoff und hauptsächlich Böhm)
widerlegt. Vor drei Jahren empfahl Kkohl (in einer unter Kobkkts
Leitung ausgeführten Arbeit) das Wasserstoffsuperoxyd als physio-
logisches Antidotum, indem er von der Voraussetzung ausging,
dass unter dessen Einwirkung die Cyanwasserstoffsäure zu Oxamid
wird; es gelang ihm auch thatsächlich seine Versuchstiere zu retten,
wenn er denselben die tötliche oder eine nur etwas gröfsere Dosis
von CNH verabfolgte. Auf diesen Antagonismus sich beziehende
neuere Daten sind bis jetzt keine vorhanden.
Bei meinen Untersuchungen, die ich in dem hiesigen Institute
für Pharmakologie und Chemie unternahm, ging ich von der Ueber-
zeugung aus, dass bei so rasch verlaufenden Intoxicationen, die auf
chemischem Antagonismus beruhende Therapie noch die meiste
Aussicht auf Erfolg hat; denn während sich die wohlthätige Wirkung
der physiologischen Antagonisten nach und nach erst dann zu mani-
festiren beginnt, wenn dieselben schon zum grössten Teile resorbirt
sind und sie auch ihre Wirkung an den verschiedensten Stellen des 4
Organismus entfalten, was oft viele Minuten in Anspruch nimmt,
Oben die chemischen Gegenmittel ihre Wirkung sogleich nach der
Einverleibung aus, sobald sie mit dem Gifte im Magen Zusammen-
treffen.
Ich kam auf das Kalium hypermanganicum, weil der Gedanke
sehr nahe lag, dass dies die Blausäure zur Cyansäure, respective
das Cyankalium zu cyansaurem Kalium oxydirt, welch’ letzteres —
wie dies seit Rabütbau’b und Massui.’s Experimenten bekannt —
kaum giftig ist (Hunde vertragen auch 3 g ohne Schaden).
Meine Versuche, die ich an Kaninchen (mit in den Magen
eingeführtem Gifte) vornahm, überzeugten mich, dass dieselben bei
den kleinsten letalen Dosen (1 cg) von CNK, wenn sofort nachher
auch das Kaliumhypermanganat (0.50 gm) in den Magen eingeführt
wurde, gerettet werden können, ohne dass sich Vergiftungssymp-
tome entwickelten; ja in einem Falle erzeugte bei dieser Behand-
lungsmethode selbst die verzehnfachte tötliche. Dosis keine auffallen-
den IntoxicationserscheinuDgen. Gab ich dem Tiere die 20 fache
tötliche Dosis, so ging dasselbe wohl zu Grunde, während jedoch
der zwanzigste Teil dieser Dosis oft schon nach 3 '/2 Minuten zum
Tode führte, lebte das Tier bei gleichzeitiger Darreichuug des Per-
manganats selbst bei so enorm grofsen Dosen manchmal noch länger
als eine halbe Stunde. Mengte ich aber das zwanzigfache der tät-
lichen Dosis vorher mit */7 g Kaliumpermanganat, und liefs die
Mischung 3 Stunden hindurch stehen, so blieb nach der Einver-
leibung derselben jegliche Vergiftungserscheinung aus. Aus den
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No. 17.
Rubnkb, Ueber das Vorkommen von Mercaptan.
291
Athmungscurven*) ist ersichtlich, «lass die Athmung bei den mit
Kalipermanganat behandelten Tieren ganz normal bleibt, ohne jed-
welche Spur einer für Cyan charakteristischen Veränderung. Meine
Versuche mit Aqua amygdal. amarar. (CNHgehalt: 1 %o) un(l blau-
säurehaltigem 01. amygdal. amarar. Oberzeugten mich ebenfalls, dass
dieser Antagonismus auf realer Basis beruht, — was praktisch zu
verwerten ich um so eher für zweckmäfsig finde, weil das Kaliumper-
manganat vom Magen aus Oberhaupt nicht resorbirt wird (Kobebt)
und man es daher in entsprechender Verdünnung selbst im Ueber-
schusse ganz getrost geben kann.
Was die chemische Erklärung dieses Antagonismus betrifft, so
gelangte ich durch meine neueren Untersuchungen zu der Ueber-
zeugung, dass sich das Cyankalium unter Einwirkung des Perman-
ganats schliefslich in Kaliumhydrocarbonat, Kaliumcarbonat u. Harn-
stoff (also in sensu stricliori nicht giftige Verbindungen) spaltet; dies
sind aber nur Secundärproducte des sich in erster Reihe bildenden
cyansauren Kaliums, aus welchem man auch die Entstehung des
Harnstoffes erklären kann; diesbezüglich angestellte Parallelver-
suche zeigten nämlich, dass die wässrige Lösung von cyansaurem
Kali, wenn wir es bei gelinder Wärme verdunsten lassen, neben
kohlensaurem u saurem kohlenBaurem Kalium auch Harnstoff bildet.
M. Rubner, Ueber das Vorkommen von Mercaptan, nach gemein-
sam mit NtBMAKN u. SrAotUTTA-B»LisTBKRi ausgeführten Versuchen.
Arcb. f. Hyg. XIX. S. 137.
Bezüglich der qualitativen Reactionen auf Methylmercaptan
fand R. folgende Reihenfolge. Am wenigsten empfindlich ist con-
centrirte Bleizuckerlösung, dann folgt 3 procent. Bleizuckerlösung
(gelber, bräunlich werdender Niederschlag) Quecksilbercyanid mit
etwas Salzsäure (gelber Niederschlag), Isatinschwefelsäure (Grün-
färbung) G»Idchlorid und Palladiumchlorid. Luft welche zu prüfen
ist, wird zweckmäfsig vorher durch Chlorcalcium getrocknet. Das
Aethylmercaptan verhält sich nicht wesentlich anders, als das Me-
thylmercaptan. Ausführlich beschreibt Verf. das zur quantitativen
Bestimmung des Mercaptans in den beim Schmelzen von Eiweifs-
körpern etc. mit Kalihydrat erhaltenen Schmelzen von ihm ange-
wendete Verfahren. Im Wesentlichen besteht dasselbe darin, dass
die Lösung der Schmelze unter Salzsäurezusatz aus einem Kolben
destillirt wird und die sich entwickelnden Gase nach Abscheidung
• des weniger leicht Flüchtigen durch Quecksilbercyanidlösung geleitet
werden, während gleichzeitig ein durch den ganzen Apparat gelei-
• teter Luftstrom alles Mercaptan austreibt. Das erhaltene Gemisch
von Quecksilbermercaptid und Schwefelquecksilber wird mit 3 proc.
*) Sieh» Ungar. Areh. f. Med. Bd. II
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19
292 Rdbnbb, Ueber das Vorkommen von Mercaptan. No. 17
Salzsäure erhitzt, das Mercaptan ausgetrieben und durch Einleiten
in Bleiacetatlösung in Bieimercaptid übergeführt. Die Methode ist
durch zahlreiche Controllversuche geprüft, es zeigte sich dabei, dass
die Anbringung einer Correctur für die Löslichkeit des Bleimer-
captids in 3proc. Bleizuckerlösung erforderlich ist.
Was die Natur des beim Schmelzen mit Kali erhaltenen Mer-
captans betrifft, so wurde in dem aus verschiedenen ‘Quellen erhal-
tenen Bieimercaptid das Blei bestimmt und in Uebereinstimmung mit
Nkbcki u. Sikbkk constatirt, dass es eich jedenfalls sehr vorwiegend
um Methylmercaptan handelt. Die Quantität des beim Schmelzen
• animalischer Stoffe mit Kali auftretenden Mercaptans ist eine sehr
wechselnde.
Am meisten lieferte käufliches Pepton, nämlich 0.274 pCt.,
demnächst Schellfischfleisch 0,242 pCt. der Trockensubstanz, am
wenigsten Gelatine 0.050 pCt., eine bedeutende Differenz ergab sich
zwischen Blutkörperchen und Blutserum. (Si>-bkb und Schokbekko
geben noch höhere Werte für Eieralbumin an, nämlich 0.3548 pCt.,
Verf. fand 0.127 pCt. lief.). Auch das Fleischextract lieferte
0.173 pCt. der Trockensubstanz. Die Untersuchung vieler pflanz-
licher Nahrungsstoffe und Nahrungsmittel auf Mercaptan mittelst
des Schmelzens mit Kali ergab gleichfalls Mercaptan, obwohl im
Allgemeinen nur wenig, ausgenommen Blumenkohl, Wirsingkohl
und Teltower Rüben, welche ziemlich hohe Werte ergaben, näm-
lich 0.088 und 0.182 bezw. 0.104 bezw. 0.286 pCt. der Trocken-
substanz.
Verf. ging nunmehr zu Untersuchungen der Frage über, ob
unter den Bedingungen des täglichen Lebens diese Mercaptangruppen
in Freiheit gesetzt werden können. Es zeigte sich zunächst, dass
schon bei einfacher Erhitzung der feuchten oder trocknen Substanz
Mercaptan abgespalten wird, die Quantität war meistens etwas ge-
ringer, wie beim Schmelzen mit Kali, in einigen Fällen aber auch
etwas gröfser. Endlich zeigte eich, dass schon das einfache Kochen
mit Wasser bei einer Anzahl pflanzlicher Nahrungsmittel zur Ab-
spaltung von Mercaptan genügt, so bei Wirsingkohl, Blumenkohl,
Teltower Rüben, Rosenkohl, lllaukraut, in allen diesen Fällen ent-
wickelte sich gleichzeitig Schwefelwasserstoff, während aus Eiern
ausschliefslich Schwefelwasserstoff erhalten wurde Mercaptan und
Schwefelwasserstoff sind also unter Umständen und sicher sehr häufig
im „Küchendunst* enthalten. — In einer Reihe von Versuchen
zeigte sich nach dem Genuss entsprechender Vegetabilien Mercaptan
im Harn, in Uebereinstimmung mit der Angabe Nrncki’s für den
Harn nach Spargelgeuuss. Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich
mit der Mercaptanabspaltung bei biologischen Processen.
Die Anzahl der schon bekannten in Reinkultur Mercaptan bil-
denden Bacterien konnte durch einige weitere vermehrt werden,
namentlich Proteus vulgaris und Tetanusbacillen in Bouillonkultur.
Die Untersuchung der Frage, in welcher Weise das Mercaptan in
diesen Fällen entsteht, wird sich an die Untersuchung von Mikro-
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No. 17. Harlby, Uebor den Verschluss des Gallenganges etc. 293
Organismen auf Gehalt an mercaptanbildenden Gruppen anschliefsen
müssen; nach dieser Richtung ist es sehr bemerkenswert, dass
Schimmelpilze, Hefezelle und Prodigiosus beim Schmelzen mit Kali
nur äusserst wenig Mercaptan bilden.
Es ist schon längere Zeit bekannt, dass Hefe unter Zusatz von
Schwefelblumen mit Traubenzucker zur Gährung angesetzt, Schwe-
felwasserstoff entwickelt. Verf. konnte in den Gasen auch Mer-
captan nachweisen. Es muss also bei der Bacterienzersetzung neben
der Abspaltung päformirter Mercaptangruppen auch die Synthese
des Mercaptans als Möglichkeit offen gehalten werden. — Bei der
natürlichen Fäulniss von tierischen Organen wurde gleichfalls Mer-
captanbildung beobachtet, in reichlicher Menge namentlich bei Fleisch.
Schliefslich bespricht Verf. die „ Bleiprobe“ zum Nachweis von
Schwefelwasserstoff und weist darauf hin, dass die Bräunung eines
mit Bleiacetatlösung getränkten Papierstreifens nicht unbedingt be-
weisend ist für Schwefelwasserstoff, sondern auch auf Mercaptan
beruhen könne. Ist der Nährboden der Bacterien eisenhaltig, so
wird der Schwefelwasserstoff zurückgehalten und alsdann beweist
die Bräunung von Bleipapier die Gegenwart von Mercaptan.
G. Salkowaki.
V. Harle y, Leber und Galle während dauernden Verschlusses von
Gallen- und Brustgang, da Buis-RKYMoNn’s Arch. 1893, S. 291.
Wird der Gallen- und Brustgang gleichzeitig unterbunden, so
gehen die Hunde an Peritonitis oder Ruptur des Gallengangs inner-
halb 2 — 17 Tagen zu Grunde. Wird aber erst der Gallengang
und erst einige Tage später der Brustgang verschlossen, so können
die Hunde durch viele Wochen hindurch am Leben bleiben. In
11 Versuchen fanden eich niemals Gallenbestandteile im Blut und
im Harn, zum Zeichen, dass die gestaute Galle einzig und allein
durch die Lvmphbahnen in’s Blut eintritt, in 5 Versuchen enthielt
ungeachtet der Verschliel'sung des Brustganges der Harn ausnahms-
los Gallenstoffe (Gallenfarbstoff und Gallensäuren). Durch Unter-
suchung der vor der Unterbindung des Gallenganges aufgefangenen
und der bei der späteren Tödtung des Tieres aus der Gallenblase
gewonnenen Galle liefs sich feststellen, dass der Gehalt der letzte-
ren an Taurocholsäure um '/4 — '/» geringer, dagegen derjenige an
Mucin und Cholesterin erheblich gröl'ser war als in ersterer. Davon
abgesehen war nach dem Verschluss auch die Gröl'se der Gallen-
bildung erheblich herabgesetzt und zwar, wie ein eigens zu dem
Zweck angestellter Controlversuch ergab, bis auf das 8 fache ver-
mindert, sodass z. B. von der Taurocholsäure in gleichen Zeiten
10 Mal weniger gebildet wurde, als vor der Unterbindung des
Gallenganges. Infolge letzterer Operation erweitern sich unter dem
Druck der gestauten Galle die Lebergänge, die Balken der Leber-
zellen zerklüften, das Protoplasma derselben schwindet, wie Verf.
dies genauer an mikroskopischen Präparaten studirte und durch
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294 Walsham, O’Nkclb, Cottkhkm., Gleich, Behänd!. d.KlumpfoCses. No. 17
instruktive Abbildungen erläutert. Von Interesse ist ein Versuch,
aus dem erhellt, dass nach Unterbindung des Gallenganges auch
dem Inhalt des Brustganges 17 Tage lang der Uebertritt in’s Blut
verwehrt sein kann ohne die geringste Störung im Wohlbefinden
des Tieres, vorausgesetzt, dass, wie schon aus früheren Unter-
suchungen bekannt, nur Eiweifs und Kohlehydrat und keine Fette
gefüttert werden; ausser einer Ausdehnung des Brustgangee und
einer Schwellung der Hals- und Schulterblattlymphdrüsen ist sonst
nichts Abweichendes zu entdecken, insbesondere nirgends eine An-
deutung von Oedemen oder Ergüssen. Nach Verschluss des Brust-
ganges am Halse haben sich, wie durch die Abbildung eines
Falles erläutert ist, die in der Brusthöhle neben dem Bruetgange
für gewöhnlich kaum sichtbaren Collateralen stark erweitert und
sich gegen die Lymphdrüsen hin verästelt, welche zwischen die
vom Herzen abgehenden Blutgefäfse eingebettet sind; an der Unter-
bindungsstelle endete der Brustgang blind; nirgends waren Oedeme
und Extravasate sichtbar. — Die Arbeit ist in der Leipziger phy-
siologischen Anstalt ausgeführt. J. Munk.
1) W. J. Walshain, The treatment of club-foot. Brit. med. Jourti.
1893, p. 839.
2) H. O’Neele, Notes on three cases of chronic acquired talipes
succesfully treated by Operation. Ebenda, p. 454.
3) E. Cotterell, Arthrodesis of the anklejoint in talipes varus due
to infantile paralysis. Lanoet 1893, p. 1129.
4) A. Gleich, Beitrag zur operativen Plattfufsbehandiung. Arch. f.
klin. Chir. XLV1. S. 359.
1) Aus diesem Vortrage und der sich anschliefsenden Discussion
in der Brit. med. Association sei hervorgehoben, dass bei jungen
Kindern im Gegensatz zu älteren Fällen mit vernachlässigtem hoch-
gradigen Klumpfufs, operative Eingriffe nur auf diejenigen Vor-
kommnisse beschränkt werden sollen, in denen die Unmöglichkeit,
nach der Achillotomie den Fufs in rechtem Winkel zum Unter-
schenkel zu stellen, auf einer anders nicht zu beseitigenden Abbie-
gung des Tabes-Halses („Seflection“) nach unten beruht. Die be-
treffenden Eingriffe sollten aber nie gegen die Weichteile und
Bänder gerichtet sein, wie es bei der Pmaprschen Operation und
bei der Trennung der Plantar-Aponeurose geschieht. Man muss
vielmehr den Talus entfernen und erst wenn dieses nicht zum Re-
dressement ausreicht, darf man an Excision weiterer Teile des
Tarsus-Scelets denken.
2) Die in den 3 Fällen Verf.’s befolgte Behandlung bestand
darin, dass zuerst unter EssuRcH’seher Blutleere und unter Narkose
die Plantar-Aponeurose subcutan getrennt wurde und erst später,
nach einer Woche die Achillarsehne. Der Grund hierfür ist, dass
die Zehen und der Vorderfufs besser gestreckt werden können,
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No. 17. Grbkff, Veränderungen des Corpus ciliare etc. 295
wenn man den Hacken an der Achillessehne fixirt. Nach Heilung
der Hautwunden wird während 3 — 4 Wochen durch Manipulationen
und Massage der Fufs täglich in die richtige Position gebracht,
wobei als Hilfsmittel die hierzu angegebene TaoMAs’sche Maschine
benutzt wird. Die Patienten sollen dann täglich so viel wie mög-
lich gehen und wird die Massage möglichst noch 2 Jahre nach
der Operation fortgesetzt. (Die beigefögten guten photographischen
Abbildungen veranlassen Ref auf die Unzulänglichkeit derartiger
Darstellungen orthopädischer Erfolge in vielen Fällen hinzuweisen.
Man sollte ein für alle Mal eine genaue Beschreibung des Ganges
des Pat. vor und nach der Behandlung verbunden mit Angaben
Ober Gröfse und Ernährungsverhältnisse der betreffenden Extremität
liefern).
3) Die in 3 Fällen von Verf. erfolgreich erprobte Operation
besteht in der Eröffnung des Fibiotarsal-Gelenkes durch einen vorn
quer verlaufenden Schnitt. Die von demselben betroffenen Sehnen
werden ebenso wie der V. tibial. ant. vor der Trennung auf beiden
Seiten angeschlungen, um daun nach Anfrischung des Gelenkes
sorgfältig vernäht zu werden. Die Anfrischung selbst hat keine
glatten Flächen an Stelle der Ueberknorpelung zu schaffen, das
Gegenteil ist eher wönschenswert; dagegen hat man überall, wo
knorplige Flächen sind, sie genau durchzuföhren. Schluss der
äusseren Wunde, Lagerung des Beins auf einer passenden Schiene
und Nachbehandlung mit Gypsverbänden bieten nichts besonderes.
Als Vorteile dieser Arthrodese bezeichnet Verf. 1) die geringe Be-
einträchtigung des Knochen wachsthums; 2) die Erhaltung -der bei-
den Malleoli als gute Seitenstützen für das Gelenke; 3) Leichtigkeit
der Ausführung und Ungefährlichkeit des Eingriffs; 4) das gute
Endergebnis für die Bewegungsfähigkeit der betr. Patienten und
5) die Entbehrlichkeit kostspieliger und zusammengesetzter Stütz-
apparate.
4) Nach Resection eines Keiles von ca. 1 */., cm mit der Basis
nach abwärts mittels eines PiBüooFF’schen Bügelschnittes wird der
Stumpf des Calcaneus so umgelegt, dass sich die unteren Grenzen
decken und mit einer winkligen Knickung eine Erhöhung des
Knochens um mehr als 1 cm eintritt. Der Resection wird die
Achillntomie vorangeschickt. P. Gäterbock.
R. Greeff, Befunde am Corpus ciliare nach Punction der vorderen
Kammer. Ein Beitrag zur Lehre vom Flüssigkeitswechsel im
Auge und der Fibrinbildung im Kammerwasser. Arch. f. Augenheilk.
XXVIII. S. 178.
Es kommen im Auge zwei Arten von Kammerwasser vor; das
erste, normale enthält kein Eiweils und kein Fibrin und ist nicht
gerinnungsfähig; das zweite, welches nach stattgefundener Punction
der vorderen Kammer öder einer perforirenden Verletzung sich
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296
MiFFUccr, Verhalten des Embryo gegen Infectionen.
No. 17
einstellt, enthalt reichlich Eiweifs und Fibrin und gerinnt sofort
nach der Entleerung zu einem Galertklumpen; es gleicht in seinen
Eigenschaften und seiner Zusammensetzung sehr dem Serum des
Blutes.
Es liegt hiernach der Schluss nahe, dass durch die Punction,
den Abfluss und den reifsenden Ersatz des Kammerwassers an der \
Stelle, an welcher das Kammerwasser abgesondert wird, abnorme
Verhältnisse geschaffen werden, welche es ermöglichen, dass Stoffe,
die sonst bei der Absonderung des Kammerwassers aus der Lymphe
zurückgehalten werden, nunmehr in das Kammerwasser mit eintreten.
Dieser Satz wird durch folgende mikroskopische Befunde be-
wiesen: Sobald in einem Auge die vordere Kammer eröffnet war,
traten im ganzen Gebiet der Processus ciliares grofse zahlreiche
Blasen auf, die dadurch gebildet siod, dass der Epithelßberzug der
Processus hoch und blasenartig abgehoben ist. Unter den Blasen
sitzen geronnene Massen, wie wir sie auch nach der Punction später
im Kammerwasser finden. Die Blasen entstehen durch den sich
hier absondernden Flüssigkeitsstrom , welcher durch den nach Ent-
leerung der Kammer vorhandenen negativen Druck gesteigert ist.
Schliefslich werden die Blasen zum Platzen gebracht und entleeren
ihren Inhalt in das Kammerwasser.
Die Fibrinbildung und Gerinnung des Kammerwassers entsteht
also dadurch, dass nach Epithelalterationen am Orte der Secretion ,
Eiweifsstoffe und Fibrinregeneratoren aus dem Blut in das Kammer-
wasser direct übertreten, Stoffe, die bei intactem Epithel von diesem
zurückgehalten werden. Borstmann.
Maffucci, Ueber das Verhalten des Embryo gegen Infectionen. Cbl.
f. allg. Path. n. path. An&t. 1894, V. No. 1.
Die vorliegende in 10 Seiten zusammengepresste Mitteilung
M.’s enthält für unsere Anschauung über Vererbung eine gi'ofse
Menge neuer Thatsachen. Die Experimente teilen sich in 2 Gruppen :
die eine studirte das Verhalten des bereits entwickelten Embryo
gegenüber einer Infection, die zweite die Entwickelung des Embryo
nach erfolgter Infection des Ei’s. Zur Untersuchung wurden heran-
gezogen Hühnercholera, Milzbrand, Pneumobacillen, Hühnertuber-
kulose, Säugetiertuberkulose und die toxischen Produkte der beiden
letzteren.
Bei den Experimenten am Hühnerei wurden die Bakterien ent-
weder vor oder während der Bebrütung in das Eialbumin gebracht
und die Eier zu verschiedenen Brutzeiten untersucht; ein Teil wurde
ausgebrütet. Die Untersuchung war histologisch, mit der Platten-
kultur und durch das Tierexperiment.
Bei Impfung zu Anfang der Brutzeit gelangen die Bacillen
erst nach 10 Tagen in den Embryo; als Weg wählen sie die
Allantoisblafe und nicht etwa die Area vnsculosa. Bei Impfung
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No. 17.
Maffücci, Verhalten des Embryo gegen Infectionen.
297
nach dem 14. Bruttage, also nach vollständiger Ausbildung der
Allantoisblase, findet man sie aber schon nach wenigen Stunden im
Embryo.
So lange der Embryo lebt, vermehren sich die Bacillen weder
im Eiweifs noch im Embryo. Die Embryonen sind für eine In-
fection nicht empfänglich. Die lebenden Embryonen können aber
zur Tßdtung eines ausgewachsenen Tieres genügend Bacillen ent-
halten. In den Embryonalgeweben können die Bakterien getötet
oder abgeschwächt werden; dies kommt in der umgebenden Albu-
minschicht nicht vor.
Die Infection kann sich bedeutend später als die Ausbrütung
einstellen (Höhnertuberkulose). Die Hühnertuberkulose kann sich
lange Zeit nach der Ausbrütung in der Leber entwickeln, hier
heilen, und daför später in der Lunge ausbrechen. Der Embryo
kann den Bacillus der Höhnertuberkulose zerstören, kann unter
seinem Einfluss marantisch geboren werden, und unter dieser Form
längere Zeit nachher sterben, ohne jedoch Tuberkulose in den Or-
ganen zu zeigen. Dasselbe Resultat kann man erhalten, wenn man
den Eiern an Stelle der lebenden Bacillen die Toxine der Hühner-
tuberkulöse einimpft.
Die Zerstörung der Bacillen durch die Embryonen macht diese
nicht unempfänglich gegen eine spätere Infection.
Die Art wie die Bakterien in den Geweben des Embryo zer-
stört werden, untersuchte M. an der Leber; er fand, dass sie von
den Leukocyten und Endothelzellen verzehrt werden, ein Process,
der nur in den letzten Tagen der Brutzeit vor sich geht.
Die Bacterien die im Albumin Zurückbleiben, bewahren ihre
Giftigkeit. Die Controltiere die mit dem Albumin geimpfi werden,
gehen ein; diejenigen, die mit Embryonalgewebe geimpft werden,
bleiben am Leben; ebenfalls die, welche mit Kulturen geimpft wur-
den, die aus dem Embryo gewonnen waren.
In einer zweiten Reihe experimentirte M. an Kaninchen und
zwar mit Tuberkelbacillen, die er ihnen in die Jugularvene ein-
spritzte. Seine Resultate lauten: Die Jungen von Muttertieren,
welche während der Trächtigkeit tuberkulös gemacht wurden, kön-
nen schon 4 Stunden nach der Impfung der Mutter den Bacillus
aufweisen. In der Placenta zeigt sich die Tuberkelentwicklung nach
15 Tagen noch nicht. Die Bacillen cirkuliren im Placentarblut,
localisiren sich nicht und sind desshnlb schwer aufzufinden. Die
Organe eines Fötus einer tuberkulös gemachten Mutter enthalten in
den ersten 48 Stunden nach der Jugularimpfung lebende und viru-
lente Tuberkelbacillen. Nach dieser Zeit gelang es M. nicht mehr
mit den fötalen Organen Meerschweinchen tuberkulös zu inficiren.
Viele der mit fötalen Organen geimpften Meerschweinchen wurden
tuberkulös und gingen marantisch zu Grunde, wie wenn ihnen tote
Tuberkelbacillen eingeimpft worden wären.
Die von tuberkulösen Müttern geborenen Kaninchen zeigen bis
zum 6. Monat nach der Geburt keine Tuberkel; nach dieser Zeit
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298 Baoinskt, Ueber die diphtherische Nierenerkrankung. No. 17
aber kann man Tuberkel in der Leber und in der Lunge finden;
Tuberkelbacillen aber findet man in denselben nicht.
Aus all’ den Untersuchungen geht hervor, dass das embryo-
nale Gewebe ganz anders zu beurteilen ist, als das eines Erwach-
senen. Scheurlen.
A. Baginsky , Die klinischen Erscheinungen der diphtheritischen
Nierenerkrankung. Arch. f. Kinderheilk. XVI. S. 331.
Die Nierenerkrankung spielt zwar im Allgemeinen bei der
Diphtherie nicht die wichtige Rolle, wie bei Scharlach, doch lässt
sich behaupten, dass sie im Ganzen der Schwere der Allgemeiner-
krankung proportional geht, und daher für dieselbe einen Grad-
messer abgiebt. B. unterscheidet folgende Formen.
1) Diphtherie leichten Grades: die Harnmenge ist wenig oder
nicht verringert; das specifische Gewicht ist kaum verändert. Hy-
dropische Erscheinungen fehlen fast immer. Albuminurie fehlt oder
ist mäfsigen Grades und dieselbe klingt alsbald ab, in dem Maase,
als der diphtherische Process zur Heilung geht. Schon vor Auf-
treten der Albuminurie enthält auch in leichteren Fällen der Harn
morphotische Bestandteile, welche auf eine Läsion des Nierenparen-
chyms schliefsen lassen: neben beträchtlichen Mengen hyaliner Cy-
lindroide findet man verfettete Leukocyten und Nierenepithelien, die (
oft in Haufen von cylindrischer Gestalt zusammen liegen, und in
welcher ein Kern nur schwer erkennbar ist. Rote Blutkörperchen
sind nur in geringer Menge nachweisbar. Die Mitbeteiligung der
Nieren geht, — wenn sie vorhanden ist — zurück, oft, wenngleich
nicht immer, analog dem Verschwinden der Membranen im Pharynx.
2) In malignen Fällen von Diphtherie giebt sich die schwere und
frühzeitige Mitbeteiligung der Nieren kund durch rasches, ja plötz-
liches Auftreten reichlicher Zerfallsprodukte von Nierenepithelien
und grofser Massen von Albumin im Harn. Die Ausscheidung
pathologischer Harnbeslandteile dauert unvermindert an bis zum
Tode. Die Harnmenge ist verringert; z. Th. ist die Verringerung
Folge der Herzschwäche, z. Th. aber auch auf die Nierenerkrankung
zu beziehen. Die Nierenepithelien und Leukocyten sind, besonders
die ersteren, in gequollenem, zerfallenem Zustande als stark licht-
brechende, zu Haufen liegende, fast amorphe Massen im Harn zu
finden, die bei den schwersten Formen sich in gröbere und feinere
Körner auflösen. Neben hyalinen Cylindroiden sieht man grob-
körnige, fast wie Kalkmasseu undurchsichtige Cylinder, die aber
keinen Kalk enthalten. Auch in diesen Fällen enthält der Harn
wenig rote Blutkörperchen. 3) Die 3. Gruppe bilden die durch
subacut verlaufende Mitbeteiligung der Nieren gekennzeichneten
Diphtheriefälle. Adynamische Zustände des Herzens und Lähmungen
der Muskeln bestehen neben mehr oder weniger schwer einsetzen-
der Nierenaffection. Die Nierenerkrankung documentirt sich durch
dieselben Veränderungen, wie in den vorher beschriebenen Gruppen;
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No. 17. Stieglitz u.Gbrstkr.Dillkr u.Buchanan, Ueber Hirncysten etc. 299
eigenthümlich ist nur bei dieser Form der stete Wechsel von Besserung
und Verschlimmerung. Charakteristisch ist in diesen Fällen, dass
die definitive Besserung des Allgemeinbefindens von der Rückkehr
des Harns zur Norm eingeleitet und begleitet wird. — Dieses Ver-
hältniss ist wahrscheinlich so zu deuten, dass die Nierenerkrankung
ebenso wie die übrigen, mehr oder minder schweren Erscheinungen
der Diphtherie durch im Blute kreisende Toxine erzeugt wird.
Für die Therapie ergiebt sich aus dieser Betrachtung, dass man bei
den leichteren Fällen dafür Sorge zu tragen hat, dass nicht durch
übermäfsige Anwendung von Reizmitteln, sei es zum Zwecke der
Ernährung, sei es zur Medication, der Niere neue starke Reize zu
den schon im Blute vorhandenen Giftstoffen zugeführt werden. —
Bei den Fällen der 2. Gruppe wird man kaum Gelegenheit haben,
auf die Nierenaffection wesentlich Rücksicht zu nehmen. Die The-
rapie gelangt vielmehr zur Berücksichtigung der Anomalien der
Niere erst dann, wenn der Process sich durch Absfofsung der diph-
theritischen Massen zur Heilung schickt und die Krankheit ferner
mehr den Charakter der 3. Gruppe annimmt. — Bei der 3. Gruppe
muss man laviren, um einerseits den bedrohlichen schweren Herz-
erscheinungen durch Anwendung von Reizmitteln und Tonicis zu
begegnen, andrerseits die Nieren nicht zu stark reizen. Ausgiebige
Fleischnahrung verbietet sich im Allgemeinen von selbst, stark con-
centrirte Bouillon hält B. für direct nachteilig. Neben reichlicher
Milchzufuhr empfiehlt B. Anwendung von Ei, Dknaybr’s Pepton,
das als meat juice in den Handel gebrachte Piäparat, daneben
mäfsige Mengen von Alcoholicis, in Milch oder in schleimigen De-
cocten eingehüllt. Bei gestürter Herzaction und gleichzeitig vermin-
derter Diurese hat sich Diuretin an Gaben von 0.2 — 0.5 — 1 g
2 — 4 Mal täglich, abwechselnd mit Gaben von Coffein, natr.-benzoic.
0.0 1 — 0.02 sehr wohl bewährt. Nach Ablauf der Albuminurie gehe
man sofort zu kräftig roborirender Diät über. Stadthagen.
1) L. Stieglitz and A. P. (»erster, Report of a case of cystic
tumor of the brain operated upon with success. Amer. Journ. of the
med. Sciences 1893, June.
2) Th. Diller and J. J. Buchanan, A case of subcorticai Cyst
of the low;er part of the left Ascending parietal Convolution, Ope-
ration, Recovery. Ebenda, Juli.
1) Eine 25jährige Frau zeigte October 1891 zum ersten Male
Convulsionen nach dem Typus der jAucsoN’schen Epilepsie; dieselben
begannen mit Parästhesien und Zuckungen an den Fingern der
rechten Hand, breiteten sich dann über den ganzen Körper aus und
führten einen Bewusstseinsverlust herbei; diese Anfälle wiederholten
sich mehrfach und später täglich. Februar 1892 zeigte sich eine
zunehmende Parese der rechten Hand. Allgemeinerscheinungen wie
Fieber, Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel fehlten; eine antisyphi-
Di^trreHiy-GSogle
300 Sinqkb, Freund, Hauterkrankungen durch Autointoxication. No. 17
litische Cur war ohne Erfolg. — Die Operation (25. Juni) erwies
eine diffuse Trübung der Dura über dem mittleren Drittel der
linken vorderen Central windung; die Rinde unter der Dura schien
intact; nach Eröffnung der Dura und Punction entleerte sich unter-
halb dieser Stelle gelbliche Flüssigkeit; die Rinde über der Cyste
wurde entfernt. Unmittelbar nach der Operation waren die Finger
und Hand rechts fast bewegungslos; allmälig traten in derselben
wieder Zuckungen auf, die im December auch den rechten Arm
und die rechte Gesichtshälfte ergriffen; später wurdeu die Convul-
sionen wieder allgemein.
2) Ein 35jähriger Mann, der wiederholt Schläge am Kopf er-
halten hatte, zeigte zuerst eine Schwierigkeit beim Aussprechen
einiger Worte und eine Parese des rechten Facialis und der rechten
Hand. (Juni 1892). Dazu traten eine Schwäche des rechten Beins, Er-
brechen, Schmerzen in der linken Frontalgegend, Schwindel und
endlich Krämpfe, die die rechte Gesichtshälfte und den rechten Arm
betrafen, bei erhaltenem Bewusstsein eintraten und später auch das
rechte Bein befielen. Die Parese, die Aphasie und die Convul-
sionen nahmen an Intensität zu. Das Muskelgefühl war in den
gelähmten Extremitäten erhalten. Der Augenbefund war negativ.
Man nahm den Sitz eines Heerdes subcortical an, weil die Parese
den Krämpfen vorausging (Skquin, Millo). Die Trepanation wurde
in der Gegend des Handcentrums vorgenoromen (untere Teil der
RoLANDo’schen Furche); man fand unterhalb der motorischen Centren
des Armes und Gesichts eine Cyste die entleert wurde (durch Punc-
tion und Incision). — Die Spasmen liefsen nach der Operation nach
und einige Monate darauf trat ein allgemeiner Krampfanfall ein,
der sich jedoch nicht wiederholte. S. Kalischer.
1) G. Singer, Ueber den sichtbaren Ausdruck und die Bekämpfung
der gesteigerten Darmfäulniss. Wiener klin. Woohenschr. 1894, No. 3.
2) E. Freund, Ueber Autointoxications-Erytheme. Ebenda.
1) S. fand bei gewissen Dermatosen, insbesondere bei idiopa-
thischer Urticaria, bei Erythema toxicum, bei gewissen Formen der
Acne vulgaris faciei und bei Pruritus senilis mit grolser Regel-
mäfsigkeit', und zwar oft auch ohne dass dabei Flatulenz, Obsti-
pation, Diarrhoe oder ähnliche Symptome bestanden hätten, Zeichen
gesteigerter Darmfäulniss (Vermehrung des Indicans, der aromati-
schen Oxysäuren, der Aetherschwefelsäuren im Harn), die mit dem
spontanen Ablauf der Hautaffection wieder rückgängig wurden.
Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen
liefe sich um so sicherer annehmen, als die erfolgreiche Bekämpfung }
der Darmstörung zugleich einen zweifellosen heilenden Einfluss auf
die Hauterkrankung hatte. So wurde in 5 Fällen von Pruritus
senilis in kürzester Zeit vollkommenes Schwinden des quälenden
Juskreizes erzielt. Als ein sehr sicheres Mittel zu dem angegebenen
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No. 17.
Rbdss. — Inoko. — Yamagiwa.
301
Zwecke erwies sich das Menthol, von dem Verf. täglich 0.6 — 0.8
in Gelatinekapseln, deren jede 0.1 Menthol auf 0.25 — 0.5 01.
amygdal. oder 01. olivar. enthielt, nehmen liefs; daneben wurde
eine geeignete Diät, namentlich Vermeidung schwer verdaulichen
und nicht ganz frischen Fleisches (Wurstwaaren) verordnet.
2) F., welcher auf Veranlassung Mrackk’s Urin und Fäces
von Kranken untersuchte, welche an Erythema multiforme mit
schwereren Allgemeinstörungen litten, konnte ebenfalls das Vorhan-
densein excessiver Mengen von Körpern, die sich bei der fauligen
Zersetzung des Eiweifses bilden (Indol, Scatol, Phenole, Aether-
schwefelsäuren, Diamine), constatiren. Es dürfte sich also auch in
diesen Fällen um eine vom Verdauungstractus ausgegangene Intoxi-
cation des Organismus gehandelt haben. Therapeutisch hatte Ca-
lomel einen überraschend schnellen und guten Erfolg. Im Uebrigen
hält auch F. nach seinen Erfahrungen das Pfeffermünzöl für eines
der besten Darmdesinficientien. H. Müller.
Fr. Reuss, Pepsin und Trypsinsinverdauung in Gegenwart bitterer
Stoffe. Ung. Arch. der Med. 11. 1894, S. 303.
Nach den Venuchen ron R. wirken die Bitterstoffe — es wurde nur mit reinen
Substanzen gearbeitet — hemmend auf die Pepsinverdauung und zwar in grüfseren
Dosen starker wie in kleineren, jedoch immer nur in mäfsigem Grade.
Durchschnittlich gelangten in den mit Bitterstoffen — Quassin, Erythrocentaurin,
Lupulin, Gentianin, Absinthin, Condurangin, Calumbin, etwa 80 — 90 pCt. derjenigen
Quantität Eiweifs in LBsung, welche im Normalvertuch ohne Zusatz verdaut wurde.
Nur beim cetrarsauren Kali war die Wirkung starker. Nicht so constant waren die
Resultate hinsichtlich der Trypsinrerdauung. Von 27 Versuchen fielen 10 zo Gunsten
der Amara aus, in 16 Killen war das Resultat für die Bitterstoffe ungünstig, in einem
Fall stimmte das Resultat mit dem Controlvereuch überein. Günstige, wie ungünstige
Wirkung sind gering. K. Ssikowiki.
Y. Inoko, Ueber tlie Verbreitung der Nucleinbasen in den tieri-
schen Organen. Zeitschr. f. physiologische Cbem. XVIII. S. 540.
Sperma des Stieres und die S permatozoen des Ebers und Lachses (zerschnittene
Nebenhoden mit Wasser geschüttelt, colirt und nach Essigslurezusatz centrifugirt ; den
Bodensatz bilden die Spermatozoon) enthalten Xantbinbasen (Xanthin und Guanin) in
grdtserer Menge alt Sarkinbasen (Hypoxanthin und Adenin). Das Verhlltnist beider
nnter einander ist ein wechselndes. Die Menge der sauerstoffreicberen Basen (Hypo-
xanthin und Xanthin) überwiegt in den genannten Organen über die der N reicberen
(Adenin und Guanin), ln den Nucleinsluren aut dem Stierhoden fand sich mehr
denn doppelt so viel Xanthin als Hypoxanthin und Adenin zusammen. Die Leuko-
eyten der Thymusdrüse enthalten keine Xantbiubasen, vielmehr reichlich Sarkinbasen,
besonders Adenin; dasselbe ist der Fall bei der aus Thymus dargestellten Nucleinslure.
— Adenin und Hypoxanthin wurden vom Guanin durch Ammoniak, Adenin vom
Hypoxanthin durch Picrinslure getrennt und Hypoxanthin als H Silberpikrat bestimmt.
3. llunk.
K. Yamagiwa, Zellenstudie au sich regenerierendem Sehnenge-
webe. Vircb. Arch. Bd. 135, S. 308.
Die Arbeit ist besonders deshalb von luteresse, weil damit aus dem ViaCHOw'tchen
Institut heraus der GnawiTz'schen Schlummerzellentheorie entgegengetrelen wird. Verf
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302
QbII.LINI. — MÖLI.RH. — ZccKKBKANDL.
No 17
bat die Untersuchung Visriso's am regenerirenden Sehnengewebe nachgeprüft. Dabei
konnte er vom 3. Tage nach der Durchschneidung der Sebne an zahlreiche mitotische
Teilungen der Sehnen- and Bindegewebszellen beobachten, durch die die Intercellalar-
substanz in ihrem Volumen beschriebt wurde. Irgend ein neuer Erklärungsversuch
für die im regenerirendeu Sshnengewebe auftretenden Zellen schien dem Verf. nicht
notwendig. Der Satz „Omnis cellula e cellula“ gilt auch fernerhin als der Grund-
stein unserer Anschauungen. M. Bothmum.
C. Ghillini, Experimentelle Untersuchungen über flie mechanische
Reizung des Epiphysenknorpels. (Laboratorium för allgem. Pa-
thologie der k. Universität Bologna, geleitet von Prof. G. Tizzom).
Arch. f. klin. Ckir. XLVI. S. 844.
Die Schlussfolgerungen Verf.'s lauten: Die mechanische Reizung des Epipbrsen-
knorpels, herrorgerufen durch aseptische Implantation von Elfenbeinnfigeln haben als
Wirkung: 1) Zurückhaltung der Entwickelung des operirten Knochens, indem sie
mit dem Verschwinden des Nagels gleichzeitig das Verschwinden des Epiphysenknor-
pels in kürzerer Zeit als an dem normalen Teile bewirken; 2) Gelenkdeformitlten her-
rorzurufen, welchen Deformitäten der Diaphyse des operirten Knochens folgen.
Aus den hierauf bezüglichen Versuchen erhellt die Wichtigkeit des Epiphysen-
knorpels bei der Entwicklung der GelenkdeformitSten und der Einfluss des Druckes
auf die Deformitäten selbst, weil die Vermehrung derselben in den Gelenkfiüchen ein
Zusammeudrücken des Gelenkknorpels und Schwund des Knochens der Epiphyse be-
wirkt, wahrend er in der Diaphyse grBfseres Ansammeln der Knochensubstanz her
vorrnft. P.GBterbock.
J. Müller, Zur Diagnostik der Eiterungen im Processus mastoideus.
Wieuer med. Wochensohr. 1894, No. 1 1.
Die von Verf. zur Exploration der pneumatischen Verhältnisse des Warzenfort-
satzes empfohlene Methode besteht in der Anwendung des GaBaiTtcHzwaT'tebeo
Pneumatoskopa (Abbildung und Beschreibung s. i. Orig ) , dessen Scballflnger von
Pat. vor den Mund genommen wird, wahrend die beiden Oliven des von ihm abzweig-
enden Otoskops in beide Obren des Untersuchenden kommen Die nunmehr auf
den Proc. mast, der afficirten Seite aufgesetzte tonende Stimmgabel (Ct) soll, wem)
sie auf demselben verklungen ist, einige Augenblicke wieder gehfirt worden, wenn sie
auf den Proc. mast, der gesunden Seite (ohne neuerlichen Anschlag) aufgesetzt wird.
Aus dieser Leitungsverschiedenheit könne man auf ein Leitungshinderniss im kranken
Warzenfortsatz und zwar auf das Vorhandensein von Eiter in demselben scbliefsen.
Verf betont, es sei ihm gelungen, „mittelst dieser Methoden schon bobnengrofse Em-
pyeme zu constatiren, wo alle anderen Methoden versagten“. Sebwabaeh.
Zuckerkand), Normale und pathologische Anatomie der Nasen-
höhle und ihrer pneumatischen Anhänge. 1 Band, 2. umgear-
beitete Auflage mit 34 lithogr. Tafeln. Wien und Leipzig 1893, W.
Bhacmüi.lbh.
Wir können nur mit wenigen Worten auf die zweite Auflage des vorzüglichen
Werkes Zuckrhkasdel's aufmerksam machen Viele Ergänzungen, unter anderen auch
eine Reihe von vergleichend-anatomischen Bemerkungen Uber die Osteologie des Cavum
nasale haben das Buch fast auf das doppelte der ersten Auflage gebracht und auch
die Zahl der Tafeln von 22 auf 34 vermehrt. Jedem, der sich mit diesem Abschnitt
der Medicin beschäftigt, ist das Buch unentbehrlich. w. Lubllmki.
\
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No. 17. Phisaux u. Bkrtband. — Banholzkr. — Onroh. — Blrulkr. 303
1) Phisalix et Bertrand, Attenuation du venin de vip&re par la
chaleur et vaccination du cobaye contre ce venin. Cumptes rendus
1894, No. 6, S. 288.
2) Dieselben, Sur Ia proprio antitoxique du sang des animaux
vaccinös contre le venin de vipfere. Ebenda, No. 7. S. 356.
Frühere Autoren hatten berichtet, dus da* Oift der Viper durch Siedehitie in
«einer Wirkung nicht beeinträchtigt werde. In ihren Untersuchungen kommen die
Verf. tu dem entgegengesetzten Resultat und machen die Ergebnisse ihrer Vorarbeiter
als eine Folge der Verwendung sehr großer Giftmengen wahrscheinlich, denn trotz
der tbatstchlichen Zersetzung des Giftes durch Hitze bleibt demselben noch eine ge-
wisse Wirksamkeit zurück.
Die Verf. verwendeten bei ihren Versuchen die für Meerschweinchen kleinste
tOtliche Dosis des Viperngiftes, nSmlich 0.3 mg trockenes Gift. Erhitzten sie dasselbe
in 1.5 ccm physiologischer Kochsalzlösung gelost, 5—16 Minuten lang auf 75* C so
wirkte es nicht mehr tätlich , dagegen wurden solche Tiere gegen eine spatere Ver-
giftung immun.
In der 2. Mitteilung bestimmten die Verf. genauer den Zeiteintritt der Immuni-
tät, sie fanden, dass erst 4S Stunden nach der Vaccination die Tiere immun waren.
Entzogen sie diesen Tieren das Blut und mischten das Serum mit Viperngift, so hatte
das Gift seine Wirksamkeit verloren. Sehenden.
M. Bauhölzer, Beobachtungen Ober die therapeutischen Erfolge
des Ferratins. Cbl. f. innere Med. 1894, No. 4.
B. stellte mit dem zuerst von SesKUtDretno eingeführten „Ferratin“, einem Pr8-
parat, in dem das Eisen nach Art einer organischen Verbindung mit einem Eiweifs-
kSrper vereinigt ist, eine Reibe von Versuchen an chlorotiscben nnd anämischen Per-
sonen an, besonders anch an solchen, bei denen sich derartige Zustande im Anschluss
an schwere acute Erkrankungen beraosgebildet hatten. In regelmäßigen, mehrtägigen
Intervallen wurden HSmoglobiugebalt und Zahl der roten Blutkörperchen festgestellt ;
beide nahmen, wie aus den angefügten Tabellen ersichtlich ist, fast regelmäl'sig zu;
die Zunahme, besonders des Hlmoglobingehalts war beträchtlicher, als bei Darreichung
anderer Eisenprlparate (Pil. ferri Blandii) Sein Urtbeil fasst B. dabin zusammen,
dass das Ferratin ein schätzbares Heilmittel darstellt für solche Falle, in denen wir
bisher mit Eisenpräparaten Erfolge zu sehen pflegten, also bei Chlorose, bei Anämie,
bei anämischen Zustanden nach vorausgegangenen anderen Erkrankungen; die Wirkung
auf die Vermehrung der roten Blutkörperchen nnd des Hämoglobingebaltes ist prompt
und ausgiebig, der günstige Einfluss auf das Allgemeinbefinden deutlich. Die Dosis
betrug 0.5 drei Mal täglich. K. Kronthai.
Unruh, Die Behandlung des Keuchhustens. Jahrbuch f. Kinderheilk.
XXXVI. S. 163.
Verf. widerrAtb zur Linderung heftiger Keucbhustenanfalle Narcotica zu verwen-
den; nur das Extractum ßelfadonae will er gelegentlich gestatten. Dagegen empfielt
er die BromprXparate, namentlich das Bromammonium iu dreister Gabe zu reichen;
das Bromoform halt er für unzweckmäßig Vor allen anderen Mitteln nützlich, um
die Anfalle zu mildern, fand er das Antipyrin, das auch bei längerem Gebrauch bei
Keuchhusten ganz ungefährlich ist. Man rerordne 3 — 5 procent. Losungen und lasse
von denselben 4 Mal täglich I TheelOffel nehmen. gudthsgen.
Bleuler, Ein Fall von aphasischen Symptomen: Hemianopsie, amne-
stischer Farbenblindheit und Seelenlähmung. Archiv f. Psychiatrie
u. Nervenkrankh. 1893, XXV. 1. H.
Es handelt sich um einen 68jahr. Manu (Potator), der folgende Symptome der
Reihe nach zeigte: rechtsseitige Hemiplegie, Verlust des Stellungsgefübles und der
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304
Tilarus. — Loranp. — Zaayrp,
No. 17
kinlsthetisciien Empfindungen des rechten Armes, Seelenlthmung resp. Mängel der
spontanen Bewegung des rechten Armes, Schwächung des Temperatnrsinns an der
rechten KBrperhälfte, rechtsseitige Hemianopsie, amnestische Aphasie. Oie Section
erwies eine Erweichung der linken Insel, des grössten Teils beider Centralwiodungen,
der darunter liegenden Markmassen uud einiger anliegender Teile. — Der Fall lehrt
unter anderem, dass die sog Seelenlsbmnng eine directe Folge des Ausfalles der rein
centripetalen kinästbetiseben Empfindungen sei. Die Hemianopsie blieb trotz Erhalten-
sein der Sehsphftre dem Kranken unbemerkbar — Das Nachsprechen war trotz der
Zerstörung der linken Insel erhalten. — Die Häufigkeit der amnestischen Aphasie
gegenüber der seltenen Worttanbheit hat die gleiche Ursache wie die relative Häufig-
keit der motorischen gegenüber den sensiblen Lähmungen. 8. Kaliiehar.
C. B. Tilanus, Ueber einen Fall von Hemihypertrophia dextra.
Münchner med. Wochenschr. 1893, No. 4.
Zu den 2 Fällen von Hemihypertrophie von Möbius und Demus teilt T. einen
neuen mit, der ein lOjähriges Mädchen betrifft. Die ganze rechte KOrperbälfte ein-
schliefslich des Gesichts war dicker und greiser wie die linke; auch die rechte Zungen
hälfte war dicker. Die Kraft der rechtsseitigen Extremitäten war grSfser als links;
die electrische Erregbarkeit wie die Reflexe waren anf beiden Seiten gleich. Sonst
war das Mädchen normal. 8. Kalischer.
Loraud, Dr. Wklanbkh’s Wärmebehandlung des weichen Schankers.
Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 40.
Wslakdbb verwertet die Angaben Boca's u. Aubhu’*, nach welchen das Scbanker-
gift bei höherer Temperatur seine lnoculabilität verlieren toll, in der Weise, dass er
auf die Schanker mehrfach gewundene BleirObren applicirt, die von einem Kessel aut
continuirlich von auf 50° C erwärmtem Wasser durchflossen werden. Nach 2 Tagen 4
haben sich die Geschwüre in mit ganz feinen Granulationen versehene, reino Wunden
verwandelt, die keine Ansteckungsfähigkeit mehr besitzen und wie gewöhnliche Wunden,
z. B. mit Dermatol, weiter behandelt werden kennen. Als ein ganz besonderer Vor-
teil der Behandlungsmethode, welche übrigens nur in einem Kraokeuhause anwendbar
sein dürfte, ist zu erwähnen, dass sie dem Auftreten von Bubonen sicher vorzubeugen
scheint. H. HtUler.
J. Zaaycr (Leiden) Ausgedehnte Gehirnruptur ohne Schädel-
knochenfractur. Vierleljahresschr. f. ger. Med. 1893, VI. 3. Folge.
K. batte eine SSjäbrige Fran zu untersuchen, welche wahrscheinlich infolge eines
Schlaget in't Gesicht verstorben war. Es fand sich ein starker Bluterguss in der
linken Gesichtshälfte, keine Verletzung des Schädels, kein auffallender Befand an den
Hirnhäuten , dagegen eine Zerreiiaung der linken Hemisphäre des Grofshirns in fast
der ganzen Länge; der Ritz war von der Vorder- wie Hinterfiäcbe des Gehirns etwa
je 1 ctm entfernt, erstreckte sich von der Oberfläche des Balkens nach abwärts bis
zn einer Distanz von 1.5 ctm von der Unterfläche des Gehirns, verlief besonders durch
die lateralen Abschnitte der grofsen Ganglien; einige erhaltene Blutgefäfse Uberbrückten
die mit viel Blut erfüllte Hoble; es bestanden kleine Blutungen in den inneren Teilen
des Gehirns. K. führt einige analoge Fälle von wenn auch nicht so umfangreicher
Zerreitsuog des Gehirns bei unversehrtem Schädel (durch Ueberfahren, Fall von einem
Pferd, Starz aus der Höbe, heftigen Schlag in't Gesicht) an und erklärt den Vorgang
folgendermassen: Die einwirkende Gewalt comprimirt den Schädel, es erfolgt Ver-
drängung des liquor cerebrospinalis in die RückgratshOhic ; kehrt der elastische Schädel
zur Norm znrück, so kann die Flüssigkeit nicht so schnell zurückstrümen und so
kommt es zn Zerreifsnngen im Scbädelinbalt. Dieselben sind also die Folge des
Trauma und wahrscheinlich erfolgt die Ruptur besonders an Stellen , die durch die
directe Gewalt bereits geschädigt waren. Pr. struswsuo.
Kinaeodungen für du Ceatrmlblatt «erden an die Adrette de« ilrn. Prof. Dr. M. B e r n h a rd t (Berlin W.
FrantÖ&itche Stra ae 21) oder an die VerlagaUandloni: (Berlin NW.. (58. Unter den Linden) erbeten.
Verlas von Augutt Uirachwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher Ln Berlin.
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WTtf-henUieb erscheinen ■ ■■■ ■ ■ ■ Preis de* Jahrganges
1 — 1' notffn: ja Srlilu'nr fl £%. TB'E T Q| I |)| II Mark, tu belieben
des .Uhrarnngs Titel, Na- Vvllwl ftlUl(ll|l|l durch «Ile Rttehhandlun-
mcn- und 8ar breitster. gen und Postamt alten.
für die
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Barlin.
1894. 5. M»i. No. 18.
■nllJklt: Tiqbbsirdt, Ernährung des Säugetierherzens. — Vogel, Ueber Gicht.
— KCbtbr, Operation der Gaumenspalte. — Vickbvt, Septische Tbrumbose des
Sidus lateralis. — Tausbio, Das Verfahren Pasteurs gegen Hundswuth. — Leicu-
tektisi, Schotten, Vermehren, Bofieass, Wicumanh, Laachs, Be-
handlung des MyxOdems mit Schilddrüsensubstanz. — ScbOlr, StrCmpeli., New-
mark, Deber hereditäre spastische Spinalparalyse. — Müller und t. Noorden,
Teilweise Sympbyseotomie statt Kaiserschnitt.
Tebb, Umwandlung der Maltose in Dextrose. — Boruttau, Unterschiede zwi-
schen Herz- and Kbrpermuskeln. — Frank, Fall ron malignem angeborenen Sacral-
tumor. — Sssdi.sk, Zur Casuistik der Angiome. — Heinlrtb, Neuer Scoliosen-
Lud Kflrpermessapparat — Grünwald, Beiträge zur Ozaenafrage. — Leuiekbr,
Ptomaine aus einem giftigen Käse. — Prrlzs, Zur Kenntnis« der perniciRsen Anä
mie. — Hihi, Ueber Blutkraokbeiteo. — Tedebcbi, Finimpfung der Tuberculose
in die Nerrenceutra. — Jacouij, Untersuchungen über den Kraftsinn. — M«a
her, Fall ron acuter Myelitis. — Ristima, Ueber Impotenz. — Birst, Ueber
wiederholte Placentarblutungen.
R. Tigerstedt, Ueber die Ernährung des Säugetierherzens. II. Ab-
handlung Skakdinav. Arch f. Physiol. 1893, V. S. 71.
In der ersten Abhandlung hatte Verf. gezeigt, dass man mittelst
einer um die Vorhöfe gelegten, fest schliefsenden Pincette heim
Kaninchen die ganze?“ Blutzufuhr nach den Kammern 5 Minuten
lang abschneiden kann, ohne dass das Herz dadurch getötet wird.
Dasselbe fängt vielmehr nach Entfernung der Pincette wieder zu
schlagen an und der Kreislauf ist binnen Kurzem wieder ganz
normal.
Verf. wiederholt nun ähnliche Versuche an dem empfindliche-
ren Hundeherzen, besonders mit Rücksicht auf die Versuche Cuun-
hkim’s und von Scholthess • Rkchbeho’s Ober die Folgen der Kranz-
arterien-Verschliefsung, bei welchen sich ergeben hatte, dass hei
Verschluss der gröfseren Kranzarterienäste nach 75— 125 Sec. der
Herztod eintritt.
XXXII. Jahrgang. 20
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306
Vorn«,, Ueber Gicht.
No. 18
In der neuen Versuchsreihe war nun der Kreislauf teils durch
Abklemmung des Herzens, teils durch Compression desselben mittelst
Anföllung der Pericardialhöhle unter starkem Druck 115 — 150 Sec.
lang vollständig aufgehoben und in keinem Falle trat Herzdelirium
ein, sondern das Herz schlug nach Aufhebung des Eingriffs wieder
normal.
Verf. glaubt daher, dass derjenige Herzstillstand, den Cuhnhkim
u. von Schulthkss-Rkchbkko beobachtet haben, nicht durch die Anämie
eines umschriebenen Teiles der Herzwand, sondern durch Neben-
verletzungen bedingt sei. Hiirtble.
L. Vogel, Ueber Gicht. Zoitschr. f. klin. Med. XXIV. S. 512.
1) Verf. hat auf der Klinik von Gkbhardt an 3 Gichtkranken,
welche sämmtlich Ober das Stadium der regulären Gicht hinaus
waren und entweder dauernd oder mit kurzen Intervallen an gichti-
schen Beschwerden litten, eine Reihe von Stofifwechselversuchen
bei genau bekannter Stickstoffeinfuhr durch die Nahrung ausgeföhrt.
Die hauptsächlichsten Resultate sind etwa folgende. Bei jedem
Kranken bestand eine Periode, in welcher erhebliche Mengen von
Stickstoff im Körper zurQckblieben , ohne dass die Kost und der
Ernährungszustand dieses rechtfertigten. Diese Periode fiel teils
mit einer acuten Steigerung der Beschwerden zusammen, teils schlossen
sie sich an eine solche an. Verf. lässt dahin gestellt, wie weit
das Zusammentreffen ein zufälliges ist. — Bei jedem dieser Kranken
kommt dann eine Periode zur Beobachtung, in welcher nahezu
Stickstoffgleichgewicht bestand. — Die absolute Gröfse des N-De-
ficits wechselt stark und schnell, der rasche Wechsel und ebenso
die zeitweilige Umwandlung der N- Retention in N- Abgabe recht-
fertigen die Annahme, dass die Stickstofifausscheidung durch den
Harn nicht wie beim Gesunden den Gang der Eiweifszersetzung
wiederspiegelt, sondern dass der Grund fOr die eigentömliche Er-
scheinung die zeitweise Aufstapelung und Wiederentleerung von
N-haltigen Zerfallsproducten der Eiweifskürper sei. Die grofse
Aehnlichkeit dieser Verhältnisse mit den bei Nierenkranken beob-
achteten drängt die Vermuthung auf, dass auch bei diesen Gicht-
kranken Abnormitäten im Bereich des harnsecernirenden Apparates
vorhanden gewesen sein mochten, jedoch ergab die Untersuchung
des Harns keinen Anhalt zur Annahme einer Nephritis.
2) Die Resorption des Eiweifs und Fettes bewegte sich etwa
in den normalen Grenzen, der Verlust des Stickstoffs durch die
Darmentleerungen war jedoch im Allgemeinen höher, als normal,
vermutlich in Folge stärkerer Secretion der N-haltigen Darmsäfte.
3) Die Ausscheidung der Harnsäure hielt sich im ersten Fall
mit Ausnahme von 1 resp. 2 Tagen innerhalb der normalen Gren-
zen. An den genannten Tagen betrug sie unter dem Einfluss von
an den vorhergehenden Tagen eingenommenen Piperazin 1.58 resp.
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No. 18.
Küstkb, Operation der Gaumenspalte.
307
0.91 g. Im zweiten Fall sind die absoluten Werte gleichfalls nor-
mal, doch kommen grölsere Schwankungen von Tag zu Tag vor,
als bei Gesunden. Eine deutliche Steigerung der Ilarnsäurenusschei-
dung nach Piperazingebrauch war hier nicht zu erkennen. Im
\ 3. Fall bestanden bei noch vorhandenen frischen entzündlichen Er-
scheinungen anfangs entschieden subnormale Werte, welche sich
allmälig bis zu entschieden Obernormalen steigerten. Da die
N- Ausscheidung eine verhältnissmäfsig geringe war, so stellte der
N. der Harnsäure einen sehr beträchtlichen Teil des Gesammt-N
dar, im Maximum 7.05 pCt. , während die Norm etwa 1.4 bis 2.1
ist. In einer zweiten, 8 Tage später liegenden Versuchsreihe war
die Harnsäureausscheidung hoch, aber nicht gerade pathologisch.
4) In Beziehung auf die Verteilung des Gesammt-N des Harns
auf Harnstoff, Harnsäure, Ammoniak, und andere N-hnltige Körper
ergaben sich keine wesentlichen Abweichungen von der Norm. Es
muss in dieser Beziehung auf das Orig, verwiesen werden.
E. Salkowski.
Küster, Ueber die operative Behandlung der Gaumenspalten. Arch.
f. klin. Cbir. XLVI. S. 215.
K. hat seit 1880 22 Gaumenspalten operirt, darunter durch-
gehende Spalten (von den Lippen bis zur Uvula) 8, totale Gaumen-
spalten 9, Spalten durch Gaumenbein und Velum 4, ohne be-
stimmte Angaben 1. Das Alter betrug in 2 Fällen 1.5. in 9 5—10
und in 4 10 — 15 Jahre, in allen anderen darüber und kamen 9 auf
das männliche, 13 auf das weibliche Geschlecht. Vollkommen ge-
heilt wurden 15 (darunter von den letzten 10 Fällen 9 durch eine
Operation) unvollständig geheilt blieben 7 und zwar erfolgte die
Heilung 9 Mal durch 1, 4 Mal durch 2 und 2 Mal durch 5 Ope-
rationen. In der Technik der Operation, welche in Narcose bei
herabhängendem Kopf vor sich ging, richtete sich K. vornehmlich
nach v. Lanoknbkck; nur geschah die Anfrischung mit Bildung eines
Doppelläppchens im Bereich der Uvula und wird die Nasenschleim-
haut an ihrem Uebergange in die hintere Platte des Gaumensegels
resp. am hinteren Rande des knöchernen Gaumens mit einem Knopf-
messer durchtrennt, so dass ein Entspannungsschnitt im Velum meist
ganz unnötig ist. Für die Naht, die an der Spitze des neugebil-
deten Zipfels der Uvula beginnt, bedient sich K. seines eigenen
Nadelhalters; Bepinselung der Nahtlinie mit Jodoformcollodium und
Tamponade der Seitenschnitte mit Jodoformgaze hat K. neuerdings
aufgegeben, ebenso hält er die WoLFF’sche Naht fOr entbehr-
lich und gilt das Gleiche für die WuLFF’sche Nachbehandlung durch
■ NasenspOlungen am hängenden Kopf: Die WoLFF’sche zweizeitige
Methode hält K. dagegen bei sehr breiter Spalte angezeigt. Seine
eigene Nachbehandlung besteht vornehmlich in antiseptischen Aus-
spülungen nach der Nahrungsaufnahme: bleiben so grofse Oeffnungen
zurück, dass deren selbstständige Verheilung nicht zu erwarten ist,
20*
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308
Vickkvy, Septisch« Thrombose des Sinns lateralis.
No. 18
so empfiehlt K. silberne Tertiärnähte, welche nach Abstofsung «1er ab-
gestorbenen Wundränder vor der Uebernarbung zu appliciren sind.
Diese Nachoperation führt fast immer zum Ziele, nur 1 Mal musste
sie K. wiederholen. Die im Sprechunterricht bestehende weitere
Nachbehandlung gensosen 9 Operirte K.’s und es erhielten 2 eine
normale, 5 eine nahezu normale Sprache, 1 Mal blieb der Erfolg
aus, da der qu. Patient sich nach 8 Stunden dem Sprachunterricht
entzog. In einer längeren Auseinandersetzung zum Schluss plaidirt
K. gegenüber Wolkf für späteres Operiren, «loch ist wegen
der Einzelheiten das Original einzusehen. P. Cüterbock.
Vickevy, Septic thromb^sis of the lateral sinus: Operation: reco-
very. ßrit. med. Joarn. 1893, No. 25, S. 1144.
Bei einem 8jährigen Knaben traten im Anschluss an eine
subacute rechtsseitige Mittelohrentzündung Schwellung in der
Gegend der rechten Parotis, Schmerzen im Nacken, besonders bei
Bewegung des Kopfes und Erbrechen auf, wozu sich dann wieder-
holte Schüttelfröste mit Temperatursteigerung bis auf 103.6 F. ge-
sellten. (Ueber den objectiven Bafund am Ohr ist nichts ange-
geben. Ref) Es wurde die Diagnose auf septische Thrombose des
rechten Sinus lateralis gestellt und deshalb zunächst die rechte Vena <
jugular. interna freigelegt und unterbunden , worauf dieselbe sofort
collabirte. Daraus wurde auf Aufhebung der Circulation auf der
cerebralen Seite geschlossen und deshalb der Sinus freigelegt. Da-
bei zeigte sich, dass derselbe flüssigen, etwas gelblich gefärbten
Inhalt hatte, den man für Eiter hielt. Bei der Incision entleerte
sich reichlich flüssiges Blut und Verf. meint, wenn Eiter im Sinus
gewesen sei, so sei er wohl mit «lern ersten Blutstrom entleert wor-
den. Die Blutung wurde durch Jodoformgaze-Tamponade gestillt.
Im weiteren Verlaufe traten noch wiederholt Schüttelfröste mit
analogen Temperatursteigerungen, wie vor der Operation auf, es
kam zur Bildung eines Abscesses in der linken Handfläche in der
Gegend des ersten Phalanx des Mittelfingers, der durch Incision
entleert wurde. Nach pp. 4 Wochen gingen alle Erscheinungen
zurück und Pat. erholte sich langsam. Verf. meint, dass schon
vor der Operation „etwas von der Materies morbi in den allge-
meinen Kreislauf des Blutes“ gelangt sein müsse, wodurch der Ab-
scess an der Hand und die der Operation folgenden Schüttelfröste
bedingt worden seien. (Dass es sich im vorliegenden Falle wirklich
um septische Thrombose des Sinus gehandelt habe, ist aus Verf. ’s
Darstellung wohl nicht mit Sicherheit zu entnehmen. Ref.) In der
Discussion erwähnt Mahsii einen Fall bei einem 5jährigen Kinde, f
bei welchem nach Aufmeifselung des Antrums und Entfernung
fötiden Eiters aus demselben die Vena jugular. interna unterbunden
und der thrombosirte Sinus ausgeräumt wurde, ohne dass ein Rück-
gang der septico-pyämischen Erscheinungen eintrat. Schwabacb.
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No. 18. Taossio, Das Verfahren Pas tkuk’s etc. — L'uhtrnstbrn, Schotten, 309
Tauqgig, Das Verfahren Pasteurs gegen die Hundswuth und seine
bisherigen Erfolge. Prager med. Wochenschr. 1893, No. 45.
Verf. hat allem Anschein nach das PAsrKUR’sche Verfahren
in Paris aus eigener Anschauung kennen gelernt und giebt nun
eine Beschreibung desselben mit geschichtlicher Einleitung. Im
i Dezember 1880 begann Pasteür mit bacteriologiechen Untersuchungen
des Speichels wuthkranker Tiere und fand einen „Microbe de salive*,
den er eine Zeitlang för den Erreger der Wuth hielt. Gleichzeitig
gelang es ihm aber auch, durch Verimpfung des Speichels Wuth
bei Tieren hervorzubringen und bald darauf entdeckte er, dass auch
das Centralnervensystem das Wuthgift enthalte. Durch subarachnoi-
dale Injection gelang es ihm, die Inkubationszeit abzukürzen und
die Infection stets sicher herbeizuführen, was ihm später auch bei
Injection in die vordere Augenkammer gelang. Kaninchen zeigten
dabei die stille und paralytische Wuth, Hunde die tobende. Durch
ununterbrochene Uebertragung von einem Tier auf das andere, ge-
langte Pastkuk zu seinem virus fixe, das Kaninchen bestimmt in
6 — 7 Tagen, Meerschweinchen in 5 — 6 Tagen tötete
Schon 1882 bemerkte er, dass bei subkutaner oder intravenöser
Injection des Wuthgiftes bei Hunden benigne Wuthformen entstehen,
welche heilen und Immunität zurücklassen. Das Gleiche kon-
statirte er für wiederholte Injectionen kleinster Giftmengen.
1884 konnte festgestellt werden, dass bei fortgesetzter Ueber-
tragung auf Affen das Gift an Virulenz abnimmt, bei solcher auf
Kaninchen stetig zunimmt, nur dass zur Virulenzabnahme wenige
Tiere genügen1 2 3, während zur Virulenzsteigerung eine grofse Zahl
notwendig ist.
1885 entdeckte er dann das bekannte „PASTKUK’sche Impfver-
fahren* das darin begründet ist, dass das Rückenmark von an Wuth
eingegangenen Tieren bei Trocknung mit jedem Tag an Virulenz
abnimmt und am 14. Tag vollkommen wirkungslos ist.
Im Juli 1885 wurde der erste Mensch, ein 9jähriger Knabe
aus dem Eisass geimpft. Scheorlen. •
1) 0. Leichtenstern, Ein mittels Schilddrüseninjection und -Füt-
terung erfolgreich behandelter Fall von Myxödema operativum.
Deutsche med. Wochenscbr. 1893, No 49 — 51.
2) E. Schotten, Ueber Myxödem und seine Behandlung mit inner-
licher Darreichung von Schilddrüsensubstanz. Münchner med. Wochen-
schrift 1893, No. 51, 52.
3) F. Vermehren, Ueber die Behandlung des Myxödems. I. Erster
von Prof. Hiwitz in Kopenhagen mittels Fütterung von Glan
dula thyreoidea behandelter Fall von Myxödem. II. Fall von
sporadischem Cretinismus, der mit einem der Glandula thyreoidea
von Kälbern entzogenen Stoffe behandelt wurde. Deutsche med.
Wochenschr. 1893, No. 11.
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310 Hoffm ann, Wkhmann, Laachb, Behandlung des Myxödems No. 18
4) F. A. Hoffmann , Myxödematöser Idiotismus. Schmiut’s Jabrb.
CCXLI. S. 221.
5) K. Wichmann, Weitere Mitteilung Aber Myxödem. Deutsche
med. Woohenschr. 1893, No. 11.
6) S. Laache, Ueber Myxödem und dessen Behandlung mit inner-
lich dargereichter Glandula thyreoidea. Deutsche med. Wochensohr.
1893, No. 11.
1) Die günstig lautenden Berichte (Iber die Behandlung des
idiopathischen Myxödems mittels Schilddrüseninjection u. -Fütterung
veranlassten L. , diese Therapie auch in einem Falle von Cachexia
strumipriva anzu wenden; der bei dem operativen Myxödem zum
ersten Male angestellte Versuch hatte einen überraschend günstigen
Erfolg. Aus der sehr ausführlich mitgeteilten Krankengeschichte
seien kurz folgende Hauptpunkte erwähnt: Es handelte sich um
eine 38jährige Frau, bei der im Sommer 1881 wegen stnrker stru-
möser Dyspnoe die Totalexstirpation der Struma ausgeführt wurde;
die Wunde verheilte gut. Etwa 1 ’/, Jahr nach der Operation
zeigen sich bei der vorher geistig und körperlich gut entwickelten
Patientin die ersten Anzeichen von Myxödem, allmälig steigern sich
die Erscheinungen und, als L. elf Jahre nach der Operation die
Kranke zum ersten Male sah, bot sie das klassische Bild der Ca-
chexia strumipriva dar: das Gesicht unförmlich dick, Gesichtsfarbe
wachsgelb, Kopfhaare defect, Gesichtsausdruck stumpfsinnig, die
Haut rauh, trocken, Rumpf und Extremitäten gedunsen, Gang lang-
sam, mühsam, watschelnd, Hände elephantiasisähnlich geschwollen,
andauerndes Frösteln. Von Seiten der Brust- und Bauchorgane
keinerlei Abweichungen von der Norm. Das Ergebniss der Blut-
untersuchung lautet: die Zahl der Erythrocyten ist meist normal,
einmal etwas vermindert befunden worden; die Zahl der Leukocyten
ist stets und meist erheblich gröfser, als normal; es besteht eine
entschiedene Leukocytose; der Hämoglobingehalt ist in mälsigem
Grade, aber sicher vermindert; das Verhältniss der verschiedenen
Leukocytenformen bewegt sich innerhalb der normalen Breite, die
Lymphocyten sind etwas vermehrt. Die 24stündige Harnmenge ist
annähernd normal, das specifische Gewicht auffallend niedrig, die
Farbe hell; mitunter finden sich Spuren von Eiweifs. Körpertem-
peratur subnormal. Was das psychische Verhalten betrifft, so zeigt
die Kranke die dem Myxödem characteristischen Veränderungen;
sie ist apathisch, der Denkprocess ist gehemmt, verlangsamt, die
geistige Regsamkeit vermindert. Dies war der Status elf Jahre nach
der Operation. L. begann sofort mit Injectionen von Schilddrüsen-
extract, so dass bei der ersten Injection 0.065 Schilddrüsenstoff in-
jicirt wurde; die Injectionen wurden an der Vorderseite des Rumpfes
gemacht, der Einstich geschah tief in’s Unterhauszellgewebe Täg-
lich wurde eine Injection gemacht und bis zum neunten Tage mit
der Dosis bis 0.195 gestiegen. Schon diese neuntägige Kur hatte
einen bedeutenden Erfolg. Wregcn eines nun auftretenden scharlach-
ähnlichen Exanthems, das L. für ein „Arzneiexanthem* ansieht,
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No. 18.
mit Schildriisensubstanz.
311
musste die Kur abgebrochen werden. Das Exanthem verschwand
langsam, allmälig gingen aber auch die erzielten Resultate wieder
verloren. So entschloss sich L. , von Neuem einen Versuch zu
machen, und zwar mit der Fütterung von Schafschilddrüsen. Die
Schilddrüse des frisch geschlachteten Schafes wurde sorgfältig prä-
jiarirt und mit einem Messer aufs feinste zerhackt. Diese rohe
Drüse nahm Patientin auf einem mit Butter bestrichenen Schwarz-
brod mit Salz versetzt, dazu trank sie ein Glas Rothwein. Dieses
Schilddrüsenfrühstück erhielt Patientin allwöchentlich zwei Monate
lang; dann musste die Kur von Neuem abgebrochen werden, da
ein Recidiv des Exanthems mit Herzschwäche auftrat. Während
der Kur war der Erfolg ein überraschender. Das Gesicht schwoll
gänzlich ab, der Blick wurde frisch, lebhaft, die enorme Körper-
fülle verlor sich zusehends, die elephantiastische Hände verwandel-
ten sich in normale Frauenhände, der Gang wurde leicht, die
trockene, schuppende Haut wurde glatt und wieder normal glän-
zend. Die geistige Regsamkeit stellte sich vollständig wieder ein.
Nach zweimonatlichem Aussetzen der Schilddrüsenfütterung zeigten
sich von neuem Anzeichen des Myxödems Da die störende Zwi-
schenfälle, Herzschwäche und Exanthem , inzwischen verschwunden
war, begann L. von Neuem mit der Schilddrüsenfütterung und gab
nun hintereinander 140 g; im Ganzen hatte Pat. seit Beginn der
Kur 209 g erhalten. Zwischenfälle kamen jetzt nicht mehr vor.
» Die Symptome des Myxödems verschwanden nun gänzlich, Patien-
tin war geistig und körperlich wiederhergestellt; das einzige Symp-
tom, das bei der Kranken zurückgeblieben ist, ist eine mäfsig aus-
gesprochene anämische Farbe der Haut und Schleimhäute. L. be-
absichtigt, bei der Patientin in der Folge die Fütterung mit Schild-
drüse in vierzehntägigem bis dreiwöchentlichem Intervalle weiterzu-
führen.
2) Verf. berichtet über die in letzter Zeit von ihm beobachteten
Fälle von Myxödem, von denen zwei durch Behandlung mit Schild-
drüsensubstanz geheilt bezw. gebessert wurden; in allen drei Fällen
handelt es sich um ein .spontanes“, nicht .operatives“ Myxödem.
Der erste Fall betraf eine 53jährige, früher gesunde Frau, bei der
sich vor circa 12 Jahren die ersten Anzeichen von Myxödem ein-
stellten. Allmälig verfiel sie geistig und körperlich immer mehr,
so dass sie bei Beginn der Behandlung (Juni 1893) das typische
Bild des Myxödems darbot. Pat. erhielt am Anfang an zwei Tagen
je 5.0 g Schafsschilddrüse, in rohem Zustand, fein gehackt, mit etwas
Salz und Pfeffer zwischen Weifsbrod; schon nach dieser zweimaligen
Gabe zeigte sich ein Nachlassen des Myxödems, doch musste die
Behandlung unterbrochen werden, da sich bedrohliche Erscheinungen,
Ohnmachtsanfälle , Angstgefühl, Albuminurie und schliefslich ein
, schwerer stenocardischer Anfall einstellten. Nach Besserung des
Allgemeinbefinden wurde wieder mit der Darreichung von Schild-
drüse begonnen, und zwar in vorsichtiger Weise mit 1 g pro dosi
et die udJ ganz allmälig auf 3 1 2 g gestiegen. Die nach diesen
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312 LeiCHK.NSrKHN, S HOTTEN, VERMEHREN, H «FFMANN, WlCHMANN, No. 18
kleinen Dosen auftretenden Beschwerden waren nur geringfügig und
gingen schnell vorüber. Im Ganzen wurden 38 */« g Schilddrüse
verbraucht. Das Resultat war ein glänzendes: Die Anschwellungen
schwanden vollkommen (Gewichtsabnahme 16 Kilo), die Haut wurde
weich, glatt und geschmeidig, Temperatur und Diurese stiegen,
Frostgefühl, Mattigkeit, Steifigkeit hörten auf, Seh- und Hörver-
mögen besserten sich , die geistige Fähigkeiten kehrten wieder. S.
beabsichtigt, diese Pat. auch weiterhin in mehr oder minder grofsen
Intervallen einige Gramm Schilddrüse nehmen zu lassen und zwar
in gekochtem Zustande, wobei das wirksame Agens nach mehr-
fachen Erfahrungen seine Wirksamkeit behält. — Die beiden ande-
ren Fälle betreffen zwei Schwestern im Alter von 35 resp. 18
Jahren, bei denen sich schon im kindlichen Alter Zeichen von Myx-
ödem einstellten; besonders bei der jüngeren wnr eine hochgradige
Wachsthuinsstörung (Zwergwuchs) mit geistiger Entwickelungshem-
mung hervortretend Bei dieser jüngeren Schwester wurde eine
Behandlung mit Schilddrüse eingeleitet und mit Dosen von 1 g be-
gonnen. Schon nach wenigen Gaben zeigte sich eine deutliche
Besserung; zur Zeit wird die Behandlung noch fortgeführt. Bei
der älteren Schwester wurde aus äusseren Gründen von der Einlei-
tung der Schilddrüsentherapie Abstand genommen. Zum Schluss
weist Verf. auf das Gegenstück des Myxödems, die Basedow ’sche
Krankheit hin, die in fast allen wesentlichen Symptomen das gerade
Gegenteil von denen darbietet, die man beim Myxödem findet. S. *
spricht die Vermuthung aus, dass, wenn man einem gesunden
Menschen mit normal functionirender Schilddrüse per os ein weiteres
Quantum des Secrets dieser Drüse (resp. die ganze Drüsensubstanz
selbst) geben würde, dass dann die Erscheinungen des Morbus
Basedowii erzeugt werden könnten. Derartige Versuche sind seit-
dem von anderer Seite angestellt worden.
3) Im ersten Falle handelte es sich um eine 4‘2jährige, früher
gesunde Frau, bei der sich innerhalb der letzten siebeD Jahre die
characteristischen Erscheinungen des Myxödems entwickelt hatten.
Vier Wochen hindurch wurde Pat. mit einer täglichen Dosis von
vier Drüseulappen (von der Glandula thyreoidea von Mastkälbern)
behandelt, später mit zweitägigen Dosen von zwei Lappen; die
Drüsen wurden gereinigt, leicht gekocht, gehackt und in verschie-
dener Weise mit dem Wasser zubereitet, in welchem sie gekocht
waren. Schon drei Tage nach Beginn der Kur begann die Besse-
rung, die mit starker Vermehrung der Diurese eingeleitet wurde;
gleichzeitig stieg das spec. Gewicht des Harns, der Puls wurde
stärker und kräftiger, die Temperatur stieg bis zur Norm. Vou
unangenehmen Erscheinungen während der Kur sind Auftreten von
Urticariaexanthem und von stenocardischen Anfällen erwähnt. Das
schliefsliche Resultat war ein vorzügliches: Patientin konnte sowohl t
körperlich, wie geistig als wiederhergestellt angesehen werden. Die
Abnahme des Körpergewichts betrug mehr als 13 Kilo.
Der zweite Fall betrifft eine 20jährige Patientin, die sich bis
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No. 18. Laachb, Behandlung des Myxödems mit Sohilddriisensnbstanz. 313
zum fünften Lebensjahre gut entwickelt hatte; dann aber trat eine
starke Verlangsamung, fast ein Stillstand der körperlichen und
geistigen Entwicklung ein, und bei Beginn der Behandlung bot sie
die schon oft geschilderten Zeichen des infantilen Myxödems, des
sporadischen Cretinismus dar. Unter diesen Zeichen sei als eins
j der characteristischsten das mangelhafte Wachstum hervorgehoben;
Pat. mafs nur 124 cm. Die Behandlung geschah mit Darreichung
eines aus der Schilddrüse gewonnenen Stoffes, den Verf. als „Thy-
reoidin“ bezeichnet; dasselbe wurde folgendermassen hergestellt:
die Drüsen wurden vorsichtig von Fett und Bindegewebe gereinigt,
fein gehackt und im Mörser zu einer breiartigen Masse zerstofsen.
Dann wurde die doppelte Gewichtsmenge an reinem Glycerin hin-
gesetzt, nach 24 Stunden filtri rt, aus dem Filtrat durch Zusatz von
absolutem Alcohol ein dichter, graugelber Bodensatz ausgefällt, die-
ser bei schwacher Wärme getrocknet und zerstofsen. Man erhält
so ein graubraunes Pulver, aus dem Pillen hergestellt wurden. In
Form dieser Pillen erhielt die Kranke in Dosen von 10 — 30 cg im
Ganzen 4.25 g Thyreoidin. Schon nach 48 Stunden trat eine Re-
action ein, die sich durch vermehrten Stoffwechsel, Zunahme der
Diurese, Vermehrung der Pulsfrequenz und geringe Temperatur-
erhöhung kennzeichnete. Wegen wiederholter stenocardischer An-
fälle musste die Kur unterbrochen werden, doch war schon nach
dieser kaum 3 Wochen dauernden Behandlung eine unverkennbare
und durchgreifende Veränderung im Zustande der Kranken ein-
getreten
4) H. berichtet überein 31 2 jähriges Mädchen, bei dem gleich
nach der Geburt die ersten Anzeichen von Myxödem bemerkt wur-
den; hervorgehoben sei ein hartnäckiges Kopf u. Gesicht bedecken-
des Eczem. Unter der Anwendung der Thyreoidea des Hammels
schwand das Myxödem völlig, das Kind gewann ein schlankes, pro-
portionirtes Aussehen, begann zu gehen, das Eczem heilte. Im
Anfang wurde das Extract der Schilddrüse innerlich gegeben; später
wurde die frisch ausgeschnittene Thyreoidea in absolutem Alcohol
zerkleinert und mit solchem erschöpft; der Rückstand wurde unter
Alcohol aufgehoben. 2 g davon mit Zucker zu einem feinen Pulver
zerrieben wurden in der Woche verbraucht. Auffallend war auch
hier die Abnahme des Körpergewichts, trotzdem das Kind in ca. 6
Wochen 1 '/> cm wuchs.
5) W., der schon früher einen mit Injectionen von Schilddrüsen-
extract behandelten Fall publicirt hat, teilt einen neuen Fall mit,
der eine 36jährige Patientin betrifft, auch diese behandelte er mit
subcutanen Injectionen von Schilddrüsenextract nach der von Mckkay
angegebenen Methode. Die Einspri'zungen nahm er jeden 3., später
jeden 8. Tag vor, die Dosis betrug stets eine halbe Pravazspritze;
* im Ganzen wurde 12 Mal gespritzt. Schon nach der 3. Einspritzung
fühlte sich Pat. wohler, nach der 12. ist der Status kurz folgender:
Allgemeinbefinden sehr gut, die Anschwellungen haben abgenom.nen,
Gedächtniss und Sprache sind besser geworden, die Atmung ist
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314 Schülb, Sthömpell, Nbwmark, üebsr hereditäre No. 18
frei, die gelbliche Gesichtsfarbe hat sich verloren. Doch besteht
noch Kältegefühl und Trockenheit der Haut. Die Kranke soll
noch weiter behandelt werden.
6) L. giebt die ausführliche Krankengeschichte eines 49jähr.f
an Myxödem erkrankten Mannes, den er mit Schilddrüsenfütterung
behandelte. Die Thyreoidea wurde per os gegeben, zuerst einige
Male als Glycerinextract oder gekocht mit Zusatz von Salz und
Bouillon (28 g), später aber während des ganz überwiegenden Teils
der Behandlungszeit (102 g) frisch in Substanz, klein geschnitten
und nur mit Zusatz von etwas Salz und Pfeffer. Der Erfolg war
auch hier ein glänzender; Abschuppung, Haarbildung, PuUsteige-
rung (die Temp. war schon bei Beginn der Behandlung normal),
Steigerung der Diurese, Gewichtsabnahme, nach 3 Wochen 9 kg,
nach 5 Wochen 14 kg, Erhöhung des Hämoglobingehaltes und der
Zahl der roten Blutkörperchen bis zur Norm. Eine Veränderung
der bei Beginn der Kur palpablen Schilddrüse des Kranken war
nach Beendigung der Kur nicht nachweisbar. Auch hier traten,
wie in fast allen bisher publicirten Fällen, unangenehme Nebener-
scheinungen auf: nach 8 Tagen, nachdem 20 g verzehrt W'aren,
verlor der Kranke den Appetit, es traten bedeutende Mattigkeit,
Schwindelanfälle, Herzklopfen ein; der Urin wurde ei weifshaltig;
ein juckender papulöser Ausschlag ist gleichfalls mit der Kur in
Verbindung zu setzen. L. glaubt, dass er die Anfangsdosen zu
hoch gegriffen hat und räth, mit 1 — 2 g jeden oder jeden zweiten
Tag zu beginnen. K. Kronthal.
1) A. Schule, Die Lehre von der spastischen Spinalparalyse.
Deutsche Zeitschr. f. Nervenbeilk. 1893. IV. H. 3. 4.
2) A. Strümpell, Ueber die hereditäre spastische Spinalparalyse.
Ebenda.
3) L. Newmark, A Contribution to the study of the family form
of spastic paraplegia. Amer. Journ. of the Med. Sciences 1893.
1) S. teilt aus dem Beobachtungsmateriale von Erb 3 Fälle
mit, welche ganz rein das typische Bild der spastischen Spinalpa-
ralyse darbieten. Dieselben bestehen 8 — 17 Jahre ohne jede Com-
plication. Aus dieser Thatsache wie aus ähnlichen Angaben aus
der Litteratur kommt S. zu dem Schlüsse, dass die spastische Spi-
nalparalyse eine klinisch wohl characterisirte, von anderen spinalen
Affectionen unschwer abzugrenzende Krankheit sei und zwar er-
scheinen die Symptome nicht nur vorübergehend, um sich bald wie-
der zu verwischen, sondern sie können unverändert lange Zeit (17
Jahre und mehr) hindurch bestehen; es handelt sich wohl um eine
System-Erkrankung und fanden sich zwei klinisch ganz reine Fälle
(Wkstphal u. Strümpell), in denen eine isolirte primäre Lateral-
sclerose gefunden wurde. Anlass zu Täuschungen und Verwechs-
lungen mit der spastischen Spinalparalyse geben Fälle von multipler
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No. 18.
spastische Spinalparalyse.
315
Sclerose, Myelitis transversa, combinirte Strangeclerosen, cerebrale
Herde mit secundären Degenerationen, Hydrocephalus, progressive
Paralyse, Neuritis; dabei war aber meist das klinische Bild der
Spinalparalyse kein reines und typisches wie in den oben genannten
3 Fällen. Nur das typische Krankheitsbild wird die Diagnose
sicher stellen lassen und muss das spätere Hinzutreten von Sensi-
bilitätsstürungen , Blasenstörungen, Muskelatrophieen, Intentionstre-
mor, Nystagmus, Stauungspapille auf Myelitis, multiple Sclerose,
amyotrophische Lateralsclerose, centralen Tumor, syphilitische Spi-
nalparalyse hinweisen.
2) Zu seiner früheren Beobachtung (2 Brüder mit spastischer
Spinalparalyse) fögt S. einen neuen Fall von einem 6 1 jähr. Manne,
der seit vielen Jahren das völlig reine Krankheitsbild der spas-
tischen Spinalparalyse und bemerkenswerte hereditäre Verhält-
nisse darbot. Der Grofsvater, Vater und 2 Brüder des Vaters
hatten „Lähmung der Beine'1 und einen auffallenden, ungewöhn-
lichen Gang; auch ein Bruder des Kranken war an den Beinen
gelähmt. Bei dem früher gesunden Manne stellte sich seit dem
34. Jahre eine zunehmende Gehstörung ein; während 1886 nur eine
spastische Starre der Beine bestand, entwickelte sich späterhin eine
spastische Parese; damals traten auch zuerst Sensibilitätsstörungen,
und zwar nur in der Temperaturempfindung an den Beinen auf.
Aus seinen Beobachtungen wie aus denen Bkrnhardt’s und Anderer
schliefst S. folgendes: 1) Unter dem Einfluss einer abnormen an-
geborenen Veranlagung entwickelt sich zuweilen eine sehr langsam
fortschreitende primäre systematische Degeneration der Pyramiden-
bahnen des Rückenmarks. 2) Dieses Leiden tritt in der Regel
familiär auf, bei männlichen Mitgliedern häufiger als bei weiblichen.
3) Die ersten Anzeichen der Krankheit beginnen am häufigsten ca.
im 20. bis 30. Lebensjahre in Form einer rein spastischen Be-
wegungsstörung der unteren Extremitäten. 4) Die Krankheit führt
in der Regel erst nach vielen Jahren zu wirklicher spastischer Pa-
rese und Paraplegie der Beine. Die zu den oberen Extremitäten,
zu der Zunge, Lippen u. s. w. gehörigen Abschnitte der Pyrami-
denbahn erkranken viel später und viel seltener. 5) In der Regel
scheint sich die Erkrankung der PyB schliefslich mit leichten De-
generationen anderer Systeme (insbesondere in den Kleinhirnseiten-
strängen und Goix’schen Strängen) zu combiniren; in klinischer
Hinsicht scheinen vor allem Störungen des Temperatursinns und
ganz geringe Blasenstörungen auf diese Combination hinzuweisen.
3) In der ersten Familie zeigt ein Bruder und eine Schwester
eine spastische Paraplegie und ein Vetter eine doppelseitige spastische
Hemiplegie; alle zeigten die Erkrankung schon in der Kindheit;
in den ersten beiden Fällen war die Geburt leicht und normal, im
dritten Fall schwer. Die anderen Familienmitglieder, Eltern, Ge-
schwister boten bis auf die Steigerung der Sehnenreflexe bei einigen
von ihnen keine Anomalien von Seiten des Nervensysteme dar. — In
der zweiten Familie hatten 3 Brüder die Erscheinungen der spas-
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316
MCi.i.km n. t. Noohdbh, Theilweise Symphyseotomie otc. No. 18
tischen Paraplegie. Eine äussere Veranlassung (Beckenanomalie,
schwere Geburt, Asphyxie bei der Geburt etc.) für das Leiden war
nicht vorhanden; auch hier wies die Steigerung der Sehnenreflexe
bei anderen Familienmitgliedern auf eine familiäre hereditäre neu-
rotische Anlage hin; das Leiden kann in der Kindheit oder im
Jugendalter, auch später einsetzen, je nach der Schwere der con- i
genitalen anomalen Anlage. Die beschriebenen Fälle ähneln den von
Tuoth, Bernhardt, Bloch u. A. mitgeteilten Fällen von spastischer
Paraplegie familiärer Natur. S. Kalischer.
H. Müller und W. v. Noordeu, Teilweise Symphyseotomie statt
Kaiserschnitt. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 48.
Es handelte sich um eine 37 Jahre alte 5 para mit rhachiti-
schem Becken. Dist. crist. 22. Dist. spin. 25. Conjugata 7 — 8.
Bei den ersten beiden Geburten am Ende der Gravidität musste
die Craniotomie ausgeführt werden. Die 3. u. 4. Schwangerschaft
wurde durch Einleitung der künstlichen Frühgeburt im 7. Monat
unterbrochen, jedoch beide Mal kam das Kind tot zur Welt. Trotz-
dem wurde bei der 5. Gravidität nochmals durch Einleitung der
Frühgeburt ein besseres Resultat erhofft. Blasensprung erfolgte
nach 24 Stunden bei 5 Mark grofsem Muttermund. Der Kopf,
welcher über dem Becken stand, sollte nun mittels Forceps in das- t
selbe hineingezogen werden, jedoch gelang das nicht. Nach weite-
rem Abwarten von vier Stunden war der Kopf durch kräftige
Wehen in Stirnlage im Beckeneingang eingekeilt. Da das Kind
noch lebte, die Wendung wegen drohender Ruptur der Gebärmutter
unterbleiben musste, und der Kaiserschnitt den Operirenden nicht
geeignet erschien, beschlossen dieselben die Symphyseotomie zu
machen. Jedoch schon nach Durchschneidung des ligament. arcuat.
super, und teilweiser Spaltung der Symphyse trat das Kind in’e
Becken und wurde, als das Köpfchen auf dem Beckenboden stand,
schnell mittele Forceps entwickelt. Es war asphyktisch und nicht
zu beleben.
Nach der Geburt wurden nur die Weichteile des Symphysen-
schnittes durch Silberdrahtnähte geschlossen. Am Scelett wurde
nicht genäht, da das ligament. arcuat. inferius erhalten war. Um
das Becken wurde ein festes Handtuch gelegt.
Auf Grund dieser Erfahrung schlagen die Verfasser bei Becken-
verengerungen, die zum Wesentlichen am Beckenausgang liegen,
vor, nur die Durchtrennung des ligament. arcuat. inf. und eines
Teils des Knorpels vorzunehmen.
Das Wochenbett verlief zwar nicht ganz normal, doch konnte
Patientin nach 3 Wochen gut gehen. Eine aufgetretene Blasen- >
scheidenfistel musste 6 Wochen post partum genäht werden und
heilte gut. W. Schülein.
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No. 18.
Trub. — Bohottao. — Frank. — Srndi.kr.
817
C. Tebb. On the transformation of maitose to dextrose. Journal of
Physiol. XV. S. 421.
Das getrocknete Pankreas, die Schleimhaut des Dünndarms, die PütKiTschen
Plaqnes, Lympbdriisen , Speicheldrüsen, Leber, Nieren, Magen, Milt und querge
streifte Muskeln besitzen die Fähigkeit, Maltose in Dextrose umzuwandeln u. zwar in
1 verschiedenem Grade, über welche Verf. eine tabellarische Oebersicht giebt: am stärk-
sten übt diese Wirkung die Schleimhaut den Dünndarms Durch Ausziehen der
Schleimhaut, ferner der Lymphdrüsen und des Pankreas mit 5proc. NatriumsulfatlS-
sung wurden wirksame Auszüge erhalten. Auch das Blutserum ist wirksam, in ge-
ringerem Grade die Galle. Da das Pankreas stark auf Amylum einwirkt, dieses in
Maltose überführend, nur schwach auf Maltose, die Dünn-Darmschleimbaut umgekehrt
wenig auf Amylum, stark auf Maltose, so kann man wohl aonebmen, dass die Ueber-
fübrnng des Amylnm in Dextrose io 2 Phasen erfolgt, welche durch verschiedene
Organe bewirkt wird. B.8aikow»ki.
H. Boruttau, Vergleichende Untersuchungen Ober den Chemismus
in Herz- und Körpermuskeln. Zeitschrift f. physiol. Chemie XVIII.
S. 513.
Bestimmungen des Glycogengehaltes (nach Buü k*-Koizi an Herz- und Körper-
moskelo ( Adductoren) frisch getöteter Hunde und der männlichen Organe nach 1 1
bis 36stündigem Liegen bei Zimmertemperatur lehren, dass der Glycogengehalt des
Herzmuskels nach dem Tode unter gleichen Bedingungen rascher bezw. in höhe-
rem Matte abnimmt als derjenige der KOrpermutkeln; so batte der Gl- Gehalt der
KOrpermntkeln nach 24 Stunden nur um — '/, abgenommen, der des Herzmuskels
um \ bis herunter auf Null. Der Glycogengehalt des noch schlagenden Herzens
> dürfte dem der KOrpermutkeln etwa gleicbkommen (0.53 resp. 0.59 pCt ). Der Herz-
muskel, ebenso dessen Wasserextrakt verwandelt zugesetztes Glycogen ceteris paribus
schneller in Zucker (durch Titriren mit FBHLisa'i Lösung bestimmt), als der Körper-
muskel betw. dessen Wasserextract. j. Munk.
E. Frank, Ueber einen Fall von Tumor sacralis congenitus mit
maligner Degeneration und Metaetagenbildung. Prager med. Wochen-
schrift 1894, No. 2.
Ein normal geborenes Mädchen zeigte in der Nähe der AfterOflnung eine klein-
apfelgrofse, weiche, deutlich fluctuirende Geschwulst. Da der Tumor bereits nach 2
Wochen stark gewachsen war, wurde zur Exstirpation geschritten, die nach Loslüsung
der festen Verwachsungen mit Os sscrum und coccygeura leicht gelang. Am Abend
desselben Tages trat der Exitus ein; die Section ergab noch einen kleinwallnussgrofsen
Tumor im Cavum ischio rectale.
Die von Prof. Chiaki ausgefübrte mikroskopische Untersuchung ergab, dass der
exstirpirte Tumor sacralis congenitus die Zusammensetzung eines Teratoms zeigte,
Bindegewebe, hyaline Knorpel, glatte und quergestreifte Musculatur, Cysten mit
flimmerndem Cylinderepithel und Dermoidcyt ten , die mit Epidermis, Haarbälgen und
Talgdrüsen versehen waren, enthielt. An einer Stelle ergab sich der Bau eines Myxo-
aarcoms, und denselben Bau zeigte der kleinere zweite Tumor, der daher wohl alt eioe
Metastase von diesem Teil der angeborenen Geschwulst anzusehen ist. if. Bothmuin.
P. Sendler, Mitteilungen aus der chir. Abth. des Vereinskranken-
• hauses der Kahlenberg-Stiftung zu Magdeburg 2. Zur Casuistik
der cavernösen Angiome. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXX. S. 539.
a) Ein Angioma pendulum der Mamilla. Der bereits dem XIII. Chirur-
gen Congress vorgestellte Fall betraf eine 45jährige Jungfrau, und war die angebo-
rene, ursprünglich klsins, wahrscheinlich aber immer gestielte Geschwulst bis zu 5
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318
Hkini.kth. — QrCnwai.d. — Lrpikrrr. — Pkrlfs.
No. 18
Markstückgröfse angewachsen. Der Stiel selbst war ca. I cm lang und rabenkieldick.
Aebnlicbe Falle von cavernösen Geschwülsten an vorliegender Stelle konnte Verf. in
der Litteratur nicht auffinden.
b) Multiple cavernöse Angiome der Zunge Den vereinzelten Beobach-
tungen in der Litteratur vermag Verf. zwei eigene Falle beizufügen, beide 16 jährige
Barschen betreffend. Bei beiden fand sich eine gröfsere Geschwulst auf der rechten
Seite etwas der Zungenbasis zu neben mehreren kleineren Tumoren sowol auf dieser
wie auf der anderen Seite. Excision in 2 Sitzungen für die Geschwülste je einer
Seite mittelst der Cooprn’schen Scheere mit nachfolgender Naht führte jedes Mal zu
schneller Heilung. Auch hier waren die angeborenen Tumoren erst durch ihr Welter-
wachsen bei den Functioniren der Zunge hinderlich geworden. p. Onurbsck.
C. V. Heillleth, Ein neuer Scoliosen- und Körpermessapparat
„Thoracometer“. Areh. f. klin. Chir. XLVI. S. 298
Modification des ZamiKR'schen Apparates behufs Rumpfmessnog ohne genaue Ab-
bildungen nicht verständlich. Beigefügt sind eine Reihe von Messungsquerschnitten ,
welche mit dem qu. Apparat in verschiedenen Höben des Rumpfes aufgenommen wor-
den sind. P. Güterbock.
L. Grünwald, Weitere Beiträge zur Ozaenafrage. Münchner med.
NVochenschr. 1893, No. 43, 44.
Nach Verf. ist Ozaena ein Symptom resp. ein Symptomencomplex, für den eiDe
einheitliche Aetiologie mit Sicherheit aufzutinden ebensowenig gelungen ist, wie für
Aufstellung eines einheitlichen pathologisch anatomischen Bildes. Daher sollte man
diesen nicht prlcisen Namen lieber nicht gebrauchen. Als Ursachen stinkender Borken-
bildnng in atrophischen Nasen sind in einer Reibe von Fallen schwere Erkrankungen
der Nebenhöhle aufgefnnden, auch ergab sich in weiteren Fallen ein causaler Zu
sammenhaog zwischen Erkrankungen des adenoiden Gewqbes und Producten fötider
und nicht fötider Borken. Ob alle jene rathselhaften Falle, in denen nicht Fremd-
körper, Syphilis oder andere schon bekannte Momente das gleiche oder ein ähnliches
Bild schaffen, ebenfalls auf Nebenhöhlenerkraokungeo beruhen, ist noch nicht erwiesen,
jedoch muss in jedem unklaren Fall daran gedacht werden. Der Nachweis einer ge-
nuinen Atrophie in der Nase mit consekutiver Bildung stinkender Boiken ist bisher
nicht erwiesen, auch eine Dyskrasie anzunehmen ist nicht gerechtfertigt. Spontanhei-
lungen gewinnen teilweise Boden durch die Beobachtung des Zusammenhanges mit
adenoiden Vegetationen. w. Lubllaskl.
Lepierre, Analyse d’un fromage avariö; extraction d’une ptomaine
nouvelle. Comptes rendus 1894, No. 9. S. 476.
L. hatte Gelegenheit, eine gröfsere Menge Schaf-K&se chemisch zu untersuchen,
der nach seinem Genuss schwere Darmerscheinungen beim Menschen erzengt batte.
Dem Aussehen nach war der Käse durchaus reif und nicht verdorben. Er glaubte
zunächst die giftige Substanz unter den Albuminen suchen tu müssen, faDd aber
nichts. Dann untersuchte er auf Ptomaine nach der Methode von Abmah» Gaitiir
und fand eine Base, die mit Kupferacetat aasfiel und für welche die weitere Unter
suebang die Formel C,(H]4N,0( ergab. Sie erseugte, Meerschweinchen unter das
Futter gemischt, Durchfall. bchturi«.
M. Perles, Beobachtungen Ober pernieiöse Anämie. Berliner klin.
Wochenschr. 1893, No. 40.
Verf. hat in 3 Fällen von parnieiöser Anämie im lebenden Blute eigenartige mit
activer Beweglichkeit ausgestattate Gebilde beobachtet. Es handelt sieb um länglich-
elliptische, sehr dünn und schmale, biegsame, farblose und stark lichtbrecheude Bläu
Digitized by Google
Ko. 18.
Hrrz. — Trdrsohi. — Jacobij.
319
eben, deren grösste Lange, wenig über 3 //, deren Rreite unter 1 // betragt. Die
Bewegungserscheiuungen an dienen Gebilden besteben namentlich in winkligem Ab-
knicken mit nacbberiger, oft plötzlicher, ruckweiser Streckung; die Schnelligkeit, mit
der sie OrUreränderungen vornehmen, ist verschieden. Versuche mit Färbung sowie
mit Kulturen haben bisher nicht zum Ziele geführt; Uebertragungsversnche mit dem
frischen Blute sind noch nicht vorgenommen worden. Perl.
M. Herz, Blutkrankheiten. Separat-Abdrock aus Vibchow’s Archiv 1893,
Bd. 133.
Nach eingehender Darstellung der zur Blutuntersuchung benutzten Methoden schil-
dert Verf. eine Reihe von Krankheitstypen, die er nach den Volumsänderungen der
Blutzellen klassifieirt. Der Reibe nach werden abgehandelt: 1) die acute Schwellung
der Blutzellen; dieselbe fand sich als Begleiterscheinung in je einem Falle von Typbus
und Peritonitis, ferner nach BOmatemesis bei Ulcus veotriculi; hier hatte die Schwel
lung den höchsten Grad erreicht, denn die Zellen waren um mehr als das Dreifache
des Normalen vergrößert. Da gleichzeitig das specifiscbe Gewicht des Plasmas ein
ausserordentlich niedriges war, so ist wohl eine Quellung des Zellgewebes auzunebmen.
2) Die chronische Schwellung der Blutzellen; sie wurde bei chlorotischen Mädchen
beobachtet und bei einem 39jährigen, kräftigen Manne, der häufig wiederholte Blu-
tungen Uberstanden hatte. 3) Die Hypertrophie der Blutzellen: sie wurde im Blute
eines Pseudoleukämikers angetroffen. Endlich 4) die Blutzellenatrophie; sie wurde bei
Chlorosen mit pernieiösem Character beobachtet, wobei die Blutsellen den Eindruck
hochgradiger Degeneration machten; zum Teil gequollen, zum Teil bereits atrophisch
bis zn kleinen Bämoglobinkugeln oder napffSrmigen Gebilden zusammengeschrumpft,
hatten sie das Hämoglobin fast bis auf ein Drittteil ihres normalen Gehalts verloren.
Zum Scblusss schildert Verf. die Veränderungen des Blutes bei Nephritis, bei Ka-
chectischen und in einem Falle von Pbosphorvergiftung. K. Kronthsi.
A. Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inocula-
tion der Tuberculose in die Nervencentra. (Vorläufige Mitteilung.
Anatoraisch-pathol. Institut der k. Universität Siena. Prof. G.
Martinski) Cbl. f. allg. Path. IV. No. 13. p. 497.
Der Verf. kommt bei seinen an Meerschweinchen. Kaninchen, Katzen, Hunden
und Ratten vorgenommenen , durch strengste Antisepsis und Controllversuche unter-
stützten Experimenten zu folgenden Resultaten: Die Tiere starben bei directer Appli-
cation des Virus in die Nervencentra schneller als bei Impfang in’s Peritoneum, On-
terhautzellgewebe etc., aber nicht die locale Läsion sondern die darauf folgende AII-
gemeininfection (Miliartuberculose) übt diese rötliche Wirkung aus. Das Blut solcher
Tiere zeigt erhöhte Virulenz, denn es wirkt bei peritonealer Verimpfung in 5 bis 7
Tagen rötlich. Dann aber folgt nicht eine Steigerung, sondern wieder eine Abschwä-
chung der Giftigkeit. Die eingefübrten Bacillen vermehren sich im Centralnerven
System UDd afficiren die Meningen, das Nervengewebe selbst und sammeln sich in
grofsen Mengen im Liquor cerebrospinalis an Im nervösen Gewebe finden sich die
Bacillen besonders zahlreich in der Nähe der Gefäße, Die anderen Organe zeigen
oft das anatomische Bild der Miliartuberculose, die Niereu aber auch ohne diese
immer die Zeichen der trüben Schwellung und der Zellnecrose. M. Brsscli.
C. Jacobj, Untersuchungen Ober den Kraftsinn. Archiv f. exp. Path.
u. Pharm. 1893, August.
J. beschreibt einen neuen Apparat, mit Hülfe dessen die Grenze des Krafuinnes
d. h. derjenige Gewichtszuwachs, der zu einem gegebenen Ausgangsgewichte gerade
noch erkannt wird, mit genügender Genauigkeit und in kurzer Zeit bestimmt wird.
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320
Mkhbbp. — Rirtkma. — Hirst.
No. 18
Der Kraftsinn (da« UnterscheidungsrermHgen für die Grfifse gehobener Gewichtel hingt
Dicht ab ron dein Tast- oder Drucksinn der Haut, auch nicht ron einer «on den
Sehnen oder Muskeln aus »ermittelten Empfindung ihres Spammngszustsndes, sondern
er kommt zu Stande auf Grund einer Vergleichung der GrBfse der aufgewendeten
Innerrationskraft mit der Dauer der Latenzzeit d. h. der Zeit, welche zwischen der
gewollten Hebung und dem wirklichen Eintritt der Bewegung eeretreicht. Die GrBfse
der Latenzzeit des Bewegungseintritles hängt ab ron der GrBfse der bei der Hebung
des Gewichtes zur Anwendung gebrachten Innerrationskraft (Ueberwindnng des Wider-
standes). Die Wahrnehmung des Uewegungseintrittes kennte durch die Gelenke ver-
mittelt werden (GoLdscbsiurr) oder durch sensible in dem Muskel oder der Sehne ge-
legene Apparate. 8. Kalltcher.
I. Mehrer, Ein Fall von Myelitis acuta centralis. Wiener med.
Wochensohr. 1893, No. 45.
Ein 5ljähriger Mann setzte sich an einem heilten Tage der Zagluft aus und
stürzte dann plötzlich, ohne das Bewusstsein zu verlieren, zusammen. Im Spital wird
freies Sensorium, Intaktsein der Hirnnervengebiete constatirt. Arme, Beine, Blase und
Mastdarm sind gelähmt, Parästhesien in den Beinen, Abstumpfung der Sensibilität an
den Streckseiten der Beine, 1*20 Pulse, Temperatur 38 5. Unter steigendem Fieber
bis 40 0 und asphyktischeo Erscheinungen (Parese der Atmungmuskeln) tritt der Tod
ein. Das Sensorium blieb frei, kein Decubitus trat auf. Verf stellte die im Titel
angegebene Diagnose und beschuldigt ätiologisch die Erkältuog. m. u rasch.
F« A. Rietema, Ueber Impotenz. Deutsche med. Wochenschr. 1893.
No. 44. ♦
Als die häuBgsten Ursachen der Impotenz bezeichnet Verf die Onanie und die
chronische Gonorrhoe der hinteren Uarnröhre, welche letztere zu atrophischen Zustän*
den und damit zu einer Herabsetzung der Nervenerregbarkeit in diesem Teile führen
soll. Während in Fällen der zweiten Art die locale Behandlung der chrooischen Ure-
thritis posterior die Hauptsache ist, verwendet R. bei der durch Ooanie veranlassten
Impotenz namentlich den constanten Strom , indem er anfangs nur deo absteigenden,
später, wenn sich der Pat. von der gewöhnlich vorhandenen allgemeinen Nervosität
einigermassen erholt bat, den ansteigenden Strom in allmälig zunehmender Stärke
auf das Rückenmark applicirt. Bleibt das Verfahren ohne Erfolg, so setzt er den
einen Pol auf Penis und Glans, den anderen auf die Wirbelsäule, lässt während
kurzer Zeit einen aufsteigenden Strom durchgehen und bedient sich dann rasch auf
einanderfolgender Stromwendungen. Die Behandlung soll, wenn auch nicht in allen,
so doch in vielen Fällen zur Heilung führen. H. Müller
B. C. Hirst, LoDg continueil hemorrhatte in the latter half of
pregnaney <lue to iletachment of a normally situated placenta,
and accompanied by seplic intoxication: with report of two cases.
Medical Newä 1893, Juli 22.
Verf. macht auf Blutungen in die Pladenta aufmerksam, welche bei normalem
Sitz derselben zunächst nicht zum Abort oder Frühgeburt führen, dagegen aber Sym-
ptome ron septischer Infection und Fieber herrorrufen.
In beiden angeführten Fällen bestanden längere Zeit gegen den sechsten Monat
der Schwangerschaft Blutungen nach aussen. Der bedrohliche Zustand der Mütter,
die Anämie und das Fieber niltigten, obwohl die Frucht lebte, zur Entleerung des >
Uterus, worauf Genesung eintrat. Ob es sich um Erst- oder Mehrgebärende bandelte,
wird nicht angegeben. A
Blnscndnniren für da. Centralblatt werden an die Adre.ee de. Hrn: Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin w".
Franiäeiache Btr. ee 81) oder »n die Verl.geh.ndlnny (Berlin NW. , 58. Unter den Linden) erbeten.
Verl.» ron All, net Ulrich*. Id In llwUa. — Druck' Ton L, Sibönich.t In Berlin.
I
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Wöchentlich erscheinen
I — ? BoRen ; em 8chluitc
des Jahrgangs Titel, Na-
n»en* und Sachregister.
ftir die
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20 Mark; tu beziehen
durch eile Muehhsndlun*
gen und PosianstaUeu.
mcdiciiiisclieii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowskt,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
I» Bari 1b.
1894. **• Mal. No. 19.
Inhalt: r. H olowirski, Uabar da.. Rbytbmophon. — Smith, Zur Kanntnis* der
SchwefelsAurebildung. — Hamburoib, Uniarschiede zwischen arteriellem und re
nnsem Blot. — A ntokorkhki, Einfluss der Aderlaste auf Blut und Knochenmark
— ScbOs»l«h, Koumelc, Ooiapi.ii, Maceir. Graham, Ueber Nephrorrhaphie,
Nierenresection und Nierenexatirpation. — Bucbrkb, Lriiocx Lbbarii, Einfluss
de» Lichtes auf die Bakterien. — Miksciirh, Einfluss der Meereahntie auf das Blut.
— Mott, Eeoiwoara, Zur Caauistik der FacialisUhmung. — Waddki., Albkb
t o hx u. Brioatti, Fälle von Hirntumor. — Goloscrmidt, Aetiologie uud Pro-
phylaxis der Lepra. — Vas, Zur Kenntniu der Nicotin- uud Alcobolvergiftung
Riwosch, Verhalten der Scbweinegalle zu Salaeu. — Bonn, Glycogenbestim-
mung in gelahmten Muskeln. — Lands rer, Angiom der Zunge, operative Heilung.
— Bbhnett, Ueber extracapsul&re Fractur des Schenkelhalses. — Rösa, Wirkung
der Muaculatur bei Gaumenspalte. — Bdttersack, Zur Kenntniss der Vaccine.
— Boerrham u. Fsnwik, Giftige Eiweifskörper io der Scharlachniere. — Quincke
und Rooa, Ueber Amöben- Enteritis — Kkitel, Hautaoästhesie nach Thiosinamin-
Gebraucb. — Gulbbisi u. Pacirotti, Fremdkörper im N occipitalia major —
Frkud, Zur Keoutoiss der Enuresis nocturna — Mihhlli, Hyperkeratose der
Knlueldrüseogange. — Kana, Schuasrerletzung des graviden Uterus. — Wilbor,
Wirkung giftiger Gase.
A. V. Holowinski , Physiologische und klinische Anwendungen
eines neuen Mikrophons („Rhythraophons“), bei der Auskultation
von Herz- u. Pulsbewegungen. Zeitscbr. f. klin. Med. XXVII. H. 3,4.
S. 363.
Verf. empfiehlt sein schon vor einigen Jahren construirtes Mi-
krophon, welches auf einen mechanischen Stofs mit einem
Ton reagirt, zur Untersuchung der Herz- u. Pulsbewegung. Dieses
Mikrophon soll beispielsweise beim Aufsetzen auf die Radialarterie
drei Töne erkennen lassen, welche zeitlich den Fulspunkten der
Pulscurve dieser Arterie, nämlich dem der Hauptwelle und den der
• beiden Nebenwellen entsprechen.
Beim Aufsetzen auf die Stelle des SpitzenstofeB hört man
während der Systole 4 Töne, von welchen zwei durch den Stofs
XXXII. Jahrgang. 21
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322 Smith, Zar Kenntniss der Schwefelsäurebildung. No. 19
und die zwei anderen durch die Töne des Herzens veranlasst sein
sollen.
Verf. glaubt nun, dass dieses Instrument zur Untersuchung der
genannten Vorgänge geeignet und den bisherigen cardiograpbischen
und sphygmographischen Methoden überlegen sei.
Es ist jedoch hervorzuheben, dass nur durch die letzteren der *
Nachweis erbracht werden kann, an welchen Punkten das Mikro-
phon einen Ton giebt und dass die erwähnte Behauptung, dass das
Instrument an den Fufspunkten der Wellen tönt, durchaus nicht
überzeugend nachgewiesen ist. Man wird daher nach der Ansicht
des Ref. gut thun, sowol diesen als auch den weiteren Nachweis,
dass das Instrument in der Untersuchung des Herzens oder des
Pulses überhaupt einen Fortschritt begründen kann, vom Verf. erst
abzu warten, bevor man dasselbe an wendet. HUrthle.
W. Smith, Zur Kenntniss der Schwefelsäurebildung im Organis-
mus. Pflüg. Arch. Bd. 55. S. 542.
Im Anschluss an frühere Versuche hat S. einen Hund, dessen
Ausscheidung von Stickstoff, Gesammtschwefel und Schwefelsäure
bekannt war, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je 1 g Aetbyl-
sulfid, zusammen entsprechend 0.711 g Schwefel eingegebeo. Das
Befinden des Tieres wurde dadurch nicht alterirt, die Stick-
stuffausscheidung stieg ein wenig an, die Schwefelsäureausscheidung
zeigte gleichfalls eine geringe Zunahme, die man wohl berechtigt
ist, auf einen etwas vermehrten Eiweifszerfall im Körper zu be-
ziehen. Das Aethylsulfid wird danach nicht oxydirt. Die Ge-
sammtschwefelausscheidung stieg um 0.33 g, es muss somit ein
grofser Teil des Aethylsulfid’s auf einem anderen Wege elimi-
nirt sein.
Obwohl sonach Aethylsulfid, Aethylmercaptol (nach früheren
Versuchen des Verf. ’s) und Thiophen nach Versuchen von Hkftbh),
welche alle die Constitution =C — S — C= besitzen, durch den
Körper gehen, ohue dass ein Teil des Schwefels zu Schwefelsäure
oxydirt wird, schützt diese Constitution doch nicht alle Körper,
welche dieselbe besitzen, vor dem Oxydirtwerden im Organismus.
Dieses hat Verf, früher vom Carbaminthiosäurethylester
NH \ /CH,
,-2 >C — S — C — H nacbgewiesen, welcher eine Vermehrung der
\H
Schwefelsäure des Harns hervorbringt. Dasselbe gilt, wie Verf.
NH,\ /°00H
jetzt zeigt, von derCarbaminthioglycolsäure
\ /C-S-C-H
welche demselben Hund an 2 Tagen in der Quantität von je 1 g
des Kaliumsalzes eingegeben wurde, entsprechend zusammen 0.3699 g
Schwefel und 0.1618 g Stickstoff. Jedes Mal trat nach 2 Stunden
«
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No. 19. Hamburorr, Unterschiede zwischen arteriellem o. venösem Blnt. 323
Erbrechen auf. Der in Form von Schwefelsäure ausgeschiedene
Schwefel stieg danach im Ganzen um 0.216 g.
Da die Möglichkeit vorliegt, dass die Carbaminthioglycolsäure
sich im Magen in Carbaminsäure und Thioglycolsäure spaltet, so
föhrte Verf. in einer folgenden Versuchsreihe das Kaliumsalz der
Carbaminthioglycolsäure subcutan ein: der Erfolg war ganz der-
selbe: 72 pCt. des in der Substanz eingeföhrten Schwefels fanden
sich als Schwefelsäure im Harn.
S. zieht daraus den Schluss, dass das bei der Zersetzung der
Eiweifskörper im Organismus entstehende Umwandlungsproduct
den Schwefel wahrscheinlich in der Bindungsform = C — SH ent-
hält. Schließlich berichtigt Verf. noch einen in einer früheren
Versuchsreihe vorgefallenen Irrthum bezöglich der Stickstoffaus-
scheidung — die Zahlen sind zu verdoppeln, da eine Halbnor-
malsäure för eine Normalsäure gehalten worden war — , welcher jedoch
auf die Schlussfolgerungen ohne Einfluss ist (dem Ref. waren da-
mals die niedrigen Stickstoffzahlen aufgefallen und er hatte dieses
in seinem Referat dieses Blattes 1893 S. 130 auch bemerkt, nur
sind damals hinter dem Wort „Zahlen“ die Worte „för N“ ausge-
fallen). IS. Salkowski.
H. J. Hamburger, Diff^rence entre la Constitution du sang vei-
neux et du sang artöriel. Arcb. de pbysiol. 1893, S. 336.
Nach den Untersuchungen des Verf. am Pferdeblut halten die
roten Blutkörper des Arterienblutes ihren Farbstoff fest in einer
NaCl-Lösung, in welcher die des Venenblutes schon eioen Teil des
Farbstoffes in Lösung gehen lassen. Carotisserum enthält etwas
weniger feste Stoffe (hauptsächlich Eiweifs) und Alkali, aber etwas
mehr Chloride als Jugularisserum ; die Differenzen im Procentge-
halt liegen indess zumeist erst in der 2., seltener in der 1. Deci-
male. Diese Unterschiede können nicht einzig und allein auf den
verschiedenen COj-Gehalt zuröckgeföhrt werden, denn auch nach
Schütteln mit Luft sind sie noch vorhanden. Was för beide Blut-
arten im defibrinirten Zustande gilt, das trifft, wie Control versuche
lehren, auch för das nicht defibrinirte Blut zu. Der Einfluss von
Säuren und Alkalien auf normales und auf defibrinirtes Blut ist
der nämliche. Das defibrinirte Blut ist daher auch noch als leben-
des Blut zu betrachten und behält diesen Character för viele Stun-
den, wenigstens bei einer niederen als der Körpertemperatur.
Zwischen. 10 und 38° hat die Temperatur keinen erkennbaren Ein-
fluss auf die Verteilung der einzelnen Bestandteile zwischen Plasma
und Blutkörper. Bei vergleichenden Blutuntersuchungen ist die
getrennte Analyse der Körperchen und des Serums der Gesammt-
analyse vorzuziehen, weil das Verhältnis zwischen Plasma und den
körperlichen Elementen nicht dasselbe ist, wie im lebenden Körper
und weil schon eine kleine Aenderung io diesem Verhältnis grolse
Aenderungen in der resp. Zusammensetzung zur Folge hat. Das
2t*
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324 Antokonknks, Eiufluss der Aderlässe auf Blut und Knochenmark. No. 19
Stadium der Körperchen und des Plasma kann durch dasjenige der
Körperchen und des Serum (aus defibrinirtem Blute) ersetzt wer-
den, vorausgesetzt, dass die Defibrinirung bei Luftabschluss erfolgt.
Umgekehrt führt man bei der gewöhnlichen Methode (Schlagen
des Blutes an der Luft) eine anormale Verteilung der Blutbestand-
teile zwischen Körperchen und Serum herbei; deshalb ist die Mehr- j
zahl der bisher ausgeführten Blutuntersuchungen zu beanstanden
und unter Vermeidung des gedachten Fehlers zu wiederholen.
J. Munk.
G. L. Antokonenks, Sur les altdratious anatomiques du sang et
de la moelle des os longs sous l’influence des fortes saigndes.
Arch. des Sciences biologiques. p. p. l’inst. etc. Petersb. 1893, II. S. 517.
In dem ersten Teil seiner Arbeit beschäftigt sich Verf. mit den
Veränderungen, die das Blut in seiner Zusammensetzung nach
starken Aderlässen erleidet. Diese für den ganzen Aufbau des
Bluts wichtige Frage ist von den einzelnen Forschern sehr verschie-
den beantwortet worden; während die einen die bald nach dem
Aderlass zu konstatirende Vermehrung der weifsen Blutkörperchen
als das Wesentlichste hinstellen, betrachten die andern dieselbe nur
als eine Folge der Wundeiterung. Ausserdem ist von den meisten
Forschern vernachlässigt worden, die abgelassene Blutmenge durch
physiologische Kochsalzlösung zu ersetzen, um so den rein mecha-
nisch bedingten Zustrom von Gewebsflüssigkeit zu vermeiden. Verf.
hat nun an einer gröfseren Reihe von Hunden experimentirt , bei
denen er teils einmal, teils wiederholt Aderlässe gemacht hat, indem
er bei einem Teil derselben intravenöse Injectionen von 0.3— 0.75pCt.
Kochsalzlösung anschlofs. Das Resultat der sehr ausführlich in
Tabellen mitgeteilten Versuche war, dass eine Vermehrung der Leu-
kocyten fast unmittelbar naah dem Aderlass eintrat, die am Ende
des ersten Tages ihr Maximum erreichte. Die Vermehrung, die
Anfangs junge und alte Zellen betrifft, bezieht sich bald vorwie-
gend auf die jungen Lymphocyten, die am Ende der ersten Woche
in nochmaliger Steigerung ihr Maximum erreichen. In diesem Sta-
dium oder in dem des Abfalls zur Norm wiederholter Aderlass
lässt die Leukocyten noch Bteigen. Die Zufuhr von Kochsalzlösung
nach dem Aderlass verzögerte das Auftreten derselben und liefe
eine Abnahme der Alteren Zellen erkennen.
Verf. will für das Auftreten der Leukocytose neben dem
schnellen Zuströmen weifser Blutkörperchen eine Verlangsamung in
dem Entwicklungsgang und Zerfall derselben verantwortlich machen.
Während die Vermehrung der jüngsten Elemente am Tage nach
dem Aderlass dem raschen Zuströmen zuzuschreiben ist, lässt sich
die Verminderung der grofsen Lymphocyten durch einen rascheren >
Durchgang der Leukocyten durch dies Stadium, die Vermehrung
der reifen Formen dagegen durch längeres Verharren in diesem
Stadium erklären.
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No. 19.
SchÜssi.kr, Kümmbll, Dobrflbh, Mackik, Ghabam,
325
Der zweite Teil der Arbeit ist den Veränderuntren des Kno-
chenmarks nach dem Aderlass gewidmet. Nachdem Verf. zunächst
die vorhandene Litteratur einer Besprechung unterzogen hat, die in
der Auffassung sowohl des Aufbaus wie der Function des Knochen-
t marks sehr verschiedene Ansichten aufweist, geht Verf. zu seinen
eigenen Versuchen Ober, die er an Hunden derart anstellte, dass
er sie 2, 3 oder mehrere Tage nach einem Aderlass tötete. Das
Knochenmark wurde in MücLKu’scher Flüssigkeit gehärtet, die sich
vor den anderen IlärtungsflOssigkeiten durch bessere Fixirung des
Hämoglobins auszeichnete. Am Tage nach dem Aderlass war eine
starke Vermehrung der weifsen Zellen mit blofsem, durchscheinen-
dem Protoplasma zu konstatieren; einige derselben hatten Hämo-
globin in sich aufgenommen. Daneben fanden sich Zellen, d'e den
kernhaltigen, roten Blutkörperchen des Blutes entsprachen. Ein 2
Wochen nach dem ersten ausgeffihrter 2. Aderlass liefs im Kno-
chenmark nur mononucleäre, mit runden Kernen versehene Zellen
erkennen. Nach dem dritten Aderlass waren die verschiedenen
Stadien der Lymphocyten zu sehen, die Kontour des Protoplasma
war mit Hämoglobin gefärbt. Aus diesen Befunden schliefst Verf.,
dass zuerst die kleinen Lymphocyten in das Gewebe hereinwan-
derten, z. T. Hämoglobin aufnähmen und ihren Kern verlieren.
Ein anderer Teil macht die bekannten Entwicklungsstadien der
1 Lymphocyten durch und geht dieselben Veränderungen, wie der
erstere Teil nur dann ein, wenn die roten Blutkörperchen im Blut-
system unzureichend werden. Erst bei nochmaligem Reiz durch
diesen Mangel an roten Blutkörperchen nehmen die reiferen Lympho-
cyten bei voller Thätigkeit Hämoglobin auf. Das Knochenmark
hat die doppelte Function, hämoglobintragende und farblose Zellen
zu schaffen. Nach starken Blutverlusten steigt die erstere F'unction;
die hämoglobintragenden Zellen nehmen schliefslich den roten Blut-
körperchen analoge Formen an. M. Rothmann.
1) H. Schüssler, Zur Indicationsstellung der Nephrorrhaphie. Fest-
schrift zur Feier des 70jähr. Geburtstages von Frikbricb v. Es-
march. Kiel u. Leipzig 1 893, S. 163.
2) H. Kömmell, Zur Resection der Nieren. Archiv f. klin. Chir.
XLV1, S. 310.
3) H. Doerfler, Nierenexstirpation wegen Steinniere. Münchner med.
Wochensohr. 1893, No. 29.
4) W. Mackie, Renal neoplasms, with report of two cases of
nephrectomy. Amor. med. News 1893, Aug. 5.
5) D. W. Graham, Observations on moveable Kidney with hydro-
* nephrosis. Internat, med. Magaz. 1893, p. 626.
1) Die unter 150 F'ällen beweglicher Niere bei 2 in jungfräu-
lichem Zustande befindlichen Personen beobachtete Dislocation des
Organs nach innen und vorn in die Regio pylorica hält Verf. für
angeboren. Die sehr erheblichen Beschwerden sind durch keine
Digitized by Google
326 lieber Nephrorrbaphie, Nierenresection und Nierenexstirpation. No. 19
Bandage oder Palliativ - Mittel zu beseitigen und sollten — nach
Verf. — von vornherein mit der Nephrorrhaphie behandelt werden.
Diese bei einer 25jährigen Pat. ausgeführte Operation (bei der die
Seidennähte, welche die Niere an die Musculatur befestigen, immer
durch die Nierensubatanz mit durchgelegt werden) erzielte vollen
Erfolg, da die betr. Pat. bis jetzt d. h. 2 '/, Jahr nach der Ope-
ration, recidivfrei geblieben ist.
2) Drei von Verf. in extenso mitgeteilte Nierenresectionen betr.
einen Fall von einer durch Stein bedingten teilweisen Absscedirung
der Niere, bezw. einen solchen einer anscheinend umschriebenen
entzündlichen Neubildung und einen Nierenechinococcus beweisen,
dass auch das Nierengewebe des Menschen chirurgische Eingriffe
in relativ leichtjr Weise zu Oberwinden vermag und gröfsere Teile
der menschlichen Niere bis fast zur Hälfte ohne Nachteil für die
secretorischen Functionen abgetragen werden können. Da es nicht
immer angeht, den anatomischen Längsschnitt bei den Nierenresec-
tionen zu wählen, so kann bei ihnen die Blutung oft eine starke
werden. In dem zweiten Fall Verf.’s gelang die Stillung der Blu-
tung nicht vollständig durch die Vereinigung der Wundflächen,
weil einige Nähte durchschnitten. Die Niere musste an die Haut
fixirt werden, worauf durch Jodoformgaze-Tamponade die Blutung
stand. Als Indication der Nierenresection sind zunächst gutartige
Tumoren und Echinococcen zu nennen; ferner ist sie bei Pyelone-
phrose und Abscedirungen angezeigt, indem hier die einfache Inci-
sion dem Eiter nicht immer genügenden Abfluss schafft, anderer-
seits die vollständige Entfernung des Organs in Folge vorausge-
gangener perinephritischer Processe und Verwachsungen sehr er-
schwert ist. Ausser in den vorliegenden 3 Fällen sind Nierenresectionen
von Lokvi, BtBDKNHF.uRR, de Paoli und Wkitz unternommen worden.
Als einziger Fall von teilweiser Entfernung des erkrankten Organs
war ausser dem von ihm ausgeführten nur einer aus der CzKBNt’schen
Klinik von Verf. angeführt. (Ref. erinnert, dass V. v. Bbons bereits
bereits 1870/71 die Nierenresection nach Schussverletzung ausgeführt,
auch der Fall von Czkbny war ein traumatischer).
3) Betrifft eine Frau, bei der 23 Tage nach Eröffnung eines
linkseitigen Nierenabscesses wegen Fortbestehen von Fieber und
Pyurie, nachdem die Sondirung der Nierenincision einen Stein er-
geben, durch queren Lendenschnitt nach Kocbbb die Nephrectomie
gemacht wurde. Neben verschiedenen kleineren Concrementen in
Höhlen in der Nierensubstanz ergab sich im Nierenbecken ein 5 cm
langer, 2 cm breiter, rundlicher Stein, mit verschiedenen Fortsätzen
für die erweiterten Nierenkelche, dessen Zusammensetzung und son-
stige Beschaffenheit aber nicht näher angegeben ist. Heilung er-
folgte unter nachträglicher Bildung einer Darmfistel, welche sich
aber durch Narbenretraction von selbst schloss.
4. a) Bei einer 22jähr. Frau wurde vor 5 Monaten in der rechten
Seite unmittelbar nach einem Fall eine Geschwulst entdeckt, welche
stetig wachsend schliefslich von der rechten Lumbar-Region bis
No. 19.
Niereilex« tirp&tion.
327
jenseits der Mittellinie und unterhalb des Nabels sich nach vorn
erstreckte und sich nach Insufflation des Rectums als eine nicht
mit der Leber zusammenhängende retroperitoneale Geschwulst er-
wies. Bei der Laparotomie zeigte sich die linke Niere gesund; an
Stelle der rechten aber ein Tumor, dessen Herausschälung nach
* Verziehung des Colon ascend. nach der Mitte durch einen Schnitt
an dessen Aussenntnde durch das Bauchfell gelang. Entsprechend
dem Befund von stellenweiser Fluctuaction vor der Operation bot
der 11 Pfund schwere Tumor vielfache Erweichungsherde, nur in
seinem unteren festem Teil war noch Nierengewebe vorhanden, im
Uebrigen stellte er sich histologisch als Rundzellensarcom dar.
Nach 10 Monaten zeigten sich Recidive im Stumpf und im unteren
Winkel der Incisionsnarbe in den Bauchdecken; der Tod erfolgte
nach weiteren 2 Monaten an (durch die Section beglaubigten)
Lungenmetastasen.
b) Bei der 26jähr. Frau hatten sich in zeitlichem Zusammen-
hang mit der letzten vor 1 */« Jahren durchgemachten Schwanger-
schaft Erscheinungen von Beweglichkeit der rechten Niere verbun-
den mit Colik- Anfällen und gleichzeitiger Hämaturie eingestellt.
Die Niere erschien rechts vom Nabel gelegen, nur in der Richtung
von vorn nach hinten verdickt und frei nach hinten zu verschieb-
lich. Bei Probeincision in die Lende (nach Kömo) und explora-
i torischem Eindringen des Fingers mittelst Ignipunctur ergaben sich
weiche Massen in fester Umgebung. Nach Entfernung der Niere,
(welcher schnell völlige Genesung folgte) erschien auf dem Durch-
schnitt eine Geschwulst von Gröfse eines Lawntennis-Balles, welche
von der Marksubstanz sich in das Nierenbecken erstreckt. Die-
selbe bestand zum grofsen Teil aus Gerinnseln, nach deren Entfer-
nung sie Bich deutlich als Papillom erwies, ebenso wie sich noch
2 kleinere Papillome des Nierenbeckens fanden.
5) An 4 z. Th. ziemlich verschiedenartige Fälle werden fol-
gende Schlusssätze geknöpft: 1) Intermittirende Hydronephrose ist
eine häufige Folge von Wanderniere. 2) Geistige Unruhe kann
das einzige Zeichen einer beweglichen Niere oder einer Hydrone-
phrose sein. 3) Andererseits können functionelle Störungen aller
Nachbarorgane bestehen. 4) Störung der Nierenfunction kann
weniger hervortreten als die anderer Organe. 5) Hydronephrosis
ist ein fortschreitend zerstörender Krankheitszustand. 6) Nephror-
raphie ist als Präventivmafsnahme dort auch angezeigt, wo eie nicht
durch die Stärke der Krankheitszeichen erforderlich erscheint. 7) Die
einmal entwickelte Hydronephrose ist mit Sicherheit durch Nephro-
tomie von der Lende her mit Drainage zu behandeln. 8) Nephrec-
tomie bei Hydronephrosis ist nur gerechtfertigt, wenn die Nieren-
• Substanz gänzlich zerstört oder der Ureter völlig undurchgängig ist.
P. Qüterbock.
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3'28 Bochnf.h,Lisi»oi'x-Lkbaki>, Einfluss des Lichtes auf di» Bacterien. No. 19
1) Buchlier, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien und Ober
die Selbstreinigung der Flösse. Archiv f. Hygiene 1893, Jubelband.
XVII. S. 179.
2) Ledoux-Lehard, Action de la luraiere sur le baciile diphthe-
rique. Arch. de med. exper. 1893, V. No. 6. S. 779.
1) Die Isar hat oberhalb Mönchen im ccm Wasser 305 Keime,
in Mönchen 15231 und nach 33 km langem Lauf bei Freising 2378.
Da bei dem schnellen Lauf derselben weder Sedimentirung noch
sonst eines der för die Selbstreinigung angeführten Momente dies
bewirken konnte, kam Bücbnbk als einzig denkbare Ursache auf das
Sonnenlicht.
Um för diese Ansicht einen experimentellen Untergrund zu
bekommen, stellte er verschiedene Versuche mit Typhusbacillen,
Bacterium coli, Pyocyaneus, Cholera und einigen nicht pathogenen
Bacterien an. Diese Bacterien wurden fein suspendirt, in Wasser
aufgeschwemmt und in Kolben, Cylindern oder Blechgefäfsen dem
Licht ausgesetzt. Meist wurden die Versuche im Freien gemacht
und die Wassertemperatur durch Thermometer gemessen.
In einer zweiten Versuchsreihe stellte B. Agarplatten, die be-
sät und teilweise bedeckt waren, in’s Licht, und in einer dritten
wurden beschickte Agarplatten verschiedene Tiefen in den Starn-
berger See hinabgelassen und längere Zeit der Lichtwirkung aus-
gesetzt, um die Tiefe der Sonnenwirkung zu messen. Weiterhin
wurde auch der Bacteriengehalt der Isar in seiner Schwankung
durch die Tagesbelichtung und Nachtbeschattung festgestellt.
Es stellte sich bei allen Versuchen heraus, dass das directe
Sonnenlicht einen sehr gewaltigen desinficirenden Einfluss ausöbt
und innerhalb einer Stunde eine sehr tiefe Wasserschicht von be-
stimmten Bacterien befreien kann. Natürlich ist es nicht för alle
schädlich, so namentlich nicht för die Begiatoaarten. Auch das
diffuse Tageslicht wirkt bei längerer Dauer (ca. 8 Stunden) stark
desinficirend. Eine ähnliche Wirkung hatte electrisches Bogenlicht.
Von den Farben des Spectrums wirkte nur der hellste Teil des-
selben antiseptiich, Grön, Blau und ein Teil des Violett. Ganz in-
different dagegen erwies sich Roth und Ultraviolett.
Die Tiefe in welcher das Licht noch wirksam ist, erstreckte
sich bei oben genanntem Versuch bei klarem Wasser und Himmel
auf 2 m.
Die geringste Bacterienmenge in der Isar wurde zwischen 8
bis 1 1 Uhr abends wahrgenommen, die höchste zwischen 4—5 Uhr
morgens, so dass auch hier eine deutliche Licht Wirkung nachzu-
weisen war; die erstem Zahlen waren 5 bis 8, die letzteren 510
bis 520.
2) Verf. setzte Diphtherie- Agarkulturen oder Aufschwemmungen
derselben in Bouillon oder Wasser verschiedenen Lichtarten aus
und fand, dass geimpfte Agarplatten in ihrer Keimung und Ent-
wickelung durch diffuses Licht weder bei gewöhnlicher noch bei
Bruttemperatur gehindert wurden. Directes Sonnenlicht dagegen
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No 19. Mirscrki;, Einfluss der Meeresböhe auf das Blut. 329
sterilisirte ausgegossenes Agar und geimpfte Bouillon in wenigen
Tagen. Auf letztere hatte diffuses Tageslicht gleichfalls keine Ein-
wirkung, während eine Aufschwemmung von Diphtheriebacillen in
destillirtem Wasser auch von diesem in spätestens 2 Tagen sterilisirt
wurde; ebenso wurden von ihm getrocknete in dünner Schichte aus-
gebreitete Diphtheriebacillen getötet.
Die Wirkung des directen Sonnenlichtes ist viel rascher und
stärker als die des diffusen.
Auch den Einfluss verschiedener Lichtstrahlen prüfte Verf.
aber nicht durch Brechen des weifsen Lichts mittelst eines Pris-
ma’s, sondern indem er die Bacterien unter koncentririe Kalium-
bichromatlösung stellte, das nur rotgelb und grün durchlässt, oder
unter ammoniakalische Kupfersulfatlösung, welche nur für blau,
violett und ultraviolett durchgängig ist; ausschließlich letztere
Strahlen zeigten sich bacterientötend, während das durch Kalium-
bichromat gegangene Licht vollständig wirkungslos war.
Auf Grund dieser Versuche erklärt Verf. das Licht als ein
vorzügliches Prophylacticum gegen Diphtherie. Sehenden.
F. Sliescher, lieber die Beziehungen zwischen Meereshöhe und
Beschaffenheit des Blutes. Corr.Bl. f. Schweizer Aerzte 1893, No. 24.
Die zuerst von Padi. Brri ausgesprochene Vermuthung, dass
bei- der Adaptation von Menschen und Tieren an die dünne Luft
grofser Höhen eine Vermehrung der Blutköt perzahl oder der Hämo-
globinmenge eine Rolle spielen könnte, veranlasste eine Reihe von
Forschern zu diesbezüglichen Blutuntersuchungen. Die vorliegende
Arbeit von M. stützt sich hauptsächlich auf Untersuchungen, die
Eoukk in Arosa an 27, teils gesunden, teils mehr oder minder
schwer erkrankten Personen vornahm; alle wurden unmittelbar nach
der Ankunft in Arosa und nach mehrtägigem Aufenthalt daselbst
untersucht. Alle ohne Ausnahme, auch diejenigen, bei denen der
Uebertritt in’s Hochland keine erhebliche Aenderung der Lebens-
weise mit sich brachte (Kellner, Postbeamte u. s. w.), zeigten, wenn
auch in verschiedenem Grade, eine erhebliche Zunahme der Blut-
körperzahl. Dasselbe Resultat ergab die Blutuntersuchung von
Kaninchen. Die Zunahme betrug 14— 63 pCt. in 3 — 5'/j Wochen.
Nach einer bestimmten Zeit hört die Zunahme auf, doch scheint die
Dauer des Stadiums der numerischen Zunahme sehr zu variiren.
In einigen Fällen war nach 11— 15 Tagen ein vorläufiges Maximum
erreicht, in anderen schien die initiale Zunahme viel länger anzu-
dauern. Das erste Maximum war nicht immer ein definitives. Was
den Hämoglobingehalt betrifft, so zeigte sich auch hier bei Allen,
mit einer einzigen Ausnahme, eine Zunahme bis zu 28 pCt. Die
Zunahme des Hämoglobingehalts entsprach nicht regelmäfsig derje-
nigen der Blutkörperchen. Wichtig, namentlich auch in therapeu-
tischer Hinsicht, ist die Frage: was geschieht, wenn derartige Per-
sonen in’s Tiefland zurückkehren? Und dabei ergiebt sich die über-
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330 Mott, Edok worth, Zar Casuistik der Facialislähmung. No. 19
machende Thatsache, dass alsdann all’ die obengenannten Verän-
derungen ebenso schnell verschwinden, wie eie entstanden waren;
dies wurde selbst nach Jahre lang dauerndem Aufenthalt im Hoch-
lande beobachtet. Es handelt sich hier also um eine äusserst feine
und zweckmäfsige Regulireinrichtung: die Wirkung eines geringen
Sauerstoffpartiardrucks der Luft wird durch einen gröfseren Hämo- »
globingehalt des Blutes compensirt, so dass die Organe sich wieder
einer normalen Gewebsatmung erfreuen und die anfangs störenden
Acclimatisationsbesch werden, Herzklopfen, Kurzatmigkeit u. s. w.
verschwinden können. Die Frage, in welcher Weise die genannten
Veränderungen zu Stande kommen, wodurch ihr Entstehen begün-
stigt und bedingt wird, sucht M. in ausführlicher Weise zu beant-
worten; es würde zu weit führen, hier näher auf die von M. auf-
gestellten Theorien einzugehen und muss demnach hier auf das
Original verwiesen werden. Aus den Schlussbemerkungen des Verf.
sei noch hervorgehoben, dass dasjenige Höhenklima als das beste
und heilkräftigste anzusehen ist, welches ein Maximum von hämo-
poötischer Reaction neben einem Minimum von Acclimatisationsbe-
schwerden veranlasst. Dieses Höhenoptimum ist nicht für alle
Menschen dasselbe, sondern schwankt in ziemlich beträchtlichen
Grenzen. K. Kronthal.
1) Fr. W. Mott, A case of peripheral facial diplegia. Brit. med.
Journ. 1893, Dec. 2.
2) F. H. Edgeworth, Case of bilateral facial paralysis due to in-
jury by forceps at birth. Ebenda. 1894, Mo. 1723.
1) Ein 17jähriger Mensch wurde im Laufe dreier Tage erst
an der linken, dann an der rechten Gesichtshälfte, hier stärker, ge-
lähmt. Es bestand ausgesprochene Diplegie. — Keine Geschmacks-
störung, Gaumensegel normal functionirend, Gehörorgane beiderseits
gesund. Erhaltene normale galvanische, erhöhte faradiscbe elec-
trische Erregbarkeit. Andere Symptome nervöser Störung fehlten.
Heilung innerhalb drei Wochen (Jodkalium, Strychnin, Galvani-
sation).
2) Verf. beobachtete bei einem 7 jährigen Mädchen eine voll-
kommene doppelseitige Gesichtslähmung: nur die Lippen konnten
etwas bewegt und zusammengebracht, ein Licht konnte ausgeblasen
werden. Pfeifen war unmöglich. Gesichtsscelett gut entwickelt:
keine Taubheit, kein Zeichen von Mittelohraffection, Geschmacks-
vermögen erhalten, Gaumenbewegungen intact. Die electrische Er-
regbarkeit war für beide Stromesarten vollkommen aufgehoben;
Sensibilität der Gesichtshaut normal: bei Erregungen (Aerger) rö-
tete eich dieselbe.
Das Kind war das erste ihrer Mutter; erst nach mühevoller,
drei Tage währender Geburtsarbeit wurde es durch die Zange ent-
wickelt. Vor beiden Ohren bestanden Anschwellungen, die erst
nach einem Monat verschwanden: das Kind saugte schlecht und
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No. 19. Wakdbl,Albkrtomu.Bkigatti, Fälle v. Hirntumor. — Goldschmidt, 331
konnte das Gesicht nie so wie andere Kinder bewegen. Andauernde
bilaterale durch Zangendruck entstandene Gesichtslähmungen sind
sehr selten bezw. bisher noch nicht beschrieben. Bernhardt.
1) W. Waddel, Some clinical notes on a case of tumour of the
Pituary Body. The Lancet 1893, April 22.
2) Albertoni e Brigatti, Gliom a della regione rolandica, estirpa-
zione, guarigione. Ririst. sperim. di freniatria e de med. leg. XIX.
1) Bin 49jähriger Mann litt September 1890 ca. 2 Jahre lang
an Sehbeschwerden, die auf einer bitemporalen Hemianopsie be-
ruhten. Die Augäpfel waren prominent, die Pupillen gleich und
von guter Lichtreaction: Augenhintergrund und Augenmuskeln
waren normal. Januar 1891 zeigte er heftigen Stirnkopfschmerz,
Prostration, Uebelkeit, Erbrechen, und diese Beschwerden wieder-
holten sich anfallsweise; dazu trat Benommenheit, zeitweiliger Stu-
por, Gedächtnisschwäche, rechtsseitige Pupillenerweiterung. April
1891 trat eine rechtsseitige Hemiplegie hiozu, ferner Erweiterung
der linken Pupille, Bewustlosigkeit, Aphasie, Decubitus und nach
4 Wochen der Exitus letalis. Die Section erwies einen Tumor reep.
eine erhebliche Hypertrophie des vorderen Teiles der Glandula pi-
tuitaria; der Tumoi war ca. 1 Zoll lang und fest, ohne Zeichen der
Malignität. S. Kalischer.
2) Die Verfif. berichten über die operative Entfernung eines
im sulcus Rolandii sitzenden Fibroglioms, welche in Bezug auf
Heilungsresultat und Dauer gleich beachtenswert ist. Die Diagnose
war gestellt worden auf Grund von jACKsuji’scher Epilepsie, stets
an der L. U. E. beginnend, ferner auf Grund von allmälig sich
steigernder Parese derselben Extremität mit Steigerung der Reflexe
und doppelseitiger Neuritis optica. SensibilitätsveränderuDgen wareo
nicht nachweisbar. Post operationem blieben die Krampfanfäile fort,
die Parese besserte sich erheblich, und die Neuritis optica war ver-
schwunden. Nur die Reflexsteigerung bestand fort. Bestand der
Heilung bisher 1 '/, Jahre. Placzek.
3. Goldschmidt, Zur Aetiologie und Prophylaxis der Lepra. Berl.
klin. Woohonscbr. 1894, No. 7.
Des Verf.’s langjährige Erfahrungea auf Madeira sprechen für
die directe Uebertragung der Lepra von Mensch auf Mensch;
begünstigt wird dieselbe ohne Zweifel durch sociales Elend: schlechte
Wohnräume, unterwertige Nahrung u. dergl. Die Mittel zur Aus-
< rottung der Krankheit müssen je nach den Verhältnissen verschie-
dene sein. Es lassen sich die Nationalitäten oder Rassen einteilen
in solche, 1) die trotz wiederholter Importation von Leprösen sich
der Seuche stets erwehrt haben (vereinigte Staaten Nordamerika^,
Canada, Australien), 2) die in hietorischer Zeit inficirt worden sind
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332 Aetiologie etc. — Vas. Zur Kenntnis» d. Nicotin- u. Alcobolvergiftung. No. 1 9
und günstigen Boden abgegeben haben (dahin gehört z. B. Ma-
deira), 3) die früher inficirt, jetzt (wie Verf. glaubt in Folge ihrer
Civilisation) frei von Aussatz sind (Europa), 4) die von jeher in-
ficirt bis auf den heuutigen Tag in gleicher Weise inficirt geblie-
ben sind (China, Hinter- und besonders Vorderindien). — Für die
immunen oder immun gewordenen Länder (1 und 3) dürfte eine,
durch genaueste Statistik unterstützte, sorgsame Ueberwachung der
vorhandenen Fälle, Unterbringung der Mittellosen in Leproserien,
möglichste Verhütung der Verheiratbung Lepröser, Verbot der Ab-
impfung von den Kindern solcher, genügen. In Ländern dagegen,
wo die Seuche innerhalb weniger Jahre grofse Fortschritte gemacht
hat, oder die sich überhaupt als günstiger Boden für sie gezeigt
haben (2) ist eine vollkommene und strenge Abschliefsung der
Kranken und die Gründung möglichst zahlreicher Leproserien
durchaus erforderlich, zumal die hier in Frage kommenden wenig
civilisirten Rassen sich für eine blofse Beaufsichtigung nicht diaci-
plinirt genug erweisen würden. Was die Nationalitäten mit stag-
nirender Cultur (China) betrifft, bei denen sich der Aussatz bis auf
den heutigen Tag in annähernd gleicher Stärke erhalten hat, so ist
zu hoffen, dass (wie es schon jetzt in Japan der Fall zu sein
scheint) die Seuche mit civilisatorischen Fortschritten allmälig ab-
nehmen und veschwinden wird. Doch sollte namentlich in Vorder-
indien, das neben China wohl die meisten Fälle nach anderen Län- t
dern importirt, durch strenge Internirung der Kranken mit ihren
Familien, wenn auch nicht in Leproserien, so doch in ihren Dörfern,
durch Anbahnung einer besseren Ernährung u. s. w. energisch ein-
geschritten werden. — Schliefslieh wünscht Verf., dass auf dem
bevorstehenden internationalen medicinischen Congresse Sachkundige
über ein allgemeines Vorgehen berathen und entsprechende Vor-
schläge machen. Am zweckmäfsigsten aber wäre es, wenn Grofs-
britannien, das in seinem Colonialreiche die grösste Anzahl Aus-
sätziger beherbergt, die Initiative übernehmen und einen internatio-
nalen Congress zur Bekämpfung der Lepra einberufen wollte.
H. Möller.
F. Vas, Zur Kenntniss der chronischen Nicotin- und Alcoholver-
giftung. (Pharm. Institut Strafsburg). Archiv f. exp. Path. u. Pharm.
XXX. p. 140.
Gegenüber den widerspruchsvollen literarischen Angaben über
die Producte im Tabakrauche gelang es dem Autor, durch Analyse
exact nachzuweisen, dass derselbe Nicotin und zwar in beträchtlicher
Menge enthält.
Die durch Wochen an Kaninchen durchgeführten Intoxications-
versuche ergaben, dass häufige Nicotinzufuhr in kleinen Dosen Ab-
sinken des Hämoglobingehaltes wie der Zahl der roten Blutkörper-
chen, Zunahme der Leukocytenzahl , und Abnahme des Körperge-
wichts bedingt.
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No. 19.
Rtwusi-h. — BuLrt. — Lahdbrkk.
333
Analoge Versuche mit Alcohol ergaben ebenfalls als Folgeer-
scheinung Abnahme des Hämoglobingehnltes des Blutes bei gleich-
bleibender Zahl roter Blutkörperchen, sowie des Körpergewichtes.
Eine Leukocytenzunahme wird nicht beobachtet.
Oie nutritive Störung, die diesen beiden Giften folgen, äussert
sich auch in StructurverÄnderungen des Nervensystems. Die nach
der Nissi/scheo Methode behandelten Rackenmarksschnitte ergaben
för Alcohol wie Nicotin identische Veränderungen : homogene
Schwellung der Vorderhornzellen, Schwund und degenerativen Zer-
fall des Chromatins derselben.
Der Arbeit ist eine Tafel mit Reproductionen der anatomischen
Veränderungen beigefögt. Pobl.
D. Rywosch, Ueber das Verhalten der Schweinegalle gegen neu-
trale Salze bei Gegenwart von taurochol- oder glycocholsauretu
Natron. Cbl. f. Physiol. 1893, H. 18.
Bei Versuchen, in welchen es darauf ankern, Schwsinegalle neben der Galle des
Rindes oder Hundes oaebsuweisen, machte Verf. die Erfahrung, dass die fQr Schweine-
galle characteristische Reaction der Fällbarkeit der Scbwemegalle durch Neutralsalze,
namentlich Natriumsulfat in derartigen Mischungen oft im Stich lasst R stellte
daraufhin Versuche mit a-hyoglycocbolsaurem Natron einerseits, taurocbolsaurem und
glycocbolsaurem Natron andererseits an, aus welcbeo sich ergab, das« die beiden
letztgenannten Salze die Fähigkeit besitzen, die Ausfillung des a - hyoglycholsaurem
Natron durch Neutralsalze zu rerbindern. Diese Hinderung Rodet in ganz be-
stimmten Verhältnissen statt, sodsss sich darauf so.-ar eine Methode zur Bestimmung
der Taurocbolslure gründen liefse, wofür Verf. mehrere Beispiele anführt.
E. Halkowik
H. Boldt, Glycogenbestimmung im Muskel nach Nervendurchschnei-
dung. Dissert. Würzburg 1893.
Einer grBfseren Reihe von Fröschen hat Verf, unter Klhkci.'s Leitung, den N.
ischiadicus der einen Seite durchschnitten. Nach Inlerrall ton 1 — 10 Tagen wurde
je eine aus 4—5 Frischen bestehende Gruppe getötet und der Glycogengehalt der
rereinigten Schenkelmuskeln der gesunden Seite sowie diejenige der entnemen Seite
nach BhCke-KOlz bestimmt. Es ergab sich, dass nach einem Tage auf der durch-
schnittenen Seite der Glycogengehalt um die Hälfte, nach 3 Tagen um \ grBfser war
als auf der gesunden, was sich ans dem geringeren Verbranch der gelähmten, also
zur Ruhe rerurteilteu Muskeln erklärt. Nach 5 Tagen fand sich in deQ gelahmten
Mntkeln um '/„ nach 7 und nach 10 Tagen um '/, weniger Glycogen als in denen
der gesunden Seite. Diese Abnahme steht wohl im Zusammenhänge mit der fort-
schreitenden Atrophie der gelahmten Mntkeln, ton deren Bestehen Verf. sich durch
den mikroskopischen Nachweis der Kernwucherung and fettigen Entartung Überzeugte.
J. Munk.
Länderer , Faustgrol'ses Angiom der ZuDge, operative Heilung.
Festschr. zur Feier seines 70jähr. Geburtstages Fiiikokiijh von Esmauuh ge-
widmet. S. 119.
Die bei dem 5ljäbr. Pat. anscheinend seit der Geburt bestehende in den letzten
20 Jahren aber sehr gewachsene liokseitige Zungengeschwulst hatte die Nachbarteile
bereits etwas verdrängt und war der Ausgangspunkt von Blutungen und Athemnoth
geworden Nach vorheriger Tracheotomie und einigen galvanocanstischen Vorversochen
«urde nach vorheriger Ligatur der A. lingual, sin. und blutiger Erweiterung des linken
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334
Bknnktt. — Rösb. — Bcttrrsack.
No. 19
Mundwinkel» die Basis der Geschwulst durch eine vom Helte eut darchgefübrte
Gummiscblinge abgeschoürt and mit dem Galvaoocauter abgetragen. Langsame Hei-
lang ohne Zwischenfall. Bei Abschluss des Berichtes war ein Jahr nach der Operation
rerflossen. p, GStortock
E. H. Bennett, Exceptions to the type of extra-capsular fracture
of the neck of the thigh bone Dublin Joorn. of med. 1893, XI. Oct.
p. 281.
In drei zufällig im Secirsaal gefundenen Präparaten geheilter eitrncaptalirer
Oberschenkelhalsfractar fand insofern eine Abweichung von dem Gewöhnlichen statt,
als der Trochanter major unrersebrt geblieben und nur in einem Fall der Trochanter
minor mitbetroffen war. Es scheint sich dabei um eine Fractur durch Riss ohne Ein-
keilung des Schaftes in den Schenkelkopf zu bandeln und ist zum Vergleich eioe Re-
production der Abbildungen ron Astlsi Cooi-sh betreffend die typische Form der
Sehenkelbalsfracturen beigefügt worden. p. asurboek.
C. Böse, Ueber die Wirkung der Musculatur bei angeborener
Gaumenspalte. Cbl. f. allg. Path. u. path. Anatomie. IV. No. 24.
Wahrend bei regelrechten GaumeorerhÄltniseen die Verkürzung der beiden Leva-
tores ». p. allein den Abschluss der Rachenhohle bewirkt, müssen bei Patienten, deren
Gaumenspalt mit einem Obturator verschlossen wird, zu dem gleichen Zweck auch
noch die beiderseitigen M. Palatopharyngei in Tbttigkeit treten. Der M. constrictor
pharyogis hat dagegen nicht, wie Sukmsu angenommen hat, weder unter gewöhnlichen
noch auch unter krankhaften Verhältnissen irgend welchen Einfluss auf die Sprach-
bildung. Auch der P«sa*va*T'scbe Wulst wird keineswegs rom oberen Schl nndschnürer,
sondern vom Palatopharyngeus in Verbindung mit dem Stylopharyngeos gebildet.
Durch Zusammenziebung der LAngsfasero rückt die Rachenwand enger und ihre
Schleimhaut faltet sich an der oberen Grenze der LAngsmuskeln ringförmig eie.
Diese obere Grenze der I.ingsmuskulatur liegt ungefAr in der Hohe des Gaumensegels.
Darum entsteht hier der Wulst, der bei regelmAfsigen Gaumenverhaltnissen gar nicht
oder nur schwach entwickelt und auch bei Gaumenspalten nicht immer vorhan-
den ist. W. Labllnski.
Buttersack, Zur Kenntnis« der Vaccine. (Aus dem Kaiserl. Ge-
sundheitsamt.) Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 9.
Physiologisch-optische Erwägungen hatten et B. wahrscheinlich gemocht, dass der
Vaccinekeim wohl deswegen bis jetzt noch nicht gefunden wurde, weil er denselben
Brechungsesponenten mit dem ihn umgebenden Medium habe. Desswegen «bettete*
B. den Pusteliohalt mit dem muthmafslichen Vaccineerreger io Luft ein, da Luft be-
stimmt einen anderen Brechnngsezponenten hat als wAsrrige Flüssigkeiten d. h. er
untersuchte das getrocknete ungefärbte DeckglasprAparat, das er mit Wachs auf dem
ObjekttrAger anklebte. Die beim Trocknen entstehenden Niederschlage von Salzen und
Aebnlichem konnten durch Abspülen mit Wasser entfernt werden. B. untersuchte Fus-
telinhalt von Vaccinirten und Revaccinirten , weiterhin erhielt er von den verschie-
densten Lymphanstalten des deutschen Reichs Kalbslymphe. Er fand in seinen Pr!
paraten ein feines fAdiges Netzwerk, das vom 7 Tag der Impfung an io KOroer —
B bezeichnet sie als Sporen — zerfiel. Diese Faden ziehen in gleichmAfsiger Feinheit
über oder unter einander sich in scharfem Winkel kreuzend hinweg, wahrend Fibrin-
faden ungleich dick sind und an den Kreuzuogsstelleo grSfsere Klumpen bilden; sacb
ist Fibrin in Natriumnitrat und Ammoniak löslich, wahrend die Vaccinefaden davon
unberührt bleiben. Sehturleo.
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No. 19. Bokrnhamu.Prswick.— QoiHCKRa.Roos.— Kkitki,.— Qallerani. 335
T. J. Bokenham und W. 8. Fenwick, The pathological effects
of certain substances derived from the spieen in cases of scarla-
tina. Brit. med. Journ. 1893, S. 405.
Verf. hat «an der Milz tod Kindern, die an Scharlach verstorben waren, eioe
giftige Eiweifsverbindnng hergestellt, welche die Eigenschaften der Hemialbnmose be-
sitzt. Wenn man von dieser Substanz Ratten 01g per Kilo Tier subcntan injicirt,
so treten nach einiger Zeit Atbemnoth , Palsbeschlennigung, Lähmung der Hinter-
pfoten auf; die Mastdarmtemperatnr sinkt, nnd die Gesammterscheinung des Tieres
macht den Eindruck äussersten Collapses. Indess erholen die Tiere sich allmälig
wieder. Bei intravenöser Iujection macht die Substanz Fieber und Eiweifsbarnen.
Setzt man die Injectionen mehrere Tage hintereinander fort, so gehen die Tiere
schliefslich tu Grunde. Bei der Section dieser Tiere findet man nur die Zeichen einer
Glomerulonephritis, tonst keine Verloderongen. Die gleichen Folgen haben die Ver-
giftungen von Meerschweinchen und Mäusen, während die Wirkungen bei Kaninchen
geringere sind — Die eben beschriebenen toxischen Eflfecte kommen Jedoch nur sol-
chem Eiweifs zu, welches aus der Milz tou Scbarlachkranken stammt, die unter fou-
droyanten Erscheinungen in den ersten Tagen der Krankheit gestorben sind. — Schon
weit geringer ist die Giftwirkung bei Leichen, die an septischem Scharlach verstorben
sind, und ganz unsicher wird dieselbe, wenn die Kinder Nachkrankheiten des Schar-
lachs erlegen sind. _ Stadtbseen.
Qilincke und ROOS, Ueber Amöben-Enteritis. Berl. klin. Wocbenschr.
1893, No. 45.
Auf Grund eigener klinischer Beobachtungen sowie von Experimenten an lebenden
Tieren aber das Wesen der AmOben-Enteritis kommen die Verf. zu folgenden Resul-
taten. Die AmBbendysenterie lässt sich nicht nur durch Einbringung amBbenhaltigen
Stuhles in das Rectum von Katzen übertragen, sondern, falls encystirte AmBben vor-
handen sind, auch durch Einführung per ot. Et giebt ausser der bereits seit längerer
Zeit bekannten AmBbendysenterie (AmOba coli Losch s. AmBba coli felis) eine ähnliche
einheimisch vorkommende AmObenenterilis. Letztere tritt stets weit milder auf; sie
wird hervorgerufen durch die AmBba coli mitis, welche von der enteren morphologisch
renchieden und für Katzen nicht pathogen ist.
Nächst lern findet man noch bei Gesunden Öfter eine DarmamSbe (AmBba intestiui
vulgaris), welche unschädlich und von den beiden erstgenannten gleichfalls verschie-
den ist. Calomel begünstigt den Verlauf der AmObenenteritis , führt jedoch keine
Heilung derselben herbei. Vermutlich begünstigt das genannte Mittel die Encysti-
rung der AmBben. C. Rossntbal.
Keitel, Ein Fall von Hautan&sthesie nach subcutaner Iojection von
Thioainamin. Charite Annalen 1893. pag. 639.
Der Pat. litt an Psoriasis und erhielt subcutan 9 Injectionen des obengenannten
Mittels in 15 proc. LBsung mit 2 Teilstrichen beginnend und altmälig um 1 steigend.
Nach der 9. Einspritzung (0.165) Allgemeinbeschwerden u. 38.5.
Nach der Gabe von 0.225 an der Streckseite des rechten Unterarms Kriebeln
und Anästhesie Im Gebiet des N. cut. post. inf. nervi radialis, welche nach 7 Tagen
wieder verschwand. M. Bruch.
G. Gallerani u. E. Pacinotti, Reflectorischer Krampf der Zunge,
der Mundlippen und des Rachens, verursacht durch die Perma-
nenz eines fremden Körpers im Nervus occipitalis major der
linken Seite Neurol. Centralbl. 1893, No. 14.
Pat. war vor 12 Jahre durch ein Scherbenstück am Kopfe verletzt worden. An
der Stelle des Traumas hatte er zuweilen Schmerzen , sowohl spontan wie bei Berüh-
rung oder Druck. Io der sternförmigen Narbe fühlte man einen kleinen runden har-
ten KBrper; Druck auf denselben loste Schmerzen aus. Die durch die Verletzung
hervorgerufensn Symptome waren eine Kontraktur der Nackenmusksln auf der linken
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336
Frbud. — Mibkli.i. — Kkhb. — Wilson.
No. 19
Seit«, infolge deren Pat. den Kopf gesenkt und seitwärts nach link* gedreht halten
musste, ferner SprachslBrungeu, Contractionen der l.ippen, geringer Trismus und leichte
Schlingbeschwerden. Die lauteren Erscheinungen waren die Folge eines Spasmo*
der betreffenden Muskeln. Dieser Spasmus kam reffectorisch durch Reizung des Ner
tus occipitalis durch den erwähnten Fremdkörper zustande.
Nach Exstirpation der Narbe, die an der Vereinigunsstelle von Occipitalis taajor
und minor ihren Sitz batte, rerschwanden die Erscheinungen allmälig k. OruW,
S. Freud, lieber ein Symptom, das häufig die Enuresis nocturna
der Kinder begleitet. Neurol. Cbl. 1893, No. 21.
Das Symptom besteht in einer Hypertonie der unteren Extremitäten ohne sonstige
FunctionsstSrung. Dieselbe zeigt sich besonders in den Adductoren und am Quadri-
ceps cruris. K. Grube.
V Mibelli, Beitrag zum Studium der Hyperkeratosen der Knäuel-
drQsengänge (Porokeratosis). Monatah. f. pract. Dermat. XVII. No. 9.
Die vom Verf. in drei Fällen beobachtete Erkrankung erschien in Form von er-
habenen oder eingesunkenen, verschieden grölten und unregelmä ßig gestalteten Pla-
ques, die von einem ausgebuchteten, ununterbrochenen Walle umgeben waren, der auf
seiner Höhe eio dünnes, horniges, bllttcbenartiges Grätchen trug. Die von keinerlei
Beschwerden begleitete AfTection safs hauptsächlich auf der Dorsalfläche der Hände
und Füfse, der Streckseite der oberen und unteren Extremität, doch auch an Hals,
Gesicht und behaartem Kopfe. Sie beganu meist in der Kiodheit und xeigte einen
auf Jahrzehnte sich erstreckenden Verlauf. Kioige von den Plaques gingen spontan
zurück; in dem einen Falle verbreitete sich eine solche mit laudkartenartigeo Con-
touren über den grössten Teil der Streckseite des einen Vorderarms. — Histologisch
besteht die Krankheit in einer von Hyperakanthose begleiteten Hyperkeratose, welche
in eigentümlicher, im Orig, ausführlich geschilderter Weise die Ausfübrungsgänge der
Drüsen, insbesondere der Schweifsdrüsen, befällt und zu Atrophie der Drüsen, sowie
der ganzen Mai rionfschen Schicht, bisweilen auch der darunterliegenden Cutis führt
H. Maller.
Kehr, Ueber einen Fall von Sohussverletzung des graviden Uterus.
Wiener med. Blätter 1893, No. 3Q.
Verf. berichtet Über eine Schussverletzung des graviden Uterus. Die Revolver-
kugel war etwas rechts und unterhalb des Nahe s eingedrungen und hatte, wie die
sofort vorgenommene Laparotomie ergab, ohne Blase oder Darm zu verletzeo, die vor-
dere Wand des Uterus ca. 4 Finger breit unterhalb des Fundus durchbohrt Eine
Ausschussöflhung au der hinteren Wand des Uterus wurde nicht gefuoden. Die Uterus-
wunde wurde geglättet und doppelreihig genäht. Patientin machte eine glatte Re
convalescenz durch und stand am 12. Tage auf. Am 14. Tage wurde der durch
Geschofs nicht verletzte, ca. 5 Monate alte Fötus ausgestofseo. Die Placenta war an
der vorderen Wand, wo die Kugel eiogedruogen war, adhärent und musste gelöst
werden. Die Kugel wurde nicht gefunden. Patientin wurde am 14. Tage post abor*
tum geheilt entlassen. a. Martin.
J. Wilson, Effect of Carbon Dioxid, carbon oxid, sulphurated
hydrogen, water gas and coal gas on animal live. Medical News
Deo. 16.
Wmos'i Versuche wurden mittelst sehr ezacter Apprrale angestelit, die eine
genaue procentinche Mischung der untersuchten Oase mit atmosphärischer Luft ge-
statteten. Es zeigte sich, dass für Kaninchen in kurzer Zeit tOtlieh wirkt ein Gas-
gehalt ron 50 pCt. bei Kohlensäure, 4 pCt. bei Kohlenoxyd, 0. 1 pCt. bei Schwefel
Wasserstoff, 5' pCt bei Leuchtgas. Pr. Smumann.
Rina«ndnnK«D ffir das Centralblatt werden an die Adresse dee Hrn Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Franiötiache Strasc 21; oder an die Verlagshandlang (Berlin MW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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Wöch«oUich emrheinfn
1 — 2 Köpfen ; kzo ßchlume
d;s Jihr^inKi Titel, Na*
men* und Sachregister.
für die
Preis de« Jahrganges
20 Mark: su hetieben
durch alle llncbhandlun*
gen und Postanatalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
In Berlin«
1894. *». mal. No. 20.
Inhalt: Biini, Ueber die Herkunft und Bedeutung der Blutplättchen. (Orig.-
llitth.).
Löu, Her.orbringnng zusammengewachsener Embryonen. — Strasses, Phenol-
Ausscheidung in Krankheiten. — Xsmmrbich. Ueber da« LiRHio’sche Fleischextraci.
— Jolle«, Nachweis von Gallenfarbstoflen im Harn. — Lubahsch, Entstehung
ton Nierengeschwülsten ans Nebennierenkeimen. — Billrotb, Ueber Aneurysma
der Extremitäten und am Halse. — Bibichbkko, Kupfer im Auge. — Kossel,
Ueber Mittelohreiterungen bei Säuglingen. — Sacazb, Schlenker, Ueber Tuber-
colose der Halsdrüsen. — Qolabz, Polymorphe Bacterien bei Syphilis. — Büchner,
Ueber die bactericiden Eigenschaften des Blutserams. — Rbinhold, Hetsb, Ueber
Defectbilduogen der Lange and Verlagerung des Herzens. — Clark*, Ueber mul-
tiplen Leberabtcess — Braun, Ueber Drnckllbmungen im Bereich der N. brachiales.
— Cbbistiani, Honobrro, Westpbal, Aetiologie der progressiven Paralyse.—
Aisold, Pbaotoib u. ErtCNRE, Sacazb, Ueber progressive Muskelatrophie. —
Niblben, Gordoh Dill, Oosdos, Behandlung von Hautkrankheiten mit Thyre-
oidea. — Quknu, Uartmann q. da Boccusr, Ueber vaginale Uterusexstirpation.
— Martin, Cbabpkntieb, Behandlung der Eclampsie. — Pinard, Ueber die
Symphyxeotomie nnd Iscbiopubiotomie. — Hofmeister, Ueber Methylirong im
Tierkörper.
DbCnib, Ursache der Kern- und Zellendegenerätion. — Röbmahn und Bial,
Einfluss der Lympliagoga auf die diastatische Wirkung der Lymphe. — Vassilew,
Zur Physiologie der Pankreasdrüse. — Dabtrk. Defibrination des Blutes im Orga-
nismus. — Dastre, Trennung der Pankreasfermente. — Kantobowicz, Thionin-
färbung bei amyloiden Organen — Bier, Bildung tragfähiger Stümpfe. — Lars,
Eine Anwendung des Jodoforms in der Chirurgie. — Kühl, Sehnenruptur des Qua-
driceps femoris mit Nabt. — Stephan, Chloroform gegeo Bandwurm. — Shell,
Amblyopie von Dinitrobenzol abhängig. — Eulbnsthir, Die Percatsion des Proc.
mast. — Ni.sais, Ungewöhnliche Fremdkörper im Kehlkopf. — Schein-
mann, Kopfschmerz, von Nasenleiden abhängig. — Williams, Ueber die Incuba-
tionsdauer verschiedener Infectionskrankheiten. — Sie, Verschiedene Formen de>
Magengeschwürs. — Avibaombt, Plötzlicher Tod bei Retropbaryngealabscess. —
Bot-TEieeisB n. Marcellus, Registrirnng der Aorteopulaationen — Köpper,
Fall von nrämiseber Psychose. — Leva, Zar Loci lisation der Aphasieen — Senator,
Ueber acute Polymyositis and Neuromyositis. — Bernhardt, Fall ron Krämpfen
im Bereich des N. peornent superfle. — Unna, Kali cbloricnm in der Mundpflege.
— Philippson, Behandlung der Acne vulgaris. — Josse, Carcinom des Becken-
bodens. — Montooheby, Ueber Blutungen bei Frauen. — Cosoisa, Behandlung
der Myome. — Bailrv, Verteilung des Arsenik in den Organen. — T«chisto-
witscu, Berichtigung. — Druckfehlerberichtigung.
XXXIL Jahrgang. 22
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338
Brrmkk, Herkunft u. Bedeutung der Blutplättchen.
No. 20
lieber die Herkunft und Bedeutung der Blutplättchen
Ton Dr. Ludwig Bremer in 8t. LouU, Missouri.
Bei der Untersuchung des Blutes von Neurasthenikern traf ich
häufig auf umfangreiche Schollen von Blutplättchen, die ausser durch
ihre Massenhaftigkeit dadurch auffielen, dass Fragmente roter Blut-
körperchen in verschiedenen Graden des Zerfalls darin zu sehen
waren. Solche Fragmente waren fast ausnahmslos in diesen Haufen
zu finden. Meistens konnte man sehen, wie die zu einer Blutscheibe
gehörigen Bruchstücke durch feine Fäden zusammenhingen. Diese
Beobachtungen machte ich zunächst an Präparaten, die im Anschluss
an die gewöhnliche Färbungsmethode för Plasmodien (Erhitzung
auf 120 Grad C und Färbung mit wässriger Eosin -Methylenblau-
Lösung) angefertigt waren.
Es lag daher nahe, an eine Zusammengehörigkeit der Blut-
scheibchen-Fragmente mit den Blutplättchenhaufen zu denken. Zu-
nächst glaubte ich es mit Kunstprodukten zu thun zu haben und
nahm an, dass möglicherweise diese Gebilde beim Ausstreichen des
Blutes entstünden. Ich überzeugte mich jedoch bald, dass diese
Bilder nur in dem Blute von gewissen Individuen Vorkommen und
dass sie bei den meisten (gesunden) Personen fehlen.
Eine Reihe von Untersuchungen, die ich nun behufs der Eru-
irung der Herkunft der Blutplättchen anstellte, führte zu fol-
genden Resultaten, die sich vorzugsweise auf gefärbte Präparate
stützen.
1) Die BizzozRKu’schen Blutplättchen sind Zerfallsproducte der
roten Blutkörperchen, und zwar ausschliefslich jeder anderen Her-
kunft. Sie können daher nicht, wie Bizzozkho will, als dritter
Formbestandteil des Blutes angesehen werden, noch, wie Hatkm be-
hauptet, als Hämatoblasten.
2) In normalem, wie in rasch zerfallendem Blute (bei gewissen
Formen der Neurasthenie z. B.) kann man mittelst passend ge-
färbter Präparate sehen, wie Blutplättchen einzeln oder in Ketten
aus den Blutscheiben herausquellen, beziehungsweise ausgestofsen
werden. In solchen Präparaten sieht man deutlich die blauge-
färbten Plättchen aus den geöffneten roten Blutscheiben heraustre-
ten, in Kettenform aneinaodergereiht oder in Häufchen von 3, 4 u.
mehr. Manchmal sieht man ein oder zwei Blutplättchen, welche
noch nicht ausgetreten sind und sich noch innerhalb des Leibes
eines Blutkörperchens befinden.
3) Dieser Vorgang spielt sich ab während der Entnahme des
Blutes von der Versuchsperson; andere Plättchen aber, vereinzelt
oder in Haufen, kommen präformirt im Blute vor.
4) Die mehr oder weniger grofsen Haufen (bis zu 3—400 ent-
haltend), kommen dadurch zu Stande, dass die im Blute frei schwim-
menden Plättchen, manchmal noch mit den absterbenden Blutscheiben
zusammenhängend, vermöge ihrer Klebrigkeit sich zusammenballen.
5) Fast in jedem gefärbten Plättchen lässt sich ein meistens
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No. 20.
Lokb, Ueber zasammengowachsene Embryonen etc.
339
central gelegenes, sehr kleines, farbloses, kugelförmiges Gebilde
nachweisen. In gröfseren Haufen sind diese Kugeln gröfser infolge
des Zueammenfliefsens mehrerer kleiner. Ich halte sie fQr constante
Nebenproducte des Zerfalls roter Blutscheibchen.
6) Die weifsen Blutkörper haben, eotgegen Lokwit’s Behaup-
tung, nichts mit der Blutplättchenbildung zu thun. Niemals konnte
ich sie in Verbindung mit dem Zerfall der Leuko- oder Lympho-
cyten conslatiren. Der Zerfall dieser weifsen Blutzellen, der bei
manchen Individuen ein ausserordentlich intensiver und umfang-
reicher zu sein scheint, wird in frappanter Weise durch die Eosin-
Methylenblaufärbung zur Ansicht gebracht.
7) Im Vogelblut (Hühner) gibt es keine Blutplättchenbildung.
Hier findet eine „methylenblaue“ (Ehrlich) Degeneration statt,
infolge deren Kern und Protoplasmakörper gleichmäfsig diffus ge-
färbt erscheinen. Das letztere verliert seine eosinophile Färbbar-
keit. Je weiter die Degeneration vorgeschritten ist, desto blasser
die Farbe.
8) Die sogenannten Elementarkörperchen, welche in jeder
(menschlichen) Blutprobe angetroffen werden, sind vorzugsweise
Abkömmlinge der Blutplättchen und identisch mit den oben er-
wähnten, central in den Plättchen gelegenen Kügelchen. Aber
auch in den Leuko- und Lymphocyten kommen necrotische Kügel-
chen vor.
9) Die Blutplättchen sind unter Umständen amphophil u. neu-
trophil in dem Sinne dass, während sie sich in einfacher Methylen-
blaulösung nie färben, sie bei Doppelfärbung bald blau, bald rot,
bald violett erscheinen, je nach der Farbenmischung und der Dauer
der Einwirkung der Farblösungen.
St. Louis, im April 1894.
J. Loeb, Ueber eine einfache Methode, zwei oder mehr zusammen-
gewachsene Embryonen aus einem Ei hervorzubringen. Pfliiger’s
Archiv Bd. 55, H. 11, 12.
Verf. brachte Eier von Seeigeln 10 Minuten nach der Be-
fruchtung in Seewasser, dem 100 proc. seines Volumen destilliertes
Wasser beigemischt war. In dieser Flüssigkeit platzte die Eimem-
bran und ein Teil des Protoplasma floss aus, so ein Extraovat bil-
dend. Brachte Verf. nach einiger Zeit die Eier in normales See-
wasser zurück, so entwickelte sich jeder der beiden Protoplasma-
tropfen — der innerhalb der Membran gebliebene und das Extraovat
— »zu einem völlig normalen und vollkommenen Embryo.“ In
vielen Fällen blieben die so entstandenen Embryonen verwachsen,
in anderen ging auf dem Macula- und Blastulasiadium der eine
Embryo zu Grunde, in noch anderen Fällen endlich trennten sich
beide Embryonen und entwickelten sich normal weiter. So erhielt
Verf. also aus einem Ei Zwillinge. Zuweilen war nicht blol’s ein
22 *
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340 Strassrr, Ueber Phenolausscheidang bei Krankheiten. No. 20
Extraovat vorhanden, sondern zwei und mehr und dann bildeten
sich Drillinge etc. aus einem Ei. Die Verteilung der Kernsubstanz
auf die beiden Hälften des Eies — das Extraovat hatte sich vor
der Furchung gebildet — geschah in der Art, dass die erste Fur-
chungsebene senkrecht auf dem gemeinsamen Durchmesser der beiden
Kugeln stand.
Da also auch aus dem Extraovat ein vollkommener Embryo
entstand, so folgt daraus, dass jeder Teil des Protoplasma einen
Embryo bilden kann.
Ferner zeigte es sich, dass beide Teile des Eies sich gleich-
mäfsig entwickeln, obwohl beide ganz ungleiche Bestandteile von
Kernsubstanz besitzen. Als drittes Ergebniss ist zu betrachten:
„dass die Zahl der aus einem Ei hervorgehenden Embryonen be-
stimmt ist durch die geometrische Form, die man dem Protoplasma
giebt, insofern als aus mechanischen Gründen jede völlig oder
nahezu isolirte Protoplasmakugel (resp. Ellipsoid) eine besondere
Blastula bestimmt, die Zahl der Blastulae aber maasgebend ist für
die Zahl der Embryonen“.
Die Annahme, dass jeder Teil des Eies nur einem bestimmten
Teile des Embryo entspreche (Roux, Wkismann), wird durch die
vorliegenden Untersuchungen des Verf. nicht gestützt. Rawitz.
A. Strasser, Ueber die Phenolausscheidung bei Krankheiten.
Zeitschr. f. klin. Med. XXIV. S. 543.
Die Untersuchungen des Verf.’s, die aus der Klinik von Jaksch
stammen, sind an einer grofsen Zahl von Fällen nach der Methode
von Kosslbb nusgeführt. Die Ergebnisse sind, im Wesentlichen
nach dem Resumd des Verf.’s, folgende:
Das Phenol bezw. Kresol im Harn ist vermehrt bei acuten
Infectionskrankheiten (Typhus in der ersten und zweiten Woche;
das Absinken scheint von günstiger prognostischer Bedeutung zu
sein: Pleuropneumonie, Pneumonie in Lösung); weiterhin bei allen
Fällen von localen Eiterungen und Jauchungen (Pyopneumothorax,
Bronchitis putrida, Gangrän, Peritonitis), endlich bei Diabetes mel-
litus. Normal ist seine Quantität bei Cystitis, Leukämie und bei
Typhus 8 Tage nach der Entfieberung, verringert bei chronischer
Anämie, bei Typhus während der Zeit der Entfieberung, bei Ileus
mit lange dauerndem starken Erbrechen, bei acuter Phosphorver-
giftung und bei hypertrophischer Lebercirrhose. Im Grofsen und
Ganzen stehen die Resultate im Einklang mit den früher gewonne-
nen, nur sind die Zahlen höhere, da die Methode von Kossi.hr über-
haupt höhere Werte giebt, nach K bis 0.12 g p d., welche hohen
Werte S. auch in einzelnen normalen Fällen fand, jedoch für an
der Grenze des Pathologischen stehend erklärt.
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No. 20. Kbmmkbich, Studien über Fleiscbeitract etc. 8 Jullks, Ueber Gallen- 341
Die Indicanausscheidung, sowie das Verhältnis zwischen der
Aetherschwefelaäure und präformirten Schwefelsäure geht der Phe-
nolausscheidung nicht parallel; so führt Verf. einen Fall von einem
Geisteskranken an, bei dem der Harn reichlich freies Indigoblau
enthielt und viel Aetherschwefelsäure, während die Phenolausschei-
dung gering war. E. Salkowski.
E. Kemmerich, Studien über das südamerikaniscbe Fleischextract
und Fleischpepton. Zeitschr. f. physiol. Cbem. X VIII. S. 409.
Während man bisher glaubte, dass das fabrikmäfsig dargestellte
Fleischextract der Hauptsache nach aus den sog. Fleischbasen, un-
ter denen Verf. Kreatin vermisst, dagegen Kreatinin dargestellt
hat, im Verein mit wenig Leim, Pepton, Dextrin und dem neuer-
dings von ihm nachgewiesenen Glycogen besteht, konnte Verf. dar-
thun, dass zu etwa 30 pCt. des Extraetes aus Eiweifskörpern besteht
und zwar nicht aus gerinnbarem Eiweifs, sondern aus Albumosen
und echtem (KüHNK’schen) Pepton. 18 pCt. davon sind Wasser,
25 pCt. Fleischbasen nebst Glycogen, Fett, Inosit, Ammoniak und
Zersetzungsproducte des Fleischzuckers. Kbmmrrich’s Fleischpepton
enthält nahezu doppelt so viel Albumosen und Pepton, aber nur
halb so viel Salze und Extraktivstoffe als das Fleischextrakt. Wenn
auch nicht chemisch exact, so doch zur practischen Orientirung hin-
reichend genau, lassen sich die Leimstoffe durch 50 proc., die Albu-
raosen durch 80 proc. Alcohol ausfällen, die auch dann noch in
Lösung bleibenden Peptone durch Salz- und Phosphorwolframsäure;
die gleichzeitig mitgefällten Salze müssen durch besondere Aschen-
bestimmung ermittelt werden. Ganz scharf lassen sich die Albu-
mosen vom Pepton durch Aussalzen mit Ammonsulfat trennen. Bei
Dialyse in Pergamentpapierschläuchen gegen Wasser gehen die
aromatischen und krystallinischen Extraktivstoffe und rund ! 3 der
Salze in das Wasser über, während die Colloidstoffe: Leim, Albu-
mosen, Pepton als dunkle geschmacklose Extracte mi Verein mit
dem Rest der, wie es scheint, fester an sie gebundenen Salze, be-
sonders Kali-, Kalk- und Magnesiumphosphat, im Schlauch Zurück-
bleiben. J. Munk.
A. Jolles, Ueber den Nachweis von Gallenfarbstoffen im Harne.
Zeitschr. f. physiol. Chem. X VIII. S. 545.
Verf. hat die Empfindlichkeit der vielen empfohlenen Proben
zum Nachweise von Gallenfarbstoff im Harn an Harnen geprüft, in
denen er durch Zusatz von Rindergalle eine Gallenbeimengung von
10 bis hinunter zu '/, pCt. erzeugt hatte, und ist dabei zu folgenden
Resultaten gekommen. Die GMEtiN’sche Probe und deren Modifi-
cationen von Brücke, Flkischl u. A. ist wenig empfindlich, insofern
dadurch eine Gallenbeimengung von 4 pCt. nicht mehr sicher ange-
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342 farbstuffe im Harne. —Lübausch, Beiträge zur Histologie dor von No. 20
zeigt wird Eine gröfsere Empfindlichkeit, bis zu 2 pCt. Gallenge-
halt scharf, zeigt die HcpPBHT’sche Probe (Ausfällen mit Kalkmilch,
Kochen des Niederschlages mit verdünnter Schwefelsäure) und an-
nähernd gleiche auch die auf demselben Princip beruhenden Proben
von Hoppk-Skylkr und Hilop.r, endlich auch die Rosm’sche Modi-
fication der SMiTH’schen Probe (Ueberschichten des Harns mit lproc. \
Jodtinctur). Als viel empfindlichere Probe, bis zu 0.2 proc. Gallen-
beimengung scharf, empfiehlt Verf. folgende: In einem Cylinder-
glase gibt man zu 50 ccm Harn einige Tropfen Salzsäure, Chlor-
baryum im Ueberschuss und schüttelt die Lösung mit 5 ccm Chloro-
form kräftig durch; nach 10 Minuten langem Stehen pipettirt man
die über dem Chloroform stehende Flüssigkeit ab, erhitzt das Chloro-
form nebst Niederschlag im Reagensglase auf dem Wasserbad bis
auf 80°, sodaes das Chloroform entweicht, lässt zu dem gelbge-
färbten Niederschlag längs der Glaswandung 3 Tropfen konc. Sal-
petersäure, welche zu */4 Vol. rauchende enthält, herunterfliefsen ;
am Boden des Glases entstehen die charakteristischen Farbenringe.
Bei Verwendung von 100 ccm Harn lässt sich so noch eine 0.1 proc.
Beimengung von Galle zum Harn nachweisen. J. Munk.
O. Lubarsch, Beiträge zur Histologie der von Nebennierenkeimen I
ausgehenden Nierengeschwülste. Virchow’s Archiv 1894, Bd. 135.
p. 149.
Verf. hat die Frage der Entstehung von Nierengeschwülsten
aus versprengten Nebennierenkeimen an der Hand von 9 einschlä-
gigen eigenen Fällen einer genauen Untersuchung unterzogen. Bei
zw’ei dieser Fälle war die Nebenniere selbst in dem Tumor aufge-
gangen, in den anderen war sie intakt. Eigentümlich diesen Ge-
schwulstbildungen ist die subcapsuläre Lage, verbunden mit scharfer
Abgrenzung gegen die Nierensubstanz, die Multiplicität, die grau-
gelbe bis graurötliche Färbung, die weiche Consistenz, die durch
Eindringen der Geschwulstmassen in die Venen vermittelte Metas-
tasenbildung. An den Tumoren ist Stroma und Parenchym zu
unterscheiden; die Tumorzellen variiren in der Form, zeigen Kern
und Kernkörperchen. Der Zellenleib enthält Fetttropfen und vor
allem Glycogen. Die Geschwulstzellen liegen im Stroma 2reihig
angeordnet, ohne erkennbares Lumen. Die Tumoren neigen zu re-
gressiver Metamorphose, Nekrosen und Blutungen. Das Stroma
zeigt fast regelmäßig hyaline oder myxomatöse Veränderungen, so
dass es häufig zu cystenartigen Bildungen kommt.
Zu der schwierigen Frage übergehend, ob diese Tumoren den
Sarkomen oder den Carcinomen zuzurechnen sind, vermag Verf. *
weder den histogenetischen Standpunkt Bknkkk.’s zu teilen, der diese
Geschwülste als vom Mesoderm stammend den Sarkomen anfügt,
noch den rein morphologischen Hanskmann’s, der sie als Carcinome
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No. 20. Nebennierenkeimen ausgehenden Nierengesohwülste. 343
ansieht. Mit dem morphologisch histiogenetischen muss das physio-
logische Princip der Einteilung vereinigt werden.
So lange daher die physiologische Stellung der Nebenniere
nicht klargestellt ist, will Verf. die Frage nach der Natur der Ge-
schwülste offen lassen und dieselben nur als Geschwülste vom Typus
der Nebenniere bezeichnen.
Als Beweis für die Abstammung der Tumoren von verspreng-
ten Nebennierenkeimen führt Verf. die differente Färbung des Kern-
körperchens mit der Wkiokiu 'sehen Fibrin- und Rcssm/schen Fuch-
sin-Methode an, die den Zellen der Nebenniere, nicht aber denen
der Niere zukommt. Auch die Struktur des Zellprotoplasmas weicht
stark von dem der Nierenzellen ab, während sie mit der der Neben-
nierenzellen last übereinstimmt. Als fernere Beweispunkte führt
Verf. die LJebereinstimmung mit Geschwülsten der Nebenniere, den
häufig erhobenen Befund von Riesenzelleu, den Durchbruch der
Tumormassen in das Venensystem, den Bau der Geschwulstkapsel
an. Am wichtigsten aber ist die Glycogenbildung, die bei diesen
Tumoren durch genaue Untersuchung stets nachgewiesen werden
konnte, bei anderen Nierentumoren fehlte.
Die Frage, ob das Glykogen als physiologisches Produkt der
Nebennierenzellen nnzusehen sei, beantwortet Verf. in zustimmendem
Sinne. Er nimmt an, dass die Nebennierenzelle die ihr zugeführten
Stoffe in eigentümliche, schliefslich zu Glykogen werdende, Eiweifs-
körper umwandle, die zur Pigmentbildung im Tierkörper benutzt
werden. Die sog. Russm/schen Körperchen hält er für Vorstufen
des Glykogens. Da nun ferner wahrscheinlich ist, dass das Vor-
kommen reichlichen Glykogens in Geschwülsten auf eine embryonale
Anlage derselben hin weist, so ist damit ein weiterer Stützpunkt
für die Herleitung der Nierentumoren von versprengten Nebennie-
renkeimen gewinnen.
Zum Nachweis des Glykogens in Schnitten wendet Verf. fol-
gende Methoden an:
1) Die LMNGHAKs’sche Methode mit Vorfärbung durch salzsau-
raures Carmin. Die Methode ist zuverlässig (Kerne rot, Glykogen
braungelb); die Präparate halten sich höchstens 6 Monate.
2) Die Gentianoviolett-Methode des Verf., welche in
einer möglichst intensiven Färbung mit conc. Anilin wasser -Genti-
anaviolett-Lösung besteht (ev. Erhitzen), im Uebrigen genau der
W KiGKKr'schen Fibrin - Färbung entspricht. Die Glykogentropfen
färben sich intensiv blau bis violett. Die Methode ist nicht ganz
so zuverlässig wie die erste, gibt aber sehr klare Bilder und länger
haltbare Präparate.
» 3) Die Jodhämoglobin-Methoden des Verf.
DKLAmr.it’sche Stammlösung 10.0 ccm
GaAM’sche Jod-Jodkalium-Lösung 10.0 ,,
Aqu. dest 9.0 „
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344 ßiLLRoTH, Aneurysmen an den Extremitäten und am Halse. No. 20
Verl. färbt mit dieser Lösung 5 Min., dann Ale. abs., Xylol.
Die Kerne werden blaurot bis graublau, das Glykogen mahagoni-
braun bis braungelb gefärbt. Doch ist die Methode weit unzuver-
lässiger wie die anderen, besonders wegen der Löslichkeit des Gly-
kogen’s.
Etwas zuverlässiger ist die Färbung mit alkoholischer Lösung:
conc. alkoh. Jod-Lösung 7.0 ccm
DKLAFiKLD’sche Stammlösung 4.0 *
Aqu. dest 3.0 „
Am Schlüsse der Arbeit folgt ein ausführliches Litteraturver-
zeichniss. M. Rothmann.
Th. ßillroth, Eigene Erfahrungen über Aneurysmen an den Ex-
tremitäten und am Halse. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 50.
B. hat unter 23000 chirurgischen in den Jahren 1860 — 1892
klinisch behandelten Kranken 26 mit Aneurysmen am Hals u. den
Extremitäten beobachtet, nämlich 24 Männer, von denen 2 mit je
2 Aneurysmen der unteren Extremitäten behaftet waren, und zwei
Frauen. Von den 26 Fällen waren 15 traumatische, die übrigen
11 spontane wahre Aneurysmen. Sog. Rankenaneurysmen und vari-
cöse Aneurysmen sind hierbei nicht berücksichtigt. Von den spon-
tanen Aneurysmen, welche sich auf 10 Individuen, bezw. 8 Mal
auf die A. poplit. (darunter bei 1 Pat. doppelseitig) 2 Mal auf die
A. carotis und 1 Mal auf die A. subclav. verteilen, liefs sich nur
bei 2, nämlich einem Carotis- und einem Subclavia-Aneurysma mit
Sicherheit eine gröfsere Verbreitung der Arterienerkrankung dar-
thun; bei dem Pat. mit doppeltem Kniekehlen- Aneurysma war
solche sehr wahrscheinlich, weil hier ca. 2 Jahr nach erfolgreicher
Behandlung durch Compression der Tod durch Hirnapoplexie im
55. Lebensjahre eintrat. Bei den übrigen 7 Patt, mit Aneurysma
verum, deren Alter zwischen 31 und 49 Jahren schwankte,
ist B. geneigt, eine individuelle Disposition anzunehmen, zu
der sich als Gelegenheitsursachen nicht unmittelbar wirkende, wie-
derholte traumatische Einflüsse wie z. B. Ueberstreckungen des
Knie’s, gesellen. Zwei Fälle, in denen das traumatische Kniekehlen-
aneurysma sich an einen Sprung über einen Graben anschloss, und
zwei weitere, in denen das anscheinend spontane Aneurysma poplit.
anatomisch völlig dem A. traumat. glich, beweisen, dass die Grenze
zwischen beiden Formen nicht immer scharf zu ziehen, und der
klinische Begriff des spontanen Aneurysma sich nicht immer mit
den auf Arterienatherom zurückführbaren anatomischen Verände-
rungen deckt. Bei den spontanen Aneurysmen bemerkte nur ein
Patient als erstes subjectives Symptom die Existenz einer pulsiren-
den Geschwulst. Bei den traumatischen Aneurysmen hat man
Unterschiede zu machen, je nachdem es unter normaler Haut oder
unter einer Narbe sich entwickelt. Im Allgemeinen ist das Wachs-
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No. 20. Billroth, Aneurysmen an den Extremitäten und am Halse. 345
tum dieser spontanen Fälle ein relativ schnelles; einzelne Male be-
Bteht hier aber längeres Verharren auf niederer Entwickelungsstufe
mit nachfolgendem plötzlichen Wachstum, sei es, dass den Sack
fallende Gerinnsel fortgeschwemmt worden sind, oder die Ver-
gröfserung durch die Einwirkung von Körperanstrengungen bedingt
worden ist. Jedenfalls veranlasst das verschiedene Wachstum der
Aneurysmen, dass sie sehr verschieden lange nach ihren ersten
Erscheinungen zur chirurgischen Behandlung gelangen. B. unter-
scheidet: 1) traumatische Aneurysmen, welche sich sofort nach den
Verletzungen zeigten binnen 2— 4 Wochen; 2) andere Fälle, welche
binnen 3 — 18 Monaten zur Behandlung kamen, und endlich 3) solche
— im Ganzen 2 Fälle — , bei denen diese Frist 6 resp. 16 Jahre
betrug. Dieses Zeitmoment ist namentlich dann von besonderer Be-
deutung, wenn (wie in sehr seltenen Fällen) eine totale Thrombose
des Aneurysma stattgefunden.
Von den 28 Aneurysmen sind 6 bezüglich der Frage nach der
Behandlung auszuschliefsen , weil bei ihnen eine solche gar nicht
oder nur sehr kurze Zeit lang stattgefunden. Von hypoderma-
tischen Injectionen sind die mit Ergotin ziemlich oft von B.
gebraucht worden: ebenso wie Injectionen mit Carbolsäure und
Alcohol erzeugen sie vorübergehende Schwielenbildung ohne die
Thrombenbildung zu beeinflussen, und Gleiches beobachtete B. auch
bei der Kälteappl ication und der Electropunctur, während
Eisenchlorid-Einspritzungen von ihm nicht angewandt wurden. Ob-
schon die Ligaturmethoden durch die neuere Wundbehandlung, in-
folge welcher es nicht mehr zur Eiterung um den Faden verbunden
mit Necrose des Arterienrohrs und der Gefahr der Nachblutung
kommt, viel günstiger dastehen als noch bis vor Kurzem, kommt
es doch bei ihnen gelegentlich zu Gangrän oder auch zu Recidiven.
B. versucht daher in erster Reihe immer die Compression und zwar
weniger mit Hilfe der nur bei einzelnen intelligenten Patt, brauch-
baren Compressorien, als in Form der Digitalcompression Van-
zktti’s, deren Erfolg allerdings abhängt von der Art und der Con-
sequenz ihrer Ausführung. Nur in 3 Fällen (2 Aneurysmen der
Femoralis und 1 Aneurysma der Carotis) wurde die Heilung durch
Schrumpfung mit Obliteration mittels der Compression annähernd
erreicht und zwar 1 Mal mit dauernder Heilung. Bei einem
Aneurysma der A, fern, trat dagegen ein baldiges Recidiv ein, bei
dem Aneurysma der Carotis sah man schwere Hirnsymptome, von
denen leichte Paresen zurückblieben. Der Tod erfolgte hier 3 Jahre
später an Pleuropneumonie, und die Section that ein festanhaflendes,
völlig das Lumen ausfüllendes Gerinnsel vom Ursprung der A.
anonyma bis zur Höhe des Os hyoid. dar. In den meisten Fällen
wirkt indessen die Compression nicht durch Obliteration, sondern
durch Gerinnselbildung, in und neben welcher ein Canal für die
Circulation bleibt. Letzterer scheint die Hauptversorgung der betr.
Teile mit Blut zu übernehmen, da die Collateralcirculation nie zu
einer für die Ernährung der peripheren Teile hinreichenden Ent-
litized by
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346
HibslHbkhu, Kupfer im Auge.
No. 20
Wickelung zu gelangen pflegt. Misserfolge der Compression konnte
B. einmal auf Rechnung einer von ihm erfundenen aber später ver-
worfenen Arterienklammer setzen; 3 Mal mangelte es an Geduld
zur Fortsetzung in der Behandlung, u. wurde hier 1 Mal von anderer
Seite, 2 Mal durch B. selbst die centrale Ligatur ausgeführt. Nach
B. ist die Wirkung letzterer nicht wesentlich von der Compression
verschieden gewesen. Einmal kam ausserdem der seltene Fall von
Gangrän des Beines nach Compression eines Unterschenkelaneurysma
vor, und führte bei dem 58jähr. Pat. die Amput. fern, zur Heilung.
Die Radicaloperation nach Antyllus hat B. bei 2 Kniekehlenaneu-
rysmen (bei ungenügender Asepsis) 2 Mal mit ungünstigem, neuer-
dings bei einem Aneurysma der A. il. ext. sin. traumat. mit gutem
Erfolge ausgeführt.
Seine neueren Grundsätze hinsichtlich der Kniekehlen-Aneurys-
menbehandlung fasst B. in folgenden Sätzen zusammen: 1) das
Aneurysma poplit. verhält sich in den meisten Fällen wie ein Häma-
toma arteriale, auch wenn es spontan ohne Trauma entstanden.
2) Es ist daher der Radialoperation nach Antyllus zugänglich, zu-
mal wenn es noch nicht gar so grofs ist. 3) Man braucht dabei,
wenn sich die A. fern, nicht etwa besonders hart oder rigid an fühlt,
nicht zu fürchten, dass sich der Sack etwa verhält wie die Innen-
fläche eines aus Atherom hervorgegangenen Aortenaneurysma, oder
dass die Arterie sich local in der Nähe des aneurysmatischen Sackes
atheromatäs erkrankt erweist. 4) Die Arterie ist aber, soweit sie
entblöst innerhalb des Sackes verläuft, in der Regel erweicht, so
dass nach Ligatur an diesem Teil der Arterie meist Nachblutungen
entstehen. 5) Die Arterie ist daher an einer Stelle innerhalb der
Sackwandung entfernt vom Schlitz oder ausserhalb derselben oben
und unten zu unterbinden. 6) Eine Verklebung der Sackwan-
dungen pr. prim, ist nicht zu erwarten; der innere Teil derselben
stöfst sich immer necrotisch ab. Eine Exstirpation der Sackwan-
dungen ist nicht nötig. 7) Man unterlasse das vollständige Ver-
nähen der Wunde, welche nach lockerer Füllung mit Jodoformgaze
und Nachbehandlung mit Jodoformglycerin ohne Störung heilt.
P. Gäterbock.
J. Hirschberg, Kupfer im Auge. Deutsche med. Wochenschr. 1894.
No. 14.
H. berichtet über 16 Fälle, woselbst Kupfersplitter in das Auge
gedrungen waren. Dieselben verursachen in der Bindehaut und den
oberflächlichen Lagen der Lederhaut keine Gefahr, da sie daselbst
leicht entfernt werden können, ebenso in der Hornhaut. In der
Regenbogenhaut kommt es zu einem Knoten von Granulationsgewebe,
wenn der Splitter aus der Linse auch nur mit der Spitze hervor-
reicht. Die Entfernung ist einfach. In der Linse wird ein kleiner
Kupfersplitter Monate lang und selbst über Jahr und Tag ganz gut
vertragen. Es braucht nicht einmal eine störende Linsentrübung
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No. 20. Kossbl, Ueber Mittelohreiterungen bei Säuglingen. 347
einzutreten; das Auge liefst feinste Schrift und braucht also nicht
operirt zu werden. Schliefslich kann es aber zu einer stürmischen
Quellung der Linse kommen, so dass Beseitigung der letzteren un-
aufschiebbar wird. Der Erfolg des Eingriffes ist zufriedenstellend.
Im Glaskörper bedingt ein Kupfersplitter meist akute Vereiterung,
selten chronische Entzündung mit Bindegewebsneubildung. Das
Auge ist verloreu , da die Entfernung des Splitters nicht gelingt.
Ausschälung des Augapfels wird nothwendig, sei es dass man einen
Versuch der Ausziehung gemacht hat oder nicht. Immerhin ist es
nicht unmöglich, da wir in Glaskörperoperationen heutzutage mehr
Uebung und Sicherheit erlangt haben, gelegentlich ein solches Auge
zu retten. Im Augenhintergrund festeitzend, bewirkt der Kupfer-
splitter meist Vereiterung wie im Glaskörper, seltener Bindegewebs-
bildung mit Schrumpfung und vollständiger Netzhautablösung.
Horstmaon.
H. Rosse 1, Ueber Mittelohreiterungen bei Säuglingen. (Aus dem
Institut für Infectionskrankh.) Charite- Annalen XVIII. S. 489.
Auf der Säuglingsstation des Instituts f. Infectionskrankh. wurde
bei der Obduction von 108 Säuglingsleichen 85 Mal Entzündung
des Mittelohrs gefunden, demnach die bereits von v. Tröltsch u. An-
deren constatirte Thatsache des häufigen Vorkommens dieser Aflec-
tion im Säuglingsalter bestätigt. Perforationen des Trommelfelles
wurden nur 3 Mal gefunden; meist war ausser der Paukenhöhle
das Antrum. mast, von der Erkrankung ergriffen und enthielt oft
sehr beträchtliche Eitermengen. Verf. meint, da sein Material meist
aus vernächläCsigten Kindern bestand, dass wohl durch den Mangel
an Pflege und Reinlichkeit die Ansiedelung von Keimen in der
Mund- und Nasenhöhle begünstigt werde und dass dieselben von
hier aus in die Tuba Eust. hineinwandern. Auch könnten, nach Verf.,
beim Geburtsact bacterienhaltige Massen aus der Scheide in die
Nase des Kindes und von dort in die Paukenhöhle gelangen. Bei
der bacteriologischen Untersuchung des Paukenhöhleninhalts, welche
in 38 Fällen gemacht wurde, fanden sich 19 Mal feinste kurze
Stäbchen, die mit den von R. Pfriffbr als Pseudo-Influenzabacillen
bezeichnete Stäbchen identisch zu sein schienen. Neben diesen
Stäbchen fanden sich 10 Mal kapseltragende Diplococcen (Fränkkl),
4 Mal Streptococcen, 2 Mal ziemlich dicke Bacillen, 2 Mal Staphy-
lococcen und 1 Mal der Bacillus pyogenes. In 6 Fällen hatte der
FaÄNREL’sche Diploc. allein den Katarrh verursacht, 3 Mal wurde
der Bac. pyocyan., 3 Mal Streptoc., 3 Mal Staphyloc. und ziemlich
dicke Bacillen (FribdlIndbr) gefunden. Bei einem 12 Monate alten
tuberculösen Kinde wurde T. B. nachgewiesen. In einer Reihe
von Fällen bot die Krankheit das Bild einer acuten Infectionskrank-
heit; es bestanden neben dem eitrigen Katarrh der Paukenhöhle
Katarrhe im ganzen Respirationstractus, bronchopneumonische Herde
in den Lungen. Die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Er-
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348 SacAzr, Schlenker, Entstehung der Tuberkulose etc. No. 20
krankungsherde kennzeichnete eich oft durch Uebereinslimmung im
bacteriologiachen Befund. In den bronchopneumonischen Herden
fanden eich sehr häufig dieselben Bacterien, wie im Mittelohr. Auch
in den Lungen war der Pseudo -Influenzabacillus allein oder über-
wiegend vorhanden. Die grösste Mehrzahl der Kinder, bei welchen
die Section Eiterung im Mittelohr ergab, boten während ihres
Krankenhausaufenthaltes acute Erscheinungen nicht dar. Sie standen
meist im Alter von 1 bis 6 Monaten. Die Kinder zeigten zum
grolsen Teil schon bei der Aufnahme das jammervolle Bild der
Atrophie. In 4 Fällen konnte Verf. mehr oder weniger ausge-
dehnte Thrombosen der venösen Blutleiter der Gehirnhäute be-
obachten. Bei dem einen daraufhin untersuchten Kinde fanden sich
die gleichen Bacterien (Bacill. pneum. Friedl.) im Ohreiter und den
Thromben. Nach Verf. kann die Mittelohreiterung als Erklärung
für die Thatsache herangezogen werden, dass die Sterblichkeit unter
den Säuglingen, auch bei der sorgfältigsten Krankenhauspflege, er-
schreckend hoch ist. (Die Behauptung des Verf., dass die bacterio-
logische Untersuchung bei der in Rede stehenden Affection „bisher
gänzlich vernachlässigt“ worden sei, ist nicht zutreffend; es liegen
vielmehr schon aus den Jahren 1889 und 1890 derartige Unter-
suchungen von Nkttkr und von Geadknigo u. Panzo vor. Während
freilich die letzteren (s. Cbl. 1890, S. 751) in 20 Fällen von Mittel-
ohrentzündung der Säuglinge nur saprophytische Formen von Mikro-
organismen, keine pathogenen fanden, constatirte Nktteb (Bullet,
mddic. du 24. Avril 1889. Soc. biol., sdance du 20. Avril) in sei-
nen 20 Fällen das Vorhandensein derselben Mikroorganismen, wie
sie bei den acuten Mittelohreiterungen gefunden werden: Streptococc.
pyogenes, Staphylococc., Pneumonococcus. Io 16 von diesen Fällen
bestand Bronchopneumonie. Ref.) Scbwabacb.
1) Sacaze, Amygdalite lacunaire casdeuse de nature tuberculeuse
(foyer primitif). Archiv gen. de Mod. Janvier 1894.
2) Schlenker, Untersuchungen Ober die Entstehung der Tuber-
kulose der üalsdrQsen besonders über ihre Beziehung zur Tuber-
kulose der Tonsillen. Wiener med. Blätter 1893, No. 50 u. 51.
1) Es handelt eich um einen jungen Mann von 22 Jahren,
welcher anscheinend an einer follikulären Angina erkrankte. Auf-
fällig war die starke Schwellung der Halsdrösen, namentlich am
Kieferwinkel. Die Temperatur stieg abends bis 38 °C. Die Unter-
suchung der Brust ergab nichts. In den weifsen Pfröpfen der Ton-
sillen fanden sich Bacillen in grofser Menge. Nächtliche Schweifse.
Therapie, Thermocauterisation. Unter derselben vermindern sich die
Pfröpfe bis auf 3 oder 4. Keine Ulceration, die gemachten Wun-
den heilen sehr schnell. Die vordere Seite des hinteren Gaumen-
bogens zeigt auf der rechten Seite einen gleichen Fleck. Injection
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No. 20.
Qolasz, Ueber Syphilis.
349
von Chlorzink in die geschwollenen Drüsen hat wenig Erfolg. Der
Kranke nimmt an Gewicht zu, trotzdem die Tonsillen unverändert
bleiben und die Drüsen an Zahl zunehmen. Es handelt sich also
um einen neuen Typus von Tuberculose der Mandeln, der um so
bemerkenswerter ist, als die Mandeln io diesem Fall offenbar die
Pforte sind, durch die die Tnberkulose ihren Einzug hielt. Die
starke Schwellung der Drüsen ist gleichfalls beachtens werth. (Vergl.
das folgende Ref : Schlrnkrb.
2) Aus den bisherigen Untersuchungen kann man bereits er-
sehen, dass die Ableitung der absteigenden Halsdrüeentuberkulose
von einer vorgängigen Infection von der Mundhöhle aus eine weit
festere Stütze findet als die Hypothese, welche die verschiedenen
Läsionen der Haut und der Schleimhaut des Kopfes überhaupt als
Eingangspforten anspricht. Besonders weisen die anatomischen That-
sachen auf die Bedeutung der Infection des lymphoadenoiden Ringes
am Pharynxeingang und ganz besonders auf die der Mandelinfection
hin. Verf. hat nun, wie schon Cohnbbim vermuthet und Strassmann
gefunden, durch seine Untersuchungen feststellen können, dass bei
Tuberkulösen die Tonsillartuberkulose von einer direkten Infection
der Tonsillen von deren freier Oberfläche abzuleiten sei und zwar
war doppelseitige Tuberkulose der Tonsillen meist bei weit fortge-
schrittener Phthise vorhanden und umgekehrt, während bei leichter
Lungenerkrankung die Tonsillen meist frei waren. Das Sputum ist
also für die Infection der Tonsillen verantwortlich zu machen. Bei
2 Kindern fehlte die Tonsillartuberkulose, trotzdem bei dem einen
Darmtuberkulose vorhanden war; es sind hier weitere Untersuchungen
erforderlich. Immerhin scheint hervorzugehen, dass in Folge von
Tonsillarinfection, die von den Lungen herzuleiten ist, secundär eine
Erkrankung der Halsdrüsen erfolgt. W. Lublinski.
Golasz, De la prdsence d’une microbe polymorphe dans la Syphilis.
Comptes rendus 1894, Bd. 118. No. 11.
Im Jahre 1888 hatte G. in syphilitischen nicht ulcerirten Ve-
getationen ein dem Tuberkelbacillus ähnliches Gebilde gefunden,
das sich aber nicht wie dieser färben liefe. 1890 konnte er in
einem Fall acuter Syphilis nachweisen, dass das Blut und die Pus-
teln eine sehr beträchtliche Menge dieser Stäbchen enthielt, ausser-
dem waren noch grofse ovoide Zellen (Sporen) und gegliederte
Fäden zu finden, es hatte also ganz den Anschein, als ob es sich
um eine polymorphe Bacterienart handle.
Eine Züchtung dieses Pilzes versuchte G. zuerst unter An-
t wendung von Menschenfleischbouillon; er wandte diese an, weil
Syphilis bei Tieren nicht vorkommt, hatte aber ein negatives Resul-
tat. Darauf versuchte er die Züchtung mit einer wässrigen Nuclein-
lönung und sie gelang. Er erhielt eine Reinkultur eines polymor-
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350 Büchner, Wirltangen des Blutserums. — Rrinholtit, Hrysb, No. 20
phen Mikroorganismus, der sich in langen Fäden, homogenen und
granulirten Stäbchen, Kokken und grofsen ovoiden Zellen präsen-
tirte. Zur Aussaat benutzte er Blut von Syphilitischen. Nachdem
er aus der Kultur den ganzen Formenkreis kannte, gelang es ihm
auch, denselben im Blut mikroskopisch nachzuweisen. Zur Färbung
benOtzte er eine Beize von Phenol und nachher Methylenblau. (Ge- '
neuere Angaben fehlen! Kef.)
In der jungen Kultur bei vollem Nucleingehalt finden sich
nur vegetative Formen: Fäden und Stäbchen, später erst treten
die ovoiden Zellen und Zooglöahaufen auf. Dasselbe Verhalten be-
obachtet man im Blut; bei frischer Syphilis findet man die vegeta-
tiven Formen; geht unter dem Einfluss der Behandlung die Krank-
heit zurück, so finden sich auch nur noch die ovoiden Zellen.
Scheorlen.
Büchner, Weitere Untersuchungen Ober die bacterienfeindlichen
und globuliciden Wirkungen des Blutserums. Arch. f. Hygiene.
Jabelband z. 50jähr. Doctorjubiläum Pp.ttenkofkk XVII. S. 112.
Die Resultate seiner zahlreichen mit Unterstützung einiger
seiner Schüler angestellten Experimente fasst B. folgendermassen
zusammen: 1) Die bacterienfeindliche Action hängt bei gleicher
Serum- und Bacterienart ab von der Serummenge, welche mit einer
bestimmten Bacterienzahl io Kontact geräth. Die Bacterien sind
durch ihre Lebensthätigkeit im Stande die activen Stoffe des Se-
rums zu zerstören. 2) Die globulicide Wirkung des Blutserums
erstreckt sich nicht nur auf andersartige Blutkörperchen , sondern
auch auf fremde Leukocyten. 3) Bei der globuliciden Action sind
ebenfalls quantitative Verhältnisse mafsgebend. 4) Die globulicide
und die bacterienfeindliche Action des Blutserums werden in überein-
stimmender Weise durch Licht, Wärme und Anwesenheit von
Sauerstoff herabgemindert bezw, aufgehoben. 5) Hunde- und Ka-
ninchenserum zerstören bei länger dauerndem Kontact gegenseitig
ihre globulicide und bacterienfeindliche Wirkung. 6) Ausfällung
von Eiweifskörpern aus dem Serum und Wiederauflösen der ge-
trockneten Substanz mit fortdauernder Activität ist möglich. Eine
Isolirung der activen Stoffe aber ist bisher auf diesem Wege nicht
zu erreichen gewesen. 7) Die globuliciden und bacterienfeindlichen
Wirkungen des Blutserums sind durchaus epecifischer Natur, ab-
hängig von der Art des Blut- resp serumliefernden Tieres und
von der Bacterieoart. Scheurlen.
1) H. Reinhold, Ueber angeborene und in früher Kindheit erwor-
bene Defektbildungen der Lungen. Münchener med. Wocbenschr. 1893, )
No. 45, 46.
2) Heyse, Ein Fall von hochgradiger Verlagerung des Herzens
nach der linken Seite. Deutsche med. \Vochen«chr. 1893. No. 44.
1) Die Durchsicht der Litteratur lehrt, dass Individuen mit sehr
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No. 20.
Defeclbildungen der Lungen.
351
hochgradigen angeborenen Defekten einer Lunge heranwachsen und
eine Zeit lang selbst schwere körperliche Arbeit verrichten können;
dies muss dazu auffordern, der Frage der klinischen Symptome und
der eventuellen Diagnose solcher Fälle näher zu treten. — Ein Fall
des Verf. betraf eine 31jährige, zu wiederholten Malen klinisch
beobachtete Dienstmagd, welche die Symptome hochgradiger Ver-
kleinerung der linken Lunge mit linksseitigen Bronchiectasien darbot.
Intra vitam war eine Lungenschrumpfung infolge eines in frühester
Jugend entstandenen pneumonischen oder atelektatischen Zustandes
diagnosticirt worden; bei der Autopsie jedoch fand sich die hoch-
gradig verkleinerte und von einem System erweiterter Bronchien
durchsetzte Lunge völlig frei von Pigment und ohne jede Spur von
fibrösen Verdichtungen, so dass eine angeborene Agenesie der
betr. Lunge angenommen wurde; dies wurde bestätigt durch die
mikroscopische Untersuchung, welche den gänzlichen Mangel eigent-
lichen Lungenparenchyms und au Stelle des letzteren lediglich ein
von erweiterten Bronchien durchzogenes Fachwerk nachwies. Nirgend
bestand eine Sklerose gröleerer Bronchien, die als Ursache für die
Erweiterung der kleineren Luftwege etwa in Betracht kommen konnte.
Klinisch wurde der Ausfall einer ganzen Lunge compensirt ein-
mal durch enorme Vergrößerung der anderen (rechten)
Lunge (nnd zwar nicht blofs vicariirendes Emphysem, sondern
echte compensatorische Hypertrophie derselben), ferner aber durch
Hypertrophie des rechten Herzens; der Tod erfolgte durch
Insufficienz des Herzens nach vorangegangener Influenza, Bemerkens-
werth war ferner das Fehlen einer Asymmetrie des Thorax
sowie die Lageverhältnisse des Herzens, (das, wie die Autopsie
lehrte, nicht nur weit nach links, * sondern auch stark nach hinten
verzogen war). Die fehlende Einziehung des Thorax erklärt sich
wohl dadurch, dass die einseitige Lungenatrophie io die Zeit der
noch nicht abgeschlossenen Entwickelung des Thorax zurückreicht,
so dass eine weitgehende Anpassung seitens der Nachbarorgane,
namentlich auch eine wirkliche Hypertrophie der gesunden Lunge
eintreten konnte. — Wie Verf. aus diesem und noch einigen an-
deren einschlägigen Fällen deducirt, haben wir keine diagnostischen
Anhaltspunkte, um intra vitam die angeborenen (Agenesie oder
fötale Atelektase) und die in frühester Kindheit erworbenen De-
fekte einer Lunge sicher zu unterscheiden. Je vollständiger, dabei
die Symmetrie des Thorax erhalten, je beträchtlicher die compen-
satorische Vergrösserung der gesunden Lunge ausgebildet ist, um
so weiter wird man die ersten Anfänge der Affektion zurückdatiren
dürfen; besondere Berücksichtigung verdient auch die Lage des
Herzens.
2) Der vom Verf. sehr genau beschriebene Fall betrifft eine
46jährige Frau, deren linke Thoraxhälfte — von der 4. Rippe ab-
wärts — sich erheblich abgeflacht zeigte, namentlich zwischen Mam-
millar- und vorderer Axillnrlinie, so dass der Rippenbogen auf einem
Horizontalschritt ein Dreieck bildete, dessen abgerundete Spitze in
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352
Cuhkb, Ueber multiple Leberabscesse.
No. 20
der mittleren Axillarlinie liegt. Die Percussion ergiebt linkerseits
zwischen Sternum und Mammiilarlinie keine Andeutung von Herz-
dämpfung, sondern bis zur 7. Rippe abwärts lauten, nicht-tympani-
tischen Percussionsschall. Erst einen Finger breit ausserhalb der
Mammiilarlinie findet sich eine Dämpfung, welche nach oben von
der 4. Rippe begrenzt wird und sich durch die Axillargegend nach
hinten erstreckt, hier den Raum vom 4. Brustwirbel abwärts ein-
nehmend, derart, dass sie sich nach der Wirbelsäule zu etwas auf-
hellt, im 4. bis 6. Intercostalraum, zwischen Mammiliar- und Axil-
larlinie findet sich deutliche Pulsation, die eich im 6. und 7. Inter-
costalraum weiter durch die ganze Axillargegend erstreckt, bis eich
endlich dicht unter dem Angulus scapulae (bei herabhängendem
Arm) im 9. Intercostalraum, 6cm vom Proc. spinosus des 10.
Brustwirbels entfernt, eine 2 — 3cm breite Pulsation vom Charakter
des Spitzenstosses constatiren lässt; an dieser letzteren Stelle hört
man auch die Herztöne am lautesten und zwar Aberwiegt hier der
1. Ton an Intensität. Verf. föhrt aus, dass diese Pulsation dem
Herzen und nicht etwa einem Aneurysma angehört. Die Entstehung
der in Rede stehenden Lageveränderung des Herzens muss man
sich so denken, dass bei fixirter Basis die Spitze gewissermaßen
einen Halbkreis beschrieben hat, bis sie an dem gegenQberliegenden
Punkt der hinteren Thoraxwand angekommen ist; hierbei muss man
annehmen, dass der linke Unterlappen fehlt oder auf einen ganz
geringen Raumtheil beschränkt ist. Die charakteristischen Verän-
derungen des Thoraxskelets weisen darauf hin, dass dieselben vor
der vollendeten Entwickelung des Thorax sich herausgebildet haben;
anamnestisch ist aber Nichts von einer frAheren Lungen- oder
Pleuraerkrankung nachzu weisen. Per exclusionem kommt Verf.
schliesslich zu der Annahme, dass es sich um eine mangelhafte
Entwickelung des linken unteren Lungenlappens im fötalen Zustande
handele, so dass das Herz dessen Stelle eingenommen hat. Perl.
M. Clarke, On multiple abscess of the liver. Th. practitioner. 1893,
Oktober.
An der Hand von vier ausfAhrlich mitgetheilten Fällen von
multiplen Leberabscessen weist C. auf die Schwierigkeiten hin, die
sich gerade bei dieser Erkrankung sowohl der Diagnostik wie auch
der Therapie nicht s.elten entgegenstellen. Bei den drei ersten Fällen,
welche letal verliefen, war in vivo eine Sicherstellung der Diagnose
nicht möglich. Im ersten Falle wurden bei der Autopsie zahlreiche
multiloculäre Abscesse im rechten Leberlappen gefunden, ebenso im
Lobulus Spigelii. Das Omentum war am Coecum adhaerent, der
Wurmfortsatz in einer Ausdehnung von zwei Zoll gangränös. Im
zweiten Falle war gleichfalls der rechte Leberlappen der Sitz der
multiplen Abscesse; die rechte Lunge war durch die enorm ver-
gröfserte Leber teilweise zusammengepresst. In der betreffenden
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No. 20.
Braun, üeber Drnckläbmongen etc.
353
Pleurahöhle fanden sich 16 Unzen klaren Serum*. Die Pleura war
theil weise mit dem Zwerchfell und dem Rippenfell verwachsen. Im
dritten letal verlaufenen Falle endlich fand man in der enorm ver-
grösserten Leber ausser einigen gröfseren, mehr als zwanzig kleinere
Abscesse. Die grosse Schwierigkeit in der Diagnosenstellung bei
den oben erwähnten Krankheitsfällen liegt in dem tiefen Sitze und
der verhältnissmäfsig geringfügigen Ausdehnung der multiplen Leber-
abscesse. Ist dies nicht der Fall, ist vielmehr der Abscess gross
und vereinzelt, wie er es bei dem vierten Patienten war, so ist die
Diagnosenstellung eine leichte. Der letzte Patient genas auch, nach-
dem der Abscess durch Punction entleert war. Näheres über die
Differentialdiagnose siehe im Original. C. Kosentbal.
H. Brailll. Ueber Drucklähmungen im Gebiete der Plexus brachialis.
Deutsche med. Woohenschr. 1894, No. 3.
I. Ueber Narcosenlähm ungen:
Nachdem Verf. eine in der Chloroformnarcose entstandene,
doppelseitige Armschulterlähmung ausführlich mitgeteilt, welche in
ihrem Verhalten der doppelseitigen vom Ref. beschriebenen Lähmung
(nach dem Typus Ekh) überaus ähnlich und unter denselben Ver-
hältnissen (bei stark über den Kopf emporgehobenen Armen während
einer zweistündigen Operation) entstanden war, kommt er zu
dem Schluss, dass derartige Plexuslähmungen- durch den Druck
des Schlüsselbeins auf den Plexus brachialis in der Gegend des 6.
und 7. Halswirbels entstehen
Lähmungen einzelner Amnerven dagegen, wie des n. radialis
oder des n. ulnnris und medianus, wie B. diese ebenfalls im An-
schluss an Chloroformnarcose beobachtet hat, entstehen durch eine
sehr starke Abduction oder Hyperextension des Arms, durch welche
ein Druck des Oberarmkopfs in der Achselhöhle auf diese Nerven
ebenso ausgeübt wird, wie auf die Arteria axillaris: der Puls der
Art. rad. verschwindet. So könnte auch das Entstehen einzelner
Schlafdrucklähmungen des n. radialis, wenn der m. triceps
daran teilnimmt, erklärt werden.
Der zweite Teil der Arbeit betitelt:
Lähmungen durch Anlegung der elastischen Binde zur Er-
zeugung der künstlichen Blutleere weist unter Mitteilungen von
Krankengeschichten nach, dass nicht nur bei der Constriction der
Glieder mit dem Gummisehlauch, sondern auch bei Anlegung der
elastischen Binde leichte und schwere Lähmungen der Hand und
Finger entstehen können. Besondere Vorsicht ist bei Kindern und
bei Personen mit atrophischer Muskulatur des Oberarms anzuwenden:
die Umschlagsstelle des n. radialis am Oberarm muss ganz besonders
vermieden werden. Bernhardt.
XXXII. Jahrgang.
23
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354 Chhistiani, HouGBKHo,WRSTPHAt,,ZnrAetiologiefrage d. Paralyse. No. 20
1) A. Christian!, Contributo allo Studio dell’ etiologia della para-
lisi generale. Rir. sperim. etc. Vol. XIX. Fase. II— III.
2) E. Hotlgberg, Beiträge zur Kenntniss der Aetiologie der pro-
gressiven Paralyse mit besonderer Berücksichtigung der Syphilis.
Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie 1893, 50. Bd. Heft 3, 4.
3) A. Westphal, Aetiologisches und Symptomatologisches zur Lehre
von der progressiven Paralyse der Frauen. Charite Annalen 1893,
pag. 719 — 731.
1) Für die immer noch nicht geklärte Aetiologiefrage der
Paralyse kommt die Arbeit des Verf.’s höchst willkommen, welche
wertvolle Resultate nach den verschiedensten Richtungen liefert.
In der Irrenanstalt von Lucca ist die Zahl der Paralytiker von
1866 — 91 allmählich von 2,43 pCt. der aufgenommenen Geistes-
kranken auf 4,63 pCt. gestiegen, 90,90 pCt. Männer stehen 9,09 pCt
Frauen gegenüber. In 62,79 pCt. spielte Syphilis ätiologisch die
Hauptrolle, in 37,36 pCt. die hereditäre Prädisposition, in 27,97 pCt.
geistige Ueberanstrengung und Aufregung, in 20,97 pCt. Alkoho-
lismus, in 18,88 pCt. Excesse in Venere, in 4,29 pCt. Gehirntrauma,
in 2.43 pCt. Sonnenstich. Einziger ätiologischer Factor war die
Syphilis nur in 10,08 pCt. Nach ihrem Berufe gliedern sich die
Pat. in 18,18 pCt. Arbeiter, 15,38 pCt. Handwerker, 12,58 pCt.
Kaufleute, 10,48 pCt. Soldaten, 2,09 pCt. Dienstmädchen, kein
Geistlicher, keine Prostituirte. Bevorzugtes Alter 40 — 50 Jahre.
Die weiteren höchst interessanten statistischen Einzelheiten sind im
Original nachzulesen. Verf. kommt zu folgendem Schlussresullate:
Die causalen Factoren, welche in der modernen Gesellschaft auf das
Nervensystem und dessen Entwickelung ein wirken, schaffen einen
geeigneten Boden för das syphilitische Virus, welches die über-
wiegende Gelegenheitsursache darstellt. Das degenerative Element
und die Syphilis sind verantwortlich für all die Varietäten in der
Erscheinungsform. Placzek.
2) H. berichtet über 107 Fälle und ersieht aus ihnen, dass die
Paralyse, welche bei weitem hänfiger bei männlichen Individuen als
bei weiblichen auftritt, besonders die städtische Bevölkerung ergreift,
aber nicht unter Frauen der besseren Stände auftritt. Die ätiolo-
gische Bedeutung der Syphilis ist sehr grofs, während die Lues bei
anderen Formen von Psychosen keine wichtige Rolle spielt. Die
Paralyse bricht erst 4 — 5 Jahre nach Erwerbung der Syphilis aus.
Die syphilitischen Symptome, welche einem paralytischen Process
vorausgehen, scheinen relativ gelinder Art zu sein. Im Vergleich
mit Syphilis haben hereditäre Prädisposition, psychische Ursachen,
Alkoholmissbrauch, Excesse in venere, Traumen nur eine unterge-
ordnete Bedeutung. Von den verschiedenen Formen der Paralyse
kam die maninkalische am häufigsten vor, darauf die demente und
dann die melancholische. Die Dauer der Krankheit ist in 82 pCt.
4 Jahre gewesen, in 43 pCt. nur 2 Jahre. Remissionen kommen
selten vor. Eine Paralyse nach vorheriger Syphilis zeigt in ihrem
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No. 20. Arnold, Praotoisu.Etibnnp,Sacazk, Progressive Muskelatrophie. 355
Verlauf keine besonderen für Syphilis charakteristischen Symptome;
durch eine antisyphilitische Behandlung ist keine Verbesserung be-
obachtet worden; auch durch Section konnten keine Veränderungen
nachgewiesen werden, welche speciell syphilitischer Natur waren.
S. Kalischer.
3) Eine Fortsetzung der von Sibmerlino 1888 begonnenen Statistik
über die weiblichen Paralysen in der Charite beschäftigt sich mit
den einschlägigen Beobachtungen in der Zeit von Juli 1891 bis
Januar 1893 und bezieht sich auf 148 Fälle. Davon scheiden 59
aus, deren Anamnese nicht genügend bekannt war. Gegen die
Syphilis als ätiologisches Moment treten andere Ursachen sehr in
den Hintergrund. Zwar liefe sich nur in 7,4 pCt. sicher Lues nach-
weisen, aber in weiteren 48 Fällen (32,4 pCt.) war sie wahr-
scheinlich. Unter den 148 Fällen war keine Puella publica. Un-
günstige sociale Verhältnisse und erschwerter Kampf ums Dasein
lagen fast bei allen Fällen vor. — Die Pupillen reagirten in 24 pCt.,
waren starr in 50 pCt., reagirten träge bei 26 pCt., waren ungleich
bei 45 pCt., Opticusatrophie zeigten 4 pCt., Augenmuskellähmungen
6 pCt. Fehlende Kniereflexe in 25 pCt., gesteigerte in 49 pCt.
Der Charakter der Paralyse war von der bei Männern im wesent-
lichen nicht verschieden, länger anhaltende Erregungs- und Exal-
tationszustände schienen seltener vorzukommen. 2 Paralyticae ge-
baren in normaler Weise. Eine Femoralfractur heilte ohne Schwie-
rigkeiten. M. Brascb.
1) Arnold, Ein Fall von juveniler Muskelatrophie. Württemb. med.
Correspondenzblatt 1893, 30. Januar.
2) V. Prautois et G. Etienne, Un cas de Myopathie Progressive
Primitive. Revue de Mddecine 1893, No. 7.
3) J. Sacaze, Un cas de Scoliose dans une Myopathie Primitive
Atrophique. Archives de Neurologie 1893, Mai.
1) A. beschreibt einen Fall reiner juveniler Muskel-Atro-
phie des Rumpfes und Unterextremitäten, der keine Abweichung
von den typischen Fällen der ERß’schen juvenilen myopatischen
Muskelatrophie zeigt.
2) Die Verff. beschreiben bei einem 7jährigen Knaben die Er-
scheinungen der progressiven Muskelatrophie nach dem Facio-scapulo-
humeralen Typus. Die Krankheit hatte im ersten Lebensjahre an-
gefangen; es war keine Pseudohypertrophie, keine fibrillären Muskel-
zuckungen, keine Entartungsreaclion, noch eine hereditäre oder
familiäre Anlage vorhanden. Die Sehnenreflexe fehlten. Bemerkens-
wert bei diesem Falle von Muskeldystrophie nach dem Landoüzv-
DtMKBiNK’schen Typus sind noch das vorzeitige Auftreten im ersten
Lebensjahre, ferner eine Asymmetrie der Schultern (durch die
stärkere Atrophie der einen Seite) und eine Abplattung der linken
Hinterhauptshälfte.
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356 Niblsks, GoRnoK-DiLi,,GoBnoN,Behandl. v. Hautkrankheiten etc. No. 20
3) Es handelt sich um einen Fall von progressiver Muskel-
atrophie nach dem Lv YoisK-MoBBics’schen Typus; es bestand familiäre
Anlage durch 3 Generationen hindurch und eine leichte Hyper-
trophie an den unteren Ertremitäten, während an den oberen sofort
deutliche Atrophie hervortrat. Ausserdem bestand eine hochgra-
dige Scoliose, die nicht durch die Muskelatrophie allein erklärt
werden konnte, sondern auf eine den Muskeln analoge trophische
Störung der Knochen resp. Wirbelkörper zurückgeftthrt wird.
S. Kalischer.
1) L. Nielsen, Behandlung von Myxoedem mittelst Pili, glandulae
thyreoideae siccntae. Monatsheft f. pract Dermat. Bd. XV11I, No. 2.
2) J. F. Gordon-Dill, Notes on five cases of skin disease treated
by thyroid gland. Lancet. Jan. 6, 1894.
3) J. Gordon. Treatment of psoriasis (syphilitic) by thyroid extract.
Brit. med. joorn. Jan. 27, 1894.
1) Verf. hat in einem Fall von Myxoedem, den er ausführlich mit-
theilt, mit getrockneter, pulverisirter und zu Pillen verarbeiteter
Glandula thyreoida denselben vollkommenen Heileffect erzielt, wie
sonst mit der frischen Drüse. Die Reactionserscheinungen treten
ungewöhnlich milde auf, wohl deshalb, weil die von der Pat. ge- '
nommenen Quantität des Mittels eine verhältnissmässig kleine war;
sie begann täglich mit 2 Pillen zu 0,5 und die höchste Dosis be-
trug 7 Pillen, was nicht ganz einer halben frischen Drüse entspricht.
Nach dem Schwinden der Symptome scheint es, um Recidiven vor-
zubeugen, hinreichend, täglich 2 Pillen zu 0,1 nehmen zu lassen.
Die Vorzüge dieser Medication bestehen in ihrer Bequemlichkeit
(das Präparat scheint sich mehrere Monate zu halten) und der ge-
naueren Dosirbarkeit.
2) Drei Fälle von ausgebreiteter Psoriasis vulgaris heilten unter
dem Gebrauche von täglich 2 — 6 Tabletten mit Thyreoidextract
(jede Tablette 0 5 der Drüse entsprechend) in etwa 4 Wochen, ohne
dass das Mittel irgend welche Störungen veranlasste. In einem
vierten Fall trat nach anfänglicher Besserung Stillstand und sogar
Verschlimmerung ein und da die Pat. ausserdem über Kopfschmerzen,
allgemeines Unbehagen und Dyspepsie zu klagen begann, wurde die
Behandlung aufgegeben. Eine Rosacea wurde durch Mittel nicht
wesentlich beeinflusst.
3) Ob es sich in dem Falle G.’s um Psoriasis vulgaris bei einer
Syphilitischen, oder um ein Schuppensyphilid handelte, ist aus der
Beschreibung nicht mit Sicherheit zu ersehen. Jedenfalls schwand
der Ausschlag unter dem Gebrauche des Thyreoidaxtracts in etwa t
3 Wochen. H. Müller.
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No. 20. Lbwin, Ueber Leuco<lerma.-Qi)RNü,H vHTMA.SNu. du Boocbbt, Lieber 357
G. Lewin, Ueber das Leucoderma, namentlich seinen diagnos-
tischen Wert. Charite- Annalen XVIII. S. 614.
Verf. fasst die Ergebnisse seiner an einem sehr grofsen Ma-
teriale vorgenommenen Untersuchungen in folgende Sätze zusam-
men: 1. Das Leucoderma ist ein für die Diagnose der Syphilis
wichtiges, aber keineswegs absolut sicheres Symptom. 2. Das Leu-
coderma kommt bei einer nicht ganz kleinen Zahl von Menschen
vor, die niemals an Syphilis gelitten haben. (Unter 4800 Weibern
dieser Art fand es L. 227 Mal. Ref.), 3. Von den syphilitischen
Frauen bekommen 53 3 pCt. Leucoderma. Dasselbe tritt in 36 pCt.
bei der ersten Erkrankung an Syphilis, in 65 pCt. bei Recidiven
und in 59 pCt. bei früher an Syphilis erkrankt gewesenen, jetzt in
Bezug auf die. Syphilis als gesund zu betrachtenden Individuen
auf. 4. Da das Leucoderma bei nicht syphilitischen und bei von
der Syphilis anscheinend befreiten Personen auftritt, so ist dasselbe
keine Indication für eine antisyphilitische Behandlung. 5. Die
specifische Therapie hat keinen Einfluss auf das Leucoderma.
6. Syphilitische Schwangere haben Leucoderma nicht in höherem
Grade als die Nicht-Schwaogeren. 7. Das Leucoderma kann an
Stellen auftreten, an denen vorher Kautsyphilide bestanden haben.
Eine Abhängigkeit des Leucoderma von einer vorhergegangenen
Efflorescenz der Lues ist bisher nicht erwiesen. 8. Die Entstehung
des Leucoderma ist vielleicht durch die Lähmung gewisser Centren
für die Pigmentbewegung durch ein Toxin der Syphilis zu erklären“.
H. Müller.
1) Quenu, Du traitement du prolapsus uterin total par l’hystdrec-
tomie vaginale chez les femmes ayant dt5pass£ la menopause ou
pres de l’atteindre. Annales de gynücologie, janvier 1894,
2) II. Hartinann et W. du Bouchet, L’hystörectomie vaginale
dans le traitement de la chute de l’utdrus. Ebenda.
1) Anknüpfend an eine frühere Mitteilung des Dr. Lkjars über
diesen Gegenstand, zeigt Verf., dass die Idee obiger Operation nicht
wie Martin sagt, erst 1880 aufgetaucht ist, sondern schon 1757 be-
standen und 1813 von Lanornbrck ausgeführt worden ist. Verf.
hat 5 Exstirpationen des Uterus wegen totalen Prolapses vorge-
nommen, ohne ein Recidiv zu erhalten; er schreibt dies besonders
dem Umstande zu, dass er die beiden Lig. lata mit einander ver-
näht, damit sie als Stütze des schlaffen Beckenbodens dienen sollen.
Es empfiehlt die Operation warm bei Frauen obigen Alters, deren
Lebensstellung eine sorgsame langdauernde Pflege unmöglich und
demnach eine schnelle, radikale Beendigung, des Leidens nötig macht.
2) Verf. berichtet zunächst über 2 glückliche Operationen
obiger Art. Besonders betont wird 1. die Schwierigkeit, die sich
oft bei Ablösung der Blase ergiebt, 2. die Noth wendigkeit, die Ex-
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358 Uterusexstirpation.— MabtiN, Chabpkktikk, Behandl. d. Eclampsi«. No. 20
stirpation mit einer entsprechenden Colporrhnphie zu verbinden, da
sich sonst sehr oft Kecidive zeigen. Es folgt eine Zusammenstellung
von 60 Totalexstirpationen wegen Prolapsus meistens von deutschen
Operateuren, im Ganzen mit 5 Todesfällen und schliesslich eine
Beschreibung der 2 verschiedenen Arten der Vernähung. Zunächst
erwähnen Verff. die von Martin angegebene, von Qcbnu am weitesten
ausgebildete, wobei die ligamenta lata mit der Scheidenschleimhaut
zusammen vernäht werden, alsdann die Anfrischung und Vernähung
wie Fritsch sie angiebt und Asch sie beschrieben bat. Verfif. wollen
die Operation aber nur bei älteren Frauen und dann, wenn sich
verdächtige Erkrankungen vorlinden, gelten lassen, sonst plaidiren
sie unbedingt fQr die Ventrofixation. A. Martin.
1) J. W. Martin, A case of puerperal eclampsia. Edinb. Medic.
Journ. June 1893.
2) M. A. Charpentier, Sur le traitement de l’dclampsie. Bull, de
l’acad. No. 2, 1 893.
1) Das Interesse des Falles liegt darin, dass der Verf. nicht
nur bei jedem Anfall, — es fanden Ober 60 in einem Tage statt
— chloroformirt hat, sondern in derselben Frist zugleich Chloral-
hydrat (in Dosen von 1,0), Bromkalium (in Dosen von 2,0), Castor-
öi-Klystiere, erweichende Umschläge in der Lendengegend, Spiritus
Aether nitrosi, Hyoscyamus, Elaterium (0,015!), Morphium (0,03
subcutan) und Pilocarpin angewandt hat. Auch den Rest des
englischen Arzneischatzes durchzuversuchen fehlte es wohl an Zeit,
da die Patientin 24 Stunden, nachdem sie in Behandlung gekommen
war, „passed quietly away“.
2) Im ersten Teile seiner Arbeit wendet sich Verf. gegen die
DüHBSKN’sche Methode, bei Eclampsie, so rasch wie möglich zu ent-
binden. Er verwirft diese Methode als äusserst gefährlich und als
ungerechtfertigt. Er will die Geburt nur dann durch Kunsthilfe
beenden, wenn dies ohne die geringste Gefahr för die Mutter ge-
schehen kann. Wenn dies nicht der Fall sei, mösse man die spon-
tane Geburt abwarten, die in den meisten Fällen auch sehr rasch
erfolge, Im übrigen beschränkt er sich auf die Anwendung der
Narkose, wobei er dem Chloral entschieden den Vorzug giebt vor
dem Chloroform. Das Letztere sei in grofsen Dosen deshalb sehr
gefährlich, weil es eine Verfettung der verschiedensten inneren
Organen verursache. Das Choral giebt er per rectum und zwar
empfiehlt er, sofort 4,0 g Chloral in 60,0 g Quittenschleim zu ver-
abreichen. Dieses Verfahren wird alle 6 Stunden wiederholt, bis
die Geburt entweder spontan oder durch Kunsthilfe beendet ist und
keine Anfälle mehr aufgetreten sind. 24 Stunden nach Beginn der
Anfälle giebt Verf. noch einmal ein Clysma von 4,0 g, auch wenn
während der letzten Stunden kein Anfall mehr aufgetreten war.
Um die Verabreichung des Chlorais nicht plötzlich abzubrechen,
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No. 20. Pinabd, lieber die Symphyseotomie u. Isohiopubiotomie.
359
lässt Verf. dann noch wahrend der nächsten 24 Stunden 2— 3stünd-
lich einen Esslöffel einer 3proc. Chlorallösung innerlich nehmen.
Neben dem Chloral lässt Verf. die Patientin so viel wie möglich
Milch trinken.
Als Prophylacticum empfiehlt Verf. ebenfalls die reichliche Zu-
fuhr von Milch. Sind bei Schwangeren auch nur die geringsten
Spuren von Eiweiss im Harne nachzuweisen, so ist eine Milchkur
auf das dringendste anzuraten. Le r^gime lact4 est le traitement
pr^ventif par excellence de l’^clampsie. A. Martin.
1) A. Pinard, De la symphyseotomie ä la clinique Baudelocque
pendant l’annde 1893. Annales de gynÄcologie janvier 1894.
2) M. Pinard, De l’ischio-pubiotomie ou Operation de Farabeuf.
Ballelin de l’academie de mddecine. 1893. No. 2.
1) Bericht Ober 13 im Jahre 1893 an genannter Klinik aus-
geführte Symphyseotomien, und zwar von 9 an Multiparen und 4
an Primiparen ausgeführten. Die Conjugata diagonalis betrug ein-
mal 9 cm, dreimal 9 — 10 cm, viermal Ober 10 cm und ist dreimal
nicht angegeben. Beim engsten Becken (8,7 cm diag.) (! Ref.)
wurde ein Kind von nur 1,7 kg entwickelt sonst Kinder von nor-
malem Gewichte. Sämmtliche Kinder lebten, eine Mutter starb.
Die Erweiterung des Beckens betrug 3,5 bis 6 cm. 6 Mal hatte
die Mutter spontan lebende Kinder geboren und ist besonders hier
kein Grund zur Operation einzusehen, Auch in den meisten
anderen Fällen wäre vielleicht durch geeignete Handgriffe, besonders
Wendung, eine solche eingreifende Operation unnöthig gewesen.
Charakteristisch ist, dass Verf. durch Anwendung der Symphyse-
otomie zu folgenden Hauptregeln gelangt, wie sie in Deutschland
schon lange, z. B. bei der MAKTin’schen Anstalt, wo ebenfalls im
Jahre 1893 keine Kephalotripsie nötig wurde, befolgt worden sind.
Keine Anwendung der Zange bei Wiederständen von Seiten
des knöchernen Beckens. Absolutes Verlassen der Embryotomie
am lebenden Kinde (im Jahre i 893).
2) Verf. machte bei einer Gravida mit glattem Becken (Conj. 8,5)
eine von Fababbüf angebene Operation, die ischio-pubiotomie und
entwickelte dann ein lebendes ausgetragenes Kind mit der Zange.
Die Frau war schon 4 mal entbunden worden. Zange, Wendung
und Frühgeburt hatten kein lebendes Kind erzielt. Die zuerst be-
absichtigte Symphyseotomie musste mit der Ischio-pubiotomie ver-
tauscht werden, da Verf. eine Ankylose des rechten ilio-sacral-Ge-
lenks konstatiren konnte. Es wurden beide rechtsseitigen Scham-
beinäsle durchsägt, worauf die Knochen spontan 2 cm auseinander
wichen. Während der Extraction vergröfserte sich der Abstand
der Knochen noch um fi cm. Von der Verlängerung der Conjugata
ist nicht die Rede.
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360 Hokmkistrh, Ueber Methylisirung im Tierkörper. No. 20
Die Weichteile wurden hinterher durch die Naht wieder ver-
einigt, während die Knochen nicht genäht wurden. Pat. konnte
nach Ü Wochen wieder gehen. A. Martin.
F. Hofmeister (Prag), Ueber Methylirung im Tierkörper. Arch.
f. exp. Pat. u. Pharm. Bd. 33. S. 198 — 215.
Tellurigaures Natron bewirkt bei Menschen, Hunden, Kaninchen
und selbst Fröschen Exhalationen eines eigentümlich knoblauch-
artigen Körpers, der bereits 1861 von Herren (bei Wöhlrr) [für
Tellurmethyl gehalten wurde. Der exacte Nachweis, dass diese
flüchtige Verbindung wirklich Tellurmethyl ist, wird von H. dadurch
geführt, dass er die Ausathmungsluft durch Jodjodkaliumlösung leitet
und in letzterer gesondert das Tellur durch Reduction und die
Methylgruppe durch Behandlung mit Schwefelnatrium (es entsteht
das rettigartig riechende Schwefelmethyl (CH3)sS) nachweist.
Im Tellur ist also nach dem Pyridin (His) mit Sicherheit eine
Substanz gegeben, die im Körper eine Methylsynthese eingeht.
Werden die Organe eines Thieres, dem tellurigsaures Natron
zugeffthrt worden war, nach dem Tod durch Verbluten in Brutofen-
temperatur gebracht, so tritt an den einzelnen Organen der Tellur-
methylgeruch in ganz verschiedener Intensität auf. Aehnliches wird
beobachtet, wenn man Organe normaler Thiere mit dem Salze ver-
setzt. Es ergiebt sich bei beiden Versuchsanordnungen überein-
stimmend, dass Leber und Lunge kräftig, Niere und Muskel schwach,
normales Leberblut hingegen gar keinen Tellurmethylgeruch ent-
stehen lässt. Von drüsigen Organen vermag insbesondere der Hoden
stark synthetisch zu wirken.
Ein zweites Phänomen, das der Aufnahme von teilurigsaurem
Natron folgt, ist die Reduction zu Tellur und Ablagerung desselben
in allen Geweben unter blaugrOner bis dunkelblauer Verfärbung
derselben.
Die Intensität der Methylabspaltung ist in den einzelnen Orga-
nen unabhängig von ihrem Reductionsvermügen ; so bildet Fisch-
hoden deutlich Tellurmethyl ohne sich zu verfärben. Aehnliches
gilt von den Lungen. Die Fähigkeit der Methylsynthese verlieren
Organe beim Erwärmen auf 50°, durch Behandlung mit Alcohol,
Glycerin, Alkalien und Säuren, selbst 0.6 pCt. NaCl-Lösung wirkt
schädigend.
Die Tatsache, dass nach Zusammenbringen überlebender Organe
mit teilurigsaurem Natron die Methylsynthese sich nicht sofort
äussert, sondern erst nach Stunden deutlich wird, spricht gegen die
Präexistenz nenneswerther Mengen der Methyl-abspaltenden Substanz.
Zum Schluss vergleicht der Autor die Bedingungen der Tellur-
methylsynthese gegenüber den übrigen bekannten Synthesen, betont
die Wichtigkeit des Ausfalls der hydrolytischen Spaltung trotz An-
wesenheit von Wasser beim Zustandekommen derselben und giebt
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No. 20.
Dkünkb. — Buhmann u. Bial. — Vassilikw.
361
der Vermutung Ausdruck, dass der Methylabspaltung beim Aufbau
von methylhaltigen Verbindungen, namentlich stickstoffhaltigen, wie
Cholin, Kreatin eine wichtige Rolle als intermediärer Vorgang zu-
kommt. Pohl.
Driiner, Beiträge zur Kenntniss der Kern- und Zellendegeneration
und ihrer Ursache. Jenaische Zeilsohr. f. Naturwissensch. XXVIII. H. 3.
Im Hoden der Salamandra maculosa hatte Flskmiso Degenerationen constatirt,
die hauptsächlich in einer Vacnolisiernng des Kernes bestanden und wahrend des
Sommers ziemlich häufig anzutretTen waren. Hermann hatte in solchen Kernen eine
achromatische Kugel gefunden, die mit der Kernmembran durch einige Faden in Ver-
bindung stehen und nach einiger Zeit ans dem Kern ausgepresst und in das Proto-
plasma gedrängt werden sollte. Heide Autoren hatten die Ursache der Entartung
nicht erkannt, Hermann auch über die Bedeutung der von ihm gefundenen Kogel
keinen Aufschluss gegeben.
Hier nuo setzen die Untersuchungen des Verf. ein. Er kommt zu dem Resultate,
dass die HKRMAEü'sche Kugel ein Parasit ist.
Einen anderen, von dem in den Hodenzellen verschiedenen Parasiten fand Verf.
in den Epitbelsellen des Darms. Die Erkenntniss, dass es sich hier um Parasiten
handelt, zeigt also, dass wir es mit pathologischen und nicht „mit physiologischen
Zerfalls- und Resorption« Vorgängen“ zu tbun haben. lU*tu.
F. Röhmann und 91. Bial, Ueber den Einfluss der Lymphagoga
auf die diastatische Wirkung der Lymphe. Pflüger’s Arcb. Bd. 55
S. 469.
CirculationsstSrnngen aus verschiedenen Ursachen in der Leber bewirken, wie
die VerfT. aasführen, eine Vermehrung der Zuckerbildnng io derselben. Da die
Zuckerbildung auf der Einwirkung eines löslichen Fermentes auf das Glycogen be-
ruht, so kamen die VerfT. auf den Gedanken, dass durch die Ciroulationsstörungen
vielleicht der Fermentgehalt der aus den Lebercapillaren austretenden Lymphe ver-
mehrt werden konnte, so wie BamsHgAiK nacbgewiesen bat, dass durch zahlreiche
dem TierkOrper intravenös angeführte Substanzen der Trockengehalt der Lymphe ver-
mehrt wird; der vermehrte Fermentgebalt konnte oun auf das Glycogen einwirkend,
zu einer stärkeren Bildung von Zucker führen. Die VerfT. prüften diese Hypothese
zunächst, indem sie bei Hunden in der Morphiumchloroformnarcose Lymphe aus dem
Ductus thoracica« auffingen und denselben dann als Lymphagogum Peptonlösung inji-
cirten. Der Fermentgehalt der Lymphe, geprüft an Stärkekleister, stieg danach an-
sehnlich an, wurde sogar grOfser als der des Blutserums, während er sonst geringer
ist, Injection von 0.6 proc. Kochsalzlösung hatte diesen Effect nicht Denselben Ein-
fluss, wie die PeptonlOsung hatte die Aufstauung des Blutes in der Vena cava infer.,
dagegen nicht die Unterbindung der Pfortader. Die Versuche stützen somit die oben
angegebene Hypothese. E. Salkowski.
Vassiliew, N. Contribution k la phyeiologie et k la pharmacologie
de la glande pancr^atique. Arcb. d. sc. biol. p. p. l’instit. imper. der
med. exp. de St. Petersbourg II. S. 219.
V. etudirte an einer permanenten, nach der Methode von Pawlow bei Hunden
angelegten Pankreasfistel den Einfluss der Ernährung auf den Gehalt de« Pankreas-
secretes an Trypsin und diastatischem Ferment. Es machte am Anfang grofse Schwie-
rigkeiten, die Tiere längere Zeit am Leben zu erhalten, sie giugen in der Regel schon'
oach kurzer Zeit zn Grunde, erst als nach der Operation die Ernährung mit Fleisch
ganz verlassen und dafür Milch und Brod substituirt waren, traten zunächst dyspep-
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362
Dasthk. — Dastrb. — Kantobowicz.
No. 20
tische Erscheinungen Dicht auf, gegen den 15. bii IS. Tag nach der Operation rer
loreo die Tiere aber doch die Frel'slust und gingen unter Erbrechen und Durchfall tu
Grunde. Dieser AusgaDg beruhte darauf, dass die Tiere tu reichlich Nahrang tu sich
nahmen AU die Nahrungsaufnahme — Milch und Brod oder Amylaceen — sorg-
fältig regulirt wurde, blieben die Tiere am Lebeo. V. gelangte tu folgeodeu Resul-
taten: der Eermentgebalt des Pankreassecretes hängt ron der Ernährung ab: Fleisch-
nabrung rermehrt den Gehalt an Trypsin und rermindert das diastatiiche Ferment,
Ernährung mit] Milch und Brod bat deD umgekehrten Eflect. Der Grad und der
Gang dieser Veränderungen unter dem Einfiuat des Wechsels der Ernährung sind bei
verschiedenen Tieren rerscbieden. E. Sslkowski.
A. Dastre, Sur la ddfibrination du sang art4riel. Aroh. de physiol.
1893, S. 169.
Um das gerammte Blut tu defibriniren, verfährt Verf. so, dass er aut der Carotis
des Hundes einen Bruchteil des Blutes (< , — '/, der berechneten Getammtmenge) entnimmt,
diese Portion defibriairt, das colirte Blut in die Gefäfsbahn surilckleitet, nach einiger
Zeit eine gleich grofse Blutmenge entsieht, das defibrinirte Blut wieder eiosprilit und
so lange io gleicher Weise fortfäbrt, bis eine cnttcgene Blutprobe kein Fibrin mehr
liefert. Nur wenn das Jedesmal enttogene Blut '/, — */s der präsumptiven Blutmenge
beträgt, bleibt das Tier auch weiterhin am Leben. In der That findet man so in
jeder folgenden Blutprobe weniger Fibrin alt in der vorher enttogenen, so t B. in
einem Versuch 0.38 — 0 34—0 22 — 02 —0.15 — 0.06 0.05 — 0,01 g Fibrin in 1000 Th.
Blut. Dem so ungerinnbar gewordenen Blut fehlt das Fibrinogen, dagegen besittt
es noch Ferment genug, um eine fibrinogenbaltige Flüssigkeit (BydroceleSüssigkeit)
tum Gerinnen tu bringen. Nach */4 — 2 Stunden erlangt solch uogerinnbar geworde-
nes Blut beim CirculireD durch den Körper wieder teioe Gerinnbarkeit, indem sich
das Fibrinogen restituirt; nach 4 Stunden enthält das Blut tchon etwa die Hälfte des
Fibrins und nach 24 Stunden ebenso viel, uoter Umständen noch mehr Fibrin als
beim allerersten Aderlass. Während das gewöhnliche Fibrin io lproc. NaCl- Lösung
unlöslich und erst in lOproc. NaCI-Solution löslich ist. erweist sich das neugebildete
Fibrin .Neofibrin“ schon in lproc. NaCI-Solution löslich und nähert sich damit den
echten Globulinen. J. Munk.
A. Dastre, Contribution k l’4tude des ferments du pancreas. Arch.
de physiol. 1893, S. 774.
Entzieht man einem in der Verdauung getöteten Hunde oder Schwein das Pan-
creas, wäscht es oberflächlich mit 0.7 proc. NaCI-Lösung ab, zerschneidet es grob und
lässt es 15 — 20 Minuten bei 40°, dann 1— 8 Stunden bei Zimmertemperatur mit dem
doppelten Vol. 0.7 proc. NaCI-Lösung maceriren, dekantirt und filtrirt, so gewinnt
man einen Saft, der ausserordentlich kräftig Amylom verzuckert, dagegen Fibrin nicht
löst, also reichlich diastatisches Ferment, aber so gut wie kein Trypsin enthält. Zer-
hackt man danD die rettirenden PancreasstQcke möglichst fein, macerirt den Brei viele
Stunden hindurch mit 0.7 proc. NaCI-Lösung, unter Zusatt des gleichen Vol. 2 proc.
Fluornatriumlösung, um Fäolnits auszuschliefsen, so erweist sich nach dem Dekaotiren
und Filtriren dies Eztract reich an Trypsin, frei von diastatischem Ferment Auch
die Pancreasextracte von Tieren, die 4-6 Tage hungerten, sind reich an Trypsin,
arm oder frei von diastatischem Ferment J. Munk.
L. Kantorowiez, Thioninfärbung für Balsampräparate von amy-
loiden Orgaiien. Cbl. f. allg. Path. a, patb. Anat. 1894, 22. Febr. <
Verf. empfiehlt das als Mucin-Färbung allgemein angewandte Ehslicb Horms'tche
Tbionio als Färbemittel für amyloide Organe. Wahrend Mucin rotviolett, alles übrige
Gewebe blau bis violett gefärbt wird, erscheint das Amyloid hellblau bis lila. Ge-
färbt wird wenige Minuten mit gesättigter wässeriger Lösung und darauf in Aiju. dest.
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No. 20.
Bibb. — Lank. — Köm*. — Snki.i,. — Eci.knstkin.
363
abgespült Um Dauerpriparate tu erhalten, empfiehlt Verl. Aufhellung in Anilinöl-
Xylol oder Carboixylol, wahrend der Aleohol zu stark entfärbt. Letzteres ist vom
Kef auch bei der Mucin Färbung von Enteritis merobranacea störend empfunden wor-
den; doch sind Priparate, die bei Tageslicht kaum noch eine Differenzirung erkennen
(asxeD, oft noch bei gelbem künstlichen Licht sehr brauchbar, indem hier die feineren
Nüancen des Blau weit scharfer hervortreteo.
Auch die Niaat-'sche Körnung der Ganglienzellen soll nach Wsiokbt’s Angabe mit
dem Tbionin deutlich herrortreten. M Rothmann.
A. Bier, Ueber plastische Bildung tragfähiger Stßmpfe nach Uo-
terschenkelamputationen. Arcb. f. klin. Chir. XLV1. S. 90.
Ein aus Weichteilen und den beiden Unterichenkelknocben an der Spitze be-
stehender Keil wird ca. 1 j Finger breit über der Amputationtstelle excidirt, so dass
beim Umstellen des losen Endstückes des Stumpfes zwei glatte Wundfilcben aufeinan-
derfallen und die hintere Flache der Tibia und Fibula in natürlicher Verbindung mit
den sie deckenden Weichteilen nach unten sieht. Als Prothese dient ein steifer
Schnürstiefel mit Seitenschienen, welche mit Charnier für das Kniegelenk versehen sind.
P. Gfltcrbock.
W. A. Laue, One of the best applicatioDS of jodoform in surgery.
Lancet 1 893, p. 131.
Ausfüllung von Knochenhöhlen. nach vorheriger Absperrung durch Keuaacn'scher
Constriction, mit einem Stückchen Lint, das in ein Gemenge von Jodoform mit 5 pCt.
starker Carbol-Lösung getaucht ist. p. GStrbork.
E. Köhl, Ruptur der Sehne des rechten Musculus quadriceps fe-
moris. Sehnennaht. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1893, No. 13.
Bei der durch plötzlichen Muskeleug entstandenen Ruptur des Uuscul. quadriceps
fern, deztr. fanden sieb nach Freilegung der Sehne 48 Stunden spater unregelmAfsige
Rissflachen an der 1 j cm oberhalb der Patella gelegenen Rissstelle. Gleichzeitig mit
deren Glättung wurden 3 Sehnenknorpel exstirpirt. Indirecte Naht durch 8 Catgut-
Nlhte. ln Folge der Exstirpation der Knorpel erwies sich die Sehne nach der Hei-
lung um ca 2 cm verkürzt; die Function war aber eine gute und nur Flexion über
90' behindert. P. Güterbock.
Sncll, Remarks on amblyopia from Di-Nitrobenzo). British med. Journ.
1893, No. 1731.
S. berichtet über 5 Falle von hochgradiger Amblyopie mit concentrischer Ge
sichtsfeldeinschrlnkung, welche er bei Arbeitern beobachtete, die in ExplosionistofT-
fabriken beschäftigt waren. Ophthalmoskopisch erschien der Sehnerv etwas blasser als
normal. Sammtliche Patienten besorgten mit das Mischen von Nitrobenzol; der Zu-
stand besserte sich, nachdem die Pat. diese Arbeit aufgegeben batten. Horttmans.
Eulenstein, Die diagnostische Verwertbarkeit der Percussion des
W arzenfortsatzes. Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1894, No. 3.
Nach E. ist die vergleichende Percussion des Warzenfortsatzes im Stande, uns
unter Umstünden die Diagnose einer vorliegenden Knochenerkrankung zu sichern,
vorausgesetzt, dass sie ein positives Resultat erzielt. Wir können alsdann einen nahe
der Oberfläche gelegenen Krankheitsherd erwarten. Die Grflfse des Herdes beeinflusse
*°hl auch den Grad der Dämpfung. Der negative Ausfall der Percussion beweise
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364 NbWMAH. — ScHKINMANN. — STEPHAN. — WiU.IAM8.-SeB. No.20
nicht die Abwesenheit einet Erkrankungtherdes , er lasse den Schloss gerechtfertigt
erscheinen, dass entweder der Krankheitsherd sehr klein sei, oder, selbst bei groiser
Ausdehnung, entfernt ton der Oberfläche sitze. Schwabarh.
W. U. Newman, A very unusual foreign body in the larvnx
The Med. u. Surg. Reports 1894, Jan. 20.
Bei einem 10 monatlichen Kinde fand sich eine otTene Sicherheitsnadel im Laryci
die nur leichte Schtuckbeschwerden herbeigeführt hatte. Mittelst einer Zange ward«
dieselbe entfernt. w. Lublioskt
Scheinmann, Habitueller Kopfschmerz als Hauptsymptom verschie-
dener Nasenleiden. Herl, klin Wochen-chr. 1893, No. 49.
Habitueller Kopfschmerz findet in manchen Killen seine Erklärung in Nasen-
afTectionen; er ist oft das einzige Symptom derselben und erfordert eine genaue Unter-
suchung der Nase. Das Vorhandensein Ton Neurasthenie schliefst locale Ausgangs-
puncte nicht aus. Die Prognose ist bei nasalem Ursprong des Kopfschmerzes nickt
günstig, die nasale Therapie gibt gute und dauernde Resultate. w. Lublinski.
Stephan, Chloroform tegen lintwormen. Weekbl. van het Nederl. Tijdschr.
voor Gencesk. 1893, 11. No. 8.
Verf. hat bei zwei Kindern, bei denen mehrfach seit Jahren erfolglos Bandwurm -
kuren augewendet waren , mit sehr gutem Erfolge sich des Chloroforms bedient. In
dem einen Kalle war sogar eine Taenia mediocanellata, welche besonders fest sitzt,
Torbanden. Eine Kormel nach Tbomi-som lautet:
Chlorofortni 4-
Syr. simpl 30.
S. um 7, 9 und 1 1 je 1 Löffel, um 12 und 2 je 1 EsslBffel RicinusSl. Ob St. dies«
Vorschrift benutzt hat, ist aus seiner Mitteilung nicht ersichtlich. G«orge Mry«.
D. Williams, Observation« on the period of incubation, or latency,
in certain acute specific diseases. Tbc Practitioner 1 893, Juli,
Verf. untersuchte eine Reihe too Iufectiooskrankheiteu in Bezug auf ihre Iocu
bationszeit und kam hiebei zu Resultaten, die zum Teil Dicht unbeträchtlich Ton den
bisherigen Angaben abweichen. Indem er Torausschickt , dass die Dauer der Incuba-
tionszeit bei ein und derselben Krankheit abhSngig ist I) tod der Widerstandsfähigkeit
des betreffenden Individuums, 2) tod der Virulenz und 3) tod der Menge des ein-
dringenden Krankheitsstoffes, giebt er eine übersichtliche Zusammenstellung des Mini-
mums, Maximums und der mittleren Dauer der lucubationszeiteu bei den häufigsten
Infcctionskiankheiteu und fügt zum Vergleich die bisherigen Angaben englischer,
deutscher (StbCmi-Bu.) und französischer Autoren bei. Abweichungen finden zieh bei-
spielzweise bei Scharlach, dezsen Incubationsdaner bisher im Allgemeinen zo hoch an-
genommen wurde; nach Verf. ist das Minimum 1 Tag, das Maximum 7, die mittlere
Dauer nar 2—3 Tage. Kür Influenza, deren Incubationszeit z. B bei Stbüki-ill
überhaupt fehlt, lauten die Zahlen; Min. 1, Max. 5, Durchschnitt 3 — 4 Tage, für
Mumps Durchschnitt 20—28 Tage (nach StkCiip*ll nur 14 Tage). K. Kronthai.
M. G. See, Forme« et diagnostic de l’ulcfere de l’estomac. Bull, de
l’acad. de med. 1893, No. 37.
Es giebt zwei Arten Ton Magengeschwüren, entstanden auf Grund tod Hyper-
chlorhydrie und CircuIationsslSrungen. Die schwerere Form derselben ist das söge
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No. 20. Avira<inrt. — Boy-Trissirr u. M ARCBI.LIN. — KrtprRN.
365
nannte blutende Magengeschwür, die leichtere das einfache peptische, nicht blutende
Geschwür. Letzteres bietet einer richtigen Stellung der Diagnose naturgemSfs weit
grSfaere Schwierigkeiten, alt das erstgenannte. Neben anderen Puncten muss man
dabei auf die paroxysmenartigen Schmerzen, sowie auf das meist bftufig auftretende
Erbrechen Gewicht legen. Im allgemeinen sei noch bemerkt, dass man bei der Dia
gnoae eines Magengeschwüres die Möglichkeit des Vorliegens der sogenannten Gastro-
succorrboe nicht ausser Acht lassen darf. C. Rotenthil.
E. E. Aviraguet, Abc6a retro-pharyngien. Mort subite. Rev. mens
des mal. de l’enf 1893, S. 449.
Verf. beobachtete einen idiopathischen Retropharyngealabscess bei einem 15 Mo-
nate alten Kinde. Da keine Zeichen von Dyspnoe bestanden, so wurde die Incision
des Abscessea verschoben. Plötzlich aber verschied das Kind, ohne dass Zeichen ron
Asphyxie dem Tode vorangegangen waren. Bei der Autopsie fand Verf. einen mit
gelbem, nicht sehr dickflüssigen Eiter gefüllten Abscess, der in der Wandung des
Pharynx selbst und zwar in der Höhe des 2. bis S. Halswirbels seinen Sita hatte
Die Wirbel selbst waren gesund. — Den plötzlichen Tod des Kindes will Verf. durch
Druck auf die Nerven der bezeichneten Halsgegend erklären. Stadthagen.
Boy-Teissier et Dlarcellin, De l’enregistrement des pulsations de
l’aorte. Revue de med. I 893, No. 9.
Als diagnostisches Ergbnzungsmittel der von Boy-Teüsiek empfohlenen retroster-
nalen Auscultation (Cbl. 18112, S. 4?5) empfehlen Verff. das sphygmograpbische Studium
der Pulsationen des Aortenbogens. Durch Tierversuche, deren Details im Original
oachzulesen sind, stellen sie zuerrt die bei directer Application des Apparates auf die
blofsgelegte Aorta aufgezeicbneten Kurven dar. Die Charaktere der letzteren sind :
Steilheit des anfsteigenden Schenkels; ausgeprägter Dikrotismus am absteigenden
Schenkel; vollkommener Synchronismus mit der Pulsation des Ventrikels. — Am
Menschen kann man unter gewissen begünstigenden Umstanden (speciell: grofae Nach-
giebigkeit der Haut und Aponeurose des Halses; hinreichende Distance zwischen Ster-
num und ersten Trachealringen ; eine für die Anlegung der Dntersuchungsinstrumente
genügende Ausdehnung der Aorta) ebenfalls Sphygmogramme der Aorta aufnebmen.
Wegen der bei normalen Individuen sowie in 21 pathologischen P&llen aufgenommenen
Kurven verweisen wir auf das Original. p,rL
M. Köppen, Ein Fall von urämischer Psychose mit Symptomen
der Rindenblindheit. Charite. Annalen 1893, p. 709.
Gegen Ende der Gravidiiät ein eclamptischer Anfall mit starker Amblyopie. Im
Drin viel Eiweifs. In der Charitö entbanden, vollkommene 14 tigige Amaurose. Albu-
minurie.
14 Tage spater wird io der Nervenklinik ein beiderseitiger Defect im Gesichts
felde (beide linken Hälften und der untere rechte Quandrant beiderseits) entdeckt, die
Schitzuog der Entfernung war hochgradig gestört. Daraus ergab sich starke Unsicher-
heit beim Gehen. Das optische GedKcbtniss war sehr schwach, die Vorstellung des
räumlichen Nebeneinander fehlte, Par. konnte sieb nur alle Gegenstände halb vor-
stellen. Der psychische Zustand war der der Unbesinnlicbkeit , dazu bestand leichte
Depression und «ngstlicbes Verhalten
Sonst waren weder Störungen der motorischen , noch der sensiblen oder Reflex-
lunctionen naebzuweisen. Der Zustand besserte sich schnell.
Vetfasser ist geneigt den Mangel an Orientirungsvermögen auf das mangelnde
optische Gedttchtniss znrückzuführen , ebenso das halbe Vorsteilen von QegenstSnden.
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366
Lkva. — Srhatok. — Bkhnhardt.
No. 20
Oie Unsicherheit beim Gehen und die falsche Schätzung der Entfernung usi
vielleicht euf die Gesicbtsfeldstörung zu beziehen.
Die ganze Aflection wird als eine functioneile, durch die Urämie bervorgerufese
Störung im Binterhauptslappen aufgefasst. u. Bruch.
J. Leva, Zur Localieation der Aphasien. Viroh. Arcb. 1893, Bd. 132.
H. 2.
Im ersten Fall handelte es sich um totale Aphasie mit besonderem Herrortntn
der sensorischen Aphasie und mit streng localisirtem Krankheitsherd in der oberst«
Schläfenwindung (mittlerer Teil), der 2 mm weit auf den oberen Rand der mittler«
Schlkfenwindung Übergriff Im 2 Fall sind diese Stellen intact, dagegen sind der
untere Rand der mittleren und die ganze unterste 8chllfenwindung ron ein vn circa®-
scripten Herd eingenommen, ohne dass irgend welche aphasische Störungen bestand«
bitten. Der 3. Fall zeigt eine rein motorische Aphasie mit typischer Localisatien in
der untersten Stirnwinduog; der 4. Fall zeigt eine vorwiegend sensorische Apbas-
bei einer Läsion der ersten Scbläfenwindung; zugleich war der unterste Teil der 3.
Stirnwindung lädirt, ohne dass Zeichen motorischer Aphasie vorhanden wareo. !e
Fall 5, 6, 7 bestanden ausgesprochene aphasische Störungen, ohne dass bei der Sectio»
macroscopisch erkennbare Läsionen io den dafür verantwortlich zu machenden Centres
aufgefunden wurden. 8. KalUchrr.
H. Senator, Ueber acute Polymyositis und Neuromyositis. Deutschs
med. Wochenschr. 1893, No. 39.
1) Ein 50 Jahre alter Diabetiker, welcher sich unter geeigneter Diät Jahre lang
sehr wohl befand, wurde plötzlich von starker Schmerzhaftigkeit der Musculatur (von
den Unterschenkeln schnell nach oben fortschreitend und alle Muskeln ergreifend) be-
fallen Ausser dieser äusserst heftigen Druckempfindliehkeit der Musculatur, welche
alle Bewegungen unmöglich machte, traten noch blaurote Flecke in der Haut auf.
Der Pat. ging unter hohem Fieber zu Grunde. Es konnte dem Leichnam nur eis
Muskelstückchen entnommen werden und dieses bot die Zeichen eioer acuten intersti-
tiellen Entzündung mit entzündlichem Oedem in der Umgebung dar. Bactericn wurdet
nicht gefunden.
2) 4üjäbr. Patient, welcher angeblich nach dem Genuss verdorbener Krebse so
Allgemeinsymptomen erkrankte. Dazu trat eine schmerzhafte Steifigkeit im Ara.
im Bein etc. In den folgenden Tagen psysische Symptome (Hallucinationen, Uornhe],
starke Schweifte, Schwellung der Musculatur und der Uaut, welche erysipalatöse Rö-
tung annimmt, geringes Fieber, Schmerzen beim Schlucken und Sprechen, im Drin
Eiweifs und körperliche Elemente (acute Nephritis), im weiteren Verlaufe noch einmal
ein (urticariaähnlicher) Hautausschlag und dann allmllige Genesung.
In der Epicrise wird die Aetiologie (Autointoxication) , das Verhältniss der Er
krankung zur Nephritis und die Differentialdiagnose (Trichinose et« ) besprochen.
H. Brawh.
M. Bernhardt, Ueber isolirt im Gebiet des N. peroneus dexter
superficialis auftretende klonische Krämpfe des Mm. peroneuf
longus et brevis. Berl. klia. Wochenschr. 1893, No. 17.
Ein lljäbriger Knabe zeigte 130 — 140 in der Minute sieb wiederholende Cos-
tractionen im Gebiet der Mm. peroneus longus et brevis; die klonischen Zuckung»»
liefen allein in den vom N- peroneus superficialis innervirten Muskeln; sie bindert«
weder das Stehen, noch das Gehen, und bestanden auch im Schlaf. Schmerzen not
Sensibilitätsstorungen fehlten. Die electriscbe Erregbarkeit der Muskeln war eine nor-
male. Die Krämpfe sistirten bei Druck auf die Sehnen hinter dem äusseren Knbcbel
und bei starker faradischer Reizung der im Krampf befindlichen Muskeln. Dasselbe
geschieht, sobald man den Fufs in die Varo-equinus-Stellung überführt. — Der Knabe
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No. 20.
ÜNKA. — PHU.1PPS0N. — JOHKS.
367
stammte au« neuropathitch belasteter Familie und zeigte selber schon in früheren
Jahren Zeichen tod Nervosität, choreatische 1 Bewegungen etc. — Aehnliehe Beo-
bachtungen liegen von Ducbehhv, Jobibt de Lahbau.*, Coiicato vor. — Durch geeig-
nete Therapie (Fernhaltong von Schulunterricht, Bromkalium, Abreibungen, mechanische
Uebnngen etc.) gelang es den Krampf tu beseitigen. s. Kaliseher
G. Unna, Mundpflege und Kali chloricutn. Monatsh. f pract. Demi.
XVtl. No. 9.
Als bestes Mittel bei allen durch Spaltpilsentwicklung verursachten oder unter-
haltenen Mundkrankheiten, wie Stomatitis mercurialis, Foetor exore, erprobte U. das
reine Chlorsäure Kali entweder io Sabstanz unvermischt als Zahnpulver, oder io eioer
öOproc Kalichloricom-Zabnpaste (mit kohlensaurem Kalk, Ilhizoma Iridis, Seife und
Glycerin). Es befördert io hohem Hsase die Drüsensecretion des Muodes, wirkt er-
frischend und tonisirend und (in diesen hohen Concentrationen) auch direct zerstörend
oder wenigstens wachstumshemmend auf die Mundpilze, ohne die Zahne irgendwie
anzugreifeo. Bei Erosionen und Dlcerationen erzeugt es allerdings etwas Schmerz, doch
geht derselbe bald vorüber Das reine Kali chloricutn ist zugleich das vorzüglichste
Propbylacticum sowohl gegen Zabocaries, wie gegen MandelafTectioneo (eioschliefslich
Dipbtheritis). Intoxicationen sind bei Erwachsenen, welche man natürlich anweist,
nach dem Gebrauche den Mund gut auszuspülen und nichts hernnterznschlncken,
nicht zu fürchten. amiiitr.
A. Philippson, Wesen uml Behandlung der Acne vulgaris. Tber.
Monatsh. 1893, November.
Verf. setzt anteinander, dass, da die Ursachen der Acne im Wesentlichen unbe-
kannt sind, nur eine symptomatische locale Therapie möglich ist. Bei den bochgia-
digsten, durch cutane und subcutane Abscesse characterisirten Formen stehen die
chirurgischen Mafsoahmen, unterstützt durch die Anwendung von starken Salicylpflas-
tern und Umschlagen mit Bleiwasser oder essigsaurer Thonerde, im Vordergründe.
Die mittelstarken, mit zahlreichen Comedonen und Knoten einbergehendem Grade indi-
cireo die bekannten Scbtlpasten mit Naphthol, Schwefel, grüner Seife, oder mit Re-
sorein. In den leichteren, aber am schwierigsten zu behandelnden Fallen , bei denen
sich nur an beschrankten Stellen, oder regellos zerstrent vereinzelte KnOtchen finden,
bewahrte sich dem Verf. besonders gut im Waschmittel aus Acid. acet. conc. , Tinct.
benzoSs, Spir. camphor u 6.0 Spir. Vini ad 100.0, welches morgens und abends mit
einem Schwämmchen eingerieben wird. H. HOllar
Mary A. D. Jones, Carcinoma on the floor of the pelvis. Medical
P.ecord 1893, March. 11.
Bei einer] Pat. von M) Jahren fand Verf. einen orangegrofsen Tumor auf dem
Beckenboden, der für den retroflectirten Uterus gehalten worden war; der Uterus
war nach rechts verlagert und Tube und Ovarium der linken Seite mit dem Tnmor
verwachsen. Der Tnmor wurde nebst Tube und Ovarium der linken Seite entfernt;
zahlreiche feste Verwachsungen erschwerten die Operation; die Wundbohle wurde drei-
»irt und mit Gaze euztaroponirt; nach 5 Wochen konnte Pat. das Hospital verlassen.
Die mikroskopische Untersuchung des Tumor ergab Carcinom ; linke Tube und Ova-
num waren ebenfalls carcinomatOs degenerirt. Die Entstehung der Geschwulst bringt
Verf. in Zusammenhang mit einer septischen Infection der Pet. im letsten Wochen-
bett; die sich hieran anschliefsende Pelviperitonitis, Salpingitis und Oophoritis habe in
Folge fortgesetzter localer Reizung das Carcinom hervorgerufen. Die genauere Unter
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368 Montgomkrt. — Corpikr. — Bailkv. — Tschistowitsch. No. 20
suclmng lief« 3 Krebsformen in der Geschwulst unterscheiden: Scirrhus, Drüsen- und
Medullar-Carcinom, ebenso lief* sieb eine Verbreitung des Carcinoms durch die Lymph*
gefifse deutlich uachweiseo. a. Martin.
E. E. Moiltgoinery, Hefnorrhaße from the female genital tract,
its causea and tieatment. Intern. Med. Mag. 1893, II. June.
Verf. bespricht kurz die Ursache, Diagnose und Behandlung der bei Frauen vor-
kommendeu Blutungen. Der Artikel giebt drei Krankengeschichten und enthalt sonst
nichts Neues. a. Martin.
A. II. Cordier, Suprapubic hysterectomy for the removal of fibroida
of the Uterus. Intern. Mod. Mag. 1893, II. April.
C. «erwirft jede aodere Therapie der Myome als die operative. Insbesondere hält
er die F.lectrotberapie für unzweckmäfsig und schädlich insofern als sie die Operation
herausschiebt bis zu einem ungünstigen Allgemeinzustande.
Die Operation wird gewöhnlich in Entfernung des Uterus durch Laparatoroie be
stehen oder vielmehr in supravaginaler Absetzung desselben. Enucleation verwirft C.
ebenfalls. Die Technik, weiche Constrietion und eztraperitoneale Stielversorgung, eveu
tuell auch Drainage verwendet, wird ziemlich genau beschrieben. A. Martin.
Bailey, On the distribution of arsenic in the bodies of animale poi-
sened with thie substance. Medical News 1893, 19. Aug.
B. gab einem Hund 8 Tage lang in steigenden Dosen 0.1 — 1 grau arsenige Sture
in Form des Natriumsalzes, maximum 4 — & gran. Nach der letzten Dosis zeigten sich
zum ersten Mai Vergiftungserscheinungen. Die Analyse ergab in der Leber 0.043, im
Herzen 0 01 in einer Niere 0.002 g arseniger Sture. Ein zweites Tier erhielt 14 Tage
lang 0.2 - 06 gran arseniger Säure als solche, zusammen 1 9.2 grau, bis Vergiftungserschei
nuogen eiutraten. Es fanden sich im Magen 3 grau, in der Leber 0.84. Es ist also
das arsenigsaure Natrium bedeutend gefährlicher, als die Säure selbst und es ergiebt
die chemische Untersuchung bei der Arsenvergiftung — beide Tiere wurden wenige Stun-
den nach der letzten Dosis getütet selbst unter günstigen Umständen nur einen
kleinen Teil des genommenen Giftes. Fr. Stratsraum.
Berichtigung.
In meiner Notiz „Zur Frage über die Leocolyse (Cbl. f. raed. Wissensch, No. 14)
sage ich, dass meine Resultate mit den Ergebnissen der Untersuchungen von Scholz
und Holzmakm Ubereiustimmen. Von dem zweiten Autor ist das nicht ganz richtig:
durch seine Milzuctersuchungen bei den Hunden nach der intravenüsen TerpentinSl-
injection kommt er zu der Annahme der Leucolyse - Theorie und versucht auch die
Abwesenheit der Verminderung der Leucocytenzahl gleich nach der Terpentioüliojection
bei den entmilzten Tieren im Sinne dieser Theorie zu erklären. (.Holzmann, Dissert.
St. Petersburg 1894). ■, ... ,
" Tschistowitsch.
Druckfehler: No 18, Seite 317, Zeile 19 von oben, lies „nämlichen“
statt männlichen.
Klnsaadunxeo für das Cemralblett werden an die Adresse de# Hrn. Prof. Dr. M. B e r a h a r dt (Berlin W.
FransSalsehe Btrafae 21) oder aa die Verlagshaadlang (Berlin NW., SS. Unter den Linden) erboten.
Verlag von August lllreebwatd In Berlin. — Druck von L. Schumacher ta Berlin.
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Worheniilth fwhelnfn || | ■ ■ Prtl« de» Jjihrgsnge»
1 — 2 Bogen ; a:n 8chlu»»e I AV1|P^| |n|^| || ?() Mark; au belieben
«I»* Jahrgang» Titel , Na- wM C|»JiPVaCwVV durch alle Buchbandlun-
men- und Sachregister. gen und Postanat alten.
für die
mcdicmisflicii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
Id Buila.
1894. »«. Wal. No. 21.
Inhal > r»n Nim kr, Der Krebserreger. (Orig.-Mitt.)
Hahskmaws, Specificitlt der Zellteilung — Robebtson, Ueber die Gäh-
rungen der Zuckerarten. — Kaiser, Eiweiieersparung duroh Fett und Kohlehydrate
— Manabsb, Beziehung der Nebennieren zu den Venen. — Poscbt n. Jaboulat,
Bebandlnng der Strnma durch Exothyropexie — Jakbbh, Ueber Birntinuetbromboee.
nach Mittelobreiterung. — Tizzobi u. Cattami, Deber die Immunität gegen Teta-
nm. — Laube, Moeti u. BzroobOh, Ueber des Auftreten von Leucocytote bei
der croupGien Pneumonie. — Labe, Phrlps, Chirurgische Behandlung von Wirbel-
erkrankungen. — Nxbbb, Beitrag zur Behandlung der Schwei fsfQfse.
Scholz, Der Schwefelgehalt menschlicher Gewebe. — Cavazzari, Ueber daz
SacherificationsvermSgen des Serums. — Biddbb, Nene Pelottenbandage bei Scoliose.
— Köbbbb, Innere Metallschiene bei Uoterkieferfractnren. — Focb«, Ueber die
Ägyptische AngenentzOndnng. — Lucae, Anwendung der verbesserten Drucksonde
bei BSrstSrnngen. — Thomas, Galvanokaustik bei PharyngoMycoeis — Raymohd,
Guajacoi bei aenter Tonsillitis — Gawrosskt, Vorkommen von Mikroben in der
Urethra. — Tatlob, Fall von Leberabscess, Heilung. — Gsovs, Ebblicb's Reaction
bei Typbns. — Brbbhahd nnd Fzlssstbal, Znr Anatomie der Diphtherieniere.
— Dodd, RefractionsstSrungen bei Epilepsie. — Gbrbahdt, Zwerchfellllhmung
bei Tabes. — Biaz, Einschleppung der Syphilis in Europa. — Ipsem, Strychnin-
nachweiz bei vorgeschrittener Finlniss.
Der Krebserreger.
Vorläufige Mitteilung von Dr. M. van Niessen (Wiesbaden).
Seit einigen Jahren mit einer gröfseren experimentellen Arbeit
Ober das Verhalten der Zellen, insbesondere der Leucocyten des
Menschen gegen die verschiedenen, vorzüglich pathogenen Mikro-
organismen beschäftigt, kam ich bei Gelegenheit von Blut- und
Gewebsuntersuchungen eines Falles von Carcinoma uteri zu einem
mich nicht wenig überraschenden Befund, der, vorbehaltlich einer
! eingehenden Besprechung und Illustrierung der vielen interessanten
Einzelheiten, sowie einer kritischen Zusammenstellung der daraus
für die Beurteilung und Therapie der genannten Krankheitsform
XXX11. Jahrgang. *4
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370
v. Niksskn, Der Krebserregor.
No. 21
erwachsenden, in jeder Richtung so wichtigen und vielseitigen Fol-
gerungen, in groben Grundzögen hier als vorläufige Mitteilung sei-
nen Platz finden mag.
Es fiel mir zunächst auf, dass im peinlich steril im Reagens-
glas direct von der Schnittfläche bei der Exstirpation des Uterus
per vaginam aufgefangenen Blut neben verschiedenen anderen Mi-
kroben nach etwa 8 Tagen sich ein schwarzgröner runder Pilz-
rasen mit helleren, etwas erhabenen Rändern, vom Durchmesser
einer groi'sen Erbse entwickelte. Die mikroskopische Analyse und
Fortzöchtung dieser mir bisher völlig neuen Species ergab einen
merkwürdigen den Entwicklungsstadien nach zwischen Spross- und
Fadenpilzen stehenden Myceten, der in geradezu erstaunlichem
Pleomorphismus im menschlichen Blut, im sterilen Diabetesurin
und Wasser sehr gut gedieh und namentlich im ersteren Nährboden
sehr schnell seine sehr charakteristischen Fruktificationsorgane aus-
bildete.
Der Vergleich der 3 in genannter Weise im hohlen Objekt-
träger unter peinlich sterilen Cautelen und Waehsabschluss culti-
virten Präparate würde bei einem Uneingeweihten begreifliche
Zweifel an der Identität der Organismen zur Folge haben. Zumal
die im Wasser gezogenen Individuen waren im Hinblick auf die
ursprüngliche Form nicht wiederzuerkennen. Mit Uebergehung der
Einzelheiten, bezüglich deren ich auf die bevorstehende ausführliche
Zusammenstellung hinweise, welcher genaue Zeichnungen beigefügt
werden, sei hier das Wesentlichste in Kürze berührt, das ist eine
ganz ausserordentliche Aehnlichkeit der Pilzzellgruppen mit den
sogenannten Epithelzell-Nestern des Carcinoms, von welchem ein
sofort nach der operativen Entfernung entnommenes Stück mit Ge-
friermikrotom geschnitten zwischen zwei feinen Deckgläschenfrag-
menten mit sterilem Urin befeuchtet im hohlen , sterilen Object-
träger unter Wachs, zum Zweck längerer Beobachtung im frischen
Zustande, conserviert wurde.
Nach langwährender, in verschiedenen Versuchsreihen vorge-
nommener Beobachtung und Vergleichung vom combiniert patholo-
gisch-anatomischen und bakteriologischen Gesichtspunkte — die noch
ausstehenden physiologisch-therapeutischen Versuchsergebnisse werden
sich in der späteren Darstellung finden — stehe ich nicht an, den
causalen Zusammenhang jener Pilzform mit dem Carcinom so zwar
für erwiesen zu halten, dass der Pilz die direkte Ursache des Car-
cinoms ausmacht.
Um dem Kind einen Namen zu geben, wozu ich nach Aussage
einer unserer ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Mycologie,
des Herrn Dr. WoaTMANN-GKisKNHEiM , dem ich den Pilz zur syste-
matischen Rubricierung vorführte, völlig berechtigt bin, so nenne
ich ihn, als am meisten der Formenreihe der Klasse Dematium und
Cladosporium Kerbarum, bekannten Pflanzen-Parasiten, verwandt:
Cladosporiuin cancerogenes, oder schlechtweg: Canceromyces.
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"No. ‘2 1 . H ansemann, Speciflcität d. Zellteilung. — Robertson, Gährungen 371
I). Hansemann, Ueber die Specificität der Zellteilung. Archiv für
mikr. Anat. Bd. 43. H. 2.
Verf. hatte früher an menschlichen Zellen den Nachweis er-
bracht, dass die Zellen verschiedener Gewebe bei der mitotischen
Teilung ganz bestimmte Charaktereigenschaften darbieten. In der
vorliegenden Untersuchung bestätigt er seine früheren Befunde an
den Epithelien der Mylohyoidplatte, den Bindegewebszellen der
Kiemenplätlchen und den roten Blutkörperchen der Larve von Sala-
mandra maculosa.
Die Teilungsfiguren der Erythrocyten sind besonders characte-
ristiscb. Der sich zur Teilung anschickende Kern färbt sich
schwerer als der der übrigen Zellen, weil offenbar der Zellkörper
die Farbstoffe weniger leicht durchlässt, während die Färbbarkeit
bei Eintritt der Zellteilung (Einschnürung) eine normale ist. Mit
dem Auftreten der Kernfäden wächst die chromatische Figur schnell
uod füllt daher im Spiremstadium die Zelle ganz aus, wobei die
sehr langen Chromosomen am Rande umbiegen. Die Tochtersterne
knicken von der Axe ab, meist mit dem Pol nach derselben Seite,
sodass sie fast für ein sehr grofses Monospirem gehalten werden
können. Eine achromatische Figur hat Verfasser hier niemals be-
obachtet.
Die Bindegewebszellen ziehen bei der Teilung die Fortsätze
fast vollständig ein. Auch hier füllt die chromatische Figur den
Zellleib in gewissen Stadien fast vollständig aus; die achromatische
Figur ist stete deutlich zu sehen. Die achromatische Figur der
Epithelzellen, die stumpfer ist als die der Bindegewebszellen, ist
kleiner als die Epithelzelle und überschreitet an Gröfse nur wenig
den ruhenden Kern. Bei den Epithelzellen tritt die Andeutung der
Centrosomen erst im lockeren Knäuel auf, sie liegen zu zweien
durch eine kleine Spindel verbunden und mit Polstrahlungen ver-
sehen mitten im Kern. Bei den Bindegewebszeilen liegt das Cen-
trosoma ausserhalb des Kernes und ist von einem sich dunkler
färbenden Archiplasma umgeben zu einer Zeit, wo am Kerne noch
keine Teilungserscheinungen beobachtet werden. Die Chromosomen
der Bindegewebszellen unterliegen der Längsspaltung so frühzeitig,
dass im Monasterstadium die zusammengehörigen Segmente nicht
mehr zu erkennen sind. Die Längsspaltung der Chromosomen der
Epithelzellen findet ebenfalls frühzeitig und zwar im Spiremsta-
dium statt.
Durch diese Beobachtungen ist die Specificität der drei Zell-
arten characterisiert. Rawitz.
A. Robertson, Rate of fermen tation of sugars. Edinb. med. Jonrn.
1894, S. 803.
Zu allen Versuchen dienten 5 proc. Lösungen von Rohrzucker,
24»
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372 der Zuokerarten. — Katsbr. Riweifsersparung durch Fettete. No. 2J
Invertzucker, Milchzucker, Traubenzucker, Maltose und Laevulose,
welche mit gleichen Quantitäten eines Gährungserregers versetzt u.
bei 38 0 aufbewahrt wurdeo.
1) Milchsäuregährung, hervorgerufen durch 10 cm Filtrat von
saurer Milch. — Die Gährung des Rohrzuckers beginnt nicht so-
fort, derselbe wird wahrscheinlich vorher invertirt. Nach der Quan-
tität der in derselben Zeit gebildeten Säure (durch Titriren von
Zeit zu Zeit bestimmt) bilden die Zuckerarten folgende Reihe:
Laevulose, Milchzucker, Dextrose, Invertzucker, Rohrzucker, Maltose.
2) ßuttersäuregährung durch Zusatz von je 2 g altem Käse
eingeleitet. Auch hier wurde die Säure titrirt. Die Reihenfolge
der Zuckerarten war: Laevulose, Maltose, Dextrose, Invertzucker,
Rohrzucker, Milchzucker.
3) Alcoholgährung, eingeleitet durch Zusatz von je 2 g frischer
Bierhefe. Der Verlauf der Gährung wurde beurteilt nach der
Abnahme des specifischen Gewichts. Als Reihenfolge ergab sich : Mal-
tose, Invertzucker, Rohrzucker, Dextrose, Laevulose, Lactose;
letztere wird kaum verändert (die Reihenfolge entspricht nicht der
sonst angenommenen; in der Regel wird die Laevulose als am
leichtesten vergährend angenommen, hier steht sie, abgesehen vom
Milchzucker, an letzter Stelle. Ref.) R. Saikowski.
B. Kayser, Ueber die eiweileersparende Kraft des Fettes, ver-
glichen mit der der Kohlehydrate. Arch. f. Physiol. 1893, S. 371 u.
v. Noordrn’s Beiträge zur Stoffwechsellehre. II.
Zum Vergleich von Fett und Kohlehydrat in Bezug auf ihren
eiweifsersparenden Effect beim Menschen hat Verf , 23 Jnhre alt
und 67 kg schwer, unter v. NuimnKR’s Leitung, durch 4 Tage (I
Per.) sich mit einer Nahrung in’s N-Gleichgewicht gebracht, welche,
neben 21.2 g N, 71g Fett und 338g Kohlehydrat enthält. Der
an eine geringere Eiweifszufuhr gewöhnte Körper setzte am 1. Tage
2.5 g, am 3. nur noch 0 6 g N an, am 4. Tage bestand N Gleich-
gewicht. Darauf wurden an 3 Tagen (II. Per.) die Kohlehydrate
fortgelassen und durch die isodyname Menge Fett (139 g) ersetzt,
sodass nunmehr die Zufuhr 21.2 g N und 220 g Fett betrug. Dabei
erfolgte Eiweifsverlust vom Körper und zwar am 1. Tage 1.8 g,
am 2. schon 2.5 g und am 3. Tage sogar fast 5 g N entsprechend.
Als nunmehr wieder zur Nahrung der 1. Periode zurückgekehrt
wurde, büfste der Körper nur noch am 1. Tage 0.6 g N ein und
setzte am 2. und 3. Tag bereits 1.9 g resp. 1.5 g N an. Daraus
ergiebt sich also, dass auch beim Menschen die Kohlehydrate dem
Fett als Sparmittel für Eiweifs weit überlegen sind. In allen Per.
wurden die Nahrungsmittel (Fleisch, Cakes, Reis, Butter) auf N,
Fett und z. Th. auf Kohlehydrat analysirt; Alcohol, Tabak nnd
sonstige Genussmittel blieben fort. Die N-Resorption betrug in Per.
I u. II 94 — 96 pCt. und war auch in Per. II trotz der hohen Fett-
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No. 21.
Manassk, Beziehung der Nebennieren zu den Venen.
373
gäbe nicht geringer. Die Fettresorption, 98 pCt. und mehr betra-
gend, ist als Dberraschend günstig zu betrachten. Die Verringerung
des Nahrungsvolumens in Per. II infolge Fortfalls der Kohlehy-
drate, besonders des Brodes, liefe Hungergefühle und eine gewisse
Mattigkeit resp. geringere körperliche Leistungsfähigkeit auftreten.
— Bezüglich der daran sich knüpfenden Folgerungen auf die Un-
zweckmäfsigkeit reiner Fleisch- und Fettkost für den Diabetiker
vergl. Orig. J. Munk.
P- Dianasse, Ueber die Beziehungen der Nebennieren zu den Ve-
nen und dem venösen Kreislauf. Vircb. Arcb. Bd. 135. S. 263.
Verf. konnte sowohl bei gut ausgebildeten normalen Neben-
nieren als auch bei hyperplastischen Tumoren derselben aus Neben-
nierenzellen bestehende Zapfen, die in das Lumen der Venen
hineinragten, nachweiaen. In dieser Arbeit berichtet Verf. nun über
die an den Nebennieren von Pferden, Rindern, Kälbern, Schweinen
und Schafen gewonnenen Resultate. Dieselben wurden sofort nach
dem Schlachten in Alcohol, MCu.Eh’scher Flüssigkeit und 2 pCt.
Kal. bichrom. Lösung fixiert. Es liefsen sich hier dieselben die Ve-
nenwandungen durchbrechenden Zapfen nachweisen, wie bei den
menschlichen Nebennieren. Bei den mit Chromsäure behandelten
Nebennieren war nun aber in den Venen, seltener den Arterien
der Marksubstanz eine braune, glasige, homogene Masse zu be-
obachten, die mitunter Kugelform annahm. Zugleich nahmen die
Zellen eine tiefbraune Farbe an, eine Thatsache, die bereits früher
bekannt war. Bei Alcoholhärtung war von den braunen Massen
nichts zu sehen.
Verf. konnte nun beobachten, dass diese hyaline Massen mit
den Zellen der in das Venenlumen hineinragenden Zapfen kommuni-
cierten, ja in den kleinsten Venen war ein directer Uebergang
der braunen Massen von den Marksubstanzzellen in den venösen
Kreislauf zu beobachten. Dieselben schienen ein Secret der brau-
nen Zellen zu sein, das sich auch in Kanälen, die man für Drüsen-
schläuche halten konnte, nachweisen liefs.
Die braunen Massen wurden weder von Säuren noch Alkalien
angegriffen; mit der Ri’ssia’schen Fuchsin-Färbung nahmen sie die-
selben grüne Farbe wie die Kerne an. Eine für die Substanz ty-
pische Färbung war nicht zu finden.
Ob dieses braune Hyalin intra vitam gebildet wird, ist nicht
sicher zu beantworten. Schwer damit zu vereinen wäre das Auf-
treten in den Arterien, wenn man dasselbe nicht als Kunstproduct
betrachten will. Ein Mangel der Untersuchung ist vielleicht das
Fehlen frischer Gewebsschnitte, welche auch über die Beziehungen
dieses Hyalins zu dem von Lubabsui als specifisches Nebennieren-
product angesehenen Glykogen Aufschluss geben könnten.
M. Rotbmann.
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374 Ponckt u.Jaboülat, Behandlung der Struma durch Exothyropexie. No. *21
A. Poncet et Jaboulay, Traitement chirurgical par l’exothyro-
pexie; mecanisrne de la r4sorption des goitres exposös k 1 air.
Gaz. de Hopit. 1894, No. 17.
Die „Exothyropexie“ besteht darin, dass man die ganze
oder einen Teil der strumös erkrankten Schilddrüse der Luft aus-
gesetzt bezw. luxirt erhält, damit sie der Atrophie anheimfällt.
Dieser Eingriff kann zu einer , .Operation d’urgence“ werden, wenn
es sich um Erstickungserscheinungen Seitens eines gefäfsreichen
Kropfes handelt und man die Luftröhre von dessen Druck befreien
will. Ponckt hat bis jetzt die „Exothyropexie“ 14 Mal, bei 6
Männern und 8 Frauen ausgeführt in Fällen, die trotz äusserer
Behandlung schwere Erscheinungen boten und zwar handelte es
sich meist um jüngere Personen von 15—40 Jahren, darunter bei
5 um sog. parenchymatöse Kröpfe ohne Cysten. Die Atrophie der-
selben erfolgte in 5—6 Wochen und schon in dieser Zeit noch
mehr aber in den nächsten Wochen schwanden alle Atmungsbe-
schwerden sowie auch die sonstigen vom Kropf ausgehenden Stö-
rungen. In den übrigen Fällen, welche eine Struma cystica hatten,
erfolgte die Resorption sehr schnell, nur die Formen mit dickwan-
digen alten Cysten gebrauchten eine lange Zeit. Der schliefsliche
Ausgang war aber auch hier wie in allen 14 Fällen volle Gene-
sung. Versuche, die Resorption durch locale Behandlung der
luxirten Struma mittelst Ferc. candens, Jodpinselung, Auskratzen
etc. zu beschleunigen, erwiesen sich einige Male als nicht unge-
fährlich, im Ganzen aber als durchaus zwecklos. Die Erzeugung
von Eiterung in der Struma verzögert ihre Atrophie entschieden.
Die nächste Folge der „Exothyropexie1* ist unter gleichzeitiger Aus-
trocknung der Gegenden, in denen grofse Gefäfse verlaufen, eine
namentlich bei Struma exophthalmica sehr reichliche seröse Abson-
derung, die Struma wird schwärzlich, während die Venenstämme
anschwellen, um schon am Tage nach der Operation sich zu ver-
kleinern und bis zum 8. Tage zusammenzufallen und zu veröden.
Gleichzeitig umgeben mehr und mehr frische Granulationen die
Struma und muss man durch häufigen Verbandwechsel dieselben
aseptisch erbalten. Bei einfacher Längsincision erscheint die Kropf-
geschwulst oft gleichsam ectropionirt , aber auch ohne ein solches
Ectropion ist die Granulationsschicht über dem Kropf in ununter-
brochenem Zusammenhang mit der der Wundränder und bildet eine
seiner Gröfse entsprechend völlig unempfindliche Hülle. Ueber
die Ursache der Atrophie der luxirten Struma lassen sich bis jetzt
nur Hypothesen aufstellen. Sicher genügt zu ihrer Erzeugung die
Incision der die Struma bedeckenden Weichteile, während sie selber
intact bleibt. Höchst bemerkenswert ist die günstige Beeinflussung der
allgemeinen Symptome, speciell der Intelligenz, und ferner der
Herzaction in Fällen von Morbus Basedowii. P. Güterbock.
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No. 21. Jakskn, lieber Hirnsinusthrombose naoh Mittelobreiternng. 375
«T ansen, Ueber Hirnsinusthrombose nach Mittelohreiterungen. (Aus
der k. Universitäts-Ührenklin. in Berlin). Arch. f. Ohrenheilk. XXXV.
X. 55 und S 261. XXXVI. S. 1.
Auf Grund der in der Litteratur vorliegenden u. von 34 in der
Berliner Univers.-Ohrenklinik in der Zeit von 1881 — 1892 zur Be-
obachtung gekommenen Fällen von Sinusthrombose nach Mittelohr-
eiterungen giebt Verf. in der vorliegenden, umfangreichen Arbeit
eine ausführliche Darstellung der Pathologie und Therapie dieser
Atfection, Bezüglich der Localisation bestätigt J. die bekannte
Thatsache, dass die otitische Thrombose überwiegend den Sinus
transversus betrifft. Die dem Schläfenbein anliegenden Sinus (transv.
petros. inf, sup., bulb. jug.) erkranken meist durch directes Ueber-
jgreifen auf die Sinus, aber auch durch Fortleitung, der Sinus
transversus meist, die übrigen (longit. sup. occip., perpendic.) nur
durch Fortleitung des entzündlichen Processes in der am Schläfen-
bein ergriffenen Blutleiterbahn. Ein ausgedehntes Uebergreifen auf
den Sinus transv. der gesunden Seite scheint sehr selten zu sein.
Sowohl der Sinus transv. als auch der petros. inf., sup. und der
Bulb, jugul. kann im Anschluss an purulente Erkrankungen des
Labyrinthes durch directe venöse Fortleitung erkranken. Die Pro-
gnose der Phlebothrombose des Hirnsinus nach Mittelohreiterung ist
nicht günstig; die grofse Mehrzahl geht an Sepsis, Meningitis,
Hirnabscess zu Grunde, doch liegen in der Litteratur eine Reihe
durch Section sichergestellter Heilungen vor; in einer Reihe solcher
geheilten Fälle waren operative Mafsnahmen entweder gar nicht
oder in nicht genügender Weise ausgeführt; in anderen Fällen waren
Eiterherde im Warzenfortsatz gründlich ausgeräumt, in noch anderen
extradurale Abscesse breit entleert. Je vollkommener der Eiter
aus der Nähe des Sinus beseitigt wird, desto gröfser sind die Aus-
sichten, die bereits thrombosirten Blutleiter vor septischem Zerfall
zu bewahren. Eine frühzeitige Prognose ist jetzt von gröfserem
Werte als zur Zeit des exspectativen Verfahrens, doch haben die
Versuche, die Diagnose durch Auffinden sogenannter pathognostischer
Zeichen zu sichern, keinen Erfolg gehabt. Erkrankungen des
Warzenfortsatzes verdecken in der Regel die Sinuserkrankung.
Verf. bespricht weiterhin die wichtigsten Verhältnisse, welche bei
Erkrankung der verschiedensten Sinus in Betracht kommen. Die
Einzelheiten müssen im Orig, nachgelesen werden Es möge hier
nur das wiedergegeben werden, was Verf. bezüglich der häufigsten
Form der Sinusthrombose — der des Sinus transversus — zusam-
menfassend hervorhebt: die Phlebothrombose des S. transv. ent-
wickelte sich meist im Anschluss an chronische Mittelohreiterung
mit cholesteatomatüsem oder doch fötidem Character — nicht ganz
selten auch bei acuter Mittelohreiterung — • und stets in Begleitung
von Erkrankung des Warzenfortsatzes. Die nicht complicirte Sinus-
thrombose, solange sie sich wenig oder gar nicht septisch zeigte
oder gegen den Blutstrom gut abschloss durch soliden Thrombus,
ed by Google;
376 Jahsrn, Deber Hirnsinusthrombose nach Mittelohreiteruog. No. 21
machte ausser vorübergehender leichter Temperaturerhöhung keine
Symptome oder solche von leichter Hirnreizung (Erbrechen, Schwin-
del, Schläfrigkeit) mit Neuritis optica und geringem Fieber. In
der Regel jedoch trat sie auf unter dem Bilde einer schweren, rasch
sich entwickelnden, septischen resp. pyämischen Erkrankung mit
zahlreichen Schüttelfrösten und hohem Fieber, höheren Temperatur-
schwankungen, pyämischen Metastasen in Lungen, Gelenken, Kno-
chen, Pericard; manchmal mit meningitischen Erscheinungen, welche
nach der Eröffnung des primären Eiterherdes im Warzenfortsatz
und am Sinus des Oefteren den rein pyämischen weichend, auf der
Basis rein seröser Arachnitis erwachsen waren. Nicht selten domi-
nirte von Anfang an das Bild der complicirenden eitrigen Lepto-
meningitis oder vermischte sich bald mit dem der Pyämie. In einer
groleen Reihe von Fällen kamen lediglich Symptome zur Erschei-
nung, welche allgemeinhin in ihrer Vereinigung oder in gewisser
Gruppirung als bedenkliche Zeichen cerebraler Läsion gelten wie
Schwindel, Erbrechen, Pulsverlangsamung, Druckschmerz am Occi-
put hinter dem Warzenfortsatz, Ungelenkigkeit des Halses und
Torticollis mit Steifheit der Hals- und Nackenmuskeln bei fieber-
freiem Verhalten, Neuritis optica, nystagmusartige Bewegungen in
der entgegengesetzten Blickrichtung bei abgelaufener Paukenhöhlen-
eiterung und freiem Labyrinth. Diese Symptome wiesen vorwiegend
auf einen extraduralen Eiterherd am Sinus transvers. hin. Sehr
häufig war von vornherein das Bild der jugularen Phlebitis und
Periphlebitis unverkennbar mit Schmerz und Empfindlichkeit,
Schwellung, Resistenz und Drüsen längs der Jugularis, Schmerz
bei Kopfbewegungen und beim Schlucken in der erkrankten Hals-
seite, Steifheit der Halsmuskeln, Torticollis. Angesichts der Schwie-
rigkeit der Diagnose, der Unmöglichkeit, das Fortschreiten der
Phlebothrombose durch chirurgische Eingriffe mit Sicherheit aufzu-
halten, ist die Prognose, wie schon erwähnt, nicht günstig, doch
ist sie günstiger durch zielbewusstes Aufsuchen des Herdes. Keine
Hoffnung lässt die Complication mit diffuser eitriger Leptomenin-
gitis, Hirnabscess, ausgedehnten pyämischen Metastasen in Lunge,
Herz, Kehlkopf. In Folge der häufigen meningitischen Zeichen,
welche uncomplicirte Sinusthrombose begleiten, stellt nur die zweifel-
los ausgeprägte eitrige Arachnitis mit ihren Reiz- und Lähmungs-
erscheinungen, Contracturen, Unruhe und Delirien, Bewusstseins-
störung eine Contraindication der Operation dar. Lungenmeta-
stasen verbieten einen operativen Eingriff nicht. Von den 34 Kranken
der Berliner Ohrenklinik sind 5 geheilt, davon 2 durch Entleerung
des Eiters aus dem incidirten Sinus. Die Freilegung und Unter-
suchung des Sinus, nicht nur die versuchsweise Eröffnung des An-
trums, gilt jetzt als Ziel des Handelns bei Sinusthrombose. Die
Incision ist unter allen Umständen gerechtfertigt, wenn die Punction
eitrigen oder jauchigen Zerfall ergeben hat. Wenn aber weder
durch die Punction noch durch andere sichere Anzeichen auf sep-
tischen Zerfall geschlossen werden kann, so räth Verf. zu vorläu-
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No. 21. Tizzoni u. Cattani, Ueber die Immunität gegen Tetanus. 377
fiLgem Abwarten. — Zur Entscheidung der Frage ob die Jugularie
in jedem Falle unterbunden werden soll, ist, nach Verf., das vor-
liegende Material bisher ungenügend. Die Erfahrung lehrt bis
jetzt, dass dieselbe erheblich bessere Resultate nicht zeitigt. Be-
züglich der vom Verf. geübte Operationsmethode muss auf das
Orig, verwiesen werden. Schwabach.
Tizzoni u. Cattani, Weitere experimentelle Untersuchungen über
die Immunität gegen Tetanus. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 51.
Aus einer grofsen Reihe von Tierversuchen, deren Anlage und
Methode im Original nachgesehen werden muss, ziehen die Verff.
folgende Schlüsse: Die Behandlung des Tetanus mit Blutserum
bringt nicht nur bei der Ratte, sondern auch bei dem sehr em-
pfänglichen Kaninchen vorzügliche Erfolge hervor, wenn man Serum
von sehr hoher immunisirender Kraft benutzt. Diese Behandlung
hat stets die Heilung zur Folge, wenn sie sogleich beim ersten Auf-
treten der Tetanussymptome angewendet wird, sie hat ein wenig
sicheres Resultat und wirkt langsamer, wenn sie später bei bereits
ausgesprochenem localem Tetanus begonnen wird, und bleibt wir-
kungslos, wenn der Tetanus schon allgemein ist. Die zur Heilung
eines Tieres nötige Serum-Menge ist 1 — 2 Tausendmal gröfser als
die geringste schützende Dosis; Bie muss wieder noch etwa 300 Mal
gröfser sein, wenn die Behandlung in einem vorgeschritteneren
Krankheitsstadium unternommen wird. Die tetanischen Symptome
verschwinden nicht unmittelbar nach den Heilinjectionen , sondern
ganz allmälig wie bei abgeschwächten Krankheitsformen; die Hei-
lung ist erst nach mehreren Wochen vollständig. Macht man die
Dosis des Serums gröfser als zur Heilung durchaus nöthig ist, so
stehen auch die Krankheitssymptome früher still und verschwinden
schneller, doch nur innerhalb gewisser Grenzen.
Die Wirksamkeit des Serums hängt allein von der Menge des
Antitoxins ab, die es enthält, nicht etwa von verschiedenen Graden
der Kraft desselben. Durch Fällung mit Alcohol wird das Anti-
toxin nicht zerstört, im Gegenteil kann der Alcolniederschlag das
Serum sehr wohl ersetzen. Die Tierspecies macht für die Heilwir-
kung des Serums keinen Unterschied.
Zur Heilung eines Menschen genügen im Anfangsstadium des
Tetanus von dem von T. u. C. verwendeten Serum mit einem Im-
munisirungswert von 1:100 Millionen 0.7 ccm, im vorgerückten
Stadium 210 ccm, was einer Menge von 0.05 bezw. 15.0g alcoho-
lischen Präcipitats entspricht. Sehenden.
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378 Lakhr,Monti, Brroorün. (Jeher das Auftreten von Leukocytose etc. No. 21
1) M. Laehr, Ueber das Auftreten von Leucocytose bei der crou-
pösen Pneumonie. Berliner klin. Wochenschr. 1893, No. 36, 37.
2) Monti und E. Berggrün, Ueber die im Verlaufe der lobären
Pneumonie der Kinder auftretenden Veränderungen des Blutes.
Arch. f. Linderbeilk. XVII. S. 1.
An 16 Individuen mit croupöser Pneumonie hat Verf. die Ver-
hältnisse der sog. „entzündlichen Leucocytose" studirt. Als Nor-
malzahl der Leukocyten fand er — in Uebereinstimmung mit an-
deren Untersuchern — für mittelgut genährte Individuen 6000 bis
9000 pro cmm Blut. Er constatirte nun (ebenso wie frühere Be-
obachter) bei den Pneumonikern ein unverkennbares Zusammen-
gehen der Höhenwerte von Temperatur und Leukocytose, indem
sich während der Acme die höchste Leukocytenmenge, beim Fieber-
abfall ein rasches Sinken derselben zeigt; doch entsprach nicht in
allen Fällen die Höhe der Leukocytose der des Fiebers. Bei den
Pseudokrisen blieb die Leukocytenvermehrung bestehen, ebenso bei
verzögerter Resolution trotz Fieberlosigkeit. In der im Grofsen
und Ganzen constanten Uebereinstimmung des Verlaufs von Fieber,
Infiltration und Leukocytose sieht Verf. eine Abhängigkeit von einem
4. Factor, der vielleicht in der Art der Infectionsgröfse (ausge-
drückt durch die Qualität und Quantität der Bacteriengifte und der
Reactionsfähigkeit des betr. Individuums auf dieselben) zu suchen
ist. — Die Ansichten der Autoren über die Genese der Leukocv
tose gehen noch weit auseinander; trotzdem ist dieser Befund schon
jetzt von practischem Wert. Diagnostisch ist von Wichtigkeit,
dass es acute Infectionskrankheiten giebt (Morbillen, Febris recur-
rens, Intermittens, Purpura, vielleicht auch Scarlatina und Sepsis,
namentlich aber Ileotyphus), bei denen so gut wie keine Leukocy-
tose beobachtet wird; ihnen gegenüber stehen andere mit hohen
Leukocytosen werten (Pleuritis, Pericarditis, Peritonitis, eitrige Me-
ningitis, Angina phlegmonosa, Diphtherie, in hohem Grade das Ery-
sipel und in excessivem Mafse die croupöse Pneumonie). Diese
Thatsachen können von Wichtigkeit sein für die Differentialdiagnose
zwischen Typhus und Pneumonie, Meningitis und vielleicht auch
Miliartuberkulose. — Noch wichtiger ist die prognostische Be-
deutung. Sinkt die Leukocytenzahl nicht mit dem Fieberabfall, so
kann man daraus schliel'sen, dass der Process noch nicht zum Still-
stand gelnngt ist. Fällt die Leukocytenzahl mit dem Temperatur-
abfall bis zur Norm, steigt aber am nächsten Tage wieder an, so
muss man auf einen erneuten Fieberausbruch oder auf irgend eine
Complication gefasst sein. — Sehr bemerkens werth ist es, dass bei
den schwersten Formen von Pneumonie oft keine oder nur eine
sehr geringe Leukocytose beobachtet wurde. Perl.
2) Verff. haben für ihre Untersuchungen 9 Fälle von nicht
complicirter, lobärer Pneumonie benutzt. Die Ergebnisse ihrer
Untersuchungen sind folgende: Das specifische Gewicht des Blutes
steigt während der Zunahme und Ausbreitung der Pneumonie, es
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No. 21. Lank, Phblps, Chirurgische Behandlung von Wirbelerkranknngen. 379
sinkt oder bleibt constant, sobald die Pneumonie den Höhepunkt
erreicht hat, es sinkt immer mit Eintritt der Lösung der Pneumonie.
Die Höhe der Blutdichte geht nicht genau parallel der Höhe der
Temperatur. — Die Hämoglobinmenge des Blutes zeigt keine con-
stanten Veränderungen im Laufe der Pneumonie. — Das Verhalten
der Erythrocyten bietet während der Entwicklung und Zunahme
der Pneumonie keine Veränderungen dar, während mit dem Ein-
tritte und im Verlaufe der Lösung der Pneumonie, — wie auch
bei anderen Krankheiten — eine mehr oder minder beträchtliche
Abnahme der roten Blutkörperchen sich einstellt. — Sofort im Be-
ginn der Pneumonie sind die Leukocyten vermehrt; die Zunahme
derselben steigert sich im weiteren Verlaufe der Erkrankung mit
der Ausbreitung des pneumonischen Processes. — Der von Limbkck
behauptete Parallelismus zwischen Leukocytose und der Höhe der
Körpertemperatur ist nur in einzelnen, aber bei weitem geringeren
Zahl von Fällen vorhanden. — Die polynucleären Leukocyten schei-
nen bei der Pneumonie die überwiegende Mehrzahl darzustellen,
während die eosinophilen Zellen sehr spärlich vertreten sind.
Stadthagen.
1) W. A. Lane, Case of Spondylolisthesis associated with progres-
sive paraplegia; Laminectomy. The Lancet 1893, April 29.
2) A. M. Phelps, Spinal surgery, or operative procedures on the
spinal column for lesion of the cord. Journal of Nervous and Mental
Disease 1893, Jalj.
1) Eine 35jährige Frau hatte vor 12 Jahren wiederholt Stöfse
und Traumen an der unteren Hälfte der Wirbelsäule erlitten; seit
6 Jahren bemerkte sie Schmerzen im Kreuz und eine zunehmende
Schwäche der Beine, so dass sie seit 1 Jahre er. nicht mehr gehen
konnte; vor */4 Jahren bemerkte man eine Deformität in der Lum-
balregion der Wirbelsäule (Hervorwölbung des 3. u. 4. Processus
spinosus lumbalis). Die Sensibilität war an den Beinen ein wenig
herabgesetzt, rechts mehr als links; anästhetische Zonen zeigten sich
in der Höhe des Anus. Der rechte Fufs war extendirt, die Zehen flec-
tirt. Die Patellarreflexe fehlten. Man nahm eine Caries des 5.
Lumbal wirbele an, fand bei der Operation (Laminectomie) jedoch
nur eine Verlagerung des 5. Lumbalwirbels nach vorn und rechts,
und dadurch bedingte Compression der Lumbal- und Sacralnerven.
Die Wunde verheilte gut.
2) Ph. führte in 5 Fällen die Laminectomie aus. Im ersten
bei einem 8jährigen Kinde, das ohne bestimmte Ursache an spi-
naler Meningitis litt und Convulsionen, Kückenschmerzen, Opistho-
tonus etc. zeigte. Nach Eröffnung der Rückenmarkshöhle und Häute
entleerte sich serös-purulente Flüssigkeit; die Krämpfe schwanden,
das Kind genas, behielt jedoch eine partielle Lähmung des linken
Beines. Im 2. Fall handelte es sich um eine Porr’scbe Kyphose
bei einem 4jährigen Mädchen; es trat nach der Operation (Entfer-
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380
Nkbbk, Behandlung der Schweifsfüfse. — Scholz.
No. 21
nung der kranken Knoclienteile) eine Besserung der Paraplegie ein.
Das Kind starb jedoch einige Wochen nach der Operation an einer
Pneumonie. Günstiger verlief der 3. Fall einer Paraplegie nach
Wirbelfractur. Der 4. Fall (Porr’sche Kyphose) starb einige Wo-
chen nach der gelungenen Operation an allgemeiner Erschöpfung.
Im &. Fall trat nach einem Fall bei einem 18jährigen jungen Mann
eine Lähmung der Beine und Arme ein, mit folgender Atrophie,
Steigerung der Patellarreflexe, Anästhesie an den Beinen, Inconti-
nenz etc. Es handelte sich um einen Bruch der unteren Cervical-
wirbel mit Adhäsionen und Verdickungen der Meningen. Der Zu-
stand besserte sich nach der Operation zusehends. — Ph. räth zur
Operation aller derjenigen Fälle, die durch andere Methoden nicht
zu heilen sind. Die Mortalität der Operationen bei frischen Frac-
turen, Dislocationen und Schusswunden ist eine so grofse, weil der
grösste Teil der Operirten auch ohne Operation sterben würde.
S. Kalischer.
C. H. Neebe, Beitrag zur Behandlung der Schweifsfüfse. Monatsb.
f. pract. Dermat. XV III. No. 3.
Als ein absolut sicheres und sehr billiges Verfahren erprobte
N. das folgende: In eine Schale, in der beide Füfse bequem neben-
einander Platz haben, wird rohe Salzsäure in solcher Menge ge-
gossen. dass sie die Sohlen vollständig bedeckt, mit den Fufsrücken
aber nirgends in Berührung kommt. Es werden zuerst nur die
Hacken durch 5 Minuten, dann die ganzen Fufssohlen noch etwa
10 Minuten lang in die Schale hineingestellt und hierauf die Füfse,
besonders sorgfältig die Zwischenzehenpartien, in einem warmen
Seifenbade gewaschen. Die Procedur soll durch 5 — 8 Wochen
2 Mal wöchentlich, später seltener, wiederholt werden. Entstehen
in dem Salzsäurebade Schmerzen, so ist dasselbe sofort zu unter-
brechen und die schmerzhaften Stellen sind zunächst mit Salbe oder
Salicylstreupulver zu heilen. Die rohe Salzsäure wirkt ganz wie
BrtANDAu’s Liquor antihidrorrhoicus, dessen Hauptbestandteile sie
bildet. — Eine andere gute Behandlungsweise des Schweifsfufses
besteht in dem täglichen Bestreichen der Fufssohlen und Zwischen-
zehenhaut mit einer lOproc. alcoholischen Höllensteinlösung bis
sich, was gewöhnlich nach 8 — 14 Tagen geschieht, die Hornschicht
in grofsen Fetzen ablöst. — Mit der Beseitigung der Fufsschweifse
sah Verf. nicht selten zugleich hartnäckige Catarrhe der Respira-
tions- und Verdauungsorgane dauernd schwinden. H. Müller.
H. Schulz, Ueber den Schwefelgehalt menschlicher und tierischer
Gewebe. Pflüger’s Archiv Bd. 56, S. 203.
Die vorliegenden Untersuchungen bilden ein« Fortsetzung der frQher poblieirtee
(Cbl, 1893, S. 721). Im Mittel von 16 Versuchen fand Verf. Jetzt für den ge-
trockneten menschlichen Muskel 1.10 pCt. Schwefel mit ziemlich erheblichen Schwan-
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No. 21. Cavazzani. — Biddkb. — KOrnbb. 381
kangen, «eiche durch den etwas wechselndem Fettgehalt, vielleicht auch durch die
Gegenwart tou prSformirten Sulfaten bei ungenügender Ausspülung des Körpers in
Folge tod Nierenerkrankungen und durch Verlust Ton Schwefel durch bereits einge-
tretene Fäulnits (bei geringem Sehwefelgebalt} bedingt sein können. — Letztere
Frage wurde geprüft au Rindfleisch, welches unter Zusatz von etwas destillirtem
Wasser 5 Monate der Fiulniss überlassen gewesen war. Der Sehwefelgebalt der zur
Trockne gedampften Masse betrug 1.186 pCt. davon 0.115 pCt io Form von Sulfaten
— Im Vacuum mit Hülfe von Phosphorsäareanbydrid getrocknetes und rollig entfet-
tetes Rindfleisch enthielt 0 9089 pCt. Schwefel, keine präformirten Sulfate, während
Sparen von solchen im frischen Fleisch nachweisbar waren; rermutblich sind die-
selben bei der langen Extraction mit dem doch wohl etwas wasserhhal tigern Aether
ausgewaschen.
Im bei 110° getrockneten Fleisch wurden etwas mehr Sulfate gefundeo , wie iD
frischem, wenn auch immer nur wenig. K. Ssikowsk).
E. Cavazzani, Sul potere saccarificante del siero del sangue.
Arch. per le sc. med. XVII. No. 6.
Eiweifskörper (Eierweifs, Casein, Fibrin) vermögen zwar auch bei Blutwärme aus
StBrkekleister Zucker zu bilden, doch ceteris paribus nur so viel als Blutserum.
Auch gewisse Mikroorganismen besitzen diastatisebe Wirksamkeit, aber viel schwächere
(höchstens s/5) als das Blutserum. Unter gleichen Bedingungen liefert das Blutserum
der Herbivoren (Rind, Kalb, Kaninchen) am wenigsten, das von Carnivoren (Hund,
Katze) und von Vögelo (Huhn) schon mehr Zucker, am meisten das des Omnivoren
Schweines, und zwar letzteres im günstigsten Falle fast 5 Mal mehr als das der
Herbivoren und fast 3 Mal mehr als das der Carnivoren. Am stärksten erwies sich
das Pfortaderblut diastatisch wirksam. Temperaturen über 40° und unter 10* ver-
langsamen die ferr entative Wirksamkeit, bei 36° ist sie nur halb so grofs als bei
Blntwlrme (30 — 88°) und bei 75° ist sie Null. Verminderung der Alkalescens (durch
Säurezusatz) oder Steigerung der Alkalescenz (durch Alkalizusatz) lässt die diastatische
Wirksamkeit schwächer werden; noch stärker ist die Abschwächung, wenn sieb mit
der Verringerung der Alkalescenz höhere Temperatur verbindet. j. Munk.
A. Bidder, Eine einfache elastische Pelottenbandage gegen Scoliose
und einige Bemerkungen zu diesem Leiden. Deutsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 52.
Die um die ganze vordere Seite und um die hintere Seite bis zur Wirbelsäule die
Convexittt des scoliotisehen Thorax umgebende Pelotte wird durch einen Schenkelring
nnd ein hosenträgerähnliches Band festgebalten. Verf. betont als ihren Vorteil, dass
sie nur in Richtung des verlängerten schrägen Durchmessers drückt, während die
übrigeD Flächen des Thorax vom Druck frei bleiben und die Bewegungen des Thorax
mit der Wirbelsäule nicht behindert werden. Es wird vielmehr dnreb den Druckzag
der Pelotte nnr die conveze Seite des Rumpfes belastet , wogegen die concave von
jeglichem Drnck befreit bleibt. (Wegen der erläuternden Abbildungen ist das Original
eiuznseheu.) p. GOterbock.
H. Körner, Eine durch eine Schussverletzung herbeigeföhrte Un-
terkieferfractur, behandelt mit einer inneren Metallschiene. Münchn.
med. Wocbenschr. 1893, No. 48.
Die vorstehend näher bezeichnet?, bereits von Hamxosd 1870 angewandte und von
SsctK modificirte Bebandlungsweise geschieht mit Alumininmbronzedrabt, welcher
stmmtlicbe noch vorhandenen Zähne des verletzten Unterkiefers sicher umfasst, nach-
dem er einem rectificirteo Gypsmodell genau aogebogeu worden ist. Iu dem Falle
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38'2 Fuchs. — Lucab. — Thomas. — Ratmonu. — Gawronskt. No. 21
K.’t konnte diese Drabtscbiene 7 Tage mcb Tetcbin-Schuts des Unterkiefers mit Ver-
last des rechten Ecksahnes and der benachbarten beiden Scbneidezäbne bei der 25jähr.
Patientin applicirt werden und bewährte auch hier trots der m&hseligen Arbeit, die
ihre Adaptirnng an das Gipsmodell bereitet, die Vorteile, dass sie 1) die scbmerxhafte
Operation einer Knocbennaht unnötig macht, 2) dem Pat. sofort nach der Application
gestattet, den Mond schmerzlos tu öffnen und tu schlieften, 8) dass kein Süsserer
Verband erforderlich und 4) die Erwerbsflhigkeit nur in geringerem Maas beeintrSeh- <
tigt erscheint und 5) Reinhaltung des Mondes und der Zähne ohne Lösung des Ver-
bandes möglich ist. P.Gftterbock.
E. Fuchs, Die Ägyptische Augenentzündung. Wiener klin. Woohen-
scbrift 1894, No. 1 2.
Nach den Beobacbtungen von F. in Aegypten ist die Ophthalmia aegyptiea nicht
eine einheitliche Krankheit. Es sind vielmehr zwei Krankheiten, welche den Augen
der Aegypter vor Allem Gefahr bringen: die acute Blennorrhoe und das Trachom.
Letzteres ist an und für sich das häufigere, aber weniger gefährliche; die wichtigste
Ursache der vielen Erblindungen ist die acute Blennorrhoe. Dieselbe kommt io den
Wintermonaten nur sporadisch vor. dagegen zur Zeit des Nilschnittei, vom August
bis October, in erschreckender Häufigkeit. Der Gonococcus ist im eitrigen Secret
dieser Fälle stets nachsuweisen Die chronischen Fälle gleichen in Bezug auf die
Symptome unserm Trachom. Eine grofse Zahl derselben geht aus der acuten Gono-
coccenophtbalmie hervor, während ein anderer Teil sieb allmälig, und nnmerklich, wie
bei uns, entwickelt. Horstmann.
Lueae, lieber einige wesentliche Verbesserungen meiner federnden
Drucksonde und deren therapeutische Anwendung bei gewissen
Formen chronischer Hörstörungen. Berliner klin. Wochensohr. 1894,
No. 16.
Um eine sichere und glattere Führung der vom Verf. schon vor 10 Jahren zur
Behandlung gewisser Affectionen der Paukenhöhle (Sclerose, Adhäsionsprocesse, An-
kylose der Gehörknöchelchen) empfohlenen Drucksonde zu ermöglichen, bat er an
derselben eine Stopfbüchse anbringen lassen und auch zugleich die unangenehme
Empfindung des Reibungsgeräusches abgeschwächt, welches durch diePelotteauf den schall-
leitenden Apparat übertragen wird. Zur Abscbwächung der Empfindlichkeit des kurzen
Hammerfortsatzes, auf welchen die Pelotte des Instrumentes applicirt wird , empfiehlt
Verf. die Anwendung feuchter Kälte, zu welchem Zwecke die mit etwas Verbaodwatta
umwickelte Pelotte einige Zeit vor der Anwendung in eine Kältemiscbuog (Schnee
oder Eis mit Kochsalz) gebracht werden toll. SehaaWh.
Thomas, Pharyngo-Mycosis. Medical Record 1894, Jan. 6.
Verf. empfiehlt die Galvanocaustik als fast specifitch für die Behandlung dieser
Erkrankung. w. Labllntki.
Raymond, Guajacol as a topical application in tbe treatment of
acute tonsillitis. Medical Record 1894, March. 24.
Empfehlung der Einpinselung von reinem Guajacol auf die entzündeten Tonsillen.
w. Lublins ki.
Gavvronsky, Ueber das Vorkommen von Mikroben in der nor- 1
malen Urethra des Weibes. Münchner ined. Woohenschr. 1894, No. 11.
G. untersuchte das Secret ron 62 Frauen, das er aus der normalen Urethra unter
besonderen Kautelen entnahm, mittelst der Plattenmethode; das Ergebnits worin ■
15 Fällen ein positives. Er fand 3 Mal den Streptococcus pyogenes, S Mal den
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No. ‘21. Taylob. — Grovk. — Bkrnhakd u. Fklsknthai,. — Dodd. 383
Staphylococcas pyogenes aureus, l Mal den Staphylococcus albus, 2 Mal das Bacterium
coli commune und einmal das Bacterium toloeideum Grösser. 6cbeurlen.
J. cieas by Taylor, A case of abscees of the liver in which the
use of the aspirator war misleading in diagnosis; Operation; reco-
very. The Lancet 1893, Aug. 19.
Ein Mann, der Hagere Zeit aa der Westküste Afrikas gelebt uad daselbst mehr-
fache Anfalle von Malariafieber überstanden batte, erkrankte unter verschiedenartigen
Anzeichen, von denen eine auffallende Körperschwäche und Dyspnoe die hervorragendste
Holle spielten. Objectir zeigte sich bedeutende Anämie und Abmagerung. Die Tem-
peratur war erhöht, der Puls frequent und die Respiration 48 — 50 Mal in der Minute
An der rechten Brustseite bestanden alle Symptome einer Flüssigkeitrensammlung in
der Pleurahöhle In der Regia epigastrica und hypoehondriaca befand sich ein kugel-
förmiger Tumor, der beinahe bis zum Nabel reichte. Der Patient expectorirte gröfsere
Mengen einer rötlichen, eitrigen Flüssigkeit. Es wurde nunmehr eine Aspirationsnadel
io der mittleren Axillarlinie eingestofsen und dabei eine Quantität xiegelartig gefärbter
Flüssigkeit entleert. Die Diagnose lautete demgemlfs: ein in die Pleurahöhle durch-
gebrocbener Abscess der Leber, welcher sich einen Ausweg durch die Lunge zu bah-
nen beginnt. Mau schritt zur Operation: Bei der Incision zeigte es sich, dass man
nicht in die Pleurahöhle gelangt war; vielmehr hatte der Leberabscess das Zwerchfell
derartig in die Höhe gehoben, dass dasselbe mit der Pleura in innigster Berührung
lag, so dass Aspirationsoadel , wie Messer direct in den Leberabscess geraten waren
Die Operation verlief günstig. Ebenso war auch der Wundverlauf, ohne besondere
Complicationen. Der Patient genas vollkommen. C. RosentUal.
W. R. Grove, Ebrlicb’s reaction in typhoid fever. The Practitioner
1 894, March.
Nach den Erfahrungen des Verf.'s ist die EaaLicu'sche Diazoreaction bei Ileo-
typhus nur in den beiden ersten Krankheitswochen Dachxuweisen, verschwindet aber
coustant in der 3. Woche bei noch hohem Fieber. Aus diesem Grunde spricht ein
negatives Ergebniss der Reaction nicht gegen die Existenz eines Typhus.
Perl.
L. Bernhard u. S. Felsenthal, Beitrag zur pathologischen Ana-
tomie der Diphtherieniere. Arch. f. K inderheil k. XVI. S. 308.
Verff. beschreiben den anatomischen Befund von ‘24 Diphtberienieren. In den
Nieren, die macroscopisch nur selten eine stärkere Vergröfserung zeigten, fanden die
Verff. mikroskopisch vor Allem parenchymatöse Veränderungen; die Glomerulo-
nephritis, die Veränderungen am Blutgefäfs — Bindegewebsapparat traten jenen
gegenüber in den Hintergrund. Nach der Auflassung der Verff. sind die vom Diph-
tberiebacillus erzeugten Toxine, welche in die Körpersäfte übergeben, die Ursache der
Nierenveränderungen , für welche sie daher die Bezeichnung acute toxische Nephritis
Vorschlägen. Sudüiigea.
H. W. Dodd, One hundred consecutive cases of epilepsy; their
refraction and their treatment by glasses. BraiQ, Winteruumbre 1893.
Verf. untersuchte 100 Fälle von Epilepsie, um festzustellen, ob zwischen diesem
Leiden und Refractionsanomalien irgend eiu Zusammenhang bestände.
Das Ergebniss dieser Untersuchungen fasst er in den folgenden drei Sätzen zu-
sammen:
Bei Personen mit labilem Nervensystem muss man annehmen,
1) dass Refractionsanomalien Epilepsie hervorzurufen vermögen;
2) dass die Korrection derselben — bei gleichzeitiger innerer Behandlung —
in vielen Fällen Heilung oder Besserung der Epilepsie zu bewirken vermag, Bei
den 100 untersuchten Fällen war dieses Resultat 49 Mal zu •onstatireo.
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384
Gerhardt. — Binz. — Ipsbn.
No. 21
8) In maoehen Fällen bleibt die Epilepsie bei Correction der Refractionsstdrung be-
stehen, wenn auch meist io milderer Form; es bat das seinen Grand in dem Bestehen
eines anderen Reises, obgleich die Epilepsie ursprünglich durch den Refractionsfehler
herrorgernfen worden war.
Es ist deshalb sehr wichtig bei Epilepsie anf Storungen io der Refraction an
Untersachen. K. Grabe.
C. Gerhardt, Tabes mit Zwerchfellslähmung. Berliner Hin. Wochen-
schrift 1893, No. 16.
Der Verf. konnte äholiche Fälle in der Litterator nicht anfSnden. Der ron ihm
mitgeteilte betrifft eine 45jähr. Fat., welche seit 6 Jahren die Zeichen der Tabes
darbot (Atr. n. opt., Ataxie, lancinirende Schmerzen, Gürtelgefühl, Anfälle ron Atem-
not). In der Charite wird diese Diagnose bestätigt (RoessTsoB’sches, WtSTrsaL'schet
Zeichen etc.) , die Laryoxkrisen konnten dorch Cocainisiren der Nasenschleimhant
conpirt werden. Das Atbmen geschah nicht abdominal, Rand des Zwerchfells bei
ruhiger Inspiration an der 6. Rippe in der Mammillarlinie, bei tiefer Inspiration deutliche
Erweiterung der Thoraxbaais und Magengrube. Bei Druck auf die Magengrube rückt
die Zwerchfellsgrenze 1 — 1 , cm hoher. Die (unvollständige) Zwerchfellslähmung
diagnosticirt G. im vorliegenden Falle aus dem Hohertreten der Leber bei tiefer In-
spiration, aus dem tieferen Stand des unteren Lungenrandes im Stehen verglichen mit
dem Stand beim Liegen, aus der Verschieblichkeit des unteren Lungenrandes nach
oben bei Druck auf den Unterleib.
Im vorliegenden Falle waren übrigens auch der Kopfnicker und Cucullaris sehr
atrophisch. II. Brasch.
C. Binz, Die Einschleppung der Syphilis in Europa. Deutsche ued.
Wuchenschr. 1893, No. 44.
Verf verteidigt die früher viel verbreitet gewesene, jetzt nur noch von Wenigen
verfochtene Ansicht, dass die Syphilis mit den Schiffen des Colnmbus aus Amerika
nach Europa eingeschleppt worden sei. Er sucht nachzuweisen, dass, wenn man an
der Dreiteilung des venerischen Giftes (Gonorrhoe, Ulcus roolle, Syphilis) festhält, die
Schriftsteller des Altertums und des Mittelalters nirgends zweifellos der Syphilis Er-
wähnung thun, dass diese dagegen am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts Allen als
eine neue, bis dahin unbekannte Krankheit imponirte und stützt sich namentlich auch
auf das Zeugniss der Zeitgenossen Duz de Isla , Ovisdo und La* Casas. Die plötz-
liche epidemische Ausbreitung der Seuche um das Jahr 1495 entspreche ebenfalls
der Erfahrung, dass jeder Ansteckungsstoff, der auf einen neuen, undurchseuchten
Boden fällt, hier mit ungeheurer Fruchtbarkeit sich entfaltet. H. Müller.
C. Ipsen, Untersuchungen Ober die Bedingungen des Strychnin-
Nachweises bei vorgeschrittener Fäulniss. Vierteljahresschrift f. ger.
Med. VII. S. 1.
Durch sehr sorgfältige, mühsame Untersuchungen gelangte Ipsbr zu dem Ergeb-
nisa, dass eine Zerlegung des Strychnin in der Leiche nicht statt&ndet, vielmehr nur
eine allmälige Auslaugung desselben, die natürlich je nach den äusseren Umständen
(Beschaffenheit des Sarget, des Erdbodens) verschieden stark sieh gestaltet. 8o erklärt
es sieb, dass Strychnin nach langer Zeit in Leichenresten gefunden , aber auch bei
zweifellosen Vergiftungen nicht gefunden worden ist. Es empfiehlt sich deshalb bei
Erscheinungen wegen Vergiftung nicht nur das Leieheninnare, sondern auch die Klei-
der und die Umgebung des Sarges zur Untersuchung zu bringen. Fr. Straasmann.
Einsendungen für da« Ceotralblatt werden an die Adresse de« Hm. Prof. Dr. M. B e rn b a r dt (Berlin W.
FranaÖtUohe Strafe 21} oder an die Verlagehand lang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Vorlag von August Hirschwald ln Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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/
w öcbentlicb erscheinen
l— l Bogen; an Schluss«
<I«s Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
för die
Preis des Jahrganges
2tl Mark; tu betlehen
durch alle üuchbandluu-
gen und Postanst alten.
luedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Barlin.
1894. *• Juni. No. 22.
■ nlialt: Dohiil, Zur Physiologie des Herzeos des Flufikrebm. — Roritbcbbk,
Peptoourie io Krankheiten. — Liliknfblo, Zur Chemie der Leucocyleo. — Iararl,
Ueber den Tod der Gesrebe — r. N'ooims, Krank, Zur Keontniss der Ges-
trostomie. — PrSOiiijaschensk *, Deber Fremdkörper in den Atmung. Organen
— Buchnkk, Deber das BsiiKUin'scbe Heilserum. — Gbawitz, Die geformten
Bestandteile io pleuritischeo Exiudateo. — Hillsk, Theorie des Fiebers. — Enoel-
kann, Deber Induetioniitröme. — Wbirrmaibr, Souobat, Möbius, Fourniric,
Complicationen von Tabes. — Nbuoebaubr, Warnung beim Gebrauch toq Scheiden
peeaarien.
Kcstih, Zur KeDDtuUs des Hdmins. — Mandbt, Diagnostischer Wert der
ürobilinurie. — Gouiaorr, Deber Lebercirrboie. — t. der Willi o sn, Ichthyol bei
Fissura ani. — Klemm, (odicationen zur Operation der Perityphlitis, — Tbuhart,
Zur Behandlung des Trachoms. — Dubibpu. Brübl, Zur Bacteriologie des Typhus
exantbematicuz. — Wiblb, Thymol bei Typhus. — Rohbbbo und Hfsss, Deber
den Herztod bei Diphtherie. — Vablaib, Deber Mesoneuritia. — Maranmon de
M oari bl, Wirkung des Tbymacetius. — Bbbo, DIcus molie, durch Excisiou geheilt.
— Maticbki, Fall tou Jodoformdermatitis. — Filbbkbsicb, Deber Becken-
neigung und Genitalprolaps. — Mot Br, Vergiftung durch Kohlenoxyd.
J. Dogiel, Beitrag zur vergleichenden Anatomie und Physiologie
des Herzens. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 43, H. 2.
Object der Untersuchung war das Herz des Flusskrebses,
dessen Innervation Verf. kennen lehren will, um zu zeigen, dass
dasselbe nicht, wie vielfach angenommen wird, seine rhythmischen
Bewegungen unabhängig von Nervenwirkung ausDbt.
Die kurzen Notizen, die Verf. Ober die anatomische Lagerung
seines Untersuchungsobjectes macht und die durch eine treffliche
Figur illustriert werden, sind ziemlich überflüssig, da die einschlä-
gigen Verhältnisse besser und ausführlicher in der ausgezeichneten
Monographie von Hi'xlkt: der Flusskrebs (Internationale wissen-
schaftliche Bibliothek, Leipzig, Brockhaus) dargestellt sind. Iiin-
XXXII. Jahrgang. 2ü
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386
Kobitschek, Peptonurie in Krankheiten.
No. 22
sichtlich des histologischen Verhaltens macht Verfasser folgende
Angaben:
Die Nervenzellen sind im Herzen des Flusskrebses in zwei
Gruppen angeordnet, einer vorderen und hinteren, deren jede aus
mehreren Zellen (5—6) besteht. Vereinzelte Nervenzellen kommen
an anderen Stellen des Herzens vor. Die Hauptgruppen finden
sich in der Nähe der dorsal gelegenen Ostien des Herzens. Die
Zellen sind uni- und multipolar und haben sich verzweigende Fort-
sätze, die in verschiedener Weise zwischen den Muskeln verlaufen.
Auch bipolare Nervenzellen sind vorhanden, die an die gleichen
Gebilde der Fische erinnern. Die Nervenfaserbündel, zwischen
denen die isoliert liegenden und die gruppenweis angeordneten
Nervenzellen eingebettet sind, verzweigen sich baumartig und tau-
schen gegenseitig Fasern aus. Am caudalen Ende (des Herzens)
findet Verf. die sogenannte Punktsubstanz (? Ref ). Das Pericard
enthält zahlreiche Nerven, welche von de> ßauchkette stammen
und teils im Pericard enden, teils auf deu Ventrikel übertreten.
Ra witz.
W. Robitsehek, Das Pepton und sein Vorkommen im Harn bei
verschiedenen Krankheiten. Zeitschr. f. klin. Med. XXIV. S. 556.
Unter „Pepton“ will Verf. das Pepton im Sinne Rhüeiuts ver-
standen wissen d. h. ein Albumosepepton, welches durch Essigsäure
-f- Ferrocyankalium nicht gefällt wird. Verf. hält an dem Begriff
des BKüCKK’schen Peptons namentlich aus dem Grunde fest, weil
sämmtliche Angaben von Hofmeister sich auf dieses Pepton be-
ziehen. Zum Nachweis wurde teils die HoKMmsTKK’sche, teils die
Duvoio’sche Methode benutzt, sehr häufig auch beide. Die Resul-
tate fielen in der übei wiegenden Mehrzahl der Fälle in demselben
Sinne aus. Die Untersuchungen beziehen sich auf 120 Fälle und
zwar 16 Fälle von Intoxicationen, 31 von Krankheiten des Respi-
rationsapparates, 21 des Verdauungsapparates, 6 des Harnapparates,
6 des Circulationsapparates, 22 Fälle von Infectionskrankheiten,
2 Fälle von Krankheiten des Stoffwechsels, 4 des Blutes, 7 des
Nervensystems, 5 Fälle anderweitiger Erkrankungen. Indem be-
züglich der umfangreichen Einzelheiten (48 St) auf das Orig, ver-
wiesen werden muss, können hier nur die Ergebnisse, im Wesent-
lichen den Schlusssätzen des Verf.’s folgend, mitgeteilt werden.
1) Die Peptonurie kommt zu Stande, wenn Pepton, durch pa-
thologische Processe entstanden, in der Blutbahn auftritt. Soweit
bisher bekannt ist nur bei einem physiologischen Vorgang, nämlich
der Rückbildung des Uterus im Puerperium Peptonurie mit Be-
stimmtheit nachgewiesen worden. 2) Zumeist ist die Peptonurie ein
Symptom eines im Organismus vor sich gehenden Gewebszerfalles.
3) Die Peptonurie ist für den kranken Organismus nur von unter-
geordneter Bedeutung, denn sie erscheint bei den verschiedensten
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No. 22. Liurnfbi.d, Chemie d. Lencocyten. — Israbi., Ueber d.Tod d. Gewebe. 387
Krankheitsformen und bei ein und derselben Krankheit in den ver-
schiedensten Stadien, ohne den Krankheitsverlauf, soweit man es
bisher beurteilen kann, irgendwie wesentlich zu beeinflussen. 4) Die
Peptonurie ist jedoch als Symptom, namentlich in Verbindung mit
anderen Krankheitserscheinungen ein wichtiger Behelf ftlr die Dia-
gnose und selbst Prognose (Meningitis, Rheumatismus art. acut.).
Von besonderer Bedeutung ist die pyogene Peptonurie. Die Pep-
tonurie ist sehr häufig: unter 121 Fällen fand sie sich 60 Mal. —
Die Untersuchungen stammen aus der Klinik von v. Jaksch.
G. Salkowski.
L. Lilienfeld, Zur Chemie der Leucocyten. Zeitschr. f. pbysiol. Chem.
XVIII. S. 473.
Der aus der fein zerschnittenen Thymusdrßse des Kalbes aus-
gepresste Saft wurde centrifugirt und der nur aus Lymphocyten
bestehende Bodensatz untersucht. Im Wasserextract liefs sich ein
bei 73 — 75° gerinnendes Albumin und ein bei 48° koagulirender
Eiweifsstoff nachweisen. Aus dem NaCl-Extract wird durch Wasser
ein in 0.3 proc. Salzsäure lösliches Nucleoproteid (mit 0.433 pCt. P)
niedergeschlagen. Im Alcoholextrakt fanden sich Protagon, Amido-
valeriansäure, Inosit. Die Kerne der Lymphocyten enthalten in
Wasser lösliches Nucleohiston, mit Essigsäure fällbar, in schwach
alkalischem Wasser, sowie in Kochsalz und Magnesiumsulfat bei
Gegenwart von etwas Essigsäure löslich C 48.5, H 7, N 16.9, P 3.03,
S 0.7 pCt. enthaltend. Bei Digestion mit Magensaft gibt es typisches
Nuclein (Leuconuclein) mit 4.99 pCt. P und einen peptonartigen
Körper, der aus salzsaurer Lösung durch Ammoniak gefällt wird
und starke Biuretreaction liefert. Leuconuclein spaltet sich in alka-
lisch-aicoholischer Lösung in Eiweifs und Nucleinsäure, letztere beim
Erhitzen mit Mineralsäuren in Phosphorsäure, Nucleinbasen (Ade-
nin und Hypoxanthin) und noch unbekannte Produkte. Histon hat
ausgesprochene basische Eigenschaften und geht mit Salzsäure eine
in Wasser leicht lösliche Verbindung ein. Die Lymphocyten ent-
halten 11.49 pCt. Trockensubstanz. Auf 100 Teile Trockensubstanz
kommen 3.01 Th. P und 15.03 Th. N und zwar 1.76 Th. Eiweifs-
stoffe, 68.78 Th. Leuconuclein, 8 67 Th. Histon, 7.51 Th. Lecithin,
4.4 Th. Cholesterin, 4 Th. Fette, 0.8 Th. Glycogen, 15.17 Th.
Silberverbindungen der Nucleinbasen. Sehr bemerkenswert ist die
grofse Menge von Nucleohiston und die verschwindend kleine Menge
der Eiweifskörper. Wegen zahlreicher Einzelheiten vergl. Orig.
J. Munk.
O. Israel , Ueber den Tod der Gewebe. Berliner klin. Wochenscbr.
1894, No. 11.
Die beiden von Virchow aufgestellten Formen des Gewebs-
todes, die Necrose mit Erhaltung der äusseren Form, die Nekro-
26*
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388
y. Noordeh. Frank, Zur Kenntniss der Gastrostomie.
No. 22
biose mit Zerstörung der letzteren, sind auch heute noch festzuhalten.
Erst nach dem Tode treten bei der Necrose an der Zellenleiche
sichtbare Veränderungen ein, die gestatten, verschiedene Formen
der Necrose zu unterscheiden. Sicher erlöschen nicht alle Lebens-
erscheinungen der Zellen zu gleicher Zeit; zwischen den Zeichen
des Sterbens und der Zellleiche ist eine scharfe Grenze kaum zu
errichten.
Die kadaverösen Erscheinungen sind entweder von der Zer-
störung der Gesammtleiche oder von der lebenden Umgebung be-
dingt; es sind die einfache Necrose, trockener und feuchter Brand.
Die einfache Necrose bietet besonders Gelegenheit zum Studium
der toten Zellen. Man sieht Anfangs Verluste löslicher Bestandteile
in Zellkern und Zellkörper. Die von Wbiokbt aufgestellte Koagu-
lationsnekrose wird vom Verf. nicht unbedingt anerkannt, wenn er
auch ihre Möglichkeit zugiebt.
An Nierenparenchymzellen und Eiterkörperchen lässt sich nach
der Necrose ein deutlicher Schwund des Zellleibes erkennen, an
letzteren zugleich eine Abnahme der mit Eosin färbbaren Körner.
Ueber den frischen Tod der Zelle giebt uns jedoch keine Verände-
rung Auskunft; die ersten sichtbaren Veränderungen sind an allen
Zellen gleichartig, erst später kommt es zu Unterschieden. Diese
sind zum Teil durch die verschiedene Zusammensetzung der Ge-
webe bedingt; während ein nekrotischer Nierenteii kleiner und
trockener wird, tritt bei der Hirnmasse Erweichung und Verschwin-
den durch Resorption ein.
Wir können erst durch weitere Untersuchungen, namentlich
an niederen Organismen, erwarten, weitere Aufschlösse Ober das
Problem des Sterbens zu erhalten. M. Rothmann.
1) W. V. Noorden, Aus der chir. Klinik des Geh. -Rath Mikumcz
zu Breslau. Beitrag zur Technik der Gastrostomie bei Oeso-
phagusstenosen. Berliner klin. Wochensohr. 1893, No. 1.
2) R. Frank, Aus der chir. Klinik des Hrn. Hofrath Prof. Albkkt.
Eine neue Methode der Gastrostomie bei Carcinoma oesophagi.
Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 13.
1) Verf. berichtet eingehend über 5 Fälle, in denen mit einigen
Modificationen Witzkl’s Methode der Gastrostomie erfolgreich ver-
wendet wurde. Dieselbe benutzt die anatomischen Verhältnisse der
Bauchwand, um dem zuführenden Ernährungscanal einen schrägen
Verlauf zu geben. Hat man die vordere Magen wand in die Bauch-
wunde unterhalb des Rippenbogens herangezogen, so werden zwei
schräge, steil von links nach rechts oben verlaufende Längsfalten
der Mageuwand erhoben und diese durch einige LttMBKHr’sche Nähte
über ein bleifederdickes Gummirohr zusammengezogen, nachdem
zuvor das untere Ende dieses durch ein möglichst enges, in den
hinteren Teil der Rinne angebrachtes Loch in den Mageu einge-
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No. 22. PhbobrAschbnsky, Ueber Fremdkörper in den Atmungsorganen. 389
schoben wird. Den zweiten Act der Operation bildet die kranz-
förmige Einnähung des Magens an die Bauch wunde, den dritten
der Schluss letzterer, durch welchen das mediale Ende des Drain-
rohrs nach aussen geleitet wird und welche stets im Sinne der
Muskelfaserung erfolgen muss. Als definitive Ausfüllung des so
gebildeten schräg verlaufenden Fistelcanals benutzt Mikulicz ein
Glasrobr, welches durch eine Glasscheibe am Hineinrutschen gehin-
dert wird. Bei der Section einer 6 Monat nach Witzkl ausgeführ-
ten Gastrostomie war indessen die schräge Richtung des Magen-
mundes in einen ziemlich direct von vorn nach hinten verlaufenden
Weg verwandelt. Abgesehen von dem durch die Peristaltik des
Magens bedingten Zug hat hierbei der Druck des Glasdrains ver-
muthlich eine Rolle gespielt und wurde die Continenz bezw. der
Ventilverschluss durch die Anordnung der Schleimhautfalten am
innern Ostium des Canals aufrecht erhalten. In einer Nachschrift
bestätigt im Uebrigen auf Grund weiterer neuerer Erfahrungen
Mikulicz noch einmal die Vorzüglichkeit der WiTzm/schen Gastros-
tomie und demonstrirt an dem Präparat einer 26 Tage post Opera-
tionen) verstorbenen Patientin die schräge Richtung des neuen
Magenmundes, welche mit der Art der Einmündung der Ureteren
in die Blase verglichen wird.
2) Man incidirt parallel und nahe dem Rippenbogen und näht
in den gebildeten Peritonealschiitz eine an einer Fadenschlinge vor-
gezogene Mageukuppe von ca. 3 cm Hohe ein. Hierauf macht man
oberhalb des Rippenbogens ca. 3 cm von der ersten Incision eine
zweite 1 '/* cm lange durch die Haut, uDterminirt stumpf die zwi-
schen den beiden Incisionen gelegenen Hautbrücke und zieht nun den
Magenzipfel mit Hilfe der Fadenschlinge unter der Brücke durch,
eröffnet die Magenkuppe, und näht die Oeffnung in die Hautwunde
oberhalb des Rippenbogens ein. Dagegen wird die Incision unter
dem Rippenbogen geschlossen, nachdem noch einige Catgut -Nähte
angelegt sind, welche die Musculatur mit dem Magenzipfel vereini-
gen sollen. — Beigefügt sind 3 Fälle, unter denen in keinem ein Eczem
in der Umgebung des Magenmundes entstand oder ein Verschluss-
apparat getragen wurde. Nur wenn Nahrung eingeführt werden
sollte, wurde ein Catheter oder Drainrohr in die Fistel geschoben.
Zum Schluss giebt Verf. eine kurze Notiz über die Verwendung
seines Verfahrens bei der Colotomie in zwei von Albbrt operirten
Fällen. P. Güterbock.
Preobraschensky, Ueber Fremdkörper in den Athmungswegen.
Wiener Klinik 1893, H. 8.
Alle von Verf. gesammelten Fälle lassen sich in 3 Gruppen
teilen, die behandelten, die nicht behandelten und die Fälle mit
unbekanntem Ausgang. Die ersten sind in 4 Abtheilungen geteilt,
operative Behandlung, endolaryngeale Extraction, geneigte Lage,
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390
Büchnkr, Ueber das BRHRiNa’scho Heilserum.
No. 22
Brechmittel. In 770 Fällen der ersten beiden Gruppen ist mit
Ausnahme von 7 der Ausgang bekannt, in die dritte gehören 78
Fälle. Von den operirten Fällen wurden 245 geheilt, 91 starben.
Von den endolaryngeal behandelten 55 Kranken wurden 47 geheilt,
1 ist gestorben, 7 blieben unbekannt. Von den in geneigter Lage
behandelten wurden alle 12 geheilt; durch Brechmittel wurden 10
geheilt, 2 starben. Von den nicht behandelten Kranken wurden
169 geheilt, 186 starben. Es betrug bei ärztlicher Intervention
die Mortalität 23 pCt., bei sich selbst überlassenen Fällen 52 pCt.
Von 336 operirten Patienten starben 91=27 pCt. Ferner zeigt
sich, dass die allergrösste Sterblichkeit beim Sitz der Fremdkörper
in den Bronchien vorkommt und die kleinste beim Sitz in der
Trachea. Ausserdem ergiebt sich, dass Knochen und Münzen in
der Mehrzahl der Fälle im Larynx aufgehalten werden, Bohnen,
Pflaumenkerne und Samen gehen gewöhnlich tiefer; interessant ist,
dass Bohnen fast ebenso oft in den linken wie in den rechten
Bronchus gerathen. Auch ergiebt sich, dass die Mortalität in Folge
von Fremdkörpern in den Luftwegen bei Erwachsenen gröfser ist
als bei Kindern. Das Nähere muss bei der Fülle des Materials
im Orig, nachgelesen werden. Nur möchte Ref. warnen, auf die
Statistik der 55 endolaryngeal behandelten Kranken zu viel zu
geben, da diese Zahl im Verhältniss zu den andern berichteten
Zahlen eine viel zu geringe ist und dadurch die Verhältnisse voll-
kommen verschoben werden. W. Lublinski.
Büchner, Beruht die Wirkung des BKHRiNo’schen Heilserums auf
GiftzerBtörung? Berliner klin. Wochenschr. 1894, No. 4.
Die Wirkung des Heilserums hat Bkhkino als direkt auf der
Zerstörung des von den Bacterien erzeugten Krankheitsgiftes be-
ruhend angesprochen, als eine Art Neutralisation. Er gründete
dieses Urteil auf einen Versuch: ein Gemisch von Tetanusgift mit
antitoxischem Serum zeigte sich bei der Injection im Tierkörper
völlig wirkungslos. Ein Zwang, dieses Resultat wie Brhring zu
erklären, liegt aber nicht vor; es kann das Serum im Reagensglas
dem Gift gegenüber vollständig wirkungslos sein und es ganz intakt
lassen, aber durch sofortige Immunisirung des lebenden Körpers
eine Giftwirkung verhindern, und diese Erklärung muss dem Bkh-
RiKo’schen Versuch nach den Untersuchungen Bucbnkr’s zu Teil
werden. Büchnkr verwandte trockenes Tetanustoxalbumin und
trockenes Tetanusantitoxin. Er bereitete davon eine Mischung,
deren Wirkung auf weifse Mäuse angewendet, gleich Null war.
Nun injicirte er von dieser anscheinend „neutralen“ Lösung die
gleiche Menge Meerschweinchen, bei welchen starke tetanische Er-
scheinungen auftreten. Somit kann eine „Neutralisation“ nicht statt-
gefunden haben. Auch andere Versuche, in denen Toxalbumin
und Antitoxin lange Zeit auf einander einwirken konnten, ergaben
dasselbe Resultat.
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No. 22. Gbawitz, Die geformten Bestandteile io pleuritisohen Exsudaten. 391
Die beiden Stoffe wirken also in den Körper gebracht insofern
antagonistisch, als das Antitoxin die Zellterritorien für die Wirkung
des Toxins unempfindlich macht Es handelt sich also um Immuni-
sirung. Das Wesen der Blutserumtherapie ist also die rasche Im-
munisirung aller noch nicht von der specifiache» Giftwirkung er-
griffenen Zellterritorien. Diese Auffassung bedingt eine bedeutende
Einschränkung der Hoffnungen, die ursprOnglich der Blutserum-
therapie gegenüber gebracht wurden.
Auch Tizzoni ist neuerdings zu dieser Auffassung gelangt; er
verwirft das Wort Antitoxin, da es sich nicht um eine Substanz
handle die das Gift zerstöre, sondern nur um einen Stoff der den
Organismus gegen dasselbe schütze; so ist er auch für die Ersetzung
des Wortes „Heilung" durch „Heilimmunisirung“. Sohsurlen.
E. GrawitZ) lieber geformte Bestandteile in 48 pleuritischen Exsu-
daten. Charite-Annalen 1893, XVIII. S. 265.
Das Material zu den in Rede stehenden Untersuchungen wurde
vorzugsweise durch Probepunctionen bei 48 Pleuritikern gewonnen.
— Leucocyten als einzige geformte Bestandteile fanden
eich bei 21 Kranken; darunter waren 13, die an Tuberkulose der
Lungen litten oder einer solchen verdächtig waren. Die von den
verschiedensten Autoren constatirte Thatsache, dass sich in diesen
serösen Exsudaten der Phthisiker nur selten Tuberkelbacillen nach-
weiscn lassen, wurde durch Tierversuche des Verf. bestätigt: mit
10 hierher gehörigen Exsudaten wurden Injectionen in die Perito-
nealhöhle von Kaninchen und Meerschweinchen vorgenommen und
nur in einem einzigen Falle die Entwicklung von Tuberkeln beob-
achtet. Bemerkenswerth ist ferner, dass (wie die Untersuchungen
in 3 Fällen lehrten) selbst beim Pneumothorax Tuberkulöser unter
günstigen Umständen dauernd oder wenigstens recht lange eine In-
ficirung des gleichzeitig bestehenden Pleuraergusses ausbleiben kann.
— Von 10 Ergüssen, welche Blut enthielten, stammten 8 von Tuber-
kulösen, 1 von einem ulcerirenden Lungencarcinom mit secundärer
Pleuritis (ohne eigentliche Carcinose der Pleura), 1 von einer Leu-
kämie. In dem frisch untersuchten Präparat aus dem letzteren
Exsudate fanden sich einzelne CHARcoT-LKYDBN’sche Krystalle, die
sich bei längerem Stehen an Zahl beträchtlich vermehrten. Ganz
ähnliche Krystalle (mehr den BöTTcHBu’schen sog. „Sperminkrystallen*
ähnelnd) fanden sich in dem Eiter eines Empyems, bei dem der
— allerdings nicht zu beweisende — Verdacht eines Echinococcus
vorlag. — Tuberkelbacillen fanden sich in 2 vorgeschrittenen
Fällen von tuberkulöser Zerstörung der Lungen mit Durchbruch in
die Pleurahöhle. — Von den bacterienhaltigen Exsudaten enthielten
relativ die meisten (im Ganzen 8) Streptococcen. Keineswegs waren
die betr. Exsudate immer exquisite Empyeme, hatten vielmehr zum
Teil einen mehr oder weniger serösen Charakter; trotzdem zeich-
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392
Hin. rh, Theorie des Fiebers.
No. 22
neten sich die hierher gehörigen Fälle durch Bösartigkeit aus (4
Todesfälle). Aetiologisch lag vor: 1 Mal vorausgegangene Pneu-
monie, 3—4 Mal Influenza, 1 Mal ulcus rotnndu.n ventriculi mit
Verlöthung zwischen Magen und Zwerchfell und Ueberwanderung
der Mikroorganismen durch die Lymphbahnen des Diaphragma’s,
etc. In 5 unter diesen 8 Fällen wurde die Eröffnung der Brust-
höhle mit Rippenresection vorgenommen. — Eiter erregende Sta-
phylococcen fanden sich in den Exsudaten zweier Kranken, die
mit Thoraxfisteln zur Behandlung kamen, sowie bei einem Sero-
pneumothorax im Verlauf einer progredienten Lungentuberculose — ,
der FBANKKL’sche Diplococcus pneumoniae wurde nur in einem
einzigen Falle (Empyem bei Pneumonie) gefunden. Trotz des hohen
Lebensalters des Pat. (69 Jahre) verlief der Fall unter Rippenre-
section gönstig. — Bei einer 30jähr. , an jauchigem Empyem und
Phlegmone des Rückens erkrankten Frau ergab die niicroscopische
Untersuchung des Thoraxinhaltes Unmassen von Bacterien verschie-
denster Form und Gröfse. Der ätiologisch unklare Fall verlief sehr
schnell und günstig. Perl.
A. Miller, Entwurf einer Theorie über das Wesen und die Er-
scheinungen des Fiebers. Zeitscbr. f. klin. Med. XXIII. H. 5.
Die schon früher veröffentlichten Untersuchungen des Verf.
über die Wärmeökonomie des Infanteristen auf dem Marsche führ-
ten zu dem beachtenswerten Resultat, dass der Wärmegrad, bis zu
welchem die Körperwärme beim Marschiren emporgestiegen war,
nach einem 1 1 2 stündigen Marsche nicht höher gefunden wurde, als
nach einem 3/, stündigen Marsche von nur halber Weglänge; es
tritt also nach einem gewissen Zeitraum ein Zustand ein, bei dem
die Wärmeabgabe gleich der Wärmeeinnahme ist, so dass die Tem-
peratur sich auf der einmal erreichten Höhe erhält. Demselben
Verhalten der Eigenwärme begegnen wir beim Fieber. Das Wesen
des Fiebers besteht nach Verf. in einer Steigerung der Wärmeer-
zeugung des Körpers; als Beweis hierfür führt er an: 1) die Er-
höhung der Eigenwärme im Fieber; 2) die meistens auch im Fieber
gesteigerte Wärmeabgabe «ler Haut; 3) die im Fieber gesteigerte
Ausfuhr sowohl von solchen Stoffen, deren Bildung mit der Er-
zeugung von Wärme verbunden ist (Kohlensäure), als auch von
solchen, welche Producte des Zerfalles von Organ - Ei weifs sind
(Harnstoff) in Folge der Ueberhitzung des Körpers. Die Erschei-
nungen des Fiebers gehen hervor aus dem wechselseitigen Verhalten
zwischen den Einnahmen und den Ausgaben des Körpers an Wärme;
die Körpertemperatur steigt, wenn die Einnahmen an Wärme gröfser
sind, als «lie Ausgaben (Febris ascendens); sie bleibt gleich hoch,
wenn „ Wärmegleichgewicht* besteht (Febris continua); sie sinkt,
wenn die Ausgaben an Wärme gröfser sind, als die Einnahmen
(Febris descendens.). Die Wärmeabgabe sowohl, wie die thermische
Empfindlichkeit ist verschieden an der nackten und an der beklei-
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No. 22.
Enorlmakk, Ueber Induotionsströme.
393
deten Haut; da die Oberfläche der letzteren neunzehn Mal so grofs
ist, als die der nackten Haut, und ihre Empfindlichkeit eine gröfsere
ist, so kommt allein für das Gemeiogefühl des Körpers för Kälte
und Hitze die bekleidete Haut in Betracht. Hier aber wirkt jede
Aenderung der Geschwindigkeit des Wärmeabflusses als Reiz (ther-
mischer Reiz), und zwar bewirkt Beschleunigung des Wärmestromes
Frostempfindung, Verlangsamung desselben Hitzempfindung. In der
Febris ascendens erfolgt das Ansteigen der Hauttemperatur in Folge
Erhöhung der Eigenwärme stets früher, als die höhere Erwärmung
der Kleideratmosphäre; die dadurch herbeigeföhrte Beschleunigung
des Wärmeabflusses ist die Ursache des Fieberfrostes. Je schneller
die Eigenwärme und damit die Hauttemperatur steigt, desto heftiger
und anhaltender ist daher der Fieberfrost (Schüttelfrost). Umge-
kehrt kommt es bei der Krisis zur Verlangsamung des Wärmeab-
flusses; die Folge davon ist Hitzegefühl und Schweilsausbruch
Bleibt bei der Febris continua die Körpertemperatur (abgesehen
von kleinen Schwankungen) auf derselben Höhe und wird allmälig
die Temperaturdifferenz zwischen Kleideratmosphäre und Haut die-
selbe, wie im gesunden Zustand, so verschwindet jeder thermische
Reiz und es tritt subjectives Wohlbefinden ein. K. Kronthal.
J Engelmann, Recent investigations in faradic electricity: Varia-
tion and control of the current by rapidity of interruption and
Variation of coils and the singlewire high-tension current. Amor.
Journ. etc. 1893. Dec.
Um die von verschiedenen Beobachtern verschieden angegebe-
nen Mafse für die Stärke eines Inductionsstroms so weit als möglich
gleichförmig zu machen und Werte zu erhalten, die sich, was
Exaktheit betrifft, den durch das Galvanometer für den galvanischen
Strom erhaltenen wenigstens nähern, empfiehlt E., die primäre Spi-
rale, den Einsenkern, den durch die primäre Rolle fliefsenden Strom
für die Apparate stets möglichst gleich zu wählen. Besonderen
Wert legt er auf die Construction des Unterbrechers. Dieser soll
durch eine besondere galvanische Kraft getrieben werden und dann
sehr viel mehr Unterbrechungen des Stromes machen, als bisher
üblich war. Die Wirkung schwacher faradischer Ströme auf mo-
torische oder sensible Nerven wächst langsam entsprechend der An-
zahl der Unterbrechungen bis zu 2500 oder 3000 in der Minute:
nimmt dann die Zahl der Unterbrechungen noch zu, so sinkt die
Gröfse der Wirkung.
Je bedeutender die Stromstärke, um so gröfser muss die Zahl
der Unterbrechungen werden, um die Wirkung derselben zu ver-
mindern oder aufzuheben: so hört z. B. die Muskelcontraktion bei
5000 Unterbrechungen auf, bei 6500 wird kaum etwas, bei 1000
gar nichts mehr wahrgenommen.
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394 Wbissma yh, Süücha y, Möbius. Fuukkikh, Couplicirle Fälle v. Tabes. No. 22
Statt des Schlittens, auf dem die secundäre Spirale gleitet, kann
man die Zahl der Unterbrechungen als Messer der Stromstärke be-
nutzen.
Dei therapeutische Wert schneller Unterbrechungen beruht da-
rauf, dass man starke Ströme ohne Nachteil för den Patienten ver-
wenden und bei Benutzung feindrähtiger Spulen sehr erhebliche,
Nerven beruhigende Wirkungen erzielen kann.
Was die „Rollen“ betrifft, so müssen deren Drahtwindungen
in Bezug auf ihre Anzahl, ihren Widerstand, sowie ihre Dicke
genau bestimmt sein: weife man dies und kennt man die Stärke des
primären inducirenden Stroms, die Beschaffenheit der beiden Spi-
ralen in dem eben erläuterten Sinne, die Stellung des Eisenkerns
und der beiden Rollen zu einander, die Zahl der Unterbrechungen,
Art und Stellung der Elektroden und Dauer der Sitzung, so hat
man alle Daten in der Hand, um möglichst präcise Bestimmungen
auszuführen.
Schliefslich verbreitet sich Verf. über die Wirkung therapeu-
tisch noch nicht hinreichend genau geprüfter Ströme, die von
einem Draht eines hochgespannten Stromes (der andere Pol ist
zur Erde abgeleitet) geliefert auf die Versuchsperson applicirt wer-
den. — Man vergleiche hierüber das Original. Verf. nennt diesen
Strom den Single- wire- high- tension current. Bornhardt.
1) V. Weissniayr, Ein Fall von männlicher Osteomalacie, combi-
nirt mit Tabes dorsalis. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 51.
2) Th. Souehay, Ein Fall von Tabes complicirt mit Herzaffection
und Herderkrankung des Gehirns. Charite-Annalen 1893, p. 752.
3) P. J, Möbius, Ueber Tabes bei Weibern. Cbl. f. Nervenheilk. u.
Psych. 1893, Sept.
4) A. Fournier, Gangräne foudroyante d’un membre införieur au
cours d’une ataxie locomotrice. Le Mercredi Medical 1893, No. 28.
1) 52jähr. Mann hatte seit 3 Jahren Schmerzen in den Beinen; ein
Arzt erkannte schon früh die Tabes, die Schmerzen verschlimmerten
sich, Pat. ging nur noch an Krücken und wurde dann bettlägerig.
Im Spital wird Pupillenstarre, WasTPHAi/sches Zeichen constatirt,
ausserdem eine starke Schmerzhaftigkeit aller Knochen auf Druck,
die Beckenschaufeln lassen sich in der Narcose einander nähern;
an den Beinen starke Contractur der Adductoren. Gegen Leukämie
des Markes sprach der Blutbefund, gegen Osteomyelitis der afebrile
Zustand, der Verdacht lenkte sich deshalb auf Osteomalacie. Von
geradezu erstaunlicher Wirkung ist die eingeleitete Phosphortherapie
gewesen. Der hilflose, von Schmerzen geplagte Pat., verliefe nach
3 Monaten fast gänzlich geheilt das Krankenhaus (pro die 0.001
bis 0.003).
2) Die 53jähr. Pat., welche mit einer rechtsseitigen Hemiplegie
frischeren Datums in die Charit6 kam, hatte ein Vitium cordis und
die charakteristischen Erscheinungen der Tabes.
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No 22. Nkuokbaükr, Zur Warnung b. Gebrauch v. Scbeidenpessarien. 395
Secundär trat Icterus und Eiweifs im Urin auf und sic ging
bald zu Grunde. Die Diagnose wurde auf Tabes und acuten em-
bolischen Herd in der rechten inneren Kapsel gestellt. Die Section
bestätigte diese Annahme vollkommen. Die Tabes, welche sicher
schon mehrere Jahre bestanden hatte, hatte im Gegensatz zu dem
(wahrscheinlich mit der Influenza acquirirten) Herzfehler der Kranken
keinerlei Beschwerden verursacht.
3) M. giebt als Fortsetzung einer früheren Statistik über die
Tabes-Syphilis-Frage 21 weitere Krankengeschichten, um die Geg-
ner der FoüRjfiKa-EaB’schen Lehre des Einwandes zu berauben, dass
gerade die Fälle von weiblicher Tabes gegen den Zusammenhang
zwischen Tabes und Syphilis sprächen.
Unter den mitgeteilten Fällen waren 3 ledige Pat. , die aber
alle geschlechtlichen Verkehr hatten, bei dreien bestand tabische
Paralyse. M. constatirt, dass unter diesen 21 Kranken es nicht
gelang, „einen Fall zu finden, in dem die Syphilis unwahrscheinlich
wäre“. Auch die „tabische Jungfrau“ mösste eine häutigere Er-
scheinung sein, wenn es Tabes ohne Syphilis gäbe. M. Brasch.
4) Ein 57jähriger Mann hatte im Alter von 26 Jahren Lues
acquirirt und 2 Jahre darauf eine rechtsseitige Hemiplegie, die
durch eine antisyphilitische Behandlung schwand. Im Jahre 1885
zeigte er lancinirende Schmerzen in den Beinen, Fehlen der Seh-
nenreflexe, Anästhesie an den unteren Extremitäten, RuMBKHo’sches
Phänomen, Ataxie, Blasenstörung, Herabsetzung der Potenz, eine
totale linksseitige Oculomotoriuslähmung; die letztere schwand nach
einigen Monaten infolge einer antisyphilitischen Behandlung fast
völlig; auch die anderen subjectiven tabischen Erscheinungen bes-
serten sich ein wenig. 1892 im October trat ziemlich plötzlich
unter Fiebererscheinungen eine schnell verlaufende Gangrän des
linken Fufses ein, die an den Zehen mit Oedem und Rötung, Bla-
senbildung u. s. w. begann. Die Gangrän schritt in wenigen Tagen
aufwärts, führte zu gasiger Zersetzung uod Schorfbildung des be-
troffenen Beines und endlich zum Tode. Die inneren Organe waren
der Untersuchung nach gesund. S. Kalischer.
Fr. Neugebauer, Zur Warnung beim Gebrauch von Scheiden-
pessarien. Bericht Ober die Casuistik einiger deletären Neben-
wirkungen unzweckmäfsiger, vernachlässigter und vergessener
Scheidenpessarien auf Grund von 242 Fällen aus der Litteratur
und Praxis. Arcta. f. Gyn. 43. Bd. S. 373.
Nach einer kurzen Zusammenstellung der Ansichten von ver-
schiedenen Autoren, welche sich lobend für und ganz absprechend
gegen die Anwendung von Pessarien ausgesprochen haben, führt
Nboobbadkr 242 in der Litteratur veröffentlichte Fälle an, in denen
die Pessarien Unheil und Schaden angerichtet haben.
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396
KCsteb. — Mandrt.
No. 22
In 23 Fällen kam es zu einer Perforation des Pessars in den
Mastdarm allein, mit gleichzeitigen Usuren der übrigen Scheiden-
wände, jedoch ohne anderweitige Perforation in die Nachbarorgane.
In 20 Fällen war es zur isolirten Perforation in die Harnblase ge-
kommen. 10 Mal fand Perforation von Harnblase und Mastdarm
statt. Einmal entstand Harnleiterscheidenfistel, einmal Perforation
der Harnröhre. 2 Mal Perforation der cavum Douglasii, dreimal
Eindringen eines Scheidenpessars durch Druckusur in das der Scheide
benachbarte Beckenzellgewebe. 6 Mal Eindringen eines Scheiden-
pessars in den Uterus. Einmal Ileus und Mieerere. 6 Mal entstand
durch den Reiz an der Stelle, wo das Pessar am meisten drückte,
Carcinom etc. — Was das Alter der Trägerinnen des Pessars an-
betraf, so schwankte dasselbe zwischen dem 20. u. 90. Lebensjahre.
— Die Pessarien hatten verschieden lange Zeit gelegen , ehe die
schädlichen Einwirkungen bemerkt wurden. Bei einigen zeigten
sie sich schon nach wenigen Tagen, bei einer erst nach 45 Jahren.
Am meisten Unheil richteten die TwANcic’schen Flftgelpessare
an. Am zweckmäfsigsten erwiesen sich bei gewissenhafter Ueber-
wachung und Pflege die Hartgummipessare.
N. empfiehlt dringend, das Einlegen der Pessare nur von ge-
übter Hand vornehmen zu lassen, tägliche Einspritzungen, Entfer-
nung der Ring-, Kranz- und Kugelpessarien zur Nachtzeit, Wechsel
der Hebelpeesarien nach 4 bis 6 Wochen; Herauslasseo des Pessars
von Zeit zu Zeit, möglichst wöchentlich ein Sitzbad und Sorge für
Stuhlentleerung. — Cohabitation wäre am besten zu vermeiden, dies
ist jedoch in praxi nicht durchführbar. — Besondere Fürsorge be-
dürfen Frauen im Greisenalter, da bei diesen in Folge der Alters-
schrumpfung eher Schwierigkeiten beim Herausnehmen eintreten
können und es bei diesen leichter zu unheilvollen Verwachsungen
und Zerstörungen kommt. W. Schülein.
W. Küster, Ueber chlorwasserstoffsaures und bromwasserstoffsaures
Hämatin. Ber. d. d. ehern. Qes. XXVII. S. 572.
Verf. gelangte bei «einen im Laboratorium von Hcfnkk ansgeführten Unter-
suchungen tu folgenden Reeoltaten.
Ein amyialcoholhaltiges salzsaures Hämin lässt eich auch aui Oxyhämoglobin dei
Pferde« durch Einwirkung ton Amylalcobol und Salzilure erhalten. Die Analysen
dieses Hämin« lieferten Werte, welche zu der Formel (C3, Häl CI N, Fe 0,) xC, H,,0
passen, wobei x in bestimmten Grenzen schwankt. Durch kurze« Trocknen im Luft-
bad bei 130 — 135° verlieren die Häminkry»tal)e den Amylalcohol, längere« Trocknen
ist mit merklicher Oxydation verbunden. Im Wasserstoff oder Stickitoffstrom bei 145*
wird der Amylalcobol nicht völlig abgespalten.
Durch Zufügen von Brorowasserstoffsäure zu Oxyhämoglobin de« Pferde«, welche«
mit Alcohol abiolutus erhitzt wird, erhält man bromwasserstoffeaures Hämatin von der
Formel C31 HS1 BrN, FeO„C, HsOB. E. s*ikow«ki.
Mandry, Ueber den diagnostischen Wert der Urobilinurie für die
Gynäkologie. Arch. f. Gynäk. Bd. 45, S. 446.
Auf Grund zahlreicher Harnuntertuchungen kommt Verf. zu dem Ergebniu, da»«
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"N o. 22.
Goluboff. — v. der Willigen. — Klrmm.
397
gesund« Wöchnerinnen überhaupt nicht, solche mit Dammrissen, atonischen Blutungen,
Ausräumung des Uterus nur ausnahmsweise und schnell vorübergehende Urobilinaus-
■cbeidung haben, ferner dass bei am Damm, der Scheide, der Gebärmutter und den
Eierstöcken Operirten io der Regel keine Urobilinurie auftritt, dass dagegen nach
schweren Laparotomien gewöhnlich gröfsere Mengen Urobilin im Harn nachweisbar
sind, dass das Fehlen der Urobilinurie in der 2. Woche durchaus nicht gegen das
Vorhandensein periuteriner Blutergüsse spricht, dass daher die Urobilinurie nur mit
grofser Vorsicht diagnostisch rerwerthbar ist. Das konstante Vorkommen ron Urobili-
nurie bei Blutergüssen sei noch nicht sicher, andererseits weisen fieberhafte Erkran-
kungen sowie manche fieberhafte Zustande mit Stoffwechsel Störungen gesteigerte Uro-
bilinurie auf j. Munk.
N. Goluboff, Ueber Lebercirrhose. Zeitechr. f. klin. Med. XXIV. p. 353
bis 373.
An der Hand eines von ihm klinisch beobachteten und post mortem genau unter-
suchten Falles von biliarer Lebercirrhose bespricht Verf. Natur ond Entstehung dieser
Krankheit. Dieselbe geht aus von einer chronischen diffusen katarrhalischen Angiocholitis
in den feineren GallengSogen . zu der eine diffuse Periangiocbolitis ond endlich eine
diffuse interstitielle chronische Hepatitis hinzutritt. Im Gegensatz znr venösen Cirrhose
blieben die Pfortader&ste in der Leber lang« Zeit unkomprimirt, so dass Diarrhoe,
Ascites, Dilatation der Ranchhautvenen ansblieben Dagegen gehen die Kranken oft
an CholSmie zu Grunde; in den letzten Stadien kann es auch zu Störungen im Pfort-
adersystem kommen. Eine Peribepatitis kann vollständig fehlen, ohne dass deswegen
Exacerbationen der Krankheit ausblieben; auch kommt es durchaus nicht immer zu
einer reichlichen Neubildung von Gallenkapillaren.
Die biliire Lebercirrhose wird vermutlich durch Gallensteinbildung und den damit
zusammenhängenden Katarrh der gröfseren Gallengänge begünstigt. Auf Grund dieses
Katarrhs gelingt es dem Krankheitserreger (Bakterien?), in die feineren GallengSnge
so gelangen und mittelst einer Periangiocholitis die Lebercirrhose hervorzurufen.
Das fast specifische Mittel für die biliire Lebercirrhose ist das Calomel, das bei
hinreichend früher Anwendung die Prognose wesentlich bessert. M. Bathmann.
Van der Willigen, Ichthyol bij fisaura ani. Weekbl. van het Nederl.
Tijdschr. voor Geneesk. 1893, I. No. 17.
Bei Afterfissuren bat Verf. mit sehr gutem Erfolge du reine Ichthyol aogewendet.
Dasselbe wird Morgens und Abends mit Pinsel iu den After eingebracht und gut ver-
teilt. Nur nach den ersten Maleo der Anwendung entsteht etwas Schmerz. Flüssige
Dilt und Sorge für leichten Stuhlgang. Verf. rlth das Mittel auch bei Vagioalfis-
suren zu versuchen. Bei den Hämorrhoiden hat es schmerzstillende Wirkung und
würde sich auch wohl zur Behandlung von Rissen an Lippen, Ohren und Hlnden (s.
B. im Winter) eignen. Georg« Meyer.
P. Klemm, Indicationen zur Operation der Perityphlitis. St. Petersb.
med. Wochenschr. 1 893, No, 46.
Die Indicationen zur Operation der Perityphlitis sind nach Klimm folgende:
1) Recidivirende catarrbaliscb ulcerSse Perityphlitis im freien Intervall, womöglich
nach dem 1. Recidiv. Hier ist womöglich die Resection des Proc vermiformis zu
machen; 2) Perforirende abscedirende Perityphlitis, sobald als die Diagnose des Ab-
scesses fest steht; 3) Diffuse perforative Peritonitis mit Erguss in die freie Bauchhöhle.
Nicht zu operiren ist in Fallen typischer perityphlitischer Attaquen, wie sie der
ulcerös catarrbalitcben Form eigen sind und als Paradigma dieser Erkrankung dienen
könne. p. 05t«rbock.
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398
Truhart. — Dobirk u. Brüri.. — Wibi.b.
No. 22
H. Truhart, Zur operativen Behandlung des Trachoms. St. Peters-
burger med. Wochenscbr. 1894, No. 13.
Nach Cocaimsirung des Auges fahrt T. scharf geschliffene Cüretten, welche nach
dem Muster der RacLanma'schen Curette für den Uterus in verschiedener Grflfse an-
gefertigt sind, mit schwächerem oder stärkerem Druck über die Conjunetira. Alsdann
wird dieselbe mit einem in eine Sublimatlösung (1:2000) getauchten Wattebausch
sorgfältig abgerieben. Hierdurch werden nicht nnr die mehr hervorragenden Follikel
Tollständig wegrasirt, sondern auch die Hüllmembranen der tieferliegenden eröffnet
und unter dem Druck der Inhalt der selbst tiefliegenden Trachomkörner, sowie auch
die übrigen im Conjunctivalgewebe befindlichen fettig degenerirten nnd nekrotisch zer-
fallenen Gewehselemente ausgedrückt. Um ganz sicher zu geben, walzt T. alsdann
noch mit der Kesrr'schen Rollpincette die Carunkel, dis Conjunetira des unteren and
oberen Lides aus. Darauf wird die ganze Fläche mit einer Snblimatlösung gekühlt
und mit 5 pCt. Lapislösung gebeizt. Die Dauer der Kur beträgt je nach der Inten-
sität des Processes 8 Tage bis 3 Wochen. Recidire kommen nur selten ror. Das
Verfahren eignet sich für die leichtesten, wie für die schwersten Fälle. Hontmaim.
Dubief et Brübl, Contribution a l’ctude anatomo- pathologique et
baclöriologique du Typhus exanthematique. Archives de medecine
exper. 1894, VI. S. 224. ’
Die Verff. kommen durch klinische und pathologisch-anatomische Beobachtungen
zu dem Schluss, dass der Sitz des Krankheitsgiftes beim exantbematischen Typhus der
Rachen und die Respirationswege seien, dass hier Tosine producirt werden, durch
deren Resorption die Hauptkrankheitssymptome der Vergiftung entstünden. Aus der
entzündeten Pharynxschleimbaut und den bepatisirten Lungenteilen gelang es den
Verf. auch leicht mit den gewöhnlichen Methoden einen Diplococcus zu isoliren , den
sie als specifisch für den Typbus ezanthematicus betrachten. Derselbe findet sich nicht
im kreisenden Btut, dagegen in den Exantbemflecken und in etwa Torkommenden
Iufarcten. Er färbt sich mit den gewöhnlichen Anilinfarben, verflüssigt die Gelatine
langsam, sein Temperaturoptimum ist die Körpertemperatur. Auf Agar bildet er
goldgelbe Kolonien, ähnlich denen des Aureus.
Für Kaninchen und Meerschweinchen ist er pathogen: sie gehen septicämiach xu
Grunde; Eiterung erzeugt er oiemals. Scheurten.
Wible, Report of the treatment of forty-eight consecutive caaes of
typhoid fever by the adminietration of thymic acid. Intern, med.
magaz. 1893, No. 8.
W. berichtet über 48 mehr oder minder schwere, aber nicht abortive Fälle von
Abdomioaltyphus, bei denen er Thymol mit gutem Erfolge anwandte; die Dosis be-
trug 0.3 dreistündlich bis zum Eintritt der Reconvalescenz , die Darreichung geschah
meist in Pillenform. Die Patienten waren durchweg Männer, im Alter von 19 — 55
Jahren: als Complicationen sind erwähnt: drei Mal Darmblutungen, 2 Mal Parotitis,
3 Mal Otitis suppurativa, ein Mal Phlebitis und ein Mal Periostitis; in drei Fällen
traten Recidire auf. Von diesen 48 Fällen verliefen drei letal, wovon ein Fall, als
moribund eingeliefert, nicht mitzurechnen wäre ; die Mortalität beträgt dann nur 4
Procent, ist also ungemein niedrig. Die übrige Behandlung war die bei Abdominal-
typhut allgemein übliche. W. teilt im Anschluss daran eine Reihe von Verhaltungt-
mafsregeln mit, die er jedem Typhuskrankeowärter einhändigt; der darin zum Aus-
druck kommende Schematismus (z. B : Jeder Kranke, der innerhalb 2 t Stunden mehr
ata 3 bis 4 Stuhlgänge bat, erhält 0 6 Bismut. salicyl.) erscheint jedoch Ref. wenig
empfehlenswert. K. Krönt)»!.
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No. 22. Rombrro, Hksbk. — Vanlair. — Marandon de Monttrl. 399
1) E Homberg, Bemerkungen über die Beitrüge zur pathologischen
Anatomie des Diptherieherzens von Dr. med. B. Hbbsk. Jahrb.
f. Kinderheilk. XXXVI. S. 388.
2) B. Hesse, Entgegnung auf die Bemerkungen u. s. w. Ebenda,
S. 397.
1) R lässt tod den '29 Fällen, valcbe Hass« seiner Arbeit in Grande gelegt hat
(». Cbl. 1893, S. 648) nur die 5 als beweiskräftig gelten , welche nach der Methode
tod Kasai systematisch untersucht eind , während er die anderen 24 für nicht hin-
reichend beobachtet erklärt. Von dieseD & Fällen stammen 4 tod Rindern, die in
späteren Stadien der Diphtherie verstorben waren, nnd bei 3 derselben fand Hrese
interstitielle Myocarditis. R. kommt daher an dem Schlusi, dass die Untersuchungen
Htsss's seine (R.’s) Ansicht bestätigen, dass dem Hentod in den späteren Stadien
der Diphtherie interstitielle Erkrankungen zu Grunde liegen; es ist daher nach R.’s
Meinung unberechtigt, die Herzschwäche als eine rein fnnctionelle Schädigung des
Herzens durch das Dipbtherietozin aufzufassen.
2) H. entgegnet, dass die interstitiellen Erkrankungen in seinen eigenen wie in
Roxbibo's Fällen meist zu geringfügige waren, um den Herztod zu erklären. Er
führt ferner gegen R. folgenden neuen Tiersersueh au. Ein Kaninchen wurde mit
Diphtherie vergiftet. Es ging am dritten Tage zu Grunde unter Erscheinungen, welche
auf eine schwere Functionsstärung des Herzens schliefsen liefsen. Das Herz wurde
nach der Methode tod Kami, systematisch untersucht, doch fanden sich keine wesent-
lichen Veränderungen, welche die intra vitam beobachteten Storungen hätten erklären
lassen. stadthegen.
C. Yanlair, La M^soneurite noduleuse. Archives de Neurologie 1894,
No. 84, Fdvoir.
Unter knotenförmiger Mesoneuritis zerstobt V. die ron Raa alt, Korr, Lakohans,
Fr. Schultz s, TasziBiassr und anderen beschriebenen circumscripten Bindegewebsbyper-
platien (hyaline KnGtcben nach Rbhaut) in den peripherischen Nerven des Menschen.
Nach ausführlichen Auseinandersetzungen kommt er zu dem Resultate, 2 Typen dieser
accidentellen Gebilde zu unterscheiden: I. Die knotige, spindelförmige Art. 2. Die
lamellGse Form. Die erstere Form beruht auf einer entzündlicher Neubildung nnd
Hypertrophie des Bindegewebes um einen Kern, der verschieden sein kann (amorphe
Substanz, endotheliale Zellen, etc). Der zweite Typus wird mehr durch eine byper-
plastische Perineuritis vertreten. Ausser diesen beiden Anden sich noch Mischformen.
Aetiologiscb ist über diese Körper noch nichts bekannt; wiederholt fand man sie bei
dem strumipriveo Zustand. Die klinischen und symptomatologischen Erscheinungen,
wenn solche überhaupt ezistiren, sind unbekannt. s. Kallschsr.
E. DIarandon de Montyel, De l’action physiologique de la thym-
ac4tine. Bull, de Thörapeutique etc. 1893, No. 122.
Die Versuche des Verf. lehren, dass das Tbymacetin keinen Einfluss ausübt auf
die Sensibilität, den Schlaf, die Psyche, die Vasomotoren, die Geschlechtsorgane, die
Secretion; zuweilen verursachte es eine vorübergehende Erweiterung der Pupillen, und
vorübergehendes Ohrensaufsen mit Schwindel unmittelbar nach seiner Anwendung; zu-
weilen verursacht es (in '/, der Fälle) einen leichten Kopfschmers an demselben oder
am folgenden Tage Ea vermehrt für ca. 2 Stunden die Muskelkraft und erhöht
vorübergehend die Temperatnr; ebenso vermehrt es ca. 2 Stunden lang die Zahl der
Inspirationen, ferner die Puissahl und den arteriellen Drnck. In ’ t der Fälle be-
wirkt« es an demselben oder dem folgenden Tage eine Ermattung. Io alleD Fällen
trat entweder ein erhöhter Harndrang, Dysnrie, brennender Schmerz oder ein Spasmus
®it momentaner Retention ein; ebenso tritt meist ein bitterer Geschmack während des
Tages auf und ein Hittegcfühl und Brennen im Oesophagus und im F.pigastrium, das
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400
Bebo. — Matschkb. — Fklsekreich,
Motbt.
No. 22
»ich mitunter mit heftigem Durtt, Nausea, Anorexie, Erbrechen verband; die Organe
(ausser dem Magen) gewöhnen sich schnell an das Mittel. Die genannten Symptome
nehmen mit der Gröfse der Dosis tu. Die Paralytiker zeigten sich für das Mittel
weniger empfindlich als die anderen Geisteskranken. Die sedative oder hypooUsehe
Wirkung blieb meist aus. 8. Keuscher.
ti. Berg;, Ueber einen durch Excision geheilten Fall von Ulcus
molle serpiginosum. Deutsche med. Wccbenschr. 1893, No. 48.
Das Ulcus safs auf dem Dorsum penis und liefe sich in seinem Weiterschreiten
auch durch ausgiebige Abtragung der untermioirten Rinder, Ausschabung und An-
wendung des Paquelin nicht aufbalten. Die Excision geschah weit im Gesunden, die
Wundrinder wurden durch die Naht vereinigt u. trotx des grofsen, etwa 5 cm breiten
und Gern laugen Hautdefectes erfolgte prompte Heilung ohne Recidiv. H. Malier.
Mafschke, Ein Beitrag zur Kenntniss der Jodoformdermatitis.
Therap. Monatsh. 1893, Oct.
Verf. bekam selbst nach jedesmaliger, selbst nur gans kurz dauernder Berührung
auch der unverletzten Haut mit Jodoform eine mehr oder weniger ausgebreitete Der-
matitis, welche den gebräuchlichen antieczematSsen Mitteln hartnäckig su widerstehen
pflegte, sieb dagegen unter Umschlägen, Einwickelungen und Pinselungen mit l&proc.
wässriger Thiollösung rasch besserte. H. unilar
Felsenreich, Beckenneigung u. Genitalprolaps. Wiener nied. Wochen-
schrift 1893, No. 17.
Ursecbeo der stärkeren Beckenneigung beim Weibe sind: grüfsere Spreizung der
Beinecbsen — bedingt durch gröftereo Abstand der Gelenkspfanne — , der Ungern n.
mehrfach wagerechte Hals, das in Spanien übliche Tragen hoher Stöckelschuhe, die
Aequilibrirung grofser Mamml.
Die Verschiedenheit der Beckenneigung ist ein ethnologisches Merkmal: z. B.
haben Spanierinnen und Polinnen stärkere Neigung.
Die Beckenneigung hingt mit Entwickelung des Knochensyslems zusammen.
Hlngebanch ist secundlre Folgeerscheinung der Schwangerschaft bei stlrkerer Neigang;
auch gibt die letztere gröfsere Disposition zu Senkung und Vorfall.
Bei allen Frauen mit derartigen Beschwerden ergab Messung der Beckenneigung
(nach Rürin) nur Wiokel von 24 — 45*. A. Merlin.
Motet, IntoxicatioD par l’oxyde de carbone, auto-observation. Annal.
de hygiune 1894, S. 258, März.
Nach 3 Minuten langem Fahren io einer geheizten Droschke empfand Motzt
plötzlich heftiges Schlagen im Kopf, schweres Schwindelgefübl , Uebelbeit, Parese der
unteren Glieder. Bei jeder Bewegung steigerte sich der Schwindel, beim Versuche
der Nahrungsaufnahme trat Erbrechen ein. Er sah totenbleich ans, es bestand 2 Ta.-e
lang Polyurie, schlechter Schlaf, Täuschungen des Gesichtssinnes, sobald die Augen
geöffnet waren. Der Schwindel dauerte etwa 8 Tage an, die Flhigkeit zum Gebrauch
der unteren Glieder stellte sich noch viel langsamer ein; noch nach 6 Wochen be-
standen zeitweise Störungen. Fr. stnuaaann.
Kincendnnren für das Ceotralbtatt werden an die Adreeie des Hm. Prof. Dr. M. Be rnb erdt (Berlin W.
Frattaöaiache Strafe« ZI) oder an dla Veriagttiandians (Barlia NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verleg von Aufuct Hireebweld in Berlin. — Druck von L. Schumacher ta Berlin.
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/
Wöchentlich erscheinen
1 — 2 BoRen; an Schl um*
4M Jahrgangs Titel, Na-
neu- und Sachregister.
für die
Preis de« Jahrganges
90 Mark; au beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. ». *««nl. No. 23.
Inhalt iSchmhunn, Einfluss von Chloriden auf den Stiflstofluiniatz. — llj um,
Physiologischer Abbau des Traubenzuckers — Bassi, Blutbefund bei schwerer Anämie.
— Batz, Matignon, Paul, lieber Gastroenterostomie — Muos, Fall toii Hiru*
tumor. — Qtssi, Gasförmige Stoffwecbselprodncte der Bacterien. — Sonora*,
Zur Kenntniss des Vaccineprocesses — Rohin, Ueber Albuminurie. — d'ABsONvAL,
Nene Methode der Electrisation. — Stkrnbbru, Ueber Lähmung und Krampf. —
Kollmann, Zur Therapie der Gonorrhoe
W intbbstein, Zur Kenntniss der Trehalose — Hofmeister, Ueber Fer
mente in den Nahrungsmitteln. — Kantrh, Zur Kenntniss des malignen Lymphoms.
— Ball, Fälle ron Trepanation. — IS ra mann, Anwendung gestielter Lappen. —
Salzmann, Zar Anatomie der angeborenen Sichel — Seines, Ueber Laryngitis
fibrinoia. — Lunowitz, Cebergang der Tuberculose auf den Fötus. — Dmochowbki
und Zanowski, Eitrige Entzündung der Gallenglnge. — Rodin, Fall »on Myxom
des Herzens. — Pick, Auslösung psychopathischer Erscheinungen von der Nase aus
Sennin, Ueber latente Hirnherde — KOhnkb, Ueber Cblorzinkstifte. — Jones,
Mikroskopische Untersuchung bei Beckenperitooitis. — Jalaouikh u Mauclaibs,
Schicksal tod Fremdkörpern in der Bauchhöhle. — Lanobbiians, Veränderung!»
io den Luftwegen bei Carbolsäurerergiftaog.
K. Schaumann, Ueber den Einfluss des Chlorkaliums, Chlorna-
triums und Chlorrubidiums auf die Stickstoflfausscheidung beim
Menschen. Diss., Halle 1893.
Die Arbeit ist unter Leitung von v. Merino ausgeführt, Ver-
suchsperson war der Verf. Die Nahrung war an allen Tagen die-
selbe; ihr Stickstoffgehalt nach Köniu berechnet = 18.71 p. d , die
erwihnten Salze wurden in Dosen von 8 g p. d. genommen. Das
Chlornatrium erwies sich ohne jeden Einfluss, auch die Diurese
vermehrte sich nicht, entgegen den Angaben von Voir. Das Chlor-
kalium steigerte die bestehende mittlere Ausscheidung von 13.46 g
N durch den Harn auf 14.21 g am betreffenden und 14.73 am
nichstfolgenden Tage; in einer zweiten Versuchsreihe von im Durch-
XXXII. Jahrgang. 26
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402 Harlby, Physiologischer Abbau des Traubeuzuckers. No. 23
schnitt 15.45 g auf 16.10 bezw. 16.17 g. — Unter dem Gebrauch
von Chlorrubidium sank die N- Ausscheidung von 15.64 auf 13.48
resp. 13.85 g bei einer zweiten Anwendung von 15 28 auf 13.24
resp. 13.71 g. (Wenn Verf. von dem bei gleichmäfsiger Ernährung
erreichten N -G 1 ei chg e wich t spricht, so wird man ihm darin nicht
beipflichten können. Von dem eingeföhrten Stickstoff = 18 71 g
erschienen im Durchschnitt nur 13.62 g im Harn, es fehlten 5.09 g.
Will man anr.ehraen, dass N- Gleichgewicht bestand, so würden
5.09 g = 27 pCt. N unbenützt durch den Darm ausgeschie-
den sein, eine Annahme, die doch nicht zulässig ist, da bei Verf.
keine Verdauungsstörungen bestanden. Wie die constante Ausschei-
dung von 13.56 bezw. 13.74 g 10 Tage lang bei 18.71g Einfuhr
zu Stande gekommen, ist schwer zu verstehen. Eher kann in der
zweiten Versuchsreihe N - Gleichgewicht bestanden haben , obwohl
dann immerhin fast 17 pCt. des N der Nahrung nicht ausgenützt
worden wäre). E. Salkowski.
V. Hariey, Ueber den physiologischen Abbau des Traubenzuckers
du Bois-Kktmdnu's Arcb. 1893, Suppl. S. 46.
Nüchternen Hunden wurden die Ureteren unterbunden, dann
in die Jugularvene Traubenzucker zu 10 g pro Körperkilo, in
50proc. Lösung innerhalb 1 Stunde eingespritzt; zwischen 2 und
25 Stunden danach wurden die Hunde getötet, Blut, Nierensaft,
event Harn, wenn vor dem Tode die Ureterenschlinge wieder ge-
löst worden waren, ferner Leber und Muskeln auf Zucker und
dessen Zersetzungsprodukte (Glycogen, Alcohol, Aceton und Acet-
essigsäure, Milchsäure u. A.) analysirt. Beträgt die eingeführte
Zuckermenge 10 — 12 g pro Körperkilo, so treten klonische Krämpfe
und Trübungen des Sensoriums, zuweilen Sopor, Coma und Tod
ein. Diese Symptome sind nicht auf den Zucker selbst zurückzu-
führen, dessen Menge im Blut schon nach einer Stunde höchstens
0.48 pCt. beträgt und nach 4—6 Stunden sich zumeist dem vor der
Einspritzung beobachteten Werte nähert, sondern auf die Zer-
setzungsprodukte, von denen, ausser Milchsäure, Aetylalcohol,
Aceton und ein nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure Aceton lie-
fernder Körper, wahrscheinlich Acetessigsäure, nachgewiesen werden
konnten. In dem Maase als der Zuckergehalt im Blute herunter-
geht, steigt der Milchsäuregehalt, so dass das maximum 0.13 gegen
0.02 — 0.05 pCt. der Norm beträgt. Da diesen Zersetzungsprodukten
der Ausweg durch did Nieren versperrt ist. häufen sie sich in den
GewebeD und im Blute an; auch in den Organen und Organeäften
konnte bald das eine, bald das andere Zersetzungsprodukt naebge-
wieeen werden. Am meisten Milchsäure (bis zu 0.34 pCt.) fand
sich in der Leber, etwa halb so viel in den Muskeln (0.17 pCt.),
im Blut war 0.14 pCt., sodass man die Bildung der Milchsäure unter
diesen Verhältnissen vorzugsweise in die Leber, demnächst in die
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No. 23.
Bassi, Blutbefund bei schwerer Anämie.
403
Muskeln zu verlegen hat. Es entstehen somit nach Einfuhr grofser
Zuckermengen in’s Blut gesunder Tiere dieselben Zersetzungspro-
dukte, wie sie auch bei Diabetikern nachgewiesen sind. Die hier
ermittelten Zersetzungsprodukte sind wohl nicht die einzigen inter-
mediären Glieder zwischen Zucker und dessen gasförmigen End-
produkten, C02 u. HjO, nur dass bei der Geschwindigkeit ihrer
Weiterumwandlung es schwer ist, ihrer habhaft zu werden. Wur-
den vor der Tödtung der Hunde die Ureteren wieder eröffnet und
kam es zu einer Harnabsonderung, so fanden sich darin Milchsäure,
Aceton, Acetessigsfture. Crotonsäure und Ameisensäure^ fanden sich
weder im Blute noch in den Organen und Säften, auch war das
Ammoniak im Blute nach der Zuckereinführung nicht höher als
zuvor. Die Leber enthielt niemals so hohe Werte für Glycogen,
dass mit Bestimmtheit eine Zunahme des Glycogens aus dem ein-
gespritzten Zucker erschlossen werden konnte. Dagegen ist der
hohe Gehalt der Leber an Zucker bemerkenswert; 6—7 Stunden
nach der Einspritzung enthielt die Leber 0.9 resp. 1.7 pCt. Zucker,
während im Blut nur noch 0.03 resp. 0.06 pCt. Zucker sich fanden.
J. Munk.
G. Bassi, Di due reperte istologici del sangue nell’anemia grave.
Gazetta degli ospitali 1893.
In dem Blute einer an schwerer essentieller Anämie leidenden
37jährigen Frau fanden sich an den beweglichen Poikilocyten feine
Stäbchen- und kreisförmige Fortsätze. Verf. hält dieselben för iden-
tisch mit den von Pbblbs beschriebenen Anämie - Körperchen und
betrachtet sie nach Form und Farbe lediglich als Fortsätze der
roten Blutkörperchen. Sie haben nichts mit Parasiten zu thun und
sind auch nicht för die perniciöse Anämie charakteristisch, da sie
sich auch bei der sekundären Anämie nach Krebs, Tuberkulose
etc. finden. Trifft dies alles nun auch für diese vom Verf. be-
schriebenen Gebilde zu, so ist doch die Identität der letzteren mit
den PtiRLBs’schen Körperchen anzuzweifeln, da die letzteren frei
und unabhängig von den roten Blutkörperchen sich bewegen sollen
und in den mit den bisher bekannten Methoden angefertigten Trocken-
präparaten keine Färbung annehmen.
Die zweite interessante Beobachtung des Verf. beruht auf einer
starken Dehiscenz der roten Blutkörperchen im anämischen Blute.
Ein verhältnissmäfsig schwacher Druck zwischen 2 Glasplatten ge-
nügt bereits, um aus denselben eine Masse herauszudrücken, die bei
der Eosin-Methylenblau-Färbung sich schwach rot färbt, und dem
Reet des roten Blutkörperchens wie eine Kappe aufsitzt. Die
Massen können schlietslich nur noch durch einen schmalen Stiel
m't dem Blutkörperchen Zusammenhängen oder ganz frei werden,
alsdann nur durch die Färbung von den Blutplättchen unterscheid-
et. Dieser, vom Verf. mit vollem Recht als Kunstprodukt ange-
26*
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404 B atz, Matihnon, Paui., Ueber Gastroenterostomie. — Moos, Fall ron No. 23
sehener Befund ist deslisilb von hohem Interesse, weil er zeigt, mit
welcher Vorsicht die Blutpräparate zu beurteilen sind, und wie
vieles, was als charakterische Veränderung des Bluts bei Anämie
uml Leukämie beschrieben wird, lediglich eine Folge der mangel-
haften Technik ist. M. Hothmann.
1) R. Ratz, Zur Gastroenterostomie vermittelst Kohlrübenplatten.
St. Petersb. med. Wocbenscbr. 1893, No. 20.
2) J. J, Matignon, Le traitement chirurgical palliatif du cancer
du pylore et la gastro-enterostomie. Bull. gön. de Therap. 1893, Aoüt.
3) F. T. Paul, Gastro-enterostomy: being a modification ofSKNN’s
method. Lancet 1 893, p. 129.
1) Zwei sehr ausführlich mitgeteilte Fälle zu Gunsten der in
dieser Zeitschrift eingehend referirten BABAcz’schen Methode. Gastro-
enterostomien scheinen in Russland ziemlich selten verrichtet zu
werden. Sklrnkow vermochte nur vier derartige Operationen rus-
sischer Aerzte aufzuführen; sein eigner, der fünfte, war der erste
glückliche derartige Fall in Russland. Die beiden Fälle Verf.’s
sind quoad operationem als gelungen zu bezeichnen, wenn auch
der zweite fünf Tage nachher an Erschöpfung starb.
2) Der Hauptwert der vorliegenden längeren Arbeit besteht in
der tabellarischen Wiedergabe von 188 Fällen von Gastroenteros-
tomie, welche indessen statistisch nicht ausgenützt werden. Verf.
schlägt vor, die mühsam herzustellenden Knochenplatten von Senn
durch durchlöcherte Scheiben aus der Hornsubstanz des Rinder-
hufes zu ersetzen, nachdem er letztere bereits in Tierversuchen er-
probt hat.
3) Um die nachträgliche Verlegung der neuen Verbindung
zwischen Jejunum und Magen zu behindern, hat P. die Knochen-
platte mit scharfen Rändern versehen, so dass ein Teil der Um-
gebung der Incision necrotisch wird. Da sich hierdurch der Zu-
sammenhang zwischen Jejunum und Magen lockern konnte, muss
man die von Sehn vorgeschriebenen LAMBRKT’schen Unterstützungs-
Nähte besonders sorgfältig appliciren. P. machte in seinen Tier-
versuchen, um jede Knickung des Leerdarmes zu meiden, die Be-
festigung desselben stets an der hinteren unteren Magenfläche durch
das Mesocolon hindurch. An lebenden Menschen scheint die Me-
thode noch nicht geprüft worden zu sein. P. Gütorbock.
Moos, Geschichte eines Gehirntumors. Zeitschrift f. Ohrenheilk. XXV.
S. 1.
Der Fall betrifft einen 20jährigen Mann, der wegen Schwer-
hörigkeit links uml taumelnden Gang in M.’s Behandlung kam. Es
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No. 23. Hirntumor. — Hesse, Gasförmige Stoff wecbselprodacte etc. 405
bestand links vollständige Taubheit ohne objectiv nachweisbare Ver-
änderungen am Ohr, ausserdem linksseitige Abducenslähmung,
Facialisparese, leichte Abstumpfung der Sensibilität der linken Ge-
sichtshälfte, Erhöhung der Sehnenreflexe links. Wegen dieser Er-
scheinungen wurde die Diagnose auf Affection des Kleinhirns und
der Medulla obl. gestellt, wahrscheinlich Tumor. Bei der Obduction
fand sich ein solcher an der Unterfläche des Kleinhirns, die Stelle
des linken Bröckenschenkels, des äusseren Teils der linken Hälfte
des Pons, den angrenzenden Abschnitt des linken Grofshirn-
schenkels einnehmend. Der Tumor dringt in das Innere der linken
Kleinhirnhemisphäre ein, die seitlichen Partien der Medulla obl. sind
durch die Tumormasse ersetzt. Acusticus und Facialis sind in der
Tumormasse aufgegangen Die Geschwulst erwies sich histologisch
als kleinzelliges Rund- und Spindelzellensarcom. Als besonders
bemerkenswert führt M. den gänzlichen Schwund der Kerne des
Abducens, Facialis und Acusticus auf der linken Seite, sowie deren
Wurzelfasern, an. Von den eitrigen im Gehörorgan gefundenen
Veränderungen sind hervorzuheben: die Blutung in den Hauptstamm
des Acusticus im innern Gehörgang mit dadurch bedingter Zer-
trümmerung und Vernichtung seiner Nervenfasern, progressiv peri-
pherisch zunehmend bis zum jeweiligen Abgang der Fasern zum
Ganglion spirale in den einzelnen Schnecken Windungen, Veränderungen,
die für sich allein schon ausreichten, völlige oder nahezu vollstän-
dige Taubheit zu erzeugen. Das Zustandekommen der Schnecken-
blutung erklärt sich, nach Verf., durch den wahrscheinlich in später
Periode der Krankheit eingetretenen gesteigerten Schädelinnendruck,
wodurch auch der Druck im Gefäfssystem erhöht worden tei; da-
durch, sowie durch die in Aquaduct. vestibuli und den medialen und
frontalen Halbzirkelgang gefundenen Veränderungen (das Nähere
hierüber s. i. Orig.) sei zweifellos ein behinderter Abfluss der Lymphe
von dem Labyrinth bedingt gewesen. Den Nachweis einer Druck-
steigerung im perilymphatischen Raum sieht Verf. in der am Prä-
parate vorhandenen Depression der RxissNKK’schen Membran (Stkim-
bkOuok) und in der Stellung der Membran des runden Fensters mit
der Convexität nach aussen erbracht. Schwabacb.
Hesse, Ueber die gasförmigen Stoflwechselprodukte beim Wachs-
tum der Bacterien. (Vortrag in der am 21. März 1893 zu Ehren
der ärztlichen Delegirten zur internationalen Sauitätskonferenz
abgehaltenen ausserordentlichen Sitzung der Gesellschaft für Na-
tur- und Heilkunde zu Dresden.) Zeitschr. f. Hyg. 1893, XV. S. 17.
Die Arbeit II. ’s wurde auf R. Kocu’s Anregung unternommen
und im Laboratorium von Prof. IIkmpki, in Dresden ausgeführt.
Dieselbe erstreckte sich lediglich darauf zu untersuchen, wie viel
Kohlensäure die Bacterien abgeben und wie viel Sauerstoff sie
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406 Sobotka, Zur Kenntniss des Vaccineprocesses. No. 23
aufnehmen. Der hiezu verwendete IlKMPEL’sche Apparat ist im Orig,
abgebildet und muss dort eingesehen werden. Untersucht wurden
Agarkulturen von Cholera, Typhus, Tuberkulose, Pfeifer’s Kapsel-
bacillus, Rotz, Aureus, Milzbrand und Actinomykose. Es stellte
sich heraus, dass nach der Impfung von den Bacterien Sauerstoff
aufgenommen und dafür Kohlensäure abgegeben wird, und zwar
beides um so reichlicher, je lebhafter das Wachstum der Bacterien
vor sich geht. Die Art und Weise, wie dies geschieht, ist unter
vollständig gleichen Versuchsbedingungen bei ein und demselben Bac-
terium derselben Herkunft völlig gleich, so dass man unter Umständen
nllein aus dem Verlauf des Gasaustausches den Urheber desselben
erkennen kann (Kapselbacillus und Tuberkelbacillus). In vielen
Fällen wird namentlich Anfangs Tag für Tag sämmtlicher im Kul-
turglas vorhandener Sauerstoff absorbirt. — Brutofentemperatur be-
schleunigt das Bacterienwachstum und damit den Gasaustausch in
hohem Grade. In der Zeit des lebhaften Bacterienwachstums wird
nicht die der aufgenommenen Sauerstoffmenge entsprechende Menge
von Kohlensäure wiedergefunden, sondern erheblich weniger; am
meisten Sauerstoff wird zurückgehalten zur Zeit des lebhaftesten
Bacterienwachstums. Der in Verlust gegangene Sauerstoff wird
zum Aufbau des Bacterienleibes oder zur Herstellung anderer Stoff-
wechselprodukte verwendet; seine Menge ist zu verschiedenen Wachs-
tumsperioden verschieden.
In einigen Schlusssätzen erörtert Verf. noch die Frage: was
leistet diese Metode; er findet sie sehr vielversprechend. (Ref. kann
auf Grund eigener mit viel einfacherer Methode angestellter Unter-
suchungen erklären, dass der Wert der ganzen Untersuchung H.’s
ein sehr fraglicher ist, wenigstens was die Kohlensäureabscheidung
betrifft, da H. übersehen, dass seine Bacterien Säure produciren und
er seine Nährböden mit kohlensaurem Natron alkalisirte. Kaum
einer der verwendeten Bacterien producirt Kohlensäure. Die von
II. gefundene ist mindestens grösstenteils die von ihm selbst mit
der Soda zugesetzte, durch die von den Bacterien producirte orga-
nische Säure freigemachte Kohlensäure. Ref.). Scheurlen.
J. Sobotka, Zur Kenntniss des Vaccineprocesses. Zeitschr. f. Heilk.
XIV. S. 349.
Verf. hat eine gröfsere Anzahl von Kindern, darunter 88 voll-
kommen gesunde, welche er auf der pädiatrischen Klinik des Prof.
Ganqhofnek in Wien geimpft hat, während des Verlaufs der Vac-
cine genau beobachtet.
Die Ergebnisse seiner Untersuchung, welche zum Teil Bekanntes
bestätigen, sind folgende: Die Curve des vaccinalen Fiebers lässt
sich zweckmäfsig in 4 Phasen einteilen: Die erste Phase umfasst
die ersten 2 — 3 Tage (fieberlos). Die 2. Phase reicht vom 3. und
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No. 23.
Sobotka, Zur Kenntniss des Vacoineprocesses.
407
4. Tage bie zum Ende des 7. Tages. Sie wird oft eingeleitet durch
ein markirtes Fieber am 3. und 4. Tag und ist gekennzeichnet
durch «len remittirenden Gang der Temperatur. Die 3. Phase ist
die Hauptphase, das eigentliche Vaccinefieber; sie umfasst den 8.
bis 10. Tag. Die Temperaturen zeigen entweder gar keine oder
meist nur ganz unerhebliche Schwankungen und halten sich immer
auf der febrilen Höhe. Die 4. Phase reicht vom Abfall des Fiebers
am 10. Tage bis zur endgiltigen Röckkehr zu normalen Verhält-
nissen nach 2 — 3 Tagen. Ihre Abgrenzung gegen die 3. Phase ist
zwar nicht immer scharf, aber sie zeigt wieder mehr einen remit-
tirenden Charakter. Dieser Gang der Temperatur ist unabhängig
1) von der Zahl der zur Entwicklung gelangten Pusteln, 2) von
der Intensität der Localaffection, 3) von der Wahl der Lymphe
(animale, humanisirte), 4) von etwa vorgenommenen Nachimpfungen,
5) von der Eröffnung oder vom Aufkratzen der Pusteln (ohne dazu-
gekommene Infection), 6) von dem Alter der Impflinge. — Die
Temperaturkurve bei oft auch nur leicht erkrankten Kindern, bei
Reconvalescenten, sowie bei Kindern mit chronischen inneren Kiank-
heiten zeigt anscheinend ein von dem aufgestellten Typus mehrfach
abweichendes irreguläres Bild, doch lassen sich unter Zugrundele-
gung der oben angeführten Einteilung des Fieberverlaufs nach
Phasen auch in diesen atypischen Fällen gewisse Charakteristika
wiedererkennen, insbesondre in der 3. Phase. Durch die Erkran-
kung an Masern, Scharlach oder Varicella bei einem vorher ge-
impften Kinde wird weder die Entwicklung der Pusteln gestört,
noch der typische Gang des Vaccinefiebers wesentlich beeinflusst;
bei manchen anderen intercurrenten, acut fieberhaften Erkrankungen
aber können die voll entwickelten Pusteln ihren Turgor verlieren,
und die Areola entwickelt sich auffallend mangelhaft. — Das Ver-
halten des Pulses und der Respiration während des ganzen Fieber-
verlaufs zeigte Nichts för Vaccine charakteristisches. Schwellungen
«ler Achseldrösen und Schmerzhaftigkeit derselben fand Verf. fast
niemals bei den klinisch beobachteten, häufig dagegen bei den am-
bulatorischen geimpften Kindern; es scheint also, dass die Beteiligung
«ler Drösen durch mangelhafte Hygiene veranlasst ist. — Auch bei
vielen Fällen von Revaccinationen konnte Verf. ähnliche Verhält-
nisse, wie die angeföhrten, in Bezug auf Gang der Temperatur und
des Pulses constatiren. — In Bezug auf die Localaffection sind fol-
gende Stadien zu unterscheiden: 1) Ein Incubationsstadium von ca.
3 Tagen, 2) ein Entwicklungsstadium von ca. 4 Tagen, 3) das
Stadium der Blöthe von 3 Tagen, 4) das Stadium der Abheilung
von nicht ganz bestimmter Dauer, durchschnittlich 7—10 Tage.
Diese Einteilung entspricht der oben aufgestellten Einteilung des
Fiebers nach Phasen. Das Incubationsstadium kann verlängert
(18 Tage, selbst 5 Wochen) oder verkürzt sein. — Während des
Vaccineverlaufes vorgenommene Nachimpfungen können bis zum
6. bis 7. Tage haften, während dies später nicht mehr der Fall ist;
wahrscheinlich weil in der 3. Phase die allgemeine Durchseuchung
408
Robin, Ueber Albuminurie.
No. 23
des Körpers mit dem Vaccinegifte stattfindet. — Eiweifs wurde
vom Verf. im Harne der Impflinge nie gefunden. In der 3. Phase
des vaccinalen Fiebers fand Verf. eine beträchtliche Vermehrung
der Stickstoffausscheidung. — Die Vaccine veranlasst regelmäfsig
Leukocytose, welche am häufigsten am 3. oder 4. Tage nach der
Impfung auftritt, dann ungefähr 3—4 Tage anhält, um durchschnitt-
lich am 7. bis 8. Tage von der Impfung an gerechnet, abzusinken.
Dieser Abfall erfolgt oft bis unter die Norm und die Abnahme der
Leucocytenzahl dauert 3—5 Tage. Am 10. bis 12. Tage nach der
Impfung tritt regelmäfsig abermals Leucocytose auf, deren Dauer
2 — 6 Tage beträgt. Ein ganz analoges Verhalten der Leucocytose
wie bei Vaccine fand Verf. bei Variola. Ueberhaupt ist das Ver-
halten beider Processe — wie Verf. des weiteren ausführt, — ein
so gleichartiges, dass er für die Identität der Variola und Vaccine
eintritt. — Unter 3061 an Variola erkrankten Kindern waren nach
Ausweis der Krankenjournale nur 120 — 3.9 pCt. geimpft. Von
den nicht geimpften sind 45.93 pCt. gestorben, von den geimpften
9.1 pCt. Stadthagen.
A. Robin, Des albuminuries phosphaturiques; Classification et trai-
tement. Bull, de l’acad. de med. 1893, No. 50.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass gewisse Albuminurien eine
Folge von chemischen Störungen der Ernährungsvorgänge sein
können; das Wesentliche, wenn nicht die Ursache der letzteren ist
eine mehr oder weniger intensive Zerstörung roter Blutkörperchen,
verbunden mit gesteigerter Ausscheidung von Phosphorsäure durch
den Urin, und Verf. bezeichnet sie deshalb als „Albuminuries
phosphaturiques“. Er unterscheidet 4 Gruppen derselben, die
wahrscheinlich lediglich als verschiedene Entwickelungsstadien an-
zusehen sind: 1) Einfache Alb. phosphaturique: hier ist die
Vermehrung der Phosphorsäureausscheidung das einzige dauernde
pathologische Symptom von Seiten des Harns, während das Eiweifs
in Form der intermittirenden oder cyklischen Albuminurie auftritt;
Prognose günstig bei zweckmäfsiger Behandlung der Phosphaturie.
— 2) Pseudoneurasth enische Alb. phosphaturique, charak-
terisirt durch eine leichte (dauernde oder intermittirende) Albumi-
nurie, durch ziemlich beträchtliche Phosphaturie, durch neurasthe-
nische Erscheinungen mannigfacher Art, endlich durch Ernährungs-
störungen; dieser, aus dem Bilde der Neurasthenie abzuzweigende
Symptomencomplex giebt bei frühzeitiger Diagnose und zweck-
mäßiger Therapie eine günstige Prognose, während im entgegen-
gesetzten Falle die functioneile. Albuminurie in eine anatomisch be-
gründete übergehen kann. — 3) Pseudo - Brigh tsche Alb.
phosphaturique: abgesehen von verschiedenen Störungen des All-
gemeinbefindens, des Nervensystems und Verdnuungsnpparates findet
sich Polyurie mit normalem oder etwas herabgesetztem spec. tie-
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No, 23. d’ARSOCVAi., Nene Methode der Electrisation, 409
wicht neben Albuminurie und vermehrter Phosphorsäusscheidung.
Aetiologische Momente sind: physische und geistige Ueberanstren-
gung, Wachstum, übermäfsige Fleischernährung, hereditäre Dispo-
sition zu Gicht Unter zweckmäfsiger Therapie (die] sich von der
üblichen Behandlung des Morbus ßrighthii unterscheidet) ist Heilung
möglich. (Verf. sah dieselbe 4 Mal unter 6 Fällen eintreten). —
4) Brightische Albuminurie von phosphaturischer Ent-
stehung: wirklicher Morbus Brighhii auf der Basis einer Phospha-
turie. Verf. sieht diese Form als letzte Entwickelungsstufe aller
frDheren, rein functioneilen an. — Als gemeinsam ätiologische Mo-
mente sämmtlicher 4 Formen betrachtet er Ueberanstrengung des
Nervensystems bei arthritischer Disposition. — Die Therapie (be-
treffs deren Details wir auf das Original verweisen) ist eine hygie-
nische (Muskelöbungen ohne Uebermödung) und eine diätetische
(verminderte Zufuhr von Kohlehydraten, vermehrte von grünen
Gemüsen und FrOchten; Iiind- und Hammelfleisch, Geflügel, Eier
bei Ausschluss von Fischen; als Getränk abgerahmte Milch und
leichte alkalische Wässer). Die Anämie erfordert die Darreichung
von Eisenpräparaten, die Albuminurie die Verabreichung von Gal-
lussäure mit Jod, Calomel oder mit Aloe und Chinaextract.
Perl.
A. d’Arsouval, L’autoconduclion ou nouvelle mdthode d’dlectrisa-
tion des ötres vivants; mesure des champs magnctiques de gran-
des frdquences. Comptes rendas T. 117, No. 1.
Bei der neuen Elektrisntionsmethode d’ARsunvAi/s, von ihm
Autoconduction genannt, befindet sich die Versuchsperson von
der Quelle der Elektricität vollkommen isolirt. Die Elektricität
wird dem Individuum nicht durch Leiter zugeführt, sondern sie
entsteht in seinen Geweben selbst, die einen in eich geschlossenen
Induktionsstrom darstellen. Die ganze Person steht innerhalb eines
grofsen Solenoids in einem magnetischen Felde, dessen Intensität
ungemein häufigen Schwankungen ausgesetzt ist. Indem w’ir, was
die weitere Beschreibung der Versuchseinrichtung betrifft, auf das
Original verweisen, berichten wir nur folgenden interessanten Ver-
such. Umfasst ein Mensch die Solenoidwindungen, in jeder Hand
dabei eine Glühlampe haltend, so wird der in den Armen cirkuli-
rende inducirte Strom so stark, dass er die Lampen von Am-
pere zum Glühen bringt. — Der Widerstand der Hände wird durch
Eintauchen derselben in warmes Salzwasser vermindert.
Zur Messung der Intensität der magnetischen Felder von der-
artigen für diese Experimente nötigen ungemein häufigen Oscilla-
tionen bediente sich d’A. der FoocAui/r’schen Ströme. Ueber die
Wirkungen dieser Elektrisationsmetode auf die Vorgänge des Stoff-
wechsels (wie die Analyse der Respirationsprodukte darthat) wird
d’A. an anderer Stelle berichten.
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410
Stkrnbkro, Oeber Lähmung und Krampf.
No. 23
Dieser Mitteilung fügt Corku die Bemerkung hinzu, dass weder
er noch Marey das Geringste von diesen Strömen empfunden, ob-
gleich 6 von ihnen gehaltene Lampen (125 Volt — 0,8 Ampere)
dabei zum Glühen kamen. Die den Körper der Versuchspersonen
durchfliefsenden Ströme hatten eine enorme Quantität (900 Volts X
0.8 Ampöre = 720 Watts). Wäre dieselbe Quantität elektrischer
Energie in Gestalt von Wechselströmen mit längeren Unterbrechungen
(100 — 10000 in der Secunde) zur Anwendung gekommen, eo hätte
sie genügt, beide zu vernichten. Bernhardt.
M. Sternberg, Ueber Lähmung und Krampf. Wiener kirn. Wochen-
schrift 1893, No. 35—36.
Der Verf. findet die gegenwärtige Lehre von den anatomischen
Grundlagen der schlaffen und spastischen Lähmungen reformbe-
dürftig, weil sich verschiedene Erfahrungen aus der Pathologie da
mit nicht Einklang bringen lassen so z. ß. die Verschiedenartigkeit
cerebraler und spinaler Contracturen, die schlaffe Lähmung mit
Verlust der Sehnenreflexe bei totaler Querläsion des Rückenmarks,
das Vorkommen von Contracturen mit herabgesetzten Sehnenreflexen.
Die Theorien, welche zur Beseitigung dieser Widersprüche von
einzelnen Autoren aufgestellt sind (z. B. Jacksoh’s Kieinhirntheorie)
halten einer weitgehenden Kritik ebenfalls nicht stand. In der vor-
liegenden Arbeit bespricht der Verf. vorerst die directen und in-
directen Beeinflussungen des Reflexbogen durch Hemmung, Lähmung
und Ermüdung, wobei er hervorhebt, dass für diese Einflüsse, so-
weit sie spinaler Natur sind, durch die neueren Forschungen die
anatomischen Bahnen bestimmt worden sind (Comissuren- u. Strang-
zellen mit ihren Collateralen). Neben spinaler Beeinflussung giebt
es eine subcorticale und corticale. Aus dem Zusammenwirken die-
ser Einflüsse geht, sobald sie sich im physiologischen Gleichgewicht
befinden, der normale Sehnenreflex hervor. Was sodann die Be-
ziehungen zwischen Sehnenreflex und Lähmung betrifft, so weist
Verf. darauf hin, dass bei Affektion des peripher-sensiblen Anteils
des Reflexbogens (sensorischen Nervenendigungen im Muskel, Periost,
Gelenk) — also schon bei Contusionen, Periostitis etc. — eine Be-
einflussung der zugehörigen Reflexe stattfindet, bei Ischias vermisste
er den Achillessehnenreflex, woraus ein neuritischer und nicht blofs
neuralgischer Process für dieses Leiden erschlossen werden musste.
Bei supracentralen (oberhalb des Reflexcentrums gelegenen) Läsio-
nen liegen sehr verwickelte Einflüsse auf die Reflexe vor, insofern
als dabei reizend oder unterbrechend auf Hemmung und Lähmung
eingewirkt werden kann. Der Verf. bringt (p. 17 — 18 des Sep.-
Abdr.) im Detail die Erfahrungen der Pathologie in Einklang mit
seinen Theorien, diese Einzelheiten müssen hier aber übergangen
werden. Der letzte Teil der Arbeit ist der Besprechung der Be-
ziehungen zwischen Lähmung, Sehnenreflexen und Contracturen
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No. 23.
Kollmann, Zur Therapie der Gonorrhoe.
411
gewidmet. Der Verf. schlägt vor die Contracturen je nach dem
Verhalten der Reflexe in reflexophile, reflexodepressorische und re-
flexneglectorische einzuteilen (Steigerung, Herabsetzung, Unverändert-
bleiben der Reflexe bei vorhandener Contractur).
Reflexophil sind die Contracturen bei Plattfufs (Reizung der
sensorischen Endigungen) bei Neuritis (selten), bei Tumoren der
cauda equina (sehr selten). Auch bei supracentralen Läsionen (im
Rückenmark und im Gehirn) entstehen reflexophile Contracturen
und zwar sind sie stärker im ersteren als im letzteren Falle, weil
dort mehr Hemmungen (nämlich auch spinale!) fortfallen als hier.
Uebt die Läsion eine Reizwiikung aus, so entsteht die reflexophile
Contractur durch Lähmung, hiebei muss die PqBahn intakt sein.
Die reflexodepressorische Contractur kann peripheren Ur-
sprungs sein d. h. im Muskel gelegen (Myositis etc.) oder reflexo-
central entstehen (bisweilen bei Trismus beobachtet — häufiger ist
hier die reflexophile Contractur durch Reizung des motorischen
Kerns) oder supracentral — hier muss neben dem Impuls zur Con-
tractur eine starke Hemmung in’s Reflexcentrum (beides durch heftig
reizend wirkende Läsionen) hinabgesandt werden — dies tritt seltener
bei Rückenmarks- als bei Hirnläsionen ein. Endlich die reflexo-
neglectorischen Contracturen begreifen so verschiedenartige
Formen in sich, dass deren Aufzählung hier zu weit führen würde.
Interessant sind an dieser Stelle die Ausführungen des Verf. über
die Genese und die Unterschiede bei spinalen und cerebralen Con-
tracturen. Auf die Notwendigkeit für Lähmungen und Hemmungen
von Reflexen auf die kurzen Bahnen und auf die von Flechsig
postulirte Verbindung mit den subcorticalen Centren zurückzu-
greifen, wird wiederholt hingewiesen. M Brascb.
A. Roll manil. Zur Diagnostik und Therapie der männlichen Go-
norrhoe. (Nach einem in der Abt. f. Derm. u. Syph. der 65.
Naturforschervers. geh. Vortrag). Deutsche med. Wochenschr. 1893,
No. 47.
Verf. betont einer allzu einseitigen Berücksichtigung der bac-
teriologisch-mikroskopischen Methode gegenüber die Bedeutung des
NiTZK-ÖBKBLÄNDKK’schen Endoscops beim subchronischeu und chro-
nischen Tripper. Dasselbe gestattet nicht selten , wo die mikro-
skopische Untersuchung nicht ohne Weiteres zum Ziele führt, eine
sofortige Diagnose der Gonorrhoe (Infiltrate der Mucosa, massen-
haftes Auftreten von Drüsenveränderuogen oder Drüsenabscessen)
und lässt recht häufig als Ursache langdauernder Secretion Verän-
derungen an den Schleimdrüsenausführungsgängen erkennen. Die
Endoskopie ermöglicht auch allein eine präcise locale Therapie.
Bei Erkrankungen, die mit Infiltration des Drüsenkörpers und seiner
Umgebung einhergehen, haben sich die OuKULÄEUKu'schen Dilatatio-
nen, welche rechtzeitig angewendet der Entstehung schwererer Ver-
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412
WlNTBRSTRIN. — HOFMBISTSR. — KANTER.
No. 23
änderungen fast immer Vorbeugen, am besten bewährt. Handelt es
sich um reine Katarrhe der Drüsen, so sind die letzteren direct mit
den schon früher (Cbl. 1893, S. 864) beschriebenen Instrumentes
zu behandeln. — Die Endoskopie der hinteren Harnröhre übt Verf.
nur bei besonderen Indicationen ; übrigens ist nach seinen neueres
Beobachtungen die Urethritis posterior viel seltener, als gewöhnlich
angegeben wird. — Schließlich demonstrirte K. eine Anzahl neuerer
Instrumente, insbesondere zur intraurethralen galvanischen und h-
radischen Behandlung der sexuellen Neurasthenie, sowie zur photo-
graphischen Aufnahme endoskopischer Bilder. II. Müller.
E. Winterstein, Zur Kenntniss der Trehalose. Zeitschr. f. physiol.
Chem. XIX. S. 70.
Aut einigen kg getrockneter Steinpilze (Boletus edulis) (teilte W. eine grSfsere
Quantität der mit der Myco(e identischen Trehalose (ans der Trehala, dem Coeoa
eines Rüsselkäfers) ron der Formel C,,H,, 0, , dar, welche durch Molecularge wicht.*
bestimmungen nach der Gefriermethode bestätigt wurde. Durch sorgfältige Unter-
suchungen überzeugte sich Verf , dass dieselbe bei der Iorersion mit verdünntes
Säuren ausschliefslicb Traubenzucker liefert. Sie gleicht hierin, sowie bezüglich der
Formel, der Maltose, unterscheidet sich jedoch ron dieser dadurch, dass sie Fehuou'-
sche Lösung beim Kochen nicht reducirt und mit essigsaurem Phenylhydrazin kein
Osazon liefert. K. Salkowski.
V. Hofmeister, Beitrag zur Frage der Nahrungsmittelferment*.
Arch. f. pract. u. wiss. Tierheilk. XX. S. 23.
Wie Et.tRHHKBr.za und Verf. früher für den Hafer ermittelt haben, konnte Verf.
nunmehr auch für andere pflanzliche Nahrungs- und Futtermittel feststellen, dass is
ihnen sieb ein diastatisches Ferment befindet, nur bei den einzelnen ron verschieden
kräftiger Wirkong. Am schwächsten erwies es sich in den Kartoffeln and im Reis,
stärker in den Cerealien und Leguminosen (Erbsen, Gerste, Weizen, Roggen,
Hafer, Mais) sowie im Roggenstroh, am kräftigsten im frischen Wiesenbau, bei welch'
letzterem beim Zusammenbringen mit Wasser und bei Bluttemperatur innerhalb fl
Stunden sieh bis zu 1 1 pCt. der angewandten Substanz au Zucker bildeten. Da dies
Ferment seine Wirksamkeit bei Körpertemperatur eotfaltet, kann bei Fütterung dieser
Nahrungsmittel im rohen Zustabd ein Teil der Dextrin- uud Zuckerbilduug im Magee
auf Rechnung des iu diesen Stoffen enthaltenen diastatischeu Fermentes gesetzt wer
den. In allen Versuchen wurden je 10 g des zu prüfenden Nahrungs- und Futter
mittels im fein verteilten Zustande mit 100 g Wasser versetzt und nsch 2— 8 ständiger
Digestion bei 40* (resp. 50— TO") der gebildete Zucker durch Titrireu mit Fam.no'
scher Lösung ermittelt, nachdem zuvor das etwa gelöste Eiweifs mit Satz- und Phos-
phor w-ol fr amsäure ausgefällt war. J. Munk.
J. Kauter, Ueber das Vorkommen von eosinophilen Zellen im
malignen Lymphom und bei einigen anderen Lymphdrüsenerkran-
kungen. Cbl. f. allg. Patb. u. path. Anat. 1894, 16. April.
Verf. konnte bei einem charakteristischen Falle von malignem Lymphom io
Uebereiustimmung mit Goldsumn sehr zahlreiche eosinophile Zellen in den erkrankttu
Lymphdrüsen oachweisen. Die Untersuchung zahlreicher normaler und anderweit er
kraokter Lymphdrüsen lieft ein grofses Schwanken in der Zahl der eosinophilen
Zellen erkennen.
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No. 23.
Ball. — Bhamann. — Salzmann.
413
Doch wir in einem Felle von Prurigo ihre Zahl mindesten* so grols wie beim
malignen Lymphom, so dass ihr abnorm reichliches Vorkommen nicht für letzteres
charakteristisch ist.
Ueber die Entstehung dieser Zellen ist nichts Sicheres bekannt: ob dieselben aus
dem Knochenmark stammen oder im Gewebe der Drüse selbst sich bilden, müssen
weitere Untersuchungen lehren. m- Rothraimi.
Cll. B. Ball, Notes of two cases of cerebral surgery. Dublin Journ.
of med. 1 893, p. 89.
1) 30jahriger Mann mit Hinterkopfwunde nach Sturz aus 14' Höhe zeigt 1 Jahr
nach der Verletzung jAcKiOR'sche Epilepsie mit Zuckungen im linken Arm. Nach
Trennung der Adhäsionen über der durch Trepanation freigelegten rechtseiligen moto
rischen Area völlige Heilung, so dass Pat. seinem Beruf als „fitter“ eioer Eisen-
bahn wieder uacbgebt.
2) Bei einem 17 jährigen Mädchen hatte sich nach einem ror 10 Mon. erlittenen
Schlag gegen dis rechte Ohr eine eitrige Otorrhoe entwickelt. Unter Fortbestand
dieser treten Stupor, Erbrechen, Neuritis optica duplex, Erweiterung der rechten Pu-
pille, Schüttelfrost mit Fieber und Schmerzen im Schädel auf. Unter Voraussetzung
eines Abxcesse* wurde ca. oberhalb des Meatus anditorius ext. trepanirt und nach
doppelter Unterbindung der A. moning. med das ron Blut strotzende Hirn freigelegt.
Eine Probeponction ergab ca. tief Eiter und wurde nach Erweiterung des Stich-
kanal* ca. 1 Unze Eiter entleert. Nachbehandlung durch Drainage und völlige Hei-
lung. Die Otorrhoe hielt noch in leichtem Maase 6 Monate au, um dann auch zu
schwinden. p. Guterbock.
V. Bramann, Heilung grofaer Weichteil- untl Haut- Defecte «1er
Extremitäten mittelst gestielter Hautlappen aus entfernten Körper-
teilen. Arch. f. Hin. Chir. XLVI. S. 626.
Fünf eingehend mitgeteilte Fälle von ausgedehnten Substanzverlusten der Extre
mititen nach Mascbinenrerletzungen und Verbrennungen thun die grofsen Vorteile
obigen Verfahrens vor den TniSK'schen ungestielten Lappen überall dort dar, wo die
Transplantation letzterer fehlgeschlagen ist oder es der Uebertragung eiens das Unter-
hautfettgewebe mitenthaltenden Uautlappen* bedarf. r. Güterbock.
M. Salzmann, Zur Anatomie der angeborenen Sichel nach innen-
unten. v. Gräfe’s Arch. f. Ophtb, XXXIX. p. 131.
An einem Auge, welches wegen Myxosarkom des Opticus enucleirt worden war,
fand S. nach innen unten von der läugsoralen Papille eine Sichel von annähernd
gleicher GrBfse. Im Bereiche der letzteren fehlte das PigmeDtepithel und die innersten
Schichten der Chorioidea, während die änssern Schichten sich in die Sichel hineiner-
•treckten und erst nahe dem Rand der Papille bis auf einzelne Pigmentzellen ganz
verschwanden. Der Defect war von der Netzhaut bedeckt, welche daselbst in dop-
pelter Lage vorhanden war Die innere Lage zeigt die Netzhautscbichten io normaler,
die änssern in umgekehrter Reihenfolge, wenn auch in den letzteren dieselben nnr un-
vollständig ausgeprägt waren. Die Sebnervenfasern gingen in die innere Lage über.
Da alle Anzeichen von Verziehung der Chorioidea und der inneren Sclerallagen über
J den änueren, wie das tiefe Einschneiden der Chorioidea an der der Sichel zugewandten
Seite fehlten, und im ganzen Bereiche der Sichel eine Verdoppelung der Netzhaut
anlage bestand, so sucht S. die Erklärung der Faltenbitdung in einer Verschiebung
des inneren Blattes der secundären Augenblase gegen das äussere. Es fand ein ver-
»plteter Verschluss der fStalen Augenspalte in ihrem obersten Ende statt, und der
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414 Scheck. — Lunowitz. — Dmochowski u. Zvnowski. No. 23
VerscblnU erfolgte nicht durch Heranziehung der ganzen Augenblase, tondern durch
Wachstum dez inneren Blattet. Horstrosna.
Scheck, Ueber Laryngitis fibrinosa. Deutsche med. Wochenscbr. 1894,
No. 9.
Verf. teilt einen dieaer zehr seltenen Fälle mit, der als Analogon der Bronchitis
fibrinoaa zu betrachten ist. Das Gemeinsame beider ist der Geberlose Verlauf, die in
gewissen Zeiträumen auftretende, bis zur Asphyxie sich steigernde Dyapnoe und die
Expectoration Gbrinöser Matten, die in diesem Fall aus Ausgüssen des Kehlkopfsiuneren
bestehen Oer Fall widerstand sehr hartnäckig der Therapie; Heilung durch Ton-
chiren der von Pseudomembranen befreiten Schleimhaut mit 10 pCt. Arg Losung und
Einreibung ron Jodoform. w. i.ubiinski.
Lungwitz, Kongenitale Tuberkulose beim Kalbe mit nachgewie-
sener placentarer Infection. Archiv f. Tierheilk. 1894, XX. S. 204.
Im Dresdener Schlachthaus werden alle trächtigen Uteri von Rühen , die wegen
Tuberkulose beanstaudet worden, sammt den Föten auf das Vorhandensein von tuber-
kelrerdächtigen Processen untersucht. Unter etwa 200 solchen Fällen worden bis
jetzt 2 tuberkulöse Föten gefunden, dereo Secliontergebniss L. in vorliegender Arbeit
mitteilt.
In beiden Fällen litt das Muttertier an allgemeiner Tuberkulose verbunden mit
Abmagernng. Im ersten Fall war die Uterinscbleimbaut tuberkulös inGltrirt. Aut
der Placenta konnte durch leichten Druck eine grofse Monge dicker scbmutziggelber
Flüssigkeit gepresst werdeo, die massenhaft Tuberkelbacillen enthielt. Der hasengrolse
Fötus stammte aus dem 6. Monat; die Bronchial - Mediastinal- und Mesenterialdrüsen
desselben waren geschwollen und verkäst. In den Lungen und der Leber fanden sich
vereinzelte Tuberkel. In allen diesen Rrankheitsprodukten wurden Tuberkelbacilleo
gefunden.
Der zweite Fall verhielt sich bezüglich der Uterinschleimhaut und Placenta ana-
log dem ersten; in mütterlicher wie fötaler Placenta waren reichlich Tuberkelbacillen
zu finden. Der 4; Monate alte Fötus enthielt ausser in der Lunge, Leber und den
Drüsen noch in Milz und Nieren gröfsere und kleinere Tuberkel. Sehvnrlsn.
Dmochowski u. Zanowski, Zwei Fälle von eitriger Entzündung
der Gallengänge (Angiocbolitis suppurativa), bervorgerufen durch
das Bacterium coli commune. Cbl. f. allg. Path. u. pathol. Anat. 1894,
Nu. 4.
Angeregt dnrcb die Beobachtung zweier Falle von eitriger Entzündung der Gallen-
gänge, bervorgerufen durch das Bacterinm coli commune haben die Verf. einschlägige
Experimente an Händen vorgenommen. Während bei einer Reibe solcher Experimente
(Injectionen von Bacterium coli in die Gallengäoge) die Resultate negativ ausGeleo,
wurden bei einer anderen Reihe sehr bedeutende entzündliche Processe, die aber nicht
in Eiterung übergingen, constatirte. In drei weiteren Versuchsfällen beobachteten die
Verff. Eiterungen im Subcutangewebe. Endlich führten in zwei Fällen die Iujectiooen
des Bacterium coli unter septikämiscben Erscheinungen zum Tode der Versuchstiere.
Es bewiesen diese Versnchsresultate, dass auch das Bacterium coli unter Umständen
selbständig eine Eiterung in den Gallengängen herbeiführen kann; doch soll durchsui
nicht etwa behauptet werden, dass dieser Parasit die au'tchliertliche oder auch nur
eine häuGge Ursache solcher Eiterungen sei. C. HosenüuL
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No. 23.
Robin. — Pick. — Suhmid.
415
A. Robin, Note sur un cas de myxome du coeur. Archiv de med.
exper. 1 893, No. 6.
Im Anschluss an einen von Bibtusnsom beschriebenen Fell von Myxom des linken
Vorbofs (ref. i. Gbl. f. d. med. Witt. 1893, S. 663) Riebt R. die Krankengeschichte
und den Sectionsbefund eines von ihm beobachteten Falles, in dem es sich ebenfalls
um ein Myxom des linken Herzens bandelte. Auch hier waren intra vitam Embolien
die bervorstehendsten Symptome. Es handelte sich nm einen früher stets gesunden
Mann, der ganz plötzlich von einer rechtzeitigen Hemiplegie befallen wurde. Am
Herzen horte man ein systolisches Hänchen, ohne dass man es genauer localisiren
konnte; doch schien es am stärksten an der Basis zu sein. Der Kranke erholte sich
verhältnitsmäfeig schnell und nach etwa zwei Monaten war er vollständig wiederher-
gestellt. Nach 2 4 Jahren wurde er, und zwar wiederum ganz plötzlich, von einer
linksseitigen Hemiplegie befallen, an deren Folgen er noch im Laufe desselben Tags
starb. Bei der Section fand sich in dem dilatirteu linken Torhof eine 6 cm lange,
1cm breite traubenfOrmige Geschwulst von gelatinöser Consistenz, die sich bei der
microscopiscben Untersuchung als „Myxoma cellulare“ erwies. Rings um den Tumor
war das Endocard verdickt, ebenso die Mitralis, die deutlich insufficient war; auch
die Semilunarklappen waren verdickt, doch nicht deutlich insufTicient. In der rechten
Carotis fand sich ein dickes, das Lumen der Arterie vollständig verstopfendes Blutge-
rinnsel. In der Milz zahlreiche alte und frische Infarcte. K. Kronthsl.
A. Pick, Ueber reflectorisch von der Nase aus ausgelöste psycho-
pathische Erscheinungen. Prager med. Wocbonschr. 1893, No. 16.
P. beschreibt bei einer 23jäbrigen Frau Zwangsvorstellungen und Zwangsimpulse,
die als Begleiterscheinungen eines melancholischen Zustandes auftreten und inhaltlich
mit der Nase in Beziehung stehen, „der bOse Geist komme aus der Nase etc.“ Nach
einer Operation infolge einer Rhinitis hypertrophica schwanden die Zwangsvorstellungen
für einige Zeit; jedoch blieb der melancholische Grundzustand besteben, und es stellten
sich andere Zwangsgedanken in kurzer Zeit ein; auch in ähnlichen Fällen von Hack
etc. treten die reflectorisch von Nasenleiden ausgelOsten psychopathischen Erscheinungen
trotz der Entfernung der anfänglich auslOsendeo Ursache meist später wieder auf.
8. Kslischcr
G. Scllinid, Ueber latente Hirnherde. Aus der med. Klinik des
Hrn. Prof. Eichhohst in Zürich. Virch. Arch. Bd. 134. p. 71.
Die sehr umfängliche Arbeit enthält 39 Fälle ron cerebralen Herderkrankungen,
bei welchen intra vitam , meist trotz längerer Hospitalbeobachtung, niemals Zeichen
einss Hirnberdes constatirt werden konnten. Diese Fälle bilden '/> aller durch die
Autopsienachgewiesenen Hirnherde, welche im Laufe von 8 Jahren in der Zürcher Klinik
sur Beobachtung kamen — gewiss ein stattlicher Procentsatz. Ein Teil dieser symp-
tomlos verlaufenden Harde betraf die die innere Kapsel umgebenden Ganglien uod
diese selbst — jedesmal aber unter Nichtbeteiligung des hinteren Schenkels der Kapsel ;
ein anderer Teil der Fälle zeigte latente Erkrankungen des Centrum semiovale, oft
onter Mitergriflensein der darüber liegenden Rindenpartieen (Pars front, u. parieto-
occip. deit. , Pars oeclpit. dext. et sin.). Im allgemeinen gehörten die erkrankten
Rindeottellen den sogen, latenten Zonen an, zweimal aber betraf die Erkran-
kung die sog. motorische Zone (Lob. paraceotr. u. gyrus post centr.)
ohne dass Ausfallserscheinungen bemerkbar waren. Es verliefen ferner
latent zwei Ponsherde, 4 Erkrankungen der KleinhirnhemisphäreD, 1 im mittleren
Kleinhirnstiel, 2 in der Hypophysis, 2 im Plexus cboroid. , sonderbarerweise auch 2
kleinere Erkrankuogsberde im Boden des 4. Ventrikels. Ueber das Nähere muss
auf die Origiualarbeit verwiesen werden. u. Brasch.
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416 Köbnkk. — Junks. — Jalaouibb u. Mauclaibk. — Lanokbhans. No. 23
II. Köbuei', Notiz Aber Chlorziukstifle. Herl. klio. Wochenschr. 1893.
No. 45.
Die tod K. tor vielen Jahren za Aetzangen empfohlenen Chlorzinkstifte werden
meist insofern unzweekraäfsig hergestellt, als sie viel zu grofs und nur io einem ein-
zigen Mischungsverhältnisse — mit der höchsten Cblorzink- und der geringsten Sal-
petermenge — angefertigt werden, was auch ihre Haltbarkeit wesentlich beeinträchtig;
Die Stifte sollen für gewöhnlich 4 — 6 cm lang und 4 — 6 mm dick ond io 5 er
schiedenen, mit den Nummern 1 — 5 zu bezeichnenden Sttrkegraden vorrathig gehaim
werden und zwar im Verhältnis* von 1 Teil Zinc. cblorat. auf 3.1 $, 1,0.4 u. 0.2 Rah
nitr. Für ihre Auswahl ist die beabsichtigte Tiefe der Aetzung malsgebend. Das
Aufpinseln von salzsaurem Cocain vor der Application ist durchaus zulässig, doch ge-
nügen meist nachfolgende Raltwasserspülungen zur Abkürzung des Schmerzes
H. Minier.
Mt A. D. Jones, Microscopical studies in pelvic peritonitis. Me-i.
Kec. 1892, May 28.
Die betreffenden Präparate wurden in 1 . — 1 pCt. Chromsäurelösung gehärtet nnd
später in ■ einem Glycerin, nicht in Canada- Balsam untersucht. — Verf. beschreibt
1) das peritoneale Peritoneum, 2) die Pathologie der Entzündung, 3) die Vertode
rungen des Endothels, des Bindegewebes, der Gefäfse und der glatten Muskeln bei
Peritonitis, 4) die Aetiologie der Peritonitis. — Nach eingehender Schilderung der
microscopischen Veränderungen giebt Verf. als häufigste Ursache der Peritonitis sep-
tische oder gonorrhoische Infection an. Martin.
M. M. Jalaguier und P. Mauclairc, Kecherehea critiques et
experimentnies sur dea cumpreaaea et dpongea abnndonncea dans
la cavitd peritoneale. Gaz. hebd. 1893, 8. Avril.
Verfasser berichten über Versuche von tlnnden und Kaninchen, denen sie aaf
dem Wege der Laparatomie Gazestreifen und Schwämme in die Bauchhöhle gebracht
batten. Die Gszestreifen rollten sich in Rngeln zusammen, waren von V'erwachsunges
umgeben, machten aber keine weiteren Beschwerden, einmal, bei einer trächtigen
□ iindin fanden sich Qazercste in der Uterushohle Die mit Schwämmen versehenen
Tiere starben sämmtlich. Die Schwämme hatten sich abnorm ausgedehnt. Hieran
knüpft sich ein Bericht über ähnliche, bereits veröffentlichte Experimente nnd über
Kälte, wo bei Menschen aus Versehen Gazestreifen oder Schwammstücke nach der
Laparatomie in der Bauchhöhle zurückgeblieben waren. A „
A. Laagerhans, Ueber die Veränderung der Luftwege und der
Lungen infolge der Carboivergiftung. Doutsohe mod. Woohenschr.
1893, No. 48.
Verf fügt leinen entsprechenden früher referirten Beobachtungen einen neuen
Fall hinzu, in dem Tod nach 21 Stunden eintrat und die pathologisch anatomische
Untersuchung eine leichte Aetzung der oberflächlichen Epitheiscbicbten im oberen Verdau-
ungsapparate ergab, ferner eine katarrhalische Entzündung der Luftwege, ausgedehnte,
vorgeschrittene bronchopneumonisebe Herde in allen Lappen, Trübung mit beginnen
der Verfettung in Muskeln, Herz, Nieren, Leber, Magen. In diesem Falle war die
catarrbalische Bronchitis, von der die Bronchopneumonie jedenfalls ausging, durch keioe
Aetzung zu erklären Verf. neigt sich infolgedessen jetzt za der Ansicht, dass es sich
bei dieser Bronchitis, wie bei der Laryngitis nm secundäre Wirkungen des resor-
birten Carbois handelt. Fr. smwsraann.
Kinsendungen für du Centralblatt werden an die Adrette det Ilm. Prof. Dr. M. B e rn h a rdt (Berlin W.
Framötitche Btra te 21) oder an die Verlagebandlang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Augntt Hirtchwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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/
Wöchentlich erscheinen
I — 2 Bogen ; am 8rhlu*a«
de* Jahrgang* Titel, Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrgang«*
20 Mark; tu betleben
durch eile Buchhandlun-
gen und PotUnetalten.
mcdiciiiisclicii W issensdnften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ls Bulla.
1894. *«• Juni. No. 24.
Inhalt: Enori.mann, Port«!, Heber die Innerration de« Herten«. — Schwarz,
Ueber die el.itiicbe Substanz der Aorta. — Lh/irnpeld, Zar Kenntnis.« der Blut-
gerinnung. — v. Roonir-Gossrthal, Bote«, Falle ron Hernia obtnratorla —
Zutat, Extradnraler Abseess bei Otitis media. — Piiiuui, Ueber Laryngo-
flssur. — FiacBRL, Zar Morphologie and Biologie des Taberkelbacillas — Worms,
Ueber ßisbetes mit mildem Verlauf. — Schotten, Peritonitis nach Perforation
eines Magengeschwür«. — Barabaschew, Jackson, Falle »on Augenmuskel iah-
mungen. — Keitel, Lbwi», Ueber die Anwendung des Hjrdr. salicyl. — Alt-
nur, Ueber das Fieber im Wochenbett.
Oaliotti, Ueber die Jodreaction der amyloiden Substanz. — Bier, Behand-
lung der Tuberkulose der Gliedmassen. — ffmozi Unterbindnng der A. iliaca
interna — B raunecb wbi o , Ueber die Geschwülste des Sehnerren. — Diicbaiti,
Formalin-ßampfe gegen Mittelohrcatsrrb. — Simon, Entzündung des Antram High-
mori nach Influenza. — Chiari, Tnbercnlose der NasenscbleimbRUt. — Rinoelimo,
UrrRLi, Zar Diagnose der Cholera. — Rsmmrr, Totliebe Wirkung eines Band-
wurmmittels — Theodor, Behandlung der Hydrocele bei Kindern. — Bernhardt,
Ueber klonische Krampfe im Gebiet des N. peroneus superfic. — Bernhardt,
GuiriiTt, Zur Kenntniss der Bleivergiftung. — Pitriei, Fall von Psammom.
— Steint n al, Zur Casuistik der Ureteren-CerrixSitein. — Habrbda, Bedeutung
der Racbenrerletsungen Neugeborener.
1) Th. W. Engelmann, Beobachtungen u. Versuche am suspen-
dirten Herzen. Zweite Abhandlung: (Jeher die Leitung der Be-
wegungsreize im Herzen. Pflüger’s Aroh. Bd. 56, S. 149.
2) W. T. Porter, Ueber die Frage eines Coordinationscentrum im
Herzventrikel. Ebenda, Bd. 55, S. 366.
1) Die alte Lehre, dass die Ursache der selbständigen Herz-
tätigkeit und des Herzrhythmus im eigenen Nervensystem des Herzens
zu suchen sei, ist seit einiger Zeit durch verschiedene Beobachtungen
erschüttert worden; diese sind:
1. die periodischen Bewegungen des Ureter entstehen durch
XXXII. Jahrgang. 27
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418 Enqklmann, Purtkr, Ueber die Innervation des Herzens. No. 24
automatische Erregbarkeit der Muskelfasern und werden nicht durch
Ganglien veranlasst.
2. Die Contraction des Herzens beginnt bei künstlicher Reizung
immer in der direct gereizten Abteilung. Beim Zerschneiden der
Herzkammer in beliebige Stücke verhält sich jedes Stück künstlichen
Reizen gegenüber wesentlich wie die unversehrte Kammer.
3. Die Erregung und ebenso die electrische Reizwelle pflanzt
sich im Herzen vom Ort des Reizes aus nach allen Richtungen hin
fort. Dies ist nicht durch Nervenmechanismus zu erklären, sondern
nur durch Mitteilung der Erregung von Muskelzelle zu Muskelzelle.
Verf. legt sich nun von Neuem die Frage vor, ob die Bahnen,
welche die Erregung fortleiten, Muskel- oder Nervenfasern sind
und sucht diese durch direkte Messung der Leitungsgeschwindigkeit
zu entscheiden. Zu diesem Zwecke wurden die Vorkammern in
verschiedener Entfernung von der Kammer gereizt und jedesmal das
Latenzstadium für die Ventrikelsystole gemessen. »Die Dauer der
Latenz musste mit Entfernung der Reizstelle vom Ventrikel sehr
merklich wachsen, falls die Leitung im Vorhof durch Muskelfasern
besorgt würde, da die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung
in den Muskelfasern des Froschherzens hunderte mal kleiner ist,
als die in den motorischen Nerven. — War die Leitung aber durch
Nervenfasern vermittelt, so konnten bei den geringen Dimensionen
der Vorkammer gröbere Unterschiede überhaupt nicht erwartet
werden“.
Bei den Versuchen ergab sich nun die Thatsache, dass die
Systole der Kammer später eintritt, wenn der Vorhof in
gröfserer Entfernung von der Kammer gereizt wird, als
bei Reizung in der Nähe der Kammer. Aus dem zeit-
lichen Unterschied berechnete sich die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit für den Vorhofsreiz zu 90 mm p. Sec. Das
ist eine etwa 300 Mal geringere Fortpflanzungsgeschwindigkeit als
unter gleichen Bedingungen im motorischen Froschnerven. Aus
diesen Messungen muss daher folgender Schluss grzogen werden :
„Der Reizvorgang, welcher durch die Vorkammer nach dem Ven-
trikel hin fortschreitet und diesen zur Contraction veranlasst, wird
innerhalb der Vorkammer durch Muskelfasern nicht durch Nerven
fortgeleitet“.
Verf. nimmt ferner an, dass auch die Uebertragung des Reizes
an der Kammergrenze vom Vorhof auf die Kammer durch die
anatomisch nachgewiesenen Muskelbündel vermittelt wird.
Endlich zeigt Verf., dass es möglich ist, durch Quellung in
Wasser das Contractionsvermögen des Vorhofs völlig aufzuheben,
ohne seine Leitungsfähigkeit für Reize zu beeinträchtigen. In die-
sem Falle verlieren die Muskelbündel der Vorkammern „ihren
Charakter als Muskeln und behalten ihre Function als motorische
Nerven der Kammer'*. Sie leiten der letzteren trotz vollständiger
Aufhebung ihrer Contractilität den Bewegungsreiz zu „und zwar
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No. 24.
Scbwahz, Ueber die elasiisohe Substanz der Aorta.
419
mit einer Geschwindigkeit durchaus derselben Ordnung, wie wenn
das Verkürzungsvermögen erhalten wäre“.
2) Kronkckbr und Schmby hatten gefunden, dass die Ventrikel
in fibrilläre Zuckungen gerathen und zu schlagen aufhören, wenn das
Interventricular-Septum zwischen mittlerem und oberem Drittel mit
einer Nadel verletzt wird und hatten dieser Stelle ein Coordinations-
centrum zugeschrieben. Verf. wendet sich nun gegen diese An-
nahme mit einer Versuchsreihe, in welcher bei Hunden der Ramus
descendens der linken Coronararterie oder der Ramus septi unter-
bunden wurde. Die Tiere überlebten die Operation 5 Stunden bis
14 Tage. In den meisten Versuchen war das Septum teilweise, in
einem überall mit Infarcten erfüllt, so dass eine Ernährung ausge-
schlossen war.
„Die Experimente erlauben den Schluss, dass kein Coordina-
tionscentrum im gewöhnlichen Sinne einer begrenzten Zusammen-
häufung von Nervenzellen besteht, sei es im Septum, sei es in irgend
einem andern Teil der Ventricular- Wand“.
Der Widerspruch zwischen diesem Ergebniss und den Ver-
suchen von Kronkckbr u. Sjhmby wird nicht aufgeklärt. Hürthle.
B. Schwarz, Untersuchungen über die chemische Beschaffenheit
der elastischen Substanz der Aorta. Zoitscbr. f. physiol. Chem. XVIII.
S. 487.
Als Material diente die Aorta des Rindes; die Darstellung ist
der Hauptsache nach auf der Einwirkung von künstlichem Magen-
saft auf die Schleimhaut des Schweinemagens und anhaltendes
Kochen zurEntfernung eines der Verdauung widerstehenden Eiweifs-
körpers basirt; ausserdem Extraction mit 5 proc. Salzsäure in der
Kälte, Behandlung mit Alkohol und Aether. Das erhaltene bräunlich
gelbe Pulver, welches eich in Salzsäure mit violetter Farbe löste,
MiLLON’sche und Xanthoprotein-Reaction gab, zeigte die Zusammen-
setzung in Procenten: C 53.95 H 16.67 S0.38. Durch Kochen mit
1 proc. Kalilauge liefs sich der Schwefel vollständig entfernen, ohne
dass die Substanz ihre Eigenschaften änderte, das Elastin lässt
sich also in der That entschwefeln. Beim Erhitzen mit Wasser
bei 130 — 140° lieferte das Elastin Körper von den Eigenschaften
des aus dem Elastin des Nackenbandes durch Verdauung mit künst-
lichem Magensaft erhaltenen Hemielastin (Protelastose) und Elastin-
pepton (Deuteroelastose).
Bei der Zersetzung mit Zinnchlorür und Salzsäure lieferte das
Aorten-Elastin: Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Leucin, Glycocoll,
Tyrosin, Lysatinin; Glutaminsäure und Asparaginsäure fehlten. Be-
treffs der Isolirung dieser Körper vergl. das Orig.
Weiterhin wurde untersucht, ob in dem Elastin auch der Atom-
complex des nicht hydroxylirten Benzols vorhanden sei. Zu dem
27*
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420 Lilienfeld, Zur Kenntniss der Blutgerinnung. No. 24
Zweck wurde 200 g des Präparates mit Zinnchlorör und Salzsäure
behandelt, Zinn und Salzsäure entfernt, das Tyrosin grösstenteils
abgeschieden und die rückständige Masse durch anhaltendes Kochen
mit Kaliumchromat -(- Schwefelsäure oxydirt. Unter den Produkten
liefs sich Cyanwasserstoff, Benzaldehyd und Benzoesäure nachweiseo.
Die Quantität der erhaltenen Benzoesäure w'ar 3 9g=1.95 pCt.
Da das Elastin nur 0.34 pCt. Tyrosiu geliefert hatte, so verhält
sich der im Elastin enthaltene hydroxylirte aromatische Atemcom-
plex zu den nicht hydroxylirten, im 1:8.6. Beim Schmelzen mit
Kalihydrat lieferte das Elastin wie die Eiweifskörper Indo), Skatol,
Phenol, Benzol, dagegen kein Methylmercaptan , wie Eiweifs und
Leim, sondern nur Schwefelwasserstoff. Nach der procentischen
Zusammensetzung, dem Fehlen von Glutaminsäure und Asparagin-
säure und der Bildung von Hemielastin und Elastinpepton zu
schliesen ist das Elastin der Arterien mit dem des Nackenbandes
identisch. G. Salkowski.
L. Lilienfeld, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Blutgerinnung,
du Buis-Rkvmond’s Arcb. 1893, S. 560.
Fibrinogen, aus Magnesiumsulfatplasma vom Hunde mittels
conc. NaCl-Lösung ausgefällt und in wenig NaCl-Wasser gelöst,
liefert nach 24st0ndiger Verdauung mit künstlichem Magensaft einen
P-reichen Niederschlag; demnach ist Fibrinogen ein Nucleoproteid.
Aus einer reinen, weder för sich allein, noch auf Zusatz von Kalk-
salzen gerinnenden Fibrinogenlösung erhielt Verf. vermittelst Essig-
säurefällung immer einen Niederschlag, welcher unter Zusatz einer
Spur Alkali in Wasser gelöst, auf Hinzufögen eines Tropfens einer
5proc. Chlorkalciumlösung im Verlaute von Secunden zu einem festen
Kuchen gerinnt. Dieser mit Essigsäure ausgefällten Substanz ist
weder Fibrinferment noch Serumglobulin beigemengt; sie wird durch
blofsen Zusatz von Kalk in typisches Fibrin umgewandelt. Dies
Nucleoproteid stammt sowohl aus Leucocyten als aus deren Deri-
vaten, den Blutplättchen. Entsprechend der Fibrinogenbildung er-
folgt ein Schwund der Leucocyten; es ist also Fibrinogen nicht als
ein im Plasma gelöster Stoff im kreisenden Blute anzusehen, ent-
steht vielmehr aus der Kernsubstanz der Leucocyten. Mit dem
Fortschreiten des Gerinnungsprocesses schwindet die Tinctionsfähig-
keit der Zellkerne in erheblichem Mal'se, wahrscheinlich infolge der
Abgabe der leicht färbbaren Nucleoproteide an das umgebene Plasma,
Das in den zeitigen Gebilden vorhandene Monokaliumphosphat be-
sitzt sog. zymoplastische Eigenschaften; bringt man eineSpur davon
in unwirksames Pferdeblutserum , so erlangt letzteres schon nach
10 — 15 Minuten die Fähigkeit, Fibrinogenlösung zum Gerinnen zu
bringen. J. Munk.
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No.24. v. Roonrr-Qpsbkthal.Borck, Fälle v.Hernia obtaratori8. — Zaüfai,. 421
1) Victor von Rogner-Gusenthal, Aue der chir. Abth. des Pri-
marius Dr. Schopf im k. k. Elisabeth-Spitale in Wien. Ueber
einen Fall von Hernia obturatoria completa mit Verlagerung der
Tuba und des Ovariums. Wiener med. Presse 1893, No. 26.
2) Borck, Ein Fall von Hernia obturatoria. Archiv f. klio. Chir.
XLVI. S. 369.
1) Die eine 66 jährige Frau betr. rechtsseitige Haftbeinloch-
hernie wurde vor der Operation für eine Schenkelhernie gehalten,
doch lag sie weiter unten und innen als diese. Der im Canal,
obturator. angewachsene Darm war gangränös und wurde ein Anus
praeter naturum angelegt. Der Tod erfolgte an Erschöpfung 4 Tage
nach der Operation, ln der Epicrise meint Verf., dass bei besserem
Allgemeinbefinden der Pat. vielleicht die Laparotomie behufs eines
sicheren Einblickes dem einfachen Bruchschnitt vorzuziehen gewesen
wäre. Der vorliegende Fall ist der vierte (nach Englisch) von H.
obturatoria mit den weiblichen Genitalien als Inhalt.
2) Bei der 59jährigen, 24 Stunden nach der am dritten Ein-
klemmungstage der rechtseitigen H. obturator. unternommenen Lapa-
rotomie und Darmresection an Erschöpfung und beginnender Peri-
tonitis verstorbenen Frau zeigte die Autopsie, dass der höhnereigrofse
Bruchsack sich zwischen der oberen und mittleren Portion des M.
obturator. externus befand. Derselbe hatte sich beim Passiren des
Canalis obturatorius derart zwischen Arterie und Nerv gedrängt,
dass diese an seinem äussern untern Rande in den genannten Canal
eiutraten. Der Nerv lag am weitesten nach aussen, die Vene am
weitesten nach innen, die aus der A. hypogastr. entspringende
Arterie in der Mitte und schlug sich der Ramus pubicus letzterer
um die untere Fläche des Bruchsackhalses io medianer Richtung
zum Ram. horizont. pubis. Die Arterie lag am Ende des der
Länge nach eingekerbten Bruchsackes nach innen, ein Nervenast
dagegen nach aussen. P. Güterbock.
Zaufal, Ungewöhnlich ausgebreiteter rechtsseitiger extraduraler
Abscess in Folge von Otitis media sine perforatione von ljähr.
Dauer. Prager med. Wocbenschr. 1893, No. 50.
Die Eiteransammlung in Z.’s Fall erstreckte sich bis nahe zur
Coronarnaht und zur Sagittalnaht und föllte zum Teil die hintere
Schädelgrube aus. Dura mit dem Gehirn war so weit vom Schädel-
knochen abgedrängt, dass man bequem zwischen ihr und dem Knochen
mit dem Zeigefinger die Wände der Höhle abtasten konnte, ohne
die Grenzen des Abscesses zu erreichen. Trotz dieser bedeutenden
Hirncompressioo waren keine Hirndruckerscheinungen vorhanden,
das einzige Symptom, das auf intracranielle Erkrankung hindeutete,
war beiderseitige Neuroretinitis. Abmeifselung des Knochens in
grofser Ausdehnung; wegen Hervorquellens von Eiter, scheinbar
aus der Tiefe der Schädelhöhle resp. aus einem Gehirnabscess,
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422
P/RNIAZKK, Ueber Laryngofissnr.
No. 24
wurden mehrere Probepunctionen durch die Dun» gemacht, ohne
Eiter zu aspiriren, Erst bei Abmeilselung des Proc. mast, und
Erweiterung der Knochenlücke bis auf 6 cm Breite und 3 cm Länge
entleerte sich massenhaft dicker gelber Eiter. 2 Tage nach der
Operation Exitus letalis. Bei der Obduction fand sich Meningitis,
entsprechend einer Punctionsöflfnung ein linearer Abscess im Gehirn;
Nephritis chronica; ausserdem geheilte Sinusthrombose. In der Epi-
crise warnt Verf. vor Punctionen des Gehirns durch die entzündete
Dura, da bei Nichtvorhandensein eines Abscesses aus dem entzün-
deten Duragewebe Infectionskeime in der Subarachnoidalraum und
in die Gehirnsubstanz übertragen werden können. Schwabach.
Pieniazek, Ueber die Laryngofiesur auf Grundlage eigener Er-
fahrung. Zeitschr. f. Chir. XXXVI. H. 3, 4. Nachtrag XXXVII. H. 1, 2.
Die Operation kommt meist nur in Frage, wo schon Stenose
der Luftwege vorhanden und gewöhnlich schon vorher die Tracheo-
tomie ausgeführt wurde. Gleich nach der Tracheotomie die La-
ryngofissur zu machen erscheint nicht zweckmäfsig, einerseits weil
die Blutung stören kann, andererseits weil der frisch durchge-
schnittene Ringknorpel seiner Elasticität halber zusammenfedert
Verf. zieht die Cricotomie mit Spaltung des lig. conicum der tiefen
Tracheotomie vor. Die Thyreotomie führt Verf. stets bei Lagerung
des Kranken mit hängendem Kopf und Hals ohne Tamponka-
nüle aus; diese Lagerung schützt den Kranken sicher vor Blutaspi-
ration und erlaubt ein bequemes Operiren. Die Trachealfistel wird,
wenn sie nicht genügend klafft, mit dem TaoossBAo’schen Dilatator
offen gehalten, die Weichteile über dem Schildknorpel schichtweise
getrennt, der Knorpel selbst zur sicheren Schonung der Stimm-
bänder von innen nach aussen mittelst starken Tenotoms durch-
schnitten. Nach Eröffnung des Kehlkopfes erfolgt die weitere
Operation je nach der Indication, nachdem die Schleimhaut gehörig
cocainisirt. Zur genauen Orientirung empfiehlt Verf. die Anwen-
dung eines Reflexhohlspiegels. Nach Beendigung der Operation
wird der Kehlkopf mit 3 pCt. Borsäurelösung ausgewaschen und
mit Jodoform bestreut und mit Jodoformgaze tamponirt; alsdann
wird die Kanüle eingeftthrt und genäht. Nach 4 — 10 Tagen wird
der Tampon entfernt und die Kanüle gewechselt. Manchmal ent-
wickeln sich noch Schwierigkeiten bei dem Decanulement, die eine
Erweiterungsnachkur erfordern. Nach dieser Methode ausgeführt,
ist die Laryngofiesur technisch leicht und ungefährlich. Verf. be-
schreibt 47 Operationen, von denen er 38 selbst ausgeföhrt. Zwei
Todesfälle erfolgten durch Diphtherie und Tuberkulose. Ausführ-
liche Krankengeschichten erläutern die Arbeit, die Indicationen
waren hauptsächlich gutartige Neubildungen, hyperplastische Pro-
cesse, Narbenbildung nach Ulcerationen und Veränderungen, Trau-
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No. 24. Pischel, Zur Morphologie u. Biologie des Taberkelbacillus. 423
tuen, Frakturen, Fremdkörper, Carcinom, Sclerom, Tuberkulose,
Perichoudritisstenosen.
Im Nachtrag werden noch 13 neue Falle erwähnt.
W. Lublinski.
Fischel, Zur Morphologie und Biologie des Tuberkelbacillus. Berl.
klin. Woohenscbr. 1893, No. 41.
Infolge der Mitteilungen Sakdkb’s (Cbl. 1893, S. 406) sah sich
F. veranlasst, seine früheren Untersuchungen über den Tuberkel-
bacillus (Cbl. 1893, S. 38) nochmals aufzunehmen. Sander hatte
angegeben, dass die von F. beschriebene Astbildung der Tuberkel-
bacilien ein Irrthum sei, bedingt durch einfaches Aneinanderlagern
längerer Fäden. Dem tritt F. entgegen, indem er auf die Photo-
gramme seiner früheren Untersuchung hin weist, die eine ächte Ver-
zweigung genau darstellen. Er hebt hervor, dass sie ihm auch
jetzt wiederholt zu veranschaulichen gelungen sei und führt ein
Citat Ghubkk’s an, der dasselbe gesehen hat; ein gleiches gilt von
Klein. Weiterhin hatte F. trommelschlägelartige Gebilde in den
Tuberkeibacilienkulturen, beschrieben, die die Tuberkelbacillenfär-
bung annahmen und an Aktinomyceskeulen erinnerten; Sander
wollte diese auch gesehen haben, beschreibt sie aber als von sehr
ungleichem Gröfsendurchmesser, woraus, sowie aus dem Umstand,
dass sich die Gebilde auf den SANURR’schen Photogrammen nicht
finden, F. den Schluss zieht, dass dieser die von ihm gemeinten
Gebilde nicht gesehen habe. F. stellt mit Hüppe den Tuberkelba-
cillus mit dem Aktinomyces in eine Gruppe, da sie macroscopisch
und microscopisch dieselben Wuchsformen zeigen und hält beide
für die parasitische Wuchsform zweier pleomorpher Arten.
Des weiteren tritt F. nachdrücklich dafür ein, dass die In-
fectiosität des Tuberkelbacillus wesentlich von dem Nährboden ab-
hänge und dass eine Teilung in 2 Unterarten in Hühnertuberkulose
und Säugetiertuberkulose nicht angängig sei. Zu dem Zweck führt
er mehrere Versuchsreihen auf; die erste enthält Versuche mit
Säugetiertuberkulose an Hühnern und Kaninchen; sie zeigt, dass
diese Tuberkelbacillenform auf Hühner übertragen werden und,
wenn auch selten, unzweifelhafte allgemeine Tuberkulose erzeugen
kann, und dass, wenn auch die Tiere nach solcher Infection in der
Regel atrophisch zu Grunde gehen, sie sich doch in Ausnahme-
fällen völlig erholen können. In der 2. Versuchsreihe stellt F.
Versuche mit Säugetiertuberkulose an, die durch modificirte Nähr-
böden der Hühnertuberkulose im Wachstum ähnlich gemacht wor-
den war; solche Kulturen vermochten nur noch in beschränktem
Mafse bei Säugetieren Tuberkelbildung veranlassen, trotzdem sie
das Tier zu töten vermochten, also ganz entsprechend wie Hühner-
tuberkulose wirkten.
In der 3. Reihe beschäftigte sich F. mit wirklicher Hühner-
tuberkulose, wobei er fand, dass sie ab und zu bei Kaninchen,
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424 Worms, Ueber Diabetes mit milden Verlauf. No. 24
. häufiger noch bei Meerschweinchen tuberkulöse Localisationen her-
vorzubringen vermag.
Für die Identität beider Formen führt F. dann weiter an, dass
er aus Affen ächte Ilühnertuberkolose und Hüppk aus Hühnern
und Fasanen ächte Säugetiertuberkulose züchten konnte.
Sehenden.
J. Worms, Sur le diab&te k evolution lente. Bull, de l’acad. de med.
1893, No. 48.
Auf Grund einer Anzahl von Beobachtungen an sehr lang-
lebigen Diabetikern erörtert Verf. die Frage, unter welchen Be-
dingungen und unter dem Einfluss welcher Behandlung ein Diabe-
tiker seine Existenz fast unbestimmt verlängern kann. Er hebt
zuvörderst hervor, dass nach dem allgemeinen Eindruck der Beob-
achter die Zuckerharnruhr in neuerer Zeit ausserordentlich häufiger
vorkommt als früher. Um sich über die Frequenz der Krankheit
bei scheinbar Gesunden eine Vorstellung zu bilden, hat er die Urioe
von 607 in einem industriellen Unternehmen beschäftigten Arbeitern
untersucht und dabei nicht in einem einzigen Falle Zucker con-
statirt; dagegen fand er unter 100 geistig sehr angestrengten Indi-
viduen bei 7 ziemlich beträchtliche Mengen von Zucker, ohne dass
die Träger dieser Abnormität eine Ahnung davon hatten. Aus
diesen noch weiter auszudehnenden Untersuchungsreihen schliefst
Verf., dass bei Personen, die geistig sehr angestrengt sind und
schwere Verantwortung zu tragen haben, der Diabetes jenseits des
40. Lebensjahres ziemlich häufig ist; der latente Diabetes unter
diesen Individuen ist auf mindestens 6 pCt., vielleicht auf 7 pCt. zu
schätzen. — Was nun den langsam verlaufenden Diabetes anlangt,
so tritt er in 3 verschiedenen Typen auf: 1) der Zuckergehalt ist
durch ein angemessenes Regime leicht zu beseitigen, um mit Nach-
lass des letzteren alsbald wieder aufzutreten, u. s. w. 2) Der
Zuckergehalt ist nicht mehr zu beseitigen, wenigstens von der Zeit
ab, wo man die Patienten zuerst zu Gesiebt bekommt; dennoch
können sich diese Kranken sehr lange vortrefflich befinden, voraus-
gesetzt, dass die tägliche mittlere Zuckerausscheidung nicht mehr als
15 — 20 g beträgt und dass nur geringe Polyurie und Azoturie be-
steht. 3) Nur selten besteht ein periodischer Diabetes, wobei Zeiten
mit Zuckerausscheidung durch lange zuckerfreie Intervalle von
einander getrennt sind. — Für alle Diabetiker der angeführten
Kategorieen betont Verf. die Notwendigkeit, dass die Kranken tag-
täglich selbst eine quantitative Zuckeranalyse, vermittelst FKRuWscher
Lösung ausführen, und er giebt die hierzu erforderlichen einfachen
Verfahrungs weisen an; danach richtet sich ein Nachlassen oder
strafferes Anziehen der Diätvorschriften. Medikamentös empfiehlt
Verf. das schwefelsaure Chinin in täglichen Dosen von 0.2 — 0.3 g,
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No. 24. Schotten, Peritonitis nach Perforation eines Magengeschwürs. 425
das er einzelne Kranke fast ununterbrochen 10 — 15 Jahre lang
nehmen liefe, ohne U ebelstände dabei zu beobachten. Perl.
E. Schotten, Ein casuistischer Beitrag zur Lehre von der Peri-
tonitis in Folge der Perforation eines Magengeschwüres. Münchner
med. Wochensohr. 1893, No. 41.
Der in der Ueberschrift gekennzeichnete Fall betraf einen Mann
im Alter von 46 Jahren, bei welchem wahrscheinlich schon seit
einer Reihe von Jahren eine Geschwörsbildung in der Regio pylo-
rica des Magens bestanden hatte. Infolge dieser Abnormität hatte
er vor 1 '/j Jahren an einer localisirten Peritonitis gelitten und mit
dieser stand wohl eine Stenosirung des Pylorus in Verbindung,
welche bei der Obduction gefunden wurde. Durch eine Gemüts-
erregung, sowie durch einen Diätfehler acquirirte der Kranke nun-
mehr eine acute Magenstörung, die zu einem anhaltenden Brechen
und Würgen und dadurch zu einer Verschlimmerung des Magen-
geschwüres führte. Durch den nunmehr folgenden Brechact trat
die Berstung der Magenwand und der Serosa sowie der Uebertritt
von Mageninhalt in die Bauchhöhle ein. Es folgte die Peritonitis
und gleichzeitig Blutungen in den Magen selbst. Todesursache
war die Peritonitis. — Bemerkenswert an dem eben beschriebenen
Falle ist noch Folgendes: Es bestand sofort bei Eintritt der Per-
foration eine mit flachem Leib verbundene tetanische Starre der
Bauchmusculatur. Erst postmortal entwickelte sich ein leichtes Auf-
treiben des Leibes. Auf Grund dieser Starre verschwand auch die
vorher sichtbare Darmperistaltik. Ferner ist bemerkenswert der
Mangel des Verschwindens resp. der Verkleinerung der Leber-
dämpfung. Dieselbe beruht bekanntlich auf dem Eindringen von
Luft in die Bauchhöhle specieil zwischen Leber und Bauchwand.
Und in der That war auch im vorliegenden Falle keine Luft ein-
gedrungeo, sei es, weil der Magen durch das längere Zeit vor der
Perforation erfolgte Würgen luftleer geworden war, sei es, weil die
aufifallenderweise linear gestaltete Perforationsöffnung den Luftaus-
tritt durch Ventilbildung mit dem darüberliegenden Schleimhaut-
sack nicht begünstigte. Die Perforationsöffnung war auch der
Grund für das sonderbare Verhalten des Kranken in Bezug auf
das Erbrechen. Während sowohl bei Perforation des Magens in
den freien Bauchfellsack das Erbrechen aufhört, brach im vorlie-
genden Falle der Kranke noch längere Zeit nach dem Eintritte der
Perforation. Es scheint, als ob die Ventilöffnung auch bei stärksten
Brechbewegungen nur wenig Mageninhalt austreten liefe, sodass auch
ein Teil desselben seinen Weg nach oben durch die Cardia fand.
C. Kosentbal.
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426 B arabaschkw, Jackson, Fälle v, Augeomuskellähmungen. — Karrai,, No. 24
1) P. Barabaschew, Zwei Fälle von Nuclearmuskellähmungeo.
Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 18.
2) J. U. Jackson, Two cases of ophthalmoplegia externa with
paresis of the orbicularis Palpebrarum. The Laceet 1893, 15. Jali.
1) B. stellt zunächst 3 Fälle traumatischer nuclearer Augen-
muskellähmung aus der Litteratur zusammen, um ihnen zwei neue
Fälle anzureihen. In allen handelte es sich um Blutungen in die
Kerne; in einem safs die Blutung im Kern des Oculomotorius und
Trochlearis, in 2 Fällen im Kern des Abducens. In dem ersten
der beiden neuen Fälle handelt es sich um eine isolirte traumatische
Nuclearlähmung des Trochlearis der rechten Seite. Dieselbe trat
nach einem Fall auf das Hinterhaupt ein, ohne sonstige Zeichen
einer Gehirnerschütterung, Knochenverletzung u. s. w.; sie äusserte
sich durch die für eine rechtsseitige Trochlearislähmung typischen
Doppelbilder. — Der 2. Fall bietet eine isolirte nucleare Lähmung
der Binnenmuskeln des Auges (Ophthalmoplegia interior) trauma-
tischen Ursprungs. Es zeigte sich nach einem Fall auf den Hin-
terkopf ohne sonstige Krankheitserscheinungen die linke Pupille
fast maximal erweitert und reactionslos auf Licht; die Reaction
auf Accomodation und Convergenz war gering; die Accomodation
war fast ganz gelähmt.
2) J. beobachtete 2 Fälle von Ophthalmoplegia externa mit
einer Parese des Orbicularis palpebrarum und unterstützt die Hypo-
these Mendel’s von dem Ursprung der Nervenfasern des M. orbicu-
laris oc. aus dem Oculomotoriuskern. Der M. orbicularis oc. resp.
die ihn innervirenden Nervenfasern haben vermutlich mehrere Cen-
tren, und scheinen die inneren circulären Fasern bei der Ophthalmo-
plegia externa am meisten betroffen zu sein und vom Oculomotorius-
kern innervirt zu werden. — Die beiden Fälle selbst sind nur kurz
beschrieben. S. Kalischer.
1) Keitel, Weitere Versuche in der Anwendung des Hydr. salicyl.
bei Lues. (Aus der Klinik für Syphilis des G.-M.-R. Prof. Dr.
Lkwin). Charite-Annalen XVIII. S. 614.
2) G. Lewin, Zwei weitere Fälle von Intoxication nach der In*
jection von unlöslichen Quecksilbersalzen. Ebenda, S. 636.
1) Es wurden im Verlaufe von 14 Monaten mit Injectionen
von Hydr. salicyl. 902 Kranke, 369 männliche und 533 weibliche,
von denen 690 früher niemals eine antisyphilitische Cur durchge-
macht hatten, behandelt. Die Einspritzungen (jedesmal 1.0 Hydr.
salicyl, 1.0 Paraffin, liquid. 10.0) wurden jeden 5. Tag intra-
musculär in die Nates gemacht; weniger als 6 — 8 Einspritzungen
galten nicht als eine volle Cur. Oertliche Reizerscheinungen und
Schmerzen stellten sich meist nur in sehr geringem Grade ein, häu-
figer leichte Alterationen des Allgemeinbefindens. In einem Falle
trat nach jeder Einspritzung intensiver Hustenreiz auf, in einem
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No. 24. Lewin, Anw. d.Hydr. salicyl. — Ahlfrj.dt, Fieber im Wochenbett. 427
anderen zeigten eich schwerere Störungen nervöser Natur (Tremor,
krampfartige Contractionen u. dgl.), bei 3 Kranken entwickelte eich
6 — 8 Stunden nach der Injection ein diffuses, bei 1 ein fleckiges
Erythem, welches aber am nächsten Tage wieder verschwunden
war. Stomatitis wurde in 62 Fällen beobachtet, vorwiegend bei
Frauen, welche die Mundpflege vernachlässigt hatten. Ein Mädchen
kam 2 Monate nach der Cur mit einer ulcerösen Stomatitis zurück,
bei einem anderen entstanden nach einer Injection schwere Stoma-
titis, Albuminurie, Verdauungsstörungen und grofse Schwäche. —
Was die antisyphilitische Wirkung des Mittels betrifft, so schwan-
den leichte Erkrankungen der Haut und der Schleimhäute schon
nach 1 — 2 Injectionen, papulöse Formen erforderten 5 — 6, pustu-
löse und ulceröse Syphilide mehrfach 12 — 14 Einspritzungen. —
Sein Gesammturteil fasst Verf. dahin zusammen, dass das Hydr.
ealicyl. und die unlöslichen Quecksilbersalze Oberhaupt den löslichen
nicht gleichwertig, geschweige denn überlegen sind, dass ihre Wir-
kung eine weniger intensive und nachhaltige ist und dass der Vor-
teil der selteneren Einspritzungen durch die Gefahr einer allge-
meinen Intoxication aufgewogen wird. Für die poliklinische Be-
handlung ist das Hydr. ealicyl. wegen der oft erst längere Zeit nach
der Injection auftretenden gefährlichen Zufälle nicht zu empfehlen.
2) Bei einem jungen Mädchen stellten sich nach 6 Injectionen
von Hydr. oxyd. flav. starke Stomatitis mit Ulcerationen, Leib-
schmerzen, Erbrechen und blutige Diarrhoeen ein, welche Erschei-
nungen allerdings in wenigen Tagen wieder zurückgingen. Der
zweite Fall (aus der Praxis des Dr. Hali.kk) betraf einen 45jähr.
Mann mit syphilitischen Geschwüren, bei dem nach einer Ein-
spritzung von 1 ccm Hydr. oxyd. flav. 0.5:15.0 schwere Stomatitis
mit viele Wochen anhaltendem, abundantem Speichelfluss und An-
kylose des Kiefergelenkes auftrat. H. Müller.
F. Ahlfeldt, Beiträge zur Lehre vom Resorptionsfieber in der
Geburt und im Wochenbette und von der Selbstinfection. Zeitschr.
f. Geburtsh. n. Gynäk. XXVII. H. 2.
Sich auf 3000 Geburtsbeobachtungen und Wochenbettscurven
der Marburger Entbindungsanstalt aus den Jahren 1883 — 1893
stützend, sucht A. die für Wissenschaft und Praxis ungemein wich-
tige Frage bezüglich der Selbstinfection der Entscheidung näher zu
führen. Hervorzuheben ist die grofse Gewissenhaftigkeit bei den
Beobachtungen, so wurden z. B. die Temperaturmessungen nur
durch Assistenzärzte mit wiederholt controllirten Thermometern aus-
geführt. — Berücksichtigt wurden bei den Untersuchungen folgende
Punkte :
1) Der Einfluss der subjectiven Antisepsis; 2) der Einfluss der
Desinfection der Gebärenden und Wöchnerin; 3) die die Infection
begünstigenden Momente bei der Frau; 4) die Entstehung des
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428
Galrotti. — Birb.
No. 24
Fiebers in der Geburt; 5) die puerperalen Todesfälle und ihre
Ursachen; 6) die bacteriologischen Befunde.
A. kommt zu folgenden Resultaten:
Fieber, selbst tötlich verlaufendes, kommt im Wochenbett auch
ohne vorausgegangene innere Untersuchung vor; durchschnittlich
pflegen freilich die durch Infection von aussen herbeigeföhrten Er-
krankungen schwerer zu sein. — Jede Frau birgt in ihrer Vagiss
Mikroorganismen, die unter geeigneten Verhältnissen Fieber und
Tod herbeiführen können. — Die präliminare Scheidendouche ist
eine unerlässliche Bedingung, um schwere Kindbettfieber zu ver-
böten. — Die Eingangspforten för das puerperale Gift sind in der
Hauptsache nicht an den äusseren Genitalien, sondern am Cervix
und im Endometrium zu suchen. — Günstige Chancen für das
Wochenbett geben: macerirte Fröchte, sehr kleine Früchte, ab-
wartendes Verhalten in der Nachgeburtsperiode (2 Stunden und
darüber). — Die Zahl der fieberhaften Wochenbetten nimmt lang-
sam mit zunehmender Dauer der Eröffnungeperiode, sehr erheblich
mit zunehmender Dauer der Austreibungsperiode zu (auch ohne
häufigere Wiederholung der Untersuchung). — Ferner nehmen mit
Zunahme des Blutverlustes auch die Wochenbettfieber zu. — Wäh-
rend der Geburt wurde Fieber bei Beckenenge und abnormen
Einstellungen beobachtet, fast ausnahmslos erst nach dem Blasen-
sprung. Das Fieber schlofs sich an eine Periode absoluter Wehen-
unthätigkeit oder wenigstens Wehenschwäche an; nach Beginn des
Fiebers begann häufig eine ungemein starke Wehenthätigkeit. A.
hält dieses in der Geburt auftretende Fieber nicht für eine functio-
neile Temperatursteigerung (durch Muskelthätigkeit), sondern für
einen septischen Process. A. Martin.
G. Galeotti, Ueber eine Art, die Jodreaction bei der Amyloidde-
generation hervorzubringen. Cbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. 1894,
1 6. April.
Um die amyloid degenerirten Stellen deutlicber hervortreten tu lauen, als dies
bei der Behandlung der Schnitte mit Lusoi/scher Lösung möglich ist, empfiehlt Verf
folgende Methode. Die in Alcohol gebarteten , in Celloidin eingebetteten Schnitte
werden zuerst in Wasser, dann in eine äproc. Jodkalium- Lösung gebracht, wo sie
bis ’/s Stunde bleiben. Dann werden sie in Aqu. dest. ausgewaschen und einige Mi-
nuten in um die Hälfte verdfinntes Chlorwauer gebracht. Auswaschen in vielem
Wasser. Gl ycerin- Einbettung.
Das normale Gewebe ist ganz oder fast ungefärbt, das Amyloid stark braunrot,
indem das durch das Chlor frei gemachte Jod sioh an den amyloid degenerirteo
8tellen befestigt. u. Rothmim.
A. Bier, Behandlung chirurgischer Tuberculose der Gliedmassen
mit Stauungshyperämie. Wiener med. Bl. 1893, No. 16—20.
Aus dem Resnme der zahlreichen Krankengeschichten Verf.'s ist herronuhebes.
dass er der passiven StauungshyperSmie nicht die Nachteile zuschreibt, wie sie
durch die active Hyperämie bei der Kocu’scben Injection und der heilten Luft- Be-
handlung erzielt werden. Letztere scheinen beide die Gefahr, locale Tuberkulose aaf-
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No. 24. Whrort. — BHAUNBCHwmo. — Dbschamps. — Semon.
429
r.ustAren and schnell weiter zu »erbreiten mit lieh zu führen. Dagegen hat die
Stauungshyperämie keinen Nachteil ausser der Begünztignng der Verbreitung eiteriger
Entzündungen, ohne aber (wie Hrurbiih meint) nach Herstellung reiner WundSächen
contraindicirt zu sein. p. Güterbeek.
O. Whcory, Successful case of intraperitoneal ligation of the inter-
nal iliac artery. Lancet 1893, July 5. p. 136.
Betr. einen 2Xjähr. Pat. mit puliirendei ■ Tumor oberhalb des linken Os innomi-
natum. Die Vene wurde mit unterbunden, und war »or der Ligatur der Arterie die
Blutung eine sehr starke, und bei durch ein Gewitter verdunkeltem Himmel das Licht
in der Tiefe sehr schlecht. Bei Abschluss des Berichtes waren Pulsation n. Schmerzen
geschwunden, dei Tumor aber nicht »Bllig beseitigt. p. GOterbock.
Braunschweig, Die primären Geschwülste des Sehnerven, v. Gräfe ’s
Arch. f. Ophth. XXXIX. S. 1.
B. berichtet zunächst über 4 Pille »on echten Opticustumoren, Geschwülsten, die
sieb innerhalb der innere Sehnerrenscheide entwickeln, and stellt alsdann alle Fälle,
die bis jetzt veröffentlicht worden sind , zusammen. Die Sehnerrengescbwülste sind
sehr selten, etwa 75 pCt. gehören dem kindlichen oder jugendlichen Lebensalter an.
Erblichkeit war niemals nachzuweisen. Der Verlauf ist ein langsamer, meist schmerz-
loser ohne Entzündungserscbeinungen, es tritt Exophtbalmos auf, das Sehvermögen
erlischt sehr frühzeitig oder nimmt rasch ab, die Beweglichkeit des Bulbus ist eine
relativ gute, innerhalb des Muskeltricbters findet sich ein palpabler Tumor, welcher
etwa am Orte des Sehnerven verlaufend, Bulbus und Foramen opticum mit einander
verbindet Die Behandlung kann natürlich nur eine chirurgische sein. Die Prognose
ist eine gute, da Recidive selten Vorkommen, wessbalb die Exstirpation derselben mit
Erhaltung des Bulbus versucht werden muss. Nach den Erfahrungen von B. geschieht
dies am besten durch die von Krönlrir angegebene temporäre, osteoplastische Re-
section der äusseren Orbitalwand. — Die Tumoren sind entweder endothelialer Natur
uDd gehen wahrscheinlich von denEndotbelien der Lymph- oder Blutgefäfse aus. grössten-
teils aber gehören sie zu den Myxomen und Myxotarcomen, von denen letztere Form
den eigentlichen Typus des Sebnerventumora bildet. Hommann.
Deschamps, Les vapeurs de formol ou Aldehyde formique, dana
les affectiona de l’oreille moyenne. Annales des mal. de l’or. etc. 1894,
No. 4.
Verf. empfiehlt die Application der Formaldehyddämpfe bei snbacuten Katarrhen
der Tuba East, und der Paukenhöhle. «chwabsrh.
F. Semon, Acute inflammation of the left antrum of Highmori
after influenza. Brit. med. Jouro. 1894, 3. Febr.
Beschreibung einer acuten Entzündung der linken Kieferhöhle nach Influenza, die
deshalb von besonderem Interesse ist, weil sie den Verf. selbst betroffen. Mit heftigem
Schnupfen stellte sich ein Gefühl von Volle in der linken Wange ein, dem sich später
eiD unerträgliches Ziehen in der Regio zygomatica zugesellte. Die Haut darüber war
geschwollen und gerötet und bei Berührung empfindlich. Schneuzen und Husten
war schmerzhaft. Leichtes Fieber. Keine Frontalneuralgie. Am nächsten Tage so-
fortige Erleichterung nach Entleernng eines grünlichen pyopurnlenten Secrets beim
Schnauben der Nase; dieses wiederholte sich noch mehrmals, bis zuletzt alle Beschwer-
den nach Entleerung des erwähnten Secrets aufhOrten. Erwähnenswert ist noch, dass
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430
Chiabi. — Rinoklino, Uffklik. — Rrmmbr.
No. 24
■ ich hieran eine Putpaentzündung dei linken, anscheinend vorher gesunden Kcktahnea
anschloss, der extrabirt eine fast gangränöse Entzündung zeigte. (Acute Empyeme
nach Influenzen wurden bei den hiesigen Epidemien der Influcoza häufig beobachtet.
Ref. beobachtete eine Reihe von Fällen, die mit Ausnahme eines spontan heilten).
W. Lublioski.
Chiari , Ueber Tuberculose der Nasenschleimhaut. Fränkel’s Arch. f.
Laryngologie etc. I. H. 2.
Verf. bat 6 Fälle dieser Erkrankung beobachtet; in 4 konnten Bacillen nachge-
wiesen »erden; die beiden, an denen dieses nicht gelang, gehören jedoch ebenfalls
hierher, da sie beide histologisch charakteristische Kennzeichen für Tuberculose dar-
boten. Im Ganzen sind bisher 21 Fälle genauer beschrieben; 11 Mal wurden Bacillen
naebgewiesen; blos histologisch wurde die Diagnose 6 Mal und nach dem klinischen
Verhalten 4 Mal gestellt. w.Lubliaski.
1) Ringeling:, Jets over de bacteriologische cholera- diagnose.
Weekbl. ran hot Nederl. Tijdschr. voor Oeneesk. 1894, I. No. 3.
2) Uflfclie, De chemotaxis io dienst der cholera-diagnose. Ebenda.
1) Von den verschiedenen Verfahren, die zur Beschleunigung der Stellung der
Choleradiagnose angegeben sind, verdient der Vorschlag von Fonsrsa besondere Be-
achtung. Es wird die Peptonlösung vor der Infection mit dem verdächtigen Stoffe auf
Bruttemperatur erhitzt, und et gelingt dann, wie 3 mitgeteilte Fälle beweisen, in 4 '/,
bis & Stunden die bacteriologische Diagnose zu stellen. Sind die Cholerabacterien
in Reinkultur in den Abgängen vorhanden, so ist bereits aus diesem Befunde die
Diagnose ermöglicht. Sie liegen alle nach einer Richtung hinter einander wie ein
Schwarm Fische.
2) Das von U. angewendete cbemotactische Verfahren zur Isolirung der Komma-
bacilleu von anderen ist folgendes; Einige Capillaren werden zu drei Viertel mit Kar-
toffelsaft gefüllt, indem sie gegen die Oberfläche einer durchgebrochenen Kartoffel ge-
drückt werden. Nachdem das eine Ende zu^eschmolzen , der am anderen Ende leer
bleibende Raum mit steriler Scheere abgeschnitten, werden die Röhrchen mit der
Oeffnung in einige Tropfen der Peptookultur gelegt und dann in eine feuchte Kam-
mer gebracht. Nach einer Stunde sind die Röhrchen mit Bacillen erfüllt. Nun wird
das andere Ende zugeschmolzen, die Aussenfiäche mit Salzsäure und destillirtem
Wasser zur Entfernung etwa vorhandener Bacillen abgespült und sie dann im Pepton
der Kultur selbst abgesebnitten. Nach 7stündigem Aufenthalt im Brutofen zeigten
sich Reinkulturen von Kommabacilleo. Nach Zuführung von Säure trat sofort die
Indolreaction auf. 0-orge Meyer.
W. Remitier, Acute diffuse Peritonitis bei einem alten Ulcus ven-
triculi simplex nach Verabreichung eines Bandwurmmittels. Exi-
tus in ungefähr 10 Stunden. Cbl. f. klin. Mod. 1893. No. 42.
Der in der Deberschrift genugsam gekennzeichnete Fall betraf eine Patientin
von 21 Jahren, eine Dienstmagd, welche 2 Jahre vorher alle Zeichen eines Ulcus
ventriculi simplex dargeboten batte. Auch Hämatemesis hatte nicht gefehlt. Das
Bandwurmmittel (was für eins? Ref.) nebst einigen Löffeln Ricinusöl wurde der Kranken
von ihrer Mutter verabfolgt. Eine halbe Stunde später trat Schmerz im Leibe und
Brechreiz auf. Der Zustand verschlimmerte sich von Stunde zu Stunde . es traten
Delirien auf und 10 Stunden nach Einnahme des Mittels erfolgte der tötliche Aus-
gang im Collaps, trotz reichlicher Aetherinjectionen. c. Kossnthai.
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No. 24. Theodor. — Brrnhabdt. — Bernhardt, Qomprrtz.
431
F. Theodor, Einiges Ober Hydrocelen und deren Behandlung.
Arch. f. Kinderheilk. XVI. S. 61.
Verf. hat 36 Fälle von Hydrocele bei Kindern im Alter ton 2 Wochen bis hinanf
in’« 8. Lebensjahr nach einem Verfahren behandelt, das er als schmerzlos und frei
von irgend welchen Nebenerscheinungen bezeichnet, und dem er nachrUhmt, dass es
in allen 36 Fällen Heilung ohne Kecidir bewirkt habe. Das Verfahren ist folgendes :
Verf. sticht unter den üblichen antiseptischen Cautelen mittelst Paivxz'scher Spitze io
di» Tuoica vaginalis propria ein, lässt die Kanüle der Spritze stecken, entleert die
Hydrocelenüüssigkeit meist ganz, was durch Druck auf das Scrotum leicht gelingt,
und spritzt durch dieselbe Kanüle 2 Pravsz’sche Spritzen einer SublimatlSsung von
1:5000 ein. Am nächsten Tage bemerkt man geringe Schwellung ohne Hütung und
Schmerz; nach 18 Tagen ist bei absolut Seberlosem Verlaufe der Hoden dem gesun-
den ganz gleich geworden. eudthagen.
HI. Bernhardt, Ueber isolirt im Gebiet des N. peroneus dexter
superficialis auftretende klonische Krämpfe der Mm. peron. loug.
et brevis. Berl. klin. Wochensohr. 1893, No. 17.
Es handelte sich nm 130— 140 Mal in der Sec. wiederkehrende klonische unwill-
kürliche Bewegungen im Gebiet beider Peronei, wodurch der Fufs eine Valgnsstelluog
annahm. Geben und Stehen und die Sensibilität nicht gestört. Auch im Schlafe
dauert der Krampf an, es entsteht dabei jedesmal durch Subluzation der den äusseren
Knücbel umgreifenden Sehnen ein knackendes Geräusch. Einwärtsdrehen des Fufses
oder Druck anf die Sehnen hinter dem Malleol. eit. liefsen die Bewegungen cessiren.
Der lljähr. Pat. stammt aus einer neuropathischen Familie, ist selbst nervös,
gegen die geringsten Mengen von Bier refraetär, hat Scharlach und Chorea überstan-
den und leidet schon mehrere Monate an den merkwürdigen Peroneuskrämpfen. Fern-
baltung vom Schulunterricht, Bromkalium, Öfteres Hineinzwängen des Fufses in di»
Equino-Varusstellung brachten den Krampf erst Nachts dann auch am Tage »llmälig
zum Schwinden.
Der Vortrag enthält noch eine Umschau in der Litteratnr, in der es eine Anzahl
ähnlich merkwürdiger Fälle von isolirtem Krampf in selten befallenen Muskeln, aber
keinen ganz identischen giebt. u. Bruch.
1) M. Bernhardt, Ueber die Gi’MPRRTz’schen Anomalien der in-
directen electrischen Erregbarkeit und ihre Beziehung zur chro-
nischen Bleivergiftung. Berl. klin. Wochensohr. 1894, No. 12.
2) K. Gumpertz, Bemerkungen zur Prof. Bernhabdt’s Arbeit:
Ueber die GostPRRTz’schen Anomalien der indirecten electrischen
Erregbarkeit und ihre Beziehung zur chronischen Bleivergiftung.
Ebenda, No. 15.
1) B. prüft« an Bleikranken und an Gesnnden das Verhalten der indirecten
electrischen Erregung des N. radialis und fand , dass viele Individuen sich in Bezug
auf das späte Erscheinen der ASsnckung sm Radialis oder das Ausbleiben derselben
und in Bezng auf die so geringe Wirkung der Heizung mit dem positiven Pol des
OeffnongsinductioDsstromes nur sehr wenig oder gar nicht von an Bleicachexie er-
krankten oder derselben verdächtigen Menschen unterschieden. Es lassen sich also
nicht, wie G. annimmt, die Zeichen degenerativer Neuritis an den Radialnerven bei
an Bleicachexie leidenden nnd noch nicht gelähmten Menschen nachweisen. Die
Gonraan'iche Reactiou findet sich auch bei vollkommen Gesunden nnd durchaus nicht
immer bei nicht-gelähmten Bleikranken. — Zn ähnlichen Befunden kommt Putmamn
(Boston Med. and Surgic. Journal 1893, No. 13).
2) G. bemüht sieb, die Schlüsse, die er aus seinen 3 Beobachtungen gezogen
hatte, gegenüber den BsnNHAaor'schen Widerlegungen aufrecht zu erhalten nnd zu
verteidigen, ohne neue Beobachtungen oder Beweismaterial anführen za können.
8 . Kalischer.
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432
Prtrini. — Stkinthal. — Habrrda.
No. 24
Petrini (de Galat*) , Note sur un cae de syphilide 4rythemato-
tuberculo-crouteuse de la face, compliqude de earcome angioli-
thique cerdbral. La Roumanie med. 1893. No. 6, 7.
Bei einer 50jlhr. Frau, «eiche «egen einet tertiären Syphilids des Gesichts be-
handelt «erden war und die während des Lebens, abgesehen Ton deprimirter Gemiita-
stimmung, keine cerebralen Erscheinungen dargeboten hatte, enthüllte die Seetion an der
Gehirnbasis einen nussgrofsen, etwas höckerigen, «eichen Tumor, der sich als angio-
lithisches Sarcom (Psammom) erwies. Er zeigte durchaas den histologischen Bau
eines Spindelzellentarcoms mit reichlichen, proliferirenden Blutgefäfsen und den be-
kannten sandartigen Einlagerungen. Die letzteren fanden sich, wie bei Pierocarmin-
färbung zu erkennen «ar. innerhalb zelliger Gebilde und zwar allem Anscheine nach
in jungen Bindegewebszellen. Keinesfalls handelte es sich um Endotbelzellen, weshalb
Verf. den für diese Art Geschwülste auch rorgeschlagenen Namen der Endotheliome
für unzutreffend hält. H. Maller.
Steinthal (Stuttgart), Zur Caauistik der Ureteren - Cervixfisteln.
Württemb. Corr.-Bl. 1893, No. 13.
St. berichtet über einen Fall von Harnträufeln aus der Scheide. Die betreffende
30jährige Frau hatte am 31. Okt. 1892 zum letzten Mal geboren. Vom Hausarzte
«ar «egen sehr starker Blutung und Collaps der Kreisenden die Zange bei nicht
völlig erOffneten Muttermund angelegt worden. Wenige Tage später peritonitisebe
Erscheinungen, spontanes Harnträufeln aus der Scheide. Portio vaginal, uteri klein,
rechts vom Muttermund ein tiefer Riss in's rechte Parametrium, durch den Urin fliefst.
Abnorme Communication eines Harnleiters mit der Hohle des Cervix. Betroffen ist
der rechte Ureter, da rechts beim Urinlassen starke Schmerzhaftigkeit vorhanden.
Entleerung von Urin aus der Blasein 24 Standen 500cm, dann 375, Scheiden
ausfluss 250— 500 cbm.
Absonderang von Eiterkörperchen, Pfissterepithelien, Detritusmassen
, Harnstoff Chlornatrium
Blasenunn: 2>16g U75g
Scheidenurin: 0.195 g 0.26 g
Also rechtsseitige Ureterencervizfistel. Vorkommen: 18 Fälle mit derselben Aetio-
logie In 9 Fällen Zange, in 1 Fall Wendung.
Grund dieser Fisteln nach Fbkl'id forcierte Extractionsversuche bei nicht ganz
geöffnetem Muttermunde u. Missverhältnisse zwischen Becken u. eingestelltem Kindsteil.
Heilung nur durch Eutfernung der betreffenden Niere.
St. hat dieselbe mit gutem Erfolge ausgeführt. Dabei fand er eine Veränderung
sowohl der Nierensubstanz, als auch des Ureters. A. Marti».
A. Haberda, Die gerichtsftrztliche Bedeutung von Rachen Ver-
letzungen in Leichen Neugeborener. Wiener klin. Wochenschr. 1893,
No. 95—97.
H. bringt IS Beobachtungen aus HofsuniTs Institut in denen Neugeborene
durch Hineinpressen harter KOrper (zumeist der Finger, seltener eines Tuches, Papier-
pfropfes etc.) in den Hals erstickt und getütet worden waren. Stets fanden sich Blu-
tungen oder blutige Zerreissungen an den Halsteilen und zwar kann man bei letzteren
2 Formen unterscheiden: rundliche, kanalfOrmige Durchbohrungen der hinteren Becken-
wand durch directes Einbohren entstanden und Längsrisse der Schleimhaut von den
GaumenbOgen ausgehend und sich bis an den Oesophagus heranziehend, die Folge der
Ueberdehnung der Teile. Die Verletzungen können als typische bezeichnet werden,
es ist indess an die Möglichkeit zu denken, dass postmortale Erscheinungen vorliegen,
dass bei ungeschickten Versuchen, den Mund des asphyctischen Kindes zu reinigen
oder bei unverständiger Ausführung des VxiT-Smrt.LiR'schen Handgriffes ähnliche Ver-
letzungen entstehen. Dass durch Selbsthilfe solche Verletzungen in der Tiefe des
Mundes entstehen können, hält H. für nicht bewieseu. Fr. atraasmaan.
Einsendungen für tim* Centrnlblatt werden »n die Adresse des Hm. Prof. T)r. M. Bernhardt (Berlin W
Fran*"*Urhe .Strafte 21) oder au di«* VprUgnhandlnng (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Neritz von August Ilirtrhwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Wäeh.ntileh »mehflnfn ■ ■ ■ ■ Prell de» Jahrgang«!
— 5 Bogen; »31 8ehlu«.e IJA||V|*A |ll| A fff JO Mark; tu belieben
«J a. Jahrgangs Titel , K»- ftllllCwIlW durch alle Bochhandlun-
rr* en- und Sachregister, gen und Postanataltan.
für die
inediciiiischcii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. »8. J«»m. No. 25.
Inhalt I Mi lt mH, Biologische Bedeutung der Erschütterung. — Mörnei,
lieber Oromucoid. — Krlliso, Nachweit des Rhodans und der Milchstare im
Mageninhalt. — Lswis nnd Boi», Folgen der Exstirpation des Ganglion cBliacnm.
— 1 8b a bl. Erfahrungen über Nieren Chirurgie. — Buch nur, Einfluss der Neutral-
aalze auf Alexine, Enzyme, Toxalbnmine. — Brhbkk, Bedeutung der Thymusbyper-
plaaie für plötzliche Todesfälle — Bibler, Verhalten des Blutdrucks bei Cbloro-
tischen. — Elliot, Hrator, Ueber intracranielle Blutungen. — Heller und
Bilsca, K Nie k ss a e Bo , Ueber Tubercnlose der Hant. — Mcnnts, Geburtsver-
hältoisse im frühen Lebensalter.
Voit, Gallenabsonderung und Stoffwechsel. — Fribderichs, Ueber das Eisen
in der Milch — Popopf, Veränderungen des Centralnervensystems bei Cholera, —
Colii, Behandlung von Neubildung mit Erysipelas. — Elschhio, Einfluss von Cir-
cnlationsstörungen auf das Auge. — Rasch, Häufigkeit der Mittelohrentzündungen
bei Rindern. — Stobrk, Ueber die Creosottherapie bei Tubercnloco, — Bl ach
m r e is, Einfluss des Nährbodens auf die Virulenz. — Scbdltzr, Ueber Leukämie.
— Hbbz, Salicylsäure bei Plenritis. — Gloonrr, Electriscbe Reizbarkeit der Ner-
ven bei Beri-Beri. — Quihcke, Ueber Meningitis serosa — Staub, Ueber Pem-
phigus puerperalis und neonatorum. — Br kt, Zur retroperitonealen Stielversorgung
— Dbaobirsco, Browh, Fälle von Symphyseotomie. — Rosbbthal, Benzinver-
giftung und Benzinmissbrauch.
S. J. Meitzer, Ueber die fundamentale Bedeutung der Erschütte-
rung für die lebende Materie. Zeitschr. f. Biol. N. F. XU. S. 466.
Verf. hat die Frage nach der Bedeutung der Erschütterung
für lebende Organismen, über welche in der Litteratur eine Anzahl
widersprechender Angaben vorliegt, einer erneuten Prüfung unter-
zogen, indem er das Wachstum von Bacterienkulturen unter dem
Einflüsse des Schütteins (mit Hilfe einer Schüttelmaschine) unter-
suchte. Das Ergebniss dieser Untersuchungen ist, dass der Einfluss
des Schütteins je nach Intensität und Dauer einerseits und je nach
der Bacterienart andererseits ein sehr verschiedener und teils för-
dernd, teils hemmend oder zerstörend ist. Die Verschiedenheit
dieses Einflusses verschiedenen Bacterien gegenüber konnte Verf.
XXXII. Jahrgang. 28
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434 Mörnkb, lieber Ovomucuid. — Krllino, Nachweis d. Rhodens etc. No. 25
z. B. dazu benützen, um aus einem Gemisch von drei verschiedenen
Organismen zwei auszuschalten, so dass schüefslich eine Reinkultur
des einen Qbrig blieb. Es muss daher f&r jeden Organismus fest-
gestellt werden, ..welcher Grad von Erschütterung für seine Erhal-
tung unentbehrlich, welcher Grad absolut vernichtend ist, und bei
welchem Grade der Erschütterung der betreffende Organismus am
besten gedeiht“. „Die Erschütterung ist der lebendigen Materie
gegenüber ein einflussreicher Factor, der den anderen physiologischen
Factoren als völlig gleichwertig zur Seite gestellt werden darf“.
Hürthls.
Th. Mörner, Ueber eine im Hühnereiweifs in reichlicher Menge
vorkommende Mucoidsubstanz. Zeitschrift für pbysiol. Chemie XVII.
S. 525.
Aus der ausführlichen Arbeit M.’s ist zur Ergänzung seiner in
diesem Blatt 1893, No. 43 erschienenen Mitteilung noch Folgendes
nachzutragen. Der von M. Ovomucoid genannte Körper, für welchen
M. mehrere Darstellungs weisen angiebt, kommt in einer löslichen
und einer unlöslichen Modification vor, welche sich beliebig in
einander überführen lassen. Die lösliche Form in die unlösliche
(von Ref. früher als Anhydridform bezeichnete) durch Eindampfen
der wässrigen Lösung, die unlösliche in die lösliche durch Kochen
mit Wasser. Von den Darstellungsweisen von Mörnkr giebt nur
die eine, Fällung mit Alcohol, ein in Wasser lösliches Präparat,
übereinstimmend mit den Angaben des Ref., alle übrigen ein un-
lösliches. Die Lösungen des Ovomucoids sind nicht fällbar durch
Säure, ausser durch Phosphorwolframsäure und Gerbsäure, nicht
fällbar durch Metallsalze, unter gewissen Bedingungen fällbar durch
Neutralsalze, ausser durch Kochsalz. Der Schwefelgehalt des Ovo-
mucoids ergab sich zu 2.20 pCt., der Stickstoffgehalt zu 12.63 pCt.
Der Schwefel ist zum grofsen Teil bleischwärzender. Beim Er-
hitzen mit verdünnter Salzsäure giebt das Ovomucoid reichlich re-
ducirende Substanz (genauere Angaben hat M. nicht gemacht Ref.),
seine Quantität beträgt */8 der Trockensubstanz. (Ref. kann es
nicht billigen, dass M. in seiner Arbeit, welche im October an die
Redaction der Zeitschr. f. physiol. Chem. eingesendet, im December
zum Abdruck gelangt ist, die Angabe des Ref., die im August
desselben Jahres [dieses Cbl. 1893, No. 31] erschienen sind, obwohl
sie ihm bekannt waren, gänzlich mit Stillschweigen übergangen hat).
E. Salkowski.
G. Helling, Ueber Rhodan im Mageninhalt, zugleich ein Beitrag
zum ÜFFRLMANs’schen Milchsäure-Reagens und zur Prüfung auf
Fettsäureu. Zeitschr. f. pbysiol. Chem. XVIII. S. 397.
In gesunden und vielen pathologischen Mägen hat Verf. Rho-
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No. 25. Lkwin a. Bokb, Folgen der Exstirpation d. Ganglion cöliacum. 435
dan dem abgeschluckten Speichel entstammend, erkannt; die Braun-
resp. Rothbraunfärbung kann auch durch Fettsäuren hervorgerufen
werden, allein in letzterem Falle schwindet sie auf Zusatz von Mi-
neralsäure, während die Färbung des Rhodaneisens beständig ist.
Dagegen verschwindet letztere auf Zusatz einiger Tropfen Sublimat-
lösung, und nun tritt, wofern Milchsäure vorhanden, die zeisig-
grßne Färbung dieser mit Eisenchlorid hervor. In der Verdün-
nung von 1:10000 — 15000 gibt Milchsäure auf Zusatz von 1 — 2
Tropfen des officinellen Liq. ferr. sesquichl. eine im durchfallenden
Licht noch deutliche grünliche Färbung. Ueber die Fehlerquellen
des Ufkklmann 'sehen Reagens, zu denen noch das Rhodan hinzu-
kommt, vergl. Orig. — Zur Bestimmung von Milchsäure neben
Rhodan und Fettsäuren verfährt Verf. so: */* Reagensglas voll
Mageninhalt werden mit gepulvertem Barythydrat geschüttelt, bis
die Flüssigkeit stark alkalisch ist; das ausfallende Baryumphosphat
event. -carbonat reisst etwa vorhandenen Gallen- und Blutfarbstoff
nieder. Filtrat wird mit Salpetersäure eben sauer gemacht, zum
Kochen erwärmt, mit Zinkoxyd neutralisirt. Zum Filtrate setzt
man 1 — 2 Tropfen 5 proc. Eisenchloridlösung hinzu, worauf bei
Gegenwart von Milchsäure grünliche Färbung entsteht; auf weiteren
Zusatz von Eisensalz tritt bei Anwesenheit von Fettsäuren oder
Rhodan Braunfärbung auf, die, wenn sie auf Zusatz von Salzsäure
» verschwindet, auf Fettsäuren hin weist; wenn sie bestehen bleibt,
auf Rhodan deutet. Erhält man im neutralen Filtrat auf Zusatz
der ersten Tropfen von Eisenchlorid gleich eine Rotfärbung, so
thut man gut, das Rhodan durch Zusatz von Sublimatlösung aus-
zuschalten. Noch schärfer fallen die Resultate aus, wenn man das
mit Zinkoxyd neutralisirte Filtrat auf das halbe Volumen ein-
dampfte. J. Munk.
G. Lewin u. P. Boer, Quetschung und Ausrottung des Ganglion
coeliacum. Deutsche med. Wochenschr. 1894. No. 10.
In neuester Zeit ist vielfach das erkrankte Ganglion coeliacum
an Stelle der Nebennieren oder mit Affectionen der letzteren kom-
binirt als Ursache des Morbus Addisonii aufgefasst worden. Die
Verff. sind nun der Frage nach den Beziehungen des Ganglion
coeliacum zu letzterer Krankheit experimentell näher getreten. Sie
haben Kaninchen die Ganglien gequetscht oder exstirpirt; dieselben
zeigten sich dabei ungemein schmerzempfindlich. Zurückgelassene
Restganglien hypertrophirten. Rascher Tod trat nach Entfernung
der Ganglien nicht ein; die durchschnittliche Lebensdauer der Ka-
ninchen bei totaler Exstirpation betrug ca. 14 Tage, bei Exstirpa-
tion des Ganglion superius allein ca. 27 Tage; 1 Tier lebte 200
Tage nach der Operation. Der Haupteffect der Operation war eine
starke Parese der Därme mit Diarrhöen und Meteorismus; Reizung
der Ganglien bewirkte Bewegung der Därme, so dass dieselben als
25*
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436 Israkl, Erfahrungen über Nierenchirurgie. No. 25
Antagonisten des N. splanchnicus, des Hemmungsnervs des Darms
anzueehen sind. Eine genaue Untersuchung der Darmplexus nach
den Goldmethoden von Rarvibb und Kührk ergab völlig normales
Verhalten derselben.
Die Ganglia coeliaca sind als lebenswichtige Organe anzusehen,
da bei allen Tieren der Tod ohne anderweitig nachweisbare Ur-
sache eintrat. Bei 4 Kaninchen wurde der Urin genauer unter-
sucht; Melliturie und Albuminurie fehlten stets, dagegen wurden in
3 Fällen kleine Mengen Aceton gefunden.
Von den Symptomen des Morbus Addisonii können die Schmer-
zen in den verschiedenen Teilen des Abdomen sowie die Darm-
störungen auf eine Affection des Ganglion coeliacum zurückgeführt
werden; auch der letale Ausgang kann durch seine Zerstörung be-
dingt sein. Dagegen hat das Ganglion keinen Einfluss auf die
Chromatose; auch die beträchtliche, anhaltende Anorexie findet keine
Erklärung Es mDeste also, wenn man auch die Erkrankung des
Ganglion coeliacum als einen Factor zur Erzeugung der Addison’-
schen Krankheit zulässt, noch die Affection eines anderen Organs
(Nebennieren?) zur völligen Erklärung aller Symptome hinzutreten.
M. Kothm&nn.
J. Israel, Erfahrungen Ober Nierenchirurgie. Arcb. f. klin. Chir. XLVII.
S. 303. (Auch als Sond. Abdr.)
Israkl’s 162 Seiten starke, von einer tabellarischen Uebersicht
der einzelnen Fälle und mehreren z. Th. farbigen Abbildungen be-
gleitete Arbeit enthält unter Bezugnahme auf seine zahlreichen
früheren einschlägigen Arbeiten die Gesammtergebnisse seiner vom
November 1892 bis November 1893 ausgeführten Nieronoperationen.
Dieselben betrugen im Ganzen 81 und betrafen 67 Individuen.
Näheres zeigt die folgende Tabelle:
Art der Operation.
Nierenexstirpationen
Nephrotomie
Nephrolithotomien (davon 1 doppelseitig) . .
Freilegung des ganzen Ureters nebst Pyelotomie
Nephropexie (Nephrorrhaphie)
Probespaltung der Niere durch Sectionsschnitt
Spaltung der Capsula propria renis ....
Punctionsdrainage
Probefreilegung der Niere mit Aushülsung aus
der Fettkapsel
Operativer Schluss einer Nierenbeckenfistel
Iocision paranephritiecher Abscesse ....
Zahl f
37 7 (18.9 pCt.)
12 2 (16.6 pCt.)
8 2 (25.0 pCt.)
1 0
4 0
4 1 (25.0 pCt.)
1 0
2 0
3 0
1 0
8 0
Sa. 81 12 (14.8 pCt.)
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No. 25. Israrl, Erfahrungen über Nierenohirurgie. 437
Diese günstige Sterblichkeit Dbertrifft, wie I. im Einzelnen aus-
führt, die Ergebnisse der bisherigen Sammel- und Einzelstatistiken
über Nierenoperationen sehr erheblich. Aus dem weiteren speciellen
Inhalt der Arbeit können inzwischen nur die allerwichtigsten Daten
an dieser Stelle hervorgehoben werden.
I. Maligne Tumoren: Gegenüber den Sammelstatistiken mit
52.45 — 66pCt. f und der 18 (54.5 pCt.) betragenden Sterblichkeit
von 33 aus 6 Einzelstatistiken entnommenen Fällen verlor I. von
12 Nephrectomirten (2 Kinder bis 6 Jahre alt, 10 filtere Patt.) mit
9 Carcinomen und 3 Sarcomen nur 2. Durch palpatorische Früh-
diagnose gelang es I. einen 24jähr. Mann mit einer halbkirschen-
grofsen Geschwulst und ein 6jähriges Mädchen mit einem haselnuss-
grofsen Tumor zur Operation zu bringen. Allerdings setzt die
Bösartigkeit mancher langsam wachsenden Nierenstrumen ope-
rativen Erfolgen Grenzen; ferner sind die infiltrirten Nierenkrebse
nicht der palpatorischen Frühdiagnose zugänglich, ebenso wie letz-
terer auch die Unterscheidung von gewissen Lebertumoren grofse
Schwierigkeiten bietet, nämlich wenn diese an der Unterfläche des
rechten Lappens im Contact mit der medianen Nierenfläche sich
entwickeln. Da das Colon ascend. nicht von oben nach unten,
sondern schräg über die rechte Niere geht, kann es durch Nieren-
tumoren nach unten verschoben und dann für deren Diagnose
unverwertbar werden. Auch die Hämaturie ist nicht aus-
nahmslos entscheidend. Albuminurie fand sich einmal bei Nieren-
sarcom des 6jähr. Mädchens, ferner hatte bei 3 soliden Tumoren
die Probepunction ein positives Resultat. — Nach Freilegung der
Niere durch einen grofsen, der längsten Dimension der Geschwulst
entsprechenden Schnitt pflegt I. die Fettkapsel zuerst zu entfernen;
I. hält dieses für ebenso wichtig wie die Ausräumung der Axilla bei
Carcinomen der Mamma. Bei derStielligatur benutzt I. zur Vermeidung
von Fadeneiterungen, Catgut: ist sie erst nach Entfernung der Niere
möglich, so wird der Stiel vorher durch grofse Klemmen gefasst.
Von den beiden Operationstodesfällen kam einer auf Jodoformintoxi-
cation, der zweite auf Schädigung des Epithels der „anderen'1 Niere
infolge langer Chloroformnarcose. Recidive hatten 4 Patienten; es
heilteu 6 mit je 3 Carcinomen und Sarcomen, und einem Heilungs-
termin von 1 — 6 V« Jahren.
II. Für die Beurteilung der Erfolge bei Hydronephrose,
Pyonephrose, Nierenabscessen etc. sind bei der Verschieden-
artigkeit der Indicationstellung der Nephrectomie und Nephro-
tomie Seitens der einzelnen Autoren die Ergebnisse beider zusam-
menzuwerfen. Die bisherigen Mortalitäten auf diese Weise berechnet
schwanken zwischen 24.5 — 46pCt. ; Israel hatte 22.5 pCt. oder bei
Zuzählung von 2 Fällen von Nierensyphilis nur 21.2 pCt. f: immer-
hin mehr als bei malignen Tumoren, weil häufiger die Gesundheit
der „anderen“ Niere zweifelhaft war. 26 Patt, überlebten den
Eingriff, davon 3 ungeheilt, nämlich 1 mit einer kleinen Fistel bei
sonst guter Gesundheit, 1 mit doppelseitiger Pyonephrose wegen
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438
Bdcbnkr, Einfluss der Neutralsalze auf Alexine,
No. 25
Verweigerung der Operation auf der zweiten Seite, und 1, weil
noch in Behandlung. Die übrigen 23 sind völlig geheilt und zwar
6 durch Nephrotomie allein, 2 duich Nephrotomie und secundäre
Nephrectomie und 18 durch primäre Nephrotomie, während von 7
Gestorbenen 2 auf die primäre, 3 auf die secundäre Nephrectomie
und 2 durch Beteiligung der „anderen“ Niere von vornherein
hoffnungslose Fälle auf die Nephrotomie kommen. 14 Nephrec-
tomien mit f 1 und 13 völligen Heilungen stehen also gegenüber
12 Neprotomien mit 4 directen Heilungen, 1 Heilung durch secun-
däre Nephrectomie, Heilung mit Fistel und f 6. Dennoch will I.
Nephrotomie und Nephrectomie nicht nach diesen Zahlen abschätzen,
sondern stellt für jede gesonderte Indicationen auf, zumal da von
den nephrotomirten Gestorbenen höchstens 1 durch die Nephrectomie,
von den letzterer Erlegenen aber überhaupt keiner zu retten war.
Nach I. ist Nephrotomie die Normaloperation bei einfacher Pyo-
nephrose, wofern sie hier dem Eiter völligen Abfluss schaffen kann.
Die Nephrectomie ist hier nur Ausnahme, wenn nämlich das Zurück-
lassen der Niere die Entleerung etwaiger retroperitonealer oder
subphrenischer Eiterungen hindert. Dagegen tritt in complicirten
Fällen, wenn die Niere aus einem System stinkender Eiterhöhlen
besieht, die Nephrectomie an Stelle der Nephrotomie, die nur bei
Erkrankung der „anderen“ Niere indicirt ist. Sie bildet dann oft
nur den Voract der Nephrectomie, welche man so bald als möglich
folgen lässt, wenn nach der Nephrotomie die „andere“ Niere und
der Gesammtzustand des Pat. sich einigermassen gebessert haben.
Allerdings ist dann das Resultat der Nephrectomie immer noch
zweifelhaft; man muss in den betr. Fällen stets secretionsfähiges
Parenchym opfern, während man gleichzeitig Mangels einer aus-
reichenden und unschädlichen Methode der einseitigen Auffangung
des Urins, die Leistungsfähigkeit der ebenfalls kranken „anderen“
Niere nicht genügend abschätzen konnte. Letzterer Umstand,
nicht die Verkennung der Krankheit der „anderen*1 Niere Oberhaupt,
hat in 2 von 7 Fällen doppelseitiger Nierenaffection eine bedeutsame
Rolle gespielt. Daför war 2 Mal die Beteiligung der „anderen“
Niere so leicht, dass sie die volle Genesung nicht hinderte.
(Schluss folgt).
Büchner, Ueber den Einfluss der Neutralsalze auf Serumalexine,
Enzyme, Toxaibumine, Blutkörperchen und Milzbrandsporen.
Arch. f. Hyg. Jabelband zu Pkttrnrofbh’s öOjährigem Dr. -Jubiläum 1893,
XVII. S. 138.
B. hat schon früher Untersuchungen Ober den in der Ueber-
schrift genannten Gegenstand veröffentlicht; jetzt hat er dieselben
nach vielen Seiten hin unter Anwendung derselben Untersuchungs-
methoden erweitert. Seine Resultate fasst er dahin zusammen:
1) durch Wasserzusatz wird die Activität von Hunde- und Ka-
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INo. 25.
Enzyme, Toxalbumin«.
439
xiinchenserum aufgehoben, wahrend Zusatz der normalen Kochsalz-
menge dieselbe wieder herstellt. Die Rolle des Kochsalzes kann
hiebei nur eine indirecte sein, indem seine Anwesenheit die Function
der Serumalexine erst ermöglicht. 2) Ausser Kochsalz können auch
'verschiedene andere Salze so Kalium-, Lithium- und Ammonium-
chlorid, Natrium-, Kalium-, Ammonium- und Magnesiumsulfat die
jgleiche Function im Serum ausöben. 3) Das Salzbedörfniss des
Serums steht in Parallele zum Salzbedörfniss des Gesammtorganis-
mus. Auch im Serum mössen es die eiweifsartigen Bestandteile
sein, auf welche die Function der Salze sich bezieht. Die Alexine
mössen daher als Eiweifskörper betrachtet werden. 4) Anwesenheit
von Sulfaten der Alcalien im verdönnten Serum steigert die Acti-
vität der Serumalexine und erhöht deren Resistenz gegen Erhitzung
um etwa 10 Temperaturgrade. Die günstigste konservirende Wirkung
ergab för Hundeserum Zusatz von gleichen Teilen einer 8 procent.
Ammonsulfat- oder einer 28.4 procent. Natriumsulfatlösung. 5) Na
triumchlorid wirkt als Zusatz zum Serum auch konservirend gegen
Erhitzung, aber in äquivalenten Mengen wesentlich schwächer als
die Sulfate. Noch geringere Wirkung in dieser Hinsicht zeigen die
Nitrate. 6) Entscheidend för die Resistenzerhöhung ist nicht nur
die in der Raumeinheit vorhandene Menge von Salzmolekülen, son-
dern auch das Verhältniss zur Menge der gleichzeitig anwesenden
Serumteilchen. 7) Die konservirende Wirkung des Salzzusatzes
beruht demnach auf der von den verschiedenen Salzen ausgeübten
Wasseranziehung, die nach Hokmkistkb bei den Sulfaten am stärksten,
bei den Nitraten am geringsten, bei den Chloriden eine mittlere ist.
8) Das Invertin der Hefe zeigt bei Anwesenheit von Natriumsulfat
eine um mehr als 10 Temperaturgrade gesteigerte Resistenz gegen
Erhitzung, während Natriumnitrat keine, Natriumchlorid nur eine
geringe Erhöhung der Resistenz bewirkt. 9) Genau ebenso verhält
sich das Toxalbumin des Tetanusbacillus bezüglich Resistenzsteige-
rang durch Salze und in ähnlicher Weise auch das Toxalbumin
des Diphtheriebacillus. 10) Blutkörperchen vom Kaninchen und
Hund zeigen sich ebenfalls in äquivalenten Lösungen der Sulfate
wesentlich resistenter gegen Erhitzung als in solchen der Nitrate,
während Natriumchlorid eine mittlere Stufe einnimmt. 11) Milz-
brandsporen sind ebenfalls in stärker salzhaltigen Lösungen wider-
standsfähiger gegen Erhitzung als in blofsem Wasser. 12) In
trockenem Zustand ertragen nicht nur die Enzyme und Toxalbu-
mine, sondern auch die Serumalexine wesentlich höhere Hitzegrade,
ohne ihre Activität zu verlieren.
Diesen Sätzen fügt B. noch eine Schlussbetrachtung bei. Das
Wasser an sich hat sich also als besonders schädlich erwiesen, eine
Schädlichkeit, die durch die Salze vermindert wird; da die Sulfate
am stärksten Wasser anziehen, wirken diese am kräftigsten. Da
trockene Enzyme hohe Hitzegrade vertragen, wirkt beim Erhitzen
in Wasser nicht die Hitze, sondern die durch diese gesteigerte,
Action der Wassermoleküle. Die beiden nachgewiesenen Thatsachen
440
Bbnbkf, Bedeutung der Thymushyperpl&aie etc.
No. 25
die hochgradige Zerstörbarkeit des activen Eiweifs durch Wasser
uod die Schutzwirkung der Salze, erklären sich nach B. so am
besten, dass man mit anderen Autoren das gelöste Eiweifs als keine
molekulare Lösung, sondern als eine solche gröfserer Verbände, eine
„micellare Lösung“ also mehr als einen gequollenen Zustand ansieht;
das Inactivwerden des Eiweifses ist als eine Aenderung der micel-
laren Anordnung zu betrachten. Scheurlen
Beneke, Zur Frage nach der Bedeutung der Thymushyperplasie
für plötzliche Todesfälle im Kindesalter. Berliner klin. Wocbensehr.
1894, No. 9.
Die Theorie, dass eine grofse Thymusdrüse durch Compression
der Luftwege den Stimmritzenkrampf bezw. den durch diesen ver-
anlassten Tod der Kinder herbeiführe, ist durch die Arbeiten Fribh-
lrbeb’s widerlegt. Doch kommen einzelne seltene Fälle vor, wo
eine grofse Thymus für den plötzlichen Tod der Kinder sehr wahr-
scheinlich verantwortlich zu machen ist. Es sind dies Fälle, io
denen Kinder, ohne dass ein Stimmritzenkrampf vorangegangen ist,
starben, und bei denen die Section neben einer grofsen Drüse eine
deutliche Abplattung der Luftwege aufweist. Zwei solcher Vor-
kommnisse hat Verf. beobachtet. — Im ersten Falle fand er bei
einem 8 monatlichen Kinde die Bronchi vor ihrem Eintritt in die
Luftwege stark abgeplattet. Von der Bifurcation ab waren die
Bronchi bis in die feinsten Verzweigungen auffallend klein; die
kleineren Aeste waren meist vollständig, die gröfseren unvollständig
mit eitrigem Schleim verstopft. Verf. ist geneigt, diese Verände-
rungen als Folgen der erwähnten Verengerung aufzufaesen. Das Kind
war bis zum Tode scheinbar munter; den plötzlichen Tod erklärt
Verf. als herbeigeführt durch Erstickung in Folge der verbreiteten
Verstopfung der Luftwege durch reichliches Secret, dessen Expek-
toration durch die Verengerung noch besonders erschwert war. —
Im 2. Falle kam ein anderer Mechanismus in Betracht, und zwar
nach der Erklärung des Verf.’s folgender: Bei Kindern, deren
Thymusdrüse sehr grofs ist, — wie namentlich bei fetten Individuen,
— oder aber deren Wirbelsäule stark nach vorn convex ist, kann
die Trachea, wenn das Kind den Kopf stark nach rückwärts biegt,
nicht nach vorn ausweichen, weil sich die Thymusdrüse zwischen
Trachea und Manubrium Sterni an jener gefährlichen Stelle, auf
welche Grawitz aufmerksam gemacht hat, einzwängt. Wenn das
Kind in solchem Falle den Kopf nicht sofort wieder aufzurichten
vermag, so kann die Trachea, wenn sie vorher, wie im Falle des
Verf.’s — durch die Thymus stellenweis abgeplattet ist, vollkommen
verschlossen werden. Diese Art der Verengung wird bei der ge-
wöhnlichen Art des Secirens an der Leiche kaum entdeckt werden.
Um sie anschaulich zu machen, muss man vor Eröffnung des Thorax
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Ifo. 25. Bihlrr, Verhalten d.Blntdrnoks etc. — Elliot, Hkaton.
441
die Trachea vom Halse her freilegen und aufschneiden, und dann
bei stark zuröckgeneigtem Kopfe von oben bei passender Beleuch-
tung in die Trachea hineinsehen. Stadthagen.
E. Bihler, Ueber das Verhalten des Blutdruckes bei Chlorotischen
und Ober die bei denselben vorkommenden Störungen am Herzen.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 52, H. 3, 4.
Behufs seiner Studien Ober Chlorose hat Verf. den Hämoglobin-
gehalt des Blutes nach der colorimetrischen Methode von Gowkks
mit dem Hämoglobinometer, den Blutdruck mit v. Basch’s Sphygmo-
manometer in dessen neuester Modification bestimmt. Er suchte mit
seinen Blutdruckbestimmungen namentlich för die Fälle mit Herz-
geräuschen sich Aufklärung daröber zu verschaffen, ob man es mit
wirklichen Klappenfehlern oder nur mit sog. anämischen (acciden-
tellen)| Geräuschen zu thun habe. Die bei einer grofsen Reihe von
Chlorotischen angestellten Untersuchungen ergaben nun das Resultat,
dass der Blutdruck bei der Chlorose deutlich erniedrigt war und
in allen Fällen ein mit zunehmender Besserung eintretendes allmä-
liges Ansteigen constatiren liefe ; der Blutdruck war in den einzel-
nen Fällen um so niedriger, je stärker die Erscheinungen am Herzen
ausgeprägt waren. Letztere bestanden in einer (in den meisten
Fällen nachweisbaren) mäfsigen Verbreiterung der Herzdämpfung
nach rechts, die mit zunehmender Besserung und mit Ansteigen des
Hämoglobingehaltes allmälig zuröckging, ferner in fast regelmäfsiger
Verstärkung des 2. Pulmonaltones. Diese Erscheinungen, zusammen
mit dem bei Chlorose zu constatirenden systolischen Geräusch,
stellen die ausgeprägten Symptome einer Mitralinsufficienz dar, und
Verf. hält es fOr gerechtfertigt, für eine grofse Zahl der Fälle den
Grund der bestehenden Geräusche in einer durch Dilatation be-
dingten secundären Klappeninsufficienz (vielleicht eher noch an der
Tricuspidalis als an der Mitralis) zu suchen. Perl.
1) J. W. Elliot, Intracranial hämorrhage: two cases trephined.
Internat. Med. Magazine 1893, Maroh.
2) G. Heaton, A case of cerebral abscess Following the Operation
of Trephining for compound depressed fracture of the Skull; Drai-
nage of abscess; Recovery. Tbe Americ. Journal of Medioal Sciences
1893, Mai.
1) Im ersten Falle war ein lßjähriger junger Mann nach einem
Sturze mit Läsion in der rechten Frontal- und Parietal -Ge-
gend etwas benommen und zeigte eine Herabsetzung der linksseiti-
gen Sehnenreflexe und der rechten Pupillarreaction auf Licht; in
wenigen Tagen traten hiozu: Respirationsbeschwerden, Pulsverlang-
Diai
442 Hkiler u. Hirsch, Khickrhbrro, Deber Tobercaiose der Haat. No. 25
samung, Reactionslosigkeit der Pupillen (erst der rechten, dann der
linken), Coma, rechtsseitige Papillendilatation u. s. w. Die Trepa-
nation in der rechten Parietalgegend erwies einen grofsen Bluter-
guss zwischen Dura und Schädeldach aus einem Aste der Arteria
meningea media, und einen Bruch der Pars petrosa des Os tempo-
rale. Die Schädel wunde heilte ziemlich schnell und der Kranke
wurde völlig hergestellt. Der 2. Fall betrifft einen 40jähr. Mann,
der vom Plerde geworfen war. Er zeigte eine Einsenkuog und
Fractur des Schädels über dem rechten Ohr, vorübergehende Be-
wusstlosigkeit und Schwierigkeit beim Sprechen. Die Operation
wurde sofort vorgenommen und erwies eine subarachnoideale Blu-
tung über dem untern Teil der RoLAtmo’schen Furche. Auch hier
trat völlige Wiederherstellung nach kurzer Zeit ein. — E. bespricht
sodann die traumatischen intracraniellen Blutungen und die Indica-
tion zu ihrer Operation. Er unterscheidet 1) die Blutungen aus
der Meningea media (extradurale), 2) die aus der Pia mater (sub-
durale) und 3) die aus den Sinus (extradurale und subdurale.
2) Ein 12jähriger Knabe zeigte nach einer Fractur des linken
Frontalknochens in der Schläfengegend Bewusstlosigkeit und Con-
vulsionen, die an der rechten Gesichtshälfte begannen, dann auf
den rechten Arm und Bein und später auf die linke Seite über-
gingen; dazu traten nach wiederholter Operation Delirien, Neuritis
optica links; nach der letzten Operation (Entfernung von Eiter und
granulirenden Massen) war der Kranke bis auf eine Schwäche der
rechten Gesichtshälfte geheilt. Es handelte eich um einen Abscess
der linken Frontalgegend, der durch eine septische Phlebitis ent-
standen war. S. Kalischer.
1) J. Heller u. K. Hirsch, Ein Fall von Tuberculosis cutis ver-
rucosa. Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVI. S. 393.
2) E. Knickenberg, lieber Tuberculosis verrucosa cutis. (Aus
der Klinik des Prof. Dontrklkpont in Bonn). Ebenda, S. 405.
1) Bei einem 37jährigen Schlosser, welcher an Lungen- und
Kehlkopftuberculose litt, seit einigen Wochen auch ein tuberculöses
Geschwür an der Zunge hatte, bestand auf der Volarseite der linken
Hand ein den ganzen Thenar und die Haut zwischen Daumen und
Zeigefinger einnehmender, aus kleinen, meist dicht gedrängt stehen-
den, von einer entzündlichen, blauroten Zone umgebenen Wärzchen
gebildeter Ausschlag, der mit unregelmäfsiger, guirlandenförmiger
Begrenzung ein fünfmarkstückgrofses, atrophisches, narbenartiges
Centrum umschloss. Die Affection hatte sich vor etwa 15 Jahren,
als Pat. schon an der Lunge litt, zu bilden begonnen, war später
einmal excidirt worden, nach wenigen Wochen aber wieder aufge-
treten; bald darauf hatte sich noch eine ähnliche Wucherung am
Nngelgliede des rechten Daumens entwickelt. Die histologische
Untersuchung zeigte die von Rikhi, u. Paltaüf zuerst geschilderten
tuberculösen Veränderungen in der Papillar- und Subpapillarschicht,
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No. 25. Mükdbk, Gebortsverhältnisse in frühem Lebensalter. 443
Wucherung der Papillen, Verdickung der Hornschicht an den war-
zigen Partien; dagegen waren Tuberkelbacillen nicht zu finden.
Von Interesse war in dem Falle die Aetiologie: der Pat. pflegte
bei seiner Arbeit, um die Instrumente besser halten zu können, sich
in die linke Hand zu spucken und mit der rechten den (bacillen-
haltigen)'Speichel zu verreiben. — 2) K. berichtet über 17 Fälle
von typischer Tuberculosis verrucosa cutis, welche bei 9 männlichen
und 8 weiblichen Pat. im Alter von 14 — 60 Jahren an den distal-
sten Teilen der Extremitäten localisirt war. Bei 7 von ihnen er-
schienen die Lungen einer tuberculösen Erkrankung mindestens ver-
dächtig, bei 9 bestanden noch andere Formen der Hauttuberculose
(Lupus vulgaris, Scrofuloderma). Bei 3 Kranken waren die verru-
cösen Plaques an der Stelle und im Anschluss an Wunden aufge-
treten, die durch spontane Perforation oder durch Incision tubercu-
löser Affectionen entstanden waren. Tuberculininjectionen hatten,
wo sie gemacht wurden meist keine allgemeine, immer aber eine
örtliche Reaction zur Folge. Die Ergebnisse der mikroscopischen
Untersuchung stimmen im Wesentlichen mit denen von Rikhl und
P altauk überein, doch wurden im Gegensatz zu den Angaben jener
Tuberkelbacillen nicht in gröfserer Menge als beim Lupus gefunden.
— Verf. ist der Ansicht, dass weder das histologische noch das
klinische Bild genügend differentielle Momente aufweist, um die
Krankheit als eine neue Form der Hauttuberculose zu characteri-
eiren; er betrachtet sie vielmehr als einen oberflächlichen Lupus
verrucosus. H. Müller.
Fr. Münder, Ueber die Geburtsverhältnisse im frühen Lebens-
alter. (Aus der geburtshilflich - gynäkologischen Klinik in Bern).
Arch. f. Gyn. XXV. H. 1. S. 1.
Zu seinen Untersuchungen über die Geburtsverhältnisse im
frühen Lebensalter hat M. das klinische Material der Berner Frauen-
klinik benutzt vom Jahre 1872 bis 1891. Es wurden in dieser Zeit
6126 Frauen entbunden, unter diesen waren 493 20 Jahre alt und
jünger, das sind 8.05 pCt.
Er kommt zu folgenden Resultaten:
1) Die Menses sind bei jungen Gebärenden meist früher als
gewöhnlich aufgetreten.
2) Die Geburtsverhältnisse sind im Allgemeinen günstig zu
nennen.
3) Allgemein verengte Becken kommen häufiger vor.
4) Schädel- und Gesichtslage sind häufiger. Beckenendlagen
seltener.
5) Die durchschnittliche Geburtsdauer ist um ca. 2-3 Stunden
länger, als bei Primiparen.
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444
Voit. — Fbikdhichs. — Popoff.
No. 25
6; Eklampsie, Wehenschwäche und andere Complicationen sind
nicht häufiger als sonst bei Primiparen; auch nicht die Zangenope-
ration, wohl aber die Perforation.
7) Dammrisse sind seltener. (Episiotomien wurden häufig aus-
geführt).
8) Die Zahl der Mädchengeburten ist relativ gröfser als sonst.
9) Je jQnger die Mutter, um so geringer ist durchschnittlich
die Gröfse der Frucht.
10) Frühzeitige Kinder werden häufiger geboren.
11) Die Lebensverhältnisse der Kinder sind eher günstiger als
sonst, ebenso
12) Die Wochenbettverhältnisse. W. Scbiilein.
C. Voit, Ueber die Beziehungen der Gallenabsonderung zum Ge-
sammtstoffwechsel im tierischen Organismus. Zsitschr. f. Biol. XXX.
S. 523.
Die vorliegende Abhandlung ist im Jahre 1882 als Beitrag za der Festschrift,
welche die Universität za München der Universität zu Würzborg zur Feier des 300-
jSbrigen Bestehens widmete, erschienen. Da dieselbe nur eine geringe Verbreitung
gefunden bat und in neuerer Zeit ähnliche Fragen mehrfach behandelt worden sind,
hat V. sich zu erneutem Abdruck entschlossen. Ref hat über dieselbe seiner Zeit
berichtet (dieses Cbl. 1883, S. 205); es kann daher auf dieses Referat verwiesen
werden. E. Sslkowskl.
W. Friederichs, Ueber Eisen in der Milch. Dissert. Wiirzburg
1893.
Bei einer Frau, der beim Säugen reichlich aus der anderen Brustdrüse eine dünne
wSsserige Milch abtropfte, fGalactorrhoe), hat Verf., unter KimKiL’s Leitung, den Eisen-
gehalt der (eingeAscherten) Milch bestimmt (als Schwefeleisen ausgefallt, io Eisenoxyd
übergeführt und als solches gewogen). In 4 Portionen Milch ergab sich der Eisenge-
halt zu 1.1 mg pro Liter. Darreichung von phosphorsaurem Eisenoxyd liefe den Fe-
Gehalt der Milch nicht nachweisbar ansteigen. — Bei einer mit Kleie, Heu n. Klee
gefütterten Ziege fand sich in der Milch 1.6 mg Fe pro Liter; Einführung von unlös-
lichem (nicht atzenden) Eisenphosphat zu 0.2 — 0.5 g pro Tag bewirkte gleichfalls keine
erkennbare Zunahme des Milch-Fe. J. Munk.
N. M. Popoff, Pathologisch-anatomische Veränderungen des Cen-
tralnervensystems bei der asiatischen Cholera. Virch. Arch. Bd. 136
p. 42.
Verf. hat das Centralnervensystera in 2 Fallen asiatischer Cholera einer genauen
Untersuchung unterzogen und dabei in beiden Fallen einen entzündlichen Prozess in
sämmtlichen Gegenden konstatirt. Im Rückenmark sind hauptsächlich Vorderhfirner
und weifse Substanz ergriffen; die Kerne der Gehirnnerven und die subkorticalen
Ganglien sind in wechselnder Intensität befallen. In den Grofshirnhemispbaren leidet
die graue Substanz starker wie die weifse Die wesentlichsten Zeichen der Entzün-
dung sind Hypertrophie der Axencylinder, Ueberfüllung der Blutgeflfse, Wucherung
der Kerne der Gefafswände, eine im Vergleich zum normalen Rückenmark beträcht-
liche Vermehrung der Neuroglia-Kerne und Kernteilungen in den Ganglieuxellen. Die
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ÜSfo. 25.
Colrt. — Eiachniq. — Rasch.
445
bald mehr acut, bald mehr chronisch auftretende Entzündung des Centralnervensystems
bei der Cholera aaiatica erinnert am meisten an die HarnTsche Encephalitis hyper-
tropbica. M. Hothmann.
W. B. Coley, The treatment of malignant tutnoure by repeated
inoculations of Erysipelas; with a report of the original cases.
Amer. Jonro. of the med. So. 1893. p. 483.
Ansser 10 eigenen hiehergehörigen Fallen bat C. noch 37 anderer Beobachter
in einer Tabelle zusammengestellt. Ans der ron einem Litteraturverzeichniss beglei-
teten Arbeit können hier nur die Schlusssätze wiedergegeben werden: 1) die Heilwir-
kung des Erysipels auf bösartige Geschwülste ist eine rollbegründete Thatsache. 2) Die
Wirkung auf Sarcom ist gröber als auf Carcinom etwa im Verhältoiss wie 3:1.
3) Die Behandlung ron nicht operirbaren bösartigen Geschwülsten durch wiederbo’te
Einimpfungen ron Erysipel ist practisch rerwertbar und nicht ron grofsem Risico be
gleitet. 4) Die Heilwirkung findet auf den Gesammtorgaoitmus statt und beruht
wahrscheinlich hauptsächlich auf den giftigen Producten des Streptococcus, welche
letztere isolirt und gebraucht werden können, ohne Erysipel herrorxurufen.
6) Diese Methode soll aber nicht unterschiedslos angewendet werden, beror fernere
Versuche ihrer Grenzen bestimmt haben. P.GSterbock.
A. Eisehnig, Ueber den Einfluss des Verschlusses der Arteria
ophthalmica und der Carotis auf das Sehorgan, v. Gräfe’s Arch. f.
Ophtbalm. XXXIX. p. 1 49.
Auf Grund der Beobachtung eines Falles ron Obliteration des Ursprungs der
Carotis communis sin. infolge ron chronischer Endaortitis, Thrombose der Carotis
comm. sin. und Carotis interna sin. bis Uber die Arteria ophthalmica hinaus , unvoll-
ständiger Verstopfung des Anfaogsstückes der Arteria ophtbalm. sin. bei klinisch und
anatomisch normalem Befund am linken Auge, sowie eines weiteren Falles von Throm-
bose der Carotis sin. und des Anfangstückes der Art. ophthalmica sin bei normalem
Befund an den Angengefäfsen, und von Injectionsrersucben an 9 Leichen sucht E.
dem Einfiusse des Verschlusses der Arteria ophthalmica und Carotis auf das Auge
näher zu rücken. Danach würde ein allmäliger Verschluss, wie er bei der Thrombose
der Arteria ophthalmica, der Carotis interna und Carotis communis rorkommt, ohne
jeglichen Einfluss auf die Circulation der Gefäfae der Augenhöhle, auch der Netzhaut
bleiben. Der plötslicbe Verschluss aber könne durch die im Momente des Verschlusses
eintretende Aenderung in der Circulation vorübergehende flüchtige Störungen hervor-
rufen, jedoch ohne anatomische Läsion, da die Weite der Gefäfsverbindungen zwischen
den Zweigen der Arteria ophthalmica und Carotis externa beider Seiten eine sehr
rasche oder sofortige Wiederherstellung normaler Blutfüllung ermöglicht. Hontmsnn.
Rasch, Ueber die Häufigkeit und Bedeutung von Mittelohrentzön-
dungen bei kleinen kranken Kindern. Jahrb. f. Kinderheilk. XXXUI.
S. 319.
Auf Grund von 70 im Bauerohospital io Kopenhagen vorgenommenen Obductionen
an Kinderteichen, bei denen Verf. in 61 Fällen die Mittelohren untersucht und, mit
Ausnahme voo 5 Fällen, pathologische Veränderungen derselben gefunden hatte, stellt
er folgende Sätze auf: Besonders häufig (in pp. 76 pCt ) werden bei kleinen, in einem
Hospital verstorbenen Kindern entzündliche Leiden der Mittelohren angetroffen: Bel
Kindern mit Bronchopneumonien kommen die Ohrenentzündungen beinahe ganz con-
stant vor (99 pCt.). Es lässt sich vermutheo, dass die Ohrenentzündungen auch häufig
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446
Storrk. — Bi.achstf.im. — Scholtzk. — Hbrz. No. 25
bei Kindern torkommen , die die Bronchopneumonie überleben nnd dui dieee .pneu-
monischen * Ohrenentzündungen eine bisher beinahe anbeachtete Rolle in der Aetiologia
der Taubstummheit spielen. Diese Ohrenentzündungen perforiren sehr selten das
Trommelfell, weshalb die klinische Kenntniss derselben eine bisher sehr geringe ge
wesen ist. Et termag dieselbe eine Meningitis Torzutäuicheo. 8eh«»b«eh.
Stoerk, Ueber die Kreosottherapie bei Tuberculose des Kehlkopfes
und der Lungen. Frankel’« Arcb. f. I.aryngologie etc. 1. H. 2.
Energischer und berechtigter Protest gegen den Unfug der gegenwlrtig mit der
Rreosottherapie getrieben wird. w. LubiinsU.
Blachstein, Ueber die Virulenz des Kommabacillus in ihrer Be-
ziehung zum Nährboden. Berl. klin. Wochenscbr. 1894, No. 17.
Auf den Einfluss der Salze auf die Virulenz des Cholerabaeillus hat neuerdings
Gamslsia bingewieaeu, welcher fand, dass in etwa € proc Kocbtalzbouillon dieselben ihre
Giftigkeit erhalten bezw. steigern. B. untersuchte nun den Einfluss ron Natriumpbos-
phat, Kochsalz, Magnesiumsulfat und Kalisalpeter; alt Nährboden benützte er eine
2 procent. PeptonlSsung. Das bei Zusatz ron Natriumphosphat entstehende unlSsliche
Diealciumpbotphat machte er durch Zusatz ron wenig Ammoniumcitrat löslich. Die
angewendete Concentration der Salzlösungen schwankte zwischen '/* n< 3 pCt.
Wurden die Cholerabacillen nur in einer Salzlüsung gezüchtet, so erzielte B. keine
Virulenzsteigerung, dagegen gelang ihm dies , wenn er sie erst in Nitratpeptonlüsung
züchtete und dann in PbosphatammoniumcitratlSsung. Die Wirkung der letzteren
wurde ganz besonders dadurch gesteigert, wenn er ihr einige Tropfen eines anorgani-
schen Eisensalzes zuaetzte. B. benutzte schwefelsaurer Eisenoxydul -Ammoniak 0.2 ccm
einer solchen Kultur tfiteteo Mause in 24 Stunden. Scheurtea.
Fr. Schultze, Ueber Leukämie. Aus der medicinischen Klinik in
Bonn. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 52, H. 5, 6.
Entgegen der gewöhnlichen Angabe, wonach eine auffallende Blässe der Haut sich
schon im Beginne der Leukämie bemerkbar mache, weist Verf. auf Grund seiner Er-
fahrungen darauf bin, dass sich trotz grofsen Milztumors und erheblicher leukämischer
Blutbescbaffenheit nicht selten eine frische rote Färbung ron Wangen und Schleim-
häuten findet, die erst io einem spateren Stadium der Erkrankung ein blasses Colorit
annebmen. — Deo bekannten Sternalschmerz (bei Druck auf das Brustbein) glaubt
kerf. durch Berührung des gedrückten Brustbeines mit der stark angeschwollenen und
auf Druck empfindlichen Leber erklären zu können. — In Betreff des Gatwechselt
wiesen die von Dr. Bohland an drei Leukämischen rorgenommeoen Untersuchungen
(entgegen früheren Beobachtern) eine Steigerung der O Aufnahme uod der CO, -Abgabe
nach. — Den bei Leukämie reiatir häufig vorkommendeu Priapismus bezieht Verf.
auf thrombotische Vorgänge in den Corpora carernosa. — Therapeutisch hat er
im Wesentlichen nur Chinin und Arsenik angewendet. Der io einem Falle Angestellte
Versuch mit Einatmung ron Sauerstoff war resultatlot. P«rl.
L. Herz, Ueber die Anwendung des Natrium salicylicum bei Rippen-
fellentzOndung. Wiener med. Wochenscbr. 1893, No. 41.
Verf. berichtet Uber Behandlung sogenannter Erkältungspleuritis mit gröfsereo
Dosen saiicylsauren Natrons; in acht Fällen wirkte es geradezu als Specificum (wäb-
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No. 25.
Gloonrr. — Quinckb. — Staub.
447
rend du Mittel bei Pleoro-Pneutnonie versagte). In allen acht Fällen schwanden
znarst die snbjectiTen Erscheinungen (Seitenstechen), spater die objectiren nnd zwar
wieder erst du Fieber und zuletzt das pleurale Reibegeräuscb. Itn Anschluss hieran
weist Verf. auf die ZiBussss'tcben Arbeiten Ober die reischiedenen Krankheitserreger
verschiedener Pleuritisformen und über den Zusammenhang zwischen Pleuritis und
acutem Gelenkrheumatismus hin und spricht die Ansicht aus, dass du als Antisepti-
cum bewehrte Mittel die Krankheitserreger der Erkältungspleuritis (ebenso wie die
des acuten Gelenkrheumatismus) vernichtet, demnach nicht symptomatisch, sondern
speciBscb wirkt. Gegen die Pnenmoniecoccen dagegen ist es unwirksam und versagt
daher bei denjenigen Rippenfellentzündungen, die zu Pneumonieen hinzutreten.
K, Kronthal.
M. Glogner, Die Schwankungen der electrischen Reizbarkeit der
peripherischen Nerven bei Beii-Berikranken Virohow’s Arcb. 1894,
Bd. 135, H. 2.
Die locale Einwirkung des Krankheitsgiftes (Beri-Beri) auf die peripherischen
Nerven schwankt sehr: mau findet von Zeit zu Zeit sogar eine Erhöhung der Reiz-
barkeit der Nerven für den galvanischen Strom, aber auch eine Herabsetzung der-
selben, welche in bestimmten Intervallen und meist an mehreren Nerven erkennbar ist.
Diese Verscblecbternng im Zustande der Nerven (speciell n. peroneus und tibitlis)
tritt bisweilen ganz plötzlich auf, to dass man au zwei aufeinander folgenden Tngen
bedeutende Cntericbiede Io der galvanizchen Reizbarkeit erhält. Verf. kommt nach
seinen vielfachen und im Original näher einzutebenden Untersuchungen zu dem Ergeb-
niu, dass man eine genaue und vollständige Uebersicht über den Verlauf der Beri-
Beri-Krankheit nur dann bekommt, wenn mau der täglichen Untersuchung des Hertens,
speciell des Pultes, und der Atmung auch eine von Zeit zu Zeit ausgeführte Bestim-
mung der electrischen Reizbarkeit der übrigen peripherischen Nerren und zwar haupt-
sächlich der no. peronei and tibiales hinzufügt. Bernhardt.
H. Quincke, Ueber Meningitis serosa. Sammlung klin. Vorträge. Neue
Folge. No. 67.
Eine grOfsere Anzahl von Beobachtangen am Krankenbett, unter denen mehrere
zur Section kamen, führen den Verf. za einer Gruppirung der Fälle von Hydrocepha
loa. Qu. meint, dass es einen .selbständigen“ Hydrocepbaine bei Kindern und Er-
wachsenen gebe, er entatehe aus einer Meningitis serosa, setze acut ein (mit acutem
oder chronischem Verlauf) oder er beginne chronisch und zeige dann einen progressiven
Verlauf oder auch acute Ezacerbationen. Nach Vorlegung einer grOfaeren Anzahl
von Krankengezchichten geht der Verf. zur Schilderung des Krankheitzrerlaufs über,
wobei die Differenzialdiagnose gegen die anderen Meningitisformen genauer behandelt
wird. Aetiologisch spielen für gewöhnlich Mikroorganismen keine Rolle, der Natur
nach ist die Meniugitis serosa meist ein entzündlicher Erguss, und zwar häufiger ein
ventriculärer alz corticaler, welcher entweder Im Anschluss an acute Krankheiten oder
aeibsiAudig eiusetzt und den oben näher beschriebenen Verianf zeigen kann.
Die klinischen Unterschiede gegen die eitrige Meningitis nnd Tumoren des Ge-
hirns ergaben sich meist aus der leichten Resorptionsfähigkeit des serOsen Ergusses,
oft aber sind die Fälle klinisch kaum zu unterscheiden , besouderz bei chronischem
Verlauf mit Tendenz zur Progression. Therapeutisch wirksam erwies sich bei den
acuten Fällen die Quecksilberbehaudlung, bei chronischen die Ableitung auf die Haut
des Schädels; zur Druck Verminderung ist die lumbale Punction des CerebrospiDalsackz
zu empfehlen. Diese Methoden sowie einige besondere Fälle von Hydrocephalns wer-
den anhangsweise geschildert. ji. Brasch.
A. Staub, Ueber Pemphigus puerperalis und Pemphigus neonato-
rum. (Vortr. geh. auf dem II. intern, dermat. Congr. am 10.
Sept. 1892). Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 49.
Eine an schwerem Puerperalfieber daniederliegende Wöchnerin bekam einen Blasen
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448
Bau?. — Draohibsco, Brown. — Rosrnthal.
No. 25
ausschlag, wahrend gleichzeitig ihr Kind an einem typischen Pemphigus neonatorum
litt. Aach in zwei anderen Pallen beobachtete Verf. das Zusammentreffen leichterer
Pnerperalaffectionen mit Pemphigus der Kinder, einmal zugleich der Mutter and zieht
hieraus den Schluss, dass der Pemphigus neonatorum seinen Ursprung in einer In-
fection intra partum hat. Man wird deshalb, wenn Neugeborene an einem Pemphigus
erkranken, immer nach der Ansteckungsquelle. die meist bei der Hebamme zu finden
sein dürfte, fahnden, um weiteren Infectionen Torzubeugen. H. liflusr.
M. Brey, Zur retroperitonealeo Stielversorgung bei Myomotomie
nach Cbroback. Prager med. Woohensohr. 1893, No. 20. ff.
Casoistischer Beitrag von 23 Fallen mit 8 Todesfällen; alles sind retroperitoneale
StielTersorgungen, nicht aber sind alle 23 Falle Myomotomien, 2 sind sectiones caesa-
reae. Io einem Fall von 4 monatlicher Gravidität und Collummyom wurde der Uterus
mit entfernt. Eine Kauterisation des Stumpfes fand in keinem Ealie statt, nur eine
quere Vernähung desselben zum Zweck der Blutstillung. A. llartio.
1) Draghiesco, Symphysdotomie. La Roumainie medicale 1893, Sept.
2) J. S. Brown, Report of a caae of symphyseotomy. Med. Record
1 893, November.
1) Verf. behandelt zunächst die Gescbiohte der Operation. Als Erfinder stellt er
Ligault, der sie im Jahre 176t zuerst machte, anf. Die beiden Schambeine lauen
sich nach ihm bis auf 5 — 6 cm von einander entfernen, wodurch die Conjugata interna
um 1 \ bis 2 cm wachst Leichenuntersuchungen Fababokuf’s ergaben keine weiteren
Verletzungen der Sacroiliacalgelenke als eine leichte Abhebung der Gelenkbänder.
Verf. berichtet dann über den Verlanf der Operation nach der Angabe Puiin's
und teilt einen von ihm mit Glück operirten Fall mit. Die conjngata vera betrug
7 */* cm.
2) Pat., 26 Jahre alt; 4 Fufs und und 101/, Zoll grofs, 110 Pfand schwer,
batte 1 Mal geboren ; Craniotomie — Am 8. Sept sah B. die Pat. zuerst, nachdem
die Weben vor 20 Stunden begonnen hatten; die Blase war bereits gesprungen; ei
handelte sich nm ein allgemein verengtes, plattes Becken; die conj. betrag 3*/« Zoll;
wiederholte Znngenversuche vergeblich Daher wurde zur Symphyseotomie geschritten
und dann der Kopf mittelst der liegengebliebenen Zange leicht entwickelt. — Heilung
per primam; das Kind gedieh gut. A. Martin.
E. Romenthal, Benzinvergiftung und Benzinmissbrauch. Cbl. f. innere
Med. 1894, No. 13.
Bei einem 1 '/, jährigen Kinde, das etwa 1 Esslöffel Benzin geschlackt batte,
zeigte sich schwere Betaubang, zeitweise Walzbewegungen, kleiner frequenter Puls,
rasselnder Atem, intensiver Benzingeruch, Meteorismus, im gespülten Mageninhalt ond
Stuhl blutige Schleimflocken. Wiederherstellung in einem Tage.
Auf Grund einer zweiten nicht ganz eindeutigen Beobachtung spricht Verf. die
Vermutung aut, dass Beozineinatmuugen speciell von Bandagisten und Handschuh-
näherionen mitunter missbräuchlich zum Zwecke einer rauscbartigeu Betäubung ange-
weudet werden Fr. Straasmann.
Druckfehler: No 23, Seite 40b, 17. Zeile von oben muss es heifseD statt eitrigen
„übrigen“.
Kinaendungen für das ODtralbiatt «erden an die Adresse des Urn. Prof. Dr. M. Bern hardt (Berlin W.
Franiiieisehe Htrafse PI) oder an die Vertagshandinng (Berlin NW., G8. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Prack von L. Schumacher in Berlin.
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/ I'S /
Wöchentlich erscheinen
1 — 2 Bogen; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
2u Mark; su beiieheo
durch alle Huchhandlun-
gen und Postanstalteu.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. SalkowBki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. »O. -Juni. No. 26.
Inhalt: Koiimi u. Fisch, Beitrag zur Lehre von der Haroabsonderung. (Origi-
nal-Mitteilung).
Scboumow-Simanowskt, Ueber den Magensaft und das Pepsin bei Hunden.
— Müs zer, Die harnstoff bildende Function der Leber. — Iskakl, Erfahrungen
über Nierencbirurgie. — Bszold, Befund der Untersuchung Taubstummer. — Leh-
man», Hygiene des Mehls und Brodes. — Piteina, Ueber acute Sarcomatose in-
nerer Organe. — Miasica, Fall von Paokreaskolik. — Vanlaib, Ueber die Re-
generation der Nerven. — Rtzaoz, Cystische Bauchgeschwolst beim Neugeborenen.
Dabtbe, Bestimmung der Dichte des Blutes. — Jakscb, Stickstoffgebalt der
roten Blutzelleo. — Mörnbr, Keducirende Substanz aus Globulin. — Humfbbt,
Tod durch Verstopfung von Halsveueu ur>d A. pulmonaiis. — Baas, Einfluss des
Tuberculius auf die Impftuberculose des Auges. — Krieo und Knaubs, Drüben
epithelkrebs des Kehlkopfs — Grawitz und Steffbn, Bedeutung des Ausvurfs
für die Biologie einiger Bacterien. — Sahli, Ueber die japanische Wärmedose. —
Dzhio, Kochsalzinfusion bei Cholera. — Dasa, Fälle von Akromegalie mit Sec-
tionsbefuud. — - Boesbickem, Zur Aetiologie der Trigeminusneuralgie. — Röh-
ring, Fall von grofsem Naevus. — Kinn, Ueber die Sectio caesarea. — Corizd
and Ansiann, Ueber PhospborvergiftuDg.
Aus dem Laboratorium der I. medicinischeo Klinik in Budapest.
Beitrag lur Lehre der Harnabsondcruiig. — Eine physiologische
Gleichung.
Von A. t. Koranyi u. A. Fisch.
Untersuchungen von A. v. KoaaNTi, deren Veröffentlichung in
der deutschen Ausgabe des Ungar, med. Archivs bevorsteht, er-
gaben als sehr wahrscheinliches Resultat, dass die Glomeruli ein
wesentlich als Transsudat zu betrachtendes Secret liefern, dessen
A- *
A den Gefrierpunkt
des untersuchten Harnes, und x seine Menge bedeuten.
Kochsalzgehall gleich a=^'-^ Gramm ist, wo
o 1 .o
XXXII. Jahrgang.
29
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450 Kokästi n. Fisch, Beitrag zur Lehre von der (larnatsonderang. No. 26
Die Menge dieses Secretes lässt sich auf Grund der Formel
61.3 (2a — Na-Cl) , , „ j vr L „
y = ^ berechnen, wo NaCl den Kochsalzgehalt des
Harnes in Grammen berechnet, und d den Gefrierpunkt des Blutes
bedeutet. Da die Transsudate das Kochsalz im selben Verhältnisse
enthalten, als das Blut, müsste = m dem Kochsalzgehalte des
Blutes gleichkommen.
Um dieses Verhältniss näher zu prüfen, sammelten wir bei
Kaninchen während 24 Stunden den Harn, und bestimmten dessen
Gefrierpunkt und Kochsalzgehalt. Dann wurde das aus der Caro-
tis entnommene centrifugirte Blut auf seinen Gefrierpunkt untersucht,
und aus diesen Daten m berechnet. Nachdem der Kochsalzgehalt
des centrifugirten Blutes. = ft ebenfalls bestimmt wurde, ergab sich,
dass m-J-0.02=fi ist. Theoretisch war zu erwarten, dass m = ft
sei. Da jedoch der Harn in der Blase durch Resorption von Koch-
salz in der Weise verändert wird, dass dadurch der Wert von m
zu niedrig ausfallen muss ist m um die Constante 0.02 zu ver-
gröfsern, damit aus NaCl, und d der Kochsalzgehalt richtig be-
rechnet werde. Somit ergiebt sich für ju folgende Formel, in
welcher NaCl den Procentgehalt des Harnes an Kochsalz be-
deutet: f*= 1.226 A -0.376 NaCl + °02‘
Zum Beweise seien hier folgende Angaben angeführt:
Futter
X
io ccm
A
NaCl %
d
m -f-0.02
/•
Hafer und Kraut
.
35
3.28
1.36
0.60
0.58
0.59
(Jo.
40
2.32
1.1
0.56
0 55
0.56
do.
#
50
2.88
0.64
0.62
0.56
0.55
do.
70
1.95
1
0.56
0.56
0.55
Hafer, Kraut und
Kochsalz . . .
viel
160
1.89
1.68
0:57
0.66
0.65
Milch
180
0.60
0.14
0.60
0.54
0.54
Das Resultat der Vergleichung des gefundenen (p.) und des
berechneten (m -f- 0.02) Kochsalzgehaltes des Blutes ist somit ein
vorzügliches, woraus folgt, dass die Glomeruli in der That ein
Transsudat liefern, dessen Kochsalzgehalt und Menge auf Grund
der obigen Formeln richtig zu berechnen ist.
m erfährt ganz characteristische Veränderungen im Verlaufe ver-
schiedener Krankheiten. Bei Erkrankungen der Niere kommen
zwischen m-|-0.02 und ft beträchtliche Differenzen zum Vorschein,
aus welchen sich eine sichere Diagnose stellen lässt.
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No. 26. Slhoomow-Simanowsky, üeber den Magensaft o. das Pepsin etc. 451
E. O. Schoumow-Siiuaiiowsky, Sur le suc stomacal et la pep-
sine chez les chiens. Arcb. des sc. biol. p. p. l'institut imp. de St. Petersb.
II. S. 463.
Verf. gewann den Magensaft von Hunden mit Magenfistel voll-
kommen rein nach der von Pawlow eingeführten Methode: man
macht dem Hund eine Oesophagusfistel und ernährt ihn dauernd
von der Magenfistel aus. 15 — 17 Stunden nach der Nahrungsauf-
nahme werden dem Hunde kleioe Stückchen Fleisch vorgehalten,
die er mit Begierde verschlingt und die aus der Oesophagusfistel
sofort wieder heraustreten. Nach 6 — 7 Minuten beginnt die Secretion
iles Magensaftes, vermehrt sich allmälig bis 25 ccm in 5 Minuten.
Der Versuch kann mehrere Stunden fortgesetzt und in dieser Zeit
150— 300 ccm vollkommen reiner Magensaft pro Stunde aufgefangen
werden. Derselbe ist ganz klar, von 1.003 bis 1.0059 sp. Gewicht,
beim Erhitzen zum Sieden sich trübend, er giebt keine Biuretreaction,
dagegen die allgemeinen Eiweifsj-eactionen. Seine Acidität betrug
auf Salzsäure berechnet 0.46 bis 0.58 pCt. Der Magensaft besitzt
starke Verdauungskraft und behält dieselbe etwa 1 •/, bis 2 Monate
ziemlich unverändert, dann nimmt sie allmälig ab. Bei 0° oder
unter 0° aufbewahrt trübt sich der Magensaft und giebt schliefslich
einen flockigen Niederschlag. Gleichzeitig beweisen sich die untern
Schichten der Flüssigkeit reicher an Salzsäure, wie die obern. Be-
wahrt man den Magensaft auf, so vermindert sich die Quantität des
durch Kochen sowie des durch Alcohol zu erhaltenden Nieder-
schlages, gleichzeitig nimmt seine Verdauungskraft unter Auftreten
von Älbumosen ab, wahrscheinlich, indem das Pepsin, welches
ei weilsartiger Natur ist, in Albumose übergeht. Betreffs der Zu-
sammensetzung des Magensaftes führt Verf. 5 ausführliche Analysen
des genuinen Magensaftes, desselben nach Ausscheidung eines Nie-
derschlages bei 0°, durch Alcohol, durch Kochen an. lief, begnügt
sich mit der Wiedergabe der Zusammensetzung des einen genuinen
Magensaftes. Dichte 1.0041. Bestandteile in Procenten: Acidität
0.584 (HCl), Chlor 0.589, Trockenrückstand 0.420, Asche 0.16,
Coagulum durch Alcohol 0.18, Coagulum durch Kochen 0.16,
Niederschlag bei 0° 0.0114.
Zur Abscheidung des Pepsins stehen 3 Methoden zu Gebot:
1) Einengen im Vacuum bei 21—30°. 2) Sättigung des Magen-
saftes mit Ammoniumsulfat (von Kühnb schon zur Reindarstellung
künstlichen Magensaftes empfohlen. Ref.) 3) Abkühlen unter 0°.
Verfasserin benützte hauptsächlich die 3. Methode, nebenher, na-
mentlich zur Controlle, die 2. Der durch Abkühlen erhaltene
Niederschlag erwies sich als aus einem Eiweifskörper bestehend,
jedoch stets chlorhaltig; durch Waschen mit Wasser und Alcohol
lässt sich das Chlor zum Teil entfernen.
Der feuchte, wenig gewaschene Niederschlag löst sich in Wasser
mit saurer Reaction, die Lösung hat verdauende Eigenschaften.
Nach der Behandlung mit Alcohol ist der Niederschlag nicht mehr
29 •
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452
Mükzku, Die harnstoffbildende Function der Leber.
No. 26
in Wasser löslich, löst sich aber in Salzsäure von 0.06 pCt. Für
die Zusammensetzung dieses Pepsins ergab sich
durch Abkühlung erhalten durch Ammonsulfat erhalten
C 50.71 50.37
H 7.17 6.88
CI 1.16 u. 1.01 0.89
S 0.98 135 bezw. 1.24
1.455 bezw. 1.50
Das nicht gewaschene Pepsin enthielt 2.31 pCt. Chlor.
Sehr bemerkenswerte Veränderungen erleidet der Hain dieser
Tiere, in 3 Perioden als Tag-, Nacht- und Vormiltagsharn aufge-
fangen, infolge der Abgabe so grofser Quantitäten an Salzsäure.
Die Reaction wird stark alkalisch, der Harn ist trüb und braust
mit Säure auf, die Chloride verschwinden vollständig oder bis auf
Spuren, er enthielt eine kleine Quantität Gallenfarbstoff, jedoch
weder Eiweifs, noch Zucker, noch Pepton. Bemerkenswert ist die
starke Zunahme der Alkalien, namentlich des Natrium in der Periode
tler Magensaftentziehung, entsprechend der Spaltung des Chlorna-
trium in der Magenschleimhaut. Die Quantität der Harnsäure er-
wies sich in dem alkalischen Harn gesteigert. Zahlreiche Einzel-
heiten, sowie die tabellarisch geordneten Resultate der Harnunter-
suchung siehe im Original. E. Salkowski.
E. Münzer, Die harnstoffbildende Function der Leber. Zeitscbr. f.
exper. Pathol. XXXIII. S. 164.
Bei kritischer Behandlung des über diese Frage bisher vorliegen-
den experimentellen Materials glaubt Verf. darthun zu können,
dass einmal die Ergebnisse der Versuche nicht so sehr überein-
stimmen, um daraus mit Entschiedenheit zu folgern, dass die Leber
den ganzen oder die Hauptmasse des im Harn der Säugetiere er-
scheinenden Harnstoffs auf dem Wege einer Synthese aus gewissen,
in anderen Organen entstandenen und durch das Blut ihr zuge-
führten Vorstufen (Ammonsalze, Leucin, Tyrosin u. A.) erzeuge;
vielmehr sei nur festgestellt, dass die Leber die Harnstoffbildung
aus zugeleiteten Ammonsalzen bewirke. Die zur weiteren Prüfung
der Frage vom Verf., z. Th. mit Wintbrbkrg angestellten Unter-
suchungen über den N-Stoffwechsel bei Lebererkrankungen, in denen
der Ges.-N nach K.jkldabl, der Harnstoff nach Mökmck - Sjöqcist,
NH3 nach Schloesino bestimmt wurden, haben ebenfalls keinen
sicheren Beweis für die harnstoffbildende Function der Leber ge-
winnen lassen. Bei chronischen Erkrankungen (atrophische bezw-
hypertrophische Cirrhose, schwerer Icterus bei Leberkrebs), fand sich
bei genügender Berücksichtigung des Nahrungs-N weder die abso-
lute Menge des Harnstoffs und des Ammoniaks im Harn, noch
ihr relatives Verhältnis zu einander bezw. zur Harnsäure merklich
geändert; nuch per os eingegebene Ammonsalze (Amm. citric. , carb.)
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No. 26.
Israel, Erfahrungen über Nierenchirurgie.
453
wurden zu Harnstoff weiter verarbeitet. In einem Falle von acuter
gelber Leberatrophie fand sich über 9/, 0 des Ges.-N in Form von
H arnstoff, vom Ges.-N als Ammoniak, in 2 anderen, bei denen
«lie Section eine fast totale Zerstörung der Leberzellen aufwics, fan-
den sich dagegen über '/« resp. 1 '3 des Harn-N in Form von Am-
moniak), sodass hier allerdings eine unzweifelhafte Zunahme des
Harn-NH, neben entsprechender Abnahme des Harnstoffs bestand.
Allein selbst diese grofsen Ammoniakmengen seien nicht gröfser,
als man sie auch bei anderen mit Säuerung des Körpers (Abnahme
der Blutalkalescenz) einhergehenden Processen findet und hierher
gehöre auch die acute Phosphorvergiftung, welche in diesen beiden
Fällen die Ursache der acuten Leberatrophie war. Auch das Vor-
kommen von Tyrosin u. A. im Harn bei dieser Erkrankung sei
ebenfalls kein Beweis, dass diese Körper Vorstufen des Harnstoffes
wären, aber nicht in Harnstoff umgebildet werden konnten , denn
dae Gewebe der Leber zerfalle bei der acuten Leberatrophie selbst
rasch, z. Th. wenigstens unter Entstehung von Tyrosin, daher dies
Zerfallproduct, in das Blut eingeschwemmt, im Harn erscheint.
Verf. erklärt es für ebenso möglich, dass im Sinne der früheren
Anschauung in jeden einzelnen Organen die Harnstoffbildung in
mehr oder minder hohem Grade vor sich ginge. J. Munk.
J. Israel, Erfahrungen Ober Nierenchirurgie. Arch. f. klin. Chir. XLV1I.
S. 303. (Auch als Sood.-Abdr.) [Schluss].
Aetiologie der Hydronephrose. Im Gegensatz zur pri-
mären Pyonephrose waren alle Patt, mit Hydronephrose nicht über
40 Jahre alt. Von 3 nicht-intermittirenden Fällen kamen alle, von
6 intermittirenden nur 1 auf das männliche Geschlecht. Die meisten
Hydronephrosen waren eiterig inficirt, sie sind aber deshalb nicht
(wie Kustbk gethan) mit den Pyonephrosen als „Sacknieren" zu
vereinigen, bei ihnen ist die Harnstauung, bei diesen die Infection
das primäre. Die Infection hrfolgt hier entweder vom Blut aus
oder per contiguitatem, so bei einem 23jähr. Patienten mit Tripper-
cystitis. Die dauernde Hydronephrose kann sich aus intermittiren-
der im Sinne von Landau u. Tkrrikb durch Fixation einer beweg-
lichen Niere an abnormer Stelle und dadurch bedingte Abknickung
des Ureters entwickeln. Die Ursache hierfür sind Verwachsungen
oder wiederholte Anfälle von Harnstauung, nach denen das Nieren-
becken an Elasticität verliert, ausgeweitet bleibt und das vergrößerte
Organ herabsinken muss. Nicht immer trifft jedoch diese Aetiologie
zu, manchmal bleiben die Ursachen im Dunkeln. Zweimal konnte
I. an der dislocirten Niere keinerlei Beweglichkeit nachweisen, bei
einer colossalen Hydronephrose war das Leiden wegen des nur
3’/j Jahr betragenden Alters des Pat. für angeboren zu halten. —
Bei Behandlung der Hydronephrose erwies sich die in einem
Falle von anderer Seite gemachte transperitoneale Fistel b i 1-
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454
Israel, Erfahrungen über Nierenohirnrgie.
No. 26
»Jung als die Radicaloperation erschwerend. Die Punction er-
achtet I. ausnahmsweise, meist nur als palliative Maßnahme zulässig,
wenn nämlich der Sack kein secernirendes Parenchym enthält, wenn
das Abflusshinderniss nur vorübergehend besteht, bezw. durch Ent-
leerung des Sackes schwindet. I.’a eigene, in allen 9 Fällen er-
folgreiche Behandlung bestand 2 Mal in Nephrotomie allein, 2 Mal
in Nephrotomie mit späterer Exstirpation und 5 Mal in letzterer
allein. Bei 1 Pal. blieb nach Nephrotomie eine nicht störende
Fistel. För die Wahl der Operation ist ausser dem Zustand der
anderen Niere das Alter des Processes, resp. der Bestand an secer-
nirendem Nierenparenchym mafsgebend.
Die Aetiologie der Pyonephrose war nur in wenigen
Fällen, wenn das Vorangehen von Hydronephrose und Nephroli-
thiasis gefehlt hatte, ganz klar. Von 9 männlichen Patt, hatten 4
Gonorrhoe gehabt, jedoch nur 1 in zeitlichen Zusammenhängen mit
Pyonephrose. Bei 3 weiblichen Patt, bestanden gröbere Genital-
läsionen; Schwangerschaft und Entbindung allein bieten dagegen
keiae ausreichende Aetiologie der Pyonephrose. — Von 2 Fällen
reinen Nierenabscesses, bei männlichen Patt, knöpfte der eine
an alte Trippercystitis an; bei dem andern fand sich geschwulst-
artige von zahlreichen kleinen Eiterungen durchsetzte interstitielle
Nephritis kurz nach einem Nackencarbunkel. Bei der äusseren
Aehnlichkeit dieses mit der Nierenaffection mochte man an eine von
ihm ausgehende Verschleppung von Entzöndungserregern nach der
Niere denken.
Nephrectomie wegen Ureteritis hat I. in einem kürzlich
veröffentlichten Falle ausgeführt.
III. Ni erentuberculose. Im Anschluss an Früheres findet
I. durch 4 */2 jähr. Beobachtung eines Falles von Exstirpation einer
tuberculösen Niere bestätigt, dass diese lange Zeit das einzige tuber-
culös erkrankte Organ des Urogenital-Systems sein kann. Von 2
neueren Nephrectomien wegen Nierentuberculose verlief die eine
trotz Complication mit Schwangerschaft glücklich, die andere ist
noch nicht völlig geheilt. Zur Mehlung von Wundinfection mit
tuberculösem Eiter und späterer Granulationstuberculose empfehlen
sich möglichst intacte Entfernung des ganzen Organs und, — um diese
bei seiner Brüchigkeit zu erleichtern, — ebenso wie bei malignen Tu-
moren eine möglichst grol'se äussere Incision.
IV. Nierensyphilis. Wiederveröffentlichung von 2 hieherge-
hörigen Nephrectomien (1892).
V. Nierensteine. 5 Fälle mit Pyonephrose glichen völlig
gewöhnlichen Fällen dieser. Ausserdem hat I. 3 Mal wegen Anurie
und 5 Mal als Operation der Wahl die Nephrolithotomie aus-
geführt. Von letzteren 5 (3 Frauen und 2 Männer) starb 1 Frau
an Folgen der Chloroformnarcose (Beeinträchtigung des Nieren-
epithels). Bei den 4 Geheilten hat I. 3 Mal die Pyelotomie und
1 Mal die Eröffnung des Nierenbeckens durch Sectionsschnitt ge-
macht. In allen 4 Fällen wurde durch sofortige Naht erste Ver-
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No. 26. Bbzolu, Befund der Untersuchung Taubstummer. 455
einiguug erzielt und ist hierfür u. A. von Wichtigkeit die tempo-
räre Compression der Nahtlinie. Zu verwerfen ist nachträgliche
starke Wundtamponade, weil von ihr aus in einem anderweitigen
Falle Lähmung des Colon mit tötlichem Ausgange sich entwickelte.
Fyelotomie und Sectionsschnitt haben für die Nephrolithotomie ge-
trennte Anzeigen; den Sectionsschnitt soll man nur anwenden, wenn
der Stein nach Freilegung der Niere nicht direct zu fühlen oder
ein grofser Korallenstein nicht ohne Zerbrechen durch Nierenbecken-
incision entfernbar ist. — Von den 3 Nephrolithotomien bei totaler
Anurie mit 1 Heilung und 2 j vermögen ein tätlicher und der
/genesene Fall die Existenz einer reflectorischen Anurie durch
Secretionshemmung der einen Niere bei Verstopfung der andern
zu bestätigen. Gleiches thun auch zwei anderweitige Erfahrungen
I.’s dar, hinsichtlich des reflector. Einflusses, den Reizzustände einer
Niere resp. deren Nerven auf die Function der zweiten auszuüben
im Stande sind, und ist für I. die reflectorische Anurie resp. Oli-
gurie eine wohl beglaubigte Thatsache.
VI. Nierenblutungen aus unbekannter Ursache. An die
Fälle von Schkdk u. Sknatok reiht sich hier eine eigene Beobachtung
bei einer 52jährigen Frau, bei der man sich durch Freilegung und
Eröffnung mittels Sectionschnitt vom Mangel jeden anatomischen
Substrates für die Blutung überzeugte: Schluss der Nierenwunde
und Schwinden der Hämaturie nach 2 Tagen.
VII. Wanderniere. I berichtet nur über 4 Nephropexieen,
darunter 2 auf Wunsch der Patt, als Zugabe zur Nephrolithotomie.
I. hält die Nephropexie nur dort angezeigt, wo von der beweglichen
Niere typische Schmerzanfälle, die Vorläufer intermittirender Hydro-
nephrose, in Folge von plötzlicher Abflussbehinderung ausgehen.
I. operirt mit geringen Modificationen nach Guton; er konnte sich
bei einem 38jährigen Mädchen, welches 3 '/a Monate nach der Ne-
phropexie an Volvulus des Dünndarms starb, von der dauerhaften
Fixation der dislocirten Niere an normaler Stelle überzeugen.
P. Güterbock.
Bezold, Vorläufige Mitteilungen über die Untersuchung der Schüler
des Münchener k. Taubstummeninstituts. Münchner med. Wochenschr.
1893, No. 48. S.-A.
B.’s Untersuchungen wurden an 79 Taubstummen angestellt.
Zur Prüfung wurde die in ihrem untern Teil aus belasteten Stimm-
gabeln, in ihrem oberen Teil aus drei gedeckten Orgelpfeifchen und
dem Galtonpfeifchen bestehende Tonreihe verwendet. Ausserdem
wurde noch in jedem Falle das Hörvermögen für die Glocke und
die Sprache geprüft. Es ergab sich, dass von den 158 Gehöror-
ganen 48 total taub waren. Nur 15 Individuen waren doppel-
seitig total taub. In einem Fall waren die Angaben unbrauchbar,
von den übrig bleibenden 108 Gehörorganen hörten 68 Glocke u.
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456 Lbhmann, Hygiene des Mehls und Brodes. No. 26
Pfeifchen, 21 beide nicht, 17 die Glocke allein, 2 das Pfeifchen
allein. Der Ausfall des Gehörvermögens fand sich entweder am
oberen oder am unteren Ende oder an beiden Enden der Tonscala
oder endlich an verschiedenen Stellen und in verschiedener Aus-
dehnung innerhalb ihrer Continuität, die letztere Form des Aus-
falles will Verf. als „Löcken“ bezeichnen. Sie fanden eich sowohl
eieseitig (16 Mal) als doppelt (11 Mal). Als „Insel“ bezeichnet
Verf. die bei einzelnen Taubstummen noch vorhandenen kleinsten
Ilörstrecken, wie sie im Umfang von 2 halben Octaven bis zur
Ausdehnung von 2 */2 Octaven gefunden wurden. Ein derartiger
nur auf eine „Insel“ beschränkter Hörbereich war in 28 Gehör-
organen vorhanden. Ein Defect des ganzen oberen Bereichs der
Tonscala bis herab zum g'J fand sich nur 1 Mal. Dabei wurde
der ganze untere Teil der Scala bis in die Subcontraoctave hinein
percipirt. Ein Defect an der oberen und unteren Tongrenze zu-
gleich war 8 Mal vorhanden. Bei 18 Gehörorganen bestanden am
oberen Ende nur unwesentliche Defecte, welche Galton 7 nach ab-
wärts nicht überschreiten, während durchgehende grofse Defecte am
unteren Teil der Scala von 4 V* bis zu 7 Octaven bestanden. In
33 Fällen fanden sich zwar auch nur unwesentliche Defecte vom
oberen Ende bis zu Galton ca. 7, also auch am unteren Ende
nahmen die Defecte successive am Umfang ab von 4 Octaven bis
zu '/2 Octave. Bei der Gesammtöbersicht der Gruppen tritt' die
Thatsache hervor, dass Defecte am unteren Ende der Scala in
gröfserer Häufigkeit und in gröfserer Ausdehnung Vorkommen als
am oberen Ende. Die Schlussfolgerungen, welche aus den Hörbe-
funden und ihrer Zusammenstellung sich ergeben, behält sich Verf.
für einer späteren Arbeit vor. Sohwabach.
R. B. Lehmann , Hygienische Studien Ober Mehl und Brot mit
besonderer Berücksichtigung der gegenwärtig in Deutschland
üblichen Brotkost. I. Teil: Zermahlungsgrad. II. Teil Unkraut-
gehalt. Archiv f. Hygiene 1893, XIX. S. 71.
Methodische Untersuchungen des deutschen Mehls liegen bis
jetzt nur über die Ausnötzbarkeit desselben und seine chemische
Zusammensetzung vor; nach der von L. eingeschlagenen Richtung
sind dieselben neu. Die Veranlassung bot die Ausstellung von
Broten durch Mühlenbesitzer Uhlhobn aus Grevenbroich gelegentlich
des internat. med. Kongresses in Berlin 1890; von dorther stammen
auch viele untersuchten Brode und Mehle. Im Ganzen wurden
etwa 170 Brote und 70 Mehlsorten untersucht.
Der Zermahlungsgrad der Mehle wurde mit dem Siebsaz fest-
gestellt. Der Durchmesser der gesiebten Fragmente und der von
L. gewählte Name war:
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No. 26. Pktrin*, üeber acute Sarcomatose innerer Organe. 457
1) 4 — 2 min Grobschrot. 2) 2 — 1.25 mm Mittelschrot. 3)1.25
bis 0.7 mm Feinschrot. 4) 0.7 — 0.5 mm Grobmehl. 5) 0.5— 0.2 mm
Mittelmehl. 6) unter 0.2 Feinmehl.
Oie hiernach erhaltenen Resultate stellt L. in 4 Tabellen dar;
die erste enthält 16 grobe Mehle sog. Schrotmehle, die teilweise
bis ca. 25 pCt. 4 bis 2 mm Fragmente und bis zu 80 pCt. Ober
0.5 mm grofse Fragmente hatten. Die „Mehle mittlerer Qualität
aus Landmühlen“ bestanden zu etwa ein Viertel bis zur Hälfte aus
0.5 — 0.2 mm Fragmenten, während die Mehle aus Kunstmühlen zu
80 — 100 pCt. aus Fragmenten unter 0.2 mm zusammengesetzt waren.
Mais- und Hafermehl glich den mittleren Qualitäten der Landm&hlen,
Gerstenmehl mehr den Kunstmehlen. Da nun die Grobkörnigkeit
die Auenützungsfähigkeit beeinträchtigt, stellt L. die Forderung,
dass ein Mehl nicht mehr als 5— 20 pCt. , 0.5 — 0.2 mm Fragmente
enthalten dürfe. Der Rest soll kleiner als 0.2 mm sein.
Der Gehalt an Schmutz und Unkraut wurde an Getreide,
Schrotmehl und Schrotbrod festgestellt. Bei Getreide wurden aus
100 g was nicht Roggen bezw. Weizen war, ausgesucht und die
Sameoart bestimmt. Vom Schrotmehl suchte Verf. aus den beiden
gröbsten Siebfractionen, die etwa 50 pCt. des Mehls ausmachten,
Unkraut und Schmutz aus. Es fand sich Stroh, Micken, Kornrade
Mutterkorn u. a. Schrotbrod wurde getrocknet und mit 1 procent.
Schwefelsäure gekocht, dann wird vom Bodensatz abgegossen, nach-
gewaschen und mit Natronlauge gekocht, dann abgegossen. Es
bleiben nur die gröberen Unkrautreste und Cellulosefragmente
zurück.
Die Resultate waren, dass im ungereinigten Roggen sich 0.3 pCt.
bis 2.1 pCt. giftige Unkräuter, im gereinigten 0.1 pCt. fanden.
Aehnlich waren die Verhältnisse beim Weizen. Dies waren haupt-
sächlich süddeutsche Mehlsorten; in den norddeutschen waren diese
Verhältnisse viel schlimmer, einmal fand L. einen Gehalt von
7.3 pCt. allein an Kornrade. Ebenso fand sich stets Mutterkorn,
manchmal bis 0.9 pCt. So kommt L. zu dem Schluss, dass einige
der untersuchten Mehle direct gesundheitsschädlich waren, „dass
die fast durchweg ungenügend gereinigten Schrotbrode der nord-
deutschen Landbezirke nicht nur ekelhafte und minderwertige, son-
dern auch intensiv giftige Bestandteile in bedeutender, stellenweise
in sehr bedenklicher Menge enthalten“. Scheurlen.
Petrina , Ueber hohe typische Temperatur-Steigerungen bei acuter
Sarcomatose innerer Organe. Sep. Abdr. a. d. Prager med. Woohenscbr.
1894, No. 3. 5.
Verf. beobachtete 2 sehr sonderbar verlaufende, intra vitam
kaum diagnosticirbare Fälle von acuter Sarcomatose innerer Organe,
bei denen als das Bemerkenswerteste das Auftreten von hohen Tem-
peraturscheinungen mit typischem Verlauf zu verzeichnen war. Der
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458
M inn ich, Fall von Pankreaskolik.
No. 26
erste Fall, der eine 38jährige, früher stets gesunde Frau betraf,
täuschte vollständig das klassische Bild einer miliaren Tuberculose
der Lungen und des Darms vor; die pathologisch -anatomische Di-
agnose lautete: Lymphosarcom der Halsdrüse mit Metastasen in
der Milz und Leber. Der zweite Fall betraf einen 22jährigen,
ebenfalls früher stets gesunden Studenten; die klinische Diagnose
lautete: beiderseitige Pleuritis und acute Lungentuberculose, die
pathologisch-anatomische: Sarcoma carcinomatodes mediastini (glan-
dulae thymicae), sarcoma secundarium pulmonum et hepatis, pleu-
ritis bilateralis et pericarditis. In beiden Fällen hatte die Sarco-
matose die äusseren Lymphdrüsen vollkommen verschont und da-
durch die Diagnose fast unmöglich gemacht. Die Schlussfolgerungen,
die Verf. aus der Beobachtung dieser Fälle zieht, sind kurz fol-
gende: Bei Sarcomen innerer Organe, auch wenn diese maligne
Neubildung in kleinen und wenig zahlreichen Knötchen auftritt,
können hohe typische Fieberbewegungen auftreten: der Gang der
hohen Temperaturen kann ein remittirender sein und vollkommen
dem einer acuten Tuberculose der serösen Häute oder der Lunge
gleichen. Findet eine schubweise Metastasenbildung statt, so wird
auch die Temperatur stofsweise erhöht. Die von anderer Seite auf-
gestellte Behauptung, dass in höherem Grade als die Erkrankung
der blutbereitenden Organe das Ergriffensein abdominaler Einge-
weide für die Erregung des typischen Temperaturganges als bedeu-
tungsvoll angesehen werden muss, findet in obigen zwei Fällen
keine Bestätigung. K. Kronthsl.
W. Minnich, Ein Fall von Pankreascolik. Berl. klin. Woohenschr.
1894, No. 8.
M. hat bei einem 68 Jahre alten Manne mit Gallensteindia-
these die Diagnose auf Pankreascolik auf Grund von im Stuhle
Vorgefundenen Speichelsteinen gestellt, wiewohl sonst keinerlei für
die genannte Krankheit als bestimmend geltenden Symptome vor-
handen waren. Die Steine waren halbfest, amorph und reich an
organischen Substanzen; man konnte sie mit anderen geformten
Ausscheidungsproducten kaum vergleichen. Zudem hatte der Kranke
bei seinen Gallensteincoliken mehrfach typische Pigmentcholestearin-
steine entleert. Darmsteine liefsen sich ohne Weiteres ausschliefsen
im Hinblick auf die mit icterischer Erscheinungen einhergehenden
Kolikanfälle. Die Pankreascolikanfälle wurden von dem mit echten
Gallensteincoliken wohlvertrauten Kranken als der letzteren völlig
identisch geschildeit.
Die Prognose stellt M. voraussichtlich günstig, da während
dreier Monate weder eine Gewichtsabnahme noch Verdauungsstö-
rungen, noch endlich Veränderungen in der Stuhlbeschafifenheit be-
obachtet wurden, und weil die Pancreassteinerkrankungen (Cirrhose)
erfahrungsgemäfs von sehr langer Dauer sind.
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No. 26.
Vahiaib, üeber die Regeneration der Narren.
459
Eine Totalocclusion der Pancreasdrüse bestand in dem vorlie-
genden Falle sicherlich nicht. Dieselbe kann überhaupt nur in fol-
genden drei Fällen eintreten:
1) Bei Verlegung der Portio intestinalis beider Gänge durch
Steine.
2) Bei Verlegung der Port, intest. Duct. Wirsung. mit ange-
geborener Obliteration der Darmmündung des Nebenganges, die
schon zu verschiedenen Malen anatomisch festgestellt wurde und
3) bei multipler Verlegung der Drüsengänge durch massen-
hafte Steinbildung. C. Rosentbal.
C. Vanlair, Recherches chronomdtriques sur la rcgdneration des
nerfs. Archives de Pkysiol. etc. 1894, No. 2.
Von den ungemein interessanten und mühevollen Unter-
suchungen des Verf.’s, über die Zeit, welche die vollständige Re-
generation eines entarteten Nerven in Anspruch nimmt, sowie über
die Zeitdauer, während welcher die einzelnen Phasen dieses Re-
generationsprocesses sich abspielen, im Einzelnen ein Referat zu
geben, ist wegen des knapp zugemessenen Raums an dieser Stelle
kaum angängig. Wir verweisen den interessirten Leser auf die
Originalarbeit und begnügen uns, die vom Verf. selbst aus seinen
Arbeiten gezogenen Schlussfolgerungen in freier Uebersetzung hier
folgen zu lassen.
Beim Hunde und ohne Zweifel auch beim Menschen vollzieht
Bich die ideale Regeneration eines Nerven (d. h. wenn kein zu-
fälliges Hinderniss den Vorgang beeinträchtigt) mit einer fast voll-
kommenen chronologischen Regelmäfsigkeit, soweit Nerven mit
langer directer Verlaufsbahn in Frage kommen.
Betrachtet man die für eine vollkommene Wiederherstellung
nötige Zeit im Ganzen, so kann man die mittlere Geschwindigkeit
in der Ausbreitung der neugebildeten Nervenfasern als einen Milli-
meter für einen Tag betragend annehmen. Zieht man die einzelnen
Phasen des Regenerationsprocesses in Betracht, so kommt man zu
folgenden Zahlenwerten: die für die Ausbildung des ersten Stadium
(die Anfangswucherung am centralen Stumpf und die Ausbreitung
der Nerven von dort aus) nötige Zeit beträgt etwa 40 Tage. Die
Zeit für die beiden anderen Phasen wechselt natürlich je nach dem
Abstand der beiden Nervenstümpfe, wenn es sich um eine Reeection
handelt, und je nach der Länge des peripherischen Abschnittes.
Wenn man durch Rechnung die gefundenen Werte auf eine ge-
meinsame Basis zurückführt, so findet man bei einer Länge des
resecirten Stückes von 1cm, dass die neuen Fasern täglich ein
Zwischenstück etwa 2.5 Decimillimeter zurücklegen. Sind die
Stümpfe zwei cm von einander entfernt, so vermehrt sich die
Schnelligkeit ziemlich erheblich, verlangsamt sich aber, wenn die
eben genannte Grenze (des Abstandes der Nerven) überschritten
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460 Rakson, Cyslische B&uchgeschwulst beim Neogeborenen. No. 26
wird und zwar fast in directein Verhältnis» zur Länge des Zwischen-
raumes.
Durch das peripherische Ende wachsen die neuen Fasern mit
einer Geschwindigkeit von etwa einem Millimeter pro Tag: diese
Geschwindigkeit übersteigt die, welche man für das Auswachsen im
Zwischenraum (zwischen den beiden Stümpfen) findet, beträchtlich.
Dies hängt von rein mechanischen Bedingungen ab, denn im peri-
pherischen Stumpf finden die neugebildeten Nerven einen schon
vorgebildeten Leitungsweg, während sie in dem beide Stümpfe
trennenden Zwischenraum auf mannigfache Hindernisse stofsen, die
sich ihnen auf dem Wege zur Peripherie in den Weg stellen.
Aehnliche, besonders beim Tiere interessante Verhältnisse finden
sich für die Restitution der verschiedenen Abschnitte des n. tibialis
(yom Verf. genauer studirt). Man wusste durch Rakvieb’s und des
Verf.’s Versuche schon, dass die Richtung der neuen Fasern ein-
zig durch die physikalischen Verhältnisse der umgebenden Medien
bestimmt wird. V.’s neue Versuche zeigen nun, dass auch die
Schnelligkeit des Regenerationsprocesses in directem Verhältnis»
steht zu der Beschaffenheit und Structur der Gewebspartien, welche
durchwandert werden müssen, damit die neugebildeten Nervenfasern
zu ihrem Endziel gelangen können. Bernhardt.
W. L. Ransoil, A cystic tumor of the bladder in a stillborn child.
Medical News 1893, Nov. 11.
Die Extraction des betreffenden Kindes machte nach der spon-
tanen Geburt des Kopfes bedeutende Schwierigkeiten, so dass ein
beträchtlicher Dammriss zu Stande kam; der Nabelstrang war um
den Hals geschlungen; halbstündige Wiederbelebungsversuche waren
ohne Erfolg. — Das Abdomen des ausgetragenen Kindes war
durch eineo elastischen Tumor sehr stark ausgedehnt; die Section
ergab, dass es sich um einen multiloculären cystischen Tumor han-
delte, der das Abdomen vollständig ausfüllte; er war mit der vor-
deren Wand vollständig fest verwachsen. — Der Tumor bestand
aus einer kleinen und 3 groisen Cysten; die kleine war mit rah-
miger Flüssigkeit, die gröfsere mit teils klarem, teils trübem Urin
angefüllt; der Tumor schien vom Becken auszugehen und war
dort mit drei starken fibrösen Strängen fixirl.
Die linke Niere war 16 Mal gröfser wie die normale auf der
rechten Seite. Der Ureter war in Folge seiner starken Ausdeh-
nung zuerst für das Colon descendens gehalten worden; derselbe
mündet in die unterste der 3 grofsen Cysten.
Die äussern Genitalien des weiblichen Kindes waren normal;
die Urethra war nicht undurchgängig und liefs sich, wenn auch
mit Mühe bis zu dem Tumor verfolgen; von den inneren Genital-
organen war nichts aufzufinden. — Die Leber lag oberhalb des
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No. 26. Dastre. — Jakbor. — Mörhrr. — Homphry. 461
Tumor innerhalb der Brusthöhle. — Das Herz war stark ver-
gröfsert; vom Lungengewebe wurden nur noch ganz minimale
Streifen unterhalb der Claviculae gefunden. A. Martin.
A. Dastre, Methode nouvelle pour la d^termination de la densit<5
du sang. Arcb. de pbysiol. 1893, p. 791.
Ein oder wenige BtuUtropfen werden in einer Mischung von Olivenöl und Chlor*
kohlenstoff (CCI,) aufgefangen, die weder mit dem Blut sich mischt, noch koaguli-
rend wirkt. Es wird nun so lange tropfenweise das leichtere Oel bezw. der schwerere
CblorkohlenstofT zugesetzt, bis der Blutstropfen in der Mischung schwebt. Das spez.
Gewicht des das Blut tragenden Gemisches entspricht dann dem spez. Gewicht des
Blotes. J. Munk.
R. V. Jaksch, Ueber den Stickstoffgehalt der roten Blutzellen
des gesunden und kranken Menschen. Zeitschr. f. klin. Med. XXIV.
S. 429.
Im Anscblnss an seine früheren Untersuchungen, nach denen der Eiweifsgehalt
des Blutes unter pathologischen Bedingungen grofsen Schwankungen unterworfen ist,
hat Verf. jetzt auch den N-Gebalt der durch Centrifogiren gewonnenen roten Blut-
scheiben des menschlichen Schröpfkopfblutes nach Kjiloahi, bestimmt. In 100 g
nassen roten Blutscheiben fand sich der N-Gehalt im Mittel zu 6.62 g, entsprechend
34.5 g Eiweifs. Bei und nach acuten Erkrankungen (Pneumonie, Typhus) betrug er
im Durchschnitt ca. 5.9 g, entsprechend 36.8 g Eiweifs. Chronische Erkrankungen
zeigen keine wesentliche Aenderung Alle secundiren Anämien führen zu einer Ver-
armung der roten Blutscheibeo an N, obenso die Leukämie; in noch höherem Grade
die Chlorose. Verf. schlägt dafür die Bezeichnung Hypalbuminaemia rubra ror. Die
perniciöse Anämie fährt in ihren Endstadien zu einer Erhöhung bis auf 6.48 g N pro
100g feuchter Blutscheibeo (entsprechend 40.5g Eiweifs, also zu einer Hyperalbumi-
naemia rubra J. Munk.
K. A. II. Mörner, Reducirende Substanz aus dem Globulin des
Blutserums. Cbl. f. Physiol. VII. No. 20.
Beim Erhitzen von Serumglobulin mit 3 — 5 procent. Salzsäure spaltet sich eine
reducirende Substanz ab, zu deren sicherem Nachweis die vorgängige Ausfüllung der
Eiweifsstoffe mit Ferriacetat zweckmäfsig ist. Erhitzeo des Globulins mit Wasser lie-
fert eine gummiähnticbe, nicht reducirende Substanz, welche mit HCl erhitzt einen
reducirnnden Körper giebt, dessen Phenylhydrazin Verbindung krystallisirt und bei
170 — 172* schmilzt. Myosin, Vitellin, Globulin der Linse, Serumalbumin, Ovalbumin,
Fibrioogen gaben beim Kochen mit Salzsäure keine reducirende Substanz.
J. Munk.
Sir 6. Humphry, Plugged subclavian and innominate veins from
injury: sudden death from plugging of pulmonary artery. Lancet
1893. Sept. 9. p. 629.
Betrifft eine 48jährigen Frau, welche sich 8 — 4 Tage vor der Aufnahme in das
Hospital beim Heben eines Eimer's Wasser an der unteren Hälfte ihrer linken Hals-
seite verletzt haben wollte. Man fühlte eine wallnussgrofse Geschwulst unter dem
linken M. sternocleidomast. und die linke V. jugul. eit. deutlich thrombosirt: der
Puls in der linken Radialarterie erschien etwas kleiner als rechts, sonst aber be-
standen keine wesentlichen Unterschiede zwischen rechts und links. Dicht oberhalb
des Sternum war etwas Völle wie bei Aortenaneurysma, und hörte man wie bei die-
sem ein deutliches Geräusch entsprechend der Aorta ascendens. Ohne dass wesent-
liche Veränderungen eingetreten wären, so erfolgte der Tod plötzlich nach 4 tägigem
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462
Baas. — Krjko o. Kkauss. — Gbawitz n. Stbffbk.
No. 26
Krankenhausaufenthalt. Oie Antopiie ergab ausser den in der Oeberschrift namhaft
gemachten Verlnderungen nichts krankhaftei: namentlich waren Herz und Aorta ge-
innd, letztere nnr etwas erweitert. P. G&urbock.
K. L. Baas, Experimentell-anatomische Untersuchungen über den
Einfluss des Tuberculocidins und Tuberculins auf die Impftuber-
culose des Kaninchen-Auges, v. Gräfe’s Archiv f. Ophlhalm. XXXIX.
p. 178.
Om die Wirkung des Tuberculins und Tuberculocidina zu prüfen, hatte B zahl-
reiche Versuche an Kaoiocbenaugen nebst Controlrersuchen angestellt. Weder das
Tuberculocidin noch das Tuberculin vermochten die einmal ausgebrochene Impftuber-
culose des Kaninchenauges aufzuhalten. Ein wesentlicher Unterschied in dem Ver-
laufe des Processes, je nachdem das eine oder das andere Mittel angewandt wurde,
bestand nicht. Die Menge der Toberkelbacillen scheint bei den behandelten Tieren
grüfzer gewesen zu sein, als bei den Controltieren. Eine besondere, auf das Zogrnnde-
gehen der Bacillen hindeutende Erscheinung im Aussehen derselben konnte nicht fest-
gestellt werden. In den geimpften Augen verbreitete sich der tubercnlBse Process
nicht auf dem Wege der miliaren Zerstreunng des Herdes, sondern durch continnir.
liches Fortachreiten, wie besonders an der Cornea zu beobachten war In der Iris
bildete sich gewisrermassen ein neues Krankheitscentrum, von wo aus Cornea, Chori.
oidea, Glaskörper und Sclera ergriffen wurden. Hontmann.
Krieg und Knauss, Drüsenepithelkrebs des Kehlkopfes. Frankel’s
Arch. f. Laryngologie I. H. 2.
Die Verf. teilen einen dieser sehr seltenen Ftlle ausführlich klinisch und histo-
logisch mit; et sind bisher mit diesem Fall sicher 4, möglicherweise 6 Drüseoepitbel-
krebse des I.aryux bekannt und von diesen entbehren 2 der Angaben über den kli-
nischen Verlauf. Hervorzubeben ist vor allem die für einen Krebs unverhSltnissmlfsige
Gutartigkeit und lange Dauer — 6'/, Jahre — die geringe VergrSfsernng, der blühende
Gesundheitszustand , die fehlende Ulceration nicht nur bei der erstgewachsenen Ge-
schwulst, soodern auch bei zwei nach den Operationen sich umstellenden Recidiven, die
langsam wuchsen und sich mit gesunder Schleimhaut überkleideten. w. Lubliaski.
E. Grawifz und Steffen, Die Bedeutung des Speichels und Aus-
wurfs für die Biologie einiger Bacterien. Berliner klin. Wochensehr.
1894, No. 18.
Ausgehend von der nicht richtigen Anschauung, dass Pneumococcen mit Kapseln
auf einem künstlichen Nährboden zu züchten bis jetzt noch nicht gelungen sei — in
flüssigem Blutserum bilden sie Kapseln — hatte S> bmidt das pneumonische Sputum
als Nihrboden empfohlen. Er suchte rostfarbene Sputa aus, brachte sie in Reagens-
glllaer und sterilisirte fraciionirt bei 60", nachdem durch vorherige Erhitzung auf 66 *
die Masse zum Koagulireo gebracht war. Diesen K&brboden verwandten die Verf.
zu weiteren Pneamococcenstudien Sie fanden, dass abgescbwlcbte, für weifte MSuse
nicht mehr virulente Coccen, die auf Agar gar nicht mehr wuchsen, auf pneumoni-
schem Sputum gezüchtet mit einem üppigen Wachsthum eine derartige Virulenz wie-
der erreichen, dass Mlute innerhalb 24 — 86 Stunden an typischer Diplococcensepti-
clmie eingeben. Sohtaritn.
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No. 26. Sahm. — Dbhio. — Dana. 463
Sahli, Ueber ein nützliches physicalisches Heilmittel. Corr. -Blatt f.
Schweizer Aerzte 1893, No. 21.
Auf dem vorjährigen Wiesbadener Congress demonitrirte BAltz an« Tokio im
Anschluss an seinen Vortrsg .über des heiße Bad der Japaner* eine Warmdose, wie
sie za Sasserlicber Warmeapplication in Japan üblich ist; mit dieser Wärmdose, deren
Princip im Wesentlichen darauf beruht, dass im Innern derselben langsam eine Patrone
verbrennt, stellte S. Versuche an, die zu sehr günstigen Resultaten führten. Wahrend
bisher bei warmen Umschlagen durch das mehr oder minder schnelle Erkalten und
den häufigen Wechsel die Wärmeeinwirkung eine beständig stark wechselnde war,
stellt die Warmdose eine constant stundeolang wirkende Wärmequelle dar und verhalt
sich in ihrer Wirkung zu warmen Umschlagen, wie die Eisblase zu kalten Umschlagen.
Durch verschieden starke Umwicklung der Dose lasst sich die Intensität der Wärme-
einwirkung bequem reguliren. Bewährt hat sich S. eine derartige constante. intensive
Wärmeeinwirkung bei chronisch tuberculSsen Peritonitiden, bei Perityphlitis, ferner
auch bei Pleuritis und Cholelithiasis. Rauch oder Oeruch entsteht durch die Ver-
brennung der Patrooe nicht. K. Kronthal.
Dehio, Versuche mit intravenösen Infusionen physiologischer Koch-
salzlösung bei Cholera asiatica. St. Petersb. med. Wochenschr. 1893,
No. 48.
D. empfiehlt statt der Bypodermoklyse, die bei der geringen Aufsaugungsfäbigkeit
von Cbolerakranken im algiden Stadium nur zu oft im Stiche lässt, die intravenöse
Infusion von physiologischer Kochsalzlösung ; die Ausführung dieser Operation gestaltet
sich nach Vorschrift von D ziemlich einfach: man stofst durch die Haut hindurch
in eine greisere subcutane Vene, am besten eine Cubitalvene, eine scharf geschliffene,
ziemlich grofte Hohlnadel ein, die man durch eiu gläsernes Ansatzrohr mit dem
Gommischlauch dez vorher gefüllten Irrigators in Verbindung bringt; geschieht dies
unter streng antiseptischen Cauteleu, so ist eine solche Infasion an sich ein völlig
ungefährlicher Eingriff. Der Erfolg war bei 18 so behandelten Patienten, die sämmt-
lich sich im ausgeprägt asphyctischen Stadium der Cholera befanden, pulslos, tief
cyanotiscb, eiskalt waren, folgender: bei allen trat zunächst eine merkliche Besserung
ein, bei fünf Patienten hielt diese Besserung nur wenige Stunden, bei fünf anderen ein
wenig langer an, fünf starben an Nacbkrankheiten und drei genasen. Weitere Ver-
suche konnten wegen Erloschen der Dorpater Epidemie nicht ausgeführt werden.
K. Kroatin!.
C. L. Dana, On acromegaly and gigantism, with unilateral facial
Hypertrophy; cases with Autopsy. The Journ. of Nervous and Mental
Disease. 1893, Nov.
Der erste Fall betrifft einen Riesen mit den Zeichen der Acromegalie, wie Ver-
grOfsernng des Gesichts, des Thorax, Hypertrophie der Haut, Zunahme des Extremi-
täten-Umfangs, körperliche nnd geistige Schwache UDd Vergrößerung der Glandula
pitoitaria. Eine Thymusdrüse fand sich nicht bei ihm vor; die Glandula thyreoidea
war normal. — Im zweiten Fall handelt es sich gleichfalls um eineD Maun mit
Riesenwuchs, der eine enorme Entwicklung der einen GesichtshBifte zeigte, eine pro-
gressive Gesichts-Hemihypertrophie, die in der Pubertät begann. Die Knochen des
Gesichts waren auch auf der einen Seite erheblich vergrößert; ausserdem war der
ein« Fufs vergrOfsert; es bestand Kyphosis und allgemeine MuskelschwBche. Haut
und subcutanea Bindegewebe waren an der vergrOfserten Gesicbtshälfte nicht vermehrt.
8. Kalischer.
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464 Bornneckrn. — Röhring. — Krith. — Corird o. Ansukn. No. 26
H. Boeiltierket), Ein Beitrag zur Aetiologie der Trigeminusneur-
algie. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 44.
Dei Verf. hat in merkwürdigen, in ihrer Entstehung noch nicht recht acfp
kllrten Verilnderungen der Pulpa die Ursache echter Trigeminuinearalgien gefund«
in der Staunngshyperämie der Pulpa und in den Kalkablagerungen in derselbe®
Eine zahnärztliche Behandlung erwies zieh stet« ml« nutzbringend. Verf verlangt im-
gemäfs bei Jeden' hartnäckigen Falle von Neuralg. trig. ausser der bisher öblicbn
sorgfältigen Inspection der Zahnreihen auch die Durchleuchtung, Prüfung auf Temye-
raturempfindlichkeit und «Tent. die Probetrepanation bei Jedem verdächtigen Zita*
Die Arbeit enthalt die Beschreibung einiger einschlägiger Fälle mit histologisches
Untersuchungen M. Bnuek.
Höhring, Ein Fall von umfangreichem behaartem Naevus. Deutsche
tned. Wochenschr. 1893, No. 39.
Der ziemlich stark behaarte Naevus, welcher bei einem jungen Manne fast die
Hälfte der KOrperoberfliche bedeckte, erstreckte sich vorn von der rechten 7. und der
linken 6. Rippe über den Bauch, nur Penis und Scrotum freilassend , herab bis zsi
Mitte des Oberschenkels rechts, bis zur Patella linkt. Auf der Hiuterseite des Korpen
war er nach obeo begrenzt durch eine I.inie, die vom 4. Brustwirbel dem medialen
Rande der beiden Schulterblätter folgt« und endete nach unten auf deo Oberschenkel:
etwa in derselben Hohe wie vorn. Der Naevus hatte im Ganzen eine cebmouif
schwarzbraune Farbe nnd war im Allgemeinen nicht über das Niveau der normales
Haut erhaben; nur stellenweise bestanden warzenartige Protnberanzen. Ausser diesen
grofsen Male fanden sich, am Körper zerstreut, noch zahlreiche kleine. Heredität
oder irgend eine Beziehung der Ausbreitung tu dem Nerven- oder Blntgefäfsverlauie
war nicht nachtuweisen. Wie meist in ähnlichen Fällen wurde die Missbildung aal
einen Schreck der Mutter über den Anblick eiuer Ratte während der ersten Schwanger
schaftsmouate zurückgeführt. H. Malier.
H. Keith, A cose of caesarean section. Brit. medio. Journal 1893,
No. 1696.
Verf giebt einige Rathschläge, die Beachtung verdienen Er ist nicht der An-
sicht, dass der Nabel beim Bauchschnitt umgangen werden müsse; er räth, quer über
den Bauch mit Aniliustift oder Lapis ein paar Querstriche zu ziehen , am bei d«i
Bauchnaht eine genaue Wiedervereinigung der getrennten Teile zu sichern; endlich
empfiehlt er, wenn es auf Verhinderung künftiger Gravidität ankomme, lediglich dis
Tuben zu unterbinden, statt die Porro'sche Operation auszuführen. A. Marti«.
(». Coried u. 6. Ansiaun, Untersuchungen Ober Phosphorvergif-
tung. Vierteljahresschr. f. gerichtl. Med. 1894, S. 212,
Aus den experimentellen Untersnchungen und aus den beim Menschen bisher
gemachten Beobachtungen schliefsen die VerfT., dass das FlUssigbleiben des Blates bei
durch Phosphor vergifteten Individuen nur bei subacutem Verlauf vorkommt. Ali
hauptsächliches Merkmal dieses Blutes ist bervorzuheben, dass das durch Absetzen der
Blutkörperchen erlangte Plasma kleine Trübungen durch eine bei 57 ° gerinnende
Substanz enthält. Pr. Siruinm
KliitHrtiri unweit für «Im Ontralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. B e r n h a r d t (Berlin W.
Framcösinche Strafne 21) oder an die V«rlag.<thniidliiiig (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten
Verlag von August lllrttchwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich rrnrheiiiPn
1—2 Bogen; an» Schlüsse
<1« Jahrgangs Titel, Na-
01*11' uud .Sachregister.
für die
Preis des Jahrgauge*
20 Mark; cu belieben
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalteu.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
In Berlin.
1894. ». Juli. No. 27.
Inhalt: Kchse, Ueber die Proteine des Tuberculias. — Boas, Bestimmung der
Milchsäure im Mageninhalt. — Sachs, Wild, Tizisicir, Frölich, Behand-
lung eingeklemmter Hernien. — Tscherriho, Ueber den Mechanismus d, Accomrao-
dation — Wssucii, Zur Kenntnis, des Diphtberiebacillus und der Blutserum-
therapie. — Fischl, Ueber septische Infection des Säuglings. — Rulahd, Ueber
eioe Diphtherieepidemie in Maastricht. — Musst, Mitchell, Dixoh-Jonbs,
Ballet u. Sollier, Ciiabssrt, Ueber Hysterie. — Leydem, ». Erobl, Ueber
Polyueuritis mercurialis. — Caspart, Zur Lehre von den Artneiausschlägen. —
Hirssbro u Treupel, Zur Pharmakologie des Paramidophenots uud einige Deri-
vate desselben.
Stk wart, Nachweis des Eiweif« im Harn. — Eyemahr, Zur Kenntniss des
Stoffwechsels der Tropenbewohner. — Picblkr u. Voot, Zur Lehre von der Nucleo
albuminurie — Real, Zur Kenntniss der QelenkkSrpcr. — Al tim, Sprache ohne
Kehlkopf. — Sittsasb u. Baklow, Vorkommen von Bacterien ooli im Blut. —
F.blisck, Fall von Stichverletxung des Rückenmark«. — r. Bechterew, Eigen-
tümliche Erkrankung der WirbeWüule. — Lohnstkim, Mechanische Behandlungs-
weise der chronischen Urethritis. — Dew, Behandlung der Asphyxie der Neugebo-
renen. — Parder, Ueber gynäkologische Electrotherapie. — Gottheb, Zur Phy-
siologie u. Pharmakologie der Pankreanecretion — Vogel, Drei Falle combinirter
Vergiftungen. — Amtal, Kali bypermang. als Eceemgift.
W. Kühne, Erfahrungen über Albumosen und Peptone. V. Wei-
tere Untersuchungen über die Proteine des Tuberculins. Zeitsohr.
f. Biol. XXX. S. 221.
I. K. bat an 4 Liter teils von R. Koch, teils von der chemischen
Fabrik in Höchst herrührendem „Tuberculin* seine Untersuchungen
über diesen Gegenstand fortgesetzt. — Durch Fällung mit dem l'/j-
fachen Vol. Alcohol absolutus etc. wurde nach Koch’s Angabe ein
mehr oder weniger weifses Pulver „das gereinigte Tuberculin" er-
halten; nur dieses Präparat, welches sich in Wasser unter Hinter-
lassung einer beträchtlichen Quantität von Erdphosphaten und etwas
Kieselsäure löst, war Gegenstand der Untersuchung. Durch seine
XXXII. Jahrgang. 30
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466
KGbnr, Ueber die Proteine des Tubercnlins.
No. 27
Heactionen ist dieses Präparat im Wesentlichen als Deuteroalbu-
mose characterisirt , erhebliche Abweichungen zeigten sich in dem
Verhalten zu Essigsäure, Kohlensäure, Salzsäure, Phosphorsäure,
Salpetersäure und Pikrinsäure. Alle diese Säuren wirken in
schwachen Concentrationen fällend. Die Fällungen bestehen ganz
überwiegend aus Heteroalbumose, zum kleinen Teil aus einem Albo-
minat. Die Albumose lässt sich durch 15 — 20 proc. Chlorammo-
niumlösung aus der Fällung extrahiren und nach dem Verdünnen
durch Essigsäurezusatz bezw. Essigsäure -f- Alcohol fällen. Es wer-
den dabei Albumosen erhalten, welche in ihrer Reaction von den
bisher bekannten wesentlich ab weichen und vom Verf. „Acroalbu-
mosen“ genannt werden. Das gereinigte Tuberculin ist darnach ein
Gemenge, welches abgesehen von c. 20 pCt. Aschenbestandteilen aus
1. einem Albumoid, 2. eigentümlichen Albumosen „ Acroalbumose-,
3. eine Deuteroalbumose, 4. Spuren von Pepton besteht. In der
zur Controlle untersuchten KocH’schen Nährlösung fand sich mehr
Albuminat, sowie Acroalbumose, welche also nicht als characteris-
tisch anzuBehen sind. Betreffs der Vergleichung des Verhaltens
des Tuberculins mit der Nährlösung muss auf das Orig, verwiesen
werden.
II. Tuberculin aus verschiedenen neueren Nährlösungen. —
In einer Nährlösung, bestehend aus 1 Th. Drüsenpepton, 1 Th.
Fleischextract, 4 Th. Glycerin, 0.5 Th. Chlornatrium in 100 Th.
schwach mit Soda alkalisirt, entwickelten sich Tuberkelbacillen gut;
nach fast 2 Monate dauernder Entwicklung konnte die Culturflüssig-
keit fast klar von den Tuberkelbacillen abfiltrirt werden; es fand
sich auch dieses Mal Albuminat und die durch Essigsäure fällbare
Albumose. Das Fleischextract wurde für die Folge durch eine
künstliche zusammengesetzte Nährsalzlösung ersetzt. — Die Auf-
gabe, die eigentlich wirksame Substanz des Tuberkulins zu |isoliren,
würde augenscheinlich dadurch sehr erleichtert werden, wenn man
an Stelle des gebräuchlichen Nährboden eine aus einfachen , nicht
eiweifsartigen Körpern zusammengesetzte Nährlösung anwenden
könnte. Die zunächst versuchte Lösung enthielt in 1 L. 4 g Leucin,
1 Tyrosin, 2 Asparagin, 2 schleimsaures Ammoniak, 0.5 Taurin,
40 Glycerin, 5.0 Chlornatrium u. die Asche von 10 g Fleischextract
zum Teil in Mineralsäure gelöst. In dieser Lösung, welche sich
für Bacillus subtilis, Cholerabacillen und Fäulnissbacterieu sehr ge-
eignet erwies, wuchsen die Tuberkelbacillen vortrefflich unter voll-
ständigem Verbrauch der am Boden liegenden Erdphosphate. Die
nach fast 2 Monaten klar abfiltrirte Lösung enthielt Spuren von
Albuminstoffen, keine Albumosen oder Peptone. Sowohl in der
Lösung, als auch in den Bacillen fand sich eine, durch Glycerin aus-
ziehbare, Temperatursteigerung herbeiführende, wirksame Substanz.
— Die einzelnen von K. dargestellten Substanzen sind in dem In-
stitut für Infectionskrankheiten durchgeprüft worden und haben sich
alle mehr oder weniger nach Art des Tuberculins wirksam erwiesen,
einige entschieden Btärker als das „gereinigte“ Tuberculin von Koch,
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No. 27. Boas, Milchsäure im Mageninhalt. — Sachs, Wild, Tkzrbickt, 467
dennoch ist Verf. der Ansicht, dass allen diesen Prftparaten die
wirksame Substanz nur anhaftet. Aue der ursprünglichen sehr zu-
sammengesetzten Nährlösung konnten verschiedene Körper fortge-
lassen werden, ohne dass dadurch die Entwicklung der Tuberkel-
bacillen merklich beeinträchtigt wurde. Diese einfacheren Lösungen
bieten augenscheinlich bessere Chancen zur Darstellung der wirk-
samen Substanz. E. Salkowski.
J. Boas, Eine neue Methode der qualitativen und quantitativen
Milchsäurebestimmung im Mageninhalt. Deutsche med. Woohensobr.
1893, No. 39.
Die Methode, die Verf. für anwendbar erprobt bat, beruht
darauf, dass Milchsäure in wässeriger Lösung sich bei vorsichtiger
Oxydation in Acetaldehyd und Ameisensäure zu gleichen Teilen
spaltet. Man setzt zu 10—20 ccm der auf Milchsäure zu prüfenden
Flüssigkeit in einem Kolben 5 ccm reine Schwefelsäure und eine
Messerspitze Braunstein hinzu, füllt auf 50 ccm auf und destillirt
mittels angefügten LmBio’schen Kühlers in eine mit 20 ccm gefüllte
Vorlage. Dann wird das Destilat in einen Kolben mit 10 — 20 ccm Vin
Normaljodlösung gespült, verschlossen gut durchgeschüttelt, bis der
Aldehyd von Jod zu Jodoform gebunden ist, 20 ccm officinelle
Salzsäure und ein Ueberschuss von Natriumbicarbonat zugefügt,
von einer der Jodlösung äquivalenten Natriumarsenit- oder Natrium-
hyposulfitlösung bis zur völligen Entfärbung hinzugefügt und der
Ueberschuss von Natriumarsenit durch Zurücktitriren mit der Jod-
lösung unter Zusatz von etwas Stärkekleister festgestellt. Die An-
zahl ccm Jodlösung minus der verbrauchten Arsenitlösung giebt die
zur Jodoformbildung erforderliche Menge Jod und hiermit den
Aldehyd- resp. Milchsäuregehalt: 1 ccm */, 0 — Jodlösung = 3.4 mg
Milchsäure. Enthält der Mageninhalt Kohlehydrate, so ist die Prü-
fung an dem Aetherextract, den man nach Verjagen des Aethers
in Wasser löst, vorzunehmen. — Da alle Gebäckarten präformirte
Milchsäure enthalten, ist als Probefrühstück eine einfache Mehlsuppe
zu verwenden. So untersucht, enthält in der Norm der Magenin-
halt in keinem Verdauungsstadium und weder beim Fehlen noch
beim Vorhandensein freier Salzsäure nachweisbare Milchsäure.
J. Munk.
1) W. Sachs, Zur Behandlung gangränöser Hernien. Arch. f. klin.
Chir. XLVI. S. 239.
2) Wild, Zwei Herniotomien aus der Praxis. Münchner med. Wochen-
schrift 1893, No. 21.
3) R. Trzebicky, Zur Technik der Herniotomie. Wiener med.
Wochenschr. 1893, No. 45.
30*
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468 Probuch, Behandl. eingekl. Hernien. — Tschrbhino, Mechanismus der No. 27
4) R. Froelich, Contribution k lYtude du mecanisme de l’&rangle-
ment herniaire. Gaz. hebdom. 1893, No. 50.
1) Nach Operation einer eingeklemmten linkseitigen Schenkel-
hernie bei einer 64jährigen Frau wurde 4 Tage später wegen Ver-
dacht beginnender Perforation einer nachträglich necrotisirten Stelle
des eingeklemmten Darmabschnittes die Laparotomie mit Anlegung
eines widernatürlichen Afters ausgefohrt. Nach weiteren 2 Tagen
mussten wegen dringender Inaoitionserscheinungen 34 cm Darm
resecirt werden, worauf Heilung ohne Zwischenfall binnen 3 Wochen
erfolgte. In der Epicrise erörtert Verf. die bei der Behandlung
des schwierigen Falles befolgten Principien, welche im Wesentlichen
den Lehren Kochbr’s entsprechen.
2) Fixation des verdächtigen Darmes in der Naht der Bruch-
pforte.
3) Betr. einen 60jähr. Mann mit seit drei Tagen eingeklemm-
tem hühnereigrofsen linksseitigen Schenkelbruch, dessen in ihm ent-
haltene Dünndarmschlinge nach Discision des einschneidenden
Ringes nicht in die Bauchhöhle sondern in einen gänseeigroisen Vor-
raum zwischen Fase transversa u. Peritoneum reducirt und hier
durch eine Adhäsion abgeknickt festgehalten wurde. Die Einklem-
mungserscheinungen kehrten nach 24 Stunden wieder; bei der Lapa-
rotomie in der Lin. med. fand man bereits septische Peritonitis, welcher
der Pat. trotz Behebung der Reduction en masse 36 Stunden nach
der zweiten Operation erlag. In der Epicrise empfiehlt Verf. zur
Vermeidung solcher Zwischenfälle, wie sie die Massenreduction in
einen praeperitonealen Raum darstellt, bei jeder Herniotomie die
ausgiebige Spaltung des ganzen Leisten- bezw. Schenkelcanals vor-
zunehmen und bei eingeklemmten Brüchen nur ausnahmsweise die
Radicaloperation der Herniotomie folgen zu lassen.
4) F. geht davon aus, dass bei jeder Brucheinklemmung eine
Kreuzung der Enden der betr. Darmschlinge stattfindet und zwar
erfolgt diese dadurch, dass die den Bruchinhalt bildende Darm-
schlinge durch die die Einklemmung bedingende äussere Gewalt-
einwirkung in Drehbewegungen versetzt wird. Die Erklärung letz-
terer glaubt F. durch den Nachweis zu liefern, dass Leisten- und
Schenkelkanal keine Gänge mit glatten Wandungen bildeten, die-
selben vielmehr Vorsprünge und Vertiefungen nach innen zu zeigten,
wie man sie in den Spiralgängen eines Schneckenhauses antrifft.
Die dem Inhalt eines solchen Ganges mitgeteilte Bewegung geht
daher nicht in gerader Richtung sondern in den Spiraltouren ent-
sprechenden Drehungen vor sich. P. Güterbock.
M. Tscherning, Etüde sur le mecanisme de l’accommodation. Arcb.
de Physiol. normale et p&thologique. IV. No. 1. S. 40.
Nach T. beobachtet man bei der Accommodation eine Erhöhung
dee Refractionszustandes sowie eine Verminderung oder eine Corree-
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No. 27. Accommodation. — Wp.bnickf, Kenntniss d. Diphtberiebaoillus etc. 469
tion der sphärischen Aberration des Auges. Die vordere Fläche der
Linse ist stärker gekrümmt, besonders am vorderen Pol, nach der
Peripherie wird die Wölbung schwächer. Auch die hintere Fläche
der Linse zeigt eine schwache Zunahme ihrer Krümmung. Die
centrale Partie derselben ist etwas verdickt; in manchen Fällen tritt
sie etwas zurück, zuweilen auch senkt sie sich, sobald die Accom-
modation ihr Maximum erreicht nach unten. In ihrem Breiten-
durchmesser scheint sich die Linse etwas zu verkleinern und ihr
Rand sich zurückzuziehen. Die Pupille zieht sich zusammen, kurz
nach der Veränderung der Linse, die Iris verändert ihre Lage in
der Art, dass die peripheren und centralen Partien an ihrem Platze
bleiben, während die mittleren etwas zurücksinken. Zuweilen treten
auch die centralen Partien etwas nach vorn. Die Processus ciliares
treten leicht nach der Augenaxe hin vor, die Chorioidea wird nach
vorn gezogen. Die Tension in der vorderen Kammer ist herabge-
setzt. Alle diese Erscheinungen lassen sich daraus erklären, dass
sich bei der Accommodation der Ciliarmuskel zusammenzieht, was
einen doppelten Effect hat Das vordere Ende des tieferen Blattes
derselben zieht sich zurück und übt so einen Zug nach aussen und
hinten auf die Zonula, wodurch ein Zurückweichen der Linse und
eine stärkere Wölbung der Oberflächen derselben bewirkt wird.
Das hintere Ende des ganzen Muskels geht nach vorn und spannt
die Chorioidea in der Art, dass sie den Druck des Glaskörpers
aushält und ein weiteres Zurückweichen der Linse verhindert. Da
die Linse nun fixirt ist, wirkt der Zug der Zonula ausschliefslich
auf die Form der Oberfläche derselben. Horstmann.
Wcrnicke, Ein experimenteller Beitrag zur Kenntniss des Löfflkh’-
schen Diphtheriebacillus und zur Blutserumtherapie. Arch. f. Hyg.
1893, XVIII. S. 192.
Bei seinen Versuchen, zur Gewinnung von Heilserum grofse
für Diphtherie empfängliche Tiere ausfindig zu machen, hat W. den
Hund als sehr geeignet gefunden. Derselbe ist zu Diphtheriever-
suchen bis jetzt fast gar nicht herangezogen worden. Als Infections-
material verwendete W. ausschliefslich Bouillonkulturen und zwar
2 tägige, bei 33° im Brütofen gewachsene, die von einer Agarkultur
abgeimplt waren; solche zeigen erfahrungsgemäfs die höchste Viru-
lenz; 0.005 ccm töteten ein grofses Meerschweinchen in 3 Tagen.
Hunde von ca. 30 kg gingen an 0 4 — 1.0 g innerhalb 4 Tagen
zu Grunde. Die Krankheitserscheinungen gleichen beim Hunde
ganz denen beim Meerschweinchen. An der Injectionsstelle bildet
sich am ersten Tag ein Oedem, das wächst, dann verhärtet, am 5.
bis 6. Tage wird die Haut darüber nekrotisch; das Geschwür heilt
bei Ausgang in Heilung sehr langsam. Gleichzeitig ist das Allge-
meinbefinden sehr gestört, die Tiere sind matt, fiebern; vor dem
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470 FiscHt, üeber septische Infection des Säuglings. No. 27
Tod tritt subnormale Temperatur ein, ein prognostisch stets sehr
ungünstiges Symptom.
Bei der Section findet sich local das Oedem, in den serösen
Häuten zahlreiche Blutergüsse, Diphtheriebacillen nur an der Impf-
stelle. In der Luftröhre sind keine Membranen.
Als gelegentlich ein diphtherieimmunes Schaf einging und
ein zweites an chronischer Diphtherie, fütterte W. einige Hunde
mit dem Fleisch dieser Tiere und konnte konstatiren, dass durch
das Fleisch des immunen Schafes ein gewisser Grad von Immunität
erzeugt wurde; es kann also der antitoxische Stoff vom Verdauungs-
kanal aufgenommen werden. Der Grad der Immunität ist nur
gering, doch steigt er mit der Menge, der dem Körper zugeführten
immunisirenden Substanz.
Im zweiten Fall trat durch Verfütterung des Fleisches des an
Diphtherie verendeten Schafes ein erheblicher Grad von Immuni-
tät ein; das Diphtheriegift wirkte also vom Darm aus imrnuni-
sirend.
Bei der Immunisirung seiner Hunde verfuhr W. so, dass er
mit kleinen subcutanen Dosen von 4 Monate alten Diphtherie-
bouillonkulturen begann etwa 1.0 — 2.0 ccm, wodurch eine leichte
locale Affection erzeugt wurde, dann wurden steigend gröl'sere
Dosen, dann kleinere und schliefslich sehr grofse vollvirulenter Kul-
turen applicirt.
Besonders erwähnenswert ist, dass auf die Injection lebender
vollvirulenter Kulturen stets eine bedeutende Temperatursteigerung
eintrat, was bei abgetöteten Kulturen nicht der Fall war. Die
Diphtheriebacillen selbst gingen im Körper immunisirter Hunde
innerhalb 3 — 4 Tagen zu Grunde, sie erwiesen sich schon wenige
Stunden nach der Injection als abgeschwächt.
Die Blutentnahme zum Zweck der Serumgewinnung wurde so
vorgenommen, dass zur Entnahme kleinerer Mengen eine Hinter-
extremität mit dem Gummischlauch umschnürt und eine sichtbare
Vene nach äusserlicher Desinfection angestochen wurde; so erhielt
man bis zu 40 ccm Blut; gröfsere Mengen wurden aus der jugu-
laris entnommen.
Das gewonnene Blutserum wurde zur Haltbarmachung mit
0.5 pCt. Karbol versetzt, wodurch dasselbe jahrelang hält, ohne
seine Wirkung zu verlieren. Auch durch völliges Eintrocknen kann
das Heilserum konservirt werden. Scheurlen.
R. Fisch), Ueber septische Infection de3 Säuglings mit gastroin-
testinalen resp. pulmonalen Symptomen. Zeitschrift für Heilk. 1894,
XV. S. 1.
Bei Säuglingen aus den ersten Lebenswochen, die in Gebär-
uud Findelanstalten untergebracht sind, gelangt die Infection ihres
Organismus mit eitererregenden Mikroben nicht selten unter den
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No. 27.
Roland, Ueber eine Diphtherieepidemie in Maastricht.
471
klinischen und anatomischen Erscheinungen einer acuten oder sub-
acuten Gastroenteritis oder einer capillaren Bronchitis und Lobular-
pneumonie zum Ausdruck. — Dass die vorstehend genannten Er-
krankungen in die Gruppe der „Septicopyämien“ der Neugeborenen
eiuzureihen sind, geht hervor aus der vollkommenen Uebereinstim-
mung im histologischen und bacteriologischen Befunde mit jenen
Affectionen, die sowohl klinisch als anatomisch als septikopyämische
Infectionskrankheiten gelten. — Der histologische Character der
Organerkrankung gelangt io Nekrose der specifischen Zellen, inter-
stitieller Entzündung und Neigung zu Hämorrhagie zum Ausdruck;
die mikroskopischen Veränderungen an der Schleimhaut des Ma-
gendarmkanals sind selbst bei heftigsten klinischen Symptomen von
Seiten desselben meist ganz unbedeutende und können auch voll-
ständig fehlen. — Culturell lassen sich in solchen Fällen analog
den Septicopyämien im engeren Sinne des Wortes aus den ver-
schiedensten Organen, am häufigsten und regelmäl'sigsten aus den
Lungen, die pyogeneD Strepto- und Staphylococcen und zwar eine
oder mehrere Species derselben rein züchten; sie erweisen sich bei
Thierexperimenten als höchst pathogen. — Die Leichendiagnose
dieser Processe gründet sich auf die relativ unbedeutenden Verän-
derungen an der Mucosa des Verdauungstractes, die häufig nach-
weisbaren parenchymatösen Degenerationszustände in den Unterleibs-
drüsen, Ecchymosen an den serösen Häuten, Vereiterung der Ent-
zündungsherde in den Lungen, miliare Abscesse, vornehmlich jedoch
auf das Ergebniss der bacteriologischen Untersuchung, welche eine
notwendige Ergänzung der Section bildet. — Die Quelle der In-
fection ist mit grösster Wahrscheinlichkeit in der Luft der Kranken-
zimmer zu suchen ; die Bahnen, auf welchen das Gift in den Körper
gelangt, sind teils die Nabel wunde, ohne dass an dieser oder an
den Gefäfsen des Nabels eine Veränderung vorhanden sein muss,
teils dringt das organisirte Gift mit der Nahrung in den Körper
ein, oder es wird mit dem Inspirationsstrome den Lungen zugeführt;
letzterer Modus scheint der häufigste zu sein. — Neben diesen ge-
schilderten „septischen Infectionen des Säuglings mit gastrointesti-
nalen resp. pulmonalen Symptomen“ kommen auch acute dyspep-
tische Erkrankungen, sowie genuine Pneumonien mit specifischem
bacteriologischem Befunde bei Anstaltskindern zur Beobachtung,
doch sind sie entschieden seltenere und dabei prognostisch günstigere
Affectionen. — In prophylactischer Beziehung kommt ausser strenger
Asepsis die Hygiene der Anslaltsräume in Betracht. Stadthagen.
Ruland, Enkele aantekeningen met betrekking tot de diphtheritis-
epidemie te Maastricht. Weekbl. van het Nederi. Tijdsobr. voor Geneesk.
1894, I. No. 8.
In Mastricht kamen von 1866 bis 1891 im Ganzen 50 Diph-
D
472 Roland, Ueber eine Diphtherieepidemie in Maastricht. No. 27
therietodesfälle vor. Von Mai bis December 1892 erkrankten 247
Personen, von denen 113 starben. 1893 waren 480 Erkrankungen
mit 93 Todesfällen. Die höchste Zahl der Erkrankungen war im
Januar 1893 mit 88, die der Sterbefälle im November 1892 mit
37 Fällen. Von den 727 Erkrankten waren 335 männlichen, 392
weiblichen Geschlechts, von den Verstorbenen 102 bezw. 206. Di«
meisten Erkrankungen betrafen das vierte bis fOnfte, die wenigsten
das erste Lebensjahr; die Sterbefälle waren im zweiten am meisten,
zwischen 15 und 20 Jahren am wenigsten vertreten, 28.3 pCt. der
Erkrankten starben. Von den Erkrankten waren 64 männlichen,
100 weiblichen, von den Verstorbenen je 2 männlichen und weib-
lichen Geschlechtes Ober 12 Jahre alt. 473 Personen wurden
wegen Diphtherie in’e Krankenhaus aufgenommen; 5 derselben
wurden ungeheilt, 331 geheilt entlassen, 137 starben. Ale wesent-
licher Umstand für die Verbreitung der Epidemie ist die Familien-
disposition anzusehen. Der Rath, jede kleinste echte Pseudo-
membran auf den Tonsillen (Eisknbbodt) möglicherweise als Abor-
tivform der Diphtherie anzusehen, dürfte wohl zu weitgehend sein.
Als Behandlung bewährte sich am besten die wohl allgemein Qbliche
mit Eisbeutel, Schlucken von Eis, Gurgeln oder Besprühung mit
3 proc. Lösung von Kal. chlor., innerlich Mixtura spirituosa. Bei
Kindern über 9 Jahre war Tracheotomie nicht notwendig, hatte die
schlechtesten Erfolge bei Kindern unter 1, die besten bei Kindern
von 2 Jahren.
Verf. hält die in Frankreich seit 1888 bestehende Vorschrift,
alle Kinder, die an Diphtherie gelitten, 40 Tage lang von ihren
Mitschülern zu trennen (weil der Diphlheriebacillus noch 31 Tage
nach Schwinden der Membranen im Nasen- und Mundschleim ge-
funden ist) för sehr empfehlenswert, ohne den Nachweis jedoch
erbringen zu können, ob vielleicht seit jener Zeit die Diphtherie
in Frankreich abgenommen. Ferner soll an den Häusern, wo Diph-
therie herrscht, ein Warnungszeichen angebracht werden, aber nur
an den Wohnungen von kleinen Händlern, wo durch Verkauf mit
von der Pflege verunreinigten Händen eine Uebertragung leicht ge-
schehen kann, während in Privathäusern mit genügender (?) Abson-
derung solches Zeichen nicht notwendig Bei. Ein derartiges Merk-
zeichen kann allerdings wohl zur Absperrung des menschlichen
Verkehrs, nicht aber zur Verhütung von Verbreitung ansteckender
Krankheiten dienen, wie dies bereits mehrfach auf Sanitätaeonfe-
renzen und internationalen Hygiene-Congressen anerkannt ist. Verf.
verlangt Abänderung der aus dem Jahre 1872 stammenden Ver-
fügungen über das Verhalten bei ansteckenden Krankheiten und
meint, dass die Diphtherieepidemie einen bedeutenden Umfang an-
genommen habe, weil die Schliefsuog der Schulen zu spät und nicht
lange genug erfolgt sei. George Meyer.
“v
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No 27. Mobbt, Mitchkli, Dixon-Jonbs, Ballbt, Cbabbbbt. 473
1) M. Muret, Hyperemesis gravidarum und Hysterie im Allgemei-
nen. Deutsche med. Wochensohr. 1 893, No. 6.
2) W. Mitchell, Hysterical rapid Respiration, with cases. Peculiar
form of rupial skin Disease in an hysterical woman. American
Journal of Med. Scienc. 1893, March.
3) M. A. Dixon-Jones, Oophorectomy in Diseases of the Nervous
System. The Medical and Surgical Reporter 1893, 27. May.
4) G. Ballet et P. Sollier, Sur un cas de Mutisme hystdrique
avec Agraphie et Paralysie faciale syslematisee. Revue de Medec.
1893, No. 6.
5) Chabbert, Paralysie agitante et Hysterie. Archives de Neurologie
1 893, Juin.
1) Es handelt sich um einen sehr schweren reinen Fall von
Hyperemesis gravidarum mit Gewichtsabnahme von 49 Pfund in 7
Wochen. Dass eine schwere Magenneurose mit dem Stempel
der Hysterie vorlag, bewies unter anderem der rasche Erfolg und
die Heilung durch eine MagenausspQlung; die Kranke war zwar
stets sehr nervös, zeigte jedoch keinerlei Symptome von Hysterie.
Das unstillbare Erbrechen will M. weniger als eine von den Geni-
talorganen ausgehende Reflexneurose ansehen; vielmehr betrachtet
er es als Ausdruck und Symptom einer primären allgemeinen Neu-
rose resp. Nervenschwäche.
2) Die hysterische Respirationsbeschleunigung besteht aus
schnellen, tiefen, mühsamen Athemzögen ; meist überwiegt der obere
costale Typus; im Schlaf fehlt dieser Typus des Athmens meist.
M. beschreibt drei derartige Fälle. Der erste zeigt neben einer
hysterischen Kniegelenksaffection Aphonie, rapide Respiration und
eine ungewöhnliche Form von Rupia. Die hypnotische Behandlung
war erfolglos.
3) Der Verf. spricht sich entschieden aus, gegen die Entfer-
nung gesunder Ovarien bei Nervenleiden aller Art, Epilepsie, Neu-
rosen, psychischen Störungen; hingegen führt er Fälle aus eigener
und fremder Beobachtung an, in denen die Entfernung kranker
Ovarien und ihrer Adnexe eine Heilung von Neurosen und Psy-
chosen herbeiführte; letztere können sehr wohl durch Unterleibslei-
den hervorgerufen und wach gehalten werden.
4) Der Fall vnn Mutismus hystericus hat insofern Interesse,
als hier der Mutismus mit Agraphie verbunden ist, während Cbab-
cot in der Abwesenheit der Agraphie mit ein Zeichen der hyste-
rischen Natur des Mutismus erblickte. Die Agraphie bei dem hys-
terischen Mutismus scheint nicht, wie bei der organischen Agraphie
auf einen Verlust der graphischen oder visuellen Wortbilder zu
beruhen, sondern auf einen Mangel der psychischen Synthese der
Schriftbilder. Der Fall ist ferner wegen der hysterischen systema-
tisirten Facialislähmung von Interesse. Die Lähmung war hier
später nur auf diejenigen Bewegungen beschränkt, die zur Articu-
lation der Worte nötig sind, während sie am Anfang einer gewöhn-
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474 Lktdbw, v. Engel, Ueber Polyneuritis mercurialis. No. 27
liehen typischen Faciatislähmung glich; sie erinnert ihrer Natur
nach an die Astasie- Abasie und ähnliche Symptome der Hysterie.
5) Der Fall von Paralysis agitans betrifft einen 56jähr. Mann,
der früher Convulsionen hysterischer Natur hatte und noch jetzt
die Zeichen der Hysterie aufwies (concentrische Einengung des Ge-
sichtsfeldes, Dyschromatopsie, Herabsetzung des Geruches und Ge-
hörs.) Von den Symptomeu der Paralysis agitans bestanden die
Muskelrigidität, das Zittern, der Gesichtsausdruck, die Haltung, die
Unruhe; es fehlten die aufsteigende Hitze, die Pro- und Retro-
pulsion etc. — Der Fall beweist das Vorkommen seniler Hysterie
und die Complication resp. Coexistenz derselben mit Paralysis agi-
tans. S. Kalischer.
1) E. Leyden, Ueber Polyneuritis mercurialis. Deutsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 31.
2) R. v. Engel, Ueber Polyneuritis mercurialis. Prager med. Wochen-
schrift 1894, No. 6.
1) L. beschreibt einen Fall von Polyneuritis mercurialis unter
dem Bilde der acuten Ataxie, mit Verlust der Sehnenreflexe, Rom-
BKBo’schem Phänomen, neuralgischen Schmerzen, Druckempfindlich-
keit der Nervenetämme u. s. w. Die Polyneuritis entstand im An-
schluss an eine Schmiercur und heilte im Verlaufe von 3—4 Mo-
naten völlig aus (bei Abstinenz von Quecksilber). Die Form der
mercuriellen Neuritis entspricht den übrigen toxischen Polyneuri-
tiden, welche auch Motilität und Sensibilität ergreifen und nicht
selten die acute Ataxie hervorrufen. L. warnt vor übermäfsigen
Schmierkuren und in Anbetracht der experimentellen Untersuchungen
Lktullks auch vor der Anwendung des Quecksilbers bei Nerven-
leiden (wie Tabes u. s. w.)
2) E. beschreibt einen Fall von Polyneuritis mercurialis bei
einer 29jährigen Frau, bei der sich binnen 14 Tagen schwere mo-
torische Störungen der unteren und geringere der oberen Extremi-
täten (Parese von schlaffem Typus) entwickelten, nachdem ca. 20 g
Quecksilber eingerieben waren. Neben den Lähmungen der Extre-
mitäten bestanden Herabsetzung der Tast- und Temperaturempfin-
dung an den Enden der Extremitäten, Erlöschen der Sehnenreflexe,
Abducensparese, hochgradige Ataxie; eine eigentliche Schmerzhaftig-
keit oder Druckempfindlichkeit der Nerven fehlte. Für den toxi-
schen Ursprung des Leidens schien auch eine 4 tägige Albuminurie
zu sprechen. In kurzer Zeit trat Atrophie der Extremitäten mit
partieller Entartungsreaction zu den obigen Symptomen hinzu. Nach
Aussetzen des Quecksilbers trat in ca. 6 Wochen eine zunehmende
Besserung der Krankheitserscheinungen ein (bei der Behandlung mit
Bädern und Faradisation). — Da die Albuminurie sich später wie-
derholte, wurde das Bestehen einer schon früher vorhandenen chro-
nischen Nephritis angenommen. S. Kalischer.
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T*o. 27. Caspary, Lehre v. Arzneiausschlägen. — Hinsbrro u.Trboprl. 475
Caspary. Zur Lehre von den Arzneiausschlägen. (Nach einem
Vortrag im Verein für wissenschaftl. Heilkunde in Königsberg).
Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVI. S. 11.
Bei einem jungen Manne trat seit 3/« Jahren schubweise und
zwar immer nach einem Trinkgelage in grofser Ausbreitung über
den Körper ein anfangs stnrkes Jucken, später mehr, Brennen und
Spannungsgefühl hervorrufender Ausschlag auf, welcher meist durch
Schüttelfrost eingeleitet wurde und mit ein- oder mehrtägigem Fieber
verbunden war. Er bestand aus roten Flecken und grofsen pem-
phigusartigen Blasen, als deren Reste lange Zeit Pigmentflecke zu-
rückblieben, die im Gesicht sehr entstellend wirkten. Als eigent-
liche Ursache des Exanthems erwies sich das als Antidot gegen
die Alcohol Wirkung gebrauchte Antipyrin; Trinken allein hatte ähn-
liche Folgen nicht. Dagegen schienen in einem anderen Falle
wirklich nur Excesse in potu die Veranlassung für das Auftreten
acuter, circumscripter Oedeme an den verschiedensten Körperstellen
zu sein. — Bei drei weiteren Personen wurden immer nach dem
Einnehmen von 1— 2g Antipyrin die Lippen, Zunge, Scrotum und
Anaigegend von Blasenbildungen befallen. Aehnliche Blasen ent-
wickelten sich wiederholt bei einer Dame an den Lippen, in der
Mundhöhle und an den kleinen Labien einige Stunden nach dem
Gebrauche kleiner Dosen Chinin. Schliefslich beobachtete C. bei
einer jungen Frau ein typisches nässendes Eczem an Gesicht und
Vorderarmen nach Jodkalium. — Verf. giebt den Rath, bei irgend-
wie zweifelhafter Diagnose eines acuten Ausschlages zunächst an
ein Arzneiexanthem zu denken. H. Müller.
O. Hinsberg und P. Treupel, Ueber die physiologischen Wir-
kungen des Paramidophenols und efniger Derivate desselben.
(Aus Prof. Baomann’s Laboratorium in Freiburg und dem phar-
makolog. Institut München). Arch. f. exp. Path. u. Pharmakol. XXXUI.
p. 216.
Von der Vermuthung ausgehend, dass jene Derivate des Ani-
lins, die bei ihrem Durchgang durch den Körper in Paramidophe-
nol übergehen, besonders kräftig antipyretisch und antalgisch wirken
könnten, wurde das Paramidophenol und eine ganze Reihe von
alkylsubstituirten Verbindungen derselben auf derartige Wirkung
an Menschen und Tieren untersucht. Die Experimente stützen die
aprioristische Ansicht, indem Körper, die nicht in Paramidophenol
übergingen, fast unwirksam blieben.
Das Paramidophenol selbst wirkt zu •/, g in gleicher Weise
antineuralgisch und antipyretisch wie die gleichen Gaben Antipyrin,
Phenacetin oder Antifebrin. Unangenehme Nebenerscheinungen
werden nicht beobachtet. Wirkliche Vergiftungssymptome treten
beim Tiere erst nach intravenöser Injection gröfserer Mengen ein
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476
Stkwaht. — Etkmann.
No. 27
und bestehen in Methämoglobinbildung, Nierenreizung, Erbrechen,
Durchfall, Blutdrucksenkuog, Lähmung der hinteren Extremitäten.
Ebenso prompt antipyretisch erwies sich das Aceto-paramidophenol:
r h
4 6\NHCOCH3. Durch Einführung von Alkylresten an Stelle
der fettgedruckten Wasserstoffatome im Acetamidopheuol wurden
nun zwei Reihen von Körpern gewonnen, deren Wirkung die Au-
toren folgendermassen zusammenfassen: Bei Substitution des Hydro-
xylwasserstoffes liegt die grösste Wirkung bei der Methylgruppe,
die kleinste bei der Aethylgruppe. Die antipyretischen Eigenschaften
nehmen mit steigender Gröl'se der substituirten Aethylgruppen an
Stärke ab. Substitution des Imidwasserstoffes bei gleichzeitiger Be-
setzung des Hydroxylwasserstoffes durch die Aethylgruppe lässt
das Maximum der antineuralgischen und narkotischen Wirkung beim
Methyl, das Maximum der antipyretischen Wirkung beim Methyl
und Aethyl eintreten.
Das Original enthält noch eine Fülle von Einzelthatsachen
über die Wirkung der einzelnen Stoffe, die sich einer zusammen-
fassenden Darstellung entziehen und auf die somit verwiesen sei.
Der Arbeit sind 12 Curven über die antipyretische Wirkung der
untersuchten Substanzen beigefügt. Pohl.
D. Stewart, A serioue fallacy attending the employment of certain
delicate tests for the detection of serum - albumin in the urine.
The New-York med. News 1894, No. 10.
St. weint auf die Unzuverlässigkeit einiger neueren Eiweifsreactlonen für den Harn
hin. Er verschaffte sieb Drinproben von 105 gesunden jungen MAnnern einige Stan-
den nach dem Frühstück oder nach dem Mittagessen. Von diesen gaben nur 8, mit
Trichloressigsäure versetzt, keine Trübung und auch diese thaten es beim Erwärmen.
Ebenso traten sehr häufig Trübungen mit Pikrinsäure (gesättigte wässerige Losung)
und Metaphosphorsäure auf. Uebrigens gaben von den 105 Harnen 20 auch eine
Trübung mit Salpetersäure. Verf. hält es für wahrscheinlich, dass die obengenannten
Reactionen von einem Gehalt des Harns an Nucleoalbumin abhängen. E. Sslkowski.
Eykmann, Beiträge zur Kenntoiss des Stoffwechsels der Tropen-
bewohner. Virchow’s Arch. Bd. 133, S. 105.
Verf. hat an 7 Europäern (4 Aerzte, 3 Diener) und 5 Malayen (1 Student,
4 Arbeiter) in mehrtägiger Versuchsreihe die aufgenommene Nahrung sowie den aus-
gesebiedenen Kotb analysirt auf Trockensubstanz, N, Fett und Asche, sowie auch den
Harn-N bestimmt. Danach resorbirte der Europäer von 65 kg auf Batavia bei leichter
Arbeit 88 g Eiweifs, 79 g Fett und 256 g Kohlehydrat (88 Calorien per Kilo) , der
malayische Arbeiter 68 g Eiweifs, 22 g Fett, 485 g Kohlehydrat (35 Cal. per Kilo)
Die Wärmewerte differiren also nicht erheblich. Der Europäer nützt das Eiweifs, der
Malaye die Kohlehydrate besser aus; bei Ersterem fand sich im Harn 18 g N (ent-
sprechend einem Umsatz von 82 g Eiweifs); bei Letzterem 8 g N pro Tag (entspre-
chend einem Umsatz von 50 g Eiweifs). j. Munk.
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So. 27.
Picblkb u. Vogt. — Krktz. — Bbnzlkr. — Rral.
477
K£. Pichler uml V. Vogt, Zur Lehre von der Nucleoalbuminurie.
Cbl. f. innere Med. 1894, No. 17.
Nach intravenöser Einspritzung von Caseinlösung bei Hunden tritt eine mehrere
Tage hindurch, einmal bis zu 5 Tagen anhaltende Nucleoalbuminurie, einmal neben echter
Albuminurie auf. Abklemmung einer Nierenarterie für 1 , — 1 ’/, Stunden: bei 4
Hunden trat Nucleoalbuminurie auf, die io abnehmender Stärke 2 — 7 Tage lang an-
hielt; Serumalbumiu fehlte entweder daneben oder war nur in Sporen vorhanden.
Vorübergehende Abklemmung der Niereneene führte ebenfalls zu einer 3tIgigeo Nu
cleoalbnminurie, neben der am 1. Tage echte Albuminurie bestand. Bei Compression
des Thorax nach ScHisinxit's Vorgang, sowie der Gliedmassen stellt sieb zumeist für
einige Stunden Albuminurie neben (seltener) Nucleoalbuminurie ein. j. Munk.
R. Kretz, Ueber Hypertrophie und Regeneration des Leberge-
webes. Wiener klin. Wochenschr. 1894, No. 20.
Verf. demonstrirt an zahlreichen pathologischen Präparaten die mannigfachen
Zustände, die zu einer Hypertrophie des Lebergewebes führen. Neben der nur selten
Torkommenden totalen gleicbmäfsigen Hypertrophie des ganzen Organs steht zunächst
die kompensatorische VergrSfserung eines Lappens bei Vernichtung des anderen, be-
sonders häufig bei langsam wachsendem Echinococcus, ferner bei Gummi - Bildungen
beobachtet. Aber auch eingeschlossen in erkranktes Parenchym finden sich Hyper-
trophien ron Lebergewebe, so bei Stauungslebern, bei Leberrenenthrombosen, besonders
aber bei Lebercirrbosen. Besonders interessant ist ein Präparat, wo eine Regeneration
des Lebergewebes in Form ron läppchenartigen Bildungen und einzelnen Zell-Schläuchen
und -Conglomeraten nach fast totaler Zerstörung des Lebergewebes eingetreten war.
Die für alle diese rerschiedenen Formen der Hypertrophie einheitliche Auffassung
ist die des kompensirenden und regenerirenden Zellwacbstums , dem bei der Heilung
schwerer Leberaffectionen eine ungemein wichtige Rolle zukommt. Aebnlieh wie der
Herzmuskel zur Deberwiodung pathologischer Widerstände hypertrophisch wird, so auch
die Leber zur Deberwiodung chronischer Intoxicationen. u. Rotbraun.
Benzler, Einklemmung eines Hufsplitters bei einem Schädelbruch.
Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1894, S. 97.
Ein Soldat, welcher nach einem Hofschlag j Stunde bewusstlos gewesen, zeigte
2 cm oberhalb der rechten Augenbrauen eine nach nnten convexe Lappenwunde von
2 — 8 cm Länge, in deren Mitte ein Hufsplitter ca. 1 cm weit herausragts. Derselbe
musste durch Ausmeifslung herausbefördert werden; er war ca. 32 mm lang, 17 mm
breit, an seinem eingeklemmten Rande 3—4 mm dick und entsprach dem ruoden
etwas abgenützten Rande des Hufes. Seine bacteriologische Untersuchung hatte ein
negatives Ergebnits, so dass eine Infection nicht zu erwarten staod. Heilung erfolgte
nach Vemähong bis auf eine kleine Drainstelle ohne Zwischenfall. Eine Reibe ähn-
licher Fälle wird in aller Kürze aufgefübrt. p. Qütorboek.
Real, Ein Beitrag zur Kenntniss der Gelenkkürper. (Aus der chir.
Abtb. und dem Laboratorium des Cantonsspitals zu St. Gallen).
Deutsche Zeitsohrif f. Chir. XXXVIII, S. 1.
Die vorliegende längere mit einem Litteraturverzeichniss versehene Arbeit beruht
auf den klioischen Geschichten von ‘J im Canton-Spital zu St Gallen operirten Fällen,
von denen in 5 ausserdem die entfernten Gelenkkörper zur feineren Untersuchung ge-
langten, während ausserdem noch 2 Gelenkmaeuse sararnt dem dazugehörigen Gelenk
dem Verf. von Dr. Haxati überlassen worden. Nach einem ausführlichen klioischen
Teil lässt Verf. ein historisches, ein der Aetiologie und ein zweites der Struc-
tnr der Gelenkkörper gewidmetes Capitel und diesem eine höchst eingehende anatomi-
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478
Altrn. — Sittmans n. Bablow. — Bhlisch.
No. 27
>ebe Beschreibung der euch histologisch geprüften Falle folgen. F.r gelangt in dem
Schlau, da», wenn man von ganz frischen, sofort nach dem Trauma untersuchten
Vorkommnissen von Gelenkkörpern ablieht, dieselben nur selten traumatischen, viel-
mehr pathologischen Ursprunges sind. Das hlufig als primäre Ursache angenommene
Tranma entspricht meist der ersten Einklemmung des bereits seit Unger gelüsten
Gelenkkörpers. Der Process, auf dem diese Losung beruht ist kein einheitlicher,
ebenso auch nicht der der Weiterveränderung des gelösten Knorpetslückes. Es findet
Seitens eines solchen gelösten Knorpelstückes eine üppig, gleichsam verwilderte
Knorpelwacherung statt, neben welcher die Neiguog besteht, sich mit apponir-
tem Knochen za umgeben und zwar stammt dieser ans vom Geienkkörper selber neu-
gebildetem periostalen oder perichondralen Gewebe. p. Güterbock.
H. Alten, Speech without a larynx. The Medical News 1894, No. 11.
Verf. berichtet über einen Mann, bei dem J. Solu Cohes im April 1892 den
Larynx wegen eines Epithelioms entfernt batte. Es war nur der obere Teil der Epi-
glottia zurückgeblieben. Der Pat. war nach der Operation fast ein Jahr stumm . als-
dann kehrte die Sprache zurück. Die laryngoskogische Untersuchung ergab die Basis
der Zange nnd die Epiglottis normal; die letztere stand aufrecht; eine tiefe schorn-
steinartige Einziehung, entsprechend einem schon von aussen durch die Trachealöffnang
sichtbaren Sack, erstreckte sich abwärts; ausser einer schmalen narbenartigen Struktur
des hinteren Randes der Oetfnung war nichts zu sehen ; diese war am deutlichsten
während der tiefen Inspiration. Die Stimme erschien rein, entgegen der Flüster-
stimme, sie war dünn, rauh und schwach, wenn auch auf 40 Puls hörbar, wohl modi-
ficirbar, so dass Pat. selbst singen konnte. Wahrscheinlich ist die Stimme hervorge-
bracht durch die Gegenwart des neu erstandenen Resonansraumes in der Gegend
des Larynx nnd die Aussprache durch die Verstärkung des Flüsterns durch die in
dem Sack befindliche Luft. w. LubUoski.
Sittmann und Barlo w, Ueber einen Befund von Bacterium coli
commune im lebenden Blute. Deutsches Archiv (ür Klin. Med. 1894,
Bd. 52, S. 250.
Bis jetzt sind zwei Falle von Allgemeininfection durch Colibacillen bekannt, in
denen dieselben intra vitam im Blut nachgewiesen wurden: beidemal ging die Infec-
tion vom Urogenitalapparat aus; das gleiche ist auch bei dem vorliegenden 3. Nach-
weis der Fall. Die Sepsis schloss sich an eine Cystitis an; bei dem 38 jährigen Mann
war 11 Stunden vor dem Tode durch Punction der Vena mediana Blut entnommen
worden, von dem gegossene Gelatineplatten Colibacillen in Reinkultur ergaben.
ßcheurlen.
('. Ehlisch, Ein Fall von Stichverletzung des Rückenmarks. (Aue
der med. Klinik d. Hrn. Prof. Schköttkr). Wiener klin. Wochenschr.
1893, No. 50.
Der 38jähr. Pat. bekam mit einem Stilet einen Stich in den Rücken und sank sofort
zu Boden. Wundheilung prompt. Urin nur durch Katheter entleert Beide Beine
total gelahmt, das rechte allmalig gebessert. Später bei Bewegungsversnchen heftige
Zuckungen io den Beinen and auch im ruhenden Zustande Schmerzen und krampf-
artige Steifheit Im Spital wird 4 Monate nach der Verwundung constatirt: Paralyse
des linken, Parese des rechten Beins. Tonische Contraction beider Beine in Streck-
stellung. Links ist der Tastsinn und die Schmerzempfindung z. Tb., der Drucksinu
vollständig zerstört Recbts besteht vollkommener Sensibilitätsverlnst. Beiderseits
Lagevorstellung gestört. Stark erhöhte Sehnen- nnd Hautrefiexe an den Beinen. Bei-
derseits vasomot. Störungen der Haut, linkt starker.
Der Stich muss demnach vornehmlich die linke RUckenmarkshälfte getroffen
haben, die Wunde lag rechts neben dem 7. Brustwirbel, der Stich ging also schief
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No. 27.
v. Bechtbrrw. — Lohsstrin. — Dkw. — Pandkb.
479
Reuen du Mark, welche« auf der rechten Seite durch die dachiiegelartigeu Wirbel-
bogen und Dorne geschützt blieb. Verletzt worden sind liuks der Uintentrang , das
Hinterhorn und der Seitenstrang; rechts Anteile des Hinter- nnd Seitenstranges.
M. Brasch.
W. v. Bechterew, Steifigkeit der Wirbelsäule und ihre Ver-
krümmung als besondere Erkrankungsform. Neurol. Centralbl. 1893,
No. 13.
Verf. giebt 3 Falle, bei denen folgender Symptomencomplex beobachtet wurde:
Unbeweglichkeit oder angenügende Beweglichkeit der ganzen Wirbelsäule oder Teile
derselben, bogenförmige Krümmung nach hinten, hauptsächlich im oberen Brnstteil,
paretischer Zustand der Muskeln des Körpers, Halses and der Extremitäten, herabge-
setzte Empfindlichkeit im Gebiet der Hantzweige der Kücken- nnd unteren Halsnerren,
zuweilen auch der Lendennerven, endlich Keizerscheinungen in diesen Nerven wie
Partstbesien, locale Hyperästhesien und Schmerzen
Verf. glaubt, dass es sich um einen selbständig anftretenden, diffusen, chronischen
Process der Wirbelsäule handele, der zur Ankylose führe, sowij um eine diffuse,
chronische Entzündung des epiduralen Bindegewebes.
Aetiologisch wurde in allen 3 Fallen eine hereditäre Belastung und in 2 ausser-
dem noch Trauma des Rückens bemerkt. K. Grube.
H. Lohnstein, Ueber mechanische Behandlungsweisen der chro-
nischen infiltrirenden Urethritis. (Vortrag geh. in der Hppki.ano’-
schen Gesellschaft). Berliner klin. Wochensohr. 1S93, No. 46, 47.
Verf. bat zn dem angegebeneo Zwecke ein Dilatatorium mit 4 Branchen constru-
>rt, welches die Dehnung der infiltrirten Abschnitte der Harnröhre ohne gleichzeitige
Dehnung der Dicht infiltrirten ermöglicht; es gestattet ferner die combinirte Behand-
lung der oberflächlichen , mehr diffusen SchleimbantverAnderuDgen durch Spülung mit
beifsen Losungen und der tiefer gelegenen, circnmscripten durch Dilatation. Das Ver-
fshren ist weniger reizend, als die Saibensonden- Behandlung und die Dehnnngskraft
des nach Tier Richtungen gleichzeitig wirkenden Instrumentes ist grOfser, als die der
bisherigen bilateralen Dilatatoren. Die vom Verf. in 36 Fallen erzielten Erfolge wareo
•ehr günstige. Complicationen kamen, abgesehen von kleinen Blutungen, welche za
einem zeitweiligen Aussetzen des Verfahrens nötigten, nicht vor. B. Haller.
<J H. Dew, Establishing a new method of artifical respiration in
asphyxia neonatorum. Medical Record 1893, March 11.
Verf. empfiehlt als eine neue Methode zur Wiederbelebung der Neugebornen Be-
legungen, welche eine starke Beugung des Kinderkürpers über die Bauchfltcbe, dann
eine Hyperextensiou und Beugung Uber die Rückenfläche bewirken und damit Ein- und
Ausathmung eiuleiten. Dass derartige Mnfsregelu besonders in einem Bade ausgeführt,
zweckmafsig sind, ist bekannt und dürfte sich die Methode ab und zu empfehlen,
obschon dieselbe die Scnui.TZB'schen Schwingungen kauin ersetzen kann a. Martin.
H. Pander, Ueber gynäkologische Elektrotherapie. Petersburger med.
Wochenschr. 1893, No. 14.
Verf. bespricht die Indicationen nnd Contraindicationen für die Anwendung der
gynäkologischen Elektrotherapie. Gestützt auf ezperimenlelle Beobachtungen, nach
denen am positiven Pole durch Electrolyse Sauren und Sauerstoff, am negativen Pol
hssen nnd Wasserstoff sich bilden, wendet er den positiven Pol gegen Blutungen an,
den negativen überall da, wo Auflockerung des Gewebes resp. Blutung oder deren
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480
GOTTLIBB. — VoGRL. — ANTAr,.
No. 27
Verstärkung verlangt wird. So empfiehlt er die Anwendung des positiven Polet bei
den verschiedenen Formen der chronischen Endometritis und bei rein interstitiellen
Myomen, die durch die electrische Behandlung allerdings nicht zum Schwinden ge-
bracht werden, bei denen aber die Symphome: Blutungen, Schmerzen etc.
beseitigt werden kBnnten. Bei den hartnäckigen chronischen Eudometritiden combi-
nirte er mit bestem Erfolg die Elektrotherapie mit vorhergehender Abrasio. Den ne-
gativen Pol empfielt er hei Superinvolutio, bei Amenorrhoe, Stenosen des Cervical-
kanals.
Als Contraindicationen gelten: Gravidität , acut fieberhafte Erkrankungen der
Beckenorgane, eitrige Processe im Becken, cystische oder maligne Degeneration bei
Myomen, acute Nephritis, Durchfall, Hysterie, Idiosynkrasie gegen den electrischen
Strom. Zum Schluss teilt dann Terf. G Falle mit, in denen er die Electrotberapie
mit bestem Erfolg angewendet hat. A. Martin.
R. Gottlieb (Heidelberg), Beiträge zur Physiologie u. Pharmaco-
logie der Paocreassecretion. Arch. f. exp. Path. u. Pharmakol. XXX11I.
p. 261.
An uretbanisirten Kaninchen lasst sich nach Einführung feiner GlaskanUlen in
den Ausfübrungsgang des Pankreas die Secretion desselben gut beobachten. Die
stündliche Secretmenge betragt 0.5 — 0.6 ccm. Die Aulflussgeschwindigkeit des Secretei
wird durch die Exspiration beschleunigt, die Seeretmeoge durch Blutfülle des Organs
vermehrt und zwar unabhängig vom Gesammtblutdruck.
Entgegengesetzt wirkt Anämie z. B GefAfskrampf nach Reizung des centralen
Vagusstumpfes. In Debereinstimmung mit alteren Beobachtungen beschleunigten Pilo-
carpin und Physostigmin die Secretmenge unter gleichzeitiger Zunahme des procen-
tiseben Trockengehaltes.
Auf refiectorischem Wege secretvermebreod erwiesen sich Senföl, (j pCt. Schwefel-
säure, 20 pCt. Natriumcarbonat, insbesondere nach Einführung in's Duodenum.
0.2g Pfefferest ract, mit Alcohol gemengt, war nnerheblicb wirksam, Extrsct
aut Quassia ganz unwirksam. Pohl.
L. Vogel, 3 Fälle von combinirten Vergiftungen. Charito- Annalen
1893, S. 313.
Interessant ist unter den drei Fallen besonders einer, in dem in selbstmörderischer
Absicht erst ein Kaffeelöffel voll Digitalin und nach */4 Stunden 0 5 Atropin genom-
men war. Beide waren im Urin nachzuweisen. Pat. erholte sich allmalig aus seinem
bewusstlosen Zustand, neben dem weite Pupillen n. herabgesetzte Pulafrequens
bestanden. Die beiden anderen Falle betreffen eine Vergiftung mit Cyanqueck-
ailber, wie eine Sublimatintoxication verlaufend, und eine mit Carbo) und Phosphor
zugleich. Pr. Strssstnann.
J. Antal, Kali hypermanganicum als chemisches Antidot einiger
organischer Gifte. Ungar. Arch. f. Med. 1894, S. 248.
Verf. empfiehlt das Kali hypermanganicum als Antidot bei Vergiftungen mit
Muscarin, Strychnin, Colchicin, Ol. Sabinae, Oxalsäure. Kaoiuchen, die sonst tätliche
Dosen dieser Gifte erhalten hatten, blieben am Leben, wenn ihnen gleichzeitig 5 bis
12 g Kali bypermangan. in etwa pCt. Lösung gereicht wurden. Pr. Strusmsnn.
Einsendungen für das Ontralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. R e rn li a r d 1 (Berlin W.
Französische Strafse 21) oder an die VerlagshAndlung (Berlin NW., Unter den Linden) erbeten.
Verlag vou August Hirschwald iu Berlin. — Druck vou L. äctiuioaehor in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; am Schlüsse
de* Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis de* Jahrganges
20 Idark; so beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
indianischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. *4. No. 28.
Inhalt: P orpick, U.ber da. Wesen der Leberrecreation. (Original-Mitteilung).
Zetni, Oeber alimenUre Gtycosäure und die Lietosurie. — Albübt-oni u.
Xovi, Stoffwechsel dee italienischen Landarbeiten. — Hülm, Robboh, Fbakks,
M Aull ix, Beiträge lur Darmchirurgie. — hausbero, Behandlung des otitiacheo
Birnabsceaaea. — Psttknkofbb, Hygienische Verhältnisse ran Irrenhäusern, Straf-
anstalten u. s. w. — Aufsicht, Die septische Scharlachnephritis. — Broxb, Fall
ron Hirntumor mit Alexie. — Stolzrnbbro, Anwendung ron Guajacol bei Fieber.
Saillst, Ueber ürospectrin im Harn. — Mrtxr, Elementarzusammensettung
des Hundeharns. — Smith, Colectomie wegen Adhäsionen des Coecnm. — Tilaroi,
Apparat xur Behandlung ron Schenkelrotationen. — Chiari, Ankylostomiasis bei
einem Kruneger. — Ooldscbridt, Zur Casuistik der Tuberculose im Kindesalter.
— Hioixb, Deber hysterisches Stottern. — Hoohwxo, Anwendung des Electrodyna-
mometers. — Ixh»l-Rrxot u. Boloorrsi, Ueber das Gesichtserysipel. — Wih-
rixld , Diabetes bei Dermatitis herpetiformis. — Adst-Lawbbrce, Orariotomie im
Wochenbett. — Goldsms oel-Sosnowska, Ueber die TuuBR-BRAHDT'sche Behänd-
lang. — Tappiiheb, Wiikung des Cbloralacetophenoo.
lieber das Wesen der Leber- Recreatioii
tou Prof. E. Ponflck in Breslau.*)
Das Wesen der Vorgänge, welche dem merkwürdigen Phäno-
men einer zwei- und dreifachen Volums-Zunahme eines Leberrestes
zu Grunde liegen, der nach Ausrodung der Hälfte, ja drei Vierteln
der Drüse zurückgeblieben ist, hat trotz mancher Beiträge, welche
ich zu ihrem Verständnisse beim Tiere, wie beim Menschen ge-
liefert habe, noch keineswegs genügende Aufklärung erfahren.
Fortgesetzte Untersuchungen setzen mich nunmehr aber in den
Stand, die wechselvolle Erscheinungsreihe jener schrittweise, aber
*) Ausiug eines am B. Mai d. J. in der medicinischeu Section der Schlesischen
Gesellschaft gehaltenen Vortrages
XXXII. Jahrgang. 31
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482
Ponfick, Ueber das Wesen der Leberrecreation.
No. 28
consequent verfolgten inneren Einschiebung in ihren Hauptzügen
zu schildern. Auch den Widerspruch glaube ich heute aufklären
zu können, welcher mir wenigstens darin zu liegen schien, dass der
vorhandene Rahmen, d. h. der zurückgelassene Lappen, wie dessen
einzelne Aeini Ausgang und Grundlage werden soll für einen dem
ursprünglichen gleichartigen und doch die alten Grenzen so gewal-
tig überschreitenden Erweiterungsbau.
Dieses Ziel wird nämlich erreicht durch innere Verstärkung
der Stamraelemente des Gewebes, durch eine Neubildung gleichwer-
tiger Drüsenzellen, welche nicht so sehr durch Apposition wirkt,
d. h. durch die Anreihung homologer neuer Einheiten, sondern die
sich im Wesentlichen vollzieht mittelst Interposition: auf einem
Wege also, der trotz reichlichster Vermehrung im Einzelnen das
Festhalten des herrschenden Grundplanes gewährleistet. Und das
geschieht eben durch inneren Ausbau der alten Componen-
ten, der Lobuli.
Legen wir unseren Studien ein Kaninchen zu Grunde, welchem vor
24 Tagen drei Viertel der Drüse, d. h. der ganze in Epigastrium
und rechtem Hypochondrium gelegene Complex von Lappen ent-
fernt worden ist, so sehen wir heute, wie der Defect längst glatt
geheilt ist. An Stelle der Leber lässt sich jetzt, inmitten einer
weiten Leere, der kleine Stumpf nur mit Mühe noch entdecken,
fast völlig verhüllt durch straffes Narbengewebe.
Dagegen hat der weit entlegene rechte Lappen enorm zuge-
nommen, wohl das Dreifache des schätzungsweisen Ursprungsge-
wichtes erreicht. Zugleich bietet er ein wesentlich verändertes
Aussehen dar, indem seine Form ungemein plump, die Oberflächen
weit stärker gewölbt und die Ränder abgestumpft sind. Vor Allem
hat aber auch das Drüsengewebe selber eine sehr auffällige Wand-
lung erfahren, wovon man sich durch Vergleichung mit einem nor-
malen rechten Lappen doppelt anschaulich zu überzeugen vermag.
Bei minder regelmäl'siger Gestalt zeigen nämlich die Lobuli
weit gröfsere Abmessungen als im normalen Zustande und die cha-
rakteristische braune Färbung des Parenchyms hat einem weit hel-
leren, matt graubraunen Tone, verbunden mit einer eigentümlich
feuchten Beschaffenheit der Schnittfläche Platz gemacht. Während
letztere Erscheinungen auf Gesteigertem Saftreichtum des Gewebes
beruhen, werden erstere bedingt durch eine mächtige Zunahme des
Gesammt-Kalibers der einzelnen Aeini. Häufig vollzieht sich das
so, dass die Läppchen sich nach allen Richtungen hin gleichmäf'sig
vergröf'sern. Dabei bewahren sie durchaus ebensosehr die alte
Form, wie das gewohnte Nebeneinander, nur dass der Umfang der
einzelnen um das Doppelte, das Drei-, ja Vierfache zugenommen
hat. Nichtsdestoweniger ist sich aber die ursprüngliche Richtung
der Linien so sehr gleich geblieben , dass man sich nur durch un-
mittelbare Vergleichung und Messung des gewaltigen Unterschiedes
bewusst wird, der inzwischen eingetreten ist.
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No. 28.
Pomfick, Uebsr das Wesen der Leberreoreation.
483
An manchen Stellen lässt sich allerdings nicht verkennen , wie
an einem oder mehreren Punkten der Peripherie eines Acinus ge-
wisse Zellgruppen seitlich emporstreben und sich zu ansehnlichen
Auswüchsen des Grundstockes entfalten. Alsdann nimmt das sonst
annähernd elliptisch gestaltete Läppchen ein Aussehen an, welches
mehr an Herz- oder selbst Kleeblattformen erinnert. — Sicherlich
würde man aber viel zu weit gehen , wenn man die Bestandteile
dieser Vorsprünge auch nur der Mehrzahl nach als neu entstanden
auffassen wollte. Vielmehr handelt es sich um eine bunte und sehr
innige Mischung angestammter und frisch erzeugter Elemente.
Ganz verständlich wird uns diese Wandlung in der Gestalt
der Läppchen, sobald wir beachten, dass den Mittelpunkt jedes der-
artigen Vorsprunges ein eigener junger Lebervenenast einnimmt.
Indem sich nämlich eine in die Centralvene mündende Wurzel der
Vena hepatica nicht nur mehr u. mehr ausweitet, sondern auch zu
einem immer selbstständigeren Sammelrohre entwickelt, muss ein
wie knospenartig hervorspriefsender Bezirk entstehen, der indess mit
dem alten Lobulus nach wie vor ein untrennbares Ganzes bildet.
Auch an den venösen Capillaren im Inneren der Acini kann
man Neigung zu bald umschriebener, bald mehr diffuser varix-ähn-
licher Ausweitung fast allenthalben wahrnehmen. Daneben greift
aber auch eine zu merklicher Verengerung des gesammten Capillar-
netzes führende Neubildung Platz und zwar an der Wand eben
dieser Gefäfse. Denn der ursprüngliche Typus eines rechteckige
Maschen umschliefsenden Rohrsystems beginnt sich schon im Laufe
der ersten Woche in dem Sinne umzuwandeln, dass uns schliefslich
ein sehr viel engeres u. dichteres Netzwerk mit erstaunlich kleinen,
sei es mehr rundlichen, sei es mehr quadratischen Feldern entge-
gentritt.
So tiefgreifende Aenderungen am Gefäfssystem lassen sich offen-
bar nicht denken ohne die Begleiterscheinung einer mächtigen Neu-
bildung von Drüsenzellen. Wahrscheinlich werden erstere von
letzteren sogar teilweise bedingt oder wenigstens eingeleitet. In
der That gelingt es schon in den ersten Tagen nach der Ver-
kümmerung der Leber, in gröfserem Umfange während der folgen-
den Tage, an den secretorischen Elementen bald da, bald dort
characteristische Kernteilungsfiguren nachzuweisen.
Dieser formative Vorgang pflanzt sich, während der nächsten
3—4 Wochen andauernd, weiter und weiter fort, ohne dass hiebei
bestimmte Zonen des Acimus, bestimmte Zellgruppen bevorzugt
wurden. In mittleren, bald annähernd gleichmäßig, bald auch ganz
regellos scheinenden Abständen treten vielmehr inmitten anderer,
allem Anschein nach ruhender Zellen die wohlbekannten Bilder
auf, aus denen eine junge Generation secretionstüchtiger Zellen
hervorgeht. Indem sich die letzteren zwischen die alten Schritt für
Schritt einschieben, will es uns zuerst schier unvermeidlich dünken,
dass eie den wohlgefügten Bau der Leberzellenbalken lockerten, in-
dem sie deren Reihen teils unterbrechen, teils verrücken müssen.
81*
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484 Zülzbb, üeber alimentäre Qlycosurie und die Laotosurie. No. 28
Solches Uebergangsstadium wird jedoch dadurch erleichtert oder
mindestens beschleunigt, dass sich die junge Zellgeneration den
alten Gewebspfeilern anpasst, indem eie sich im Grofsen u. Ganzen
in deren Richtung einfögt.
Auf solche Weise kann es gelingen, dass einerseits — vermöge
der erheblichen Vermehrung aller Componenten — eine bedeutende
Erweiterung der Acinus-Grenzen zu Wege gebracht wird, anderer-
seits die Grundlinien des Gewebs- Baues gleichwohl unangetastet
bleiben. Dass in Einzelheiten Abweichungen von dem urspröng-
lichen Geföge nicht ausbleiben können, ist wohl selbstverständlich.
Sie finden ihren anschaulichsten Ausdruck in dem Umschwung des
Vascularisations-Typus der Leber, welchen ich eben des Näheren
geschildert habe.
Dieses stille Wachstum der einzelnen Läppchen, gespeist aus
der Quelle zerstreuter, aber rastloser Kernteilungen und Zellver-
mehrungen, beginnt bereits am 3., mitunter sogar schon am 2. Tage
sich einzuleiten. Seinen Höhepunkt erreicht es nur den 7., um nun
anzudauern bis zum 20. bis 25. Jedoch auch nach dem 30. lassen
sich einzelne Kernteilungs-Figuren noch entdecken.
Die oben erwähnten Ungleichheiten in der Gestalt der allmälig
immer mehr anwachsenden Lobuli sind, meiner Ansicht nach, nicht
von dem Gewichte, wie es scheinen könnte. Den Thatsachen ge-
mäfs gedeutet, lassen sie sich vielmehr unschwer auf das nämliche
Grundgesetz zur&ckföhren, als Wirkungen einer blofs quantitativen
Differenz darthun.
Ist nämlich die Wucherung — was der Regel entspricht —
eine gleichmäfsige ; so dass sie öberall pari passu einsetzt und sich
ebenso ausbreitet, so zeitigt sie eine concentrische Vergröfserung
der Dröseneinheiten , eine durchaus adaequate Zunahme des ge-
summten Acinus. Ausnahmen oder wenigstens erheblich seltener
sind dagegen, meiner Erfahrung nach, die Fälle, wo sich gruppen-
weise eine besonders lebhafte Zellteilung geltend macht und dadurch
gewisse Mittelpunkte geschaffen werden, innerhalb deren die Ein-
schiebung dichter, die Durchdringung der alten Zellreihen durch
die Elemente der neuen Generation eine innigere sein muls.
In letzterem Bereiche liegt es nahe, dass sich die elliptische
oder tonnenförmige Gestalt des Lobulus einigermassen excentrisch
zu sondern anfange und dass so jene öberraschenden herz- oder
kleeblatt-ähnlichen Acioi entstehen, wie ich sie, an der Hand des
Gefäfssystems, oben in ihrem Werdegang dargelegt habe.
G. Zülzer, Ueber alimentäre Glycosurie in Krankheiten und über
puerperale Lactosurie. Dissert Berlin 1893.
Im Widerspruch mit den Versuchen an Hunden, dagegen in
Uebereinstimmung mit froheren Angaben von v. Nuoanttw för den
Menschen fand Verf., dass beim Menschen die Assimilationsgrenze
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No. 28. Albsbtoni n. Novi, Stoffwechsel des italienischen Landarbeiters. 485
für Traubenzucker durch den Zustand der Inanition nicht merklich
tiefer gerückt wird. Die Untersuchungen an Kranken wurden so
angestellt, dass die Versuchspersonen 150 g Traubenzucker in Thee-
infus erhielten und der Harn der nächsten 3 — 4 bezw. 5 — 6 Stun-
den stündlich auf Zucker untersucht wurde. In 3 Fällen von Ic-
terus, catarrh, Cholelithiasis und Amyloid der Leber konnte Z. keine
Glycosurie constatieren ; bei schweren dyspnoischen Zuständen aus
verschiedenen Ursachen bezw. einem Erfrornen wurde unter 7 Fällen
zweimal Zucker nach der Verabreichung desselben im Harn gefun-
den, darunter einmal nur Spuren, häufiger fand sich Milchsäure im
Harn in Uebereinstimmung mit den Angaben v. Nourdbm’s und
Ihasawa’s. Weitere Beobachtungen des Verf.’s, die zu interessanten
Ergebnissen führten, beziehen sich auf die Lactosurie im Wochen-
bett. Mit Rücksicht auf den häufigen Milchzuckergehalt im Harn
von Wöchnerinnen versuchte Verf. zunächst, wie sich per os einge-
führter Milchzucker bei denselben verhält, 60 g Milchzucker erwies
sich ohne Einfluss, dagegen trat nach 100 g Milchzucker in 11
Fällen unter 13 deutliche Zuckerreaction auf, bezw. die vorhandene
war verstärkt, während bei Gesunden nach 100 g Milchzucker nur
ausnahmsweise Spuren von Zucker im Harn auftraten. Die beiden
negativen Fälle betrafen Aborte. Es wurde nun versucht, wie sich
der Organismus der Wöchnerinnen dem Traubenzucker gegenüber
verhielt. Bei 5 von 16 Wöchnerinnen, welche je 150 g Trauben-
zucker erhalten hatten, liefe sich Zucker im Harn nachweisen, es
handelte eich dabei jedoch nicht um Traubenzucker, sondern um
Milchzucker: die gebräuchlichen Zuckerproben fielen positiv aus, da-
gegen die Gährungsprobe mit Sacharomyces apiculatus negativ.
Dieses Verhalten bildet ein Analogon zu der Beobachtung von F.
Voit, dass der Diabetiker nach Aufnahme von Milchzucker und
Lävulose mehr Traubenzucker ausscheidet. Das Verhalten der
Wöchnerinnen lässt sich, wie Verf. ausführt, durch die Hypothese
erklären, dass der Milchzucker in ihrem Organismus unter allen
Umständen schwer angreifbar ist und daher im Harn erscheint, so-
bald den Geweben ein leicht angreifbares Kohlehydrat in grofser
Menge dargeboten wird. E. Salkowski.
P. Albertoni u. J. Novi, Ueber die Nahrungs- u. Stoffwechsel-
bilanz des italienischen Bauers. Pflüger’s Arch. Bd. 56. S. 213.
Verff. haben bei 3 Landarbeitern (39jähr. Mann von 68 kg,
38jähr. Frau von 51 kg u. 14jähr. Sohn von 35 kg) an 3 Winter-
tagen sowie an 3 Sommertagen die Kost auf N, Fette und Kohle-
hydrate nach den üblichen Methoden untersucht und zugleich den
auf diese 3 Tage treffenden Harn und Koth analysirt; und zwar
wurde [an je 2 Tagen gearbeitet, während der 3. Tag ein Ruhetag
war. Indem bezüglich des reichen Zahlenmaterials auf das Orig,
verwiesen wird, seien hier nur die wesentlichsten Ergebnisse hervor-
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486 Haa8lkr,Rob80N,Fbanks,M4ULUN, Beiträge zur Darmohirurgi*. No. 28
gehoben. Im Winter nahm in Maismehl, Bohnen, Kastanienmehl,
Fett, Speck, Häringen der Mann auf: bei Arbeit 80 g Eiweifs, 64g
Fett und 593 g Kohlehydrate, bei Ruhe 89 — 63 — 551 und bfifste
bei Arbeit 3.8 (1), bei Ruhe 1.2 g N ein; die Frau nahm auf: bei
Arbeit 68 — 50 — 491, bei Ruhe 76 — 44 — 487 und blieb bei Arbeit
annähernd im Gleichgewicht, setzte aber bei Ruhe 2.2 N vom Kör-
per zu (1). Der Knabe genoss bei Arbeit 43 — 35 — 303, bei Ruhe
65 — 42 — 401 und verlor bei Arbeit 1.5 N und setzte bei Ruhe
3 g N an. Im Sommer wurde in Brot, Thunfisch, Käse, Bohnen,
Mehlteig, Fett und Melonen aufgenommen vom Mann bei Arbeit
163 — 68 — 725 (1), bei Ruhe 131 — 58 — 581 und dabei 7.9 (!) resp.
0.4 N angesetzt; die Frau verzehrte 128 — 64 — 565 resp. 105 — 51
— 394 und setzte 6.6 resp. 3.1 N an (1); der Knabe genoss 91 —
45 — 363 resp. 67 — 31 — 260 und setzte dabei 7.6 (!) resp. 2.3 N
an. Die assimilirte Nahrung lieferte beim Mann im Winter 39 bis
40, im Sommer bei Ruhe 46, bei Arbeit 56 Cal. per Kilo; beim
Weib 45 — 46 und 43 resp. 58, beim Knaben im Winter bei Arbeit
nur 42, bei Ruhe 58, im Sommer 57 resp. 38 Cal. per Kilo. För
die 3 Versuchspersonen zusammen kam die tägliche Kost im Winter
auf nur 80, im Sommer auf 115 Pfennige zu stehen. (Die Zahlen
insbesondere den N- Ansatz anlangend, sind vielfach so ungeheuer-
lich hoch, dass man sich des Verdachtes nicht erwehren kann, dass
bei den in ihrer Wohnung belassenen und nur aus der Entfernung
kontrolirten Versuchsindividuen Unregelmäfsigkeiten, vielleicht auch
Harnverluste vorgekommen sein möchten. Ref.) J. Munk.
1) Haisler, Ueber Darmresectionen. (Aus der chir. Klinik in
Halle). Arch. f. klin. Chir. XLVI, S. 285.
2) A. W. 91. Hobson, A method of performing intestinal anasto-
mosis by means of decalcified bone bobbins. Brit. med. Journal
1893, April 1.
3) K. Franks, On three cases of enterectomy and enterorrhaphy.
Dublin Journ. of med. Sc. 1893, p. 475.
4) W. 91. 9Iaullin, Two cases of gastro- jejunostomy. Lanoet
1893, p. 428.
1) Bei einer 43jähr. Frau mussten wegen eines zwei Fäuste
grofeen Adenocarcinoms das unterste Stöck des Ileum mit dem zu-
gehörigen Mesenterium, der Klappenteil, das Colon etc., die Flexura
coli hepatica und ein Stöck Colon transv. mit seinem Mesocolon
entfernt werden. Die Ablösung in der Darmbeingrube bezw den
in diesen verlaufenden grofsen Gefälsen und dem Ureter ging nicht
ohne Schwierigkeit von statten. Die Resection und Darmnaht wur-
den extraabdominal vorgenommen, die Nahtstelle und der Peritoneal-
defect tamponirt, im Uebrigen die Bauchwunde vernäht. Der Wund-
verlauf wurde nur durch Durchschneiden der Darmnaht complicirt,
welches eine linsengrofse, schliefslich durch Naht beseitigte Fistel
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No. 28.
Hautberu, Behandlung des otitisohen Hirnabscesses.
487
zurfickliefs, Wohlbefinden ohne Recidiv 1 Jahr nach der Opera-
tion. 2) Bei einem 15 jährigen Knaben, mit der Diagnose
lnvagri nation des untern Dünndarmendes fand tnan dieses circulär
stricturirt; wegen der starken Aufblähung des centralen Teiles wurde
zunächst ein Anus praeter nnturam angelegt und nach 14 Tagen
das nunmehr völlig undurchgängig gewordene stricturirte Darmende
reaecirt, bezw. die Darmnaht applicirt. Schnelle Heilung. Als
Ursache der Undurchgängigkeit des resecirteu Darmes fand sich
ein polypöses Gebilde, der Rest des zum grössten Teil necrotisch
verloren gegangenen invnginirten Darmstückes.
2) Die aus decalcinirtem Knochen bestehende Nähseidenrolle
ist ’/e “ mit 1 %" Durchmesser des Qberragenden Randes und
einer Lichtung von Vs“ Durchm. Kör einzelne Fälle sind stärkere
bezw. schwächere Rollen erforderlich; die bei der Cholecystentero-
stomie gebrauchten entsprechen nur der Dicke eines englischen Ca-
thetera No. 16. In anderen Fällen sind statt kreisrunder ovale
Rollen vorzuziehen.
3) Von drei Fällen von Darmresection mit nachfolgender Darm-
naht, welche wegen eines Cylinderepithelioms des Colon resp. wegen
Volvulus mit Darmgangrän und Hern, umbilic. gangraenosa aus-
geführt wurde, endete der zweite 2 Tage nach der Operation töt-
lich und zwar durch Darmgnngrän unterhalb der Naht. Verf. fand
für die Anlegung des Anus praeter naturam bei gangränösen Brüchen
die sehr hohe Sterblichkeit von 80.7 pCt., dagegen von 222 Fällen,
io der Resection des Darmes mit unmittelbar darauffolgender Sutur
ausgeführt wurde, starben nur 48 pCt. Verf. empfiehlt die von ihm
bevorzugte fortlaufende GkLi’sche Darmnaht an Stelle der Lkmbkrt’-
schen wegen der Zeitersparniss. Diese sei viel wichtiger, als ob
einige Zoll mehr oder weniger vom Darm fortgenommen werden.
Ferner soll man für die Compression der Darmstümpfe die Finger
der Anwendung der Klammer vorziehen
4) In den beiden Fällen, von denen der erste eine wahrschein-
lich in der Muscularis liegende Verdickung bei einem 20jährigen
Herrn, der andere einen Pylorus-Krebs bei einer 35jährigen Frau
betraf erfolgte der Tod an Erschöpfung binnen 6 Wochen resp. 6
Tagen. Die dem obersten Teil des Leerdarms angehörige Schlinge
wurde unter dem Quercolon vorgezogen und an der Vorder wand
des Magens fixirt; im ersten Falle dienten hierzu SsNs’sche Knochen-
platten, im zweiten ein knöcherner Garnwickel („Bobbin“) nach
Mayo.n Rubso.n, dessen Application einfacher und minder zeitraubend
als die jener Knochenplatten ist. P. Qüterbock.
Hausberg, Zur Technik der Trepanation des Schädels beim otiti-
schen Hirnabscess. Zeitschr. f. Obrenheilk. XXV. S. 19.
Da nach H. bei weitem die meisten otitischen Hirnabscesse
ganz nahe dem Felsenbein, zum Teil sogar in unmittelbarer Verbin-
Tizc?by Google
488 Hacsberg, Behandlnng des otitiseben Hirn&bscesses. No. 28
düng mit demselben, gelegen sind, so müssen diejenigen der bisher
geübten Trepanationsmethoden, die weit entfernt vom äufseren Ge-
hörgang, entweder senkrecht, oberhalb oder nach vorn und hinten
von demselben die Trepanationsstelle wählen, solchen Platz macheD,
die sich ganz in der Nähe des Felsenbeins beim Eingehen halteD,
demnach eine sichere Gewähr bieten, den Abscess zu treffen. Die
Aufmeifselung des Warzenfortsatzes soll der Trepanation des Schä-
dels vorausgehen. Handelt es sich um einen Abscess des Schläfen-
lappens, so soll die Trepanationsöffnung, mindestens 3 Markstück
grofe, so angelegt werden, dass der Mittelpunkt derselben sich senk-
recht oberhalb des knöchernen Gehörgangs befindet und der untere
Rand der Oeffnung mit dem Dach des knöchernen Gehörgaogs
direct abschneidet. Alsdann wird der letztere l'/jCm tief nach
innen abgemeifselt, ebenso die Decke des Warzenfortsatzes und nun
die Dura mater mit dem darunter liegenden Hirn nach oben ge-
hoben, um das Tegmen tympani et antri, wo der cariöse Durchbruch
meist erfolgt, zur genauen Besichtigung freizulegen. Findet sich
eine Fistel in der Dura oder eine Verwachsung derselben mit dem
Felsenbein, so ist die Fistel breit zu erweitern und der Abscess so
zu eröffnen. Der Einstich mit dem Messer in das Gehirn soll nie
tiefer als 3 cm gehen, um das Unterhorn nicht zu verletzen. Auch
wenn keine Fistel vorhanden ist, soll der Abscess an dieser Stelle
gesucht und eventuell erst nachher an anderen Stellen des Scbläfen-
lappens punctirt werden. Wo keine besonderen Anhaltspunkte für
den Sitz des Abscesses bestehen, würde Verf. keinen Anstand neh-
men, an 10 — 15 Stellen mit der Nadel einzustechen und darauf den
vorher gebildeten Hautperiostknochenlappen auf die Trepanations-
lücke aufzuklappen und anheilen zu lassen. — Handelt es sich um
einen Kleinhirnabscess, so ist ebenfalls zunächst die Aufmeifselung
des Warzenfortsatzes vorzunehmen; ist das geschehen und die Hirn-
erscheinungen dauern fort, dann soll, nach Verf., ein 4—5 cm langer
Schnitt von der Mitte der Ohrmuschel horizontal nach hinten und
von dessen Endpunkten zwei senkrechte Schnitte nach oben und
einer vorn am Ansatz der Muschel senkrecht nach unten geführt
werden bis zur Spitze des Proc. mast. Nach subperiostaler Ablö-
sung der so entstandenen Haullappen soll zunächst die Vereinig-
ungsstelle des Sutur. lambdoid., parieto-mastoid. u. occipito-mastoid.
freigelegt werden, ebenso die Gegend des Emissorium mastoideum.
Nach Stillung der Blutung soll nunmehr der hintere Teil des Proc.
mast, weggemeifselt werden, so dass die hintere Schädelgrube er-
öffnet wird u. der Sinus transversus freiliegt. Statt des Meifsels ver-
wendet Verf., wenn eine genügend grofse Oeffnung hergestellt ist,
die LcEh’sche Zange um den Knochen abzukneifen. Die Koochen-
Öffnung, die so hergestellt wird, soll mindestens 2-Markstückgröfse
haben, der obere Rand soll nicht über die Sutura parieto - mastoi-
dea hinausreichen. Bei genügend grofser Oeffnung ist die Dura
nach hinten oben mit dem unter ihr liegenden Hirn abzuheben, um
die tieferen Teile des Sulc. sigm. bis zum Foramen jugulare sichtbar
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No. 28. Pkttbkrofkb, Hygienische Verhältnisse von Irrenhänsern etc. 489
zu machen, ebenso die hintere Fläche der Felsenbeinpyramide bis
zum Porus acust. intern., der das Bindeglied zwischen Mittelohreiterung
und HirnabBcess abgeben kann. Findet sich eine Fistel in der Dura,
so ist dieselbe zu erweitern und der Abscess freizulegen, andern-
falls soll man die Aspirationenadel in der Nähe des Felsenbeins
3 cm tief nach verschiedenen Richtungen einstechen und erst wenn
man Eiter findet, mit dem Messer tief einschneiden. Schwabach.
Pettenkofer, Mafsregeln gegen die Cholera, und die sanitären
Verhältnisse der Irrenanstalten, Siechenhäuser, Arbeitshäuser,
Gefangenen- und Strafanstalten. Müoohner med. Wochenschrift 1894,
No. 10.
Die Berliner Cholerakommission hat einen Fragebogen mit 22
Fragen circuliren lassen, die eich auf die sanitären Verhältnisse der
obengenannten Anstalten beziehen. Dieselben verteilen sich auf 4
Kapitel: 1) Bewohnerzahl, Flächenraum und Untergrund der An-
stalt. 2) Beseitigung der Abgänge. 3) Wasserversorgung. 4) Vor-
kommen von Cholera und Typhus.
Ueber die aus den 8 Regierungsbezirken Bayerns eingehenden
Antworten hatte der bayer. Obermedicinalausschuss ein Gutachten
und Vorschläge Ober erforderliche Einrichtungen zur Abwehr der
Cholera an die bayer. Regierung abzugeben.
Von 42 Anstalten mit je mehr als 200 Personen gingen Ant-
worten ein.
Das Ergebnies wird als ein sehr erfreuliches bezeichnet.
Der Luftkubus der Wohn- und Schlafräume erwies sich in den
Gefängnissen und Irrenanstalten pro Person als oft zu klein; solche
müssen weniger belegt werden; auf Cholera und Typhus hatten
aber diese Verhältnisse keinen Einfluss.
Bezüglich der Entfernung der Fäkalien ist die Einführung des
Schwemmsystems deutlich im Fortschreiten begriffen. Die bestehen-
den Gruben sind cementirt; die Abfuhr erfolgt pneumatisch, nur
das Zuchthaus in Würzburg hält noch am Ausschöpfen fest, was
gerügt^wird. Die Wasserversorgung ist überall gut und reichlich;
ein Unterschied zwischen Trink- und Gebrauchwasser besteht nicht
mehr.
Von grofaem Interesse ist das Auftreten der Cholera und des
Typhus; die Berichte greifen durchschnittlich 40 Jahre zurück;
Cholera herrschte in Bayern 4 Mal 1836/37, 1854 55, 1866 und
1873/74; ausser 5 Anstalten in München befiel sie nur je eine
solche in Laufen, Ebrach und Rebdorf; 34 Anstalten blieben also
davon frei. Von Typhus sind frei geblieben oder nur sporadisch
berührt worden 24 Anstalten. Von beiden Krankheiten heimge-
sucht erscheinen die beiden Krankenhäuser links und rechts der
Isar in München, das Zuchthaus München io der Au, die Irrenan-
stalt Haidhausen und die Gefangenenanstait Laufen.
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490
Aokhkcht, Die septische Sch&rl&cbnephritis.
No. 28
Interessant ist die Typhusfrequenz in der in einem ehemaligen
Cistercienser Kloster eingerichteten Gefangenen - Anstalt Kaisheim.
Zu Klosterzeiten herrschte dort ein dauernd guter Gesundheitszu-
stand. Mit der Einrichtung der Gefangenenanstalt liel's man die
Wasserleitung, die Abzugskanäle u. a. verfallen und bald war der
Typhus da, bis 1871 neue Abortanlagen und die alte Wasser-
leitung wieder eingeführt wurden; schon 1874 war der Typhus
gänzlich verschwunden.
Für die Abhängigkeit der Cholera von der Bodenverunreini-
gung führt P. hauptsächlich das Verhalten der Cholera im Kranken-
haus München links der Isar an.
Keiner der eingegangenen Berichte führt eine Cholera oder
Typhusepidemie auf ein bestimmtes Trinkwasser zurück.
Das Wasser kann Träger der Infectionskeime sein, aber es
enthält sie nach P. nie in der zur Iofection nötigen Quantität; zur
Erlangung der nötigen Concentration und Virulenz gehört not-
wendig noch ein geeigneter Boden, auf dem die Keime wachsen
können.
Vom rein praktischen Standpunkt geht aus den Berichten deut-
lich hervor, dass die locale Assanirung das beste Schutzmittel gegen
Cholera und Typhus ist. Man hat den Typhus aus München ent-
fernt ohne zu isoliren oder zu desinficiren. Seit 1866 hat England
keine Cholera mehr, trotz ausgiebigsten Verkehrs mit dem ver-
seuchten Europa. Es ist sehr zu wünschen, dass man auch in
Deutschland mehr der lokalistischen als der kontagionistischen Lehre
folge und nicht nutzlos die persönliche Freiheit, Handel und Wan-
del bedrücke. Scheurlen.
Aufrecht, Die septische Scharlachnephritis. Deutsches Arch. f. klin.
Med. Bd. 52. H. 3, 4.
Während bei Scharlach die initiale katarrhalische Nephritis
und die postscarlatinöse Glomerulo-Nephritis bekannte Erscheinungen
darstellen, ist die von FiukdlAndkr geschilderte, schon in den ersten
Wochen der Erkrankung vorkommende interstitielle septische
Nephritis verhältnissmäfsig selten. Von dieser manchmal enorm
rapide zum Tode führenden Affection beschreibt Verf. 3 Fälle; im
ersten trat nach 3 tägiger Dauer unter urämischen Convulsionen
der Tod ein, im 2. nach 5 tägiger Dauer im Coma, im 3. nach
10 tägiger Dauer unter Eintritt von Oedemen und Ascites. Dass
das bestehende hohe Fieber nicht die Ursache dieses Nierenleidens
ist, dagegen spricht schon die Seltenheit des letzteren trotz der
zahlreichen hochfebrilen Scharlachfälle. — Anatomisch zeigen sich
die Nieren, nach der Beschreibung Frirdländbr’s, vergröfsert und
schlaff; die graurote Rinde ist in der Zeichnung vollkommen ver-
wischt; Glomeruli Bind nicht zu sehen, dagegen meist zahlreiche
punktförmige Hämorrhagien oder gröfsere hämorrhagische Infiltra-
tionen, Verf. kommt auf Grund klinischer und mikroskopischer
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No. 28. Stolzbnboro, Anwendung von Guajacol bei Fieber. 491
Befunde zu folgender Erklärung des in den Nieren ablaufenden
Processes: durch die Krankheitsursache ist ein Nierenleiden herbei-
geführt, das in der Nierenrinde einerseits eine Ernährungsstörung
zur Folge hat, die sich durch Coagulationsnecrose und tlurch eine
Lockerung des Zusammenhanges zwischen Epithel und Membrana
propria dokumentirt; andererseits werden entzündliche Verände-
rungen erzeugt, welche durch Schwellung der Epithelien und durch
eine von ihnen ausgehende Cylinderbildung characterisirt sind.
Gleichzeitig aber setzt die entzündliche Erkrankung in den Papillen
ein und führt ebenfalls zu reichlicher Cylinderbildung; diese Ver-
änderung in den Papillen beherrscht nun weiterhin das ganze
Kraokheitsbild, indem auch hier, ganz wie bei der Choleranephritis,
eine Stauung des Harns und eine Erweiterung der Rindenkanälchen
zu Stande kommt. Daneben finden sich dann noch Rundzellen-
haufen im interstitiellen Gewebe der Niere. Perl.
Stolzen bürg, Ueber die äufsere Anwendung von Guajokol bei
fieberhaften Erkrankungen. Berl. klin. Wochonschr. 1894, No. 5.
Verf. wandte das zuerst von Sciolla als Antipyreticum em-
pfohlene Guajakol bei einer Reibe von Kranken an, die an den
verschiedensten fieberhaften Affectionen litten. Die Art der An-
wendung war die gleiche, wie die von Suolla geschilderte: die
genau im Messglas abgemessene Menge Guajakol wurde schnell
mit einem Pinsel auf einen Körperteil — gewöhnlich eine der Ex-
tremitäten — aufgestrichen und sofort mit einem luftdicht ab-
schliefsenden Verbände bedeckt. Die angegebene Dosis von 2 bis
10 eben» erwies sich im Durchschnitt als zu hoch, die Anfangsdosis
soll bei Erwachsenen 2 ebem nicht überschreiten; wird es gut ver-
tragen, und ein geeigneter Temperaturabfall durch 2 ebem noch
nicht erreicht, so kann man mit der Dosis steigen, wird es jedoch
kaum jemals nötig haben, über 4 ebem hinauszugehen. Bei Auf-
pinselung dieser Dosen war die Wirkung folgende: Im Laufe der
nächsten Stunden fällt die Körpertemperatur unter meist sehr reich-
lichem Schweifs ab. Der Abfall geschieht in den ersten zwei Stun-
den sehr schnell, dann allmälig, sodass nach 5 — 6 — 8 Stunden der
tiefste Stand erreicht ist. Der Temperaturabfall beträgt in der
Regel 2 — 3 Grad. Ist der tiefste Stand erreicht, so kommt es
unter Frösteln, meist sogar unter einem ausgesprochenen Schüttel-
frost zu erneutem Ansteigen des Fiebers, oft bis über die frühere
Höhe. Ein schädlicher Einfluss mittlerer Dosen (bis zu 4 ebem)
auf innere Organe, Herz, Nieren etc. wurde nicht beobachtet, doch
kann es bei gröfseren Gaben besonders bei schwächlichen Indivi-
duen zu Collapserscheinungen kommen. Der starke Schweifsaus-
bruch und der beim Wiederansteigen der Temperatur auftretende
Schüttelfrost wirken bei öfterer Wiederholung so schwächend auf
die Kranken ein, dass das Guajakol als Fiebermittel zu längerem
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492
Brüws, Fall von Hirntumor mit Alexie.
No. 28
und anhaltendem Gebrauch nicht zu empfehlen ist. Ein Einfluss
auf den Gesammtverlauf der Erkrankung (angewandt wurde das
Guajakol bei fiebernden Phthisikern, bei Abdominaltyphus, bei Pneu-
monie und bei Polyarthritis rheumatica acuta) war nicht festzustellen.
Von der Haut selbst wurde es gut vertragen, nur einmal kam es
zu einem juckenden urticaria-ähnlichen Exanthem. Bei Inhalation
des Guajakola mittels CoascHMAKh’scher Maske blieb die Wirkung aus.
K. Kronthal.
L. Bruns, Ein neuer Fall von Alexie mit rechtsseitiger homony-
mer Hemianopsie (subcorticale Alexie, Wkrsickr) mit Sectionsbe-
fund. Zugleich Bericht Ober den weiteren Verlauf und die ana-
tomische Untersuchung des unter gleichem Titel in No. 17 und
18 dieses Centralblattes 1888 veröffentlichten Falles. Neurol. Cbl.
1894, No. 1, 2.
Eine 32jähr. Frau erkrankte ca. 1 '/, Jahre vor ihrer Aufnahme
in die Klinik an Lungenentzündung, seit welcher Zeit sie zunächst
an Kopfschmerz, später an Erbrechen, subjectiven Sehstörungen u.
Sprachstörungen litt. 6 Wochen vor der Aufnahme trat zum ersten
Male unter Schwindel ein '/j Stunde dauernde vollständige Erblin-
dung auf. Zur Zeit der Untersuchung wurden folgende Erschei-
nungen beobachtet: leichtes Schwanken beim Gehen mit zeitweiligen
heftigen Schwindelanfällen, leichte Benommenheit, heftige Kopf-
schmerzen.
Die linke Seite des Schädels, besonders die Hinterhauptsschuppe
ist auf Beklopfen empfindlich; Stauungspapille beiderseits; typische
rechtsseitige Hemianopsie; leichte Störung im rechten Facialis; ge-
ringe Parese der rechten oberen und unteren Extremität. Ausge-
sprochene Störungen im motorischen Teile der Sprache: häufiges
Versprechen, literale Paraphasie, Fehlen von Hauptwörtern resp.
Bezeichnungen concreter Objecte, ohne dass dieselben ganz ausge-
lassen werden.
Patientin erkennt alle Objecte, kann aber die meisten nicht
benennen. Farben erkennt sie, vermag sie aber nicht zu benennen;
für Worte besteht, ausser für ganz kurze, vollkommene verbale
Alexie. Das Verhalten Zahlen gegenober wechselte, indem sie die-
selben das eine Mal gut lesen konate, während bei anderen Unter-
suchungen sich auch hier Defecte zeigten. Zuweilen konnte die
Kranke einzelne Worte spontan und auf Dictat richtig schreiben;
Abschreiben gelang ihr nicht.
Von inneren Organen war die linke Lungenspitze catarrhalisch
erkrankt.
Die Diagnose wurde auf Tumor des linken Occipitatlappeus,
möglicherweise Tuberkel, gestellt.
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No. 28.
Saillrt. — Mktrb.
493
Die Kranke wurde operirt, ohne dass ein Tumor gefunden
wurde. Vom Tage der Operation an ging die Stauungspapille all-
rnälig zurflck; Ober Kopfschmerzen wurde weniger geklagt. Auch
die Sprachstörung zeigte ca. 3 Monate nach der Operation etwas
Besserung, dabei war die Kranke psychisch freier und activer. Der
' Tod erfolgte ungefähr 5 Monate nach der Operation.
Die Section ergab auf dem vorderen Ende des linken Gyrus
occipitotemporalis medialis eine burgunderrote, gelappte, flache Ge-
schwulst, die den linken Tractus opticus vorn etwas bedeckte, und
ebenso die ganze Gegend des linken Gyrus hippocampi und lingualis.
An der Convexität fand sich am hinteren Ende der 1. und 2. Tem-
poralwindung links ein kastaniengrolser Tumor, und im Marke
des linken Hinterhauptslappens noch eine apfelgrofse, diffuse, blut-
reiche Geschwulst, die an der Basis der Rinde des Occipitaliappens
sehr nahe kam, nach vorn in’e Mark der Parietalwindungen reichte
und das linke Pulvinar vod der Seite zerstörte. Alle 3 Tumoren
waren gefäfsreiche Gliosarkome.
Verf. hält durch seinen Fall den Zusammenhang der Stau-
ungspapille mit dem gesteigerten Hirndruck för Tumoren als voll-
ständig entschieden. Im ßhrigen rechnet er den Fall zu denjenigen,
die unter der Bezeichnung der „subcorticalen Alexie“ bis jetzt in
der Litteratur niedergelegt sind. K. Grube.
Saillet, Decouverte dans l’urine normale d’un pigment analogue k
l’h^matoporphyrine. Bull. gdn. de Ther&p. 1894, S. 400.
Beim Schütteln ton normalem Harn mit sauer reagirendem EseigKther gehen
nach Verf des Farbstoffgehaltes des Harns in den Essigäther Über. Die Etsig-
Itberlüsnng entbllt das Cbromogen des Urobilins und einen neuen Farbstoff, «eichen
Verf. nach seinen bemerkenswerten Spectraleigenscbaften „Urospectrio“ nennt Zor
Trennung desselben ron dem Cbromogen des Urobilins wird der Essigither verdunstet,
der Rückstand mit Aetber anfgenommen und die Lüsung dem Licht ansgesetst, wel
cbes, wie Verf. findet, das Cbromogen schnell in Urobilin überführt. Beim Schütteln
der Aetberlbsung mit Wasser gebt das Urobilin in das Wasser über. Verf. beschreibt
das Spectrum des Urospectrins in ätherischer, saorer und alkalischer Lütuog, die bei-
den letzten Spectren haben eine gewisse Aehnlichkeit mit dem entsprechenden Spree*
trum des HSmatoporphyrins. E. Salkowski.
F. Meyer, Ueber die elementare Zusammensetzung des Hunde-
harns nach Fleischnahrung. Pfliigcr’s Arch. Bd. 55. S. 212.
Der von einem, ausschliefslich mit Fleisch gefütterten, grofsen Hunde gelieferte
Harn wurde im Vacuum bis sur Oewichtskonstanz getrocknet, in der Trockensubstanz
der N nach KjBLUAHt.- Aroutisszt, C u. H io der üblioben Weite bestimmt. Die
Mittelwerte seiner Analysen sind, verglichen mit denen von C. Voit und von Robks«,
folgende!
Voit
RuBxaR
Mktrr
c
25.7
25.2
22 5
H
6.4
6.6
6.8
N
87.5
37 9
39.4
Die vom Verf gefundene prozentische Zusammensetzung der Harotrockeosubstanz
nlbert sich etwas mehr derjenigen des Harnstoffs J. Munk.
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494
Smith. — Tilanus. — Chiari. — Qoldschmidt.
No. 28
A. J. Smith, Colectomy for adhesion of coecum to old ovarium
pedicle and tuberculum appendix. Dublin Journ. of med. 1894, Febr.
p. 111.
Betrifft eine 24jährige Frau, welcher erst das cystische entartet« rechte Ovarinm
und dann ca. ^ Jahr «piter unter Trennung der inzwischen von dessen Stiel eiDge-
gangenen Adhäsionen mit dem Coecum das ebenfalls degenerirte linke Ovarium exitir-
pirt worden war. Es blieben dauernde Schmerlen zurück und ging der Stiel des
rechten Orariums in eine nicht nlber zu umgreozende Verdickung über. Bei der noch-
maligen Eröffnung des Abdomen — ca. 6 — 7 Monate nach der letzten Operation —
fand man zwischen dem bis zu Daumendicke vergrüfserten Stiel, dem Coecum bezw.
Colon ascendeus u. dem Proc. vermiforra eiue voo Eiter erfüllte OIcerations-Höble,
ebenso am Proe. vermif selbst aussen eine anscheinend tubercnlöse Verschwärung.
Sowol der Proc. vermiform. wnrde abgetragen als auch von der Seitenwand des Coe-
cum bezw. Colon, soweit dieselbe ulcerirt war, ein Stück excidirt und vernäht. Schnelle
Genesung, trotzdem das Abdomen wegen Nachblutung io Folge Durchschneidens der
nochmals um den Stiel gelegten Ligatur noch einmal geöffnet und der Stielrest an
den Uterus genäht werden musste. F. GQterbock.
Tilanus, Oe abnorme rotatie der onderete extremiteiten en haar
behandeling door middel van de rotatie-banden. Weekbl. van bet
Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1894, I. No. 2.
Abnorme Rotation der Beine nach innen bei Kindern ist durch Drehung der
Achse des Unterschenkels bedingt, abnorme Rotation nach aussen durch Abweichung
der Ossa femoralia. Ein bedeutendes ursächliches Moment für abnorme Rotation ist
der Klumpfufs, der meistens Rotation nach innen bedingt, welche auf einer Achsen-
drebung des Unterschenkels beruht. Bei Rachitis besteht Rotation nach Innen und
aussen, die Vorhersage ist hier günstiger, wie bei der vorigen Form. Andere Ursachen
sind Coxitis, Schiefbeilung von Brüchen des Schenkelhalses und - Körpers u. s. w.
Zur Behandlung der rachitischen Form wird ein lederner Beckengürtel benntxt, wel
eher für die Rotation nach innen, hinten und nach aussen mehr nach vorn zwei
Schnallen trägt, an denen elastische Bänder befestigt sind, die spiralig ums Bein laufen
und mit der Schuhsohle verbunden werden können Diese Rotationsbänder können
auch in Verbindung mit Bügeln unter dem Knie angewendet werden. Der Apparat
ist nicht kostspielig. a>orge Meyer.
H. t’hiari, lieber einen in Prag secirten Fall von Ankylostomiasis
bei einem Kruneger. Prager med. Wochenschr. 1893, No. 44.
Der einen 15 Jahre alten Kruneger aus dem Negerstaate Liberia betreffende
Fall von Ankylostomiasis bat insofern ein ganz besonderes Interesse, als der Kranke
die Infection mit Ankylostoma duodenale nur in seiner Heimath aequirirt haben konnte,
wo bisher eine solche noch nicht beobachtet worden war. — Ferner haben Serien*
schnitte durch die von den Ankylostomen gesetzten Verletzungsstellen der Darmwand
bei mikroskopischer Untersuchung ergeben, dass daselbst nicht nur Blutungen, sondern
auch entzündliche Infiltrationen sich nachweisen lassen. Durch die mit Gef&fservei*
terungen einbergehende Entzündung wird sicherlich dem Parasiten die Entnahme von
Blut aus der Verletzungsstelle in der Darmwand erleichtert. Aach ist es wohl mög-
lich, dass nachdem der Parasit abgefallen ist, in jene verletzten und entzündetet)
Darmstellen ßacterien vom Darme aus eindringen, die dann gegebenen Falles eine
schwere «apparative Enteritis zur Folge haben können. G. Boatnthal.
F. (ioldschniidt, Zur Casuistik der Tuberculose im Kindesalter.
Münchner med. Wochenschr. 1893, No. 52.
Bei der Stetion zweier Kinder von 7 Moneten resp. 5/4 Jehren fand Verf. im
Lebergewebe an der Eintrittsstelle dez Lig. terez alte tnbercnlöie Herde, neben frischen
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No. 28. HiaiRP. — Hoorwro. — Inhkl-Rknot n. Bologkkst.— Winfirm>. 495
und älteren Erkrankungen io anderen Organen. Beide Rinder stammten von Müttern,
die während der Schwangerschaft an Tnbercnlose gelitten batten. Da die Leber bei
beiden Kindern im Uebrigen frei von Tuberculose war, io glaubt Verf. aus dem un-
gewöhnlichen Sitz der Lebertuberkel den Schluss ziehen zu können , dass dieselben
schon im intrauterinen Leben entstanden waren. Nach seiner Auffassung hatte die
Vena umbilicalis mit dem Blute Tuberkelbaclllen ron der Mutter auf das Kind über-
geffibrt, und letztere sich an der Stelle, wo das Gefäfs von der Mutter auf das Kind
Qbergebt, abgelagert sudthagen.
H. Higier, Ueber hysterisches Stottern. Berliner klin. Wocbenschr.
1893, No. 34.
B beschreibt 2 Fälle von hysterischem Stottern. Im ersten Falle wiesen auf
die Diagnose Hysterie bin: die Anfälle von Bewusstaeinsverlust, das unstillbare Er-
brechen, die Paraplegie nach psychircher Emotion, das Auftreten von Stummheit mit
folgendem Stottern bei einer niemals an Stottern leidenden Person, endlich die güns-
tige Beeinflussung der Lähmung durch einmalige Hypnose; später traten noch hinzu
die typische senaitive-sensorielle Heroianästhesie mit concentrischer Gesichtsfeldein-
engnng und eine stereotyp sich wiederholende Sprachstörung mit glossolabialem Hemi-
spasmus. — Im zweiten Fall von hysterischem Stottern (nach einem Stadium von
Mutismus) bestanden zugleich Spasmen in anderen Muskelgebieten, wie Spasmus vesicae
nrinariae, Spasmus palpebrae dextrae, Spasmus musc. cucullaris, Spasmus glosso-
labialis. 8. Kalis eher.
tioorweg, Over den electro-dynamometer van Giütav. Weekbl. van
het Nederl. Tijdsohr. voor Geneesk. 1894, I. No. 2.
Zur Messung der 8tärke des faradischen Stromes hat G. einen Apparat an-
gegeben, welcher vor dem gleichem Zweck dienenden von Websk nnd Bbmati den
Vorzug hat, dass die vom Zeiger angegebene Zahl direct ablesbar ist. Der Apparat
ist hauptsächlich dazu bestimmt, bei der faradischen Behandlung ron Kranken, be
sonders bei Anwendung electriscber Bäder ein Mafs für die Stärke der benutzten
Ströme abzngeben. Auch für den induclrten Strom ist der Gebranch eines solchen
Messwerkzeuges in gleicherweise notwendig wie bei der Verwendung des galvanischen
Stromes. Die Beschreibung des Apparates ist durch eine Abbildung veranschaulicht
(siehe Original). Qeorge Meyer.
Inhel-Renoy et Bolognesi, De l’^rysipile tle la face, k type p<5-
t^chial-couperosique. Arch. grindr. de medec. 1894, Janvier.
Als besonders bösartig bezeichnen die Verff. ein meist im Gesicht localisirtes Ery-
sipel, welches sieb von dem gewöhnlichen Rothlauf nur dadurch unterscheidet, dass
an den erkrankten Partien kleine subcutane Hämorrbagien, oder Gefäfserweiterungen,
wie bei der Kosacea, Auftreten Es kommt vorwiegend bei älteren Personen vor und
zwar bei solchen, die an Veränderungen des Kreislaufs und der Arterien leiden, bei
mit Arteriosclerose, Herz-, Nieren , Leberkrankheiten Behafteten, bei Sänfern n. a. w.
Der Verlauf dieses Erysipels ist ein protrahirter, die Reconvalescenz zieht sich auf-
fällig lange hin, etwa 10 pCt. der Fälle enden tätlich. — Therapeutisch verwenden
die Verff. ausser localer Application von Ichthyol vorzugsweise kalte Bäder.
II. Möller
•James UIcF, Willtield, Glycosuria as an additional Symptom in-
dicating the neurotic origin of Dermatitis herpetiformis (Duhrino).
Journ. of outan. and genito-urin. Diseases 1893, Nov. S.-A.
Bel 4 Kranken mit Dermatitis herpetiformis, die sich bei allen im Anschluss an
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496 Aüst-Lawrbncb. — Goldspibobl-Sosnowska. — Tapprinrb. No. 28
slarks psychische Erregungen entwickelt hatte, enthielt der Urin wkhrend der Attacken
der Bautaffection regelmgfsig gröbere oder geringere Mengen ron Zucker. Eine be-
robigende, tonisirende und gegen die Olycosurie gerichtete Behandlung führte Heilung,
oder wenigstens Besserung herbei. — Verf. sieht in den Beobachtungen einen neuen
Beweis für den nervösen Ursprung der Dermatitis berpetiformis. H. Haller.
A. E. Aust-Lawrence, Ovariotomie post partum. Annales de gyn.
1893, Novembre.
Nach eioer kurten Einleitung, ln der L. die Ansicht vertritt, dass die Ovarioto-
mie auch bei Schwangeren angeteigt ist, sobald die Diagnose sicher gestellt ist, teilt
er 10 Falle mit, wo Schwangere bei bestehenden Orarialcystomen gebaren. Die Ge-
burt erfolgte stets schwer, und einige Tage spater boten die Kranken das Bild von
schwer Septischen. — Es war jedoch in allen Fallen keine Sepsis, sondern Zustände
infolge einer Stieldrehung des Cystoms resp. wie es in mehreren Fallen geschehen
war, infolge Plattens des Cystoms. Die sofort rorgenommene Laparotomie führte nach
Entfernung der Kystome stets xn vollständiger Heilnng. Verf. glaubt an der Hand
dieser 10 Falle, dass manche Frau an sog. Peritonitis pnerperalis xn Ornnde geht,
die in Wirklichkeit nur ein Ovarialkystom hatte und durch eine Operation xn retten
gewesen wäre. Er empfiehlt deshalb für den Fall, dass man bei einer Kreifsenden
ein Cystom findet, sofort bei irgend welchen gefahrdrohende Zeichen einer Torsion die
Laparotomie tu machen und das Cystom xu entfernen. A. Hirtin.
Goldspiegel-Sosnowska, Traitement des maladies des femmes par
ia mt-ihode de Thure Brandt. Arcbives genärales 1893, Deo
Verfasserin bat 4 Jahre lang die Massage bei BaAiror und Hallzdat gelernt.
Zuerst sucht sie in oft nicht ganx ansuerkennender Weise die der Methode gemachten
Vorwürfe surücksuweisen und hebt die Vortüge der Massage hervor. Besonderen
Wert legt sie darauf, dass die Organe erhalten bleiben und die Kranken meist nicht
das Belt hüten müssen. Schmerzen empfandeo die Kranken nur wenig. Alsdann
berichtet Verfasserin ausführlich über 9 von ihr mit Massage behandelte Kranke,
bei 7 bestanden Retroversiones oder Retrofiexiones fixatae combinirt meist mit Entxün-
dungserscheinungen. Die Behandlung dauerte durchweg sehr lange. Die kürxeste
Daner betrug 2 Monate. A. Hartin.
H. Tappeiner, Verhalten einiger Condensationsproducte des Chlo-
rais mit Ketonen im Tierkörper. (Aus dem pharmakol. Institut
Mönchen). Archiv f. exp. Path. u. Pharmak. XXXIII. p. 364.
Das durch Bereinigung zweier Hypnotica. des Chlorals und Hypnons (-Acetopbe-
non-CB,. CO. C, H,) gewonnene Chloralacetophenon besitzt gar keine narkotische Wir-
kung, erzeugt parenchymatöse Nephritis und tritt in den Harn in Form feiner Kry-
stalle über, die Kümos als Trichloraethylideu - Acetophenon CCI,. CH:CH CO C,H,
erkannte. Die directe Verabfolgung dieser Substanz an Kaninchen ruft ebenfalls pa-
renchymatöse Nierenentzündung hervor.
Das Chloralaceton CCI,. CHOH. CH, CO. CH, narcotisirt zu lg pro Kilo Kanin
chen binnen 10 Miauten unter deutlicher Beteiligung medullärer Centra (Respirations-
verlangsamung von 78 auf 38, Blutdruekieokung von 100 auf 6b mm Hg).
Der Uebergang des Chloralacetons in eine Aethylidenverbindnng wahrend des
Durchgangs durch den Körper konnte nicht nachgewiesen werden.
Der bei dem Chloralacetophenon gefundene Uebergang der Gruppe — CH. OH.
CH, — in die Aethylidengruppe — CH: CH — lehrt, dass „auch der tierische Orga-
nismus das Vermögen besitzt einfache Kohlenstoffbindungen in doppelte umzowandeln,
ein Vorgang, der für die Bildung der Harnsäure und der Fette grofse Bedeutung bat“.
Pohl.
Efnseudungen für du Ceotralbl&tt »erden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr M. B « rn h a rdt (Berlin W.
Französische Strafte 21) oder an die Verlagehandlang (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirechwald in Berlin. — Druck vou L. Schumacher ln Berlin.
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/
WöehenülcJi erach einen
1—2 Hon**»; an» 8chlui»e
dsa Jahrgang* Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; tu beziehen
durch alle Bachhandlun-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
Io Borlfn.
1894 »«. J»ii. No, 29.
Inhalt: Obbbuatbb und Scubitzi.br, Ueber di« Dnrcbltssigkeit der lebenden
Darin- und Harnblasenwand für Ga«e. (Orig.-Mitt.).
Stch BBBaK, Einfluss geistiger Arbeit auf Phosphon&ureautscheiduog. — Nbu-
MBIITBB, Eiweifslösendes Ferment ia jungen Pflanzen. — Bibombb, Fall tod Milz-
exstirpation. — CatsiTti, Ueber Immunisirung gegen Schlangenbiss, — Kodwrb.
Stbbn, Nierenveränderung durch Chloroform und Sulfonal. — Bastian, Roth-
saxs, üeber multiple Hirnnervenlähmung. — Brbus, Ueber Cystenbildung in Uterus-
myomen.
Audi n. Tabulm, Einfluss der Muskelarbeit auf die Kreatininanstcheidnng. —
Kcle u Voobl, Wirkung diastatischer Fermente anf Amylnm und Glyoogen. —
Bobland, Conservirnog von Harnsedimenten. — Tbbub, Fall von Milzexstirpation.
— Ha uns, Tracheotomie wegen Lysolvergiftung. — Rosibbibo, Die Intubation
bei Larynxstenose. — Hxtbi, Fibrom an der hinteren Keblkopfswand. — Mon-
cobvo, iDjection von Hammelhirnextract bei verschiedenen Krankheiten. — Colit,
Ueber die physikalischen Zeichen der Chlorose. — Tbboblt, Ueber SensibiliUts-
stSrnngen bei Diabetikern. — Miaz, Fall von Blepharospasmus mit Heilung. —
Wikvibld, Zweifelhafter Fall von anästhetischer Lepra. — Cabi-ell, Ovariotomle
bei bestehender Peritonitis. — Gbibpitb, Fall von Kaiserschnitt bei rhacbitiscbem
Becken. — Ricbteb, Ueber Cyanvergiftung.
ieber die Durchlässigkeit der lebenden Darm- und Harnblasen-
wand für Oase.
Von Dr. Fritz Obermayer, Assistent an der I. medisin. Klinik and Dr. Julius
Schnitzler, Assistent an der I. chirnrg. Klinik in Wien.
Die Thatsache, dass Gaee aus der Peritoneal- und Pleurahöhle
sowie aus dem Darme in beträchtlicher Menge resorbirt werden,
ist eine wohl bekannte. Ebenso ist — durch Versuche von Boiui.-
ladd*) erwiesen, dass durch feuchte tierische Membranen eine leb-
hafte, für verschiedene Gase verschieden schnelle und energische
*) Journal de l'anatomie et de la Physiologie IX.
XXXII. Jahrgang.
82
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498 Obermrtbr n. Schnitzler, Ueber die Darohlässigkeit der No. 29
Diffusion stattfindet. Auch Grehant’s*) Versuche haben darge-
than, dass durch die pleurale Oberfläche angeschnittener Thierlungen
unter bestimmten Verhätnissen ein reger Gasaustausch stattfindet.
Uns haben nun die hier mitzuteilenden Versuche darüber be-
lehrt, dass durch die lebende Harnblasen- und Darmwand
von Kaninchen, Katzen und Hunden Gas durchtreten kann.
Im Beginne unserer Untersuchungen beabsichtigten wir uns
Ober die Resorption von Gasen von der Harnblase aus zu orien-
tiren. Wir stellten unseren ersten Versuch an einem kleinen Ka-
ninchen an.
I. Versuch: Kleines männliches Kaninchen. Tracheotomie;
Einführung einer Glaskanüle. Per urethram werden ca. 10 cm1
Schwefelwasserstoffgas in die Blase injicirt, die Urethra hierauf
ligirt. Nach kaum 2 Minuten Athemstillstand von ca. 30 Secunden
Dauer, dann einige terminale Athembewegungen, durch welche
Schaum in die Canüle gepresst wird. Dieser Schaum schwärzt
Bleipapier. — Exitus. Die sofort ausgeführte Section zeigt die
Blase mit Gas erfüllt. Dieselbe verbreitet in uneröffnetem Zustand
intensiven Geruch nach HaS. Die Blutgefäfse der Blase zeigen
blauschwarz verfärbten Inhalt.
Ein zweiter Versuch wird in analoger Weise ausgeführt.
Nach ca. 4 Minuten wird die Atmung seichter, es treten hierauf
allgemeine Krämpfe auf, dann Athemstillstand und Tod. Es wird
die Bauchhöhle eröffnet. Das über die Blase ca 3 Minuten nach
Eintritt des Todes gehaltene Bleipapier schwärzt eich. Blutgefäfse
der Blase, wie im 1. Versuche verfärbt. Das Resultat der beiden
angeführten Versuche legte uns die Annahme nahe, dass bei dem
so raschen Eintritt der letalen Wirkung des in die Blase injicirten
HaS ein directes Durchtreten des Gases aus der Blase io die Peri-
tonealhöhle erfolgt sei. Es ist nämlich durch die Versuche von
Uschinsky **) erwiesen, dass in die Peritonealhöhle von Versuchs-
tieren injicirtes HaS ebenso rasch vergiftend wirkt, wie das direkt
intravenös applicirte Gas. Wir wurden ferner in unserer Annahme
durch den Umstand bestärkt, dass sich im 2. Versuch Bleipapier,
welches über die uoeröffnete Blase gehalten wurde, schwärzte.
Wir hielten es nun für notwendig, diese Versuche an Tieren
mit dickerer Harnblasenwand auszuführen.
Zunächst injicirten wir einem eben getöteten mittelgrofsen Hund
HjS per urethram in die Blase u. zwar in so geringer Menge, dass
keine Dehnung der Blase eintrat. Schon nach einer Minute war
das über der Blase suspendirte Bleipapier geschwärzt.
In einem weiteren Versuche injicirten wir einem mittelgrofsen,
in Chloroformnarcose befindlichen Hunde 25cm3HaS in die Blase.
Nach 4 Minuten eröffneten wir die Bauchhöhle. Sofort nach Er-
öffnung des Peritoneums sehr deutlicher Geruch naoh H,S. Die
*) Gazette med. de Pari» 1877, 1878
**) Zetuchr. f. phyeiol. Chemie 1892. XVII. 220
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No. 29.
lebenden Darm- und Harnblasenwand für Gase.
499
Ober die Blase ziehenden ßlutgefäfse schwarz verfärbt. Ueber der
Blase suspendirtes Bleipapier schwärzt sich. In der Exspirations-
luft nach ca. 7 Minuten H2S nachweisbar.
Nach diesen Versuchen war es unzweifelhaft, dass die lebende
Harnblase von Hunden und zwar in durchaus nicht stark ge-
spanntem Zustand sowohl bei offener als bei geschlossener Bauchhöhle
für H2S durchlässig ist.
Man musste nun daran denken, dass H„S als giftiges Gas
die Vitalität der Blasenwand derart schädigt, dass es dann wie
durch eine tote Membran durchtreten kann. Wir führten daher
auch einen Versuch mit Kohlensäure aus.
Versuch. Ziemlich grofser Kater. Chloroformnarkose. In
die entleerte Blase werden ca. 5 cm3 Kohlensäure injicirt, die
Urethra ligirt. Die Blase wird in ein mit reinem Sauerstoff ge-
fülltes Glas gestülpt. Nach 10 Minuten ist in diesem Glas (durch
Kaikwasser) Kohlensäure deutlichst nachweisbar. An einer zweiten
Katze wurde ein analoger Versuch wenige Minuten nach ihrer
Tötung ausgeführt. Er ergab ebenfalls positives Resultat.
Es erschienen uns, da die Versuche mit H2S und C02 überein-
stimmende Resultate ergeben hatten, weitere Experimeute über die
Durchgängigkeit der Harnblasenwand für Gase nicht erforderlich.
Hingegen sahen wir uns durch das positive Resultat der be-
schriebenen Versuche veranlasst, die Darmwand einer Prüfung
auf die gleichen Verhältnisse zu unterziehen.
Zunächst wird einer vor ca. 5 Minuten getöteten Katze bei er-
öffneter Bauchhöhle eine geringe Menge (der Darm wurde nur auf
eine ganz geringe Strecke und mit Vermeidung einer nennenswerten
Spannung ausgedehnt) H2S per anum injicirt. Eine ca. 20 ctm
weiter oben gelegene Dickdarmschlinge wird in ein Glas gestülpt,
in dem sich feuchtes Bleipapier befindet. Dasselbe schwärzt sich
innerhalb von 5 Minuten.
In einem weiteren Versuche injicirten wir einer in Chloroform-
narkose befindliche Katze H2S mittels Katheter per anum in den
Darm. Nach 3 Minuten Laparotomie. Kein deutlicher Geruch
naeh H,S. Ueber das Coecum gehaltenes Bleipapier
schwärzt sich intensiv. Es wird die rechte Pleurahöhle eröfifnet.
In dieser kein Il2S nachweisbar. — Auch in diesem Versuche war
die Spannung des DarmeB eine nur ganz geringe.
In einem folgenden Versuch wurde einer mit Aether narkoti-
sirten Katze eine Suspension von Magisterium Bismuthi in die
Bauchhöhle durch eine Canüle eingespritzt und zwar unter sorg-
samer Vermeidung von Lufteintritt. Hierauf wurden ca. 20 cm3
HjS per rectum injicirt. Nach 30 Secunden war H2S in der Ex-
epirationsluft nachweisbar. Nach 1 Minute Krämpfe und schnap-
pende Atmung. Nach 5 Minuten Atemstillstand. Nunmehr Er-
öffnung der Bauchhöhle, während das Herz noch kräftig schlägt.
Der Darm nicht gebläht. Deutlicher Geruch nach II2S. Die
32 *
Digteed by Google
500 Obebmaybr a. Schnitzler, Ueber d. Darohlässigkeit eto. No. 29
Wismuthsuspension gebräunt. Ueber den Darm gehaltenes
Bleipapier schwärzt sich sofort.
Um den bei den eratangeföhrten Versuchen möglichen Ein-
wand zu entkräften, dass unser positives Resultat die Folge der
durch die Eröffnung der Bauchhöhle geschaffenen abnormen Ver-
hältnisse sei, wurden die Versuche mit Injection des H2S per anum
bei geschlossener Bauchhöhle unternommen. Doch könnten auch
diese Versuche als nicht einwandsfrei bezeichnet werden, weil ja
die Prüfung auf den Durchtritt des H2S doch erst nach Eröffnung
des Peritoneums stattfinden konnte. Man könnte also einwenden,
dass hier ein Diffusionsprocess zwischen athmosphärischer Luft und
Darmgas eingetreten sei, also ein Verhalten, das unter normalen
Verhältnissen nicht in Betracht kommt. Allerdings wäre eine Durch-
gängigkeit der Darmwand für Gase auch bei Aufstellung des ge-
nannten Einwandes concedirt.
Einen für die normalen Verhältnisse zulässigen Schluss gestattet
aber wohl unbedingt der zuletzt angeführte Versuch. Bei demselben
wurde eine Wismuthsuspension als Indicator verwendet, weil die in
einem früheren Versuche in gleicher Weise verwendete d. h. in das
Peritonealcavum injicirte Lösung von essigsaurem Blei wohl auch
ein positives Resultat ergeben, gleichzeitig aber eine Schädigung
der Darmoberfläche hervorgerufen hatte.
Die Verwendung der Wismuthsuspension in der angegebenen
Weise erschien uns hingegen in dieser Richtung vollkommen ein-
wandsfrei.
Es wäre ferner das Bedenken möglich, dass das in der Bauch-
höhle nachgewiesene Gas nicht direct durch die Darmwand hin-
durch in die Bauchhöhle gelangt sei, sondern vielmehr von der
Darmschleimhaut aus in die Blutbahn aufgenommen und erst aus
dieser wieder in die Peritonealhöhle ausgeschieden worden sei. Zur
Entkräftung dieses Bedenkens diente der erwähnte Versuch mit
Eröffnung der Pleurahöhle, welche sich frei von H,S erwies, ein
Befund, der die zuletzt angedeutete Annahme widerlegt.
Es geht folglich aus unseren Versuchen zweifellos
hervor, dass sowie die Harnblasen wand auch die Darm-
wand der genannten Thierarten bei offener und bei ge-
schlossener Bauchhöhle für Gas durchgängig ist.
Es können aber auch in der Blase befindliche giftige Gase All-
gemeinwirkung entfalten, eine Thatsache, welche für die Lehre von
der Ammoniämie vielleicht von Bedeutung sein könnte.
Es fragt sich nun, wie die bezüglich der Durchgängigkeit der
Darm wand für Gase gefundenen Thatsachen sich mit den klinischen
Befunden in Einklang bringen lassen. Dass in der Nähe des Dar-
mes gelegene Abscesse mitunter Darmgase enthalten, könnte hierauf
zurückgeführt werden. (Doch wiesen wir, dass zur Erklärung
dieses Befundes auf die Möglichkeit recurrirt werden kann, dass
Darmbacterien in den Abscess emgewandert sind und daselbst Gas-
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No. 29. STCHBBBAK,E!iDflassgeistigerArbeiUaf Phosphorsäureabscheidung. 501
entwickluog veranlasst haben). — Das Fehlen von freiem Gas in
der Bauchhöhle hat trotz unserer Befunde nichts Unerklärliches, da
es ja bekannt ist, dass Gase vom Peritoneum rasch resorbirt wer-
den. Immerhin erscheint aber die von älteren Autoren acceptirle
Annahme einer Tympania peritonealis ohne Laesio continui des Darms
* (im Gegensätze zur Tympania intestinalis) infolge unserer Versucbs-
ergebnisse als nicht so haltlos, als man jetzt anzunehmen geneigt ist.
Stcherbak, Contribution ä l’dtude de l’influence de l’activit4 cere-
brale sur l’dchange d’acide phosphorique et d’azote. Arch. de med.
exp. 1893, S. 309.
Verf. untersuchte zunächst in Selbstversuchen den Einfluss an-
gestrengter geistiger Arbeit. Auf 4 Tage mit gewöhnlicher Be-
schäftigung (Laboratoriumsarbeit von ca. 12 Stunden) folgten 4 Tage
mit angestrengter geistiger Arbeit durch 5 — 5l/s Stunden ausser
der gewöhnlichen Beschäftigung, sodass au diesen Tagen auch die
Nachtruhe stark verkürzt war. In einer zweiten Versuchsreihe
ging die Periode der geistigen Arbeit vorauf, um Zufälligkeiten
möglichst auszuschliefsen. Der Stickstoffgehalt und Phosphorsäure-
gehalt der Nahrung war genau bekannt (ist jedoch im Einzelnen
nicht angeführt Ref.), ebenso wurde er im Harn und Fäces be-
stimmt, ausserdem noch Harnsäure noch Haykraft, die als Erdphos-
phat ausgeschiedene Phosphorsäure und der Harnstoffgehalt mit
Ausschluss der anderen stickstoffhaltigen Harnbestandteile. Die
während der Versuche befolgte Diät war schon lange vorher einge-
halten worden, sodass der Versuch nach dieser Richtung keine
neuen Bedingungen einiöhrte. Die Nahrung enthielt in Periode I
Ruhe in 4 Tagen 109.3 g N (!Ref.) und 22.7 g P205 (!), in Pe-
riode II 109.7 N und 22.1 P2Os. Die Zahlen für die Ausschei-
dung sind leider vielfach nicht in g angegeben, sondern nur in
Procenten der Einfuhr. Die Ausnützung des Stickstoffs war in
beiden Perioden ziemlich gleich, die Ausnützung der Phosphorsäure
in Periode I betrug 68.8 pCt. (bestimmt durch Subtraction der
Phosphorsäure in den Darmentleerungen von der eingeführten Phos-
phorsäure); in Periode II. 51.8 pCt. , sie war also in Periode II
sehr viel schlechter.
Im Harn wurde ausgeschieden:
Stickstoff Phosphorsäure
Periode I 86.4 g 15.7 g
„ II 100.6 g 16.3 g
Berechnet man die Ausscheidung in Procenten des Resorbirten,
so betrug dieselbe
Stickstoff Phosphorsäure
Periode I 83-7 100.4
„ II 98.5 142.8
Digitized by'Google
502 Nbcmkistbb, Eiweifslösendes Ferment in jungen Pflanzen. No. 29
Durch die geistige Arbeit ist also eine bedeutende Mehraus-
scheidung von Phosphorsäure, als Ausdruck der Zerstörung grauer Hirn-
substanz bewirkt, welche geeignet ist, den Körper zu schädigen, wenn
nicht durch Buhe wieder ein Ausgleich erfolgt. — Bei der zweiten
Versuchsanordnung war das Resultat ähnlich, jedoch nicht so aus-
gesprochen (A priori hätte man eher ein stärkeres Resultat erwarten
sollen, da in der nachfolgenden Ruhe schon eine Zurückhaltung
von Phosphorsäure zur Restitution hätte stattfinden können).
In Beziehung auf die an 2 Geisteskranken angestellten Versuche,
kann hier nur kurz angeföhrt werden, dass die Phosphorsäureaus-
scheidung sehr gering war. Weiterhin verglich Verf. an Hunden
den Phosphorsäuregehalt des arteriellen und venösen Blutes des
Gehirns im Normalzustand und in Morphiumnarcose. In dieser
Beziehung muss auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
R. Neumeister, Ueber das Vorkommen und die Bedeutung eines
eiweifslösenden Enzyms in jugendlichen Pflanzen. Zeitschr. f. Biol.
XXX. S. 447.
Zum Nachweis von eiweifslösenden Enzymen benutzte Verf. die
bekannte Eigenschaft des frischen Fibrins, solche Fermente ihren
Lösungen resp. dem Wasserextracte der betreffenden Keimlinge
(Sprossen, Wurzel) zu entziehen; die Fibrinflocken wurden sodann
mit 150 ccm 0.8 proc. Oxalsäurelösung im Brötofen digerirt. So
untersucht, fand sich in gewissen Keimlingen (Gerste, Mohn, Rüben,
Mais, Weizen) von einem nicht zu frühen Vegetationsstadium ab
ein eiweifslösendes Enzym, dessen Menge in den jungen Pflanzen
deutlich zugenommen hat, wenn deren Halme etwa eine Höhe von
15 — 20 ctm erreicht haben. Dies Enzym wirkt wie Pepsin nur in
saurer Lösung, doch ist zu seiner vollen Wirkung die Gegenwart
einer organischen Säure notwendig, weil es durch Salzsäure lang-
sam zerstört wird. In ungekeimten Samen lässt sich dies Enzym
niemals nachweisen, fehlt aber auch gewissen Keimlingen und jungen
Gewächsen (Lupinen, Wicken, Erbsen, Roggen, Hafer). Sämmt-
liche Keimlinge und jungen Gewächse enthielten, wofern das En-
zym nachweisbar war, auch Pepton (Kühnb’s Pepton), sonst nicht;
also muss das Pepton während der Vegetation höchst wahrschein-
lich unter dem Einfluss des Enzyms gebildet sein. Nun enthielten
aber auch die enzymfreien Pflanzen (Lupinen, Wicken etc.) Pepton
u. zwar in den trockenen Samen erheblich reichlicher als zu irgend
einer Zeit in den juogen Pflanzen, die sich aus demselben Quantum
der trockenen Samen entwickeln. Folglich muss das in diesen
Samen vorhandene Pepton als Reservematerial betrachtet werden,
das während des Wachstums der jungen Pflanzen allmälig ver-
braucht wird. J. Munk.
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No. 29.
Kikgnbb, Fall von Milzexstirpation.
503
O. Riegner, Aue der chir. Abth. des AUerheiligeDhospitals zu
Breslau. Ueber einen Fall von Exstirpation der traumatisch zer-
rissenen Milz. Berliner klin. Wochenschr. 1893, Mo. 8.
Bei dem 14jähr. , von einem Bau mit dem Unterleib auf ein
Brett gestürzten Pat. wurde am nächsten Tage wegen drohender
Zeichen einer erheblichen inneren Blutung die Laparotomie mit
Kreuzschoitt gemacht und dabei die Milz der Quere nach völlig
zerrissen gefunden. Es gelang die Entfernung des z. Th. noch
mit dem Hilus und dem Ligam. phrenico. lienale zusammenhängen-
den oberen Fragments nach Unterbindung des ersteren ohne wesent-
lichen Blutverlust, doch wurde die im Uebrigen glatte Heilung
durch Gangrän der linken unteren Extremität complicirt, sodass
nach nicht ganz 4 Wochen nach der Laparatomie die Amput. fern,
nach Gritti verrichtet werden musste. Die Amputationswunde
verheilte durch erste Vereinigung zu einem brauchbaren Stumpfe;
im abgesetzten Schenkel fand sich innerhalb der Scheide der Ge-
fäfse auf der Schnittfläche eine bohnengrofse hyperplastische Lymp-
drflse', auch schwollen in der nächsten Zeit noch die Axillar- und
Cervicaldrösen an. Ob eine ca. 9 Monate später (bei Abschluss des
Berichtes) geringe Vergröfserung der Schilddrüse nicht schon vor-
her bestanden, liefs sich nicht ermitteln. — Verf. erklärt sich die
Gangrän des linken Beines nicht als eine traumatische, sondern
als durch Venenthrombose bedingt, welch’ letztere durch die Ischae-
mie, vielleicht durch eine in den Schenkel gemachte subcutane Koch-
salzinfussion mit nachfolgender Massage begünstigt wurde. Die V.
tib. post, zeigte bei der Untersuchung des abgesetzten Extremitäten-
abschnittes von der Ferse an thrombotische Füllung, mikroskopisch
ergaben sich an den Balken der schwammigen Knochensubstanz
lebhaftere Wucherungs Vorgänge im Mark als sie bei gleichalterigen
Personen vorzukommen pflegen. (Pohfick).
Sehr bemerkenswert waren im vorliegenden Falle die Blutbe-
funde. Der Hämoglobingehalt, der am ersten Tage nach der Ope-
ration auf 20pCt. gesunken, war am 21. Tage auf 40 pCt. und
dann allmälig bis 80 pCt. wieder gestiegen. Die roten Blutkörper-
chen fanden sich am 1 Tage bis auf die Hälfte vermindert, die
weifsen bis auf das 3 — 5 fache vermehrt. Die absolute Zahl ersterer
nahm ziemlich rasch wieder zu, so dass sie in 8 Wocheo wieder
die Norm erreicht hatte, die der weifsen Blutkörperchen blieb immer
noch vermehrt. Sie betrug bei Abschluss des Berichtes (nach 9
Monaten) immer noch = 1:180 gegenüber dem Normalverhältniss
von 1:400. Während aber io der ersten Zeit die Vermehrung der
weifsen Blutkörperchen alle Formen dieser ziemlich gleichmäfsig
betraf, nahmen später die Leucocyten an Menge ab, es existirten
wieder mehr polynucleäre Zellen und zwar neben den gekörnten
Formen auch viele mit ganz homogenem Protoplasma. Verf. schliefst
hieraus und den noch vorhandenen Drüsenschwellungen, dass der
Regenerationsprocess des Blutes noch nicht abgeschlossen ist.
P. Güterbock.
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504 Calmbttk, üeb.Immunisirangetc. -KonwRR,STBRK,Ni#renveränd.etc. No. 29
Calmette, Propridtfo du s^rum des animaux iramunisds contre le
venin des serpents; thörapeutique de l’envenimation. Comptes ren-
dus 1894, No. 13. S. 720.
Tiere können gegen Schlangengift auf zwei Arten immunisirt
werden, einmal durch wiederholte Injection kleiner allmälig steigen-
der Dosen von ungeschwächtem Schlangengift oder durch Injection
von Gift, welches mit Goidchlorür oder Chlorkalk versetzt worden ist.
Das Serum solch immunisirter Tiere hat selbst immunisirende, an-
titoxische und heilende Wirkung. Diese Wirkung äussert es aber
nicht nur gegen das Gift, mit dem die Tiere vorbehandelt wurden,
sondern auch anderen Schlangengiften gegenüber. So hat z. B.
das Serum eines Kaninchens das mit Choleragift immunisirt wurde,
heilende Wirkung gegen das Gift der französischen Viper und ver-
schiedener australischer Schlangen.
Im Reagensglas ist die antitoxische Kraft verschiedener vorbe-
handelter Tiere natürlich nicht gleich. C. hatte solches in Händen
von dem 0.5 ccm 1mg Cobragift neutralisirten. Diese Giftmenge
tötet ein Kaninchen in 12 Stunden. Injicirte C. nun noch 1 Vj
Stunden nach der Giftinjection 4 ccm oder mehr antitoxisches Se-
rum, so wurden die Tiere noch gerettet.
Nun gelingt aber diese Heilung auch ohne Anwendung von
Serum durch Behandlung des gebissenen Tieres mit Chlorkalk.
Man muss rings um die Bisswunde herum 20—30 ccm einer ver-
dünnten Chlorkalklösung — 5 ccm einer Lösung von 1:12 auf 45
Wasser — die frisch bereitet werden muss, subcutan einspritzen.
20 Minuten nach einer Gifteinspritzung, die sonst in 2 Stunden
tötete, hatte diese Behandlung bei Kaninchen stets noch Erfolg.
Scheorleo.
1) Konwer, Over den invloed van Chloroform -narcose op de
nieren. Weekbl. van bet Nederl. Tijdschr. voor Qeneesk. 1894, 1. No. 3.
2) R. Stern, Ueber Nierenveränderungen bei Sulfonal-Vergiftung.
Deutsche med. Woohenschr. 1894, No. 10.
1) Die Beobachtungen Verf.’s wurden an 102 chloroformirten
Personen angestellt. Von Frauen wurde der Urin mit Katheter
gewonnen, filtrirt, mit verdünnter Essigsäure gekocht und mit einer
gesättigten Kochsalzlösung vermischt. Der so entstehende Nieder-
schlag wurde für Eiweifs erklärt. Wurde dieses festgestellt, so
wurde der Urin centrifugirt, und der Niederschlag mikroskopisch
untersucht. Letzteres geschah bei eiweifsfreiem Urin nicht. 62 Nar-
cosen hatten mittlere Dauer oder dauerten längere Zeit, bei 40
wurde nur wenig Chloroform verbraucht. Bei 9 Personen, die
bereits vor der Narcose Eiweifs hatten, war die Eiweifsreaction
nach der Narcose nicht stärker als vorher; bei 5 Kranken trat erst
nach der Narcose leichtes Eiweifsharnen ohne Nierenelemente auf
d. h. also von 93 Chloroformirten mit eiweifsfreiem Harn zeigten
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No. 29. Bastian, Rothmann, Ueber multiple Hirnnervenlähmung. 505
5 oder 5.5 pCt. nach der Narcose leichte Albuminurie. K. hält
es für angebracht, nach der Narcose die Kranken essen und trinken
zu lassen, da das folgende Erbrechen bei leerem Magen quälender
ist als bei gefülltem. George Meyer.
2) Eine 70jährige Frau, die innerhalb 5 Monaten ca. 150 g
Sulfonal genommen hatte, bekam eine schwere Hämatoporphyrinurie
und starb im Coma. Die Section liefs makroskopisch an den Nieren
nur Altersveränderungen konstatieren; die mikroskopische Unter-
suchung ergab jedoch eine ausgedehnte Nekrose der Epithelien der
Tubuli contorti und der aufsteigenden Schenkel der HsNLa’schen
Schleifen. Es war also durch die Sulfonal- Wirkung das Bild der
toxischen Nephritis erzeugt worden.
Der Fall zeigt die grofse Gefahr andauernder Sulfonal-Gabcn
und lässt zum Mindesten regelmäfsig durchgeführte Harnunter-
suchungen dringend notwendig erscheinen. M. Rothmann.
1) €h. Bastian, On three cases of Multiple Paralysis of Cranial
Nerves. British Medical Journ. 1893, 3. Jone.
2) M. Rothmann, Ueber multiple Hirnnervenlähmung infolge von
Geschwulstbildung an der Schädelbasis nebst Bemerkungen zur
Frage der Polydipsie und Polyurie. Zeitschr. f. klin. Medicin 1893,
XXIII. H. 3, 4.
1) Ein 42jähriger Mann fühlte März 1891 eine Taubheit der
rechten Gesichtshälfte, zu der sich Schmerzen an der rechten Kopf-
und Gesichtshälfte gesellten. Januar 1892 trat rechts eine Facialis-
lähmung ein, und bald darauf rechtsseitige Ptosis und Sprech- und
Schluckbeschwerden; es folgte zunehmende rechtsseitige Sehschwäche,
rechtsseitige Unterkieferlähmung, rechtsseitige Taubheit, rechtsseitige
Pupillenerweiterung mit Lichtstarre, Herabsetzung des Geschmacks
rechts, Lähmung der rechtsseitigen Augenmuskeln, Verlust der
Sensibilität auf der rechten Gesichtshälftc einschliefslich der Schleim-
häute, Herabsetzung des Geruches rechts, Lähmung und Atrophie
des rechten M. sterno-mastoideus und M. trapezius, Lähmung und
Atrophie der rechten Zungenhälfte. — Bei der electrischen Unter-
suchung reagirten die rechtsseitigen Gesichtsmuskeln sowie die Mm.
temporalis, masseter, sterno-mastoideus und trapezius (oberer Teil)
weder faradisch noch galvanisch; nur die rechtsseitigen Mundmus-
keln und der Frontalis reagirten galvanisch schwach und zwar war
die AnOZ der KSZ gleich, der Augenhintergrund rechts war frei.
An der linken Gesichtshälfte zeigte sich keine Störuog. In den
folgenden 6 Monaten traten hinzu eine rechtsseitige Augenentzün-
dung, eine harte Schwellung an der rechten Gesichtshälfte in der
Gegend der Wange, des Gaumens, des Unterkiefers, der Speichel-
drüse, des Ohrs u. s. w. Dazu traten eine Schwäche der rechts-
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506 Bastian, Rutbmann, Ueber multiple Hirnnervenlähmung. No. 29
seitigen Schultermuskeln (Infraspinatus , Supraspinatus) ferner eine
linksseitige Facialislähmung. Im April 1893 trat der Tod ein. Die
Section erwies Neubildungen Tumoren im Herzmuskel, in den
Nieren, am rechten Parietalbein (Innenseite) und eine tumorartige
Masse an der Hirnbasis, welche die Pars petrosa des Parietalkno- ^
chens, den Processus basilaris des Occipitalknochens einnahm und
sich rechts in die Orbita erstreckte, den Sinus sphenoidalis erfQllte,
in die Höhle des rechten Oberkiefers drang, den rechten Unter-
kiefer durchsetzte etc. Die Hirnnerven rechts wurden zum grofsen
Teil dort von Tumormassen eingefasst, wo sie die Knochenkanäle
durchzogen. Mikroskopisch stellto man ein Cylinderepitheliom fest.
Der Tumor scheint seinen Ausgangspunkt im Sinus sphenoidalis ge-
nommen zu haben.
2) Im ersten Fall handelt es sich um ein 36 jähriges Mädchen,
das mit rechtsseitigem Kopfschmerz und rasch zunehmender körper-
licher Schwäche erkrankte. Nach 2 Monaten zeigten sich rechts
seitige Abducenslähmung und Ptosis, dann Abnahme des Gehörs
auf der rechten Seite; ein halbes Jahr darauf bestand beiderseitige
totale Ophthalmoplegie, völlige Erblindung, beiderseitige Gehörs-
herabsetzung, Protusion beider Bulbi, Parese des ersten und zweiten
Trigeminusastes rechts, Hervortreibung der rechten Schläfengegend;
dazu traten im weiteren Verlauf: Lähmung beider Trigemini, bei-
der Hypoglossi, Polydipsie, Polyurie, Enteritis membranacea, Durch- 1
bruch von Tumormassen in die rechte Nasenhöhle, und nach ein-
jähriger Krankheitsdauer Exitus letalis unter Krämpfen. Die Section
ergab ein Carcinom an der Schädelbasis mit Metastasen in Nase,
Augenhöhlen und Schläfengegend. — Im zweiten Fall erkrankte
ein 14 jähriger Junge mit heftigen Kopfschmerzen und Drüsen-
schwellungen am Halse (beiderseits). Die linke Pupille war enger
als die rechte, während die Augenbewegung und Pupillenreaction
normal waren. Links am Kehlkopf bestand eine Posticus- und In-
ternus-Lähmung. Nachdem die Halsdrüsen erst links, dann rechts
exstirpirt waren, zeigte eich eine Lähmung des linken Abducens,
Strabismus convergens, Schwäche im linken Trochlearis, linksseitiger
Exophthalmus, Herabsetzung der linksseitigen Pupillenreaction,
linksseitige Neuroretinitis und endlich Exitus letalis. Die Section
erwies einen Tumor des Keilbeine und Metastasen im hinteren Teil
der linken Orbita: es handelte sich um ein Sarcom. — Was die
Polydipsie in dem ersten beschriebenen Falle betrifft, so hält R.
dieselbe für eine solche primärer Natur; auch die Polyurie erscheint
primär neben der Polydipsie; beide sind zurückzuführen auf den
Druck, den die nach hinten wachsende Tumor-Masse auf Pons etc.
ausübte. S. Kalischer.
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No. 29. Brkcs, Ueber Cystenbildung im Uterusmyomen. 507
C. Breus, Ueber wahre epithelführende Cystenbildung in Uterus-
myomen. Verlag von F. Dkutickk Leipzig u. Wien 1894.
In der dem Andenken Hanks Kondhats geweihten kleinen
Schrift trennt Verf. die cystischen Myome in zwei Hauptgruppen.
Die erste Gruppe umfasst diejenigen, deren Cysten durch Oedem,
myxomatöse Erweichung, Hämorrhagie mit nachfolgender Metamor-
phose, fettige Degeneration und lymphangiektatische Processe ent-
standen sind, also eine selbständige Wand nicht haben und lediglich
als cystische Defecte in dem Myom aufzufassen sind. Sie kommen
häufig und oft multipel vor und können bedeutenden Umfang er-
reichen. Verfasser bezeichnet sie als Degenerationscysten.
Die zweite Gruppe ist die der echten oder Epithelcysten. Sie
werden durch eine vollkommene epitheliale Auskleidung gekenn-
zeichnet und sind bisher nur selten beobachtet worden.
B. selbst untersuchte 2 epithelführende Cystomyome im pathol.
Institut zu Wien.
Das erste derselben war durch Laparotomie von einer 46jähr.
Frau gewonnen. Es handelte sich um einen voluminösen fluktuireu-
den Tumor mit lappiger knolliger Oberfläche, in welchem solide
Partien mit fluktuirenden wechselten. Aus der im rechten Lig.
latum. eingelagerten Geschwulst waren 7 Liter graubraune dicke
Flüssigkeit entleert, während der Rest des Tumors alsdann noch
3400 g wog. Auch die neben den Cysten vorhandenen Myomkno-
ten zeigten auf dem Durchschnitt apfelgrofse und kleinere ebenfalls
glattwandige mit demselben Material angefüllte Höhlen.
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die Substanz des
Tumors ein typisches Myofibrom war. Die Wandungen der Cysten-
räume trugen einschichtiges, ziemlich hohes flimmerndes Cylinder-
epithel.
Neben makroskopisch erkennbaren zeigten sich auch mikro-
skopische kleinste Anfänge von Cystenbildungen.
Der Tumor ist histologisch als ein cystisches Myofibrom mit
Flimmerepithelauskleidung zu bezeichnen.
Der zweite Fall betrifft einen über kindskopfgrofsen, von der
subserösen Schicht des Uterus ausgehenden, an der hinteren Wand
des Organes anliegenden Tumor, der von einer öljähr. Frau durch
Laparotomie gewonnen ist. Die Oberfläche des Tumors, besonders
nach hinten, ist höckerig. Auf der Schnittfläche erweist er sich
als derbes Myom, in dessen Centrum Hohlräume von Erbsen- bis
Apfelgröfse eingebettet sind. Dieselben sind mit dickem , chocola-
denbraunen Sekret gefüllt, auf ihrer Innenfläche mit flimmerndem
Epithel überzogen und durch lockeres Bindegewebe mit dem um-
gebenden Myom verbunden. Die grösste Cyste communicirt mit
der Uterushöhle durch einen in seiner Wand ebenso zusammenge-
setzten Gang. Fast alle Cysten communiciren unter einander. Es
handelt sich also um ein intraligamentäres, mit Flimmerepithel aus-
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508
Onm u. Tarülm. — Külz u. Voorl.
No. 29
gekleidetes Cystomyoma uteri, dessen Cystenräume mit der Uterus-
höhle in Zusammenhang stehen.
Verf. sieht, gestQtzt auf die entwickeluugsgeschichtlichen Unter-
suchungen von Gabtnrb, Riklikr, Duhrs und Bkiokl Ober den Ver-
lauf des WoLFP'schen Ganges die Cysten als aus dem persistirenden
linken Urniereogang hervorgegangen an und glaubt, dass das um-
gebende Myomgewebe secundär durch den Reiz der Cysten auf die
umgebende Uteruswand hervorgegangen sei.
Ebenso sucht er den zuerst geschilderten Fall zu erklären, in-
dem er offen lässt, ob der intraligamentär entwickelte Tumor in
analoger Weise an Ort und Stelle aus den persistirenden. cystisch
erweiterten Resten des GARTNBa’schen Ganges entstanden ist, oder
ob er, subseroes vorgebildet, erst nachträglich zwischen die Blätter
der Alae vespertilionis ausgetreten ist und den Zusammenhang mit
dem Uterus verloren hat. A. Martin.
R. Oddi u. L. Tarulli, L’eliminazione della creatinina nel lavoro
musculare e sua formazione nell ’organismo. Bullet, accad. reale di
Roma. XIX. 2. p. 57.
Verff. sind durch eine bei kouitauter Dilt an dem Einen ron ihnen (T) ange-
atellten Versuche in dem Remltat gelangt, dass mSfsige Muskelarbeit keinen EinSuu
auf die Bildung und Ausscheidung des Kreatinins übt. Nur wenn die Arbeit zur
Ueberanstrengung führt and zugleich das KBrpermateria! angreift (gezteigerter Eiweifs-
zerfall) oder wenn Dyspnoe dabei anftritt, dann ist die Kreatininanzfuhr durch den
Harn gesteigert, so z. B. ron 1 65 g bei leichter Arbeit biz auf 2.65 g beim zchnelien
Steigen auf eine Hohe ron 934 Meter. Der gesteigerte Zerfall ron Eiweifs oder
KOrperfleisch beim schnellen Bergsteigen ist auch die Urxacho der gesteigerten Krea-
tininausfuhr. J. Munk.
E. Külz und J. Vogel, Welche Zuckerarten entstehen bei dem
durch tierische Fermente bewirkten Abbau der Stärke und des
Glycogens. Zeitsohr. f. Biol. XXX. S. 108.
Verff. geben nunmehr den ausführlichen Bericht zu ihrer rorltafigen Mitteilung
(Cbl. 1893, S. 817) Darch Einwirkung ron frischem Parotiden- wie gemischten
Speichel des Menschen, ron frischem Pankreassaft des Hnndes und ron Pancreasex-
tract des Rindes auf Amylum und Glycogen (aus Leber resp Muskeln) bei Brut-
wlrme konnten sie Isomaltose C,,H„On + H,0 gewinnen, und zwar wurde mittels
Pbenylbydrasins das Isomaitosazon dargestellt, das sieb rom Maltosazon unterscheidet
durch die Krystallform (feinste za Kugeln grnppirte Nadeln), Schmelzponkt (150*C)
und Löslichkeit (LeichtlOsiichkeit in heifsem Wasser nnd heifsem Alcobol); auch die
Elementaranalyse ron 7 Prlparaten ergab zur Formel des Isomaltosasoos stimmende
Werte. Wenig Ferment and karze Einwirkangidzner scheinen die Bildung der Iso-
maitoze sn begünstigen , wlhrend durch riel Ferment und lange Einwirkung neben
grOfzeren Mengen ron Maltose ancb Dextrose entsteht. Endlich konnten Verff. auch
zeigen, dass bei 40° auch durch pflanzliche Diastase (Malzauszug) aus 10 g Glycogeu
bis zu 1.8 g reine Isomaltose entsteht, sodass der ron Cbimib rermnthete konstitu-
tionelle Unterschied zwischen Amylum nnd Glycogen durchaus keine Stütze findet.
J. Hank.
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No. 29.
Bohland. — Tbeub. — Rabdb. — Rosenbebo.
509
K. Bohland, Ueber die Konservirung der organisirten Harnaedi-
meote, insbesondere der Harncylinder. Centr.- Bl. f. innere Med. 1894,
No. 20.
Nachdem durch Einführung der Centrifuge in die Untersuchungstechnik die Ge-
winnung frischer und reichlicher Harnsedimeote wesentlich erleichtert war, ging das
Bestreben dahin, die Sedimente für die mikroskopische uod farbenanalytische Unter-
suchung besser su fixiren. Zuerst gelang es Sesator, das frische Sediment durch
langsames Eintrocknen auf dem Objectträger zu fixieren und dann zu färben; er
konnte so den auffälligen Befund erbeben, dass die überwiegende Zahl der Leukocyten
im Harnsediment mononucleär ist.
Verf bat nun eine Metode xur Hirtung der Sedimente angegeben. Nach dem
Centrifagieren wird der Harn vom Sediment abgegossen, letzteres mit Kochsalzlösung
ausgewaschen und 14 Tage lang mit wiederholt gewechselter Müu.*a'scher Flüssigkeit
behandelt. Dann wird mit Alcoh. absol. nachgehärtet, nnd letzterer so oft gewechselt,
bis er über dem 8ediment farblos bleibt. Das derart behandelte Sediment zeigt
sämmtliche morpbotischen Elemente des Harns bis auf eine leichte Schrumpfung gut
erhalten, sie blieben sogar nach Verdunstung des Alcobols in trockenem Zustand
längere Zeit unverändert. Zur Anwendung der Färbungen fertigt man Deckglas-
trockenpräparate an und erhält so bessere Präparate als vom frischen Harn.
Verf. kann den SuATOa'schen Befund der mononucleären Zellen vollkommen be-
stätigen; sie überwiegen bei acuter wie chronischer Nephritis. An Scbnittpräparaten
von entzündeten Nieren fanden sich im interstitiellen Gewebe polynucleäre, in den
Harnkanälchen überwiegeng mononucleäre Zellen. In den Cylindern lieft sich, auch
mit der Wtrou-r’achen Färbung, niemals Fibrin nachweisen. U. Ruthmsun.
H. Treub, Un nouveau cas d’exstirpation de rate bypertrophie,
tomb^e dans le petit baasin. Union m6d. 1893, No. 6.
Die die Mitte der Unterbanchgegend einnehmende Geschwnlst wurde bei der 48-
jährigen Patientin noch während der Laparotomie für ein Neoplasma der Niere ge-
halten. Erst die mikroskopische Untersuchung ergab, dass et sich um die hypertro-
phische Milz handelte. Ein sehr ähnlicher Fall ist von Ricuklot operirt worden.
P. Güterbock.
M. Raede, Aus der chir. Abth. des Hrn. Prof. Rose im Diako-
nissenhauae Bethanien zu Berlin. Eine Tracheotomie wegen Ly-
sol-Vergiftung. Deatscbe Zeitschr. f. Chir. XXXVI. S. 565.
Ein 10 monatl. Knabe hatte wegen Stimmritzenkrampf statt Leberthran einen
Kinderlöffel reinen Lysols erhalten. Bei seiner Aufnahme in die Anstalt musste wegen
grofser Atemnot infolge der starken Anätzung des Kehlkopfeinganges und Qlottisoe-
dem die Tracheotomie gemacht werden. Hierauf gab sich die Atemnot, die Intoxiea-
tionserscheinungen machten sieb aber schon am Nachmittag durch starke Aufregung
geltend, welchen der Tod am nächsten Morgen folgte. Aut der sorgfältigen
Obduction erhellt, dass abgesehen von der Örtlichen Aetzwirkung, welche übrigens in
den vorderen Mundabschoitten nur gering war, die sonstigen Veränderungen sehr un-
erheblich waren. Der intra vitam gelassene Urin konote, weil er ins Bett ging, nicht
untersucht werden, doch hatte er keine auffallend dunkle Farbe. In der Epicrise hebt
Verf. hervor, wie die im vorliegenden Falle tätliche Lysoldosis erheblich — um das
Doppelte — hinter der aus Tierversuchen zu berechnenden zurückbleibt. Uebrigens
sind bereits 2 Fälle von Lysol- Vergiftung, darunter f 1 bei äusserer Anwendung des
Mittels von Ruch beschrieben worden. p.ääterbock.
Rosenberg, Die Intubation bei Larynystenosen. Fränkel's Archiv f.
Laryngologie I. H. 2.
Verf. urteilt Uber den Wert der Intubation für die Behandlung der Keblkopf-
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510
Rrthi. — Galtikr. — Momcorvo.
No. 29
atenosen dahin, dass dieselbe neben den Qbrigen Methoden nicht nnr einen ebenbür-
tigen Platz einnimmt, sondern diese nicht selten übertrifft. Allerdings ist dieselbe
nicht in allen Fallen ungefährlich, besonders bei acuten Stenosen und ebensowenig ist
sie immer oder ansichliefslich indiiirt. Sie erfordert besonders bei narbigen Steooseu
ebenso wie die anderen Methoden ein vorheriges Eingreifen mit schneidenden Instru-
menten. Sie soll nicht die anderen Methoden verdrängen, sondern sie ergänzen.
W. Lublinski.
Rethi, Ein ödematöses Fibrom von der vorderen Fläche der hin-
teren Kehlkopfswand ausgehend. Wiener med. Presse 1894, No. 18.
Bei der grofsen Seltenheit gutartiger Neubildungen auf der vorderen Flache der
hinteren Keblkopfswaud ist der Fall am so wichtiger als es sieh noch um ein
Fibrom haodelt, das eine kleinzellige Infiltration entzündlicher Natur wahrscheinlich
in Folge von Zerrung oder Torsion des Stieles zeigte. w. LabUuski.
Galtier, Nouvelles recherches sur l’influence des associations bac-
tdriennes. Exaltation de la virulence de certains microbes. Ac-
croissement de la rdceptivit4. Comptes rendus 1894, No. 18, S. 1001.
Verl, experimentirte mit dem Milzbrandbacillus , dem Influenzastreptococcus der
Pferde und dem Bacillus der Hühnercholera; s&mmtliohe waren nicht mehr virulent;
als Versuchstiere dienten ihm Kaninchen und Meerschweinchen.
Er fand, dass bei Injection einer Mischung von je zwei der genannten Bacterien
dieselben ihre Virulenz wieder erhalten Dabei ist et möglich, dass beide Bacterien-
arten sich gleichseitig im Tier entwickeln und es gemeinsam toten, meist aber geht
der eine der Mikroben zu Grunde und nur der andere entwickelt sieb unter gleich-
zeitiger Wiedererlangung seiner Virulenz. Sebturleo.
Moncorvo, Contribution i'i l’&ude de l’action thdrapeutique de
l’extrait liquide de cerveau de mouton tant chez les adultes que
chez des enfauts. Bull. g^n. de therap. 1893, No. 42.
Angeregt durch die Versuche Brown -SfiQi'ARu’s und d'ARSosAL’s behandelte M.
eine Anzahl seiner Patienten mit subcutanea Injectionen sterilisirten Hammelbiroex-
tracts. Als Einstichstelle wnrde die Gegend zwischen den Scbulterblittern gewählt,
die Einspritzung geschah unter antiseptischen Kautelen; in keinem Falle wurde In-
.duratiou oder Abscedirung beobachtet Es handelte sich um 2 Gruppen von Patienten:
um Kinder im Alter von 2 — 10 Jahren und um Erwachsene im Alter von 18 — 53
Jahren; unter den Kindern waren 4 Knaben und 9 Mädchen, unter den Erwachsenen
2 Männer und 3 Frauen. Bei den Kindern wurden im Ganzen 187 Injectionen A 1,0 g
ausgeführt, bei den Erwachsenen 196, die Zahl der in einer Sitzung ausgeführten In-
jection schwankte hier von 1 — 5. Diese 18 Patienten litten an den verschiedenar-
tigsten Erkrankungen; so seien beispielsweise erwähnt: tuberkulöse Coxalgie, Para
plegie nach Scharlach, Herdsclerose syphilitischen Ursprungs, Lungentuberkulose,
Hysterie, Chorea, Tabes, Neurasthenie n. s. w. Trotz dieser Verschiedenartigkeit der
Erkrankungen war in allen Fällen das Resultat ein gleich günstiges: Besserung des
Allgemeinbefindens, Zunahme der Muskelkraft, Anwachsen des Körpergewicht*, leb-
haftere Verdauung, gleichmäfsiger, ruhiger und kräftigender Schlaf, regere geistige
Tbätigkeit etc. Auf Suggestion diese Erfolge zurückzufübren, ist nicht angängig, da
es sich zum Teil um Kinder bandelte, denen der Zweck dieser Einspritzungen nicht
bekannt war. K. Kronüul.
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No. 29.
COLKY. — VkbOBLY. — MrHZ.
511
F. C. Coley, On the physical signs of chlorosis. The practitioner
1894, April.
Auf das Bruit de diable legt Verf. gar keinen diagnostischen Wert. — Ein
systolisches Geräusch über der Gegend der Pulmooalarterie wird in aasgeprägten
Fallen von Chlorose nur selten vermisst; dass dasselbe nicht auf herabgesetztem Druck
in der Pnlmonalis beruht, dagegen spricht u. A. der UmstaDd, dass daneben zuweilen
ein verstärkter 2. Pulmonalton sorkommt. Ob dies systolische Geräusch stets auf
Mitraliosuflicienz beruht, will Verf. nicht entscheiden, Jedoch betont er, dass bei Chlo-
rotisehen nicht selten eine durch Dilatation des linken Ventrikels bedingte Mitralio-
sufficienz beobachtet wird, wie schon durch den bei vorgeschrittener Chlorose lateral-
wärts verschobenen Spitzenstofs erwiesen wird. — Bei 80 pCt. aller Cblorotischen fand
Verf. ein an der Herzspitze und gleichzeitig am Angulus scapulae vernehmbares sys-
tolisches Geräusch, d. h die physikalischen Zeichen einer Mitralinsufficienz; unter an-
gemessener Behandlung der Anämie schwanden diese Geräusche, und zwar zuerst am
Angulus scapulae, dann an der Herzspitze, zuletzt über der Pnlmonalis. Perl.
P. Yergely, Des trouble« de la sensibilit4 aux membres infdrieurs
chez les diabdtiques. De la dissociation syringomydlique de la
sensibilitd chez les diabetiques. Gaz. Ilebdomadaire 1893, No. 32.
V. beobachtete 6 Fälle ven Neuritis bei Diabetikern, die zum Teil das Symptom
der diasociirten Empfindungslähmung zeigten. Im ersten Fall hatte der Kranke Crampi
an den unteren Eztremitäten zugleich mit Aspbyiie, Hypoaestbeaie und localer Anal-
gesie. Im 2 Fall bestanden Neuralgie und scbiefsende Schmerzen im Iscbiadicusge-
biete zugleich mit trophischen Stärungen, Malperforant, Hyperästhesie und Thermo-
bypästhesie bei erhaltenem Tast- und Schmerzgefühl. Die Patellarrefleze fehlten
hier. Auch im 3. Fall handelt es sich um Thermohypästhesie bei erhaltenem
Tastgefübl. Im 4. Fall zeigte sich Thermodysäathesie ohne Analgesie und ohne Anäs-
thesie. Der 5. Fall zeigte Thermodysästbesie neben Anästhesie, Analgesie, Verlust
der Sebnecrefleie (ohne Atazie etc.) Im 6. Fall finden wir Neuralgien, Thermo-
Anästhesie, Anfälle von Asphyxie der Extremitäten, trophische Storungen an den
grofsen Zehen, Verlust der Patellarrefiexe etc.
Nach den beschriebenen Fällen scheinen bei Diabetes Temperatur- und Schmerz-
empfindung häufiger gestärt zu sein als die Tastempfindung; man findet nicht selten
Thermodysästbesie, Thermohypästhesie, Tbermoanäslhesie, und die dissociirte Empfin-
dungslähmung. Kallscher.
H. Merz, Ein Fall von hochgradigem Blepharospasmus mit Heilung.
Klinisches Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI. S. 374.
Der in der Baseler Angenklinik beobachtete Fall betrifft einen 41jähr. Schneider,
welcher nach der Influenza Blepharoapasmus bekam und sehr lichtacbeu wurde. Diese
Symptome wurden im Laufe eioiger Jahre immer störender und quälender. Die kli-
nische Untersuchung des auch in- übrigen „nerväsen“ Patienten erwies die hysterische
Netnr aneh des Augenleidens. Durch Druck auf deu n. supraorbitalis war der Krampf
zu unterdrücken Die verscbiedeuaten unter suggestiver Beeinflussung gegebenen Mittel
fruchteten wenig oder nicht nachhaltig genug.
Endlich brachte eine Injectionskur mit Strychnin (bis 00.8 steigend) einen dauern-
den Erfolg.
Der Verf. ist geneigt, diese Besserang aaf eine Beeinflussung des n. supraorbi-
talis durch das Strychnin znrückiufübren. Sollte man nicht eher an eine suggestive
Wirkung der Manipulation mit der PaavAz'scheo Spritze denken ! M. Brasch.
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512
WlFFIBLD. — CAMPS«!,! . — GbiFFITH. — RlCHTBB.
No. 29
J. McF. Winfield, A possible case of an&sthetic leprosy. The Broo-
klyn med. journ. Marsh, 1893, S.-A.
Bei einem in der körperlichen Entwicklung stark zurückgebliebenen lGjähr. Mu-
latten fanden sich am ganzen Körper zerstreut, granweiiliche pigmentlose Flecke, ron
denen die alteren anästhetisch , die jüngsten hyperlstbetisch waren. Vollkommene
Analgesie und Fehlen der Temperaturempfindung bestand, auch unabhängig ron den
Flecken, an Füfseo und Hlnden. An den letzteren zeigten sich die Mm. interosaei
atrophisch, Thenar and Antithenar abgeflacht , die Finger in Klauenitellung. Beide
Dlnarnerren waren all barte Stränge mit einzelnen Knoten zu fühlen. Die Haut an
Armen und Beinen erschien etwas ichthyotiscb, die Schweifssecretion war gesteigert,
die Nägel an Fingern und Zehen liefsen beginnende Veränderungen erkennen. Einige
anfällige kleine Verletzungen an den Füfsen heilten nicht, sondern verwandelten sich
in tiefgreifende Geschwüre. Die Diagnose der Krankheit, welche vor etwa 3 Jahren
mit lancinirenden Schmerzen in den Extremitäten und Flockenbildung im Gesicht und
an den Hinterbacken begonnen hatte, schwankte namentlich zwischen Syringomyelie
und Lepra. Verf zeigt sich der letzteren Alternative zu , zumal der Pat. aus einer
Lepragegend stammte. H. Müller.
J. Campbell, Double Ovariotomy for multilocular cysts performed
during au attack of peritonitis. The Lancet 1893, Jone 17.
Zwei cystisch entartete Ovarien worden bei acuter Peritonitis entfernt. Die Peri-
tonitis schwand alsbald. Gleichzeitig bestehende Metrorrhagie führt Verf. auf das
Vorhandensein kleiner Myome zurück und erwartet auch in dieser Hinsicht Heilung
durch die Caatration. a. Martin.
W. Griffith, A case of caesarean section for rachitic deformity:
Recovery of mother and child. Brit. Med. Joarn. 1893, March. 25.
Verf. knüpft an die Beschreibung des günstig verlaufenen Falles von Kaiserschnitt
eioige Bemerkungen über die bei Stellung der Indication u. Ausführung der Operation
besonders beachtenswerten Gesichtspunkte. a. Martin-
M. Richter, Ueber Cyanvergiftung. Prager med. Woohenschrift 1894,
No. 3—11.
Verf. beobachtete zwei Fälle von Selbstmord durch Cyan mit dnnkelrotem Blut
und dunkelroten Todtenflecken, ohne auffallenden Geruch in den KörperhBblen. Der
Cyannachweis wurde geführt am Destillat des Mageninhaltes durch die Berliner-Blau,
die Rhodan, die Wasserstoffsuperoxydprobe, neben denen Verf. auch erst die nener-
dings von Vortmass empfohlene, besonders empfindliche Nitroprnssidreaction io An-
wendung zog. Die von Kobirt angegebene Cyaometbämoglobinprobe gelang im
Blnte nicht, wohl aber in einer mit dem Magendestillat versetzten Blutlnsung. Er
ist übrigens, wie Szic.m, zu der Anschauung gelangt, dass das „Cyanmethämoglobio*
in Wirklichkeit ein Cyanhämatin ist. Die hellrote Färbung der Magenschleimhaut
fand er nicht dnrch Cyanhämatin bedingt; dieselbe enthielt vielmehr Oxyhämoglobin.
Fr. ßtrvwmann.
Kinsendungen für das ('entralblatt werden an di« Adresse des Um. Prof. Dr. M. B e rn h a rd t (Berlin W.
Französische Strafte 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. - Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
l — 3 Bogen; an Schlaue
des Jnhrgaag« Titel, Na*
men- und Sachregister.
für die
Preis de» Jahrgänge»
30 Mark; tu belieben
durch alle Bachhandlun*
gen and Postanitolten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *». J»«li. No. 30.
Inhalt: E. Salkowski, Ueber die Bestimmung der Harnsäure und der Xanthin-
kürper im Harn. (Orig.-Mittb.).
Doioh, Einfluss des Nerrensystems auf die Austreibung der Galle. — Schmidt,
Verdauung bei Bewegung. — Schulze, Zur Renntnin der pflanzlichen Zellmem-
branen. — Zuntz, Lehmann u. Haormann, Ueber den Stoffwechsel des Pferdes,
Haut- und Darmatbmung. — Ribbist, Carcinom und Tuberculose. — Ribbbht,
Zur Anatomie der Lungentzündungen. — Eins, Chirurgie der Gallensteinkrankbeit.
— Lippe, Ueber die Unterbindung der Carotis externa — Franklin, Pollabd,
McCsks, Kurz, Ramauoä, Morison, Hamb, Beiträge zur Darmcbirurgie. —
Scbcibr, Ueber Geschwülste im GehSrgang und Mittelohr. — Schwabach, Ueber
otitiscbe Pyllmie ohne Siuusthrombose. — de Santi, Ueber die Blutungen nach
Tonsillotomie. — Vnillon, Aetiologie der Angina. — Glas, Ueber die Waiierre-
tention im Fieber. — Rosbnbacb, Gebrauch und Missbrauch des Natr. bicarb. —
Hanot, Verhalten des Appetits bei Magenkrebs. — Dutil und Lani, Olivbb,
Pbtci, Kibchnbb, Adams, Zar Casuistik der Neuritis. — Rimball, Biadlzs,
Ond, Patshbon, Hbllsn, Clouston. Behandlung des MyxBdema mit Schlld-
drüsensubstanz. — Lukasihwicz, Ueber Lichen tcrofulosornm. — Wrlandkh,
Cylindrnrie und Albuminurie bei Quecksilberbehandlung. — Dumcan, Ueber die sog.
Autoiofection im Woebenbett. — Edbbobls, Ueber die Exstirpation des flbromatäsen
Uterus. — Wtss, Fall von Guajacolrergiftung.
Schultz, Bestimmung des Schwefels im Harn. — Mcli.br, Behandlung der
Bämatoporphynurie. — Whitpinld, Zur Chemie des Muskels. — Scrultzb,
Hämatoporhhyrin nach Trional. — Massin, Epitheliom rom Schmelzorgan ausgehend.
— Rom, Zur Reuutniss der CuRScnif ANN'scben Spiralen. — Beck, Behandlung
des Empyems. — Riedihoss, Ueber Verrenkung in den Interpbalangealgelenken.
— t. Lisskb, Plattfufs und Scbweifsfufs. — Scbhdb, Verbesserter Scoliosenappa-
rat. — Fuchs, Reratomycosis atpergillina. — Orbtpuss, Zur Casuistik der Nasen-
eiterungeu. — Zwaabdisakii, Ueber den Athembeschlag. — Sosotka, Fall von
Arthritis blenorrboica. — Ritchiz, Reratinirte Carboisäurepillen bei Diarrhoe. —
Meter, Bemerkenswerte Fälle »on Gelenkrheumatismus, — Bourqes, Diffuse Mye-
litis durch Infectioo mit Erysipel. — Oppbniikim u. Hoppe, Zur pathologischen
Anatomie der Chorea. — Biskhabot, Fall Ton einseitigei Lähmung des N. supra-
scapularis. — Helbimo, Behandlung der „erfrorenen Nase“. — Bowm, Eiofluss
der Sonnenstrahlen auf die Haut. — Reieenbtsin, Senile Veränderungen der elas-
tischen Fasern. — Ortebmann, Ueber Saizwasserinfusionen. — Spencer, Orario-
XXXII. Jahrgang. gg
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514
Salkowski, Deber die Beslimmnng der Harnsäure etc.
No. 30
tomie bei einer 82 jährigen Frau. — Fihotti, 80 Laparotomien. — FslaaiL,
Heilung eines Pyosalpinx durch Punction. - Tboxpios, Einfluss des Atropins und
Morphins auf die Harnsecretion. — Habnick u. Hochhiim, Einfluss der krampf-
erregenden Gifte auf die Körpertemperatur. — Flattkb, Vergiftung durch Carboli
neum. — Williams, Vergiftung durch Chloralose.
Heber die Bestimmung der Harnsäure und der Xanthinkörper
im Harn.
Aus dem ehern. Laboratorium des pathol. Institut zu Berlin
tod Prof. E. Salkowski.
In verschiedenen Arbeiten hat Camkbrr ') einen neuen Begriff
in die Harnchemie eingeführt, nämlich den der a- u. b- Harnsäure.
Diese Bezeichnungen haben folgende Bedeutung. Camkkrb be-
stimmt in einer Quantität Harn die Harnsäure nach dem Silberver-
fahren und zwar nach Lüdwio: dies ist die b-Harnsäure. Aus einer
gleichen Quantität desselben Harns stellt er den Silberniederschlag
dar, bestimmt den Stickstoff in demselben und rechnet ihn auf Harn-
säure um: dies ist die a-Harnsäure. Die a-Harnsäure ergab sich
nun immer erheblich hoher, als die b-Harnsäure. Die Differenz
bezieht C. auf die im Harn enthaltenen durch ammoniakalische Silber-
lösung fällbaren Xanthinkörper. Die Quantität derselben wäre da-
nach viel gröfser, als man bisher annahm , 2) sie wörde im Mittel
10 9pCt. der Harnsäure, also etwa 0.08 — 0.1 g p. d. betragen, wäh-
rend man sie bisher nur auf 0.02 — 0.03 g schätzte; an einzelnen
Tagen fand C. auf diesem Wege aber bis gegen 0.2 g p. d. Ich
habe gegen diese Angaben Bedenken erhoben, *) welche nament-
lich darauf gegröndet sind, dass es nicht gelingt, die Silbernieder-
schläge durch Waschen mit Wasser von Ammoniak zu befreien, der
Stickstoff des Ammoniaks somit als Xanthinstickstoff erscheint. Ca-
mkkkk 4) will diese Bedenken nicht gelten lassen; ich kann auf eine
Discussion dieser Frage an dieser Stelle nicht eingehen, muss aber
soviel zugeben , dass nach einer erneuten Prüfung das in dem Nie-
derschlag in jedem Falle restirende Ammoniak nicht ausreicht, um
die grofsen Differenzen zu erklären. Wiewohl sich nun noch
mancherlei andere Einwendungen gegen die Ableitung der Schluss-
folgerungen von Camkbkb erheben lassen, so war doch dieser Um-
stand för mich die Veranlassung, die Frage, wie grofs denn eigent-
lich der Gehalt des Harns an durch Silberlösung fällbaren Xan-
thinbasen sei, einer genaueren Prüfung zu unterziehen.
Zur Bestimmung der Xanthinbasen bezw. Trennung von der
Harnsäure wendete ich ein Verfahren an, welches ich5) schon vor
') Zeitiehr, f. Biol. Bd. 27. S. 158 u. Bd. 28. S. 72.
*) Id neuester Zeit ist auch M. Kaüoz» zu dieser Ansicht gelaogt, jedoch berüh-
ren seine Angaben die vorliegende Frage insofern nicht direct, als er zur Isolirnng der
Xanthinbasen nicht die Silberfllluog anwendete. Vortrag in der physiol. Gesellschaft
am 15. April 1894.
*) Dieses Cbl. 1891, S. 901.
4) Zeiuehr f Biol. Bd 29. S. 288.
*) Virchow's Arch. Bd. 60 S. 198.
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No. 30. Doyon, Einfluss des Nervensystems a. d. Austreibung d. Galle. 515
24 Jahren för diesen Zweck beschrieben habe und welches sich
durchaus bewährte. Der aus dem Harn — meistens 500— 1000 ccm
— nach Fällung mit Magnesiamischung erhaltene Niederschlag wurde
nach sorgfältigem Waschen ohne Zusatz von Salzsäure durch Schwefel-
wasserstoff zersetzt, das Filtrat zur Trockne gedampft und der
Rückstand mit 2 — 3°/o'ger Schwefelsäure extrahirt, welche die Xan-
thinbasen löst, die Harnsäure ungelöst zuröcklässt. Um ganz sicher
zu sein, dass höchstens Spuren von Harnsäure in Lösung gehen,
filtrirte ich immer erst am nächsten Tage ab. Ebenso wie in der
citirten Arbeit wandte ich zur Zerstörung etwa noch vorhandener
Harnsäure anfangs Erwärmen mit Salpetersäure an, nur mit dem
Unterschied, dass jetzt die Schwefelsäure Lösung direct mit Salpeter-
säure versetzt und zum Sieden erhitzt wurde; alsdann wurde mit
Ammoniak alkalisirt und aufs Neue mit Silberlösung gefällt u. s. w.,
der Silbergehalt des Niederschlages nach dem Verwaschen durch Ti-
triren mit Rhodanammon bestimmt.
Es ergab sich nun bald, dass dieses Verfahren schwankende
Werte giebt, je nach der Quantität der Salpetersäure und der
Zeitdauer des Erhitzens. Je gröfser die Quantität der Salpetersäure
genommen wurde und je länger das Erhitzen dauerte, umsoweniger
Silberniederschlng wurde erhalten, unter Umständen fast Nichts.
Das Erhitzen mit Salpetersäure wurde daher ganz verlassen
und das konnte unbedenklich geschehen, weil die schwefelsaure Lö-
sung höchstens minimale Spuren von Harnsäure enthielt — u. nun war
die Quantität des Silberniederschlages in der That nicht unerheblich.
Anscheinend werden die Xanthinbasen des Harns durch Salpeter-
säure leichter zerstört, wie es bei den bekannten XaDthinbasen der
Fall ist.
Die Quantität der durch Silberlösung fällbaren Xantbinbasen
des Harns ergab sich durchschnittlich — teils nach dem angegebe-
nen Verfahren, wobei auf Xanthin umgerechnet wurde, teils durch
directe Darstellung aus dem 2. Silberniederschlag — zu 8 — 10 pCt.
vom Gewicht der Harnsäure.
Was die Natur dieser Xanthinbasen betrifft, so steht die ge-
nauere Untersuchung hierüber noch aus, jedenfalls aber bestehen sie
ihrem Hauptteile nach nicht aus den genauer bekannten, sondern,
wie es scheint, aus dem hypoxanthinähniichen Xanthinkörper, wel-
chen ich gleichfalls schon in der citirten Arbeit in Virchow’s Archiv
seinen Eigenschaften nach beschrieben habe.
M. Doyon, De l'action exercde par le Systeme nerveux sur l’appa-
reil excröteur de la bile. Arch. de Physiol. 1894, VI. p. 19.
Verf. untersucht den Einfluss des Nervensystems auf die Aus-
scheidung der Galle, d. h. auf die mechanische Austreibung der-
selben durch die Muskelfasern der grofsen Gallenwege (ductus) und
der Gallenblase, indem er den Druck in der Gallenblase bezw. die
33*
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516
Schmidt, Verdauung bei Bewegung.
No. 30
Ausflussmenge einer indifferenten, unter constantem Druck durch
den ductus choledochus geleiteten Flüssigkeit registrirte. Das Er-
gebniss ist folgendes:
Der Nervus splanchnicus major ist der motorische Nerv der
Gallen wege; bei seiner Reizung contrahirt sich der gesammte Aus-
führungsapparat der Leber. Der an der duodenalen Mündung
liegende Sphincter kann sich so weit zusammenziehen, dass er den
Abfluss der Galle in’s Duodenum vollkommen verhindert.
Eine Erschlaffung der Ausführungswege lässt sich im Allge-
meinen nur reflectorisch erzeugen. Im Besondern ruft die Erregung
des centralen Endes des splanchnicus major die Erschlaffung der
Gallenblase hervor.
Gewisse reflectorische Erregungen, z. B. die Erregung des
centralen Endes des Nervus vagus veranlasst eine Erschlaffung des
Sphincter zugleich mit einer Contraction der Gallenblase.
Das Nervensystem übt also einen verschiedenen Einfluss auf
die einzelnen Teile der Gallenabflusswege aus und bildet einen Re-
gulator für die Ausscheidung, der seine sichere Functionirung we-
sentlich einem am Duodenum gelegenen Sphincter des ductus cho-
ledochus verdankt.
Die Bewegung des Zwerchfells, des Magens etc. kann allerdings
einen Einfluss auf den Abfluss der Galle ausüben. Doch hat man
sich diesen als sehr unwesentlich der nervösen Regulirung gegen-
über vorzustellen. Hiirthle.
A. Schmidt, Einfluss der gesteigerten Körperbewegungen und Darm-
peristaltik auf die MageDverdauung. Dissert. Erlangen. 1893.
Die Versuche sind unter Pknzoi,dt’s Leitung angestellt. Versuchs-
person war der Verf. Die Versuchsanordnung war folgende. Verf.
genoss entweder 250 g gebratenes Rindfleisch „Fleischkost“ oder
70 g Weifsbrod mit 290 cm Thee „Amylaceenkost“ und etellte durch
Entnahme von Proben des Mageninhaltes mit der Schlundsonde
die Zeitdauer der Verdauung fest. Aulsserdem wurden die Pro-
ben auch microscopisch und, soweit es anging, chemisch auf
Acidität, Salzsäure, Milchsäure, Biuretreaction, Eiweils untersucht.
In der Ruhe dauerte die Verdauung der Amylaceenkost anfangs
2 '/a* später 2 Stunden, die Fleisch Verdauung 3*/« Stunden. An-
strengender Fussmarsch bewirkte eher eine Beschleunigung der Ver-
dauung sowol der Amylaceen, als auch des Fleisches, als eine Ver-
zögerung. Baden hatte in einem Falle, in dem das Wetter kalt und
S. durch das Bad mit angestrengtem Schwimmen sehr ermüdet war,
eine nur geringe Verzögerung, in den anderen Fällen eher eine Be-
schleunigung zur Folge. Ebenso wirkte beschleunigend Massage
des Magens und passive Bewegungen des ganzen Körpers — Wagen-
fahrt, selbst Eisenbahnfahrt.
Abführmittel, wie Ol. Ricini, Tinct. Rhei aq., Calomel, Crotonöl
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No. 30. Schulze, üeber Zellmembranen. — Zohtz,Lshmann u.Hagbmann. 517
verzögerten, wenn eie zur Wirkung kamen, merklich (ca. */t Stun-
den); blieb aber die abführende Wirkung aus, so war umgekehrt
eine Beschleunigung zu constatiren. In Bezug auf die tabellarisch
geordneten Resultate der Untersuchung des Magensaftes vergleiche
das Original. E. Salkowski.
E. Schulze, Zur Kenntnifs der pflanzlichen Membranen III. Zeit-
schrift für pbysik. Chemie. XIX. S. 38.
Als Hemicellulnse bezeichnet Verf. diejenige Abart der Cellu-
lose, welche sich von der eigentlichen Cellulose durch ihre weit ge-
ringere Widerstandsfähigkeit gegen verdünnte Säuren unterscheidet.
Seinen früheren Untersuchungen über diesen Gegenstand reiht Verf.
in der vorliegenden Abhandlung neue über das Vorkommen uod
die Verbreitung dieser Hemicellulose an.
I. Zur Kenntnifs der Hemicellulose. Aus gereinigten Press-
rückständen von Sesamsamen erhielt Verf. durch Kochen mit Säuren
eine Pentose, wahrscheinlich Arabinose. Der Gehalt dieses Rück-
standes an Pentosen ergab sich zu 11,25 pCt. — Gereinigte Mais-
kleie lieferte beim Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure Xylose
und Galactose, die Hemicellulose der von den Schalen befreiten
blauen Lupinen Galactose und daneben wenig Pentose. Die in dem
Lupinensamen enthaltenen Hemicellulosen sind ausgezeichnet durch
geringe Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Oxydationsmittel.
Sie unterschieden sich im Verhalten gegen diese Agentien nnr wenig
vom Stärkemehl.
II. Ueber die Mannoso-Cellulose. Die Cellulose der Kaffee-
bohnen, welche bei der Hydrolyse reichlich Mannose und daneben
Traubenzucker liefert, widersteht den üblichen zur Isolirung der
gewöhnlichen Cellulose angewendeten Reagentien, kann also als
celluloseähnliche Substanz bezeichnet werden; mit Cellulose identi-
ficirt werden kann sie darum nicht, weil die gewöhnliche Cellulose
bei den Hydrolyse ganz überwiegend Dextrose liefert.
III. Ueber die Classification der in den Zellwandungen enthal-
tenen Kohlehydrate. Betreffs dieses Abschnittes muss auf das Ori-
ginal verwiesen werden. E. Salkowski.
N. Zuntz, Fr. Lehmann und 0. Hagemann, 1) Zur Kenntnils
des Stoffwechsels beim Pferde. Landwirtbschaftl. Jahrbücher XXIII.
S. 125; 2) Ueber Haut- und Darmatmung. Verhandl. d. Berl. Phy-
siol. Ges. 1893 94. S. 53.
Zur Prüfung der früheren Ergebnisse über die Lungenatmung
des Pferdes (Centralbl, 1889, S. 787), sowie zur Feststellung der
Haut- und Darmatmung wurden an demselben Pferde im grofsen
PKTTKKKOFBB’schen Respirationsapparat zu Göttingen Versuche aus-
geführt, die bei einer bestimmten Nahrung (3750 g Hafer und 1050 g
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518
Ribbkht, Carcinom u. Tuberculose.
No. 30
Heu) die Gesammt-COj-Ausscheidung fßr 24 Stunden zu 4743 bis
4767 g ergaben, fßr die Haut- und Darmatmung allein (die In- und
Exspirationsluft war durch luftdichte Leitungen nach aussen geführt),
145 g CO, (Mittel 3 Versuche: 144 — 156 — 136), somit beträgt die
Haut- und Darmatmung 3 pCt. der Gesammtatmung und etwa
2'/, pCt. der Lungenatmung. Die gefundenen Werthe fßr die
O-Aufnahme und CO, -Ausscheidung durch die Lungen nach Zontz’s
Methode sind, nach Abrechnung der Hautatmung, nur um 5 pCt.
niedriger, was sich durch die gröfsere Ruhe des Versuchstiers bei
dem kßrzer währenden Versuche erklärt. Die erhebliche Becin-
flusssung des Stoffwechsels auch durch scheinbar unbedeutende Mus-
kelbewegungen illustrirt ein Göttinger Versuch, in welchem das
durch Fliegen beunruhigte Pferd reichlich 10 pCt. CO, mehr aus-
schied. Neben CO, fand sich in der Ausatmung Sumpfgas
(Methan) und etwas Wasserstoff, und zwar fßr 2* Stunden 21 g
CH4 und höchstens 1 g H. Da letztere beiden in der Haut- und
Darmatmung (bei Ausschaltung der Lungenatmung) eich zu etwa
dem gleichen Betrage fanden, so stammt CH4 sicher aus dem Darm,
bei dessen Gährungsprocessen es sich, vorwiegend im Dickdarm,
bildet; da nun in den Dickdarmgasen des Pferdes bei der genannten
Fütterung sich im Mittel auf 60 Vol. CH4 nur 23 Vol. CO, fanden,
lässt sich berechnen, dass von den durch Haut- und Darmatmung
fortgehenden 145 g CO, nur 26 g CO, dem Darm, 119 g der Haut
entstammen. — Bezüglich des Uebertritts der Darmgase durch Dif-
fusion in's Blut leitet Zvntz in ßberzeugender Weiee ab, dass die
Bedingungen fßr die Absorption von CH4 und H beim Pferde min-
destens 6 mal, beim Menschen zweimal so ungßnstig sind, als beim
Kaninchen. Hierüber sowie wegen der Versuchsanordnung, der ana-
lytischen Werthe in den einzelnen Versuchen und der Controlen
vergleiche Original. J. Munk.
Ribbert, Carcinom und Tuberculose. Münchener med. Wochenschrift,
1894, No. 17.
Während Lupus und Krebs nicht selten gemeinschaftlich an
einer Körperstelle Vorkommen, ist sonst die Combination von Tuber-
culose und Krebs nur selten beobachtet werden. Verf. hat nun in
11 Fällen von Carcinom an Rachen, Unterlippe, Zunge, Zahnfleisch,
Augenlid, Penis, Riesenzellen im Bindegewebe nachgewiesen. Wenn
auch der Nachweis von Tuberkelbacillen, wegen Mangels an Mate-
rial, nicht gelang, so ist doch Tuberculose anzunehmen. Denn ob-
wohl die Möglichkeit nicht zu bestreiten ist, dass Krebsepithelien
als riesenzellenerzeugende Fremdkörper wirken, so ist doch nur in
einem der Fälle des Verf. ’s eine Beziehung der Riesenzellen zum
Epithel (Einschluss degenerirender Epithelien) nachweisbar. Auch
der Reiz eines Drüsensecrets, wie ihn Verf. in zwei anderen von
ihm beobachteten Krebsen des Augenlides mit Riesenzellen für mög-
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No. 30. Ribbbrt, Zar Anatomie der Lungenentzündungen. 519
lieh hielt, kommt bei diesen 11 Fällen nicht in Betracht. Auch der
fast in allen nachweisbare knötchenförmige Bau des riesenzellenhal-
tigen Gewebes spricht für Tuberculose.
Was nun das Verhältnifs des carcinomatösen und tuberculösen
Processes zu einander betrifft, so ist es ja denkbar, dass in primär
carcinomatöse Herde Tuberkelbacillen aus dem übrigen Körper ein-
wandern. Aber auch die Vorstellung, dass der Krebs auf primär
tuberculösem Boden sich besonders gut entwickelt, ist sehr annehm-
bar. Besonders würde dies mit der vom Verf. an anderer Stelle
entwickelten Theorie übereinstimmen, nach der die Bildung eines sub-
epithelialen zellreichen Gewebes durch Auseinanderdrängung und
Isolirung von Epithelien zur Entstehung eines Krebses führt. Ferner
spricht für diese Auffassung, dass Verf. auch die Entstehung gut-
artiger epithelialer Neubildungen auf tuberculösem Boden beobachtet
hat. Schliefslich überwuchert dann der Krebs die Tuberculose, so
dass man wenige oder keine Kiesenzellen findet. Die Seltenheit der
Combination erklärt sich daraus, dass nur sehr chronische tubercu-
löse ProcesBe, so vor allem Lupus, den geeigneten Boden für die
Entstehung des Krebses darbieten.
Verf. stellt diese ganze oben entwickelte Anschauung nur als
eine Möglichkeit hin. Jedenfalls kommen in vielen Fällen andere
entzündungserregende Ursachen für die Krebsbildung in Betracht.
M. Rothmann.
Ribbert, Zur Anatomie der Lungenentzündungen. (Ueber die Aus-
scheidung des Fibrins, sein Verhalten zu den Zellen, die Lage-
rung und Vernichtung der Coccen, die indurativen Processe.)
Fortschritte der Medicin 1894, No. 10.
Die die graue Hepatisation bei der Lungenentzündung einlei-
tende Fibringerinnung ist nach der jetzt herrschenden Anschauung
von dem aus den Biutgefäfsen austretenden Plasma herzuleiten.
Verf, wendet eich gegen die neuerdings von H*ussa vertretene An-
sicht, dass die hyalinen Platten der Alveolarauskleidung absterben,
sich zu einer Pseudomembran umgeetalten, woran sich dann erst die
Gerinnung des entzündlichen Exsudats anschlösse. Er bestätigt da-
gegen die von Cuhr gemachte Beobachtung, dass feine Fibrinzüge
durch die Wandungen hindurch die Fibrinmassen in den einzelnen
Alveolen mit einander verbinden; die Entstehung derselben ist so
zu erklären, dass nach Abfall der hyalinen Platten die durch Lücken
hindurchtretende Flüssigkeit gerinnt. Dieselbe Erscheinung liefs sich
nun bei anderen Pneumonieformen nachweisen, wenn auch nicht in
so typischer Form, wie bei der crupösen Lungenentzündung.
Die Verteilung des Fibrins und der Zellen in den Alveolen ist
eine gesetzmäfsige, indem in den Bronchiolen und den angrenzenden
Alveolen die Zellen, in den peripheren Alveolen die Fibrinmassen
überwiegen. Es ist so auch bei der crupösen Pneumonie ein lobu-
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520 Kühr. Chirurgie der Gallensteinkrankheit. No. 30
lärer Aufbau erkennbar, wenn auch nicht so deutlich, wie bei den
echten lobulären Pneumonien. Hierdurch wird auch die Vorstel-
lung, dass die Infection durch Inhalation der Diplococcen von den
Bronchiolen aus vor sich geht, wesentlich gestützt. Aus dem Ver-
halten der Coccen lässt sich ferner schliefsen, dass Fibrinausschei-
dung und Coccen im umgekehrten, Zellenhaufen und Coccen in
directem MengenverhältnisB zu einander stehen. Dasselbe Verhält-
niss ist auch in tuberculösen Lungen nachweisbar; Fibrin und Bacil-
len scheinen sich auszuschliefsen.
Auch in Arterien und Capillaren finden eich sowohl bei lobären
als auch bei lobulären Pneumonien Thrombosen in verschiedener Aus-
dehnung. Diese verursachen eine wesentliche Behinderung der Cir-
culation, wie sie besonders bei der grauen Hepatisation stark her-
vortritt. Diese trägt sowohl zu Zerfall und Resorption des Exsudats
als auch durch Sauerstoffmangel zum Untergang der Coccen bei.
Die Entziehung des Sauerstoffs wird aber noch gesteigert durch den
starken, die Coccen umgebenden Zellmantel. Daneben spielt die
Phagocytose wegen des raschen Untergangs der Leukocyten nur eine
geringe Rolle.
Verf. verteidigt an der Hand dieser Befunde seine alte An-
schauung, dass die Zellaneammlung bei der Entzündung ein für den
Organismus günstiger Vorgang ist. Die Einwanderung der Coccen
in die peripheren Alveolen wird möglichst verhindert, und ihr Un-
tergang wesentlich befördert.
Die an pneumonische Processe sich auschliefsenden Indurationen,
die oft zur Ausfüllung der Lufträume mit Bindegewebe führen,
leitete man früher von einer Wucherung der Alveolenwand ab. Auch
hier schliefst sich Verf. den Ausfürungen Cuhn’s an, nach denen die
wuchernden Zellen auf dem Wege der Fibrinfäden durch die Alveo-
larwand hindurchtreten, aber nicht von derselben ausgehen. Wäh-
lend Cuhk jedoch das neue Gewebe vom intralobulären und sub-
pleuralen Bindegewebe ableitet, lässt es Verf., wenigstens der Haupt-
sache nach, von der Wand der kleinen Bronchien ausgehen.
M. Rothmann.
Hans Kehr (Halberetadt), Zur Chirurgie der Gallensteinkrankheit.
Berl. klin. Wochenschr. No. 18, 1893. (II. Theil.)
K. hat im Ganzen 2 ideale Cholecystotomien , 3 Choledochoto-
mien, 2 Exstirpationen der Gallenblasee und 2 Cystotomien aus-
geführt. Von den Patienten, bei denen es sich nur um Steine in
der Gallenblase handelte, starb kein einziger an den Folgen des
Eingriffs, dagegen erlagen 2 dem begleitenden Carcinome, 1 starb
durch Chloroform während der Operation, 1 an nachträglicher Ab-
knickung des Duodenum, welche eine zweite Laparotomie benötigte,
in Folge von Erschöpfung, 1, bei welchem statt der einfachen
Einnähung der Gallenblase die zu eingreifende Totalexstirpation
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No. 30. Lipps, Ueber die Unterbindung der Carotis externa. 521
mit Cysticotomie gemacht wurde. Ueber die Indicationen zu den
verschiedenen Gallenblasenoperationen äusserte sich K. dahin: dass
1) die ideale Operation nicht mehr ausgeführt werden sollte, weil
man nicht weiss, ob alle Steine entfernt sind, und dass 2) ebenso
die Exstirpation der Gallenblase niemals wegen einfacher Steine,
sondern nur bei Complication mit ulcerativen Processen und Car-
cinom der Gallenblase gemacht werden sollte, dass dagegen
3) die Cholecystotomie (richtiger Cholecystostomie) das Normalver-
fahren bildet für die Entfernung von Steinen aus der Gallenblase, und zwar
soll man, wenn die Gallenblase klein ist und eich nicht ohne Zwang
in der Bauchwunde befestigen lässt, zweizeitig operiren. Kann man
nicht die Bauchhöhle völlig vor den Einflüssen von Gallenblasenin-
halt schützen, so soll man die Trichterbildung von Rirdbl anwen-
den. Das einzeitige Verfahren erleichtert die Entfernung von Steinen
aus dem Ductus cysticus und soll man 4) die Cysticotomie nur
dort anwenden, wo alle anderen Mittel zur Herausbeförderung
der Steine fehlschlagen. 5) Steine des Ductus choledochus soll
man in die Gallenblase zu schieben versuchen oder, wenn dieses
nicht glückt, die Choledochotomie machen. Die Zertrümmerung der
Steine im Ductus choledochus nach Lakqrhbüch, Lawson Tact u. A.
ist K. nie gelungen. 6) Endlich ist bei completen Gallenfisteln die
Ablösung von der Bauch wand angezeigt, während bei der Com-
pression des Ductus choledochus durch Tumoren oder bei dessen
Narbenverengerung die Cholecystenterostomie gemacht bezw. etwaige
Adhäsionen als Ursache der Verengerung durchtrennt werden müssen.
— Ein grofser Teil der Ausführungen K.’s besteht in einer Ver-
teidigung, wenn nicht frühzeitigeren, so doch häufigeren Operation
bei Gallensteinleiden. K selbst hat in einem Jahre in einer nicht
bedeutenden Stadt (Halberstadt) 20 Gailensteinoperationen verrichtet.
P. Güterbock.
H. Lipps, Ueber die Unterbindung der Carotis externa. Archiv f.
klin. Chir. XLVI, S. 1.
Die durch 13 Beobachtungen Küstre’s bereicherte Zusammenstel-
lung Verf.’s umfasst 30 Unterbindungen der A. earot. ext., welche, da
12mal auf beiden Seiten operirt wurde, sich auf 118 Patienten be-
ziehen. In mehreren Fällen wurden Seitenäste, speciell die A. thy-
reoid. sup. mitunterbunden, ohne dass hieraus ein wesentlicher Vor-
teil oder Gefahr erwuchs. In einzelnen Fällen erwies sich durch
die Existenz der Anastomosen dieser Arterie mit dem Trunc. thy-
reo-cervical. der A. subclav. sowol die Ligatur der A. earot. ext.
wie die der A. earot. comm. als nutzlos. Von den 32 Todesfällen,
die auf die 132 Unterbindungen der A. earot. ext. kamen, beruhten 7
auf Sepsis bezw. Phlegmone des Mediastinum, 2 auf Blutungen aus
arrodirten Gefäsfsen in einer Geschwulst, zu deren Beseitigung die
Ligatur unternommen war, ferner starben 2 Patienten an Lungen-
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522
Franklin, Pollard, McCbka, Kürz,
No. 30
erkrankung, 4 an Gehirnerkrankung, und zwar 3 in Folge der gleich-
zeitigen oder nachträglichen Ligatur der A. carot. comm. und 1 in
Folge der der A. carot. int., 8 an Blutverlust (darunter 3 an Nach-
blutung) und 9 an Erschöpfung. Bei 2 Operirten trat Thromben-
bildung mit Hiroembolie ein, und repräsentirten diese beiden F&lie
(= 8.54 pCt.) die directe Sterblichkeit der Ligatur der A. carot.
ext. In Bezug auf die einzelnen Indicationen verteilen sich die Er-
gebnisse der Ligatur der A. carot. ext. folgendermaafsen: I. Unter
22 Patienten mit Gefäfsgeschwülsten, von denen bei 3 die Arterie
auf beiden Seiten ligirt wurde, bot bei 10 die Ligatur keinen oder
nur vorübergehenden Nutzen und wurden bei 9 unter letzteren an-
derweitige Heilungsversuche (durch Ligatur der A. carot. comm.,
durch Exstirpation resp. Umstechung der Geschwulst) unternommen.
Erfolg hatte die Unterbindung in 9 Fällen, darunter 1 mit vorheri-
ger und 2 mit gleichzeitiger Unterbindung der A. carot. comm.
Letztere eiwies sich dagegen in 2 weiteren, sonst sonstigen Fällen
als Todesursache. — II Von 27 prophylactischen Unterbindungen
der A. carot ext. bei Geschwulstoperationen heilten 20, 7 endeten
tödtlich, darunter 3 durch Nachblutung, die noch in 3 nicht letalen
Fällen auftrat, 2 durch Lungenerkrankung, 1 durch Hemiplegie in
Folge abnormer Thrombenbildung und 1 durch Cachexie, Unter
7 verwertbaren Fällen scheint nur in 3 bei der späteren Geschwulst-
exstirpation die Ligatur die Blutung heeinflusst zu haben. — III. Die
Ligatur der A. carot. ext. während einer Geschwulstexstirpation
ergab unter 28 Fällen 21 Heilungen und f 6, und zwar starben 1
an Mediastinaleiterung, 3 an Collaps bezw. Schwäche, 2 an Bron-
chitis bezw. Pneumonie, Der Sitz der Geschwulst war nicht weni-
ger als 16 Mal die Parotis, ausserdem wurde die A. carot. externa
4 mal prophylactisch bei Parotis-Tumoren ligirt. — IV. Von 28 Un-
terbindungen wegen Blutung hatten 10 tödtlichen Ausgang und 7
darunter durch Blutverlust und Schwäche; je 1 starb ausserdem an
Sepsis resp. Collaps und Hirnerweichung (nach nachträglicher Ligatur
der A. carot. comm.) — V. und VI. Zur Heilung bösartiger Ge-
schwülste ist die Carot. ext. 15 Mal, und zwar bei 9 Patienten un-
terbunden worden, und zwar bei 6 auf beiden Seiten. Seit Mai-
sonnkcvb ist diese Operation nur 2 Mal auf beiden Seiten ausgefQhrt
worden, was lediglich das Urteil Maübldno’s, dass sie nicht zu em-
pfehlen sei, bestätigt. P. Gäterbock.
1) G. C. Franklin, Acute intestinal obstruction of traumatic origin;
Operation; recovery; remarks. Lancet 1893, p. 248.
2) B. Pollard, Chronic peritonitis; intestinal obstruction; Gbbis-
Smith’s Operation: recovery; remarks. lbid. p. 747.
3) B. H. E. McCrea, Rectotomy for the relief of imperforate anus, 4
the rectum being absent, lbid. p. 804.
4) E. Kurz, Laparatomie wegen Ileus, Heilung. Münchner oied.
Wochenscbr. 1893, No. 35.
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No. 30. Ramauoe, Muribok, Hamk, Beiträge zur Darmcbirorgie. 523
5) A. Ramaugä, Ueber Enteroplexie. WieDer med. Presse 1893,
No. 42.
6) R. Morison, A successful case oi ileo-colostomy. Brit. med. Joam.
1893, p. 841.
7) G. H. Harne, A case of gastro-enterostomy. lbid. p. 842.
1) Hospitalbericht Ober eioen 32jähr. Mann, der 8 Tage vor-
her einen heftigen Schlag gegen den Bauch erlitten. Die Unweg-
samkeit des Darms, welche seit 2 Tagen bestanden , war die Folge
von Compression durch einen frischen peritonitischen Strang.
2) Betr. einen 34jähr. seit 4 Tagen erkrankten, bis dahin völlig
gesunden Pat. Aus einer extraperitoneal und extraabdominalge-
lagerten Darmschlinge wurde während 4 ’/, Stunden Ober 2 pints
Koth mittelst eiues Trocarts entleert, dann die Einstichstelle dieses
wie die Bauchwunde völlig geschlossen. (Hosp.-Ber.)
3) Das weibl. Neugeborne war bereits 10 Tage alt, als es fast
sterbend zu Verf. gebracht wurde. Dissection an der dem Anus
entsprechenden Stelle erwies sich als fruchtlos. Bei der Colotomia
sinistra zeigte sich das Colon descendeus in ein dünneres
wurmfortsatzähnliches Ende auslaufend. Die Befestigung des Colon
descend. in der Wunde geschah zur Ermöglichung der einzeitigen
Oeffnuog durch Collodium. Nachträgliche Verengerung des einen
Anus und wiederholte Excisionen von Narbengewebe waren die
einzigen Complicationen des vorliegenden, anscheinend hoffnungs-
losen Falles.
4) Seit 4 Tagen bestehender Ileus in Folge von Occlusion einer
Dünndarmschlinge durch einen Mesenterialstrang, nach dessen Durch-
trennung Heilung ohne Zwischenfall erfolgte: 29jähr. Patient.
5) Eine Modification der S^NN’schen Platten, welche darin be-
steht, dass die Befestigung nicht durch Nähte erfolgt, sondern durch
federnde von dem einen Ring ausgehende Stifte, welche in Oe6en
des anderen passen.
6) Der wegen eines vielfach adhärenten, die Gegend des Ueber-
gangs von Ileum in Colon einnehmenden Tumors gemachte Ope-
ration betraf einen 57jähr. Pat., der seit 14 Monate wiederholte
Anfall von Ileocoecal-Schmerz mit mehrtägiger völliger Obstructio
intestini gehabt. Die Befestigung des untersten DQnndarmendes an
das aufsteigende Colon geschah mittelst der SsNii’schen decalcinirten
Knochenringe in durchaus befriedigender Weise. Bei der Autopsie
der ca. 3‘/j Monate später an einer intercurrenten Bronchitis ver-
storbenen Pat. fand sich eine für den Daumen durchgängige glatt-
wandige Verbindung an der Stelle der Enteroanastomose. Die ur-
sächliche Geschwulst, welche das Ileum von seinem Uebergang in
das Colon völlig verlegte und nach dem Coecum zu eine Geschwürs-
fläche bot, erwies sich als ein Cylindrom. Vor der Operation war
die Diagnose auf chronische Intussusception gestellt worden.
2) Auch die Gastroenterostomie bei dem 53jähr. Pat. H.’s wurde
mit Hilfe der SsNs’schen Knochenplättchen ausgeführt; doch überlebte
der Pat. wegen Fortschreitens der krebsigen Erkrankung den Ein-
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524 Schkibr, Deber Gesohwülste im Gehörgang and Mittelohr. No. 30
griff nur Ober etwas 2 Monate. Bei der Autopsie fanden sich die
SuNN’schen Plättchen resorbirt, die Seidenfäden aber noch in situ
und an der Stelle ihres Durchtrittes durch die Darm- resp. Magen-
wandung von einem Ringe necrotischen Gewebes umgeben. In
dem Falle von M. waren die Seidenfäden bis auf i verschwunden,
dieser aber sicher in plastischer Lymphe völlig eingebettet. H. be-
trachtet die dauernde Gegenwart der Seidenfäden in den Magen-
und Darmwandungen als einen Nachteil der SuNN’schen Methode,
da diese Fäden in Folge der Berührung mit Magen- und Darmin-
halt nie aseptisch blieben. Er glaubt daher die Seide durch Cat-
gut in Zukunft ersetzen zu mössen, zumal dieses nach Jkssbt in
den einschlägigen Fällen hinreichende Sicherheit bietet.
P. Güterbock.
1) Scheibe, Fibrom des Gehörgangseingangs. Zeitschr. f. Ohrenbeilk.
XXV. S. 103.
2) Derselbe, Gestieltes Osteosarcom des Gehörgangs. Ibid. S. 104.
3) Derselbe, Zwei Fälle einer behaarten Granulationsgesch wulst
im Mittelohr. Ibid. S. 108.
1) Der Tumor fand sich am Boden des linken Meatuseinganges
teilweise an der inneren Tragusfläche mit ziemlich schmaler Basis
entspringend nnr klein wallnussgrofs, keulenförmig, von teilweise
behaarter und mit Drösen besetzter Cutis überzogen. Abtragung
mit galvanocaustischer Schlinge. Die mikroskopische Untersuchung
ergab, dass es sich um ein Fibrom handelte, in dem sämmtliche
Bestandtheile der Haut vertreten waren, welche an der medialen
Fläche des Tragus Vorkommen, mit Ausnahme der Schweifsdrüsen.
2) Die mit der Schlinge aus dem äusseren Gehörgang entfernte,
bohnengrofse gestielte Geschwulst erwies sich als eine Combinations-
gesch wulst, die zu ihrem gröfsten Teile aus Sarcomgewebe besteht,
während der Stiel durch Knochengewebe gebildet wird. Die Be-
schreibung der Einzelheiten siehe im Original. 3) In den beiden
Fällen von behaarter Granulationsgeschwulst war der Tumor auf
dem Boden eines Cholesteatoms entstanden. Bei der histologischen
Untersuchung fand er sich in beiden Fällen, im Wesentlichen aus Gra-
nulationsgewebe bestehend; die Oberfläche besteht auffallenderweise
zum Teil aus Fettgewebe, zum Teil aus verhornten Epidermisschup-
pen, ohne eine Spur der anderen Bestandteile der Epidermis. Die
schon makroskopisch sichtbaren Haare lassen sich bis tief in das
Innere des Tumors hinein verfolgen. Ausser den Haaren finden
eich drüsige Gebilde, wie Talgdrüsen angeordnet. Das Vorhanden-
sein von Haarbälgen spricht dafür, dass die Haare nicht von aussen in
die Geschwulst gelangt, sondern darin gewachsen sind. Bemerkens-
werth ist, dass in dem einen Falle schon vor 9 Jahren eine Ge-
schwulst von derselben Beschaffenheit aus der Paukenhöhle entfernt
und damals von Wkydnkh (Zeitschr. f. Ohrheilk. XIV.) beschrieben
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No. 30. Schwabach, Ueber otitische Pyämie etc. — de Sahti. 525
wordeo ist, und dass Sch. 3 Jahre nach der von ihm vorgenomme-
nen Exstirpation des Tumors eine ebensolche, von Erbsengröfse,
aus dem unteren Theil der Paukenhöhle entfernen konnte.
Schwab&ch.
Schwabach, Ueber otitische Pyämie ohne Sinusphlebitis. Deutsche
med. Wochenschr. 1894. No. 11.
Im Anschluss an eine Mitteilung A. Fhaknkki.’s (in derselben
Nummer der Deutschen med. Wochenschr.) über eigenartig verlau-
fene septico-pyämische Erkrankungen, von denen zwei durch Mittel-
ohreiterung ohne Sinusphlebitis bedingt waren, berichtet Ref. über
die in der Literatur vorliegenden, wenig zahlreichen, einschlägigen
Beobachtungen und fügt denselben zwei eigene hinzu. Der erste
Fall aus dem jüdischen Krankenhause in Berlin betraf ein Sjähriges
Mädchen, das, an linksseitiger chronischer Mittelohreiterung leidend,
mit pyämischen Erscheinungen aufgenommen wurde, welche das
Bestehen von Thrombophlebitis des Sinus transversus wahrscheinlich
machten. Bei der von Prof. Israbc vorgenommenen Operation ent-
leerte sich jedoch nur flüssiges Blut aus dem Sinus, Antrum mastoid.
war mit Granulationen erfüllt, die mit dem scharfen Löffel ausge-
kratzt wurden. Tod an Meningitis. Bei der vom Ref. vorgenom-
menen Untersuchung des Felsenbeins fand sich ein zerfallenes Cho-
lesteatom des Mittelohrs, das die vordere Fläche des Felsenbeins in
der Gegend des Tegmen antri mastoid. usurirt hatte. — Im zweiten
Falle sah sich Ref. wegen ausgesprochener pyämischer Erscheinun-
gen nach acuter Otitis media veranlasst, die Äufmeisselung des Proc.
mast, vorzunehmen. Trotzdem bestanden die Temperaturschwan-
kungen noch 14 Tage lang fort (Sinusthrombose wurde Mangels jeder
localen Symptome ausgeschlossen) und es traten wiederholt heftige
Schmerzen in verschiedenen Muskeln (Pharynx, linker Oberarm,
linker Oberschenkel) auf, die Ref., wie in den von Frashkbl mit-
geteilten Fällen „auf eine infectiöse Polymyositis“, die vom Ohr
ihren Ausgang genommen hatte, beziehen zu müssen glaubt. Hei-
lung nach 5 Wochen. Schwabach.
Philip de Santi, Haemorrhage following tonsillotomy; its causes
and appropriate treatment. The Lancet, 1894, Jan. 13.
Nach einer Analyse der selbst beobachteten und in der Litera-
tur niedergelegten Fälle glaubt sich Verf. zu folgenden Schlüssen
berechtigt. Tötliche Blutung nach Tonsillotomie ist fast unbekannt,
gefährliche Blutungen sind sehr selten, schwere Blutungen sind nicht
gewöhnlich, mäfsige sind dagegen gewöhnlich und stehen meist von
gelbst. Blutungen kommen bei Erwachsenen fast beständig, meist
secundär und gewöhnlich nach Anwendung des Bistouris vor. Der
Grund der Hämorrhagie ist gewöhnlioh in einer Abnormität in der
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526
Vkilloh, Aetiologie der Angina.
No. 30
Verteilung der Blutgefäfse zu suchen. Als solche werden erwähnt:
abnorme Verteilung der A. pharyngea adscend., abnorm weite Ton-
sillararterie, abnorme Lage der Carotis interna, weite Gefäfse im
vorderen Gaumenbogen, weite venöse Plexus im unteren und Ausse-
ren Rande der Tonsille und weite Arterien in der Substanz der
Tonsille Unter anderen Ursachen mag Hämophilie, Ueberanstren-
gung der Stimme, zu frühes Essen fester Speisen erwAhot werden.
Dass die Galvanocaustik Blutungen nicht absolut verhindert, be-
weisen Fälle von heftiger Blutug nach Anwendung derselben.
Bei Blutungeu empfiehlt Verf. in erster Reihe Ruhe, Eis, Ap-
plication einer Lösung von 1 Teil Acid. gal!., 3 Teile Acid. tann.,
Galvanopunctur, Torsion einer etwa blutenden Arterie. Bei Blu-
tungen von der gesammten Oberfläche Druck mit den Fingern oder
Instrumenten, Ligatur des Stumpfes en masse. Hilft alles nicht, so
bleibt nur, wenn anhaltender Druck auf die Carotis comm. nicht
zum Ziel führt, die Unterbindung derselben oder nach Verf. lieber
der Carotis ext. übrig. Vielleicht ist die temporäre Unterbindung
genügend, die sich Trkvks bei 3 von 4 Fällen von schweren Hals-
wunden bewährt hat. (Schwere Blutungen nach Tonsillotomie sind
nicht so selten, wie Verf. annimmt, sie werden nur nicht veröffent-
licht; auch fehlt unter den Gründen der Blutung die von Zuckhh-
kandl angeführte schräge Durchschneidung der A. tonsillaris.)
W. Lublinski.
Veillon, Recherches sur Indologie et la pathog4nie des Angines
aigues non diphthdriques. Archives de medecine eiper. 1894. VI. 2. H.
S. 161.
In sehr sorgfältiger Weise untersuchte Verf. 22 Fälle von An-
ginen und zwar 10 katarrhalische, 7 pseudomembraneuse und 5
phlegmonöse. Das zur Untersuchung notwendige Exsudat entnahm
er durch Abstreifen mittelst eines sterilen Wattebäuschchens, das
er nach der Entnahme in Bouillon brachte. Diese Aufschwemmung
untersuchte er zuerst mikroskopisch, dann goss er davon Platten-
serien und schliefslich impfte er damit Mäuse. Zu den Plattenserien
benützte er Gelatine und Agar; da aber die Agarplatten in den
Petri’schen Schalen bei Bruttemperatur zu rasch eintrockneten, mo-
dificirte er das Verfahren folgendermassen : Er brachte von der
Bouillonaufschwemmung einen Tropfen in ein schrägerstarrtes Agar-
röhrchen, vermischte den Tropfen mit dem Condensationswasser und
liefe diese Mischung durch Neigen über die Agarfläche laufen, dann
entnahm er von dem geimpften Condensationswasser wieder einen
Tropfen und brachte ihn in ein 2. Röhrchen, verfuhr dort ebenso
und impfte hievon noch ein drittes. |
Er fand auf diese Weise in dem anginösen Exsudat neben
einigen nichtpathogenen Bacterien den Streptococcus pyogenes, den
Pneumococcus und den Staphylococcus pyogenes. Der Streptococ-
Digitized by Google
No. 30.
Gi,sx, üeber die Wasserretention im Fieber.
527
cus der eich als sehr virulent erwies, fand sich in allen 22 Fällen,
5 Mal war er allein vorhanden, am häufigsten war er mit dem
Pneumococcus vergesellschaftet und nur einige wcnigemale mit dem
Staphylococcus. Dieses Resultat war bei den verschiedenen klini-
schen Formen der Angina ganz gleich. Dieser Unterschied in der
klinischen Erscheinung muss also dedingt sein einmal durch die
Localisation des Streptococcus, ob auf oder in der Mukosa oder im
Unterhautbindegewebe, zweitens aber durch seine Virulenz und
durch die Empfänglichkeit des Individuums. Sehenden.
J. (»lax, Ueber die Wasserretention im Fieber. Ein Beitrag zur
Frage Ober die Bedeutung der Wasserzufuhr und der Auswa-
schung des menschlichen Organismus in Infectionskrankheiten.
Sep.-Abdr. ans der Festschr. für A. Rdllbt.
G. machte bei 53 Patienten, die an Typhus abdominalis litten,
während des ganzen Krankheitsverlaufes genaue Aufzeichnungen
Ober die flüssigen Ingesta und Egesta und führt in der vorliegen-
den Arbeit die genauen Krankengeschichten vor, wobei in jedem
Falle eine sorgfältig ausgeführte Curve den Temperaturverlauf, die
• Flüssigkeitsaufnahme und die Harnmenge angiebt. Die aus diesen
Beobachtungen gewonnenen Resultate sind kurz folgende: Die Harn-
menge ist bei Typhus abdominalis im Fieberstadium sehr herabge-
setzt und steigt nach eingetretener Defervescenz weit über das
Normale. Es wird während des Fiebers Wasser im Körper aufge-
speichert und durch eine in der Reconvalescenz auftretende Harn-
fluth wieder ausgeschieden. Auch eine vorübergehende Temperatur-
erniedrigung steigert häufig die Harnmenge und ebenso kann durch
kurzdauernde Steigerung der Körpertemperatur eine Verminderung
der Diurese hervorgerufen werden. Nur Schüttelfröste mit darauf
folgender Temperaturerhöhung bewirken meist ein plötzliches, rasch
wieder schwindendes Ansteigen der Harnmenge. Die Harnfluth
tritt mitunter sofort mit dem Temperaturabfall ein, meistens jedoch
steigt die Harnmenge allmälig mit der Rückkehr der Normaltem-
peratur oder noch während des Fiebers bei beginnender Deferves-
cenz; dies ist insofern ein günstiges, prognostisches Zeichen, als
man in kürzester Frist die vollkommene Entfieberung erwarten darf.
In einer grofsen Zahl der Fälle kommt es jedoch erst nach längerer
Fieberlosigkeit zur Ausscheidung des aufgespeicherten Wassers.
Das Absinken der Diurese im Fieber hängt in erster Linie von der
Verminderung der Triebkraft des Herzens und der Erniedrigung
, des Blutdrucks ab; ist die Herzarbeit und Accomodalionsfähigkeit
der Blutgefäfse eine sehr günstige, so wird die Harnmenge durch
das Fieber nur vorübergehend oder vielleicht auch gar nicht beein-
flusst. Aus den weiteren Bemerkungen des Verf. sei besonders der
Satz hervorgehoben, dass vermehrte Flüssigkeitszufuhr die Körper-
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528 Robknbach, Gebrauch n. Missbrauch d. Katr. bicarb. — Hasot. No. 30
temperatur Fiebernder steigert und eine Verminderung der Flössig-
keitsaufnahme die Körpertemperatur herabsetzt. K. Kronthal.
I
Rosenbach, Ueber den Gebrauch und Missbrauch von Natrium
bicarbonicum. Münchner med. Wochensohr. 1894, Ko. 3.
Natrium bicarbonicum wird oft zu viel gebraucht, um die über-
schüssige Salzsäure des Magens zu neutraleren. Der Grenzwert
der abnormen Acidität ist, abgesehen von extremen Fällen, nicht
anzugeben.
Um festzustellen, ob gerade der Säuregehalt an Verdauungs-
störungen schuld ist, bedarf es einer genauen Pröfung der Be-
schäftigung, des Allgemeinbefindens, der Fäces der Ernährung, der
Beschaffenheit des Stuhlgangs u. s. w.
Bei hastigem Essen tritt ein Missverhältniss ein zwischen der
Stärke der motor. Function und der Säureproduction des Magens.
Ebenso tritt eine Störung ein bei Bildung organischer Säuren
(Fettsäure, Milchsäure) im Magen.
Drittens und zwar am häufigsten tritt die Dyspepsie ein bei
dem Zustand der reinen Hyperästhesie des Magens.
Wegen der sedativen Wirkung wird Na. bicarb. oft missbraucht
in zu grofser Menge; nicht mehr als eine Messerspitze sollte ge-
reicht werden, oft genügt schon ein Stöck trockenen Brodes oder
trockener Semmel zum Aufsaugen des Säureüberschusses.
C. Kosenthal.
V. Hanot, Note sur les modificatioos de l’appdtit dans le cancer
du foie et de l’estomac. Arcfc. gen6r. de medeoine 1893, Oct.
Wenn auch in der Mehrzahl aller Fälle von Leber- und Magen-
krebs die Anorexie ein ständiges Symptom darstellt, welches sogar
bei der Stellung der Diagnose nicht unberßcksichtigt bleiben darf,
so kommen doch auch zuweilen gerade entgegengesetzte Verhält-
nisse zur Beobachtung. So litt ein ca. 70 Jahre alter Patient mit
einem Epitheliom des Magens derart an Heilshunger und nahm so
grolse Mengen von Nahrungsmitteln zu sich, dass der Verdacht auf
Diabetes rege wurde, bis man endlich sein obengenanntes Leiden
entdeckte.
Aehnliche Fälle hat H. zu mehreren Malen beobachtet. Dieses
Erhaltensein des Appetits oder gar dessen Steigerung bei Mageu-
Carcinombehafteten lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass der
Tumor an einer Stelle der Magenschleimhaut sich befindet, wo wenig
peptische Drösen vorhanden sind, und dass ferner keine begleiten-
den Magenschleimhautaflectionen, wie die Atrophie etc. vorliegen.
Aehnliche Beobachtungen, wie beim Carcinom des Magens kann
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No. 30.
Ddtil u. Lamy, Olivkr, Pbycb, Kirchnkk, Adams,
529
man auch zuweilen beim Leberkrebs machen. Auch hier kann in
seltenen Fällen der Appetitmangel durch veritablen Heifshunger
ersetzt werden; öfters bleibt auch der Appetit völlig normal.
C. Rosenthal.
1) A. Dntil et H. Lamy, Contribution k l’dtude de l’art^rite ob-
lit^rante progressive et des ndvrites d’origine vasculaire. Archives
de med. expdrim. 1893, No. 1.
2) Th. Oliver, Acute toxaemic multiple Neuritis, terminating fa-
tally within eleven Days. The Lanoet 1893, 10. Jone.
3) T. Davies Pryee, On Diabetic Neuritis, with a clinical and
pathological description of three cases of Diabetic Pseudo-Tabes.
Brain. 1893, Antnmo.
4) A Kirchner, Ein Fall von einseitiger Polyneuritis. Deutsche
militärärstl. Zeitschr. 1893, No. 12.
5) J. A. Adams, Neuritis supervening during the treatment of
chorea by arsenic. Lancet, 1894, p 332.
1) Die Verff. untersuchten ein Bein, das wegen einer ischämi-
schen Gangrän der 3. Zehe amputirt worden war, und fanden die
von Fbibdländbb beschriebene Arteriitis obliterans und als Folgezu-
, stand derselben eine Neuritis vasculären Ursprungs. Die Gefäfse
in den Nerven und in ihrer Umgebung zeigten die Erscheinungen
der Endo- und Periarteriitis, das intrafasciculäre Gewebe war scle-
rotisch verändert und ein Teil der Nervenfasern war geschwunden,
und zwar eine um so gröfsere Anzahl, je mehr man sich der Peri-
pherie näherte. Klinisch hatte der Kranke an dem amputirten Bein
folgende Erscheinungen gezeigt: Intermittirendes Hinken (Claudi-
cation) Cyanose und heftige neuralgische Schmerzen, dann Ulcera-
tionen ecchymotische Flecke, Gangrän etc. — Die Arteritis obliterans
tritt meist bei Männern im Alter von 30 — 60 Jahren auf; ihre
Aetiologie ist unklar; sie ist unabhängig von Alcoholismus, Syphilis,
Diathesen, Diabetes, Albuminurie. Meist werden die unteren Ex-
tremitäten zuerst befallen. — Bemerkenswert ist die Erscheinung des
intermittirenden Hinkens (Claudication) mit neuralgischen Anfällen
als erstes Zeichen der obliterirenden Arteriitis, das oft Jahre lang
und anfallsweise der Gangrän vorausgeht.
2) Der Fall betrifft einen 48jährigen Mann der die Symptome
einer acuten multiplen Neuritis zeigte und nach 11 Tagen starb.
Das Leiden begann nach einmaligem reichlichen Genuss von Wein
und verschiedenen Speisen mit Erbrechen, Fieber vagen Schmerzen,
Erschöpfung, Delirien, Lähmung der Extremitäten sowie von Blase
und Maetdarm, Sensibilitätsstörungen, Verlust der Patellarreflexe.
O. will den Fall als toxämische Neuritis angesehen wissen. Die Sec-
tioD wurde nicht gestattet.
XXXII. Jahrgang. 34
Digitized by Google
530
Zar Casaistik der Neuritis.
No. 30
3) P. beschreibt 3 Falle der sensorischen oder atactischen Form
der Neuritis bei Diabetes mit trophischen Störungen an den Zehen
(Ulcerationen, Gangrän etc.). Die 3 Falle zeigten gemeinschaft-
lich: 1) Die chronische Natur des Leidens, 2) das Vorhandensein
der Ataxie, 3) den Mangel einer ausgesprochenen Lähmung, 4) das
Alter (40 — 50 Jahre), 5) das Vorwiegen sensorischer, vasomotori-
scher und trophischer Störungen und 6) die Verbindung dieser
Nervenstörungen mit starken Gefäfsveränderungen. In einem der
3 Fälle wurde das Rückenmark untersucht und keine tabische Ver-
änderung gefunden, in allen 3 Fällen zeigten die Nervenstämme
(Nn ischiadicus, tibialis etc.) eine parenchymatöse Degeneration mit
geringer Bindegewebswucherung; stets waren die Gefäfse stark ver-
ändert und besonders war die Arteria tibialis posterior atheromatös.
— Als Ursache der Neuritis sind in erster Reihe die Ernährungs-
anomalien und dann die Gefäfsveränderungen anzusprechen; eine
toxische Ursache lässt P. nicht gelten bei der diabetischen Neuritis.
italischer.
4) Ein Musketier (? alt) erkrankte zu einer Zeit wo er zu
häufigem PoBtenstehen komruandirt war, mit Schmerzen und Läh-
mung im rechten Arm, die rechte Gesichtshälfte wurde magerer.
Trotz des Beginns im Januar 1892 machte er noch das Manöver
mit und meldete sich im October krank. Beim Wachestehen trug
er das Gewehr meist auf der rechten Schulter. Im Lazareth wird
eine leichte rechte Facialisparese von peripherem Charakter konsta-
tirt, die übrigen Hirnnerven sind frei. Ausserdem bestehen aber
Atrophieen und Sensibilitätsstörungen im rechten Deltoides (starker
Schwund mit entsprechender Functionsstörung), geringer waren
beide Arten der Störung im rechten Oberschenkel. Eioe electrische
Behandlung in einem gröl'seren Lazareth war erfolglos. Ein Jahr
nach Beginn der Erkrankung war das Leiden fortgeschritten, aber
mehr im Gesicht und Arm als im Bein, doch war auch hier die
Atrophie ausgebreiteter, der rechte Patellarreflex war schwächer
geworden, ebenso die electrische Erregbarkeit; dagegen bestanden
keine Sensibilitätsstörungen und die Nervenstämme waren nicht
druckempfindlich. Dagegen schien eine Erkrankung der Rhom-
boidei rechts zu beginnen. Es wurde Jodkalium gegeben. Pat. wurde
kurz darauf als invalide entlassen.
Das Interesse des Falles liegt sobald man ihn als Neuritis auf-
fasst, in der strengen Einseitigkeit der Erkrankung. Der Verf. lässt
zwar unentschieden, ob nicht ein spinales Leiden vo: gelegen habe,
indessen dürften durch eine solche Annahme die Schwierigkeiten,
welche sich durch die Localisation für die Auffassung des Falles
ergaben, eher vermehrt als vermindert werden. (Ref.).
5) Die 1 ljährige Patientin bekam wegen Chorea 3 Mal täglich
kleine Dosen von Liq. Fowl. arsen. Am Ende der ersten Woche $
liefsen die choreatischen Bewegungen nach und es traten ohne in-
testinalen Störungen, Schwäche und Atrophie der Extremitäten-
muskeln auf, sodass die Pat. in einen hilflosen Zustand kam. Die
Sensibilität zeigte ebenfalls Störungen, die Patellarreflexe fehlten.
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No. 30. Kimball, Rkadlks, Ord, Patkksos, Hklt.kr, Clokston.
531
Unter stimulirender und roborirender Diät und Anwendung des
electrischen Stromes nahm die Krankheit im Verlauf der nächsten
drei Monate eine gönstige Wendung. Der Fall hat bei der sehr
verbreiteten Anwendung des Arseniks in steigenden Dosen bei
Chorea ein hohes practisches Interesse. M. Brasch.
1) R. B. Kimball, A case of MyzOdema with unusual features
and rapid recovery. Medical Record. 1893, 23. Dez.
2) C. F. Beadles, The Treatment of Myxödema and Cretinism,
being a Review of the Treatment of these Diseases with the
thyroid Gland, with a table of 100 published cases. The Journal of
Mental Scienc. 1893, Oct.
3) W. W. Ord, Some cases of sporadic cretinism, treated by the
administration of thyroid extract. Lancet 1893, 4. Nov.
4) A. G. Paterson, A case of sporadic cretinism in an enfant;
treatment by thyroid extract. Ebenda.
6) J. B. Heller, A case of sporadic cretinism treated by feeding
with thyroid extract. Ebenda.
6) T. S. CloilSlon, The mental Symptoms of myxödema and the
effect on them of thyroid treatment. The Journal of Mental Soience
1894, January.
t) Ein Fall von Myxödem, welcher ziemlich acut entstanden
war und nach Einleitung der Behandlung mit Schilddrösenextract
(innerlich verabreicht) in wenigen Stunden (?) in Heilung öberging.
Noch nach Monaten befand sich die Patientin wohl. M. Brasch.
2) B. bespricht auf Grund eigener Erfahrung sowie auf der
Basis von 100 Fällen aus der Litteratur die Behandlungsweise des
Myxödems und des Cretinismus mittelst der Schilddrösen - Präpa-
rate. Er kommt zu dem Resultate, dass diese Behandlungsart
alle anderen bei dieser Erkrankung übertreffe. Die Transplantation
von SchilddrQsensubstanz hat sich bisher am wenigsten bewährt.
Bei der subcutanen Injectionsmetode eines Schilddrösenextractes ist
die Dosis genau zu reguliren und nach dem Alter des Erkrankten,
nach der Dauer des Leidens u. s. w. zu modificiren; eine kleinere
tägliche Dosis ist grüfseren Dosen in Zwischenräumen gegeben vor-
zuziehen. Bei der innerlichen Einföhrung der Schilddrösensubstanz
(roh oder gekocht) ist die Schwierigkeit in der Fixirung der be-
stimmten Dosis hervorzuheben; die Dröse wechselt bei den ein-
zelnen Tieren in ihrem Umfange je nach Art, Gröfse, Alter, Con-
stitution des betreffenden Tieres. Jedenfalls muss der Kranke dabei
dauernd unter ärztlicher Aufsicht bleiben. Die rohe Drösensubstanz
macht zuweilen gastro-intestinale Beschwerden. Der Gebrauch des
SchilddrOsenextracts in Form eines Pulvers (Tablette, Kapsel, oder
Pille) hat viele Vorteile und leistet das gleiche, wie die anderen
Metoden. — Obwohl bei allen diesen Metoden nach gröfseren Dosen
34*
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532
Lckasibwicz, Ueber Lieben scrofulosorum.
No. 30
des Extracts eine schnellere Wirkung eintritl, war der Effect bei
kleineren Dosen doch anhaltender und wohlthätiger. Neben dem
Extract sind Tonica zu geben; die Kopfschmerzen die bei dem
Gebrauch eintreten, schwinden zuweilen nach Nitroglycerin. — Bei
Cretins, die Zeichen des Myxödems zeigen, ist die Behandlung
möglichst frOh zu beginnen und lässt sich bei einer Behandlung in
frohester Kindheit mit SchilddrOsenextract vielleicht eine bessere
Entwicklung bei ihnen erwarten.
3—5) Während Oao Ober 4 Fälle berichtet, teileo Patkrsok
und Hkllrr je einen Fall von sporadischem Cretinismus mit, in
denen die Anwendung des SchilddrOsenextractes von dem besten
Erfolge begleitet war.
6) Eine Verlangsamung und Herabsetzung der geistigen Thä-
tigkeiten wurde nur in 3 von 109 Fällen von Myxödem vermisst;
in 15 Fällen (14 pCt.) bestanden Illusionen und Hallucinationen.
in ‘24 Fällen (22 pCt.) wirkliche Psychosen. In 8 Fällen bestand
allgemeine Gedächtnissschwäche. In vielen Fällen sind die Sinnes-
organe geschwächt resp. ufficirt und die GemOtsaffecte vermin-
dert. Die Willensthätigkeit war oft bis zur völligen Willenslosig-
keit herabgesetzt. Nur in 2 von den Fällen bestand eine neurotische
hereditäre Anlage. — Bei der Anwendung des SchilddrOsenextracts
wurde */i« Teil einer SchilddrOse pro die verabreicht, und zwar 2
Frauen, die neben dem Zeichen des Myxödems ausgesprochene psy-
chische Störungen zeigten; beide Kranke wurden nach mehrmonat-
licher Behandlung körperlich und geistig erheblich gebessert, ja fast
geheilt. — In einem Falle von Myxödem mit Psychose, der zur
Section kam, fand eich (bei einem 60jährigen Individuum) Pigment-
anföllung der Ganglienzellen, Neurogüa - Wucherung der Rinde,
und Vermehrung der Rundzellen in der weifsen Substanz.
S. Kalischer.
Lukasiewicz, Ueber Lichen scrofulosorum. Arch. f. Dermat. u. Syph.
XXVI. S. 33.
Verf. beobachtete 43 Kranke (35 m., 8 w.), welche alle die
characteristischen Erscheinungen des Lichen scrofulosorum darboten:
meist in Häufen und Kreislinien gruppirte, rote oder rotbraune, bis
stecknadelkogfgrofse Knötchen mit einem Schöppchen oder winzigen
Pustelchen an der Spitze, die vorzugsweise am Stamm, seltener auch
an den Extremitäten, ganz ausnahmsweise nur an den letzteren
allein localisirt sind. Daneben fanden sich häufig das schon von
Hkbka beschriebene, eigentümliche Eczem der Regio pubica und
inguinalis und schlappe Pusteln mit hämorrhagischem Hofe hier und
an den unteren Extremitäten (Acne cachecticorum). Die gröOere
Hälfte der Kranken war zwischen 10 und 20, der älteste 56 Jahre
alt. Bei der Mehrzahl waren noch andere scrofulöse Erscheinungen
vorhanden, bei einem bestanden Lymphadenome am Halse, 6 litten
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No. 30. Wklandkb, Cylindrurie u. Albuminurie b. Quecksilberbehandl. 533
an Lupus vulgaris, nur einer ging an allgemeiner Tuberculose zu
Grunde. 7 Pat. mit typischem Lichen scrofulosorum waren aber im
Uebrigen durchaus gesunde und kräftige Leute, welche allerdings
in der letzten Zeit in ihrem Ernährungszustände etwas verloren
hatten. — Die in 12 Fällen vorgenommene histologische Unter-
suchung zeigte, dass die Knötchen beruhen auf einem an den Haar-
bälgen um die Talgdrüsen, aber auch an den Schweifsdrüsen sich
bildenden und diese Drösen allmälig absorbirenden, vorwiegend aus
spindelförmigen, epitheloiden Zellen zusammengesetzten Infiltrat, das
sich in streifenförmigen Zögen auch in die benachbarten Papillen
fortsetzt, und in späteren Stadien reichlich Riesenzellen enthält.
Von wahren Tuberkeln unterscheiden sich diese Infiltrate dadurch,
dals sie vascularisirt sind, keine scharfbegrenzte Knötchen bilden,
nur verhältnissmäfsig spärlich lymphoide Zellen enthalten und nie-
mals Verkäsung zeigen. Bacillen wurden nicht gefunden, auch
Inoculationsversuche an Meerschweinchen verliefen stets resultatlos.
Dies, sowie der klinische, relativ gutartige Verlauf und das Fehlen
jeglicher GeschwOrsbildung scheinen dem Verf. sehr bestimmt gegen
die von Jacubi, Hallopkaü, Smjk vertretene Ansicht zu sprechen,
dass der Lichen scrofulosorum eine wahre Hauttuberculose darstelle.
Seiner Meinung nach ist er nur der Ausdruck einer Ernährungs-
störung Oberhaupt, H. Malier.
E. Welander, Kann die Behandlung mit Quecksilber Cylindrurie
und Albuminurie hervorrufen? Archiv f. Dermat. u. Syphyl. XXVI.
S. 331.
Verf. fand bei Syphilitischen, welche eine Quecksilberkur durch-
machten, Oberaus häufig eine Cylindrurie, die ihre Abhängigkeit
von der Quecksilberbehandlung dadurch documentirte, dass sie ent-
sprechend dem Fortschreiten dieser bis zu ihrem Ende zunahm und
die letztere noch eine gewisse Zeit Oberdauerte. Hätte das Auf-
treten der Cylinder im Harn mit der Syphilis selbst in ätiologischem
Zusammenhänge gestanden, so wäre natürlich zu erwarten gewesen,
dass dasselbe nicht am Schlüsse, sondern am Anfänge der Cur aus
deutlichsten ausgeprägt gewesen und im Laufe der Behandlung zu-
gleich mit der Besserung der übrigen syphilitischen Erscheinungen
wieder rückgängig geworden wäre. Unter 100 genau untersuchten
Syphilitischen hatten vor dem Beginn der Quecksilbercur 83 keine,
16 einzelne, 1 wenige Cylinder; beim Schluss der Behandlung
wiesen nur 3 keine, 17 einzelne, 30 wenige, 17 viele und 33 sehr
viele Cylinder im Urin auf. Bei denjenigen Pat., welche noch
weiter beobachtet werden konnten, verloren sich mit der allmäligen
Abnahme der Quecksilberausscheidung auch die Cylinder wieder
und zwar verschwanden die letzteren viel eher aus dem Urin als
das Hg. Verf. schliefst aus den mitgeteilten Thatsachen, dass die
Elimination des Quecksilbers durch die Nieren sehr oft, vielleicht
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534
Doncak, Ueber die sog. Aatoinfection im Woohenbett.
No. 30
in der Regel, eine Reizung dieses Organs veranlasst, welche sich
in einer mehr oder weniger bedeutenden Cylindrurie äussert. Das
Zustandekommen und die Intensität der letzteren wird wohl durch
gewisse Momente, wie Constitution, Alter des Pat. , Schwere der
Syphilis (besonders tertiäre Formen), Art der Quecksilberzufßhrung
beeinflusst, scheint aber, ähnlich der mercuriellen Stomatitis, haupt-
sächlich von einer individuellen Disposition abzuhängen. — Analog
der beschriebenen Cylindrurie beobachtete Verf. auch eine im Laufe
der Behandlung auftretende und diese einige Zeit ßberdauernde,
zweifellos ebenfalls auf die Elimination des Hg durch die Nieren
zurßckzufßhrende Albuminurie. Er sah 18 derartige Fälle, welche
alle dadurch besonders characterisirt waren, dass der Urin regel-
mäfsig eine im Vergleiche zu dem stets sehr geringen Eiweifsgehalt
ßberaus grofse Menge von Cylindern enthielt, offenbar deshalb, weil
die Albuminurie immer erst eintrat, nachdem sich bereits eine er-
hebliche mercurielle Cylindrurie entwickelt hatte. Nicht selten waren
dann auch körnige und Epithelialcylinder nachzuweisen, während es
sich sonst meist nur um hyaline handelte. — Einen bleibenden
Nachteil scheint die durch das Quecksilber hervorgerufene Nieren-
reizung fßr den Pat nicht zu haben, doch fand Verf. in einem
Falle noch 10 Wochen nach Abschluss der Behandlung Albumi-
nurie und bedeutende Cylindrurie. Jedenfalls sollte man bei jeder
energischen Cur den Urin ebenso sorgfältig ßberwachen, wie das
Zahnfleisch und den Darmkanal und namentlich wenn sich Epithe-
lialcylinder zeigen, mit der weiteren Dosirung des Mittels vorsichtig
sein. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist natßrlich bei Pat. geboten,
die schon an einer chronischen Nephritis leiden. H. Müller.
J. T. Duncan, Shall the term Autoinfection be retained? Medical
News 1894, March 24.
Nach Williams ist die Selbst-Infection in einer grofsen Anzahl
von Fällen möglich, aber sehr selten; Bahnks glaubt, dass dieselbe
häufig vorkomme; ersterer hält an dem bacteriellen Vorsprung der
Selbst-Infection fest, während Bahnks annimmt, dass dieselbe auch
durch anderweitige Ursachen entstehen kann. Hält man an dem
bacteriellen Ursprung fest, so ist die puerperale Infection identisch
mit dem Wundfieber und an die Gegenwart von eitererregenden
Mikroorganismen gebunden. Sonstige fieberhafte Zustände im Wo-
chenbett dßrfen dann nicht als wirkliches Puerperalfieber bezeichnet
werden. — Vertritt man den bacteriellen Standpunct, so ist die
Auto-Infection bedingt durch die Anwesenheit von eitererregenden
Mikroorganismen (Streptococcus pyogenes, Staphylococcus, gono-
coccus, Bacterium coli) im Genitalcanal. — Wenn dieselben auch
nachgewiesen sind, so sind sie doch jedenfalls nicht dort entstanden,
sondern von aussen hineingebracht und können sie deshalb nicht als
Ursache eines endogenetischen Puerperalfiebers bezeichnet werden.
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No. 30. Eoebobls, Ueber die Eistirpation des fibromatösen Uteras. 535
— Eine andere Frage ist, ob die im Genitalcanal gefundene Bac-
terien wirklich infectißs sind? — Ein positiver Beweis ist mit Sicher-
heit noch nicht erbracht; der negative ist leicht zu löhren. — D.
fQhrt zu dem Zweck 11 Fälle aus seiner Praxis an, in welcher
eingehende operative Eingriffe gemacht worden sind, ohne dass
jemals eine Temperatursteigerung eingetreten ist; obwohl man an-
nehmen kann, dass auch hier wohl Streptococcen im Genitalkanal
anwesend gewesen sind; dieselben sind aber nicht virulent; wodurch
sie dies werden, ist zweifelhaft. — Das von Bibnks erwähnte Re-
sorptionsfieber kann nicht als eigentliches Puerperalfieber bezeichnet
werden; deshalb sollte der Ausdruck Auto-Infection nicht mehr
gebraucht werden, da es in Wirklichkeit keine giebt. — Infolge
dessen ist es auch überflüssig, vor der Geburt die Scheide prophy-
lactisch auszuspülen; und schliefslich kann Niemand mehr seine
eigene Nachlässigkeit mit dem Ausdruck Auto-Infection verdecken.
A. Martin.
G. M. Edebohls, The technique of total exBtirpation of the fibro-
rnatous Uterus. The American Journal of Obstetrios. 1893, Vol. XXVIll.
E. befürwortet die Totalexstirpation des fibromatösen Uterus
der supravaginalen Absetzung gegenüber. Dabei bekämpft er die
Ansicht, als ob die Totalexstirpation per laparotomiam eine gefähr-
lichere und schwierigere Operation sei , als die Amputation. Es
wird dann die Technik der ersteren geschildert.
Vorbereitung der Pat. , indem in Steifsrückenlage der Uterus
curettirt und mit Sublimatlösung ausgespült wird. Dann wird das
Uterusinnere mit Sublimatgaze ausgestopft und die Scheide fest
austamponirt. Dann Beckenhochlagerung.
Enthalten die Adnexe nichts für die Bauchhöhle gefährliches
und ist der Uterustumor nicht allzugrofs, so werden Tumor und
Adnexe, nach der Unterbindung zusammen entfernt.
Das geschieht, indem über die vordere Uterusfläche oberhalb
des Blasenansatzes von einem Ligament zum andern ein horizon-
taler Schnitt geführt wird. Dann wird die Blase und mit ihr die
Ureteren von ihrem unteren Teile tief ab und zur Seite geschoben.
Ein ähnlicher Lappen wird hinten verschnitten und abgelöst.
Dann Umstechung der Aa. uterinae, welche durch die Ausstopfung
des Scheidengewölbes sehr erleichtert ist. Zwei weitere Ligaturen
jederseits sichern Ligament, rotund. und infundibulo-pelvicum mit
der Spermatica. Die Ligaturen w'erden kurz geschnitten und nach
der Scheide gestülpt, Abschluss der Bauchhöhle indem die beiden
Lappen durch eine fortlaufende Li’MBKKT’sche Naht vereinigt werden,
welche von einem Stumpf des Lig. infundibulopelvicum zum andern
läuft. Austupfen des Beckenraums mit trockener steriler Gaze.
Schliefslich wird in Steifsrückenlage die Scheidentamponade
entfernt und der subperitoneale Wundraum nach der Scheide
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536
Wtss, Pall von Gaajaoolvergiftnng.
No. 30
mit Gaze drainirt. — Enthalten Tuben oder Ovariain offenbar oder
wahrscheinlich infectiöses Material, so sollen sie erst ligirt und ab-
getragen werden.
Ist der Tumor sehr grofs, Ober den Nabel reichend und mehr
als ca. 4 Kilo wiegend, so wird um den Cervix nach ZurOckstreifen
der Peritoneallappen eine Gummiligatur gelegt, die Geschwulst ab-
gesetzt, der Cervix cauterisirt und dann nur oben ausgelöst. Ebenso
werden multiple oder intraligamentär entwickelte Myome, welche
das Becken verlegen, erst enucleirt, um Platz zu schaffen.
Die Operation pflegt mit Umlagerung und Vorbereitung ca.
1 Stunde zu dauern. A. Martin.
O. Wyss, Ueber Guajacolvergiftung. Deutsche med. Wooheuschr. 1894,
No. 13.
Ein neunjähriges Mädchen erhielt aus Versehen 5 ccm Gua-
jacol. 15 Minuten später plötzlicher Anfall von hochgradiger Be-
nommenheit und Apathie, dabei blaurotes gedunsenes Gesicht, eben-
solche Bindehäute, Aufhebung von Hornhaut- und Pupillen reflex,
schneller Puls, häufige Brechbewegungen; Magenausspülung, Cam-
phereinspritzung. Im weiteren Verlauf der Vergiftung, die nach 3
Tagen mit dem Tode endete, zeigte die Pat. fahle Blässe, später
Icterus, Somnolenz mit Delirien, Temperaturerhöhung, Erbrechen,
Anschwellung der Unterkiefergegend und der Zunge, Ecchymosen,
auf der Haut der Glieder, Vergtöfserung der Leber, der Milz, des
Herzens; die Leberanschwellung war etwa nach 4 '/, Stunden sehr
erheblich. Im Urin der späteren Zeit Eiweifs, Blut, reducirende
Substanz. Die Section ergab entsprechende Befunde: Icterus, Echy-
mosen auf Haut und serösen Häuten , Schwellung der drüsigen
Organe der Mundhöhle, Schwellung der Darmfollikel, kolossale
Vergröfserung der Leber und Milz, viel Schleim in Magen und
Bronchien, Gallenwege frei, erweitertes, mit bräunlichen Gerinnseln
erfülltes Herz, Hyperämie und trübe Schwellung der Nieren, Ver-
fettung der Epithelzellen derselben und der Leberzellen, Trübung
der Herzmuskelfasern. Die Untersuchung des in der Blase vor-
handenen Urins ergab Hämoglobin, Albumin, Gallensäuren, Cylin-
der, rote Blutkörperchen und ein eigentümliches Sediment, wahr-
scheinlich eine Guajacol Verbindung. Mit letzterer und mit Hämo-
globin zeigten sich auch bei der späteren histologischen Untersuchung,
die im Uebrigen nichts Bemerkenswertes ergab, die Nierenkanälchen
zum grofsen Teil verstopft. Die Untersuchung des Blutes während
des Lebens endlich ergab einen hochgradigen Zerfall der roten
Blutkörperchen und ein Ueberwiegen der grofsen Lymphocyten gegen- 1
über den gewöhnlichen Formen der weifsen. Pr. Straasmann.
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No. 30.
Schultz. — Whitbibld. — Müllkr. — Schultzb.
537
H. Schultz, Eine Methode zur Bestimmung des gesammten Schwe-
felgehaltes im Harn. Pffüger’s Arch. Bd. 56. S. 57.
Die Methode besteht darin, dass der Barn mit rauchender Salpetersäure in klei-
nen apeciell für diesen Zweck construirteo retortenartigen Glasgefäfsen oxydirt nnd
aladann die geaammte gebildete Schwefelsäure überdestillirt and in Wauer anfgefangen
wird. Schliefslich wird der in dem Glasgefäfs gebliebene Riiekitand bia znm Schmel-
zen erhitzt, die Schmelze in Wasser nnd etwas Salzsäure gelSat, mit der erat erhal-
tenen Lfisung vereinigt und die Schwefelsäure in der gewöhnlichen Weiae mit Chlor-
barynm bestimmt. Die Controllanalyaen mit anderen gebräuchlichen Methoden der
Schwefelbeitimmung zeigen sehr gute Uebereinatimmung. Der Vorzug dieser Methode
vor der bisher benutzten Schmelzung mit Kalisalpeter besteht vor Allem darin , dass
man die grofae Quantität von Nitraten vermindert, welche die Bestimmung sehr um-
ständlich, unter Umständen auch ungenau machen. K. 8«Jkow»kl.
A. Whitfield, Note on the Chemistry of muscle. Journal of Physiol.
XVI. 487.
W. gelangt zu folgenden Schlussfolgerungen: 1) das Myosin ist kein Nucleoalbu-
min, da es keine merkliche Quantität Phosphor enthält, bei der Magenverdauung nur
einen unbedeutenden nicht pbosphorhaltigen Rückstand hinterlässt, in das Blutgefäfs-
systero von Kaninchen injicirt, keine intravasculäre Gerinnung verursacht. 2) Der
Maske) enthält kein Nucleoalbumin, da er bei der Magenverdauung nnr einen unbe-
deutenden Rückstand liefert, der keine merkliche Quantität Phosphor enthält. 3) Der
Muskel enthält weder Pepton noch Albamosen. Betreffs der angewandten Methoden
vergl. das Orig. K. Salkovski.
F. Müller, Ueber Hämatoporphynurie und deren Behandlung.
Wiener klin. Wooheneohr. 1894, No. 14.
Eine schwere Hystero-Neurastbenica schied nach 5 Monate langem, fast täglichen
Gebranch von Je 1 g Sulfonal (wegen Schlaflosigkeit) einen dunkelbraunen hämatopor-
phyrinhaltigen Harn aut, unter gleichzeitigem Auftreten eines rapiden geistigen und
körperlichen Verfalles und fadenförmigen Pulses; dabei war der Hämoglobingehalt des
Blutes laut Aussage des Hämometers auf unter die Hälfte der Norm gesunken, be-
stand starke Obstipation und Olignrie. Aussätzen von Sulfonal brachte weder die
Hämatoporphynurie noch den Verfall zum Schwinden, wohl aber tägliche Gaben von
6 — 8 g Natr. bicarb , die Verf. auf Grund der enormen Hyperacidität des Harns und
der danach anzunehmenden gesunkenen Alcaleaacnz des Blotes gab. Als nach drei
Wochen Nalr. bicarb. fortgelassen wurde, stellte sich schon nach 4 Tagen wieder
Hämatoporphynurie ein, weshalb Natr. bicarb. durch Monate gegeben werden musste;
dabei wurde der Harn normal, der Hämoglobingehalt des Blutes hob sich fast bis auf
die Norm, die Neurasthenie bessert sich zusehends. Auch in einem zweiten Falle
eines Tabikers schwand unter Alcalitberapie die Hämatoporphynurie, die durch 2 Mo-
nate langen Gebrauch von '/, — 1 g Sulfonal pro die hervorgernfen war. J. iiaok.
E. Scbultze, Hämatoporphyrin im Harn nach Trional. Deutsche
med. Wochenschr. 1894, No. 7.
i Eine schwere Melancholica, die schliefslich die Nahrung verweigerte und an
starker Obstruction litt, erhält wegen Schlaflosigkeit 4 Wochen lang abendliche Dosen
von Trional (einem SulfonkSrper, bei dem an Stelle einer Metbylgruppe des Sulfonals
eine Aethylgruppe getreten ist) zu je $ — 1 , g, im Ganzen rund 25 g und entleerte
in der letzten Woche einen schmutzig - rotbraunen Harn, in dem die chemische und
spektroskopische Untersuchung Hämatoporphyrin nachwies ; wenige Tage danach trat
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538
Massik. — Rook. — Bbck.
No. 30
unter schnell xunehmendem Verfall der Tod ein. Beachtenswert ist die relati» geringe
Gabe ron Trional , rerglichen mit Sulfonal, die hier zur Häroatoporphynurie und
weiterhin zum Verfall geführt hat; doch dürfte dafür auch die Nahrungsverweigerung
erheblich in Anschlag zu bringen seio. j. Munk.
W. N. Massin, Ein Fall von angeborenem Epitheliom, entstanden
aus dem Schmelzorgan. Virchow’s Arch. Bd. 136. p. 328.
Bei einem neugeborenen Kinde saften 2 Geschwülste am freien Rande des Zahn
fieitcbes des Oberkiefers von Bohnen- and KirschengrSfse, die sich ohne Mühe durch
Scheerenschnitt entfernen liefsen Die microscopische Untersuchung ergab ein Epi-
theliom ohne atypische Wucherung des Epithels, das offenbar durch Wuchorung der
Zellen des Schmelzorgans entstanden war. Der Fall ist ein Unicom; denn die einzigen
hierher gehörenden Tumoren, die Kiefercysten , welche gleichfalls vom zabnbildenden
Epithel ihren Ursprung nehmen, unterscheiden sich von dem oben beschriebenen Epi-
theliom scharf durch ihren cystischen Ban; ferner sind sie stets erworben, nicht an-
geboren und entwickeln sieb in der Dicke des Kiefers, nicht polypenfbrmig an der
Oberfläche des Zahnfleisches. Die anderen Geschwülste des Zahnfleisches, die Fibrome,
Sarcome, Rhabdoomyome, haben mit dem hier beschriebenen Epitheliomen noch weniger
gemein. Die Gutartigkeit der letzteren lieft sich bereits aus der microtcopiseheo Unter-
suchung tchliefsen; auch ist bisher kein Recidiv bei dem Kinde aufgetreten
M Rothmenn.
H. Rüge, Ueber die Centralfaden in den CoascHMANn’schen Spi-
ralen. Virchow’s Arch. Bd. 136, p. 336.
Diese Arbeit giebt im Wesentlichen eine Bestltignng der von A Schmidt beim
Asthma bronchiale gewonnenen Resultate. Die Centralfäden der CuascoMAsK’scheo
Spiralen bestehen aus Schleim; als Schleimfärbung empfiehlt Verf. neben Tbiouin u,
Triacid vor allem die bekannte GeAM-GffUTHmt'scbe Bacterienfirbung. In Betreff der
Entstehongsart der Centralfäden tritt Verf. nicht der SusATou’scben Erklärung bei,
nacb der das Dnrcbpressen der weichen Mucin - Massen durch eine enge OefToung in
ein weites Robr die Spiralbildung erzeugt, sondern nimmt mit A. Schmidt an, dass
die spiralige Drehung bei der Fortbewegung schon in den feinsten Bronchiolen beginnt.
M>Rothma»n.
C. Beck, Empyem und seine Behandlung. New- York. med. Wochen-
sohr. 1893, No. 10.
Zu Gunsten der Rippenresection, von der Verf. bereits vor 7 Jahren 24 Ope-
rationsgeschichten veröffentlicht batte. Er führt diese Resection immer in der vorderen
Axillarlinie an der 6 Rippe aos and spült dann mit */a P m- SublimatlSsung aut
nm fettere Eitermassen et«, zu entfernen. Von 112 neueren von Verf. ansgefübrteu
Rippenresectionen bei Empyem betraf 37 Kinder unter 3, 32 solche von 3 — 5, 19
Kinder von 5 — 10 und 9 Kinder von 16 — 16 Jahren und nur 16 Erwachsene über
16 Jahre. Die Sterblichkeit betrug 12, davon kamen 7 anf die 13 Erwachsenen.
96 waren einfache acute Fälle, 17 complicirte. Unter 6 doppelseitigen Empyemen
genasen 4, alle sog. stinkenden Empyeme (mit pyämischen Complicationen) starben,
ebenso von 3 Fällen, in denen die EsTrAvnts’sche Thoracoplasik in Frag« kam 3 und
von den beiden überlebenden behielt 1 eine Fistel zurück. In einem Fall von Em-
pyemfistel wurden zur Verkleinernng der Höhle die 3. bi« 7. Rippe einfach durch-
schnitten und sammt dem Periost in die Höhle hinabgedrückt. Von 5S frühzeitig
Operirten genasen alle, und nach Abzug der tuberculflsen und pyämischen Patienten
kommen nur 6 Todesfälle auf Rechnung der Operation. In Bezug auf die Ursache
des Empyem'» fand Verf. Pleuropneumonie mit 79 Fällen vertreten, dann kommt
Scharlach mit 8, Puerperium resp. Sepsis mit 4, Keuchhusten mit 2 and Diphtheritis
Digitized by Googl
No, 30.
Rirdinobr. — v. Lksskh. — Suhbuk. — Fuchs.
539
mit t Fall flleigefilgt ist eine Anzahl von kurzen Krankengeschichten , welche allerlei
diagnostische IrrthQmer und Unglücksfalle bei Empyem illottriren (ollen. Nicht
weniger all 8 Mal wurde Verf. hinzugerufen, um io die Pieurahnhle gefallene Drei-
nagerftbreo herauuuholen). F. Götarboek.
Riedinger, Zur Kenntnis» der Verrenkungen in den Interphalan-
geaigelenken der Finger und der Zehen. Deutsche Zeitachr. f. Chir.
XXXVI. S, 628.
R bringt Dach einigen Bemerkungen Ober den Mechanismus der hiehergehürigen
Verletzungen eine ausführliche Beschreibung einer incompleten Luxation des 2 Pha-
lanx nach innen durch einseitige Deberlastung des ersten Interpbalangea! - Gelenks
entstanden bei einem 26jlbrigen Manne durch Sturx auf den erst flectirten, dann
▼orgestreckten Finger beim Barrentnrnen. Rednction gelang leicht durch Zug in der
LSogsaxe des Fingers. — Den drei bis jetxt bekannten Luxationen in den Zwischen-
gelenken der Zehen fügt Verf. einen rierten ausserdem hinzu. Die 29jlbr. Pat. nur
mit Strümpfen bekleidet, war 1 m hoch ron einer Treppe herabgesprungen and traf
mit dem rechten Fnfs .zu kurz" auf, indem die Fnfsspitse auf die vordere Kante
eines Steines stiefs, der sich (wischen 1. und 2 Zehe drlogte, Die zweite Zehe er-
schien in der Gegend des ersten Interphalangealgelenkes nach hinten eingeknickt und
nm 7 mm verkürzt, wahrend* das Capitulum der 1. Phalanx noch nach abwlrts ge-
richtet war and dabei die Basis des 2. Gliedes hinter dem Capitulum lag. Zug in
der Richtung nach vorn bewirkte vüllige Reduction. (Gegenüber der gegenteiligen
Behauptung R.'s weist Ref. darauf bin, dass von ihm im XXX. Bd. des Arch. f. klin.
Cbir. ein Fall von seitlicher Luxation der Endpbalanx des Daumens beschrieben iat).
L. V. Lesser, Schweissfufa und Plattfufs. Deutsche med. Wochenscbr.
1893, No. 44.
UDter 189 von 1882 — 1892 behandelten Plattfufsfallen betrafen 98 Minner und
91 Frauen, von ersteren batten 61.0 pCt , von letzteren 27.4 pCt Schweifsfufs. Verf.
glaubt, dass ausser nervösen Einflüssen hier Ernährungsstörung eine Rolle spielt.
P. Göterbock.
Bl. Schede, Ein verbesserter Scoliosenapparat. Archiv f. klin. Chir.
XLVI. S. 482.
Die Verbesserungen des in seinen Einielheiten ohne Abbildung nicht verständ-
lichen Apparates beziehen sich auf das Hanptgerüat, das früher einem Krahne gleich,
jetzt ans einem hohen Bogen mit 2 Trigern besteht, ferner in der Application eines
besonderen Rahmens zur bessern Fixation des Scbnltergürtels and in Gliederung des
die Hüfte umgebenden Ringes. Derselbe, aus 4 kantigem gebogenen Eisenstab gefertigt
kann naoh Belieben io seinen einseloen Teilen aaseinandergenommen and wieder xu-
sammengefügt werden. p. Götsrbwk.
E. Fachs, Keratomycosis aspergillina. Wiener klin. Wochenschr. 1894,
No. 17.
Bei einem 68jthrigen Manne war die Bindebant am rechten Ange gerbtet and
am oberen Lide durch papilläre Wucherungen verdickt. Die Hornhaut , von einer
I itarken Ciliarinjeetion umgeben, zeigte in Ihrem mittleren Teil eine intensiv grane
Trübung, welche mit einem scharfen bnebtigen Rande gegen den durchsichtigen Rand-
teil abgegrenzt war. Entsprechend der Ausdehnung der Trübung war die Oberfläche
der Bornhent leicht abgeflaebt and von einer gelbweifsen, bröckeligen, trockenen
Messe belegt. Die erkrankten Hornhautteile wurden entfernt. Es fand sich, dass
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540 DttBYFOSS. — ZWAABDEMAKBB. SOBOTKA. — RjTCHIB. No. 30
darin massenhafte Pili« vorhanden waren, die lieh all Aipergillai fumigatai erwiesen.
Letzterer iit als Ursache der Cornealaffection anzusehen. Hommatm.
Dreyfufs, Beitrag zur CasuiRiik der NaaeneiteruDgen. Wiener med.
Presse 1894, No. 10.
Mitteilung eines Falles von eitriger Periostitis der linken unteren Muschel infolge
von Zahocaries. Die Muschel war stark geschwollen, enthielt Eiter der mittelst einer
PiAvaz'schen Spritze entleert wurde. Entfernung der Wurzel des zweiten Prlmo-
lar; Anbohrung der OberkieferhShle ergab keinen Eiter. Langsame Heilung.
W. Lablinski.
Zwaardemaker, Athembeechlag als Hfllfsmittel zur Diagnose der
nasalen Stenose. Fränkol’s Arch. f. Laryngologie I. H. 2.
Wenn man einen kalten Spiegel unter die Nase halt , erscheinen bei der Exspi-
ration zwei Flecken — Atbemflecken — die bei normaler Nase symmetrisch lind u. es
wthrend des Verschwindens auch bleiben. — Bei einer Asymmetrie derselben kann man
eine Verengerung des nasalen Luftweges auf der Seite tnnehmen, wo der Flecken am
kleinsten ist. Ueber den Sitz der Stenose kann man daraus nicht urteilen; es ist
aber wahrscheinlich, dass eine Verengerung im vorderen Teil den Atemflecken starker
verklenern wird als im bioteren Teil. Die Atemfiecken teilen sieb beim Verschwinden
in einen lateralen und einen medialen Teil, wahrscheinlich ist das durch die untere
Muschel bedingt. Auch ist diese Metode im Stande, Paresen des weichen Gaumens
zu erkennen, wenn beim Phoniren der verschiedenen Vocate sich auf dem Spiegel
Atemflecke zeigen, ein Beweis, dass ein Teil der Lnft durch die Nase geht.
W.LubUnski.
J. Sobotka, Ueber einen Fall von Arthritis blenorrhoica. Prager
med. Wochenschr. 1893, No. 25.
Metastatische Erkrankungen — insbesondere der Gelenke — sind im Gefolge der
Blenorrhoea neonatorum bisher nur Susserst selten beschrieben worden, ln einem vom
Verf. beobachteten Falle traten bei einem sonst gesunden Kinde, du an intensiver
Blenorrhoe der Bindehaut litt, zwischen der 2. und 5. Woche an verschiedenen Ge-
lenken nacheinander schmerzhafte Schwellungen auf, und es kam zur Bildung von
periartikulSren Absceszeo. In dem Eiter der letzteren, ebensowie in dem von der
Bindehaut abgesonderten Eiter, konnte Verf. einen Diploeoccus nachweisen , der durch
seine typische Lagerung, zumeist in den Zellen, und durch sein Verhalten gegen
Farbstoffe, all der Gonococcns Neisser sioh erkennen lieft. (Reinkulturen hat Verf.
nicht dargestellt). Suotbagsn.
J. Ritchie, Brief notes of several cases of acute diarrhoea treated
with ceratin-coated carbolic acid pills. The Lancet 1893. No. 25.
In den verschiedenartigsten Fallen von acuter Diarrhoe, auch in solchen, bei
denen die gewöhnlich zur Anwendung gelangenden Mittel absolut unwirksam blieben,
brachten keratioirte Carbolpillen baldige Besserung nnd Heilung. In keinem dieser
Falle wurde der Urin nach Anwendung der genannten Fallen verflrbt gefenden. In
der Regel genügte die Darreichung von 6 Pillen (2 \ g). Niemals waren mehr als
12 erforderlich. Schmerzen im Abdomen kamen gleichfalls in keinem Falle zur Be-
obachtung. C. Rosenthal.
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No. 30. Mbyrr. — Bourors. — Opprnhrim q, Hoppb. — Bernhardt. 541
G. Meyer, Mitteilung zweier Fälle von acutem Gelenkrheumatis-
mus. Berliner klin. Woohenscbr. 1894, No 16.
Eio 49 jähriger Mann erkrankte an acntem Gelenkrheumatismus ; am 6. Tage
wurde der Kehlkopf mit betroffen (wahrscheinlich durch die hScbst seltene rheuma-
tische Erkrankung seiner Gelenke), am 9. Tage entwickelte sich eine Thrombose der
rechten Schenkelvene. Am 4. Tage der Krankheit wurde der in derselben Wohnung
befindliche 5jlhrige Sohn des Pat. ebenfalls von acutem Gelenkrheumatismus befallen.
Ansgang in Heilung in beiden Fallen. Perl.
M. H. Bourges, Mydlite diffuse aigue experimentale produite par
l’4rysip41ocoque. Arcbives de med. 1893, No. 2.
Experimentell wurden Lähmungen bereits dutch das Gift der Diphtberitis bei
Hunden erxeugt, Myelitis durch das Bacterium coli, Amyotrophieu durch den Strepto-
coccus bei Kaninchen. Nnn gelang es B., bei Kaninchen eine diffuse acute Myelitis
durch Inoculation ?on abgescbw&chtem Erysipelas - Coccen zu erzeugen. Die Impfung
(3g einer erheblich abgeschwächten Cultur) geschah am 4. April, war von geringer
localer Reaction, doch nach ca. 5 Tagen eon completer Paraplegie, Diarrhoeen,
Sphincterenllhmong gefolgt. Das Tier magerte schnell ab und zwar besonders an den
Hüft-Muskeln; nach lä Tagen starb das Tier, nachdem vorher ein grofser Decubitus
entstanden war. Die Section erwies eioe Myelitis acuta mit Kfirncbensellenbildung,
welche fast den ganzen Rückenmarksquerschnitt in der Leodenanschweltung einnahm
und in der ganzen Hobe des Rückenmarks die graue Substanz und die Nervenzellen
verändert hatte. — Die RQckenmarkswurzeln waren nur in der Hübe der Lendeoan-
tchwellung verindert, die peripherischen Nerven waren intact, die Muskeln waren ent-
artet (d£gendrescence grannlo - graissense) besonders von den am meisten gelthmten
und atrophischen hinteren Extremitäten. 8. Kallschar.
H. Oppenheim u. H. Hoppe, Zur pathologischen Anatomie der
Chorea chronica progressiva hereditarin. Archiv f. Psychiatrie etc.
1893, XXV. 3. H.
Die Verff. untersuchten pathologisch anatomisch zwei Fälle von chronischer pro-
gressiver Chorea, die klinisch den bekannten typischen Verlauf zeigten, nur mit dem
Umstande, dass in der einen Familie die Mitglieder erst in hsherem Alter (zwischen
60 nnd 70 Jahre) von der Krankheit befallen wurden. In beiden Fällen fanden sich
Atrophie der Hirnwindungen, besonders im Gebiet der Centralwindnngen und des
oberen Seheitel- nnd Hinterhaupttappeos. In einem Falle bestand ausserdem Hydro-
zephalus exteroos, während in dem anderen Pachymeoingitis interna mewbranacea hä-
morrhagica vorlag; ausserdem waren Veränderungen in den Meningen u s. w. vor-
handen. Wichtiger war der Befund von disseminlrteo heerdartigen Entxüodungspro-
cessen mit dem Ausgang io Sclerose in der Rinde uod in der subcortiealen Marksub-
stanz uod der Schwund der kleinen Ganglienzellen an der Grenze der ersten ond
zweiten Rindenscbicht. Die peripherischen Nerven waren in beiden Fällen degenerirt.
Das Rückenmark zeigte unregelmäßige, diffuse, geringfügige anatomische Veränderungen,
die auf Wucherung der Glia ond der Gefäße zurückzuführen waren. Die Verff. halteo
für den wesentlichen Befund bei der Chorea chronica hereditarla progressiva eine mi-
liare dissemioirte Encephalitis corticalis und subcorticalis. 8. KaUaeher.
M. Bernhardt, Mitteilung eines Falles von isolirter peripherischer
Lähmung des n. suprascapularis dexter. Berl. klin. Woobenscbr. 1894,
No. 2.
Ein 28jähr Mann erkrankte an reißenden Schmerzen ond Schwäche im rechten
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542
HSMUNO. — BoWI.RS. — RbIZRHSTRIN. — OsTKRMANN.
No. 30
Arm. Statu«: Schulterblatt tieferstehend und von der Wirbelsäule entfernter al« dai
linke. Beide Qrätengruben verflacht. Deltoid., Kbomboid., Levator ang., Trapez.,
Serrat. intakt. Der Arm kann in keiner Ebene über die Horizontale bewegt werden,
ohne da«« e« besonderer Anstrengungen de« Deltoid. u. Cucull. bedürfte, dann erfolgt
ein hürbarer Kuck und die Bewegung gelingt. Der Verf. erklärt diesen Vorgang
folgendermasscn: der infolge Lähmung de« Supraspinatu« seines „ Aufhängebandes"
(Docuims) beraubte Humerus ist subluxirt, bei Beginn der Erhebung des Arms ver-
stärkt sich diese Luxation, der Deltoides und Cucullaris reponirt sie und führt dann
die weitere Erhebung fort. Das Auswärtsrollen war behindert. Der Infraspinattu war
unerregbar. Beim Schreiben und Nähen erwuchsen dem Pat. grofse Schwierigkeiten,
auf die sebon Dui bessb binwies. m. Brucä.
H. llelbing, Zur Bebaotllung der „erfrorenen Nase“. Therap. Monatsh.
1894, No. 1.
Verf. empfiehlt zur Wiederherstellung des Tonus der Gefäfse die Anwendung
eines mäfsig starken constanten Stromes durch 6 — 10 Minuten. Am besten werden
beide Pole an die Seitenflächen der Nase applicirt und hier langsam streichend hin-
und herbewegt; bei sehr empfindlichen Pat. kann man auch die Anode ans Os zygo-
maticum anlegen und mit der Kathode die Nasenseiten bestreichen. Die Sitzungen
müssen io zwei- bis dreitägigen Zwischenräumen öfters, gewöhnlich wenigstens 10 bis
15 Mal, wiederholt werden. — In den meisten der 21 so behandelten Fälle erfolgte
vollständige Heilung. B. Hüller.
R. L. Bowles, Ueber den Einfluss der Sonnenstrahlen auf die
Haut. Monatsh. f. pract. Dermal. XVIII. No. 1.
Verf. begründet mit zahlreichen Beobachtungen die auch schon von anderen Au-
toren vertretene Ansicht, dass der sog. Sonnenbrand, das Eczema solare, wie es in
besonders intenfiver Weise auf den Gletschern und Schneefeldern des Hochgebirges su
entstehen pflegt, nicht durch die Wärme, sondern durch die ultravioletten Strahlen
des Sonnenlichtes, welche der Schnee zurückwirft, hervorgerufeu wird. Auf ähnlichen
ursächlichen Momenten scheinen ihm auch die Schneeblindheit, der Sonnenstich und
die bekannten Wirkungen des electriscbeo Lichtes zu beruhen. B. Hüller.
A. Reizenstein, Ueber die Altersveränderungen der elastischen
Fasern in der Haut. (Aus der Privatklinik f. Hautkrankheit des
Dr. J. Nkübkhokr in Nörnberg). Monatsheft f. pract. Derrnat. X VIII.
No. 1.
Verf. konnte die von Suimidt beschriebenen Veränderungen (hyaline Aufquel-
lung, Scbollenbildung, körnigen Zerfall der elastischen Fasero) im Wesentlichen be-
stätigen, indes« fanden sich dieselben nicht blos bei Individuen von über 40 Jahren,
sondern auch bei viel jüngeren. Es scheint also entweder die Grenze, in welcher de-
generative Veränderungen auftreten sine viel niedrigere zu sein, als Schmidt annahm,
oder es können auch andere Processe als senile Atrophie tu derartigen Bildungen
führen. B. Müll«
Ostermann, Zur practiscben Bedeutung der Salzwasserinfusion bei
acuter Anämie. Therap. Monatsh. 1893, Nu. 10.
Verf. empfiehlt auf das Wärmste die subcutaue Kochsalziufusion als eiue Methode,
welche geeigoet ist, die acute Anämie aufs schnellste und sicherste zu bekämpfen,
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No. 30.
Spbkckb. — Fikotti. — Fräkkrl. — Tbumpsok.
543
und dabei völlig ungefährlich in. Er hat dieselbe nicht nur in der Geburtshilfe —
in der A. MAHTis'achen geburtshilflichen Poliklinik — bei sehr starken Blutnogen,
sondern auch in der Gynlkologie bei schwerem Collaps infolge innerer Nachblutung
nach Laparotomien mit ausgezeichnetem Erfolge angewandt. Ferner «et die prophy-
lactiscbe Anwendung — die Kochsalzinfusion vor der Operation — in allen Killen
indiciert, wo an stark anftmiscben Personen operirt werden muss, nnd ein weiterer
Blutverlust bei der Operation so erwarten ist. Verf. empfiehlt deshalb, der propby
laotischen Infusion bei Laparotomien und namentlich bei Placenta praeria eine grfifsera
Berücksichtigung als bisher angedeihen zu lassen. A. Martin
H. R. Spencer, Ovariotomy on a patient in her eighty-ihird year.
British med. Jourr.. 1893, Dec. 9.
S. entfernte bei einer B2 4 Jahr alten Pat., von sonst sehr guter Gesundheit, eine
moltiloculire Cyste des linken Ovarium ; der Stiel war I 1 , Ma> um seine Axe ge-
dreht. Die Reconvalescens war gestört durch eine leichte psychische Störnog und
einer Bronchitis; nach 7 Wochen verliefe Pat. gesund das Boapital. — Bisher sind
nur noch 3 Falle bekannt, wo bei über 80 jährigen Frauen eine Ovariotomie gemacht
worden ist; von diesen war nur eine einige Wochen alter wie obige Pat.; — alle
sind genesen. A. lUrtin.
E. Finotti, Bericht (Iber 80 weitere, wegen Tumor am weiblichen
Genitale ausgeführte Laparotomien. Aus der chir. Klinik des
i Prof. C. Nicoladoni in Innsbruck. Wiener med. Presse 1893, No. 43
n. 46.
Statistische Uebersicht, berücksichtigend Befund vor nnd wahrend der Operation,
Art des Eingriffs, Diagnose, ev. Sectionsbefund. Wegen Erkrankungen der Ovarien
wurden 40, des Uterus 36 Laparotomien gemacht. A. Mtrtin.
E. Fränkel, Ueber einen Fall von dauernder Heilung einer dop-
pelt-mannsfaustgrolsen Pyosalpinx durch wiederholte vaginale
Punction und Ausspülung dos Sackes. Wiener med. Presse 1893,
No. 44.
Inhalt der sehr interessanten Beschreibung in der Ueberscbrift. A. Martin.
W. H. Thompson, Verlangsamen Atropin und Morphin die Ab
Sonderung des Harns? Arch. f. Anat. u. Physiol. 1894, p. 117.
Atropin so 0.6 — 2 0 mg pro Kilo an Bunde intravenös verabreicht, vermag in
dem Sinne eine Aenderung der Barnseeretion hervorznrnfen, dass eich in der ersten Stande
nach der Injection die Bernmenge vermindert unter beträchtlicher Verarmung an
Barosloff. Oer nicht in Form von Barnstoff durch den Barn antgeschiedene Stickstoff
bleibt vom Atropin unbeeinflusst. Da die gegebenen Atropinmengen den Blutdruck
nicht beeinflussen, so ist der Grand der Barnrerminderung in der Niere selbst zu
Sachen, doch ist es bemerkenswert, dass Zufuhr harnflhiger Stoffe z. B. Barnstoff zura
Blute hinreicbt, die Atropin Bemmung zu Überwinden.
Eine dem Atropin gleichsinnige Veränderung der Harnsecretion ruft auch Mor-
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544
Harnack q. Hucbhrim. — Flattrn. — Williams.
No. 30
pbin hervor. Der Injection folgt hier eine Blutdrucksenkung, die ichon an und für
•ich mr Harnverminderung führen man.
Wenn die vergiftete Niere wieder tbltig wird, liefert sie geringe harnstoffarme
Harnmengen; ei kann somit wahrend der Vergiftung die Harnstoffbildung oder Harn-
stofftufnbr zur Niere keine normale gewesen sein, da sonst der Harn bei geriogem
Volum an Harnstoff relativ reich sein müsste- Pohl.
E. Harnack u W. Hochheim, Ueber die Temperatur erniedri-
gende Wirkung krampferregender Gifte. Zeitscbr. f. klio. Med. XXV.
p. 16.
Im Widerspruch su der allgemein angenommenen Ansicht, dass die Muskel-
krämpfe erzeugenden Gifte die Körpertemperatur steigern, 6nden sieh in der Litteratnr
vereinzelte Angaben von einer temperaturherabsetzenden Wirkung derselben. Bei der
auf diesen Punkt hin systematisch durchgeführten Untersuchung ergab es sich, dass
insbesondere am Kaninchen und Meerschweinchen nach Santonin nnd seinen Derivaten,
nach Pikrotoxin, Brucin nnd Strychnin unabbfngig von auftretenden Krtmpfen die
Temperatur herabgesetzt wird. Beim Hunde ist die Wirkung wenig deutlich. Durch
Combination der Krampfgifte mit Narcoticis kann die Temperatnr in einzelnen Fallen
bis auf 27 ' herabgedrückt werden.
Was die Genese dieser Erscheinung anbelangt, so neigt H. zur Annahme einer
erregenden Wirkung anf Hemmungsapparate der Wlrmeproduction. Pohl.
H.FIatten, Vergiftung durch Carboli neum. Vierteljahressobr. f. geriohtl.
Med. 1894, S. 316.
Nach Trinken einet Schluckes Carbolineom, das 85 pCt Phenole, 6.5 Kohlen-
wasserstoffe, 1 pCt. Pyridinbasen nnd 8 pCt. Wasser enthielt, verfiel ein 52 jähriger
Mann in Coma, starb nach 10 Stunden. Die Section ergab trübgelben Urin , Eccby-
mosen im Magen und Dünndarm, Trübung derjNierenrinde, fiamingorote Färbung im
Rachen, Kehlkopf, LnftrOhre, zeitig fibrinOse Pneumonie im rechten Unterlappen.
Auffallend war ferner, dass bei der Section der anfangs hell orangene Dünndarm durch
Luftzutritt dunkelbraungrün wurde (Bildung von Hydrochinon aus im Darm enthaltenen
Phenolen). Pr. straaemann.
P. W. Williams, On Chloralose poisoning. The Praetitioner 1894,
Febr.
W. wandte bei einer nenrastheniscben Dame von 42 Jahren an zwei anfeinander-
folgenden Abenden das neuerdings von Richit und Hsnuiot als ganz ungefährliches
Schlafmittel empfohlene .Chloralose'* in der angegebenen Dosis von 0.6 g an. In der
ersten Nacht traten schwere Träume ein; in der zweiten Nacht folgte ein heftiger
Erregungszustand mit ängstlicher Verkennung der Umgebung, der etwa 5 Stunden
dauerte, durch Morphium nicht beseitigt wurde und keine Erinnerung hinterliefs.
In einem zweiten, kurz erwähnten Falle stellte sich nach der gleichen Dosis ein
balbcomatSser Zustand ein. Fr. Straoimann.
Einsendungen für Um Ceutrsiblstl verdat, an die Adresse des Hru. Prof. Dr- M. B e rn h ardt (Berlin W.
Französische Strafen 21} oder an die Verlagshandiung (Berlin NW., 68. Unter den L aden) erbeten.
Verlag von Auguet Hirsehwald in Barlin. — Drnck von L. Schumacher ln Berlin.
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' t / —y'z /v
T
Woch«nlUob erscheinen
I — 2 Bogen; am flchluM«
dt» •Ifthrgangs Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis de» Jahrganges
20 Mark; tu betiehen
du rcb alle Ruchhandlun*
gen und Postaoslalteu.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. a. August. No. 31.
Inhalt) Munk, Ueber den Hund ohne Grofshirn. — ZacbabjbwskV) Stoff-
Wechsel bei Schwangerschaft und Wochenbett. — v. Noordbn und Zuntz, Einfluss
des Chinins auf deo Stoffwechsel. — Bibi sack:, Beziehung des Plasmas zu den roten
Blutkörperchen. — Kliin, Znr Casuistik der ScliSdelbrüche. — ». flirrst, Ueber
Sideroais bnlbi. — Blocb, Ueber die Methode der centralen Pressionen. — Asos-
bon, Ueber das Diphtherie- Antitoxin. — Wsimsiia, Differentielle Diagnostik
»oo Lungenentzündungen. — Boumivillb u. Cobnbt, Mtsoil, Bosnkr, Ueber
Epilepsie. — Ksmiso, Extragenitale Sypbilisinfection.
Hnxsu, Einfluss des Ichthyols auf den Stoffwechsel, — Hibbio, Zur Histo-
genese der Lungeninduration. — Hubsabo, Ursachen des Klumpfufses. — Miller,
Geheilte Iufraorbitalneuralgie. — Röblmamr, Ueber ein neues Mydriaticum. — Po-
litzbb. Anatomische Befunde bei Schwerhörigen. — Massai, Anwendung derMilcb-
skure in der Laryngologie. — Tab, Antibacterielle Wirkung der Bitterstoffe. —
Mabvar und Guiror, MyxOdei« bei einem Kind ohne Idiotie. — Basis und
Maricatidz, Combination von Lebercyste nnd Echinococcus. — Fbiedbbibo,
Rückeumarkscompresaiou durch Echinococcus. — Sakbu, Lage des Centrum für
Blase nod Mastdarm. — Lbistikow, Behandlung der Alopecia areata. — Klein,
Fall tou Osteomalacia cerea. — BorntkIqrb, Compeodium der gerichtsSrzt-
licben Praxis.
Druckfehlerberichtigung.
H. 91 unk, Ueber den Hund ohne Grofshirn. Verhandl. d. phys. Ges.
z. Berlin, Sitzung v. 23. Febr. 1894.
Verf. wendet sich in scharfer Polemik gegen die Schlösse,
welche Goltz aus der Beobachtung des von ihm operirten grofs-
hirnlosen Hundes gezogen hat. Vor allem wendet sich Munk
gegen die Behauptung von Gultz, dass der grofshirnlose Hund
Sinnesempfindungen gehabt habe und erklärt die Erscheinung,
dass das Tier bei grellem Lichtreiz die Augen schlofs, entweder
i als Reflex vom Trigeminus auf den Facialis oder als Reflex
vom Opticus, der in den corpora quadrigemina, im corpus geni-
culatum externum und im Pulvinar durch Ganglienzellen mit
XXXII. Jahrgang. 35
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546 Zachabjkwsky, Stoffwechsel b. Schwangerschaft u. Wochenbett. No. 31
centrifugalen Nervenfasern verbunden ist. In ähnlicher Weise er-
klärt M. die Reaction des Hundes auf andere intensive (Schall-,
Tast-, Geschmacks-) Reize als reine Reflexbewegungen. „Wir
können daher schliefslich kurz sagen: die Sinne, welche durch
mäfsige Einwirkungen der Sinnesreize die Kenntniss von der Aussen-
welt liefern, sind gegen übermäfsige, sie gefährdende Einwirkungen
der Sinnesreize dadurch geschützt, dass starke Erregungen der peri-
pherischen Sinnesnerven ohne jede Beteiligung von Empfindungen
auf dem Wege des gemeinen Reflexes Bewegungen herbeiführen,
welche die Reize von den Endigungen der Sinnesnerven fern halten
oder entfernen, und zudem Gemeingefühle entstehen lassen, so dass
bewusste oder willkürliche Bewegungen fflr den gleichen Zweck zu
Hülfe kommen können. Jene schützenden gemeinen Reflexbewe-
gungen, deren Reflexcentren im Centralnervensystem unterhalb des
Grofshirns gelegen sind, waren am grofshirnlosen Hunde erhalten;
und in ihnen, die nur ein Fortwirken von Sinnesreizen oder Fort-
bestehen von Sinneseindrücken kundthaten, hat Herr Goltz irr-
tümlich die Anzeichen des Fortbestehens von Sinnesempfindungen
gesehen.
Gerade umgekehrt hat der grofshirnlose Hund, indem infolge
von Sinnesreizen keine anderen Bewegungen an ihm auftraten als
jene schützenden gemeinen Reflexe, auf schönste bestätigt, was zu-
erst die partiellen Exstirpationen der Grofshirnrinde am Hunde ge-
lehrt und entsprechende pathologische Erfahrungen am Menschen
ergeben hatten, dass auch die elementaren Sinnesempfindungen, die
Lichtempfindung, die Schallempfindung u. s. w. an das Grofshirn
gebunden sindu. Hörtble.
U. Zacharjewsky , Ueber den Stickstoffwechsel während der
letzten Tage der Schwangerschaft und der ersten Tage des Wo-
chenbettes. Zeitschr. f. Biol. XXX. S. 368.
Von der umfangreichen Abhandlung des Verf.’s, welche sich
nicht nur auf die Ausscheidung des Stickstoffs beschränkt, sondern
auch mannigfache andere Verhältnisse berücksichtigt, können hier
nur die wichtigsten Daten kurz wiedergegeben werden.
Die Untersuchungen von Schwangeren betreffen 9 Personen.
Die Zufuhr des Stickstoffs ist genau bestimmt, ebenso die N - Aus-
scheidung durch Harn und Fäces, in den meisten Fällen 6 bis 9
Tage vor der Geburt hindurch, ausserdem das Körpergewicht und
die Harnmenge ermittelt. Das Körpergewicht nahm bei Erst-
schwangeren in den letzten 8 — 13 Tagen der Schwangerschaft sicht-
lich ab, im Mittel aller Versuche um 205 g pro Tag, bei Mehr-
gebärenden hielt sich dasselbe im Allgemeinen auf derselben Höhe. Die
der Willkür überlassene Nahrungsaufnahme war eine reichliche. Die
24stündige Harnmenge betrug im Mittel 1471 ccm, die Gesammt-
N- Ausscheidung bei Erstschwangeren 14.095 g, die Harnstofifaus-
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No. 31. v. Noordrn u. Zuntz, Einfluss des Chinins auf d. Stoffwechsel. 547
Scheidung 27.44 g (nach Likbig titrirt, mit vorgängiger Ausfällung
der Chloride), die Harnsäureausscheidung 0.603 g. Bei Mehrgebä-
renden: N-Ausscheidung 15.748 g, Harnstoff 32.319 g, Harnsäure
0.531 g. Die Reductionsfähigkeit des Harns hielt sich in den nor-
malen Grenzen. Die Ausnützung des Stickstoffs der Nahrung be-
trug bei Erstschwangeren 94.8 pCt., bei Mehrgebärenden 96.37 pCt.
war also in jedem Falle sehr gut. Von dem resorbirten N erschienen
bei Erstgebärenden 8.93 pCt., bei Mehrgebärenden 25.73 pCt. nicht
im Harn wieder, kamen also zum „Ansatz“. (Verf. spricht sich
über die Bedeutung des Ansatzes nicht aus, dass er aber nicht
dieselbe Bedeutung haben kann, wie unter normalen Verhältnissen
iet selbstverständlich; die Quote des zurückgehaltenen N bei Mehr-
gebärenden — '/4 des resorbirten — ist auffallend hoch. Ref.)
Weit gröfsere Schwierigkeit als bei Schwangeren macht die
Untersuchung bei der Geburt selbst und bei Wöchnerinnen. Bei
letzteren sind als Quelle für die Stickstoffausscheidung ausser Harn
und Fäces auch die Lochien und die Abgabe von Milch zu berück-
sichtigen. Wie Verf. dieser Aufgabe gerecht geworden, muss im
Orig, nachgesehen werden. Die Resultate sind kurz folgende: nach
der Geburt ist in den ersten Tagen die Quantität des ausgeschie-
denen Stickstoffs gröfser, als die des eingeführten, allmälig stellt
sich wieder Gleichgewicht her und zwar um so schneller, je weni-
ger die Gebärende durch den Geburtsact aflficirt war, und je ge-
ringer der Verlust an Körpergewicht dabei war. Die Hauptmenge
des Stickstoffs wird auch bei Wöchnerinnen durch den Harn aus-
geschieden, die Ausscheidung durch die Milch und die Lochien
tritt dagegen sehr zurück. Nur am Tage der Geburt und dem
ersten Tage nach der Geburt kann der Verlust an Stickstoff durch
die Lochien sehr bedeutend werden und bis zu 60 pCt. des Ge-
sammtstiokstoffs oder 94 pCt. des aus der Nahrung resorbirten
Stickstoffs steigen. Die Stickstoffausscheidung durch die Milch,
deren Secretion gewöhnlich am 3. Tage nach der Geburt beginnt
und dann allmälig zunimmt, ist eine verhältnissmäfsig unbedeutende,
gewöhnlich übersteigt sie nicht 8 — 9 pCt. des resorbirten oder des
gesummten ausgeschiedenen Stickstoffs, in den meisten Fällen ist
sie sogar noch niedriger. Die Reductionsfähigkeit des Harns steigt
allmälig bis zum 9. Tage des Wochenbettes an. Betreffs der zahlreichen
Tabellen muss auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
C. V. Noorden u. N. Znntz, Ueber die Einwirkung des Chinins
auf den Stoffwechsel des Menschen. Arch. f. Physiol. 1894, S, 203.
In 2 Versuchsreihen am Menschen bei konstanter gemischter
Kost, die das eine Mal 110 g, das andere Mal 56 g Eiweifs ent-
hielt, 44 Cal. per Körperkilo bot und zum N-Gleichgewicht führte,
ging unter dem Einfluss von Chinin (an 4 Tagen je 0.5 — 0.7 — 1.1
— 1.4 g Chin. mur., in Dosen von 0.1 — 0.2 g über den Tag ver-
85*
Bigitized^y-Coogle
548 Birbnacki, Beziehung des Plasmas zu d. roten Blutkörperchen. No. 31
teilt) die N-Ausfuhr durch den Harn herunter und diese Wirkung
hielt auch Ober 2 — 3 Nachtage an, sodass im Ganzen 10.1 reep.
5.5 g N erspart wurden. Dagegen wurde die Ausnützung der Nah-
rung dadurch nicht beeinflusst. An den späteren Chinintagen und
in den ersten beiden Nachtagen ging auch die Ausscheidung an
Harnsäure herunter, vielleicht in Verbindung mit der unter Chinin
erfolgenden starken Verminderung der Leukocyten. Die von Zobtz
an demselben Versuchsindividuum ausgeführten Respirationsversuche
ergaben weder eine Einwirkung des Chinins auf den O- Verbrauch
noch auf die C02-Ausscheidung; nur nahm im Einklang mit einer
Angabe von Spbck, die Athemgröfse (die in 1 Min. aufgenommene
Luftmenge) um 7 — 23 pCt. zu. Da somit die Oxydationsprocesse
nicht geändert werden, muss das Chinin einen directen Einfluss auf
das Zellprotoplasma d. h. auf den Eiweifsverbrauch der Zellen
ausßben. J. Munk.
E. ßiernacki, Ueber die Beziehung des Plasmas zu den roten
Blutkörperchen und über den Wert verschiedener Methoden der
Blutkörperchenvolumbestimmung. Zeitschrift für physiol. Chemie XIX.
H. 2. p. 179.
Verf. hat sowohl die alte Sedimentirungsmethode als auch die
neueren, den Hämatokrit und die BoRiDTHRo’sche Methode der Stick-
stoffbestimmung des Serums verschiedener defibrinirter Blutmischungen
einer genauen Prüfung unterzogen. Er liefs zunächst defibrinirtes
und nicht defibrinirtes Blut spontan sedimentiren, indem er die
Gerinnung des letzteren durch Beimischung von 0.06—0.1 pCt. Na-
triumoxalatpulver verhinderte. Beide Proben wurden teils unver-
dünnt, teils mit 0.6 pCt. Kochsalzlösung versetzt beobachtet Das
nicht defibrinirte Blut sedimentierte wesentlich schneller als das
defibrinirte, das unverdünnte rascher wie das verdünnte. Schliefs-
lich wird bei allen Proben die Gröfse des roten Bodensatzes kon-
stant; nur bei hydrämischem Blute findet ein Austritt des Farbstoffes
aus den roten Blutkörperchen in die Plasmaschicht statt. Das Se-
diment ist beim defibrinirten Blut etwas gröfser als beim nicht
defibrinirten, beim verdünnten stets gröfser als beim nicht ver-
dünnten. Beim hydrämischen Blut sinken die absoluten Gröfsen
der Sedimente stark herab. Der Gehalt des Blutes an O oder C02
bat keinen Einfluss auf die Schnelligkeit der Sedimentirung,
dagegen nimmt die Gröfse des Sediments mit der Kohlensäure
etwas zu.
Eigentümliche Verhältnisse ergeben sich bei einem abnormen
Blutzustand, der sog. „Oligoplasmie“. Das Plasma zeigt starke
Abnahme gegen die Norm , die roten Blutkörperchen sind gröfser
als normal, es ist Mangel an Fibrinogen vorhanden, so dass das
Blut schwer gerinnt und kaum zu defibriniren ist. Während das
nicht defibrinirte oligoplasmische Blut wie normales defibrinirtes
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No. 31.
Klemm, Zar Casaistik der Sohädelbräche.
549
sedimentirt, ist der Senkungsprocess beim defibrinirten oligoplas-
mischen wie bei normalem nicht defibrinirten.
Um die verschiedene Gröfse der Sedimente erklären zu können,
untersuchte Verf. dieselben mikroskopisch. Dabei zeigte es sich,
dass die roten Blutkörperchen des Bodensatzes viel kleiner wie die
normalen sind und statt der Geldrollen Mosaikbildung zeigen. Die
letztere tritt dann ein, wenn das Sediment eine konstante Grölse
erreicht hat. Versetzt man den Bodensatz mit Plasma oder
Serum, so nehmen die Blutkörperchen normale Gröfse an und zeigen
wieder Geldrollenbildung. Diese Erscheinung tritt bei defibrinir-
tem Blut prompt ein, bei nicht defibrinirtem wesentlich langsamer
und nur unvollständig.
Aus allen diesen Befunden schliefst Verf., dass die roten Blut-
körperchen im lebenden Blut Plasma in ihrem Innern enthalten.
Der Senkungsprocess ist kein rein mechanischer Vorgang, sondern
geht mit Ausscheidung von Plasma einher. Im defibrinirten Blut
halten die Blutkörperchen das Serum besonders fest; je gröfser das
Sediment, desto gröfser die einzelnen Blutkörperchen. Das kon-
stante Sediment stellt nicht das Volumen der Blutkörperchen, son-
dern nur der eigentlichen Blutkörperchensubstanz dar.
Die mit dem Hämatokrit gewonnenen Werte sind unrichtig,
da die Plasmaausscheidung aus den Blutkörperchen wesentlich be-
• einfiusst wird. Bei analytischen, besonders quantitativen Unter-
suchungen ist seine Anwendung zu widerraten. Auch die Blkib-
TKKc’sche Methode kann keine absolut richtigen Resultate geben,
da bei ihr auf das Plasma in den roten Blutkörperchen keine Rück-
sicht genommen ist, ausserdem aber auch der Einfluss der Koch-
salzlösung auf die roten Blutkörperchen, der nach den Unter-
suchungen des Verf. nicht unbedeutend ist, vernachlässigt ist.
Trotzdem kann die Anwendung dieser Methode eventuell zu neuen
Resultaten fuhren. Die mafsgebende Methode för die volumetrische
Bestimmung des Bluts bleibt aber die einfache Sedimentation, durch
die allerdings nicht das Volumen der roten Blutkörperchen, son-
dern das der eigentlichen Blutkörperchensubstanz gewonnen wird.
M. P.othmann.
P. Klomm, Zur Casuistik der complicirten SchädelbrQche. Deutsche
ZeiUchr. f. Chir. XXXVI. S. 110.
Enthält 8 operativ behandelte Fälle aus der Universitätsklinik
und dem Stadtkrankenhaus zu Dorpat, begleitet von den Sections-
befunden und epicritischen Bemerkungen. Hier kann nur das
Wichtigste aus den Schlusssätzen Verf. ’s berichtet werden. Die-
selben gehen davon aus, dass in sämmtlichen 8 Fällen wohl ohne
Schwierigkeit die Diagnose der complicirten Schädelfractur gestellt
werden konnte, dass aber die Erkennung der begleitenden Hirnlä-
sionen nicht immer möglich war, da ein Teil ihrer Erscheinungen
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550 ▼. Hippel, Ueber Siderosis bulbi. No. 31
auf Commotion und Compression zurückgeführt werden könnte.
Abgesehen von der Hirnläsion hält K. für die Prognose der com-
plicirten Schädelbrüche die Störungen der intracerebralen Circulation
und den Eintritt von Entzündungserregern in die geöffnete Schädel-
höhle für mafsgebend. Während nun die Hirnläsion durch Zerstö-
rung der für das Leben wichtigen Centren sofort zum Tode zu führen
vermag, kann letzterer erst einige Zeit d. h. Tage, Wochen, zu-
weilen auch Monate und Jahre nach der Verletzung infolge der
Störung der Hirncirculation und der Infection eintreten. Bei der
Hirncirculationsstörung kommen namentlich die Blutergüsse und die
in der Nähe der Hirnläsion früher oder später sich entwickelnde
ödematöse Schwellung in Frage: unter beider Einfluss kann die
Blutversorgung des Gehirns so beeinträchtigt werden, dass der Tod
unter dem Bilde des zunehmenden Hirndruckes erfolgt. Ist die
Circulationsbehinderung nur auf einen kleineren Abschnitt des Ge-
hirns beschränkt, so können localisirte Erweichungsheerde eine fort-
schreitende Einschmelzung von Hirnsubstanz bedingen. Auch der
Infectionsvorgang des Schädelinnern ist nicht immer der gleiche;
der Tod kann eintreten, wenn es nicht gelungen ist, den Infections-
trägern den Weg in das Schädelinnere zu verlegen, durch eiterige
Meningitis und durch den direct sich an das Trauma anschliefsen-
den Hirnabscess, ausserdem aber durch die nachträgliche Entwicke-
lung einer tiefen unter der weifsen Substanz gelegenen Hirneiterung.
Die Therapie hat daher das Fernhalten der Infection und die Wie-
derherstellung genügender Circulationsverhältnisse anzubahnen und
leistet für ersteres die Trepanation durch Entfernung der zersplit-
terten, z. Th. aus dem Zusammenhang gelösten Fragmente, zwischen
denen sich leicht Eiterung bilden kann, prophylactische Dienste,
ebenso wie sie freien Auslass für Wundsecret gewährt. Ebenso
leistet sie Gutes durch Beseitigung des entzündlichen Oedems und
Entleerung des Eiters. Dagegen sieht Verf. von der Trepanation
zur Aufrichtung deprimirter Knochenstücke, wofern keine Splitte-
rung und Einspiefsung dabei ist, wenig Nutzen. Das Hirn acco-
modirt sich dem Drucke meistens und die Opferung der Integrität
der Hautdecken ist nicht gerechtfertigt. Endlich kann auch die
Trepanation zur Stillung einer Blutung (namentlich aus der A.
mening. med.) vorteilhaft sein; dagegen wird sie wenig zur Ent-
lastung des Hirns vom Druck des extravasirten Blutes beitragen,
da es sich selten hier um umschriebene Hämatome handelt.
P. Güterbock.
E. V. Hippel, Ueber Siderosis bulbi und die Beziehungen zwischen
siderotischer und hämatogener Pigmentirung. v. Gräfe’s Archiv f.
Ophthalm. XL. p. 123.
Auf Grund der Beobachtung einer Reihe von Fällen sowie
vieler Tierexperimente kommt Verf. zu folgenden Resultaten: Es
gibt eine echte Siderosis bulbi, welche auf zweierlei Weise entstehen
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No. 81.
y. Hipfrl, Ueber Siderosia bulbi.
551
kann, einmal direct vom Fremdkörper, xenogene Siderosis, und 2.
vom Blute, hämatogene Siderosis. Die Siderosis ist eine Ablagerung
von Eisenoxyd, gebunden an organische Substanz in gewissen Zellen*
gruppen. Das Eisen lässt sich mit Ferrocyankalium und Salzsäure
bei genügend langer Einwirkung der Reagentien ausnahmslos an
allen Präparaten nachweisen, selbst solchen, welche Jahre lang in
MüLLBa’scher Flüssigkeit gelegen haben. Die Berlinerblau - Re-
action giebt genau dieselben Resultate, wie die QoiNCRis’sche mit
Schwefelammonium, doch ist sie für Präparate, in welchen normaler
Weise Pigment vorkommt, unendlich viel leistungsfähiger, da sie
schwache Färbungen sehr deutlich hervortreten lässt.
Die hämatogene Siderosis ist völlig unabhängig vom hämato-
genen Pigment. Das Hämosiderin dagegen ist hämatogenes Pig-
ment, welchem abgespaltenes Eisen angelagert ist. Die Farbe des-
selben ist unabhängig vom Eisen. Die Siderosis tritt vorwiegend
an bestimmten Zellengruppen auf, ganz besonders an dem Epithel
der Ciliarfortsätze, der Pars ciliaris retinae, der Netzhaut und dem
Linsenkapselepithel. Die Siderosis kann in diesen Teilen eine xeno-
gene sowie eine hämatogene sein. Die Möglichkeit einer echten
Siderosis corneae ist nicht unbedingt in Abrede zu stellen, ihr Vor-
kommen ist aber mit völliger Sicherheit noch nicht erwiesen. Wahr-
scheinlich entsteht ihre Braunfärbung durch Einlagerung von Hämo-
siderin. Die xenogene Siderosis entsteht in der Weise, dass die
Kohlensäure der Gewebe das Eisen löst, die Lösung diflfundirt von
Zellengruppen, welche eine specifische Affinität für das Eisen be-
sitzen, fixirt wird es dadurch, dass dasselbe mit einer Substanz im
Protoplasma eine unlösliche Verbindung eingeht, und allmälig oxy-
dirt wird. Ihre Anhäufung in diesen Zellen macht den mikroche-
mischen Nachweis möglich. Die hohe Concentration der Lösung
in unmittelbarer Umgebung des Fremdkörpers bedingt die reichliche
Ablagerung in Oxydform an dieser Stelle. Bei der hämatogenen
Siderosis wird das Eisen in gelöstem Zustande frei und steht dann
unter den gleichen Bedingungen, wie das vom Fremdkörper her-
stammende. Weder die grünliche noch grünlichbraune noch rost-
farbene Verfärbung der Iris und Cornea lassen mit Sicherheit auf
einen im Bulbus befindlichen Fremdkörper aus Eisen schliefsen, aus
dem Blutfarbstoffe können dieselben Verfärbungen entstehen. Der
charakteristische Kranz brauner Flecken unter der Linsenkapsel bei
Anwesenheit eines Fremdkörpers entsteht in der Weise, dass in
circumscripten Anhäufungen gewucherter Kapselepithelien Eisen
abgelagert wird. Bei Einführung eines Eisensplitters in den Glas-
körper kommt es zu hochgradiger Degeneration der Netzhaut. Die
dabei auftretenden grofsen eigentümlichen körnigen Zellen entstam-
men grösstenteils dem Pigmentepithel der Retina. Die Zellen be-
sitzen die Fähigkeit, auf gewisse Reize hin zu proliferiren, ihre
Form zu ändern und activ zu wandern. Nach Biutinjection in den
Glaskörper kann es zur Ablösung der Netzhaut kommen; ausserdem
treten in der Retina Degenerationserscheinungen ein, welche grofse
by Google
552 Bloch, Deber die Methode d. centralen Pressionen. — Abonson, No. 31
Aehnlichkeit mit dem Anfangsstadium der Degeneration besitzen,
welche die Einführung eines Fremdkörpers aus Eisen hervorbringt.
Bei Blutinjectionen in den Glaskörper nach vorheriger Punction der
vorderen Kammer kann es auf eine noch nicht klar gestellte Weise
zur Beratung der vorderen Linsenkapsel kommen. Horstmann.
Bloch, Die Methode der centripetalen Pressionen und die Diagnose
der Stapesfixation. Zeitsohr. f. Ohrenheilk. XXV. S. 113.
B. fasst die Ergebnisse seiner Untersuchungen in folgende
Sätze zusammen: Die Steigerung des Luftdruckes im äusseren Ge-
hörgange schwächt bei Normalhörenden die Empfindungsstärke, so-
wohl f(lr den aöro-tympanal, als für den cranio-tympanalt zugelei-
teten Ton ab (Allgemeine Annahme). Mit dem Trommelfelle rückt
dabei zugleich die Steigbügelplatte nach innen, drängt die Laby-
rinthflüssigkeit gegen die Membran des runden Fensters und somit
diese nach aussen gegen die Paukenhöhle. Die dabei eintretende
Steigerung des intralabyrinthären Druckes wird durch Abfliefsen
von Cotunnischer Flüssigkeit aus den Aquaeducten sofort ausge-
glichen. Die während der Dauer der Drucksteigerung (Pressions
centrip&tes Gelles) stattfindende Abnahme der Schallempfindungs-
stärke ist direct auf Rechnung der gehemmten Bewegung der Lei-
tungswelle, vom Trommelfell bis zur Steigbügelplatte, zu setzen.
(PC. aör -f-. PCDV-(-). Ist das Trommelfell aus irgend einem
Grunde unbeweglich, so fällt die normale Wirkung der PC für den
aöro-tympanalen wie für den osteo - tympanalen Leitungsweg aus
(PCaör — , PCDV — ). Ist das Trommelfell beweglich, aber der
Steigbügel fixirt, so ist PCaör-f-, aber PCDV. — (Gelte). Das um-
gekehrte Verhältbiss, PCaer — , PCDV-f- hat Verf. nie beobachtet.
Besteht ein Defect des Trommelfelles, so hängt der Ausfall der
PC allein vom Zustande des ovalen (und des runden?) Fensters
ab. Bei negativem Ausfall des Versuches ist eine Fixirung der
Stapesplatte nnzunehmen. Ueber die Ursache der Unbeweglichkeit
des Steigbügels geben die PC an und für eich keine Auskunft.
Die Annahme der „binauriculären Reflexe1* (Gelte) ist bis jetzt nicht
durch genügende Gründe gestützt. Schwabach.
1) Aronson, Weitere Untersuchungen über Diphtherie und das
Diphtherie- Antitoxin. II. Berliner klin. Wochenschrift 1894, No. 18,
S. 425.
2) Dasselbe, III. Ebenda, No. 19, S. 453. {
1) Die Mittel zu den in vorliegender Arbeit mitgeteilten Ex-
perimenten wurden A. von der ScHKaiNo’schen Fabrik zur Verfügung
gestellt. Als Versuchstiere verwendete er Schafe, Ziegen, Hunde,
Rinder und Pferde.
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No. 31.
üeber das Diphtherie-Antitoxin.
553
Zur Immunisirung injicirte A. zunächst ansteigende Mengen
von alter mehrwöchentlicher Diphtherie - Bouillonkultur, die eine
Stunde auf 70° dann von solcher die eine Stunde auf 62 0 erhitzt
war. Die Dosis ändert sich nach der Virulenz der Diphtheriekul-
tur. Die Weiterführung der Immunisirung wurde früher so vorge-
nommen, dass, nachdem durch obige Behandlung ein gewisser Grad
von Immunität erreicht war, von einer zwei Monate alten nicht
sterilisirten Bouillonkultur von geringer Virulenz Injectionen vorge-
nommen wurden; jetzt spritzt A. mäfsig giftige durch 0,3 pCt. Kre-
solzusatz eterilisirte Kulturen ein und beendet schliefslich die Im-
munisirung durch Injection steigender Quantitäten alter nicht steri-
lisirter sehr giftiger Kulturen Solche sehr giftige Kulturen stellte
sich A. früher so her, dass er dauernd einen schwachen Sauer-
etoffstrom durch die Bouillon leitete, neuerdings hat er dieses um-
ständliche Verfahren verlassen, nachdem er bemerkt hatte, dass
dieselbe Giftigkeit sich dadurch erreichen lässt, dass man die Diph-
theriebacillen analog dem von Koch bei den Tuberkelbacillen ange-
wendeten Verfahren züchtet, sodass sie eine Oberflächenhaut bil-
den müssen.
Das Antitoxin, das er aus dem Blut solcher Tiere erhielt, hob
in einer Menge von 0.0005 ccm die Giftwirkung von 0.7 ccm Diph-
theriegift auf.
2) Die zweite Arbeit A.’s, eine Fortsetzung früherer, be-
schäftigt sich im ersten Abschnitt mit einer neuen Methode der
Darstellung des Diphtherieantitoxins aus Blutserum. Bisher wurde
dasselbe so gewonnen, dass man entweder das gesammte Eiweifs
oder einen Teil desselben durch die in der physiologischen Chemie
gebräuchlichen Eiweifsfällungsmittel, Alcoho), Ammoniumsulfat etc.
niederschlug und den Niederschlag mehr oder weniger gereinigt
verwendete. Eine mehr als lOfache Concentration liefs sich aber
dadurch nicht erreichen; desshalb schlug A. folgenden Weg ein.
Er hatte schon früher beobachtet, dass frisch gefälltes Aluminium-
hydrooxyd nicht nur in mälsiger Schicht ein gutes Bacterienfilter
ist, sondern auch verschiedene chemische Substanzen zurückhält,
unter welchen sich auch die Antitoxine befinden. Das beste Re-
sultat erhielt A. wenn er in der antitoxinhaltigen Flüssigkeit Alu-
miniumsulfat auflöste und dann durch Ammoniak das Aluminium-
hydroxyd niederschlug; es zeigte sich dabei, dass dieser Niederschlag
um so reicher sein muss, je antitoxinreicher das Ausgangsmaterial
ist. Neuerdings geht A. so vor, dass er 100 ccm Blutserum mit
100 ccm Wasser verdünnt und mit 70 ccm 10 proc. Aluminiumsul-
fatlösung versetzt. Dann giebt er langsam soviel 5 proc. Ammoniak-
lösung hinzu, dass das Sulfat zum grössten Teil zersetzt wird, die
» Reaction jedoch schwach sauer bleibt, denn ein Ueberschuss von
freiem Ammoniak würde das Antitoxin lösen. Der Niederschlag
wird abfiltrirt und mit ca. 200 ccm Wasser gewaschen; derselbe
erthält 95 pCt der wirksamen Substanz. Diese erhält man aus
dem Niederschlag durch Ausschütteln desselben mittelst schwacher
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554 Wassbrmänn, Differentielle Diagnostik v. Lungenentzündungen. No. 31
Soda- oder Ammoniaklösung und Filtration. Letztere muss rasch
gesehen, da sonst das Aluminiumhydroxyd wieder Antitoxin absor-
birt. Fast immer ist eine zweite Ausschüttelung nötig.
Aus dieser Lösung erhält man das Antitoxin in fester Form
durch Ausfällen mit Ammonsulfat oder Alcohol oder durch Ein-
dampfen im Vakuum bei 45°. Es ist ein weifser in Wasser, besser
in dünnem Alkali löslicher Körper mit 3 — 5 pCt. Aschengehalt.
Auf diese Weise erhielt A. eine Substanz mit einem Immunisirungs-
wert von vielen Tausend Millionen.
Der zweite Teil vorliegender Abhandlung macht Mitteilungen
über die practische Verwendung des Antitoxins. A. lässt es in der
Hauptsache als Immunisirungsmittel verwenden, daneben auch als
Heilmittel, so sind Versuche im Kaiser-Friedrich-Krankenhause im
Gang, Resultate können der Kürze der Anwendung wegen noch
nicht mitgeteilt werden. Sehenden.
A. Wassermann, Ueber diSerentielle Diagnostik von entzünd-
lichen Lungenaffectionen. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 47.
Verf. weist darauf hin, wie wichtig die Kenntniss der Ursachen
für die Beurteilung der entzündlichen Lungenprocesse ist, gleich-
zeitig aber, dass eine Uebersicht dieser Entzündungen auf Grund
der bacteriologischen Forschung vorläufig noch verfrüht ist. Bisher
kennen wir als ursächliche Parasiten von Lungenentzündungen den
FHÄNKHL’schen Diplobacillus, den PFKiFFK»’schen Influenzabacillus,
den FsiBDLÄNDBK’schcn Bacillus, ferner Streptococcen und Staphylo-
coccen; es ist aber unwahrscheinlich, dass alle hierher gehörigen
Krankheitserreger bereits als solche erkannt sind. — Verf. bespricht
die durch Streptococcen sowie die durch Influenzabacillen
erzeugten Pneumonieen und beschreibt zunächst die Untersuchung
der Sputa mit Bezug auf die Krankheitserreger. Die von ihm be-
obachteten Streptococcen-Pneumonieen verliefen subacut bis
chronisch und täuschten bisweilen vollständig das Bild einer Tuber-
kulose vor; unter Umständen wird die Diagnose lediglich durch die
diagnostischen Tuberkulininjectionen ermöglicht. Relativ oft sieht
man ein Wandern des Processes, auch in die Spitzen; die Tempe-
raturmessungen lassen oft ein anscheinend unmotivirtes plötzliches
Ansteigen um 1° — 2° erkennen. Die Prognose quoad vitam ist
günstig zu Btellen; die völlige Wiederherstellung nimmt freilich oft
lange Zeit in Anspruch. Die Therapie hatte als hauptsächliches
Ziel die eventuelle Beseitigung der Streptococcen und bestand (nach
Kocb) in Inhalationen von ätherischen Oelen oder concentrirter
Aetherkampherlösung. — In Betreff des PFEiFFKa’schen Influenza-
bacillus weist Verf. auf die grofse diagnostische Bedeutung dieses f
Krankheitserregers hin. Die Influenzapneumonie hat mit der
genuinen croupösen Pneumonie nichts gemein, sie ist eine Form
für sich. Das Sputum ist nie rubiginös, sondern stets schaumig-
eitrig, der Fiebertypus ist unregelmäfsig, der Abfall geschieht durch
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No. 31. Boombvillr u. Cobnbt. Mkndki., Bosnkr, Ueber Epilepsie. 555
Lyse; charakterisch ist ferner die ungemein verzögerte Resolution,
wodurch leicht das Bild einer Tuberkulose vorgetäuscht werden
kann (Notwendigkeit diagnostischer Tuberkulininjectionen!) Diese
Form bildet nach den Erfahrungen des Verf. , zur Zeit einer In-
fluenzaepidemie bei Weitem die Mehrzahl aller vorkommenden
Pneumonieen; nur ein einziges Mal (unter mehr als 40 Influenza-
pneumonieen) sah Verf. Influenza- und FaÄNKKL’sche Pneumonie
zusammen bei einem Individuum Vorkommen. Perl.
1) Bourneville et Cornet, Trente cas d’dpilepsie trait4s par les
injections souscutandes de liquide testiculaire. Le progres mddical
1893, 16. Dec.
2) E. Mendel, Die Epilepsia tarda. Deutsche med. Wochenschr.
1893, No. 45.
3) Bosner, Ein geheilter Fall von Epilepsie. Wiener med. Wochen-
schrift 1 893, No. 48, 49, 50.
1) Meist trat nach 6 wöchentlicher Injections - Cur ein Erfolg
ein, dort, wo sich die Anwendung der subcutanen Injection des
Hodensaftes Oberhaupt als irgendwie wirksam erwies. Von den 28
Epileptikern, die so behandelt wurden, zeigten 8 eine geringe Ab-
nahme der Zahl der Anfälle. Die anderen 20 wiesen vielmehr eine
Vermehrung der Zahl der Attaquen auf; bei keinem einzigen bes-
serte sich der intellectuelle Zustand. Das Gewicht des Körpers
nahm während der Cur bei einigen zu bei anderen ab. Local traten
durch die Injectionen keinerlei üble Folgen auf. S. Kalischer.
2) Die Untersuchungen beruhen auf der Sichtung eines Ma-
terials von 904 Fällen, unter denen das männliche Geschlecht über-
wog (555), das erste Auftreten der Krankheit bewegt sich in schnell
aufsteigender Kurve (das Lebensalter nach Quinquiennien gerech-
net) bis zum 15. Lebensjahre. Die 3 entsprechenden Zahlen sind
m.: 55, 90, 132; w.: 57, 51, 74 — alsdann tritt ein ziemlich ste-
tiges aber langsames Fallen bis an die Altersgrenze von 40 Jahren
auf (m.: 28, w. : 16), endlich ein schnelles Fallen der Zahlen im
höheren Alter. M. schlägt vor, erst die nach dem 40. Lebensjahre
entstehenden idiopathischen Formen die tarden zu nennen. Im
übrigen kommt der Verf. zu der Ueberzeugung, dass die Ep. tarda
absolut und relativ häufiger beim männlichen Geschlecht auftrete,
dass die erbliche Belastung ein bedeutsames ätiologisches Moment
abgebe, der Verlauf sei milder und weniger progredient als bei den
früh auftretenden Formen, auch die Psyche leide weniger (selbst bei
längerem Bestehen).
* 3) Der Pat., ein 19jähr. Offizier, stammt aus gesunder Familie.
Der erste Anfall trat im 18. Jahre auf, ohne Veranlassung, seitdem
etwa alle 8 Tage ein schwerer Anfall mit Krämpfen und Bewusst-
losigkeit und länger dauernden Nach wehen. Brom, vegetarische
Kost, Chloralhydrat brachten den Pat. sehr herunter, er zeigte auch
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556 Kbbftiho, Extragenitale Syphilisinfoction. No. 31
psychische Störungen (Apathie, Abnahme des Gedächtnisses und
der Intelligenz) — nun wurde das Brom ausgesetzt, kräftige Diät
verordnet, electrische und hydrotherapeutische Kuren eingeleitet
und der Kranke besserte eich zusehends. Vom 3. April bis 16.
August trat kein Anfall wieder auf.
Der Verf. meint, dass der erste Fall auf den Kopf die Epi-
lepsie hervorgerufen habe, es liegt viel näher diesen Fall mit dem
Ausbruch der Krankheit selbst in Zusammenhang zu bringen und
ihn als ersten epileptischen Anfall aufzufassen. Zudem ist es wohl
gewagt, bei einer so kurzen Beobachtungsdauer schon von einer
Heilung zu sprechen. M. Brasch.
R> Krefting, Extragenitale Syphilisinfection. 539 Fälle. Arch. f.
Dermat. u. Syph. XXVI. S. 167.
Das Material des Verf. ’s ist den Journalen der Universitätskli-
nik für Hautkranke in Christiania aus den letzten 25 Jahren (1867
bis 1890) entnommen. Es wurden in dieser Zeit behandelt 2916
(1354 männliche, 1562 weibliche) auf dem gewöhnlichen Wege mit
Syphilis inficirle Patienten und 539 (= 15.6 pCt. sämmtlicher Sy-
philitischer) extragenital angesteckte. Von den letzteren waren
292 (61 männl., 231 weibl.) Erwachsene, 247 (117 männl., 130
weibl.) Kinder. Das starke Ueberwiegen des weiblichen Geschlechts
bei den extragenital Inficirten entspricht den allgemeinen Erfah-
rungen. In den letzten 4 Beobachtungsjahren zeigte sich ein be-
deutendes Absinken der absoluten und relativen Häufigkeit extrage-
nitaler Infection, vielleicht infolge der in neuerer Zeit so gesteigerten
Furcht vor Ansteckung (Tuberculose) und dadurch veranlassten
gröl'seren Vorsicht, während gleichzeitig die Zahl der Syphilitischen
Oberhaupt seit Aufhebung der Controlle der Prostituirten in Chris-
tiania im Jahre 1888 erheblich zunahm. — Der Sitz der Primär-
sclerose konnte genauer nur in 280 Fällen festgestellt werden; am
häufigsten, nämlich 142 Mal, fand er sich an den Lippen, demnächst,
je 58 Mal, an den Tonsillen und an der weiblichen Brustdrüse,
11 Mal an der Zunge, 4 Mal an den Fingern, in dem Rest der
Fälle an den verschiedensten Körperstellen. Bezüglich der Sympto-
matologie und Aetiologie der extragenitalen Sclerosen boten die
Beobachtungen wenig Neues. Therapeutisch kommt an der Klinik
seit W. Bobck’s Zeit Quecksilber bei Syphilis überhaupt nur selten
und ausnahmsweise zur Anwendung; meist besteht die Behandlung
in Darreichung vou Jodkalium und roborirenden Medicamenten, ist
also im Wetentliohen als eine exspectative zu bezeichnen. Die Er-
folge sollen sehr günstige sein. Es ist zu bedauern, dass über die-
sen interessanten Punkt nicht eingehender berichtet wird.
H. Müller.
Digitized by Googli
No. 31.
Hklmbbs. — Hbbbio. — Hcbbabp. — Millkb.
557
O. Helmers, lieber den Einfluss des Ichthyols auf den Stoffwechsel.
Vircbow’s Archiv Bd. 135. S. 135.
Ton deo 4 Selbstversuchen ist der letzte, unter Zuntz's Leitung ausgeführte
beweiskräftig, insofern debei nicht nur die gleiche Dilt eingehelten, sondern auch der
N-Qebalt der genossenen Speisen (Fleisch, Wurst, Käse, Brod, Reis, Butter, Bier)
bestimmt wurde, ebenso der N- u. S-Gehalt sowohl des Harns als des Rothes. Nach
Erzielung einer gleichmäfsigen N- Ausscheidung nahm Verf. an 4 Tagen je 4.2 g
Ichtbyolamroonium mit 0.37 g Schwefel pro Tag. Dabei nahm die N Ausfuhr durch
den Harn eher ein klein wenig ab, ebenso die N-Ausstofsung durch den Roth, sodass
die N Ausnützung und der N-Ansats eher begünstigt wird, sicherlich aber keine Stei-
gerung des Eiweifszerfalles eintritt. Aus der Zunahme des Harn-S während der Ich
tbyolperiode im Gegensatz zur Vorperiode ergibt sich, dass reichlich ’/s (36 pCt.) des
Ichthyol S durch deo Harn austritt, also resorbirt sein und io den Säften cirkulirt
haben muss. Während der Icbthyolperiode wurde nur etwa die Hälfte des Ichthyol-S
durch den Koth ausgestofsen, das noch fehlende Fünftel erst in der Nacbperiode,
z. Tb, sehr spät (5. bis 7. Tag der Nachperiode); dadurch wird es höchst wahr-
scheinlich, dass auch dieser Anteil ursprünglich resorbirt worden ist, io deo Säften
cirkulirt hat und erst nachträglich durch die Darmdrüsen wieder ausgeschieden wor-
den Ut. J. Munk.
M. Herbig, Beiträge zur Histogenese der Lungeninduration. Virch.
Arob. Bd. 136, p. 311.
In dieser unter Riobsst's Leitung gemachten Arbeit wird im Anschluss an die Cobs'-
scben Untersuchungen nachgewiesen, dass der induratire Process nicht von den Alveo-
> Iarwändeo ausgeht, mit denen die bindegewebigen PrSpfe erst auf der Höbe des
Processes verschmelzen können. Dagegen liefsen sich in Uebereinstimmung mit Co uh
feine Gewebsfäden, die durch die Alreolarwände bindorchtreteo , nachweisen, so dass
das Bindegewebe offenbar auf den ursprünglich durch die Fibrinfäden geschaffenen
Bahnen von Alveole zu Alveole fortschreitet. Als Ausgangspunkt des Processes siebt
Verf. die Wand der kleinsten Bronchien an, während nur im Ausnahmefalle der von
Cobh angenommene Ursprung vom subplenralen und intralobulären Bindegewebe Vor-
kommen kaon. Für diese Annahme spricht der Zusammenhang der intrabronchialen
Wucherungen mit der Bronchialwand, ferner die verzweigte Anordnung der Bindege-
webssträoge, welche ihre stärkste Entwicklung in den Bronchien, die schwächste in
den peripheren Alveolen zeigen. Ein Teil der letzteren kann sogar vollkommen
frei sein. M. Bothmuin.
LeRoy W. Hubbard, A contribution to the study of non defor-
ming cloob-foot. New-York. med. Record. 1893, May 20.
Als Ursachen des nicht-deformirenden Rlumpfufses zählt Verf. auf: 1) Poliomye-
litis 2) Schlechte Haltung oder Gewöhnung z B. nach längerem Krankenlager.
3) Trauma, besonders Verstauchung, 4) Folge von infectiösen Knieerkrankungen und
5) trophische Störungen. Zur Beseitigung namentlich der etwaigen Schmerzen des
nicht-deformirenden Rlumpfufses empfiehlt Verf. die temporäre Application von Streck-
apparaten; dieselbe ist nur dort nicht erfolgreich, wo die Schmerzen besondere Ur-
sachen, z. B. Rheumatismus haben. p. QOurtock.
A. S. Miller, Case of facial neuralgia treated by Operation. Edinb.
med. Jonro. 1893, p. 398.
Hospitalbericbt über einen GOjährigen Pat. , dessen Infraorbital - Neuralgie rechts
ursprünglich von einem Stumpf eines oberen Backzahns ausgehend in ihren ersten
Anflügen ca. 25 Jahre surückdatirte Dehnung des N infraorb. batte nur ganz
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558
RÄHLMANN. POUTZKR. — MASSET. — V*S.
No. 31
vorübergehende Linderung zar Folge, hierauf Resection de« Nerven nnd Cauteriiation
des Stumpfes mit bi« zum Abschluss des Berichtes, ca 17 MoDate nach der Operation,
andauernder Heilung. p. GaterWS.
E. Raehlmaun, Ueber die Anwendung eines neuen Mydriaticums,
des Scopolamin, in der ophthalmologischen Praxis. Wiener med.
Wochensohr. 1894, No. 20.
Das Scopolamin ist ein aus den Wurzeln von Scopolia atropoides dargestelltes
Alkaloid. In der Stlrke seiner Wirkung auf Papille and Accommodetion bat es
Aeholichkeit mit Hyoscin, ohne die Nebenwirkungen des letzteren auf das Allgemein-
befinden zu besitzen. Am besten für die Augenpraxis eignet sich das 8copolaminum
hydrobromicum, welches 6 Mal stärker wirkt, als Atropin, und in einer Losung von
1 noch vollstlndig allen praktischen Bedürfnissen genügt Nur znweilen trat
Kratzen im Halse and Trockenheit im Munde auf, wozu Schwindel, Müdigkeit und
Schlafbedürfniss hinzukam. Scopolamin wirkt auf die Herzaction entgegengesetzt wie
Atropin, es verlangsamest die Pulsfrequenz, es setzt die Erregbarkeit der Hirnrinde
herab. Nach den Erfahrungen von R. ist das Scopolamin geeignet, das Atropin nicht
allein zu ersetzen, sondern e« ist demselben in Jeder therapeutischen Richtung über-
legen. Der Organismus kann sich an grOfsere Dosen des Mittels derart gewöhnen,
dass bei längerem Qebrauehe die oben angegebenen Nebenwirkungen aufhOren,
Horstwann.
A. Politzer, Neue anatomische Befunde bei Schwerhörigen. Wiener
med. Bl. 1894, No. 24.
P. berichtet, unter Demonstration von Präparaten, über eine unter den Symp-
tomen des trockenen Mittelohrkatarrhs mit progressiver Schwerhörigkeit verlaufende
Erkrankungsform, welche, bei meist normaler Miltelobrschleimhaut in einer primären
Erkrankung der Lab y ri nthk apsel besteht und zu einer Wucherung u. Massen-
Zunahme derselben führt Es werden zumeist die in der Nähe der Fenestra ovalis
gelegenen Partieen des Knochens ergriffen und es kommt fast a isnahmslos zur Anky-
lose des Steigbügels. Das von der normalen Umgebung sich scharf abhebeode
Knochengewebe gleicht auf mikroskopischen Durchschnitten jungem Knochen , dessen
Räume stark erweitert erscheinen und an welchem zahlreiche nengebildete Blntgefäfse
zu beobachten sind. Aetiologisch lieft sich io P.'s Fällen nichts Bestimmtes feststellen.
Therapeutisch empfiehlt Terf. den Gebrauch von Jodkalium innerlich bei Beginn der
Affectioo, die neuerdings Öfters bei chronischen Mittelobrkatarrhen vorgenommene
Extraction des Steigbügels hält er für werthlos. Sehwabseh.
Massel, Ueber einige Anwendungen der Milchsäure in der Laryn-
gologie. Berl. klin. Woobensohr. 1894, No. 21.
Verf. empfiehlt bei der Chorditis tuberosa nnd den SängerknOtchen die Pntrerisi-
rung einer 2 proc. wässrigen Milchsäurelosung 8 — 10 Mal während des Tages. Daneben
rigorose Hygiene; manchmal auch Electricität und tonische Mittel. Ebenso pflegt bei
Lupus und Kehlkopftuberkulose der Terf., wenn die ausgedehnte und gleichmtfsige
Infiltration weder eine chirurgische Behandlung noch die energische Anwendung localer
Linderungsmittel rechtfertigt, diese Pulverisirungeu abwechselnd mit Sublimat (1:5000)
anzuordnen. w. Lubiiuki.
Vas, Untersuchungen Ober die antibacterielle und antifermentative
Wirkung einiger Bitterstoffe. Ungar. Arcb. f. Med. 1894, II. S. 315.
Terf. untersuchte mit den üblichen bacteriologischen Methoden die entwicklungs-
hemmende und baeter ientoteode Wirkung von Absinthin, Cetrarin, Calumbin, Condu-
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No. 31. Marfan o. Goinon. — Rabes u. Manicatidr. — Frikdbbkro. 559
rangin and Quassin und fand, dass noch in Mengen von 0.4:10.0 jede entwicklungs-
hemmende Wirkung bei allen den genannten Substanzen ausbleibt. Er untersuchte
ferner die gäbrongshemmende Wirkung, indem er zu 50 ccm einer 2 proc. Trauben-
znckerlBsung 0.2 der obigen Substanzen zufügte, dann mit Hefe impfte und nnn die
aasgeschiedene CO, bestimmte. Bei Quassin, Calnmbin und auch noch etwas bei
Cetrarin wurden geringere Mengen CO, entwickelt als in den Controlproben, wahrend
Absintbln und Condnrangin sich indifferent verhielten. Schsurlsn.
A. B. Marfan u. L. Guinon, Cachexie pachydermique sang idio-
tie chez un enfant. Kev. mens, des mal. de l’enf. 1893, S. 481.
Terf. beschreibt einen Fall von MyxSdem bei einem 13jährigen Knaben. Das
Kind war zwischen dem 5. bis 7. Lebensjahre erkrankt; nnd Verf. hebt alt eine
Eigentümlichkeit des Falles herror , dass, abgesehen ron einer etwas tragen Art zu
denken and einer mäfsigen Gedächtnissschwäcbe, keine Zeichen psychischer Degenera-
tion vorhanden waren, wahrend sonst Kinder, die an MyxSdem erkrankten, idiotisch
werden. Das Kind ging unter Zeichen ron Kehlkopfstenose za Grande. — Die Zahl
der bisher zur Section gelangten Fälle ron MyxSdem ist noch sehr gering, und es ist
deshalb ron Interesse, dass sich an diesem, wie in den anderen Fällen, eine vollkom-
mene Atrophie der Schilddrüse vorfand. — Verf. tadelt den Namen MyxSdem, weil
die Hautverdickungen, wie er sich überzeugte, durch Fett, nicht durch Schleimgewebe
erzeugt worden. — Als Ursache der Kehlkopfstenose fand sich eine der Hauterkran-
kung analoge Verdickung der weicheD Teile des Kehlkopfs, welche ebenfalls auf ano-
maler Entwicklung von Fettgewebe in den sobmukSsen Schichten der Kehlkopfschleim-
haut beruhte. Sudtbageo.
V. Babes et M. Mauicatide, Kyste hydatique du foie combinee
avec Cysticercose. La Ronmaine roedicale 1893, No. 7.
Das bislang wohl noch nicht beschriebene Vorkommen eines Leberecbinococens
complicirt mit allgemeiner Cysticercose beim Menschen constatirten die Verfasser an
einem 40 Jahre alten rumänischen Koch, der wegen Hämoptyse io das Hospital
Brancevauo eintrat and dort verstarb. Der Cysticerus stammte von der Taenia soliam.
C. Rosenthal.
Friedeberg, Ein Fall von Rßckenmarkskompression durch Echi-
nococcen im Wirbelkanal. Cbl. f. klin. Med. 1893, No. 51.
31jähr. Pat. Mehrere Jahre lang Schmerzen im Verlauf des rechten Ischiadicos,
dann auch Incontinentia urinae. Im Krankenhaus konnten bald Tänienglieder im
Stohl nachgewiesen werden. Bandwurmkur. Iotercurrent ein periproklitiscber Abscess
Nacheinander traten nun folgende Symptome auf: Parästbesien im rechten Bein, un-
sicherer Gang, Fufscionus, starke Gewichtsabnahme, Schmerzen, von der Wirbelsäule
bis zur rechten Bauchgegend, Brust- und Lendenwirbel druckempündlicb, Gehen nnd
Stehen unmSglich, Urinverhaltung, Kältegefühl im linken Bein, gesteigerte Patellar-
reSexe, Lähmung' beider Beine, SensibilitätsstSrungen von 3 Finger oberhalb des
Nabels abwärts, Gürtelschmerz, Patellarreflex schwindet links, Oedeme und Decubitus,
tropbiscbe StSrungen der Haut, dazwischen Schüttelfröste (Cystitis), es erscheint ein
Tumor oberhalb der rechten Spina ant. im rechten Mesogastrium, bald darauf Exitus.
Die Section ergab eine Zerstörung des Kreuzbeins durch Echinococcenblasen, welche
im Wirbelkanal bis zum 2. Brustwirbel hinaufreichten, auf der rechten Beckenschaufel
ebenfalls ein Blasentumor von Ecbinococcen. Das Rückenmark war im letzten Len-
denteil zu einem glatten Strang comprimirt, weiter oben geringere Compressionen, die
Dura war hier nicht durchbrooben. Eine Diagnose auf Echinococcus des Wirbelkanals
wurde einige Monate ante exitum gestellt. M. Brasch.
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560
Sakbö. — Lristikow. — Klkin.
No. 31
A. Sarbö, Beitrag zur Localisation des Centrum fftr Blase, Mast-
darm und Erection beim Menschen. Archiv f. Psychiatrie etc. 1893,
XXV. (2).
Ein Arbeiter, der vor 16 Jahren durch Sturz von einer HBhe ein Trauma der
WirbelsSule erlitten hatte, zeigte damals Paraplegte der Beine mit SensibilitStsrerlust
und Incontinentia urinae et alri, sowie Verlust der Erection. Diese Symptome ver-
loren sich nur bis zum Teil; noch nach 15 Jahren bestanden die Incontinentia alri
et urinae und der Erectionsverlust. In den letzten Jahren nahmen diese Symptome
sn, und es zeigten sich Reitsen in den Beinen, zunehmende Schwache der Beine,
Anlsthesie der Anal- und Scrotalgegend, n. s. w. Die Sectioo erwies, dass die Con
figuration des Rückenmarks io Hohe des 3. und 4 Sacrainerren vollständig verloren
gegangen ist und eine Gliomatose dort sich entwickelt hatte, weiter nach oben nahm
der Process ab; in Hübe des Austritts des 4. Lumbaloerren zeigte das Rückenmark
schon eine normale Coofignration. — Der Fall lehrt unter anderem, dass das Centrum
für Blase, M&stdarm und Erection in Hohe der Austrittsstelie der 1. bis 4 Sacral-
nerven im Rückenmark zu localisiren ist. 8. Ksiischcr
L. Leistikow, Zur Behandlung der Alopecie areata. Monatsh. f.
Dermat. XVIII. No. I.
S. behandelt die Alopecia areata erfolgreich mit einem Chrysarobin-Salbenstift
(Chrysarobin. 30.0 Colophonii 6.0 Cer. flav. 36.0 Ol. Olivar 30.0), mit dem abends
die ganze Kopfhaut eingerieben wird; Bettwäsche und Augen werden durch Aofsetzeo
einer Badekappe geschützt. Das Chrysarobin wird am Morgen durch OtivenBl wieder
entfernt nnd, wenn nach einigen Tagen Hautreizung eintritt, so lange diese aohält,
auch während der Nacht durch Einreibeo von Zinksalbe ersetzt. — Bei Alopecia are-
ata barbae lässt man, nachdem der Bart rasirt ist, nur die kranken Stellen am Tage
mit dem Stifte einreiben und nachts zur Milderung der Reizwirkung einen Salben-
moll auflegen. H. Keiler.
M. Klein, Osteomalacia puerperalis cerea. Wiener med. Presse 1893,
No. 48.
Verf. teilt einen Fall von Osteomalacia cerea mit. Die Beckenmafse der betr
Kranken waren Sp. II. 25. Cr. II. 28.5. Conj. ext. 13. Troch. 26. Spin. II. post. sup.
6. — Von der Kreuzbeinspitze bis znm Arcus pubis 7.5, Tobera osais ischii 6. —
Der Schädel der reifen Frucht hatte den Beckeneingang gut entfaltet nnd rückte, die
dehnbaren Knochen des Beckens erweiternd, langsam tiefer. Znm Durehtreiben des
Kopfes durch die Beckenenge genügte jedoch die Wehenthltigkeit nicht mehr, und
es wurde deshalb, da die Frucht gefährdet war, die Zange angelegt Mittelst der-
selben gelingt es ohne Schwierigkeit, den Kopf zu entwickeln. Schon bei der 8.
Traction wichen die Tobera auseinander nnd der Schambogen erweiterte sich derart,
dass das Hinterhaupt bequem durchtreten, konnte. 20 Stunden nach der Geburt hatte
der Scbambogen wieder seine frühere Verengerung vorn von einem Querfinger, rück-
wärts kaum für die Fingerspitze durchgängig, erreicht. Das Rind lebte und war
49ctm lang und 2700 g schwer. Kopfumfaog 86 ctm. — Die Patientin, die eine
glatte Reconvalescenz durchmachte, verweigerte die Castration. A. Msrtia.
Druckfehler: No 30, Seite 615, Zeile 14 von oben ist hinter „alkalisirt“ einzu
schalten „filtrirt“. Zeile 15 lies „Veraschen* statt Verwaschen.
Einsendungen für das Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Straf*« 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin.
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/
Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; sm Schluss«
d-is Jahrgang« Titel , Ns-
mm- und Sachregister.
für die
Preis de» Jahrgange»
2o Mark; su he sieben
durch alle Huchhsndlun'
gen und Posunstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin«
1894. i*. August. No. 32.
Inhalt: Uridiniiain, Beziehungen der Centralkörper zum Kern- und Zellen-
protoplasma. — d'A bsonval, Neue Methode der Calorimetrie. — Röhmash, Die
Slurebildung im Muskel bei der TotensUrre. — Howe«, 130 Pille von Kniegeleuk-
resection. — Scholl, Studien über das Hühnereiweif». — Habhack, und Miris
Das Amylenhydrat. — W serrtiAL, Electriscbe Erregbarkeit des peripberiscbeu Ner-
vensystems. — Tbrimann, Submucöie Myome.
Katb, Uaber die Harzburger Crodo-Quelle. — Fabland, Ueber Kiesenzellen.
— Mahlbt, Verletzungen der Wirbelsiule. — Maitis, Beziehungen der Poly
mastie zu Brustdrüsengeschwülsten. — Co hm, Abnahme der Sehschlrfe im Alter. —
Riobtcb, Hörprüfungen in verschiedenen Altersklassen — Fink, Gwchwülste der
Highmorshöhle. — De Haan und Hutes«, Coagulirung der Milch durch Cholera-
bacillen. — Qoibckr und StChlbn, Pathologie des Abdominaltyphus. — Gillbs-
ri«, Analyse des Mageninhaltes — Koplik, Acute Alcoholrergiftung im Kindes-
alter. — Ceou AriAKos, Reflectorisch bedingte Pseudo • Ataxie. — Smith, Behand-
lung von Urethralstrictureu. — Cu bis Tovirscn, Fall von Hystereetomie —
Bubst, Ueber die Entstehung der Dermoidcysten an den Orarien. — Borhtbaosb,
Compendiam der gericbtsirztlichen Praxis.
M. Heidenhain, Neue Untersuchungen Ober die Centralkörper u.
ihre Beziehungen zum Kern- und Zellenprotoplasma. Archiv f.
mikr. Anat. Bd. 43, H. 3.
Verf. beschreibt im ersten Teile seiner umfangreichen Abhand-
lung die von ihm angewandte Technik und besonders seinen Eisen-
hämatoxylinlack. Im zweiten, empirischen Teile giebt er die
Schilderung der Ergebnisse seiner Untersuchungen an den Lymph-
zellen und Riesenzellen des Knochenmarkes vom Kaninchen.
Was die ersteren, die Leukocyten, anlangt, so unterscheidet
er streng zwischen kernhaltigen roten Blutkörperchen und typischen
Leukocyten. Unter den letzteren macht er 4 Abteilungen: l)sehr
kleine Leukocyten mit stets kugeligem Kern und sehr geringer
Protoplasmamenge; 2) Leukocyten mittlerer Grölse mit reichlichem
XXXII, Jahrgang. 86
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562 Hbidenbmn, Beziehungen der Centralkörper zum No. 32
Protoplasma; 3) senile Leukocyten; Leukocyten der grössten über-
haupt beim Kaninchen vorkommenden Form („gröfse Knochenmark-
zellen“); 4) a-Leukocyten, eosinophile Zellen. (Die Bezeichnungen
der vier Abteilungen sind wörtlich citiert). Die erste Form hat
häufig zwei Centrosomen; bei der zweiten sind zwei oder drei
Centrosomen vorhanden; die Zellen der dritten Abteilung besitzen
zwei bis vier Centrosomen und die der vierten zwei oder drei.
Die Teilung der Centrosomen findet so frühzeitig statt, spä-
testens während der letzten mitotischen Phasen der Mutterzellen,
dass jede Tochterzelle mindestens zwei Centrosomen hat.
Wo mehrere Centrosomen vorhanden sind — und dies ist fast
überall der Fall — , bilden dieselben durch Vermittelung einer
andersartigen Substanz ein einheitliches Ganzes, das Verf. als
Mikrocentrum bezeichnet.
Die in einer Attraktionssphäre gelegenen Centrosomen sind
schon vom Augenblicke ihrer Entstehung an von ungleicher Gröfse
und Verf. deutet dies so, dass die kleineren Centrosomen die jüngeren,
die gröfseren die älteren seien. Es sollen aus einem Centrosoma
durch „Knospung“ die anderen hervorgehen; dadurch meint Verf.
die verschiedenartigen Bilder, wie man sie bei Leukocyten antrifft,
erklären zu können, (Da vorauszusetzen ist, dass die Leukocyten
längere Zeit beim erwachsenen Tiere in Ruhe verharren, ehe sie
sich teilen, so müsste man doch annehmen, dass die durch soge-
nannte Knospung entstandenen jungen Centrosomen während der
Ruhe allmälig heranwachsen und dadurch die Gröfse des mütter-
lichen Centrosoma erreichen. Verf. giebt merkwürdigerweise darüber
nichts an und scheint auch sein Augenmerk auf Beantwortung die-
ser Frage nicht gerichtet zu haben. Und dennoch wäre dies not-
wendig gewesen, denn die dauernde Gröfsendifferenz der Centro-
somen einer Sphäre ist schlechterdings unverständlich und mit der
Thatsache, dass dns Teilprodukt durch Wachstum allmälig die
Gröfse des mütterlichen Organismus erlangt, in keiner Weise ver-
einbar. Ref.)
Das Mikrocentrum dient einer grofsen Reihe von Zellenfäden
(müsste heifsen: Zellsubstanzfäden Ref.) als Insertionsmittelpunkt,
den fädigen Bau des Zellleibes vorausgesetzt, und liegt meist in der
Nähe des Kernes, doch so, dass um dasselbe die grösste Masse der
Zellsubstanz sich vorfindet. Damit ist die excentrische Position des
Kernes bedingt.
Die auf die referirten Angaben folgenden Mitteilungen über
die Ausstofsung des Kernes bei den Erythroblasten, über die Pola-
rität der Zelle, die Verf. läugnet, eignen sich nicht gut zum Re-
ferate.
Als Telophasen, Telokinesis betrachtet Verf. Bewegungen
des Mikrocentrum und des Kernes, die am Ende der Mitose ein-
treten. Am Ende der Kernteilung nämlich hat das Mikrocentrum
eine excentrische, der Kern eine centrische Lage. Dieses Verhält-
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No. 32.
Kern- und Zellenprotoplasma.
563
niss muss sich umkehren, da in der ruhenden Zelle, bei Leukocyten
wenigstens, das Mikrocentrum central, der Kern excentrisch gelegen
ist. Es kommt dies dadurch zu Stande, dass die Spannungsunter-
sehiede der Fäden des Mitoms (Flrmmino), i. e. der Zellsubslanz,
sich ausgleichen und damit die Ruhelage herbeiführen.
Die Riesenzellen des Knochenmarks lassen ein Exoplasma
und ein Endoplasma erkennen. Das letztere liegt eingeschlossen
von dem oft ringförmig gestalteten Kerne, das erstere umgiebt aussen
den Kern. Dieses Exoplasma zeigt eine concentrisch zur Kernperi-
pherie geordnete Substanz, an der man eine Innen-, eine Mittel-
und eine Aussenschicht , nuch Randraum genannt, unterscheiden
kann. Die Innenschicht ist die konstanteste von den dreien, die
Mittelschicht erscheint kompakt und ist stark färbbar, doch ist ihr
Gebiet veränderlich. In noch höherem Mafse ist letzteres beim
Randsaume der Fall, der höchst variable mikroskopische Bilder
darbietet. „Die Riesenzellen enthalten nicht blos 2, 3 oder 4 Cen-
tralkörper wie die Leukocyten, sondern eine bei weitem gröfsere
Anzahl, doch ist eine genaue Bestimmung der totalen Summe
bei ausgewachsenen ruhenden Riesenzellen kaum durchführbar,
weil sie in Gruppen so dicht neben und über einander liegen, dass
eine Zählung in vielen Fällen zur Unmöglichkeit wird“, (p. 569 70).
Die Centrosomen bilden in jeder ruhenden Riesenzelle mehrere
Gruppen und zwar kann man eine „Centralkörper - Hauptgruppe“,
die im Endoplasma gelegen ist, und mehrere in der Innenschicht
des Exoplasma sich findende „Centralkörper-Nebengruppen“ unter-
scheiden. Entsprechend der grofsen Zahl der in ruhenden Zellen
vorkommenden Centrosomen finden sich sehr zahlreiche Teilungspole
während der Mitose. Verf. hat in einer Zelle 135 Teilungspole
gezählt.
Es folgen nun Bemerkungen über den Bau der Protoplasma-
massen der Riesenzellen, über die Entwickelungsgeschichte und die
Degenerationserscheinungen dieser Gebilde. Dieselben, welche sehr
weitschweifig und daher etwas ermüdend sind, eignen sich nicht gut
zu einer referierenden Wiedergabe.
Auch die Erörterungen des letzten, theoretischen Teiles der
Abhandlung, welche meist polemischen Charakter haben, können
angemessen nicht referiert werden ; Interessenten seien daher auf
das Original verwiesen. Nur dieses sei noch hervorgehoben. Verf.
läugnet, dass die Astrosphäre, i. e. Centrosoma und Attraktions-
sphäre ein Zellorgan darstellen, wie dies van Bbnrdkn und Buvrbi
behauptet haben. Ref. kann diesem Ausspruche nicht zustimmen
und stützt sich dabei auf eigene, z. Z. allerdings noch nicht publi-
cierte Untersuchungen. Auch scheinen dem Ref. die Objecte, an
denen Verf. hauptsächlich zu seinem Verdikte gekommen ist, Leuko-
cyten und Riesenzellen, nicht die klassischen Zellen zu sein, an
denen eine so schwerwiegende, für unsere Auffassung des gesamm-
ten Zelllebens so bedeutsame Frage entscheidend beantwortet wer-
den kann. Rawitz.
36*
Digitiz-etTEy Google
564 d'ÄRSONVAi, Nene Methode der Calorimetrie. — Röhmank. No. 32
Dl. A. d’Arsonval, L’andmocalorimitre ou nou veile möthode de
calorimetrie pumaine, normale et pathologique. Archiv de physiol.
1894, VI. p. 360.
Nach einer Einleitung Ober die Bedeutung der Calorimetrie im
Verhältnis zur Temperaturmessung beschreibt Verf. ein neues Ca-
lorimeter, welches sich dadurch auszeichnet, dass es eine Messung
der Wärmeabgabe innerhalb weniger Minuten ermöglicht und auch
beim Menschen anwendbar ist. Das Instrument besteht aus einem
Cylinder aus Wollstoff, welcher so grofs ist, dass ein Mensch
stehend darunter Platz hat. Am oberen Ende des Cylinders be-
findet sich ein Schornstein, welcher mit einer Windmühle (Anemo-
meter) verbunden ist. Befindet sich eine Person unter dem Cylin-
der, so erleidet die eingeschlossene Luft durch die Wärmeabgabe
des Körpers eine Zunahme der Temperatur gegen die Aussenluft
und dadurch einen Auftrieb, welcher die Windmühle in Bewegung
setzt; diese ist nun mit einem Zählwerk verbunden, welches die
Zahl der Umdrehungen in einer bestimmten Zeit abzulesen gestattet.
Natürlich wächst die Zahl der Umdrehungen mit der Stärke des
Luftstroms und diese mit der abgegebenen Wärmemenge und zwar
fand Verf. durch Aichungen seines Calorimeters, dass die abge-
gebene Wärme proportional ist dem Quadrat der Geschwindigkeit
des Luftstroms. Durch Einbringen einer bekannten, gleichmäfsigen
Wärmequelle in das Calorimeter lässt eich auch das absolute Mafs
der Wärmeabgabe feststellen und Verf. giebt als Beispiel folgende
an seinem eigenen Körper gewonnene Zahlen, die alle innerhalb
weniger Minuten ermittelt wurden:
Calorien pro Stunde
Morgens nüchtern, stehend, nakt gebe ich ab 124.4
do. angekleidet do. 79.2
1 Uhr, nach einem Frühstück do. do. 91.2
do. sitzend, do. do. 69.6
Nach einem Bad von 28° 48.0
Hiirtble.
F. Röhniann, Kritisches und Experimentelles zur Frage nach der
Säurebildung im Muskel bei der Todtenstarre. Pflüger’s Arch. Bd.55,
S. 589.
Gegen die Angaben von Hufftkr und Blornb, dass die saure
Reaction des Muskels auf der Gegenwart freier Milchsäure beruht,
erhebt R. den Einwand, dass auch das sauer reagirende primäre
Kaliumphosphat KH2P04 in dem Alcohol, welchen diese Autoren
zur Extraction des Fleisches benutzt haben, soweit löslich ist, dass
sich die Acidität dieses Alcoholauszuges erklärt. Weiterhin zeigt
R., dass im Gegensatz zu den Angaben der beiden Autoren die
Acidität des Muskels für PhenolphtaleTn mit dem Eintritt der Toten-
starre zunimmt, die Alcalescenz für Lacmoid abnimmt. — Hkfftbb
hat ferner angenommen, dass der Muskel in jedem Fall einen Teil
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No. 32.
Howse, 130 Fälle von Kniegelenkresection.
565
der Milchsäure in freiem Zustand enthalte, er glaubt aus seinen
Versuchen schliefsen zu dürfen, dass die gewöhnliche, ' wohl von
Huppr-Skylbh herröhrende Annahme, dass der Muskel secundäres
Kaliumphosphat (KH2P04) binde, unrichtig sei, der Muskel viel-
mehr nur primäre Phosphate enthalte. R. hat dagegen gefunden,
dass entsprechend verdünnte Lösungen von Fleischextract mit Chlor-
baryum einen dicken Niederschlag geben, was sie nicht thun dürf-
ten, wenn sie primäres Phosphat enthalten (Beiläufig bemerkt reagirt
die Muskelasche nach vielfachen Erfahrungen des Ref. in der Regel
alkalisch, die Unrichtigkeit der ÜKFFTBR’schen Annahme geht
daraus ohne Weiteres hervor. Ref.)
Allerdings könnte R. sich überzeugen, dass man durch Aus-
ziehen von Fleischextractlösungen mit Alcohol und Aether freie
Milchsäure bekommt, doch ist diese Thatsache nicht ohne Weiteres
beweisend für die Annahme präformirter freier Milchsäure, wie R.
ausführlich nachweist. E. Salkowski.
H. G. Howse, On the results of one hundred and thirty cases of
excision of the knee. Guv’s Hosp. Rep. III. S. XXXIV. p. 169. (The
analysis of the oases by G. Newton Pitt).
» Die nach einer vergleichenden Uebersicht einiger neueren Sta-
tistiken über Kniegelenkresection berücksichtigten 130 Fälle ent-
stammen dem Guy ’s Hospital und dem Evelina Hospital for sick
children in London aus den Jahren 1873 — 1884. Später operirte
Fälle sind nicht verwertet worden, da es darauf ankam die wirk-
lichen Endergebnisse noch nach längerer Frist kennen zu lernen.
Die 130 Resectionen betrafen 129 Pat. , da bei einem auf beiden
Seiten operirt wurde. Die directe Sterblichkeit betrug nur 2, und
zwar starben diese beiden Pat. 5 — 6 Tage nach der Operation nach
andauerndem Erbrechen. Ausserdem starben 6 nachträglich an
Tuberkulose anderer Organe, 1 an Brand des gesunden Beins (nach
zu fester Bandagirung dieses) und 1 (welcher nach Schussverletzung
sekundär resecirt wurde) an den Folgen der Trunksucht. Von den
übrigen zeigten 65 (50 pCt.) ein andauernd durchaus befriedigendes
Ergebniss, darunter 2 Operirte mit einer Verkürzung von mehr als
2". Bei 12 kindlichen Operirten ergab sich eine mehr oder we-
niger erhebliche Winkelstellung im Knie, bei 8 andern eine minder
beträchtliche, die Function nicht behindernde. 21 Fälle konnten
nach Austritt aus dem Hospital nicht weiter verfolgt werden , und
26 mussten innerhalb der nächsten 3 Jahre amputirt werden; von
diesen starben 5, darunter 1 infolge der Amputation an Blutung.
, Bei der Aufstellung der Anzeigen für die Amputation und Resec
lion wird neben vielen bekannten Punkten grofser Wert auf die
Dauer der Krankheit gelegt; für ausgemachte fungöse Kniegelenks-
erkrankung von über 6 monatlichem Bestehen lohnt nicht mehr die
conservative Behandlung. Im Uebrigen weichen die sonstigen pa-
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566
Howsb, 130 Fälle von Kniegelenkresection.
No 32
thogenetischen Bemerkungen (Iber die Kniegelenketuberkulose sehr
erheblich von den hier in Deutschland namentlich durch die Köniu’-
schen Arbeiten verbreiteten Ansichten ab. Kapselerkrankung wird
als viel häufiger angesprochen als epiphysäre Ostitis; nach wieder-
holten Anfällen ersterer kommt es bei den unteren Classen, die
das Glied wenig schonen, relativ oft zur Lockerung der Gelenk-
verbindungen. Heilung erfolgt hier meist nur durch Abscedirung
unter völliger Zerstörung des Gelenkes und Sequesterbildung in
den Knochenenden. Als Durchschnittstermin für diese spontane
Heilung wird ein Intervall von 2 Jahren angegeben, selten macht
die Krankheit in einem früheren Stadium Halt, und ist die conser-
vative Behandlung in den andern, progredienten Fällen hinsichtlich
des functioneilen Ergebnisses (Subluxation nach hinten) und der
Neigung zu Recidiven sowie der damit verbundenen Gefahr filr den
Gesammtorganismus nicht mit den Resultaten der Resection zu ver-
gleichen; letztere gelangt zu Unrecht nur bei Hospitalinsassen und
nicht auch bei der reicheren Bevölkerung in England zur Ausfüh-
rung. Von den 130 Resectionsfällen hatten übrigens 74 schon den
zur Spontanheilung erforderlichen Durchschnittstermin überschritten,
und zeigte hier der Gelenkbefund in der Regel keine Tendenz zu
einem „natürlichen*1 Abschluss. In 24 Fällen betrug die Krank-
heitsdauer vor der Operation 1 — 2 Jahre, und nur in 13 weniger
als '/,, resp. in 29 weniger als 1 Jahr. Die Indication bei kurzem
Bestehen der Krankheit wurde für die Resection, wenn nicht durch
die Acuität des Processes, durch die Unmöglichkeit anderweitig das
Glied zu erhalten gegeben. — Für das Gelingen der Operation
ist von grofsem Wert eine Vorkur, welche durch Gewichtzug oder
Schraubenwirkung die häufig schon existirende Flexionsstellung bessern
soll. Uebertriebene Streckung gelegentlich der Operation ist nicht ohne
Gefahr; da stärkerer Druck von hinten gewöhnlich nicht vertragen
wird, ist es ausserdem schwer, die Resectionsstümpfe dann in richtiger
Lage zu erhalten. Man soll daher namentlich bei Erwachsenen
von jedem gewaltsamen Streckungsversuche absehen und von den
beiden Knochenenden soviel abtragen, bis dass das Glied bequem
in gerade Richtung gebracht werden kann. Auf diese Weise sind
4, ja 1 Mal sogar 43/«,/ Knochen resecirt worden, und zwar em-
pfiehlt es sich das Meiste vom Femur zu entfernen, so dass in dem
letztgenannten Fall 4" auf diesen Knochen und nur 3/\" auf die
Tibia kamen. In einzelnen Fällen schien die dauernde Einwirkung
einer Atmosphäre von Wasserdampf die Extension nach der Re-
section zu erleichtern. Die grofse Mehrzahl der Fälle wurde nach
classisch-antiseptischen Principien (mit Carbolspray etc.) behandelt;
zur Eröffnung des Gelenkes diente (unter EsMAacu’scher Blutleere)
meist ein querer Schnitt, nur in den allerersten Fällen eine huf-
eisenförmige Incision. Die Kniescheibe ward stets mitentfernt.
Von der Tibia wird mit der BuTcHKa’schen Resectionssäge ein mög-
lichst dünnes Blatt weggenommen, vom Femur gerade soviel, dass
ein wenig von der Vertiefung zwischen den Gelenkfortsätzen mit-
No. 32.
Scholl, Studien über das Hühnereiweif*.
567
entfernt wird. Die Hinterfläche der Tibia soll man nicht zu sehr
entblöfaen, um Eitersenkungen nicht den Weg zu bahnen. Nach ver-
schiedenen Versuchen ist Howsk dahin gelangt, die Resectionsflächen
immer in völlig querer Richtung anzulegen und von künstlichen Ver-
einigungsmitteln derselben abzusehen. Sequester u. Käseheerde dürfen
nichteine zu ausgiebige Resection veranlassen, sondern müssen ausge-
löffelt werden. Die Excision der infiltrirten Kapsel sammt Bändern
darf nicht übertrieben werden, weil dieses die knöcherne Vereinigung
stört und Necrose verursacht. Da aber andererseits das zurückge-
lassene infiltrirte Gewebe Ausgang neuer käsiger Processe werden
kann, muss in jedem einzelnen Falle ein Mittelweg zwischen diesen
beiden Uebelständen gesucht und genau abgewogen werden, wie
viel Kapsel etc. stehen bleiben darf. Die von Anderen sehr ge-
fürchtete Blutung ist gering, wenn man die Constriction erst nach
Resection der Knochenenden und Abtragung der infiltrirten Weich-
teile entfernt; Parenchymblutungen aus den Sägeflächen stehen auf
directen Druck. [Den Rest der Arbeit bilden ausser mehreren
Tabellen genaue Anweisungen über den Verband, die Application
einer unterbrochenen Hohlschiene, die Lagerung des Patienten im
Bette und die antiseptischen Malsnahmen. Ein besonderer Abschnitt
ist der Therapie zurückbleibender käsiger Heerde und Fisteln ge-
widmet. Von letzteren geben diejenigen, welche zwischen der
Sägefläche zum Knochen verlaufen, ein wenig günstiges Object für
conservative Behandlung, meist müssen die betreffenden Glieder,
zumal wenn es nicht zur knöchernen Vereinigung gekommen, am-
putirt werden]. P. Güterbook.
Scholl, ßacteriologische und chemische Studien über das Hühner-
eiweifs. Archiv f. Hygiene 1893, XVII. S. 535.
S. geht aus von den Versuchen Emmkrich’s, der im Verein mit
anderen festgestellt hatte, dass wirkungsloses Blutserum durch Zu-
satz geringer Mengen von Kalilauge activ werde. Im bacteriolo-
gischen Teil seiner Arbeit weist S. dieses Verhalten auch für das
sonst nicht bacterientötende Hühnereiweifs nach, im chemischen Teil
beschäftigt er sich besonders mit dem Kohlensäure- und Alkalige-
halt desselben, und dessen Verhalten bei der Gerinnung. Er fol-
gert aus seineo Experimenten: 1) Das normale frische Hühnerei-
weifs enthält gebundene auf Zusatz von Säure schon in der Kälte
freiwerdende Kohlensäure. 2) Diese Kohlensäure ist zum geringsten
Teil in der Form von Monokarbonaten vorhanden, zu weitaus dem
grössten Teil in Form von Bikarbonaten. 3) Bei der Erwärmung
auf 60° entweicht aus normalem Hühnereiweifs ein Teil der Kohlen-
säure, während das Ei weifs selbst ganz allmälig 'gerinnt. 4) Der
Ausdruck „Gerinnungstemperatur“ kann nicht in Parallele gestellt
werden mit Siedepunkt, Schmelzpunkt, Gefrierpunkt etc , da eine
bestimmte Temperatur, bei der Gerinnung eintritt, genau nicht an-
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568
Haknack u. Mkykk, Das Amylenhydrat.
No. 32
gegeben werden kann, wenn man nicht zugleich auch eine Zeitdauer
feststellt, innerhalb welcher bei dieser Temperatur völlige Gerinnung
eingetreten sein muss. 5) Die Gerinnung des Hühnereiweifses
steht im engsten Zusammenhang mit der Kohlensäureabgabe und
kann so gedacht werden, dass — unter Zugrundelegung der Formel
u'-ka!'r CO för das normale Eiweifs — zwei Moleköle desselben
Eiweifs — ü /
zusammentreten zur Bildung von geronnenem Eiweifs mit der Formel
Eiweifs/ O. Zugleich wird Alkalimonokarbonat gebildet und Koh-
lensäure entweicht.
6) Aus nicht koagulirbarem AlkaliAlbuminat gelingt es durch
einfaches. Einleiten von Kohlensäure wieder normales gerinnbares
Eiweifs zu erhalten. Scheurlen.
E. Harnack und H. Meyer, Das Amylenhydrat. Eine pharma-
kologische Studie. Zoitschr. f. klin. Med. XXIV. S. 379.
Die Verff. stellten mit dem zuerst von Mshiko empfohlenen
Amylenhydtat zahlreiche Tierversuche an, wobei sie, neben der
Feststellung der Allgemeinwirkung, hauptsächlich auf folgende
Punkte ihre Aufmerksamkeit richteten: 1) Wirkung auf die Tem-
peratur, woran sich vergleichende Versuche mit anderen Schlaf-
mitteln schlossen. 2) Wirkung auf die Respiration. 3) Wirkung
auf die Circulation, die durch sphygmographische Versuche am
Menschen, durch Blutdruckversuche, durch Versuche am Frosch-
herzen in situ, endlich durch Versuche am isolirten Froschherzen
lestgestellt wurde. 4) Wirkung auf die Körpermuskeln. 5) Anta-
gonistische Wirkung gegenüber krampferregenden Giften. 6) Wir-
kung auf den Stoffwechsel. Die durch diese Untersuchungen ge-
wonnenen Ergebnisse fassen die Verff. in folgende Sätze zusammen:
I. Das Amylenhydrat lähmt succesive gleich dem Alcohol sämmt-
liche Teile des centralen Nervensystems nach vorhergehender Er-
regung einzelner Gebiete. II. Bei Pflanzenfressern tritt ruhiger
Schlaf ein, bei Hunden und Katzen stehen die Excitations- und
überhaupt schwere Intoxicationserscheinungen im Vordergründe.
III. Letale Dosen sind: pro Kilo Katze ca. 1.0, pro Kilo Kanin-
chen ca. 1 5, pro Kilo Hund ca. 2.0 und darüber je nach der
Gröfse des Tieres. IV. Die Temperatur wird bei kleineren Warm-
blütern durch mittlere Dosen um 4 — 5 Grad, durch grofse Dosen
um 10 — 12 Grad herabgesetzt; selbst bei Hunden kommen Ab-
nahmen um 6 Grad vor. Die stärksten Abnahmen werden bei
der Combination von Amylenhydrat mit gewissen krampferregenden
Giften (Santonin etc.) beobachtet. Die enorme Abkühlung steigert
die Todesgefahr, künstliche Erwärmung des Tieres verringert eie.
V. Die Respiration erfährt zuerst eine Verstärkung der Athemzüge
an Zahl und Tiefe, dann eine allmälige Schwächung bis zur Läh-
Digitized by Google
No. 32. Wrstphai,, Electrisohe Erregbarkeit d. peripher. Nervensystems. 569
mung des Respirationscentrums. VI. Die Pulscurve beim Menschen
kann bereits nach einer Gabe von 4.0 Amylenhydrat gewisse ty-
pische Veränderungen zeigen (Abnahme der systolischen Elevation
und Verschwinden der Dikrotie). VII. Der Blutdruck sinkt bei
Warmblütern langsam und gleichmäfsig bis zum Tode. VIII. Das
Amylenhydrat wirkt in eigentümlicher Weise auf den quergestreif-
ten Muskel ein: die Leistung des Froschherzens wird zeitweilig
enorm erhöht, es tritt darauf ein plötzlicher Abfall, darnach Un-
regelmäßigkeit und schließlich Herzmuskellähmung ein. IX. Die
Leistung des Froschmuskels wird durch Amylenhydrat anfangs er-
heblich gesteigert, worauf dann Lähmung der Muskelsubstanz er-
folgt. X. Das Amylenhydrat vermag die krampferregende Wirkung
verschiedener Gifte (Santonin, Pikrotoxin, Strychnin) erheblich ab-
zuschwächen und zu verzögern. XI. Es erscheint also lohnend,
die temperaturerniedrigende Wirkung der Combination Amylenhy-
drat-Santonin am Krankenbette zu erproben. VII. Dies erscheint
um so aussichtsreicher, als das Amylenhydrat, wofern es in den
Magen eingeführt wird, auch die Harnstoffausscheidung verringert,
also die Umsetzung stickstoffhaltigen Materials im Organismus au-
genscheinlich vermindert. Infolge subcutnner Beibringung des Mittels,
die sich in praxi aufs strengste verbietet, tritt dagegen Steigerung
der Harnstoffausscheidung ein, wahrscheinlich im Zusammenhang
mit der sehr heftigen localen Wirkung des Mittels auf das Gewebe,
die zur Abscessbiidung und Gewebsnecrose führt. K. Kronthal.
A. Westphal, Die electrischen Erregbarkeitsverhältnisse des peri-
pherischen Nervensystems des Menschen in jugendlichem Zustand
und ihre Beziehungen zu dem anatomischen Bau derselben. Arcb.
f. Psychiatrie etc. XXVI. H. 1 .
Durch Soltmann’s (Cbl. 1878, S. 348) u. C. Wkstphal’s (Cbl.
1886, S. 943) Untersuchungen waren schon eigeuthümliche Ver-
hältnisse in Bezug auf die electrische Erregbarkeit der Nerven und
Muskeln Neugeborener bekannt geworden. Verf. unterzog diese
Frage an neugeborenen Kindern, welche Stunden, Tage, Wochen
alt waren, sowie vergleichsweise an älteren Individuen neuer sorg-
fältiger Prüfung, deren Methode etc. im Original nachzulesen ist.
Es ergab sich, dass bei faradischer indirecter und directer Reizung
die Zeit der verminderten Erregbarkeit innerhalb der drei ersten
Wochen fällt, dass aber für den galvanischen Strom (indirecte Rei-
zung) diese Herabsetzung mit Deutlichkeit mitunter nur innerhalb
der ersten acht Tage nachzuweisen war. Ausnahmen von dieser
Regel kommen jedoch für beide Stromesarten vor. Von der 5.
Woche an war diese Verminderung der Erregbarkeit nicht mehr
zu constatiren und .für directe galvanische Reizung war diese Er-
regbarkeitsherabsetzung nur bei einer Anzahl Individuen aus der
ersten Lebenswoche zu beobachten. Jedenfalls besteht eine große
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570 Wkstphal, Electrische Erregbarkeit d. peripher. Nervensystems. No 32
Mannigfaltigkeit der elektrischen Erregbarkeitsverhältnisse bei Neu-
geborenen und einige Wochen alten Menschen. Auch qualitative
Veränderungen fanden sich in dem Sinne, dass die Muskelcontrac-
tionen (sowohl bei faradischer wie galvanischer Reizung) etwas
Träges und Langsames hatten. Feststeht also auch nach die-
sen Untersuchungen, dass die Nerven und Muskeln in
den ersten Lebenswochen bis zu einem gewissen, nicht
fü r alle Fälle gleichen Zeitpunkt wesentlich schwerer
elektrisch zu erregen sind, als die Nerven und Muskeln
Erwachsener.
Die microscopische Untersuchung der Nerven und
Muskeln von auf der geburtshilflichen Klinik oder der Kinderab-
teilung verstorbenen Kindern ergab im Wesentlichen folgende Re-
sultate.
Die Markscheiden der peripherischen Nerven Neuge-
borener enthalten weniger Mark, sind dünner als die Erwachsener,
oft unterbrochen; die Markablagerung ist eine unregelmäfsige. Os-
miumsäure färbt einen grofsen Teil des peripherischen Nervenmarks
Neugeborener grünlich oder graugelblich, nicht schwarz, wie beim
Erwachsenen. (Die weiteren Färbungsunterschiede siehe im Orig.)
— Man findet weiter in gewissen frühen postembryonalen Stadien
freie Axencylinder, oft von sehr beträchtlicher Gröfse (3.-6. Lebens-
woche): RANvma’sche und L w«TßKMANN’eche Einschnürungen und
Einkerbungen fehlen. Die Kerne der ScHWANa’schen Scheide sind
sehr grofs und zahlreich; die ganze Nervenfaser ist sehr schmal,
feinste varicöse Fasern sehr häufig. Das Endo- und Perineurium
ist reichlich entwickelt und hat grofsen Kernreichthum. Die fort-
schreitende Entwicklung der Nervenfaser ist an die Aus-
bildung der Markscheide geknüpft: mit ihr geht die Ent-
wicklung aller histologischen Elemente der Nervenfaser
Hand in Hand.
An den Muskeln ist die fast durchweg rundliche, zum Teil
kreisrunde Form der Fasern das Auffallendste; Muskelknospen
kommen häufig vor, die Kerne des Sarkolemma’s und des intersti-
tiellen Gewebes sind grofs und zahlreich.
Nach Allem, was wir aus der Physiologie und Pathologie bis-
her wissen, scheint die für Erwachsene normale Function der Ner-
ven (speciell für elektrische Reize) au eine bestimmte Ausbildung
der Markscheiden geknüpft. W. glaubt, dass die weit geringere
Breite der Nerven- und Muskelfasern, das Fehlen deutlicher Ein-
schnürungen an ersteren, der Reichthum an grofsen Kernen im
Parenchym und interstitiellen Gewebe, das eigentümliche Verhalten
der Axencylinder in den frühen postembryonalen Stadien, in Ver-
bindung mit der sehr mangelhaften Markscheidenentwicklung in
ihrer Gesammtheit genügende Momente für die Erklärung der Er-
regbarkeitsunterschiede darbieten , auch wenn die Kenntniss über
die Bedeutung der einzelnen Faktoren für die Erregbarkeit noch
fehlt, wie Verf. vorsichtig hinzufügt. Ungemein wahrscheinlich
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No. 32.
Thktmann, Submucöse Myome.
571
ist es jedenfalls, dass die wichtigen und weitgehenden
Verschiedenheiten in der Entwicklung der Markscheide
die Hauptrolle spielen.
In enger Beziehung zu den Befunden des Verf.’s an den Ner-
ven der Neugeborenen stehen, was pathologische Zustände
im peripherischen Nervensystem betrifft, die Vorgänge der Degene-
ration und Regeneration peripherischer Nerven, sei es. dass dieselben
experimentell hervorgerufen oder spontan bei krankhaften Processen
entstanden sind. Indem wir, was die Einzelheiten betrifft, auf die
Originalarbeit verweisen, heben wir als besonders wichtig die Hin-
weise W.’s auf die normaler Weise im peripherischen Nerven-
system sich findenden Beweise einer andauernden Degeneration und
Regeneration (S. Maykh), sowie die Veränderungen des peripheri-
schen Nerven bei den verschiedensten (meist zu Kachexie föh-
renden) Krankheiten (Sikmkrlinu u. Oppenheim) und die Alters-
veränderungen des peripherischen Nervensystems (Lkyukn, Oppen-
heim) hervor. Bernhardt.
M. Treymann, lieber submucöse Myome. Petersb. med. Wocbenschr.
1894, No. 2.
» Verf. bespricht zuerst die gefährlichen Blutungen, welche bei
interstitiellen Myomen mit breitbasig aufsitzenden Schleimhautwulsten
Vorkommen. Dann geht er auf submucöse im fundus Uteri sitzende
Myome Ober, indem er sich äussert, dass subseröse Myome sich
höchst selten in der Cervixwand entwickeln. Bei den Cervixmyo-
tnen unterscheidet er die subseröse und die submucöse Form, bei
der letzteren 2 Formen wieder 1 breitbasig aufsitzende II gestielte
sog. fibröse Polypen. Er spricht dann von der Schwierigkeit im
Cervix entwickelte grofse Myome zu erkennen und dass Verwechse-
lungen vorgekommen sind so z. B. die Portio vaginalis mit fibrö-
sen Polyp, mit Prolapsus et Inversio Uteri.
Namentlich täuschen mittelgrol’se Cervixmyome, die dem Auge
und dem Finger zugänglich sind, auch z. Th. zur Vagina heraus-
ragen, wo das Myom in einer Muttermundslippe stark entwickelt
ist, die andere Muttermundslippe wie ein feiner Saum angezogen ist,
einen Prolapsus oder eine Inversio Uteri vor.
Die Entfernung geschieht 1) durch Kolpomyomotomie, 2) durch
Laparo-myomotomie. 3) Durch Zerstöckelung der Geschwulst und
Uterus. Er kommt zu dem Entschluss, kindskopfgrofse submucöse
Myome per Laparotomiam zu entfernen wie M ihtik und Hu^meier.
Per vaginam gestielte Myome nicht gefährlich zu entfernen , aber
f solche, die z. B. den Fundus Uteri inversi enthalten könnten, oder
die Stiele, die hinter grofsen Vaginalgeschwölsten liegen, sind ino-
perabel. Um unerreichbare Stiele zu durchschneiden: 1) Allonge-
ment operatoire nach Dupuytren; 2) keilförmige Excision nach
Cassaiqnac; 3) Zerstöckelung nach Pazzi; 4) bei kindskopfgrofsen
B!§iÜ2öd b/Coogle
572
Katz. — Farland.
No. 32
Tumoren Entfernung durch Forceps nach Martin, Fsrtichr, Hof-
mkykr; 5) Enucleation; 6) Exstirpatio Uteri totalis vaginalis nach
Amdssat. Die Mortalität früher 33 pCt. jetzt 14 — 16pCt.
Verf. giebt seine 8 Fälle: 2 fibröse Uterinpolypen, 5 Cervix-
myome, 2 gestielte und 3 breitbasige, 1 submucöses Uterusmyom.
Angewandt dabei 1 Mal Abdrehung und Durchschneidung des Po-
lypenstiels, 2 Mal Forceps angelegt, 3 Exstirpatio, Exstirpatio Uteri
totalis und Laparo-myomotomie angewandt. Alle 8 Fälle geheilt.
Schlussfolgerung: ausser der Antiseptik muss auch noch das
Glück dem Arzte bei der Diagnostik und operativen Behandlung
zur Seite stehen. Ä. Martin.
J. Katz, Einfluss der Harzburger Crodo-Quelle auf den Stoff-
wechsel im menschlichen Körper. Dissert. Berlin 1894.
Verf. 23 Jabre alt, 62 Kilo schwer, bat (unter Leitung tou Zo»tz) bei Einhal-
tung derselben Kost (Fleisch, Weifsbrod, Reis, Milch, Butter, Bier, Zucker, Tbee; die
einzelnen Nahrungsmittel wurden auf N- und Fettgehalt analysirl), die 108 g Eiweifs
(mit 17 1 g N), 125 g Fett und 311 g Kohlehydrat bot und 47 Cal. per KOrperkilo
lieferte, sich auf gleicbmäfsige N-Ausscbeidung (pro Tag 14.8 — 16.2 g im Barn, 0.8 g
im Koth) gebracht, wobei noch 1 6 g N am Körper zurückblieben. Dann nahm er
420 ccm, an den folgenden 4 Tagen je 1060 ccm des genannten Bronnens, der 1.5 proc.
NaCI neben geringen Mengen von KCl, MgCOs, Ns, SO,, Ca SO, u A. enthalt; da-
bei betrug die N-Ausfubr durch den Barn im Tagesmittel nur 14.3 g. durch den etwas
diarrboischen Koth 1 g, sodass die N Bilanz keine Aenderong erfuhr. In der 3 tägigen
Nachperiode war die vermehrte N-Ausstofsung durch den Koth noch vorhanden. Nach
Maßgabe eines Controlrersnches ist die gesteigerte N- Ausstofsung durch den Koth
wohl zumeist auf Residuen der unter dem Einfluss des Brunnens reichlicher abge-
schiedenen DarmsSfte, Darmepithelien etc. zurückzufübren. Eine Erhöhung des Eiweifs-
Zerfalles wird durch den Brunnen jedenfalls nicht bewirkt. J. Munk.
M. Farland, Further observations upon giant cells. Intern, med.
Magazine 1 894, p. 81.
Verf. hatte in einer früheren Arbeit (1892) die Entstehung der Riesenzellen in
den Tuberkeln lediglich auf ein übermSfsiges Wachstum epithelioider Zellen zorück-
geführt, das durch den Reiz der lebenden oder abgestorbenen Bacillen io den Zellen
bedingt sein sollte.
Auf Grund neuerer Untersuchungen modificirt er nun diese Anschauung, indem
er nur für die schmalen Riesenzellen diese Erkllrung beibeba.lt. Dagegen muss für
die breiten Rieseozellen , die gerade besonders charakteristisch für den Tuberkel sind,
auf die alte LAHansKS'scbe Erkllrung zurückgegriffen werden, dass die Riesenzellen
durch die Vereinigung benachbarter Zellen entstehen. Zuerst am Granulationsgewebe,
dann beim Sarkom gelang es Verf. zu beobachten, dass die im Zustande der Koagu-
lationsnekrose befindlichen Gewebszellen allmülig sich aneiander legten und zu Kiesen-
zellen verschmolzen. Bei sorgfkltiger Untersuchung zahlreicher tuberkulöser Gewebe
konnte Verf. endlich an sehr dünnen Schnitten aus einer tuberkulösen Ovarialcyste
so frühe Stadien der Tuberkelbildung beobachten, um die Umwandlung eines ganzen,
aus leicht degenerirten epithelioiden Zellen zusammengesetzten Tuberkels in eine ein-
zige Riesenzelle zu konstatieren. Der freie Raum, der um die Rieseozellen des Tuberkels
und des Sarkoms sich befindet, ist aus dem Zusammenfluss der verschiedenen schmalen
Intercellularspalteo zu erklären. Durch ihn findet auch das Wachstum der Riesenzelle
endlich seine Beschränkung, indem die Verbindung mit den Zellen der Nachbarschaft
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No. 32.
Mahlet. — Martin. — Cohn. — Richter.
573
aufgehoben wird. Diese Bildung tod Riesenzellen kommt nnr bei den geringeren
Graden der Koagulationsnekrose zu Stande; bei stärkeren Veränderungen kommt es
dagegen sofort zur Verkäsung. M. Roihmenn.
Tb. H. Manley, Lesions of the spinal cord with and without
fracture — an experimental and clinical study. New-York. med. Rec.
1893. p. 554.
Aus vorliegender mit 1 1 sehr lehrreichen Holzschnitten versehenen Abhandlung
können hier nur die Schlusssätze wiedergegeben werden: 1) Schwere Verletzungen der
Wirbelsäule infolge Nackenverletznngen ohne Bruch sind selten. 2) Wenn Lähmung
einer Nackenverletzung unmittelbar folgt, so weist dieses sicher auf eine ernste Ver-
letzung des Rückenmarkes hin. 8) Die Brüche, welche das respiratorische Centrum
betreffen (vom 1. bis 5. Wirbel) sind fast regelmäfsig tbtlicb. 4) Die Brüche unter
dieser Stelle sind zuweilen im Bereich operativer Hilfe, wenn die Apopbyseu allein
betroffen sind, und sind sie dann nicht so lebensgefährlich. 6) Brüche des vorderen
knöchernen Umfanges der Wirbel, d. h. des Körpers in den Hals- und den anderen
Regionen sind bei Lebzeiten nicht erkennbar, aber viel häufiger, als gewöhnlich ange-
nommen wird. 6) Die Fractnren im hinteren Umfang der Wirbelsäule vom Typus der
Apopbysenbrücbe werden am leichtesten erkannt und kännen gelegentlich chirurgischen
Eingriffen anheimfallen. 7) Fractnren hier wie an anderen Segmenten der Wirbel-
säule cbaracterisiren sich durch die Neigung keine Verschiebungen einzugeben oder
bei deren etwaigem Eintritt spontan sich zu reponiren. 8) Die Nackenwirbelsäule
kann dauernden Schaden erleiden, ohne dass hiermit zu Lähmung führende Rücken-
markläsionen irgend welcher Art vergesellschaftet sind. p. Gäterboek.
»
E. Martin, Beitrag zur Lehre von tler Polymastie in ihrer Be-
ziehung zur Entwicklung von Brustdrüsengesehwölsten. (Aus der
Breslauer chir. Klinik). Archiv f. klin. Cbir. XLV. S. 580.
Betrifft eine 82jährigen Frau mit Adenofibrom, das von einem Lobulus aberrans
einer überzähligen Brustdrüse seinen Ursprung genommen hatte. Auch in den sonst
in der Litteratur enthaltenen analogen Fällen findet Verf. , dass nicht die wirklichen
überzähligen Brustdrüsen und Warzen zur Geschwulstbildung neigen, sondern dieses
lediglich die Lobuli aberrantes und die durch ihre Abschnürung entstandenen isolirten
Nebendrüsen sind. P. asterbock.
>
H. Cohn, Ueber Abnahme der Sehschärfe im Alter, v. Gräfe’s Arch.
f. Ophthaim. XL. p. 326.
C. fand, dass die Durchschnittsgrftfae der Sehschärfe der Bauern in Schreiberhau
27 26
im 60 Lebensjahre — , im 70. ebensoviel und im 80.— betrug, während Boebma
und Waltber in Leipzig in den betreffenden Lebensjahren Sehschärfen von
66
6 ’
6.2 , 4 6 „ 4.3 3.9 , 3.3 ,
— und — , Dordkb» — , — - und — fanden.
6 6 6 o 6
Horst mann.
G. Richter, Vergleichende Hörprüfungen an Individuen verschie-
dener Altersklassen. Arch. f. Ohrenheilk. XXXVI. S. 150 u. 241.
Auf Grund seiner Untersuchungen an 212 Individuen der verschiedenen Alters-
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574
Fink. — Haan u. Hotssk. — Qpinckk. n. Stühlkn.
No. 32
klassen (10—80 Jahre) kommt R. zu dem Resultat, dass im Alter ein Sinken der
Emp6ndungsscbnelle stattfindet, velrhei in nllen Tonlagen gleichmäfsig anftritt and
sich bei der Flüstersprache, Politzeu's Hörmesser and Taschenuhr durch eine gleich-
mütige Verringerung der Hörweite, bei der Galtonpfeife durch ein Sinken der Per
ceptionsgreme mäfsigen Grades, bei den Stimmgabeln jeder Tonhöhe durch Verkürzung
der Perceptiousdauer für Luft- und Knochenleitung äussert. Schwabich.
Fink, Ueber maligne Transformation gutartiger Geschwülste der
Highmorshöhle. Fränkel’s Aroh. f. Laryngologio I. H. 2.
Wenn auch die Umwandlung einer gutartigen Neubildung in eine bösartige für
die Nase sichergestellt ist, so sind diese Falle doch sehr selten; ganz besonders schon
deshalb, weil Carcinome in der Nase überhaupt nicht blnfig Vorkommen. Ueber die
Umwandlung gutartiger Neubildungen der Highmorshöhle in bösartige ist bisher nichts
bekannt und daher der rom Verf. mitgeteilte Fall too Interesse. Bei einem 33jähr.
Kaufmann der an starker Polypen Wucherung der rechten Nasenhöhle litt, die nach
Entfernung immer wieder recidirirten , stellten sieb heftige Schmerzen in der rechten
Wange etc. ein, die für ein Empyem der Higbmorshöble sprachen. Die Operation
wurde von der Alveole gemacht, es entleerte sich nur wenig Schleim, da die Höhle
mit weichen Geschwulstmassen ausgefüllt war. Die mikroskopische Untersuchung der
entfernten Massen zeigte, dass et sich um myzomatöses und rundzellig infiltrirtes Ge-
webe mit zerstreuten spindelförmigen Zellen handelte. Die Schmerzen dauerten fort
und es entwickelte sich am Proc. zygomaticus wenige Tage spater eine resistente Schwel-
lung, die von stark aufgetriebenen Knochen ausging und schnell an Umfang zuDahm.
Halsdrüsenschwellung. Operation naoh Nblaton. Oberkieferknochen erheblich ver-
dünnt and morsch. In der Kieferhöhle eia Carcinoma medulläre. Metastasen. Tod
2'/i Monate nach der Operation. w. Lubllntki.
De Haan und Iluysse, Het coaguleeren van melk door cholera-
bacteriön. Weekbl. van het Nederl. Tijdscbr. voor Geneesk. 1894, I. No. 7.
Eine Anzahl mit Milch gefüllter Kolben wurde sterilisirt; nach dem 8terilisiren
reagirte die Milch sehr schwach, sauer oder amphoter. In einige Kolben wurde
Na, C09 in andere sterilisirte feine Kreide gebracht, frisch gezüchtete Cbolerabacterien
hinzogefügt , und die Milch im Brutofen auf 37" erwärmt. In allen Kolben war
nach 2 Mal 24 Stunden die Milch kräftig geronnen , die lichtgelbe Flüssigkeit über
dem Kaseinoiederschlag reagirte sehr stark sauer. Das präcipitirte Casein löste sich
in Alkalien auf und konnte nach Filtration durch Asbest wieder durch Säuren als
eine flockige Masse niedergeschlagen werden. Aus der stark sauren Molke und den
sauren Milcbsäurebacillen konnten die Cholerabacterien in Reinkultur erhalten werden.
Hiernach ist es sehr wahrscheinlich, dass der Milchzucker durch den Cholerabacillus
in Milchsäure umgesetzt, und durch diese Säure das Casein niedergeschlagen wird.
George Meyer.
II. Quincke u. A. Stöhlen, Zur Pathologie des Abdomioaltyphus.
Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 15.
Q. züchtete in 8 tätlich verlaufenen Typhusfällen aus dem Knochenmark der
Rippen und des Sternums Typhusbacillen. St. wies in einem Fall von Cerebrospinal-
meningitis, die im Anschluss an Typhus entstanden war, Typhusbacillen im Menin-
gealeiter nach. Scheurien.
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No. 32.
Gillbspik. — Koplik. — Chomatunos.
575
A. L. Gillespie, Some simple raethode for the analyais of the
gastric conteuts. Internat, med. magazine 1893, No. 9.
Q. giebt eine dankenswerte Zusammenstellung der jetzt gangbarsten und zugleich
einfachsten physikalischen und chemischen Methoden zur Untersuchung des Magen-
inhaltes. Er berücksichtigt hierbei folgende Punkte.
1) Farbe, Geruch und sonstige Charaktere der zu untersuchenden Magenflüseigkeit;
Berücksichtigung der nach der Nahrungsaufnahme verflossenen Zeit, der Natur dieser
Nahrung und des Umstandes, ob vorher Wasser zum Mageninhalt zugesetzt wurde
oder nicht.
2) Filtrirung des Mageninhaltes.
8) Bestimmung der Totalacidität.
4) Prüfung auf das Vorhandensein von freier Säure.
5) Ist solches der Fall, so handelt es sich darum, festzustellen, ob dies freie
Salzsäure ist.
6) Prüfung auf organische Säuren.
7) Bestimmung des vorhandenen Pepsins.
S) Untersuchung der Proteide.
9) Prüfung auf Alcohol, Zucker, Blut oder sonstige abnorme Bestandteile.
C. ttosenüial.
H. Koplik, Acute alcoholic intoxication in infants, and the abuse
of alcohol in the gastro-intestinal diaorders of infancy. Mod. News
1893, S. 481.
Im Anschluss an die Arbeiten von Deums und von EiersiR warnt Verf. vor dem
v Missbrauch des Alcohols im Kindesalter als Roborans. Er verwirft seine Anwendung
speciell bei den acuten Erkrankungen des Magendarmkanals der Säuglinge; räth viel-
mehr sich hier auf strenge Regulirung der Diät zu beschränken. Treten Erscheinungen
von Kräfteverfall auf, so räth Verf. kleine Dosen von Strychnin (*/»„ Gran) oder
von Spartein (V«, bis Vs. Gran) zu reichen; auch kleine Dosen von Strophantus oder
Digitalis sind empfeblenswerth, dagegen verwirft er die Anwendung von Campher.
Als gutes Stimulans für das Herz ist dagegen der Alcohol bei Diphtherie, Scharlach,
Masern, Rose und Typhus zu gebrauchen. 8udths««o.
S. Chomatianos, Parapldgie urinaire incoraplöte des membres in
f4rieurs, accompagn^e de Pseudo-Ataxie locomotrice et de para-
lysie du sphincter de la vessie, consdcutives ä un phimosis et
compl&ement gu4ries aprfes l’opöratiou. Le Progris Medical 1893,
1 5. u. 22. April.
Ein b8jähriger Mann litt seit ca. 2 Jahren an einer Balanoposthitis und seit
7s Jahre an einer erheblichen Phimose. Dazu entwickelten sich seit kurzem eine
Parese beider Beine und eine vollständige Blasenlähmung mit Barnträufeln; dabei
bestanden eine auffallende Ataxie der Beine, Rounno’sches Phänomen, Verlust der
Patellarreflexe und reflectorisclie Pupillenstarre, ohne irgend welche Sensibilitätsstü-
rungen. Nach Beseitigung der Phimose besserten sich in kurzem die Lähmungser-
scheinungen, und zwar zuerst die der Blase, dann die der Beine; 40 Tage cc. nach
der Operation wtren die Patellar- und Pupillar-Reflexe ebenfalls wiedergekehrt. Der
schnelle günstige Verlauf lässt eine organische Rückenmarksaffection ausscheiden und
t weist auf eine functionell und refleclorisch (durch die Phimose) bedingte Pseudo-
Ataxie resp. Pseudo-Tabes bin. Ksliscbtr.
Digitizea Dy Gd&gle
576
Smith. — Christovitsch. — Burrt. — Bornträobb.
No. 32
Ch. J. Smith, Stricture of urethra treated by water pressure. Laue.
1894, Jan. 13.
Bei impermeablen Stricturen führt Verf. einen am Ende offenen, elastischen Ca
theter, der mit einem mBglirhst hoch angebrachten Irrigator verbunden wird, bis an
die verengte Stelle ein und lasst gegen diese den Wasserdruck längere Zeit einwirken.
Ea gelingt dann in der Regel, event. nach einigen Wiederholungen des Verfahrens,
ein dünnes Instrument durch die Strictur hindurchzubringen. H. Möller.
A. Christovitsch, Hysldrectomie abdominale supravaginale pour
trois tumeurs fibreuses de l’utörus. Bulletin gön. de Ttaerap. 1893,
No. 32.
Verf. veröffentlicht in extenso die Krankengeschichte einer Patientin, wo er obige
Operation ausführte. 2 Myome waren gestielt, 1 intramural. Der Uterusstumpf
wurde in die Bauchwunde eingenlbt. Die Heilung war glatt. A. Martin.
Buret, De l’inexactitude de la th^orie parth(5nog^n6tique des Kystes
dermoldes de l’ovaire. Gaz. hebdom. 1893, No. 44.
Verf. wendet sich unter Hinweis auf seine und seiner Schüler frühere Arbeiten,
gegen eine obige Theorie verfechtende, preisgekrönte Arbeit (Trevoux) u. erklärt, seiner
Meinung nach sei der Ursprung der Dermoide in fötaler, parasitärer Einschliefsuog xu
suchen und entstünden unter stetigem Wachstum — nicht erst zur Zeit der Pubertät
eintretendem — aus einer zusammengesetzten Zelle. Verfolge man seine Theorie bis
zu den äussersten Grenzen, bis zur ersten Proliferation der Eier, so erhalte man dann
in diesem Falle Zwillinge oder MonstruositSten. Die Dermoide zeigten deswegen um
so entwickeltere Gewebe, je weiter zurück ihr Ursprung, die Einschliefsuog einer zu-
sammengesetzten Zelle reiche. Im Einzelnen wendet sich Verf. noch gegen mehrere
Punkte in der Arbeit Trhyolx und erklärt sich als Gegner der ConHBCtx’schen
Theorie, vom „Schlafe“ der Zellen. A. Martin.
J. Bornträger, Compendium der gerichte&rztlichen Praxis. Leipzig
1894, (Hartung u. Sohn.)
Der Autor, welcher bereits durch seiue Bearbeitung des Chloroformtodes, wie der
Desinfectionslehre seine gesunde Kritik und gewandte Feder bewiesen hat, bewährt
beide Eigenschaften auch in dem vorliegenden Werke. Entsprechend dem Titel sind
die theoretischen Capitel der gerichtlichen Medicin nur in Kürze, zumeizt im Tele-
grammstiel abgehandelt und die Litteratnrangaben sehr sporadisch; doch sind, soweit
wir gesehen haben, anch die Ergebnisse der neueren Forschung fast überall verwertet.
Die gesetzlichen Bestimmungen sind erschöpfend wiedergegeben; die practisebe Seite
des Faches ist bis in die kleinsten Details hinein behandelt; man vergleiche z. B. die
Beschreibung der Vorbereitungen znr Section anf S. 74, 75. So ist ein Bach entstan-
den, welches, wie wir glanben, neben den eigentlichen Lehrbüchern sich für den Ge-
richtsarzt zur Einführung in die Praxis als nützlich nnd bequem bewähren wird ; der
Nutzen des Werkes wird noch dadurch gesteigert, dass es auch die Verhältnisse der
Unfallversicherung in den Bereich der Besprechung zieht and schon deshelb Manchem,
der nicht im Besitz eines Specialwerkes über diese Materie ist, willkommen sein wird.
Fr- 8Crmssmann.
Einsendungen filr Hm Ontralblatt werden an die Adresse des Hm. Prof. Pr. M. Be rn h a rd t (Berlin W.
Fran stoische Strafe« 21) oder an die Vprlagshandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch w» Id in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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r'-^C /U 't4'U
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Wörb »utl leb enrbein*n
1 — 2 IIok«ii ; im Schl UM»
d s* Jahrgangs Titel, Na-
men- und 8acbr«giater.
für die
Preis du Jahrgang«*
2ü Vlark; tu belieben
durch alle Hnchhandlun*
gen und Postanstalt«n.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. *»• August. No. 33.
Inhalt: Voit, OrgaDgewicbt wohlgenährter and hungernder Hunde. — Um.
mabstbr, Ueber Nucleoprotelde. — Mmtssi, GranulationigeschwiiUte mit Fremd-
kßrperriesentellen. — Nikheroali., Verletzung der Vena femoralis communit. —
William, Gbubbr, Ueber Cholerabacillen und Choieraribrio. — Obrr, Dirmrer-
acbluu und ßarmttenose. — Millüb, LungeneotzUndaug kleiner Rinder. — Mi Bub-
irr t and Staw, Hobrlbt, Zur Hirncbirurgie. — Mabclaikb, McMurtry, Gow,
Dravrb, H ysterectomie.
HAdob, Einfluss der Piqüre auf diabetische Hnnde. — Rbattbb, Tod durch
Electricitit. — v. Mositio-Moobbov, Chirurgische Mitteilungen. — Fbuiirb,
Oberlippenfistei. — Uhtboff, Angenstorungen bei Syphilis. — Hamhohd, Facialis-
paralyse nach Hammer - Ambossextraction. — Päan, Interessanter Fall ron Ezslir-
pation der SchilddrQse — Hoorn, Ueber Acne. — Stepp, Das chronische Magen-
geschwür.— Ckopf, Tuberculose der Rinder. — Simpson, Raynaud sehe Krankheit.
— Boiossrnts, Behandlung der Vertigo epileptica. — Dbdirir Holstrn,
Neurotisches Eczem. — Thrilhabbr, Orarialsarcom.
t'. Voit, Gewichte der Organe eines wohlgenährten und eines
hungernden Hundes. Zeitsohr. f Biol. XXX. S. 44 7.
Der Natur der Sache nach besteht die Abhandlung Überwie-
gend aus Tabellen, Ref. muss sich auf Wiedergabe der bemerkens-
wertesten Resultate beschränken.
A. Normaler wohlgenährter Hund von 15.4 Kilo Gewicht —
die Knochen betragen 15.5 pCt. des Körpergewichtes, die Muskeln
39.7 pCt , die übrigen Organe 44.8 pCt. Nach Abzug des Fettge-
webes und des Darminhaltes bilden Knochen 18.1 pCt., die Muskeln
46.4 pCt., die übrigen Organe 35.5 pCt. Von dem Gesammtgewicht
der Weichteile kommen 56.7 pCt. auf die Muskeln, 43.3 pCt. auf
die übrigen Weichteile. Die Knochen der hinteren Extremitäten,
die Muskeln und die Knochen der anderen Extremitäten wiegen fast
* genau gleich viel, nämlich bezw. 21.88— 20.98, 20.51 pCt. des ge-
sammten Gewichts der Knochen. Die Muskeln der vorderen Ex-
tremitäten haben genau dasselbe Gewicht, wie die der hinteren
XXXII. Jahrgang. 87
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578
Hammarstrn, Geber Nacleoprotelde.
No 33
Extremitäten. — Im Gehirn fand sich 4.78 pCt. = 27.02 pCt. des
trocknen Organs, im Rückenmark 7.25pCt. = 27.72pCt. des trocknen
Organa Lecithin (durch Bestimmung des Phosphorgehaltes im Al-
coholextract ermittelt).
B. Hund von 17.4 Kilo nach 22 tägigem Hunger 11.78 Kilo
wiegend. Der Hund hatte 22 pCt. seines Körpergewichts einge-
büfst. Das Gewicht der Knochen beträgt 26.8 pCt. , der Muskeln
33.3, der übrigen Organe 39.8 pCt. des Körpergewichts. Nach Ab-
zug des wenigen noch vorhandenen Fettgewebes und des Darminhaltes
treffen 27.7 pCt. auf die Knochen, 34.4 auf die Muskeln, 37.9 auf
die übrigen Organe.
Aus diesen Zusammenstellungen geht der starke Gewichtsver-
lust der Weichteile gegenüber den Knochen hervor. Setzt man das
Gewicht der Eingeweide = 100, so betragen die Muskeln 52,2pCt.,
die Eingeweide 47.8 pCt. Das absolute Gewicht der Muskeln hat
beim Hungern gewaltig abgenommen. Nimmt man an, dass beide
Hunde gleich viel Muskeln hatten, was allerdings nur annähernd
zutrifft, da der Hungerhund um 2 Kilo schwerer war als der nor-
male, so hat die Musculatur um 43 pCt. abgenommen. Sehr be-
merkenswert ist, dass das Gewicht von Gehirn -f- Rückenmark im
Verhältnis zu der Gesammtmasse der Weichteile gestiegen war: es
betrug beim Hungerhund 1.7 pCt. der Eingeweide, beim normalen
Hund nur 1.1 pCt. Der Gehalt an Lecithin betrug beim Gehirn
5.06 pCt. des frischen, 26.46 pCt. des trocknen Organs, beim Rücken-
mark sind die entsprechenden Zahlen 7.72 und 29.26 pCt. Die
Knochen' des hungernden Hundes sind etwas reicher an Wasser,
als die des normalen, nämlich 49.79 gegeu 44,64 pCt. In der Arbeit
finden sich die Gewichte der einzelnen Organe, sowie ihr Procent-
verhältniss, ebenso die Gewichte bestimmter Muskelgruppen an-
gegeben.
Der eigentliche Zweck der Untersuchung, nämlich die Ermitt-
lung des Gewichtsverlustes der einzelnen Organe beim Hungern
konnte nicht erreicht werden, da der Hungerhund 2 Kilo mehr
wog, als der Vergleichahund. E. Salkowski.
O. Ham marst eil, Zur Kenntniss der NucleoproteSde. Zeitschrift f.
physiol. Chemie XIX. S. 19.
Aus dem Heifswasserextrakt von frischem Pancreas lässt sich
durch 0.1 — 0.2 proc. Salzsäure ein Nucleoprotefd ausfällen, das C
43.6, H 5.5, N 17.4, S 0.7 und P 4 5 pCt. enthält; beim Kochen
mit verdünnter Mineralsäure neben einem Kupferoxyd reducirenden
Körper Nucleinbasen, vorwiegend Guanin liefert. Bei Verdauung
mit künstlichem Magensaft wird Nuclein mit 5.21 pCt. P abgeschie-
den. Die reducirende Substanz, deren Reingewinnung noch nicht
geglückt ist, löst sich in Wasser und Alcohol, schmeckt süfslich-
bitter, gibt starke Reaction auf Pentosen mit Phloroglucinsalzsäure
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No. 33. Manassk, Granulationsgeschwülste m. Frenadkörperriesenzellen. 579
und bei der Destillation mit Salzsäure Furt'urol. Das Osazon ist
schwer löslich in kaltem, leicht löslich in heilem Wasser, schmilzt
bei 158 — 160°, steht also den Pentaglycosen am nächsten. Wegen
vieler Einzelheiten vergl. Orig. — Zum Schluss schlägt Verf. vor,
als Nucieoalbumine nur solche P-haltige Eiweifsstoffe zu bezeichnen,
^ die, wie das Casein, keine Proteide sind und bei der Pepsinver-
dauung ein Pseudonuclein (Kussrl’s Paranucleine) liefern; als Nu-
cleoprotelde alle diejenigen Proteide, welche bei der Pepsinverdau-
ung neben Albumosen als Spaltungsproduct echtes Nuclein (Ver-
bindung von Eiweifs mit Nucleinsäure) und bei weitergehender Zer-
setzung auch Nucleinbasen, sogen. Xanthinkörper geben.
J. Munk.
E. Mauasse, Ueber Granulationsgeschwölste mit Fremdkörper-
riesenzellen. Virch. Arch. 1884, Bd. 136. (245 — 263).
Verf. hat in einer gröfseren Zahl von Fällen kleine polypöse
Wucherungen des äufseren Gehörgangs, des Trommelfells und der
Paukenhöhle einer genauen microscopischen Untersuchung unter-
worfen. Diese auf einer entzündlichen Stelle gewachsenen Granu-
lationspolypen zeigten als Grundgewebe gefäfsreiches Granulations-
gewebe mit jugendlichem Bindegewebe gemengt. In alten Fällen
lielsen sich Riesenzellen konstatiren, die teilweise kolossale Dimen-
sionen erreichten und bis zu 70 Kernen aufwiesen. Dieselben lagen
gewöhnlich um abgestorbene Epidermiszellen herum; in selteneren
Fällen fanden sich auch Epidermisschollen als Einschlüsse der Rie-
senzellen, ferner auch Cholesterinkrystalle. Es handelt sich hier
also um Fremdkörperriesenzellen. Die Granulome, durch den ent-
zündlichen Process verursacht, erhalten erst durch den Reiz der
Fremdkörper die Riesenzellen. Die Epithelien können auf zweierlei
Art in das Granulationsgewebe hineingelangen, indem sie entweder
lebend von letzterem umwachsen, abgeschnürt und zum Absterben
gebracht werden oder als bereits abgestorbene Epidermisschuppen
an der granulirenden Wundfläche haften bleiben und umwachsen
werden. Die letztere Erklärung ist auch für die Cholesterintafeln
heranzuziehen. Die Riesenzellen bilden sich aus den Granulations-
zellen, sei es durch Eigenwachstum einer Zelle oder durch Con-
fluenz mehrerer. In 2 Fällen waren sie im Verlauf der Lyrnph-
gefäfse nachweisbar; man muss hier annehmen, dass Lymphbahneu
mit offenen Lumen auf der Oberfläche des Granulationsgewebes
endigten.
Verf. hat nun dieselben Verhältnisse experimentell zu erzeugen
versucht, indem er bei einem Hunde ein Stückchen Haut unter eine
Sehne oder Fascie brachte und die Wunde schloss. Alsdann liefe
sich nach 6 Tagen bereits, am schönsten jedoch nach 14 Tagen,
eine Riesenzellenneubildung um die abgestorbenen Epidermiszellen
herum konstatiren. M. Rothmann.
37*
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580
Nikbrroall, Verletzung der Vena femoralis communis.
No. 33
Niebergall, II. Die Verletzung der Vena femoralis communis am
PooPART’schen Bande, ihre Folgen und ihre Behandlung. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. XXXVII. S. 268.
Aus der Ober 100 Seiten starken, das Thema erschöpfenden,
von mehreren tabellarischen Uebersichten und zahlreichen Litteratur-
angaben begleiteten Abhandlung zieht Verf. eine Reihe von Schluss-
folgerungen, von denen wir die wichtigsten wiedergeben.
Die W. BttAUN’sche Ansicht, dass für gewöhnlich infolge der
Wirkung der Venenklappen kein venöser Kreislauf neben der V.
fern. comm. vorhanden sei, ist zweifellos richtig. Die von dem-
selben aber gezogene Schlussfolgerung, dass jede plötzlich eintre-
tende Verschliel’sung der V. fern, am Lig. Poupart. infolge von
eintretender Stauung zur Gangrän der Extremität führen müsse,
und dass daher bei Verletzung der Vena an dieser Stelle nur die
sofortige Unterbindung der Arterie Hilfe bringen könne, ist nicht
zutreffend. Nach H. Braun werden vielmehr bei mittlerem Arterien-
druck nach Unterbindung der Ven. fern, am Lig. Poupart. die Klappen
in den venösen Anastomosen überwunden, schlussunfähig und dadurch
wirkliche Collateralbahnen hergestellt, sodass die Arterie bei der
betr. Verletzung offen zu lassen ist. Die nach Venenunterbindung
bei offengelassener Arterie eintretenden Stauungserscheinungen sind
Folge des im venösen System auf die Höhe des arteriellen gestie-
genen Druckes und stellen eine Selbsthilfe der Natur zur Ueber-
windung der Widerstände dar. Entsprechend der mehr oder minder
schnellen Eröffnung der Collateralbahnen gehen die für die Existenz
des Gliedes bedrohlichen Stauungssymptome zurück. In einzelnen
Fällen hielten eie überhaupt nur wenige Stunden an. In 25 Fällen
von totaler Unterbindung der V. fern. comm. gelegentlich von zu-
fälligen Verletzungen derselben bei Geschwulstoperationen trat nicht
ein einziges Mal Gangrän ein. Von den bei Ligatur nach diesen
zufälligen Verletzungen der Vena eintretenden Circulationsverände-
rungen sind nur graduell diejenigen verschieden, welche nach Unter-
bindung der V. fern, infolge plötzlicher Traumen sich zeigen. Unter
10 hiehergehörigen Fällen kam es allerdings 1 Mal zu Gangrän,
aber dem betr. Falle, welcher lange vor der antiseptischen Aera (vor
1813) durch Ruux operirt worden, kann heute keine principielie
Bedeutung mehr beigelegt werden, zumal da die übrigen 9 Fälle
nicht nur ohne Gangrän, sondern auch ohne besonders bedrohliche
Erscheinungen verlaufen. Dagegen hat die gleichzeitige Unter-
bindung von Arterie u. Vene wegen Verletzung sei es der Vene allein
sei es beider Gefäfse eine ungünstige Prognose; auf die Fälle von
Venenverletzung bei Geschwulstexstirpationen kamen 62.5 pCt., auf
die bei Traumen 50 pCt. Gangrän. Immerhin wird hierdurch kein
Anlass zur Primäramputation gegeben, man soll vielmehr den Er-
folg der Ligaturen abwarten und erst dann bei Gangrän se-
cundär amputiren. Den Grund für diese schlechten Resultate sieht
Verf. in der Arterienunterbindung, welche die Uebertragung des
zur Ueberwindung der Klappen nötigen Druckes auf die venösen
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No. 33. Nikbbroau., Verletzung der Vena femoralis communis. 581
Bahnen hindert. Begünstigt wird die Gangrän ferner durch die locale
Anämie nach Arterienligatur (besondere nach grofsen Blutverlusten,
Herzschwäche, Arteriesclerose etc.) sowie durch die Blutinfiltration
der Gewebe und Gefäfsscheiden. Letztere wirkt durch ihren Druck
circulationserschwerend und ausserdem die Gerinnung fördernd, in-
dem namentlich durch die dünne Venenwand Fibrinferment aus dem
Extravasate Aufnahme findet. Die Gründe, die man für die Arterien-
ligatur bei Verletzung der V. fern. comm. früher beigebracht, sind
nicht stichhaltig; abgesehen davon, dass der Erfolg häufig ausblieb,
wurde durch die Herabsetzung des Arteriendruckes der Widerstand
der venösen Klappen gegen Herstellung eines Collateralkreislaufes
unüberwindlich.
Trotz der vorstehend bewiesenen Unschädlichkeit der Venen-
ligatur bei Verletzung der V. fern. comm. am Lig. Poupart. kann
es unter Umständen wünschenswert sein, einer der seitlichen Ver-
schlussmethoden den Vorzug zu geben. Compression, bezw. anti-
septische Tamponade ist bei günstigen Verhältnissen (kleiner Weich-
teil- und Gefälswunde durch Trauma) zu empfehlen, weniger die
seitliche Ligatur wegen der Gefahr primärer Blutung infolge Ab-
gleitens des Fadens. Sicher und leistungsfähig sind dagegen die
Venennaht und die seitliche Abklemmung mit 24 stündigem Liegen-
lassen des Instrumentes. Welches Blutstillungsverfahren man zu
wählen hat, hängt von der Beschaffenheit der Gefäfswände und der
Art der Verletzung selbst ab. Maligne, die Vene durchwachsende
Geschwülste bedingen bei ihrer Ausrottung Resection derselben mit
darauffolgender circulärer Ligatur; letztere ist überall auch erfor-
derlich, wo der gröfsero Teil des Umfangs oder die hintere Wand
der Vene betroffen ist. Man unterbinde das obere und untere Ende
des Gefäfsex möglichst nahe der Wunde unbeschadet der Haltbar-
keit der Ligatur; eine dritte Ligatur ist nur dann erforderlich,
wenn die Einmündung der Ven. profund, zwischen die Ligaturen
fällt. Bei kleinen Verletzungen, bei Geschwulstoperationen, bei
denen die Verhältnisse klar zu Tage liegen, ist nicht die minder
verlässliche Tamponade, sondern namentlich, wenn diese beim ersten
Versuch nicht zum Ziel geführt hat, die Venennaht oder die Ab-
klemmung angezeigt. Bei Vorausgehen eines Trauma ist der Blut-
stillung meist die Erweiterung der Wunde voranzuschicken, zumal,
da häufig der Charakter der Blutung nicht sicher ist. Nur bei
gleichzeitiger Verletzung von Arterie und Vene (bezw. bei gleich-
zeitiger Durchschneidung von beiden bei Geschwulstoperationen)
ist die Arlerienligatur zulässig, man muss aber dann auf Gangrän
gefasst sein. Immer hat der Blutstillung peinlichste Entfernung
aller Extravasate und verticale Suspension oder wenigstens er-
höhte Lage des betr. Schenkels zu folgen , dagegen sind alle
Maßnahmen für Herabsetzung des Arteriendruckes (Compression
der Arterie, Ligatur der A. femor. superfic. [PilchkhJ) durchaus
zweckwidrig. P. Güterbook.
582 William, Grcbrb, Ueber Choler&bacillen und Choleravibrio. No. 33
1) William, Versuche Ober die Verbreitung der Cholerabacillen durch
Luftströme. (Aus dem hygien. Institut d. Univ. Breslau). Zeitschr.
f. Hygiene 1893, XV. S. 166.
2) (»ruber, Ueber die bacteriologische Diagnostik der Cholera und
des Choleravibrio. Ebenda, 1894, XX. S. 123.
1) Der Verbreitung der Bacterien durch die Luft wird wieder
erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Für Typhus- und Cholera-
bacillen ist dieser Verbreitungsmodus neuerdings von kompetenter
Seite behauptet worden. Auf Flüsgk’s Anregung prOfte Verf. die-
sen Verbreitungsmodus am Choleravibrio. Er verstaubte in einem
Holzkasten mit leichtem Staub gemischte Cholerabacillen und saugte
an einer vis-a-vis gelegenen Stelle des Kastens die Luft an, deren
Staub sich in Spiralen die mit Lävulose bestrichen waren nieder-
schlug; von diesem gofs er Platten. Seine Resultate resömirt Verf.
dahin: Obgleich wir alle för die Uebertragung der Cholerabacillen
durch Luftströme möglicherweise gOnstigen Bedingungen berücksich-
tigt haben, ist uns doch niemals eine auf die practischen Verhält-
nisse Obertragbare Luftinfection gelungen. Schon durch einfache
Vermischung mit dem trockenen Staube gingen die Cholerakeime
(Bouillon - Kulturen) in wenigen Stunden zu Grunde, noch
schneller wenn ein Luftstrom durch den Staub geleitet wurde.
Wurde der mit Cholerakultur getränkte Staub in einem gröfseren
Luftraum verteilt, so gelang es nicht, lebensfähige Keime aus dem-
selben aufzusaugen. Eine Fortführung lebender Cholerakeime aus
einem mit Cholerastaub erfüllten Raume entgegen ihrer Schwere ist
uns in keinem Falle geglückt. Nur indem wir mit Cholerabacillen
imprägnirten Staub unmittelbar in ein geeignetes Nährsubstrat
hineinfallen liefsen, konnten wir einen ganz verschwindenden Bruch-
teil der Bacillen lebend erhalten. Die Cholerabacillen sind also
nicht im Stande, an in der Luft schwebenden und von der Luft
fortbewegten Staubpartikelchen haftend, sich eine messbare Zeit auf
erheblichere Entfernungen hin lebend zu erhalten.
2) Die Schlüsse, die G. aus seinen kritisch experimentellen
Studien zieht, lauten folgendermassen:
Die Lehre Koch’s, dass bei Cholera asiatica im Darm regel-
mäfsig und ausschliefslich Vibrionen Vorkommen, welche sich von
allen anderen im menschlichen Darme und seinen Ausscheidungen
bisher aufgefundenen unterscheiden lassen, und damit die Lehre von
der ätiologischen Bedeutung dieser Mikrobien stehen im wesentlichen
noch unerschüttert, wenn auch mancherlei Beobachtungen es not-
wendig erscheinen lassen, durch fortgesetzte Forschungen diese
grundlegenden Aufstellungen auf ihre Richtigkeit auch weiterhin
noch zu prüfen. 2) Es ist möglich, dass die bei verschiedenen
Choleraepidemien aufgefundenen Vibrionen mehreren, nahe ver-
wandten Arten angehören. Jedenfalls tritt der Choleravibrio in
mehreren, morphologisch untereinander beträchtlich verschiedenen
Abarten auf. 3) Die Unterscheidung der Vibrionen überhaupt und
insbesondere die der Choleravibrionen von den anderen Sorten ist
Digitized t
No. 83.
OsBft, Darmversohluas and Darmstenose.
583
schwierig und unsicher. 4) Ein Teil der bisher aufgestellten Unter-
scheidungsmerkmale der Choleravibrioncn ist unbrauchbar, ein an-
derer Teil hat nur die Bedeutung von Merkmalen ganzer Gruppen
von Vibriosorten und genügt daher in schwierigen Fällen zur end-
gültigen Erkennung nicht. Hier sind zu nennen: Oie Gelntine-
stichkultur, die Agarkultur, die Kartoffelkultur, die Bouillonkultur,
das Verhalten in Milch, die Reaction mit Lakmusbouillon , die Ni-
trosoindolreaction und die intraperitoneale Infection der Meer-
chweine; (letztere zwei Reactionen hat bekanntlih Koch in seiner
jüngsten Cholerapublication für eehr mafsgebend bezeichnet.). 5) Das
relativ verlässlichste Unterscheidungsmerkmal der Koca’schen Vibri-
onen scheint in den mikroskopischen Eigentümlichkeiten der ganz
jungen Kolonien in 10 pCt. Nährgelatine gegeben zu sein. Wenig-
stens habe ich diese Eigentümlichkeiten bisher bei keiner anderen
Vibrionenart, ausser dem Vibrio Dkskkk in solcher Konstanz ange-
troffen Die bezüglichen Beobachtungen müssen aber unter Ein-
haltung ganz bestimmter Bedingungen angestellt werden, um einiger-
massen brauchbar zu sein. Das Aussehen typischer Choleravibrio-
kolonien habe ich bisher noch bei keiner Vibriosorte anderer Her-
kunft angetroffen. 6) Die Unzulänglichkeit der bacteriologischen
Methodik bringt — soweit wir vorläufig erkennen kOnnen, wenig
Schaden bei der Untersuchung der Choleraverdachtsfälle, da die
bisher ausser den Choleravibrionen in den menschlichen Darm-
absonderungen gefundenen Vibrionen sich von diesen in leicht er-
kennbarer Weise unterscheiden und der Vibrionenbefund bei der
Mehrzahl der Cholerafälle durchaus charakteristisch ist. 7) Dagegen
erwecken alle angeblichen Funde von Choleravibrionen in anderen
Objecten als in Darmabsonderungen, die im Zusammenhänge mit
Choleraerkrankungsfällen gemacht worden sind, sowie alle Identi-
ficirungen von Wasaervibrionen, die ohne erkennbaren Zusammen-
hang mit der indischen Cholera aufgefunden worden sind, mit dem
KocH’schen Vibrio berechtigte Zweifel. Scheurlen.
L. Oser, Aphoristisches über Diagnose und Therapie des Darm-
verschlusses und der Darmstenose. Wiener med. Wochensohr. 1894,
No. 8.
Ein Darmverschluss muss so zeitig diagnosticirt werden, dass
der Chirurg im Stande ist, mit Aussicht auf Erfolg eingreifen zu
können. Die Frage aber, ob ein Darmverschluss besteht, ist meist
durchaus nicht leicht zu beantworten. Die pathognostischen Symp-
tome, die bei der Darmstenose auftreten, kann man zweckmäfsig
einteilen in solche, welche vor dem Hinderniss d. h. diesseits liegen,
und solche, die jenseits des Widerstandes zur Erscheinung kommen.
Zu den ersteren gehören in erster Linie Schwappen oder F'luctuation
in den oberhalb des Hindernisses gelegenen Darmhöhlen, beruhend
584
Mili.rr, Lungenentzündung kleiner Kinder.
No. 33
auf einer Transsudation in die Darmhöhle. Es folgt sodann die
gesteigerte und veränderte Darmperistaltik, eventuell Darmtetanus.
Ein ferneres Moment ist das Erbrechen, welches gleichfalls für
einen gesteigerten Widerstand spricht. Der Meteorismus ist ein
sehr vieldeutiges Symptom. Dagegen besitzt öfters ein initialer
Schmerz groi’se diagnostische Bedeutung. — Unter den Symptomen,
welche jenseits des Widerstandes entstehen, ist in erster Linie die
Verstopfung zu nennen. Selbstverständlich kann oft auch das Hinder-
niss selber Symptome machen, bei Vorhandensein eines Tumors,
eines Exsudates von Adhäsionen u. s. w. Allgemeine Symptome
als da sind kleiner, filiformer Puls, Collaps, Indicanurie haben gar
keinen diagnostischen Wert. — Was die Behandlung betrifft, so
dürfen Abführmittel niemals gegeben werden, es sei denn, dass es
sich sicherlich nur um Coprostase handelte. Dagegen sind Irriga-
tionen empfehlenswert, am besten unter Anwendung nicht zu starken
Druckes, Einblasungen von grofsen Mengen Luft oder Kohlensäure-
klystiere haben etwa den Wert von Massenirrigationen, doch müssen
dieselben mit grofser Vorsicht ausgeführt werden. Der Wert der
Punction geblähter Darmschlingen ist ein zweifelhafter. In der
Hauptsache bleibt aber der chirurgische Eingriff in schwierigen
Fällen das sicherste therapeutische Agens. C. Rosenthal.
N. Miller, Ueber Lungenentzündung bei kleinen Kindern. Jahrb.
f. Kinderheilk. XXXVII. S. 1 13.
Die ausserordentliche Häufigkeit der Pneumonie bei Kindern
der ersten 6 Lebenswochen zeigt folgende Statistik des Moskauer
Findelhauses. Von 155459 Kindern dieser Altersstufe litten */4
der Gesammtzah! an Krankheiten der Alhmungsorgane und starben
14411 an Lungenentzündungen. Die grösste Mortalität fällt auf
den Monat August. — Die Ursachen der so häufigen Erkrankung
sind z. Th. anatomisch physiologische Eigentümlichkeiten der Neu-
geborenen, insbesondere die Neigung ihrer Lungen zur Atelektase.
Congenitale Pneumonien werden selten beobachtet und die Diagnose
derselben am Lebenden ist fast unmöglich. Die congenitalen Pneu-
monien sind entweder septischer oder syphilitischer Natur; erstere
sind sehr oft lobär und diffus, letztere können sich in verschiedenen
anatomischen Formen äussern: pneum. gelatinosa, alba, gummosa,
interstitialis fibrosa, doch sind diese Formen selbst bei Kindern mit
congenitaler Syphilis sehr selten. — Von den acquirirten Pneumo-
nien sind */s secundär, '/j primär. Die häufigste Art sowohl der
primären als secundären Lungenentzündung ist die Bronchopneu-
monie in lobulärer oder lobulär confluirender Form. Primäre Pneu-
monien pflegen aber weit öfter als secundäre rein lobäre zu sein,
den croupösen ähnliche; alsdann sind sie meistenteils einseitig und
dabei häufiger rechtsseitig. Die sie nicht selten complicirenden
Pleuritiden pflegen gewöhnlich fibrinös, sehr selten eitrig zu sein.
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No. 33.
MoBobnky and Srsw, Hobsley, Zar Hirnchirurgie.
585
Secundäre Pneumonien sind meistenteils doppelseitig, selten einseitig,
wobei die rechte Lunge ebenfalls häufiger befallen wird als die
linke. — Primäre Pneumonie gesellt sich relativ selten zu ange-
borener Lungenatalektase; sehr oft, aber nicht immer, entwickelt
sie sich aus einer Bronchitis, Laryngotracheitis und Grippe. Oie
secundäre Bronchopneumonie entsteht nicht selten aus Lungenhypo-
stase oder infolge acquirirter entzündlicher Lungenatelektase. (Kro-
maybr). — Die erworbenen septischen Pneumonien sind oft inter-
stitiell, doppelseitig und mit eitriger Pleuritis complicirt. — Die
sogenannten cerebralen, durch Meningitis complicirten Pneumonien,
werden bei kleinen Kindern sehr selten beobachtet; selten ist auch
die hämorrhagische Form der Pneumonie; jene kommt fast aus-
schliefslich bei primär lobären Formen der Pneumonie vor, diese
wurde relativ oft bei secundären Bronchopneumonien gefunden. —
Als Endausgänge der Pneumonie waren selbst bei sehr kleinen
Kindern, wenn auch selten, Lungenabscesse, Lungengangrän und
chronische Lungenentzündungen ; käsige und tuberculöse Formen
mit Entstehung grofser Lungencavernen und stark ausgesprochener
käsiger Entartung der Bronchialdrüsen. Allgemeine Miliartubercu-
lose wurde nur in Ausnahmefällen angetroffen. — Pneumonien
kleiner Kinder waren sehr oft ('/* aller Fälle) mit Pleuritiden com-
plicirt, wobei fibrinöse Pleuritiden öfters bei primär- lobären Pneu-
monien beobachtet wurden und eitrige bei lobulären Bronchopneu-
monien. Pleuropneumonien waren öfters doppelseitig. Stadthagen.
1) Ch. McBurney and M. A. staw, A contribution to cerebral
surgery. Amer, Journ. of the Med. Scienc. 1898, April.
2) V. Horsley, Discussion on the treatment of cerebral tumours.
Read in the Section of Surgery at the annual meeting of the
British Medic. Assoc., Newcastle August 1893. Brit. med. Journ.
1893, Deo. 23.
1) Einschliefslich der 3 hier beschriebenen Fälle von operirten
Hirntumoren sind 87 beschrieben; in 23 Fällen wurde der Tumor
nicht gefunden, in 3 nicht entfernt, in 40 mit Erfolg entfernt und
in 20 mit tötlichem Ausgang. In 13 von den 87 Fällen handelte
es eich um einen Kleinhirntumor; bei diesen 13 war die Operation
nur in 2 Fällen erfolgreich. — Im ersten der 3 neuen Fälle han-
delt es sich um ein Sarcom der linken Frontalgegend, das mit töt-
lichem Ausgange entfernt wurde. Der Kranke hatte 1890 einen
Anfall von Convulsionen, 1891 Kopfschmerz, Erbrechen, Sehschwäche
und Abnahme der Intelligenz gezeigt; dazu traten rechtsseitige
Hemiparese, Neuritis optien links mehr als rechts etc. — Im 2. Fall
lag ein Fibro-Sarcom des Cerebellum und Pons vor; die Operation
verlief mit letalem Ausgang. Eis bestanden Kopfschmerz, Ohren-
sausen, Schwindel, Taubheitsgefühl der linken Gesichtshälfte, Doppel-
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586
McBoknky and Staw, Horsi.kt, Zar Hirnchirurgie.
No. 33
sehen und zunehmende Sehschwache, ferner Nystagmus, geistige
Stumpfheit, Stauungspapille, linksseitige Taubheit, schwankender
Gang mit Neigung nach rechts zu fallen, Schwäche der rechten
Hand und Steigerung der Sehnenreflexe rechts. — In 16 von 20
Kleinhirntumor-Fällen (V5) trat das Schwanken nach der entgegen- )
gesetzten Seite der Läsion ein, wie in dem hier beschriebenen
Falle. — Im 3. Fall, der auch letal endete, lag ein Gliom des
Kleinhirns vor; es bestanden Kopfschmerz, Erbrechen, Erblindung,
Neuritis optica, Nystagmus, Schwanken beim Gehen, Neigung nach
links zu fallen. — Von 13 operirten Kleinhirngeschwülsten wurde
in 6 Fällen der Tumor nicht gefunden, und die 5 Kranken starben
nach der Operation; in 2 Fällen wurde der Tumor mit tötlichem
Ausgange entfernt; in 2 Fällen konnte er nicht entfernt werden;
auch diese verliefen tätlich; in einem Falle wurde er gefunden und
nicht entfernt; und nur in einem Falle von den 13 wurde er mit
Erfolg entfernt. Während sich so die Mortalitätsziffer bei operirten
Kleinhirntumoren auf 75 pCt. beläuft, beträgt dieselbe bei Grofs-
hirntumoreo 51 pCt. S. Kaiischer.
2) Der berühmte Chirurg beleuchtet seinen Gegenstand von
drei Gesichtspunkten aus. Er bespricht zuerst die Behandlung der
Fälle vor dem chirurgischen Eingriff. Für die Stellung der Diag-
nose hält er die drei cardinalen Allgemeinsymptome (Neuritis opt.,
Kopfschmerz und Erbrechen) für weniger wichtig als die Beiz- u.
Ausfallsymptome und den progressiven Character des Leidens. Von
grofser Bedeutung sei , wie lange man die verdächtigen Fälle arz-
neilich mit Mercur und Jod behandeln solle, ehe man zur Hinzu-
ziehung des Chirurgen schreite. H. meint, dass, wenn durch Me-
dicamente innerhalb dreier Monate keine Besserung oder gar eine
Verschlechterung eintrete, die chirurgische Behandlung in Betracht
zu ziehen sei, er befinde sich hier in Uebereinstimmung mit Starr.
Jener Behandlung seien ja allenfalls die luetischen Tumoren zu-
gänglich, aber auch darüber lasse sich streiten, während eine gün-
stige Reaction andersgearteter Geschwülste auf Jod nur sehr vorüber-
gehend in die Erscheinung trete und dann oft den Zeitpunkt für
den chirurgischen Eingriff versäumen lasse. Was dann zweitens
die Tumoren betrifft, bei welchen operirt werden musste, so glaubt
H., dass man auch Gummata entfernen müsse, weil sie eine pro-
gressive Meningitis um sich verbreiten, welche leicht verhängnisvoll
werden kann; sodann glaubt H., dass man auch zur Linderung der
drei obengenannten Allgemeinsymptome operiren müsse. Drittens
spricht H. Ober die Technik der Trepanation: Er verwirft den Ge-
brauch von Hammer und Meifsel und die osteoplastiche Methode
und operirt in zwei Zeiten und tamponirt die durch Entfernung des
Tumors entstandene Höhle. An der Discussion beteiligten sich
Macewbn, IIabhissun, Pabkeb etc. M. Brasch.
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No. 33 Manolaihk, MoMprtrt, Qow, Dbavbb, Hysterectomie. 587
1) P. Manclaire, Du Manuel Op^ratoire de L’Hyst4rectomie va-
ginale. Annales de Gyn, etc 1893, Oct.
2) McMurtry, Hysterectomy. The medical and sargical reporter 1894,
3. February.
3) V. J. Gow, Vaginal hysterectomy for cancer. The Praotitioner
March 1894. (No. 309, Vol. 52. No. 3).
4) J. B. Deaver, Vaginal hysterectomy. The medical and surgical
Reporter. 1894, S. 636.
1) Verf. berichtet zunächst Ober die Geschichte der Hysterec-
tomie, giebt dann eine Schilderung der dabei verwandten Ligatur
und der Klemme. Bei der Hysterectomie sei zuerst die Lage und
Beweglichkeit, Gröfse des Uterus zu prOfen und ob Anhänge frei
sind. Schildert dann zunächst das MARTm’sche Verfahren durch
Ligaturen, Herausschälung des Uterus nach hinten, dann das von
Richblot, Pkan durch Klemmen , Uterus nach vorn herausgewälzt
und Abklemmung der Bänder durch Klemmen mit kurzem Maul.
Verf. geht dann auf das Verfahren der Zerstückelung und der
Zerschneidung des Uterus ein bei grofsen nicht adkärenten, sowie
bei vollkommen adhärentem Uterus. Modification dieser PtäAn’schen
Methode.
1. Durch Müllbb: Zerschneidung des Uterus in 2 symmetrische
Hälften und dann die Seiten unterbinden.
2. Durch Guknc: löst das Collum ab, setzt Zangen an die
Portio vorn und hinten, schneidet dann in der Mitte vorn und hinten
durch und setzt die Zangen allmälig höher, schneidet immer weiter
ein, bis er mit dem Finger hinter den Uterus kommt, schneidet
denselben mitten durch, klemmt die Ligamente ab, unterbindet eie,
vernäht das Peritoneum. Vorzug vor dem MöLLKh’schen Verfahren:
MOlckr’s Verfahren nur bei Carcinom, Er auch bei hinter dem Ute-
rus gelegenen Tumoren.
3. Doybn: Circulär-Schnitt, Eröffnung des Douglas, Haupt-
schnitt in Form einer lateinischen Fünf.
4. Verf. beschreibt dann zuletzt das Verfahren von Chapüt.
Bei vollkommenen adhärentem Uterus ist das Verfahren genau
dasselbe.
2) Verf. berichtet Ober 2 Fälle von Uterusexatirpation, von denen
der erste ein Cervixcarcinom war mit rechtsseitigem Pyosalpinx.
Letzterer platzte, der Eiter lief durch die Vagina ab, die Patientin
genas. Verf. hält die Totalexstirpation bei malignen Geschwülsten
fOr die einzig indicirte Operation.
Im Anschluss an den zweiten Fall Myom mit intraperitonealer
Stielversorgung gleichfalls Heilung betont er die Unzuverlässigkeit
der symptomatischen nicht operativen Behandlung und hält die
alleinige Entfernung der Adnexe nur fOr den Anfang indicirt. Die
extraperitoneale Methode der Stielversorgung hält er für die beste,
besonders bezüglich der Gefahr einer Nachblutung.
3) Verf. berichtet über 8 eigene Fälle, um die Operation in
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588
Hedon. — Kkattbb.
No. 33
England mehr einzubürgern , wo sie in dem Glauben einer
gröfseren Operationsmortalität lange nicht so verbreitet ist wie in
Deutschland.
Sie beträgt nach Zusammenfassung einiger gröfseren englischen
Reihen 4.89. Endgültige Heilungen findet er in 55 pCt. der Fälle.
Er betont die Notwendigkeit strengster Asepsis. — In der Ge-
fäfsversorgungsfrage benutzt er principiell Ligaturen, nur in beson-
deren Fällen Klemmen. Er umsticht die Lig. partieenweise mit bei-
den Seiten abwechselnd mit Aneurysmanadel.
Die supravaginale Amputation befürwortet er nur bei Intactsein
des grössten Teils des Cervicalkanals. Wo irgendwie Zweifel be-
stehen ob die Operation ohne Eröffnung des Douglas im Gesunden
möglich, macht er lieber die Totalexstirpation.
4) Nach kurzer Besprechung der Symptome, Diagnose, Prog-
nose, Complicationen, der anatomischen Verhältnisse, der Operation,
wobei D. die Methode der Unterbindung, derjenigen der Anwen-
dung der Klammern vorzieht, weil erstere chirurgischer ist, be-
schreibt er 4 von ihm mit Erfolg operirte Fälle. A. Martin.
E. Hedon, Influence de la piqüre du plancher du quatrifeme ven-
tricule chez les animaux rendus diab4tiques par l’exstirpation du
pancreas. Arch. de pbysiol. 1894, p. 267.
Verletzt man Hunden, die infolge Ausrottung des Pancreas diabetisch geworden
sind, den Boden des 4. Ventrikels, so wird der Diabetes noch stärker als zuvor, so
z B. steigt die Zuckerausscheidung durch den Harn in Procenten von 5 — 6 auf 6— 10
resp. von 9 — 10 auf 18 — 16. Da die Ausscheidung von Harnstoff nicht immer und
auch nicht sehr beträchtlich zunimmt, so kann der Zucker kaum aut reichlicher zer-
fallenem Eiweifs kommen; aber wobl auch nicht aus Kohlehydraten, weil im Pancreas
diabetes das Glycogen sehr schnell schwindet und die Steigerung in der Zuckerzufuhr
durch die Piqüre auch bei hungernden Tieren auftritt. Zugleich ergibt sieb, dass die
Piqüre nicht durch eine Einwirkung auf das Pancreas zum Diabetes führt.
J. U unk.
J. Kratter, Ueber den Tod durch Electricität. (Vorläufige Mit-
teilung). Wiener klin. Wochensohr. 1894, No. 21.
Bei einem 26jährigen Manne trat durch Berührung des Kabelendes einer elec-
triseben Beleuchtungsanlage mit Wechselstrom von 1600 — 2000 Volt Spannung in
wenigen Minuten der Tod ein. An der BerUhrungsstelle am Zeige6nger sowie an
einer Stelle des Rückens, mit der der Mann an einer eisernen Traverse angelehnt
stand, bestanden Brandwunden, an letzterer Stelle bis auf deo Knochen reichend.
Hochgradige venöse Stauung war im ganzen Körper, besonders in den Lungen nach-
weisbar; es bestand starkes acutes Lungenödem. Am Hals' und an den Brustwirbeln
zeigten sich dunkle Bluteztravasate, dgl. am Zwerchfell. Das Herz war erschlafft,
reichlich mit Blut gefüllt. Es ist anzunebmen. dass primär Erlahmung der Herz tätig
keit, secundär Lungenödem aufgetreten war, und es so zu subacuter Erstickung kam.
Verf. bat nun die Wirkung von Starkstromleitungen experimentell an weiften
Mäusen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hunden und Katzen erprobt. Der Tod erfolgte
dabei meist durch plötzliche Hemmung der Atmung. Doch tritt der Tod auch bei
Strömen von hoher Spannung (1600 —2000 Volt) nicht sicher ein; Tiere mit höher
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No. 33. v. Mosrtig-Moobhop. — Pkorkh. — Uhthoff. — Hammcnd. 589
organislrtem Nervensystem sterben leichter wie nieder »teilende. Mitunter trat der
Tod durch plötzliche Hemmung der Herzbewegung ein. Dabei fehlto in allen diesen
Fullen eine anatomische Veränderung, die den Tod hätte erklären können. Vereinzelt
kam es zu Zerreifsungen der Blutgefälse der Hirnhäute, und die Tiere starben au
Hirndruek infolge subduraler Hämatome. Verbrennungen an den Kontaktstellen und
kapilläre Blutungen, die den Weg des Stromes durch den Körper bezeichneten, fanden
sieb in allen Fälleo, M. Hotbmann.
V. Mosetig- Moorhof, Chirurgische Mitteilungen. Peritoneal-
Tuberculose. Wiener med. Presse 1893, No. 27.
Verf. hatte bei einem 21jährigen Pat. mit Peritonealtuberculose durch die Lapa-
rotomie den Ascites entleert und das Bauchfell der Luft ausgesetzt. Der Erfolg war
nur ein vorübergehender und dasselbe galt ron der 2 Mal hierauf wiederholten Para-
ceotese mit darauffolgender Injection ron (sterilisirter) Luft. Trotzdem will Verf.
letzteres Verfahren an Stelle der Laparotomie wegen seiner viel geringeren Gefahr in
Zukunft angewandt wissen, da der Erfolg bei beiden gleich gut resp. gleich schlecht
ist und die Paracentese mit Luftiojection beliebig wiederholt werden kann.
P. Güter bock.
G. Feurer, Angeborene Oberlippenfistel. Archiv f. klin. Chir. XLVI.
S. 34.
Die auf der rechtes Seite bei einem 20 jährigen Patienten befindliche Fistel wurde
wegen der durch ihre Absonderung bedingten Belästigung ezstirpirt. Bei einer Länge
der Fistel Ton ca. 2.2 cm zeigte die genaue microscopische Untersuchung durch Dr.
t Hanau mittelst ca. 200 Serienschnitten, dass die Fistelwand mit ihrer Umgebung die
Zusammensetzung des Lippenrotes nur mit geringen Abweichungen besafs.
P. Güterbock.
W. Uhthoff, Untersuchungen Ober die bei der Syphilis des Cen-
tralnervensystems vorkommenden AugenstOrungen. II. (klin.) Teil
2. Hälfte, v. Grüfe’s Arcb. f. Ophthalm, XL. p. 43.
Unter 100 Fällen von Hirnsyphilis kamen 34 Mal Affectioueu des Oculomotorius
vor, und zwar 16 doppelseitige, 15 einseitige ohne gekreuzte und 4 einseitige mit
gekreuzter KörperlähmuDg. 16 Mal war der Abducenz afficirt, 11 Mal doppelseitig,
4 Mal einseitig ohne gekreuzte und 1 Mal einseitig mit gekreuzter Körperlähmung.
6 Trocblearisaffectionen wurden beobachtet, 1 doppelseitige und 4 einseitige, ausserdem
noch 14 Affectioueu des Trigeminus, sämmtlich einseitig. Der typische Nystagmus
fand sich nur bei 2 Fällen, nystagmutartige Zuckungen bei 6. Die verzögerte Ab-
weichung der Augen wurde nur 1 Mal angetroffen. Dieselbe bestand nach rechts
gleichzeitig bei rechtzeitiger Körperläbmuug mit Contractur und linkaseitiger Hemi-
anopsie. Typische reflectorische Pupilleustarre auf Licht mit erhaltener Convergeuz-
Reactiou kam 10 Mal vor, und zwar 4 Mal ohue sonstige functionelle oder anato-
mische Veränderungen im Bereiche der Nervi oculomotorii und 6 Mal mit solchen.
Die Pupillarreaction auf Liebt und Convergeoz fehlte 4 Mal, hemianopische Pupillar-
reaction fand sich in einem Fall and Hippusartige Contractionen des Sphincter pupillae
einer Seite ebenfalls in einem. Hortons»..
Hamniond, Three cases of attic suppuration in which Operation
wae followed by facial paralysis (Bklls pulsy). Med. News 1894,
May 26.
In drei Fällen von chronischer Eiterung im Recessut epitympaniens machte Verf.
di* Eztraction des Trommelfelles mit Hammer und Amboss, kratzte dann die Pauken-
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690
Prak. — Hodara. — Stbpp.
No. 33
höhle mit dem scharfen Löffel aas and entfernte einen Teil der hinteren oberen Ge-
hörgangswand. In allen 3 Fillen trat nach der Operation Facialisparalyse ein.
(Nach des Ref. Meinung ist das nicht zu verwundern, da Ref. alle die genannten
operativen Eingriffe vom Ausseren Gehörgang ans vornabm, wobei eine klare Ueber-
sicht Ober die aaszukratzenden Stellen, namentlich die hintere Partie der Paukenhöhle,
in welcher der Canalis facialis verlAaft, nicht möglich ist; es wAre also wohl indicirt
gewesen, wenn Aoskratiung and Abmeifselung der hinteren oberen GehOrgangswaad
nötig war, die Ablö.ung der Ohrmuschel vorzanehmen, reip. nach Stake za operiren).
Oie Paralyse ging in 2 Fällen nach mehreren Monaten zurück, in einem ist sie
bisher persistent geblieben. Oie Eiterang wurde beseitigt, das Gehör nicht gebessert
Schwmbach.
P£an, Thyroidectomie suivie de la risection da cartilage cricoide
et des cinq premiers anneaux de la trachte et nouvel appareil
pour retablir la phonatioo. Bull, de l’academie de med. 1894, No. 18 et
Oax. des hopitaux 1894, No. 52.
P. stellt in der Academie eine Kranke vor, die sowohl wegen der vorgenommenen
Operation als auch der Mafsregeln halber, die nach Entfernung des Kehlkopfes und
eines grofseo Teil der Trachea unternommen werden mussten, Ausserst interessant ist.
Mehrere wichtige Schlüsse können hieraus gezogen werden, einmal die Möglichkeit der
Umwandlung einer ursprünglich gutartigen in eine bösartige Geschwulst der Schild-
drüse; ferner die Notwendigkeit diese Tumorea breit za entfernen, selbst den Kehlkopf
und einen grofseo Teil der Trachea, wenn sie ergriffen sind. Auch die relative Leich-
tigkeit der Operation Dank der Anwendung der Klammern zum Schluss der GefAfse
und der stückweisen Entfernung der Geschwulst ist hervorzuhebeo , ebenso wie die
Möglichkeit den Operirten die Stimme wieder zu geben mittelst der KEAUt'scheo Ka-
nüle Seit Vollzug der Operation waren 10 Monate verstrichen. Die KBAUs’sche
Kanüle zieht Verf. allen bisher bekannten vor. w. Lobliatki.
llodara, Ueber die bacteriologische Diagnose der Acne. (Aus
Unna’s Laborat. in Hamburg). Monatsb. f. pract. Dermat. 1894, X VIII.
No. 12. S. 573.
Die Achte Acne, die in der Hauptsache bei jungen Leuten vor der PabertAt vor-
kommt, beginnt stets mit der Bildung von Mitessern meist an Nase, Stirn, Wangen,
Kinn, Schultern, Brust und Rücken; sie nimmt einen chronischen Verlauf, ergreift
einen Follikel nach dem andern und wandelt sich häufig in eine pustulöse Dermatose
um. Komedoneu von 20 FAllen solcher Acne untersuchte Verf , microscopiscb an
Schnitten, und durch Kultur. Er fand, dass diese Komedonen stets eine bestimmte
Flora von Pilzen beherbergen, die fast immer die nämliche ist. Unter derselben findet
sich regelmäfsig ein kleiner dicker Bacillus, der im Komedo immer den Grund und
die centralen HohlrAume, niemals den Kopf einnimmt. Derselbe ISsst sieb auf Agar
in schwachen durchsichtigen Kolonieen züchten. H. hält ihn für die Ursache der Acne.
Ausserdem finden sieh noch Coccen und die Malaxsez'schen .Flaschenbacillen*.
8ch«url«n.
Stepp, Zur Behandlung des chronischen Magengeschwüres. Therap.
Monatsb. 1893, No. 11.
St. behandelt das chronische Magengeschwür mit Vorliebe durch innerliche Ver-
abreichung von Cbloroformwaiser mit oder auch ohne Zusatz von Bism. subnitr. und
zwar in folgender Formel: fy Chloroform 1.0 Aquae destillat. 150.0 Bism. snbnitr.
3.0 stündlich 1—2 Löffel voll, sodass täglich 1 — 2 Flaschen hiervon verbraucht wer-
den. Er erzielt durch diese Behandlungsweise einmal die Hintanbaltung der Gäh
rungs- und ZersetzungsvorgAnge im Magen, sodass die GescbwürsfiAche nach Möglichkeit
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No. 33.
Cnopf. — Simpson.
591
Ton allen schädlichen Reizwirkungen befreit wird nnd dann auch eine unschädliche
Reizwirkung auf die torpide Wnndfllche. Daa Chloroform wirkt bei der genannten
Anwendungsweise nicht ata Anodynnm — denn es ist keines bei innerlichem Ge-
brauch — sondern lediglich in seiner Eigenschaft als ein Reizmittel, ein Analepticnm.
Durch seinen Gebrauch hob sich der Puls und das Allgemeinbefinden. Eine ganze
Reihe rom Verf. auf die oben bezeichnte Weise behandelter Fülle von DIcus rotun-
dnm cbronicnm ventriculi heilten glatt, sodass es scheint, als ob das Chloroformwassor
berufen sei, in der Therapie der genannten Magenaifection eine hervorragende Rolle
ZU spielen. C. Rosenthal.
Cnopf, Ueber Tuberculose im Kindesalter. Münchner med. Wochenschr.
1893, No. 39, 40.
C. fand, — wie auch andere Autoren, — dass die Tubercnlose im Kindesalter
keine seltene Erkrankung ist. Den höchsten Procentsatz zeigt in C.'s Statistik die
Altersklasse 1 — 2 Jahre, ihr folgen die Altersklassen 5 — 12, dann 2 — 4 Jahre; die
niederste Stufe nimmt die Altersklasse 0 — 1 ein. Die Krankheit tötet um so rascher,
je jünger das Kind ist. — Die fötale Infection hült C. nicht für so selten, als man
allgemein annimmt. Die Schwierigkeit, bei kleinen Kindern die Tuberculose zu diag-
nosticiren ist sehr grofs, zumal Öfters die Kinder anfünglich nicht kachectisch Aus-
sehen. C. führt als Beweis Fülle an, io welchen er bei scheinbar gut genührten Kin-
dern der frühen Altersstufen ganz unerwartet bei der Section Tuberculose fand. Wird
bei solchen Kindern die Krankheit in spüterer Zeit manifest, so ist man leicht ge-
neigt, sie für acqutrirt zu halten. Auch glaubt C., dass manche Formen von Monate
lang dauernder Atrophie bei bereditli belasteten Kindern, welche in gut sitairtcn
Familien schliefslich zum Verschwinden gebracht werden, so gedeutet werden müssen,
* dass eine ererbte Tuberculose zum Stillstand gekommen ist. Die weitere Entwicklung
des Processes kann dann nach einer Reihe von Jahren erfolgen, und es wird der Zu-
sammenhang der spüter manifesten Tuberculose mit der vorangegangenen „Atrophie“
dann selten erkannt. etsdtha««».
Chr. Simpson, Remarks on Raynaud’? Disease. Edinb. Med. Jouru.
1893, Mai.
S. teilt 2 Fülle Rath ton'* eher Krankheit mit und unterscheidet sodann 5 grOfsere
Gruppen, welche diese Symptomatologie zeigen. I. Arterienspasmus meist symme-
trisch und mit Ischümie beginnend um ron Lähmung und Cyanose gefolgt zu sein;
es kann zu completer Gangrän einzelner Finger kommen Bei Beteiligung der visce-
ralen Arterien kann es zu parozysmeller Hümophysis, Hämaturie, Hämoglobinurie
kommen; fehlerhafte chemische physiologische Vorgänge im Blut (Harnsüureanhäufung)
u. s. w. künne hier die Ursache sein. II. Diese Gruppe beruht auf einer coogenitaleu
Abnormität in dem Bau, Lage, Verteilung der Arterien mit oder ohne Herzaffection-,
hier ist das Leiden meist einseitig. III. Hier handelt es sich um Spasmen der Ve-
nen, venBse Congestioo, Varicen, Anschwellung, Blutung etc. Das ischämische Sta-
dium fehlt hier. Dabei kann Epistazis, Hämoptoe, Hämaturie, Melaena auftreten.
Menorrhagien sind selten. IV. Die 4. Groppe umfasst die Fälle mit neuropatbiscben
Zeichen und zerfällt in a) periphere Neuritis, b) ascendirende Neuritis, e) Lähmung
der vasomotorischen Centren bei Paralyse, Epilepsie, Manie etc., d) Hirntumoren und
organische cerebrale Leiden, e) eine functionelie Sympathicus-Affection. — Diese letztere
scheint die häufigste Ursache des Leidens sn sein. In einer ü. Gruppe tollen die
mannigfachen Combinationen und Variationen der genannten Gruppen vereinigt sein.
— Die Therapie ist die bekannte. ?. Kaiischsr.
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592
Bononkvii.i.p. — Dkobbib Holstkk. Theilhabkb.
No. 33
Bononeville, De l’emptloi du Bromure de Camphre dane le trai-
tenaent de l’Epilepsie vertigineuee. Le Progrhs Medical 1893, No. 18.
B. empfiehlt die Anwendung des Campher. monobroraat. bei der Tertigo epilep-
tiea (Petit mal) wie bei der Epilepsie, die ausser den Convulsionen auch Sehwindel-
anfälle aufweist. Das Mittel wurde in Capsein zu 0.2 g gegeben und zwar je nach
Bedarf 2 — 7 Capsein pro die oder pro Woche; grSfsere Dosen in Zwischenräumen ton
einigen Tagen waren am meisten wirksam. Auch wo die anderen Brompriparate er-
folglos waren, wirkte Brom-Campher sehr günstig. — 6 gebesserte Falle werden mit-
geteilt. 8. Kallscher.
G. Dederic Holsten, Neurotisches (reflectorisches) Eczetn. Monatsb.
f. pract. Derniat. X VIII. No. 1.
Dieses Eczem findet sich bei jungen Kindern vorzugsweise im Gesicht, an den
Ohren und auf dem Kopfe, bei Erwachsenen Öfters an den oberen Extremitäten und
zwar nur an der Streckseite derselben. Es bildet scharf begrenzte, meist mit Bisschen
besetzte oder nässende Plaques, die gewöhnlich an einer Nerrenkreuzungstelle oder
über den Endverzweigungen eines cutanen Nervenestes sitzen. Besonders auffallend
ist ihre symmetrische Verteilung, die grofse Neigung zu recidiviren, die Schnelligkeit
mit welcher sieb Besserungen sowohl wie Verschlimmerungen ausbilden und die Re-
sistenz gegen rein locale Behandlung. Nach des Verf.'s Ansicht ist dieses Eczem auf
eioe Reflexwirkung von anderen Organen her zurückzufübren. Als häufigste Ursachen
fand er Anomalien der Verdauung, Obstipation, unzweckmüfsige Ernährung, Phimosis,
Adhäsionen der Vorhaut bei Kindern und, namentlich bei Erwachsenen, neuraethe-
nisebe Störungen, — Therapeutisch sind die ursächlichen Momente sorgfältig aufzu-
nehmen und zu behandeln, ausserdem Nervina und zur Milderung des Juckens be-
ruhigende locale Mittel anzuwenden, ln sehr hartnäckigen Fallen erwies sich Ergotin
in grolsen Dosen ionerlich und in Salbenform äusserlich, nützlich. B Mütter.
Tlteilhaher, Beiderseitiges Ovarialsarcom. Münchner med. Wochenschr.
1893, No. 28.
14 Monate vor Auffindung des Adnextnmors wurde Patientin wegen einer Blasen-
Scheidenfistel operirt. z. Z. waren beide Adoeza frei nnd nicht vergrBfsert. In die
Entwickelungszeit des Tumors fällt eine dreimonatliche Gravidität, mit Abort endend,
wobei der Adneztumor gefunden wird. (7. Jan. 18113). Er reicht bis znm Nabel
und liegt in der rechten Unterbaucligegend.
6 Tage später ist dieser Tumor so verkleinert, dass er sich nur noch bei kom-
binirter Untersuchung finden lässt. Auch ist jetzt im linken ScheidengewOlbe eint
Resistenz fühlbar.
Ausserdem hat Patientin ein linksseitiges Pleuraexsudat, welches am 25. Januar
1898 ad exitum führte.
Bei der 8ection finden sich beide Ovarien vergrRfsert, von Gestalt und GrBfse
einer Niere, Schnittfläche glatt, weift. Mikroskop giebt Rundzellensarcom. Ein
ebensolcher Tumor hinter dem Sternum im Mediastinum.
Ob letzterer als Metastase der Orarialsarcome aufzufassen, lässt Verf. unentschie-
den. Er betont, dass beide Ovarialsarcome nirgends adbärent und beide Tuben frei
waren.
Eodlich folgen Bemerkungen aus der Litteratur der Orarialsarcome, über ihre
Seltenheit, die Jugendlichkeit der befallenen Personen nnd die Prognose der Operation.
A. Munin. 1
Einsendungen für da» Ceutralblati «erden an die Adresse des Hrn. l'rof. Dr- M, Hern h a rdt (Berlin W
Französische Strafte ^1) oder an die Veriagnliandlun# (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verla# von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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* »
/ r r v
Wöchentlich ertchelueu
l — 2 Bogen; am Schlu.nee
(Jss Jahrgang* Titel. Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis de* Jahrganges
?<> Mark: tu beticheo
durch alle Ruchhandlun-
gen und Postanatalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. »a. August. No, 34.
Inhalt: Quinckk, Einfluss des Lichtes auf den Tierkörper. — Wbidnkb, Ver-
letzung des menschlichen Vagus. — Matts, Die Function des Ohrlabyrinthes der
Tauben. — Kakiow, Deber antiseptiscbe Wirkung der Cblorpheoole — Ivanokp,
Neue choleraähnliche Vibrioart. — Bobchabdt, Deber den PrBiFFim'scben Influenza-
bacillus.— Litt«», Untersuchung der Nieren. — Quinckk, Muekelatrophie. Cere-
brale Hemiplegie. — Schaffs», Beitrag zur RQekeumarkzanatomie. — Kai-osi,
Ungewöhnliche Formen von Acne. — Wzssrts, Lamhikan, Dobsshkn, Pimakd,
Scha bt, Ueber ExtranterinsehwaDgerschaft. — Hbtsb, Casuistische Mitteilungen.
Dastbk, Digestion ohne digestive Fermente — Sahli, Einfluss des Blutegel-
extractes auf Thrombenbilduog. — Landow, Behandlung der senilen und diabetischen
GaogrSn. — Kört*, Fall von Gangraena penis. — Gbbix, Die Becherseileo der
Conjunctiva. — Barjok, Oedem des Kehlkopfes. — Katzixstiis, Innerration des
Larynx. — Sahli, Typbusbacillen im Pieoraexsudat eines Typbuskranken. — Aus
sitLOui, Olivenöl bei Nierenkollik. — Stkwakt, Typhusrecidire. — Sottas,
Beitrag zur Degeneration des Rückenmarkes. — Stbkbo, Osteo Arthropathie hyper-
tropbianto poeumique. — Schoo, Fall von Spina bifida occulta — Funk und
Guunoxach, Ueber Urticaria infantum. — Sinclaib, Uterusblutuog nach völliger
Entfernung der Anhinge.
H. Quincke, Ueber den Einfluss des Lichtes auf den Tierkörper.
Pflüger’s Arch. Bd. 57, S. 123.
Q. hat beobachtet, dass durch Sonnenlicht die Oxydation in
thierischen Zellen gesteigert wird. Der Nachweis geschieht durch
die Farbenveränderung, welche Blut oder Bismuth. subnitric. dabei
erleiden und am einfachsten an Eiterzellen. Frisch entleerter Abs-
cesseiter oder Pleuraexsudat wird mit V1# bis seines Volumens
defibrinirten Blutes oder einer wässrigen Suspension von Wismuth-
subnitrat versetzt und durchgeschQttelt. Die Mischungen werden
in Reagensgläsern oder zwischen Uhrgläsern (beide Uhrgläser mit
* der Convexität nach unten) oder in Form mikroskopischer Präpa-
rate dem Licht ausgesetzt, ein Controllpräparat im Dunkeln aufbe-
wahrt. Man beobachtet alsdann regelmäfsig, dass die dem Licht
XXXII. Jahrgang. 38
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594 Wbmkbr, Verletzung des menschlichen Vagus. No. 34
ausgesetzten Blut enthaltenden Mischungen in wenigen Minuten ve-
nöse Farbe annehmen und der Oxy-IIämoglobinstreif verschwindet,
während im Dunkeln diese Veränderung auch eintritt, jedoch sehr
viel langsamer. — Ganz analog verläuft der Versuch mit Bismuth.
subnitric. : hier schwärzt sich nur die dem Licht ausgesetzte Probe,
nicht die im Dunkeln aufbewahrte. Directes Sonnenlicht wirkt bei
Weitem intensiver, wie diffuses Tageslicht.
Es fragte sich, ob auch bei anderen Zellen des Tierkörpers,
ausser den Leucocyten die Oxydation unter dem Einfluss des Lichtes
gesteigert wird. Die Versuche mit den Organen bei eben getöteten
Tieren ergab für die meisten der untersuchten Organe, dass die
Sauerstoffzehrung derselben durch Belichtung gesteigert wird. Ge-
kochte Organe wirken im Dunkeln sehr langsam, im Sonnenlicht
viel langsamer und unvollkommener, als im frischen Zustand. Al-
coholgehärtete Leber ist för Wismuthsalz in der Sonne unwirksam.
Hydrocelenserum , Blutserum, Eiterserum schwärzen Wismulh im
Blut nicht. Betreffs zahlreicher anderer, teils animalischer, teils
vegetabilischer Substanzen vgl. das Orig. Die starke Reduction,
welche Eidotter und gallenreiche Organe zeigen, schien auf das
Nuclein hinzu weisen. Versuche mit Hefenuclein hatten kein ganz
constantes Resultat, jedoch wurde Reduction des Wismuthsalzes be-
obachtet, welche im Dunkeln ausblieb. E. Salkowski.
A. Weidner, Aus dem Thurgau’schen Cantonsspital Mönsterlingen.
Ueber einseitige Durchschneidung und Resection des menschlichen
Vagus. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXVI. S. 283.
Verf. hat 19 Fälle, darunter 2 noch nicht veröffentlichte von
KtppRLHB, in welchen gelegentlich der Operation bösartiger Halsge-
schwölste der Vagus der einen Seite entweder durchtrennt oder
(was häufiger) eine mehr oder minder grofse Strecke weit excidirt
worden war. In 2 Fällen handelte es sich um ein primäres Lympho-
sarcom, in 4 anderen um secundär erkrankte carcinomatöse oder
sarcomatöse Lymphdrösen, in je I Fall um ein Cancroid der Unter-
kieferspeieheldrOse bezw. ein Sarcom der Parotis und in 4 um eine
Struma carcinomatodes, während in 6 der Ausgangspunkt der
Geschwulst nicht gnnz klar war Sichere Zeichen einer schon vor
der Operation bestehenden Miterkrankung des Vagus waren nur
einmal vorhanden, indem hier eine Recurrenz-Lähmung auf Seite
des Tumors existirte. Bei 2 Patt, war der Vagus unzweifelhaft
carcinomatös entartet, ohne dass dieses zu irgend welchen Func-
tionsstörungen geffihrt hatte. Bei der Wirkung, welche die plötz-
liche einseitige Ausserfunctionssetzung des N. vagus infolge seiner
Resection ausöbt, hat man die auf einzelne Systeme der Atmung,
des Kreislaufs und der Verdauung von der auf den Gesammtor-
ganismus zu sondern, und zwar kommt beim Atmungsapparat in
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No. 34.
Wkidher, Verletzung des mensohliohen Vagas.
595
erster Reihe der Kehlkopf in Frage. Die Innervation desselben
wurde in der Regel nur insoweit beeinflusst, als die Verletzung des
Vagus meist unterhalb des Abganges des N. laryng. super, liegt;
nur in drei Fällen wäre es Oberhaupt möglich gewesen den Ur-
sprung dieses mitzutreffen, thatsächlich war aber selbiges auch in
ihnen nicht zu erweisen. Nur *2 Fälle sind hinreichend laryngos-
copisch untersucht worden. Hier fanden sich vor der Operation
völlig normale Verhältnisse, nach ihr bei unreiner, etwas heiserer,
klangarmer Stimme Cadaverstellung des Stimmbandee auf der Ope-
rationsseite. Die sonstigen Befunde standen im Einklänge mit der
allgemeinen Annahme, dass der N. recurrens hauptsächlich der
motorischen, der N. laryng. hauptsächlich der sensiblen Sphäre des
Kehlkopfs vorsteht; dagegen sprechen dieselben dalOr, dass der N.
recurrens allein den M. arytaenoid. transvers. innervirt und ferner,
dass die Lehre von der doppelten Innervation des Kehlkopfes
(Exnkb) sich wenigstens nicht auf den Menschen übertragen lässt.
Von Lungenstörungen wurden in 2 der 19 Fälle von operativer
Vagotomie bei der Section Pneumonien dargethan, aber nur in einem
ist die Art der Lungenaffection (zahlreiche umschriebene Heerde
im Stadium der roten Hepatisation) näher beschrieben worden. Im
Uebrigen fanden sich in der der Vagotomie entsprechenden Lunge
niemals erhöhter Blutreichlum oder Oedem, wohl aber in der an-
deren Lunge vermehrter Blutgehalt und leichtes Oedem, jedenfalls
waren nirgends Zeichen von Lähmung der vasomotorischen Lungen-
nerven. In 9 Fällen wurde der N. vagus vor der Resection er-
kannt und dann wissentlich durchschnitten. In 7 von diesen wurde
weder in Bezug auf Frequenz noch auf Qualität der Atmung eine
Aenderung festgestellt, in 1 fand eich eine kleine Verminderung der
Zahl der Atemzüge und nur in 1 trat vom Moment der Vagotomie
tiefe unregelmäßige Atmung und Zunahme der Cyanose ein. In
einem weiteren Fall, in welchem nachträglich der Atem mühsam
und verlangsamt erschien, ist dieses vielleicht mehr auf die hier
concurrirende Mitverletzung des N. phrenicus zu schieben. Husten-
reiz, welcher während der Operation einmal entstand, ist nach Verf.
die Folge der Zerrung der Fasern des N. laryng. sup. gewesen.
Dort, wo dieser Reiz nach der Operation auftrat, wurden die betr.
Fasern durch die entzündlichen Reactionserscheinungen in ihrer
Umgebung erregt. Im Ganzen erscheint demnach die einseitige
Vagotomie bezüglich der Lungen als eine harmlose Operation. Hin-
sichtlich des Pulses konnte in allen Fällen ebenfalls constatirt
werden, dass derselbe in Qualität wie Zahl durch die einseitige
Vagotomie unbeeinflusst blieb, und bezüglich des Verdauung s-
apparaies konnten die einige Male gesehenen erheblichen Schluck-
beschwerden mehr auf ein zufälliges Zusammentreffen mit anderen
Umständen als auf die der unilateralen Vagus- Durchschneidung fol-
gende einseitige Lähmung geschoben worden. Endlich liefs sich
auch nichts von einem „allgemeinen“ Einfluss der einseitigen Vago-
tomie erkennen. Wohl trat der Tod ziemlich oft in den hierherge-
596 Matth, Die Function des Ohrlabyrinthes der Tauben. No. 34
hörigen Fällen ein, aber nur in Zusammenhang mit Complicationen,
welche vor oder nach der Operation unabhängig von der Vago-
tomie existirten und mit der Häufigkeit des tätlichen Aus-
ganges nach Exstirpationen bösartiger Halsgeschwölste , bei denen
der Vagus unverletzt geblieben. Jedenfalls kann man daher in
der einseitigen Vagotomie keine Anzeige zur Tracheotomie (Jkns
Schoo) erblicken, welch’ letztere in allen den betr. Fällen als ein
unnötig die Operation complicirender und die Aseptik der Wunde
in Frage stellender Act möglichst zu meiden ist. (Es folgen einige
Rathschläge för die Exstirpation bösartiger Haietumoren)
P. Qüterbock.
Matte, Experimentelle Untersuchungen über die Function des Ohr-
labyrinthes der Tauben. Vorläufige Mitteilung. Fortschr. d. Med.
1894, No. 4.
Nach Verf. ruft Sondierung (mit feinem schwarzen Rosshaar)
eines Bogenganges auf einer Seite regelmäßig pendelnde Kopfbe-
wegungen in der Ebene des betreffenden Canales hervor, deren
Intensität bei Sondierung beiderseits sich steigert, und denen bei
Bewegungsversuchen auch Störungen der Körperbewegungen sich
anschliefsen. Nach beiderseitiger Sondierung je zweier symmetrisch
gelegener Canäle sowie auch zweier Canäle, deren Ebene annähernd
parallel gelegen sind, lässt sich stets eine Verstärkung der Be-
wegungen erkennen. Aus der Beobachtung, dass die Störungen
in nahezu gleicher Intensität bestehen bleiben, so lange die Sonden
in den Canälen liegen, und dass nach Entfernung der Sonden die
Erscheinungen nachlassen, bei Wiedereinführung jedoch wieder er-
wachen, nötigen, nach Verf., zur Annahme, dass man es hier mit
Reizerscheinungen zu thun habe. Verf.’s Beobachtungen hinsichtlich
des Verhaltens einseitig labyrinthloser Tauben unmittelbar und kurze
Zeit nach der Operation stimmen mit den Mitteilungen J. R. Ewalh’s
im wesentlichen überein. Die Tauben zeigen erst nach Ablauf einer
Woche in der Ruhe eine schiefe Kopfhaltung nach der operirten
Seite hin; nach heftigen Bewegungen tritt eine vollkommene Ver-
drehung des Kopfes nach der operirten Seite hin auf; die Erschei-
nungen verschwinden dauernd nach Eingriffen auf den Bogengang-
apparat der anderen Seite. Verf. hält es, auf Grund dieser Be-
obachtungen für wahrscheinlich, dass es sich hier um Wirkungen
handele, welche nnturgemäfs von. der gesunden Seite ausgehen
müssen, weil die operirte Seite ohne nervöse Elemente, also auch
ohne Erregungen bleibt. Auch betreffs der Schilderung des Ver-
haltens der doppelseitig labyrinthlosen Tauben findet Verf. Ewald’s
Beschreibungen im Allgemeinen zutreffend. Dem Tiere wackelt, da
durch Herausnahme der statischen Sinnesorgane die Wahrnehmung
seiner Stellung vernichtet ist, der Kopf wie ein Fremdkörper am
Leibe. Dagegen konnte sich Verf. von der Angabe Ewald’s, dass
die doppelseitig labyrinthlosen Tiere noch Gehörsempfindungen haben
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No. 34. Karpow, lieber antiseptische WirkuDg der Chlorphenole. 597
sollen, nicht überzeugen. Seine Tiere reagirten weder auf Geräusche
noch auf Töne. Mikroskopische Untersuchungen Verf.’s ergaben
dementsprechend, dass schon 2 — 3 Wochen nach doppelseitiger
Totalexstirpation der häutigen Labyrinthe eine ausgebreitet secundäre
m aufsteigende Degeneration der Acusticusfasern bis zu den central-
wärtsgelegenen Kernen nachweisbar war. Bei doppelseitiger Exstir-
pation der Schnecke (eine sehr schwierige Operation) konnte Verf.
keinerlei irgend bemerkbare Bewegungsstörungen, auch im sonstigen
Verhalten nicht die geringsten Verschiedenheiten von gesunden Tieren
constatiren. Bei solchen Tieren hat Verf. noch deutliche Reactionen
auf grobe Geräusche gesehen. Als Resultat dieser experimentellen
Untersuchungen muss, nach Verf., folgende Aenderung der Goltz’-
echen Hypothese angesehen werden: die Utricularapparate (Bogen-
gänge sowohl wie Ampullen) gehören zu den Gehörorganen.
„Ausserdem aber bilden dieselben eine Vorrichtung, welche der
Erhaltung des Gleichgewichtes dient. Sie sind sozusagen Sinnes-
organe för das Gleichgewicht des Kopfes und mittelbar des Körpers“.
Schwabacb.
Karpow, L’action dösinfectante des monochlorophdnols et de leurs
Äthers salicyliques et leurs mölamorphoses dans l’organisme.
Arcb. d. Petersb. biol. Instituts II. No. 3, S. 305.
Die hervorragende antiseptische Wirkung der Chlorphenole ist
von Cbch und Dunin festgestellt worden. K. wendete gleichfalls
diesen Körpern seine Aufmerksamkeit zu; sie waren ihm von der
HRTDKN’schen Fabrik zur Verfügung gestellt worden.
Das Orthochlorphenol ist eine ölige Flüssigkeit, löslich in Al-
cohol und Aether, aber wenig löslich in Wasser; das Para- und
Metachlorphenol sind kristallinische Körper und gleichfalls wenig
löslich in Wasser; alle 3 fällen Ei weife nur wenig; es löst sich im
Ueberschuss.
Bei den Desinfectionsversuchen, die mit Milzbrandsporen ange-
stellt worden waren, zeigte eich das Parachlorphenol am stärksten,
dann kam die Meta- und schliefslich die Orthoverbindung. 2 proc.
Parachlorphenol vernichtete Milzbrandsporen in 2 Stunden, 2 proc.
Metachlorphenol in 10 Stunden, und 2 proc. Orthochlorphenol in
4 Tagen.
Als tötliche Dosis fand K. i .08 g Orthochlorphenol u. 0.95 g
Paracblorphenol pro Kilogramm Kaninchen.
Die Ausscheidung der Chlorphenole findet durch den Urin
statt und zwar grösstenteils als Aetherschwefelsäuren. (Leider haben
die Chlorphenole und ebenso auch die Chlorkresole einen solch
t penetranten Geruch, dass keine Aussicht auf dauernde Verwendung
derselben in der Praxis ist; im übrigen kann Ref. die vorstehend
aufgeführte desinficirende Wirkung der Chlorphenole nach eigenen
Experimenten bestätigen. Ref.) ScheurleD.
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598 Ivanoff, Neue choleraähnl. Vibrioart. — Borchabdt, Inflaemabao. No. 34
IviinofF, Ueber eine neue choleraähnliche Vibrionenart. (Aus dem
Institut f. Infection in Berlin). Zeitschr. f. Hyg. 1893, XV. S. 434.
Die Zahl der choleraähnlichen Bacterien mehrt sich in wirklich
beängstigender Weise; zu den ähnlichsten gehört der von J. be-
schriebene, den nach einer Mitteilung Ghubkr’s (Archiv f. Hygiene
20. Bd. S. 150) ß. Koch selbst bei einer früheren Gelegenheit fOr
einen ächten Cholerabacillus erklärt haben soll. J. fand diesen
Vibrio als zufälligen Befund in den Darmentleerungen eines Typhus-
kranken im Herbst 1893 in Berlin, also zu einer Zeit als in der
ganzen dortigen Gegend kein Cholerafall war.
Der Typhusstuhl war durch eine Darminfusion mit Berliner
Leitungswasser erzielt worden und enthielt im Deckglaspräparat
neben anderen Fäkalbacterien in Masse kleine, gekrümmte oft S-
förmig aneinandergelagerte Mikroorganismen. Die Färbung der-
selben gelang wie bei den Cholerabacterien am besten mit Zikhu’-
scher Lösung.
Die kulturellen Merkmale sind makroskopisch denen der Cho-
leravibrionen sehr ähnlich; sie sind nach 18tägigem Wachstum von
ihnen nicht zu unterscheiden. Die älteren 24 — 36stündigen Gela-
tinekolonien dagegen lassen die charakteristische Körnung der Cho-
leravibrionen vermissen, an ihre Stelle tritt deutliche Fadenbildung.
Die Gelatinestichkultur, die Cholerarothreaction, Kartoffelkultur u. a.
sind genau wie bei der Cholera.
Am auffallendsten ist die sehr häufig auftretende S-form im
Deckglaspräparat aus Agarkulturen und aus Meerschweinchenperi-
tonealexsudat, ausserdem sind die einzelnen Individuen gröfser als
die Choleravibrionen. Der Tierversuch beim Meerschweinchen fällt
genau wie bei Cholera aus. Scbeurlen.
M. Borehardt, Beobachtungen Ober das Vorkommen des Pfbiffbr-
schen Influenzabacillus. Berl. klin. Woohenschr. 1894, No. 2.
Unter 50 Influenzafällen hat Verf. bei 35 (der „respiratori-
schen‘‘ Form angehörigen) die PFKiFFsa’schen Stäbchen im Auswurf
nachzu weisen vermocht; sie waren entweder freiliegend oder in
Zellen eingeschlossen, teils neben noch anderen Mikroorganismen,
teils so gut wie in Reinkultur. Die Stäbchen liefsen sich in den
Sputis der Kranken wochenlang nachweisen, in einem Fall waren
sie am 28. Krankheitstage noch in Reinkultur vorhanden. Da eine
specifische Färbemethode för die Influenzabacillen fehlt, ist es von
Wichtigkeit, dieselben durch die Cultur zu identificiren. Unter 15
Versuchen von Züchtung (11 Mal aus dem Sputum, 4 Mal aus
dem Bronchialeiter zur Section gekommener Fälle) war nur 1 Mal
die Aussaat ohne Erfolg, wahrscheinlich deshalb, weil ungünstige
Stellen des Lungenparenchyms benutzt worden waren. — Da, wo
trotz der Diagnose „Influenza“ die Stäbchen nicht gefunden wur-
den, handelte es eich vielleicht um eine nicht genügend sorgfältige
No. 34.
Litten, Untersuchung der Nieren.
599
Durchforschung der Sputa, namentlich, wenn nach überschrittener
Acme der Erkrankung die Zahl der Stäbchen sich erheblich redu-
cirte. — In 7 weiteren Fällen handelte es sich um die „nervöse“
Form der Influenza; in einem dieser Fälle wurde, ebenso wie in
4 Fällen der 1. Kategorie, eine umfangreiche Aussaat aus dem
Blute gemacht, aber — in Uebereinstimmung mit Pfbiffbk — mit
negativem Erfolge. — Verf. kommt schlielslich zu dem Ergebniss,
dass der PFBiFFBa’sche Bacillus nahezu constant im Auswurf der
Influenzakraoken vorkommt und dass sein Nachweis in zweifelhaften
Fällen die Diagnose zu sichern vermag. Perl.
M. Litten, Ueber die physikalischen Untersuchungsmethoden der
Nieren. Wiener klin. Wochenschr. 1894, No. 15.
Von den 2 physikalischen Untersuchungsmethoden der Nieren,
nämlich der Palpation und der Percussion, ist erstere die weitaus
wichtigere. Die Methode der Nierenpalpation ist eine sehr ein-
fache, wenn man von der anatomisch begründeten Thateache aus-
geht, dass die Nieren zum gröfseren Teil innerhalb des knöchernen
Thorax liegen, während der unterste Abschnitt in der Lumbalge-
* gend nur von Weichteilen bedeckt ist. Ferner ist zu berücksich-
tigen, dass die Niere eine respiratorische Verschieblichkeit besitzt,
wodurch es ermöglicht wird, einen grofsen Teil des Organs, häufig
selbst die ganze Niere abzutasten. Die Palpation ist bimanuell vor-
zunehmen, am besten in Rückenlage des zu Untersuchenden, wäh-
rend der Untersuchende an der rechten Seite des Lagers steht.
Wenn die Niere bei tiefer Inspiration zu einem grofsen Teil oder
gänzlich unter dem Rippenbogen hervorgetreten ist, so fühlt man
sie als einen mehr oder weniger beweglichen, glatten, ovalen, halb-
elastischen Körper, der bei bimanuellem Druck auf den unteren
Abschnitt in äusserst charakteristischer Weise aus den Fingern
heraus in die frühere Lage zurückgleitet. Kommt man in Rücken-
lage nicht zum Ziele, so kann man auch in voller Seitenlage unter-
suchen. Brauchbare Resultate erhält man zuweilen auch mit Goton’s
„Ballotement r^nal“, d. h. mit der Hervorbringung einer schnellen-
den Bewegung der Nieren von hinten nach vorn. Auch unter den
günstigsten Bedingungen kann man die normale Niere nicht jedesmal
fühlen; bei Männern gelingt es — nach des Verf. ’s Erfahrungen —
nur in ca. 6 — 8 pCt. der Untersuchten, während man bei Frauen
die linke Niere in ca. 30 pCt., die rechte in ca. 75 pCt. aller Fälle
zu fühlen vermag. — Betreffs der Schwierigkeiten der Percussion
i des Organs verweisen wir auf das Original. Perl.
r ^ ,
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600 Qüinckk, Muskelatrophie etc. — Schaffkr, Beitr. z Rückenm&rksanat. No. 34
H. Quincke, Muskelatrophie. Ueber cerebrale Hemiplegie. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. 1893, IV. (8 — 4).
5 Fälle von frühzeitiger cerebraler Atrophie werden mitgeteilt.
In dem ersten Fall trat die Atrophie 3 Wochen nach Eintritt der *
Hemiplegie ein, und selbst nach 5 Monaten, als die Extremitäten 4
wieder zum grofsen Teil gebrauchsfähig geworden waren, bestand
dieselbe noch fort; auch die Haut u. das Unterhautzellgewebe der
betroffenen Teile waren an der Atrophie beteiligt; in der sensiblen
Sphäre bestanden erhebliche Reiz- und Lähmungserscheinungen ;
die electrische Erregbarkeit war nicht wesentlich verändert. In dem
2. Fall (Fettembolie nach Knochenbruch) entwickelte sich eine
Atrophie der Armmusculatur, obwohl die Lähmung eine ganz kuiz
dauernde und unvollkommene gewesen war; es fehlte jede Muskel-
spannung und Sensibilitätsstörung; die Atrophie war ca. nach 7
Monaten wieder ausgeglichen. Im 3. Fall (Hämorrhagie bei Arterio-
sclerose) entwickelte sich die Atrophie im Arm und Bein 5 Wochen
nach der Hemiplegie und war in dem 4. Monat noch in der Zu-
nahme begriffen, obwohl sich die willkürliche Beweglichkeit schon
herstellte. Im 4. Fall (Lues) trat die Atrophie am Arm 3 Wochen
nach der Lähmung ein. Im 5. Fall handelte es sich um eine leicht
spastische Hemiparese (Lues) mit Atrophie der Unterarmmusculatur.
Von den 5 Fällen ist die Atrophie einmal geheilt, in 4 Fällen be-
stand sie fort mit mehr oder weniger starker Parese. In 2 Fällen
war Arm und Bein, in 3 Fällen nur der Arm betroffen. Die elec-
trische Erregbarkeit war unverändert; der zu Grunde liegende
Process bestand in Hämorrhagie, embolischen und syphilitischen
Erweichungen. Häufig steht die Atrophie ausser Verhältniss zur
Intensität der Lähmung: zur Erklärung muss man trophische, vom
Gehirn kommende und von den motorischen getrennt verlaufende
Bahnen annehmen. — Die einzelnen Muskeln oder Extremitäten sind
nicht immer gleichmäfsig befallen; so können die kurzen Hand-
muskeln, der Deltoideus, die Ober- oder Unterarmmuskeln stärker
beteiligt sein. In zwei der beschriebenen Fälle waren neben den
Muskeln Haut- und Unterhautzellgewebe an der Atrophie beteiligt.
S. Kalischer.
K. Schaffer, Beitrag zur Histologie der secundären Degeneration.
Zugleich ein Beitrag zur Rückenmarksanatomie. Archiv f. tnikrosk.
Anatomie 43. B., 2. II.
Der Verf. benutzte zu seinen Studien das Rückenmark eines
18jährigen Mädchens, welches nach einem Schuss in die Gegend
des 11. Brustwirbels an den Folgen einer totalen Querläsion de» >
Rückenmarks gestorben war. Die Kranke hatte die Verletzung 4
Monate überlebt.
Das Rückenmark wurde nach der Miacm’schen Methode unter-
sucht. Dabei fand sich absteigend ausser der typischen Pyrami-
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No. 34.
Kaposi, Ueber Acne.
601
«lenseitenstrangdegeneration eine diffuse Schwarzfärbung der Hinter-
etränge besonders im Gebiet des ScHüLTZH’schen kommaförmigen
Degenerationsfeldes aber unter gänzlicher Verschonung der Septal-
zone Fi.kcbsios.
Diese absteigende Degeneration im Hinterstrange steht im Ein-
klänge mit den neueren Forschungen, man hat sie auf eine Dege-
neration der absteigenden Schenkel der Hinterwurzelfasern zu be-
ziehen.
Aufsteigend waren degenerirt die Kleinhirnbahn, das Gowkrs’-
sche Bündel, in diffuser Weise der Vorderseitenstrang (nach oben-
hin abnehmend) und der Hinterstrang. In letzterem war ausser
der typischen Degeneration des Guix’schen Stranges aber auch auf-
steigend bis zu seinem Kern der BoaoACM’sche Strang degenerirt.
DerVerf. folgert daraus, dass der funic. cuneatus schon im Dorsal-
mark lange Bahnen enthält. Dass früheren Beobachtern an gleichen
Fällen diese! Befund entgangen ist, schreibt Verf. der Methode der
Untersuchung zu. Er konnte an seinem Fall den Beweis erbringen,
dass die Verschiedenheit der Befunde lediglich im Wesen der an-
gewandten Färbungsmethode begründet liegt, von denen die Wkiobht’-
sche den abgelaufenen Markschwund mit nachfolgender Gliahyper-
plasie, die MABCBi’sche den floriden Markzerfall darstellt. Im Rücken-
mark degeneriren aber — und das ist ein wichtiges Ergebniss der
vorliegenden Arbeit — die einzelnen Systeme mit verschiedener
Schnelligkeit, auch wenn sie gleichzeitig durchtrennt sind und zwar
nach des Verf.’s Erfahrungen zuerst und am schnellsten der Goll’-
sche Strang, dann die PySB, später folgen die Hinterstränge (ab-
steigend), die BoaoACB’schen Stränge (aufsteigend), das Goweas’sche
Bündel, die KLSB. M. Brasch.
M. Kaposi, Ueber einige ungewöhnliche Formen von Acne. (Folli-
culitis). Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVI. S. 87.
Ausser der in seinem Lehrbuche schon beschriebenen Acne
urticata, die in dem jahrelang beständig sich wiederholenden Auf-
treten sehr harter, quaddelartiger, äusserst heftig juckender und
schmerzender Erhebungen im Gesichte, am Kopfe, später wohl auch
an den Extremitäten besteht, hat K. einigemale noch zwei andere
ungewöhnliche Acnearten beobachtet. Bei der einen derselben,
welche er Acne necroticans et exulcerans serpiginosa nasi
nennt, entstehen an der Nasenspitze Stecknadelkopf- bis kleinerbsen-
grofse, schlappe, rasch eitrig schmelzende oder necrotisirende Knöt-
chen, die unter Eiterung und warziger Granulation heilend, tiefe
Gruben zurücklassen, während am Rande immer neue Knötchen
aufschiefsen, so dass nach Wochen oder Monaten der ganze häutige
Nasenanteil narbig zerstört ist. Auslöffelung und Pnquelinisirung
brachten erst nach wiederholter, energischer Anwendung den Pro-
cess, meist in der Höhe der knöchernen Nase, zum Stillstände.
602 Wbbstbb, Lammiman, Dührssbn, Pinabp, Schacht, No. 34
Histologisch bestehen die Knötchen aus rasch necrotisirendem, vas-
cularisirtem Granulationsgewebe um die Follikel herum. — Auch
eine dritte, von K. als Acne teleangiectodes bezeichoete Form
beruht auf der Entwicklung von aus gefäfsreichem Granulationsge-
webe mit vielen Riesenzellen bestehenden Knötchen um die Follikel,
unterscheidet sich aber von der vorigen durch die allgemeinere und
unregelmäfsigere Verbreitung der Efflorescenzen, welche auch nicht
der Necrose verfallen, sondern nur teilweise zur Erweichung ge-
langen. Die Knötchen liefsen sich in dem einen Falle, wo sie auf
das Gesicht beschränkt waren, äusserst leicht auslöffeln, worauf
unter Bildung kleiner, flacher Narben Heilung eintrat. In einem
zweiten sehr viel intensiveren, aber klinisch und histologisch hierher-
gehörigen Falle war nicht nur das ganze Gesicht mit schrotkorn-
bis erbsengrofsen, teils lebhaft roten, meist aber livid- und braun-
roten, schlappen Knötchen besetzt, sondern es bestand auch an den
Extremitäten eine Eruption eigentömlicher, bis pfenniggroöer, scharf
begrenzter, lividbrauner, zum Teil im Centrum hämorrhagischer
und eingesunkener Flecke und flacher Knoten. H. Müller.
1) Webster, The etiology ol ectopic gestation. Edinb. medical journ.
1893, Nov.
2) CI. Lammiman, A case of extrauterine foetation; rupture of
left Fallopian tube about the sixth week of pregnancy; laparo-
tomy; recovery. The Lancet 1893, Dec. 30.
3) Döhrssen, Ueber Tubarschwangerschaft und die Behandlung
der Blutungen in die Bauchhöhle infolge von Tul^arschwanger-
schaft. Deutsche med. Wochensehr. 1894. No. 3.
4) Pinard, Grossesse extra-uterine. Varidtö intra-peritoneale. La-
parotomie & dix mois. Enfant mort. Gu^rison de la mere. Bull,
de l’academie de mddeoine 1894, No. 8.
5) F. F. Schacht, Four cases of extrauterine gestation success-
fully treated by abdominal section. The Lancet 1894, S. 854.
1) Verf. kritisirt die bisherigen Versuche, eine Aetiologie der
ectopischen Schwangerschaft zu geben und sucht eine eigene Hypo-
these annehmbar zu machen. Er hat in einem Falle von Tubar-
gravidität Decidua-Biidung in der nicht schwangeren Tube gefun-
den. Er glaubt nun, es könne die Tubenschleimhaut ausnahmsweise,
indem die normale Differenzirung der Möu-BB’echen Gänge ausbleibt,
eine gröfsere physiologische Uebereinstimmung mit der Uterus-
schleimhaut erhalten, die sie zur Deciduabildung und demnach auch
zur Ernährung eines Ei’s befähige; normalerweise gehen diese
Fähigkeiten nach Verf.’s Ansicht der Tubenschleimhaut ab (? Ref.) >
Die mechanischen und sonstigen ursächlichen Momente sieht er nur
als begünstigende an, die ohne jene functioneile Abnormität der
Schleimhaut nicht ausreichen, eine ectopische Gravidität herbei-
zufahren.
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No. 34.
Ueber Extrauterinschwangerschaft.
603
2) Eine Frau von 35 Jahren, erkrankt unter dem Zeichen
innerer Verblutung, nachdem die Menses 6 Wochen ausgeblieben
waren; sie hatte einmal geboren. — Bei der Laparotomie entleerte
eich eine grofse Menge Blut aus dem Abdomen; die rechten Ad-
J* nexe waren normal; die linken vergröfsert; an der linken Tube
war, noch am Uterus, an der vorderen Fläche ein Riss, aus welchem
Placentargewebe herausragte. Die Tube wurde unterbunden und
abgetragen, das Ovarium wegen fester Verwachsungen zurückge-
lassen. Bei der Toilette der Bauchhöhle entstanden wiederholt er-
neute heftige Blutungen infolge Durchschneidens der Ligaturen,
welche noch mehrere Umstechungen notwendig machten; das Durch-
schneiden der Ligaturen wurde durch eine abnorme Brüchigkeit
der Gewebe erklärt.
3) Verf. teilt 5 Fälle von Tubengravidität mit, von denen er
4 laparotomirt hat, während bei der einen Tubengravidität, bei der
der dicht neben dem Uterus liegende Tumor als intraligamentärer
Ovarialtumor diagnosticirt worden war, die vaginale Exstirpation
des Uterus und der Adnexe ausgeführt wurde. In allen 5 Fällen
handelte es sich teils um Tubenabort, teils um Ruptur der schwan-
geren Tube. Auf Grund dieser und noch 4 weiterer Fälle von
Tubenschwangerschaft, die er nur kurz erwähnt, stellt Verf. den
» Satz auf, in allen Fällen von geplatzter Tubenschwangerschaft mit
gefahrdrohender innerer Blutung vor der Laparotomie eine subcu-
tane Kochsalzinfusion vorzunehmen und dann sofort nach Besserung
des Pulses die Laparotomie anzuschliefsen. Gerade die Einführung
von Kochsalzlösung in den ausgebluteten Organismus unmittelbar
vor der Operation hält Verf. für einen bedeutenden Fortschritt in
der Therapie der Ruptur einer schwangeren Tube mit lebensge-
fährlicher Blutung in die freie Bauchhöhle. Von den 9 Exstirpa-
tionen eines tubaren Fruchtsackes hat Verf. einen Fall verloren,
bei dem er keine Infusion vorher gemacht hatte.
4) P. berichtet von einem solchen Falle, der wahrscheinlich
erst 6 Wochen nach dem Tode der Frucht operirt wurde. Der
Operateur wurde auch zur Zeit des Todes der Frucht gerufen, hielt
die Frau für eine normal Kreifsende und überliel's die Geburt einer
Hebamme. Nach 6 Wochen wieder hinzugerufen stellte er die
richtige Diagnose und fand bei der Operation in der Bauchhöhle
die freie Frucht. Die Placenta wurde nicht mit herausgenommen,
sondern die Wunde tamponirt, wobei sich die Placenta allmälig
abstiefs. Der Operateur behauptet nun, dies sei eine reine Abdo-
minalschwangerschaft, wogegen P. richtig bemerkt, das könne nur
dann gesagt werden, wenn Uterus und Adnexe genau untersucht
* und als von Schwangerschaftszeichen frei gefunden wurden.
5) Sch. berichtet über 4 mit Erfolg operirte Fälle von Tuben-
schwangerschaft; in 3 Fällen handelte es sich um Ruptur des
Fruchtsackes, dieselbe war zwischen der 6. bis 12. Woche der
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604
Hkttk, Casuistisohe Mitteilungen. — Dastbk. — Stau. No. 34
Schwangerschaft eingetreten; in einem Fall handelte es sich um
einen Tuben-Abort. Alle 4 Fälle wurden geheilt. A. Martin.
Heyse, Casuistische Mitteilungen. Charite-Annalen 1893, S. 132.
Wir entnehmen diesen casuistischen Mitteilungen fünf Fälle
von Carboivergiftung, zwei infolge eines Versehens eingetreten, drei
selbstmörderischer Natur. Im ersten war ein Liqueurglas roter
Carbolsäure genossen, aber sofort danach viel Milch getrunken und
durch Kitzeln des Halses Erbrechen erzeugt worden, worauf H.
den gönstigen Ausgang der Krankheit nach anfänglicher Bewusst-
losigkeit zuröekföhrt, während noch infolge der anästhesirenden
Wirkung des Carbois das Erbrechen ausblieb. In diesem, wie in
den folgenden Fällen fand sich mehrere Tage Carbolurin, ober-
flächliche Aetzung des Verdauungsapparates, der Halshaut und zum
Teil auch der Luftwege; die Oberflächlichkeit der Corrosion erklärt
wohl das Nichteintreten von Glottisoedem. Von den Selbstmord-
fällen waren zwei schwer, einer tätlich; in dem nicht tötlichen waren
100 g roter Carbolsäure genommen worden; es folgten schlaffe
Lähmung , erloschene Reflexe , schwnche Herzaction , schnar-
chende Atmung. Der Magen wurde mit 8 Liter warmen Wassers,
dann mit 15 Liter Seifenwasser ausgespölt, darauf 300 g Olivenöl
eingeföllt und wieder ausgehebert und endlich 400 — 500 cctm einer
10 procent. Lösung von Na. sulfur. eingegossen; gleichzeitig mit
Campher und Aether. Damit wurde der Collaps Dberwunden. Im
Urin fand sich Eiweifs, Epithelzellen mit anscheinend zu Grunde
gegangenem Kern und Einlagerungen von Blutpigment, Cylinder,
Gypskryatalle, deren Entstehung H. auf das Einnehmen von Glauber-
salz bei gleichzeitigem durch die Vergiftung bewirkten Kalkinfarct
der Niere zurückföhrt. Fr. Strassmann.
A. Dastre, Digestion sans ferments digestifs. Arch. de physiol. 1894,
p. 464.
Frisches Fibrin, auch Albumin und Casein lösen aicb bei Gegenwart (antisep
tiscber) centraler Salzlösungen {Fluornatrium 2 proc , Cblornatrium lBproc.) in meh-
reren Tagen bis Wochen, schneller bei Bratwirme, and geben nicht nur sog. lösliches
Fibrin und bei 75—84° gerinnbares Globulin, sondern sogar Propeptone und Albu-
mosen. So entstand bei 5 tägiger Digestion bei 40° aus feuchtem Fibrin mit 9.2 g
Trockensubstanz 0.6 g lösliches Fibrin, 1.1 g Globulin und 5.1 g Propeptone, wahrend
2.4 g Fibrin anangegriffen blieben. j. Hank.
Sahli, Ueber den Einfluss intravenös injicirten Blutegelextraktes
auf die Thrombenbildung. Cbl. f. innere Med. 1894, No. 22.
Verf. bat in Gemeinschaft mit seinem Assistenten Eearr die zuerst ron Hatfbast
entdeckte gerionungswidrige Eigenschaft des Blutegelextractes einer genaueren Prüfung
unterzogen. Zunächst wurde festgestellt, dass das ron einem Blutegelkopf mit 5 ccm
beifsen Wassers augefertigte Infus 20—25 ccm Kaninchenblat für wenigstens 8 Tage
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No. 34.
Landow. — Körtr.
605
gerinnungsunfähig macht. Alsdann wurde durch Einfahren einer Borste roa der Ven.
maxillar. ext. aus in der Vena jugularis ext. eines Kaninchens in 10 Minuten ein
frischer Thrombus erzeogt. Dann wurde der Blutegelinfus in diese Vena jngularis
injicirt, und nun in die andere Ven. jugularis eine Borste eiugeführt. Dabei genügte
bereits das Infus eines Blutegelkopfa auf 50—60 ccm Blut, um die Thrombenbildung
zu verhindern, also der dritte Teil des für das extrarasculAre Blut gerinnungswidrig
> wirkenden Infases. Da jedoch die Nieren das letztere schnell ausschieden, so sind
fflr eine llngere Wirkung (über 40 Minuten) grBfsere Dosen erforderlich. Toxische
Erscheinungen wurden dabei nicht beobachtet.
Inwieweit diese Resultate auf den Menschen Übertragbar sind, und so das Blut-
egelinfus bei der Neigung zur Thrombeubildung therapeutisch verwertbar werden kann,
müssen erst weitere Untersuchungen ergeben. Jedenfalls scheiot die verhiltnistmSfsig
kurze Wirksamkeit des Mittels der practischen Verwertung hinderlich zu sein.
M • Rothmano.
M. Landow, Aus der chir. Klinik zu Göttingen. Zur operativen
Behandlung der senilen und diabetischen Gangrän der unteren
Extremität. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXVI. S. 149.
Die betreffende Behandlung schliefst sich den von Kümo in seiner Arbeit: „Zur
Revision der Lehre über die Vornahme grofser Operationen bei diabetischem Brande“
ans dem Jahre 1887 gegebenen Vorschriften an. Zunächst war man bedacht die
Necrose und Entzündung durch geeignete Localbehandlung, bei Diabetes auch
durch innere Mittel zu bekämpfen. Erst wenn auf diese Weise das Gebiet genügen-
der Blutcircnlation hergestellt war, schritt man zur Operation, die sich stets 2—3
Finger von der Grenze des Brandigen bezw. der an letzterer sich anscbliefsenden Ent-
xündungszone hält. Bei der grofsen Infectionsgefahr wurde wahrend der Operation
die Stelle der Erkrankung durch eiuen antiseptischen Occlusivverband gedeckt und
teile mit teils ohne E-MASuu'sche Constriction amputirt. Unter 18 biebergebSrigen
Patienten wurden bei 13 PrimSramputationen ausgefübrt, nämlich bei 8 mit Diabetes
und bei 5 mit reiner Arteriosclerose. Von den 8 Diabetikern starben 4, von den 5
mit Arteriosclerose 1. Da ein Patient doppelseitig operirt werdeo musste, han-
delte es sich um 14 Amputationen und zwar um 4 hohe und 10 tiefe Gliedab-
setzungen Die hohen Amputationen endeten säinmtlich tätlich, von den 10 tiefen
nur 1, die übrigen 9 heilten, ndmlich 7 per prim, int., I mit Eiterung. In dem 9.
Falle musste eine secundSre Unterschenkelamputation verrichtet werden, durch welche
auch hier Genesung erfolgte. (Ein grofser Teil der Arbeit besteht io der Kritik der
Ansichten von KoerxB n. Bzidsiiuais über das gleiche Thema.). P. GOurtisck.
W. Körte, Ueber einen Fall von Gangraena penis mit nachfol-
gender Plastik. Aroh. f. klin. Cbir. XLVI. S. 230.
Bei einem 28jährigen Pat. nach Paraphimose aus .inbekannter Ursache entstan-
den. Der gangräoflse Defect betraf scbliefslich die ganze Baut des Penis bis zum
Ansätze des Scrotum bis auf ein kleines Zipfelchen am Frenulum und am Ansätze
zum Scrotum, ferner die Corpp. cavern. penis in gleicher Ausdehnung sowie das obere
(proximale) Drittel der Eichel. Im Eiter lieft sich ausser Streptococcus eio dicker
kurzer, sehr schnell wachsender Bacillus, der einen fauligen Geruch verbreitet dartun.
Die BarnrShre blieb unversehrt und et erfolgte Deckung durch einen dem Scrotum
entnommenen BrückenlspPeo, so dass die Eichel etwas kleiner als normal, der Penis
p aber von normaler Dicke mit gerunzelter ausdehnungsfähiger Baut wiederhergestellt
wurde. Auch will Pat. wieder deutliche Erectioneo des Gliedes bemerkt haben.
P. GQtorbock.
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606
Grrrn. — Babjoh. — K atzkkstrin, — Sahli.
No. 34
Ch. L. Green, Ueber die Bedeutung der Becherzellen der Con-
junctiva. v. Gräfes Arch. f. Ophthalm. XL. p. 1.
Verf. untersuchte die gesunde Conjunctira von 30 menschlichen Augen und einer
Reihe von Tieren und fand überall Becberzellen. Dieselben sind ron regelmi feiger
oraler Gestalt, ungefähr 0.025 mm lang und 0.016 mm breit. An Isolationspräparaten
beobachtet, bsxitzt jede Zelle eine scharf abgegrenzte Zellmembran oder Theca. Diese
Theca ist eine wirkliche Zellmembran und erscheint immer doppelt conturirt. Einige
Becberzellen besitzen einen Fufs oder Stiel. Der Inhalt der Theca ist ron schleimiger
Beschaffenheit und färbt sich mit Thionin rotriolett. Am breiten Ende der Zelle,
innerhalb derselben, der Theca anliegend, befindet sich der Kern. An der Seit« der
Zelle diesem gegenüber kann man gewöhnlich eine klare und scharf abgegreozte
Oeffnnng, das Stoma bemerken, welches anfänglich klein ist, später aber gTOfser wird.
Durch diese Oeffnnng entleert sich der schleimige Inhalt der Zelle. Die Becberzellen,
welche in den tieferen Schichten der Conjunctira liegen, haben kein Stoma, erst wenn
sie an die Oberfläche kommen, bildet sich ein solches. Die Zellen entwickeln sieh
in den tiefsten Schichten des Epithels und steigen allmälig an die Oberfläche empor.
■ — Die Becberzellen sind natürliche Gebilde, die sieb ganz unabhängig ron irgend
welcher Heizung stets io der normalen Conjunctira des Menschen und der Tiere ror-
finden. Sie haben die besondere Aufgabe, Schleim durch einen natürlichen and phy-
siologischen Vorgang zu produciren. Homtmaim.
Barjon, Des oed&mes aigus primitifs et infectieux du larynx. Ga*,
des böpitaux 1894, No. 58.
Nach Verf. sind die acuten primären Oedeme des Larynx infectiOser Natur aod
können klinisch in zwei grofse Abteilungen gebracht werden, einmal in die serOsen
Oedeme, zu denen das primäre Erysipel und das gutartige acute infectiOse Oedem
des Kehlkopfes geboren , und zweitens das phlegmonüse Oedem , der Kehlkopfabscess.
Diese beiden Formen können klinisch dififerenzirt werden, was für die Prognostik sehr
wichtig ist, da bei der eitrigen Form der Tod die Regel, bei der serOsen Form dage-
gen sehr selten und mehr einem Zwischenfall oder einer Complication zuzuschreiben ist.
W. Lub Unski.
Katzenstein, Weitere Mitteilungen Ober die Innervation des M.
crico-thyreoideus Virch. Arch. Bd. 136, H. 1.
Weitere Untersuchungen heben ergeben, dass nur beim Kaninchen ein ans dem
Ramus pharyog. nerr vagi stammender Nerz den M. crico thyreoidens motorisch iDner-
zirt. Mithin kann Exaea einen N. laryngeus medius nur beim Kaninchen annehmen.
Die Abweichungen ron der Norm bei Hund, Katze, Affen, lassen sieb dahin znsam-
menfassen, dass in sehr wenigen Fällen Fasern des N. laryog. sup. den Vagus im N.
pharyngeus verlassen und mittelst einer Anastomose in den N. laryng. sup. übergeben.
W. Lubttaaki.
Sahli, Ueber die Perforation seröser pleuritiscber Exsudate nebst
Bemerkungen Ober den Befund von Typhusbacillen in dem serö-
sen Pleuraexsudat eines Typhuskranken. Mitth. aas Kliniken u. med.
Instituten d. Schweiz. I. Reihe H. 9. C. Sallmann Basel u. Leipzig 1894.
S. beschreibt einen Fall von seröser Pleuritis nach Pneumonie, in dem ein über
der rechten Lnngenspitze und an der Innenseite der rechten liegendes, zweites seröses
abgekapseltes Exsudat durch Perforation der Thoraxwand in der Fossa sopra- and in- ^
fraclavicularis als floetnirender Tumor zum Vorschein kam. In einem zweiten Fall
von scrOsem Pleuraexsudat, das zieh an einen Typhus anschloft und welches Typhus-
bacilleo enthielt, perforirte das Exsudat in die Lange; Heilung Scheunen.
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No. 34.
Aüssilloüx. — Stewart. — Sottas. — Stbmbo.
607
Aussilloux, L’huile d’olive «Inns le traitement des coliques o^phr4-
tiques. Ball. g4n. de ther. 1893, No. 46.
Id der Voraussetzung, da» das Olivenöl weder steinlösende, noch gallentreibende
oder abführende Eigenschaften besitzt, «andern bei Gallenateinkolik lediglich reflecto-
risch wirkt, indem e« den Krampf der Gallenansführungsgtnge zum Schwinden bringe,
versuchte Verf. das Olivenöl auch bei Nierenkoliken, indem er annahm, dass auch
hierbei reflectorisch ein Nachlauen der Krämpfe eintreten würde. In zwei so behan-
delten Fällen war der Erfolg ein günstiger: Wenige Esslöffel genügten, um die Kolik-
schmerzen zu beseitigen. Was die Dosis betrifft, so verwirft Verf. auch hier, wie bei
Galleasteinkolik die von anderer Seite empfohlenen sehr grofsen Dosen (zwei grofse
Gltser roll) und beschränkt sich auf einige Esslöffel. Als Gescbmackscorrigens em-
pfiehlt A., der seine Beobachtungen in Narbonne gemacht hat, die den Südfranzosen
«ehr sympathische Knoblauchsuppe. K. Kronthai.
H. M. Stewart, Relapses in typhoid fever. The practitioner 1894,
March.
Aus dem Studium Ton 60 Typhusrecidiren gelangt Verf. zu folgenden Schlüssen:
die sogenannten Rendite stellen wirkliche 2te Anfälle von Ileotvphus dar; die gra-
duellen Unterschiede von dem primäreD Anfall finden ihre Erklärung durch die vom
Pat. erworbene partielle Immunität. Diese 2ten Anfälle beruhen wahrscheinlich auf
einer neuen Autoinfection, d. b. einer Infection weiter abwärts gelegener Lympbfollikel
des Darmes durch die zu ihnen hinabgelangenden inficirten Schorfe aus hoher gelege-
nen Partieen; damit stimmt die Thatsacbe überein, dass in totlich »erlaufenden Fällen
eog. Typhusrecidive auffallend häufig frische Affeclionen des Dickdarmes gefunden
werden. Begünstigt wird die Reinfection einerseits durch Milde des ersten Anfalles
nnd eine daraus resultirende, lediglich partielle Immunität; ferner aber durch längeren
Contact der inficirten Schorfe mit bisher gesunder Schleimhaut, d. h. durch vorwie-
gende Obstipation im Verlaufe des ersten Aufalles. Psrl.
J. Sottas, Contribution h l’ctude des d^gdndrescences de la moelle
cons^cutifa aux lesions des raeinea post4rieures. Revue de Med.
1 893, No. 4.
S. teilt einen Fall von Wurzelneuritis infolge eines Sacraltumors mit, der klinisch
unter dem Bilde einer Neuritis des N. ischiadicus verlief und später zur Section kam.
Ferner führt er einen von Dejerine (Archive« de Physiologie 1888) beschriebenen
Fall ausführlich an, der unter dem Bilde der Tabes cervicalis verlief und mit hoch-
gradiger Atrophie der hinteren Rückenrearkswurzelfasern einherging. Im 3. Fall ban-
delte es sich um eine totale, radiculäre I.ähmuog des linken Armes (Klumpke), Neu-
ritis des Plezus brachialis. — Die Sectionsbefunde dieser Fälle bestätigen zunächst
die Ansicht Kanne'« , da» in der oberen Cervicalregion die langen Fasern in ver-
schiedenen Hüben des Rückenmarkes iu Formen von Dreiecken ineinander geschachtelt
liegen. Das kleinste Dreieck im hintern medianen Teil bildet die Fortsetzung der
Sacralnerveu ; das grösste und äosserste Dreieck wird von den hinteren Cervicalnerven
gebildet. — Der GoLt/sche Strang besitzt seine eigene systematische Zusammensetzung
(Fimssto). Die langen Fasern der oberen Rückenmarkswurzeln verlaufen im Bosdacb’-
seben Strang. — Das kleine Bündel hinter der grauen Commissur und zu beiden
Seiten des Halses des Hinterhornes scheint aus Anastomosen zwischen den verschie-
denen Etagen (Höben) der grauen Substanz zu bestehen (Fibres cornu commissalea) ;
es bleibt bei der Degeneration der Hinteratränge meist unversehrt. 8. K »Usch« r
L. Stembo, Ueber „Osteo- Arthropathie hypeitrophiante pneumique“.
Petersb. med. Wochenschr. 1893, No. 3.
Die 66jähr. Patientio litt oft an Lungenkatarrhen und acquirirte kurz nach einer
Pneumonie die „Krankheit mit dem langeo Namen“. Diese begann mit Kriebelu
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608
Schou. — Fonk n. Gbundzach. — Sinclair.
No. 34
und allmäliger Volumszunahme der Finger and Zeben. 7 Jahre hindurch nahmen
diese Erscheinungen progressiv zu, sodasg schlierglich Oberkiefer, Ohrmuscheln, Zange,
ZApfchen, Claviculae, Mamillae, Finger- and Fulsendphalangen, aber auch Hand- and
Fufsgelenke an der eigentümlichen Vergrößerung teilnabmen. Die NAgel waren papagei-
scbuabelartig verunstaltet and rissig, es bestand eine Kyphose der unteren Brust- und
Lendenwirbel. Die LungenrAnder waren emphysematös aufgebläht.
Der Terf. beleuchtet die Differentialdiagnose zwischen der in Rede stehenden
Krankheit und der Akromegalie, auf welche von so vielen Seiten grofses Gewicht ge-
legt worden ist. Er kommt dabei zu dem Resultate , dass zum mindesten viele Fälle
der Osteoarthropathie mit der Akromegalie grofse Verwandtschaft zeigen und vielleicht
auch als solche aufzufassen sind — Die bedeutenderen Abweichungen kannten dann
unter dem Einfluss des Lungenleidens entstanden sein. Die Arbeit enthält genaue
Mafse und 2 Abbildungen. M. Brasch.
J. Schon, Ein Fall von Spina bifida occulta mit Hypertrichosis
lumbalis. Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 5.
Bei einem 13jährigen Mädchen ist die Haut zwischen letztem Rückenwirbel,
Spitze des Os coccygis und den Spinae ilei aut. sup. bräunlich pigmentirt, tonst aber,
bis auf eine kleine etwas verdickte und unebene Partie in der Gegend der linken
Symphyais sacroiliaca uormal. In der Lendeoregion besteht eine bandflAcbengrofse
Hypertrichosis, deren Centrum der Vereinigungsstelle des Lambal- und Sacralwirbe!
entspricht; die Haare sind blond, in der Mitte sehr dicht stehend und 3 cm lang, an
der Peripherie kürzer und spärlicher. Die Dornfortsätze des 5 Lumbalwirbels und
der obersten Sacralwirbel sind nicht vereinigt, die Spalte nimmt die Pulpa dreier
Finger auf. Das Becken erscheint asymmetrisch, rechts stark elevirt, das Hüftgelenk
ist aber normal. Dagegen bat ein jüngerer Halbbruder der Pat. eine einseitige con-
genitale Hüftluzation. H. Müller.
Funk und Gruudzach, Ueber Urticaria infantum und ihren Zu-
sammenhang mit Rachitis uid Magenerweiterung. Monatsheft für
pract. Dermat. X VIII. No. 3.
Die Verff. haben bei 46 genau untersuchten Kindern mit Drticaria infantum
(Lichen urticatns, Drticaria papulosa, Strophulus pruriginosus) regelmäfsig Symptome
von Rachitis und Magenerweiteruog gefunden. Es ist deshalb bei der Behandlung
des Hautleidens diesen, aetiologisch jedenfalls bedeutungsvollen Krankheitsprocessen,
auf deren häufiges Vorkommen schon Combi hingewiesen hat, besondere Beachtung
zu schenken und namentlich die Diät sorgsam zu regelo. H. Müller
W. J. Sinclair, Metrostaxis and Menstruation after Operation on
the broad ligament. Brit. med. Jouru. 1893, Nr. 1091, p. 1106.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass das Auftreten einer Dternsblolung und
selbst einer charakteristischen, monate- oder auch jahrelang wiederholten Menstruation
auch nach vollständiger Entfernung beider Ovarien und Tuben möglich sei. Nicht
das Vorhandensein oder Fehlen dieser Organe sei das Bedingende, sondern der bei
der Operation vorgenoromene Eingriff in die Blntcirculation Die Menstrnation bleibe
in jenem Falle erhalten, wenn bei der Unterbindung genügend starke Aeste der A.
ovaria verschont bleiben; andererseits höre die Menstruation nach Ligatur der Arterien
auf, auch wenn die Tuben und Teile der Ovarien zurückgelasseu wurden. — Eine
Gefahr, dass man durch zu weitgehende Unterbindung der Arterien Necrose des Uterus
berbeifübren könne, sei nicht vorhanden. a. Martin
Kiim-minngen für da« Ontralblatt «erden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strafse 21} oder an die Ycrlagshaudiung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch wald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; aui Schlüsse
des Jahrgang« Titel , Na*
men* und Sachregister.
für die
Preis de» Jahrgange«
20 Mark; au beziehen
durch alle Bnehhandlun*
geo und FosUnstaiten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. 1. September. No. 35.
Inhalt > Werdblstadt d. Blxibtreu, Quantitatire Zmammensetzung patho-
Iogiichen Men«chenblutes. — Mikicasti u. Prausnitz, Verhalten rericbiedener
Brotarten im roensebiieben Organismus. — Hitzio, Histologie der Stroma. —
Krause and Hirschsbuo, Ueber Transplantation too Hautlappen. — Schafes,
Entvicklnng der Bogenginge. — Eibbhuebokr, Lympbosarcom des Pharyni und
weichen Gaumens. — Cbambr, Deber Penicillinm glancnm. — Fawihbbi, Ueber
Dinretin. — Jqffroy u. Acbauu, Möller, Mabis, Beitrag zur BASSDOw'icben
Krankbeit. — Bbazwüll, Menziss, Behandlung von HautaiTectionen mittels
Tbyreoidextract. — Napirr u. Schacht, Kbobbb, Fritscb, Ventrofnation and
Taginobxation,
BoanzrxsKi u. Zoja, Kristallisation des Eieralbnmins. — Hazcbapt, Lira-
lose bei Diabetes. — Zenker, Neues Fizirnngsmittel — Schlano«, Hochstand
der Scapula. — Mbsznzr, Behandlung von Scbenkelhaisfractaren im Stebbett. —
Baas, Tnbercaiose der Tbrlnendrüse — Vehnbcil, Nasenblutung im Jugendalter.
— Mabcbl, Exstirpation der Tonsillen. — Fisher. Hemiplegie nach Erapyement-
leerong. — Frölich, Terpentin bei Diphtherie. — Cavaxxani, Sympathicusrer-
Indernngen bei Dizbetes. — A damkiewicz, Stanongspapille. — Sirmfrliho,
Forensizcbe Psychiatrie. — Mitvalskt, BantbSrner an den Augenlidern. — Gio-
varbibi, Fall Ton Ichtbyosis. — r. Meier, Behandlung der Hlmatosalpinx. —
Gobdok, KochsBlzinfnsion bei VergiftnngeD.
1) H. Wendelstadt u. L. Bleibtreu, Beitrag zur Kenntniss der
quantitativen Zusammensetzung des Menschenblutes unter patho-
logischen Verhältnissen. Zeitschr. f. klin. Med. XXV. S. 204.
2) Dieselben, Anhang zu der Arbeit etc. Ebenda, S. 363.
1) Mit Uebergehung des kritischen Teils der Abhandlung
können hier nur die wesentlichsten Resultate angeführt werden.
Der höchste Wert für den Eiweifsgehalt des Blutes (Stickstoff X
6.25) betrug 22.41 pCt. (in einem Fall von Cholera); er liegt noch
etwas unter dem Mittelwert, den Jaksch angiebt = 22.62 pCt., die
meisten Werte liegen tief unter 20 pCt. bis zu 9.46 pCt. in einem
Falle von Magencarcinom mit abundanter Magenblutung. — Was
XXXII. Jahrgang. 39
610 Mknicanti u. Pbacsnitz, Verhalten verschiedener Brotarten etc. No. 35
den Eiweifsgehalt des Samens betrifft, so wurde der von Jaksch
gefundene Mittelwert = 8.86 pCt. in keinem Falle erreicht. Als
Maximum fanden die Verff. 8.355 pCt., als Minimum 4.959 pCt.
in dem erwähnten Fall von Magencarcinom. Noch gröber sind die
Schwankungen für das Volumen der Blutkörperchen: Die Blut-
körperchen betrugen zwischen 49.1 und 9.52 ccm in 100 ccm Blut.
Das Volumen des einzelnen roten Blutkörperchen fanden die Verff.
schwankend zwischen 0. 0000000794 und 0.0000000517 cbmm.
Als wesentlichstes Ergebniss ihrer Untersuchung bezeichnen die
Verff. die Feststellung der enormen Schwankungen des Procentge-
haltes der roten Blutkörperchen an Stickstoff bezw. Eiweifs. Bei
dem unter physiologischen Verhältnissen gewonnenen Pferde- und
Schweineblut wird dieser Wert durch eine constante Zahl repräsen-
tirt, beim Menschenblut fanden die Verff. zwischen 33.05 u. 47.12 g
Eiweifs in 100 ccm Blutkörperchensubstanz, jedoch heben dieselben
hervor, dass derartige Schwankungen beim Gesunden möglicherweise
nicht bestehen. Auffallend klein und reich an Eiweifs fanden die
Verf. die Blutkörperchen von Kranken, die lange Zeit an Albu-
minurie gelitten hatten. Im Uebrigen muss auf das Original ver-
wiesen werden.
2) Der Anhang ist hauptsächlich polemischer resp. kritischer
Natur und wendet sich namentlich gegen die Methoden von v. Jaksch
und Biebnacki; Verff. haben in einigen Fällen auch vergleichende
Bestimmungen nach den verschiedenen Methoden durchgeführt.
E. Salkowski.
(J. Menicailti u. W. Prausnitz, Untersuchungen Ober das Ver-
halten verschiedener Brotarten im menschlichen Organismus.
Zeitschr. f. Biolog. XXX. S. 328.
Verff. haben an 2 Männern von 82 — 85 Kilo je 3 Tage dau-
ernde Ausnützungsversuche mit verschiedenen Brotarten, die jedes-
mal analysirt wurden, gemacht; neben Brod (900 — 1000 g) wurden
nur noch 1.5 — 2 Liter Bier genossen. Indem bezöglich der einzel-
nen Versuche und des Zahlenmateriales auf das Orig, verwiesen
wird, seien hier nur die wesentlichen Resultate wiedergegeben. Bei
Aufnahme von Broten, welche aus denselben Mehlen (Weizen-,
Roggen-), das eine Mal mit Sauerteig, das andere Mal mit Hefe
gebacken wurden, war die Menge des ausgeschiedenen Kothes beim
Sauerbrot gröfser. Weizenbrod liefert erheblich weniger Koth als
Roggenbrod; in der Mitte steht ein Brod, das aus gleichen Teilen
Weizen- und Roggenmehl hergestellt ist. Die Dekortikation des
Getreides (Entfernung der Fruchthölse durch Schälen) bietet nicht
die ihr nacbgeröhmten Vorteile. Die dekorticirten Körner können
uicht vollständig zu Mehl vermahlen werden, doch wird feineres
Mehl in etwas grölserer Menge erhalten, das allerdings dunkler ist
und daher weniger Nachfrage findet. Nach Aufnahme von Brod
aus geschältem Getreide erschien zumeist etwas weniger Koth, viel-
Digitized by Google
No. 35.
Hitzig, Histologie der Stroma.
611
leicht infolge der feineren Zermahlung der Körner. Aus ihren
Versuchen erschließen Verff., gleichwie schon früher Phausnitz, dass
der ausgeschiedene Koth grofsenteils von den Darmsäften, aber nicht
von unresorbirten Nahrungsbestandteilen herstammt. (Auch diesmal
ist die Begründung für diese Behauptung nicht stringenter als
früher; vergl. Cbl. 1893, S. 659). Lockeres poröses Brod ist
leichter resorbirbar als festes schweres Brod, das den Darm zur
reichlicheren Abscheidung von Verdauungseäften anregt. Die phy-
sikalische Beschaffenheit des Brodes (Porosität, Volumen, spec. Ge-
wicht) ist von der Getreideart, dem Vermahlungsgrad und der
Mehlqualität abhängig; feines Weizenmehl liefert das poröseste,
grobes Boggenmebl resp. Roggenschrot das festeste Brod. Die
Teilchen der bei uns gemahlenen Mehle haben einen grössten
Durchmesser von 710— */s mm, die feineren Mehle sogar nur von
'/to — 'A mm> gröber sind nur die Schrotmehle, deren Verbrauch
immer mehr zurücktritt. — In einer Nachschrift nimmt Phausnitz
zu den Untersuchungen über Mehl und Brod von K. B. Lehmann
Stellung und weist nach, dass Letzterer die feineren deutschen
Mehle überhaupt nicht geprüft hat. vielmehr im Wesentlichen nur
die für Schrotbrod verwandten Mahlprodukte. Vergl. hierüber Orig.
J. Muuk.
Th. Hitzig, Beiträge zur Histologie und Histogenese der Struma.
Arch. f. klin. Cbir. 47. Bd. pag. 464.
Verf. hat sich die Frage vorgelegt, wie der Kropf aus nor-
malem Schilddrüsengewebe entsteht, wie er weiter wächst, und in-
wieweit die einzelnen Struma-Formen dabei differiren. Zur Beant-
wortung dieser Frage hat er 36 pathologisch veränderte Schilddrüsen
untersucht, die von jugendlichen Individuen im Alter von 14 — 30
Jahren stammten. Dabei wurden mit Vorliebe die jüngsten Stadien
der Knotenbildung ausgewählt, um die Entstehung der Struma ge-
nau verfolgen zu können.
Dabei wurden in anscheinend normalen Teilen der Schilddrüse
mikroskopisch heerdweise zusammengelagerte Schläuche von unregel-
mäfsiger Form gefunden, die ein einschichtiges Epithel mit zahl-
reichen Kernen besitzen. Sie sind von der Umgebung nicht scharf
abgegrenzt und wachsen nicht durch Verdrängung, sondern durch
Umwandlung des benachbarten Gewebes. Diese Gebilde fasst Verf.
als die Anfänge der Struma nodosa auf; er stimmt also der Ansicht
Vihchow’s bei, dass die Struma erst aus dem normalen Gewebe
entsteht und nicht, wie Wölflbr annimmt, als kleiner Knoten be-
t reits embryonal präformirt ist. Dabei kann sowohl das normale
Epithel, als auch das Epithel ausgebildeter Follikel die Matrix
dieser Bildungen sein. Schließlich werden ganze Läppchen umge-
wandelt, und es entstehen so die kleinsten Kropfknoten. Diese
wachsen nun durch Verdrängung des umgebenden Gewebes weiter;
39*
^-< .oogIe
612
Kuausk, HiuSl'HBKKii, Uebar Transplantation von Hautlappen. No. 35
stofsen 2 Knötchen zusammen, so platten sie sich zuerst aneinander
ab, können aber echliefsüch verschmelzen und so zur Bildung
gröfserer Knoten Veranlassung geben.
Die Struma diffusa beruht auf gleichmäßiger Proliferation in
allen Läppchen der Dröse, während die Struma nodosa durch Ver-
schiedenheit der Wachstumsenergie zu Stande kommt. Zwischen
beiden Formen existiren Uebergänge. Verf. verwirft die Einteilung
Wölflkk’s für die Struma diffusa in interacinöses und Cysto-Adenom
und hält bei der grofsen Aehnlichkeit der einzelnen Formen eine
besondere Klassificirung nicht für nötig. Die Struma diffusa zeigt
eine Erweiterung der colloidhaltigen Blasen durch Wucherung der
Epithelzellen und vermehrte Produktion von Colloid. Bei zu grofser
Ausdehnung der Blasen kann es zur Atrophie des Epithels kommen.
M. Rothmann.
1) F. Krause, Ueber die Transplantation grofser ungestielter Haut-
lappen. Arch. f. klin. Chir. XLVI. S. 176.
2) 91. Hirschberg, Ueber die Wiederanheilung vollständig vom
Köiper getrennter, die ganze Fettschicht enthaltender Hautstücke.
Ebendaselbst S. 183.
1) Wegen der unangenehmen, die Ueberpflanzung gestielter
Hautlappen am Unterschenkel begleitenden Nebenumstände (ge-
zwungene Lage, Narbenbildung etc.) hat K. nach Wolfe ungestielte
Hautlappen jedoch mit Zurücklassung des Unterhautfettes benutzt.
Von mehr als 100 Hautlappen, welche in 21 Fällen Verwendung
fanden, starben nur 4 völlig ab und kann man, wenn nötig, Lappen
entnehmen von der ganzen Länge des Unter- oder Oberarms resp.
Oberschenkels und einer Breite, welche dem breitesten Teil des
betr. Extremitätenabschnittes entspricht. Wenn ein wenig Fett am
Lappen haften bleibt, schadet es nicht; bei fettreichen Individuen
muss man dagegen sorgfältig den Panniculus abpräpariren. Die sich
sofort auf ’/j Drittel und noch weniger des Umfanges zusammen-
ziehenden Lappen werden völlig trocken auf das ebenfalls völlig
trockene betr. Operationsgebiet applicirt. Nur im Gesicht bedarf e9
ausnahmsweise der Befestigung durch Nähte, im Uebrigen genügt
an den Extremitäten die glatte Einwickelung mit einer Binde aus
5 pCt. starkem sterilisirten Jodoform-Mull, darüber kommt ein leicht
comprimirender aseptischer Verband, resp. Lagerung auf einer
Schiene. Der erste Verbandwechsel erfolgt nach 3—4 Tagen. Da
die Lappen dann zuweilen Blasen bilden, welche aufgeschnitten
werden müssen. Im Uebrigen sehen sie dann blass oder bläulich-
rot, manchmal auch etwas geschwollen aus. Nach 7 — 8 Tagen sind )
sie deutlich rosa, was später umsomehr hervortritt, wenn man die
sich abstofsende Epidermis entfernt hat. Nach 3 Wochen hat meist
schon Unterhautfettzellgewebe sich neugebildet. Die Anheilung geht
unabhängig von der Beschaffenheit der Unterlage vor sich, mag sie
Digitized by CjOogle
No. 35.
Schäfkr, Entwicklung der Bogengänge.
613
Muskel, Fascie, Bindegewebe, Periost, Knochen oder sonst etwas
sein. Sehr langsam stellt sich die Empfindung wieder her.
2) In 7 Fällen von Defecten (nach Geschwulstoperationen),
deren Blutung sorgfältig gestillt und denen eine viereckige Form
gegeben war, verfährt Verf. folgender Weise: Nach Einwickelung
* des Oberarmes mit elastischer Binde und EsMABCH’seher Constriction
wird erstere nach einigen Minuten entfernt und dann das der Aussen-
seite des Gliedes gehörige Gebiet des Lappens mit einem dQnnen
Gummischlauch gepeitscht. Hierauf wird der Lappen von der
Fascie um •/* zu grofs abpräparirt und nach der Hand zu eine
Bröcke gelassen. Nachdem der Lappen von der Epidermisseite mit
Seidennähten versehen und nach Äufhören etwaiger Blutung die
Constriction gelöst ist, schwillt der Lappen stark an und rötet sich,
und wird, nachdem wieder die Blutung gestillt, vollständig abge-
tragen und mit Hilfe der Nähte dem Defecte adaptirt. Als Ver-
band diente Protectiv mit einer dicken Mullcompresse und Watte
darfiber zur leichten Compression. Die Anheilung erfolgte unter
nachträglicher Abetofsung der Epidermis, wie bereits vorstehend be-
schrieben worden. P. Güterbock.
1) K. L. Schäfer, Zur Entwickelungsgeschichte der Bogengänge.
* Naturwissenschaft). Wochenschr. 1894, No. 21.
2) Derselbe, Function und Functionsentwickelung der Bogengänge.
Zeitschr. f. Psychol. u. Pbysiol. der Sinnesorgane VII. 1. H. S.-A.
1) Sch.s Untersuchungen an Kaulquappen stimmen bezüglich
der Entwickelung der Bogengänge mit denen Kbacsr’s (Arch. f.
mikrosk. Anat. Bd. 35) bei Kaninchen und Schweinsembryonen
fiberein: Die Bogengänge entstehen durch Taschen- und Faltenbil-
dung und zwar nehmen die beiden verticalen aus einer gemeinsamen
Tasche ihren Ursprung. Die Ampullenbildung findet gleichzeitig
mit der Bogengangsentwicklung statt und die Cristae acusticae, die
Träger der Nervenendigungen, sind schon sehr fröh an der Epithel-
verdickung kenntlich. Abweichend von den Resultaten Kkausk’s,
wonach sich der horizontale Bogengang zuletzt abschnfirt, fand Sch.,
dass bei Kaulquappen der horizontale Canal sich zuerst entwickelt.
Ob aus diesem Gegensatz beider Befunde der Schluss zu ziehen
ist, dass die Reihenfolge, in der die Bogengänge sich entwickeln,
bei höheren Wirbeltieren eine andere ist, als bei den niederen,
muss nach Sch. durch weitere Untersuchungen festgestellt werden.
2) Ueber die für die Lehre von den Bewegungsempfindungen
resp. die Function des Labyrinthes wichtige Frage, ob die laby-
rinthlosen Evertebralen auf Drehungen ebenso reagiren wie die
* Wirbeltiere, hat Sch. zahlreiche Untersuchungen angestellt und ge-
funden, .dass die Wirbellosen Schwindelerscheinungen unmittelbar
nach der Drehung, wie sie för die Wirbeltiere so charakteristisch
sind, durchaus nicht darbieten, dass sich hierin vielmehr ein scharfer
Digitized by Google
614 Eisbkmknobb, Lymphosarcom das Pharynx n. weichen Gaumens. No. 35
Gegensatz zwischen Vertebralen und Evertebralen, also zwischen
Tieren mit und ohne Labyrinth kundthut“. Von Interesse war es
weiterhin, wenn möglich, ein Tier zu untersuchen, das nur während
eines Teils seines Lebens Bogengänge hat und festzustellen, ob
dasselbe in diesem Stadium schwindelfrei ist. Auf Grund der an
Kaulquappen angestellten embyrologischen Untersuchungen fand nun
Sch., dasB dieselben, wenn sie die Gallerthölle verlieren und damit
ihre volle Freibeweglichkeit im Wasser erhalten, noch unfertige
Bogengänge besitzen, physiologisch also den labyrinthlosen Tieren
gleichstehen, Drehversuche ergeben weiterhin, dass erst mit der
Vollendung der Bogengangsbildung Drehschwindel auftritt (bezßglich
der Anordnung der interessanten Versuche s. d. Orig. Ref.) „eine
Thatsache, die den Forderungen der statischen Labyrinththeorie vor-
züglich entspricht“. Schwabach.
Eisenmenger, Ueber Lymphosarcomatosis des Pharynx und des
weichen Gaumens Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 52.
Kündrat hat den Nachweis geführt, dass die sog. Lympho-
sarcome den pseudoleukämischen Lymphomen zur Seite zu stellen
seien. Verf. bespricht nun an der Hand der KoNDBAT’schen Arbeit
einige Fälle von Lymphosarcomen des Gaumens und Rachens aus.
Albkrt’s Klinik, die primär vom adenoiden Gewebe ausgegangen
waren. Die Erkrankung betraf durchweg Männer im Alter von
14, 23, 35 u. 53 Jahren, wobei bemerkenswert ist, dass der jüngste
Pat. am raschesten, der älteste am langsamsten seinem Leiden erlag.
Lues fehlte immer; bis auf einen Tuberkulosen waren die nnderen
bis zu ihrer Erkrankung gesund und krättig. Die Blässe und Ab-
magerung lässt sich aus der Schmerzhaftigkeit, der Beeinträchtigung
der Respiration und Nahrungsaufnahme erklären. Die Ursache der
Erkrankung ist unbekannt. In allen Fällen war das adenoide Ge-
webe der hinteren Pharynxwand und des weichen Gaumens der
einen Körperhälfte primär und gleichzeitig erkrankt; die Tonsillen
blieben frei, die Zuogenbalgdrüsen erkrankten erst secundär. Die
Lymphdrüsenschwellung ist nicht konstant; in zwei Fällen war sie
nicht vorhanden; in einem Fall waren die erkrankten Lyraphdrüsen
frühzeitig untereinander und mit der Umgebung verwachsen. Ganz
eigenartig ist aber die Beteiligung der Lymphfollikel ; in einem Fall
entwickelte sich ain Zungengrund ein wallnussgrofser Knoten. —
Sehr rasch geht die Ausbreitung des Lymphosarcoms in der Sub-
mucosa vor sich und ebenso im lockeren Zellgewebe und im Muskel,
während die Knochen sehr lang widerstehen. Die Schleimhaut
bleibt sehr lange intakt, blutet aber sehr leicht bei der Digitalunter-
suchung. Von Metastasen wurde nur einmal ein Infiltrat in der
Magenschleimhaut beobachtet. Die Geschwulst wächst rasch, aber
nicht gleichmäfsig; in einem Fall verschwand der Tumor innerhalb
weniger Tage, analog der Rückbildung maligner Lymphome (Bill-
Digitized by Google
No. 35.
Ckambh, Oeber Penicillium gl&ucum.
615
roth) unter Arsenikbehandlung. Die Recidive beginnen jedoch von
den benachbarten bereits erkrankten Follikeln. Ebenso kann durch
eitrige Schmelzung eine Röckbildung eintreten. Die Prognose er-
giebt sich hieraus; der Verlauf kann durch Besserung, selbst Spon-
tanheilung unterbrochen werden; der Tod erfolgt durch Eindringen
der Geschwulst in die Schädelhöhle, durch Inanition oder infolge
des Versuchs einer radicalen Operation. Aus der Verwandtschaft
mit den malignen Lymphomen leitet sich die Berechtigung einer
energischen Arsenbehandlung her. In einem Fall war eine Probe-
excision die Ursache eines den Tumor fast zum Verschwinden
bringenden Ulcerationsprocesses. VV. Lublinski.
Cramer, Die Zusammenstellung der Sporen von Penicilliura glau-
cum und ihre Beziehung zu der Widerstandsfähigkeit derselben
gegen äussere Einflösse. Archiv f. Hygiene 1894, XX. S. 197.
Das zu untersuchende Sporenmaterial gewann C. durch Weits-
brodreinkulturen von Penicillium, die in feuchter Glocke bei Zim-
mertemperatur gehalten wurden. Die Sporen wurden zur Unter-
suchung nbgesiebt, und diese nach den gebräuchlichen Methoden
vorgenommen. Es fanden sich 28.4 pCt. Eiweifskörper, 7.3 pCt.
« Aetlierextrakt, 30.4 pCt. Alkoholextrakt, ll.lpCt. Cellulose, 17.0pCt.
Stärke, 1.9 pCt. Asche und 3.8 pCt. unbestimmbarer Rest. Es bieten
sonach die Penicilliumsporen in ihrer Zusammensetzung entschieden
eine gewisse Aehnlichkeit mit den Samen höherer Pflanzen, während
sie von den Bakteriensporen ziemlich wesentlich unterschieden zu
sein scheinen.
„Ihre Widerstandsfähigkeit gegen trockene Hitze beruht abge-
sehen von dem hohen Trockengehalt, namentlich auf ihren starken
hygroskopischen Eigenschaften, welche in erster Linie den in Alco-
hol löslichen Extraktivstoffen zukommen dörften. Um einen Kern
von concentrirtem Eiweifs enthalten die Sporen einen Mantel von
Cellulose und stärkeähnlichen Substanzen, durchtränkt mit fettartigen
und in Alcohol löslichen sehr hygroskopischen Körpern. Wird
Wasser aufgenommen, so geht dasselbe in erster Linie an die hygro-
skopischen Substanzen, in letzter Linie erst wenn diese Obersättigt
sind, an das Eiweifs. Dadurch bleibt das Eiweifs relativ lange vor
Cougulation bewahrt, die Keimfähigkeit der Sporen erhalten. Ausser-
dem findet die Wiederstandsfähigkeit der Sporen gegen feuchte
Hitze und wasserlösliche Desinficientien noch in der schweren Be-
netzbarkeit der Sporen, welche vielleicht durch die nicht unbeträcht-
liche Menge fettartiger Körper mitbedingt sein mag, eine wesent-
t liehe Stötze." Sohenrlen.
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616
Pawinski, Ueber Diuretin.
No. 35
J. Pawinski, Ueber die harntreibende Wirkung des Diuretin.
(Theobrominum natrio - salicylicum - Diuretinum). Zeitschrift f. klin.
Med. XXIV. S. 315.
Die Ober das Diuretin erschienenen Arbeiten sprechen demselben
einstimmig einen starken diuretiscben Einfluss bei Herz- und Nieren-
krankheiten zu. Auf welchem Wege aber die Steigerung der Diu-
rese zu Stande kommt, darüber sind die Meinungen geteilt: die
grofse Mehrzahl der Autoren sucht denselben in der Reizung des
Nierenepithels zu einer lebhafteren Secretion, indem sie jede Ein-
wirkung aufs Herz und die Blutcirculation in Abrede stellen; die
Minderzahl dagegen spricht zwar dem Nierenepithel seine Haupt-
rolle nicht ab, giebt aber zu, dass das Diuretin ausserdem einen
gewissen Einfluss auf die Herzfunction ausDbt. Um Ober diese
Punkte Gewissheit zu verschaffen, richtete P. bei seinen Versuchen
mit Diuretin seine besondere Aufmerksamkeit auf das Verhalten
des Herzens, des Pulses und des Blutdrucks. Zu diesem Zwecke
bestimmte er genau die Dimensionen der Herzdämpfung, nahm
sphygmographische Curven auf und mafs den Blutdruck in der
Art. radialis mittels des BAScH’schen Sphygmomanometers; ausser-
dem wurde die tägliche Harnmenge, das specifische Gewicht, der
Eiweifsgehalt etc. bestimmt. Häufig wurde denselben Patienten
zum Vergleich Digitalis, Coffein u. a. verabreicht. Die so beobachteten
Krankheitsfälle umfassen drei Gruppen: I. Herzklappenfehler. II.
Erkrankungen des Herzmuskels und der Coronararterien. III. Krank-
heiten der Nieren. Aus jeder dieser drei Gruppen führt P. aus-
führliche, mit Pulscurven u. s. w. versehene Krankengeschichten
an. Die Schlüsse, die er aus diesen Beobachtungen über die Wir-
kung des Diuretins zieht, sind kurz folgende: 1) Das Diuretin be-
sitzt nicht einen specifischen, die Herzinnervatiun regulirenden Ein-
fluss, wie er der Digitalis zukommt. 2) Während der Diuretin-
darreichung steigt der Druck in den Gefäfsen. Diese Blutdruck-
erhöhung führt P. direct auf die gesteigerte Herzenergie und auf
die Reizung der vasomotorischen, die Arterien verengenden Centra
zurück. 3) Die Steigerung der Diurese ist eine sehr beträchtliche,
sie beginnt mitunter schon am zweiten Tage, das Maximum fällt
auf den 4. bis 5. Tag. An der Steigerung der Diurese nimmt die
Einwirkung des Diuretin auf das Gefäfssystem den gröfsten Anteil,
erst in zweiter Reihe kommt die Reizung des Nierenepithels in
Betracht. 4) Das Diuretin besitzt einen gewissen das Nervensystem
erregenden Einfluss, wenn derselbe auch nur gering ist. Was die
drei oben angeführten Krankheitsgruppen betrifft, so bewährte sich
das Diuretin am besten bei chronischen Erkrankungen des Herz-
muskels, in geringerem Grade bei Klappenfehlern, weniger günstig
fielen die durch das Diuretin erzielten Resultate bei Niereokrauk-
heiten aus. In Bezug auf die Dosirung macht Verf. folgende An-
gaben: die gewöhnliche einmalige Dosis ist 1.0 g, die Tagesdosis
4 — 5 g; doch kann man auch bis 7 g pro die steigen. Steigt die
Harnmenge bis zum 6. Tage nicht, so ist von weiterer Darreichung
No. 35.
JOFFKOY U.AcBABO, MÜM.RR, MARI«.
617
des Mittels Abstand zu nehmen. Am besten giebt man es in wässe-
riger Lösung unter Zusatz eines Corrigens (Aqu. Menth, pip. od.
dergl.). Was sehliefslicb das Verhältniss des Theobromins zum
Coffein betrifft, so steht eR ihm nicht blos in chemischer Beziehung
nahe, sondern auch mit Rflcksicht auf dessen Wirkung auf den
* Organismus. Die Wirkungen des Theobromins auf das Circulations-
und Nervensystem sind nicht so auffallend, wie beim Coffein, da-
gegen öbertrifft es das letztere in Bezug auf die diuretischen Eigen-
schaften. In Fällen mit adynamischem Character wendet man
zweckmäßiger das Coffein, dagegen dort, wo Erethismus prävalirt,
besser das Theobromin an. K. Kronthal.
1) A. Joffroy et Ch. Acbard, Contribution a l’anatomie patho-
logique de la Maladie de Basedow. Arch. de mdd. exper. etc. 1893,
No. 6.
2) F. Müller, Beiträge zur Kenntniss der BASKnuw’schen Krank-
heit. Deutsches Arch. f. klin. Med. 1893, 51. Bd., H. 4, 5.
3) P. Marie, Sur la nature de la maladie de Basedow. Mercredi
rned. 1894, No. 9.
1) Die Verff. teilen 6 Fälle der BASKnow’schen Krankheit mit
Obductionsbefunden mit. Klinisch zeichnete sich der erste Fall
durch eine fast complete Heilung aus; die Kranke starb an einer
Pneumonie. Die Krankheit war in IT all I, IV, VI mit Hysterie
associirt, in Fall III mit Syringomyelie, in Fall IV mit Tabes, in
Fall II mit Melancholie. Im sechsten Fall entwickelte sich die
Krankheit im Beginne eines Myxödems. Die Med. oblongata und
epeciell das solitäre Böndel und das Corpus restiforme erschienen
fast in allen Fällen intact, ebenso wie der Sympathicus u. s. w.
In allen Fällen war die Glandula thyreoidea verändert. In Fall
I u IV war dieselbe hypertrophisch, während sie intra vitam nor-
mal erschien. Im dritten Fall war bei normaler Größe die Struc-'
tur verändert; die Veränderungen waren mannigfaltiger Natur
Sclerose, cystische Erweiterungen, drösenartige Neubildungen, Hä-
morrhagien u. s. w. — Die Verff. sehen die Ursache der Basbuow’-
schen Krankheit in einer primären SchilddrQsenerkrankung.
2) M. teilt 5 Fälle BASüoow’echer Krankheit mit, 4 Fälle der
acut beginnenden und verlaufenden Form und einen der chronischen
einfachen Form; bei dem letzten, wie bei 3 Fällen der acuten Form
wurde die Section und die genaue mikroskopische Untersuchung
vorgenommen. Von den Fällen mit dem acuten bösartigen Verlauf
starben 3 Kranke nach 1—3 Monate langer Krankheitsdauer. Alle
4 Fälle zeigten Herzklopfen, Verstärkung des Herzstofses, Pulsbe-
* schleunigung, Struma mäfsigen Grades, Exophthalmus mäfsigen
Grades, starkes Klopfen der Carotiden am Halse. — Das Ghasfk’s
Symptom war nur im ersten und vierten Fall vorhanden; dagegen
fiel bei allen das abnorm weite Offenstehen der Lidspalte und der
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618
Beitrag znr BASEnow’schen Krankheit.
No. 35
damit verbundene starre, entsetzte Ausdruck des Gesichts auf. Io
Fall I und IV trat eine abnorme Braunfärbung des Gesichts her-
vor; in allen 4 Fällen bestanden abnormes Hitzegefühl, profuse
Schweifse, vorübergehende Temperatursteigerung, schnellschligiger
Tremor und eine rapide Abmagerung, die mit grofser Schwäche
und Hinfälligkeit einherging. In 3 Fällen leiteten Unterleibssymp-
tome, Magenbeschwerden, Erbrechen, Durchfall die Erkrankung
ein; auch hatte die Sprache in 3 Fällen einen nasalen Beiklang,
die Stimme wurde tonarm, leise, und einige Kranke verschluckten
sich (bulbäre Symptome). Beherrscht wurde das Krankbeitsbild
durch das psychische Verhalten (grofse Unruhe. Aufregung, Angst-
gefühle, unruhige Träume, Sinnestäuschungen, Delirien, Benommen-
heit). Aetiologisch kamen in Betracht: Schreck, Trauma, Gallen-
steine und andere unbestimmte Gründe. — Der 5. Fall der einfachen
chronischen Form der BASEDow’schen Krankheit war durch eine
Caries des 6. bis 8. Brustwirbels complicirt. In 3 der untersuchten
Fälle wurde der Halssympathicus (Nerv und Ganglien) normal be-
funden; dagegen wurden] in zwei Fällen und zum Teil auch im
dritten Fall eine grofse Zahl kleiner Blutungen im Grau des 4.
Ventrikels und besonders in der Vaguskernregion und in der
Brückengegend festgestellt; das Vaguscentrum selbst sowie das Cor-
pus restiforme waren intact. Diese kleinen frischen Blutungen
scheinen ohne pathogene Bedeutung und in der Agone entstanden
zu sein. In allen Fällen wurden in der Umgebung der Struma
Lymphdrüsenknoten (Lymphome) gefunden. — Bei der Entstehung
der ßAsanow’schen Krankheit müssen 2 Factoren zusammentreten:
1) eine Functionsanomalie der Schilddrüsen, 2) eine hereditär über-
tragene oder durch Schreck und Kummer erworbene neuropathische
Beanlagung. Keiner dieser beiden Factoren scheint allein zum aus-
geprägten Bilde des Morbus Basedowii zu führen. S. Kalischer.
3) Die Grundursache der BASEnow’schen Krankheit liegt nach
M. in einer Krankheit oder Functionsstörung des (sympathischen?)
Nervensystems. Unter diesem störenden Einfluss entwickelt sich
eine abnorme Funktion der Schilddrüse (hyperthyroldation): diese
bringt die Symptome der in Rede stehenden Krankheit ebenso her-
vor, wie man Äehnüches bei der Behandlung Myxödemkranker mit
Schilddrüsengewebe oder Gewebssaft sieht. — Für seine Meinung
führt Verf. an, dass man bei Myxödemkranken trotz intensiver Be-
handlung mit Schilddrüsengewebe niemals Exophthalmus oder das
GaÄSK’sche Zeichen beobachtet habe, dass zweitens die Basboow’-
sche Krankheit in nicht wenigen Fällen fast unmittelbar nach grofsen
Erregungen des Nervensystems auftrete, dass sie oft bei der Tabes
beobachtet wurde, bei welcher auch Hypersekretionen anderer Drüsen
(Niere, Darm etc.) vorkämen. Immerhin sei für die Praxis festzu-
halten, dass eine grofse Gruppe von Symptomen der BASKDow’schen
Krankheit auf eine Ueberschwemmung des Organismus durch die
Secrete der Schilddrüse zurückzuführen und von diesem Standpunkt
aus die chirurgische Inangriffnahme des Leidens durch partielle
No. 35.
BrAMWRLL, Mknzibs, Behandlung von Hautaffeotionen.
G19
Exstirpation der Schilddrüse zu empfehlen sei, welche sich in etwa
80 pCt. der bis jetzt operirten Falle heilsam erwiesen habe.
Bernhardt.
1) B. Bramwell, A clinical lecture on a case of psoriasis treated
by thyroid extract. Brit. roed. jonrn. 1894, Maroh 24.
2) Derselbe, A clinical lecture on two cases of lupus treated by
thyroid extract. Ebenda, April 14.
3) J. D. Menzies, Thyroid extract in washer woman’s eczema,
and as a local application. Ebenda, March 24.
1) B. hat schon früher (Cbl. 1894, S. 11) über die Behand-
lung der Psoriasis mit Thyreoidextract berichtet und teilt jetzt zwei
weitere durch dieses Mittel allein vollständig geheilte Fälle mit.
Diese günstige Wirkung tritt aber nicht bei jeder Psoriasis ein;
von einiger Wichtigkeit scheint es zu sein, dass die Pat. während
der Behandlung im Bett, oder wenigstens in möglichst gleichmäfsiger
Temperatur gehalten werden. Verf. giebt den Rath, die Cur nicht
als erfolglos abzubrechen, bevor der Pat. nicht die höchste Dosis,
welche er ohne Allgemeinstörungen verträgt, einige Monate genom-
men hat; denn wenn auch die Besserung oft fast unmittelbar nach
Beginn der Behandlung sich bemerklich macht, so zeigt sie sich
doch anderemale erst nach längerer Zeit und nach einer anfäng-
lichen scheinbaren Verschlimmerung.
2) Die bei der Psoriasis erzielten Erfolge veraulassten B. die
interne Anwendung des Schilddrüsenextracts auch bei zwei jungen
Mädchen mit sehr ausgedehntem Lupus des Gesichts zu versuchen.
Das Resultat war (wie auch die beigegebenen Photographien er-
kennen lassen) ein höchst bemerkenswertes; zu einer vollständigen
Heilung hatte indess die Behandlung, nachdem die eine Pat. mit
kurzen Unterbrechungen ein Jahr, die andere etwa 3 Monate lang
das Mittel gebraucht hatte, noch nicht geführt. Verf. stellt sich
vor, dass das Thyreoidextract nicht sowohl direct auf die Bacillen
wirkt, als vielmehr die Ernährungsverhältnisse und damit die Wider-
standsfähigkeit der Gewebe günstig beeinflusst. Er hält deshalb
weitere Versuche auch bei Tuberculose innerer Organe, bei Lepra
und selbst bei Carcinom nicht für aussichtslos.
3) M. sah ein impetiginöses Eczem der Extremitäten unter
dem innerlichen Gebrauche des Schilddrüsenextracts in 6 Tagen
abheilen und will, wie er ganz kurz bemerkt, das Mittel auch
äusserlich bei offenen Bubonen, Schankern und anderen Geschwüren
mit Nutzen angewendet haben. H. Müller.
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620 Napikr n. Schacht, Knorrr, Fritsch. — Bohdzthski. No. 35
1) A. D. L. Napier and F. F. Schacht, Ventrofixation of the
Uterus, or hysteropexy. British medical joumai 1893, Oct. 14.
2) G. v. Kuorre, Ueber Vaginofixatio Uteri. Petersb. med. Wochen-
schrift 1893, No. 44.
3) H. Fritsch, Ventrofixation und Vaginofixation. Deutsche med.
Wochenschr. 1894, No. 1.
1) Die Verff. unterscheiden eine indirecte und eine directe
intraperitoneale Ventrofixation; bei ersterer wird der Uterus mittelst
seiner Ligamente oder durch den Stiel einer Ovarialcyste etc. bei
Gelegenheit einer anderen Operation fixirt; bei letzterer wird der
Uterus selbst angenäht; auch als Ergänzung einer anderen Opera-
tion (Oophorectomie oder Ovariotomie) oder als ganz selbständige
Operation. — Die directe Fixirung des Uterus kann eine laterale
oder eine mediane sein, erstere nach Olshacskn und Sänokr, wäh-
rend letztere die einfachste und sicherste Methode ist. — Nach
Schilderung der Methode besprechen Verff. die Indicationen zur
Ventrofixation; als besonders geeignete Fälle werden diejenigen be-
zeichnet, wo eine Retroflexion oder starker Prolaps zur Arbeitsun-
fähigkeit führt und ein Pessar nicht vertragen wird. — Es werden
20 Fälle von Ventrofixation tabellarisch aufgeführt; hiervon waren
13 reine Ventrofixationen , 1 Mal bei gleichzeitiger Ovariotomie;
3 Mal bei Entfernung der erkrankten Adnexe, 3 Mal wurde der
Uterus mittelst des Stieles nach Oophorectomie fixirt; — von den
20 starben 2, — eine an Peritonitis und eine an Nachblutung an
den gelösten perimetritischen Adhäsionen. — In einigen Fällen
wurde noch gleich nach der Operation ein Pessar eingelegt.
2) Verf. berichtet über 29 Vaginalfixationen nach Mackkneout,
dessen Verfahren er dem Dohrssee’s weit vorzieht. Die Erfolge
waren schlecht. Der Grund dafür, ist wohl der, dass die Fixation
in 13 Fällen nach Mackknrodi’s erster Vorschrift genau über dem
inneren Muttermund, in den übrigen nach M.’s zweiter Vorschrift.
IV2 cm darüber, nicht aber wie erforderlich am Fundus selbst er-
folgte.
3) Verf. tritt für die Ventrofixation ein, die er, wie schon
andere Autoren empfahlen, ausser bei Retroflexio uteri bei bestimm-
ten Prolapsen anwenden will mit Resection der Scheide. Gegen
die Vaginofixation führt er theoretische und practische Bedenken
an, hält aber das Urteil für nicht abgeschlossen. A. Martin.
St. Bondzyuski u. L. Zoja, Ueber die fraktionirte Krysiallisation
des Eieralbumins. Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. S. 1.
Nach dem Vorgänge von Fa. Hopiicwtfb and Gabbjbl haben Verff. das Hübner-
eiweifs, nach Ausfüllung des Globulins, zur fraktionirten KrystallUation gebracht
(Tgl. Orig.). Zuerst entstanden strablig rchatlirte Kugeln (Sphären), dann tyrosin-
ähnliche Sphäroide von Nadeln, die weiterhin tu einzelnen gut ausgebildeten, den
Oiybämoglobinkrystallen ähnlichen Säulen zerfielen: Ule möglichst gereinigten Kry-
stalle der verschiedenen Fractionen enthielten C 52.1 — 52.4, H 7—7.3 N 15 1 — 15.6
S 1.6 — 1.7, 0 23.5- 24 pCt Die polarimetrische Untersuchung der wässerigen Lo-
sung der Krystalle ergab ein allmäliges Steigen der Rotation (ron 25.8 — 42.5*) von
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No. 35.
HAYCRAFT. ZKNKKR. — ScHLANGK.
621
den schwer löslichen zu den leicht löslichen Fraktionen und eine nicht unbedeutende
Differenz der Coagulationstemperationen (55 5—64.6°) der Eiweifsfractionen. Aus dem
Eierglobulin wurden Spbiren, aber keine Krystalle erhalten , aut Blutserum nur Glo-
bulinkugeln, aus einem pathologischen, eiweißreichen Harn eines Nepbritikers eben-
falls nur Sphären. Der Arbeit, die unter Rcnag’s Leitung ausgefflhrt ist, sind die
analytischen Methoden und Belege beigefügt. j. Munk.
J. B. Haycraft, Laevulose bei Diabetikern. Zeitsohr. f. pbysiol. Cbem.
XIX. S. 137.
Bei gleichmäßiger Diät , ron der die Kohlenhydrate möglichst ausgeschlossen
waren, schied ein älterer, an chronischem Diabetes leidender Mann nach Genuss ron
50 g Laerulose und mehr pro die nicht mehr Zucker als vorher aus, verwertete also
den linksdrebenden Zucker vollständig In 2 Fällen von acutem Diabetes wurde ein
Teil der eingegebenen Laevulose (55 g pro die) als solche (6 pCt.) , der größere Teil
(55 pCt.) als Glucose ausgescbieden, der Rest im Körper verwertet Im Einklang mit
C. Voir fand Verf. endlich, dass durch 6 tägiges Hungern fast glycogenfreie Kaninchen
4 Stunden nach Eingabe von je 15 g Laevulose 0.4S — 0 56 g Glycogen in der Leber
anfwiesen. J. Munk.
K. Zenker, Chromkali-Sublimat- Eisessig als Fixirungsmittel. Münch,
med. Wochenscbr. 1894, No. 27.
Es ist dem Verf. gelungen, eine Fixirungsfldssigkeit herzustellen, die dem Fisis-
Miso'schen Chromosmium • Essigsäure- Gemisch und dem HsanAMu’schen Platincblorid-
osmium-Essigsäuregemisch io den Resultaten nicht nachstebt, aber ungefähr um das
25 fache billiger ist.
Die Lösung besteht aus:
Aqu. destill 100 0
Sublimat 5 0
Doppelchromsaures Kali 2 5
Schwefelsaures Natron . 1.0
Eisessig 5.0
Der Eisessig wird am Besten erst vor dem Gebranch zngesetzt; die übrige Lösung
ist lange haltbar. Ein Liter der Flüssigkeit kostet ca. 60 Pf.
Dünne Gewebsscheiben sind bereits io einer Stunde durchdrungen, besonders
große Objekte in 48 Stunden; im Durchschnitt lässt man die Stücke 24 Stunden in
der Flüssigkeit Die Gewebe schrumpfen dabei überhaupt nicht; die Schneidbarkeit
in Paraffineinbettung ist eine besonders vorzügliche.
Die Fixirung der Gewebsstrukturen ist eine hervorragend gute; namentlich ln
Bezug auf die Konservirung der chromatischen Figuren übertrifft die Lösung die Os-
mium Gemische.
Ans der Lösung kamen die Objecte nach Auswaschen in fließendem Wasser in
Alkohol von steigender Procentsahl. Eventuelle Sublimatoiederscbläge werden mit
Jod-Alkohol entfernt. Sämmtliche gebräucblicheu Färbungen sind nach der Fixirung
gut ausführbar. Beim Centralnervensystem scheint für die WnosHT'sche -Färbung eine
14 tägige Härtung in der neuen Lösung nötig zu sein; doch fehlen die genaueren
Versuche noch. m. Rotbraun.
H. Schlange, Ueber Hochstand der Scapula. Archiv f. klin. Chir.
XLVI. S. 387.
Vorstellung von 2 Fällen dieser die rechte Scapula eines 14jähr. Mädchens und
eines 80jährigen Arbeiters betreffenden, zuerst vor 2 Jahren von SransoiL näher be-
schriebenen Deformität. Bei dem 2. Pat, war auch Asymmetrie des Gesichts vorhan-
622
Mrssnbb. — Baas. — Vbbnbüil. — Marcbl. — Fishkb. No. 35
den. In keinem Fall lässt «ich darthun, dass bei der Gebart der Arm der deformirten
Seite nach hinten umgesehlagen gehalten wurde; bei der 14jlhrigen Patientin wurde
dieses tod der Matter direct gelängnet. p. aäterboek.
Messner, Ueber die Behandlung von Schenkelhalsfracturen im
Stehbett. Aroh. f. klin. Chir. XLVI. S. 289.
Das mit den gewöhnlichen Extensions Vorrichtungen versehene Bett Ut in seiner
Mitte um eine quere Axe in seinem Gestelle drehbar, so dass der Patient faat völlig
aufsnrichten geht. Zar Vermeidung hypostatischer Pneumonien. p. Gätvrboek.
K. L. Baas, Tuberculose der Thränendrflse. Arch. f. Augenheilkunde
XXVIII. S. 141.
B. berichtet Ober 2 Fälle von Tumor der ThränendrQse, welche exstirpirt wurde.
Er betraf eine 59jäbr. Frau nnd einen 32jthr Mann, bei denen sich keine anderwei-
tigen Symptome von Tuberculose nachweisen liefsen. Durch die mikroskopische Unter-
suchung liefs sich Tuberculose der ThränendrQse fettstellen In beiden Fällen fand
sich eine interstitielle Gewebsnenbildung, die zur Bildung zahlreicher epitheloider
Zellen geführt batte. Letztere wiesen vielfach die typische Anhäufung in Kärtchen-
form ohne Gefäfsentwickelung auf, demzafolge die Mitten der Tuberkel auch schon
eioe Beeinträchtigung ihrer Lebensfähigkeit erkennen Heften. Ausgezeichnet waren
fernerhin die KnOtcben zum Teil noch durch wohl ausgebildete Biesenzellen mit ty-
pischer Kernanordnung. Wenn auch eine Verkäsung fehlte und Tuberkelbacillen
nicht nacbgewieten werden konnten , so spricht der geschilderte Befand doch dafür,
dass es sich nm eine wirkliche Taberculose der ThränendrQse gehandelt hat. Diese
Drüse verhält sich hier analog den Fällen chronisch verlaufender und lange Zeit anf
die Drüsen beschränkt bleibender, tuberkulöser Hyperplasie, bei denen die Verkäsung
ebenfalls nur in geringem Umfange und Grade aufzutreten pflegt. Horstmann.
Verneuil, Des dpistaxis juvdniles h4r4ditaires et h4r6do-h4patiques.
Bull, de l’Academ. de mdd. 1894, No. 22.
Verf. ist der Meinung, dass man bei Nasenbluten im Kinder- oder Jünglingsalter
sich mit dem Zustand der Leber beschäftigen müsse, da die Therapie hierdurch be-
einflusst werden müsse. Aber nicht allein bei dem Erkrankten, sondern auch bei der
Ascendenz besonders bei der Matter müsse man auf eine solche Affektion fahnden
(Epistaxis höredo h6patique) ! Ebenso ist auf Rheumatismus und Gicht zu achten.
W. Lubllnski.
Marcel , De la Strangulation des amygdales. La Roumanie mddicale
1894, No. 1.
Empfehlung der kalten Schlinge zur Entfernung der Mandeln. w. Lubllnski.
T. Fisher, Hemiplegia during perflation of an empyema cavity:
with a Suggestion as to the cause of the accident. Lancet 1894,
No. 3681.
Während Hemiplegien im Verlaufe operativer Empyem- Entleerungen gewöhnlich
bei den jetzt im Allgemeinen aufgegebenen Ausspülungen der Pleurahöhlen beobachtet
worden sind, trat dieses Ereignias in einem Falle des Verf. ein, bei welchem nach er-
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No. 35. Fböltch. — Cavazzani. — Adamkikwicz. — Sibmkrlikg. 623
folgter Entleerung Luft and F.acalypluidämpfe in den Pleuraraum finget rieben wurden.
Verf. glaubt hier einen Shock infolge zu niederer Temperatur der eingeblasenen Luft
als ursächliches Moment annehmen zu müssen. Perl.
H. Frölich, Ueber die Verwendung des Terpentins, besonders bei
Diphtherie. Münchner med. Woohenschr. 1893, No. 51.
Verf. empfiehlt ron Neuem das Terpentins) als das beste vorbeugende und hei-
lende Mittel bei Diphtherie. Um es den Kindern schmackhaft zu machen, hat er
Zuckerkapseln herstellen lassen, deren jede 0.2g 01. Terebinth. enthält. Beim Lutschen
derselben Sffnet sieb die Kapsel im Munde und entleert plstzlich ihren Inhalt. Als
Heilmittel bei Diphtherie sollen bis zu 25 solcher Kapseln (= 6g Ol. Tereb.) täglich
gegeben werden, als Vorbeugungsmittel 3ständl. 1 Kapsel. Zu beziehen sind dieselben
ron C. Bückiäo in Plauen bei Dresden. Sudthsgen.
A. t'avazzani , Sympathicusveränderungen bei Diabetes mellitus.
Aus dem pathol. Institut Padua Prof. A. Bonomk. Cbl. f. allg. Patb.
etc. IV. No. 13. pag. 501.
Der Autor teilt den nekroskopischen Befund eines Falles ron schnell verlaufenem
und im Coma zu Qrunde gegangenem Diabetes mit. Er hat das Rückenmark, den
Syropathicus, Vagus, Leber, Pankreas und Nieren einer besonders gründlichen Unter-
suchung unterworfen und fand das Pankreas ganz normal, den Plexus eoeliacns und
die zugehörigen Ganglien schwer erkrankt (Atrophie uod Sclerose) : Er bestreitet des-
halb, in Uebereinstimmung mit einer früher von ihm geäusserten Ansicht, die pan-
kreatiache Genese des Diabetes, den er vielmehr für die Folge einer fortschreitenden
Erkrankung des Sympathicus ansieht. Letztere ruft erst die Hyperglykämie und Gly-
kosurie hervor. M. Bruch.
Adamkiewiez, Ueber die Stauungspapille. Neurol. Centralbl. 1893,
No. 22.
Verf. stellte an Kaninchen Versuche an, die ihn zu folgenden Sätzen führten:
1) Die Einführung raum beschränkter Körper io die ScbädelhBhle, bedingt keine merk-
lichen Veränderungen io der Circolation des Angenhintergrundes.
2) Ebensowenig hat die Uervorrufung einer langsam anwachsenden Raumbe-
sebränkuog einen derartigen Einfluss.
8) Einführung einer gefärbten indifferenten Flüssigkeit unter höherem Druck hat
Fülluog der Venen der Chorioidea bis zur Grenze der Papille zur Folge, die innerhalb
der Papille verlaufenden Venen hingegen bleiben frei.
4) Abtragung verschiedener Gehirnteile und Erregung einer künstlichen Encepha-
litis hat keinen Einfluss.
5) Bei starker Compression einer Hemisphäre verfällt der ganze Bulbus der an-
deren Seite in einen entzündlichen, neuroparalytischen Zustand.
Die Stauungspapille ist „mechanisch“ nicht zu erklären K. Grube.
E. Siemerling, Beitrag zur forensischen Psychiatrie. Gutachten,
betreffend den Geisteszustand des Herrn H. Char. -Annalen 1893,
p. 654.
Der mit reichlichem Aktenmaterial veröffentlichte Fall ist der eines Querulanten,
welcher lange Zeit die Behörden behelligte. Die Beobachtung in der Charite im Ve-
rein mit zahlreichen bei den Akten befindlichen Schriftstücken des Patienten erwiesen
klar das Bestehen von Verfolguugsideen und mafslosem Größenwahn , unter deren
Bann der Kranke zum Verfolgen und Anklagen aller mit ihm in Berührung kommen-
— üigitizedf>y Google
624
Mitvalsky. — Giovanmni. — y. Mktbb. — Gobdo».
No. 35
den Personen geworden war. Die Krankheit bestand nachweislich schon Jahre lang.
Deber das Nähere ist die umfängliche Originalarbeit in vergleichen. u. Bruch.
Mitvalsky, Ein Beitrag zur Kenntniss der Hauthörner der Augen-
adnexa. Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVII. S. 47.
Verf. fand auf dem unteren Angenlide einer Frau ein bogenförmig gekrümmte«,
4.2 cm langes, und an der Basis 1.2 — 1.5 cm dickes Corun cntanenm. Nach seinen
Untersuchungen geht die Bildung solcher BauthSrner nicht, wie meist angenommen
wird, von hypertrophischen Papillen aus, vielmehr wird sie eingeleitet durch eine
circnmscripte Wucherung der Stachelcellen gegen die Cntis hin in Form von Zapfen
und Kolben, die das zwilchenliegende Bindegewebe umschliefsen , mit nachfolgender
Keratinisation der Stacbelzellen von der Oberfläche her. Durch das beständige Wachsen
der Kolben gegen das Corium werden die älteren Partieen mit den von ihnen einge-
schlossenen, gewöhnlich für verlängerte Papillen gehaltenen Bindegewebsstfirungen mehr
und mehr erbobeo, wobei die letzteren allmälig atropbiren und längsverlanfende Spal
ten in dem Borne hinterlassen. Bezüglich der weiteren Einzelheiten des mikrosko-
pischen Befundes und ihrer Deutung muss auf das Orig, verwiesen werden.
H. Müller.
S. Giovannini, Ueber einen Fall von Ichthyosis mit Hypertrophie
der SchweifsdrOsen. Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVII. S. 3.
Der vom Verf. mitgeteilte, ein 1 3 jäbr. Mädchen betreffende Fall war ausgezeich-
net durch das ganz besonders hochgradige Befallensein der Bandflächen und Fufs-
soblen, durch die Beteiligung sämmtlicher Nägel an dem Krankbeitsprocesse, durch
das gleichzeitige Bestehen einer universellen und fast totalen Alopecie und besonders
durch die Bypertrophie der Schweifsdrüsen. Die letztere documentirte sich schon ma
kroskopisch durch meist dichtgedrängt stehende knütchenartige Prominenzen, welche
der Baut ein cbagrinirtes Aussehen verliehen und die nicht, wie sonst gewöhnlich!
den Haarfollikeln, sondern wie die mikroskopische Untersuchung zeigte, eben den
Schweifsdrüseomündungen entsprechen. Die meisten Veränderungen, insbesondere die
Verdickung und Verunstaltung der Nägel und eine Unebenheit der Baut, hatten
schon bei der Geburt bestanden, auch die Alopecie war eine angeborene.
B. Müller.
E. V. Meyer, Casuistischer Beitrag zur operativen Behandlung der
infolge von Gynatresie auftretenden Hämatosalpinx, mit beson-
derer Berücksichtigung der Salpingotomie. Aua der Klinik von
Prof. Czkrny (Heidelberg). Deutsche med. Wochenschr. 1893, 28. Sept.
Verf. empfiehlt die Salpingotomie bei Bämatosalpinx: 1) bei hochsitzender Atre-
sien-Missbildung des Uterus, 2) auch bei unbestimmter Deutung der Tumoren, wenn
aus den molimina menstrualia auf eine hochsitzende Atresie mit Retention des Meu-
strualblutes geschlossen werden kann, 3) wenn nach einer behandelten Bämatometra
noch Tumoren Zurückbleiben, die als Bämatosalpinx za deuten sind. Die Kastration
functionirender Ovarien hält er bei rudimentärer Entwicklung des Uterus und einsei-
tiger Bämatosalpinx für angezeigt. A. Martin.
Gordon, Beiträge zur Kochsalzinfusion bei Vergiftungen. Deutsche
med. Wochenschr. 1894, No. 12.
G. veröffentlicht aus der chirurgischen Abteilung des Elisabethkrankenhauses zu
Berlin 3 Fälle schwerer Kohlenoxydvergiftung, die unter Behandlung mit Aderlass
nnd Kochsalzinfusion einen gutartigen Verlauf nahmen. Fr. siruimann.
Einsendungen für das Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Francösfcche Strafte 21) oder an die Verlagalundlung (Berlin NW., fi$. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschvrald in Berlin. — Druck vou L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
t — 3 Bogen; »m Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men und Sachregister.
för die
Preis des Jahrganges
30 Mark; au beziehen
durch alle Bachhandlun-
ge □ and Postanetalten.
mcdicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. »• September. NO. 36.
Inhalt: Yooho, Grundsubstanz der Bindegewebe. — Frestzil, Glycogenbildung
im TierkOrper. — ßniauamr, Veränderungen dei Rückenmark» nach Eztremitäten-
amputation. — Kappslsr, Qurlt, Ueber Chloroformaarkose. — Kohr, Fall ron
Atresia aurii acquisita. — ICaooioe und Blum. Aetiologie der Hämoglobinurie
de. Rindes. — KOisleb, Behandlung der Oilatatio ventricali. — Sstfrht, Llotd,
Hackrl, Hut, Ueber Hysterie. — Daober, Dutil et Charcot, Ueber Polio-
myelitis anterior acota. — Libusrich, Untersuchung des Lupus.
Fisches, Olycocollbestimmang in den Zersetzungsprodacten der Gelatine. —
Bi.eibtreu, Fettmast und respiratorischer Qnotient. — Pbipiss, Nierensteine. —
Neubbr, Asepsis and Blutleere. — Böses, Mackib, Verletzangen des Kniegelenks.
— Straub, Schieioperation. — ». Navbatil, Ueber Keblkopfinnerration. — Dubr,
Fall von Leukämie. — Esset, Natrium chloro-borosum. — Guddbh, Selbst.er-
atOmmelnug und Selbstbefriedigung. — Julien, Behandlung der Syphilis. —
Richelot, Therapie des Uterusrorfalls. — Mill, Orariotomie während der
Schwangerschaft. — Doobmarn, Die Anheftung des Eies an der Uteruswand.
R. A. Young, The grountl substance of connective tissue. Journ.
of Physiol. XVI. S. 325.
Die Untersuchungen von W. beziehen sich auf den Glaskörper
und die W*aTHos’sche Sülze des Nabelstrangs. W. gelangt dabei
im Wesentlichen zu folgenden Resultaten:
1) Der Glaskörper enthält Mucin, wiewohl in verhältnissmäfsig
kleinen Mengen und wahrscheinlich ein Muc'mogen. Dieses Mucin
ist in einem Ueberschuss starker Essigsäure löslich, zeigt aber an-
dererseits alle Reactionen des typischen Mucins. Der Glaskörper
ist sehr arm an fester Substanz (wenig Ober 1 pCt.). Der intacte
Glaskörper zeigt grofse Resistenz gegen Verdauungsflössigkeiten
> und Fäulniss. Aus den sogenannten Glaskörpermembranen lassen
sich kleine Quantitäten Leim gewinnen. Ausser dem Mucin, welches
beim Erhitzen mit Säuren reducirende Substanz liefert, lassen sich
XXXII. Jahrgang. 40
Digiüzed by Gbogle
626
F&kntzbi, Glycogenbildung im Tierkörper.
No. 36
aus dem Glaskörper noch 2 andere Eiweifskörper nach weisen, wie
bei 75 0 coagulirendes Globulin und ein Albumin.
Aus der WABTHOh’schen Sülze kann man leicht grofee Quanti-
täten Mucin ausziehen und zwar kann dasselbe in zwei Formen
erhalten werden, in einer in Essigsäure löslichen und einer unlös-
lichen; es ist frei von Phosphor und liefert beim Erhitzen mit
Säuren reducirende Substanz, welche die FuHMNo’sche Lösung redu-
cirt, aber nicht das BABFoRn’sche Reagens. Das Mucin des Nabel-
stranges widersteht der Wirkung des Magensaftes, wird dagegen
von künstlichem Pankreassaft gelöst unter Bddung von Mucin-Älbu-
mosen und Mucinpepton, Körper, welchen die Eigenschaft des Mu-
cins mit Säuren reducirende Körper zu geben, noch erhalten ist.
Beim Erhitzen mit starker Kalilauge liefert der Nabelstrang kein
Brenzkatechin , welches Obolensky aus dem Submaxillarismucin
erhalten hatte, dagegen anscheinend Indol und Skatol (nur durch
den Geruch constatirt). Ausser dem Mucin enthält die W*k-
THoN’sche Sülze noch zwei Eiweifekörper, ein Globulin und ein
Albumin. E. Salkowski.
J, Frentzel, Ueber Glycogenbildung im Tierkörper nach Fütterung
mit Holzzucker. Pflüger’s Arch. Bd. 56, S. 273.
Kaninchen, die zur Befreiung des Darms von Pflanzenfutter
mindestens 3 Tage lang mit Milch geföttert waren, wurden zunächst
durch protrahirte Strychnin-Einwirkung nach Kutz's Vorgänge gly-
kogenfrei gemacht (Verf. hat sich durch besondere Versuche über-
zeugt, dass Leber und Muskel unter diesen Bedingungen höchstens
noch qualitativ nachweisbare Spuren von Glycogen enthalten), dann
erhielten sie bis zu 10 g Xylose, in Wasser gelöst, durch die
Schlundsonde und, zur Verhütung von Glycogenverlusten durch
Körperbewegung, 1 g Chloral resp. 2 g Urethan, von welchen
Schlafmitteln Nkbki.than sowie Voorucs gezeigt haben, dass sie bei
18 — 24 stöndiger Einwirkung eine Glycogenbildung resp. Anhäu-
fung im Körper zur Folge haben. 11 — 12 Stunden nach Eingabe
der Xylose und des Schlafmittels, zu einer Zeit, wo einerseits die
Glycogenbildung (nach Analogie der Rohr- und Traubenzucker-
versuche bei Eiugabe von 10 g) annähernd hätte auf der Höhe
stehen müssen, andererseits durch die Einwirkung des Schlafmittels,
wie Verf. durch Control versuche festgestellt hat, nicht schon Gly-
cogenansatz bewirkt sein konnte, wurden die Tiere getötet, Leber
und Muskeln getrennt, quantitativ auf Glycogen nach Bbückk-Külz
untersucht, da auch Verf., gleichwie Wkidkbbadm sich überzeugt hat,
dass die FHitotKi/sche Trichloressigsäure-Methode, insbesondere für
die Muskeln zu wenig Glycogen liefert. Da Verf. unter allen die-
sen Cautelen in 3 gelungenen Versuchen höchstens Spuren von
Glycogen in Leber und Muskeln finden konnte, scheint bewiesen
zu sein, dass die Xylose nicht im Stande ist, beim Kaninchen das
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No. 36. OaiRaoBiKW, Veränderungen des Rückenmarks etc. 627
bekannte Glycogen oder ein, mit den für das bekannte Glycogen
charakteristischen Reagentien nachweisbares, bisher unbekanntes
Glycogen zu liefern. Auch im Sinne der Ersparnisstheorie also in-
direct scheint Glycogen nicht den Glycogenansatz zu bewirken;
denn da schon nach 18 stündigem Schlaf durch die Einwirkung des
Narcuticum allein deutlicher Glycogenansatz nachweisbar ist (vergl.
Control versuche), hatte, wenn Xylose auch in diesem Sinne wirkt,
bei Anwendung von Xylose und dem Narcoticum wohl schon nach
12 Stunden Glycogen gefunden werden müssen. Die positive Be-
einflussung der Glycogenbildung, die Salkowski (Cbl 1893, S. 193)
bei 7 Kaninchen und Ckkmkr bei einem Huhne gefunden, erklärt
sich vielleicht daraus, dass ihre Versuchstiere durch das Hungern
glycogenarm, aber nicht glycogenfrei waren. — Die Untersuchung
ist unter Zuntz ausgeführt. J. Hank.
A. Griegoriew, Zur Kenntniss der Veränderungen des Rücken-
markes beim Menschen nach Extremitätenamputation, Zeitschr. f.
Heilk. 1894, XV. p. 75.
Die nach Extremitätenamputation auftretenden Veränderungen
des Rückenmarks sind bereits vielfach sowohl beim Menschen als
auch experimentell an Tieren einer genauen Untersuchung unter-
worfen worden.
Mit Ausnahme von FkisdlIndbr und Ktucsg haben die Autoren
dabei nicht nur in der sensiblen, sondern auch in der motorischen
Sphäre Veränderungen konstatiren können, die den Charakter einer
reinen Atrophie besafsen. Verf. hat nun im Prager pathol. anat.
Institut bei 5 Amputationsfällen das Rückenmark untersucht; 2 Mal
war die Amputation am Oberarm, 2 Mal am Oberschenkel und
1 Mal am Unterschenkel gemacht. Da nun die Zeit der Operation
in den einzelnen Fällen 20, 10, 5, 2 und 1 Jahr zurücklag, so
ergab die Untersuchung auch ein wertvolles Material für die zeit-
liche Entwicklung der Rückenmarksveränderungen. Dieselben fehlten
in dem jüngsten Fall (1 Jahr) vollständig; in dem nächsten Fall
(2 Jahre) zeigten sich nur in den sensiblen Bahnen des Rücken-
marks Anomalien, in der hinteren Wurzel und im Hinterstrang,
während Vorderstrang und graue Substanz normal war.
Dagegen fanden sich bei den drei am längsten bestehenden
Amputationen atrophische Erscheinungen in sensiblen und motori-
schen Bahnen. In dem 5jährigen Fall war die Verkleinerung der
weifsen und grauen Substanz auf der der Amputation entsprechen-
den Seite sehr gering, in dem 10jährigen in der weifsen Substanz
beträchtlich, in der grauen noch gering, in dem 21jährigen (Ampu-
tation des Arms) bestand hochgradige Atrophie der weifsen und
grauen Substanz auf der Seite der Läsion im ganzen Verlauf der
Halsanschwellung. Die Rückenmarksveränderung steht also in di-
628
Kappblkb, Gori.t, Ueber Chloroformnarkose.
No. 36
rektem Verhältnis zur Zahl der nach der Amputation verflossenen
Jahre.
Bereits nach 5 Jahren beginnen die Ganglienzellen des Vorder-
horns atrophisch zu werden und zwar nicht die zur sensiblen Sphäre
gehörenden, sondern die mit den motorischen Wurzeln in Verbin-
dung stehenden Zellen.
Die Veränderungen in den nervösen Elementen des Rücken-
marks bestehen lediglich in einfacher Atrophie. M. Rolhmann.
1) O. Kappeier (Münsterlingen), Weitere Erfahrungen und neue
Versuche mit messbaren Chloroformluftmischungen. Deatsche Zeit-
schrift f. Chir. XXXVI. S. 247.
2) E. Gurlt, Zur Narcotisirungsstatis.ik. Arch. f. klin. Chir. XLVI.
S. 139.
1) Verf. teilt die Erfahrungen mit, welche er an 800 weiteren
Narcosen mit seinem Apparat gewonnen. Es stellte sich zunächst
heraus, dass bei kräftigen Männern und Potatoren die Anfangsdosis
von 15.7 g Chloroform mit 100 Liter Luft zu klein bemessen ist,
und es wurde för diese Fälle ein größeres Gebläse, 97 ccm fassend,
mit dem Chloroformgefäfs verbunden, wodurch die Anfangsmischung
auf 23.8 Chloroform : 100 Liter Luft gebracht wurde. Da der
Apparat indessen in den ersten 2 — 3 Minuten nicht fest an das
Gesicht gedröckt wird, dürfte thatsächlich diese Anfangsmischung
sich niemals auf mehr als 17 g: 100 Liter Luft erhoben haben.
För Kinder und Frauen wurde überdies von vornherein das frühere
kleine Gebläse benutzt. Die Narcose ist insofern jedesmal eine
unterbrochene gewesen, als bei Erlöschen des Cornealreflexes
die Maske so lange entfernt wurde, bis wieder dieser Reflex ein-
trat. Auf solche Weise genügte eine erstmalige Anfüllung des
Apparates auf je 50 resp. 45 oder 40 ccm unter den 800 Narcosen
579 Mal (72.3 pCt.), eine einmalige Nachfüllung war bei 159
(19.8 pCt.), eine zweimalige bei 53 (6.6 pCt.), eine dreimalige bei
8 (1 pCt.) und eine viermalige bei nur 1 erforderlich. Die Menge
des Nachgefüllten richtete sich dabei danach, wie weit die Narcose
bereits fortgeschritten war, doch stellte sich heraus, dass Chloroform-
luftgemische, welche unter 6 g : 100 Liter Luft betrugen, zur Un-
terhaltung der Narcose nicht ausreichten, so dass also der Apparat,
wenn das Chloroform bis auf einen Stand der Flüssigkeitssäule bei
20 ccm herabgesunken ist, zur Weiterführung der bereits erreichten
Anästhesie der Nachfüllung bedarf. Nähere Untersuchungen zeigten
dabei, dass das schon durchblasene Chloroform nur wenig, und zwar
hauptsächlich mechanisch, nicht chemisch verändert war. Im Gan-
zen wurden für die 800 Narcosen nur 9881 ccm Chloroform, im
Mittel 12.3 ccm (18.03 g) verwendet, und zwar verteilen sich diese
Mengen auf eine Narcosendauer von 29088 Minuten, d. h. auf die
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No. 36.
Kapprlbr, Gürlt, Ueber Chloroformnarkose.
629
Minute Narcose kommen 0.33 ccm Chloroform, und ist der Pa-
tient im Durchschnitt bereits nach 8 Minuten operationsfähig ge-
wesen, was eine grofse Zeitersparniss gegenüber der Tropfme-
thode bedeutet. Bezüglich des Characters der Narcosen ist zu
betonen, dass 698 (87.2 pCt.) kein Erbrechen boten; 20 (2.5 pCt.)
dagegen zeigten Nausea ohne wirkliches Erbrechen und nur 82
(10.2 pCt.) erbrachen sich, darunter 21 nach beendeter Operation.
Als .gut“ sind 607 (83.3 pCt.), als ganz „schlecht* nur 52 (6.5 pCt.)
Narcosen zu bezeichnen gewesen, letztere beziehen sich auf Säufer,
hysterische oder aufgeregte und ängstliche Personen, sowie auf solche,
bei denen die Oertlichkeit der Operation, im Gesicht, Rachen etc.
keine tiefe Narcose erlaubte. Narcosen von 1 — l1/, stündiger Dauer
fanden sich 123 mit 20.1 ccm Chloroformverbrauch im Mittel bei
einer Durchschnittsdauer von 69.3 Minuten. Von diesen 123 Nar-
cosen haben nur 3 (bei einem Säufer, bei einem 12jähr. Mädchen
mit Strumectomie und einem stark icterischen Manne von 53 Jahren)
das Prädicat schlecht, während 14 Narcosen von 1% — 2 Stunden
(im Mittel 103.2 Minuten) mit 24.2 ccm Durchschnittschloroform-
gebraucb ebenso wie 13 Narcosen von einer länger als 2 Stunden
(im Mittel 138 Min.) betragenden Dauer mit einen Durchschnitts-
chloroformgebrauch von 34.8 ccm sämmtlich „gut“ verliefen. In
keinem Falle wurden Nachleiden nach der Narcose beobachtet.
Nur 1 Mal wurde bei einem psychopathischen Pat. die Narcose mit
EsMAKCu’scher Maske erforderlich, welche aber auch keine ganz zu-
friedenstellende Betäubung erzielte. — Im Gegensatz zu der An-
sicht von Kbonrckrr und den Erfahrungen mit anderen Apparaten
glaubt Verf. von dem seinen, dass mit ihm eine Ueberdosirung
mit Chloroform durch Veränderungen in Schnelligkeit und Aus-
giebigkeit des Athmens unmöglich ist. Bei tieferen Athemzügen
athmet der Pat. stärker verdünnte Chloroforrodämpfe ein, und in
kritischen Perioden z. B. : bei Stillstand der Athmung wird ohne
die geringste Aenderung in der Anwendung des Apparates die Con-
centration des Chloroformluftgemisches herabgesetzt. Demgegenüber
erscheint die Tropfmethode bezüglich der Dosirung und Concen-
tration der eingeathmeten Chloroformdämpfe sehr unsicher, und
Verf. hat nach Analogie der Versuche von P. Brrt und Khonkckbk
mit titrirten Chloroformmengen und künstlicher Athmung eine Reihe
vergleichender Experimente an Kaninchen teils mit seinem Apparat,
teils mit der EsMARCR’schen Maske, teile mit der Tropfmethode an-
gestelll und zwar ohne künstliche Athmung. Aus diesen Versuchen
ergiebt sich, dass wohl nach allen Methoden Kaninchen in einem
anästhesirten Zustand stundenlang unterhalten werden können, dass
aber nur die Methode mit Chloroformmischungen von bestimmter,
nicht überschreitbarer Concentration mit Regelmäfsigkeit solche
längeren Chloroformirungen zu Stande bringt und dass lediglich bei
ihr auch die eigentliche nachträgliche Chloroformvergiftung erst spät
auftritt. Bei der EsMARca’schen Methode erscheint letztere sehr früh,
ausserdem liefert diese Methode eine Reihe unerwarteter Todesfälle.
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630
Kappelrh, Gürlt, Ueber Chloroformnarkose.
No. 36
Bei der Tropfmethode ist insofern kein directer Vergleich mit der
Anwendung von Verf.’s Apparat möglich, als viel seltener wie die
tötliche Chloroformirung die Obliteration der Luftwege mit Schleim
als Wirkung der inhalirten Chloroformdftmpfe erfolgt, und es scheint
diese Obliteration nur deshalb tötlich zu verlaufen, weil die Atmung
ausserdem durch die Chloroformirung schwer beeinflusst war. We-
nigstens ist dieses bei Kaninchen der Fall, da bei anderen Tieren
und beim Menschen eine derartige Todesart nach Chloroformirung
nicht beobachtet wird. Aus weiteren Versuchen mit Ueberdosirung
des Chloroforms erhellt übrigens, dass im Beginn derNarcose, so-
lange der Trigeminus- Vagus-Reflex noch wirksam ist, dieser einen
Schutz gegen die Ueberdosirung bietet durch Respirationsstillstand
und Verdunsten des Chloroforms. In späteren Stadien der Narcose
findet eine Abstumpfung der Reizempfindlichkeit der nervösen Cen-
tren statt. Zwischen diesen beiden Perioden ist aber eine dritte,
gefährliche Zeit, in der auch die häufigsten Todesfälle Vorkom-
men, die nicht zum kleinsten Teil auf Ueberdosirung zurückzu-
führen sind.
In einem Schlusskapitel beschäftigt sich Verf. mit dem Chloro-
formtod beim Menschen, den er wesentlich als Herztod an-
sieht. Ala bestes Prophylacticum betrachtet er gegen denselben die
Vermeidung jeder Ueberdosirung, indem man von vornherein nur
Luftgemenge mit geringem Chloroformgehalt verwendet, wie dieses
in unvollkommener Weise durch die Tropfmethode, in viel genaue-
rem und besser präciairtem Grade aber durch den Apparat Verf.’s
geschieht.
2) Von den in diesem Jahre vorliegenden 61526 Narcosen
entfallen 11464 lediglich auf in der zahnärztlichen Praxis angewandtes
Stickstoffoxydul. Es verbleiben 50062 chirurgische Narcosen
mit f 11 (1:4551) oder unter Hinzufügung der früheren Ziffern
161800 mit f 52 (1 : 3111). Von letzteren Zahlen kamen auf das
Chloroform 133729 Narcosen mit f 46 (1 : 2907), auf den
Aether 14646 mit f 1 (1 : 14646), auf gemischte Aether-
Chloroformnarcosen 4118 mit f 1 (= 1 : 4118) auf Narcosen
mit der BiLLROTa’schen Chloroform-Aether-Alcohol - Mischung
3440 mit f 0; auf das Brom-Aethyl 4555 mit f 1 und auf das
Pental 597 mit f 3 (1 : 199). Bezüglich des Chloroforms ist
zu erwähnen , dass auch das neue PiCTR-r’sche Präparat nicht unge-
fährlich ist. Ausser einem von Köhtr beobachteten Todesfall hatte
die BARDELKBRs'sche Klinik 3 f mit demselben unter 666 Narcosen.
Von den einzelnen in diesem Jahr neu aufgeführten 9 Chloroform-
todesfällen kamen alle excl. eines auf Personen von nur 18 — 30
Jahren; die in 5 Fällen gemachte Section ergab nichts Besonderes.
Der Aether ist bereits früher ausser Jollurd, Stblznbr und
Bboms auch von Roox in Lausanne und Trknoklknburq verwertet
worden. „Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass wir in
dem Aether das ungefährlichste, für alle chirurgischen Zwecke
durchaus ausreichende Anästheticum besitzen“. Gemischte Nar-
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No. 36.
Kuhn, Pall von Atresia auris acqnisita.
631
cosen mit Chloroform u. Aether derart, dass das eine Anäs-
theticum nach dem andern in verschiedener Weise angewandt wurde,
wurden im vorliegenden Berichtsjahr in methodischer Weise nur
von Madklung benützt, der über 765 Fälle verfügt; ebenso ist die
Billroth-Mischung eigentlich nur von ihrem Erfinder und dessen
Schüler von IIackbr, allerdings mit sehr gutem Erfolg gebraucht
worden. Bromäthyl hauptsächlich bei zahnärztlichen Operationen,
bei länger dauernden Eingriffen in Verbindung mit Aether oder
Chloroform in einigen wenigen hundert Fällen applicirt, bewies
ausser einem Todesfall (in der BiLXBOTH’schen Klinik) und gelegent-
lichen Ohnmachtsanfällen bei geschwächten Patienten doch nament-
lich in seinen Nachwirkungen gegenüber dem Stickoxydul mancher-
lei Nachteile, so dass man im zahnärztl. Institut der Berliner Uni-
versität zu letzterem Mittel zurückgekehrt ist. Vom Pental hatte
Schbdb unter ca. 200 Fällen 2 +, so dass er u. Sick dringend vor
seiner ferneren Anwendung als Anästheticum warnen. — (Die An-
lagen enthalten das Wesentlichste aus 18 Einzel- Berichten in ge-
wohnter Uebersichtlichkeit). P. Güterbock.
A. Kuhn, Ein Fall von Atresia auris acquisita. Myxosarkom der
Paukenhöhle. Deutsohe med. Wocbenschr. 1894, No. 27.
Der erste Fall betrifft ein löjähriges Mädchen, bei welchem
im 1. Lebensjahr von der Mutter ein Blasenpflaster wegen Ohreite-
rung auf das rechte Ohr gelegt worden war. Die Eiterung wurde
dann mehrere Jahre durch Cnntharidensalbe unterhalten. Es ent-
stand allmälig eine hochgradige Verengerung der äusseren Ohr-
öffnung und eine auffallende Missbildung der Ohrmuschel (s. d.
Abbildung i. Orig. Ref.). Durch wiederholte plastische Operation
wurde der Ohrmuschel eine nahezu normale Form wiedergegeben,
die äussere Ohröffnung bis zur Norm erweitert, die Eiterung durch
Reinhaltung des Ohrs und Jodoformgazetamponade beseitigt. Im
2. Fall handelt es sich um einen 1jährigen Knaben, bei welchem
zu wiederholten Malen Geschwulstmasse aus dem äusseren Gehör-
gang resp. der Paukenhöhle und aus den Zellräumen des Warzen-
fortsatzes entfernt worden waren. Die mikroskopische Untersuchung
ergab die charakteristischen Merkmale des Myxosarkoms: zellreiches
Gewebe mit stellenweise nur spärlicher Intercellularsubstanz; die
Zellen teils spindelförmig, teils dreieckig oder sternförmig mit gut
färbbarem Kern. An einzelnen Stellen, wo das Zwischengewebe
stärker entwickelt ist, hat dasselbe exquisit schleimige Beschaffen-
heit. Der Ausgangspunkt der Neubildung ist, nach Verf. , in dem
die embryonale Paukenhöhle ausfüllenden Bindegewebspolster zu
suchen. Das Kind starb 10 Monate nach Beginn der Erkrankung.
Schwabach.
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632 Khooius u. Hrllens, Aetiologie der Hämoglobinurie d. Rindes. No. 36
Krogius und Hellens, Sur les hdmatozoaires de l’hdmoglobinurie
du boeuf. Arch.de mäd. exper. 1894, VI. No. 3, S. 353.
Die erste Veröffentlichung Ober die Aetiologie der Hämoglo-
binurie des Rindes geschah von Babks im Jahre 1888, in welcher
er, wie auch später als Ursache einen „Hämatokokkus“ beschrieb,
den er auf den üblichen Nährboden, wenn auch schwer züchten
konnte (?). 1892 beschrieb er dann eine ähnliche Krankheit bei
iden Schafen, bei welcher der Hämatokokkus sich fast ausschließlich
n den roten Blutkörperchen befand. Den Hämatokokkus klassifi-
cirte Babks zwischen die Bakterien und Protozoen.
Eine ganz ähnliche Krankheit der Rinder wurde von Th. Smitk
unter dem Namen Texasfieber 1893 beschrieben, die sich durch
Hämoglobinurie und Anämie charakterisirt und unter den Rindern
Nordamerikas endemisch ist. Auch hier fand sich der Hämatokokkus;
Smith konnte ihn aber nicht züchten.
Die Verff. machten ihre Studien in Finnland, in dessen cen-
tralem und südlichem Teil die Hämoglobinurie des Rindes einhei-
misch ist und wo sie ausschliefslich die sumpfigen Distrikte beherrscht;
sie dauert von Juni bis August; selten kommen Fälle im Mai oder
September, nie in den Wintermonaten vor.
Die Krankheit ergreift sowohl männliche als weibliche Tiere,
nur die Kälber haben wenig unter ihr zu leiden, nicht weil diese
ganz refraktär gegen sie sind, sondern weil eie leichter bei ihnen
verläuft.
Die Krankheit kann die Tiere wiederholt befallen, manchmal
zweimal im selben Jahr. Während die alten einheimischen Tier-
rassen gegen sie immun sind, werden mit Vorliebe die fremden im-
portirten Rinder ergriffen.
Die Inkubation beträgt bis zu 14 Tagen, dann stellt sich ver-
minderte Fresslust, Aussetzen der Milch und plötzlich Hämoglobi-
nurie ein. Der Urin ist schwarzrot, ohne Bodensatz und gibt im
Spektroscop die Methämoglobinstreifen ; er enthält ziemlich viel Ei-
weifs, aber keine Formelemente. Zu Anfang besteht hohes Fieber
und rascher Puls bei gleichzeitiger Athemnot; meist sind profuse
Diarrhöen vorhanden; die Fäces sind durch Hämoglobin schwarz
gefärbt; ziemlich rasch entwickelt sich eine intensive Bleichsucht.
In den schweren Fällen sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen
auf 1 Million im Kubikmillimeter, während der Hämoglobingehalt
auf 20 pCt. sinkt.
Ca. 50 pCt. der ergriffenen Tiere gehen unter dem Zeichen
der Herzschwäche ein, bei den anderen verliert der Urin nach 2
bis 3 Tagen seinen Hämoglobingehalt, und langsam tritt Besserung
des Allgemeinbefindens ein.
Bei der Section findet man subkutanes sanguinolentes Oedern;
im Herzbeutel und den Pleuren sanguinolente Ergüsse; Leber und
Nieren enthalten Herde von Koagulationsnekrose, der Darm zahl-
reiche Hämorrhagien.
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No. 36.
Rössi.rr, Behandlung der Dilatitio ventriculi.
633
Die mikroskopische Untersuchung des Blutes lässt in den roten
Blutkörperchen rundliche Körperchen erkennen, die sich am besten
mit LöFFi.RR’schem Methylenblau färben und deren Durchmesser
etwa ’/s desjenigen der roten Blutkörperchen beträgt; sie sitzen
meist an der Peripherie, können aber auch das Blutkörperchen ganz
* verlassen. In schweren Fällen finden eich 4 — 5 solche Hämatozoen
und etwa 30 pCt. derselben sind von Parasiten besetzt, in leichten
Fällen ist nur einer in einem Blutkörperchen und ca. 15 pCt. er-
griffen.
Eine Züchtung derselben gelang auf keine Weise.
Die ganze Krankheit weist ausserordentlich viel Aehnlichkeiten
mit der menschlichen Malaria auf. Der Arbeit sind zwei sehr gute
Tafeln mit Abbildungen beigegeben. Scheurlen.
A. Rössler, Ueber die Ausschaltung der Ernährung durch den
Magen bei Ddatatio ventriculi. (Aus der med. Klinik des Hrn.
Prof. v. Scbhöttbr, Wien). Wiener klin. Wochenschr. 1893, Nu. 40.
R. hat versucht, bei stärkeren und geringeren Graden von
Magenerweiterung durch längere Zeit consequent durchgeführte
Nährklysmen die Tätigkeit des Magens auszuschalten und so das
letztgenannte Organ wieder diensttauglich zu machen. Die Resul-
tate dieser Behandlungsweise waren recht zufriedenstellende. Nur
in einem der genau aufgeführten Fälle, der einen marantischen Pa-
tienten betraf, wurde während der Nährklysmenbehandlung eine
geringe Abnahme des Körpergewichtes constatirt, in den übrigen
Fällen war das Gegenteil der Fall. Aber die absolute oder rela-
tive Ruhigstellung des Magens ist doch so hoch anzuschlagen, dass
ein geringer Gewichtsverlust in den Kauf genommen werden kann,
wenn nur dabei das subjective Befinden des Patienten kein schlech-
teres wird. — Was die Zeit der Anwendung dor Nährklysmen an-
langt, so wird man, sobald der ruhiggestellte Magen eich soweit
erholt hat, dass seine motorischen Functionen wieder befriedigende
geworden sind, mit den Nährklysmen einhalten, aber nicht etwa
plötzlich, sondern nach und nach. Auch dann wird man aufhören
müssen per rectum zu ernähren, wenn Diarrhoen oder sonstige ab-
norme Erscheinungen Seitens des Dickdarmes auftreten sollten.
Das sehr unangenehm sich bemerkbar machende Hungergefühl wird
am besten durch die Anwendung von Cocain bekämpft. Den Nähr-
klysmen lässt man zweckmäfsig ein Reinigungsklysma vorangehen.
Die ersteren bestehen aus 250 g Milch, 2 Eiern, 50 g Wein und
etwas Salz. Sie werden nicht nur in der Regel sehr gut vertragen,
sondern auch ebenso gut resorbirt. C. Roseathal.
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634 Ssifkrt, Llotd, Hackkl, Hibt, Ueber Hysterie. No. 36 I
1) Seifert, Die Behandlung der hysterischen Aphonie. Berl. klin.
Woohenscbr. 1893, No. 44.
2) J. H. Lloyd, Hystericai tremor and hysterical anorexia of a
severe type. Americ. Journ. of the Med. Soieno. 1893, Sept.
3) J. Hackel, Ueber einen schweren Fall von Hysterie. Fetersb.
med. Wochenschr. 1894, No. 18.
4) L. Hirt, Ueber hysterische Muskelatrophie. Deutsche med. Wocfaeo-
sohrift 1894, No. 21.
1) Die vom Verf. empfohlene Methode besteht in der äusseren
Massage des Kehlkopfs und in seiner seitlichen Compression, wobei
die Kranken tief einatmen müssen. Es gelingt hierbei durch me*
thodische Sprechübungen bald, die Pat. zum Anlauten zu bringen.
M. Brasch.
2) L. beschreibt bei einer 26jährigen Frau einen hysterischen
Tremor, der mit hartnäckiger nervöser Anorexie und mit Vomitus
verbunden war. Dem Tremor war eine Paraplegie der Beine voraus-
gegangen. Die Anorexie schloss sich an eine Aufnahme von Kali
nitricum, das sie aus Versehen zu sich nahm; auch das Zittern
begann aus Schreck darüber. Beide Symptome hielten fast 2 Jahre
an und föhrten zu völliger Abmagerung. Der Tremor war con-
stant, (auch in der Ruhe) und nahm bei Bewegungsintension zu, er
war rhytmisch, betraf alle 4 Extremitäten, in der Secunde traten
5 — 9 Schwingungen ein. Zeitweilig trat eine hysterische Aphonie
und Anurie zu den genannten Symptomen. Durch die Entfernung
der Kranken vom Hause, psychische Beeinflussung, gute Ernährung
etc. trat völlige Heilung ein.
3) H, beschreibt einen Fall schwerer Hysterie mit mannig-
fachen Symptomen , wie localem hysterischem Oedem und hysteri-
schen Blutungen. Die Blutung trat meist um 11 Uhr (zur Zeit
der Messe) an dem Dorsum der linken Hand auf, nachdem ihr ein
brennender Schmerz, Schwellung und Rötung vorausging. Die
Blutung stand meist spontan nach einigen Minuten. Die Heilung
erfolgte durch Schorfbildung. — Auch ein Herpes zoster hystericus
wurde wiederholt bei der Kranken beobachtet.
4) H. beschreibt bei einem 12jährigen Mädchen eine rasch zu-
nehmende Abmagerung und allgemeine Muskelatrophie, die kurz
nach einem hysterischen Anfall (bei einer Epidemie von hysterischen
Krämpfen) auftrat. Die inneren Organe waren völlig gesund. Es
bestanden keine fibrillären Zuckungen und die electrische Unter-
suchung erwies die Abwesenheit der Entartungsreaction; die kaum
wahrnehmbaren Schliefsungs- und OefFnungszuckungen vollzogen
sich blitzschnell. Die eingeschlagene Therapie (Hebung der Körper-
kräfte) erwies sich ohnmächtig. Der Tod trat in einigen Monaten
ein. Die Diagnose wurde per exclusionem auf hysterische Muskel-
atrophie gestellt. S. Kalischer. ‘
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No. 36. Daobkr, Dütil et Oharcot, Ueber Poliomyelitis anterior acuta. 635
Dauber, Zur Lehre von der Poliomyelitis anterior acuta. Deutsche
Zeitscbr. f. NerYenheilk. IV. p. 200.
2) A. Dutil et J. B. Oharcot, Note sur un cas de polio-mydlite
nntdrieure chronique, suivi d’autopsie Progres med. 1894, 17. mars.
1) Der Verf. war in der Lage einen schnei) letal verlaufenen
Fall von Poliomyelitis ant. ac. zu untersuchen. Der klinische Ver-
lauf zeigte die Besonderheit eines Mitergriffenseins des rechten Fa-
cialis neben einer plötzlich entstandenen schlaffen Lähmung beider
Beine und des rechten Arme.
Ein Ponsherd wurde ausgeschlossen und vielmehr an ein Hinauf-
reichen des Processes bis in die Kerne der med. obl. und des
Pons gedacht, die Sektion bestätigte die supponirte Erkrankung der
Vorderhörner. Ueber Pons und Facialis enthielt die Arbeit nichts
Näheres. Der Verf. beschreibt detailirt die Veränderungen an den
Ganglienzellen (soweit diese die Carminfärbung zu enthüllen ver-
mochte) und sucht der Frage nach dem primären Angriffspunkt
der Noxe (ob Ganglienzellen oder interstitielles Gewebe) näher zu
treten. Er kommt dabei auf Grund seiner Beobachtungen zu dem
Schlüsse, dass nicht, wie Chabcot zuerst betonte und Risslkr in
seiner jöngsten Arbeit von neuem feststellen zu mössen glaubte, der
Krankheit ein parenchymatöser Process zu Grunde liege, sondern
dass die EntzOndung eine interstitielle sei und mit einem massen-
haften Auftreten von Leukocythen verbunden sei.
Uebrigens waren in dem vorliegenden Falle nicht nurj die
graue Substanz der Hinterhörner und die CtuRKB’schen Säulen mit-
erkrankt, sondern auch die weifse Substanz, soweit sie der grauen
benachbart ist, war mitergriffen und man dOrfte der Auflassung
dieses Falles als einer Poliomyelitis anterior selbst mit der Reserve,
welche sich der Verf. selbst in dieser Beziehung auferlegt, nicht
so ohne weiteres zustimmen.
*2) Bei einem 56jährigen Manne stellt sich im October 1890
eine Parese beider oberen Extremitäten ein, die gefolgt ist von
einer Muskelatrophie. An dieser nehmen später die Muskeln des
Rumpfes und dann die der unteren Extremitäten Teil. Es findet
sich EaR bezw. partielle EaR in den beiden zuerst genannten Mus-
kelregionen. Nach 2 Jahren erfolgte der Tod unter den Zeichen
der Zwerchfelllähmung. Die Sensibilität, die Gehirnnerven waren
normal, ebenso die Sphincteren und die Psyche. Die Sehnenre-
flexe waren herabgesetzt. Anamnestisch waren weder eine Here-
dität noch ungünstige Einflüsse individueller Art (Alcohol, Blei,
Lues) zu eruiren. Die Erkrankung war nie von Fieber begleitet.
Die anatomische Untersuchung ergab eine chronische Polio-
myelitis anterior besonders im Cervicalmark, geringere Verände-
rungen in den motorischen Wurzeln, stärkere in den gemischten
peripheren Nerven und in den Muskelnerven. Streckenweise waren
die antero-lateralen Stränge im Rückenmark etwas degenerirt. Die
Muskeln waren im Zustande der Atrophie ihrer Fibrillen und der
Vermehrung der Kerne, seltener fettig degenerirt. Die Gefälse des
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636
Likbhbich, Untersuchung des Lupus.
No. 36
Rückenmarks waren stark verdickt, besondets im Gebiet der Vor-
derbörner. Die Verff. lassen unentschieden, ob die Gefäfserkrankungj
den primären Process darstellt. Bezüglich der Degenerationsfelder
in den antero-lateralen Rückenmarkssträngen beziehen sich die Au-
toren auf die neuesten Untersuchungen Ober die Strangzellen, auf
deren Untergang bei der Poliomyelitis jene Degenerationen zu be-
ruhen scheinen. Auf die Incongruenz der Erkrankung in den Vor-
derhörnern und vorderen Wurzeln, wie sie auch dieäer Fall bot,
haben schon frühere Autoren hingewiesen. M. Brasch.
O. Liebreich, Hülfsinstrumente bei der phaneroskopischen Unter-
suchung des Lupus. Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 10.
Der vom Verf. früher (vgl. Cbl. 1891, S. 566) angegebene
Beleuchtungsapparat (Phaneroskop), welcher es ermöglicht, bei
scheinbar völlig geheiltem Lupus etwa in der Tiefe noch zurück-
gebliebene Knötchen zu erkennen, beruht bekanntlich auf der Be-
obachtung, dass, wenn das Licht durch eine Linse in oder dicht
unter der Epidermis concentrirt wird, das Bild der Flamme von
einem roten Hofe umgeben erscheint, an dessen Stelle vorhandene
Lupusknötchen sich durch ein besonderes helles Aufleuchten be-
merkbar machen. Es erschien aber wünschenswert, die Intensität
des pathologischen Processes einigermassen bestimmen zu können,
um ein sicheres Urteil über den Fortschritt oder den Rückgang
desselben zu gewinnen. Da nun die Intensität des roten Hofes mit
der Stärke der Gewebsveränderung zunimmt, kam es nur darauf
an, ein Maafs für die erstere zu suchen und L. fand ein solches
darin, dass er die von der beobachteten Stelle in’s Auge gelangen-
den Strahlen successive so lange abschwächte, bis der Hof nicht
mehr wahrnehmbar war, während das viel hellere centrale Bild der
Flamme scharf hervortrat. Er conetruirte zu diesem Zwecke einen
Apparat aus zwei prismatischen Rauchgläsern, welche so aufeinan-
der verschiebbar sind, dass sie stets an den aneinanderliegenden
Partien eine Planplatte bilden, deren Dicke durch eine Schraube
regulirt werden kann. Man hat dann nur, während man das durch
die Linse auf der Haut entworfene Lichtbild durch den Prismen-
apparat betrachtet, die Keile des letzteren so lange zu verschieben,
bis der rote Hof verschwunden ist und die Stellung zu notiren,
um sie mit dem Grade der nötigen Verschiebung an anderen Stellen,
oder an derselben Stelle zu einer späteren Zeit vergleichen zu
können. — Von den auf diese Weise controllirten Erfolgen der
Behandlung des Lupus mit dem von ihm empfohlenen cantharidin-
saurem Natron ist Verf. fortgesetzt sehr befriedigt. H. Müller.
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JSo. 36.
Fischbh. — Blbibtrep. — Pbipbbs. — Nbübbb.
637
Charles 8. Fischer, Ueber die quantitative Bestimmung des Gly-
coculls in den Zersetzungeprodukten der Gelatine. Zeitschrift f.
f. pbysiol. Chem. XIX. S. 164.
In Hupp« S*tlib'i Laboratorium bat Torf. 50 g Oelatioe mit je 100 ccm Wasser
and conc. Salzsäure 3 Tage lang am Rückflusskühler gekocht; dann wurde das Ge-
misch mit Bleioxyd schwach alkalisch gemacht, das Filtrat mit Schwefelwasserstoff
entbleit, auf 60 ccm eingedampft, mit 350 ccm 10 proc. Natronlauge und 25 ccm Ben-
zoylchlorid versetzt, mit Salzsflure angeskuert und mit Essigktber ausgeschüttelt. Die
aus dem Glycocoll abgespalteue Hippurskure geht in den Essigkther über und wird
aua dieser Losung durch überschüssiges Chloroform gefallt, wahrend gleichzeitig über-
gegangene Benzoesäure in Losung bleibt. Controlrersuche lehrten, dass 100 ccm
Chloroform nur 50 bis 52 mg Hippurskure in Losung halten. In 4 Einzelversucben
wurden so aus je 50 g Gelatine 4.25— 4.78 g Hippurskure erhalten; daraus berechnet
eich dies aus Gelatine gebildete Glycocoll tu 3.51—3.93 pCt. Wie Verf. sich durch
Controlrersuche überzeugt hat, wird das geschilderte analytieche Verfahren durch die
Gegenwart von Leucin und Glutaminsäure nicht störend beeinflusst. — Wegen vieler
Einzelheiten des Verfahreos rergl. Orig. j. Hank.
M. Bleibtreu, Fettmast und respiratorischer Quotient. Pflöger’s Arob.
Bd. 56, S. 464.
In vorläufiger Mitteilung zei| • Jvtrf an, dass er bei Mästung von Ganten mit
kohlenhydratreicbem Futter (BoggenmeblklOfse), wobei dieselben innerhalb 36 resp.
48 Tagen um 40 resp. 60 pCt. ihres Körpergewichtes Zunahmen, respiratorische Quo-
tienten von 1.1 — 1.34 beobachtet habe; dieser die Einheit Übersteigeode Quotient
spreche direct für Fettbildung aus Kohlehydraten, wobei ein Teil der CO, aus der
Amylumverbrennung, ein anderer aus der bei der Fettbildung aus Amylum sich voll-
ziehenden Abspaltung vollzieht. J. Hank.
A. Peipers, Ueber eine besondere Form von Nierensteinen. Münch,
tned. Wochensohr. 1894, No. 27.
In einem Falle von hochgradiger Schrumpfniere mit Cystenbildung zeigten sich
die Cysten in beiden Nieren mit einem teils körnigen, teils homogenen Material er-
füllt, das durch das MiLLoa'sche Reagens als eine eiweifsartige Substanz erkannt
wird. In einzelnen Cysten ist der Inhalt zu steinkhnlieben Gebilden geronnen; ein
grOfserer, im linken Nierenbecken gelegener Stein von ziemlich welcher Consistenz und
hellgraubrauner Farbe zeigt allerdings im Centrum einen festen Harnskurekern , ist
dagegen in der concentrisch geschichteten Peripherie gleichfalls aut eiweifsartigen
Substanzen zusammengesetzt. Der sog. Eiweifssteio bildet sich aut reichlichen Eiweifs-
abscheidungen im Nierenbecken; da Anfangs die Imprlgnirung mit Harnstnre eine
reichliche ist, bildet sich der feste Harnskurekern, während die peripheren Schichten
wegen ungenügender Harnskuremengen aut fast homogener Eiweiftsubstanz bestehen.
H. Bothmaaa.
G. Neuber, Asepsis und künstliche Blutleere. Archiv f. klin. Chir.
XLVI. S. 321.
Statt des häufig nnsaubern Gummimaterials empfiehlt N. eine fest angefeuch'tete
f leinene Binde von 4 — 5 facher Lknge, welche für jeden Fall gewaschen und desinfi-
cirt werden kann; auch bietet dieses Verfahren anscheinend den Vorteil geringerer
parenchymatöser Nachblutung. Wie in einem Nachwort beigefügt wird , ist ein ana-
loger Vorschlag bereits vor Ikngerer Zeit von der BasoBLseu'schen Klinik aus ge-
macht worden. Bei hkmatomartiger Ansammlung flüssigen Blutes im Wundraum oder
dessen Umgebung übt N. dessen aspiratorische Entfernung und sieht in der MOglieh-
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638
Borck, Mackik. — Stkaüb. — v. Navratil.
No. 36
keit solcher Ansammlungen keinen Grand sar Drainage, gegen welche er eich sehr
energisch entspricht. Verf. verwendet bei solchen Ansammlungen seit sehr lange die
Lüftung einer oder zweier Nähte; nach Abfluss des Süssigea Blutes legen sich die
betr., jetzt nicht mehr gespannten Stellen in der Regel wieder an. p. Güterboek.
1) Borfk, Ueber Zerreifsung des Kniegelenk-Zwischenknorpels u.
die operative Behandlung des Leidens. Archiv f. klin. Chir. XLVI,
S. 363.
2) W. Mackie, Fractures of patella, with report of case treated
by suturing. Philadelphia tned. and. surg. Rep. 1893, Aug. 12.
1) Betrifft einen Pat., welcher 3 Jahre vorher vom Pferde gestürzt war and
dann Gelenkmanzerscheinnngen hatte, ohne dass das freie KBrperchen im rechtwn
Kniegelenk Ärztlicherseits zu constatiren war. Bei der Eröffnung des Gelenks durch
einen in der Hohe des Epicondyl. fern. int. verlaufenden Längsschnitt ergab sich das
vordere Drittel des Meniscus internus vom Rande des Schienbeins gelüst, so dass nur
sein vorderes Ende noch in normaler Weise angebeftet war. Nach Resection des frei
beweglichen Knorpelfortsatzes trat reactionslose Heilung mit nahezu normaler Function
ein. Da Pat. bei seinem Starre mit dem im Knie leicht gebeugten rechten Bein
zuerst auf die Erde aufstemmte und dann rücklings oiederfiel, meint B. , dass hier
zuerst eine Einklemmung, dann die Zerreifsung des Meniscus erfolgt sei, während in
deu anderen Fällen zuerst durch Ueberdebuung des Zwischenknorpels nach vorn oder
hinten die Abreifsnng von der hinteren resp. vorderen Anheftuogsstelle durch indireete
Gewalt und dann die Einklemmung eintritt.
2) Die Fragmente standen 10 Wochen nach der Verletzung des 22 jährigen Pat.
noch weit infolge Refractor auseinander nnd konnten auch nach Knüpfung von
3 nicht völlig perforirenden Silkworm-Nähten nnr nach Elevation des Gliedes in rech-
tem Winkel gänzlich genähert werden. Feste Vereinigung der Fragmente nach 4
Wochen und wird die Function 1 Jahr nach der Verletzung als normal bezeichnet.
P. Gätsrbock.
Straub, De operatie van het scheelzien volgens Laolbvzk. Weekbl.
van het Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1884, I. No. 9.
de Wecker bezeichnet das von ihm angegebene Verfahren der Schieioperation als
avancement capsolaire, während Verf. dasselbe als Mntkelfaltnng oder Muskelverstär-
knng mit Mnskelfaltnng benennt. Nachteile der Operation bestehen in der Schwierig-
keit die beiden Fäden gleich anzuziehen, in dem Durchschneiden der Nähte nnd darin,
dass der für den betreffenden Fall durch das Anziehen der zwei Fäden notwendige
Effect nnr unvollkommen erreicht wird Lsglrtze vermeidet diese Nachteile dadurch,
dass er die gesamtste Faltung und Verlagerung des Muskels mit einem Faden ent-
führt. Die Art der Ausführung dieses Verfahrens ergiebt sich am basten ans der im
Original vorhandenen Abbildung. Verf. bat so abgeändert, die Operation 8 Mal mit
trefflichem Erfolge gemacht. Georg« Meyer.
E. V. Navratil, Tierversuche Ober die Kehlkopfinervation und
Ober den N. accessorius Willisii. Ungar. Arch. f. Medicin II. H. 3, 4.
Aus 6 Versuchen, die in der Dnrchtrennung der im Wirbelkanal verlaufenden
Fasern des Accessorias bestanden, geht hervor, dass der in diesem entspringende und
verlaufende Anteil des Nerven keine motorischen Fasern für den Kehlkopf enthielt.
Um nun za nntersuchen, ob der Accessorias motorische Fasern für den Larynx ent-
hielt, bevor er durch das Foramen jugulare tritt oder vom N. vagos solobe erhalte,
nachdem er in das Foramen getreten, operirte Verf. an 10 Tieres, von denen aber
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No. 36.
DONN. — EBBHT. — OODDBN.
639
die Hilft« der Operation erlag:. Aber aneb in diesen Filleo ergab sich ein negativer
Befund, to daat es zweifelhaft ist, dass der eigentliobe N. aecestorius kein Kehlkopf-
oerv ist und die Kehlkopfnerven also vom N. ragus abstammen. tv. Lnblinskl.
T. D. Dünn, A case of leubämia, with rare lymphoid growths of
orbits and parotid giands. Americ. journ. of the medio. Sciences 1894,
March.
Im Anscblnss an den Fall eines 8jibrigen leukämischen Kindes, bei dem es snr
Entwickelung leukämischer Tumoren in der Parotis und in den Orbitae kam (kein
Obductionsbefnnd!), führt Verf. eine Anxabl ibnlicher Fille aus der Litteratur an.
Pari-
R. Ebert, Ueber das Dr. C. ßOuKit’sche „Natrium chloro-borosum“.
Wiener med. Presse 1894, No. 6.
E. untersuchte das zuerst von RCoaa eingeführto Natrium chloro borosum in Be-
zog auf seine chemischen Eigenschaften , seine bactericide Wirksamkeit and seinen
therapeutischen Wert und kommt auf Grund dieser Untersuchung zu einem durchaus
absprechenden Urteil. Die angebliche Verbindung B(NaO)tCI ist in der Chemie bis-
her nnbekannt, und als solche von den Fachautoritäten im positiven Sinne nicht über-
prüft Nach der Analyse von Kothsiatzr Ist das Pulvis natrii ehloro-borosi im We-
sentlichen ein mit Cblorgas imprägnirter Borax, der Liquor natrii ehloro-borosi eine
mit untercblorigsaurem Natrium versetzte Lösung von primärem Natriumorthoborat.
Ia Zweifel zu ziehen ist auch die constante Zusammensetzung der Präparate. Im
baeteriologischen Teil seiner Arbeit führt E. aus, dass eine Empfehlung des Pulvers
als lusserlieh oder innerlich anzuwendendes Desinficiens vom baeteriologischen Stand-
punkte aus sich in keiner Weise rechtfertigen liefse, nnd dass der Liquor beim Anf-
bewahren an desioficirender Kraft verliert. Aus dem klinischen Teil endlich sei her-
vorzuheben, dass dem Pulver nur der Wert eines aseptischen Streupulvers zusuerken-
nen ist, dass es für die Ohren- und Nasenheilkunde als unbrauchbar und gefährlich
zu verwerfen ist, und weder iu dem Pulver, noch in der Losung eine direct specifi-
sche Wirkung gefunden werden konnte. Die bisher publicirten günstigen Resultate
können als überzeugend nicht aogesehen werden. K. Kronthal.
H. Godden, Ueber einen eigentümlichen Fall von Selbstverstüm-
melung und Selbstbefriedigung infolge erworbener sexueller Per-
versität. Char.-Annalen 1893, p. 743.
Ein BGjäbriger Imbeciller, der im Waisenhause das Onaniren gelernt bat und
später überall Schiffbruch litt, sodasa er wiederholt mit Geftogniss- und Arbeitsbaus-
strafen belegt wurde, benutzte schliefsllch zur Selbstbefriedigung Strohhalme, welche
er bis in die Blase einführte. Er ist wiederholt Gegenstand chirurgischer Behandlung
geworden, da Öfter die Strohhalme oder Incruatationen derselben zu Eingriffen In die
Blase nötigten. Die Neigung zum anderen Geschlecht fehlte. Pat. gestand, dass er
die Strohhalme scbliefslioh aus Furcht vor dem Arbeitshaus« einführte; zu demselben
Zweck brachte er sich auch Verätzungen an den Geschlechtsteilen bei. Der Begriff
des Strohhalms wurde endlich für ihn der Kernpunkt von Zwangsvorstellungen, welche
ihn in starke geschlechtliche Erregung versetzten und zur gewohnten Befriedigung seines
* Geschlechtstriebes zwangen. Pat. zeigte neben dem intellectuellen Defect auch körper-
liche Degenerationszeichen. Das Nähere ergiebt das Orig. M. Bruch.
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640
Julius. — Richrlot. — Mill. — Doobman.
No. 36
L. jullien, Ueber den Einfluss der frflhzeitigen inneren Queck-
silberbehandlung auf den Verlauf der Syphilis (Vortr. geh. auf
dem XI. internat. med. Congr. zu Bonn). Mon&tsh. f. pract. Derm.
XVIII. No. 9.
J. empfiehlt, die Allgemeinbehandlung der Syphilis so früh eil irgend mSglieh
vor dem Ausbruche secundärer Erscheinungen xu beginnen und xwar mit intransuaca-
ISren Calamelinjectionen, von denen «Ährend der ersten beiden Monate alle 14 Tag«,
hierauf bis tarn Ablauf des 6. Monats in Zwischenräumen ron 20 — SO Tagen je eine
(im Mittel xu 0.1 Calomel) gemacht «erden soll. Bei späterhin etwa noch sich sei
genden Eruptionen kennen auch andere Quecksilberpräparate gewählt werden. Bei
dieser Abortlrbehandlung, welche Verf. insbesondere in SO genauer studirten Fallen
„mit wechselndem Glück“ xur Anwendung brachte, sah er häufig die secundären Er-
scheinungen sich auf gans geringfügige, im 2 bis 4. Monat auftretende Symptome
seitens der Mundschleimhaut und der äusseren Haut beschränken, oder selbst (wie oft
ist nicht gesagt. Ref.) gänxlicb.aosbleiben. — Bei den ersten Zeichen einer Intoxication
(Gingivitis, Brustbeklemmung, Neigung xu Ohnmächten) müssen die Calomelinjeetioneo
selbstrerständlich unterbrochen werden. H. MdI er
1
A. Richelot, Traitement chirurgical de prolapsue uterin. L’uuion
mddicalo 1894, No. 2.
R. wendet sich auf Grund seiner Erfahrungen gegen ein von Qi-Asu angegebenes
Operationsrerfahren, der den Uterus entfernt, die Hg. lata xusammennäbt und an diese
die Torgefallene Scheidenwand annäbt, hoffend, dass die lig. lata alt Stütxe dienen
konnten. R. behauptet im Gegensatx hieran, dass die Bänder sich ausxiehen nnd viel
xu elastisch seien, um die Scheide halten xu können und verwirft überhaupt im All-
gemeinen die Hyslerectomie bei Prolapsen des Uterus. Er will den Prolaps vielmehr,
abgesehen von einigen seltenen Ausnahmen, nur durch die Colporrhaphie behandelt
wissen, eventuell in Verbindung mit der Amputation der Portio. Die Colporrhaphie
selbst führt er stets nach Hkab aus. a. Martin
H. Mill, Ovariotomy during pregnancy. British Medio. Joarn. 1893,
Deo. 2.
Es handelt sich in dem Falle, von welchem Verfasser berichtet, um eine 22jäbr.,
im 8. Monat der Schwangerschaft steheode Frau, an welcher wegen einer groften
Ovarialcyste die Laparotomie gemacht wurde. Die Operation wurde gut überstanden;
12 Stunden nach derselben genas Patientin eines lebenden Knaben. Die Bauchnaht
(ausgefübrt durch gesonderte Catgutnähte des Peritoneums, der Musculatur und der
Baut) war intakt geblieben, und es bildete sich im weiteren Verlauf der ungestörten
Heilung eine schmale, feste Narbe. a. Martin.
Doorman, De vasthechting van de Rtemblaaa aan den uteruswand
bij het konijn. Leidener Dissertation 1893.
Verf. bat die Anheftung des Ei’s an die Uternswand beim Kaninchen genau ver-
folgt. Er xeigt, dass von den 6 vorspringenden Längsfalten der Uterusschleimhaut
die dem Mesometriuro xunächst liegenden (mesometraleo) sehr stark wachsen und dass
an ihnen die Anheftung des Ei's xu einer Zelt erfolgt, wo es noch keine Zotteu be-
sitxt. Das Schleimhaut-Epithel unterliegt einer schleimigen Degeneration, bei der die
Zellengrensen schwinden, die Kerne sich coloisal vermehren und xablrelche Vacuolen
entstehen. Diese „intermediäre Lage“ (gleich dem Syncytium der deutschen Autoren)
verklebt mit dem Ektoderm des Chorion's. A. Martin.
Einsendungen für du Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bern hardt (Berlin W.
Französische StraXse 31) oder an die Verlagshandluug (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Barlin. — Druck v n L. Schumacher ln Berlin.
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rnon- und Sachregister. gcu und Postanstalten.
für die
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. 15. September. NO. 37.
■ nbaltt Fbbdibikbb, Uebor die Bildung des Fibrins. — Kotlas, Pathogenese
der Qalleugangltaberrnlose. — Sachs. C&suistik des Zuageocarciaomi. — Kss
ruist, Fall ron Glioflbrom des Acuiticm. — Gioel, Zur Prognose der Diphtherie.
— Buhzl-Frdbbr. Immanisirang und Heilung bei Paeumococceninfection. — Oo
min, Nachwirkungen der Cbloroforinnarcose bei Kindern. — Lutz, Saloi bei
Lungentuberculose. — Mitchell, Zur Kenutniss der Hemiplegie. — Pitsisoss,
Much II, Zusammenhang zwischen Syphilis und Nerrenkrankbeiten. — S pietsch RA,
lieber Nerren-Naeri.
Bosoersiti o. Zoja, Oxydation der Eiweifxstoffe and Kalinmpermanganat.
— Crkubr, Bildung ron Isomaltose aus Olycogeu — David, Behandlung einge-
wachsener Nagel. — r. Doesbuboh, Fall ron Lymphorragie. — r Tspljabchi h,
lieber die Verletzungen der Netzhaut. — Hopman, lieber Ozaena. — Chiabi,
Operation der adenoiden Vegetationen. — Manhauero, Zur Symptomatologie der
Perityphlitis. — Jacob, Deber arteficielle Hyper - Leucocytoie. — Idzisbki, Schl-
delrerletznng mit nachfolgender Mnikeiatrophie. — Hochhaus, Combinirte System-
erkrankung des Kückemnarkz. — Olshausbh, Argyrie nach Susserlicher Anwendung
ron HdlleoitoinlOsang. — Leibt ikow, Zar Therapie der Neurosyphilide. — Colo-
ii AB, Fall ron Porro Operation. — r. Waise, lieber Placeota praeria and membra-
oacea. — Pah di, Einfluss ron Giften auf das Centralnerrensystem.-
J. J. Frederikse, Einiges Ober Fibrin und Fibrinogen. Zeitsckf.
f physiol. Obern. XIX. S. 143.
Den Anteil des Serumglobulins (Paraglobulin) an der Fibrin-
bildung aus Fibrinogen hatte Alex. Schmidt auch gegenöber den
HiMMAKSTBu’schen Beweisen noch bis zuletzt behauptet, indem er
sich hauptsächlich darauf stützte, dass das Gewicht des Fibrins in
geradem Verh<niss mit dem Gehalt der resp. Flüssigkeit an Para-
globulin wachsen soll. Verf. hat aus Rinder- und Pferdeblut sehr
sorgf<ig Fibrinogen und Serumglobulin dargestellt und eine Fer-
mentlösung teils nach Hammarstkr bereitet, teils nach Pkkklharino
Nucleoalbumin aus Blutplasma mit Zusatz von Chlorcalcium ver-
wendet. In der einen Reihe von Versuchen kam eine bestimmte
XXXlf. Jahrgang. 41
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642
Kotlab, Pathogenese dir Qallengangstabercnloae.
No. 37
Meoge Fibrinogenlösung und Ferment, in der anderen Reihe dazu
noch Serumglobulinlösung zur Anwendung; beide korreepondirende
Versuchsreihen erfolgten unter genau denselben Bedingungen (37 °C,
die gleiche Dauer der Einwirkung etc.) dann wurde das gebildete
Fibrin gewaschen, getrocknet und gewogen Es ergab sich nun,
dass an (trockenen) Fibrin gleichviel erhalten wurde , ob Serum-
globulin der Fibrinogenlösung beigemischt war oder nicht. Somit
ist die ScHMiDT’sche Behauptung von der Teilnahme des Serumglo-
bulm’s an der Fibrinbildung nicht aufrecht zu erhalten. Die ge-
nauere Untersuchung des in den verschiedenen Versuchen gewon-
nenen Fibrins lehrte, dass der Qehalt desselben (im trockenen
Zustande) an Kalk zwischen 0.064 und 0.1003 pCt. schwankt; die
konstante Anwesenheit von Kalk im Fibrin, auch wenn dasselbe
aus kalkfreier Fibrinogenlösung erhalten wird, legt die Auffassung
nahe, dass im Fibrin das Calcium mit dem Eiweifskörper chemisch
verbunden ist. — Gegenüber Lilibbkkld hebt Verf. hervor, dass
bei der Blutgerinnung der Faserstoff durch die Einwirkung des
Fermentes, einer Nucleoalbumin-Kalkverbindung, auf das Fibrinogen
entsteht; wenigstens stehe damit keine einzige Beobachtung im
Widerspruch. J. Mank.
E. Kotlar, Ueber die Pathogenese der sogenannten Gallengangs-
tuberkulose in der Leber des Menschen. Zeitschr. f. Heilkunde XV.
p- 121,
Die als Cholangitis tuberculosa bekannte, mit der Bildung mit
käsigeo Massen gefüllter Cavernen einhergehende Erkrankung der
Leber wurde bisher genetisch auf zweierlei Art erklärt. Die Min-
derzahl der Pathologen nahm nach dem Vorgang von Rokitakskt
an, dass es sich um die Einschmelzung eines Tuberkelkonglomerats
im Lebergewebe handele, während die Mehrzahl mit Viacaow an
der Spitze die Kaverne als einen erweiterten, käsig degenerirten
Gallengang ansah. Von neueren Forschern nimmt Simmonds an,
dass bei der von ihm sogenannten Periangiocholitis tuberculosa die
Infektion vom Darm durch die Gallengänge in die Leber gelangt;
Sabuubin dagegen lässt die Infektion vom Blut aus in die Gallen-
gänge hinein stattfinden.
Verf. hat nun 3 einschlägige Fälle aus dem Prager patholo-
gisch-anatomischen Institut auf besonders genaue Weise untersucht,
indem er die einzelnen Kavernen in Serienschnitte zerlegt hat. Er
unterscheidet 2 Arten der tuberkulösen Leberkavernen, solche, de-
ren Inhalt nur aus käsigem Detritus ohne Galle besteht, und solche,
die Gallenpigment und Gallengangsepithelien enthalten.
Die ersteren haben mit den Gallengängen nichts zu thun, sind
vielmehr aus konfluirenden Miliartuberkeln durch Nekrose und Er-
weichung entstanden. Aber auch die zweite Art ist nicht als der
Ueberrest eines einzigen erweiterten und zerfallenen Gallenganges
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No. 37.
Sachs, Casoistik des Zungencarcinoms.
643
aufzufassen; denn mit Hülfe der Schnittserienmethode lassen sich in
jeder Höhle mehrere, in dieselbe einmündende Gallengänge nach-
weisen. Auch hier handelt es sich um käsigen Zerfall eines Kon-
glomerats miliarer Tuberkel, in den sekundär die Gallengänge
hineingezogen werden. Der Zusammenhang zwischen Kaverne und
Gallengängen ist ein zufälliger; eine eigentliche Gallengangstuber-
kulose giebt es nicht. Der Erkrankungsprocess schreitet von aussen
auf die Gallengänge fort; niemals erkrankt der Gallengang von
innen nach aussen.
Man muss daher auch annehmen, dass die Infection vom Blute
aus stattfindet. Dem entspricht auch, dass Tuberkelbacillen stets
nur in den der Kavernenwand eingelagerten Biesenzellen gefunden
wurden, nie im Inhalt der Kavernen oder in der Galle. Auch bei
reinen Fällen von Miliartuberkulose war die Galle stets frei von
Bacillen.
Die Cholangitis tuberculosa ist nur eine sekundär modificirte
chronische Lebertuberkulose. Die RoKiTANSKy’sche Ansicht von der
Genese der Kavernen ist gegenüber der VmcBow’schen als die
richtige festzuhalten. M. Kothmann.
W. Sachs, Neunundsechzig Fälle von Zungencarcinom. (Aus der
chir. Klinik des Hrn. Prof. Kochkb in Bern). Arobiv f. kl in. Cbir.
XLV. S. 774.
Von 69 einschlägigen in extenso mitgeteilten Fällen, welche
von 1872 bis Mitte 1889 auf der Berner cbir. Klinik und in der
Privatklinik Kuchbb’s behandelt wurden, waren 11, in denen ent-
weder gar keine oder nur palliative Operationen ausgeführt wur-
den. In 58 wurde die Radicaloperation gemacht und zwar liegen
über 52 unter diesen nähere Krankengeschichten vor, während über
6 nur fragmentarische Bemerkungen existiren. Hinsichtlich des
Geschlechtes kamen von den 69 Fällen nur 3 auf Frauen, ein
Verhältniss, das hinter dem aus anderen früheren Statistiken ge-
wonnenen Ergebniss wesentlich zurückbleibt. Von Einfluss scheint
der Beruf der Erkrankten insofern zu sein , als es sich in ca l/3 der
Fälle — nämlich bei 20 — um Landwirte oder Landarbeiter gehandelt
hat, während unter den übrigen Patt, der Handwerkerstand über-
wiegt. Der Durchschnitt des Alters der Patt, betrug 53 Jahre,
der älteste Pat. war 76, der jüngste 23 Jahre alt und befand sich
die Mehrzahl im 40. bis 60. Lebensjahre. Heredität liefs sich
sicher in 4 Fällen darthun, von denen 3 den besseren Ständen an-
gehörten, und glaubt Verf., dass dieses der gröfseren Aufmerksam-
» keit zu verdanken ist, die Mitglieder der besseren Stände auf der-
artige Dinge legen. Die Beziehungen von Syphilis zu Carcinoma
linguae gaben sich bei 2 Patt, dadurch kund, dass die Zunge der
ersteren zuzuzählende — einmal sogar durch Kal. jodat. günstig zu
beeinflussende — Veränderungen bot, während die Lymphdrüsen
41*
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644
Sachs, Casuistik des Zungenc-aroinoms.
No. 37
unzweideutig krebsig erkrankt waren. In einem weiteren Fall liefs 1
sich der Uebergang von Psoriasis linguae in Cancroid darthun. 1
Im Ganzen existiren Ober 20 Fälle histologische Notizen, nur in I
einem von diesen fehlten die typischen Cancroidzellen, während die
krebsige Infiltration aus kleinen in die Länge gestreckten Zellen
bestand. Klinisch liefs sich alleinige Erkrankung der Zunge
22 (37.8 pCt.) Mal, Beteiligung der Nachbarschaft 41 (62.1
pCt.) Mal darthun, während 3 Mal die betr. Notizen fehlten. Von
den 25 Patt, zeigten 2 Erkrankung der ganzen, 3 mehr als der
halben, 7 der halben und 13 weniger als der halben Zunge, dage-
gen war unter den 41 hei keinem die ganze Zunge ergriffen, so
dass man annehmen mufs, dass die Affection in sehr verschiedenen
Stadien, ehe sie das Organ gänzlich zerstört hat, auf die Nachbar-
schaft übergeht. In einzelnen Fällen liefs sich nicht entscheiden,
ob die ersten Erscheinungen des Krebses die Zunge oder Nachbar-
teile (z. B. die Mandel) betrafen. Die Dauer des Leidens
stimmte nicht immer mit der Grölse seioer Ausdehnung überein;
dieselbe betrug bei 20 nur auf die Zunge beschränkten Krebsen bis
zum Eintritt in die Behandlung im Mittel 6.5 Monate, bei 30 mit
Beteiligung der Nachbarschaft complicirten Fällen 5.3 Monate.
Hervorzuheben ist die Prädilection für die linke Seite; auf
die rechte Zungenseite (incl. Rand) kamen Beginn und Sitz des
Krebses 14 Mal, für links betrug diese Zahl 29 und dazu kamen
noch zwei links auf dem Zungenrücken entwickelte Fälle. Auch an t
der Unterfläche und am Frenulum begann der Krebs häufiger links
als rechts, während er verhältnissmälsig seilen (3 Mal) auf die |
Zungenspitze bezw. auf die ganze Zunge oder beide Hälften gleich-
mäfsig (5 Mal) localisirt war. Sehr verschieden wird die Form
des Krebses im Beginn bezeichnet, als Knötchen, Bläschen, Ver-
härtung, Riss etc., übereinstimmend aber wird das frühere Auftreten
eines Geschwürs, sei es in deren Gefolge, sei es primär, be-
richtet und gleichzeitig damit dessen Begünstigung durch ätzende
oder sonstwie reizende Behandlung. Thatsächlich findet sich nur
2 Mal die Angabe, dass der Tumor nicht ulcerirt war, wogegen 35 Mal
von einem tief in die Zungensubstanz dringenden, 22 Mal aber von
einem Ulcus elevatum die Rede ist. ln Bezug auf die Beteili-
gung der Nachbarschaft wird unter 40 verwertbaren Fällen in
13 die des Mundbodens und in 12 die dieses und des Unter-
kieferzahnfleisches sowie in 10 die des Gaumenbogens angeführt,
während in den übrigen 5 Fällen noch der weiche Gaumen, die
Mandel und die Rachenwand in Betracht kommen. Die einzelnen
Symptome boten in den Fällen Verf.’s nichts Besonderes, ebenso
auch nicht die Drüseninfection, welche ausserordentlich verschie-
den auftrat, sodass sie unter 12 Fällen mit 12 monatlicher Krank- •
heitsdauer bei 6 entweder sehr geringfügig auftrat oder aber ganz
fehlte. Im Ganzen waren inficirt die submaxillaren Drüsen 36 Mal
(darunter 26 Mal einseitig) ferner ausser diesen die cervicalen,
retromaxillaren und submentalen je 3 Mal und lediglich 4 Mal
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No. 37.
Sachs, Casuistik des Zungencarclnoms.
645
waren die submaxillaren Drüsen nicht, und nur die letztgenannten
Lymphknoten beteiligt. In einzelnen Fällen wurden die Drüsen
erst bei der Operation erkrankt befunden und sind die 21 Kranken-
geschichten, in denen nichts von Drüsenbeteiligung steht, daher
nicht so aufzufassen, als ob letztere wirklich überall fehlte. Sehr
wechselnd war das allgemeine Befinden und erschwert dieses zu-
weilen die Differential-Diagnose. In besonders unsicheren
Fällen letzterer empfiehlt Verf. die Entnahme eines kleinen
Stfickes der erkrankten Stelle behufs histologischer und bacterio-
siogiscber Prüfung, erklärt sich jedoch gegen die EsMAKCH’schen
Excisionen gröfserer Partien för diagnostische Zwecke. Die The-
rapie bestand in den 58 radical behandelten Fällen bei 18 in Ope-
rationen vom Munde aus, bei 2 vom Munde aus mit Wangenspal-
tung, bei 21 in temporärer (bezw. definitiver) Resection des Unter-
kiefers und bei 1 in Exartieulation des Unterkiefers; bei 12 von
der Zungenbasis d. h. vom submandibulären Raum nach Kochkh’s
Methode aus; bei 3 wurde die Schlinge von einer submandibulären
Incision aus eingeführt und bei 2 fehlen die Angaben. Recidiv-
operationen sind hier nicht mit inbegriffen ausser in 1 Fall, der
auswärts schon einmal operirt worden war. Von 57 Fällen mit
bekanntem Ausgang endeten 6 (10 5 pCt.) tötlich und zwar von 29
1872 — 1882 Operirten 5 (17.2 pCt.) von 28 1883 — 1888 Operirten
nur 1 (3.5 pCt.). Diese Besserung der Mortalität scheint mit der
Einführung des Sublimats und der Asepsis in die Wundtherapie
zusammenzuhängen. Von den tötlichen Ausgängen kamen 2 auf
Pyämie und 3 auf Lungenerkrankungen; 1 Operirter erlag sehr
bald dem sehr ausgedehnten Eingriff an Erschöpfung. Von den
einzelnen Methoden bot die Operation vom Munde aus 5 pCt., die
mit Kieferresection 19 pCt. und die vom Submnndibular - Raum
(nach Kochkk) 8.3 pCt. Sterblichkeit d. h. von letzterer starben von
12 nur 1 und zwar an Pyämie, die noch im alten Inselspital in
Bern vorkam. Von 7 Fällen mit prophylactischer Tracheotomie
starben 4, darunter aber 3 mit überaus weitgehender Erkrankung.
Sehr günstig ist das submandibulare Verfahren auch für Stillung
der Blutung, indem alle unter das Messer fallenden Gefäfse vor
Durchschneidung unterbunden werden können. Vorherige Ligatur
der A. lingual, wurde 2 Mal ausgeführt. In 58 Operationen konnte
Chloroform, in 3 Localanästhesie angewandt werden, und zwar
ersteres 18 Mal mit vorherigen Morphium - Injectionen combinirt.
Bei der Nachbehandlung bewährte sich die Pharynxtamponade
nach Kocher ev. die Fortsetzung der Luftröhrentamponade glän-
zend. Man muss nur für häufigen Wechsel des Pharynxtampons
sorgen. Eine besondere Lagerung des Pat. fand bei der Operation
nicht statt, dieselbe war wie Überall bei Kochkk während der Chloro-
t formnarcose die horizontale. Von 52 Operirten, welche den Eingriff
überstanden, kennt man die weiteren Schicksale von 38; von diesen
blieben recidivfrei 13 und zwar schwanken, wenn man von einem
vor 7 Monaten Operirten absieht, die Heilungsterraine in 11 Fällen
.ole
G46 Khkpcsk a , Fall v. Glioflbrom eto. — Giobl, Zar Prognose d. Diphtherie. No. 37
zwischen 1 und 8 Jahre, derartig, dass 5 über 3 Jahre ohne Re-
cidiv sind. Das Recidiv selbst trat meist innerhalb des ersten Jahres
bezw. der ersten 7 Monate nach der Operation auf. Von den Re-
cidivfällen wurden 16 ein zweites und 2 ein drittes Mal operirt und
starben im Anschluss an diese z. Th. sehr ausgedehnten Eingriffe nur 2
(11.1 pCt.), dagegeu lebten 2 4 resp. 2 Jahre nach der Recidiv-
operation völlig infectionsfrei. Im Ganzen lebten von 38 Patt.,
deren späteres Schicksal bekannt ist 18 (47.3 pCt.) 1 Jahr, 13
(34.2 pCt.) 2 Jahr und mehr, 8 (21 pCt ) aber 4 Jahre und mehr
und 5 (13.1 pCt.) 7 Jahre und mehr nach der Operation. Von
den ersten 18 Fällen erlitten aber schwere Eingriffe 7, von den
nachfolgenden 13 5, von den letzten 8 resp. 3 aber 4 bezw. 3, so
dass dieselben am längsten recidivfrei geblieben sind.
P. Güterbook.
Krepuska, Ein Fall von Gliofibrom des Acusticus. Ungar. Archiv
f. Med. II. S. 326.
Das Präparat entstammt einer 40jähr. Frau, deren Kranken-
geschichte dem Verf. selbst nicht bekannt geworden ist. Der Tu-
mor von der Gröfse einer Kinderfaust safs in der rechten Hälfte
des Kleinhirns hauptsächlich in der weifsen Substanz. Der vordere
Teil des Tumors hing mit dem hinteren Teil des rechten Felsen-
beins der Lage des inneren Gehörgangs entsprechend zusammen.
Die Geschwulst reicht im Felsenbein von der Fossa subarcuata bis
zur Spitze der Pyramide, dringt hier in die nächsten Nachbarschaft
der Carotis interna und tritt mit einem fingerdicken Fortsatz durch
das Foramen jugulare die Vene und den Nerven entlang aus der
Schädelhöhle heraus. Im Mittelohr und äusseren Gehörgang keine
Veränderungen. Mikroskopisch erwies sich der Tumor als Glio-
fibrom (die Einzelheiten s. i. Orig. Ref,). Verf. glaubt, dass es
sich um ein primäres Neoplasma des rechten Acusticus handelte,
welches wahrscheinlich aus dessen Distalteile entstanden sei und
centripetal vordrang. Als wichtigen Befund bezeichnet Verf. die
primäre Veränderung der Endapparate der Bogengänge; auch hier
scheine ein bestimmtes System zu herrschen, indem die Geschwulst
sich dem Ramus vestibul. entlang in den Ampullae des oberen und
äusseren Bogenganges entwickelte und der Ramus ampullae post,
und der Ramus cocblear. bezüglich ihrer Endapparate freiblieben.
Der Facialis hatte trotz seiner nächsten Nachbarschaft an der Ge-
schwulst keinen Anteil. Schwabaoh.
Gigei, Zur Prognose der Diphtherie Württemberger med. Corr. -Blatt
1894, 4. Juni.
Der Verlauf des örtlichen Processes ist för die Stellung der
Prognose von hoher Bedeutung und zwar in günstigem Sinne,
wenn die Auflagerungen langsam entstehen, sich entwickeln und
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No. 37. BuNzi/-F*nKRN,Immunisin)ng a. Heilung d.Pnenmoooccenmfection. 647
ausbreiten; günstig ist es immer, wenn dieselben aus einer folliku-
lären Agina hervorgehen, wenn die Farbe derselben weifs oder
grauweifs bleibt, wenn sie sich ohne Verletzung der Schleimhaut
abziehen lassen, wenn die Uvula frei bleibt. Wenn sich die Auf-
lagerungen eine nach der anderen oder gruppenweise rasch oder
langsam abstofsen, wenn bei Nasendiphtherie der Ausfluss dfinn
und wässerig ist, wenn Drüsenentzündung einseitig bleibt und
langsam entsteht und wenn auch in schweren Fällen die Drüsen-
schwellung zurückgeht.
Ungünstig wird die Prognose bei rascher Entwickelung und
Ausbreitung der Auflagerungen, wenn sie eine zuerst mehr gelb-
liche Farbe zeigen, dann eine missfarbige, fettige schmierige Ober-
fläche und gangränöses Aussehen, wenn sie sich nicht ohne Ver-
letzung der Schleimhaut abziehen lassen und die Uvula befallen
wird , wenn nach der Abstofsung sofort neue Auflagerungen sich
bilden, welche wiederum gangränöse Beschaffenheit annehmen , bei
dickem eitrigen stinkendem Abfluss aus der Nase, bei doppelseitiger
rascher Drüsenschwellung, foetor ex ore.
Endlich wird die Prognose verschlimmert, wenn Heiserkeit ein-
tritt und kommt es zu Larynxstenose, so wird die Prognose in
vorher leichten Fällen dubiös, in schweren schlimm. Dasselbe ist
der Fall nach der Tracheotomie bei hohem Fieber, Bronchopneu-
monie, Blutungen, Hautemphysem, Oudem der Submaxillargegend
und besonders wenn Membranen während und nach der Operation
entfernt werden. W. Lublinski.
Blinzl- Federn, Ueber Immunisirung und Heilung bei der Pneu-
mokokkeninfektion. Arch. f. Hygiene 1894, XX. S. 152.
Bei der Darstellung seiner virulenten Ausgangekulturen ver-
fuhr B.-F. so, dass er ca. 1 ccm pneumonischen Sputums eioem
Kaninchen subcutan injicirte , nach dessen Verenden aus seinem
Herzblut ein zweites Kaninchen mit einer Oese impfte; aus dem
Herzblut dieses Kaninchens wurden dann Bouillonkulturen angelegt,
die täglich umgeimpft und bei 37° gehalten wurden. Auf diese
Weise erhielt sich die sonst rasch verschwindende Virulenz sehr
gut; gute aber nicht so sichere Resultate erzielte Verf. auch bei
Züchtung in Blut oder Blutserum, namentlich aber in Eiern bei
denen die Virulenz Bich mindestens einen Monat erhält. Wegen
der leichteren Dosirung aber wurden bei den Versuchen Bouillon-
kulturen gewählt.
Nach einem guten geschichtlichen Ueberblick über die bisheri-
gen Immunisirungsversuche teilt Verf. die seinigen mit Bouillonkul-
» turen und Pneumotoxin mit. Die 24 Stunden alte Bouillonkultur
wurde vor dem Gebrauch 2 Stunden auf 60° erwärmt. Im Wider-
spruch mit Klrmhrrbr konnte Verf. auf diese Weise mit intrave-
nöser Injection keine Immunität erzielen; dagegen gelang die Im-
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C48 Gotbrik, Nachwirkungen der Cbloroforuinarcose bei Kindern. No. 37
munisiruog mit filtrirten nicht erwärmten Kulturen und intravenöser
Injection.
Bei eubcutaner Application der erwärmten Bouillonkultur, 25
bis 45 ccm im Ganzen, gingen von 8 Kaninchen 3 bei der Immuni-
eirung, eines nach der ersten Probeimpfung ein, vier wurden im-
mun, aber alle hatten durch die Behandlung Absceese bekommen. \
Das Pneumotoxin erhielt Verf. durch Fällung der filtrirten
virulenten Kulturen mittelst Alcohol, von 4 damit behandelten Tieren
wurden 2 immun, 3 starben.
Mit dem Blutserum soloher Kaninchen, die 3 ccm virulenter
Bouillonkultur subcutan vertrugen, stellte Verf. Heil versuche an;
er verwendete 5 — 10 ccm Serum; von 10 Kaninchen wurde nur eines
geheilt und dieses erhielt durch die Impfung einen Abscess am
Bauch, der vernarbte; das Heilserum war 17 Stunden nach der
Impfung eingespritzt worden. Ffir die Praxis kann somit an
eine Heilung der Pneumonie durch Heilserum noch nicht gedacht
werden.
Bezüglich der Immunisirung erhielt B.-F. sehr gute Resultate
auf folgende Weise. Mit Pneumokokken inficirte Tiere wurden
kurz vor dem Tod entblutet und das Blut ca. 1 Stunde lang auf
56 — 58° erwärmt. 5 — 10 ccm solchen Blutes genügen bei intra-
venöser oder eubcutaner Application ein Tier zu immunisiren;
die Immunität ist nach etwa 14 Tagen vorhanden und hält sehr
lange an.
Eine Heilung konnte Verf. weder mit solchem Blut, noch mit
Sicherheit mit dem Serum auf diese Weise immunisirter Kaninchen
erzielen Sehenden.
L. G. Guthrie, On some fatal after-effects of Chloroform on chil-
dren. The Lancet 1894, No. 3674.
Bei Kindern, welche zur Ausführung chirurgischer Eingriffe
chloroformirt wurden, stellt sich nicht selten, wenn sie aus der
Narkose erwachen, Erbrechen ein; andere Kinder schreien unauf-
hörlich, auch ohne dass sie durch Schmerzen dazu veranlasst sind.
Diese Erscheinungen gehen in der Regel nach kürzerer oder etwas
läugerer Zeit vorüber, ohne weitere Folgen zu hinterlassen. In
seltenen Ausnahmefällen, deren Verf. 10 aus eigener Beobachtung
mitteilt, sind sie der Anfang eines schweren und dann fast immer
tötlich endenden Zustandes. Der Verlauf dieser Fälle ist folgen-
der: Gleich nach der Operation, häufiger aber erst einige Stunden
später stellt sich Erbrechen ein. Die Kinder werden unruhig, be-
ginnen zu deliriren, stofsen fortwährend Schreie aus; ihr Benehmen
macht ganz den Eindruck eines Maniakalischen. Das Gesicht ist
gerötet, seltener blass, die Augen trocken, die Pupillen erweitert.
Nach einiger Zeit grösster Unruhe werden die Kinder apathisch,
bisweilen kehrt auch während der Remission das Bewusstsein vorüber-
gehend wieder. Dann folgen wieder wilde Delirien und so geht es
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No. 37.
Lutz, Salol bei Lungentaberculose.
649
fort, bis nach einer Zahl von Stunden oder auch Tagen die Kinder
erliegen. Von den 10 Patienten des Verf.’s ist nur 1 genesen,
heftiges und anhaltendes Erbrechen ist in all* diesen Fällen vor-
handen. Das Erbrochene enthält kein Blut, aber immer Galle.
Die Temperatur ist meist subnormal, seltener erhöht. Der Tod
erfolgt unter Erscheinungen zunehmenden Collapses. Dem Shock,
der Carbol-, Jodoform- und anderen Vergiftungen schreibt Verf.,
— wie er bei der Analyse seiner Fälle ausführt — keinen wesent-
lichen Anteil an dem Tode dieser Kranken zu. Ebensowenig war
die Todesursache in den von ihm beobachteten Fällen in anderen
schon vor der Operation vorhandenen Leiden (Herzfehlern etc.) zu
suchen. — Bei 3 Fällen, welche Verf. seciren konnte, fand er Fett-
infiltration der Leber. Verf. glaubt, dass die länger dauernde Ein-
wirkung des Chloroforms diese Veränderung der Leber verschuldet
habe, oder aber, dass die Fettinfiltration in Fällen, in denen sie
schon vor der Operation bestand, durch die Narkose verschlimmert
worden sei. Verf. stellt nun zur Erklärung der Erscheinungen
folgende Hypothese auf. Es gehört zu den physiologischen Auf-
gaben der Leber, die im Körper gebildeten Toxine für letzteren
durch Ausscheidung oder chemische Umwandlung unschädlich zu
machen. Dieser Aufgabe kann die hochgradig mit Fett infiltrirte
Leber nicht genügen, und so entsteht infolge von Selbstvergiftung
der oben beschriebene Symptomencomplex. Verf. räth deshalb,
Kinder, welche Fettlebern haben, nicht zu chloroformiren. Dieser
Zustand der Leber ist nun allerdings durch die klinische Unter-
suchung derselben nicht mit Sicherheit zu erkennen; er ist aber
nach der Ansicht von Pobbl, welcher Verf. sich anschliefst, da zu
erwarten, wo eine Zunahme der Alkaloide im Harne nachweisbar
ist. Auf diese ist daher zu achten. Stadthagen.
A. Lutz, Ueber den methodischen Salolgebrauch bei Phthisis flo-
rida und bei gelbem Fieber. Fortschritte d Med. 1893, No. 23.
Verf. empfiehlt bei acuter Lungentuberkulose die methodische
Darreichung gröfserer Saloldosen (pro dosi 1 l/, — 2 g, pro die meist
6 — 8 g); falls keine besonderen Contraindication (z. B. eine
schwere Nierenerkrankung) vorliegt, haben diese — zum Theil an
Schwerkranke — dargereichten grofsen Mengen nichts Bedenkliches,
wenn nur zu Anfang etwas vorsichtig vorgegangen wird. Unter
dem viele Monate lang fortgesetzten Gebrauch des Mittels hob sich
häufig der Ernährungszustand in auffälliger Weise. Gegenüber
anderen, bei der Phthisisbehandlung empfohlenen Mitteln war der
Effekt des Salols gerade bei der Phtisis florida am eklatantesten:
gradatim nehmen Fieber und Nachtschweifse ab und schwinden
gänzlich innerhalb weniger Tage bis zu 2 Wochen; der Bacillenge-
halt des Sputums zeigt zwar keine auffallende Veränderung, aber
die Menge der Sputa nimmt auffallend ab, dementsprechend auch
650 Mitchkll, Zur Kenntnis* der Hemiplegie. — PrfTKtisoN.MücHiN. No. 37
der Husten. Verf. nimmt an, dass durch das Salol der Zerfall des
luberculösen Gewebes entschieden beschränkt wird, und zwar wahr-
scheinlich nicht infolge einer antituberkulösen Wirkung des Mittels,
sondern vielleicht dadurch, dass aus einer schnell und schwer ver-
laufenden Mischinfection eine leichter und langsamer verlaufende
reine Tuberkulose gemacht wird. Perl. N
S. W. Mitchell, Post hemiplegic pain; pre-hemiplegic pain; post-
hemiplegic joint-disease ; post-hemiplegic nodes. Med. News 1893,
April 22.
Nach M. lassen sich unter den Fällen von Hemiplegien mit
vorausgehenden und folgenden Schmerzen und Gelenkaffectionen an
der gelähmten Seite 3 Gruppen unterscheiden. I. Beginn mit ein-
seitigen Muskelschmerzen, dann Schmerzhaftigkeit der Gelenke bei
leichter Schwellung, daun derartige wiederholte Attaquen, bis eine
Lähmung auf der schmerzvollen Seite eintritt; es folgen dann chro-
nische einseitige Gelenksentzündungen progressiver Natur. II. In
der zweiten Gruppe gehen leichte Muskelschmerzen 1 — 2 Jahre der
Lähmung derselben Seite voraus; dann tritt die Lähmung ein und
ihr folgen chronische Gelenkaffectionen. III. In der 3. Gruppe
gehen 24 — 48 Stunden vor der Lähmung heftige Muskelschmerzen
auf der gelähmten Seite voraus. — Beispiele werden zu diesen
Gruppen angeführt. In einem Falle traten die Gelenkaffectionen
schon 4 — 5 Tage nach der Lähmung auf. — Meist fehlen in die-
sen Fällen Rheumatismus, Gicht oder Herzaffectionen. Ob immer
die supponirten secundär beteiligten Rückenmarkscentren für die
hemiplegischen Schmerzen und Gelenkeaffectionen verantwortlich zu
machen seien, bleibt zweifelhaft; es hat mehr den Anschein, als ob
die corticalen Hirncentren und Bahnen selbst Ursache dieser Com-
plicationen seien. — Ein anderes Symptom , das häufig allein auf
der gelähmten Seite auftritt, sind die periostalen Nodi (Knötchen)
an den Insertionsstellen der Muskeln, die sich häufig bei den post-
hemiplegischen Gelenkeaffectionen finden. S. Kalisober.
1) F. Petergon, The Relation of Syphilis to general paresis. Med.
Record 1893, 9. Deo.
2) N. Mncbin, Zur Frage über den Zusammenhang zwischen der
tabiechen Artrhopathie und der Syphilis. Deutsche Zeitschr. f. Nerven-
beilk. V. p. 255.
1) P. stellt die bisherigen Publicationen über den Zusammenhang
zwischen Lues u. Dementia paralytica zusammen und findet, dass in
60 bis 70 pCt. der Fälle anamnestisch Syphilis vorausgegangen ist.
Doch ist nicht zu übersehen, dass in '/, — '/« der Fälle keine Lues
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No. 37. Syphilis u.Nervenkrankh.— Smbtschra, Ueber Nerven-Naevi. 651
vorhanden gewesen ist. Syphilis ist 7 — 10 Mal häufiger bei der
Paralyse als bei anderen Psychosen vorausgegangen; sie ist ein
h&ufiger, aber kein constanter Factor in der Aetiologie der Para-
lyse. Die Paralyse ist nicht eine specifische luetische Erkrankung,
sondern eine Degenerationsform , die auch durch das syphilitische
Gift verursacht werden kann, indem dieses den Organismus, das
Blut, die Organe für die Einwirkung anderer schädlicher Elemente
(wie Alcohol, Excesse in venere, öeberanstrengung, psychische Er-
regung, hereditäre Einflüsse) geeignet macht resp. vorbereitet.
S. Kalisober.
2) Nach einer zusammenfassenden Besprechung der klinischen
Erscheinungen, der pathologischen Anatomie und der Pathogenese
der Arthropathia tabidorum, wobei die verschiedenen Theorien be-
sprochen werden, geht der Verf. zur Mitteilung zweier Beobach-
tungen aus der KowAtKWSKv’schen Poliklinik Ober. Der eine be-
trifft einen typischen Fall von syphilitischer Spinalparalyse (Erb),
die zahlreichen ulcerösen Eruptionen an der Haut des Unterschen-
kels, die Knochenerkrankungen daselbst und der günstige Einfluss
der specifischen Kuren auf diese Erscheinungen und auf das gleich-
zeitig erkrankte Sprunggelenk sprechen eigentlich ohne weiteres für
die syphilitische Natur der Gelenkaffection, wenn die letztere auch
einige Aehnlichkeiten mit der Arthropath. tabid. aufweist. Der 2.
Fall war ein Tabiker mit einer Arthropathie im Fufsgelenk, aber
auch diese ging auf eine specifische Kur hin zurück, während die
sonstigen klassischen Zeichen der Tabes bestehen blieben. Der
Verf. schliefst deshalb, dass die Syphilis der Gelenke sich von der
CtaacoT’schen Arthropathia tabid. nicht zu unterscheiden brauche.
Bei der letzteren besteht wohl zweifellos ein Zusammenhang mit der
Innervationsstörung der Gelenke. Es kommen aber Gelenkleiden
vor, die einen gemischten Ursprung haben, wobei die Störungen
der Innervation lediglich prädisponirend wirken und äusseren Schäd-
lichkeiten (Traumen, Erkältungen) und inneren Noxen (Syphilis,
Arthritismus) gegenüber einen günstigen Boden für eine deletäre
Einwirkung abgeben. M. Brasch.
Th. Spietschka, Ueber sogenannte Nerven-Naevi. (Aus der Klinik
des Prof. F. J. Pick in Prag). Archiv f. Dermatol, u. Syph. XXVJI.
S. 27.
Verf. berichtet über 3 Fälle von sogen. Nerven - Naevus. In
dem ersten derselben handelte es sich um pigmentirte warzen- und
papillenartige Bildungen, welche in Gürtelform die linke Hälfte des
Thorax umgebend und sich auf den Arm erstreckend dem Verlaufe
des 2. u. 3. Intercostalnerven und des (mit dem ersteren auch ana-
tomisch in Verbindung stehenden) N. cutaneus brachii int. folgten.
— Der 2. Fall stellte ebenfalls einen Naevus verruco-papillomatosus
pigmentosus dar, der sich an das Verbreitungsgebiet verschiedener
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652 Bunpzynski u. Zoja. — Chemkr. — David. No. 37
Spinalnerven, vom 4. Cervicalis bis zum 1. Lumbalis, hielt und,
obwohl er beide Körperhälften einnahm, doch die Halbseitigkeit
der Affection insofern deutlich ausgesprochen zeigte, als die rechte
Seite viel stärker befallen war, als die linke und sich auf ihr Be-
zirke in scharf halbseitiger Begrenzung ergriffen befanden, welche
links frei waren. — Bei dem dritten Patienten endlich bestanden *
zahllose ephelidenartige Pigmentflecke an der linken unteren Hälfte
des Stammes und am linken Oberschenkel auf einem ziemlich gut
abgegrenzten Gebiete im Bereiche des letzten Intercostal- und der
beiden ersten Lumbalnerven. — Die Verteilung der Affection im
Verbreitungsgebiete der Hautoerven und die zosterartige Gruppirung
der Gebilde in den beiden ersten Fällen deuteten mit grofser Wahr-
scheinlichkeit auf ihren nervösen Ursprung. H. Müller.
8t. Bondzynski u. L. Zoja, Ueber die Oxydation der Eiweifs-
stoffe mit Kaliumpermanganat. Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. S. 225.
Verff haben am Ammonsalfat ausgeschiedene Krystaile von Eiereiweifs mit Kali-
permanganatlSsung nach Malt'» Vorgang oxydirt und haben ans diesem saoie Körper
(Oxyprotzulfonsäore) gewonnen, die ihrer Eiementarznsammensetzung nach mit dem
Ton Malt aus rohem Eiereiweifs erhaltenen fast vollständig übereinstimmten. Bei der
Oxydation von PferdebluthAmoglobin mit Kaliumpermanganat wurden durch fractio-
nirte Ausfüllung sauer reagirende Körper erhalten, deren N-Oehalt gute Uebereinstim-
mung zeigte (15.91 bis 16 49pCt. N), wahrend der C-Gehalt etwas diflerirte (51.72
bis 52 66 pCt. G) und zwar nahm von den ersten bis zu den letzten Fraktionen der
C-Gebalt ailmälig ab. In diesen Fraktionen verhalt sich im Mittel N : C = 1 : 3.25,
dagegen im Hämoglobin wie 1 : 3 08 : daraus l&sst sich nicht auf eine C- Abspaltung
bei der Oxydation schliefsen. — Bei der Oxydation von reinem Casein mit Kalium-
permanganat schieden sieb bei fraktionirter Fällung Stoffe aut, deren C-Gebalt zwischen
49.1 und 52.1, deren N-Gebalt zwischen 14.6 und 14.99 pCt. schwankte; dabei war
aber N : C unverändert, wie im Casein geblieben. Der S-Gehalt in diesen Fraktionen
war geringer als im Casein, dagegen der P- Gehalt nur wenig geringer, was für die
feste Bindung des Phosphors im Casein spricht. j. Munk.
M. Cremer, Zur Kenntniss des Säureabbaues des Glykogens.
Zeitschr. f. Biol. XXXI. S. 181.
Gleichwie Kol* n. Vogel (Cbl. 1S93, S. 817) bei Behandlung von Glyeogeo mit
Fermenten unter den Inversionsprodukten Isomaltose entdeckt taben , hat Verf. beim
halbstündigen Digeriren von Glycogen mit der fünffachen Menge 0.2proc. Oxalsäure
lOsung, bei 3 Atmosphären nach einem Vorschläge von Lust***, Isomallose, zu etwa
10 pCt. des verwendeten Glycogens, neben Glucose gewonnen. Da Maltose nicht nach-
weisbar ist, scheint in allen Fällen, in welchen durch Fermente aus Glycogen (oder
Stärkemehl) Maltose entsteht, dies durch Umiageruog primlr gebildeter Isomaltote zu
geschehen. J. Munk.
Ch. N. David, A report on 23 cases of ingrowing toe-nail ope-
rated upon by the method of Anger. With four Illustration*.
New-York med. Rec. 1893, p. 289.
Der nach der — unter localer Cocain- Anästhesie unternommenen — Excision des ein
gewachsenen Nagelstücket sarnent Matrix zurückbleibende seitliche Lappen wurde durch
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No. 37.
Dorsbukof, — Tbpuaschin. — Hopmann. — Cbiart.
653
Naht vereinigt, auch nahm D. niemals, wie es Anoes vielfach thut, ein Stück Knochen
lamelie von der letzten Phalanx ab. Selbst wenn keine Heilung per prim, erfolgt,
ist die Car erheblich abgekürzt nnd brauchen die Pai., welche über dem antiseptischen
Verband einen weiten Pantoffel oder Gummischuh tragen von anfang an nicht das
Bett zu hüten. Die völlige Heilung ohne Recidiv konnte bei den meisten Füllen
noch geraume Zeit nach der Operation dargethan werdeo; nur 1 Patient entzog sieb
nach einigen Zwischenfällen vor ganz beendeter Heilung der Beobachtung.
P. (jüterbock.
Van Doesburgh, Bijdrage tot de casuistiek van lyraphorrhagie.
Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. voor Oeneesk 1894, I. No. 9.
Bei einem 34jlhrigen Manne war nach einem Sturz von einem Gerüst auf die
Vorderarme ansser Steifheit, Schwellung und Schmerzen bei Berührung in der Mitte
der einen Handflache eine etwa 2 ctm im Durchmesser haltende Blase entstanden.
Unter Verband mit Watte nnd 8chiene stellte sich unentrigliches Jucken u. Schmerz
ein; der Verband selbst war von Flüssigkeit durchdrungen, die ans einer die gesammte
innere Flache der Band einnehmenden Blase sickerte. Nach Eröffnung dieser letzteren
neuer Verband, welcher wiederum durchfeuchtet wurde, da beständig Flüssigkeit aus
der bis bis über die Grundglieder der Finger vergrüfserten Blase hervorrann Nach
Entfernung der Haut Borsalbenverband, unter welchem die Absonderung bald abnahm,
und nach kurzer Zeit Genesung eintrat. Q«orge Meyer.
A. Tepljascflin, Zur Kenntniss der histologischen Veränderungen
tler Netzhaut nach experimentellen Verwundungen. Atcb. f. Augen-
heilkunde XXV11I. S. 354.
Auf Grund zahlreicher Experimente and folgender histologischen Untersuchungen
kommt Verf. zu dom Schlüsse, dass jede Verwuodung der Netzhaut, gleichviel, ob
sie von einer StOrnng der Integrität der Chorioidea und der Sclera begleitet wird
oder nicht, für eine sehr ernste Augenrerletzung betrachtet werden mufs; bei Ver-
wundungen der Netzhaut wird der mechanisch zerstörte Teil derselben nicht nur nicht
regenerirt, sondern es tritt in grOfserer oder kleinerer Ausdehnung am die Verletzungs-
stelle beram eine Atrophie ihrer Seh- und Nerveneiemente ein. Aber die in der
Netzhaut nach Verwundungen entstehenden Veränderungen beschränken sich nicht
allein darauf, es findet ausserdem unter dem Einflüsse der Anschwellung der Netzhaut,
die sioh auf einem mehr oder weniger grofsen Bezirk um die Verwundungsstelle herum
susbreitet, in diesem Gebiete eine Verminderung der Anzahl der Nerveneiemente in
der Ganglienzellen- nnd in der innern Kdrnerschicht statt, auch verliert derjenige
Teil der Netzhaut, welcher in der Richtung zur Peripherie von der Verwundungssteile
liegt, seine speciflsche Funktion. Somit ist die Behauptung, dass bei penetrirendeu
Bulbuswunden eine Heilung ohne alle Folgen, cum restitutione ad iotegrum, stattfinde,
eine irrige. Uorstmana.
Hopmann, Ozaena genuina. Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 3.
Die Arbeit besteht hauptsächlich in einer Verteidigung der Ansicht Verf., dass
bei reiner Ozaenna das Septum von vorn nach hinten in der Regel erheblich kürzer
als normal ist. Auch besteht Verf. mit Recht darauf, die genuine Ozaena als eine
besondere Art von stinkender Naseneiterung anzusehen. w. Lublinski.
t C'hiari, Ueber die Operation der adenoiden Vegetationen. Wiener
klin. Wochenschr. 1894, No. 23.
Verf. tritt auch in dieser Arbeit für seine Therapie ein, die fast immer in der
Abtragong mit der durch die Nase eingefilhrteu kalten Stabldrahtscblinge besteht.
W. Lubllnskt.
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654
Mannabbrb. — Jdcob. — Ikzinskt.
No. 37
J. Mannaberg, Accentuation of the pulmonary second sound in
perityphlitis. The praotitioner 1894, April.
Verf. macht daraof aufmerksam, dass bei der Perityphlitis eiue Verstärkung des
2. Pulmonaltones ein sehr häufig vorkommendes Symptom ist. Eine Erklärung für
diese Erscheinung so geben ist er nicht im Stande. Perl.
P. Jacob, Ueber artificielle Hyper-Leucocytoee. S.-A. a. d. Arch. t
Pbyaiol. 1893.
Verf berichtet über eine Anzahl Tierrerauche, bei denen es sich darum handelte,
durch Iojectiouen verschiedener Drüsenextracte eine Byperleukocytose her beizuführen
Zur Verwendung kamen Niere, Pancreas, Leber, Schilddrüse, Milz, Thymoa and
Knochenmark; die Extracte wurden in bekannter Weise bergestellt. Ais Versuchstiere
dienten ausschliefslich Kaninchen, die den Vorteil bieten, dass die Ansahl der Leuko-
cyten bei ihnen periodischen Schwankungen nicht nDterworfeu ist. Die Resultate
waren kors folgende: Durch Injeetionen von Miix-, Thymus- und Knochenmarkextraet
wurde eine Hyperieukocytose berrorgerufeu, während bei Injeetionen der übrigen ob«n
genannten Extracte dieselbe ausblieb. Bemerkenswert ist, dass nach Iujection von
Milsextract zunächst eine Verringerung der Leukocytenzahl, eine „Hypoleukocytosa**
zu beobachten war. Das Blut wurde hiebei stets der Ohrvene entnommen. Dm jedoch
den von Schulz erhobenen Einwsnd , dass es sieb bei diesen Zuständen nicht sowohl
um eine wirkliche Vermehrung der Leukocyteo, als vielmehr um eiue andere Ver-
teilung im Gefäfssystem handle, za entkräften, entreckte Verf. späterhin seine Unter-
suchungen anch anf die verschiedensten peripheren und centralen Geflfse. Hierbei
zeigte et sich, dass auch schon unter normalen Verhältnissen in den peripheren Ge-
fällen die Anzahl der Leukocyteo grSfser ist, als in den centralen; bei den iojicirten
Tieren, die eine beträchtliche Zunahme der Leikocyten im Ohrvenenblnt zeigten, fand
zieh eine, wenn auch geringere Zunahme auch io den centralen Qefäfsen. Verf. neigt
zu der Annahme, da« in der Milz, der Thymusdrüse und im Knochenmark chemische
Substanzen vorhanden sind, welche die Erscheinung der Hyperieukocytose bewerk-
stelligen. K. KronthaJ.
Y. Idzinski, Acute Muskelatrophie der Schulter nach Trauma des
Schädels. Wiener med. Presse 1893, No. 52.
Ein 21 jähriger Soldat erlitt eine Schädel verletznng, welche normal und schnell
heilte. Der Kranke fühlte aber bald darauf Stechen und Schwäche io der liokeo
Schalter, nnd wurde deshalb als dienstuntauglich abermals iu's Kraukenhaus gesandt.
Dort coustatirte man die 3 cm lange Narbe anf dem rechten Scheitelbein , sie ist ver-
schieblich, nicht schmerzhaft, der Knochen erscheint intakt. Die Dntersncbang des
Nervensystems ergab nichts abnormes, nur an der linken Schalter sind atrophisch Mm.
daltoid., brach, int , supraspio., infraspin., die sonstigen Arm- and Handmoskela sind
gesund. Die Bewegungen der Extremität sind jenen Atrophieen entsprechend be-
schränkt, die Sensibilität in allen Qualitäten und die Reflexe sind normal. Die elek-
trische Prüfung, wie sie im Original wiedergegeben, kann keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit machen.
Der Verf. bringt die Atrophie mit dem Trauma in Zusammenhang and hält sie
für eine seltene cerebrale Atrophie. Der Process selbst soll nur in moiecnlaren Ver-
änderungen der corticaien motorischen Region bestehen, wenigstens fehlten alle anderes
Zeichen einer gröberen Riodeoläsion. M. Brüte.
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No. 3?.
Hocbbaüs. — Olshacsbn. — Lkistikow. — - Coloban.
655
U. Hochhaus, Ueber combinirte Systemerkrankung des Rücken-
marks. (Aus der med. Klinik zu Kiel.) Deutsche Zeitsohr. f. Nerven-
heilk. IV. p. 469.
Bei einer 47 jährigen Freu »teilten «ich im Laufe 2er Jahre zunehmende Schwäche
und Mattigkeit in den Beinen ein, dann auch in den Armen. Io der Klinik zeigte
aieh folgende»: Gebirnnerreo frei, Motilität in Armen nnd Beinen herabgesetzt (am
stärksten befallen nnd auch atrophisch ist das rechte Bein, welches auch Contractoren
zeigt), rer stärkte Patellarrefleze, kein Clonus, Kriebeln in den Fingern, Sensibilität
in allen Qualitäten herabgesetzt, keine electrischen Störungen; allmälige Verschlech-
terung, Incontinenz, siebende Schmerzen in den Beinen, Decnbitna, Tod.
Die mikroskopische Untersuchung ergab eine symmetrische Erkrankung der PyB,
der K1SB n. der HS in grofser Längsausdehnung, vorn untersten Lendenmark bis Ober
die Decnssatio pyr. die PyB waren im Lendenmark, die HS im Cersicalmark befallen.
II. Brasch.
H. D. Olshausen, Argyrie nach äusserlicher Behandlung mit
Höllenateinlöaung. (Aua der chir. Abth. des Prof. Dr. Köhi.kk).
Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 47.
Bei der 48 jährigen Patientin waren ausgedehnte Verbrennungen an den Armen
nnd anf dem Rücken mit einer '/■« proc. HOllensteiolCsung behandelt worden. Gleich
anfangs hatte sich eine schwere Stomatitis eingestellt, bei welcher Streptococcen nach-
loweisen waren. Dieselbe recidirirte nach mehreren Wochen, während deren die An-
wendung der Höllensteinlösnng fortgesetzt worden war, es zeigten sich argyrotische
Verfärbungen an der Mund- nnd Lippenschleimbant, sowie in einzelnen Lacnnen der
f Tonsillen nnd die Pat. ging nnter schweren Durchfällen nnd ConTulsionen zu Grunde.
Bei der Section fanden sich noch blauschwärzlicbe Flecke im Donglas’schen Raume
nnd auf der hinteren Pbarynxwand, das ganze Colon war (hauptsächlich allerdings
durch Scbwefeleisen) dunkel verfärbt. Die chemische Untersuchung von Stücken des
Colon, sowie die mikroskopische Untersnebnng der Lippenscbleimhaut stellten ansser
Zweifel, dass es sich um Argyroais handelte. Im Monde war Argent. nitr. niemals
angewendet worden. Verfärbungen an Hant und Nägeln fehlten. — Das Zustande-
kommen der Intoxieation dürfte nach des Verf.'s Ansicht wesentlich dadurch begüns-
tigt worden sein, dass die Pat. dnrch die schwere Stomatitis sehr heruntergekommen war.
H. Möller.
L. Leistikow, Zur Therapie der Neurosyphilide. Monatsheft f. pract.
Dermat. XVIII. No 4.
Unter dem Namen der „Nenrosyphilide“ fasst L. nach Uasa (Cbl. 1890 S. 184)
dia bisher als Roseola tarda, Roseola circinata, Leucoderma, Pigmentsyphilis beieich
Daten Erscheinungen zusammen, welche ihre mit den circulatoriscfaen Fläcbenelementen
der Hant übereinstimmenden Formen, den Mangel eines Infiltrates, grofse Stabilität
and Chronieität gemeinsam habsn. Sie pflegen anf die gewöhnlichen antiloeti sehen
Cnren nicht zn reagiren, dagegen sah L. sie Terhältniasmäfsig rasch unter der An-
wendung redocirender Mittel schwinden; bei oircnmscriptem Auftreten erwiesen sich
Chrysarobinpfiastermnll oder Pyrogallol in 20 proc. spiritnös - ätherischer Lösung , bei
allgemeiner Ausbreitung Cbrysarobin in 5proc, oder Pyrogallol in lOproc. Salben be-
sonders wirksam. H. Müller.
A. W. Colohan, A succeasful caae of Porro-Operation. Dublin
med. Journ. 1893. Nov.
An einer Zwergin ton 39 Zoll Höhe, deren Abbildung beigefügt ist, führte C.
die Porrooperation mit günstigem Erfolge für Matter nnd Kind aas. Dabei macht er
auf die interessante Thatsache aufmerksam, dass in Irland zum ersten Male nach
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656
Wriss. — Pandi.
No. 37
Porro erst 1 S9 1 operirt wurde und das* sein Fall die dritte derartige Operation dar-
stellt. — C. entschloss sich so dieser Art des Kaiserschnitts ror allem , weil er sie
für leichter und rascher ausführbar halt alt den Kaiserschnitt mit Uterusnaht, ferner
aber auch aus dem nahegelegenen Orunde, die Möglichkeit weiterer Conceptioo anaso-
schllefsen.
Die Operation ist in allen Einielheiten beschrieben. a.. Marita.
0. V. Weiss, Ueber Placenta membranacea und ihre Beziehungen
zur Placenta praevia. Wiener klin. Wocbenschr. 1893, No. 51.
Verf. berichtet Ober einen Fall, bei dem nach der Gebart eines 6 monatlichen
Knaben eine ausgesprochene Placenta membranacea gefunden bat. Die manuelle
Lösung der Placenta bereitete ausserordentliche Schwierigkeit. Die ganze Oberfläche
des Eisackes safs fest an der Uterminnenfläcbe und musste vollständig ans ihren
Verbindungen mit der Decidua gelöst werden. Der ausgelöste complete Eisack war
allseitig bedeckt mit Büscheln ganz normal und frisch ausgehender vielfach ver-
zweigter Zotten; nar der unterste Eipol war zottenfrei. Die mikroskopische Unter-
suchung der starken Zottenbüschel ergab Chorionzotten. — Im Anscblnss hieran er-
wähnt Verf. das häufige Zusammentreffen von grofser Flächenausdehoung der Pl&ceota-
anlage und Placenta praevia und teilt davon 5 Fälle mit. Diese Fälle stellten gleich'
sam Uebergangsstufen von den normalen Placentarverhältnissen zur ausgesprochenen
Plac. membranacea dar. Er schliefst aus diesen 5 Fällen, dass zum Zustandekommen
der Pia c. praevia durchaus nicht unbedingt eine primäre tiefe Insertion erforderlich
ist, sondern dass die normal * inserierte Plac. abnorm bis in's Uterinsegment hinein
wachsen kann and dann den Befund einer Placenta praevia lateralis bieten kann.
A. Martin.
K. Pandi, Ueber die Veränderungen des Centralnervensystetns
nach chronischer Vergiftung mit Brom, Cocain, Nikotin und
Antipyrin. Ungar. Arch. f. Med. 1894, S. 257.
P.’s Versuche sind die Fortsetzung der ganz gleichartigen, kürzlich von uns
widergegebenen Sciiafpkb's. P. fand nach Brom eine fleckenweise mehr vorgeschrit-
tene Veränderung des ganzen Nervensystems. Das Chromatin der Zellen löst sieb in
Körnchen auf, mitunter bildet es vieleckige Stücke mit glanzender Oberfläche und
sehr tiefer Tinction, endlich dann auch aklerotische Atrophie mit tiefgefärbtem Proto-
plasma und ebensolchem Kern. Sehr characteristiscb ist das blasse Kernkörpereben bei
Carminfärbung; auch Erweichungsheerde kommen vor. Beim Co c ein degeneriren
sowohl Zellen, als Fasern; das Chromatin zerfallt, die Zellen erblassen und schwellen,
Kern und Kernkörperchen sind geschrumpft; auch hämosklerotische Atrophie entstehen.
Einseine Nervenfasern sind schmutzig, dunkel geflrbt, der Achseoeylinder atrophisch
oder onregeltnäfsig geschwollen. Für das Nicotin ist charakteristlsob die intensive
Ftrbung des Zellkörpers und dessen sklerotische Veränderung; io den Hioter-
strftngeo tritt eine 8ystemdegeneration ein. Bei Antipyrin endlich sind
dieselben hochgradig geschwollen, ihr Körper diffus gefärbt, das Chromstin zerfällt
stau bärtig, die Azencylinder hypertrophireo neben geringfügiger Veränderung der
Markscheide. Pr. Seuiraus.
Druckfehler; No. 33, Seite 590, Zeile 8 von oben muss es heifsen: Nach des Bef.
Meinung ist das Dicht tu verwundern, da „Verfasser“ (statt Raf.).
Einsendungen für du Centralblatt «erden an die Adresse des Hm. Prof. Dr. M. B e rn h a r dt (Berlin W
Frausöstsclie Strafte 31) oder an die Yerlagshandlung (Berlin NW.. 6S. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von Augnst Hirlchwald in Berlin. — Druok von L. Schumacher in Berlin.
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Wöchentlich erecheincn
l — 2 Rogen; am Schlüsse
«1 cs Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrgang««
2t) Mark; au beziehen
durch alle Bnohhandlun'
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. **• September. No. 38.
Inhalt: Cohn8tkin, Hhidrhbaih, Zur Lehre roa der Traussudation. —
William., Zar Histologie de* Uterassarkoms. — Staus, Ueber die Behandlung
schwerer Contusioneu des Bauche*. — Krads*, Entfernung des Ganglion Gasseri.
— Katts, Künstliche Erteugong von Glaucom. — Titioai und Cattasi, Ueber
IinmuoitSt gegen Tetanus. — Tscn t sto witsch , Zur Kenntnis* der Osteomalacie
— Fribdbbsro, Albuminurie nach Geburten. — Kboxtbal, Taylor, Jopfrot,
Putram, Erirbolo, Craib, Ueber B.tsznow'scbe (Qttivss'sche) Krankheit. — Uta
dsl, Ueber syphilitische Venenentzündung. — Pozzi, Frark, Kostrbb, Behand-
lung des Uterusprolaps.
Foibabss, Einfluss kalter Bilder auf Stickstoff- und Harustureausscheidung. —
Dbmoolir, Ueber einen Fall son Blaseohernie. — Frasbr u. Parkin, Vollstän-
dige Unterdrückung der Harnsecretion, Heilung. — Basacs, Plastik der Wangen-
sehleimhaut. — Grorroow, Zar Kenntniss der Gesiehtifeldrerengerung. — Fbibd-
l i kb , Saugapparat für die Magenausspülungen — Cobr u. Nrumann, Diplococceu
im Keuchhusten Sputum — Pbtruschkt, Behandlung der Lungentuberculose. —
Basss, Ueber die Injection normaler Nerrensabstanz. — Pal, Ueber die Hemmungs-
nerren des Darmes. — Scbbdtlbr, Zur Lehre der Sulfonalwirkung. — v. Kkisnkk,
Usber Lepra in Russland — Carrier, Hautpigmeutation im Verlauf der Psoriasis.
— Dosahth, Fall von Teratom des Orarium bei einem Kinde.
1) w. Cohnstein, Zur Lehre von der Transsudation. du Bo.s-Rkv-
mukd’s Arch. 1894, S. 179; Virchow’s Arch. Bd. 135, S. 514.
2) R. Heidenhain, Bemerkungen zu dem Aufsatz von W. Cuhn-
stkin. Pflüger’s Arch. Bd. 56, S. 632.
1) Da im Tierkörper die Filtration aus den Capillaren in die
mit Flüssigkeit erfüllten Gewebsspalten oder Lymphräume erfolgt,
deren Inhalt unter relativ hoher Spannung steht, so hat Cuhnstkjn,
entgegen den bisherigen Versuchen, in denen die filtrirende Mem-
bran nach aussen von einem Luftraum umgeben war, sodaes die
Filtration gegen Luft erfolgte, Lösungen krystalloider Substanzen
(Kochsalz, Glaubersalz, Salmiak in wechselnder Concentration)
oder kolloider Substanzen (Eiereiweifs, Pferdeblutserum) unter kon-
XXXII. Jahrgang. 42
■tflgitized b/Google
658 Cohkstkin, Hkioknbain, Zur Lehre von der Tr&nssadation. No. 38
stantem Druck durch Stöcke von Harnleitern oder Venen (vom
Pferde) strömen lassen, welche sich in einem mit B'lössigkeit (Wasser
oder Salzlösung) erfüllten Aussc-nrohr befinden, dessen Druck be-
liebig variirt werden kann. Der wirksame Filtrationsdruck ist die
Differenz zwischen Innen- und Aussendruck (im Tierkörper ent-
sprechend zwischen intra- und extracapilldrem Druck). Zu der
Filtration kommt unter diesen Verhältnissen als zweiter Vorgang
die Diffussion zwischen filtrirender und Aussenflössigkeit. Werden
nun krystalloide Substanzen gegen Wasser transsudirt, so steigt, je
höher der Aussendruck wird, desto höher die Concentration der
krystalloiden Substanz, wenn die nach aussen transportirte Menge
der letzteren nur auf den Zuwachs der Aussenflössigkeit an Wasser,
das „Transsudat“ berechnet wird, über die der filtrirenden Innen-
flössigkeit, und zwar um das 2 — 5fache, in einem Versuch sogar
um das 18fache (die NaCl-Concentration des „Transsudates“ wird
hier zu 144 pCt. berechnet). Bei Filtration von Ei weifslösungen
gegen Wasser oder Kochsalzlösung wird das „Transsudat* auch
koncentrirter, doch ist die berechnete Concentrationszunahme, ver-
glichen mit den krystalloiden Substanzen, wesentlich geringer, etwa
um die Hälfte gröfser; in mehreren Versuchen wird sogar die be-
rechnete Concentrationszunahme im Eiweifsgehalt des Transsudates
vermisst. Daraus schliefst Verf., dass diese Concentrationszunahme
auch bei der Bildung der Lymphe im Körper zutreffen wird, und
somit der eine Grund fortfällt, der Hkidknhain zur Aufstellung der
„vitalen“ Theorie der Lymphbildung veranlasst hat: die unmögliche
Gröfse der Lymphbildung, zu der man bei der Ueberschlagsrech-
nung des Organbedarfes gelangt, wenn man die in die Lymphe
transsudirten Stoffe von der gleichen Concentration, wie im Blut-
plasma, annimmt.
2) Dem gegenüber hebt Hkidkkhain hervor, dass Cohkstkin ein
Moment von entscheidender Bedeutung übersehen habe, nämlich
dass die Concentrationszunahme bei Filtration gegen Aussendruck
auf Kosten der Menge des Transsudates erfolgt, derart, dass, je
höher der Aussendruck, desto gröfser die Zeit wird, die zum Trans-
port einer und derselben Menge krystalloider Substanz erforderlich
ist d. h. die in gleichen Zeiten transportirten Mengen z. B. von
Kochsalz nehmen bei wachsendem Aussendruck ab. Auf den Tier-
körper übertragen, würde sich somit nach Cohkstkik’s Versuchen
noch eine geringere Zufuhr an krystalloiden Substanzen zu den
ihrer bedürfenden Organen für die gleichen Zeiten ergeben. Zudem
sei die berechnete Concentrationszunahme des Transsudates nur da-
durch so eklatant, dass z. B. 8 proc. NaCl- Lösung gegen Wasser
filtrirt wird, während doch im Tierkörper die Lymphspalten von
einer Flüssigkeit erfüllt sind, deren Salzgehalt demjenigen des Blut-
plasmas sehr nahe steht. Wrürde dementsprechend eine 8 procent.
NaCI-Lösung gegen eine 7 oder 7 proc. filtrirt, so wäre zweifel-
los die berechnete Concentrationszunahme gering ausgefallen. Cohn-
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No. 38.
Williams, Zar Histologie des Uterus-Sarkoms.
659
stkin’s Versuche gestatten somit keine direkten Schlosse auf die
Vorgänge der Lympbildung im Tierkörper. Wegen vieler be-
merkenswerter Einzelheiten vergl. Orig. J. Munk.
J. W. Williams, Beiträge zur Histologie und Histogenese des
Uterus- Sarkoms.
I. Myoraa sarcomatodes Uteri,
II. Sarcoma mucosae uteri et myomata uteri,
III. Melano-Sarcoma corporis et cervicis uteri,
Zeitschr. f. Heilk. XV. p. 141.
Verf. giebt zunächst unter sorgfältiger Benutzung der vorlie-
genden Litteratur eine zusammenfassende Darstellung der Uterus-
Sarkome, die in Sarkome der Mucosa und des Uterusparenchyms
einzuteilen sind. Als besondere Gruppe sind die Sarkome des
Cervix auszuscheiden, bei denen neben mehreren anderen Formen
vor allem die traubigen Cervix -Sarkome bemerkenswert sind. Als
besondere Formen sind auch in der Litteratur beschrieben die Adeno-
sarkome, die Carcinosarkome, deren Vorkommen, wenigstens als
Uebergang von Sarkom zu Carcinom, Verf. bezweifelt, ferner Chon-
dro- und Osteo-Sarkome und das Sarkoma deciduo-cellulare. Me-
tastasen der Uterussarkome sind selten.
Während die Sarkome des Endometrium vom interstitiellen
Bindegewebe oder von den Wänden der Blutgefäfse ausgehen, sollen
die cirkumskripten Sarkome des Uterusparenchyms nach der An-
sicht vieler Autoren stets sekundär veränderte Uterusmyome sein.
Doch ist in neuester Zeit wiederholt der Beweis geführt worden,
dass auch vom interstitiellen Bindegewebe und von den Blutgefäfsen
der Uteruswand cirkumskripte Sarkome ausgehen können. Dagegen
liegt in der bisherigen Litteratur kein vollkommen beweisender Fall
für den Uebergang von Myom in Sarkom vor. Denn der von
v. Kahldrn als beweisend publicierte Fall zeigt wohl Muskel- und
Sarkomzellen neben einander, schliefst jedoch die Entstehung der letz-
teren aus dem interstitiellen Bindegewebe nicht aus.
Verf. berichtet nun in seinem ersten Falle Ober einen hierher
gehörigen Tumor, bei dem an mehreren Stellen der Uebergang von
Muskelzellen in Sarkomzellen nachgewiesen werden konnte. Da
ein derartiger aus Muskelzellen entstandener Tumor streng genom-
men nicht zu den Sarkomen gerechnet werden kann, so schlägt
Verf. die Bezeichnung „Myoma sarcomatodes“ vor, warnt jedoch
bereits selbst vor der Verwechslung mit Myo- Sarkom. Jedenfalls
kann sowohl durch Wucherung der Bindegewebszellen zwischen den
Muskelfasern als auch durch Wucherung der Muskelzellen selbst
eine sarkomartige Neubildung im Uterusparenchym entstehen.
Im Gegensatz dazu beschreibt Verf. in seinem zweiten Fall
das Hineinwuchern eines Sarkoms der Mucosa in ein Myom, wobei
42*
660 Sikub, Behänd), schw. Bauch-Contusionen etc. — Kraosk, Entfernung No. 38
natürlich Bilder entstehen, die ohne sorgfältige Untersuchung mit
denen des ersten Falles verwechselt werden können.
Im dritten Fall endlich handelt es sich um ein Melano-Sarkom
am Fundus und Cervix des Uterus mit Freibleiben des ftbrigen
Uterus-Gewebes, vermutlich vom Endometrium ausgegangen. Es
ist anscheinend der erste einwandsfreie Fall von Melanosarkom des
Uterus.
Endlich schliefst Verf. aus dem Vorkommen von Riesenzellen
in allen 3 Fällen, dass dieselben ein häufigerer Befund sein müssen,
als es nach den in der Litteratur vorhandenen Angaben scheint.
M. Rothmann.
Sieur, De Intervention chirurgicale dans les contusions graves de
l’abdomen. Arch. gen. 1893, Mai, p. 533 et Juiliet p. 43.
Sehr eingehende Arbeit mit statistischen Zusammenstellungen,
kurzer Wiedergabe der einschlägigen Casuistik und Litteraturüber-
sicht. Wir können an dieser Stelle nur die Schlussfolgerungen
recapituliren: 1) Da die Contusionen des Bauches, welche mit Ein-
geweideverletzungen complicirt sind, fast' immer den Tod zur Folge
haben, erfordern sie einen schnellen operativen Eingriff. 2) Die Anam-
nese und das Ensemble der ersten vom Verletzten gebotenen Er-
scheinungen vermögen sehr oft die Diagnose zwischen Darmruptur
und Milz-Leber-Zerreifsung zu sichern. 3) Der Operationeerfolg
hängt hauptsächlich von der Beschleunigung der Intervention ab,
da die innere Blutung und die Peritonealsepsis die am meisten zu
fürchtenden Erscheinungen sind. 4) Wenn die Anfangssymptome
in Missverhältnis durch ihre Milde zu der Schwere der Gewalt-
einwirkung stehen, ist der Verletzte mit absoluter Körperruhe und
strenger Diät zu behandeln und hat man beim leisesten Zeichen
von Peritonitis einzugreifen. 5) In diesem Falle kann die kleine
Explorativ-Incision von Rubson angezeigt sein. 6) Besteht eine
vollständige Zerreifsung oder eine starke Quetschung des Darms,
so ist dis Enterorrhaphie mit Drainage die beste Behandlung. 7) Bei
Leberzerreifsungen ist die Naht oder die Tamponnade zu Hilfe zu
ziehen. 8) Bei der Milzzerreifsung ist die Stärke der Blutung eine
derartige, dass man am häufigsten zur Splenectomie gezwungen
sein wird. P. Güterbock.
F. Krause, Aus der chirurg. \bth. des Altonaer Krankenhauses.
Entfernung des Ganglion Gasseri und des central davon gelege-
nen Trigeminus-Stammes. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No 15.
Die in der Ueberschrift näher bezeichnete Operation hat Verf.
seit seinem erstem dem Chirurgen-Congress 1892 mitgeteilten Falle
noch 2 Mal ausgeführt. Bei der letzten Operation hat Verf. sein
Verfahren in einzelnen Punkten abgeändert. Zunächst hat er, da
J
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No. 38. desGanglion Gasseri. — Knjks, Künstliche Erzeugung ». Glauoom. 661
es sich um eine alte gebrechliche Patientin handelte, behufs Erspa-
rung der zweiten Narcose einzeitig operirt. Aus dem gleichen
Grunde hat er die zeitraubende osteoplastische Resection des Schä-
deldaches nicht ausgeffihrt, sondern dasselbe im Bereich des Weich-
teillappens, nachdem er es angebohrt, mittelst der LuBH’schen Zange
völlig entfernt. Auch das Abheben des Gehirns mit dem geschlos-
senen Dura-Sack hat Verf. nicht langsam, sondern ziemlich schnell
bewerkstelligt und dabei die Blutung geringer als beim langsameren
Ablösen gefunden. Hierauf wurde der Stamm der A. mening. med.
doppelt unterbunden und mit dem Elevatorium der 3. und dann
der 2. Ast des Nerven sowohl vom For. oval, und rotund als auch
von der Dura weiter frei präparirt bezw. diese vom unterliegenden
Knochen abgehoben. Im Gegensatz zu seiner früheren Anschauung
fand Verf. auf Grund von Leichen versuchen, dass die Dura sich
nicht nur vom vorderen convexen Rand des Ganglion Gasseri, son-
dern teilweise auch von dessen oberen Abschnitt ablösen lässt, wo-
fern man nur einzelne dünne, besonders feste Bindegewebszüge mit
der Scheerenspitze vorsichtig durchtrennt. Den ersten Ast des
Trigeminus legt Verf. dagegen absichtlich nur in unmittelbarer Nähe
des Ganglion Gasseri frei, da er in der Wand des Sinus caverno-
sus nach vorn zieht und in seiner unmittelbaren Nähe die Nn.
trochlear. und abduc., medianwärts aber den N. oculomotor. hat.
Thatsäcblich ist es in einem von Fhamk Habtlkt operirten ähnlichen
Falle zu einer Zerrung der betr. Nerven gekommen, welche sich in
vorübergehendem Doppeltsehen, Ptosis uod Unbeweglichkeit des
betr. Auges äusserte. Verf. hat bei seinen drei Operationen nie ein
derartiges Missgeschick erfahren.
Die ganze Dauer der vorstehend modificirten Operation betrug
58 Minuten, bis zur Bloslegung des Ganglion Gasseri wurden nur
12 Minuten gebraucht. P. Güterbock.
M. Knies, Ueber die vorderen Abfluss wege des Auges und die
künstliche Erzeugung von Glaucom. Archiv f. Aagenheilk. XXVIII.
p. 193.
Durch Injectionen von Ferrocyankalium in den Glaskörperraum
konnte K. nachweisen, dass das Kammerwasser nicht lediglich von
den Ciliarfortsätzen abgesondert wird, sondern zu einem kleinen
Teil auch aus dem hinteren Abschnitte des Auges stammt. Der
Abfluss aus der vorderen Kammer findet nicht lediglich aus dem
fontanischen Raume statt, sondern ein Teil des Knmmerwassers
dringt auch bei intaktem Endothel der Dks« RMKi’schen Membran
und nicht erhöhtem Augendruck in die Hornhaut selbst ein und
fliefst in der Richtuog gegen das subconjunctivale Gewebe hinab;
im vorderen Abschnitte des Glaskörpers vorhandene gelöste Stoffe
gelangen auch in die Linse, zunächst in die hintere Corticalis der-
selben.
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662 Tizzoni o. Cattani, Ueber Immunität gegen Tetanus. No. 38
Ausserdem injicirte K. in den Glaskörper von 13 Hunden
aseptische Entzündungserreger in Form von verdünntem Terpen-
thinöl. Nach etwa 6 Stunden trat ein Glaucomanfall auf und zwar
in der Form des sog. Prodromalanfalles, welcher am nächsten Tage
wieder verschwunden war. K. erklärt sich dieses folgendermaesen:
Die ersten sichtbaren Einwirkungen der eingespritzten Entzündunge-
erreger waren Gerinnungsvorgänge. Da Glaskörper und Kammer-
wasser unter normalen Verhältnissen nicht gerinnen, so muss sich
diesen aus den entsprechenden Gefäfsgebieten ein eiweifshaltiges
Transsudat beimischen. Während aus den Gefäfsen der Netzhaut,
der Ciliarfortsätze letzteres in den Glaskörper, die vordere und
hintere Kammer austritt, wird das Transsudat der Gefäfse des C3or-
neoscleralfalzes in die dem Abflüsse aus dem Auge dienenden Ge-
webslücken sich ergiefsen. Gerinnt es daselbst spontan, so tritt
eine Verlegung der Abflusswege ein und damit der Glaucomanfall.
Wird das Gerinnsel resorbirt, so ist dem Abfluss wieder Luft ge-
macht und der Glaucomanfall vorüber. Das Glaucom ist als eine
Iridocyciitis aufzufassen, bei welchem die vorderen Abflussw’ege des
Auges anfänglich vorübergehend, später dauernd verlegt werden,
letzteres durch Verwachsen der Irisperipherie mit der Hornhaut,
was in vorgeschrittenen Stadien nie vermiest wird. Horstmann.
Tizzoni u. Cattani, Weitere experimentelle Untersuchungen über
die Immunität gegen Tetanus. Berliner klin. Woohenscbr. 1893,
No. 49, 50 u. 1894. No. 3.
Der erste Gegenstand der Untersuchung bildete für die in der
Tetanusheilung erfahrenen Forscher die Feststellung des Einflusses,
welchen die zoologischen Unterschiede zwischen dem Tier, welches
das immunisirende Material liefert, und dem, welches es empfängt,
auf die durch das Serum hervorgebrachte Immunität ausüben kön-
nen. Zunächst verglichen sie das Serum des Pferdes, des Hundes
und des Kaninchens auf die Zeit- Dauer der Immunität. Die im-
munisirende Kraft der 3 Serumarten war nach der BKHaiNo’schen
Methode genau bestimmt worden. Verschiedenen Kaninchen wur-
den dynamischgleiche Mengen der 3 Arten injicirt und in bestimm-
ten Zeitabschnitten darnach Tetanusgift eingespritzt. 15 Tage nach
der Seruminjection trat bei den mit Pferdeserum immunisirten und
nachher mit Tetanusgift versehenen Kaninchen der Tod ein, bei
den mit Hundeserum behandelten Tieren nur örtliche tetanische
Symptome und bei den mit Kanincbenserum behandelten Kaninchen
war überhaupt kein Krankeitssymptom zu bemerken. Hieraus geht
einmal hervor, dass die durch Serum verliehene Immunität im all-
gemeinen kurzdauernd ist, dass aber diejenige Immunität, die durch
ein von einem gleichartigen Tier wie das behandelte stammendes
Serum bedingt ist, am längsten dauert. Die Ursache dieses Unter-
schiedes vermuthen die Verff. nicht in einer Verschiedenheit des
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'No. 38. Tizzoni u. Cattani, Ueber Immunität gegen Tetanus. 663
Antitoxins, sondern in den dasselbe begleitenden und bis jetzt nicht
■von ihm zu trennenden Substanzen, welche seine Ausscheidung aus
dem Tierkörper verhindern. Damit erklären die Verf. auch die
Beobachtung, dass bei bereits ausgebrochenem Tetanus nach Serum-
injection zunächst die Tetanussymptome verschwinden, später aber
wiederkehren, wahrscheinlich weil das mit dem Serum eingespritzte
Antitoxin bereits auszuscheiden begonnen hat; entsprechend den
^genannten Verhältnissen trat diese Erscheinung bei Pferdesernm am
häufigsten auf.
Bekanntlich werden die Serumarten mit hohem Immunisirungs-
wert dadurch erzielt, dass den immunisirten Tieren immer gröfsere
Dosen Tetanusgift eingespritzt werden. Die Verff. prüften, ob sich
hierin alle Tiere gleich verhalten; ihre Versuchstiere waren wieder
Pferde, Hunde und Kaninchen. Beim Pferd erreichten sie mit
100 ccm Kultur einen Immunisirungswert von 1 : *25 Millionen, in
einem 2. Fall sogar 100 Millionen; beim Hund mit 300 ccm Teta-
nusbouillon nur 1 : 1000000, den gleichen Effekt erzielten sie beim
Kaninchen mit 10 ccm Bouillon. Beim Pferd kann man also ein
stärkeres Serum erhalten als wie bei jedem anderen Tier. Es ist
zu betonen, dass ein so hoher Wert wie 100 Millionen bis jetzt
noch nie erreicht wurde; es geht daraus auch weiterhin hervor,
dass das empfänglichste Tier, das Pferd, das beste Serum liefert.
Bezüglich der Heilkraft ihres Serums stellten die Verff. fest,
dass pro Kilo Kaninchen 0.2 ccm desjenigen Serums von der Kraft
1 : 10 Millionen im Stande ist, Kaninchen von einem 24stQndigen
Tetanus zu heilen, der die Controlltiere in 4—5 Tagen tötet. Diese
Dosis Heilserum ist 2000 Mal gröfser als die, welche genögt hätte,
24 Stunden vor der Infektion das Tier zu immunisiren. Fftr einen
Menschen wfirde die zur Heilung nötige Menge 14 ccm betragen.
Bei Einspritzung größerer Mengen von Heilserum erzielten die
Verff. keine wesentlich beschleunigtere Heilung, ebensowenig ver-
änderte sich das Bild bei Anwendung höherwertigen Serums, na-
törlich in entsprechend geringerer Dosis. Es handelt sich also
hier bestimmt nur um quantitative und nicht um qualitative Ver-
hältnisse.
Auch Fälle von noch weiter vorgeschrittenem Tetanus gelang
den Verff. mit grofsen Dosen 3 ccm des stärksten Serums beim
Kaninchen zu heilen.
Am Schlüsse teilen die Verff. einige Versuche Ober die Rein-
darstellung der wirksamen Substanz mit; das wichtigste hievon ist,
dass dieselbe aus der Bouillon sich durch die lOfache Menge Al-
cohol niederschlngen lässt; der getrocknete Niederschlag ist ein
handliches gut dosirbares Präparat. Scbearlen.
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664
Tschistowitsch, Zur Kenntniss der Osteomal&cie.
No. 38
N. Tschistowitsch, Ueber die neue Osteomalacie Theorie des Hrn.
Dr. Pktronk. Morphologische Blutveränderungen bei einer Osteo-
malacie Kranken. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 38.
Pktronk kam bei seinen Arbeiten Ober Osteomalacie zu dem
Schlüsse, dass es sich um eine Infectionskrankheit handele, die
durch den von Winooradskv entdeckten und beschriebenen Micro-
organismus der Nitrification bedingt wird; im Harn der osteomala-
cischen Kranken fand er immer salpetrige Säure. Nach dieser
neuen Theorie ist der Mineralsubstanzverlust der Knochen auf ihre
Ausziehung durch salpetrige Säure, die bei Lebenstätigkeit der Micro-
organismen der Nitrification sich bildet, zurückzuführen. Dieser
Säuretheorie kann T. auf Grund eingehender Beobachtungen bei
einer osteomalacischen Kranken nicht zustimmen; es handelte sich
um eine 26jährige Frau, die im 4. Monat schwanger war, bei der
dann der Abortus eingeleitet und zwei Monate später die Castration
ausgeführt wurde. Das Blut dieser Patientin wurde in genauester
Weise in bacteriologischer, chemischer und mikroskopischer Hin-
sicht untersucht. Impfungen in der von Winooradskv für die Micro-
organismen der Nitrification vorgeschlagenen Flüssigkeit ergaben ein
negatives Resultat, Nitrification wurde in der Flüssigkeit nicht be-
obachtet; ebenso blieb auch gewöhnliche peptonisirte Bouillon steril.
Microorganismen wurden in den Blutpräparaten nicht gefunden,
auch die Versuche, Microorganismen in den Schnitten der entfern-
ten Ovarien zu finden, blieben erfolglos. Vorhandensein salpetriger
Säure nach der von Pktronk angegebenen Reaction wurde aller-
dings mehrere Male festgestellt, doch bietet diese Reaction, da sie
sich auch im Urin anderer Kranken (z. B. bei Pneumonie, bei Pleura-
exsudaten etc.) findet, nichts specifisches für die Osteomalacie. Da-
gegen ergab die Zählung der Blutkörperchen, sowie die Bestimmung
des Hämoglobingehaltes interessante Resultate. Während der Gra-
vidität (4 Monat) waren die absoluten Quantitäten der Lympho-
cyten stark erhöht, die der Mononucleären vermindert, die der
polynucleären neutrophilen annähernd gleich den Zahlen normaler
Schwangerer; die Zahl der eosinophilen Zellen bot erhebliche
Schwankungen dar, indem sie manchmal eine bedeutende Höhe er-
reichte. Nach dem Abort blieb die Gesammtzahl der Leucocyten
unverändert, die Lymphocyten und mononucleären nahmen zu, die
Polynucleären und Eosinophilen ab. Nach der Castration trat vorüber-
gehend eine geringe Leucocytose auf, dann kehrte das Blut zum
früheren Typus zurück: hohe Zahl der Lymphocyten, geringe der
Mononucleären, annähernd normale der Polynucleären, schwankende
der Eosinophilen. Besondere Formen von Leucocyten waren nicht
zu bemerken. Auch die roten Blutkörperchen boten der Form
nach keine Abnormitäten dar; die Menge sank nach dem Abort
auf 3 1 Millionen, stieg nach der Castratation auf 6.8 Millionen
und sank dann unter Schwankungen bis wenig unter die normale
Zahl. Die Menge des Hämoglobins entsprach im Allgemeinen der
Zahl der roten Blutkörperchen. Verf. kommt auf Grund dieser
No. 38. FKwnRBBHo. — Khonthai .Taylor, Juffhuy.Potnam, Rkihuolp. 665
Untersuchungen zu dem Schlüsse, dass ausser den Formen von
Oeteomalacie, die sich durch das Vorkommen von Knochenmarkele-
menten im Blute auszeichnen, noch eine andere Form oder eine
gewisse Periode dieser Krankheit existirt, die mit Vorwiegen der
Lymphocyten und Verminderung der Zahl der mononucleären Leu-
cocyten verläuft. K. Kronthal.
W. Friedeberg, Ueber Albuminurie im Anschluss an den Ge-
burtsakt. Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 4.
Im Verfolg von Beobachtungen Acfbbcht’s hat Verf. an 130
Wöchnerinnen Untersuchungen über das Auftreten von Albuminu-
rie im Anschluss an den Geburtsakt angestellt. Mit Aufrkcht ist
er der Ansicht, dass dieselbe als eine Folge der Wehenthätigkeit
angesehen werden muss; die Arbeit der Bauchpresse und die damit
verbundene exspiratorische Arbeit der Thoraxmuskulatur bei ge-
schlossener Glottis führt zu einer sich auf die Nierenvenen er-
streckenden Stauung im Venensystem und damit zu einem Durch-
tritt von Eiweife in die Harnkanälchen. Verf. constatirte in 39.2pCt.
seiner Fälle bei bis dahin gesunden Frauen eine lediglich post par-
tum eintretende Albuminurie, die gewöhnlich nach 24—48 Stunden,
nur in 2 Fällen erst am 3. resp. 4. Tage verschwand. Erstgebä-
rende werden (offenbar wegen des stärkeren Aufwandes an Wehen-
tätigkeit) mehr befallen als Mehrgebärende: Verf. hatte unter seinen
Fällen 40 pCt. Multiparae und 59 pCt. Primiparae; auch bezüglich
der Quantität des Eiweifses waren letztere ungünstiger gestellt.
Längere Dauer der Wehentätigkeit war für das Auftreten der Albu-
minurie von Bedeutung. Etwa bereits in der Gravidität bestehende
Albuminurie zeigte sich Anfangs im Puerperium gesteigert. Spär-
liche Cylinder, die übrigens spätestens zugleich mit dem Eiweifs
schwanden, constatirte Verf. nur in 3 Fällen; er ist geneigt, das
Auftreten der Cylinder hier auf eine leichtere Vulnerabilität der
Nierenepithelien zurückzuführen. Perl.
1) P. Kronthal, Morbus ßasedowii bei einem 12jährigen Mädchen
und dessen Mutter. Berl. klin. Wochenschr. 1893, No. 27.
2) J. 31. Taylor, The treatment of exophthalmic goiter. Medical
News 1893, Nu. 25, 26.
3) A. Joffroy, Nature et traitement du goitre exophthalmique.
Progrds Med. 1893, No. 51.
4) J. J. Putnam, The treatment of Graves Disease by Thyroidec
tomy. Journ. of Nervous and Mental Disease 1893, Dec.
5) H. Reinhold, Zur Pathologie der Basedowschen Krankheit.
Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 23.
Digitized byGoogle
No. 38
666 CtUio, Ueber B iSKPOw’scbe Krankheit.
6) Jt Craig, An unusual case of Graves’s Disease. Dublin Journal
1894, Jane.
1) Die Pat. litt erst seit kurzer Zeit an Herzklopfen, Schwin-
del, Ohrensausen, pavor nocturnus, überlaufender Hitze, Parästhesieen
und leichter Ermüdbarkeit. Die Untersuchung ergab Struma, Exoph-
thalmos, Puls 96 — 120, kein GaÄPK’sches aber STttLLWAo’sches
Zeichen, Convergenz normal. Struma und Exophthalmus schwankten
bezüglich ihrer Intensität. In der Folgezeit litt die kleine Pat.
noch an allerhand Zwangsvorstellungen, eie war auch sonst psychisch
alterirt: erregbar, heftig, rührselig.
Die Mutter litt an Globus, Tremor manuum, Puls 86 — 120,
Exophthalmus, Symptom von Stkli.wao, GaiFB’sches und Möbius’-
sches Zeichen fehlten, keine Struma, Ovarie.
2) Die zu Anfang der Arbeit gegebene Symptomatologie des
Morb. Based. bringt nichts Neues. Der Verf. sieht das Leiden als
eine vasomotorische Neurose an und räumt den vasomotorischen
Störungen demgemftfs einen dominirenden Platz ein, es mag dies
bei dem von allen Seiten zugegebenen Wechsel der Symptome und
der grofsen Anzahl von Typen und formes frustes, in welchen der
Symptomencomplex auftreten kann, an der Eigenartigkeit des dem
Verf. zu Gebote stehenden Materials liegen.
In Bezug auf die therapeutischen Mafsnahmen empfiehlt der
Verf. mit Recht die Bettruhe, eine geordnete Diät, in der Milch
die Hauptrolle spielt, Bäder, Massage, besonderen Wert legt er
auf die Hautreflexe. Von der Galvanisation hält er wenig. Unter
den Droguen gegen die Herzsymptome leistete ihm Digitalis nicht
immer, öfter Strophantus gute Dienste, viel Rühmenswertes sagt er
dem Hyosein nach. Diejenigen Heilmethoden anderer Autoren,
welche von diesen gemäfs ihrer Auffassung von der Natur des Lei-
dens ersonnen sind, werden abfällig beurteilt. Es folgen mehrere
Krankengeschichten. M. Brasch.
3) J. betrachtet den Morbus Basedowii als Folge einer func-
tioneilen oder organischen Erkrankung der Schilddrüse; die Ver-
größerung derselben ist mitunter nur durch die Section erweislich.
Von den begleitenden Symptomen beschreibt er die Photophobie,
Diplopie, das GaÄKa’sche Zeichen, das STtcLLWAo’sche Symptom, das
Zittern der Augenlider, das Fehlen der Reflexbewegungen an der
Stirn, die Lähmungen im Gebiete des Facialis, die Paraplegien,
Parese der Kaumuskeln; ferner weist er auf die häufige Combina-
tion der Hysterie mit der Basedow’schen Krankheit hin; letztere
tritt mitunter zur Hysterie hinzu.
4) Ein 29jähriges Mädchen mit Exophthalmus, Schilddrüsen-
vergröl’serung und Herzpalpitationen, Dyspnoe, Tachycardie, Tremor
und nervöser Exaltation unterzog sich im Februar 1893 der Thy-
roidectomie. Danach besserten sich die genannten Symptome, nur
entstand eine rechtsseitige Recurrenslähmung. Der entfernte Tumor
zeigte sich als cystisches Adenom, das nicht ganz den normalen
Bau der Schilddrüse aufwies. — Um den günstigen Einfluss der
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No. 38.
Mkndki., Ueber syphilitische Venenentzündung.
667
Thyroidectomie auf die Symptome der GRAvus’schen Krankheit zu
erklären, braucht man nicht anzunehmen, dass der Kropf die direkte
Ursache der anderen Störungen sei; zur Beseitigung der letzteren
gehört in erster Keihe Ruhe der erregten Nervencentren, und dann
die Entfernung aller peripherischen Reize, welche den Erregungs-
zustand der Nervencentren erhöhen; ein Herd solcher abnormer
Reize und Einflösse auf das Nervensystem bildet die erkrankte und
vergröfserte Schilddrüse.
5) Die 35jährige Patientin zeigte die bekannten Erscheinungen
der Basedow’schen Krankheit, die sich bei ihr einige Zeit nach Ab-
lauf einer im Anschluss an Influenza entstandenen Strumitis acuta
entwickelte; sie batte Struma, beschleunigte Herzaction, Exophthal-
mus, Gräfe’eches Symptom, Reizbarkeit, Neigung zum Schwitzen,
feinschlägigen Tremor u. s. w. Der Fall lehrt, dass im Anschluss
an eine acut-infectiöse Erkrankung der Schilddrüse (nach Influenza)
sich ein typischer Morbus ßasedowii entwickeln kann.
6) Es handelt sich in dem mitgeteilten Fall um ein 25jähriges
Mädchen, das Exophthalmus, Struma, Herzpalpitationen , Tremor,
Diarrhoen, Abmagerung, Neigung zu Schweilsen zeigte. Der Exoph-
thalmus erreichte einen ungewöhnlich hohen Grad und war mit Ent-
zündung der Augen (Corneageschwüren), heftigen Augenschmerzen
und beginnender Amaurose verbunden. S. Kalischer.
H. Mendel, Contribution ä l’dtude de la phldbite syphilitique.
Arch. gener. de med. 1894, Mars.
Erkrankungen der Venen sind, wenn auch sehr selten, sowohl
im secundären, wie auch im tertiären Stadium der Syphilis beob-
achtet worden. Die secundäre Phlebitis betrifft in der Regel nur
die oberflächlichen Venen der Extremitäten, deren gewöhnlich meh-
rere gleichzeitig oder nacheinander erkranken. Es entsteht meist
plötzlich, ohne nachweisbare Gelegenheitsursache, eine diffuse oder
streifenförmige Rötung und die thrombosirte Vene ist in ihrem
ganzen Verlaufe oder einem Teile desselben als harter, schmerz-
hafter Strang unter der Haut zu fühlen. Da das Gefäfs noch durch-
gängig zu bleiben pflegt, schwillt es bei Compression des Rümpf-
endes der Extremität an; dies sowie die anatomische Lage des
Stranges schützen vor Verwechselung mit Lymphangitie. Für die
syphilitische Natur der Affection spricht das Fehlen jedes anderen
ursächlichen Momentes bei bestehender Syphilis und der günstige
Einfluss der specifischen Behandlung (Einreibungen mit grauer Salbe
local, Jodkalium innerlich). Die Dauer der Krankheit erstreckt
sich auf 14 Tage bis mehrere Monate; die Prognose ist, abgesehen
von der Möglichkeit einer Embolie, günstig, bisweilen hinterlassen
Recidive eine Verdickung der Gefäfswand. In dem Falle eigener
Beobachtung, welchen Verf. den von ihm aus der Litteratur ge-
sammelten 9 anderen hinzugefügt, entstand bei ganz frischer Syphi-
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668
Pozzi, Fkank, KGstnrr, Behandlung das Uterusprolaps. No. 38
lis eine Phlebitis der rechten Vena saphena int., der rechten Vena
cephalica und der linken Vena mediana; einige Wochen nach der
Heilung trat ein Recidiv auf, von welchem alle oberflächlichen Ve-
nen der Extremitäten ergriffen wurden. — Von tertiär syphilitischen
Erkrankungen der Venen hat Verf. nur 2 Fälle von Lanukkbkck
gefunden. Es handelte sich hier um grofse, einmal von der Vena
jugularis ext., das andere Mal von der Vena femoralis ausgehende
gummöse Tumoren, die zunächst fOr Sarcome oder Carcinome ge-
halten wurden. H. Müller.
1) S. Pozzi, De l’hyst^rectomie comme traitement du prolapsus
gönital complet. Annales de gyn. 1894, Mars.
2) E. Frank, Casuistische Beiträge zur FRRUNn’echen Prolapsope-
ration. Prager med. Wocbenscbr. 1894, No. 18.
3) Kästner, Die Principien der Prolapsbehandlung. Deutsche med.
Wochensohr. 1894, No. 19.
1) P. schreibt die Einführung der Operation Asca unter Leitung
Fhitsch’s zu. Als Indication nimmt er nur dann den Prolapsus an,
wenn der Uterus grofa und schwer ist und durch sein Gewicht die
Erfolge der Scheiden- und Dammplastiken illusorisch machen würde.
Contraindication könnte nur das Alter bieten, doch sind Patientinnen
mit obiger Aflfektion fast stets höheren Alters.
Zur Ausführung schneidet P. aus der vorderen und hinteren
Scheidenwand 2 Dreiecke mit der Spitze nach unten aus. schiebt
die Blase in die Höhe und eröffnet die excavatio vesico uterina oder
die excavatio utero rectalis, je nachdem welche leichter zu öffnen
ist. Dann führt er die Unterbindung rings herum aus und zum
Schluss macht er stets, hierauf ist besonders Gewicht zu legen, eine
Perineoplastik. Die Resultate sind gut. Gefährlich kann die Ope-
ration durch die lange Dauer der Narkose für organisch Erkrankte
werden. Ein Zusammennähen beider Ligamente als Stützbalken
nach Qobnu ist nach der Meinung P.’s unnötig.
2) Verf. empfiehlt nach der Erfahrung an 2 grofsen Prolapsen,
welche er nach der FaRONu’schen Methode operirte, auf’s wärmste
dies Verfahren. Die Operation besteht darin, dass man mehrere
Silberdrahtringe in die Vaginal wände einheilt und zwar derartig,
dass man zunächst am Portioansatze der Scheide eine circuläre Naht
herstellt. Man sticht eine mit einem Silberdraht armierte gebogene
Nadel in die Vaginalschleimhaut ein, schiebt dieselbe im submu-
kösen Gewebe bis zur Einstichöffnung im Bogen herum und zieht
dann den Draht fest zusammen. Dann werden im Abstande von
1 — 2 Querfingern in ähnlicher Weise die Ringe eingelegt. Es ge-
nügen im Ganzen höchstens 3 — 4 solcher Ringe. Verf. empfiehlt
die Methode, weil sie unblutig, wenig schmerzhaft ist, keine Narcose
erfordert und keine Substanzverluste setzt. Auch erfordert die Ope-
ration keine Nachbehandlung.
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No. 38.
Formankk. — Dkmoülin.
669
3) Verf. hebt hervor, dass bei Prolapsen die Retroversio resp.
Retroflexio Uteri besonders zu beachten ist, denn sie sei fast stets vor-
handen, ja bewirke meistenteils erst den Prolaps. Infolgedessen sei
sie bei der Behandlung besonders zu berOcksichtigen. Prolapse ge-
ringen Grades liefsen sich nach Richtigstellung des Uterus durch
ein geeignetes Pessar erfolgreich behandeln, bei gröfseren könne
man durch die MAKKNBom’sche Operation combinirt mit der Col-
pnrrhaphie gute Erfolge erzielen. Er selbst macht bei gröfseren
Prolapsen die Ventrifixatio mit vorderer und hinterer Colporrhaphie.
A. Martin.
E. FortnAnek. Ueber den Einfluss kalter Bader auf die Stickstoff-
und Harnsaureausscheidung beim Menschen. Zeitschrift f. physiol.
Chem. XIX. S. 271.
Ein 24jlhriger Mann, der unter Einhaltung einer bestimmten Ernährung (Wurst,
Klse. Brod, Reis, Butter, Eier), die laut Analyse 15.82 g N enthielt, auf gleich-
mlfsige N- Ausscheidung gebracht var (Periode I), nahm am 15. Tage ein 15* kaltes
Wssserbad ton 80 Min. Dauer (Per. II), dann folgt wieder eine 4tSgige Normal-
periode (Per. I1I>*, an welche sich eine 3tlgige Badeperiode (Per. IV) aoschloss, in
der jeden Tag 2 kalte Bader ron 35—45 Min Dauer genommen worden (Per. V),
darauf folgte wieder eine Normalperiode (VI) und abermals eine Stlgige Badeperiode
mit je 2 Badern pro Tag (Per. VII); deo Beschluss bildete eine 3 tägige Normalpe-
riode (VIII). In Per. I schied er durch den Harn im Mittel 13.48, durch den Koth
1.45 g, im Gänsen 14.88 g N ans, sodass noch efn Ansats ron fast 1 g N erfolgte.
An dem einxelnen Badetage der Per. 11 sank die N Ausfuhr durch den Barn auf
rnnd 12 g, stieg aber in den StSgigen Badeperioden (IV u. VI) auf 14.51 resp
14.47 g, also um 8 pCt. an und dabei war die AosnUtsung des Nahrungseiweifs in
diesen Perioden schlechter, insofern 1 9 resp 1.93 g N pro Tag mit dem Koth aus-
gestofsen wurden; somit wurde In Per. IV n. VI pro Tag 0.59 g N Tora KBrper ab-
gegeben. Wiederholte kalte Bader resp. die dadurch bewirkte Warmeentsiehung haben
eine Steigerung des Eiweifsxerfalles xur Folge Die Harnsaoreausscbeidung (nach Sal-
kowski Ludwio bestimmt) seigte an den Badetagen und am I Nachtage eine hCchst
geringfügige Steigerung (ron 0.68 auf 0.73 resp. 0.77 g pro Tag) J. Hank.
Demoulin, De la conduite k tenir dans les lösions operatives
(plaies, r^section) de la portion extraperitoneale de la vessie,
herniee seule ou avec l’intestin. En particuüer de ce que l’on
doit faire, lorsque la l^sion mecoonue pendant l’opöration, eet
reconnue immediatement apräs l’interventioo. — Quelques mots
au sujet des hernies intra-sacculaires. Union med. 1893, No. 28, 29.
D.'s Arbeit über Blasenhernie gründet sich auf einen ron ihm operirteo in extenso
beschriebenen Fall, eine 36jlhr., sehr beleibte Wtscberin betreffend, bei deren Ope-
ration wegen eines eingeklemmten linksseitigen Leistenbruches die rorgefallene Blase
für einen xweiten Brucbsack gehalten und abgetragen wurde. D versuchte, da Pat.
über Harnbeschwerden klagte, durch Sectio hypogastrica die Blase freixulegen und
ihren Substanxrerlust durch Naht xu schliefsen. Es war dieses sehr schwierig bei
der starken Fettleibigkeit der Patientin, welche diesen xweiten Eingriff nur 2 Tage
überlebend unter den Sjri. ptomen der Longencongestion starb. p. Qfiterbook.
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670 Frasrr a. Parkin. - v. Baracz. - Groknoow.- Fribdukb. - Cohk No. 3?
J. W. Fraser and A. Parkin, Total Suppression of urine in a
patient seventy four years of age; nephrotomy; recovery. Lauset,
1893, Sept. 16.
Wahrscheinlich bandelte es sieb um eine UodurchgAngigkeit des Ureter der linkes
Seite (tan welcher die einzigen geringen actiren Krankbeitszeichen ansgiogen) bei
alter Fuuctionslosigkeit der rechten Niere, da Heilung mit einer Fistel in der link«
Lende erfolgte durch welche fast allei Urin entleert wurde. F. ootvrbaet
Roman V. Baracz, Plastik der Wangenschleimhaut nach Oberst
Arch. f. klin. Chir. XLVI, S. 347.
Der bei der 2ljihr. Pat nach Kistirpation eines linkseitigen Sarcoma buccae.
(verbunden mit Eröffnung der Highinor's Höhle und Ausräumung der Fosaa spheno-
palatina) zurückgebliebene Defect wurde durch je einen der Ober- resp- Unterlippen-
scbleimhaut entnommenen Lappen bedeckt und zwar mit dem Erfolge, dass 2 Monate
nach der Operation die Zabnreihen um 2 cm Ton einander entfernt werden konnten
P. QQterboek.
Groenouw, Beiträge zur Kenntniss der coocentrischen Gesichü-
feldverengeruog. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. XL. S. 172.
Die Ausdehnung des infolge functioneller Leiden concentrisch verengten Gesichts
feldes hingt innerhalb gewisser Greozen von dem Grade der Accommodationsanspan-
nung ab, unter welchem das Gesichtsfeld anfgenommen wird, und zwar ist das bei
der Entspannung der Accomodation erhaltene Gesichtsfeld weiter, als das bei Anspan-
nung derselben gewonnene. Das conceotrisch verengte Gesichtsfeld wird durch Ent-
spannung der Accomodation gerade in umgekehrter Weise beeinflusst, wie das normale.
Letzteres Verhalten ist naebgewiesen bei AnSstheeia retinae, Kopiopia hysterica, He-
meralopie, spastischer Myopie, traumatischer Neurose und Tabaksamblyopie. Ein
infolge organischer Erkrankung stark verengtes Gesichtsfeld nimmt io seiner Peripherie
eine Kerzenflamme nicht mehr wahr, wahrend ein infolge functioneller Leiden ver-
engtes Gesichtsfeld dies meist noch bis an die Grenzen des normalen Gesichtsfeldes
hin vermag. Hervtmujo.
C. Friedlieb, Ein einfacher Saugapparat för Magenausspölungen.
Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 51.
Um den beim Gebrauch dei LäuMt'schen Heberapparates zur Ausspülung des
Magens anftretenden Schwierigkeiten — Verstopfung der Sondenfenzter, Eintritt von
Loft etc. — zu begegnen, bat F. einen Saug- Apparat ersonnen, der dem Licbi’ sehen
Instrumente eingefügt wird Derselbe besteht aus einem eiförmigen, gSnseeigrofsen
Gummiballon, iu dessen beiden Polen kurze Glasröhren eingeschaltet sind. Dieser
Apparat wird an Stelle des Glasrobres eiogefügt, welcher beim LauBE'seben Apparat
den Trichterscblaocb mit dem Magenrolire verbindet. 8tockt nunmehr bei der Aus-
heberung das Abfliefsen des Mageninhaltes ans irgend einem Grunde, so presst man,
nachdem der Trichterschlauch zugebalten worden ist. den Ballon zusammen und öffnet
ihn sodann wieder. CRotenthsL
M. Cohn und H. Neumann, Zur Bacteriologie des Keuchhusten-
Sputums. Arch f. Kinderheilk. XVII. S. 24.
Verff. fanden in dem Auswurf der Keuchhusten - Kranken mit einer gewissen,
aber nicht absoluten RegelmSfsigkeit sehr kleine Kokken, meist als Diplokokkenform,
seltener in der Anordnung zn kurzen Ketten. Sie sind aber nicht geneigt, diesen
Mikroben als den Kenchhustenerreger anznseben, ebensowenig wie den Bacillos voo
Apasassikff und den Diplococcns von Ruths etsdihst-n.
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No. 38. u.Nbomann. — PKTtiOScHKT — Babks.— Pal. — Sohbdtlkb. 671
«I. Petruschky, Zur Behandlung fiebernder Phthisiker. Char.-Ann.
1893, XVIII.
Von der Voraussetzung ausgehend, dass das Fieber bei fortgeschrittener Tuber-
kulose eine Folge der Allgemeioinfektion ist, welche von den Streptococcen, die in
den, in gröfseren und kleineren Cavernen retinirten, Eitermassen enthalten sind, aus-
geht, hat man versucht, durch eine geeignete Inhalationstberapie den Rückgang des
Fiebers zu erreichen und so eine geeignete Basis für die Tuberkulinbehandlung zu ge-
winnen. Zur Inhalation wurden mit möglichster Individaalisirung verwandt: Camp her,
Ol. Therebintb, seltener Ol. Pini, 01. Menthae, 01. Fagi u. Eukalyptol. In eioigen
Fallen wurde noch wahrend bestehenden Fiebers mit Tnberkalinlojeetiooen begonnen
and bei Anwendung von Dosen, die eine Remission herrorriefen, bisweilen eine Remis-
sion des Fiebers bemerkt. Derartige Tuberkulinkuren sollen nach einigen Monaten
wiederholt werden. An der Hand von 6 ausführlichen Krankengeschichten wird die
Wirkungsweise einer derartigen Behandlungsmethode illuatrirt. Zum Schloss ermahnt
Verf. die Tnberculose in ihren ersten Anfängen im Körper aufzuspüren nnd, wo die
instrumentelle und bacteriologische Untersuchung hierin nicht ansreicht, diagnostische
Tnberknlininjectionen zn Hülfe zu nehmen. c. Rosenttni.
V. Babes, Weitere Mitteilungen über die Behandlung der Neuras-
thenie, Melancholie und genuinen Epilepsie mittels Injectionen
normaler Nervensubstanz. Deutsche med. Wochensohr. 1893, No 12.
6 Fllle von Neurasthenie, 9 Falle von Epilepsie und eine Gruppe von 9 Fallen,
welche Erkrankungen an Melancholie, paralytischer Manie und Pseudoparalyse in sich
begreift, bilden das veröffentlichte Material. Der Verf. empfiehlt, nachdem er weitere
Erfahrungen gesammelt hat, seioe Methode (sie wird io der vorliegenden Arbeit noch-
mals angegeben) namentlich für Falle von Neurasthenie, Melancholie und genuiner
Epilepsie. Bei .Epilepsie auf hysterischer Basis oder mit Schsdeldifformitaten'* oder
bei Geistesstörung der Epileptiker konnte er nur eine Besserung des Allgemeinbefin-
dens wahrnebmen. IL Brasch.
J. Pal, Ueber die Hemmungsnerven des Darmes. Wiener klin. Wochen-
schrift 1893, No. 51.
Eine kurze polemische Notiz gegen Jacobj, welcher einen Einwand gegen frühere
Opium-Splanchnicus Versuche des Verf. erhoben hatte. Letzterer durchschnitt einem
Hunde das verlängerte Mark, der Darm zeigte daun auf Vagusreizung Bewegungen,
welche nach Opiumgaben nicht mehr zn erzielen waren, erst nach Splanchnicutdurch-
scbneidung konnte er sie wieder bervorrufen. P. schloss daraus, dass das Opium anf
die im 8planchn. verlaufenden Darm-Hemmungsnerven erregend wirke, J. machte den
Einwand, das Opium könne ebensogut nur auf die GefAfsnerven gewirkt haben.
P. hat nun in der Narkose einem Hunde das Halsmark durchschnitten und durch
Injection von Opium oder Morphin eine Herabsetzung des Blutdrucks erzielt, er fol-
gert daraus, dass das Opium auch im früheren Versuch nicht die Gefafscentren er-
regt haben kann, es mussten demnach zweierlei Fasern vorhanden sein, deren eine
Art das Opium erregt (Hemmungsfasern), deren andere (Geftfsfasern) es schwächt.
II. Bruch.
H. Sehedtler, Zur Lehre der Sulfonal Wirkung. Allgem. Zeitschr. f.
Psychiatrie 1894, 50. Bd. H. 3, 4.
S. berichtet über die Sulfonalwirkung in 41 Fallen von Geisteskrankheit (Frauen).
Als zweckmafsigste Verordnung bewahrte sich die Anwendung in refracta dosi O.ä bis
I. 0 g bis zu 3.0 g in 24 Stunden. Bei einer leichten Sulfonalintozication wurden
Schläfrigkeit, Blaue, Uebelkeit, Unbehagen, Erbrechen, taumelnder Gang. Diarrhoe be-
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672
v. Rkisnkr. — Carrirb. — Dobanth.
No. 38
obachtet. Die Dosis, die erforderlich war, am solche Erscheinungen hervorzurufen, ist
indiriduell sehr verschieden; mitunter schon 2 — 3 g mehrere Tage hindurch gegeben.
— In 2 Fallen trat schwere Sulfonalintoiication ein durch die cumulirende Wirkung
des Mittels. Dm eine solche su verhüten, empfiehlt es sich, stets Ton Zeit zu Zeit
das Mittel auszusetzen, besonders wenn obige Erscheinungen eintreteu. 8. Kslitcber
A. V. Reisner, Ein Beitrag zur Contagiosit&t der Lepra nach
Beobachtungen im St. Nikolaiarmenhauee und russischen Armen-
hause zu Riga im Sommer 1893 und einiges Ober die Behandlung
der Lepra im städtischen Leprosorium. Mouatsh. f. pract. Dermatol.
XVIII. No. 4.
Verf. fand in den beiden genannten Armenhäusern, deren Insassen in durchaos
günstigen hygienischen und diätetischen Verhältnissen leben. 22 Falle von Lepra. Die
Krankheit war zweiffellos durch einige ausserhalb der Anstalt Inficirte in diese hinein-
gebracht worden und verbreitete sich hier allmälig in einzelnen Herden durch An-
steckung von einer Person zur anderen. Neunmal erkrankten die Bettnachbarn Le-
pröser, C andere batten jahrelangen intimen Umgang mit solchen gehabt, in den an-
deren Fallen musste die Erkrankung auf häufige zufällige Berührungen mit den
Leprösen zurückgefübrt werden. — Was die Behandlung der Lepra betrifft, so bat
Verf. in letzter Zeit mit dem Gurjunbalsam gute Erfolge erzielt; er giebt von dem-
selben innerlich, mit 5 Tropfen beginnend, bis zu 70 und mehr pro die und lasst so-
gleich nach dem täglichen Bade eine 2stüodige Einreibung aller in6llrirt«o Partien
mit einer Gurjun-Lanolinsalbe (3:1) vornehmen. In frischen Fallen der tuberösen
Form wurde stets wenigstens teilweise Rückbildung der Infiltrate erreicht. Bei einer
Kranken erfolgte vollständiger Schwund des leprösen Gewebes und der Bacillen Aller-
dings stellte sich sehr bald ein ausgebreitetes Recidiv ein. II. Hüller.
A. E. Carrier, Pigmentation of the wbole surface of the botly,
occuring suddenly during the treatment of a case of psoriasis;
warty growths upon the palms and soles, following the internal
use of arsenic. Mod. News 1894, Febr. 3.
Bei einem Manne, der wegen Psoriasis 6 Monate lang täglich 5 — 10 Tropfen
Sol. Fowleri genommen hatte, bildeten sich an Hohlh&oden und Fufssohlen dicht ge-
drängt stehende, Stecknadelkopf- bis erbsengrofse, tiefsitzende, harte, warzenartige Ge-
bilde, wie sie auch andere Autoren schon nach dem Gebrauche von Arsenik haben
auftreten sehen. Demselben Mittel schreibt Verf. eine bei dem Pat. seit Jabreo be-
stehende dunkelbraune Pigmentirnng der ganzen Körperoberfische zu, obwohl diese
sich ganz plötzlich, innerhalb einiger Tage, entwickelt haben tollte und auch nicht
sicher festzustellen war, dass der Kranke zu jener Zeit schon Arsenik gebraucht hatte.
H. Müller.
K. Doranth, Ein Fall von Teratoma ovarii bei einem 3 */4 Jahre
alten Mädchen. Wiener klin. Woohenschr. 1893, No. 48.
Verf. berichtet von einem Teratom des linken Ovariums, das bei einem S’/sjAbr.
Mftdcben mit gutem Erfolge durch Laparotomie entfernt worden ist Die Geschwulst
wurde ante operationem und noch am Anfänge der Operation selbst für eine linksei-
tige Hydronephrose gehalten. Erst bei der Operation ergab sich, dass es sich um ein
Teratom des linken Eierstocks, eine bei Kindern zu den grössten Seltenheiten gehö-
rende Geschwulstbildung, handelte. Der Tumor war kindskopfgrofs und enthielt in
massenhaften cystischen Räumen die verschiedensten Bestandteile: Knorpel, Knochen,
Haare, Zähne etc. *. Martin.
Einsendungen fllr das Centralblatt werden an die Adresse dee Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Straf«« 21) oder an die Vcrlagshandluug (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L, Schumacher in Berlin.
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/
Wöchentlich erscheinen
I — 9 Bogen; as 8chiu*e«
des Jahrgangs Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
90 Mark; tu bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postens t alten.
mcdiciiiisclicn Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. *»• September. No. 39.
Inhalt: Zühtz, Lihh.hk, Habe wann, Ueber Haut- und Darmatmung. —
Tscbistowitsch, Aozabl der LeucocyteD bei Pneumonie. — Bribobb, Die Her-
nieo des Proe. vermiformis. — Wolpf, Wirkung der Jodinjectionen in deo Glas-
körper. — Knies und Pasqualb, Untersuchungen über Dysenterie und Leberab-
scess — BizANfON, Ueber Tachycardie bei Phthise. — Conitzkr, Zwei Fälle von
BABuow'scber Krankheit. — Sbhator, Schultze, Bassi, Jahkr, Mackihzie
und Cartab, Besold, Ueber FantDBsiCB'sche Krankheit. — Toujan, Davis,
Ueber Symphyseotomie und Kaiserschnitt.
Sti« abt, Die Heactionen auf Albumin nnd Nncleoalbumin. — Joli.bs, Zur
Kenntniss der Galle und Bestimmung des Bilirubin«. — Ai. dinoeb, Zur Histologie
der fibrinösen Pneumonie — Nolrh, Fall von Milzabscess mit Genesung. — Ros-
so», Operation von Spina bifida. — Bauern br, Amyloide Degeneration eines Augen-
muskels. — • Roos, Ueber rheumatische Angina. — Z.örkenkörfsr, Fall von pri-
märem Darmmiltbrand. — Papiewski, Ueber Tetanus der Neugeborenen. — Ma-
tbeb, Anwendung des Wismuths bei Magenkrankheiten. — Lavour, Fall von
W EQBBscbem Syndrom. — Bbissaud, Sitz des Facialitcentrum — Flatau, Fall
von erworbenem Albinismus. — Slocdb, Entfernung des Uterus bei Ovariotomie.
N. Zuntz, F. Lehmann u. 0. Hagemann, Ueber Haut- u. Darm-
athmung. Arcb. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abt. 1894, S. 351.
Z. berichtet über die in Gemeinschaft mit den genannten Autoren
am Pferd Angestellten Versuche über die Haut- und Darmathmung.
Die Versuche wurden in Göttingen mit dem von Hknnkbrrq für
Pferde erbauten PKTTKNKOFKK'schen Respirationsapparat an demselben
Pferd angestellt, welches zu den Versuchen mit Trachealkanüle in
Berlin gedient hatte. In naher Uebereinstimmung mit den in Berlin
erhaltenen Resultaten betrug die in 24 Stunden ausgeschiedene
Kohlensäure in 2 Versuchen 4767 bezw. 4743 g. Die Gröfse der
Haut- und Darmathmung wurde nun in der Weise ermittelt, dass
das Pferd «'ährend des Verweilens im PeTTKHKOFBu’schen Apparat
durch eine Trachealcanüle respirirte. Die Vergleichung der Luft
XXXH. Jahrgang. 43
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674 Tsckistowitsch, Anzahl der Leucocyten bei Pneumonie. No. 39
im PisTTKNKOFKR’schen Apparat mit der Aussenluft ergab nunmehr
die Veränderungen, welche die Haut- und Darmathmung allein
herbeigeführt hatte. Die Ausscheidung von C02 durch Haut und
Darm ergab eich so im Mittel zu 145 g pro Tag, also fast 3 pCt-
der Gesammtathmung. Gleichzeitig fanden sich brennbare Gase,
hauptsächlich Methan in nicht unbeträchtlicher Quantität! im Mittel
entstanden durch Verbrennung dieser Gase 35.4 Liter C02 pro
Tag. Diese Methanausacheidung kann dazu dienen, die Haut- und
Darmausscheidung getrennt zu bestimmen. Die Verff. sammelten
gröfsere Mengen des aus den Darm stammenden Gases durch Ein-
führung eines Catheters in den Mastdarm zu verschiedenen Tages-
zeiten und analysirten dasselbe. Sie fanden in demselben 59.9 pCt.
Methan und 21.9 pCt. Kohlensäure. Nach dieser Proportion kann
man berechnen, wieviel Kohlensäure durch den Darm entleert wird.
Ihre Quantität ergiebt sich zu 26 g, somit sind 119 g durch die
Haut ausgeschieden. Diese Art der Berechnung setzt allerdings
voraus, dass alles gebildete Methan auch durch den Darm ausge-
schieden wird. Dass dem in der That so ist, ergiebt sich daraus,
dass die Quantität des Methans bei Untersuchung der gesammten
gasförmigen Ausscheidungen nicht gröfser gefunden wurde, als in
der Haut- und Darmausscheidung allein, es wird also durch die
Lungen kein Methan ausgeschieden. Als Nebenresultat ergab sich,
dass die Ausscheidung von Wasserstoff durch den Darm jedenfalls
nicht 1 g pro Tag erreicht, auf diesem Wege somit jedenfalls keine
in Betracht kommende Energiemenge dem Körper verloren geht.
E. Salkowski.
M. N. Tchistovitch, Sur ln quantite des leucocytes du sang dans
les pneumonies fibrineuses k issue mortelle. Aroh. des Sciences biol.
Petersb. 1893, II. p. 768.
In den letzten Jahren hat man dem Verhalten der Leukocyten
im Blute der Pneumoniker besondere Beachtung geschenkt. Wäh-
rend jedoch mehrere Autoren eine starke Verminderung der Leu-
kocyten als prognostisch besondere ungünstiges Zeichen hinstellten,
haben andere Todesfälle bei stark gesteigerter Leukocytenzahl be-
richtet. Verf. selbst hat in einer früheren Arbeit nachweisen kön-
nen, dass bei Kaninchen sehr virulente Diplococcen - Kulturen die
LeukocyteD im Blute vermindern, abgeschwächte Kulturen dieselbe
steigern. Um jedoch die Todesfälle bei Pneumonien mit starker
Leukocytose zu erklären, sucht Verf. in der vorliegenden Arbeit
zu entscheiden, ob eine Mischinfection mit einem anderen Bacterium
oder der Gebrauch bestimmter Medicamente trotz der Virulenz der
Diplococcen eine Leukocytose hervorrufen könne. Angewandt wur-
den nur solche Materien, die allein beim Kaninchen starke Leuko-
cytose verursachten, abgekochte Kulturen von Staphylococcus flavus,
Kulturen eines aus tuberkulösem Eiter gezüchteten Bacillus, Kücb’-
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No. 39.
Baieqer, Die Hernien des Proc. vermiformis.
675
sches Tuberkulin und Pilocarpin. Aber alle diese Substanzen, zu-
sammen mit einer virulenten Diplococcenkultur einem Kaninchen
eingespritzt, vermochten die Abnahme der Leukocyten nicht aufzu-
halten.
f Verf. hat nun bei den gegen die Diplococcen der Pneumonie
wesentlich widerstandsfähigeren Hunden versucht, unter welchen
Bedingungen der Tod eintrelen kann, wenn die Virulenz der Diplo-
ooccen zu einer tötlichen Wirkung nicht ausreicht. Injectionen der
für Kaninchen tötlichen Dosis unter die Haut, in die Pleurahöhle,
in das Perikard, in die Carotis oder die Vena jugularis führten
beim Hunde nicht zum Tode; nach vorübergehender Abnahme der
Leukocyten trat Leukocytose ein Nur 2 Hunde, denen die Kul-
turen in das Gehirn gebracht wurden, starben unter den Symp-
tomen der Meningo-Encephalitis bei starker Leukocytose.
Diese Versuche, auf den Menschen übertragen, zeigen, dass
starke Abnahme der Leukocyten auf hohe Virulenz der Diplococcen
hinweist und eine schlechte Prognose giebt. Aber auch bei starker
Leukocytose kann es zu tötlichem Ausgang kommen, wenn die In-
fection in einem lebenswichtigen Organ in grofser Ausdehnung lo-
calisirt ist.
Dem entsprechen auch 4 vom Verf. beobachtete Pneumonien
mit tötlichem Ausgang beim Menschen. Bei einer derselben mit
* stark herabgesetzter Leukocytenzahl trat der Tod unter dem Bilde
der schweren typhusartigeu Pneumonie ein. Die 3 anderen mit
ausgesprochener Leukocytose zeigten das starke ßefallensein lebens-
wichtiger Organe, der erste Meningitis purulenta und Endocarditis,
der zweite Meningitis purulenta allein, der dritte endlich fast totale
Hepatisation beider Lungen.
Wenn also die Zähiung der Leukocyten auch wichtige Rück-
schlüsse auf die Prognose zulässt, so sind dabei doch die etwa
vorhandenen Komplicationen nicht zu vernachlässigen, die auch bei
starker Leukocytose einen tötlichen Ausgang herbeiführen können.
M. Rothmann.
A. Brieger, Die Hernien des Processus vermiformis. (Aus der
königl. chir. Klinik zu Breslau). Arch. f. klin. Chir. XLV. S. 892.
Nachdem Klein im Jahre 1868 15 Fälle zum grofsen Teil
nach Sectionsbefunden oder Präparaten gesammelt, in denen der
Proc. vermiform. allein Inhalt eines Bruches war, hat Verf. meist
auf Grund von Operationsgeschichten im Anschluss an drei Beob-
achtungen von Mikulicz in der Breslauer Klinik 26 weitere der-
artige Fälle zusammengestellt. Von diesen kommen auf irreponible
Hernien 6 und bot hier der Proc. vermiform. meist Veränderungen
infolge voraufgegangener Entzündungen. Von 15 Fällen von In-
carceration des Proc. vermiform. trat 9 Mal völlige Heilung, 1 Mal
Heilung mit Kothfistel und 1 Mal unbekannter Ausgang ein, wäh-
rend 4 Fälle tötlich (an Peritonitis) verliefen. Die Incarceration ist
43*
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676 Wolff, Wirkung der Jodinjectionen in den Glaskörper. No. 39
hier nach Yerf. nicht auf den Verschluss der Darmleitung, sondern
auf die Misshandlung des eingeklemmten Darms und seiner Nerven
zuröckzulühren. Die Einklemmung des Proc. vermifortn. wird
leicht verkannt und früher die Prognose sehr ungünstig gestellt;
dieses ist aber nui der Fall, wenn vor der Operation schon Peri-
tonitis eingetreten ist. In zwei Fällen, in denen neben dem Proc.
vermif. auch ein Netzzipfel im Bruch lag, trat 1 Mal bei einem ein-
geklemmten derartigen Bruch der Tod ein, der zweite Fall, eine
irreponible viel Netz haltende Hernie betreffend, endete günstig.
Bei der bisherigen grofsen Seltenheit, mit der der Proc. vermif. allein
als Bruchinhalt vorkommt, hat Verf. in einer tabellarischen Zu-
sammenstellung, welche die wichtigsten für diesen Bruch in Be-
tracht kommenden Momente verwertet, ausser seinen 26 Fällen noch
die Eingangs erwähnten 1 5 Beobachtung Kleids benützt. Er selber
gelangt zu folgenden Schlusssätzen: 1. Hernien des Proc. vermif.
sind häufiger als allgemein angenommen wird. 2) Es ist unmög-
lich, eine Hernie des Proc. vermif. mit Sicherheit zu diagnosticiren.
An die Möglichkeit eines incarcerirten Wurmfortsatzbruches ist be-
sonders bei wenig ausgesprochenen Incarcerations- Erscheinungen bei
rechtseitigen Leisten- und Schenkelbrüchen zu denken. 3) Es
kommt den Wurmfortsatzbrüchen eine schwere Bedeutung insofern
zu, als der Proc. vermif. häufig pathologischen Veränderungen an-
heimfällt, die den Bruch mehr oder minder compliciren. 4) Es
verlangen diese Brüche, auch die irreponiblen, ein frühzeitiges ope-
ratives Eingreifen wegen der von Seiten des Proc. vermif. drohen-
den Complicationen. 5) Die Operation wird fast ausnahmslos in
Resection des Gebildes und Verschlusses der offene Lumens durch
den MtKOLicz’schen Manschetten-Schnitt und Naht bestehen; nur bei
ganz normalem Appendix darf reponirt werden. P. Güterbock.
W. Wolflf, Jodinjectionen in den Glaskörper von Hunden. Eine
experimentelle Studie zu Schoklrr’s „operativer Behandlung und
Heilung der Netzhautablösung", v. Gräfe-’s Archiv f. Ophthalm. XL.
S. 63.
W. injicirte in den Glaskörper von 12 Hundeaugen einige
Tropfen Jodtinktur. Danach trat mit Ausnahme von 2 Fällen Netz-
hautablösung in gröl'serer oder geringerer Ausdehnung ein. Unter
den übrigen 10 Fällen war dieselbe 4 Mal total. — An der Ein-
stichstelle bildete sich eine bindegewebige Fixation zwischen Retina
und Chorioidea, welche eich papillarwärts bald mehr oder weniger
weit fortsetzte. Hinter der Stichstelle begann die Ablösung der
degenerirten und mit dem Glaskörper verklebten Netzhaut. Die
Entzündung der Uvea reichte nach vorn von der Stichstelle meist
nicht weiter, als bis zur Ora serrata und war hier zum Teil sehr
geringfügig. Einige Mal war eine Beteiligung der hinteren Partien
des Ciliarkörpers vorhanden. Auch die Pars ciliaris retinae war
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No. 39. Kacsn u. Pasqoalb, Untersuchungen über Dysenterie etc. 677
entsprechend meist intakt. Der nach vorn von der Stichstelle ge-
legene Teil der Retina war, abgesehen von der unmittelbaren Nach-
barschaft des Stichkanals, welche noch an der Narbenbildung parti-
cipirte, bis zur Ora serrata in einer Breite, welche dem Verwach-
sungsbereich etwa entsprach, zu unkenntlichen dem Glaskörper an-
haftenden membranösen Resten atrophirt. Zusammengehalten mit
der verhältuissmäfsig geringen Chorioiditis dieser Gegend und mit
der Art der retinitischen Veränderungen an anderen Stellen, muss
diese Erscheinung als der Ausdruck höchstgradiger Ernährungs-
störung, nicht als eine durch directe Jodeinwirkung oder entzünd-
liche Vorgänge herbeigeführte Necrose angesprochen werden; es
handelt sich um ein Gewebe, welches auf die Ernährung durch die
Endarterie angewiesen ist, und welchem durch eine breite, alle
Schichten umfassende Narbe jegliche arterielle Zufuhr abgeschnitten
wird. Die Ablösung von der Unterlage infolge Glaskörperzuges
schliefst andererseits auch eine Erhaltung der äusseren Schichten
aus, nicht zu reden von einer etwa vicariirend eintretenden chorio-
capillaren Zufuhr für die mittleren.
Nach hinten zu war die Ausdehnung der Chorioiditis und Re-
tinitis verschieden grofs; meist erreichte die Chorioidea früher die
Norm, als die abgehobene Retina. Die starke Veränderung der
abgehobenen Retina stand bisweilen im auffallenden Gegensatz zu
dem relativ wenig pathologischen Verhalten der Chorioidea. Was
die Iritirung durch Jodtinktur durchaus nicht verträgt, das ist der
Glaskörper. Stets tritt danach mehr oder minder ausgedehnte
Schrumpfung oder Verflüssigung ein; und dem, an der entzündlich
erkrankten Netzhaut adhärenten Glaskörper folgt die Netzhaut.
Horstmann.
Kruse u. Pasquale, Untersuchungen über Dysenterie und Leber-
abscess. Zeitschr. f. Hygiene 1894, XVI. S. 1.
Die ausgezeichneten Untersuchungen der Verff. verdanken ihren
Ursprung einer Forschungsreise im Herbst 1892 nach Egypten.
Die leitenden Gesichtspunkte waren in der Hauptsache ätiologischer
Natur. In der Einleitung geben die Verff. eine Uebersicht über
die bisherigen Untersuchungen über die Ursache der Dysenterie,
nach welcher die von Lösm, Koch u. a. beschriebenen Amöben am
meisten Anrecht auf Anerkennung als Krankheitserreger zu haben
scheinen.
Der erste Teil der Untersuchung galt den Amöben des nor-
malen Darminhaltes. Die Verff. fanden in ihrem eigenen Stuhl
Amöben von 12 — 35 /u Durchmesser, von meist runder Gestalt und
mit einem durch Essigsäure kenntlieh zu machenden Kern; diese
Gebilde fanden sich, ob sie in Aegypten oder Deutschland weilten.
Bei zahlreichen nicht an Dysenterie leidenden Personen in Aegypten,
die entweder ganz gesund oder an Typhus, Darmtuberculose etc.
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678
Kars* a. Pasqcalb, Untersaohungen über Dysenterie eto. No. 39
litten, fanden sie in der Regel im Stuhlgang nichts, nur in wenigen
Fällen einige AmOben. Demnach können Amöben in einigen Fällen
als unschuldige Schmarotzer — manchmal sogar massenhaft — auf-
treten, trotzdem müssen, gemäfs den weiteren Untersuchungen der
Verff., Formen, welche sich von diesen morphologisch nicht, sondern
nur durch die Virulenz unterscheiden, als die Erreger der Dysen-
terie angesehen werden.
Im dysenterischen Stuhl finden sich nun Amöben regelmäfsig;
ihre Gröfse wechselt, die kleinsten sind so grofs wie weifse Blut-
körperchen, und ähneln sehr denen des normalen Stuhls. Die
grüiseren mit dem 5 fachen Durchmesser der vorigen, sind die an
Zahl vorwiegenden. Beide Formen gehen in einander über; eine
Aufstellung von 2 Arten ist nicht möglich.
Der Körper lässt sich bei der in Bewegung begriffenen Amöbe
in zwei Substanzen teilen, in das strukturlose hyaline Ektoplasma
und in das stärker lichtbrechende Entoplasma, das einmal schwach
gekörnt ist, einmal stark, oft auch von kleineren oder gröfseren
Vakuolen durchsetzt ist. Nicht selten enthält das Entoplasma
Fremdkörper, namentlich rote Blutkörperchen oder Bakterien; Me-
lanin erzeugen diese Amöben aus ersteren nicht. Der Kern ist
durch Essigsäure nachzuweisen, mit Farbstoffen färbt er sich sehr
schwer. Die Vermehrung geschieht durch Teilung und durch eine
Art Sporenbildung. Daneben müssen noch Dauerformen existiren,
da nach Versuchen der Verff. gefrorener und wieder aufgethauter
Stuhl seine Infektiosität nicht verlor, trotzdem Amöben nicht mehr
in ihm nachzuweisen waren.
Bezüglich des Absterbens der Amöben wurde von den Verff.
konstatirt, dass 3 pCt. Tannin, 1 pCt. Borsäure, 3 proc. Inf. rad.
Ipecac., dem angeblichen Specifikum gegen Dysenterie, eine tötende
Kraft nicht innewohnt.
Der Fundort der Amöben ist der eiweifsartige glashelle Schleim.
Die Verff. betonen gegenüber Kartclis besonders, dass unter 50
Fällen von Dysenterie Amöben im 5. Teil in den Fäces vermisst
wurden; sie führen diese Erscheinung auf das Stadium der Erkran-
kung zurück, denn die Amöben verschwanden z. B. in verschie-
denen Fällen beim Eintritt der Patt, in’s Krankenhaus, ohne dass
die Dysenterie vorüber gewesen wäre. Aus der Zahl der im Stuhl
vorhandenen Amöben auf die Intensität der Infektion zu schliefsen,
ist höchstens in unbehandelt gebliebenen Fällen gestattet.
In einem weiteren Abschnitt teilen die Verff. dann die zahl-
reich untersuchten Fälle von Dysenterie und Leberabscess mit,
welchen eine Beschreibung der in den Exkreten gefundenen Bak-
terien folgt. Alle Stühle und jeder Abscesseiter wurde mit der
Plattenroetode (Glycerinagar) untersucht. Am häufigsten fanden
sich Streptokokken, die allerdings auch in diarrhoischen Entleerungen
nicht dysenterischen Ursprungs zu finden waren. Die gefundenen
Streptokokken bildeten einmal lange, in einem anderen Fall kurze
Ketten, auch fanden sich beide Formen bei demselben PatienteD.
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I
No. 39. Bkzanoon, Üeber Tachycardie bei Phthise. 679
Aach im 3. Teil der Leberabscesse fanden eich Streptokokken. Am
zweithäufigsten wurden typhusähnliche Bakterien gefunden, ferner
ein diphtheriebacillenähnlicher bacillus clavatus, einigemale der Pyo-
oyaneus und 3 Mal Staphylokokken.
Das pathologisch-anatomische Bild der Dysenterie ist ein katar-
rhalisch hämorrhagischer Process des Dickdarms an den sich ein
Ulcerationsprocess anschlielst, der seinen Ursprung in der Submu-
kosa nimmt und bedingt wird durch Nekrose der letzteren ohne
wesentliche Beteiligung einer zelligen oder fibrinösen Exsudation.
Daher haben diese Geschwßre wallartig aufgeworfene Ränder und
sind von Erbsen- bis Thalergröfse. Regelmäfsig finden sich in
ihnen Amöben, die am besten mit LöFKLün’schem Methylenblau zu
färben sind; sie befinden sich in der Submukosa oder in tieferen
Schichten. In jedem Falle sind sie von Bakterien begleitet.
Der Eiter der dysenterischen Leberabscesse besteht aus Detri-
tus ohne Eiterkörperchen und enthält grolse Mengen Chabcot-Lbt-
nKN’scher Krystalle. Von den 15 untersuchten Fällen ergaben 6
Fälle die Beteiligung von Amöben. Dieselben fanden sich im Eiter
und nicht in der Abscesswand.
Eine Züchtung der Amöben gelang nicht, auch konnten die
Verö. nach weisen, dass die von Kabtulis in Strohinfus gezüchteten
Dysenterie-Amöben .Strohamöben“ waren.
Dagegen gelang der Tierversuch mit Katzen. Diese erhielten
durch den After nach Auswaschung des Mastdarms ca. 10 ccm
amöbenhaltigen Abscesseiter oder Dysenteriestuhl, dann wurde der
After vernäht und nach 48 Stunden wieder geöffnet; von 16 Ver-
suchen gelangen 8. Es entstand ein hämorrhagischer Katarrh des
Dickdarms mit typischen Geschwüren und Amöben; etwa die Hälfte
der Tiere ging daran zu Grunde. Scheurlen.
F. Bezangon, Contribution t\ l’titude de la tachycardie symptoma-
tique de la tuberculose : tachycardie avec asystolie. Essai de pa-
thogdnie de cette tachycardie. Revue de möd. 1894, No. 1.
Während Tachycardie eine sehr häufige Erscheinung im Ver-
laufe der Phthise ist, drängt sich dieses Phänomen in einzelnen
Fällen von Lungentuberkulose vollkommen in den Vordergrund,
kann mit Dilatation des Herzens und mit Erschöpfung der Ilerz-
muskelkraft einhergehen und so zum Tode führen. Ausser einem
Falle eigener Beobachtung führt Verf. noch drei hierher gehörige
aus der Litteratur an, in denen Tuberkulöse, nach vorangegangener
Tachykardie, unter Zeichen der Asystolie zu Grunde gingen; unter
den Symptomen sind namentlich hochgradige Dyspnoe, ferner Cya-
nose und Oedeme zu nennen. In einer Gruppe von Fällen, in
denen Tachykardie bei Tuberkulösen besteht, muss man — wie
Autopsieen lehren — eine Compression des Nervus vagus durch
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680 C'jnitzrb, Zwei Fälle von Biiuow’scher Krankheit. No. 39
geschwollene resp. verkäste Tracheal- oder Bronchialdrüsen anneh-
men; auch chronische Mediastinitis, Pleuritis, Pericarditis kann den-
selben Effekt haben. In einer 2. Gruppe, wo ein comprimirendes
Moment sich nicht nachweisen lässt, kann man annehmen, dass die
Toxine der Kocu’schen Bacillen oder der zur secundären Infektion
führenden Mikroben eine Neuritis des Vagus erzeugen oder auch
— ohne eine solche — durch ihre gefäfserweiternden Eigenschaften
zur Herabsetzung des Blutdruckes und damit zur Tachycardie
führen. Perl.
L. Conitzer, Zwei Fälle von „BARLow'scher Krankheit“. Wiener
med. Blätter 1894, No. 12, 13.
Die zuerst von Mukllkr als „acute Rachitis“ beschriebene
Krankheitsform ist später von verschiedenen Autoren unter ver-
schiedenen Namen, am eingehendsten von Bahlow beschrieben wor-
den. Ihr Vorkommen beschränkt sich fast ausschliefslich auf die
Altersstufen der ersten Dentitionsperiode (6—24 Monat). In dem
klinischen Krankheitsbild sind zwei Symptome als wesentlich her-
vorzuheben: die Kachexie und die Knochenerkrankung. Die typische
Knochenerkrankung, neben welcher leichtere oder schwerere rachi-
tische Veränderungen bestehen können, betrifft zumeist die unteren
Extremitäten allein oder am stärksten; selten sind schwere Erkran-
kungen der oberen Extremitäten, Scapula, Rippen- oder Schädel-
knochen. Die erkrankten Knochen, und zwar hauptsächlich die
Diaphysen, sind verdickt und erweicht, die tiefen Weichteile ober-
halb derselben hochgradig empfindlich und geschwollen. Die ana-
tomische Grundlage dieser Veränderungen bilden subperiostale und
intramuskuläre Hämorrhagien. Entzündliche Erscheinungen fehlen
gänzlich. — Weiter findet man in etwa der Hälfte der Fälle hämor-
rhagische Schwellung des Zahnfleisches, die sich meist auf die Nach-
barschaft der durchgebrochenen oder den Ort der eben durch-
brechenden Zähne beschränkt; seltener sind andere Schleimhäute
oder die Haut Sitz hämorrhagischer Ergüsse. — In einem der
von ihm beobachteten 2 Fälle constatirte Verf. eine schon mit blofsem
Auge erkennbare Hämaturie; in dem 2. Falle fand er bei der
mikroskopischen Untersuchung eiweifshaltigen Harns rote Blut-
körperchen. — Verf. ist der Meinung, dass diese Erkrankungsform,
für welche er den Namen „Osteopathia hämorrhagica infantum“
vorschlägt, im Kindesalter nicht selten sei; sie gehört nach Verf.’s
Auffassung weder zur Rachitis noch zum Scorbut, sondern ist eine
Krankheit sui generis. — Die Heilung vollzieht sich, wenn man die
Kinder unter günstige hygienische Bedingungen versetzt, vor Allem
ihnen den Aufenthalt in frischer, warmer, trockener Luft ermöglicht.
Stadthagen.
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Ko. 39. Sb>*tob,Schültz«, Bassi, Jimks, Mackenzie u.Cantab,Bksold, 681
1) H Senator, Ueber hereditäre Ataxie. (FuiKiiREKH’sche Krank-
heit). Vortrag mit Krankenvorstellung in der Ges. der Charit6-
ärzte. Berl. klin. Woebensohr. 1893, No. 21.
2) Fr. Sehultze, Ueber die FrtiBDKBicii’sche Krankheit und ähnliche
Krankheitsformen, nebst Bemerkungen Ober nystagmusartige
Zuckungen bei Gesunden. Deutsche Zeitscbr. f. Nervenheilk. V. 1.
3) Derselbe, Ueber die FmKDBBicn’sche Krankheit. III. Die pa-
thologische Anatomie der FaiBDBKica’schen Krankheit. Deutsohe
Zeitsohr. f. Nervenheilk. V. H. 2, 3.
4) 8. Bassi, Un caso di malattia de Fhikdrüich. Gazetta degli Ospi-
tali 1893. Estratto.
5) A. James, Clinical lecture on a case of Fribdreich’s Ataxy.
Edinb. Med. Jonrn. 1893, Deo.
6) W. S. Mackenzie, M. D. Cantab, A case of non-hereditary
F«ibdbeich’s Disease. Amer. Jonrn. of the Med. Soienc. 1894, April.
7) G. Besold, Klinische Beiträge zur Kenntniss der Frikdrkich’-
schen Krankheit. (Hereditäre resp. juvenile Ataxie). Deutsche
Zeitscbr. f. Nervenheilk. V. H. 2, 3.
1) Der 19jähr. Patient und dessen 32jähr. Schwester hatten
dieselbe Krankheit in vorgerückteren Stadien. Pat. ging von Kind-
heit auf schlecht, besuchte die Schule, wurde dann Gärtner, musste
endlich aber auch die kleinsten Verrichtungen aufgeben. Das psy-
chische Verhalten entspricht der Norm. Die inneren Organe sind ge-
sund, Pat. schwankt stehend bei offenen Augen, geht breitbeinig, un-
sicher, etwas stampfend, beim Umdrehen sehr unsicher, Schwindel-
gefühl bei längerem Stehen und Gehen. Muskulatur gut entwickelt,
Sensibilität und Hautreflexe normal, Kniereflexe herabgesetzt, kein
Fufsclonus, Cremaster- und Bauchreflexe lebhaft, an den oberen
Extremitäten keine Ataxie, Schrift nicht pathologisch. Nystagmus
horizontalis, besonders beim Blick nach rechts. Pupillenreaction
und Augenhintergrund normal. Sprache langsam, zögernd. Elek-
trische Erregbarkeit der Muskeln an Ober- und Unterschenkeln
für beide Stromesarten quantitativ etwas herabgesetzt.
Bei der Besprechung dieses typischen und reinen Falles von
Fr.’scher Krankheit protestirt S. dagegen, als anatomisches Substrat
für diese Erkrankung eine combinirte Systemerkrankung des Rücken-
marks zu postuliren. Man habe klinisch vielfach Fälle zur Fr.’schen
Krankheit gezählt, welche nicht dazu gehören und sei dann bei der
anatomischen Untersuchung zu falschen Schlüssen gekommen.
Alles spricht dafür, dass die Fr.’sche Ataxie auf einer Erkran-
kung des Kleinhirns beruht und zwar auf einer durch familiäre
Anlage bedingten Entwickelungshemmung des Kleinhirns, verl.
Marks und Rückenmarks. M. Brasch.
2) S. wendet sich zunächst gegen den Missbrauch des Namens
FttiKDHF.icB’sche Krankheit für andersgeartete Krankheitsformen (Klein-
hirnatrophie u. s. w.) und bespricht sodann einzelne Symptome der
Krankheit. Es handelt sich bei der Fr. 'sehen Ataxie nicht um eine
rein statische Ataxie, sondern die Storungen der statischen Coordi-
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682
Ueber FmRDRRicVsohe Krankheit.
No. 35
nation bedeuten einen höheren , vorgeschritteneren Grad der erst
vorhandenen locomotoriechen Ataxie; auch das RoMBKao’eche Phä-
nomen kann hier wie bei der Tabes Vorkommen. Die PateJiarre-
flexe sind vollständig und ausnahmslos aufgehoben. Zu dem vollen
Bilde gehören ferner die später hinzutretenden Paresen, Contractor
und Atrophie der Unterextremitäten, sowie Wirbelverkrömmung,
Sensibilitätsstörungen und Blasenschwäche. Eine Atrophie oder
Entwicklungshemmung des Kleinhirns (Nunhr, Munzel, Sknator)
wurde in den Fr. 'sehen Fällen nicht gefunden, sondern in erster
Reihe eine combinirte Strangdegeneration de6 Rückenmarks. S.
giebt zu, dass die Fr. 'sehe Krankheit vielleicht mit ähnlichen Krank-
heitsformen, die noch häufiger sind als sie selbst, eine nosologische
Einheit bildet, für die aber bisher noch keine beweisende GrOnde
vorhanden sind. — Im zweiten Abschnitt beschreibt S. drei Ge-
schwister: einen Kranken von 14 Jahren, ein Mädchen von 17 und
einen erwachsenen Bruder von 27 Jahren, welche einen grofsen
Teil der Fr. 'sehen Krankheits-Erscheinungen zeigten: zunächst das
familiäre Auftreten, dann die Entstehung in der Pubertätszeit, die
progressive Tendenz des Leidens, die Ataxie, den schwankenden
Gang und Stand, die Scoliose, den Mangel der Patellarreflexe, die
später hinzutretende Sprachstörung und die schliefslich eintretende
Unmöglichkeit zu gehen, endlich die nystagmusartigen Zuckungen,
sowie das lange Erhaltensein der Sensibilität und der normalen
Blasen- und Mastdarmfunction. Abweichend waren das so gering-
fügige Hervortreten der locomotorischen Ataxie, und das deutliche
Hervortreten des RoMBKho’schen Symptomes. Die Fälle nähern sich
den von Nunnk, Menzel und Senator mitgeteilten. — Was nun die
nystagmusartigen Zuckungen anbetrifft, so hat S. durch Untersuchung
vieler Personen feststellen können, dass derartige Zuckungen ge-
ringen Grades bei den Blicken nach aussen und innen gar nicht
selten auch bei nervengesunden Menschen Vorkommen. Okfrrorld
fand, dass bei 200 von ihm untersuchten nicht nerven- und augen-
kranken Personen nur 25 Proc. ein Zucken der Bulbi nioht zeigten,
auch wenn er mit mäfsiger Geschwindigkeit den zu fixirenden
Finger vor den Augen der Exploranden vorbeiführte. Je länger
hintereinander untersucht wurde, desto häufiger wurden dieZuckungen.
Solche Zuckungen haben daher keinen diagnostischen Wert weder
für die Fr.’sche Krankheit, noch für die Kleinhirnatrophie; nur ein
auffällig hoher Grad ist pathologisch.
3) S. beschreibt noch einmal die Befunde in seinen und Fr.’s
Fällen der hereditären Ataxie und weist darauf hin, dass schon vor
Kahler und Pick von ihnen auf den Befund der combinirten Sys-
temerkrankung dabei Ungewissen worden sei, ebenso wie eie bereits
die Kleinheit des Rückenmarks und der Medulla oblongata hervor-
hoben. S. verwahrt sich ferner gegen Dkjbbink’s Auffassung, dass
es sich bei der Fr. 'sehen Krankheit um eine Gliose (ScUrose nevro-
glique) handle, indem nicht jede Anhäufung von Gliafasern gleich
als Sclerose oder Gliose zu bezeichnen wäre. Es handelt sich bei
jogle
No. 39.
Ueber FRiKDRKicH’sohe Krankheit.
683
der Fr.’echen Krankheit um eine Degeneration der hinteren Wur-
zeln und ihrer Fortsetzungen in Hinterstrftngen und Hinterhörnern,
ferner um eine Erkrankung der CLARKii’schen Säulen, der Cere-
belliirfasern und der Pyramidenbahnen, soweit das Rückenmark in
Frage kommt.
4) Ein 21 jähriges Mädchen zeigte einen schwankenden Gang,
RoMBKKo’sches Phänomen, Verlust der Patellarreflexe, Rigidität und
Ataxie der unteren Extremitäten, ohne Störungen der Sensibilität
und der Sphincteren. Auch Nystagmus war nicht vorhanden, doch
Lordose der Dorsalwirbelsäule. Die Intelligenz war eine normale.
— B. weist im Anschluss an diesen Fall auf den Zusammenhang
hin, den die Idiotie mit Knochenveränderungen (Rachitis, Osteoma-
lacie) mit juveniler Pseudohypertrophie und spastischer Spinalpara-
lyse u. s. w. zeigt.
5) J. beschreibt einen Fall von FuiRDUEicB’scher Ataxie bei
einem 26jährigen Manne; es bestanden bei demselben RoMBKRo’sches
Phänomen, Ataxie beim Gehen, Mangel der Patellarreflexe, Sprech-
störuDg und choreaartige Zuckungen des Kopfes und an den Augen.
Sensibilitätsanomalien, Pupillen-Störungen, Blaseniähmung fehlten.
Von anderen Symptomen bestanden noch Schwindel und eine Ver-
krümmung der Wirbelsäule neben Schwäche der Extremitäten und
Nystagmus.
6) Es handelt sich um einen isolirt in einer Familie auftreten-
den Fall von FRiRDRKicH’scher Ataxie. Derselbe betrifft ein I3jähr.
Mädchen. Dasselbe zeigte einen schwankenden Gang mit Wiegen
des Oberkörpers, statische Ataxie, Ataxie der Extremitäten, Verlust
der Patellarreflexe, Andeutung von Nystagmus, Verkrümmung der
Wirbelsäule. — Intact waren die Pupillen, die Augenbewegungen,
die Sensibilität, die Sprache, der Augenhintergrund und die Sphinc-
teren. — Die Krankheit hatte sich im 7. Lebensjahre nnch Masern
allmälig entwickelt.
7) In den 4 beschriebenen Krankheitsfällen fehlt zunächst jede
hereditäre Belastung und der familiäre Charakter der Erkrankung
(ähnlich wie die Dystrophie musculorum auch vereinzelt vorkommt);
man könnte daher diese Ataxie statt hereditär als juvenil£bezeich-
nen. Der Beginn der Erkrankung fällt in das 6., 8., 20. und 21.
Jahr und fällt im Allgemeinen häufiger in das Kindesalter als in
die Pubertätsjahre. Zweimal bildete eine fieberhafte Erkrankung
(in einem Falle Influenza) die Gelegenheitsursache zu dem Ausbruch
der Erkrankung. Die ersten Krankheitssymptome waren Schwäche-
gefühl und Unsicherheitsgefühl in den Beinen und unsicherer schwan-
kender Gang. Der eine Kranke bemerkte die Störungen (Unsicher-
heit) zuerst in den Armen. Am meisten characteristisch war die
statische Ataxie (Schwankungen beim Sitzen und Stehen und Un-
ruhe der Rumpf-, Rücken- und Beinmuskulatur). Der Gang war
der eines Betrunkenen (tabetocerebelleuser Gang) und unterscheidet
sich von der Tabes durch die Ataxie der Rumpfmusculatur (Schwanken
des Oberkörpers). In 2 Fällen bestanden Contracturen im Kniege-
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684 Tocjan, Davis, Ueber Symphyseotomie u. Kaiserschnitt. No. 39
lenk und im ersten Interphalangealgelenk der Finger. Die Hyper-
extension der Zehen, welche sich besonders beim Stehen und Gehen
zeigt, ist eine der frühesten und constantesten Erscheinungen der
Fr. 'sehen Krankheit. In einem Falle der beschriebenen bestand ein
deutlicher Fr.’scher Fufs, ein anderer zeigte eine starke Wölbung
des Fufses neben Dorsalilexion der Zehe, ein dritter mäfsige Klauen-
stellung der Zehen, und der vierte das „Redressement“ der Zehen;
bei allen vieren war die Gasammtmusculatur dürftig entwickelt.
Die Sensibilität war am Schulter- und Beckengürtel leicht gestört
und dem Ende der Extremitäten zu für alle Reize herabgesetzt,
ohne erloschen zu sein; besonders war die Localisation der Empfin-
dung eine mangelhafte; das RoMBKB'dsche Phänomen war deutlich
ausgesprochen; es fehlten Schmerzen, Parästhesien, Schwindelerschei-
nungen, Nystagmus, Intelligenzstörungen. Die Patellarreflexe fehl-
ten in allen 4 Fällen vollständig; die Sprache war in 2 Fällen ge-
stört, in zwei anderen verlangsamt. Blasen- und Mastdarmstörungen
fehlten. Neben der Kyphose der Brustwirbelsäule in 2 Fällen be-
stand eine characteristische, nach vorn übergebeugte Haltung des
Kopfes. Die Pupillen reagirten gut. — Demnach boten die 4 Fälle,
obwohl sie alle ganz verschiedenen Familien ohne hereditäre Be-
lastung angehörten, so ziemlich das typische Bild der Fr.’schen Krank-
heit, welche zur grofsen von Strümphll zusammengefassten Gruppe
der hereditären Systemerkrankungen gehört und daher zu Ueber-
gängen und Mischformen besonders prädisponirt. S. Kalischer.
1) Toujau, Sur un cas de symphyseotomie avec succfcs pour la
m&re et l'enfant. Annales de gynecol. 1894, Mars.
2) E, Davis, Caesarean section and symphysiotomy for the relative
indications. Medical News 1894, No. 15.
1) Verf. führte die Symphyseotomie poliklinisch unter den
elendesten äusseren Verhältnissen mit vorzüglichem Erfolge aus. Das
Becken war allgemein verengt, die Conjugata vera mafs 7.5 cm.
Das Kind war normal ausgetragen. T. hebt noch hervor, dass in
seinem Fall die Blutung ausserordentlich gering gewesen sei, weil
er beim Hautschnitt die Wurzel der Clitoris umging und vor dem
Knochenschnitt mit einer Feilensonde das Periost ablöste.
2) Verf. berichtet über 2 Fälle von Symphyseotomie und einen
Kaiserschnitt mit glücklichem Ausgang für Mutter und Kind. Alle
3 aus relativer Indication. Er betont, dass, wenn die Naturkräfte eine
ziemliche Zeit vergeblich gewesen, äusserer Druck von oben nichts
gefruchtet, und man mit Perforation des lebenden Kindes die Mutter
unverletzt entbinden könnte, eine für Mutter und Kind wahrschein-
lich sehr gefährliche Zangenanlegung zu unterbleiben hätte; man
müsse dann operativ entbinden. Den Kaiserschnitt wählte er im 3.
Falle wegen Steifslage, da diese bei der Symphyseotomie schlechte
Resultate giebt. A. Martin.
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No. 39.
STRWART. — JoLLRS. — AlDINORB.
685
IJ. Stewart, The reactions of nucleo-albumin with the commonly
employed urinary albumiD teste. The med. News LXV. No. 2.
Die Beobachtung, dass die ferneren Fiweifsreagentieo so häufig in dem Harn ge-
sunder Personen positive Reactionen geben (Cbl. 1894, No. 21) führte den Verf. auf
die Frage, ob diese Reactionen vielleicht von einem Gehalt desselben an Nneleoalbn-
rain herrühren kSnnen. Verf. suchte diese Frage durch Anstellung von Eiweifsreactio-
nen an mit Nucleoalbumin versetztem Harn zu lösen. In Beziehung auf die dabei ermit
Selten Eiozelnheiten muss auf das Original verwiesen werden, umsomehr als Verf. als
Nucleoalbumin ein käufliches aus Riodergalla dargeatelltes Präparat von Mksk be-
nützte, dessen Identität mit dem Nucleoalbumin des Harns keineswegs erwiesen ist.
Bemerkenswert ist auf alle Fälle das Factum, dass alle Harnproben von gesunden
kräftigen Männern sieh auf Zusatz von Trichloressigsäure trübten, entweder sofort oder
nach einigem Stehen, namentlich nach dem Einsetzen des Reageosglases in beifses
Wasser. Als sicherste Probe für Eiweifs betrachtet St. immer noch die Kocbprobe
mit den nötigen Cauteleo- (Ref kann dem nur beistimmen). & Salkowskl.
A. Jolles, Beiträge zur Kenntniss der Gallen und Ober eine quan-
titative Methode zur Bestimmung des Bilirubins in der mensch-
lichen u. tierischen Galle. Pflüger’s Aroh. Bd. 57. S. 1.
Die sehr umfängliche, an Einzelheiten reiche Arbeit lässt sich nur teilweise im
Anstuge wiedergeben Reines Bilirubin kann durch verdünnte alcoholiscbe JodlSsung
(7,0 normal) vollkommen in Biliverdin Ubergeführt werden, wobei auf 1 Mol. 2 Atome
0 resp. 4 Atome Jod erforderlich sind. Die Bestimmung der verbrauchten O-Meoge
geschieht jodometrisch mittels 7,«« normal Natriumthiosulfat und StärkelBsung; die
Endreaction (Ueberfübrung in Biliverdin) gibt die eharacteristiscb grüne Färbung der
LSsung und das Spektralverhalten (1 Absorptionistreifen unmittelbar vor der D-Linie,
ein zweiter zwischen D u. E). Rindergalle enthält 0.024 — 0 027, Schweinegalle
0 051 — 0.206, Menscbengalle 0 154 — 0.262 pCt. Bilirubin. Schweinegallen enthalten
manchmal nicht wenig Urobilin Trotz der grünen Färbung enthält die Rindergalle
hauptsächlich Bilirubin, nur wenig Biliverdin. Alle untersuchten Gallen reagirten
schwach sauer und zwar am stärksten die Menschengalle; mit beginnender Zersetzung
der letsteren nahm die Acidität ab Auch frische Hundegalle zeigte schwach saure
Reaction. Der Gehalt der Gallen an verseifbaren Substanzen (Fett, Fettsäuren) ist im
Allgemeinen gering, am niedrigsten in der Rinder-, hSber in der Schweine- nnd noch
hoher in der Mentchengalle. Wegen vieler Einzelheiten, insbesondere der sog. „Jod-
zablen“ vergl. Orig. J. Munk.
•I. Aldinger, Zur Histologie der indurirenden fibrinösen Pneumo-
nie. Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 24.
Bei der im Anschluss an eine acute fibrinOse Pneumonie sich entwickelnden
Induration hatte zuerst Kone gezeigt, dass die die Alveolen aasfüllenden Bindege-
websprOpfe durch die Alreolenwand hindurch mit einander Zusammenhängen, indem
die Bindegewebszuge dem von den Fibrinfäden gewiesenen Wege folgen. Der Aus-
gangspunkt der Bindegewebsentwicklung liegt nach ihm im interlobnlären und pleu-
ralen Bindegewebe. Dagegen lässt Ribuekt. der im Uebrigen K' irs's Befunde bestä-
tigt, das Bindegewebe von der Bronchialwand seinen Ursprung nehmen. Verf. konnte
nun an einem neuen einschlägigen Fall das Verhalten der Bindegewebsprflpfe in den
Alveolen genau so beobachten, wie es Rohm geschildert hat. Dagegen war io seinem
Falle, übereinstimmend mit Ribbebt, der Ansgangepunkt der Bindegewebsentwicklnng
in den Wandungen der Bronchiolen and dem peribronchialen Bindegewebe zu suchen
Verf. lässt es jedoch offen, ob diese Erklärung für alle Fälle xutrifTt. oder, ob nicht
mitunter auch das pleurale Bindegewebe den Ausgangspunkt drs Bindegewebes dar-
ItslUn kann. M. Rothmsnn.
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686
Nolkn. — Robson. — Brdgokb. — Roos.
No. 39
Noten, Een geval van railt-absces, incieie, genezing. Weekbl. ran bei
Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1894, I. No. 10.
Eine 25 jäbr. Frau litt 5 Wochen nach normaler Entbindung an Durchfall mit Leib-
ichmerzen Eine Woche spater Krankheitsgefühl, continnirlich- remittirende» Fieber,
geringe Esslnst, häufige dünne Entleerungen. Einige Wochen lang blieb der fieber-
hafte Zustand der gleiche, erregte den Verdacht eines Typhus, da die Milz rergrOisert
(bei Perkussion), nnd einige Flecken auf dem Unterleibs vorhanden waren , die
Roseola zu sein schienen. Nach einer Woche war der Zustand etwas besser,
jedoch nach eioigen Tagen traten plötzlich Nachts stechende Schmerzen in der linken Seite
mit Athemnot (Pleuritis) auf. Milz deutlich fühlbar, nach einer Woche noch mehr wer*
grSfsert, bei tiefem Druck schmerzhaft, Allgemeinbefinden verschlechtert, kein Frost
oder Schweifs. Punction des pleuritischen Ergusses ergab serflse Flüssigkeit. Operation.
Bautschnitt an der Anssenseite des linken Muscolus rectos abdominis, vom Rippen
bogenrand nach unten verlaufend. Nach Spaltung der Gewebe gelangte das Messer
in eine Hohle, aut der sich ein Liter schmutzig braunen Eiters mit alten Gerinnseln
entleerte, and welche unebene weiche Wände hatte. Tamponade. Verband. Nach
einigen Wochen Genesung. Der plenritische Erguss war beinahe gänzlich resorbirt.
George Meyer.
A. W. HI. Robson, Excision of spina bifida. Lancet 1893, p. 741.
Der einen 35jährigen Mann betreffende Fall zeichnet sich durch die collossale
Grüfte des 4 pints Inhalt fassenden, die Regio lnmbo-dortalis einnehmenden Sackes
aus, während, ausser dass der Sack wiederholt geplatzt war, Beschwerden fehlten.
Die Operation bestand in Ezcision und Ligatur des vorher durch Punction entleerten
Sackes mit Deckung durch einen mit der Basis nach nnten sehenden Hautlappen.
P. Gäterboek.
O. Brugger, Ueber Hyalin- und Amyloiddegeneration mit Ver-
kalkung und Knochenbildung in einem Augenmuskel, entstanden
nach Trauma. Arch. f. Augenheilk. XXVIII. S. 282.
Bei einer 57 jährigen Fran entwickelte sieh nach einem Trenma eine Geschwulst
in der rechten Orbita in der Gegend des Musculus rectus tuperior von knöcherner
Consisteuz. Dieselbe wurde mit Erhaltung des Bulbus exstirpirt , sie hatte die Form
des Muskels und war 15 mm breit und 9 mm hoch. Sie erwies sich als der verdickte
Muskel und war hart und knochenähulich, nur im hinteren Drittel etwas weicher.
Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sich hyaline- und amyloide Degeneration
mit Verkalkung und Knochenbildung. Hontmsna.
Hook, Ueber rheumatische Angina. Berliner klin. Wochenschr. 1894,
No. 25, 26.
Entweder ist die der Polyarthritis voransgehende Angina rheumatischer Natur
durch denselben Iofectionsstoff bervorgernfen und eine frühzeitige Manifestation der
selben, die daranf folgende Erkrankung wäre dann ein wirklicher Gelenkrheumatis-
mus, oder es können nach beliebigen Anginen unter besonderen Umständen pseudo
rheumatische Erkrankungen, Localisationen dee Infeklionsstoffes der Angina in deo
Gelenken und serOsen Häuten, ähnlich wie bei der Gonorrhoe eintreten. Manches
spricht nach Verl, dafür, dass diese letzte Auffassung in vielen Fällen zutrifft, dass
die Polyartbriten nach Angina zu den abgescbwächten Pyämien gehören nnd besonders
nach Tonsillareiterung eintreten. w. Lablln.ki.
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No. 39. ZÖRKKNPÖRFKB. — PAPlfcWBKl. — MaTBKS. — LiVOÜB.
687
Zörkeildörfer, Ueber einen Fall von primärem Darmmilzbrand
beim Menschen. Prager med. Woehensohr. 1894, No. 16.
Z. teilt einen Fall ron Milzbrandsepticämie bei einem Wasenmeister mit, der
tätlich rertief and den er, da eine Eingangspforte der Milzbrandbaciilen nicht aufsu-
finden war, als primären Darmmilzbrand anspricht. Schcurlen.
",W. Papiewski, Ueber den Starrkrampf der Neugebornen. Jahrb.
f. Kinderheilk. XXXVII. S. 39.
V.erf., welcher 10 Falle ron Tetanus neonatorum auf der Grazer Kinderklinik
beobachtet bat, zieht ans seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: Der Wundstarr-
krampf der Neugebornen ist in Bezog anf Aetiologie und Symptomatologie mit dem
Tetanus der Erwachsenen identisch, «erlauft jedoch, wss die Intensität betrifft, viel
schwerer als dieser. — Die neuen Heilmethoden haben bis jetzt beim Tetanus neo-
natorum noch keinen zweifellosen Erfolg aufzuweisen. — Die zu Gunsten der verschie*
denen Heilmethoden angeführten Falle lassen sich in die Kategorie dar Spontanhei-
lungen einreihen. — Bei kurzer Incnbationszeit (1 — 5 Tage) ist der Tet. neon. unbe-
dingt tütlicb, dagegen ist Genesung müglich, wenn die Incubationezeit 6 oder mehr
Tage betrag. Suuthsgen.
DI. Dlathes, Ueber den Vorschlag Fleinf.rs, Reizerscheinungen des
Magens mit grofsen Dosen Wismuth zu behandeln. Cbl. f. innere
Med. 1894, No. 1.
M. hat die FLBnmt'sche Metode bezüglich ihrer Resultate und der Art nnd Weise,
wie die Wirkung des Wismuth zu Stande kommt, einerseits durch klin. Beobachtungen
an Patienten, andereneita durch Experimente an Hunden nnd Kaninchen nachgeprüft
und ist dabei zu folgenden Resultaten gelangt:
1) Die Verteilung des Wismnth’s ist nur in der Zeit unmittelbar nach der Ver-
abreichnng desselben ansschliefslich ron der Schwerkraft abhängig.
2) Später rermengt sich das Wismuth mit dem Msgenscbleim , wird also über
den ganzen Magen ansgebreitet.
3) Die Vorschrift, der Fat. solle eine bestimmte Lage nach der Wismutbverab-
reichong innehalten, ist daher ebenso unnütig, wie lästig.
4) Als Ablagerungsstätte bevorzugt das Witmoth die arrodierten Stellen des
Magens, namentlich nach wiederholten Wismntbgabeo.
5) Es bildet so eine einem Pnlververband ähnliche Decke, nnter welcher das Ulcus
heileo kann.
6) Wismuth regt die SchleimabsonderuDg in hohem Grade an. c. Roseuüi«l.
Lavour, Sur un cas de Syndrome de Weber. Revue neurologique
1893, No. 13.
Der Fall betrifft eine 60jährige Fran, bei der Hysterie, Syphilis, Alcoholis-
mui oder sonstige Intoxication nicht naebznweisen waren. Sieben Kinder; eines
daron tot geboren. Seit einem Jahre (rat wiederholte Male Bewusstseinsverlust
mit Hinfallen auf. Nach einem derartigeu Anfalle zeigte sich eine totale Para-
lyse des linken Ocolomotorius (absolute Ftose, Mydriasis, Strabismus und Diplo-
pie), Paralyse des rechten Obliquus inferior, totale rechtsseitige schlaffe Läb-
mong mit Facialitlähmnng (Orbicolaris ausgeoommeo). Sensibilität und Intelligenz
wireo normal. Die Reflexe waren erhalten und beiderseits gleich Nach der in einer
Schmierknr nnd Darreichung von Jodkali bestehenden Behandlung trat eine deutliche
Besserung ein. Verf. nimmt an, dass es sich um ein ron der Hirnhaut ausgehendes
Gumma handelte, dessen Siti sich unterhalb and dicht bei dem linken Hirnschenkel
befindet, dort wo sein unterer- hinterer Teil vom 3 linken Hirnoerven gekreuzt wird.
Der nahe liegende rechte Oculomotorina ist leicht beteiligt, daher Lähmnng des Obli-
ques ioferior. K. Grub«.
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688
BrISSAÜD. — FLATAÜ. — SI.OCÜM.
No. 39
E. Brissaud, Localisation corticale des mouvements de la face.
Progres med, 1893, 30. Dec.
F.s handelt lieh uro eine SOjAbr. Patientin, welche 2 Jahre vorher eine rechts-
seitige Hemiplegie mit Verluat der Sprache erlitten, aich aber im Hanfe der Jahre
soweit gebessert hatte, dass aie wieder sprechen nnd auch ihre Gliedmassen wieder ge-
brauchen konnte. Myocarditiscbe Beschwerden führten sie dann in's Krankenhaus;
dort fanden sich kaum mehr Andeutungen der früheren Hemiplegie, pnr eine Asym-
metrie im Facialis bestand noch (R<^ L), es besteht rechts Ptosis, an der Facialispa-
rese nimmt auch der obere Ast Teil, R Pupille > L. Die Section ergab einen Er-
weichuogsheerd hinter der pars opercularia der dritten Stirnwindung lioka, welcher
ohngeachtet der Abweichungen vom gewöhnlichen Windungstypus, welche diese
Hemisphäre zeigte, noch dem Bereich der vorderen Centralwindung (unterstes \) zu-
zurechnen war.
Gröbere Asymmetrien im Pedunculus, Pons, io der med. obl. (secundlre Degene-
rationen) fehlten.
Der Terf. zieht ans dieser Beobachtung den Schluss, dass das corticale Facialit-
centrum beim Menschen in dem Teile des Klappendeckels gelegen ist, welcher hinten
an das unterste Ende der RoLtRo'schen Furche stöfst. II. Brasch.
Th. S. Flatatl, Albinismus acquisitus mit Canities. (Vortrag geh.
in der Berliner med. Gesellsch. am 12. Juli 1893). Berliner klin.
Wochenschr. 1894, No. 8.
Bei einem 12j&hrigen Mädchen aind Kopfhaare und Koplhant bis auf einige
wenige kleine Stellen, die dafür auffallend dunkel gefärbt erscheinen, vollkommen
pigmentloi. Am Körper finden sich ebenfalls zahlreiche Vitiligoflecke von verschie-
dener Gröfse, auch die spärlichen Schamhaare sind grau. Dagegen zeigten sich Ge-
sicht, Augenbrauen und Wimpern normal pigmentirt. — Die Veränderungen begannen
vor etwa 5 Jahren auf der Nackenbaut und breiteten sich dann auf den Kopf ans,
wo die Entfärbung nicht fleckenweise, sondern gleicbmäfsig, wenn auch an einigen
Partien, wie der Schläfe und Hinterhauptsgegend etwas früher, als an anderen auf-
getreten seiD soll. — Aetiologisch kommen in dem Falle vielleicht seelische Erregungen
and eine strenge körperliche Züchtigung, die gerade den Kopf betroffen hatte, in
Betracht. H. Müller.
H. Slocuni, A problem in abdominal surgery: why is the nterus
retained after the ovaries are removed? Medical News 1893, Oct. 7.
In einer grofsen Anzabt von Fällen bestehen die Beschwerden der Frauen nach
Entfernung der Ovarien fort; die Ursachen hierfür können sehr verschieden sein;
eine Hauptqnelle derselben kann durch die gleichzeitige Beseitigung des Uteros ent-
fernt werden; umsomehr, da der Uterus einerseits nicht unbedingt erforderlich ist für
das weitere Wohlbefinden der Fran, nnd er andererseits häufig den Sitz für ander-
weitige Erkrankungen sein kann.
Die Operationsdauer wird nach S. durch die gleichzeitige Entfernung des Uterus
nicht wesentlich verlängert; der auf die Operation folgende Shock wird anscheinend
sogar verringert Die Gefahr einer Nachblutung durch Abgleiten einer Ligatur ist
ebenfalls geringer, ebenso die Gefahr der Infection von Seiten des znrückbleibenden
Cervicaicanals weniger grofs, wie bei den znrückbleibenden Tubenstümpfen. — Deshalb
empfiehlt S. dringend bei Tuben- und Ovarien • Erkrankungen den Uterus mitsuent-
fernen. A Martin.
Einsendungen für du Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bern hardt (Berlin W.
FrantösLsehc Straf.se 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Bertlo.
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>Cy\
- t
Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; ans Schlüsse
<les Jahrgangs Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrgangs«
90 Mark; tu beziehen
durch alle Bachhandlun-
gen and Postanstalten.
nicdicinisc hcn Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. «. Oktober. No. 40.
Enhaltt Cart allo a. Pachon, Verdauung beim Hund ohne Magen. — S mit a, Ueber
die Bildung der Schwefelsäure im Organismus. — Tanol, Anteil des VerdauuDgstractui
an der Respiration. — Lehmann, Milchuntersuchungen. — Mdbcatbllo, Deber die
angeborenen Spalten des Schädels und der Wirbelsänle. — KAfer, Rowbi.l, Deber die
Aether- und Chloroformnarcose. — Bibb, Behandlung der Tuberculose der Glieder mit
Stauungshyperämie. — Hirsch, Deber Orbitalphlegmone. — Kablinski, Höoeb-
■ tidt n. Lin« es, Pettbnkofkr, Deber Aetiologie und Verbreitung der Cholera.
— Ykrbin, Deber die Pest io Hongkoog. — Hirschlapp, Bedeutung der Haut-
venen am Thorax. — Riioit., Deber Megalogastrie und Gastrectasie. — Bubis,
Ueber das Spermin. — Mitcdbl, Lkwin und Bissa, Deber Erythromelalgie und
locale Asphyxie. — Schlebinqeb, Eibenlobb, Sonnbnbubo , Chabcot,
MOllbb, Fälle tob Syringomyelie. — S4olas, Autoiotoxication bei Geistesstörungen.
— Nsdbbbobb, Deber die Carunkelo der Harnröhre. — Quincke; Deber die Per'
spiratiou bei Hautkrankheiten. — Esilbakb, Drsache des Geburtseintritts. —
Schwarze, Behandlung der Dysmenorrhoe. — Reichel, Fall tod acuter Pbosphor-
Ttrgiftung-
Saiht- M aetin, Methan im Blut der Herbiroren. — Bclow, Glycerinphosphor-
säure im Harn. — Lindemann, Einfluss der Dreterenunterbindung auf das Nieren-
parenchym — Puelpb, Totalexstirpation der Scapula. — Elbbnbebo, Deber idio-
pathische Hodenentxflndung. — Toeka, Neue Behandlungsmethode der Phimose. —
Kohles, Multiple Knochentuberculose. — Dbmoulin, Intermittirende Hydrooe-
pbrose. — Deeio, Debsr Exophthalmus traumaticus. — Giese, Temperaturmessungen
im Conjunetiralsack. — Wabisbmaen, Frühzeitige Lungentuberculose. — Köster,
Wirkung des Salophens — Gieebiicb, Angeborene Dilatation dee Dickdarms. —
Sbabp, Wirkung des Hyoscins — Zieoi.er, Grofse traumatische Magenwandcyste.
— Minoazziei, Geber den Sammeltrieb Geisteskranker. — König, Seltene Form
too Kinderlähmung. — Richet, FbbA, Wirkung der Chloralose. — Mac p hall,
Mokbo, Peripherische Nenritis nach Influenza bezw. Masern. — Fabbt, Deber
Psorosperroien bei Hautkrankheiten. — Böses, 4 Fälle too Hydroa Tacciniforme. —
Sseliorahn, Behandlung der Sterilität. — Wilson, Vorausbestimmung des Ge-
■cblecbts. — Robenstein, Ueber die mechanische Erweiterung des Muttermundes.
— Bloom, Oxalsäure als Emmenagogum. — Stöcker, Fall tod CerTicalschwanger-
icbsft. — Walker, Oebermangansaures Kali bei MorphiumTergiftung. — Fkieds-
bibo, Vergiftung mit Lysol und Carbolsänre.
XXXII. Jahrgang.
44
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690 Cakvallo, Pacbon, Verdauung eto. — Smith, Ueber Bildung etc. No, 40
J. Carvallo et V. Pachon, Recherches aur la digestiou chez un
chien aans eetomac. Arch. de Physiol. VI. p. 106.
VerfF. haben an einem Hund mit reaecirtem Magen die Hypo-
these von Bo.n.ik geprüft, dass eioe wesentliche Function des Magens
darin besiehe, Fäulnisskeime zu zerstören und den Organismus vor
der Aufnahme putrider Stoffe zu schützen. Zu dem Zwecke wurde
der operirte Hund teils mit frischem gekochtem, teils mit faulendem
Fleisch gefüttert und dieselbe Nahrung zur Controle einem intacten
Tiere verabreicht. Dabei zeigte eich, dass beide Tiere ohne jede
nachweisbare Störung das faulende Fleisch vertrugen. Verf. warnen
nun davor, aus diesem Ergebniss den Schluss zu ziehen, dass der
gesunde Magen keine antiseptische Function habe, vielmehr folgt
nur daraus, dass auch diese Function des Magens im Notfall vom
Darmkanal übernommen werden kann, ebenso gut wie die Verdau-
ung von Eiweiie.
Von nachweisbaren Verdauungsstörungen bei dem operirten
Hunde zeigten sich: unvollkommene Nahrungsaufnahme veranlasst
durch Diarrhoeen bei Milchfütterung, bedeutende Verlängerung der
zur Nahrungsaufnahme erforderlichen Zeit, unvollkommene Aus-
nützung rohen Fleisches, während gekochtes in normaler Weise
ausgenützt wurde. Uurthle.
W, J. Smith, Weiteres über die Schwefelsäure-Bildung im Orga-
nismus. Pflüger’s Arch. Bd. 57, S. 418.
Von den bisher vom Verf. in Bezug auf ihre Eigenschaft, im
Organismus Schwefelsäure zu bilden, untersuchten schwefelhaltigen
Körpern haben nur die Thiosäuren ein positives Resultat ergeben,
während Sulfide, Sulfone, Mercaptol und Thioaldehyd nicht oxydirt
wurden. Auch die Sulfonsäuren werden nach früheren Versuchen
des Ref. nicht oxydirt , mit Ausnahme der Oxäthylsulfosäure =
Isäthionsäure, von welcher 29.2 pCt. des Schwefels zu Schwefel-
säure oxydirt wurden. Da diese Säure eine Ausnahme bildet, wie-
derholte S. den Versuch mit derselben und fand bei subcutaner
Injection des Natriumsalzes gleichfalls Oxydation, wiewohl nur
19.2 pCt. — Nach dem Verhalten des Aethylmercaptans bei der Oxy-
dation mit Salpetersäure erschien es unwahrscheinlich, dass diese
Substanz im Körper angegriffen werde. Dennoch ist dieses der
Fall. Ein Hund mit annähernd constanter Stickstoff- und Schwefel-
ausscheidung oxydirte von 1.593 g innerlich eingegebenem Natrium-
äthylmeroaptid 53.7 pCt. , von 4.99 g 37.5 pCt. des Schwefels zu
Schwefelsäure. Dieselbe Hündin, welche zu dem zweiten Versuch
mit Natriumäthylmercaptid gedient hatte, erhielt 1.022 g Aethylmer-
captan per os. Von demselben wurden 70.2 pCt. oxydirt. Das
Aethylmercaptan hatte schnell vorübergehende physiologische Wir-
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Ko. 40. Tanol, Anteil des Verdauungstractus an der Respiration. 691
kuagen: das Tier wollte nicht fressen und war sehr träge und
schläfrig, die Zunge hat eine tief dunkelblaue h'ärbung; nach 3
Stunden waren alle diese Symptome verschwunden. G. Salkowski.
F. Tangi, Ueber den respiratorischen Gaswechsel nach Unterbin-
dung der drei Darmarterien. Arch. f. Anat. u. Physiol. Pbysiol. Abt.
1894, S. 283.
Um den Anteil des Darms und seiner Drüsen an der Production
der Kohlensäure und den Verbrauch von Sauerstoff festzustellen,
hat Scossk vor einigen Jahren die Darmarterien unterbunden und
die Respiration vor und nach der Operation untersucht. Gegen
diese Methode ist einzuwenden, dass sie sehr eingreifend ist, was
daraus hervorgeht, dass die Tiere bereits nach einigen Stunden
starben. T. hat die Versuche mit der Modification wiederholt, dass
die Darmarterien nur vorübergehend auf kurze Zeit 12—18 Minuten
geschlossen, dann aber wieder freigegeben werden, nur die sehr
kleine A. mesenterica wurde ganz unterbunden, da es sich heraus-
stellte, dass es für den Versuch gleichgültig ist, ob dieses Gefäfs
unterbunden wird oder offen bleibt. Immerhin ist auch dieses Ope-
rationsverfahren, welches genau beschrieben wird, sehr eingreifend,
was daraus hervorgeht, dass die Tiere nur 6 bis 7 Stunden, im
besten Falle 12 Stunden am Leben bleiben. Ueber dhs Ursache
des Todes lässt sich nichts Bestimmtes angeben. Die Circulation
scheint sich nach Lösung der Ligatur nicht vollständig wiederher-
zustellen, wenigstens zeigen Magen und Darm eine sehr blasse
Farbe.
Es wurde nun in Phase I der O- Verbrauch und die CO,-Pro-
duction am unversehrten Tier festgestellt, in II nach Ligatur der
Arterien, in III nach Aufhebung der Ligatur. In 5 einwandsfreien
Versuchen sank nach vorübergehender Ligatur der Darmarterien
der O-Verbrauch um 9.15 bis 35.33 pCt., die C02-Ausscheidung
nur 9.46 bis 26.52 pCt., die Verringerung des Sauerstoffverbrauchs
ist fast ausnahmslos bedeutender, als die der CO,- Ausscheidung,
der Quotient
CO,
o
wächst also an. — Was
die Aenderungen des
GaswechselB nach dem Lösen der Ligatur betrifft, so wurde die
ursprüngliche Gröfse des Gaswechsels nur in einem Falle erreicht,
in allen anderen war dieselbe zwar höher, wie vorher, aber doch
unter der Norm. Der Anteil des Darms an der Respiration ist
jedenfalls höher als dem Gewicht desselben im Verhältniss zum
ganzen Körper entspricht: nach einigen von Verf. angestellten
Wägungen betrug (bei Kaninchen, an denen die Versuche aus-
schliefslich angestellt sind) das Gewicht von Magen, Darm, Leber,
Pankreas, Milz und Mesenterium durchschnittlich 9.5 pCt. des
Körpergewichts, während ihre Beteiligung am Gaswechsel bis auf
30 pCt. steigen kann. Dieses Ergebniss stimmt überein mit den
44*
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692 Lrhmann, Milchuntersuchangen. No. 40
Beobachtungen von Magrus-Lkwy und früheren von Mkhrihg und
Zuntz Ober die Abhängigkeit der nach Aufnahme von Nahrung auf-
tretenden Steigerung des Gaawechsels von der Verdauungsarbeit.
Der — stets in der linken Carotis gemessene — arterielle Blut-
druck stieg nach Unterbindung der Darmarterien stets an, aller-
dings nur unbedeutend, nämlich um 5.4 bis 19.2 mm Quecksilber.
E. Salkowski.
J. Lehmann’s, Milchuntersuchungen. Mitgeteilt von W. Hkmprl.
Pflüger’s Arch. Bd. 56, S. 558.
L.’s Metode gründet eich auf die Beobachtung, dass poröse
Thonkörper (Thonteller) die Eigenschaft haben, das Milchserum
aufzusaugen unter Zurücklassung des gesammten Casein- und Fett-
gehaltes der Milch in Form einer dünnen Haut, und zwar ebenso
gut bei Frauenmilch wie bei Kuhmilch. Man erhält so das Casein
an die anorganischen Salze gebunden, mit denen es in der Milch
als colloidaler Körper vereinigt ist. Indem bezüglich der Einzel-
heiten des Verfahrens auf das Orig, verwiesen wird, seien hier nur
die wesentlichsten Ergebnisse berichtet. Der Durchschnittsaschen-
gehalt des mittels des Thonseparators gewonnenen „genuinen“ Kuh-
kaseins beträgt im Mittel 7.2 pCt., wovon ,9/,0 aus Kalkphosphat
bestehen. Der Phosphor ist im Caseinmolekül wahrscheinlich seiner
Gesammtmenge nach in einer von der Phosphorsäure sich ableiten-
den esterartigen Verbindung vorhanden und zwar ergiebt sich für
den Gehalt an Phosphor im Molekül berechnet auf Pa05, 1.18 bis
1.5 pCt., des aschehaltigen Caseins Das genuine Casein ist als eine
Doppelverbindung von Caseincalcium mit phosphorsaurem Kalk an-
zusehen und zwar ist 1.45 — 1.75 pCt. CaO direkt an das Casein
gebunden. Das aschefreie Casein besteht aus C 54 — H 7.04 — N
15.6 — P 0.847 — S 0.771 pCt. Der S-Gehalt des genuinen Kuh-
caseins ist 0.723, der des Frauencaseins 1 09, der Kalkphosphatge-
halt 6.6 resp. 3 2 pCt. ; das Kuhcasein ist daher viel reicher an
Phosphaten, aber S ärmer als das Frauencasein. Als mittlere Zu-
sammensetzung der Kuh- resp. Frauenmilch berechnet Verf Casein
3.0 resp. 1.2, Albumin 0.3 resp. 0.5, Fett 3.5 resp. 3.8, Zucker
4 5 resp. 6, Asche 0.7 resp. 0.2, Wasser 88 resp. 88.5. Die mit
Säuren abgeschiedene Caseinfällung enthält bei Frauenmilch 3 Th.
Fett auf 1 Th. Casein, bei Kuhmilch nur 1.16 Th. Fett auf 1 Th.
Casein. Wird nun zur Kuhmilch so viel Fett gesetzt, dass das
Casein- und Fettverhältniss das gleiche ist wie in der Frauenmilch,
so scheidet sich auch in der Kuhmilch das Casein als feines Ge-
rinnsel ab; die gleiche Eigenschaft kann der Kuhmilch durch Zu-
satz von Hühnereiweifs gegeben werden. Um die Kuhmilch der
Frauenmilch möglichst ähnlich zu machen, räth Verf., die Kuhmilch
so weit mit Wasser zu verdünnen, bis der Caseingehalt derselben
dem der Frauenmilch gleichkommt, also mit 1 '/* Vol. Wasser und
hierauf derselben soviel Rahm (von ermitteltem F'ettgehalt), Milch-
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No. 40.
Muscatku.o, Uebor die angeborenen Spalten etc
693
zucker und Hühnereiweifs zuzusetzen, bis das Gemisch der Frauen-
milch entsprechende Mengen von Fett, Milchzucker und Albumin
enthalt. Das Eiweifs von einem Höhnerei, mit 4 Esslöffeln YY'asser
versetzt, gequirlt und durch Leinwand geseiht, genügt für 3 Por-
tionen der zu verabreichenden Milch. Mit der so präparirten Milch
ernährte Säuglinge gediehen vortrefflich. J. Munk.
Ci. Muscatello, Ueber die angeborenen Spalten des Schädels und
der YVirbelsäule. Arch. f. klin. Chir. Bd. 47. S. 162.
Auf Grund ausgedehnter klinischer und pathologisch -anatomi-
scher Untersuchungen sucht Verf. ein zusammenfassendes Bild
von den Spaltbildungen am Schädel und an der Wirbelsäule zu
geben.
I. Die Spaltbildungen am Schädel werden eingeteilt in
Acranie, wenn das ganze Schädeldach oder doch der grösste Teil
desselben fehlt (Holoacrania und Mesoacrania), und in die ange-
borenen Schädelhernien oder Cephalocelen mit partiellen
Knochenlücken. Die letzteren wurden bisher in Encephalocele,
Hydroencephaloeele und Meningocele eingeteilt. Ein Teil der als
Encephalocelen zusammengefassten Fälle gehört aber nach Ansicht
des Verf. zur Mesoacranie. Diese Gruppe bezeichnet er als Exen-
cephalie; es handelt sich hier stets um den Austritt eines Hirn-
abschnitts in seiner Totalität aus einer Knochenöffnung. Bei den
eigentlichen Cephalocelen unterscheidet Verf. die Encephalocy sto-
cele und die Meningocele.
Es werden nun 8 Fälle von einfacher und komplicirter Ence-
phalomyelocele berichtet, die teils in der propädeutisch-chirurgischen
Klinik zu Padua teils im Strafsburger pathologischen Institut unter-
sucht wurden. Es würde hier zu weit führen, auf die zahlreichen
interessanten Details der einzelnen Fälle einzugehen. Dieselben sind
im Original nachzulesen. Die Encephalocystocele entsteht mit
dem Austritt eines peripheren Gehirnabschnitts durch eine kleinere
Knochenöffnung und enthält im Innern als Fortsetzung eines der
Hirnventrikel einen mit Flüssigkeit von wechselnder Menge ange-
füllten Hohlraum. Gröfsere zusammenhängende Hirnteile sind da-
bei nie nach aussen verlagert. Die die innere YYrand der Cyste
ausklcidende nervöse Substanz kann bei starker Flüssigkeitsansamm-
lung vollkommen atrophisch werden und zeigt dann Erweiterung
und Neubildung der Gefäfse; diese Schicht bezeichnet man dann
als Area cerebro-vasculosa. Die beiden Blätter der Pia mater sind
oft verwachsen und durch Erweiterung der Lymphgefäfse stark
verdickt; ja es kann schliefslich zu elephantiastischen Bildungen
kommen. Dagegen bildet die Dura mater niemals eine Hülle des
Tumors, sondern endet am Rande der Knochenöffnung durch Ver-
schmelzung mit dem Pericanium. Die Haut über der Geschwulst
ist atrophisch.
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694
Mcscatbllo, Ueber die angeborenen Spalten
No 40
Was das klinische Bild der Encephalocystocele betrifft, so ist
der Tumor nuss- bis kindskopfgrofs, kurz gestielt; die Haut dünn,
voll Teleangieksasieen, selten geschwfirig zerfallen. Häufig ist Fluc-
tuation nachweisbar; Druck verkleinert den Tumor nicht, führt je-
doch zu Reizerscheinungen des Gehirns. Eine wesentliche Verän-
derung der ganzen Schädelform ist nicht zu konstatiren. Wichtig
sind die vom Verf. 2 Mal beobachteten Sehnervenatrophien bei
Occipital-Hernien, die vielleicht in diagnostischer Hinsicht Bedeu-
tung erlangen können.
Die Meningocele cranialis ist seltener, als früher angenom-
men wurde, da die atrophisch gewordenen Hirnteile ohne genaue
mikroskopische Untersuchung leicht übersehen werden können. Verf.
berichtet über 2 reine Fälle von Meningocele und hat auch hier
das Fehlen der Dura über dem Tumor konstatiren können. Die
Differentialdiagnose gegenüber der Encephalocystocele kann sehr
schwierig sein; völlige Durchsichtigkeit spricht für Meningocele.
Möglicherweise wäre hier auch die chemische Untersuchung der
Flüssigkeit von Bedeutung, auf die Verf. nicht eingeht. Denn die
Flüssigkeit der Encephalocystocele stammt aus den Ventrikeln, die
der Meningocele gehört den Arachnoidalblättern an.
II. Die Spaltbildungen an der Wirbelsäule werden ge-
wöhnlich als Spina bifida zusammengefasst. Nach dem Vorgang
von Rbcklinohausks’b bezeichnet Verf. mit letzterem Namen nur die
mit Hernien einhergehenden Spalten, die Spalten ohne Tumoren
dagegen als Rachischisis. Die letztere, sowohl total als partiell,
ist mit dem Leben unvereinbar. Bedeutung für den Praktiker hat
nur die eigentliche Spina bifida occulta.
Die Myelomeningocele beruht auf dem Offenbleiben der
Medullarrinne; sie bildet breit aufsitzende Tumoren, die am häufig-
sten in der lumbosakralen, am seltensten in der sakralen Region
Vorkommen. An der Oberfläche sind nach v. Rkcklinghacskk drei
Zonen zu unterscheiden, die Zona dermatica, epithelo-serosa und
medullo-vasculo8a. Die von Flüssigkeitsansammlung in den Sub-
arachnoidalräumen gebildete Höhle ist von Nervenwurzeln durch-
zogen. Nach oben und unten von der Geschwulst schliefst sich
das Rückenmark zum Kanal zusammen. Die Geschwulst ist ge-
wöhnlich weich, fluktuirend; an ihrer Seite fühlt man die Reste der
Wirbelbögen. Als Begleiterscheinung findet sich Nabelhernie, Klump-
fufs, Lähmungen. Verf. berichtet über 3 derartige Fälle.
Die seltenste Form der Spina bifida ist die Meningocele;
Verf. vermag nur über einen derartigen Fall zu berichten. Auch
hier fehlt die Dura mater in der Wand des Tumors; die Flflssig-
keitsansammlung liegt in der Arachnoidea. Der häufigste Sitz der
Meningocele ist die Kreuzbeingegend. Der Tumor ist durchschei-
nend; die Cyslenwand ist gewöhnlich von Nervenästen der Cauda
equina durchzogen. Bei weiter Knochenöffnung kommt es zur
Complication mit Rückenmarksvorfall.
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No. 40.
des Schädels und der Wirbelsäule.
695
Die Myelocystocele kommt durch Entwicklung eines Hydro-
myelus in dem schon geschlossenen Medullarrohr zu Stande; diese
Form ist verhältnissmäfsig häufig zu beobachten. Die Wand des
Tumors wird nach aussen von den weichen Rückenmarkshäuten ge-
bildet, an die sich nach innen die oft nur aus einer Epithelschicht
bestehende Rückenmarkssubstanz anschliefst. Der häufigste Sitz ist
die Lendengegend, der seltenste die Brustgegend. Andere Hem-
mungsbildungen an Wirbelsäule und Rumpf gehen nebenher. Nie-
mals werden in der Geschwulsthöhle Nervenstränge gefunden.
Neben 2 Fällen von typischer Myelocystocele, von denen die eine
im Brust-, die andere im Lendenmark sich befand, berichtet Verf.
Ober eine Myelocystomeningocele dorsalis, der Verbindung
einer Myelocystocele mit einer vom dorsalen Teil des Rückenmarks
ausgegangenen Meningocele, ferner über eine Myelocystomen in-
gocele dorso-ventralis, bei der eine Myelocystocele dorsalis mit
einer Meningocele ventralis verbunden war, dann über eine Myelo-
cystomeningocele ventralis, bei welcher die dorsale Wand des
Rückenmarks am Tumorgipfel safs, und sowohl die geplatzte Myelo-
cyste als auch die Meningocele ventralwärls nach dem Wirbelkör-
per zu liegen, endlich über eine Kombination von Encephalocysto-
cele occipitalis, Myelocystocele im Halsmark und Myelomeningocele
im Lendenmark. Das gemeinsame Vorkommen der letzten beiden
Bildungen ist so zu erklären, dass das Medullarrohr im Halsmark
früher geschlossen ist als im Lendenmark.
Die Spina bifida occulta endlich, von der Verf. 2 Fälle
berichtet, sitzt am häufigsten in den caudalen Abschnitten der
Wirbelsäule. Die Haut über derselben ist gewöhnlich dünn, gerö-
tet, narbenartig; dieses narbenartige Aussehen der Haut geht ge-
wöhnlich mit der Anwesenheit heterologer Gewebe im Wirbelkanal
einher (Dermoidcyste, Cholesteatom, Myofibrolipom etc.). Am inte-
ressantesten ist die Hypertrichose der Haut, die von Vibchuw als
Folge eines chronischen Entzündungsprocesses , von v. Rbckuno-
haüsbh als Hyperplasie angesehen wird. Die Knochenöffnung ist
gewöhnlich palpatorisch nachweisbar. Komplicationen sind Krüm-
mungsanomalien der Wirbelsäule, Klumpfufs, Sensibilitätsstörungen
an den Beinen.
Verf. geht zum Schluss näher auf die Frage nach der Ent-
stehung der Schädel- und Wirbelspalten ein. Entgegen den zahl-
reichen früher aufgestellten Theorien sieht Verf. einen wesentlichen
Faktor für die Missbildungen des Nervensystems in den primär ent-
standenen Knochenläsiouen; doch genügen diese allein nicht zur
Erklärung; das Fehlen der Dura mater über allen diesen Tumoren
ist der zweite wichtige Faktor. Bedingt ist dieser Defect durch
eine regelwidrige Entwicklung der mesenchymalen skeletogenen
Schicht, die sich nicht in Meningeal- und Knochenschicht differen-
ciert und der Aplasie verfällt. So kommt es zum Fehlen der Dura
und zur mangelnden Verknöcherung. Die Bildung der Hernie
kommt nun dadurch zu Stande, dass an der Lücke der Dura der
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696 Käfkr, RoWKLr, Uober die Aether- u. Cbloroforninarcose. No. 40
Gefäfsdruck steigt, und so, da der Druck der Cerebrospinalflüssig-
keit gröfser als der des Fruchtwassers ist, die Gehirnsubstanz heraus-
getrieben wird. Durch die sich dabei ausbildende chron. Entzün-
dung nimmt die Flüssigkeitsansammlung zu; der Tumor wächst.
So ist also die Gehirnhernie die Folge einer Entwicklungshemmung.
Dasselbe gilt für die als Myeiomeningocele und Meningocele be-
zeichneten Formen der Spina bifida; bei der Myelocystocele kommt
noch das gestörte Längenwachstum der Wirbelsäule hinzu, welches
das normal wachsende Rückenmark zur Faltung zwingt und durch
Circulationsstörungen Hydromyelus herbeiführt.
Die primitive Störung ist bereits in einer Wachstumshemmung
der frühesten Embryonalanlage zu suchen. Die Natur der Störung
ist jedoch unbekannt: alle versuchten Erklärungen, wie Verwach-
sung des Ammion mit den Achsenteilen des Embryo, zu enges Am-
nion u. a. m. sind unzureichend.
Was die Behandlung der Missbildungen betrifft, so steht Verf.
der Kompression, der Elektrolyse, den parenchymatösen Injectionen
skeptisch gegenüber und hält die Excision des Tumors für das
rationellste Verfahren. Bei den Schädelhernien ist nur schwere
Sehstörung und anderweitige hochgradige Missbildung Kontraindi-
kation, da es grausam wäre, derartigen unglücklichen Geschöpfen
das Leben zu verlängern. Bei der Myeiomeningocele verwirft Verf.
das operative Vorgehen entschieden, da die Rückenmarksverände-
rungen zu hochgradige sind, um auch nur geringe Besserung er-
warten zu können. Die einfache Meningocele und die einfache
Myelocystocele sind zu operiren, dgl. die Myelocystomeningocele
dorsalis. Bei der Myelocystomeningocele dorso- ventralis und vor
allem ventralis ist dagegen jede Operation zwecklos. Kontraindi-
cation in allen Fällen ist Hydrocephalus.
Bei der Operation hat man wiederholt versucht, sowohl die
Ilautnarbe zu verstärken als auch knöchernen Verschluss der Lücke
zu erzielen. Verf. rät, diese Methoden nur bei gröfseren Defekten
zu versuchen, nicht aber zur Regel zu erheben. Die Prognose der
Operation ist, wenn nicht schon vorher eine Eiterung bestand, sehr
günstig.
Der ungemein fleifsigen, klar geschriebenen Arbeit sind 2 Ta-
feln mit Abbildungen von Tumoren und mehrere schematische Zeich-
nungen beigegeben. M. Rothmann.
1) N. Kaefer, Ueber Aethernarcose. Aus dem evangelischen Ho-
spital in Odessa. St. Petersb. med. Wochenschr. 1893, No. 25.
2) G. Rowell, The accidents of anaesthesia. Qov’s Hosp. Rep. N. S.
IIL XXXIV, p. 433.
I) K. berichtet über 150 unter Leitung des Oberarztes Frickks
in dem evang. Hospital zu Odessa angestellte Aethernarcosen. Etwa
in dem 5. Teil der Fälle wurde stärkere Absonderung Seitens des
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"No. 40. KÄFKH, Rowbm,, Uebor die Aether- u. Chloroforinnarcose.
697
IVIundes und der Athemwerkzeuge gesehen, und zwar bei 4 Patt,
die letztere ohne SalivatioD. Einmal trat nach der Narcose leichte
Bronchitis auf. In keinem Fall wurden durch diese bei Kindern
häufiger als bei Erwachsenen beobachteten Erscheinungen Störungen
bedingt. Lästiger ist das Erbrechen, das3 unter 90 mit Angaben
versehenen Narcose, mehr oder minder stark 26 Mal wahrgenommen
wurde. Die gröfseren Ansprüche, welche die Aetherisation an die
Respiration stellt, kann die Ursache von Gegenanzeigen gegen die-
selbe werden, andererseits ist ein Hauptvorzug des Aethers das
Verhalten der Herzthätigkeit, deren Sinken selbst nach Narcose
von 1 */j — 2 Stunden nicht erfolgt. Die Pupillen verhalten sich
nach K. beim Aether ebenso wie beim Chloroform, dagegen ist die
Aufhebung des Hornhaut-Reflexes ein minder sicheres Zeichen als
bei dieser. Fast ausnahmslos zeigte sich im Beginn der Aether-
narcose ein fleckiges Erythem der Brustgegend, nach K. eine Folge
der directen Einwirkung der Aetherd&mpfe auf die Brusthaut. Bei
einem Epileptiker wurde 1 Mal ein Anfall während der Narcose
gesehen, im Uebrigen kommt beim Aether ebenso wie beim Chloro-
form ein Exaltationsstadium ziemlich häufig vor, unter 90 Fällen
ist es 42 Mal und zwar 10 Mal darunter in stärkerem Grade, na-
mentlich bei Potatoren gesehen worden. Dagegen gestaltet das
Erwachen ebenso wie das subjective Befinden eich viel günstiger
nach der Aether- als nach der Chloroformnarcose. Erbrechen wurde
zwar unter 90 Fällen 21 Mal verzeichnet, erreichte aber nie einen
höheren Grad und in 4 — 5 Stunden sind meist alle Folgen der
Aethernarcose überwunden: bei 1 Epileptiker und bei 2 hysteri-
schen Frauen kam es zu vorübergehender psychischer Erregung.
Die Zeit bis zum Eintritt der vollen Narcose betrug bei 77 ver-
wertbaren Fällen im Mittel 10l/j, in maximo 4, in minimo 3 Mi-
nuten, doch ist kein Fall vorhanden, in dem der Aether völlig ver-
sagte. Die Dauer der Narcose betrug unter 82 Fällen bei 22 eine
Stunde und mehr, bei 1 sogar 130 Minuten; in diesen 82 Narcosen
betrug der mittlere Aetherverbrauch = 2.1 ccm pro Minute, in den
22 längeren Narcosen aber nur 1.5 ccm. Als Maske dient ein (in
mehreren Gröfsen vorrätiges) mehrfach mit Flanell überzogenes
Drahtgestell und wird dieses von vornherein mit 15 ccm Aether
begossen. Nach einigen Athemzügen wird zum besseren Luftab-
schluss ein Handtuch übergelegt. Hierauf wird noch einmal 20 bis
25 ccm aufgegossen und nach einigen Athemzügen das Handtuch
wieder aufgelegt. Bei schwer zu Narcotisirenden ist diese Aether-
gabe mehrfach zu wiederholen, bei Kindern die Dosis herabzusetzen.
Als Hauptgegenanzeigen gegen den Aether führt K. Respirations-
erkrankungen an.
2) Nach einer Aufzählung aller nur denkbaren Zwischenfälle
bei der chirurgischen Narcose unter Beibringung von klinischen
Beispielen aus dem Goy’s Hospital wird die alte Theorie des Herz-
todes bei Chlorolorm und des Todes durch Asphyxie bei Aether
betont. In Uebereinstimmung hiermit sind die durch das Chloro-
ed by Google
698 Bikb, Behandlung der Tubereulose mit Stauungshyperämic. No. 40
form bedingten Zwischenfälle lebensgefährlicher als die vom Aether
ausgehenden und zwar betreffen diese mehr das Stadium der un-
vollständigen Anästhesie, als das der ausgemachten Narcose. Für
letzteres soll man nach Listrr nur die Hälfte des Chloroforms ge-
brauchen wie für ersteres. Mischungen, welche Chloroform enthalten,
wirken dabei wie verdünntes Chloroform. Zum Chloroformieren
soll einfach freies Aufgiefsen aus einer Tropfflasche verwendet
werden; Apparate wie der Jcnkrr’s sind, weil unzuverlässig, zu
verwerfen. Bei Zweifel Ober die Fortschritte der Narcose soll man
mit dem Chloroform so lange aussetzen, bis der Reflex der Horn-
haut wiedergekehrt ist. Bei vorsichtiger Darreichung von Chloro-
form dürfen keine Zufälle seitens des Herzens eintreten.
Die Darreichung von Aether soll nach denselben Grund-
sätzen geschehen wie die des Chloroforms. Bei beiden Mitteln ist
auf Puls und Atmung gleichzeitig zu achten. P. Güterbock.
A. Bier, Aus der kgl. chir. Universitätsklinik zu Kiel. Behandlung
chirurgischer Tuberculose der Gliedermassen mit Stauungshype-
rämie. Festschrift zur Feier seines 70jähr. Geburtstages Fbikpbich
v. Esmahch überreicht. Kiel und Leipzig, Lipsius und Tiscbbh 1893,
S. 55.
Durch die Immunität, welche Herzfehler gegenüber der Tuber-
culose der Lunge und zwar um so mehr bieten, je stärkere Rück-
stauungserscheinungen sie intra vitam gemacht haben, ist B. zu
Versuchen der Tuberculosenbehandlung mit künstlicher Hyperämie
veranlasst worden. B. verwertet vornehmlich die Stauungshyperä-
mie, welche er durch Application einer Constriction oberhalb der
erkrankten Stelle erzeugt, und es kann diese Stauungshyperämie
meist Wochen und Monate hindurch ohne Schaden ertragen wer-
den; selbst bei Auftreten von peripherem Oedem ist sie unbedenk-
lich. Störungen durch Empfindlichkeit der Haut bezw. Decubitus
traten nur in 2 Fällen auf und hat die Behandlung den Vorteil,
dass sie auch den Gebrauch der betr. Extremitäten und namentlich
Umhergehen gestattet. Erfolgreich so behandelte Fälle von 1) Ge-
lenk- und Knochentuberculosen, 2) Sehnenscheidentuberculosen,
3) Tuberculosen der Drüsen, 4) der Haut, 5) des Unterbau tzell-
gewebes, 6) Lupus und 7) Nebenhoden und Hodentuberculose
werden kurz berichtet. Bei letzterer ist die Voraussetzung, dass
der Saamenstrang noch frei ist und der Constrictor an die Wurzel
des Scrotum gelegt werden kann. Zum Schluss giebt Verf. eine
theoretische Erklärung des Verfahrens, das durch Bindegewebsneu-
bildung, entzündungsähnliche Vorgänge und Begünstigung gemeiner
Eiterung an Stelle tuberculöser Processe wirkt. Die Herstellung
reiner Wundflächen ist eine Gegenanzeige gegen die Constriction
(Hklfbbicb). Die Gefahr der Verschleppung und Verbreitung der
Digitlzed by Google
No. 40. Hirsch, üeber Orbitalphlegmone. — Karlinski, Hö<iRBSTKOT u. 699
Tuberculose, welche den Verfahren der Erzeugung activer Hype-
rämie (z. B. durch die heifse Luftbehandlung, die KocH’schen Injec-
tionen) zukommt, teilt sie dagegen nicht.
P. Güterbock.
C. Hirsch, Ueber Orbitalphlegmone. Prager med. Wochenschr. 1894,
No. 14-20.
H. giebt die Krankengeschichte von 7 Fällen von Orbital-
phlegmone aus der Prager Augenklinik. In 3 von ihnen folgte
die Affection einer vorher vorgenommenen Extraction eines cariösen
Molarzahnes des Oberkiefers derselben Seite und führte in einem
Falle zur Vereiterung des Bulbus, in den beiden anderen zu Seh-
nervenatrophie bei erhaltenem Bulbus: Der 4. Fall war auf eine
von einer cariösen Zahnwurzel ausgehenden Periostitis mit folgen-
dem Empyem der Highmorshöhle zurückzufübren. Hier trat eben-
falls Sehnervenatrophie bei erhaltenem Bulbus ein. Beim 5. Falle
bestand eine Ulceration luetischen Ursprungs der Mund- u. Nasen-
echleimhaut, welche Dakryocystitis und phlegmonöse Entzündung
zur Folge hatte. Hier kam es zur Amaurose unter dem Bilde der
Embolia arteriae centralis retinae. Im 6. Falle kam es ohne be-
kannte Ursachen unter den Allgemeinerscheinungen einer Infections-
krankheit zu einer Orbitalphlegmone, welche Ulceration der Cornea
veranlasste. Der 7. Fall betraf ein 9 Monate altes herabgekom-
menes Kind, mit vielen Ober die ganze Körperoberfläche zerstreuten
Eiterherden. Bei ihm entwickelte sich ein retrobulbärer Abscess,
in dessen Eiter Streptococcen nachgewiesen wurden. Es trat Ver-
eiterung der Cornea ein und das Kind erlag einer Pneumonie.
In Betreff des Zustandekommens der frühzeitigen Erblindung
nach Orbitalphlegmone bei intaktem Bulbus spricht sich II. dahin
aus, dass als ursächliches Moment in Betracht kommt: Neuritis
retrobulbaris, entstanden durch direkte Fortpflanzung der Entzün-
dung auf den Sehnerven selbst; Leitungsunterbrechung im Sehnerven
durch Compression desselben in seinem gefäfslosen Abschnitte; Cir-
culationsstörungen in Opticus und der Retina durch Compression
der Opticusgefäfse durch das rasch gewachsene Volumen des orbi-
talen Zellgewebes und zwar entweder der Arteria centralis retinae
allein oder der Arterie und Vene gleichzeitig. Horstmann.
1) Karlinski, Kleine Beiträge zur Aetiologie der Cholera. Wiener
med. Wochenschr. 1894, No. 7. S. 267.
2) Högerstedt u. Linsen, Die Cholera im Herbst 1893. (Ber.
a. d. Männerbaracke des Peter-Paulhospitals zu St. Petersburg).
St. Petersb. med. Woohenschr. 1894, No. 7, 8.
3) Pettenkofer, Choleraexplosionen und Trinkwasser. Münohner
med. Wochenschr. 1894, No. 12.
1) Die mehrfach auftauchenden Publicationen über das Nicht-
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700 LiKöKjf, Pbttenkoker, UeberAetiologic u. Verbreitung d. Cholera. No. 40
auffinden von Cholernvibrionen bei klinisch ausgesprochener Cholera
veranlasste K. zu vorliegender Veröffentlichung; das reichhaltige
Material des Jahres 1893 von Dscheddach, El Tor und Konstanti-
nopel stand ihm zur Verfügung. Bacteriologisch wohl untersuchte
Fälle bilden die Publication. Der erste Fall handelt von einer
foudroyanten Cholera bei dem in den Dejektionen weder mikros-
kopisch, noch durch das ScHOTTKuos’sche oder Plattenverfahren,
Choleravibrionen nachzuweisen waren. Dagegen fanden sie sich
bei der Section massenhaft im Blinddarminhalt. Beim zweiten Fall
konnten in den 8 ersten typischen Reiswasserstühlen keine Vibrionen
gefunden werden, dagegen fanden sie sich nach wesentlicher Besse-
rung im Allgemeinbefinden in einer breiigen gallig gefärbten De-
jektion. Im 3. Fall waren in den ersten zwei Dejektionen typische
„Fischschwärme“ von Vibrionen zu sehen, nach 24 Stunden waren
sie verschwunden und blieben 5 Tage lang weg. Aehnlich verhält
sich der 4. und 5. Fall, in dem die am 1. Tag vorhandenen Vibri-
onen vom 2. bis 10. Tag verschwanden und erst nach Calomel am
11. Tag wieder erschienen.
Im Falle 7 waren noch am 18. Tag der Rekonvalescenz Cho-
leravibrionen in den normalen Fäces nachzuweisen , und Fall 8,
ein Handlanger im Choleraspital zeigte nie Cholerasymptome, war
vollständig gesund, hatte aber in seinen normalen halhfesten Stühlen
virulente Choleravibrionen.
2) Das genannte Barackenlazareth bestand vom 21, August
bis 1. Nov. 1893; es kamen 208 männliche Kranke zur Behand-
lung, wovon 97 genasen und 111 starben = 53.4 pCt. Meist han-
delte es sich u.n Tagelöhner und um Handwerker, die in ungüns-
tigen hygienischen Verhältnissen lebten, von solchen starben 57.2 pCt.,
während von 50 besser situirten nur 17 = 36 pCt. starben. Die
grösste Frequenz fiel in die Zeit vom 27. Aug. bis 19. Sept.
Klinisch unterscheiden die Verff. 3 Formen der Cholera: eine
Cholera levis, in der bei positivem Cholerabacillennachweis nur
leichte Krankheitserscheinungen auftraten; eine Cholera simplex, die
gewöhnliche Form aber ohne Stadium algidum und eine Ch. gravis
mit Stadium algidum. Von den 57 Fällen der Cholera levis starben
4 = 7.0 pCt., von 39 der simplex starben 10 = 25.6 pCt., von 112
der gravis 97 = 86.6 pCt. 35 Fälle gehörten zur Cholera ful-
minans.
Fäculent war der Stuhl nur 15 Mal, sonst reiswasserähnlich.
24 Mal wurden klonische und tonische Krämpfe des ganzen Rumpfes
beobachtet. Die Temperatur sank 3 Mal auf 33 °C. In der Agone
war vollständige Bewusstlosigkeit sehr selten. In 42 Fällen schloss
sich an die überstandene Cholera ein Choleratyphoid an, von dem
die Verff. eine drastische Schilderung geben.
Die Therapie bestand in Calomel und dem von Hüppk empfoh-
lenen Tribromphenolwismuth; eine besonders günstige Wirkung haben
die Verff. von keinem der 2 Mittel gesehen. 45 schwere Fälle
Digitized by Google
No. 40.
Ybbsin, Ueber die Pest in Hongkong.
701
wurden mit intravenösen Kochsalzinfusionen behandelt, je 1 '/* Liter,
davon genasen 7 = 15 5pCt.
3) Der Aufsatz P.’s richtet sich gegen die Kocu’sche Arbeit
,,d\e Cholera in Deutschland während des Winters 1892 — 93“. Dort
war die Nachepidemie in Hamburg, die Winterepidemie in Altona
und die Choleraepidemie in Nietleben besprochen worden; die letzte
Epidemie verlief nach dem explosiven Typus der Cholera, die
ersteren beiden nach dem schwachen langsam und nicht hoch an-
steigenden und ebenso wieder langsam abfallenden Typus. Der
erste Typus entsteht nach Koch durch Infektion des Trinkwassers,
und der Choleravibrio wurde auch im Sommer 1893 in Hamburg
im Trinkwasser und später auch in Nietleben nachgewiesen. P. im-
ponirt aber das Auffinden des Vibrio im Wasser nicht, denn er
hält es Iflr ganz selbstverständlich, dass zu Cholerazeiten der Cholera-
vibrio in’s Wasser fällt und dann gelegentlich dort gefunden wird.
Weiterhin giebt es aber nach P. unumistöfsliche epidemiologische
Thatsachen, welche beweisen, dass Choleraexplosionen vorgekommen
sind, ohne dass man sie vom Trinkwasser ableiten konnte. Als
solche föhrt P. die Cholera 1873 in der Gefangenanstalt Laufen
und 1854 und 1873 in Mönchen an. In der That ähnelt die Lau-
fener Epidemie der in Nietleben ausserordentlich und der Beweis,
dass das Trinkwasser nicht an der Epidemie Schuld sein konnte,
muss als gelungen bezeichnet werden. Auch wurde damals an der
Wasserversorgung nichts geändert und die Cholera verschwand
ebenso rasch wie in Nietleben.
Die Hamburger Cholera vom Sommer 1892 vergleicht P. mit
der Münchens vom Sommer 1854; beide ähneln sich wieder sehr
und da letztere nicht vom Trinkwasser abhing, brauchte nach P.
die von Hamburg auch nicht dadurch bedingt sein.
Ganz besonders nachdrücklich spricht P. den letztjährigen
Schutzmafsregeln jede Bedeutung für die Verhinderung der Cholera ab.
Schourlen.
Yersin, Sur la peste de Hongkong. Comptes rendus 1894, 119. Bd.,
No 5. S. 356.
Die vorliegende kurze Mitteilung ist ein Brief J.’s, den derselbe
aus Hongkong an das Institut Pasteur richtete. J. war dorthin
zum Studium der Pest geschickt worden.
Er schreibt: die Inkubation der Pest dauert 4 — 6 Tage; dann
tritt die Krankheit plötzlich und heftig auf, beginnend mit allgem.
Abgeschlagenheit; vom ersten Tag an erscheint der Bubo, der in
den meisten Fällen ein bubo inguinalis ist; kontinuirliches Fieber,
häufig mit Delirien; meist Verstopfung, selten Diarrhoe. Tod nach
24 Stunden oder nach 4 — 5 Tagen; steht es länger an, so erweicht
der Bubo und die Prognose wird besser.
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702 Hibscblaff, Bedeutung des Venenkranzes am Thorax. No. 4Ö
Bei der bacteriologischen Untersuchung, die er erst am Leben-
den anstellte, fand er zunächst im peripherischen Blut nichts.
Dagegen fand er in den Bubonen iu Reinkultur einen kleinen
kurzen Bacillus mit abgerundeten Enden, der eich nach Gbam nicht
färbt, aber Gentianaviolet annimmt. Bei 8 Kranken fand er den
Bacillus; ebenso bei 2 an der Pest Gestorbenen; er ist sehr zahl-
reich in den Bubonen, seltener in den Qbrigen Lymphdrüsen und
kommt vereinzelt auch im Blut im Moment des Todes vor. Leber
und Milz sind geschwollen und enthalten den specifischen Bacillus.
Mäuse mit Buboneneiter inficirt sterben an einer reinen Septi-
cämie innerhalb 24 Stunden; eie enthalten in ihren Organen und
im Blut den specifischen Bacillus. Meerschweinchen gehen in 3 bis
6 Tagen gleichfalls an einer Septicämie zu Grunde.
Der Bacillus lässt sich leicht auf Agar kultiviren, auf dem er
weifsliche Scheiben bildet. Schearlen.
W. Hirsch! aff, Ueber das Vorkommen und die Bedeutung eigen-
artiger Figuren erweiterter Hautvenen am unteren Teil des Thorax.
Deutsche med. Woohenschr. 1894, No. 11.
Bei vielen Individuen, und zwar überwiegend Männern, findet
sich am unteren Teil des Thorax eine Reihe baumförmig verästelter
Ektasieen kleiner venöser Gefäfse. Dieser Gefäfskranz hat seinen
Sitz am unteren Rippensaum, gewöhnlich in einer Linie, die der
Grenze des Ansatzes der Brust- und der des Ursprunges der langen
Bauchmuskeln an den Rippen entspricht; er hört immer in der
Gegend der Axillarlinie auf, auch bleibt die Gegend des Sternums
gewöhnlich frei. Während Scbwhningkh (Cbl. 1886 S. 735) diese
— nach seinen Erfahrungen besonders bei Fettleibigkeit vorkom-
menden — Gefäfserweiterungen mit einer allgemeinen resp. einer
abdominellen Plethora in ursächlichen Zusammenhang bringt, sieht
Sahli in ihnen das Produkt der bei hustenden Kranken stattfinden-
den peripheren Stauungen vom Gebiete der Vena mammaria interna
und der Intercostal venen her. — Verf. führt nun in anatomischen
Deduktionen, deren Details im Original nachzulesen sind, aus, dass
für den vermittelst der Venae intercostales resp. der Vena azygos
erfolgenden Abfluss des Venenblutes am Thorax ein durch die Re-
spirationsbewegungen vermittelter Saug- und Druckapparat besteht ;
Störungen dieses Mechanismus müssen sich vorwiegend im Gebiete
der unteren Intercostal venen markiren, da deren Mündungen in die
Vena azygos resp. hemiazygos keine Klappen besitzen. Jene Ve-
nenectasieen finden sich demgemäfs bei Zuständen, bei denen eine
nicht genügende respiratorische Ausdehnung des Thorax neben un-
genügender Contraction der Intercostalmuskeln und mangelnder
Spannung der Pleura vorliegt; denn entsprechend zeigen sie sich
vorwiegend bei Emphysematikern. Perl.
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No. 40. RiEOBr., UeberMegalogastrieetc. — Bubis, UeberSpermin. ?03
F. Riegel, Ueber Megalogastrie und Gastrectasie. Deutsche med.
Wochenschr. 1894, No. 15.
Unter Hinweis auf die Thatsache, dass in der letzten Zeit die
Frage des Salzsäurenachweises alle übrigen Fragen der Magenpa-
thologie in den Hintergrund gedrängt habe, sucht Prof. Rittoia an
einem Pat. klar zu legen, dass das Zusammenfassen aller Unter-
euchungsresultate ein unbedingtes Erforderniss bei der Stellung der
Diagnose sei.
Der Pat., ein 39jähr. Maurer, der eine leichte Insufficienz und
Stenose der Aorta zeigt, aber in keiner Weise Ober Magenbe-
schwerden klagt, besitzt einen grofsen Magen, dessen untere Grenze,
wenn Pat. die bekannte Brausemischung getrunken hat, den Nabel
um drei Querfinger überschreitet, dessen übrige Grenzen aber nor-
male sind. Hieraus erhellt, dass es viel wichtiger ist, die Funktions-
tüchtigkeit, d. h. die motorische Leistungsfähigkeit des Magens zu
bestimmen, als die Gröfse desselben festzustellen. Unter Magen-
ectasie sollte man nur solche Fälle verstehen, bei denen neben einer
Vergröfserung des Magens eine Abnahme der mot. Leistungsfähig-
keit vorhanden ist. Ist letzteres nicht der Fall, so sollte man nur
von Megalogastrie sprechen. Neben diesen beiden Formen giebt
es noch eine dritte, bei der der Magen von normaler Gröfse ist,
dagegen seine motorische Kraft herabgesetzt ist. Das sind die Fälle
von Atonie, von Mageninsufficienz. Wird die Atonie nicht besei-
tigt, so bildet sich aus dem einfach insufficienten Magen ein ecta-
tiseher Magen heraus. Das ist die atonische Magenerweiterung im
Gegensätze zu der infolge einer Pylorusstenose entstandenen. Erstere
gehört in das Gebiet des inneren Mediciners, letztere in das des
Chirurgen. Je früher im Beginne einer Atonie eine zweckent-
sprechende Behandlung eingeleitet wird, um so sicherer gelingt es
einer höhergradigen atoniscben Ectasie vorzubeugen. C. Rosenthal.
Bubis, Sperminum Pokhi. in chemischer, physiologischer und thera-
peutischer Beziehung. St. Petersb. med. Wochenschr. 1894, No. 9—12.
Das von Pokhl aus den Testikeln gewonnene Spermin stellt
eine färb- und geruchlose syrupöse Flüssigkeit von stark alkalischer
Reaction dar, die sich beim Trocknen im Exsiccator zu einer fes-
teren Masse verdickt. Mit Säuren bildet es gut krystallisirende
Salze; das Chlorhydrat bildet prismatische Krystalle, ist in Wasser
leicht löslich, unlöslich in Aether und fast unlöslich in absolutem
Alcohol. Mit Phosphorsäure giebt das Spermin ein saures, ampho-
ter und alkalisch reagirendes Salz. Es giebt eine Reihe characte-
ristischer Reactionen, die im Original eingehend beschrieben sind.
Hervorgehoben sei noch, dass das Spermin keineswegs, wie man
früher annahm, mit dem Aethylenimin oder Diäthylendiamin (Pipe-
razin) ideutisch ist. Puuhl fand das Spermin nicht nur in der Pro-
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704
Bubis, Ueber das Spermin.
No. 40 .
stata und den Testikeln, sondern auch in der Schilddrüse, im Pan-
kreas, in der Milz und in den Ovarien; auch in der Leber und im
Gehirn findet sich ein dem Spermin sehr nahe stehender, übrigens
noch nicht rein dargestellter Körper. Schon diese allgemeine Ver-
breitung deutet mit grofser Wahrscheinlichkeit daraufhin, dass dem
Spermin eine wichtige physiologische Bedeutung zukommt. Pubhl
fand nun, dass das Spermin im Allgemeinen einen ausgesprochenen
Einfluss auf die im Körper stattfindenden Oxydationsprocesse aus-
übt und die Eigenschaft besitzt, die durch verschiedene Momente
herabgesetzte Oxydationsfähigkeit des Blutes wiederherzustellen und
die sogenannte „intraorgane Oxydation“ zu fördern. Versuche am
Tier ergaben kurz folgende Resultate: 1) In Dosen von 0.01—0.04
zeigt es bei subcutaner Einführung an Fröschen eine schwache To-
talwirkung; bei unverändertem oder unbedeutend herabgesetzten
Säurereflex beobachtet man eine Erhöhung der Tactilreflexe. Bei
gröfseren Dosen trat bei Fröschen eine immer schärfer gekenn-
zeichnete deprimirende Wirkung auf, während Säugetiere auch bei
weit gröfseren Dosen, bis 0.5 g durchaus keine Depresionserschei-
nungen zeigten. 2) Spermin wirkt auf Tiere nicht als Stimulans
auf den Geschlechtstrieb, ebensowenig auf die Erection des Penis.
3) Das Spermin erhöht dem Anscheine nach die Lebenskraft von
Tieren mit durchschnittenem Rückenmark: Frösche, denen Spermin
injicirt ist, verlieren nach Durchschneidung des Rückenmarks unter-
halb der Medulla oblongata weniger schnell die Säure- und Tactil-
reflexe, als die Controltiere. 4) Das Spermin erhöht die Wider-
standsfähigkeit des Organismus gegenüber äusseren schädlichen Ein-
flüssen z. B. gegen Gifte (Strychnin, Chloroform). 5) In mäfsigen
und starken Dosen ruft das Spermin bei Fröschen Verlangsamung
und Verstärkung der Herzthätigkeit hervor. Im weiteren Verlauf
seiner Arbeit berichtet B. ausführlich über zahlreiche Versuche am
Menschen, aus denen sich ergiebt: 1) dass das Spermin vollkommen
unschädlich ist; 2) dass es kein Specificum gegen eine bestimmte
Krankheit ist, auch kein Stimulans, dessen Wirkung sich in Ab-
wechslung der Excitations- und Depressionsperiode kundgiebt, son-
dern ein echtes Tonicum physiologicum, d. h. ein im Organismus,
als normaler Bestandteil des letzteren, circulirendes und durch all-
mälig anwachsende tonische Wirkung ausgezeichnetes Mittel. Indi-
cirt ist es bei allen Krankheiten, die sich durch herabgesetzte Intra-
organoxydation auszeichnen; in diese Gruppe gehören Neurasthenie,
Anämie, Marasmus, Diabetes, Arthritis urica, Arthritis deformans,
Tuberculose u. a. Contraindicalionen giebt es nicht. Was die Form
der Anwendung zu therapeutischen Zwecken betrifft, so giebt man
das Spermin in Fällen , wo die Haut vor traumatischen Reizen ge-
schont, oder wo eine langsamere Wirkung erzielt werden soll, inner-
lich per os in Form einer Sperminessenz, 3 Mal täglich 25 — 30
Tropfen. In allen anderen Fällen giebt man es subcutan und zwar
injicirt man eine P.»AvAz’sche Spritze der im Handel vorkommenden
2proc. Lösung. An den ersten Tagen macht man, wenn energi-
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No. 40. Mitchell, Lkwin u. Bund*, Oeber Erythromelalgie eto. 705
schere Wirkung gewünscht wird, je zwei, an folgenden je eine und
sp&ter noch seltenere Einspritzungen. Der tonische Effekt des Sper-
mins ist ein anhaltender, nach einigen Beobachtungen hielt die
Sperminwirkung mehr als drei Jahre an. K. Kronthal.
1) S. W. Mitchell, Erythromelalgie: Red neuralgia of the Extre-
mitis. — Vasomotor. Paralysis of the Extremites. — Terminal
Neuritis (?). Medio&l News 1893, Aug. 19.
2) G. Lewin u. Th. Benda, Ueber Erythromelalgie. Berliner klin.
Wochensohr. 1894, No. 3 — 6.
1) Der erste Fall betrifft eine 40jähr. Frau mit den Erschei-
nungen der localen Asphyxie an den Händen und folgender Gangrän
der Fingerkuppen. Der zweite betrifft einen Mann mit Erythro-
melalgie. Letztere befällt vorzugsweise Männer, während die R\v-
NADD’sche Krankheit (locale Asphyxie) vorzüglich Frauen befallt; die
locale Asphyxie beginnt mit Ischämie, die Teile werden dann blut-
los und weifs und mitunter später dunkelblau, cyanotisch und gan
gränös. Schmerz ist vorhanden oder kann fehlen und ist unab-
hängig von der Stellung der Extremitäten. Die Kälte kann die
Erscheinungen wecken und verschlimmern; dabei kann Anästhesie,
Analgesie und Herabsetzung der Temperaturempfindung bestehen;
meist ist der Process symmetrisch. Im Gegensatz hierzu tritt die
Erscheinung der Erythromelalgie (rosarote Färbung) erst dann ein,
wenn der Fufs oder die Extremität herabhängt; die Färbung geht
mitunter in’s violette oder dunkelrote. Schmerz ist stets vorhanden
und nimmt bei Druck und Herabhängen der Extremität zu; mit-
unter besteht er dauernd; die Hitze und der Sommer verschlimmern
den Zustand. Die Sensibilität bleibt erhalten; oft besteht Hyperäs-
thesie und erhöhte Temperatur, nie Gangrän; der Process kann
asymmetrisch verlaufen. — In einem Falle von Erythromelalgie, der
sehr hartnäckig war, wurden an den Beinen einige Stücke aus den
größeren Nervenstämmen (N. musculo-cutaneus, N. saphenus inter-
nus) resecirt und anatomisch intact befunden; die Erscheinungen
besserten sich danach. Der Verf. sieht in der Erythromelalgie eine
Neuritis der kleineren Nervenenden (terminale Neuritis); doch das
hat nur bei den reinen und typischen Fällen Geltung, nicht aber
in denen, die nebenbei noch Zeichen eines spinalen Leidens zeigen.
Von der RATSAon’schen Krankheit ist die Erythromelalgie streng zu
scheiden. S. Kalischer.
2) Die Verff. haben sich der Mühe unterzogen 40 in der Lit-
teratur niedergelegte Beobachtungen des in letzter Zeit die Fach-
genossen von neuem interessirenden Krankheitsbildes einer kritischen
Sichtung zu unterwerfen, um über das Wesen des Processes Klar-
heit zu verbreiten. Sie kommen zunächst betreffs der Symptoma-
tologie zu dem Ergebniss, dass nicht immer an den Enden der
XXXII. Jahrgang. 45
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706 ScHLKSINGKR, ElSBNLOHB, SoBNKNBÜRO, ChARCOT, MÜLLBR, No. 40
Extremitäten alle 3 Zeichen der Erkrankung (Röthung, Schwellung,
Schmerzen) zugleich vorhanden zu sein brauchen. Im übrigen
sehen sie den Symptomencomplex nicht als ein selbständiges Leiden
an, sondern sie erkennen in ihm nur das Syndrom entweder schwerer
organischer Hirn- und Rockenmarkskrankheiten oder allgemeiner
Neurosen, oder (in selteneren Fällen) einer peripheren Erkrankung.
Innerhalb dieser drei Gruppen bestehen natürlich zahlreiche Ueber-
gänge und Combinationen. M. Brasch.
1) H. Schlesinger, Zur Klinik der Syringomyelie. Neurolog. Cbl.
1893, No. 20.
2) Eisenlohr, Ueber einen Fall von Morvan’scher Krankheit.
Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 25.
3) E. Sonnenburg, Ein Fall von Erkrankung des Schulterge-
lenks bei Gliomatose des Rückenmarks. Berl. klin. Wochenschr. 1893,
No. 48.
4) J. B. Charcot, Arthropathie syringomy41ique et dissociation de
la sensibilit4. Revue Neurologique 1894, No. 9.
5) H. F. Müller, Syringomyelie mit bulbären Symptomen. Deutsches
Arch. f. klin. Med. 52. Bd. p. 259.
1) Sch. macht auf einige bisher weniger beobachtete Punkte
im Symptomencomplex der Syringomyelie aufmerksam:
1. Augenmuskellähmungen; dieselben sollen ein ähnliches Ver-
halten zeigen wie bei Tabes. Sie sind entweder ein Frühsymptom
oder nur vorübergehend.
2. Kehlkopferkrankungen; dieselben sind zu trennen in sensi-
ble und motorische. Erstere bestehen in: Herabsetzung der laryn-
gealen Reflexerregbarkeit, sowie subjektiven Empfindungen wie
Kitzel, Parästhesien im Gebiete des Temperatursinnes. Die moto-
rischen Störungen sind: Störung der Phonation, zuweilen auch der
Respiration; einseitige Posticus- und einseitige Recurrenslähmung
finden sich angegeben. Unter 16 Fällen von Kehlkopflähmung bei
Syringomyelie handelte es sich nur 4 Mal um eine doppelseitige.
Die Kehlkopflähmungen können von den bulbären Symptomen
der Syringomyelie am ersten auftreten, sie können aber auch einem
späteren Stadium des Leidens angehören. Sie treten meist langsam
und schleichend auf, können aber auch plötzlich einsetzen, doch
war in diesen Fällen wahrscheinlich schon vorher eine symptomlose
Affection vorhanden. Der Verlauf ist ein sehr chronischer.
Verf. macht ausserdem noch auf eine von ihm bei Syringo-
myelie beobachtete Dissociation der oberflächlichen und tiefen Druck-
empfindung aufmerksam. Das Gefühl für den auf die Haut selbst
ausgeübten Druck ist erloschen resp. herabgesetzt; der Tastsinn
ist intact und ebenso der auf gewöhnliche Weise geprüfte Druckstnn.
K. Grobe.
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No. 40.
Fälle von Syringomyelie.
707
2) Der 21jähr. Patient litt 1890 an Blasenbildung am Daumen
mit Vereiterung und Panaritien, später noch 7 Mal auch an den
folgenden 3 Fingern der linken Hand. Trotz ausgedehnter Zer-
störung der Phalangen und gröfserer operativer Eingriffe niemals
Schmerzen! Neben diesen VerslOmmelungen an der linken Hand
bestand bei der Aufnahme eine Parese und leichtes Zittern der
betr. Extremität, keine Atrophie, keine electrischen Störungen , da-
gegen beträchtliche Störungen der Temperatur- und Schmerzem-
pfindlichkeit, geringere Alteration des Beröhrungsgeföhls; an der
rechten oberen Extremität begannen sich im Laufe der Beobachtung
ähnliche Abnormitäten erst zu entwickeln. Pupillen und Gesichts-
feld normal. Erhöhte Patellarphänoraene und Achillessehnenreflexe
(L^>R). Die Hautreflexe zeigten das umgekehrte Verhalten. Auf
Pilocarpin schwitzte die linke Seite des Gesichts stärker als die
rechte. Es bestand keine Skoliose. Das Nähere ist im Original
eiDZUsehen.
3) Ein 50 jähriger dementer Patient, Drehorgelspieler und ge-
wohnt seine Beschäftigung mit der linken Hand auszuöben, bot die
Zeichen der Syringomyelie dar. (Thermoanästhesie, Analgesie, Mus-
kelatrophie im linken Arm). Dabei ergab die Untersuchung, dass
die Gelenkpfanne der linken Scapula leer war, der Humeruskopf
war atrophisch. Das deformirte Gelenkende war passiv in die
Pfanne zu föhren, glitt aber sofort in die Stellung einer axillaren
oder subcoracoidalen Luxation zurück. Beschwerden ausser den
Behinderungen der activen Beweglichkeit im Schultergelenk hatte
der Kranke nicht.
Die Atrophie wird der bei Tabes beobachteten und vom Verf.
in directe Abhängigkeit vom Rückenmark gebrachten Gelenkerkran-
kung gleich gestellt. M. Brasch.
4) Eine 57jährige Frau zeigte nach einem leichten Trauma
eine Luxation und Arthropathie des Schultergelenks und die disso-
ciirte Empfindungslähmung im Bereiche dieses Gelenkes; schon vor-
her bestanden die Erscheinungen der Syringomyelie. Bei ihr wur-
den meist die Geleuke der oberen Extremitäten (besonders die
Scbultergelenke) von der Arthropathie befallen. Schmerzen in den
befallenen Gelenken gehören bei der Tabes wie bei der Syringo-
myelie zu den Ausnahmen. S. Kalischer.
5) Der 18 Jahre alte Patient erkrankte 1891 mit Erbrechen,
bekam 3 Monate später Schwäche in der rechten Hand, Kriebeln
im rechten Bein, im Jahre darauf Kopfschmerzen, Schwindel,
Schling- und Athembeschwerden, endlich plötzlich über Nacht eine
Gesichtslähmung, Diplopie, taumelnden Gang, lancinirende Schmer-
zen in der rechten Seite; im Januar 1893 stellte sich Hitzegefühl
im linken Oberkörper und Muskelschwund an der linken Hand ein.
• Die ärztliche Untersuchung deckte die folgenden Symptome auf:
Schwindel, Nystagmus, Parese des rechten Abducens und Contrac-
tur des M. Reet, int., Parese des gesammten rechten Facialis, Ge-
sichtsfeld frei, dissociirte Empfindungslähmung in beiden Trigemini
45*
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708
Sk‘?i,as, Autointoxication bei Geistesstörungen.
No. 40
(Thermohypästhesie, Hypalgesie), Parese des rechten Gaumens und
rechten Recurrens, rechts Hemiatrophie und Hemiparese der Zunge,
Schlingbeschwerden, Fehlen der Rachenreflexe, Herabsetzung der
Larynxreflexe, rechtsseitige Hemiataxie, Muskelatrophie nach dem
Typus Ahan-Dochbnnb rechts, rechtsseitige Neuralgien, Parästhesien
längs der Brustwirbelsäule, dissociirte Empfindungsstörung, (s. o)
im Bereich der rechten und linken oberen Extremität und am an-
grenzenden Rumpf bis zur Medianlinie, Muskelsinnstörung der
rechten Seite, erhöhte Patellarphänomene und Fufsclonus beider-
seits, RuMBKBo’sches Zeichen, hemiataktischer Gang. Im Verlaufe
wurde ein schmerzloses Panaritium beobachtet.
Der Verf. bespricht die den Fall im besonderen kennzeich-
nenden allgemeinen Cerebralsymptomen (Kopfschmerz, Schwindel,
Erbrechen, apoplectiformer Verlauf), welche aber schon in fröheren
Fällen, wenn auch nicht so vollzählig ihre Analogien haben. Fßr
die Differentialdiagnose mit der classischen Bulbärparalyse kommt
die Halbseitigkeit in Betracht, welche immer zu Sensibilitätsunter-
suchungen auffordern muss. M. Brasch.
J. S6glag, Des Auto-Intoxications dans les maladies mentales. Arch.
gönör. de möd. 1893. Nov.
Die 14 Beobachtungen (nervöse und psychische Störungen bei
Dyspepsie, Influenza, Puerperium etc.) sowie die sich anschliefsen-
den experimentellen Untersuchungen lehren, dass man als Gelegen-
heitsursache för intellectuelle Störungen eine gewisse Intoxication
infolge von gastro-intestinalen Störungen und anderen Ernährungs-
anomalien und Infectionskrankheiten in vielen Fällen ansprechen
kann. Bei derartigen intellectuellen Störungen finden sich stets als
Begleiterscheinungen ein Darniederliegen der Verdauungs- und Assi-
mitationsthätigkeit, Abmagerung trotz genügender Nahrungsauf-
nahme und zuweilen auch Fieber. Meist handelt es sich um psy-
chische Verwirrung und Benommenheit verschiedenen Grades mit
oder ohne Sinnestäuschungen; die Delirien ähneln denen aus an-
deren toxischen Ursachen wie Alcohol, Blei u. s. w. Als Haupt-
mittel gegen diese Störungen ist ein Heben der allgemeinen Ernäh-
rung anzusehen, welches zugleich die Ausscheidung der toxischen
Substanzen begünstigt und ihre Neubildung verhindert. Obwohl
diese Erscheinungen zu Gunsten einer Autointoxication sprechen,
fehlen för jede Psychose durch Autointoxication einstweilen noch
alle bindenden Beweise (in chemischer, experimenteller Hinsicht
u. s. w.). Alle bisherigen Arbeiten konnten die Frage über psy-
chische Störungeu durch Autointoxication nicht lösen und muss
man nach anderen Wegen für ihre Lösung suchen. S. Ealischer.
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No. 40. Nkobküc.b«, Carunkeln etc.— Quinckk, Perspiration b. liautkrankk. 709
«T. Neuberger, Ueber die sogenannten Carunkeln der weiblichen
Harnröhre. (Aus der Klinik des Prof. Nkisskr in Breslau). Berl.
klin. Wochenschr. 1894, No. 20.
Verf. konnte die Carunkeln in 12 Fällen klinisch und histo-
logisch genau studiren. Es handelte sich meist um erbsen- bis
bohnengrofse, intensiv rote, seltener gröfsere und graugelbliche,
breitbasig oder gestielt gewöhnlich in der unteren Harnröhrenwand
wurzelnde Geschwülste. Sie fanden sich vorzugsweise bei mit Go-
norrhoe behafteten Personen, einigemale jedoch auch bei solchen,
welche sicher niemals an Tripper gelitten hatten. Jedenfalls aber
scheint die gonorrhoische Entzündung, wo sie besteht, zu ihrer Pro-
liferation Anlass zu geben; Verf. sah sie mehrfach auf dem Grunde
kleiner, auf eine Gonorrhoe zurückzuführender Geschwüre. Auch
von den erkrankten Lrrraii’achen Drüsen scheinen eie nicht selten
auszugehen. Subjective Beschwerden machen die in jedem Lebens-
alter vorkommenden Carunkeln nicht. Verwechselt können sie
werden namentlich mit einem Prolaps der Urethralschleimhaut, fer-
ner mit hyperplastischen Fällen der unteren Harnröhrenwand , mit
spitzen Condylomen und anderen Geschwülsten. Histologisch be-
stehen die kleinen Tumoren aus lockerem, von entzündlichen Infil-
traten durchsetzten Bindegewebe und aus stark (cavernös) erwei-
terten, von reichlichen Plasmazellen umgebenen Gefäfsen; Drüsen
fanden sich nur in einigen Fällen. Practisch ganz besonders wich-
tig erschien es aber, dass sich mehrfach die Carunkeln und speciell
die Drüsen in ihnen als Schlupfwinkel von Gonococcen erwiesen.
Es dürften deshalb auch manche Fälle von Gonorrhoe nicht zur
Heilung gebracht werden können, so lange nicht die Carunkeln
operativ entfernt werden. H. Müller.
II. Quincke, Ueber die Perspiration bei Hautkrankheiten. Dermat.
Zeitsohr. S.-A.
Die Beobachtung, dass bei Personen mit ausgebreiteten Eczemen
oft die Spärlichkeit und Concentration des Urins mit der gleich-
zeitigen Steigerung des Durstes auffällig contrastrirt, veranlasste den
Verf. bei derartigen Kranken und daneben des Vergleichs wegen
bei anderen, nicht hautleidenden, aber unter denselben äusseren
Verhältnissen lebenden Patienten durch längere Zeit den Unter-
schied zwischen dem aufgenommenen und dann durch den Urin
ausgeschiedenen Flüssigkeitsquantum zahlenmäßig zu bestimmen.
Volumetrisch gemessen wurden täglich die 24stündige Harnmenge
und der flüssige Teil der Nahrung; die aus beiden Zahlen gezogene
Differenz (.Perspirationszahl*), welche wegen der verschiedenen
Flüssigkeitszufuhr auch in Procenten dieser letzteren ausgedrückt
wurde, bezeichnete dann, wenn man von manchen Fehlerquellen
der Methode absieht, den Wasserverlust durch Lungen und Haut
und da bei dem ruhigen Verhalten sämmtlicher Kranken die Wasser-
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710
Ksilmahh, Ursache des Geburtseiotritts.
No. 40
abgabe durch die Lungen eine sehr gleichmäfsige und bei den
meisten ähnliche gewesen sein dürfte, konnten die Abweichungen
hauptsächlich der Hautperspiration zugeschrieben werden. — Eis
zeigte sich nun bei den Eczematösen wie bei den Hautgesunden
ein sehr bedeutendes Schwanken der „Perspirationszahlen“ wie der
„Perspirationsprocente“ , doch erwiesen sich die Mittelzahlen bei
den Hautkrankheiten durchgängig hoher als bei den anderen. Im
Mittel betrugen die Perspirationszahlen für die letzteren 603, för
die Eczematösen 1008, die Perspirationsprocente 26.2 bezw. 50.1.
Und zwar scheint es, dass die Perspiration durchschnittlich mehr
gesteigert ist bei den acuten als bei den chronischen, mehr bei den
acut erythematösen als bei den schuppenden Formen; vermuthlich
ist bei diesen durch die Schuppen und Borken, resp. durch die
angelegten Verbände die Verdunstung bald etwas gehemmt. Es
würde dies mit der Anschauung übereinstimmen, dass die Perspira-
tion nicht ein rein physikalischer Vorgang ist, sondern durch eine
wirkliche Thätigkeit der lebenden Haut geregelt wird. Beim Eczem
würde auch bei erhaltener Epidermis diese Thätigkeit gesteigert
sein. — Auch in zwei Fällen von ausgebreiteter Psoriasis erwiesen
sich die Perspirationszahlen höher als in der Norm, vielleicht weil
durch die Behandlung mit Chrysarobin künstlich ein Erythem er-
zeugt war. H. Müller.
Keilmann, Ueber die Ursache des rechtzeitigen Geburtseintritte.
Petersb. med. Wochenschr. 1894, No. 23.
Verf. will den Beweis liefern, dass das Verhalten des Gebär-
mutterhalses in Verbindung mit seinen nervösen Organen, die als
Bewegungscentrum für den Uterus dienen, den Austritt der Frucht
bewirke. Ebenso wie Scheide und Uterus nehme während der
Schwangerschaft auch der Cervix zu, und wenn nun der vorliegende
Teil die Nervenelemente mechanisch reizt, so werden Wehen aus-
gelöst. Dem Ein wände, dass bei Entrauterinschwangerschaft, also
bei leerem Uterus auch rechtzeitig Wehen sich einstellen, tritt Verf.
mit dem Hinweis auf eine von Schrbnk (Dissertat.) aufgestellte
statistische Zusammenstellung von 610 Fällen entgegen, bei denen
unter 25, deren Schwangerschaft mit lebendem Ei 40 Wochen be-
stand, 8 Mal Wehen oder wehenartige Schmerzen eingetreten sein
sollen. Diese seien nicht beweiskräftig, da sie nicht unter Controle
von Sachverständigen konstatirt seien, die objectiv konstatirten hält
K. für „peritonitische“ oder für schmerzhafte Zusammenziehungen
der Fruchtsackwand. Als positiven Beweis für seine Ansicht führt
er einen Fall aus seiner Praxis an, bei dem, während vorher der
Kopf im kleinen Becken stand und kräftige Wehen vorhanden wa-
ren, durch Anfüllung der Harnblase der Kopf wieder beweglich
wurde und die Wehen cessirten, während nach Entleerung der
Blase die alten Verhältnisse wieder eintraten. Für des Verf.’s An-
sicht spricht ferner der oft verzögerte Eintritt der Geburt bei Mehr-
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No. 40.
Schwahzb, Behandlung der Dysmenorrhoe.
711
trebahrenden und bei engem Becken. Ebenso sind die verschiedenen
^Methoden der Wehenerzeugung deshalb so schwankend in den Er-
folgten, weil es nicht immer gelingt, die nervenreichen Partien des
Gebärmutterhalses zu treffen. Doch stellt Verf. nicht in Abrede,
dass durch Reizung des Gehirns und Rückenmarks Uterusbeweg-
ungen ausgelüst und namentlich regulirt werden. Ebenso, wie
aber für die Herzganglien der sensible Character nachgewiesen
ist, so wird auch der Geburtseintritt durch die sensiblen Cervix-
Ganglien reflectorisch ausgelöst. A, Martin.
Schwarze, Ueber die Behandlung der Dysmenorrhoe. Therapeut.
Monatsh. 1894, No. 5.
Vom therapeutischen Gesichtspunkte teilt Verf. die Dysme-
norrhoe in zwei grofse Gruppen ein: die eine, bei der sich nach-
weisbare entzündliche Affectionen am Genitalapparat zeigen, die
andere bei welcher solche fehlen. Diese nicht entzündlichen For-
men der Dysmenorrhoe fasst er unter dem Begriff der constitutio-
nellen Dysmenorrhoe zusammen; er verweist in diese Klasse neben
der Dysmenorrhoe ohne nachweisbaren pathologischen Befund auch
die Dysmenorrhoe bei der pathologischen Anteflexio, Retroflexio
und den verschiedenen Formen mangelhafter Entwicklung des Uterus.
Er vertritt die Ansicht (Fhitsch u. a.), dass die Dysmenorrhoe mit
der Lageveränderung als solcher nichts zu thun hat, dass vielmehr
in diesen Fällen ebenso wie bei den Stenosen deB Ausseren und
inneren Muttermundes sowie des ganzen Cervix der Uterus stets
mangelhaft entwickelt ist und eben die Hypoplasie die Hauptrolle
spielt.
Die Behandlung dieser zweiten Gruppe richtet sich häufig nur
gegen die gleichzeitig bestehende Chlorose und gegen die bestehen-
den Schmerzen (Antipyrin, Phenacetin, Antifebrin, Exalgin, Natr.
salicylic. später Codein, Opium, Atropin und Belladonna, Morphin)
Verf. warnt vor dem Missbrauch der Narcotica und empfiehlt vor
Einleitung einer localen Therapie angelegentlich die gymnastisch
mechanische Behandlung (Thure Brandt) und als zweites Mittel das
Viburoum prunifolium (Fluidextr. von Parkkb, Davis & Co.), in
Amerika auch sehr geschätzt als Verhinderungsmittel bei drohendem
Abort und als Prophylacticum bei habituellem Abort. Es wird
verordnet 5 — 7 Tage vor der Regel und während derselben 3 Mal
täglich ein Theelöflfel Verf. erzielte in den nicht entzündlichen For-
men der Dysmenorrhoe hierdurch ausgezeichnete Erfolge.
Von den localen Eingriffen empfiehlt Scb. die locale Massage
' und regelmäfsige Sondirung des Uterus vor der Regel, event. In-
trauterinstifte. Vor der instrumenteilen Dilatation ist ein Versuch
der von Frankreich eingeführten electrischen Behandlung angezeigt
(galv. Strom 50—150 M. A. negat. Pol: Aluminiumsonde im Uterus;
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712 Rbichki-, Pall v. acuter Phosphorvergiftung. — Saint-Maetin. No. 40
posit, Pol: breite Electrode auf dem Abdomen oder faradiscber
Strom: bipolare Sonde im Uterus.).
In den hartnäckigsten Fällen, die jeder Behandlung widerstehen,
ist ev. die Castration indicirt. Zum Schlüsse erwähnt Sch. noch
die in neuester Zeit auegefohrte Behandlung mittels Hypnose
(Bbunnbbkg io Upsala). A. Martin.
O. Reichel, Ein Fall von acuter Phosphorvergiftung. Blutung in
die N. vagi. Compression des ductus thoracicus und fehlender
Icterus. Glycosurie. Wiener klin. Wochenschr. 1894, No. 9, 10.
Der sehr genau beobachtete Fall aus Nkusskb’s Klinik betraf
ein 24 jähriges Mädchen, welches 18 Packele Zündhölzchen in Oel
gelöst getrunken hatte. Der Autor berechnet die genossene Menge
zu 7 — 8 g Phosphor; nach den uns bekannten Zahlen um das Zehn-
fache zu hoch. Die Vergiftung führte in 3 Tagen zum Tode, nach-
dem kurz vor diesem Abort ohne wesentliche Blutung eingetreten
war. Die Krankheitserscheinungen bestanden in Uebelkeit, Er-
brechen, starkem Kopfschmerz, zunehmender Prostation, ferner Fieber
mit sehr kleinem und frequenten Puls, Arhythmus, Gefühl von
Herzstillstand, ausgesprochener Dyspnoe, heftigem Singultus. Als
Ursache dieser Erscheinungen war aber während des Lebens eine
Blutung in der Vagi diagnosticirt worden und wurde auch bei der
Section neben den gewöhnlichen Befunden nachgewiesen; auf die
Affection des Vagus dürfte auch die beobachtete Zuckerausscheidung
(1.3 pCt.) zurückzuführen sein. Auffallend war das Fehlen der
Gelbsucht — auch der Harn enthielt keine Gallenbestandteile, und
der Darminhalt war gallig gefärbt — trotz hochgradiger Leberver-
fettung. Verf. führt dies auf die gleichzeitige Verlegung des ductus
thoraoicus durch ein Blutextravasat zurück. Die klinische Unter-
suchung ergab ferner Leucocytose und Spuren von Pepton im
Harne, freies Fett in diesem, Eiweifs (entsprechend der starken
Nieren Verfettung), keine Fleischmilchsäure (trotz starker Verfettung
der Muskulatur). Vom Gesammtstickstoff entfallen etwa 60 pCt. auf
Harnstoff. Fr. Strassm&nn.
h. Saint-Martin, Sur la prdsence de l’hydrog&ne et de l’hydrogfene
protocarbon4 dans l’azote residual du sang. Compt. med. Tom.
119. No. 1.
In Uebereinstimroung mit den Angaben von Täcks, dass die Exspirationslnft too
Kaninchen nachweisbare Quantitäten von Wasserstoff nnd Methan enthalt nnd in Be-
stätigung einer gleichen Angabe fQr das Blot von Herbixoren fand Verf. in 1 Liter
Rinderblnt 0.41 bis 0.6t ccm Wasserstoff and 0 68— 0.69 ccm Methan. Der Sauer-
stoff wurde aus dem durch Aospampen erhaltenen Bintgasen dnrch Absorption mit
hydroschwefligsanrem Natron entfernt B. Sslkowskl.
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No. 40. BOlow. — Lindbmakn. — Phblps. — Elsbkbbho. 713
K. Bülow, Ueber Glycerinphosphors&ure. Pflüger’s Archiv Bd. 57,
S. 89.
Füllt man aas Hundebarn (es wurde der von 5 Tagen gesammelte verwendet)
die Phosphate mit Magnesiamischong aus, dampft das Filtrat ein und mit konceotr.
Salzsäure tor Trockne ein, so bekommt man nunmehr eine kleine Menge Phospbor-
säure, 6 mg B, P04 fflr den Tag, die nur als Aetberphospborsäuren abgespalten sein
kann. Anf innerliche Eingabe von 3 g glycerinphospborsaurem Kalk stieg die Aus-
scheidung von Aetherphosphorsäuren auf 1 1 mg, bei subkutaner Injection von 3 g gly-
cerinphosphorsanrem Natron in wässriger Losung am 1, Tage anf 12 mg, am 2. Tage
zeigte sieh keine Erhöhung. Auch stieg die Anssebeidnng an Aetherpbosphorsänren
nicht an, als 6 Tage hindurch je 3 g Salol gegeben wurden in der Vermuthnng, es
konnte sich die Phospborsäure , gleichwie die Schwefelsäure, mit phenolartigen Sub-
stanzen in Aetherphosphorsäuren vereinigen. Also wird die Glycerlnpbosphorsäure,
gleichviel ob sie ans der Nahrung oder dem Körper stammt, im Organismus nahezu
vollstlndig zerlegt. j. Munk.
W. Lindemann, Ueber das Secretionsvermögen des Nierenparen-
chyms nach Harnleiterunterbindung. C.-Bl. f. allg. Path. u. path. Anat.
1894, Ho. 11.
Nach Harnleiterunterbindung tritt zunächst eine venOse Hyperämie des Nierenge-
webes ein, dem das Stadiom des Oedems nnd der Anämie mit starker Erweiterung der
Harnkanllchen folgt. Zugleich werden die secernierendeo Stlbchenepithelien der letz-
teren in flache kubische Zellen verwandelt. Endlich kommt es znm Verschwinden
des Epithels, Ersatz des sekretorischen Nierenparenchyms durch grobfaseriges Binde-
gewebe, in dem nur die Glomeruli mit erweiterten Kapseln erhalten bleiben.
Während bei der normalen oder hypertrophischen Niere nach intravenöser Injec-
tion von tndigschwefelsanrem Natron das Indigokarmin durch das Stäbchenepitbel der
gewundenen Kanälchen in Krystallform ausgescbieden wird, die Glomeruli das-
selbe nicht entscheiden, wird es nach Harnleiterunterbindnng in den beiden ersten
Stadien in geringerer Menge aasgeschieden; im Stadium der Atrophie dagegen sieht
man die Kapselränme der Glomeruli mit Eiweifs und amorphen IndigokarminkGrnchen
ausgefüllt. An weniger veränderten Stellen fehlt die Anssebeidnng vollkommen. Diese
pathologische Sekretion in den Glomernli findet sieb bei anderen ezperimentell er-
zengten Nierenerkranknngen nicht, M. Rothmann.
A. M. Phelps, Total extirpation of the sapula with the arm re-
tained. Philadelphia med. and sarg. Reporter 1893, S. 9.
Betrifft einen 42jäbrigen Pat. mit Fibrom der linken Scapnla. Nach Labosn-
bscz längs der Spina bis znm Aorominm, und senkrecht auf dessen Mitte nach unten
gehender Schnitt. Der dadurch gebildete Lappen wurde z. Tb. necrotisch und zwar,
wie P. glaubt, infolge ungenügender Ernährung nach der vorherigen Dnrchschneidnng
der Aa. snprascapnl. n. scapul. poster. P. empfiehlt daher einen abgerundeten drei-
eckigen, die Scapula amschneidenden Lappen mit der Basis nach oben und dass bei
bösartigen gefäßreichen Geschwülsten die A. snbclav. durch temporäre Umstechung
comprimirt wird. Unter 118 Fällen von Exstirpation der Scapnla mit Erhaltung des
Armes betrafen 53 Geschwülste 9 Caries oder Verletzung, 51 nicht näher bezeiebnete
Zustände. Es starben 26, 3 blieben ohne Resultat und berechnet P. die Gesammt
resolute auf 22 pCL P. Güterbock.
A, Elsenberp, Giebt es eine idiopathische Nebenhoden- u. Hoden-
entzflndung? Wiener med. Presse 1893, No. 31, 32,
Aus 3 in extenso mitgeteilten Beobachtungen zieht Verf. den Schloss, dass et
wohl eine „idiopathisobe Hoden- resp. Nebenbodenentzündung giebt, dass es
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714
TONKA. — KöHLKtt. — DbMOÜLIM. — D<£«!Q.
No. 40
aber schwierig ist, ihre Symptome näher zu prlcisireo. Die Anschwellung kern io
den betr. S Fällen ohne Vorläufer oder Temperatnrsteigernng rapide ta Stande, ohne
so grofae Empfindlichkeit wie bei Epididymitis und Orchitis gonorrhoica. Die Patien-
ten kamen stets mit der bereits aasgebildeten Anschwellung von fibromatSser Härte
sur Behandlung, so dass sich über deren Beginn kein Urteil fällen lässt. Nebenhoden
wie Samenstrang wareo beteiligt, die ca. 6 Wochen betragende Resorptionsdauer eine
relativ lange; dieses und das Zurückbleiben eines kleinen Kästchens am caput epidi-
dymis unterstützten die Ansicht, dass es sieb um eine reichliche zellige Infiltration ge-
handelt. Zum Schloss stellt Verf. die Hypothese auf, dass die Ursache dieser an-
scheinend idiopathischen Entzündungen vielleicht allgemein infectiSser Natur gewesen
sein kann. p. Göterboek.
Tonka, Ueber eine neue operative Behandlung der Phimose. Wiener
med. Woohensohr. 1893, No. 51.
T. empfiehlt auf Grund einer sich auf viele hundert Fälle ausdehnenden Erfah-
rung unter dem Titel .plastische Operation der Phimose mit radiärem doppelten Seiten-
schnitte“ die Excision einet Paralletogrammes su beiden Seiten des Frenulum, doch
sind trotx der beigegebenen Abbildungen die Eincelbeiten des Modus procendendi nicht
gani klar. p. Güierbock.
A. Koehler, Mitteilungen aus der v. Bardblkbek 'sehen Klinik.
Ueber die Behandlung der multiplen örtlichen Tuberculose. Deutsche
Zeitsohr. f. Chir. XXXVII. S. 147.
Betrifft ein l8jähr. Mädchen, mit lediglich die Knochen beteiligenden tuber-
cu lösen Heerden und swar am rechten Ellenbogengelenk , am Corp. sterni , an der
Stirn (Sin. frontale), am Manubrium Sterni, am rechten Seitenwandbein, an der 6. u.
7. Rippe links, am 4. Metatarsus rechts, an der licken Fufswurzel und hinter den
linken M. sternocleidomast. Von diesen 9 Herden heilten durch 1 \ jähr. Kranken-
hausbehandlung die am Stirn- und Seitenwandbein völlig zu, sehr gebauert wurden
die am Sternum, am rechten Ellenbogen und am Metatarsus rechts, dagegen traten
trotz nicht schlechten Allgemeinbefindens 3 neue Herde hinzu, nämlich am rechten
Radius, am rechten Hacken und am 2. Metacarpus links. Die Behandlung bestand
abgesehen von Totalresection des rechten Ellenbogengelenkes und Resection der 6. u.
7. Rippe links sowie einer grBfseren Reihe kleinerer Operationen für die geschlossenen
subcutanen Herde in Jodoformglyoerininjectionen, für die offenen Herde resp. Fisteln
uod Geschwüre in Application von Calomel-Gaze und Calomel-Stiften. Bei der Jodo-
forminjectiou wurde eine Umwandlung der Eiterheerde in serüse Absceue beobachtet.
Innerlich wurden neben passender Diät Leberthran und Kreosot gegeben. Versucht
wurden ausserdem die Koca’sche Tuberculinbehandlung und die Jodtherapie.
P. GQterboc k.
A. Demoulin, (Hötel Dieu Prof. Duplay). De l’hydron^phrose
intermittente. Union med. 1894, No. 4.
Lumbare Nephropexie im Stadium der Nicbtfüllung des Sackes. Leider schliefst
die, die rechte Niere einet 34jäbrigen Friseurs betreffende, Beobachtung schon am 6.
Tage nach der Operation ab. P. Götwboek.
R. Denig, Exophthalmus traumaticus, Abflachung der linken Ge-
sichtshälfte infolge Trigeminusreizung. Arohiv f. Augenheilk. XXVIII.
S. 276.
Hei einem 86jährigen Manne trat caoh einem Trauma auf die linke Koplhälfte
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No. 40.
Giksb. — Wassbbmahn. — Köstkk.
715
Doppeltseheu »uf. Dm liuke Auge selbst war vollständig intact, batte gutes Sehver-
mögen, nur bestand Exopbtbalmus und Diplopie im Sinne einer Lähmung beider Ab-
ducentes, die Pupille links war etwas weiter wie rechts, reagirte aber genau. Ausser-
dem war das Hörvermögen links aufgehoben , es bestanden Sensibilitätsstürungen im
Gebiete des linken Trigeminus und die linke Wange erschien mehr abgeflacht wie
rechts. Ferner klagte der Patient Ober ein pelziges Gefühl im linken Ange, der
linken Wange und NMeuhälfte, sowie über nnr halbseitiges Schwitzen. Nach vier
Wochen war die PnpillendifTerenz verschwunden, das Pelsigsein und das halbseitige
Schwitzen, während die Doppelbilder im Sinne einer Lähmung der Recti extemi noch
bestanden.
Nach D. bandelte es sich um eine quere Fractur beider Pyramidenspitzen mit
Absprengung beider Abducensstämme; hinzu kam eine Alteration des linken Trigemi-
nus und der sich demselben zugesellenden SympathicusfMern. Durah Resorption des
Blutes wurde allmälig das ätiologische Moment der Reizung beseitigt, es verschwand
die Pupillenweite, die] Parästhesien und dM einseitige Schwitzen, dagegen blieb der
Exophthalmus und die geringe Abflachung der Wange bestehen. D. macht in die-
sem Falle den Trigeminus selbst und nicht seine sympathischen Fasern für das Zu-
standekommen der geringen halbseitigen Gesicbtsatrophie sowohl, als auch des Exoph-
thalmus verantwortlich. Horstmarm.
B. Giese, Temperaturmessungen im Conjunctivalsack des Menschen.
Archiv f. Augenheilk. XXVIII. S. 292.
G. hat beim Menschen im Bindehautsack gesunder und kranker Augen eiue
greisere Reihe von Messungen vorgenommen und besonders auch die Beeinflussung
der Temperatur der Conjunctiva durch kalte und warme Umschläge festzustellen ver-
sucht. Er fand im Gegensätze zu Silex, dass kalte Umschläge die Temperatur des
Conjunctivalsacke* erniedrigen, warme erhshen. Uontmun.
Wassermann, Beitrag zur Lehre von der Tuberculose im frühesten
Kindesalter. Zeitschr. f. Hygiene 1894, II. S. 343.
W. beschreibt den Fall eines von völlig; gesunden Eltern stammenden Kindes,
dM im Alter von 10 Wochen an vorgeschrittener Lungentuberculose starb. Dm Kind
war einmal io seinem Leben 8 Tage lang mit einem Mann zusammen gewesen, der
tuberkelbacilleuhaltigen Auswurf entleerte. Scbsurlsn.
fl. Köster, Zur Kenntniss des Salophens. Therap. Monatsheft 1894,
J&nnar.
K. berichtet Über die günstigen Wirkungen des Salophens bei acutem Gelenk-
und Moskelrbeumatismua, sowie bei neuralgischen und ähnlichen Aflectioneo: Ohne
die bekannten unangenehmen Nebenerscheinungen der bisher gebräuchlichen Salicyl-
Präparate su besitzen, bewährte es sich als ein kräftiges Antirheumaticum und brauch-
bsres Antioeuralgicum. Was dagegen die gepriesene Wirkung als Antipyreticnm be-
trifft, so kann sich Terf. damit nicht einverstanden erklären; mitunter trat wohl eine,
nicht sehr hochgradige, Senkung des Fiebers ein, in mehreren Fällen konnte jedoch
keine Einwirkung constatirt werden und io anderen stieg die Temperatur trotz fortge-
setzten Gebraucht des Mittels wieder an. Demnach Ist dem Salophen eine Bedeutung
als Antipyreticnm nicht zuzuspreeben. Erwähnt sei noch, dass bei chronischem Ge-
• leokrbeumatismus Versuche mit Salophen ein überwiegend negatives Resultat ergaben.
K. Kronthal.
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GKNKRSICH. — Sharp. — ZlBOLKB,
No. 40
G. Genersicb, Ueber angeborene Dilatation und Hypertrophie des
Dickdarms. Jahrb. f. Kinderheiik. XXXVII. S. 91.
Der vom Verf. mitgeteilte Fall, welchen er in der Kinderklinik ron HeKOCe be-
obachtet hat, hat grofse Aehnlicbkeit mit den ron Hibscbsfbubo beschriebenen Fillra
(s. Cbl. 1891, S. 267). Die Symptomen intra ritam waren folgende: too Gebart u
bestibende, hartnäckige Stnhlverstopfuog; starke, seitweise sich noch vergrflfserode,
Auftreibung des Unterleibs; dicke Darmsonden gleiten leicht and tief darch das Rec-
tum; der Dickdarm ist im Stande relativ grofsa Wasiermassen aufinnehtnen ; durch
die Baucbdecken sieht man den Dickdarm erweitert nnd fühlt seine Wandung ver-
dickt. Das Kind gedieh Anfangs leidlich, im Alter von */« Jahren traten Durch fäll«
auf, and das Kind ging unter den Erscheinungen der Inanition in Grande. — Bei
der Section fand sich das Colon ascendens, transversnm and descendens colossal er-
weitert, gleich dem Colon eines Erwachsenen. Flexura sigmoidea teilweise contrahirt,
der erweiterte Abschnitt geht in den Contrahirten ganz ailmäiig über. Im Colon as-
cendens and transversum zahlreiche Ulcerationen, die Verf., — wie Huacuar-acrMo — für
Folgen der Kotbstauung hält. StadtHagvo.
G. Sharp, The clinical effects of hyoscine hyilrobromate. The Prac-
titioner 1894, Jan.
S. wandte das Hyoscin. bydrobrom. in drei Fällen an and berichtet über die be-
obachtete Wirkung Folgendes: Im ersten Fall handelte es sich am Delirium tremens
bei einem 35jäbrigen sehr starken Trinker. Es worden drei Dosen, jede von '/ti gran,
subcutan injicirt, und zwar in ca. 12stündigen Intervallen. Nach den ersten beiden
Injectionen traten unangenehme Erscheinungen auf: Lähmungen der Sprach- und
Scblingmuskeln, sowie des rechten Augenlids, Steigerung der Pulsfrequenz bis 108,
der Respirationsfreqoens bis 40, Trockenheit des Halses ; dabei kein Schlaf. Erst nach
der 3. Injection besserten sich die eben erwähnten Erscheinungen , der Kranke wurde
ruhiger, doch schlief er erst nach einer Mischung von Cbloralbydrat o. Bromkalium
ein. Im zweiten Fall handelte es sich ebenfalls um Delirium tremens bei einem 41-
jäbrigen Mann, der schon mehrere Anfälle durchgemacht hatte; nach Injection von
'/(« gran traten dieselben Erscheinungen, wie im ersten Kalle, aber stärker auf, der
Pult stieg auf 130, die Respiration auf 48, später sogar auf 60. Wenige Stunden
später starb der Kranke. Im dritten Falle handelte es sich um eine 45jährige anä-
mische Frau, die an Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit litt; eine einmalige Dosis von
'/;s gran machte die Pat. stark verwirrt, Schlaf trat nicht ein. Die Anwendung des
Mittels kann daher, bis es näher erforscht ist, nicht empfohlen werden.
K. Kronthal.
Ziegler, Ein seltener Fall einer grossen traumatischen Magen-
wandcyste. Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 6.
Es handelt sich um einen 28jähr. Stationstagelöhoer, der beim Dienste zwischen
2 Paffer geraten war. Drei Wochen darauf entwickelte sich bei ihm in der linken
Oberbaucbgegend zwischen Nabel und Hypochondrium ein flnctnirender, druckempfind-
licher Tumor. Nahrungsaufnahme behindert durch nach dem Essen auftretendes
Drnckgefübl nnd Erbrechen. Bei Aufblähung des Magens wird der Tumor deutlicher
Probepunction liefert eine schwarzbrännlicbe bluthaltige Flüssigkeit. Gegen ein intra-
peritoneales Hämatom sprach der Wechsel in der Gröfse sowie anch der Umstand,
dass der Tnmor erst in der dritten Woche nach dem Unfall entstanden war. Auch
dachte mau an eine Magen- oder Darmrnptur mit guter Abkapselung, wie solche von
MiDDBLDOBPFr n. Dumas beobachtet ist. Ferner wurde erwogen der Gedanke an eine
Pankreascyste, eine Blutcyste des Netzes oder Mesenteriums, eine Cyste des linkes
Leberlappens, der Milz; dezgl. dachte man an maligne cyslische Tumoren des Netzes
and der Nebennieren, wie solche nach Traumen beobachtet worden sind. Die Ope-
ration ergab sodann den in der Ueberschrift erwähnten Befand, den Verf. sich darch
ein DecoIIement tranmetiqne entstanden denkt, d. h. so, dass durch die Gewalt des
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No. 40.
MttiGAzzixi. — König. — Riobkt, Ff.rb.
717
Traumas eine Magenschicht voo der anderen abgelöst wurde und dass sieb secundär
ein Extravasat aus Lymphe mit etwas Blut ansammelte. C. KoseuUial.
G. Alingazzini, Sul collezionismo nelle diverse forme psicopatiche.
Riv. sperim. di freniatria XIX. Fase. IV.
Verf. teilt den .Sammeltrieb“ , wie er bei Geiteakranken auftritt, in fünf Arten.
1) Neigung, einen einseinen Gegenstand oder eine eintelne Kategorie von Ge-
genständen zu sammeln. Der Trieb gilt noch als physiologisch, wenn der gesammelte
Gegenstand einem bestimmten Zwecke dient, und die Bethätigungsart dieser Neigung
nicht im Widerspruch steht mit dem Charaeter, dem Alter, den Lebensverbältuissen
etc., des Sammlers. Je weniger kritisches Urteil in der Art des gesammelten Gegen-
standes zu Tage tritt, um so mehr nähert sich der Trieb der Grenze des Krankhaften.
Auf Grund dieses Unterscheidungsmerkmales müssen auch die .Bücherliebhaber“ streng
gesondert werden von jenen Bibliomanen, welche ohne Sinn und Verstand Bücher
anfkaufeo, wo sie sie finden. Verf. führt eine Reihe interessanter Beobachtungen au
Geisteskranken an, welche Kieselsteine, Lappen, etc. gesammelt hatten.
2) Neigung, alle möglichen Dinge zu sammeln, findet sich nur bei wirklich Geis-
teskranken. Verf. stützt sein Urteil auf eine ausgedehnte Untersuchungsreihe, ge-
wonnen aus Beobachtungen in Blinden u. Taubstummen-Instituten und Gefängnissen
8) Neigung, einen bestimmten Gegenstand durch Stehlen zu sammeln. Unbe-
kannt unter normalen Personen
4) Neigung, alle möglichen Gegenstände durch Stehlen zu sammeln. Nur bei
Geisteskranken, bei verschiedensten Psychosen.
Zu den geisteskranken Stehlsammlern stellt das weibliche Geschlecht das Haupt-
contingent (8.5 : 1.7). Als Aufbewahrungsort dienen zumeist die Taschen, zuweilen
der Busen. Idioten benutzen hierzu meist das Bett, die Schürze. FUeztk.
W. König, Ueber eine eeltene Form der cerebralen Kinderläh-
mung. (Aus der Irrenanstalt der Stadt Berlin in Dalldorf). Deutsche
med. Wochenschr. 1893, No. 42.
Die lOjähr. Patientin kam aspbyktisch zur Welt, litt vom 10 Monat bis zum
7. Jahre an Krumpfen, vorzugsweise war die linke Seite befallen. Nach einem Status
epilepticus im 7. Jahre blieb die rechte Seite gelähmt Aber nach 8 Tagen schwand
die Parese der EztremitSten, während der Facialis gelähmt blieb. Die Krämpfe nah-
men zu, waren meist rechts localisirt. Io der Idiodenanstalt wird neben geistiger
Schwäche nur eine Asymmetrie des Facialis, sonst am ganzen Nervensystem nichts ab-
normes gefunden und zwar zeigten beide Gesichtsseiten in der Rübe keine Differenz,
wohl aber bei gewissen mimischen Ausdrucksbewegungen (Lachen, Weinen) und zwar
mehr beim Einsetzen als auf der Höhe der Bewegung — die rechte Hälfte bleibt
zurück. Die epileptischen Anfälle, welche in der Anstalt beobachtet wurden und sich
übrigens durch Brom günstig beeinflussen liefsen, gingen mit Zuckungen besonders der
rechten Seite einher und binterliefsen eine passagere Hemiparese rechts, wobei der
Arm schlaff, das Bein spastisch gelähmt war, die Sprache war etwas verlangsamt.
Der Fall wird der cerebralen Kinderlähmung zugerechnet und es wird auf die
Seltenheit der Isolirten Facialisparese bei dieser Erkrankung hiogewiesen. Das Ver-
halten der mimischen Ausdrucksbewegungen im vorliegenden Falle wird vom loealisa-
torischen Standpunkte aut erörtert. M. Bruch.
1) Hl. Oh. Kichet, Le chloralose et ses propri^t4s hypnotiques».
* Revae Neurologique 1894, No. 4.
2) Ch. Ferö, Note sur une paralysie nocturne provoquöe par le
chloralose. Ebenda, No. 6.
1) R versuchte Chloralose (dargestellt aus Chloral und Glucose) als Schlafmittel.
Bei 0.4 g tritt nach */* Stunde er. ein tiefer Schlaf ein, der mehr wie jeder andere
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Macfhall, Monbo. — Fahrt.
No. 40
künstlich« Schlaf dem gesunden gleicht and keinerlei Neben- oder Nachwirkungen un-
angenehmer Art hioterlässt. Es eriengt jedoch keine Analgesie und hat den Nachteil,
dass seine Wirkung sehr veränderlich ist. Bei nervösen Frauen and Alcoholisteo
treten schon nach 0.1 g Muskeltuckangen im Schlafe ein, die au epileptiforme resp.
hysteriforme Anfälle erinnern; es empfiehlt sieb daher bei empfindlichen Personen mit
0.1 — 0.2 g ansufangeu. Nie traten Störungen der Digestion oder der Circulations-
apparate danach auf. Bei Geisteskranken sind Dosen von 0.5 g nötig. Eine erheb-
liche Gewöhnung scheint nicht einzutreten, ebenso wenig eine Accumulation bei
längerem Gebrauch.
2) F. wandte Chloralose in Dosen von 1 — 2 g bei Epileptischen ohne besonderen
Erfolg an; in manchen Fällen trat nächtliches Bettnäsen durch dieses Mittel ein. Bei
einer hysterischen Frau traten nach einer Dosis von 0.2 g Angstgefühle auf und all-
gemeine Lähmung der Extremitäten mit brennenden Schmerzen, und Umnebelung des
Bewusstseins ; bei dem Erwachen am anderen Morgen bestand noch eine Schwäche
und Taubbeitsgefübl (der linken Körperhälfte), die jedoch nach einer Stunde schwan-
den. — Derartige nächtliche vorübergebende lähmuogsartige Zustände mit Angstge-
fühlen und Parästbesien sind wiederholt bei Neurasthenie, Hysterie o. s. w. beschrieben.
Hier waren sie durch das Schlafmittel (Chloralose) ausgelöst worden, g. Kaiitebtr.
1) S. R. Dlacphall, Notes on peripherical neuritis as a sequela of
Influenza. American Joarn. of Ins&nity 1894, January.
2) T. K. Monro, Peripheral neuritis after measles. The Laocet
1894, 14. April.
1) M. teilt 4 Fälle von Neuritis mit, die im Anschluss an eine Influenza- Attaque
auftrat. Der erste Fall betrifft die oberen und unteren Extremitäten, der zweite nur
die unteren (Extremitätenläbmung). Der 8. Fall endete mit Atrophie der unteren F.xtre-
mitäten, Blaseustörung, psychischen Störungen und Diapbragmalähmung schliefslicb
letal. Die Section erwies allgemeine Tubercnlose und intacte Nn peroneus und phre-
nicus. Im 4. Fall bestand eine Parese im Peroneusgebiete mit Sensibilitätsstörungeo
und Verlust der Patellarreflexe. Dieser Fall wie die ersten beiden gingen in völlige
Genesung über.
2) Ein 31 jähriges Mädchen hatte nach überstandenen Masern Schmerzen in den
oberen Extremitäten, die einige Monate anhielten und nach einem Influenza- Anfall
auf's neue bervortraten ; es bestanden an beiden Armen neuralgische Schmerzen,
Schwäche, Drockempfindliehkeit der Nervenstämme, Parästhesien und Herabsetzung
der Tastempfindung an den Häoden. Nach 2 Monaten er. besserte sich der Zustand.
Die eleetrische Erregbarkeit der Extensoren der Finger wird als „verändert“ bezeichnet.
8. Hellseher.
J. Fabry, Ueber Paorospermien bei Hautkrankeiten. Bericht Ober
einen typischen Fall von sogen. DARiRK’acher Psorospermose. Arcb.
f. Dermat. a. Syph. XXVI. S. 373.
Verf. beobachtete die von Demus zuerst beschriebene und Psorospermosis follicu-
laris benannte Krankheit, von der bis jetzt 15 Fälle bekannt geworden sind, bei eioem
67jährigen Manne. Es bestanden hauptsächlich am Stamme und an den angrenzenden
Partien der Extremitäten, im Gesicht und auf der Kopfhaut feste, knötchenförmige
Gebilde, aus denen sich leicht spitze Hornzapfen herausschälen liefsen und die viel-
fach, namentlich am Rumpfe, xu grofsen, flächenhaften , reibeisenartig rauh anzufüh-
lenden Plateaus coufluirt waren. Einzelne Erkrankungen fanden sich auch auf der
Schleimhaut des Mundes and der Zunge. Die Affeclion sollte seit etwa 30 Jahren
bestehen. — Nach seinen histologischen Untersuchungen und dem eigenartigen klini-
schen Bilde betrachtet Verf. die Krankheit zwar auch als eine neue, woblcharaeteri
sirte Parakeratose der Haut, dagegen hält er die von Ds Hielt als Paorospermien g«
deuteten runden Körper in der Epidermis nicht für Parasiten, sondern für in ver
sebiedenen Stadien der Degeneration oder Verhornung befindliche Epitbelzellen.
H. Hüller.
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No. 40.
Bobck. — Skbliomank. — Wilson. — Rosknstbin.
719
€3. Boeck, Vier Fälle von Hydroa vacciniforme Bazin, Summer-
eruption Jonathan Hutchinson. Archiv f. Dermatol, u. Sjrphil. XXVI.
S. 23.
Die ersten drei Falle betrafen Kinder, bei denen seit einer Reibe von Jahren im
Frühjahr oder Sommer, offenbar unter der Einwirkung des Tageslichts, an den Ohren,
im Gesicht und an den Extremitäten Bläschen und Blasen, oder aber erbsengroße
und gröfsere, Odematöse, weifsliche, papulOse Erhebungen, in deren Mitte erweiterte
GefSfae und kleine Hämorrhagien als riolette Funkte aus der Tiefe dorebsebimmerten,
*.u ft re ton. Nach einigen Tagen sanken die Efflorescenzen im Centrom ein und es
bildete sieh auf ihnen ein brauner Schorf, der ziemlich lange haften blieb und beim
Abfallen eine mehr oder weniger tiefe Narbe zurückliefs. In dem rierten Falle er-
atreckte sich die Eruption bei einer 2?jährigen Dame auch auf den Rumpf und ver-
schwand selbst in der kalten Jahreszeit nicht ganz; doch kam es hier nicht zu so
ausgesprochener Necrose der Haut und die Blasen hinterliefsen meist nur Pigment-
flecke, nicht Narben. — Die Behandlung mit Bleiwasser und einer Bleiwasserpaste
schien die Abheilung des Ausschlages zu befSrdern. B. Maller.
Seeligmann, Zur Behandlung der Sterilität der Ehe. Münchner
med. Wochensohr. 1893, No. 45.
Unter Bezugnahme auf ein Referat über einen Vortrage Bumn's • Würzburg, dessen
Ausführungen übrigens sich SasLiausss vollständig anschliefst, äussert sich Seelio
miss zunächst über einige Ursachen der weiblichen Sterilität, die durch den eigentüm-
lichen Bau der Vagina bedingt war u. in welchen es ihm durch Beckenhochlagerung
intra Coitum gelang, das Ziel zu erreichen und besonders empfiehlt er dies bei Frauen,
bei denen die Vulva auffallend nach hinten gelegen ist.
In Fällen weiblicher Sterilität , in denen die völlige Reactionsloaigkeit des weib-
lichen Organismus anzuscbuldigen ist, empfiehlt er den electrischen Strom (Kogel
electrode in die Vagina). Palpationsmassage glaubt er nicht empfehlen zu dürfen.
Die Anzahl der Fälle, wo die Aetiologie auf Seiten des Maones zu suchen ist,
scheint ihm gegen seine frühere Angabe zu niedrig gegriffen; er mScbte gegen 50 pCt.
früher, jetzt 76 pCt. ansprechen. — Aufschluss ergiebt am sichersten die mikroskopi-
sche Untersuchung des Spermas. Azoospermie ist auf gonorrhoische Epididymitis duplez
zurückzufübren. Die Prognose ist ungünstig und ist frühzeitige Behandlung der Epi-
didymitis gonorrhoica im Interesse des Mannes zu empfehlen. a. Msrtin.
A. Wilson, The determining cause of sex, wilh cases. The Lancet
1893, S. 1615.
W. bat bereits vor längerer Zeit die Theorie aufgestellt, dass ein Ei, welches
vor der Menstruation befruchtet wird, kräftiger und lebensfähiger sei und daher
männliche Embryonen hervorbringe, während sich aus einem kurz nach der Menstru-
ation befruchteten Ei weibliche Embyonen entwickelten. — Diese Theorie sei mittler-
weile durch eine Anzahl genauerer Beobachtungen bestätigt worden; insbesondere wer-
den 18 derartige Beobachtungen von Dr. J. Kr hm als Beweis angeführt.
A. Martin.
Rosenstein, Zur mechanischen Dilatation des Muttermundes in der
Geburtshfilfe nach Dührsshn, Therap. Monatsh. 18 93, No. 10.
R. teilt 2 Fälle mit, bei denen er zum Zwecke einer möglichst baldigen Ent-
bindung den Cervix nach dem Vorschläge DObssszrs durch Einführung des Colpeu-
rynters erweitert hat. Verf. ist mit dem Erfolge dieser Methode in den beiden Fällen
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720
Bi.oom. — Stock rr. — Wai.kkb. — Fuikdebrro.
No. 40
io zufrieden, dass er die Worte Donuäemt's, dass wir in dieser Methode eia Mittel be-
sitzen, am den mangelhaft erweiterten oder geschlossenen Cerrix ohne Gefahr soweit
anseinanderzatreiben, dass er der Extraction eines reifen Kindes keinen wesentlichen
Widerstand mehr entgegensetzt, Tollstindig unterschreibt. a «min.
U. C. Bloom, Oxalic acid as an emmenagogue and oxytonic. Med.
News 1893, Oct. 14.
B. hat die Oxalslure in einigen 40 verschiedenen Fillen von Amenorrhoe ange-
wendet and in ’/< TOn diesen mit Erfolg; in 4 Fallen wurde durch das Mittel ein
Abort hervorgernfen ; deshalb empfiehlt B. dasselbe ancb, wenn eine frühzeitige Unter-
brechung, sei es bei unstillbarem Erbrechen oder andereo Erkrankungen, iodieirt ist.
A. Mirtin
S. Stöcker, Ein Fall von Cervicalschwangerscbaft. Corresp. -Blatt f.
Schweizer Aerzte 1893, No. 23.
St. berichtet über einen Fall von Cervicalschwangerscbaft. Nach der Wegnahme
des Eies, das in seinem ganzen Umfange mit der Cervicalwand fest verwachten vrar,
and von dem kein Fortsatz oder Stiel gegen das cavum nteri hin existierte, blntete
es noch so stark, dass es nfitig war, die Cervicalhfihle mit Jodoformgaze sn tampo-
nieren. Im Gegensatz zu der Cervicalwand, die sehr uneben and mit mächtigen de-
cidaalen Wacherangen besetzt war, war die Corpnsinnenfltche vollttlndig glatt. Ans
diesen Gründen der ausgeprägten Adhärenz des Eies mit der Cervicalwand, des Fehlens
eines Stielet nach der Uterushöhle, der heftigen Blutung aus dem Cervix, der üppigen
Decidualbildung im Cervicalkanal, der vollkommenen Glätte des Cavum uterl — zieht
Verf. den Schluss, data es sieb in diesem Falle nicht am einen Cervicalabort, sondern
am eine primäre Cervicalschwangerscbaft gehandelt habe. A. Hirtin.
II. D. Walker, Case of attempted suicide by sulphate of mor-
phiti treated by permanganate of potassium; recovery. Medical
news 1894, No. 14.
Eine 68 jlhr , früher an Morphin gewöhnte Person, nahm zum Zwecke detSelbst-
mordet etwa 2.7 g des Schwefelsäuren Salzet. W. sah sie 5 Stunden später in somoo-
lentem Zustand mit sehr engen Pupillen. Er reichte ihr 0.3 g Kali hypermanganieum
und dann viertelstündlich 0.16 g, bis sie 6 3 des Antidots genommen hatte Oer
Zustand heuerte sich dabei wesentlich; am nächsten Tage fast völlige Erholung. Er
brechen war nie eingetreten, todau die ganze genommene Menge im Magen zurückge-
blieben war. Fr. Strsfftmaon.
Friedeberg, Ueber lntoxicationen durch Lysol uod Carbols&ure.
Cbl. f. innere Med. 1894, No. 9.
Eine Lysolvergiftung durch Trinken von ca. 10 g Lysol pur. bei einem einjähr
Kinde: Aetzung der Halsbaut und der Rachenböhle, Somnolenz, frequender Puls, stöh-
nende Respiration, schnelle Heilung nach Msgenauupülung und eine Carboivergiftung
dnreb ein irrtümlich angewandtes Clysma von 1 Liter 2 $ pCt. Carbollösung: Bewusst-
losigkeit, Heilung nach Magenausspülung, Glaubersalz, Campber. Der Urin war in
beiden Fällen tiefgelb, dunkelte erat an der Luft grün nach, enthielt sonst keine ab-
norme Bestandteile. Fr. 8tn*mai>n.
Einsendungen für du Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr M Bernhardt (Berlin W.
Franaösische 8trafse 21) oder an die Verlagehandiung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch »nid in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Woch«mlleh erschein«!)
I — 2 Bogen; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; au bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Postanstalteu.
medicinischcn Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. 1». Oktober. NO. 41.
Inbalt t Roi-i-bl, Ueber du Fett der Frauenmilch. — Lbtt, Chemie der osteo-
matacischeo Knochen. — Poletarw. Morphologie des Blute« beim Hunger. — Lina«,
Facklah, Beiträge zur Niereuchirurgie. — Wrihel, Hcpi'b und Fajams, Zur
KeDDtnia« der Cholerabacterien. — r. Zibussbm, Ueber Traosfosioo, — Suthir-
lasd, Scorbut bei KiDderu. — Wnu, Fkinhkro, Collvillb, Ueber Pararayo-
cloous multiplex und eine Varietät desselben. — Bauns, Totale traumatische Zer*
slbning des Rückenmarks. — Rothmakh, Ueber Entzündung und Atrophie des
sabcutanen Fettgewebes.
Cohtzjbab. Einwirkung des Magens auf Fette. — Voit, Die StickstofTbestim-
rouug nach Scrrbidzb-Ssbobk. — Pick, Beziehung der Leber zum Kohlehydrat-
stofTwecbsel. — Lass, Neues Verfahren der Qonococcenfärbung. — Horra, Zur
Aetiologie und Behandlung des Plattfufses. — Ribdibobk, Ueber die Luxation im
Hüftgelenk. — Sattlxb, Ueber äussere Accommodation durch Muskeldruck. — Hil-
bert, Ueber Farbenempfindung nach Pikrinsäure und Duboiaiu. — Darb, Ueber
DoppelthSren. — Schütz, Schutzimpfungau gegen Maul- und Klauenseuche. —
Sbibbrt, Behandlung der Diphtherie. — Mamnadbro, Zur Symptomatologie der
Perityphlitis. — Chkistiasz, Ueber das Zittern bei Geisteskranken. — Schütz,
Behandlung des Lupus. — Holländbr, Fall von Uterus accessorius. — Pozai,
Operative Erweiterung der Stenose des Uterus-Cemx. — Pflocks, Fall »on Käse-
»ergiftung mit Ausgaug in Erblinduog.
W. Ruppel, Ueber die Fette der Frauenmilch. Zeitschrift f. Biol.
XXXI. S. I.
Das Fett der Frauenmilch, von Verf. in einer Quantität von
mehr als 200 g aus frischer Milch dargestellt, stellte eine der Kuh*
butter ähnliche gelblich-weifse, weiche Masse dar. Das specifische
Gewicht betrug bei 15° 0.9660. Der Schmelzpunkt lag bei 34°,
der Erstarrungspunkt bei 20.2° C. Im Augenblick des Erstarrens
stieg die Temperatur um mehrere Grade und zwar wechselnd zwi-
schen 2 und 8°. Zur Untersuchung der dem Fett zu Grunde lie-
genden Säuren wurden 200 g des Butterfettes mit alcoholischer
Kalilauge verseift. Abgesehen von der Ameisensäure, deren An-
wesenheit nur durch ihre reducirende Wirkung festgestellt werden
XXXIL JahrgaDg. 46
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722
Lrvy, Chemie der osteomalacischen Knochen.
No. 41
konnte, wurden in Substanz erhalten: Buttersäure, Capronsäure,
Caprinsäure. Die Quantität dieser mit Wasserdämpfen flüch-
tigen Säuren war nur gering: im Ganzen ca. 2.5g. Von nicht
flüchtigen Säuren konnten Myristinsäure, Palmitinsäure, Stearin-
säure, Oelsäure dargestellt werden. Fast die Hälfte der nicht flüch-
tigen Fettsäuren bestand au9 Oelsäure, in den festen Fettsäuren über-
wogen die Myristinsäure und Palmitinsäure gegenüber der Stearin-
säure. Die Trennung dieser Säuren von einander gelang durch
Destilliren im luftverdünnten Raum und fractionirte Krystallisation.
Betreffs der Einzelnheiten des angewandten Verfahrens muss auf
das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
M. Levy, Chemische Untersuchungen über osteomalacische Knochen.
Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. 239.
Auf Anregung und mit Unterstützung von Hoppb-Skti,kr hat
Verf. an einem ausgesprochenen Fall von Osteomalacie den frischen
Oberschenkelknochen nach Entfernung des Markes in Compacta,
reine Spongiosa und Spongiosa vom Schenkelhals geteilt, die ein-
zelnen Teile zerkleinert, gesondert mit Aether vom Fett befreit und
die Rückstände, bei 105° getrocknet, analysirt. Es zeigte sich, dass
in osteomalacischen Knochen die Mineralstoffe gegenüber denen der
normalen Knochen im Ganzen vermindert sind und zwar etwa um
'/«—Vs- Dagegen ist das Verhältnis der Phosphorsäure zum Kalk,
das in den normalen Knochen 6 P04: 10 Ca entspricht, auch bei
der Osteomalacie sowohl in der Compacta als Spongiosa erhalten
geblieben. Die Abnahme der Phosphate erfolgt also in demselben
quantitativen Verhältnisse wie die der Carbonate. Controlversuche
lehrten nun, dass frische normale Knochen, mit 1 proc. Milchsäurelösung
behandelt, viel mehr CO., als Phosphorsäure verlieren, somit ist eine
chemische Lösung der Kalksalze durch eine freie Säure schon aus
diesem Grunde unmöglich, denn eine freie Säure, wie sie im osteo-
malacischen Knochen vermuthet worden ist (Milchsäure) könnte bei
ihrer Wirkung das Verhältnis 6 PO4:10 Ca nicht intakt lassen.
Vielmehr geschieht der Knochenabbau bei der Osteomalacie nach
Art einer wirklichen Entkalkung, ein Molekül des Phosphatcarbo-
nats wird nach dem anderen entfernt. Die organische leimgebende
Grundsubstanz des Knochens erleidet insofern keine qualitativen
Veränderungen, als sie auch in den höheren Stadien der Krankheit
noch immer die Eigenschaften des Glutins zeigt; uur mischen sich
später vom Markgewebe aus Elemente vom Character der Eiweifs-
stoffe hinzu, die ihre absolute Quantität erhöhen. — Bezüglich der
analytischen Methoden und des umfänglichen, in einer Tabelle über-
sichtlich zusammengestellten Zahlenmaterials vergl. Orig. J. Munk
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No. 41.
Polktaew, Morphologie des Blotes beim Hanger.
728
M. P. N. Poletaew, Sur la composition morpholngique du sang
dans l’inanition pnr abstinence complöte et incompl&te. Äroh. des
scienoes biolog. Petersb. 1893, II. p. 794.
Verf. hat das Blut von Hunden im Hungerzustande einer ge-
nauen Untersuchung unterworfen. Bei vollständigem Hungern steigt
die Zahl der roten Blutkörperchen von Anfang an bis zum Tode;
nur bei wenigen Tieren tritt in den letzten Tagen eine Verminde-
rung ein. Bei unvollständigem Hungern (Wasserzufuhr) steigt die
Zahl bis zu einem Kürperverlust von 30 pCt., sinkt dann aber ali-
mälig und kann sogar unter die Normalzahl heruntergehen. Die
Zahl der weifsen Blutkörperchen sinkt in den ersten Perioden des
Ilungerns, steigt dagegen in den letzten. Dabei nehmen die jüngsten
Elemente, grofse und kleine Lymphocyten Anfangs ab bis zum
Gewichtsverlust von 30 pCt., vermehren sich dann wieder und zwar
besonders die kleinen Lymphocyten. Von den reifen Elementen
nehmen die grofsen Uebergangs- und die gelappten Formen von
Anfang bis Ende ab, während die kleinen Uebergangsformen sich
Anfangs vermehren und erst in den letzten Stadien abnehmen.
Von den alten Elementen sinkt die Zahl der polynukleären Zellen
bis zu einem Verlust des Körpergewichts von 20 pCt. und steigt
dann bis zum Tode, während die mit Löcken versehenen Zellen
andauernd abnehmen und schliefslich vollständig verschwinden.
Um dieses auffallende Verhalten der letzteren zu erklären, sucht
Verf. nachzu weisen, dass diese Löcken von ausgezogenen Fetltropfen
Zurückbleiben. Dafür spricht, dass Tiere, die wiederholt hungern
und wieder genährt werden und endlich bei nicht völlig geschwun-
denen Fettpolster sterben, bis zum Tode derartige Zellen im Blute
zeigen. Ferner scheinen diese mit Lücken versehenen im getrock-
neten Blutpräparat gefundenen Zellen mit den im flüssigen Präpa-
rat gefundenen granulirten weifsen Blutkörperchen, deren Körner
bei abgeblendetem Licht stark glänzen, identisch zu sein, wie Verf.
durch wiederholte Zählungen nachzuweisen sucht. Die letzteren
färben sich aber mit Osmiumsäure schwarz und sind dnher als Fett-
tropfen anzusprechen
Der gesammte bei den weifsen Blutkörperchen erhobene Be-
fund spricht dafür, dass in den ersten Stadien des Hungerns die
morphologische Metamorphose der weifsen Blutkörperchen herabge-
setzt ist, da die Leukocyten verhältnissmäfsig lange in den reifen,
mittleren Formen verweilen; in den letzten Stadien, bei einem Ver-
lust des Körpergewichts von 40 — 50pCt., steigt die Blutbildung
und die morphologische Metamorphose wird beschleunigt (Zunahme
der kleinen Lymphocyten und rasches Durchgehen durch die mitt-
leren Formen). Es handelt sich gleichsam um eine letzte Kraftan-
strengung des Organismus. M. Rothmann.
46*
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724 Lanob, Facklam, Beiträge zur Nierenchirurgie. No. 41
I. F. Lange, Beitrag zur Nierenchirurgie. Festschrift zur Feier
des 70jährigen Geburtstages von Fr. v. Esmakch. Kiel und Leipzig
1893, S. 294.
II. Fr. C. Facklaiu , Oie Resultate der wegen Nierenphthise vor-
genommenen Nephrotomien und Nephrectomien. Arch. f. klin. Chir.
XLV. S. 715.
I. 1) Der probatorische Nierenbeckenschnitt. Verf.
hatte bereits 1885 aus anatomischen Gründen den Nierenbecken
schnitt von der Hinterseite der Niere empfohlen, während der Pat.
auf dem Bauch gelagert ist, mit leichter Neigung nach der Seite
der Operation und mit einer künstlich erzeugten Lordose der Len-
denwirbel mit der Convexität gleichfalls nach der Seite der Ope-
ration. Selbst kurze Pyelotomien bezeugen aufs Neue die Vorteile
dieses Verfahrens. Verf., welcher die Nierenbecken wunde mit feinen,
die Schleimhaut nicht durchbohrenden Seidenfäden näht, legt grofsen
Wert darauf, die oft vielfach verästelten Nierensteine ohne Fragmen-
tation zu entfernen. Er hat deshalb ein eigenes Instrument zur
stumpfen Dehnung der Wundränder des Nierenbeckens und einen
biegsamen Metallhacken zur Heraushebelung des Steines empfohlen.
2) Zur Nierenexstirpation. Von 12 Operationen endeten
2 infolge des Eingriffes letal, 1 Operirter mit doppelseitiger Nieren-
tuberculose starb nach 3 — 4 W’ochen an Entkräftung und 1 Pat.
mit Krebsniere erlag nach 8 Monaten allgemeiner Carcinose. Die
übrigen 8 Operirten sind z. Z. noch am Leben und zwar war bei 2
von diesen die Niere der anderen Seite bei der Operation nicht
gesund. Es scheint aber bei ihnen der Zustand der zurückgeblie-
benen Niere gebessert zu sein, was Verf. auf den günstigen Eiufluss
der Entfernung des erkrankten, seiner physiologischen Bedeutung
entkleideten Organs auf den Gesamtorganismus bei möglichst scho-
nendem, blutlosen Operiren zuschreibt. Verf. empfiehlt bei der
Operation, um nicht im Dunklen zu arbeiten, einen möglichst grolsen
Schnitt, am besten die BARühNHKOKii’sche Thürflügelincision. Nur
selten gelingt es die sackartig entartete Niere allmälig durch einen
kleinen Schnitt herauszuziehen und pari passu damit von den Ver-
wachsungen zu lösen, um schliefslich den Stiel in üblicher Weise
zu behandeln. Bei intracapsulärer Exstirpation, wie solche bei Pyo-
nephrose mit Schwartenbildung indicirt ist, soll man nach proviso-
rischer elastischer Ligatur der Gewebsmasse einen Stiel aus zurück-
gelassenem Narbengewebe zu bilden und allmälig zu verkleinern
suchen. Man kann meist nachträglich hinter der elastischen Ligatur
den Hilus durchstechen und nach beiden Seiten unterbinden. Selbst
mit septischem Material bei der Operation in Berührung gekommene
Stiele sah Verf. einheilen, doch ist bei Eiterungsprocessen jeder
Schnitt auf die Niere von vornher zu widerrathen und nach der
Operation für möglichst freien Abfluss durch lockere Wandtampo-
nade zu sorgen. Man kann dann die Nachbehandlung durch Se-
cundftr-Naht abzukürzen suchen.
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No. 41. Lange, Facklam, Beiträge znr Nierenohirurgie. 725
II. Wahrend die letzten einschlägigen Statistiken von BiionRiJBR
und Du Jong nur 30 hierhergehörige Falle zusammengebracht haben,
vermochte Verf. auf Grund der in der neueren Litteratur enthal-
tene Casuistik und einer Reihe noch nicht veröffentlichter Beob-
achtungen (nämlich 1 von Hrusnrr in Barmen, 2 von Nbübrr in
Kiel, 7 von Rirdkl in Jena und 3 von Madelung in Rostock) ein
Material von 108 Fällen zu sammeln. Verf. hat dieselben mit
dankenswerter Ausführlichkeit in historischer Reihenfolge aufgeföhrt
und entnehmen wir das Wichtigste aus seinen sich hieran schliefsen-
den längeren epikritischen Bemerkungen.
Von den 108 Fällen. ist in 103 das Geschlecht angegeben und
zwar kommen auf 30 Männer mit operativer Nierentuberculose 73
Frauen, indem sich bei Frauen zweifellos häufiger Fälle von pri-
märer oder nur auf einer Seite localisirter Nierentuberculose finden.
Die grölste Zahl der Operirten stand im 20. bis 40. Lebensjahr;
Aber 50 Jahre waren nur 1.2 pCt. In einer grofsen Reihe von
Fällen wurde die Diagnose vor der Operation nicht gestellt. Unter
72 hier verwertbaren Beobachtungen war die Diagnose nur in 38
mit Sicherheit, in 5 nur mit grofser Wahrscheinlichkeit vor der
Operation gesichert, in den übrigen wurde die tuberculöse Natur
•des Leidens erst während der Operation erkannt und lagen meist
Verwechselungen mit Nierenstein, einfacher Pyonephrose oder Neu-
bildungen der Niere vor. Auch eine in Freilegung der Niere be-
stehende Voroperation hat nicht immer den richtigen diagnostischen
Anhalt geliefert und sind einzelne Fälle vorgekommen (Hkusnbr),
in denen die nach dieser angenommene Nierentuberculose durch
die definitive Operation nicht bestätigt wurde. Von den verschie-
denen Arten letzterer kam die Nephrotomie bei 20 Pat. in An-
wendung u. zwar mitf 15 oder nach Abzug von 3 die Operation noch
eine Reihe von Monaten Ueberlebenden mit f 12; darunter starben
5 im unmittelbaren Anschluss an die Operation (davon 1 an acuter
Septichämie) und 7 etwas später, die letzteren entweder an den
weiteren Fortschritten der localen Erkrankung, oder an Tubercu-
lose anderer Organe bezw. der anderen Niere. Von den 8 gün-
stiger verlaufenden Fällen ist eigentlich nur 1 als dauernd geheilt
zu betrachten. Noch weniger vorteilhaft gestalten sich die Resul-
tate der Nephrotomie bei Nierentuberculose dadurch, dass 16
weitere mit dieser behandelte Patienten später der Nephrectomie
unterworfen werden mussten. Bezüglich der Nephrectomie führt
Verf. an. dass Madbluno unter 6 eigenen derartigen Operationen
einmal eine während 4 Jahre constatirtc Heilung zu verzeichnen
hatte. Im Ganzen starben von 88 wegen Nierentuberculose ver-
richteten Nephrectomien 25 (28.4 pCt.), in 1 Fall blieb ausserdem
der Erfolg aus. Von den 25 Gestorbenen ist bei 3 keine Todes-
ursache angegeben, bei 5 hing der Tod nicht mit dem Eingriff zu-
sammen, während von den übrigen 17 bei 8 Patt, der Tod an
Urämie resp. Anurie infolge hochgradiger Tuberculöse der anderen
Niere, bei 5 in kürzester Frist nach der Operation an Collaps, bei
ed by Google
726 Wkibbi , HCppr n, Fajans, Zar Kenntniss der Cholerabacterien, No. 41
1 Collaps mit Carbolintoxication, bei 1 an frischer Miliartuberculose
und bei 1 an Sepsis eintrat. In 1 Fall war die Todesursache nicht
genannt. Bei 4 unter den 5 an Collaps verstorbenen Operirten war
die Nephrectomie transperiton. gemacht worden. Diese Operation
ist im Ganzen unter den 88 Fällen 13 Mal ausgeführt, sodass auf
die extraperitoneale Nephrectomie 75 Fälle kommen. Von den
transperitoneal Operirten sind ausser den 4 Todesfällen an Collaps
keine weiteren ietalen Ausgänge zu verzeichnen, dagegen kamen
von den 21 Todesfällen nach den 75 extraperitonealen Operationen
16 nicht auf directe Folgen nach der Operation, so dass man jeden-
falls die directe Gefahr nach dem Bauchschnitt für gröfser als nach
dem Lumbarschnitt bei Nierentuberculose annebmen muss. Von den
62 günstig verlaufenen Fällen starben 5 nach einiger Zeit an fort-
schreitender Phthise oder einer intercurrenten fieberhaften Krank-
heit; bei 6 blieb eine Fistel zurück, bei 5 waren trotz der Nieren-
exstirpation die Krankheitserscheinungen nicht völlig zurückgegangen
und endlich bei 4 liefe die Erkrankung der anderen Niere den
endlichen ungünstigen Ausgang zweifellos. Rechnet man nun wei-
tere 5 Fälle ab als noch zu kurze Zeit in Behandlung befindlich,
so bleiben 36 als wirklich „geheilte“ übrig. Aber von diesen sind
22, deren Beobachtungsdauer nicht länger als ein Jahr währt und
nur bei 14 lässt eich ein mehrjähriges Wohlverhalten (bei einzelnen
noch nach 3 V2 Jahren) darthun. Immerhin sind einige von diesen
14 Fällen, soweit es bei einer so geringen Zahl möglich ist, dafür
beweisend, dass bei Nierentuberculose die extraperitoneale Nieren-
exstirpation auch in vorgeschrittenen Fällen direct schmerzlindernd
und lebensverlängernd wirkt und in manchen Fällen dauernde Hei-
lung herbeiführt. P. Güterbock.
1) Weibel, Untersuchungen über die Infektiosität des Cholera-
vibrio und über sein Verhältniss zum Vibrio Metschnikoff. Archiv
f. Hygiene 1894, XXI. S. 22.
2) Hüppe und Fajans, Ueber Kulturen im Hühnerei und über
Anaerobiose der Cholerabacterien. Ebenda, XX. S. 372.
1) Allmälig bricht sich die Ueberzeuirung Bahn, dass der
Choleravibrio morphologisch und biologisch zu den variabelsten
Mikroorganismen gehört. Die Versuche, experimentell seine Viru-
lenz zu steigern, bewegten sich bisher auf 2 Wegen; einmal wurde
versucht, durch Züchtung ausserhalb des Tierkörpers auf besonderen
Nährböden virulente Kulturen zu erreichen; dahin gehörten Hüppk’s
Eierkulturen, Haffkinr’s Kulturen auf Peritonealexsudat u. Löwks-
thai.’s und Zäslrin’s Pankreaskulturen. Auf der anderen Seite wurde
versucht, durch Infection zuerst wenig widerstandsfähiger Tiere
dann immer resistenterer Tierspecies bezw. alter Tiere virulente Kul-
turen zu gewinnen; meist wurden auch die zuerst verwendeten
Tiere durch irgend einen Eingrifi in ihrer Widerstandsfähigkeit ge-
schwächt.
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No. 41. Wkibkl, Höppk u. Fajans, Zur Kenntniss der Cholerabacterien. 7*27
Den letzteren Weg schlug W. bei seinen Experimenten ein.
Die Widerstandsfähigkeit seiner Tiere — er benützte weifse Mäuse
und Tauben — wurde geschwächt, teils durch Anwendung grofser
Infectionsmengen, teils durch Kombination der Choleraimpfung mit
anderen Infectionen oder mit Einverleibung steriler Cholerakulturen
oder fremder Kulturen, teils drittens durch Verwendung sehr junger
Tiere.
Es wurden stets 30 — 40 stündige Cholerabouillonkulturen be-
nützt; die Injection geschah bei Mäusen subcutan, bei Tauben in
den Brustmuskel.
In der ersten Versuchsreihe wurde eine Cholerakultur verwen-
det, von der anfangs 1.0 ccm Bouillonkultur eine Maus tütete; von
jeder eingegangenen Maus wurde wieder eine Bouillonkultur ge-
macht und davon wieder eine Maus inficirt; bei der 8. Maus wirkten
schon 0.3 ccm tütlich. An der Infectionsstelle fand sich gewöhnlich
ein Oedem, das reichlich Vibrionen enthielt, solche fanden sich
meist auch in mehr oder weniger Menge im Herzblut. Denselben
Effect erzielte W. durch gleichzeitige, an einer anderen Hautstelle
vorgenommene Infection mit Streptococcen.
Eine vollständig avirulente Cholerakultur ß konnte Verf. durch
gleichzeitige Infection mit Schweinerotlauf in kurzer Zeit so virulent
machen, dass 0.3 ccm eine Maus töteten; ähnliches gelang ihm durch
Infection ganz junger Tiere.
Bei den Versuchen des Verf. mit Tauben zeigte es sich, dass
die für Mäuse pathogen gewordene Cholera auch mit 1 ccm Tauben
tötete; eine Verstärkung gelang aber nur durch vorherige Injection
steriler Cholerakulturen und namentlich durch Injection des Saftes
aus dem Brustmuskel an Cholera eingegangener Tiere. Bei Anwen-
dung letzterer Methode gestaltete sich die Erkrankung zu einer
wahren Septicämie.
Alle Tauben, die nicht an der Infection starben sondern nur
erkrankten, erwiesen sich gegen eine Infection mit Vibrio Melschni-
koff immun.
2) Bekanntlich hatte IIüphr die Kultur der Cholerabacterien
in Hühnereiern empfohlen, als ein Mittel, sie möglichst virulent zu
erhalten, zugleich damit den Beweis führend, dass sie anaerob
wachsen können. Namentlich Seitens des Berliner hygienischen In-
stituts erfuhren nun diese Angaben früher und auch neuerdings
verschiedene Angriffe; die Cholerahühnereikultur Hüppe’s sollte so-
gar neuerdings lediglich auf eine Verwechslung mit gewöhnlichen
Verunreinigungen beruhen. Dem treten die Verfif. entgegen. Sie
beweisen zunächst durch genaue Untersuchungen der im Ei ent-
haltenen Luft, dass trotz der Anwesenheit von geringen Mengen
Sauerstoffs im Ei der Charakter des Wachstums der Cholerabac-
terien der der Anaerobiose ist. Sie beweisen ferner noch durch
Züchtung der Cholerabacterien unter Wasserstoff, dass dieselben
bei strengster Anaerobiose zu wachsen vermögen, und dass sich
hiebei ihre Virulenz nicht ändert. Sie schliefsen ihre Arbeit mit
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728
t. Zibmssbh, üeber Transfusion.
No. 41
der AeusseruDg, dass Koch sich früher jedenfalls sehr klar darüber
gewesen sei, dass seine Ansicht von der Ätiologischen Bedeutung
des Komtnabacillus so lange in der Luft schwebe und als unbe-
wiesen angesehen werden mßsse, als die Anaerobiose dieser Mikro-
bien, ohne welche deren Wachstum im Darm ein unlösbares Rätsel
bleiben mufs, nicht bewiesen sei. .Wir befinden uns in so manchen
Einzelfragen der Choleraätiologie in Widerspruch mit Koch, dass
wir uns freuen, seine anfänglich richtige Vermutung Ober die ätio-
logische Bedeutung der Cholerabacillen an einem entscheidenden
Punkte stßtzen zu können9. Soheurlen,
V. Ziemssen, Ueber Transfusion. Münobner med. Wochensohr. J894,
No. 18.
Verf. wendet seit Jahren die intravenöse Transfusion in folgen-
der Weise an: unter strenger Antiseptik wird aus der Vene des
Blutspenders das Blut mittelst einer Hohlnadel in Glasspritzen von
25 ccm Gehalt aspirirt und sofort in die Vena mediana des Blutem-
pfäugers mittelst einer in dieselbe eingestofsenen Hohlnadel einge-
spritzt; in der Regel werden 200 — 300 ccm injicirt. Die entleerte
Spritze wird jedesmal vor einer neuen Füllung, um jede Spur von
Fibrinferment zu entfernen, mit erwärmter sterilisirter physiologischer
Kochsalzlösung durchgespritzt; es empfiehlt sich, drei Glasspritzen
mit entsprechenden Canülen bereit zu halten. Gewöhnlich tritt
keine fieberhafte oder locale Reaction ein; wo Fieber folgt, ist es
gering und von kurzer Dauer. Die unmittelbare Wirkung der
Transfusion ist eine Hebung des Incarnats, eine schwache rosige
Färbung der Haut und der Schleimhäute, sowie das subjective Ge-
fühl der Kräftigung und Erfrischung. Die Aufbesserung des Hämo-
globingehalts und der Zahl der Erythrocyten ist meist geringer, als
man nach der Primärwirkung erwarten sollte, doch ist die günstige
Wirkung der Transfusion selbst mäfsiger Blutmengen bei acuten
Anämien zweifellos Bei schweren progressiven Anämien scheint
die Transfusion nur als Pallialivum zu wirken, doch ist die Mög-
lichkeit nicht auszuschliefsen, dass durch oft wiederholte Trans-
fusionen eine wirkliche Heilung erzielt wird. Z. teilt einen Fall
von schwerer progressiver Anämie mit, bei dem er durch sieben
Transfusionen 900 ccm Blut einführte; sechs Mal verlief die Ope-
ration reactionslos, nur ein Mal trat leichtes Fieber auf. Das Re-
sultat war eine deutliche Besserung, die aber nicht von Dauer war.
Die subculane Transfusion steht hinter der intravenösen Methode
weit zurück und ist nur da als Ersatz derselben anzuwenden, wo
äussere Umstände (mangelnde Assistenz u. dgl.) die Anwendung
der ersteren unmöglich machen. K. Krontbal.
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No. 41.
Suthsblamd, Scorbut bei Kindern.
729
G. A. Sutherland, Scurvy in children. The Practitioner 1894, S. 81.
Scorbut ist im Kintlesalter im Ganzen selten, in den letzten
Jahren aber etwas häufiger geworden. Der Grund ftir die Zu-
nahme der Erkrankungen ist nach Verf.’s Meinung in der häufige-
ren Verwendung conservirter und künstlicher Nährmittel im Kindes-
alter zu suchen. Die von Thomas Babcow beschriebene Krankheit
fasst Verf. in Uebereinstimmung mit diesem Autor als eine Combi-
nation von Rachitis mit Scorbut auf. Kinder im ersten Lebensjahre,
welche an der Brust ernährt werden, erkranken niemals, ausser
wenn die Amme von Scorbut befallen wird; ebensowenig verfallen
Kinder bei der Ernährung mit guter Kuhmilch dem Scrobut Da-
gegen gewähren Milchsurrogate keinerlei Schutz, Fleisch und Fleisch-
säfte nur einen sehr geringen. Im Sommer kommt Scorbut seltener
bei Kindern zur Beobachtung als im Winter ; neben dem längeren
Aufenthalt in frischer Luft kommt für diesen Unterschied in Be-
tracht, dass Kinder im Sommer mehr Obst essen. Am weitaus
häufigsten erkranken Kinder im Alter von 7 bis 24 Monaten. Es
erklärt sich dies daraus, dass in diesem Lebensalter Milchsurrogate
am häufigsten verwendet werden. Wenn Kinder jenseits des 2.
Lebensjahres erkranken, so haben sie zu wenig Vegetabilien (Kar-
toffeln, Früchte) in ihrer Diät erhalten. In Bezug auf Sympto-
matologie und Anatomie bestätigt Verf. die Angaben von Barlow,
Thomson u. A. Erwähnenswert sind 2 vom Verf. beobachtete
Fälle, in denen er meningeale Hämorrhagie resp. Blutergüsse in
die Substanz des Gehirns bei der Obduktion vorfand. — Für die
Prophylaxis ist eine zweckmäfsige Ernährung der Kinder, welche
den vorher angeführten Erfahrungen Rechnung trägt von Wichtig-
keit. Kindern, welche Zeichen von stark entwickelter Rachitis zei-
gen, räth Verf., um sie vor den Scorbut zu bewahren, täglich einen
Theelöffel von Orangen-, Citronen- oder Weinbeersaft neben ihrer
Nahrung zu verabreichen; Kinder über 1 Jahr sollen etwas Kar-
toffeln und Früchte erhalten. Bei entwickelter Krankheit ist neben
reichlicher Zufuhr von frischer Luft eine sorgfältige Regelung der
Diät unter besonderer Berücksichtigung aller Verdauungsstörungen
wichtig. Gute Brust- oder Kuhmilch und Vegetabilien spielen die
Hauptrolle, und sind je nach dem Alter des Kindes zu verwenden.
Fleischnahrung ist in mäfsiger Menge, bei älteren Kindern, zumal
wenn Milch nicht vertragen wird, von Vorteil. Ganz zu verbieten
sind alle Milchsurrogate. Unter den Vegetabilien sind die besten
Antiscorbutica Kartoffeln, Kohl, Citronen, Weinbeeren und Orangen.
Kleineren Kindern gebe man den ausgepressten Saft der letzteren.
Unter geeigneter Therapie gehen die scorbutischen Symptome über-
raschend schnell, oft im Verlauf einer Woche zurück. Stadthagen.
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7 30 Wkiss, Fkinbkrc, Collkvillk, Ueber Ptramyoclonus multiplex eto. No. 4 1
1) M. Weiss, Ueber Myoclonie (Paramyoclonus multiplex Friku-
rkich). Wiener Klinik 1893, Mai.
2) Feinberg, Zur Casuistik des Paramyoclonus multiplex. Zeitschr.
f. klin. Med. 1893, XXIII. H. 5,6.
3) Colleville, Sur une vari^td de myoclonie. Gazette hebd. 1893,
No. 46.
1) Der Vortrag knOpft an eine Beobachtung des Verf. an,
welche ihm gestattete bei einer Familie in 4 Generationen eine mo-
torische Neurose zu studiren, welche bei den einzelnen Mitgliedern
ohne nachweisbare Ursache in einem bestimmten Alter auftrat, ein-
zelne Muskeln oder ganze Gruppen von Muskeln in Action setzte,
die sensiblen und psychischen Functionen ganz unbeteiligt liefe
und bei den Trägern des Leidens bis zum Tode fortdauerte. In-
tendirte Bewegungen würden durch diese Muskelkrämpfe nicht ge-
stört. In Bezug auf die Localisation der Bewegungen waren die
Fälle von einander sehr verschieden. Im Schlafe cessirten die
krampfartigen Zuckungen, sie liefsen sich durch den Willen oft
unterdrücken, störten coordinirte Bewegungen nicht und spotteten
jedem therapeutischen Versuch. Das Eingehen auf die Besonder-
heiten der Einzelfälle verbietet sich an dieser Stelle. Der Verf.
discutirt zuerst die Frage nach der Berechtigung, ein Krankheitsbild
sui generis als Myoclonie aufzustellen, er unterwirft sodann die in
der Litteratur unter diesem Namen niedergelegten Beobachtungen
einer Kritik, vor welcher von 51 Fällen nur wenige bestehen
können. Die seinigen rechnet Verf. zu diesen wenigen. Eine kurze
Schilderung des Symptomencoinplexes, von dessen Sonderstellung
anderer Neurosen gegenüber der Verf. überzeugt ist, schliefst den
Vortrag. M. Brasch.
2) F. teilt 3 Fälle mit, die als Paramyoclonus oder Myoclonie
aufgefasst werden können. In allen 3 Fällen sind die Zuckungen
deutlich symmetrisch, klonisch, und die Motilität ist in den Inter-
vallen vollständig intact. Die Zuckungen steigerten sich im 2. Fall
unter dem Einflüsse von willkürlichen Bewegungen und psychischer
Erregung; im ersten Fall sind diese ohne Einfluss und im 3. Fall
sistiren die Zuckungen bei jedem Willensimpulse und sind meist
rhythmisch. Im Schlaf sistirten die Zuckungen im Fall 3 vollstän-
dig, im ersten Fall pausirten dieselben in den ersten Nachtstunden.
Die Fälle weichen zum Teil von dem FKiKimKtcH’schen Bilde ab
und sind als atypische anzusehen.
3) In dem beschriebenen Falle (47 jähriger Mann) bestanden
localisirte, bilaterale, ctonische symmetrische Zuckungen, die im
Schlaf völlig cessirten; die unteren Extremitäten und das Gesicht
blieben frei, die willkürlichen Bewegungen waren nicht erheblich
beeinflusst; die electrische Erregbarkeit war normal; die horizontale
Lage verminderte die Zuckungen, welche beim Stehen und Sitzen
Zunahmen. — C. rechnet den Fall zur Myoclonie u. zwar ist es eine
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No. 41. Bkuns, Traumat. Zerstörung d. Rückenmarks eto.— Kotbmann. 731
intermittirende astasische arhythmische Form mit symmetrischer Lo-
calisirung an den oberen Extremitäten, Schultern etc. (brachio-cer-
vicale Form). S. Kalischer.
L. Bruns, Ueber einen Fall totaler traumatischer Zerstörung des
Rückenmarks an der Grenze zwischen Hals- und Dorsalmark.
Archiv f. Psychiatrie 1893, XXV. 3. H.
Ein ‘21jähriger Dienstknecht zeigte nach einem Fall 4 Monate
lang dauernd eine schlaffe Lähmung der unteren Extremitäten mit
Verlust der Patellarreflexe, aller Hautreflexe und Blasen-Mastdarm-
lähmung; auch die Rumpfmuskeln und die Finger waren bis auf
die Streckung der Grundphalangen gelähmt. Im 2. Intercostalraum
und an den oberen Extremitäten bestand Hyperästhesie; die kleinen
Handmuskeln und die langen Fingerbeuger waren atropliirt und
zeigten Entartungsreaction; bis zur 2. Rippe bestand complete
Anästhesie; es traten dann hinzu: eitrige Cystitis, Priapismus,
wechselnde Verengerung der Pupillen und Lidspalten, Decubitus,
Oedem der Beine mit trophischen Störungen der Haut und Gelenke,
remitlirendes Fieber und Exitus letalis. Die Section erwies 1) to-
tale, traumatische narbige Degeneration des gesummten Rücken-
markquerschnittes im Gebiete «1er 1. Dorsal- und 8. Cervicalwurzel;
dabei secundäre auf- und absteigende Degenerationen. 2) Partielle
traumatische Degeneration mit secundären Entartungen im Gebiet
der 7. Cervical- und 2. Dorsal wurzel; die Degeneration beschränkt
eich allmälig auf die Randpartien und auf Herde in den Hinter-
sftulen und Hintersträngen. 3) Rein secundäre Degenerationen von
der 6. Cervicalwurzel nach aufwärts und von der 3. Dorsalwurzel
nach abwärts. 4) Leichte degenerative Veränderungen der Nerven
und Muskeln der unteren Extremitäten.
Der beschriebene Krankheitsfall bietet eine Stütze und einen
Beweis für die Behauptung Bastians, dass bei den im Hals- oder
Dorsalmarke sitzenden totalen Querläsionen der Medulla und bei
normalem Lendenmarke 1) trotz absteigender Degeneration der
Pyramidenbahnen, sämmtliche unterhalb der Läsion liegende Haut-
und Sehnenreflexe fehlen, 2) die Lähmung eine dauernde schlaffe
bleibt, 3) auch Blase und Mastdarm andauernd gelähmt sind.
S. Kalischer.
M. Rothmanu, Ueber Entzündung und Atrophie des subcutanen
Fettgewebes. (Aue der inneren Abt. des städt. Krankenhauses
am Urban zu Berlin). Virch. Arch. Bd. 136, S. 159.
Bei einem 52jährigen an Gelenkrheumatismus leidenden Manne
entstanden, wie es scheint in kurzer Zeit, an den Beinen, an Bauch,
Rücken und Brust 10 — 12 in den tieferen Schichten der Haut ge-
legene linsen- bis haslenussgrofse, auf Druck etwas empßndliche
Knoten, Einer derselben wurde unter der rechten Achsel exstir-
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732
CoNTKJBAN. — VOIT. — PlCK.
No. 41
pirt; er safs ohne scharfe Abgrenzung im subcutanen Fettgewebe.
Bald darauf, während die anderen Tumoren fast schon wieder voll-
ständig verschwunden waren, bildete sich in der rechten Achsel-
höhle ein neuer, der in etwa 14 Tagen Faustgröfse erreichte, dabei
hart und unempfindlich, von geröteter Haut bedeckt war; er beein-
trächtigte die Bewegungen des schmerzenden rechten Arms erheb-
lich und veranlasste durch Stauung deutliche Venenectasien auf der |
rechten oberen Thoraxhälfte. Da Einreibungen mit grauer Salbe
und Massage sich erfolglos zeigten und Pat. eine Operation ver-
weigerte, blieb der Tumor sich selbst Obertassen ; trotzdem hatte
er sich nach einem halben Jahre vollständig zurOckgebildet ohne,
ebenso wie die anderen Knoten, irgend welche Spuren zu hinter-
lassen. — Die Untersuchung der exstirpirten kleinen Geschwulst er-
gab, dass es sich um eine circumscripte Entzündung des subcutanen
Fettgewebes handelte; die Fettzellen zeigten zum Teil alle drei
von Flbmmino beschriebenen Arten der Atrophie, die einfache, die
seröse und die Wucheratrophie, auch war die endogene Zellneubil-
dung mehrfach in besonders typischer Weise zu finden. — Die Ur-
sache dieser multiplen Entzündung des Fettgewebes liefs sich nicht
eruiren; Bacterien waren nicht nachzu weisen — Der Fall ähnelt
einem unlängst von Ppkiff.r beschriebenen. (Cbl. 1893, S. 250)
H. Müller.
Cb. Contejeau, Sur la digestion gastrique de la graisse. Arcb. de
physiol. VI. p. 125.
Verf. hat teile im Reagensglase, teile an Magenfistei- Händen die Einwirkung des
Magens auf Fette untersucht; er kam dabei tu folgendem Ergebniee: Der Magensaft
bat gar keine verdauende Wirkung auf Bammeltalg. Ee kommt aber vor, dass Pan-
kreastaft in den Magen zurückfliefst und dieser kann trotz der sauren Keaction des
lohalte auf die Fette eiowirken. Diese Wirkung ist namentlich im antrum Pylori
deutlich und wird durch die Magenbewegungen wesentlich unterstützt. Hürthie.
Fr. Voit, Die Stickstoffbestimmung im Harn nach Schnkidbr-Ssbgbx.
Zeitschr. f. Biol. XXXI. S. 168.
Verf. weist die Vorwürfe zurück, welche der genannten Methode von vielen Au-
toren gemacht aind and führt eine Anzahl von Dop peianalysen nach Scbseidis Ssaota
und Kjkhidabl an, welche für Menscbenharn , Kaninchenharn nnd Hundebarn eins
sehr gute, Ja in den meisten Flllen ausgezeichnete Uebereinstimmnng der Resultate
zeigen (dass die von den Autoren gegen die ScHNSiosK-Sssnatt'sche Methode gehobenen
Einwürfe, z. B. lange Dauer, häufiges Springen der Kolben, Fehler durch Ueber-
führung von Natronkalk in die vorgelegte Sture etc gänzlich unbegründet sind, wie
Vorr ausführt, kann Hef. lediglich bestätigen. Ref. bat die Methode bei viel-
jähriger Anwendung stets änsserst bequem uud sicher gefunden uod ihre vollstän-
dige Verdrängung durch die weit umständlichere Kjai.nj.BL sehe stets zam guten Teil
als Modesacbe betrachtet). E. äaikowski.
Fr. Pick, Ueber die Beziehungen der Leber zum Kohlenhydrut-
etoffwechsel. Arch. f. exp. Path. XXXIII. S. 305.
Die nach Bopueis rna's Methode zum Zwecke der Leberverüdnng ausgeführte
Säureinjection in die Leber (15 — 20 ccm V«. Normalschwefelsäure in den Duct. chols-
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No. 41.
Lanz. — Hoffa. — Rmdinobb.
733
doch, infundirl) bringt beim Bunde das Leberglykogen in kurzer Zeit zum Schwin-
den, ohne dass dabei Glykosurie eintritt. Ist solcher Gestalt die Leber glycogenfrei
geworden, was nach 12 Stunden sicher der Fall ist, UDd man leitet den Tieren Koh-
lenoxyd bis zu sichtbarer Vergiftung so, so entsteht, entgegen dem Verhalten bei
sonst normalen Hunden, keine Glykosurie; also stammt der dabei sonst ausgescbiedene
Zucker vom Leberglycogen. Werden solche Hunde, deren Leber sicher glycogenfrei
sind, mit Phloridzin vergiftet, so tritt trotzdem hochgradige Glykosurie ein, daher die
Bildungsstätte dieses Zuckers ausserhalb der I^ber zu suchen ist. Wird solchen Hun-
den mit infolge SSureiojection sicher glycogenfreien Lebern Chloral beigebracht, so
zeigt sieb weder die Bildung der Glykurousäure noch deren Synthese mit Chloral za
Urochloralslure merklich herabgesetzt, selbst nicht wenn infolge des Ausfalls der
I.eberfunktion innerhalb 24—48 Stunden der Tod eintritt. J. Munk.
A. Lanz, Ein neues Verfahren der Gonococcen-Färbung. Deotsche
med. Wochenschr. 1894, No. 9.
Verf. empfiehlt für die Färbung des Trippersekrets eine neue Färbnng, die zwar
hinter der Fuchsin- FSrbung Bonu s und der Methylenblau-Färbung Fmoas's an Schnel-
ligkeit etwas zurücksteht, aber dafür eine schärfere und sicherere Tinktion der Gono-
coccen bietet Das auf gewöhnliche Weise auf dem DeckglSschen fizirte Secret kommt
auf j — I Minute in eine 20 pCt. wässrige Lösung von Acid. tricbloraceticum. Ab-
spölungen mit Wasser, abermalige Fisirung über der Flamme. Alsdann wird 2 — 0
Minuten in folgender Methylenblau Lötung gefärbt: 30 ccm Wasser, 1—2 Tropfen
5 pCt. Kali causticum- Lösung, soviel conc. alcobol Methylenblaulösung, dass die
Flüssigkeit dunkelblau wird. Abspülung mit Wasser, Trocknung, Canada- Balsam. Die
so hergestellten Präparate halten sich gut. Die Gonococcen sind dunkelblau, die
Zellkerne hellblau, das Protoplasma kaum sichtbar blau gefärbt. Vergleich dieser
Präparate mit nach den alten Methoden gefärbten ergiebt, dass die Gonococcen nicht
nur schärfer heraustreten, sondern auch in gröfserer Zahl gefärbt sind Durch Nach-
färbung mit schwacher wässriger Botin Lösung oder Bitmarkbraun - Lösung lassen sieb
gute Doppelfärbungen erzielen. M. Kothmano.
A. Hoffa, Zur Aetiologie u. Behandlung des Plattfußes. Münchner
tned. Wochenschr. 1893, No. 50.
H. nimmt eine angeborene Disposition an: durch angestrengt« Arbeit bei aus-
wärtsgestellten Füfsen und gebeugten Knieen wird unter Ueberwiodung der den Ge*
wölbebogen des Faltes erhaltenden Widerstände dem Talus «ine Valgus-Stellung mit-
geteilt und dadurch eine Umlegung des inneren Fultbngens herbeigeführt Aus den
therapeutischen Bemerkungen ist herrorzuheben , dass die am Innenrande des Stiefelt
zu applicirende Plattfufseinlage nicht eine einfache Platte daratellen soll, sondern eine
das normale Festgewölbe genau nachahmende Höhlung tragen muft. p. Göterbock.
J. Riedinger, Zur Frage der Veränderung der Längendimeneion
des Beine« bei den Luxationen im Hüftgelenke. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. XXXVI. S. 102.
Wenn der Schenkel mit seinem oberen Pol medianwärts der Symphyse snneigt,
so imponirt die Stellung tls Verlängerung, entfernt er sich aber von ihr und geht
lateralwärta, so spricht man von einer Verkürzung. Bei der Luzatio iliaca kommt
zu einer derartigen relativen Verkürzung noch eine, wenngleich geringe, absolute
Verkürsung hiDzu, die Verlängerung des Schenkels bei der Lux. obturatoria (resp.
perioaalis) ist dagegen immer nur eine relative und eine absolute Verlängerung fin-
det bei ihr nicht statt. Zur Beurteilung dieses Verhältnisses hat man die Steilung
des Trochanter major zur Rosn«-Nsi.ATOH'scben Linie zu beachten. p. uüterboek.
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734 Sattlkr. — ITilbrrt. — Das«. — Schütz. — Skibrrt. No. 41
II. Sattler, Untersuchungen über die Frage nach dem Vorkommen
einer Äusseren Accommodation durch Muskeldruck, v. Gräfe’s Arcb.
f. Ophthalmol. XL. p. 237.
Durch eine Reihe von Untersuchungen stellte Sattler fest, da» bei keinem von
ihm geprüften Individuum, nach vollkommenem Ausschluss der innern Accommodation,
durch Convergenz und Senkung der Blickebene eine nur irgendwie in Betracht kom-
mende Erhöhung der optischen Einstellung des Auges nachweisbar war. Uorstmaan.
R. Hilbert, Die durch Einwirkung gewisser toxischer Körper her-
vorgerufenen subjectiven FarbenempfindungeD. Arch. f. Angenheilk.
XXIX. p. 28.
Nach Einnahme von 0.3 PikrinsKure trat nach 2 Minuten leichtes Gelbsehen ein.
Nachfolgendes Blau- oder Violettseben wnrde nicht beobachtet. Nach Eintrlufelung
von 5 — (! Tropfen einer 4 procent. Duboisinlüsung sab H. Rotsehen Auftreten, wa»
4 Stande dauerte. Hor.tm&on
II. Dane, Ueber Doppelt-Hören. Zeitscbr. f. Obrenheilk. XXV. S. 261,
S.-A.
Auf Grund eigener und der in der Lltteratur vorliegenden Beobachtungen kommt
D. bezüglich der Geoese des Doppeltböreo* zum Schlüsse, dass dasselbe sowohl darch
Affectionen des schallleitenden, alt auch des schallpercipirenden Apparates entstehen
könne; auch das harmonische und das disharmonische DoppelthSren könne teils auf
Affection der inneren, teilt auf solcher des Mittelohres beruhen. Das letztere glaubt
er annehmen zu müssen, wenn zwar durch aijrotyuipeuale Leitung DoppelthSren consta-
tirt werden kann, nicht aber durch craoiotympauale Leitung. Schwabtch.
Schütz, Impfversuche zum Schutze gegen die Maul- und Klauen-
seuche. Archiv, f. Tierheilkunde 1894, XX. H. I.
Aus den von S. mitgeteilten Versuchen, deren Anordnung ohne weiteres sns den
Resultaten ersichtlich ist, geht hervor, dass Speichel von Tieren, welche an der Maul-
nnd Klauenseuche leiden, häutig unwirksam und deshalb als Impfstoff ungeeignet ist;
dagegen ist der Inhalt von Blasen, welche bei der Maul- und Klauenseuche, nament
lieh in besonders schöner Ausbildung an der Rüsselscheibe der 8ehweioe entstehen
mit Sicherheit iofectiös. Die Inkobationsperiode der Maul- und Klauenseuche nach
der Uebertragung des Blaseninhaltes in die Maulhflhle gesunder Tiere beträgt 4S bis
60 Standen. Durch Eintrocknung des Blaseninhaltes geht der Iufectioosstoff der
Maul- und Klauenseuche zu Grunde Sehrarlvn.
A. Seiberf, Submembranöse Localbehandlung der sichtbaren Rachen-
diphtherie. Jahrb. f. Kinderheilk. XXXVII. S. 29.
Die von Taub* für die Scbarlachoekrose vorgeschlageno Behandlung vermittelst
parenchymatöser Injection keimtötender Flüssigkeit in die erkrankten Racbenteile hat
Verf auch bei der genuinen Diphtherie mit sehr güustigem Erfolge angewendet. Er
rät aber die Flüssigkeit nicht in die tieferen Gewebe einzuspritzen, sondern so nahe
wie möglich an die Grenze des Gesonden und Kranken zu bringen. Verf hat für
diesen Zweck eine zerlegbare Injectionsspritze coustruirt, welche mit verschiedenartig
gekrümmten Hohlnadelo zu armiren ist, um alle Teile der Rachenschleimhaut er-
reichen zu können, (s. Orig ) *) Als Injectiousflüssigkeit benutzte Verf. ausschließlich
0.4 pCt Chlorwasser und spritzt davon in der Regel einmal täglich 2—6 Spritzen
voll hintereinander ein. Die Einspritzungen, wenn gut gemacht, äussern ihre Wirkung
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No. 41.
Mannabrro. — Chbistiani. — Schütz.
735
Rcbon nach einigen Standen dadurch, dass Temperatur und Puls sich erniedrigen,
Kopfschmerz und Muskelscbmerz schwinden und der Appetit sich bebt. Bleibt dieser
Erfolg; aus, so sind die Einspritzungen nicht ausgiebig genug gemacht worden, oder
das Chlorwasser war schlecht, oder anerreichbare Entzüodnngsheerde bedingen die
Vortdauer der constitationellen Storungen. — Breitet sich der Belag ron der einge-
spritzten Stelle in die nächste Nachbarschaft ans, so waren die Einspritzungen fohler-
liaft und müssen wiederholt werdeo. Breitet sich der Belag nicht weiter aus, bestehen
aber Fieber und Drüsenschwellung weiter fort, so sind die Einspritzungen 2 Mal täg-
lieh zu machen, bis die Symptome schwinden. — Von 104 nach dieser Methode be-
handelten Diphtheriefällen bat Verf nur 6 durch den Tod verloren. stadthw«».
*) Die Spritze ist ron der Firma Hscht, Pfziffsb u Co. Berlin Ritterstrafse 48,
zu beziehen,
«J. Mannaberg:, Ueber Accentuirung des II. Pulmonaltones bei
Perityphlitis. Cbl. f. innere Medicin 1894, No. 10.
M. hat die Beobachtung gemacht, dass bei Perityphlitis häutig eine auffallende
Accentuirung des II. Pulmonaltonee zu conztatireo ist.
Bei der Durchsicht ron 88 derartigen Krankengeschichten aus den Jahren 1SS2
bis 1892 an der Nothnsgel'schen Klinik fand er 10 Mal das genannte Symptom, also
in llpCt. aller Fälle. Seither hat M. selbst 13 Fälle gewöhnlicher acuter Peritypb-
litia beobachtet, nnter denen der IE. Pnlmonalton 4 Mal sehr laut accentnirt, 7 Mal
deutlich lauter als der II. Aortenton, in den beiden letalen Fällen sowohl derPnlmo-
nalton, wie der Aortenton lant klappend, endlich einmal Spaltung des Pnlmonaltones
gefunden wurde. Es ist also sicher, dass bei Perityphlitis die Accentuirung des II.
Pulmonaltones ein häufiges Vorkommniss bildet. Eine Erklärung hierfür, wenigstens
eine ausreichende, ist allerdings nicht möglich. C. Bosenthal.
A. Christian!, I tremori nei pazzi. Riv. sper. d. freniatr. XX. H. I.
Die dankenswerten Uotersnchnngen der bei Geisteskranken sieb findenden Zitter-
fonnen führten Verf. sn dem Ergebnisse, dass diese nicht einer bestimmten Paychosen-
forro immanent sind, nicht ron einer solchen ein jedes Mat wechselndes Gepräge er-
halten, sondern einzig mit den Fundamentalsymptomen der Exaltation und Depression
in Beziehung stehen, die bei jeder Psychose Vorkommen können. Bei der Exaltation
ist das Zittern ein zchneUscblägiges, bei der Depression ein langsamschlägiges
Plaesek.
«I. Schütz, Zur Behandlung des Lupus vulgaris. Aroh. f. Dermat. u.
Syph. XXVI. S. 97.
Verf. erzielte die günstigsten Resultate mit dem folgenden Verfahren : Unter
Cbloroformnarcose wird alles morsche Gewebe anzgelflffelt, die Wandfläche and die ge-
sunde Umgebung in der Ausdebnaog ron etwa 1 cm sehr sorgfältig scarificirt, die
Blatang mit feuchten Mullcompressen genau gestillt und hierauf das ganze Wondge-
bist mit einer kalt gesättigten, alcoholischen GblorzinklSsnng mehrmals bepinselt. Zar
Linderung der folgenden grofsen Schmerzen werden Eiscompressen applicirt. Bat sich
unter Bromwasserumschlägen die Wunde nach 1 — 2 Tagen gereinigt, so wird sie drei-
mal täglich mit einer Pyrogallussäure Vaselinsalbe (1:4) verbanden, welche, nachdem
sie 4 Tage hindurch eingewirkt bat, wieder durch Borwasserumscbläge ersetzt wird.
Nsch abermaliger Reinigung der Wunde d. h. nach 4 — 5 Tagen wird diese abwech-
selnde Behandlung mit Pyrogal lussalbe und Borwasserumschlägeo noch zweimal
wiederholt. Die zchlietsliche Vernarbung des Defectez erfolgt dann rasch und in kos-
metizeh sehr befriedigender Weise unter Emplastrnm Bdyrargyri oder Jodoformpnlrer-
rerbsod. — Recidive hat Verf. bei diesem Verfahren seltener als bei irgend einem
anderen gesehen H. MOller
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736
FIom.ändrb. — Pozzi. — Qprhd. — Pflügkb.
No. 41
E. Holländer, Ueber eine bisher noch nicht beschriebene Uterus-
nnomalie (Uterus accessorius). Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 19.
Gelegentlich einer Laparotomie bei einer 33 jährigen X para, bei «eleber die
Diagnose auf doppelseitige Tubeogewülste gestellt worden war, fand Ah*l, der die
Operation ausfübrte, folgenden Befund: {
Es bandelte sieb um 2 Uteri, von denen der eine, nämlich der hintere ein nor-
maler Uterus mit normalen Adnexen ist. Er hat 2 normale Tnben nnd roo ihm
gehen beiderseits die breiten Mutterbänder ab. In Verbindung mit diesem d. h. auf
der Basis einer gemeinsamen Portio, mit 2 hintereinander liegenden orif. uter. extern.,
besteht noch ein xweiter Uterus, der vor letzterem liegt, jedoch keine Adnexa bat
In diesem vorderen Uterus, der bedeutend greiser, als der hintere ist, befanden sieh
Placentarreate, welche von der Vagina aus entfernt wurden.
Was die Entstehung dieses vorderen accessoriscben Uterus anbelangt, so nimmt
der Verf. an, dass die Md L«n’scben Gänge resp einer derselben excessiv gewachsen
ist. nachdem bereits die DifTerenxirung in ihren Abschnitten stattgebabt hat, und et
zu einer Falteobildung gekommen ist Aut einer solchen Duplicatur in den Teilen
der MOLLin'schen Gänge, die später zum Uterus werden, lässt sich wohl die Genese
dieses accessoriscben Uterus erklären. w. Schäieln.
8. Pozzi, Nouvelle Operation applicable & la stönose congenitale tlu
col de l’ut^rus. Annales de gynecologie, 1893.
Nach der Discition schneidet P aus jeder der 4 durch dieselben erhaltenen
WnndBächen ein dreieckiges prismatisches StUck aus und vernäht dann die Schleim-
haut der Scheide mit der des Cervix. Ein Recidiv wird nach dem Verfasser durch seine
Methode unmöglich gemacht. *. Kanin.
E. tyuenu, De la transformation caverneuse de la muqueuse ute-
rine dans certainea formes de nuHrites. Annales de gynecologie 1893,
Decembre.
Verf. berichtet über einen Pall von Blutungen aus der Gebärmutter, welch# drei
Auskratzungen, die nur eine geringe temporäre Besserung bervorbrachten , sowie 30
elektrischen Sitzungen widerstanden. Scbliefslicb excidierte Qo£nu nach Discition des
collnm die ganze Uterosschleirohaut bix auf 2 kleine Trichter in der Tubenecke Die
Blntungen btlrten danach ganz auf. Die Untersuchung der ezcidierten Schleimhaut
ergab eine cavernOse Degeneration mit ausserordentlich starker Entwicklung gewun
dener, atberomatiiser Gefäfse. Die bacteriologische Untersuchung ergab ein negatives
Resultat. a. Kanin
Pflüger, Ueber Käsevergiftung, speciell Ober einen Fall mit Aus-
gang in Erblindung. Wörttemb. Corr.-Bl. 1894. No. 19.
Nach dem Genuss des landesüblichen saureu Käses, eines nnter Luftabschluss
bereiteten Productes, erkrankten eine gewisse Anzahl Personen nnter Kolik, Erbrechen,
Diarrhoeen, Kräfteverfall, Sehschwäche. Zumeist trat in wenigen Tagen Heilung ein:
in einem Falle bildete sich ein typbnsäholiches Krankheitsbild aus; es bestand meh
rere Wochen laug uuregelmäfsiges Fieber, Benommenheit, Delirien, Ulcerationen im
Munde, Furunkel, Conjunctivitis. Aus letzterer entstand eine eiterige Horohantentxüo
düng, die zu doppelseitiger Pbthisis bulbi führte. Bacteriologische und chemische Un-
tersuchung ohne Ergebniss. Fr. struamu»
Einsendungen für da» Ontralblatt werden an die Adresse de» Hm. Prof. Dr. M. Hern b ardt (Berlin W.
Französische Straf*« 21) oder an die Verlagahandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hlrscbwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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^ftröchenUieh erscheinen ■ ■ m_ ■ ■ ■ Prel» de» Jahrgänge»
l — ? Bogen ; a-n 8rhluH»e M ~ All | ||l|!| I I 20 Mark; tu beziehen
<1 <98 Jahrgangs Titel , Na- CvalraCliVw durch alle Bachhandlun-
• n«i- und Sachregister. gen und Postanst alten.
für die
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *«. Oktober. No. 42.
Inhalt : Hridbnbaim, N üue Gntenucbungen über Hesorption im Dünndarm. —
S trimer, Geber Ecchondrosis physalifora — Tiiaeving, Behandlung der tubercu
lösen Hüftgelenkentzündung. — Ermarch, Ueber Sonnendeiinfection. — Quincke
und Stühlen, Zur Pathologie des Abdominaltyphus — Comb«, Geber tuberculose
Feritonitis. — Masieo, Tailob, Brissadd, Jackson and Roiebl, Pbis io»
und Etismre, FOlle von Hirntumor. — Lewis. Geber Cysticercus der Haut. —
Holland sh, Geber die rom Mastdarm ausgehenden Geburus'.Orungen.
Beckmann, Diagnostischer Wert der Indicanausscheidung. — Lieblein, Ein-
fluss der Leberverödung auf den Stoffwechsel. — Woollcombi, Fall von Psammom
der Gl. pituitaria. — v d. Habet, FaII von Blnsenruptur. — Moose, Geber Frmc-
tur des Ellenbogengelenks. — Hess and Dibdkricbs, Skiatkopitche Schulunter-
suchungen. — H.t sr mann, Die Mittelohrentzündung der SOuglinge. — Brown-
Kfllt, Stückweise Entfernung der Tonsille. — Bonos, Zur Aetiologie der Gus-
phlegmonen. — Kitasato, Der Bacillus der Bubonenpest. — Waue, Suhcutane
Injection von Magnesiutnsulfat. — Krug, Geber Ruckgratsrerkrilmmungen der Schul-
kinder. — Andribzkn, Geber die Nourogliazellen im Gehirn. — Buccblli, Geber
den Cocainismus — Caspsb, Samts», Alumnol bei Gonoriboe. — Marthsn,
Zur Kenntniss der KohlenozydvergiftuDg.
R. Heidenhain, Neue Versuche Ober die Aufsaugung im Dünn-
darm. Pflüger’s Arch. Bd. 56. S. 579.
Zur weiteren StfUze der von H ippk-S..tlkr, Verf. und dessen
Schülern ermittelten Thatsachen, denen zufolge die Diffusion zur
Erklärung der Darmresorption nicht genügt, vielmehr auf die active
Thätigkeit des Schleimhautepithels zurückgegriffen werden müsse,
hat Verf. neue Versuche ausgeführt. Um zu wissen, in wie weit
die Diffusion in’s Spiel tritt, bedarf es der Kenntniss des osmotischen
Druckes einerseits der Blutflüssigkeit, andererseits der im Darm zur
Resorption gelangenden Flüssigkeiten; diesem Druck proportional
ist die Gefrierpunktsveränderung der resp. Lösung. Indem wegen
der speciellen Ausführung dieser Methode auf das Orig, verwiesen
wird, sei nur angeführt, dass tief narkotisirten Hunden eine Dünn-
darmschlioge von 80— 1 *20 ctm Länge beiderseits abgebunden, mit
XXXII. Jahrgang. 47
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738 Hsidrnhaih, Neue Untersuchungen über Resorption im Dünndarm. No. 42
*/4 proc. Kochsalzlösung gereinigt, mit der auf ihre Resorption zu
prüfenden Lösung gefüllt, reponirt und nach wechselnder Resorp-
tionsdauer die in der Schlinge rückständige Flüssigkeit entleert und
auf ihre Zusammensetzung untersucht wurde Zugleich wurde vom
Serum des durch Aderlass gewonnenen Blutes die osmotische Span-
nung bestimmt. Die Diffusion ist unfähig, zu erklären, dass Serum
vom Hundeblut im Hundedarm ausgiebig resorbirt wird, ferner
dass Wasser resorbirt wird aus Kochsalzlösungen, deren osmotische
Spannung höher ist (über 1 procentige Na Cl-Lösungen) als die der
Blutflüssigkeit, endlich dass Salz resorbirt wird aus Lösungen, in
denen die osmotische Spannung des NaCl geringer ist als in der
Blutflüssigkeit (0.6 — 0.7 Proc. NaCl). Diese Thatsachen fordern
gebieteriseh die Annahme anderer Triebkräfte, welche in den Ele-
menten der Darmwand selbst zu suchen sind und die Verf. .die
physiologische Triebkraft“ nennt. Dass Diffusion bei der Resorp-
tion mitwirkt, ist insbesondere dadurch bewiesen, dass bei 2 7iproc.
NaCl-Lösungen zunächst immer eine Volumsvermehrung des Darm-
inhaltes durch Ueberwandern von Wasser aus dem Blute erfolgt,
sowie dass Salzresorption unter Bedingungen stattfinden kann,
unter denen die Wasserresorption aufgehoben ist, so z. B. wurden
nach Einfüllung von 80cem einer 1.98 proc. NaCl-Lösung in eine
1 Meter lange Darmscblinge in dieser nach 20 Minuten zwar
80 ccm Flüssigkeit, aber nur mit 1.1 pCt. NaCl. vorgefunden, so-
dass kein Wasser, aber 0.62 g NaCl resorbirt sein musste. Nach
dem interessanten Funde vom Verf. setzt Fluornatrium die physio-
logische Treibkraft herab; bei Zusatz von 0.04 — 0.05 pCt. Fluorna-
trium zu NaCl-Lösungen von 1 — 1.5 pCt. sinkt die Wasserresorption
in hohem Mafse, die Salzresorption in weit geringerem Mafse; die
unwesentliche Aenderung der osmotischen Spannung durch den
Fluorzusatz kann selbstverständlich diese enorme Wirkung nicht
erklären. Bei NaCl-Lösungen geringer Concentration (unter 0.5pCt.)
wird durch Fluorzusntz umgekehrt die Salzaufsaugung stärker
heruntergesetzt als die Wasseraufsaugung. Ferner schien die phy-
siologische Triebkraft im oberen Abschnitte des Dünndarms geringer
zu sein und durch den Fluorzusatz auch mehr geschädigt zu wer-
den. Der Vergleich in Bezug auf die Resorption von NaCl- und
MgS04-Lösungen ergab, dass aus gleichen Volumina einer 1 proc.
NaCl-Lösung trotz ihrer höheren osmotischen Spannung über 8 Mal
so viel in gleichen Zeiten aufgesogen wird, als aus einer 5.85 proc.
Bittersalzlösung; auch diese verzögernde Wirkung der letzteren
Lösung lässt sich nur so deuten, dass die Gegenwart von MgS04
die physiologische Resorptionskraft der Darmwand in hohem Mafse
beeinträchtigt. Die Träger dieser Triebkraft sind die Darmepithelien,
deren Zerstörung nach Hoppk-Skylkr die Resorption im Darm auf-
hören macht. J. Munk.
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No. 42. SrKiNtca, Ueber Ecohondrosis etc. — Thabting, Behandlung eto. 739
H. Steiner, Ueber die Ecohondrosis physalifora sphenooccipitalis.
(Mitgeteilt von Prof. Dr. Ribbkrt). Cbl. f. allgem. Path. u. path. Anat.
1894, No. 11.
Die Resultate der von dem verstorbenen Verf. als Dissertation
gemachten Arbeit werden von Ribbkht im Auszuge mitgeteilt. Die
an der Synchondrosis spheno- occipitalis auf der Oberfläche des
Clivu8 vorkommenden Enchondrome, die in gallertiger Grundsub-
stanz blasentragende Zellen, Physaliforen, enthalten, wurden von
Virchow, der sie zuerst beschrieben hat als in schleimig- gallartiger
Metamorphose befindliche Hyperplasien von Resten des Sphenoocci-
pital- Knorpels aufgefasst. Dagegen beschrieb sie H. Möli.kr als
excessiv fortwuchernde Teile der embryonalen Chorda dorsalis, eine
Erklärung, die Virchow auch in einer späteren Arbeit als höchstens
in vereinzelten Fällen zutreffend gelten lat.sen will.
Verf. selbst hat nun 10 derartige Geschwülste unter 500 Sec-
tionen nachweisen können, eine auffallend grofse Zahl. Auf Grund
der Untersuchung schliefst er sich vollkommen den Ausführungen
Müu.kh’s an. Schon der Sitz der Gallertgeschwülste, die stets genau
median gefunden werden, spricht für die Abstammung von der
Chorda. Ein Uebergang von Knorpel in die gallertige Masse war
niemals nachweisbar, ein Befund, der entschieden gegen die Ab-
stammung vom Knorpel spricht. Aber auch zur Exostose steht die
Gallertmasse in keiner engeren Beziehung; sie ist zwischen die
Knochenbälkchen eingelagert wie das Knochenmark. Dagegen ent-
spricht das histologische Verhalten vollkommen dem der Chorda-
reste in den Intervertebralscheiben, nicht aber dem der Chondrome.
Es ist also die Ecohondrosis physalifora von Chordaresten herzu-
leiten. M. Rotlimann.
H. Thaeving, Ueber die Endresultate einer conservativen Therapie
bei tuberculöser Hüftgelenkentzündung. Archiv f. klm. Chir. XLVI,
S. 244.
Der vorliegende Bericht, eine Arbeit Verf.’s über die Coxitis-
Therapie in der Biu.aoTH’schen Festschrift sowie die einschlägigen
Arbeiten von Billhoth selbst und von Rosmahit ergänzend, umfasst
die Hospitalpraxis der letzten 11 Jahre, von 1881 — 1891. Es han-
delt eich im Ganzen um 88 Patienten, da nur die allerschwersten
Fälle zur stationären Behandlung gekommen und in den letzten
Zeiten selbst mit Abscedirung complicirte Hüfttuberculosen polikli-
nisch behandelt wurden. Nicht mitgezählt sind eine Anzahl ätio-
logisch zweifelhafter Fälle, welche Verf. am Ende seiner Arbeit
kurz zusammengestellt, und die mit bereits abgelaufener Entzündung
(zum Zweck der orthopädischen Correctur einer Anchylose) aufge-
nommenen Patienten. In 22 von den 88 Fällen konnte nachträg-
lich nichts über die ausschliefslich den unteren, ärmeren Classen
angehörigen Patienten ermittelt werden. — Im Ganzen öberwog das
47 *
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740 TUabving, Behandlung der tuberculösen Hüftgelenkentzündung. No. 42
männliche Geschlecht mit 51 Erkrankungen gegen 37 bei weib-
lichen Patt.; die rechte Hüfte war 48 Mal, die linke 40 Mal er-
krankt, in 1 Fall waren beide afficirt. — Der Beginn der Krank-
heit wird 71 Mal als ein spontaner, 17 Mal als von einem Trauma
u. 2 Mal von einer Infectionskrankheit ausgehend angegeben. Knie-
schmerz findet sich nur bei 3 Patt, als im Beginn der Krankheit vorhan-
den bemerkt. Dem Alter nach standen beim Beginn der Krankheit
30 im 1. bis 5 , 40 im 6. bis 10 und 8 im II. bis 15. Lebens-
jahre; 6 Fälle verteilten sich auf die Zeit vom 16. bis 40. Jahre;
5 unter 15 Jahren zählende Patt, eutbehren genauerer Feststellungen
in dieser Hinsicht. Bei 37 Patt, kam es nicht zur Eiterung, son-
dern au8schlielslich zu sog. kalten Abscessen, bei 51 fand sich das
Gelenk schon in Contractur bezw. Anchylose fixirt und zwar in
Beugestellung, Adduction und Rotation nach innen 30 Mal, in
Abductioo mit Rotation nach aufsen und Flexion 19 Mal. Es
liefs sich dabei nicht bestätigen, dass letztere Stellung im Beginn
der Coxitis die häufigere sei und später in Adduction überginge,
vielmehr bestand die Abductionsstellung meist schon sehr lange, u.
war es in der Hälfte dieser Fälle zu Abscess- und Fistelbildung
gekommen. — Von den 66 Patt., deren Schicksale weiter zu ver-
folgen waren, sind 4 völlig d. h. ohne Functionsstörung geheilt.
Bei sonst Geheilten besteht mehr oder weniger Verkürzung, Con-
tractur und Anchylosen, 21 sind noch ungeheilt, und 14 gestorben,
in Summa also 48.5 pCt. ausgeheilt und 20 9 pCt. gestorben. Bei
12 Patt, wurde die Resectio coxae gemacht und zwar bei 2 aus
besonderen Gründen die sonst von BuxiiorA verworfene Frühre-
section. Von diesen letzteren ist 1 in schlechter Stellung geheilt,
der andere mit einem kalten Abscess zur Zeit noch ungeheilt. ln
den übrigen 10 Fällen wurde die Operation als ultimum refugium
zur Schaffung besserer Wundverhältnisse unternommen, nämlich 4
Mal mit einem vorderen Längsschnitte nach Lückk-Sohkdk, 2 Mal
nach L xnuknbkck, 1 Mal nach Kö.mq und 3 Mal mit hinterem
Bogenschnitt. Die 7 Mal mitbeteiligt gefundene Pfanne wurde
möglichst ausgekratzt, im Uebrigen vom Femurkopfe nur im Not-
fälle mehr als durch Decapitation fortgenommen, indem kein be-
wegliches Gelenk, sondern Heilung in Anchylose mit Streckung
und Abduction erstrebt wurde. Diese Heilung wurde bei 2 unvoll-
kommen erreicht, 3 starben (=41.6 pCt., doch ist dieses zu niedrig,
da von den übrigen 5, welche ausgeheilt blieben, 2 noch nicht
1 Jahr und 3 nicht sehr viel länger in Heilung sind). — Von den
conservativ behandelten Patt, waren 21 (oder, wenn man den
doppelseitig erkrankten Pat. 2 Mal zählt 22) ohne Abscess- oder
Fistelbildung; von diesen sind 3 vollkommen, 12 mit Functions-
Störung und 3 nicht geheilt, während 3 starben. Hierbei zeigte
sich das auffallende Verhältniss, dass alle Patt, mit Coxitis, welche
bis vor 6 Jahren in die Klinik kamen, entweder geheilt oder ge-
storben sind. Mit Abscess- oder Fistelbildung verliefen 33
Fälle, darunter 14 mit mehr oder minder schönem Resultat geheilte,
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No. 42. Thaeyino, Behandlung der tuberculösen llüftgelonkonlzündung. 741
13 noch ungeheilte und 6 gestorbeue. Von 8 Fällen (mit 6 Hei-
lungen) in denen Extension, fixirende Verbände und Redressement
angewandt wurden, verschwand in 4 der Abscess spontan, und zwar
wurden in 3 von diesen letzteren orthopädischen Operationen eine
Adductorendurchschneidung und Fascioplastik gleichzeitig gebraucht.
In 2 hierhergehörigen Fällen wurden ausserdem die Abscesse punc-
tirt und Jodoform-Glycerin eingespritzt. In 11 Fällen kam die
BiLLBoTu’sche Methode der Incision mit Jodoformemulsion- Behand-
lung und Jodoformgaze-Tamponade mit 4 Heilungen zur Verwer-
tung, in 8 wurde ausserdem ein Weicbteilfungus oder ein Knochen-
herd excidirt und zwar entsprechend der gröfseren Schwere der
Fälle nur 1 Mal mit Erfolg. Von den vielen specifischen Mitteln,
die innerlich und local versucht wurden, konnte ein Erfolg nur von
den Jodoforminjectionen in und um das Gelenk behauptet
werden und sind diese daher auch während der Initialstadien bei
Billbutu in Gebrauch. Auch unter den Fällen mit Abscess- und
Fistelbildung fanden sich Ungeheilte (mit 2 Ausnahmen) innerhalb
der letzten 6 Jahre; alle länger Beobachteten sind entweder geheilt
oder tot. Ein Einfluss des Alters auf die Ergebnisse der Coxitis
tuberculosa liefe sich insofern erkennen, als die Patt., die vor dem
11. Lebensjahre erkrankt waren, gleichmäfeig die besten Chancen
haben, indem '/2 zur Heilung gelangt und nur '/5 gestorben ist.
Von den Patt, des zweiten Decenniums ist dagegen nur 1 3 ausgeheilt
und von den 3 noch späteren Fälle endeten 2 tötlich. Hin-
sichtlich des Geschlechts zeigte es sich, dass das weibliche nnht
nur das seltner erkrankende, sondern auch das gönstigere Genesungs-
ziffern bietende ist, denn von 31 Heilungen kamen nur 14 auf
männliches Geschlecht und 17 auf weibliche Personen. In Bezug
auf die functionellen Ergebnisse lassen sich nur 26 Fälle ver-
werten. Von diesen war in 3 recht gute Beweglichkeit, in 4 eine
mehr oder weniger beschränkte und in 10 völlige Anchylose vor-
handen, wogegen in 10 das Resultat unbekannt war. Wiederer-
langung der Ausdauer im Gehen wurde von 5 Patienten betont, welche
selbstverständlich ohne Maschinenunterstfltzung gingen. Von 7 Pat.
wurde ein erhöhter Schuh oder eine Einlage im Stiefel getragen,
doch ist die Häufigkeit einer erheblichen bezw. unvollständig corri-
girten Verkßrzung eine recht grofse, da bei der Armuth der
meisten Hospitalkranken von einer Nachbehandlung durch irgend
welche Apparate gewöhnlich keine Rede ist. Bei den Nach-Rese-
cirten nahm in der Regel mit der Länge der Zeit die Verkörzung
zu, welche, da sie nur durch Beweglichkeit und ausgiebigen Ge-
brauch hintangehalten werden kann, als „Inactivitätsatrophie“
aufzufassen ist. Lediglich bei einem lOjähr. Pat. fand eine nach-
trägliche Verlängerung von je 1 cm för Ober- und Unterschenkel
statt. — Die Todesursachen bei den conservativ behandelten
Fällen waren 3 Mal nicht bekannt, in den übrigen Malen hing sie
direct oder indirect mit der Tuberculosen-Infection zusammen, excl.
1 Fall, der an Sepsis nach Evidement starb. Die bereits erwähnte
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742 Esmakch, Ueber Sonnondesinfection. — Qcihckk u.SröHUtN. No. 42
Sterblichkeit (incl. der Resectionen) von 20.9 pCt. bleibt hinter der
übrigen, ebenfalls die Spätresultate berücksichtigenden Statistiken
der Coxitis erheblich zurück; auch bei der voraussichtlichen Ver-
schlechterung in den kommenden Jahren auf 33 pCt. ist sie niedriger
als diese. Allerdings contrastirt sie immer noch unvorteilhaft mit
den Erfolgen der Frühbehandlung speciell in der Privatpraxis.
P. Gäterbock.
Esmareh, Ueber Sonnendesinfection. Zeitschrift f. Hygiene 1894, XVI.
S. 257.
Bekanntermassen haben in den letzten Jahren verschiedene
Autoren den stark desinficirenden Einfluss des Sonnenlichtes auf
Bacterienreinkulturen nachgewiesen. E. untersucht nun, um für die
Praxis verwertbare Resultate zu erhalten, ob die Sonne auf und in
verschiedenen Stoffen enthaltene pathogene Keime töte. Er ver-
wendete Leinwand, verschiedene Wolltuche, Möbelstoffe, Bettkissen
und Pelze; von Bnkterien Aureus, Typhus, Cholera und Diphtherie
in Reinkultur. Die Stoffe wurden mit den Bakterien imprägnirt
und entweder trocken oder feucht der Sonne ausgesetzt. Es zeigte
sich, dass die oberflächlichen Teile rasch desinficirt wurden, dass
diese Wirkung aber sehr schnell abnimmt, sobald die Bakterien
durch darüberliegende Stofflagen geschützt werden; dunkle Stoffe
schützten viel mehr als helle.
Bei Leinwand zeigte sich diese Desinfectionswirkung schon
nach ca. 2 Stunden, bei anderen Stoffen später. Da aber eine
Wirkung in die Tiefe nur sehr selten, z. B. bei in Kissen ver-
steckten Diphtheriebacillen zu bemerken war, kommt E. zu dem
Schluss, dass wir in der Sonnenbestrahlung ein brauchbares Desin-
fectionsmittel nicht besitzen; in einem Kontrolvereuch , den E. mit
Carbol anstellte und dieses in der Weise wie man Möbel desinficirt
auf Abscesseiter, der in Stoffen versteckt war, einwirken liefe, er-
zielte er keine bessere Wirkung. (Ref. ist geneigt, die Sonnendes-
infection , so wie sie in der Praxis geübt wird mit wiederholtem
Aufschütteln und Ausklopfen als recht wirksame Desinfection an-
zusehen). Soheurlen.
H. Quincke u. A. Stöhlen, Zur Pathologie des Abdominaityphus.
Berl. klin. Wochenscbr. 1894. No. 15.
Unter 9 Typhusleichen vermochte Qoinckb 8 Mal aus dem
Rippenmark, 2 Mal aus dem Sternalmark Typhuskulturen anzu-
legen, ebenso wie aus der fast stets gleichzeitig untersuchten Milz-
pulpa. Man darf aus diesen Untersuchungen (und früheren Ebfb-
maikr’s) wohl schliefsen, dass im roten Knochenmark Typhus-
kranker sich der Typhusbacillus mit derselben Constanz, wenn auch
wahrscheinlich weniger dicht gesät, findet wie in der Milz. Die
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No. 42. Zur Pathologie otc. — Comby, Ueber tubcroulöse Peritonitis. 743
Wirkung dieser im Knochenmark vorhandenen Bacillen kann man
sich so vorstellen, dass sie gewöhnlich, wie in den lymphatischen
Apparaten des Darmes, so auch im Knochen eine proliferirende
Entzündung hervorrufen; ausnahmsweise können sie eine eitrige
Entzftndung erzeugen. Wo sie sich in (eitrigen oder nicht eitrigen)
Entzündungsherden allein finden, sind sie entweder in den steril
entstandenen Entzftndungsherd eingewandert, oder (wahrscheinlicher)
selbst Ursache der Entzftndung; wo sie neben anderen Bakterien
Vorkommen, da bleibt ihr Anteil an der Entzftndung unentschieden.
— För die Frage, ob und in welchem Grade die Typhusbacillen
eine proliferirende Entzftndung bewirken, kommt neben anderen
Umständen jedenfalls auch ihre Menge in Betracht.
Während (abgesehen von vereinzelten selteneren Befunden) als
Erreger der eiterigen Meningitis der Staphylococcus aureus, der
Streptococcus pyogenes und der FaÄNKKi.’sche Pneumococcus bekannt
sind, fand SiOhi.kn bei einer einen Ueotyphus complicirenden Me-
ningitis in dem eitrigen Sekret der Meningen lediglich Typhusba-
cillen; hier wurde man also nicht nur im klinischen, sondern auch
im anatomischen Sinne von einem „Cerebraltyphus“ sprechen können.
Perl.
J. Comby, P6ritonite tuberculeuse avec ascite considdrable. —
Guerison spontanes saus Intervention chirurgicale. L’union med.
1893, No. 54.
Ein 9 Jahre altes Mädchen, bei der schon in ihrer frohesten
Kindheit der Leib stark aufgetrieben war, wie dies bei rachitischen
Kindern so oft beobachtet wird, litt seit einiger Zeit an Respirations-
beschwerden. Bei der Untersuchung zeigte sich das Abdomen
ausserordentlich stark kugelförmig aufgetrieben und fluctuirend.
Trotz des starken Ascites konnte man noch eine nicht unbedeutende
Vergröfserung sowohl der Milz als auch der Leber constatiren.
Die Palpation wurde durchaus nicht schmerzhaft empfunden. Appetit
ausserordentlich gering, auffallende Blässe der Haut, allgemeine
Abmagerung. Herz und Lunge gesund, Urin normal. Die Diagnose
lautete auf tuberculöse Peritonitis. Es wurde zuvörderst ein Ab-
führmittel verschrieben und dann Schwefelbäder und strenge Milch-
diät angeordnet. Nach einiger Zeit wurden täglich 2 ctg Calomel
verordnet. Ohne dass eine wesentliche Aenderung in dem Befinden
der kleinen Patientin eingetreten wäre, verliefe dieselbe nach einiger
Zeit das Krankenhaus. Ein Jahr später kam das Kind wiederum
in Behandlung. Der Ascites war gänzlich geschwunden, Leber
und Milz hatten wieder ihre natörliche Gröfse. Nur die Blässe
der Haut war noch vorhanden. — Dass es sich in der That
um einen spontan geheilten Fall von tuberkulösem Ascites ge-
handelt hat, bekräftigt der Umstand, dass ein Bruder der Kleinen
an tuberkulöser Meningitis gestorben war und der Vater an Lungen-
tuberculose litt. C. Kosenthai.
DigitizecfBy Google
744 Mvbim;, Taylop, Brissacd, Jackson u. Rüssbli, Prantois No. 42
1) E. Masing, Ein Fall von isolirtem SehhOgeltumor. Petersb. med.
Wochenschr. 1893, No. 42.
2) Taylor, A post - gradual lecture on intra - cranial tumours.
t.anoet 1894, 20. Jan.
3) E. Bribsaud, Diagnostic d’une tumeur du corps restiforme. —
Autopsie. Progr. medic. 1894, 20. Jan.
4) J. H. Jackson u. J. S. R. Russell, A clinical study of a case
of cyst of the cerebellutn. British Med. Journ. 1894, 24. Febr.
5) Prantois u. (1. Etienne, Sarcome primitif des ventricules du
cerveau. Arch. de Neurologie 1894, Avril.
1) Es handelt sich um eine 15jährige Patientin. In zwei Mo-
naten allm&liger Beginn, mit Zittern und Schwäche in der rechten
Hand und im rechten Bein, Kopfschmerzen, Erbrechen, Sprachstö-
rungen und Doppeltsehen. Bei der ärztlichen Exploratron wird
constatirt rechts Hemiparese mit Einschluss des Facialis und Hypo-
glossus und der Sensibilität; links Ptosis. rechts reflectorische Licht-
starre der Pupillen, alle vom Oculomotorius versorgten Bulbusmuskeln
leicht paretisch, Gesichtsfeld und Augenhintergrund frei, Seh-
schwäche (?) Doppeltesten. Die Diagnose wurde auf Tumor im
linkeo Hirnschenkel gestellt. Pat. ging kurz darauf unter Convul-
sionen im Coma zu Grunde. Die Sektion ergab ein Sarkom , das
den ganzen linken Thalamus einnahm, und bis an die Vierhögel
heranreichte, auch den Fufs c imprimirte. ausserdem einen sehr be-
trächtlichen Hydrocephalu-s internus, am Boden des Aquaed. Sylvii
kleine Extravasate. Diese sollen die Oculomotoriussymptome er-
klären. Die Sensibilitätsstörungen bezieht der Verf. auf die Com-
pression des Hirnschenkels und der inneren Kapsel. Die motori-
schen Reizerscheinungen als SehhOgelsymptom bestätigt auch der
vorliegende Fall. Dagegen ist der Mangel eines Gesichtsfeldsde-
fectes trotz der gänzlichen Zerstörung des Pulvinars dem Verf.
auffällig.* M. Brasch.
2) T. bespricht im Anschluss an 3 kurz mitgeteilte Fälle von
Hirntumor die allgemeine Symptomatologie der Hirntumoren. Die
Combinatiou von Kopfschmerz, Neuritis optica und Erbrechen fin-
det sich zuweilen auch bei Meningitis (tuberculosa meist). Der
Kopfschmerz bei Kleinhirntumoren ist mitunter ein frontaler; Ober-
haupt ist der spontane Kopfschmerz fQr die Localisation nicht so
zu verwerten, wie die Druckemptiudlichkeit des Schädeldachs. Die
Neuritis optica bei Cerebellar-Tumoren ist zuweilen mit Hämor-
rhagien verbunden und iet dann leicht mit der Retinitis albuminu-
rica zu verwechseln. Bei langsam wachsenden Tumoren können
Kopfschmerz, Erbrechen und Neuritis fehlen. Die Patellarreflexe
bei Kleinhirntumoren sind bald gesteigert, bald geschwunden.
S. Kalischer.
3) Eine 45jährige Frau fohlte sich seit 8 Jahren matt, klagte
Ober Kopf- u. Rockenschmerzen und Schwindel. Der Kopfschmerz
kam paroxysmal und safs nach dem Nacken hin. Fortschreitende
Taubheit links. Progressive Sehschwäche besonders rechts. Tic
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No. 42.
and Etiennk, Fälle von Hirntumor.
745
des linken Facialis in Anfällen von 5 Minuten etwa 2 Jahre lang.
Später Schwäche in den Beinen. Complete Anosmie trat hinzu.
Die Kopfschmerzen stiegen bis zur Unerträglichkeit, 1893 kam
(Jedem der Beine und Dysurie hinzu, der Gang wurde taumelnd,
plötzlicher Bewusstseinsverlust ohne localisirte Krampferscheinungen
von 1 stündiger Dauer. Den Kopfschmerz charakterisirt der Vor-
tragende als einen explosiven. Als pathognomonisch cerebellar be-
schreibt er die Haltung mit zurückgeworfenem Kopf, vorgestrecktem
Knie, unbeweglichen Zügen und die intercurreot auftretenden „atti-
tudes forcdes“ von opisthotonischem Charakter; der schwankende
Gang zeigte alle Kriterien der cerebellaren GangstOrung. Patellar-
reflexe erhalten, keine Zeichen einer Hemiplegie. Doppelseitige
Neuritis optica, des öfteien profuser Speichelfluss. Innere Organe
gesund.
Die Diagnose wurde auf Läsion des linken corp. restiforme
gestellt mit Zerstörungen der äusseren 8. Wurzel und Reizung des
Facialis.
Ein längeres anatomisch-physiologisches Expos^ begründet die-
selbe. Es wird noch hervorgerufen, dass ein plötzlicher Bewusst-
seinsverlust ohne Krämpfe und Schmerzensäusserungen mit schneller
Respiratioris- und Herzlähmung ein „Ictus cerebelleux'1 zu nennen
sei. Die Patientin ging in diesem Anfall zu Grunde.
Die Section ergab einen Tumor, die das corp restif. und Cere-
bellum um den Austritt des rechten n. VIII. herum in Mitleidenschaft
zog. Seiner Natur nach, welche mikroskopisch noch nicht festge-
stellt war, schien es ein Gliosarkom zn sein. M. Brasch.
4) Ein 30jähriger Mann litt seit 3 Jahren an Kopfschmerz,
Erbrechen, Schwanken beim Gehen, Schwindelanfällen, bei denen
er zweimal umfiel und bewusstlos war. Der Kopfschmerz safs erst
an der Stirn, dann am Hinterhaupt; späterhin trat eine Sehschw’äche
hinzu; es bestand beiderseits Neuritis optica; bei dem Blick nach
den Seiten traten nystagmusartige Zuckungen auf. Die Kniereflexe
waren gesteigert, und zwar besonders am rechten Bein, das
schwächer war als das linke. Auffallend war eine erhebliche Pa-
rese der Rumpfmuskeln (Bauch und Rücken) bei leidlich gut er-
haltener Kraft der Extremitäten. Der Kranke starb an einer Re-
spirationslähmung. Die Section erwies einen Tumor und eine Cyste
am Dache des 4. Ventrikels, welche die Seitenlappen des Kleinhirns
einnehmen. — Die Seitenventrikel waren erweitert. — Die auf-
fallende Lähmung der Rumpfmuskulatur führen die Verff. auf eine
directe Ausfallserscheinung der Kleinhirnläsion zurück, ohne dieselbe
durch Druck- und Fernwirkung auf die Pyramidenbahn deuten zu
wollen.
5) Ein 13jähriges Mädchen war vor 10 Monaten mit frontalem
Kopfschmerz, Schwindel, Sausen, Erbrechen und Obstipation er-
krankt. Diese Symptome hielten 5 Tage an und kehrten seitdem
wiederholt wieder. Seit Geburt bestand ein leichter linksseitiger
Strabismus. Bei der Untersuchung zeigte die Kranke hochgradige
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74G
Lbwjn, Ueber Cysticercus der Haut.
No. 42
Abmagerung, beiderseitigen Strabismus intemu9, erweiterte und träge
reagirende Pupillen, andauernde Kopfschmerzen und Schwindelge-
fühl, Herabsetzung der Geruchsempfindung, Incontinentia urinae et
alvi bei gut erhaltener Intelligenz. Einige Monate später trat eine
zunehmende Sehschwäche resp. Amaurose ein, die Pupillen wurden
reactionslos, die Papillen der Sehnerven wurden atrophisch, und
eine psychische Exaltation machte sich geltend. Ueber zunehmen-
der Exaltation, Abmagerung und Decubitus trat der Tod ca. 2 Jahre
nach Beginn der ersten Symptome des Leidens ein. Die Section
erwies weiche gefäfsreiche Tumormassen, die die erweiterten Seiten-
ventrikel, die Vorder- und Hinterhörner, den dritten Ventrikel und
auch die Höhle und Wände des 4. Ventrikels einnehmen. Es han-
delte sich um ein Sarcom (& cellules embryonaires). S. Kalischer.
G. Lewin, Ueber Cysticercus cellulosae in der Haut des Menschen.
Arch. f. Dermat. u. Syph. XXVI. S. 71 u. 217.
Erst nachdem Verf. 1877 durch eine Arbeit Ober den Cysti-
cercus cellulosae und durch Veröffentlichung einer Reihe von Fällen
auf die Wichtigkeit dieses Befundes aufmerksam gemacht hatte, sind
zahlreichere casuistische Mitteilungen publicirt worden. Das Vor-
kommen des Parasiten in der Haut ist anscheinend (genaue An-
gaben lassen sich hieröber nicht machen) verhältnissmäfsig nicht
selten: L. selbst hat es 14 Mal bei Lebenden constatiren können.
— Der Cysticercus cellulosae ist bekanntlich der Finnenzustand
eines im Dünndarm sich aufhaltenden Bandwurmes, in dessen Eiern
sich die zahlreichen Embryonen zum künftigen Cysticercus befinden.
Die Infection des Menschen mit ihnen kann erfolgen entweder direkt
durch die Eier der im Darm de9 Pat. selbst befindlichen Taenie,
oder indirekt durch die Eier, welche vom Bandwurm eines anderen
Individuums herrühren. Dass auch die erstgenannte, von manchen
Autoren (Vibchuw) bezweifelte Infectionsart vorkommt, geht schon
daraus hervor, dass Verf. in der Litteratur mehr als 40 Fälle ge-
funden hat, in denen die Coincidenz von Taenia solium und Cysti-
cercus bei demselben Kranken ausdrücklich vermerkt wird.
Die Cysticerk^n der Haut machen häufig nur ganz unbedeu-
tende Störungen, können aber auch Muskel- und andere heftige
Schmerzen, Neuralgien, Abgeschlagenheit und Müdigkeit bei Be-
wegung der befallenen Teile, Taubheitsgefühl der Hände und
sonstige abnorme Sensationen veranlassen. Auch entzündliche Er-
scheinungen und Abscedirungen, sowie Hämorrhagien kommen vor
und massenhafte plötzliche Einwanderung der Parasiten in Haut.
Muskeln und Darm scheinen an Cholera erinnernde Muskelkrämpfe
und Durchfälle hervorrufen zu können.
Die Haut-Cysticerken, welche wohl nur sehr selten solitär auf-
treten, können sich andererseits zu vielen Hunderten und selbst zu
einigen Tausenden finden. Sie stellen im subcutanen Gewebe
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No. 42 Holländer, Ueber die vomMastdarm ausgehenden Geburtsstörungen. 747
sitzende, von einer bindegewebigen Kapsel umgebene, verschiebbare,
runde oder ovale, glatte Tumoren dar, die je nach ihrer mehr oder
weniger oberflächlichen Lage Ober das Niveau der Haut prominiren
oder nicht. Sehr characteristisch, namentlich Gummen gegenüber,
ist ihre nahezu knorpelharte Consistenz; ihre Gröfse, gewöhnlich
die einer Linse bis Haselnuss, kann intra vilam durch allm&lige
Verkalkung ab-, und durch Vermehrung des wässrigen Inhalts,
Verdickung der Kapsel oder auch durch selbstständiges Wachstum
des Cysticercus zunehmen.
Die Cysticerken können mit Tumoren jeglicher Art, wie Fibro-
men, Atheromen, Neuromen, Lymphdrösen u. s. w., wo entzündliche
Erscheinungen hinzutreten, auch mit Furunkeln und Abscessen ver-
wechselt werden. Die Annahme, dass es sich um Gummen handelt,
erscheint bisweilen um so plausibler, als durch gleichzeitig im Ge-
hirn vorhandene Cysticercen hervorgerufene cerebrale Symptome
auch für syphylitische gehalten werden können. Mit Sicherheit ist
die Diagnose des Cysticercen nur durch Exstirpation zu stellen,
allenfalls durch Aussaugeu mittelst einer PuAVAz’schen Spritze,
wenn man in der Flüssigkeit einzelne Hakenkränze der Parasiten
findet.
Auch für die Diagnose und Therapie der Erkrankung innerer
Organe, in welchen sich die Finnen aussiedeln und wo sie Erschei-
nungen der mannigfachsten Art hervorrufen können, ist der Nach-
weis von Cysticercen in der Haut (oder im Auge) oft von ent-
scheidender Bedeutung. So ermöglicht er z. B., wie Verf. an einer
Anzahl von Fällen zeigt, unter Umständen die Wahrscheinlichkeits-
diagnose der relativ häufigen Gehirn-Cysticercen, die an sich einen
bestimmten Symptomencomplex nicht veranlassen H. Müller.
E. Holländer, Ueber die vom Mastdarm ausgehenden Geburts-
etörungen. Arch. f. Gyn. XXIV. S. 149.
Nach einer kurzen Besprechung der Fälle, in denen durch
Anhäufungen von gröfseren Kothmassen entweder infolge von chro-
nischer Verstopfung oder erworbenen Stricturen im Rectum, oder
schliefslich congenitaler Anomalien (Atreeia ani vaginalis) ein Ge-
burtshinderniss abgegeben wird, erwähnt H. noch die Fälle von
Proctocele vaginalis und die Verengerung der Vagina durch Fremd-
körper im Rectum, welche entweder absichtlich oder durch Zufall
in das Rectum gelangt sein können und geht dann zur Besprechung
der Neoplasmen im Rectum über, welche hindernd auf den Ge-
burtsverlauf einwirken können.
Die gutartigen Neubildungen sind sehr selten. Von den bös-
artigen spielt die grösste Rolle das Rectumcarcinom.
H. führt nun zunächst einen von Fhkund (Strafsburg) beobach-
teten und operirten Fall an:
Bei der 32 Jahre alten Frau M. II. II para, hatten sich seit
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748
Bbckmabn. — Libblbin.
No. 42
dem 7- Monat starke Darmbeschwerden und Kothabgang per vagi-
nam eingestellt. Am Ende der Gravidität bei Wehenantang wurde
sie in die Strafeburger Klinik gebracht. Es fand sich ein ziemlich
festes kraterförmiges Carcinom in der Mitte der Vagina, welches
nach dieser vom Iiectum her perforirt war. Blase stand noch,
Muttermund im Beginn sich zu öffnen. Da die Geburt für Mutter
und Kind per vias naturales nicht ohne Gefahr war, so wird der
Kaiserschnitt nach alter Methode ausgeführt. Kind lebt. Mutter
wird nach 3 Wochen entlassen. Auf die Radicaloperation des Mast-
darmkrebses wollte Patientin nicht eingehen.
Nach diesem Fall teilt Ii. noch 6 weitere in der Litteratur
veröffentlichte Fälle von Rectumcarcinom bei Geburt mit.
Was die Therapie anbetrifft, so ist in den Fällen, in welchem
der Carcinomtumor so grofs ist, dass die Geburt auf natürlichem
Wege überhaupt nicht erfolgen kann, die' absolute Indication zum
Kaiserschnitt gegeben. — Ist die Geburt bei verkleinertem Kinde
möglich, so räth er dieselbe nur bei abgestorbenem Kinde auszu-
fflhren, bei lebendem die sectio caesarea. — Bei unausgetragenem
Kinde kann man exspectativ verfahren. In dem LöRi.KiN’schen Falle
wurde die künstliche Frühgeburt eingeleitet und später die Total-
exstirpation des Rectumcarcinoms ausgeführt. W. Schälein.
W. Beckmann, Klinische Untersuchungen über den diagnostischen
Wert der vermehrten Indicanausscheidung bei Eiterungen. Petersb.
med. Wochenschr. 1894, No. 28, 29.
Von 25 gytiäkologischeo Fällen mit Beckeneiteruog zeigten 6 Termehrte Indican-
ausscheidung, von 15 ohne Eiterungen 2, ein sicherer Zusammenhang swischen Eite-
rung und Indicanansscheidnng, wie ihn andere Autoren angenommen haben, besteht
also nicht. Yerf. fasst seine Ansicht dabin zusammen, dass bis jetzt ausser im Darm
noch keine Quelle vermehrter Indolbildung nachgewiesen ist. Zwischen Eiterung und
Indicanurie besteht kein causaler Zusammenhang, es kann also die vermehrte Indi-
canausscheidung keinesfalls fUr die Diagnose eines versteckten Eiterheerdes verwertet
werden. K. Saiko»»ki.
V. Lieblein, Die Stickstoffausscheidung nach Leberverödung beim
Säugetier. Arch. f. exp. Path. XXX. S. 318.
Die nach Hovmhstsb'i Yerfahreu (Infusion von verdünnter Schwefelsäure in den
Duct. cboledoch ) eingeleitete, ausgedehnte Leberverödung beim Hunde hat zwar eine
merkliche Zunahme der Harnsäureausfubr und das Auftreten von Carbaminsäure zur
Folge, ändert jedoch das relative Yerhältniss des Ammoniaks zum Geaammt - N und
Harnstoff (nach Möhnfb - Sjöqcibt bestimmt) entweder gar nicht oder nur in den
letzten Lebensstunden (im comatösen Stadium) im Sinne einer geringen Mehransscbei-
dung von Ammoniak und zieht schliefslich den Tod nach sieb, ohne dass nor mit
Wahrscheinlichkeit eine Störung der Harnttoffbildung und eine daran sich anschliefsende
Anhäufuog von Ammoniak oder Carbaminsäure als Todesursache angesehen werden
kann. J. Munk.
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No. 42.
WoOLLCOMBR. — V. d. HaBST. MüOBK.
749
yv. L. Woollcombe, A cnse of Virchow’s psammoma of the pitu-
itarv body, with remarka as to the function of that structure.
Brit. med. Journ. 1894, 23. Juni.
Ein II jähriges normal entwickeltet Mädchen erkrankte plötzlich an Kopfschmerz
und Abnahme der Sehkraft. Schon nach 8 Wochen war nie beinahe blind; die linke
Pupille gröfser alt die rechte, beide tchwach auf Licht reagirend, bei Accommodation
atarr. Angenhintergrund normal. 1 Woche darauf wird ttarke geistige Depression
und Apathie komtatirt. Beim Geben ermüdet tie leicht Dat Gewicht nahm schnell
ab; der Appetit fehlte völlig. Temperatur tnbuormal. Patellarreflexe fehlen. Weiter-
bin entwickelte eich das Bild der Opticus-Atrophie mit totaler Blindheit und leichte
Ptotie des rechten oberen Augenlidea. Sie magerte tebr schnell ab und starb nach
5 Monaten.
Die Section ergab auf der Sella turcica einen hübnereigrofxen Tumor, der fest
mit dem Periost zusammenhing. Das Chiasma nerror. optic. war ganz zerstört; die
Hirnhemispbären waren bei Seite gedrängt, jedoch nicht von der Geschwulst durch
wachsen
Der Tumor war von teile weicher teils fibröser Consistenz und enthielt Kalkpar-
tikel. Es handelte sich am ein Psammom, wie sie von Vihcrow als von der Hypo-
physe ausgehend beschrieben sind
Depression und Apathie, Muskelschwäche, subnormale Temperatur in Verbindung
mit den übrigen Symptomen, die auf einen Tumor am Chiama binweisen, erlauben es,
in solchen Fällen die Diagnose auf eine Geschwulst der Hypophysis cerebri xu stellen.
M. Kothrn&nn.
Van der Harst ,jr. , Een geval van blaas-ruptuur met spontane
genezing. Weekbl. van bet Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1894, I. No. G.
Ein 14 jähriger Knabe stürzte, als er, nm seinen starken Urindrang zu befrie-
digen, schnell eine Bodentreppe herabeilte, herunter und riss im Falleo einen mit
Kohisamen gefüllten Eimer mit sieb, der ihn oberhalb der Symphysis pubis traf. Alt
er nun Urin lassen wollte, entleerte er nur einige Tropfen Blut. Mehrere Stunden
später starke Schmerzen in der Blasengegend. überall tympanititcher Schall. Mit dem
Katheter wurde nur ein halber Tbeelöffel blutiger Flüssigkeit entleert. Am nächsten
Morgen fühlte Patient, dass bei Bewegung seines Körpert sich freie Flüssigkeit in der
Bauchhöhle bewegte, der gesammte Leib war furchtbar schmerzhaft, während er Tags
zuvor dies nicht gewesen; starker Meteorismus, Temperatur 89".8. Mit Katheter, der
nun liegen blieb, wurden etwa 100g stark blutiger Flüssigkeit entleert. Therapie;
Vollkommene Ruhe, kalte Umschläge, Opium, nur gekochte Milch. Am nächsten
Tage bedeutende Besserung, Temperatur 89*1, in der Urinflasche befand sich blutiger
Urin. Am fünften Tage Urin frei von Blut, bei tiefem Eindruck war nur noch die
Blasengegend empfindlich, Temperatur normal. Am siebenten Tage hatte der Kranke
von selbst Harn gelassen; der Katheter war in der Nacht vorher vom Vater des
Kranken entfernt worden. 14 Tage nach dem Unfälle vollkommene Genesung.
G*org« Mejer.
James E. Moore, Treatment of fractures concerning the elbow-
joint. Neww-York med. Record 1893, Nov. 4.
Zu Gunsten des Gypsverbandes ln Estensionsstellung Bei der Nachbehandlung
bäh Verf. passive Bewegungen nur ausnahmsweise für zulässig und demonstrirt deren
Schädlichkeit an deu Olecranoo - Brüchen. Nach Abnahme des Verbandes soll man
vielmehr active Bewegung, soweit solche möglich, sofort den Patienten gestatten.
P. GQterbork.
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750 Hk89,Dibdkbichs.-Hahtmank.-Bkowh-Kkllt.-Bono»'. - Kitasato. No.42
C. Hess und C. Diederichs, Skmskopischc Schuluntersuchunger.
Arch. f. Aagonbeilk. XXIX. S. 1.
VeriT. untersuchten auf skiaskopischem Wege die Refraction von 3710 Auge:
tod Schulkindern zwischen dem 6 u. 14. Lebensjahre, darunter waren 422 rayopniri
Ton denen 214 anisometrop. Von den letzteren hatten eine höhere Myopie aen rechte:
Auge 118, am linken 116. Hypermetroplsch waren 924, gleiche Hypermetropit
batten 466, Anisometropie 4i8. 285 waren schwächer hypermetropiscb am rechte:
Auge, 228 am linken. Horstmar.*.
A. Hartman», Die Mittelobrentzöndung der Säuglinge. Deutsche
med. Wochenschr. 1894, No. 26.
ü. konnte die vom Rossel (Cbl. 1 94, No. 20) bei der Section tod S&uglia?*n
gemachte Erfahrung, dass bei mehr als 75 pCt. Mittelohrentzündung besteht, dnrcb
die Untersuchung der lebenden Säuglinge im Institut für Infectionskrankbeiten in
Berlin bestätigen. Die Erscheinungen bestanden in Unruhe, Temperatu t Steigerung,
Gewichtsabnahme. Bisweilen waren gar keine Erscheinungen vorhanden. Sehr häu6g
waren die Mittelohrentzündungen mit broncho- pneumonischen Processen combioirt und
Verf. hält es für wahrscheinlich, dass beide Processe durch dieselbe Ursache (Aspi-
ration) bedingt sind. t Hrhwaharh.
Brown- Kelly, The trealment of certain conditions of the tonsil«
by means of a new tonsil punch. The Lancet 1894, Joly 7.
Für diejenigen Kille, in denen es nicht möglich ist, die ganze Tonsille za ent-
fernen, empfiehlt Verf. ein Instrument mit dem es mügiich ist, kleine Stücke aas
denselben nach vorheriger Cocainisirong fortzunehmen. Vorher bat man etwaige Ver-
bindungen der Tonsille mit den Gautnenbügen zu trennen. Nach der Operation
bestreicht Verf. die Wuodflilche mit einer 3proc Pyoktaninlüsung, llsst Eis schlacken,
antiseptische und adstringirende Gurgelwasser gebrauchen und Süuige Nahrung.
W, Lubliosici.
Bunge, Zur Aetiologie der Gaephlegmone. Fortschr. d. Medicin 1894,
XII. No. 14.
In dem von B. beschriebenen Falle handelte es sich um einen 34jlhr. Tabiker,
der im Anschluss an einen Dekubitus ein entsündliches Emphysem der Haut bekam,
das den ganzen Rücken einnahm und woran er starb. Bei der Section fand sieh die
Rückenhant derb inHItrirt ; bei Einschnitten entleerte sich Eiter und viel Gas Mikros-
kopisch uod kulturell fanden sich im Eiter und Gewebe Staphylococcen, Streptococcen
und ein hochrirulentes bacterinm coli commune; bei Tieren mit diesen Baeterien Gat-
phlegmone zu erzeugen gelang B. nicht. ScheuH».
Kitasato, Der Bacillus der Bubonenpest. Wiener med. Blätter 1894,
No. 35.
Von der japan. Regierung war eine Kommission nach Hongkong zur Erforschung
der dort seit Mai d J. grassirenden Pest geschickt worden, welcher auch K. ange-
bürte. Derselbe berichtet in einem Brief an die Lancet das bisherige Resultat seiner
Untersuchungen. Danach findet sich im Blut und Boaboneneiter der Pestkranken
und Pestleichen konstant ein Bacillus in reichlicher Menge, der alle Merkmale das
Hühnercbolerabacillus besitzt; er färbt sich stark an beiden Enden, wichst leicht ssf
künstlichen Nährbfiden und ist für Mluse, Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen
pathogen. K. erwähnt auch, dass in Hongkong gegenwärtig zahlreiche Mäuse and
Ratten zu Grnnde geben Sehenrlto.
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No. 42.
Wadb. — Kbdo. — Andribzbn.
751
«I. P. Wade, The hypodermic injection of sulphate of magneeium
ae a purgative. The med. and surg. Report. 1894, S. 120.
In Fallen, io denen die Anwendung von Abführmitteln per os ausgeschlossen ist,
wie z. B bei Entsendungen des Verdauungskanals, bei Brechneigung, bei Schlingbe-
schwerden, bei Bewusstlosigkeit u. s. w., empfiehlt Verf. die subcutane Injeotion von
Magnesium solfuricom. SV. wandte des Mittel in dieser Form 100 Mal bei 46 Pat.
an, 67 Mal mit, 33 Mal ohne Erfolg. 53 Mal erfolgte eine, zehn Mal zwei und 4
Mal 3 Entleerungen. Vollständig versagte das Mittel, auch in grüfseren Dosen, nur
bei zwei Patienten, zwei Melancholikern mit habitueller Verstopfung, die fait auf kein
AblUhrmitte! reagirten. In zehn Fallen worden Controllversucbe mit Darreichung von
Magnesium snlfur. per os Torgenommen, die zu Gunsten der snbcutanen Injection aus-
Aeten Die Entleerung trat nach 8 — 14 Stunden, durchschnittlich nach 7 Stunden
ein; die Consistenz der Stühle war nicht flüssig. Unangenehme Nebenwirkungen wur-
den nicht beobachtet. Zur Verwendung gelangto eine zweiprocent. wässrige Losung,
die Dosis betrug 1.86 bis 4 5 gran. Die Injectionsatelle war der linke Oberarm, in
keinem Falle zeigte sich eine locale Reaction. Eine mitunter auftretende Verfärbung
der Haut ging schon nach kurzer Zeit zurück. Die subcutane Anwendung des Mag-
nesium sulfur. wurde schon vor mehr als zwanzig Jahren von Luton empfohlen, kam
aber seitdem ganz in Vergessenheit. K. Kronthal.
W. Krug, Ueber ROckgratsverkrömmungen der Schulkinder. Jahr-
buch f. Kinderheilk. XXXVII. S. 145.
Von 1418 untersuchten Kindern im Alter von 8 — 16’/, Jahren fand Verf. 344
mit WirbelsaulenTerkrümmnngen behaftet (= 24pCt.), und zwar procentisch mehr
Knaben als Mädchen (.26 : 22 pCt.). Nach links gerichtete Abweichungen fand Verf.
häufiger als rechtsseitige, und zwar »teilte sich bei Knaben das Verhaltniss noch weit
mehr als bei Mädchen zu Gunsten der linksseitigen Scoliose. Weder AnSmie noch
Rachitis bildeten bei den untersuchten Fallen ein wesentliches Moment iu der Aetio-
Iogie. Bei etwa 43 aller Kinder liefs sich die schiefe Haltung bei den Schularbeiten
für die Entstehung der Scoliose verantwortlich machen. Zum Schluss plAdirt Verf.
für die Anwendung der Steilschrift in den Schulen. Stadthsgen.
W. Lloyd Andriezen, The Neuroglia elements in the human
brain. Reprinted from the Brit. Med. Journ. 1893, Juli 29.
Der Verf. teilt unter Beibringung von Abbildungen die Resultate seiner mit der
Goim'scheu Methode angestellteo Untersuchungen mit. Er fand zwei Arten von Glia-
zellen (neuroglia fibre cells and protoptasmatic glia cell s) die ersteren teilt er in 2
Untergruppen je nachdem sie, in der obersten Rindenschicht gelegen, den einen Teil
• ihrer Fortsatze in tangentialer den anderen Teil abwärts in radiärer Richtung ab-
gaben oder im Mark selbst anzutreffen sind, wo sie weihin gehende sternförmige Fort-
sätze zbgeben, denen gegenüber der ZellkSrper ganz in den Hintergrund tritt. Diese
Untergruppen Dennt der Autor: Caudate fibre cells und Stellate fibre cells. Der zweite
Hauptort von Qliazelleo ist in der grauen Rinde anzutrefifen. Hier pravalirt da, Ka-
liber das Zellleibs gegenüber den Fortsätzen, welche relativ dick und kurz sind und
kleioe aufgelagerte Reiserchen besitzen Diese Zellen und ihre Fortsatze haben einen
ptricellolareo Lymphraum , welcher zum perivascuUren Lymphraume in Beziehung
tritt — überhanpt wird die Sonderstellung dieser Zellarten durch ihre Verbindung
> mit dem Lymph- und Blutgefäfsapparat besonders charakterisirt. Auch ihre Entsteh-
ung tus dem Mesoderm haben sie mit dem Gefafsapparat gemeinsam, wahrend die
fibre cells aas dem Ectoderm entstehen. Sie sind es auch , welche bei den Scleroseo
der Nerveneubstanz compeniatoriscb in Wucherung und Vermehrung gerathen.
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752
Buccblm. — Caspbb, Samtbr. — Mahtbrn.
No. 42
Uebrigeus hat der Verf. die Goio.'sche Methode in nicht näher bezeichneter Weise
inodificirt zur Anwendung gebracht. II. Iirmsrn.
V. Burcelli, Cocainisme e delirio cocainico. Riv. sper. di freniatr.
1894, XX. Fase. I.
Bei einem 25jährigen Pat. stellte «ich nach Injection von 0.05 Cocain, zur Lin-
derung von Zahnschmerzen angewandt, eine bemerkenswerte Euphorie ein. Wenn aie
auch jener nach Morphiumgebrauch ähnelte, so trat sie doch viel schneller ein, ander
seits war sie auch von kürzerer Dauer. Ausser einer Steigerung der intellectuellen
Functionen, welche sich in der schnelleren Ferception, dem leichteren associativeo
Denken kund gab, zeigte sich eine Erhöhung der Willkürbeweguogen , so dass die
Aehnlicbkeit mit der Manie frappant wurde. In gleichem Maase, wie die Potenz *b-
nahrn. steigerten sich die erotischen Begierden. Pat erhöhte schliefslich die Dosis der
Injection auf 1.65 Cocain, welche ein ausgesprochenes Delirium zur Folge batte.
Ballucinationen und Illusionen wechselten bunt und ihnen gesellten sieh schliefslich
Verfolgungsideen, hauptsächlich erotischer Natur hinzu. In diesem deliranten Zu-
stande kann es schliefslich zu gewaltthätigeu Handlungen kommeo.
Verf schliefst seinen Artikel mit einer kritischen Würdigung der verschiedenen
Entziehungskuren. Planet.
1) L. Casper, Ueber die Wirkung des Alumnol nuf die Gonorrhoe
und einige andere Erkrankungen des Tractus uro-genitalis. Berl.
klin. Wochenschr. 1893, No. 13.
2) E. Samter, Ist das Alumnol ein Specificum gegen Gonorrhoe?
(Aus Dr. P.isnkr’s Poliklinik). Ebenda.
1) Im Widerspruch mit der «ehr lebhaften Empfehlung Chott,fm*s (Cbl. 18D3,
S. 84) fand C., dass da« Alumnol bei acutem Tripper nicht besser wirkt, als die sonst
gebräuchlichen Mittel, beim chronischen aber dem Argent. intr. entschieden nachsteht
Auch bei Epididymitis gonorrhoica und Lymphadenitis inguinalis entsprechen die Er-
fahrungen keineswegs den rege gemachten Erwartungen. Dagegen heilten zwei
Dlcera mollia schnell unter dem Gebrauche des reinen oder mit Amylutn gemischten
Alumnol.
2) Gleich wenig erfreuliche Resultate erzielte S. bei 12 bis dahin unbehandelten
frischen FAllen von Gonorrhoe. Die Gonococcen verschwanden nicht, wie Cbotzik
angegeben hatte, aus dem Ausflüsse, und nachdem die Einspritzungen 4 Wochen lang
vergeblich fortgesetzt worden waren, musste zu einer anderen Behandlung überge
gangen werden. H. Müller.
G. Narthen, Beitrüge zur Kenntnis» der Kohlenoxydvergiftung.
Vircb. Arch. 1894, Bd. 136, S. 535.
M. beobachtete in 5 Fällen von Koblenoxydvergiftong regelmäßig Temperatnr-
Steigerung, sowie Erhöhung des Eiweilszerfalls. Bei der Blutnnteriucbung auf CO
ergab die Probe von Katatama mehrfach ein positives Resultat, wo die anderen
versagten. In einem Falle wurde eine bis dahin latente Lungentuberoulose durch die
Vergiftung zu schnellem Fortschritt gebracht und führte io weuigen Monaten zum Tode
Fr* Stnuwroar Q
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Französische Strafte 21) oder an die Verlagshamllung (Berlin NW.. €6. Unter den Linden) erbeten.
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Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; am ftrhlui»««
des Jahrgangs Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
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20 Hark; su beaiehen
durch alle BuehhandJan-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. **. Oktober. No. 43.
Inlinlt! Scbrrk, Zuckergehalt des Blotes nach BlatentxiehoDgen. — Bsnoix,
Einfluss der Massage auf den Stoffwechsel. — Baiiii, Aufbewahrung tob Harnsedi-
menten — Rupprbcrt, Statiatik bei Erkrankungen der Brustdrüse. — Homuiis,
Tenotomie des Tensor tympani. — Jasbrr, Eröffnung der Nebenhöhlen der Nase
hei Eiternogen. — Hirse, Ueber Pneumaturie. — Pawihski, Zur Kenntnis» der
Mitralstenose. — Gcssrrbaurr, Znr Casnistik der Pankreascyiten. — Baan, Prl,
Falle tod traumatischer Neorose. — Sarbo, Schaff««, Veränderungen des Rücken-
marks dnreh Gifte. — Hocbsimorr, Sypilis congenita and Tobercnlase. — Biddib,
Oeber Eclampsie.
Fiat, Einfluss der Temperatur auf die Entwicklnng des Hühnereies. — Rup-
psl, Chemische Untersuchnng eines Lipoms. — Moiciui), Untersuchung ron
Harnsteinen. — Rirrirt, Ueber Eetterobolie. — Laisubr, Zur Casnistik der Li-
pome. — Co ls, Ueber Schädelfracturen. — Stbaur, Tuberkelbacillen in der Nasen-
höhle Gesunder. — Mairbt und Bose, Ueber die Giftigkeit des Blutserums. —
Bcnoä, Färbung der Geifseln von Bakterien. — Moess. Verhalten des Blntdruckes
im Fieber — Hbkrio, Das Asthma thymienm. — Strpari, Zur Kenntnis* des
BAros bei Geisteskranken. — Bouhrivilli, Ueber die Idiotie bei Kindern. —
Fixosr, Natur des weichen Schankers. — Kollmars, Photographie des Harn-
n'lhreninneren. — DOdbrlbin, Zur Technik der Laparotomie. — Pisabii, Ovario
tomie bei chronischer puerperaler Septicäroie.
F. Schenk, Ueber (len Zuckergehalt des Blutes nach Blutentzieh-
ungen (nach Versuchen von Ghossk-Lkuk, Eiikl., Kahr).
Im Mittel von 6 Versuchen fand Verf. den Zuckergehalt des
dem lebenden Kaninchen entzogenen Blutes = 0.108 pCt., den
Zuckergehalt einer zweiten, 10 bis 15 Minuten später entzogenen
Blutportion 0.175, also 0.067 pCt. höher, in Bestätigung gleichsin-
niger Angaben von CI. Bkknahu und v. Mkki.su. Dieses Verhältniss
blieb unverändert, wenn vor der ersten Blutentziehung oder zwischen
der ersten und zweiten die Bauchhöhle eröffnet wurde, nur waren
die Zahlen fftr den Zuckergehalt der ersten Blutportion höhere.
Hieraus geht hervor, dass Schlussfolgerungen hber die Zuckcrbil-
dung in der Leber, wie sie Skkukn aus vivisectorischen Versuchen
XXXII. Jahrgang. 48
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754 Bbndix, Einfluss der Massage auf den Stoffwechsel. No. 43
gezogen, gerechtfertigten Bedenken unterliegen. Die Zunahme des
Zuckers in der 2. Portion zeigt sich nicht, wenn die zweite Blut-
portion sofort oder wenn! sie eret nach 2 Stunden entzogen
wird. Die Vermehrung des Zuckers braucht also Zeit zur Aus-
bildung und geht in einiger Zeit wieder vorüber. Was die Quelle
dieses Zuckers betrifft, so lag die Vermuthung nabe, dass er aus
der Leber stammen möchte. Um dieselbe zu prüfen, wurde bei
Kaninchen nach Eröffnung der Bauchhöhle die Leber gänzlich aus
dem Kreislauf ausgeschaltet (durch Unterbindung eämmtlicber Ge-
fäfse), dann wie gewöhnlich verfahren: in der That zeigte sich nun
der Zuckergehalt in der 2. Blutportion nicht gesteigert, sondern
vermindert: im Mittel von 4 Versuchen enthielten 100 ccm Blut
0.031 weniger, wie vorher. In einem Versuch, in welchem ein
Leberlappen der Unterbindung entgangen war, fand sich die ge-
wöhnliche Steigerung. Um festzusteslen, ob vielleicht das Glycogen
das Material für die Zuckerbildung abgäbe, was von vornherein
wahrscheinlich war, wurden die Versuche an Hungerkaninchen an-
gestellt: die Zunahme des Zuckers war nunmehr sehr unbedeutend,
nämlich im Mittel von 8 Versuchen 0 011 für lOOccm Blut. In 5 Fällen
überzeugte sich Verf., dass die Leber der Hungertiere glycogenfrei
war. Zur Untersuchung auf Glycogen diente die gewöhnlich geübte
Methode (Kölz-Bküoke), mit der Abweichung, dass statt Kalium-
quecksilberjodid Qecksilberchlorid angewendet wurde.
Nach Versuchen von Ransom behindert eingegebenes Glycerin
beim lebenden Tier die Bildung von Zucker aus Glycogen in der
Leber. Daraufhin wurde der Versuch gemacht, ob die Steigerung
des Zuckergehaltes des Blutes bei solchen Tieren ausbleibt, welchen
vorher Glycerin in den Magen eingegeben ist. Es zeigte sich, dass
Glycerin jedenfalls keinen wesentlichen Einfluss hat. Die Steigerung
des Zuckergehaltes war nur unbedeutend geringer, wie in der
früheren Versuchen. Eine zweite Substanz, welche nach Röhmann
eine Vermehrung des Glycogens in der Leber bewirkt, die nach
Nkumkistkr auf Hemmung der Zuckerbildung beruhen soll, ist das
kohlensaure Ammoniak. Verf. fand bei solchen Tieren, welche
Ammoniumcarbonat bekommen hatten, den Zuckergehalt des Blut«
überhaupt bedeutend erhöht, die Differenz zwischen der ersten und
zweiten Portion war ähnlich, wie in den früheren Versuchen.
E. Salkowski,
B. Bendix, Der Einfluss der Massage auf den Stoffwechsel des
gesunden Menschen. Zeitschr. f. klin. Med. XXV. S. 303.
Da, wie Verff. nachweist, die bisherigen Untersuchungen zu
sichern Resultaten nicht geführt haben, z. Th. weil dieselben die
bei Stoffwechselversuchen nötigen Cauteleu nicht genügend beachtet
haben, hat Verf. zwei Erwachsene und ein Kind auf konstante Diät
(Fleisch, Brod, Reis, Butter, Zucker resp. Milch, Brod, Chocolade),
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No. 43. Habris, Aufbewahrung von Harnsedimenten. 755
deren N-Gehalt jedesmal durch die Analyse festgestellt wurde, ge-
setzt und, nachdem Gleichförmigkeit in der N-Ausscheidung einge-
treten war, 3 bis 8 Tage hinter einander je */« Stunden lang mas-
siren lassen; eine Nachperiode ohne Massage beschloss die Reihe.
In der Massageperiode stieg die Harnmenge gegen die Vorperiode
um 12— 60pCt., die N- Ausfuhr durch den Harn um 10 — 15 pCt.
an. In der Nachperiode sank die Harnmenge und der Harn-N nicht
Bofort ab, es bedurfte 2 — 5 Tage, um die Werte der Vorperiode
wieder zu erreichen; es übt also die Massage noch eine erhebliche
Nachwirkung aus, die um so kürzer dauert, je mehr Massageperio-
den eingeschaltet werden, und um so länger, je jünger die Ver-
suchsperson; bei dem 2 '/2jährigen Kind dauerte es bis zum Ab-
klingen der Nachwirkung 8 Tage. Mit Bum muss man annehmen,
dass durch die Massagemanipulationen aus den Muskeln Stoffe in
den allgemeinen Kreislauf übergeführt werden, welche diuretisch
wirken und den Eiweifszerfall steigern. — Bei dem Kinde wurde
während der Massageperiode nur */a so viel Fett mit dem Koth
ausgestofsen, als in der Vorperiode, was für eine Verbesserung der
Fettresorption durch die Massage (direkte mechanische Ein-
wirkung auf das Abdomen bei der Baucbmassage, vielleicht auch
dadurch vermehrte Absonderung der Verdauungssäfte) spricht, da-
gegen war die N-Ausscheidung durch den Koth ein wenig gröfser
als in der Vorperiode, wahrscheinlich infolge reichlicherer Abschei-
dung der Verdauungssäfte während der Massage. J. Mank.
Th. Harris, A method of collecting and preserving urinary casts
and other organic urinary Sediments. British med. Journ. 1894,
23. Jtini.
Um organische Urinsedimente längere Zeit konserviren zu kön-
nen, behandelt Verf. dieselben mit folgender Lösung: Kaliumacetat
60 g, Chloroform 10 ccm, Aqu. dest. 1000 ccm. Die Lösung wird
dargestellt, indem das Kaliumacetat mit wenig Waseer gelöst und
filtrirt wird, dann das Chloroform hinzugefügt, und die Mischung
mit '/, Liter Wasser ordentlich durcbgeschüttelt wird. Dann wird
der Reet Wasser hinzugegoesen , die Lösung nochmals geschüttelt
und 12 Stunden stehen gelassen. Alsdann befindet sich über dem
zu Boden gesunkenen überschüssigem Chloroform die zum Gebrauch
fertige Lösung. Dieselbe wird nun in eine längliche Glasröhre,
die nach unten spitz ausläuft und am untersten Ende eine kapillare
Oeflnung besitzt, unter Verschluss der letzteren mit dem Finger bis
fast zum oberen Rand gefüllt, um! dann 1 — 2 ccm eines durch
blofses Stehen oder Centrifugiren gewonnenen Harnsediments hinzu-
gethan. Darauf wird die Röhre bis zum Rand mit der Konser-
virungsflüssigkeit gefüllt und mit einem langen Gummipropfen ver-
schlossen, 12 Stunden in senkrechter Stellung aufgehängt. Nach
dieser Zeit hat sich das Harnsediment durch die Konservirungs-
48*
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756 Rüppbecht, Statistik bei Erkrankungen der Brustdrüse. No. 43
flüesigkeit hindurch an dem unteren spitzen Ende angesammelt und
kann durch Druck auf den Gummipropfen durch die kapillare Oeff-
nung tropfenweise entfernt werden. Auf dem Objektträger hält es
sich dann eingelackt lange Zeit. Veränderungen erleiden dabei
die roten Blutkörperchen, die leicht entfärbt werden, und vereinzelte
Granula und Fetttröpfchen. Im Uebrigen sind die organischer
Elemente des Sediments vorzöglioh konservirt; von den anorganischer;
werden die Phosphat- und Harnsäure- Krystalle durch das Kalium-
acetat aufgelöst, während die Krystalle des oxalsauren Kalks gut
erhalten bleiben. U. Rothmann.
P. Rupprecht, Bericht über die in dem 10jährigen Zeiträume
vom 1. Januar 1882 bis 1. Febr. 1892 in der Diaconissen - An-
stalt beobachteten Erkrankungen der Brustdrüse. Jahresber. d. Ges.
f. Natur- u. Ileilk. in Dresden 1892/93, S. 106.
Von 235 Fällen betrafen 1 eine angeborne Missbildung, 30
Verletzungen (darunter 6 frische), 9 Erkrankungen der Warze, 16
Secretionsstörungen, eine Entwickelungsstörung, 2 Neuralgien, 21
Infectionen und 155 Geschwülste. Nur 7 Patt, waren Männer
(darunter 1 Fall von Mastitis, 1 Fall von Carcinom und 4 Fälle
anderweitiger Geschwülste), nur zwei Kinder (eine eiterige Mas-
titis und 1 Angiom), 20 standen in der Pubertätsentwickelung
(1 Hypertrophie und 19 Adenofibrome). Bis zum 35. Jahre waren
8 pCt. Fälle von Mastitis lactantium zu zählen, von da an über-
wiegen noch mehr die Geschwülste, nämlich mit 132 Fällen, da-
runter 108 Carcinome. Im Ganzen beträgt letztere Ziffer von 155
Mamma-Geschwülsten Erwachsener ca. J/s und ist der Brustkrebs
in dem Beobachtungsmaterial Verf.’s der häufigste aller Krebse
überhaupt. Hierzu knm noch 1 Fall von Krebs in einem aberriren-
den Lappen der Brustdrüse. — Von den 155 Geschwülsten
waren 7 histioide Geschwülste, nämlich 1 Angiom bei einem
Kinde, 3 melanotische Sarcome bei einem Mädchen und bei
2 älteren Männern und 3 Lipome bei älteren Frauen. Von den
übrigen 148. organoiden Tumoren waren 19 abgekapselte Adeno-
Fibrome und 129 infiltrirte Neubildungen, nämlich 21 Cyst-
adenome und 108 Carcinome. Von den 19 Patt, mit Adenofibrom
war keiner über 40, die meisten 18—70 Jahre alt; 3 Mal fand in-
folge eines während der Lactation erlittenen Traumas eine Umwand-
lung in Adenosarcom statt und erforderten diese sehr umfangreiche
Geschwülste Amputatio mammae, welche indessen in den letzten bei-
den Fällen ohne Ausräumung der Achselhöhle stattfand. Die betr.
Frauen waren nach 9 — 11 Jahren noch recidivfrei. — Die 21 Fälle
von Cystadenom betrafen unverheiratete oder kinderarme Frauen,
die nie regelrecht gestillt und das 35. Lebensjahr überschritten
hatten, obschon die ersten Anfänge der Geschwulst viel weiter zu-
rückdatirten. Die Form des Cystadenoms war 8 Mal die des Milch-
-v
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No. 43.
Hoffman», Tenotomie des Tensor tympani.
757
gangs-Cystenadenom und zwar handelte es sich 4 Mal um harte
Knoten, 4 Mal um fluctuirende Cysten. Bei 6 Patt, konnte 2 bis
8 Jahre post operationem Recidivfreiheit constatirt werden. 2 hatten
örtliche Rückfälle, aber keine Metastasen. Während diese Tumoren
stets einseitig sind, trat das diffuse indurative Cystadeuom
(„Mastitis interstitialis**) stets doppelseitig auf, 4 Mal war ausser-
dem die eine Brust Sitz eines Krebses. Operirt wurden 1 1 Patt,
(darunter 1 doppelseitig), anfänglich mit, später ohne Ausräumung
der Axilla. Nur 1 Mal trat ein kleines örtliches Recidiv auf. —
Von den 108 Brustkrebsen waren 3 Fälle von Ulcus rodens der
Warzen, 2 Milchgangs-Zottenkrebse, 3 sog. acinöse oder tuberöse
Krebse, 3 Gallertkrebse und 97 sog. infiltrirte Krebse, darunter 12
schrumpfende Scirrhen. Nur 1 Mal bestand keine Verwachsung
des Knotens mit der Haut, und es begann die Krankheit stets mit
einer kleinen harten Stelle, die keinerlei Schmerz oder Beschwerden
erzeugte. Die Krankheitsdauer betrug im Mittel 2 — 2'/, Jahren
bis zum Tod, beim schrumpfenden Krebs, der meist ältere Frauen
betraf, mehr, bis zu 23 Jahren, in ca. 8.3 pCt. der Fälle aber viel
weniger, 1 — 6 Monate, und handelte es sich bei diesen meist um
jüngere Patt., 4 Mal um schwangere oder säugende Frauen. Die
allgemeinen ätiologischen Verhältnisse boten nichts Besonderes, un-
ter den 108 Fällen war nur 1 Mann. Inoperabel waren 8 Fälle;
von 4 anderen ebenfalls eigentlich zurückzuweisenden Operirten
starben zwei 2 — 6 Wochen nach der Operation an Collaps infolge
brauner Herzinduration’, zwei an vorher nicht erkennbaren Meta-
stasen, Die im Ganzen 125 Mal verrichtete Amputatio mam-
mae betraf 25 gutartige Geschwülste, von denen bei 19 nicht die
Axilla ausgeräumt wurde, und 100 Krebse, alle mit Ausräumung
der Axilla. Es starben im Ganzen 5 und zwar 2 an brauner Herz-
induration und 3 an Sepsis (in den ersten beiden Berichtsjahren).
Bezüglich der Recidive kommen 90 wegen Krebs Operirte in Be-
tracht mit einer Recidivsterblichkeit von 56 (62pCt.), während 8 an
interkurrenten Leiden starben und 26 noch 6 Monate nach Ab-
schluss des Berichtes gesund waren. Zieht män die innerhalb der
letzten 3 Jahren Operirten ab, so bleiben von 70 15 (21.4 pCt.)
seit 3 Jahren recidivfreie Frauen. P. Güterbock.
R. Hoffmann, Zur Tenotomie des Tensor tympani bei chronischer
Mittelohreiterung. Arch. f. Ohrenheilk. XXXVI. S. 271. XXXVII. S. 1.
Auf Grund der in Kksskl’s Klinik an 30 einschlägigen Fällen
gemachten Erfahrungen empfiehlt H. aufs Neue die bereits früher
von Kksski, selbst angerathene Tenotomie des Tensor tympani (Cbl.
1888, S. 477) bei chronischen Mittelohreiterungen mit Perforation
am Lichtkegel (nieren- und herzförmige Perforation). Von 20
Fällen, bei denen der Erfolg später (1 — 5 Jahre nach der Opera-
tion) controllirt werden konnte, hat in 8 Fällen die Eiterung sistirt,
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758 Jansbn, Eröffnung der Nebenhöhlen der Nase bei Eiterungen. No. 43
in 12 Fällen sind neue Entzündungen aufgetreten; als vertu uthlicb«
Ursache waren in diesen letzteren, mit einer Ausnahme, Complica-
tionen von Seiten der Nase zu constatiren. Da nur subjective Em-
pfindungen vorhanden waren, (5 Fälle) sind dieselben, einen Fall
ausgenommen, geschwunden. Die Hörfähigkeit, soweit sie auf me-
chanische Ursachen zurückzuführen war, wurde in 3 Fällen ge-
bessert, 9 Mal blieb sie im Wesentlichen unverändert, bei 8 Patt,
fand sich dieselbe zur Zeit der Untersuchung verschlechtert
Schlielslich betont Verf., dass diese Behandlungsmethode die wich-
tige klinische Thatsache gelehrt habe, dass länger bestehende Per-
forationen am unteren Ende des Hammergriffes im ausgesprochenen
Gegensätze zu denjenigen am oberen Ende desselben stehen. Die
letzten seien fast ausnahmslos Erscheinungen der Caries der Gehör-
knöchelchen, die ersteren die Folge einer einfachen, nicht compli-
cirten Otorrhoe. Schwabach.
Jansen, Zur Eröffnung der Nebenhöhlen der Nase bei chronischer
Eiterung. Fränkel’s Archiv I. U. 2.
Die Behandlung der chronischen Empyeme der Nebenhöhlen
der Nase gehört zu den undankbarsten Aufgaben, nicht nur wegen
der schweren Heilbarkeit, sondern auch det Mittel und Wege, mit
denen diese erstrebt wird. Die Mehrzahl trotzt aller Behandlung
und erfordert auch sonst Jahre lange Geduld. Verf. sucht bei Be-
handlung der chronischen Empyeme der Kieferhöhle durch eine
breite Oeffnung in der vorderen Wand alles Kranke zu entfernen,
die Oeffnung während der ganzen Behandlung weit offen zu halten
und Bedingungen zu schaffen, dass der Kranke die Nachbehandlung
z. Th. selbst vornehmen kann. Zur Ausheilung waren nicht selten
2 Jahre und mehr erforderlich. Günstiger für die Ausheilung liegt
das Empyem der Stirnhöhle, deren Eröffnung notwendig wird beim
Bestehen andauernder Kopfschmerzen, oder ohne Schmerzen beim
Vorhandensein eines sehr reichlichen, besonders fötiden Eiteraus-
fljsses. Da die Empyeme des Sin. front, wegen des allseitig starr-
wandigen Charakters der Höhle und der so gewöhnlichen Kompli-
cation mit Empyem des Siebbeins schwer heilbar sind, so muss man
die untere Wand der Stirnhöhle in toto fortnehmen, was den Pat.
wenig oder gar nicht entstellt. Alsdann hat man meist die Aus-
schabung des Siebbeins mit Fortnahme der nasalen unteren und der
orbitalen Wand anzuschliefsen, wodurch eine breite Drainage nach
der Nase hergestellt wird. Man kann bei diesem Verfahren sich
auch von der Beschaffenheit der Kiefer und Keilbeinhöhle unter-
richten und ev. gegen deren Erkrankung operativ Vorgehen; ge-
wöhnlich sind bei den exquisit chronischen Empyemen combinirte
Eiterungen vorhanden. Bei Anwendung dieses Verfahrens hat Verf.
vier Kranke zur Heilung gebracht. W. Lublinski.
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No.43. Hk.tsk, Geber Pneumaturie.— Pawikski, Kenntniss d. Mitralstenose. 759
Heyse, öeber Pneumaturie, hervorgerufen durch bacterium lactie
aßrogenes und Ober pathologische Gasbildung im tierischen Or-
ganismus. Zeitsohr. f. klin. Med. 1894, XXIV. S. 130.
Ein auf der I. med. Klinik io Berlin beobachteter Fall von
I?neumaturie gab H. Gelegenheit, sich eingehender mit dem Stu-
dium dieser Erscheinung zu beschäftigen. Er beginnt mit einer
„ Geschichte der Pneumaturie" und den bisherigen Befunden gas-
bildender Bacterien im Harn; es ist hervorzuheben, dass abgesehen
vom Hefepilz ein bestimmter Mikroorganismus als Ursache der
Grasbildung im noch nicht gelassenen Harn bis jetzt nicht beschrie-
ben wurde.
Der erwähnte Fall betraf ein Mädchen, dass an einer voll-
kommenen Paraplegie der Unterextremitäten mit Blasen- und Mast-
darmlähmung litt und katheterisirt werden musste; nach 4 Tagen
entstand eine Cystitis und wieder 4 Tage darauf, fand sich morgens
die Blase stark ausgedehnt und tympanitisch, beim Katheterisiren
kamen nach wenigen Tropfen Urin unter polterndem Geräusch zahl-
reiche Luftblasen. Durch die Therapie, welche in Borsäureausspü-
lungen bestand, konnte die Pneumaturie nicht entfernt werden, nach
2 Monaten starb die Patientin an ihrer Rückenmarkserkrankung.
Aus dem Urin züchtete Verf. zwei Kokkenarten und ein die
Gelatine nicht verflüssigendes Stäbchen, das er als den Bacillus
lactis aßrogenes erkannte. In hohen Agar- oder Gelatineschichten
erkennt man, dass letzterer Gase bildet, die der Analyse uach aus
Kohlensäure und Wasserstoff bestehen.
Durch Tierversuche konnte H. zeigen, dass es gelingt, teils
durch gleichzeitige Application mit Streptokokken teils allein mit
dem Bac. lactis aßrogenes ein subkutanes Emphysem, wie auch ohne
Verletzung der Lunge einen Pyopneumothorax zu erzeugen.
Scheurlen.
J. Pawinski, Ueber relative Insufficienz der Lungenarterienklappen
bei Mitralstenose. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 52, II 5, 6
Neben den typischen physikalischen Zeichen der Mitralstenose
(präsystolisches Geräusch, Verstärkung des 2. Pulmonaltones, Ver-
gröfserung der Herzdämpfung in querer Richtung) hat Verf. mehr-
mals das Vorhandensein eines langgezogenen, blasenden diastolischen
Geräusches am linken Sternalrande in der Hohe des 3. bis 4. Inter-
costalraumes constatirt; er verbreitete sich hauptsächlich in der oberen
linken Hälfte des Thorax und wurde an der für die Auscultation
der Aortenklappen üblichen Stelle (im 2. rechten Intercostalraum)
stets vermisst. Dies gewöhnlich bei jungen, gut genährten Indivi-
duen (vorwiegend bei Frauen mit compensirter Mitralstenose) wahr-
nehmbare Geräusch verschwand zuweilen für längere Zeit, um
namentlich bei Steigerung der Widerstände im kleinen Kreislauf
(infolge eines Bronchialkatarrhes, einer exsudativen Pleuritis etc.)
wieder aufzutreten oder an Intensität zuzunehmen. Verf. ist der
760
Gussknbaukr, Zur Casuistik der Pankreascysten.
No. 43
Ansicht, dass dieses Geräusch auf einer relativen Insufficienz der
Pulmonalklappen infolge des abnorm hohen Druckes im Gebiete
der Pulmonalarterien beruht; da die Klappen intakt sind, so kann
neben dem Geräusche auch der 2. Ton wahrnehmbar sein. Bei
Digitalisdarreichung wird das Geräusch nur im Anfang stärker,
dann aber verliert es infolge der Regulirung des Lungenkreislaufes
an Kraft oder schwindet vollständig. Perl.
C Uussenbauer, Zur Casuistik der Pankreascysten. Prager med.
Wochensohr. 1894, No. 2, 3.
G. veröffentlicht zwei hierher gehörige Fälle, welche in dia-
gnostischer Hinsicht insofern Interesse darboten, als die pathogno-
monischeu Erscheinungen zwar vorhanden waren, aber durch andere
zum Teile so verdeckt erschienen, dass ihre sichere Erkennung nur
bei sehr aufmerksamer Untersuchung möglich war. In beiden
Fällen zeigte sich in der Nabelgegend eine Dämpfung. Im ersten
Falle, einen 40jährigen ledigen Comptoiristen betreffend, sah man
im Stehen und in der horizontalen Rückenlage das Abdomen im
Epigastrium uud linken Hypochondrium ausgedehnt und zwar, wie
durch Palpation nachgewiesen wurde, durch einen weichen, elasti-
schen, deutlich fluotuireiiden Tumor, der bei verschärfter Respiration
die Atembewegungen mitmachte. Die Dämpfung über dem Tumor
lässt sich von der Milzdämpfung in keiner Lage durch eine tym-
panische Zone abgrenzen. Das Fehlen entzündlicher und febriler
Erscheinungen liefs einen Abscess ausschliefsen. Da ein Teil der
Dämpfung bei künstlicher Aufblähung des Magens verschwand, so
musste es sich um ein retroperitoneales Gebilde handeln. Da die
Hauptmasse des Tumor im Epigastrium lag, so ergab sich mit Wahr-
scheinlichkeit die Diagnose einer Pankreascyste. Im Gegensatz zu
diesem ersten, seit einigen Monaten bestehenden Falle, liefs sich
im 2. Falle der Beginn des Leidens ca. 14 Jahre zurückdatieren.
Hier fand man in der Nabelgegend einen halb - mannskopfgrofsen
Tumor, von kugelförmiger Gestalt, glatter Oberfläche, leicht ver-
schieblich und die Atembewegungen mitmachend. Er fluctuirte
deutlich, weshalb man ihn bei dem Fehlen entzündlicher Erschei-
nungen für eine Cyste halten musste. Von Leber, Gallenblase,
Nieren, Mdz liefs sich der Tumor deutlich abgrenzen. Sein Ver-
halten zum aufgeblähten Magen bewies, dass er retroperitoneal safs.
Beide Fälle wurden mit gutem Erfolge operirt, der Cysteninbalt
beidemale von Prof. Hofmkistbk untersucht C. Rosenthal.
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No. 43. Rkbd, Pul, Fälle v.traumatisoherNeurose. — Sabbo, Schaffbh. 761
1) R. H. Reed, A unique case of traumatic neurosis. Internat. Med.
Magazine 1893, May.
2) P. K. Pel, Ein merkwürdiger Fall einer traumatischen hyste-
rischen Neurose. Berliner klin. Woobenschr 1893, No. 24.
1) Ein 63 jähriger Mann zeigte nach einem Schreck bei einem
Eisenbahnunfall neben anderen Zeichen der traumatischen Neurose
ein Absterben aller Nägel der Zeheu und Hände sowie der Haare
des Bartes und des Kopfes; dieselben starben allmälig ab und wur-
den durch neuwachsende ersetzt; an den Nägeln sah man die De-
marcationslinie des toten und neuen Gewebes noch nach einigen
Wochen deutlich. S. Kalischer.
2) Ein 27jähr. Zimmermann wird nach einem Sturz vom Ge-
rüst bewustlos, trägt keine äussere Verletzung davon, behält aber
Schmerzen im linken Hinterkopf zurück und Neigung zum Schwin-
del bei Bewegungen des Kürpere. Constant bleibt lange eine
Schmerzhaftigkeit des linken hinteren Schädels bestehen, eine com-
plete Hemiparesis dextra, erhöhte Patellarreflexe und Unfähigkeit
zu stehen und zu gehen bei normaler Actionsfreiheit der Beine in
Rückenlage. Keine Sensibilitätsstörungen. Ein Jahr später tritt
nach Entfernung eines Larynxpolypen vollständige Aphonie auf,
nach weiteren 7 Wochen plötzliche vollständige sensible und sen-
sorische Hemianästhesie, 5 Tage später Mutacismus und im Ver-
lauf der nächsten 3 Wochen 2 hystero-epileptische Anfälle. Der
Kranke erlag einer intercurrenten Pneumonie. Die Autopsie ergab
im Centralnervensystem ausser einem Hydrocephalus internus, an
dem Pat. von Jugend auf litt und welcher auch bei der Aufnahme
in die Klinik konstatirt wurde (Kopfumfang 88 cm), nichts abnormes
und bestätigte somit die Diagnose, welche auf ein functionelles
Leiden nach Trauma gestellt war. Schwankend blieb das Urteil
Ober den Fall vor dem Eintritt der Hemianästhesie und der hyste-
rischen Anfälle, die Astasie Abasie lenkte aber bald den Verdacht
auf Hysterie. M. Brasch
1) A. Sarbo, Ueber die normale Struktur der Ganglienzellen des
Kaninchenrückenmarkes und über deren pathologische Verände-
rungen bei Vergiftungen mit Phosphor und Morphium. Ungar.
Arch. f. Med. 1892. I. H. 3, 4.
2) K. Schaffer, Ueber Veränderungen der Nervenzellen bei experi-
mentellen chronischen Blei-, Arsen- und Antimonvergiftungen.
Ebenda, 1893, II. H. 1.
1) Aus Vergiftungsversuchen an Kaninchen mit Phosphor
ergiebt sich , dass sowohl bei der acuten als bei der chronischen
Phosphorvergiftung in den Ganglienzellen des Rückenmarks eine
Degeneration platzgreift, welche namentlich im körnigen Zerfall des
Chromatins besteht. Dieselbe kommt in der ganzen Länge des
Rückenmarks diffus vor. Je chronischer die Vergiftung, um so
vorgeschrittnere Stadien der körnigen Degeneration sind zu sehen.
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762 Hochsinokr, Syphilis congenita und Tuberculose. No. 43
Auch bei der Morphiumvergiftung tritt zumeist köroige Degenera-
tion, teilweise auch homogene Schwellung der Ganglienzellen her-
vor. Dieser Process im Rückenmark ist nicht als primäre Affec-
tion anzusehen, sondern er ist gleichwertig den an den übrigen
Organen bei diesen Vergiftungen zur Beobachtung kommenden De-
generationen.
2) S. studirte die Rückenmarkszellen nach der NissL’schen
Methode bei verschiedenen Tieren, die mit Blei, Arsen, Antimon,
vergiftet waren. Während bei der Phosphor-, Morphium-, Blei-,
Arsen- und Antimonvergiftung verschiedene Formen der Auflösung
im Chromatingerüst der Zelle beobachtet wurden, kam bei der Blei-
vergiftung noch eine andere Art der Degeneration zur Beobachtung,
eine Verschmelzung des Chromatins mit dem krankhaft veränderten
Paraplasma zu einer scholligen Masse (Homogenisation, Coagulation).
Die Auflösung der Chromatinfäden geschieht bei der Phosphor-
und Bleivergittung zu feinen intensiv gefärbten Körnchen , bei der
Arsen- und Antimonvergiftung in gröbere Körner (Zerklüftung).
Das Paraplasma kann unverändert bleiben (wie bei Arsen, Phos-
phor, Blei) oder es färbt sich intensiv und verschmilzt mit dem
Chromatingerüst (Homogenisirung). S. Kalischor.
C. Hochsinger, Syphilis congenita und Tuberculose (Vortr. geh.
auf dem IV. Congr. der deutschen dermat. Gesellsch. in Breslau
am 15. Mai 1894). Wiener mcd. Blätter 1 894, No. 20, 21.
Bei drei Säuglingen, welche während des Lebens, 3 resp. 3 '/*
und 11 Wochen alt, neben hereditär syphilitischen Erscheinungen
der Haut, der Nägel u. s. w. Symptome von Lungeninfiltration
dargeboten hatten, ergab die mikroekropische Untersuchung, insbe-
sondere auch durch den Nachweis der Bacillen, dass die Erkrankung
der Lungen nicht, wie die blos makroskopische Besichtigung hätte
annehmen lassen können, eine syphilitische, sondern eine tuberculöse
war. Bei dem jüngsten Kinde fanden sich in fast allen inneren
Organen, besonders reichlich auch in der Leber, gröfsere und klei-
nere, zum Teil verkäste Knoten mit Lymphoid- und Riesenzellen-
tuberkeln und Bacillen, in den beiden anderen Fälleu zeigte die
Section neben einer syphilitischen Erkrankung der Leber das eine
Mal Tuberkulose der Lungen allein, dass andere Mal ausserdem noch
Tuberkulose der Milz und des Lymphdrüsenapparates. Dass nicht
nur die Syphilis, sondern auch die Tuberkulose eine angeborene
war, liefs sich namentlich in dem ersten Falle schon aus der Hoch-
gradigkeit der Veränderungen, welche unmöglich während der
kurzen Lebenszeit entstanden sein konnten, mit vollkommener Sicher-
heit schliefsen. Die Mutter dieses Kindes starb übrigens selbst 3
Monate nach der Entbindung an Lungentuberkulose, der Vater
war syphilitisch. Auch in dem dritten Falle litt die Mutter an
Phthisis pulmonum, während im zweiten über den Gesundheitszu-
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No. 48. Biddhk, Ueber Eelampaie. 763
stand der Eltern nichts zu ermitteln war. — Verf. leitet aus seinen
Beobachtungen folgende Schlusssätze ab: 1) Mischinfection zwischen
vererbter Syphilis und Tuberkulose kommt schon im frühesten Kin-
desalter zur Beobachtung. 2) Solche Mischinfection kann — infolge
gleichzeitiger erblicher Uebertragung von Syphilis und Tuberkulose
auf ein und dieselbe Frucht — angeboren sein. 3) Käsige Knoten
in inneren Organen congenital-syphilitischer Kinder sind erst dann
als Syphilome anzusprechen, wenn sie eich bei der mikroskopischen
Untersuchung als nicht tuberkelbacillenhaltig erweisen. 4) Als here-
ditär syphilitische Pneumonien sind lediglich die interstitiellen wirk-
lich granulomatösen und durch Vasculitis ausgezeichneten Entzün-
dungen des Lungengerüstes neugeborener und ganz junger Kinder
anzuerkennen. 5) Die Pneumonia alba hat mit Verkäsung nichts
gemein. Käsige Lungeninfiltrate hereditär syphilitischer Kinder be-
ruhen auf Mischinfection zwischen Syphilis und Tuberkulose.
H. Müller.
E. Bidder, Ueber 455 Fälle von Eclampsie aus der St. Peters-
burger Gebäranstalt. Arch. f. Gyn. Bd. 44, S. 165.
Unter den in der Zeit vom 1. Januar 1873 bis zum 31. Dec.
1891 im St. Petersburger Gebärhause verpflegten 60583 Frauen
kam 455 Mal Eclampsie vor, d. h. also 1 Fall von Eclampsie auf
133 Geburten.
B. kommt zu folgenden Resultaten:
1) Die Eclampsie scheint in den letzten Jahren in stetem Stei-
gen begriffen zu sein.
2) Die Krankheit ist von den Jahreszeiten unabhängig Auf
Ansteckung weist keine Thatsache hin ; epidemisch tritt sie nicht auf.
3) Erst- und Zwillingsschwangerschaften sind erheblich bevor-
zugt, in geringerem Grade alte Erstgebärende.
4) Sehr häufig wird Eclampsie bei Frühgeburten beobachtet;
vielleicht beruhen somit beide auf derselben Ursache.
5) Die Eclampsie hängt nicht von den Geburtswehen ab, tritt
sehr häufig auch ohne solche ein.
6) Die Ausstofsung des Kindskürpers übt in wenigstens der
Hälfte der Fälle eiaen äusserst günstigen Einfluss aus auf den Ver-
lauf der Eclampsie.
7) Auflfallend selten sind bei Eclampsie macerirte Früchte;
solche kommen eigentlich nur vor als Folge von in der Schwanger-
schaft überstandener Eclampsie.
8) In etwa einem Drittel sämmtlicher Fälle tritt Eclampsie ein
zu einer Zeit, wo Stoffwechselprodukte des Kindskürpers als Ur-
sache kaum mehr in Frage kommen.
Die allgemeine Prognose ist nach seinen Fällen recht günstig.
Es erlagen an der Eclampsie selbst nur 10.5 pCt.
Die Kindermortalität stellt sich bei ihm ebenfalls günstig. Es
starben vor und während der Geburt nur 23.1 pCt.
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764
Fkrk, — Ruppbl. — Mu8ohelfb.
No. 43
Was die Therapie anbetrifft, so hält er die schnelle Entleerung
des Uterus von dem Kinde für recht vorteilhaft. (Zange, Wen-
dung, Sprengen der Blase, künstliche Frühgeburt etc.). Die Dia-
phorese ist vielfach mit gutem Erfolg in Anwendung gekommen.
Die Duhrsskn 'sehen tiefen Insisionen sind nur in den seltensten
Fällen notwendig, ebenso selten die sectio caesarea. W. Schülein.
F6r6, Note sur l’influence de la tempdrature sur l’incubation de
l’oeuf de poule. Journal de l'an&tomie et de la physiologie 1894, XXX.
Jaillet.
Verf. weist zahleomäfsig nach, dass die Temperatur von 38° die geeignetste ist,
nm künstlich Hühnereier auszubrüten, da der Einfluss derselben die Störungen, welche
Transport, Einlegen in den BrUtofen etc. hervorrufen, ausgleicht Höhere und nie-
drigere Temperaturen beschleunigen und verlangsamen die Entwicklungen bei gleich-
zeitiger Begünstigung des Auftretens von Missbildungen (Spina bifida etc.). Beim
Vergleich der Bebrütungsresultate ist aber nicht blofs darauf zu achten, dass das
Temperaturoptimum in allen fallen innegehalten wird, es ist auch notwendig, dass
die Eier gleicbalt siud und gleiche Herkunft haben. Nicht gleichaltrige Eier, d. b.
solche, bei denen ein ungleicher Zeitraum nach der Ablage zerflossen ist, zeigen ver-
schiedene Entwickelungsstadien, wenn sie au gleicher Zeit in den Brütofen getban
und aus ihm herautgenommeo werden, und ebendasselbe ist der Fall bei Eiern ver-
schiedener Herkunft. Auf das Detail der interessanten Arbeit, das sich referendo
nicht gnt wiedergeben lasst, sei besonders hingewiesen. Kanin.
W. Kuppel, Chemische Untersuchung eines Lipoms. Zeitschr. f. Biol.
XXXI. S. 101.
Das Lipom, bei einer 80jährigen Frau aus der unteren seitlichen Tboraxpartie
ezstirpirt, 678 g wiegend, bestand aus
Fett .... 452 g = 78.07 pCt.
Bindegewebe 11 g = 1 90 „
Wasser ... 116 g = 20.08 „
Das Fett stellte eine gelbliche dickflüssige Masse dar von schwachem eigentüm-
lichen Geruch, welches bei 11* fester wurde, bei 28° ein goldgelbes Oel darstellte.
Es enthielt freie Fettsäure, welche nach ihrem Schmelzpunkt — 62 5 — zu urteilen
aus 70 Teilen Stearinsäure und 30 Tb. Palmitinsäure bestanden. Das Fett bestand
aus: Freie Fettsäuren 1.0 pCt., Oelsäure 65.0 pCt., feste Fettsäuren 23 5 pCt., Glyce-
rin, flüchtige Säuren und unverseifte Substanz, in welcher Cholesterin nachgewiesen
wurde, 10.5 pCt Die festen Fettsäuren bestanden zum grOfsten Teil aus Stearin-
säure, in den flüchtigen konnte Caprinsäure nachgewiesen und Buttersäure vermutet
werden. In dem Bindegewebe fand sich Collagen und Chondrogen. K. Salkowski.
R. Moscheies, Qualitative Untersuchung von Harnsteinen. Cbl. f.
innere Med. 1894, No. 27.
Zur Prüfung und Trennung der Harnsäure von Oxalsäure und Phosphorsäure in
Harnsteinen empfiehlt Verf. 10 Minuten langes Kochen mit mäfsig koncentrirter Soda-
lüsung (anstatt des meist üblichen Kochens mit Salzsäure); die alkalische Lüsnng wird
abfiltrirt, eingedampft, mit Salzsäure aufgenommen, ein event. verbleibender Rückstand
mit der Murexidprobe auf Harnsäure geprüft. Das salzaaure Filtrat wird eingeduostet,
mit verdünnter Essigsäure aufgenommen und mit Chlorcalcium versetzt; dabei fällt
oxalsaurer Kalk aus, während pbosphorsaurer Kalk io Lösung bleibt. i. Munk.
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No. 43.
Ribbbrt. — Langkk. — Cous.
765
Ribbcrt, Ueber Fettembolie. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 1894, No. 15.
Wie Verf. experimentell an Kaninchen uacbgewiesen bat, kann die Fettembolie
min Knochenmark her nicht nnr durch Fractur, sondern auch durch heftige Erschüt-
terung der Knochen xu Stande kamen. Dieselbe ist offenbar auch die Ursache einer
hochgradigen Fettembolie in Longen and Nieren bei einem Manne gewesen, der auf
der Strafse krank umSel und bald darauf starb, ohne dass eine Fraktur oder sonstige
Urtacbe der Embolie zu konstatieren war Besonders bei klieren Leuten, deren Mark
fast nur aus Fett besteht , ist diese Erklärung für die Fettembolie gewiss oft die
richtige.
Zuerst werden ron der Fettembolie stets die Lungen betroffen; in den hochgra-
digsten Fällen kann hier die Hälfte aller Kapillaren verlegt sein. Bei stärkerem
Blutdruck passiert das Fett die Lungenkapillaren, und es kommt zu Embolien io den
Nieren, deren Glomeruli ganz mit Fett ausgefüllt werden können, im Gehirn, in dessen
weifser Substanz zahlreiche stecknadelkopfgrofse Blutungen mit centralem weifsem
Punkt aogetroffen werden. Dieser weifse Punkt im Centrum entspricht einer Fett-
embolie. Auch im Myocard findet sich eine durch die Fettembolie bedingte Secken-
färtoige fettige Degeneration, die Verf. in zwei von sieben Fällen konstatiren konnte.
Ob das erabolisirte Fett durch die Nieren auageschieden wird, ist zweifelhaft;
jedenfalls bandelt es sich nicht um eine Secretion entsprechend der von Eiweifs und
Wasser. Die Fettembolie der Lunge, des Gehirns, des Herzens kann, eine jede für
sieb, bei starker Ausdehnung tätlich wirken; vereint führt die Fettembolie dieser drei
Organe sehr leicht zum Tode. Zu beachten ist dabei die Komplikation mit bereits
vorhandenen Krankheiten. M. Bothmann.
F. Langer, (Mitteilung aus tler Klinik des Hofraths Billroth).
Zur Casuistik der multiplen, symmetrischen Lipome. Arch. f klin.
Chir. XLVI. S. 899.
Der von Qaoi< n aufgestellte Satz: „Die Localisation aller Lipome wird bestimmt
dnreh den relativen Drüsengebalt der verschiedenen Hautgebiete, indem die Disposition
zur Geschwulstbildung in einem umgekehrten Verhältnisse zum Drüsenreichtjim steht“
wird durch 6 ausführlich roitgeteilte und durch Holzschnitt erläuterte Beobachtungen
multipler symmetrischer Lipome bestätigt. Immerhin bleibt auffallend das Nichtauf-
treten von Kecidiven u. ferner der Umstand, dass die meisten multiplen Lipome sog.
diffuse Lipome sind, bei denen das Geschwulstgewebe ohne Grenze in das normale
Fettgewebe übergeht und welche von einer nur wenig verschiebbaren Haut bedeckt sind.
Hierüber, wie über das Vorkommen von Lipomen in der Tiefe, unter den Fascien,
twiseben den Muskeln und überhaupt an Stellen, zu denen die Stärung der Haut-
secretion keine Beziehungen bat, sind weitere, namentlich histologische Untersuchungen
erforderlich. P. Güterbock.
C. S. Cole, Depressed fractures of the skull, a clinical study with
the report of forty operativ cases at Chambers Street Hospital in
the Service of Dr. Lbwis A. Stinisor. New-York med. Rec. 1893,
Dec. 15.
Zu Gunsten der Elevation des deprimirten Knochenstückes, welche nur 4 Mal
unter Gebrauch der Trephine, sonst nach Abtragung der das deprimirte Knochenstück
überragenden knächernen Ränder in sehr geringer Ausdehnung mit Hilfe des Eleva-
toriums ausgeführt wurde. Von den 40 Fällen, über die Verf. berichtet, gehären ihm
selber 8 an, die übrigen 32 13 verschiedenen anderen Operateuren; es endeten tätlich
6, doch kommt nur X Fall auf Rechnung der Operation. In 15 Fällen bestanden
keinerlei Compressionserscheinungen, in 1, in welchem solche existirten, liefs sieb da-
gegen bei der Operation thatsächlich keine Compression nachweisen. Zum Schluss
werden die betr. 40 Fälle, welche sich auf die Zeit vom 23 Aug. 1888 bis I. Jan.
1892 verteilen, kurz aufgefübrt. p.QBterbock.
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766
SfBAüS, Maibkt u. Bose. — Bübgb. — Mosbn.
No. 43
J. Straus, Sur la prdsence du bacille de la tuberculose dans les
cavit^e nasales de l’homrae sain. Arch. de Medec. expör. et d’ Anatom,
pathol. 1894, No. 4 u. Ball, de l’Academie de Med. 1894, No. 27.
Es gelang Verf., die Gegenwart virulenter Tuberkelbecilleu im Innern der Seien •
hohle gesunder Perionen, die eich häufig in von Phthisikern bewohnten Blumen
aufhalten, nachzawelsen. Der Stanb, die feiten Partikel and der Schleim der Nasen-
höhle wurde mitteilt Wattetampom in ProberOhren , welche mit iteriliiirtem Wasser
gefüllt waren, sorgsam ausgedrückt and der Inhalt von 7 bis 8 Tampons der Peri-
tonealhöhle Ton Kaninchen einverleibt. Es stellte sich dabei heraus, dass von 29 In-
dividuen, die sich mehr oder minder lange in den HoipitalsSlen aufhielten 9 den
virulenten Bacillus der Tuberkulose in ihrer Nasenhöhle beherbergten, w. LubllaikL
Mairet u. Bose, Recherches sur les causes de la toxicild du serum
du saog. Comptes rendas 1894, Bd. 119, No. 4.
Die Verff. spritzten Blutseiam von Menschen and Hunden Kaninchen intravenös
ein and fanden, dass es totlich wirkt and zwar brauchte mau zur Tötung von einem
Kilo Kaninchen 15 ccm Menschenblutserum oder 21.5 ccm Hundeserum. Das Serum
tötete immer durch Koagulation; man fand bei der Section das ganze Venensystem
oder einzelne Teile desselben thrombosirt.
Neben dieser gerinnenmachenden Wirkung hatte aber das Serum auch giftige
Eigenschaften; entere kann leicht durch Zusatz von Chlornatrium, ichwefelsaarem
Natrium oder durch Erwärmen auf 62 — 68* zerstört werden.
Durch verschiedene Alkobolfällung kann man die toxische and die gerinnen-
machende Substanz Ton einander trennen; beide aber geboren in die Groppe der
Albaminoide. Sohearlen.
Bange, Ueber Geifselfärbung von Bakterien. Fortsohr. d. Med, 1894,
XII. No. 12.
An Stelle der LöFFUts’schen Geifielbeize verwendet B. eine Beize, die am 3 Teilen
koncentr. wässrigen TaninlOiung nnd einem Teil einer Verdünnung von Liq. ferri
sesquichlorati 1 : ‘20 besteht ; zu 10 ccm der Mischung wurde noch l ccm concentr.
wässrige FnchsinlOiung gesetzt.
Die Beize ist erst nach wochenlangem Stehen za verwenden, beizt dann ohne
Zusatz von Säure oder Alkali. Der weitere Färbungsvorgang ist wie bei dem Löfp-
Lsn’scben Verfahren. Scheurlin.
R. Mosen, Ueber das Verhalten des Blutdrucks im Fieber. Deutsch.
Arch. f. klin. Med. Bd. 52, H. 5, 6.
Verf. hat mittelst des v. Bxsce'ichen Sphygmomanometers vergleichende Unter-
suchungen über den Blutdruck im Fieber and ausserhalb desselben bei den gleichen
Menschen angestellt. Es ergab sich, dass weder dem Fieber, noch der fieberhaften
Temperatursteigerung als solcher ein bestimmter Einfluss auf den Blutdruck zukommt;
vielmehr wird der arterielle Blutdruck , als von den verschiedensten Momenten ab-
hängig, während der fieberhaften Infectionskrankheiten (and selbst bei eia and der-
selben Infection) bald in dem einen, bald in dem anderen Sinne beeinflusst.
Perl-
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No. 43. Hbknio. — Stbpani. — Bourneville. — Finger. 767
C. Hennig, Das Asthma thymicum. Wiener med. Blätter 1894, No. 5.
H. kommt in Bezog auf die Frage des Asthma thymicum zu folgenden Schlüssen:
Es giebt eine Hypertrophie, bezw, bindegewebige oder fettige Hyperplasie der Thymus-
drüse. — In einzelnen Beispielen, verursacht die periodische oder bleibende Anschwel-
lung Beschwerden, kann sogar toten; je jünger das befallene Individuum ist, desto
hoher steigt die Gefahr. — Selten läfst sich dnrch Perkussion, noch seltener zugleich
durch Palpation die Thymusgeschwulst errathen; auf Hervorbuchtuug des Brustbeines,
zumal im oberen Drittel, ist jedenfalls zu achten. — Der Thymus anliegende oder sie
einhülleode Geschwülste — meist Bronchialdrüsen — können die Hypertrophie der
Brustdrüse Vortäuschen; doch überschreitet die Thymus wohl kaum die seitlioben
Brustbeinwände. — Im zweifelhaften Falle behandelt man wie gegen Rhacbitis ; gegen
den Anfall: schnelles Aufricbten, Klopfen und Reiben des Rückens, nach Befinden
hydro- und elektrotherapeutische Mafsnahmen, Antispastica. eudibsgen.
Stefani, Sul peeo specifico dell’ orina nelle malattie mentali. Riv.
sper. di freniatr. XX.
In die bisher wenig einheitlichen Ergebnisse der Urinuntersuchungen bei Geistes-
kranken kommt durch die Arbeit des Verf. eine wünschenswerte Klärung. Er kommt
zu dem Resultate, dass in allen mehr weniger acuten Psychoseo , unabhängig von de-
ren specieller Form, im Initialstadium das specifiscbe Gewicht des Urins auf 1030 bis
1040 und mehr ansteigt. Verläuft die Krankheit rasch, so coustatirt man gleich-
zeitig mit der Remission und dem Verschwinden einen Rückgang der Gewicbtszahl bis
zur Norm und tiefer. Eine neue Exacerbation lässt auch sofort die Zahl ansteigen.
Bei chronischen Psychosen liefe sich keine einheitliche Aenderung des spec. Ge-
wichtes constatiren, nur wenn acute Attaquen den chronischen Verlauf unterbrachen,
stieg auch das spec. Gewicht. Verf. trug Sorge, dass andersartige Einflüsse, wie Aen-
deruog der Diät, körperliche Leiden, welche zu gleicher Volumsalteration des Urins
führen konnten, so weit als angängig, ausgeschaltet wurden. Plsesek.
Bourneville, Du trailement chirurgical et medico-p^dagogique des
enfants idiots et arri^rds. Le Progr. Med. 1893, No. 25.
B. berichtet über 21 Schädel und Gehirne von Idioten und kommt zu dem Re-
sultate, dass die chirurgische Behandlung der Idiotie auf einer Hypothese beruht,
welche durch die pathologische Anatomie nicht begründet resp gerechtfertigt werden
kann. Die prämature Synostose der Scbädeloihte existirt in den meisten Formen der
Idiotie nicht; man findet nur ausnahmsweise partielle Synostosen. Die Läsionen,
welche man bei Idioten findet, sind meist tiefgeheode, ansgebreitete, mannigfache und
solche, die durch die Craniectomie nicht beeinflusst werden können Die Diagnose
der Synostose der Nähte oder der Knochenverdickungen entgeht bei der bisherigen
Untersucbungsmetbode. Die Erfolge der bisherigen obirurgischen Eingriffe bei Idiotie
sind zweifelhafter Natur. Die medico-pädagogisehe Behandlungsweise nach Siqvm ver-
spricht nach genügender Zeitdauer bessere Erfolge. 8. Kaiuchsr.
E. FingfP, Ueber die Natur des weichen Schankers. (Referat, er-
stattet in der Section f. Derrnat. u. Syph. des XI. internst, med.
Congr. in Rom). Wiener med. Presse 1894, No. 14.
F. betrachtet das Ulcus molle als eine virulente, circumscripta, oberflächliche
acute Dermatitis, welche, gleich den anatomisch analogen Processen (Acne, Furunkel,
Impetigo) durch mehrere pyogene Microorganismen hervorgerufen werde. Für diese
Ansicht spreche die Thatsache, dass bereits mehrfach die Erzeugung typischer, in Ge-
nerationen verimpfbarer Geschwüre durch Inoculation von Reinkulturen verschiedener
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768
Kollmann. — Dödkhlein. — PlNABn.
No. 43
MicroorganLimPn gelungen «ei, ferner die Beobachtung, den weiche Schenker autorb-
ton euf dem Boden einer tranmititchen F.roiioo der Genitalien, einer reroachllnigten
Balaniti« oder eine« Herpe« genitalis enUleben können, endlich das häufig« Vorkom-
men »genannter gemischter Schanker. Dass e« sich in diesen Pillen immer am die
Einwanderung eioes und desselben specifischeo Krankheitserregers bandele, sei nicht
wahrscheinlich. H. Müll«.
A. Kollmann, Die Photographie des Harn röhreninneren beim
lebenden Menschen. Int. med.-photogr. Monatsschr. 1894,S.-A.
Verf. beschreibt einen neuen ron ihm constrnirten Apparat xur Photographie des
OarorSbreninneren mit Hülfe des Electrometroscops. Zu den Aufnahmen, die in
der natürlichen GrSfse erfolgen, werden hochempfindliche auT Spiegelglas prAparirte
Emulsionsplatten ron Schlels-.se», die mit Eikonogen entwickelt werden, angewandt.
Die Eipositionsteit beträgt etwa 20 Secunden. Da ron den Aufnahmen auch Papier-
abzüge angefertigt werden sollten, so wurden ron den kleinen Kegatiren zunächst mit
Cblorbromsilberplatten vou Pssurz durch Contact Diapositire hergestellt und ron diesen
aus erst Vergrößerungen auf Monckboreuplatten gewonnen. — Das Nähere über die
Anwendung des Verfahrens muss im Orig, nacbgelesen werden. — Der Arbeit ist eine
Tafel mit einer Keihe ron Aufnahmen in '/si 'n roller und in doppelter natürlicher
GrSfse beigegeben, welche Verf. eingehender erläutert. H. hau«.
Döderlein, Die moderne Technik bei Laparotomien. Deutsche med.
Wochenschr. 1893, No. 21.
D. empfiehlt bei Laparotomieen auf das Wärmste das aseptische Operationsrer-
fahren and stellt als Orundsatt auf: Peruhaltuug jeder fremdartigen Stoffe und swar
nicht allein der Wundinfecliontkeime, sondern auch jeder chemischen Keime, der Aoti-
septica. Er will deshalb Instrumente, Catgut, Seide, Schwämme, Tupfer durch trockene
Hitze bei 120 — 140* C sterilisieren, oder, wenn sie in Sodalösung ausgekocht werden,
an der Luft trocknen lassen: resp. mit sterilisierten Tüchern trocknen. — Die Bauch*
haut der Patt, soll mit Seife und warmem Wasser, dann mit Aether, Alkohol und
Sublimat abgerieben und das Sublimat dann mit sterilisierten Tüchern wieder abge-
wischt werden. Die Desinfection der Hände soll auf dieselbe Weite sorgeoommen
werden. — Was das Operationsgebiet anlangt, so empfiehlt er, die Wundfiäehe tos
dünnen Stielen nach deren Unterbindung zu serscborfen und zu rersenkeo. Gröfsere
Wundfiäehe n sind möglichst gegen die Bauchhöhle abzuschliefseo . was am besten da-
durch erreicht wurde, dass man die Peritonealränder über der Wundfläche so einer
Decke rereinigt. Geraten septische Massen in die Bauchhöhle, so warnt D. ror allem
ror der Ausspülung der Bauchhöhle mit antiseptischen Lösungen, da diese doch nicht
sämmtlicbe Keime abtöten können, sondern nur die normale Verdanungskraft des
Peritoneum schädigen. Er eropfielt, den Eiter mit trockenen Tupfern möglichst voll-
ständig aufzusaugen. a Manie.
Pinard, Sur une observation d’ovariotomie pratiqude dang le cours
d’une septic^mie puerperale k forme prolong^e et suivie de gu^ria-
on. Bull, de l’acadenne de medecine No. 8.
P. berichtet von einem solchen Falle, der nach 3 Monaten 20 Tagen durch La-
paratomie geheilt wnrde. Es wurde eine 4 Liter Eiter haltende Cyste exstlrpift.
nachdem vorher schon 6 Liter durch Punction entleert worden waren. Solche Fllle
seien von extremer Seltenheit. k. Martin
Einbildungen ffir das OntraJblatt »erden an die Adresse des Hrn. Frof. l)r. M. Bernhardt (Berlin W.
Pranaönii'cbe Strafte 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW.. 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag tob August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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Wöchentlich «roch einen
l — 2 Bogen; am Schluste
des Jahrgangs Titel, Na-
men* und Sachregister.
für die
Preis dea Jahrganges
20 Mark; su bealehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstaiteo.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. 8. Sovember. No. 44.
Inhalt: Kol* und Vogel, Zar Kenntoiss der Kohlehydrate io der Leber.
(Orig.-Mitt.)
Klzuolz, Bestimmung der Laukocytenzahl im Blut. — Sandmetkh, Folgen
der partiellen Paokreasezrtirpation. — Berthiek, Entstehung der muzeuläreo Osteome.
— Sulz eh, Bericht Ober 200 Kropfoperationen. — Bucbnkh, Fortschritte in der
Immuoitktsfrage. — SiomcHspr, Wirkung des Digitalin und der Digitalisinfuse.
— W o LiosriTBCH, Salol bei Cholera. — Jollt, Ueber Uypootismus und Geistes-
Störung. — Seifert, Behandlung der Psoriasis mit Jodkalium. — Spenzer, Sel-
ssen, Zur Kenntnis* der Aethernsrcose.
Rupprl, Zur Kenntnias des Protagons. — Matthrb, Zur Chemie des leukä-
mischen Blutes. — Ambrosius, Ueber die Todesursache nach mnitiplen Fractnren.
— Uauo, Behandlung der Perichondritis auriculae. — Dardignac, Fall »on Tuber-
cnlom der Zunge. — Kobikios. Einfluss von Ksnalgasen auf Balikraokheit»o. —
Wilbrand, SAnqbr, StAub, Ueber eine KonjuoctiTitia-Epidemie. — Goldoopp,
Ueber bilillre Lebercirrhose. — Wilibcbanih, Zur Symptomatologie der Rntbeln.
— Park Bill, Duhont, Ueber Craniotomie und Craniectomie. — Lbeblii, John
RON, Falle von Birnabscess. — Rotuhann, Lanolin und Adeps lanae. — Weuth,
Osariencysten mit Typhnsbacilleo. — Okbbn, Gummilösung als NabräQssigkeit für
das Berz
Zur Kenntniss der Kohlehydrate in der Leber.
Torllnfige Mitteilung ron Prof. Dr. Külz und Dr. J. Yogcl. (Aus dem physiolo-
gischen Institut zu Marburg).
Aus der dem Organismus möglichst schnell entnommenen Leber
des Rindes ist es uns mehrfach gelungen, Präparate darzustellen,
die keinen Zweifel darüber lassen, dass es sich um die Osazone der
Isomaitose und Maltose handelt. Ihre Darstellung ist mit vielen
Schwierigkeiten und sehr grofsen Verlusten verbunden, die Aus-
beute daher nur eine geringe. Immerhin ist durch diesen Befund
die eingebürgerte Lehre, dass es sich in dem Zucker der Leber
ausschliefslich um Traubenzucker handle, widerlegt und zugleich
bewiesen, dass sieb die Saccharification des Glyeogens in der Leber
XXXII. Jahrgaog. 49
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770 Elzholz, Bestimmung d. Leukocyten im Blut. — Samdmbykr, No. 44
qualitativ ganz in derselben Weise abspielt, wie in Lösungen, die
mit Speichel oder pankreatischem Saft behandelt werden.
Die ausführliche Mitteilung der Versuche wird unter Berück-
sichtigung der einschlägigen Literatur in der Zeitschrift für Biologie
erfolgen.
Elzholz, Neue Methode zur Bestimmung der absoluten Zahlen-
werte der einzelnen Leukocytenarten im Cubikmillimeter Blut.
Wiener klinische Woohenschr. 1894, No. 32.
Die vom Verf. angewendete Methode zur Zählung der farb-
losen Blutzellen ist die folgende:
In den Mischapparat des Thoma - Zms’schen Blutzählers wird
das zu untersuchende Blut bis zum Teilstrich 1 oder '/, aufgesogen,
dann bis zur Hälfte des Apparates eine Glycerineosinmischung zu-
gefügt und beide Flüssigkeiten werden durch 3—4 Minuten langes
Schütteln mit einander gemischt. Die Zusammensetzung der
Glycerineosinmischung ist folgende: 2 pCt. wässerige Eosinlösung
7.0, Glycerin 45.0, Aq. dest. 55.0. Nach dem Mischen wird durch
Aufsaugen eine Gentianaviolettlüsung bis zur Marke 11 beigefügt.
Die Lösung hat nachstehende Zusammensetzung: zu 15ccm Wasser
werden 5 — 6 Tropfen einer concentrirten wässerigen Gentianaviolett-
lösung und 1 Tropfen absoluter Alcohol zugesetzt. Nach erneutem
Schütteln wird die Mischung einige Minuten im Mischapparate be-
lassen und dann in der Züiss’echen Kammer untersucht. Die poly-
nucleären neutrophilen Zellen zeigen in solcher Art hergestellten
Präparaten violetten Farbenton, die eosinophilen Zellen sind violett-
rot mit vorwiegendem Rot, die Lymphocyten und die Uebergangs-
zellen haben blaue Kerne. Eine kleine Zahl von Zellen bleibt farb-
los, es sind dies diejenigen, die auch nach den EHtn.icu'schen Me-
thoden sich schlecht tingieren. Die roten Blutkörperchen sind
zerstört; Zweck der Methode ist es eben, die roten Körperchen zu
vernichten und die farblosen sämmtlich zu erhalten, das aber wird
nach Verf. nur nach seiner Methode vollkommen erreicht. Einen
weiteren Vorzug erblickt Verf. darin, dass in den nach seiner An-
gabe hergestellten Blutmischungen die Verteilung der Leukocyten
eine gleichmäfsigere ist, als nach der THOMA-Ziuss’scben Methode.
Rawitz.
W. Sandmeyer, Ueber die Folgen der partiellen Pankreasexstir-
palion beim Hunde. Zeitschr. f. Biol. XXXI. S. 12.
Ref. muss sich damit begnügen, aus der umfangreichen, auf
einer ausserordentlichen Fülle von Beobachtungsmaterial aufgebauten
Arbeit nur die wichtigsten Thatsachen wiederzugeben.
Teil I. Da die Hunde nach einer totalen Exstirpation des
Pankreas in längstens 4 Wochen zu Grunde gehen, Untersuchungen
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No. 44. Folgen der partiellen Pankreasexstirpation. 771
Ober den Stoffwechsel, sowie Ober die Ausnützung dadurch also
sehr erschwert sind, versuchte Verf. Diabetes dadurch herbeizu-
ffihren, dass er das Pankreas nur partiell, unter Zurücklassung von
Vg — '/». exstirpirte und die Atrophie des Restes und damit den
Eintritt des Diabetes abwartete. Dem Verf. ist dieses nun in 2 Ver-
suchen gelungen: in dem einen trat der Diabetes etwa 4 Monate
nach der Operation ein, in dem anderen 13 Monate nach der Ope-
ration, der Tod 2 Monate bew. 8 Monate nach Eintritt des dauern-
den Diabetes. Die Hunde wurden, nachdem sie diabetisch ge-
worden, nur mit Pferdefleisch und zwar mit abgewogenen Mengen
gefüttert.
Die diabetisch gewordenen Hunde nutzen Eiweifskörper zu 62
bis 70 pCt. aus, Fett in sehr wechselnder Menge: zuweilen wurde
gar kein Fett resorbirt, zuweilen 30 pCt. , ja sogar bis 78 pCt.
Emulgirtes Fett (Milch) wurde bis zu 42 pCt. resorbirt. Durch
Zulage von rohem Rinderpankreas zur Nahrung wurde die Aus-
wertung des Eiweifses und des Fettes — sowohl des im Fleisch ent-
haltenen. als auch des besonders eingeführten — beträchtlich ver-
bessert.
Bezüglich der Zuckerausscheidung constatirte S. die höchst
merkwürdige Thatsache, dass sich dieselbe durch Zugabe von
rohem Pankreas um das 3—14 fache erhöhte. Eingeführte Kohle-
hydrate zeigten folgendes Verhalten: Amylum erhöhte die Zucker-
ausscheidung, ebenso und zwar sehr beträchtlich Maltose; Trauben-
zucker erschien nur zum Teil als solcher im Harn wieder, Lävulose
steigerte die Traubenzuckerausscheidung, ging aber zum Teil in den
Harn über. Inulin rief nur eine geringe Steigerung der Trauben-
zuckerausscheidung hervor, mehr als die Hälfte des Inulins fand
sich im Koth vor. Rohrzucker erschien im Harn als Traubenzucker
wieder, Raffinose wurde zum grofsen Teil in den Fäces entleert,
ein Teil im Harn, die Steigerung der Traubenzuckerausscheidung
war unwesentlich. Milchzucker steigerte die Traubenzuckerausschei-
dung, ohne selbst in den Harn überzugehen. Galactose ging zum
geringen Teil als solche, zum grössten Teil als Traubenzucker in
den Harn üher. Glycerin ergab keine sichere Steigerung der
Traubenzuckerausscheidung, noch weniger Gummi arabicum. Bei
einem der beobachteten Hunde ergab sich aus der Beobachtung
der N-Bilanz die auffallende Thatsache, dass sich das Tier, trotz
fast ständiger Abnahme des Körpergewichts meistens im N-Gleich-
gewicht befand, ja sogar N zurückgehalten wurde. Die bei Hun-
den mit Totalexstirpation constanten Verfettungen der Organe fehlten
bei diesen Tieren vollständig.
II. Da die Fütterung mit Fleisch und Pankreas bei dem all-
mälig diabetisch gewordenen Hunde eine beträchtliche Zunahme der
Zuckerausscheidung herbeigeführt hatte, versuchte Verf. nunmehr,
ob nicht Hunde, bei denen man '/, — •/* des Pankreas in der Bauch-
höhle belassen hat, durch Fütterung mit Fleisch und Pankreas dia-
4b*
Digitized by Google
772 Brhthibb, Entstehung der muskulären Osteome. No. 44
betisch gemacht werden könnte. Das ergab eich in der That.
Diese Tiere wurden diabetisch, wenn sie auf einmal Pferdefleisch
in genügender Quantität zu sich nahmen, welchem rohes Pankreas
zugefügt war. Wurden diese Versuche nach nicht zu langer Zeit
wiederholt, so hielt die Glycosurie meistens auch in der Zwischen-
zeit nach einfacher Fütterung mit Pferdefleisch an. Diese Wirkung
des Pankreas ist jedenfalls eine fermentative. Dies geht aus Ver-
suchen mit gekochtem Pankreas hervor: das Resultat war vollkom-
men negativ. Die Hauptursache für das Zustandekommen dieses
Diabetes dürfte in der besseren Ausnützung der Nährstoffe gelegen
sein, namentlich auch der im Fleisch enthaltenen Kohlehydrate.
E. Salkowski.
A. Berthier, Etüde histologique et experimentale des ost^omes
musculaires. Arch. de med. exp. et d’&nat. pathol. 1894, VI. p. 601.
Verf. kam bei der Untersuchung eines exstirpirten sog. Reiter-
knochens, der Entwicklung einer Knochengeschwulst in der Ad-
duktorenmuskulatur, durch die Anwesenheit von Knorpelgewebe in
demselben auf die Vermutung, dass die Ursache in einer Losreifsung
des Periost’s zu suchen sei. Die daraufhin bei Kaninchen ange-
stellten Experimente zeigten thatsächlich, dass das losgelöste und
durch Muskelzug in die Muskulatur hinein verlagerte Periost zur
Bildung derartiger Knochentumoren führt.
Die Bildung des Knochengewebes kann durch die Osteoblasten
erfolgen. Nach Ansicht des Verf.’s sondern dieselben Knochensub-
stanz ab, indem ihr Protoplasma sich in Knochengrundsubstanz um-
wandelt; später können dann die Zellen selbst, von der Grundsub-
stanz eingeschlossen, sich in fötale Knochenzellen umwandeln, an
denen sich secundär Fortsätze und Kanäle entwickeln. Aber auch
aus Knorpelgewebe, embryonalem Bindegewebe und fibrösem Ge-
webe kann durch direkte Umwandlung sich Knochengewebe bilden.
Dabei ist der ossificierte Knorpel, auch wenn die Zellen noch den
knorpligen Charakter bewahren, als eine Abart des osteoiden Ge-
webes aufzufassen, da die Grundsubstanz das charakteristische Zeichen
des Knochengewebes ist.
Die neben der Neubildung stets einhergehende Resorption von
Knochen und Knorpel kann durch Gefäfsknospuog und durch irri-
tative trophische Störungen bedingt sein. Die Myeloplaxen , jene
grofsen, vielkernigen Zellen, sind nicht als die Ursache, sondern
als das Produkt der Resorption aufzufassen. Denn bei sorgfältiger
Härtung kann man den Zusammenhang des Knochengewebes und
der Myeloplaxen konstatiren; es existiren ferner Uebergäuge zwischen
beiden Bildungen; auch die Form der Myeloplaxen spricht dafür,
dass sie vom Knochen sich loslösen. Ferner weist die Anhäufung
der Kerne an dem vom Knochen entferntesten Ende daraufhin,
dass die Hauptthätigkeit der Zellen nicht nach dem Knochengewebe
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No. 44.
Solzbb, Bericht über 200 Kropfoperationcn.
773
bin, sondern von demselben fort gerichtet ist. Das Muskel-Osteom
ist nicht als ein Tumor aufzufassen, sondern verdankt lediglich der
Losreifsung des Periostes seine Entstehung. M. Kothmann.
M. Sulzer, Aus dem Cantonsspital Münsterlingen. Bericht über
200 Kropfoperationen mit besonderer Berücksichtigung der End-
resultate. Deutsche Zeitsohr. f. Chir. XXXVI. S. 193.
Von den vorliegenden 200 Operationen waren 14 atypische,
von den übrigen 186 nach typischen Methoden Operirten starben
in der Anstalt 10, später an intercurrenten Leiden oder Recidiven
12; bei 27 war über die weiteren Schicksale nichts zu ermitteln:
von dem Rest ist — nach Abzug von 14, erst 1892 Operirten —
bei 95 der gegenwärtige Zustand durch directe Untersuchung, bei
23 durch schriftlichen Bescheid und bei 5 durch ärztlichen Bericht
festgestellt worden. Auf 55 operirte Männer kamen 145 Weiber,
und gehörten die meisten dem 10. bis 29. Lebensjahre an, doch
waren 5 unter 10, 2 über 70 Jahre alt. Ursache zur Operation
gab meist die hochgradige Dyspnoe, 17 Mal bestand Dysphagie;
aus cosmetiechen Gründen wurde nur bei 3 Patt, operirt. Bis 1886
wurden fast ausschließlich Exstirpationen ausgeführt, im Ganzen 60
und zwar bei Struma cystica 7, bei Str. hyperplast. 24, bei Str.
hyperplast. u. cyst. 5, bei Str. colloides 19, bei Str. fibrosa 5 Mal.
38 Mal wurde die Drüse halbseitig, 6 Mal vollständig entfernt, in
den sonstigen Fällen einzelne Lappen oder Hörner bezw. Teile
derselben und bei 1 nur der Isthmus fortgenommen. Bei 7 Patt,
war die Geschwulst teilweise wenigstens substernal, in 2 pCt. der
Fälle wird stärkere arterielle Blutung bei der Operation angegeben.
Diese selbst folgte im Wesentlichen KocHua’schen Principien. Man
fand die Trachea meist säbelscheidenförmig zusammengerückt, und
nur 3 Mal erheblich erweicht. Tracheotomie beeinflusste höchst
ungünstig den Verlauf. Von 2 während der Operation Tracheoto-
mirten starb 1 an Sepsis, ebenso 2 am 1. resp. 2. Tage nach der
Operation Tracheotomirte. Vorübergehende Dyspnoe nach der
Operation, bedingt durch Compression der Trachea durch Ansamm-
lung von Blut resp. Eiter wurde nach deren Entfernung beseitigt.
Von der Operation unmittelbar abhängig starben 6, darunter 1 an
Collaps, die anderen an verschiedenen Formen der Sepsis. Alle
diese Todesfälle kamen bei 41 Strumectomien bis 1882 vor; von
diesem Jahre an bis 1892 verliefen 27 Exstirpationen, 98 Enuclea-
tionen und 19 gemischte Operationen, zusammen 144 Eingriffe ohne
einen einzigen Todesfall. Die Totalexstirpation, welche ausser bei
6 gutartigen Fällen bei einer Struma sarcomatosa ausgeführt wurde,
hatte allerdings schlechte Ergebnisse: 3 starben infolge der Ope-
ration. 2 einige Zeit später urämisch an Schrumpfniere und nur 1
Pat., dessen Geschichte in extenso beigebracht wird, konnte nach-
untersucht werden. Derselbe zeigte deutliche Cachexia strumipriva,
Digitlzed Google
774
Si'lzkb, Bericht über 200 Kropfoperationen.
No. 44
welche später mit Bildung eines Recidivs zurückging. Wahrschein-
lich war hier bei der schwierigen Ablösung der Geschwulst von
der Trachea ein Drösenrest zurückgeblieben. Bei den partiellen
Operationen hat dagegen Verf. nie Auftreten der Cachexie gesehen.
— Die Fälle von Enucleation betrafen Struma cystica 40, Struma
colloid. 31, Struma cyst. u. colloid. 13, Struma follicul. 5 und Str.
fibrosa 6 und fötale Adenome 3 Mal. In '/« der Fälle war die Blutung
eine beträchtliche, so dass 3 Mal zur Exstirpation des betr. Lap-
pens übergegangen werden musste; bei 1 Pat. wurde die Unter-
bindung der beiden Hauptarterien der Enucleation vorangeschickt.
Die Blutstillung nach der Enucleation wurde im Uebrigen syste-
matisch durch fortlaufende Naht des zurückbleibenden Geschwulst-
mantels geübt, gelegentlich auch durch Compression, aber nie in
der von J. Wulff empfohlenen Form, welche Verf. verwirft. Bei
10 Patt, wurde die Strumectomie mit elastischer Ligatur nach Bus«
verrichtet; bei 1 Operirten wurde die Ligatur abgenommen, weil
sie Compressionserscheinungen Seitens der Trachea erzeugte, bei
einem kam es zur vorübergehenden Stimmbandlähmung und bei
einem dritten unmittelbar nach Lösung zu einer sehr schweren
eigentümlichen inspiratorischen Dyspnoe, die sich erst nach einiger
Zeit gab. Von den Enucleationen betrafen 29 einzelne Cysten und
26 einzelne Knoten, dagegen 49 mehrfache Cysten und Knoten.
Heilung per prim. int. wurde 83 Mal, durch Granulation 15 Mal
erzielt. Drainage wird zur Nachbehandlung neuerdings nur dort
applicirt, wo die Blutstillung nicht absolut sicher schien oder die
Wunde nicht völlig durch Naht vereinigt werden konnte. — Die
Enucleation neben partieller Exstirpation („gemischtes Verfahren“)
wurde 19 Mal angewandt und zwar 9 Mal neben typischer Exstir-
pation des anderen Lappens und 10 Mal neben teilweisen Resec-
tionen dieses. Von 3 Fällen von Morbus Basedowii, die operativ
behandelt wurden, zeigten zwei Besserung bezw. Heilung, der dritte
keine Veränderung nach der Operation. — Operationen wegen
Struma maligna wurden 9 Mal ausgeführt; dieselben betrafen 8 Patt.,
da bei einem nach 8 Monaten ein Recidiv operirt werden musste.
In einem Fall lautete die klinische Diagnose auf Sarcom, 4 waren
Alveolar-Krebse, 1 ein Papillar-Carcinom und je 1 ein Spindel-
zellen- bezw. Rundzellensarcom. Die Operationen waren durchweg
sehr schwierig, zwei Mal wurde die Tracheotomie nötig mit j- 1;
ebenso starb 1 Pat. an andauernder Jauchung der Wunde 2 Mon.
nach der Operation. Bei 1 Pat. wurde Trachea und Oesophagus
verletzt, doch konnte er mit Trachealcanule nach verschiedenen
Zwischenfällen ca. 10 Monate nach der Operation bei progressivem
Recidiv entlassen werden. Im Ganzen ist von den Patt, mit Struma
maligna nur 1 noch am Leben. Von den mit geheilter Wunde
Entlassenen starben 3 an Recidiv, 1 blieb recidivfrei, starb aber an
einem Herzfehler.
Bei der Verwertung der Ergebnisse der Nachunter-
suchung ist zu berücksichtigen, dass eret seit zwei Jahren der
No. 44.
Bocbnbr, Fortschritte in der Immunitätsfrage.
775
KocBEH’eche Querschnitt angewandt wird und dieser allein nach
allen Richtungen befriedigende lineäre Narben geliefert hat. Für
die Form des Halses nach der Operation ist die Enucleation gün-
stiger als die Exstirpation gewesen, aber doch nicht in so über-
wiegender Weise, wie dieses andere Autoren (Gahhb) darstellen.
Als Nähmaterial wird, nachdem einmal septische Catgutinfection
vorgekommen, ausschliefslich Seide gebraucht (und zwar in Form
von Knopfnähten), bei welcher am seltensten nachträglicher Abgang
von Ligatur-Fäden statt hat. Von Stimmbandläsionen trat 3 Mal
keine Besserung schon vor der Operation bestehender einseitiger
Paralyse auf; 2 durch die Operation entstandene Lähmungen gingen
später ganz zurück, 3 zeigten keinerlei Besserung und bei 3 fehlen
spätere Befunde. In 6 Fällen konnte jede Läsion des Recurrens
völlig ausgeschlossen werden. Kleinwerden und Monotonie der
Stimme wurden in der nächsten Zeit nach der Operation wiederholt
gesehen, jedoch nach der Enucleation seltner als nach der Exstir-
pation. In Bezug auf erstere, die Enucleation, konnte man in 40
Fällen freie Beweglichkeit vor wie nach der Operation constatiren.
In zwei unter 5 Fällen bildete sich eine Lähmung nach der Opera-
tion zurück und wurden dauernde Lähmungen eines Stimmbandes
nach der intraglandulären Ausschälung niemals beobachtet.
Kropfrecidive. Von 23 nachuntersuchten Fällen totaler
wie partieller Exstirpation waren 11 recidivfrei und 2 mit kleinen
Recidiven behaftet. Gröfsere Recidive zeigten 10 und zwar han-
delte es sich in keinem Falle um Cystenkröpfe. Von den gröfseren
Recidiven betrafen 9 den anderen Lappen, 1 den absichtlich zurück-
gelassenen Teil eines partiell exstirpirten Lappens; bei 4 machten
die hochgradigen Beschwerden Recidivoperationen (3 Enucleationen
und 1 Teilresection) erforderlich. Rückbildung des intactgelassenen
Teils der Struma, wie sie J. Wolfk u. A. beschreiben, hat Verf.
nur 1 Mal in einem Fall von Struma maligna gesehen. Sehr viel
günstiger stellte sich im Ganzen die Recidivität bei dem gemischten
Verfahren und den EnucleationeD. Bei ersten waren von 12 9, bei
letzteren von 63 44 recidivfrei. Auch hier konnte eine nachträg-
liche Atrophie des nicht von der Operation berührten Lappens
nicht dargethan werden. Die geringere Zahl der Recidive bei der
Enucleation gegenüber der Exstirpation erklärt Verf. dadurch, dass
ein Teil bei der Neuheit der Methode jener die Mehrheit der mit ihr
operirten Fälle noch relativ zu frisch ist, u. erst bei einer nach einer
noch gröfseren Reihe von Jahren vorzunehmenden Revision eben-
falls z. Th. Wiederwachsen des Kropfes zeigen wird.
P. Güterbock.
Büchner, Neuere Fortschritte in der Immunitätsfrage. Münohner
med. Woohonschr. 1894, No. 24.
Als wichtigste Errungenschaft des Jahres 1893 bezeichnet B.
die fortschreitende Erkenntnisa von dem qualitativen Unterschied
ed by Google
776 Stoitscheff, Wirkung des Digitslin und der Digitalisinfuse. No. 44
der durch Alexine bedingten natürlichen Immunität von der durch
Antitoxine bedingten künstlichen Immunität. Alexine und Antitoxine
finden sich beide im Blut und sind beide eiweifsartige Körper; ihre
wichtigsten Unterschiede sind kurz folgende: erstere haben bakteri-
cide und globulicide Wirkung, letztere nicht; erstere, die Alexine,
sind ausserordlich labile Körper, werden durch Temperaturen über
50° zerstört, ebenso durch Sonnenlicht und durch die Alexine an-
derer Tierspecies; sie gehen ausserhalb des Tierkörpers rasch za
Grunde, eine Conservirung ist bis jetzt noch nicht gelungen.
Dagegen sind die Antitoxine haltbare Körper, das des Tetanus
verträgt 70 — 80° und wird selbst durch Fäulniss nicht zerstört, das
der Diphtherie widersteht der Verdauung.
Die Alexine verhalten sich gegenüber verschiedenen Bakterien-
arten und Blutzellen ungleich, je nach der Tierspecies von der sie
stammen, die Antitoxine dagegen sind in ihrer Natur von der Tier-
species ganz unabhängig, und allein durch die specifische Bakterien-
art mit der die Immunität erzeugt wurde, bedingt. Das Antitoxin
ist also etwas bei der Immunisirung Neuhinzugekommenes. Es
könnte nun als reaktives Produkt des tierischen Organismus aufge-
fasst werden, viel wahrscheinlicher aber ist, dass es ein modificirtes
entgiftetes Produkt der Bakterienzelle ist, hiefür spricht vor allen
Dingen seine Abhängigkeit von der Bakterienspecies.
Natürliche Immunität und künstliche sind also grundverschie-
dene Dinge, letztere will B. allein unter dem Namen Immunität
verstanden wissen, während er erstere „natürliche Widerstandsfähig-
keit“ nennt. Beide können selbstverständlich neben einander be-
stehen, und wie die Immunität kann auch die natürliche Wider-
standsfähigkeit durch künstliche oder natürliche Mittel gesteigert
werden. Zu einem solch künstlichen Mittel gehört z. B. das Tuber-
kulin das nichts specifischea an sich hat, weiterhin die Bakterien-
proteine, welche z. B. bei Cholera, die namentlich von Sobkbkhkim
als nicht specifisch erkannte „Proteinimmunität1* ebenfalls eine er-
höhte natürliche Widerstandsfähigkeit hervorrufen. Dass man ähn-
liches auch durch Pflanzenproteine hervorrufen kann, weist B. in
einem Versuch mit Weizenkleber nach. Scheurlen.
N. Stoitscheff, Die Wirkung des Digitalinum verum, verglichen
mit derjenigen des Digitalisinfuses. Deutsches Archiv f. klin. Med.
Bd. 52, S. 475.
Das bereits vor Jahren von Schmikdrbkro dargestellte Digitalin
konnte bisher nur wenig praktische Verwendung finden, da die Dar-
stellung eine zu complicirte, und somit der Preis ein zu hoher war;
erst in jüngster Zeit ist es Kiliabi gelungen, eine Darstellungsweise
anzugeben, die die fabrikmäßige Herstellung des Digitalin gestattet:
es ist nunmehr unter dem Namen „Digitalinum verum“ in den
Handel gebracht worden. Es ist eine weifse, aus kleinen Kügelchen
Digitized by Google
No. 44. Wolko witsch, Salol bei Cholera. 777
bestehende amorphe Masse, die in kaltem Wnsser schwer, in kochen-
dem leichter, leicht in Alkohol und in einem Gemisch von Chloro-
form und Alkohol löslich ist; in concentrirter Salzsäure löst es sich
in der Kälte fast farblos, beim Erwärmen mit intensiv gelber oder
gelbgrüner Farbe , in concentrirter Schwefelsäure mit goldgelber
Farbe, die auf Zusatz von wenig Bromkalium in eine prachtvoll
rote Färbung übergeht. Mit diesem Präparat stellte Verf. eine
Reihe von therapeutischen Versuchen an, Ober die er unter Bei-
fügung zahlreicher Pulskurven berichtet. Aus der ersten Gruppe
dieser Versuche, bei denen das Digitalin allein angewandt wurde,
ergiebt sich, dass dies Mittel in den meisten Fällen eine Herab-
setzung der Pulsfrequenz mit Besserung des Pulses und des All-
gemeinbefindens herbeiführte. Um festzustellen, ob in denjenigen
Fällen, in denen eine bemerkenswerte Besserung nicht eintrat, ein
Digitalisinfus wirksam sei, wurde bei einer zweiten Gruppe von
Fällen Digitalinum verum und Digitalisinfus (1.5:200.0. 5 Mal
täglich 20 ccm) abwechselnd gegeben. Diese zweite Serie von
Fällen zeigt, dass das Infus dem Digitalin durchaus nicht überlegen
ist; bei 10 von 13 Fällen war das Digitalin wirksam, während
das Infus keine oder nur geringe Wirkung ausübte. In den übrigen
13 Fällen scheint allerdings das Verhältniss ein umgekehrtes zu
sein, doch wurde dies Resultat möglicherweise durch anderweitige
beeinflussende Momente herbeigeführt. Wesentlich ist die Art und
Weise der Darreichung: wiederholte kleine Dosen wirken besser
und schneller, als gröfsere Dosen in längeren Pausen verabreicht.
Gewöhnlich wurden 4 Mal täglich 0.004 g gegeben, doch wurden
auch gröfsere Dosen bis zu 0.04 pro die gut vertragen. In vielen
Fällen wurde das Mittel längere Zeit, Wochen hindurch verabreicht,
ohne dass jemals eine cumulirende Wirkung beobachtet wurde.
K. Kronthal.
M. Wolkowitseh. Ueber den therapeutischen Wert des Salols bei
der Cholera-Diarrhoe. Therap. Monatsh. 1893, Sept.
Zur Behandlung der die Cholera asiatica einleitenden Diarrhoe,
also zu einer Zeit, in der allgemeine Vergiftungserscheinungen des
Gesammtorganismus noch nicht beobachtet werden, empfiehlt W.
das Salol auf das Wärmste. Dieses Mittel wurde in nahezu 200
einschlägigen Fällen angewandt, in denen die Zahl der täglichen
Stuhlentleerungen 3 — 5 — 7 — 12 — 15 und seltener noch mehr betrug.
Die erste bei Erwachsenen verordnete Dosis des Salol betrug 2.0 g.
Bei älteren und schwächlichen Personen wurde dagegen im Beginne
nur 1 g verabreicht. Die folgenden drei Dosen zu 1 g wurden 3
stündlich, die weiteren 4 — 5 stündlich gegeben. So erhielten die
Kranken am ersten ßehandlungstage im Ganzen 8 g seltener auch
10 g Salol. Der Erfolg der genannten Behandlungsweise war der,
dass oft schon nach dem Verlaufe von 12 Stunden die Entleerungen
seltener wurden und dass dann bald eine Unterbrechung von 12 bis
Digitlzed py Google
778
Jolly, Ueb?r Hypnotismus und Geistesstörung.
No. 41
24 Stunden eintrat, nach welcher die Stöhle wiederum normal wur-
den. Neben dem Salol wurde noch Bettruhe, Wärme, heifse Um-
schläge auf den Leib und das Trinken von heifsem Thee mit Citrone
verordnet. Unangenehme Erscheinungen infolge der Einnahme von
Salol wurden niemals beobachtet, abgesehen von leichtem Schwindel-
gefühl und Ohrensausen. Zeichen von Carboivergiftung insbeson-
dere wurden in keinem Falle constatirt. — Bei Kindern wurden
alle 3 — 4 Stunden soviel Decigramm Salol gegeben, als dieselben
Jahre alt waren. Auch hier waren die Erfolge sehr zufrieden-
stellend. C. Rosenthal.
F. Jolly, Ueber Hypnotismus und Geistesstörung. (Nach einem zu
Ende des Sommersemesters 1893 in der Berliner psychiatrischen
Klinik gehaltenen Vortrage). Arch. f. Psych. XXV. p. 599.
Der Vortrag bespricht die mannigfachen Beziehungen zwischen
Hypnotismus und Geistesstörung und beschäftigt sich dabei im be-
sonderen mit den neueren Versuchen von Krafft-Ebinqs, welche die
Reproduction gewisser Bewusstseinszustände aus anderen Lebens-
perioden im Zustande der Hypnose darthun sollen. Der am Ein-
gang des Vortrages citirte Fall betriflt eine Paranoika, welche sich
hypnotischen Beeinflussungen ausgesetzt glaubt, er enthält nur mehr
äusscrliche Beziehungen zum Hypnotismus. Ein zweiter Fall (kli-
makterische Geistesstörung) war vor der Erkrankung vielfach hypno-
tisirt worden, und als sich später ein acuter paranoischer Zustand
entwickelte, behauptete die Pat,, auch in der Anstalt, noch immer
unter den Einflössen des Hypnotiseurs zu stehen. J. glaubt, dass
in diesem Falle eine latente hysterische Disposition durch die Hyp-
nosen manifest geworden sei.
Der Hauptgegenstand des Vortrages ist aber die Demonstration
eines 19jährigen Mädchens, welches an Dystrophie leidet und von
einem Heilkönstler aus diesem Grunde zum Gegenstand hypnothera-
peutischer Versuche gemacht worden ist. Diese Versuche änderten
an den Lähmungen nichts, riefen aber grofse hysterische Anfälle
hervor, denen Zustände von Verwirrtheit folgten und veranlassten
die Aufnahme der Pat. in die Charitd. Contracturen, welche eich
einstellten und sich sehr hartnäckig erwiesen, liefsen die Anwendung
der Hypnose als gerechtfertigt erscheinen und dadurch entwickelte
sich bei der Pat. ein Zustand von Suggestibilität, welche es dem
Vortragenden gestattete, coram clinico die Hypnose hervorzurufen und
während derselben die KRAFFT-EBiWschen Versuche zu wiederholen.
Die Zurückversetzung in ein früheres und die Versetzung in ein
späteres Alter gelangen prompt. J. ist aber nicht sicher, ob die
Kranke nicht Kenntniss von den Wiener Versuchen erhalten habe
— jedenfalls aber verhält er sich den Schlussfolgerungen des Wie-
ner Forschers gegenüber sehr skeptisch. Er sieht in diesen sonder-
baren Zuständen nicht die Reproduction einer früheren Persönlich-
Digitized by Google
No. 44.
Sbifkrt, Behandlung der Psoriasis mit Jodkalium.
779
keit mit ihrem Bewusstseinsinhalt und die Erweckung eines latenten
Ichs aus früheren Lebensperioden, sondern nur das Product von
Erinnerungen und lebhaften Vorstellungen, welche von den mit
grofser Einbildungskraft begabten Hysterischen in mehr minder leb-
hafter und geschickter Weise zur Darstellung gebracht werden.
Dieselbe Kranke reproducirte noch sehr merkwürdige Ergeb-
nisse in ihren Erzählungen, durch welche sie Glauben machen wollte,
dass sie im hypnotischen Zustande zu einem Verbrechen angestiftet
worden sei. Sie machte ausserdem einen ernsthaften Selbstmord-
versuch. Der Vortragende erklärt dies so, dass sie aus Angst vor
einer möglichen Gravidität jene Geschichte erfunden und dann in
ihren Wahn aufgenommen hat. Zum Schlüsse betont J. die Ver-
wandtschaft des Zustandes habituell hypnotisirter Individuen mit den
Erscheinungen der Hysterie und warnt demgemäfs davor, die Hyp-
nose als etwas Harmloses aufzufassen. M. Brasch.
Seifert, Ueber die Behandlung der Psoriasis mit grofsen Dosen
von Jodkalium, nebst Bemerkungen über die Jodwirkung. Arch.
f. Dermal, u. Syph. XXVII. S. 323.
Verf. hat die von Gbkvbs und Haslokd zuerst empfohlene Be-
handlung der Psoriasis mit steigenden Dosen von Jodknlium (bis
20 — 30 g pro die und mehr) bei 13 Kranken angewandt; vollstän-
dig geheilt wurden von diesen nur 4 und zwar durchschnittlich in
etwa 7 Wochen und nach einem Gesammtverbrauch von 223,344,422
und 850 g Jodkalium. Aber auch bei denjenigen Pat., bei welchen
diese Medication abgebrochen wurde, führte die hierauf eingeleitete
locale Behandlung mit Chrysarobin und Anthrarobin ungewöhnlich
schnell zum Ziele. Im Allgemeinen wurden die hohen Tagesdosen
des Mittels erstaunlich gut vertragen. Die leichtesten Formen des
Jodismus (Schnupfen, vermehrte Thränenabsonderung, Kopfschmer-
zen) zeigten sich allerdings vorübergehend bei fast allen Kranken;
in einem Falle nötigten andauernde Verdauungsstörungen zum Auf-
geben der Behandlung, in einem anderen entstand ein intensives
Erythem des weichen Gaumens mit Oedem der Uvula. Von Haut-
ausscblägen wurde nur bei einer Pat. ein urticariaähuliches Exan-
them beobachtet, welches sechsmal im Verlaufe der Cur, jedesmal
unter fieberhaften Erscheinungen, auftrat Nahezu regelmäl’sig
machte sich bei längerem Gebrauche des Jodkalium ein Einfluss
auf die Circulation (Erhöhung der Pulsfrequenz bis zu 170) be-
merkbar und in etwa der Hälfte der Fälle trat anfallsweise Fieber
auf, für das eich eine andere Ursache nicht nachweisen liefe. Bei
dem einen Pat. folgte jeder Erhöhung der Tagesdosis eine Steige-
rung der Temperatur und der Pulsfrequenz. Die Beschleunigung
Digitized by CkSogle
780 Spenzer, Selbach, Zur Kenntniss der Aethornaroose. — Roppbl. No. 44
des Pulses war bei diesem Jodfieber im Verhältniss zu der Er-
höhung der Körpertemperatur meist eine ungewöhnlich bedeutende,
auch ging sie der letzteren oft um 12 — 24 Stunden voraus.
H. Müller.
1) J. (J. Spenzer, Ueber den Grad der Aethernarcose im Verhält-
niss zur Menge des eingealmeten Aetherdampfes. Arch. f. exp. Pat.
u. Pharmak. XXXIII. p. 407. (Aus dem phartnak. Institut Strafsburg).
2) W. Selbach, Ist nach lftnger dauernden Aetherinhalationen eine
tötliche Nachwirkung derselben zu befürchten? Ebenda, XXXIV.
p. 1—19.
1) Kaninchen wurden durch Gemenge von Aether und Luft
mit wechselnden Aethermengen unter genauer Beobachtung der
Reflexerregbarkeit, der Herzaction, Atemzahl narcotisirt. Es ergaben
die Versuche, in Uebereinslimmung mit bereits vorliegenden An-
gaben, dass ein Gehalt der Luft mit 3.5 Vol. pCt. Aetherdampf
hinreicht, um stundenlang völlig gefahrlose Narcosen zu unterhal-
ten. Bei 6 Volumprocent Aether erfolgt binnen 10 Minuten Athem-
stillstand.
Der Aethergehalt der eingeathmeten Luft wurde durch Ver-
brennung eines aliquoten Teiles derselben bestimmt.
2) Bei Beurteilung eines Narcoticums sind nicht nur die so-
fortigen Erscheinungen seiner Wirkung sondern auch etwaige Folgen
zu berücksichtigen Für protrahirte Narcosen mit Chloroform ist
von vielen Autoren eine Verfettung der Leber, des Herzens, der
Nieren nachgewiesen worden, die die plötzlichen Todesfälle, die
selbst Tage nach der Inhalation eingetreten sind, erklären können.
S. stellte nun an Hunden, Katzen, Kaninchen analoge Ver-
suche mit Aether an, welche übereinstimmend ergaben, dass der
Aether entweder nur ganz geringe oder gar keine fettige Degene-
rationen hervorruft. Selbst als die Aetherinhalationen tagelang
durchgeführt wurden, ging kein Versuchstier zu Grunde. Pohl.
W. Kuppel, Zur Kenntniss des Protagons. Zeitschrift f. Biol. XXXI.
S. 86.
Du von Verf. »us Rinderhirn and menschlichem Gehirn nach dem Verfahren von
Gamokk und Blahkbkhosn dargestellte Protagon leigte alle von Liebbricb für dasselbe
angegebenen Eigenschaften und auch sehr annähernd die an diesem ermittelte
Zusammensetzung, nur der N Gehalt wurde etwas niedriger gefunden, nämlich 2 32 pCt.
gegenüber 2.80 pCt. von Libubki n. Ein besonderes Augenmerk wurde auf den von
Kosiei. und Ebeitao angegebenen Schwefelgehalt de« Protagon» gerichtet. Verf. fand
nur äusserst geringe Quantitäten darin, nämlich im Mittel ron zwei Analysen
0.036 pCt. gegenüber OalpCt. nach Rossei. und Ebeitao und hält es danach für
wahrscheinlich, dass das Protogon selbst schwefelfrei ist, wie Liebbkicb, sowie andere
Autoren angenommen hatten und der Scbwefelgehalt nur auf verunreinigende Bei-
mengung beruht. Eine genaue historische Einleitung ist der Mitteilung der Resnltate
Torausgeschickt. E. Sslkowskl.
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No. 44.
Matthbs. — Ambbosics. — Bauo.
781
M. Matt lies, Zur Chemie des leukämischen Blutes. Berliner klin.
Wochenschr. 1894, No. 23, 24.
Verf. zeigt zunächst, du« men für die analytische Treonaog der Albumosen rom
echten (Kchnk’s) Pepton der Alcoholkoagulation des durch Sättigen mit Ammoosulfat
erhaltenen Niederschlages den Vorzug vor den beiden anderen Methoden (Sciimidt-
Molubim's Fällung mit eesigzaurem Natron and Eisencblorid ; Dsyoto's Coagulation
der durch Ammonsulfat ausgesalzenen Eiweifskörper im Daropftopf) geben soll, «eil
man bei ihr sicher ist, weder Albumosen zu übersehen, noch durch das Darstellungs-
Verfahren zu erzeugen. So konnte er in 2 Fällen von Leukämie (Verhältnis« der
Lenkocyten zu den Erytbrocyten 1 : 4 resp. 1 : 38; kein echtes Pepton im Blute ba-
den, wohl aber im Blut wie im Serum des Leichenblutes eine Deuteroalbumose. Im
Serum des einen Falles fand sich ferner reichlich gelüste«, wohl aus dem Zerfall von
Blutkörperchen hervorgegangenes Nucleoalbumin. Dagegen war das Blutserum in je
einem Falle von multipler Sarcomatose und Pseudoleukämie frei von Nucleoalbuminen
nnd ebenso Blut und Serum, gleichwie das Kinderblut, frei von Albumosen. In dem
einen Fall von Leukämie erwies sich bei konstanter Diät der N- Umsatz und die N-
Ausnützung annähernd normal, die Harnsäureausscbeidung in beiden Fällen nur un-
bedeutend gesteigert. J. Munk.
W. Ambrosius, Aus dem Landkrankenhause zu Hanau. Zur Kennt-
niss der Todesursachen nach multiplen Knochenbrüchen. Deutsche
Zeitsohr. f. Cbir. XXXVII. 497.
Bei einem 21jährigen Mecbanieus, welcher in eine Transmission gerathen war,
fanden sich ausser zahlreichen Excoriationen , Eissen und stärkeren Blutaustritten ein
subcutaner Querbruch des linken Oberschenkels etwas oberhalb der Mitte, sowie ein
ebensolcher rechts in der Mitte, ferner ein subcutaner Querbruch des rechten Ober-
arms, ein subcutaner Bruch der beiden Vorderarmknocben links und ein Bruch der
linken Oberarmmitte, complicirt mit einer 1 J cm langen, nicht stark blutenden Wände.
Ein Brach des Sternum oder der Rippen war nicht erweislich, trotzdem lief« sich
schon nach einigen Stunden extrapericardiales Emphysem darthun. Nach anfänglich
leidlichem Verlauf fand vom Abend des 2. Tages eine Temperatursteigerung statt, die
bei kleinem schnellen Puls und etwas leidendem Aussehen am nächsten Tage zunahm,
so dass sie kurz vor dem, 48 Stunden nach dem Unfall erfolgenden, Tode im Rectum
43 0° betrug; 15 Minuten post mortem maas msn 43.(3° und % Stunde post mortem
noch 43.2°. Die Obduction (28 £ Stunden nach dem Tode) musste ohne Eröffnung
der Schldelböhle und der Wirbelsäule ausgeführt werden; der Befund entsprach im
Uebrigen wesentlich dem bei Lebzeiten erhobenen: in den Lungen war nur ein mäfsiger
Grad von Fettembolie, und kommt Verf. zu dem Schlug«, dass im vorliegenden Fall
das in seiner Form absolut reine aseptische Wuodfieber infolge seiner abnormen Hübe
die Todesursache abgegeben hat. P. GBtsrboek.
Hang, Perichondritis auriculae, geheilt durch einfache wiederholte
Punktionaaspiration. Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 37.
Mittelst der in der Ueberschrift angegebenen kleinen Aspiration gelang es dem
Verf., eine acute Perichondritis der Ohrmuschel völlig auszuheileo. Er empfiehlt des-
halb dieses Verfahren bei frischen Perichondritiden, besonders in der Voraus-
setzung, dass dadurch die sonst, auch nach breiter Incision und Auskratzung meist
eintretende Verkrüppelung der Ohrmuschel vermieden werden könne. Ob es bei älteren
Transsudatansammlungen noch zu gebrauchen sei, bezweifelt Verf , da hierbei schon
meist Koorpelnecrose bestehe. Schwsbsch.
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782 Dabdionac. - Robinson. -Wilbranp,Sänokb, Stalin. -Qolüboff. No. 44
Dardignac, Un cas de tuberculome lingual. Absens froid tuber-
culeux de la langue. Gaz. hebd. de mdd. et chir. 1894, Aout.
Es handelte sieb am einen 22jährigen Soldaten , der eich mit einem taubenei-
grofsen, garomielastischem Tumor anf der rorderen rechten Zangenseite vorstellte.
Kein Schmers, keine Fluktuation; Oberfläche glatt mit Epithel überzogen. Allgemein-
zustand wenig befriedigend, starke Abmagerung trotz der Möglichkeit des Rauens
nnd Schlackern. Keine hereditäre Belastung In den Lungenspitzen rauhes Athmen.
Eine Probepunktion ergiebt einige Gramme einer grünlichen schleimig-eitrigen Flüssig-
keit, in der keine Bacillen gefanden worden. Operation and Curettirang. Das ent-
fernte Gewebe ähnelt ausserordentlich dem fuogösen Detritus, welcher sich in tnber-
culös erkrankten Drüsen oder Gelenken findet. Wahrend die Wände innerhalb vier
Wochen mit einer festen Narbe ausheilte, entwickelt« sich in den Langen ein deut-
licher tuberkulöser Process mit Nachweis des Bacillus, der die Entlastung aus dem
Heeresverband notwendig machte. In dem erwähnten Detritus fanden sich Riesen -
zellen und auch, wenn auch erst nach rielem Sueben, Bacillen. w. LubllaskL
B. ltobinson, Sewer gas a cause of throat disease. Uedical Record
1894, Sept.
Verf. glaubt, dass der Einfluss der Kanalgase auf den Hals sich derart lassere,
dass Jemand mit empfindlichem Hals, der häuGg Halsentzündungen bekommt, bei
Einwirkung der Kanalgase Mandelentzündung davonträgt Wer den Klebs • LBIfler’-
schen Bacillus im Rachen hat, wird wahrscheinlich Diphtherie bekommen und wer
Diphtherie hat, eine bSsartige Form derselben. w. Lnbllnskl.
Wilbrnild, SÄnger, Stalin, Untersuchungen Ober eine Konjunc-
tivitisepidemie. Jahrb d. Hamb. Staatskranbenanstalten III. 1891/92.
Die VerfT. beschreiben eine in der Angenpoliklinik des Alten allg Krankenhauses
in Hamburg im Jahre 1898 beobachtete Konjunktititisepidemie, die sehr eiel Aehn-
lichkeit mit einer gonorrhoischen Affektion aufwies, doch traten alle Symptome milder
auf und gingen bei Kältebehandlung rasch zurück. So konnten z. B. die Lider auch
in den schwersten Fälleo noch geöffnet werden und das Sekret war nicht sehr reich-
lich, sondern haftete in graugelblichen Flocken in der Umgebung der Lidspalte.
Die bacteriologische Untersuchung ergab, dass die mit glatter Conjunktiva einher-
gehenden Erkrankungen durch einen kleinen schon von Kon und Kahtüiis beschrie-
benen Bacillus bedingt waren, während die mit Follikelschwellung verbundenen Falle
durch einen dem Gonococcus sehr ähnlichen, aber doch deutlich davon unterscheid-
baren Diplococcus hervorgerufen waren.
Die Epidemie umfasste über 500 Fälle. Schvurlen.
N. (Joluboff, Ueber biliare Lebercirrhose. Zeitschrift f. klin. Medicin
1894, XXIV. U. 3,4.
An der Hand eiues typischen Krankheitsfalles entwickelt G. in Form einer Vor-
lesung das Bild der biliären Lebercirrhose. Seiner Meinung nach bängt die Krank-
heit mit den Erkrankungen der Gallenwege eug zusammen. Gegenüber den in den
Lehrbücher der speciellen Pathologie, besonders den französischen, über diese Er-
krankung gemachten Schilderungen fühlt er sich zu folgenden Berichtigungen veranlasst.
1) Die Perihepatitis ist durchaus nicht ein Unterscheidungsmerkmal und die Eza-
cerbationen der Krankheit, welche man für Ezacerbationen der Peribepatitis hält,
können auch von Exacerbationen der Krankheitsvorgänge in der Leber selbst, epec. von
Exacerbationen der Angiocholitis (and Periangioebolitis) abhängen. Diese Ezacerba
tionen können aber auch während der ganzen Krankheitadauer gänzlich fehlen.
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No. 44. Wilischanin. — Parkhill, Dcjmont. — Lkkhlkb, Johnson. 783
2) Gegen Ende der Krankheit, besonders bei protrahiertem Verlaufe können be-
deutende Cireulationss Wrangen im Gebiete der Pfortader sich entwickeln, welche sieh
durch mehr weniger bedeutenden Ascites und Erweiterung der Bauchbautvenen Hassern;
dabei kann sich die Leber io ihren Dimensionen bedeutend rerkleioern.
3) Reichliche Neubildung ron Galleokanilen ist keine der biliiren Cirrhoie aus-
schliefslicb zukommende oder bei dieser notwendig vorhandene Erscheinung.
Bezüglich der Therapie meint G. , dass die Prognose zweifellos eine bessere wer-
den wird, wenn man Calomel bereits dann giebt, wenn es zu reichlicher Entwicklung
ron Bindegewebe noch nioht gekommen ist, wenn sich der Proeess nur noch auf eine
diffuse catarrhaüache Angiocholitis beschrlnkt. C. Rossnthat.
P. Wilischanin, Zur Symptomatologie der Röthelo. St. Petersb.
med. Wochenschr. 1893, No. 49.
Hinsichtlich des Temperaturrerlaufs bei Rothein finden sich in der Litteratur
widersprechende Angaben. Verf., welcher in einer Mädchenschule eine Epidemie be-
obachtete, fand in typischen EAllen vor der Eruption eine Temperaturerhöhung, die
wahrend 4 oder 5 Tage alimllig austieg. Oie höchste Temperatur entsprach dem
stärksten Ausbruch des Ausschlages. Io einzelnen Fallen stieg die Temperatur bis
40.6 und sogar bis 40.9. — In der Periode der Itecouralescenz wurden bei mehreren
Kranken anhaltende Durchfalle beobachtet. Stadthsgtn.
1) CI. Parkhill, Linear craniotomy in microcephalus with a report
of two cases. Intern. Med. Magazine 1893, Nor.
2) F. Dumont, Die circuläre Crnniectomie. Corr.-Bl. f. Schw, Aerzte.
1893, No. 23.
1) Im ersten Fall wurde die lioeare Craniotomie bei einem 4 j jährigen Knaben
vorgenotnmeu, der an Krämpfen, Idiotie etc. litt. Der Zustand besserte sich nach der
Operation ein wenig; die Krampfe kehrten wieder, doch wurde der iutellectuelle Zu-
stand gehoben. Der zweite Fall betrifft ein 5jlhriges Mädchen, das idiotisch und
microcepbaliscb war; auch hier soll der Zustand der Intelligenz sich gebessert haben.
— Von 52 bisher operirten Kinder sind 12 gestorben; von den Ueberlebenden sollen
die meisten sich gebessert haben infolge der Operation
2) D. wandte statt der von Lasotlokqus empfohlenen linearen Craniectomie die
circulire Craniectomie an. indem er die Incision circular anlegte; es baodelte sich um
ein 14 Monate altes Mädchen mit Microcephalie, epileptischen Anfälleo, und früh-
zeitiger Verknöcherung der Nahte. Zwei Monate lang nach der Operation waren die
Krampfe nicht wieder eiogetreten. K »Lischt r.
1) Leehler, Ein Fall von Gehirnabscess. Württemb. Corresp.-Bl. 1893,
No. 25.
2) R. L. Johnson, Report of caae of abscesa of the brain. The
Medical and Sargical Reporter 1894, 27. Jan.
1) Ein 23jabriger Bauer erhielt Ende Mai 1890 bei einer Schlägerei eine Kopf-
wunde am linken StirnhOcker. Er wurde mit einem alten Schwamm gewaschen und
mit einem Haistach verbanden Die Wunde heilte. Nach 8 Wochen Kopfschmerzen,
zunehmende Verdriefslicbkeit und Erregbarkeit. Herbzt 1891 nicht mehr arbeitsfähig,
später Öftere Bewusstseinstrübungen. Im Dezember wird eine Gehirnentzündung con
■tatirt, kurz darauf stirbt Patient. Die gerichtliche Obduetion deckte 2 Hirnabscetse
im rechten Frontallappen mit Durchbruch in den Ventrikel auf, die Abscesswandungen
zeugten voo Hagerem Bestehen des Processes. Der letztere wird gutachtlich auf die
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784
Rothmann. — Wbbth. — Oshrh.
No. 44
Kopfrerletzang and den Mangel Ärztlicher Behandlung zurückgeführt. Der Thlter
wurde vom Schwurgericht freigeaprochen. M Bruch.
2) Ein 15jShriger Knabe hatte einige Wochen nach einem Schlag aaf den Kopf
(Stirngegend) Kopfschmerzen , Benommenheit, Pulirerlangiamang n. «. w. An einer
Depreaiionxtelle de« Schldelknocben« (in der Gegend der rechten Baooa'tcben Win*
dang) ward# trepanirt and einige Knocbemplitter entfernt, ohne da«i die dankeirote
Dora eröffnet wnrde. Einige Tage darauf trat eine Sehwiehe des linken Arms und
des Beines links auf. Nun wurde die Dura eröffnet und Eiter mittelst Pnnction
entleert; einige Tage darauf wurde die Incision erweitert und wiederum punctirt.
Der Kranke genas nach der Operation wollig und ist heute nach einem Jahre töllig
gesund. 8. Kalischer.
S. Rothmann, Vergleichende Untersuchung Ober die therapeutische
Anwendung von Lanolin und Adeps lanae. (Aus Dr. E. Saal-
fkld’s Polikl. f. Ilautkrankh. in Berlin). Berliner klin. Wochenschrift
1894, No. 11.
Die rom Verf. angestellten «erbleichenden Versuche mit Lanolin nnd dem an
Stelle desselben empfohlenen Adeps lanae bei einer Reihe ron Eczemen fielen durch-
weg zu Gunsten des erstgenannten PrSparates aus. Die beim Gebrauche des Adepa
lanae nicht selten auftretenden Reizerscheinungen dürften auf dessen Chlorgehalt zu-
rückzuführen sein. H. Müller.
Werth, Ueber posttyphöse Eiterung in Ovariencysten. Deutsche med.
Wochenschr. 1893, No. 21.
Verf. teilt einen Fall mit, bei dem er dorch Ovariotoraie eine Dermoidcyste ent-
fernt hatte, in deren eitrigem Inhalte Typhusbacillen in Reinkultur oachgewiesen
werden konnten. Die betr Pat. wurde 8 Monate, nachdem sie einen regulärenTypbus
überstanden hatte, wegen eine* rechtsseitigen Cystoms laparotomiert Die Laparotomie
ergab eine Dermoidcyste, die bei der Fntfernung platzte. *Der dabei aasfitefsende
dünne eiterige Inhalt wurde steril aufgefangen uod mit allen Vorsichtsmarsregeln bac
teriologisch untersucht. Die angelegten Culturen ergaben als einzigen Bestandteil mit
absoluter Sicherheit den Typhusbacillus. Hieraus zieht Verf. deo Schluss, dass überall,
wo eitriger lohalt io einem Ovarialcystora gefunden wird und die Ursache der Eite-
ruog nicht klar liegt, Ätiologisch die Möglichkeit eines typhösen Ursprungs berück*
sichtigt werden muss. a. Martin.
F. Ölirn, Einige Versuche Ober Gummilösung als Nährflüssigkeit
für das Froschherz. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. XXXIV. p. 29.
Albanese hat in einer Untersuchung im ScBuiBDiBKso'schen Laboratorium die
Tauglichkeit einer isotonischen , sauerstoffhaltigen, schwach alkalischen Gummilösung
als Nährflüssigkeit nachgewiesen.
Den Einwand, dass bei A.'s Versuchsanordnung das Herz noch etwas Blut als
Nährstoff enthalten habe und dass nur darauf die Brauchbarkeit obiger Lösung be-
ruhe, widerlegt Oe. , indem er zeigt, dass Froschherzen die durch andauerndes Aus-
spülen mit physiol. Kochsalzlösung ganz blatfrei geworden und sogar zu kurz dauern-
dem diastolischem Stillstand gebracht worden sind, dnreh genannte Nährlösung wieder
zur Thätigkeit gebracht werden können. Pohl.
Druckfehler: Nr. 42, S. 739, Zeile 17 von unten, statt: Thaering „Thausiog“.
Einsendungen für «Im Centralblatt werden an die Adresse den Hrn. Prof. Dr. M. B e rn h a rd t (Berlin W.
Fransösische Strafse 31) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Barlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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Wöchentlich er»ch«in«n
t — 2 Bauen; am Schluss«
des Jahrgangs Titel, Na-
men- and Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
20 Hark; su beziehen
durch alle Uuehhandluu-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin. .
1894. *«• November. No. 45.
Inhalt: Lokwt, üeber die Alkalesceozverhältnisse des Blotes in Krankheiten.
(Orig.-Mitt.)
S.%cn sK, Resorption der Nahrong bei Verschluss des Galleublasenganges. —
Baxscb, Natur der Kohlehydrate des Harns — Höniosch mied, Ueber die Zer-
reifsong der Bänder im Kniegelenk an der Leiche. — Smiknow, Behandlung der
Diphtherie mit Antitoxinen — L anork. Zur Ankylostoroiasisfrage. — Misos,
Mattison, Wirkung von Trional und Tetronal. — Andby, Behandlung des Trippers.
— Daoonrt, Ueber die Geistesstörungen in Gravidität und Puerperium
Schütz, Untersuchung des Harns auf FleischmilchsAure. — C&ruer, Umwand*
Iung von Zuoker durch Carenzhefe — S Eit Eit, Fall von Luxatio tali mit Torsion
des Talus. — Schränk, Zwei Fälle von Periostitis alburoosa. — Snrllen, Ueber
die Entxündung der Orbita. — Marckl, Ueber die Strangulation der Tonsillen. —
Azloing, Ueber die Luogenseuche der Rinder. — Rinn, Anwendung von Stron-
tiumsalze. — Aufbicrt, Entstehung der Harocylinder. — Daxion, Ueber electro-
faradische Anästhesie. — Dillrr, Ueber Neuritis des N. auric. magous. — Allbn,
Ueber Syphilis des Nebenhodens. — Davis, Toxämie bei Schwangerschaft. — Za-
radbki, Medicamentöse Vergiftung mit Kreosot. — Pilk, Kaiiampermanganat bei
Opium Vergiftung.
lieber die Alkalescciizverhiiltnisse des menschlichen Blutes in
Krankheiten
tod Dr. A. Loewy io Berlin.
Id No. 34, 1892 des Centralblattes für klinische Medicio teilte
ich die Resultate einer Reihe von Versuchen mit, aus denen hervor-
ging, dass die Titration deckfarbigen Blutes, wie sie gewöhnlich
ausgeführt wird, inconstante und sonach unzuverlässige Werte er-
giebt. Die Inconstanz war dadurch bedingt, dass die Dauer der
Titration und die Temperatur des Blutes von erheblichem Einfluss
auf die Endreaction war: bei je niedrigerer Temperatur titrirt
wurde und je schneller, um so niedriger lagen scheinbar die Alka-
lescenzwerte, während eie, wenn das Blut bei Körperwärme titrirt
wurde und die Titration 12 — 15 Minuten dauerte, ungewöhnlich
hoch lagen, weit höher als die allgemein für normal angesehenen
XXXII. Jahrgang. ÖÜ
DflJTfITf 1 'ogle
786 Limwv, Ueber die Alkalesoenzvcrhältaisse des Blutes No. 45
Werte und eben so hoch wie diejenigen, die ich nach der von mir
vorgeschlagenen Methode der Titration lackfarbenen Blutes fand.
Die Titration an lackfarbenem Blut hat den Vorzug der
Constanz der erhaltenen Werte und ist unabhängig von der
Zeit und von der Temperatur.
Die von mir erhaltenen mittleren Alkalescenzwerle waren
folgende:
1. am Menschen. Person
I.
a: lOOccm Blut
= 508.96 mg Na HO
b: do.
= 501.28
do.
Person
II.
a : do.
= 449.76
do.
b: do.
= 447.68
do.
2. am Pferde.
(defibrinirt).
I.
do.
= 439.7
do.
II.
do.
= 543.8
do.
3. am Hunde.
I.
do.
= 372.16
do.
II.
do.
= 499.2
do.
Die Zahlen, die ich an ein und' demselben Individuum fand.
wichen unter gleichen Versuchsbedingungen nie weit von einander
ab; ebenso waren die Mittelwerte der Alkalescenz bei verschiedenen
Tierspecies (Mensch, Pferd, Hund), nicht weit von einander ver-
schieden. Dagegen fanden sich zwischen verschiedenen — schein-
bar gesunden — Tieren, auch wenn sie derselben Species angehörten,
beträchtliche Schwankungen.
Besonders ergaben sich bei schlechtgenährten, dekrepiden Hunden
und Pferden sehr niedrige Alkalescenzwerle, wozu wesentlich die
Thatsache beitragen dürfte, dass bei solchen Tieren das Blut sehr
wässrig ist und die besonders alkalireichen körperlichen Elemente
an Menge zurQcktreten.
Die oben mitgeteilten Mittelwerte übertreffen um fast 100 pCt.
die von den Klinikern am deckfarbigen Blute gewonnenen, welche
nicht sehr weit über den von mir gefundenen Alkalescenzwerten
des Serums liegen. Es erklärt sich dies daraus, dass im deck-
farbenen Blut das Alkali der Blutzellen, wie ich fand, nur schwer
der Einwirkung der zugesetzten Titrirsäuren zugänglich wird; man
titrirt, besonders wenn man sich wie fast alle Kliniker des Lsmiois’-
schen Verfahrens bedient, eben nur das Serum und einen je nach
den Umständen wechselnden, mehr oder weniger erheblichen Anteil
des in den zeitigen Elementen steckenden Alkali.
Unter pathol ogischen Verhältnissen sind bisher nach meiner
Methode d. h. am lackfarbenen Blute noch keine Untersuchungen
ausgeführt worden, und ich musste es daher mit besonderem Danke
begrülsen, dass Hr. Prof. v. Nookdkn mich aufforderte, nach meinem
Verfahren die ßlutalkalescenz bei einer Anzahl von Kranken der
zweiten medicinischen Klinik zu bestimmen, was mir auf das liebens-
würdigste von Herrn Geheimrat Gkkhahut gestattet wurde.
Die Titrirung geschah stets mit ca. 5 ccm Blut, das durch eine
kurze weite PaAVAz’eche Kanüle aus der vena mediana eines Armes
entnommen wurde und direkt in ein Maafskölbchen mit 45 ccm
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No. 45.
in Krankheiten.
787
einer 0.25 procentigen Ammonoxalatlüsung einfloss. Es blieb darin
vollkommen ungeronnen und wurde sogleich lackfarbig.
Ich habe so an 1 1 Kranken 24 Alkalescenzbestimmungen vorge-
nommen, darunter 4 Doppelbestimmungen, deren Resultate ich vor-
läufig in der folgenden Tabelle mitteilen möchte.
Die Titrirung ergiebt ein sehr überraschendes Resultat.
Veriuchs-No.
Datum.
Krankheit.
Alkalescens
io mg Na HO
auf 100 ccm
Blut.
Bemerkungen.
i.
1893:
14. Not
Diabetes gravis
886.7
2.
15. „
do.
964.0
3.
18. .
do
615.5
Zucker an diesem Tage durch Po
4.
24. .
do.
593.9
larisation nicht nachweisbar; nur
durch Reduction.
5
14. „
Nephritis pareu-
936.6
mit Lakmoid titrirt.
6
24 .
chymat.
do.
1008 0
595.2
mit Lakmus titrirt.
7.
15. .
Schrumpfniere
9S0.16
8.
16. .
do.
987.2
mit Lakmoid titrirt.
9.
18. .
do.
982.6
688 2
mit Lakmoa titrirt.
10.
15. .
Sepsis puerperalis
990.6
11.
15. „
Sept. Endocarditis
885.6
12.
16. .
1008.3
mit Lakmoid titrirt.
13.
18. .
Anämia
1011.2
675 2
mit Lakmus titrirt.
14.
21 .
do.
555 2
bei nur 1 1 pCt. Trockenrückstand
15.
23. „
do.
504.48
im Blute !
16.
12. Dos
do.
360.0
Tag d. Entlassung nach allmählicher
17.
23. Not.
akoter Gichtanfall
590.4
Besserung.
18.
12. Des.
Pneumonie
384.0
19.
12. .
Rheum.artic acut.
467.2
20,
1894:
2. Febr.
Chlorosis
662.3
21.
6. ,
do
641.8
gebessert
22.
2. .
Pneumonie
827.68
23.
3. „
do.
486 4
in Agone.
Ein Vergleich der pathologischen Werte mit den obigen Nor-
malwerten zeigt nämlich, dass sie diese in fast allen Fällen an Al-
kalescenz überragen.
50*
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788
Lobwt, Ueber die Alkalescenzverbältnisse des Blutes
No. 45
So liegen abnorm hoch alle Werte des Falles von Diabetes,
so alle bei dem Falle von parenchymatöser Nephritis, die bei der
Schrumpfniere, bei puerperaler Sepsis, bei septischer Endocarditis,
ein Wert bei Pneumonie. Auch die Alkaleseenz bei Gicht Ober-
schreitet die Norm. Innerhalb der Norm liegt die Alkaleseenz
beim Rheumat. art. acut., im agonalen Stadium der Pneumonie, bei
einem zweiten Falle von Pneumonie.
In dem Falle von Anämie ist der auf der Höhe der Krankheit
gewonnene Wert abnorm hoch, auch der zweite noch, zumal in
Anbetracht der wässrigen Beschaffenheit des Blutes. Mit zunehmen-
der Besserung geht die Alkaleseenz herab. Dasselbe sehen wir in
dem Falle von Chlorose.
Die Zunahme der Alkaleseenz des lackfarbigen Blutes wird be-
sonders fiberraschend, wenn wir die Krankheiten, bei denen sie eich
ergab, in’s Auge fassen. Handelt es sich doch meist um Krank-
heiten, in denen mit gutem Grunde eine abnorme Säurebildung
angenommen wird und auf verschiedenen Wegen wiederholt nach-
gewiesen ist. Thatsachen, die auf eine Steigerung der Alkalea-
cenz hinweisen, kennen wir bisher Oberhaupt nicht.
Ich musste mir deshalb die Frage vorlegen, wie diese Erhöhung
der Alkaleseenz aufzufassen sei.
Zur Erklärung der Ergebnisse ist es notwendig den Begriff:
Alkaleseenz des Blutes näher zu präcisieren.
Die Alkaleseenz des Blutes kann ausser durch Titration noch
nach zwei anderen Methoden gemessen werden, durch die Bindungs-
lähigkeit für Kohlensäure und durch die Bestimmung der Alkalien
in der Blutasche. Nach jeder der drei Methoden erhält man ver-
schiedene Alkalescenzwerte und man muss daraus schliel'sen, dass
der Faktor, der in ihnen bestimmt wird, in jeder ein an-
derer ist.
Demgemäfs bezeichnet der Ausdruck Alkaleseenz des Blutes
keinen einheitlichen, festumgrenzten Begriff. Der Sinn des Wortes
ändert sich je nach der Methode, nach der die Alkaleseenz ermittelt
wurde.
Die Werte, die man bei Kohlensäuremessung und Blutasche-
bestimmung erhält, liegen nahe bei einander, dagegen sind die Werte
der Titration deckfarbenen Blutes in der Wärme oder lackfarbenen
Blutes beträchtlich höher. Der AlknlescenzDberschuss, der sich bei
der Titration gegenober der aus der Blutasche zu berechnenden
Alkalescenzhühe ergiebt, kann nicht aus mineralischen Stoffen her-
rühren, sondern muss organischen entstammen, wie besonders aus
den vergleichenden Untersuchungen C. Lkumann’s hervorgeht (cf.
Verhandl. der physiolog. Gesellscb. zu Berlin 1893, No. 14).
Aus diesen ergiebt sich aber weiter, dass anscheinend nicht
einmal alles aus organischen Stoffen stammende Alkali im Blute
präformirt ist, sondern dass es zum Teil aus höher constituirten
neutralen Verbindungen durch die zugesetzte Titrirsäure freige-
macht wird.
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No. 45.
in Krankheiten.
789
Was durch Titration bestimmt wird, ist die Gesammtmenge
der Moleküle, die gegenüber den beim Titriren benutzten Säuren
alkalischen Charakter haben.
Die titrimetrisch gefundene Summe dieser Moleküle ist in den
in obiger Tabelle aufgeführten pathologischen Fällen vermehrt. —
Trotzdem ist aber, wie übereinstimmend alle diesbezüglichen Ver-
suche ergeben haben, die Kohlensäure des Blutes uoter denselben
Verhältnissen nie vermehrt, meist sogar erheblich vermindert.
Nehmen wir also die Kohlensäurebindung als Maafs der Al-
kalescenz, so würde sie unter den vorliegenden Verhältnissen als
verringert zu bezeichnen sein.
Danach haben wir es also mit Stoffen zu thun, die nach der
einen Methode eine Erhöhung, nach der anderen zumeist eine Ver-
minderung der Alkalescenz anzeigen d. h. mit Stoffen, die mit
schwachen A viditäten, gleich den in jüngster Zeit „subacide“ (Ja-
qükt) genannten, begabt, den Gesetzen der chemischen Massenwir-
kungen unterliegen.
Die Stoffe, die hier in Betracht kommen, gehören wahrschein-
lich zur Gruppe der Ei weifskörper oder zu deren nächsten Deri-
vaten. Am bekanntesten und am längsten bekannt ist ein solches
Verhalten beim Hämoglobin, bei dem ihm Zuntz zuerst bei Gelegen-
heit von Versuchen, in denen Cruor mit Kohlensäure verschiedener
Spannung behandelt wurde, begegnete. Dasselbe Verhalten zeigt
auch das Pepton.
Auf weitere theoretische Fragen möchte ich an dieser Stelle,
die nur das Thatsachenmaterial bringen sollte, nicht näher eingehen
und verweise dieserhalb auf meine ausführliche in Pflöokk’s Archiv
Bd. 58 erscheinende Arbeit. Nur auf einige praktische Folgerungen
möchte ich hier noch hinweisen.
Ganz abgesehen davon, dass die bisher von klinischer Seite
angewendete Methode der Bluttitrirung meiner Ansicht nach
fehlerhafte Resultate ergiebt, wie ich dies in der oben citirten Mit-
teilung schon ausgeführt habe, hat die Basis der Bluttitrirung bei
Krankheiten sich wesentlich verschoben, und haben die Gesichts-
punkte, von denen aus man an die Titrirung herantritt und aus
welchen ihre Resultate betrachtet sein wollen , sich bedeutend ge-
ändert.
Zunächst sind sie mit den Resultaten der Kohlensäurebestim-
mung nicht auf eine Stufe zu stellen, ja nicht einmal vergleichbar.
Die Grölse der Kohlensäurebindung zeigt uns immer nur einen
Teil der Alkalescenz an, freilich einen, dessen physiologische Funk-
tion uns erkennbar ist. Die durch Titration gefundenen Werte
geben uns eine Alkalescenzgröfse, deren funktionelle Bedeu-
tung uns sogar am normalen Blute vorläufig noch unklar
ist und am pathologischen noch weniger erklärt werden kann. Ja
da, wie erwähnt, wahrscheinlich alkalische Affinitäten aus höher
constituirten Verbindungen durch die Titration erst freigemacht
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790 Sachsf, Resorption d. Nahrung etc. - BAiscH,Naturd. Kohlehydrate etc. No. 45
werden, können wir nicht einmal sagen, ob all das auf diese Weise
bestimmte Alkali im Organismus wirklich wirksam ist.
Dadurch verliert natürlich die Bluttitration vorläufig erheblich
an praktischer Bedeutung und klinischem Interesse, und es wird
die nächste Aufgabe sein müssen, uns ein tieferes Verständnis ihrer
theoretischen Grundlagen zu verschaffen.
Dazu werden planmäßige und weit zahlreichere Versuche not-
wendig sein als die wenigen, die ich bisher ausführen konnte.
W. Sachse, Ueber Resorption der Nahrung bei Verschluss des
Gallenblasenganges. Dissert 1894.
S. benutzte zu seinen Versuchen eine Patientin, bei welcher
3 Vs Monate vorher die Cholecystomie wegen Gallensteine ausge-
führt war, eine zweite, bei welcher ein Jahr vorher die gleiche Opera-
tion gemacht war, endlich eine dritte, während sie der Kolikanfälle
wegen in die Klinik lag. Bei der einige Tage nach dem Ernäh-
rungsversuch stattgefundenen Operation zeigte sich, dass die Gallen-
blase frei von Gallenbestandteilen war und nur eine klare wässrige
Flüssigkeit enthielt. Auch in den beiden ersten Fällen war mit
Sicherheit constatirt, dass eine Function der Gallenblase nicht mehr
bestand. Als Nahrung diente in Fall I und III nur Milch, Butter,
Weifsbrod; in F* all II dasselbe, ausserdem F'leisch und Eier. In
allen Nahrungsmitteln ist der Stickstoff- und Fettgehalt besonders
bestimmt. In Fall I dauerte der Versuch 4 Tage, in II wurden
2 Versuche von je 3 Tagen angestellt, in III ein Versuch von 3
Tagen. Der N-Verlust durch den Koth betrug in Versuch I 4.2 pCt.
des eingeführten N, in Ila 4.3, 1 1 b 3.4 pCt., in III ist derselbe
nicht bestimmt: die Ausnützung des Eiweiß war also nicht im Ge-
ringsten beeinträchtigt. — Der Fettgehalt des Kothes betrug in I
11.1 pCt. und Ila 5.2 pCt., in II b 7.1 pCt., in III 5.0 des einge-
führten Fettes: die Resorption des F'ettes war also gleichfalls nicht
gestört; hinsichtlich des Fall 1 könnte man zweifelhaft sein, es
kommen aber auch bei gesunden Menschen ähnliche Verlustwerte
für F'ett und noch höhere vor. — Beim Menschen erleidet also
ebensowenig wie beim Hund (Rosknhkrq) die Resorption der Nah-
rung irgend eine Beeinträchtigung, wenn die Galle continuirlich in
den Darm abfiiefst, statt unter Mitwirkung der Gallenblase perio-
disch abgegeben zu werden. E. Salkowski.
K. Baiseh, Ueber die Natur der Kohlehydrate des normalen Harns.
2. Mitteilung. Zeitschr. f. phisiol. Chem. XIX S. 339.
Seine früheren Untersuchungen fortsetzend hat Verf. das aus
normalem Menschenharn gewonnene Gemisch von Benzoylestern mit
Natriumäthyl in alkoholischer Lösung bei — 5 0 C 29 — 40 Min.
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No. 45. Hönioschmikp, lieber die Zerreißung dor Bänder etc. 971
lang verseift, nach Entfernung der Benzoösäure (durch Aetheraus-
schüttlung) und des Natriumsulfats (durch Alcohol im Ueberschuss)
bei schwach saurer Reaction eingedampft. Bezüglich der Reinigung
und Darstellung vergl. Orig. Die untersuchte Flüssigkeit reducirte
Kupfersulfat in alkalischer Lösung, stimmte in den quantitativen
Ergebnissen der Gährung und Rechtsdrehung mit Traubenzucker
überein und bildet mit Phenylhydrazin Phenylglucosazon. Somit
ist Traubenzucker ein konstanter Bestandteil jedes normalen Menschen-
harns. Die tägliche Ausscheidung an Traubenzucker durch den
Harn berechnet Verf. zu 8 — 18 mgm. Neben dem Traubenzucker
begegnet man bei der Verseifung des Benzoylniederschlags einer in
Alcohol unlöslichen, dextrinartigen Substanz, die sich bisher noch
nicht frei von mineralischen Beimengungen (Phosphate) hat gewin-
nen lassen. Durch Alcohol aus der wässerigen Lösung unvollstän-
dig gefällt, bildet sie beim Erwärmen einen flockigen Niederschlag,
gibt noch in erheblicher Verdünnung deutliche Furfurol-Reaction,
reducirt die FKHLiNo’sche Lösung nicht, lässt sich aber durch Kochen
mit verdünnter Schwefelsäure nllmälig in eine, alkalische Kupferlö-
sung reducirende Substnnz überführen und giebt mit Benzoylchlorid
und Natronlauge einen in Wasser unlöslichen Niederschlag. Neben
Traubenzucker und Dextrin liefe sich im Estergemenge noch ein
drittes, Furfurol lieferndes Kohlehydrat nachweisen, dessen krystal-
lisirendes Osazon bei 175 — 180° schmolz. In Bezug auf den, den
Benzoylestern konstant anhaftenden StickstofFgehalt glaubt Verf.,
dass dieser einem Körper angehört, der ausserdem Kohlehydrat-
reactionen zeigt, etwa wie die N-haltigen Kohlehydrate des Knor-
pels nach Scbmikdbbkro. Der Stickstoff wird beim Erhitzen mit
Alkalien sehr leicht in Form von Ammoniak abgespalten.
J. Munk.
J. Hönigschlllied, Leichenexperimente über die Zerreißungen der
Bänder im Kniegelenk. Deutsche Zeitschr. f. Chir. XXXVI. S. 587.
Die vorliegende Abhandlung, welche die im Jahre 1877 be-
gonnenen Leichenexperimente Verf. ’s über Zerreifsungen der Bänder
der gröfseren Extremitäten-Gelenke zum Abschluss bringt, betrifft
150 Versuche am Kniegelenk. Davon entfallen auf die Wirkung
durch gewaltsame Hyperflexion 14, auf die Hyperextension 30, auf
die Hyperabduction 31, auf die Hyperadduction , Pronation und
Supination je 25 Versuche. Wegen der Einzelheiten dieser Ver-
suche sowie der vielfachen literarischen Bezugnahmen Verf. ’s muss
das Orig, eingesehen werden; hier sollen nur die vornehmlichsten
Ergebnisse der Experimente aufgeführt werden.
Wirkung der gewaltsamen Hyperflexion. Dieselbe be-
steht an der prftparirten Extremität (wie schon Dittkl angegeben)
in der unvollständigen Lostrennung der Lig. cruciat. ant. vom
Condyl. fein, lateral. Dass die Luxation an dieser Stelle erfolgt,
erklärt sich aus der Richtung und Einpflanzung des qu. Bandes.
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792
IIöüUiSCHMiKD, Uebor die Zerreifsung der Bänder etc.
No. 45
Wirkung durch gewaltsame Hyperextension. Dieselbe
besteht: 1) in Lostrennung der hinteren Kapsel wand und der Lig.
cruciata, Losreifsung eines oder beider Seitenbänder und der Zwi-
schenknorpel, zuweilen complicirt mit Zerreifsung der Musculatur in
der Kniekehle, 2) in Fractur des Oberschenkels Ober den Condylen
oder des oberen Endes der Tibia; Losreifsen der Epiphysen und 3)
in Luxation des Unterschenkels nach vorn.
Wirkung durch gewaltsamer Lateraflexion nach
innen (Hyperadduction). Die hierhergehörigen Verletzungen
sind folgende: 1) Lofstrennung der Ligamente mit Dislocation des
Unterschenkels nach aussen. Conetant reifsen zunächst die Bänder
des innen) Schenkelcondylus, nämlich das Lie. lateral, int. und das
Lig. later, ext. u. das Lig. cruciat. posterius; hierauf das Lig. cruciat.
ant. und mehr weniger weit die Kapsel. In den meisten Fällen
kommt es auch zur Lostrennung des innern, seltener des äusseren
Zwischenknorpels. 2) Fractur oder vielmehr Losreifsen des oberen
Endes der Tibia, Fractur des Oberschenkels oder der Condylen,
Zermalmung des Condylus ext. tibiae et femor. 3) Lostrennung der
Epiphyse vom unteren Ende des Femur. 4) Incompl. Luxation des
Unterschenkels nach aussen.
Wirkung durch gewaltsame Rotation nach innen (Hy-
perpronation). An intacten Leichen ist es selten gelungen, durch
Rotation nach innen eine Verletzung hervorzurufen und in 22 Ver-
suchen, wo Oberhaupt eine Verletzung des Bandapparates eintrat,
waren die Resultate je nach dem Grade der mitgeteilten Bewegung
verschieden, jedoch war das Lig. cruciat. post, stets erhalten.
Wirkung durch gewaltsame Rotation nach aussen
(Hypersupination). Die betr. Verletzungen waren folgende: 1) Deh-
nungen, Zerrungen und partielle Zerreifsungen der Kapsel oder der
Ligamente im Tibiofeinoralgelenke. 2) Mehr w’enigor ausgebreitete
Rupturen der Gelenkkapsel, Lostrennungen der Ligamente und der
Zwischenknorpel mit vorübergehender Dislocation der Gelenkteile.
Diese Läsionen betreffen ausser der Kapsel am häufigsten das Lig.
later, int., hierauf den inneren, dann den äusseren Zwischenknorpel,
das vordere und hintere Kreuzband, zuletzt das Lig. lat. int. Die
vorgenannten Verletzungen, welche nach Hütbr dem Begriff der
Distorsion entsprachen, sind als die häufigste Folge der gewaltsamen
Rotation des Kniegelenkes zu bezeichnen. 3) Bei älteren Individuen
oder bei solchen mit mürbem Knochensystem entstehen Fracturen
der Tibia und F'ibula, seltner des Oberschenkels oder der Condylen;
bei Kindern dagegen kommt es zur Abdrehung der unteren Epi-
physe des Oberschenkels. 4) Rotationsluxationen des Unterschenkels
nach innen und aussen. Am Lebenden werden Verletzungen durch
gewaltsame Rotation des Kniegelenks zumeist infolge von Maschinen-
gewalt eintreten, ferner durch Unglücksfällc verschiedener Art, wenn
der Unterschenkel fixirt und der Körper um die verticale Axe nach
aussen und innen rotirt wird. P. Güterbock.
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No. 45. Smirnow, Behandlung der Diphtherie mit Antitoxinen. 793
Slllirnow, Heber die Behandlung der Diphtherie mit Antitoxinen,
die ohne Vermittelung des tierischen Organismus darstellbar sind.
Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 30.
Das Mittel mit dem S. die in der Ueberschrift angekündigte
Darstellung von Antitoxinen erreicht, ist die Elektrolyse.
Zunächst elektrolysirte er mit schwachem Strom Hundeserum
in einer V röhre wobei zu bemerken ist, dass in kurzer Zeit am
negativen Pol eine Trübung des Serums durch Gerinnselbildung
und saure Reaction eintritt, während am positiven Pol die Flüssig-
keit durchsichtig bleibt und alkalische Reaction sich bemerkbar
macht. Um das Serum getrennt zu erhalten, schaltete er in die
Biegung der V rühre einen Glashahn ein und überwand den durch
die enge Verbindung entstehenden gröfseren Widerstand durch An-
wendung stärkerer Ströme. Die Erscheinungen die bei solchen
stärkeren Strömen im Serum auftreten, bleiben im Wesentlichen
dieselben, nur treten an beiden Polen noch reichliche Gasblasen auf.
Spritzt man einem Tier das saure (negative) oder das alkalische
(positive) Serum ein, so entsteht keine Reaction, neutralisirt man
aber dasselbe, so bewirkt 1 ccm erhebliche Temperatursteigerung.
Dieses Resultat zu erreichen, muss bei 100 ccm Hundeserum und
120 — 140 Milliampere die Elektrolyse 3 — 4 Stunden dauern.
Verf. untersuchte nun weiter, ob das Albumin oder Globulin
des Serum durch die Elektrolyse so verändert werde, dass es Fieber
erzeuge. Er befreite durch Dialyse das Serum vom Globulin, setzte
als Ersatz für die dabei verloren gegangenen Salze 0 5 pCt. Koch-
salz zu, electrolysierte und fand, dass diese Albuminlösung denselben
Fiebereffekt erzielte wie das Serum. Ein elektrolysirtes Globulin
dagegen hatte keine Fieberwirkung.
Nun ging Verf. an die Untersuchung der Diphtherie. Erlegte
Kulturen auf flüssigem Serum, Albumin-Kochsalzlösung und Globu-
linkochsalzlösung an. Die ersteren zwei Kulturen erreichten die
grösste Giftigkeit nach zwei Wochen, 0.5 ccm töteten ein Meer-
schweinchen nach 30 Stunden; bei weiterem Wachsthum nahm die
Giftigkeit wieder ab; in der Globulinkultur entwickelte sich über-
haupt kein Toxin. Benutzt wurde ausschliefslich die Albuminkultur.
Inficirte er ein Kaninchen mit Bouillondiphtheriekultur so, dass das
Kontroltier nach 3 Tagen starb, und spritzte er, sofort nach der In-
fektion beginnend, 2 Mal täglich 2 — 3 ccm neutralisirter, eleklroly-
sirter Albuminkultur ein, so blieb das Tier am Leben.
Ganz dieselben Resultate erzielte S. mit elektrolysirten Diph-
theriebouillonkulturen. Bezüglich der Elektrolyse dieser Kulturen
ist zu bemerken, dnss sich dabei in denselben ein Farbenwechsel
bemerkbar macht, wobei zu Anfang die Flüssigkeit am negativen
Pol dunkler und am positiven heller wird; später tritt eine Verän-
derung im umgekehrten Sinne ein; das Moment der maximalen
Helligkeit der reducirten Bouillon scheint das günstigste zu sein.
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794 Lanobb, Zur Ankylostomiasisfragc. • Mabon, Mattisow, Trional etc. No. 45
S. glaubt, dass die angeführten Resultate zu der Hoffnung be-
rechtigen, dass die durch Elektrolyse bereiteten Antitoxine auch
beim Menschen mit Erfolg angewendet werden können.
Scheurlen.
J. Langer, Zur Ankylostomiasisfrage. Prager med. NVochenschr. 1893,
No. 46, 47.
Bei 58 in der Umgebung von Prag und Leitmeritz in Böhmen
beim Ziegelmachen beschäftigten Arbeitern — 52 Erwachsene, 6
Kinder — wurden niemals Änkylostoma duodenale, Rhabdomenen
oder Rhabditiden constatirt. Dagegen fand sich Ascaris lumbricoides
allein in 12 Fällen, derselbe combinirt mit Trichocephalus dispar in
6 Fällen, derselbe combinirt mit Oxyuris vermicularis in einem
Falle. Es beweist dieser Befund die Thatsaehe, dass die Häufig-
keit des Vorkommens von Parasiten beim Menschen in geradem
Verhältniss steht zu der Möglichkeit der Aufnahme von Erdpar-
tikelchen in den Verdauungskanal. — Anders war das Ergebniss
der Untersuchung bei 19 italienischen Hafenbauarbeitern in Hole-
sovic bei Prag. Von diesen waren 14= 73.68 pCt. mit Parasiten
behaftet. Und zwar 2 mit Ascaris lumbricoides allein, 2 weitere
mit Trichocephalus dispar allein, 9 mit Ascaris lumbricoides im
Verein mit Trichocephalus dispar und in einem Falle mit Ascaris
lumbricoides, Trichocephalus dispar und Änkylostoma duodenale
gleichzeitig. Der letzte Fall ist der 2. vom Verf. bei Ausländern
in Böhmen constatirte von Ankylostomiasis. Es ergiebt eich aus
diesem Befunde die Notwendigkeit, durch geeignete hygienische und
allgemeine Vorkehrungen dafür Sorge zu tragen, dass die Ankylos-
tomiasis bei den zahlreichen Bergarbeitern in Böhmen nicht ende-
misch werde. C. Rosenthal.
1) W. Mabon, Trional and Tetronal. Clinical observations on
their actlon as hypnotics and sedatives for the iusane. American
Journ. of Insanity 1893, April.
2) J. B. Mattison, Trional, the new Hypnotic. Medical News 1893,
May 6.
1) Zur hypnotischen Wirkung wurde Trional in Dosen von
0.66 g gegeben; ein 7stilndiger Schlaf trat nach 35 Minuten ein.
In Dosen zu 1 0 g bewirkte es nach 58 Minuten einen 7 ‘/2 - sttin-
digen Schlaf. In Dosen zu 1.33 g bewirkte es nach einer Stunde
einen 8-stQndigen Schlaf, und nach 2 g trat etwa dieselbe Wirkung
ein. — Als Sedativum wurde es zu 1.0 g 1 — 3 Mal täglich gegeben,
doch mit wechselndem Erfolge. Besser war die sedative Wirkung,
wo 0.66 g Trionnl einmal täglich gegeben wurde; wurde diese Dosis
2 — 3 Mal täglich gegeben, so war die Wirkung keine so günstige.
— Nach Tetronal trat meist im Laufe einer Stunde ein 6 ständiger
Schlaf ein; am besten wirkte es in Dosen von 0.66 — 1.0g, wobei
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No. 45. Anoby, Behandl. d. Trippers. — Daoonkt, UeberGeistesstcirung eto. 795
nach 35 Minuten ein 8 stündiger Schlaf sich einstellte. — Als Seda-
tivum wirkte Tetronal in Dosen von 0.33 — 0.66 ein- bis zweimal
täglich. — Am besten werden die Mittel in heifser Milch gegeben.
— Die Untersuchungen erstrecken eich nur auf Geisteskranke.
2) Bei 75 Kranken blieb nur 7 Mal die hypnotische Wirkung
des Trionals aus; es wurden 1 — 6 g im Laufe des Tages gegeben.
Bei einigen Kranken trat Tags darauf Schwindel und Ermattung
ein. Veränderungen der Circulation und Respiration traten nicht
hervor. Bei Leuten, die an Chloral, Morphium, Cocain, Sulfonal
gewöhnt waren, wirkt es in Dosen von 40 — 120 gran günstig. Mit-
unter trat eine prolongirte sedative Wirkung nach der hypnotischen
hervor. Wo das Trional versagte, war meist die Dosis zu klein.
Bei einfacher Insomnie genügen 20 — 40 gran. S. Kalisoher.
Ch. Andry, Ueber die Behandlung des Trippers nach der Jankt’-
schen Methode. Monatsh. f. pract. Dermat. XVIII. No. 11.
J.’s Methode der Tripperbehandlung besteht in Ausspülungen
der ganzen Harnröhre mit einer Lösung von Kali permanganicum
(1:6000 — 1:1000). Man benutzt hierzu einen graduirten gläsernen
Irrigator, dessen durch einen Hahn verschliefsbarer Schlauch mit
einer Glascanüle verbunden ist. Diese letztere wird, nachdem der
Pal. urinirt hat und Eichel wie Vorhaut sorgfältig gereinigt sind,
etwa 1 cm tief in die Harnröhre eingeföhrt und der Hahn geöffnet.
Der durch Heben und Senken des Gefäfses zu regulirende Flüssig-
keitsdruck überwindet bald den Sphincter urethrne, so dass die Lö-
sung bis in die Blase gelangt. Man lässt nun soviel einfliefsen bis
Pat. einen Druck empfindet (gewöhnlich nicht mehr als 300—400 g)
und wiederholt die Eingießung noch einmal, nachdem er die Blase
entleert hat. Das Verfahren, welches nur durch eine bestehende
Cvstitis oder Folliculitis urethralis contraindicirt wird, ist bei frischen
Gonorrhoen anfangs zweimal, später und in älteren Fällen, einmal
täglich vorzunehmen; im Mittel erfordert die Behandlung 10 Tage,
oft aber auch mehr. — Verf. glaubt nach seinen Erfahrungen an
mehr als 200 Fällen, dass nach dieser Methode jeder Tripper in
dem Sinne zu heilen ist, dass Gooococcen, auch nach könstlicher
Reizung der Urethralschleimhaut, nicht mehr zu finden sind. Ein
oft noch zurückbleibender geringer Ausfluss soll nach einigen Wochen
von selbst schwinden. H. Müller.
H. Dagonet, Folie puerperale. Progrös Med. 1894, No. 14.
D. unterscheidet Geistesstörungen durch Conceptionen hervor-
gerufen, die 1) während der Schwangerschaft, 2) der Geburt, 3) der
Laktation auftreten. Erstere treten ausschließlich in den letzten 3
Schwangerechaftsinonaten auf und beruhen nach ihm auf Blutverän-
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796
Schütz. — Cbkmf.b.
No. 45
derungen, die eine „Chloroanäraie“ hervorrufen. Von dem ersten
Grade dieser Störungen sind Frauen befallen, welche nach Schäd-
lichem verlangen, aber aus Einsicht dies nicht thun. Beim zweiten
Grade kommt es schon zu unvernünftigen Handlungen, besonders zu
Abneigung gegen den Ehemann, aber der Wille ist noch frei ge-
nug, die Frau von Verbrechen zuröckzuhalten. Der 3. Grad ist
völliger Wahnsinn, besonders oft Melancholie. Verf. meint, dass
Geistesstörungen Gravider Grund zur Schwangerschaftsunterbrechung
geben könnte, doch steht diesem die Thatsache entgegen, dass Geis-
teskranke meist normal gebären. Die Prognose wird um so schlechter,
je eher die Störung auftritt. Zur 2 Klasse rechnet Verf. auch
noch die Störungen während der 4 — 5 ersten Wochen des Puerpe-
riums ihrer Gleichartigkeit wegen. Die Ursachen sind hier, abge-
sehen von der Gravidität, die Aufregung, Anstrengung, der Blut-
verlust, endlich Resorption von Toxinen. Nach leichten Prodromal-
erscheinungen, Schlaflosigkeit, Unruhe etc. tritt diese Form der
Geistesstörungen meist am 5. bis 6. Tage des Wochenbettes auf,
wird dann sehr bedrohlich, bisweilen tötlich. Die häufigste Form
ist hier die Manie und zwar eine besonders starke. Heilung erfolgt
in den meisten Fällen schnell. Die Ausscheidungen hören bei dieser
Erkrankung gänzlich auf.
Bei der dritten Klasse treten jene Erkrankungen entweder in
den ersten 6 — 7 Wochen auf und gehören dann im Wesentlichen
zur 2. Klasse oder im 8. bis 9. Monat und sind dann die Folge
hochgradiger Erschöpfung. Die Prognose ist günstig.
Die Geisteskrankheiten nach Abort gehören der 2. Klasse an.
Besonders hebt D. die Psychosen nach Eclampsie hervor, die in
6 pCt. aller Fälle eintreten und sich meist nach einem Coma ein-
stellen. aber von kurzer Dauer sind.
Die Behandlung besteht in absoluter Ruhe, geeigneter Lebens-
weise und geeigneten palliativen Medicamenten.
Die Autopsiebefunde sind äusserst verschieden. A. Martin.
E. Schlitz, Ueber das Vorkommen von Fleischmilchsäure in patho-
logischen Ilarr.en. Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. S. 482.
Es wurden in 80 Fallen der verschiedensten Erkrankungen 3 aufeinanderfolgende
Tagesqoantitaten gesammelt und auf Milchsäure untersucht, stets mit negativem Er-
folg. Einige Male wurde ein krystallisirtes Zinksair. erhalten, welches nach der
Bestimmung des Wassers und Zinkgehaltes, sowie nach der Reaction der Hauptsache
noch oxyphenylessigsanres Zink waren. Was die Methode betrifft, so wurde nach
dem Vorschlag von Hopisbt von der Thatsache Gebrauch gemacht, das Üeischmilch-
saures Zink in alkoholischer LflsuDg von Aelber sehr vollständig niedergeschlagen
wird, wobei der anfangs gelatindse Niederschlag sich sehr bald in schöne Krystall-
drusen umwandelt K. 8«iko»ski.
M. C rerner, Ueber die Umlagerungen der Zuckerarten unter dem
Einflüsse von Ferment und Zelle. Ein Beitrag zur Lehre von
der Glykogenie und Gährung. Zeitschr. f. Biolog. Bd. 31, S. 183.
Das in den Zellen der frischen Bierhefe sich sehr reichlich findende Hefeglycogen
wird bei der Selbstgührung der Hefe verbraucht; bringt man nun solche fast glyco-
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No. 45.
Skii.bb. — Subbank. — Snbllkn.
797
genfreie „Carenzhefe“ mit 5 — 10 proc LBsungen von Traubenzucker, Rohrzucker oder
Levulose bei 28* in Berührung, so tritt alsbald vieder, am schnellsten beim Trauben-
zucker, Glycogen in den Hefezellen auf; als solche Glycogenbildner erwiesen sich auch
d-Galactose und d-Mannose, nicht aber Pentosen, Milchzucker, Leberglykogen, Gly-
cerin. In der Beeinflussung der Bildung Ton Hefeglycogen unterscheiden sich somit
die gShrendeu Zuckerarten typisch ron allen anderen Stoffen. Verf. meint, dass die
Leruloso durch die Hefezelle io Dextrose verwandelt wird und dadurch Hefeglycogen
bildet. Bezüglich der sonstigen Speculationen und Vermuthungen des Verf. vergl. Orig.
J. Bank.
H. Seiler, Ein Fall VOR Luxatio tali mit Torsion des Talus um
seine Längsaxe. Blutige Reduction, Heilung. Corr.-Bl. f. Schweizer
Aerzte 1893, No. 16.
Das Wesentlichste enthält die Ueberschrift: Beim Zusammenbrecben eines Ge-
rüstes berührte der linke Fnfs des Pat. zuerst den Boden und wurde nach auswärts
geschleudert. Der linke stark nach aussen verschobene Puls bildete mit der Gliedaxe
einen Winkel von ca. 150°; mit seitlicher Verschiebung von 3 — 4 ccm bestand eine
solche nach vorn von 2 cm. Ein an der Innenseite des Fufses unter der überaus ge*
spauuten Haut befindlicher Knochenstumpf erwies sich bei der Palpation als Talus,
der mit dem Kopf nach vorn mit dem Corpus nach hinten gestellt war. Bei der
nach vergeblichen Reductioosversucheu unternommenen blutigen Freilegung ergab sich
die untere Gelenkfläcbe des Talus nach innen gerichtet und der Kopf nach innen und
vorn sehend so, dass der Talus eine Längsrotation von 90” gemacht hatte. Als Re-
ductionsbiuderoiss zeigte sich die Sehne des M. tib post., kenntlich an ihrem unter*
•ehrten Ansatz am Os navicul. Der Talus-Körper war zwischen Tibia und Calcaneus
hineingepresst and konnte hier erst nach Trennung des Lig tibio-caican. beireit wer-
den, worauf mit einem Elevatorium die Sehne der Tib. post, nach unten geschoben
and die Reduction möglich wurde. Ein abgerissenes Stück Sustentaculum tali wurde
entfernt. Heilung mit fast normaler Beweglichkeit. P. Güterbock.
W. Schrank, (Aus dem St. Josefs Hospital zu Wiesbaden). Zwei
Fälle von „Periostitis albuminosa* (Ollikh). Arch. f. klin. Chir. XLVI.
S. 724.
Die beiden ausführlich mitgeteilten Fälle betrafen jedes Mal das untere Ende der
Tibia eines 16 resp. 14 jährigen Knaben und glaubt Verf. mit St olangic, dass es sich
bei ihm lediglich um eine Mudification der acuten eiterigen Knochenentzünduog ge-
handelt hat, zumal da der zweite Fall mit einem osteomyletischen Heerd complicirt
war. Das Exsudat enthielt in beiden Fällen nur spärliche Eiterkörperchen, in Deck*
glas*Trockenpräparation liefen sich im 1. Fall keinerlei Bacterien erweisen, im zweiten
fanden sich neben zahlreichen Streptococcen vereinzelte Staphylococcen, letztere traf
man dagegen vorwiegend im osteomyelitischen Eiter dieses Falles und erhielt man auf
Gelatine Reinkulturen derselben. — Verf. glaubt, dass es der Aufstellung einer be
sonderen Osteomyelitis resp. Periostitis „albuminosa“ g non purulenta beztr. exsuda*
tiva nicht bedarf; will man eine specielle Bezeichnung nach der Beschaffenheit des
Exsudates verwenden, so empfiehlt sich das Beiwort „serosa“ oder „serosa-viscida’ oder
„mucioota*. P. Güterbock.
Snellen jr., Ontoteking van orbita en van angrenzende holten. Weekbl.
van het Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 1894. I. No. 7.
Auster den gewöhnlichen Ursachen der Entzündungen der Orbit» (Orbitalabicets),
Syphilis, Tuberkulose, Infectionskrankheiten, Metastasen ron Entzündungsvorgingen an
anderen KSrperstelleu , Traumen, sind noch Erkrankungen der angrenzenden Hahlen
des tinus maxillarit, frontalis, etbmoidalis ron Bedeutung, Erkrankungen des tinus
frontaüs, welche Orbltalabtceite erzeugen, beseitigt« V erf zwei Mal operativ durch Er-
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798 Marcel. — Arloina. — Rird. No. 45
Öffnung, Abmeifselung der erkrankten Orbitalwand, Drainage. Der Verlauf dauerte
etwa drei Monate. Bei einem dritten Kranken beatand seit drei Jahren eine Ge-
schwulst an der nasalen Wand der linken Augenhöhle, welche sich als mit dem Sinus
ethmoidalis zusammenhängend erwies. Ein anderer Kranke litt an Ausfluss aus dem
linken Nasenloch, Sehschwache links; hier bestand linksseitiger Sehnertenschwund.
Bei der letzten Kranken zeigte sich Ezophthalmos, der nach eitrigem Nasenausfluss
sich zurQckbildete , sodass die Annahme eines retrobulbären Abscesses, der durch die
Nase sich Abfluss verschafft, gerechtfertigt erschien. Die vorher vorhandene Amau
rose besserte sich unter Jodnatriumgebrauch. George Meyer.
Marcel-Bukarest, Ueber die Strangulation der Tonsillen. Wiener
med. Presse 1894, No. 31.
Verf. versteht unter Strangulation die Entfernung der Tonsillen mittelst der kalten
Schlinge Er empfiehlt dieses Verfahren als ein leichtes Verfahren, selbst ohne Co-
cain nicht sehr schmerzhaft, das namentlich bei furchtsamen Kindern, bei sehr grofaen
Tonsillen, besonders bei den zweilappigen oder solchen mit unterem Fortsatz angezeigt
ist. Bei eingeklemmten Tonsillen und solchen die sich zu sehr vor den Säulen er
strecken, ist es nicht anwendbar. Die Blutung ist besonders wenn langsam vorge-
gangen wird, häufig geringer als bei Anwendung des Tonsillotoms. (Ref. hat bei
weichen lappigen Tonsillen dieses Verfahren, das von Boawosra empfohlen wurde, mit
Nutzen angewandt: bei harten Tonsillen ist dasselbe zu wiederrathen einmal des
trotz Cocain heftigen Schmerzes halber, andererseits weil selbst neuer Draht und dieser
ist immer aozuwenden, leicht reilst. w. LublioskL
Arloing, Production experimentale de la peripneumonie contagieuse
du boeuf, h l’aide de cultures. Comptes rendus 1894, Bd. 119, No. 3,
S. 143.
Derselbe, Note sur quelques variations biologiques du pneumoba-
cillus liquefaciens bovis, microbe de la pöripneumonie contagieuse
du boeuf. Ebenda, No. 4, S. 208.
Die Lungenseuche der Rinder ist eine der verheerendsten Tierseuchen, die trotz-
dem es eine Schutzimpfung gegen sie giebt, noch ungeheuren Schaden anrichtet; denn
da der Erreger derselben noch nicht bekannt ist, kann nur mit Lungensaft geimpft
werden, der nicht immer frisch zur Verfügung steht und dann unwirksam ist. A batte
nun bereits Ende 1HÖ9 einen Pneumobacillus liquefaciens bovis als Ursache der Lungen-
seucbe beschrieben, et war ihm aber damals nicht gelungen Lungenseuche mit ihm
bei Tieren zu erzeugen; jetzt giebt er an. dass ihm dies gelungen sei durch Verwen-
dung von Pneumobacillen , die aus dem subcutanen Gewebe von Rindern stammen,
wohin sie zur Schutzimpfung eingespritzt waren und wo sie eine höhere Virulenz
erreichen.
In der zweiten Abhandlung beschreibt A. neben der Gelatine verflüssigenden,
eine die Gelatine nicht verflüssigende Varietät des Poeumobacillns bovis Scheurleo.
A. Ried, Zur therapeutischen Verwendung der Strontiumsalze.
Wiener klin. Woohenschr. 1894, No. 16, 17.
Schon vor einer Reihe von Jahren machte Lzbosdi auf die Tbatsache aufmerk-
sam, dass die Strontiumsalze eine auffällige Wirkung auf die Vermehrung der Harn-
secretion besitzen. Dies gab Veranlassung, eines dieser Salze, das milchsaure Strontium
bei Morbus Brightii zu versuchen, und Verf. berichtet in der vorliegenden Arbeit über
dio Resultate dieser Behandlungsmethode. Aus den mitgeteilten ausführlichen, mit
zahlreichen Curven versehenen Krankengeschichten ergiebt sich, dass das Strontium
lacticum in vielen Fällen von Bright'scber Krankheit den Albumingehalt des Harns
um ein Beträchtliches herabsetzt; es gilt dies jedoch nicht für die Fälle von Schrompf-
niere. Die Darreichung des Salzes wirkt ferner entschieden diuretiscb; dass es in
einigen wenigen Fällen versagte, spricht noch nicht gegen das Mittel, da wir dies ja
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No. 45.
Acfrrcht. — Damion. — Dillkr. — Ai.lrm.
799
such bei »öderen Dioreticii sehen. Wegen seinei diuretischen Eigenschaften empfiehlt
■ich die Anwendung des Strontium lacticnm auch bei anderen Erkrankungen, bei denen
eine Steigerung der Diurese erwünscht ist, z. B. bei pleuritischen Exsudaten. Einen
günstigen Einfluss der Strontiumsalze auf die Verdauung, wie sie von anderen Autoreo
behauptet wurde, konnte R. iu seinen Fällen nicht wahrnehmen; bei Darreichung in
Pulverform trat sogar meist Uebelkeit und Erbrechen auf. Out vertragen wurde das
Salt dagegen stet, in wässriger Lösung. Die empfehlenswerteste Formel ist: Sol.
Strontii laotici 25.0 : 160.0, 3 bis 4 Esslöffel täglich. K. Kienthzl.
Aufrecht, Die Entstehung der fibrinösen Harncylinder. Cbl. f. innere
Med. 1894, No. 19.
Dafür, dass die Harncylinder aus den F.pithelien der Harnkanälchen und nicht
durch ein aus dem Blute hervorgehendes Exsudat sieb bilden, bringt Verl, folgende
Beweise bei: 1) den positiven Befund hyaliner Kugeln in den Epitbelien, aus denen
die Kugeln hervortreten und zu Cylindern zusammenscbmelzen : 2) das Vorkommen
von Eiweifs im Barn ohne Cylinder; 3) das Vorkommen von Cylindern im Harn ohne
Eiweifs (namentlich bei Icterus) ; 4) den Befund von sehr breiten Cylindern io den
Sammelröhren, welche unmöglich die HENLt’schen Schleifen passirt haben können.
Perl.
Danion, Sur une nouvelle forme partieuiiere de eensibilit^. Comptes
rendus 1894, No. 17 (23 avril).
„Elektrofaradische Anästhesie" hat D. in einigen Fällen von acutem, subacutem
oder chronischem Gelenkrheumatismus, besonders aber bei acuten Erkrankungen im
Niveau und in der Umgebung der erkrankten Gelenke angetroffen. Während die
leichteste Berührung sofort empfunden wurde, machten selbst starke faradische, an an-
deren Stellen schmerzhafte Ströme keinen Eindruck. Bernhardt
Th. Diller, Neuritis of the great auricular nerve, characterized by
recurrent herpetic eruptions over the course of the nerve. The
Journ. of nervous and mental disease 1893. May.
Ein .r 0 jähriger Mann, der 9 Jahre zuvor einen Schuss io die linke Schulter
re*p. Axillargegend erhalten hatte, litt seitdem an Anfällen von Neuritis re<p. Peri’
neuritis mit heftigen Schmerzen und Herpes zoster * Ausbruch im Gebiete des Plexus
axillaris und besonders des N. auricularis magous. Kaiischer.
Ch. W. Allen, Syphilis of the epididymis. Amer. journ. of the med.
scieno. 1894, April.
Entgegen den Angaben der meisten Antoren erkrankt nach A.'s Erfahrungen der
Nebenhoden in früheren wie späteren Stadien der Syphilis nicht ganz seilen allein,
noabbäogig vom Hoden. Da die Affection meist wenig oder gar nicht schmerzhaft
ist, wird sie wahrscheinlich häufig übersehen Es handelt sich teils um eottündliche
Processe mit einem plastischen Exsudat zwischen die Tubuli, teils um kleine, im Pa-
renchym zerstreute Gummen, oder es bilden sieb diffuse gummöse Infiltrate, die zu
förmlichen Tumoren anwaebseu können oder zu einer Art Sclerosirung des Nebenho-
dens führen. Auch Zerfall der Gummen mit Fistelbilduug kommt vor. — Di» Er-
krankung ist bisweilen eine doppelseitige; die antisyphilitische Behandlung zeigt eine
aasgesprochene Wirkung. — Verf, teilt eine Anzahl von ihm beobachteter Fälle mit.
H. Halfst
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800
Davis. — Zanapski. — Ptlb.
No. 45
£ P. Davis, Toxäraia of pregnancy: its diagnosis and treatraent.
Amer. Journ. of the med. scienc. 1894, S. 147.
Unter Toxaerai» of pregnancy veratebt D. eine auaserordentlicbe Anhäufung von
toxischen Stoffen im Körper während der Schwangerschaft. Die Auaacheidung der-
selben geschieht darch die Nieren, und deshalb findet man hier gewöhnlich die ersten
Symptome; sie sind jedoch nur teilweise in Mitleidenschaft gezogen. Die Entstehung
der toxischen Stoffe beruht entweder auf einer Verschleppung von septischem Material
durch Embolien oder auf den Stoffwechselproducten der Bakterien.
D. bespricht dann näher die Diagnose und Behandlung der Toxämie (Eclampsie)
an der Hand von Fällen. — Zur Sicherstellung der Diagnose ist vor allen Dingen
eine genaue Urin-Untersuchung erforderlich, namentlich der Procentgehalt des Harn-
stoffes vor und nach der Geburt; in S4 Fällen, bei denen 564 Urin- Untersuchungen
gemacht wurden war der Procentgebalt vor der Geburt 1.4 and nach derselben 1.9.
— Bei einer merklichen Verringerung des Gehaltes sei der Verdacht auf Eclampsie
oder Toxämie begründet.
Bei der Behandlung der Toxämie sind speciel) die Functionen der Niere, Leber,
des Darmes, der Haut uod der Lungen xu berücksichtigen. — In erster Linie em-
pfiehlt sich Milch-Diät. — Ferner ist für hinreichende Stuhlentleerung zu sorgen;
frische Luft etc.; ebenso sind etwaige nervöse Störungen zu beachten.
Bei drohender Eclampsie ist die Geburt bald möglichst xu Ende zo führen; die
Anwendung von Pilocarpin verwirft D. Als Excitans empfiehlt er Alcohol, Digitalis
und Strycbnin-Injectionen. a Martin.
J. Zanadski, Ein Fall vou acuter Vergiftung mit Heildogen des
Kreosots. Cbl. f. innere Medicin 1894, No. 18.
Nach dreimaliger Einnahme von je 6 Tropfen Kreosot io Milch innerhalb 24
Standen erkrankte eine 42 jährige Frau unter Erscheinungen starker Magen u Darm-
reitnng, Anästhesie und teilweiser Lähmung des weichen Gaumens und der Stimm-
bänder, Spuren Ton Verbrennung auf Mund- und Kachenschleimhaut, Albuminurie,
Anzeichen ron Herzsscbwäche, starkem Geruch nach Kreosot. Tod am Ende der ersten
Woche; die SectioD ergab zahlreiche Magen- und Darmhlutunterlaufungen, einige Ge-
schwüre in Speiserühre und Pfärtnerteil, Lebertrübung, acute Nierenentzündung. Hy-
perämie des Gehirns und der Hirnteile. Her Verf. führt die tätliche Wirkung teils
auf die Form der Darreichung — Kreosot ist in Milch nnlSslich, wirkt daher so ge-
geben, wie wenn es rein dargereicht würde — , teils auf ein bisher noch nicht hervor-
gebobene Idiosyncrasie gegen das Mittel zurück. Er empfiehlt mit Rücksicht auf
diese stets nur mit 1 bis 2 Tropfen zu beginnen und allmälig za steigen.
Fr* Strass mann-
W. L. Pyle, F our casee of opium -poisoning in which potassium
permanganate was administered. Medical News 1894, No. 19.
4 Fälle ron OpiumrergiftuDg (Selbstmord), die mit übermangansaurem Kali be-
handelt worden, und Ton denen einer (BeginD der Behandlung nach 5 Stunden) mit
dem Tode, die anderen mit Heilung endeten. Das Kali hypermanganicnm wurde in
Läsung von , — 1 gran auf dei Dnze and in Mengen bis zu 10 g gegeben, teils innerlich,
teils subcutan; auch die Magenausspülung wurde mit einer solchen Läsnng vorgenotn-
meu. Daneben wurde allerdings auch noch Atropin, starker Cafe, bei den schwereren
Fällen auch Strychnin, Coffein, Hautreize u. s. w. angewendet. Fr. Struimum
Einsendungen für das Centralblatt werden an die Adresse des Hm. Prof. Dr. M. Bern bardt (Berlin W.
Französische Straf»« 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW.. 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch wild in Berlin. — Druek von L. Schumacher in Berlin.
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Wfch'ntlieh erscheinen ^ m ■ IS- V II l’reli den Jahrgänge«
1—2 Bogen; 8chlu.se I llllAtf 2u m beii-hen
ilea Jehrgsnga Titel, Ns- |I*1U1(vWW durch alle Rochhandiun-
men- und Sachregister. gen und Poatanstalun.
für die
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator nnd Prof. Dr. E. Salkowaki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. **• Movember« No. 46.
Inhalt: S cHCLTz-ScHuhTZKNsraiM, Vorläufige Mitteilung Ober eine neue kli-
nische Methode zur Bestimmung der Alkalesceuz des Blutes. (Orig.-Mitt.)
Schmitz, Einfluss von Milch und Kefyr auf die Darmfftuluisx — IIanokm,
Ueber Bildung und Rückbildung elsstischer Fasern. — Köhts, Darmrerschluss durch
Gallensteine. — Bach, Ueber den Reimgehalt des Biudehautsackes. — Emmerich,
Ueber die Beilang des Milzbrands, maligner Neubildungen und Infectionskrankheiten.
— Voswinckel u. Röste, Heilserumtherapie bei Diphtherie. — Sommer, Die
Dyxlexie als fnnctionelle Störung. — Röbheb, Rosesthal, Ueber Pemphigus und
BlSschenausschläge. — Hbfftek, Ueber Pellote.
Vst, Glycogengehalt der Maskein, nach Nervendurchschneidung. — Pall ATI«,
Kur Renntnits der pflanzlichen KiweifsstofTe. — Schmidt, Behandlung Ton Becken
abscessen. — Rsis, Nilbs, Baier, Zur Chirurgie des Oesophagus. — Grobes,
Ueber Rostablagerung in der Uornbant. — Koscrier, Kall ron Druckgeschwüren des
Ringknorpels bei Lordose. — Asubr, Ueber Otitis inedia nach Trigemiousresection
— Rots, Tuberkelbacillen in der Butter. — ». Baobb, Anwendung des Malakins.
— Abo«, Atmungstypen des Menschen, graphisch dargestellt. — Hoffman«, Spi-
nalparalyse infolge ron Lnes. — Eblshmkvir, Mattibon, Behandlung des Mor-
phinismus. — SriBTScBKA, Hautreräuderung bei Spina bifida. — Adams, Tod
durch Stickoxydul.
Aus der medicinischen Klinik des Herrn Professor Dr. Ebsikin
in Göttinnen.
Vorläufige Mitteilung über eine neue klinische Methode zur
Bestimmung der Alkalesceuz des Blutes.
Von Carl Schultz-Schaltzenstein.
Auf Veranlassung des Herren Prof. Dr. Eb-tkin habe ich mich
mit dem Nachweis der Alkalescenz des menschlichen Blutes be-
schäftigt. — Herren Prof. Dr. Ebstkin’s Anforderungen an die zu
wählende Methode waren: dass sie unbeschadet ihrer Genauigkeit
mit dem ßlutquantum angestellt werden kann, welches durch einen
Nadelstich — wie bei den anderen heut in den Kliniken üblichen
Untersuchungs-Methoden — erreicht wird, und dass sie möglichst
XXXII. Jahrgang. 51
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802 Schultz-Sohui.tzrnstein, Vorläufige Mitteilung über eine neue No. 46
noch einfacher zu handhaben eei, als die übrigen für diesen
Zweck empfohlenen Methoden.
Durch Herren Prof. Dr. von Buchka wurde ich auf die Prof.
M Yi.irs’sche Methode zur Bestimmung ganz kleiner Mengen Alkali
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 24. Jahrgang
pag. 1484—85) aufmerksam gemacht. Diese Methode erschien mir
schon deshalb eines Versuches werth, weil Mti.ius selbst auf die
Möglichkeit der Titrirung tierischer Flüssigkeiten nach seiner Me-
thode hingewiesen hat.
Thatsächlich ergab sich, dass bei der Vermischung von neu-
tralem Wasser mit einem Tropfen Blut — wie bei anderen schwach
alkalischen Flüssigkeiten — durch Erythrosin (Jodeosin) in Aether,
eine ßosafärbung entsteht. Der Grad der Alkalescenz kann — wie
bei anderen alkalischen Flüssigkeiten, so auch bei dieser sehr
dünnen Blutlösung — durch Titration mit Schwefelsäure leicht be-
stimmt werden.
Für die practische Ausführung solcher Alkalescenz • Bestim-
mungen hat sich mir folgendes Verfahren am besten bewährt:
Als Indicator diente eine ätherische Erythrosin-Lösung*) welche
nach Myi.ius’s Angabe gemacht wurde; es wurde das von E. Mkkk
in Darmetadt hergestellte „Erythrosin für Analyse“ benützt.
Das zu den Versuchen zu benützende destillirte Wasser muss, da
es — wie Mylhjs ermittelte — immer alkalisch reagirt, vor dem
Versuch genau neutralisirt werden. Die zur Titration benützten
Flüssigkeiten werden durch Verdünnung von '/t0 Normallösungen
auf
1
600
Normallösungen hergestellt. — Das erforderliche Blut wurde
in der üblichen Weise durch Einstich in die gereinigte Fingerkuppe
gewonnen und in ein Capillnr- Röhrchen, wie sie dem von Flkischi.’-
schen Hämometer beigegeben sind, welches 7.5 mg Blut fasst, auf-
gesogen.**) Durch Ausspritzen mit der Spritzflasche wurde das
Blut sofort in eine cylindrische Glas - Stöpsel - Flasche mit Cubik-
Centimeter-Einteilung entleert und auf 12cbcm verdünnt. Zu dem
so verdünnten Blut wurden nun 1.5 ebem -~r- Schwefelsäure zuti-
trirt, wodurch die Flüssigkeit übersäuert wurde. Nach gehöriger
Mischung wurde der Indicator zugesetzt; hierauf wurde mit
600
Kalilauge zurücktitrirt, wobei für genügende Mischung, — indess
ohne stark zu schütteln — gesorgt wurde.
Die erste deutlich erkennbare Rosafärbung, die besonders deut-
lich in der Grenz-Schicht auftritt, wurde durch- -** ■ Schwefelsäure
600
*) Berichte der deutschen ehern Gesellschaft 24. Jahrg. p. 1435 n. 14SI) u. f.
**) Natürlich eignet sich ein 10 mg fassendes Capillarrbhrchen wegen der Be-
rechnung besser.
-K
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No. 46. klinische Methode zur Bestimmung der Alkalescenz des Blutes. 803
eben zum Verschwinden gebracht. Die Differenz zwischen den
verbrauchten alkalischen und sauren Titrirflüssigkeiten giebt nun
direct die zur Neutralisation der Blutmenge verbrauchte Menge
— Schwefelsäure in cbcm an.
Wir haben beobachtet, dass nach Beendigung der Titration
ein rötlich gefärbtes Flöckchen, welches wir für durch Erythrosin
gefärbtes Fibrin gehalten haben, an der Grenzschicht sichtbar wird.
Es dQrfte zweckmäßig sein, dass die Titration so schnell erfolgt,
dass das Flöckchen nicht auftritt: Ist auch der durch das Er-
scheinen des Flöckchens bedingte Fehler ein sehr geringer, so
wird man ihn doch — und das hat gar keine Schwierigkeiten —
vermeiden.
Nachstehend ein Beispiel:
Herr Dr. H. 27 Jahre alt, gesund. Zu der entnommenen
Blutmenge (7.5 mg) wurde neutrales Wasser — 12 cbcm — hinzu-
gesetzt. Man liefs nun aus der Bürette 1.5 cbcm Schwefel-
säure zufliefsen und setzte 5 — 6 cbcm ätherischer Erythrosin-Lösung
hinzu. Es zeigte sich keine Rosafärbung; dieselbe trat deutlich
auf, nachdem 1.2 cbcm
Kalilauge hinzugefögt waren; um
diese Rosafärbung soeben zum Verschwinden zu bringen, wurden
0.4 cbcm ——Schwefelsäure gebraucht. Es sind also verbraucht:
bOO
1.5 cbcm Schwefelsäure
0.4 . „ und 1.2 cbcm Kalilauge
1.9 cbcm Schwefelsäure und 1.2 cbcm Kaliläuge
Mithin waren zur Neutralisation der in Frage stehenden Blut-
menge 0.7 cbcm -^—Schwefelsäure nötig: Dies entspricht 0.62 g
Natronlauge in 100 g Blut: Nämlich 1 Liter - Schwefelsäure
enthält 0.0817 g Schwefelsäure; also ein zehntel Cubikcentimeter
0.000 00817 g Schwefelsäure: also 0.7 cbcm (die angewandte Menge)
0.0000 5719 g Schwefelsäure und es verhalten sich:
0 0075 g Blut :0.0000 5719 g H,S04 = 100 : x.
x = 0.76 g Schwefelsäure. Ferner verhalten sich:
98 g HjS04 : 80 g NaOH = 0.76 g FI2S04:yg NaOH
y = 0.62 g NaOH: das heißt: 0.62 p NaOH entsprechen 100 g
Blut. Diese Zahl ist meistens bei gesunden Männern gefunden
und zwar 3 — 4 Stunden nach der Mahlzeit, wobei zwischendurch
nicht gröfsere Mengen getrunken sind.
Eine nähere Erörterung dieser Methode zur Alkalescenz - Be-
stimmung, Begründung der gefundenen Werte, die etwas höher als
die bisher gewöhnlich angegebenen sind, und Mitteilung der in
yOigitized-ti^Google
804 Schmiiz. Einfluss von Milch o. Kefyr auf di« Darmfaulniss. No. 46
pathologischen Fällen und während der Chloroform- Narkose ge-
fundenen Werte behalte ich mir für eine der Göttinger raedicini-
schen Facultät zur unterbreitende Inaugural- Dissertation vor.
K. Schmitz, Die Eiweil'sfäuiniss im Darm uuter dem Einfluss der
Milch, des Kefyrs und des Käses. Zeitschrift f. physiol. Chem. XIX.
S. 378.
Um die Frage zu entscheiden, worauf die von verschiedenen
Seiten beobachtete Herabsetzung der Eiweifsfäulniss im Darmkanal
bei ausschliefslicher Milchdiät und Genuss von Kefyr beruhe,
untersuchte Sch. zunächst, ob bei einem mit Hundekuchen gefütter-
ten Hunde die Zufügung von Milchzucker (50 — 100 g) die Darm-
fäulniss (beurteilt nach der Quantität der im Harn ausgeschiedenen
Aetherschwefelsäure resp. ihrem Verhältniss zur präformirtenSchwefel-
säure “) abnimmt. Dies war nicht der Fall, im Gegenteil, die
Aetherschwefelsäure nahm unter dem Einfluss von auftretenden Diar-
rhoen noch zu. (Das Verhältniss — ist auch an den Normaltagen
ein ganz ungewöhnliches. Das rührt davon her, dass die Zahlen
für die präformirte Schwefelsäure ganz auffallend niedrig sind. An
keinem Tage — ausgenommen für den 7., an dem ein Druckfehler
vorzuliegen scheint, erreicht die Ausscheidung derselben in 24
Stunden ausgedrückt als BaS04 1 g = 0,343 SOj. Die Steigerung
der Aetherschwefelsäure nach Zuführung von Milchzucker ist übrigens
mit einer fäulnisswidrigen Wirkung desselben schwer zu vereini-
gen. Kef.).
In einer längeren Versuchsreihe mit frischem Käse (Mager-
käse), als ausschliefsliche Nnhrung, von welchem ein 12.25 Pfund
schwerer Hund bis zu 4 '/j Pfund pro Tag aufnahm, zeigte sich
eine ganz ausserordentliche Abnahme der Aetherschwefelsäure bis
zu völligem Verschwinden derselben an einem Tage, ebenso ver-
schwand Phenol und Indican im Harn Sterilisirter Käse hatte
dieselbe Wirkung, nlso kann dieselbe nicht etwa von den in dem
frischen Käse reichlich vorhandenen Milchsäurebacterien abhängen.
Dagegen zeigte sich bei einem anderen Hunde keinerlei Abnahme
der Aetherschwefelsäure, als derselbe mit rein dargestelltem Casein
an 2 Tagen je 250 g gefüttert wurde. Sch. schliefet aus diesem
Ergebnis«, dass die Herabsetzung der Fäulniss im Darmkanal bei
der Fütterung mit frischem Käse durch demselben anhängenden
Milchzucker bewirkt wird und sucht die dieser Erklärung entgegen-
stehende Wirkung von der Nahrung hinzugefügten Milchzucker zu
erklären, indem er meint, der Milchzucker werde im vorliegenden
Falle durch das Casein tief in den Dannkanal hinabgeführt und
könne seine antiseptische Wirkung entfalten. Auch beim Menschen
konnte in einem Falle von Lungentuberkulose und einem zweiten
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No. 46. Hanokh, Ueber Bildung und Rückbildung elast. Fasern. —Körte. 805
von Tuberkulös intestinalis die Abnahme der Indicanreaction
und der Aetherschwefelsäure unter den Einfluss von verzehrtem
Magerkäse constatirt werden. E. Salkowski
Fr. Hangen, Ueber Bildung und Rfickbildung elastischer Fasern.
Viroh. Arch. Bd. 137, p. 25.
Diese unter der Leitung von Grawitz ausgeföhrte Arbeit
schliefst sich den früheren Veröffentlichungen von Ghawitz und seinen
Schülern zur Begründung einer Intercellularpathologie unmittelbar
an. Verf. hat zum Studium der Veränderungen der elastischen
Fasern frische Wunden von menschlicher und Kaninchen - Haut
untersucht; ferner durch Injectionen von Ol. terebinthinae entzün-
dete Haut und Ligam. nuchae von Hunden und Carcinom der Nasen-
haut. Neben sich vergröfsernden permanenten Zellen und Kernen
tauchen in der selbst stark veränderten, ihrer elektiven Färbbarkeit
verlustig gegangenen elastischen Substanz , nach Ansicht des Verf.,
zahlreiche neue Kerne auf. Man soll alle Uebergänge vom kleinsten
Partikelchen bis zum vollendeten Kern beobachten, ohne dass ein
Protoplasma erkennbar wäre. Falls sich jedoch um diese Kerne
zarte Protoplasmaspindeln erkennen lassen, so soll dies auf Kosten
der elastischen Faser selbst geschehen, so dass ein unmittelbarer
Uebergang von elastischer in prutoplasmatische Substanz besteht.
Nach der Anschauung des Verf. kann es weder für diejenigen,
welche die elastischen Fasern aus Zell- und Kernsubstanz entstehen
lassen, schwierig sein, umgekehrt Zellprotoplasma aus Elastin her-
vorgehen zu lassen noch denen, welche die elastischen Fasern von
der hyalinen Grundsubstanz ableiten, auch andere chemische Um-
wandlungen wie die des Elastins in Chromntinsubstanz oder Zell-
protoplasma zu begreifen. M. Rothniann.
W. Körte, Ueber den Darmverschluss durch Gallensteine. Archiv
f. klin. Chir. XLVI. S. 331.
Die selteuen Fälle von Darmverschluss durch Gallenstein wer-
den von K. durch eigene (darunter eine noch nicht veröffent-
lichte) Beobachtungen vermehrt. In keiner derselben wurde die
Diagnose gestellt, es zeigte sich vielmehr, dass ein die innere Darm-
wand, die nervenreiche Schleimhaut andauernd treffender Reiz, wie
ihn der festgeklemmte Stein ausübt, ähnliche Symptome hervorruft
wie die Abklemmung des Darmes unter einem Adhäsionsstrang oder
die Strangulation durch Achsendrehung, und zwar treten heftige
Reizerscheinungen schon auf zu einer Zeit, wo die Ernährung der
Darmwand noch nicht gelitten hatte und ohne dass eine locale Peri-
tonitis an der befallenen Darmstelle vorhanden gewesen wäre.
Druckusur auf der Schleimhaut hat K. niemals gesehen. That-
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806 Bach, Ueber den Keimgeb< des Bindehautsackes. No. 46
sächlich kamen die Patt. K.’s unter den dringendsten Symptomen
des Ileus zur Operation und ist daher selbst bei einer Wahrschein-
lichkeitsdiagnose auf Darmverschluss durch Gallenstein längere
Fortsetzung einer erfolglosen Behandlung mit Opium, hohen Ein-
giefsungen , Magenauespülungen u. dgl. auf mehr als 2 Mal 24
Stunden nicht erlaubt. Die Laparotomie soll die methodische Ab-
suchung der Bauchhöhle ermöglichen und hat K. durch dieselbe
in 2 seiner Fälle sehr bald das Hinderniss gefunden. Man hat
dann unter Vorziehung der betr. Darmschlinge und den sonstigen
hier üblichen Cautelen auf den Stein einzuschneiden und nach dessen
Extraction die Darmwunde durch die LAMBHBT’sche Naht zu schliefsen.
Von den 4 auf diese Weise behandelten Fällen K.’s genasen drei.
P. Güterbook.
L. Bach, Ueber den Keimgehalt des Bindehautsackes, dessen na-
türliche und künstliche Beinflussung sowie über den antiseptischen
Wert der Augensalben. v. Gräfe’s Aroh. f. Ophthalm. XL. p. 130.
Nach den Untersuchungen von Bach ist man in einem sehr
grofsen Procentsatze im Stande, in der Bindehaut Bakterien nach-
zuweisen, auch bei äusserlich vollständig normaler Beschaffenheit
derselben und ist infolge dessen von vornherein der Bindehautsack
stets als inficirt anzusehen. Der Keimgehalt des Bindehautsackes
wird durch die mechanische Wegschaffung, durch den Lidschlag,
der eingeführten Bacterien nach der Nase zu günstig beeinflusst.
Ein Infektion des Bindehautsackes von der Nase aus auf den Thrä-
nenwegen ist bei normaler Beschaffenheit der letzteren absolut aus-
geschlossen. Die Thränen besitzen eine bakterienfeindliche Eigen-
schaft, ebenso die physiologische Kochsalzlösung, wie Brunnenwasser
und destillirtes Wasser, und zwar speciell dem Siaphylococcus
gegenüber. Das Kammerwasser spielt keine nennenswerte, schützende
Rolle Infectionskeimen gegenüber, im Glaskörper aber gedeihen
dieselben, besonders der Staphylococcus pyogenes, ganz gut. Durch
die mechanische Reinigung bei gleichzeitiger Berieselung mit einer
differenten, wenig reizenden Flüssigkeit wird bei weitem mehr er-
reicht in Bezug auf Verminderung der Keime im Binhohautsack,
als durch Ausspülungen mit Antisepticis , wobei die mechanische
Reinigung in den Hintergrund tritt.
Der Verband wirkt in Bezug auf den Keimgehalt des Binde-
hautaackes fördernd , d. h. es vermehren sich gewöhnlich die vor-
handenen Keime bedeutend unter einem solchen, doch erscheint die
Möglichkeit vorhanden, dass hier nicht alle Mikroorganismen gleich
gute Bedingungen vorfinden.
Zum Schlüsse untersuchte Bach noch die Augensalben auf ihre
desinficirende Wirkung. Als bestes Constituens empfiehlt er das
Vaselinuni americanicum album purissimum. Er fand, dass das
Sublimatvaselin, die Argentumsalbe, die Cuprumsalbe auch in Ver-
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No. 46.
Emmbrich, Ceber die Heilung des Milzbrandes etc.
807
bintlung mit einem wässerigen Menstruutn sehr starke desinficirende
Eigenschaften besitzen, etwas schwächer desinficirend wirkt die gelbe
Präcipitatsalbe. Es gelingt meistens durch 6 — 8 maliges Einstreichen
von Sublimatvaselin innerhalb 24 — 48 Stunden den Bindehautsack
und sehr oft auch den Lidrand keimfrei zu machen. Horstmann.
Emmerich, Die Heilung des Milzbrands durch Erysipelserum und
Vorschläge über die ätiologische Behandlung von Krebs und an-
deren malignen Neubildungen, sowie von Lupus, Tuberkulose,
Rotz und Syphilis nach Untersuchungen von Dr. R. Emmrhich,
Dr. Most, Dr. H. Scholl und Dr. J. Tsuboi. (Aus dem hyg.
Institut der Universität Mönchen). Münchner med. Wochenschr. 1894,
No. 28-31.
Im Jahre 1886 hat Emmrhich die Mitteilung gemacht, dass man
bei Kaninchen den Milzbrand heilen kann durch nachträgliche In-
fection von Erysipelstreptococcen. Diese Untersuchungen nimmt er
jetzt wieder auf nur mit dem Unterschied, dass er den Milzbrand
mit Erysipelserum zu heilen versucht. Dasselbe wird so bereitet,
dass Kaninchen mit Erysipel inficirt werden, die nach 3 Tagen schwer
kranken Tiere lässt man verbluten, das Blut wird durch Chamber-
land’sche Kerzen filtrirt und so verwendet; gleichzeitig wird auch
das ganze tote Kaninchen zerquetscht, der Fleischsaft ausgepresst,
filtrirt und wie Serum verwendet.
Die Behandlung leitet E. so ein, dass bald nach der Milz-
brandinfektion die Kaninchen bis zu 20 ccm Serum intraperitoneal
oder subcutan erhalten, diese Injektionen werden 2 bis 3 Tagelang
2 Mal täglich fortgesetzt. Die Tiere werden auf diese Weise vor
Ausbruch der Krankheit bewahrt. Hervorzuheben ist, dass bei
einem 4 Tage nach der Milzbrandinfektion getötetem, geheiltem Ka-
ninchen aus der Milz noch vereinzelte Milzbrandbacillen gezöchtet
werden konnten.
Leichter, sicherer und mit weniger Serum gelang die Milz-
brandheilung mit Schafserum, dessen Darstellung Emmbrich nicht
angiebt.
Dann geht E. auf die Anwendung des Erysipels gegen Tuber-
kulose öber; er teilt einige Tierversuche mit, in denen er Kaninchen
in die vordere Augenknmmer mit Tuberkelbacillen impfte und nach
Bildung von Tuberkeln die Tiere mit Erysipel inficirte; er fand
eine Verlangsnmung des tuberkulösen Processes; keine Heilung.
Er versuchte dann noch, ob andere Infektionen wie Schweine-Rot-
lauf u. a. den gleichen retardireriden Effekt auf Tuberkulose her-
vorbrächten, fand diese Vermutung aber nicht bestätigt. Er schliefst
darnus etwas unvermittelt, dass man mit seinem Erysipelserum
Versuche bei tuberkulösen Menschen ansiellen müsse.
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808 Voswinckel u. Körtf, Iloilserumtherapio b. Diphtherie. No. 46
Ebenso empfiehlt E. gegen Rotz, Syphilis, Tetanus und Diph-
therie sein Erysipelserum zu gebrauchen. Dasselbe wird in Thal-
kirchen von seinem Mitarbeiter Dr. Scholl dargestellt. Scheurlen.
1) E. Voswinckel, Resultate der Heilserumtherapie bei Diphtherie.
Deutsche med. Wochensohr. 1894, No. 22.
2) Nachwort von W. Körte.
Im städtischen Krankenhause am Urban wurden in der Zeit
vom 20. Januar bis 22. März 1894 60 Kinder mit dem von Ehr-
lich, Kosski. und Wassermann beschriebenen Diphtherieserum be-
handelt. Nach der Einteilung des Verf.’s waren davon anzusehen
als „schwere“ Fälle 30, als „mittelschwere“ 16 und als „leichte“
14. Von den 30 schweren Fällen wurden geheilt 15=50 pCt., von
den 16 mittelschweren 13=81 pCt,, von den 14 leichten 14=100 pCt.
Insgesammt wurden von 60 Fällen geheilt 42=70 pCt. — Der
Procentsatz der Heilungen der Gesammtzahl der Diphtheriekranken
im Krankenhauee am Urban betrug 1890: 55.7 pCt., 1891: 55.6pCt,
1892: 56.6 pCt., 1893: 51.7 pCt. Es ist also eine Steigerung der
Heilungen von ca. 14 pCt., gegeu 1893 sogar von 18 pCt. zu con-
statiren. — Tracheotomirt wurden von den mit Serum behandelten
Kindern im ganzen 20, und davon geheilt 9=45 pCt. Im Ver-
gleich zu den in froheren Jahren (1890 — 93) bei tracheotomirten
Kindern erzielten Ergebnissen bedeutet dies eine Steigerung der
Heilungen um 20 — 25 pCt. — Zur Beurteilung der Epidemie dieses
Winters (1893 — 94) teilt Verf. mit, dass vou 98 nicht mit Heil-
serum behandelten Kranken, (darunter 12 Erwachsene), 53=54 pCt.
geheilt wurden.
Besonders bemerkenswerth ist die Beobachtung, dass je frßher
die Serumbehandlung eintritt, desto besser die Resultate sind. Von
12 schwer Erkrankten, welche in den ersten 3 Tagen injicirt wur-
den, sind 11 geheilt, während von 18 Anderen, die erst später in
Behandlung kamen, nur 4 geheilt sind.
Die beste Heilungsziffer hat das 2., 3., 9. und 10. Lebensjahr.
— Die Heilungsdauer, gerechnet von der ersten Seruminjection bis
zur Entlassung aus dem Krankenhause, betrug bei den schweren
Fällen ca. 21, bei den mittelschweren und leichten ca. 15 Tage.
— Während im Anfang auch bei den schweren Fällen nur eine
einzige Injection von 4 ccm Serum gemacht wurde, hat Verf. später
stets in schweren Fällen, aber auch in mittelschweren, innerhalb
weniger Tage bis zu 4 Mal injicirt. Es stellte sich nun heraus,
dass unter den geheilten schweren Fällen gerade solche Kinder
waren, welche mehrere Injectionen erhalten hatten.
Einen deutlichen Einfluss auf den Temperaturverlauf hat die
Injection nicht ausgeöbl, ebensowenig auf die Losstof'sung der Mem-
branen. Dagegen war in fast allen, ausser den extrem schweren
Fällen zu bemerken, dass die Kinder etwa 24 Stunden nach der
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No. 46.
Sommrb, Die Dyslexie als functioneile Störung.
809
Injection sich auffallend wohl befanden, dass der früher schlechte
Puls sich bedeutend gebessert hatte, und dass Kinder, die somno-
lent in das Krankenhaus gebracht waren, häufig ganz klar waren.
In manchen Fällen hielt diese günstige Wirkung allerdings nicht
lange an. — Eine schädliche Wirkung des Serums, auch bei gröfseren
Gaben, wurde nie bemerkt. In einigen wenigen Fällen bildeten
sich in der Umgebung der Einstichstelle Urticaria ähnliche Quad-
deln, die aber bald ohne Zuthun verschwanden.
K. auf dessen Abteilung die vorstehend geschilderten Ergeb-
nisse gewonnen wurden, hält es für unzweifelhaft, dass bei Anwen-
dung des Heilserums bessere Resultate erzielt wurden, als in den
Vorjahren, trotzdem die Epidemie des letzten Winters als eine
schwere zu bezeichnen ist. Die Erfolge sind nach Ausweis der
aufgeführten Zahlen um so bessre, so eher die Behandlung einsetzt.
Auch die Wiederholung der Einspritzungen bessert ganz entschie-
den die Erfolge. Als besonders bemerkenswert hebt K. die Erfolge
bei Kindern im 2. Lebensjahre hervor, — auf 5 Kranke, 5 Hei-
lungen. Stadthagen.
Sommer, Die Dyslexie als funktionelle Störung. (Aus der psychiatr.
Klinik zu Würzburg). Arch. f. Psyoh. XXV. S. 663.
Der erste der beschriebenen Fälle betrifft einen Mann, welcher
nach einem Schlaganfall (geringe rechtsseitige Hemiplegie) ausser
vorübergehender Paraphasie das von Berlin beschriebene Symptom der
Dyslexie zeigte und zwar isolirt, nachdem die Lähmungen fast ganz
zurückgegangen waren. Pat. ermüdete sehr beim Lesen und liels
öfter constant ein oder das andere Wort aus, nachdem er mehrere
Zeilen richtig und vollständig gelesen hatte. Die einzelnen Buch-
staben kannte er, es wurde ihm schwer, Wörter daraus zusammen-
zusetzen. Bei der Section (Pat. starb an Nephritis) fand sich ein
Heerd in der 2. Stirn windung und einer in der 1. Temporal Win-
dung am oberen hinteren Ende und am gyr. supramarginalis (beide
gyr. centr. waren intakt), welcher bis in den sulc. interpariet. reichte
und das obere Scheitelläppchen mit ergriff.
Der zweite Fall handelt von einer atypisch verlaufenen De-
mentia paralytica, welche ebenfalls eine seltenere Lesestörung zeigte,
welche der Verf. als zusammengesetzt ansieht aus Dyslexie, abnor-
mer psychischer Nachwirkung und ungehemmter Wortassociation,
die zu den sonderbarsten Paraphrasirungen führte. Die Dys-
lexie ging allmälig in Alexie über. Der Verf. glaubt nun, dass
der bei der Dyslexie so oft beobachtete Wechsel von Fähigkeit und
Unfähigkeit, zu lesen darauf hin weise, dass hier eine funktionelle
Erkrankung vorliegt. Tritt Dyslexie bei einer Herderkrankung ein,
so wird eie durch Fernwirkung des Herdes auf gesunde Hirnteile
hervorgerufen. Es ist aber falsch die Dyslexie von der Zerstörung
eines Lesecentrums herzuleiten. In der Periodicität des Verständ-
nisses für Buchstaben, Worte und Zahlen, wie sie der zweite Fall
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810 Köbnkr, Rosbnthal, Ueber Pemphigus u. Bläschenausschläge. No. 46
zeigte, ist die Dyslexie als Anfangsglied der periodischen Reihe auf-
zufassen. Die Einleitung der Arbeit enthält eine scharfe Zurück-
weisung des Versuchs von Ws.isskmbkbo, ein „Buchstabenfügungs-
centrum“ aufzustellen. M. Brasch
1) H. Köblier, Ueber Pemphigus vegetans, nebst diagnostischen
Bemerkungen über die anderen mit Syphilis verwechselten, blasen-
bildenden Krankheiten der Schleimhäute und der äusseren Haut.
(Nach einem Vortr. in der Sect. f. Dermat. u. Syph der Natur-
forschervers. zu Nürnberg am 14. Sept. 1893). Deutsches Archiv f.
klin Med. Bd.53. S.-A.
2) 0. Rosenthal, Beitrag zu den blasenbildenden Affectionen der
Mundschleimhaut. (Vortr. geh. auf dem IV. Congr. d. deutschen
dermat. Gesellschaft in Breslau). Deutsche med Wochenschrift 1894,
No. 26.
1) Zu den blasenbildenden Processen auf den Schleimhäuten
und der Haut, welche, namentlich wenn sie auf der Mund- und
Rachenschleimhaut, oder in der Genital- und Analgegend auftreten
und wenn sie hartnäckig an diesen Stellen recidiviren, zur Ver-
wechslung mit Syphilis Veranlassung geben, rechnet Verf.: die
Aphthen, die von Haustieren auf den Menschen übertragene Maul-
und Klauenseuche, welche nicht nur auf der Mundschleimhaut („in-
fectiöse oder epizootische Stomatitis“), sondern bisweilen auch an
Händen, Füfsen und äusseren Genitalien, Blasen und Bläschen ver-
anlasst, den Herpes genitalis, den chronisch recidivirenden Herpes
der Mund- und Rachenschleimhaut, den Herpes zoster, gewisse,
noch nicht bestimmt zu svstematisirende sich wiederholende acute
Blasenausbrüche an den obengenannten Partieen, den Herpes Iris,
die Dermatitis herpetiformis, die Impetigo herpetiformis, die toxischen
(Arznei-) Exantheme und endlich den Pemphigus vulgaris, wenn er
mit längere Zeit hindurch nur auf der Mund- und Rachenschleim-
haut localisirten Eruptionen beginnt. Die allen diesen Pblyctänosen
gemeinsamen Merkmale gegenüber syphilitischen Affectionen sind:
ihr oberflächlicher Sitz, demzufolge sie gewöhnlich keine Narben
hinterlassen, die Beschaffenheit des leicht abwaschbaren, weilslichen
Belages nach dem Platzen der Blasen und das entzündliche Aus-
sehen der Ränder, der häufige Wechsel ihres Sitzes, auf der Haut
das Fehlen der Polymorphie, ferner die Art der Entstehung,
der mehr acute Ablauf und das Fehlen multipler seiet osirender
Adenitiden.
Verf. berichtet sodann ausführlich über drei von ihm beobachtete
Fälle des sehr seltenen, fast ausnahmslos mit Syphilis verwechselten
Pemphigus vegetans, von denen der eine unter dem Bilde des P.
foliaceus vegetans verlief, während die beiden anderen die ge-
wöhnlichere Form iles P. serpiginosus vegetans darboten. Allen
dreien gemeinsam war, dass sie an der Rachen- und Mundschleim-
haut (mit der Bildung von Blasen und daraus entstehenden Erosi-
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No. 46. Köbkrb, Rosbnthai., Ueber Pemphigus u. Bläschenausschläge. 811
onen) ihren Ausgang nehmen und dass erst nach Monaten oder
Jahren Blasen auf der Haut erschienen, die zum grofsen Teil nach
ihrem Platzen langsam heilende, sich oft durch blasige Abhebung
an der Peripherie weiter ausbreitende Excoriationen hinterliefsen.
Vorwiegend an gegenseitigen Contactflächen der Haut, wie in der
iDguinal-, Genitoanal- und Axillargegend entwickelten sich auf dem
blosgelegten Blasengrunde schon nach wenigen Tagen die charakte-
ristischen, rasch wachsenden, breiten Condylomen ähnlichen Wuche-
rungen, die von einem excoriirten Hofe und um diesen meist noch
von einer blasigen oder kragenartigen Abhebung der Epidermis be-
grenzt waren. Das Allgemeinbefinden der Pat. litt schon frühzeitig
infolge der durch die Schmerzen beim Kauen und Schlucken er-
schwerten Nahrungsaufnahme, des quälenden Juckens und der reich-
lichen Exsudation. Der Ausgang war in zwei von den 3 Fällen
ein letaler, dagegen wurde der eine Pat., ein junger, sehr kräftiger
Mann, durch energische Auslöffelung und nachherige Thermocauteri-
sation aller Wucherungen, sowie sofortige Bepinselung auch des
kleinsten Recidivs mit Jodtinctur dauernd geheilt. Dieser Fall ist
auch noch bemerkenswert durch seine (bisher nicht beobachtete)
regionäre, auf die Mundhöhle, die Genitalien, die Genitocrural- u.
Perinealgegend beschränkte Localisation. — Was die Aetiologie
des P vegetans betrifft, so spricht zwar die Art seiner Entstehung
und Ausbreitung sehr bestimmt für eine infectiöse Ursache, doch
hatten die angestellten bacteriologischen Untersuchungen ein nega-
tives Ergebniss. — Diagnostisch sind, speciell confluirenden breiten
Condylomen gegenüber, hervorzuheben: die Schnelligkeit mit welcher
die Vegetationen entstehen, das lebhafte Jucken oder Stechen in
den Wucherungen, deren Peripherie von einem Blasenwalle oder
einem abgelösten Epidermissaume umgeben ist, ihr durch Epider-
misdefecte bedingtes gestipptes Aussehen, der lange Bestand, die
sonstigen begleitenden Erscheinungen und die schädliche Wirkung
der antisyphilitischen Mittel. Auch der histologische Befund kann
in differentialdiagnostischer Beziehung (wenigstens breiten und auch
spitzen Condylomen gegenüber) herangezogen werden. — Therapeu-
tisch erwies sich die schon erwähnte Auslöffelung mit folgender
Thermocauterisation und die Bepinselung mit Jodtinctur am wirk-
samsten. Als Ersatz der letzteren bewährte sich Jodtrichlorid in
1 %„ Lösung am besten. — Der Arbeit sind zwei sehr instructive
Tafeln (davon die eine colorirt) beigegeben.
2) B. beobachtete bei drei jungen Männern das mehrfach sich
wiederholende Auftreten von Blasen und Bläschen auf der Mund-
Rachenschleimhaut und gleichzeitig auf der Haut der Genitalien.
Am erstgenannten Orte, wo sie Beschwerden beim Essen und
Sprechen hervorriefen, unterlagen die Blasen einer raschen Zerstö-
rung und hinterliefsen dann mit Epithelfetzen oder mit einem weils-
lichen oder grauen Belage bedeckten Erosionen. An den Genita-
lien safsen sie auf einem ödematösen, cyanotischen Grunde, der
gegen die gesunde Haut durch einen zinnoberroten Rand abge-
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812
Hkkftkr, Uebcr Pellote. — Vav.
No. 46
grenzt war. Schon diese Farbennuancen, welche übrigens auch
auf der Schleimhaut wenigstens angedeutet waren, liefsen erkennen,
dass es sich um eine Form des Erythma exsudativum multiforme,
um ein Erythma bullosum handelte. Die Heilung erfolgte unter
indifferenter Behandlung. — Verf. ist der Ansicht, dass der solitäre
locale Pemphigus der Mundhohle als Erythma bullosum aufzufassen
ist und dass auch ein grofser Teil der als Urticaria, Herpes u. dgl.
beschriebenen Affectionen der Mundschleimhaut hierhergehört. Das
Erythema bullosum der letzteren vergesellschaftet sich, wie es
scheint, häufig mit einer gleichen Erkrankung der Genitalien und
ist besonders auch durch seine Eigenthümlichkeit, mehrfach zu reci-
difiren, ausgezeichnet. H. Müller.
A. Heffter (Leipzig), „Ueber Pellote“. Ein Beitrag zur pharma-
kologischen Kenntniss der Cacteen. Aroh. f. exper. Path. u. Pharmak.
Bd. 34, p. 65.
Unter dem Namen Pellote wird in Mexico eine Cactusart,
Anhalorium Williamsii, als Berauschungs- und Heilmittel be-
nützt. Es gelang das wirksame Princip, Pellotin genannt, in
Form eines neuen Alcaloids, das gut krystallisirt und die Zusam-
mensetzung C,jHj(NOj hat, zu gewinnen.
Die physiologischen Wirkungen desselben an Fröschen stimmen
mit denen des Pikrotoxins überein. Am Kaninchen lösten 0.07 g
Pellotin, subcutan gegeben, eine Reihe von tetanischen Krampfan-
fällen, Trismus, Opisthotonus, schliefslich tötliche Lähmung aus.
0.05 — 0.06 g erzeugten am Menschen eine einschläfernde Wirkung,
die etwa zwei Stunden nach Aufnahme des Pellotin per os eintrat
und nach einer Stunde völlig schwand.
Aus einer verwandten Cactusart, Anhalonium fissuratuin
gewann H. eine zweite neue Base, Anhaliu in krystallinischem
Zustande. Sie hat die Zusammensetzung C10H,.,NO, liefert gut
krystallisirende Salze, ist jedoch nur schwach narcotisch wirksam
(an Fröschen).
Auch Anhalonium Lewinii, eine Varietät von A. Wil-
i.iamsii, über dessen physiologische Wirkung L. Lrwin eine Mit-
teilung gemacht hat, enthält eine Reihe basischer, krystallisirender
Körper, über die eine weitere Arbeit in Aussicht gestellt wird.
Colorirte Habitusbilder der untersuchten Cacteen bilden den
Schluss der Studie. Ueber nähere chemische Details s. d. Original.
Pohl.
F. Vay, Ueber den Glycogengehalt der Muskeln nach Nerven-
durchschneidung. Aroh. f. exper. Path. Bd. 33, S. 45.
Nach Durchicbneidung des N. iscbiadicu« bei Friitchen fand Verf. unter 19
Fallen nur zwei Mal in den Muekeln der gelahmten Seite etwas weniger Glycogen,
in allen anderen Fallen mehr, im Durchechnitt 20 bis 30 pCt., in einigen Fallen nur
3pCt., aber auch G8 46 pCt. mehr, als auf der anderen, sodass über die Zunahme
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No. 46.
Pali.adin. — Schmidt. — Kwbn, Nii.ks, Bayer.
813
als Effekt der Durcbschneidnng wohl kein Zweifel ist. Die Zeit zwischen Operation
und Untersuchung variirte von 4 Stunden bis S5 Tage. Auch bei 9 Kaninchen und
2 Katzen zeigte die operirte Seite (Resection des N ischiadicus) ausnahmslos hfiheren
Glycogengehalt. Bei einem der 9 Kaninchen war der Glycogengehalt auf der gesun-
den Seite Kusserst gering = 0.03$ pCt., bei einem anderen 0, ebenso bei einer Katze
= 0. Die Zunahme des Glycogens ist auf die Ioactivität der Muskeln zu beziehen.
Dementsprechend war der Unterschied weit gröfser, als die Frösche tetanisirt wurden.
Der Procentgehalt an Glycogen betrug auf der gesunden Seite 0.64 pCt. , auf der
operirten 1.334. E. Sslkowski.
W. Palladill, Beiträge zur Kenntniss der pflanzlichen Eiweifs-
stoffe. Zeitschr. f. Biolog. Bd. 31. S. 191.
Verf. hat die Samen der gelben Lupinen, der Puffbobuen (Vicia faba) und des
schwarzen Senfs untersucht und als hauptsächlichstes Globulin, io Uebereinstimmung
mit Warn, ein in seiner neutralen Lösung bei 75* koagulirendes Pflanzenvitellin ge-
funden, das iodess seinen Eigenschaften und der positiv ausfallenden Biuretreaktion
nach sieb den Albumosen nähert, wenigstens viele Eigenschaften der letzteren besitzt.
Die von Wzu, als Pflanzenmyosin bezeichnete, andere Globulinsubstanz, die in neu-
traler NaCI-Solution bei 56 — 60° koagulirt, kann Verf. nicht als einen besonderen
Stoff anerkennen, er ist vielmehr nnr die Kalkverbindung des Vitellins. Die von
Vinss behauptete Existenz einer wasserlöslichen Pflanzenalbnmose in jenen Samen
bleibt nach den Untersuchungen des Verf. fraglich. Die Pflanzeneiweifsstoffe, von
denen eine gröfsere Zahl dargestellt ist, als wirklich vorhanden, insofern sie durch
die Methoden der Darstellung vielfache Veränderung erfahren, werden von eiuer noch
.unbekannten, stickstoffhaltigen Substanz“ begleitet j. Munk.
91. Schmidt, Zur Behandlung der acetabuläraetitiachen ßecken-
abscesse. Arch f. klin. Chir. XLVII. S. 855.
Im Anschluss an einen einschlägigen einen lOjlhr Knaben betr. Fall, in welchem
zn einem Schnitt von vorn her eine der Ligatur der A. glut inf. entsprechende
Gegenöffnung hinzugefdgt wurde, empfiehlt Verf. entweder die Schnittfahrung von
BmnsB's Metbodus ischiadica oder besser noch Kocrsb's Winkelschnitt, welcher von
der Basis der Aussenflacbe des Trochanter maj. bis zur vorderen Trocbanterspitze
schräg aufwlrts und winklig abbiegend in der Richtung der M. glut roax. schräg
auf und medianwkrts durch diesen verläuft. Letzterer Schnitt wird von Verf. deshalb
dem Biddbr's vorgezogen, weil bei ihm der M glut. max. parallel den Fasern durch
trennt wird. P. GDlerbork.
1) \V. W. Keen, Gastrostomy by Wiizkl’s Method for primary
Cancer of the Oesophagus. Philadelphia med. and surg. Reporter 1894,
Dec. 16.
2) II. D. Niles, Gastrostomy in stricture of the Oesophagus. New-
York med. Record 1893, p. 714.
3) C. Bayer, Ein Beitrag zur Oesophagus-Chirurgie. I. Imperme-
able Narbenstrictur des Oesophagus im Brustteil. Heilung
durch combinirte Oesophagotomie nach Gossen iiaumi. Prager med.
Woohenschr. 1894, No. 4.
I) Der betr. 48jähr. Pat., dessen weitere Schicksale bis 3 Monate nach der Gas-
trostomie verfolgt wurden, trug ein einfaches Drainagerohr in seinem Magenmunde,
welches dorch etwas mit Heftpflaster befestigte Ga/.e festgehalten wurde, ohne dass
Mageninhalt daneben flofs.
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814
Grobkr. — Koschikb. — Ashkk. — Roth.
No. 46
2) Betrifft eine 69jährige Dame mit einer impermeablen (wahrscheinlich krebsigen)
Verengerung ca. II" unterhalb der Sebneidezäbne. Gastrostomie wurde in 2 Zeiten
(innerhalb 3 Tagen) nach den Vorschriften Fftsoait’a ausgeführt: Tod trat 6 Tage
nach der ersten Operation durch Erschöpfung ziemlich plötzlich ein. Keine Obduction.
3) Das Wesentlichste des einen 8 jährigen Knaben betr. Falles bringt die Ueber-
schrift. P. Gfiterboclc.
R. Gruber, Ueber Rostablagerungen in der Hornhaut, v. Gräfe ’s
Arcb. f. Ophthalm. XL. S. 172.
Nach G. verhalten sich io die Hornhaut eingetrungene Eisenkörper ihrer chemi-
schen Beschaffenheit nach in ihr verschieden. Du metallische Eisen und das Eisen-
oxydul sind als in chemischer Beziehung different, das Eisenoxyd als indifferent an-
zusehen. Gemenge aus beiden verhalten sich in desto höherem Grade chemisch rei-
zend, je mehr die Oxydulquote die Oxydquote übersteigt. Die an das Eindringen
eines Fremdkörpers sich anschliefsende, nach Extraktion derselben zurückbleibende
Rostablagerung in Form des sog. Rostringes ist, als nur aus Eisenoxydhydrat bestehend,
in chemischer Beziehung indifferent und unschädlich. Der aus dem Fremdkörper in
die umgebende Hornhsut übergegaugene Rost stellt einen nur am Einstich mit dem
Sticbkanal zusammenhlngenden Mantel dar, der sonst durch oxydfreie Partien von
ihm getrennt ist. Auch bei nicht perforlrendeu Fremdkörpern kommt es sehr oft xur
Oxydablagerung an der Descemetis. Die Rostablagerung ausserhalb des eigentlichen
Fremdkörpers erfolgt ungemein rasch, sodass schon nach 5 Minuten vielleicht auch
schon in kürzerer Zeit der Beginn des Rostringes ausgebildet ist. Das Hornhaut-
epithel verhält sich dem Eindringen des Eisenoxyds gegenüber ausserordentlich wider-
standsfähig, die Hornbautsubitanz aber xeigt demselben gegenüber ein verschiedenes
Verhalten. ilorstmaon.
Koschier, Lordose der Halsuirbelsäule mit Druckgeschvvflren an
der Ringknorpelplatte. Larynxstenose. Wienor klin. Wochonschr. 1894,
No. 35, 36.
Es handelte sich um durch starke Lordose der Halswirbelsäule bedingte Larynx-
stenosen, welche io einigen Fällen eineo solchen Grad erreichten, dass sie die Tracheo-
tomie erforderten Bei der Sektion fanden sich Drockgescbwüre über der hinteren
Fläche der Ringknorpelplatte und der hinteren Pbarynxwand, die mit der Lordose
zusammenhingen. Dass es Druekgetchwüre waren zeigte ihr anatomisches Verhalten
und der Umstand, dass sie unbemerkt und schmerzlos verliefen. w. Lublinaki.
Asher, Ueber Mittelohrentzündung nach Trigeminusreseclion. Bei-
träge z. klin. Chir. S.-A.
Bei einem 37jährigen Dienstmädchen trat 3 Wochen nach Resectioo des 2. und
3. Trigeminusastes eine Mittelohrentsündung auf der operirten Seite auf, deren Aetio-
logie sich nach Verf., io der Weise darstellt, dass io Folge der Operation vasomo-
torische Störungen iro Mittelobr (Oedem des Trommelfelles und sämmtlicher Mittelohr-
räume) eintreten, alsdann die Einwanderung Tod Entzündungserregern in die so em-
pfänglicher gewordenen Räume von dem schon vorher erkrankten Nasenrachenraum
(chronische, schleimig eitrige Pharyngitis) her durch die gut durchgängige Tuba F.ust
erfolgte. Schwsbseh.
Roth, Ueber das Vorkommen von Tuberkelbacillen in der Butter.
Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1894, No. 17.
Der nicht zu selten vorkommeode Gehalt der Milch au Tuberkelbacillen bei
Eutertuberkulose und general isirter Tuberkulose ist bekannt. Dass Tuberkelbacillen
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No. 46.
v. Bacrh. — Aron. — Hoffmann.
815
di« der Milch zugesetzt wurden in die aut dieser bereitete Butter übergeben k (Innen,
ist durch Versuche nachgewiesen. R. stand eine Milch zur Verfügung, welche von
einer tuberkulösen Kuh stammte und welche reichlich Tuberkelbacillen enthielt.
Impfte er Butter, welche aus dieser Milch hergestellt war Meerschweinchen in di«
Bauchhöhle, so gingen sie an Tuberkulose zu Grunde.
Nun untersuchte R. kiufliche Marktbutter, so dass er 6 — 10 ccm daron Meer-
schweinchen in die Bauchhöhle brachte: Zwei ron 20 Butterproben enthielten viru-
lente Tuberkelbacillen.
Zur Vermeidung der durch die Butter bedingten Gefahr empfiehlt R. dieselbe
aus gekochter Milch bezw. gekochtem Rahm herzustellen. Sehaurien.
0. V. Bauer, Zur therapeutischen Verwendung des Malakins.
Wiener med. Blätter 1894, Mo. 11, 12.
B. prüfte auf der OaaseRs'scben Abteilung des Wiener allgemeinen Kranken-
hauses das von Jaqczt eingefübrte Malakio, über dessen chemische und therapeutische
Eigenschaften bereits früher berichtet wurde. Oie Resultate sind kurz folgende : Das
Malakin bewahrte sich als Antirbeumaticum; es steht an Sicherheit des Effects dem
Salicyl nach, doch hat es nicht dessen unangenehme Nebenwirkungen. Es ist ferner
ein mild wirkendes Antipyreticum, das hohe Temperaturen allerdings nur in geringem
Grade herabzusetzen vermag; namentlich dürfte sich die Anwendung des Malakins
gegen das Fieber der Phthisiker empfehlen, da diese berabgekommenen und maras-
tiscben Individuen auf stark wirkende Antipyretica blutig mit schweren Collapserschei-
nungen reagiren. Am wenigsten empfehlenswert ist das Malakin als Anodynum.
K. KrontOal .
E. Aron, Graphische Darstellung einiger Atmungstypen des Men-
schen. Virohow’s Arch. Bd. 137, H. 1.
Behufs Anfertigung von Atmungsknrven gesunder und kranker Individuen be-
diente sich Verf. einer MAscr'schen Kapsel, die er mit einem Quecksilbermanometer
in Verbindung brachte; das Manometer trügt einen Schwimmer und eine Zeicben-
feder. Wurde nun die MstiBx’sche Kapsel mittelst eines Gurtes an den Thorax des
zu untersuchenden Individuums applicirt — wozu gewöhnlich die Herzgegend gewühlt
wurde — , so übertrugen sich die Thoraxschwankungen durch das Manometer auf die
Zeicbenfeder und wurden von letzterer auf einem sieb bewegenden Papierstreifen regi-
strirt. Vermittelst dieses Verfahrens hat Verf. Kurven eines Menschen im normalen
sowie im Morphiumschlaf anfgenotnmen, ferner Kurven bei Chetse SroKKs'scher Respi-
ration, bei Asthma bronchiale, Trachealstenose und Lungenempbysem registrirt. Wegen
der Details dieser graphischen Aufnahmen müssen wir auf das Original verweisen.
PerL
J. Hoffmann, Der Symptomencomplex der sog. spastischen Spinal-
paralyse als Teileracheinung einer hereditär syphilitischen Affection
des Centralnervensystems. Neurol. Cbl. 1894, No. 13.
Paralletfalt zu den seltenen Füllen von Tabes bei Kindern. Ein hereditlr lue-
tischer Knabe mit geringer geistiger Beanlagung, die allmülig immer mehr auffallend
wird, erkrankt, 12 Jahre alt, an 8teifigkeit in den Beinen mit reifsenden Schmerzen
im Fufsrücken. Die Steifigkeit geht über in einen eiquisit spastischen Zustand mit
lebhaften Patellarreflexen und Fuftclonu». Fernere Symptome sind: reflectorische
Popillenstarre, Mydriasis, Accomodationsparese , Fehlen der Pupillenreaction bei Con-
vergenz. Zu einer Zeit bestanden anch Sehstörungen.
Verf. nimmt zur Erklürung der Erscheinungen eine auf zypbilitiscber Basis be-
ruhende Entwicklungshemmung in gewissen Gebieten des Centralnervensystems and
einen daneben bestehenden activen Krankbeitsprocets im Rückenmark ao.
Eine aotiluetische Behandlung war erfolglos. K. Grobe.
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816 Ehlknmkyeb, Mattison. — Spiktschka. — Adams. No. 46
1) A. Erlenmeyer, Atropin bei Morphinismus. Therapeut. Monatsh.
1894, Jan.
2) J. B. Mattison, The modern and humane treatment of the
morphine disease. Med. Reo. 1893, Dec. 23.
1) Unter Anlehnung an die Hypothese, dass die Abstineniersebeinungen bei der
Morphiumentziebung die Folgen einer Vergiftung durch Oxydimorphin sind, nicht
eiuer Vergiftung durch Morphin, hält der Verf. nichts von der Einführung des Atro-
pin, da dieses nicht das Gegenmittel für das Oxydimorphin darstellt. Es wäre höchstens
rationell, dem Morphiumkranken mit der rollen Dosis Morphin das Atropin einzuver-
leiben, aber auch dies führt nicht zur Erleichterung der Abstinenzbeschwerden. Diesen
Bemerkungen folgt dann eine Kritik der KocH’schen Arbeit (Nor. 1893 Tb. Monats-
hefte), welche den Verf. durchaus nicht ron der Nützlichkeit des Atropingebrauchs im
I.aufe der Entziehungskur überzeugen konnte.
2) Der Verf. empfiehlt, die Morpbinisten während der Entwöhnung mit steigenden
Gaben ron Brom (1.8— 6.0 g 2 Mal tlglich) oder mit Codein oder mit Trional za
behandeln. Es rühmt dieser Medication einen günstigen Einfluss auf die Abstinenz-
Symptome nach, die Entziehungskur wurde dadurch abgekürzt nud sei durch Verhü-
tung der ungemein quälenden subjectiren Erscheinungen menschlicher als die gefähr-
lichen und gänzlich zu rerwerfende brüske Abgewöhnung. Das Nähere ist im Orig,
einzusehen. M. Brasch.
Tll. Spietfichka, Ueber eine eigenartige Hautveränderung bei Spina
bifida. (Aus der Klinik des Prof. F. J. Pick in Prag). Prager
med. W'ocbenschr. 1894, No. 10, 11.
Bei einem 88jähr. Manne fand sich am Rücken vom unteren Rande des I. Len-
denwirbels bis drei Querfinger Uber die Mitte des Kreuzbeins eine flache, geschwulst-
artige Verwölbung, über welcher die Haut ungemein verdickt, runzelig, leicht braun
pigmentirt und von spirlicben feinen langen Härchen bedeckt war. Der von unten
her unter die Geschwulst nach aufwärts drängende Finger fühlte von der Höhe der
Spina posterior superior anstatt des Lendenwirbelkammes eine spaltförmige, nach oben
sieb erweiternde, seitlich von Knochenwulstcn eingefasste elastische Lücke. Der obere
Teil dieser Spalte liefs sich durch die Geschwulst nicht abtasten, oberhalb der letzteren
aber erschienen die Dornforisätze der Wirbel wieder normal. Die Verdickung der
Haut, in deren Nachbarschaft noch einige kleine Pigmentnaeri und Ftbromata mollusca
safsen. zeigte ganz den Cbaracter einer Elephantiasis circumscripta und ging ohne
scharfe Grenze in die gesunde Umgebung über. Pica führt sie auf eine durch Stau
ung und wiederholte äussere Insulte veranlasste cbrooische Entzündung zurück und
setzt sie io Analogie mit den Verdickungen, welche bei lange dauernder Hydrocele an
der Haut des Scrotums zuweilen Vorkommen. H. Möller.
J. Adams Death unter nitrnus oxytle gas. Lancet 1894, L. No 12.
A., der, wie er aogiebt, über 40000 Personen innerhalb 20 Jabren mit Lachgas
betäubt hat, verlor den ersten bei einer ganz in der gewöhnlichen Weise geleiteten
Narcose gelegentlich einer Z&hnextractioo. Unmittelbar nach derselben trat Cyaoose
nnd Muskelsteifigkeit auf und die Atmung setzte aus ICs wurde künstliche Atmung
eingeleitet; nach 2 Minuten erfolgten einige spontane Exspirationen, dann trat keine
Atmong mehr ein. Der Herzschlag hörte allmälig auf: Amylnitrit, Aethereinspritzung,
Tracheotomie waren erfolglos. Die Section ergab keine krankhaften Veränderungen:
starke Cyaoose und Luogenhyperämie, Schaum in den Luftwegen, fast völlige Leere
des Herzens waren die einzigen Befunde. Fr. ßtraasmann.
Kinicndungen för das Ontralblatt werden an die Adresse de* Hm. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
FiansöfUehe Strafte fl) oder an die YerlagAhAndlun« (Berlin NW.. 68. Unter den Linden) erbeten.
Verla« von August Hirschwald in Berlin. — I>ruok von L. 8 ch uro ach er in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—3 Bogen; am Schluss«
des Jahrgangs Titel , Na-
men- und Sachregister.
für die
Treis des Jahrganges
SU Mark; au beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. **• Movember. No. 47.
Inhalt: Andersbon, Morphologie der Schilddrüse. — ■ Ho pfb-Sk ylrr, La-
ves, Ueber einen neuen Respirationsapparat und Versuche mit demselben. — J o-
bannsbn, Ueber Zerreifsung der Harnblase. — Zaüfau, Actinomykose des Mittel-
ohrs. — Pfeiffer, Rolle, Issabff, Kluczksko und Kamen, Hesse, Ueber
die Aetiologie der Cholera, Choleraimmunitftt u. s. w. — Da Costa, Ueber idiopa-
thische Herzschwäche. — • Kkattbk, (I’Aksonval, Donnbllan, Hbdlky, Ueber
Tod uüd Scheintod durch den electriscben Strom.
Paosz, Zur Chemie des Glaskörpers und des Kammerwassers. — Arnold,
Angeborenes Herzdirertikel. — Ryüyoibk, Ueber die totale Ausräumung der Achsel-
höhle. — Thomson, Behandlung des Leberabscesses. — Baas, Beziehungen zwischen
Augenleiden UDd Lebererkrankungen. — Gouourniibi m, Chirurgische Behandlung
der Larynxphthise. — Hofmann, Die Eiweifskörper der Tuberkelbacillen. — Psl*
lisibr, Behandlung der Lungentuberculose mit Petroleum. — BAümlrr, Gebrauch
▼on Schwefel bei Diphtherie. — Mayer, Ueber die Entstehung von Gallensteinen. —
Krmak, Luxation des Schultergelenks bei Kinderlähmung. — Mitchell, Ver-
krümmungen der Wirbelsäule mit psychischen Erscheinungen. — Eichiiokst, Ueber
Reinfectio syphilitica. — Majocchi, Ueber Lupus disseminatus. — Mallv, Elec-
Irische Behandlung von Fibromen. — Kalt, Thuja occidentali» als Abortivum —
Stbabsmann und Kirstein, Diffusion von Giften in der Leiche.
O. A. Alldersson, Zur Kenntniss der Morphologie der Schild-
drüse. Arch. f. Anat. u. Physiol. v. His und du Bois-Rhymond. Anat. Abt,
1894, H. 3, 4.
Verf. untersuchte zunächst die Nerven und Nervenendigungen
in der Thyreoidea mittelst der GoLot’schen Metode und kam dabei
zu nachstehenden Resultaten:
Die mit den Gefäfsen innerhalb der Drüse verlaufenden grofsen
Nervenstämme geben Gefäl'snerven und Drüsennerven ab. Die er-
steren, die Gefäl'snerven, bilden durch seitlich abgehende gröfsere
und kleinere Aeste und durch Austausch von deren Fasern peri-
vasculäre Plexus um die Arterien. Dieselben sind im Bindege-
webe und in der Adventitin gelegen und senden feine variköse
Endäste aus, die bis in die Media zu verfolgen sind, in der sie
XXXII. Jahrgang. 52
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818
Andbbsson, Morphologie der Schilddrüse.
No. 47
entweder rechtwinklig sich spaltend oder büschelförmig zerteilt
enden. Je kleiner das arterielle Gefäls ist, um so spärlicher ist
der Plexus und umgekehrt, je gröfser das Gefäfs, desto dichter der
Plexus. Auf den kleinsten Arterien und auf den Capillaren sind
nur einzelne längsziehende variköse Fäserchen vorhanden, die nach
kürzerem oder längerem Verlaufe plötzlich aufhören. Die Venen
sind von spärlichen Plexus umhöllt, die in feine variköse Eodästchen
sich auflösen.
Die Drüsennerven dringen in das die sogenannten Follikel
(richtiger: die Bläschen) der Dröse umhöllende Bindegewebe und
bilden hier durch Teilung der einzelnen Fasern und durch Aus-
tausch diffuse Geflechte feiner Fasern, die perifollikulären Plexus.
Wirkliche Anastomosen kommen in keiner der beiden Plexusarten
vor. Auch Ganglienzellen sind nirgends vorhanden; da wo man
solche annehmen könnte, handelt es sich nach Verf. stets um Silber-
niederschläge in den Lymphbahnen
Im zweiten Teile seiner Arbeit geht Verf. auf die Histologie
der Thyreoidea näher ein und untersucht namentlich, ob in der-
selben ein Secretionsvorgang statt hat oder nicht. Zu diesem Zwecke
nahm er stets Tiere (Katzen, Kaninchen) von demselben Wurfe,
demselben Geschlechte und demselben Alter. Ein Tier wurde so-
fort getötet, die anderen erhielten Pilocarpininjectionen (2— 6 mg
subcutan) und wurden nach verschieden langer Zeit — */4 Stunde
bis 4 Stunden — getötet. Verf. ist nämlich der Ansicht, dass es
nicht angeht, einem Tiere (Katze) die eine Schilddrüse zu exstir-
piren, dann die Pilocarpininjection vorzunehmen und nach einer
bestimmten Zeit die zweite Dröse, die unter der Wirkung des ein-
geführten Reagens gestanden, auszuschneiden. Deswegen musste er
den oben skizzierten, allerdings weniger sicheren Weg gehen. Die
Resultate sind folgende:
In der Ruhe der Zellen ist der Zellkörper gegen das Bläschen-
lumen durch eine gerade Linie abgegrenzt, die Filarsubstanz besitzt
keine Einschlüsse und hat der Längsaxe der Zelle parallel gerichtete
Züge, der Zellkern liegt an der Membrana propria. Mit Beginn
der sekretorischen Thätigkeit wird die Zelle höher und wölbt sich
kuppelartig gegen das Bläschenlumen, der Kern wandert in die
Mitte der Zelle und gleichzeitig tritt zwischen den Strängen der
Filarsubstanz das Secret auf. Dasselbe nimmt Farbstoffe nur wenig
auf und wird vom Verf. daher als chromophobes Sekret be-
zeichnet. Das Sekret, das in Bläschenform erscheint, gelangt all-
mälig in das Lumen des Bläschens und ist von einer zarten Hülle
aus Filarsubstanz umgeben, die im Colloid die sogenannten Vakuo-
len bildet. Jetzt tritt dasjenige Sekret auf, das Farbstoffe intensiv
aufnimmt, das vom Verf. so benannte chromophile Sekret.
Dasselbe bildet zunächst im Zellkörper kleine von einem lichten
Hofe umgebene Kügelchen, die nach und nach gröfser werden und
schliefslich in das Lumen gelangen. Nach Entleerung des Secretes
wandert der leicht zackig gewordene Kern wieder gegen die Mem-
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No. 47. Hoppk-Skylkh, Litho, Uober einen neuen Respirationsapparat etc. 81 9
brana propria, während die Zellsubstanz das vorhin beseht iebene
Aussehen des Ruhezustandes gewinnt.
Im Innern des Follikel- (Bläschen) Lumens mischen sich chro-
mophile und chromophobe Sekretbestand teile; über wiegen die ersteren,
so wird der Inhalt des betreffenden Bläschens hyalin und bildet
das Colloid der Autoren, überwiegen die letzteren, so entsteht eine
körnige, schwach färbbare Masse.
In der Wandung des Bläschen bilden sich Lücken, teils durch
die Entartung von Epithelzellen, teils durch „colloide Schmelzung“
Dadurch wird, wenn auch noch das umgebende Bindegewebe an
dem Degenerationsprocesse sich beteiligt, eine Cominunicalion von
Bläschen und Lymphgefäfs hergestellt, durch welche der Uebertritt
der Inhaltsraassen der Bläschen in den Lymph- und damit in den
Blutstrom herbeigeffihrt werden soll. Bei diesem Uebertritt wird
angeblich der Bläscheninhalt völlig verflüssigt und geht dadurch
seines specifischen Aussehens verlustig. Rawitz.
1) F. Hoppe -Seylcr, Apparat zur Messung der respiratorischen
Aufnahme und Abgabe von Gasen am Menschen nach dem Prin-
cipe von Rkonault. Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. S. 574.
2) E. Laves, Respirationsversuche am gesunden Menschen. Ebenda,
S. 590.
1) Hupfk-Ss.ylkk’s Respirationsapparat für Versuche am Men-
schen besteht aus einem cylindrischen, allseitig luftdicht abschliefs-
baren Raum, in welchem die Versuchsperson verweilt; durch 7 ctm
weite Röhrenleitung jederseits oben am vorderen und hinteren Ende
wird Luft abwechselnd aus dem Raume abgesogen in grofse, zum
Teil mit starker Aetzlauge gefüllte Flaschen, welche durch einen
Wassermotor in der Weise bewegt werden, dass die Lauge beim
Aufsteigen der Flaschen der einen Seite durch die verbindenden
Kautschukschläuche in die beiden Flaschen der anderen Seite ab-
fliefst und an ihrer Stelle Luft aus dem Versuchsraum ansauut,
während auf der anderen Seite ein ebenso grofses Luftvolum nach
dem Versuchsraum zurückgepresst wird. Für die so durch die
Lauge absorbirte Kohlensäure tritt aus einem Sauerstoffgasometer
ein entsprechendes Volum Sauerstoff in den Versuchsraum ein. Der
CO, -Gehult der Lauge zu Beginn und am Schluss des Versuches
wird durch Wägung der mittels Schwefelsäure ausgetriebenen CO,
bestimmt, derjenige des Versuchsraumes nach Pkttknkofkh’s Titrir-
uogsmethode. 2 Tafeln erläutern im Einzelnen die Anordnung und
Handhabung des Apparates. In diesem Apparate haben Versuchs-
personen bis zu 24 Stunden ohne jede Beschwerde verweilt. Die
Ventilation war so ausreichend, dass noch am Schluss des Ver-
suches die Atemluft meist 20 pCt. O enthielt (nur in wenigen Fällen
war dieselbe bis auf 18.8 Proc. O heruntergegangen), dagegen ist
der CO, -Gehalt im Atemraum von 0.05 — 0.2 pCt. zu Beginn des
Versuches auf 0.6— 1.1 pCt. angestiegen, doch dürfte auch dieser
52»
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820 Jobaknsbn, Ueber Zerreifsung der Harnblase. No. 47
C02-Gehalt kaum einen den Stoffverbrauch qualitativ oder quanti-
tativ schädigenden Einfluss geübt haben.
2) Mittels des HoppK’schen Apparates hat Lavks an einem ge-
sunden Manne, 30 Jahre alt, 66kg schwer, im Ganzen sieben, je
8—24 Stunden währende Versuche „bei gemischter Kost4* (dieselbe
ist nicht im Einzelnen beschrieben) ausgeführt. Er fand den O-
Verbrauch zu 3.73 bis 4.32 ccm, die C02-Ausscheidung zu 3.07 bis
3.81 ccm per Kilo und Minute, den respiratorischen Quotienten zu
0.76—0.89. In 2 Versuchen, in denen die Brotration im Verhältnis
zur Fleischration gesteigert, also erheblich mehr Kohlehydrate ge-
nossen wurden, stieg der O- Verbrauch bis auf 4.59, die C02- Ab-
gabe bis auf 4.17 ccm per Kilo und Minute und damit der respir.
Quot. bis auf 0.91. — Wegen vieler Einzelheiten vergl. Orig.
J. Munk.
O. Johannsen, Ueber Zerreifsung der Harnblase. Petersburger med.
Wochenschr. 1893, No. 34.
J. berichtet einen eigentümlichen Fall von Blasenzerreifsung.
Einem kräftigen Hafenarbeiter von 26 Jahren war eine 20 Pud
schwere Last auf die linke Hüfte gefallen, wobei er das Gefühl
hatte, als ob ihm an der Schamfuge die Kuochen auseinandergingen.
Unmittelbar darauf ging etwas Blut durch die Harnröhre ab. Wäh-
rend sich eine Geschwulst in der linken Leiste entwickelte und die
Harnblase über der Symphyse anscheinend zu fühlen war, konnte
kein Urin gelassen werden. Am nächsten Morgen fand man eine
linkseitige Pneumonie, ausserdem aber eine Dämpfung bezw. Resi-
stenz bis 4 Querfinger unter dem Nabel reichend und sich nach
beiden Seiten in Form einer Kreislinie bis zur Spin. ant. sup. il.
verbreitend. Ein silberner Catheter entleerte etwas trüben, jedoch
unblutigen Harn, nur zum Schluss kam beim Herausziehen des In-
strumentes etwas Blut. Die Dämpfungslinie war völlig geschwun-
den, um am nächsten Tage mit Wiederkehr der Harnverhaltung
wiederzukommen. Der Catheterismus erfolgte hierauf in gleicher
Weise wie am Tage zuvor; von da ab liels Pat. den Urin teilweise
spontan, es entwickelte sich aber unter Sopor und schweren All-
gemeinerscheinungen, nachdem das Fieber bereits geschwunden war,
in der linken Leistengegend eine entzündliche Schwellung, welche
sich bei ihrer Eröffnung 10 Tage nach der Verletzung als ein
jauchig cariöser Herd erwies, und es gelang, in denselben einen
Nelaton-Catheter von der Harnröhre aus zu schieben. Nach vorüber-
gehp.nder Besserung erfolgte 17 Tage nach der Verletzung der Tod,
und die Autopsie zeigte ausser Diastase der Symphyse die Blase in
einer grofsen, oben vom Bauchfell begrenzten Höhle klein und zu-
sammengezogen, die Harnröhre von ihr sammt einem kleinen Stück
Blasenhals abgerissen, so dass das quere Lumen der Blase an der
Durchreifsungsstelle einer 2 cm langen Oeffnung entsprach. — In
längerer Epicrise berichtet J. über Leichenversuche, in welchen es
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No. 47.
Zaufal, Actir.omykoso des Mittelohrs.
821
ihm durch Injection des Cavum Retzii gelang, eine ähnliche durch
schwache Percussion nachweisbare Dämpfungslinie am Bauche her-
vorzurufen, wie er sie im vorliegenden Fall in vivo beobachtet hatte.
Es ist daher diese Linie für Ansammlungen im Cavum Retzii cha-
racterislisch und soll aus ihrem Schwinden nach Application des
Catheters auf einen extraperitonealen Blasenriss geschlossen werden.
P. Güterbock.
Zaufal, Actinomykosis des Mittelohrs. Actinomycotische Abscesse
in der Umgebung des Warzenfortsatzes. (Vortrag im Verein der
deutschen Aerzte in Prag, 4. Juni 1894). Prager med. Wochenschr.
1894, S.-A.
Der von Z. mitgeteilte, sehr interessante Fall verlief bei dem
54jährigen Pat. (Feldarbeiter) unter dem Bilde einer verschleppten
acuten Mittelohrentzündung ohne Trommelfelldurchbruch, complicirt
mit tiefliegenden Hals- und Nackenabscessen. Bei der operativen
Eröffnung des Proc. mast, stiefs man eogleich auf mit Granulationen
und Eiter gefüllte pneumatische Räume; in einer der Zellen fand
sich mitten in dem dieselben nusfüllenden Granulationsgewebe ein
kirschkerngrofses grünes Korn; ebensolche Körner fand man in dem
das Antrum erfüllenden Granulationsgewebe. Bei einer später vor-
genommenen Operation wurde ein solches Korn auch in Granula-
tionen der Paukenhöhle gefunden. Durch mikroskopische Unter-
suchung wurde die actinomykotische Natur dieser Körner festgestellt.
Bezüglich der Abscesse am Hals und Nacken glaubt Verf. auf
Grund der Anamnese, des klinischen Verlaufes und der objectiven
Untersuchung annehmen zu müssen, dass dieselben mit der acti-
nomykotisehen Erkrankung der Räume des Proc. mast. sup. des
Antrums als Teile des Mitteiohrs höchstwahrscheinlich im ursäch-
lichen Zusammenhang zu bringen seien. Als Eingangspforte für
die Samen des Actinomyces in Form von sporenartigen Kokken
oder Bacillen oder als längere oder kürzere Fadenfragmente, wie
sie in den Tonsillenkrypten, in cariösen Zahnhöhlen und im Mund-,
Nasen- und Rachenhöhlensecrete Vorkommen sollen, könnte, nach
Verf., die Tuba Eustach. angesehen werden. Möglich wäre es
auch, dass die Krankheit durch Vermittelung eines Fremdkörpers
(Getreidegran, Holzsplitter) entweder durch die Tuba oder durch den
äusseren Gehörgang mit Durchbohrung des Trommelfelles in die
Paukenhöhle gelangt sei. Schliefslich macht Verf. darauf aufmerk-
sam, dass, wenn die Actinomykose primär ihren Sitz in den Räu-
men des Mittelohres haben kann, damit ein neuer Weg für die
Propagation derselben in die Schädelhöhle und in das Gehirn ge-
gegeben und es deshalb notwendig sei, bei Fällen anscheinend pri-
märer Gehirnactinomykose auch die Räume des Mittelohres auf
Actinomyces zu untersuchen. Schwabach.
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822
Pfkikfkh, Kollk, Issabf, Kluczknko u. Kamkn/Hkssp, No. 47
1) Pfeiffer, Studien zur Choleraätiologie. Zeitschrift f. Hygiene 1894,
XVI. S. 268.
2) Rolle, Beiträge zu den experimentellen Cholerastudien an Meer-
schweinchen. (Aus d. Inst. f. Infectionskrankh. zu Berlin) Ebenda,
S. 329.
3) Issaeff, Untersuchungen über die künstliche Immunität gegen
Cholera. Ebenda, S. 287.
4) Kluczenko u. Kamen, Die Cholera in der Bukowina im Jahre
1893. Ebenda, S. 482.
5) W. Hesse, Ueber die Beziehungen zwischen Kuhmilch und
Cholerabacillen. Ebenda, XVII. S. 238.
1) In einer früheren Arbeit über das Cboleragift war P. zu
folgenden Resultaten gelangt: In den Leibern der Choleravibrionen
sind Giftsubstanzen enthalten, welche in den gewöhnlichen Kultur-
medien fast unlöslich, im Körper der als Versuchstiere benutzten
Meerschweinchen nach dem Zugrundegehen der injicirten Bacterien
frei werden und dann auf die Centren der Circulation und Tetnpe-
raturregulirung lähmend wirken. Diese Giftstoffe sind sehr labil;
nach ihrer Zerstörung durch thermische oder chemische Eingriffe
bleiben secundäre Giftkörper zurück, die in ihrer physiologischen
Wirkung den primären sehr ähnlich sich verhalten, aber erst in
vielfach höherer Dosis denselben toxischen Effekt hervorzurufen
vermögen. Diese secundären Toxine sind relativ sehr resistente
Substanzen, die sogar stundenlanges Kochen vertragen.
Die Gegner dieser Anschauung teilt P. in solche, die die Spe-
cifitAt des Choleragiftes, und solche die dessen Existenz überhaupt
leugnen.
In gewissem Sinne verteidigen Gruhkk u. Wiknkr letztere Auf-
fassung, diese sehen den durch peritoneale Injection erzeugten
Choleraprocess der Meerschweinchen als eine Infection an und nicht
wie P. als reine Intoxication. Sie hatten im Peritoneum und Blut
stets zahlreiche lebende Choleravibrionen gefunden, einen Befund,
den P. durch Anwendung zu grofser Injectionsmengen erklärt, und
der durch Verwendung der Dosis letalis minima umgangen werden
kann. P. führt hierfür eiuige Versuche an.
Dann wendet er sich gegen die Hüppa’sche Auffassung, dass
das Choleragift aus lebendem Eiweifs anaerobiotisch abgespalten
werde, dadurch, dass er nachzuweisen sucht, die Versuche und
Resultate Schölls über eihöhte Giftbildung durch Cholerabakteriell
in Hühnereiern beruhten auf Verunreinigung. (?)
In neuester Zeit war bekanntlich durch Hüppk, Klkik und
später von C. Fhänkkl und Sobkhnhkim gezeigt worden, dass die
Vergiflungserseheinungen bei peritonealer Cholerabacilleninjection
auch bei Verwendung anderer, nicht pathogener Bakterien entstün-
den, und dass mau auch mit solchen Bakterien gegen Cholera im-
munisiren könne.
Letzteres Verhalten erklärt P. folgendennassen: Durch intra-
peritoneale Injection verschiedenster Stoffe wie Ilarn, Blutserum,
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No. 47. Ueber die Aetiologie der Cholera, Choleraimmuuität etc 823
Tuberkulin entsteht eine Leukocytose entweder local auf das Bauch-
fell beschränkt oder allgemein; dieselbe dauert etwa 5 Tage, wäh-
rend welcher Zeit die Meerschweinchen höhere Choleradosen ver-
tragen. Diese vorübergehende erhöhte Resistenzfähigkeit ist aber
keine Choleraimmunität, welche dauernd ist.
Die durch die diblastische Theorie Buchkf.r’s hinreichend be-
tonte Wichtigkeit des Dünndarmepithels im Zustandekommen des
Choleraprocesses erkennt auch P. an; er folgert, dass das gesunde
Epithel die Aufnahme des Choleragiftes in den Saftstrom hindere,
bo dass wie in den leichten Fällen ohne Vergiftungserscheinungen
massenhaft Cholerabacillen im Stuhl sein können, während bei Ver-
dauungsstörungen mit ihren Arrosionen des Epithels schwere Ver-
giftungen zu Stande kommen.
Sehr interessant sind P.’s Mitteilungen über die Virulenz der
Cholerabacillen; er fand, dass die Cholerabakterien, die er während
der letzten Epidemie zu untersuchen Gelegenheit hatte, in der 4-
bis 6-fachen der intraperitoneal tötlichen Menge subcutan nur kurz-
dauerndes Fieber erzeugen, und Tauben nicht töten.
„Nur drei Kulturen — die sonst alle Merkmale der Cholera-
bakterien zeigten — fand P., die in der angegebenen Dosis vom
Subkutangewebe aus die Meerschweinchen töteten und gelegentlich
auch bei den Tauben den letalen Ausgang herbeiführten. Fine
derartig hohe Virulenz ist eine seltene Ausnahme und es würde P.
nicht wundern, wenn es sich schlielslich heraugstellen sollte, dass
es in diesen Fällen sich gar nicht um echte Cholerakulturen ge-
handelt hat“. (!)
2) Auf Anregung und unter Leitung von R. Pfkikfkh unter-
suchte Verf. die von Hupph und Sobkknhkim bejahte Frage, ob intra-
peritoneal injicirte Cholerabacterien beim Meerschweinchen im Stande
sind, in den Darm überzuwandern. Er kommt bei Anwendung der
gewöhnlichen Untersuchungsmethoden zu dem Resultat, dass eine
hauptsächliche Fehlerquelle bei diesen Versuchen eine Verletzung
des Darmes sei, da nur dann Cholerabakterien in gröberer Menge
im Darm aufträten. So folgert K., trotzdem er in 30 pCt. der
Fälle Cholerabacterien bei nicht verletztem Darm in dessen Lumen
fand.
Den Grund des üebertritts der Vibrionen in den Darm findet
K. in einer zu grofsen Dosirung.
3) I. unternahm vorliegende Arbeit auf Veranlassung Pfkiffkk’s,
in der Hauptsache, um die Angaben IIöppk’s, Klkiks und Sobkhn-
hkims über Immunisirung gegen Cholera durch gewöhnliche Bak-
terienproteine nachzuprüfen. Seine Resultate fasst er am Schluss
dahin zusammen: 1) die intraperitonealen oder subcutanen Injectionen
von Blutserum normaler Menschen, sowie auch von verschiedenen
sauren, alkalischen oder neutralen Flüssigkeiten', verleihen Meer-
schweinchen eine gewisse Resistenz gegen die intraperitoneale Cholera-
iufection. Diese Resistenz äussert sich schwach und vorübergehend
und deswegen darf sie mit der wahren Immunität der mit bakte-
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824
Pfbiffbr, Kollk, Issakf, Ki.uczknko u. Kambf, Hkssh. No. 47
riellen Choleraprodukten vaccinirten Meerschweinchen nicht identi-
ficirt werden. 2) Die gegen Cholera vaccinirten Meerschweinchen
erlangen trotz ihrer hohen Unempfänglichkeit gegen die Infection
mit lebenden Vibriokulturen keine Immunität gegen die Toxine
desselben Vibrio. Das Blut gegen Cholera immuniairter Meer-
schweinchen besitzt keine nntitoxische Eigenschaft. Die maximale
Choleratoxindosis welche die immuoisirten Meerschweinchen ver-
tragen können, ist nicht höher als die der Kontrolliere und nur
sehr wenig gröl'ser als die Maximaldosis des von ihnen gerade noch
vertragenen intraperitoneal injicirten lebenden Choleravirus. 3) Das
Blut von gegen Cholera immuoisirten Meerschweinchen besitzt spe-
cifische, sehr stark ausgesprochene immunisirende und in gewissem
Sinne auch heilende Eigenschaften. 4) Das Blut von Cholerarecon-
valescenten besitzt ebensolche specifische und heilende Eigenschaf-
ten wie dasjenige gegen Cholera vaccinirter Meerschweinchen. Diese
Eigenschaft tritt erst gegen Ende der dritten Woche nach der Er-
krankung hervor und verschwindet wieder 2 — 3 Monate später voll-
ständig, 5) Die Zellenreaction , welche in der Phagocytose ihren
Ausdruck findet, spielt die Hauptrolle im Schutzprocesse des Orga-
nismus derjenigen Meerschweinchen, welche durch Injectionen von
Bouillon, Kochsalzlösung und verschiedener anderer Flüssigkeiten
gegen Cholerainfection geschützt sind. 6) Auch in der Immunität
der Meerschweinchen gegen intraperitoneale Cholerainfection wird
der Phagocytose eine nicht unbedeutende Holle zuzuscbreiben sein.
Es unterliegt keinem Zweifel aber, dass hierbei auch die Mitwirkung
anderer Faktoren nicht zu leugnen ist, denn die Resistenz der
Meerschweinchen, in deren Organismus die Leukocytose und Phago-
cytose durch Injectionen von verschiedenen sauren, neutralen etc.
Flüssigkeiten hervorgerufen sind, ist geringfügig und vorübergehend
im Vergleiche mit der Immunität, welche die Meerschweinchen nach
Injectionen von bacteriellen Produkten des Choleravibrio erlangen.
4) Eine kleine Choleraepidemie von 17 Fällen gab den Verff.
Gelegenheit, Beobachtungen über die Untersuchung auf Choleraba-
cillen zu machen, deren Resultate in der Hauptsache folgende sind:
1) Die mikroskopischen aus den Dejektis hergestellten Präparate
sind in vielen Fällen so beschaffen, dass man schon aus ihnen allein
auf das Vorhandensein der asiatischen Cholera mit Sicherheit
schliefsen kann. 2) Die Vorkultur in einprocentiger Peptonkoch-
salzlösung ist ein ausgezeichnetes Auskunftsmittel, um den Cholera-
vibrionen das für die Plattenkultur so vorteilhafte Ueberwiegen
über die Darmbakterien zu verschaffen. Dieses Ueberwiegen kann
sich bis zum Vorhandensein fast in Reinkultur steigern, ist aber
von der Dauer des Aufenthaltes des Peptonröhrchens im Brutofen
bei 37° insofern abhängig, als bei längerem als sechsstündigen Ver-
weilen daselbst die sonstigen aufgekeimten Darmbakterien mitunter
Oberhand bekommen. 3) Die Indolreaction ist in jedem unter-
suchten Cholerafalle nachzu weisen gewesen, sofern Reinkulturen in
Peptonwasser verwendet wurden ; in den Peptonvorkulturen fehlte sie
No. 47.
Da Costa, Ueber idiopathische Herzschwäche.
825
aber bisweilen offenbar durch die Wirkung anderer Bakterien.
4) Die Agarplatten bieten keinen wesentlichen Vorteil. 5) Die Ge-
latineplatten sind wegen des charakteristischen Aussehens der Cho-
lerakolonieen für die Diagnose unentbehrlich. 6) Das Tierexperiment
dagegen kann hiezu sehr wohl entbehrt werden.
5) H. impfte Cholerabacillen in frische oder gekochte Milch
und gofs nach verschiedenen Zeiträumen davon Platten. Seine Re-
sultate fasst er folgendermassen zusammen: 1) Frische rohe Kuh-
milch ist nicht nur kein Nährboden für den Cholerabacillus, vielmehr
geht letzterer in ihr zu Grunde. 2) Der Abtötungsvorgang beginnt
in dem Augenblicke, in dem die Cholerabacillen der Milch zugefögt
werden; er ist fast ausnahmslos bei Zimmertemperatur binnen 12
Stunden, bei BriUtemperatur binnen 6—8 Stunden beendet. Hiebei
ist es gleichgültig wie alt die der Milch zugefögten Cholerakulturen
sind, in welchem Nährboden sie gezüchtet wurden und ob mit den
Bacillen Teile des Nährbodens in die Milch gelangten. 3) Die Ab-
tötung ist unabhängig von dem Säuregehalt der Milch und von den
Milchkeimen und deren Stoffwechselprodukten, sie ist vielmehr als
eine Lebensäusserung der lebenden Milch anzusehen, die mit dem
Kochen der Milch erlischt. 4) Ueber drei Stunden dem strömen-
den Dampfe ausgesetzt gewesene Milch ist ebenfalls kein Nährboden
för den Cholerabacillus. Als Ursache hievon dürfte die mit der
Dauer der Einwirkung des Dampfstroms zunehmende Säuerung der
Milch anzusprechen sein. 5) Kurze Zeit — bis 1 V2 Stunden —
dem Dampfstrom ausgesetzte Milch ist vorübergehend ein guter
Nährboden für den Cholerabacillus; die nach einigen Tagen erfol-
gende Umkehr in das Gegenteil ist darauf zurückzuführen, dass
die Milch unter dem Einflüsse des Wachstums der Cholerabacillen
— bis zum Gerinnen des Kaseins — sauer wird. Immerhin kann
solche geronnene Milch noch wochenlang entwicklungsfähige Cho-
lerabacilien enthalten. Scheurlcn.
J. DI. Da Costa, Cardiac asthenia, or heart-exhaustion. American
journ. of tbe medic. Sciences 1894, April.
Abgesehen von dem auf organischer Grundlage beruhenden
oder nach acuten Krankheiten (wie Influenza und Diphtherie) auf-
tretenden oder durch chronische Intoxicationen (mit Alkohol, Tabak
etc.) bedingten „weak heart“ hat Verf. auch eine durch Schwäche
des Nervensystems oder des Herzmuskels bedingte idiopathische
Herzschwäche öfter beobachtet. Sie tritt namentlich bei überarbei-
teten Individuen auf und manifestirt sich durch plötzlich eintretende
Herzcollapse bei völliger Intaktheit der Respiration. Verf. ist der
Ansicht, dass es sich hierbei um Befallensein der Herzganglien
selbst handelt. Diagnostisch unterscheidet sich das Leiden durch
die physikalischen Symptome, durch den Zustand der Respiration
und durch die Anamnese von der Herzschwäche auf organischer
Basis (wie bei fettiger Degeneration und Herzdilatation). Aehnlich-
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826 Klt*TTKR,d’ABSOHV*L,DjN»KLLA»,H-iDL,Hr, Ueber Tod und No. 47
keit hat dieser Zustand nervöser Herzschwäche mit der durch Tabak-
missbrauch bedingten. — Schwieriger zu beurteilen sind die selte-
neren Fälle von Herzschwäche, die auf Muskelschwäche ohne deutlich
ausgeprägte Muskelerkrankung beruhen. Hier tritt zur Schwäche
der Circulation noch Kurzatmigkeit hinzu, häufig auch Oedem der
Knöchel, Undeutlichwerden des 1. Herztones, Verdoppelung eines
der beiden Töne, functionelle Geräusche an der Spitze. — Während
die Prognose bei der nervösen Herzschwäche eine sehr gute ist,
gilt dasselbe nicht von der auf Muskelschwäche beruhenden. Wegen
der Therapie verweisen wir auf das Original; von Wichtigkeit ist
Bettruhe, Regendouche, Massage, schwedische Heilgymnastik, sehr
reichliche Ernährung; von Medicamenten ist in erster Reihe Strych-
nin indicirt, demnächst Arsenik, während eich Digitalis mehr för
die Fälle mit Schwäche des Herzmuskels eignet. Perl.
1) J. Kratter, Ueber den Tod durch Elektricität. Wiener klin.
Wochenschr. 1894, No. 21.
2) A. d’Arsonval, Mort apparente produite par les courants alter-
natifs: Rappel & la vie par la respiration artificielle. Comptes rendus
1894, No. 21. (21. Mai).
3) P. S. Doniiellan, A case of electric shock of one thousand
volle; insensibility of patient to pain: recovery. Medioal News 1894,
Aug. 4.
4) W. S. Hcdley, The pathology and treatment of electric acci-
dente. Lancet 1894, Aug. 25.
1) Der 26jährige Patient verunglückte mit einem hochgespann-
ten Strome von 1600 — 2000 Volt, man fand ihn einige Schritte
von der Unglücksstätte röchelnd, er starb bald darauf. 21 Stunden
p. m. fand man bei der Section zwei kleine Wunden am linken
Zeigefinger und am Rücken, in deren Umgebung gröl’sere Extra-
vasate; alle Organe zeigten hypervenöses Blut, in den Lungen war
acutes Oedem entstanden, Extravasate zeigten sich in der Vagus-
Carotiden-Scheide und längs aller Wirbel, ferner in den Intercoetal-
räumen, um den Oesophagus, subperitoneal u. s. w. Die Muscula-
tur war in hochgradiger Totenstarre, das Herz halb erschlafft. Das
gesammte Nervensystem zeigte makroskopisch keine Veränderungen.
Verf. meint, dass der Strom seinen Weg zwischen den beiden ver-
letzten Stellen eingeschlagen hat, dass der Tod infolge der Hyper-
venosilät des Blutes subacut durch Lungenödem erfolgte, dass beides
die Folge einer plötzlichen Erlahmung der Herztätigkeit war, dass
Patient also einen nachweisbaren Herztod gestorben ist. Der Strom
erzeugte am linken Zwerchfell, wo das Herz anliegt, eine heftige
Contusion. Versuche an Tieren, welche der Verf. in grofser Menge
vornahm, zeigten ihm, dass primär die Atmung gehemmt wurde u.
dann Erstickungstod eintrat. Durch den Atmungsstillstand tritt
secundär (bei gewisser Dauer) Herzstillstand ein. Tiere erliegen
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No. 47.
Scheintod durch den olectrischen Strom.
827
hochgespannten Strömen umso eher, je höher organisirt ihr Nerven-
system ist, jedenfalls also viel schwieriger als der Mensch. Es gibt
aber auch einen Tod durch sofortigen primären Herzstillstand.
(Shock). Erkennbare anatomische Veränderungen in diesen Fällen auf-
zufindeu, gelang dem Verf. nicht. Bisweilen kommt es zu Zer-
reifsungen von Blutgefäfsen und die Tiere erliegen dem Hirndruck,
Aeufsere Verletzungen, welche auf den vom Strome eingeschlagenen
Weg hin weisen, helfen die Diagnose sichern. M. Brasch.
2) Ein Mann war von einem elektrischen Strom von 4500 Volt
(das Ampörem&tre zeigte 750 Milliamperes) getroffen worden
Der Strom drang durch eine Hand des Verunglückten in seinen
Körper und vetliefs denselben durch eine der Hinterbacken. Trotz-
dem fast etwa ’/i — */« Stunden bis zur Anstellung der Wiederbe-
lebungsversuche verflossen, gelang es, den Mann durch künstliche
Respiration (Armbewegungen) und Herausziehen der Zunge in’s
Leben zurückzurufen. — Dem Kranken, dessen Brandwunden an
Hand und Gesäfs zweckmäfsig behandelt wurden, ging es nach
einigen Tagen gut. d’AnsONVAL betont noch einmal, dass ein der-
artig Verletzter durchaus wie ein Ertrunkener (durch Einleitung
künstlicher Atmung) mit Erfolg zu behandeln ist.
3) Ein 44jähriger Mann hatte eine Drahtleitung, durch welche
ein Strom von 1000 Volt kreiste, berührt. Er wurde sofort be-
wusstlos: es bestand Koma, die Pupillen waren erweitert, reactions-
los, die Atmung schnarchend, das Gesicht bleich und in Schweifs
gebadet. Später traten Delirien auf und tonische Krämpfe mit
klonischen abwechselnd. Der Puls schlug 80 Mal in der Minute
und war stnrk gespannt: die stertoröse Athmung ging in den
Cheyne-Stokes-Typusüber. Morphiuminjeclion beruhigte den Kranken,
der später, wegen sehr schwacher Athmung, noch eine Strychnin-
injection erhielt. Er fiel darauf (3 Stunden nach dem Unfall) in
tiefen Schlaf, aus dem er 4 Stunden später vollkommen klar er-
wachte: er klagte dann nur noch über verschiedene Brandwunden
an Beiner Haut, welche er sich während der Berührung mit dem
Draht zugezogen hatte. Er genas vollkommen.
Wegen der bei Applikation so hoher Stromstärken eintretenden
Bewusstlosigkeit hält Verf die Hinrichtung durch Ströme von sehr
hoher Spannung für die humanste Todesstrafe. Das von ihm ange-
zogene Beispiel eines Verbrechers (im Auburngefängniss), welcher
trotz des ihm während 56 Secunden applicirten Stromes von 1260
Volt wieder zu sich kam und erst nach fünfviertel Stuuden zum
zweiten Mal 40 Secunden lang diesem Strom und dann mit Erfolg
(!?) ausgesetzt wurde, spricht nach des Ref. Meinung eher gegen
als für die Zweckmäßigkeit dieser Art der Execution.
4) Die HsDLKT’schen Mitteilungen bringen nichts Neues: sie
wiederholen im Wesentlichen die von d’ARSohVAL hervorgehobenen
Gesichtspunkte. Bernhardt.
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828
PäUTZ, — ArNOI.O. — KTnTOIKtt.
No. 47
W. Pautz, Beiträge zum Chemismus des Glaskörpers und den
humor aqueus. Zeitschr. f. Biolog. Bd. 31. S. 212.
Aas 492 frischen Ochsenaugen mit 78S0 ccm Glaskörperflüssigkeit bat Ver-
fasser Harnstoff, durch Krystailform, Schmelzpunkt, N- Gehalt and Biaretreaktion,
sowie Traubenzucker, durch Krystailform, Schmelzpunkt (204 ®) and N - Bestimmung
des Dextrosszons nachgewiesen, dargestellt; beim Verweilen des Glaskörpers im Balboa
nimmt der Zuckergehalt mit der Dauer ab and kann sohliefslich ganz schwinden.
Auch aus 815 ccm humor aqneus, die ans 622 frischen Ochsenaugen durch Anstecheo
mit einem Troicart gewonnen waren, konnte in gleicher Weise Harnstoff and Trauben-
zucker mit Sicherheit dargestellt werden. Endlich gelang es, den bestimmten Nachweis
für das ron GnOHBaans wahrscheinlich gemachte Vorkommen ron Paramilchsäure ins
Glaskörper zu erbringen; aus dem sauren Aetherextrakt lieft sich ein Zinksalz dar-
stellen, das durch Krystailform, Gehalt an Krystallwasser, C, H u. Zn, endlich durch
Linksdrehung mit fleischmilchsaurem Zink identisch war. Aus dem humor aquent
konnte nur eine geringe Menge eines Zinksalzet gewonnen werden, das die UrrsL-
naNx’sche Reaction (mit Eisenchlorid) gab, organischer Natur nud N-frei war und
beim Veraschen Zinkoxyd hinterlieft und wahrscheinlich gleichfalls paramilchsanres
Zink war. — Bezüglich der Darstellung und analytischen Details vergl. Orig.
J. Munk.
J. Arnold, Ueber angeborene Divertikel des Herzens. Virchow’s
Archiv Bd. 137, p. 318.
Bei einem 1; Monate alten Mädchen, das an den Folgen einer Lues congenita
zu Grunde ging, fand sieh an der Spitze des linken Herzventrikels ein 1 1 mm langer,
8 mm dicker hohler Fortsatz; derselbe ist hakenförmig amgebogen, so dass sein blin-
des Ende nach links und oben sieht. Die dünne Wand zeigt einen perikardialen und
endokardialen (Jeberzug und eine Muskellage. Mit dem linken Ventrikel besteht eine
Kommunication durch eine runde, 1.5 mm breite Oeffnung. Da da, Herz im Oebrigen
einen vollkommen normalen Befund dsrbot, so ging es nicht an, das Divertikel als
Folge myokarditischer Processe aufzufassen. Auch die Bildung und Erweiterung der
lntertrabekuiarräume lässt sich der grofsen Seltenheit des Befundes wegen nicht zur
Erklärung heranziehen.
Die sonst in der Litteratur bekannten Fälle mit derartigen Fortsätzen des linken
Ventrikels gehen mit Bildungsanoraalien des Zwerchfells, der Bauchdecken, der Nabel-
schnur einher und sind mit diesen zusammen als Folge amniotischer Verwachsungen
in frühen Fötalperioden erklärt worden. Will man diese Erklärung auch für den
hier vorliegenden Fall verwerten, so muss man annebmen , das, die sonst an den
amninotischen Verwachsungen bemerkten Anomalien eine völlige Rückbildung erfahren
haben, and nur das Divertikel des linken Ventrikels zurückgeblieben ist
M. Rothtnann.
Rydygicr, Eine Modification der Schnittföhrung bei totaler Aus-
räumung der Achselhöhle. Wiener klin. Wochensohr. 1893, No. 52.
Um die directe Verwachsung der Hautnarbe mit den darunter liegenden Gefäft-
und Nerventtämmen bezw. deren Folgen zu vermeiden hat R. in seinen neueren Fällen
von Achseldrüsenausräumung bei Carcinoma mammae den Hantscbnitt mehr nach hinten
verlegt, so das, ein kleiner Lappen entsteht. Der Verlauf dieses Schnittes entspricht
also nicht dem des Schnittes, mit welchem ursprünglich die Brustdrüse exstirpirt
wurde, sondern teilweise dem Vorderrande des M. latissmus dorsi. r. GOterbock.
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No. 47.
Thomson. — Baas. — Gooooknhbim.
829
J. E. Thomson, Some Remark» on the practical treatment of he-
patic ahscess. Amer. med. News 1894, Febr. 3.
Von den beiden von Verf. operirten Fällen ist der zweite bemerkenswert betr.
einen 68jäbrigen Mann, dessen einziges Symptom nach einem Dysenterie-Anfall längere
Zeit in einem remittirenden, nicht von Fristen begleiteten Fieber bestand Allmälig
beteiligte sich der untere Rippenbogen rechts nicht mehr an der Respiration, er wülbte
sich vor nnd es erschien eine oedemattise Stelle rorn am 7. Zwischenrippenraum,
deren Probepnnction in der Tiefe von 1 dicken Eiter ergab. Um hier den Eiter-
herd leichter zogAnglich za machen, musste nach Resection der 7. n. 8. Rippen der
Pleurasack eröffnet nnd die Pleura costalis mit der Pleura diaphragmatica hoher oben
wieder vereinigt werden. Nach Einschnitt des Diaphragma und Trennung seiner Ver-
wachsungen mit der LebercoDrexitit wurde diese incidirt und 15 Urnen dicker Eiter
entleert, welch’ letzterer ausser Mikroorganismen massenhaft necrotisches Lebergewebe
enthielt. Heilung erfolgte ohne Zwischenfall mittels Doppel Olasdrainage des Abs-
cesses und regelmAlsiger Ausspülungen, anfänglich mit Bor-LOsung, später mit einer
Losung ron 1 °/oo Cbininaulpbat p. Güterbock.
K. L. Baas, lieber die Beziehungen zwischen Augenleiden und
Lebererkrankungen. Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 34.
Bei einem 15jährigen an I.ebercirrboae leidenden Jungen fand B. io den peri-
pheren Partien der Chorioidea eigentümliche weifse Flecken, die an GrOfse und Aus-
dehnung allmälig Zunahmen and bis in die Umgebung der Macula und des Opticus
vorrückten. Im ganzen Augenhintergrund war das Retinalpigment vermindert und die
Retinalarterien erschienen blass. Bei der nach dem Tode des Knaben vorgenommenen
anatomischen Untersuchung der Augen fanden sich in der Chorioidea Anhäufungen
von Ruodzellen, die Membran selbst war verdünnt, an manchen Stellen zeigte die
Choriocapillaris Unterbrechungen, die Fortsätze der Corpus ciliare waren beträchtlich
geschrumpft, während in der Retina nnr Veränderungen geringeren Grades, abgesehen
von mäfsiger Atrophie des Pigmentepithels nachzuweisen waren. Es handelt sich somit
not einen interstitiellen entzündlichen Process mit Ausgang io Atrophie in der Ader-
haut, der zu vergleichen ist mit dem Vorgänge, welcher sich in der Leber abspielt.
Die vermittelnde Rolle bei der Uebertragung auf das Auge spielt nach Bass wohl
der Icterus. Ilontmam,.
tionguenheim, Traitement chirurgical ile la phthiaie laryngee.
Annales des malad, de l’oreille, du larynx eto. 1894, No. 4.
Verf. bespricht in diesem zu Rom gehaltenen Referat die Indicationen und Metho-
den der chirurgischen Behandlung der Kehlkopftuberknlose, soweit dieselbe in der
Exstirpation mittelst einfacher oder doppelter Küretten besteht Wenn anch vollstän-
dig Heilung sehr selten ist, so ist die chirurgische Behandlung doch notwendig, wenn
es sich um Behinderung der Atmung nnd Scbluckbeschwerden handelt. Die An-
schwellungen in der Gegend der Aryknorpel und Falten, welche die letzteren hervor-
rufen bestehen nach G. und Rai zkh zum grofsen Teil aus hyperplastischeu Nerven-
fasern. Meist wendet Verf. unter Cocain (33pCt.) die Doppelcurette an; für die
Entfernung von Schwellungen an den Stimmbändern und der hinteren Larynxwand
die einfache; Blutung und Reaction sind gering. Die Schlingbeschwerden sind gewOhn-
lich am nächsten Tage geschwunden, in 3 bis 4 Wochen ist die Vernarbung vollen-
det Bit jetzt hat Verf 86 Kranke derart behandelt; bei 58 wurde die Arytaenoidec-
toroie ausgeführt und bei 55 bedeutende Besserung erzielt. 27 Kranke worden wegen
Pachydermie curettirt; bei 7 wurde die Stimme wieder vollständig hergestellt, während
sie bei 10 bedeutend gebessert wurde. w. LobUaski.
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830 Hofman». — Pkllisirr. — Bäümlkb. — Matkr. No. 47
Hofmann, Zur Kenntnis der Eiweifskörper in den Tuberkelbacillen.
Wiener klin. Wochenschr. 1894, No. 38.
H. untersuchte die abgeschabten Rakterienraien tod 42 Tuberkelbacillenglycerin -
agarknltureu in der Weise, dass er sie mit Wasser, angesäuertem Wasser oder mit
wenig Lange versetztem Wasser macerirte and eztrabirte and das gelöste Eiweifs dnreh
Nentralisiren, Ansäuern, Aassalzen oder Alkoholzusatz niederschlng.
Er konnte auf diese Weise 6 Arten von Eiweirakörpern ans den Tuberkelbacillen
erhalten; I) ein in Wasser lösliches Eiweifs (Albumin); 2) ein in verdünnten Säuren
lösliches Eiweifs (wohl hauptsächlich Globulin); 3) in verdünnten Alkalien lösliches Ei-
weifs und zwar in 3 Formen: a) dnreh Neutralisation des alkalischen Anszages gefällt
(Acidalbomin vielleicht aus Globulin entstanden), b) durch Ansäuern gefällt, e) durch
Alcohol gefallt; 4) in den gewöhnlichen Lösungsmitteln nicht lösliches Eiweifs, welcbea
durch langes Kochen als Albumioat erhalten wurde.
Die Eivreifsreaktionen waren bei allen 6 Arten ausgesprochen; bei zweien könnt«
H. die Gerinnungstemperatur bestimmen.
Die Gesammtausbeute an Eiweifskörpern betrag 23 pCt. der gesammten Tuberkel -
bacillenmasse. 8ch*urlen.
Pellisier, Du traitement de la tuberculose pulmonaire par le p«5-
trole. Bull. gen, de thdrap. Tome CXXV1. S. 416.
Die Beobachtung , dass Arbeiter der Petroleumminen niemals von Lungentnber-
cnlose ergriffen werden, brachten P. auf den Gedanken, das Petroleum als Heilmittel
gegen Lungentuberculose anzuwenden ; er benutzte rohes , nur mittelst Filtrirpapier
gereinigtes Petroleum, das er in Kapseln gab (die Dosis ist nicht angegeben. Bef.).
Ausserdem liefs er in einem dem Nargileh ähnlichen Apparat Petroleumdämpfe ein-
athmen Die Resultate waren überraschend: Husten nnd Schweifs verschwanden,
Appetit und Schlaf kehrten wieder, die erkrankten Lungenpartieen heilten. Versuche,
das Petroleum in Form von Klystieren zu geben, scheiterten an der geringen Resorp-
tion. (In einer Anmerkung weist der Redacteur, DcjABtiivBiAtMSTz, darauf hin, dass
Petroleum gegen Taberkulose schon früher von Rniik Bucne empfohlen und unter
dem Namen „Huile de Gabian" viel angewandt wurde). K. Kronthal.
Chr G. H. Bülimler, On the u?e of sublimed sulphur as a local
application in diphtheria. Brit. med. Journ. 1894, S. 459.
Verf. empfiehlt nach dem Vorgänge von Lirdkkmkistrh die örtliche Anwendung
des Schwefels bei Diphtherie als sSulphur sublimatum oder praecipitatum. Der Schwefel
soll 8 — 4 Mal täglich auf die erkrankte Schleimhaut des Pharynx oder Laryox reich
lieh aufgetragen werden. Reicht die Diphtherie tiefer in die Trachea herab, so ist
das Verfahren nicht mehr anwendbar. Die Wirkung des Mittels scheint eine rein
locale zu sein, und kann sich daher nur in den frühen Stadien der Erkrankung, so
lange keine Zeichen schwerer Blutvergiftung vorhanden sind, günstig äussern.
Otadlhsfen.
J. -Mayer, Experimenteller Beitrag zur Frage der Gnllensteinbil-
dung. (Aus d. pathol. Institut in Berlin). Virchow’s Arch. Bd. 136,
S. 561.
M hat Naustn's Versuche, ob durch Einbringen verschiedener Fremdkörper in
die Gallenblase ron Hunden die Entstehung von Gallensteinen möglich sei, wiederholt,
mit dem Unterschiede, dass er jene Corpora aliena längere Zeit bis zu einem Jahre
in der Gallenblase belief.« Es wurden zu diesen Experimenten möglichst grofse und
kräftige Uunde benutzt. Bei drei derartigen Verzuchen blieb die Schleimbaut der
Gallenblase durchaus intact. Es wurden in der Galle weder gesunde noch krankhaft
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No. 47. .
Rbmak. — Mitchbu,. — Eichhorst.
831
mindert« Epithelien noch endlich Niederschläge von Steinbildnern angetroflen. Et
stimmt dieser Befund mit den Ansichten NAtmrn's rillig Uberein, nach welcher es nur
denn zur Bildung von Gallensteinen kommen kann, wenn eine Erkrankung des Scbleim-
hantepithels der Gallenblase rorhergegangen ist.
In einem rierten Verruchsfalle war dnrch Einbringen des Bacterinm coli eine
schwere Wanderkranknng ander Gallenblase herrorgerofen worden, doch kann man
auch diesem Bacterinm nicht ohne Weiteres eine Einwiikung auf die Entstehung ron
Concrementen zusprechen. C. Boaentbal.
E. Remak, Hemiplegische Luxation des Schultergelenks bei cere-
braler Kinderlähmung. Berliner klin. Wochenschr. 1893, No. 52
Es handelt sich hier um eine Lnxatio retroglenoidalis subacromialis bei einem 12-
jährigen Knaben, der an einer Hemiplegie spastica infantilis sinittra mit Atrophie der
linken oberen Extremitit litt. Neben anderen Contractureu bestand eine solche im
linken Mnsc. pectoralis major and in den Einwirtsrollern des Armes. Dieser Con-
tractur, wie der Inactiritltsatrophie des Triceps, der geringeren Entwicklung des
Knochenbaues links, and der Schlaffheit der Gelenkbänder und Gelenkkapsel schreibt
R. die in letzter Zeit entstandene Subluxation zu. — Die sogenannten paralytischen
Luxationen kommen meistens durch ungleichmäßige Innerration der das Gelenk um-
gebenden Muskeln zu Stande. s. Katlscbsr.
8. W. Mitchell, Three cases of remarkable spinal anterior cur-
vature wilh mental aberration. Med. News 1893, Dez.
Der Verf. berichtet ron 3 Fällen, bei welchen sich zugleich mit psychischen Sto-
rungen (meist Demenz) sonderbare Verkrümmungen der Wirbelsäule einstellten. Die
Patienten standen in jugendlichem Alter zwischen 13 und 25 Jahren, gehörten beiden
Geschlechtern an. Ohne dass Zeichen einer organischen Erkrankung ron Seiten des
Nerrensystems oder anderer Organe (auch der Wirbel!) nachweisbar waren (abgesehen
ron leichten retinitischen Erscheinungen) entwickelten sich die Symptome io relativ
knrzer Zeit, im Fall III allerdings scheint ron Kindheit an ein Zustand ron Imbecil-
lität bestanden zu haben, im Laufe längerer oder kürzerer Zeit aber konnte M. Bes-
serungen in der Haltung der Wirbelsäule oder in psychischer Beziehung constatiren,
bisweilen besserte sieh nur eines der beiden Symptome oder aber die Besserung des
einen ging deutlich Hand in Hand mit der des anderen. Einer der Fälle gehörte
zweifellos der Gruppe der hysterischen Erkrankungen an, bei den beiden anderen aber
konnten hysterische Stigmata nicht nachgewiesen werden. M. Brasch.
H. Eichhorst, Ueber Reinfectio syphilitica. Münchner med. Wochen-
schrift 1894, No. 16.
Ein junger Mann wurde wegen Gonorrhoe, einer kirsebkerngrofsen Induration links
rom Frennlnm anf der Innenfläche der Vorhaut, nahe der Uebergaogsfalte , multipler
Drütenschwellungeo, Roseola, Papeln am Anas und an den Tonsillen rom 22. August
bis 16 September 1893 im Krankenbause behandelt Nach 24 luunctionen mit je
6.0 graner Salbe und dem Gebrauche ron 16.0 Jodkatinm hatten sich alle syphili-
tischen Erscheinungen, auch die rergröfserten Lymphdrüsen, völlig turückgebildet. Am
20. December neuer Coitus, drei Tage später Gonorrhoe uod ein rasch wieder heilen-
des kleines Geschwür auf der Innenfläche der Vorbaut links. Mitte Januar 1894
trat eine harte Schwellung an der rechten Präpntlalhälfte auf und bei der neuerlichen
Aufnahme des Pat. in das Krankenhaus am 30. Januar wurden constatirt: eine zum
Teil exnlcerirte Sclerose, die sich ron der Vorhaut bis auf deo Sulcus coronarius und
die angrenzende Partie der Eichel erstreckte, die iDguinalen, cubitalen, occipitalen und
cervicalen Drüsen wieder geschwollen, grofsfleckige, reichliche Roseola and Rötung der
Rachenichleimhaut. R. UOilar.
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832 Majocchi. — Mai.lt. — Kalt. — Strassmahn u. Kibstkin. No. 47
D. Majocchi, Lupus teleangiectodes disseminatus. Berl. klin. Wochen-
schrift 1894, No. 20.
Verf. beschreibt einen Fall von I.upus disseminatus der unteren Extremitäten,
welcher sich durch die starke Entwicklung der CapillargefSlse im Bereiche der meist
dachen, leicht infiltrirten Herde auszeichnete. Allmälig wurden die Gefäfscben hoch-
gradig ectatisch, so dass sie auf dem roten Grunde als dunkelbläuliche Verzweigungen
hervortraten und den Flecken ein besonderes, varicfises Gepräge verlieben. — Die Be-
handlung mit der galvanischen Ignipunctur erwies sich sehr erfolgreich.
B. Müller.
Mally, Le Traitement 4!ectrique des Fibromes ut4rins. Annales de
Gynecologie etc. 1893, Oct.
Verf. berichtet über 83 Fälle von Uterasfibromen, die mit Electricität behandelt
worden sind und bei denen Metrorrhagien bestanden. Bei 7 Patientinnen sind diese
Beschwerden vollkommen geschwunden. Weniger gut war der Erfolg, wo Verletzungen
der Adnexe nach Laparotomie bestanden. Bei 1 Patientin, die die Behandlung unter-
broeben, bestand eine Salpingitis. In 4 Fällen sah man eine wirkliche Verkleinerung
der Geschwulst. In 8 Fällen keine Verkleinerung, in einem Falle sogar eine Ver-
gröfserong der Geschwulst. Dann beschreibt Verfasser 2 Verfahren der Electricität.
Das eine nennt er: 1) chirurgisches Verfahren, durch tiefe Cauterisation gekennzeich-
net, 2) medicinisches Verfahren: durch Anlagen von positiven und negativen Pol mit
ihren bekannten Wirkungen. Eioen chirurgischen Eingriff will Verf. machen 1) bei
Fibromen, weiche immer grttfser werden, 2) bei Fibromen mit gleichzeitiger Erkran-
kung der Adnexe, 3) bei Fibromen, die sich ins Uteruscavuro vorwölbeo und sich
leicht enucleiren lassen. Sonst sei immer das electrische Verfahren anzuwenden.
A. Martin.
Kalt, Thuja occidentaliä als Emenagogutn u. Abortivutn. Schweizer
Corr.-Bl. 1894, No. 8.
Verf. berichtet Uber einen Fall, in dem ein 18jähr. unverheiratete« Mädchen,
welches im 7. Monat schwanger war, eine Abkochung von Thuja occidentalis (Lebens-
baum) getrunken hatte. Hierauf trat eine sta-ke Nephritis und Cystitis auf, Eclamp-
sia und Bronchialkatarrh. 14 Tage nach dem Genuss trat Frühgeburt ein, das Kind
lebte 26 Stunden. Die Placenta zeigte ausgedehnte Infarktbildungen 11 Tage post
partum traten Thrombosierungen im Gebiete beider Venae saphenae auf.
Die Kranke erholte sich nur sehr langsam. A. Martin.
Fr. Strassinan, A. Kirstein, Ueber Diffusion von Giften in der
Leiche. Virchow’s Arch. 1894, Bd. 136. S. 127.
Aus den au Frosch , Hunde- und Kinderleichen angestellten Versuchen ergiebt
sich, dass auch nach dem Tode in den Mageo eingeführte Gifte, speciell Arsen, sich
durch diesen in die Nachbarschaft verbreiten. Der Befund von Giften in Leber, Niere,
Lungen und Gehirn ist also kein Beweis einer während des Lebens stattgebabten Re-
sorption. Die Verteilung des Giftes ist aber bei der postmortalen Imbibition eine an-
dere; zufolge anatomischer Verhältnisse findet eine frühere und stärkere Durchtränkung
der linken Niere gegenüber der rechten statt, die, verbunden mit ähnlichen Vorgängen
an der Leber und den Lungen, sowie dem Freibleiben des Gehirns in den ersten
Wochen häufig eine Entsche düng der schon mehrfach praktisch gewordenen Frage
gestatten werden, ob Vergiftung oder postmortale Giftznfuhr vorliegt. Fr. ätruamann
Einsendungen für diu Centraiblatt werden an die Adresse de* Hm. Prof. Dr. M. Be rn h a r dt (Berlin W.
Frau »«'*«1*© he Straf«© 21) oder an die Verlagahandlung (Berlin NW., 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirsch wald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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w^ch«ntlieh ertch einen
1—2 Bogen; am Schluss«
dös Jahrgangs Titel , Na*
m«n* und Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; au belieben
durch alle Buchhandlun*
gen und Postanst alten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskl,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
In Berlin.
1894. *• Deiember. NO. 48.
Inhalt: Sa lkowski, Ueber die Verteilung des Stickstoff« im Fleisch. (Orig-Mitt.)
Salkowski, Kleinere physiologisch- chemische Mitteilungen. — Jamaoiwa,
Zellenstudie an der gereizten ßornbaut. — G os.s k sn a o k b , Aetherisatioc einge-
klemmter Hernien. — Cohen, Red. der Phil, med News, Deber Kehlkopfexstirpa-
tion — Steen, Buichke, Wirkung des Blutserums ron Typhuskranken u. Lebens
dauer der TyphosbaciPeo. — Heubner, Esittoa und Koim, Schubbb r,
Escbehicb, Canon, Ueber Diphtherie und Behandlung derselben mit Heilserum.
— Klippel, Einflu«« ron Verletzung auf die Entwicklung. — Nriseeb, Gegen-
würtiger Stand der Lichenfrage. — Kriluann, Ueber Geburten mit Wehenschwäche.
Zenkkb, Neues Fizirungsmittel. — Roizitsos, Verdauung des Rohrzuckers.
— Laves, Ueber das Fett der Frauenmilch. — Ckocq, Ezperimentelie Erzeugung
tod Arteritis. — Oebles, Ueber das sog. Knochenaneurysma. — Ostmann, Vor-
kommen tod ExostoseD im Gehtlrgang. — J t ruinös, Behandlung der Schildeide-
pressionen bei Neugeborenen. — Thayer, Guajakol als Antipyreticnm. — Asbton,
Will» und Coopeb, Ueber das angioneuroti»che Oedem. — Roses, Färbung der
Mikroparasiten in der Haut. — Löh lein, Ueber die Grenzen der künstlichen Früh-
gebürt.
Aus dem chemischen Lnborntorium des Pathologischen Instituts
zu Berlin.
Heber die Verteilung des Stickstoffs im Fleisch
von Prof. E. Salkowski nach Versuchen ron Dr. E. Gicske aus Baltimore.
Obwohl man weifs, dass das Fleisch eine gewisse Quantität
von stickstoffhaltigen Körpern enthält, welchen ein eigentlicher
Nährwert nicht zugeschriehen werden kann, wird dieser Umstand
bei Stoffwechselversuchen in der Regel nicht in Betracht gezogen,
vielmehr der Stickstoffgehalt des verfütterten Fleisches direct auf
Eiweifs umgerechnet. So pflegt man meistens auch in Versuchen zu ver-
fahren, bei welchen Eiweilskörper oder Eiweilspräparate hinsichtlich
ihres’ Nährwertes mit Fleisch verglichen werden sollen. Dieses
Verfahren erscheint unbedenklich, weil nach unseren Kenntnissen
Ober die Quantität des im Fleisch enthaltenen Kreatin, Hypoxan-
XXXII. Jahrgang. 53
DigitizecH^y" Google
834 Salkowski, üeber die Verteilung des Stickstoffs im Fleisch. No. 48
thin etc. der bei dieser Betrachtungsweise gemachte Fehler nur
äusserst gering sein kann.
Es fragt sich nun aber, ob sich die so abgeleitete Ansicht
auch bei direct darauf gerichteten Versuchen bewährt, welche
noch nicht angestellt zu sein scheinen. Diese Frage ist schon von Puli-
tzkr') gestreift und von J. Monr2) in Fötteruugsversuchen mit Ant-
wbjlbr’s Albumosenpepton berücksichtigt worden Mir hat sich dieselbe
gleichfalls schon vor längerer Zeit bei Fötterungsversuchen mit Albu-
mosen aufgedrängt; auf meine Veranlassung hat sich dann Herr
Dr. Gikskk aus Baltimore im Sommersemester 1893 mit derselben
beschäftigt. Herr Dr. G. war damals genötigt, in seine Heimat
zuröckzukehren und die Versuche abzubrechen. In der Absicht,
die Beobachtungen desselben nach verschiedenen Richtungen zu
vervollständigen, wurde die Publication bisher aufgeschoben. Da
ein Abschluss der bezöglichen Versuche aber noch nicht so bald zu
erwarten ist, möchte ich das Ergebniss der bisherigen Beobachtungen
hier vorläufig mitteilen.
Die Anordnung der Versuche war im Wesentlichen folgende:
In dem zum Versuch gewählten möglichst fettfreien, gehackten
Rindfleisch wurde der Stickstoff bestimmt = A. Von einer abge-
wogenen Quantität desselben Fleisches wurde ein wässriger Aus-
zug hergestellt und zwar, um die Bildung von Leim aus Bindege-
webe möglichst hintanzuhalten bei ca. 30°, in demselben der N be-
stimmt = B = Löslicher Stickstoff im Ganzen. Eine abgemessene
Quantität des Auszuges wurde durch Erhitzen auscoagulirt , im
Filtrat unter Berücksichtigung der Volumverhältnisse wiederum N
bestimmte C = Stickstoff des Nichteiweilses. 3) Aus diesen Daten
ergab sich für die Verteilung des Stickstoffs im Fleisch Folgendes.
Im Mittel von 5 Versuchsreihen (fast durchweg Doppelbestim-
mungen) wurde in Rindfleisch gefunden in Procenten des Ge-
sammt-N :
A - B = N des unlöslichen Eiweifses 77 40 I ft7
C-B = N des löslichen „ 10.08)
C = N des Nichteiweilses 12 52
A = Gesammt-N 100.0
Vom gesammten Stickstoff des Muskels gehen bei dem Aus-
ziehen mit Wasser 22.6 pCt in Lösung, 77.40 pCt. bleiben unge-
löst. Natürlich kommen in den Einzelversuchen kleine Differenzen
vor, die z. Th. wohl von dem Versuchs verfahren abhängen.
Was an diesen Zahlen besonders auflällt, ist wohl, dass die
Quantität des nicht dem coagulirbaren Eiweifs angehörenden Stick-
stoffs Ober 12 pCt. des Gesammtstickstoffs beträgt. Diese Zahl mag
ein wenig zu hoch sein, da die Cuagulation des wässrigen Auszuges
*) Pflüger'a Archiv Bd. 37, 8 301.
’) Therapeut. Monatshefte 1888, Juni-Heft.
’) In dem Sione von nicht coagulirendetn Eiweifs.
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No. 48. Salkowski, Kleinere physiologisch-chemische Mitteilangen. 835
nicht immer ganz glatt verlief, jedenfalls ist sie höher, als man im
Allgemeinen anzunehmen geneigt ist.
In diesem Nicht-Eiweifs oder Extractivstickstoff verbirgt sich
nun Mancherlei: nicht nur die Fleischbasen, sondern vor Allem
auch, wie Khmmbrich D vor Kurzem entgegen den bisherigen An-
nahmen gezeigt hat, Proteinsubstanzen und zwar nach Kkmmbbich
Albumosen und Peptone.
Von der Gegenwart von Albumosen und zwar Eiweifsalbumo-
sen in den Auszögen, sowohl in den bei 30° hergestellten, dann
auscoagulirten Auszügen, als auch in käuflichem Fleischextract,
kann man sich leicht öberzeugen , bezöglich des Peptons ist mir
dieses bisher nicht gelungen. Ferner gehört hierher die von M.
Siegfried5) entdeckte Phosphorfleischsäure. Falls der Auszug aus
dem Fleisch, wie es bei dem käuflichen Fleischextract wohl der
Fall ist, heifs bereitet ist, enthält er auch Leim.
Im Anschluss an diese Versuche sind im Laboratorium weitere
angestellt über die Verteilung des Stickstoffs in der Leber und
Milz, welche namentlich für pathologische Zustände zu bemerkens-
werten Resultaten geführten haben. Hierüber soll später im Zu-
sammenhänge berichtet werden.
E. Salkowski, Kleinere Mitteilungen physiologisch - chemischen
Inhalts. Pflöger’s Arch. Bd. 56. S. 339.
I. Ueber die Untersuchung des Harns auf Aceton Ref. hat
früher im Verein mit Kkn Taniguti beobachtet, dass man aus nor-
malem Harn weit mehr Aceton d. h. jodoformbildende Substanz er-
hält, als der gewöhnlichen Angabe von Spuren entspricht, wenn
man den Harn bei der Destillation stark ansäuert; auffallend war
ferner, dass in diesem Falle das Aceton nicht nur in den ersten,
sondern auch in den letzten Anteilen des Destillates vorhanden ist,
ja in den letzten mehr wie in den ersten. Ref. vermutete, dass die
Muttersubstanz dieser jodoformbildenden Substanz die Kohlehy-
drate des Harns sein möchten und hat z. Th. in Verein mit IIira-
tama das Verhalten der Kohlehydrate — Traubenzucker, Rohr-
zucker, Fruchtzucker — beim Erhitzen mit Säure untersucht. Es
zeigte sich, dass wenn man 1- bis 3 procent. Lösungen der genann-
ten Körper stark mit Schwefelsäure ansäuert — auf 300 ccm Lösung
20 bis 30 ccm concentrirte Schwefelsäure — und dann destillirt,
das Destillat Aceton resp. jodoformbildende Substanz enthält.
Im Maximum lieferte das Destillat aus 9 g Traubenzucker mit Jod-
lösung und Natron versetzt 0.2844 g Jodofrm. Bei der Erörterung
der Frage nach der Natur der jodoformbildenden Substanz in den
Destillaten bespricht Ref. eingehend die für den Nachweis des
') Zeitachr. f. phyiiol. Cbem. XVIII. S. 409.
*) Arch. f. Anat. u. Phyiiol. Phyiiol. Abt. 1S94, S. 401.
53*
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836
Jamaoiwa, Zellenstudie an der gereisten Hornhaut.
No. 48
Acetons üblichen Reactionen uml kommt zu dem Resultat, dass keine
derselben voll beweisend für Aceton ist, alle vielmehr auch dem
Aldehyd zukommen. Für den vorliegenden Fall ergab sich mit
grofser Wahrscheinlichkeit, dass die aus angesäuerten Zuckerlösungen
erhaltenen Destillate gar nicht Aceton enthalten, sondern Aldehyd,
namentlich spricht daför die Leichtflüchtigkeit der fraglichen Sub-
stanz aus den Destillaten und die starke von den Destillaten bewirkte
Reduction ammoniakalisch-akalischer Silberlösungen, welche dem
Aceton nicht zukommt. Ob in den Harndestillaten gleichfalls Aide
hyd enthalten sei, ist eine offene Frage.
II. Ueber die Anwendbarkeit des Piperazins zu physiologisch-
chemischen Zwecken.
Ref. macht darauf aufmerksam, dass sich nicht nur die Harn-
säure in Piperazinlösung löst, sondern auch Xanthin und Hypo-
xanthin (aber nicht Dimethylxanthin und Trimethylxanthin), Guanin
dagegen nicht. Weiterhin erwiesen sich löslich auch Allantoin,
Leucin und Tyrosin, ferner von Säuren: Hippursäure, Benzoösäure,
Cholsäure, Glycocholsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Oelsäure,
dagegen nicht die Cyanursäure, welche ein schwerlösliches Salz bildet.
Von den Lösungen der Gallensäuren in Pipernzin gilt dasselbe wie
für die Harnsäure, sie werden durch Ueberschuss von Piperazin
nicht gefällt. E. Salkowski.
K, Jamagiwa, Zellenstudie an der gereizten Hornhaut. Virchow’s
Archiv Bd 137, p. 77.
Nachdem Verf. bereits in einer früheren Arbeit die Grawitz’-
sche Theorie der Schlummerzellen für das Sehnengewebe zurückge-
wiesen hat, ist er jetzt bemüht gewesen, das Gleiche tür das Horn-
hautgewebe zu thun. In seiner ersten Versuchsreihe hat er sieben
Kaninchen das Hornhautcentrum der einen Seite mit dem Lapis-
Stift geätzt, auf der anderen mit seichten Einschnitten versehen und
die Hornhäute 1 — 72 Stunden nach der Operation cirkulär heraus-
geschnitten. In der zweiten Versuchsreihe wurden 10 Kaninchen
beide Hornhautcentra mit Lapisstift geätzt, und die Hornhäute
1 bis 10 Tage später entfernt. Fixirt wurde in Fi.KMMiNo’scher
Lösung.
Die fixen Hornhautzellen zeigen nun sowohl in der Gegend
der Verletzung als auck am äusseren Schnittrande starke Verände-
rungen der Kerne, die intensiver gefärbt und geschrumpft sind.
Auch der Zellleib zeigt an Stelle der Sternform und der langen
Fortsätze eine abgerundete Blattform. An den Läsionsstellen, die
der Epitheldecke beraubt sind, treten nun daneben leukocytische
Elemente auf, ausgezeichnet durch fragmentirte, gelappte, intensiv
gefärbte Kerne ohne Kernkörperchen und Kernmembran, mit spär-
lichen Protoplasmamassen. Diese Zellen fanden sich sowohl am
Aetzbezirk als auch seitlich an der Demarkationslinie.
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No. 48 GtTSSRNBAtJBR, Aetherisation eingeklemmter Hernien. 837
Dagegen ist es Verf. nicht gelungen, neben diesen längst be-
kannten Elementen die von Kurse und Grawitz beobachteten „er-
wachenden Schlummerzellen“ zu finden. Die von denselben hierfür
gehaltenen Zellen sind vielmehr die oben beschriebenen, durch Läsion
beschädigten, präexistirenden fixen Hornhautzellen. Aber auch die
leukocvtären Formen, die Grawitz als erwachende Schlummerzellen
auffasst, sind lediglich als eingewanderte Leukocyten zu betrachten.
Hierfür spricht Localisation , Beschaffenheit der Kerne, das den
sicher aus Gefäfsen ausgewanderten Leukocyten völlig entsprechende
Aussehen und vor allem der Befund, dass bei einem Kaninchen an
der einen durch Schnitt verletzten Hornhaut mit Epithelverlust Leu-
kocyten vorhanden waren, während sie an der anderen geätzten
mit erhaltener Epitheldecke fehlten.
Die Einwanderung der Leukocyten findet mit grösster Wahr-
scheinlichkeit vom Conjunctivalsack aus statt Der Virchow’sche
Satz „Omnis cellula e cellula“ besteht auch hier unumstöfslich fort.
M. Kotkmann.
C. Gassenhauer, Ueber die Aetherisation incarcerirter Hernien
nach Finkki.stkin. Prager med. Wochenschr. 1893, No. 35.
Die im vorigen Jahre von Finkki.stkin veröffentlichte nichtope-
rative Behandlung eingeklemmter Hernien ist folgende: In der
Rückenlage des Pat. wird das Becken hochgelagert, Ober- und
Unterschenkel in den Höft und Kniegelenken gebeugt, bei Männern
der Hodensack mittels eines Löffels unterstützt und dann alle 10
Minuten bis V4stündlich 1 — 2 Esslöffel Schwefeläther auf den Her-
nialring und Tumor aufgegossen. Mit dem Aufgiefsen wird so
lange fortgefahren, gewöhnlich alle */4 — 3 Stunden bis der früher
prall gespannte Tumor an Spannung verliert und sich ein wenig
verkleinert. Sobald dies eingetreten, und wenn der eingeklemmte
Darm sich nicht von selbst spontan reponirt, werden ein oder
mehrere sehr leichte Repositionsversuche gemacht und es gelingt
fast immer, was früher trotz Chloroformnarcose und Kraftanstreng-
ung nicht gelingen wollte, der Darm schlüpft, nämlich unter obli-
gatem lauten Gurren mit Erstaunen erregender Leichtigkeit in die
Bauchhöhle. Eine Ausnahme dürften diejenigen Brüche machen,
wo blos Netz vorgefallen und eingeklemmt wurde.
Von 135 in der Prager chir. Klinik behandelten Fällen mussten
108 herniotomirt werden, darunter 5, bei denen sich die vorstehende
Aetherbehandlung unwirksam erwiesen. In 26 Fällen wurde die
Aetherbehandlung und zur Controlle dieser die Eisapplication an-
gewandt. Erstere war erfolgreich bei 16 eingeklemm'en Inguinal-
hernien, 1 eingeklemmten Umbilicalhernie und 3 incarcerirten
Cruralhernien, also 20 Mal unter 25 Fällen. Neben diesem Erfolge
der Aetherisation ist der Erfolg der einfachen Hochlngerung be-
merkenswert; dieselbe erwies sich in 4 Fällen als ausreichend, so
dass der Bruch durch leichte Taxis reponirt werden konnte, darun-
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838
Cohkk, Ueber Kehlkopfexstirpation.
No. 48
ter 1 Fall, in dem gleichzeitig Eisapplication stattfand, während in
einem weiteren Falle die Taxis bei Eisapplication ohne Becken-
hochlagerung gelang. Jedenfalls verdient die Combination der
Hochlagerung und Aetherapplication mit leichter Taxis den Vorzug
vor der forcirten Taxis, wenn sie auch das Gebiet der die Radi-
caloperation gleichzeitig bewirkenden Herniotomie in wohleingerich-
teten Anstalten kaum einzuschränken vermag. P. Gäterbock.
1) S, Cohen, Ein Fall von gut modulationsfähiger Stimme ohne
jegliche künstliche Vorrichtung bei einem Patienten, dem der
Kehlkopf und der erste Trachealring entfernt werden musste und
der ohne Kanüle athmet. Fränkel’s Arohiv f. Laryngologie eto. I. H. 3.
2) Redactionelle Notiz. Exstirpation of the larynx. Philadelphia
Med. News 1894, 17. March
1) Im April 1892 wurde dem Pat. der Kehlkopf ohne Epi-
glottis und der erste Trachealring wegen eines nach aussen durch-
gebrochenen Adenocarcinoms exstirpirt. Seitdem hat derselbe die
Sprache wiedergewonnen, seine Stimme ist heiser aber modulations-
fähig und auf etwa 40 Fufs hörbar. Dabei trägt er nicht einmal
eine Kanüle. Das Moduliren der Töne wird nach Verf. durch die
Constrictoren des Pharynx bedingt, indem der Kranke die Haut
seines Halses zu einem Sacke aufbläht, Luft in denselben hinein-
presst und diese dann stofsweise entweichen lässt, wobei er die
einander genäherten Constriktoren in Schwingungen versetzt. Den
Erfolg führt Verf. auf zwei Vorsichtsmafsregeln zurück, einmal das
Anheften der Trachea an die Haut nach erfolgter Laryngectomie
und dann den Umstand, dass er keinen Versuch gemacht hatte,
eine künstliche Vorrichtung an Stelle des Larynx einzusetzen.
2) Nachdem man in der letzten Zeit bei Kehlkopfexstirpation
die Gefahr des Eindringens von Nahrung, Schleim u. s. w. in die
Luftwege dadurch zu vermeiden versucht hatte, dass man das Ende
der abgetrennten Luftröhre in die äussere Haut einnähte und da-
durch die Kommunikation mit der Wunde vermied, wird dieses
von ungewöhnlich gutem Erfolge begleitete Verfahren dringend em-
pfohlen. Man verwendet dabei auch das Einlegen einer Tracheal-
kanüle und umgeht dadurch den Reiz, welchen das Liegen eines
Fremdkörpers ausübt. Die Heilungsdauer ist eine kürzere, die
Nahrungsaufnahme auf gewöhnlichem Wege eine frühere; in einem
Fall konnte Pat. sogleich flüssige Nahrung zu sich nehmen. Dazu
kommt, dass in einigen Fällen die Patienten ohne künstlichen Kehl-
kopf nach und nach eine Stimme erlangten, welche die des künst-
lichen Kehlkopfs weit übertraf. W. Lublinski.
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No. 48. SrBBK, Boscbkk, Wirkung des Blutserums eto. 839
1) R. Stern, Ueber die Wirkung des menschlichen Blutserums aui
die experimentelle Typhusinfection. (Aus der med. Klinik in
Breslau). Zeitsohr. f. Hygiene 1894, XVI. S. 458.
2) Buschke, Ueber die Lebensdauer der Typhusbacillen in ostiti-
echen Herden. Fortschr. d. Med. 1894, No. 15, S. 573.
1) Die Erfahrung, dass einmaliges Ueberstehen des Abdominal-
typhus Immunität erzeugt, brachte S. auf den Gedanken, den
Nachweis zu versuchen, ob sich bei solchen Menschen im Blute ana-
loge Veränderungen nachweisen lassen, wie sie bei der experimen-
tell erzeugten Immunität bekannt sind. Die Prüfung der schützen-
den Wirkung des Serums von Typhusrekonvalescenten geschah an
Mäusen und Meerschweinchen. Die Application der Typhuskultur
war intraperitoneal. Die tötliche Dosis für Mäuse von 15—20 g
schwankte zwischen 0.1— 0.3 ccm Typhusbouillonkultur. Bei Meer-
schweinchen wurden 0.75 — 1.5 ccm von einer Aufschwemmung üppig
gewachsener Typhusagarkultur gebraucht.
Das Blut wurde den Patienten durch Aderlass oder blutige
Schröpfköpfe entzogen.
Die Injection des Serums erfolgte bei den Versuchstieren intra-
peritoneal; bei Mäusen gleichzeitig gemischt mit der Typhuskultur,
bei Meerschweinchen 16 — 24 Stunden vor der Infection.
Unter 15 Fällen, in denen das Blut nach überstandenem Ab-
dominaltyphus untersucht wurde, gaben 9 ein positives Resultat;
und zwar von 8 2 — 26 Tage nach dem letzten Fiebertage Unter-
suchten gaben 6 ein positives Resultat, von 5 1 — 10 Jahre nach
der Krankheit untersuchten waren 3 positiv, und von 2 über 10
Jahre nach der Krankheit untersuchten gab keiner ein positives
Resultat; die angewandte Serummenge betrug 0.1 — 1.5 ccm.
Hieraus geht hervor, dass die positiven Resultate um so selte-
ner werden, je weiter die Krankheit zurückliegt. Mehr Serum an-
zuwenden, ist wegen der Giftigkeit desselben nicht möglich; bei
Mäusen töten 2 — 3 ccm, bei Meerschweinchen manchmal schon 7.5
bis 10.0 bei intraperitonealer Application.
Eine Beziehung der Gröfse der schützenden Kraft des Serums
zur Schwere des überstandenen Typhus liefs sich nicht erkennen.
Auch das Blutserum zweier an Typhus gestorbenen Menschen
konnte S. untersuchen und fand, dass es schon in kleineren Mengen
schützend wirkt als das Blutserum der Typhusrekonvalescenten.
Ebenso untersuchte S. das Blutserum von Menschen, die Typhus
bestimmt nicht überstanden hatten. Er fand, dass auch an solchem
Serum sich öfter eine schützende Wirkung nachweisen lässt. Doch
kommt dieselbe nicht ganz so häufig — unter 13 Fällen 6 Mal —
und meist erst bei Anwendung erheblich gröl'serer Serummengen
zur Beobachtung.
Eine direkte vernichtende Wirkung der verschiedenen unter-
suchten Serumarten auf die Typhusbacillen oder deren Gifte konnte
nicht nachgewiesen werden, hiedurch jedenfalls kann also die
schützende Wirkung des Serums nicht erklärt werden; es bleibt
Dlgttlzed bf Google
840 Hrübnrb, Ehrlich u. Kossri., Schubbrt, Eschrbich, Canon, No. 48
nach S. allein die Möglichkeit übrig, dass das Serum auf den zu
schQtzeoden Organismus selbst einwirkt, ihn befähigt die eingeführteo
Bakterien unschädlich zu machen; damit tritt S. den bekannten An-
schauungen Bkhhino’s gegenüber und auf die Seite Buchnkh’s.
2) B. beschreibt einen Fall von Rippenkaries, in dessen Eiter
Typhusbacillen sich fanden. Es war 6 Jahre vorher Typhus vor-
handen gewesen und die Rippe war kurz nach dem Typhus schmerz-
haft, der Schmerz verschwand und kehrte nach 6 Jahren zugleich
mit einer Anschwellung wieder. Scheurlen.
1) 0. Heubner, Ueber die Anwendung des Heilserums bei der
Diphtherie. Jahibuch I. Kinderheilk Bd. 88, S. 221.
2) P. Ehrlich und H. Kotssei, Ueber die Anwendung des Diph-
therieantitoxins. Sep.-Abdr. a. d. Zeitschr f. Hyg. u. Ir.fectionskrankh,
1894.
3) E. Schubert, Ueber die mit dem BKHRiNo-EaRLicH’schen Diph-
therieheilserum gemachten Erfahrungen. Deutsche med. Wochenschrift
1894, No. 22.
4) Th. Escherieh, Zur Pathogenese der Diphtherie. Wiener klin.
Wochenschr. 1894, No. 22.
5) Canon, Zur Diphtheriebehandlung mit Heilserum. Deutsche med.
Wochenschr. 1894, No. 23.
1) H. hat in der Zeit vom November 1892 bis Juni 1893 79
Fälle von Diphtherie mittelst Injection von BKHuiNo’schnm Heilserum
behandelt. Diese 79 Fälle sind die am schwersten Erkrankten,
welche innerhalb des genannten Zeitabschnittes in die pädiatrische
Klinik zu Leipzig aufgenommen wurden; in derselben Zeit wurden
noch 50 andere Kinder in die Klinik eingeliefert, welche aus Mangel
an Material nicht injicirt werden konnten. Stellt man nun die
Mortalitätsprocente der vor, während und nach der Injectionsperiode
in der Klinik behandelten Diphtheriekranken in Vergleich, so er-
geben sich — auch bei Einrechnung aller nicht Injicirten — die
günstigsten Ziffern für die Serumperiode(64.6pCt. : 42.6 pCt. : 45.7 pCt.).
Dass dieses günstige Ergebniss z. Th. jedenfalls der Behandlung
zuzuschreiben ist, lehrt der Vergleich aller während der Serum-
periode injicirten und nicht injicirten Fälle. — Auf die Zahl der
nötig gewordenen Tracheotomien hat die Behandlung keinen Ein-
fluss; dies ist auch nicht zu verwundern, da alle Kinder, bei denen
Operationen notwendig waren, bereits im Zustaude der Stenose in
das Krankenhaus kamen. Ebensowenig ist die Mortalität der Ope-
rirten durch das Heilserum beeinflusst; sie betrug in der vor, wäh-
rend und nach der Injection gelegenen Periode 88 pCt. : 68.1 pCt.
63.3 pCt. Den mildesten Charakter hat also, wie aus diesen Zahlen
hervorgeht, die letzte Periode. Wenn trotzdem die Gesammtmor-
talität in der 2.; der Serumperiode — geringer ist, als in der spä-
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No. 48. Ueber Diphtherie und Behanhlung derselben mit Heilserum. 841
teren Epidemie, so spricht dies ebenfalls für den günstigen Einfluss
der Behandlung.
2) Verff. stellen folgende Regeln für die Anwendung des Diph-
iherieantitoxins auf: Bei einfachen und frischen Fallen der ersten
2 Krankheitstage wird man mit 200 Immunisirungseinheiten am 1,
und ebenso viel atn 2. Krankheitstage auskommen. Dagegen bei
allen Tracheotomirten und solchen Fällen, in denen schwere allge-
meine Krankheitserscheinungen vorliegen, muss die Anfangsdosis
mindestens 400 Immunisirungseinheiten betragen, denen nötigenfalls
noch im Laufe desselben Tages die gleiche Menge nachgeschickt
werden muss. Dementsprechend sind io derartigen F&llen am 2.
Tage mindestens 400 Immunisirungseinheiten und an den folgenden
eventuell ebenso viel zu injiciren. — Was den Gesammtverbrauch
betrifft, so rechnen Verff. för leichte F&lle 400 Immunisirungsein-
heiten, für schwere 1000—1500 oder noch mehr. Diese Dosis be-
zieht sich nur auf Kinder ; bei Erwachsenen müssen entsprechend
höhere Mengen verwendet werden. Die gegebenen Zahlen sind
nur die Minimalmengen und können zweckmäfsig erheblich über-
schritten werden. — Einer therapeutischen Beeinflussung nicht mehr
zugänglich sind 1) Fälle, wo der Process sich schon sehr weit in
die Bronchien fortgesetzt hat, 2) Fälle, wo zur Zeit des Beginns
der Behandlung schon Mischinfectionen Vorlagen, z. B. lobuläre
Pneumonien andererer Herkunft, 3) F&lle, in denen schwere Organ-
veränderungen, insbesondere myokarditische Processe schon vor
Eintritt in ilie Behandlung bestanden. — Dagegen sind von 78
Fällen, die in den ersten 2 Krankheitstagen zur Behandlung kamen,
nur 2 gestorben, also 97 pCt. geheilt.
3) Verf. berichtet über die Ergebnisse, welche mit dem Bbh-
aiNo’schen Diphtherieheilserum auf der chirurgischen Abteilung des
Elisabethkrankenhauses erzielt wurden. In dem Zeitraum vom 5.
Februar bis 4. Mai d. J. wurden 34 Kinder behandelt; dagegen
20 tracheotomirt. Es genasen 28 Kinder; 6 starben (sämtlich
tracheotomirt). Eine Auswahl der mit dem Serum behandelten
Fälle hatte nicht stattgefunden. — Am auffälligsten ist uach den
Eindrücken, die Verf. hatte, die belebende Wirkung des Mittels
auf das Allgemeinbefinden und die Herzschwäche. Die diphtheri-
schen Beläge werden unter Einwirkung des Mittels schnell demar-
kirt und gelöst. Das Mittel hilft am besten bei ganz frischen
Fällen; bei diesen genügt in der Regel eine einzige Dosis, um die
Krankheit zu coupiren. Bei den schweren Fällen diphtherischer
Allgemeinerkrankung dagegen müssen die Einspritzungen nach Be-
darf wiederholt werden, Auch die Gröl'se und das Alter des Kin-
des bedingt eine Verschiedenheit in der Dosirung. Ober welche man
sich erst in der Erfahrung ein Urteil schaffen kann. Jedenfalls
sind zu Heilzwecken beim Menschen erheblich gröfsere Mengen
erforderlich, als nach dem Tierversuch zu erwarten war. Nach-
teilige Wirkungen wurden von der Einspritzung nie beobachtet.
(Die Irijection r&th Verf. in den Oberschenkel zu machen, und die
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842 Kuppel, Einfluss von Verletzung auf die Entwicklung. No. 48
Flüssigkeit durch Reiben möglichst zu verteilen). — Einige Male
traten nach der Einspritzung Exantheme auf, zumeist von scharlach-
artigem Aussehen. — Von Nachkrankheiten wurden zweimal hämor-
rhagische Nephritis, einmal Gaumensegellähmuog beobachtet.
Sein Gesammturteil Ober den Erfolg der Behandlung fasst Verf.
dahin zusammen, dass niemals und vor allem nicht unmittelbar vor
der Periode der Serumbehandlung so gute Ergebnisse erzielt wur-
den, dass aber die Zahl der beobachteten Fälle zu klein ist, um
sichere Schlösse über den Wert der Metode zu ziehen
4) E. ist der Ansicht, dass die Entstehung und der Verlauf
der Diphtherie zu ausschliefslich aus der Anwesenheit und Giftig-
keit der Bakterien erklärt werden, während man in der letzten Zeit
den Faktor der individuellen Disposition zu sehr vernachlässigt.
Er stellt folgende Thesen auf: 1) Zum Zustandekommen der diph-
therischen Erkrankung ist ausser dem Bacillus und der Möglichkeit
seiner Invasion noch das Vorhandensein einer specifischen Empfäng-
lichkeit seitens der Gewebe des zu inficirenden Organismus erfor-
derlich. 2) Das Verhalten der örtlichen und der allgemeinen Dis-
position, erst in zweiter Linie die gröfsere oder geringere Virulenz
des Bacillus sind mafsgebend für den Verlauf der Einzelerkrankung.
3) Auch andere und selbst saprophytische Bakterien, sowie deren
Stoffwechselprodukte können von Einfluss sein auf* die Ausbreitung
und den klinischen Verlauf des Processes. 4) Die Heilung des
Krankheitsprocesses erfolgt durch Immunisirung des erkrankten Or-
ganismus; kann dagegen nicht auf das Verschwinden der Ba-
cillen oder den Verlust ihrer pathogenen Fähigkeiten zurückgeführt
werden.
5) C. berichtet über die Erfolge, welche mit einem von Bkh-
rino u. Ehrlich hergestellten Diphtherieheilserum im Krankenhause
Moabit erzielt wurden. Mit diesem Serum sind 59 Kinder in der
Zeit vom 1. December 1893 bis 22. März 1894 behandelt worden;
davon sind 45=76.9 pCt. geheilt; von 21 Tracheotomirten sind
16=76.9 pCt. geheilt. Dieses Ergebniss unterscheidet sich nicht
wesentlich von den Erfulgen in der Zeit vom 1. Juli bis 1. Dez.
1893 ohne Serumbehandlung. (70 pCt. Heilungen, 35 Tracheoto-
mien mit 22=62.9 pCt. Heilungen). Stadthagen
M, Klippel, Contribution ä P4tude des troubles nerveux cons^cu-
tifs aux traumatiemes, de l’arröt de d^veloppement ä la suite des
l^sions des membres dans l’enfance. Revue de tnedecine 1893, No. 3.
Im ersten Fall war nach einem Trauma des linken Kniees im
3. Lebensjahre eine Entwicklungshemmung des linken Beines ein-
getreten, so dass der Eindruck der infantilen Kinderlähmung ge-
weckt wurde. Bei der Section des 31jährigen Kranken war nicht
das Volumen der Muskelfasern, sondern ihre Zahl in den atrophi-
schen Muskeln vermindert; ebenso war die Zahl der peripherischen
Nervenfasern links am Bein vermindert; die Ganglienzellen der Lum-
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No. 48.
Nbibsbb, Gegenwärtiger Stand der Liohenfrage.
843
balanschwellung schienen links weniger gut entwickelt wie rechts.
— Im 2, Fall war nach einem Trauma des Arms im 12. Lebens-
jahr eine Entwicklungshemmung des Armes mit Atrophie der
Schultermusculatur eingetreten. — Im 3. Fall war die rechte untere
Extremität infolge eines im 17. Lebensjahre erhaltenen Traumas in
der Totalität der Muskeln in der Entwicklung zurückgeblieben. —
Neben diesen Zeichen der Entwicklungshemmung fanden sich auch
trophische Anomalien, so in Fall II eine Ankylose im Schulterge-
lenk, in Fall III ein Pes equinus mit Retraction. K. unterscheidet
3 Gruppen von Muskelatrophien: 1) die einfache, in der die Faser
ihre normale Streifung hat, aber grauer wie sonst ist; 2) die de-
generative mit Verlust der Streifung, Kernwucherung etc.); 3) die
numerische, bei der die Fasern ihr Volumen und Structur behalten
haben, doch an Zahl vermindert sind. — Oie dritte Form liegt
hier vor (wahrscheinlich auch in den beiden nicht zur Section ge-
kommenen Fällen). Jede traumatische Verletzung in der Kindheit
kam zu Entwicklungshemmungen der betroffenen Extremitäten füh-
ren (Fracturen, Gelenkverletzungen etc.). Die Pathogenese ist
vielleicht eine reflectorische Wirkung auf die trophischen Rücken-
markscentren, von denen eine Veränderung der peripherischen Nerven
und der Muskelfasern ausgeht; diese trophische Atrophie combinirt
sich bei Kindern mit einem Zurückbleiben im Wachstum der Ex-
tremität. E. Kalischer.
A. Neisser, Ueber den gegenwärtigen Stand der Lichenfrage.
(Referat, erstattet in der dermat. Sect. des XI. internat. Congr.
zu Bonn). Arob. f. Dermat. u. Syph. 1894, S.-A.
Nachdem Verf. auseinandergesetzt hat, dass und warum das
klinische Bild der Hautveränderungen allen Classificirungsversuchen
in erster Reihe zu Grunde zu legen ist, entwickelt und begründet
er bezüglich der viel umstrittenen Lichenfrage eine Reihe von The-
sen, denen in Kürze das Folgende zu entnehmen ist: Der Name
Lichen soll einzig und allein für die als Lichen ruber bekannte
Hautkrankheit, welche in zwei Hauptformen — dem L. planus und
dem L.^acuminatus — auftritt, beibehalten werden. Alle übrigen
unter anderen Namen beschriebenen Eruptionsformen sind Modifi-
cationen eines dieser Haupttypen. — Die Pityriasis rubra (Dk-
vbboib-Rrsnibb) ist ein morbus sui generis und eine Form der Kera-
tonosen. Diesen letzteren sind vorläufig auch gewiss zur Zeit (wohl
mit Unrecht) als Psorospermosen gedeutete lichenoide Ausschläge
zuzurechnen. Der Lichen pilaris ist eine angeborene Hyperkera-
tose und besser als Keratosis pilaris zu bezeichnen. Für den L.
scroph uloso'ru’m, dessen tuberculöse Natur möglich, bisher aber
nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist, schlägt N. den Namen Sero-
phuloderma miliare vor. Der L. urticatus ist Urticaria papulosa,
der L. syphiliticus, den N. trotz des fast regelmäfsigen Befundes
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844
Kkilmank, Ueber Geburten mit Wehenschw&che.
No. 48
von Riesenzellen nicht für eine Mischform von Tuberculose mit Lues
halt, Syphiloderma milio-papulosum zu benennen. — Zum Schluss
bespricht Verf. eine Gruppe von Lichenerkrankungen, die nament-
lich von französischen Dermatologen vielfach erörtert werden, in
Deutschland aber nur wenig bekannt sind. Von diesen stell.t er
Vioal’s L. simplex acutus neben die HRBBs’sche Prurigo und
verweist den L. simplex chronicus als eigene Gruppe in die
Gczemklasse. Die „lichenoiden" Eruptionen des sogen. Eczema
folliculare (Malcolm Morris) sind als eine eigene Species der
Folliculitiden zu betrachten. il. Müller.
A. Keilmann, Geburten mit Wehenschwäche. Petersburger med.
Wochenschrift 1894, No. 24
Verf. hat das Alkohol-Extract der Ipecacuanhawurzel, das von
Pabkrb zur Hebung der Wehenschwäche empfohlen und neuerdings
wieder von Drapbs und Utt (Pet. med. Wochenschr. 1892, No. 12,
No. 18, 1893, No. 2) als wirkungsvoll bezeichnet wurde, einer
Prüfung unterworfen.
Nach einer Erörterung, in welchen Fällen die Diagnose:
„Wehenschwäche“ gestellt werden darf, referirt er Ober 4 Fälle
und erwähnt 1 Fall, in denen er die Wirkung des Vinum Ipecac.
bei wirklicher, primärer Wehenschwäche erprobt hat und kommt
zu dem Schlüsse, dass dem Vin. Ipecac. die Eigenschaft eines
Wehenmittels durchaus abgesprochen werden muss. Er beobachtete
nach der Verabreichung von Vin. Ipecac. (3 Mal 10 Tr. in 30 Min.)
keine Contractionen des Uterus, sondern nur einige Anspannung
der Bauchdecken als Begleiterscheinung des Brechaktes.
Die von Utt beschriebenen 6 Fälle werden insbesondere in
Bezug auf Präcisirung der Diagnose einer Kritik unterworfen. Die
Beurteilung des Wehen Verlaufs muss durchaus die Feststellung der
Relation des vorliegenden Teiles zum untern Cervixsegment zur
Grundlage haben. Wo der vorliegende Kindsteil noch nicht die
zur Wehenauelösung nötige Berührung mit den untern Cervicalpar-
tien hat, ist der Zustand der Wehenlosigkeit als selbstverständlich
anzusehen. Die als Folge langer Geburtsdauer angesehenen Ge-
fahren: Erschöpfung der Kreifsenden, Drucknekrosen, Infections-
möglichkeit, Asphyxie des Kindes etc. sind, wenn es sich um wirk-
liche primäre Wehenschwäche bandelt, nicht vorhanden, weshalb
ein expectatives Verfahren durchaus gerechtfertigt ist. — Die
Zange soll nur bei allerstrengster Indication wegen Wehenschwäche
angelegt werden, wegen der Gefahr der atonischen Nachblutung.
Soll aus irgend welchen Gründen dennoch eine Therapie ge-
übt werden, so darf dieselbe nur darauf gerichtet sein, die fehlen-
den Wehen zu schaffen.
Da die medicamentösen Mittel versagen, empfiehlt Verf., bei
Kopflagen den Kopf in’s Becken zu drücken, am besten in Nar-
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No. 48.
Zknkdk. — Robkbtson. — Latus.
845
kose; er erzielte bei WehenschwAche auch in der Ei Öffnungsperiode
auf diese Weise sehr gute Erfolge. A. Martin
K. Zenker, Chromkali-Sublimat-Eisessig als Fixirungsmittel. Münchn.
med. Wochenscbr. 1894, No. 27.
Verf. hat sich zar Fixiroog des ihm zaströmenden pathologischen Materials fol-
gende Mischung hergestellt: destillirtes Wasser lOOcctm, Sublimat 50g. doppelt
chrom«aures Kali 2.5 g, scbwefelsaures Natron 10 g, Eisessig 6 0 g. Es empfiehlt sich,
den Eisessig erst kurz vor dem Gebrauche zuzusetzen. Io dieser Flüssigkeit, deren
Farbe die der bekannten MOLLRH’schen Lösung ist, bleiben die zu fixirenden Objecte
je nach ihrer Gröfse eine bis 4b Stunden, Centralnerrensystem 14 Tage. Dann wer-
den die Objecte ausgewaschen und in Alcobol von steigender Concentration gehärtet,
dem zuerst zur Entfernung dos Sublimates Jod beigesetzt war. Nach Verf. ist die
fixirende Wirkung seines Gemisches gleich vortrefflich wie die der Fi kmm iso'schen und
der HKRUANN'schen Lösung, das Gemisch bat den Vorzug, dass es besser und schneller
io die Gewebe eindringt und keinerlei Schrumpfung hervorruft. Sowohl die Zell-
aabatanzen, wie auch die Bestandteile des Kernes werden io ausgezeichneter Weise
erhalten.
Einen Vorteil erblickt Verf. ferner darin, dass nach Anwendung seines Chromkali-
Sublimat-Eisessig Gemisches die Färbung mit Carmin, Hämatoxylm den Anilinen und
der WrioinT’srhen Methode für das Centraloervensystem vollständig gelingt. Die
Billigkeit des Gemisches — ein Liter desselben kostet etwa 60 Pf. — ist ebenfalls
als ein Vorzug gegenüber den teuren anderen Flüssigkeiten zu betrachten.
Rawiti.
A. Robertson, The digestion of sugar in health. Edinb. med. Joum.
1894, S. 200.
In Uebereinttimmung mit der allgemeinen Annahme cnnitatirte Verf, dass Speichel
ohne Einfluss auf Rohriucker ist, denselben nicht inrertirt. Magensaft des Menschen
fand Verf in Uebereinstimmnng mit Lucbe etwas stärker inrerlirend, als Salzsäure
ran gleicher Accidit.lt. da jedoch neutralisirter Magensaft keine Inrersion bewirkt,
schliefst Verf., dass der Magensaft kein inrertirendes Ferment enthält Um su sehen,
ob im Magen selbst eine Inrersion stattfiodet, brachte Verf. 250 ccm einer 20 procent.
Rohrzuckerlösung in den leeren rorber ansgespülten Magen, entnahm in bestimmten
Interrallen Mageninhalt und bestimmte den Gebalt ron Invertzucker und Gesammt-
zucker. Es ergab sich, dass der Rohrzucker im Magen inrertirt wird und zwar ent-
halten die später entnommenen Proben teils absolut teils im Verhältnis zum Gesammt-
zucker mehr Inrertzucker Lösungen ron Inrertzucker (NB. etwas freie Schwefel-
säure enthaltend) direct in den Magen eingeführt, rerschwiuden sehr schnell aus
demselben. Bei Versuchen, in denen abgewogene Quantitäten rerschiedener Abschnitte
des Darmes rom Meerschweinchen und Kind und die Organe mit 5 procent. Rohr-
zuckerlösung digerirt wurden und die Quantität de, gebildeten Inrertzucker nach 2
Stunden bestimmt warde, ergaben, dass das inrertirende Ferment hauptsächlich im
Dünndarm, in geringerer Menge auch im Dickdarm und rerschiedenen Organen vor-
banden ist. K. Sslkowskl.
E. Laves, Untersuchung des Fettes von Frauenmilch. Zeitschr. f.
phisiol. Chem. XIX. S. 369.
Dnabbängig ron Rurrct., hat Verf. im Horra SnTi.ER’icheo Institute 116 g Fett aus
Frauenmilch untersucht und darin nur 1.4 pCt. an flüchtigen Säuren gefunden; und
zwar bestanden diese nnr ans wenig Buttersäure, zu annähernd gleichen Teilen aus
Capron-, Capryl- und Caprinsäure. Der Procentgehalt an Fettsäoren im Fette beträgt
(nach KörT8ix>RFa<t) 95.1 pCt , and der an unlöslichen Fettsäuren (nach Heuser)
98 2 pCt , sodass für die wasserlöslichen Fettsäuren 1.9 pCt. verbleiben. Unter den
nicht flüchtigen, unlöslichen Fettsäuren (98 2 pCt.) findet sich neben Palmitin-, Stea-
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846
Crocq. — Obhi-kr.
No. 48
rin- und Oelsäuru eine oder mehrere Fettsäuren von niedrigerem Molekulargewicht,
wahrscheinlich Myristinsäure. An ungesättigter Säure (Oelstare) eothtlt das Fett
(nach Hobl) 49.4 pCt. Der Schmelzpunkt des Fettes liegt bei 80 — 81°, der der Fett-
säure bei 87 — 39'C. Das Fett der Frauenmilch ist somit, verglichen mit dem der
Kuhmilch, sehr arm an flüchtigen und wasserlöslichen Säuren, reich an Oelsäure.
J. Munk.
Crocq, Contribution a l’ötude experimentale des art^rhee infectieuses.
Arch. de m6d. exp. et d’anat. path. VI. p. 583.
Nachdem durch wiederholte Beobachtungen festgestellt war, dass im Anschluss
an acute Infectionakrankbeiten nicht nur Endocarditis, sondern auch Arteriitis sich
entwickeln kann, hatten Gilbibt und Lion auf experimentellem Wege nach voraus
gegangener Verletzung der Aorta durch Einführung von Typbusbacillen eine Arteritis
erzeugt; später gelang es ihnen auch, mit einem von ihnen selbst gefundenen Bacillus
der Endocarditis ohne vorherige Verletsung in einigen Fällen Arteriitis hervorzurufen.
Verf. hat nun folgende Fragen zu beantworten gesucht:
1) Kann eine Verletzung allein eine Arteriitis erzeugen?
2) Kann eine Infection allein eine Arteriitis erzeugen?
3) Führt Trauma mit folgender Infection immer zur acuten Arteriitis?
Die Versuche wurden an Kaninchen ausgeführt, die Verletzung der Aorta mit
einem von Verf. selbst angegebenen feinen silbernen Troicart mit seitlicher Oeffnung
der Kanüle gemacht.
Die Verletzung allein brachte keine Arteriitis zu Stande, ebensowenig die In-
fection allein mit Typhus Bacillen, Bacterium coli, Streptococcus pyogenes, Diphtherie-
Bacillus. Die Resultate von Gilbbbt und Lion mit ihrem Endocarditis- Bacillus konnte
Verf. nicht nacbprüfen. Anch Trauma und Infection zusammen führten beim Typhot-
Bacillus nur selten zur Arteriitis; bei den übrigeo angewandten Bakterien trat die
selbe stets ein. Doch sind Rückschlüsse auf den Menschen nur mit Vorsicht zu
machen, da die Empfänglichkeit von Mensch und Kaninchen für die einzelnen Bak-
terienarten sehr differirt. Die infectiöse Arteriitis kann auf zweierlei Weise zu Stande
kommen, durch Implantation der Mikroben selbst in der Arterienwand oder durch
Einwirkung der Bakteriengifte. Auf letztere Weise kommt es vorwiegend zur chroni-
schen Arteriitis, während die Bakterien selbst die acute Arteriitis bedingen.
M. Rothmann.
R. Oehler, Casuistische Mitteilung ana der Klinik Carolinum in
Frankfurt a. M. Ober daa sogenannte Knochenaneurjama. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. XXXVIII. S. 525.
Neben 12 fremden Beobachtungen in einigen unsicheren Fällen berichtet Verf.
über einen von ihm selbst gesehenen Patienten. Derselbe eio 16 jähriger juoger Mann
bekam (vielleicht infolge eines leichten Trauma) eine vom Knochen ausgehende
Schwellung am äusseren Gondyl. femor. von prall elastischer Beschaffenheit auf ihrer
Höhe, während ao den Rändern die knöcherne Schaale, welche allmälig in die uor
malen Femurcootouren jlberging, das Gefühl auf Druck wie der erweichte Hinterkopf
rachitischer Kinder darbot. Bei einer Probeincisioo entleerte sieb eio starker Blutstrom,
man gelangte in eine ca. 801) ccm Raum haltende, ’/< der Femur umgebende, tief
io den Knochen hinein reichende Höhle mit rauher, cariöser Innenwand, und dünn-
schaliger, z. Th. nur fibröser mit eingesprengten Knochenstückeben versehener Ausaeo-
fläche. Gröfsere Gefäfse mündeten nicht in die Höhle. Nach Ampot femor ist dann
Pat. dauernd gesund geblieben Die feinere Untersuchung der Höhleowand zeigte
nirgends normale Knochensubstanz , dieselbe glich vielmehr dem in Verknöcherung
begriffenen Fracturcallus. Von der Peripherie nach dei Höhle zu fortschreitend
nahmen die Knochenzellen an Gröfse zu und mehrte sich die Rundzellenfüllung: am
äusseren Rand war die Knochensubstanz bis auf die äussersten Rette geschwunden,
freigewordenc Knochenzellen mit Kundzellen des Marks und stellenweisen Riesenzellen
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No. 48.
OSTMANN. — JKNNINOS. — ThAYBB.
847
bildeten einen leicht abbrBckelnden Saum , an welchen direct die ßlutmasse des Bohl-
raums grenzt. Eine ausgeprägte Grenze dieses Saumes, so dass er ein eigenes Gewebe
darstellt, bestand nicht, immerhin hält Verf. die Entstehung der sog. Knochenaneurys-
men ans hämorrhagischen Sarcomen noch für die annehmbarste Erklärung , indem
der Blutstrom nach and nach alles Sarcom-Qewebe auswäscht. p. GOtvrbock.
Ostmann, Beiträge zu dem Vorkommen von Exostosen des äusseren
knöchernen Gehörganges bei den verschiedenen Völkerrassen.
Monatsh. f. Ohrenheilk. 1894, No. 8, 9. 10.
Unter 2688 Schädeln der verschiedenen Vfllkerrassen worden im Ganzen 16 Mal
Exostosen im äusseren knöchernen QehSrgang gefunden; darunter bei amerikanischen
Schädeln allein 13 Mal (6.4 pCt.) bei australischen und oceanischen 2 Mal (1.77 pCt.)
bei modernen und antiken Egypter Schädeln 1 Mal (0.19 pCt.) bei afrikanischen Ne-
gern, Asiaten, Europäern kein Mal. Von den 18 Exostosen amerikanischer Schädel
kommen 12 auf solche alter Peruaner. Dieses so aufialleod häufige Vorkommen der
Exostosen des äusseren GehOrgangs bei den alten Peruanern lässt sich, nach Verf.,
aus der eigenartigen Verdrückung des äusseren GehOrgangs hei den bracby- und byper-
brachycephalen Schädeln und einer gegebenen Neigung zu excessirem Knocbenwachs-
tnm überhaupt, wie sie durch die Exostosis multiplex zu Tage tritt, erklären.
Schwäbach.
D. D. jennings, Treatment of depressions in the skull of tbe new
born. Med. Record 1894, S. 166.
Wenn nach einer schweren Gebart Depressionen an den Schädelknocben des
Kindes vorhanden sind, so rät Verf. zu folgendem Verhalten: Im Falle Zeichen von
Gehirndrnck elntreten, trepanire man in jedem Falle sofort. Fehlen solche Zeichen
gänzlich, so kann man 2 Wochen lang abwarten. Richtet sich in dieser Zeit die
Depression nicht auf, oder nimmt sie sogar zu, so trepanire man, auch wenn Hirner-
scheionDgen nicht eingetreten sind. Wartet man noch länger ab so kann plötzlicher
Tod des Kindes den Arzt überraschen. Das durch den Trepan entfernte Knochen-
Stück versuche man wieder einznheilen ; et wird dies oft gelingen. stadthegen.
W. S. Thayer, Note on the value of guajacol applied externally
ae an antipyretic. Med. News 1894, No. 13.
T. wandte das Gnajakol äusserlich als Antipyreticnm nngefäbr in derselben Weise
an, wie es hier anf der SiitATos'schen Klinik benutzt und von Stoiismbuso (Berliner
klin. Wochenschr. 1894, No. 6) eingehend beschrieben wurde. Im Ganzen wurden
acht, an verschiedenen fieberhaften Erkrankungen leidende Männer und Frauen damit
behandelt; die Resultate waren kurz folgende: Guajakol, auf die Haut anfgepinselt,
wird ziemlich schnell resorbirt; bei fieberhaften Erkrankungen folgt ein gradweiser
Abfall der Temperatur, die 3—4 Standen nach der Aufpioselung ihren niedrigsten
Stand erreicht; mit diesem Temperaturabfall geht ein starker, höchst unangenehmer
.Schweifsausbruch einher; nach kurzer Zeit steigt die Temperatur wieder schnell an,
und zwar mit Kältegefühl, häufig mit ausgeprägtem Schüttelfrost Mehr als zwei c.c.
sollten nicht angewandt werden. Da die erwähnten Nebenwirkungen (Schweifs,
Schüttelfrost) die Kranken in hohem Grade schwächen , so ist die Anwendung des
Guajakols nur auf geeignete Fälle zu beschränken. Uebrigens lassen sich dieselben
Wirkungen, wie durch Aufpinselungen des Gnajakois, auch durch Einspritzungen in's
Rectum oder in's Unterhautgewebe hervorrufen. K. Kronihal.
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848
AshTOH, WiliLS U. C'IOPKR. — B >KCK. — Lühlkin.
No. 48
1) Th. S. Ashton, Angio - Neurotic oedem«: a report of three
caaes showing some intereating manifestations. Medical News 1893,
8. April.
2) E. Wills and D. Cooper, Angio Neurotic oedema. Brain 1893,
Aatumn.
1) A. teile 3 neue Falle von typischem angio-neurotiseben Oedem mit; als ans
losende Momente des jedesmaligen Anfalls wirkten Trauma und Abkühlung. Im 2.
Fall nahm die Conjunctiva an dem Oedem Teil. Im 3. coincidirte das angioneuro-
tische Oedem des Gesichts mit einem Herpes der Schldelhant. Heredität lag io allen
8 Fällen nicht vor. Sonst verliefen die Anfälle typisch (plötzliches Entstehen and
Schwinden, Gefühl von Steifheit and Jucken, etc.)
2) 6 Fälle von angioneurotischem Oedem werden mitgeteilt, in denen ätiologisch
in Betracht kamen Pubertät, Climacterium, gastrische Störung. Erschöpfung durch
Masturbation. Die Verteilung des Oedems auf der Hant war onregelmäfsig and
wechselnd. Das angio neurotische Oedem ist eine vasomotorische Störung (eine abor-
tive Urticaria), die sich besonders häufig bei Hysterie, Hystero- Epilepsie und Neuras-
thenie findet und auf ein labiles vasomotorisches Nervensystem hioweist.
8. Kalischer.
(’. Koeck, Neues Verfuhren bei <ler Färbung tler Mikropanteiten
auf der Oberfläche des Körpers. Monatsheft f. pract. Dcrmat XVIII.
No. 10.
Als ein sweckmäfsiges Verfahren zur raschen Oaentirung oder zur klinischen
Demonstration empfiehlt Verf. den zu untersuchendon Hautfieck mit der FarblOsnng
z. B der SsBLi'acben Borax-Methlenblaulösung direct zu bepinseln und die alsdann ab
gekratzten Schüppchen in Glycerin uod Wasser (1:3) zu untersuchen. Setzt man
der letzteren Flüssigkeit einige Körnchen Re.orcin zu, so halten sich die Präparate
auch einige Tage. H- MlUior.
Löhlein, Ueber die Grenzen der kilnatlichen Fröhgebu’t. Deutsche
nieü. Wochenschr 1893, No. 21.
L. bespricht an der Hand von 3 künstlichen Frühgeburten die ausserordentlichen
.Schwierigkeiten für die Feststellung der unteren Indicationsgrenze. Er hat bei der-
selben Frau zur gleichen Zeit der Schwangerschaft die Frühgeburt zweimal eingeleitet
und hierbei für die Prognose des Kiodes erhebliche Differenzen gefunden. Boi der
ersten Frühgeburt wurde ein lebendes Mädchen von 2700 g mit tiefem lüffelförmigen
Eindruck der rechten Fov. temporal, entwickelt, das am 8. Tage an lobulärer Pneu-
monie stirbt, während bei der zweiten ein um 200 g schwereres Mädchen obue jede
Impression am Kopfe extrahirt werden konnte, da trotz kräftigerer Gesammtentwicke
lung der Kopf bei kleineren Querdurchmesser viel configurabler war — Bei einem
anderen Fall, bei dem bei einer Conj. diag. von 8.5 zu der üblichen Zeit in der 85.
Woche die Frühgeburt eingeleitet wurde, war das Kind trotz streng durchgeführter
Entfettungskur der Mutter schon so kräftig entwickelt, dass d«r Kopf nur mit einer
Qoerfractur der Squama occipitis entwickelt werden konnte. Hieraus zieht S. den
Schloss, dass man in solchem Falle die Frühgeburt schon in der .30, bis 3 \ Woche
einleiten oder sich als Umgehung des Kaiserschnittes für die Syrophyseotomie ent-
scheiden müsse. Die Symphyseotomie betrachtet L. übrigens nicht als Ersatz für die
künstliche Frühgeburt, sondern für den Kaiserschnitt aus relativer Indicatioo, für
Fälle also, wo sich die künstliche Frühgeburt als unzureichend erweist. a. Martin.
Hinwendungen für du GenJralblatt »erden an die Adrc*»»’ de* Hrn Prof. T>r M. B e r n ti a r d t (Herl-» W.
Franr.'-sisehe Straf*« 21) oder an die Y<*rlag*hamllting (Berlin NW.. 68. Luter den Linden) erbeten.
Verlag ton August Hirschwald in Berlin. — Druck von I.. 8churnacber in Berlin.
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w ec he ntt ie h erschei ne n
t — 2 Bogen; »a Schluss«
de» Jihrgang« Titel , Na-
men- und Sachregister.
Centralblatt
fQr die
Preis des Jahrganges
80 Mark ; au belieben
durch alle Bnchhandlun*
gen and Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. »• Dezember. No. 49.
Inhalt! Biivii, Ueber eine Färbemethode, mit der men Diabetes und Glycosurie
aas dem Blate disguosticiren kaoo. (Orig. Mitt.).
ScHAPPsa, Zar Histologie des Rückenmarks. — Ssiisisnros, Deber ceotri-
petale Nervenfasern im Maskel. — Schmitz, Mbsstis, Beiiebang des Magensaftes
sar Darmfäalniss. — (Iflsst, Deber Pigmentablagerang in der Darmmuscalatur. —
Gibmbi, Ueber die taberculOse Kniegelenkseotzündung. — Rsicust, Entstehung
der Miubildangen der Harnblase and Harnröhre. — Grubkht, Jahresbericht der
Obrenklioik sn Halle a. S. — Chiasi, Ueber die Iotnbation des Kehlkopfs —
Raun, Hygienische Beurteilung des Wassers. — Ja<just, Zar Diagnostik der func-
tiooellen Kreislaufstörungen. — Bttsss, Zar Lehre vom Oesophagosdirertikel. —
List, Wetzoldt, Ueber Polymyositis acuta. — Fuchs, Fall too multipler Neu-
ritis mit Beteiligung des N. opticus. — Goidscbiiois und Btscsis, Ueber die
Empfindung des Widerstandes. — Wazuzt«, Aetiologie der Cyititis. — Cbaput,
Behandlung der Salpingitis. — Pohl, Einfluss von Giften auf die Darmbesregungen.
Spibio, Ausnützung der Nahrung bei Leukämie. — Mittelbach, Specifiscbe
Drehung des Fibrinogeas. — t. Bitto, Bestimmung des Lecithins im Pfianzensamen.
— Bisdl, Ueber experimentelle Gefiftrerengerung. — Goodbuk, Lisi, Bebend-
lang ron Pseadartbroseu. — Lapoubcadc, Ueber Fufsdeformitäten. — Sobwabz,
Behandlung tuberculöser Gelenkentzündungen — Fihotti, Exstirpation eitrig thront -
bosirter Venen. — Gzoez, Ueber Glaskörperblutuugen. — Uhthopp, Ueber Con-
junctivitis dipbtheritica. — Gbussht, Extraction der Coiumella bei Tauben. —
FsAbkbl, Prolaps des Ventriculus Morgagni. — Buhoe, Färbung der Geifselbak-
terien. — Maas, Wirkung des Lysols. — Holt, Ueber die künstiiebe Ernährung
im Kindesalter. — Scbwabz, Creosot bei Scropbulose — Mabandon de Mostiil,
Amat, Wirkung des Duboisins. — Hsbbcbbl, Lao, Falle von Glottlskrampf beim
Erwachsenen. — Hoorn, Curmrin bei Tetanie. — Guttibtao, Elastische Fasern
in Hautnarben. — Fbiedheim, Zur Casuittik der Sclerodermie. — MCllcb. Zur
Technik der Einleitung der küustlicben Frühgeburt. — ». Swizcicbi, Aetiologie der
Parametritis — Kraubb, Seltenere gynäkologische Falle. — Waltbbb, Metritis
diueCAOs. — Tubtschasihow, Ueber Vergiftung mit Siotoniu, Carbolsäure u. s. w.
— Dieballa, Wirkung too Chloroform, Bromätby) und Aetber auf das Froscbbers.
XXXII, Jabrgaog.
54
850 Brbmrh, Ueber eine Färbemetbode, mit der man Diabetes und No. 49
Heber eine Färbemethode, mit der man Diabetes und Ghcosurie
ans dem Blute diagnosticiren kann.
Von Dr. Ludwig Bremer, St. Lonix, Missouri.
Sowohl für die histologische Untersuchung der normalen mor-
phologischen Bestandteile des Blutes, als besonders auch zur Ge-
winnung einer Einsicht in die Arten ihres Zerfalls und in patholo-
gische Veränderungen ') derselhen (Untersuchung auf Malariaparasiten
und sonstige Mikroorganismen eingeschlossen) hat sich die folgende
Farbemethode in einer langen Reihe von Untersuchungen als die
empfehlenswerteste erwiesen. Ich möchte sie als Normalfarbeme-
thode des Blutes bezeichnen. — Aus einer '/„ procent. wässerigen
Eosinlösung und einer gesättigten wässerigen Methylenblaulösung
werden durch Umröhren in je einem Schälchen zwei Mischungen
hergestellt, die sich bis auf ein Kleines der neutralen Grenze nähern,
so zwar, dass die eine von ihnen ein deutliches Ueberwiegen des
Eosins zeigen muss, während die zweite z. B. ein hineingetauchtes
Stückchen Filtrirpapier rein blau zu färben hat Die in solchen
Mischungen auftretenden Niederschläge lassen sich durch kleine
Kunstgriffe, die an einem anderen Orte ausführlich beschrieben wer-
den sollen, leicht von den Präparaten fernhalten.
Nach der EnRUCB’schen Methode werden die Blutausstrichprä-
parate för ungefähr 2 Stunden auf 120 — 125° C erhitzt und dann
nacheinander för etwa je 3 Minuten mit den erwähnten Farbmi-
schungen behandelt, jedoch so, dass die Eosin in Ueberschuss ent-
haltende zuerst zur Anwendung kommt. Die getrockneten und in
Balsam eingelegten Präparate lassen dann die verschiedenen Ele-
mente in den folgenden Nuancen erscheinen:
Alle normalen Erythrocyten nehmen einen braunroten Farben-
ton an, der sich gegen die centrale Delle hin mehr oder weniger
scharf abgrenzt. Die Intensität des Tones wechselt von einem hel-
leren rotbraun bis zu einem sehr tiefen kastanienbraun, je nach
der individuellen Beschaffenheit des Blutes. Nach den Individuen
und namentlich nach etwa vorhandenen pathologischen Zuständen
verschieden ist auch die Färbung der Blutplättchen, die zwischen
violettblau und rein blau schwankt, sich aber immer mehr oder
weniger als eine basophile zeigt. Die Kerne der Leukocyten sind
rein blau gefärbt, dabei oft das Fadennetz in grofser Deutlichkeit
hervortreten lassend; alle E-Granulationen präsentiren sich in vio-
lettroter Farbe. Die Granula der eosinophilen Zellen erscheinen
leuchtend rot. Schwach basophil sind die Kerne der mittleren und
grofsen Lymphocyten, deren Protoplasma dagegen gewöhnlich deut-
lich blau gefärbt ist und ebenfalls basophile Granulationen erkennen
lässt. Die kleinsten Lymphocyten endlich haben intensiv blaue
Kerne und nur schwach bläuliches Protoplasma.
'} Einen Versuch xu einer pathologischen Anatomie des Blntes werde ich in
kurier Zeit rerSBentlichen.
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No. 49. Glycosurie aus dem Blute diagnosticiren kann. 851
Ein grofser Vorteil dieser Methode ist, dass auch das Blut-
plasma, je nach seiner chemischen Beschaffenheit, bestimmte Farben-
töne annimmt. Im Allgemeinen reagirt es schwach neutrophil,
nimmt aber oft eine tiefbraunrote Farbe an, die wohl hauptsächlich
einer Diffusion der flüssigen Bestandteile der Erythrocyten in das
umgehende Plasma zuzuschreiben ist. Dieses Austreten der Hämo-
globin und andere unbekannte Substanzen haltenden Flüssigkeiten
ist eine Folge des Trocknens und der Schrumpfung des Disko-
plasmas.
Von den vielen Abweichungen von diesen Farbenreactionen der
normalen Blutbestandteile, Abweichungen, die fast immer auf be-
stimmte pathologische Zustände zurückzuführen sind und also für
die letzteren diagnostischen Wert besitzen, soll hier nur auf eine
der frappantesten kurz hingewiesen werden. Sie betrifft den mehr
oder weniger vollkommenen Verlust der Eosinophilie der roten
Blutkörperchen in dem Blute von solchen Individuen, die im Urin
über die Norm hinaus gehende Mengen von Zucker ausscheiden.
In allen Fällen, die mir bisher zur Untersuchung kamen, und die
sowohl typischen Diabetes wie vorübergehende Glycosurie umfassten,
hat sich ausnahmslos die genannte Eigentümlichkeit gezeigt, und
zwar mit einer solchen Prägnanz und Sicherheit, dass aus der Fär-
bung der Blutpräparate wiederholt ein anormaler Zuckergehalt des
Urins vorausgesagt werden konnte.
In solchen Präparaten bleiben die Blutkörperchen entweder
völlig ungefärbt oder sie zeigen einen leichten gelben oder grün-
lich-gelben Farbenton; nur selten ist eine schmale Randzone des
Erythrocyten schwach rötlich tingirt. Auch das Blutplasma bleibt
farblos oder erscheint höchstens leicht rosa, zum Beweis, dass es
sich hier nicht um ein Herausdiffundiren des Hämoglobins, sondern
um eine veränderte chemische Beschaffenheit der Blutkörperchen
handelt. Hand in Hand mit dieser Anomalie der Reaction der
Erythrocyten gehen gewisse Veränderungen des Verhaltens der
Granulationen, der Lymphocyten und der physiologischen Zerfalls-
producte der roten Blutkörperchen, i. e. der Blutplättchen, Eine
Beschreibung dieser Veränderungen würde über den Rahmen dieser
Mitteilung hinausgehen.
Sehr auffallend ist es, dass sich die Erythrocyten des Zucker-
blutes unter den sauren Anilinfarbstoffen nur gegen das Eosin re-
fractär verhalten; andere saure Farbstoffe (Scharlach, Aurantia,
Säurefuchsin) werden von ihnen aufgenommen.
In allen von mir untersuchten Fällen von Diabetes und fast
immer bei Glycosurie findet sich ferner eine enorme Ueberladung
des Blutplasmas mit weifsen meist kugeligen Körperchen, die, in
mäfsiger Anzahl und in geringer Gröfse auch im normalen Blute
Vorkommen. Sie sind irrthümlicher Weise Ei weifs-Körperchen, auch
wohl Elementar-Körperchen benannt worden. Sie sind unfärbbar
mit irgend welchen der mir bekannten Farbstoffe. Ihrer Natur
und ihrem Herkommen nach sind sie nekrotische Substanzen, von
54*
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852 Bbbmrp, Ueber eine Färbemethode etc. No. 49
degenerirenden Erythrocyten, Leuko- und Lymphocyten abatarn-
mend. Ihre Anzahl in diabetischem Blute ist so grofs, dass dessen
Plasma granulirt erscheint. Tritt dies schon in Präparaten, die
nach der Normalfärbemethode behandelt sind, mit genügender Deut-
lichkeit hervor, so sind die Bilder, welche man mit der GaAsTschen
Färbung erzielt, geradezu überraschend. In manchen Fällen scheinen
die nekrotischen Massen der Menge nach über das Plasma zu über-
wiegen, eine Thatsache, welche einigermassen die nervösen, resp.
toxischen Erscheinungen bei Zuckerkrankheiten, wenn nicht erklärt,
so doch dem Verständnisse etwas näher rückt. Eine andere dem
Blute der Diabetiker und Glykosuriker eigentümliche, durch die
GßAM’sche Färbung darstellbare Abnormität ist ein weifser Hof, der
die Kerne umgibt, in mancherlei Formen und Windungen, gewöhn-
lich in C-Form. Diese weifsen Stellen halte ich für nekrotisch.
Ob das Vorwiegen der nekrotischen Massen in Zusammenhang
mit jener Farbenreaction steht, oder ob etwa noch ein zweites
Characteristicum des Zuckerblutes vorhanden ist, welches der Re-
action zu Grunde liegt, muss durch fernere Versuche entschieden
werden. Gegen beide Annahmen spricht allerdiugs, dass auch in
gewissen nervösen Krankheiten das Blut mit ebendenselben weifsen
nekrotischen Massen überaus reichlich beladen ist.
Man könnte versucht sein anzunehmen, dass der abnorme
Zuckergehalt der Erythrocyten die ihnen sonst eigentümliche Eosino-
philie aufhebt. Das einfache Experiment jedoch, wonach man die
Ausstrichpräparate von normalem Blut mit Zuckerlösung behan-
delt, und dann färbt, spricht dagegen. Die Farbenreaction ist hier
die gewöhnliche.
Lässt man dagegen ein Deckglas, welches mit nicht diabetischem
oder glycosurischem Blute bestrichen und auf gewöhnliche Weise
erhitzt ist, auf zuckerhaltigem Urin eine Zeit lang schwimmen,
sage 25 — 30 Minuten, und stellt dann die obige Probe an, so tritt
wieder die Zuckerreaction in den Eryrothrocyten auf. Sie Bind
ausserordentlich schwach, gelb-grünlich gefärbt. Das Gegenexperi-
ment, Behandlung mit nicht zuckerhaltigem Harne, fällt nega-
tiv aus.
Es ist mir bis jetzt noch nicht gelungen, den gröfseren oder
geringeren Zuckergehalt aus der gröfseren oder geringeren Einbufse
an Eosinophilie seitens der Erythrocyten zu diagnosticiren. Der
Unterschied zwischen Diabetes und Glycosurie ist ebenfalls bis jetzt
undiagnosticirbar.
Es scheint indessen, dass mit der Höhe des Zuckergehaltes im
Urin der Grad der Unfärbbarkeit der Erythrocyten steigt.
Auch bei künstlich erzeugter Glycosurie nach Phloroglucin in
einer Tagesgabe von 0 6 nach drei auf einander folgenden Tagen
liefs sich neben dem Nachweifse des Zuckers im Harn die beschrie-
bene Reaction constatiren. Die Zunahme der nekrotischen Massen
war ebenfalls nachweisbar.
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No. 49.
Schaffkr, Zur Histologie des Rückenmarks.
853
Das von anderer Seite1) behauptete Vorkommen von Glycogen
in den Leukocyten habe ich nicht bestätigen können.
Mein Beobachtungsmaterial beschränkt sich auf 12 Fälle. Dar-
unter sind 4 von ausgesprochenem Diabetes, 5, in welchen nervöse
Beschwerden, meistens unter dem klinischen Bilde der Neurasthenie,
bestehen (darunter einer mit traumatischer Neurasthenie), 2 mit ner-
vösen Symptomen, auf veralteter Lues beruhend; einer hat Struma,
bietet aber sonst keine subjectiven oder objectiven Symptome dar.
Die Farbstoffe wurden von Gküblbb aus Leipzig bezogen.
J. Schaffer, Beiträge zur Kenntniss des Stützgeröstes im mensch-
lichen Rückenmarke. Archiv f mikr. Anat. und Entwickelungsgsoh. Bd.
44. H. 1.
Verf. hat zur Untersuchung des Stützgerüstes im Rückenmarke
des Menschen sich folgender Methode bedient: Die von dem in
MüLLBH’scher Lösung erhärteten und in Celloidin eingebetteten Ma-
teriale gemachten Schnitte wurden zunächst nach der vom Verf.
modificirten KoLTscHiTzaT’schen Essigsäure-Hämatoxylin-Methode ge-
färbt, wodurch die markhaltigen Nervenfasern schwarz auf hell-
braunem Grunde hervortraten. Darauf wurden die Schnitte 24
Stunden lang in destillirtem Wasser gewaschen und dann bis zu
3 Wochen in sehr dünner wässriger Eosinlösung gefärbt. Und
zwar genügten 2 Tropfen einer 1 proc. Eosinlösung auf 10 ccm
destilllrten Wassers für 1 — 2 Schnitte. Nach solcher Behandlung
differenziren sich sehr deutlich echtes leimgebendes Bindegewebe
und Neuroglia. Die Pia und deren Fortsetzungen sowie die Gefäfse
sind braun, die Neuroglia leuchtend roth gefärbt.
Indessen erreicht man nur an der Peripherie des Organes gute
Resultate, mehr nach der Mitte der weilsen Substanz gegen die '
graue hin versagt die Methode. Verf. meint, dass die Ursache wohl
darin zu suchen sei, dass die mittleren Partien grösserer Gewebsstücke
immer mangelhaft gehärtet seien. (Das dürfte nicht „immer“ zu-
treffen. Härtet wirklich ein Reagens die mittleren Partien eines
Organes — auch gröfserer Stücke — schlecht und nur die Peripherie
gut, dann ist das Reagens nichts werth und die Resultate für Pe-
ripherie und Centrum sind von zweifelhaftem Werlhe. Es würden
z. B. bei dem Materiale, an dem Verf. gearbeitet hat. alle Unter-
suchungen des Baues der grauen Rückenmarksmasse werthlos sein,
da nach Verf. ’s Ansicht das Reagens die mittleren Partien schlecht
gehärtet hat. Ref.)
Die Resultate, zu denen Verf. an seinem von hingerichteten
Individuen stammenden Materiale gelangt ist, sind die folgenden:
Unmittelbar unter der Pia findet sich eine stark ausgebildete faserig-
körnige Zone, welche mit zahlreichen Septen der weifsen Substanz
zusammenhängt. Die Zone ist die graue Rindenzone der älteren
Autoren, die Subpia Waldbykk’s; dieselbe hat, wie ihr tinctoriales
') Gabeicxiwsxi, Arch f. eip. Patb, Bit. 28. P. 272.
Digitized bji Google
854 Schaffkr, Zur Histologie des Rückenmarks. No. 49
Verhalten zeigt (leuchtend rother Farbenton) nichts mit der Pia zu
thun. Sie besteht aus zahlreichen starren, drehrunden und filzartig
verflochtenen Fasern, die in die Septa zu verfolgen sind und die
einzelnen markhaltigen Fasern der weifsen Stränge umhüllen. Da
andere Arten Stützgewebe nicht vorhanden sind, so ist die erwähnte
Zone die Neuroglia. Echtes leimgebendes Bindegewebe findet man
im Innern der Markmasse nur in Begleitung der Gefäfse, dasselbe
kann dabei aber stellenweise so mächtig werden, dass es als Stütz-
gewebe sicherlich in Betracht kommt. Da aber, wo keine Gefäfse
liegen, ist ausschliesslich Neuroglia vorhanden. An der Peripherie
durchbrechen allerdings kleinere Piafortsätze die Gliahülle und drin-
gen zugleich mit der Glia eine Strecke weit in das Mark ein, um
sich sehr bald nach kurzem Verlaufe zu verlieren. Diese Binde-
gewebszüge brauchen nicht zum Stützgewebe gerechnet zu werden.
Das dorsale mediale Septum hat nicht an allen Stellen des Rücken-
markes die gleiche Beschaffenheit. Vom Halsmarke bis zum Beginne
des Lendenmarks ist es reines Gliaeeptum, in dem stellenweise
Gefäfse eingebettet sind. Im Lenden- und Sacralmarke dagegen
ist ein deutlicher Sulcus longitudinalis posterior vorhanden, dessen
Lippen von einer hohen Glialage bedeckt sind, mit welcher zugleich
von beiden Seiten je eine feine Lamelle der Pia sich einsenkt, die
beide mit einander zu einem Bindegewebsseptum verschmelzen.
Die Fasern der Gliahülle haben eineo dreifachen Verlauf. Dem
Markmantel liegt unmittelbar auf eine Lage dicht gedrängter cir-
culärer Fasern. Radiäre Fasern gehen durch diese Lage hindurch;
sie begeben sich zum Theil in die radiären Gliasepten, zum Theil
in die Glianetze zwischen den Nerven und bilden mit den circulären
ein dichtes Flechtwerk. Dazu kommen noch longitudinale Fasern,
deren Querschnittsbilder der Hülle das körnige Aussehen verleihen.
Die radiären Fasern fehlen nie, während die circulären und longi-
tudinalen bei geringer Gliahülle reducirt sind.
Hinsichtlich der Gliazellen schliefst sich Verf. der Anschauung
Gikkkks an. Bekanntlich stehen sich in dieser Frage zwei Ansichten
scharf gegenüber. Nach der einen, die von Goi.oi und den Anhän-
gern seiner Methode vertreten wird, sind die Gliafasern nur Aus-
läufer der Zellen, es wird also das Glianetz durch eine Verflechtung
von Zellenfortsätzen hergestellt. Nach der anderen Ansicht (Ranvikh,
Schwalbk, Wkujkht) wird die Neuroglia von sich durchflechtenden
Fibrillen gebildet, die mit den Zellen keinen directen Zusammenhang
haben; wo ein solcher zu beobachten ist, handelt es sich stets um
künstliche Verklebungen. Nach Gikrkr bildet sich der Zustand des
Nichtzusammenhängens der Gliafasern mit den Zellen erst in Folge
von Verhornung der Fasern bei älteren Individuen. Auch Verf.
nimmt die letztere Ansicht an, hält also die Discontinuität von
Fasern und Zellen für eine secundäre Erscheinung. Rawitz.
Digitized by Google
No. 49. Sbrbrington, Ueber centripetale Nervenfasern im Muskel. 855
C. S. Sherrington, On the anatoroical Constitution of nerves of
skeletal muscles, with retnarks on recurrent fibres in the ventral
spinal nerve-root. Jonrn. of Physiol., XVII., p. 211.
Untersuchungen Ober den Reflexbogen des „Kniephänomens“
föhrten den Verf. dazu, das Vorkommen centripetaler Fasern
in den Muskelnerven genauer zu erforschen. Zu diesem Zwecke
untersuchte er geeignete Nerven, besonders der Hinterextremitäten,
bei Katzen und Aflen, nach folgenden Methoden: 1) verglich er
ihre Nervenfasern nach Zahl und Kaliber mit denjenigen der dazu
gehörigen vorderen Röckenmarkswurzeln; 2) durchtrennte er vordere
und hintere Wurzeln central wärts von den Wurzelganglien, so dass
also die Verbindung der Nerven mit diesen erhalten blieb, aber
jeder Zusammenhang mit dem Röckenmark sicher aufgehoben war.
Er fand in diesem Falle besonders in den die mm. vasti und Ad-
duktoren versorgenden Nerven Ober Erwarten viele Fasern nicht
degenerirt.
Dieselben betrachtet er als centripetal und mit den Spinal-
wurzelganglien anatomisch und trophisch verbunden; denn es gelang
experimentell auszuschliefsen: 1) das Vorkommen centrifugaler Fa-
sern in den hintern Wurzeln (gegen Joskph); 2) die Möglichkeit,
dass es sich um rückläufige Fasern aus andern Nervenstämmen
handle, deren Wurzeln nicht durchschnitten waren; 3) die Möglich-
keit, dass man es mit regenerirten Fasern zu thun habe; 4) die
sympathische Natur dieser Fasern; 5) die Existenz von Ganglien-
zellen distal von den Spinalwurzelganglien.
Die genauere Untersuchung der in Rede stehenden, vom Verf.
nunmehr als „Wurzelganglienfasern“ bezeichneten Elemente
ergab: bezöglich ihrer Anzahl, dass eie ein Drittel bis zur
vollen Hälfte aller in den Muskelnerven vorhandenen Fa-
sern ausmachen; bezöglich ihres Kalibers, dass ihre Dicke zwischen
1.5 und 20 f* schwankt, dass einige unter ihnen stärker sind als
die stärksten Fasern der Hautnerven, dass sie aber die Dicke der
stärksten motorischen Nervenfasern (27— 30 ft) nicht erreichen, end-
lich dass ihre Mehrzahl feiner ist als die Mehrzahl der motorischen
Fasern. Verf. betont, dass dies genau der vergleichenden Be-
schreibung entspricht, welche IIknlr von den Fasern der hintern
und vordem Wurzeln gegeben hat, wo also die motorischen und
die sensitiven Elemente räumlich getrennt sind, ln den Muskel-
nerven selbst sind die Wurzelganglienfasern meistens mit den motori-
schen Fasern durcheinanderliegend angeordnet, seltener zu Gruppen
und Bündeln vereinigt.
Besondere Sorgfalt verwendete Verf. auf das Studium ihrer
peripherischen Endorgane. Als solche erscheinen ihm die von
Köi.likkh als „Muskelknospen“, von Kursk als „Muskelspin-
deln“ bezeichneten Gebilde, von denen er auf Grund eigener ge-
nauer Untersuchung eine detaillirte histologische Beschreibung giebt,
bezüglich welcher auf das Original verwiesen werden muss. Den
Beweis für die Natur dieser Gebilde als Endorgane der Wurzel-
Digitized by Google
856 Shbrkington, Ueber oontripetale Nervenfasern im Muskel. No. 49
ganglienfasern lieferte ihm die Thatsache, dass nach Durchtrennung
der vordem und hintern Wurzeln mit konsekutiver Degeneration
der motorischen Fasern in jeder Muskelspindel die Endigungen
von ganz wohlerhaltenen, nicht degenerirten markhaltigen Nerven-
fasern gefunden wurden, und zwar 3—4 in jeder, bei solchen Mus-
kelspindeln, welche mehrere Muskelfaserböndel in ihrem Innern
enthalten, auch 5 — 7. Von allen centripetalen Fasern in den Mus-
kelnerven endigen etwa zwei Drittel in diesen Organen; die übrigen
scheinen teils „freie Endigungen“ zu besitzen, teils mit den „Seh-
nenorganen“ von Got.nt zusammenzuhängen. In nächster Nähe der
an solchen Sehnenorganen reichen Aponeurosen sind auch die Mus-
kelspindeln am zahlreichsten zu finden.
Der von vielen Autoren angenommenen Vorstellung, dass die
Muskelspindeln Entwicklungsformen von gewöhnlichen Muskelfasern
seien, tritt Verf. damit entgegen, dass er in den Zellkernen der
innersten die Muskelfasern umgebenden Holle niemals Mitosen ge-
funden habe. Bezüglich der physiologischen Bedeutung der Muskel-
fasern in einem sensorischen Endorgan nimmt er an, dass mecha-
nische Einwirkung hier der adäquate Reiz sei, indem die Dehnung
und Kontraktion derselben die in ihnen endigenden bezw. längs
ihnen herlaufenden Nervenfasern erregen solle.
Eine Bestätigung des trophischen Zusammenhangs der in Rede
stehenden Nervenfasern mit den Spinal wurzelganglien fand Verf.
ferner in einem Fall von Amyelie bei einem Fötus mit hochgra-
diger Spina bifida. Obwohl das Rßckenmark gänzlich fehlte, waren
doch alle Muskelnerven als solche vorhanden; erhalten waren die
Spinalwurzelganglien sowie das sympathische Nervensystem. Dabei
waren die Skeletmuskeln wohl ausgebildet, woraus Verf. schliefst,
dass entweder ein trophischer Einfluss der Vorderhorn-Ganglien-
zellen im Foetalleben noch fehle, oder aber, dass ein solcher Ober-
haupt nicht existiere, vielmehr die Atrophie bei Degeneration
der motorischen Centren und Leitungsbahnen auf Inaktivität allein
beruhe.
In seinen Tierversuchen fand Verf. nach Durchtrennung beider
Wurzeln Degeneration aller Muskelfasern in den betreffenden Mus-
keln, ausser denjenigen im Innern der „Muskelspindeln“. Durch
starke Induktionsreizung der Muskelnerven liefe sich eine langsame
und geringfügige Zusammenziehung der in diesem Zustande befind-
lichen Muskeln erzielen; da er Regeneration von Nervenfasern nicht
beobachten konnte, so bezieht er diese Erscheinungen auf eine Kon-
traktion der Spindelmuskelfasern, bez. eine „pseudomotorische“ (also
centrifugale statt der nach ihm gewöhnlich centripetalen) Leitungs-
funktion der Wurzelganglienfasern. Merkwürdigerweise fand er
regenerirte Fasern 4 — 7 Wochen nach der Operation in dem cen-
tralen Stumpf der durchschnittenen hinteren Wurzeln.
Während diese beiden Punkte noch nicht vollständig aufgeklärt
werden konnten, gelang es dem Verf. in den vordem Wurzeln des
Lumbodorsalmarks rückläufige Fasern naebzu weisen , wie solches
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No. 49. ScBMrrz, Beziehung des Magensaftes zur Darmfäulnis. 857
Wiu.RR und Schiff von den anderen Regionen angeben. Ein Zu-
sammenhang dieser centripetalen Fasern mit den von Schäfkr in
den vordem Wurzeln gefundenen Ganglienzellen scheint aber nicht
vorzuliegen. Hinsichtlich der Möglichkeit, in seinen Untersuchungen
durch sympathische Fasern getäuscht worden zu sein, bemerkt
Verf. , dass in den Muskelnerven nach Durchtrennung beider Spi-
nal wurzeln mit Exstirpation der Wurzelganglien keine ein-
zige markhaltige Faser mehr zu finden war, alle sympathischen
Fasern in denselben daher marklos sind, also zu Verwechslungen
nicht Anlass geben können. Dagegen blieben in den Hauptnerven-
stämmen in diesem Fall einige wenige ganz feine markhaltige Fa-
sern undegenerirt, welche sympathischer Natur zu sein und zu der
gemeinsamen Scheide der Hauptstämme zu gehören scheinen.
Boruttau (Göttingon).
K. Schmitz, Die Beziehung der Salzsäure des Mageusaftes zur
Darmfäulniss. Zeitsch. f. phys. Chem. XIX. S. 401.
Um festzustellen, ob die Zufuhr von Salzsäure die Fäulniss
des Eiweiss im Darmkanal beschränkt, bestimmt Verf. zunächst bei
einem Hunde, welcher mit l/j Liter Milch und Vj Kilo Pferdefleisch
gefüttert wurde, die Aetherschwefelsäuren und gab demselben als-
dann in 9 aufeinander folgenden Tagen täglich 14 ccm Normalsalz-
säure, entsprechend 0,5 HCl, mit der Schlundsonde. Der Hund
schied an den Normaltagen im Mittel 0,2220 g Aetherschwefelsäure
aus berechnet als Baryumsulfat nach Zuführung von Salzsäure
0,2237 g, ein Einfluss war also nicht vorhanden. Ebenso negativ
verlief eine zweite Versuchsweise, bei welcher der Hund täglich
2 ccm conc. Salzsäure in Kapseln erhielt. Auch bei Fütterung mit
Hundekuchen zeigte sich kein merklicher Einfluss von der Nahrung
hinzugefögter Salzsäure, obwohl die Quantität derselben bis zu 6 ccm
gesteigert und 7 resp. 5 Tage hinter einander gegeben wurde,
gleichgültig, ob der Hundekuchen nur in Wasser eingeweicht oder
zum Zweck der Sterilisirung mit Wasser gekocht war. Dagegen
trat in einem Versuche, den Verf. an sich selbst anetellte, eine un-
zweifelhafte Abnahme der Aetherschwefelsäure unter dem Einflüsse
der Salzsäure ein, die im Durchschnitt 34 pCt. beträgt. Der Grund
für die Differenz beim Hunde und beim Menschen liegt nach Verf.
darin, dass beim Hunde in Folge des gröfseren Gehaltes seines
Magensaftes an Salzsäure die durch die Salzsäure Oberhaupt erreich-
bare Herabsetzung der Eiweissfäulniss schon physiologisch erreicht
ist, die Zuführung von Salzsäure also nichts daran ändern kann.
E. Salkowski.
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858 Mksstkr, Beziehung d. Magensaftes etc. — Göbbl, Ueber Pigment- No. 49
Messter, Ueber Magensaft und Darmfäulniss. Zeitsch. f. klin. Med.
Bd. 24. S. 441.
An einen Hund wurde 5 Wochen lang pro Tag 1 Kilo Fleisch
verfüttert, das durch Auswaschen mit heissem Wasser möglichst
chlorarm gemacht war; daneben keine Kohlehydrate, weil diese
nach Hirschlkb die Eiweissfäulniss verhindern resp. verlangsamen.
Die Ausscheidung von Chlornatrium durch den Harn ging schnell
auf einen niedrigen Werth herunter, bis unter 0.01 pCt. und hielt
sich weiter auf diesem tiefen Stand. Die gepaarten oder Aether-
schwefels&uren zeigten zwar eine Zunahme, aber durchaus nicht
entsprechend dem Absinken der Harnchloride und dem daraus zu
erschliefsenden Freisein des Magensaftes von Salzsäure, was auch
einmal an dem ausgeheberten Mageninhalt bestätigt werden konnte.
Dagegen zeigte sich bei Fütterung mit faulem (chlorfreiem) Fleisch
eine erhebliche Zunahme der Aetherschwefelsäuren, also auch der
Darmfäulniss, nicht aber, als mit dem faulen Fleisch zugleich so
viel Kochsalz gegeben wurde, dass wieder saurer Magensaft gebildet
werden konnte. Daraus schliefst Verf., dass die durch die Fäul-
nissbakterien der Nahrung bedingte Darmfäulnise durch die Salz-
säure des Magensaftes regulirt werde, der bei normaler Beschaffen-
heit Ungleichheiten in der Qualität der Nahrungsmittel innerhalb
weiter Grenzen auszugleichen vermag. J. Munk.
C. (»öbel, Ueber Pigmentablagerung in der Darmmuskulatur. Virch.
Aroh. Bd. 136, p. 482.
Die Pigmentirung einiger Zellen der glatten Darmmuskulatur
ist eine fast regelmäßige Erscheinung beim Erwachsenen. Die Zu-
nahme derselben ist, von Schwankungen abgesehen, direkt propor-
tional dem Alter. Doch können schwächende Einflüsse auch schon
in jüngeren Jahren stärkere Pigmentablagerung veranlassen. Verf.
konnte verhältnissmäfsig oft die von Jöror>s als „rostbraune Pig-
mentirung'1 bezeichnete, bereits makroskopisch sichtbare Färbung
des Darms beobachten, nämlich in 16 Fällen, 3.5 pCt. aller Sectio-
nen. Von der Pigmentirung einzelner Darmmuskelzellen biz zur
hochgradigsten kupferbraunen Verfärbung des Darms finden sich
alle Uebergänge. Am stärksten ist das Jejunum, schwächer das
Ileum, am wenigsten Coecum und Colon pigmentirt; die Längs-
muskulatur ist stärker ergriffen als Ringmuskulatur und Muscularis
mucosae.
Das Pigment erscheint bei durchfallendem Licht gelb bis gelb-
grün; vom Hyalin ist es sicher durch Essigsäure zu unterscheiden,
welche nur das Hyalin auflöst. Das Pigment liegt stets innerhalb
der glatten Muskelzellen, bei schwächerer Pigmentirung nur an den
Polen des Kerns, bei stärkerer fast die ganze Zelle ausfüllend, die
dann bauchig aufgetrieben erscheint. Zerfallserscheinungen der
Muskelzellen fehlen; nur die Kerne machen durch ihre Kleinheit
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No. 49. ablagerung etc. — Gibnby, Ueber tuberc. Kniogelenksentiündung. 859
und verringerte Zahl oft einen geschädigten Eindruck. Fettige
Degeneration der Darmmuskulatur konnte Verf. nicht beobachten;
derartige Angaben von Waobkr und Nothkaoki, hält er för eine
Verwechslung mit Pigmentablagerung. Eisenreaction gab das Pig-
ment niemals. In 3 Fällen waren auch die Ganglienzellen des
AcKKBAca’schen Plexus mit Pigmentkörnchen erfüllt.
Verf. geht dann auf die Frage nach der Herkunft der Körper-
pigmente ein und nimmt för das Pigment der Darmmuskellen die
Bildung aus dem Blutfarbstoff an. Er unterscheidet 2 vom Blut-
farbstoff stammende Pigmente, I und II, von denen das erstere,
grobschollig, in Haufen gelagert, von dunkelbrauner Farbe, oft
eisenhaltig, an Ort und Stelle aus den Blutkörperchen entsteht,
während das zweite dem oben beschriebenen der Darmmuskulatur
entspricht und erst nach Veränderung im Saftstrom abgelagert wird.
Verf. berichtet nun einen Fall von Magenkrebs mit ausge-
sprochener Hämochromatose, bei dem sich Pigment No. I im Paren-
chym der Organe und Pigment No. II. im Bindegewebe und den
glatten Muskelzellen fand.
Die Darmpigmentirung ist nur eine Teilerscheinung der Pig-
mentirung der glatten Muskulär und des Bindegewebes des ganzen
Körpers, mit oder ohne abnorme Pigmentirung der blutbereitenden
Organe und sonstiger Drösenepithelien. Die Fälle von rostbrauner
Darmpigmentirung können als solche von angehender Hämochroma-
tose angesehen werden. Wahrscheinlich wird das vom Blutfarbstoff
stammende Pigment den Zellen in gelöster Form zugefQhrt und
hier von ihnen körnig niedergeschlagen. Eine Beförderung der
Pigmentirung durch Blutextravasate in anderen Organen oder ab-
norme Diapedese der roten Blutkörperchen ist nicht anzunehmen.
Endlich vertritt Verf. entschieden den Standpunkt, dass diese
Darmpigmentirung, als ein Zeichen des gesteigerten Zerfalls der
Muskelfasern im Alter, als eine pathologische Erscheinung zu be-
trachten ist. M. Rothmann.
V. P. Gibney, Final results in tubercular ostitis of the knee in
children — commonly known as ,, white swelling1-. Amer. Journ.
of the med. so. 1893, p. 403.
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf 499 Patienten, welche
teils dem Hospital for the Ruptured and Crippled in New -York,
teils der New-Yorker Poliklinik und der Privatpraxis Verf. ’s entstam-
men und sich auf einen mit dem Jahre 1868 beginnenden und mit
dem 4. Januar 1892 endenden Zeitraum verteilen. Es handelt sich
dabei ausschliefslich uro abgelaufene Fälle; selbst die wenigen,
welche noch unter ärztlicher Behandlung stehen, unterliegen keiner
activen Therapie, sondern mehr einer Oberaufsicht. Mach einer
kurzen Definition der Krankheit im Gegensatz zur Synovitis oder
Periarthritis genu und ihrer alten Einteilung in drei Stadien giebt
Verf. eine ziffermäfsige Analyse der wichtigsten bei den einzelnen
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860
Gibnby, Ueber die tuberculöse Kniegelenksentzündung.
No. 49
Patienten erhobenen Befunde unter Beifügung von 5 tabellarischen
Uebersichten. Von den mit den einschlägigen Angaben versehenen
Fällen betrafen 223 das weibliche, 276 das männliche Geschlecht,
239 Mal war das rechte, 235 Mal das linke Knie erkrankt. Bei
47 Patienten entwickelte sich die Krankheit bereits vor Ende des
2. Lebensjahres, 64 erkrankten zwischen dem 2. u. 3., 46 zwischen
dem 3. u. 4., 46 zwischen dem 4. u. 5., 47 zwischen dem 7. u. 8., 27
zwischen dem 8. u. 9., 15 zwischen dem 9. u. 10 , 12 zwischen
dem 10. u. 12., 20 zwischen dem 12. u. 15., 7 zwischen dem 15.
und 20., 5 zwischen dem 20. u. 25., 3 zwischen dem 25. bis 30'
Lebensjahre und 1 im Alter von 41 Jahren, im Ganzen also
51 pCt. vor dem 5. und 87 pCt. vor dem 10. Lebensjahre. Nur
bei 16 waren andere Gelenke beteiligt, darunter bei 8 die Wirbel-
gelenke. Von 300 Fällen hatten 140 (46 pCt.) Abscess und es
starben im Ganzen 40, darunter 22 (7.5 pCt.) an den Folgen der
Krankheit, nämlich an Erschöpfung infolge der Eiterung, an tuber-
culöser Meningitis und an Amyloid- Entartung. Hinsichtlich der
Behandlung unterscheidet Verf. das exspectative (bezw. unregel-
mäfsige) Verfahren von dem fixirenden, bei welchem absolute Ruhe
und Gypsverbände eine Rolle spielen u. von dem protectiven, welches
dem Pat. die Deambulation in amoviblen Stützapparaten gestattet.
Eine scharfe Grenze ist indessen in concreto zwischen diesen 3
Verfahren nicht immer zu ziehen, und ihre Resultate müssen daher
nur unter Vorbehalt beurteilt werden. Was zunächst das bei 71
Patt, beobachtete expectative Verfahren betrifft, so kommen auf
dessen Rechnuug 3 Todesfälle (darunter 2 infolge des Knieleidens),
während bei 5 die Resectiön, bei 3 die Amputation nötig wurde
und nur bei dem Rest von 60 ein genügendes Ergebniss ohne solche
Eingriffe erzielt wurde. Für die 190 Fälle mit fixirender Behand-
lung zählt Verf. 35 f (darunter 20 auf Rechnung der Knieerkran-
kung), ferner 9 Resectionen und 1 Amputation, auf die 39 Fälle
protectiver Therapie entfallen dagegen lediglich 2 Todesfälle (beide
vom ursprünglichen Leiden unabhängig), wogegen die übrigen 37
ein leidlich gutes Endergebniss boten. Hinsichtlich der Abscedi-
rung betrug die Häufigkeit bei der exspectativen Behandlung 23
(38pCt.), bei der Fixirung 63 (43 pCt.) und bei dem Protectiv-
Verfahren 19 (ca. 50 pCt.). Die Beweglichkeit war unter den ex-
spectativ behandelten 23 Fällen mit Abscess bei 14 vorhanden
gegenüber 9 Anchylosen; für die hiehergehörigen 37 Fälle ohne
\bscess betrugen diese Zahlen 30 und 7, für die 63 durch Fixirung
behandelten Abscessfälle 43 und 20, für die 82 analogen Fälle
ohne Abscedirung 70 und 12, für die nach der Protectivmethode
behandelten Fälle mit Abscedirung 16 und 3, für die gleichen Fälle
ohne Abscedirung 18 u. 0. Im Ganzen wurde durch letztere Me-
thode sehr viel häufiger (in 95 pCt.) Beweglichkeit erzielt als durch
die beiden anderen Methoden, von denen die exspectative mit nur
60 pCt. Beweglichkeit am scblechtesten dasteht. Ein Unterschied
bezüglich des Grades der activen Beweglichkeit gab sich dadurch
No. 49. Rkichei , Entstehung der Missbildungen der Harnblase eto. 861
kund, dass die Fälle mit Abscess seltener als die ohne eine Exten-
sion des Knies Ober 90° gestatteten. Rückfälle waren im Ganzen
ziemlich gelten, unter den Fällen mit Abscess nur 4. Das fort-
gesetzte Tragen eines Apparates hat nur geringen Einfluss auf
den Eintritt des Recidives, indem ersteres Oberhaupt] nur in
12 pCt. unter 300 Fällen statt hatte. Subluxation der Tibia
ist im Ganzen 150 Mal dargethan gegenüber 48 Fällen, in de-
nen sie nicht vorkam; bei 2 Patt, war eine complete Luxation
vorhanden. Die Patella war unter 183 Fällen in 124 noch be-
weglich, in 59 fixirt. Winkelstellung wurde unter 227 auf diese
untersuchten Fällen bei 15 bis zu 135° und bei 141 bis zu 165°
dargethan; 71 konnten das Knie biegen, bis zu 175—180 strecken,
und giebt auch hierin die Protectivmethode die besten Ergebnisse,
ebenso wie sie auch bezüglich der Zunahme der Epiphysenlänge,
welche in 116 Fällen im Bereich von */4 — ly/ constatirt wurde, am
günstigsten sich verhält. Viel schlechter sind aber allen Methoden
conservativer Therapie gegenüber die Resultate in Bezug auf Func-
tion und Deformität in den 14 Fällen, in denen die Resection nötig
wurde. P. Güterbock.
P. Reichel, (Aus dem Laboratorium der Kön. chir. Klinik zu
Würzburg.) Die Entstehung der Missbildungen der Harnblase
und Harnröhre an der Hand der Entwickelungsgeschichte bear-
beitet. Arch f. klin. Chir. XLVI. S. 740.
Da die Untersuchungen von Rkicbbi. über die Entstehung der
Missbildungen der Harnblase und Harnröhre auf Grund
einer ausführlicheren Veröffentlichung voraussichtlich von anderer
Seite einer eingehenden Berichterstattung unterzogen werden, können
von der vorliegenden Arbeit an dieser Stelle nur die Schlussfolge-
rungen recapitulirt werden.
1) Die bei weitem gröfste Mehrzahl der Missbildungen der
Harnblase und Harnröhre, insbesondere der Spaltbildungen sind ein-
fache Hemmungsbildungen; ihre Genese lässt sich ungezwungen
an der Hand der Entwickelungsgeschichte ableiten. 2) Am frühe-
sten entstehen die verschiedenen Arten der Bauchblasenspalten und
der Epispadien in Folge vollkommenen oder theilweisen Ausbleibens
der Verschmelzung der Primitivrinne zum Primitivstreifen in dem
hinter der Aftermembran gelegenen Abschnitt. 3) In die 4. bis 6.
Woche des Fötallebens fällt die Entstehung der Cloakenmissbildung
mit oder ohne gleichzeitigen Blasenspalt, bedingt durch ausbleibende
oder ungenügende Entwickelung und Verwachsung der Il*THKK’schen
Falten. Ihr geringster Grad ist die Persistenz des Cloakenganges.
4) Auf einer ca. in der 7. bis 14. Woche eintretenden Störung in
der Verschmelzung der Ränder der Genitairinne zur Urethra des
Mannes beruht die Bildung der Hypospadie. — Die Störung ist in
eine um so frühere Zeit zu verlegen, je weiter nach hinten die
Urethra mündet, für die Eichelhypospadie erst in den Anfang des
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862
Oucvkrt, Jahresbericht der Ohrenklinik zu Malle a. S.
No. 49
4. Monates zu datiren. Als ursächliches Moment spielt für letztere
das Ausbleiben der Entfaltung des Urethralseptum im Bereich der
Eichel eine grosse Rolle 5) Die Verschliefsungen der Urethra
sind theils durch völliges oder theilweises Unterbleiben der Oeffnung
des Urethralseptum, theils durch secundäre Verwachsungen veran-
lasst; letztere kommen allein in Betracht för die Atresieen des cen-
tralen Theiles der Urethra. 6) Die mannigfachen Arten der Ver-
schliefsungen des Mastdarmes, sowie die abnormen äufseren Aus-
möndungen desselben sind gleichfalls durch Verwachsung fötaler
Gewebsabschnitte zu erklären. Nur för die Atresia recti an der
Grenze von Analportion und eigentlichem Mastdarm besteht die
Möglichkeit einer einfachen Hemmungsbildung. P. Güterbock.
Grunert, Jahresbericht Ober die Thätigkeit der kgl. Universitäts-
Ohrenklinik zu Halle a. S. am 1. April 1892 bis 30. März 1893.
Archiv f. Ohrenheilk. XXXVI, S. 278.
Indem wir bez. der Einzelheiten des Berichtes (1636 Patienten)
auf das Orig, verweisen, seien hier nur einige besonders wichtige
Punkte bezüglich der in der Halle’schen Klinik gemachten Er-
fahrungen hervorgehoben. Zunächst ist bemerkenswert, dass Fälle
isolirter Gehörknöchelchencaries sich als relativselten erwiesen; meist
bestand Complication mit Caries der Wände des Cavum epitynpanicum
und des Antrum mastoid. Die Aussicht, durch Hammer - Ämboss-
extraction eine rasche Heilung der Eiterung herbeizuföhren , ist,
nach Verf., nur dann eine günstige, wenn es eich um reine inter-
mediäre Perforationen des Trommelfells handelt. Sobald die Perfo-
ration bis an den Knochenrand herangeht, vermindern sich die Chan-
cen, mit der Hammer- resp. Hammer- Ambossextraction auszukommen,
um ein Bedeutendes. — Ausführlich werden die in der Klinik
vorgekommenen 7 Todesfälle mitgeteilt; es handelt sich zumeist
um chronische Mittelohreiterungen mit Ausgang in Meningitis resp.
Hirnabscess. Besonderes Interesse beansprucht Fall V, in welchem
der bei der Obduction gefundene grofse Schläfenlappenabscess
intra vitam sich durch kein Symptom kundgegeben hatte. Verf.,
betont, auf Grund dieser Beobachtung, die grofsen Schwierigkeiten,
die sich der Diagnose des Hirnabscesses zuweilen noch entgegen-
stellen und die Unsicherheit in der Localisation desselben. Be-
merkenswert an diesem Falle ist ferner, dass selbst wenn die Diag-
nose des Schläfenlappenabscesses richtig gestellt und derselbe durch
Operation entleert worden wäre, dennoch Heilung wohl kaum ein-
getreten wäre, da bei der Section noch ein 2. isolirter Abscess im
Occipitallappen sich fand, den man bei der Trepanation unmöglich
hätte finden können. Von den 3 Fällen, welche Verf. als unter die
Rubriken der otiatrischen Kunstfehler fallend kurz mitteilt, ist be-
sonders der eine hervorzuheben, bei welchem durch eine nicht lege
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No. 49. CHUBi,Ueberd. Intubation etc. — KbüSK, llyg. Wasserbeurteilung. 863
artig ausgeführte Aufmeilselung des Warzenfortsatzes eine vollstän-
dige narbige Atresie des äusseren Gehörgangs herbeigeführt worden
war. (Ref. hat vor Kurzem einen analogen, auswärts operirten
Fall zu beobachten Gelegenheit gehabt). Den Schluss der Arbeit
bildet die tabellarische Zusammenstellung von 68 Fällen, bei denen
die Auftneifselung des Warzenfortsatzes gemacht wurde.
Schwabaoh.
Chiari, Ueber Intubation bei nicht diphtherischen Larynxstenosen.
Wisner med. Blätter. 1 894, No. 26.
Nach Verf. ist Intubation bei Behinderung des Decanulements
durch Granulationen, Inactivitäts-Paralyse der Erweiterer oder Krampf
der Schliesser, namentlich bei kleinen Kindern fast unentbehrlich.
Bei oft recidivirendem Papillom der Kinder, wenn endolaryngeale
Operation unmöglich, ist sie sehr nützlich. Bei Fremdkörpern,
Frakturen und Trachealcompression selten anwendbar, bei hysteri-
schem Glottiskrampf zu empfehlen, bei Posticusparalyse von frag-
lichem Nutzen. Bei acuten entzündlichen Stenosen, in Folge von
Catarrh, Phlegmone, Perichondritis — namentlich bei Lues — wurde
die Tracheotomie schon oft, wenn auch nicht immer, umgangen. Die
Tubage weist ähnliche Erfolge auf, wird aber nicht so lange ver-
tragen. Stenose in Folge tuberculöser Processe eignet sich mehr
för Tracheotomie. Chronische nicht entzündliche Stenosen eignen
sich fßr Tubage und Intubation; letztere wirkt jedoch schneller. Zur
Erhaltung der Erweiterung eignet sich die Tubage besser, weil sie
vom Pat. leichter erlernt wird. Die letztere ist Oberhaupt leichter
auszuführen. Zur Entfernung der Canüle nach Erweiterung einer
Narbenstenose scheint die Intubation wirksamer zu sein. Neben der-
selben sind aber häufig andere Operationen nöthig. Es ist also die
Intubation auch bei den nicht diphtherischen Larynxstenosen sehr
werthvoll, wird aber weder die Tracheotomie noch die älteren Di-
latationsmethoden verdrängen. Nur genaue Individuaiisirung wird
lehren, ob man intubiren, tubagiren, tracheotomiren, oder andere
Operationen vornehmen soll. Oft wird man mehrere Methoden com-
biniren. W, Lublinski.
Kruse, Kritische und experimentelle Beiträge zur hygienischen Be-
urteilung des Wassers. (Aus dem hygien. Institut zu Breslau.)
Zeitsch. f. Hygiene. 1894 Bd. 17. S. 1.
Bei der Besprechung der bakteriologischen Wasseruntersuchungs-
methoden erwähnt Verf. einer im Breslauer hyg. Institut ausgebil-
deten Methode der Untersuchung auf Cholerabacillen. Benutzt
wurde hierzu die Vorliebe der Cholerabacillen für stark alkalische
Nährböden, wodurch verschiedene andere Bakterien an ihrem Wachs-
thum gehindert werden. Ausserdem wurde statt Fleischbrühe Fleisch-
Digitized by Google
864
Khvsb, Wasserhygiene.
No. 49
extract und 15pCt. Gelatine verwendet. Dadurch ist die Gelatine
einmal rasch zubereitet. Das Recept ist: 1.5 pCt. Fleischextract,
1.0 pCt. Pepton, 0.5 pCt. Kochsalz, 15 pCt. Gelatine, 60 ccm einer
10 proc. Sodalösung (genauer einer doppelten Normalsodalösung aus
calcinirter Soda). Ausserdem widersteht die 15 proc. Gelatine besser
der höheren Sommertemperatur, die Verflüssigung durch die Cholera-
colonien schreitet langsamer voran und ihre charakteristischen For-
men bleiben länger erhalten
Bei der Untersuchung auf Typhusbacillen verfährt K, so, dass
er zu der verflüssigten Gelatine (10 ccm) 2 Tropfen 5 proc. Carbol-
säure zusetzt, dieselbe dann in eine Schale ausgiesst und dann nach
ihrem Erstarren 1 — 20 Tropfen des zu untersuchenden Wassers mit
einem Haarpinsel auf ihrer Oberfläche vertheilt. Nach 24 — 48
Stunden zeigen sich ev. die charakteristischen Typhusoberflächen-
colonien. Von solchen verdächtigen Colonien legt er dann eine
Stichcultur in 2 proc. Traubenzuckeragar an, wächst der Bacillus
gleichmäfsig längs des Stichs ohne Gasbildung — was ausser dem
Typhusbacillus nur noch sehr wenige thun — so spricht das für
Typhus. Dann wird mikroskopisch untersucht und auf Gelatine,
Agar, Peptonbouillon — zur Constatirung der fehlenden Indolreaction
— Milch und Kartoffeln übertragen.
Die Schlusssätze des umfangreichen Arbeit des Verf.’s lauten:
1) Die Ergebnisse der Prüfung des zum Genuss bestimmten Wassers
durch die Sinne (Geeicht, Geruch, Geschmack, Temperatursinn) sind
von nicht zu unterschätzender hygienischer Bedeutung. 2) Die che-
mische Untersuchung hat entschieden geringeren Werth und ist für
die praktische Hygiene fast entbehrlich. Nur die Härtebestimmung
ist von Nutzen, da der Gehalt des Wassers an Erdsalzen gesund-
heitlich nicht indifferent ist, und indirect durch sejne öconomischen
Beziehungen das hygienische Interesse in Anspruch nimmt. In be-
sonders verdächtigen Fällen ist die Prüfung auf chemische (metal-
lische) Gifte nothwendig, Die organischen Stoffe des Wassers sind
hingegen als unschädlich zu betrachten. 3) Die gewöhnliche bak-
teriologische Wasseranalyse berechtigt nicht zu zuverlässigen Schlüssen
bezüglich der gesundheitlichen Zulässigkeit eines Wassers. Die
absolute Keimzahl, die Zahl der verschiedenen Arten, der vermeint-
liche Nachweis specifischer Bakterien als Indicatoren menschlicher
Abfallstoffe, alles das sind höchst trügerische Kriterien. Nicht zu
entbehren ist dagegen die baktetiologische Zählmethode bei der
Kontrole der Leistungen von Einrichtungen zur Reinigung des
Wassers (namentlich Filter im Grossen und Kleinen). 4) Die Unter-
suchung des Wassers auf Krankheitserreger, insbesondere auf Cholera-
und Typhusbakterien besitzt ein hohes wissenschaftliches Interesse,
indessen hat man trotz der Vervollkommnung der Methodik auf
den Nachweis derselben nicht zu warten, um ein Wasser fhr in-
fections verdächtig zu erklären. Die Möglichkeit oder Wahrschein-
lichkeit, dass solche Mikroorganismen in das Wasser hineingelaDgt
sind, muss dazu genügen, da experimentell feststeht, dass die Lebens-
itized by (jOO^f
No. 49. Jaqübt, Zur Diagnostik der functioneilen Kreislaufstörungen. 865
fähigkeit der genannten Parasiten im Wasser, den früheren Vorstel-
lungen entgegen, eine recht bedeutende ist. 5) Wesentlich ent-
scheidend für die hygienische Beurtheilung eines Wassers ist die
sorgfältige Berücksichtigung des Ursprungs der Wasserquelle und
der zur Entnahme des Wassers dienenden Anlage. 6) Es ist ganz
dringend zu wünschen, dass die alte Tradition, nach der man Wasser
durch Chemiker und Apotheker oder durch bakteriologische Labo-
ratorien beuriheilen lässt, einer richtigen Anschauungsweise Platz
mache. Nur hygienisch gebildete Sachverständige sind dazu berufen.
7) Die Hauptforderung, die von der Hygiene an eine Wasserver-
sorgung zu stellen ist, ist die, dass entweder ein von Infectionsstoffen
freies Wasser gewählt wird und die Entnahmestelle gegen Verun-
reinigung mit solchen geschützt ist, oder dass die Reinigung des
Wassers durch besondere mit der Entnahme verbundene Einrich-
tungen die Gewähr bietet, dass Infectionsstoffe dadurch ausgeschlossen
werden. Der erste Weg ist der sicherere. 8) Für centrale Wasser-
versorgungen wäre daraus zu folgern, dass man vom filtrirten Fluss-
wasser zum Grund- oder Queilwasser überginge. Man erreicht
dadurch den doppelten Vortheil, dass man das Wasser nicht nur
zu einem gesunden Nahrungs-, sondern zu einem wirklichen Genuss-
mittel macht. Die aus dem Eisengehalt manchen Grundwassers sich
ergebenden Schwierigkeiten lassen sich gerade bei centralen Versor-
gungen durch neuere Enteisenungsverfahren heben. 9) Für die
lokale Wasserversorgung kommt vom hygienischen Standpunkte
allein diejenige durch Brunnen in Betracht. Auf die Anlage der-
selben ist mehr als bisher auch von sanitätspolizeiltchcr Seite aus
Obacht zu geben. Von Rohrbrunnen ganz abgesehen, sind auch
für Kesselanlagen verschiedene Systeme angängig. 10) Zwar ist
die Beschaffenheit des Gebrauchswassers hygienisch nicht als unwe-
sentlich anzusehen, immerhin spielt das Trinkwasser bei Infectionen
eine bei weitem wichtigere Rolle. Aus praktischen Gründen empfiehlt
es sich, die principiell berechtigte Gegnerschaft gegen eine gemischte
Wasserversorgung nicht allzu weit zu treiben. Scheurlen.
A. Jaquet, Zur Diagnostik der functionellen Kreislaufsstörungen.
Correspond. f. Schweiz. Aerzte. 1894. No. 8.
Während die durch organische Veränderungen am Klappen-
apparate des Herzens bedingten Kreislaufsstärungen eingehend be-
schrieben wurden, fanden bisher die sogenannten functionellen Stö-
rungen wenig Beachtung; Verf. definirt diese als „solche, bei denen
ein Darniederliegen der zur Erhaltung des normalen Gesundheits-
zustandes nothwendigen Blutbewegung bei vollkommen gesunden
XXXII. Jahrgang. 56
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866 Jaqobt, Zur Diagnostik der funktionellen Kreislaufstörungen. No. 49
Herzklappen allein auf eine gestörte Herzaction zurückzuführen ist.*
Eine einzige Ausnahme bildet die idiopathische Herzhypertrophie,
Ober welche wir eine Anzahl werthvoller Beobachtungen besitzen.
Ebenso wichtig, aber weniger bekannt, ist die Herzdilatation; daa
Entstehen derselben wurde zuerst von Ai.bott an eich selbst io Folge
von Ueberanstrengung beobachtet. Um eine Prädisposition zu diesen
Erkrankungen zu erkennen, genügen die bisher üblichen Methoden
der Diagnostik nicht; durch Percussion und Auscultation des Her-
zens können wir wohl grobe organische Veränderungen wahrnehmen,
aber diese im Ruhezustand der Patienten vorgenommenen Unter-
suchungen sagen uns nichts über den Grad der Resistenz und Ac-
comodationsfähigkeit des Herzens unter dem Einfluss äufserer Fac-
toren. Man muss durch künstliche Eingriffe Störungen der Herz-
thätigkeit hervorzurufen suchen (dynamische Diagnostik); solche
Eingriffe sind Muskelarbeit, Lage Wechsel, Athembe wegungen, Ver-
dauung, Application localer peripherer Reize u. s. w. Verf. beschäf-
tigte sich nun zunächst mit dem Einfluss der Muskelarbeit auf die
Thätigkeit des Herzens. Zu diesem Zwecke eignet eich nicht jede
beliebige Art von Muskelthätigkeit; am besten ist Treppensteigen,
weil hierbei in einer gleichförmigen Bewegung ohne Beeinträchtigung
der Athmung der Körper bis zu einer bestimmten Höhe gehoben
wird, eine Arbeit, die sich leicht in Zahlen ausdrücken lässt. Dieee
Bewegungen des Treppensteigens liess Verf. an einen von ihm eon-
struirten und näher beschriebenen Apparat (Ergostaten) ausführen,
und stellte die Frequenz und die Gleichmässigkeit des Pulsrythmus
mit Hülfe des Sphygmographen fest. Im Ganzen wurden 29 In-
dividuen, Gesunde und Reconvalescenten, untersucht. Jede Muskel-
arbeit bewirkte eine gewisse Beschleunigung des Pulses. Bei gesunden
Individuen war für eine geringe Arbeit diese Beschleunigung schwach;
sie nahm aber mit der Arbeitsleistung zu, bis sie einen gewissen
Grad erreichte, über welchen sie selbst bei beträchtlichen Muskel-
anstrengungen nicht hinausging. Dieser Grad der Beschleunigung
bietet an sich noch keine Gefahren, hält aber der Zustand längere
Zeit an, so treten die ersten Erscheinungen der Herzermüdung auf
(Herzklopfen, Dyspnoe). Bei Typhus- undPneumoniereconvalescenten
oder bei Individuen mit einem Klappenfehler genügte dagegen schon
eine minimale Arbeit, um maximale Beschleunigung des Pulses her-
vorzurufen; das Herz hat offenbar viel von seiner Widerstands-
fähigkeit eingebüfst. Interessant waren namentlich Beobachtungen
bei drei Typhusreconvalescenten: hier konnte nach Muskelarbeit
durch eine sorgfältige Percussion der Herzgegend eine acute Dila-
tation des Herzens festgestellt werden, die nach einiger Zeit bei
ruhigem Verhalten der Patienten wieder verschwand; in einem Falle
ergab sogar die Auscultation ein vorübergehendes systolisches Ge-
räusch an der Spitze. — Diesen Untersuchungen kommt eine wich-
tige praktische Bedeutung zu; denn gelingt es, bei sonst gesund
scheinenden Individuen eine solche geringe Resistenzfähigkeit von
jitizec
h„ ('
No. 49. Hobkr, Zur Lehre v. Oesophagusdivertikel. — Lrwt, Wktzot.dt. 867
Seiten des Herzens festzustellen, so kann man die Betreffenden vor
Ueberanstrengung rechtzeitig warnen und so die Entstehung idio-
pathischer Herzhypertrophieen und Dilatationen verhindern,
K. Kronth&l.
A. Huber, Zur Lehre vom Oesophagus-Divertikel. Deutsches Arch.
f. kl in. Med. B. 52. H. 1,2.
H. beschreibt drei Präparate der so selten zur Beobachtung
kommenden Pulsionsdivertikel der Speiseröhre. Von diesen drei
Präparaten hat er eines von einem selbst behandelten Falle gewon-
nen, der einen 88 Jahre alten Mann betraf. Die beiden anderen
Präparate stammen aus der pathologisch-anatomischen Sammlung des
Herrn Prof. Ribbkkt. Alle drei zeigen übereinstimmend die schon
von Zknkkr betonte Tatsache, dass die Pulsionsdivertrikel der Speise-
röhre stets ausschliefslich am äufsersten Teile des Schlundes, gerade
an der Grenze des Oesophagus entstehen. Was die vielumstrittene
Frage anlangt, ob an den typischen Pulsionsdivertrikeln der Speise-
röhre, beziehungsweise des Schlundes, eich quergestreifte Muskel-
fasern, als der Ausdruck einer dort vorhandenen Muskelhaut vor-
finden, so haben H.’s Untersuchungen nach dieser Richtung hin ein
positives Resultat ergeben. Was die Entstehungsursache der vor-
liegenden Bildungen anlangt, so scheint eine traumatische Veran-
lassung (Zikmsskn, Zknkkr) daftlr verantwortlich gemacht werden zu
mQssen. Allerdings darf man dabei nicht an eine reine Hernien-
bildung denken, wie dies v. Zknkkr will. Vielmehr scheinen es
viele, dicht aneinander gelegene, traumatisch entstandene, nachträg-
lich stark gedehnte Muskellßcken im Oesophagus zu sein, welche
in der Mehrzahl der Fälle das Pulsionsdivertikel veranlassen. Die
kleinen Traumen können sehr wohl, wie in dem vom Verf. in vivo
beobachteten Falle, durch schnelles und heisses Essen verursacht
werden. Die Diagnose der Affection wird bei längerer Beobachtung
kaum erhebliche Schwierigkeiten verursachen. Therapeutisch hat
man in neuerer Zeit als Radicaloperation die Exstirpation des Sackes
mit Erfolg vorgenommen. C. Kosenthal.
1) B. Lewy, Zur Lehre von der primären acuten Polymyositis. Berl.
klin. Wochenschr. 1893. No. 18 ff.
2) Wetzoldt, Beitrag zur Lehre von der Polymyositis acuta (post
partum). Zeitschr. f. klin. Med. 1893. XXII. 6. H.
1) L. bereichert die Casuistik der primären Polymyositio um
4 neue Fälle (bisher waren ca. 17 Fälle beschrieben worden). Der
erste Fall entspricht fast vollständig der SraüMFKix’schen Schilderung
der Krankheit; nach kurzem Prodromalstadium mit unbestimmten
Krankheitszeichen traten bei einem 25jährigen Mädchen Muskel-
66*
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868 Lbwt, Wktzoldt, Ueber Polymyositis acuta. No. 49
Schwellungen und Hautausschlag auf; der anfängliche roseola-artige
Ausschlag schwindet, um einem 2 Monate bestehenden Purpura-
Ausschlag Platz zu machen; die Muskelanschwellungen, die diffus ver-
breitet und sehr schmerzhaft sind, heilen nach mehreren Monaten
fast völlig; nur in einem beschränkten Gebiete (rechter Kleinfinger-
ballen und linker Daumenballen) entwickelte sich eine Atrophie mit
partieller Entartungsreaction und teilweiser Contractur eines atrophi-
schen Muskels; es bestandeo im Verlaufe ferner Fieber, Schweifee,
Mundentzündung, Menstrualblutung; die Haut Ober den erkrankten
Muskeln war oedematös; die Atrophie war musculärer Natur und
nicht an bestimmte, abgrenzbare Nervengebiete gebunden, nur eine
undeutliche Sensibilitäteherabsetzung an einigen Fingerspitzen legte
den Gedanken einer Neuritis nahe. Die zweite Kranke, die 65jäh-
rige Mutter der ersten Patientin, hatte gleichfalls die Schwellungen,
die heftigen Schmerzen und das Purpura- Exanthem, sowie das
ziemlich lange dauernde Fieber; bemerkenswerth in diesem Falle
waren ein Collaps, Schmerzen in der Lebergegend, eine Gastro-
enteritis, eine hämorrhagische Nephritis; auch in diesem Falle trat
Genesung ein. Bei dem 3. Patienten, dem 70jährigen Vater, trat
als Abortivform der Polymyositis nur ein grofsfleckiges Purpura- Exan-
them auf, gewissermafsen eine Polymyositis ohne Muskelerkrankung.
Der 4. Fall, der zeitlich etwas später auftrat, glich den typischen
Fällen. — Wie eine tabellarische Uebersicht der bisher publicirlen
Fälle ergiebt, bestanden in 20 von den 21 Fällen Hautoedeme und
Schmerzen. Die jüngsten Patienten sind 14 — 17 Jahre alt; die
männlichen Kranken fiberwiegen; meist dauert die Krankheit einige
Monate. Als Complicationen kommen vor: Milztumor, Nephritis,
Bronchitis, Bronchopneumonie, Schweifee, Herzschwäche, Decubitus.
Von den 21 Kranken starben 12; 9 genasen fast vollständig; selbst
die Muskelatrophie bildete sich in einzelnan Fällen zurück. In 7
der 12 letalen Fälle waren Pharynx und Zungenmuskeln mit-
erkrankt. Die Krankheit ist nicht an eine bestimmte Oertlichkeit
gebunden.
2) W. teilt 2 Fälle mit. Der eine, welcher zur Section kam,
verlief unter dem Bilde einer acuten puerperalen Sepsis mit sehr
früh auftretenden MuskelentzQndungen; der andere charakierisirte
sich als acut beginnender, in Nachschüben verlaufender und schließ-
lich in ein chronisches Stadium übergehender Entzündungsprocess
der Skelettmuskulatur, welcher allen für die Polymyositis acuta auf-
zustellenden Postulaten gerecht wurde (Anschwellung der Extremi-
täten, Auftreten mehr oder minder ausgebreiteter Exantheme. Ueber-
greifen der entzündlichen Affection auf die Respirations- und Schling-
muskeln). Beide Fälle waren Erkrankungen, die im Wochenbette
auftraten. — Eine Verwechselung der Polymyositis kann mit Tri-
chinose und mit Polyneuritis Vorkommen. Das dauernde Fehlen von
Paraesthesien und Anaetheeien, das Ausbleiben der Empfindlichkeit
der Nervenstämme und der qualitativen Aenderung der galvanischen
Reaction sowie die Starrheit und die oedematöse Schwelluog der
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No. 49. FccHS,Fall von multipler Neuritis mit Beteiligung des N. opticus. 869
Glieder (in der Gegend der grossen Muskelmassen, nicht an ihrem
distalen Ende) werden zu Gunsten der Polymyositis sprechen Doch
leugnet W. nicht, dass es vielleicht doch Üebergangsformen oder
gleichzeitiges Ergriffensein von Nerv und Muskel giebt. Die Sehnen-
reflexe können auch bei der Polymyositis fehlen (infolge der starren
Contractur). In den Fällen, in denen Hals-, Nacken-, Kau- und
Rßckenmuskeln besonders starr und schmerzhaft sind, könnte auch
eine Verwechselung mit Tetanus rheumaticus Vorkommen.
S. KaUscher.
S« Fuchs, Klinische und anatomische Untersuchungen Ober einen
Fall von multipler Neuritis mit Erkrankung der Nn. optici.
Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1893. IV. H. 1,2.
Bei einer 33jährigen Frau entwickelten sich unter Schmerzen
und Paraesthesien im Laufe zweier Monate ausgedehnte Lähmungen
an den oberen und unteren Extremitäten mit vorwaltendem ßefallen-
sein der Extensoren, sehr starker Druckschmerzhaftigkeit, langsamer
vorschreitender Atrophie und deutlicher Entartungsreaction an der
befallenen Muskulatur; an den unteren Extremitäten bestand eine
Andeutung von Ataxie, an den oberen deutliche, an den unteren
schwere Störungen der Hautsensibilität. Es zeigten sich sodann
auffallende Gedächtnisschwäche, habituelle Pulsvermehrung und
leichte Blasenschwäche. Während der 5 monatlichen Beobachtung
bis zu dem unter den Erscheinungen von Pneumorrhagie erfolgten
Tode an Ileotyphus wird eine vorschreitende LungeDtuberculose
manifest; es treten ferner hervor eine langsame Zunahme der Läh-
mungen und der Muskelatrophie, athetoide Bewegungen in den oberen
Extremitäten, fibrilläre und fasciculäre Zuckungen an den Extremi-
tätenmuskeln, Zunahme der Sensibilitätsstörungen, beiderseitige Neu-
ritis optica mit Ausgang in Atrophie und Schrumpfung der Papille.
Die anatomische Untersuchung ergab den Befund einer weitverbrei-
teten Neuritis, Neuritis optica und umschriebene Veränderungen in
den Vordersäulen des unteren Lenden- und oberen Sacralmarkes.
Am N. opticus handelte es sich um eine typische ausgeprägte inter-
stitielle Neuritis. Die Veränderungen im Röckenmark beschränken
sich auf das rechte Vorderhorn und gleichen dem Bilde einer ab-
gelaufenen Poliomyelitis anterior. Die Veränderungen in den peri-
pheren Nerven geben das Bild einer degenerativen Atrophie, das
durch das Auftreten interstitieller Veränderungen mäfsigen Grades
complicirt wird. In den Muskeln fanden sich Zeichen degenerativer
Atrophie. Die Gefäfse innerhalb der Nervenstämme zeigten be-
trächtliche Wuchernng der Intima. — Aetiologisch wird in diesem
Falle auf die schleichende Tuberculose verwiesen. — Der Fall wird
dem klinischen und anatomischen Befunde nach als subacut verlau-
fene multiple Neuritis angesehen, und werden die analogen Fälle aus
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870 GoLßst'HF.iDKB u. Blkchbk, Empftndungd. Widerstandes. — WgBDBK, No. 49
der Literatur (multiple Neuritis mit Opticusaffectionen und localen
und allgemeinen Rücken marksaffectionen) angeführt und besprochen.
S. Kalischer.
A. Goldscheider u. A. Blecher, Versuche über die Empfindung
des Widerstandes. (Aus der I. med. Klinik des Herrn Geh. Rath
Lstubk.) Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abth. 1893. p. 536 — 549.
Die Arbeit knüpft an eine frühere Versuchsreihe des einen der
Verff. über den Muskelsinn an, gelegentlich welcher er die Wider-
standsempfindungen studirte und zu dem Schlüsse kam, dass der
Stofs, welcher das tastende Glied treffe, die Ursache der Wider-
standsempfindung sei, und dass die Nerven der Gelenkenden die
percipirenden Apparate seien. Der Hautsensibilität wurde damals
jede Rolle bei der Empfindung des Widerstandes aberkannt. Auch
die neuen Versuche knüpfen an das Phänomen der „paradoxen
Widerstandsempfindung-* an, jener merkwürdigen Empfindung, welche
wir dann haben, wenn ein an einem Faden aufgehängtes Gewicht,
so lange von uns abwärts bewegt wird, bis es auf eine Unterlage
auftrifft. Der Stoss, den wir verspüren, wird nach aufsen verlegt,
entsteht aber nach G. durch das Aufhören der Muskelspannung,
mit welcher bis dahin das Gewicht äquilibrirt wurde.
Bei den Versuchen, deren besondere Anordnung im Original
einzusehen ist, wurden die verschiedensten Gelenke zu Bewegungen
herangezogen, die Aufhängung des Gewichts unter besonderen Cau-
telen an den verschiedensten Segmenten der Extremitäten bewirkt
und nun die Schwellenwerthe der paradoxen Widerstandsempfindung
gesucht. Dabei zeigte sich, dass mit der Annäherung des Aufhänge-
punktes nach der Peripherie die Schwellenwerthe sich verkleinerten,
also mit zunehmender Länge des Hebelarmes. Indessen lehren die
Versuche, dass die Variation in der Hebelarmlänge nicht das allein
maßgebende Moment ist, sondern dass die peripherischen Segmente,
absolut genommen, von feinerer Widerstandsempfindlichkeit sind.
Endlich sind die Verff. nach neuen Versuchen zu der Ansicht
gelangt, dass auch die Hautsensibilität bei der Empfindung des
Widerstandes in ihrer quantitativ verfeinernden und zur Lokalisation
mitbeitragenden Rolle nicht zu unterschätzen ist. M. Brasch.
R. R. Wreden, Contribution ä lYtiologie de la cystite. Arch. des
Sciences biolog. publ. par l’institnt imper. de nßd. eiperiment a St. Peters*
boorg. Volume II. N. 5.
Bezüglich der Frage, wie die eine Cystitis erzeugenden Bakte-
rien in denjenigen Fällen in die Blase gelangen, wo weder eine
Infection von der Harnröhre, noch von den Nieren aus anzunehmen
ist und im Urin Darmbakterien nachgewiesen sind, erschien es dem
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No. 49. Aetiologie der Cystitis. — Chapüt, Behandlung der Salpingitis. 871
Verf. nicht unwahrscheinlich, dass der Transport dieser letzteren
direct vom Rectum her auf dem Wege der Lymphgefäfse vor sich
gehe. Die Versuche, welche er bei männlichen Kaninchen anstellte,
sprachen durchaus für diese Annahme. Wurden den Tieren an der
Mastdarraschleimhaut in der Höhe der Prostata und des Blasen-
grundes kleine Erosionen beigebracht, so liefsen sich regelmässig
am nächsten Tage aus dem trüben Urin Reinculturen von Bacterium
coli commune gewinnen. Brachte man nach der Verletzung Cul-
turen des Proteus Hauseri oder des Bacillus mesentericus vulgaris
in das Rectum, so fanden sich diese Pilze und nach Einführung
mit Vaselin bestrichener Tampons auch kleine Fetttröpfchen im
Harn. Verletzungen des Anus hatten dagegen auf die Blase gar
keinen Einfluss. Da nun beim Menschen kleine Läsionen der Mast-
darmschleimhaut bei inneren Hämorrhoiden, bei Prostatahypertrophie,
Abscessen u. s. w. nicht selten sind, ist diese Entstehungsart einer
Cystitis sehr plausibel. H. Müller.
Cfaaput, Traitement des grosses salpingites haut situöes par l’hy-
stdrectomie vagino-abdominale ferm^e. Annales de gynecologie. Tome
42. jaillet 1894.
Verf. vergleicht zuerst die abdominale Methode mit der vagi-
nalen; dies fällt zu Ungunsten der letzteren aus, da er selbst viele
Zwischenfälle kennt, die bei der vaginalen vorgekommen, aber nie
veröffentlicht sind. Dann beschreibt er sein Verfahren, das eine
Combination beider Methoden darstellt. Er kratzt zuerst den Uterus
aus und spült ihn mit Jodtinctur aus. Umschneidung des Collum,
das mit 2 Kugelzangen gefasst ist. Abpräpariren der Scheiden-
wand, so hoch wie möglich. Fassen der Lig. lata bis zur Höhe
von 3 cm mit kurzen PKAn’schen Klemmen und Durchschneiden.
Tamponiren der Scheide mit Schwämmen. Darauf Laparotomie.
Etwaige Eitertaschen werden von der Scheide aus mit einer Pince-
troicart, einer Klemme, die auch nach aussen schneidet, angestochen
und unter Druck von oben entleert. Darauf werden das vordere
und hintere Scheidengewölbe breit eröffnet und nun die Lig. lat. in
2 weiteren Etagen von oben gefasst und bis zur unteren Klemme
eingeklemmt. Hierauf Entfernung des Uterus mit Adnexen in toto
und Ersetzen der oberen Klemmen durch Seidenfäden. Hierauf
wird das Peritoneum durch 4 — 6 Nähte so geschlossen, dass die
Bauchhöhle von der Scheide gänzlich getrennt ist. Hierzu bedient
sich Ch. der RKVBanin’schen Nadel nnd eines selbstconstruirten Gabel-
schiebers, — eines Schiebers, dessen unteres Ende in eine Gabel
mit 2 stumpfen Zinken ausläuft. — Die horizontale Lage ist wegen
des Ablaufens des Eiters aus der Scheide besser wie die Becken-
hochlagerung. Verf will diese Operation nur auf grosse, hochge-
lagerte Salpingitiden beschränkt wissen, da für tiefgelagerte sich die
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872 Pohl, Einfluss von Giften aut die Darmbewegungen. No. 49
vaginale Exstirpation, für kleine hochgelagerte katarrhalische die
einfache Laparotomie genüge. Den Uterus will er besonders des-
wegen wegnehmen, um die Infection von den Stümpfen aus zu ver-
meiden. 6 Mal operirte er so mit Erfolg, 1 Mal trat exitus ein bei
einem Falle, wo es nicht möglich war, den streptokokkenhaltigen
Eiter eines Ovarialabscesses von der Bauchhöhle fern zu halten
A. Martin.
J. Pohl, Ueber Darmbewegungen und ihre Beeinflussung durch
Gifte. (Aus dem pharmac. Institut Prag.) Aroh, f. exper. P. n. Ph.
Bd. 34. p. 87—104
In der folgenden Versuchsreihe wurde der Kaninchendarm nicht
in einem Kochsalzbad, sondern iu einem auf 38 — 39° temperirten
Luftbad beobachtet. Der Darm zeigt einen für jedes Tier constan-
ten Rhytmus in seinen Pendelbewegungen, der weder durch Vagus-
noch durch Splanchnicusreizung beeinflusst werden kann, somit nur
durch innerhalb der Darmwand selbst gelegene nervöse Apparate
regulirt wird. Bei Prüfung des Erfolges gleichzeitiger elektrischer
Reizung der Darmwand und der entsprechenden Heromungsnerven-
äste ergab es sich, dass schwache periphere Reizung durch Hem-
mung unwirksam werden kann, intensive Reizung der Darmwand
aber selbst durch maximale Reizung der Hemmungsorgane nicht
aufgehoben werden kann, eine Beobachtung, die für die Discnssion
der NoTHNAGEt/schen Theorie der Morphinwirkung von Bedeutung ist.
Nach der Art, wie Gifte auf den blofsgelegten Darm wirken,
lassen sich selbe in 3 Gruppen theilen: 1) solche, die Darmbewe-
gungen schwächen bis aufheben, 2) solche, die ausgebreitete Be-
wegungen hervorrufen und 3) solche, die nur lokal wirken. Die
bekannte Reaction mit Kochsalz (Nothnagki.) muss mit letzterem als
nervösen Ursprungs angesehen werden. Aber auch die lokale Kali-
contraction lässt sich auf Grund von Versuchen, die sich auszugs-
weise nicht wiedergeben lassen, als durch Reizung intramuskulärer
Nerven hervorgebracht, auflfassen. Der Schlussabsatz der Arbeit
behandelt die styptische Wirkung des Morphins. Da dasselbe an
Kaninchen, nur lokal applicirt, bewegungshemmend wirkte, nicht
aber nach intravenöser oder subcutaner Darreichung, so wurde diese
Versuchsreihe am Hunde vorgenommen. Für die in der Literatur
geäusserte Anschauung, dass das Morphin durch Erregung der
Splanchnicusursprünge bewegungshemmend wirke, konnten keine
Belege gefunden werden, indem selbst nach beiderseitiger Splanch-
nicusdurchschiieidung die styptische Wirkung manifest war. Hiermit
übereinstimmend ergab es sich, dass die motorische Wirkuug des
Vagus durch Morphin eine Herabsetzung erfährt. Da diese auch
nach Durchtrennung der N. splanchnici auftritt, somit nur auf Ab-
sinken der Erregbarkeit in der Darmwand selbst gelegener Apparate
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No. 49.
Spibig, — Mittelbach. — v. Bitto. — Riedl.
873
beruhen kann, so muss die Stypsis nach Morphin durch ein pe-
ripher lähmendes, nicht durch ein central hemmungserregendes
Vermögen derselben gedeutet werden. Pohl.
W. Spirig, Versuch Ober die Ausnützung der Nahrung bei Leu-
kämie. Zeitsohr. f. klin. Med Bd. 24, S. 187.
Ad 3 aufeinander folgenden Tage vnrde die Nahrung genau analysirt. Am
ersten Versuchttage wurden aufgenommen 551 g Trockensubstanz mit 15.1 N 127.0
Fett 309.5 Kohlehydraten entsprechend 2825 Calorien; an den beiden folgenden Tagen
war die Nahrung fast dieselbe mit sehr kleinen Abweichungen Von der Trockensub-
stanz entgingen 6.1 pCt., von N 12 1 von Fett 10 pCt. der Resorption (für die Kohle-
hydrate scheint keine Bestimmung gemacht zu sein Ref.), die Ausnützung ist also
etwas schlechter, als beim Gesunden. Von den im Verlauf der 3 Tage resorbirten
40.613 g erschienen nur 28.055 im Barn wieder, 12.558 müssen danach zum An-
satz gelangt sein. E. Sslkowtkl.
F. Mittelbach, Ueber die spezifische Drehung des Fibrinogens.
Zeitsobr. f. physiol. Chem. XIX. S. 289.
Aus mit Fluorkalium zersetztem Pferdeblut gewonnenes Blutplasma wird mit dem
gleichen Vol. gesättigter Steinsalzlösung vermischt und so das Fibrinogen gefallt, zur
Reinigung in 3 proc. Steinsalzsolution gelbst, durch concentrirte Solution wieder ge-
fallt und dies Verfahren 3 Mel wiederholt. In 2proc. Salzlösung beginnt die Coagu-
lation des Fibrinogen bei 53° und ist bei 56° beendet, dabei entzieht sich aber,
wahrscheinlich infolge der deutlichen Alkalescens der Lösungen, ein Teil des Fibri-
nogens der Coagnlirnng. Solche frisch bereiteten '/s — Vs proc. Lösungen von Fibri-
nogen in dünner Steinsalzsolution gaben im Polarimeter Linksdrehungen, aut denen
sieb die spez. Drehung des Fibrinogens im Mittel zu — 52 5° berechnet — Wegen
vieler Einzelheiten vergl. Orig. J. Munk.
B61a V. Bittö, Ueber die Bestimmung des Lecithmgehaltes der
Pflanzenbestandteile. Zeitschr. f. physiol. Chem. XIX. S. 488.
Nach Schulze u. Steiqbs sollen die PSanzensamen nach Erschöpfung mit Aetber
noch 2 Mal je 1 Stunde lang mit Alcohol ausgekocht und in den vereinigten Alco-
hol-Aethereztrakten die PhosphorsAure bestimmt werden. Verf. bat durch die Unter-
suchung verschiedener Samen (Capsicum, Vicia, Lupine, Soja, WeizeD, Koggen, Mais)
sich überzeugt, dass dabei nur ein Teil des Lecithins (*/, — ’/s 4er Gesammtmenge) io
Lösung gebt. Behufs quantitativer Bestimmung des Lecithins must die Substanz nach
der Extraction mit Aetber wenigstens 30 Mal mit Aethyl oder 20 Mal mit Methyl-
alcohol ausgekocht werden und zwar jedesmal 8 — 10 Minuten. Vereinfacht kann die
Methode derart werden, dass die Substanz nur 20 Mal mit Metbylalcohol ausgekocht
wird. J. Munk.
A. Biedl, Ueber experimentell erzeugte Aenderungen der Gefäfe-
weite. Fragmente a. d. Geb. d. exper. Path. 1894, p. 1—8.
Verf. hat sich bemüht, eine sichere Methode zur experimentellen Verengerung
und Erweiterung der MesenterialgefAfse beim Frosch zu finden. Durch Begiefsuog
des Mesenterium mit einer 0.6 proc. Kochsalzlösung von 45° C. gelang' es ihm, die
Wand der kleinen Arterien, der Venen und Kapillaren zu solcher Verbreiterung zu
bringen, dass das Lumen durch Annlberung der SeitenwAnde völlig verschlossen wurde.
Nach einiger Zeit verdünnte sich die Wand wieder; diese Dilatation des GefAfsea liefe
sich durch mit Pepton versetzte 0.6 pCt. Kochsalzlösung von Zimmertemperatur be-
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874
GOODHUR, LäNB. — LaFOOBCADB. — ScHWABZ.
No. 49
schleunigen. Weder bei der Kontraktion noch bei der Dilatation der Gefäfse bandelt
e» «ich um eine Aeodernng de« Gesammtquerschnitts, «ondern lediglich um ein Dicker-
und Dünnerwerden der Wandungen. Beide Vorgänge beruhen auf ritaler Thätigkeit.
M. Rothraann.
1) E. S. Goodhue, Operation for the correction of deformity of the
wrist caused by shortening ol the radius after fracture. New-York.
med. Record, 1894, Jan. 6.
2) W. A. Lane, On the adventage of the Steel screw in the treat-
ment of united fractures. Lancet 1893, p. 1500.
1) Betrifft eine 43jäbr. aomt gesunde Amerikanerin, welche 4 Monate nach der
Verletinng mit einer Pseudoarthrose der Radius rechts an der Grenie des mittleren
und unteren Drittels sur Behandlung gelangt. Nach Misslingen der sonstigen Behand-
lungsmethoden wurde nach weiteren 4 Monaten die Praetor freigelegt, nach Entfer-
nung eines abgesplitterten Knochenst&ckes die Anfrischung der etwas atrophischen
Fragmente und ihre Coaptation durch eine Silberdrahtnaht rorgeoommen. Knöcherne
Heilung erfolgte, aber die Hand stand pronirt und der Unterarm seigte eine Ver-
krümmung mit der Coorexität auf der Ulna-Seite, todess der Radius rerkürtt erschien.
Eine Nachoperation bestehend in Continuitätsresection eines */«" (engl.) langen Stückes
der Ulna ton der Grense ihres unteren und mittleren Drittels ward erforderlich und
obwohl auch hier sehr langsam eine knöcherne Vereinigung erfolgte, resoltirten sch lieb-
lich normale Form und Funetion der Extremität bei einer Gesammtrerkürxung des
Vorderarms um */«".
2) L. findet, dass bei alten Frakturen mit Pseudarthrose wegen der Verände-
rung der Weiebteile Öfters schwerer alt in frischen Fällen Coaptation der Bruchenden
zu erzielen ist. DieVernähnng letzterer mit Silberdraht ist daher nicht immer aus-
reichend. Der Application der Schraube muss aber stets eins genaue Anfrischung
der Brucbenden rorangehen und empfiehlt L. zu diesem Zwecke Gowas's Osteotom,
welches ohne Nebenrerletzungen mit möglichst geringem Substanzrerlust arbeitet.
P. G (Herbock.
J. Lafourcade (Bayonne), De la d^viation en dehors du gros or-
teil. Gaz. des Hopis. 1894, No. 87.
Aus Torliegender monographischen, mit zahlreichen Litteratur-Angaben versehenen
Arbeit ist tu entnehmen, dass Verf. die Ursache der Abweichung der grofsen Zehe
nach aussen bei alten Leuten in der Arthritis sicca sieht. Bei jüngeren Personen
dagegen erklärt er die Entwickelung dieser Abweichung durch die Existenz einer
Wachstums-Exostose. Die dem entsprechend ansgefübrte Resection des I. Metatarsal-
Kopfes hatte in 20 in der These von Quärino gesammelten Fällen ein gleichmäfsig
gutes Ergebnis«. p. G&terbock.
J. Schwarz, Aus dem Spitale für arme scrophulöse Kinder zu
Baden. Versuche von Behandlung tuberculöscr Gelenkaffectionen
mittelst Stauungs - Hyperämie nach Dr. Bikr. Wiener med. Blätter
1894, No. 18.
Betrifft einen 13 jährigen Knaben mit Gonitis sinistra nnd ein 12jähriges
Mädchen mit Fungus apertus des rechten Sprunggelenkes. In beiden Fällen werde
durch mehrmonatliche Anwendung der Constriction oberhalb der qu. Gelenke erheb-
liche Besserung erzielt, doch waren beide bei Abschluss des Berichtes noch nicht wollig
abgelaufen. p. QSterbock.
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No. 49. Fikotti. — Gaosz. — Ubthoff. — Gbünbbt. 875
E. Finotti, Aus der chir. Klinik von Prof. Nicoi.adoni in Innsbruck.
Ein Fall von Exstirpation eines ausgedehnten Netzes eiterig throm-
bosirter Venen am Arme bei drohender Pyämie. — Heilung.
Wiener med. Presse 1 894, No. 25.
Dm wichtigste einen 23]lbr., 15 Tage vor Aufnahme in die Klinik dnrch einen
Ssbelbieb in der rechten Ellenbogenbeuge nnd Beteiligung des N. medianns rerletuen
Pat. betreffenden Falles enthalt die Ueberschrift. Die rom Handrücken bis tur
Schulter sich erstreckende Wunde wurde mit Sol. Alum acet verbunden. Anfangs
bot die ausgedehnte Narbe der Eiteosion Schwierigkeit; diese wurde aber durch Mu-
tige and Tarnen überwunden and konnte Pat. bei Abschluss des Berichtes, 4 Monate
nach dem Trauma, den Arm bis zum gestreckten Winkel bringen. p. Ofitsrboek.
G. Grösz, Ueber Glaskürperblutungen. Ungar. Arohiv f. Medioin, II.
p. 289.
G. berichtet über 2 Falle von GlaskBrperblutung. Der erste betraf einen 28jShr
Mann, welcher sonst vollständig gesund war. Das linke Auge erblindete plötzlich,
sodass nur Finger auf einen Meter Entfernung gezahlt werden konnten. Noch vier
Monate langem Jodkaligebraaeh war die Glaskflrperblutung verschwunden und das
Sehvermögen betrag wieder */(. Der zweite Fall war ein 19jShr. Mann, bei welchem
dH Sehvermögen links, infolge einer grofsen GlaskBrperblutung auf Erkennen von
Licht und Schatten redueirt war. Da durch eine Inunctionskur, Pilocarpin Injectionen
und innerlich Jodkalium keine Besserung erzielt wurde, schritt man nach 4 Monaten
zur Ausführung einer Iridectomie. 2 Monate spater betrug S = ‘/s«i »ach weiteren
6 Monaten Vll* Horstmoon*
W. Uhtboft, Ein weiterer Beitrag zur Conjunctivitis diphtheritica.
Berliner klin. Wochensohr. 1894, No. 34, 35.
U. berichtet über 4 Falle von Conjunctivitis diphteritica, welche unter dem Bilde
einer relativ leichten, gutartigen Conjunctivitis crouposa ohne wesentliche Compliea-
tionen von Seiten der Hornhaut nnd ohne irgend erhebliche Zerstörungen nnd nach-
herige narbige Veränderungen des conjunctivalen Gewebes verliefen. Bei allen konnte
der Nachweis einer richtigen Diphtheritis geführt werden, indem 3 Mal virulente
Diphtheriebacillen cultivirt wurden, im 4. Falle wahrend des Bestehens des Conjune-
tivalprocesses schwere totliche Halsdiphtherie eintrat. In allen Fallen liefe sieb nach-
weisen, dass in dem Heimatsorte der Patienten, Ja meistens auch in der Familie selbst,
Erkrankungen an Rachendiphtherie vorgekommen waren. iiorstmum.
Grunert, Die Extraction der Columella bei Tauben. Vorläufige
Mitteilung. Fortschr. d. Med. 1894, XU. S. 733.
G.'s Versuche führten zu folgenden Ergebnissen; du Trommelfell regenerirte sieb
schon nach kurzer Zeit vollständig; in der Paukenhöhle fanden sieb, ausser multiplen
Strangbildungen in einem Falle, keine Veränderungen, du For. ovale war von einer
glänzenden, leicht beweglichen an der PaukenhOhlenseite mit Epithel, an der Vesti-
bularseita mit dem Endothel des perilymphatiscben Raumes ausgekleideten Membran
verschlossen. Weder die Gebilde des häutigen Labyrinthes noeh der N. acusticus in
seinem centralen Verlaufe, noch die centralen Kerne zeigten Abweichungen von der
Norm. Gleichgewichtsstörungen wurden nicht beobachtet; die anfangs etwas herabge-
setzte HOrflhigkeit besserte sich bis zum 10. Tage nach der Operation bei allen Tieren
so, dass kaum ein wesentlicher Unterschied gegenüber dem normalen Verhalten be-
obachtet werden konnte. Bei zwei Tauben wurde eine hochgradige Herabsetzung der
Fähigkeit, die Richtung des Schalles za beurteilen, constatirt, die sich auch mit der
Zunahme des HOrvermOgens für Tone and Geräusche nicht besserte. Schwsbseh.
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876
Fränkbl. — Bunan. — Maas.
No. 49
B. Fränkel, Der aogenannte Prolapsus des Morgagnischen Ven-
trikels. Fränkel’s Arch. f. Laryngologie etc. I. H. 3.
Nach einer kritischen Besprechung der bisher bekanntgegebenen Falle spricht
Verf. »uf Grund seiner anatomischen Beobachtungen seine Ansicht dahin aus, dass
das, was gewöhnlich unter dem Namen Prolapsus rentriculi insammengefasst wird
immer einer Hyperplasie des Bindegewebes seine Entstehung »erdenkt, dass diese
Hyperplasie aber an allen drei Winden des Ventrikels ihren Sits haben kann, also
entweder eine Chorditis vocalis hyperplastica superior oder eine Laryngitis byperplsa-
tica lateralis oder eine Chorditis Tentricularis inferior hyperplastica oder eine Kombi-
nation dieser Zustande darstellt w. LubUnakL
Bunge, Zur Kenntniss der geifseltragenden Bakterien. Fortsohr. d.
Medicin 1894, No. 12.
In einer früheren Mitteilung batte B. sur GeifselfSrbung der Bakterien eine too
der LOm.sa’scben etwas abweichende Beite angegeben. Jetzt teilt er einige mit die-
ser gewonnene Resultate mit. Von diesen ist bervorzuhebeo, dass B. nicht immer
ganz junge Kulturen als zur Geifseiflrbung am geeignetsten gefundeo bat; ihm be-
wahrten sieb am besten solche Kulturen, die 24 Stunden bei Bruttemperatur ge-
wachsen und dann einige Tage bei Zimmertemperatur gehalten worden waren. Die
Geifseln erschienen dann dicker, wie gequollen.
Durch die Zahl der Geifseln suchte B. ein Unterscheidungsmerkmal zwischen dem
Typhus und Colibacillus ausfindig zu machen; fand aber, dass die Zahl der Geifseln
bei beiden inkonstant ist und dass auch entgegen anderen Angaben das Baeterium coli
den Typbusbacillus an Geifselzahl weit übertreffen kann.
Ausserdem ist noch zu erwähnen, dass es B gelang, durch vorheriges Eintauchen
der Deckglasprlparate in 5 procent. Essigsäure 1 Minute lang und naebheriger Geifsel-
flrbung bei Typhus-, Coli-, Proteus- und Cholerabacillen breite Kapseln zur Darstel-
lung zu bringen. Scheunen.
1) Maas, Experimentelle Untersuchungen zur Kenntniss der Wir-
kungen des Lysols in physiologischer und pathologisch- anatomi-
scher Beziehung. Deutsches Aroh. f. klin. Med. 1894, Bd. 52, S. 435.
2) Derselbe, Studien Ober die therapeutische Verwendbarkeit des
Lysols in der internen Medicin. Ebenda, S. 446.
Die Giftigkeit des Lysols wurde an Kaninchen bestimmt; um Aetzwirkungen aus-
zuzchliefsen, wurden nur 5proc. Lösungen angewandt, die Application geschah subku-
tan. Als tozische Dosis erwies sich 2 45 g pro Kilo Kaninchen.
Zu weiteren Versuchen verwandte M. Frösche; er legte denselben das Herz blos
nach subkutaner Einführung von Lysol und konstatirte, dass sowohl die Starke der
Herzkontraktionen abnimmt, als auch der Rhythmus langsamer wird.
Bei Fütterung eines Hundes 20 Tage lang mit 8 -4g Lysol, zeigten sich keine
Vergiftungserscheinungen, auch kein Durchfall. Der Harn enthielt weder Zucker noch
Eiweifs.
Von jedem an Lysolvergiftung eingeganngenen Tier wurden die inneren Organe
gehlrtet. Die Nieren erwiesen sich als intakt, abgesehen von der Rinde, die leicht
geschwollen und byperAmiseb war. Die Leber war unversehrt.
Io der 2. Abhandlung teilt M. einige therapeutische Versuche beim Menschen
mit und glaubt durch Dosen von 0.05 — 0.6 Lysol dreimal täglich in Kapseln, Pillen
oder mit Milch den Bakteriengebalt des Stuhlgangs herabgesetzt zn haben
Scheurlen.
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No. 49.
Holt. — Schwarz. — Mahandon do Moktyri, Amat.
877
E. Holt, Gavage (forced feeding) in the treatment of acute diseases
of infancy and childhood. Med. Record 1894, S. 524.
Oie Ernährung der Kinder mittelst der Megenionde (Garage) soll in folgenden
Pillen geicbehen: 1) bei Frühgeburten; Uber den Wert des Verfahrens in diesen
Pillen hat Verf. keine eigene Erfahrung. Dagegen empfiehlt er dio Garage nach
eigenen Beobachtungen; 2) bei andauerndem Erbrechen sehr junger Kinder; 3) bei
schweren acuten Krankheiten (Diphtherie, Pneumonie, Typhus etc.), wenn die Kinder
die Nahrung rerweigern. Meist handelt et sich hier um Kinder ron 2 — 5 Jahren,
bei denen am 4. bis 5. Krankheitstage die Nahrungsrerweigerung beginnt. Die Er-
folge sind in diesen Pillen ausserordentlich gute; 4) bei Gebirnkrankheiteo der Kin-
der, die mit Delirien oder Coma einhergeben, ist die Garage am Platte, sobald die
Kinder nicht in gewSbnlicber Weise ernlhrt werden können. Kein anderes Verfahren,
die Kinder tur Nahrungsaufnahme zu zwingen, ist so schonend, alt die Sondenfütte-
rung. — Die Nahrung soll in allen Flllen in 6- bis 7 stündlichen Zwischenrlumen
eingegossen werden ; rorber soll wenigstens einmal tlglich der Magen ausgewaschen
werden. — Nlhrklystiere sind bei kleinen Kindern ron geringem Nutzen.
Budthagcn.
J. Schwarz, Behandlung der Scrophuloae mit Creosot. Wiener med.
Blätter 1894, No. 19.
Verf. berichtet über gute Erfolge, die er bei der Behandlung der Scrofulose mit
Creosot nach der SoMuiiBHODT'scben Methode bei Kindern erzielt hat. Speciell die
Drüsentumoren der Kinder sah Verf wlhrend des Creosotgebrauchs sich merklich,
mitunter bis auf ein Minimum verkleinern, wlhrend das Körpergewicht erheblich zu-
nabm. Stadthagen.
1) E. Jlarandou de Moiltyel, De l’action sedative de la duboi-
sine a doses continues chez 1 es ali4n4a. Archives de Neurologie 1893,
Septembre.
2) C’h. Amat, De la duboisine. — Son emploi dana le traitement
de l’^pilepsie. Gazette mdd. 1894, No. 20.
1) M. wandte Duboiain in Dosen ron 2 — 4 mg mehere Monate lang bei Geistes-
kranken an und hebt die aedatire Wirkung bei allen Zustlnden von Aufregung her-
vor. Die Wirkung tritt oft erst nach 2 -8 Tagen auf, bllt aber dann bei Portreicbung
de« Mittel« an, ohne dass Gewöhnung eintritt. Die Wirkung war bei der Paralyse
uud Manie eine bessere, wie bei den anderen Formen geistiger Störung. Doch must
der Autor selbst den nachteiligen Ein Um, auf deo Ernlhruugazustand hervorhebeu, den
Duboitin bei llDgerem Gebrauch ausübt. 8. Kallsehsr.
2) Verf. referirt lediglich die günstigen Erfahrungen, welche zwei italienische
Forscher — Cividalii und Giamili — mit dem Duboitio. tnlfur. bei Epileptischen
und besonders bei epileptischen Psychosen gemacht haben wollen. Ea handelte sich
dabei nicht nur um die Beklmpfung der ErregungszustSnde, sondern um eine günstige
Beeinflussung der Anfllle selbst.
Das Mittel wurde subcutan in Dosen von 0.5 mg und steigend um Decimilli-
gramme gegeben, wegen der Gefahr der Cumulirung wurde alle paar Tage mit der
Medication abgebrochen, gesteigert wurde bis 1.0 oder 1 5 mg oder bis zu geringeren
Mengen, falls schon früher die dem Mittel eigentümlichen Intozicationswirkungen ber-
rortraten.
Verf. fordert zur Nachprüfung dej Mittela auf, zeine Bedenken gegen die hohen
Dosen kann man nach alledem, was darüber bisher bekannt ist, nur teilen.
M. Brasch.
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878
Hbhschbl, Lko. — Hochk. — Gottrntag.
No. 49
1) G. Herschel, A case of nocturnal pp asm of the larynx in an
adult. Lanoet 1893, 13. Mai.
2) K. Leo, Tod durch Glottiskrampf bei Hysteria virilis. Deutsche
med. Woohenschr. 1893, No. 34.
1) Ein 36jthriger, neurastheniscber Schriftsteller zeigte Nichts Anfälle von La-
rynxspasmus, die einige Secnnden danerten, meist mehrmals hintereinander aoftraten
ond mit Hercpalpitatiooeo einbergingen. Oft traten diese Anfllle von Laryngismus
stridnlns bei überladenem Magen anf. — Epilepsie, Tabes, Aneurysmen nnd dergleichen
lagen nicht vor. S. Kalischer.
2) Ein 20jibriger Schneider litt wiederholt an Chorea, war immer erregbar und
batte oft Kopfschmerzen und SchwindelgefQbl. 1892 Aufnahme in die Klinik, wo
mehrere Krampfanfalle beobachtet wurden, die Diagnose wurde auf Hysterie gestellt.
Es kehrten nun Öfter starke Krampfanfalle wieder, in dem einen trat eine heftige
inspiratorische Dyspnoe auf nnd der Pat. ging trotz aller Versuche, die Atmung künst-
lich wieder so beleben, zu Grunde. Die Section bestätigte die Annahme einer fune-
tionellen Erkrankung. Das Centralnervensystem war ganz intakt, die Stimmbänder
standen ad maximum adducirt nnd hielten die Wasserprobe aus. u. Brasch.
A. Koche, Versuche mit Curarin (Böhm) bei Tetanie. Neurol. Cbl.
1894, No. 8.
Verf. stellte bei einer an Tetanie leidenden 26 Jahr Kranken Versuche mit Cu-
rarin an und erzielte damit wiederholt eine Abkürzung der Anfalle. Es wurden von
0.26 — 0.7 mg Curarin injicirt. Die erste Wirkung zeigte sich nach 10—20 Minuten,
schien jedoch nicht lange ansuhalten. Subjectiv wurde mehrere Male eine Erleichte-
rung und objectiv eine verminderte Intensität des Krampfee beobachtet, selbst wenn
es noch nicht zu Lzbmungserscheiouogen im willkürlichen Bewegungsapparat gekom-
men war. Bemerkenswert war such, dass die einzelnen Kegionen der Muskulatur sich
dem Mittel gegenüber verschieden verhielten; so bestand bei einem Versuche bereits
Lähmung beider Beine und Schwache der Baucbmuscnlatur, wahrend in den Händen
noch Krampf vorhanden war. Vergiftungterscbeinungen traten nicht auf.
K. Grube.
A« Guttentag, Ueber das Verhalten der elastischen Fasern in
Hautnarben und bei Destructionsprocessen der Haut. (Aus der
dermatologischen Abth. des Dr. Jadassohn im Allerheiligen- Ho-
spital zu Breslau). Aroh. f. Dermat. u. Syph. XXVII. S. 175.
Verf. untersuchte Leichen entnommene Narben verschiedener Art auf das Ver-
halten der elastischen Fasern und fand, dass diese nur ausnahmsweise vollständig
fehlten, meist waren splrliche, dünne, langgestreckte, gewöhnlich parallel verlaufende
Fasern, manchmal auch unregelmtfsige, isolirte Gruppen von solchen vorhanden und
zwar stand ihre Menge im umgekehrten Verbal miss zur Tiefe der Naiben. Bei sehr
oberflächlichen, z. B Impfnarben, sind auffallende Veränderungen des elastischen
Fasernetzes nicht nacbzuweisen. Der Vergleich von Narben nach wirklicher Destrue-
üon der Haut, mit solchen, bei denen sieb ein Granulationsproeess subepidermoidal
unter „narbiger Atrophie" zurübkgebildet bat, zeigte keine Differenz bezüglich des Ver-
haltens der elastischen Fasern. Das „Lupusfibrom“ Onna's unterschied sich ln dieser
Hinsicht nicht von anderen Narben. Die Untersuchung einiger der Narbenbildung
vorausgehender speci6scher Granulationsprocesse (Tuberculose, Spatlues) ergab, dass bei
diesen das elastische Gewebe dem Infiltrationsprocesse energischeren Widerstand bietet
als das collagene Bindegewebe. Verf. halt deshalb anch die spärlichen elastischen
Fasern in den Narben nicht für neugebildete, wofür sich keine Anhaltspunkte ergeben,
sondern für Reste der ursprünglich rorbanden gewesenen. B. Müller.
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No. 49. Fribdhbim. — Mülxrr. — v. Swikcickt. — Knauss. 879
L. Friedheim, Einige casuistische Beiträge zur Kenntniss der
Sclerodermie. (Aue der med. Univereitätepoliklinik in Leipzig).
Deutsche med. Woohenschr. 1894, No. 9.
Die drei mitgeteilten Falle betreten zwei erwachsene weibliche Personen and ein
8 { Jahre altes Mädchen. Bei der ersten Pat. beschränkten sich die sclerosirten Flecke
auf die rechte Wange im Gebiete des 2. and 8. Trigeminasastes; durch die Spannung
der Baut war der Unterkiefer nach der kranken Seite »erlogen, so dass das Gesicht
unsymmetrisch erschien und eine Hemiatrophie faciei »orgetäuscht werden konnte.
Bei der zweiten war der Process am linken Oberschenkel, an beiden Füfsen und am
Backen loealisirt, bei dem Kinde erstreckte er sich von der rechten Bauchseite auf
den Oberscbeokel. Auffallend war, dass es bei den beiden letzten Patt, schon nach
solcher kurzer Dauer der Krankheit zu Ulcerationen kam, welche bei dem kleinen
Mädchen alsbald einen gangränösen Charakter annahmen. H. UOUer.
Möller, Zur Technik der Einleitung der künetlichen Frühgeburt.
Münchner med. Wocbenschr. 1894, No. 4.
Verf. injicirte zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt zwischen Uterus und
• Eihäute 100 g erwärmtes, sterilisiertes Glycerin. Die Schwangere, eine 41 jährige
XV para batte 7 Mal spontan geboren, war 2 Mal durch Forceps entbunden, 2 Mal
war perforirt und 3 Mal die künstliche Frühgeburt eingeleitet. Ein Kind lebte.
Grofse Struma, rbachitisches Becken. Unmittelbar nach der Ipjection des Glycerins
trat Erbrechen und Schüttelfrost auf, die Temperatur stieg bis 40.5 , die Pulszahl bis
156. Das erste Kind, welches l£ Stunden lebte, wurde nach 18 Stunden ausge-
stofsen. das zweite tot nach 48 Stunden. Normales Wochenbett.
Verfasser schreibt die Erhöhung der Temperatur und Pulsfrequenz der reflecto-
rischen Erregung des Wärmecentrums durch den auf den Uterus »ermittelst des Gly-
cerins ausgeübten Reiz zu und; rät, bei erneuten Versuchen, sich einer geringeren
Menge Glycerins zu bedienen. a. Martin.
V. Swiegicki, Zur Genese und Aetiologie der Parametritis. Münchner
med. Woohenschr. 1894, No. 7.
Bei Geburten und Aborten bilden die geringsten Läsionen des aufgelockerten und
byperämiscben Geburtstraktus Quellen für die Infection und führen sekundär zu para-
metritiseben Abscessen Ferner bildet ein hauptsächliches ätiologisches Moment der
Tripper, auch perityphlitische Abscesse, sowie Abscedirungen in der Niere, Caries der
Beckenknocben und der Wirbel und Ulcerationen des Rectum. Selten mag ein solches
Ezsudat durch Aktinomykose bedingt sein. Die parametritischen Exsudate bei Vir-
gines erklärt eich Verf. dadurch, dass bei geschwächten, chlorotischen, unregelmäßig
menstruirenden Personen Organismen, welche für einen kräftigen Organismus sonst
unschädlich sind, infolge des veränderten Nährbodens pathogen werden können.
A. Martin.
Knauss, Zwei seltenere gynäkologische Fälle. Württemb. Corresp.-Bl.
1894, No. 5.
Der erste Fall betrifft eine 31jähr. 11 para. Es besteht eine »eilige Dnpliciiät
der Scheide nnd Uterus (Uterns et »agina sept). Die Conception bat in der rechten
Seite bestanden: die linke Seite erscheint als die engere. — ln dem anderen Fall
bandelt es sich nm eine Haarnadel, welche Verf. in der Blase eines 17jäbr. Mädchen
gefunden. Masturbation wird zugegeben. Entfernung mittelst eines Drahthacken,
Verlauf ohne Reaction. A
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880
Walthrh. — Tortschanikow. — Dikballa.
No. 49
Walther, Ueber einen Fall von Metritis dissecans puerperalis.
Münchner med. Wochenschr. 1894, No. 2.
8 1 Jahr. Ipara, welche nach tangeren Bemühungen eine« Ante*, die Geburt in
beenden, in die Giesseoer Klinik geschafft wurde. Tetanu* uteri, Tympanie nteri,
abnorme Rigidität der Weiebteile. Muttermund handtellergrofu, 3. Schldellage, Kind
abgestorben. Perforation und Extraktion. In den ertten 5 Tagen de* Wochenbette*
remittirende* Eieber zwischen 96.6 ' n. 38.8*, am 5. Tage spontane Ausstoßung einer
aaahaft stinkenden, 16 cm langen nnd 10 cm breiten nekrotisebeo Bant. Darauf nor-
male Temperaturen. Mikroskopische Untersuchung ergiebt kleinzellige Infiltration,
Coccenbaufen und glatte Muskelfasern. Nach * , Jahr Atresie des Muttermundes,
Uterus klein, Endometrium in ein hartes, narbiges Gewebe umgewandelt. Amenorrhoe.
A. Martin.
Turtschaninow, Experimentelle' Studien Ober den Ursprungsort
einiger klinisch wichtiger toxischer Krampfformen. Archiv f. eip.
Path. u. Pharm. XXXIV. p. 208.
Auf Grund neuer Versuche an Bunden schildert der Autor ausführlichst die Ver-
giftongsersoheinuDgen, die nach Darreichung ron Santonin. CarbolsAure, Physostigmin
aoftreten, beschreibt sodann die Veränderungen im Vergiftungsbild, die sich nach
Abtrennung bestimmter Psrtieen des centralen Nervensystems entwickeln t. B nach
Unterscbneiduog des gyrus sigmoideus, Durchtrennung der Grofshirnschenkel, Bücken'
marksdurchscbneidung nnd fasst seine Beobachtnngen in folgende Schlusssitze zu-
sammen:
1) Die durch Natrium santonicum hervorgerufenen epileptiformen Anfllle nehmen
ihren Ursprung in den motorischen Centren der Großhirnrinde.
3) Der durch Carbolslnre bewirkte Muskeltremor, sowie das physiologische Kalte
xittern werden durch Erregungen im Grofshirn hersorgernfen.
8) Die isolirten Muskel Zuckungen bei Carboivergiftung geben rom Rücken-
mark aus.
4) Das flimmernde Moskelspiel bei Physostigmiovergiftoog wird durch Erregung
der motorischen Nervenenden hervorgerufen. Pohl.
G. Dieballa, Ueber die quantitative Wirksamkeit verschiedener
Stoffe der Alcohol- und Chloroformgruppe auf das Froschherz.
Pharm. Institut Strafsburg. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. XXXIV. p. 137.
Alle Narcotica bewirken neben den centralen Erscheinungen in gewissen Conoeu-
trationen Schwache der Berzaction, Arrythmie des Pulses und schliefslich diastolischen
Berzstillstand. Um nun über die relative Stlrke der verschiedenen Substanzen einen
vergleichenden Mafsstab zu gewinnen, wurden sm isolirten, durch passende Nährflüssig-
keit lebend erhaltenen Froschherzen jene Concentrationen gewisser Narcotica bestimmt,
die eben die ersten Erscheinungen hervorrufen, sowie Jene, die das Herz diastolisch
still stehen lassen. Die quantitativen Unterschiede der untersuchten Stoffe waren be-
trächtlich. .Wahrend das Chloroform io einer Losung von 0.126 pCt das Herz znm
Stillstand bringt, sind vom Bromathyl 12 Mal, von Aetber 48 Mal, von Alcohol 192
Mal stärkere moleculare Concentrationen erforderlich, nm die gleiche Wirkung her-
vorzubriugen*.
Der Arbeit sind zahlreiche, die Herzwirkung illustrirende Curven beigefügt
FohL
Drnckfehler: No. 47, S. 821, Zeile 18 von unten mnss es heifsen statt Proc. mast,
sop, des .Proc. mast, und des“.
Einsendungen för du» Centralblatt werden an die Adresse de« Hm. I*rof. Dr. M He rn h ar dt (Berlin W
Franxöslsche -Straf»« 21) oder an die Verlagehandlung (Berlin NWn 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hlrechwald ln Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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>1
Wöchentlich erechelnen
1—2 Bogen; am Schlüße
dei Jahrgangs Titel, Na*
men- und Sachregister.
für die
Preis des Jahrgänge*
20 Mark; su bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowaki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1894. 15- »esember. NO. 50.
Durch die im Laufe der Jahre wiederholt eingetretenen Erhöhungen
der Herstellungskosten sehen wir nns geniithigt, den Abonnementspreis für
den Jahrgang des Centralblatts rum Jahre 1895 an auf Mark fest-
rnsetsen, zu welchem Preise dasselbe durch alle Ftuvlitmiidlunact-ii
und I*os4ti»iiHt«iU <-«i bezogen werden kann.
Die Herren Abonnenten werden um baldige Erneuerung des Abonne-
ments für das Jahr 1895 ersucht, damit die Zusendung keine Unterbrechung
erleide. Hie Verlagsbuchhandlung.
Inhalt: Doqikl, Die Nervenendigungen in der Conjuncti.a, — Spencer, Ein-
fluss ?on Reizung des Gehirns euf die Athmung. — Stintzing and Gdiii'Bscbt,
Ueber den Wassergehalt des Blutes — Gumprbcrt, Ueber die Fragmentation der
Blutkürperchen — Bick, Unterbindung der A. maxillaris int, nach Schnssrerletcung,
— Moos, 8 Todesfälle infolge otitischer Complicationen. — Pitbubcbkt, Ueber
die Infection mit pyogenen Coccen. — Wallisbod, Thomson, Behandlung des
Cretioisrons mit Thyreoidea — Senator, Fall von sog. amyotrophischer Lateral-
sclerose. — Schütz, Die Syphilis als ätiologisches Moment. — Mkinrrt, Gynäko-
logische Fälle von Tetanna.
Borhisow, Bestimmung des Cystins im Harn — Mauthnnr u. Süida, Zur
Keuotoiss des Cholesterins — Bazt, Ueber die Resorption rou Seiten der Blasen-
Schleimhaut. — Msssssi, Behandlung iufleirter Wunden. — Lausnbtnin, Heilung
iotracapsulärer Schenkelhalsfrakturen. — Frankel, Ueber den sog. Prolaps des
Ventriculus Morgagni — Hammnrl, Wachstum ton Cbolerabacillen in Eiern. —
Wunschheim, Zur Aetiologie der eitrigen Nephritie- — Jaqukt, Wirkung des
Lactopbeoins. — Pariser, Ueber die nerrbse Leberkolik. — Wiolrswohth, All-
gemeine Paralyse in der Pubertätszeit. — Quincke, Ueber puerperale Hemiplegieen.
Carter, Fall tod Myositis ossificans — Sfinolnb, Ueber Sarcomatosis cutis. —
Goldbbbo, Die Antiseptik in der GeburtshQlfe. — Harnsck, Wirkung des Schwe-
felwasserstoffs der Polysnlflde des Strychnins und Brucios auf Frösche.
A. S. Dogiel, Die Nervenendignngen im Lidrande und in der
Conjunctiva palpebr. des Menschen. Arch. f. mikr. Anat. u. Entwick-
lungsgesetz Bd. 44. H. 1.
Verf. untersuchte die oberen und unteren Augenlider des Men-
schen mittels der Methylenblaumethode und kam dabei zu folgen-
den Resultaten:
XXXll. Jahrgang. 56
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882 Spbncbr, Einflass von Reizung des Gehirns auf die Atmung. No 50
Im Lidrande finden eich von der Oeffnungsstelle der Mkibom’-
schen Drüsen an in der ganzen Conjunctiva palpebrae zahlreiche
Nervenendkörperchen (KiuosK’eche Endkolben). Im Lidrande und
dem hautartigen Teile der Conjunctiva sind die Körperchen in den
Papillen meist einzeln, zuweilen (in größeren Papillen) zu zweien
gelegen. Im Tarsalteile der Conjunctiva finden sie sich in den
Falten vorsprüngen, im Orbitalteile in der Mucosa propria. Meistens
liegen die Endkörperchen oberflächlich, dicht unter dem Epithel,
seltener in gröfserer Entfernung vom Epithel. Die Körperchen
sind rund, oval oder unregelmäfsig gestaltet; ihre Zahl ist eine sehr
beträchtliche. Zuweilen bilden sie Gruppen von 5 — 6 Stück, manch-
mal liegen sie einzeln nnd dann mehr oder weniger weit von einan-
der entfernt.
Jedes Körperchen besteht aus einer ziemlich dicken Hülle und
dem Innenkolben, in welchem sich der Nervenendapparat findet.
Die Hülle wird von übereinander liegenden Bindege webshäutehen
gebildet, zwischen denen ovale, leicht abgeplattete zu platten Zellen
gehörige Kerne anzutreffen sind.
Die zu den Körperchen tretenden Nerven sind stets markhal-
tig; meist tritt zu einem Körperchen nur ein Nerv, seltener deren
zwei. Die ScBWANn’sche Scheide vereinigt sich mit dem äusseren
Häutchen der Kapsel. Die Axencylinder liegen nackt im Innen-
kolben und machen hier mehr oder minder zahlreiche spiralige
Windungen. Diese liegen bald parallel zur Längsaxe des Körper-
chens, bald verlaufen sie vorwiegend quer oder endlich sie ver-
flechten sich in verschiedenen Richtungen. Zellige Elemente hat
Verf. im Innenkolben nicht wahrnehmen können. Manchmal treten
einzelne Fasern des Geflechtes aus einem Endkörperchen aus und
tragen damit zur Bildung neuer Endapparate bei.
Ausser den in den Nervenkörperchen endigenden markhaltigen
Nerven giebt es auch solche, die im Epithel enden. Sie zerfallen
an den Basen der unteren Epithelzellenreihe in mehr oder minder
feine variköse Fäden, die durch Anastomosen ein feinmaschiges Ge-
flecht herstellen, dessen Schlingen sich zwischen den Epithelzellbasen
finden. Von dem Geflechte dringen feine variköse Fäden zwischen
die Epithelzellen und enden hier anscheinend frei. Rawitz.
W. G. Spencer, The effect produced upon respiration by faradic
excitation of the cerebrum in the monkey, dog, cat and rabbit.
Proceed. of the Roy. Soc., IV., p. 61.
Verf. prüfte an Affen, Hunden, Katzen und Kaninchen in der
Aethernarkose die Wirkung electrischer Hirnreizung auf die Atem-
bewegungen und verfolgte die betreffenden Bahnen durch successive
Abtragung und Reizung an den Schnittflächen. Die Ergebnisse
waren folgende:
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No. 50. Stistziho u. Gompbecht, üober den Wassergehalt des Blutes. 883
Verlangsamung und Stillstand der Atmung erfolgte
auf Rindenreizung lateralwärta von der Basis des tractus olfactorius
an der Grenze des lobus temporo-sphenoidalis. Die Bahn liefe sich
verfolgen durch den limbus olfactorius der vordem Kommissur,
kreuzt sich hier mit derjenigen der andern Seite und verläuft beider-
seits vom Infundibulum durch den roten Haubenkern unter und
lateralwärta vom Aquaeductus Sylvii nach der Gegend des Oculo-
motorius- Austritts.
Beschleunigung der Atmung wurde durch Rindenreizung
in der Gegend der motorischen Centren erhalten; Bahnverlauf unter-
halb des nucleus lentiformis an der Grenze der innern Kapsel nach
der Hirnschenkelhaube; in der grauen Substanz zwischen beiden
Hirnschenkeln hinter dem Oculomotorius-Austritt Begegnungen mit
der anderseitigen Bahn.
Schnüffeln (Inspirationsklonus) zeigte sich bei Reizung an
der Grenze von bulbus und tractus olfactorius, ebenso am gyrus
uncinatus. Von hier laufen die Bahnen hinter dem tractus opticus
zum Hirnschenkel und treffen sich am obern Rande der Varols-
bröcke.
Verstärkung des Inspirationnstonus lässt sich durch alle mög-
lichen centralen und peripherischen Nervenfasern erhalten. Die
Atembewegungen wurden graphisch registrirt. In mikroskopischen
Schnitten fanden sich Nervenfaserzüge, welche den im Reizversuch
ermittelten Bahnen entsprachen. Borattau (Göttingen).
Stintzing und Gumprecht, Wassergehalt und Trockensubstanz
des Blutes beim gesunden und kranken Menschen. Deutsches Arch.
f. klin. Med. Bd. 53, S. 263.
Die Verff, bestimmten den Zuckergehalt direct durch Trocknen
einer kleinen der Fingerkuppe entnommenen Quantität Blut — etwa
5 Tropfen oder 0.2 — 0.3 g — bei 65 — 70°, wobei nach ihren Er-
mittelungen gegenüber dem Trocknen bei 110° durchschnittlich
noch 0.5 pCt. Wasser zurückbleibt (das von Verf. angewendete Wä-
gen .des noch heifsen Schälchen“ ist recht bedenklich. Ref.). An-
nähernd stimmt der Trockenrückstand mit dem Eiweifsgehalt über-
ein, letzterer ist etwa 1 pCt. (bezogen auf das Blut) geringer. Die
Resultate, zu denen die Verff. gelangten, sind kurz folgende: der
mittlere Gehalt des normalen Blutes an Trockensubstanz beträgt
beim Manne (20 Individuen) 21.6 pCt., beim Weibe (13 Individuen)
19.8 pCt. Während diese Zahlen nach oben nur um ein Weniges über-
schritten werden können, sinkt bei schweren Anämien die Trocken-
substanz bis 8 V] pCt. Bei Chlorose ist die Trockensubstanz in
höherem Grade herabgesetzt, als die Zahl der roten Blutkörperchen.
Die Trockensubstanz der Chlorosen mittleren Grades (50 — 80 pCt.
Hämoglobin) ist erheblich höher als die der Anämieen von giei-
56*
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884 Gomprkcht, Ueber die Fragmentation der Blutkörperchen. No. 50
cheno Hämoglobingehalt, entsprechend der gröfseren Zahl der roten
Blutzellen. Es giebt eine wahre Oligämie, bestehend in einer Ver-
minderung der gesammten Blutmenge bei normaler Zusammensetzung
des Blutes.
Das leukämische Blut ist durch relativ hohen Trockengehalt
bei niedrigem Hämoglobingehalt ausgezeichnet, eine Folge des hohen
Gehaltes von Leukocyten, es macht also von dem sonst geltenden
Gesetz, das jede Anämie eine Hydrämie darstellt, eine Ausnahme.
Das Blut bei Diabetes zeigt keine nennenswerte Aenderung des
Trockengehaltes. Kompensationsstörungen des Kreislaufs und Venen-
erkrankungen führen zu hydrämischer Beschaffenheit des Blutes.
Nicht compensirte Herzfehler zeigen durchschnittlich höheren Wasser-
gehalt, als compensirte. Bei Wiederherstellung der Compensation
sinkt der Wassergehalt des Blutes. An dem allgemeinen Hydrops
nimmt auch das Blut Teil, es giebt also einen Hydrops sanguinis
oder eine Plethosa serosa.
Die bluteindickende Wirkung von Wasser- und Säfteverlusten
kann durch den blutverwässernden Einfluss zunehmender allgemeiner
Ernährungsstörung verdeckt werden, wie sich nach Punctionen se-
röser Höhlen besonders beobachten lässt.
In Bezug auf zahlreiche Einzelheiten, sowie bezüglich der Er-
örterungen Ober das Verhältnis zwischen Wassergehalt, speciflsches
Gewicht, Hämoglobin, Blutkörperchenzahl zum Trockenrückstand
muss auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
F. Gumprecht, Die Fragmentation der roten Blutkörperchen und
ihre Bedeutung für die Diagnose der Hämaturieen. Deutsches Arch.
f. klin. Med Bd. 53, p. 45.
Die Fragmentation der roten Blutkörperchen, d. h. die Bildung
amöboider Fortsätze, die schliefsüch als hämoglobinhaltige Kugeln
sich von der Mutterzelle loslösen, wird durch die verschiedensten
Einflösse bedingt. Hohe Temperaturen, langes Stehen des Blutes,
elektrische Entladungsschläge können zur Fragmentation föhren.
Dieselbe tritt im Extravasatblut ein, ferner bei der Diapedese der
Erythrocylen. Auch der Druck des Deckgläschens kann, nament-
lich beim anämischem Blut solche Veränderungen bewirken, ebenso
zu starkes Centrifugieren z. B. mit dem GÄRTNKR’schen Hämatokri-
ten. Es stellt also die Fragmentation eine Degenerationsform des
dem Kreislauf entzogenen oder durch besondere Schädlichkeiten ab-
sterbenden Blutes dar. Die ganze Erscheinung fasst Verf. wohl
mit Recht als einen rein physikalischen Vorgang auf; zum Beweise
dafür stellt er die Bilder eines in Sodalösung fragmentirenden Oel-
tropfens und fragmentirter roter Blutkörperchen neben einander und
weist auf die frappirende Aehnlichkeit beider Erscheinungen hin.
Was nun die Bedeutung der FVagmentation der roten Blutkör-
perchen für die Klinik betrifft, so ist es nicht möglich, durch künst-
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No. 50. Brck, Unterbindung der A. maxillaris int. nach Schussverletzung. 885
liehe Fragmentation Resistenzbestimmungen des Blutes auszuföhren.
Nur beim Vorhandensein von Poikilo- und Mikrocyten im frischen
Blutpräparat besteht sicher eine Resistenzveränderung. Dagegen ist
es dem Verf. gelungen, die Fragmentation als wichtiges diagnosti-
sches Merkmal zwischen Nieren- und Blasenblutungen zu verwerten;
dieselbe ist bei den Nierenblutungen stets in grofser Zahl vorhan-
den, fehlt dagegen ganz oder wenigstens beinahe bei den Blasen-
blutungen.
Zur Erklärung dieser Erscheinung zieht Verf. den Harnstoff
heran, der bekanntlich selbst Fragmentation der roten Blutkörper-
chen bedingt. Verdünnte Harnstofflösungen bis zu 8pCt. thun das
Gleiche, stärker verdünnte nicht. Der Harn selbst also, der nur
eine 3proc. Harnstofflösung darstellt, bedingt die Fragmentation
nicht; das in der Niere extravasierte Blut wird jedoch durch Be-
rührung mit den harnstoffbeladeuen Epithelien fragmentirt.
Die beim Menschen erhobenen klinischen Befunde Helsen sich
nun auch bei Experimenten am Kaninchen vollauf bestätigen; die
bei Nierenblutungen reichlich vorhandene Fragmentation fehlte bei
Blasenblutungen fast gänzlich. Nur bei grofsen Blutungen versagt
die Methode, offenbar, weil dann der Harnstoffgehalt der Nieren-
epithelien zur Fragmentation nicht ausreicht. M. Rothmann.
B. V. Beck jun., Aus der chir. Universitätsklinik zu Heidelberg.
Schussverletzung des Gesichtes, Secundärblutung der Arteria
maxillaris interna, Unterbindung in loco. Deutsche Zeitschr. f. Chir.
XXXVI. S. 553.
Ein 16jähriges Mädchen war auf 2 Schritt Entfernung durch
den Möndungsdeckel des mit einer sog. blinden Patrone geladenen
aeuen Infanteriegewehres verletzt worden. Ausser einer Verbren-
nung des Gesichtes durch Pulvergase erhielt sie durch Hölse, Spi-
ralbolzen und Verschlussplatte des Möndungsdeckels Verletzungen.
Die Hölse zerschmetterte das rechte Auge, schlug dann als am
Orte der geringsten Resistenz in die untere Orbitalplatte ein, drang
in das Antr. Highmori vor und unter Zerstörung von deren Hinter-
wand io die Fossa spheno maxill. bezw. pterygopalat. und verletzte
hierbei die A. maxill. int. Der Spiralbolzen, der nach seiner Tren-
nung von der Hölse an Percussionskraft verloren, drang am rechten
Mundwinkel in die Wange und blieb, ohne den Unterkiefer zu
verletzen, in der Kieferwinkelgegend auf der Carotis liegen. Die
Verschlussplatte wirkte nur wie ein Prellschuss und erzeugte in
der Unterschiösseibeingegend unbedeutende Verletzungen. Der Ver-
lauf dieser Verletzungen gestaltete sich so, dass bereits 1 Tag nach
der am Morgen nach dem Unfall erfolgten Aufnahme der Pat. in
die Klinik wegen Eiterung der Orbita und bedrohlicher Allgemein-
eymptome der Bulbus enucleirt, die untere Orbitalplatte entfernt
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886 Moos, 3 Todesfälle infolge otitischer Complicationen. No. 50
und die steckengebliebene, etwas deformirte Hülse extrahirt werden
musste. Nachdem schon unmittelbar nach dem Trauma eine sehr
heftige Blutung stattgehabt, folgte dieser Operation ebenfalls eine
starke arterielle Blutung, die indessen durch Tamponade mit Jodo-
form-Gaze stand. Vier Tage später kam es zu einer secundäreu
Blutung, die sich trotz Cotnpressionsverband nach einigen Stunden
wiederholte. Es wurde daher durch einen die Splitter der vorderen
Oberkieferwand enthaltenden Gesichtslappen das Cavum maxillare
freigelegt. Als Quelle der Blutung erwiesen sich die A. intraorb.
und nach deren doppelter Ligatur die A. maxill. int. in der Fossa
pterygo-palatina, welche umstochen werden musste. Die Blutung
kehrte darauf nicht wieder und unter Einheilung des Hautperiost-
wangenlappens erfolgte langsame Heilung.
Bis jetzt wurde bei profusen Blutungen nach Gesichtsschössen
vorzugsweise die A. carot. com. unterbunden. Von 36 aus der
Litteratur entnommenen einschlägigen Fälleo, von denen 30 secun-
däre und 6 primäre derartige Blutungen hatten, wurden 3*2 durch
diese Ligatur behandelt mit f 15*). In 3 Fällen wurde die Tam-
ponade angewendet (mit f 0) und nur einmal die Ligatur der A.
maxill. interna in loco. Dieser letztere Fall sowie ein anderer, in
welchem ausser der Carotis comm. auch die A. maxill. int. am Orte
der Verletzung unterbunden wurde, endete letal, so dass der Fall
Verf.’s der erste von glücklicher Unterbindung der innern Kiefer-
schlagader wegen Blutung nach Schussverletzung ist. P. Güterbock.
Moos, Drei tötlich verlaufene Fälle von otitischen intracranielien
Complicationen. Zeitschr. f. Okrenheilk. XXV. S. 207,
Im 1. Falle handelt es siah um Lateral-äinusthrombose infolge
von chronischer Mittelohreiterung; Tod durch Septieopyämie nach
Trepanation des Proc. mast. Bemerkenswert ist der Fall durch
das schnelle Auftreten des Fiebers (8 Stunden) nach der Aufmeifse-
lung des Proc. mast., während dasselbe vorher fehlte; durch das
Fehlen von Schottelfrösten und die geringen Temperaturschwan-
kungen (1 '/, — 2°); durch den Mangel einer vermittelnden Caries
zwischen der localen und intracranielien AfTection. Letzterer Um-
stand in Verbindung mit dem schnellen Auftreten des Fiebers nach
der Operation giebt, nach Verf., zu bedenken, ob nicht die durch
Osteosclerose erschwerte Aufmeilselung des Proc. mast, die nächste
Veranlassung zur Genese der verhängnissvollen Lateral- Sinusthrom-
bose gewesen sei. — Der 2. Fall zeichnet sich durch das gleichzei-
tige Vorhandensein der meisten otitischen Complicationen: Facialis-
parese, Thrombopheblitis , Gehirnabscess und Meningitis sowie ins-
besondere dadurch aus, dass, wie die Autopsie zeigte, bei einer
*) Im Orig, itaht irrthümlicb 33 resp. 16. Ref.
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No. 50. Prtbuschkt, Ueber die Infection mit pyogenen Coocen. 887
eventuell vorgenommenen (vom Pat. verweigerten) Operation mit
der Trepanation des Proc. mast, gleichzeitig die operative Behand-
lung einer Sinusthrombose und eines mit dem Sinus communieiren-
den Kleinhirnabscesses hätte ausgeführt werden können. — Der 3.
Fall ist bemerkenswert durch die absolute Latenz zweier Ge
hirnabscesses bis 8 Tage vor dem Tode, sowie durch die That-
sache, dass der eine Abscess in der Grofshirnhälfte der kranken,
der 2. in der Kleinhirnhälfte der gesunden Seite bestand. Bezüg-
lich der Einzelheiten der interessanten Fälle s. Orig. Schwabach.
Petruschky, Untersuchungen über Infection mit pyogenen Kokken.
(Aus dem Institut für Infectionskrankheiten zu Berlin). Zeitschr.
f. Hygiene 1 894, YVII. S. 59.
P. untersuchte an Lebenden und von Gestorbenen bei zahl-
reichen Krankheiten das Blut auf seinen Gehalt an Bakterien durch
Kultur, Mikroskrop und Verimpfung. Die Blutentnahme bei Leben-
den erfolgte durch blutige Schröpfköpfe. Unter 14 Fällen von
Puerperalinfection mit 4 Todesfällen hatte er 9 positive Befunde
und zwar 1 Mal Staph. aureus, 8 Mal Streptokokken, bei letzteren
Fällen 3 Todesfälle; 5 negative Befunde mit einem Todesfall. Unter
6 Fällen von septischer Phlegmone mit 2 Todesfällen fand er 4 Mal
Streptokokken, dabei die 2 Todesfälle. Unter 2 B'ällen von Endo-
karditis fand er in einem tötlich verlaufenden Fall Streptokokken.
Bei Erysipel (3 Fälle) hatte er keinen positiven Erfolg. Unter 8
Fällen vorgeschrittener Tuberkulose fand er einmal Streptokokken;
dieser Fall verlief tötlich; von den 7 negativen Befunden — 4 Kalle
davon verliefen tötlich — konnten p. m. 2 als allgemeine Strepto-
kokkeninfection, einer als Str. aureusinfection festgestellt werden.
Verf. fasst die Ergebnisse seiner Untersuchungen folgender-
massen zusammen: In Fällen acuter Infection mit pyogenen Kokken
können die Infectionserreger — es sind dies weit häutiger Strepto-
kokken als Staphylokokken — im Strome des lebenden Blutes in
gewisser Zahl vorhanden sein und zwar auch in solchen Fällen die
nicht tötlich verlaufen. 2) Die Zahl der Keime ist in der Kegel
nicht so grofs, dass die kulturelle oder mikroskopische Untersuchung
einzelner Blutstropfen schon ein positives Ergehniss erwarten lässt;
es empfiehlt sich daher gröisere Mengen Bluts wenigstens mehrere
ccm zur Untersuchung zu verarbeiten. 3) Die für die meisten
Fälle zweckmäfsigste Methode der Blutentnahme ist die mittelst
steriler Schröpfköpfe unter den nötigen Kautelen (die von dem Ref.
Cbl, f. Bact. 1890, 8. Bd. S. 257 angegebene Methode ist dem Verf.
unbekannt geblieben). 4) Die pyogenen Kokken gehen bei der
Gerinnung des Blutes, io das sich abscheidende Serum mit über.
Es genügt daher, wenn man das flüssige Serum einschliefslich der
sich demselben beimischenden trüben Bestandteile zur Unter-
suchung verwendet. 5) Injicirt man dieses Material direkt in die
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888 Pbtroscbkv, Ueber die Infection mit pyogenen Coocen. No. 50
Bauchhöhle weifser Mäuse in Quantitäten von 0.5 — 2.0 ccm, so
sterben in denjenigen relativ sehr häufigen Fällen, in welchen hoch-
virulente Streptokokken die Infectionserreger sind, die Tiere in kurzer
Frist an Streptokokkensepticämie. 6) Bereits vor dein erfolgten Tode
der so inficirten Mäuse können die in ihrem Blut sich vermehren-
den Streptokokken durch direkte Kulturaussaat (nach Abschneiden
eines Schwanzstückchens) nachgewiesen werden. 7) Neben diesem
Tierversuche empfiehlt es sich, in jedem Falle auch die kulturelle
Aussaat des gewonnenen Blutes vorzunehmen, da sich in selteneren
Fällen nur Staphylokokken oder auch für Mäuse wenig virulente
Streptokokken bei septischen Infectionen im Blute vorfinden. Die-
sem Zweck dient einerseits die von jeher geübte Aussaat einzelner
Blutsstropfen auf Agarflächen, andererseits die Aussaat gröfserer
Mengen Blutes in Bouillon. Das letztere Verfahren zeigt am besten
das etwaige Vorhandensein langer Kettenkokken an; das erstere
erfüllt seinen Zweck fast nur bei reichlichem Vorhandensein von
Staphylococcus aureus im Blute. 8) Das Auffinden pyogener Kokken
im Blute septisch Inficirter kann an sich nicht zur Begründung
einer letalen Prognose verwendet werden. Vielmehr hängt der
Ausgang jedes einzelnen Falles von verschiedenen Faktoren ab, als
deren wesentlichste zu nennen sind: a) Sitz und Art der Infection,
b) Virulenz der Kokken, c) Individuelle Widerstandsfähigkeit des
Erkrankten, d) bereits vorher bestehende Erkrankungen. Aus diesen
Gründen ist auch die Virulenz der gefundenen Kokken allein nicht
bestimmend für die Prognose und es besteht thatsächlich kein voll-
ständiger Parallelismus zwischen der Wirkung eines bestimmten
pyogenen Mikroorganismus in einem bestimmten Krankheitsfalle und
der Virulenz desselben für die Versuchstiere. 9) Kulturelle Unter-
schiede zwischen Streptokokken verschiedener Herkunft finden sich
zuweilen, doch sind dieselben nicht ausreichend zur Begründung der
Annahme verschiedener Arten langer Streptokokken. Dagegen fin-
den sich ganz ausserordentliche Unterschiede in der Virulenz der
Streptokokken für weifse Mäuse. In den vorliegenden Beobach-
tungen differiren dieselben zwischen einer tötlichen Dosis von
0.0000U1 einerseits und einer nicht tötlichen Dosis von 2.0 ccm der
durchgeschüttelten 24stündigen Bouillonkultur andererseits. 10) Ery-
sipel am Kaninchenohr lässt sich auch mit Streptokokken die von
Sepsis puerperalis stammen, erzeugen, vorausgesetzt, dass dieselben
einen entsprechend Virulenzgrad besitzen. 11) In denjenigen Fällen,
in denen die Infection mit pyogenen Kokken sich auf locale Herde
beschränkt, ohne dass virulente Keime in den Blutstrom gelangen,
ist die Frage nach der eventuellen Giltigkeit des Blutes von Inte-
resse. Die vorliegenden Untersuchungen haben in dieser Hinsicht
sehr ungleiche Resultate geliefert. Während das Blut mancher
Kranker in Mengen bis zu 3 ccm mittelgrol'se Mäuse nicht tötete,
wirkte das Blut anderer schon in Mengen von 0.75 ccm tötlich.
Ein Parallelismus zwischen der Giftigkeit des Blutes und Schwere
der Kraukheit hat sich nicht ergeben. 12) Eine Immunität
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No. 50. Walusbod,Thomso>>, Behandlung des Cretinismas mitTbyreoidea. 889
der Mäuse, welche die Injection von Blut Sepsiskranker über-
lebten; bezw. eine schützende Wirkung des Blutes abgelaufener
Erysipelfälle gegen Infection mit inäfsig virulenten Streptokokken
konnte nicht konstatiet werden. Soheurlen.
1) W. Wallisbod, Some cases of sporadic cretinism , treated by
the administration of thyroid extract. The Lanoet 1893, S. 1113.
2) J. Thomson, Further notes of a case of sporadic cretinism
treated by thyroid feeding. Edinburgh med. Joarn. 1894, February.
1) Von verschiedenen Seiten ist über günstige Erfolge in der
Behandlung des Myxödems durch Anwendung von Thyreoidea-
Extrakt berichtet worden. Diese Erfahrungen veranlassten den
Verf. bei einer Anzahl mit Cretinismus behafteter Kinder, bei denen
eine glandula thyreoidea nicht fühlbar war, die gleiche Behandlung
einzuleiten. Die Kinder erhielten mit der Nahrung je nach dem
Alter */6 bis a/s einer Schilddrüse täglich in Form eines aus der
rohen Drüse hergestellten Pulvers oder ein entsprechendes Quantum
Extrakt der Schilddrüse. Nach längerer Zeit der Behandlung will
Verf. einen günstigen Einfluss in Bezug auf die Intelligenz und
die Fähigkeit der Kinder, sich zu bewegen, bemerkt haben.
Stadthagen.
2) Der bereits in einer früheren Nummer desselben Blattes
(Mai 1893) begonnene Bericht über die Schilddrüsenbehandlung
bei einem 18jährigen Cretin wird hier zu Ende geführt. Die An-
fangs rapid einsetzende Besserung hielt auch in der Folgezeit an;
das Höhenwachstum nahm zu, das Gesicht bekam einen intelligen-
teren Ausdruck, und eine bisher nicht bemerkte Aehnlichkeit mit
einem Verwandten trat hervor. Die zuerst dünner gewordenen
Beine bekamen stärkere Muskulatur und Fettansatz. Pat. bekam
nach einander mehrere bleibende Zähne. Er verlor seine Schüch-
ternheit, hatte Interesse für seine Umgebung, das Gedächtniss wurde
besser. Er erlernte einige Buchstaben, während er Zahlen nicht
fassen konnte.
Diese Erfolge wurden mit Schilddrüsensubstanz, die Pat. in>
roher Form zu sich nahm, erzielt. Es war dabei interessant, dass
die Dosen, um die Besserung zu einer anhaltenden zu machen, an-
dauernd gesteigert werden mussten, und, dass die zum Schlüsse
notwendige Dose (eine halbe Drüse 2 Mal die Woche) im Anfang
nicht vertragen wurde. Die beigegebene Tafel zeigt in 4 Bildern
die ungemein auffällige Veränderung, die sich im Laufe eines Jahres
in dem Aeufseren des Pat. vollzogen hat. M. Rothmann.
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890 Sbhatob, Pall ron sog. amvotrophischer Lateralsolerose. — Schötz, No. 50
H. Senator, Ein Fall von sogenannter amyotrophischer Lateral-
sclerose. Deutsche med. Wochenschr. 1894, No. 20.
Der Fall betrifft eine 57jäbr. Frau, die Lähmung der oberen
und unteren Extremitäten zeigte, links mehr als rechts; dabei be-
standen Contracturen, Steifigkeit, Erhöhung der Sehnenreflexe, Fufs-
clonus , ausgesprochene Atrophie an den Händen und Klauenstel-
lung derselben. Daneben zeigten sich anfangs geringe, später deut-
lichere Bulbärerscheinungen, wie Schwerbeweglichkeit und Atrophie
der Zunge, mit fibrillären Zuckungen, Parese und Atrophie der
Lippenmusculatur, lallende Sprache, Schlingbeschwerden; ausge-
sprochene Entartungsrection war nicht vorhanden, nur eine Andeu-
tung davon am linken Pectoralis u. Detoideus. Das Leiden dauerte
seit dem ersten Beginn (Schwäche im linken Bein und Arm) ca. 5
Jahre. Der Tod erfolgte an Schluckpneumonie, und die Section
erwies eine ausgesprochene Atrophie der Ganglienzellen in deD
Vorderhörnern des Cervical- und Dorsalmarks; zahlreiche gröfsere
und kleinere frische Blutungen fast auf jedem Querschnitt der grauen
und weifsen Substanz, Erweichung und Höhlenbildung in der grauen
Substanz der Hals- und Lendenanschwellung. Die Blutungen und
Erweichungsherde werden als terminale und cachectische Erschei-
nungen gedeutet. Die Medulla oblongata und das Gehirn konnten
leider nicht untersucht werden. Eine Seitenstrangsclerose war trotz
der vorhandenen spastischen Erscheinungen und der erhöhten Re-
flexe nicht einmal andeutungsweise vorhanden. — Es wörde somit
dieser Fall beweisen, dass das Bild der sogenannten amyotrophischen
Lateralsclerose vorhanden sein kann ohne Lateralsclerose (ohne
Veränderung der Pyramidenbahnen im Röckenmarck). Der Fall
wörde für die Lehre Lkyden’s sprechen, dass die Seitenslrangscle-
rosen, in den Fällen der amyotrophischen Lateralsclerose nicht eine
primäre, sondern eiue secundäre sei, die von anderen Veränderungen
im Rückenmark oder Gehirn abhängig sei. S. empfiehlt, in ähn-
lichen Fällen von atrophisch-spastischen Lähmungen (Paraplegie) zu
sprechen und diese ihrem Charakter nach näher als spinale oder
bulbäre oder bulbär-spinale zu bezeichnen; eine Seitenstrangsclerose
darf dabei nicht sicher erwartet werden. S. Kalischer.
R. Schütz, Aetiologische Beziehungen der Syphilis. Münohner med.
Woohenschr 1894, No. 14, 15.
Verf. benutzte zu seinen statistischen Erhebungen Ober die
Frage, bei welchen Krankheiten etwa die Syphilis eine ätiologische
Rolle spielen könnte, 6000 männliche Ober 25 Jahr alte Privat-
patienten des Prof. Ehb, welche an den verschiedensten Affectionen
litten, alle aber gleichmäfsig genau auf Syphilis untersucht waren.
Es fanden sich unter ihnen 1330 mit vorangegangener Infection und
zwar 609=10.15 pCt. mit Schanker allein, 721 = 12.02 pCt. mit
constitutioneller Syphilis, zusammen 22.17 pCt. Je mehr nun in
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No. 50. Syphilis als ätiol. Moment. — MKiNBRT,Gynäkol. Fälle v. Tetanus. 891
der Vorgeschichte einer bestimmten Krankheitsart die Syphilis Ober
diese Durchschnittszahlen hinausging (Verf. unterscheidet solche,
welche 40 — 100, 25 — 40, 22 — 25 und unter 22 pCt. Syphilis in der
Anamnese aufwiesen) und je gröfaer zugleich die absolute Zahl der
beobachteten Fälle dieser Krankheit war, mit desto gröfserer Wahr-
scheinlichkeit liefe sich auf ihren Zusammenhang mit Syphilis
schliefsen. Leiden, die nur vereinzelt oder in minimaler Zahl ver-
treten waren, konnten natürlich statistisch überhaupt nicht verwertet
werden. — Verf. giebt eine tabellarische Uebersicht über das Vor-
kommen von Scbankern und von allgemeiner Syphilis in der Ur-
geschichte der verschiedenen Krankheiten, erläutert dann die ein-
zelnen Gruppen der letzteren näher (wobei er übrigens meist die
Schanker zur Syphilis mitrechnet) und entnimmt seiner Zusammen-
stellung die nachstehenden Schlussfolgerungen, bei denen er die in
Klammern gesetzten Affectionen wegen der geringen Zahl der Fälle
mit besonderer Vorsicht zu beurteilen räth; 1) Die Syphilis ist an-
scheinend ohne jeden oder doch nur von untergeordnetem Einfluss
auf das Entstehen der Paralysis agitans, multiplen Sclerose, (Bask-
Dow’schen Krankheit), (progressiven Bulbärparalyse), spastischen
Spinalparnlyse, der meisten Psychosen — Hypochondrie, Melancho-
lie, Hysterie — , der (Meningitis), Neurasthenie, Migräne, der Be-
schäftignngs- und traumatischen Neurosen, der Neuralgie und Neu-
ritis, (Dystrophia muscularis progressiva), der organischen Erkran-
kungen des Herzens, des Diabetes mellitus, der chronischen Neph-
ritis und Schrumpfniere (und wohl auch der Lebercirrhose, des
Icterus). 2) Der Einfluss der Syphilis ist wahrscheinlich von Be-
deutung und in einer gewissen Zahl von Fällen jedenfalls entschei-
dend bei Atrophie n. optici, Augenmuskellähmung, Aneurysma,
Angina pectoris (?), Arteriosclerose, Apoplexie und Hemiplegie, bei
einer Reihe von Gehirnerkrankheiten , unzweifelhaft bei der Para-
lyse, bei Tabes und Myelitis; vielleicht auch bei der amyotrophi
sehen Lateralsclerose , bei Facialislähmung und multipler Neuritis,
bei Lumbago und Arthritis-Krankheiten, die mit zu wenigen Fällen
vertreten sind. 3) Bei sehr vielen Krankheiten lässt sich aus der
vorliegenden Statistik ein bestimmter Anhaltspunkt für die Beur-
teilung ihres Verhältnisses zur Syphilis überhaupt nicht gewinnen.
Das schliefst natürlich nicht aus, dass bei Entstehung vieler der-
selben die Lues gelegentlich mit wirkt, so bei Anämie, Carcinom,
Dyspepsie, Epilepsie (vielleicht auch bei Nephritis und Diabetes).
H. Müller.
Meinert, Drei gynäkologische Fälle von Wundstarrkrampf. Aroh.
f. Gyn. Bd. 44, S. 381.
M. teilt in vorliegender Arbeit 3 Fälle von W undstarrkrampf
mit, welche er in seiner Klinik ira Jahre 1885 im Verlauf von 8
Monaten zu beobachten Gelegenheit hatte. Die erste Kranke (Te-
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892
Bobissow, Mauthnkb u. Süida.
No. 50
tanue nach Abort) wurde achon infieirt in die Klinik gebracht; sie
hatte schon 8 Tage vor der Aufnahme nach einem Abort wahr-
scheinlich infolge von Erdinfection durch Fufstritt ihres rohen Mnnnes
vor die nackte Scham am 4. Tage nach dem Abort Kinnbacken-
krampf und Genickstarre gehabt, die zwar nach Chloralklystiren
wieder verschwanden, jedoch bald von Neuem wieder auftraten.
M. vermutete am Uterus noch zurückgebliebene Reste, erweiterte
den Muttermund durch laminaria, fand jedoch nichts im Uterus und
machte eine Ausspülung mit einem BozKMati’achen Katheter. — Pat.
starb am 5. Tage nach der Aufnahme.
Der 2. Fall endete tötlich am 11. Tage nach Ausschabung des
Uterus und späterer vaginaler Unterusezstirpation wegen Carcinom.
Im 3. Fall trat am 13. Tage exitue ein nach Salpingo-Oophorec-
tomie.
In allen 3 Fällen hatte M. den Uterus mittels Bozkmaj« 'sehen
Katheters ausgespült und er glaubt, dass die Tetanusbacillen dem
veralteten später ausrangirten Instrumente von der Operation der
zuerst bereits infieirt in seine Klinik gebrachten Patienten anhaftete
und dann die beiden später Operirten damit infieirt wurden. —
Die Untersuchungen von Kitasato über Wundstarrkrampf haben
nachgewiesen, dass die damals 1885 in seiner Klinik übliche Des-
infection der Instrumente — 10 Minuten langes Auskochen und
*/4 Stunde langes Einlegen in 5 pCt. Carboisäurelösung — nicht zur
Unschädlichmachung der Tetanuskeime genügen.
M. weist die von Oi.shauskn vertretenen Ansicht zurück, welcher
behauptet, dass die Häufung der Tetanusfälle auf einzelne Opera-
teure aus der von ihnen angewandten Methode und aus deren
Ausführung zu erklären sei. W. Schülein.
P. Borissow, Zur Bestimmung des Cystins im Harn. Zeitschrift f.
physiol. Chem. XIX. S. 511.
Bivniwim hat gefunden, dass salzsaures Cystein mit Quecksilberchlorid in wäs-
seriger Lösung eine fast ganz unlösliche Verbindung von 8 Mol. Sublimat mit 2 Mol.
Cyatin liefert, nur dass die Verbindung beim Auswaschen und Trocknen Salzsäore ab-
spaltet. Verf. bat tunäebst ermittelt, dass aus reinen wässerigen Cysiinlösungen sieb
unter besonderen Cautelen bis su 94 pCt des darin enthaltenen Cystins ansftllen lässt;
der Niederschlag enthält 7 11 pCt. S (nicht der Formel entsprechend 8 06pCt. S) in-
folge Verlustes der Substanz an Salzsäure beim Erhitzeo. Weiter bat Verf. unter
mannigfachen Modificationen das Verfahren bei einem natürlichen Cystinbarn versucht
(vergl Orig.); allein das annähernd vollständig abgeschiedene Cystin war immer noch
verunreinigt, sodass Verf selbst nicht verkennt, dass auch durch das Quecksilberver-
fahren die Frage der Bestimmung des Cystins im Harn nicht in befriedigender Weite
gelbst wird. — Der Pat., der den Cystinbarn lieferte, schied reichlich Diamine durch
den Roth aus (als Benzoyiverbindungen bestimmt) und zwar fast ausschliefslich Pu-
trescin und nur Spuren von Cadaverin. J. Munk.
J. Mauthner u. W. Suida, Beiträge zur Kenntniaa des Choleate-
rina. 2. Abhandl. Wiener akad. Sitz.-Ber. Bd. 103. II b, S. 286.
Auf Grund ihrer Analysen des Cholesterins nnd einiger Derivate (Chlorid, Acetat,
Propionat) halten Verff. jetzt die Formel C,,H140 für sehr wabrtcheioiich. Cholaate
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BAZY. — MR8SNRR. — LtüRNSTRIN.
893
\
No. 50.
k
chlorid liefert bei Behandlung mit Zinkstanb und Eisessig das Acetat (Schmelz-
•t 113*), desaen Analyse besser zur wasaerstoffärmeren Formel passt. Das Qleicbe
Ir das aus Cholesterin direct gewonnene , sowie das aus Trieb lorcboleatan mit
ub und Eisessig gewonnene Acetat Aus Cholesterylcblorid erhält man bei
mg mit Propinsäure und Zinkstaub das Propionat Cl(Bl9Ot, das bei 79*
Wegen vieler Einzelheiten sergl. Orig. J. Munk.
. Bazy, De I’absorption par les voies urinaires. Archiv de med.
exper. et d’anat path. VI. p. 526.
Verf bat im Gegensatz zu den bisherigen Anschauungen naebgewiesen , dass der
vollkommen intakten Blasenschleimbaut eioe sehr beträchtliche Absorptionsfähigkeit
zukommt. Wasser wird ziemlich gut resorbirt, worauf wohl die höhere Concentration
des Morgenharns zurQckgeführt werden mnfs. Für chemische Gifte ist die Absorp-
tionsfähigkeit der Blase eine sehr verschiedene; denn während Cocain und Eztractum
Belladonnae, in die unversehrte Blase injicirt, nach kurzer Zeit zu typischen Ver-
giftungssymptoroen führen, ja scbliefslicb den Tod bewirken, sind Injectioneo von
Curare in die Blase ohne jede Wirkung, während dasselbe Mittel, in den Drether
oder in das Rectum gebracht, rasch zum Tode führt. Jedoch besitzt der Ureter, wenn
das Nierenbecken abgeklemmt ist, weit geringere absorbirende Kraft als Blase und
Urethra.
Aber auch Bakteriengifte wurden von der Blasenscbleimhaut gut resorbirt; so
töteten virulente Pneumocoeeen- Kulturen, in die Blase gebracht, Kaninchen in 3 bis
5 Tagen, ohne dass die Nieren erkrankten. Mit anderen Bakterien wurden ähnliche
Wirkungen erzielt; auch die aus abgetüteten Bacillus pyocyaneus hergestellte Cbsrzis’-
sebe Flüssigkeit entfaltete von der Blase aus ihre Wirkung.
Auf diese grofae Absorptionsfähigkeit der Blasenscbleimhaut sind auch die bei
Urinverhaltung auftretenden gefährlichen Allgemeinerscheionngen zurückzuführen. Bei
der Einführung giftiger Substanzen in die Blase wird man grofse Vorsicht walten
lassen müssen. So wird man z. B. gut thun, die Cocainisiruug der Blasenschleimbaut
bei Litbotrypsieen zu unterlassen und zur allgemeinen Narkose zur&ckzukehren
tt. Kothmami.
Messner (Mflnchen), Experimentelle Studien Ober die Wundbe-
handlung bei inficirten Wunden. Münchner med. Wochenschr. 1894,
No. 19.
Aus den verscbiedentlicheo einschlägigen Versuchen Verf ’s an Kaninchen,
welche in einer grüfseren Tabelle übersichtlich zusammengestellt sind, erhellt, dass
diejenigen Tiere mit inficirten Wunden, welche lediglich aseptisch behandelt wor-
den waren, alle mit Ausnahme eines einzigen an progredienter phlegmooüsen Eiterungen
io 8 — 14 Tagen starben, während alle anti septisch behandelten — ebenfalls mit
Ausnahme eines einzigen — am Leben blieben. Es gelang in vielen Fällen, mit
Eiter inficirte Wunden von Kaninchen selbst noch nach 18 Stunden nach der Iofec-
tton mittelst 3pCt. starker Lysol- und Carbol-LOsung zu desinficlren, und Eiterungs-
processe mit progredientem Charakter mit Erfolg zu bekämpfen. Im Speciellen er-
wiesen die Versuche in keiner Weise, dass die 3 pCt. starke Carbol-LOsung das
tierische Gewebe zur Eiterung prädisponirt, im Gegenteil ist es wahrscheinlich, dass
die Behandlung mit dieser Losung innerhalb vernünftiger Grenzen einen gewissen
Schutz gegen das Fortschreiten eiteriger Processe bietet. p. onterbock.
tl. Lauenstein, Zur Frage der knöchernen Heilung intracapsulärer
Schenkelhalefracturen. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 17.
Vorlegung von ‘2 einschlägigen Präparaten mit einer geringen Verkürzung, ln
beiden bestand Dislocatloo des Schenkelkopfea derart, dass er nach abwärts und hinten
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894
Fränkel. — Hammerl. — Wühschhbim. — Jaqckt.
No. 50
gesunken war. Ad dem ersten Präparate lief« sieb auf der SlgeBlche dem Transfor-
mationsgeset* enUprecbend eine Umgestaltung der Koochen»rebitectur darthon . sodass
buchst wahrscheinlich eine ausgiebige Function Seitens der »erlernen Extremit&t int»
ritam stattgehabl hat. P. UBtarbock.
B. Fränkel, Der sogenannte Prolapsus des Morgagnischen Ven-
trikels. Fränkefs Arch. f. Läryngol I. H. 3.
Es werden sunlchst die keineswegs tahlreicben Beobachtungen über diesen Gegen-
stand wiedergegeben, aus denen iwei verschiedene Auffassungen Ober das Wesen des
sog. Prolaps des Ventrikels entgegentreten. Die einen sehen darin einen Vorfall der
sich umstQlpenden Membran, welche die Hflble auskleidet, die anderen die Folge von
entzündlichen Veränderungen. Auf Grand anatomischer Untersuchungen nimmt Verf.
an, dass der Prolaps immer einer Hyperplasie des Bindegewebes seine Entstehung ver-
dankt und dass dieselbe an allen drei Winden der Cavität des Ventrikels ihren Sita
haben kann. w. Lnblfnaki.
Hsnuiierl, Ueber die in rohen Kiern durch das Wachstum von
Choleravibrionen hervorgerufenen Veränderungen. Zeitschr. f. Hyg.
1894, XVIII. S. 153.
Die Kultur in rohen Eiern ist bekanntlich von Herrn auch für die Choleravibrio-
nen empfohlen worden. Siboll der eingehende Untersuchungen hierüber gemacht,
beschreibt die durch Cholerabacillen in Eiern bervorgerufeoen Veränderungen als eine
Verwandlung de« Eidotters in eine graugrüoliche Masse mit Schwefelwasserstoifent-
wicklung. PreirrsB wollte nun nachgewiesen haben, dass die St-Hou/schen Resultate
lediglich auf Verunreinigung beruhten und dass die Cholerabacillen in Eiern gar nicht
wachsen.
H. züchtete nun 6 verschiedene Cbolerakulturen in Eiern und beweist, dass Cbo-
lerabacillen sehr wohl in Eiern wachsen können, dass sie genau die von 8cboll be-
schriebenen Veränderungen bervorzu bringen im Stande sind, dass es aber allerdings
wiederum Kulturen gibt, die in Eiern nur eio sehr schwaches Wachstum zeigen.
Sch-urien.
Wunschheini, Zur Aetiologie der Nephritis suppurativa. Prager
med. Wochenscbr. 1894, No. 43.
Verf. teilt 12 Falle mit, in denen sich im Eiter der Niere und Blase das Bac
terium coli commnoe in Reinkultur fand Bcheurlen
A. Jaquet, Ueber die Wirkung des Lactophenins. Corresp. -Blatt f.
Schweizer Aerzte 1894, bo. 9.
J bestätigt die von ScamiDSBEso und enderen Autoren angegebenen antipyreti-
schen Eigenschaften des Lactophenins; schon kleine Dosen von 0.5 — 0.7 bewirkten
fast regelmäßig eine deutliche und anhaltende Herabsetzung der Temperatur. Den
Hanptvorzng des Lactophenins sieht J. aber nicht in seinen antipyretischen Eigen-
schaften. sondern io der gleichzeitig mit der Antipyreie sieh geltend machenden be-
ruhigenden hypnotischen Wirkung. Allerdings mnss man, um diese Seite der Wirkung
mit Bestimmtheit wahrnehmen zu kennen, etwas greisere Dosen von 0.8 — 1.0 g an
wenden Aufgeregte Kranke beruhigen sich, die Schmerzen lassen nach, bei vielen
Patienten tritt ein mehrstündiger, ruhiger Schlaf eio. J. schltzt den hypnotischen
Wert des Lactophenins als in der Mitte zwischen Snlfonal und Urethan stehend.
K. Kronthsl.
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No. 50. PaRISBH. — WlGI.BSWORTH. — QCINCKF. — CiRTBR. 895
C. Pariser, Beiträge zur Klinik der nervösen Lebercolik. (Neu-
ralgia hepatis). Deutsche nied. Woohenschr. 1894, No. 31.
P. teilt einen Fall von nervöser Lebercolik mit, einer Affection , deren Existenz
bekanntlich noch ron mancher Seite angezweifelt wird. Derselbe betraf eine Frao im
45 Lebensjahre. Interessant war die Abhängigkeit der Sehmerzanfälle ron dem Ein-
tritte der Menstruation Wurde während der letzteren nicht rolle körperliche , sowie
geistige Rohe beobachtet, so blieben die Leberkoliken fast niemals aus.
C. Rosenthal.
J. Wiglesworth, General paralysis occuring about the period of
puberty. The Journ. of Mental Science 1 893, Juli.
W. beschreibt 2 Falle progressirer Paralyse bei 2 Mädchen im Alter von 15
Jahren; beide kamen znr Section; ansser diesen beiden sind 6 Falle beschrieben
(CnoraTor 3 Falle, Tderbdu. 1 Fall, CaiBOor u Dum. 1 Fall, WiOLiswoam 1 Pall).
Von diesen 8 beschriebenen Kranken sind 2 noch am Leben. Das Alter der Er-
krankten schwankt zwischen 12 nnd lß, die Dauer betragt 4 — 5 Jahre; 5 der Er-
krankten waren weiblichen Geschlechts; überwiegend bestand die demente Form der
Paralyse, nur einmal waren GrSfsenideen angedeutet. Die Pubertätserscheinungen
fehlen meist oder werden in der Entwicklung gehemmt. Auffallend war bei dem Sec-
tionsbefund der extreme Grad der Hirnatrophie Hereditäre Anlage bestand in 4 — 5
Fallen; in 2 Fallen bestand Alcoholismns des Vaters; in 2 — 8 Fallen lag congenitale
Lues vor; in 2 war ein Trauma die wahrscheinliche Ursache. — W. teilt zum Schluss
noch kurz 2 Falle jnreniler Paralyse mit, die bereits ror dem 20 Lebensjahre ein-
setzte. 8. Kalischor.
II. Quincke , Ueber puerperale Hemiplegien. Deutsche Zeitschrift f.
Nervenheilk. 1893, IV. Oct.
In dem ersten Falle handelt es sieh um eine acut inter partum aufgetretene,
linksseitige motorische und sensible Lähmung; letztere nahm iu den folgenden 10
Tagen noch zu; die dabei empfundenen Schmerzen sind als central entstandene excen-
trisch projicirte anzusehen; wahrend eine Volumsabnahme der gelähmteo Extremität
frühzeitig eintrat und bestehen blieb, besserte sich der Kräftezustand derselben sicht-
lich. Der 2. Fall bietet ein dem ersten sehr ähnliches Verhalten. Im 3. Fall trat
die halbseitige Lähmung erst am 16 Tage post partum und mit tanger dauernder
anfänglicher Bewusstlosigkeit auf. Die Erscheinungen gingen jedoch auffallend schnell
zurück. — Die wahrend der Schwangerschaft, inter partum, und im Wochenbett ent-
stehenden halbseitigen Lähmungen dürften auf verschiedene unsachliche Momente zu-
rückzufübren sein. Wahrend der Geburt spielt die andauernde Blutdrucksteigerung
(und daraus resultireode venöse Blutungen) eine wesentliche Rolle Wahrend des
Wochenbettes ist die CirculationsschwBche das causale Moment ; sie kann zu partieller
Thrombose führen. Andere Falle puerperaler Lähmung sind embolischer Natur infolge
von Eodoearditis. Kalischer.
W. Carter, A case of myositis osaificans. Lancet 1894, Febr. 10.
Der 9jährige Knabe litt schon seit einigen Jahren an „ Verhärtungen“ in der
Rückenmusculatur. Bei der Untersuchung fiel seine leicht vorwärts gebückte Haltung
und die Unfähigkeit (wenigstens im Brust- und I,eodeoteil) sie zu redressiren auf. Bei
näherem Palpiren zeigte sieb, dass der Erector trunci, der latissimus dorsi, teres major,
trapezius Ossificationen von verschiedener Gestalt enthielten. Gleichseitig bestand
Hallux valgus und Microdactylie, nach Verlauf eines Jahres war eine Verschlimme-
rung des Leidens zu constatiren Auffällig war auch damals noch die Abwesenheit
größerer subjectiven Beschwerden, insbesondere das Fehlen jeglicher 8chmerzen.
M. Brasch.
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896
Spikolkr. — Goi.dbero. — Harnack.
No. 50
E. Spiegler, lieber ilie sogenannte Sarcomatosis cutis. (Aus der
dermatol. Klinik des Prof. Kaposi in Wien). Archiv f. Dermat. u.
Syph. XXVII. S. 163.
Verf. zeigt an 6 Fallen Ton sogen. Sarcomatosis cutis, dass die mit diesem Na*
men bezeichneten Affectionen keineswegs ein einheitliches Krankheitsbild darstelleo
und dass sie mit den echten Sarcomen nicht zn identificiren sind. Ton diesen unter-
scheiden sie sich namentlich in klinischer, zum Teil aber auch io histologischer Be-
ziehung. Klioisch durch das beschrankte Wachstum der Tumoren und ihre Fähigkeit
der spontanen Rückbildung, histologisch, wenigstens in einem Teile der Falle, dadurch,
dass es sich nicht um eine Verdrängung der benachtbarten Gebilde durch die Ge-
schwulst handelt, sondern um ein kleinzelliges Infiltrat in das Maschenwerk der Cutia
mit nahezu rollstAndiger Erhaltung der Structur dieser letzteren. Io anderen Fallen
difTeriren die Tumoren ron gewöhnlichen Sarcomen zwar nicht histologisch, wohl aber
klinisch io der schon angegebenen Weise — Verf halt es deshalb für geboten, diese
Affectionen ganz ron den Sarcomen abzuseheiden und ihnen, Tielleicht unter dem ron
Kaposi gewählten Namen der „sarcoiden“ Geschwülste, eine eigene Stellung einau-
räumeo. H. Hüller.
Goldberg;, Die Antiseptik io der Geburtshülfe. Therapeut. Monatsheft
1894, No. 3. März.
Die äussere Untersuchung ist mehr zu verwerten, die innere soll nur 1—2 Mal
vorgenommen werden. Die post partum vorgenommenen Ausspülungen haben sieb bei
Normalgebärenden als schädlich erwiesen. Die Untersuchungen seitens der Hebammen
sind zu beschränken und für die letzteren Widerholungskurse empfehlenswert. Bet
geburtshülflichen Operationen ist vorher eine Ausspülnng mit einer Sublimatlösung
1:4000, post partum Desinfection des Geburtskanals mit einer 3proc Carbollösung
vorzunehmen. Lysol ist besonders empfehlenswert, weil es dem Gebnrtskaoal die na-
türliche Glätte erhält. Die Hände des Geburtshelfers und die Instrumente sind auf
das peinlichste zu desiuficireu. A. Martin.
E. Harnack (Halle), Ueber die Wirkungen des Schwefelwasser-
stoffs, sowie der Strychnin- und Brucinpolysulfide bei Fröschen.
Arch. f. exp. Pat. u. Pharm. XXXIV. p. 156.
Bei vielen Fröschen gelingt es durch einmaliges Atmen von H,S einen Tetanus
zu erzeugen, der sich nach Ablauf der ersten I.ähmungsphknomen einstellt und unaus-
gesetzt bis 14 Tage anzudauern vermag. Abgekühlte Sommerfrösche verfallen durch
dieselbe Vergiftung in einen monatelang anhaltenden Krankheitszustand, bei welchem
Lähmung des Gehirns und Steigerung der Keflexerregbarkeit des Rückenmarks eigen-
tümlich rombinirt erschienen. Als Ursache nimmt H. die Bildung von Sulfhämoglo-
bin an, das ein andauerndes Giftdepot für das Nervensystem darstellt. Bemerkens-
wert ist, dass wahrend der ganzen Zeit der chronischen Vergiftung das Herz kräftig
schllgt.
Es gelang ferner mit Strychninpolysulfid, (C„H„N,0), ll,8s (durch Prof. Döbkrr
dargestellt) wochenlang andauernden Tetanus zn erregen. Am Warmblüter ist das, in
Wasser unlösliche, StrychniDpolysulfid unwirksam.
ßrucinpolysulfid ist leichter zersetzlich nnd so treten dann am Frosch Erschei-
nungen ein, die gleichartig sind mit denjenigen nach Injection löslichen Brucinsalze.
Am Kaninchen tritt die Brucinwirkung erst nach 2—4 Tagen ein. Pohl
Einsendungen für das Ontralblatt werden an die Adresse des Hrn Prof. Dr. M. B e rn h a rd t (Berlin W
Französische Strafte 21) oder an die Yerlagshandiung (Berlin NW., 68. Unter den Lindcu) erbeten.
Verlag von August Hlrschvrald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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t
Wöchentlich erscheinen
l — 2 Bogen; in Rchluue
des Jahrgänge Titel, Na*
men- und Sachregister.
für die
Preis de» Jahrgange»
2d Mark; au bealehen
durch alle liuchhandlun»
gen und Postanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowaki,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. **• »eaieniber. NO. 51.
Durch die im Laufe der Jahre wiederholt eingetretenen Erhöhungen
der Herstellungskosten gehen wir uns genüthigt, den .Vbonnementsprels für
den Jahrgang des Centralblatts vom Jahre 1895 an anf ÄSti» Mark fest*
znsetzen, zn welchem Preise dasselbe durch alle Buclxlicincll unsren
und PoMtunetalton bezogen werden kann.
Die Herren Abonnenten werden um baldige Erneuerung
des Abonnements für das Jahr 1895 ersucht, damit die Zusendung
keine Unterbrechung erleide. Die Verlagsbuchhandlung.
Inhalt: Nicolaiir, Ueber die therapeutische Verwendung des Hexamethylentetra-
min. (Orig -Mitt.).
Wistkbithin, Zur Kenntniss der Pilscellulose. — Hildbbrabd. Patholo-
gische Anatomie der Nierengeschwülste. — H i ldk n r ab«, Zur Lehre von der Spina
bifida und den HirnbrOchen. — Scbwabacq, Diagnostischer Wert der Stimugabel-
prüfungen. — Roox, Behandlung der Diphtherie mit Heilserum. — FlOoob, Deber
Auftreten und Verbreitung der Diphtherie — Annu, Zur Kenntniss der Influeoza-
pneumonien. — Ooldichiidis, Redlich, Zar Kenntniss der Poliomyelitis.
Sch a Br B r, Thymusanlage bei Petromyxon. — Kaufmann, Bildungsstätte des
Harnstoffs. — Boddaebt, Ueber die Entwicklung des Oedems. — Julis, Opera
tise Behandloog des MageDcarciooms. — KbobAcheb, Wunddrainage und Dauer-
rerband. — Cbiabi, Vorkommen run Typbusbacillen in der Gallenblase — Man
cbot, Melliturie nach Chloralamid. — Bluhbnthal, Harnbeschaffenheit bei Keuch-
husten — Gau br, Aetiologie der BASioow'schen Krankheit. — St hob, Die Hysterie
im Kindesalter. — Rbisbrb, Vorkommen von Nerrenfasero in Condylomen.
Aus (1er medicinischen Universitätsklinik zu Göttingen.
Heber die therapeutische Verwendung des Hexamethylentetramin.
Vorläufige MitteiluDg von Dr. raed. Arthur Nlcolaier9
Privatdocenten zu Güttingen.
Bei Gelegenheit von Versuchen, Urin durch Zusatz von For-
malin-Schering (40proc. Formaldehydlösung) zu conserviren, habe
ich bereits im Juni 1893 die Beobachtung gemacht, dafs in Urinen,
die beim Stehen reichlich Urate oder Harnsäurekrystalle ausschieden,
57
XXXII. Jahrgang.
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85)8
Nicolaibr, Ueber die therapeutische Verwendung des
No. 51
die Urate bezw. die Harnsäurekrystalle nicht nusfielen, wenn zu
ihnen genügend reichliche Mengen von Formalin zugesetzt wurden.
Seihst bei Zusatz von Salzsäure trat in solchen mit Formalin ver-
setzten Urinen eine Ausscheidung von Harnaäurekrystallen nicht auf.
Eine ähnliche Wirkung zeigte das in Wasser sehr leicht lösliche
Hexamethylentetramin'), welches aus Formaldehyd und Ammo-
niak entsteht. In hinreichend grossen Mengen Urinen zugesetzt,
hinderte es, wie der Vergleich mit Controlproben ergab, nicht nur
das Ausfallen der Urate, sondern verminderte auch erheblich die
Ausscheidung der Harnsäurekrystalle, und vermochte zuweilen sie
auch ganz aufzuheben. Bei Zusatz von Salzsäure zu solchen Hexa-
methylentetramin enthaltenden Harnen fielen anscheinend geringere
Mengen von Harnsäurekrystallen aus, als in den Coutrolprohen, und
es zeigte sich auch, dafs bei ihnen die durch die Wirkung der Salz-
säure erzeugte dunklere Färbung der Controlproben nicht in Er-
scheinung trat. Mit Rücksicht auf diese Beobachtungen habe ich
dann die Löslichkeit der Harnsäure in Formalin und wässeriger
Hexamethylentetraminlösung geprüft und gefunden, dafs sowohl
das Formalin als das Hexamethylentetramin io wässeriger Lösung
besonders in der Wärme Harnsäure zu lösen vermag.
Bei der Erwägung, diese Thatsachen för therapeutische Ver-
suche beim Menschen zu verwerthen, konnte das Formalin wegen
seiner stark toxischen Wirkung nicht in Betracht kommen, dagegen
glaubte ich auf Grund meiner Versuche mit dem Hexamethylen-
tetramin, welche ergaben, dafs erst relativ sehr grosse Dosen ge-
wisse, nach Aussetzen des Mittels aber wieder voröbergehende
pathologische Erscheinungen hervorrufen, mit diesem Präparat beim
Menschen Versuche wagen zu können.
Ich habe bisher das Hexamethylentetramin bei Erwachsenen
bis zu 6 g pro die in wässriger Lösung gegeben und habe auch
bei dem eine gewisse Zeit fortgesetzten Gebrauch des Mittels bis
jetzt keine unangenehmen Nebenwirkungen beobachtet. Gröfsere
Tagesdosen habe ich nicht versucht, weil schon bei der Darreichung
bis zu 6 g pro die das Hexamethylentetramin bei unseren Patienten
wirksam wurde. Für diese Versuche wurden vorzugsweise solche
Patienten benutzt, bei denen eine Verminderung der Harnmenge be-
stand, und bei denen sich aus dem sauer reagirenden Harn konstant
Urate oder Harnsäurekrystalle oder beide Formen von Sedimenten
abschieden. Ich habe nun beobachtet, dass meist schon nach einmaliger
Darreichung von 6 g Hexamethylentetramin pro die die Urinmenge
sich vermehrte, die Urate bezw. die Harnsäurekrystalle aus dem Harn
nicht mehr ausfielen, und die Reaction des Harns stets sauer blieb. Nach
dem Aussetzen des Mittels trat das Urat- bezw. Harnsäuresediment
meist schon am nächsten Tage wieder auf, während die Harnmenge
in den darauffolgenden Tagen allmälig sank. Dass das Verschwinden
des Urat- bezw. Harnsäuresedimentes beim Gebrauch des Hexame-
') Du Präparat war roo dar chemischen Fabrik aut Actien (E. ScHiewo) dar*
gestallt.
jiymzeu uy vjU1
ogle
No. 51.
Hexamethylentetramin.
899
thylentetramin nicht etwa nur eine Folge der unter seinem Einflufs
vermehrten Diurese ist, sondern dass dieses Mittel auch noch eine
Einwirkung auf die Harnsäure hat, beweist folgende Beobachtung:
Bei einem an Leukämie leidenden Patienten, bei dem Erscheinungen
von hämorrhagischer Dinthese bereits aufgetreten waren, fand
sich während der ersten Tage des Aufenthaltes in der Klinik in
dem sauer reagirenden Harn, dessen Menge im Mittel 1000 ccm
(Maximum 1200, Minimum 800 ccm) betrug, ein sehr reichliches
Sediment von Harnsäure neben geringeren Mengen von Uraten.
Als der Patient 6 g Hexamethylentetramin pro die erhielt, waren
am Tage darauf, dem 2. Versuchstage, in der Harnmenge von 1500 ccm
zwar noch ein mässig reichliches Harnsäuresediment, aber keine Urate
vorhanden, am 3. Versuchstage, an dem die Harnmenge 1700 ccm
betrug, war auch das Sediment von Harnsäurekrystallen verschwun-
den, und es trat, solange der Patient das Mittel brauchte, keine
Ausscheidung von Harnsäurekrystallen und Uraten im Urin auf
selbst dann nicht, als er bei kühler Temperatur (-j- 5° C.) aufbe-
wahrt wurde. Beim Zusatz von Salzsäure zu den Urinen schieden
sich stets Harnsäurekrystalle ab.
Während der Darreichung des Hexamethylentetramins betrug
die Urinmenge im Mittel 1900 ccm (Maximum 2200, Minimum
1600 ccm), und die Reaction des Harns blieb sauer. Auf den leu-
kämischen Procefs hatte das Mittel keinen nachweisbaren Einflufs.
Am 12. Versuchstage, an dem die Urinmeoge 2000 ccm betrug,
wurde das Hexamethylentetramin ausgesetzt. Schon am folgenden
Tage fand sich in der 1900 ccm betragenden Harnmenge wieder ein
reichliches Harnsäuresediment, das am 14. Versuchtstage, trotzdem die
Harnmenge an ihm noch 2000 ccm betrug, noch erheblich zunahm.
An diesem Tage hatten sich auch noch Urate ausgeschieden. Das
Harnsäure- und Uratsediment blieb weiter constant. Die Diurese
sank dann und betrug 3 Tage nach Aussetzen des Mittels 1400 ccm.
Ich beschränke mich für heute auf die Veröffentlichung dieser
That8achen und behalte mir weitere Mittheilungen und die Fort-
setzung dieser Versuche mit dem Hexamethylentetramin und seinen
Salzen vor. Soweit ich die Sache bis jetzt Obersehe, fordert dieses
Mittel, welches sich bisher in den angegebenen Dosen bei meinen
Patienten als unschädlich erwiesen hat, zu weiterer therapeutischer
Verwerthung nicht nur als Diuretikum, sondern auch bei der
harnsauren Diathese und bei den von ihr abhängigen Krank-
heitszuständen auf.
Mich hat zu dieser vorläufigen Publikation der Umstnnd ver-
anlagt, dass Herr Prof. Tollens in der Sitzung der Göttinger
chemischen Gesellschaft vom 11. December 1894 über eine in
Wasser sehr leicht lösliche Verbindung von Harnsäure mit Formal-
dehyd berichtet hat. Herr Professor Tollens hatte die Güte die
Veröffentlichung der darauf bezüglichen Mittheilung aus dem Pro-
tocoll dieser Sitzung an dieser Stelle zu gestatten. Dieselbe lautet
folgendermaafsen :
57
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900 Wintrhstkin, Zur Kenntnis der Pilzcellulose. No. 51
Herr Prof. Tollens berichtet vorläufig Ober eine in Wasser
leicht lösliche Verbindung von Harnsäure mit Formaldehyd,
welche von Dr. R. Pott im agricultur-chemischen Laboratium der
hiesigen Universität hergestellt worden ist.
Harnsäure löst sich beim Erwärmen (auf 100— 120 Grad C.)
reichlich in 40 proc. Formaldehyd (circa 12 g in 40 g dieses
Formaldehydes). Man dampft das Filtrat zum Syrup ein und fällt
den neuen Körper mit Alkohol aus. Er wird aus Wasser um-
krystallisirt und bildet ein krystallinisches Pulver.
Die Analysen verschiedener Präparate stimmen annähernd (C
und H stimmen gut, N 23,5 pCt. statt 24,56 pCt.) auf C,HsN,0,,
d. h. eine Verbindung von 1 Mol. Harnsäure und 2 Mol. For-
maldehyd.
Göttingen, 12. December 1894.
E. Winterstein, Zur Kenntnis« der in den Membranen der Pilze
enthaltenen Bestandteile. Zeitschr. f. physiol Chetn. XIX. S. 521 .
Als Material dienten hauptsächlich Boletus edulis, Polyporus
officinalis, Agaricus campestris, Penicillium glaucum und Botrytis.
Die Cellulose wurde nach den verschiedenen Methoden dargestellt,
entweder durch Behandlung der mit verschiedenen Extractionsmitteln
erschöpften zerkleinerten Materialien mit einem Oxydationsgemisch
(Kaliumchlorat -(- Salpetersäure) oder mit schmelzendem Kali nach
Hoppk-Sktlkr.
Wenn man nach diesen Methoden aus Phanerogamen Cellulose
darstellt, so erhält man Präparate, welche entweder meist oder doch
nur sehr wenig gefärbt sind , sich in Kupferoxydammoniak leicht
auflösen und durch Jod -|- Schwefelsäure oder Chlorzinkjod blau
gefärbt werden, in ihrer Zusammensetzung der Formel C9H10O5 un-
gefähr entsprechen und eine äusserst geringe Menge Stickstoff ein-
schliefsen. Die Pilzcellulosepräparate zeigten wesentlich andere
Eigenschaften: sie lösten sich in Kupferoxydammoniak nur spur-
weise, wurden mit Jod und Schwefelsäure nur braun oder rötlich
gefärbt (nur ein Präparat aus Polyporus und eines aus Agaricus
campestris zeigten partielle Blaufärbung), lösten sich zum grolsen
Teil in kalter verdönnter 5 — 10 proc. Lauge, in Schwefelsäure von
60 — 70 pCt. schneller, als gewöhnliche Cellulose und gaben beim
Destilliren mit 10 proc. Salzsäure kleine Mengen von Furfurol; sie
enthielten ferner constant Stickstoff in nicht unerheblieher Quantität,
im Maximum 3.9pCt., im Minimum 0.7 pCt., der auch durch keiner-
lei weitere Reinigung zu beseitigen war und nach Verf. wahrschein-
lich mit der Cellulose chemisch gebunden ist. Dieser Stickstoff
kann nach W. weder auf Beimischung von Eiweifs, noch von Nu-
clein zuröekgeföhrt werden. Beim Erhitzen mit 1 '/4 proc. Schwefel-
säure verloren die Cellulosepräparate 10.83—22.38 pCt. an Gewicht,
während die Phanerogamencellulose dabei nur 1,56 — 2.96 pCt. ver-
DigitizeO by G o ogle
No. 51 Hildebband, Pathologische Anatomie der Nierengesoh wülste.
901
liert; die Cellulose aus den Pilzen besteht also zum Teil aus Hemi-
cellulose. Beim Kochen mit verdünnter Säure gaben alle Pilzcel-
lulose-Präparate Dextrose in wechselnder Quantität, welche jedoch
stets wesentlich hinter der theoretischen zurückblieb , nämlich zwi-
schen 59.13 und 94.72 pCt. derselben. Regelmäfsig entstand bei
der Hydrolyse ausser dem Zucker eine erhebliche Quantität Essig-
säure, nur bei Polyporus war dieselbe gering. Weiterhin macht
W. Mitteilungen über ein durch verdünnte Schwefelsäure aus den
gereinigten Pilzmaterialien ausziehbares Kohlehydrat von der Zu-
sammensetzung C6H,0Os, welches bei der Hydrolyse Dextrose giebt.
Verf. schlägt für dasselbe den Namen Paradextrose vor. Betreffs
der Darstellung und Eigenschaften desselben muss auf das Orig,
verwiesen werdeD, E. Salkowski.
Hildebrand, Weiterer Beitrag zur pathologischen Anatomie der
Nierengeschwülste. Arch. f. klin. Chir. Bd. 48, p. 343.
1) Kleinzelliges Carcinom der Niere bei einem Kinde.
Es besteht Hufeisenniere mit einem kindskopfgrofsen kugeligen
Tumor im oberen Ende der ersten Niere, der exslirpirt wird. Die
Diagnose Carcinom wird auf den alveolären Bau, die atypische
Wucherung der Zellhaufen, das Fehlen der Membrana propria, die
ohne Bindegewebe neben einander liegenden Zellen hin gestellt. Der
Ausgangspunkt des Tumors muss in die Epithelien der Glomeruli
verlegt werden. Die auffallende Kleinheit der Zellen scheint in
Verbindung mit der Hufeisenniere auf eine Störung der histologi-
schen Entwicklung hinzu weisen, bei der die Zellen ihren embryo-
nalen Charakter behalten haben.
2) Carcinom des Nierenbeckens.
Bei einer 48jährigen Frau wird ein grofser Tumor der rechten
Niere exstirpirt, bei dem die epithelialen Geschwulstzellen wie beim
Scirrhus angeordnet sind. Der Ausgangspunkt des Tumors ist hier
im Nierenbecken und zwar in dessen Papillenteil zu suchen; von
hier aus ist der Tumor auf die Nierensubstanz übergegangen. Auch
die Nierenkapsel zeigt ausgedehnte carcinomatöse Erkrankung mit
enormer Verdickung.
3) Congenitale Cystenniere mit Sarkombildung.
Bei einem 2jährigen Knaben wird ein grofser cystisch galler-
tiger Tumor der rechten Niere entfernt. Die Untersuchung ergiebt
eine multilokuläre Cystengeschwulst zusammen mit einem Rund-
zellensarkom, das offenbar erst später zu der kongenitalen Cysten-
niere hinzugetreten ist. Als Ursache der Cystenbildung sieht Verf.
mit Vihchow den Mangel eines durchgängigen Kanals von den
Kelchen zu den Tubuli contorti an, macht jedoch dafür nicht eine
Papillitis, sondern einen entwicklungsgeschichtlichen Fehler verant-
wortlich.
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902 HiLDRBKANn, Zur Lehre von der Spina bifida u. den Hirnbrächen. No. 51
Zum Schluss berichtet Verf. noch Ober 7 Fälle von Nieren-
sarkomen mit Rund- und Spindelzellen und einen Fall von Fibro-
myo-osteo-Sarkom der Nierenkapsel, der unter den Oberhaupt sel-
tenen Nierenkapselgesch wülsten wohl als ein Unicum dasteht.
M. Kot h mann.
Hildebrand, Pathologisch-anatomische und klinische Untersuchungen
zur Lehre von der Spina bifida und den Himbröchen. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. XXXVI, S. 433.
Aus dieser umfangreichen, von einem Literaturverzeichniss und
einer Reihe instructiver Abbildungen begleiteten Arbeit, welche in
eingehender Weise sowol eigene wie fremde Untersuchungen be-
rücksichtigt, werden die beiden ersten Abschnitte, die pathologische
Anatomie der Spina bifida und die Combination von Hirn- und
ROckenmarksbrOchen mit Geschwülsten an einer anderen Stelle die-
ser Zeitschrift referirt werden. An vorliegender Stelle kann nur
Ober den Schlussabschnitt berichtet werden, in welchen man es mit
der operativen Behandlung der Spina bifida zu thun hat. Verf.
sieht dabei von den verschiedenen Injectionsmethoden völlig ab und
bezieht sich lediglich auf die Radicalverfahren der Entfernung des
Sackes auf stumpfem Wege und der Excision desselben. Wahl und
Ausführung dieser Verfahren hängen selbstverständlich davon ab,
dass man die im einzelnen Falle vorliegende Form der Spina bifida
rechtzeitig erkennt. Wahrend aber die Unterscheidung der Myelo-
cele von der Meningocele gewöhnlich leicht von statten geht, ist
dem nicht so bei der der Meningocele von der Myelocystocele. Bis
zu Rücklinohadskn hielt man letztere fOr sehr selten; dieser konnte
nur li hiehergehörige Falle auffOhren, wogegen Verf. unter 25
eigenen Beobachtungen 12 Myelooystocelen fand, darunter unter 8
Operirten nicht weniger als 3. Als Hauptpunkt, welcher hier zu
einer differentialen Wahrscheinlichkeitsdiagnose zu fahren vermag,
betont Verf. das Vorhandensein oder Fehlen nervöser Erscheinungen,
immerhin kommen auch einzelne Meningocelen mit schweren nervösen
Symptomen vor, während sie in gewissen Fällen von Myelocysto-
cele mangelten. In einigen Beobachtungen letzterer gelingt es,
durch Druck auf den Sack eine höhere Spannung im Schädel zu
erzeugen, die an den Fontanellen fOhlbar wird. Dieses kann man
als Entscheidung gegen Meningocele gebrauchen, bei der dieses
Symptom nicht beobachtet wurde. Man muss bei einer derartigen
Unsicherheit der klinischen Diagnose daher von allen Verfahren ab-
sehen, welche eine genaue Erkennung der Sachlage während der
Operation erschweren. Letztere hat daher immer zunächst in einer
Incision des Sackes zu bestehen, doch hat man von jedem Ein-
griff Abstand zu nehmen, dort, wo schwere Lähmunngen
nicht nur der Extremitäten, sondern auch der Blase und
des Mastdarms ex Satiren. Durch die Incision erfährt man,
wie weit man den Sack excidiren kann, ohne nervöse Elemente zu
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No. 51. Schwabach, Diagnostischer Wert der Stimmgabelprüfungon. 903
verletzen and gleichzeitig genügendes Material von der Sackwan-
dung zur Bedeckung des Conus medullo-vasculosus stehen lassen
darf. Bei der Myelocystocele hat Verf. drei Mal die verdünnten
Stellen des Sackes ohne Nachteil nach diesem Princip fortgenom-
men und nur in einem einzigen Fall, in welchem ein nervöser Strang
durchtrennt wurde, eine beschrankte Lähmung Zurückbleiben ge-
sehen. Eine weitere Aufgabe des operativen Einschreitens ist die
Deckung des Defectes. Man hat hierzu sogar Knochenlamellen aus
der Wirbelsäule verwendet, bis jetzt aber sind die hiehergebörigen
Verfahren lediglich in vereinzelten Fallen benutzt worden und schie-
nen dieselben keinerlei Einfluss auf etwaige Recidive zu haben. —
Im Ganzen sind die Ergebnisse der neueren Operationen bei Spina
bifida keine ganz schlechten. Von den 13 Fallen der Göttinger
Klinik wurden 10 geheilt, darunter die letzten 8 sämtlich. Von 7
Operirten der Berliner Klinik genasen 3, von 13 von Baykr Ope-
rirteo 10 und von 55 aus der Literatur von Verf. zusammenge-
stellten Fallen, von denen bei 54 der Ausgang bekannt ist, wurden
41 geheilt, also boten 87 Fallen nur 23 f = 26 1 /, pCt. Dem
gegenüber steht die MuRTOs’sche Jodinjections-Methode mit 34 pCt. +
Von den 10 Fällen Heilung aus der Göttinger Klinik trug mit
einer Ausnahme keiner eine Lähmung davon. Nur ein Kind, das
ausserdem einen Hydrocephalus hatte, zeigte ein Recidiv, und ein
zweites starb bald nach der Entlassung, von den 8 anderen dagegen
wurde dauernde Heilung für einen zwischen 3 Mon. und 12 Jahren
betragenden Termin constatirt. P. Güterbock.
Schwabach, Ueber den diagnostischen Wert der Stimragabelprü-
fungen auf Grund einer Beobachtung von Tumor der Schädel-
basis. Berliner klin. Wochenschr. 1894, No 43.
Bei einer 36jährigen Näherin trat unter andauernden Klagen
über heftige Kopfschmerzen eine schnell zunehmende linksseitige
Augenmuskellähmung, namentlich im Gebiete des 3 und 4. Hirn-
nerven und rasche Abnahme der Sehschärfe auf dem linken Auge
ein; später constatirte man Herabsetzung der Sensibilität im Be-
reiche des 2. Trigeniinusastes, Ophthalmoplegia totalis beiderseits;
weiterhin völlige Erblindung, ausserste Protrusion beider Bulbi,
Hervortreibung der rechten Schläfengegend. Im rechten mittleren
Nasengang fand man tumorartige Massen, deren mikroskopische
Untersuchung das Vorhandensein einer bösartigen Neubildung
(zweifelhaft ob Carcinom oder Riesenzellensarkom) ergab. Während
des Aufenthaltes im Krankenhaus (am Urban in Berlin) waren auch
subjective Geräusche und Schwerhörigkeit auf dem bei der Auf-
nahme normalhörenden linken Ohr anfgetreten und man glaubte
dort, mit Rücksicht auf die zweifellos durch den Druck eines Tu-
mors an der Schädelbasis bedingten Störungen im Gebiete des I.
bis VI. Hirnnerven, annehmen zu müssen, dass die Erscheinungen
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904 Roux, Fi.üoob, Behandlung der Diphtherie mit Heilserum. No. 51
Seitens des Gehörorganes auf eine Läsion des Hörnerven zurück-
zuführen seien. Demgegenüber sprechen die von Sch. eruirten Er-
gebnisse der Stimmgabelpröfung: „beträchtliche Herabsetzung der
Hörfähigkeit för tiefe Töne durch Luftleitung, Verlängerung der
Perceptionsdauer för dieselben Töne durch Knochenleitung, nega-
tiver Ausfnll des RmtJK’schen und positiver Ausfall des WhBKit’schen
Versuches“ .dafür, dass der N. acusticus, wenn überhaupt, jedenfalls
nicht in erheblichem Grade lädirt sein könne, dass vielmehr die
Störungen im Gehörorgan im Wesentlichen durch eine Affection
des Schallleitungsapparates bedingt sein müssten. Die anatomische
Untersuchung hat die Richtigkeit dieser Schlussfolgerung ergeben:
der schallempfindende Apparat, sp. der R. cochlear. des N. acusti-
cus, war frei von jeder pathologischen Veränderung, während die
Paukenhöhle von der Neubildung (Epithelialcarcinom) fast vollstän-
dig ausgefüllt war. Dass die dadurch bedingte Einbettung der Ge-
hörknöchelchen in die Tumormasse, ganz abgesehen von den Zer-
störungen von Knochen, die Schwingungsfähigkeit derselben auf
das äusserste beschränken musste, ist ohne Weiteres klar. So darf
dann dieser Fall als eine wichtige Stütze für die Bedeutung der
Stimmgabelprüfungen in diagnostischer Hinsicht gelten und zwar um
so mehr, als er zu den wenigen bisher veröffentlichten gehört, bei
denen die Hörprüfung an einem zunächst normal hörenden, erst im
Verlaufe der klinischen Beobachtung schwerhörig gewordenem Ohre
vorgenommen werden konnte und demnach auch der Vergleich
des Ergebnisses der Stimmgabelprüfung am normalen und kranken
Ohr ermöglicht wurde. Schwabach.
1) Roux, Die Behandlung der Diphtherie mit Heilserum. Wiener
roed. Presse 1894, No 38.
2) Flügge, Die Verbreitungs weise der Diphtherie mit specieller
Berücksichtigung des Verhaltens der Diphtherie in Breslau 1880
bis 1890. Eine epidemiologische Studie. Zeitschrift f. Hygiene 1894,
XVII. S. 403.
1) R. hat seit 1890 die BnHRu.Vschen Versuche über Diphtherie-
heilung nachgeprüft und durch eigene Versuche erweitert. Zur
Gewinnung des Diphtherieserums ist zunächst ein starkes Diphtherie-
toxin notwendig, mit dem die Tiere immunisirt werden können. Das
rascheste Verfahren um dies zu erhalten besteht in der Züchtung
der Bacillen in einem feuchten Luftstrom. R. gebraucht hiezu
EaLKNMBTEa’sche Kölbchen, die mit wenig Nährbouillon gefüllt sind,
impft diese und leitet, während sie im Brütofen stehen, einen Luft-
strom durch. Nach 4 Wochen ist die Kultur reich an Toxinen;
sie wird filtrirt; 0.1 ccm davon tötet ein Meerschweinchen in 2 bis
3 Tagen.
Bei der Immunisirung muss nun das Toxin Anfangs abge-
schwächt werden, was R. durch Zusatz von '/4 des Volums an Lu-
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No. Öl Rorx, Flüook, Behandlung der Diphtherie mit Heilserum. 005
poi/scher Lösung unmittelbar vor dem Gebrauch bewirkt. Ein
mittelgrofses Kaninchen vertragt 0.5 ccm dieser Jodtoxinlösung.
Nach einigen Tagen wird die Einspritzung wiederholt und so mehrere
Wochen lang fort, wobei die Dosis des Jodtoxins erhöht und der
Zusatz von Jod herabgesetzt werden kann, bis man zu reinem Toxin
gelangt ist.
Wahrend dieser Zeit müssen die Tiere gewogen werden, da bei
Abnahme des Gewichts die Injectionen ausgesetzt werden mössen,
weil sonst eine tötliche Kachexie erzeugt werden kann.
Das Pferd ist am leichtesten zu immunisiren und am schnellsten,
während Schafe und Ziegen sehr empfindlich sind. Das Pferd lie-
fert auch ein sehr wirksames Serum, wesshalb R. es zur Gewinnung
des Diphtherieserums für das geeignetste Tier hält. R. hatte Pferde-
serum mit einem Wirkungswert von 100000.
Neben seinen Tierversuchen wendete R. das Diphtherieserum
auch beim Menschen an; von 300 diphtheriekranken Kindern, die
damit behandelt wurden starben 26 pCt. , während sonst 50 pCt.
unter den gleichen Verhältnissen starben.
Alle neu in das Krankenhaus eintretenden Diphtheriekranken
bekamen von dem genannten Pferdediphtherieserum 20 ccm in einer
einzigen Injection subkutan, nach 24 Stunden folgte eine zweite
ebenfalls von 20 ccm und nur wenn die Temperatur nicht herunter-
ging nach weiteren 24 Stunden eine dritte.
2) Im ersten Abschnitt vorliegender eingehender Abhandlung
bespricht F. die mögliche Verbreitungsweise der Diphtherie, wie sie
sich aus den biologischen Eigenschaften des Diphtheriebacillus er-
gibt. Dieselbe geschieht ausschliefslich durch Contagion, sei es
direkt durch Auswurf Erkrankter oder Gesunder, die bekanntlich
auch den Diphtheriebacillus im Mund beherbergen können, oder
durch Kösse, Essgeschirre u. a. m. Eine indirekte Infection durch
ausserhalb des menschlichen Körpers gewachsene Diphtheriebacillen
ist unwahrscheinlich, da etwa auf Nahrungsmitteln gewachsene Diph-
theriebacillen durch die konkurirenden Saprophyten rasch vernichtet
werden. Dagegen werden die von Kranken expektorirten Bacillen
durch niedrige Temperutur, feuchte Luft und Dunkelheit kon-
servirt.
Zur Erleichterung des Transportes der Diphtheriebakterien dient
einmal dichtes Zusammen wohnen der Bevölkerung, dann gewisse
Sitten und Gebräuche, wie Kössen, Benötzen gemeinsamer Ess- und
Trinkgefäfse etc. Eine individuelle Disposition ist nach den Tier-
versuchen auch beim Menschen unbedingt anzunehmen. Die ange-
borene individuelle Disposition ist teils von gewissen Schutzvorrich-
tungen im Innern des Körpers, teils von dem Zustand der exponir-
ten Schleimhaut abhängig; eine erworbene Immunität kann durch
eine fröhere Durchseuchung, eine besondere individuelle Disposition
auch durch besondere Lebensgewohnheiten der Kinder wie z. ß.
Nagen an den Fingern bedingt sein.
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906 Rot x, Flüggp, Behandlung der Diphtherio mit Heilserum. No. 51
Id dem 2. Abschnitt kritisirt F. die Ergebnisse der bisherigen
epidemiologischen Untersuchungen Ober die Verbreitungsart der
Diphtherie. Besonders bespricht er die bekannte Bkühl - JsHK’sche
Arbeit, die aus der Diphtherie - Mortalitätsstatistik Preufsens ihre
Schlösse zieht und zeigt, dass Vergleichungen großer Gebiete zu
widersprechenden Resultaten führen müssen. Aber auch die Statis-
tiken einzelner Städte kommen zu verschiedenen Resultaten: Bezüg-
lich der localen Disposition des Unterschieds zwischen Stadt und
Land, namentlich aber des Einflusses der Wohlhabenheit und Wohn-
dichtigkeit herrscht keineswegs Uebereinstimmung. Ein einheitliches
Resultat haben nur die zeitlichen Erhebungen zu verzeichnen, wo-
nach das Maximum in den Winter fällt und die Untersuchung der
individuellen Dispnsition. wonach die Diphtherie fast ausschliefslich
eine Krankheit des Kindesalters ist und die grösste Mortalität im
2. u. 3. Lebensjahr aufweist.
Nach diesen Erörterungen geht F. an das Studium der Diph-
therie in Breslau; hier besteht seit 1886 obligatorische Meldepflicht
für Diphtherieerkrankungen. Es wurde das Quinquennium 1886
bis 1890 in Untersuchung gezogen mit im Ganzen 6394 Erkran-
kungen an Diphtherie. F. beginnt mit der Eintragung der einzel-
nen Fälle in den Stadtplan von Breslau — eine Photographie dieses
mit den Eintragungen versehenen Planes ist beigegeben — das in
8 Stadtteile, diese in 24 Stadtviertel, diese in 157 Bezirke, geteilt
ist. Durch verschiedene schraffirte Karten wird gezeigt, dass die
Zusammenfassung der kleinen Bezirke in größere Viertel bezw.
Stadtteile das Bild der Diphtherieverbreitung verwischt, da oft ganz
freie Bezirke dicht neben stark verseuchten Vorkommen. Dann be-
rechnet F. die Diphtheriefrequenz, d. h. die Zahl der vorgekom-
menen Erkrankungen ausgedrückt in Procenten der in dem betreffen-
den Bezirk wohnhaften erkrankungsfähigen Personen; unter letzteren
versteht F. solche unter 15 Jahren. Geringe Frequenz haben in
Breslau das Centrum und die Peripherie, hohe der mittlere Ring.
Ein Einfluss des Bodens, der Luft, der Wasserversorgung, des
Alters der Häuser oder der Beseitigung der Abfallstoffe auf die
Diphtheriefrequenz liefe sich nirgends nachweisen. Dagegen trat
der Einfluss der Wohlhabenheit sehr deutlich hervor; unter den
5434 von Diphtherie ergriffenen Familien waren 4103 steuerfrei
und nur 1331 steuerzahlend, d. h. ein Verhältniss von 3.07 : 1.0
während das Verhältniss von steuerfreien zu steuerzahlenden Fa-
milien überhaupt in Breslau 1.87 : 1.0 beträgt.
Bezüglich der zeitlichen Verschiedenheit der Frequenz konnte
auch für Breslau kunstatirt werden, dass die Wintermonate die Ver-
breitung der Diphtherie begünstigen, doch nicht in sehr hohem
Maße; in Bezirken mit starkem Verkehr oder solchen die lange
nicht durchseucht waren, breitete sich die Krankheit ganz unbeküm-
mert um die Jahreszeit aus.
Die Untersuchungen F.’s bezüglich der Herdbildung in einzel-
nen Häusern führten ihn zu dem Resultat, „dass Anzeichen für
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No. 51.
Albu, Zur Kenntniss der Influenz&pneuoionieen.
907
dieselbe und für einen ausschlaggebenden Einfluss der Lokalität,
des Bodens, der Luft oder des Hauses auf die Diptherieauebreitung
nicht bestehen, sondern in erster Linie sind die Menschen, ihre
Lebensverhältnisse, ihr Verkehr und ihre Sitten, sowie ihre indivi-
duelle Empfänglichkeit bestimmend für die stärkere oder geringere
Ausbreitung der Diphtherie; und wenn sie Boden und Wohnung
verlassen, um dem tückischen Feinde zu entfliehen, so „sitzt der
Kobold hinten im Fass“ d. h. die Lebensgewohnheiten und Eigen-
art der Menschen bringen ihnen meistens am neuen Wohnort die
gleichen Gefahren“. Scheurlen.
A. Alba, Zur Kenntniss der Influenzapneumonieen. Deutsche mod.
Wochenscbr. 1894, No. 7.
Verf. ist der Ansicht, dass der Influenza eine besondere Form
der Pneumonie zukommt, und zwar handelt es sich hierbei um eine
katarrhalische oder Bronchopneumonie; dieselbe entsteht durch Ueber-
greifen der als ,,Influenzakatarrh“ bezeichneten Bronchitis capillaris
auf die Alveolen. Klinisch lässt sich die Influenzapneumonie von
der croupösen genuinen durch folgende Merkmale scharf trenner:
1) Die Dämpfung Ober der infiltrirten Lungenpartie fehlt oft ganz
(centrale Pneumonie), oder sie ist nur rasch vorübergehend vorhan-
den oder sie tritt nach kurzer Zeit an einer anderen Stelle auf; in
letzterem, nicht seltenen Falle bietet die Influenzapneumonie das
Bild der Pneumonia migrans dar. Die Dämpfung ist in den typi-
schen Fällen der Influenzapneumonie nur klein und circumscript.
2) Das Athmungsgeräusch ist bronchial an den Stellen der Infil-
tration und oft das einzige Zeichen derselben; Rasselgeräusche sind
regelmäfsig vorhanden. 3) Das Sputum ist niemals exquisit rost-
farben, nur im ersten Beginn öfters gelblich, meist schleimig-schau-
mig. 4) Das Fieber setzt meist, nicht immer, ohne Schüttelfrost ein,
steigert sich nur allmälig, erreicht nur eine geringere Höhe und
endet lytisch. 5) Der Verlauf ist ein weit weniger acuter, als der
der genuinen croupösen Pneumonie; die Infiltrationen gehen nur
langsam zurück, die Reconvalescenz ist eine längere und schwerere.
Endlich wäre noch das häufige Auftreten der Pleuritis zu erwähnen,
deren Resorption sich auffallend lange, hinzieht, die aber selten in
ein eitriges Exsudat übergeht. Anatomisch zeichnet sich die In-
fluenzapneumonie durch folgende Eigentümlichkeiten aus: Die In-
filtration dehnt sich nur über einzelne Lobuli aus, die Schnittfläche
ist weniger gekörnt, mehr glatt, ihre Farbe ist nicht graurot, son-
dern heller, rosafarbig, das Infiltrat weicher, ärmer an Fibrin, aber
zellenreicher, so dass es zuweilen die Eigenschaft einer eitrigen
Flüssigkeit hat; infolge dieser Eigentümlichkeit der Infiltration treten
nicht selten Abscesse und Gangrän in den infiltrirten Partieen auf,
die mitunter zu Pneumothorax führen. Bei der echten croupösen
Pneumonie wurde ein solcher Pneumothorax im Ganzen erst 3 Mal
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908 Goldscbbidbb, Redlich, Zur Kenntnis der Poliomyelitis. No. 51
beobachtet. — Eine weitere Frage, in welchem Verhältnis« die
genuine croupöse Pneumonie zur Influenza steht, beantwortet Verf.
dahin, dass er jede directe Beziehung der beiden Erkrankungen zu
einander in Abrede stellt; es handelt sich entweder um eine zufällige
Complication oder um eine secundäre Infection. Das häufige Auf-
treten von Lungenentzündungen während einer Influenzaepidemie
vergleicht Verf. mit dem häufigeren Auftreten von Brechdurchfall
während einer Choleraepidemie. K. Kronthal.
1) A. Goldscheider, Ueber Poliomyelitis. Zeitscbr. f. klin. Med. 1893,
XXIII. U. 5, 6.
2) E. Redlich, Beitrag zur pathologischen Anatomie der Polio-
myelitis anterior acuta infantum. Wiener klin. Woohenscbrift 1894,
No. 16.
1) G. teilt 2 Fälle mit; der eratere betrifft ein 2 '/, jähriges
Mädchen, das vor 12 Tagen mit Fieber und Lähmung der Beine
erkrankt war; dazu trat Dyspnoe, Atemnot und der Exitus letalis
nach 2 Tagen. Die Section erwies neben einer frischen Milzschwel-
lung diffuses Bronchitis- und Bronchopneumonie eine diffuse tiefrote
Färbung der Vorderbörner in der Lendenanechwellung; in dieser
waren alle Gefäfse stark gefüllt und mit Rundzellen bedeckt, am
meisten aber die Venen und Capillaren im Sulcus longitudin. ante-
rior und die Centralgefäfse, die vom Sulcus anterior in das
Vorderhorn eintreten. Die Vorderhörner selbst waren mit Rund-
zellen besät, und die Ganglienzellen an Zahl vermindert, ge-
schrumpft, gequollen; die Nervenfasern waren gelichtet. Diese
Veränderungen erstreckten sich gleichmäßig bis zum Conus medul-
laris; auch im Dorsalmark und in der Halsansch wellung waren sie
vorhanden, wenn auch in geringerem Grade. Im Vordergründe
standen entzündliche Gefäfsveränderungen; die Veränderung der
Ganglienzellen schien secundärer Natur zu sein (Ernährungs-Circu-
lationsstörung, Necrobiose). — Im 2. Fall zeigte ein 21 jähriger
Phthisiker seit seinem 2. Lebensjahr eine ausgebreitete Muskelatro-
phie am rechten Bein; bei der Section fanden sich im ganzen
Rückenmark Alterationen, doch am meisten im rechten Vorderhorn
der Lendenanschwellung; dasselbe war verkleinert und fast voll-
kommen von Ganglienzellen entblöst; es enthielt fibrilläres, kern-
reiches Gewebe, erweiterte und verdickte Gefäfse, atrophische Gang-
lienzellen, herdartige sclerotische Stellen; auch das linke Vorder-
horn zeigte eine partielle Atrophie; der dem rechten Vorderborn
anliegende Abschnitt des Vorderseitenstrangs zeigte Abnahme der
Nervenfasern, Vermehrung der interstitiellen Substanz und der
Kerne; auch die Halsanschwellung bot ausgeprägte Veränderungen
dar. Ueberall war die Gruppirung der degenerativen Verände-
rungen um veränderte Gefäfse nachzuweisen und die Auswahl der
degenerirten Zellen erfolgte nicht nach Zellgruppen, sondern nach
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No. 51. Goldschbideb, Rbdlicb, Zur Kenntnis der Poliomyelitis. 909
Gefäfsbezirken. Nicht nur die Gruppe der Kinderlähmung, auch
die Fälle von acuter und subacuter Poliomyelitis der Erwachsenen,
von centraler Myelitis, und von disseminirter Myelitis tragen einen
vasculären Charakter, wenn man auoh zugeben muss, dass ausser
der vasculären, acuten Vorderhornerkrankung noch eine von den
Ganglienzellen ausgehende mehr oder weniger chronische Form
vorkommt. Oie von den Gefäfsen ausgehende und sich an Gefäfse
anschliefsende Entzündungsform kann sich in sehr verschiedenartiger
Ausbreitung und Localisation sowohl diffus wie herdförmig, im
Rückenmark wie im Gehirn, in der grauen wie in der weifsen Sub-
stanz vorfinden. Die Poliomyelitis stellt einen der möglichen Lo-
calisationstypen dar (Tractus arteriosus anterior und Centralarterien).
S. Kalischer.
2) Das 5 monatl. Kind war unter Fieber, allmälig sich gene-
ralisirender schlaffer Extremitätenlähmug unter Beteiligung einiger
Hirnnerven (Facialis (?) Aphonie, Schluckbeschwerdeo) mit den
Zeichen der Respirationsparalyse in wenigen Tagen zu Grunde ge-
gangen. Schon aus der Untersuchung des frischen Präparats war
die Diagnose auf Poliomyelitis gestellt worden. Die genauere Ex-
ploration am gehärteten Object ergab einen acuten Entzündungs-
process in der ganzen Axe der grauen Vorderhörner, welcher aber
auch auf andere Teile der grauen Substanz Übergriff und selbst die
weifse Substanz nicht ganz verschonte. Die Gefäfse waren prall
gefüllt, vielfach bestanden kleine Blutungen, in den perivasculären
Räumen lagen viel Leucocythen, ebenso vielfach auch sonst in der
erweichten grauen Substanz, im frischen Präparat fanden sich
massenhafte Körnchenzellen. Die grofsen Ganglienzellen zeigten die
verschiedenartigsten Formen und Stadien der Nekrobiose, ohne dass
sich der Process in gleichmäfsiger Beschränkung an die einzelnen
Zellgruppen hielt. Von der weifsen Substanz waren die Hinter-
stränge am meisten verschont. Die Art. fissur. ant u. Art. cen-
tralis waren ebenso erkrankt wie die intramedullären Gefäfse. End-
lich zeigte sich, dass der Process hinauf in das Hirn gestiegen war
und dort die med. obl., das Mittelhirn, die grofsen Ganglien, das
centr. semiov. zerstreute Entzündungsherde aufwiesen. Von peri-
pheren Nerven waren der Phrenicus, Laryng. inf. etc. degenerirt,
die Muskeln zeigten fettige Entartung. Die Gefäfsläsion stand so
im Vordergründe des anatomischen Bildes, die Erkrankung der
Ganglienzellen trat im Gegensatz dazu so sehr zurück, dass Verf.
nicht ansteht, sich gegen die CttABcoT’sche Theorie auszusprechen,
welche seiner Ansicht nach (falls es nicht zweierlei Typen der Er-
krankung giebt), nur dadurch entstanden seio kann, dass Ch. nicht
genügend frische Fälle zur Untersuchung Vorgelegen haben.
M. Drasch.
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910
Schaffkb. — Kaufmann. — Bofidarrt. — Jbi,lrr.
No. 51
Schaffer, Ueber die Thymusanlage bei PetromyzonPlaneri. Sitzungsb.
d. Akad. d. Wissensch. z. Wien Abt. 111. Bd. 103, H. 5, 7.
Verf. findet bei jungen Ammocoeteslarven knospenartige Wnchernngen, welche
too der Schleimhaut sAmmtlicher lieben Kiemensackvorkammero anegehen. Dieselben
gleichen nach Form and feinerem Bau den Thymnsanlagen Älterer Rochenembryonen.
Die Entwickelung dieser Anlagen findet „an den dorsalen Kommissuren der Kiemen-
•palten in Bezog auf die mediane Sagittalebene bilateral symmetrisch' (dieser Paseue
iit nicht ganz klar stilisiert Ref.) und ln einer horizontal durch die KiemeosAcke ge-
legt gedachten Ebene statt. Hierin besteht ein Gegensatz zu den Selacbiern und den
übrigen Fischen, bei denen nur die erste Art der Entstehung sich findet. Die Ammo-
coeteslarren haben also 28, die Selachierembryanen höchstens 14 Thymnsanlagen.
Verf. bat sein Material mit HAmalaun-Eosin gefärbt; an einfach gefArbten Prä-
paraten (Carmio, Cochenille) treten die Anlagen nicht deutlich hervor. Ra»lti.
M. Kaufmann, Recherche» »ur le lieu de la forroation de l’urde
dan» l’organisme de» animaux. Arch de physiol. 1894, S. 531.
Weder beim Pferd noch beim Hund hat Verf. wesentliche Unterschiede im Harn-
stoffgehalt des arteriellen und renfisen Blutes gefunden ; den Harnstoff bestimmte er
nach Ganuasr in dem Rückstände vom Alcobolextrakt durch Zersetzung mit Mitxoa’e
Reagens, wobei je 2.7 mg Hainstoff (aber auch andere N-haltige Extraktionsstoffe,
Ref.) je 1 ccm CO, und N. gaben. Aach nach Ausschaltung der Leber nnd Niere
mittels Unterbindung der Aorta uod unteren Hohlrene in der Brusthßhle zeigte sich
kein durchgreifender Unterschied im Harnstoffgehalt des Blutes, doch war letzterer in
der Mehrzahl der Versuche etwas hoher. Die vergleichende Bestimmung des Harn-
stoffgehaltes in den verschiedenen Organeo nach Grruant's und nach v. SchbOdkb's
Methode ergab im gleichen Gewicht Leber 1 \ — 9 Mal soviel Harnstoff als im Blute,
auch im Gehirn und io der Milz erheblich mehr. Daraus schliefst Verf., dass, wenn
auch die Leber die hauptsächlichste Bildungsstätte des Harnstoffs ist, doch auch in
den übrigen Geweben Harnstoff entsteht. j. Munk.
R. Boddaert, Contribution t\ la pathogönie (le l’oedferae. La Flandre
medical« 1894, VIII.
Im Anschluss an seioe früheren einschlägigen Experimente betont Verf. die Be-
deutung des Lympbgeflfssystems für die Entwicklung des Oedems. Dasselbe kann
sowohl bei Stauungen in den BlutgefAfsen, die aut den GefAfswandungen ausgetretene
Flüssigkeit aufnebmeo und so die Bildung des Oedemt verhindern, als auch bei za
grofsem Flüssigkeitsandrang oder bei eigener Verstopfung das Enutehen des Oedemt
befßrdern. Aber auch ohne Stärungen im Blutgefäfssystem kann Verschliefsung der
Lymphbahneo zur Oedembildung führen, wie Verf. beim Kaninchen durch Abklem-
mung der 4 HauptlymphstAmme am Halse zeigen konnte. Ja sogar Verzcbliefsung
einet dieser LymphgefAlse kann bereits ein leichtes Oedem hervorrufen.
M. Kothmann.
A. jelier, Aus dem Marienhospital in Stuttgart. Ueber die ope-
rative Behandlung des Magencarcinoms Corr.-Bl. d. Württemb ärzti.
Landesvereins 1893, LXI1I. No. '26, 27.
Verf. hat wegen Krebs 2 Resectionen des Pylorus ausgeführt, von denen eine
nach einer unvollständigen Recidivoperation | Jahr später durch ErschBpfung tätlich
endete, während in dem 2. Fall 6 Wochen nach der Resection hinter der Narbe ein
Recidiv sich zeigte und der Tod ohne weitere Operation ebenfalls nach einem halben
Jahr eintrat. Von 4 von Verf. wegen Krebs verrichteten Gastroenterostomien ist eine
noch zu neu, um ein abscbliefsendez Urteil zu erlaubeo ; ein Pat. bat die Operation
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No. 51.
Kronachkr. — Chiari. — Mamchot.
911
8 Monate überlebt, ein dritter Fall endete nach 8 Tagen unter Diarrhöen tötlicb,
ein vierter nach 7 Wochen unter Marasmus. — Im Ganten konnte Verf. 117 Pylorus-
reeeetionen mit f 82 (58 pCt.) und 152 Gastroenterostomien mit + 66 (43.4 pCt. zu-
sammenstellen. Wenn man dagegen diese beiden Operationen vergleicht je nach dem
sie von 1881 — 1885 oder von 1886 — 1892 ansgeführt worden sind, so ündet man für
enteren Zeitraum 47 Pylorusresectionen mit f 29 (61.4 pCt.) wahrend in dem 2. Zeit-
raum anf 35 Resectiooen t 12 (34.3 pCt.) kamen. Für die Gastroenterostomien
waren die analogen Zahlen 20 mit + 14 (70 pCt.) reap. 31 mit + 12 (38.7 pCt.).
Haupttodesursache war Schwache der Operirten, doch spielten auch technische Fehler
(Insnficienz der Nabt) eine grofae Rolle, Hervorxuheben ist, dass von 79 Pylornsre-
tectionen nur 19 Minoer betrafen, wahrend sieb 85 Gastroenterostomien auf 45 Frauen
und 40 Männer verteilten. Leider ist bis jetzt durch die Pylorusresection noch kein
Magenkrebs geheilt worden Die längste Ueberlebungsdaner bis zum Recidiv betrog
5 Jahre: bei der Gastroenterostomie hat man demgegenüber Ueberleben bis zu I j Jahren
beobachtet. p. aourbock.
Kronacher, Wunddrainage und Dauerverband Wiener med. Presse
1894, No. 2.
Zn Gunsten des Sasscben Vorschlages, die Drainsgeröbren aut Gummi, um die
Heilung unter einem einzigen Verband zu ermöglichen, mit einem langen, den Ver-
band überragenden Faden zu versehen und mit Hülfe dieses frühzeitig d. b. am 2.
bis 4. Tage zu entfernen. p.QSurboek.
Chiari, lieber das Vorkommen von Typhusbacillen in der Gallen-
blase bei Typhus abdominalis. Zeitsohr. f. Heilk. 1894, XV. S. 199.
Veranlasst durch einen Fall von nekrotirender Cholecystitis, die durch Typhusba-
cillen bedingt war, untersuchte C. bei sämtlichen in seinem Iostitut secirten Typhut-
leichen die Gallenblase und deren Inhalt auf Typhusbacillen.
Es waren im Ganzen 22 Fülle in den verschiedensten Stadien des Typhus So
fort nach Eröffnung der Bauchhöhle wurde anch die Gallenblase angeschnitten, anf
Glycerin-Zucker Agar geimpft und Deckglasprlparate gemacht. Um die Diaguose des
Typbutbacillus zu sichern, wnrdeo Züchtungen auf Kartoffel, Milch eto. nnd die sonst
gebräuchlichen Reaktionen angestellt.
Das Resultat war, dass nur in 3 Fällen keine Typhusbacillen gefunden wurden.
In 4 von den 19 positiveo Fällen fanden sich neben den Typhnsbscillen noch andere
Bakterien; 9 Mal waren die Typhusbacillen in sehr grofser Menge zugegen; 10 Mal
erwies sich die Gallenblase entzündet. gehturle».
C. Manehot, lieber Melliturie nach Chloralamid. Sep -Abdr. a. Vir-
ohow’s Aroh. Brl. 136.
Ein möglicherweise durch Chloralamidvergiftnog versnlasster Todesfall regte M.
zu eingehenden Untersuchungen von Chloralamidharn an, am festzustellen, ob durch
dies Mittel Störungen des Stoffwechsels hervorgerufen wurden. Schon früher war von
Ltvwgram nach grofsen Dosen Chloralbydrat Zucker im Urin gefunden worden, doch
war von anderen Autoren diese Angabe auf das entschiedenste bestritten worden :
man wies darauf bin, dass die reducirenden Eigenschaften der nach Chloralbydrat
im Urin erscheinenden Urochloralsäure Zucker vorgetäuscht hätten. Bei dem dem
Chloralbydrat nabe verwandten Chloralamid durfte man ähnliche Verhältnisse erwar-
ten; indessen führten die Untersnchungen zu einem abweichenden Ergebniss. Es zeigte
sich, dass nach mittleren Dosen (8 g pro die) selten, nach gröfseren (6 — 12 g pro die)
ziemlich häufig Zucker im Urin auftrat. Diese Melliturie war im Allgemeinen von
kurzer Dauer und geringer Intensität; doch wird anch ein Fall angeführt, in dem
nach mehrtägigem Gebrauch von Chloralamid io Tagesdosen von 6 — 9 g Zucker in
Mengen von mehr als 6 pCt auftrat und auch noch nach 6 Wochen Spuren oaebzu-
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912
Blümknthai.. — Gbcbr. — Simon. — Rkisnkb.
No. 5 1
weinte waren. Aach durch Tierrcnuche lief» sich das Vorkommen einer transitori-
schen Mel 1 i turie nach Cbloralamid sicher nachweisen. Bei der polarimetrischen Unter-
suchung ist daran tu denken, dass die in Cbloralamidharnen vorkommende Urochloral-
säure links dreht und so die rechtsdrehende Wirkung des Zuckers anfheben kann.
Die ton M. gegebenen Dosen (Einseigaben ton 9 0 g, Tagetgaben ton 12.0 g) scheinen
allerdings ein wenig hochgegriffeD, doch handelt et sich in allen Fälleu um Deliranten.
K. Krönte sl.
Ph. Blurnenthftl, Ueber einige Eigenschaften des Harns bei Keuch-
husten. Petersb. med. Wochenschr. 1894, No. 17.
Der Harn beim Keuchhusten seigt, — wie Verf. angiebt, — regelmäßig folgende
Eigentümlichkeiten: er ist blassgelb, stark sauer, ton hohem specifiscben Gewicht,
1022 — 1032, und enthält abnorm tiel Harnsäure. Diese Eigenschaften zeigt der Barn
schon im katarrhalischen Stadium des Keuchhustens und unabhängig ton allen Cotn-
plicationen. stadthueo.
K. Grube, Zur Aetiologie der Basedowschen Krankheit. Neurolog.
Centralbl. 1894, No. 5.
Verf führt auf Grund eioes plötzlich entstandenen und nach 6 Wochen letal rer*
laufenen Falles von Basedowscher Krankheit mit Lymphdrüsenschwellang aus, dass
dem Leiden eine Infectioo zu Grunde liegen könne. Das iofectißse Virus solle haupt-
sächlich auf die Medulla obloogata wirken. Die Cardinalaymptome werden einheitlich
aus der Erkraokung der Obloogata erkUrt, während die mehr allgemeinen Ersehet-
nungen auf der Wirkung des Virus auf den Oesamtorganismus beruhen.
Autorreferat.
J. Simon, Fausse parnpl^gie et troubles musculaires d’origine hys-
t^rique chez les jeunes garcons. Höpital des Enfants - Malades.
Conference röcueiliie par le Dr. A.-F. Plicque. Progr mod. 1894,
6. Jan.
Die klinische Vorlesung knüpft an 7 Fälle kindlicher Hysterie an, von denen die
ersten 8 dem bekannten Syraptomencomplex der Astasie- Abasie entsprechen, während
io den übrigen die oberen Extremitäten der Sitz sonderbarer ticartiger Bewegnogen
waren. Die Kinder waren meist belastet entweder durch Neuropathien oder Alcoho-
lismos der Ascendeox, sie zeigten auch die psychischen Stigmate der Hysterie. Ätio-
logie, Diagnose, Verlaof, Prognose ond Therapie werden besprochen. Die diesbezüg-
lichen Bemerkungen enthalten nichts Neues, sind aber anziehend und abgerundet in
der Form and behandeln den Gegenstand erschöpfend trotz der didaktisch gebotenen
Knappheit der Darstellung. H. Bnseb.
A, Reisner, lieber das Vorkommen von Nerven in spitzen Condy-
lomen. (Aus der Klinik des Prof. A. Wulfe in Strafsburg). Arch.
f. Dermal, a. Syph. XVII. S. 385.
Während bisher in spitzen Condylomen Nervenfasern stets vergeblich gesucht
worden sind, gelang es dem Verf solche mittelst des Goi.oi'schen Verfahrens reget-
■näfsig in beträchtlicher Menge nachzuweisen. Besonders zahlreich finden sie sich im
Kete Malpighi, wo sie durch wiederholte Teilung ein mehr oder weniger dichtes Netz-
werk bilden, dessen letzte Ausläufer sich bis nabe an die Hornhaut hiuau verfolgen
lassen. H. Möller.
Einsendungen für das Centralblatt werden an die Adresse des Hrn. Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W
Fransüstsche Strafte 21) oder an die VerlagshAndlung (Berlin NW, 68. Unter den Linden) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin.
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t
Wöchentlich erscheinen
I—? Rogen ; am Rchlosee
des Jahrgangs Titel , Na-
men- and Sachregister.
• für die
Preis dea Jahrgänge#
90 Mark; tu betiehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postnnstalten.
nedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator and Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1894. *»• Deiember. No. 52.
Dnrch die im Laufe der Jahre wiederholt eingetretenen Erhöhungen
der Herstellungskosten sehen wir uns genöthigt, den Abonnementspreis für
den Jahrgang deg Centralblatts vom Jahre 1895 an anf UM Mnrh fest-
zusetzen, zn welchem Preise dasselbe durch alle
und PoiütMiustHltnn bezogen werden kann.
Die Herren Abonnenten werden um baldige Erneuerung
des Abonnements für das Jahr 1895 ersucht, damit die Zusendung
keine Unterbrechung erleide. nie Verlagsbuchhandlung.
Inhalt: Sil kowbki und JiHAaisi, Ueber du Oxydatiousferment der Gewebe.
(Orig.-Mitt.).
r. Otwiouir, Nervenendigung in den Genitelien. — Ho Dan, Veränderung
der Ganglienzellen im Alter. — Stobmahn, Calorischer Wert der Nährstoffe. —
Bim, Behandlung der Prostatabypertrophie. — Hklfbbich, Operation der Knie
geienksankylose. — Hauo, Zur otiatrischeo Casnistik. — Esoiluss, Behandlung
des Stirohfihleukatarrhs — Bocnssz, Ueber die Hülfskräfte des Organismus gegen
Krankheitserreger. — Lasche, Behandlung der eitrigen Pleuritis. — Djowitics,
Farm, Bedeutung der Indicannrie bei Kindern. — v. Korabti, Zur Lehre der
ceotraleo LähmuDgeu. — Neieesa, Behandlung der Psoriasis — W »de», Fall von
Hämatocele retrouterina mit Ruptur.
Lassab-Cohn, Die Säuren der menschlichen Galle. — Makba, EinSuss des
Hungers auf die Muskelkraft. — MOllbb, Fall von Darmwandbrucb. — Link, Bei-
trag zur Neurectomie. — Kutschbs, Diphtheriebacillen in den Lungen. — Ozdbk,
Salolhberzug für Üarmpillen. — Liuoor- L Board, Einfluss des Lichtes auf die
Diphtheriebacillen. — Bernhard, Fall von infantilem Gesicbtsmuekelschwuod. —
Heus*, Keratosis und Melanosis nach Arsengebrauch. — Panrcki, Behandlung der
Amenorrhoe.
Aus dem chemischen Laboratorium des Pathologischen Instituts
zu Berlin
Heber dag Oxydationsfennent der Gewebe
▼od Prof. E. Salkowskl nach Versuchen vou Dr. Jaiuagiwa aus Tokio.
Vor einigen Jahren hat Jaqukt ') den Nachweis geführt, dass
die Gewebe des Körpers ein durch Wasser ausziehbares, das Leben
') Arcb. f. exp. Patb. Bd. 29. S. 386.
XXXII. Jahrgang.
5S
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914 S xlkowsk i u. Jamaqiwa, Ueber d. Oxydationsferment d. Gewebe. No. 52
des Protoplasma’s überdauerndes Ferment enthalten, welches im
Stande ist, die Oxydation von Salicylaldehyd zu Salicylsäure durch
den Sauerstoff der Luft zu vermitteln. Kürzlich hat dann W. Spitzkr')
gezeigt, dass dieses Ferment auch Glucose (Traubenzucker) zu oxy-
diren vermag. Die Publication von SpiTznt» veranlasst mich zu
der folgenden kurzeD Mittheilung.
Im Sommersemester 1893 und Wintersemester 1893 94 hat
Herr Dr. Jamaqiwa aus Tokio auf meine Veranlassung und unter
meiner Leitung eine grössere Anzahl von Versuchen über das oxy-
dirende Ferment angestellt, welche, neben einer Nachprüfung der
Angaben von Jaqukt, namentlich den Zweck hatten, die Verbreitung
dieses Ferments in quantitativer Beziehung festzustellen.
Zu den Versuchen diente Salicylaldehyd, die QuantitAt der ent-
standenen Salicylsäure wurde colorimetrisch mit Eisenchlorid festge-
stellt. Es wurde teils mit Organbrei und physiologischer Kochsalz-
lösung, teils mit filtrirten Auszügen der Organe gearbeitet. Die
Resultate waren dieselben.
Bei diesen Versuchen ergab sich nun, dass der Gehalt der ein-
zelnen Gewebe an oxydirendem Ferment ganz ausserordentlich
differirt. Am grössten erwies sich derselbe in der Milz, fast eben
so gross in der Leber, dann folgen Niere, Pankreas, Muskelfleisch.
Die Niere euthält nur etwa '/jo his soviel wie die Milz, das
Pankreas '/ioo b'8 V»o> ^er Muskel V(oo ur,d »och weniger, bis auf
Spuren. Es war geplant, die Versuche auch auf Glucose (Trauben-
zucker) auszudehnen — mit Rücksicht auf die Angaben Lbnhb’s
über das glycolytische Ferment — und auf Natriumhyposulflt (Na-
triumthiosulfat) mit Rücksicht auf die leichte quantitative Bestimm-
barkeit der etwa gebildeten Schwefelsäure. Die Rückkehr des
Herrn Dr. Jamaqiwa nach Japan hat diese Versuche vorl&ufig unter-
brochen.
Es fragt sich übrigens noch, ob die quantitativen Verhältnisse sich
nicht anders heraussteilen, wenn man andere oxydable Substanzen
zu den Versuchen wählt.
Auch mancherlei andere Fragen drängen sich auf, auf welche
hier nicht eingegangen werden kann, so die Frage nach etwaigen
individuellen Unterschieden in der Quantität des oxydirenden Fer-
ments, welche vielleicht bei der sog. individuellen Disposition be-
iheiligt sein könnten, nach Abweichungen unter pathologischen Ver-
hältnissen, ferner die Frage, ob nicht an eine therapeutische Ver-
werthung des oxydirenden animalischen Ferments zu denken sei u. s. w.
') Berl. klin. Wochenschr. 1894, No. 4*2.
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No. 52. v, Gawkonskv, Nervenendigung in den Genitalien. 915
V. (jawronsky, lieber Verbreitung und Endigung der Nerven in
den weiblichen Genitalien. Archiv f. Gynäkologie. Bd. 26. H. 12
Verf. hat mit der schnellen GoLoi’schen Methode gearbeitet
und kommt zu folgenden Resultaten:
In der Vagina von Meerschweinchen, Hunden und Menschen
finden sich in der Muscularia teilweise in Begleitung der Gefässe
stärkere Nervenstämme, die unter fast rechtwinkeligen Knickungen
gegen das Oberflächenepithel verlaufen. Von den Knicken gehen
Seitenäste in die Muskeln. In der Submucosa bilden die Nerven
unter Aenderung ihrer Richtung eine Art Plexus und gehen zur
Basis des Epithels. Die einzelnen Nerven treten in das Epithel, in
dessen unteren Schichten sie spitz- oder knopfförmig (also frei) enden.
Im Uterus von der weissen Maus, dem Meerschweinchen,
Schaf, Hund und Mensch bilden die Nerven in der Muscularis
dichte Zöge, ohne mit einander in Verbindung zu treten. In der
Submucosa sind multipolare Ganglienzellen eingeschaltet. Von den-
selben gehen Fortsätze aus, die sich nach allen Richtungen ver-
zweigen, in die Mucosa eindringen und im Epithel frei, mit Knöpf-
chen, enden. Eine andere Gruppe von Nervenfasern tritt direkt,
ohne Intercurrenz von Ganglienzellen, an das Oberflächen- und
DrBsenepithel und endet frei.
In der Tube von Meerschweinchen und Hunden muss man
radiär und circulär angeordnete Nervenplexus unterscheiden, von
denen die ersteren besonders gross sind. An den circulären unter-
scheidet man drei Zonen: die erste ist eine circuläre äussere Schicht,
die zweite eine circuläre innere Schicht. Von letzterer gehen
Nerven an das Epithel der Tube und enden entweder direct an und
in demselben oder gehen zunächst an Nervenzellen heran. Diese
bilden die dritte Schicht und stellen nach des Verf. Ansicht ein
Analogon des Meissner’schen Plexus submucosus im Darme dar.
Von den Zellen gehen Nerven in das Epithel, um hier frei zu enden.
Am Hilus des Ovariums (Meerschweinchen, Hunde etc.)
treten die Nerven teils allein, teils in Begleitung der grösseren Ge-
fässe ein. Sie geben innerhalb der Zona vasculosa Seitenäste an
Muskelfasern ab. Im Verlauf der Nerven finden sich vielfach poly-
gonale (soll heissen: polyedrische, Ref.) Gebilde, die möglicherweise
Nervenzellen sind. Die Nerven gehen unter Abgabe von Seiten-
ästen zur Follikelzone. Bei den grösseren Follikeln verlaufen sie
meist eine Strecke der Basis des Granulosaepithels parallel und
geben dabei Aestchen an das Granulosaepithel ab. Ein Eindringen
in das Epithel und gar in den Follikel findet nicht statt, Bilder,
die dieses Vortäuschen, sind durch die Dicke der Schnitte veranlasst.
Die zu den kleinen Follikeln ziehenden Nerven umspinnen die
Follikel mit einem ausserordentlich dichten Netze, dringen aber nicht
in das Epithel ein.
(Mit welchem Rechte Verf, die schwarzen Striche als Nerven,
die schwarzen Flecken als Nervenzellen betrachtet, ist nicht recht
ersichtlich. Die Reaktion der GoLoi’scheo Methode kann doch un-
58*
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916 Hodoi , Veränderung der Ganglienzellen im Alter. — Stohmann. No. 52
möglich allein maassgebend sein, da sich bekanntlich auch Binde-
gewebsfibrillen mit dem Chromsilber imprägnieren, z. B. die Gitter-
fasern der Leber und der Milz. Bef.) Rawitz.
C. F. Hodge, Changes in ganglion cells from birth to senile death.
Observations on man and honey-bee. Journ. of Physiology., XVII,
p. 129.
Nachdem Untersuchungen des Verf.’s eine mikroskopisch er-
kennbare Veränderung von Ganglienzellen durch die Thätigkeit
(„Ermüdung") ergeben hatten, unternahm er die Prüfung der durch
schäfku bestrittenen Angaben von scholtz, dass die Ganglienzellen
mit zunehmendem Alter pigmentreicher werden. Zu diesem Zwecke
verglich er 1. das Centralnervensystem eines sonst stets gesund ge-
wesenen, im Alter von 92 Jahren an Altersschwäche verstorbenen
Greises mit dem Centralnervensystem eines durch Unfall plötzlich
ums Leben gekommenen 47jährigen Mannes, sowie mit den Cer-
vicalganglien eines in der Geburt gestorbenen Kindes; 2. die Super-
ösophagealganglien von 21 alterschwachen Honigbienen mit den
entsprechenden Organen von gleichviel soeben aus den Brutzellen
gekrochenen jungen Bienen.
Das untersuchte Gehirn des Greises liess durch keine der üb-
lichen Methoden eine mit Sicherheit auf das Alter zu beziehende Ver-
änderung der Ganglienzellen erkennen; dagegen zeigten sich an
den Zellen der Spinalganglien des Cervicalmarks die Kerne ge-
schrumpft, dabei aber durchsichtig, nicht wie bei der Ermüdung
dunkel; die Färbbarkeit der nucleoli nach Ramon y Cajal mit Ka-
liumbichromat und Ueberosmiumsäure war aufgehoben. Dagegen
zeigte sich das Protoplasma reich an Fett und Pigment.
Auch die Ganglienzellen der alten Bienen Hessen Schrumpfung
des Kerns erkennen und zahlreiche Vakuolen im Protoplasma.
Gleichzeitig war die Zahl der Ganglienzellen stark vermindert re-
lativ zu denjenigen der jungen Bienen, derart, dass die Ganglien
ihre Kapsel nicht mehr volständig auslüllten. Boruttan (Göttingen).
J. Stohmann, Ueber den Wärmewerth der Bestandteile der
Nahrungsmittel. ZeiUchr. f. Biol. Bd. 31. S. 365.
Verf. hat die früher von ihm und seinen Mitarbeitern mittelst
der Methode der Verbrennung mit chlorsaurem Kali erhaltenen
calorischen Werthe für die Bestandteile der Nahrungsmittel nach der
neuen von Bkkthelot eingeführten Methode der Verbrennung in auf
25 Atmosphären comprimirtem Sauserstoff controllirt. Er bediente sich
dazu teils der ursprünglichen BKRTHKi.oT’schen Bombe, teils des
leichter zu handhabenden auf dem BttBTHKLoi’schen Princip beruhen-
den MiHLEa’schen Apparates. Als allgemeines Resultat ergab sich,
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No. 52.
Calorisoher Wert der Nährstoffe.
Ul 7
«lafs die nach der älteren Methode ermittelten calorischen Werthe um
etwa 2 pCt. zu niedrig sind, so dafs man auch sehr annähernd die
richtigen Werthe erhält, wenn man die älteren Werthe um 2 pCt.
erhöht. Im Einzelnen sei aus der umfangreichen Arbeit Folgendes
angeführt. Der calorische Werth der Ei weisskörper zeigte sich bei
einer grossen Zahl untersuchter Präparate schwankend von 5298.8
(Pepton), um 5479 (Conglutin), bis 5941.6 (Pflanzenfibrin) also in
ziemlich weiten Grenzen. Das Mittel beträgt 5730. 8 und lieyt dem
BKaTHBLOT’schen Werth 5691 nahe, Verf. bildet aus dieser Zahl und
der »einigen einen Mittel werth = 5711 für lg Eiweiss. Selbstver-
ständlich kommt dieser Wärmewerth im Organismus niemals ganz zur
Erscheinung, es ist vielmehr der Wärmewerth der den Körper ver-
lassenden Endproducte des Eiweissstoffwechsels in Abzug zu bringen,
also beim Fleischfresser hauptsächlich der des Harnstoffs, beim
Pflanzenfresser kommt auch die Hippursäure in Betracht, in welcher
oft ein erheblicher Teil des Stickstoffs der Nahrung ausgeschieden
wird. (Bezöglich des letzteren sagt Vf.: „Von der Hippursäure kann,
wie thermisch leicht nachzuweisen ist, nur das Glycocoll aus dem
Eiweiss hervorgehen und es würde l g Eiweiss mit 16pCt. Stick-
stoff, 0.857 g Glycocoll liefern. Der Wärmewerth von 1 g Gly-
cocoll ist 3128 cal., demnach der Wärmewerth obiger Menge
2618 cal.“ u. s. w. Ref. bemerkt dazu, dafs Theorie und Erfahrung
sich in diesem Fall nicht decken, denn es steht zweifellos fest, dafs
die der Hippursäure zu Grunde liegende Benzoesäure mindestens
ihrem grössten Theile nach aus dem Eiweiss stammt. Selbstverständ-
lich gehen Benzoesäure und Glycocoll aus verschiedenen Eiweiss-
molecülen hervor.) Der calorische Werth der Albuminoide wurde
io noch weiteren Grenzen schwankend gefunden, als der der eigent-
lichen Eiweisskörper — so lieferte 1 g Elastin 5962.3 cal., 1 g.
Chitin dagegen nur 4650. so dafs Verf. von der Aufstellung einer
Mittelzahl absieht. Bezüglich des calorischen Werthes von Eiweiss-
derivaten (Glycocoll, Alanin, Sarkosin, Leucin, Hippursäure, Aspara-
ginsäure, Harnstoff, Asparagin u. s. w.) sei auf das Original ver-
wiesen.
Als Mittelwerth für 23 verschiedene Fettsorten von Schwein,
Hammel, Rind, Pferd, Mensch, Hund, Gans, Ente ergab sich für
1 g Fett 9,5 grosse Calor. Die Einzelwerthe liegen dabei einander
so nahe, dafs eine nennens werthe Verschiedenheit bei keiner Fett-
art zu constatiren ist. Dieser Befund steht in Einklang damit, dafs
Schclzr und RauoicKK für die verschiedensten Fette die gleiche pro-
centische Zusammensetzung gefunden haben, nämlich C78.5H,10,,.spCt.
Der calorische Werth des Butterfettes ergab sich zu 9231,3 cal.,
die Pflanzenfette zeigten etwas grössere Schwankungen.
Auch von einer grossen Zahl aus Kohlehydraten ist der calo-
rische Werth neu bestimmt. Derselbe ergab sich für die Pentosen
(Arabinon, Xylose, Rhamnose, Fucose) schwankend zwischen 3722
und 4381,1 Calorien, für die Hexosen (d-Glucose, d- Fructose, Gal
actose, Sorbinose) zwischen 3714.5 und 3755, für die Disaccharide
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918
Bikr, Behandlung der Prostatahypertrophie.
No. 52
(Rohrzucker, Milchzucker, Maltose, Trehalose) zwischen 3974 und
3955 (es sind dabei die Bestimmungen ausser Betracht gelassen, die
sich auf krystallisirte Zuckerarten mit Krystallwasser beziehen, die
natürlich niedriger sind, Ref.), für die Trisacharide (Melitose, Mele-
citose) zwischen 3913.7 und 4020.8, für die Polysacharide (Glycogen,
Cellulose, Stärkemehl, Dextrose, Inulin) zwischen 4112,3 und 4190.6.
Es ist bemerkenswert!], dass isomere Verbindungen wie die Hexo-
sen nicht dieselben Verbrennungswärmen zeigen. Der Grund dafür
liegt in den Verschiedenheiten der Constitution und in der grösseren
Zersetzlichkeit der Körper. In Bezug auf die theoretischen Be-
trachtungen in der Einleitung uud am Schluss der Abhandlung muss
auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski.
A. Bier, Aus der chirurgischen Klinik zu Kiel. Unterbindung
der Arteriae iliacae internae gegen Prostatahypertrophie. Wiener
klin. Wochenschrift No. 32, 1894.
Die mehrfach betonte Unzulänglichkeit der bisherigen Radical-
operationen bei Prostatahypertrophie, sowie die schon von älteren
Schriftstellern gezogenen Parallele zwischen diesen Leiden und den
Uterusorganen haben Bikk zu einem Kurplau geführt, welcher die
Einschränkung der Blutzufuhr zur Vorsteherdrüse erstrebt. Der-
selbe konnte auf Grund der für letztere maalsgebenden Kreislaufs-
verhältnisse in nichts anderem als in einer Unterbindung der Arte-
riae iliacae internae bestehen. Verf. hält diese Operation für bei
Weitem ungefährlicher als jede Eröffnung der Blase oder Harn-
röhre, sei es vom Bauche, sei es vom Damm her sich darstellt;
auch sind Circulationsstörungen bei den zahlreichen Anostomosen
der betr. Arterien selbst nach ihrer doppelseitigen Ligatur völlig
ausgeschlossen. Ueberdies bietet diese Ligatur in technischer Be-
ziehung keine besonderen Schwierigkeiten, Allerdings ist der an
und für sich leichteren transperistonealen Ligatur wegen der Unzu-
kümmlichkeit, die sie bei schlechter Narkose, Unruhe des Pat. etc.
besitzt, die für gewöhnlich empfohlene extraperitoneale Unterbindung
vorzuziehen. Ein nach ersterer Methode operirter Pat. Verf.’s
starb nach einer Operationsdauer von 2 */2 Stunde, welche zumeist
auf künstliche Athmung, Zungenvorziehen und dergl. verwandt
wurden, am 4. Tage an septischer Peritonitis. Aber selbst dieser
tödtliche Fall zeigte in gleicher Weise wie zwei Fälle glücklicher
extraperitonealer Operation den unmittelbar günstigen Einfluss auf
die Harnentleerung. Der erste der beiden mit letzterer Operation
behandelten Patienten ein 65jähr. Arbeiter hat ca. 4 Monate nach
dem Eingriff neben bedeutender Verkleinerung der Prostata bis
etwa auf die normale Grösse ein Verhalten des Harnstrahles in der
Häufigkeit des Urinirens, wie es Pat. vor Eintritt seiner prosta-
tischen Harnbeschwerden gehabt; in der Nacht brauchte er wegen
Harndrang meist garnicht mehr aufzustehen. Bei dem anderen Pat.
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No. -52. Hklfkbich, Operation der Kniegelonksankylose. 919
liess Bich ca. Monate post operationem, nachdem vorher Harnver-
haltung bestanden, spontanes Uriniren darthun und kam der Strahl,
dann sogleich beim Versuche zu uriniren. Der obere Rand der
Prostata der vorher in Narkose per rectum mit dem Finger kaum
zu erreichen war, Hess sich ohne Narkose abtasten, und betrug die
Länge der Harnröhre nur noch 22 cm. Allerdings bestand noch
immer eine gewisse Hypertrophie des Organes (etwa um '/3 weniger
als früher), und Pat. musste während der Residualurin von 150 auf
31 — 40 ccm abgenommeo, sowohl bei Nacht wie bei Tage je 4 bis
5 Mal uriniren. P. Güterbock.
Helferich, Weitere Mitteilungen über die Operation der winkeligen
Kniegelenksankylose und die bogenförmige Resection des Knie-
gelenks überhaupt. Arch. f. klin. Chir. XII. VI., S. 445.
Der Hauptteil des vorliegenden von zahlreichen teils die ent-
fernten Knochenstücke, teils die Endergebnisse veranschaulichenden
Abbildungen begleiteten Artikels bilden die Berichte über die vom
Verf. nach der in der Ueberschrift namhaft gemachten Methode in
neuerer Zeit operirten Fälle. Von diesen betrafen 7 Flexionscon-
tracturen bezw. Anchylosen, 2 Arthrodesen, 8 Resectionen bei einer
synovialen Gelenktuberculose und 11 solche von Kniegelenkstuber-
culose mit Knochenherden, z. Th. mit Beugecontractur. Im All-
gemeinen ist die bogeuförmige Resection des Knies nicht mit der
Knieresection auf gleiche Stufe zu setzen. Erstere opfert nicht un-
nöthig Knochensubstanz und ist bei Kindern unter Schonung der
Intermediarknorpel ausführbar. Gegenüber der Modifikation der
einfachen Keilresection , welche darin besteht, dass aus dem ausge-
eägten Keil ein Knochenstück gebildet und wieder eingeschaltet wird,
bietet ausserdem die bogenförmige Resection eine grössere Sicherheit
glatten Verlaufes. H. hat deren Technik neuerdings durch An-
wendung einer Bogensäge mit dünnem und schmalem, leicht zu be-
festigenden Blatte an Stelle der Stichsäge so erleichtert, dass er sie
zur typischen Ausführung der Resectio genu zu empfehlen vermag.
Um die bogenförmige Aussägung in der richtigen Ebene — nicht
schief vorzunehmeo, hat ein Gehilfe, der am Fussende des Opera-
tionstisches! steht, durch genaues Visiren eine Controle auszuüben
und den Operateur zu erinnern, sobald die Säge nicht mehr auf
beiden Seiten horizontal steht. Man muss darauf achten, dass der
zu durchsägende Knochen völlig vertical steht, beim Femur steht
der diesen fixirende Gehilfe auf der rechten Seite des Patienten,
der Chirurg dagegeo an der linken Seite und er beginnt hier die
Durchsägung an der Dorsalgrenze des Knorpelüberzuges, nicht von
der Kniekehle aus, weil sonst der Bogen der Säge am Unterschen-
kel anstossen würde. Umgekehrt befindet sich, um die Tibia con-
cav abzusägen, der den Unterschenkel fixirende und den Fuss fest
auf den Operationstisch aufstellende Gehilfe links, der Chirurg rechts
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920
lUuo, Zur otiatrischen Casuistik.
No. 52 '
vom Patienten um! beginnt hier die Durchsägung ebenfalls vom
vorderen Rand der Gelenkfläche. Verschiebungen werden da-
durch gehindert, dass dem Lig lateral, entsprechend 2 dicke Catgut-
näthe durch die fibrösen Gewebe geführt werden. Bei Resection
wegen Winkelstellung wird die Vorsicht gebraucht, die völlige Ge-
raderichtung nicht auf ein Mai zu vollenden. P. Güterbock.
Ilaug, 1. Lähmung der Chorda tympani durch Einträufeln von Car-
bolglycerin. 2. Emphysem des Trommelfells und Luftgeschwulst
der Regio mastoidea. 3. Syphilitischer Primäraffect des pha-
ryngealen Tubenostiums durch Katheterismus. Münchener medicin.
Wochenschr. 1894. No. 3G.
1. Nach Einträufelung von 10 proc. Carholglycerin in den
äusBeren Gehörgang wegen einfacher, katarrhalischer Otitis media
trat bei der 27jährigen Patientin eine totale einseitige Geschmacks-
lähmung ein, die auch nach mehreren Monaten noch bestand. Verf.
glaubt, dass die Lösung durch eine „aufgeworfene Stelle im hinteren
oberen Quandranten des Trommelfelles, ohschon sie sich nicht als
Perforation erkennen Hess, durchgesickert“ sei, wodurch eine directe
Umspölung der Nerven ermöglicht wurde. 2. Bei einem 25jährigen,
sonst gesunden Mann traten unmittelbar nach der wegen beider-
seitigen Tubenkatarrhs mittelst des LuciK’schen Doppelballons vor-
genommene Luftdouche, obwohl der angewandte Druck kein be-
sonders starker war, neben multiplen Ecchymosen mehrere Luft-
blasen am linken Trommelfell und alsbald auch eine deutliche
Emphysemgeschwulst an der linken Regio mastoidea auf. Alle Er-
scheinungen gingen im Verlaufe von 6 Tagen zurOck. Das bisher
nur sehr selten beobachtete Auftreten des Emphysems am Trommel-
fell glaubt Verf. darauf zuröekföhren zu sollen, dass die einge-
blasene Luft, welcher der Rückweg durch die Nase verschlossen
war, auf das „spinnwebendönne, abnorm durchsichtige und deshalb
wohl auch widerstandsunfähigere Trommelfell traf, es an sein Mucosa
und Fibrosa zerreissend und die Dermislage derselben in Form von
Luftsäcken vor sich hertreibend“. Zur Erklärung des Emphysems
in der Regio mastoidea nimmt Verf. an, dass die eingeblasene Luft
durch eine präformirte Dehiscenz in der Corticalis unter die Haut
gelangt sei. 3. Bei einem 30jährigen an doppelseitigem Tubenkatarrh
leidenden Manne fand H, neben andere Zeichen ausgesprochen Lues
an der rechten Tubenmöndung ein erbsengrosses Geschwür mit
scharfen Rändern und mit trübem gelben Detritus belegt. Da
auch Angina, Drüsenschwellung rechterseits am stärksten ausgeprägt
waren, zweifelte Verf. nicht daran, dass das Ulcus an der Tuben-
möndung als der Primäraffect der allgemeinen Lues anzueehen sei.
Da der Pat. mehrere Wochen vorher wiederholt von anderer Seite
(in Budapest) wegen seines Tubenkatarrhs kaiheterisirt worden war,
im übrigen jede Infection leugnete und auch an den Genitalien eich
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No. 52. Enoblmann, Behandlung des Stirnhöhlenkatarrhs. — B juhnkr. 921
nicht die Spur eines Schankers nach weisen Hess, so unterliegt es,
nach Verf., keinem Zweifel, das der Primäraffect durch den Ge-
brauch eines syphilitisch inficirten Katheters entstanden sei.
Schwabach.
Engelmanu, Der Stiruhöhlenkatarrh. Fraenkel's Archiv f. Laryugologie
Bd. 1. S. 291.
Dieser sehr interessante Aufsatz enthält eine ausführliche Be-
schreibung dieser Erkrankung; zunächst wird die Aetiologie ge-
schildert, alsdann die Symptome, worauf die Diagnose einer ein-
gehenden Erörterung unterzogen wird. Die Therapie ist recht kri-
tisch besprochen. Die ScHAEFFEa’sche Methode zwischen Septum
und mittlerer Muschel entlang dem Nasenrücken direkt nach der
Stirne zu in die Höhe zu gehen wird auf Grund anatomischer Un-
tersuchungen als unzweckmässig erachtet, wie das auch nicht anders
zu erwarten war. Wenn die intranasale Behandlung versagt, wird
man die Stirnhöhle von aussen eröffnen. Nach Besprechung der
verschiedenen Methoden wird die KiLLus’sche angegeben: 2 bis 3 cm
Aber der Nasenwurzel beginnender Hautschnitt in der Mittellinie
bis herunter zur Mitte des Nasenröckens. Zuröckschieben der
Weichtheile in Bereich der Stirnhöhle mit dem Periost. Aufmeifse-
lung der Höhle. Einf Ähren der Sonde nach der Nase. Erweiterung
der Knochenöffnung und sorgfältiges Currettement des Stirnhöhle.
Tamponade. Ablösung des Nasenbeins vom Stirnbein durch Meifsel
und Umklappen desselben mit Haut und Periost; dann wird der
Knochen bis auf die Sonde fortgemeifselt und eine breite Verbin-
dung zwischen Stirnhöhle und Nase angelegt mit Eröffnung der
oberen Infundibularzellen. Reponiruog des Nasenbeins und Schliefsung
der Wunde durch Nath im unteren Theil. Tamponade der Stirn-
höhle mit Jodoformgaze. Die beiden derart operirten Fälle sind
als geheilt anzusehen. Sonst sind die Resultate nicht sehr glänzend.
3 acute Fälle heilten fast ohne Behandlung; der Verlauf von 2
blieb unbekannt. Von 10 chronischen heilten 2 durch Operation,
1 wurde gebessert; die anderen haben sich, z. Th. gebessert, der
Behandlung entzogen. W. Lublinski.
Büchner, Ueber die natürlichen Hölfskräfte des Organismus gegen-
über den Krankheitserregern. (Vortrag gehalten auf dem IV.
oberbayerischen Aerztetag zu München am 7. Juli 1894.) Münch
med. Wochenschr. 1894. No. 30.
In einem kurzen sehr lesenswerthen Aufsatz verbreitet sich B.
über die rasche Entwicklung der Immunitätslehre, deren äusserste
Konsequenz das gegenwärtige Auftauchen von Antitoxinpräparaten
im Handel ist. B. hat das Diphtherieantitoxin der Höchster Farb-
werke (Bkhrino u. Ehrlich) mit demjenigen der ScHRRiNo’schen
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1)22
Laachr, Behandlung der eitrigen Pleuritis.
No. 52
Fabrik (Aronson) verglichen und gefunden, dafs letzteres mehr als
doppelt so stark als ersteres ist.
GegenOber der Entdeckung dieser künstlichen FlOlfskräfte ist
die Erforschung der natDrlichen Abwehrroittel des Organismus lang-
samer vorgeschritten. Den Anstoss zum Fortschritt gab die Mrt-
scHNiKOFF’sche Phagocytenlehre. Dieser widersprechend entdeckte
man zuerst die antiseptische Eigenschaft des Blutes und des Blut-
serums. Dann kam der Nachweis, dafs todte Proteine chemotaktisch
auf Leukocyten wirken, und gegenwärtig bricht sich die Ueberzeu-
guog Bahn, dafs die Leukocyten nicht durch Auffressen der Bakte-
rien, sondern durch von ihnen ausgeschiedene Stoffe an der Ver-
nichtung der Bakterien betheiligt sind, welche eben den serösen
Flüssigkeiten ihre antiseptische Kraft verleihen. So ist das entzünd-
liche Exsudat eine zweckmässige Einrichtung, und solchen leukocy-
cytenhaltigen Exsudaten kommt auch eine höhere bakterienfeindliche
Wirkung zu.
Diese Erkenntniss der antiseptischen Wirkung des Blutes er-
klärt auch die günstigen Resultate der Biea’schen Stauungshyperämie
bei lokaler Tuberkulose der Gelenke. Dasselbe könnte auch das
Tuberkulin leisten, wenn es kein so differentes Mittel wäre. In dem
gleichen Sinne wirken auch die kalten und die heissen Bäder.
Was die Qualitäten des Blutes betrifft, so ist das Menschenblut
außerordentlich stark antiseptisch, und es dürfte zweifellos gelingen,
die hakterienfeindliche Eigenschaft zu steigern, dadurch, dass man
ihm mehr Leukocyten beimengt. Scheurleo.
Lauche, Die Behandlung der eitrigen Pleuritis, ihr Princip und
ihre Complicationen. Deutsche med. Woclienschr. 1894. No. 32.
Verf. empfiehlt bei Empyem die Incision mit Rippenresection.
— Ueber den Mechanismus der nach dieser Operation erfolgenden
Wiederentfaltung der Lunge ist man nicht im Klaren. — Unter den
Complicationen des operativen Eingriffes ist namentlich hervorzu-
heben, die in vielen Fällen eintretende Herzschwäche, die mit
einem sehr kleinen und schwachen Pulse von 150 — 165 Schlägen
eine bis zwei Wochen anhalten kann und nach und nach zu der
Zeit verschwindet, wo der durch die Fistel secernirte Eiter seinen
sanguinolenten Charakter verloren hat und die Temperatur stark
heruntergeht; unter Umständen dauert diese vom Verf. als .Sta-
dium debilitatis“ bezeichnete Periode noch länger. — Einer der
tückischsten Ausgünge ist der plötzliche oder wenigstens rasch
ein treten de Tod, oft in Begleitung von Hirnerscheinungen (sog.
„ pleuritischer Epilepsie“), wahrscheinlich in Folge von Reflex-
wirkung (Shock). Zu derselben Kategorie gehören die schwer zu
erklärenden Zustände, die in seltenen Fällen bei Einführung
eines Drains in die Höhle beobachtet worden sind; Collaps mit
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No. 52. DjuwrruH,FAHM,Bcdeutungd. Indicanurie b. Kindern. — v. Ko lANti. 923
nachfolgendem Tod oder rapid eintretendee Fieber oder in einem
Falle — eine lobäre Pneumonie. — Ale Complicationen sind end-
lich noch Pericarditis und Peritonitis zu erwähnen. Perl.
1) Lioubitza Djowitch, Contribution & l'dtude de l'indicanurie
chez les enfants. Rev. mens des mal. de l’enf 1894. V 49.
2) J. Fahm, Ueber den diagnostischen Werth der Indicanreaction
bei Tuberculose im Kmdesalter. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 37. S. 176.
1) Verf. beschäftigte sich mit der von Kassowitz, KAtung,
Steffen Vo&tk u. A. discutirten Frage der Indicanurie bei Kindern.
Sie fand die Menge des Indicans im Harn vermehrt bei Kindern,
welche an acuten und chronischen Krankheiten des Magendarmkanals
leiden, ferner bei Typhus, Pneumonie, Bronchitis, schwerer Chorea,
Diphtherie während der fieberhaften Periode. Eine constante und
permanente Zunahme des Indicans im Harne fand sie bei tuber-
culösen Kindern, so dass sie auf die Seite derjenigen Autoren tritt,
welche der Indicanurie in zweifelhaften Fällen von Tuberculose im
Kindesalter diagnostischen Werth beilegen. Die Zunahme des Indi-
cans bei Tuberculose ist nach Verf. unabhängig von Erkrankung
des Magendarmtractus.
2) Die Angabe von Kassowitz und Kahank, dass bei tubercu-
lösen Kindern der Indicangehalt des Harns vermehrt sei, haben
Stbffkn und Vuütk fflr unrichtig erklärt (s. Cbl. 1893, S. 367).
Verf. stimmt mit den erstgenannten Autoren darin ßberein, dass bei
tuberculOsen Erkrankungen des Kindesalters eine bedeutende Er-
höhung des Indicangehaltes sich findet, doch ist dies bei weitem
nicht bei allen, selbst schwer tuberculösen, der Fall. Massgebend
ist aber nicht eine einmal oder auch selbst öfter gefundene Ver-
mehrung, sondern nur eine längere Untersuchungsreihe in jedem
einzelnen Falle. Dagegen weichen die Ergebnisse des Verf. ’s von
denen Kahank’s darin ab, dass er auch bei nicht tuberculösen Er-
krankungen bedeutende Vermehrung des Indicangehaltes fand, frei-
lich nicht so häufig wie bei tuberculösen Kindern. Stadthagen.
A. V. Koranyi , Beiträge zur Lehre der cerebralen Lähmungen.
Ungarisches Archiv för Medicin. 1893. II. 1. Heft.
K. durchschnitt Mai 1891 das Rückenmark eines Hundes rechts
oberhalb der Lumbalanschwellung, so dass nur das linke Vorder-
horn, der linke Vorder- und Seitenstrang im Zusammenhang blieben;
dementsprechend entstand eine aufsteigende Degeneration beider
Hinterstränge und eine absteigende der rechten Pyramidenbahn;
nach der Operation entstand totale sensible und motorische Para-
plexie, die sich nach einigen Wochen besserte; nur rechts blieb an
der hinteren Extremität ein spastischer Zustand zurück. März 1892
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924
Nkisskb, Behandlung der Psoriasis.
No. 52
wurden die motorischen Teile der linken Hemisphäre (Gyrus sig-
inoideus) exstirpirt, wonach eine absteigende Degeneration der ent-
sprechenden Pyramidenbahn eintrat, wie die Section erwies; es er-
folgte eine totale Paraplegie, zu welcher sich Lähmung der rechten
vorderen Extremität gesellte; nach 3 Tagen verlor sich die Lähmung
der linken hinteren Extremität. Nach einigen Wochen besserten
sich die Lähmungserscheinungen trotz des Hirndefectes mit folgen-
der Pyramidendegeneration und trotz totaler Durchtrennung der
rechtsseitigen Rückenmarkshälfte. Demnach können die Hirnläh-
mungen beim Hunde keine Ausfallserscheinungen sein. FQr die
Folgen der Läsionen gelte grade so, wie für die Folgen der Rei-
zungen des Grosshirns das Gesetz, dass ausser dem Ort des Ein-
griffes auch die Reizbarkeitsverhältnisse der tiefer gelegenen Teile
des Nervensystems von Einfluss seien. Die Ursache der Hirnläh-
mungen ist in einer durch den Reiz vermittelten Fernwirkung zu
suchen. Zufolge der vorhergegangenen Rückenmarksläsion waren
die Centren beider hinteren Extremitäten im Zustande einer patho-
logisch gesteigerten Reizbarkeit; infolgedessen hat die Wirkung
(Entfernung des linken Gyr. sigmoideus), die bei Thieren mit nor-
malem Rückenmarke in der linken hinteren Extremität keine Ver-
änderung hervorruft, in dem beschriebenen Falle sich manifestirt.
S. Kalischer.
A. Neisser, Ueber Psoriasis-Therapie nebst Bemerkungen über die
Verwendbarkeit des Chrysarobins. Zeitschr. f. ärztl. Landpraxis. 1894.
No. 12. S.-A.
Die Therapie der Psoriasis soll, was die Wahl der Medicamente
und die Dauer der Behandlung betrifft, von der Auffassung geleitet
werden, dafs die Schuppenflechte, wofür ihre ganze klinische Er-
scheinung spricht, durch einen, allerdings noch nicht nachgewiesenen,
pflanzlichen Parasiten veranlafst wird. Von den vier brauchbarsten
Mitteln: Theer, Salicylsäure, Pyrogallussäure und Chrysarobin, ist
der Theer das am wenigsten zuverlässige. Die Salicylsäure benutzt
Verf. wegen ihrer parasiticiden und die Degeneration befördernden
Eigenschaften in 5 — 20proc. Salben oder als Salicylseifenpflaster
oder in Seifenform (für den Kopf in einer Mischung von Ol. Oli-
varum und Ol. Ricini gelöst) fast in allen Fällen zur Vorbereitung
für die nachfolgende Behandlung mit Pyrogallussäure oder Chrysa-
robin. Bei diesen beiden wirksamsten Mitteln kommt es wesentlich
darauf an, dass sie in einer dem einzelnen Falle angepassten Form,
und wegen ihrer unangenehmen Nebenwirkungen mit der nöthigen
Vorsicht angewandt werden. Verf. giebt nach beiden Richtungen
hin sehr präcise Anleitung für ihren Gebrauch. — Zur Erzielung
einer möglichst lange andauernden Heilung ist es unerlässlich, dass
man die Behandlung nach Beseitigung der Erscheinungen nicht vor-
zeitig abbricht, sondern durch monatelang fortgesetzte häufige Bäder
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No. 52. Wrbbb, Pall v. Hämatocele retrouterina mit Ruptur. 925
mit energischer Abseifung und tägliche Einreibung einer geeigneten
Salbe oder Seife (mit Salicylsäure), sowie sorgfältigste Pflege der
Kopfhaut (Pyrogallus- oder weisse Präcipitatsalbe), auch die letzten
Reste von Pilzkeimen zu beseitigen sucht. Von innerlichen Mitteln
(Arsen, Jodkalium), die allerdings nicht ganz zu entbehren sind,
sah Verf. niemals einen erheblichen Einfluss auf die Psoriasis. —
Wegen seiner antimycotischen und seiner Entzündung erregenden,
damit die Dequamation und Resorption befördernden Wirkung ist
das Chrysarobio auch bei zahlreichen anderen Dermatozoen zu ver-
werthen, namentlich bei vielen Trichophytosisfftllen, bei Lichen scro-
phulosorum, Lichen ruber planus, bei psoriatiformen und chronisch
inflltrirten Eczemen, bei hartnäckigen Syphilitiden und leprösen In-
filtrationen. Zur Heilung der Pityriasis rosea genügen meist einige
Einreibungen einer 3proc. Salbe mit nachfolgender Puderung.
II. Müller.
E. Weber, Hämatocele retrouterina — Ruptur derselben in die
Bauchhöhle — . Wahrscheinliche Graviditas extrauterina. Cor-
respond. f. Schweiz. Aerzte. 1894. XXIV. No. 9.
36 jähr. kräftige Nullipara erkrankt an heftigen Schmerzen und
Metrorrhagie. Der Uterus ist anscheinend vergrössert, seine Um-
gebung intensiv schmerzhaft, es besteht reichlicher, blutiger, choko-
ladenfarbener Ausfluss. Diagnose: Dysmenorrhoe, leichte Perime-
tritis, wahrscheinliche Stenose des Orific. intern.
In den nächsten Tagen trat Verschlimmerung ein, es fand sich
im kleinen Becken ein Tumor, der im Douglas nach unten hervor-
ragte. In den folgenden Tagen ist das Befinden abwechselnd besser
nnd schlechter. Bei einer Consultation mit Dr. Matthkt wird ein
Tumor von der Grösse des im 5. Monat schwangeren Uterus fest-
gestellt, von dem der Uterus nicht deutlich abzugrenzen ist. Die
Geschwulst ragt im Douglas etwas vor, ist elastisch und erweckt
den Eindruck, als sei sie mit Blutcoagulis gefüllt. Patientin wird
ins Hospital gebracht, dort der Cervix dilatirt. Der Uterus ist
9 cm lang. Auch die Narkosenuntersuchung ergiebt nichts weiter.
Diagnose; Hämatocele retrouterina. Nach 8 Tagen stirbt Patientin,
als sie unerlaubt aufgestanden war, plötzlich im Collaps (am 19. Tage
nach Beginn der Beobachtung).
Die Diagnose ergiebt Hämatocele retrouterina, deren Abgren-
zungsmembran nach der Bauchhöhle gesprengt war, mit Verblutung
in die Bauchhöhle. Die rechte Tube war wurstförmig erweitert und
trug am Ende eine sackförmige Ausbuchtung, die von der Häma-
tocele nicht abzugrenzen war, aber das Ovarium zu sein schien.
Ein Embryo wurde nicht gefunden. Verf. glaubt, dass Extraute-
rinschwangerschaft vorlag, und ist der Ansicht, dass ein erfolgreicher
chirurgischer Eingriff kaum denkaar gewesen wäre.
(Warum wurde nicht die Koeliotomie gemacht? Ref.)
A. Martin.
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926
Lassac -Cohn. — Manka. — M0u.hr. — Link.
No. 52
Lassar-t'ohil, Die Säuren der menschlichen Galle. Zeitschr. f. phys.
Chem. XIX. S. 563.
Die Methoden, «eiche bei der Dentellung der in der Riodergalie neeb dem Rochen
mit Netroneuge enthaltenen Staren rum Ziel geführt hatten (Cbl 1892 , S. 894), hat
Verl, nunmehr auf die menschliche Qalle übertragen, ron der ihm 2580 ccm zu Ge-
bot standen. Neben wenigem nicht krystallisirbaren sanreo Han fand er in der mit
Alkalien gekochten menschlichen Galle; Cholalature and Fellinsiure, und zwar der
Schüttung nach von letzterer mehr als ron eraterer; der Felliniture kommt nach sei-
oeo Analysen die Formel C1aH3904 (nach Scuottsk C^H^O,) zu. Daneben fand eich
etwas Cboleiosüure C,,H1„01 (Scbmelzp, 149'). Ferner enthält die Galle die Alkali-
salle der Oel-, Palmitin- und Stearinsäure, zusammen etwa 0.2 pCt. der frisehen Galle.
Endlich liefe sich aus der Menscbengalle reichlich Cholesterin krystalllinisch gewinnen,
wtbrend mittels des gleichen Verfahrens selbst aus rieten Litern Rindergalle Cbole-
sterinkrystalle nicht zu erhalten waren j. Munk.
G. Manea, Influence du jeüne sur la force musculaire. Archives
italiennes de Biologie XXI. p. 221.
Verf. untersuchte den Einfluss des 24- und 86-stQndigen Hungerns auf die Muskel-
kraft, indem er die letztere mit dem Ergographen sowohl bei willkürlichen Beweg-
ungen als auch bei Anwendung des elektrischen Stroms am Vorderarm prüfte. Das
Resultat war, dass die Muskelkraft auch wührend des Hungerns Uber die normalen
Grenzen hinaus weder zu- noch abnahm. Die ron aoderen Dntersuchern gefundenen
stärkeren Abweichungen müssen auf die ron Seiten des Nerrensystems, der Ciroulation
und Respiratioo namentlich bei längerer Dauer des Hungerns ausgeübten Einflüsse
zurückgeführt werden Verf. nnterscheidet beim Hungern 2 Stadien, das der Kom-
pensation, in dem es dem Nerrensystem gelingt, die schidlichen Einflüsse der mangeln-
den Nahrungszufubr zu überwinden, und das der gestbrten Kompensation, in dem die
StSrungen der einzelnen Organe stark herrortreteo, starker Gewichtsrerlust und reich-
liche N -Abscheidung im Urin rorhanden sind, und endlich der Tod eintritt. Die
lange Widerstandsfthigkeit der Muskelkraft erklärt sieb durch die bedeutende Resia
teoz des Muskelglykogens und des Zuckers im Blut, welche Substanzen selbst in ror-
gesebrittenen Stadien des Hungerns kaum eine Alteration erleiden. M. Rotbmaim.
E. Hüller, Ein Fall von Darmwantlbruch. Med. Corr.-Bl. d. Württemb.
iirztl. Landesvereins 1894, No. 4.
Bei einer 6Sjlhr. Frau, welche ror einiger Zeit an vorübergehender Darmstenose
gelitten, fand sich eine Geschwulst im linken Hypogastrium und ausserdem eine schnell
wachsende fluctuirende Prominenz von Hühnereigrüfte an der Vorder- und Innenfläche
des reobten Hypoehondrium. Bei Incision der letzteren kam man auf eine grölte zum For.
orale führende, etwas übelriechenden Eiter, keine Gase haltende Hühle, welche unter
angemessener Behandlung heilte. Es kam aber wieder zur Darmstenose mit Kotb-
breeben und musste bei starkem Krüftererfall ein Anus praeter natursm angelegt
werden. Pat. überlebte diese Eiogriff noeh einige Wochen und starb dann an Perito-
nitis mit Blasenperforation. Die Autopsie ergab ein groftet Carcinom des S. romanum,
daneben eine Verwachsung des Darms dem rechten For. orale entsprechend mit Ver-
engerung der Lichtung an dieser Stelle. M denkt sich, dass hier sich eine chronische
Darmwaodhernie befunden habe, welche abgeschnürt und brandig wurde, wührend der
Darm an der Bruchpforte angeheilt und seine Communicatlon nach aussen unter gleich-
seitiger Schrumpfung seiner Lichtung nach aussen geschlossen wurde. Die Vereiterung
des Brncbsackes erfolgte danu nachträglich, da der Abscess wohl stinkenden Eiter,
aber keine Gase enthtlt. p. oourbock.
I. Link, Ein Beitrag zur Neurektomie nach Lücke -Lossbn- Bkaün.
Wiener klin. Wochenschr. 1894, No. 2.
Betrifft einen 52jübrigen krtftigen Mann. Die Operation bot nichts Besonderas.
4 Wochen nach der Operation war die Neoralgie bis auf einige Stiche io der Ober
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No. 52.
Kotschkh. — Ordbh. — Lkdoox-Lkdabd.
927
lippe geschwunden, doch bestand Kieferklemme, welche Verf. nicht auf die tod ihm
vermiedene teilweise Durchtreonung des Schllfenmuskels , sondern aaf dessen Zerrann
za schreiben geneigt war. Bai einer späteren Untersuchung war die Kieferklemme
geschwunden and zwar ohne Jede Behandlung, auch die Neuralgie nicht wiederkehrt.
P. Güterbock.
Kutscher, Der Nachweis der Diphtheriebacillen in den Lungen
mehrerer an Diphtherie verstorbener Kinder durch gefärbte Schnitt-
präparate. Zeitschr. f. Hyg. 1894, X VIII. S. 167.
In seiner ersten Arbeit über Diphtherie batte Lüppibb in 3 Fallen Diphtherie-
bacillen in bronchopneumonischen Herden der Lange nachgewiesen. Diesen fügt Verf.
10 neue hinzu; die Organe der Diphtherieleichen wurden gehartet geschnitten and
nach einem modiücirteo GiUM'schen Verfahren gefärbt
Die Bacillen fanden sich meist in dem zelligeu Ezsudat der Lungenatveolen oft
innerhalb der Zellen Das Laogengewebe selbst war frei von Bacillen; einige nur
fanden sich in den perivasculüren Lymphrüumen , noch weniger io den Bronchien.
Gleichzeitig wurden nicht selten auch Streptokokken in den Langen gefunden. In
einem Fall fand K. auch Diphtheriebacillen in der Niere. Scheurltn.
G. Oeder, Salolüberzug für Dünndarmpillen. Berliner klin. Wochen-
schrift 1894, No 15.
Für solche Pillen, welche den Magen unverändert passiren nnd erst im Dünndarm
ihre Wirkung entfalten sollen, schlagt 0. als passeudsten Ueberzug einen solchen von
Salol vor. Das vielfach zu gleichem Zwecke verwendete Keratin eignet sich bekannt-
lich nicht dazu. Der Salolüberzug wird einfach dadurch hergestellt, dass die Pillen
in einer Schale, in welcher Salol durch Schmelzen verflüssigt wurde, so lange herum-
gerollt wurde, bis sie gleichmafslg überzogen und der Ueberzug dann erstarrt ist.
Von dem letzteren muss, soll er anders brauchbar erscheinen, Folgendes verlangt
werden :
1) absolute Dichtigkeit für die Stoffe, die er umhüllt.
2) eine gewisse Fettigkeit gegen mechanische Insulte.
8) einen Schmelzpunkt bei mindestens über 89° eventuell bis 48* C.
4) Unlüslichkeit und Unzersetzlichkeit im Magen.
5) Unbedingte Lüslichkeit im Darm.
6) Unschädlichkeit.
Durch zahlreiche and ausgedehnte Versuche hat 0. nachgewiesen, dass sein Sa-
lolüberzug in der Tbat allen den genannten Anfordernngen im vollsten Maase entspricht.
C. Rotentbtl.
LedoilX-Ledard, Action de ln lumifere sur le bacille diphth^rique.
Rev. mens des mal. de l’enf. 1894, S. 66.
Verf. studirte den Einfluss des Lichtes auf die Diphtheriebacillen. Im Allgemei-
nen ergab sieb, dass das direkte Sonnenlicht eine stark baktericlde Kraft besitzt, eine
weit geringere das diffuse Tageslicht. So verhindert ersteres die Entwicklung der
Diphtheriebacillen in Bouillon, — auch wenn sonst alle Bedingungen für das Wachs-
tum günstig sind, — und macht die Bouillon innerhalb weniger Tage vollkommen
steril; das diffuse Tageslicht kann dagegen das Wachstum der Bacillen in Bouillon
wenig oder gar nicht aufhalten. In destillirtem Wasser, das an and für sich schon
scbldlieh auf die Bacillen wirkt, gehen die Diphtherieknlturen bei diffusem Tageslicht
in 9 bis 17 Stunden zu Grunde, d. b. weit schneller als In der Dunkelheit. Auch
in trockenem Zustande werden die Diphtheriebacillen, wenn man sie in dünner Lage
ausbreitet, schon durch diffuses Tageslicht innerhalb etwa 2 Tagen getütet, durch di-
rectes Sonnenlicht schon innerhalb 15 Stunden oder weniger. — Wirksam sind allein
die blauen bis ultravioletten Strableo des Spectrums. — Nach dem Ergebniss der an-
geführten Versuche ist anzunehmen, dass Diphtheriebacillen, welche z. B. auf der
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928
Bernhardt. — Hrdss. — Panbcki.
No. 52
Oberfläche von Kleidungsstücken oder an kleinen, verstäubten Partikelchen ton Mö-
beln anfällig haften, duroh da« diffuse Tages- and noch schneller durch das direkte
Sonnenlicht vernichtet «erden. Anders bei den Pseudomembranen. Diese vermag das
Licht nur an der Oberfläche za desinßciren, «ährend es auf die in dem Innern der
Membranen gelegenen Bacillen keine Einwirkung aasübt. gtadUMgeD.
M. Bernhardt, Ein Fall von einseitigem (wahrscheinlich angebo-
renen) infantilen Gesichtsmuskelechwund. Neurolog. Centralbl. 1894,
No. 1.
B. beschreibt bei eioem 24jährigen Mann einen rechtsseitigen Schwund der Ge-
sichUmnsculatur, der seit der Gebart bestand. Dieser Schwund betraf hauptsächlich
das obere und mittlere Facialisgebiet, «ährend die eigentlichen Lippenmuskeln und
die die Oeberlippe bewegenden Muskeln vorhanden und gewissermassen intact waren,
wie es auch in ähnlichen Fällen infantiler resp. angeborener Facialislähmung der Fall
war. Deshalb neigt sich B. zu der Ansicht, dass es sich um eine Kernerkrankung
resp. um eine mangelhafte Ausbildung desselben handelt Gegen eine abgelaufene
peripherische Facialislähmung sprach das Fehlen jeglicher Contractur, fibrillärer
Zuckung nnd jeglicher Mitbewegung in den noch beweglichen Muskeln der affieirten
Gesichtshälfte; ferner das electrische Verhalten; es fehlte jede electrische Erregbarkeit
in den atrophischen Teilen (orbiculofrontaler Teil und Nasen - Oberlippenmusculatur),
während die Erregbarkeit in den Kinn- und Unterlippenmuskeln nur quantitativ herab-
gesetzt war. — Ein abortiver Fall von juveniler Muskelatrophie lag nicht vor.
8. KaJIsehvr.
E. Heuss, Zwei Fälle von Keratosis und Melanosis nach inner-
lichem Araengebrauch. Corr.-Bl. f. Schw. Aerzte 1894, S.-Abdr.
Verf. beobachtete die namentlich von englischen Autoren mehrfach beschriebene,
symmetrische schwielenartige Verdickung der Hornhaut an Handtellern und Fufssohleu
infolge des Arsengebrauchs bei eiuem 8jährigen Mädchen nnd bei einer jungen Frau,
von denen das erstere wegen Prurigo, die letztere wegen eines Lupus vulgaris mehrere
Wochen lang Sol. Fowleri genommen batte. Sie trat neben anderen Intoxicationser-
scheinungen auf und war in dem zweiten Falle noch mit einer diffusen gelb- bis
tiefschwarzbraunen Verfärbung so ziemlich der ganzen Körperoberfläche mit Ausnahme
der Schleimhäute verbunden Ein besonderes Befallensein der Schweifsdrüsqnmündungen,
welches von Hütschissoh als characteristiscb filr diese Arten- Hyperkeratose bezeich-
net wird, kannte Verf. nicht konstatiren; allerdings aber waren bei beiden Patt, nur
die mit Rillen besetzten Partien der Handflächen, die an Scbweifsdrüsen besonders
reich sind, ergriffen, während die tieferen Hautfurchen und die Gelenkbeugeo, welche
dafür bei der Frau um so tiefer pigmentirt erschienen, frei blieben. — Nach Aus-
setzen des Arsens schwand die Scbwielenbilduug in einigeo Wochen spontan , ebenso
die Melanosis. H. Mällsr.
Paneeki, Zur Behandlung der Amenorrhoe Therap. Monatsheft 1894,
No. 3. März.
Verf. empfiehlt die Anwendung des faradischen Stromes und zwar sollen beide
Pole vermittels einer bipolaren Uleruasonde in das Uteruscavum hinein versetzt werden.
Die Ströme sind so stark anzuwenden, wie sie von der Patientin noch vertragen wer-
den. Gestattet die Enge des cervix nicht die Einführung der Sonde, so ist dieselbe
durch die mehrmalige intracervicale Anwendung der Kathode de« constanten Stromes
zu erweitern. Die für die Behandlung günstigste Zeit ist in leichten Fällen etwa 10
Tage vor der nächsten Periode, in hartnäckigen Fällen ist die Elektrieität anznwen-
den, gleich nachdem die die Amenorrhoe begleitenden Beschwerden vorüber sind.
A. Martin.
Kiuaenduugcu lör Ubm Centraiblatt werden an die Adree«« dei Hrn. Prof. Dr. M. B e rn h a rd t (Berlin W
Französische Strafe« 21) oder an die Verlagahandlung (Berlin NW., 60. Unter den Linden) erbeten,
Verlag von August Hirsch wa Id in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin.
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Sach - Register.
(Die »lark Ku«)riirklru Zahlen hexe irlim-ii Original * Mitteilungen.)
A.
Abort s. Geburtshilfe.
Abscess, Becken- A. 813.
Acccssorius, Kesect. d. nerv. A. 271.
Accessorius, Nervus A. Willisii 1138.
Aceton 835.
Achorion, A.-Artcu 39.
Achselhöhle, Ausräum. d. A. 828.
Acne s. Haut.
Acromcgalie 19. 138, 403.
Actinomykose, A. d. Ohres 821.
Acusticus, Gliofibroni. d. A. 64C: s. a.
Ohr.
Addison’schc Krankheit 280. 433.
Adenoide Vegetationen, Operat. d. A.
206, 633. (s. meist Nase).
Adeps lanae 784.
Aderlass, Wirk. d. A. 324.
Acthcr, A. -Narkose 090, 780,
Aetherisation, A. d. Hernien 837.
Aetzmittel. Wirk. d. A. 232.
Albinismus acquisitus £>88.
Albumin, React. auf A. 683.
Albuminurie s. Harn.
Albumosen, Ernähr, mit A. 22_; Kennt-
nis» d. A. 108.
Alexie 432.
Atcapeptouurie s. Harn.
Alcohol, A. -Vergift. 332, 373
Allocheiric 239.
Alopecie 330.
AI um not s. a. Gonorrhoe.
Amenorrhoe 928.
Ammoniak, A. -Umsatz 209.
Amöben-Enteritis 333.
Amputation, A. d. Extremitäten 027.
Amylenhydrat 30S.
Amyloid, Färbung d. A. 3G2.
Amyloid, A.-Reaction 428.
Amyloid, A. -Degeneration OSO.
Anämie, pernieiöse A. 13t. 318: Band-
wurm-A. 282: schwere A. 404; Be-
händ!. d. acut. A. 342.
XXXII. Jahrgang.
Anaerobiose 44.
Anchylose s. Gelenk.
Aneurysma, A. d. Aorta 84.
Aneurysma, A. d. Extremitäten 344
Angina, Phlegmonöse A. 254 : Aetiol. d.
A. 32fi; rheumat. A. 080,
Angiom s. Geschwülste.
Ankylostomiasis 494, 794.
Antimon, A.-Vcrgift. 701.
Autipyrin, A. -Vergift. 030.
Antiseptik, Darm-A. 14 J A. L d. Ge-
burtshilfe 890.
Autitoxin, A. b. Trismus 234.
Anus praeternaturalis 131.
Aorta, elast. Substanz, d. A. 419.
Aorta, Aneurysma d. A. 84.
Aorta, Pulsation d. A. 303.
Aphasie s. Nervensystem.
Aphonie, A. b. Rhinitis 120.
Apocodoin 44.
Argentum nitric., Anw. d. A. 1 03.
Argyric 033.
Arsen, A. -Vergiftung, 79, 701 .
Arsen, Vertheil. d. A. L Körp. 30.8.
Arteriitis s. Blutgefässe.
Arzneiausschläge 473.
Asepsis, A.und -Blutleere 037.
Asparagin, Bed. d. A. 148.
Asphyxie, A. d. Neugeb. 473.
Asthma, A. u. Psoriasis 288 : A. thymi-
cum 707.
Asthmaspiralen 338.
Asynergia vocalis 14,
Athmung, Einffuss d. Psyche auf A.
182 : A. b. Fettmast 037 : Haut u.
Darm-A. 673: Darm-A. 091 : graphi-
sche Darstcll. d. A. 815: Messapparat
für die A. 819: Gehirn u. A. 882.
Athmungswege, Fremdkörper L d. A. 389.
Atresio s. die atrcsischen Organe.
Atropin 9, 343, 816.
Attica s. Ohr.
Auge, Keratitis parenchymatosa 14 :
Schielen 29; Oberlidcolobom 43; Leber
die optische Iridectomie 43 ; Wirkung
39
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Sach- Register.
930
von llerzgiftcn auf d. A. 62j Pupillen-
starre Säi; Erniihrung der Netzhaut
117 : Behandlung chronischer Con-
junctivalerkrankungcn 157 : Staarope-
ration 187 ; Opticus b. Tabes 190;
Proteinsubstanzen in den lichtbre-
chenden Medien d. A. 169 ; Siderosis
bulbi 173; Nervenendigungen L d.
Thränendriise 909: Sclcritis 229;
Erythromelalgie u. A. -Leiden 231 ;
Retinitis luetica 237 ; Tubereulösc
lufection d. A. 246; Lichtsinn u.
Strychnin 256; (ilaucora 286; Func-
tion der vorderen Kammer 293 :
Kupfer im A. 346; Uriimie und
Rindcnblindhcit 363 ; Egyptische A.-
Entziind. 382 ; Refraetions-Anonialic
u. Epilepsie 363 ; Trachom 398 ; An-
geborene Sichel nach innen u. unten
713; A.-Muskellahm. 426; Primäre
Geschwülste d. Sehnerven 429; Ver-
schluss d. Art. ophthahnica u.d. Carotis
445; Impftuberculose d. Kaninchcn-A.
462; Accommodation 468; Blepharo-
spasmus mit Heilung 31 1 ; Amblyopie
nach Dinitrobenzol 363 : Thränen-
drüse b. Facialislahm. 270; Kerato-
mycosis aspergilliua 339 ; Siderosis
bulbi 350 : Scopolamin 338 : Abnahme
d. Sehschärfe L Alter 573: Augen-
störungen b. Syphilis d. Centralnerven-
Systems 589; Becherzcllcn d. Con-
junctiva Ülifi; Hauthörner d. Augen-
adneia 624 -, Tuberculose d. Thränen-
driise £22; Stauungspapille 623:Schiel-
operation 638: Leukämische Tumoren
d. Orbita 639 ; Histol. Veränderungen
der Netzhaut nach experimentellen
Verwundungen 653: Künstl. Erzeug,
von Glaucom 661 : Concentrisehe Ge-
sichtsfeldverengerung 670: Augenmus-
keldegenerat. nach Trauma 686 ;
Studium über Netzhautablösung 676 ;
Orbitalphlegmone 699; Erblind, nach
Käsegift 736: Exophthalm. traumaticus
716; äussere Accommodation durch
Muskeldruck 734 : Farbenempfindung
nach Intoxication 784; Sciascopische
Schuluntcrsuchung 730 : Conjunctivis-
epidemie 782; Entzündung d. Orbita
797 ; Mikroben im Conjunctivalsack
S06 ; Rostablagerung L d. Hornhaut
814; Chemie d. Glaskörpers 828:
Bez. zwischen Augenleiden u. Leber-
erkrankung 829 ; Zellenstudie au der
gereizten Hornhaut Öäli ; Eiterung d. N.
optic, 869: Glaskörperblutungen 875:
Conjunctivitis diphthcrica 875: Ner-
venendig. d. Conjunctiva 881.
Auricularis. Neuritis d. N. auric. 799.
Ausräumung, A. d. Leiste 49.
Autointoxication, A. b. Psychosen TOS.
B.
Bäder, Salz-B. Sk kalte B. 669.
Badewasser, Bactcrien L B. 1 96
Bandwurm, B. -Anämie 282: Chloroform
b. B. 364.
Bandwurm mittel, Peritonitis nach B.
430.
Barlow’sche Krankheit 660,
Basedow’sche Krankhoit 79j 127. Gl 7,
663.
Basen, B. L Blut 228.
Bauch, Lipoma retroperitoneale 13j La-
parotomie b. Bauchfelltuberculose 4L
48, 80; Radiealoperation der Leisten-
hernien 98j Herniaproperitonealis 125;
Aetiologie d. peritonealen Adhäsionen
237 : Hernia obturatoria 421 : Perito-
nitis naeh Magengeschwürperforation
425. 430: Bhdl. gangränöser Hernien
467; Tuberkulose d. Peritoneum 589;
Bhdl. d. schweren Contusiouen des
Bauches 660; Blasenhernie 669: Her-
ma d. proc. vermiformis 675; Perito-
nitis tuberculosa 743: Aetherisation
eingeklemmter Hernien 837.
Bauchfell s. Bauch.
Bauchwand. Lipom d. B. 970
Becken, Krebs d. Beckenbodens 367 ;
B.-Tumor 317 ; acetabulärasti tische
B.-Abseesse 813: s. auch Knocheu.
Beckenperitonitis s. Gynäkol.
Bekleidung, Werth d. B. 176.
Benzin, B. -Vergift. 288. 448.
Benzoesäure, B. L d. Nebennieren UL
Beri-ßeri 1Q4* 442.
Bericht, chirurgischer B. 233.
Bier’sche Methode 285, 428, 698, 874.
Bindegewebe, Grundsubstanz d. B. 623.
Bittermittel, Wirk. d. B. 253* 285* 30L
538.
Blei, Olivenöl b. B.-Kolik 1 10: B. -Ver-
gift, 43 1 . 7 6 1 .
Blepharospasmus 31 1
Blut, Filaria sanguinis 4jk Infectiosität
des Bl. tuberculöscr Rinder 70j Leuk-
ämie, Anämie, Chlorose etc. s. diese;
Blutveränderungou nach thermischen
Eingriffen 92: Nekrose der rothen BI.-
körpcrchen 1 09 : Zucker L Bl. 166 :
Leukocytcnfrage 213: Alkalcsccnz d.
Bl. 228: Hämophilie 237 : hämatolo-
Notizen 241. 257. 273: Leukocytose
253: Häminkrystalle 269: Quantität
d. Luugenblutes 284: Bl.-Kraukheiten
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Sach-Register.
9H1
319; arterielles und vonösos Blut 329;
Meereshübc u. ßl. -Beschaffenheit 329 :
Blutplättehen 338: Wirk. d. Blutserums
350; Defibrinirung des arteriellen Bl,
362: Lcukoeytose b. Pneumonie 378;
Saccbarificationsvermögen d. Serums
381 ; Chemie d. Leukocyten 387 ; Hä-
matin u. Hämin 396; Blutgerinnung
420. Blutdichtebcstimmung 461 ; Stiek-
stoffgehalt der rothen Blutzellen 461 ;
redueirende Substanz aus dem Glo-
bulin 461 ; Baeterium coli L Bl. 478;
Bez. L Plasma zu den roten Bl. -Kör-
perchen 548; Thrombenbildung 604:
Zusammensetz. d. Menschenblutes SÜ2 ;
Asepsis u. Blutleere 637 ; artilicielle
Hyperleukocytose 654 : Blut b. Pneu-
monie 674 : Morphologie des Bl. b.
Hunger 723; Zucker L Bl. 753: Leuko-
cyten L Bl. 770: Alkalescenz d. Bl.
b. Krankheiten ISä : Best. d. A Ikalescens
des Blutes 5UJ : Wirk. d. Bl.-Serums
839: Wasser L B. 883 ; Fragmenta-
tion d. roten Blutkörper 884.
Blutdruck, B. L Fieber 766.
Blutegcleztract 604.
Blutgefässe, Hirnsinus s. Gehirn: An-
eurysma aortae 8£; Venenthrombose
b. Influenza 110: Verhalten einiger
Kückenmarksnerven zum Blutkreislauf
145, 1 62 : Milchkuren b. Kreislauf-
störungen 186; Embolie u. Thrombose
171 : Innervation des Bulb, aortae
225 ; Thrombose d. Sinus lateralis
308 : Aneurysmen am Halse 344;
Pulsationen der Aorta 365: Bez. d.
Nebennieren z. d. Venen 373: die
clast. Substanz d. Aorta 419 ; Veschluss
d. Arteria ophthalraica u. d. Carotis
445 : Verstopfung der Vena subclavia,
inominata u. d. Arteria pulmonal.
461 ; Unterbindung d. Art. iliaca 429 ;
Unterbind, d Carotis ext. 521 : Arte-
riitis obliterans 529 ; Kaynaud'sche
Krankheit 591 : Verletz, d. Vena femo-
ralis 580; Thrombenbildung 604 :
Phlebitis syphilitica 667 : Uautvenen-
figuren am Thorax 702 : Fettembolic
765: Insuflirienz d. I.ungcnarterien-
klappe 759: infectiiise Arteriitis 846:
Angioneurotisches Ocdem 848: Experi-
mentelle Beeinflussung d. Gefässweitc
8IÜ,
Blutleere, künstl. B. 637.
Blutspuren, Unters, v. Bl. 160.
Blutstillung, B. b. nämophilie 237.
Blutung, B. aus d. Urachus 16_; B. nach
Entfernung adenoider Vegetationen
206; B. nach Tonsillotomie 525 : Bl.
a. d. Maxillaris interna 665.
Botriocephalus latus 190.
Bradykardie Ü; s. a. Herz.
Brom, B. b. Epilepsie 159. 592: B. -Ver-
gift. 656.
Bromophcnol, B. b. Erysipel 936.
Brot, Hygiene d. B. 456 : verschiedene
B.-arten 610.
Brucinpolysulfid 895.
Brustdrüse, Erkr. d. B. 756.
Bubo, Operat. d. B. 19.
Bubonengift 750.
Bulbus aortae d. Froschherzens 225.
Butter, Tuberkelbacillen L d, B. 614.
c.
Calorimetrie 564.
Campher, C. b. Epilepsie 592.
Cangoura 15.
Canities 666
Cannabin, C.-Vergift. HL
Carbol, C.-Vergift. 16, 256, 416, .544,
604, 720: C.-Pillen b. Diarrhoe 54(1 :
C. b. Diphtherie 15S.
Carotis externa, Unterbnd. d. C. 591 .
Carunkeln, C. d. Urethra 709.
Casein, Verd. d. C. 1; über C. 168.
Cellulose, C. i Bacillen 149.
Centralkörper, C. u. Protoplasma 56 1 .
Cheiropompholix 966.
Chinin, C. b. Malaria 18j Wirk. d. Ch.
547.
Chinolin, 64.
Chloral, C. L Körper 496.
Chloralamid 911.
Chloralose, C.- Vergiftung 544, 717.
Chloride, Ausscheid, d. C. 196; Einfl.
d. C. 41Ü.
Chloroform, C. b. Bandwurm 364: C.-
narkose 504. 626, 648: Wirk. d. C.
auf d. Ilerz 880.
Chlorose, Ursache d. C. 81t Blutdruck
b. Chi. 441 ; Bruit de diable b. C.
511.
Chlorophenol, C. b. Erysipel 238.
Chlorphenole, C. als Antiseptica 597.
Chlorzinkstifte 4.1.6.
Cholera, Ch. -Diarrhoe 203. 777 : C.-nierc
34 : C. u. Schwangerschaft 48; C.-
Theorie 54^ lääi Aetiol. d. C. 699.
822: C.-vibrio 726; C.-Baoill. s. Mikro-
organismen ; C.-Diagnosc 430: Nerven-
system b. C. 444: Kochsalzinfusion b.
c. m
Cholesterin 892.
Chopart’sches Gelenk s. Gelenk.
Chorea 54 1 .
Chorioidea s. Auge.
59*
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Sach-Register.
Chromkali- Sublimat -Eisessig 021 , 845.
Chylurie 45.
Chylusgeflisse, Thätigkeit d. C. 185.
Cocain, C.-Vergift. 050 ; C.-ismus 752.
Codein 44.
Coecum s. Darm.
Coffein ISO.
Coflfeinsulfosäure 2S7.
Colobom s. Auge.
Colon s. Darm.
Columclla, Extr. d. C. 875.
Compendium, C. d. gerichtsärztl. Praxis
57G.
Congestionstberapie 2S5. 428. 09 8, 874,
Coniin 192.
Conjunctiva s. Auge.
Comutin 239.
Cretinimus 889.
Cricothyreoideus, Innervat. d. C. GOG.
Crodo-Quelle 572.
Curarin, C. b. Tetanie 82S.
Cyan, C.-Vergift. 289. 512.
Cytindrurie 5.43,
Cyste, C. d. Pancreas .IRQ..
Cysticercus, C. L d. Haut 74G.
Cystin 892.
Cystitis s. Harnblase.
I».
Darm. Salol als Darmantisepticum LL:
angeb. Dilatat. d. Colon 82: Cholera
s. Cholera; secundiire Infection b. d.
Krankh. d. Kinder 71_: Uleikolik 1 10;
Botriocepbalus latus 120; Anus prae-
ternaturalis 131 ; Typklitis 149; Be-
handl. d. Sommerdiarrhoe 1 58 : Ileus
171 ; Atrcsia ani. 200; Behdl. der
Diarrhoe b. Ruhr, Typhus, Cholera
203: Laparotomie b. Ileus 238; Darm-
faulniss 253, 857, 858: D. -leiden und
Frauenleiden 208: Amiibenentcritis
335 : Fissura ani 397 : Perityphlitis
397; D.-chirurgie 404, 480j 522:
Colectomie 494 ; Ankylostomiasis 494;
Durchlässigkeit d. D.-wand f. Gase 497:
Peristaltik u. Magenverdauung 510:
Centrum für den Mastdarm 500 : D.-
vcrschluss 583: Verstärk, d. 2. Pul-
moualtones nach Perityphlitis 054,
735 : Hemmungsnerven d. Darms 071 :
Darmatmung 073, 091 : Dysenterie u.
Leberabsccss 077 : Milzbrand vom D.
aus 087 : Dilatation u. Hypertrophie
d. Dick-D. 710: Aufsaugung L Dünn-
darm 737 : lieber die vom Mastdarm
ausgehenden Geburtsstörungen 747 ;
Salol b. Cholera-Diarrhoe 777 ; Ankylo-
stoiniasisfragc 794: Eiweissffiulniss im
D. 804: D.-vcrsehluss d. Gallensteine
805; Pigmentablagerung L d. D.-inus-
kulatur 858: Wirk. gew. Gifte auf die
Darmbewegung 812.; Darmausbruch
829 ; Dünudarmpillen 927.
Dauerverband 911.
Dcrmatin s. Haut.
Desinfection, Sonnen-D. 742.
Dextrose 317.
Diabetes, Heidelbeerblätterextract b. D.
112: Kniereflex b. D. 224 : D. mit
mildem Verlauf 424; Sensibilitätsstör,
b. D. 5LU Ueber D. 588, 850j Gan-
grän b. D. 005 : Lacvulose b. D. 621 :
Sympathieus b. D. 023.
Diarrhoe, D. b. Ruhr 203 : Carbolpillen
b. D. 54u.
Diaskopie 138,
Diazoreaction 383.
Digitalinum verum 770.
Dilatator, Neuer D. f. d. Speiseröhre 80
Dinitrobenzol 303.
Diphtherie, Bhdl. d. D. 158, 734;
Schwefel b. D. 830 : Ü.-Antitoxin 552.
793, 390, US, 808, 840, Ü04(Serumthe-
rapie) ; D.-Uebertragung durchMilch 78,
211 : D.-bacill. 409,927. 927: D.-Epid.
4.71 ; Intubation b.D. 135: Terpentin b.
D. £L23j D.-Nicre 298, 3Mi D.-Herz
399: Hemiplegie b. D. 142; Paralyse
b. D. 239: Prognose d. D. 040
Diurctieuin, Coffein s ulfosäure als D. 287.
Diuretin 189, 010.
Druck lähmung 353, 181.
Drucksonde, D. b. Hörstörung 382.
Duboisinum 142, 877.
Dünndarmpillen 927.
Dysenterie, D. u. Leberabeess 077.
Dyslcxie 809.
E.
Echinococcus, E. d. Halses 187: E. L
Wirbelkaual 559 ; E. d. Leber 559
Ecehondrosis physalifora 739.
Eclampsia 358, 703. s. a. „Geburtshülfe
u. Kinder.“
Eicralbumin 020.
Eisen, E. L d. Milch 444.
Eiterung, Duellen d. E. 50; E. L d. Nase
142 : Indicanaussehcid. b. E. 748.
Eiweiss, E.-vcrdauende Fermente 108 :
E, L d. Niere 130, Sccretion d. E.-
Driisen 195: Mucoid L Hühncr-E. 434:
E. L Ham s. Harn . Hühner-E. 507 :
Oxydation d. E. 052: Fäulniss d. E.
804 ; pflanzliche E.-Stofle 813; E. L d.
Tuberkelbaeilleu 830.
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Sach-Register.
»33
Elastische Fasern. Rückbild. <i. K. 805.
Electricität, Stoffwechcl d. Zitterrochens
23: Franklinisation b. Hautkrankheiten
115; Leitungswiderstand b. traumat.
Neurosen 46; Wirkung d. constantcn
Stromes a. Mikroorganismen fiü: elcc-
trisebe Erregbarkeit bei veralteten
Lähmungen 143 : Electricität in der
Gynäkologie 144, 159: Magenelcctri-
sation 152: elcctr. Schröpfkopf 159,
Electricität bei Drucklähm. d. Nerv,
radialis 1S1 : über Inductionsstrome
393 : Electrisation 409 : Gumpertz’sche
Anomalieen b. Bleivcrgift. 4iil ; elcctr.
Reizbarkeit b. Beri-Bcri 141; gynäkol.
Elcctrothcrapie 479: Electrodynamo-
meter 495: electr. Erregbarkeit des
peripheren Nervensystems 509 : Tod
d. E. 588: electrofaradische Anästhesie
799; Scheintod durch E. 826; E. L
d. Gynäkologie 832.
Ellbogengelenk, Erakt. d. E. 749.
Embolie, Parenchymzellcn-E. ü2j Kennt-
d. E, 171 ; Fett-E. 705.
Embryo, Infect. d. E., s. Mikroorganis-
men u. Geburtshilfe; zusammenge-
wachsencr E. 339.
Emmenagag. s. Gynäkologie.
Empyem. E. d. Pleura 62j Heilung d.
E. 178: E.-Bhdl. 53Sj Zwischenfall b.
E.-Opcration 622.
Endocarditis, E. gonorrhoica liu s. a.
Herz.
Endofheliom s. Geschwülste.
Entartungsreaction 217.
Entwicklung, Störung d. E. nach Ver-
letzung 842.
Enuresis nocturna 330.
Epilepsie 127. 159, 383, 555. 592, 071.
Epiphysenknorpel, Reizung d. E. 302.
Epistaxis 022.
Erblichkeit 45*
Erhängen, Ueber E. 90, 100, 208.
Ernährung, Bed. d. Asparagin f. d. E.
148.
Erschütterung, Bed. d. E. 433.
Erysipel 128, 238, 445, 495, 54L SÜL
Erythem s. Haut.
Erythrin 8Ü,
Erythroinclalgic 231, 705.
Eucalyptus, E. b. Masern 189.
Exalgin 45.
Exophthalmus, E. traumat, 714.
Exostosen, cartilaginärc E. ISO : s. meist
Knochen.
Exothyropexic 374.
Extractum fol. myrtill. 112.
Extremitäten, Amputation d. E. 027.
F.
Facialis, F.-Lähm. 270. 330.
Färbemethode, F. zur Diagnose d. Dia-
betes 8.50.
Earbenemplindung, F. nach Intoxicat,
734.
Fäulniss, F. L Darm 253. 857, 858;
Autoiutoxication durch Darm-F. 300.
Favus, F.-Pilz 255.
Feldmäuse, Vertilg, d. F. durch Lö£fler94.
Femoralis, Verletz, d. ven. F. 580.
Fermente, Eiweissverdauende F. 108;
Nahrungsmittel-F. 412 ; Eiweisslösende
F. 502.
Fermentationen, Ueber F. 202.
Ferratin 130. 220. 303.
Fett, Eiweissersparung durch F. 372;
F. d. Frauenmilch 121 845. E. L
Magen 732.
Fettembolie 1115.
Fettgewebe. Atrophie d. F’. 731 : Ent-
zündung d. F. 731.
F’ettmast 037.
Fibrin 14L 168, 04 f.
F’ibrinogen 041, 873.
F'icbor, Stoffwechsel L F'. 244 : Theorie
L F'. 392 ; Guajacol b. F'. 4111 : Wasser-
retention L F’. 527 ; Blutdruck L F\
706: Kindbett-F'. s. Geburtshilfe.
Filaria sanguinis 45.
Finger, Verwacheung d. F'. 141; F.-Ver-
reuk. 539.
Fistel s. a. a. Orten.
Pixirungsmittel, Neues E. 845.
Fleisch, Vertheil. d. Stickstoffs L F’l.
833.
F’leischextract 341.
FTeischconserven 223.
F'leisehmast 222.
F’leischmilchsäure, F’. L Harn 706,
F'lcischnahrung, llundcharn nach F. 493
F’lcischpepton 34 1 .
F'ormaldehyd 429.
F’rauonmilch, F'ett. d. F’. 721. 845.
F'rcmdkörpcr, F’. L Nerv, occipitalis 335 :
F. L Larynx 364 : F. i. d. Athmungs-
wegen 389.
Fremdkörperriesen zellen 511 L
F'ricdreich’sche Krankheit 6.8 1..
F’rosch, Kreislauf L d. Membrana nicti-
tans d. F’. 145, 162.
F’roschherz, Gummilösung als Nähr-
flüssigkeit f. d. F. 134.
F’uss, Plnttfuss s. Plattfuss.
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934
Saoh-Register.
ß.
Galle, Secretion d. G. 66j N. L d. G.
50: Lebcr-G. d. Menschen 2:58 ;
Schweine-G. 333; Absond. d. G. 444 ;
Austreib, d. G. 515; Chirurgie d. G.
520 : Kenntniss d. G. 685: Saure der
menschlichen G. 026.
Gallenblase, Krebs d. G. 206 ; Chirurgie
d. G. 246 ; Typhusbacillus L d. G. 911.
Gallenblasengang, Verschluss d. G. 790.
Gallenfarbstoff, G. L Harn 341.
Gallengang, Verschluss d. G. 293 : Ent-
zünd. d. G. 414; Tubercul. d. G. 642.
Gallensäure, G. L d. Nebennieren liL
Gallensteine, G.-Kolik 3ib Darm Ver-
schluss d. G. 805: G.-Bildung 830.
Ganglienzellen 916.
Ganglion coeliaeum. Bedeut, d. G. 435.
Ganglion-Gasseri, Entfern, d. G. 660.
Gangrän, Spontan-G. 111 ; diabetische
G. 605 : G. d. Penis 605.
Gase, Wirkung giftiger G. 336.
Gasphlegmone 750.
Gastrotomic s. Magen.
Gaumenspalte 307, 334.
Geburtshilfe, Untersuchung intra partum
12 : Ovarialtumor bei Gravidität 1 6 :
Anwendung der Blase von Champetir
de Ribes 4Sj Cholera u. Schwanger-
schaft 48, Verleg, d. Beckenhöhle 91j
Eclampsie 96; Operation der Blasen-
scheidenfistel 198: Bhdl. d. Uterus-
librome 144 ; Einleitung d. Abortus
durch den electr. Schröpfkopf 159;
In versio Uteri 160: Mechanische Dila-
tation des Muttermundes 191 : Der-
moideyste d. Eierstockes 192; Extra-
uterinschwangerschaft 208 : Puerperale
lnfection 219 : Svmphvseotomie 1 56,
1S4 ^16, 354j Uterusrotation 240:
monströser Foetus 240 ; Scharlach L
d. Schwangerschaft 256 ; Abortus 288j
Zange als Hebel 144: Blutung in die
Placenta 390 : Schussverletzung des
schwangeren Uterus 336; Eclampsie
358 : Blutung 368 : Verhalten des
Embryo gegen lnfection 296 : Geburts-
verbäl’tnisse im frühen Lebensalter
443: Pemphigus pucrperalis 447.
Symphrseotomie 448 : Kaiserschnitt
464, 512: puerperale Lactosuric 484:
Ovariotomie post partum 496 : Selbst-
infectionsfrage 427. 534: Stickstoff-
wechsel in dem Puerperium 546 :
Osteomalacia ccrea 560 : Extrauterin-
schwangerschaft 602: Anheftung des
Eies an die Uteruswand 640: l’orro-
Operation 655 ; Placenta membrana-
cea und Placenta praevia 656 ; Albu-
minurie im Anschluss a. d. Geburts-
act 665: Symphyscotomie 684: Ursa-
chen des rechtzeitigen Geburtsantrittes
710: Bestimmung des Geschlechtes
719; Cervicalschwangerschaft 720 :
Ueber die vom Mastdarm ausgehenden
Geburtsstörungen 747 : Eclampsie 763 :
Ovariotomie b. puerperaler Sepsis 768 ;
Geistesstörung b. Gravidität u. Puer-
perium 795. Toxämie b. Schwanger-
schaft SOO; Wehenschwäche 844 :
lieber die Grenzen der künstl. Früh-
geburt 84S: Technik der Einleitung
der künstl. Frühgeburt 879: Dctritis
dissecans pucrperalis 880: Hemiplegia
puerperalis 895: Antiseptik d. G. 896.
Gehirn. Meningitisartige Symptome hyste-
rischen Ursprunges 4Ä: Sinusthrom-
bose 46, 308, 375: extraduraler Abs-
eess US: Embolie d. Hirnarterien LI1 ;
Ilirnabscess 187, 441. 487, 783 : Pro-
gressive Paralyse bei einem 15jährig.
Mädchen Läl : Rindenaffection b. Psy-
chosen 207 : Pachymeuingitis externa
264: G.-Punction 285 : G.-Cvsten 299 :
Aphasie, Hemianopsie. Farbenblindh.
303: G,-ruptur 304 : Hirntumor 331 ,
404,492, 741.749. 503: Al lg. Paralyse
354 : Urämie u. Rindenblindheit 365 :
Aphasie 366: G.-Chirurgie 413: latente
G.-Herde 415: G. -Blutung 441 : Menin-
gitis serosa 447 : G.-Nervenlähmung
■505 : G.-ehirurgie 5S5 : G.-Syphilis 589:
Cerebrale Hemiplegie 600: Posthemi-
plegische Schmerzen 650: Syphilis u.
nllg. Paralyse 650 . 895 : Cerebrale
Kinderlähmung 717 : G. d. Atmung
882 : G.-Briiche 902: cerebrale Läh-
mungen 993
Gehörgang 920.
Geisselfärbung 766.
Gelatine, Ersatz d. G. 637.
Gelbfieber, Salol b. G. 64;t
Gelenke. Kieferankylose L3, rctroglc-
noidalc Luxation üib Arthrogcnc Kicfcr-
klemme 21b Synovia OSi Verrenk, d.
Cbopart’schen Gelenkes 109: Knic-G.-
Resection 125: Arthritis blenorrlioiea
191 : Bcbdl. d. G.-Tuberculose 285:
Reizung des Kpipbysenknorpels 302 :
Spondylolisthesis 380 -. Kenntnis der
G.-Körper 4.27- Verrenkung von Fin-
gern und Zehen 539 : Arthritis blen-
norrboica 540: G.-Rheuinatism. 54J ;
Kniegelen krcscction 565: Osteoarthro-
pathie hypertroph. pncumonif|ue 607 :
Zcrreissung der Kuiegelenkszwischen-
scheibc 638 ; Lux. im Hüftgelenk
733 : Tuberculose des Hüftgelenkes
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Sach-Register.
03.3
730; Ellbogengelonkbrüohc 740; Zer-
reissurig d. Bänder i. Kniegelenk IUI;
Luxatio tali 126; acetabulärastitische
Becken abscesse 813: Schulter-G.-Luxa-
tion 831 ; Tuberculose Gonitis 839:
Congestionsthcrapie b. G.-Tubereulose
874 : Kniegelenkanchylose 919.
Genitalien, Nerven d. wcibl. G. 9 1 5.
Gerichtsarzt. Compendium für d. G. 576.
Geschlecht. Bestimm, d. G. 710.
Geschmacksknospen 221 .
Gcscbmackstörung. G. b. Trigeminus-
lähmung 93.
Geschwülste. G. d. Leber s. Leber; Li-
poma retroperitoneale llh G.!d. Knochen
s. Knochen; G. d. Haut s. Haut: G.
d. weib. Sexualorgane s. Gynäkologie;
G. d. Gchins s. Gehirn ; G. d. Rücken-
mark s. Rückenmark: G. d. Kehlkopfes
s. Kehlkopf: G. d. Magens s. Magen;
Allgemeine Carcinomatose Ql: Lungen-
krebs 1 ~>fi : Krebs der hinteren Nasen-
gegend 132; Endotheliom d. I’achy-
meninx spinalis 1 98 : Echinococcus d.
Halses 187 : Operat. d. adenoid. Ve-
getationen 208 : Cnrcinom d. Gallen-
blase 207 : Lipom d. vord. Bauchwand
270: Tumor sacralis congenitus 317:
cavcmöse Angiome der Zunge 318,
333 : Entstehung v. Hirngeschwülsten
342 : Aneurysma s. Aneurysma; Krebs
d. Beckenbodens 367 ; der Krebserreger
369: Kropf s. diesen ; Malignes Lym-
phom 412: primäre Geschwülste des
Sehnerven 420 : Erysipelimpf, gegen
maligne Tumoren 443: acute Sarco-
matose 437 : Tumor b. e. Kinde 460:
Cnrcinom u.Tubercu lose.5 1 8 : Fibrom d.
Gchöreinganges 324 : Angeb. Epithe-
liome 338 : Echinococcus s. Echinococ-
cus: Polymastie 373 ; Transformat d.
G. d. Highmorshöhle 374: Granula-
tionsgeschwülste 379 : Lymphosarco-
matosis d. Pharynx 640: Myxosarcom
d. Rachenhöhle 631 : Zungenkrebs
643 : Gliolibrom d. Acusticus 646:
Psammom 749 ; Cysticerus d. Haut 2411 ;
Pankreascyste 764 : Lipom 764. 765:
muskuläres Osteom 772.
Gesicht. G. -Muskelschwund 154. 928 :
Schuss L d. G. 883.
Gewebe. Tod d. G. 387 : Oxydations-
ferment d. G. 913.
Gicht 306.
Gifte, krampferregende G. .344. 880 : Dif-
fusion d. G. L Leichen 832 : Wirk. d.
G. a. d. Darmbewegung 872.
Giftmord 144.
Gigantisinus 4.63.
Glandula pituitarin, Psamom d. G. 740.
Gliolibrom, G. d. Acusticus 647.
Gliosis spinalis 103,
Globulin 461.
Glottiskrampf 878.
Glyccrinphosphorsäure 713.
Glycocoll, Best. d. G. 637.
Glvcogen 49; Darstell, d. G. 8Jj G. d.
Muskeln 333 : G. nach Holzzuckerfüt-
terung 626; Säureabbau d. G. 632 ;
G. ij d. Muskeln 812.
Glyeogenie 796: s. a. Zucker.
Glycosurie 484, 495. 850.
Gonococcus 733.
Gonorrhoe, Ueber G. 283 ; Endocarditis b.
G. 13j Behänd), d. G. 47j 411 : Eiter
b. G. 155; Arthritis b. G. 191. 340 :
Steinbildung b. G. 203 : Alumnol b. G.
752 : Bhdl, d. G. 795.
Granulationsgeschwülste 579.
Guajacol, G. b. Tonsillitis 382: G. b.
Fieber 491 ; G.-Vergiftung 536 : G.,
äusserlich angewendet 847.
Gummilösung, G. als Nährflüssigkeit 784.
Gumpertz'sche Anomalien 431.
Gynäkologie. Ovarialtumor b. Gravidi-
tät UL; Axendrchung der Ovarialge-
schwülste Bauchfelltuberculose 48 ;
Primäre Genitaltubcrculose 52; Adnex-
operationen 64_i Uterusinversion im
18. Lebensjahr IfL; Adnextuberculose
SO: Uterusexstirpation 90. 107 ; Cervix-
myom 91j Heflexio uteri 112: Gleich-
zeitige Extra- und Intrautcringravi-
dität 139 : Dcnnoidcyste des Eier-
stockcs als Geburtshindernis 192 : Ver-
wendung d. Moorbäder 124: Lapa-
hystcrotomie 236 ; Uterusrotation 240;
Gewächse der Utcrusschleimhaut 240 :
Tuben- u. Ovarienorkrank. 236 : Magen-
u. Frauenleiden 268 : Zellgewebsent-
zündung 272; Metrosalpingitis 284 ;
Durststillung nach Laparotomie 288:
Vagin. Uterusexstirpation 337 : Krebs
d. Beckenbodens 367 : Blutungen 368 :
Hystcrectomie 368: Gefahr d. Scheiden-
pessare 395 : Genitaiproiaps 400: Bcd.
d. Urobilinurie für d. Gynäkologie 396 :
Beckenperitonitis 416: Schwämme u.
Gazestreifen L d. Bauchhöhle nach
Laparotomie 4 1 6 ; Urctercn - Cervix-
fistel 432 : Stiel Versorgung bei Myoto-
mie 448: Gynäkologie u. Electrothe-
rapie 479: Ovariotomie post partum
496: Thure Brandt' sehe Massage 496:
Cystenbildung in Uterusmyomen 307 :
Ovariotomie 512 : Uterusfibrom 533 :
80 Laparotomien 543: Pyosalpiux 343:
Submucöse Myome 37 1 : Fibrome und
Uterus 376: Dermoidcysten 576: Va-
ginale Hystcrectomie 387 : Ovarial-
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Sach-Registor.
!I3fi
sarcom 392 ; Mctritis ti. Menstruation
008 Ventrofixation 620: Salpingotomiu
(124 ; Uterusprolaps 040 : Ovariotomie
640: Uterussarkom 659; Teratoma ova-
rii 672; Hysterectomie b. Uterusprolaps
668; lieber Zurück lass. d. Ovarien 688';
Dysmenorrhoe 711; Sterilität 7 1 9 ; Di-
latation d. Muttermundes 719 : Oxal-
säure als Emmenagogum 720; Cervi-
cnlschwangerschaft 720: l'torus ac-
cessorius 736. Stenose d. l’terushalses
736 : Mctritis 736 ; Laparotomieteehnik
768; Ovariotomie b. Sepsis 768; post-
typhöse Eiterung von Ovarialcystcn
784 ; Eiektrieität L d. Gynäkologie
832 Thuja occidentatis als Emmena-
gogum 832 Behänd), d. Salpingitis
871 : Parametritis 879 : Zwei seltenere
gynäkologische Fälle 812; Wundstarr-
krampf 801 ; Uämatoccle 02.').
M.
Haekenfuss 222.
Hals. Echinocuccus d. IL 187 ; Aneu-
rysma a. IL 344 -. H.-Krankh. durch
Kanalgas 782.
Halsfistel 42.
Halswirhel, Verl. d. IL 28.
Häinatemesis, Ipecaeuanha b. IL 224.
Hämatin. 124, 307.
Hämatocele 023
Hämatnporphyrin 124.
Hämatoporphyrinurie 493. 53.7.
Hämaturie 884.
Hämin 269.
Hammelhirnextractinjection 310.
Hämoglobinurie 632.
Hämophilie 237.
Ham. Tag- u. Xaeht-H. 13: Kohlehy-
drate L IL Wasser- u. Stickstoff
L IL Mh Thior-H. 6L: Chylurie 4L;
H.-sccretiim 65; Albuminurie 96. 230.
333. 663 : Alkapeptonurie 98; Pepton
L IL 113; Toxine L IL 141 ; Gallen-
farbstoffe L IL 341 : Urämie s. Urä-
mie; l’epton L IL 386 : Urobilinurie
396 : Albuminurie 408; Beitrag zur
Lehre d. H.-Absondentng 44 S: Eiweiss
L IL 476: Nuclcoalbuminuric 477 ;
Glycosurie, Laetosurie 484 : Hämato-
porphyrimirie 403, 337 : Hundebarn
nach Fleisehnabrung 403: Glycosurie
403 : Harneylinder 300 : Best. d. Harn-
säure u. Xanthinbasen L IL 3 1 4 ; Cv-
lindrurie 333 ; Schwefel L IL 33" :
Hämoglobinurie des Kindes 632: Al-
buminurie nach dem Geburtsort 663.:
Methan L IL 712: Stickstoff L 11. 732 :
Aufbewahrung d. IL-Scdimente 755;
Pneumaturie 750; IL b. Psychosen
767 ; Kohlehydrate L IL 790; Fleisch-
sänre L IL ~96: Harneylinder 701» :
Aceton L IL 833 : Ptomainc L IL ISO ;
Cystin L IL 802 ; Hämaturie 884 ; Mel-
liturie 911 ; IL bei Keuchhusten 912:
Indicanurie 923.
Harnblase, Verletz, d. IL LL Dehnbar-
keit d. IL 221 ; Ruptur d. IL 116. 749.
820 : congenit. Erwcit. d. JL 1 92 : Ope-
rationen d. H. 137 ; -Steine u. Tripper
205; Tumor d. IL 460; Durchlässig-
keit d. IL für Gase 497 : Centrum für
d. IL 360 : Hernie d. IL 669: Missbil-
dung d. IL 861 ; Cystitis 870: Stcin-
schnitt s. diesen: Resorption durch d.
IL 893.
Harneylinder 799; s. a. naru.
Harnleiter, Resect. d. IL 61j H.-Srhei-
denfistcl 432 ; Undurehgängigk. il.H.HTo.
Harnorgane, Pichi b. Erkr. d. IL LL
Harnröhre, Urethritis posterior 38j Cy-
slitis colli 283-, Mikroben d. IL 382 ;
Entzünd, d. IL 479; Strictur d. LL
576; Missbild. d. IL 861 ; Carunkeln
d. IL 709: Photographie des Inneren
d. IL 768
Harnsäure. Fällbarkeit d. IL 411: Tren-
nung d. IL 41 ; Best. d. IL 514.
Harnstein 60j 764.
Harnstuffgehalt 910.
Haut, Behandl. d. Psoriasis 1U, 924 : Wirk,
d. Wärme b. Trichophytie 47_; Acho-
rionarten 59y Erythema multiforme u.
Purpura 63: Hautschienen TJn Derma-
titis herpetiformis HL; statische Elec-
trieität b. Hautkrankheiten 93j The-
rapie d. Lupus 96: Spontangangrän b.
Hysterie 111: Epidermolysis bullosa
hereditaria 111; Tinea imbricata 128:
Erysipel 128; Lepra 1SL 321 ; Schweine-
rothlauf 1 34 : Diaskopie b. Hautkrank-
heiten 138; Hautkrankheiten u. Ver-
dauungsstörungen 143: Lepra tuberosa
143; Hydrotherapie b. Hautneurosen
1 39 ; Resorptionsvermögen d. Haut 1 84 -.
Masern s. Masern; multiple Myome d.
IL 191 ; Selerodermic 190. 223: Xu-
clein b. Lupus 208 ; System d. Haut-
krankheiten 224 : Hautreflexe 238: Fa-
vus 233 : Tubcrculose d. H. 281 ; Cheiro-
pompholix 288 ; Asthma ti. Psoriasis
288: Porokeratosis 336 : Behandl. v.
Hautkrankh. in.Thyreoideaextract 336 :
Acne vulgaris 367 ; Autointoxications-
crytheme 3(HI- Leukoderma 337 : Ery-
sipel s. Erysipel : Bebdl. d. Schweiss-
fiisse 380; .lodoformdermatitis 400 :
Hautplastik 413: Pemphigus puerpe-
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Sach Register.
937
ralis 147 ■_ Tuberculosis cutis 142; be-
haarter Naevus 4t>4 : Arznoiausschliige
47') Dermatitis herpetiformis 495: (ic-
sich tserysipel 495 : Lepra anaesthetica
512: Lichen scrophulosorum 532: Wirk.
<1. Sonnenstrahlen auf d. H. 542 ; elasti-
sche Fasern d. 1L 542: Alopecia are-
ata 5l)Q : Pachydermie 559 ; neuro-
tisches Eezem 592 : Bacterien d. Acne
590: über Acne 601 : Spina bilida oc-
culta mit Hypertrichosis 608; Urtica-
ria infantum 608: Hautplastik 612 ;
Hauthörner d. Augcnadnexa 624 : Ich-
thyosis 624: Thyreoidextract gegen
Hautaffectionen 619 ; I’haneroskopie b.
Lupus 636: Nerven-Naevus 651 : Haut-
pigmentation nach Psoriasis 672; Le-
pra 672; Albinismus u. Canities 688:
Perspiration b. Hautkrankheiten 709 :
Psorospermien b. Hautkrankheiten 718:
Hydroa vacciniforme 719: Entzündung
u. Atrophie des subcutanen Fettgewe-
bes 731 : Lupus vulgaris 735 : Cysti-
cercus cellulosus d. IL 746; Jod b.
Psoriasis 77.8; Lanolin. Adeps lauae
784: Pemphigus vegetans 910: Haut-
veränderungen b. Spina bifida 916 :
Lupus teleangiectodes 932 ; Lichen 943:
Färbung von Mikroparasiten a. d. Ober-
fläche d. Körpers S48; Hautnarben
879: Sklerodermie 879 ; Sarcomatosis
cutis 996 : Nerven in spitzen Condy-
lomen 912 : Kcratosis u. Meianosis 929,
Hautplastik 413.
Heilserum — Behring s. Diphtherie.
Hemihypertrophie 304.
Hemiplegie, IL b. Diphtherie 142.
Hernie s. Bauch.
Herz, Kinfl. d. Atropin auf Bradykardie
SL; Endocarditis gonorrhoica 15j sel-
tene IL-fehler 45a Wirk. v. LL-giften
auf d. Auge 62; functionclle Iosufti-
cienz d. IL-klappen 72j idiopathische
H.-vergrösserung 103: Beobachtungen
am Rmbryo-Il. 140: Coffein b. BL:
krankheiten 1 90 : Fraginentatio myo-
cardii 222: Innervation d. Bulbus aor-
tae d. Frosch-Il. 225; Fragmentation
d. link. Ventrikels 237: H.-thromhi n
266 : Ernäbning d. 9äugethier-H. 305;
H.-nniskelchemie 317: Rhythmophon
321 ; H, -Verlagerung 350 : Physiol. d.
II 385 : Tabes mit H.-affeetion 394:
Diphlherie-11. 399: Myxom d. IL 415;
Versuche am suspendirten IL 417 : II -
störungcu b. Chlorose 441 : Verstärk,
des zweiten Pulmonaltons bei Peri-
typhlitis 654: Taehycardic b. Phthise
679: Mitralstenose 759: tSummilösung
als Nährflüssigkeit für das Frosch -11.
794 ; idiopathische IL-schwiiohc 325 :
Divertikel d. II. 929 : functionclle Kreis-
laufstörungen 965 -. Wirk. d. Alkohol
aut das Froschherz 990.
Herzgifte, Wirk. d. H. a. d. Auge 62.
Hexamethylentetramin, Wirk. d. II. 397.
Highmorshöblc, Entzünd, d. IL 429; Tu-
moren d. IL 574.
Hippursäure, IL L d. Nebennieren I .'1.
Hoden, H.-entzündnng 713.
Holzzucker, ll.-fiitterung 626.
Hufsplitter, II. L Schädelbruch 477.
Hüftgelenk s. Gelenk.
Hühnerei, Brüttemperatur f. d. II. 764.
Hühnereiweiss, Mucin L II. 434.
Hühnercholera 223,
Hund, IL ohne Grosshiru 545 : Hungern-
der IL 517.
Hutidswuth 271. 309.
Hunger, Bild. d. Kohlehydrate b. IL 211 :
Blut b. IL 723: IL u. Muskelkraft 926.
Hyalindegeneration fi&lL
Hydroa vacciniforme 7 1 9.
Hydrocele, Behandl, d. IL 431 .
Hydronephrose s. Nieren.
Hydrotherapie s. Wasser.
Hyoscinum hydrobromatum 716,
Hyper-Leucocytose 654.
Hypertrichosis 603.
Hypnotismus, IL u. Psychose 778.
Hypothermie. IL b. Typhus ISO.
Hysterie, II. u. Tetanie 45j IL u. Me-
ningitis 44: Simulation b. IL 111;
Hemiplegie b. H. 234 : Vagusneurosen
b. IL 211 ; über IL 473, 634: Stottern
b. IL 495 : JL b. Manne 979: IL b.
Kinder 912.
L
Ichthyol 269. 397. 557.
Icterus, infcctiöser L 206.
Idiotie. Chirurg. Behandl. d. L 767, 793.
Itiacn. Unterbind, d. Art. L 429.
Immunisirung. I. geg. Schlangengift 504.
Immunität. Ueber L 775; Tetanus-1. 377 :
natürliche L 924 ; s. a. Tetanus, Diph-
therie etc.
Impotenz 320.
Incubation, L-.friai 364.
Indican, L-Ausseheid. b. Eiterung 749.
Indicanurie 923.
Inductionsstrom s. Eleetricität.
Infcetion, L mit pyogenen Kokken 997.
Infectionskrankheilcn, L u. Leukämie 94j
Harn b. L 141.
Influenza, Venenthromben b. L 1 10:
Psychosen b. L 136 : 1. -Bacillus 599 :
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Sach- Register.
938
Neuritis nach L 718; LzPucumonie
9112.
Intubation 135. 509. 863.
Ipecacuanha 224.
Iris s. Auge.
Ischiadicus, Schuss L d. L 46.
Ischias, L scoliotiea 183.
Isochinolin 64.
J.
Jod, J. b. Psoriasis 779.
Jodinjcction, J. L d. Glaskörper 676.
Jodoform 363, 400.
Jodreaction 428,
K.
Kalb, Tubereulose beim K. 414.
Kali ebloricnm 367.
Kali hypermanganicum , lieber K. 480;
Oxydat. d. Eiweiss m. K. 652 : K. gegen
MorphiDvergift. 720; K. als Antidot
800
Kalk, Resorption d. K. 167.
Kanalgase, Schädlichkeit d. K. 782.
Kanincheozunge 221.
Käse, K.-Gift 318. 736.
Kehlkopf, Asynergia vncalis UL K. -Ex-
stirpation 109; K. -Diphtherie s. Diph-
therie; Kehlkopflähmung 173: Demon-
stration d. laryngoskopischen Rüder
237 ; Fremdkörper L K. 364; Laryn-
gitis librinosa 414 ; Laryngofissur 422;
Kreosot b. K.-Tuberculose 446 ; Drii-
senepithelkrebs d. K. 402: Sprechen
ohne K. 478: Intubation 509, 863;
Fibrom d. hinteren Ii.-wand 510;
Milchsäure b. K. -Leiden 558; Thvreo-
dcctomic 590; Oedom d. K. 606 : In-
nervat. d. K. 606, 638; K. -Geschwür
b. Lordose 814: K.-Phthise 829: Mo-
dulationsfähige Stimme nach K. -Ex-
stirpation 838 : Glottiskrampf 378:
Prolaps d. Morgagni'schcn Ventrikels
376.
Keratitis s. Auge.
Keratosis u. Melanosis 928,
Kern, Degeneration d. K. 361.
Ketone, K. L Körper 496.
Keuchhusten 303, 670. 912.
Kiefergelenk, Ankylose d. K. 13_, s. a.
Gelenk.
Kieferhöhle, Entzünd, d. K. 429.
Kiefcrklcinmc 22.
Kinder, Ernähr, d. K. 56j Empyem b. c.
Kinde 62j infcctiöser Darmkrankh. d.
K. TL Meläna b, Neugeb. 77 : decal-
cinirte Milch 78j Asphyxie d. K. 94:
K. -Lähmung 137 ; Pepton im Säug-
lingsmagen 179; Spiegelschrift b. K,
204: Sclerodermie d. K. 223: Ileus
b. K. 238 : Säuglingsernährung 234:
K.-Krämpfe 287 : Mittelohrciter. b. K.
347 ; angeb. Lungendefect 330 : Hy-
perplasie d. K. 440; Tnraor b. e. K.
460 ; Infect, des Säuglings 470;
Asphyxie d. Neugeb. 479 ; T uberculosc
d. K. 494: Lungenentziind. d. K. 584;
Tuberculosc b. K. 591 ; Starrkrampf
von Neugeborenen 687 ; Nachwirk. d.
Narkose b. K. 648; K.-Tuberculose
715: cerebrale K.-Lähm. 717 ; Scorbut
b. K. 729; Mittelohrentzünd, d. Säug-
linge 730; Rückgratverkrümm, b. K.
751 : Gelenktubereulose d. K. 874:
Magensonde zur K. -Ernährung S77 :
Skrophulose 877 : Hysterie b. K. 9.1.2.
Klauenseuche 734.
Klumpfuss 294. 357
Kniegelenk, Resection d. K. 565, s. Ge-
lenk; Zwischenknorpcl-Zerreiss. d. K.
633; Zerreiss. d. Bänder L K. 791 ;
Ankylose d. K. 918: Tuberculose d.
K. 859: K.-Anchylose 919: s. a. Gelenk.
Kniescheibe. Fraetur d. K. 172, 638.
Knochen, K. -Implantation U K. -Trans-
formation 54 Sarkom d. Schädelbasis
2L: Verletz, d. Halswirbel 68: Röh-
rrnknochenfractur 77j Behdl. v. ver-
kürzten Lnterschenkelbrüchen 117;
Spina bifida 132; bimalleoläre Frak-
tur 137 : Ischias scoliotiea 183; Ver-
schluss v. Schäde.ldefekten 186: carti-
laginäre Exostosten 186; Mineralstoffc
d. K. 197 : Basisfraktur 202: Knochen-
plombierung 233 : Gaumenspalte 307 ;
Seoliosemcssapparat 2184 K. -mark nach
Aderlass 224 : Schcnkclhalsbr. 334, 893 ;
Amputationsstümpfe 363 : Schuss L d.
Unterkiefer 281 : Pclottcnmassage geg.
Scoliosc 381 : Ostcomalacie b. Männern
394: Schiidclbruch 549: Wirbelsäulen-
Verkriimmunt;479,477 : Osteoarthropa-
thie hypertrophiante pneumoniqueüÜS;
Spina bifida occulta 606 : Hochstand
d. Scapula 621 ; Schenkelhalsfracturen
622 : Spalten des Schädels u. d. Wir-
belsäule 696: Chemie der osteomala-
cischen Knochen 722; Schädelbrüche
763 : muskuläres Osteom 772 : Cranio-
tomie b. Mikrocephalie 783: Todes-
ursachen b. K.-brüchcn 781 : Periosti-
tis albumimosa 797 ; Lordose 814:
Verkrümm, d. Wirbelsäule bei De-
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Sacb-Register.
mentia 831 ; Typhusbacillen in ostiti-
schen Herden 830: Knochennneurysma
846: Exostosen des (iehörganges 347 :
Schädeldepression b. Neugeb. 847; Ra-
diusfraktur 874.
Koehsalzinfusion, K. b. Vergift. 6 ‘24.
Kohlehydrate, K. L Harn 23* 790: Bildung
d. K. 211 ; K. u. Leber 732. 748. UHL
Kohlenoxyd. K.-Vcrgift. 400. 732.
Kohlensäure, Wirk. d. K. 129; Abspal-
tung v, K. 253.
Kohlrübenplatten, K. zur Gastroentero-
stomie .404.
Kopfschmerz, K. b. Nasenleidcn 304.
Kost, K. in Krankenhäusern 249.
Kraftsiun 210. 319.
Krankenhaus, K.-Kost 248.
Krämple, Kinder-K. 287; K. u. Lähmung
410; Peroneus-K. 431 : toxische Kr.-
formen 880.
Kreatinin, K. -Ausscheid. 508.
Krebs s. Geschwülste.
Kreislauf s. Herz.
Kreosot, Gegen d. Missbrauch d. K. 448;
K. -Vergiftung 800; K. b. Scrophulose
877.
Kropf, Exethyropexie 374: Histol. d. K.
Cll : K. -Operationen 773.
Kühne, K.’s Pepton 'L
Kupfer, K. im Auge 346,
L.
Lachgas. Tod durch L. 81fi.
Lactophenin 893.
Lactosurie 484.
Lacvulose li‘21.
Lähmung, L. d. Zwerchfells 384: L. u.
Krampf 410; s. d. gelähmten Teile
oder Nerven: Centrale Lehre z. L. 923.
Lanolin "84.
Leber, L.-Cyste 77_; Ausschaltung d. L.
113: Rescction d. I,. 141 ; L.-Absecss
213; L. u. Galle d. Menschen 223:
L. bei Vergiftungen 243 : Chirurgie d.
L. 246; L.-Cirrhosc 377 ; L.-Abscesse
352, 383: Function d. L. 452; L.-
Regeneration 477, 481 ; L. -Echino-
coccus 559; I.. -Leiden und Epistaxis
622: Dysenterie u. L.-Abscess 677 ;
L. und Kohlehydrate 732 : L.-Vcr-
ödung 748: Kohiehvdrate L d. L. 769 :
L.-Cirrhose 782: L.-Abscess 829;
Augenleiden u. L. -Erkrankung 829, ;
nervöse L.-Colik 893. 1
Leiste. Ausräumung d. L. 42,
Leistenhernie s. Bauch.
Leitungswiderstand s. Electricität.
aaa
Lepra s. Haut.
Leucämie 94, 205, 446. 639. 781. 873.
Leucocyten s. Blut.
Leucocytose 378. 634.
Leucoderma 357.
Lichen s. Haut.
Licht, Wirkung d. L. auf Bacterien 328 :
Einfl. d. L. auf d. Körper 593.
Lichtsinn, L. und Strychnin 256.
Lipoma s. Geschwulst.
Lippen, Krampf d. L. 333.
Lobus azygos d. rechten Lunge 115.
Löfflerschcs Mittel 1)4.
Lordose, L. d. Halswirbelsäulc 814.
Lunge, Lobus azygos d. r. L. 95; Krebs
d. L. 156; interlobuläre Pleuritis 216;
Lungenblut und Körperblut 284;
Asthma und Psoriasis 288: Angeb.
L.-Infarct 350; Pneumonie u. Leuco-
cytose 378: L. bei Carboivergiftung
416: Kreosot b. L.-Tuberculose 446;
Ueber L.-Entzündungen 519. 554.
584 : L.-Induration 557 ; Salol bei
Phthise 649 : Pneumoniekokkeninfec-
tiou 647 ; Behandl. fiebernder Phthisi-
ker 611 ; Tachycardie bei Phthise
679; über Pneumonie 674, 683; Pe-
trol b. L. -Phthise 830; Influenzapueu-
monic 901 .
Lungenproben 128.
Lupus s. Haut.
Luxation s. Gelenk.
Lymphagoga. Wirk. d. L. 36 1 .
Lymphangitis 1 25.
Lymphe, Wirk. d. L. äfii; Bildung d.
L. 278: Ausscheidung d. L. 240.
Lymphome 412: s. Geschwülste.
Lymphorrhagie 653.
Lvsol, L.-Vergift. 509. 720: Wirkung d.
'L. 826,
M.
Magen, L’lc. rotund. 37 : Soor L M. 78 ;
Wasser L Hunde-M. 1 26 ; Gastro-
tomie 131 : Elcetr. d. M. 152; Pepton
im Säuglings-M. 1 79 : M. -Blutungen
207 : Krebs u. M. -Geschwür 238; M.
u. Frauenleiden 268; M. -Geschwür
364 ; Gastrostomie 383. 404 ; Perito-
nitis nach M. -Geschwür 425, 430;
Rhodan L M. 434 : Bedeutung d. M.-
Saft 431. 857, 858; Milchsäure L M.
467; Verdauung u. Peristaltik 516;
M. -Krebs 528: Analyse d. M. -Inhalts
573: chronisches M. -Geschwür 39t):
M.-Erweiterung 633 : M. -Ausspülung
670; Wismuthbehandluug 687 ; Ver-
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940
Sach- Register.
i dauuug ohne M. 690: M. -Erweiterung
703 : M.-Wandcysto 7 1 0 : Fett L M.
732 : Gastrostomie 813; Anwend. b.
M. -Sonde 377 : M. -Kreta '.HO
Magnesiumsulfat, M. subcutan iujicirt751.
Maladic des Tics 111.
Malakin 57, 315.
Malaria, Chinin b. M. 18,
Maltose 317.
Mamilla, Angiom d. M. 317.
Mandeln s. Tonsillen.
Mannlicher liewehr 42, 231).
Margarin, Untersuch, d. M. 124.
Masern. Eucalyptusöl b. M. 189: Neur-
itis nach M. 718.
Massage. M. u. Stoffwechsel 734.
Maulseuche 734.
Maxillaris, Blutung aus der M. 883.
Meereshöhe, M. u, Blut 329.
Mehl, Hygiene d. M. 436.
Meläna, M. d. Neugeb. TL
Melancholie 671.
Melanosis 928.
Melliturie 9LL
Membrana nictitans, Kreislauf L d. M.
145. 162.
Membranen, Pflanzl. M. 517.
Meningitis s. Gehirn.
Mercaptan 291. 233.
Mesoneuritis 399.
Methan, M. L Blut 712.
Metaphosphorsäure 141.
Methylirung 360.
Methylmereaptan 278.
Mikrocephalie, Operation b. M. 783.
Mikroorganismen, Mikrotomschnitte aus
Bactcricucuituren M Ucbergang von
M. auf den Fötus 43j Gasbildendc
M. UL Pleomorphismus d. Achorion-
arten SM Wirk. d. constanten Stroms
auf d. M. 63j Infcctiosität d, Blutes
tuberculöser Rinder 70j Baeterienbe-
fund b. Meläna Tu Löffler’s Mittel
gegen Feldmäuse Mi Kenntniss des
Cholerabacillus 102. 188. 232. 322.
726 : Bacillus pyoeyancus 1 10: Bac-
terien d. Lymphangitis 1 23 : Bacterien
L Badewasser 1 26 ; Schutzimpfung b.
Rothlauf 134: Immunisirung gegen
Diphtherie s. Diphtherie: Cellulose m.
M. 149: Infcction mit Hühncrcholcra-
bacillen 223: Fester Nährboden aus
Hiihnemierc 234 : Favuspilz 235 :
Ucbergang von Scharlach auf den
Fötus 256 ; Schutzserum geg. Huuds-
wuth 274. 309 : Verhalten d. Embryo
geg. Infection 296 : Einfl. d. Lichtes
auf die Bacterien 328 : Mikroben bei
Lues 340 : Baeterienfreundl. Wirkung
d. Blutserums 350: Abtödtung von
Tuberkelbaeillen 206: Wirkung des
Wasserstoffsuperoxyd auf M. 286 :
Canccromvccs 369 : Tctanusimmunität
377 : Pharyngomycosis 382 : Mikroben
d. weiblich. Harnröhre 382: Typhus
exanthematicus 398: Gasförmige Stoff-
wechselproducte d. Bacterien 405:
Morphologie u. Tubcrkelbacillus 423 :
Bacteriologiscbe Choleradiagnose 430:
Virulenz d. Cholerabacillus 446 : Einfl.
d. Neutralsalze auf Milzbrandspören
438: Speichel und Bacterien 462 :
Löffler’scher Diphthericbacillus 469 ;
Bacterium coli L Blut 478 : Wirkung
von Bacteriengemischcn 3 1 0 : Asper-
gillus fumigatus 538: Erzeugung von
Myelitis durch d. Erysipclcoccus 541 :
Antibaeteriellc Wirkung der Bitter-
stoffe 338 : Cholerabacillen i. d. Milch
574: Verbreitung d. Cholcrabaeillen
durch Luftströme 382 : Bacterien bei
Acne 590: Neue Choleravibrioart 598 :
Inftuenzabacillus 398: Penicillium
glaucum 613: Pneumoniekokkeninfec-
tion 647 : Baeteriologie d. Keuchhustens
670: Psorospermien bei Hautkrankh.
718: Infcctiosität d. Choleravibrio
726 : Gonokokkenfärbung 733 : Sonnen-
dcsinfection 742 ; Bacillus der Pest
750: Bacterium lactis aerogenes 739:
Tuberkelbacillus in der Nase 766 :
Geissclfärbung d. Bacterien 766 : Peri-
chondritis auriculac 781 ; Bacillen d.
Lungenseuche d. Rinder 798 : Kcim-
gehalt d. Bindehautsackes 806: Tu-
berkelbacillus i, d. Butter 814: Acti-
nomykosis d. Mittelohrs 821; Eiweiss-
körper i, d. Tuberkelbacillen 830:
Färbung d. M. auf d Haut 848: Ty-
phusbaeillen L ostitischen Herden 839:
Geisseltragende Bacterien 876 : Infee-
tion mit pyogenen Kokken 888: Cho-
leravibrio 894 : Membranen d. Pilze
900: Typhusbacillen i, d. Gallenblase
91 1 : Diphtheriebacillus 927. 927.
Mikrotomsehnitte S,
Milch, M. als Träger d. Diphtherie IS;
decalcinirte M. TSj Untersuch, d. M.
130; M.-Curen b. Kreislaufstörungen
188: Diphtheriegift i. d. M. 27 1 :
Eisen L d. M. 1 14 : Cholerabacillen L
d. M. 374 : M.-Untersueh. 692 : Frauen-
M. 721 : Fett d. Frauen-M. 845.
Milchsäure. M. L Magen 467 : Anwend,
d. M. 338.
Milz. Stoffwechsel nach Entfern, d. M.
260: M.-Abscess 281. 686: M. -Chemis-
mus b. Scharlach 333 : Exstirp. d. M.
303, 309.
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Sach-Register.
941
Milzbrand, M. v. Darm aus ESI ; Serum-
bhdl. d. M. SQL
Milzbrandsporen 438.
Mineralstoffe, M. d. Knochen 197.
Mittheilungen, M. aus d. Billroth’shcn
Klinik 92, 116; M. aus d. Centralspital
Münsterlingen 141 ; physiologisch-
chemische M. 83,7 : M. d. Ohrenklinik
L Halle 133, 862.
Missgeburt 240.
Moorbäder, Werth d. M. 124.
Morgagni’scher Ventrikel, Prolaps d. M.
876. SILL
Morphin 343.
Morphium, M.-Vergilt, 720, 761.
Morphinismus, Atropin b. M. 816.
Mucoid, M. L Hühnereiweiss 434.
Mundpflege, 367.
Muskel, M.- Atrophie 8Sh M.-Schwund L
Gesicht 154; Amyotrophische Lateral-
sklerose 190, 890; nccrot. M. -Atrophie
255 ; M. -Arbeit u. Lymphbild. 278:
Chemie d. M. 317; Glycogen L M.
333 ; M. -Atrophie 335 ; Polymyositis
366 : Nucleare Lähm. 426: M.-Chcmic
537 ; Todtcnstarre 564 ; M. -Atrophie
600; M. -Atrophie d. Schultern 654:
Myoclonie 730; muskuläre Osteome
773 ; M.-Sinn 870 : Glycogen L d. M.
812; Polymyositis 867 ; M. -Atrophie
58: Centripctale Nervenfasern d. M.
855 : Myositis ossificans 895; M. -kraft
u. Hunger 926; Gesichtamuskelschwuud
928.
Myelitis experimentalis 341.
Myoclonie 73(1.
Myom s. Geschwülste.
Myxödem UL 4L, 309, 356, 445, 331.
559.
N.
Nadelholztheer, russicber N. 177.
Naevus, Ncrven-N. 651 .
Nagel, Operat. d. eingewachs. N. 632.
Nährboden, neuer N. 234.
Nahrungsaufnahme, N. u. Stoffverbrauch
193
Nahrungsmittel, Wärmewerth d. N. 916:
N.-fermente 412.
Narkose, Lachgastod 816: Chloroform-N.
628, Aetber-N. 696, 780.
Nase, Eiterungen L d. N. 142: Aphonie
b. Rhinitis 126: Krebs d. Nasenrachen-
raumes 159: Tubcrc. d. Schleimhaut
188: Perichondritis d. N. 270: Anat.
d. N.-Hohle 302 : Ozaena 318: Kopf-
schmerz b. N.-Leiden 364: Entz. d.
Kieferhöhle 429 : Tuberculose d. N.-
Schleimhaut 430: Reflexneurosen v. d.
N. aus 415: Eiterung d. N. 540;
Athembcschlag als Hilfsmittel d.
Diagnose 540; erfrorene N. 542;
Epistaxis u. Leberleiden 622 ; Ozaena
genuina 653 ; Erroffnung d. Neben-
höhlen 758: Tuberkelbacillcn L d. N.
766: Stirnhöhlenkatarrh 921.
Natrium bicarbonic., Gebrauch d. N.
528.
Natrium chloro-borocum 639.
Natrium tetraboricum 206.
Nebenhoden, N.-Entzündung 713 ; Lues
d. N 799.
Nebennieren, Unters, d. N. 13j Erk. d.
N. 342; N. u. Kreislauf 373.
Nervensystem, Anatomie. Histol. d.
Nervenfasern 21j Endigung d. motor.
Nerven in den Muskeln 60; N, -En-
digungen 203, 209, 881 ; Innervation d.
Bulb, aortae b. Frosch 225; Anat. d.
Rückenmarks 600; Innervat. d. Kehl-
kopfes 606. 638: über die Neuroglia
751 : Histologie d. Rückenmarkes 833:
Nervenendig, in d. wcibl. Genital. 9 1 3.
Physiologie. Verh. einiger Kücken-
marksnerven zum Blutkreislauf L d.
Membr. nictitans 145, 132; Abände-
rung d. elcctr. Rcaction d. Nerven
182 : die Hautreflexc 238: Nerven-
durchschneidung 333 : Regeneration d.
Nerven 439: Einfl. d. Nervensystems
auf die Austreib, d. Galle 515: Hund
ohne Grosshirn 545; Centrum für
Blase, Darm etc. 560; elcctr. Erreg-
barkeit des peripheren Nervensystems
3 6.11: Piqure 588; Hemmungsnerven
des Darms 671 : Localisatiou d. Hirn-
rinde 688; Rcaction d. Ganglienzellen
auf gewisse Gifte 761 ; Centripctale
Nervenfasern L Muskel 833 : Patho-
logie. Erkrank, einzelner Nerven s.
diese, z. B. Facialis, Trigemin. etc. :
Gehirn u. Rückenmark s. diese; Anato-
mie d. allg. Paralyse 15j Postheini-
plegischc Bewegungserscheinungen 15;
Rankenneurom 27_: multiple Neuritis
35. 79, 718: Lcitungswiderstand bei
traumat. Neurose 46j Schusswunde d.
Nerv, ischiadicus 46q Schussverletz.
d. Vagus LL Bed. d. Pupillenstarrc
88: Trigeminuslähm. QL Beri-beri
s. diese: Maladie d. Tics 111: Neu-
ritis leprosa 431 ; diphtherische Hemi-
plegie 142 ; veraltete periphere Läh-
mungen 143 : Hydrotherapie b. Haut-
neurosen 159: Kehlkopflähmungen,
Aphonie etc. s. Kehlkopf: Drucklähm,
d. Nerv, radialis 181 : Ischias scolio--
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£142
Sach- Register.
tica 183: Akromegalie 198: Spiegel-
schrift b. Kindern 204 ; Kraftsinn 210:
319: Entartungsreaction 217: Knie-
reflex bei Diabetes 224: Erythromelal-
gie 231 : Monoplegie brachialis 234;
diphtherische Lähmung 239 : neuro-
tische Muskelatrophie 253 ; s. n. Mus-
keln; Facialislähmung 270, 330; Torti-
eollis 271 ; Vagusneurose 271 : Hemi-
plegie ohne Herderkrankung 282:
Aphasie, Seelenblindheit 303: Ilemi-
hypertrophia dextra 304 : Inoculation
d. Tubcrculose L d. Ncrvencentra
319; Hautanästhesie nach Thiosinamin
335 : Fremdkörper im Occipitalis major
335: Enuresis nocturna 336 ; Druck-
lähm. d. Plex. brachial. 333 Kopf-
schmerz b. Nasenleiden 364: Aphnsie
366 ; Neuromyoritis 366 : Peroneus
krämpfe 366 ; Lähin. d. Zwerchfells
384 : Mesoneuritis nodulosa 399:
Krampf u. Lähmung 410; Reflexneurose
v. d. Nase aus 415; Ophthalmoplegie
s. Auge; l’eroneuskrämpfe 431 : Be-
deut. d. Gangl. coeliacum 435; electr.
Reizbarkeit b. Bcri-Bcri 447 ; Nerven-
system b. Cholera 444; Trigeminus-
neuralgie 464. 557 : Acromegalic 463 ;
Hysterie u. Nervenleiden 473: Poly-
neuritis mercurialis 474 . Gehirnnerven-
lähm. 505: Sensibilitätsstör. b. Dia-
betes 511 ; Lepra s. Haut: Neuritis
u. Arteriitis 329 : Lähm. d. Nerv,
suprascapularis 544 : Ravnaud’sche
Krankheit 59 1 ; neurotisches Eezcm
592; Verletz, d. Vagus 394 ; Sympa-
thicus-Verändernngen 623 : Nerven-
Naevi 651 : Neurosyphilide 655: Ent-
fernung d. Gangl. Gasseri 660: Neur-
astheniebhdl. mittelst Injection von
Nervensubstanz 67 1 : Syndrome de
Weber 687 : Erythromelalgic 705 :
Trigeminusreizung 714: traumatische
Neurose 164 : Structurd. Ganglienzellen
b. Vergift. 164; Neuritis d. Nerv, nuri-
cularis magnus 799 : electrofaradische
Anästhesie 799; Dyslexie 809; Tri-
geminusresection 814; Angioneuro-
tisches Leiden 848: nervöse Einflüsse,
die nach Verletzung die Entwicklung
hemmen 842 : multiple Neuritis 869 :
Progressive Paralyse 893 : Hcmiplegia
puerperalis 893: nervöse Leberkolik
895; Poliomyelitis 908; Ncureclomie
926 : Gesichtsmuskelschwund 928.
Neurasthenie 671.
Neuritis s. Nervensystem.
Neuroglia, Elementen-N. 731.
Neurose s, Nervensystem.
Neutralsalze, Einfl. d. N. 438.
Netzhaut s. Auge.
Nicotin, N. -Vergift. 332. 656.
Nieren, nach Nephrotomie 24j Cholera
N. iL4_: Pyelonephritis 62; Ham-Secre-
tion 65, 713; Chronische N. -Entzünd.
153 : Coffein b. N.-Krankh. 180: Schar
lach- N. 233 ; N.-Krkr. b. Diphtherie
298; N.-Chirurgie 325, 436, 453, 724 ;
Erkr. d. N. 342: Diphtherie-N. 383 :
Scharlach-Nephritis 490 ; N.-Veräuder.
nach Chloroform 504 : Untersuch, d.
N. 599 ; N.-Kolik 607 ; N.-Steine 637 :
Hydronephrose 714: Nephritis suppu-
rativa 8: 14 ; N. -Geschwülste 901 .
Nuclein 108, 208, 2S5, 301.
Nucleoalbumin, React. auf N. 683,
Nucleoalbuminuric 477.
Nucleoprotei'de 578.
0.
Oberlippe, Fistel d. 0. 389.
Oberschenkel, Bruch d. 0. 334, 893.
Occipitalis, Fremdkörper L Nerv. o.
major 333.
Ochsenfleiscb, Zusaminensete. d. 0. 212.
Ocdein, Ueber 0. 269. 910; Angioneuro-
tisches 0. 848.
Oesopbagns. Strictur d. 0. 26j Soor d.
0. 78y Verengerung d. 0. SGj Stenose
d. 0. 388: Krebs d. 0. 813; Diver-
tikel d. 0. 861*
Ohr, Acustische l'ebungen b. Taubstum-
men 7_; Schiidelbasissarcom 31j Ent-
fernung des Steigbügels 43j einige
operative O.-Aflectionen 53j Stake'sche
Operation 69; Zur Anthropologie d.
0. b. Verbrechern 12; Mastoidopera-
tionen 83 : Das presbyacusische Ge-
setz Ührblutuugeu 109; Einfluss
d. Schallintensität auf die obere Ton-
grenze 126 ; Bericht d. Hallenser
Klinik 1 33 : Verhalten d. Ductus
cochlearis 137 : Stapesankylose 173:
Basisfractur 202: Extr. d. Proc. inost.
214 : Mittelohreiterung 223, 347. 375;
Pachymcningitis suppurat. externa
264: Eiterungen im Proc. mast. 302 :
Thrombose d. sinus lateralis 308: Per-
cussion d. Proc. mast. 363: Federnde
Drucksonde b. üchürstörungcn 882;
Hirntumor 404 (s. meist Gehirn);
Extraduralcr Abscess b. Otitis media
424 ; Formaldehyd L d. Ohrenheil-
kunde 429; Die Hiiutigkeit der Mittel-
ohrerkrankungen b. kleinen kranken
Kindern 443: Taubstummeninstitut
Digitized by Google
Sack-Register
943
L München 455; Otitischer Ilirnab-
scess 4SI; Fibrom d. Gehöreinganges
524; Otitische Pyämic 525; Stapes-
fixation 552; Schwerhörigkeit 558;
Hörprüfungen 573; Eiterungen d.
Attica 589; Ohrlabyrinth b. Tauben
536 ; Entwickelung d. Bogengänge
613 ; Myxosareom d. Paukenhöhle
631 ; Gliofibrom d. Acusticus 646;
lieber Doppelthören 734; Mittelohr-
entzünd. d. Säuglinge 750 ; Tenotomic
d. Tensor tympani 757 ; Neuritis d.
Nerv, auricularis magous 71)9: Otitis
media nach Trigeniumrescction 814 :
Actinomycosis d. Mittelohres 821;
Exostose d. äusseren Gchörganges
847 ; Otiatrische Klinik in Halle 862 :
Extraction d. Columclla 875; 3 tätliche
intracranielle Complicationen 8S6:
Stimmgabclpriifung 903 : otiatrische
Mittheil. 9211
Olivenöl, 0. b. Bleikolik 1 10; 0. bei
Thierenkolik 607.
Opium, O.-Vergift. 256, 800.
Opticus s. Auge.
Orbita s. Auge.
Osteom, Musculäres 0. 772.
Osteouialacie 560, 664, 722.
Osteo s. meist Knochen.
Ovarien etc. s. Gynäcologie.
Oxalsäure, 0. als Emmeuagogum 720.
Oxydationsferment, 0. d. Gewebe 1)13.'
Ozaena s. Nase.
P.
Pacbymeninx s. Gehirn oder Rücken-
mark.
Pancreas, Pharmacologie d. P. 36 1 :
Fermente d. P. 362 : P. -Kolik 458 ;
Secretion d. P. 480 ; P.-Cyste 760;
P.-Exstirpation 770.
Papayotin, P. bei Diphtherie 1 58.
Paralyse s. Nerven-Syst., Gehirn- oder
Rückenmark.
Paramidophenol 475.
Parenchymzellenembolie HZ.
Patcllarreflex, P. b. Diabetes 224.
Pelotte 812.
Pelottenbandage 381.
Pemphigus 810; s. a. Haut.
Penicillium glaueum 615.
Penis, Gangrän d. P. 605.
Pepsin 301 ; P. im Magen 451.
Pepton, Kühne 2^ P. L Harn 113; P. L
Säuglingsmagen 179.
Peripleuritis 63,
Peripneumonie 798.
Perspiration, P. d. Haut 709.
Petromyzon Planeri 910.
Periton s. Bauch.
Peroneus, P. -Krämpfe 366.
Perversität. Sexuelle P. 629.
Pessar, Seheiden-P. 396.
Pest, P. i.Hongkoiig lül ; Bubonen-P. 750.
Petrol, P. b, Phthise 830.
Pferdestaupe 202, 262.
Phaneroscopie 636,
Pharyngomycosis 382.
Pharynx, Lympho»arcom d. P. 614.
Phenol, Ausscheid, d. P. 340.
Phimose, Bhdl. d. P. 714.
Phlebitis, P. nach Lues 667.
Phlegmone, Gas-Phl. 750; P. d. Orbita
699.
Phosphor, P.-Vergiftung 464; 712, 761.
Phosphorsäure, Ausscheid, d. P. 501.
Phthisis s. Lungen.
Pichi 42,
Pigment, P. d. Darmmusculatur 858.
Pikrotoxin 64.
Pilz s. Mieroorganisraen.
Pilzccllulose iS
Pilzmembranen 900.
Piperazin 836.
Pithecolobin 1 6)0.
Piqiire, Einfl. d. P. 588.
Plasma, Blut-P. 548.
Plattfuss 539, 733.
Pleomorphismus, P. d. Achorionarten 59.
Pleura, Empyem d. P. 62j Peripleuri-
tis 63j Pleuritis 922.
Pleuritis 216. 391, 606.
Pneumaturie 759.
Pneumonie, Leukocytose b. P. 378; P.
kokkeniufection 647 : Blut b. P. 674 ;
Histol. d. P. 685; lultuenza-P. 907.
Polymastie 573.
Poliomyelitis s. Rückenmark.
Polymyositis 366; s. a. Muskeln.
Posokeratosis 336.
Processus vermiformis, Hernien d. P. 675.
Prostata, Hypertrophie d. P. 918.
Protagon 779.
Protein, P. L Auge 169.
Proteine, P. d. Tuberculin 465.
Protoplasma, Bez. d. Centralkörper i.
P. 5iIL
Psammom 749.
Pseudotabes 575.
Psoriasis s. Haut.
Psorospermien, P. b. Hautkrank h. 718.
Psychosen, P. b. Influenza 136; Einfl.
d. P. auf Athmung 182: Gehirn b.
P. 207 ; P. b. Urämie 365; rcflccto-
rische P. von der Nase aus 415 ; Gut-
achten Uber Geisteszustand 623 ; Auto-
intoxication b. P. 708; Sammeltrieb
Digitized by Google t
944
Sach- Register.
717: Zittern b. P. 735: Urin b. P.
767 : Chirurgische Behdl. von P. 767 ;
P. a. Hypnotismus 77*: P. L Puerpe-
rium 7i)5: P. u. Wirbclsäulenabwei-
chung 831 ; Duboisin b. P. 877 : Progr.
Paralyse s. Gehirn.
Ptomaine, P. L 1L 186.
Pulmonalton, Verstärk, d. 2. P. 654.
Purgativ, Subcutanc Injection v. Magncs.
sulf. als P. 751.
Purpura s. Haut.
Pyämie 875.
Pyelonephritis 62.
Pvlephlebitis 213.
<1
(Quadriccpsschue, Ruptur d. (J. 363.
(Quecksilber, l'harmakol. d. Q. 108: Q.-
oxycyanid. 205: Q. b. Tabes 218: (Q.-
Intoxication 426 ; Polyneuritis durch
Q. 474: Darmerkrank, nach Q. 533:
(Q. -Behandlung 640.
It.
Rachenverletzung bei Leichen Neugcbo-
rencr 432.
Rachitis, Frequenz d. R. 1 10: LL u. Ur-
ticaria 608.
Radialis, Lähm. d. N. rad. 181.
Radius, Fraetur d. R. 874.
Rankenneurom 27.
Raynaud’sche Krankheit 5!) 1 .
Reconvalescnteu. Bradykardie b. R. IL
Resorbin 235.
Retina s. Auge.
Retropbaryngealabsccss 365,
Rhodan, R. L Magen 434.
Rhythmophon 321.
liiescnzellen 572.
Rippenfellentzündung 44.fi.
Rohrzucker 845: s. a. Zucker.
Rost. I!. -Ablagerung L d. Hornhaut 814.
Rotatiou, R. d. uutereu Extremitäten 494.
Rötheln, Symptomatologie d. II. 783.
Rotblauf, Schutzimpf. geg. R. 134.
Rotz, heilbarer R. 265.
Ruhr, Diarrhoe b. R. 203.
Rückenmark, nur Pathologie; Anat. u.
Physiologie s. Nervensystem : Syriugo-
myolitis LL iML, 105. 706: Spinal-
neuritisohe Form d. Muskelatrophie SIL;
Gliosis 105: Lues d. R. 121. 143. 190:
Bedeutung d. Suspension 127 ; Polio-
myelitis 137; Spinalerkrank, b. per-
nieiöser Anämie 154; Endotheliom d.
Pachymeninx spinalis 186; Myelitis
dorsalis 190; Lateralsklerose 190. 890:
Tabes mit bulbären Symptomen 239.
251 : Bulbärparalyse 267 : spastische
Spinalparalyse 314: Myelitis acuta
centralis 320: A 1 lg. Paralyse 354 :
Stich L d. R. 478: R.-Compression
durch Echinococcus 559 : R.-Verletzung
573: sec. Degeneration 600 : Degera-
tion d. hinteren Wurzeln 607 ; R. nach
Amputation d. Extremitäten 627 ; Po-
liomyelitis anterior 637 ; Systemerkr.
d. Rückenmarkes 655; Friedreich's
Ataxie 681 ; traumatische Zerstörung
des Rückenmarkes 1hl ; spastische Spi-
nalparalyse 815: Histologie d. R. 8.<3:
Spina bilida s. Spina bifida ; Poliomy-
elitis anterior acuta 908.
s.
Salacetol 158.
Salieylsaures Natr. 446.
Salol, S. b. Schwindsucht 649: S. b.
Cholera 777.
Salophen 715.
Salzbäder 2.
Salzsäure L IL 857.
Salzwasseriufusion b. Anämie 549
Sammcltrieb 717.
Saprämic 219.
Saprol 115.
Sarkom s. Geschwülste.
Sarcomatose, acute 8. 457.
Säugling s. Kinder'
Säuren, S. L Blut 228.
Scapula, Hochstand d. S. 69 1 .
Schädel, S.-Briiehe 477, 549. 765: S.
Spalte 693: S.-Depression 847 : s. a.
Knochen.
Schanker, weicher S. 40o. 304. 767.
Scharlach 233. 256. 335. 450.
Scheintod, S. durch Electrieität 827-
Schielen 29: s. a. Auge.
Schilddrüse, S.-saft41; Morphologie d. S.
817.
Schimmelpilz s. Mikroorganismen.
Schläfenbein s. Knochen oder Ohr.
Schlangengift, Immunität gegen S. 504.
Sohreibstörungcn 204.
Schröpfkopf, electr. S. 159.
Schulter. Muskelatrophie d. S. 654 : S.-
Gelcnkluxation 831 ■
Schulterblatt, Exstirpation d. S. 713.
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Sach-Register.
945
Schuss, S.-verletzung 42y S. L d. Ischia-
ilicus 46: S. L d. Vagus 74; S. rnit
d. Mannlicher Gewehr 280; S. L d.
Uterus 336: S. i. d. Unterkiefer 331;
S. L d. Gesicht 885.
Schutzimpfung, S. geg. Rotblauf 134.
Schwämme, S. L d. Rauchhöhle 416.
Schwefel, S. i, d. Ausscheidungen ‘221 ;
S. i. (iewebc 360: S. L Hani .r)37 : S.
b. Diphtherie 630.
Schwefelsäure, Bild d. S. 322; S. -Bil-
dung 630.
Schwefelwasserstoff, Abspalt, v. S. 253:
Wirk. d. 6. 636.
Schweissfuss 360, 533.
Sclerodermie s. Haut.
Scoliose 316. 381, 533.
Scopolamin 556.
Scorbut, S. b. Kindern 729.
Seelenlähmung s. Nervensystem.
Schnengewebc, Regenerat. d. S. 301.
Selbstbefriedigung 639
Selbstinfection 427, 534.
Selbstverstümmelung 639.
Selen 22,
Sensibilität, Electrofaradische Anästhesie
799.
Serum, Wirk. d. Blutserum auf Typhus
839 ; Giftigkeit d. Blut-S. 766: S.-
alexine 438; S.-therapie 807, s. a. die
betr. Krankheiten.
Siderosis, S. bulbi 173. 550.
Sichel nach unten s. Auge.
Silber, Pharmakologie d. S. 1 85.
Sinus s. Ohr oder Gehirn.
Skiaskopie ,750.
Somatosen, Ernähr, mit S. 22.
Sonnendesinfection 742.
Sonnenstrahlen, Wirk. d. S. auf d. Haut
542.
Soor, S. d. Oesophagus IS.
Sophorin IS,
Speichel, Bed. d. S. für Bacterien 462.
Spermatorrhoc, Cornutin b. S. 239.
Spcrminum Pochl 703.
Speiseröhre s. Oesophagus.
Spiegelschrift 204.
Spina bifida 42, 132, 608, 686, 816, 902,
Spondylolisthesis 379.
Spontangangrän 111.
Starrkrampf, S. d. Neugeb. 667.
.Stauungshyperämie s. Congestionsthera-
pie.
Staupe 202. 262.
Stehbett, S. zur Behänd!, d. Schenkcl-
halsfracturen 622.
Steigbügel s. Ohr.
Steinschnitt, Sectio alta 263, 270.
Sterilität, S. in d. Ehe 719.
Stickstoff, Ausscheid, d. S. 3, ülk S.-
wechscl 546 : S. L Harn 732: Verteil,
d. S. im Fleisch 833.
Stimme s. Kehlkopf.
Stirnhöhlencatarrh 991
Stoffverbrauch, S. u. Nahrungsaufnahme
193
Stoffwechsel, S. L d. Tropen 476: S. d.
ital. Bauern 485: S. beim Pferd 517:
Wirk. d. Ichthyols L S. 557 : S. u. Mas-
sage 754.
Stottern 14, 495.
Strontiumbromid, S. b. Epilepsie 1 59.
Strontiumsalze, Verwcud. d. S. 796.
Struma s. Kropf.
Strychnin, S. u. Lichtsinn 256: Nachweis
d. S. "84: Wirk. d. St. 696.
Stumpfversorgung 363.
Subclavia, Verstopfung d. Vena S. .461 ,
Sulfonal, Wirk. d. S. 67 1 .
Suprascapularis, Lähm. d. S. 541.
Suspension, S. b. ltückenmarkskrankh.
m.
Sympathicus, S. b. Diabetes 623.
Symphvscotomie s. Geburtshülfe.
Syndrome de Weber 667.
Synovia, Kenntniss d. S. 32.
Syphilis, extragenitale S.-infcction 16;
Serumtherapie b. S. 80_; congenitale
S. intermittirende S.-Behdl. 106:
S. d. Rückenmarks s. Rückenmark-
Incubation d. S. 218; Initialaffection
auf der vorderen Bauchwand 239: sel-
tene S.-Formcn 255: Ichthyol b. S.
268 ; S.-Tuberculose 272 ; über S. 349 :
Einfuhr, d. S. in Europa 384; Hy-
drarg. salicylie. b. S. 426 : Psammom
u. S. 432 : cxtragenitale S. 556 ; S. d.
Ceutralnervensystems 569 ; Quecksil-
berbhdl. b. S. 640: S. u. Nervenkrank-
heiten 650; Xeurosyphilide 655; Phle-
bitis syphilitica 667 : S. u. Tubercu-
lose 762: S. d. Nebenhoden 799 : S.
d. Centrnlnervensystems 815: Rein-
feetio syphilitica 831 : Antiol. d. S. 890.
Syringomyelie 10, s. a. Rückenmark.
T.
Tabes, Pseudo-T. 143: Opticus 1). T.
1 9U ; Quecksilber b. T. 218; T. mit
Bulbärsymptomen 239. 251: Zwerch-
felllähm. b. T. a&L
Tachycardie 679.
Talus, T.-Luxation 797.
Tauben, Ohrstudium b. T. 596.
GO
XXXII. Jahrgang.
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Sach-Register.
94fi
Taubstumm s. Obr.
Tellur 02.
Temperatur, Körper-T. §5,
Tensor tympani s. Ohr.
Terpentin, T. b. Diphtherie <123.
Tetanie 45, 818-
Tetanus, T.-Gift 131 ; Antitbxin b. T.
254; T. -Immunität 37" ; Immunität
geg. T. 662.
Tetronal 71)4.
Thierharn 61.
Thioninfärbung 362 : T. L d. Gynäkolo-
gie 891.
Thiosinamin 335.
Thoracometcr 318.
Thränendrüse, Nervenendig, i d. Th. 2fi9.
Thrombenbildung 604.
Thrombose, Th. d. Himsinus US; Kennt-
niss d. T. 171.
Thuja occidentalis 832.
Thymacetin 399.
Thymol, T. b. Typhus 398.
Thymus, Hypcrpiasic d. T. 440; Asthma
thymicum 767 ; Anlage d. T. 910-
Thyreodectomie s.
Thyrcoidextract, T. geg. Hautkrankheiten
619 ; T. gegen Cretiuismus 889.
Tinea imbricata 126.
Tizzoni’s Antitoxin 254.
Tokelan 128.
Tonsillen, Sarcom d. T. 286; Tubercu-
lose d. T. 348; Guajacol b. T.-Ent-
zündung 382: Blutung nach Tonsillo-
tomie 525 : Strangulat. d. T. 622 (s.
M.) ; Behdl. d. T. 750: Strangulation
d. T. m
Torticollis 271.
Totenstarre 564.
Tornwaldt’sche Krankheit 1KL
Toxämie, T. b. Tuberculose 189; T. b.
Schwangerschaft 800.
Toxin, T. L Harn LLL
Tracheotomie 509.
Trachom s. Auge.
Transfusion 728.
Transudation, Lehre v. d. T. 657.
Trehalose 412.
Trepanation s. Knochen.
Trichophytie, Wärme b. T. II.
Trigeminus, Lähm. d. T. 95j Neuralgie
d. T. 464 ; T.-Neuralgie 537 : T.-reiz.
714; T.-Resection SLL
Trional 537, 224-
Trismus, Antitoxin a. T. 254.
Tropen, Stoffwechsel L d. T. 476,
Trypsin 301 .
Tuberculose, T. d. Knochen s. Knochen,
T. d. Haut s. Ilaut, T. Kehlkopf s.
Kehlkopf, T. d. Lungen s. Lungen, T.
d. Bauchfells s. Bauch, primäre Geni-
taltubereulose 59j Pcripleuritis tuber-
culosa 63j Tuberculose der Nasen-
sehleimhaut 188; Toxämie b. T. 189;
Wirk. d. Wärme auf T. 21)6 : tuber-
culose Infection d. Auges 248: T. u.
Lues 272; Behandlung d. Gelenk-T.
285; Tuberculin 281 ; inoculirte T.
3HL: T. d. Mandeln 348; T. b. Kalbe
durch placentarc Infection 414 : Con-
gestionsthcrapic 285, 428. 698. 874 :
Biologie d. Tubcrkcibacillus 423 ; T.
der Nasenschleimhaut 430; T. des
Kindes 494. 594; Careinom und T.
518 ; T. d. Thränendrüse 622: Gallon-
gangs-T. 642 : Behandlung der mul-
tiplen, örtlichen T. 714 ; T. L frühen
Kindcsaltcr 715 ; T. d. Hüftgelenkes
739, Syphilis u. T. 762: T. d. Zunge
782; T. d. Kniegelenks 859; Gclcnk-
T. d. Kinder 874.
Tuberculin 281, 462, 463.
Tuberculocidin 462.
Typhlitis s. Darm.
Typhus, T. in München 119; T. mit
Hypothermie 189; Diarrhoe bei T.
2Ö3 ; Diazoreaction b. T. 383: T. exan-
tbematicus 398. T. abdominalis 398: T.
abdomin. 574, 742; T.-Rückfall 607;
T.-Bacillen im plcurit. Exsudat SÜfi ;
posttyphöse Dermoidcyste' 784; T.-
Uacillcn L Knochen, Wirkung d. Blut-
serum a. Typhus 839 ; T.-Bacillcn L
d. Gallenblase 911.
U.
Uffelmann’sches Milchsäure-Reagens 434
Unterbindung, U. d. Art Iliaca 429; U.
d. Carotis cxt. 521.
Unterkiefer, Schuss L d. U. 381.
Unterkiefergelcnk s. Gelenk.
Unterschenkel, U.-Amputation 363.
Urachus, Blut d. U. 14L
Urämie 365.
Ureter s. Harnleiter.
Urethra s. Harnröhre.
Urobilinurio 397.
Urticaria 608.
y.
Vaccine 334. 406.
Vagus, Schussvcrlctzung d. V. 74j V.*
Neurosen 271 ; Verletzung d. V. 594.
Dkjitized by Google
Sach-Register.
947
Venenkranz, V. a. Thorax 702,
Verbrecher, Ohrmuschel d. V. TL
Verdauung, V. des Caseins 1; V.-Stö-
rungen, V. bei Hautkrankheiten 143:
V. ohne Fermente 004.
Vergiftung, Cannabin-V. 16; Arsen-V.
79; Wirkung der Leber b. V. 245;
Opium- V. 256; Carbol-V. 256; Benzin-
V. 288; Wirkung giftiger Gase 336:
Arsen -.V. 368; Strychnin - V. 384:
Kohlenoxyd-V. 400 : Carbol-V. 416,
344; Lac'hgas-V. 816; Quecksilber- V.
426; Blei-V. 431 ; Benzin-V. 448;
Phosphor- V. 474: 3 Fälle combinirter
V. 480; Kali hypcnnanganicum als
Antidot 430, 720, 800: Lysol-V. 509,
720; Cyan-V. 512 ; Guajacol-V 536 ;
Chloralose-V. 544; Carbol-V. 604, 720:
Kochsalzinfusion b. V. 624; Brom-,
Cocain-, Nicotin- u. Antipyrin-V. 656 :
Phosphor-V. 714: Morp"hin-V. 720:
Käse-V. 736: Kohlenoxyd-V. 752:
Phosphor-V., Morphin -V., Blei-V.,
Arsen-V., Antimon-V. 761 ; Krcosot-
V. 800; Opium-V. 8110.
Verletzung, Entwicklungshemmung nach
V. 842.
Verrenkung s. Gelenk.
Viper, Gift d. V. 303.
Volvulus s. Darm.
w.
Wangenseh leimhaut, Plastik d. W. 670
Wanzen, Blutspuren von zerdrückten W.
160,
Wärmedose 463.
Wärme, Eindruck der W. auf Tuberkel-
bacillen 2üüj Quelle der thicrisehen
W. 244.
Wasser, Beurtheilung des W. 32. 863 :
W.-ltesorption 126; Bade-W. 126: W.
b. Hautneurosen LÜH; Retention d. W.
L Fieber 527; W. i. Blut 883.
Wasserstoffsuperoxyd, Wirkung des W
286.
Weber’scher Symptomencomplex 687
Welander's Methode 304.
Widerstandssinn 870
Wirbelsäule, Verkrümmung der W. bei
P. 331; Stutigkeit d. W. 479: angeb.
W.-Spalte 693 ; Verkrümmung d. W.
751: Lordose d. Hals-W. 814
Wismuth, W. b. Magenleidcn 687
Wundenbehandlung 393, 911.
X.
Xanthin, X.-Basen 4L
Z.
Zange, die Z. als Hebel 144
Zähne, Mineralstoffe d. Z. 197.
Zehen, Z.- Verrenkung 339; Abweichung
d. grosson Z. 874
Zellen, Degeneration d. Z. 36 1 .
Zelltheilung 371.
Zeitstudie, Z. an d. Hornhaut 836.
Zittern, Z. b. Psychose 733
Zitterrachen 22.
Zucker, Z. im Organismus 82j Z. im
Blut 166: Fermentat d. Z. 371 ; Z.-
Bildung durch d. Blut 381 ; Abbau
d. Trauben-Z. 402; Z.-Bilduug 503 ;
Z. L Blut 753: Glycogenie 796 ; Ver-
dauung des Rohr-Z. 843.
Zunge, Bewegung d. Z. 73; Geschmacks-
knospen d. Z. 221 : Angiom der Z.
318, 333 ; Krampf d. Z. 335 : Krebs
d. Z. 643: Tuberculose d. Z. 782.
Zwerchfell, Lähmung des Z. bei Tabes
334
60*
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Namen-Register.
(Die fftiirk gedruckten Zahlen bezeichnet) Original-Mitteilungen.)
A.
Abdel -Fatta Fahmy, Lipom 270,
A ch a rd , Ch., Bascdow’sche Krankh. KIT.
Adamkiewicz, Stauungspapille 1128.
Adams, J., Lachgastod 81(1.
Adams, J. A., Neuritis 599.
Adamiick, E., Ernähr, d. Netzhaut 1 17.
Affleck, J. 0., Typhlitis 1 tl).
Ahlfeldt, F,. Kindbcttlieber 4 ‘27.
Albertoni, Hirntumor 381 .
Albcrtoni, P., Gallensecretion tlti ;
Stoffwechsel 485.
Albu, A., Toxine L Harn 141 : Influen-
zapneumonie am.
Aldinger, J., Pneumonie (185.
Allen, Ch. W’., Lues 79!).
A lten , FL, Sprechen ohne Kehlkopf 478.
Althaus. J.. Influenza 13(1.
Amat, Ch., Duboisin 877.
Ambrosius, W., Kuochonhriiche 781.
Anders, E., Atrcsia ani 200.
Andersson, 0. A., Schilddrüse 817.
Andriezen, W. L., Neuroglia 7 I .
Andry, Ch., Tripper 795.
Ansiann, 1)., Phosphorycrgift 4(14.
Antal, J., Kal. hvpermang. 48(1
Antokonenks, D. L., Aderlass 324.
Apple get, E. B., Diphtlierie -'71 .
Argutinsky, P., Ochscnfleisch '21 '2.
Arloiug, Peripneumonie 798.
Arnheim, Verletzung der Blase 52,
Arning, E., Lepra 131
Arnold, Muskelatrophie 3.V».
Arnold, J., Akromegalie 198: Diverti-
kel des Herzens 898.
Aron, E., Athmungstypus 81.5.
Aronson, Diphthericscrum 559
d’Arsonval, M. A., Calorimetrie 564 :
Elektrisation 409.
d’Arsonval, Tod durch Electricität
8-2(1.
Arth us, M., Casein und Fibrin 1G8.
Aschoff, L., Pyelonephritis £2.
Ashcr, Otit. media S14.
Ashton, Th. S., Angioneurotischcs
Oedem 848.
Aufrecht, Soor 78; Empyem 178,
Diarrhoe 203; Fragmentation des L
Ventrikels 237 : Srharlachnephritis
490 : llarncylinder 799.
Aussilloux, Olivenöl 607.
Aust-Lawrence, A. E., Ovariotomic
49(1.
Aviragnet. E. E., Retropbaryngcal-
abseess 3G5.
It.
Haas. K. L., Tuberculin 4(12: Tuberc. d.
Thräncndrüse (122 : Augen- u. Leber-
leiden 829.
Babcs, V., Leberechiuococcus 559 ;
Nervensubstanzinjcct. (171.
Bach, L., Retinitis luetica 237 : Tuberc.
d. Auges 248; Keime L d. C'onjunctiva
808
Bachmann, G., Ovarientumor 3IL
Badstübner, W„ Lungeu Neugeb. 12S.
Baginsby, A., Scharlachnephritis 233:
diphtherische Nierenerkr. 298
Bailey, Arsen nach weis 3(18
Baisch, lt., Kohlehydrate im Harn 23,
790.
Ball, Ch. B.. Himchirurgie 4 1 3
llallanty ne, Seharlach u. Schwanger-
schaft 93(1
Ballet, G., Hysterie 473.
Banholzer, M., Ferratin 303
Ha^rjibasche w, P., Ophthalmoplegie
v. Baracz, It., .Mundschleimhautplastik
(170
Barbe ra, X-ausscheid. 511
Bardol, Hysterie ii.
Barjon, Oedem d. Larynx 60(1.
Barker, A. E., Kieferankylose 18
Entz. d. Coecum 149.
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Namen-Register.
34!)
Barlow, Baet. eoli im Blut 178.
Barling, G„ Typlilitis 14!).
Barth, A., Knocheuimplaut. -L; Ne-
phrotomie iL
Bassi, G., Anämie 403.
Bassi, S., Friedeich’sehe Krankh. 081,
Bastian. Ch., Hirnncrvcnlähm. 503.
Bat z , B., Gastroenterostomie 404.
Bauer. A, Herzvergrösserung 1 03.
v. Bauer, 0.. Malakin 815.
Baumlcr, Chr. G. A., Diphtherie
830.
Bayer, C., Lebercyste Th Pes calca-
ncus 222: Ileus 238 : Gastrostomie
8JJL
Bazy, Harnblase 8!)3.
Beadles, C. F.. Mvxoedem 531.
v. Bechterew. \Y., Suspensionstherapie
127 : Steifigkeit der Wirbelsäule 47!).
Beeh, C., Empyem 538,
Beck: .T., Cholera 188,
v. Beck, jun.. Schussverletzung 883.
Beckmann, W., Indican 748.
Beneke, Thymushyperplasie 440
Benda, Th., Krythromelalgie 703.
Bendix, B., Massage 734.
Be ni -Bar de. Hautneurosen 1 31).
Bennef, E. H.. Schenkelhalsbruch 33A.
Ben zier, Sehenkelbruch 477,
Berg, G.. Ule. molle 400.
Berggrün, E., Leukämie 205 : I.euko-
cytosc 378.
Bergh, R., Lues 145^ 218.
v. Bergmann, E., Kiefcrklerame 93j
Leberehirurgie 247.
Berkley, 1L J., Strontiumbromid 1 5!).
Berliner, C.. Chciropompholix 2SS.
Berndt. Fr.. Halswirbelverletz. tiiL
Bernhard, L.. Diphtherienierc 383.
Bernhardt, M., Syringomyelie 1 05.
Bernhardt, M.. Muskelatrophie SIL
Peroneuskräinpfe 366 : Suprascapularis-
lähmung 341 : Gesichtsmuskelsehwund
!)2.8
Bert hier, A., Osteome 772.
Bcrtrand, Vipergift 303.
Besold, G., Friedeich’s Krankheit 081.
Bezanijon, F., Tachycardie tülL
Bezold, Steigbügelentfernung 43j
Stapesankylose 173: Taubstummheit
455.
Bial, M., Lymphagoga 311 1
Bidder, A., Skoliose 381.
Bidder, K., Eklampsie 7ti3.
Biedl, A., Gefiissweitc 873
Bier, A., .Stumpfbildung 303 : Conges-
tionstherapie 428. )i'.)S : Prostutahypcr-
trophio 918.
Biernaek i, E., Blutuntcrsuehungen 548.
Biller, E„ Chlorose ALL
Billroth, Th.. Aneurysma 341.
Binz, C., Chinin b. Malaria lfiy Syphilis
384.
Bioudi, D., Leukämie 76.
Biro, M.. Favus 233.
v. Bit tu, Bcla, Lecithin 873.
Blaebstein, Kommabacillus 440.
Blagowastchensky, N., Knochen-
brüche TL
Blecher, A., Muskelsinn 870.
Blcibtrcu, M., Fettmast 037.
Bloch, Stapeslixation 532.
Blocq. Muskelatrophie äS,
Bloom, 1L C., Oxalsäure 720.
Bleuler. Hemianopsie 303.
ßlumenthal, Th. Harnblase b. Keuch-
husten 91 2.
Boas, J„ Mageninhalt 467.
Bobosiewicz, Th., Sehussverletzung
12.
Boddacrt, R., Oedem 269.
Boeck, C., Hautparasiten 848; Hvdroa
719.
BoenneckeUj IL^ Quintusneuralgie
404.
Boer, P„ Exstirp. d. Ggl. coeliac. 433,
Bohland, R., Harnsedimente 309.
Bokenbam, T. J., Scharlach 333.
Bol dt, IL. Glyeogen 333.
Bollinger. Rindertuberculose HL
B o lognesi, Erysipel 493.
Bonaduce, S., Lucs SÜ.
Bondzynski, St., Kristallisat. 620: Ei-
weissoxydat, 652.
Bonnafy, Tinea imhrieata 128.
Bononevi I le, Epilepsie 592.
Borcbardt, M., lnlluenzabocillus 598.
Borck, )Iernia421; Kniegelenkehirurgie
im
Borisson, P., Cystin 899.
Bornträger, J., Geriehtsärztl. Praxis
376.
Boruttau, IL, Muskelchemie 317.
Bose, Serum 706.
Bosncr, Epilepsie 333.
du Beuchet, W., Operation b. Vorfall
337.
Bourges, M. IL, Myelitis 541.
Bourget, Salacetol 1 38.
Bourneville, Epilepsie 555 : Idiotie
767.
B o w e 1 1 , G., Narkose 696.
Bewies, R. L., Wirk. d. Sonne 342.
Boy-Tcissier, Pulsat. d. Aorta 365.
v. Bramann, Hautplastik 413.
Bramwell, B.. Myxoedein lOj. Psoriasis
LI; Hautaffection 619.
Braun, IL. Druck lähmung 333.
Braun v. Fernwald, R., Symphyseo-
tomie 184.
Digitoed by Google
Namen- Register.
050
Braunschweig, Tumor d. Opticus 429.
Bremer, L., Blutplättchen 838: Neue
Färbemethode Su().
Breus, C., Cystenbildung öd?.
Brey, M.. Myotomie 44S.
Bridge, N„ Kinderkrämpfe
Brieger, Tetanusgift 1 öl .
Bricgcr, A., Hernie 673.
Brigatti, Hirntumor 331.
Brissaud, E.. Facialiscentr. 688: Hirn-
tumor 744.
Brown-Belly, Behdl. d. Mandeln 7öO.
Brown, J. S., Symphyseotomie 44 S.
Brown, S. S., Schuss ^ d. Ischiadicus
46.
Brugger, 0., Hvatindegenerat. 686.
Brühl, Typhus 398.
Bruns, L., Hirntumor 492; Zerstör, d.
Modul!. HL
Bubis, Spermin 703.
Buccclli, VT., Cocainismus 7ö2.
Buehanan. J. J., Hirncysten 299.
Büchner, Cholera 54j Selbstreinig. d.
Flüsse 328 : Blutserum 3 öd: Behring’s
Heilserum 39d : Alcxiue lös : Immu-
nität 775, 921.
Bücklers, Hirnsinusthrombo.se 4ii-
Bülow, R., Glycerin phosphorsäure 7 1 3
Bunge. BaetoricnfHrb. 766: Gasphleg-
mone 7 öd: Gcisscltragcnde Bakterien
876.
Bunge-Federn, Pneumonie 114?.
Burct, Dermoidcysten 376.
Burger, llomwaldt’sche Krankheit 23,
Burland, C., Ipecacuanha 224.
Bu sch kc. Wirk. d. Blutserums 839.
Buttersack. Vaccine 334.
c.
Cahcn- Brach, Spiegelschrift 2d4.
Calmette, Immunisirung öd4.
Campbell. J.. Ovariotomic öl 2.
Canon, Diphtheriescrum 84d.
Cantab, M. D.. Friedrich’s Krankheit
♦IS 1
Carrier, A. E„ Pigmentation 672.
Carstens, A-, Sklerodermie 223.
Carter, Myositis 99ö.
Carvallo, J., Verdauung 690
Casparv. Arzneiausschläge 47ö.
Casper, I,., Cystitis colli 283: Alumnol
732.
Cathcart, Ch. W„ Nachbchdl. b. Lapa-
rotomie 288.
Cat tan i, Tetanus 377, 662.
Cavazzani, A„ Diabctc (i23.
Cavazzani, E., Blutserum 38 1 .
Centani, Rabies 271.
Chabbcrt, L., Tic 111: Hysterie 4_7.iL
Chaput, Salpingitis 871.
Charcot, J. M., Bulbärparalyse 251 .
Charcot. ,1. B., Poliomyelitis 633; Sy-
ringomyelie 706.
Charpentier, M. A., Eclampsie 3ö8.
Charrin, Heredität A3,
Chauvcl, Mannlicher Gewehr 230.
Chiari, LL Anchylostomiasis 494.
Chiari, Tuberc. d. Nasenschleimhaut
430; Adenoide Vegetat. 653; Intu-
bation 863: Typhusbacill. L d. Gal-
lenblase 911.
Chomatianos, S., Paraplegie 575.
Christiani, A., Allg. Paralyse 354;
7, itterformen 733.
Christo witsch, A., Hystcrectomie
376,
Chvostek, F., Tabes 239.
Clarke, M., Leberabscess 332.
Cleesmaun, W. S., Chir. d. Galleubl.
246
C Ions ton, T. S., Myxoedem 331.
Cnopf. Tubcrculose in Kindesalter 39 1
Cohen, J. S., Sarcom 286.
Cohen, S., Larynxexstirpation 838.
Cohn, Tetanuskgift I ö 1 .
Cohn, 1L Sehschärfe 373.
Cohn, M., Keuchhusten 670.
Cohnstein, W., Transsudate 637.
Cole C. S., Schädelbrüchc 763
Colella, M. It. Hirnrinde b. Psvcboscn
207.
Colemann. .1. 0., Syringomyelie 31L
Coley, W. B., Erysipel 443.
Coley, F. C., Chlorosis 311.
Colleville, Myoclonic 730.
Co llott, 2, W„ Filaria sanguin. 43.
Colohan, A. W., Porrooperation 635.
Colombini, P., Ichthyol 268.
Combemalc, F„ Blcikolik 1 10: Ty-
phus 189.
Comby, J.. Peritonitis 743.
Conitzer, L„ Barlow'sche Krankh. 680.
Contejean, Ch., Fett im Magen 732.
Cooper, D., Angioneuritisches Ocdcm
848.
Cordicr, A. IL, Hystcrectomie 107.
Coried, IL, Phosphorvergift 464.
Cornet, Epilepsie 333.
da Costa, J. M., Herzschwäche 825.
Cottcrcll, E., Klumpfuss 294.
Craig, J.. tiravcs’sche Krankh. 666.
Cramcr. Pcnicillium glauc. 613.
Cremcr, M„ Kohlehydrate 82j Gly-
cogen 632: Glycogenie 796.
Cripps, 1L, Typhlotomie 171.
Crocq, Arteriitis 846.
Curtius, Spina bifida 42.
Czapek F., Selen 92.
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Namen-Register.
ll.r) I
1).
Daae, Ohr bei Verbrechern TL
Dagonet, U., Pucrperalpsycbosen 793
Dana, C. L., Acromegalie 463.
Dane,G., DoppelthÖren 734.
Danion, Elektrofaradischo Anästhesie
799.
Dardignac, Tuberc. d. Zunge 782.
Darier, A., Staaroperatiou 187.
Dastre, A., Fibrinbest. 141: Blutmenge
1 36 : Defibrinirung 362: Pancrcasfer-
ment 362; Blutdichtigkeit 461 ; Ver-
dauung 604.
Da über, Poliomyelitis 633.
David, Ch. N., Eingewachs. Nagel 632.
Davis, E., Syrapbyseotomie 684.
Davis, E. P., Toxämie StK).
Deaver, J. B., Hysterectomie 387.
Dedcric Ilolsten, G., Eczem 392.
Dchio, R., Bradykardie 9_; Atropin 9,
Dehio, Cholera 463.
Demo ulin, Blasenheniie 661).
Demoul in, A., Hydronephrose 714.
Denig, R., Exophthalm. träum. 814.
le Den tu, Aortenaneurysma 84.
Desehamps, Formal 429.
Dew, EL J., Asphyxie d. Neugeb. 479.
Dieballa, G., Wirksamk. verschiedener
Stoffe der Alkohol- und Phloroform-
gruppe a. d. Herz 880.
Diedcrichs, C., Skiaskopie 730.
Dillcr, Th., Hirncysten 299 ; Neuritis
799
Din k ler, M., Quecksilber bei Tabes
218.
Dittel, Blasencervixfistel 128.
Diyon-Jones, M. A., Hysterie 473.
Djowitcb, Indieanurie 993.
Dmochovrski, Angiocbolitis 414.
Dodd. H. W., Epilepsie 383.
Dödcrlcin, Asepsis 768.
Docrfler IL, Steinniere 323.
Van Docsbargh, Lymphorrhagie 633.
Dogicl, A. G., Nervenendigungen 209.
881
Dogiel. J., Innervat. d. Bulbus aortae
225; Auat. d. Herzens 383.
Dombrowski, W., Klappenfehler 12.
Donath, J., Diphtherie 1 42.
Donnellan, P, S., Tod durch Elek-
tricität 826.
Doormann, Anheft. d. Eies 640.
Do ran. A., Tuberculose der Genita-
lien SO.
Doranth, K. Teratom 672.
Doyon, M., Nervensystem der Galle 313.
Draghiesco, Sympbyseotomie 4.48.
Dreser, IL* Quecksilber 108; Strych-
nin 236
Dreyfuss, Naseneiterungen 340
Dreyfuss, .1., Chemie d. Mikroben 149.
Drüner, Zellendegeneration 361.
Drussmauu, H., Johaunisspital in Bonn
233
Dubief, Typhus 398.
Diihrssen. Dilat. d, Muttermundes 111
Tubarschwangerschaft 602.
Dumont, F., Craniectomie 783.
Düms, Tripper 204
Dune an, J., Typhlitis 149.
Dnncan, J. T., Autoinfection 331
Dünn, T. D., Leukämie 630.
Dutit, A., Neuritis 329 : Poliomyelitis
635.
Duplay, S., Osteotomie 137.
E.
Ebcrt, R., Natr.-chloro-boros 639
Ebstein, VV., Wirksamkeit der Kohlen-
säure 129.
Eckert, A., Bandwurmanämie 282.
Edebohls, G. M., Uterusfibrom 333
Edel, Bakterien im Badewasser 126
Edgeworth, F. U., Facialisläbm. 330.
Eh lisch, C., Stichv. d. Rückenmark 478.
Ehrlich, P., Diphtheriescruro 840.
Eichhorst, HL, Reinfebtio svphilitica
831.
Einhern, M., Magenelcctrisation 1 32
v. Eiselsbcrg, Chirurg. Mittcil. ÜiL
v. Eiseisberg, A.,Unterschenkclbrüche,
116.
Eisenlohr, Syringomyelie 706.
Eisenmenger, Lymphosarcom 614
Ellist, J, W., Hirnblutung 441.
Elsenberg, A., Orchitis 713.
Elschnig. A., Verschl. d. Art. oph-
thalm 443
Elzholz, Leukoeyteu im Hlut 770.
Embdeu, IL, Alkaptonurio US.
Emmerich. Milzbrand 807.
v. Engel, Polyneuritis 474.
Engelmann, Stirnhöh lenkaterrh 921.
En ge 1 man n, J., Inductionsströme 393.
Engelmann, Th. W., Innervat. des
Herzens 417.
Eugmann^ M. T., Hautschienen ü
Erlenmayer, A., Morphinismus 816.
Escherich, Tizzoni’s Antitoxin 234.
Eschcrich, Th., Diphtherieserum 840.
Esmarch. Sonnendesinfection 742.
Etienne, G., Muskelatropbie 333 : Hirn-
tumor 744.
Etter. LL, Zange als Hebel 144.
Dkjitized by Google
Namen-Register.
9.V2
Kulenburg, Eiythromelalgie 23 1 .
Eulenstein. Pereuss. d. proc. mast.
Ewald, C. A.. Lues d. Rückenmarkes
143: Ptomaine 183,
Exner, 8., Dehnbarkeit der Blase 22 1 .
Eykmann, Stoirwecbsel in den Tropen
473.
F.
Eabry, .L, Lues u. Tubereulose 272:
Psorospermieu 718.
Eacklam. Fr. C.. Nierenphthisc 724.
Fajant, Cholera 723.
Farlans, M., Rieseuzcllcn 372.
Fei leite ufeld . IL, Ovariotomie liL
Fei u b erg. Myocloonie 730.
Fe Isen reich. Prolaps 400.
Felsen thal. S., Diphtberieniere 383.
Fenwiek. W. S„ Scharlach 333.
Fe re, Ch.. Brom b. Epilepsie 153; Chlo-
ralose 717 : Brütestudien 734.
F erguson, J. IL, Uterine Rotation 240.
Feurer. (5., Oberlippenfistel 383.
Fieber, F., Verrenk, d. Chopart’schen
(ieleukes 103.
Finger. E., Erythem filk Ule. molle 7.61.
Firk, Maligne Geschwulsttransformation
ÜLL
Firotti, E.. Laparotomien 343 ; Prämie
87.3.
Fisch. A„ Harnabsenderung 443.
Fischei, Tubcrkelbacillus 423.
Fischer. Eierstockcyste 132.
Fischer, Ch. S., Glycoeoll 337.
Fischer, F., Lympbangitis 123.
Fischer, IL. Ischias 183.
Fischer, T., Empyem 322.
Fisch I, Säuglingsinfection 470.
Flatau, Th. S., Albinismus 388,
Platten, IL. Carbolincum 344.
Flügge, Diphtherie 304.
Fokker, Löffler’s Mittel gegen Feld-
mäuse 1LL
Formanek, E., Kalte Bader fifil).
Fotiruier, A., Tabes 334.
Fraeukel.B., Kehlkopfbesiehtigung237;
Prolaps d. Morgagni’schen Ventrikels
876. 834.
Fracnkcl. E„ Choleranierc 34j Pyo-
salpinx 343.
Fracnkel. S., Glycogen ÜL
Francis, A. G.. Torticollis 271.
Frank, R.. Gastrostomie 388.
Frank, E., Tumor sacralis 3ü Prolaps
333.
Franklin, G. IL. Diphtherie IS,
Franklin, (i. C., Darmchirurgie 322.
Franks, R., Darmchirurgie 483.
Fraser. J. \V„ l'reterlistel 370.
Fredcrikse, JL J., Fibrin 641.
Frentzel, J., Holzzuckerfütterung 323.
Freud, S., Enuresis 333.
Freund, E., Darmfäulniss 300.
Friedeberg, Echinococcus im Wirbel-
kanal 339.
Friedeberg, Lysolvergift. 720.
Friedeberg, W., Albuminurie 333.
Friederichs, W., Eisen L d. Milch 444.
Fried heim, L., Sclcrodcrmic 879.
Friedländer. M., Pichi H.
Fried lieb, C., Magenausspül. 370.
Fritsch, IL, Ventrofixation 320.
Froelich, R.. Hernie 437.
Froclieh, IL. Terpentin 323.
Fuchs, E., Aegvpt. Augenentzünd. -.382
Kerntomycosis 339.
Fuchs, S., Neuritis 839.
Fuuk, Tripper 47y Urticaria 608; Der-
matitis HL
Gabriel, S„ Chemie d. Knochen 1 97.
Galeotti, G., Amyloid 428.
Gallerani, G., Zungenkrampf 333.
Galtier, Virulenz d. Bakterien 310.
Gautuer, Margarin 124.
Gara, G., Dannfäulniss 233.
Gärtner, Meläna TL
Gay, W., Diphtherie 239.
v. Gawronskz, Nervenendigungen !>13.
Gawronsky, Mikrob. d. Harnröhre 382.
Geigel. R., Nervencompression 1 82.
Genersieh, G., Darmhypertrophie 713.
Gerhardt, C., Gallensteinkolik 33:
krankhafte Pulsation 127 ; Tabes 384.
Gerhardt, D., Pleuritis 213,
G erster, A. P., Uirncysten 299.
Ghillini, C„ Epiphysenknorpel 302.
Gibnev, V. P., Tuberculöse Gonitis 839.
Gicse, R., Kalte u. warme Umschläge
713
(iieske, E., Verteil, d. N L Fleisch 833.
Gigei, Diphtherie 343.
Gillespie, J. C., Qual. d. Mageninhalt.
373.
Gioffredi, C., Coniin 192.
Giovannini, S., Ichthyosis 324.
Glax, J., Fieber 527.
Gleich, A„ Plattfuss 294.
Gley, Heredität 4iL
Glogner, M., Bcri-Beri 447.
(ioebel, C., Pigment L d. Darmmusku-
latur 858,
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Namen-Register.
i),r)3
Golasz, Lues 349.
Gold, L., Syphilis Lfi.
Goldberg, Aritisegtik 890.
Goldflatn, S., Bulbärparalyse 2(17.
Goldscheider, A., Poliomyelitis 187 ,
008: Leukocyten 213; Muskelsinn 370.
Goldschmidt, Syringomyelie SIL
Goldschmidt, J., Lepra 331.
Goldschmidt, F., Tuberculose 494.
Goldspiegel - Sosnowska , Thure
Brandt’sche Massage 490.
Goldzieher, FaciaÜsliihm. 270.
Goluboff, N., Lebercirrhose 397. 782.
Goodhue, E. S., Radiusfractur 874.
Gordon, E., Opiumvergift, etc. 280.
Gordon, J., Myxoedem 390
Gordon, Kochsalzinfusion 024.
Gordon -Di 11, J. F., Myxoedem 350.
Gosch, F., Epilepsie 1 27.
Gottheil, W. S., Ulc. durum. 2311.
Gottlieb, R., Pancreassecretion 480.
Gouguenheim, Larynxphthi.se 829.
Gow. V. J., Hysterectomie 987.
Graefe, M., Tubenruptur 208,
Graham, D. W., Wanderniere 329.
Grawitz, E., Tricuspidalstenose 49;
pleurit. Exsudate 391 : Speichel 402.
Grceff, R., Corpus ciliare 299.
Green, A. C., Beeherzellen OOP.
Griegoriew, A., Riickcnmarksveränd.
027.
Griffith, S., Verlegung d. Beckens 2L
Griffith, W., Kaiserschnitt 912.
Griffiths, J., Angeb. Dilat. d. Colon 32.
Groenouw, Gesichtsfeldvereng. 070.
Grosz, G., Glaskörperblutung 878.
Grube, K., Diabetes 224: Basedow’-
sche Krankheit 912.
Gruber, Wasserhygiene 32; Cholera-
bacillus 932.
Grueber, R., Hornhautrost 314
Grundzach, Urticaria 008.
Gruncrt, Stackc's Operation Ma-
stoidoperationen Säi Otologischer Be-
richt 133. 802 : Extract. d. Columella
878.
Grünwald, L., Ozaena 318.
Gudden, IL., sexuell. Perversität 039.
Guinard, Apocodein 44.
Guinon, L., Cachexie 999.
Gumlich, Nuclein 288.
Gumpertz, R., Bemerkungen etc. 431.
Gumprecht, Wasser L Blut 883.
Gumprecht, F., Hämaturie 888.
Gurlt, E., Narkosen 028.
Gusscnbauer, C„ Pancreascvstc 700:
eingekl. Bruch 837.
Giitcrbock, P., Echinococcus des Hal-
ses 187.
Guthrie, L. G., Narkose 048.
Guttcntag, \. Hautnarbcn 878.
Gntzwiller, IL. Extrauterine Schwan-
gerschaft 139,
H.
de Haan, Cholera 974.
Haasler, Darmchirurgie 480.
Haberda, A.. Rachenverletzung bei
Leichen Neugeborener 432.
Hackel, J., Hysterie 034.
v. Hacker, V. R. , Oesophagusstrictur
2£.
Ha ge mann, 0., Stoffwechsel b. Pferd
517: nautathmung 073.
Hall, R. B., Uterusexstirpation ÜtL
Hamburger, IL J., Lymphbild. 278;
Blutunters. 323.
Harne, G. IL. Enterostomie 523.
Hammarsten. 0., Lebergalle 228:
Nucleoprotein 578.
Hammerl, Choleravibrio 392.
Hammond. Eiter L d. Attica 839.
Hangen. Fr., elast. Fasern 805.
llanot, V.. Leberkrebs 528,
Hanse mann, D„ Zellteilung 371.
Harley, V., Verschluss des Gallengan-
ges 293: Traubenzucker 102.
Harnack, E., krampferreg. Gifte 544:
Amylonhydrat 808: Strychnin 890.
Harris, Th., Harnsedimente 755.
Van der Harstjun., Blasenruptur 142.
Hart ge, A., Botrioceph. latus 1 20.
H a r t m a n n , Exostosen 1 80.
Hartmann, A., Otitis 750.
Hartmann, IL, Operation b. Vorfall
357.
Hastcrik, Fleischconservcn 223.
Hang. Ohrknorpelentzünd. 781 : Otia-
trischc Mittcil. 920.
Haultain, Uteruspolyp 240.
Ilausberg, Trepanation des Schädels
482.
Hauser, Säuglingsernährung 50, 254.
Haycraft, J. B„ Diabetes (LU.
He a ton, G., Himabsccss 441.
Hedley, W. S., Tod durch Electricität
820.
Hedon. E„ Diabetes experiment. 588.
Heelas, W. W., künstl. Geburt 48.
II elfter. A., Cactcen 812.
Hegel, 0., Bascdow’sche Krankheit 12.
Heidenhain. M.. Centralkörper 561.
Heidenhain, IL, Transsudate 057 :
Darmresorpt, 737.
Heinlcth, C., Thoracometer 318.
Heinz, Coffeinsulfosäure 287.
Hel hing, IL, Bhdl. d. erfrorenen Nase
542.
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Namen-Register.
QM
Helferich, Gastrostomie 131: Kuiegc-
lenkankylose 91 9.
Hellers, Hämoglobinurie <13 2.
Heller, J., Hauttubereulose 442.
Heller, J. Cretinismus 531.
Helmers, 0., Ichthyol 557.
Hempcl, W., Milch C22.
Hennig, C., Astlima 7117.
Herbig, M., Lungeninduration 337.
Herrick, E. B., Blasenruptur 11 li.
Herschel, G., Glottiskrampf 878.
Hertz. L., Rippenfellentzünd. 44(1.
Herz, M„ Blutkrankheiten 319.
Herzfeld, E., Epidermolysis 111-
H erzog, M., Tuberc. d. Nasenschleimh.
188.
Hess, C.. Skiaskopie 730.
Hesse, Bacterienwachsthum 4Q.r>.
Hesse, B., Diphtherieherz 399.
Hesse, W., Cholera 822.
Heubuer, 0., Diphtherieserum 840.
Heuer, E., Recatosis 928.
Heyse, Herzverlagerung 350: Carbol-
vergift. (104: Pneumaturie 759.
lligier, IL, Stottern 495.
Hilbert, R., Farbenempfind. 734.
Hildebrand, Spina bifida 132 . 902 :
Nierentumor 901 .
Hildebrand. IL, Albumosen 22.
Hi 11er, A., Fieber 392.
Hinsbcrg, 0., l’aramidophenol 473.
Hinterberger, A., Bauchfelltubercu-
lose 48.
v. Hippel, E., Keratitis 17y Siderosis
bulbi 173, 350.
Hirsch, A., Wasserresorption L Magen
12(1
Hirsch, C., Orbitalphlegmone (199.
Hirsch, R., Hauttuberculose 442.
Hirschberg, J., Kupfer i. Auge 34(1.
Hirschberg, M., Hautplastik G12.
Hirsch 1 aff, W., Venennetze am Tho-
rax 702.
Hirsh, B. C., Symphvseotomie lfifi.
Hirst, B. C„ Blut. L d. Placcnta 320.
Hirs, L., Hysterie (134.
Hitzig, Th., Struma 611.
Hoche, A., Curarin 878.
Hochhaus, IL, Rückcnmarkserkr. (155.
Hoch heim, W., krampferreg. Gifte 344.
Hochsinger, C., Lues u. Tubercul. 762.
Höck, EL, Arthritis 191 .
Hodarsa, Acne 390.
Hodge, C. F., Ganglienzellen 916.
lloffa, A., Plattfuss 733.
Hoffmann, F. A., Myxoedem 310.
Hoffmann, J., Spinalparalyse 815.
Hoffmann, R., Tenotomie d. tens. tym-
pani 737.
Hofmann, Tuberkelbacillus 830.
Hof man, J., Cholera u. Schwanger-
schaft 48.
Hofmeister, F., Methylierung 360.
Hofmeister, D., Farmente 412.
Högerstedt, Cholera (199.
Höhn, J., Diurctiu 189.
Holländer, E., Uterus access. 736 ;
Geburtsstör. 747.
v. Ho lowi nski, A., Rhythmophon 321 .
Hölscher, R., Asthma u. Psoriasis
288.
Holt, E., Gavage 877.
Holt z mann, Leucocytosc 233.
Hongberg, E., Progress. Paralyse 334.
Ilönigschmied, J., Zerreiss. d. Bän-
der im Kniegelenk 791.
Hoorweg, Dynamometer 495.
Hop man, Ozaena genuina 653.
Hoppe, IL, Chorea 34 1
Hoppe. IL IL, Lues d. Rückenmarks
LLL
Hoppe, J., Colobom 43.
Iloppe-Scyler, F., Respiration 819.
Horbaczcwski, F., Xanthin 4L
Horbaczewski, J., Harnsteine !i£L
Horsley, V., Hirntumor 383.
Howe, W. C.. Milzabscess 281.
Howse, II. G., Kniegelenkresect. 563.
Ilabhard, W., Klumpfuss 337.
Huber, A., Ocsophagusdivcrtikel 867.
Humphrcy, G., Verstopfte Pulmonal-
arterie 461.
Hiincrmann, Genitaltuberculosc 31L
Hüppe, Cholera 726.
Huysse, Cholera 374.
L
Imagiwa. R., Studium über Zellen 836.
Inoko, Y., Nucleiubascn 301.
Inhel-Rcnoy, Erysipel 493.
Ipsen, C., Strychuinnachweis 384.
Israel, 4^ Niereuchirurgie 436. 453.
Israel, 0., Gewebstod 387.
Issaeff, Cholera 822.
Ivänoff, Neuer Vibrio 598,
Ivanus, A., Toleranz d. Uterus 213.
J.
J a b o u 1 a y , Struma 374.
Jacob, P., Leukocyten 231. 654.
Jacobj, C.. Kraftsinn 210. 319.
Jackson, J. IL, Ophthalmoplegie 426.
Jacobson. D. E., Hemiplegie 282.
Jacobson, J., Ptomainc 186.
v
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Namen-Register.
935
Jaenicke. Natr. boric. 206.
v. Jaksch, R., Blutzellen 401.
Jackson, J. B.. Hirntumor 744.
Jalaghier, M. M. Laparotomie tili.
Jam, J., Indicanuric 923.
Jamagiwa. Oxydatiensfcrment 913.
James, A., Friedeich’s Krankh. 681 :
Extradurale Abscesse 1 18: Sinusthrom-
bose 375: Eiter L d. Naseuhühlcu 738.
Jaquet, A., Malakiu 57j Kreislaufstö-
rung 865: Lactophcnin 894.
Jdzinski, V. Schädel trauma 654.
Jeller, A., Magenkrebs 910.
Jennings, D. D., Depression d. Sehä-
dels 847.
Jensen, Pferdestaupe ‘202.
J esset. F. B., Uterusexstirpation illl
Jcssucr, S., Svstcm d. Dermatologie
224.
Jgnatowsky, A., Erhänget) Üfi.
Jlberg. Nervenverletzung 14.
Joffroy, A„ Allg. Paralyse I5j Basc-
dow’sche Krankheit 617 : Bascdow'schc
Krankheit 665.
Johannscn. 0., Zerrciss. d. Harnblase
820.
Johnson, R. L., Hirnabscess 783.
Jolles, A., Galle L Harn 341, 685.
Jolly, F., Arsen-Neuritis 7!h Hypnose
778.
J ones, E. L., Chlorosis 8 L
Jones, M. A. D., Krebs des Becken-
bodens 367 : Peritonitis Al£.
De Jossclin de Joug, Lobus azygos
93
Julien, I.., Lues 640.
K.
Käfer, B., Acthcrnarkose 696.
Kalt, Thuja occidentalis 832.
Kamen, Cholera 822.
Kanter, J., Malignes Symptom 412.
Kantorowicz, L., Krebs 61j Thiouin
362.
Kaposi, M., Acne 601,
Kappeier, 0., Chloroformnarkose 628.
Kartulis, Tuberculin 281.
Karlinski, Cholera 699
Karpow, Cblorphenol 397.
Katz, J., Crodoquelle 372.
Katzenstein, Kehlkopfinneryation 606.
Kaufmann, M., Harnstoff 910.
Kayser, B., Eiweissersparuug 372.
Keen, W. W., Gastrostomie 813.
Kehr, Schuss in den Uterus 336.
Kehr, IL, Gallenchirurgie 320.
Keilmann, Geburtseintritt 710.
Keilmann, A., Wehenschwäche S44.
Keitel, Thiosiuamin 335 : Hydrarg.
salicylic. 426,
Keith, IL, Kaiserschnitt 464.
Ke Hing, Rhodan 434.
Kelynack, Benzinvergift 288.
Kemmerick, F., Flcisehextract 311.
Kim ball, R. B., Myxoedem 331 .
Kirchner, Polyneuritis 329.
Kirk, It., Eclampsie lliL
Kirstein, A., Gift L Leichen 832.
Kischensky, D. R, Tuberc. d. Bauch-
fells 4L
Kitasato, Pest 730.
Klein, M., Ostcomalacie 560,
Klemm, Perityphlitis 398 : Schädcl-
briiehe 349.
Klingel, Angina 234.
Klippel, M. , Entwicklungshemm, nach
Verletzung 842.
Knauss, Kehlkopfkrebs 462.
Kuauss, seltene gynäkologische Fälle
879.
Knickenberg. E., Hauttubereulose 442.
Knies, M., künstl. Glaucom 661.
Knopf, II. E., Diphtherie 1 38.
v. Knorre, G., Ventrolixation 620.
Kob er t, R., Cangoura 15.
Kühner, H^ Aetz. d. Schleimhäute 232:
Chlorziukstiftc 416: Pemphigus 810.
Koch, Ohraffection 53.
Koch, R., Magenkrebs 238.
Koehier, A., Tuberculose 714.
Köhl, E., Quadricepsruptur 363.
Kolisch, posthemiplcctische Beweg. 15.
Kölle, Cholera 822.
Kollmanin A., Gonorrhoe 411: Ure-
throphotographie 768.
König, W., Kinderlähmung 717.
Koplik, IL, Alkoholvergift. 373.
Koppen, M.. Psychose 363.
v. Koränyi, A., Harnabsonderung 419 :
B. cerebrale Lähmung 923.
Körner, IL, Schuss in d. Unterkiefer
381,
Körte, W., Fractur d. Patella 172 :
Gangrän des Penis 603 : Darmver-
schluss 803 : Heilserum SOS.
Koschier, Halslordose 814.
Kössa, J., Pikrotoxin fiL
v. Kossa, J., Cyauvcrgiftungen 2X1L
K osscl, IL, Diphtberiescrum 840: Mittel-
ohrciterung 347.
Koste nitsch, J., Skleritis 222.
Köster, IL, Erysipel 128: Salophen
713.
Kotlar, E., Tub. d. Gallengänge 642.
Kotliar, E. J., Leber b. Vergift. 243.
Koudrcve tzy k y k , Diphtherie 118.
Kower, Lipom 13: Hemia properitoneal.
123; Chloroform .304.
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Namen- Register.
nr>c»
Koväcz, Kr., Leukämie 1LL
Kowalowsky, P., Lues der Mcdulla
1 !K).
Kraft, Beri-Beri 104.
Kratter, .)., Tod d. Elcctricität 388,
826.
Kraus, F., Albuminurie 250.
Krause. F., Hautplastik 612; Gaugl.
Gasseri 660.
Kreftiug, A., Lues 556.
Krepuska, Gliofibrom 646.
Krestlin, R., Salzbiider Ü.
Krctscbmann, Ilirnabscess 187.
Kretz. H., Leberdegeneration 477.
Krieg, Kehlkopfkrebs 462.
Krogius, Hämoglobinurie 632.
Kronacher, Wundbehandlung 1)1 1.
Kronthal, P., Basedow'sche Krankh.
665.
Krug, Fleischinast 222.
Krug. W.. Verkrümm, d. Rückgrats 751.
Krüger, IL Harnsäure Hl
Krüger, S., Wirk. d. electr. Stromes fiä,
Kruse, Lebcrabscess 677, Wasser 803.
Kuczenko, Cholera 822.
Kuh, S., Lues d. Rückenmarks 121.
Kuhn, A„ Atresia auris 631.
Kühne, W., Albumos. u. Pepton i
Kühne, Tubcrculin 465.
Kümmel 1, IL Nierenresect. 325.
K ü 1 z, E., Zuckerarten 508. Kohlehydrate
L d. Leber 76!)
Kurz, E., Heus 522.
Küstncr. Prolaps 668.
Küster, Gaumenspalte 307.
Küster, Rcsect. d. Ureter 61.
Küster, W., Hämatin 3!I6.
Kutscherr, Diphthoricbacillus !>27.
L.
Laache, S., Mvxoedem 310: Pleuritis
1)21.
Labadie -Lagrave, Uterusfibrom 144.
Laehr, M.. Leueocytosc 378.
Lafourcadc, A., Abweichung d. gross.
Zehe 874.
Lammimann, CI., extrauterine Schwan-
gerschaft 602.
Lamy, IL. Neuritis 52!).
Länderer, Angiom d. Zunge 333.
Landow. M.. Gangrän 605.
Lanc. W. A., Jodoform 363 ; Spondylo-
listhesis 379, liadiusfraktur 874
Lang. E., Lues lillL
Lange, F.. Zungenbeweg. 73 : Nieren-
ebirurgie 724.
Langer, F.. Lipom 765.
Langer, J., Anchylostomiasis 794.
Laugerhans. A., Carboivergift. 416.
Lauphear. E., Uterusexstirp. 107.
Laug. A., Gonococcus 733.
Lassar-Cohn. Gallensäure 926.
Lauenstein. C., Ausräum. d. Leiste 42:
.Schenkelhalsbruch 893.
Laves, E., Respiration 819: Frauen-
milch 845.
Lavour, Syndrome de Weber 687.
Leder m a n n_. Resorbin 235.
Lcdoux- Lebard, Eint), d. Lichtes 22Ü.
Diphtheriebacillus 927.
Lech ler, Ilirnabscess 783.
Lehmann, Fr., Stoffwechsel beim Pferd
51 7
Lehmann, F., Hautatmung 673.
Lehmann, J., Milch 642.
Lehmann. R. B.. Mehl u. Brod 456,
Leich tenster n. 0.. Mvxoedem 309.
Leistikow, L.. Alopeeie 360 : Neuro-
se philid c 635.
v. Lenhossek. M., Geschmacksknospen
22E
Leo, R., Glottiskrampf 878.
Lc pierrc, Schafkäse 318.
v. Besser, L.. Schweissfuss 339.
Lcuw, C., Radicaloperationen 2fL
Leva, .1., Aphasie 366.
Lcvy, E., Lymphangitis 12L Diphtherie
138.
Levy, M., Osteomalaein 722.
Leyden. E., Endocarditis 15y Influenza
110; Polyneuritis 474.
v. Levers, A. IL Symphysectomie 184.
Lew in, A., Eosinophile Zellen 133.
Lewin, G., Leucoderma 357 ; Queck-
silbcrintoxicat 426; Ganglion coelia-
cum 433: Erythroinelalgie 703: Cysti-
cercus 746.
Levy B.. Polymyotitis 867.
Lieb lein, V., Leberverödung 748.
Lie brecht, Coffeinsulfosäure 287.
Liebreich, 0., Lupus 636.
Lilienfeld, L., Leukocyteu 387 ; Blut-
gerinnung 420.
v. Limb eck. R„ Nekrose d. Blutkör-
perchen 109
Lin de mann, W., Nicrensecretion 713.
Lingen, Cholera 699.
Link, J., Neurektomie 927.
Lipps, IL Unterbind, d. Carotis 321.
Litten, M„ Nierenuntersuch. 399.
Lloyd J. |L Hysterie 634.
Loeb, J„ Zusammcngi. wachs. Embrv-
onen 339.
Löh lein. Kiinstl. Frühgeburt 848.
Lohnstein, IL, Syringomyelie SSj Me-
tritis 479.
Loimann, Moorbäder 1 24.
Loranchet, Gastrorrhagie 207.
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Namen- Register.
9.r)7
Lorand, Ulc. molle 304.
Lorenz, Rotlauf 134.
Lowy, Dilat. d. Harnblase 192.
Löwy, A., Alcalescenz d. Blut. 785.
Lübars cl), 0.. Kmbolic G7_j Neben-
nieren 342.
Lublinski, W., Perichondrit. d. Nase
270.
Lucae, Hörstörung 382.
Lukasicwicz, Lichen 532,
Lungwitz, Tubcrculosc b. Kalb 414
Lutz, A. Krebs d. Foss. nasal 13!).
Lyon net; Salol 649.
M.
Maas, Lysol 876.
Mabon, W., Triooal 794.
Macdonald. G., Larynxcxcision 1 Oil.
Mackenzie. W. S., Friedrich’s Krankh.
681.
Mackie, N., Patellabruch 038,
Macphalt, S. R., Neuritis 7 IS.
Maffucci, Infect. d. Embryo 2 SKI.
Majocchi, D., Lupus S32.
Mairet, Serum 76G.
Makie, \V„ Nierenchirurgic 323.
Mal ly, Uterusfibrom 332.
De Man, Tuberkelbacillus 20G,
Manasse, P., Nebennieren 373.
Manasse, E., Granulationsgeschwulst
379
Manley, Th. H.. Wirbelsäulenbriiche
373.
Manchot. C., Melliturie 911.
Manclaire, P. Hysterectomie 387.
Mandry. Urobiliuurie 396
Mancea, IU, Muskelkraft 927.
Manicatide, M. , Leberechinococcus
339,
Mahn, L., Traum. Neurose 4G.
Mann, F.J. M., Puerperale Infection 219.
Mannaberg, J., Verstärk, d. 2. Pul-
monaltenrs G34 : II. Pulmonalton 733.
Marandon, E., Thvmacetine 399 ; Du-
boisin 872.
Marccl, Mandclentfernung G22.
Marcd - Bukarest, Tonsillenbeliand-
lung 798.
Marcel lin, Pulsat. der Aorta 3G3.
Marchand. F.. Embolie 171.
M'Ardle, J. S„ Volvulus I1L
Marfan, A. B., Darmkrankheiten 7h
Cachexic 339.
Marfori, Ferratin 220.
Marfori. P., Chemie d. Harnstoffe 2G9.
Marie, Lateralsklcrose 190.
Marie P., Basedow'sche Krankh. G17.
Marinesco, Muskelatrophie ätL
Marot. F., Darmkrankheiten UL,
Marthen, G., CO-Vergift. 732
Martin, E., Polymastie 373.
Martin, J. W., Eklampsie 338,
Masing. E., Hirntumor 744
Massei, Milchsäure 338.
M assin, W. N., Epitheliom 338.
M a t i g n o n, J. J„ Gastroenterostomie 404.
Mat sch ke, Jodnformdermatitis 400.
Matte, Funct. d. Labyrinthes b. Tauben
39G.
Matthes, M., Ulc. rotundum 57j Wis-
muthbchandlg. 687 ; Leukämie 781.
Ma'ttison, i_ B., Tetronal 794: Mor-
phinismus 81 G.
M a uc 1 aire, P., Gazestreifen L d. Bauch-
höh le 416.
Maul lin, W. M. , Darmchirurgie 4S!L
Mauthn'.er, J., Cholesterin 892.
May, A., Stoffwechsel L Fieber 244.
Mavcr, J., Gallensteinbild. 830.
Mayer, 0. .1., Knochenplombe 233.
McBurney, Cb., Hirnchirurgie 383.
McCrea, B. IL E., Darmchirurgie 322,
Mehrer, .1., Myelitis acuta 320.
Me inert, Tetanus 891.
Meiseis, W. A., Cornutin 239.
Melzcr, Erschütterung 433
Mendel, E., Epilepsie 333.
Mendel, IL. Lues GG7.
Menicanti, G., Lungenblut 284 : Brot
610,
Menzies, J. C., Eczem 619
Merz, IL. Blepharospasmus 31 1
du Mcsnil, Th., Hautresorption 184
Messner, Fraet. colli fern. G22.
Mcsster, Magensaft 838.
v. Meyer, E., Hämatnsalpinx G24.
Meyer, F., Hundeharn 493.
Meyer, G., Gelenkrheumatismus 34 1
Meyer, fh Harusecrction Gä.
Meyer, IL, Amylenbydrat 368,
Meyer. P., Asphyxie d. Leukämie 94
Mi belli, V., Porokeratosis 33G.
Miescher, F., Meereshöhe u. Blutbe-
schaffenheit 329.
Mi ff, IL, üvariotomie K4Ü.
Miller, A. G., Kniegelenkexcision 1 23 :
passive Congostion 285: üperat. b.
Neuralgie 337.
Miller, N., Lungcnentsünd. 384.
M i 1 1 i g a n , Scharlach L d. Schwanger-
schaft 236.
Milroy, Ovarialabscess 23G.
Milton. H. M. N.. Steinschnitt 270.
Mingazzini, G„ Psychosen 717.
Minnich, W., Paucreaskolik 438.
Mitchell, W., Hysterie 473.
Digitized by Google
Namen- Register.
958
Mitchell, S. W., Hemiplegie 050; Ery-
throinelalgie 705 : Demenz 831.
Mittel ha eh, P., Fibrinogen 873.
Mitvalsky, Hauthörner 023.
Miura, R., Hysterie 23-t.
Möbius, P. 4, Tabes 3!)4.
Mo llath, Abortus 1 5!>.
Moncorvo, Hammeihirnextraet 510.
Monel 1, S. LG Franklinisation b. Haut-
krankheiten llä.
Monro, T. R., Neuritis 718.
M o n t g o m e ry , D. W., Hypertrophie 1 34.
Montgomery, E. E., Uuterleibsblutun-
gen 308.
Monti, Leukocytose 378.
Moore, J. E., Ellenbogenbruch 74!>.
Moos, Erkr. d. Proc. mast. 214: Hirn-
tumor 404; Intracraniellc C-omplica-
tionen 880.
Morison, R., Colostoinie 523.
Mörncr, C. Th., Protein L Auge 1 09.
Mörncr, K., Ovomucoid 434.
Mörncr, R. II. A., Globulin 401.
Moscheies, R., Harnsteine 704.
Mosen, R., Blutdruck b. Fieber 706.
v. Mosctig-Moorhof, Peritonealtuber-
culose 589.
Motel, CO-Vergiftung 400.
Mott, Fr. W., Facialislähm. 330.
Mourak, H^ Lupus 208.
Mouvek, Lucs d. Rückenmarks 121.
Mouchin, N., Lues 050.
Mühsam, Synibio.se d. Mikrobe IIP.
Müller, Künstl. Frühgeburt S 12.
Müller, F., Hämatoporphyrinurie 537 ;
Basedow’schc Krankh. 017.
Müller, H. F., Syringomyelie 700.
Müller, J., Eiter L Warzenfortsatz 302.
Müller, R., Syinphyseotomie 3.11L
Müller, E., Darmausbrueh 920.
Münder, Fr., Geburtsverhältnisse 443.
Munk, J., Milchanalysc 130: Stoffver-
brauch 193.
Munk, IL, Hund ohne Grosshirn 545.
Münzer, E., Funct. d. Leber 452.
Muret, M., Hysterie 473.
Mur in g, Me., Hysterectomic 587.
Murray, S. R., Myxoedem 10.
Muscatello, G., Schädclspaltcn G93.
Musscy, G. B., Retrosalpingitis 284.
N.
Nairne, J. S., Ovarialabscess 250.
Napicr, A. D. L., Ventrolixat. 020.
Naunyn, Syringomyelie 105.
v. Navratil, E., Larynxinncrvation 038.
Neebe, C. IL. Pleomorphisraus 59y
Schweissfuss 380.
Neisser, A., Lichen 843: Psoriasis 924.
Nencki, M., Hämatin 124.
Ncncki, Nadelholztheer 177.
Neuber, G., Blutleere 037.
Neuberger, J., Carunkel d. Harnröhre
709
N e u g e b a u c r , Fr., Scheidenpessare 395.
Neumann, Anacrobiosc 44.
Neumann, 14, Addison’sche Krankheit
280; Keuchhusten 070.
Neu mann, J., Albuminurie 250.
Neumcistcr, IL, Somatosen 22.
Ncumeister, R., Eiweisslösendes Fer-
ment 502.
Newcoinb, J., Blutung nach Operation
200.
Newman, W. IL. Fremdkörper L Kehl-
kopf 304
Newmark, L., Syringomyelie S6j spast.
Paraplegie 314.
Niebergall, Verletz, d. Vena fcmoral.
580.
N i c o l ad o n i, C., Bossini’sche Operat. ÜS.
Nicolaicr, A., Hexamethylentetramin
8117.
Nicden, A., Erythroinelalgie 231.
Nielsen, L., Myxoedem 330.
Niemann, F., S- Ausscheid. 221; Kochen
253.
van Ni essen, M., Krebserreger älilL
Nikolajevic, Tetanie 45.
Nil es, II. D., Gastrostomie 813.
Noir, .!„ Trichophytie 42.
Noten, Milzabscess 080.
Nonne, M., Lepra 131 : Spinalerkrank.
154.
v. Noorden, Vagusneurosen 271 .
v. Noordcn, C„ Chinin 547.
v. No orden, W., Sympbyscotomic 310:
Gastrostomie 388.
Novi, J., Stoffwechsel 48.7.
0.
Oaks, Eiterung L d. Nebenhöhlen d.
Nase 142.
Obermayer, F., Durchlässigkeit des
Darms für Gase 497.
O’Cawoll, J., Syringomyelie 3G.
Oddi, R., Creatinin 508.
Oeder, G., Dünndarmpillcn 927.
Oehter, R., Knochenaneurysma 840.
Oertel, Milchkuren 188.
Oestreich, R., Myocarditis 222.
Oetru, F., Froschherz 784.
Oliver, Abortus 288.
Oliver, Th., Neuritis 529.
Olshausen, H. D., Argyrie G55
Digitized by Google
Namen-Register.
959
O’Neclc, ILj Klumpfuss 284
Onodi, Kehlkopflähmung 174.
Oppenheim, 1L, Neuritis 35j Gliosis
105; Chorea 54 1 .
ürd, W. W., Cretinismus 531.
Oser, L., Darmverschluss 583.
Osler, W., Toxämie 189.
Ostermann, Salzinfusion 542.
Ostermayer, N., Lues 255.
Ost mann, Exostosen d. Gehörganges
S47
Otto, Peripleuritis G3.
P.
Pachon, V., Verdauung 690.
Pacinotti, E., Zungenkrampf 335.
Pal, J., Uemmungsbew. d. Darms 671.
Pal lad in, \Y„ Pflanzcneiwciss 813.
Palmer, Giftmord 144.
Pan der, IL, Electrothcrapie 479.
Pan di, R., Vergiftungen 656.
Panecki, Ainenorrhod 928.
Panse, Otologiseher Bericht 1 33.
Papiewski, W., Starrkrampf 687.
Pariser, Leberkolik 893.
Parker, R., Epilepsie 127.
Parkhill, CI., Craniotomie 793.
Parlowskaja, R., Herzthromben 266.
Pasquale, Leberabsccss 677.
Paterson, A. G., Cretinismus 59 1 .
Paul, F. T„ Gastroenterostomie 4(4.
Pautz, W., Glaskörper 828.
Pawinski, J., Coffein 180: Diuretin
C16 ; Mitralstenose 759.
Pean, Thyrcodectomie 590.
Peipers, A., Nierensteine 637.
Pekelharing, C. A., Pepton 2.
Pel, P. R., Traum. Neurose 761.
Pellisier, Petrol 830.
Penzoldt, Nierenentzündung 133.
Peraire, M., Invcrsio uteri 160.
Perles, M., pernieiöse Anämie 318.
Peters, A„ Conjunctivitis 1 37.
Peterson, Fz., Syringomyelie 36_: Lues
650.
Petrina, Sarcomatosc 437.
Petrini. Lues 432.
Petruse hky, J., Phthisis 671 ; Infec-
tion 887.
Pettenkofer, Cholera 489. 1199.
Pfeifer, Cholera 822.
Pflug, Glaucom 286.
Pflüger, Käsevergiftung 736.
Phelps, A. M., Spondylolisthesis 379;
Exstirp. d. Scapula 713.
Philippson, A., Acne 367.
Philippson, L., Lepra 143.
Phisalix, Vipergift 3113.
Pichter, R., Nucleolalbuminurie 477.
Pick, A., Hautkrankheiten 143, rcflect.
Psychose 413.
Pick, E., Ausschalt, d. Leber 1 1 3
Pick, Fr., Leber und Stoffwechsel 732.
Pickering, J. \V., Embryoherz 140.
Pieuiazek, Laryngofissur 422.
Pinard, Ovariotomie 768; Extrauterin
Schwangerschaft 602.
Pinard, A., Symphyseotomie 359.
Pirard, M., Ischiopubiotomie 339.
Placzek, S., alte Lähmungen 143.
Plügge, Sophorin 48j Erythrin 80;
Pithecolobin 160.
Pohl, J., Darmbewegungen 872.
Poletacw, M. P. N., Hungerblut 723.
Politzer, A., Schwerhörigkeit 338.
Pollard, B., Darmchirurgie 522.
Poncet, A., Struma 374.
Ponfick, E.. Lcberrecreation 4SI.
Papoff, P. M., Nuclein 108.
Popoff, N. M„ Cholera 444.
Popow, N., Tabes 190.
Porter, W. T., Herzinnervation 417.
Posncr, C., eosinophile Zellen 1 33.
Pozzi, S., Utcrusprolaps 668: Utcrus-
stenose 736.
Prantois, Hirntumor 744.
Prausnitz. Kost L Krankenhause 248.
Prausnitz, W., Brot 610.
Prautois, V., Muskelatrophic 355.
Preobraschensky, Fremdkörper 389.
Pryce, T. D., Neuritis 329.
Putnam, J. P., Myxödem liL
Puttnam, J. J., Graves'schc Krankheit
665.
Pylc, \V. L.. Opiumvergift. 800.
Quönu, Prolapsusopcration 357 ; Metri-
tis 736.
Quincke, Amöbenenteritis 333.
Quincke, IL. Harnuntersuchung 12j
Meningitis 447 : Typhus 574: Einfl.
d. Lichtes 393 : Muskelatrophic G00;
Respiration 709: Typhus 742: puer-
perale Hemiplegie 893
It.
Rabl, H., Anwendung des Arg. nitr.
1 63.
Rabow, Duboisin 142.
Digitized by Google I
Namen-Register.
9fiO
Rae de, M., Lysol-Vergift. Mit*.
Rae hl mann, K., Scopolamin 339.
Kamaugc. A., Entcropexic 323.
Hansen, \V. L., Blasentumor 400.
Ran vier, Eiweissdrüsen 195.
Rasch, Otitis med. 445.
Raymond, spastnod. Syringomyelie 36;
Tonsillitis 392.
Real, Gelenkkörpcr 477.
Reche. Iridcctomie 43.
Reed, R. träum. Neurose 701.
Redlich, E., Poliomyelitis 909.
Rcgand, Krebs d. Eoss. nasal. 159.
Regnier, L. R., Uteruslibrom 144.
Reichel, 0., Phosphorvergift. 712.
Reichel, P., Missbild. d. Harnblase HILL
Reinhold, H., Lungeninfarctc 350.
Reisner, A., Condylome 912.
v. Reisner, A., Lepra 072.
Reizenstein. A„ elast. Fasern d. Haut
542.
Rekovrski, Methylmercagtau 278.
Remak, E., Drucklälimuiig 181 ; F.nt-
artungsreaction 217: Hautrellexe 238;
Schulterluxatiou 931.
Kammer, W., Tod nach Bandwurm-
mittel 430.
Rcndu, Hysterie 234.
Repler, L., Uutersuch. d. Kreissenden
12.
Rethi, Fibrom 310.
Reuss, Fr., Wirk. d. Bitterstoffe 311L
Ribbert, Krebs u. Tuberculose 51Ü:
Lungenentzündung 519; Fettembolie
703
Richelot, A.. Uterusprolaps MIL
Richelot, Leberfixation 24.7.
Richct, M. Cb., Chloralose ULL
Richter, G., Hörprüfung 373.
Richter, M., Cyanvergiftung 312.
Ried, Strontiumsalzc 798.
ltiedinger, Fingererkrank. 339,
Riedinger. J„ Lux. d. Hüfte 733.
Riegel, F., Gastrectasie 703.
Riegner, 0., Milzexstirpation 303.
Rietcma, J. A., Impotenz 320.
Ringeling, Cholera 430.
Ritschie, J., Carbolpillen b. Diarrhoe
340.
Roberton, A., Gährung d. Zuckers 37L
Roberton, A., Zuckerverdauung 845.
Robin, Albuminurie 408.
Itobin, A., Myxom 413.
Robinson, B., Wirk. d. Canalgase 7.82.
Robitschek, W.. Peptonurie 390.
Robson, A. W. M., Darmchirurgie 4M;
Spina bifid. 080.
v. Rogner-Guscnth al, V., Heruia421.
Röhmann, F., Zitterrochen 23; Lym-
phagogum 3111; Todtenstarre 3G4.
Röhring, Naevus 404.
Romberg, E., Diphtherieherz 399.
Rommel, C., Herzgift 112.
Roos, Amöbenenteritis 335: Angina
090.
11 öse, C., Gaumenspalten 334.
Rosenbach, Missbrauch des Natron
328.
Rosen berg, Intubation 309.
Rosenblatt, ü., Syringomyelie 31L
Rosenstein, Dilat. d. orificium 719.
Rosenthal, E.. Benzinvergift 449.
Rosenthal, 0., Pemphig. oris. 910
Rossi, C., Athmung 192.
Rössler, A., Magenerweit. 033.
Roth, Tuberkelbac. L d. Butter 914
Rothmann. M., Hirnnervenlähm. 305 :
Entz. d. Paniculus 731.
Rothmann, S., Lanolin 794.
Rou ge t, Ch., Nervenendplatten 60. 203.
Rouxeau, A„ Monströser Foetus 240.
Rubner, Bekleiduug 170.
Roux, Heilserum 904.
Rubner, M., Thicrische Wärme 244 :
Mereaptan 291.
Itüdcl, G., Kalkresorption 107.
Rüge. H.. Asthmaspiralen 338.
Ruland, Diphtherie 471.
Rumpf, Choleraniere 34.
Ruppei, W., Frauenmilch 721 ; Lipom
704 : Protagon 790.
Rupprecht, 4’., Erkr. der Mamma 750.
Russell, J. S. R., Hirntumor 744.
Ity dy gier, Ausräum.d.Achselhöblo 929.
Rywosch, D., Thierharn fil; Leukämie
205: Sehweinegalle 333.
N.
Saakc, W., Glycogen 49.
Sacaze. Tuherc. der Mandeln 349.
Sacaze, J., Muskelatrophie 355.
Sachs, B., Lucs d. Rückenmarks 121.
Sachs, W., Hernie 407 : Zungenkrebs
043.
Sachse, W., Verschluss d. Gallenblase
790.
Sacki, S.. Muskelatrnphie 235.
Sahli, Wärmdose 403: Blutegelextract
004 ; Pleurit. Exsudat 600.
Saillet, Neues Pigment 493.
Saint-Martin, L., Methan L Blut 112.
Salkowski, E., Synovia 97j Pepton L
Harn 113 : Bestimmung d. Harnsäure
und Xanthinbasen 514; Vertheil. d.
N. L Fleisch 833 : Kleinere Mittheil.
835: Oxydationsferment 913.
Salus, Choleravibrio 232.
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r/3 r/j m
Nameu-Kogisler
‘■>6 1
Salzmann, M„ Angeb. Siclicl 413.
Samojloff, A„ Silber 183.
Samter, E„ AUnniiol 732.
Sandmeycr, W., Pancreasexstirp. 770.
Sänger, Conjunctivitis 782,
de Santi, P., Tonsillotomie 523.
Sarbo, A., Centra L Rückenmark 5G0;
Ganglienzellen 701.
Sattler, 1L, Accommodation 734.
Schacht, F. T., Extrauterineschwanger-
schaft 002: Ventrofixation 020.
Schäfer. J., Blutspuren von zerdrück-
ten Wanzen lf>0.
Schäfer, K. L., Bogengänge 013.
Schaffer Thymus 010.
Schaffer, J., Histol. d. Rückenmarks
833.
Schaffer, K., Sec. Degcnerat. 000;
Ganglienzellen 70 1 •
Schaumann, K., Chloride 401.
Schauta. Adnexoperationen 04 : Invcrsio
utcri HL
Scheck, Laryngitis 414.
Schede, M., Scoliose 33!).
Schedtler, fL, Sulfonal 071.
Scheibe, Ohrgeschwülste 324.
Scheinmann, Kopfschmerz b. Nasen-
leiden 304.
Schenk, F., Zucker i. Blut 733.
Schcurlcu, Saprol 213.
Schiess-Bey, Tubcrculin 281.
Schilow, H202 280.
Schimmelbusch, Symbiose d. Mikro-
ben LHL
Schlange, IL Halsfistel LL Hochstand
d. Scapula 021.
Schlenker, Tuberculose d. Mandeln
348.
chle singer, IL, Syringomyelie 700.
chloeper, Quecksilberoxycyanid 203.
ch 10 mann, W., Metaphosphorsaure
UL
Schmid, G., Hirnherde 413.
Schmidt, A., Beweg, u. Verdauung 310.
Schmidt, B.. Pyelonephritis fLL
Schmidt, G. B„ I.ebcrrcsection 141.
Schmidt, M., Gehirnpunction 285;
Beckenabscess 813.
Schmiedeberg, Ferratin 1 30.
Schmiedeberg, 0., Ferratin 220.
Schmiedicke, Basisfrakturen 202.
Sehmicgclow, Otitis mcd. 223.
Schmitz, R., Kefir 804 : Salzsäure im
Magen 837.
Schnabel, J., öle. durum, 2iKL
Schnitzler, T., Durchlässigkeit des
Darmes für Gase 4!)7.
Scholl, Hühnereiweiss 307.
Schon, J., Spina bifida OOS.
XXXII. Jahrgang.
Schön wald, \V., Ischias 1S3.
Schönwcrth, Hühnerchulera 223.
Schöpf, Cl.-Ausscheid. 130.
Schotten, E., Myxocdcin 303 : Perito-
nitis 423.
Schoumo w-Si mano w sky , Magensaft
431
Schrank, W., Periostitis 737.
Schreiber, L., Dilatator d. Oesoph. 81L
Schroeder, Pcrichondritis 2.7.0.
Schrötter, IL Albuinosen 108.
Schubert, E., Diphtherieserum 840.
Schultz, IL. Schwefel L Harn 337.
Schultz-Schultzenstein, C., Alkal-
esccnz d. Blutes 801.
Schul tze, E., Hämatopophyrinurie 337.
Schul tzc. Fr., Sklerodermie 1 30 : Leu-
kämie 441L Friedreich’scheKrarikh.081.
Schultz, IL, Schwefel L Gewebe 380.
Schulze, C., Wirk. d. Kohlensäure 1 23 :
pflanzt. Membranen 317.
Schüssler, IL, Nierenchirurgie 323.
Schülc, A., Spinalparalysc 314.
Schütz, Klauenseuche 734
Schütz, E., Fleischmilehs. i. Harn 730.
Schütz, J., Lupus 733.
Sehfitz, A., Lues 830.
Schwabach, Pyämie 525 ; Stimm-
gabelprüfung 302.
Schwarz. IL Aorta 413.
Schwarz, J., Congestioustherapie 874.
Creosot b. Scrophulose S77.
Schwarze, Dysmenorrhoe 711.
Schweiger. S., Intubation 133.
Schwidop, Sarkom d. Schädelbasis ÜL
Sehwiening, IL Fermentationen 202.
See, M. G., Magengeschwür 304.
Seegen, J., Zucker L Blut 100.
Seligmann, Sterilität 713.
Scgall, Nervenfasern 2L
S eg las, J., Psychosen 708.
Segrö, R„ Ichthyol 208.
Seibcrt. A., Rachendiphtherie 734.
Seifert, Aphonie 034 : Psoriasis 773.
Seiler, IL Lux. tali 737.
Selbach, W., Aethernarkose 780.
Sommer, Rotz 205.
Semon, F., Influenza 423.
Senator, IL Polymyositis 300; hered.
Ataxie 081 ; amyotrophische Lateral-
sklerose 890.
Scndlcr, P„ Milzabscess 28 1 : Bericht
317
Senn, N. , Laparohysterotomie 230;
Sectio alta 203.
Sergejew, M., Rücken marksnerven und
Blutkreislauf in der Membrana uicti-
tans. d. Frosches 145. 1 02.
Sharp, D., Hyoscin 710.
fcl
Diqilizedbv (google
Namen-Register.
S hei ly, C. E., Masern I SD,
Sli errington, C. S., Nevenfasern im
Muskel 835.
Shoemakcr, 0. E., Lcberabccss ‘213.
Sieber, Nadelholztheer 1 77.
Siegert, F., Lungenkrebs Läfi: Krebs
d. Gallenblase ‘207.
Sicmcrling, E. , Querulnntenwahnsinn
823.
Sieur, Bauchcontusion 680.
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Tizzoni, Rabies 221 ; Tetanus 377. 362.
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965
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in der Membrana nictitans des Frosches (R. esculenta) .... 145 u. 1 <32
Munk, J., Ueber den Einfluss einmaliger oder fractionirter Nahrungsaufnahme
auf den Stoffrerbrauch 193
Dogiel, J., Die Innervation des Bulbus aortae des Froschheriens 295
Tschia t o w i t s ch , N.. Himatologische Notizen 241, 2i7 t. 273
t. Kossa, J. Zur Therapie der CyanTsrgiftnngen 289
Bremer, L., Ueber die Herkunft und Bedeutung der Blutplättchen .... 338
t. Niesten, M., Der Krebserreger 3G9
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Eine physiologische Gleichung 419
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Darm- und Harnblasenwand für Gase 497
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im Harn 511
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Methode zur Bestimmung der Alkalescenz des Blutes 801
Salkowski, E. u. Gieske, E , Ueber die Verteilung des Stickstoffs im Fleisch S33
Bremer, L., Ueber eine Färbemetbode, mit der man Diabetes nnd Glycoaurie
aus dem Blute diagnosticiren kann S50
Nicolaier, A., Ueber die therapeutische Verwendung des Hezametbylentetramin 897
Salkowski, E., Ueber das Ozydationsferment der Gewebe 913
Druckfehler.
Seite 114, 3G8, 448, 5G0, 65G, 880.
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